< !^^ V -t* :Ä V>^? v^^L '^- -^^ 1 %^>:- 1*^ -V>^^-/: r^ /^<, 1 .1»^ // ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER. ABTEIIAING FÜK SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER TIERE. HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR- J. W. SPENGEL IN GIESSEN. SIEBENÜNDZWANZIGSTER BAND. MIT 30 TAFELN UND 58 ABBILDUNGEN IM TEXT. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1909. Alle Rechte, namentlich das der Übersetzung, vorbehalten. Bl^'7 ^ ism Inhalt. Erstes Heft. (Aiiso-egeben am 5. Oktober 1908.) Seite STRpnEF, R., Über die Muskulatur der Salpeii uud ihre systematische Bedeutung. Mit Tafel 1 — 4 und 1 1 Abbildungen im Text . 1 "Wernee, Feanz, Zur Kenntnis der Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. Mit Tafel 5—6 83 Berichtigung zu TsuzuKi, Über die Anopheles- Arten in Japan . . 144 Zweites Heft. (Ausgegeben am 7. Jaiuiar 1909.) Enderlein, Günther, Oniscomyia dorni. Mit Tafel 7 und 1 Ab- bildung im Text 145 Vosselee, J., Die Gattung Myrmecophana BrüNNER. Mit Tafel 8 und 13 Abbilduneen im Text 157 KOHN, F. G. , Über eine Besonderheit der Pferdezeichnung. Mit 17 Abbildungen im Text 210 Drittes Heft. (Ausgegeben am 25. Februar 1309.) GuDERNATSCn, J. F., Manatus latirostris Harl. l\rit Tafel 9 und 3 Abbildungen im Text 225 Klaptocz, Bruno, Beitrag zur Kenntnis der Säuger von Tripolis und Barka. Wit 2 Abbildungen im Text 237 Rebel, H., Lepidopteren aus Tripolis und Barka. Mit 1 Abbildung im Text .273 StüRANY, R., Mollusken aus Tripolis und Barka. IMit Tafel 10—11 291 Hesse, P., Die systematische Stellung von Helix leachii Fee. und gyrostoma Fek 313 IV Inhalt. Seite Viertes Heft. (Ausgegeben am 18. Mai 1909.) Japha, Arnold, Die Trutzstellung des Abendpfauenauges (Sraerinthus ocellata L.). Mit Tafel 12 321 LÜDERWALDT, H., Beitrag zur Ornithologie des Campo Itatiaya . 329 KOSMINSKY, Petp:r, Einwirkung äußerer Einflüsse auf Schmetter- linge. Mit Tafel 13—17 361 Attems, Carl Graf, Äthiopische Myriopoden. Mit Tafel 18 und 3 Abbildungen im Text 391 Fünftes Heft. (Ausgegeben am 24. Mai 1909.) DOLLO, Louis, Les Poissons Voiliers. Avec 2 figures dans le texte. 419 V. SCHULTIIESS HecHBERG, A., Hymenopteren aus Tripolis und Barka (exkl. Formicidae) 439 Hartlaub, Gl., Über einige von Cii. Gravier in Djibuti ge- sammelte Medusen. Mit Tafel 19—23 446 Karny, H., Ost-afrikanische Orthopteren 477 ZuGMAYER, Erich, Beiträge zur Herpetologie von Zentral- Asien. 481 Sechstes Heft. (Ausgegeben am 8. Juli 1909.) Martynow, Andreas, Die Trichopteren des Kaukasus. Mit Tafel 24 bis 27 und 1 Abbildung im Text 509 Annandale, N., Beiträge zur Kenntnis der Fauna von Süd-Afrika. With 3 figs. in text 559 "Werner, F., Bruno Klaptocz. Nachruf 569 KlaptoCZ -|-, Bruno, Physiographische und faunistische Züge ein- zelner Teile von Tripolis und Barka. Mit Tafel 28—29 . . 571 "Werner, Franz, Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. Mit Tafel 30 595 Kammerer , Paul , Coluber longissimus im Böhmerwald, Zamenis gemonensis im Böhmerwald, Wienerwiild, den kleinen Karpathen, Süd-Steiermark und Kärnten. Mit 1 Abbildung im Text . . 647 Nachdruck verboten. übersetznngsrccht vorbehalten. Über die Muskulatur der Salpen und ihre systematische Bedeutung. Von Dl. R. Streiff, Assistent am Zoologischen Institut in Gießen. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Gießen.) Mit Tafel 1-4 nnd 11 Abbildangen im Text. Einleitung nnd Historisches. Die vorliegende Arbeit verdankt ihre Entstehung einem Aufent- halt auf der Zoologischen Station in Yillefranche-sur-mer von Ende März bis Anfang Juli 1906. In den Weihnachtsferieu 1906/07 stellte mir die Stationsleitung in entgegenkommender A^'eise wieder einen Arbeitsplatz zur Verfügung, wodurch mir die Möglichkeit wurde, früher gewonnene Kesultate nochmals zu prüfen. Ich spreche der Stationsleitung, besonders Herrn Dr. v. Davidoff, meinen verbind- lichsten Dank aus. Bei der Diagnose der einzelnen Salpen-Arten spielt die Mus- kulatur die dominierende Rolle. Apstein \) hat in seiner neuesten Salpenarbeit eine Bestimmungstabelle der bekannten Arten gegeben; abgesehen von den Cyclosalpen. wo auch andere Organe in Betracht kommen, sind es nur die Muskeln, welche zur Feststellung der Art benutzt werden. Es handelt sich dabei lediglich um die Körper- muskulatur im engern Sinne, deren Elemente im Gegensatz zur Mus- kulatur der beiden Körperöffnungen immer deutlich zu unterscheiden sind. Jedoch ist der Begrift" der Körpermuskeln sowohl bei Apstein 1) Apstein, Die Salpen, iu : Deutsche Südpolarexpedition 1901 — 1903, Vol. 9, Zool., Vol. 1, Heft 3, 1906. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 1 2 Pi. Streiff, als auch bei den andern Autoren, die darüber gearbeitet haben, ganz willkürlicli, seine Abgrenzung gegen die Begriffe der Mund- und Cloaken- muskulatur nur rein oberfläclilich. nicht nacli einer für alle Salpen geltenden Kegel konstruiert. So ist es möglich, daß Apstein und die andern Autoren bei einigen Salpen ]\ruskeln zur Körpermuskulatur zählen. Avelche sie bei andern nicht berücksichtigen, wie sich das aus der spätem Darstellung ergeben wird. Der Versuch einer Homo- logisierung der 3 ]\luskelgruppen bei den verschiedenen Salpen ist nicht gemacht worden, was zum Teil damit zusammenhängt, daß die Muskulatur der beiden Körperöffnungen eine sehr kümmerliche, vor allen Dingen nicht analytische Bearbeitung erfahren hat. Die Ab- bildungen zeigen gewöhnlich nur das, was man von außen sieht, ohne auch darin vollständig zu sein; auch Lahille '), der eine genauere Abbildung der Mundmuskulatur von Salpa confoedemta gibt, läßt die morphologisch gesonderten Elemente nicht hervortreten. Meines Wissens ist Letjckaet '-), welcher keine speziellen Abbildungen gibt, der einzige, der darauf hinweist, daß wir es an beiden Öffnungen mit zwei Systemen von Sphincteren zu tun haben, einem äußei-n und einem Innern. Diese Anschauung entspricht durchaus den Tatsachen. Alle andern Autoren (Vogt ^j, Apsteix u. A.) beschreiben die Mus- kulatur der Leibesöttnungen als eine, vielfach gespaltene und ver- zweigte Muskelmasse, es sei denn, daß die Muskulatur der Mund- öftnung in besonderer AVeise ausgebildet (bzw. rückgebildet) ist, wie bei S. zonaria, deren genauer anatomischer Bau seinerzeit von EscHRiCHT-^) studiert worden ist. Er beschreibt 2 Muskeln der Mundöttnung, welche er auch mit Namen belegt. Brooks ^) gibt eine ganz gute Abbildung und Beschreibung der Mundmuskulatur eines Embryos von Salpa pinnata. Doch sind sie beide nicht voll- ständig, die Zusammengehörigkeit der einzelnen Teile ist nicht er- kannt, da dies auch nur auf vergleichend anatomischem AVege J) Lahille, f., Recherches sur les Tuniciers, Theses (Paris), Toulouse 1890. 2) Leuckart, E,., Zoologische Untersuchungen, Heft 2, Salpen und Verwandte, Gießen 1854. 3) VoüT, C, Recherches sur les animaux inferieurs de la mediterranee, Mem. 2, Sur les Tuniciers nageants de la Mer de Nice. 4) EsCHElCHT, Dax., Anatomisk-physiologiske Undersögelser over Salperne. in: Dansk. Vid. Selsk., naturv. math. Aft.. Vol. 8. Kopenhagen 1841. 5) Brooks, W. K., The genus Salpa, in : Mem. biol. Lab. John Hopkins Univ., Vol. 2, 1893. über die ^Muskulatur der Salpen. 3 mög-]ich ist. Wie wiclitig- es ist. eine präzise Scheidung- der 3 Muskel- gruppen des Salpenküri)ers vorzunehmen, um eine Basis für die Homologisierung der ]\Iuskeln bei den verschiedenen Arten zu ge- winnen, ist besonders ersichtlich bei aberranten Formen, wie es z. B. die Proles gregata von 5. virgukt ist. In den Auseinandersetzungen über die Bedeutung der einzelnen Muskeln dieser Form herrscht bis auf den lieutigen Tag die größte Konfusion. Die Muskeln der Salpen sind nur in ihren topographischen Beziehungen zueinander zu systema- tischen Zwecken besclirieben worden, nicht in ihren Beziehungen zu andern Organen, was aber notwendig ist, wenn man konstante An- haltspunkte für die Scheidung der 3 erwähnten Muskelgruppen er- halten will. Die folgende Arbeit hat sich neben dieser Frage ganz besonders eine eingehende Beschreibung der Mund- und Cloakenmuskulatur zur Aufgabe gestellt. Ursprünglich beabsichtigte ich. im Zusammenhang mit der Muskulatur eine Bearbeitung des Mantels und seiner Diffe- renzierungen ^) zu geben, doch habe icli mir das für später vor- halten. Die Untersuchungen haben mehrfach Veranlassung zu systema- tischen Erwägungen gegeben, welche dazu führten, den bestehenden Gruppierungen innerhalb des Genus Scdpa Aveitere Stützen zu ver- leihen, andrerseits einige Formen, deren Stellung innerhalb der Gattung unklar ist, in nähere verwandtschaftliche Beziehungen zu bringen. Es sei eine kurze Übersicht über die Geschichte der Salpensystematik vorausgeschickt im Anschluß an die Darstellung, welche Apstein -) in seiner Bearbeitung der Salpen der Plankton- expedition (1894) gibt. Die von Foeskäl ^) im Jahre 1775 begründete Gattung Salpa wurde 1827 von Blaixville *) in die beiden Untergattungen Cyclo- salpa und SciIjm geteilt, was im Laufe der Zeit immer anerkannt 1) Unter den Diiferenzierungen des Mantels verstehe ich außer den Fortsätzen und Zacken auch die bekannten Längsrippen und Kanten, die bei einigen Salpen sehr scharf hervortreten. In neuerer Zeit hat namentlich Brooks (1. c) auf sie hingewiesen und sie bei mehreren Saljien als „ridges" erwähnt. 2) Apstein, Die Thaliacea der Planktonexpedition, B. Verteilung der Salpen, in: Ergebn. Planktonexped., Vol. 2, E. a. B. 1894. 3) FoRSKAL, Petrus, Descriptiones animalium, quae in itinere orientali observavit, 1775. 4) Blaixville, in: Dictionnaire des Sciences naturelles, Vol. 47, 1827. 1* 4 R. Streiff. worden ist. Ein weiterer P^ingriff in das System wurde von Lahille ^) gemacht, indem er die Untergattung- Salpa in 4 Untergattungen, Salpa. Thalia. Perjea und Jasis. auflöste. Herdman -) schließt sich ihm in seiner Bearbeitung der Challenger-Salpen an. Apstein ^) unterwirft sein System mit Recht einer scharfen Kritik, da die Ein- teilung fast nur auf das Verhalten des Embryos Bezug nimmt und daher Salpen miteinander vereinigt, deren nahe Zusammengehörigkeit auf jeden Fall in Frage zu stellen ist. Er erkennt nur eine der 4 Untergattungen an. nämlich Salpa i. e. S.. welche „eine natürliche Grui)pe bildet", die auch schon seinei'zeit von Tkaustedt *) als ,.c?//«»(?r?6'«-CTrui)pe'' bezeichnet wird, er begründet auch seinerseits die Berechtigung dieser Gruppe durch Aufzählung der gemeinsamen Merkmale ihrer Vertreter. Dagegen bestreitet er mit sachlichen Belegen die Natürlichkeit und Selbständigkeit der 3 andern Unter- gattungen und kommt schließlich dazu, daß vorderhand kein Be- dürfnis für eine Spaltung der Untergattung Salpa vorliege. Damit gelangte die Salpensystematik auf den toten Punkt. In seinen spätem Arbeiteil hat Apstein die c?//«'w(/nca-Gruppe nicht mehr er- wähnt und nur die Untergattungen Cijdosalpa und Salpa unter- schieden. Aus dieser kurzen Übersicht greife ich das Feststehende heraus. Die Berechtigung der Untergattung Cijclosalpa bedarf, wie gesagt, keiner Erörterung. Meine Untersuchungen zeigen weitere gemein- same Charaktere der in dieser Untergattung vereinigten Salpen. Dasselbe gilt von der Gruppe innerhalb der Untergattung Salpa, der Salpa i. e. S. Lahille, bzw. der ,.c?/Z?nf/n'ra-Gruppe" Traustedt, die auch Apstein sanktioniert hat. Ich halte diese Gruppe un- bedingt aufrecht und stelle sie — ich nehme damit die systematischen Ergebnisse vorweg, Avas auch zur Erleichterung der Darstellung geschieht — einer andern Gruppe von Salpen der Untergattung Sal2)a gegenüber, deren Zusammengehörigkeit auf Grund mannig- facher gemeinsamer Merkmale als glaubhaft erscheint. Zur ,.cylindrica- Gruppe" vereinigt Traustedt Sal2)a cylindrica, fusiformis, maxima und punctata. Diese Formen, mit Ausnahme von S. cijlinärica, sind 1) Lahille, 1. c. 2) Herdman, Report upon the Tiinicata, in : Report sc. Res. Challenger, ZooL, Vol. 27. 3) s. vor. Seite, Anm. 2. 4) Traustedt, Spolia atlantica. Bidrag til Kuudskab orn Salperue, in : A'idensk. Selsk. Skr. (6), nat. math. Afd., Vol. 2, Kopenhagen 1885. über die Muskulatur der Salpeu. 5 von mir untersucht -worden. Ilinen stelle ich geg-enüber als 2. Gruppe der Untergattung- Salpa o ebenfalls von mir untersuchte Arten, näm- lich S. mucronata, confoederata und sonaria. Damit vereinige ich zu einer Gruppe die 3 Untergattungen von Lahille: Thalia, Pegca und Jasis. deren bestbekannte Vertreter die genannten 8 Salpen sind. Ich bin aber weit entfernt davon, auch alle andern nach dem LAHiLLE'schen System zu diesen Untergattungen gehörenden Sali)en ebenfalls zu meiner neugebildeten Gruppe zuzuzählen. Ich komme darauf noch zurück. Es entstand die Frage, ob die beiden Gruppen der Untergattung Salpa nicht den Wert von Untergattungen, gleich dem der Untergattung Ctjdosalpa, haben könnten, wobei der ..cijUndrica- Gruppe" der Name Lahille's: Salpa i. e. S. zufallen müßte. Die Frage ist durchaus diskutabel, wie ich später zeigen werde. Ich sehe jedoch in dieser Arbeit von der Aufstellung von Untergattungen ab, einmal, weil mir nicht alle bekannten Salpen-Arten zur Unter- suchung vorlagen, dann auch, weil ich den alten guteingebürgerten Namen Salpa für die betreftenden Arten (z. B. mucronata) nicht um- ändern wollte. Zur leichtern Unterscheidung für den Lauf der Dar- stellung möchte ich aber für die Gruppen an sich Bezeichnungen einführen, und die 1. Gruppe {,,cylindrica-Gv\\\>\\&-') die Poljmyarier, die 2. die Oligomyarier nennen, was nur zu bedeuten hat, daß die eine Gruppe mehr, die andere Aveniger Muskeln besitzt. Ich bin mir völlig dessen bewußt, daß einzelne Unterschiede zwischen den Salpen meiner Gruppe der Oligomyarier, auf die ich ausdrücklich hinweisen werde, recht bedeutend sind, so daß mau manchmal im Zweifel sein könnte, ob ihr Zusammenschluß gegenüber der Lahille- schen Trennung auf die Dauer standhalten könnte, doch muß man andrerseits sagen, daß gerade sehr charakteristische Eigenschaften, welche diese Salpeu vor allen andern auszeichnen, unbedingt ihre Vereinigung den andeim gegenüber erfordern. Im Folgenden gebe ich das Verzeichnis der von mir in der soli- tären wie auch in der gregaten Form untersuchten, in der Bucht von Villefranche vorkommenden Arten; sie sind nach meiner Ein- teilung systematisch geordnet: Subgenus Ci/closalpa : 1. Cijchsalpa p'nviata Foksk. 2. Ctjclosaljja virgHla-dolichosonic VoGT-ToDAEO Subgenus SnIjKi : I. Gruppe P 0 1 y m y a r i e r 1. Salpa niaxima-africana Forsk. 6 fi. Streiff, 2. Salpa fusiformis-rroicinata Cuvier-Chamisso 3, Snlpa punctata Forsk.-Vogt II. Gruppe 0 1 i g 0 m y a !• i e r 1. Salpa miicronata-äemocratica Forsk. 2. Salpa co)ifoederata-scutigera Forsk. 3. SaJpa zonaria-cordiformis Pallas-Quoy et G-aimard. Nach dem Beispiel Apstein's bzw. nacli den geltenden Nomen- klaturgesetzen werde ich in der folgenden Darstellung nur den einen, in der Liste voranstellenden Speciesnamen anführen.^) Allgemeine Torl)einerliuiigoii. Bevor ich auf die allgemeinen Punkte des Verhaltens der ]\rund- und Cloakenmuskulatur eingehe, möchte ich einige orientierende Bemerkungen über den Bau der beiden Körperöffnungen voraus- schicken. Ihre Qualifikation als systematische Mei'kmale haben sie bisher lediglich durch ihre terminale bzw. dorsale Lage erhalten, ohne daß dabei auf ihre morphologische Beschaffenheit eingegangen worden wäre. Diese einseitige Verwertung der topographischen Eigenschaften erweist sich nicht als fördernd, zumal in gut be- stimmten Gruppen von Salpen, wie z. B. im Untergenus Cijcloscdpa, verschiedene Kombinationen vorkommen, es ist daher im Prinzip unberechtigt, wenn Apstein-) gelegentlich auf Grund verschiedener Kombinationen in betreff der Lage der KörperöÖ'nungen die nähere Zusammengehörigkeit von Arten bestreitet. Ganz anders Avird die Sache aber, sobald sich die verschiedene Lage als ein Ausdruck morphologischer Verschiedenheit dokumentiert. In einem solchen Fall ist ihr S3'stematischer Wert außer ZAveifel. Besonders deutlich ist dies am Bau der Cloakenöftnung der von mir untersuchten Salpen zu erkennen. Es lassen sich ohne Frage 2 l^pen unter- scheiden: die (Uoakenöffnungen nach dem 1. Typus sind alle rohr- förmig, die nach dem 2. klappenförmig. Der rohrförmige Typus, als dessen Paradigma Salpa pinnata (vgl. Fig. 2 u. 4) in beiden Formen gelten möge, ist durchweg in der Untergattung Cydosalpa und in der Gruppe der Polymyarier vertreten, während der Klai)pentypus — vgl. S. zonaria. Fig. 33 — nur bei den Oligomyariern vorkommt. Dieses Merkmal scheint mir überaus wichtig zu sein, um so wichtiger, als die Cloakenmuskulatur entsprechend den beiden verschiedenen 1) Ich habe die Namen vorangesetzt, denen die Priorität zukommt. 2) Al'STEIN, 1. c. (p. -i). über die Muskulatur der Salpeu. 7 Baiitypen der Cloake ebenfalls nach zwei sehr verschiedenen Plänen angeordnet ist. Durch eine starke Verkürzuno- der rohrfürmigen Cloakenöffnung kann eine dorsale Lag-e herbeigeführt werden, wie z. B. bei Sal2)a virgiUa greg. (Fig. 7) oder S. punctata greg.. doch bleibt der Eohrtypus immer bestehen, in jedem Falle durch die Muskulatur gekennzeichnet, oder es kann durch eine starke Ver- längerung der Körperfortsätze eine dorsale Lage der Cloakenötfnung- herbeigeführt werden, wie z. B. bei S. fusiformis greg'.. doch auch hier ist der Rohrtypus ohne weiteres kenntlich. Dagegen ist die Klappe der Oligomyarier ihrerseits als ein ganz bestimmter Mecha- nismus ein Typus für sich, der auch den ältei'u Beobachtern nicht entgangen ist : Pallas \) nennt sie in seiner Beschreibung von SaJpa sonaria (= Ilolothurinm zonarium) eine valvula und sagt: ..Anus lunatus. valvula semicirculari exactissime clausus." Später wurde der Name ..Klappe"' von mehreren Autoren gebraucht. Leückart-) nennt auch die vordere Öffnung Klappe. Die einzige Form unter den von mir untersuchten Oligomyariern. welche keine Klappe, sondern eine rohrförmige Cloakenötfnung besitzt, ist die solitäre Form von Salpa confoederata, doch ist die Muskulatur nach dem Typus der Klappenöftnung angeordnet, und auch die greg.-Form ist im Besitz einer Klappe, wenngleich letztere nicht in allen Teilen ausgebildet ist. Es scheint mir diese Salpen-Art. wovon später die Rede sein wird, eine Übergangsform zwischen den Poly- und den Oligomj'ariern zu sein. Zur vorläufigen Charakterisierung des Unterschiedes zwischen den beiden Tj^pen möchte ich noch Folgendes sagen. Während bei dem rohrförmigen Cloakentypus der Körpermantel kontinuierlich ohne jegliche Abgrenzung in den Mantel des Cloakenrohres übergeht, gegen seinen Rand hin allmählich dünner werdend, ist bei dem Klappentypus stets dorsal eine Grenze in Gestalt einer queren Furche vorhanden; in dieser Furche geht die Bewegung der Klappe senkrecht zur vertikalen Körperebene wie durch ein Charnier streng geregelt vor sich. Diese Querfurche ist auch bei S. confoederata greg. (Fig. 25 Ax) vorhanden und am lebenden Tier immer deutlich zu beobachten, bei konservierten Exemplaren ist sie selten deutlich zu sehen, jedenfalls nicht so wie bei den beiden andern Formen der Oligomyarier. Auf die andern Bewegungsfurchen der Klappe, ver- 1) Pallas, Pet. Sim., Spicilegia zoologica, Berolini 1767 2) 1. c. 8 R- Streiff, mittels derer eine bestimmte Führung- der Bewegung-, wie das beim Kohrtypus nicht der Fall ist, erzielt wird, und auf weitere Eigen- schaften komme ich bei der speziellen Betrachtung- zurück. Was den Bau der IMundüffnung anbetrifft, so sind ihre Ver- schiedenheiten im wesentlichen durch die verschiedene Ausbildung- eines Abschnitts gegeben . welchen ich als ]\Iundsegel oder einfach als Segel bezeichnen werde. Es sind die in die Mundöffnung um- geklappten vordersten Abschnitte der Ober- resp. der Unterlippe, welche durch festes Aneinanderlegen den völligen Verschluß der Mund(")ffnung bedingen (vgl. z. B. Fig. 12 05 u. its). Das untere, zur Unterlippe gehörige Segel ist immer vorhanden , gewöhnlich sehr stark ausgebildet, das obere kann völlig fehlen. Morphologisch ist der nach hinten, bzw. innen gerichtete Rand des Segels der vordere und über- haupt das vordere Ende des Tieres. Ob die bei den Salpen vor- kommenden Mundsegelbildungen alle morphologisch gleichwertig sind, ist eine Frage, die ihre Erörterung im gegebenen Falle finden wird. Von der Umklappungsstelle an beginnt die Ober- bzw. Unter- lippe, welche so weit wie die Mundmuskulatur reicht. Wie ich bereits in der Einleitung erwähnte, hat allein Leuckaet darauf hingewiesen, daß es sich bei der Mund- und Analmuskulatur der Salpen um zwei Systeme von Sphincteren handelt. In der Tat lassen sich zwei Systeme nachweisen, sie sind bei einiger Übung leicht voneinander durch Präparation zu trennen, da sie in den meisten Fällen nicht untereinander durch Verbindungsstränge ver- bunden sind. Schwieriger ist die Präparation manchmal bei der ]\Iundmuskulatur, wo die beiden Systeme im Mundwinkel dicht über- einanderliegen , während sie an der Cloakenöft'nung meist schon topographisch gut getrennt sind. Die beiden Systeme der Mundmuskulatur lassen sich auf je einen Muskel zurückführen, der in seinem obern dorsalen und in seinem untern ventralen Abschnitt unter Umständen in 2 Teil- muskeln zerfallen kann. Die dorsalen und die ventralen Teilmuskeln vereinigen sich in den meisten Fällen seitlich im ^Mundwinkel zu einem kurzen oft beschriebenen zügeiförmigen Muskel, welchen ich das Zügelstück (des einen bzw. des andern Muskels) nennen werde. Das Zügelstück des vordem Muskels liegt seitlich immer über dem des zweiten, mit andern Worten, es ist dem Ectoderm, das zweite dem Entoderm zugekehrt. Der leichtern Übersicht wegen gebe ich auch den beiden Mund- muskeln Namen und zwar nach ihren topographischen Beziehungen. über die Muskulatur der Salpeu. 9 Der 1. Muskel geliört dem Segel an und soll Seg-elmuskel heißen, der 2. wegen seiner Lage auf den Lippen Lippenmuskel. Diese beiden eig-entliclien Mundmuskeln finden sich bei allen untersuchten Salpen. Außer ihnen zähle ich zur Mundmuskulatur noch einen Muskel, welcher immer durch seine Lage auf dem Flimmerbogen gekenntzeichnet ist. Abgesehen von einem resp. zwei Fällen endet oder verläuft er dorsal auch vor dem Ganglion. Ich nenne ihn den Bogenmuskel. Er kreuzt im ]\rundwinkel die Zügelstücke der beiden vordem Muskeln. Als sein Derivat betrachte ich die beiden kleinen Längsmuskeln, welche von der Oberlippe nach hinten abgehen; es läßt sich dies vergleichend anatomisch mit einiger Sicherheit fest- stellen. Damit hätten wir für die Mundmuskulatur 3 Muskeln, welche sich am Körper immer mit Sicherheit bestimmen und von der folgenden Körpermuskulatur scheiden lassen. Gerade der Bogen- muskel ist häufig auch von Apstein bei manchen Salpen als Körper- muskel mitgezählt worden . bei andern nicht, durch seine Lage auf dem Flimmerbogen ist er jedoch immer unzweideutig. Zur Cloakenmuskulatur zähle ich ebenfalls 3 Muskeln, die ich als L, 2. und 3. Cloakenmuskel bezeichnen werde. Der 2. u. 3. Muskel entsprechen dem Lippen- bzw. Segelmuskel der Mundöifnung, denn der letzte Cloakenmuskel, der 3.. ist bei den Formen mit der klappen- förmigen Cloakenölfnung auf eine Bildung beschränkt, die man auch hier sehr gut als Segel bezeichnen kann, da sie ganz in derselben Weise wie bei der Mundöffnung funktioniert. Der 3. Muskel zer- fällt bei den Cyclosalpen und Polymyariern dorsal und ventral in eine große Anzahl von dünnen Teilmuskeln. Die dorsalen Teil- muskeln vereinigen sich in den meisten Fällen zu einem Zügelstück. Bei den Oligomyariern ist die Zahl der Teilmuskeln eine viel ge- ringere, der Muskel zeigt in seiner Ausbildung einen ganz be- stimmten Typus, der sich trotz mannigfacher Abweichungen doch immer wieder erkennen läßt. Der 2. Cloakenmuskel stellt in der Mehrzahl der Fälle einen einfachen Muskelring dar, der seitlich einen Knick nach vorn oder ein Zügelstück haben kann. Hin und wieder zerfällt er auch in Teilmuskeln. Bei den Oligomyariern kommen Besonderheiten in seiner Ausbildung vor. Der 2. und 3. Cloakenmuskel ließen sich verhältnismäßig recht leicht bei den verschiedenen Salpen-Arten homologisieren, um so schwieriger war die allgemein gültige Feststellung des 1. Muskels. Zunächst dachte ich nicht an die Existenz eines solchen, es lag mir nur daran, eine widerspruchslose Scheidung der Körpermuskulatur 10 R- Streiff, von der Cloakenniuskulatur zu finden, d. li. für den letzten Körper- niuskel eine Bezieliung- zu einem bei allen Formen konstanten anatomischen Merkmal zu finden. Eine solche war für die unter- suchten Cyclosalpen und Polymyarier gegeben durch die konstante Insertion des vor dem 2. Cloakenmnskel gelegenen Muskels: sie liegt immer hinter dem Nucleus bzw. hinter dem Magen (Cyclosalpen), während der weiter nach vorn folgende zu beiden Seiten des Nucleus bzw. des Magens inseriert. Bei den Oligomyariern ist ein solcher Muskel nicht vorhanden, der letzte Körpermuskel inseriert zu beiden Seiten des Nucleus, nur bei der gregaten Form von Scdpa confoedemta ist auch der in Frage kommende Muskel da. Vergleichend anato- mische Überlegungen lassen es aber, wie mir scheint, mit recht viel Sicherheit annehmen, daß dieser Muskel hier bis zum völligen Schwund reduziert ist. Avas insofern nicht verwunderlich wäre, als die Klappeneinrichtung zum Verschluß der Cloake dank ihrer prä- zisen Funktionsfähigkeit einer stärker ausgebildeten Cloaken- niuskulatur entbehren kann. Ferner kommt der Umstand hinzu, daß ich bei Embryonen von Sal2Ki confoederata , welche in der solitären Form im erwachsenen Zustande diesen Muskel nicht be- sitzt, seine Spuren ganz deutlich nachweisen konnte. Auch aus dem Verhalten der andern Salpen-Gruppen läßt sich Stützmaterial für diese Anschauung finden. Am stärksten ist der Muskel bei den Cyclo- salpen ausgebildet, ebensogut bei den solitären Formen der Poly- mj'arier, während er bei den gregaten Formen bedeutend schwächer entwickelt und speziell bei S. pundata sehr stark reduziert ist. Eine endgültige Entscheidung kann diese Frage nur durch entwicklungs- geschichtliche Untersuchungen über die Muskulatur der betreffenden Salpen erhalten. Die vorhandenen entwicklungsgeschichtlichen Arbeiten über Salpen sind zu allgemein gehalten, in speziellem Fragen der ]\Tuskelbildung zu oberflächlich, als daß man daraus Schlüsse ziehen könnte. Daß ich diesen Muskel als 1. Cloakenmnskel bezeichne und der Cloakenniuskulatur zuzähle, geschieht auf Grund der Beobachtungen, die man an jungen Kettensalpen und Embryonen machen kann, ins- besondere an solchen von Salpa pinnata. Schon Leuckaet u. A. (Brooks) w'eisen darauf hin, daß bei Embryonen die beiden Köiper- öffnungen dorsal sehr nahe aneinander gerückt sind, jedenfalls be- deutend näher stehen als bei den erwachsenen Tieren; sie gleichen darin den Ascidien. Je älter die Embrj'onen werden, desto mehr rücken die Offnungen auseinander, auf einem Stadium aber, wo die über die Muskulatur der ftalpen. 11 Muskelreifeii schon distinkt ausgebildet sind, liegt die Cloaken- öttnung- nuch A'öllig dorsal, das Cloakenrohr. welches bei der er- wachsenen Form gerade gestreckt ist. ist dort rechtwinklig nach oben gebogen (vgl. Fig. o u. 4). Der in Frage kommende Muskel grenzt die Basis des kegelförmigen Cloakenrohrs kreisförmig ab, er verläuft den andern C'loakenmuskeln parallel und stellt den proxi- malsten Teil des cloacalen Spinnet ers dar, als den man ihn un- befangenerweise unbedingt anerkennen muß. Im Schlußkapitel komme ich noch hierauf zurück bei einer kurzen Besprechung der Homo- logien der Muskulatur der Salpen mit derjenigen anderer Tunicaten, worauf auch Lahille seinerzeit eingegangen ist. Der Vorteil, den die genaue Feststellung der 3 Mundmuskeln und der 3 Cloakenmuskehi bietet, wird sich aus der folgenden speziellen Bearbeitung der einzelnen Salpen ergeben. Spezieller Teil. Untergenus Cy cl osalpa. SaJpa 2>iititfff(f^ sol. (Fig. 1 u. 2.) Der leichtern Darstellung wegen möchte ich die obern dorsalen Halbringe der beiden ersten aufeinander folgenden Mundmuskeln, des Segel- und des Lippenmuskels, mit A und B bezeichnen, die untern ventralen mit a und h. Im Falle, wenn sich einer der Halbringe verdoppelt, bezeichne ich den distalen Teilmuskel mit AI, den proximalen mit A 2 etc. Diese Bezeichnungen sind auch in allen Abbildungen angewandt worden. Bei den symmetrischen Salpen werde ich natürlich nur die eine Körperhälfte beschreiben. Die Oberlippe von Salpa pinnata hat kein eingeklapptes Segel, während das Segel der Unterlippe weit in das Innere der Mund- öffnung hineinragt, dementsprechend ist der dorsale Halbring des Segelmuskels schwacli. der ventrale dagegen sehr stark entwickelt. Der dorsale Halbring erreicht den Mundwinkel nicht, verbindet sich daher auch nicht mit dem ventralen zu einem gemeinsamen Zügel- stück, sondern endet bereits auf derOberlipi)e. Er besteht aus 2. manch- mal 3 sehr schmalen Teilmuskeln, welche den äußersten vordem Rand der Oberlippe einnehmen, einen Teil der Oberlippe, der jeden- falls der Segelpartie der andern Salpen entspricht, bei den Cyclo- 12 R. Streiff, salpen aber niclit eingeklajjpt ist. Der ventrale Abschnitt des Seg-el- muskels zerfällt in die 2 kräftigen Teilnmskeln al nnd a2. welche sich im Mundwinkel zum Zügelstück {zd) vereinigen. Das Zügel- stück wendet sich unter einem kleinen Winkel nach oben und reicht nach hinten bis an den 1. Körpermuskel. Der Lippenmuskel ist dorsal stärker ausgebildet als ventral. Er besteht dorsal aus den beiden gleichstarken Teilmuskeln Bl und B 2. welche seitlich über dem Mundwinkel zusammenfließen und sich im ^Mundwinkel mit dem nur einteiligen ventralen Halbring zum gemeinsamen Zügelstück vereinigen, welches, wie bereits in der Ein- leitung angedeutet wurde, nach innen von dem Zügelstück des Segelmuskels liegt. Genau genommen bildet das Zügelstück des Lippenmuskels keine Vereinigung seiner beiden Halbringe, sondern es ist eine Fortsetzung des ventralen, während der dorsale an dessen Rand ansetzt: die Fasern des dorsalen laufen demnach senkrecht zu denen des ventralen. Dieses Zügelstück wendet sich in seinem weitern Verlauf nach unten und reicht ebenfalls bis zum l. Kürper- muskel. Der Bogenmuskel kreuzt die beiden beschriebenen ^lundmuskeln im ]\rundwinkel. er ist dabei unter den beiden andern, also ganz, nach innen gelegen. Nach unten tritt er bis in die Nähe des Endostyls. während er nach oben zu nicht die dorsale Medianlinie erreicht, sondern früher in der Region zwischen Hj'pophyse und Ganglion endet. Kurz vor seinem Ende gibt er den Muskel c ab, welcher nach vorn bis beinahe an den Muskel B2 heranreicht. Diesen Muskel e erachte ich dem kleinen Längsmuskel homolog^ welcher sich auf jeder Seite der Oberlippe bei fast allen Salpen findet. Sie sind sehr bekannt. Leuckaet ^) erwähnt sie und nennt sie die Levatoreu der Oberlippe. Daß sie ein Derivat des Bogen- muskels sind, wie ich im allgemeinen Teil erwähnte, schließe ich aus ihrem Zusammenhang mit ihm bei allen Formen der Cyclosalpen und außerdem bei Salpa confoederata. Der Bogenmuskel von S. pinnata wird von Apstein nicht zur Körpermuskulatur gerechnet, während er ihr die beiden ersten Cloakenmuskeln zuzählt, was insofern verständlich ist, als sie in ihrer Breite den Küri)ermuskeln wenig nachstehen. Ich werde bei den Cyclosalpen die ArsTEiN'schen Bestimmungen der K()rpermuskeln angeben, um für das, was ich in der Einleitung darüber gesagt habe, 1) Leuckart, 1. c. über die Muskulatur der Salpen. 13 die tatsächlichen Belege zu geben. Es wird die willkürliche Be- stimmung" der Körpermuskelu hier besonders klar. Der 1. Cloakenmuskel (Fig-. 1) qualifiziert sich durch seine In- sertion hinter dem Älagen, zu den Seiten der bei den Cyclosalpen vorhandenen beiden Blinddärme. Dorsal nähert er sich dem letzten Körpermuskel. Seitlich hat er einen Knick in der Eichtung- nach hinten. Der 2. Cloakenmuskel hat seitlich eine Ausbuchtung- nach vorn, mit der er den 1. berührt. Der 3. Cloakenmuskel besteht aus einer beträchtlichen Anzahl sehr feiner Teilmuskeln. Er ist bei der solitären Form insofern von besonderm Interesse, als er nur eine Andeutung- von der Bildung- eines Ziegelstücks zeigt (vgl. Abbildung) und damit, abgesehen von der gregaten Form dieser Salpe, wo auch die An- deutung davon fehlt, den primitivsten Zustand dieses Muskels allen andern von mir untersuchten Salpen gegenüber charakterisiert. Eine Scheidung der Teilmuskeln in dorsale und ventrale Abschnitte wie bei den andern Salpen ist nicht vorhanden. Zwischen den beschriebenen Mund- und Cloakenmuskeln liegen 6 Körpermuskeln, eine Zahl, welche, wie ich vorausgreifend be- merken will, für alle solitären Cyclosalpen charakteristisch ist. Ihre Form und ihr Verlauf ist bekannt, außerdem aus der Figur er- sichtlich. Dorsal sind sie unterbrochen; die dorsalen Enden zeigen hin und wieder, wie ich bei einigen Exemplaren beobachten konnte, eine kurze Spaltung; in einem Falle waren die beiden ersten Muskeln dorsal auf der linken Seite verschmolzen. Erwähnen möchte ich noch, daß Bkooks M von der unzweifelhaften Homologie der Muskeln bei den solitären Formen der Cyclosalpen spricht. 1) Brooks, The homologies of the muscles of the subgenus Cyclosalpa, in : Johns Hopkins Univ. Circular. Notes from the biol. Labor. New series, 1907, No. 3, Whole No. 195. Da Brooks in dieser vorläufigen Mitteilung die Muskeln von Salpn pimiata bezeichnet, z. T. auch die Mundmuskeln, so gebe ich zur Ver- ständigung eine kleine vergleichende Tabelle seiner und meiner Bezeich- ;en : 1 =B2-\-:ib 5-1-6=1 12= 1. Cloakenm. 2 =c 7 — 11 = 2 — 6 13 = 2. „ 3 J- 4 = r 14 R- Stretff. Salp(( pinnata greg-. (Fio-. 3 u. 4.) Die Mnndniiiskulatur zeigt einzelne Unterschiede g-eg'enübei' der solitären Form. Der Seg-elmiiskel ist ebenso gestaltet, bis auf den Muskel A, der hier noch mehr reduziert ist und nur aus einem schmalen Bändclien besteht. Das Zügelstück des Lippenmuskels lehnt sich eng an die Unterseite des Züg-elstücks des Segelmuskels und läuft gemeinsam mit ihm bis zum 1. Körpermuskel. Die ver- einigten Muskeln B 1 und B 2 setzen nicht vollständig an das wie bei der solitären Form vom Muskel h gebildete Zügelstück, sondern ein schmaler hinterer Streifen läuft unter dem Zügelstück weiter, verschmilzt mit dem untern Teile des Bogenmuskels und reicht mit diesem bis in das Haftorgan hinein. Der obere Teil des Bogenmuskels ist wie bei der solitären Form beschälten; mit seinem Ende berührt er den 1. Körpermuskel. Der 1. Cloakenmuskel der gregaten Salpen-Formeu hat nur bei den Cyclosalpen seine volle Selbständigkeit bewahrt, doch bildet er schon hier eine Gruppe mit den beiden letzten Körpermuskeln, Ich betone dies, weil es später von ^Vichtigkeit sein wird. Er ist {X) ebenso breit wie die Kürpermuskeln und immer als 4. Körper- muskel beschrieben worden. Beim altern Tier hat sich die ursprüng- liche Lage stark verschoben. (Vgl. die beiden Abbildungen.) Der 2. Cloakenmuskel, der auch recht breit ist, hat ein ziemlich langes Zügelstück, welches an den Hinterrand des 1. stößt. Der 3. Muskel zeigt, wie erwähnt, hier das primitivste Verhalten, er ist in keiner Weise differenziert und besteht gewöhnlich aus 8 schmalen pa- rallelen Teilmuskelchen. Die Körpermuskulatur besteht aus 4 Muskeln, eine Zahl, welche für die gregaten Formen der Cyclosalpen ebenso charakteristisch zu sein scheint wie die Zahl 6 für die solitären. Das Verhalten der beiden ersten, welche die vordere Gruppe bilden, ist bekannt. Die beiden hintern bilden, wie gesagt, eine Gruppe mit dem 1. Cloaken- muskel. Der 3. nähert sich ihm in der dorsalen Medianlinie, stößt aber nicht mit ihm zusammen. Als 4. betrachte ich den seitlich gelegenen, nur bis zur halben Körperhöhe reichenden Muskel. Er stößt an den 1. Cloakenmuskel. ohne sich mit ihm zu verbinden, gegenüber der Stelle, an welcher das Zügelstück des 2. Cloaken- muskels herantritt. Bei der jungen Stolosalpe ist er relativ größer und den andern Körpermuskeln parallel. Er wird von den übet- die Muskulatur der Sali)eii. 15 Autoren bei der Muskelbeschreibung- gewühiüich nicht beachtet und wohl stillschweigend als abgespaltener Ast des von den Autoren als 4. Körpermuskel beschriebenen Muskels (meines 1. Cloaken- muskels) aufgefaßt. Eine Verbindung- mit ihm. wie man es bei einem abgespaltenen Muskel erwarten könnte, liegt, wie gesagt, nicht vor. Aus dem Vergleich mit den Polymvariern (s. w. u.) scheint mir seine Qualifikation als 4. Körpermuskel jedoch zweifellos. Cyclosa! pa v / > 'f/t da sol . (Fig-. 5.) Die Körpermuskeln gleichen denen von S. pinnata, ebenso stimmt die Mundmuskulatur bis auf einzelne Details mit der beschriebenen überein. Das Zügelstück des Lippenmuskels teilt sich bei manchen Exemplaren, wie bei dem abgebildeten, in 2 Äste, der obere lehnt sich an das Zügelstück des Segelmuskels und reicht mit diesem bis an den 1. Körpermuskel. Die beiden Muskeln B 1 und B 2 geben nach ihrer Vereinigung- mit Muskel h 1 im Mundwinkel noch ein kleines Muskelchen h2 ab, welches sich gleich dem bei S. innnata greg-. beschriebenen schmalen Muskelstreifen an den Bogenmuskel anlegt. Die beiden ersten Cloakenmuskelu sind genau wie bei S. pinnata sol. gestaltet. Hier rechnet jedoch Apstein \) nur den 1. zur Körper- muskulatur, wodurch diese Salpe nach seiner Zählung nur 7 Muskeln gegen 8 bei S. pinnata hat. Der 3. Muskel ist hier bedeutend mehr ditferen ziert, seine Teilmuskeln zerfallen in einen obern dorsalen und einen untern ventralen Abschnitt. Die obern Abschnitte der Teilmuskeln verbinden sich zu einem gemeinsamen' Zügelstück, welches, sich nach vorn wendend, den 2. Cloakenmuskel an- der Innenseite kreuzt und ventral mit dem symmetrischen Zügelstück verschmilzt. Von den dazwischen liegenden 6 Körpermuskeln ist der 1., wie bekannt, dorsal mit dem 6.. ventral mit dem 5. durch einen Längs- niuskel verbunden. Cyclosalpa vivfßida greg. (Fig. 6-8.) Diese wunderbare, außerordentlich asymmetrische Form ist be- kanntlich von Vogt -) im Busen von Villefranche gefunden und zu- 1) Apsteix, 1. c. (p. 1). 2) Vogt, 1. c. 16 R- Streiff, erst besclii'iebeu worden. Apstein vervollständigt die Beschreibung und gibt eine genauere Aufstellung der asj^mmetrischen ]\luskulatur. Dabei kommt er zu recht verwickelten Resultaten und rechnet z. B. einen regulären, den ]\fund umfassenden Mundmuskel zur Körper- muskulatur. Mit Hilfe der in dieser Arbeit aufgestellten Grund- sätze ist die Muskulatur recht leicht zu entziftern und ohne weiteres mit der von Salpa pinnata greg. zu homologisieren. Die ]\rundmuskulatur (Fig. 6) ist entsprechend der Asymmetrie der Tiere ebenfalls as3'mmetrisch. Apstein i) weist bereits darauf hin. daß bei den asj'mmetrischen Kettensalpen die Tiere der einen Kettenseite denen der andern spiegelbildlich sind, daß die einen Tiere geAvissermaßen nach der einen Seite hin asj'mmetrisch sind, die andern nach der andern. Ich bringe dies in Erinnerung, weil ich im folgenden nur das Tier der einen Kettenseite beschreiben werde ; bei dem der andern Kettenseite sind die asymmetrischen Bildungen der linken Seite des beschriebenen auf der rechten Seite zu linden und umgekehrt. Ich möchte die Erscheinung als Heteroasymmetrie bezeichnen, sie ist bei den Kettensalpen in weiterm Umfange zu erkennen, als Apsteix annimmt, d. h. nicht nur bei hochgradig asymmetrischen Formen, wie C. virguJa. S. punctata, S. rostrata und asymmetrka, sondern auch bei Formen, welche sich durch Fortsätze auszeichnen, wie S. maxima. S. fusiformis u. a. Saes '^) macht schon seinerzeit darauf aufmerksam, daß die Fortsätze bei S. fusiformis bald auf der einen, bald auf der andern Seite ausgebildet sind. Der Segelmuskel unterscheidet sich von den beschriebenen Formen dadurch, daß der IVluskel A stärker ausgebildet ist und sich seitlich verlängert, um an der Bildung des Zügelstücks teilzunehmen. Auf der rechten Seite verbindet sich das Zügelstück des Segel- niuskels mit dem obern Abschnitt des Bogenmuskels zu einem gemein- vsamen ]\ruskel (Apstein's erstem Körpermuskel!), welcher bis an den 1. Körpermuskel reicht. Rechts verbindet es sich mit dem Zügel- stück des Lippenmuskels. Der Lippenmuskel hat rechts sein normales Gepräge, das kurze Zügelstück lehnt sich an den untern Abschnitt des Bogenmuskels und verläuft in der Richtung nach unten; links gehen die beiden Muskeln Bl und B2 ihre eignen "Wege: der schmälere Muskel B 1 tritt an sein rechtmäßiges Zügelstück, während B2 sich im Mundwinkel mit dem untern Abschnitt des Bogen- 1) Apsteix, 1. c. (p. 3). 2) Sars, in: Fauna littoralis Norvegiae, Heft 1, Christiania 1846. über die Muskulatur der Salpen. 17 miiskels verbindet. Der obere Abscliuitt des linken Bogenmuskels ist bedeutend länger als der des rechten, er erreicht trotzdem den 1. Körpermuskel nicht. Die beiden kleinen ^Muskeln c, von denen der rechte länger ist, treten, einen Bogen beschreibend, wie gewöhn- lich bis an den Muskel B2 heran. Das merkwürdige Muskelbild dieser Salpe wird nicht zum mindesten dadurch hervorgerufen, daß der 1. Cloakenmuskel (Fig. 7X) dorsal so weit nach vorn rückt, daß er an den 2. Körpermuskel stößt. Dadurch wird der 3. Körpermuskel aus der dorsalen Mediane ver- drängt, ebenso der 4. Muskel, der auch bei Ä. pinnata nicht mit seinem symmetrischen Muskel dorsal zusammenstößt ; der 1. Cloaken- muskel ist wie bei allen greg. Cyclosalpen ein durchaus selbständiger ]\tuskel. Er ist hier sehr stark ausgebildet, in seiner Gestalt, von oben gesehen, ungefähr fünfeckig, die rechte Seite ist länger als die linke. Er ist wieder charakterisiert durch seine Insertion hinter der Magen- gegend bzw. über ihr, da sich der Darmtractus bei dieser Salpe in die Schwanzbildung auszieht. Der 2. Cloakenmuskel zeigt ein besonderes Verhalten. Auf der linken Seite ist ein kleines Zügelstück ausgebildet, auf der rechten nicht. Der Muskel teilt sich links in 2 Äste, welche den rechten Mundwinkel umlaufen und auf der ventralen Seite links nicht das Zügelstück erreichen. Der 3. Cloakenmuskel zerfällt in eine geringe Anzahl von schwachen Teilmuskelchen, deren dorsale Abschnitte sich zu einem kuizen Zügelstück verbinden. Eine genauere Bestimmung der Teilmuskeln muß ich mir versagen, da das Material sie nicht zuließ. Die Körpermuskulatur weist die normale Zahl von 4 Muskeln auf, von denen die beiden ersten unter sich, die beiden letzten mit dem 1. Cloakenmuskel eine Gruppe bilden. Die beiden Gruppen ihrerseits sind durch starke dorsale Verkürzung dieser Salpe, wie gesagt, bis zur innigen Berührung einander genähert. Die beiden ersten Körpermuskeln stoßen dorsal zusammen, doch nicht in der Mitte, sondern mehr rechts. Es ist dies die Stelle, welche Apstein ^) in seiner Beschreibung als Muskelplatte (/r) bezeichnet. Dem asym- metrischen Bauplan des Tieres entsprechend sind die beiden linken Muskelabschnitte länger als die rechten, die linken stoßen bei ihrer Insertion am vordem Winkel des Haftorgans zusammen und erinnern durch dieses Verhalten an Sal2)a pinnata. Links von der Apstein- 1) 1. c. (p. 4). Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 18 R. Streiff. sehen Muskelplatte lehnt sich der 1. Cloakenmuskel au die linke Seite des 2. Körperniuskels. Bei oberflächlichem Hinsehen ist kaum eine Grenze zu finden, doch ist sie bei näherer Cutersuchung- fest- zustellen. Der linke 3. Körpernmskel lehnt sich in seinem oberu Verlauf ein Stück weit eng an den 2. und tritt an deu Cloaken- muskel au der Stelle, wo jener sich von diesem trennt. Der Verlauf der andern Körpermuskeln ergibt sich aus den Abbildungen. Ich hebe noch besonders hervor, daß die hintern Körpermuskeln nicht etwa abgespaltene Äste des Cloakenmuskels sind, ihre Fasern stoßen vielmehr senkrecht an die Fasern des Cloakenmuskels. Als zur Körpermuskulatur gehörig habe ich noch 2 sonderbare breite, bisher noch nicht beschriebene Muskeln auf der ventralen Seite zu er- wähnen. Sie g-ehören zum Haftorgan, der eine erstreckt sich an seiner Vorderseite mehr nach der rechten Seite hinneigend, der andere umschließt in Form eines Halbz^iinders die linke Hinterseite des Organs. Sie entsprechen, wie man wohl annehmen kann, dem Teil der Muskeln von S. pinnafa greg.. welchei- sich in das Haftorg-an hinein verlängert. Zu welchen Körpermuskeln der eine oder andere dieser j\Iuskeln bei Sal2M virgula gehört, möchte ich nicht entscheiden ; von Interesse ist ihre relativ starke Breite.^) Im Folgenden möchte ich noch einmal die myologischen Merk- male der untersuchten Cyclosalpen zusammenfassen. 1) Da die ApSTElN'sche Beschreibung der Muskulatur dieser Salpe sehr kompliziert ist. bin ich nicht näher darauf eingegangen. Zur Orien- tierung gebe ich folgende Tabelle der ArSTElx'scheu und meiner Be- zeichnungen : a ^ linke Hälfte des 1. Körpermuskels -|- Segelmuskel mit rechtem Zügelstück (.1 = Teil des Lippenmuskels ß = rechte Hälfte des 1. -|- linke des 2. Körpermuskels ß' = unterer Teil des linken 2. Körpermuskels ß" = 3. linker Körpei-muskel y = rechte Hälfte des 2. Körpermuskels -j- rechte Hälfte des 1. Cloaken- muskels y' = ein Teil der linken Hälfte des 1. Cloakenmuskels y" = ein Teil der linken Hälfte des 1. Cloakenmuskels -)- 4. linker Körper- muskel (5 = 3. rechter Körpermuskel € = 4. rechter Fvörpermuskel /t ^ Teil der linken Hälfte des 1. Cloakenmuskels. über die Muskulatur der Salpeii. 19 Solitäre Form: Für den Segelmuske] besteht eine Reduktion im dorsalen Abschnitt und Zweiteiligkeit im ventralen, für den Lippenmuskel Zweiteilio-keit im dorsalen Abschnitt und Einfachheit im ventralen, für den Bogenmuskel Zusammenhang- mit dem kleinen Muskel c. Körpermuskeln sind (> vorhanden. Die ersten beiden Cloakenmuskeln sind einfach, der 3. ist nach dem rohrförmig'en Cloakentypus gestaltet. Greg-ate Form: Für die Mundmuskulatur gilt dasselbe (ab- gesehen von der stärkern Ausbildung des dorsalen Segelmuskel- abschnitts bei CycJos. virg. greg.). Körpermuskeln sind 4 vorhanden, davon bilden die beiden ersten eine Gruppe, während die beiden letzten mit dem 1. Cloakenmuskel zu einer Gruppe vereinigt sind. Der 1. Cloakenmuskel zeigt keinerlei Eeduktion. Der 2. und 3. wie bei der solitären Form. Außer diesen beiden beschriebeneu Formen werden dem Unter- genus Cijclosalpa zugerechnet Cijclosalpa affmis und Cijclosalpa floridana Apstein (= C. hakeri Ritter). Cijclosalpa affmis schließt sich eng, auch in der Muskulatur, soweit ich das nach den Abbildungen be- urteilen kann und wie das schon oft von verschiedenen Autoren hervorgehoben ist, an C. pinnafa an, so daß ich auf eine Besprechung verzichten kann. C. floridana zeigt in der solitären Form den aus- gesprochenen Tj'pus von r. virr/uJa. Aus der ApsTEiN'schen Ab- bildung läßt sich die Übereinstimmung der Muskulatur mit C. virgula ohne Zweifel ersehen. Trotzdem gibt Apstein^) für diese Form 10 Muskeln an und erreicht damit das Höchstmaß für die Cj'clo- salpen; bei C. pinnata zählt er, wie gesagt, 8. bei C. virgida nur 7. Es hängt damit zusammen, daß er außer den eigentlichen Körper- muskeln bei C. virgida nur den 1. Cloakenmuskel mitrechnet, bei C. pinnata die beiden ersten Cloakenmuskeln. während er bei C. floridana außer diesen noch das Zügelstück des 3. Cloakenmuskels bzw. seinen 1. Teilmuskel und den Bogenmuskel hinzuzieht. Es ist dies ein eklatantes Beispiel dafür, wie willkürlich die Körpermuskeln der Salpen bestimmt werden können. Allerdings sagt Aj-stein in der Beschreibung, daß er nicht ganz sicher darüber sei, ob der 9. und 10. ]\[uskel von C. floridana wirklich Körpermuskeln seien oder 1) 1. c. (p. 1). 2* 20 ^- Streiff, zur Ausströmini.o-söffniin^ gehören. Apstein läßt den Bogen niiiskel, seinen 1. Körpermuskel, dorsal hinter dem Ganglion verlaufen, während Rittek ^) ihn vor dem Ganglion einzeichnet. Ich glaube, daß Ritter wohl in dieser Beziehung recht hat. Der Muskel, der nach Apstein's Beschreibung von der Einströmungsöffnung kommt und mit dem 2. Körpermuskel verschmilzt, ist nach meiner Nomen- klatur das Zügelstück des Lippenmuskels. Die Muskeln der gregaten Form von S. floridana mit denen der beschriebenen zu homologisieren ist schwierig, da die ApsTEiN'sche Abbildung zu schematisch ist. Eher ginge es nach der RixTER'schen Abbildung. r>er 1. Cloaken- muskel stößt jedenfalls dorsal mit dem 3. Körpermuskel zusammen, der 4. Körpermuskel scheint sich ähnlich wie bei C. vircjula zu ver- halten. Ganz eigentümlich ist der 2. Körpermuskel gebildet, da die beiden Hälften dorsal nicht zusammentreten. Die eine Hälfte ver- schmilzt dorsal mit dem 1. Körpermuskel, während die zweite nur ventral mit ihm verbunden ist, sich in der Mitte der Körperseite nach hinten wendet und an den 3. Körpermuskel tritt. Außer diesen 4 unzweifelliaften Cj'closalpen könnte man viel- leicht noch eine Form zu dieser Gruppe rechnen, deren verwandt- schaftliche Beziehungen unklar sind. Ich meine Salpa rostrata. Leider lag sie mir nicht zur Untersuchung vor, so daß ich meine Schlüsse nur nach den Abbildungen von Apsteix ziehen kann. Apstein gibt die Muskulatur der Körperöffnungen nicht an. Ganz be- sonders scheint mir die greg. Form für eine Verwandtschaft mit C. virgula zu sprechen. Die asj'mmetrische Muskulatur ist in ihrer Anordnung der von S. virgula sehr ähnlich und ganz anders als z. B. bei einer andern ebenfalls asj^mmetrischen Salpe aus der Gruppe der Polymyarier, nämlich Salpa imndata. Die Vierzalil der Muskeln scheint nach der Abbildung sicher zu sein, ebenso das Zusammen- treten des 1. Cloakenmuskels mit dem 2. Körpermuskel, auch scheint mir die ApsTEix'sche Muskelplatte vorhanden zu sein. Bei dem Embi-yo, den Apstein abbildet, lassen sich auch Beziehungen zu den Cyclosalpen erkennen. Die Zahl der Muskeln ist 6; Apstein gibt allerdings 7 an. doch ist der 7, nach meiner Einteilung der 1. Cloaken- muskel. Daß diese Salpe einen Nucleus hat, ist nicht von schwer- wiegender Bedeutung, sie könnte in dieser Beziehung eine Über- 1) Ritter, The pelagic Timicata of the Sau Diego Region, excepting tbe Larvacea, in : Univ. California Publicatious, Zool., Vol. 2, No. 3, p. 51—112, 1905. über die Miisknlatm- der Salpeii. 21 g'angsfonii sein. Auch bei C. virgiila greg. ist eine Konzentnerung- der Eingeweide vorlianden. C. virgula stellt aber sicher in mancher Beziehung eine Übergangsform dar, wovon später noch die Rede sein wird. Nach dem LAHiLLE'schen System müßte S. rostrata gemeinsam mit S. mucronata zur Gattung Thalia gehören, was Apstein gründlich zurückgewiesen hat. Ich gebe die Annahme, daß Salpa rostrata ev. zu den Cyclosalpen gehören könnte, natürlich mit Vorbehalt wieder. Erst genaue Untersuchungen der Muskulatur können die Frage klären. Untergenus Salpa. 1. Gruppe: Polymyarier. SaJpd inaxima sol. (Fig. 9—11.) Die Mundmuskulatur der solitären Formen dieser Gruppe zeigt der der Cyclosalpen gegenüber wesentliche Unterschiede. Salpa niaxima kann sehr gut als Typus gelten. Der ventrale Abschnitt des Segelmuskels zerfällt allerdings nicht in 2 Teilmuskeln wie bei ihren Verwandten (und auch bei den Cyclosalpen), sondern er ist einfach. Der dorsale Abschnitt ist bedeutend schmäler, er verläuft auf dem schmalen obern Segel und trilft nicht mit seinem symmetrischen Muskel in der dorsalen Medianlinie zusammen, sondern endet in eine Spitze ausgezogen viel früher. Beide Abschnitte des Segelmuskels verbinden sich zu einem gemeinsamen Zügelstück. Der Lippenmuskel besteht dorsal aus 2 Teilmuskeln, von denen Muskel B2 gut aus- gebildet ist, während Muskel B 1 bereits eine Reduktion zeigt, in- dem er dorsal, wie Muskel .1, unterbrochen ist. Ventral weist er außer seinem bekannten ventralen Abschnitt noch, wie bei C. virgula sol., das kleine Muskelchen h 2 auf, welches dem Flimmerbogen bzw. dem Bogenmuskel parallel läuft. Das Zügelstück des Lippenmuskels ist auf ganz andere Weise gebildet, als wir es bis jetzt kennen gelernt haben. Der vordere Rand des Muskels hat sich im Mund- winkel nach außen umgeklappt und in der Richtung nach hinten zum Zügelstück verlängert (vgl. Fig. 9 sh), der Muskel selbst liegt also unter seinem Zügelstück; die morphologische Innenseite des Zügelstücks, welche eine Fortsetzung der Innenseite des Muskels ist, ist nach außen gekehrt. Der Bogenmuskel ist relativ kurz und breit, mit dem kleinen Muskel c hängt er nicht zusammen. 22 R- Stkeiff, Der 1. Cloakenmuskel imterscheitlet sich kaum von den Körper- muskeln, er ist nur wenig schmäler. Er inseriert hinter dem Nucleus in der Nähe zweier sonderbarer knopfföimiger Verdickungen, welche nur bei *S. maxima sol. vorhanden sind (Fig. 11 Fs). Meyen^) hielt sie seinerzeit für Ovarien; dieser Irrtum wurde von Apstein be- richtigt. Der 2. Cloakenmuskel (Fig. 10) ist bedeutend schmäler, seitlich ist er in der Richtung nach vorn geknickt und läuft in ein kurzes Zügelstück aus. Der 3. Cloakenmuskel ist ähnlich wie bei C. viryula sol. gebildet. Die Zahl der Teilmuskeln beträgt 14—16, die vordem sind breiter, nach hinten werden sie allmählich schmäler. Die obern dorsalen Teilmuskein vereinigen sich zu einem Zügelstück, welches an der Innenseite des 2. Cloakenmuskels vorübergeht. Die ventralen Teilmuskeln sind parallel und den dorsalen übergelagert, wie das aus der Abbildung hervorgeht. Der kleine Muskel a (vgl. Abbildung) findet sich mit großer Regelmäßigkeit; er stellt wahr- scheinlich ein abgetrenntes Stück vom Zügelstück dar. Die Zahl der dazwischenliegenden Kürpermuskeln beträgt ge- wöhnlich 8; hin und wieder finden sich auch 9. wie dies auch von andern Autoren angegeben wird, wobei dann meistens 2 Muskeln durch Anastomosen miteinander verbunden sind. Die IMuskeln sind parallel, manchmal nähern sich die 3 ersten Muskeln ein wenig in der dorsalen Medianlinie, besonders nahe rückt der 1. an den 2. heran. Alle Muskeln sind als Halbringe nur auf die obere Seite des Körpers beschränkt. Salpa maxima greg. (Fig. 12-14.) Die 3 Mundmuskeln sind im Mundwinkel anders gelagert als bei der solitären Form : Das Zügelstück des Segelmuskels liegt wie dort über dem des Lippenmuskels, der Bogenmuskel dagegen kreuzt die beiden Zügelstücke nicht an der Innenseite, sondern läuft an der Außenseite über sie hinweg, eine Anordnung, welche sich nur bei den gregaten Formen der Polymyarier triift. Der Segelmuskel ist dorsal ebenso wie bei der solitären Form beschaffen, ventral teilt er sich in 2 Teilmuskeln. Durch die Verbindung des dorsalen und ventralen Abschnitts zu einem Zügelstück zeigt er dieselben Verhältnisse wie 1) Metex, Beiträge zur Zoologie, gesammelt auf eiuer Reise um die Erde, 1. Abt., Über die Salpen, in: Nova Acta Acad. Leop. Card., Vol. 16, 1832. über die Muskulatur der Salpeii. 23 S. virgula greg. Der Lippenmuskel ist anders gestaltet als bei der solitären Form, das durch Umklappuiig entstandene Zügelstück fehlt. Das hier voi'handene Zügelstück ist sehr schmal, es stellt eine Ver- längerung des dorsalen Muskelabschnitts dar. Morpholog-isch gleich- Avertig ist dieses Zügelstück vielleicht dem kleinen IVhiskel h2 der solitären Form. Der ^Muskel B 1 ist hier dorsal nicht unterbrochen, doch ist insofern ebenfalls der Anfang einer Reduktion vorhanden, als er bedeutend schmäler ist als Muskel B2, während bei den Cyclosalpen beide Teiluiuskeln gleichstark entwickelt sind. Der Bogenmuskel ist länger und schmäler als bei der sol. Form, am untern Ende teilt er sich in 2 kurze Aste, von denen sich der eine in der Richtung- nach vorn wendet. Den 1. Cloakenmuskel bespreche icli im Zusammenhang mit der Körpermuskulatur. Der 2. und 3. verhalten sich ebenso wie bei der sol. Form, sie sind nur schwächer entwickelt (Fig. 13). Der 2. hat auch den seitlichen Knick, jedoch kein Zügelstück. Der 3. besteht aus weniger Teilmuskeln, dagegen ist sein Zügelstück länger und verläuft gerade nach vorn. Die Körpermuskeln sind ebenso wie bei den Cyclosalpen und wie fast bei allen gregaten Formen der bekannten Salpen- Arten in 2 deutlich voneinander geschiedenen Gruppen angeordnet. Der ersten Gruppe gehören in der für die Polymyarier charakteristischen Weise 4 Muskeln an. welche sich in der dorsalen Medianlinie aneinander- legen. Genauer gesagt, legen sich nur ]\Iuskel 2 und 3 aneinander, während Muskel 1 und 2 einerseits und 3 und 4 andrerseits mit- einander verschmelzen. Man kann die beiden Muskelpaare als je einen sich zu beiden Seiten der dorsalen Mittellinie in 2 Äste gabelnden Muskel auffassen. Es läßt sich dann diese Muskelgruppe direkt auf die 1. Körpermuskelgruppe der Cyclosalpen zurückführen. Dasselbe gilt auch ohne weiteres von der 2. Muskelgruppe, zu der sich genau wie bei den Cyclosalpen die beiden letzten Körpermuskeln und der 1. Cloakenmuskel vereinigen. Der Unterschied besteht darin, daß der 1. Cloakenmuskel hier seine Selbständigkeit verloren hat, er hat gewissermaßen die Rolle mit dem letzten Körpermuskel getauscht und erscheint auf seine Kosten reduziert. Denn während jeuer bis zur dorsalen Medianlinie vordringt (vgl. Cyclosalpen), bleibt dieser als selbständiger Muskel auf die untere Seitenhälfte des Körpers beschränkt. Der 5. Körpermuskel ist von der Medianebene zunächst nach vorn gerichtet, biegt dann erst gerade nach unten, der G. Muskel läuft von der Mittellinie gerade nach unten. Seitlich teilt er sich 24 R- Streiff, in einen vordem, seine eigne Fortsetzung- bildenden, und einen hintern Ast, welcher den 1. Cloakenmuskel vorstellt. Der eine Ast des 6. Muskels und zwar auf der Seite, wo sich der hintere Fortsatz der Salpe be- findet, ist ventral ein kleines Stück weit unterbrochen. Dadurch entsteht ein kleines isoliertes, vor dem Xucleus gelegenes Muskel- stückchen, welches für S. maxima greg. und S. fusifonnis greg. charakteristisch ist (vgl. Textfig. E u. G 6'y). Es kann, wie an- gedeutet wurde, ebenso wie der hintere Fortsatz bald rechts, bald links gelegen sein dank der Heteroasymnietrie dieser Salpe. Der hintere Ast des 6. Muskels, der 1, Cloakenmuskel, ist dorsal mit ihm verschmolzen, doch ist die Verschmelzungslinie oft deutlich erkennbar. Als 1. Cloakenmuskel dokumentiert sich dieser Muskel unzweideutig durch seine Insertion hinter bzw. über dem Nucleus, an der ventralen Basis des Cloakenrohres. Sdlpa fusifot'niis sol. (Fig. 15.) Über diese Salpe kann ich mich recht kurz fassen, da die Muskulatur im großen und ganzen fast völlig mit der von S. maxima übereinstimmt. Die Cloakenötfnung zeigt insofern eine kleine Ab- weichung vom richtigen ßohrtypus. als sie bedeutend verkürzt ist und nicht wie bei S. maxima über den Xucleus hinwegreicht. Sie ist dorsoventral abgeplattet, man könnte von einer Ober- und einer Unterlippe sprechen. Der dorsale Rand hat median eine kleine Einkerbung. Entsprechend dieser Gestaltung ist auch die Mus- kulatur der Cloakenöffnung besonders differenziert. Der ganze Apparat der Cloakenöffnung läßt eine Andeutung des Typus er- kennen, wie wir ihn bei den Oligomyariern kennen lernen werden. Der Segelmuskel ist ventral in 2 Teilmuskeln gespalten, ebenso wie bei der greg. Form von S. maxima oder wie bei den Cyclosalpen. Der Lippenmuskel ist ganz so beschaffen wie bei S. maxima sol., auch hier findet sich ein sekundäres übergeklapptes Zügelstück. Der 1. Cloakenmuskel, der von den Autoren wie bei S. maxima stets zur Körpermuskulatur gerechnet wird, da er sich in der Größe auch gar nicht von ihnen unterscheidet, rückt in der Medianlinie bis zur Berührung mit dem letzten Körpermuskel vor. Der 2. Cloaken- muskel ist seitlich in der Richtung nach vorn geknickt, er hat kein Zügelstück, wohl aber die erste Andeutung eines solchen, da die Muskelfasern des ventralen Abschnittes nicht kontinuierlich in den über die Muskulatur der Salpen. 25 dorsalen übergehen, sondern senkrecht zu ihnen stehen, wie das aus der Abbiklimg- (Fig. 15) ersichtlich ist. Der obere dorsale Abschnitt des 3. Cloakenmuskels, dessen Ziigelstück den vorigen an der Knick- stelle von innen kreuzt und neben dem Ende des 1. CJloakenmuskels zur Insertion kommt, zerfällt in ungefähr 10 Teilmuskeln. Die ei'- wähnte Eigenart besteht darin, daß die beiden ersten Teilmuskeln die folgenden an Breite bedeutend übertreffen, der 1. ist sogar breiter als der davor gelegene 2. Cloakenmuskel. Ferner zeigen einige der folgenden mediane Schleifenbildungen, wie das auch bei den Oligomyariern vorkommt. Wie bei Scdpa maxinia sol. ist auch hier ein kleines Muskelchen « vorhanden. Die Köpermuskeln sind auch in der Achtzahl vorhanden. Die Annäherung der 3 ersten Muskeln, welche bei /Sa/p« maxima sol. hin und wieder schwach augedeutet ist, ist hier stets bis zur völligen Berührung durchgeführt. Salpa fiisiforniis greg. Die Muskulatur der Mund- und Cloakenöffnung ist ebenso be- schaffen wäe bei Salpa maxima greg. ivleine Unterschiede zeigen sich im Verhalten des Bogenmuskels auf der dorsalen Seite, er ist hier länger und läuft in seinem hintern Abschnitt der Längsachse des Körpers nahezu parallel. Der letzte Cloakenmuskel hat ein paar Teilmuskeln weniger. Die Zahl und die Gruppierung der Körpermuskeln ist genau dieselbe. Als wichtiges diagnostisches Merkmal zur Unterscheidung von S. maxima und fusiformis, auch für den ungeübten Beobachter, ist das seitliche Zusammentreten des 4. und 5. Körpermuskels be- kannt. Die beiden ersten und der 3. und 4. Körpermuskel hängen auch hier so eng zusammen, daß man sie als je 2 Aste eines Muskels auffassen kann. Die Verbindung des 2. und 3. Muskels dorsal ist hier inniger als bei S. maxima. Erwähnen möchte ich noch, daß Apstein den Verlauf des 1. Cloakenmuskels bei S. fusiformis, maxima und einigen andern typischen Polymyariern in seinen Abbildungen immer richtig angibt. Salpa punctata sol. (Fig. 16—18.) A\'er diese Salpe nur in konservierten Individuen gesehen hat, kann sich schwer einen Beeriff von der zarten hellbläulichen Farbe 26 R Stkeiff, ihres Mantels und der scliünen gefälligen Form ihres Körpers machen. Ich habe sie leider nur ein einziges Mal lebend zur Unter- suchung bekommen, es war ein prächtiges ausgewachsenes Exemplar; gleichzeitig wurde mir eine Kette mit reifen Embryonen gebracht. Sowohl an dem ausgewachsenen Tier als auch an den freigewordenen relativ großen, etwa 2^2 ^"Hi langen Eml)rYonen konnte ich die außerordentliche Geschicklichkeit und Schnelligkeit, mit der sich diese Tiere beAvegen , beobachten. Bei jeder Kontraktion der stark entwickelten Muskulatur schießen sie geradezu durch das A\'asser. Die charakteristische Körperform dieser Salpe. welche eine Verengerung des Körperquerschnittes vor der Cloakenöifnung auf- weist (Fig. 16). Avie das schon Vogt ') bei einem abgebildeten Embryo gut wiedergibt, begünstigt jedenfalls die Schnelligkeit beim Schwimmen. Der Versuch, den ich machte, das erwachsene Exemplar in (^hrom- essigsäure zu konservieren, mißlang vollständig, der Körper schrumpfte zu einem Klumpen zusammen. Ein anderes erwachsenes Exemplar, welches mir Heri- Dr. Dayidoff in liebenswürdiger Weise überließ, war in Formol konserviert worden und hatte die Form ganz gut erhalten. Die Embrj'onen ließen sich in Chromessigsäure leidlich konservieren, sehr gut in Flemming "scher Lösung. Das Cloakenrohr dieser Salpe ist Avie bei S. fusiformis dorso- ventral abgeplattet, aber nicht verkürzt, sondern es ragt Avie bei S. maxima über den Nucleus hinaus. In der allgemeinen Beschaifenheit dei- Muskulatur nimmt diese Salpe eine Sonderstellung in ihrer Gruppe ein. Die Muskeln sind nicht ventral unterbrochen, sondern umgeben als geschlossene Ringe den Körper. Sie zeichnen sich außerdem durch ihre große Breite aus; die Intermuscularräume sind daher sehr schmal. Die Mundmuskeln sind auch bi'eiter. In der Abbildung (Fig. 17) habe ich die Mundmuskulatur eines eben freigeAvordenen Embryos AAiedergegeben. Der dorsale Abschnitt des Segelmuskels verhält sich abAveichend. indem er nicht A'om Zügelstück ausgeht; er Avendet sicli nicht zum Mundwinkel, sondern geht am Rande bleibend direkt vom obern Segel in das untere über und ver- bindet sich hiei- durch Anastomosen mit dem vordem Ast des Avie bei S. fusiformis gespaltenen ventralen Teil des Segelmuskels. Der Lippeumuskel hat das für die solitären Formen der Polymyarier charakteristische sekundär gebildete Zügelstück. Avelches hier eine 1) 1. c. über die Muskulatur der Salpeu. 27 einzig- dastehende Ausbildung- erfahren liat : es ist enorm verläng-ert. Am Vorderrand des 1. Körpermuskels teilt es sich in 2 Äste: der obere (Fig. 16 sho) kreuzt die Körpermuskeln an der Innenseite und endet am Hinterrand des 7. Körpermuskels, der untere läuft mehr ventrahvärts und ebenfalls an der Innenseite der Körpermuskeln bis zum Hinterrand des 3. Apsteix \) hat diese Muskeln beschrieben und abgebildet. Der Muskel h 2. welchei* bei den beschriebenen Polvmvariern als kleines Muskelclien ausgebildet war. ist hier mit dem untern Teil des Bogenmuskels zu einem breiten Muskel ver- schmolzen, welcher ventral nicht unterbrochen ist. Der obere Teil des Bogenmuskels ist auch abweichend gestaltet, er verschmälert sich medianwärts, lehnt sich an den 1. Körpermuskel und ist in der dorsalen Mitte ebenfalls nicht unterbrochen. Der Bogenmuskel bildet also bei dieser Salpe gleich den Körpermuskeln einen geschlossenen Reifen. Der Bogenmuskel verläuft dorsal direkt hinter dem Ganglion ; es ist das einer von den Fällen, welche ich in der Einleitung an- deutete. Der Muskel c ist beim erwachsenen Tier relativ lang und breit, er reicht bis zum Vorderrande des Muskels B 2. Die Cloakenmuskulatur weist einzelne Unterschiede auf. welche jedoch nicht wesentlicher Natur sind. Der 1. Cloakenmuskel tritt wie bei S. fusiformis dorsal in der Mediane an den letzten Körper- niuskel heran. "\Me die Körpermuskeln ist er ventral nicht unter- brochen. Seitlich ist er in der Richtung nach hinten ausgebuchtet, fast bis zur Berührung mit dem folgenden Muskel. Der 2. Cloaken- muskel rückt dorsal in der Mediane auch nach vorn, recht nahe an den 1. heran, ventral teilt er sich in 2 Teilmuskeln ij 1 und y 2 (Fig. 18), einen vordem breitern und einen hintern viel schmälern, ein Verhalten, das wir bei einigen Oligomyariern wiederlinden werden. Das Zügelstück des 3. Muskels ist relativ sehr breit, es kreuzt die beiden vorhergehenden Muskeln an der Innenseite. Die beiden symmetrischen Zligelstücke inserieren auf der ventralen Medianlinie nicht getrennt, sondern laufen direkt hinter dem Nucleus vor dem 1. Cloakenmuskel ineinander über. Die beiden vordem dorsalen Teilmuskeln sind wie bei S. fusiformis breiter als die fol- genden, die hintern zeigen median den Anfang einer Differenzierung. Anders, als wir es kennen gelernt haben, verhalten sich die Teil- 1) Apsteix. Die Salpen der deutschen TiefseeexpeJitiou, iu : Wiss. Ergcbn. der deutschen Tiefseeexpedition auf d. Dampfer Valdivia 1898 — 99, Vol. 12. Lief. 3. 1906. 28 R- Stbeiff, muskeln der ventralen Hälfte. Sie kreuzen auch hier das Züg-el- stück an der Außenseite, enden aber dann nicht frei, sondern g'ehen in die dorsalen Teilmuskeln über, wie es auf der Abbildung wieder- gegeben ist. Die Zahl der Körpermuskeln ist wie bei den beiden beschriebenen Formen 8. Apstein gibt 10 an. Er rechnet hier auch den Bogen- muskel zur Körpermuskulatur, während er bei S. maxima und S. fusi- formis nur den 1. Cloakenmuskel dazu zählt. Sfilpa punctata greg. (Fig. 19—21.) Diese Salpe gehört zu den hochgradig asj^mmetrischen Formen, dementsprechend ist auch die Heteroasymnietrie sehr deutlich. In der Ausbildung der Muskulatur schließt sie sich vollkommen dem Typus der beschriebenen Polymyarier an. Im Folgenden soll ein Tier der linken Kettenseite beschrieben werden, welches sich da- durch auszeichnet, daß die Muskulatur des vordem Körperendes links verkürzt und rechts verlängert, am hintern Körperende da- gegen rechts verkürzt und links verlängert ist. Besonders klar treten diese Verhältnisse beim Bogenmuskel einerseits und beim letzten Körpermuskel andrerseits zutage. Beim Tier der rechten Kettenseite liegt das spiegelbildliche Verhalten vor. Die dorsal liegende Mundöffnung ist schief. Die Cloakenöffnung ist rohrförmig. Der obere Band der Öffnung hat median einen kleinen Vorsprung. AVas das allgemeine Verhalten der Muskulatur anbetrifft, so zeigen die ]\ruskelreifen in ihrem Bau eine Eigentümlichkeit, welche ich sonst bei keiner Salpe gefunden habe. Schon bei schwacher Vergrößerung unter der Lupe sieht man , daß jeder Muskelreifen aus einem dunklern mittlem breiten Streifen besteht, man könnte ihn als Markstreifen bezeichnen; auf jeder Seite befindet sich noch ein schmaler heller Streifen, ein Rindenstreifen. Den feinern Bau dieser verschiedenartigen den Muskel zusammensetzenden Elemente habe ich nicht untersucht. Die Mundmuskulatur stimmt in ihrem allgemeinen Verhalten ganz mit dem überein, wie wir es bei den beiden vorhergehenden Arten kennen gelernt haben. Der Bogenmuskel ist. wie gesagt, auf der rechten Seite stärker entwickelt als auf der linken, er ist länger und bedeutend breiter, namentlich auf der ventralen Körperhälfte. Der 2. Cloakenmuskel — den 1. bespreche ich wieder im Zu- über die 3Iuskulatiu- der Salpeii. 29 sammeiiliang- mit den Körpermuskeln — ist ein einfacher Ring. Der 3. Cloakenmuskel (Fig. 19) ist bedeutend komplizierter als bei den gregaten Formen der beiden beschriebenen Salpen. er ist älmlich differenziert wie bei der solitären Form dieser Salpe und der Salpa fusiformis. Von dem gemeinsamen Zügelstück gehen dorsal 5 Teilmuskeln ab. von denen die beiden ersten nach vorn, die H andern nach hinten gerichtet sind, der vorderste bildet eine halb- kreisförmige Sclileife nach vorn, der distalste eine kleine Schleife nach hinten, welche sich in den Vorsprung des Randes der Oftnung hineinstreckt. Ventral geht von dem Zügelstück nur ein Teilmuskel ab. Außer diesen Teilmuskeln kommen noch 3 hinzu, welche un- unterbrochene Ringe bilden und nicht mit dem Zügelstück in Zu- sammenhang stehen. Ihr Verlauf ist aus der Zeichnung zu ersehen. Zur Körpermuskulatur gehören 6 Muskeln, von denen einerseits die 4 ersten dorsal genähert sind, andrerseits stoßen der 5. und 6. zusammen. Es bilden also dieselben Muskeln Gruppen wie bei den andern Poljmyariern, doch ist der Verlauf im einzelnen hier anders. Die beiden ersten Muskeln sind dorsal in der Mitte und auf der ganzen linken Seite miteinander vereinigt und setzen sich links ventral recht weit nach vorn an. Ihre Ausdehnung von der dorsalen Medianlinie bis zum ventralen Ansatz ist viel kürzer als auf der rechten Seite. Rechts von der dorsalen Medianlinie teilen sich die beiden Muskeln, der 1. inseriert ventral auf der rechten Seite weiter nach hinten als auf der linken Seite, der 2. ist enorm verlängert und reicht ventral auf die linke Seite hinüber, seine Insertion ist sehr Aveit nach hinten versetzt in den luter- muscularraum zwischen dem 5. und 6. Körpermuskel der linken Seite. Die beiden folgenden Muskeln berühren sich weder unter- einander noch mit dem 2. Körpermuskel, doch ist die Entfernung zwischen diesen Muskeln eine geringere als zwischen dem 4. und 5. Die beiden Hälften des 3. und 4. Muskels sind ungefähr sleichlang, während beim 5. die linke Seite länger wird. Extrem wird dieses Verhältnis beim 6. Muskel, welcher auf der rechten Seite sehr lang ist, auf der linken Seite dagegen besitzt er kaum die Hälfte seiner Länge auf der rechten. Die Anlehnung des 6. Muskels an den 5. geschieht in besonderer Weise. Dorsal in der ]\Iitte lehnt sich nur der hintere hellere Streifen (vgl. oben) eng an den 5. Muskel an. » die Faserenden des dunklen mittlem Streifens und des vordem heilern treten unter einem stumpfen Winkel an ihn heran (vgl. Fig. 20 ö u. 6). die beiden Hälften des 6. Muskels sind also median 30 R- Streiff, mit dem 5. mir durch den li intern heilern Streifen verbunden. Ventral inseriert die linke Muskelhälfte vor, die rechte zur Seite des Nucleus (Fig-. 21 6). An den 6. ^luskel bzw. an seinen hintern hellen Streifen scliließt sich dorsal fest ein nui- aus einem eben- solchen hellen Streifen bestehender Muskel an, welcher sich seitlich von ihm trennt und über der Xucleuspartie bzw. hinter ihr zur Insertion kommt: es ist der stark reduzierte 1. Cloakenmuskel. Zunächst hatte ich diesen Muskel übersehen und glaubte schon, daß er hier völlig fehle. Erst bei genauerer Untersuchung konnte ich ihn als ein sehr schmales, schwach lichtbrechendes Bändchen fest- stellen. Wie ich bereits mitteilte, fehlt der Muskel bei den Oligo- myariern, bis auf eine Ausnahme; es war daher von besonderem Interesse, auch hier die starke Reduktion zu konstatieren. Die gemeinsamen myologischen Merkmale der untersuchten Poly- myarier sind die folgenden: Solitäre Form: Der Segelmuskel ist dorsal einteilig, ventral zweiteilig (bei S. maxima sol. einteilig). Der Lippenmuskel ist dorsal zweiteilig, ventral einteilig mit kurzem Muskel h 2 und sekundärem Zügelstück. Der Bogenmuskel ist vom kleinen Längsmuskel c getrennt. Ivürpermuskeln sind 8 (oder mehr) vorhanden. Die beiden ersten Cloakenmuskeln sind einfach, der 3. nach dem rohrförmigen Cloakentypus gestaltet (mit beginnender Differenzierung bei S. fusiformis und inmctaia). Gregate Form: Der Segelmuskel ist dorsal einfach, ventral zweiteilig. Der Lippen- muskel dorsal zweiteilig, ventral einfach, mit einfachem Zügelstück. Der Bogenmuskel ist vom Längsmuskel c getrennt, er liegt als äußerster Muskel den beiden andern Mundmuskeln auf. Körper- muskeln sind 6 vorhanden, die 4 ersten bilden eine Gruppe, die 2 letzten bilden zusammen mit dem 1. Cloakenmuskel eine Gruppe. Der 1. Cloakenmuskel ist nur ventral selbständig, der 2. ist einfach, der 3. nach dem rohrförmigen Cloakentypus gestaltet. Als unzweifelhaft in diese Gruppe gehörig betrachte ich außer der erwähnten Salpa cißindrica (vgl. Apsteix. Teaustedt) Saljja fusiformis rar. ccMnntcL Salpa amhoinensis und Salpa asymmeirica. Nach den Abbildungen von Apsteix scheint mir darüber keine weitere Diskussion notwendig zu sein. Ferner bin ich geneigt hier- her zu zälilen Salpa liexagona, Salpa picteti und Salpa tilesii. Der über die Miiskulatur der Salpen. 31 völlige Nachweis kann natüiiicli erst durch die l'ntei'.suchiino- oe- bracht werden, doch spricht manches, was man aus den Abbildungen erkennen kann, dafür, l^ei den solitären Formen ist es vor allem die große Zahl der Körpermuskeln und die rohrförmige Cloaken- öffnung-. was auf eine Zug'ehörigkeit zu den Polymj'ariern hinweist. S. amboinensis sol. hat schon 1 oeler 2 Muskeln mehr als S. maxinia, bei S. picteti erreicht die Zahl ein ]\raximum. Ich erwähnte schon bei der Beschreibung- von S. ma.iima. daß sich manchmal ein Muskel verdoppelt und daß dann die beiden Muskeln durch Anastomosen verbunden sind. Es ist genau dasselbe Bild, wie wir es bei S. amhoinensis und pidcii linden, wo ebenfalls oft viele Muskeln miteinander durch Anastomosen verbunden sind. Auch die Mund- muskulatur scheint, soweit sie bei Apstein eing'ezeichnet ist, mit der von Salim maxima übereinzustimmen. S. Hlesii hat ein ganz eigenartiges Mu.skelbild. einmal deswegen, weil die Muskeln mehrfach unterbrochen sind, dann auch, weil sie so schmal sind. Doch ist ihre Zahl sehr groß. In der Form des Hinterendes ähnelt diese Salpe der S. imncUda: die Form der Cloaken- öffnung läßt sich auf die von S. pnnctata zurückführen, denn schon dort bogen sich die beiden Seitenränder des Cloaken- rohres recht weit seitlich vor, besonders die Spitzen. Denkt man sich diese Seitenränder verlängert, so kommt man zu den beiden Fortsätzen der S. tilesii. im übrigen hat sie den ausgesprochenen rohrförmigen Cloakentypus. Das letztere gilt auch für S. hexagona sol. Diese Form erinnert wieder durch die sehr breiten Muskel- bänder und die oft verschwindend schmalen Intermuscularräume an 5. pundata. Die Zahl der Muskeln stimmt auch vielleicht überein, doch läßt sich das nicht genau feststellen. Die gregate Form von SciJpa hexagona zeigt in charakteristischer Weise die bekannten 2 Muskelgruppen zu 4 bzw. 2 Ivörpermuskeln. Der 1. Cloaken- muskel ist bei Apsteix leider nicht angegeben. Bei der gregaten Form der S. tilesn sind die Körpermuskeln auch in 2 Gruppen an- geordnet. Nach der Lage des Embryos zu urteilen ist der Muskel, welchen Apsteix als 4. angibt, der 1. ]\Iuskel der 2. hintern Gruppe, der von dem 2. Muskel dieser Gruppe sehr weit entfernt ist. den 6. Muskel (Apsteix) halte ich daher für den 1. Cloakenmuskel, welcher hier nur in der Mitte mit dem letzten Körpermuskel verbunden wäre und sich recht bald seitlich von ihm trennen würde. Zur 1. Gruppe würden in diesem Falle nur 3 Muskeln gehören, was übrigens auch bei S. cißmdrica. deren Zugehörigkeit zu den Poly- 32 R- Streiff, myariein außer Zweifel steht, der Fall ist. Diese beiden Salpen maclieu damit eine Ausnahme von der für die gre;saten Formen der Polymyarier aufg'estellten Yierzahl in der 1. Gruppe der Kürper- muskeln. Höchstwahrscheinlich gehört auch S. magalhauica in diese Gruppe, doch möchte ich mich nicht näher dazu äußern, da ich die Muskulatur nach den Abbildungen niclit sicher bestimmen kann. Nach dem LAiiiLLE'schen System müßten S. hexagomi, tilesil und magalhanica dem Untergenus Jasis (mit S. sonaria zusammen) zu- gezälilt werden. Ich halte das, abgesehen von andern Gründen, schon deshalb für ausgeschlossen, weil sie alle in beiden Formen eine rohrförmige Cloakenöffnung besitzen. 2. Gruppe: Oligomyarier. Salpa cotifoederata sol. (Fig. 23.) Wie bereits in der Einleitung bemerkt wurde, ist diese Salpe die einzige unter den Oligomyariern. welche eine rohrförmige Cloaken- öffnung besitzt, w^ährend alle andern, auch ihre gregate Form, sich durch eine w^ohlausgebildete Verschlußeinrichtung der Cloakenöfthung, eine Klappe, auszeichnen. Mir standen 2 Exemplare zur Verfügung. Bei dem einen konnte man am dorsalen Rand des Cloakenrohres ein eingeklapptes Segel beobachten, ähnlich wie es bei den Klappen vorkommt, beim andern fehlte diese Bildung; ich möchte daher nicht entscheiden, ob es sich beim ersten um eine normale Bildung handelte oder ob sie vielleicht durch die Konservierung entstanden Avar. Wie aber schon erwähnt, zeigt die Muskulatur der Cloaken- öffnung unbedingte Anklänge an den Klappentypus, so daß diese Form durch die Vermischung beider Typen sehr schön als Über- gangsform gelten kann. Die Gestalt dieser Salpe ist sehr ungewöhnlich. Durch die starke bauchige Auswölbung ventral in der vordem Hälfte des Körpers, welche bei altern Embryonen genau in derselben Weise ausgebildet ist wie beim erwachsenen Tier, hat sie etwas Un- geschicktes an sich; die im Vergleich zur Körpermasse gering und nur dorsal entwickelte Muskulatur erweckt die Vorstellung, daß sich das Tier nur mit Mühe bewegen kann, was in der Tat der Fall ist. Die Bewegung hat etwas sehr Schwerfälliges. Die Oberlippe hat wie bei den Cyclosalpen kein eingeklapptes über die Muskulatur der Salpeii. 33 Segel wälirend die Unterlippe, wie gewöhnlich, ein breites Segel besitzt. Die Cloakenölfnung ragt weit über den Nucleus hinweg. Die Mundmusknlatur, welche mit der von mir abgebildeten ]\rnndnuiskulatnr der gregaten Form (Fig. 23) übereinstimmt, unter- scheidet sich in mehrfacher Hinsiclit von der der beschriebenen Sali)en-Arten. Der Segelmuskel liegt wie dort ganz nach außen. Sein Zügelstück ist schmal, ebenso der dorsale Abschnitt, welcher nicht umlaufend ist, sondern ein gutes Stück vor der Medianlinie in eine Spitze ausläuft. Der untere Abschnitt, Muskel a, ist nur wenig breiter. Der Form nach stimmt dieser Muskel nur mit der- jenigen überein. wie wir sie für die solitäre Form von Salpa niaxima beschrieben haben, während er bei allen andern Arten doi)i)elt war. Der Lippenmuskel dieser Salpe und, wie wir sehen werden, auch der andern Oligomj'arier zeichnet sich durch zwei Eigentümlichkeiten aus. Erstens ist der dorsale Abschnitt immer einfach, es existieren nicht, wie wir es bis jetzt kennen gelernt haben, die Muskel Bl und B 2, sondern lediglich ein Muskel B, welcher sich den andern Mundmuskeln gegenüber durch seine recht bedeutende Breite aus- zeichnet. Zweitens ist im Gegensatz dazu und zu den beschriebenen Salpen der ventrale Abschnitt hier doppelt. Der Muskel B ver- längert sich seitlich zu einem Zügelstück, welches nach innen vom Zügelstück des Segelmuskels liegt. Im Mundwinkel geht von der vordem Seite des IMuskels B der proximale Teilmuskel des ventralen Abschnittes, Muskel h 2, ab. Der distale Teilmuskel h 1, der dem Segelrande bzw. dem Muskel a zunächst gelegene, ist hier ganz selbständig, er läuft im Mundwinkel an der Außenseite vor Muskel B vorüber und verlängert sich in ein eignes Zügelstück, welches zwischen dem Zügelstück des Segelmuskels und dem beschriebenen des Muskels B liegt. Es läßt sich bei dieser Gelegenheit die Frage stellen, ob dieser Muskel nicht ebensogut ein abgetrennter Ast des Segelmuskels sein könnte, so daß wir dann in Übereinstimmung mit den meisten Polymyariern und den C'yclosalpen einen doppelten ventralen Abschnitt dieses Muskels hätten. Dagegen lassen sich aber gewichtige Gründe anführen. Erstens ist eine vollständige Trennung der beiden Teilmuskeln des ventralen Abschnittes des Segelmuskels, wo solche bei den beschriebenen Salpen vorkommen, nie vorhanden, der Abschnitt zerfällt erst immer distalwärts vom gemeinsamen Zügelstück und vom Mundwinkel, auf dem untern Segel in seine beiden Teile, andrerseits haben wir bereits ein Bei- spiel für die völlige Abtrennung des ventralen Abschnittes des Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 3 34 R- Streiff, Lippenmuskels in dem Verhalten bei der solitären Form von Cydo- salpa virgula. Zweitens läßt sich in der Reihe der Salpen unbeding't eine allmähliche Reduktion des Segelmuskels erkennen, wie wir noch weiter sehen werden, wofür wir auch schon bei Salpu maxima sol. ein Beispiel hatten; dort bestand ebenfalls nur eine Einteiligkeit des ventralen Segelmuskelabschnittes, eine Eigenschaft, w^elche wir als eine progressive bezeichnen müssen, wenn wir die Oligomyarier als die liöchstentwickelten Formen ansehen. Ich gehe darauf noch später ein. Drittens würde sich das Verhalten des Lippenmuskels mit dem der andern 01igom3'arier decken, wenn wir den in Rede stehenden Muskel ihm zuzählen. Namentlich der von der Vorder- seite des Muskels B abgehende Muskel h2 ist charakteristisch für die Oligomyarier. Zu bemerken ist noch, daß sich das Zügelstück des Muskels B bei der solitären Form in 2 Aste teilt und nicht einfach bleibt, wie es auf der Abbildung von der gregaten Form zu sehen ist. Auf diese Weise liegen 4 kleine Muskelenden über- einander. Der Bogenmuskel reicht nach unten zu nui- bis an den Mund- winkel, er hört unter den Zügelstücken auf. Er ist seiner ganzen Länge nach gespalten in einen vordem und einen hintern Muskel, welche nur durch den Flimmerbogen voneinander getrennt sind. Dei" vordere beschreibt einen Bogen medianwärts und nach vorn und geht direkt in den kleinen Längsmuskel C über, welcher seiner- seits bis an den Muskel B heranreicht. Der direkte Zusammenhang dieser beiden Muskeln kommt, wie beschrieben wurde, stets bei den Cyclosalpen vor, sonst findet er sich außer bei dieser Salpe nicht; hier fehlt die gemeinsame nach hinten verlaufende AY^irzel beider Muskeln. Der hintere Teilmuskel des Bogenmuskels reiclit nur bis zur Umbiegungsstelle des vordem. Die wichtigsten Merkmale der Cloakenmuskulatur der Oligo- myarier im allgemeinen bestehen in einer bis zum völligen Schwunde gehenden Reduktion des l. Cloakenmuskels und in einer Reduktion der Zalil der Teilmuskeln des 3. Während wir schon bei den gregaten Formen der Polymyarier im allgemeinen den 1. Cloaken- muskel gegenüber dem der Cyclosalpen als bedeutend reduziert gefunden haben, so war er besonders bei Salpa punctata am schwächsten ausgebildet und bestand nur aus einem schmalen Bändchen. Salpa punctata stellt in dieser Beziehung eine Ubergangs- form in dem einen Lager vor, während S. confoederata unbedingt als solche im andern gelten kann. Beim erwachsenen solitären Tier über die Muskulatur der Salpen. 35 ist der 1. Cloakenmuskel überhaupt nicht mehr vorhanden, dagegen konnte ich ihn bei kleinen, ungefähr 1 cm langen, in der Form aber schon völlig ausgebildeten Embryonen, welche in FLEMMiNG'scher Lösung konserviert waren, auf Flächenpräparaten deutlich nach- weisen. In der Abbildung (Fig. 22), welche die Muskulatur eines erwachsenen Individuums darstellt, habe ich die nur beim Embryo vorhandenen Muskelelemente mit punktierten Linien hineingezeichnet. Der 4. Körpermuskel verlängert sich beim Embryo ventralwärts und teilt sich wie der 6. bei den gregaten Polymyariern in einen vordem und einen hintern Ast. Der vordere, der eigentliche, verlängerte 4. Körpermuskel ist sehr schwach ausgebildet und schmal, er wendet sich gegen den Nucleus, an dessen Seite er zur Insertion gelangt. Der hintere Ast. der 1, Cloakenmuskel, geht in der ventralen Mittellinie hinter dem Nucleus direkt in den symmetrischen Muskel über. Beim erwachsenen Tier fehlt, wie aus den punktierten Linien hervorgeht, der ganze untere sich teilende Abschnitt des 4. Körpermuskels. Ebenso fehlt liier eine seitliche Verbindung zwischen dem dorsalen und ventralen Abschnitt des 2. Cloakenmuskels, welche beim Embryo vorhanden ist und damit keinen Zweifel aufkommen läßt, daß die Teile zueinander gehören. Vom dorsalen Abschnitt geht von der obern hintern Seite ein kurzes Muskelendchen (y 2) ab, in welchem wir vielleicht ein Kudiment eines 2. schmälern Teilmuskels des ventralen Abschnittes sehen können, wie wir ihn auch bei S. imndata sol. vorfanden. Beim Embryo verlängert sich der obere Abschnitt direkt in den untern, welcher seitlich dem Hinterrande des 1, Cloakenmuskels eng anliegt und ventral ohne Unterbrechung in den symmetrischen Muskel übergeht. Der o. Cloakenmuskel ist recht kompliziert und infolge von Unterbrechungen seiner Teile auch nicht ohne weiteres verständlich. Sein oberer dorsaler Abschnitt zerfällt in 3 Teilmuskeln, welche ich liier wie bei den andern Oligo- myariern mit sl, z2 und s3 bezeichnen werde. Der Muskel 2I bildet einen Halbkreis, welcher sich weit nach vorn vor den 2. Cloakenmuskel erstreckt. Ein Stück weit ist er unterbrochen — die beiden Enden liegen nicht in derselben Linie, sondern sind etwas gegeneinander verschoben — und geht dann sich gabelnd in den gemeinsamen Stamm der dorsalen Teilmiiskeln über. Der Muskel s 2 teilt sich in der Medianlinie, die beiden Enden biegen rechtwinklig nach vorn ab und verlängern sich dicht nebeneinander laufend ein Stück weit in der Richtung nach vorn. Der Musksl z 3 zeigt keine Besonderheiten. Die 3 Muskeln vereinigen sich zu einem gemein- 3* 36 R- Streiff, Samen Stamm, welcher schräg- nach nnten und vorn verläuft, eine Strecke weit unterbrochen ist und sich schließlich seinerseits mit dem 1. sehr breiten Teilmuskel des ventralen Muskelabschnittes zu einem gemeinsamen Zügelstück vereinigt, welches an der Außen- seite des 2. Cloakenmuskels auf diesem zur Insertion gelangt. Der Verlauf des Zügelstücks an der Außenseite des 2. Cloakenmuskels ist charakteristisch für alle Oligomyarier, im Gegensatz zu den Cj^closalpen und den Polj^myariern, wo das Zügelstück, wie beschrieben wurde, immer an der Innenseite des 2. Muskels verläuft. Diese Tat- sache ist insofern interessant, als sich der distalste Muskel der Cloaken Öffnung dem proximalen gegenüber bei den Oligomyariern ebenso verhält wie die gleichen Muskel der Mundüffnung, wie denn auch durch die x\usbildung des Klappenapparats bei den Oligo- myariern die beiden Körperöifnungen einen deutlich analogen Auf- bau zeigen. Die folgenden ventralen Teilmuskeln sind sehr schmal, der 2. ist auf die ventrale Mittelpartie beschränkt, er erreicht nicht den dorsalen Abschnitt. Die beiden folgenden Teilmuskeln treten an die dorsalen an der Stelle, wo diese zur Bildung des gemein- samen Stammes, des dorsalen Abschnitts des Zügelstückes, zu- sammentreten, im Winkel der Cloakenöflfnung. Der distalste ist mit dem Muskel s3 durch eine Anastomose verbunden. Das Verhalten des 3. Cloakenmuskels bei dieser Form ist noch nicht in allen Punkten das typische für die Oligomyarier, doch läßt es sich darauf mit Leichtigkeit zurückführen. Streichen wir den 1. breiten Teilmuskel des ventralen Abschnitts sowie den 2. redu- zierten und die Anastomose zwischen den distalsten, so bleiben die Teile übrig, welche den Grundbestand des 3. Cloakenmuskels bei den Oligomyariern ausmachen. Dorsal finden sich immer 3 Muskeln, die sich zwar verschieden verhalten können, von denen einer auch sekundär (oder primär?) seinerseits in mehrere Teilmuskelchen zer- fallen kann, ventral finden sich dagegen immer 2 Teilmuskeln. Die große Zahl der Teilmuskeln, wie wir sie bei den Cyclosalpen und Polym3^ariern fanden, ist stark reduziert, vor allem ist die Zahl hier bestimmt geworden. Die Körpermuskulatur besteht aus 4 Muskeln, von denen je 2, wie bekannt, so angeordnet sind, daß sie den Buchstaben X bilden, eine Eigentümlichkeit beider Formen dieser Salpen. welche beim Bestimmen das schnellste und sicherste Unterscheidungsmerkmal ab- gibt. Die Muskeln reichen seitlich sehr wenig weit, sie sind eigent- lich nur auf ein schmales dorsales Feld beschiänkt. Auch sind sie über die Mi;skulatur der Salpen. 37 relativ schmal, die Muskelmasse ist im Verhältnis zur Körpermasse sehr gering- entwickelt: hierin wie in der unförmlichen Gestalt unterscheidet sich diese Salpe von allen andern, sehr wesentlich auch von denen, mit welchen ich sie auf Grund anderer wichtiger Übereinstimmung in den Eigenschaften zur Gruppe der Oligomyarier vereinio-t habe. Scilpa confoederata greg. (Fig. 23—25.) Die Oberlippe hat, wde bei der solitären Form, kein eingeklapptes Segel. Die dorsal gelegene Kloaken ötfnung zeigt unverkennbar den Typus einer Klappe, wie er für die Oligomyarier charakte- ristisch ist. Die Form der Klappe (Fig. 25 Kl) ist die eines Trapezes, dessen Basis distal wärts gerichtet ist und den Eand der Klappe bildet. Die andern 3 Seiten sind vom Körper durch flache konkave Falten {IccF) getrennt. In der Mitte des Trapezes, das gegen die Körperlängsachse ein wenig geneigt ist, verläuft eine konvexe Falte (mcvF). Ein eingeklapptes Segel ist an der Klappe nicht vorhanden. Die Bewegung dieser Klappe geschieht folgendermaßen : bei der Verengung des Körpers durch die Kontraktion der Körper- muskulatur vertiefen sich die 3 konkaven Falten, während sich die konvexe Mittelfalte erhebt. Dadurch erhebt sich auch der Rand der Klappe vom untern Rande der Cloakenötfnung, und das Atem- wasser kann durch die entstehende Öffnung ausströmen. Der untere Rand der Cloakenöffnung, welcher durch die obere Partie des den Nucleus umgebenden festern und dickern Mantel gebildet ward, hat ein kurzes Segel, welches aber nicht wie bei der Mundöffnung ein- geklappt ist, sondern gerade nach hinten ausgestreckt ist. Es ent- spricht also durchaus dem ventralen Teil des Cloakenrohres der andern Salpen, nur daß dieser hier stark verkürzt ist; in geringerm Maße w^ar es schon bei S. fusiformis sol. der Fall. Auf dem Segel verläuft der ventrale Abschnitt des letzten Cloakennuiskels. Die Mundmuskulatur habe ich schon bei Besprechung der soli- tären Form erledigt. Ich füge noch hinzu, daß die beiden Teil- muskel des Bogenmuskels nicht die Zügelstücke erreichen, sondern schon über ihnen enden (Fig. 23). Der 1. Cloakenmuskel (Fig. 24) ist bei der gregaten Form auch im erwachsenen Zustande erhalten, doch ist er nicht mit dem letzten Körpermuskel verbunden, sondern endet frei unter ihm. Wir er- 38 ^- Streiff, kennen ihn als 1. Cloakenmuskel in gewohnter Weise daran, daß er hinter dem Nuclens bzw. über ihm zur Insertion kommt, die beiden Enden reichen nicht bis zur ventralen Medianlinie, sondern inserieren mehr seitlich unter den Winkeln der Cloakenoffnung. Der 2. Cloakenmuskel ist nur in der ventralen Körperhälfte ausgebildet, er läuft dem 1. parallel und endet ein Stück weit hinter ihm. Der 3. Cloakenmuskel entspricht ganz dem Tj'pus. wie wir ihn bei der Beschreibung- der solitären Form für die Oligomvarier erwähnt haben. Von einem gemeinsamen Zügelstück, welches hier den 2. und den 1. Cloakenmuskel an der Außenseite kreuzt, gehen dorsal 3 und ventral 2 Teilmuskeln ab. Muskel 2I ist breit, von den andern ist er durch seine mehr proximale Lage ein Stück weit entfernt, wie wir das auch bei der solitären Form gesehen haben. Die beiden andern Teilmuskeln gehen vom Zügelstück zunächst als ein Muskel ab, sie teilen sich über dem Mundwinkel und erreichen nicht die Medianlinie, sondern enden sehr bald in schmale Spitzen ausgezogen. Längs dem Bande der Klappe findet sich median noch ein kleines Muskelchen, welches jedenfalls den Rest des reduzierten medianen Abschnitts vom Muskel 3 3 vorstellt. Die Körpermuskeln sind relativ breiter als bei der solitären Form, sie bilden wie dort zweimal den Buchstaben X. Sehr inter- essant ist eine Notiz von Lahille.M Er gibt an, daß er zuweilen eine Verdoppelung des 1. Körpermuskels gefunden hat. und sagt, daß die Disposition der Körpermuskulatur dann an die von Sal2)a mucronaia greg. erinnert. Ich habe die Verdoppelung nicht be- obachtet. Die Körperform dieser Salpe zeigt in keiner Weise das Unförmliche der solitären Form, sie erinnert namentlich im jugend- lichen Alter an S. mucronaia sol., besonders auch im Profil. Salpa niueroiiata sol. (Fig. 26—28.) Die Mundöftnung liegt terminal. Ober- und Unterlippe haben ein Segel. Das Verhältnis der Lippen zu den Segeln ist hier ein anderes, als wir es bis jetzt kennen gelernt haben. Während bei allen beschriebenen Salpen der Mantel der Lippen direkt in die Segel überging, diese die verlängerten, dünner werdenden Enden der Lippen darstellten, ragt hier der Mantel der Lippen über die 1) 1. über die Muskulatur der Salpeu. 39 Basis der Segel als knorplig fester Mundrand hinaus. Die Basis der Segel liegt schon im Bereich des Mundes, und sie erscheinen den Lippen gegenüber als mehr selbständige Bildungen als bei den andern Salpen (vgl. Fig-. 26). Der Mundrand ist in charakteristischer Weise ausgezackt (vgl. die Abbildung von Brooks ^)), die Lippen, namentlich die Oberlippe, erscheinen aus einzelnen Teilen zusammen- gesetzt. Die Klappe hat ungefähr die Form eines gleichschenkligen Dreiecks, welches mit der Spitze distahvärts gerichtet ist. eine Form (Fig. 28), welche man bei keiner andern Salpe antrifft, jedoch ohne Schwierigkeit aus der von Salpa covfoederata greg. ableiten kann. Denken wir uns, daß die Klappe, wie wir sie bei S. confocderata kennen gelernt haben, nur im Bereich der proximalen Querfurche mit dem Körper in Verbindung geblieben ist, sich dagegen im Ver- lauf der seitlichen Längsfurchen vom Körper losgelöst hat. daß ferner die dort vorhandene Trapezform hier auf dem Kopf steht und zu einem mit der Spitze distahvärts gerichteten gleichschenkligen Dreieck geworden ist, so haben wir die Form der in Rede stehenden Klappe. Das Dreieck ist mit seiner Basis am Körper befestigt, um seine Basis als Achse kann das Auf- und Zuklappen nur in einer Richtung vor sich gehen. Die Klappe besitzt ein Segel, welches seitlich in die segeiförmige Verlängerung des untern Randes der Cloakenöftnung übergeht. Wie bei der Mundöffnung ragt der Rand der Klappe über die Basis des Segels hinaus. Zu beiden Seiten ist die Klappe von 2 spitzen Körperfortsätzen tlankiert. Die Mundmuskulatur dieser Salpe und ihrer gregaten Form, wie wir später sehen werden, bietet zum Teil eigenartige Verhält- nisse, welche sich nicht immer ganz einwandfrei deuten lassen. Der Segelmuskel ist in seinem ventralen Abschnitt doppelt, zeigt somit hierin ein Merkmal des Segelmuskels der Polymyarier und der Cyclosalpen. Ein Unterschied besteht insofern, als der vordere Teil- muskel a 1 sich nicht mit dem andern zu einem gemeinsamen Zügei- stück vereinigt, sondern, ohne überliaupt den Mundwinkel zu er- reichen, frei auf dem Segel seitlich endet. Muskel a2 verlängert sich bis zum Mundwinkel und verbindet sich mit Muskel A zu einem gemeinsamen Zügelstück. Muskel A endet dorsal vor der Mediane wie bei S. confoederata. Der Lippenmuskel ist ganz nach der Art der Oligomyarier gestaltet. Der vordere Teilmuskel des ventralen Abschnitts h 1 ist wie bei Salpa confoederata vollständig von den 1) Brooks, 1. c. (3 Taf.). 40 R- Streiff, andern Muskelteilen getrennt, er verlängert sich seitlich in ein Zügelstück, Avelches so weit nach hinten reicht wie das Zügelstück des Segelmuskels, dessen unterm Rande es eng anliegt. Er ist breiter als die Teilmuskeln des Segelmuskels und als der 2. Teil- muskel des Lippenmuskels. Dieser, Muskel h2, geht im Mundwinkel von der vordem Seite des dorsalen Abschnitts ab. Ich wies schon bei der Besprechung des untern Lippenmuskelabschnitts bei S. con- foedcrata auf die Übereinstimmung hin, welche in dieser Beziehung bei den Oligomyariern vorhanden ist; wir finden hier in der Tat genau dieselbe Beschaffenheit: einen vom dorsalen Abschnitt ge- trennten breitern frei endenden distalen Muskel h 1 und einen von dessen vorderer Seite abgehenden schmälern proximalen Muskel h 2. Auch der Umstand, daß der ventrale Segelmuskel hier seine Zwei- teiligkeit beibehalten hat, ist geeignet, die Bedenken (vgl. oben bei S. confoederata) gegen die Zugehörigkeit des Muskels b 1 zum Lippen- muskel auszuschalten, denn mehr als 2 Teilmuskeln für die ven- tralen Abschnitte der ersten beiden Mundmuskeln finden sich bei keiner der beschriebenen Salpen. Der dorsale Abschnitt des Lippen- muskels, Muskel B, ist fast so breit wie die Körpermuskeln und zerfällt nicht in Teile. Bei oberflächlicher Untersuchung glaubt man, daß Muskel B sich ventralwärts bis in die Nähe des Endostyls fortsetzt, in der Tat endet er aber schon in der Nähe des Zügel- stücks, im Mundwinkel; er läuft in mehrere Zacken aus, welche in die Zacken eines andern Muskels so fest hineingreifen, daß die beiden Muskeln einheitlich erscheinen. Ich halte den untern Muskel für den 1. Teilmuskel des Bogenmuskels, während ich als 2. den von den Autoren als 1. Körpermuskel angeführten betrachte (vgl. Fig. 28 C 2). Die Gründe für eine solche Auffassung sehe ich zu- nächst in dem Verhalten des Bogenmuskels bei der gregaten Form, wo er auch zweiteilig ist, allerdings liegen die beiden Teile dort eng aneinander, die Grenze ist aber zu erkennen, außerdem ist der vordere genau so beschaffen wie bei der solitären Form, d. h. er verbindet sich durch Zacken fest mit dem Muskel B, das obere Ende des 2. dagegen verlängert sich und biegt in der Richtung nach hinten ab (Fig. 29). S. niucroncda würde in der ZAveiteiligkeit des Bogenmuskels mit den andern Oligomyariern übereinstimmen, denn bei S. "onaria ist er auch deutlich zweiteilig, die beiden Teilmuskeln stoßen in der Mitte aneinander, sind aber dorsal und ventral getrennt. Die besondere Eigentümlichkeit der solitären Form von *S'. nmcronato, würde darin bestehen, daß über die Muskulatur der Salpen. 41 die beiden Teilmuskeln des Bog-enmuskels recht weit voneinander getrennt sind. Der 2. Teilmuskel verläuft in seinem obern Ab- schnitt ein Stück weit auf dem Flimmerbog-en, wodurch er sich als Bog-enmuskel bestätigt. Mit seinem dorsalen Ende wendet er sich nach hinten und tritt in die Nähe des 1. Körpermuskels, so daß er den Eindruck macht, als ob er zu den Körpermuskeln gehöre. Eine noch weiter gehende Annäherung liaben wir bei Salpa punctata sol. kennen gelernt, wo der Bogenmuskel sich an den 1. Körpermuskel anlehnte; andere Übereinstimmungen mit dieser Salpe liegen darin, daß der in Rede stehende Teilmuskel ventral nicht unterbrochen ist, ferner, daß er hinter dem Ganglion gelegen ist. Da ich ursprünglich für die topographische Bestimmung- des Bogenmuskels seine Lage vor dem Ganglion und nicht seine Beziehung zum Flimmerbogen an- genommen hatte, so war ich lange im Zweifel, ob der 2, Teilmuskel des Bogenmuskels bei S. mucronata — bei S. punctata sind die Ver- hältnisse unzweideutig — nicht der 1. Körpermuskel sein könnte, der Bügenmuskel daher nur sein 1. kurzer Teilmuskel. Die Lage hinter dem Ganglion kommt aber nicht unbedingt in Betracht, da bei beiden Formen von S. mucronata eine Verschiebung des Ganglions in der Richtung nach vorn eingetreten ist, ebenso bei Salpa zonaria greg.; es liegt ein Stück weit vor dem Punkt, wo die beiden Flimmerbogen in der dorsalen Medianlinie zusammentreft'en, während es bei S. zonaria sol. gerade auf diesem Punkt, bei allen andern Salpen mehr oder w^eniger weit hinter ihm gelegen ist. Erwähnen möchte ich noch eine Abbildung eines Embryos von S. mucronata, welche Salensky^) gibt und die auch in das Lehrbuch von KoRscHELT u. Heider -) übergegangen ist. Die Mund- und Cloakenmuskulatur ist fortgelassen worden, hinter dem Ganglion bilden 3 (s. w. u.) Muskeln die L Gruppe der Körpermuskulatur. Im Text sagt er leider nichts darüber, doch spricht die Figur für die Zugehörigkeit des in Rede stehenden Muskels zur Mundmuskulatur. Die kleinen Längsmuskeln c sind schmale Bändchen, welche sich vorn in 2 kurze Enden gabeln. Der 1. Cloakenmuskel fehlt vollständig, es existiert kein Muskel, welcher in der bekannten Weise hinter dem Nucleus bzw. über ihm inseriert. Einerseits ist die Körpermuskulatur vollständig bestimmt. 1) Salensky, "W., lieber die embryonale Entwicklungsgeschichte der Salpen, in: Z. wiss. Zool., Vol. 27, 1876, tab. 15, fig. 22. 2) Korschelt und Heider, Lehrbuch der vergl. Eutwickelungs- geschichte der Wirbellosen, Spez. Teil, Heft 3, fig. 803. 42 R- Stbeiff, der letzte Körpermuskel endet ventral vor bzw. zu den Seiten des Nucleus, andrerseits sind die beiden andern Cloakenmuskeln. wie wir gleich sehen werden, in allen ihren Teilen eindeutig und außerdem durch die Lage ihres ventralen Abschnitts auf der segel- förmigen Verlängerung des untern Randes der Cloakenfifthung auch topographisch bestimmt. Wir können daher nur annehmen, daß die völlige Reduktion des 1. Cloakenmuskels, ebenso, wie wir es bei ausgewachsenen Individuen von S. confoederata sol. konstatieren konnten, auch hier eingetreten ist. Eine Ersparnis der Muskel- kraft durch die Reduktion des 1. Cloakenmuskels ist in physiologi- scher Hinsicht, wie gesagt, verständlich, da der vorzügliche Yerschluß- apparat, den die (UoakenöfFnung dieser Salpen in der Klappe besitzt, nur relativ geringe Kraft zur Bewegung der Klappe, nicht aber eine krampfartige Muskelwirkung zur Verengerung (und gleich- zeitigem Verschluß) eines zj'lindrischen Rohres, wie es bei den Salpen mit rohrförmiger Cloakenöffnung notwendig ist, braucht. Von großem Interesse wäre der Nachweis einer embryonalen Anlage dieses Muskels, womit die ausgesprochene Auffassung weiter be- gründet werden würde. Der 2. Cloakenmuskel (Fig. 27) ist ein einfacher, dorsal breiter, ventral schmälerer Ringmuskel. Das Zügel- stück des 3. Muskels kreuzt den 2. seitlich an seiner Außenseite. Von dem Zügelstück gehen dorsal 3, ventral 2 Teilmuskeln ab, ganz wie bei S. confoederata greg. Der vorderste der dorsalen Teil- muskeln ist wie dort viel breiter als die beiden andern und liegt viel weiter nach vorn. Die Muskel ^2 und ^5 gehören dem Segel der Klappe an. sie sind beide nicht unterbrochen. Muskel s2 ist einfach, während ^3 sich jederseits vor der Mittellinie seinerseits in 3 Teilbändchen teilt, welche Schleifen bilden, ähnlich, wie wir das schon bei einigen Polymyariern kennen gelernt haben. Die beiden ventralen Teilmuskeln sind einfach, sie gehen zunächst als ein Muskel vom Zügelstück ab, teilen sich aber bald. Die Körpermuskulatur besteht aus 5 Muskeln (vgl. oben Bogen- muskel), von denen die 3 ersten und der 4. und 5. je eine Gruppe bilden. Die ]\Iuskeln sind geschlossene Reifen; nur der 5. ist ventral unterbrochen. In der ventralen Medianlinie stoßen der 3. und 4. Muskel zusammen. über die Muskulatur der Salpeu. 43 Salpa 2}iucronata greg. (Fii>-. 29 u. 30.) Die Muiidötfiuing liegt reclit weit dorsal, die Unterlippe springt vor, doch geht sie direkt in das untere Segel über; weder sie noch die Oberlippe bilden einen über die Segelbasis hinweg reichenden Rand in der Art, wie ich es bei der solitäreu Form beschrieben habe. Die Klappe ist wie bei S. confoederaia greg. gebildet, sie ist nicht sehr scharf abgesetzt und eigentlich nur am lebenden Tier deutlich zu erkennen. Die Mundnuiskulatur (Fig. 29) zeigt Abweichungen gegenüber der der solitären Form, ganz besonders durch das Vorhandensein eines überzähligen dorsalen Muskels, welcher zwischen den Muskeln A und B gelegen ist. Nach den Erfahrungen bei den andern Salpen kann man diesen Muskel nur als vordem Teilmuskel des Lippen- muskels auffassen, womit diese Salpe mehr noch als die solitäre Form, was ihre Mundmuskulatur anbetrifft, eine Vermischung der Charaktere der Polymj'arier (und Cyclosalpen) und Oligomyarier auf- weisen würde. Dieser Teilmuskel B 1 verhält sich aber anders als bei den Polymyariern (und Cyclosalpeni, er ist nicht mit dem hintern Teilmuskel B 2 verbunden, sondern ganz isoliert, seine Ver- längerung im Mundwinkel verläuft an der Innenseite des Zügelstücks des Segelmuskels. Ich konnte bisher nur einen Fall konstatieren, wo ebenfalls eine Trennung der beiden Teilmuskeln vorliegt. Das war an der einen j\rundseite von Cyclosalpa virgida greg. der Fall, wo der Muskel B 1 sich nicht mit B2 verbindet, sondern unabhängig von ihm an sein Zügelstück tritt (vgl. Fig. 6, Muskel B 1 auf der rechten Seite der Zeichnung). Der dorsale Abschnitt des Segel- muskels ist median nicht unterbrochen, ventral verlängert sich auch der 1. Teilmuskel (cf. forma sol.) bis zum gemeinsamen Zügelstück. Der 2. dorsale Teilmuskel des Lippenmuskels entspricht ganz dem ein- teiligen dorsalen Abschnitt des Lippenmuskels der solitären Form, er endet bereits im Mundwinkel und verbindet sich in derselben Art mit dem 1. Teilmuskel des Bogenmuskels. Die beiden Teilmuskeln des ventralen Abschnitts verbinden sich zu einem sehr kurzen Zügel- stück; merkwürdigerweise ist die Verbindung des Muskels 12 mit dem Muskel B verloren gegangen. Den Bogenmuskel habe ich schon bei der solitären Form besprochen. Bemerken möchte ich noch, daß bei manchen Individuen die Trennungslinie zwischen den beiden Teilmuskeln sehr deutlich zu sehen ist, während bei andern die beiden Teile nicht so scharf auseinandergehalten sind. Die beiden 44 R- Streiff, kleinen Läng-smnskeln sind schmal, sie reichen nach vorn über den Mnskel B 2 hinaus. Der 1. Cloakenmuskel fehlt, die beiden andern zeigen in den Winkeln der Cloakenöffnnno- ein asymmetrisches Verhalten (Fig. 30). Hierin, wie auch in der Foi'm des Körpers und in der Anordnung der Haftorgane, zeigt sich die Heteroasymmetrie der Tiere der beiden Kettenseiten. Der 2. Cloakenmuskel unterscheidet sich von dem der solitären Form dadurch, daß er ventral zweiteilig ist; er gleicht darin dem Muskel von S. punctata sol. Links stoßen der dorsale Muskel und die beiden ventralen Teilmuskeln ungefähr einen rechten Winkel bildend zusammen, rechts sind sie nicht vereinigt. Die beiden ventralen Teilmuskeln verlängern sich seitlich und ver- binden sich mit dem vordem ventralen Teilmuskel des 3. Cloaken- muskels zu einem gemeinsamen Zügelstück, welches ein Stück weit über den 5. Kürpermuskel nach vorn liin reicht. Der dorsale Muskel- abschnitt vereinigt sich mit den beiden vordem dorsalen Teilmuskeln des 3. Cloakenmuskels zu einem gemeinsamen Zügelstück. Links treten die beiden letztgenannten Muskeln mit dem 1. ventralen Teilmuskel zu einem Zügelstück zusammen, welches hinter dem letzten Körpermuskel endet. Der 3. dorsale Teilmuskel und der 2. ventrale hängen nicht mit den andern zusammen, sondern stellen den obern bzw. untern Abschnitt eines Ringmuskels vor, welcher längs dem Rande der Cloakenöttnung verläuft. Wenn auch die Zahl der Teilmuskeln des 3. Cloakenmuskels dorsal und ventral mit der Zahl bei der solitären Form übereinstimmt, so zeigen sich in der Disposition doch merkliche Unterschiede. In erster Linie ist die Abtrennung des circulären distalen Muskels zu nennen, ferner die nähere Beziehung der beiden ersten dorsalen Teilmuskeln zu- einander, während bei der solitären Form und bei S. confoederata der 1. Muskel eine mehr isolierte Stellung einnahm und die beiden folgenden topographisch zusammengehörten. Die Abtrennung des distalen circulären Muskels können wir auch recht gut aus dem Verhalten bei S. confoederata sol. ableiten. Wie erwähnt, bestand dort eine Anastomose zwischen den beiden distalsten Teilmuskeln des 3. Cloakenmuskels (Fig. 22 «»«). Denken wir uns nun, daß diese Verbindung erhalten bleibt, dagegen die Verbindung beider Muskeln mit dem Zügelstück {n 1, n2) aufgehoben wird, so ist der Zustand bei *S'. mucronata greg. erreicht. Diese Form leitet in der Anordnung der Teilmuskeln des 3. Cloakenmuskels, wie wir sehen werden, zu den Verhältnissen bei S. zonaria über. über die Muskulatur der Salpeu. 45 In der Zahl der Körpermuskehi stimmen die beiden Formen dieser Salpe überein. auch die Verteilnng- der Muskeln in Gruppen ist dieselbe. Der 5. Muskel ist ganz bedeutend schmäler und kürzer als die vorhergehenden, in der hintern Muskelgruppe kommt die Asymmetrie zum Ausdruck (Fig. 30). Salpa ^onaria sol. (Fig. 31.) Der Körper ist am vordem Ende stark dorsoventral abgeplattet, nach hinten wird er bedeutend höher. Der Xucleus ragt stark hervor. Diese charakteristische Form gleicht im Profil fast der einer kurz- schaftigen Pistole. EscHRiCHT \) gibt in seiner ausführlichen Arbeit über Salpa sonaria sehr gute detaillierte Abbildungen, auch vom Profil.-) Da der Mantel dieser Salpe und ihrer gregaten Form so hart ist wie wohl bei keinei' andern, läßt sie sich vorzüglich konservieren; die altern Beobachter Eschkicht und Pallas-^) (vgl. forma greg.), welche nur in Alkohol konserviertes Material hatten, geben daher Abbildungen, die der Körperform ganz entsprechen. Die Mundöffnung liegt terminal, sie ist ein schmaler wagerechter Spalt, ihr Rand ragt wie bei S. mncronata sol. über die Basis des untern und obern Segels hinaus. Die beiden Segel sind auffallend dünn. Die Klappe der Cloakenöffnung ist dreieckig, der hintere Eand abgerundet (vgl. Fig. 33). Die Spitze des Dreiecks ist aber nicht nach hinten gerichtet wie bei S. mncronata sol., sondern liegt proximal, desgleichen sind die Seitenränder nicht völlig vom Körper losgelöst, sondern nur durch Furchen wie bei S. confoederata greg. von ihm getrennt. In ihrer Beschaffenheit stimmt die Klappe mit der von S. confoederata überein, nur daß hier an Stelle des Trapezes ein Dreieck tritt. Die dort vorhandene mediane konvexe Längs- falte ist hier durch eine Furche ersetzt. Die Mechanik ist dieselbe: bei der Kontraktion der Körpermu^kulatur hebt sich die mediane Furche, die beiden Hälften rücken zusammen, so daß die Klappe die Form eines Giebeldaches annimmt. Das Atemwasser kann durch die klaffende Öttuung austreten. Auf jeder Hälfte der Klappe sitzt 1) EsCHRICHT, 1. c. 2) Der Auffassung der damaligeu Zeit entsprechend hält er die dorsale Seite für die ventrale und umgekehrt. 3) 1. c. 46 R. Streiff, eine dreieckige Platte fester Mantelsubstanz (vgl. Textfig. A), welche nach hinten über die Basis des obern Segels der Cloakenöffnung hinausragt; auf der medianen Furche ist der Mantel äußerst dünn. Die vom obern Segel und von der untern segeiförmigen Verlängerung des Randes gebildete Cloakenöffnung ist relativ recht klein (Fig. 33 punktierte Linie). Die Klappe dieser Salpe und ihrer gregaten Form steht jedenfalls anf der höchsten Stufe der Entwicklung. kTf, Fig. A. Salpa zonaria sol. Querschnitt durch die Klappe. PI die beiden Mautelplatteu. inF mediane Furche. IccF laterale Furchen. Cm Mantel. iT innere Tunica. Im Bau der Mundmuskulatur (Fig. 32, Mundmusk. der greg. Form) nimmt diese Salpe eine ganz gesonderte Stellung ein. Ganz vorn ist jederseits im Mundwinkel ein kurzer Muskel angebracht, "welcher nur wenig auf die dorsale bzw. die ventrale Körperfläche reicht. Die beiden Muskeln sehen wie 2 kleine Klammern aus, die den Mundwinkel einfassen. Eschricht\) nennt diesen Muskel „Boilemuskel"'. Er ist von eigentümlicher histologischer Struktur, welche bedeutend von der der normal funktionierenden Muskeln abweicht, er ist kompakter als die andern Muskeln und beim konservierten Tier dunkler. Es scheint mir keinem Zweifel zu unterliegen, daß wir in diesem Muskel den Rest des degenerierten Segelmuskels vor uns haben. Ich schließe das aus seiner Orien- tierung: er liegt am weitesten nach vorn und an der Außenseite vom 1) ESCHEICHT, 1. c. über die Muskulatur der Salpeu. 47 folgenden Muskel. Denken wir uns die Reduktion des Muskels von der ventralen und dorsalen Mediane (letzteres ist ja bei mehreren Salpen der Fall) ausgehend, so ist von diesem Muskel nur der seitliche Teil, wo sich der dorsale und ventrale Abschnitt zur Bil- dung des Zügelstückes trafen, übrig geblieben. Die Beziehungen zum Segel sind völlig erloschen. Dagegen hat der 2. Muskel, den ich für den Lippenmuskel halte, volle Herrschaft über das Segel erlangt. Eschricht nennt diesen Muskel „Snöi'emuskel". Er be- steht aus einem dorsalen und ventralen, breiten Muskelband, welche längs dem Rande des obern bzw. untern Segels verlaufen. Ihre seitlichen Verlängerungen legen sich mit der Breitseite aneinander und bilden auf diese Weise ein wagerecht (in der frontalen Körper- ebene) verlaufendes Zügelstück, welches sich recht weit nach hinten erstreckt und an der Außenseite des Bogenmuskels endet. Von oben gesehen ist der Muskel halbkreisförmig. Es lassen sich zwei Fälle denken, wie die Beziehungen des Lippenmuskels zum Segel ent- standen sind. Entweder ist das ursprüngliche Segel in Gemeinschaft mit seinem Muskel reduziert worden, und an der Stelle, wo sich der Lippenmuskel befindet, ist durch Faltenbildung ein neues Segel ent- standen, in diesem Falle wäre das Segel von Salpa sonaria dem der andern Salpen nicht homolog, oder, was wahrscheinlicher ist, der Lippen- muskel ist nach vorn gerückt und hat die Funktionen des rückgebildeten Segelmuskels übernommen. Wichtig ist das Verhalten der beiden ersten Mundmuskeln bei der gregaten Form: die beiden beschriebenen Muskeln stimmen ganz überein mit denselben Teilen bei dieser Form, auch der reduzierte Segelmuskel hat dieselbe klammerförmige Ge- staltung. Hinzu kommt aber noch ein schmaler Muskel h 2, welcher von der vordem Seite des dorsalen Abschnitts des Lippenmuskels — in der Zeichnung macht es den Eindruck, als ob er von der hintern Seite käme, doch dreht sich der Muskel in seinem Ver- lauf um seine Längsachse, so daß sich der vordere Rand nach hinten kehrt — auf die Unterlippe bzw. die Basis des Segels ab- geht und damit proximal vom beschriebenen untern Abschnitt ver- läuft. Durch diesen Umstand wird die Homologie des Lippenmuskels mit dem von S. confoederafa und S. mucromda sol. vollständig. Ich bemerke noch einmal, daß die Muskeln B und hl sich im Mund- winkel nur mit der Breitseite aneinanderlegen. Sie bleiben getrennt, wie das bei den genannten Salpen auch der Fall ist. Bei der solitären Form konnte ich den Muskel h2 nicht nachweisen. Da ich nur 2 Exemplare zur Untersuchung hatte, halte ich es für möglich, daß 48 ß- Streiff, er sich noch hin und wieder findet. Bei der gregaten Form macht seine Substanz einen nicht g-anz normalen, lebensfähigen Eindruck, sondern mehr den einer beginnenden Degeneration. Bei S. sonaria liegen die Verhältnisse auch bei der ]\rund(itfnung, da sie einen l)latten engen Spalt vorstellt und ein weiter nach innen ge- legenes Segel besitzt, in mechanischer Beziehung so günstig, daß ein Teil der Muskulatur erspart werden konnte. Der Bogenmuskel besteht aus 2 Teilmuskeln, welche eng aneinander liegen und nur dorsal und ventral divergieren; ihre Breite ist bedeutend. Bei der gregaten Form berühren sich die beiden Teilmuskelu seitlicli nur ein kurzes Stück weit, entfernen sich dagegen dorsal und ventral recht beträchtlich voneinander. Die kleinen Längsmuskeln c, welche wir bei allen andern Salpen gefunden haben, sind weder bei der solitären noch bei der gregaten Form vorhanden. Faßt man sie mit Leuckart als Levatoren der Oberlippe auf, so ist es erklärlich, daß sie hier fehlen, denn die Oberlippe beteiligt sich kaum aktiv an der Öft'nung des Mundes. Während der quere Mundspalt vielleicht höchstens durch die Wirkung des Bogenmuskels zur Ellipse erhöht bzw. seit- lich verkürzt wird, beteiligt sich in erster Linie das Segel bei der Öifnung und Schließung des Mundes. Bei S. mucronata ist der mechanische Apparat ähnlich, wenn auch seine Ausbildung in diesem Sinne noch keine perfekte ist; wie gesagt, sind die Levatoren bei ihr bereits zu sehr schmalen Muskelbänderchen reduziert. Bei allen andern Salpen muß die Oberlippe durch die gut ausgebildeten Levatoren gehoben werden. Es lassen sich hierzu Analogien bei den Fischen finden. Die meisten Fische müssen ihr Maul zum Wassereintritt durch aktive Kieferbewegung öffnen, bei einzelnen aber. z. B. bei einigen Panzer- welsen {Lorkaria etc.), ist das Maul ständig als schmaler Spalt ge- öffnet, der Wassereinfluß wird durch die segeiförmigen Bildungen in der Mundhöhle geregelt. Der 1. Cloakenmuskel (Fig. 31) fehlt vollständig wie bei S. mucronata. Der 2. Muskel, Escheicht's „Lukkemuskel", ist bei beiden Formen dieser Salpe von sehr charakteristischem Bau und unge- wöhnlichem histologischen Aussehen. Seiner Struktur nach gleicht er dem Segelmuskel, er ist auch bei konservierten solitären Indi- viduen ebenso dunkel gefärbt wie jener. Sein dorsales Ende in- seriert bei beiden Formen seitlich auf der Klappe. Es zerfällt in 3 Äste, welche bei der gregaten Form gleichlang sind, bei der solitären Form kann der eine Ast kürzer sein, während die andern über die Muskulatur der Salpen. 49 sich iiocli weiter teilen können. Besser noch läßt sich dieses ge- spaltene Miiskelende ein gezacktes nennen. Bei der solitären Form Avird der Muskel seitlich breiter und endet in einem breiten Zügelstück, von dessen oberer Seite der untere Abschnitt des Muskels abgeht und seinerseits auf der segelartigen Unterlippe verläuft. Seitlich, ein wenig höher, geht noch ein 2. Muskel vom obern Abschnitt ab. Avelcher sehr bald mit dem eben beschriebenen verschmilzt; wir haben also im obern Teil des untern Abschnitts 2 Teilmuskeln, ein Ver- halten, das wir bereits mehrere ]\rale kennen gelernt haben. Der o. rioakenmuskel läßt sich in der Zahl seiner Teilmuskeln auf das Schema zurückführen, w^elches wir für die Oligomj^arier beschrieben haben. Der obere Abschnitt zerfällt zunächst in 3, der untere in 2 Teilmuskeln. Wie bei S. nmcronata greg. bilden der 3. dorsale und der 2. ventrale Teilmuskel den dorsalen bzw. ventralen Halb- ring eines circulären Muskels, welcher längs dem Rand der Cloaken- (•tfnung verläuft. Das Zügelstück, welches sich hier seitlich recht weit nach oben richtet und an der Außenseite des 2. Cloakenmuskels verläuft, geht direkt in den 1. ventralen Teilmuskel über. Die Ab- gangsstelle des 1. dorsalen Teilmuskels liegt verhältnismäßig recht weit ventral. Der Teilmuskel z 1 spaltet sich nun seinerseits in 3 feine Muskelchen, von welchen sich 2 auf der Klappe noch einmal lür eine kurze Strecke spalten. Die Enden der Muskelchen reichen bis an die mediane Längsfurche der Klappe. Der 2. dorsale ist seitlich nicht mit dem Zügelstück verbunden, er endet bereits vor dem Seitenrande der Klappe. In der Mitte ist er unterbrochen, seine Enden biegen nach vorn um und laufen ein Stück weit der medianen Längsfurche parallel. Seitlich verläuft er unter den Teilmuskelchen von z 1. parallel dem Klappenrande. Auch in der Beziehung, daß Muskel zl sich nicht proximalwärts isoliert, sondern z\a z 2 in nähere Lagebeziehungen tritt, gleicht diese Salpe am meisten der gregaten Form von S. mucronata. Die Körpermuskulatur besteht aus 4 sehr breiten, kräftigen und einem 5. schmälern ^luskel. Alle sind dorsal und ventral in der Medianlinie unterbrochen. Zool. Jahrb. XXVII. .\bt. f. Syst. 50 R- Streiff, (Fi^. 32 II. 88.) Diese Kettensalpe ist in der Hinsicht asymmetrisch, als sie nur auf der einen Seite an ihrem Hinterende einen Fortsatz hat. Merkwiirdio-erweise ist jedocii dieser Fortsatz im Gegensatz zu allen andern damit versehenen Salpeii bei den Tieren der rechten und linken Kettenseite auf derselben Körperseite, nämlich auf der rechten, ausgebildet. Die Heteroasymmetrie kommt in dieser Beziehung nicht zum Ausdruck. Ich bin jedoch geneigt, diese Eigenschaft für eine sekundäre zu halten, welche vielleicht durch die Form der Kette, welche den Typus einer solchen mit liegend(Mi Individuen darstellt, bedingt ist. Die Mundöffnung liegt dorsal, wie bei S. mucronata greg., die Segel sind jedoch ganz wie bei der solitären Form ausgebildet, ebenso stimmt der Bau der Klappe der C^loakenöffnung ganz mit dem der solitären Form überein. Die Mundmuskulatur habe ich bereits bei der solitären Form besprochen. Die Cloakenmuskulatur weicht wenig von der der solitären Form ab. Der 1. Cloakenmuskel fehlt auch hier. Der obere Ab- schnitt des 2. entspricht ganz in seiner Form dem der solitären Salpe; wie bemerkt, sind die 8 Zacken des obern Endes gleichlang und gut voneinander geschieden. Der untere Abschnitt zerfällt in 2 schmale Teilmuskeln, welche hier nicht vom breiten Zügelstück bzw. von der Mitte des obern Abschnittes abgehen, sondern zusammen mit dem schmalen Zügelstück des 3. Cloakenmuskels der vor- dem der 8 erwähnten Zacken an der Außenseite anliegen. Die beiden Teilmuskelu bleiben getrennt. Das Zügelstück des 3. Cloaken- muskels setzt sich ventralwärts direkt in den 1. ventralen Teil- muskel fort, seitlich geht von ihm der 1. obere Teilmuskel ab, welcher sich erst kurz vor der medianen Furche in 3 feine an den Furchenrand tretende Muskelchen auflöst. Vor diesen stoßen noch 2 kurze feine Muskelchen an den Furchenrand, welche aber seitlich nicht in Verbindung mit dem Hauptstamm treten. Ein 2. dorsalei- Teilmuskel fehlt hier, dagegen ist der längs dem Kande der Cloaken- öffnung verlaufende circuläre Muskel wie bei der solitären Form beschaffen. Die Körpermuskulatur besteht wie bei der solitären Form aus 5 Muskeln; diese Kettensalpe ist die einzige von allen untersuchten. i'ber die Muskulatur der Salpeu. 51 bei Avelclier die Körpermuskeln alle parallel verlaufen. Nur der 1. ist hier dorsal unterbrochen, während sie ventral alle unterbrochen sind. Vom 5. Muskel spaltet sich ein Teil lateral auf der rechten Köi-perseite ab und verläuft als bedeutend schmälerer Teilmuskel venti-ahvärts. Auf der linken Seite ist das nicht der Fall, doch tindet sich bei genauerer Untersuchung- ventral seitlich vom Nucleus das Rudiment eines solchen Teilmuskels, ein kleines Muskelstückchen (5v 'J'extfig. Kl. welches in seiner Trennung vom Hauptmuskel an das Verhalten des 6. Körpermuskels bei Salpa maximu greg. und fusiformis greg. erinnert (Texttig. E u. G 6v). Es ist möglich, daß sowohl der Teilmuskel auf der rechten Seite als dieses Muskelchen dem 6. Körpermiiskel der genannten Salpen entspricht. In keinem Fall aber haben wir hierin etwa die Überbleibsel eines 1. Cloakenmuskels zu sehen, denn, wäe gesagt, liegen die beiden Elemente zu den Seiten des Nucleus. nicht hinter bzw. über ihm. Die Oligomyarier hängen, wie aus der Beschreibung hervorgeht, durch mannigfache Übergänge miteinander zusamiuen. unterscheiden sich aber im einzelnen in mancher Beziehung recht bedeutend. Eine allgemeine Zusammenfassung ihrer nn'ologischen Merkmale hat daher nicht die durchweg geltende Bedeutung, wie es bei den Cj^closalpen und Polymyariern der Fall war. Von besonderm Interesse ist die weitgehende Übereinstimmung der solitären und der gregaten Form in den Eigenschaften ihrer Muskulatur, insbesondere stimmt auch die Zahl der Körpermuskeln bei beiden Formen völlig überein. Das folgende Schema bezieht sich daher auf beide Formen: Für den Segelmuskel läßt sich allgemein nur sagen, daß er Keduktionserscheinungen zeigt. Der Lippenmuskel ist dorsal ein- teilig, ventral zweiteilig. Der Bogenmuskel ist zweiteilig. Körpei- muskeln sind 5 vorhanden (bzw. 4 bei S. confoederala. bei der gregaten Form ist einmal ein 5. beobachtet worden . vgl. Lahille). Der 1. Cloakenmuskel fehlt. Der 2. ist gewöhnlich einfach oder ventral doppelt. Der 3. zerfällt dorsal in n. ventral in 2 Teilmuskeln. Sein Zügelstück liegt an der Außenseite des 2. Muskels. Typus der ^fuskulatur für die klappenartige Cloakenöffhung. 52 R- Streiff, Als eine S. mucronata sehr nahe verwandte Form wäre liierher S. flafjellifera zu rechnen. Die von Herdmax ^i beschriebene S. nitida, welche nach der Abbildung in ihrer Muskulatur fast völlig- mit derjenigen von S. .sonaria übereinstimmt, so daß man sie fast für dieselbe Art halten könnte, gehört ebenfiills zu den Oligomyariern. Ferner glaube ich hier Salpa henseni einfügen zu müssen. Die gregate Form zeigt in ihrer Körpergestalt eine auffallende Überein- stimmung mit aS'. confocderata greg. Nach den Abbildungen von Apstein -) scheint sie (in beiden Formen) eine Cloakenöffnung nach dem Klappentypus zu besitzen. Die Muskulatur zeigt, soweit sich das beurteilen läßt, Anklänge an Saljoa confoederata, namentlich die der gregaten Form. Es ist eine Gruppe von 2 vordem Körper- nuiskeln, die dorsal in ziemlich großer Ausdehnung verschmolzen sind, und eine Gruppe von 2 hintern Muskeln, deren 2. noch mit dem 1. Cloakenmuskel verbunden ist. vorhanden. Die solitäre Form, welche durch ihre sonderbaren Körperanhänge das Abnorme in der Form von S. confoedenda sol. noch übertriift. hat in der 1. Gruppe der Körpermuskeln 8, in der 2. 2 Muskeln, würde also in dieser Beziehung mit den Oligomyariern völlig übereinstimmen. Es ist mir sehr wahrscheinlich, daß diese Salpe die Reihe der Übergänge in dieser Gruppe vervollständigt. Von den bisher beschriebenen Salpen habe ich noch eine von Herdman^j abgebildete Form. Sal2)a moUis. zu erwähnen, welche Apstein als zweifelhafte Art in seinem A^erzeichnis anführt. Ich halte sie entschieden auch dafür, möglicherweise handelt es sich um ein durch die Konservierung erzeugtes Kunstprodukt. Allgemeiner Teil. Mit den speziellen Untersuchungen glaube ich die Grenzen der 3 Muskelsysteme des Salpenkörpers. ebenso die Homologien der einzelnen Elemente der Muskulaturen der Körperöttnungen und die allgemeine Homologie der als Körpermuskulatur im engern Sinne aufzufassenden Muskelbänder zur Genüge klargelegt zu haben» 1) Herdman, 1. c. 2) 1. c. 3) 1. c. über die Muskulatur der Salpen. 53 Icli rcsiiiniere im Folg-endeii noch einmal kurz das Hauptergebnis : bei allen untersuchten Salpen-Arten läßt sich die Mundmuskulatur bei beiden Formen auf 3 Mnskeln zurückführen ; dasselbe gilt für die Oloakenmuskulatur, hier abgesehen von 2 Fällen, wo nur 2 Cloakenmuskeln vorhanden sind, wo jedoch ein 8. augenschein- lich sekundär der vfilligen Reduktion verfallen ist. Zwischen diesen beiden ^Fuskelsystemen der Körperöifnungen ist die eigentliche Körpermuskulatur eingeschaltet, welche als Gesamtmasse ihrerseits bei den 3 Sali)en-Gruppen homolog ist. im Einzelfall aber in mehr oder weniger Teilmuskeln zerfällt. Vergleichen wir die 3 Salpen-Gruppen untereinander, so ist es nicht zu leugnen, daß sich die CVclosalpen und die Pol^-myarier in der Ausbildung der Muskulatur und der K<)rperöttnungen bedeutend näher stehen als die Polymyarier den Oligomyariern, mit denen sie zum Untergenns Sal^m verbunden sind. Was zunächst die Mundmuskulatur anbetrifft, so ist die Zwei- teiligkeit des ventralen Abschnitts des Segelmuskels ein den Cyclo- salpen und Polymyariern zukommendes Merkmal: bei den Oligo- myariern kommt es nur S. mucronata zu. der vordere Teilmuskel der solitären Form zeigt hier jedoch die Anfänge der Reduktion, .andrerseits verhält sich die solitäre Form . von S. maxima in der Beziehung progressiv, als der ]\Iuskel bei ihr nur einteilig ist. Der Lippenmuskel ist durchweg bei den Cyclosalpen und Polymyariern dorsal zweiteilig, ventral ist er einfach. Für die Oligomyarier ist gerade das Umgekehrte die Regel, nur S. mucronata greg. und S. sonaria sol. machen eine Ausnahme, indem die eine dorsal einen zweiteiligen Lippenmuskel besitzt, die andere ventral einen ein- teiligen. Doch scheint es mir', daß es sich bei S. sonaria um einen sekundären Schwund handelt, da der proximale ventrale Teilmuskel bei sonstiger völlig übereinstimmender Organisation des Lippen- muskels bei der gregaten Form vorhanden ist, jedoch die Zeichen beginnender Reduktion zeigt. Der Bogenmuskel hat in allen 3 Gruppen seine charakteristische Form. Von Interesse ist der Umstand, daß seine Verbindung mit den kleinen Längsmuskeln außer bei den Cyclosalpen noch bei S. con- foederata zu finden ist. Diese Formen stimmen auch darin überein, daß sie die einzigen sind, deren Oberlippe kein eingeklapptes Segel besitzt. Die Körpermuskulatur hat ebenfalls für die 3 Gruppen recht 54 R- Streifp, bestimmte Verhältnisse. Brooks ') sagt, daß es schwer sei. fest- zustellen, welche Zahl der Kür])ermuskeln am meisten charakteristisch für die Salpen sei. Bei der Auflösung' in (ji'uppen lassen sich diese Schwierigkeiten mehr oder wenig-er überwinden. Für die Cyclo- salpen haben wir eine ganz bestimmte Zahl von Muskeln für beide Formen nachgewiesen, für die Polymyarier mit Einschluß der nicht untersuchten Formen lassen sich die Zahlen nicht allgemeingültig festlegen. Doch glaube ich, daß wir die erwähnte Zahl von 'n' 8 Muskeln füi' die solitären Formen und 6 für die gregaten wohl als die Normalzahl aufzufassen haben, ebenso wie wir die Zahl 5 als Norm für beide Formen der Oligomyarier ansehen können. ti'Otz dei- Ausnahmen in beiden Fällen. Denn namentlich die Arten, deren solitäre Formen sich durch eine größere Anzahl von Muskelbändern auszeichnen, wie S. amhoinensis und S. pideti, welche ich den Poly- myariern zugesellt habe, zeigen nach Apsteix ^) eine recht bedeutende Variation in der Zahl der Körpermuskeln: so gibt Apsteix für *S'. p?c/e^i 21— 26 Muskeln, für S. amhoinensis 10 — 13 an. Wie ich schon mitteilte, kommen in dieser Beziehung auch Variationen bei S. maxima vor. Es scheint mir daher in dieser Gruppe die Zahl 8 für die Körpermuskeln doch die ursprüngliche zu sein, wie sie bei *S'. fusiformis und lynnctata regelmäßig auftritt. Das Überschreiten dieser Zahl ist jedenfalls ein sekundäres ^'erhalten, was auch meiner Meinung nach daraus hervorgeht, daß die einzelnen Muskeln, wenn sie in der Überzahl vorhanden sind, manchmal nur unvollkommen voneinander getrennt sind und immer durch Anastomosen zusammen- hängen. Die Sonderstellung, welche S. confoedenda unter den Oligo- myariern durch die Vierzahl ihrer Kürpermuskeln einnimmt, ist jedenfalls nicht von großer Bedeutung: vielleicht handelt es sich auch hier um eine sekundäre Reduktion, um so mehr, als Lahille, wie ich schon mitteilte, einen Fall beobachtet hat, wo in der 1. Grupi)e ein überzähliger Muskel vorhanden war. Außerdem hat S. heuseni, welche ich nach der Beschreibung und Abbildung der andern Autoren für die nächste Verwandte von .S'. confoederata zu halten geneigt bin, nach der Abbildung von A]-steix=^) in der soli- tären Form 5 Körpermuskeln. Die Übereinstimmung der Cyclosalpen und Polymyarier in der 1) Brooks, The genus Salpa (p. 2). 2) ApisTEix, 1. c. (p. 1 u. 26). 3) Apsteix. 1. c (p. 26). über die Muskulatur der Salpeu. 55 Organisation der Cloakenüffnung und ihrer j\Iiiskulatur gegeniiber den Oligorayai-iern ist zur Genüge beschrieben und gewürdigt worden. Wenn die ersten beiden Salpen-Gruppen in den liier unter- suchten Eigenschaften durchaus einander näher stellen als die beiden zum Untergenus Salpa vereinigten Gruppen, so nimmt andrerseits das Subgenus Cijdosalpa den andern Salpen gegenüber eine isolierte Stellung ein. wenn man die Charakteie berücksichtigt, w'elche seinei-- zeit Blainvili.k 1) veranlaßten, dieses Subgenus zu begründen. Hier- hin gehört in erster Linie die Art und Weise, wie sich die gre- gaten Individuen zur Kette verbinden, welche dem Subgenus den Namen verliehen hat. Bekanntlich ist die Kettenform bei den C3'closalpen eine rosettenförmige , während sie bei den andern Salpen eine zweizeilige ist. Dementsprechend finden wir bei den Cyclosalpen nur 1 großes Haftorgan, während bei den andern Salpen deren 8 vorhanden sind. Hier schien eine unüberbrückbare Kluft zu bestehen, welche eine nähere Verwandtschaft der beiden Unter- genera ausschloß. Beooks -) äußert sich zu dieser Frage wie folgt : ,.We know of no species, w^iich stand midway between those of the pinnata group and the ordinary Salpae, and we tlierefore have no l)hylogeuetic evidence, but it seems probable that Salpa pinnata gives US the primitive method, and that originally a Single process joined each salpa on to four others, and that this Single process has been gradually converted into eight separate ones." Mit dieser zu- letzt ausgesprochenen Meinung hat BRüOK^< absolut recht. In der Tat läßt sich ein Übergang finden. Daß es bis jetzt noch nicht geschehen ist, liegt daran, daß merkwürdigerweise die wahre Form der Kette von Cyclosalpa virgida unbekannt geblieben ist. Diese in jeder Beziehung echte Cyclosalpe bildet keine rosettenförmige Kette, sondern eine zweizeilige. Wenngleich sich in der Kettenform einige Unterschiede den andei'u Salpen gegenüber zeigen, so ist sie jedenfalls unbedingt in dieser Beziehung als überleitende Form auf- zufassen. Der Irrtum in bezug auf die Kettenform hat sich seit Vogt's "'j erster Beschreibung dieser Salpe in der Literatur erhalten. Vogt beschreibt die Kette als mit der von S. pinnata übereinstimmend. Ich kann es mir nur so erklären, daß er zufällig eine Kette von nur wenio-en Individuen vor sich hatte, welche, da die Verbinduno- 1) ]. c. 2) 1. c, The genus Salpa. 3) Vogt, 1. c. 56 R. Stkeiff. ventral median dnrch die großen nnpaaren Haftorgane zustande kommt, unter Umständen rosettenförmig aussehen konnte. Apstein ^) hat mehi-facli Bedenken gegen die VoGT'sche Auffassung der Kette geäußert und macht auch in seiner neuesten Arbeit ein Fragezeichen dazu. Er weist mit Eecht darauf hin, daß es nicht verständlich sei, wie sich bei dem kurzen „tornisterföi-migen Anhange" mehrere Tiere um einen Mittelpunkt ordnen könnten, und sagt, es sei eher möglich, daß die Anlieftungsstellen der einzelnen Individuen mit den Seitenteilen zusammenstoßen: in diesem Falle wäre die Kette nicht Stern-, sondern ringförmig. Um diese Verhältnisse zu klären und um andrerseits zu zeigen, daß ^ich auch in dieser Beziehung die Polymyarier sehr gut an die Cyclosalpen anschließen lassen, schalte ich hier eine kurze Untersuchung über die Haftorgane der Salpen ein. Die Haftorgane. Ich beginne mit Cydosalpa virgula. Wie gesagt, ist die Form der Kette eine zweizeilige, d. h. ihre Glieder sind in 2 Eeihen zu beiden Seiten einer idealen Längsachse angeordnet; sie können in großer Anzahl zur Kette vereinigt sein. Schon bei der Betrachtung des Stolos der solitären Form (Textfig. B) kann man sich davon überzeugen, daß selbst die ältesten den distalen Abschnitt bildenden Individuen in ihrer zweizeiligen Anordnung verharren, niemals Str Fig. B. 2 Stoloindividuen von Salpa virgula. Linke Kettenseite. SYr Stolorolir. Em Verbindung' der jungen Salpe mit dem Stolorcihr. Die punktierten Linien auf den Haftorgaiien stellen die Grenzen des Haftorgans eines rechtsseitigen Tieres vor. (Haftorgane vgl. Fig. 8j. 1) 1. c. (p. 3). über die Muskulatur der Salpen. 57 scliiiiiien sich sternföimige kleine Gruppen von jung-en Tieren ab, wie es bei S. pinnata der Fall ist, die Kette gleicht vielmehr ganz dem Verhalten, wie wir es z. B. bei Salpa maxima finden. Auch die freiwerdenden Ketten bestehen normalerweise aus einer großen Zahl von Individuen. Im Museum der Station zu \illeiranche ward eine schön konservierte Kette aufgehoben, welche sich aus un- gefähr 60 Individuen zusammensetzt, doch glaube ich, daß es unter Umständen mehr Individuen sein können, wie bei Salpa maxima. Bei äußerer Betrachtung fällt ein Unterschied den andern Salpen gegenüber auf: die Längsachse der Kette ist keine gerade Linie, sondern eine langgezogene Spirale, w^elche an den die Ein- geweide enthaltenden Fortsätzen zu erkennen ist. Diese bei kon- servierten Tieren opaken Fortsätze der Individuen beider Ketten- seiten lehnen sich aneinander bzw. mit ihren Spitzen auf die Basen der tblgenden und bilden auf diese Weise eine zweizeilige, kork- zieherartig um die Kette verlaufende Linie. Die Entstehung einer solchen Kette kann man sich in der Weise denken, daß immer je 2 weiter folgende Individuen der Kette, welche ursprünglich jeden- falls eine mit stehenden Individuen, wie bei Salpa pinnata, war, ein Stückchen an den vorhergehenden hiuunterrutschen und sich dabei ein w^enig in der Richtung einer Spirale drehen. Die ganze Kette hängt gewissermaßen am obersten Individuenpaar. Das Haftorgan von Salpa virgula hat Apstein ^) der Form nach richtig beschrieben und abgebildet, doch ist er auf die Details nicht eingegangen, da er sonst nicht die Vermutung hätte aussprechen können, daß es sich bei dieser Kette um eine ringförmige handeln könne. Das Haftorgan ist als großes abgeplattet zylinderförmiges Ge- bilde der Mitte der ventralen Seite gleichsam angeklebt. Beim Tier der rechten Kettenseite (vgl. Fig. 8) ist es auf der rechten Seite ein wenig nach vorn, auf der linken ein wenig nach hinten ver- schoben, beim Tier der linken Kettenseite liegen diese Verhältnisse natürlicherweise umgekehrt. Es ist daher nicht senkrecht zur Körper- längsaclise orientiert, sondern ein wenig geneigt. Die beiden End- flächen des Zylinders dienen zur Anheftung an die Individuen der- selben Kettenseite, wie das auf der Textligur zu sehen ist, welche 2 junge noch am Stolorohr hängende Individuen zeigt. Auf der äußern Wölbung des Zjiinders ist rechts und links je ein durch 1) 1. c. (p. 3). 58 ß- Streikf. einen scliwach erhobenen Eand kenntlicher biskuitfönuiger Bezirk vorbanden, von welcliem der reclite zur Verbindung- mit einem eben- falls rechten ebensolchen Bezirk des vorhergehenden Tieres der linken Kettenseite, der linke mit einem solchen des folgenden dient. Auf der Textabbildung habe ich durch 2 punktierte Linien die End- flächen des Haftorgans des gegenüber- und dazwischenliegenden Tieres der rechten Kettenseite angedeutet. Der rechte biskuitförmige Bezirk des 1. und der linke des 2. können gleichzeitig die ent- spreclienden Bezirke des angedeuteten Haftorgans darstellen. Die Verbindung zur Kette geschieht, wie aus dem oben Gesagten hervor- geht, im Prinzip genau in der Weise wie bei den andern Salpen. Die Kette besteht aus alternierenden Individuen, von denen jedes einzelne mit 2 Nachbarn derselben Kettenseite und mit 2 Individuen der andern Kettenseite verbunden ist. Wir können füglich von 4 Haft- organen sprechen, anstatt von einem, denn jede Endfläche des Zj'linders und die beiden biskuitförmigen Bezirke stellen je 1 Haft- organ dar. die aber im gegebenen Falle zu 1 Organ zentralisiert sind. Stellen wir uns nun vor, daß die 4 Haftorgane in je 2 zer- fallen und distalwärts auseinander rücken, so kommen wir zu der typischen Zahl der Haftorgane bei den Salpen, nämlich zu je 2 lateralen und je 2 ventralen auf der rechten und linken Körper- hälfte. Die Biskuitform der ventralen Haftorgane ist bereits eine Andeutung von einer Teilung, und da wir älmliche Formen und eine Einheitlichkeit der lateralen Haftorgane auch bei einigen Poly- myariern finden werden, so ist darin, wie icli glaube, in dieser Frage zweifellos ein Übergang zwischen den Cyclosalpen und Poly- mj^ariern gegeben. Wenn sich nun Cijclomlpa virgula, wie wir sehen werden, den Polymyariern anschließt, so scheint ihr Haftorgan andrerseits mit dem von Cydosalpa immata, welches in seiner charakteristischen Form als flossenförmiger Fortsatz mit ßecht für ein wichtiges Merk- mal dieser Salpe gilt, nur die zentrale Lage, nicht aber die be- schriebenen Anheftungsflächen gemein zu haben. Denn die langen Fortsätze treffen sich in einem Punkt und kleben hier regellos zu- sammen. Betrachtet man aber nicht ausgewachsene Ketten, sondern ganz junge, noch am Stolo befindliche Individuen, so findet man in überraschender Weise den Grundtyp der Verbindung zur Kette für Cijclosalpa virgula und demnach für alle andern Salpen gewissermaßen vorgebildet. Man sieht, daß der fiossenförmige Anhang in einem kleinen würfelförmigen Gebilde endet. Die beiden Seitenflächen des über die Muskulatur der Salpeu. 59 Würfels verbinden sicli mit den Seitenflächen der "Würfel des fol- genden nnd vorliergehenden Tieres derselben Kettenseite, wie das aus der scliematischen Abbildung- zu ersehen ist (Textfig. ('), seine ventrale Fläche dagegen verbindet sich mit den ventralen Flächen von 2 Individuen der andern Kettenseite. Wir können uns die Hildung des Haftorgans von Cyclosalpa virgula aus dem von Cydo- salpa pinnata so vorstellen, daß der Würfel enorm vergrößert, der Flossenfortsatz dagegen völlig reduziert wurde. Fio-. c. 's Schema der Haftorgaiie von Salpa p'mnata beim juugeu Stoloimlividuum. Als nächste Form bespreche ich Salpa ]nmctafa, da sie sich enger an Cifclosalpa virgula anschließt als die andern Polj'myarier. Wie aus der Abbildung der ventralen Seite dieser Form (Fig. 21) zu ersehen ist. besitzt sie lateral zur Verbindung mit den Nachbarn derselben Kettenseite rechts und links eine ungeteilte Haftfläche, welche sich beim Tier der linken Kettenseite links vorn, rechts hinten am Körper befindet. Zur Verbindung mit den Individuen der andern Kettenseite sind ventral 2 biskuitförmige Bezirke durch einen schwach erhobenen Rand abgegrenzt^ welche bedeutend größer sind als bei Cyclosalpa virgula, jedoch in der Form völlig überein- stimmen. Genau also wie bei C. virgula haben wir hier 4 Haft- organe, und ebenso wie dort zeigen die ventralen bereits die An- deutung zur Teilung in je 2. Die Ähnlichkeit zwischen beiden Formen wird noch größer, wenn man die Enden der beiden lateralen Haftorgane miteinander verbindet, wie ich das auf der um- stehenden Textabbildung getan habe (Textfig. D). Wir erhalten dann einen Körper, welcher in der Grundform mit dem Haftorgan von Cyclosalpa virgula übereinstimmt, nur in die Ijänge gezogen und noch mehr gegen die Körperlängsachse verschoben ist. Es ist von großem Interesse, daß diese beiden Formen in der Bildung der Haftorgane einander reclit nahe stehen, zumal sie auch in dem Punkt übereinstimmen, daß bei beiden die Muskulatur stark asj'mmetrisch ist, ein Charakter, welcher entschieden zu den primi- tiven zu stellen ist und jedenfalls mit dem Übergang von der rosettenförmigen Kette in die zweizeilige in Zusammenhang steht. 60 R. Stkeiff, rJ *r Z - // ^l2 Fig. D. Haftorgane vou i>alim punctata. Die Enden der beiden lateralen Haft- org-ane sind durch Linien verbunden. Fig. E. Haftorgane von 8. inaxima. Tier der rechten Kettenseite. i)0 das kleine isolierte Muskelstück des (>. Kürpermuskels. über die Mnskulatnr der Salpen. 61 Ich möchte an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, daß beide Formen, was das zuletzt erwähnte ]\[erkmal I)etrifft, S. rostmta g-leichen. daß die Übereinstimmung;- dieser mit Cydosnlpa virgula darin noch größer ist als mit Salpa punctata. Ebenso interessant ist es aber auch, daß S. punctaia neben diesen primitiven Charakteren auch unverkennbare progressive trägt, z. B. die weitgehende Kück- bildung des 1. Cloakenmuskels. A\'eitei' schließt sich Salpa maximu an, welche in der Regel 8 getrennte langgezogene Haftorgane besitzt, die nicht immer deutlich zu erkennen sind, da die sie umgrenzenden Ränder sich gelegentlich nur wenig über die übi'ige Mantelmasse erheben. Oft kommt es auch vor, daß je 2 Haftorgane zu einem biskuittVirmigen Bezirk zusammentreten, wie ich das auf der Zeichnung wieder- g-egeben habe (Textfig. E). Es können sowohl die lateralen als die ventralen Haftorgane sein. Das Entstehen der Haftorgane dieser Form aus der der vorhergehenden bedarf wohl weiter keiner Erörterung'. Sie besitzt bei gleichzeitigem unverkennbaren Anschluß an die vorig-e zum erstenmal die Haftorgane in der für die andern Salpen charakteristischen Achtzahl. Die Form der Kette ist bei dieser Salpe ebenso wie bei S. imudaia eine mit diagonal stehenden Individuen (Textfig. F). Ich möchte diese alte von Leuckart \) gebrauchte Bezeichnung für einen besondern IVpus den beiden von Apstein '-) aufgestellten Kettentypen gegenüber beibehalten. Apstein unterscheidet Ketten mit stehenden und mit liegenden Individuen. Bei S. maxima sind die Individuen weder senkrecht zur Kettenachse gestellt, noch liegen sie in ihrer Längsachse. Allerdings gibt Apstein für die Definition der Kette mit liegenden Individuen entweder das Liegen in der Längsachse oder eine Stellung in einem spitzen Winkel zu ihr an. Ich halte es jedoch für berechtigt, diese beiden Arten der Orientierung der Kettenindividuen, welche Apstein unter einem Typus vereinigt, zu trennen, da die Unterschiede solcher Ketten in der 'J'at sehr bestimmte sind, wie ein Vergleich der schematischen Abbildungen der Ketten von S. maxima und Salpa fusifonnis (Textfig. H), welche eine typische Kette mit liegenden Individuen besitzt, zeigt. Auch die Disposition der Haftorgane ist für diesen Typus, wie wir gleich sehen werden, eine andere. Bei Salpa fmiformis sind die Haftorgane immer in der Zahl 1) 1. c. 2) 1. c. (p. 3). ()2 K. Streiff, -- rj -^2 Fig. F. Kettenfonn von ü. maxhna. Tiere der rechten Ketteuseite vom Rücken. Fig. H. Kettenform von Salpa fusiformis. Tiere der rechten Kettenseite. von 8, im Vergleich mit denen von S. maxima außerordentlicli kleinen, ellipsoiden Flächen ausgebildet. Sie haben immer einen deutlich gehobenen Rand, leiten dadurch wie auch durch die kleinen Haftflächen zu den Oligomyariern über. Ihre Disposition ist cha- rakteristisch für eine Kette mit liegenden Individuen. Bei einem Tier der linken Kettenseite, wie es die Abbildung zeigt (Textfig. G), über die Mn^ikulatnr der Salpen. 63 jr-—f^ rj-\ Fig-. J. Salpa hiucronata. Kettenforiii. 2 Tiere der linken Kettenseite. Von der Ventralseite. Fig. G. Salpa fnsiformis Gkey. Tier der linken Kettenseite. Haftorgane. rücken die linken lateralen Haftorgane [11 n. J 2) bis fast an die Spitze des lang ausg'ezog'enen vordem Körperfortsatzes, ihnen schließt sich unmittelbar das vordere ventrale Haftorgan {IS] der linken Seite an. während das hintere (7 4) ein kurzes Stück von der Körper- mitte zur Seite des Endostyls gelegen ist. Auf der rechten Körper- seite vollzieht sich die Anordnung in derselben Weise, jedoch in entgegengesetzter Eichtung. zum Körperende hin bzw. auf den hintern Körperfortsatz. ^^'ährend die Polymyarier eine mehr flächen- liafte Ausbildunff ilii'er Haftora-ane aufweisen, tritt uns bei allen 64 R- Streiff, Olig-omvariern ein anderer nur bei ilmen zur Ausbilduno- kommender Typus entg-egen. Die auch hier immer in dei- Achtzalil vurhandenen Haftoro-ane stellen mehr oder weniger weit vorragende Zapfen oder röhrchenförmige Bildungen dar, in welche eine Aussackung der innern Tunica hineinragt. Leuckart \i liat die 8 langen, dünnen Röhrclien gdeichenden. Haftorgane von Salpa mucronata sehr gut be- sclirieben. Er unterscheidet je 2 laterale und 2 ventrale Reihen und gibt völlig den Tatsachen entsprechend an. wie sie zur Ver- bindung mit den seitlichen oder gegenüberliegenden Individuen dienen. Auch ist ihm der Unterschied gegenüber S. maxima und fusiformis aufgefallen. Er nennt die Haftorgane bei diesen Formen ..im höchsten Grade ru'dimentäi". Die Anordnung der Haftorgane ist bei S. nmcromda asymmetrisch (Textfig. J). Bei Linkstieren, auf diese bezieht sich die Abbildung, ist namentlich das vordere ventrale Haftorgan der linken Körperseite weit nach vorn gerückt, außerdem zeichnet sich das hintere laterale (r 2) der rechten Ivörperseite durch seine bedeutendere Größe den andern gegenüber aus; bei manchen Individuen ragt es weit hervor, so daß man es fast für einen Körper- fortsatz halten kann. Bei Individuen der rechten Körperseite liegen diese Verhältnisse umgekehrt, man kann daher bei isolierten Indi- viduen leicht entscheiden, zu welcher Kettenseite das Tier gehört hat. Die Form der Kette ist bei S. mucronata eine mit diagonal stehenden Individuen (vgl. Leuckaet, 1. c. p. lOj. Bei S. confoederafa haben die Haftorgane die Form von kurzen Zapfen (vgl. Fig. 25). Die 4 vordem und die 4 hintern liegen nahezu im gleichen Körperquerschnitt. ein Umstand, welcher mit der Form der Kette als einer typischen mit stehenden Individuen übereinstimmt. Doch lassen sich bei näherer Untersuchung auch hier geringe asymmetrische Verschiebungen bei Tieren der rechten bzw. der linken Kettenseite konstatieren. Bei einem Tier der rechten Kettenseite sind die Haftorgane der rechten Körperseite denen der linken gegenüber ein wenig nach vorn verschoben. Salpa 2onaria zeigt den vollendeten Typus einer Kette mit liegenden Indi- viduen. Dementsprechend ist die Disposition der Haftorgane im Prinzip dieselbe wie bei Salpa fusiformis. nur rücken die 3 vorn, bzw. hinten gelegenen Haftorgane nocli Aveiter nach vorn bzw. hinten und nehmen beim erwachsenen Tier eine genau terminale fS'' 1) 1. C. über die Muskulatur der Salpen. 65 Stellung- ein (Textfig. K). Die Abbildung bezieht sich auf ein Tier der rechten Kettenseite. Es sind in diesem Falle die beiden lateralen und das vordere ventrale Haftorgan der rechten Körper- seite, welche an das vordere Körperende rücken, während die beiden lateralen und das hintere ventrale der linken Körperseite an das hintere Körperende gehen. Die beiden andern ventralen Haftorgane sind in der Mitte des Körpers gelegen, dicht nebeneinander bzw. hintereinander, das rechte mit seiner Spitze nach vorn, das linke nach hinten gekehrt. Geht man von einer Disposition der Haft- organe wie bei Salpa confoedarita aus, so muß man auch für diese Fig. K. Salpa zonaria greg. Tier der rechten Kettenseite. Von der ventralen Kürperseite. Haftorgane. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 6(3 R. Streiff, beiden letztgenannten ventralen Haftorgane bei S. zonaria eine Wanderung annehmen, und zwar für das rechte von hinten nach vorn bis zur Körpermitte, für das linke von vorn nach hinten eben- falls bis zur Körpermitte. Die weiteste "Wanderung füliren die lateralen Haftorgane aus, insbesondere das rechte hintere bzw. das linke vordere, während die ventralen Haftorgane der beiden Körper- seiten jedes um ein gleiches Stück weit nach vorn bzw. nach hinten wandern. Sehr interessant sind die darauf bezüglichen entwicklungs- geschichtlichen Ergebnisse, zu welchen Eschricht i) seinerzeit ge- langt ist. Doch kann ich darauf nicht eingehen, einerseits weil es zu weit führen würde, andrerseits weil die Resultate entschieden auch einer Nachprüfung bedürfen. Soviel möchte ich nur bemerken, daß die Tatsachen des AVanderns der Haftorgane nicht so einfach sind, wie man es sich vergleichend- anatomisch denken könnte, sondern daß es hierbei während der Entwicklung zu komplizierten Gebilden kommt, welche später wieder verschwinden. Je jünger die Ketten sind, desto mehr liegt der vordere bzw. hintere Komplex der Haftorgane relativ seitlich, wo- durch die Zugehörigkeit eines Individuums zu einer bestimmten Kettenseite konstatiert werden kann. Bei erwachsenem Individuum liegt er, wie gesagt, genau terminal; manchmal verschmelzen die beiden lateralen Haftorgane, sie können auch völlig degenerieren; in einem solchen Falle kleben die beiden Kettentiere mit ihrem Mantel zusammen. Die ventralen Haftorgane bleiben immer er- halten. Die Haftorgane selbst sind kurze konische Zapfen, in Avelche deutlich die innere Tunica hineinragt; die eigentlichen Haftflächen sind äußerst klein. Die Kette ist bereits von Chamisso ^) abgebildet, neuerdings hat sie auch Brooks =^) wiedergegeben. Diese Salpe ist, wie gesagt, auch ein Beispiel dafür, daß die Disposition der Haftorgane bei allen Salpen immer in einem be- stimmten Verhältnis zur Kettenform steht. Es ist daher möglich, bei isolierten gregaten Individuen die Kettenform anzugeben. Ich bemerke dies, da man in der Literatur gelegentlich bei weniger bekannten Salpen die Notiz findet, daß die Form der Kette un- bekannt sei. 1) 1. c. 2) Chamisso, De animalibus quibusdam e classe vermium Linnaeana, Fase. I de Salpa, Berolini 1819. 3) Brooks, 1. c (p. 2). über die Muskulatur der Salpen. 67 Aus dieser kurzen t^bersicht gebt hervor, daß im Bau der Haft- organe keine prinzipiellen Unterschiede zwischen den Cyclosalpen und Polymyariern vorhanden sind, daß sich überleitende Formen linden, welche die extreme Beschaffenheit des flossenförmigen Haft- organs bei C. pinnata und die in der Achtzahl vorhandenen Haft- organe bei den meisten andern Salpen verbinden. Andrerseits kann man den Bau der Haftorgane bei den Oligomyariern wohl als einen Typus für sich betrachten. Avelcher unter den Polymyariern zuerst bei S. fusifonnis angedeutet ist. Merkwürdig ist es, daß die innere Tunica in die geschilderten zapfenförmigen Haftorgane bei den Oligomyariern hineinragt; dasselbe ist nur noch bei C. pinnaia der Fall. Streng genommen könnte man nur bei diesen Formen von einem Haftorgan sprechen, da sich nur hier die Körperschichten an seiner Bildung beteiligen. Bei den andern Salpen sind es eigentlich nur Haftflächen, denn sowohl bei Cijdosalpa virgula als auch bei den Polymyariern sind es abgegrenzte, unter Umständen angeschwollene Partien des Cellulosemantels, welche für die Verbindung zur Kette in Betracht kommen. Durch den Umstand, daß die Kettenform bei C. vinjula keine rosettenförmige, sondern eine zweizeilige ist, fällt die wichtige Schranke, welche die Cyclosalpen von den andern Salpen trennte. Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Cyclosalpen und den Polymyariern, welche sich in mehrfacher Hinsicht ergeben haben, gewinnen dadurch an Wert. In diesem Zusammenhang möchte ich noch kurz auf eine Tat- sache aus der Embrj'ologie der Salpen hinweisen. Salenskt ^) hat bekanntlich seinerzeit vom embryologischen Standpunkt aus eine Teilung der Salpen in thecogone und gymnogone vorgenommen (vgl. auch KoEscHELT u. Heidek, 1. c). KoEOTNEFF ") beaustaudet aller- dings die Teilung in dieser scharfen Form, doch scheint sie mir auch nach seinen Untersuchungen nicht ganz dem Tatsächlichen zu widersprechen. Für meine Resultate ist jedenfalls von Interesse, daß die Cyclosalpen und die Polymyarier zu den Thecogonen ge- hören, während unter den Gymnogonen die 3 Formen •') vereinigt 1) Salensky, Neue Untersuchungen über die embryonale Entwicklung der Salpen, Theil 2, in: Mitth. Zool. Station Neapel, Vol. 4, 1883. 2) KoEOTNEFF, Embryologie der Salpa democratica (mucronata), in : Z. wiss. Zool., Vol. 59, 1895. 3) Von Salensky wurden ursprünglich nur Salpa vmcronata und confoederata untersucht und zu dieser Grruppe vereinigt. Nach andern Untersuchungen stimmt jedoch .S. xoitaria mit ihnen überein. (58 li- Streiff, werden, welche ich als Oligomyarier zusammenfasse. Diese Tatsache erschien mir erwähnenswert, obgleich völlige Klarheit in dieser Be- ziehung noch nicht herrscht. Es sind außerdem relativ wenige Salpen embryologisch untersucht worden. Apstein ^) gibt z. B. für S. rostrata. welche ich eventuell als Cyclosalpe in Anspruch nehmen möchte, einen unbedeckten Embryo an, doch vermute ich, daß diese Angabe nur auf einer gelegentlichen Beobachtung, nicht auf einer Verfolgung der ganzen Entwicklung beruht, es ist daher leicht möglich, daß sich der beobachtete Embryo bereits auf einem Stadium befand, wo er sich seiner Faltenliülle entledigt hatte. Wenn alle genannten Gründe für eine recht nahe Verwandt- schaft der Cyclosalpen und der Polymyarier sprechen, so sind andrer- seits die trennenden Merkmale auch auf den Gebieten dieser Unter- suchungen in genügender Deutlichkeit ausgeprägt, um die von alters her bestehende Isolierung der Cyclosalpen zu rechtfertigen. Ich habe auf die gemeinsamen Eigenschaften beider Gi'uppen mit besonderm Nachdruck hingewiesen, um dadurch die Eigentümlich- keiten, welche die Gruppe der Oligomyarier charakterisieren, mit mehr Deutlichkeit hervorzuheben. Ich hoffe, daß das im Laufe der Darstellung gebrachte Material genügende Belege für die Selb- ständigkeit dieser Gruppe bietet. Ich komme nun auf die in der Einleitung gestellte Frage zurück, ob nämlich den beiden von mir als Gruppen der Untergattung Salpa aufgestellten Polymyariern und Oligomyariern nicht etwa der Wert von Untergattungen gleich dem der Untergattung Cijdosalpa zukäme. Auch aus diesem Grunde habe ich die gemeinsamen Eigenschaften der Cyclosalpen und Polymyarier besonders betont. Auf Grund der niedergelegten Eesultate, insbesondere in Erwägung des Umstandes, daß die Merkmale, in denen sich die Cyclosalpen und die Polymyarier gleichen, systematisch ebenso bewertet werden müssen wie die Merk- male, welche die Oligomyarier von diesen beiden Gruppen, im be- sondern von den Polymj-ariern, trennen, daß aber diese Unter- suchungen auf der einen Seite zwischen den Cyclosalpen und Poly- myariern mehr ausgeglichen, auf der andern Seite zwischen den Polymyariern und Oligomyariern eine recht scharfe Scheidung herbei- geführt haben, muß ich die Frage im bejahenden Sinne beantworten, d. h. ich betrachte die 3 Salpen-Gruppen als systematisch gleichwertig. Wie ich jedoch in der Einleitung mitteilte, habe ich von der Auf- 1) 1. c. (p. 3). über die Muskulatur der Salpen. 69 Stellung von 2 neuen Untergattungen abgesehen. Um aus dem Ge- sagten die Konsequenz zu ziehen, möchte ich vorschlagen, für die zukünftige Salpen-Sj^stematik die Cyclosalpen nicht als eine Unter- gattung aufzufassen, sondern sie ebenso als eine Gruppe des Genus Salpa anzusehen wie die Polymyarier und die Oligomyarier. Für die Gruppe würde dann der Name Cyclosalpae bestehen bleiben, die einzelnen Vertreter aber würden Salpa pinnata, virgula etc. genannt werden, wie das sowohl in der altern als auch in der neuern Literatur geschehen ist. Im Folgenden gebe ich noch einmal eine tabellarische Übersicht über alle bekannten Salpen nach meiner systematischen Einteilung unter Berücksichtigung des eben Gesagten. Vor die zweifelhaften Formen setze ich ein Fragezeichen. Es handelt sich dabei eigentlich nur um S. rostrata und S. magalhanica, über deren Stellung ich nur so weit sicher bin. als sie beide Übergangsformen zwischen den Cj'closalpen und Polymyariern sind, wohin sie aber de facto gehören, möchte ich ohne Untersuchung nicht entscheiden. Mit der Zuzählung von S. henseni zu den Oligomyariern glaube ich jedoch nicht fehlzugehen. Genus Salpa I. Gruppe : Cyclosalpae S. pinnata S. virgula S. afßnis S. floridana ? S. rostrata II. Gruppe: Poly my aria '; ? S. magalhanica S. punctata S. maxima S. fnsiforniifi S. fusiformis var. echinata S. cylindrica S. hexagona S. amboinensis S. picteii S. asgmmetrica S. tilesii III. Gruppe: Oligomyariae S. confoederata S. henseni 70 B,- Streiff, S. mucronata S. flageUifera S. zonaria S. nitida. Im Laufe der Darstellung^ habe ich gelegentlich darauf hin- gewiesen bzw. stillschweigend angenommen, daß ich die Oligomyarier als die höchststehenden, die CVclosalpen dagegen als die primitivsten Formen auffasse. Was das letztere betriftt, so finde ich mich darin im Einklang mit Beooks ^), welcher, da das Hauptgewicht unserer Untersuchungen auf verschiedenen Gebieten lag, von andern Ge- sichtspunkten aus als ich zu dieser Auffassung gelangte. Beooks diskutiert sehr eingehend die nahe Verwandtschaft von Salpa pinnaia mit den Pj'rosomen und stützt sich in erster Linie auf die weit- gehende Übereinstimmung in den Tatsachen der Embrj'ologie und der ungeschlechtlichen Fortpflanzung (vgl. 6. Kapitel seiner Mono- graphie, Sektion 4), Als weiteres sehr interessantes Zeugnis für die nahe Verwandtschaft dieser Tunicaten betrachtet er die sog. Lateralorgane von S. pinncäa, welche er auf Grund seiner Beob- achtungen für Leuchtorgane erklärt. Er homologisiert sie mit den Leuchtorganen von Pijrosoma, da sie, abgesehen von der Funktion, nach seiner Aussage auch anatomisch völlig übereinstimmen. Wie bekannt, kommen die Lateralorgane nur den Cjxlosalpen zu, doch auch nicht allen Formen, so fehlen sie z. ß. bei der gregaten Form von Cyclosalpa virgula. Die Gründe für meine Stellungnahme zu dieser Frage waren vorzugsweise physiologischer Natur. Bedenkt man, daß die Salpe mit der Ein- und Ausleitung des Wasserstroms die wichtigsten Lebensfunktionen verbindet, nämlich Bewegung. Atmung und Er- nährung, so ist es wohl berechtigt, wenn man die mehr oder minder vollkommene Ausbildung des dazu dienenden Apparats als Richt- schnur für die Beurteilung einer höliern oder niedern Organisation heranzieht, ohne dabei zu sehr der Einseitigkeit zu verfallen. Ich habe schon darauf hingewiesen, daß die Oligomyarier (abgesehen von Salpa confocderata sol.j in dieser Beziehung auf der höchsten Stufe stehen, insbesondere ist der Apparat bei S. sonaria vorzüglich entwickelt, während die Cyclosalpen und Polymyarier durch das Fehlen eines klappenartigen Verschlusses der Cloakentiffnung zurückstehen, nament- lich zeigt Cyclosalpa pinnata auch in der Beschatfenheit des 3. Cloaken- 1) 1. c. (p. 2). über die Muskulatur der Salpeii. 71 muskels das primitivste Verhalten. Interessant ist es, daß sich im selben Sinne von den Cj'closalpen durch die Polj'myarier zu den Oligomj^ariern eine g-ewisse Tendenz erkennen läßt, die allmälilich zu der Ausbildung- führt, wie wir sie bei den Oligomyariern kennen gelernt haben. Auch darauf habe ich während der Darstellung schon hingewiesen, möchte aber noch an die allmähliche Reduktion des 1. Cloakenmuskels und an die Anklänge an den Klappentypus der Cloakenöffnung bei den Polymyariern (S. fusiformis sol.) erinnern. Ebenso läßt sich in der Ausbildung der Haftorgane derselbe Weg der stetigen Dilferenzierung durch die einzelnen Salpen-Gruppen ver- folgen. Die Polymyarier nehmen auch hier eine Mittelstellung ein, indem sie sich einerseits dem i)rimitiven Verhalten bei den Cyclo- salpen nähern {S. imnckda), andrerseits Vorläufer der spezialisierten Ausbildung bei den Oligomyariern aufweisen {S. fusiformis). Salpa und Boliolnm. Die genaue Feststellung der Zahl der Muskeln der beiden Körperöifnungen bei den Salpen hat eine auffallende Übereinstimmung dieser Verhältnisse mit denen bei dem Genus Boliolnm ergeben. Wie bekannt ist die Zahl der vor dem Ganglion gelegenen Muskeln bei dem Geschlechtstier von Boliohmi o, womit es völlig mit den Salpen übereinstimmt. Bei der ungeschlechtlichen Generation (vgl. Textfig. L) Fig. L. Larve tou Doliolum. Vereinfachte Kopie nach Neumann. n Ganglion. X 1. Cloakenmuskel. N Magen. sind allerdings 4 Muskeln vorhanden, doch liegt hier jedenfalls eine Verdoppelung eines Muskels vor. vielleicht des 3., wie wir das bei den Oligomyariern kennen gelernt haben. Ebenso stimmt die Zahl 72 ^- Streiff, der Cloakenmiiskeln überein, wenn man hier dieselben Kriterien verwendet, wie ich es bei den Salpen getan habe. Besonders deut- lich zeigt die ungeschlechtliche Form, das neunmuskelige Boliolnm, diese Verhältnisse. Ich gebe eine (vereinfachte) Kopie einer Ab- bildung von Neumakn ^ ), welche eine ältere Larve darstellt. Die Muskulatur und die Organe sind alle bereits völlig entwickelt, doch ist der Larvenschwanz noch nicht geschwunden. Sein Vorhanden- sein halte ich aber für besonders instruktiv, da er die 3 hintern Muskeln, welche ich als Cloakenmuskeln betrachte, sehr distinkt von der eigentlichen Körpermuskulatur trennt. Der letzte Körpermuskel liegt wie bei den Salpen zu beiden Seiten des Magens. Von großem Interesse ist auch die Entwicklung dieser 3 Muskeln. Sie werden, wie Neümann angibt, ursprünglich jederseits als eine einheitliche Mesoderm- platte angelegt. Bei der weitern Entwicklung trennt sich zuerst der 1. Cloakenmuskel ab; auf einem spätem Stadium folgt dann die Teilung der übriggebliebenen Mesodermmasse in 2 Muskeln, den 2. und 3. Cloakenmuskel (bzw. den 8. und 9. Muskel). Beim Geschlechts- tier liegen diese Dinge nicht so klar. Bei dem sogenannten Er- nährungstier z. ß. wird der 1. Cloakenmuskel von den beiden andern ventral durch die große Sohle, auf welcher die Entwicklung der eigentlichen Geschlechtstiere erfolgt, getrennt. Doch behält er auch hier unverkennbar seine Lage hinter dem Magen, der letzte Körpermuskel zu seinen Seiten bei. Die Entwicklung zeigt nach Neümann nicht die Zusammengehörigkeit der 3 Cloaken- muskeln in so schöner Weise wie bei der ungeschlechtlichen Form; der 1. Cloakenmuskel wird frühzeitig selbständig, die beiden andern gemeinsam angelegt. Dieses Verhalten entspricht der embrj'onalen Anlage der Mundmuskeln, wo auch nur die beiden distalen Mund- muskeln einheitlich angelegt, der 3., proximale, für sich selbständig gebildet wird. Schaltet man nun diese als Mund- und Cloakenmuskeln ge- deuteten Muskeln aus, so bleiben für die eigentliche Körpermusku- latur nur 2 Muskeln übrig. Der 1. liegt gleich hinter dem Ganglion, der 2., wie gesagt, in der Körperebene, in der sich der Magen be- findet. In der Entwicklung werden sie getrennt angelegt (cf. Neu- mann), unterscheiden sich außerdem zeitlebens dadurch, daß der 1. unter dem Nervensystem, der 2. dagegen über ihm bzw. über den 1) Neumann, Doliolum, in: Wiss. Ergebn. deutsch. Tiefsee-Expedition 1898—99, Vol. 12, Lief. 2, 1906. über die Muskulatur der Salpen. 73 Nerven verläuft. Es scheint mir nun von großem Interesse zu sein, daß bei fast allen g-regaten Salpen (ausgenommen nur S. sonaria) und bei einigen solitären {S. confocderafa, S. mucronata) die Körper- muskulatur in 2 Gruppen angeordnet ist. Es ist möglich, daß die beiden Gruppen mit den entsprechenden Muskeln von Boliolum homolog sind, zumal bei manchen Salpen die Muskeln der einzelnen Gruppen nicht völlig getrennt sind, sondern, wenn auch für kurze Strecken, zusammenhängen, so daß man geneigt ist, sie als Teil- muskeln eines Muskels aufzufassen. Vielleicht bekommen wir in diesen Fragen Aufklärung durch die genaue Entwicklungsgeschichte der Salpenmuskulatur. Es ist hinreichend bekannt, daß über die Verwandtschaft von Salpa und Doliolimi sehr verschieden geurteilt wird. Brooks ^) hat den Widerstreit der Meinungen sehr ausführlich und kritisch be- handelt, ich kann mich daher lediglich auf eine allgemeine Stellung- nahme beschränken. Ich schließe mich auf Grund der oben an- geführten Tatsachen unbedingt dem Standpunkt von Brooks an, welcher in Übereinstimmung mit Herdman eine nahe Verwandtschaft von Salpa und BoUolnm und eine gemeinsame Abstammung an- nimmt. Als hauptsächlichster Vertreter der entgegengesetzten Mei- nung verficht Uljanin ^j einen diphyletischen Ursprung beider Genera. Er stützt sich dabei auf seine entwicklungsgeschichtlichen Befunde, besonders auf das Vorhandensein bzw. Fehlen einer geschwänzten Larve. Ich glaube, daß die weitgehenden Übereinstimmungen zwischen Salpa und Doliohtm, wie ich sie dargelegt habe, sich kaum als Kon- vergenzerscheinungen deuten lassen werden, sondern auf eine gemein- same Urform hinweisen. Andrerseits kann man sich vorstellen, daß diese Urform eine geschwänzte Larve besessen hat, welche sich im Laufe der weitern Entwicklung nur bei Boliolum erhalten hat. Das ist um so wahrscheinlicher, als wir, wie auch Brooks schon betont, im Elaeoblast bei den Salpen ein fragloses Rudiment des Larven- schwanzes haben. Die Frage nach einer Homologie der Muskeln von Salpa und Boliolum mit denen der Ascidien ist von Brooks und Lahille be- rührt worden. Sonderbarerweise stimmen sie beide darin überein, daß sie sich die Muskeln von Salpa und Boliolum aus den oralen 1) 1. c. (p. 2). 2) TJljaxin, Die Arten der Gattung Doliolum im Golfe von Neapel, in: Fauna Flora Golf Neapel, Monographie 10. 74 R- Streiff, und atrialen Sphincteren der Ascidien entstanden denken. Die Körpermuskulatur der Ascidien wird völlig ignoriert. Ich kann mich dieser Meinung nicht anschließen, nehme vielmehr an, daß die 3 Muskelsysteme bei den 3 Tunicaten-Gruppen homolog sind, daß im besondern die Körpermuskulatur von Salpa und Doliolum ihr Homo- logon in der Körpermuskulatur der Ascidien hat. Ein gültiger Nachweis ist weder von den beiden genannten Autoren erbracht worden, noch kann ich selbst einen solchen bringen, doch scheint es mir vom theoretischen Standpunkte aus wenig plausibel, daß man die gutentwickelte Körpermuskulatur der Ascidien bei einer solchen Homologisierung völlig übergehen kann. über die Muskulatur der Salpeu. 75 Nachtrag. Während sich meine Arbeit bereits im Druck befand, erhielt ich durch die Liebenswürdigkeit der Herren Prof. Beauer und Dr. Haet- MEYEE aus dem Material des Berliner Museums je 1 Exemplar der solitären und gregaten Form von SaJpa magalhanica zur Untersuchung. Beiden Herren sage ich auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank. Leider war die Muskulatur der Tiere, die augenscheinlich in FLEMMiNG'scher Lösung konserviert worden waren, recht bröcklig geworden, so daß die feinere Präparation der Mund- und Cloaken- muskeln nicht in jeder Beziehung gelang. Immerhin konnte ich mit Sicherheit feststellen, daß meine Vermutung in betreff der syste- matischen Stellung dieser Salpe richtig gewesen ist. Wenn sich auch in manchen Dingen Abweichungen von den für die Polymyarier angegebenen Merkmalen finden, so weisen andrerseits einige be- sonders charakteristische Merkmale auf eine Zugehörigkeit zu dieser Gruppe hin. Die Mundmuskulatur zeigt bei beiden Formen den unver- kennbaren Polymyarier-Tj'pus. Der Segelmuskel besteht dorsal aus 1, ventral aus 2 — 1 distalen schmälern und 1 proximalen breitern — Teilmuskeln, welche im Mundwinkel zu einem Zügelstück zusammentreten. Bei der gregaten Form i eicht der Muskel nicht bis zur Mediane, sondern läuft früher in eine Spitze aus. Der Lippenmuskel ist bei beiden Formen dorsal und ventral einteilig. Die dorsale Einteiligkeit, die bei den Polymyariern nicht Regel ist, läßt sich in zweifacher Weise erklären: entweder ist der vordere 76 R- Streiff. Teilmnskel völlig- riickgebildet — wie gesagt, ist er bei den meisten Polj'myariern schwach entwickelt — , oder die beiden Teilmiiskeln sind verschmolzen, da der dorsale Lippenmiiskel bei S. magaJhanica bei beiden Formen ungewöhnlich breit ist. Bei der solitären Salpe ist das für die solitären Polymyarier charakteristische durch Um- klai)pung- entstandene Zügelstück vorhanden, ebenso der dem kleinen Muskel 0:2 entsprechende Teil des Lippenmuskels, welcher sich mit der ventralen Hälfte des Bogenmuskels zu einem breiten Muskel- bande verbindet (wae bei S. imndata). Der Bog'enmuskel der solitären Form besitzt eine besondere Bildung", wae ich sie bei keiner andern Salpe g^efunden habe. Kurz vor seinem dorsalen Ende, welches in gewöhnlicher Weise nach hinten gerichtet ist, geht medianw^ärts in der Richtung zur Hypo- physe ein kleiner Muskel ab. Außer diesem Seitenast des Bogen- muskels ist der kleine Längsmuskel wohlausgebildet, er ist ver- hältnismäßig lang, zieht vorn ein kurzes Stück weit über den Lippen- muskel hinweg, hinten über den Seitenast des Bogenmuskels und erstreckt sich ebenso weit nach hinten wie dieser. Geht man von den Verhältnissen aus, wie wir sie bei S. virfjula greg. kennen ge- lernt haben, wo der kleine Längsmuskel c vom Bogenmuskel zu- nächst in der Richtung nach hinten abging und sich dann erst, einen Bogen beschreibend, nach vorn auf den Lippenmuskel zu- wandte, so können wir in dem kleinen Seitenast des Bogenmuskels bei S. magalhanica einen Rest sehen, der an das Verhalten des Bogenmuskels bei den Cyclosalpen, an seine Verbindung mit dem kleinen Längsmuskel, erinnert. Denken war uns den kleinen Längs- muskel bei S. virgula an der Umbiegungsstelle geteilt und die Teilungsenden gerade ausgestreckt, so erhalten wir das Bild bei S. mcKjcdhanica: der mit dem Stammuskel verbundene Teil geht ein wenig nach hinten gerichtet zur ]\Iediane, der andere, in der Richtung nach hinten gerade ausgestreckt, kreuzt diesen ursprünglich mit ihm verbundenen Teil. Bei der gregaten Form ist der Seitenast nicht vorhanden. Ihr Bogenmuskel hat die nur den gregaten Formen der Polymyarier zukommende Lage an der Außenseite der andern beiden Mundmuskeln bzw^ ihrer Zügelstücke. Die Cloakenmuskulatur ist bei beiden Formen nach dem Typus der rohrförmigen Cloakenöftnung gestaltet. Der 1. Cloakenmuskel ist bei der solitären Form mit dem letzten Körpermuskel dorsal bis zur halben Körperhöhe verschmolzen. Bei S. fusiformis sol. und S. punctata sol. lehnt er sich dorsal eng an den letzten Körpermuskel, über die Muskulatur der Salpen. 77 doch eine völlig-e Versclimelzuiig habe ich bei keiner andern solitären Salpe beobachtet. Die beiden untern Enden des in Rede stehenden dorsalen Muskels sind ventral als letzter Körpermuskel bzw. 1. Cloakenrauskel genau bestimmt, indem sich der eine zur Seite des Nucleus wendet, der andere aber hinter ihm verläuft. Bei der gregaten Form ist die Verschmelzung- ebenso vorhanden, doch bildet sie das gewöhnliche und charakteristische Verhalten der gregaten Polymyarier. Dei* 2. Cloakenmuskel ist bei beiden Formen ein ein- facher Ring. Der 3. zerfällt in eine größere Anzahl von Teilmuskeln, die sich dorsal und ventral zu je einem verhältnismäßig langen Zügel- stück vereinigen. Besonders lang sind die Zügelstücke bei der soli- tären Form, sie reichen bis zum vorletzten Körpermuskel. Die Vereinigung der ventralen Teilmuskeln zu einem Zügelstück habe ich bei keiner andern Salpe gefunden. Ein kleiner Muskel « (vgl. S. mcixima und fusifonnis sol.) scheint auch vorhanden zu sein, doch konnte ich das nicht sicher feststellen. Zur Körpermuskulatur gehören bei der solitären Form 7 ]\Iuskeln, die für die Polymyarier beschriebene Normalzahl 8 ist nicht erreicht. Zieht man noch in Betracht, daß der letzte Körpermuskel mit dem 1. Cloakenmuskel dorsal verschmolzen ist, so sind es nur 6 selbständige Muskeln, eine Zahl, die auch aus der ApsTEiN'schen Abbildung her- vorgeht und die mich in erster Linie veranlaßte, im systematischen Verzeichnis am Schlüsse meiner Arbeit ein Fragezeichen vor diese Salpe zu setzen, denn 6 Muskeln haben bekanntlich die Cyclosalpen. Nach der Untersuchung der Salpe und nach der Feststellung des 7. Muskels kann ich diesem Umstände, d. h. dem Fehlen eines Körpermuskels, kein großes Gewicht beilegen, denn 1. sprechen charakteristische Merkmale für die Zugehörigkeit zu den Polj'- myariern, 2. haben wir das Fehlen eines Körpermuskels bei gregaten Formen der Polymyarier schon erwähnt {S. cylindrica). Die gregate Form von S. magalhanica hat ebenfalls einen Körpermuskel zu wenig, es sind nur 5 vorhanden, während die meisten Formen der Polymyarier 6 haben. Auch sie ist trotzdem nach der Dis- position ihrer Körpermuskulatur wie nach den andern Merkmalen ein echter Polymyarier. Die Körpermuskeln der solitären Form sind sehr breit. Die ersten 4 berühren sich dorsal, der 4. und 5. lateral, der 5. und 6. wieder dorsal. Bei der gregaten Form werden von der Körpermuskulatur in üblicher Weise 2 Muskelgruppen gebildet. Zur 1. gehören 3, die 78 ^- Streiff, sich dorsal in der Mediane berühren, zur Bildung der 2. sind, wie bei allen Polj'rayariern , die beiden letzten Körperniuskeln mit dem 1. Cloakenmuskel vereinigt. Lateral stoßen der 3. und 4. Muskel zusammen; auf der linken Seite ist der 1. Muskel mit dem 2. durch eine Anastomose verbunden. Ventral sind der 2., 3. und 4. der linken Seite und der 2. und 3. der rechten alle untereinander durch Anastomosen verbunden. Die Muskulatur ist schwach asymmetrisch. Das Tier besitzt nur einen Körperfortsatz und zwar am hintern Körperende auf der rechten Seite. (Bei einem Tier der andern Kettenseite würde der Fortsatz auf der andern Seite liegen!) Ge- wöhnlich haben die Polymyarier, wie die beschriebenen, an jedem Körpereude einen Fortsatz, doch gibt es auch andere Formen, die wie S. viryula nur einen haben, nie aber erstreckt sich ein Teil der Innern Organe wie bei S. virgula in den Fortsatz hinein. Der Fort- satz ist bei S. magalhanica bedeutend kleiner als bei S. virgula. Um schließlich noch einen typischen Polymyarier-Charakter an- zuführen, sei die Form der Haftorgane erwähnt. Sie sind flächen- haft ausgebildet, der Kand erhebt sich nur äußerst wenig über den sie umgebenden Mantel. Die Disposition scheint ähnlich wie bei S. punctata zu sein, eine genaue Angabe muß ich mir leider ver- sagen, da das mir zur Verfügung stehende Exemplar nicht alle Haft- organe mit der nötigen Deutlichkeit zeigte. über die Miisknlatiir der Salpen. 79 Erkläruua; der Abbildungen. a) Muskeln A doi'saler Abschnitt des Segelmuskels a ventraler Abschnitt des Segelmuskels B dorsaler Abschnitt des Lippenmuskels h ventraler Abschnitt des Lippenmuskels A 1, A 2, B 1, B 2, al etc. für den Fall, daß die Abschnitte dieser Muskeln in Teilmuskeln zerfallen za Zügelstück des Segelmuskels zb Zügelstück des Lippenmuskels C der Bogenmuskel (Gl, C 2 seine Teilmuskeln bei den Oligomyariern) c die kleinen dorsalen Längsmuskeln 1, 2, S etc. 1.. 2. etc. Körpermuskel X 1. Cloakenmuskel y 2. Cloakenmuskel (// 1, >j 2 seine ventralen Teilmuskeln) %y sein Zügelstück z 3. Cloakenmuskel {z 1, z 2, z 3 seine Teilmuskeln) zz sein Zügelstück b) andere Organe An Anus Ax die basale Furche der Klappe (Achse) Bl Blinddarm Cr Herz dmL dorsale Medianlinie E Endostyl El Elaeoblast Fl Fümmerbogen Gl Ganglion H Flimmerorgan 80 R- Streiff, lif Haftorgan K Cloakenöffnung Klp Klappe der Oligomyarier 11,12 die linken lateralen Haftorgane l 3, l 4 die linken ventralen Haftorgane La Lateralorgan der Cyclosalpen IccF die seitlichen Furchen der Klappe M Mundöflfnung M(i Magen mf die mediane Furche der Klappe N Nucleus OL Oberlippe üS oberes .Segel pa vorderer Körperfortsatz der Kettensalpen pp hinterer Körperfortsatz der Kettensalpen r 1, r 2 die rechten lateralen Haftorgane r 3, r 4 die rechten ventralen Haftoi'gane St Stolo lest Hoden UL Unterlippe uS unteres Segel vmL ventrale Medianlinie. Tafel 1. Fig. 1. Cycloscüpa pimiata sol. Cloakenmuskulatur yon der Innen- seite. Fig. 2. CijdosaljM pinnata sol., von der rechten Seite. Fig. 3. Cyciosalpa pinnata greg. Junges, vom Stolo abpräpariertes Individuum. Bei völliger Ausbildung der Muskulatur liegt die Cloaken- öflfnung noch relativ weit dorsal. Der 1. Cloakenmuskel bildet eine natür- liche Abgrenzung des Cloakenrohres gegen den Körper. Das jugendliche Stadium des Tieres dokumentiert sich auch durch die relative Größe des Ganglions. Die Körperöffnungen sind noch durch die den ganzen Körper umgebenden Gallertmassen geschlossen. Fig. 4. Cyciosalpa pinnata greg. Älteres, etwa 2^/2 cm langes Tier aus einer freischwimmenden Kette. Die Cloakenöffnung ist gestreckt und bereits endständig. Bei noch altern Individuen erfolgt noch eine weitere Streckung. Fig. 5. Cyciosalpa virgula sol., von der rechten Seite. Fig. 6. Cyciosalpa virgula greg. Mundmuskulatur eines Individuums der rechten Kettenseite. Von der Außenseite gezeichnet. Fig. 7. Cyciosalpa virgula greg. Individuum der rechten Ketten- seite, von der Dorsalseite. Die Zeichnung ist insofern konstruiert, als der linke Mundwinkel auch hineingezeichnet worden ist, um die Tojjographie der Mundmuskulatur hineinzubringen. Beim Objekt ist der linke Mund- winkel bei dieser Orientierung nicht zu sehen, da er ganz ventralwärts über die Muskulatur der Salpen. 81 verschoben ist. Um das Bild der Muskulatur nicht zu komjilizieren, sind fortgelassen worden: ventral der Lippcnmuskel, dorsal der Segelmuskel, außerdem ihre Vereinigungen und Bildungen im Mundwinkel (vgl. hierzu Fig. 6). Fig. 8. Dasselbe Individuum, von der Ventralseite. Lage des linken Mundwinkels. Hm 1 vorderer Muskel des Haftorgans, If»i 1' hinterer. Fig. 9. iSr(lj)it uia.rima sol. Mundmuskulatur, von der Außenseite. Die beiden Segel sind ausgebreitet. -aI) bezeichnet hier das sekundäre Zügelstück des Lippenmuskels. Fig. 10. Salpa maxinia sol. Cloakenmuskulatur, von der Außenseite. Tafel 2. Fig. n. SaJpa maxima sol., von der rechten Seite. Fs der kleine baumförmige Fortsatz im Innern des Cloakenrohres. Der Segelmuskel ist fortgelassen worden, der Lippenmuskel im Mundwinkel nicht detailliert (vgl. Fig. 9). Fig. 12. Salpa maxima greg. Mundmuskulatur, von der Innenseite. Fig. 13. Salpa maxima greg. Cloakenmuskulatur, von der Innen- seite. Fig. 14. Salpa maxima greg. Individuum der rechten Kettenseite. Der Segelmuskel ist fortgelassen worden, der Lippenmuskel nur teilweise gezeichnet. Die Insertion des 1. Cloakenmuskels ist durch die punktierten Linien angegeben worden. Fig. 15. Salpa fudfonnis sol. Cloakenmuskulatur, von der Außen- seite, a der kleine Muskel (vgl. Text). Fig. 16. Salpa ptoidata sol., von der Dorsalseite. Der Segelmuskel und ein Teil des Lippeumuskels sind fortgelassen, -xbo obere Verlängerung des Zügelstücks des Lippenmuskels, die untere ist bei dieser Ansicht nicht zu sehen. Fig. 17. Salpa piinelata sol. Mundrauskulatur eines eben frei- gewordenen Embryos, von der Außenseite. Die beiden Segel sind aus- gebreitet, zho und zbu obere und untere Verlängerung des Lippeumuskel- zügelstücks. Von beiden ist nur ein kurzes Aufangsstück gezeichnet. Fig. 18. Salpa punctata sol. Cloakenmuskulatur, von der Außenseite. Fig. 19. Salpa jninctata gveg. Cloakenmuskulatur, von der Innenseite. Fig. 20. Salpa pitncfata greg. Individuum der linken Kettenseite, von der Dorsalseite. Der Segelmuskel und ein Teil des Lipjienmuskels sind fortgelassen. Fig. 21. Salpa jnmctata greg. Dasselbe Individuum, von der Ventral- seite. Die Punktierung stellt die Disposition des braunroten Pigments vor, nach welchem die Salpe ihren Namen bekommen hat. Zool. .Tahrb. XXVII. .Abt. f. Svst. 6 82 R- Streiff, über die Muskulatur der Salpen. Tafel 3. Fig. 22. Sf/lpa coufopderata sol. Cloakenmuskulatur, von der Außen- seite. Die punktierten Linien beziehen sich auf das Verhalten beim Embryo. Flg. 23. Salpa confoederaia greg. Mundmuskulatur, von der Innen- seite. Cl und C2 1. und 2. Teilrauskel des Bogenrauskels. Fig. 24. Salx>a confoederaia greg. Cloakenmuskulatur, von der Außen- seite. Fig. 25. Salpa confoederaia greg., von der Dorsalseite. Individuum der rechten Kettenseite. Der Segelmuskel ist fortgelassen worden. Die Klappe ist nach dem lebenden Tier gezeichnet worden. IccF die seitlichen Furchen der Klappen, Ax die basale Furche der Klappe, durch die die Bewegungsachse geht, mcvF die mediane konvexe Falte der Klappe. Fig. 26. Salpa mucronata sol. AEundmuskulatur, von der Innenseite. Der 2. Teilmuskel des Bogenmuskels sowie der kleine Längsmuskel c sind weggelassen worden (vgl. Fig. 28). Fig. 27. Salpa nmcronaia sol. Cloakenöffnung ventralmediau zer- schnitten und ausgebreitet. Muskulatur, von oben (Außenseite). Um das Bild nicht zu komplizieren ist das Segel der Klappe fortgelassen, die Muskel Z 2 und Z o verlaufen in situ auf diesem Segel. Die punktierte Linie bezeichnet den Ansatz des Segels, dz die lateralen Zapfen der Cloakenöffnung. Fig. 28. Salpa macronaia sol., von oben. Sr Ansatz des Segels der Klappe, r/i; die lateralen Zapfen der Cloakenöffnung. Tafel 4. Fig. 29. Salpa viucronata greg. Mundmuskulatur, von der Innen- seite. Der kleine Längsmuskel c ist fortgelassen worden. Fig. 30. Salpa inucronata greg. Cloakenmuskulatur eines Tieres der linken Kettenseite, von oben (Außenseite), zu gemeinsames Zügelstück des 2. und 3. Cloakenmuskels. Fig. 31. Salpa xonaria sol. Muskulatur der Cloakenöffnung, von oben (Außenseite). Rechte Seite der Cloakenöffnung. Kliv Winkel der Cloakenöffnung, S oberes Segel der Cloakenöffnung. Fig. 32. Salpa xonaria greg. Mundmuskulatur, von der Innenseite. Der Bogenmuskel ist fortgelassen worden (vgl. Fig. 33 und Fig. K). Die unterbrochene Linie (lang punktiert) bezeichnet den Segelrand und den Mundwinkel. Fig. 33. Salpcc xonaria greg. Tier der linken Kettenseite, von oben. Die Öffnung der Cloake ist durch die punktierte Ellipse bezeichnet. Der Lippenmuskel ist fortgelassen worden. Nachdruclc verholen. Vbersetzimgsrechl vorbehalten. Zur Kenntnis der Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. N a c li der Sammlung von Dr. Bruno K l a p t o c z im Jahre 1906. Bearbeitet von Dr. Franz Werner in Wien. Mit Tafel 5-6. Wie in bezug auf viele andere TiergTuppen ist das von Herrn Dr. Klaptocz bereiste Gebiet auch mit Hinsicht auf die Orthoptei'en ^) eine Terra incognita gewesen, und nur wenige, zum Teil wahrschein- lich von der Küste stammende, zum Teil von Rohlfs in den Oasen Dschofa (Sokna) und Audschila gesammelte Arten sind aus Tripoli- tanien-), sowie eine kleine Anzahl von Arten, welche von Haimann auf seiner Reise in der Cyrenaica "'') zusammengebracht worden sind, aus diesem Gebiete bekannt. Von den Arten der RoHLFs'schen Aus- beute, soweit ich sie untersuchen konnte (nur Mantodeen: Eremiaphila roMfsi, Elaea marchali, Sphodromantis biocidafa), ist keine in der Koll. Klaptocz vertreten; von den HAiMANN'schen Arten dagegen sind nur 3 von Herrn Dr. Klaptocz nicht wieder aufgefunden wordeu (Forficula aun'cularia, Eremohia cisti, GryUotalpa vidgaris). Da die Möglichkeit des Vorkommens dieser 3 Arten, für die icli Beleg- 1) (incl. Dermapteren). 2) Die von Dr. HUGO GroTHE auf seiner Reise nach Tripolis ge- sammelten Heuschrecken (nur 3 Arten), die im Bericht der Senckenberg. naturf. Gesellschaft zu Frankfurt a. Main 1897, p. LXIX, genannt sind, wurden mir auf meine Bitte von Herrn Direktor F. RÖMER freundlichst zur Untersuchung übersandt, wofür ihm hier bestens gedankt sei. 3) Haimann, Cyrenaica (Roma 1882); die Orthopteren sind von Prof. Cornalia, p. 140, aufgezählt. 6* 84 Franz Werner exemplare aus dem behandelten Gebiete freilich nicht gesehen habe, außer Zweifel steht, da nur Forficida nicht mit Bestimmtheit in Ägypten nachgewiesen wurde, dagegen die beiden andern Arten sowohl in Nordwest-Afrika als auch in Ägypten sicher vorkommen, so habe ich sie hier aufgenommen. — Durch eine überaus eifrige und erfolgreiche Sammeltätigkeit, unterstützt durch eine gerade für diese Tiergruppe im allgemeinen sehr günstige Jahres- zeit hat Herr Dr. Klaptocz ein so reichliches Material zusammen- gebracht, daß wir nunmehr nicht nur über die zoogeographischen Beziehungen des Gebietes zu den wohlbekannten Nachbargebieten im Westen und Osten genügend orientiert sind, sondern auch, was die Artenzahl anbelangt, sicherlich die Hauptmasse der in Tripolis und Barka voi'komm enden Orthopteren kennen, wenn auch im einzelnen, namentlich was Gryllen, Sphingonoti und Eremobien an- belangt, manches noch zu entdecken übrig bleibt. Für die große Freundlichkeit, mir die gesammelten Orthopteren zur Bearbeitung anzuvertrauen, bin ich dem jungen Forscher, der in so kurzer Zeit und unter durchaus schwierigen Verhältnissen — die Unerforschtheit des Landes hat ja weit weniger in den klimatischen Verhältnissen als in der schwierigen Zugänglichkeit ihren Grund — so gute Er- folge erzielte, zu großem Danke verpflichtet. Ich gebe nachstehend die Aufzählung der einzelnen Arten, welche 3 Dermapteren, 7 Blattiden, 12 Mantideii, 2 Pliasmiden, 4 Tettigonioiden (Locustodea), 10 Achetoiden (Gryllodea) und 34 Locustoiden (Acridiodea) umfaßt, zusammen also 72 Arten, von denen 60 aus dem Gebiete noch nicht bekannt waren und 10 über- haupt neu sind. Besonders bemerkenswert ist die neue Phasmiden- Gattung, welche einer sonst rein indischen Gruppe angehört, sowie Oxythcspis (jranulata, die bisher in einem einzigen Exemplar vom Senegal bekannt war. Dermaptera. Lahidura Leach. i. ripavia Fall. Brunner, Prodromus, p. 5, fig. 1. BORMANS, Forficulidae und Hemiraeridae, in: Tierreich, Lief. 11, 13. 33, 1900. Savigny, tab. 1, fig. 1—3, 7. — Krauss, p. 234, 235. Orthopteren-Fauna von Tripolis nnd Barka, 85 FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 64. — Werne«, Orthopt. Aegypt., p. 375. Krauss, p. 233. — Krauss u. Vosseler, p. 522. — Vosseler, p. 345. Dernah, 18.— 20.7.; Beiigasi, 27.. 8. und Anf. Sept. (SS und ?? sowie Larven). Die Exemplare gehören der typischen Form an. L. riparia ist über die tropischen und g-emäßigten Teile fast der ganzen Erde verbreitet. Man kennt sie aus allen algerischen Provinzen, aus Tunis und Ägypten. Foi'flcula L. F. aurlcularia L. Brunner, Prodromus, p. 12. fig. 4 D, E. BORMANS, 1. c, p. 122. FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 70. Diese Art ist bei G. Haimann (Cyrenaica, Roma 1882) für „Gioh'" (Dschoh ^= Lethe) angeführt ; sie ist seither in diesem Gebiete ebenso- wenig wie nach Savigny in Ägypten gefunden worden, doch möchte ich die Determination (von Prof. Cornalia?) nicht von vornherein bezweifeln. Weiteres Vorkommen: Europa, West-Asien, Nordamerika. Anisolahis Fieb. A, tripolitana n. sp, (Taf. 6, Fig. 10.) Pechbraun, glänzend; vordere zwei Drittel des Pronotums rot- braun; Beine, Brust und vordere Abdominalsternite gelb. Antenne 16 — 17gliedrig, braun, die basalen Glieder etwas heller, das 12. und 13. oder 13. und 14. weißlich. Zangen schwarzbraun. Pronotum mit medianer Längsfurche. Keine Spur von Elytren. 2.-4. Abdominal- tergit mit deutlicher Seitenkante, 5.-9. seitlich gekielt, winklig vor- gezogen; letztes Abdominaltergit mit sehr starkem Seitenkiel. Pygidium flach, mit 2 kurzen abgerundeten Endlappen. Zangenarme dreikantig, in beiden Geschlechtern an der Innenkante fein gezähnelt, beim S an der Basis deutlich voneinander entfernt; rechter Zangenarm kürzer und stärker gekrümmt als der linke. Länge: S 12 mm, Zangen 2,2 mm; $ 13 mm, Zangen 2,8 mm. Diese Art unterscheidet sich leicht von den bekannten circum- mediterranen Arten und zwar in folgender Weise: 86 Fhanz Werner, von moesta (Serv.) durcli das Fehlen von Elytren und die zwei- farbig'en Antennen, von maritima (Gene) durch die nur 16— 17gliedrigen, zweifarbigen Antennen, von mauritanica (H. Luc.) ebenfalls durch Zahl und Färbung der Antennenglieder, von anmdipcs (H. Luc.) durch den starken Seitenkiel des letzten Segments, die beim c? an der Basis deutlich getrennten und am Innenrande deutlich gezähnelten Zangen. Letzterer Art steht unsere neue Art am nächsten. Erwähnt möge noch werden, daß die Abdominaltergite fein punktiert, die letzten seitlich sehr deutlich gerunzelt sind; ebenso wie das letzte Abdominalsternit unterseits. Alle von Herrn Dr. Klaptocz mitgebrachten Exemplare dieser Art stammen aus Tripolis (Juli 1906), die meisten aus dem Garten des österreichischen Konsuls Rossi, wo sie unter Blumentöpfen sich aufhielten. Blattaeformia. Blattodea. Unterfam. BlaUcllidae. Blattella Caudell. Bl. f/ermaniea (L.). Brunner, Syst. Blatt., p. 90 (I'hijUodwwia). — , Prodromus, p. 49, fig. 9. Savigny, tab. 2, fig. 20, 2L — Krauss, p. 243. Werner, Orthopt. Aegypt., p. 376. FlNOT, Fauna de l'Algerie, p. 89. An Bord des „Seyar" (zwischen Tripolis und Dernah) „sehr häufig", 13.— 17. Aug., 2 SS, l ^ mit Kokon. Kosmopolitische Art; auf Schilfen besonders häufig, von mir sowohl auf Nil- als Mittelmeerdampfern oft in Menge angetroffen. Orthoptereu-Fanua von Tripolis und Barka. 87 Unterfam. Edohiidae. Ai)hl€hia Bk. A. fririttafa (Serv.). Serville, Orthopt., 1839, p. 106. Brunner, Prodiomus, p. 42. Fingt, Faune de l'Algerie, p. 83. Mimiina bei Gliarian, 20./9. (2 $?). Die beiden Exemplare unterscheiden sich in keiner Weise von den vorliegenden Beschreibnng-en. Die Art ist von Sardinien (Serville), BOne in Ost-Alg-erien (Koll. Brunner), Saida in A\'est- Alg-erien (Fingt n. Bgnnet) bekannt. Unterfam. Pcnplanetidae. Periplaneta Burm. P, americaiia (L.). Brunner, Syst. Blatt., p. 232. — , Prodromus, p. 50, fig. 11. Savigny, tab. 2, fig. 16—18. — Krauss, p. 242. Fingt, Faune de l'Algerie, p. 79, Vgsselee, p. 346. Tripolis, Juli 1906 {S, ?); Dernali, Aug-, (66); Mimuna, 20.9. (Larven). Kosmopolitische Art, in Afrika nicht nur an den Küsten, sondern auch weit ins Innere vordringend. Blatt a L. J5. Orientalis L. Brünner, Prodromus, p. 49 {Periplaneta). Savigny, tab. 2, fig. 14, 15. — Krauss, p, 242. Fingt, Faune de l'Algerie, p. 78 (Periplaneta). Krauss, Orth. Sahara, p. 234. — Krauss u. Vgsseler, p. 524. Tripolis. Juli (66, ??); Beng-asi, 8.9. (?). Ebenfalls kosmopolitisch, aber viel weiter geg'en Norden vor- dringend als die vorige. 88 Franz Werner, Unterfam. Corydidae. Pohjphaffd Brülle. P. aegyiJtica (L.). Beuxxer, Syst. Blatt., p. 353. — , Prodromus, p. 52. Savigny, tab. 2, fig. 9, 12. — Krauss, p. 241, 242. FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 75. Saussure, ßevis. Heterogam., p. 303 — 308. Tripolis, 12./7., 2 weibliclie Larven, die eine mit dem gewöhn- lichen Fleckenpaar auf dem Meso- bzw. Metanotum sowie mit eben- falls gelben Flecken auf den Seitenrändern der Abdominaltergite sowie auf der Lamina supraanalis, während bei der andern die erst- genannten Flecken auf kleine, kaum merkbare gelbe Punkte redu- ziert sind. Das eine Exemplar wurde in einer Küche, das andere in einem Abort gefunden. Ich habe diese Art stets in oder in der Nähe von menschlichen Wohnungen gefunden, w^ährend die folgende nur im Freien und zwar in der Wüste, meist im Sand vergraben, angetroffen wird. P. aegyptiaca ist außerdem aus Algerien, Tunesien, Ägypten, Calabrien, Sizilien, Dalmatien, Kleinasien, Syrien, Süd-Rußland, den Kaukasusländern und Persien bekannt. P. ursina Burm. Burmeister, Handb., Vol. 2, p. 489 (S, ?)• Saussure, Eev. Tribu Heterogam., p. 13. Werner, Orthopt. Aegypt., p. 380. y Krauss, Orthopt. Sahara, p. 234. 1 S von Funduk Ergeat (20./9., kam ans Licht); 3 weibliche Larven von Tripolis (Juli). c? gelbbraun; Pronotum rötlich-braun, Vorderrand breit gelblich- weiß, Hinterrand schmal schwarzbraun: Elytreu hyalin, nur am Vorder(Außen)rand bräunlich-gelb, undeutlich dunkel gefleckt, die Hauptlängsadern dunkel. Flügel hyalin. Behaarung dicht. Die weiblichen Larven rotbraun, am Rande behaart. Bisher aus Ägypten und Syrien bekannt. Vosseler stellt (Orth. Alg. Tun., p. 346) richtig, daß Finot jedenfalls die P. africana L., nicht livida Br. (die übrigens Saussuee Orthopteren-Fauua von Tripolis und Barka. 89 in seiner Eevision der Heterogamien mit keinem Worte erwähnt liat) ans Nordwest-Afrika vor sich hatte. Ich fand africana L. in einer weiblichen Larve bei Batna (Mai 1893). Kkauss identifiziert die lirida Finot mit ursina Bukm., was mir ebenso wie Vosseler nach den stachellosen Tibien der weiblichen Uvula in der Abbildung- bei Bkunner unstatthaft erscheint. Ich bin daher keineswegs sicher, ob die KEAUss'sche Art wirklich ursina ist, und möchte diese Art einstweilen noch aus der Fauna Nordwest-Afrikas eliminiert wissen. P. karny h. sp. Kurz elliptisch, gelbbraun, rundherum lang^ behaart, Pro-. Meso- und Metanotum oberseits unbehaart, mit vielen feinen Höckerchen. Apicaldornen der Vordertibien kürzer als die der Hintertibien, des- gleichen kürzer als der Metatarsus. Mittlere und hintere Femora ohne Kniedorn; alle Dornen entweder ganz oder wenigstens an der Spitze braun; alle Beine im übrigen lang- gelb behaart. Pro- notum hinten konvex; Meso- und Metanotum mit geradem Hinter- rand. Lamina supraanalis quer abgestutzt, L. subgenitalis rhombisch. Länge etwa 10 mm. Weibliche Larve aus Tripolis, 37./7. Die ?? der circummediterranen Polyphagen lassen sich auf folgende Weise unterscheiden : 1. Hintertibien gerade, ohne Dornen F. livida Br. Hintertibien bedornt 2 2. Färbung schwarzbraun, Vorderrand des Pronotums gelb, ebenso mit je 2 Flecken auf Meso- und Metanotum P. aecjyptiaca L. Färbung rot- oder gelbbraun 3 3. Hintertibien gerade, schlank, die Dornen am ganzen Außen- rand ziemlich regelmäßig angeordnet P. algerka Br. Hintertibien kräftig, die Dornen mehr oder weniger deutlich in Gruppen angeordnet 4 4. Hinterfemora ohne Kniedorn 5 Hinterfemora mit Kniedorn P. ursina Burm. 5. Färbung rotbraun; Sporne der Vordertibien so lang wie der Metatarsus P. africana L. Färbung gelbbraun, Sporne der Vordertibien kürzer als der Metatarsus. P. hirny Wern. Die neue Art ist nach Herrn H. Karny, dem Bearbeiter meiner Sudan-Orthopteren, benannt. 90 Franz Werner, Mmitodea. Unterfara, Orthoderidae. Centromantis Wfjin. C. denticollis (Lucas, 1855). Lucas, in: Bull. Soc. zool. France, Vol. 3, p. 11. FlNOT, Faune de TAlgerie et de la Tunisie, p. 93. Saussure, Mel. Orthopt., Vol. 3, p. 370. VOSSELER, in: Zool. Jahrb., Vol. 16, Syst., 1902, p. 524. Werner, in: SB. Akad. Wiss. Wien, Vol. 114, Abth. 1. Mai 1905, p. 400, tab., fig. 6. ßeiigasi, 31./8., 9./9. 1906, auf roterdioem Boden. Die von Herrn Dr. Klaptocz mitgebrachten Exemplare sind durchweg weiblichen Geschlechts. Diejenigen von Bengasi gehören der typischen Form an; sie sind dunkel gelbbraun, die Mittel- und Hinterbeine meist undeutlich gebändert; Pronotum mit namentlich hinten deutlichem Mittelkiel, der nach hinten in die für unsere Form charakteristische, kurze Spitze ausläuft; sonst mit starken sj'm- metrischen Höckern (2 Paar hintereinander vor dem Hinterrand. 1 Paar hinter dem Vorderrand, 1 Paar nicht immer deutlicher, schief gestellter, nach hinten konvergierender Längswülste); Oberfläche rauh und grubig; Seitenrand stark gezähnelt. Das Abdomen ist oberseits außerordentlich stark runzlig, so daß es fast porös aus- sieht; die Mittellappen der Segmente sehr deutlicli dreieckig vor- springend. Länge 21 mm. Diese Form ist von Mittel- und Ost-Algerien sowie aus Tunesien bekannt, fehlt aber in Ägypten. var. tunetana Wern. Werner, 1. c, p. 401, tab., fig. 14 und in: Jahresb. Württemb. Ver. Naturk., 1906, p. 362. 1 % südlicli von Assisia, 15./9. 1906, auf der Dschefara-Ebene nördlich vom Ghariangebirge. Pronotum mit kaum merkbarem Mittelkiel, hinten ohne Spitze. Ab- domen nur im Mittelfelde und auch da nur grob gerunzelt. Färbung gelbgrau, Mittel- und Hinterbeine deutlich dunkel gebändert. Länge wie vorige. Erst aus Tunis bekannt (Type im j^Eus. St. Petersburg). Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 91 Ereiniaphila Lef. M. rohlf'si Werk. Werner, Orthopt. Aegypteus, p. 390 (1905). Im Museum zu Berlin durch Exemplare vom Wadi M'Bellem, Sokna, Kufra vertreten (leg. Rohlfs). Es ist mög-licli, daß diese Art mit E. harhara Bris, identisch ist; doch stützt sich diese Mutmaßung- nur auf die Angabe von Krauss (Ortli. Sahara, p. 234, fig. 1), der zufolge die Elytren am Außenrande ,. eingekerbt"' seien. Da dieser Außenrand auf der Ab- bildung nicht sichtbar ist. der Kopf auf derselben auch nicht breiter erscheint als das Pronotum, ebenso auch dieses nach hinten nicht verschmälert ist, so glaube ich meine Art aufrecht erhalten zu dürfen. [JE. typhon Lef. Diese Art, welche von Rohlfs in der Oase Kufra gefangen wurde und wegen der ich auf die 1. c. p. 383 angegebene Literatur verweise, könnte auch in Barka vorkommen, weshalb ich sie wenigstens in Klammern hier nenne.] Elnea St.\l. E, niarchall (Reiche et Fairmaire). In: Ferket et (tALINIER, Voyage en Abessynie, Vol. 3, 1847, p. 421, tab. 27, p. 5 ($, Eirmiaphila). Saussure, Mel. Orth., Vol. 3, 1870, p. 169 (^, Humlieyticlla perloides). Schulthess, in: Ann. Mus. Genova (2), Vol. 19, 1898, p. 170 {S, ?, E. somalira). Werner, in: SB. Akad. Wiss. Wien, Vol. 116, Abt. 1, 1907, p. 230. tab. 2, fig. 4 (hier auch die vollständige Literatur). Diese Art wurde von Rohlfs bei Audschila gefunden (Mus. Berlin), Ich kann meinen oben zitierten Ausführungen noch hinzufügen, daß sich im Berliner Museum auch 1 Exemplar aus Ägypten (ohne weitern Fundort, leg. Ehrenberg) befindet. Ob es sich nicht auch in diesem Falle um den Nord-Sudan (z. B. Dongola) handelt, wage ich allerdings nicht zu entscheiden. Sonst ist E. marchali noch über 92 Franz Werner, den größten Teil des tropischen Ost-Afrika (Sudan, Uganda, Abessynien, Somaliland, Deutsch Ost-Afiikai und Seneg-ambien ver- breitet. Unterfam. Mantidae. SpIiOflromantis Stäl. S. biocuhita (Bukm.), BIiUN^'EK V. Watten WYL, Prodromus, p. 58, fig. 13. SaviCtNY, tab. 1, fig. 10 — 13. — Krauss, p. 236. SaussüRE, Mel. Orthopt., Vol. 3, p. 219, fig. 20, 21. Fingt, Faune de l'Algerie, p. 99. Werner, in: SB. Akad. Wiss. Wien, Vol. 114. Abt. 1, 1905, p. 408; Vol. 116, Abt. 1, 1907, p. 235. Diese 3Iantide liegt aus der Koll. Klaptocz nicht vor. wnrde aber von Rohlfs in Sokna (Oase Dschofa) gesammelt, wie ein Exem- plar des Berliner Museums, welches als S2)h. l-ersfeni bestimmt war, aber zweifellos zu obiger Art gehört, erweist. Sie ist über ganz Nord- Afrika verbreitet, findet sich auch in Syrien, angeblich auch in Kleinasien, sicher dagegen in Süd- Spanien nnd Senegambien; geht auch noch über den Äquator hinaus (Congo nach GiGLio-Tos). Mantis Stal. 31, reJiglosn (L.). Brunner, Prodromus, p. 59, fig. 14. Saussure, Mel. Orthopt., Vol. 3, p. 239. Fingt, Faune de l'Algerie, p. 100. Werner, 11. cc. p. 409, 236. Vosselee, Orth. Alg. Tun., p. 350. Tripolis: Endschila, 23.7. 1906 (+); Ain Sarah, 20,7. 1906 (?). Barka: Bengasi, 7./9. 1906 {S). Diese Art ist in Afrika weit verbreitet und fehlt anscheinend nur im Süden, während sie in Ost-Afrika neben einigen nahe ver- wandten Arten vorkommt. Die beiden ??, welche an reich mit Schilf nnd schilfartigen Pflanzen bewachsenen Orten gefunden wurden, sind von ansehnlicher Größe (71 — 74 mm), das S klein. Alle 3 gehören der grünen Form an; bei dem größern $ er- Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 93 reichen die Hinterflügel eben die Hinterleibsspitze, bei dem andern reichen sie etwa 1 cm darüber hinaus. Iris Sauss. J. oratoria (L.). Bkunner, Prodromus, p. 60, fig. 15. Saussure, Mel. Ürthopt., Vol. 3, p. 254. FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 106. Werner, Orthopt. Aegypt., p. 410. Dschebel Tegrinna, 19., 9. 1906 {S, ?); Dscliebel T'kut, 18.9. 1906 ($); Dernah (21./8. 1906), ?; dieses braun, die übrigen g-rün. Eine in den Mittelmeerländern weit verbreitete, auch an der Wolga vorkommende Art, Fischeria Sauss. F. haetica (Ramb.). Beunker, Prodromus, p. 63, fig. 17, FiNOT, Faune de TAlgerie, p. lOS. Savigny, tab. 1, fig. 14. — Krauss, p. 237. Saussure, Mel. Orthopt., Vol. 3, p. 256. Werner, Orthopt. Aegypt., p. 410. Krauss, p. 235. — Krauss u. Vosseler, p. 527. — Vosseler, p. 350. Tripolis, West, 16./7. 1906 (?); Umgebung von Tripolis. Anfang Aug. (?); Endschila, 23./7. {S); Dernah, 20.8. (>, ?). Auch diese Art findet sich in den Mittelmeerländern weit ver- breitet, fehlt aber in Italien gänzlich, ist auch in den nördlichen Mittelmeerländern nur in Süd-Spanien. Griechenland, in der Türkei und auf Kreta gefunden worden, außerdem in Ägypten, Algerien, Kleinasien, Syrien, Turkestan, Samarkand; auch in Abessynien (leg. Rüppell, Mus. Senckenberg). Die Exemplare aus Tripolis wurden auf Haifagras gefunden. Aiiieles BuRM. A. derolor (('harp.). Brunxer, Prodromus, p. 65. FixOT, Faune de l'Algerie, p. 103. Krauss u. Vosseler, Beitr, Orth. üraus, p. 526. 94 Franz Werner, Dschebel Teglirinna, 19./9., eine männliche Nymphe. Diese Art ist in Afrika bisher nur in West-Alg'erien gefunden worden; in Süd-Europa ist sie dagegen weit verbreitet. Brunxer nennt sie von Barcelona, Malaga und Valencia, Süd-Frankreich, Pegli in Ligurien, Tolentino in den Marken, Istrien, Dalmatien, Corfu, Athen, Parnaß, Tuldscha in der Dobrudscha und Odessa. OocythesxHs Sauss. O. f/ranulata Saüss. (Taf. 6, Fig. IIb). Saussuee, Mel. Orthopt., Vol. 3, p. 276, fig. 40. 1 c? von Funduk Ergeat. 20,9. 1906 (kam ans Licht). 0. gramdata Sauss. ist bisher nur vom Senegal (Dagana) be- kannt gewesen und zwar in einem einzigen S des Wiener k. k. naturhistorischen Hofmuseums, welches von Steindachner auf seiner Reise nach Senegambien gesammelt worden war. Da mir nunmehr Exemplare aller 3 bekannten Arten in guten Exemplaren vorliegen, so will ich einige vergleichende Bemerkungen hier anfügen und zwar in Tabellenform (s. folg. Seite). Von den 3 Arten möchte ich im allgemeinen (nach der Ausbildung der Augendornen) 0. turcomaniae (Fig. IIa) für die primitivste halten, und wir sehen auch hier wieder, daß dies die nördlichste ist, während die beiden andern, mit deutlichen Augendornen tropisch bzw. süd- paläarktisch sind und hier dasselbe Verhältnis obwaltet wie zwischen Stcnovates und Heterochaeta. die ja nunmehr von Griffini mit Recht einer und derselben Art zugeAviesen worden sind. Wie aus der Ab- bildung ersichtlich, hat turcomaniae niclit nur den bei weitem kürzesten Dorn auf dem Auge, sondern es sind auch die Augen selbst am kürzesten, wahrhaft „mammillati"', bei senegaJensis aber am längsten (Fig. 11c). 0. gramdata nimmt auch hier eine Mittelstellung ein. Dagegen ist diese Art am extremsten in der Ausbildung der Behaarung der männlichen Antennen. In der Färbung und in der Beschaffenheit der Femora stimmen gramdata und turcomaniae überein; in der Beschaffenheit des Pronotums ist von turcomaniae ausgehend von den beiden übrigen Arten eine ganz verschiedene Entwicklungsrichtung eingeschlagen worden. Es würde also nicht durchweg angehen, die Entwicklung der 3 Arten einfach voneinander abzuleiten, und eine lineare Anordnung in bezug auf ihre Verwandtschaft, wie sie z. B. bei den Viperiden Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 95 OxytJiespis Oxythespis Oxytlicspis sc)U'(jalensis granuluta turcomaniae ^ ^ d" Körperlänge _ 36,3 34,2 Pronotuni 9,2 9.f) 8,6 Elytren 19.8 20:6 21 Kopflänge 2,2 2.5 2,1 Kopfbreite 4,9 4,() 4 Länge der Augen- dornen 0,5 0,2 0,06 Länge der Cerci — 3 2,4 Färbung hell gelbbraun graubraun , Flug- graubraun, Fing- (Farbe des dürren organe dunkel organe mit ab- Steppengrases) ])unktiert und ge- wechselnd dunk- fleckt len und wie die quer verlaufenden weiOea Längs- adern Antennen rundherum behaart länger behaart als vorige kurz behaart Stirnschild (Breite 2:0,3 1,5:0,3 1,5:0,4 zu Höhe) Pronotuni Seitenrand fein ge- Seitenrand mit nicht Seitenrand glatt. sägt, Kiel glatt aneinanderstoßen- den dreieckigen schwarzen Zähn- chen ; Kiel mit ver- einzelten schwar- zen Körnern ebenso der Kiel Mittel- und Hinter- längsgerieft dreikantig dreikantig femora vollkommen gelingt, ist hier ansgeschlossen. Daß turcomaniae die primitivste Form ist. scheint mir anßer Zweifel; von ihr aus haben sich die beiden andern vielleicht selbständig entwickelt und zwar senegalemis in den meisten Punkten (bis auf die Antennenbehaarung des S) weiter als granulafa; vielleicht ergibt es sich aus weitern Funden, daß sie die weiter im Süden heimatende ist. Unterfam. Empusidae. JEinpusa Illig. E. egena CiiAiir. BßüNNEE, Prodromus, p. 70. Savigxy, tab. 1, fig. 8. — Krauss, p. 235. FlNOT, Faune de l'Algerie, p. 111. 96 Fkanz Werner, Wernee. Orthopt. Aegypt., p. 411. Krauss u. VoSSELER, Beitr. Orthopt. Orans, p. 527. Jiino-e Larven dieser Art von Tripolis, 29.7. 1906; an der Küste unmittelbar im Nordosten der Karamanligräber. Diese Art findet sich in ganz Nord-Afrika von Algerien bis Ägypten, ferner in SjTien, Kleinasien und im südwestlichen Europa. IdoJornor^phd Blrm. I. foiif/lfro)is Sauss. SausstJRE, Melanges Orthopterologiques, Vol. 3, 1870, p. 341 ($), tab, 5, fig. 35. — , in: Bull, entomol. Suisse, Vol. 3, 1870, p. 224 ($). FiNOT, Faune de TAlgerie et de la Tuuisie, p. 113. VüSSELER, Orth. Alg. Tun., 1902, p. 351. 3 junge Larven dieser spezifisch nord-afrikanischen Art. alle von Bengasi (28./8., 6. und 9./9.), wahrscheinlich von steinigem Terrain im Südosten der Stadt. Dieses ist auch der östlichste Fundort für die Art, welche bisher nur aus Ost- Algerien und Tunesien bekannt war (Laghouat [Vosselee], Biskra [FinotJ, in Algerien; Umgebung von Sfax, Teboulba zwischen Feriana und Haidra [Bonnet u. Finot] in Tunesien). Giglio-Tos nennt sie freilich auch vom Congo. Blephuris Serv. B* ^nendica Fabr. Saussure, Mel. Orth., Vol. 3, p. 329. Savigny, tab. 1, fig. 9. — Krauss, p. 23(3. FiNüT, Faune de l'Algerie, p. 109. Werner, 11. cc, p. 412 u. 247. Krauss, Beitr. Orthopt. Sahara, p. 235. Junge Larven verschiedenen Alters von Tripolis (27. 7.), Ta- dschura (17./7.), Ain Sarah (1./8.). beides in der Nähe von Tripolis; Dernah (23./8.) und Bengasi (29./8.). — Von Haimanx bereits bei Tocra (Barka) gefunden. Diese Art ist die einzige, welche aus ganz Nord-Afrika bekannt ist: Tenerift'a (c. m.), Marokko (Mus. Senckenbg.), Algerien. Tunis (Finot), Trii)olis und Barka (Klaptocz), Ägypten (seit Fabricius Von dort bekannt); außerdem im Nord-Sudan, Schoa sowie in Syrien und auf den Canaren. Orthopteieu-Faiuia von Tripolis und Barka. 97 Gressoria. Phasniodea. JBacillns Lath. B. fi'ipoJiUitms de Haax. DE Haan, Bijdragen etc., p. 101, tal). 15, fig. 3 (Phasma). Westm'OOD, Cat. Phasm., p. 4. Brunxer u. Redtexbache k. Die Insektenfamilie der Phasmiden, Leipzig 1906, p. 32. Diese Art Avurde von Dr. Klaptocz nicht gefunden, sie wird von DE Haan für Tripolis erwähnt, kommt aber auch in Algerien vor. In meiner „Orthopterenfauna Ägyptens" habe ich keine Phasraide aus Ägypten angeführt, es lebt aber hier B. aegijptiacus Gbay. der auch in Syrien vorkommt. GJiarkfUKs n. f/. Nächstverwandt der indischen Gattung ClUumnus Stal, von der sie sich aber durch die Form der Hinterleibsanhänge des (J. welches allein bekannt ist, sofort unterscheiden läßt. Die Cerci sind nämlich lang und gekrümmt, greifen mit den Enden übereinander, und die beiden geraden, stumpfen zylindrischen, nach hinten divergierenden Fortsätze des Analsegments, welche bei Cl. die Afteröftnung um- greifen, ragen hier weit darüber hinaus. Der Kopf ist hinter den Augen verschmälert, die Antennen sind kürzer als die halben Vorder- schenkel, das Segmentum medianum wenig länger als ^e des Meta- notums. Die vordem Femora sind unbewehrt, ebenso die mittlem und hintern. Das 2, Abdominalsegment ist doppelt so lang wie breit, das letzte oberseits mit medianem Längskiel, hinten stumpfwinklig zugespitzt, Subgenitalplatte hinten abgerundet. Gh, IzJaptoczi n. sj). (Taf. 6. Fig. 7.) Färbung bräunlich-gelb mit dunklen rötlich-braunen Längs- streifen, von denen je einer vom hintern Augenrand horizontal nach hinten bis zum Vorderrand des Pronotums zieht, ein medianer, etwa zwischen den Augen beginnender über die ganze Körpermitte nach hinten sich erstreckt und auf dem Abdomen am breitesten ist. und einer dunklen Seitenlinie jederseits am Abdomen. Unterseite ein- förmig hellgelb. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. ~t 9» Franz Werner, Dimensionen: Totalläng-e 54 mm 8. Abdominalsegment 1,7 mm Kopf 3,5 Analsegment 2.2 Proiiotum 2 Cerci 2,5 Mesonotum 11.5 Vorderfemora 23 Metanotum 8,5 Vordertibien 25 Segment med. 1,5 Mittelfemora 19 2. Abdominalseo ;-ment 3 Mitteltibien 20 3. Abdomiualseg •ment 3.5 Hinterfemora 21 4. — 6. Abdominalsegm. je 4 Hintertibien 23 7. Abdominalseo rment 8.5 1 S wurde am Dschebel Gosseba am 16. 9. 1906 gefangen. Saltatoria. Tettigonioidea (Locustodea). Unterfam. Dedicidae. Decticus Seev, _D. albifrons Fabk. Bkunner, Prodiomus, p. 365. SaviCtNY, tab. 3, fig. 8. FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 522. 1 ? aus Endschila. 23./7. — Von Haiman bei ßengasi gefunden. Über die Mittelmeerländer weit verbreitet (Spanien bis Klein- asien, Süd-Rußland bis zum Ural); aus Nord-Afrika nur von Algerien und Tunesien bekannt g-ewesen. Platffcleis Fieber. P. intet'niedla Seev. BiiUNNER, Prodromus, p. 349. Savigny, tab. 3, fig. 10. FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 532. 1 S von Tripolis, 27./7., in einem Haifabusch im Südwesten der Meshla. Nach der Tabelle bei Finot (p. 528—529) lassen sich auch die SS der f/me«-Gruppe bestimmen, und nach ihr gehört obiges S un- zweifelhaft hierher. Orthopteren-Fauna von Tripolis iTnd Barka. 99 Die Art ist fast über ganz Süd-Europa (Spanien, Süd-Frankreicli, Istrien, Dalmatien, Grieclienland, Sicilien), Kleinasien, Algerien und Tunesien verbreitet und findet sich auch vielleicht in Ägypten. Ich besitze ein mir von Dr. \Valter Innes Bey übersandtes Platycleis-^ aus Äg3'pten, welches sich nur durch die längern P'lugorgane von P. grisea unterscheidet, welche in Nord- Afrika bisher in Tunis ge- funden wurde. Ist meine Bestinnnung als grisca richtig, so wäre auch diese Art im Gebiet von Tripolis und Barka zu erwarten. Unterfam. ConoccphaUdae. Conoeeph alus Thunbg. C. nitidulus Scop. Brunxee, Prodronius, p. 304, fig. 71 (v/aiidibularis). Redtexbachee, ]\[ouogr. Conocephal., p. 427 {via)i(l/lmlaris). Savigny. tab. 4, fig. 4. — Keauss, p. 248 (iinmdibn/an'n). FiNOT, Faune de FAlgerie, p. 669 {mcuKlibulnris). 1 ? von Endschila, 23,/7. Diese Art gehört zu denjenigen, welche zwar aus Nordwest- Afrika und dem Sudan, nicht aber aus Ägypten bekannt sind; ich habe auch nach Erscheinen meiner Arbeit über die Orthopteren-Fauna Ägyptens unter dem mir von Herrn Dr. Walter Innes Bey über- sandten Material diese Art nicht gefunden. Dasselbe gilt auch von Oxythespis senegalensis, Trigonidium cicindeloides u. a. Beunner erwähnt diese Art aus Süd-Ungarn, Serbien. Sieben- bürgen. Süd-Rußland, überhaupt aus dem südlichen Europa. Ich fand sie bei Budua in Dalmatien, an der Arsa und am Cepic-See in Istrien. Aus Algerien nennt sie Fingt aus der Umgebung von La Calle. In Ägypten ist sie mir nicht untergekommen, dagegen findet sie sich im Sudan und überhaupt im tropischen Afrika sowie weit verbreitet auch in Asien. In Mitteleuropa nur selten : Paris, Bregenz, Neusiedlersee etc. XiphUJlon Seev, X. aethlopicuni Thunbg. Beunner, Prodromus, p. 303. Savigny, tab. 4, fig. 3—4. — Krauss, p. 248. RedtenbacHEE, j\Ionogr. Conocephal., p. 510. 100 Franz Werner, Werner, Orthopt. Aegypt., p. 72. ScHULTHESS, in: Ann. Mus. Genova, 1898, p. 208. 1 S von Ain Sarali, 20./7. Diese ist eine der wenigen Formen, welclie der ägyptischen Fanna ziig-eliüren und aus Nordwest-Afrika bisher noch niemals nachgewiesen worden sind. Im tropischen und südlichen Afrika weit verbreitet. Ein gleichfalls männliches, leider nur im Larvenzustand befind- liches Xiphklimn unterscheidet sich von X aethiopicmn durch die andere Form des Börnes der Cerci, welcher von der Mitte aus fast senkrecht nach einwärts steht, durch den schief nach hinten ge- richteten Hinterrand der Pronotum-Seitenlappen (Verlauf des Randes gerade, nur mit einer schwachen Einkerbung in der Mitte, der großen bei Aethiopiimi entsprechend) und durch das schmälere dunkle Band des Pronotums. Da ich aber nicht weiß, ob nicht wenigstens die beiden letzterwähnten Merkmale larvaler Natur sind, so will ich, um so mehr als auch dieses Exemplar von Ain Sarah (20. 7.) stammt, das Exemplar nicht von obiger Art trennen. Auch eine weibliche Larve ebendaher stimmt in der Form des Pronotums und der Breite des dunklen Streifens mit der männlichen Larve. Achetoidea (Gh'yllodca). Unterf am . Trigoniäiidae. Ti ' igo 1 1 kl ii im See v. T. cicindeloides Serv. BrUjSTNER, Prodroraus, p. 423, fig. 97. FlNOT, Faune de l'Algerie, p. 569. Von dieser im südlichsten Europa weit verbreiteten, aber eigentlich nirgends häufigen kleinen (irjUe sammelte Herr Dr. Klaptocz 1 $ bei Ain Sara, 20./ 7. Aus Nord- Afrika kennt man sie bisher aus Algerien und Tunesien, nicht aber aus Ägypten (vgl. Conocephalus), wohl aber aus dem südlichsten Teil des ägyptischen Sudan (leg. Werner). Die übrige zusammen- hängende Verbreitung erstreckt sich nicht über das südlichste Europa hinaus, doch kommt die Art auch auf den Canaren und auf Ceylon vor. Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 101 Unterfam. GryJlotalpidae. Gi'ijllotalpa Latr. 6r. a/'Hcana Pal. Beauv. Saussure, Mel. Orth., 5, p. 199. Krauss, Orth. Sahara, p. 253. Werner, Orth. Aegypt., p. 430. Tripolis, 22./7.. Ain Sarah, 1./8. (jüngere Larven). Von Krauss für die algerische Sahara (Tug-gnrth), von mir für Ägypten nachgewiesen. Sonst über das ganze tropische Afrika und Asien verbreitet, auch in Australien; in der Mittelmeerregion nur noch in Syrien. G. vtilf/aris Latr. Saussure, Mel. Orth., 5, p. 195. Brunner, Prodromus, p. 451, fig. 107. Werner, Orthopt. Aegypt., p. 430. FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 609. Savigny, tab. 3, fig. 4. Bisher nur in dem HAiMANN'schen Buche über die Cyrenaica (p. 140) und zwar aus Berenice erwähnt gefunden, doch ist die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens dieser Art, welche sowohl in Nordwest-Afrika als in Ägypten vorkommt, eine sehr große. Außer- dem ist die Maulwurfsgrille in Europa und West-Asien weit ver- breitet. Unterfam. Achetidae. Brachytt'upes Serv. B, fnegacephalus Lee, Brunner, Prodromus, p. 438, fig. 101. FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 581. Krauss, Orth. Sahara, p. 249. 1 S aus Bengasi, 2./9. 1906. Diese Art hat eine sehr merkwürdige Verbreitung. Sie ist aus Sicilien, dem südlichen Tunesien, vom Senegal und von Erythraea, durch Krauss auch aus den Oasen der ost-algerischen Sahara bekannt geworden 102 Franz Werner, und kommt auch auf der Insel Linosa vor (Escheeich), was Keauss mit Recht als Beweis für eine ehemalig-e Landverbindiing zwischen den oben genannten beiden Inseln und Nord-Afrika ansieht. Über die Lebensweise der Riesengrille verdanken wir Foeel und Keauss sehr interessante .Vritteilungen. In Ägypten fehlt diese Art völlig und wird im Ost-Sudan durch den weit größern B. memhranaceus Dru. ersetzt. Herr Dr. Klaptocz notierte zum obigen Exemplar Folgendes: Auf der Punta. einer ganz aus Sand bestehenden, niedrigen, un- mittelbar im Süden der eigentlichen Stadt gelegenen Landzunge ausgegraben. Loch ziemlich tief, steil und ca. 2 cm im Durch- messer. LiogryUns Saüss. L. eanipesti'is (L.). Brunnee, Prodromus, p. 428. Saussuee, Mel. Orth., 5, p. 305, fig. IX 1—3, 5—8. FiNOT, Fauce de TAlgerie, p. 584. Keauss u. Vosselee, Orth. Orans, p. 554. 1 weibliche Larve von Dernah, 21. '8. Die Feldgrylle ist in Nord-Afrika weit verbreitet, aber im all- gemeinen nirgends häufig. Nur Vosselee fand sie in der algerischen Provinz Oran häufig am Chott el Chergui. Finot lag zu seiner Beschreibung kein algerisches oder tunesisches Stück vor. Ich sammelte ein Pärchen auf einem Brachacker bei Lambesa (Prov. Constantine), Jan. 1893. Lucas fand sie in der Umgebung von Algier und Constantine, Beunnee bei Böne und Batna. Saussuee erwähnt sie von Ägypten, wo ich aber kein Exemplar sah. Sonst im größten Teil Europas und in Kleinasien. L. bimacufatHs de Geer. Brunner, Prodromus, p. 429. Saussure, Mel. Orth., Vol. 5, p. 307, Savigny, tab. 3, fig. 4. — Krauss, p. 245. Finot, Faune de l'Algerie, p. 585. Krauss, p. 250. — Krauss u. Vosseler, p. 554. Werner, Orth. Aegypt., p. 432. Dernah, zweite Hälfte August, 1 S (typische Form), 1 männliche Nymphe. — Von Hai mann auch bei Berenice gefunden. Orthoptereu-Faiuia von Tripolis und Barka. 103 Die Art ist in Süd-Europa sowie im g-emäßigten und südlichen Asien und in Afrika zu Hause. Acheta L. A. fJo niest Ica L. Brunner, Prodromus, p. 432, fig. 99. Saüssuee, Mel. Orth., Vol. 5, p. 341. FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 588. AVeknEE, Oith. Aegypt., p. 432. 1 $ aus Dernali, 20./8. — In Haimann's „Cyrenaica" auch von Berenice genannt. Sonst noch in ganz Europa mit Ausnahme von Skandinavien, jedoch oft in größern Distrikten gänzlich fehlend (nur in Wohnungen); ferner in Algerien und Tunesien im Freien als auch in Häusern; schließlich auch in Ägypten und im ägj-ptischen Sudan, bei Massaua und Mogadischu, sowie auf Madeira (im Freien). A, cyrenaica tu sp. (Taf. 6, Fig. 9). 1 ? aus Bengasi. 31./8. 1906 (aus einem Garten). Aus der Gruppe der A. hurdigaJcnsis und consohrina und aucli den beiden Arten von Gryllodcs, die zwischen dieser Gattung und Acheta stehen {G. mareoticus ^^'EEN. und hygrophüus Krauss), sehi' ähnlich. Doch ist ein inneres Tympanum an den Vordertibien vor- handen, wenn auch viel kleiner als das äußere. Kopf von der Oberlippe bis zwischen die Antennen, ebenso die \Vangen hellgelb. Zwischen den Antennen ein schwach gebogenes, schwarzes breites Querband; ein ebensolches zwischen den Augen, von erstem! durch ein hellgelbes Querband getrennt. Occiput mit 4 dunkelbraunen Längsbinden, die durch 3 feine helle Linien ge- trennt sind. Antennen mit großem, kreisrundem, gelblichem Basal- glied, sonst rotbraun. Pronotum mit vertiefter Mittellinie, die vom Vorder- bis zum Hinterrande verläuft. Sowohl Vorder- als Hinterrand sowie der Seitenrand des Discus sind mit langen, groben schwarzen Haaren (am Seitenrande sehr dicht) besetzt, während die Haare auf dem Discus selbst und auf dem Seitenlappen kürzer, teils blaßgelb, teils schwarzbraun sind, und zwar so, daß auf den dunklen, unregelmäßigen Flecken des Discus dunkle, sonst aber helle Haare entspringen. Das Pronotum ist rundherum schmal schwarz gesäumt, was bei den sonst 104 Franz Werner, einfarbig hellen, gelblicli-weißen Seitenlappen (die mehr als doppelt so lang als hoch sind und deren Unterrand gerade nach hinten oben verläuft) besonders auffällt. Discus und Seitenlappen sind durch eine dunkle, wie oben bereits erwähnt, dicht und lang schwarz behaarte Längsbinde getrennt. Gliedmaßen gelbbraun, dicht ebenso, zum Teil aber auch dunkler behaart. Hinterschenkel bis zum Apex breit. Hintertibien innenseits mit 7, außen mit 6 Dornen. Elytren dunkel gelbbraun, hinten abgerundet, die Hinterleibs- spitze eben erreichend; der nach abwärts gebogene Teil vollständig hyalin, mit schwach gebogenen, breite Felder zwischen sich lassenden Längsadern, nach oben hell gelbbraun begrenzt. Hinterflügel nahezu doppelt so lang wie die Elytren. Dimensionen: Totallänge 10 mm Pronotum 2,2 Elytren 7 Hiuterflügel 14,2 Hinterschenkel i A. tripunctata n. sp. (Taf. 6, Fig. 8). 1 $ von Ain Sarah, 20./7. 1906. Aus der Gruppe der A. frontalis, algiria, pcämetorum, aber von allen 3 Arten durch die abweichende Kopfzeichnung (3 weiße Punkte und zwar je 1 hinter jeder Fühlergrube und 1 in der Mitte des Vertex) sofort unterscheidbar. Von den beiden ersten Arten ist die neue Art auch noch durch die längern Flügeldecken, w^elche bis zur Basis der Cerci reichen, von der letztern durch die etwas längern den Hinterrand des 4. Abdominaltergits erreichenden Hinterflügel verschieden. Kopf schwarz, glänzend, mit Ausnahme der 3 Punkte ganz ohne Zeichnung. Pronotum schwarzbraun, rechteckig, stark behaart, Seitenlappen mit horizontaler Unter- und breit abgerundeter Hinterecke derselben. Antennen und Cerci rotbraun, letztere lang weiß behaart. Taster heller rotbraun; Abdomen und Gliedmaßen schwarzbraun, fein behaart. Hintertibien jederseits mit 7 Dornen. Dimensionen: Totallänge 11,5 mm Pronotum 1.9 Elytren 7,3 Hinterschenkel 7 Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 105 Unter f am . Mogisoplistidae. Moff IsopliHtiis See V. M. hrumieus Serv. Brunner, Prodronnis, p. 448. FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 563. Saussure, Mel. Orth., Vol. 5, tab. 16, fig. 17, 2. Dernah, 25,8., 1 jung-e männliche Larve. Ich bin wegen der geringen Größe dieser vorliegenden Larve nicht imstande, mit Sicherheit zn sagen, ob nicht etwa die andere nord- afrikanische Art [M. argcntahis Bol.) vorliegt. Da aber M. brmmeus sowohl in Algerien als anch in Tunesien vorkommt, da- gegen argenfatus nur aus Blidah, also Mittel- Algerien, bekannt ist und nach Finot überdies von hrumieus kaum verschieden ist, so glaube ich keinen Irrtum zu begehen, wenn ich die Anwesenheit des M. hrumieus in, Barka signalisiere. Daß er auch in Tripolis vor- kommt, scheint mir außer Frage zu sein. Im allgemeinen sind jedoch die Arten dieser Gattung schwer zu finden. Locusioidea ( J cridiodea) . Unterfam. Acridiidae (Teftigidae). Favatettix Bol. P, nieridionalis Ramb, Beunner, Prodromus, p. 239 {Tcitix). BOLIVAR, Tettigidae, p. 275, fig. 23— 23a. Savignt, tab. 5, fig. 1 — 2. — Keauss, p. 251. Finot, Faune de l'Algerie, p. 408. Weener, Orth. Aegypt., p. 412. VOSSELER, p. 353. Tripolis, 22./8.; Ain Sarah. 1.8.; Dernah, 18.8.; alle von relativ feuchten Orten. Das Exemplar von Tripolis ist hell sandgelb, Gliedmaßen (namentlich Tibia und Tarsus) dunkel gebändert; bei 1 Exemplar aus Ain Sarah sind 2 deutliche dunkle Schulterflecke des Pronotums zu bemerken, und der Pronotumkiel ist hinten abwechselnd hell und dunkel gefleckt; bei 1 Exemplar aus Dernah ist der Fortsatz des 106 Fbanz Werner, Proiiotums hellgelb. Die übrigen sind ziemlich gleichförmig dunkel graubraun, nur die Hinterschenkel meist dunkel gelbbraun. Die Flügel überragen ausnahmslos den Pronotumfortsatz. Weitere Verbreitung: Mittelmeerländer (in Xord- Afrika Algerien, Tunesien, Agj'pten); Sudan, Kaukasus, Transkaspien, Madagaskar. Unterfam. Acrididae (Tryxalidae). Acrida L. A, turrlta L. Beunner, Prodromus, p. 88 {Tnjxalis nasiifa). Savigny, tab. 5, fig. 3, 4, 5, 7. — Keauss, p. 251, 252. Klug, p. 4, tab. 18, fig. 5 — 9. BuRR, Monogr. Acrida, p. 164. FlNOT, Faune de TAlgerie, p. 411 {Trn.ralis nasiifa). Werner, Ortb. Aegypt., p. 413. Tripolis, 8., 9., 17.. 25., 29./7. Ain Sarah, 20./7., 1./8,; Endschila, 23./7. Nur Larven verschiedenen Alters. 1 einziges S von Tripolis, 8. 8., ist erwachsen. — Je 4 SS wiid $? sammelte auch Grothe in Tripolis (Mus. Senckenberg). Verbreitung: Südeuropa, ganz Afrika. Asien und Australien. Acridella Bol. A. variahiJis Klug. Brunner, Prodromus, p. 90, fig. 21 {Trf/xalls nnyiiiculata). Klug, p. 1 — 3, tab. 14, 15, 17, 18 (pharaonis, tinguicnlata, grandis, variabüis, scalaris, miniata). Savigny, tab. 5, fig. 6, 8 — 14. — Keauss, p. 252—253 {pharaonis, 7//i(fuiculafa). Bure, Monogr. Acrida, p. 172 (Acrida). Fingt, Faune de l'Algerie, p. 412 — 413 {Tnixalis unguicidata, miniata). Werner, Orthopt. Aegypt., p. 413 (D-iprdis lo/guin/Ia/a). Krauss u. Vosselee, p. 528, — Vosselee, p. 353 (7". vngiiimlaia). Tripolis, 1 S, Anfang August sowie Larven verschiedenen Alters, 27./7., 8./8., Gherran, 13./8., junge Larve; Bengasi, 9./9., 1 S und jüngere Larven; Dernah, 18. — 21./9., SS ii»d $$ ad. — Außerdem Tocra, Barka (Haimann ^.Acrida imguicnJafa^^). Herr Dr. Klaptocz berichtet darüber wie folgt: Sitzen meist am Boden und fliegen, aufgescheucht, ein Stück (15—20 m, selten Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 107 mehr) und setzen sich dann so, daß sie ihr Gesieht dem Verfolger zukehren oder aber so, daß ihr Schatten durch den Leib verdeckt wird. Bei Dernah besonders häufig- in der Umgebung der Station für drahtlose Telegraphie. Diese Art findet sich im südlichsten Europa (Süd-Spanien, Sicilien. Kreta, Morea), Kleinasien, Syrien. Transkaspien ; Algerien und Tunesien, Ägyi)ten, im Sudan vom Senegal bis zum obern Nil. sowie in Uganda und im Somaliland. Die vorliegenden Imagines sind meist lebhaft gezeichnet (rar. Scolaris Klug). Die var. miniata Klug befindet sich nicht unter ihnen, dagegen einige, die zu pharaonis Klug zu rechnen wären. Ochrilidia Stal. O. tib Ullis FiEB. Brunxer, Prodromus, p. 91, fig. 23. Savigny, tab. 6, fig. 7. — Kkauss, p. 258, Fingt, Faune de l'Algerie, p. 415. AVerner, Orthopt. x\egypt., p. 414. Krauss u. Vosseler, p. 529. — Vosseler, p. 353. Krauss, Orth. Sahara, p. 236. Tripolis, 19. und 28,/7., Auf. Aug. [SS, ??); Endschila, 23,7. {?); Ain Sarah, 20./7. {SS, ?$); ßengasi, 30./8. {S). Färbung ziemlich verschieden; meist «elbbraun; rötlich-graubraun (Tripolis), hellgrau (Bengasi), mit mehr oder weniger deutlichem dunklen Seitenband des Pronotums. Die Exemplare wurden an schilfigen Stellen gefunden. Weiteres Vorkommen: Griechenland, Candia, Spanien, Syrien, Ägypten, Algerien und Tunesien; auch im ägyptischen Sudan. Calephorus Fieb. C, compressicornis Lath. Brunner, Prodromus, p. 93, fig. 23 (Oxijror/jpl/ns). Savigny, tab. 6, fig, 10. — Krauss, p. 260 (Oxijcorijplius). Fingt, Faune de l'Algerie, p. 419 {Oxi/corj/pJm.s). Werner, Orthopt, Aegypt., p. 414 {Oxycoryphus). Ain Sarah, 20.7, und 1.8. {^.S, $?); Endschila, 23.7. (?). Sonst noch in Süd-Frankreich, Spanien; Algerien, Ägypten Senegal, Sudan. 108 Franz Werner, CJwrthippiis, Ch. 2^ulvuiatiis Fischee de W. BrunxEK, Prodroraus, p. 123. FixüT, Faune de l'Algerie, p. 433. Kkauss u. Vosselee, p. 529. — Vosselee, p. 354. Aiii Sarah, 20./8.; Endschila, 23./7. (unter diesen 1 S). Die Flng-organe erreichen ausnahmslos die Spitze des Abdomens, die Exemplare gehören daher zur typischen Form und nicht zu der im Süden Europas häufigem var. dcdivus Bris. Als nördlichste Grenzpunkte des Vorkommens g-ibt Brünner an : Paris, Genf. Buda- pest. Sarepta. In Afrika ist er von Algerien und Tunesien be- kannt, dagegen nicht mit Sicherheit aus Ägypten. JPhlaeoba Stal. Ph. fracta (Fieb.) Krauss. Krauss, Erkl. Orth. Taf. Savigny's, p. 260. AVerner, Orth. Kleinasiens, p. 272; Orth. Aegypt., p. 414 (Duronia). Tadschura. 17.7. (S<^, 1 ?, 1 weibliche Larve). Ich möchte die Untergattung Duronia Stal nicht weiter aufrecht erhalten, da die Charaktere derselben nicht einmal für die typische Art -D. lucasi Bol. konstant sind; so finde ich bei diesem mir vor- liegenden $ meiner Sammlung aus Temacin (ost-algerische Sahara, leg. AVeener, Mai 1893) den Kiel des Vertex bis nach vorn deutlich, die Seitenkiele wenigstens vom „sillon typique" durchschnitten. Die 3 paläarktischen Phlaeoben (P. pliaraonis Karny reicht noch in den paläarktischen Teil des Sudan hinein) lassen sich recht gut unterscheiden. Bei Ph. lucasi sind die Flugorgane am kürzesten, sie reichen nur Avenig über die Spitze des Abdomens hinaus; der Area scapularis des Deckflügels fehlt der weiße Längsstreifen beim ?; der Körperbau ist bei dieser Art am meisten gedrungen, die Augen relativ lang und schmal. Bei Ph. fracta überragen die Flugorgane immer sehr deutlich die Hinterleibsspitze; die weiße Scapularbinde der Elytra felilt niemals; die Augen sind breiter, das Pronotum etwas schmäler als bei voriger Art. Bei Ph. pharaonis sind die Flugorgane am längsten und reichen weit über die Hinterleibsspitze hinaus; die weiße, wie bei voriger Orthopteren-Fauua von Tripolis und Barka. 109 Art nach innen (d. li. bei Ruhestellnno- nach oben oder medianwärts) dunkel o-esäumte Scapularbinde fehlt wenigstens den hellen Individuen nicht: zwischen den beiden Stirnleisten ist oberhalb des Ocellus die Stirn flach, bei den 2 vorigen aber vertieft, so daß die Leisten bis g-egen den Vertex deutlich sind. Ph. pharaonis ist die schlankste der 3 Arten. Die Exemplare aus Tadschura sind weit kleiner als die mir von Kleinasien und Ägypten vorliegenden; wie bei pharaonis begrenzt bei dem ? eine dunkle Binde die Seitenkiele von unten und geht nach vorn bis zum Auge. Wcälirend sie nach hinten in die dunkle Flügeldeckenbinde übergeht. Die Färbung der Elytren des $ ist fahlgelb; Pi'onotum und Kopfseiten mit einem Stich ins Rötliche; Oberseite des Kopfes grau, seitlich in gelblich-weiß übergehend ; die weibliche Larve und die SS graubraun. Dimensionen: 9 von P. Jucasi 9 von P. ■pharaonis 9 von P. fracta Klein- asien Ägypten Tripolis 0^ von P. fr acta a) Totallcänge b) Pronotum c) Elytren d) Hiuterschenkel Verhältnis von a : b a : c a : d 23,5 17 25.2 24,8 21 4.8 H,5 5.2 4,6 4 16,5 17 27 24.2 16,8 12,8 11 15 14,5 12,3 4.9 4,9 4.9 5.4 5.25 1.4 1 0.9 1,02 1.25 1,9 1.6 1.7 1.7 1.7 14 •> O 11 8.4 4,7 i;3 1.7 AioJopus Fjeb. A, streiiens Latii. Brunner, Prodromus, p. 145 (Epacroniia). Fingt, Faune de l'Algerie, p. 422 {Epacroinia). Werner, Orthopt. Aegj-pt., p. 416 {Epacromia). Krauss u. Vosseler, p. 530. — Vosseler, p. 354. Ain Sarah, 20.7. und LS.; .^[ell'aha. 11.7.; Endschila, 23./7.; Bengasi, 28. 8. und 6,9. Färbung im allgemeinen gelb- (Ain Sara, 1 $j bis sclnvarz- (Endschila, 1 x) braun. 110 Fkanz Werner Weitere Verbreitung: Süd-Frankreich, Spanien. Italien. Istrien, Dalmatien, Herzegowina. Griechenland, Kleinasien, Alg-erien, Tunesien, Ägypten. A. thahfs.s Ullis Fabe. Brunner, Prodromus, p. 146 (Epacromia). Savigny, tab. 6, fig. 15. — Krauss, p. 261 (Epacromia). FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 423 (EjHicroiina). Werner, Orthopt. Aegypt., p. 415 {Kjßucroinla). Krauss u. Vosseler, p. 530. Ausschließlich von Dernah (zweite Hälfte August) und Tripolis (29./7. und 8./8.) — Außerdem Bengasi (Haimann). Pronotum und Basis der Elytren grün oder Pronotum braun mit hellgelbem, nach vorn bis auf den Scheitel ziehendem Mittelband; oder mit purpurroter oberer Begrenzung der Seitenkiele; oder mit liellen Seitenkielen, die hinter der Querfurche nach innen von je 1 dunklen spitzdreieckigen Flecken begrenzt sind; oder braun, Seitenkiele wie bei der grünen Form außen vor der Querfurche dunkel begrenzt; oder ganz purpurrot. Verbreitung wie vorige, aber weiter nach Norden und an- scheinend auch nach Süden vorkommend (See Moeru, Congo). Dociostauvus Fieb. D. tnaroccduus Thunbg. Brunner, Prodromus, p. 136 (Slanroiiotus). FiNOT, Fauue de l'Algerie, p. 435 {Slauroiiotus). SAViCiNY, tab. 6, fig. 19. — Krauss, p. 262 {Stauronotiis). Krauss u. Vosseler, p. 530. — Vosseler, p. 354 {Stauwnotus). 1 S von Tripolis, Anfang August. Sonst in Portugal, Spanien, Sicilien, Griechenland, Ungarn, Süd- Rußland, Kleinasien, Cypern; ferner in Algerien und Tunesien, viel- leicht auch in Ägypten (Savigny), sicher in Syrien. Jedenfalls ist diese im nordwestlichen Afrika sowie auf Cyi^ern und anscheinend auch in Ungarn verheerende Art in Nordost-Afrika zum mindesten selten. Ich beobachtete sie in großen Schwärmen im Mai 1898 in der ost-algerischen Sahara, bei El Outaia, nördlich von Biskra, und zwar in Gesellschaft der großen ScMstocerca peregrina Oliv, (s. auch Krauss u. Vosseler, wo aus West-Algerien ein ähnliches Zusammen- vorkommen berichtet wird). Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 1X1 D, f/enei Osk, Brunnee, Prodromus, p. 137 {iStai(ro)iofn.s). FiNOT, Faune de TAlgerie, p. 436 (Stanronolus). Savigny, tab. 6, fig. 17 — 18. — Krauss, p. 262 {Slauronotiis). Krauss u. Vosseler, p. 530. — Vosseler, p, 354 {Staiironolus). Ain Sarah, 1./8.; Tadschura, 17,7.: Gherran, 13. 7.; Beiigasi, An- fang September (das einzige S). Kniegelenk schwarz, glänzend, Basalbinde der im übrigen blanen Hintertibien weiß, wie es Brunner auch von den ägj'ptischen Exemplaren angibt. Vorkommen : Spanien. Süd-Frankreich, Venetien, Herzegowina, Kleinasien, Syrien, Ägypten (ich erhielt die Art durch Dr. Walter Innes Bey), Algerien und Tunesien. Unterfam. Oedipodidae. Oedijfoda Latr. O. (fvatiosa Sery. BruxneR, Prodromus, p. 264. Savigny, tab. 7, fig. 7. Saussure, Prodr. Oedip., p. 152. PiNOT, Faune de l'Algerie, p. 444. Vosseler, Ortbopt. Alg. u. Tun., p. 357. — Krauss u. Vosseler, Orth. Orans, p. 531. In Tripolis und Barka anscheinend überall : Tripolis (Juli, Aug.), Ain Sarah (1./8.), Gherran (13., 14. 7)., Bengasi (29., 31./8., 6./9.), Dernah, 20., 22./8.; südlich von Assisia (15./9.); Dschebel T'kut, 18.9. Außerordentlich variabel in der Färbung, der des Bodens ent- sprechend; die von Tripolis vorliegenden Stücke sind im allgemeinen meist gelb- oder rotbraun, die aus Barka meist grau oder graubraun. Mit wenigen Ausnahmen sind sie durch das stark leistenartige Her- vortreten der Längsadern der Flügeldecken auffallend, so daß man sie schon dadurch von coerukscens unterscheiden kann. Die Varietäten sind dieselben, wie sie auch bei coeridcscens vor- kommen : 1. Pronotum hinter der Hauptquerfurche weiß (entsprechend der var. collaris Kakny), 1 $ von Gherran. 112 Franz Werner, 2. Pronotiim hinten sclimal hell gerändert (entsprechend der var. marginata Karny), 2 SS von Ben.o-asi. Abdomen wie bei folgender Art häufig citronengelb; die helle Querbinde an der Innenseite der Hinterschenkel gelb oder weiß. Die Rauhigkeit des Pronotums ist sehr verschieden groß, am geringsten bei Exemplaren aus Gherran, namentlich bei den oben erwähnten +$. Verbreitung: Südlichstes Europa, Kleinasien, Sj-rien, Turkestan, Amur sowie die Küstenländer von ganz Nord-Afrika. O. coeruleseens L. Beunner, Prodromus, p. 164. Saussure, Prodr. Oedip., p. 151. FiNOT, Faune de TAlgerie, p. 443. Gherran (13.— 14./7.) ; Mimuna (20.9.); Dschebel Gosseba (16,9.); Dschebel Gharian (17.9.); Dschebel T'kut (18.9.); Dernah, 20.8. Sehr variabel in der Färbung, wenn auch etwas weniger als vorige; die Exemplare aus dem Gharian-Gebirge mehr graubraun, die übrigen meist rotbraun. Hintertibien intensiv blau. Abdomen meist citronengelb. Die meisten Exemplare (mit Ausnahme derer von Dernah) haben eine deutliche dunkle Querbinde an der Außen- seite der Hinterschenkel (am Ende des zweiten Drittels, von der Basis gerechnet). — Die von gratiosa angeführten Varietäten, die sonst (sogar in Mittel-Europa) bei coeruleseens vorkommen, fehlen im vorliegenden Material. Vielleicht findet hier ein ähnliches Vikariieren statt, wie ich dies aus dem südöstlichen Winkel Nieder-Österreichs von der gestreiften Form von Stcnohothrus higuüulus und Gomphocents rufus nachweisen konnte. Diese Art ist im mittlem und südlichen Europa weit verbreitet, wo sie sich in warmen, sonnigen Tälern namentlich der Kalkgebirge fiindet; außerdem ist sie aus Kleinasien, Syrien, Tunesien und Zanzibar bekannt, fehlt aber anscheinend in Ägypten ebenso wie in Algerien. Ein sehr großes Exemplar von Dernah von sehr heller gelb- brauner Grundfarbe und undeutlicher Zeichnung ist durch die intensiv hellblauen Hinterflügel, deren schwarze Binde einen deutlichen Fort- satz gegen die Basis hin entsendet (wenn auch bei weitem nicht so wie bei gratiosa), ausgezeichnet. Orthoptereu-Fiuuia vou Tripolis und Barka. 113 Sphiiu/onofus Fabe, S. coerulaiis L. Bruxxer, Prodromus, p. 150. SaussüEE, Prodr. Oedipod., p. 200, Additamenta, p. 79. Savignt, tab. 7, fig. 11. — Kkauss, p. 265, FiKOT, Faune de l'Algerie, p. 469. VOSSELEK, Orthopt. Alg. Tun., p. 372, tah. 17, fig. 10a— b. Krauss u. Vosseler, Orthopt. Orans, p. 533. Krauss, Orthopt. Sahara, p. 242. Werner, Orthopt. Aegypt., p. 416. Dschebel Gharian, 16.— 18./9.; Dschebel Teglirinna. 19./9. (??). Die Exemplare aus dem Gliarian-Gebirg-e sind auffällig klein (18 mm), stimmen aber in allen wesentlichen Punkten mit den normalen Formen überein. Färbung hell gelbbraun, sehr undeutlich dunkler gezeichnet (Querbinden der Elj^tren kaum unterscheidbar); Wangen mehr oder weniger deutlich bläulich, Abdomen hellgelb. Ich möchte diese Form, die im Habitus etwas an ThaJpomeua ulgeriana erinnert, als var. (jlmrianensis abtrennen. Ein Exemplar von Tripolis, 6. 8., ist durch vollkommen hyaline Flügel auffallend. Zeichnung des Pronotums und der Elytren deutlich. Es ist ein S von 20 mm Körperlänge. Mit der vm-. aegijptiaca Sauss. hat diese Form nichts zu tun; sie ist kleiner, das in Betracht kommende Geäder der Elytren ist zwar vom normalen verschieden, aber auch nicht so wie bei aegijptiaca, die Felderchen zwischen den Queradern größer und zum Teil länglicher als beim Typus, aber (Area intercalata postica) undeutlich oder (Area ulnaris) deutlich zweireihig angeordnet. Die relative Seltenheit dieser in Ägypten so ungemein häufigen Art ist sehr auffallend. Verbreitung: Mittel- und Süd-Europa, Syrien, Kleinasien. Nord- Afrika, Turkestan, Persien, Madeira, Himalaya, Sibirien, Cuba. S, aftiuresceus (Ramb.). Brunner, Prodromus, p. 152, fig. 33. SaussüRE, Prodr. Oedipod., p. 203, Additamenta, p. 82. Savigny, tab. 7, fig. 12. — Krauss, p. 265. FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 472. Krauss u. Vosseler, Orthopt. Orans, p. 534. Werner, Orthopt. Aegypt., p. 417. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 8 114 Franz Werner, Bengasi (leg. Haimaxn „SphynctonoUis^'). — Auch von Herrn Dr. Klaptocz bei Bengasi. aber auch bei Dernah gefunden (s. unten). Entgegen der Angabe Vosseler's, daß er S. halteatus stets mit Sicherheit von den näher verwandten Arten unterscheiden konnte, möchte ich nach dem mir vorliegenden Material behaupten, daß diese Art mit Sph. azurescens durch Übergangsformen sowohl in der Größe als in der Färbung vollständig verbunden ist; bei typischen asurescens von geringer Größe ist die dunkle Flügelbinde gegen den Vorderrand nicht oder kaum verschmälert, vom Hinterrande durch einen deutlichen hyalinen Zwischenraum (2—3 mm) getrennt und die Fliigelbasis deutlich blau. Die extremen halteatus sind erheblich größer, die dunkle Flügelbinde ist sehr breit, nach vorn stark ver- schmälert, vom Hinterrande nur durch einen schmalen, oft direkt weißen oder bläulichen Zwischenraum getrennt, die Flügelbasis oft deutlich beraucht, selten hyalin oder bläulich. Vorkommen : Süd-Europa (Süd-Spanien), Nord-Afrika von Algerien bis Ägypten, Abessynien. Kleinasien; auch in Brasilien. [S. balteatus (Seev.). Saussure, Proclr. Oedipod., p. 203, Additamenta, p. 86. Savigny, tab. 7, fig. 9. — Krauss, p. 265. VOSSELER, Orth. AJg. u. Tun., p. 377. Fingt, Faune de l'Algerie, p. 475. Verbreitung: Algerien bis Ägypten; Syrien, Armenien, Kleiu- asien, Indien, Aden, Hereroland.] Ich finde unter allen vorliegenden Exemplaren keines, welches alle Eigenschaften des typischen azurescens in extremem Maße be- sitzen würde, doch kommen ihm mehrere sehr nahe. Wenn wir die Exemplare beider „Arten" aneinanderreihen, so bekommen wir folgende Reihe: I. a^urescens-Gr u p p e. 1. Bengasi, 2.9. Dunkle Hinterflügelbinde: nach vorn nicht verschmälert 1 mra 2. Bengasi, 2. 9. Nach vorn wenig verschmälert fast 2 mm vom 3. Bengasi, 2. 9. „ „ deutlich „ 2 mm , Hinter- 4. Dernah, 19./8. ,, „ deutlich „ 2 mm rande 5. Bengasi, 2./9. „ „ stark „ 2 mm entfernt. 6. Bengasi, 27./8. „ ,, sehr stark „ 2 mm Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 115 II. b alt eaf US -GruiM^e. 7. Deinali, 24./8. (schließt in der Breite der Flügelbinde etwa an No. 4 an), Flüg-elbasis bläulich 1 mm ) freier heller 8. Beng-asi, 29,'8. 3 mm [ Rand des 9. Bengasi, 7./9, „ „ 1 mm JHinterflüg'els Die übrigen Exemplare (Tripolis, Bengasi, Dernah) schließen sich an No. 9 an. Der freie helle Rand des Hinterflügels ist bei ihnen höchstens noch 1 mm breit, bei manchen Exemplaren aber (z. B. je 1 S von Bengasi nnd Dernah) kaum mehr unterscheidbar. Ein Stich ins Bläuliche ist bei vielen Exemplaren an der Flügel- basis deutlich bemerkbar; manche Exemplare, wie z. B. 1 von Dernah, stimmen mit dem fast typischen S No. 1 aus Bengasi mit Ausnahme der Hinterflügelbinde vollkommen überein. S, acrottjloides n, sj). (Taf. 6. Fig. 12.) Diese Art ist durch die ungebänderten Elytren und die Form der dunklen Hinterflügelbinde, welche ganz an die eines Acrotykis erinnert, sehr auffällig. Färbung- liell gelbbraun; Antennenglieder abwechselnd hell und dunkel, Elytren mit dunklen Punkten; die distalen zwei Drittel des Costalrandes und die Spitze hyalin. Hinterflügel hyalin, an der Spitze schwarz geädert; die Binde schwarzbraun, nach vorn und hinten verschmälert, ihr Hinterende weit vom Hinterrand des Flügels entfernt. Die Elytren überragen nicht nur die Spitze des Abdomens, sondern auch noch die Knie. Die Gliedmaßen lassen Spuren einer Querbänderung' erkennen; der Unterrand der Hinterschenkel ist milchweiß. Stiruleisten von oben nach unten nur wenig divergierend, nur um den Ocellus ein wenig, am untern Ende stark auseinander- weichend. Vertex und Occiput mit niedrigem, aber deutlichem medianen Längskiel, ebenso die Metazone des Pronotums. Hinter- rand des Pronotums etwas mehr als rechtwinklig. Dimensionen: Totallänge 20 mm Pronotum Länge 3,5 ,, Breite 6 8* 116 Feanz Werner, Elytren Länge 19,5 mm „ Breite 3 Hinterscheiikel Länge 13 1 S von Tripolis (IJl.). S, (lernensis n, sp. (Taf. 5, Fig. 3.) Kleine, stark behaarte Art mit hyalinen, an der Basis rosen- roten, in der Mitte des Hinterrandes mit einem großen braunen, violettschillernden Fleck gezierten und an der Spitze ebenfalls braun berauchten Hinterflügeln. Costa frontalis mit geraden, parallelen Seitenrändern, die erst unten auseinanderweichen, über der Autennenbasis sich nähern und dann in die Seitenränder des Vertex übergehen, welche nach hinten wenig divergieren. Vertex ohne Mittelkiel. Pronotum mit deutlichem, durch 2 Querfurchen unterbrochenem Mittelkiel und rechtwinkligem Hinterrand. Elytren relativ kurz und breit, glänzend, mit deutlich geschweiftem Vorderrand und undeutlichen dunklen Querbinden; Hinterflügel kürzer als die Elytren, mit (mit ilusnahme des rosen- roten Teils) schwarzen Adern und wenig ausgezogenem Apicalteil. Färbung im allgemeinen rötlich-braun; Hinterschenkel undHinter- tibien innen schwarz, mit einer gelblichen Querbinde vor dem Knie, die über Femur und Tibia sich erstreckt. Dieselbe Zeichnung ist auch auf der Außenseite zu sehen, aber am Femur sehr undeutlich. Hintertarsen gelblich-weiß. Totallänge 15,5 mm; Pronotum 3 mm. Elytren 16 mm, Hinter- femora 8 mm. 3 SS von Dernah, 20. und 23./7.; felsiges Plateau im Süden der Stadt. Diese Art ist außer octofusciatus Serv. die einzige nord- afrikanische Sphingo7iof US- Art mit roten Hinterflügeln, unterscheidet sich aber außer durch die geringe Größe durch die ganz verschiedene Zeichnung der Hinterflügel; ob sie nicht eine besondere Gattung repräsentiert, wage ich vorderhand nicht zu entscheiden. S, {/robben i ^VEßN. (Taf. 5, Fig. 5.) "Werker, Orthopt. Aegypt. (in: SB. Akad. Wiss. Wien, Vol. 114. Abt. 1, 1905, p. 62). Orthoptereu-Fauua von Tripolis imd Barka. 117 Tripolis, 16. u. 27. 7. (1 c^, 3 $J). Die Exemplare sind dunkler und deutlicher gezeichnet als die von mir aus der libj^schen Wüste mitgebrachten. Länge des S 15 mm (Elyti-en 18 mm); des $ 22 mm (Elj'tren 25 mm). Ich kann mich des Gedankens nicht entschlagen, daß die Gattung Lcpfoscirfus, welche auf der SAviGXY'schen Abbildung von L. linmris Sauss. gegründet und seit ihrer Entdeckung von keinem Sammler in Äg3'pten wieder aufgefunden wurde, einfach nicht existiert und mit S. grobheni Werk., bei welcher Art die distalen Antennenglieder mitunter allerdings schwer zu unterscheiden sind, identisch ist. Ich habe, als ich meine Art aufstellte, zwar die große Ähnlichkeit mit der SAUssuEE'schen Art bzw. mit der SAViGNY'schen Abbildung bemerkt, bin aber auf einen Vergleich nicht eingegangen, weil ich die Verschmelzung der distalen Antennenglieder für eine unumstößliche Tatsache und — was ich auch jetzt, falls sie sich bewahrheiten würde, annehmen möchte — als generisch wertvolles Merkmal hielt. Es erscheint mir fast unglaublich, daß von 2 so ähnlichen Arten, wie meine Spliingonotus und die SAviGxr'sche Art sind, nur die eine, niemals aber die andere gefunden werden sollte. Die Sphingonotus-AYten des Gebietes lassen sich auf folgende Weise leicht unterscheiden: 1. Hinterflügel ohne dunkle Binde oder Flecken 2 Hinterflügel mit dunkler Binde oder Flecken 3 2. Elytren mit Längsstricheln im Discoidalfeld ; distale Antennen- glieder schwierig unterscheidbar; Habitus sehr schlank; Hinterflügel stets hyalin S. grobheni Elytren mehr oder weniger deutlich quergebändert; distale Antennenglieder deutlich unterscheidbar; Habitus mehr ge- drungen; Hinterflügel meist bläulich S. coerulans 3. Hinterflügel an der Basis rosenrot, mit dunkelbraunem, violettschillerndem Flecken am Außenrand S. dernensis Hinterflügel niemals rosenrot, mit einer vom Außenrand ent- fernten dunklen Binde 4 4. Elytren nicht gebändert; Hinterflügel mit kurzer, den Innen- rand nicht erreichender und vom Hinterrand weit entfernter Binde S. acrotyloides Elytren mehr oder weniger deutlich gebändert; Hinterflügel mit vollständiger, vom Vorderrand zum Innenrand reichender, 118 Fraxz Wernek. vom Hinterrand nur höchstens 3 mm entfernter dunkler Binde S. aztirescens (5) 5. Dunkle Binde des Hinterflüg-els relativ schmal, gegen den Vorderrand nicht verschmälert, vom Hinterrand gegen 3 mm entfernt; Basalteil der Hinterfliigel bläulich S. a. azurescens Dunkle Binde der Hinterflügel breit, gegen den Vorderrand verschmälert, vom Hinterrand etwa 1 mm entfernt. Basal- teil der Hinterflügel beraucht. Dimensionen bedeutender als bei voriger Form S. a. hcdteatus Acrotyliis Fieb. A. versi<:olor Bure. Kaeny, Orthopt, Sudan, p. 357 — 358 und Orthopt. Küstengeb. Oesterr.- Ung., p. 37. Weener, Orthopt. Aegypt., p. 420 {jiatniciis). PFiNOT, Faune de TAlgerie, p. 455 (patr/fel/s). Tripolis, 29./7.; Ain Sarah, 1./8.; Tadschura, 17./7.; Bengasi, 1.9.: Dernah, 13., 18., 19., 25./8. Ich möchte alle aus Tripolis und Barka mir vorliegenden Acroiylus dieser kxt zurechnen, welche in Ägypten ausschließlich vorkommt; ob die aus Tunesien und Algerien angeführten patrueUs nicht auch hierher gehören, kann ich wegen Mangel an Material nicht entscheiden, möchte es aber auch annehmen. Kaeny erwähnt sie von Biskra. Die Exemplare variieren sehr in der Färbung; die Exemplare aus Dernah sind mehr gelbgrau, die aus Ain Sara meist hell rot- braun, das aus Tripolis dunkel rotbraun. Auffallendere Varietät nur: ? aus Bengasi: Pronotum hinter der Hauptquerfurche weiß; ulnare Hälfte der Flügeldecken fahlgelb; letzteres auch bei 1 $ aus Dernali. Vorkommen nach Kaeny: Messina. südliche Balkanhalbinsel und Inseln des Agäischen und Ionischen Meeres, Kleinasien, Kaukasus, Transkaspien, Amur, Süd-Rußland, Armenien, Syrien, Ägypten, Sudan, Deutsch Südwest-Afrika und Biskra. Oithoiiteren-Fauua von Tripolis und Baika. 119 ^f/natioides Voss. U. striattis Voss. VOSSELEE, Orth. Alg. Tuu., in: Zool. Jahrb., Vol. 16. Syst., 1902, p. 361, tab. 17, fig. 5 — 7. Tadschura, 17./7. (1 $). Diese kleine Oedipodide wurde von Vosselee in verschiedenen Teilen von Algerien und Tunesien (Djelfa, Bou Saada, Lagliouat, Bir bou Rekbali. Sousse, Graiba, Gafsa, Gabes) aufgefunden. Das Exemplar von Tadschura stimmt mit der Beschreibung und Abbildung Yosselee's in allen wesentlichen Punkten sehr gut überein. Als geringfügige Abweichungen möchte ich höchstens die durchweg schwarz geäderten, vollkommen hyalinen Hinterflügel hervorheben. Färbung dunkel graubraun. Stirn, Wangen und Seitenrand des Pronotums gelbbraun. Hintertibien blaßblau mit schwarzspitzigen Dornen; der proximale Enddorn der Innenseite nahezu ebenso lang als das 1, Tarsenglied; Tarsenkrallen schwarzspitzig. Totallänge 16 mm, Elytren nur unbedeutend kürzer (15 mm); Pronot um 3 mm. Durch das lange Pronotum und die schief nach hinten abfallende Stirn unterscheidet sich unsere Art von allen nord-afrikanischen Formen der Gruppe, auch von der relativ noch am ähnlichsten Gattung Leptoscirtus. Le2)topt€rnis Sauss. L. rJianises Sauss. (Taf. 5. Fig. 2). SaüSSURE, Mitth. Schweiz. Entomol. Ges., Vol. 8, p. 94. Savigny, tab. 7. fig. 15, — Krauss, p. 266. "Werner, Orthopt. Aegypt., p. 419. Tripolis, 26./7., 1./8.; Ain Sarah, 20,8.; Tadschura, 17.7. Diese bisher nur aus Ägypten bekannte Art erreicht demnach erst in Tripolis ihre Westgrenze. Die vorliegenden Exemplare unter- scheiden sich weder in Färbung noch Größe von den ägyptischen. 120 Franz Werner Paehytylus Fieb. P. daniciis L. Beunner, Prodromus, p. 172 {cuierascens). Saussuke, Prodr. Oedip., p. 119. Savigny, tab. 6, fig. 11 — 12. — Keauss, p. 260. Werner, Orthopt. Aegypt., p. 421. FiNOT, Faune de TAlgerie, p. 481 (einerascens). VossELER, Orth. Alg. Tun., p. 359 {einer asceMs). — Keauss u. Vosseler, Orth. Orans, p. 531. Ain Sara, 1./8.; Dernali. 20./8. ($?). Von den beiden Exemplaren von Ain Sarah ist das eine hellgrün; diese Färbung- geht auf dem Abdomen in gelbbraun über; ulnarer Teil der Flügeldecken fahlbräunlich. Das andere ist auf Kopf und Pronotum dunkelgrün, das von Dernah olivenbraun, bei beiden die Flügeldecken entsprechend dunkler. Diese Heuschrecke ist weit verbreitet und findet sich sowohl in Süd-Europa als auf den Canaren, in ganz Nord- Afrika, im Somali- land, auf Mauritius, in Kleinasien, SjTien, Java, Manila, Japan und Neuseeland. JEvemohla Seev. E. cisti Fabe. Brünnee, Prodi-., p. 182. Saussure, Prodr. Oedipod., p. 228 {pulchripennis). Savigny, tab. 7, fig. 16. • — Keauss, p. 267 (puleJiripennis). VOSSELEE, in: Zool. Jahrb., Vol. 17, Syst., 1902, p. 384. Fingt, Faune de l'Algerie, p. 484, 485 {eidi et chivelii). Wernee, Orthopt. Aegypt., p. 421. Bengasi (leg. Haimann). Diese von Herrn Dr. Klaptocz nicht gefundene Art ist über fast ganz Nord- Afrika und Syrien verbreitet. Unterf am . Pyrgomorph idae. JPyrgoniorpha Serv. P, conica Oliv. Brunner, Prodromus, p. 185 {(jrylloides). BOLIVAR, Pirgomorfinos, p. 82 (gryUoides). Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 121 FlNOT, Faune de TAlgerie, p. 490 (fpijlloidrs). Wekneii, Orthopt. Aegypt., p. 422 ((/ri/lloidcs). Kkauss u. Vos^elek, p. 536. — Vosselek, p. 387, fig. {gnjlloides). Tripolis (Juli. Aug.); Dscliebel Tegrinna (19./9); Dernali (19., 25./8). — Außerdem: Tocra {.^Pygomorpha grcmosa^^ in: Haimann, Cyrenaica, p. 140). Keins der Exemplare ist grün oder scheint auch nur grün ge- wesen zu sein; eins aus Tripolis ist gelbbraun (c5), die übrigen grau- braun bis grau. Die seitlichen Ijängskiele des Pronotums sind, wie von Vosseler für diese Art angegeben, aucli hinter der Haupt- querfurche vollkommen deutlich; dagegen erinnert der Umriß der Seitenlappen teilweise sehr an F. cognain. Ich kann aber mit dem besten Willen keinen specifischen Unterschied darin finden, da schon die wenigen mir vorliegenden +? alle Übergänge von einer zur andern Art erkennen lassen und das Pronotum der SS auch von denselben Fundorten, woher 5$ niit co(/M«i'rt-Seitenlappen stammen, stets typisch wie bei coaka aussieht. Es ist ja möglich, daß beide Formen in gewissen Gegenden des tropischen Afrikas schärfer ge- schieden sind, in Nord- Afrika scheint mir dies aber nicht der Fall zu sein, wie ich dies auch für Ägypten behaupten kann. Verbreitung: Spanien, Portugal, Süd-Frankreich, Mittel-Italien, Griechenland, Kleinasien, Syrien, ganz Nord-Afrika, Sudan, Erythraea. P. alhotaeniata n, sp, (Taf. 5, Fig. 6.) Tripolis, Anfang August (+); Tadschura, 17./7. ($); Gherran, 13./7. is). Graubraun, gelbbraun oder olivengrün, mit einer weißen Längs- '»D*""? '^'^^ v^i.iv^i ,,^,.^K^X,. J^IVWJ,. binde vom hintern Augenrand über die Wange, den untern Rand des Pronotums, bis zur Insertion des Hinterschenkels und auf dessen untern Rand fast bis zum Knie verlaufend; diese Binde ist nur bei dem Exemplar von Tripolis undeutlich; sie ist nach oben von einer ebenso breiten schwarzbraunen Binde begrenzt, welche über den Außenrand der Elytren hinzieht. Kopf mit einem über Vertex und Occiput verlaufenden Mittelkiel. Antennen zwischen den Vorder- rändern der Augen eingelenkt. Pronotum mit Mittelkiel, nahezu parallelen Seitenrändern des Discus und ohne Erhöhung hinter der Hauptquerfurclie. Unterrand der Seitenlappen horizontal, wenig ge- schweift, Hinterwinkel ein rechter bis zum obei-n Rande des weißen 122 Franz Werner Bandes, von hier zieht der Rand scliief nach hinten. Elytren bis zum Hinterrand des 1. Abdominalseg-ments reichend; in der Mittel- linie ein wenig- übereinanderg-reifend. Hinterflüg-el rudimentär, -wenig die Mitte des Metanotums überrag-end. Gliedmaßen schlank. Länge 15 mm (?>. 12 mm (S) Pronotum 4 m 3 (6) Elytren 4 in 2,3 (6) Hinterschenkel 8.5 (?). ~( (s). Die 4 nord-afrikanischen Pyrgomorpha- Arten lassen sich auf folgende Weise leicht unterscheiden : 1. Flugorgane vollständig ent-v\'ickelt 2 Flugorgan verkürzt 3 2. Unterrand der Pronotumseitenlappen konkav; Kiele des Pro- notums hinter der Hauptquerfurche undeutlich P. cognata Unterrand gerade. Seitenkiele deutlich P. conica 3. Elytren in der Mittellinie mindestens aneinanderstoßend P. alhotaeniata Elytren sehr klein, vollkommen lateral P. dehilis. Unterfam. Pamphagidae. Faniphcifftis Thunbg. P, orientaJis n. sp. (Taf 5. Fig. 4.) 1 ? von Dernah, 20./8. ; -wahrscheinlich auf dem felsigen Plateau im Südosten der Stadt. Diese Art steht dem P. algericus Br. am nächsten, unterscheidet sich aber durch die kürzern Arolii zwischen den Krallen der Tarsen (kürzer als diese), durch die unregelmäßig gefelderte Innenfläche der hintern Femora und die schwarzspitzigen, aber nicht an der Basis schwarz umrandeten Dornen der Hintertibien. Kopf, Pronotum und Abdomen grubig punktiert; Färbung hell graugelb, ganz ohne Zeichnung. Antennen hellgrau, schwarz punktiert, 16g-liedrig; Seitenlappen des Pronotums vorn rechtwinklig, hinten stumpfwinklig, dei' Vorderrand schwach konkav, mit dem der andern Seite einen stumpfen, aber deutlichen Winkel bildend, der Hinter- Oithoptereu-Fauna von Tripolis imd Barka. 123 raiid konvex (stumpfwinklig;, mit abo-erundeter Ecke) mit dem der andern Seite eine ganz seichte hintere Ausrandung des Pronotums bildend; Unterrand gerade. Meso-, Metanotnm und Abdomen in der Mitte gekielt. Supraanalplatte dreieckig zugespitzt, mit konkaven Seitenrändern; Cerci kegelförmig, klein; Subgenitalplatte quer ab- gestutzt. Außer den Tibialdornen sind auch noch die Krallen (auch an den Vorder- und Mittelbeinen) schwarzspitzig; die Außenkiele der Hinterfemora in größern Abständen schwarz punktiert. Die Form des Kopfes, Lage der Querfurche des Pronotums und was sonst hier nicht erwähnt wurde, ist wie bei P. algermts. Der Yorderrand des Prosternums ist nicht dreieckig, sondern schwach bogenförmig aus- gerandet. Totallänge 59 mm Pronotum 11 Elj^tren 10 Hinterschenkel 22 Das Vorkommen eines Pamphaijm im Gebiete von Barka, welche Gattung in Ägypten vollkommen fehlt, ist von zoogeographischer Bedeutung. Wenn wir die Verbreitung dieser im westlichen Teile des Mittelmeerbeckens so artenreichen Gattung nach Osten betrachten, so finden wir — ganz wie bei der ebenfalls flugunfähigen Laub- heuschrecken-Gattung EpMpimjer — eine starke Abnahme nach Osten. Doch geht Pamphagns noch weiter und zwar über Candia. wo der östlichste Epliippiger {idomenaei Luc.) vorkommt, nach Cypern, Syrien und dem südlichen Kleinasien. Alle östlichen Formen haben den Habitus der oben beschriebenen Art, doch gehören die syrisch- kretensischen Arten einer andern Gruppe (mit deutlich dreikantigen Fühlern) an. — Schon in Haimann's „Cyrenaica*', p. 140, ist ein Pamphagus aus dem Gebiete (Bengasi) angeführt, der vermutlich der- selben Art ano-ehört. Unterfam. Locustidac. Lociista L. i. aeyijptia L. Brükxer, Prodromus, p. 213, fig. 49 {Airidivm). FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 532 {Acridium). 124 Franz Werner, Savigny, tab. 7, fig. 3. — Krauss, p. 263 (Äcridium). VossELEK, p. 394. — Keauss u. Vosseler, p. 541 (Aa-idium). Tripolis, Anfang Aug-nst; Meschia, 7., 7.; Mimima, 20.;9. (??); Dernali. August (weibliche Nymphe). Diese Art kommt überall um das Mittelmeer herum vor. geht aber nicht in die Wüsten Xord-Afrikas hinein wie Sckistocerca, sondern bevorzugt die immergrüne, mediterrane Buschvegetation; auch an grasigen oder sumpfigen Stellen fehlt sie. Devicor(js Serv. D. miUiet'ei Finot. Fingt, Ann. Soc. Entomol. France, 1884. BoNNET et Fingt, Orthopt. Tunisie, tab. 6, fig. 7 — 14. Fingt, Faune de TAlgerie, p. 529. Krauss, p. 245. — Vosseler, p. 394. 1 ? (Dernah. zweite Hälfte August). Diese Art gehört der algerisch-tunesischen Fauna an, und obiger Fundort ist der östlichste bisher bekannte. In Ägypten wird sie durch die weit größere I). cnrnipes Redt, ersetzt. Ich fand sie An- fang Mai 1893 zahlreich im Nymphenstadium bei El Outaia, nördlich von Biskra, diese Nymphen sind aber viel bunter, grün, mit grell- weißen Plecken auf Pronotum, Flügelscheiden und Hinterschenkeln, während obiges ? oliveubraun ist. mit einem dunklen Seitenband des Pronotums vom Vorderi-and bis zur Hauptquerfurche. Morpho- logisch ist aber kein Unterschied zu bemerken. Mttpvexiocneniis Fieber. E. 2?lorans Charp. Brunner, Prodromus, p. 220. Savigny, tab. 7, fig. 3. — Krauss, p. 263. Fingt, Faune de l'Algerie, p. 541. Werner, Orthopt. Aegypt., p. 427. Krauss, p. 248. Mell'aha, 11./?.; Ain Sarah, 20./7. ; Endschila, 23./7. {SS, ??, Larven und Nymphen verschiedener Stadien, von Mellaha keine Imagines). — Von Grgthe in Tripolis gefunden (Mus. Senckenberg). Orthopteren-Fauna von J'ripolis und Barka. 125 Nach der Zalil der gesammelten Exem])lare zu schließen, muß diese Heuschrecke in Tripolitanien ebenso häufig- sein wie an den entspreclienden Lokalitäten (Schilf und ähnliche kieselsäurereiche (iTäser, die auch Paclujtijlus liebt) in Ägypten. Grundfärbung meist ockergelb, seltner graubraun; der dunkle PronotumÜeck bei einigen liellen Exemplaren aus Ain Sarah stark verblaßt. Hinterschienen bei den Larven und Nj'mphen rotgelb, bei den Imagines blauviolett, stets mit weißen, schwarzspitzigen Dornen. Weiteres Vorkommen: Süd-Spanien, Sicilien, Syrien, Algerien und Tunesien, Ägypten, ägyptischer Sudan, Gabun. T/iisoicetnis Br. Th. littoral is Ramb. Bruxner, Prodroraus, p. 221, fig. 52 {Euprepoenewis). Savigny, tab. 7, fig. 5. — Krauss, p. 264. Fingt, Faune de TAlgerie, p. 543. Werner, Ortbopt. Aegypt., p. 427. Krauss, p. 247. — Vosseler, p. 395. — Krauss u. Vosseler, p. 542. Ain Sarah, 1./8.; Tripolis, Umgebung, Anfang August; Dschebel T'kut. 18./9. ((?, % letzteres auffallend groß). Von der nachfolgenden, im Gebiete anscheinend entschieden häufigem Art nicht immer leicht zu unterscheiden. Als Färbungs- unterschiede fallen auf: 1. Die hellen Seitenstreifen des Hinterkopfes und Pronotums setzen sich auf die Eh'tren fort. 2. Dunkle Flecken der Elytren viel größer. 3. Die hellere Färbung des ganzen Körpers — bei adspersus rotbraun. 4. Die dunklen Binden der Hinterschenkel sind zwischen den 3 obern Kielen blasser oder fehlen daselbst ganz (nicht immer charakteristisch). Das S von Dschebel T'kut mißt 19, das ? 46 mm. Das Exemplar von Ain Sarah ist intermediär zwischen dieser und der folgenden Art. Weiteres Vorkommen : Spanien. Rhodus, Samos, Syrien. Kordofan. Somaliland, Algerien, Tunesien. 126 Franz Werner, T/<. adspersus Redt, RedtenbacHEE, in: "Wien, entomol. Zeit., Vol. 8, p. 30. Savigny, tab. 7, fig. 6. — Kkauss, p. 264. Weener, Orthopt. Aegypt., p. 426. Beng-asi, Anfang September; Sejanah, 4.9. Vertritt anscheinend im Gebiete von Barka die vorige Art, wälirend sie bei Alexandrien mit ihr und Euprcpocnemis gemeinsam vorkommt. Durch die fein dunkel getüpfelten, niemals ein weißes Ulnar- band tragenden Flügeldecken, die deutlich gebänderten Hinter- schenkel und die Färbung meist leicht von littorcdis zu unterscheiden. Bisher nur aus Ägypten und Turkestan nachgewiesen. Call i'2)tainns Seev. C. itallcus L. Beunnee, Prodroraus, p. 217. Savigny, tab. 7, fig. 4. — Keauss, p. 264. Fingt, Faune de TAlgerie, p. 545. Weener, Orthopt. Aegypt., p. 426. Vosselee, Orthopt. Alg. Tun., p. 395. — Keauss u. Vosselee, Orthopt. Orans, p. 542. Von den meisten besuchten Lokalitäten vorliegend: Tripolis, 9., 27./7.; Ain Sarah, 20./7., 1./8.; Gherran, 13., 14./7.; Mimuna, 20./9.; Gharian-Gebirge. 16. — 18./9.; Dschebel Gosseba, 16./9.; Dschebel T'kut, 18./9.; Bengasi, 6., 7./9.; Dernah, 20./8. — 1 ? von Grothe in Tripolis gefunden (Mus. Senckenbergj. Ziemlich variabel in der Färbung, aber meist graubraun, selten rotbraun (Ain Sarah); je 1 Exemplar der var. margindla Seev. aus Gherran und Ain Sarah. Die längsten Flugorgane besitzt 1 ? aus Tripolis, die kürzesten ein fast einfarbig gelbbraunes $ aus Dernah (kürzer als das Abdomen). Die lebhafte Färbung der Innenseite der Hinterschenkel bei den meisten Exemplaren entspricht der var. desertkola Voss.; bei dem kurzüügligen $ aus Dernah sind sie ein- farbig. Mittel- und Süd-Europa, Syrien, Ägypten, Nord-Sudan (Nubien), Algerien, Tunesien. Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 127 Sjyhoilronierus Stäl. Sph. coernJans n. sjy. (Taf. 5, Fi^. 1.) Im wesentlichen zwischen *S^)//. crnentatns Krauss und decolorains FixoT, mit dem erstem in der Färbung- der liintern Femora, mit dem letztern in den meisten morphologischen Merkmalen überein- stimmend, von beiden durch die hellblauen Hinterflügel leicht unter- scheidbar. $: Färbung- hell g-elbbraun, Pronotum und Kopf oberseits etwas mehr rötlich, die Elytren bräunlich-weiß. Abdominaltergite dunkel gesäumt. Hinterbeine genau wie bei cruentatns gefärbt, nur Tibia und Tarsus orangerot anstatt blutrot. Antennen hellbräunlich oder gelblich-weiß. Elytren an der Basis gefleckt, g-egen die Spitze mit dunklen, der Spitze parallelen, gebogenen Querbändern, die aber entweder unterbrochen oder zum Teil gegabelt sind. — Augen hinten von radiären schwarzen Linien umgeben. Hinterflügel blau wie bei Sphingonotus coernlans, aber mit schwarzen Adern. Das Pronotum besitzt einen deutlichen Mittelkiel , der durch 3 Querfurchen unterbrochen ist, deren hinterste ziemlich genau in der Mitte gelegen ist. Vorderrand g-erade, in der Mitte etwas ein- gekerbt, Hinterrand stumpfwinklig, der Winkel abgerundet. Seiten- lappen mit geradem oder gebogenem Unter-, vertikalem Vorder- und Sfürmig geschwungenem, schiefem Hinterrand. Hinterflügel das Ab- 5—6 außen. Obere Kante dornen wenig überragend. Dornen der Hintertibien 7 innen, der Hinterschenkel deutlich gesägt. Über die Proportionen geben folgende Vergleichszahlen Aufschluß: 9 decoloratus cruentatns coernlans Totallänge Pronotum, Länge Elytren Hinterschenkel 39 9 27 0 39 7,5 23 18 40 9 27.5 22 Dschebel Gosseba, 16./9. (2 ?+). 1 drittes, kleineres $. gleichfalls aus dem Gharian-Gebirge möclite ich als var. intermedia n. bezeichnen. Kopf und Pronotum sind hier ungefleckt, ebenso die Flügel hyalin, stark glänzend, schwarz 128 Franz Werner, geädert. Diese Form wäre eigentlich als Stammform des typischen coerulans und des cruentatus zu betrachten. Aus Nord- Afrika kannte man bisher keinen Sphodromerus östlich von Algerien ; in Ägypten wurde weder der algerische Spli. decoloraius noch der west-asiatische >Sph. serapis gefunden. Opshomula Sekv. O. cyJindrica Maesch. Beunner, Prodromus, p. 232, fig. 55. Savigny, tab. 6, fig. 6. — Krauss, p. 258. FiNOT, Faune de l'Algerie, p. 550. Werkek, Orthopt. Aegypt., p. 424. Krauss u. Vosseler, Orthopt. Orans, p. 543. Krauss, Orthopt. Sahara, p. 248. Endschila, 23./7. (?$). — Diese goldschimmernde Heuschrecke lebt überall, wo sie vorkommt, auf hohen, stachligen Gräsern. Sonst noch auf Menorca, Sicilien. Kephalonia, Griechenland. Kleinasien, Syrien. Ägypten, Algerien und Tunesien. Eine der wenigen aus Tripolitanien bereits bekannten Arten. Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 129 bn OJ br *^ '^- <]> ^ ^ o ^ C/J a 'S cö ^ S-i £ 'S SS CO CO 13 ^-^ ui CS P5 CO "o X X ^3 e ?j •^ e e e s •- e ^ S Ö 0 »»*;a y ö C •1^ 535 •'S» B ■+0 CS > e ^ 05 -2 ■ 0 ^ ^ ^ e 0 s o ^ 0 rO -2 e a_. ^*^ cc 1*0 S-ä ^ ;sj fSä ^ C ^ s -^ ^ ^ ^ o 5^5 ü « OS 00 r«-^ 0 e s s «i H^ 'S e ^ « 0 s> ^ X 6 g §^ f^ Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 130 Feanz Werner, Sonstige Verbreitung -7. Senegal bis zum Roten Meer ci Arabien Senegal Congo Tropisches Afrika und Asien 5 Samarkand Abessynien 13 a § o o ü Teneriffa Marokko Nord-Sudan Schoa Süd-Mittel- Europa Syrien Kleinasien c»- cä Tripolis 'xn i s » * <: Cr ••£ t % s D 3 s 5: * 0 5 B :> 3 CI 5 i 5 H 5- c i !; c/ "s c/ n \ 5 c/ s c 1 > \ i 5 S > ■ 5 S s » s 3 5 i :> \ Ortliopteren-Fauua von Tripolis und Barka. 131 ^ CO •f-H Sl es S3 00 Ol d a ^ - — ^ 1 ika (südl «G ö 03 r^-i •r^ e ;S ö: cc -5" •^ o ^^ S ^ 1 ^ 1 s i. ^ ö o 'S, oo CO SC S •*«a j- ö OS gn e ö o rO CO 09 ^» s f-o ^ r=5 w <> 2^ Gl o 0 K^ ■^5 Ö o 9* 132 Fbanz Werner, Sonstige Verbreitung CO a CK a a es Persien Sudan eS 'B s c Asien Australien Transkaspien Senegal Sudan Uganda Somaliland 1 Senegal Sudan Sudan Congo Süd-Mittel- Europa 1 Syrien Kleinasien a Süd es "o Eh Tunesien Algerien % <: ! 3 3 1 ? f 2 S 's i S- 0 >;> 3 <> 3 s 0 0 :i 3 s 3 L> 3 J J ! 3 3 •a 0 Q ? S 2 5 0 0 ü J 0 5 3 S ; 0 ; S. < <: 0 S 3 5 3 P J 3 0 ? ? Q Q s •■r 5 0 0 Ci C ? 0 •a ■a 0 0 <^ >^ 0 Orthopteren-Fauna von Tripolis und ßarka. 133 s a. IS a a < d c Persien Madeira Himalaja Sibirien Cuba a > cn Ol < Brasilien a 'S a Indien Aden Hereroland Kaukasus Transkaspien Amur Sudan D. Südwest- Afrika 3 .2 S i 0 <: C 5 3 3 D ä i 0 i • « l Cl C z Z 3 3 > 1 's: l .1 i :> S c s c <: > ; ; > 3 5 > 2^ a c S c 3 :> 3 > • » ) J 3 > « 2^ ■£ 1 c s s 3 ä » 0 O 1 Cl ? % \ •> c 3 i i 3 3 3 3 3 > * 1 1 a s c s ;> 3 3 3 3 5i 3 ä 3 3 ? s r 5. <: c 3 3 3 9 3 3 3 3 H 134 Franz Werker, Sonstige Verbreitung Mauritius Java Manila Japan Neuseeland Sudan Erytliraea Sudan Gabun Süd-Mittel- Eui'opa 1 ver- flogen Syrien Kleinasien Ägypten Barka Tripolis CO 03 '« < c 3 c S 5 c j: > > > > i> ■1 c 's c > ä > c 1 ä > > 3 S i 5. 0 c ä l > ? i l 5 <: > 1 s ! > S ? a c s 5 s ■ 1 > i Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 135 "TS a je 'S g o a • i-H ö -1— ( '^ 1 .2 i cö ■ "03 a 1— 1 1 3 ! > > > y i. 1 3 ) > J 1 i ^ > >> ? C i i > s i 3 ) 136 Franz Werner, Arten, welche in Nordwest-Afrika und Ägypten vor- kommen, in Tripolis und Barka aber noch nicht gefunden wurden: 1. Forftcula hiecifti 2. riaU)cleis grisea 3. Spkingonotus mecheriae 4. „ odofasciatus 5. „ sarignyi 6. Eremocharis insignis ') 7. Acridium ruficorne 8. Schistocerca pcregrina 9. Tridadyhis variegatus 10. Grylhis hurdigahnsis 11. „ consohrinus 12. „ algirius 13. „ deserfus 14. Oecanthus pellucens Mantodea; Tettigonioidea; Familien, von welchen in Tripolis und Barka bisher kein Vertreter geifunden wurde, die aber in Nordwest-Afrika oder Ägypten vertreten sind: Blattodea: Panchloridae {Nauphoeta in Ägypten) Perisphaeriidae {Perisphacria in Ägypten) Amorphoscelidae (Discothcra in Tunesien) Vaiidae {Secerinia in Algerien und Tunesien) PJianeropteridar (in Ägypten und Algerien durch mehrere Arten vertreten) Meconemidae (in Algerien) Tcttigoniidae (in Algerien) Ephippigeridae (in Algerien und Tunesien) Hetrodidac (in Algerien und Ägypten) Oecanthidae (Algerien und Ägypten) Mgrmecophilidae (Algerien) Trigonidiidae (Algerien) Trklactylidac (Algerien und Ägypten) Eremohiidae (in Algerien und Ägypten durch Eremohia und Eremocliaris vertreten) Achetoidea; Locustoidea: Mit Algerien und Tunesien, nicht aber mit Ägypten gemeinsam; 1. Aphlebia trivitfata 2. Ceuiromantis denticolHs 3. Ameles decolor 4. Jdolomorpha longifrons 5. Bacillus IripolUanus 6. ? Decticus albifrons 7. '? Plaiydeis interviedia 8. Conocephcdus nüidulus 9. Trigonidium cicmdeloides 10. Mogisoplistus hrunneus 11. Bmdiytrupes megaccplialus 12. ? Cliorth'ippus pidvinatus 13. ? Dociostauras maroccanus 14. Oedipoda coendescens 15. Egnatioides str latus 16. Dericorys millierei 1) Von Dr. Walther Innes Bey für Ägypten nachgewiesen. Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 137 Mit Ägypten, aber nicht mit Nordwest-Afrika gemeinsam: 1. Pohjphaga ursina 2. ? Elaea marchali 3. Xiphidion aethiopitmi 4. Phlaeoba fracta 5. Leptopternls i-Jiantses 6. Sphingonoins grobbeni 7. Thisoicetrus adsperstis Mit dem "West-Sudan (Senegal) gemeinsam: Lahidura riparia PhgllodroDiia germanica Periplanda ainericayia Stylopyga orierdalis Sphodroniantis biocidata Mantis reUgiosa O.ujthespis gramdata Brach gtrupes megacepJiahis Acridella rariabüis Calephorus compressicornis Kosmopoliten, hier und in der nachstehenden Tabelle nicht in Betracht gezogen Mit dem Ost-Sudan (und Äthiopien) gemeinsam: Elaca viarchali Sphodromantis biocidata Mantis religiosa Empusa egena Blepharis mendica Conoccphalus nitididus Xiphidion aethiopicum Trigonidiuni cicindeloides Gnjilolcdpa africana Liognjllns himaculatus Acheta domestica Paratettix mei-idionalis Äcrida turrita Acridella variabilis Ochrilidia tibialis Calephorus compressicornis Aiolopiis thcdassinus SpJängonotns coeruJans „ azurescens Acrotylus versicolor Pijrgomorpha conica Eiiprepocnemis plorans Th isoicetrus littoralis Bisher nur aus Tripolis oder Barka bekannt: 1. Ariisolahis iripoliiana, Küste bei Tripolis 2. Pohjphaga harny, Wüste bei Tripolis 3. Gharianiis klajdoczi, Dschebel Gharian 4. Acheta cyrenaica, Umgebung von Bengasi 5. „ tripunctata, Ain Sarah bei Tripolis 6. Sphingonotiis dernensis, Dernah 7. „ acrotyloides, Tripolis 8. Pyrgomorpha albotaoiiata, Tripolis und Umgebung 9. Pamphagus orientalis, Dernah 10. Sphodromerus coerulans. Dschebel Gharian. 138 Franz Werner, Aus den vorhergehenden Tabellen und Übersichten ergibt sich, daß das Gebiet von Tripolis und Barka entschieden eine größere Übereinstimmung mit den Nachbarländern im Westen als mit Ägypten aufweist, auch dann noch, wenn die bisher zweifelhaften Arten Plafycleis intermedia, Dedicus albifrons, Chorthippus pulvinatus und Dociostaurus maroccanus in Ägypten gefunden würden, was ich aber nur für die erst- und letztgenannte Art annehmen möchte. Die in Ägypten so deutliche Verarmung der Orthopteren-Fauna im Ver- gleich zu Nordw^est-Afrika ist in unserm Gebiet schon vorbereitet: die in Algerien und auch in Tunesien so überaus artenreiche llug- unfähige Laubheuschreckenfamilie der EpMppigeridae fehlt an- scheinend schon in Tripolis vollständig und bleibt auch von hier ab bis Ägypten und West- Asien unvertreten, während sie auf den Mittelmeerinseln, obwohl von der Pyrenäenhalbinsel, die ähnlich artenreich ist wie Algerien, nach Osten stark abnehmend, doch noch bis Kreta {E. idomenaei Luc.) vordringen. Nahezu ähnlich verhält sich die ein Seitenstück zu den Ephippigeriden bildende Feld- heuschreckengruppe der Famphagidae , die ihr Hauptverbreitungs- gebiet in Spanien und Algerien hat und in Nord-Afrika nach Osten rasch abnimmt. Der östlichste nord-afrikanische Pamphagus ist von Herrn Dr. Klaptocz bei Dernah, also im Gebiet von Bai-ka, ge- funden worden; in Ägypten wurde niemals eine Pamphagus- kvi be- obachtet, dagegen geht die Gattung auf den Mittelmeerinseln über Sardinien, Sicilien und Kreta bis Kleinasien und Syrien. Andrerseits ist von der in Ägypten und dem ägyptischen Sudan vertretenen, sehr auffälligen und daher kaum zu übersehenden Gattung Poe- cihcerns niemals eine Art westlich von Ägypten gefunden worden, obwohl die Poecihcerus- Arten, wie ich mich in Kordofan überzeugen konnte, tüchtige Flieger sind. Wenn wir die vorläufig für unser Gebiet charakteristischen, sowie die mit Nordwest-Afrika einer-, mit Ägjiiten andrerseits ge- meinsamen Arten auf ihre Flugfähigkeit untersuchen, so erhalten wir folgendes Ergebnis: Eigentümliche Arten von Tripolis oder Barka: Flugunfähig in beiden Geschlechtern: Anisolahis tripolitana Gharianus Idaptocsi Pyrgomorpha albofaeniafa Pampliagus orientaUs. Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 139 Flug-unfähig- im weiblichen Geschlecht allein: Folyphaga Jcarny; Achcta tripuncfata? ^) In beiden Geschlechtern fliegend: Aclieta cyrenaica Sphingonotus dernensis und acrotyJoides Sphodromeriis coerulans. Gemeinsam mit Nord w est- A frika: Flug-unfähig- in beiden Geschlechtern: Aplilehia, Centromantis, Bacillus, MogisopUstus. Flugunfähig im weiblichen Geschlecht: Ameles decolor. G e m e i n s a m m i t Ä g y p t e n : Flugunfähig- in beiden Geschlechtern: Keine Art. Flugunfähig im weiblichen Geschlecht: Polypliaga ursina, EJaea marcholi. Betrachten wir die Arten des Gebietes im ganzen auf ihre Flugfälligkeit hin, so sehen wir Folgendes: In beiden Geschlechtern flugunfähig : Anisolahis, Aphlchia, Cenfro- nianfis. Eremiaphila, Bacillus, Gharianus, Pyrgomorpha alhotaeniata. Pamphagus, 3Iogisoplistus, also zusammen 9 Arten, davon 5 für das Gebiet eigentümlich (auch die Ereniiaphila ist noch hierher zu rechnen) und 4 mit Nord-Afrika gemeinsam. Im weiblichen Geschlecht flugunfähig: Blaifa orientalis, Poly- pliaga, Elaea, Ameles, Oxythespis (sehr schwerfällig und ungern fliegen auch die ?? von Blantis, SpJiodromanfis. Iris und Fischeria), Acheta tripunctata. Von ihnen können wir die über g-anz Nord-Afrika ver- breiteten Mantiden außer Betracht lassen. Von den übrig-en sind Blatta und Polyphaga aegyptiaca in ganz Nord- Afrika zu Hause, eine Polyphaga und Elaea mit Ägypten. Ameles mit Nordwest-Afrika ge- meinsam und Oxythespis granulcda überhaupt noch nicht aus Nord- Afrika bekannt, während 0. sencgcdensis sicher außer im Sudan (W. und 0.) in Nordwest- Afrika, nicht aber in Ägypten vorkommt; 1) Ich vermute dies, weil die Art in eine Gruppe gehört, in der die $5 nicht zu fliegen pflegen. Dagegen fliegen die Arten der burdigalcnsis- Gruppe normalerweise in beiden Geschlechtern. 140 Franz Werner, 2 Arten sind nur aus dem Gebiet bekannt {Polyphaga Jcarnij und Acheta tripunctata). Wenn wir die Zahlen vergleichen, so haben wir: Von 68 tripolitanisch-cyrenaischen Arten sind nur 8 Arten in beiden Geschlechtern flugunfähig, also nicht ganz 12%; weitere 8 Arten, also abermals 12^,0« ^^^^ flugunfähig im weiblichen Ge- schleclit; der Rest, also über 76%, sind mehr oder weniger gute Flieger. Von den für das Gebiet charakteristischen Arten sind 44,4-'/„ in beiden Geschlechtern^ 22.2%, im weiblichen Geschlecht flugunfähig, daher nur 33ß'% gute Flieger. Wenn wir nun diese Zahlenwerte auf ihre Bedeutung unter- suchen, so können wir aus ihnen Folgendes erkennen. Alle Arten des Gebietes, welche in beiden Geschlechtern der Flugfähigkeit ent- behren, sind entweder endemisch oder nur wenig in Nord-Afrika und zwar in Nord w e s t - Afrika verbreitet. Unter denjenigen, welche im weiblichen Geschlecht schlecht oder gar nicht fliegen, muß man die Mantiden. welche durch ihre Kokons leicht verschleppt werden können, nicht ganz so werten wie die übrigen Formen, und auch von den Blattiden sind Blatta und Polyphaga aegyptiaca, die in Nord- Afrika Hausbewohner sind, außer Betracht zu lassen, da sie ihre Verbreitung sehr der unfreiwilligen Mitwirkung des Menschen ver- danken. Von den beiden andern Polyphagen ist eine mit Ägypten und Syrien gemeinsam, die andere endemisch, ebenso wie die Acheta-kvi. Wir können nun gewiß nicht sagen, daß die Anzahl der endemischen Arten des Gebietes eine große sei, sie ist es nicht absolut und auch nicht relativ, und das kommt daher, daß diejenigen Formengruppen, welche zu den Endemismen das weitaus größte Kontingent stellen, nicht oder schlecht vertreten sind, indem wir, wie schon eingangs erwähnt, die Ephippigeriden und Pamphagiden, welche die Hauptmasse der nordwest-afrikanischen endemischen Arten ausmachen, gar nicht bzw. sehr schwach, die Eremiaphilen, die in Ägypten einen hohen Prozentsatz nicht nur der endemischen, sondern der ganzen Orthopterenfauna bilden, ebenfalls nur duich wenige Arten vertreten sind. Was sonst zu dem endemischen Art- bestand nord-afrikanischer Orthopterenfaunen beiträgt, ist ebenfalls entweder schwach oder — wie kurzflüglige Decticiden und Phane- ropteriden, die in Algerien immerhin einige Vertreter haben — gar nicht vorhanden. Die kurzflügligen Phaneropteriden haben schon Orthoptereu-Fauna von Tripolis und Barka. 141 vor Tripolis Halt gemaclit und gehen nicht weiter nach Osten, ebensowenig wie die langtiügligen — denn die ägyptischen sind völlig verschieden; die kurzflügligen üecticiden tun dasselbe wie die entsprechenden Phaneropteriden; die einzige aus Ägypten bekannte Art gehört der zwar in Syrien und Klein asien gut repräsentierten, in Nordwest-Afrika aber fehlenden Gattung Pholidoptera {Thanino- trizon) an. Bleiben noch Sagiden und Hetrodiden. Auch hier dasselbe. Denn die ägyptische Saga ornata, die von Kirby ganz unberechtigterweise von der syrischen artlich getrennt wurde (un- berechtigterweise 1. deswegen, weil zwischen der SAviGNY'schen Ab- bildung und den syrischen Exemplaren kein Unterschied besteht und 2., weil in Ägypten wahrscheinlich überhaupt keine Saga vor- kommt und die Abbildung bei Savigny wohl auch nur auf ein syrisches Exemplar gegründet ist), kann aus den vorstehend an- gegebenen Gründen außer Betracht gelassen werden, und die ägyptischen und nordwest-afrikanischen Hetrodiden sind sogar der Gattung nach verschieden. Es bleibt also in Tripolis und Barka fast nichts von denjenigen Orthopteren übrig, die eine reiche Endemismenfauna bilden können, die einzelnen eigentümlichen Arten gehören ebensovielen verschiedenen Gattungen und Familien an. die zum Teil auch nicht einmal alle Hugunfähige Arten enthalten (wie z. B. Pijrgomorpha) oder sogar gute Flieger sind iSphodromeriis, SpJiingonotus). Es ist zweifellos, daß das Hinterland unseres Gebietes noch eine reiche Orthopterenausbeute liefern kann und daß, wie das Vor- kommen der Oxijthespis und der neuen, echt troi)ischen Phasmide be- weist, auch geographische Überraschungen für die Zukunft nicht ausgeschlossen sind. Für die Vereinigung der nordwest-afrikanischen und ägyptischen Orthopterenfauna scheint aber das Gebiet von Tripolis und Barka nicht förderlich gewesen zu sein, und wenn auch noch alle Arten gefunden werden, die sowohl aus den Grenzländern im Osten und Westen bereits bekannt sind, so würde die Anzahl der Arten auf nicht mehr als 86 steigen. Der Grund, weshalb eine so beträchtliche Zahl von Arten weder von Ägypten noch von Algerien und Tunesien aus das Gebiet, welches von Herrn Dr. Klaptocz erforscht wurde, erreichen konnte, entzieht sich meiner Beurteilung, da mir die Boden- und Vegetationsverhältnisse im all- gemeinen für Orthopteren durchaus nicht ungünstig erscheinen. Sollte vielleicht das miocäne Saharameer, welches in den niedrig gelegenen Gebieten zwischen dem Südrand des Atlas in Ost-Algerien 142 Franz Werner, und Tunesien einer-, den nord-arabisclien Wüstengebirgeu östlich vom Nil andrerseits sich natürlich am längsten erhalten hat. eine Vereinigung? beider Faunen bisher verhindert haben und diese nun- mehr von beiden Seiten her allmählich eintreten? Die 2 oder 3 Arten, welche bisher aus dem Ost-Sudan, nicht aber aus Ägypten bekannt sind (? Elaea marclmli, Conocephalus nüidulus, Trigonidium cicindeloidcs) zusammen mit denjenigen, welche Algerien und Tunesien mit dem Sudan gemeinsam haben, ohne daß sie in Ägypten vor- kommen [Oxijthcspis seneyalensis, ? Le2)tocola giraffa), zeigen zusammen mit denjenigen Arten, welche das tripolitanisch-cyrenaische Gebiet mit Ägj^jten gemeinsam hat (1 tropische, sudanesische Art: (Xiphi- dion aethioincum \ 3 vvest-asiatische : Fohjplmga ursina, Phlaeoha fracta, TItisoicctrus adspersus; 2 gut fliegende ägyptische Wüsten- bewohner: Sphingonotus grohbeni, Lcptopternis rhamses), daß die öst- lichen Einwanderer der tripolitanischen Fauna entweder aus dem Sudan stammen, mit welchem der Zusammenhang wohl kaum je unterbrochen w^ar, teils spätem Einwanderungsdaturas sind, und zwar entweder aus Syrien längs der Küste fortwandernd (ähnlich wie gewisse Reptilien — Agcmia stellio, Zamenis dahin, Tarhophis savignyi, Tropido- notiis tessellatus, ? Testudo leithi — in Ägypten) oder aber erst später entstandene, aber leicht sich verbreitende Formen sind wie die beiden Sphingonotiden. Wir sehen daher, daß die Besiedelung des Syrtengebietes von W^esten aus eine ungleich stärkere und vielleicht auch schon länger andauernde war als die von Osten her, und ich möchte annehmen, daß alle Ägypten und Nordwest-Afrika gemein- samen Arten aus letzterm Gebiet stammen, soweit sie nicht eben circummediterran sind oder, besser gesagt, aus der Zeit herstammen, da das Mittelmeer noch die geringste Ausdehnung hatte. Die äg3^ptische Orthopterenfauna ist eine Mischfauna aus circum- mediterranen, echt nordwest-afrikanischen und sudanesischen Ele- menten; dasselbe gilt auch für die tripolitanisch-cyrenaische, bei der aber der nordwest-afrikanische Einschlag entsprechend stärker ist. Orthopteren-Fauna von Tripolis und Barka. 143 Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Fig. la, iig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 4 a Fig. 5. Fig. 6. (Alle Figuren in nat. Gr. bis auf 4a und 6a.) Tafel 5. Sphodrümeriis cocrulans n. sp. $• Hinterschenkel, von der Außenseite. Lcptopternis rhamscs Sauss. $. Sphingonotus derncnsis n. sp. (J. Pampliagus orientaUs n. sp. $. 4a. Hinterleibsspitze, von hinten. Vergr. Sphingonotus grobbeni Ween. $. PgrgonwrpJia alboiaeniata. $. Fig. 6a. Hinterleibsspitze, von der Seite. Vergr. Tafel 6. Fig. 7. Gharianus Uaptocxi n. g. n. sp. (J. Nat. Gr- Fig. 7a. Hinterleibsspitze, von der Seite. Vergr. Fig. 7b. Hinterleibsspitze, von oben. A^ergr. Fig. 7c. Hinterleibsspitze, von unten. Vergr. Fig. 8. Ächeta tripimdata n. sp. S- 2:1. Fig. 9. Acheta cyrenaica n. sp. 5- 2:1. Fig. 10. Anisolahis tripoUtana n. sp. a ;5~, b $. Zangen. 2:1, Fig. IIa. Kopf von Oxythospis turcomaniae. 6:1. Fig. IIb. Kopf von Oxgthespis granidata. 6:1. Fig. 11c. Kopf von Oxgthespis senegalensis. 6:1. Fig. 12. Sphingonotus acrotgloides n. sp. Nat. Gr. 144 Bericlitiguug zu TsüzuKi, Über die Aiioplieles-Arteu in Japau. (In: Zool. Jahrb., Vol. 25, Syst., 1907.) S. 535 u. 536: In den drei Tabellen muß es in Betreff der Seitenborsten in den 4 Rubriken heißen: auf dem dritten Hinterleibssegmente, anstatt auf drei Hinterleibssegmenten. Taf. 23 : In Fig. 6 u. 7 trägt das 3. Hinterleibsegment jederseits nur eine Borste. Es sind aber zwei Borsten vorhanden, wie auf dem 1. und 2. Segment. Lippert & Co. (G. Pätz'sclie Buchdr.), Naumburg a. S. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten . Oniscomyia dorni, eine neue deutsclie als Am eisen gast lebende flügel- lose Fliegengatt 11 ng-, sowie über die systematische Stellung der Thaumatoxena. Von Dr. Günther Eiiderleiu, Kustos des Stettiiier Zoologischen Museums. Mit Tafel 7 und 1 Abbildung im Text. Durch Herrn Cand. phil. Kakl Doex in Leipzig erhielt ich eine flügellose myrmecophile Fliege, die den Typus einer noch unbe- schriebenen Phoriden-Gattung repräsentiert. Systematisch ist dieselbe um so interessanter, als sie mir die nahen Beziehungen vor Augen führte, die sie und die verwandte Gattung Aenigmatias Meinert, sowie auch die afrikanische Aenig- matistes Shelf., zu der bei Termiten lebenden Thaumatoxena Beedd. et Born, zeigen die von Börner als besondere Subordnung derRhynchoten (Conorhyncha) aufgefaßt wurde, die Silvestei aber zu den Dipteren als eigne Familie in der Nähe der Phoriden stellte und die dann BÖENER später (1908) mit den Brauliden in nähere Verbindung zu bringen suchte, neben die er sie aber auch als besondere Familie stellte. Die erwähnten Gattungen sowie die neue, die ich ihrer Assel- ähnlichkeit halbei" Oniscomyia n. g. nenne, zeigen aber mit Evidenz, daß die nächsten Beziehungen zwisclien allen diesen vorhanden sind, und eine von Veeeall 1878 aufgestellte geflügelte Gattung Platy- phora bildet wiederum die Verbindung mit den Phoriden. Alle diese Gattungen sind echte Phoriden, die man allenfalls auf Grund der allen eigentümlichen asselfürmigen oder einer Schaben-Larve ähn- lichen, abgeflachten und verbreiterten Gestalt als Subfamilie ab- Zool. Jaiirb. XXVII. Abt. f. Syst. 10 146 Günther Enderlein, scheiden kann, so daß die Phoriden in 2 Subfamilien zerfallen, nnd zwar in Fhorinae (incl. SfetJiojKithus Wand., Fidiäphora Dahl, Tcrmito- xenia Wasm.) und PlatypJiorinae. Letztere, von denen größtenteils eine myrniecopliile oder termitophile Lebensweise sichergestellt ist (man kann sie wohl auch von Aenigmafistes annehmen), kann man wieder in 2 Tribus zerlegen, die Flatyphorini und Tliaumatoxenini, von denen die letztere eine weitere Anpassung an die symbiotische Lebensweise darstellt. Die Platyphorini besitzen noch 6 unver- schmolzene Abduminalsegmente; Thanmatoxena ivasmanni Bredd. et BÖRN. hat dagegen nur noch 2 Abdominalsegmente, das eine wohl einfach, die übrigen alle verschmolzen, bei T. andreinn Silv. sind alle Abdominalsegmente verschmolzen, so daß diese die extremste Form der Anpassung darstellt und daher sicher den Typus einer besondern Gattung darstellt, die ich Termüodeipnns nenne. Die Verschiedenheiten der Braula coeca N. von den Phoriden, die BÖRNER (1908) übersichtlich zusammenstellt, sind aber größere, so daß die Brauliden als besondere Familie aufzufassen sind, deren Stellung aber wohl in der Nähe der Phoriden anzunehmen ist. Subfam. Flatyphorinae m. Körper schabenartig oder asselartig abgeplattet. Kopf hinten dem Körper angeschmiegt und entsprechend ausgehöhlt (mond- sichelförmig). Meist ungeflügelt, wenn geflügelt mit 3 Ocellen, sonst ohne. Der Thorax ist breit mondsichelföi^mig, ungegliedert. Das Scutellum ist unter den Hinterrand heruntergedrückt, so daß es nicht sichtbar ist. Meinert und Coquillet fassen ihn als den verwachsenen Pro- und Mesothorax auf und interpretieren das 1. Abdominalsegment als Metathorax. Sh^lford (1908) deutet den Thorax als Prothorax, das 1. Abdominalsegment als Mesothorax, das 2. Abdominalsegment als Metathorax. Die von Börner (1908) bei Thaumatoxena als Flügel- rudimente aufgefaßte Bildung ist wohl zweifellos eigenartigen sternalen Fortsätzen des Thorax homolog, die ich bei Oniscomyia in schwächerer Ausbildung angetroifen habe, während hier die Flügel- rudimente dicht unter den hintersten Seitenecken verborgen waren und sehr schwach entwickelt sind; hier finden sie sich ver- mutlich auch bei Thaumatoxena^ falls sie nicht gänzlich ver- schwunden sind. Oiiiscoiiiyia doriii. 147 Die phylogenetischen Beziehungen aller dieser Gattungen sind in Textfig. A angedeutet; Platyphom ist der Ausgangspunkt und TermitodeipuMs die am meisten abgeleitete Form. Termitodeipnus Thaumatoxena Aeniymatistefi Fig. A. Oniscomyia. Phylog-eiietische Bezielmug-en der Gattungen Aenigmaüas der Subfam. Plaiyphorinae. ^ > Platyphom'' Bestimmungstabelle der Tribus und Gattungen der P 1 a t y p h 0 r i n e n. 1. 6 Abdominalsegmente vorhanden, dieselben nicht verschmolzen; Augen hinter den Fühlern Tribus : Platyphorini m.^) 2 Abdominalsegmente völlig verschmolzen oder nur 2 Segmente noch erkennbar. Augen unter den Fühlern Tribus: Thaumatoxenini (Bredd. et Böen.)-) ö 2. Flügel und Ocellen vorhanden Platijphova Verr. 1878 Flügel und Ocellen fehlen 3 3. Augen groß, von oben sichtbar. Zwischenraum zwischen Basis des Maxillarpalpus und Augen groß und mit 1 Reihe kräftiger Borsten 4 Augen sehr klein, von oben nicht sichtbar. Zwischenraum zwischen Basis des Maxillarpalpus und Augen sehr klein und nur mit 1 kräftigen Borste. 1. Abdominalsegment in der Mitte lang, an den Seiten kurz (also quer spindelförmig) Aenufiuatistes Shelf. 1908 4. Maxillarpalpus 2gliedrig, normal tasterförmig, langgestreckt, gekrümmt und beborstet. Proboscis vorhanden, sehr klein. Behaarung des Hinterrandes der Körpersegmente länger als die übrige Behaarung der Körperoberfläche. Fühlerborste nackt (?). Beine schlank Aenigniatias Mein. 1890 1) myrmecophil. 2) termitophil. 10* 148 Günther Enderlein, Maxillarpalpus reduziert, knopfförmig- ; iinbeborstet. nur mit einzelnen winzigen Härchen. Proboscis fehlt, Behaarung des Hinterrandes der Körpersegmente von gleicher Länge der übrigen Körperbehaarung; nur an den hintern Seitenecken 1 — 2 längere Haare. Fühlerborste piibesziert. Beine ge- drungen Onisconiyid n. g, 5. Abdomen mit 2 Segmenten, das 1. kurz, das 2. lang Thaumatoxena Beedd. et Böen. 1904 Abdomen völlig ungegliedert ler'mitodeipnus n. g. Tribus: Flahjphorini m. TlatypUora Veerall 1878. Vebrall, in: Journ. Linn. Soc. London, Vol. 13, 1878, p. 259. Flatyiyhora luhbocUi Veee. Platyphora lubbocki Verrall, in: Journ. Linn. Soc. London, Vol. 13, 1877, p. 259. Platyphora lubbocki Veee., Lubbock, Ameisen, Bienen, Wespen, 1883. p. 371. Platyphora lubbocki Veer., Becker, in: Abb. zool.-bot. Ges. Wien, Vol. 1, ■ 1901, p. 88, 78. Platyphora lubbocki Verr., BrüES, in : Trans. Araer. entomol. Soc, Vol. 29, 1903, p. 316. Platyphora lubbocki Vere., Bezzi, in: Rendic. Ist. Lomb. Sc. Lett. (2), "Vol. 33, 1900, p. 11 (sep.). Platyphora lubbocki Verr.. Sheleord, in: Journ. Linn. Soc. London, 'Vol. 30, 1908, p. 152. England. In Ameisennest. Aeniffmatias Meinert 1890. Meinert, in: Entomol. Meddelelser, Vol. 2, 1890, p. 213, tab. 4, fig. 1—6. Körper breit und flach. Kopf groß und frei. Antennen und Mundteile vom gewöhnlichen Typus. Thorax nicht geteilt; 1. Ab- domiualsegment mit dem 2. zusammengewachsen, die folgenden frei, ziegelartig übereinander gelagert. Flügel und Halteren fehlen völlig. Beine schlank, Klauen zart. Antennen kurz, kuglig, mit sehr langer, unpubescierter Borste. Palpen schwach gekrümmt, beborstet. Pro- boscis sehr klein, Labellen undeutlich. Vorderschenkel sehr groß, die hintern konisch. Abdomen dorsoventral zusammengedrückt, aus 6 Segmenten zusammengesetzt. Oniscomyia dorni. 149 Aenlf/iHatlas bfdttoldes Mein. 1890. AenvpjKilias hUittoides Meinert. in: Entoraol. Meddel., Vol. 2, 1890, "p. 212—226, tab. 4, fig. 1—6. Aenigmatias hlattoides Mein., Wasmann, Krit. Verz. Myrmecoph. u. Termitoph., 1894, p. 32 u. 175. Aenigmatias hlattoides Mein., Bezzi, in : Rendic. Ist. Lomb. Sc. Lett. (3), "Vol. 33, 1900, p. 11 (sep.). Aenigniatias hlattoides Mein., Becker, in : Abb. zool.-bot. (tgs. Wien, 1901, Vol. 1, p. 89, 79. Aenigniatias hlattoides Mein., Brues, in: Trans. Amer. eutomol. Soc, "Vol. 29, 1903, p. 387. Aenigmatias hlattoides Mein.. Shelford, in : Journ. Linn. Soc. London, "Vol. 30, 1908, p. 150—153. Dänemark. Aus 1. c, p. 213 etc.: „Caput 7nagnum, liherum, antennis ad similitiidineni riioridariim factis. Thorax nulhis discretus, annulo primo corporis cum secimdo concreto, annulo secimdo maximo atque annidis sequentibus ceteris liheris, imhricatis ; tum alae tum kälteres dcswit. Ahdomen annidis qnvique, liheris compositum. Pedes gracilis, miguibiis tenuihus, ad similitudineni Phoridarum factis. Oculi sat niagni, laterales; ocelli niilli. Antennae hreves, disciformes, seta dorsali, perlonga, nuda, articido hasali setae ohsciire hipartito. Palpi maxillares hiarticidati, leviter clarali, setosi. Prohoscis minima, labellis evanidis. Feniora antica permagna, disciformica ; femora posteriora conica. Ahdomen compressum. Brunneus vel fusco-piceus , obscure argenteus ^ p/7/s jjarvis iti series transversas, in margine anmdornm majorihns vestitns. Long. 1,5 nim.^^ Der Fundort des einzigen bekannten Stückes ist Dänemark. 15. August 1890. 1 $. Myrmecophil bei Fonnica fusca. Aenif/matias scJuiart^t Coquillet 1903.^) Aenigmatias schicartzii COQUiLLET, in: Canad. Entomol., Vol. 25, 1903, p. 21. 1) Coquillet gibt nur 4 Abdominalsegraente an; er zählt aber das 1. Abdominalsegment als Metathorax, und so wären wenigstens 5 Abdominal- 150 Günther Enderlein, Aenigmatias s-rhurirhii Coquillet , Shelford, in: Journ. Linn. Soc. London, Vol. 30, 1908, p. 152—153. Nordamerika (Arizona). Oniseonif/la n. Thorax und Abdomen oben gleichmäßig mäßig dicht und kurz pubesciert, am Hinterrand jedes Segments sind die Haare nicht länger, nur an den hintern Seitenecken 1 oder 2 kräftigere Haare. 5. Tergit mit Ausnahme der Seiten völlig ohne Pubescenz, sehr dünnhäutig (Fig. 6). ^j Beine relativ kurz und gedrungen. Vordercoxen groß und lang (Fig. 3 cOi\ Hintercoxen (cuj etwas kürzer, Mittelcoxen (cOo) halb so lang. Schienen und Tarsen verbreitert und dorsoventral ab- geflacht. Schienen am Innern Ende mit 2 Spornen. Schienen und 1.— 4. Tarsenglied außer der Pubescenz mit 8 — 4 Längsreihen sehr dicht gestellter kurzer, kräftiger Dörnchen. Klauen sehr klein, schwach gekrümmt, ungezähnt. AenigmaUas Meinert 1890 (in: Entomol. Meddelelser, Vol. 2, 1890. p. 212—226, tab. 4, flg. 1—6) steht dieser Gattung sehr nahe und unterscheidet sich von ihr durch Folgendes: Maxillarpalpus lang- gestreckt, beborstet, 2gliedrig und etwas gekrümmt; Proboscis vor- handen (sehr klein); Beine schlank. Onisconifjki dovni n, sp. Kopf, Thorax und 1. Abdominalsegment schwach gelblich-rost- braun, 2.. 3. und 4. Abdominalsegment braun, letztes Segment schwarz- braun, 5. Tergit mit Ausnahme der Seitensäume grauweißlich Unterseite : Kopf uud vordere Hälfte des Körpers ziemlich hell gelb- braun, hintere Hälfte braun. Beine sehr blaß bräunlich-gelb, Spitze der Schenkel und die Schienen etwas dunkler. Mittel- und Hinter- schienen und Tarsen erscheinen durch die dichten tiefschwarzen Pubescenzreihen braun. Alle Borsten tiefschwarz. 1. Fühlerglied braun, 2. blaßgelblich, Fühlerborste farblos; Fühlerpubescenz sehr fein und farblos. Augen bräunlich-schwarz. Kopf vorn gleichmäßig abgerundet; Behaarung der Oberseite mäßig dicht und kurz, nach vorn zu kürzer und feiner werdend. 1) AenigmaUas schicartxl CoQ. weist hier einen weißlichen Reif auf, so daß vermutlich das 5. Tergit dieses Secret abscheidet. 152 Günther Enderlein, Borstenreihe unter den Augen mit je 7 kräftigen Borsten. Jede der knopfförmigen Rudimente der Maxillarpalpen mit 3 winzigen Härchen. Augen oben abgerundet, unten zugespitzt eiförmig. Kopf- oberseite mit mikroskopiscli feinen chitinösen Querleistchen (Fig. 2), von denen ca. 700 auf einen Millimeter gehen. Thorax und Abdomen oben gleichmäßig kurz, fein und mäßig dicht behaart, nur an den hintern Seitenecken jedes Segments 1 — 2 kräftigere Haare. 5. Tergit mit Ausnahme der Seiten sehr dünnhäutig, völlig un- pubesciert und ohne Chitinstrukturen. Unterseite ohne Sternit, sehr dünnhäutig und ohne Segmentgrenzen, sehr spärlich fein behaart, an den Seiten des 6. Segments etwas dichter und kräftiger behaart; die Färbung der Unterseite durch die chitinöse Körnelung vermittelt. Die einzelnen Körner der Körnelung sind dunkelbraun gefärbt im vordem Drittel des Abdomens mit blaß bräunlich-gelber Chitin- färbung; die Körner ordnen sich zum großen Teil zu je 5 — 7 zu einem Oval (Fig. 8). Chitinöse Längsleisten des Legerohres und die Subgenitalplatte dunkelbraun. Verhältnis der Längen des Thorax und der 6 Abdominalsegmente in der Mittellinie ist ungefähr: 2: IV.^:! :1:1:1:1V,. Vordercoxen unten behaart, am Ende mit einigen kurzen Borsten, Mittel- und Hintercoxen (Fig. 3) nur am Ende mit einigen Haaren und kurzen Borsten. Schenkel oben mäßig dicht und spärlich fein behaart. Vorderschiene und Vordertarsus gleichmäßig pubesciert, ohne Längsreihen kurzer, dicker Borsten: am Innern Ende der Schiene und des 1. — 4. Tarsengliedes je 1 kurze dicke Borste, ebenso in der Mitte des Hinterrandes der Oberseite. Beim Mittel- und Hinterbein hat die Scliiene außer der gleichmäßigen, mäßig dichten, kurzen Behaarung innen 2 schwarze Sporne, deren innerer doppelt so lang wie der äußere und beim Mittelbeine etwa ^/o so lang, beim Hinterbeine etwa Vs so lang wie das 1. folgende Tarsen- glied ist; oben trägt die Schiene 3 Längsreihen sehr dicht gestellter, kurzer, dicker, schwarzer Borsten, die eine längs des ganzen Außen- randes die übrigen auf der Oberseite und zwar die äußere davon über die ganze Länge der Schiene, die innere nur in der hintern Hälfte; die Tarsen gleichmäßig kurz und mäßig dicht behaart, 1. — 3. Glied mit 4 ähnlichen Längsreihen kurzer, dichter, schwarzer Borsten über die ganze Länge jedes Gliedes, und zwar je 1 am Außen- und Innenrande und 2 auf der Oberseite, 4. Glied nur mit 3 solchen Reihen, je 1 am Außen- und Innenrande und auf der Oberseite (beim Hinterbein ist das 2. — 5. Tarsenglied abgebrochen). Onisconyia donii. 153 Vorderschiene sehr kurz. 1. Tarseiiglied beim Vorderbeine etwa P ginal so lan;^ wie breit, beim Mittelbeine etwa doppelt so lang wie breit, beim Hinterbeine etwa 3\omal so lang wie breit. Körperlänge ca. 1,7 mm. Die Längen der einzelnen Glieder beim Vorder-, Mittel- und Hinterbeine sind ungefähr: Coxa 0,4 mm 0.22 mm 0,35 mm Femur 0,4 0,45 0,5 Tibia 0,27 0,32 0,48 1. Tarsen glied 0,0t) 0,14 0,27 2. 0.05 0,07 3. 0.05 0,06 4. 0,04 0,05 5. 0.04 0,06 Bayern. Oberfranken. Hohe Wart bei Zeyern (bei Kronach), 18. August 1907. 1 $ in einer Kolonie von Fohjergus rufescens (Latr.); das Exemplar befand sich auf dem Grunde des Nestes etwa 30 bis 40 cm unter der Oberliäche. Gesammelt von Herrn l'and. phil. Kakl Doen in Leipzig- Schleußig, dem diese Species gewidmet wurde. Aenif/matistes Shelf. 1908. Shelfoed, in: Joiirn. Linn. Soc. London, Vol. 30, 1908, p. 150, pl. 22, fig. 1 — 5. AenifßniiUistes africanus Shelf, 1908. Aenigmatistes african^fs Sn^^LYonD, in: Journ. Linn. Soc. London, Vol. 30, 1908, p. 151, pl. 22, fig. 1—5. Britisch Ost- Afrika (Kisuma, Victoria Nyanza). Tribus Thcmniatoxenini Beedd. et Böen. Subordo Coiwrhf/ncha 'BÖR'R'EB., in: SB. Ges. naturf. Freunde Berlin, 1904, p. 84, fig. 'l —4 (Rhynchote !). Fam. Thaumatoxenidae Beeddin et Büener, in: SB. Ges. naturf. Freunde Berlin, 1904, p. 84, fig. 1 — 4 (Rhynchote!). Fam. Thaionntoxeriidae. Silvestui, in: Redia, Vol. 3, 1905 (1906), p, 350, fig. 10—22 (Diptere!). Thaiumitoxena Bredd. et Börn. 1904. Beeddin et Böenee, in: SB. Ges. naturf. Freunde Berlin, 1904, p. 84, fig. 1—4. SiLVESTEi, in: Redia, Vol. 3, 1905 (1906), p. 350, fig. 10—22. 154 Günther Enderlein, Thuumatojcenu wasmannl Beedd, et Böen. 1904. TJiauniatoxcna tvasvianin' Beeddin etBÖENEE, in: SB. Ges. naturf. Freunde Berlin, 1904, p. 87, fig. 1—4. Tliaumatoxena ivasmanni Bredd. et Böen., Silvestei, in : Redia, Vol. 3, 1905 (1906), p. 359. Thaumatoxeiia n-asmamii Beedd. et Böen., Böenee, in : Zool. Anz., Vol. 32, 1908, p. 537, fig. 1, 3, 4. Afrika (Natal). Bei Tcrmes natalcnsis. Tevmitodeixjnus Endeel. Tliaiivtatoxena, Silvestei, in: Redia, Vol. 3, 1905(1906), p. 350 — 359, fig. 10—22. lermüodeipruis, s. S. 146 und 148. Diese Gattung- unterscheidet sich von Thaumatoxena durch die völlige Verschmelzung- aller Abdominalsegmente. Terniitodeljmus andreinii (Silv. 1906). Thaumatoxena andreinü Silvestei, in: Redia, A^ol. 3, 1905 (1906), p. 356—359, fig. 10—22. Thawitatoxcna andreinii Silv., Böener, in: Zool. Anz., Vol. 32, 1908, p. 537. Afrika (Erythraea). Bei Termes bellicosus Smeath. Bei der Korrektur erhalte ich die eben erschienene Arbeit Teägäedh's; er hält die SiLVESTRi'sche Species für das S von Thaumatoxena ivasmanni Beed. et Born.; Börnee beschreibt aber auch vom S ausdrücklich ein 2gliedriges Abdomen, und ich habe mich an den Originalstücken in der WASMANN'schen Sammlung- in Luxemburg- persönlich davon überzeugt. Die TEÄGAEDirsche Art gehört somit zur Gattung Termitodciimus und ist vermutlich der T. andreinii Silv., der demnach auch bei Termes natalensis in Natal vorkommt. Ouisconiyia dorni. 155 Literaturverzeichnis über die riatyphoriiieii. 1878. Vekkall , G. H., Description of a new genus and species of Phoridae parasitic on Ants, in: Journ. Linn. Soc. London, Vol. 13, 1878, p. 258—260. 1890. Meinert, f., Aenigmatias blattoides. Dipterun novum apterum, in: Entomol. Meddelelser, Vol. 2, 1890, p. 213— S26, tab. 4. 1900. Bezzi, M., Sulla presenza del genere Chionea Dalman in Italia, e la riduzione delle ali nei Ditteri, in : Rend. Ist. Lomb. Sc. Lett. (2), Vol. 33, 1900, Sep., p. 1 — 16. 1901. Becker, Die Phoriden, in: Abb. zool.-bot. (les. Wien, Vol. 1, 1901, p. 1—100, tab. 1—5. 1903. CoQUiLLET, D. "W., The occurcnce of the Phorid genus Aenigmatias in America, in: Canad. Entomol., Vol. 35, p. 20 — 22. 1903. Brues, Monograph of the North American Phoridae, in: Trans, Americ. entomol. Soc, Vol. 29, 1903, p. 331—404, tab. 5—9 fp. 387). 1904. Bkeddix und BöRNER, C, Über Thaumatoxena wasmanni, der Vertreter einer neuen Unterordnung der B,hynchoten, in : SB. Ges. naturf. Freunde Berlin, 1904, p. 84—93, fig. 1—4. 1904. BciENER, C, Zur Systematik der Hexapoden, in: Zool. Anz,, Vol. 27, 1904, p. 511 — 533. 1905. SiLVESTRT. F., Contribuzione alla conoscenza dei Termitidi e Ter- mitofili deir Eritrea, in: Ptedia, Vol. 3, p. 341—359, fig. 10—22. 1906. Brües, C. T., Phoridae, in: Genera Insect., fasc. 44, 1906. 1908. BÖRNER, C, Braula und Thaumatoxena, in: Zool. Anz., Vol. 32, p. 537 — 549, 9 fig. 1908, Shelford, R., Aenigmatistes africanus, a new genus and species of Diptera, in: Journ. Linn. Soc. London, Vol. 30, 1908, p. 150 bis 155, tab. 22. 1908. TeäGARDH, Ivar, Conti-ibutions to the knowledge of Thaumatoxena Bredd. et ßÖRN.. in: Ark. Zoologi, Vol. 4, No. 10, 1908, 12 p. (with 7 Textfigures). 156 Günther Enderlein, Oniscomyia dorni. Erkläruiiii? der Abbildungen. Tafel 7. Fig. 1. Onisconn/ia dorni n. g. n. sjj. 5- Linkes Mittelbein. 100 tl. Fig. 2, Dsgl., mikroskopisch feine Querriefung der Oberseite des Kopfes (ca. 700 Querriefen auf 1 mm) ; dieselbe findet sich auch auf der Oberseite des Thorax und des 1. Abdominalsegments sowie auf dem 2. an- gedeutet. 700 : 1. Fig. 3. Dsgl., Coxen und Trochanter der linken Körperhälfte, ro^ Coxa des Prothorax, eOg Coxa des Mesothorax, co.. Coxa des lletathorax. 50:1. Fig. 4. Dsgl., linke Seite des Thorax und 1. Abdominalsegments mit mutmaßlichem Flügelrudiment, fh Thorax, ahd Abdomen, flr? Flügel- rudiment? 370 : 1. Fig. 5. Dsgl., Subgenitalplatte von der Unterseite der Spitze des ausstülpbaren Legerohres. 370 : 1. Fig. 6. Dsgl., 5- Habitusbild, von oben. Der Kopf ist etwas ab- gestreckt gezeichnet; er liegt dem Thorax an, dessen vordem Teil dach- ziegelartig überdeckend. 25 : 1. (Die Behaarung ist in der Figur fälsch- lich in Querreihen angeordnet.) Fig. 7. Dsgl., Kopf, von der Seite. 7 — 5 1. — 5. Fühlerglied, o Auge, Imxp und i'mxp knopfartiges Rudiment des linken und rechten Maxillar- palpus, rj)!- letzte Spur eines Rudiments des völlig verschwundenen Rüssels (Proboscis). 160:1. Fig. 8. Dsgl., mikroskopisch feine Körnelung der hintern Hälfte der häutigen Ventralseite des Abdomens (etwa aus der Mitte derselben). 700: 1. Fig. 9. Aenigmatias hlattoides Meinert 1890. $. Etwas schräg von der Seite. (Nach Meineet, in: Entoraol. Meddel., Vol. 2, 1890, tab. 4, fig. 2.) Fig. 10. Dsgl., Vorderbein, von vorn. (Nach Meinert, 1. c, fig. 4.) Fig. 11. Dsgl., $, von oben. (Nach Meinert, 1. c, fig. 1.) 27:1. Fig, 12. Dsgl., Hinterbein, von vorn. (Nach MeineRT, 1. c, fig. 5.) Fig. 13. Dsgl., Hinterbein, von hinten. (Nach Meinert, 1. c, fig. 6.) Fig. 14. Dsgl., Vorderrand des Kopfes mit den Mundteilen und den Antennen, von oben. (Nach Meinert, 1. c, fig. 3.) Nachdruck verholen. Ubersetzungsrechi vorbehalte'» . Die Gattung Myrmecophana Brunnee. Ihre hj'pertelische und Ameisen -Nachahmung-. Von Prof. Dr. J. Vosseier in Amani (Deutsch Ost-Afrika). Hit Tafel 8 nnd 13 Abbildnngen im Text. Geschichtliches. Im Jahre 1883 besclirieb Brunner v. Wattenwyl ^) eines der großartigsten Beispiele der von ihm so benannten hypertelischen Nachalimung: die vollendete Imitation einer Ameise durch eine Heuschrecke^), die ihm im männlichen und weiblichen Geschlecht vorlag. Die Tierchen stammten von Ambucarra im Sudan, glichen in Form, Größe und Farbe, unterstützt dui'cli die Zeichnung, einer Ameise, mußten aber nach den systematischen Merkmalen in die Familie der Phaneropteriden , wegen der Sattelform des Pronotums in die Gruppe der Leptoderae eingereiht werden. Obwohl an den wenigen von der ANTiNORi-Expeditiou eingebrachten Stücken nicht zu entscheiden war, ob es sich um Larven oder Imagines handle, glaubte Brunner doch in Anbetracht des ganz außergewöhn- lichen Habitus eine neue Gattung und Art für sie aufstellen zu sollen und nannte sie Myrmecophana fallax. 1) Über hypertelische NachahmuDgeii bei den Orthopteren, in: Vex-h. zool.-botan. Ges. Wien, 1883, p. 248. Gleichzeitig mit dieser Veröffentlichung bringt A. DE BoRMANS den von Brunner gewählten Namen in seiner Aufzählung der Orthopteren, Spedizione italiana nell' Africa equatoriale. Risult. zoolog., IlL, in: Ann. Mus. civ. Stör. nat. Genova, Vol. 18, 1882 — 83, p. 19, und erwähnt, daß der Marchese Antinori nur ein Exemplar gefunden habe, während Brunner beide Geschlechter abbildet. 158 J- VOSSELEE, Genauer präzisiert wurde ilire systematische Stellung' erst 8 Jahre später.') Unter den Leptoderae kommt sie als Ver- treterin der Arten mit zylindrischem, eingeschnürtem Pronotum direkt neben Trochalodera (= Condijlodcra Westw.) zu stehen, von der sie sich durch eine einfache Einschnürung und den Mangel der Elytren unterscheidet. Trochalodera ist auf Asien, Myr7necopha'na auf Ost- Afrika beschränkt. Die Diagnose lautet: Gen. 31yrmecopJi •» s kurzen, scharf gekrümmten Legestachels am Kinn vorbeigleitet. Von den lebhaft arbeitenden Labial- und Maxillartastern offenbar geführt und orientiert wird nun unter seitlichen Schiebungen der obern und untern Klappen die Legescheide in etwa 1 Minute in die Blattfläche zwischen Ober- und Unterseite — näher dieser — ver- senkt, so daß eine Tasche entsteht, deren Breite größer als die des Legestachels ist. Gleich darauf wird ein Ei in den fertigen Hohl- raum geschoben. In etwa 2^/.^ Minuten ist alles geschehen, der Stachel wird herausgezogen und mit dem Mund 1 — 2mal gereinigt. Mit dem Ei wird offenbar ein klebriger Saft abgegeben, der es mit seiner grünen Umhüllung fest verkittet. Dadurch wird verhindert, daß es beim Vertrocknen des Blattes herausfällt; vielleicht spielt dieser Kitt auch eine Rolle bei der nachher zu erwähnenden Dicken - zunähme des Eies während der Embryonalentwicklung. Nach kurzer Pause wiederholt sich der Vorgang noch 1— 2mal. Mehr als 2 — 3 Eier scheinen innerhalb 24 Stunden nicht abgelegt zu werden, wohl aber fahren die Weibchen sehr lange damit fort. 2 der in Ge- fangenschaft gehaltenen Tiere haben sich in 7 Monaten (Mitte Mai 1908) noch nicht erschöpft, setzen nur selten 1 — 2 Tage mit dem Vermehrungsgeschäft aus. Eine P^rneuerung der Befruchtung wurde bei einem Pärchen einmal, bei einem andern zweimal beobachtet, findet aber vielleicht noch öfter statt. Während des Legeakts lassen sich die Weibchen von über- Die Gattung Myrmecophana Brunner. 168 kletternden Genossinnen nicht stören, wohl aber stechen sie bis- weilen das untere Blattepithel durch, so daß ein Teil des Eies dar- über hervorrag-t. Wegen seiner starken Abflachung tritt es auf der Ober- und Unterseite des Blattes so wenig plastisch hervor, daß es, besonders auf jener, kaum zu bemerken ist (Fig. C b). Erst später hebt sich die besetzte Stelle durch rötliche bis braune Ver- färbungen der ßlattgewebe und durch die schon erwähnte Volum- zunahme des Eies deutlich ab (vgl. Fig. Ca). Frisch gelegt besitzt das Ei etwas unregelmäßig elliptische Um- risse, 3,7 — 4,8 mm Länge, 1,4—1,9 mm Breite und nur etwa 0,5 mm Dicke, ist also seitlich außerordentlich zusammengedrückt (Fig. Aaa') R Fig. A. a große, b kleine Eiform von der Fläche a'b' von der Kante gesehen, aa' frisch gelegt, bb' bebrütet. K Kopf. H Hiuterende. R Rücken. B Bauchseite. 8 : 1. von mattglänzend schwarzer Färbung. Trotz der geringen Unter- schiede läßt sich an ihm ein schmäleres dünneres Kopfende (K), ein dickeres, breiteres Hinterende (H), eine weniger konvexe, oft fast gerade Bauch- und eine stärker gewölbte ßückenseite {B u. R) er- kennen. Die Unterschiede in der Wölbung der 11* Längskanten ver- 164 J- VOSSELER, stärken sicli mit der fortschreitenden Embryonalentwicklung-. Die Kanten traoen dieselbe feinkörnige Schalenstiuktur wie die Flächen, die von einem engen Netzwerk polygonei". doppelt kontiirierter Maschen mit i)unktierten Zwischenräumen überzogen sind, ähnlich wie bei der Wanderheuschrecke (Schistocerca pcregrina Ol.). ^) In der grünen Einbettung erhält sich diese Form 6 — 8 Wochen, d. h. bis zum Beginn der Embr^^onalentwicklung, die oifenbar nicht sofort nach dem Ablegen einsetzt. Alsdann beginnt das Ei in der Eichtung des kleinsten Durchmessers dicker zu werden, was nur unter der Voraussetzung möglich ist, daß die Schale dehnbar und porös, das sich umwandelnde Dotter zur Wasseiaufnahme fähig ist oder, wie an einem aufgeblasenen Luftkissen, die andern Ausmaße sich ver- ringern. Aus einigen stets an der Rücken- und Bauchkante weit entwickelter Eier zu beobachtenden Fältchen könnte darauf ge- schlossen werden, daß die Formung des Embryos die seitliche Aus- dehnung bewirke. Die Erscheinung besteht aber schon, wenn die Gestaltung des Embryos kaum begonnen hat. dieser also keine mechanische Kraft zur Veränderung der Umrisse des Eies anwenden kann. Zudem setzt die feste zähe Schale einer so schwachen Kraft viel zu großen ^\'iderstand entgegen, auch später noch. Durch das Experiment läßt sich nun nachweisen, daß in dürren Blättern trocken aufbewahrte Eier 3, selbst 4 Monate und darüber unverändert bleiben und sich erst entwickeln, wenn sie be- feuchtet werden, in einer feuchten Kammer auch erst das beschriebene Dickenwachstum zeigen. Da dieses nun zweifellos von einer prallern Füllung der anfangs weniger straff gesi)annteu Eischale begleitet ist, muß wohl eine osmotische Wasseraufnahme von außen, sei es aus den lebenden Geweben der Pflanzenblätter, sei es aus Nieder- schlägen, stattfinden. Ehe dadurch eine Verdünnung des Dotters, d. li. eine Vermehrung des Eiinhalts. herbeigeführt ist, würde die beinahe lamellöse Form des Eies die zu beobachtende runde Körper- gestalt des Embryos nicht zulassen. Die Seitenausdehnung der embryonierten Eier ist eine sehr be- trächtliche, übertrifft bald das Doppelte der anfänglichen Dicke, d. h. sie steigt von 0,4—0,5 auf 1.10 — 1,25 mm, je nach der Größe der übrigen Durchmesser. Das in Fig. kh. Ah' abgebildete Ei hatte 1) Vgl. VosSELER, J., Die Wanderheuschrecken in ITsami)ara im Jahre 1 9U3/04, zugleich ein Beitrag zu ihrer Biologie, in : Ber. Laud- Forstwirtsch. Deutsch- Ostafrika, Vol. 2, 1905, tab. 12, fig. 4a. Die Gattung Myrmecopliaua Brunner. 165 sich um 0,7 mm verdickt und zeigt nahe der Baucli- und Rücken- naht kleine Fältelung-en der Schale. Es ist zugleich ein Beispiel eines kleinen, besonders schlanken Typs, der stets von ein und dem- selben Weibchen produziert wurde. Vorherrschend aber war die größere, relativ weniger schlanke Form (Fig. Aa. Aa'), die mit der Entwicklung ebenfalls eine mehr gerade Bauchlinie (Fig. Aa B), wie das beinahe schlupfreife Ei (Fig. Ah), erliält. Hat ein Weibchen die Auswahl, so sucht es zur Unterbiingung der Nachkommenschaft stets viUlig entwickelte, also ältere Laub- blätter ^) der Futterpflanzen auf. Oft halten diese so lange vor, bis die Jungen ausgekrochen sind, oft aber welken sie zuvor und fallen ab oder werden wie bei Doryalis und vielen andern tropischen Gewächsen grün abgeworfen und vertrocknen. Auf solche Fälle scheinen die Eurijcorypha-Eiev eingerichtet zu sein, indem sie be- fähigt sind, eine über 4 Monate anhaltende Trocknis zu überstehen und sich doch noch hernach zu entwickeln , sobald sie genügend Feuchtigkeit erhalten. Möglicherweise findet durch Trockenheit nicht nur eine Verzögerung des Anfangs, sondern auch eine Unter- brechung des Gangs der Embryonalentwicklung statt. Unter normalen Verhältnissen, wenn das Ei im Freien (z. B. an Rosen) deponiert ist, schlüpft das Junge erst nach etwa 3 Mo- naten aus, von denen etwa Vj.^ auf die Entwicklung des Embryos zu rechnen sein dürften. Das früheste Auskriechen fand 32 Tage nach dem Verbringen der Eier in die feuchte Kammer statt. Ohne auf die Embryologie näher einzugehen, sei nur bemerkt, daß der anfangs weiße, später gelbe Embryo noch im Ei dunkle Färbung erhält, die zuerst in Form eines diffusen, rötlich-braunen Pigments an den Mundwerkzeugen, Beinen und zwischen den Rücken- segmenten des Abdomens auftritt. Schon vor diesem Stadium macht sich am Kopf ein eigenartiges Embryonalorgan bemerklich. Vom Ansatz der Oberlippe bis zum Scheitel verläuft eine helle sagittale Lamelle über die Stirnmitte, deren Außenrand unregelmäßig gezackt, deren Seiten leicht ge- streift sind (Fig. B -S^), so daß das Gebilde einer Säge gleicht, die mit der Ausbildung des Embryos deutlicher wird, dem Jungen des 1) In Blütenblätter, welkes oder vergilbendes Laub wurden niemals Eier abgelegt. Wurden den Weibchen keine lebenden Grünblätter gereicht, so sistierten sie das Legegeschäft ; einigemal ließen sie die Eier einfach fallen. 166 J- VOSSELER, 1. freien Stadiums aber fehlt. Seine Bedeutung als Hilfswerkzeug beim Öffnen der Eischale ist somit sehr naheliegend. Ähnliche Organe kommen bei Wanzen, Phryganeen, Neuropteren, Puliciden vor'), dürften aber in dieser Form noch nicht bekannt geworden sein, wenigstens nicht bei Phaneropteriden. Sie erinnern an den Eizahn auf dem Oberschnabel der Vögel. In unserm Falle wird der vordere Teil der Bauchnaht damit geütfnet. Das Auskriechen selbst erfolgt mit Hilfe der Nackenblase (Fig. B N). Fio-. B. Kopf und Proiiotiim eines fast reifen Embryos. St kjtirnsäae. JS! Nackenblase. Fr Pronotnm. 16:1. Die postembryoiiale Entwicklung. Aus dem eben Mitgeteilten geht hervor, daß das ausgekrochene Tier Bestandteile des Exoskelets mit zur Welt bringt, deren es nur als Werkzeug beim Sprengen der Eischale, hernach nicht mehr be- darf Sie werden demgemäß mit der ersten Häutung, die sich Avie hei Schisfoce)ra-) und vielleicht den meisten Acridiern, ebenso bei Mantis und Cicaden direkt an das Verlassen des Eies anschließt, abgestreift. Diese erste Exuvie wird häufig als „Amnion" bezeichnet ^), und ich selbst nahm in der angeführten Arbeit diesen Ausdruck an, wies aber (p. 310) darauf hin. daß sie nichts mit dem echten, an den Keimstreifen sich anschließenden und die Amnionhölile be- grenzenden Amnion zu tun hat, sondern ,. einer echten vom Integu- 1) Henneguy, L. F., Les Insectes. Morphologie — Reproduction — Erabryogenie, Paris 1904 (622 Fig., 4 Farbtaf.), p. 495. 2) VosSELER, J., I. c, p. 305 — 306. 3) Vgl. Sander, L., Die Wanderheuschrecken und ihre Bekämpfung in unseren afrikanischen Kolonien, Berlin 1902, p. 165. — Henneguy, L. F., 1. c, p. 492. — Shaep, D., 1. c, p. 291. Die Gattung- Myrmecophana Brunner. 167 nieiit abg^esonderten und nicht als EiliüUe entstandenen Cuticula" gieit'lizusetzen ist, ihre Abstreifung- somit „eine vollkommen mit der der folgenden Larvenstadien übereinstimmende Häutung darstellt". Die Bezeichnung' „Amnius" muß wohl Kükkel d'Hercülais ^) zum erstenmal gebraucht haben. Riley -) beobachtete bei CaJoptenus spretus eine Häutung- während des Ausschlüpfens und hält die i\Iembran fälschlich für einen Teil der Embrj'onalhäute. Hier, wie nach einer brieflichen Mitteilung- von Herrn Dr. Voss auch bei Gnjllns, scheint die erste Häutung- noch innerhalb des Eies statt- zutinden. aber erst im Aug-enblick des Auskriechens, also mit einer ganz gering-en zeitlichen und (irtlichen Verschiebung- geg-enüber Schistocerca und Eurijcorijpha. Ist au('h dieser Unterschied im l'i'inzip sehr gering, so kommt ihm doch eine Entscheidung in der Frage zu. ob der erste Hautwechsel als ein embrj^onaler oder postembryo- naler anzusehen sei und ob man das ihm unterworfene Stadium als Embryo oder als Larve zu bezeichnen habe. In meiner mehrfach genannten Abhandlung wurde dieses Dilemma berührt, obwohl die Bezeichnung jenes und des vorliegenden Falles keine weitern Schwierigkeiten bietet, sobald man das Embrjonalstadium mit dem Verlassen des Eies beendigt sein läßt. Wohl aber wäre für die weitere Beurteilung der Häutung im Ei die Kenntnis der Entwick- lung m()glichst vieler anderer Arten wichtig. Durch ausgedehntere Beobachtungen wird sich erst aufklären, welcher Modus der all- gemeinere, welcher als Verschiebung gegen die Norm anzusehen ist. Aus dem Vorstehenden ergeben sich 2 Folgerungen: 1. daß es sicli empfiehlt, den Begriff „Amnion" oder „Amnios" für die beim odei' vor dem Verlassen des Eies der Mantiden und Orthoptera saltatoria abgelegte Cuticula nicht mehr zu verwenden; 2. daß das eben aus dem Ei gekrochene Junge (voi'erst wenigstens von Schisto- cerca und Euryconjpha) als 1. postembryonales oder larvales Stadium zu bezeichnen ist, trotz seines embryonalen Charakters. Von KüxcKEL b'Herculais wurde es ganz zutreffend als kriechende Larve der springenden gegenübergestellt •') und damit die Möglichkeit 1) KÜNCKEL d'Hekculais, J., Les Acridieus vulgo Sauterelles et leur.s invasions en Algerie 1888 — 94, Alger et Paris 1894, Eapp. 8, 24 mars 1890, p. (2).^ 2) KiLEY, in: Pvep. Ins. Missouri. Vol. 9, p. 86 (zit. nach Sharp). 3) Mecanisme physiologique de l'eelosion, des mues et de la meta- morphose cliez les Insectes orthopteres de la famille des Acridides, in : 168 J- VOSSELER. und die Verschiedenheit der Aktionsfähigkeit zum erstenmal be- rühi-t. 1) Genau Avie bei der Wanderheusclirecke begleitet auch bei Eurycorypha eine g-anz sinnfällige Veränderung der Form und Pro- portionen den Prozeß des ersten Hautwechsels besonders deutlich am Kopf und Abdomen. Schon die Gestaltung des Eies läßt die Unmöglichkeit der Präformierung des breiten, ameisenähnlichen Kopfes erkennen. Trotz der spätem Ausdehnung bleibt das Be- hältnis viel zu schmal dazu. In der Tat ist nun auch in diesem Fall der Kopf des reifen Embryos gewissermaßen noch knospenhaft; alle Teile und Organe sind wohl angelegt, werden aber erst nach der Befreiung von der zarten blassen Hülle in eine funktionsfähige Form gebracht, vor allem erweitert. Vor der Abstreifung der aus dem Ei mitgebrachten Haut zeigt der Kopf neben geringern Aus- maßen im allgemeinen solche des transversalen Durchmessers im besondern, das Abdomen aber ist prall gerundet, größer als der Kopf, der sofort nach dem Hautwechsel durch Aufpumpen mit Blut — vielleicht auch Luft — vom Hinterleib ausgedehnt und in seine definitive Gestalt gebracht wird. Wie früher (1. c, p. 308) be- schrieben, nimmt das Volumen des Abdomens in proportionaler Weise während dieser Ausdehnung ab. Die dabei zu beobachtenden Vor- gänge sind den die Flügelentfaltung der Insecten begleitenden homolog. Die neugeborne Eurycorypha erinnert an eine Käferpuppe; sie besitzt alle Gliedmaßen und Einrichtungen des nachfolgenden Zustands, jene aber liegen noch in einer Art Futteral, sind also noch nicht frei beweglich oder wenigstens nicht vollkommen brauchbar. Das dauert aber nur wenige Minuten, die zur Vollendung der so häufig übersehenen tatsächlich 1., mit Hilfe der Nackenblase (Fig. B N) vollzogenen Häutung nach dem Verlassen des Flies nötig sind. Die weiße Cuticula bleibt oft noch an dem eben verlassenen Ei haften, manchmal etwas festgeklemmt in dem Spalt, den das Junge mit seiner Stirnsäge im vordem Drittel der Bauchnaht zum Auskriechen geschaffen hatte. Die leere Schale ist innen glatt glänzend, ihre oben erwähnte P>weiterung bleibt nach dem Trocknen bestehen, sie muß sich also ausgedehnt haben. Daß sie verlassen ist, erkennt man außer an CR. Acad. Sc. Paris, Vol. 110; Ann. Soc. entomol. France (6), Vol. 10, 1890 (zit. nach Henneguy). 1) Dasselbe ist von mir (p. 310) unabhängig von KÜNCKEL angegeben. Die Gattung Myrmecophaua Bkunner. 169 der gelegentliclien Anwesenheit der 1. Exuvie auch an einer kleinen Auskerbung- des Blattrands mit ver- bräunten Umgrenzungen, die von der jungen Heuschrecke um die Austrittsstelle herum genagt zu werden pflegt (Fig. Ca). Fig. C. Eier von Enrycorypha in Eosenblättern. ii ausgeschlüpft, b fiiscli gelegt. Bei X frei präpariert. a 2:1, b 1,5:1. / a Das 1. springende Stadium') (Fig. Da) der freien Eiiry- corypha-hRrye alias 3Iyrmecophana mißt anfangs 8,6, zuletzt 5,0 mm, seine Fühler 12 mm. Die nach dem Auskriechen noch hell rötlich- braune Farbe geht innerhalb der nächsten 2 Stunden in reines Schwarz über. Die Grundglieder der Fühler sind lichtgrau, die 5 ersten Greißelglieder schwarz, das 6. aber wieder hell gelblich, ein Ton, der auch den folgenden Ringen noch zukommt neben einer distal zunehmenden Verdunkelung, die von der Mitte an zu ein- farbigem Schwarz wird. Über das Enddrittel der Oberseite aller Tibien ziehen sich auf hellem Grunde 2 schwarze Längslinien hin, die das Glied schlanker erscheinen lassen, als es ist. Das Femur des 3. Beins trägt hinter der Mitte einen hellen Fleck, der, sich verdunkelnd, mit verschwommenen Umrissen auf der Oberhälfte bis zum Knie reicht. An der Einschnürung des Pronotums verläuft ein kommaförmiges weißes Fleckchen vom untern Seitenrand schräg nach oben. Die Farbe des schmutzig grünlichen Bauches greift auf die Seiten des S. und 4. Abdominaltergits über und erzeugt die von Brunner erwähnte Täuschung, als ob der Hinterleib, von oben ge- 1) Der Kürze wegen bezeichne ich im Folgenden diese Entwicklungs- stände in der hergebrachten Weise. 170 J. VOSSELER, seilen, eing-eschiiürt sei wie der einer Ameise. Der Brust- und Ab- domenrücken ist mit feinen, starr abstehenden Härclien von g'rauem Glanz besetzt. Das 2. und 3. Stadium (Textfig-. Db, De. Ell. E III und Taf. 8, Fig-. 1 — 3) g-leiehen dem 1. noch so sehr, daß nur auf wenig-e Veränderungen hinzuweisen ist, die hauptsächlich die Größenzunahme betreffen. Das 2. Stadium wächst um 2 — 2,5 mm. mißt also 5,5 — 8 mm. Obwohl im großen ganzen ebenfalls tiefschwarz, findet man schon jefzt einzelne Individuen von schön saftbrauner Grundfarbe, gegen die das reine Spangrün der abdominalen Seitenflecken sich vor- trefflich abhebt. Wie diese Flecken, so erscheint auch der Bauch klarer und transparenter grün gefärbt. Auch an schwarzen Tierchen schiebt sich oft eine rötlich-braune Übergangszone zwischen Rücken- Fühler beträgt 14 — 15 mm. und Bauchfärbung ein Die Länge der Fig. D. a — g die 4 ersten Larvenstadien von Earycoryplia. 2 : 1. e weibliche Iniago. 1,45 : 1- Die Ausmaße des 3. Stadiums bewegen sich zwischen 8 und 11 mm Körperlänge. Die Fühler haben sich auf 19 mm verlängert. Saft- braune Exemplare erscheinen häufiger, oft sogar eine Zwischenform von ihnen und ganz schwarzen, bei der der Kopf und der Seitenrand der Abdominaltergite 5—8 sowie die Mitte des 4. schwarz sind, so daß die Rückenseite des dicken Teils von einem dunklen Ring um- geben ist, über dem sich Mitte des Abdomens wie eine saftbraune Die Gattung- Myrmecophana Brünnkr. 171 Kuppe wölbt. Ebenfalls braun ist die Brust nebst den Beinen mit geringen dunklern Abtönungen in der Glitte und an den Seiten der Tlioraxtergite und an den Tibien. In beiden Stadien ist Coxa und 'J'rochanter der Spring-beine wassergrün, nehmen auch die anfangs dunkeln Bruststernite stufenweise diese Farbe an. Alle diese Unter- schiede fallen nur wenig in die Aug-en, zumal sie teilweise der Unter- seite angehören. Die abdominalen Seitenflecken, urspriing-licli haui)t- sächlich auf dem 3. Tergit bis nahe der Rückenmitte ausgedehnt, am 4. klein, schräg nach hinten und unten abgegrenzt, greifen im 3. Stadium auch auf das 2. Tergit über. Ihre obern Umrisse am 2. und 3. Segment bilden ein nach unten offenes Dreieck; von dem ursprünglichen Schmutziggrün ist die Farbe in ein leuchtendes Span- grün übergegangen. Durch die weitere Ausdehnung erscheint der Hinterleib auch in dem vergrößerten Stadium noch entsprechend schlank gestielt, die obere Begrenzung des Fleckens erweckt die Täuschung, als sei der imitierte Abdomenstiel gezackt. Die Flugorgane beginnen im 3. Stadium in der gewöhnlichen Form kleiner Erweiterungen des 2. und 3. Brusttergits hervorzu- treten. Je nach der Grundfarbe des Tieres sind sie schwarz oder braun. Die anfangs sehr deutliche Behaarung tritt allmählich zurück. Rotbraun gefärbte Individuen des 2. Stadiums können beim nächsten Hautwechsel wieder schwarz erscheinen. Mit dem Fortschritt der Entwicklung zeigt also der Myrmeco- phmia-Ty^w^ der Eurycorypha-hRYYe eine zunehmende Veränderlich- keit der Grundfarbe, selbst Andeutungen von Zeichnungen inner- halb derselben. Trotz alledem verliert sie nichts von ihrer täuschen- den Ähnlichkeit mit einer Ameise, scheint aber doch schon den nächsten Stand vorzubereiten. Das 4. Stadium (Textfig. Dg u. EIV und Taf. 8, Fig. 4) mit 10-13 mm Körper- und 25 mm Fühlerlänge eignet sich schon seiner (rröße wegen nicht mehr gut zur Imitation einer Ameise, andrerseits ist es zu klein zur wirksamen mimetischen Wiedergabe von Blatt- flächen. Es nimmt also eine Zwischenstellung ein zwischen den Anfangs- und Endgliedern der Entwicklungsreihe. Die Unterseite und Seitenteile des Körpers sind nun grün, ebenso der Anfang der Femora, die nur an den Enden und unter- seits bräunlich anlaufen. Die grünen Flecke am Anfang des Ab- domens sind noch durch klarere Faibe und scharfe Grenzen erkennbar. Über den ganzen Rücken verläuft eine saftbraune Binde, die nach den Seiten zu durch eine gelbbraune Zone in. Grün übergeht, da 172 J. VOSSELER, und dort liellere Streifen einschließt, voi' allem auch Andeutung-en einer dunkeln, auf dem Pronotum heilern Mittellinie, und die sieh kurz hinter dem Kopfe gabelt und in 2 kurzen Ästen bis zu den Augen fortsetzt. Am Ende des Pronotums und auf dem 5. — 7. Ab- dominalsegment verbreitert sich diese Binde ein wenig. Der schmutzig grüne Kopf ist an den Seiten und an den Mundteilen noch lichtbraun abgetönt, ebenso alle Tibien, die nur am Anfang, die des 3. Beinpaares aber im ganzen ersten Drittel dunkelbraun gefärbt sind. Auch in diesem Stadium sind die Farben veränderlich, besonders die Töne der braunen Teile. Beständiger dagegen erweisen sich die Zeichnungen in ihren Umrissen und Ausdehnungen. Nicht selten erscheint neben dem Grün eine gelbbraune, rötlich-gelbe, selbst fast violette Tönung der Zeichnung, die lichten Stellen des Rückens variieren von lichtbraun, graubraun bis fast grau. Die einfarbigen, höchstens am Anfang lichtem Fühler stimmen gewöhnlich mit der Rückenfarbe überein. Schon allein diese Veränderungen verminderten die Ameisen- ähnlichkeit so sehr, daß sie nur noch vermöge der Anordnung der Zeichnung bei ganz oberflächlicher Betrachtung vorgetäuscht wird. Das gleiche gilt bezüglich der Körperform, die hauptsächlich im vordem Leibesabschnitt mehrere bemerkenswerte Wandlungen gegen früher aufweist. Vor allem wurde der Kopf ausgeprägt dreieckig mit scheitelwärts schnell sich verbreiternder Stirn. Die bisherige durch eine starke Einschnürung erzeugte Sattelform des Pronotums ist verschwunden, sein Mittelstück sogar etwas erhaben, aber flach geworden, die vordem % durch schwach angedeutete Kanten mit den Seitenloben verbunden, deren Ränder einen fast vollkommenen Halbkreis bilden. Als letzte Andeutung der frühern Sattelform läßt sich noch eine Verschmälerung in der Mitte und die runde Wölbung des hintern Abschnitts erkennen. Die bisher unbewehrten Femora haben unterseits braune Dornen erhalten, je 2 nahe dem Ende der beiden ersten, 3—4 am letzten Schenkel. Die Tibien sind glatt mit Ausnahme der letzten, die nunmehr auch auf den Unter- kanten kleine Dörnchen tragen. Alle Beine sind außerdem zart behaart. Zum ersten Male tritt nun auch ein Dorn an den Vorder- liüften, ein deutliches Foramen am Anfang der Vordertibien auf. Die Flügelläppchen liegen nach abwärts den Brustseiten an. sind grün mit bräunlichen Enden. Alle diese Veränderungen bedeuten einen fast sprungweisen Die Gattuiii^ M3'nnecophaiia Bkunnek. 17r> Foi'tscliritt in der Ausgestaltung- zur Eunjcori/pha. "Wie später ge- zeigt wird, gehen sie Hand in Jland mit solchen des ganzen Ge- bahrens und werden teilweise vom Aufenthaltsort beeinflußt (Färbung). Das Tier kontrastiert also nicht mehr völlig mit seiner Umgebung, sondern beginnt sich anzupassen. Es zeigt so viele Beziehungen zu den nächstfolgenden Ständen, daß sie als erste Larve des ,,Knry- coriipha-Typs'' bezeichnet werden kann, wenn wir zur Zu- sammenfassung die 3 vorhergehenden Stände mit ihrer Eigenart als ,.Mij r mecophana- T y p " gelten lassen. Das 5. Stadium (Fig. E V und 1'af. 8, Fig. 5) von 12—15 mm Körper- und 2.5 mm Flügellänge zeigt eine weitere Zunahme der Grünfärbung, ebenso auch einen Eückgang der Zeichnung. Der Kopf ist nicht mehr frei. Die Seitenkanten des Pronotums reichen bis an den Hinterrand, der sich über dem Ansatz der nunmehr aufrecht gestellten Flügelläppchon wie ein steiles Dach erhebt, dessen Seiten leicht eingedrückt sind. Die Rückenlinie verläuft gebrochen, steigt bis zum 4. Abdominaltergit langsam an und knickt dann bis zum Ende stumpfwinklig aber scharf ab. 2 Linien ziehen, mehr oder weniger dunkelbraun, von den Seiten der Stirn über Augen, Scheitel und Seitenkanten des Pronotums, vor dessen Hinterrand sie sich in einem medianen länglichen Doppelfleck vereinigen. Dunkel eingesäumt sind ferner die Oberkauten der Elytren und das Ende der Flügelläppchen. L;ber die Abdominalringe erstreckt sich wiederum die dunkle Binde, aber mehrfach gegliedert und verändert und auf den von den Flügelstummeln unbedeckten Abschnitt be- schränkt. Auf dem 2. und 3. Tergit bildet sie nach hinten diver- gieiende Yförmige Figuren mit dunklerer linearer Begrenzung und einem heller braunen Zwischenraum. Vom 4. Tergit an aber zieht sich eine ebenso beschaffene sehr schlank rautenf(3rmige Figur übei- den abfallenden Teil des Hinterleibes bis zum Ende. Der Hinter- rand der betreffenden Segmente kann noch besonders getönt sein. Die Beine, besonders die Tibien sind oft rötlich überhaucht, die Femora dunkler gegen das Ende zu; der Anfang der Hintertibien ist tiefbraun. Die Tarsen sind lichtgrün. Der Kopf ist nur mehr wenig breiter als das Pronotum, wird von dessen Vorderrand über- deckt, der Hals verschwindet. Das 6. Stadium (Taf. 8, Fig. 6) gleicht dem 5. noch sehr, unterscheidet sich hauptsächlich durch die Größe und die weitere Ausbildung der Flügelläppchen davon sowie durch das stärkere Hervortreten der äußern Genitalorgrane der weiblichen Larven. Die 174 J. VOSSELER, Zeichnung hat sicli wenig- verändert. Die Seitenlinien an Kopf und Pronotum sind etwas verblaßt, mit Ausnahme einiger Stellen. Hinter den .A.ugen, am Anfang der Seitenkiele des Pronotums und in dessen letztem Drittel, wo beide Linien unter rechtem Winkel umbiegen und sich nähern, enthalten sie dunkelbraune Pleckchen. die schon im vorhergehenden Stand etwas markiert waren. Bisweilen sind ähnliehe dunkle Stellen am Anfang und Ende der Tibien vorhanden. Das erste Drittel der Hintertibien ist gleichmäßig braun. Kürper- länge 15 — 20 mm, Fühlerlänge 32 mm. Die Imago (Fig. De) zu beschreiben erübrigt sich unter dem Hinweise auf die Diagnose Stal's und Beunkee's. .\1s Ergänzung seien aber einige Bemerkungen über die Anfangsfarbe beigefügt. Wie nach den 3 letzten Häutungen erscheint das Tier erst blaß- grün, häufig mit rosaroten Tibien. Nach mehreren Tagen stellt sich dann der glänzend saftgrüne definitive Farbton ein, 2 Linien über die Kanten der Kopf-, Pronotumseiten und Elytren sowie die Unterseite sind weißgrün, das Geäder der Elytren und die Hinter- tibien gelbgrün. Die Taster der Mund Werkzeuge sind braunrötlich angelaufen. Der vorhin erwähnte, weiße Seitenstrich des Kopfes durchschneidet auch das Auge. Weitere Einzelheiten über die Entwicklung und das Wachstum schließe ich an die vorstehende allgemeine Schilderung der Größenzunahme und Umformung hier an, beginnend mit einer Übersichtstabelle über Ausmaße. die Dauer der einzelnen Stände, sowie die S t a d i XI m Imago I II III IV V VI Dauer (Tage) 7-18 7—14 7— n 8-10 7-11 11—16 90—210 Longit. corp. (mm) 3,6 5.0 5,0-7,5 8 11 10—13 13 16 15—20 — „ pronoti „ 1,4 1.7 2,0 2,7 3,3 4,0 — „ femor. postic. „ 3,0 3,5 4,5 6,0 6.5 9,5 — „ elytrorum „ — Spur 0,3 ,2.6 7,0 — „ alaruiii ,, — — Spur 0,8 3.0 7.2 ■ — - Altit. capitis „ 1,45 1,82 2,5 3,0 3,5 4,0 — Die Dauer der einzelnen Stadien variiert individuell ganz außerordentlich ebensowohl bei im Freien eingekäfigten als auch im Zimmer gehaltenen Tieren, jeweils unter gleichen Lebensbedingungen. Eine Verlangsamung der Entwicklung durch die Aufzucht in kleinen Käfigen war nicht zu bemerken. Das Kürperwachstum vollzieht sich wie bei Schistocerca kontinuierlich, manchmal so, daß nach der Die Gattung Myrniecophana Bkunnek. 175 Häutung- sogar eine unbedeutende Ven-ingerung der ivörperläng-e stattfindet. Alle während der Häutungsintervalle nicht dehnbaren Teile (Kopf. Pronotum und Gliedmaßen) dehnen sich nach dem Ab- werfen der Haut sprungweise aus, so daß der Umfang- des p]xo- skelets dem nachfolgenden Wachstum der umschlossenen Organe vorauseilt (vgi. Schistocerca), am deutlichsten am Kopf und an den Beinen. Unter den Larven lassen sich schnell- und langsamwüchsig:e unterscheiden. Ein Individuum, das zur Vollendung des 1. Stadiums den kürzesten Zeitraum biauchte, durchläuft auch die folgenden ebenso rasch. So kann es kommen, daß von zwei zu gleicher Zeit ausgekrochenen Tieren das eine in etwa 47, das andere erst in 75 Tagen fertig ist. So viel ich überblicken kann, liefern die kleinen schmalen , früher beschriebenen Eier die langsamwüchsigen Larven. Von einzelnen Organen und Körperteilen ist die Stufenfolge der das \\'achstum begleitenden Veränderungen besonders bemerkens- wert, z. B. die des Pronotums und der äußern weiblichen Genitalien. Jenes behält während der 3 ersten springenden Stände gleiche Sattelform und Zeichnung bei (Fig. E II — III), verliert im 4. seine Einschnürung gänzlich (Fig. E IV) und zeigt am Vorderrand schon An- deutungen der später sich immer weiter nach hinten erstreckenden Seitenkanten, die sich über dem Ansatz der Flugorgane in einem kurzen Mediankiel vereinigen und erst bei der Imago parallel Fig-. E. Uiiiformmig- des Pronotums von Stadium II— V. e Elytren. a Flügel. ll.H: 1. werden. Die fast halbzylindrische Form des 4. Stadiums wird vom 5. an wenigstens im hintern Abschnitt von der Größe und Stellung der Flugorgane beeinflußt, der Discus ist zunächst nur im vordem Teil eben und kantig begrenzt, spitzt sich nach hinten zu und fällt dachförmig über die fast senkrecht stehenden Elytren ab 176 J. VOSSELER. (Fig. E V). Die definitive Form des Anfangsteils der Elytren bedingt eine entsprechende Gestaltung der hintern Pronotumhälfte. die nun denselben Querschnitt eines nach unten offenen Rechtecks erhält, wie die Vorderhälfte. Die kleine Kerbe an der Verbindung des Hinter- und Unterrandes ist schon im 4. Stadium angedeutet (Fig. E IV- V). Das Wachstum der äußern weiblichen Genitalien macht während der 4 ersten Larvenstände geringe Fortschritte, führt aber doch zur Ausbildung einer deutlichen Legescheide, deren Bestandteile schon im 2. Stadium unterschieden werden können. Die 6 Valven (Klappen) liegen in 2 Gruppen als unscheinbare am Ende abgerundete Zäpfchen des 8. und 9. Bauchsegments hintereinander. Das untere (vordere) Paar (Fig. F vi) ist etwas kürzer als das obere (hintere) (Fig. F vs), an dessen Medianseite die innern (Hilfs-) Klappen sitzen (Fig. F va). Fig. F— H. Entwicklung der weiblichen Legescheide in den Stadien 2 — 4. 16 : l. vi vordere (untere) Klappen, vs hintere (obere) Klappen, va Hilfsklappen, c Cerci. la Analloben. Im folgenden Stadium (Fig. G) werden die Organe sehr viel länger und schlanker, die untern Klappen bedecken teilweise die obern, deren Länge von den Hilfsklappen erreicht wird. Die 4. Entwick- lungsphase (Fig. H) besitzt schon einen prominenten, aber das Hinter- leibsende noch nicht überragenden Legestachel mit nahezu gleich langen, die Hilfsklappen umschließenden Valven. Mit dem bisherigen Wachstum ist ein Rückgang der anfänglich dunkeln Pigmentierung verbunden, deren Reste sich wie auch auf den Cerci und Analloben an den Spitzen der Organe noch erhalten. Die nächstfolgende Ver- änderung bringt eine Verlängerung des Stachels über das Körper- ende hinaus, den Beginn der seitlichen Abplattung und festen Zu- sammenschluß der Valven mit sich. Die Scheidenlänge beträgt 1,75 mm. Im 6. Stadium endlich hat sich das Glied auf 5 mm ver- längert, stark gekrümmt, außerdem sehr verbreitert. Die Ober- und Die Gattung- Myrmecophana Brunnek. 177 Uiiterräiider sind noch vollkomnieii glatt, erhalten die der Imago eigentiiniliche, oben fast die ganze Länge, nnten nur das Ende ein- nehmende «ägnng- erst mit der letzten Häntung. Der feitige Stachel mißt ebenfalls 5 mm in der Länge. Die Häutung vollzieht sich in der bekannten Weise. Dennoch verdienen einige der damit verbundenen Vorgänge kurze Erwähnung, da sie meines Wissens von Phanei'opteriden nicht bekannt oder wenigstens nicht sicher festgestellt wurden. Kurz vor dem Haut- wechsel sucht die Larve einen geeigneten, möglichst senkrechten Ort auf, in Gefangenschaft stets eine der Glasscheiben des Käfigs. Mit genäherten Hintertarsen und fast gestreckten Hinterbeinen setzt sie sich fest, den Kopf nach unten gerichtet. Inzwischen bläht sich der Köi'per deutlich etwas auf, auch Meso- und Metanotum, und die Vorderbeine wenden sich ein wenig nach rückwärts. Sind schon Flügellappen vorhanden, so rücken ihre Wurzeln auseinander, und die Flächen richten sich auf, die Fühler werden parallel dem Leib über die Femora gelegt, der Kopf möglichst scliarf nach der Brust geneigt. Unter seitlichen langsamen Bewegungen platzt nun die Cuticula über der Mittellinie des Scheitels und der Brusttergite, nachdem noch durch einen Pumpstoß des Abdomens der Hals ver- längert worden war (bei Stadium 5 und 0 bis auf 2 mm). Kopf, Mundteile und Vorderbeine treten sehr rasch aus der Hülle hervor, dann folgt das 2. Bein paar und die Flügel. Sobald sie befreit sind, treten die ersten beiden Beinpaare in Aktion und halten sich auf der Unterlage fest. Unter starker Anstrengung und seitlich be- wegten Knieen lösen sich die Springbeine allmählich heraus, ver- biegen sich dabei oft ganz unheimlich. Zuletzt kommen die Fühler daran. Sie werden schließlich mit Hilfe der Vorderbeine in ihrer ganzen Länge und Zartheit befreit und unter dem Kopf hervor auf- gerichtet und seitlich gestellt. Nach 7 — 8 Minuten ist die Prozedur beendigt, das Tier ruht aus. Das Pronotum ist rundlich aufgetrieben, Hals und Abdomeusegmente sind prall gedehnt, die Plügellappen stehen auseinander. Farbe und Zeichnung gleichen schon ganz den definitiven Tönen, sind nur anfangs etwas blasser und dunkeln schon in wenigen Minuten nach. Die sonst immer bewegten Fühler werden noch lange ruhig gehalten. Beim Übergang in die Imago beansprucht die Entfaltung der Flugorgane eine Veränderung der Stellung, das Tier heftet sich an der Exuvie so an. daß diese frei nach abwärts hängen. Unter zeitweiligen Bewegungen werden sie vom Abdomen aus in verhältnismäßig kurzer Zeit ausgedehnt. Die Flügel breiten Zool. Jahib. XXVII. Abt. f. Syst. 12 178 J- VOSSELEH, sich schneller aus als die Elytren. Lang-sam erhärtet nach dem Hautwechsel das Chitin und verschwinden die Auftreibungen des Körpers. Die einzelnen Teile rücken zusammen, die Flügel oder Flügellappen nehmen die richtige Lage ein, und nach 20—35 Minuten wendet sich das Tier wieder seiner gewohnten Tätigkeit, vor allem dem Futter zu, indem es gewöhnlich zuerst die abgestreifte Haut verzehrt. Die Häutung findet nie unter Tags statt, vielmehr stets von abends 5 — V26 Uhr bis morgens 6^3 Uhr, wahrscheinlich ausschließ- lich kurz nach oder vor diesen Stunden. Die Exuvien sind mit den dunklen Zeichnungen des betreifenden Stadiums versehen, sehen aber blasser als am Tiere aus. Die grünen Teile erscheinen duftig gelb- weiß. Regenerati onsersch einungen kamen gelegentlich zur Beobachtung, konnten aber nicht weiter verfolgt werden. Fehlende Hinterbeine werden nicht ersetzt, wohl aber Fühler und kleinere Verstümmelungen der Beine. Ein 2 mm langer Fühlerstummel ver- längerte sich nach der nächsten Häutung um 6 mm und erreichte im folgenden Stadium seine volle Länge. Die Ergänzung von ver- loren gegangenen Tarsen oder Stücken der Tibia zog sich durch 3 Häutungen hin, endigte aber mit vollständiger Wiederherstellung der Teile. In 2 Fällen verübten Larven des 2. und 4. Standes Selbst- amputation. Einmal wurde das Ende einer Vorder-, das andere Mal das einer Hintertibie abgebissen und zwar je kurz nach der Häutung. Gebaren und Gewohnheiten der Ennjcot'ypha-L^v^^, Es bedarf keiner besondern Versicherung, daß die Beurteilung einer mimetischen Form in letzter Linie von ihrem Wesen und Treiben abhängt. Das äußere Kleid allein gibt kein Recht, eine Art als Nachäfferin einer andern zu bezeichnen, auch nicht, wenn die Kopie noch so treff'lich und täuschend ist. Eine ständig und lebhaft sich bewegende Phasmide oder Mantide würde keinen toten Zweig, kein grünes oder dürres Blatt vortäuschen können, noch die Imitation eines Nachttiers für ein Tagtier großen Zweck haben. Je voll- ständiger andrerseits das angenommene Maskenkleid sich mit den Manieren des Vorbildes deckt und ei'gänzt, desto sicherer werden wir von einer echten Mimikry sprechen können, auch dann, wenn wir ihr keine oder wenigstens keine einschneidende Funktion unter den Vorkehrungen zur Erhaltung der Art oder zum Schutz des In- Die Gattung Myrmecophana Brunner. 179 dividuunis zuerkennen wollen. Aufscliluß über den wahren Wert und den C-irad der Vollkommenlieit der Erscheinung läßt sich also nur durch sorgfältigste vielseitige Beobachtungen am Wohnplatz einer nachahmenden Form erlangen. Aus dem Körperbau glaubt Beunn er i) schließen zu dürfen, daß der 3Iijr))iccophan(i-Typ am Boden, vielleicht unter Blättern lebe und wohl in der Lage sein könne, von dem durch seine Form gewährten Schutz Gebrauch zu machen. Nach meinen Beobachtungen ist dies nicht der Fall. Er lebt vielmehr vom ersten Tage an auf den Blättern und Blüten buschförmiger Pflanzen zumeist nur 1—2 m über der Erde. Fallen die mit Eiern besetzten Blätter zu Boden, so kriecht das Junge baldmöglichst am Stamme ihrer zukünftigen Nährpflanze in die Höhe, wie an der laubabwerfenden Doryalis leicht nachzuweisen war. Bei Erschütterungen entsprungene Tiere sind am nächsten Tag spätestens auf dem einmal gewöhnten Busch wieder anzutreffen und bleiben ihm ihre ganze Entwicklung hindurch treu. Als Myrmecophana klettert unser Tier mit der gemächlichen Ruhe einer honigsuchenden Ameise ebenso offen wie die beiden häufigsten Pflanzenläuse aufsuchenden Arten Myrmicana cumenoides Gerst. und Camponotus rufoglaucus Jord. (Rothsch.) den Zweigen entlang, von Blatt zu Blatt oder sucht wie die Ameisen Blüten auf. Von den Springbeinen macht sie nur im Notfall Gebrauch. Sobald sie im geringsten gestört wird, läßt sie die langen Fühler so schnell vibrierend spielen, daß nur der Anfang sichtbar bleibt. Durch diese Bewegung erscheint das Glied also verkürzt wie ein Ameisenfühler. Die Täuschung vervollständigt die früher be- schriebene helle Färbung nach dem 5. Geißelglied, die mitten zwischen schwarzen Ringen den Fühler unterbrochen erscheinen läßt. Die Knickung der Ameisenantenne wird jedoch nicht imitiert. Die vibrierende Bewegung ist allen Stadien eigen, obgleich ihr Wert für die altern und die Imago nicht zu erkennen ist. Die Nahrung besteht anfangs in Staubgefäßen, Knospen, Blüten- und zarten Laubblättern, von denen gewöhnlich die grüne Schicht der Oberseite abgenagt wird; später und bei Mangel zarter Kost werden auch derbere Pflanzenorgane verzehrt, wie alte Blütenböden, Kelche der Rosen. An Früchte gehen die Tiere wahrscheinlich ebenfalls, sie nahmen im Käfig Bananen, leckten auch gern Bienen- honig. Die süßen Excrete der Schildläuse verschmähten sie, Rinde 1) Betrachtungen über die Farbenpracht der Insekten, p. 12. 12* 180 J- VOSSELEE, oder Blattstiele und -Nerven ebenfalls. Sie sind also i'eine Pflanzen- fresser. Beim Abbeißen saftiger Teile zeigt sich gewöhnlich ein Flüssigkeitstropfen zwischen den Kiefern, der sich während des Fressens vergrößert, schließlich aber zurückbleibt und braun wird. Blätter werden meistens vom Rande, seltner von der Fläche aus angeknabbert. Der Appetit ist gering, entsprechend dem langsamen Wachstum und dem mäßigen Bewegungstrieb. Die feuchten Excre- mente werden mit den Hintertibien zierlich Aveggeschnellt, da sie nicht von selbst abfallen. Dieses gilt auch noch für die Imagines. Die Jüngern Stadien suchen genau wie die Ameisen unter Blättern Schutz gegen den brennendsten Sonnenschein, krabbeln morgens und abends oder bei bedecktem Himmel auch tagsüber am liebsten offen umher. Irgend welche Beziehungen zu den die be- wohnten Büsche besuchenden Ameisen ließen sich nicht nachweisen, sind außerdem sehr unwahrscheinlich, weil Myrmecophana auch auf Büschen ohne Ameisenbesuch lebt. Die Heuschrecke weicht ihnen bei Begegnungen aus, wird aber offenbar nicht angegriffen, obwohl die Mja^micide sehr viele Insecten frißt, allerdings meistens kranke, sterbende oder tote. Am vollkommensten gleicht Myrmecophana den Ameisen, wenn sie genau wie diese sich mitten in eine Blüte setzt, um, den Kopf zwischen Staubfäden. Nahrung zu erlangen. Mit dem 4. Stadium ändert sich, wie schon gesagt, das Gebaren. Das Tier wird ruhiger, sitzt unter Tags gewöhnlich auf dem Blatt- stiel oder auf der Mittelrippe, oft auch auf der Unterseite. Obwohl es keine dieser Stellen auch nur einigermaßen genau nachahmt, wird es doch erstaunlich leicht übersehen. Seine grüngefärbten Teile fallen auf Grün nicht auf, die braunroten, rötlich-violetten, teilweise grauen Zeichnungen aber wirken entweder immer noch ameisen- ähnlich oder stimmen so völlig mit Färbungen der von ihm besetzten jungen, noch nicht grünen Pflanzentriebe oder Blüten überein. daß es nur mit großer Mühe zu entdecken ist. In diesem Stadium haben wir also eine Kombination von Tier- und Pflanzennachahmung vor uns. Die Wirkung der letztern wird durch eine neu angenommene Gewohnheit erh()ht. Sobald die Larve mit ihren feinen Sinnen die Annäherung eines Wesens bemerkt, streckt sie die Hinterbeine lang nach hinten, nähert deren Tibien, setzt die Femora der beiden vordem Bein paare; so, daß sie mit den Hinterschenkeln eine Linie bilden, und bringt durch seitliche Neigung den nun seitlich kom- primierten Leib in eine solche schiefe Stellung, daß dem Betrachter eine möglichst große Fläche mit blattähnlicher Struktur entgegen- Die Gattung Myrmeoophaiia Brunner. 181 schaut, wobei die Beine Blattrippen vortäuschen. In den beiden letzten Stadien des Eurijcoi-ypha-Tyiis vervollkonininet sich dieses Spiel in ganz hervorragender Weise, ebenso die Blattähnlichkeit durch die weitere Ausdehnung- der Griinfärbung- und der mit dem Höhen- wachstum des Körpers verbundenen Flächenvergr(3ßerung der Seiten (Taf. 8, Fig. 5—6). Die Iniago ist die vollendete Blattnachahnierin, setzt sich gern auf der Blattfläche fest mit den Hintertibien und Flügelenden dem Zweig zugekehrt, die Springbeine eng an die blattähnlich gezeich- neten Flügeldecken angelegt. Wie die beiden letzten Larvenstände verhält sie sich tagsüber sehr ruhig und Avird erst mit dem Ein- bruch der Dämmerung lebhaft. Ihre Aufenthaltsorte sind während des Sonnenscheins die Ihiterseiten der Blätter. Trotz einer genügenden Gewandtheit im Springen und Fliegen sind Larven jeden Alters und Imagines sehr wenig flüchtig, diese lassen sich sogar vom Busch klopfen , ohne leichten Flugs abzu- schwirren, wie sie es unschwer vermöchten. Es ist dies eine mit andern mimetischen Formen gemeinsame Eigentümlichkeit, die mir auch an nord-afrikanischen Acridiern ( Oedipodiden) ^) mehrfach auf- fiel und die den Eindruck erweckt, als vertraue das Tier dem durch das Maskenkleid gewährten Schutz bedeutend mehr als seinem Fluchtvermögen. Die erste Hälfte der postembr3^onalen Entwicklung mit der charakteristischen Ameisenähnlichkeit veranlaßt also unsere Art, vorwiegend als Tagtier zu leben, in der zweiten findet ein all- mählicher Übergang zu nächtlicher Lebensweise statt, das aus- gebildete Insect ist im wesentlichen Nachttier, wird ei'St gegen Abend munter, pflanzt sich fort und ernährt sich, wandert auch in der Dunkelheit, um die Art auszubreiten. -) Nachdem das Verhalten der Weibchen während der Unter- bringung der Eier schon oben geschildert ist, bleibt noch das der Männchen bei der Paarung zu beschreiben, so weit es beobachtet werden konnte. Gegen ^^G Uhr abends wird von ihm um das Weibchen geworben mit einem sanften Liedchen, das aus 2 Tönen 1) VossELER. J., Beiträge etc., p. 46. 2) Nächtliche Massenwanderuugen dei* Locustodee Conoccj)Ji(dus vtandi- bidaris Chakp. mit devastierendeii Einfiillea in die halbreifen Reisfelder der Eingeborenen beobachtete ich 1904 bei Mohorro (D. 0.- Afrika). Vgl. 3. Jahresbericht biol. landw. Instituts Amaui 1904 — 05, in: Ber. Laud- Forstwirtsch. in D. 0.- Afrika, Vol. 2, 1906, p. 404. 182 J- VOSSELER, besteht. Mit wenig entfernten, rasch vibrierenden Elytren erzeugt das Männchen einen hohen Schrillton, etwa = Tschitsch. Nach kurzer Pause folgt unter größerm seitlichem Ausschlag der Elytren ein tieferes zwei- bis dreimaliges Tschräh, in kurzem Abstand davon abermals derselbe Laut, oder die Melodie beginnt von vorn. Tschitsch- Tschrä, Tschrä, Tschrä-Tschrä umfaßt also die ganze Modulation des Gefühlsausdrucks, fordert andere Bewerber zum Wettstreit heraus und dient gleichzeitig als Waife gegen den weniger leistungsfähigen Konkurrenten. Die Laute selbst aber sind entsprechend dem gering entwickelten Tonapparat zart und sehr weich, selbst für ein geübtes Ohi- kaum weiter als auf 2 Meter P^ntfernung zu vernehmen. In rhythmischen Abständen werden sie von benachbarten Männchen beantwortet. Das Weibchen sitzt unterdessen ruhig mit vibrierenden Fühlern auf einem Blatt, nähert sich wohl ab und zu dem eindrucks- vollsten Sänger ein wenig, was er mit Recht als Entgegenkommen auffaßt. Er stellt den Singsang ein. sucht die Erkorene auf und bearbeitet sie mit Fühlern und Vorderbeinen. Sie entweicht und erregt dadurch aufs neue die Flügelstimme. Allmählich wird die Werbung dringlicher, der Widerstand des Weibchens schwächer. Sobald das Männchen der Willfährigkeit sicher ist, dreht es sich um, hebt die Flügel hoch, krümmt den Leib stark nach unten und bietet dem Weibchen den Rücken entgegen. Sie betastet ihn der Mittellinie entlang mit den Fühlern, Palpen und Kiefern, wie wenn auf den Abdominalsegmenten ein Riech- oder Schmeckstoff abgesondert würde. Dieses Spiel wird öfter unterbrochen und von neuem begonnen, währt über eine Stunde lang. Die Begattung findet in der Nacht statt. Einzelne Männchen zirpen auch tagsüber besonders von 9 — 11 und 4 — 5 Uhr. Das wesentlichste Ergebnis dieses Abschnitts ist der Nachweis, daß unsere Art fortschreitend mit der Entwicklung ihre Gewohn- heiten und ihr Gebaren ändert und daß ihr Benehmen in jedem Stadium der angenommenen Maske entspricht, daß aus einem Tag- ein Nachttier, aus einem Tiernachahmer ein Pflanzennachahmer wird, und daß der Übergang von den 8 ameisenähnlichen zu den (ein- schließlich der Imago) 3 blattähnlichen Stadien von einer regel- rechten Zwisclienfoi'm gebildet wird. ö' Yergleich zwischen Yorbild und Nachahmer. Der MyrmecoiiJuwa-Tyi) ist eine der vollkommensten Nachbildungen einer Ameise in Form, Farbe und Wesen, soviel steht fest. Suchen Die Gattung Mynuecophana Brunner. 183 wir aber zu ergründen, ob damit eine bestimmte Art, Gattung oder auch nur Familie imitiert werden soll, so wird die Antwort schwierig. Schon nach den ersten Vergleichen erkennt man den Mangel spezi- fischer, darauf hinweisender Merkmale. Die Mittel, die zur Erlangung der Ähnlichkeit beitragen, sind vom menschliclien Standpunkte aus mit dem größten Geschick gewählt und angewandt. Zur Vortäuschung kurzer Fühler dienen 2 Ein- lichtungen: starke und ungemein rasche Vibrationsbewegungen der Geißel und die Unterbrechung der schwarzen Farbe durch eine weiße Zone hinter dem 5. Eing. Die Schlankheit der Tibien der Ameisen- beine wird durch helle, dem dunklen Grundton aufgesetzte Längs- streifchen nachgemacht. Der weiße Kontrast in solch diskreter Applikation wirkt als Manko an Körperlichkeit dermaßen, daß die Fühler an der bezeichneten Stelle beendigt, die Tibien aber nur von der Breite der schwarzen Längslinien zu sein scheinen. Dasselbe Prinzip wird am Anfang des Abdomens zur Imitation der Stielung des Ameisenabdomens wiederholt. Die Farbe ist nun nicht mehr weiß, sondern grün, vielleicht aus guten Gründen. Weiß von dem Umfang der Flecken müßte unbedingt einen schroffen Gegensatz zur Farbe des Tieres und der Blätter bilden, also auffallen, grün aber deckt sich mit der vorherrschenden Farbe des Aufenthaltsortes, ver- schwindet auf dem Untergrund, erzielt infolgedessen die angestrebte Hervorhebung der entsprechend geformten, dunkel pigmentierten Rückenzeichnung. Auch der kleine weiße Kommaflecken an der Pronotumseite ist wohl nicht ganz belanglos und vermag die Form zu ergänzen. Allein schon die Plastik des Myrmecophana-KövyyQvs, verleiht den Larven eine große Ameisenähnlichkeit. Die Form des Kopfes, dessen Breite im Verhältnis zum schmälern Brustabschnitt, der schlanke Hals, das schlanke, eingezogene Pronotum, der kuglige, anfangs etwas eingeschnürte Hinterleib und nicht zuletzt die auffallend geringe Ausbildung der Springbeine und ihrer Schenkel bilden für sich einen wesentlichen Teil der mimetischen Einrichtungen. Das 4. Stadium, das als ein Übergang, ein Mittelding zwischen Ameisen- und Blattimitation bezeichnet wurde, besitzt von beiden Mimikr}'- Typen ein wenig, aber nicht genug, um den einen oder andern durch mehr als einen allgemeinen Eindruck vorzutäuschen. Und dennoch ist es nicht weniger geschützt als seine Vorläufer und Nachfolger. Ihm kommt die Farbenähnlichkeit mit den noch bräunlich- roten, oft fast violetten Jungtrieben der Nährpflanzen sowie die 184 -T VOSSELER, Gewohnheit zugute, riiliio- zu sitzen, statt wie früher umher- zukrabbeln. Durch die Körperzeichnung- und die Stellung der schon jetzt verläng-erten Hinterbeine gleicht es Stücken der nnruhig ge- färbten und geformten Anfangsteile der Blätter oder Sprossengipfel, sticht jedenfalls nicht auffallend davon ab. Über die Art der Entwicklung der Blattimitation und das dazu gehörige Gebaren sind früher schon einige Bemerkungen gemacht worden. Die zur Sicherung angenommene Körperstellung und Ver- änderung der Beinlage, wodurch die Hintertibien als Fortsetzung des spitzen Körperendes erscheinen und so den außerdem noch bi-äunlich gefärbten Stiel zu der vom Körper vorgetäuschten Blatt- fläche markieren, hat mit der Ruhestellung nichts zu tun. Sie ward gewöhnlich erst nach einem kleinen Ortswechsel eingenommen, duich den das Tier sich in eine für die Mimikry-Darstellung möglichst günstige Lage bringt. Dann erst werden die Beine unter tastenden Versuchen geordnet und stillgestellt, bis die Gefahr vorüber. Die Fühler allein vibrieren wie gewöhnlich in seitlicher Haltung. Der sonst zum Körper senkrecht geneigte Kopf wird nach vorn erhoben, so daß Stirn und Pronotumfläche einen sehr stumpfen Winkel bilden. In dieser Mimikrystellung (Taf 8. Fig. 6) gleichen die ümrißlinien des Tieres denen eines spitz elliptischen Blattes mit einer durch die Stirn-Pronotumfläche vorgetäuschten Umbiegung. Dieses Anschmiegen an Stoff und Form des Aufenthaltsortes erfolgt also mit unverkenn- barer Absicht und Berechnung. Mit Hilfe kleiner zw^eckmäßiger Kniffe, wie sie zum Teil auch vom Menschen zur Hervorhebung wesentlicher oder Unterdrückung störender Stellen, Flächen und Linien an Kunstwerken angewandt werden, wird die Heuschrecke bald als Ameise ausgestaltet, bald mit täuschender Blattähnlichkeit überkleidet. Verfolgt man die Ähnlichkeiten jedoch weiter, so stößt man auf verschiedene UnvoU- kommenheiten. Dem Myrmecophana-Fühler z. B. fehlt die bei Ameisen so charakteristische Knickung, die Einschnürung des Pronotums stimmt nicht mit dem Vorbild, das zur Abdeckung der Breite des Abdomenanfangs dienende Grün leuchtet im 2. und 3. Stadium so hell, daß es auf jeder i)flanzengrünen Unterlage absticht und, wie bei der Wiederaufflndung, den Blick auf sich zieht. Auch die Blatt- ähnlichkeit ist keineswegs in allen Zügen ausgearbeitet und durch- geführt. Das ist auch gar nicht nötig, denn die nuu vorhei-rschende, mit dem Blattgrün harmonierende Farbe wirkt, wie bei so vielen andern Locustodeen, allein schon als Tarnkappe. Die Ameisen- Die Gattung Myimecophana Brunner. 185 imitation aber ist jedenfalls die originellere, vollkommenere und darum überraschendere. In beiden Fällen ist immerhin alles geschehen, um mit dem gegebenen Material den Eindruck von der wahren Natur einer Heuschrecke zu verwischen. Ich komme nun noch auf eine weitere Eigentümlichkeit dieser und anderer mimetischer Beispiele zurück. Innerhalb des Mijrmeco- phana-Tyi[)S heri'scht mit Ausnahme der jüngsten stets schwarzen Larvenform eine nicht unbeträchtliche Variabilität der Farbe von ebenfalls rein schwarz durch schwarzbraun bis ganz licht-, beinahe gelbbraun. Das Pronotum kann heller als das Abdomen, von diesem der Rückenteil braun , die Seiten schwarz sein. Außerdem vermag das Individuum die Farbe zu Avechseln. mit der nächstfolgenden Häutung gelbbraun und darauf vielleicht wieder schwarz oder in irgendeinem der andern möglichen Töne oder auch 3mal hinter- einander schwarz zu erscheinen. Diese Veränderungen sind von äußern Einflüssen vollkommen unabhängig, vollziehen sich selbst bei Geschwistern gleichen Alters, gefangen oder frei, in beliebigem Wechsel, so daß oft kaum 2 sich gleichsehen. Merkwürdig aber ist dabei, daß diese Freiheit der Farbentonung nie über die Grenzen der allgemeinen Ähnlichkeit mit dem Vorbild hinausführt, daß viel- mehr stets nur solche Tinten auftreten, die bei Ameisen vorkommen, wenn auch nicht gerade bei den beiden Arten, zwischen denen die Heuschrecke in Amani gefunden wurde. Auch die dunkeln Pigmente der nächstfolgenden Stände, vor allem die des 4. vermögen noch sehr zu variieren . selbst das Grün. Durch Versuche ließ sich er- mitteln, daß diese Veränderlichkeit von außen beeinflußbar ist. 4 nur mit roten Rosen gefütterte Larven nahmen im 4. und 6. Stadium eine WTinderbar damit übereinstimmende karminrote Generalfärbung an (Taf. 8, Fig. 4, 6). Nur die weibliche Legescheide und die Flügelläppchen der letzten 2 Stadien blieben grün und die Bauchseite rötlich-weiß. 4 andere unter denselben Bedingungen ge- haltene, aber mit weißen Rosen und Laubblättern gefütterte nahmen grüne Färbung teilweise mit weißlicher Überduftung an, ebenso ver- änderten die roten, nachdem sie nachträglich solche Nahrung er- halten hatten, ihre Farbe an Brust und Bauch nach Grün. Analoge Veränderlichkeit wie bei Mijrmecophana tretten wir bei sogenannten Blattschmetterlingen mit Schutzfärbung auf der Unter- seite der Flügel an (KaUima, Mclanitis u. a.), deren Arten wohl immer dürre Blätter imitieren, aber in so reicher Abwechslung, daß kaum 2 Exemplare einer Species dasselbe Modell aufweisen. Diese Ver- 186 J. VOSSKLER, änderliclikeit stellt eine ganz wesentliche Vervollkommnung' des Prinzips der schützenden Färbung, Zeichnung und Gestaltung dar, denn sie wird die mit dem Auge suchenden Feinde immer wieder irre führen, wenn sie sich je einmal an eine bestimmte Vorlage eines nachahmenden Musters gewöhnt haben sollten. Genau verglichen aber erweist sich kein Glied der ganzen Kette der geschilderten mimetischen Erscheinungen als ein einiger- maßen genauer Abklatsch eines bestimmten Vorbilds. In jeder Ent- wicklungsphase ist vielmehr nur der allgemeine Habitus wieder- gegeben, Form und Farbe des Maskenkleids nur zur Täuschung des ersten Eindrucks ausgearbeitet, allerdings unter wesentlicher Unter- stützung durch entsprechende Veränderungen des Gebarens der nachahmenden Form. Hypertelische Nacliahmung. Brunner hat diese von ihm für Myrmccophana und ähnliche Fälle eingeführte Bezeichnung in seinen „Betrachtungen über die Farbenpracht der Insekten", p. 16 selbst wieder eingeschränkt und als nur teilweise richtig bezeichnet, als er erkannt hatte, daß viele Erscheinungen der Zeichnung und Färbung mit dem Träger in keiner Beziehung stehen, ihm sogar schädlich sind. Als Über- schwenglichkeit der Mimikry bleiben für ihn aber Erscheinungen bestehen wie die Nachahmung von Insectenfraß am dürren Blatt oder die Bildung eines nur an der Spitze verdorrten Blattes, ebenso wahrscheinlich die Vollendung der Ameisen-Ähnlichkeit seiner Mijr- mecojjhana, obwohl er dies nicht ausdrücklich betont. Nun kann aber ein so kompliziertes Problem, wie es die mime- tischen Einiichtungen im allgemeinen und die angeführten im speziellen darbieten, niemals auf Grund dei' Betrachtung der be- treifenden Formen im Studierzimmer beurteilt, noch viel weniger irgend eine Erscheinung oder ein Teil einer solchen als über- schwenglich bezeichnet werden ohne Bezüglichkeit auf das Be- dürfnis. Die Vor- und Nachteile aller Erscheinungen auf dem Ge- biete der Mimikry und das Verhältnis ihrer Entwicklung zum Vor- bild lassen sich unbedingt nur durch peinlichste Beobachtung in freier Natur und Vergleichung aller äußern Begleitumstände fest- stellen. Eine Kombination der gefundenen Tatsachen ohne Aus- schaltung subjektiv menschliche]- Auffassungen und Erklärungs- versuche ist wissenschaftlich wertlos. Keine Form der Mimikry gewährleistet dem Träger absoluten Die Gattung Myrmecophana Brunner. 187 Schutz vor allen Feinden, wohl aber vor einem Teil derselben. Das bedeutet für Arten mit langsamer Fortpflanzung und geringem Vermehrungsvermögen einen Vorteil, der weniger der Erhaltung des Individuums als dem Fortbestand der Art zugute kommt. Der Grad der Vollkommenheit der Nachahmung ist nicht immer adäquat dem dadurch gewährten Schutze. Tiere mit vorwiegend seßhaften Ge- wohnheiten scheinen im allgemeinen ihre Vorbilder genauer zu kopieren als flatternde, fliegende oder sonstwie leicht und rasch bewegliche, sofern diese Fähigkeiten nicht schon an und für sich zur Erhaltung der Art genügen. Diese Wahrnehmung ist durch zahlreiche Beispiele zu belegen und aus der Schwierigkeit zu er- klären, mit der ein Auge Formen und Farben bewegter Gegen- stände unterscheidet. Andrerseits muß die Imitation desto voll- kommener sein, je langsamer und öffentlicher das Modell sich bewegt. Bei Myrmecophana ist die Übereinstimmung mit einer Ameise größer als in irgend einem bekannten Fall, viel größer noch, als Brunner ahnen konnte. Soll sie aber dem Tiere Vorteil bringen — und nach allen Beobachtungen geschieht dies — , so kann keines der dazu angenommenen Merkmale entbehrt werden, viel eher noch müßten die vorhin als mangelhaft nachgemacht bezeichneten und darum verräterischen feiner ausgearbeitet sein. Da die Larve aber in Gemeinschaft mit verschiedenen Ameisen, ebensoAvohl jedoch auch für sich allein auf der Nähq)flanze lebt, würde eine weitere Speziali- sierung überflüssig sein. Der erzielte Eindruck genügt für alle Fälle zu einer völligen Täuschung verfolgender Augen. Im Freien und in bezug auf die Verschiedenheit der Umgebung betrachtet, erweist sich also dieser Fall von Nachahmung wohl als sehr vollkommen, keineswegs aber als „hypertelisch". als zweckmäßig ohne Über- schwenglichkeit. Dasselbe gilt von den nachfolgenden, so ganz anders gearteten Imitationen und vom ganzen Umfang der Ver- änderung überhaupt. Geht mau aber in der kritischen Beleuchtung aller etwa als hj'pertelisch anzusprechenden Beispiele aus dem Insectenleben auf der Grundlage der Vergleichung im Freileben weiter, so stößt man bald auf die Schwierigkeit, die BRUNNER'sche Bezeichnung auch nur ein einziges Mal völlig sinngemäß anwenden zu können, so einwand- frei das aus seinem natürlichen Verband losgelöste tote Objekt ihre Berechtigung zu beweisen scheinen mag. Die sog. Hypertelie ist deshalb meines Erachtens nicht als besondere Erscheinung auf dem Gebiet der Mimikry zu buchen, sie stellt nur einen besonders voll- 188 J- VOSSELEK. endeten Grad der Nachahmung- eines andern Wesens oder Organ- teils dar, allenfalls sogar mitsamt den gewöhnlichen, daran zu be- obachtenden pathologischen Veränderungen und Verletzungen (ver- gilbte, pilziieckige. angefressene Blätter). Der verfeinerte Effekt aber entsteht unter denselben Bedingungen, mit den gleichen Mitteln, Avie bei den übrigen bekannten Formen der Mimikr}-. Die Übereinstimmung mit diesen sei au der Hand der Wallace- schen Regeln kurz dargelegt. Die nachahmende Form lebt in derselben Jahreszeit im selben Gebiet wie das Modell, in der Mehrzahl der beobachteten Fälle sogar mit ihm auf derselben Pflanze. Sie ist w^eniger bewehrt als dieses, vielmehr ganz w^ehrlos, außerdem weniger häufig. Im Durch- schnitt fanden sich etwa 3 Myrmecophana auf einem Busch, höchstens 6; von ab- und zugehenden Ameisen aber 50 — 100 Stück. Die 4. Be- dingung, daß das imitierende Glied sich von der Masse seiner Ver- wandten unterscheide, ti'ifft ebenfalls zu, wie später gezeigt wird. Endlich ist die Nachahmung eine nur äußerliche, sichtbare, erstreckt sich nicht auf innere Eigenschaften oder auf solche, welche die äußern nicht berühren. Die Bedeutung uud Häufigkeit der Ameisenuachahmuug. Eine häufige, leicht verständliche P^lge der Entdeckung eines Beispiels von Nachahmung besteht in dem Fehler der Verall- gemeinerung des Einzelfalles, der Einzelbeobachtung, die größte Schwierigkeit der Erklärung aber in dem Mangel der Erkennungs- mögiichkeit der primären Ursache und der phylogenetischen Ent- wicklung. Es darf nicht außer acht gelassen werden, daß vom anthropomorphisierenden Standpunkt aus mancher Fall eine viel größere Vollständigkeit und Bedeutung vortäuscht, als ihm in der Natur zukonmit. daß manche Nachahmung dem Träger in weit zurück- liegenden Perioden oder in anderer Umgebung von Vorteil sein konnte, später aber durch Veränderungen im Bestand der Feinde, Verschwinden des nachgeahmten Gegenstands oder durch aktive und passive Versetzung des Nachahmers in eine andere geographische bzw. klimatische Zone überflüssig und indifl:erent, selbst sogar schädlich werden mußte. Die Mimikry kann also ein direktes Hindernis für die Ausbreitung einer Art werden. Je spezialisierter die Nachahmung einer Species an eine andere mit beschränktem Wohnbezirk ist, desto kleiner ist auch das vom Nachahmer ein- genommene Gebiet, je allgemeiner dagegen die Form der Mimikrj' Die Gattung- Mynnecophaiia Ekl'nnek. 189 gewählt wurde, desto leichter wird dieser sich auszubreiten ver- niög-eu. Als Beispiel dafür sei auf verbreitete Vorkommen von blatt- imitierenden Orthopteren und auf die BegTer.zung- der andere Sclinietterlinge nachahmenden Lepidoptei-en hingewiesen. Die generelle Nachahmung einer Ameise sichert jeder so ver- kleideten Art ein ansehnliches geographisches Verbreitungsvermögen. Unser 3Iyrmccopkana-Ty\) würde in allen Krdteilen, selbst in den ge- mäßigten Zonen Europas, eben für eine Ameise gehalten werden und jeweils zunächst nur den diesen bestimmten Verfolgungen aus- gesetzt sein. Im Heimatland Afrika sehen wdr dementspi-echend die Eunjcorypha sich vom Kap bis zum Sudan von der Ost- bis zur ^^'estküste erstrecken, also den größern südlichen Teil des Kontinents einnehmen. Über ihr Verhältnis zu Feinden an den verschiedenen Plätzen ist nichts bekannt. Meine Untersuchungen in Amani lassen nur sehr bedingte Schlüsse zu, da die Art nur auf kultiviertem Land und auf Kulturpflanzen, also sicher nicht in ihrer gewöhnlichen Um- gebung beobachtet werden konnte. Als Ergebnis registriere ich folgende Tatsachen : Die beiden hier hauptsächlich als Vorbilder in Betracht kommen- den Formiciden werden außerordentlich wenig von Feinden heim- gesucht, solange sie sich auf Büschen bewegen, mehr dagegen auf der Erde und in ihrem Erdnest von den Reptilien TypJdops, Maluia, von Hymenopteren etc. Auf Zweigen. Blättern und Blüten fiel die häufigere bewehrte Myrmicide ab und zu Krabbenspinnen und Spring- spinnen zum Opfer, in trockner, insectenärraster Zeit vielleicht 2—3 vom Hundert, sonst noch bedeutend weniger. In größerer Menge auf einmal wurde sie beim Aufsuchen von Pflanzenläusen- und Xektarienhonig nie vertilgt, da sie sich in einem solchen Falle ge- wohnheitsgemäß vom Ort des Unheils vorübergehend zurückgezogen hätte. Reptilien, wie Geckonen, Agamen, Zonuriden, Mabuien und Uhamäleonten. oder die im Unterholz des nahen Urwalds so häufigen laubfroschähnlichen Batrachier wurden nie auf den \ on Mynnecophana besetzten Büschen angetroffen. Dagegen sah ich öfters nicht näher bestimmte Muscicapiden und andere Insectivoren unter den Vögeln Zweige mit Schildläusen und Ameisen absuchen. Da sie diese aber sicher verschmähten, konnten sie nur Spinnen, Raupen, Käfer etc. eijagt haben, die bisweilen in größerer Menge dort lebten und deren Anzahl sich dann auch nachweislich verringert hatte. In der 190 J- VOSSELER, Trockenzeit, z. B. vom Dezember 1907 bis Ende Januar 1908, blieben die Vögel den Büschen fern, obwohl weder die Ameisen noch die Heuschrecken fehlten, wohl aber andere Insecten. Auf einer Ver- suchspflanze machte eine Mantide {Polyspilota striata Stoll) ihre ganze Entwicklung durch, ohne daß ihre Gefräßigkeit und Raublust sie zu einem Angriff auf die Ameisen und ihre Nachahmer verleitet hätte. Die Anzahl der Heuschrecken blieb auf 4 fortgesetzt beobachteten Büschen unvermindert, obwohl einige Ameisen von Spinnen gefressen worden waren. In kleinen Zuchtkäfigen überwältigte eine kleine Krabbenspinne an einem Tage 2 Larven des 1. Stadiums, die kaum erst ausgeschlüpft waren. Unter den angegebenen Bedingungen war also die Anzahl der Feinde gering. Die Vögel müssen wohl aus Mangel an Geschmack für Ameisen auch die Heuschrecke vermieden haben. In diesem Falle kann also eine Täuschung durch die Ähnlichkeit, ein Vorteil für die Myrmecophana angenommen werden. Sicherer noch gilt dies für Polyspilota, die bei diesbezüglichen mit andern Phaneropteriden- und Acridier-Larven angestellten Fütterungsversuchen stets gierig Zugriff. Den Spinnen gegenüber aber versagte die Verkleidung, da sie im Notfall Ameisen, eingekerkert auch die noch unerfahrene Heuschrecke vernichtete. Genau genommen stellt dieser Fall das einzige bis jetzt verbürgte Beispiel dar für eine Verfolgung der Myrmecophana. An ihrem Aufenthaltsorte aber wird sich die Sache anders abspielen. Einmal tastet die Heuschrecke mit ihren langen Fühlern beim Krabbeln vor sich her und wird durch ihre Sinnes- organe stets so zeitig von drohender Gefahr unterrichtet, daß sie sich durch einen Sprung retten kann. Sodann ist das numerische Übergewicht der Formiciden bei dem gewöhnlichen gemeinsamen Vorkommen stets so groß, daß die Spinne eher 25 — 50 davon täg- lich fangen würde, bevor sie eine Heuschrecke erwischte. Ihr Appetit braucht sich aber nicht auf diese einseitige Kost zu be- schränken. Für gewöhnlich steht ihr ja noch andere Nahrung zur Verfügung, su daß sich die Gefahr für die vorsichtige Heuschrecke noch wesentlich vermindert. Volle Beweiskraft kommt also diesem Beispiel nicht zu. Gegen Schmarotzer, d. h. zumeist Hexapoden, die ihre Opfer weniger mit dem Gesicht als mit der Nase ausfindig machen, bildet der Mimetismus naturgemäß ein weniger vollkommenes Schutzmittel als gegen insectivore Räuber. Dennoch fand ich nur einmal Ento- Die Gattung Myrmecophana Brunnkk. 191 parasiteil unter Umständen, die noch nicht ^anz aufgeklärt sind. 4 Larven aus dem 2. Stadium, im Freien gefangen, entwickelten sich anfangs normal, hernach langsam weiter und blieben auffallend lange im 4. oder 5. Stadium stehen , sahen aber wohlgenährt aus. Der Reihe nach lieferten sie kurz vor der nächsten Häutung je eine fette Dipteren-Larve (Fig. J) die nach längerm Herumkriechen sich verpuppte (Fig. K). In den wohlverschlossenen Behältern konnte die Infektion fast unmöglich erfolgt sein. Die Fliege (Tachine aus der Familie der Pseudodexiinae, Fig. L) muß also wohl die Larven schon Fig. K. Puppe einer Tachiuide ans Eurycorypha. 2.7 : 1. Fig. L. Fliege zu Fig. J und K. 4:1. vorher mit einem Ei besetzt haben. Auffallend ist dann aber die lange fast 6wöchentliche Entwicklungsdauer des Parasiten und die scheinbar geringe Belästigung des Wirts durch die sehr große, schließlich fast das ganze Abdomen ausfüllende Made, die sich nur in den letzten Tagen vor deren Verpuppung durch geringem Appetit äußerte. Erst 4 — 6 Tage nach dem Abgang der ]\[ade starben die sehr zusammen- gesunkenen Heuschrecken, ohne noch einmal gefressen zu haben. l^s hätte nun keinen Sinn, aus diesen wenigen Beobachtungen den Nutzen der Ameisennachahmung mathematisch herausrechnen zu wollen. Noch weniger aber darf sie als wertlos bezeichnet werden. Die erwähnten Beispiele erweisen eine vorwiegende durch die übrigen Eigenschaften des Orthopterons ergänzte Nützlichkeit des Maskenkleids für den Träger zum wenigsten gegen direkte Angriife auf sein Leben. Mehr braucht vorerst nicht festgestellt zu werden. 192 J- VOSSELER, Bedeutet nun die Verkleidini'];- einen Vorteil für die Erhaltung- der Art oder Gattung, so muß sie auch dazu führen, daß die am besten geschützten Formen eines faunistischen Bezii-ks am meisten von den schutzbedürftigen Arten desselben Gebietes nachgeahmt werden, sofern ihre Köri)eistruktur, ihre Anpassungsfähigkeit und ihi- Gebaren die Vorbedingungen dazu darbietet. Die ^^'irkung der i\Iimikry als eines formativen P'aktors in der Ausgestaltung von Entwicklungsständen und Arten wird also durch den Nachweis der Wiederholung überzeug-ender werden. In einem biologisch noch so wenig- durchforschten Lande wie in unserm tropischen Ost- Afrika hat dies natürlich seine Schwierig-keiten. Dennoch vermag ich Avenigstens noch 4 weitere Beispiele von Ameisennachahmung aus Amani anzuführen. Das erste weniger frappante liefern die Larven einer in der Arbeit M. v. Bkunn's ^) noch nicht aus Deutsch Ost- Afrika auf- geführten, um Amani ziemlich seltenen M a n t i d e , die wahrschein- lich mit Pkijllocrania insignis Westw. identisch ist. Während die Eltern durch die Farbe und Form, vor allem durch blattförmige Verbreiterungen des Prouotums, Abdomens und der Beine dürres Laub täuschend imitieren, gleicht das Junge im L Stadium einer Ameise so, daß es auf den ersten Blick damit leicht verwechselt Averden kann. Das Gebahren abei' ist das einer Mautide. Die Ent- wicklung konnte leider nicht verfolgt werden, da die Tiere sich in Gefangenschaft nicht hielten, im Freien ausgesetzt abei- bald ver- schwanden. Wegen der raschen Größenzunahme kann die Ähnlich- keit nur im ersten Stadium, also im zartesten, schutzbedürftigen Alter, täuschend genannt werden. Eine wieder in jeder Hinsicht vollkommene Mimikry fand ich dagegen bei eiuer Spinne, die zusammen mit M iirmecophana und den Ameisen auf Doryalis und andern Büschen vorkommt und nach einer Bestimmung Herrn Prof. Dr. Dahl's zur Gattung SaÜicus unter den Saltigraden gehört, vielleicht mit Sali, ichneumon Sijm. identisch ist. Sehr interessant ist die Art und Weise, wie die Achtbeinigkeit ver- tuscht wird. Das Tier hebt die Vorderbeine am Cephalothorax ein- fach so in die Höhe, daß sie wie Fühler am Vorderraud zu ent- springen scheinen, bewegt sie ganz nach Ameisenart tastend, wobei 1) Ostafrikanische Orthopteren, gesammelt von Herrn Dr. Stuhlmann 1888 und 1889, in: Mitt. naturh. Mus. Hamburg, Vol. 13 (2. Beiheft zum Jalub. d. Hamb. Wissensch. Anst;ilten, Vol. 18, 1901). Die Gattimg Myriiiecophana Brünnek. 193 natürlich auch eine Knickung erscheint. Die Schlankheit der Glied- maßen der Ameise wird genau in derselben Weise durch helle Läng-slinien wie bei Mijrmecophana vorg-etäuscht, die nur am letzten Paar fehlen, an beiden ersten aber sich über das ganze Bein hin- ziehen. Die keulige Verdickung am P'iihlerende täuscht eine ent- sprechende Schwarzfärbung am Vorderende des 1. PJeines der Spinne vor. Der Cephalothorax ist dem einer Ameise ebenso gut nach- gebildet wie die Stielung des Abdomens, die durch die helle Farbe der vierten Troclianteren besonders hervorgehoben wird. Eine starke Einschnürung des Cephalothorax bewirkt den Eindruck einer Trennung in Kopf und Pronotum, eine zweite im ersten Drittel des Abdomens erhöht dessen Schlankheit. Diese Nachahmung ist so wundervoll durchgeführt, daß ihre Unterscheidung von dem Vorbild im Leben unmöglich ist, zumal auch noch die Bewegung damit übereinstimmt. Selbst die in Alkohol konservierten Tiere bewahren den angenommenen Habitus noch so gut, daß die Erkennung nur nach wiedei'holtem Zusehen gelingt. Auch die Augenstellung will mir zugunsten des Ameisentyps un- gewöhnlich augeordnet erscheinen; doch darüber mag der Spezialist urteilen. Wiederholt begegnete ich hier noch Spinnen aus andern Familien mit großer Ameisenähnlichkeit. Eine erinnerte an einen Ahjpus unter den Territelarien, einige andere an Lycosiden (Citigradae). Keine trug aber das Gepräge wirklicher Mimikry, und so sei auf ihre Beschreibung verzichtet. Im Wesen und iu ihren Bewegungen verrieten sie ihre wahre Natur sehr schnell. Welchen Zweck die ausgesprochene Mimikry des vorhin er- wähnten Salticus und ob sie für die Art überhaupt eine Bedeutung hat, ließ sich noch nicht ermitteln. Ähnlich ihren Verwandten lebt die Art gern auf niedern Büschen und Gräsern und püegt ihr Nest auf der Mittelrippe eines etwas geknickten Blattes zur Aufnahme der wenigen (etwa 10 — 20) Eier zu spinnen. Möglicherweise steht das Schutzkleid mit dieser geringen Vermehrung und der Seltenheit der Species im Zusammenhang. Von Hemipteren war im Januar 1908 eine kleine Wanze in (Tesellschaft von Ameisen auf einem Fenstergesims zu beobachteu. die mit allem Vorbehalt in die Nähe der Gattung Fachymerus gestellt, trotz des etwas gedrungenen Habitus einer Ameise sehr ähnelt, auch durch ihre raschen Bewegungen. Der Kopf ist breit, das Pronotum stark eingezogen, sein 1. Abschnitt kugelig gewölbt. Die Ein- Zool. .laiub. XXVII. Abt. f. Syst. 13 194 J. VOSSELER, scliniirung des Abdomens helfen helle, nach hinten sich erweiternde und abgestutzte Flecken, weiße Abzeichen auf dem Anfang der Mittel- und Hinterschenkel sowie über der Wurzel der letzteren am Metanotumhinterrand vortäuschen. Bezüglich der Bestimmung einer zweiten ameisenimitierenden Wanze bin ich ebenfalls nur auf Vermutungen angewiesen. Ende Mai 1908 wurde auf niederem Grünzeug an sonnigem Hang eine kleine, fast schwarze Wanze entdeckt, die suchend über eine das Gras durch- rankende Winde hinweg auf eine Sonchus-Art kletterte. Wäre auf diesem Kraut nicht eine Myrmecophana zu beobachten gewesen, so würde ich das Hemipteron wahrscheinlich übersehen haben, denn es stellte das vollendete Ebenbild einer Ameise dar. Anfänglich glaubte Fig. M. ich ein Exemplar der nachher zu erwähnenden Gattung Mijnnoplasta vor mir zu haben. Während der Untersuchung aber stellte es sich heraus, daß es die Larve einer vielleicht dem Genus Mirperus nahe stehenden Art ist. Bevor es gezeichnet und beschrieben war, häutete sich das Tierchen und veränderte sich dabei in manchen Punkten, wurde braun mit schwach gelblicher Marmorierung, der Kopf erschien spitzer, das Abdomen weniger völlig gerundet. Trotzdem ist die Ameisenähnlichkeit immer noch auffällig genug. Nach der Häutung maß die Larve 6,5 mm, ihre hintern Pronotumwinkel sind in scharfe Spitzen ausgezogen (Fig. Ma), das Metanotum trägt einen medianen, nach vorn gekrümmten Dorn (Fig. Mb). Das Abdomen ist anfangs Die Gattung Mjrmecophana Brunner. 195 leicht eiiif^eschiiürt, wölbt sich sehr stark nach oben und unten. Beides kommt im Leben mehr zum Ausdruck als in der nach dem etwas ausgehunecken paralleler Richtung streichen . um dann , nach lück- wärts umbiegend . auf dem Muse, biceps femoris zu enden. Endlich liegen 8 dunkle Streifen quer über der Kruppe, von denen der oberste am breitesten ist und noch einen parallelen Zweig- abgibt, welcher, von i'echts aufsteigend, bis über die ]\[itte reicht. Selbstverständlich kommen dadurch auf der Kruppe auch 4 lichte, quergelegene Fig- K- Zwischenräume zustande. Die Seite der Seh weif Wurzel ist weiß. In der Mitte zeigt sich ein dunkles Quer- band, eine Strecke darunter ein zweites, das sich, in der Mitte bald von heller Farbe unterbrochen, seitlich weit nach abwärts verfolgen läßt. In einigem Abstand beginnt in der JMitte wieder ein dunkler Abschnitt. Über dem Ende des Schwanzes zählt man noch 3—4 Bänder. Als Ursache dieser Schwanzfarbe ergibt sich kein eingestreutes, rein weißes Haar, sondern Ringelhaar, d. i. ein Haar, das ab- wechselnd pigmentierte und pigmentfreie Zonen aufweist. — Eben- falls in diese Kategorie gehört die Zeiclmung der stark geapfelten Schimmel, die auf der Kruppe von der am ganzen Körper sicht- baren so wenig absticht, daß es gewagt ei'scheint. sie in den Kreis der Betrachtungen zu ziehen, ehe eine Erklärung der Apfelung. die uns noch abgeht, versucht ist. Das Vorkommen typischer, Fall I — IX entsprechender Zeich- nungen ist beim Pferde keine Seltenheit. Nicht einmal die auf- fälligen Grade I — III sind Raritäten. Icli konnte innerhalb dreier. Wochen 9 Exemplare zählen. Die Gesamtzahl in dieser Zeit genauer notierter Fälle beträgt 29. Unter 273 Pferden konnte man an 12 deutliche Spuren dieser Querbinden sehen, das sind ca. 4V.2**/o- I^och kann dieser Zahl bei der Unmöglichkeit, namentlich bei Schimmeln, eine Grenze zwischen positiven und negativen Befund scharf zu 218 F. G. KoHN, ziehen, selbst wenn sie auf ein viel größeres Beobachtuno-smaterial gestützt wäre, nur ein relativer Wert beig-emessen werden. Immer- hin folg-t aus ihr. daß wir einer regelmäßigen Komponente der Pferdefärbung gegenüberstehen. Die Verteilung meiner Fälle auf die verschiedenen Farben ist die folgende: Rappen 5, Schwarzbraune 3, Kastanienbraune 5, Füchse 5, Falbe 1, Schimmel (Rot- und Braunschimmel 1, Grau- schimmel) 6, Tiger 1, Schecken (Rotschimmelscheck, Rotscheck) 2. Es ist hervorzuheben, daß die Falben und dunklern Schimmel, die zu den zebrastreifigen Pferden das größte Kontingent stellen, nicht in den Vordergrund, sondern, namentlich wenn man die scharfe Aus- bildung der Zeichnung mit in Betracht zieht, in den Hintergrund zu stehen kommen. Ein Einfluß des Alters wurde nicht gefunden. Jüngere Fohlen zu untersuchen, hatte ich fast keine Gelegenheit. Das jüngste der wenigen mir im Alter bekannten Pferde war 3j ährig. Vier weitere zeigten ein Alter unter ö^o Jahren, drei 8 Jahre, eins 11. eins 13 und ein letztes 16 Jahre. Hieraus ergibt sich, daß für die weißen Streifen eine Deutung als direkte Altersei'scheinung, da 5 von den Pferden ihr Milchgebiß noch nicht verloren haben, unzulässig ist, wenn auch zugestanden werden muß, daß hier wie in andern Stellen eine Zunahme weißen Haares mit den Jahren möglich ist. Eine Beziehung zum Geschlecht ist bei der geringen sexuellen Differenzierung der Pferde unwahrscheinlich. Woran die Zuteilung zu einzelnen Rassen krankt, habe ich schon eingangs in einer Anmerkung erwähnt. Trotzdem wird es, um die Verteilung in unserm Pferdebestand anzudeuten, nötig, die ungefähre Einreihung markanterer Pferde zu einzelnen Formen zu versuchen, nicht ohne den Vorbehalt, da oder dort danebengeraten zu haben. Unter den beobachteten Pferden befindet sich ein edleres Pony, mehrere Rappen, die dem russischen Traber nahestehen, Fiakerpferde, wohl ungarisches Halbblut vom Typus des Juckers, mindeie, den Wiener Oninibus[)ferden, die sich aus dem Marchfelder Schlag rekrutieren sollen, ähnliche Tiere, endlich ein großes, schwereres, sehr edles Pferd aus dem Stalle eines Aristokraten, dessen Formen an das schwere englische Halbblut des hiesigen Hofes erinnern. Die Tiere schweren Schlages waren wohl alle norischer Abkunft. Wir sehen also so ziemlich die gegensätzlichsten Formen unserer Pferde von dieser Eigentümlichkeit betroffen, woraus schon folgt, daß die Ursache derselben, mag sie eine äußere oder über eine Besonderheit der Fferdezeichuung-. 219 innere sein, — alle Pferde g-leichmäßiji- beeinflußt. Zu erwälinen wäre noch, daß ich Fälle wie I— V mehr bei leichten, Fälle wie VI — IX mehr bei schweren Pferden gesehen habe. Au die einfache Beschreibung der Tatsachen schließt sich naturgemäß der Versuch , sie mit andern in Beziehung zu bringen, d. i. zu deuten. Den alleinigen Zusammenhang meiner Befunde mit dem Ergrauen des Alters habe ich bereits zurückgewiesen. Da- mit ist aber die Fi'age nach der ontogenetischen Entstellung weiß- behaarter Stellen noch nicht erledigt. Wir sehen einerseits auf Narben, andrerseits auf Stellen, die Diuck und Reibung z. B. durch Gescliirrstücke oder selbst einfache Bandagen ausgesetzt sind . eine Ersetzung dunklen Haares durch weißes, sogenannte Vitiligo. Als Geschirr käme für unsern Fall nur der Schweifriemen in Be- tracht, der, von der Mittellinie kommend, sich teilt und in Form einer Schlinge den Schwanz umgibt. Dieser kann aber infolge seiner Lage nur 2 spitzwinklig divergierende Streifen erzeugen, die ich tatsächlich gelegentlich sehr schön ausgebildet sah, die aber mit unserer Zeichnung keine entfernte Ähnlichkeit zeigen. Eine durch unpassende Bandagen am Schweif erzeugte Zeichnung würde spiralig verlaufen, könnte sich auch nicht auf die Kruppe ausdehnen. Ebenso wird Druck auf die Schweifgegend bei Transporten zu Wasser und zu Lande wohl diffuse Weißfärbung, aber keine ge- ordnete Zeichnung erzeugen. Eine im Körperbau des Pferdes selbst gelegene Eigentümlichkeit könnte mittelbar mechanisch im Sinne Rydek's ^) derartige Streifen hervorrufen. Gerade in der Partie hinter dem Kreuzbein liegen bei vielen Pferden die Wirbel in so unmittelbarer Nachbarschaft der Haut, daß ihre Umrisse deutlich sichtbar werden. Nun wäre es denkbar, daß diese Skeletteile, be- sonders bei lebhafter Muskelaktion , eine lokale Ernährungsstörung bedingten oder selbst einen direkten Druck ausübten, durch den dann eine Vitiligo aus Innern Ursachen entstünde. Doch läßt sich gegen diesen Versuch ein wichtigerer Einwand geltend machen. Eine solche Vitiligo hätte keine Veranlassung, vor einer Zeichnungs- eigentümlichkeit Halt zu machen, während unsere lichten Haare 1) Ich entnehme dessen sicher vielfach zutreffende Ansicht den instruktiven Arbeiten Geosser's , Metamers Bildungen der Haut der Wirbeltiere, in: Z. wiss. Zool., Vol. 80 und Die Metamerie der Haut, Sammelreferat, in : Ctrbl. Grenzgeb. iled. Chir., Vol. 7. 220 F. G. KoHx, sehr liäufig den Aalstrich verschonen, der noch dazu durch die mächtig-sten Knochenvorsprün»-e der Schwanzwirbel, die Processus spinosi, nach dieser Annahme am ehesten für Vitiligo disponiert sein müßte. Findet man für eine verbreitete Eigentümlichkeit einer Species keine Erklärung' in den gegenwärtigen Existenzbedingungen, so ist die Möglichkeit eines historischen Wertes derselben ins Auge zu fassen. Bevor ich diese Seite des Gegenstandes, also die phj'lo- genetische, berühre, muß die züchterische Bewertung der Farbe kurz charakterisiert werden. Der vielzitierte Satz: „Jedes gute Pferd hat eine gute Farbe*', ist nur beschränkt richtig. Die primi- tiven Farben. Falben und gewisse Schimmel, sind weniger beliebt, und man kann von Modevorurteilen für gewisse Farben sprechen. Immerhin geht hier die Spielerei mit Farben nicht entfernt so weit wie z. B. in der Geflügelzucht, wo schon eine falsch gefärbte Feder beachtet wird; daher braucht man beim Auftreten einzelner weißer Haare, selbst größerer weißer Stellen nicht an Beeinflussung durch künstliche Zuchtwahl zu denken. Die Regelung dei" Farbe durch natürliche Zuchtwahl fällt beim Haustier weg. Dadurch ist dem Haarkleid eine große Möglichkeit der Variation nach verschiedenen Eichtungen gegeben, ein Zustand, den Haacke wenig glücklich als Gefügelockerung bezeichnet und der eher der Panmixie Weismann's- anzugliedern ist. Jetzt neu auftretende Zeichnungen werden sich oft durch scheinbare Unregelmäßigkeit auszeichnen, wie es z. B. die Scheckfarbe zeigt. Wo wir aber Gesetzmäßigkeit finden, kann es" sich um eine Rückkehr in schon vorgezeichnete Bahnen, die aus andern Gründen, z. B. zur Erreichung einer Schutzfärbung, verlassen worden waren , d. i. um einen Atavismus handeln , der sich durch sein Neuauftreten von einer erhaltenen Ahneneigenschaft, die sich an eine primitive Form und jugendliche Altersstufen zu knüpfen pflegt, unterscheidet. Nur einen solchen, nicht einen persistenten Rest alter Färbung können wir in den beschriebenen weißen Binden vermuten, wenn es uns gelänge, dieselben durch Vergleichung mit verwandten Formen als phylogenetisch alt zu erkennen, da sie, wie wir oben sahen, bei den meisten Rassen, auch bei abgeleiteten Farben, auftreten und den größten Teil des Lebens bestehen bleiben. Der so nahe liegenden Vergleichung mit der Färbung der Tiger pf erde, deren lichte Zeichnungsintervalle sich beim Pferde geradeso als Zeichnung vorfinden könnten wie die dunkeln Quer- streifen , stellt sich in dieser Region noch mehr als anderwärts die über eine Besonderheit der Pt'erdezeichuuiig. 221 große Variabilität der Streifung dieser Tiere entgegen, die durcli die beigegebenen Skizzen (Fig. L u. M Equus cJiapmani, Fig. N i'. sebra, Fig. 0 K selousi, Fig. P E. (jreviji) erläutert wird und, wie die Abbildungen von E. cJiapmani zeigen, auch innei-halb der Art beträchtlich bleibt. Leider besaßen die 8 Tigerpferde, die ich darauf Fig. L. Fig-. 0. Fig. P. anzusehen Gelegenheit hatte, alle einen Aalstrich, der teilweise die Farbenverteilung am Schwänze geradezu dominierte und bei E. burcheUi und E. guagga sogar die einzige dunkle Zeichnung daselbst darstellte, während Werner^) diese Bildung bei einzelnen Exem- 1) s. AVerner, Untersuchungen über die Zeichnungen der Wirbel- tiere, in: Zool. Jahrl)., Vol. 7, Syst. 222 F. G. KoHN. plaren vermißt. Die den Aalstrich begleitenden (^uerstreifchen, die nach W'erner als einfache Flecken, nach Eimer's^) Anschauungen über ältere Säugerfärbung, für die das abgebildete E. grevyi An- haltspunkte gewähren könnte, als zerfallende Längsstreifen zu be- trachten wären, lassen eine zweifache Einteilung- des weißen Unter- grundes möglich erscheinen. Erstens kann eine 8onderung in hinter- einander liegende, mit der Zahl der Streifchen variierende (^luerbänder vorgenommen werden. Zweitens könnte man in Anlehnung an EiMER'sche Betrachtung 2 obere, longitudinale, zwischen Aalstrich und Streifenband gelegene, und 2 dazu parallele untere, vom Streifen- band und der schwarzen Schwanzunterseite eingeschlossene Längs- streifen unterscheiden. Alle 4 Streifen verschmelzen auf der Ober- seite der Schwanzquaste. Bei dem abgebildeten Zebra, bei dem Aalstrich und Streifenreihen konfluieren, ist natürlich das erste dieser Streifenpaare weggefallen. Die letztere Auffassung scheint mir für einen Vergleich mit dem Pferdebefunde nicht ganz unge- eignet, wenn man eine neuerworbene, schon beim Quagga auf- tretende Eigenschaft des Pferdeschweifes genügend in Rechnung zieht. Es handelt sich um das Vorrücken der Schwanzquaste auf Kosten des kurzbehaarten Schwanzanteils, der endlich fast ganz unterdrückt wird. -) Daß bei diesem Vorgang vorhandene Längs- streifen auch zusammengeschoben und aus der Längsrichtung 1) s. Eimer, Über die Zeichnung der Tiere, in: Humboldt, 1885 bis 1887 (zitiert nach Referaten). 2) Dieser Vorgang, der, wie aus dem Vergleich einer geschorenen, unvei-stümmelten Schweifrübe des Pferdes mit dem kurzen Zebraschweif hervorgeht, von keinen größern Veränderungen im iunern Bau des Schwanzes begleitet sein kann, ist auch darum interessant, weil er beweist, wie schnell Verschiebungen der Hautgebilde in der Längsachse des Körpers vor sich gehen können, was für die Frage der Hautmetamerie insofern von Bedeutung ist, als z. B. Grosser in oben zitierter Arbeit die metamere Anordnung von Haaren, die Trichomerie Haacke's , auf Grund des Maugels völliger Übereinstimmung mit der Wirbelanordnung zurückweist. Vollständig kann sich eine solche in dem schon mechanisch verschiebbaren , äußern Einflüssen so sehr ausgesetzten Hautorgan kaum irgendwo erhalten haben. Solange eine Beziehung zwischen Hautmetamerie und Neuromerie, wie sie die Dermatomtheorie, über die man Näheres bei Grosser findet, ausgehend von physiologischen und pathologischen Tat- sachen annimmt, nicht durch hinreichende morphologisch-embrj'ologische Aufschlüsse über die Entstehung peripherer Nerven von der Haut aus gestützt ist , wird man über metamere Bildungen in der Haut sich nur am Hautorgan selbst orientieren müssen. über eine Besonderheit der Pferdezeichnung. 223 in die Querrichtung gedrängt werden konnten, ist ganz gut vor- stellbar. An eine solche Zusammenscliiebung der Streifung zu denken, berechtigt uns das Verhalten der Zeichnung bei den nächsten, lebenden Verwandten des Genus Equus, den Tapiren, bei denen die Rückbildung des Schwanzes ähnliche Vorbedingungen geschaffen hat wie das Wachstum der Sciiwanzciuaste am Pferde. Beim jugend- lichen Tapirus amcrkanus (Fig. Q) beobachtet man, daß die schmalen, weißen Streifen und Fleckenbinden auf dunklem Grunde, die den Fig. Q. ganzen Rumpf entlang entschiedene Längsrichtung zeigten, über der Kruppe in die Querrichtung um])iegen, wobei sich die einander beiderseits entsprechenden Streifen so weit nähern, daß sie in der Mittellinie nur ein schmaler, dunkler Zwischenraum trennt, wodurch sie dem Beobachter von rückwärts direkt als Querbänder erscheinen. Ein Vergleich mit dem Pferde, besonders mit den Fällen I— V, der freilich kaum auf Homologisierung einzelner Streifen ausgehen darf, ergibt Gleichheit in Farbe und Richtung der Streifen, in ihrer Ab- grenzung gegen die Umgebung, ihrem Verhalten zur Mittellinie und Ähnlichkeit in der Ausdehnung der Streifenintervalle, Ungleichheit hauptsächlich in der seitlichen Ausdehnung, die beim Pferd stets i>'- / Fig. B, ■224 F. G. KoHN, t'ber eine Besoiulerlieit der Pferdezeichmiiio-. gering bleibt. Interessant ist, daß bei einer zweiten Tapirform. Tapirus indicus (Fig. R). in deren Färbung schon im Jugendkleid das lichte Haar das dunkle überwiegt, scheinbar lichtes und dunkles Haar seine Rollen getauscht hat. Faktiscli handelt es sich um ein Breiterwerden und in der Körpermitte um Konfluieren der weißen Binden, die nun ein ähnliches Bild geben, wie es beim Pferde die verschiedenen Schimmel gewähren, so z. B. die obere Region der Fig. G. Es genügt mir. diese Ähnlichkeiten nebeneinander gestellt zu haben. In wie Aveit sie uns berechtigen, eine Übereinstimmung in der Färbung der Stammeltern von Equus und Tapirus anzunehmen, bleibt dem Urteil des Lesers überlassen, der den Wahrscheinlich- keitsgrad unserer phylogenetischen Spekulationen abzuschätzen weiß. yarhdruck vcrliotcn. ['hprsctzungsrecht vorbchullrn . Manatus latirostris Harl. Biologische und m o r p li o 1 o g- i s c h e Beiträge. Von J. F. (Tjudernatscli, Cornell üniversitj-, New York City, U. S. A. Mit Tafel 9 und 3 Abbildungen im Text. Als einziges aller bestehenden Aquarien oder zoologischen Gärten darf sicli das New Yorker rühmen, einen lebenden Vertretei' einer der interessantesten Gruppen der ^^'assersäuger, der Sirenia. zu be- sitzen. Es ist das ein Manatus latirostris Hael. Bisher ist es nur wenigen Verwaltungen anderer Aquarien gelunoen, Manati nur für kürzere Zeit, die andere gegenwärtig noch existierende Gattung. Halicore dugong, überhaupt nicht in der Gefangenschaft lebend zu erhalten. Im New Yorker Aquarium ist der große Erfolg auf diesem Gebiete wohl nui- der ganz besondern Ptlege und Aufmerksamkeit zu danken, die dem Tiere unter der umsichtigen Leitung Towinsend's gewidmet wird. Während die früher daselbst gehaltenen Exemplare in einem Zeitraum von 9 Tagen bis 10 Monaten nach dem Ein- bringen eingingen, lebt derzeit der Manatus seit fast 2 Jahren in seinem Bassin. Durch die außerordentliche Liebenswürdigkeit des Direktois des New Yorker Aquariums, Herrn Dr. Ciiaeles H, Townsend, war es mir gestattet, einerseits das lebende Tier selbst zu messen und genau zu studieren, andrerseits in die Sektionspi'otokolle und Aufzeichnungen des Instituts umfassenden Einblick zu nehmen. Zool. .Jahrb. XXVII. Abt. f. Sv.st. 15 226 J. F. GüDERNATSCH, Scliließlicli hat mir der genannte Herr noch so manches Inter- essante über die Pflege und Ernährung- seiner Tiere mitgeteilt und mir auch eine ganze Reihe photographischer Aufnahmen zur Ver- fügung gestellt, daß ich nicht umhin kann, ihm an dieser Stelle meinen allerherzlichsten Dank für sein Kntgegenkommen auszu- sprechen. Die nachstehenden Ausführungen schließen sich an die Zu- sammenstellung Freuxd's ^) bezüglich der in Gefangenschaft ge- brachten Sirenia an und ergänzen in willkommener Weise die Angaben Dexler u. Freund's betreifend die Biologie und Morphologie von Hali- core du:ungen machen und diese mit auffallender Anstrengung. Daran schließen sich die bei-eits früher gemachten Bemerkungen über das ans Land Gehen der Sirenen. Manatus latirostris Hahl. 230 N a c h t r a g. Während der Druckleguiio- staib leider der Manatus IV (am 22. April 1908). Es hat somit von allen Manati am längsten in der Gefangenschaft ansgehalten. Von i)atliolooisclien Veränderungen, für deren histologische Feststellung ich meinem Chef. Herrn l*rof. Dr. James Ewing, zu besonderm Danke verpflichtet bin, wären zu erwähnen : eine akute Verfettung und granulierte Degeneration der Leber; in der Niere Degeneration, Erosion und Abstoßung der Epithelzellen, multiple Hämorrhagien. Blut- und Eiweißexudation in die Glomeruli, Erweiterung der Glomeruli, kurz eine akute ex- sudative Nephritis. Weiter wäre zu bemerken, daß über die Manatus-^-A^^ von J. A. DiMOCK eine Reihe schöner Aufnahmen in „The Illustrated London News" No. 333. 5. September 1U08. ei'schienen sind. 236 -T- F. GuDERNATSCH. Mauatus latiiostris Harl. Erliläruiig- der Abbildungen. Tafel 9. Fig. 1. Ansicht des Kopfes von halbrechts. cHf, ollf caudale und orale Halsfarche, Gi Gingiva, (iF Gaumenfortsatz, II Hals, AT Kinn, Or Auge, Seh Schnauze. Fig. 2. Linke Seitenansicht des Kopfes. B Behaarung, (JF Gaumenfortsatz, 7/ Hals, A' Kinn, CM Auge. Seh Schnauze, FL Unterlippe. Fig. 3. Ansicht des Kopfes und der Brust von der Unterseite. Die Flossen VF sind an die Brust angezogen ; li Behaarung, // Hals, K Kinn, Seh Schnauze. Nachdruck verboten. VbersctziDKjsrecht vorbrlialten. Beitrag zur Kenntnis der Säuger von Tripolis und Barka. Von Dr. Bruno Klaptocz. Mit 2 Abbildungen im Text. Unsere Kenntnisse betreffend die Säug-etiere von Tripolis und Barka sind zwar recht mangelhaft, gleichwohl aber besser als die Kenntnis der meisten andern Tiergrnppen aus diesen Gebieten. Am meisten hat hierzu wohl die von Whitaker ausgerüstete und von DoDSON 1901 durchgeführte PJxpedition beigetragen, deren Mammalier- Eesultate von Oldfield Thomas (17) publiziert wurden. Thomas verzeichnet 21 Arten, wobei allerdings auch eine „Canis sp. probabl}^ a domestic dog" sowie eine „Vtilpes sp.'\ von denen nur Schädel vorlagen, inbegriffen sind. Jene Expedition, die in die Zeit vom Beginn des April bis Anfang August fiel, wandte sich von der Stadt Tripolis über Bondschem in die Gegend von Sokna, von hier nach Mursuk und wieder über Sokna zurück nach Bengasi. So wurde ein großer Teil Tripolitauiens durchquert, allein, den Verhältnissen des Landes ent- sprechend, mit einer, wie schon Thomas bemerkt, dem Sammeln wenig zuträglichen Schnelligkeit; andrerseits dürften diese ein- förmigen, vegetationsarmen Inlandsdistrikte an Formenreichtum auch zurückstehen gegen die zwar räumlich viel beschränktem, abei-, weil im Bereiche der regelmäßigen Mittelmeerniederschläge gelegen, günstigere Vegetationsverliältnisse aufweisenden Küstengebiete, vor allem deren gebii'gige Teile. Was die cyrenäische Halbinsel anlangt, so findet man einige, aber recht spärliche Angaben über Säuger in Haimann's „Cyrenaika" 238 Bruno Klaptocz, (6) und zwar sowohl im Text wie auch in einer daran geschlossenen Liste der mitgebrachten und von Cornalia. oft nur dem Genus nacli, bestimmten Tiere ; immerhin aber ist diese Ausbeute sehr interessant wegen der Klärung der Maulwurfsangaben für dieses Gebiet. Alle übrigen Angaben über das Vorkommen von Säugern in den in Eede stehenden Gebieten tlnden sicli teils in zoologischen, teils in Reisewerken, aber so zerstreut, vereinzelt und oft unklar, daß, wenn im Folgenden der Versuch einer Zusammenstellung gemacht wurde, dieselbe keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit machen kann und dies um so weniger, als ja nur ein geringer Teil der Reisewerke durchgesehen werden konnte. Es sei hier noch darauf verwiesen, daß sicherlich in vielen Sammlungen kleine Säugetiere aus Tripolis im engsten Sinne sich finden, über die noch nichts veröffentlicht wurde. In der zu diesem Zwecke vortrefflich gelegenen Stadt Tripolis befaßten sich nämlich schon seit längerer Zeit Leute mit dem Export von meist lebenden Reptilien und kleinen Säugern. Zur Zeit meiner Anwesenheit oblag diesem Geschäft seit 7 Jahren Herr Richard Storch, dem ich auch manche beachtenswerte Mitteilungen verdanke. Leider war gerade damals sein Geschäft (infolge eines im Frühjahr 1906 erschienenen Irade, welches verbot ..chameleons, lezards et les autres animaux insectivores de ce genre, qui sont tres utiles pour l'agriculture," lebend aus dem Vilajet Tripolis auszuführen) überhaupt und somit auch in bezug auf Säuger im Niedergang begriffen. Da andrerseits von Arabern, die zum ersten Male mit derartigen Aufträgen betraut werden, fast nichts zu erhalten ist und ich selbst während eines "I^l^mowdügen Aufenthaltes in den Küstengebieten (Sommer 1906) mit dem Sammeln der verschiedensten Tiere zu sehr beschäftigt war, als daß ich den ohnehin so schwer zu erlangenden Säugern besondere Aufmerksamkeit hätte schenken können, hielt sich die Zalil der von mir erlangten Säugetiere innerhalb bescheidener Grenzen. Cliiroptera. VespertiUonidae. Vesjyertllio {EjJtesicus) serotuius Isahellinus Temminck. Temminck (15, p. 206) schreibt von seinem ,, Vespertilio isabeJlinus" : „Habite l'Afrique septentrionale, vit en grand nombre dans les environs de Tripoli". Säuger von Triixilis und 15arka. 239 Diese Form des über den größten Teil der alten Welt und vielleicht auch Mittelamerika verbreiteten Vespertilio serotimis Sciikebkr wurde außer in Tripolis noch in Tunesien und Algerien gefunden und wird auch für Kleinasien. Persien und Turkestan ang'eR'eben. 'to'-ö^ Vespertilio {Pipistrelhis) kühlt Natteree, ?. 8tadt Tripolis. 29,7. Maße (Alkoholexeniplar) in mm: Schnauzenspitze bis Schwanz- ursprung 41,3, Schwanz 35,1, Unterarm 3-4,1, 3. Finger, Metacarpale 33,4, 1. Phalange U, 3, 2. Phalange 9,6. Schädel : größte Länge 12,8, Interorbitalbreite 4,5, Intertemporal- breite 3.6, Breite der Hirnkapsel 6,3, von der Vorderseite des Canins bis zur Rückseite des letzten Molaren 4,8. Die Körperhaare sind im basalen größten Teile, der aber normalerweise nicht sichtbar ist, bräunlich-schwarz, im Endteil an der Unterseite weißlich, an der Oberseite von einer lichten Farbe, die zwischen Ridgway's (9) „Buif"' und „Isabella color", aber dem erstem merklich näher steht. Außer in der Färbung weicht dieses Tier von einer l-uJdi aus Marseille nicht ab; höchstens der Canin ist bei dem Tier aus Tripolis etwas gediungener. Es sei hier darauf verwiesen, daß laut Anders(3n und Winton (1. p. 126) hiJili- Exemplare vom Rande der Wüste in der Regel viel fahler gefärbt sind als solche von andern Orten Ägyptens. Diese Art, die bereits von Blasius (4. p. 65) aus Tripolis er- wähnt wird, ist über die Mittelmeerländer und das südliche Asien bis Indien verbreitet. Das vorliegende Exemplar wurde im Suk turk gefangen, der Hauptbazargasse in der Altstadt von Tripolis, wo es gleich vielen andern meist in der Höhe der diese Gasse stellenweise an Gerüsten laubengangartig überspannenden ^^>inreben flog. Wohl die meisten Fledermäuse, die man in den Städten (Tripolis, Bengasi, Dernahj sieht, gehören dieser Art an. namentlich aber jene, welche die fliegenreichen Kaffee- und Gasthauslokale, erleuchtete wie dunkle, besuchen. In Bengasi beobachtete ich über V2 Stunde 2 kleine Fledermäuse, die in regelmäßigen Intervallen von 20 Sekunden bis 2 Minuten einen hellerleuchteten belebten Katfeehausraum aufsuchten, immei' durch die von Menschen vielbenutzte Türötfnung. Allerdings werden die Fledermäuse in diesen Gegenden von Menschen nicht so sinnlos verfolgt wie anderwärts. 240 Bruno Kt-aptocz. VespertUU) tleserti Thomas, Diese nach Thomas (17) von der kiüdi durch besonders lielle Färbung- und, auch relativ, sehr geringe Schädelmasse unter- schiedene Art wurde nach einem Exemplar aus Mursuk beschrieben. In der Meschia, d. i. die Oase, welche die Stadt Tripolis um- gibt, jagen die Fledermäuse, nach der verschiedenen Größe zu urteilen, mehreren Arten angehijrig, meist über den Wegen. In den Höhlen der Steinbrüche von Gherran und des Ghariangebirges, in den Höhlen bei Dernah und in der des Dschok (Lethe) bei Bengasi konnte ich trotz angestrengten Suchens ebensowenig Fledermäuse finden wie in ver- fallenen Gebäuden der Meschia und in einer Euine belGharian; sie müssen, da sie zweifellos mindestens an einigen der genannten Orte vorhanden sind, hier viel besser versteckt sein als in Mittel-Europa. Die Araber des tripolitanisch-cjn-enaischen Küstengebietes be- dienen sich folgender Bezeichnungen für Fledermaus: pfärr filell (Abendmaus) und tur (auch tir) ilell. Iiisectivora. Macroscelididae. 3Iaci*osceli(les {UfrphantHliis) rozetl deserti Thomas. S (jung). Dschebel Tegrinna, 19./9. Macroscclidcs roscü Duvernoy ist aus Algerien und Tunesien bekannt; der von der typischen Form (Oran) in der Färbung stark abweichende Macroscelides rozeti deserti wurde von Thomas (16) nach Exemplaren „near Djebel Bourzel, Biskra" beschrieben. Nach Trouessart (23, p. 373) „gehören wahrscheinlich auch die Exemplare der Region der tunesischen Schotts (expedition Roudaire) zu dieser östlichen und südlichen Unterart". Von Tripolis scheint bisher in der Literatur ein Macroscelides überhaupt nicht erwähnt zu sein, obwohl sich z. B. in der Sammlung der zoologischen Institute dei- Universität Wien ein erwachsenes, ausgestopftes Männchen mit der Angabe „Tripolis" befindet. Dieses Tier steht ebenso wie das vom Dschebel Tegrinna in der Färbung dem rozeti deserti nahe, während sie mit Ridgway's „ecru drab", nach Thomas ziemlich genau die Farbe des typischen Säuger von Tripolis und Barka. 241 rozeti. iiiclit einmal eine entfernte Ähnlichkeit aufweisen; doch scheinen sie etwas dunkler und lebhafter gefärbt zu sein, als es rozeti deserti nach den betreffenden Angaben ist. Das junge, lebhafter gefärbte Tier, das seiner sichern Provenienz halber vorwiegend Beachtung verdient (das alte, ausgestopfte Exem- plar ist vielleicht auch etwas gebleicht), weist an der Oberseite eine ziemlich dunkle Färbung auf, entsprechend dem Umstand, daß die Enden der Haare — deren größerer basaler Teil allenthalben, auch auf der weißen Unterseite, bald lichter, bald dunkler grau ist — schwarz gefärbt sind, während der basalwärts daranschließende Teil licht bi'äunlich-gelb mit einem Stich ins Rötliche ist. An den Über- gangsstellen zwischen Ober- und Unterseite, namentlich aber hinter den Ohren wird der schwarze Endteil der Haare kürzer oder fehlt ganz, und die Färbung dieser Stellen wird lichter und reiner. Am Schwanz sind die Haare der Oberseite hell bräunlich, die der Seiten und der Unterseite weißlich. Die Maße des in Alkohol konservieiten Tieres, die, da es sich um ein junges Exemplar handelt, allerdings von geringem Wert sind, betragen in mm : Rüsselspitze bis After 70, After bis Schwanz- spitze 90 (das letzte häutige Stück des Schwanze.s im Ausmaß von etwa 20 mm riß beim Fang ab; doch fehlt kein Schwanzwirbel); Kopf mit Rüssel 39,4, Rüsselspitze bis Vorderwinkel des Auges 22,7. Länge des Ohres (in der Mitte des Ohrrückens gemessen) 19, längste Schnurrbarthaare gegen 60, Fuß bis zum Ende der Mittelzehe (ohne Kralle) 80. Das einzige mitgebrachte und. wie erwähnt, junge Exemplar dieser in der Gegend von Gharian „Ossmegera" und auch '„Mussgimm" genannten Tieres wurde am Dschebel Tegrinna, einer felsig-steinigen Kuppe im Süden von Gharian, beim Wälzen von Felsblöcken auf- gescheucht; im grellen Sonnenlicht bewegte es sich, anscheinend stark geblendet, schwerfällig springend, weit gewandter dagegen, sobald es wieder in den Schatten größerer Blöcke kam. In der Ge- fangenschaft hielt es sich bloß etwas über 4 Tage, verhielt sich untertags ganz ruhig, ließ dagegen durch den größten Teil der Xacht sein feines, schrilles, bis 40 Schritt weit hörbares Stimmchen ver- nehmen. Es fraß scheinbar Fliegen, ließ aber größere Heuschrecken und Käfer sowie einen Gecko unbeiührt. Erwachsene Tiere sollen dagegen auch gleichgroße Nager überfallen; die im Ghariangebirge heimischen Fänger des Herrn Storch gaben die aus jenem räube- rischen Verhalten entspringende Notwendigkeit eines Einzeltrans- Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 1<^^> 242 Bruno Klaptocz, ports als Grund an, weshalb sie Macroscelides nie nach Tripolis ge- bracht hätten, obwohl er nicht selten sei. Erinaceidae. Erinffceus algirns Duvekxoy. $. Meschia, Tripolis, 26,/7. Erwachsen; Länge des Hinterfußes bis zum Ende des Nagels der 2. Zehe 40 mm. Die dunklen Ringe der Stacheln liegen etwa in dem von der Basis an gezählt 3. Viertel [nicht im 2., wie bei den Exemplaren Lataste's (7, p, 200j aus Tunesien und Algerien] und stimmen somit mit den von Dobson (5) als Erinaceus fallax aus Tunesien und Tripolis beschriebenen Exemplaren überein. Die eigentlichen Schnurrbarthaare sind durchwegs dunkel: gegen das Ende Averden sie lichter. Mehr oder minder dunkel gefärbt, bzw. behaart, sind: der vordere Teil des Kopfes, der Vorderfuß einschließlich des distalen Drittels des Unterarms (an seiner Vorderseite etwas mehr als an seiner Hinterseite), nahezu die ganzen Hinterextremitäten sowie, allerdings beträchtlich lichter und besonders an den Seiten mit einzelnen weißen Haaren durchsetzt, der ganze zwischen, hinter und außerhalb von ihnen gelegene, unbestachelte Teil des Körpers, den Schwanz ein- geschlossen. Am Kopf reicht die dunkle Färbung etwas hinter die Mundwinkel, schließt auch die Augen ein und sendet dann, oberhalb der Augen, 2 symmetrische dunkle Streifen nach hinten, derart einen weißen Fleck einschließend, der gerade vor der mächtig entwickelten» spaltenartigen, nackten Stelle liegt, welche den vordersten, zwischen den Ohren gelegenen Teil des Stachelkleides in 2 symmetrische Hälften teilt. Mehi' oder minder dunkel sind ferner sämtliche, un- mittelbar an das Stachelkleid grenzenden Haare. Die Ohren sind auf der ganzen Rückseite dunkel, auf der Vorder- seite bloß am Rande. Die nicht erwähnten Teile der Körperoberfläche, mit Ausnahme der von den Stacheln bedeckten, sind weißlich. An den Vorderfüßen sind die 3 metacarpalen Ballen fast gar nicht entwickelt, sehr stark dagegen die beiden carpalen. Auch an den Hinterfüßen sind die 3 metatarsalen Ballen kaum kenntlich; die beiden stark hervortretenden tarsalen sind miteinander ver- «> Säuger von Tripolis und Barka. 24.' schmolzen, und am vecliten Fuß <:^elit die Verschmelzunanis Benxet) nach den von ihm er- haltenen Mitteilungen außer in andern Teilen Tunesiens auch „au sud, vers la frontiere tripolitaine" vorkomme. 264 Bruno Klaptocz, Die genauere Provenienz eines Gehörnes in Tripolis konnte ich ebensowenig- in Erfahrung' bringen wie die eines lebenden Tieres, das nach Konstantinopel als Geschenk an den Sultan ging; doch scheint es mir nicht unwahrscheinlich, daß das ]\Iähnenschaf im Ghariangebirge und den damit in Verbindung stehenden Gebirgs- zügen zu treifen sei. Mit Rücksicht auf den von Thomas genannten Fundort sowie die weiter unten folgenden Angaben Barth's ist es wahrscheinlich, daß die „Uadanantilope" von Rohlfs, die nach ihm (14, p. 164) „vom Gebirge Uadan den Namen erhielt, aber heute viel zahlreicher in der Djebel Ssoda und im Harudj vorkommt als in den Uadan- Bergen" — alle diese mehr oder minder zusammenhängenden Boden- erhebungen liegen in der Umgebung von Sc^kna — hierher zu stellen sei. Diese Ansicht erhält wohl eine Bestätigung durch die Bemerkung Barth's (2, p. 114) von der „Wadan oder Audad {Oryx gasella) einer großen, stämmigen Antilope, die in den Bergdistrikten der Wüste sehr zahlreich ist". Und im selben Werk sagt Barth (p. 115) „. . ., während der bockartige Wadan [Oryx gazella) nicht so weit südlich herabzugehen scheint, um die Nordgrenze des Landes [geraeint ist das Land Asben] zu überschreiten". Der von Barth, der ja durchaus kein Zoologe war, verwendete Name ,^Oryx gazella'-'- ist kein Argument gegen diese Deutung und das um so weniger, als er ja auf derselben Seite (p. 151) von Anti- lope leucoryx und A. oryx als von ganz andern Tieren spricht. Ga^ella dar ras Linke. Von Marokko bis Syrien verbreitet, tritt dieses Tier innerhalb der hier in Betracht kommenden Gebiete w^ohl an allen geeigneten Orten auf und ist sicher die häutigste, vielleicht die einzige Gazelle, die regelmäßig in der Küstenebene von Tripolis bis an die Berge von Tarrhuna und Gharian vorkommt; in der nächsten Umgebung der Stadt Tripolis trifft man sie allerdings auch nicht mehr. In Tripolis sind Geweihe stets in großer Zahl erhältlich, in gei'ingerer lebende Tiere, die hier und da, noch mehr in Bengasi, gezähmt ge- halten werden und in der letztgenannten Stadt auch frei auf der Straße zu treffen sind. Thomas (17) erwähnt diese Art von mehreren Orten zwischen Tripolis und Sokna sowie zwischen Sokna und Mursuk. Schon daraus, daß die WniTAKER'sche Expedition aus ihrem weiten Forschungs- Säuger von Tripolis und Barka 265 gebiet nur diese Art, diese dafür aber in 9 Exemplaren von 5 üiten mitbrachte, geht hervor, daß sich die zalilreiclien Angaben der Reisenden über Gazellen, auch was das innere Tripolitanien an- belangt, sich in erster Linie auf sie beziehen. Hier sei nur eine Angabe von Rohlfs (10. p. 193) erwähnt, der von der Dschefara- Ebene sagt: „Gazellen gibt es hier auch, jedoch lange nicht so häufig als südlich vom Gebirge." Gai^ellii leptoceros F. Cuviek. Aus Tripolitanien in den Zusammenstellungen von Trouessart erwähnt. Gehörne wurden auch von Grothe {Gazella loderi 3, p. LXVIII) aus Tripolis mitgebracht. Gehört ebenfalls zu den weitest verbreiteten nord-afrikanischen Gazellen. Ihr Gebiet erstreckt sich von der algerischen Sahara bis mindestens an den weißen Nil. Addax nasomaculata Blainville. Exemplare dieser von Marokko über Nubien bis Nord-Arabien verbreiteten Art wurden von Herrn K. u. K. Konsul E. Rossi in Tripolis aus dem südlichen Tripolitanien (Fessan) an die Schön- brunner Menagerie in Wien gesandt. Wie sich aus den vorstehenden Angaben ergibt, sind zurzeit bloß 33 Säuger- Arten mit Sicherheit aus dem tripolitanisch-cyrenai- schen Gebiete bekannt, zweifellos nicht einmal die Hälfte der tat- sächlich hier auftretenden Formen. Sicherlich werden alle jene Mammalier, die sowohl in Ägypten wie im tunesisch-algerischen Ge- biete zu Hause sind, auch in Tripolitanien und Cyrenaika, wenn auch manche örtlich beschränkt, sich finden (abgesehen vielleicht von Herpestes). Daß weit über die Hälfte der bis jetzt bekannten Arten Nager sind, ist außer dem Artenreichtum und der Individuenzahl dieser Tiere wohl auch dem rein technischen Umstand, daß sie weitaus am leichtesten zu erlangen sind, zuzuschreiben. Für die Beurteilung der verwandtschaftlichen Beziehungen der tripolitanisch-cyrenaischen Säugerfauna sind die einzelnen Formen von sehr verschiedenem Inteiesse: von untergeordneter Bedeutung sind alle jene, welche circummediterran sind oder eine noch weitere Verbreitung haben oder außer aus einem größern Teile Nord-Afrikas auch aus Kleinasien bekannt sind {VcspertiUo serotinus isabellinuSj V. 266 Bruno Klaptocz, hihli. Zorilla lijbica, Hystrix crisiata, Sus scrofa). oder solche, die Nord-Afrika in seiner ganzen west- östlichen Ausdehnung eigentüm- lich sind und zum Teil auch Palästina und Arabien bewohnen, ja bis Indien gehen 'können {Vulpes ser da. Hyuena hyaena, Jaculus jaculus, J. Orientalis, Ammotraf/tts lervia, Gazella dorcas, G. leptoceros, Addax nasomacidata und, falls man Emiaceus deserti mit E. aethiopicus identifiziert, auch dieser). Ungleich wichtiger sind jene Formen, die im tripolitanisch- cyrenaischen Gebiete ihre Grenze nach einer Richtung finden oder endemisch sind. Allerdings ist dabei zu bedenken, daß die dies- bezüglichen Verhältnisse noch recht unsicher sind, ja daß es recht wohl möglich, z. T. sogar wahrscheinlich ist, daß selbst in den ver- hältnismäßig gut explorierten algerisch-tunesischen oder ägyptischen Gebieten ') die eine oder andere der nach unsern jetzigen Kennt- nissen in Tripolitanien endemischen Formen lebt. Außerdem sind die beiden hier in Frage stehenden Gebiete sehr ungleichmäßig untersucht. Während nämlich Tripolitanien in bezug auf seine Säuger einigermaßen erforscht ist, ist aus Cyrenaika oder vielmehr dem charakteristisclieu und weitaus interessantesten Teil davon, der größtenteils hochgelegenen und für ein nord-afrikanisches Gebiet ganz eigentümliche Verhältnisse aufweisenden Halbinsel von Barka, fast gar nichts bekannt. Diese beiden Gebiete stehen aber ihrer ganzen Natur und Vergangenheit nach in einem gewissen Gegensatze. Ferner besteht ein großer, durch Niederschlags-, klimatische. Boden- und Vegetationsverhältnisse bedingter Unterschied in beiden Ge- bieten — Tripolitanien und Cyrenaika — zwischen den Inlands- regionen und dem Küstenland, wobei man die Grenze zwischen beiden am besten der der regelmäßigen Mittelmeerniederschläge gleich- setzen wird. Diese fällt im südwestlichen Cyrenaika nach Rohli-s zusammen mit der Südgrenze des Flohes und der „Helix desertorum'-'- sowie im ganzen Gebiet mit der vieler Pflanzen. Überhaupt mögen die hier entwickelten Ansichten für andere Tiergruppen, welche teilweise in ungleich höherm Maße als die Säuger von den Boden-, klimatischen und Vegetationsverhältnissen abhängig sind, auch in erhöhtem Maße Geltung haben. Was nun die weiten Inlandregionen anlangt, so stellen sie sehr gleichtörmige und weder nach Westen noch nach Osten irgendwie 1) Der riesige westlich vom Nil gelegene Wüstenkomplex Ägyptens ist zoologisch sehr mangelhaft bekannt. Säuger von Tripolis und Baika. 267 absegTenzte Gebiete dar. Ihre Grenzen nach beiden Jiiclitnnoen sind rein politische, d. h. sie entbehren jeder realen Grnndlage. Diese Ländereien bestehen ebenso wie das Land südlich der algerisch- tunesischen Atlas- und Steppen(Schotts-)reg-ion und wie das weite Territorium westlicli des Nils, das politisch zu Ägypten zählt, aber ebenso wie das Hinterland von Cyrenaika nur einen Teil der so- genannten lib3'schen AViiste ausmacht, aus Sand- (Areg), Geröll- (Sserrir) oder Felswüste (Haniniada), bald dichter, bald spärlicher durchsetzt von Oasen oder Oasengruppen von stellenweise bedeuten- dem Umfang (im Fesan) mit meist stark salz- mitunter auch schwefel- haltigem Wasser, das, oft nicht einmal zutage tretend, außer den Oasen auch steppenartige Formationen hervorbringt. Die Gebirge sind niedrig und den klimatischen Verhältnissen entsprechend äußerst arm an Vegetation, dürften aber gleichwohl für die Fauna von Be- deutung sein, ebenso wie die ihnen ähnlichen, weil meist felsigen und oft tief eingeschnittenen Wasserläufe, die zwar selten und nur ganz kurze Zeit oberirdisch Wasser führen, sich aber trotzdem oft einer wenn auch spärlichen Baumvegetation erfreuen. Daß in diesen Teilen des tripolitanisch-cyrenaischen Gebietes, dessen Natur und Geschichte dieselbe ist wie die der östlichen und westlichen Grenzländer, gegen welche sie offen sind, daß hier auch die Fauna eine weitgehende Übereinstimmung mit der der Nachbar- gebiete aufweist, steht zu erwarten. Tatsächlich ist dies auch der Fall: alle jene Tiere, die oben als für ganz Nord-Afrika eigentümlich und teilweise noch weiter verbreitet angeführt wurden [Vulpcs serda etc.). sind mehr oder minder Sahara-Tiere, Wüsten- und Steppen- formen, die aber deshalb die ihnen zusagenden Teile der Küsten- gebiete nicht meiden, zumal ja viele dieser Landesteile trotz ihrer günstigem Lage mit den Binnendistrikten noch hinlänglich gemein- same Züge aufweisen und vielfach, wie z. B. die Dünengebiete bei der Stadt Tripolis oder in der Gegend von Glioms und Lebda, weite Strecken an der großen Syrte kaum von ihnen verschieden sind. Von den Säugern, die nicht über die ganze west-östliche Aus- dehnung des nord-afrikanischen Kontinents verbreitet sind, treten Erinaceus deserti, Gerbillus dodsotii, Psammomijs roudairci und wohl auch Fs. tripoliianus, ferner beide Mcriones- Arien — M. shaai wird in Ägypten, Palästina und Ai-abien durch die Unterart meJanurus RÜPPELL, M. shoushoei, aus Ägypten nicht bekannt, in Persien durch M. erythrurus Gray vertreten, eine Form, die ihm so nahe steht, daß Lataste sie für identisch erachtet — unverändert in den west- 268 Bruno Klaptocz, liehen Nachbarj^ebieten auf, während Gcrhillus (jerhillus eine östliche Art und G. pijramidum farabuU die bisher bloß in Tripolitanien »-e- fundene Unterart einer solchen ist. Was aber die nach unsern jetzif>en Kenntnissen für jene Regionen eig-entümlichen Formen an- laufet, so steht Gerhülus eatoni sowohl einer westlichen wie einer östlichen Form {latastei Thomas et Teoüessart — andcrsoni de Winton) nahe und ebenso auch Lepus whitalxri (17, p. 12), während Gerhülus vivax entschieden östliche Verwandtschaft zu haben scheint. Ähnlich verhält es sich mit Acomijs viator, die ein östliches, und mit Cfeno- dadylus vcdi, der ein westliches Genus vertritt. Vesperfilio deserti. der ja nur eine hoch spezialisierte Wüstenform der AwA/i-Gruppe dar- zustellen scheint, ist hier ohne Interesse. Aus diesen Verwandtschaftsbeziehung-en geht trotz des spär- lichen Tatsachenmaterials, über das wir jetzt noch verfüg^en, zur Genüge hervor, daß die Säug'erfauna der Inlandregionen eine Misch- fauna zwischen der algerisch-tunesischen und der ägj'ptischen dar- stellt und daß ihre endemischen Formen durchwegs in nahen Be- ziehungen zu den Formen eines dieser Gebiete stehen; daß sonach die ägyptische und die nordwest-afrikanische Wüstenfauna einander durchdringen und eine Scheidelinie zwischen ihnen nicht existiert. Anders scheint es mit der Fauna der Küstengebiete zu stehen oder vielmehr mit der Fauna der typischen Teile jener Gebiete. Als solche sind entschieden die höher gelegenen Partien, Gebirge und Plateaus, sowie die unter ihrem Einfluß stehenden Landstrecken aufzufassen; denn diese stellen nicht nur die ältesten bewohnbaren Teile jener Gebiete dar, sondern bieten auch jetzt weit mannig- faltigere und für die Entwicklung einer einigermaßen artenreichen Fauna günstigere Bedingungen dar als die einförmigen Steppen- und Wüstenbezirke. Hier werden die Wasserdämpfe des Mittelmeeres, welche die Berge des Inlandes nicht mehr erreichen, kondensiert und so die Bedingungen für das Gedeihen vieler Pflanzen, die dem Binnenland fehlen, geschaifen; die Gliederung durch Täler und Schluchten, das Vorhandensein von Höhlen und Spalten, der Reichtum an Blöcken und lose den Boden bedeckenden Steinen schafft eine Unzahl — namentlich gegen die Einwirkung des Südwindes — geschützter Stellen und natürlicher Verstecke, die man in den weiten Ebenen meist vermißt. Hier sind zwei Systeme zu unterscheiden: das tripolitanische Säuger von Tripolis und Barka. 269 Küstengebirg'e und das Hochland von Cyrenaika, das sogenannte Plateau von ßaika. Das tripolitanische Küstengebirge, dessen höchste Erhebung im Dschebel Ghaiian liegt, streicht bei Choms (Lebda, dem alten Leptis) ans Meer aus; es kann als der letzte Ausläufer des Atlassvstems aufgefaßt werden, mit dem es ja auch in Verbindung steht. Ganz anderer Herkunft ist dagegen das Plateau von Barka. der nordwestliche und weitaus höchste Teil des libyschen Küstenplateaus, das lange Zeit und möglicherweise öfter als einmal vom afrikanischen Kontinent getreunt, vielleicht erst sehr spät mit diesem wieder ver- bunden wurde. Zum tripolitanischen Gebirge steht es jedenfalls in keiner Beziehung ; es ist von ihm vielmehr durch das weite Tiefland der großen Syrte geschieden. Mit diesen Tatsachen scheint auch die Verbreitung der Säuger im Einklang zu stehen; daß Tiere von mittelländischer Verbreitung, wie z. B. Sus scrofa oder Hysfrix cristata, in beiden Gebieten auf- treten, ist selbstverständlich ohne Bedeutung. Dagegen sind Macro- scelides, Eliomys und Cfenodadylus Gattungen der Atlasländer, die auch im tripolitanischen Küstengebiete ^) auftreten ; kein Vertreter von ihnen wurde aber in dem gut bekannten Ägypten gefunden, das zum cyrenaischen Gebiet — selbst viel zu wenig bekannt, um daraus Schlüsse, noch dazu negative Schlüsse, zieheu zu können — noch am ehesten in Beziehung steht.-) Andrerseits hat Barka mit Ägypten den SpaJax gemeinsam. Daß er von Osten kam, ist sicher, daß er ein verhältnismäßig junger Einwanderer ist (der sich allerdings den außerordentlich günstigen Bodenverhältnissen entsprechend am Plateau von Barka jetzt weiter verbreitet und viel zahlreichei* findet als in Ägypten selbst), ist höchstwahrscheinlich. Übrigens scheint vom Golf von Bomba. an der Ostküste der cyrenaischen Halbinsel, bis zum Nildelta, ein Gebiet, das zoologisch gänzlich unbekannt ist, der Küste entlang ein Land- 1) Macroscelidcs und EUovnjs dürften übrigens auch etwas tiefer ins Land gehen, wie dies hinsichtlich der (^attung Ctenodactyliis feststeht — allerdings ist die j\Iöglichkeit vorhanden, daß die Gundis der Küstengebirge von denen der Innenregion (rali) verschieden sind — , da ja Mntrosielides roxeti deserii südlich des Atiaszuges (Gegend von Biskra) bekannt ist und Eliomys iinniihianus lerotintis LatasTE in der algerischen und ma- rokkanischen Sahara auftritt. 2) Am ehesten wäre in Cyrenaika noch ein Vertreter der Gattung Eliomys zu erwarten, die ja von der Sinai- Halbinsel bekannt ist. 270 Bruno Klaptocz, Streifen zu ziehen, der heutzutage die Wanderung und Verbreitung vieler Formen ermöglichen wird. Daß der Spalax in Tripolitanien fehlt, ist ebenfalls sicher; seine auffallenden Bauten hätten unmöglich der Aufmerksamkeit der Reisenden entgehen können (s. o. die An- gabe von RoHLFs, der das Fehlen des „Maulwurfes" in Tripolitanien hervorhebt). \\'as die noch übrigen Formen anlangt, so ist Erinaccns alc/irus eine Form der Atlasländer, die östlich bis in die Umgebung der Stadt Tripolis nachgewiesen ist — die hier lebenden, von Dobsox als E. fallax beschriebenen Tiere weichen allerdings in der Zeich- nung der Stacheln von den algerischen etwas ab — , während Ger- hilhts (jrohheni ägyptische Beziehungen aufweist. Die Verbreitung von Mus musculus oricnfalis ist ziemlich be- langlos, da Tiere von der Lebensweise der Hausmaus leicht ver- schleppt werden. Fassen wir die Resultate dieser Betrachtungen zusammen, so scheint es, daß der Einschnitt der großen Syrte mit den daran sich anschließenden flachen und tiefgelegenen und. von einzelnen Strecken Weidelandes abgesehen, vegetationsarmen Ebenen die Grenze bildet zwischen der Fauna der Atlasländer, die zwar sehr verarmt, aber mit charakteristischen Formen bis ins eigentliche Tripolitanien reicht und der leider noch so wenig be- kannten Fauna von Barka. Daß die letztere in sehr nahen Beziehungen zur Fauna vun Ägypten steht, ist nicht wahrscheinlich. Erwähnt sei hier noch die angebliche Armut des Plateaus vou Barka an Tieren — Rohlfs wundert sich, daß ein Gebiet mit so günstigen Bedingungen an Tieren so arm sei im Vergleich z. B. mit dem „wildreichen Marokko" — womit allerdings hauptsächlich jagd- bare Tiere gemeint zu sein scheinen. Man darf sich nicht verhehlen, daß die obigen Schlußfolgerungen an einem Mangel kranken, an der Spärlichkeit des Tatsachenmaterials; in dieser Beziehung werden die aus der Verbreitung anderer, zum Teil für die zoogeogra})hische Forschung wertvollerer Gruppen sich ergebenden Schlüsse heranzuziehen sein. Andrerseits wird jener Mangel teil- weise wenigstens wieder dadurch wett gemacht, daß die die Ver- breitung der Säuger betrettenden Daten im Einklang stehen mit dem, was wir vom heutigen Zustand jener Gebiete und dem ver- gangener Zeiten wissen. Säuger von Tripolis und Barka. 271 Literaturverzeichnis. 1. Andeeson, John, Zoology of Egypt. j\rammalia. Revised and com- pleted by W. E. DE Winton, London 1902. 2. Baeth, Heineicii, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central- afrika in den Jahren 1849 bis 1855, Vol. 1, Gotha 1859. 3. Bericht d. Senckenberg. naturf. (Tesellsch., Frankfurt a. M. 1897. 4. BlasiüS, J. 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Thomas, Oldeield, List of small mammals obtained by Mr. A. E. Pease, M. P., during bis recent expedition to Abyssinia, with description of three new forms of Macroscelides, in: Ann. Mag. uat. Hist. (7), Vol. 8, 1901 (p. 155, Anm.). 272 Bhuno Kläptocz, Säuger von Tripolis und Barka. 17. Thomas, Oldfield, On the mammals collected dnring the Whitaker expedition to Tripoli, in: Proc. zool. Soc. London, 1902, Vol. 2. 18. — , New species of Dipodillus and Psammomys. in: Ann. Mag. nat. Kist. (7), Vol. 9, U)02 (p. 362). 19. — , Two new dormice of the Genus Eliorays, ibid. (7), Vol. 11, 1903. 20. Thomas, 0. M. et E. TrouesSART, Note sur les rongeurs de Tunisie recueillis par M. Marius Blanc, in : Bull, Soc. zool. France, 1903 (p. 171). 21. Trouessart, E. L., Catalogus mammalium tarn viventium quam fos- silium, ßerolini 1898—1899. 22. — , Quinquennale supplementum, 1904. 23. — , La faune de maramiferes de l'Algerie, du Maroc et de la Tunisie, in: Caus. sc. Soc. zool. France, Vol. 1, 1905. 24. Yarrell, W., On the anatomy etc. of the Ctenodactylus Massonii, Gray (Mus Guudi, Rothm.), in: Proc. zool. Soc. London, Part 1, 1830—1831 (p. 48). Nachdruck verboten. Uhersetzungsrecht vorbehalten . Lepidopteren aus Tripolis und Barka. Gesammelt von Dr. B k u n o K i- a p t o c z. Bearbeitet von Prof. H. Rebel (k. k. naturh. Hofmuseum in Wien). Mit 1 Äbbildang im Text. Für Tripolis nnd Beng-asi (Barka) lagen bisher keine zusammen- bängenden faunistiscben Nachricbten über Lepidopteren vor. Um so wünschenswerter erschien es mir daher, über die vor- liegende Ausbeute berichten zu können, welche 66 Arten enthält, die nachstehenden Familien angehören: Papilionidae 1 Pieridae 4 Nymphalidae Lycaenidae Hesperiidae Splünyidae A'ociuldae 3 4 2 4 18 Geovietridae 4 Ärctiidae 1 Psycliidae Pyralidae 2 16 Pterophoridae 1 lortricidae 1 Gelechiidae 2 Tinacgeriidae Tiueidae 1 2 Jalirb. XXVII. Abt. f. Syst. Zool. Jalirb. XXVII. Abt. f. Syst. 18 274 H. Rebel, 1 Pyralide (Crambine) und 2 Tineiden waren als neu zu be- schreiben; von letztern gehört 1 auch einer neuen, sehr ursprüngliche Charaktere aufweisenden Gattung- [CatapsUothrix) an. Außer den 3 unbeschriebenen Arten (No. 45. 65 u. 66) waren noch 3 P3'raliden (No. 44, 47 u. 58j, 1 Tortricide (Xo. 61) und 1 (fraglicher) Gelechiide (No. 62) neu für die nord- afrikanische Fauna. Von den restlichen 58 Arten waren 57 bereits aus dem west- lichen Nord-Afrika (Marokko bis Tunis) nachgewiesen und hiervon aucli 39 aus Agj'pten. 1 einzige, ungenügend gekannte Pyralide (No. 46) ist bisher erst aus Ägypten, nicht aber aus den westlichen Teilen Nord-Afrikas (die der Kürze halber als Mauretanien bezeichnet sein mögen) nachgewiesen. Die Anteilnahme Ägyptens und Mauretaniens an dem Faunen- bestande von Tripolis und Barka würde sich nach obigem annähernd wie 5 : 7 verhalten. Wenn auch dieses Zahlenverhältnis aus mannig- fachen Gründen, die hier nicht näher angeführt zu werden brauchen, gewiß den tatsächlichen Verhältnissen nicht entspricht, so erhellt doch ein Überwiegen des mauretanischen Einflusses daraus, der in schwerwiegender Weise namentlich durch das Vorkommen von Teracolus nonna (No. 4) unterstützt wird, da die Verbreitung dieser in Ägypten fehlenden Pieride mit größerer Vollständigkeit bekannt ist und die Art in Tripolis die Ostgrenze ihrer Verbreitung finden dürfte. Das in der Ausbeute vorhandene Heteroceren-Material Avurde teilweise durch Lichtfang erbeutet, welcher sich auch in den meisten Wüstengebieten als vorzügliche Sammelmethode bewährt. Die fauuistisch wichtigsten Belegstücke der Ausbeute wurden von Herrn Dr. Klaptocz in freundlichster Weise dem k. k. Natur- historischen Hofmuseum überwiesen. Wien, am 23. Juni 1908. PapiUonidae. 1. Papilio ftiachaon L. vcir, sphyrus Hb. (Kat. Stgr.-Ebl. No. 4b.j In Bengasi am 31. August ein sehr kleines S (30 mm Vorder- flügel), an den Lehnen und am Gipfel des Dschebel Gosseba (Gharian- Gebirge) am 16. September ein größeres Pärchen erbeutet. Lepidopteren aus Tripolis und Eaika. 275 Bei sämtlichen 3 Stücken ist die lebhaft blau bestäubte Saum- binde der Hinterflü^el sehr breit und verbindet sich bei dem erst- o^enannten S durch einen vorsprino-enden Zacken längs der Ader M^ mit dem breit schwarz beschujjpten Querast. Dieser Zacken findet sich auch beim $ vom Dschebel Gosseba. Die spitzen Hinterflüoel- schwänze sind von normaler Länge. Die gleiche Lokalform findet sich auch in Algerien, scheint aber in Äg^^pten zu fehlen. Pieridae. 2. JPierfs rapae L. (Kat. Stge.-Rbl. No. 48). Aus der Meschia bei Tripolis vom 6. ,)uli und von den Gärten im kesselartigen Beginn des Wadi Rumana. in unmittelbarer Nähe des Kastells von Gharian vom 17. September liegt eine Anzahl Stücke beiderlei Geschlechts vor. Die Art war an den genannten Lokali- täten häufig. Die (männlichen) Stücke von letzterm Fangdatum sind rein weiß mit ziemlich breitem schwarzen Apicalteil, kleiner schwarzer Makel in Saumzelle 3 der Vorderflügel und oft verschwindender Vorderrandsmakel der Hinterflügel. Der Hinterleibsrücken ist schwärzlich-grau. Überall in Nord- Afrika verbreitet. 3. Pieris dapUdice L. (Kat. Stge.-Rbl. No. 57). In der Meschia bei Tripolis, 8. August und in Dernah, 18. — 22. August, auf Kleefeldern häufig. Die Stücke sind klein, mit lebhaft schwarzer Fleckung. Zeichnung der Hinterflügel unterseits graugrün. Überall in Nord- Afrika verbreitet. 4. Tevacolus evaffore Klug vaf. noiina Luc. (Kat. Stge.-Rbl. No. 80a.) Nur 2 SS, welche (in Tripolis, Gharian-Gebirge) auf dem Wege von Sauja nach Gharian. am 16. September, an einer sehr sonnigen Berglehne erbeutet wurden. Daselbst war der Falter nicht selten. Er wurde auch am Dschebel Gosseba und bei Gharian beobachtet. 18* 276 H. ßEBEL. Nur eines der beiden S^ ist ^ut erhalten und stimmt oberseits vollständig? mit einem bei Biskra im März von Mrs. NiCHOLii (MO.) erbeuteten S überein. Die Unterseite der Hinterflüg-el ist jedoch hier weiß, gegen die Ränder citronengelb angeflogen , entbelirt also der ockerrötlichen und grauen Bestäubung der Frühjahrsgeneration von Biskra. Die nord-afrikanische notma steht jedenfalls arabischen Stücken von evagore Klug ungleich näher als nubischen Stücken von daira Klug und unterscheidet sich im männlichen Geschlecht von erstem nur durch den weniger feurigen, mehr orangegelben als orangeroten Apicalfleck der Vorderflügel. Das $ ist auf der Hinterflügeloberseite bei nonna deutlicher gezeichnet, als es arabische evagore-^ sind. Die Vorderflügellänge beträgt bei den vorliegenden noiina-Stücken von Tripolis und Biskra nur 15 mm. ist also beträchtlich geringer als in den Originalabbildungen von Lucas ') und den neuerlich publi- zierten Abbildungen von Meade-Walüo -), wo sie zwischen 16 und 18 mm liegt. Dagegen zeigen die von Andeeas^) gebrachten 6 photographischen Bilder die Spannweite der vorliegenden Stücke. Die Hinterflügel sind oberseits bei den vorliegenden '^S von Tripolis bis auf 3 — 4 kleine schwarzgraue Saumpunkte gegen die Spitze rein weiß. Teracolns nouna ist bisher nur in den Gebirgen Nordwest-Afrikas gefunden worden, erreicht demnach in den eingangs genannten Fund- orten die Ostgrenze der bisher bekannt gewordenen Verbreitung. Auch die ersten Stände wurden von Akdreas (1. c.) beschrieben. Die Raupe lebt nach Lord Walsingham ■*) auf Capparis spinosa L. Die Art dürfte mehr als 2 Generationen im Jahre bilden, da Meade- Waldo (1. c, p. 872) sie von Ende Juni erwähnt (März, Juni, September). 5. Collas ediisa F. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 113). Eine Anzahl Stücke beiderlei Geschlechts von Tripolis, 25. Juli und 8. August, von Dernah, 24. August und Bengasi, 4. September. Die Stücke stimmen mit solchen aus Süd-Europa überein. Die Art ist überall im Mediterrangebiete häufig. 1) Explor. scieiit. d' Alger., tab. 1, fig. 2 $, 2a S- 2) In: Trans, entoraol. Soc. London, 11)05, tab. 19, fig. 8 S- 9 $. 3) In: Entomol. Ztschr.. Guben, Vol. 19, p. 141. 4) In: Monthl. Mag. (2), Vol. 15, 1904, p. 99. Lepidopteren aus Tripolis uud Barka. 277 Nymphalidac. 6. Ptjr/mmpis atahinia L. wurde von Dr. Klaptocz am 7. .Tuli in der Meschia bei Tripolis sieber beobachtet, aber nicht erbeutet. 278 H. Hkbkl, 11. Tarueiis theophrastus F. (Kat. Stor.-Ebl. No. 532). Eine größere Anzahl Stücke beiderlei Geschlechts von Tripolis, Ghezzam, Dernah-Tal, Dschebel Gosseba, der Strecke Gharian^-Tripolis in der Zeit vom 12. Juli bis 21. September erbeutet. Der Falter flüchtet sich zumeist in stachelige Büsche. Die Art ist überall in Nord-Afrika verbreitet. 12. Lycaena If/simon Hb. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 569). Eine große Anzahl Stücke beiderlei Geschlechts von Tripolis, Ain Zara, Bengasi, Dernah, zwischen dem 6. Juli und 28. August erbeutet, gehören der Form Jcnysna Tkim. ^j an. Einige ?$ sind oberseits einfarbig schwarzbraun. Überall in Afrika sehr häufig. Hesperiidae. 13. Cavchnrodus aleeae Esp. imr\ australis Z. (Kat. Stge.-Rbl. No. 686a). 1 einzelnes ? bei Dernah am 18. August erbeutet. Auch aus Algier bekannt. 14. Parnara nostrodanius F. (Kat. Stgr.-Rbl. No, 680). Nur 1 $ von Tripolis, vom 25. Juli. Überall in Nord-Afrika verbreitet, nicht häufig. Sphingidae. 15. Aeherontia atropos L. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 717). Tripolis und Bengasi anfangs September je 1 Stück (S , ?)• Das letztere auf der Punta, einer südlich von Bengasi ganz aus Sand bestehenden Landzunge, die mit höhereu Grasbüschen besetzt ist, erbeutet. Der Falter war in einem solchen Busch verborgen. Die Stücke zeigen ein normales Aussehen. Die Art ist in ganz Afrika häufig. 1) Vgl. Rebel, in: Denkschr. Akad. Wiss. AVien, Vol. 71, p. 44. Lepidopteren aus Tripolis und Barka. 279 16. Protoparce conrolvuU L. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 735). Auf der Punta bei Beiigasi am 27. August und 2. September je 1 Stück (c^, $), ebenfalls in Grasbüschen verborgen, erbeutet. Die Stücke .sind sehr groß. Die Art ist wie die vorige überall in Afrika verbreitet. 17. Daphnis nerli L. (Kat. Stgr.-Rel. No. 738). Die Raupen waren im Dernah-Tal von Mitte August ab an Oleandei'büschen sehr zahlreich. Aus einer mitgenommenen Raupe entwickelte sich am 11. September der Falter. Die Art ist überall in Nord-Afrika verbreitet. 18. Ilacrof/Jossa stellatarum L. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 768). Dernah, 22. — 25. August mehrfach, auch anderwärts beobachtet. Überall in Nord-Afrika häufig. Nocfitidae. 19. Agrotis yiisiloti Rott. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 1399). Bengasi, 4. September, 1 c^:. Die Art ist in Nord-Afrika überall verbreitet. 20. Glottula imncratii Cyr. (Kat. Stge.-Rbl. No. 1435). Die Raupen bei Bengasi anfangs September gefunden. Die Art ist an der ganzen Küste Nord- Afrikas verbreitet. 21. Mamestra sodae Rbr, (Kat. Stgr.-Rbl. No. 1478). 1 geflogenes $ von Bengasi vom 8, September. Die Art ist auch aus Algerien nachgewiesen. 22. Bvfjoi^hiUi raviila Hb. rar, vandalusiae Dup. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 1588b.) 1 einzelnes S von Gharian. Nur die Stammform war bisher aus Algerien bekannt. 280 H. Rebel, 23. Carndrina exiffua Hb. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 1990). Von Tripolis 17. Juli und Dernali 24. August. Die Art ist in ganz Afrika verbreitet. 24. Heliothls iiiihiger Hb. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 2326). 3 Stücke von Ghezzan und Tripolis. 13. — 30. Juli. Die Art Avar bereits aus Algerien und Ägypten bekannt. 25. OCJialpochares velox Hb. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 2394). Nur 1 S in Tripolis am 9. Juli erbeutet. Die Art ist bisher aus Algerien bekannt gewesen. 26. Thalxjoehares parva Hb. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 2429). Mehrfach in Tripolis und Bengasi in der Zeit vom 19. Juli bis 7. September erbeutet. Bereits aus Algerien und Ägypten nachgewiesen. 27. Emmelia trahealis Sc. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 2490). Dernah, 20. und 27. August, mehrfach in der Stammform er- beutet. Bisher nur in mehr gelb gefärbten Lokalformen aus Algerien bekannt gewesen. 28. JPlusia yauiina L. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 2562). Überall als häufigste Eule beobachtet. Die vorliegenden Beleg- stücke stammen aus dem August von Tripolis, Dernah und Bengasi. In ganz Nord-Afrika sehr häufig. 29. Plasia ni Hb. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 2571). Nur 1 Stück von Tripolis vom 8. xlugust. Die Art ist auch aus Algerien und Ägypten (Rothschild) nach- gewiesen. Lepidopteren aus Tripolis und Barka. 281 30. Cerocala scapiiJosa Hh. var. (ffgirlae Outhr. (Kat Stgk.-Rt5l. No. 2594b). Mehi'ere Stücke liegen vuii Fuiiduk Ergeat, 20.— 21. September, Erdschila und "Weg von Asisia ins Gebirge, 14. September, vor. Die Art fliegt sowolil zur Mittagszeit, als aucli ans Lampenlicht zur Nachtzeit, Die Art ist in der Form cdgiriae aus Algerien, in der Form Sana Stgk. auch aus Ägypten (Wakren) bekannt. 31. Leueanitis hoisdeffrei Obtiii;. (Kat. Stgk.-Rbl. No. 2641). Nur 1 ? von Dernah. 18. August. Aus Algerien und Ägypten bekannt. 32. Zieneanitis stolUla F. (Kat. Stgk.-Eel. No. 2642). Mehrfach in Tripolis, 25. — 27. .Juli, und Dernah, 23. August, er- beutet. Auch in Algerien und Ägj^pten häufig. 33. Gvammodes algira L. (Kat. Stge.-Rbl. No. 2644). 1 Stück von Dernah vom 20. August. Überall in Afrika verbreitet. 34. Catocala nymphaea Esp. (Kat. Stgr.-Ebl. No. 2697). 1 großes S wurde in der größten Mittagsglut in der bloß von Schilf und Gräsern bewachsenen Endschila am 23. Juli erbeutet. Es setzte sich öfter auf Schilf. Von Bäumen w^aren nur Dattel- palmen in der Nähe. Aus Algerien bereits bekannt. ^G^ 35. Apoiyestes siJectvum Esr. (Kat. Stgk.-Rbl. No. 2721). In den Steinbrüchen bei Ghezzan am 18. Juli ziemlich häufig in der Stammform in Löchern der Höhlen sitzend. 1 kleineres S aus der „Kirche" von Dernah vom 22. August gehört nach den ganz verloschen gezeichneten Vorderflügeln der var. (ab.) phantasma Ev. an. Die Hinterflügel entbehren auf der Unterseite des Mittelpunktes, den diese Form zeigen soll. 282 H. Rebel, Die Stammform war bereits aus Algerien bekannt, die mr. Phantasma ist bislier nur für West- und Zentral- Asien angegeben. 36. Apoiyestes cMtaplianes Hb. var, maura Stgk. (Kat. Stgk.-Rbl. No. 2721 e). 2 Stücke in Gliezzan bei Tripolis, am 13. Juli erbeutet, gehören dieser stark rötlich gefärbten algerischen Lokalform an. Geomctridae. 37. Aeklalia ochroleiicata Hs. (Kat. Stge.-Rbl. No. 3008). Nur 2 weibliche Stücke von Dernah, 20. August. Die Art ist auch aus Ägypten und Algier (Korb 1902) bekannt. 38. RJiodouietra sacraria L. (Kat. Stge.-Rbl. No. 3143). Während der ganzen Reise an allen Lokalitäten, vom 13. Juli bis 1 7. September beobachtet und in zahlreichen Exemplaren beiderlei Geschlechts gesammelt. Es befinden sich auch die ab. excaecaria Fuchs ^) mit fast zeichnungslos gelben Vorderflügeln und ab. ochraccaria Fuchs (1. c.) mit mehr ockergelben Vorderflügeln und bräunlichen Querstreifen einzeln darunter. Die Art ist überall in Nord-Afrika verbreitet. 39. Selidosenia anibustaria Hg. (Kat. Stge.-Rbl. No. 4007). Nur 1 S von Mimuna. östlich nahe Gharian am 20. September ei'beutet. Die Art ist auch aus Algier, nicht aber aus Ägj^pten bekannt. 40. Thamnoiionia seinicanaria Fee. (Kat. Stge.-Rbl. No. 4009) Nui' 1 frisches ? vom Dschebel T'kut vom 18. September. Die Art ist wie die vorige auch aus Algier, nicht aber aus Ägypten bekannt. 1) Fuchs, in: Soc. EntomoL, Vol. 18, p. 3. Lepidopteren aus Tripolis und Barka. 283 Arctiidae. 41. Dempeia pidchella L. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 4257). Nur in Dernali am Abend des 24. August in 3 frischen weib- lichen Stücken erbeutet. Die Art ist in ganz Afrika sehr liäufig-. Fsychidae. 42. Ainicta (/uffdranf/iilarls Chr. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 4452). Mehrere zu % Teilen erwachsene, so charakteristisch gebaute Säcke dieser Art wurden am 18. Juli bei Tadschura und 2 voll- gewachsene Säcke in Ain Zarah am 20. Juli gefunden. Die Haupen vertrockneten und ergaben keine Falter. Die Art ist auch aus Algier und Ägypten bekannt. 43. Amicta lutea Stgk. (Kat. Stge.-Rbl. No. 4456). 1 sehr großes, leider abgeflogenes S von fast 14 mm Vorder- flügellänge kam in Gharian am 19. September ans Licht geflogen. 2 große weibliche Säcke am Dschebel Teghrinna am gleichen Tage gefunden, gehören zweifellos derselben Art an. Die Art ist auch aus Algerien bekannt. ■ö' Pyralidac. 44. PJatytes jyaUideUus Drp. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 143). 1 frisches S dieser seltnen Art wurde bei Tripolis am 25. Juli erbeutet. Die Art war bisher nur aus Süd-Frankreich, Katalonien und Sicilien bekannt und bildet eine sehr interessante Bereicherung der nord-afrikanischen Fauna. 45. Ancyloloniia tripolitella fi. si^. (S). 2 S6 auf dem Djebel Gosseba (westlich vom Dorfe Sauja im Gharian-Gebirge) am 16. September 1906 erbeutet, stehen der von Algier (Bone) bekannt gemachten Aue. hipponella Rag. ') so nahe, 1) lu: Ann. Soc. entomol. France, 1888, p. 279, tab. 6, fig. 11 ^, 12 ?. 284 H. Rebel daß ich anfangs dachte, diese Art vor mir zu haben. Die Beschaffen- heit der männlichen Fühler, welclie bei hipponella wie bei contritella Z. nur stark kompreß und schwach g-ekerbt sind, ist jedoch eine ganz verschiedene, da dieselben lange, einreihige Kammzähne zeigen, welclie bis zur Geißelspitze reichen. Die im Vergleich zu contritella etwas schmälere Flügelform und dunklere Grundfarbe der mit breiterer, rein weißer Längsstreifen- zeichnung versehenen Vorderflügel hat tripoUteUa mit hipponella ge- meinsam. Die Hinterflügel führen knapp vor dem Saum (wie con- tritella und hipponella) einen dunklen Bogenstreifen , worauf der Flügelgrund heller weißlich wird. Die Palpen sind bei contritella stärker gekrümmt als bei tripoli- tella, bei beiden Arten aber gleich lang. In der Gruppe mit kammzähnigen männlichen Fühlern bleiben Änc. pectinatella Z. und anonjyrella Chret. viel kleiner. Letztere Art, ebenfalls aus Nord-Afrika (Algier) beschrieben, zeigt überdies einen viel heilem Grund der Vorderflügel, mit dunklem Längsstrahl aus der Wurzel durch die Mittelzelle und rein weiße ungezeichnete Hinterflügel. Die neue Art gehört trotz ihrer verschiedenen Fühlerbildung unbedingt in die cow/nY^Z/a-Gruppe. Exp. 26 mm (bei anargijrella nur 21 mm). 46. SchoenoMus niloticns Z. (Kat. Stge.-Rbl. No. 189). 1 d von Tripolis am 27. Juli und 1 $ in Bengasi am 28. August erbeutet, dürften dieser aus Ägypten beschriebenen, wenig gekannten Art angehören. Die Stücke sind geflogen. 47. Schoenohius aJpheralzii Stge. (Kat. Stge.-Rbl. No. 190). 1 ausnehmend dunkles ? von Bengasi am 8. September stimmt annähernd mit süd-russischen Arten. Auch diese Art ist ungenügend bekannt und bisher nur aus Süd- Rußland bis Turkestan angegeben. 48. Eniatheudes tunesiella Rag. (Kat. Stge.-Rbl. No. 221). 1 stark geflogenes S von Dernah, 20. August, gehört fast zweifellos dieser aus Tunis beschriebenen Art an. Lepidoptereu aus Tripolis und Barka. 285 49. Ephestia calideUa Gx. (Kat. Stge.-Rbl. No. 257). 1 gut erhaltenes ? von Tripolis, am 2. August erbeutet. Überall im Mediterrangebiet mit dem menschlichen Haushalt verschleppt. 50. JEphestia figulUelht Gregs. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 258). Eine Anzahl Stücke von Tripolis und Dernah in der Zeit vom 17. Juli bis 20. August erbeutet. ^^'ie die vorige verbreitet. 51. Satebrkf brephieUa Stük. (Kat. Stgk.-Rbl. No. 61H). Von Funduk Ergeat am 21. September 1 geflogenes ? dieser aus Algier bekannten Art. 52, Nephropteryx dh'iseUa Dup. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 667). 1 frisches $ in Tiipolis am 27. Juli erbeutet. Die Art ist iu ganz Afrika verbreitet. 53. Aglossa pinguinnlis L. var. asiatica Ersch. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 825b). 8 Stücke iu Tripolis zwischen dem 31. Juli und 5. August er- beutet, gehören dieser aus Nord- Afrika bereits bekannten Form an. 54. Pgralfs farinaJis L. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 836). In Tripolis zwischen 9. Juli und 12. August eine Anzahl unter- einander aberrierender Stücke erbeutet. Überall in Nord- Afrika verbreitet. 55. Glijx)hodes unionalis Hb. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 998). 1 frisches 'l in Bengasi am 2. September. Die Art ist überall in Afrika verbreitet. 56. NoniophiUi noctiiella Shiff. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 1839). In Dernah, 20. August und Funduk Ergeat, 21. September (Dschefaraebene nördlich vom Gharinan-Gebirge). Die Art ist kosmopolitisch in ihrer Verbreitung. 286 H. Rebel, 57. Mecyna polf/f/onalis Hb. var, gilvata F. (Kat. Stge.-Rbl. No. 1073a). 3 Stücke von Tadschura am 17. Juli erbeutet. Auch die Raupe wurde ebenda an einem hohen, besenginsterartigen Strauch zu Mittags an den blattlosen Zweig-en sitzend gefunden. Überall in Nord- Afrika verbreitet, 58. Pj/raustn nubilalls Hb. (Kat. Stgr.-Rbl, No. 1218). 1 geflogenes v' dieses Kulturschädlings wurde in Dernah am 18. August erbeutet. Trotz ihrer bis Japan reichenden Verbreitung wurde die Art bisher aus Nord- Afrika noch nicht angeführt. *o' 59. NoctueUa floralis Hb. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 1291). Eine Anzahl Stücke von Dernah (auf F'eldern häufig) und Bengasi, 19. August bis 7. September erbeutet, gehören dieser in Nord-Afrika verbreiteten Art an. Pterophoridae. 60. Affdistis ? spJiinx Wlsghm. ^) 1 stark geflogenes S von Sejanah ca. 12 km nördlich von Bengasi am 4. September erbeutet, geholt wahrscheinlicli dieser kürzlich aus Algier (Constantine-Biskra) beschriebenen Art an. Tortricidae. 61. Crocidosenia plehejana Z. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 1968). 1 geflogenes $ in Bengasi am 6. September erbeutet. Die Art ist auffallenderweise noch nicht aus Nord- Afrika an- geführt. 1) In: Entomol. Rec, Vol. 19, p. 54 (1907). Lepidopteren aus Tripolis und Barka. 287 Gelecliiidae. 62. Bnjotropha ? hnj^erltella 8tge. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 2516). 1 ölig gewordenes Stück aus Ghariaii, 16. September, dürfte dieser aus Andalusien und Süd- Frankreich bekannt gewordenen Art angehören. 63. LiUr (leserteUa Rbl. (Kat. Stgr.-Rbl. No. 2656). Einige Stücke von Tripolis, 17. Juli, dürfte hierher gehören. Aus Algier beschrieben. Tinaegeriidae. 64. ErettHocera inicroharh(transen sind am Ende weißlich. Die Unterseite sämt- licher Flügel ist Aveißlich, die Vorderflügel mit stärkerer bräunlicher Bestäubung. Vorderflügel 11. Exp. 21 mm. Die Tj^pen befinden sich im k. k. Naturhistorischen Hofmuseum in Wien. 66. ThieoJit tripolttella n. sp. (^). 1 einzelnes S einer Tineola-Art von Tripolis, am 21. Juli er- beutet, gehört einer neuen Art an, die der Tinea liguriella Mill.^) ziemlich ähnlich erscheint. Die rauhen Kopfhaare sind weißlich , gleiche Färbung zeigen die Labialpalpen, die an ihrer Außenseite einige gröbere schwarze Borsten führen. Die (gebrochenen) Fühler sind hell bräunlich. Ebenso gefärbt sind Brust und Beine. Der Thorax ist wie die Grundfarbe der Vorderflügel gelblich sandfarben, der schlanke Hinter- leib oberseits grau, unterseits hellbräunlich. Die sehr gestreckten schmalen Vorderflügel sind gelblich sand- 1) Vielleicht ist diese mir in natura unbekannte Art auch in die durch den Mangel der Alaxillarpalpen ausgezeichnete Gattung Tiueola zu stellen. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 19 290 H. Rebel, Lepidoptereu aus Tripolis und ßarka. färben mit einzelnen grobem, braunen Schuppen bestreut, die sich an nachstehenden Flügelstellen punktartig verdichten: am Yorder- rand nahe der Basis, ferner am Vorderrand bei ^3 und % seiner Länge und am Innenrand schräg außerhalb des mittlem Vorderrand- punktes. Auch in der äußersten Flügelspitze liegen einige dunkler bräunliche Schuppen. Die Fransen sind hell gelblich. Die schmalen lanzettlichen Hinterflügel sind tiefschwarzgrau mit heller grauen Fransen. Die Unterseite aller Flügel glänzend violett schwärzlich. Vorderflügellänge 4 mm. Von Tinea liguridla — abgesehen von dem vielleicht generischen Unterschied — sogleich durch geringere Größe, schwärzliche Hinter- flügel und anders gestellte Punkte der Vorderflügel zu unterscheiden. Nachdnick verboten. Ubersetzungsrecht vorbehalten. Mollusken aus Tripolis und Barka. Gesammelt von Dr. Bkuno Klaptocz. Bearbeitet von Dr. R. Sturauy (k. k. naturhist. Hofnmseuiii in Wien). Mit Tafel 10 11. Bei der Aufzählung der von Dr. Bruno Klaptocz in Tripolis und der Cyrenaika gesammelten Land- und Süßwassermollusken habe ich mich im großen und ganzen an das System gehalten, das Dr. W. KoBELT im 11. (Eegister-)Band der Iconographie Rossmässler's (Wiesbaden 1904) aufgestellt hat; nur bei der Sippschaft der Xero- philinen {Helicella Pilsbey) bin ich davon abgewichen und habe ich Pilsbry's Einteilung im Manual of Conchology (Vol. 9, 1894) an- genommen. Die Abkürzungen der Zitate sind hoffentlich jedem Fachmanne verständlich; ich habe davon abgesehen, jedesmal die Original- beschreibung zu zitieren, und liabe es vorgezogen, auf bewährte und allgemein benutzte Bücher hinzuweisen, in denen die Literatur erschöpfend angegeben ist. Eine Übersicht über das, was nun über Tripolis einerseits und Barka andrerseits bekannt ist und was sicli dank der Bemühungen von Dr. Klaptocz über einzelne Faunenelemente hinsichtlich ihrer geographischen Verbreitung sagen läßt, folgt auf die systematische Aufzählung. Es erübrigt mir an dieser Stelle nur noch die angenehme Pflicht, Herrn Hans Fleischmann (Wien) für die Liebenswürdigkeit und Bereitwilligkeit zu danken, mit der er die zeitraubende Ausführung der Photographien übernommen hat. 19* 292 R Stürany. Systematische Aiifzäliluiig. Fam. Vitrinidae. 1. Vitrhiu tr ipoUtana n. sp. (Taf. 11, Fig. 5a-d.) Fundort: Dschebel T'kut im Gharian-Gebirge. Das ziemlich gedrückte Gehäuse ist stichfürmig genabelt (der Nabelritz wird von der Spindel nicht völlig verdeckt), glänzend, glasartig, durchscheinend, hellgrün (im Jugendzustande) bis gelb- grün (im erwachsenen Zustande) und besteht aus 3^, rasch an- wachsenden Umgängen. Der Apex sitzt zitzenförmig auf dem übrigen Gewinde; die letzte Windung ist gewölbt und nur ganz schwach an der Peripherie zusammengedrückt und weist gröbere Faltenstreifen nächst der Naht auf, während im übrigen nur ganz zarte Anwachsstreifen zu bemerken sind. Bei Jüngern Exemplaren ist eine hellere Nahtzone ausgebildet. Die scliiefstehende Mündung ist mondförmig gerundet; ihre Ränder sind einander wenig genähert. an der Basis ist ein schwacher Hautsaum gewöhnlich nur bei jungen Schalen wahrnehmbar, der Spindelrand ist kurz, gerundet und über den Nabel etwas zurückgebogen. Höhe der Schale größerer Durchmesser derselben kleinerer Durchmesser derselben absolute Höhe der Mündung Breite der Mündunsf 'O Junge Schale (3 Umg.) (Fig. 5a— b) Erwachsene Schale(3'/.,Umg.) (Fig. 5c— d) 3 mm 5.4 3 3,1 4,7 mm 8 6,7 4 4,6 Verfolgt man die Beschreibung von Yitrma Mourncuxi Bgt. (Malac. de l'Alg., Vol. 2. p. 303) im Detail, so kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, daß zwischen jener Art und V. tripoli- tana n. sp. eine nähere Verwandtschaft bestehe, ^^^ährend aber jene Form aus Algerien nur 5 mm breit wird, erreicht die hier be- schriebene Vitrina bei derselben Zahl der Umgänge (3^2) einen Durchmessei' von 8 mm; solche Schalen scheinen sich jedoch selten im unverletzten , fiischen Zustande zu finden, während die lebhaft grün gefärbten jungen Schalen häufiger vorkommen. Mollusken aus Tripolis und Barka. 293 2. HyaUna aequaUi Mss. Kübelt, Iconogr., Vol. 6, fig. 1581 — 1583. Westerlund, Binnenconch., Vol. 1, p. 65. Fundort: Dernah. Icli darf wohl annehmen, daß die vorliegenden 2 jungen Ge- häuse, welche 4 Umgänge besitzen, flach, gekielt, ca. 6 mm breit und 2^ o mm hoch sind, zu dieser über Griechenland, Konstantinopel, SjTien und die Inseln des Archipels verbreiteten Art gehöien. Fam. Hclicidae. 3. HeUcoiJonta {CaracoUina) lentlciila Feb. ROSSMÄSSLER, Iconogr., fig. 452 (Hrlix). "Westerlund, Binnenconch., Vol. 2, p. 22 {Gonostunia). V. Martens, in: SB. Ges. naturf. Fr. Berlin, 1890, p. 132. Fundorte: Gharian und ]\Iimuna im Gharian-Gebirge (je 1 Exemplar). Diese Schnecke hat eine weite Verbreitung, sie kommt in Spanien. Süd-Frankreich, Sicilien, Griechenland, SjTien, Palästina, Äg3'pten, Algier und Marokko vor. Zuletzt führte sie v. Martens (1. c.) auch von der Küste zwischen Missrata und der Stadt Tripolis an. 4. Fruticicola lanuf/inosa Boissy. KOSSMÄSSLER, Iconogr., fig. 574 {Hdij). BouRGülGNAT, Malac. de l'Alg., Vol. 1, 1864, p. 152, tab. 17, fig. 1—7. Westerlund, Binnenconch., Vol. 2, p. 65. Fundorte: Dschebel Gosseba, Dschebel T'kut und Dschebel Tegrinna im Gharian -Gebiige. Auch von dieser Art liegen (wie von No. 2) nur junge Schalen vor und bleibt die Bestimmung immerhin noch etwas zweifelhaft. Im übrigen ist Fr. lanuginosa in Algerien, Tunesien, Spanien und auf den Balearen zu Hause. 5. Helix {Cryptomphalus) aspersa Müll. ROSSMÄSSLER-KOBELT, Iconogr., fig. 3, 294 und N. F., Vol. 3, fig. 348 bis 365. V. Martens, Conch. Mitt., Vol. 2, p. 188. Westerlund, Binnenconch., Vol. 2, p. 450. KoBELT, in: Conch. Gab., Vol. 1, 12 f., p. 96 und Abb. 294 R- Stukany, Fundorte: Ghariaii und Dernah. In der Cyrenaika ist diese weitverbreitete, auch über die ]\rittel- meerländer hinausreichende Schnecke schon vom Botaniker Ruhmer g:efunden worden (v. Martens, 1. c). 6. Helix {Poinatici) niiciifa Pake, RossMÄSSLER, Iconogr., fig. 577 — 578. Westerlund, Binnenconch.. Vol. 2, p. 459. KOBELT, in: Conch. Gab., Vol. 1, 12 f., p. 118, tab. 325, fig. 9—12. Fundorte: ßengasi und Dernah. V. Marxens hat die vom Botaniker Ruhmer in der Cj'renaika bei Beng-asi gesammelten Exemplare als Fomatia melanostoma Drap. bestimmt und publiziert (Conchol. Mitt., Vol. 2. p. 188). Waren jene Schalen so gebändert wie die vorliegenden, von Dr. Klaptocz ge- sammelten, so ist jetzt allerdings die Bestimmung zu rektifizieren, dennKoBELT unterscheidet in derPowzafm-Monographie(in: Conch. Gab.) ausdrücklich zwischen der gebänderten P. nucula (Verbreitung: Agj^pten und P'ruclitebenen am hintern Mittelmeer) und der un- gebänderten P. melanostoma Drap, der westlichen Hälfte Nord- Afrikas. Ein gebleichtes und schadhaftes subfossiles Exemplar, welches Herr Dr. Klaptocz bei Tripolis gefunden hat, ist vielleicht mit Helix {Helicofjena) grothei Kobelt zu identifizieren, welche vor kurzem (in: Conch. Gab., Vol. 1, 12 f., p. 201, tab. 349, fig. 7, 8) aus dem ,,Innern der Regentschaft Tripolis" bekannt geworden ist. 7. Levantina ^) gyrostotna Fer, (Taf, 10, Fig. la— h.) v. Martens, Gonch. Mitt., Vol. 1, p, 22, tab. 5, fig. 8—10 {Helix). Kobelt, Iconogz-., N. F., Vol. 1, fig. 61. Fundorte: Am Hauptweg Tripolis-Gharian, wo er über den Nordabfall des Gebirges führt, ferner Gharian, Mimuna, Dschebel Gosseba und Dschebel Tegrinna im Gharian-Gebirge. Es liegen mir eine Reihe von Exemplaren vor, die, in der Form, Bänderung und Kielanlage wechselnd, doch zusammengehören und 1) Herr P. Hesse hat die Zugehörigkeit dieser und der folgenden Art zu den Levantinen anatomisch nachgewiesen. Mollusken aus Tripolis und Barka. 295 /u H. (Ibcrus?) qiiedenfeldti v. Marts. (in: SB. Ges. naturf. Fr. Berlin. 1890, p. 79—80; Kobelt, Iconogr., N. F., Vol. 5, % 881— 882) hin- iiberleiten. Die meisten nämlich lassen die 5 Bänder erkennen, welche V. Marxens und Kobei/p (1. c.) für die letztere besonders liervorheben, die wenigsten aber zeigen auf der Schlußwindung eine stärkere Kielanlage; gewöhnlich finden sich an den von Dr. Klaptocz besuchten Lokalitäten nur kugelige Schalen, und die Exemplare mit gekielter Schlußwindung sind offenbar nur Ausnahmen (Abweichungen) innerhalb der Art. Es dürfte für eine spätere Lösung der Frage, ob (jiirostoma und quedenfeldii zusammengehören oder nicht, von Wichtigkeit sein, Messungen von einzelnen Exemplaren nebst An- gaben über ihre P^orm einzufügen. Expl. von üharian Expl. von Expl. von mm und Miinuna DschebelGosseba Dschebel Teg-ri a b c d e f g Höhe der Schale 11 12,1 13 14,5 12,4 12,2 11 größerer Durchmesser 17 16,6 17,8 20 18 17.2 15,3 kleinerer Durchmesser 14 14.3 15.4 17,5 15 14,5 13,6 abs. Mündungshöhe 8.3 8.3 9 10,5 9,2 8,4 7.3 Mündungsbreite (inkl. Spindel ran d) 10.5 11 11 13 11,2 10 9 Fig. le— h Fig. la— d Die Exemplare a und g lassen auf dem letzten Umgange einen Kiel erkennen, und zwar ist er links über der Mündung, aus der Naht hervortretend, deutlich ausgebildet, um alsbald wieder zu ver- schwinden. Die 5 Bänder sind besonders schön an den Exemplaren c d und f zu sehen, die Schalen b und e sind ungebändert und ent- sprechen vielleicht am ehesten dem Tj'pus von gyrostoma. 8. Levantina leachii Fer. (Taf. 10, Fig. 2a— b.) V. Maetens, Conch. Mitt., Vol. 1, p. 23, tab. 5, fig. 11 — 13. KoBELT, Iconogr., Vol. 7, fig. 1977 {Helix) und N. F., Vol. 11 (ßeg.- Bd.), p. 196 (Iberus). Fundorte: Zwischen Tripolis und Gharian (am Nordabhang des Gebirgsabfalles), ferner Dschebel T'kut im Gharian- Gebirge. 296 R- Stubany, Expl. von DschebelT'kut Höhe der Schale 10,"2 mm 11 mm 11,4 mm größerer Durchmesser derselben 19.4 18,5 19,3 kleinerer Durclimesser derselben 16,4 16,1 16,6 abs. Mündnngshöhe 9,1 8,2 9 Mündungsbreite 12 10,2 11,7 (Fig. 2a— b) Wie diese Messungsproben zeigen, hat Herr Dr. Klaptocz von dieser prächtigen Schnecke, welche bisher nur im Gebirge Tarhuna in Tripolis gefunden worden war, typische Stücke aus dem (rharian- Gebirge gebracht. Es sei nur in Ergänzung der Originalbeschreibung darauf aufmerksam gemacht, daß an der Naht der ersten Schalen- windung regelmäßig eine leichte rotbraune Schattierung wahrzu- nehmen ist. 9. Mti'parupha insatiu Müll. ROSSMÄ SSLER, Iconogr., fig. 539, 614. Westerlund, Binnenconch., Vol. 2, p. 156. V. Martens, Conch. Mitt., Vol. 2, p. 188. Fundorte: Umgebung von Tripolis (Ain Sarah und Tajura), Bengasi, Dernah. Verbreitung: Mittelmeerküsten. 10. Uelicella {Hellonianes) lineata Oliv. [Syn.: maritima Drap.]. BouRGUiGNAT, Make. d'Alg, Vol. 1, p. 218, tab. 24, fig. 22—31 {Hrlir). Westerlund, Binnenconch., Vol. 2, p. 170 {Xorophila). PiLSBRY, Man. of Conch. (2), Vol. 9, p. 249. Von dieser über „Algerien. Spanien, Frankreich und Sizilien" verbreiteten, variablen Art liegen aus der Ausbeute von Herrn Dr. Klaptocz 2 Lokalformen vor. denen ich besondere Namen zu geben genötigt bin. a) /. Uaptocsi n. (Taf. 11, Fig. 4a— c.) Fundort: Ain Sarah bei Tripolis. Mollusken aus Tripolis und Barka. 297 Fig. 4a Fig. 4b Fig. 4c Höhe der Scliale 9,3 mm 9 mm 7.3 mm Breite der Scliale 11,5 10.8 9,6 abs. Höhe der Mündung- 5,Ü 5,2 4,6 Breite der Mündung- 6.0 6 5,2 Anzahl der Umgänge «'. 6 5'/., Das Gehäuse ist mäßig festschalig, kegelförmig, durchgehend genabelt, der Nabel kaum überdacht von der Spindel. Der Apex besteht aus 1^2 Umgängen und ist viulettschwarz. glatt und glänzend. Die übrigen Umgänge sind kaum gewidbt, langsam und regelmäßig anwachsend, etwas glänzend, faltenstreifig, von weißer Grundfarbe und reicher Bänderung. Oben sind gewöhnlich 4 braune Bänder vorherrschend, von denen unregelmäßig bald das eine, bald das andere besser ausgebildet ist und durch alle Umgänge hindurchläutt; seltner sind sie alle in Flecken aufgelöst und durch Querstriemen miteinander verbunden. Auf der letzten Windung kommen hierzu noch die Bänder der Gehäusebasis, welche zahlreich vertreten sind und von denen mitunter mehrere zu breitern, dunklen Zonen sich vereinigen. Verwandte Formen sind in größerer Anzahl in Tunesien ge- funden und von Letourneux u. Bourguignat als Arten beschrieben worden. Leider existieren von denselben keine Abbildungen. b) f. gharianensis n. Fundort: Gharian und Mimuna im Gharian-Gebirge. Höhe der Schale 9 mm 9,5 mm 8,7 Breite der Schale 11,3 12 11,3 Höhe der Mündung- 5,2 5,5 5,3 Breite der Mündung 6 6,2 6 Das aus ca. 6 Umgängen bestehende Gehäuse ist keglig kuglig, durchgehend genabelt (der Nabel ist etwas weiter als bei f. JcIaptocM), mäßig festschalig. schwach glänzend ; der Apex ist dunkel rotbraun, glatt und glänzend, die übrigen ziemlich langsam und regelmäßig anwachsenden Windungen sind schwach gewölbt und von schmutzig- weißer Grundfarbe. Diese Grundfarbe ist in der obern Hälfte jeder Windung erhalten, in der untern aber von einer graubraun getonten Zone verdrängt, die mehreren verschmolzenen Bändern entsprechen mag. Unter der Peripherie des letzten Umganges verlaufen eine 298 R Sturany. Anzahl schmale Bänder, die nicht immer g-leichmäßig- ausge- bildet sind. 11. Helicella { Hello nunies) huslhniana Poll. KOBELT, Iconogr., N. F., Vol. 8, fig. 1429 \JIrIir {Xerophila)]. Fundorte: Umgebung von Tripolis (Endschilaj, Gharian. Dschebel Gosseba, Dschebel T'kut und Dschebel Tegrinna im Gharian-Gebii'ge. Die Exemplare, auf welche H. ImsUmiana g-egründet wurde, stammten von P3uslim, 25 km südwestlich der Stadt Tripolis; doch kommt die Art nach Kobelt (1. c.) auch im Tarhuna-Gebirge vor. Einzelne der von Herrn Dr. Klaptocz gefundenen Stücke übertreifen das von Kobelt abgebildete noch an Größe (Breite der Schale 22,6 und 24,6, Höhe derselben 17 und 16,5, Bi-eite der Mündung 12,4 und 12,5, Höhe derselben 12 und 12,4 mm bei einer Windungszahl von 6V.> Vij und erinnern ebenfalls lebhaft an H. cespifum Dkap.. sie stellen gewissermaßen eine relativ enggenabelte, abgerundet (kuglig) gewölbte Form dieser weitverbreiteten (insbesondere in ,.Süd-Frank- reich. Spanien, Algerien und Tunis" heimischen) Species vor. 12. Helicella {Helionianes) cretica Fer. /. barkaensis n. (Taf. 11, Fig. 8a— c.) Fundorte: Bengasi und Dernah. (Fig. 8a) (Fig. 8bj (Fig. 8c) Höhe der Schale 14,6 mm 12,5 mm 15 mm Breite der Schale 16,4 16,f 17,4 Höhe der Mündung 9 9 9 Breite der Mündung 8,7 8 9 Von der typischen H. cretica (Boueguignat, Malac. de l'Alg.. Vol. 1, p. 232, tab. 25, flg. 16—20; Kobelt. Iconogr., N. F., Vol. 1, flg. 144 — 146), welche über Tunesien. Algerien und den Griechischen Archipel verbreitet ist, unterscheidet sich diese besonders in Dernah häuflg gefundene Lokalform durch das hochgetürmte Gehäuse und 1) Das erste Exemplar stammt von Dsch. Gosseba, das zweite von Dsch. T'kut. Mollusken aus Tripolis und Barka. 299 dessen relativ eng-en Nabel. Die Schale besteht aus 6'/o — 7 Um- gäng-en. 13. HelireUa {Hefiomanes) ci/reitaicff Marts. V. Maktens, Conch. Mitt.. Vol. 2, p. 187. tab. 31, fig. 4 — 7. WesTERLUND, Binnencoiich., Vol. 2, p. 190. V. Martens, in: SB. Ges. naturf. Fr. Berlin, 1890, j). 132. PiLSBEY, Man. of Conch. (2), Vol. 9, p. 250. Fundorte: Tripolis und Umgebung- (Gherran), Bengasi und Der nah. Von dieser interessanten Schnecke, welche v. Martens sehr treffend mit H. candiota Mss. von der Insel Syra verglichen und nicht bloß für den Landstrich Barka, sondern au(di für das Kü.stengebiet „der großen Syrte zwischen Missrata und der Stadt 'J'ripolis selbst" als charakteristisch angegeben hat. liegt mir eine Anzahl vor, so daß ich in der Lage bin, ihr Schwanken im Ausmaße der Schale zu verzeichnen : Höhe der Schale größerer Durchmesser derselben kleinerer Durchmesser derselben Mündungshöhe Mündungsbreite (ohne Spindel ausschlag) 14. Helieelfa [Helionianes] davidkina Bgt. BouRGUiGNAT, MoU. nouv. litig., Vol. 1, p. 72, tab. 10, fig. 8—10. Westerlund, Binnenconch., Vol. 2, p. 203. v. Marxens, Conch. Mittt.. Vol. 2, p. 188. PiLSBEY, Man. of Conch. (2), Vol. 9, p. 250. Fundort: Bengasi (1 nicht ganz erwachsenes Exemplar). Das Vorkommen in der Cyrenaika ist bereits von Prof. v. Martens konstatiert worden; im übrigen ist die Art auch in Jerusalem zu Hause. 15. HeJicella [lacosUt] harneijana Anc. Westerlund, Binnenconch., Vol. 2, p. 313. PiLSURY, Man. of Conch. (2), Vol. 9, p. 259. Exemplare von Tripolis Beng asi Dernah 9 11 9'/, 71/0 mm 9Vo llVo 10 8^; i 8^/, IOV2 9 7^/2 6 7 6 5V2 4'A, 6V.. 0 4 300 ß- Stdbany, Fundort: Dernah. Die einzij2:e Schale, welche gefunden wurde, hat 5 durch Rippen - streifung- ausgezeichnete Umg-änge und einen Kiel an der Peripherie der Schlußwindung. Ihre Breite beträgt 7,8, ihre Höhe 5,1 mm, während die Mündung einen Durchmesser von 4 mm besitzt. Leider ist das Gehäuse gebleicht, so daß die Zugehörigkeit zu H. harueijana Ancey (= H. tlieodori Anc. olini, nee Phil.), welche in Berrouaghia in Algerien vorkommt und mir auch in einer Co-Type von dort vor- liegt, immerhin noch angezweifelt werden kann. Eine der nächst- verwandten Arten dürfte H. morini Bgt. aus Tunesien sein. 16. Helicella iOhelus) tnherciilosa Conk. BOURGUIGNAT, Moll. nouv. lit., Vol. 1, p. 60, tab. 9, fig. 5 — 7. V. Martens, Conch. Mitt., Vol. 2, p. 188. Westerlund, Binnenconch., Vol. 2, p. 352 {Xrrophila). KOBELT, Iconogr., Vol. 5, fig. 1465. PiLSBRY, Man. of Conch. (2), Vol. 9, p. 261. Fundort: ßengasi. Höhe der Schale größerer Durchmesser derselben kleinerer Durchmesser derselben absol. Höhe der Mündung- Breite der Mündung JiCKELi plädierte seinerzeit (Moll. Nordafr.. p. 93) für eine Ver- einigung dieser Art mit der ägyptischen H. phüamnia Bgt., Kobelt (1. c.) war dagegen. Hat Jickeli das richtige Gefühl gehabt, so haben wir es mit einer Form zu tun, die von Syrien über Ägypten bis in die Cyrenaika verbreitet ist; hat aber Kobelt recht, so fehlen uns noch sichere Beweise für das Vorkommen von H. tuberciilosa in Ägypten, die dann sicher nur für Syrien und Barka nachgewiesen ist und dieselbe merkwürdige, „unterbrochene-" Verbreitung hat wie Buliminus attenuatiis (No. 20), Leucochroa Jiierochuntina (No. 19) und HeliccUa davidiana (No. 14). 17. Helicella {Tfochula) pyrainidata Drap. Rossmässler, Iconogr., fig. 349. BouRGUiGNAT, Malac. d. Alg., Vol. 1, p. 260, tab. 30, fig. 26 — 33. "Westerhjnd, Binnenconch., Vol. 2, p. 358. Pilsbry, Man. of Conch. (2), Vol. 9, p. 263. 9.1 10 10.1 10.2 12,3 mm 12,7 11,3 12,6 12,5 13/3 11,5 10,7 12 12 13 5 5,3 5,5 5,6 6,1 6.4 6.1 6.4 6.6 7 Mollusken aus Tripolis und Barka. 301 Fundort: Dschebel Tegrinna im Gharian-Gebirge. Von dieser in den Mittelmeerländern weitverbreiteten Art liegen nur 2 nicht ganz erwachsene Schalen vor (die größere mißt 7 mm in der Breite und 4\/o mm in der Höhe), welche so schön und bunt gezeichnet sind wie beispielsweise die var. plafiensis. welche ich von der Prinzen-Insel Platia beschrieben habe (in: SB. Akad. Wiss. Wien, A'ol. 111, 1902, j). 130, m. Abb.), oder die var. flammulata von BouKGuiGNAT (Malac. d'Alg., Vol. 1, p. 262, tab. 30, fig. 32—34). 18. Helicella {Coehi Iceila) acuta Müll. Westerluxd, BinnencoDch., Vol. 2, p. 1-^66 {Xernphila). PlLSBRY, Man. of Conch. (2), Vol. 9, p. 2H4. Fundort: Ain Sarah, Umgebung von Tripolis (1 Expl.). Verbreitung: Nach v. ^Iartens (in: SB. Ges. naturf. Fr. Berlin. 1890. p. 131) „an der Küste der großen Sj'rte zwischen Missrata und der Stadt Tripoli selbst", im übrigen „an allen Mittel- meerküsten". 19. Leacochroa hierochuntbia Boiss. /'. cyrenaiea n. (Taf. 11. Fig. 7a— b.) Fundort: Dernah. Das kuglige. festschalige, fast glanzlose Gehäuse ist von rein weißer Farbe und hat einen völlig geschlossenen Nabel. Es besteht aus ö'/a Umgängen; die Anfangs Windungen sind glatt, die übrigen Umgänge durch dicht stehende Grübchen und eine von Höckern gekerbte Naht ausgezeichnet. Der letzte Umgang ist gerundet, an der Mündungswand ist nächst der Einlenkuiig des äußern Mündungs- randes eine Schwiele ausgebildet. Der Mündungsrand, oben etwas vorgezogen, zieht in schönem Halbkreis zur Basis, Von den 2 vorliegenden Exemplaren mißt das besser erhaltene (abgebildete) IS'/, mm in der Höhe und 17% i'esp. 14^/4 mm im Durchmesser; die absolute Höhe der Mündung beträgt 7-74, die Mündungsbreite 9 mm. Wenn ich diese Form zu der früher in den Kreis der L. candi- dissima Drap, gezogenen L. hierodmntina Boiss. (Westerlund, Binnen- conch.. Vol, 1, p, 84; Kobelt, Iconogr., Suppl., Vol, 1, p, 29 und N, F., Vol. 3, p, 29) stelle, so akzeptiere ich gleichzeitig den Vor- schlag Kobelt's, „die candidissima aus Palästina als eigene Art oder Unterart abzutrennen." 302 R- Stürany, Farn. Buliminidae. 20. Buliminiis (Mastus) attenuatiis Mss. (Taf. 10, Fig. 3a- c.) KoBELT, Iconogr., Vol. 5, fig, 1331—1334. KoBELT, in: Conch. Gab., Vol. 1, 13, 2, p. 435, tab. 75, fig. 1-3. [Syn. : B. ekrcnbergi var. Pfeiffer, Monogr. Helle, Vol. 4, p. 426. „ Bnlimns ohesaius Boueguignat (nee Fer.), Cat. Saülct, p. 39. „ B. episonivs Bgt., Amen., Vol. 2, p. 26, tab. 3, fig. 5 — 7.] Fundorte: Dernah und Bengasi. Verbreitung: Syrien. Palästina sowie auf Cypern. Dr. Klaptocz hat in Bengasi eine verhältnismäßig- kleine Schale gefunden, die aus 7'/.2 Umgäng-en besteht; sie ist 14 mm hoch und 6,2 mm breit und ihre Mündung mißt 5,7 : 4,5 mm. Sie hat einen dünnen Callus und keine Zahnbildung an der Mündungswand, wes- halb sie f. edentata n. (Taf 10, Fig. 3cj benannt sei. Von Dernah liegen 7 typische, d. h. insbesondere an die BouRGuiGNAT'sche Abbildung von B. episonms (1. c.) erinnernde Exemplare vor, von denen einige gemessen und photograpliiert wurden. (Fig. 3a) (Fig. 3b) Höhe der Schale 17,7 mm 17,3 mm 17 mm Breite der Scliale 8,4 7,6 7,6 Höhe der Mündung 7,5 7,1 6,4 Breite der Mündung 5,8 5,2 0 Am zitzenförmigen Apex fällt eine braune Färbung nächst der Naht auf; es ist dies der Beginn eines braunen Bandes, das von der beinweißen Farbe der Embryonalwindung absticht und bis In die 4. Windung verfolgt werden kann, wo dann ein allgemeiner brauner Farbenton einsetzt. Fam. CocMicopidae. 21. Ferussacia carnea Risso. Westerlund, Binnenconch., Vol. 3, p. 161. KoBELT, Iconogr., N. F., Vol. 7, fig. 1193—1197. Fundorte: Gharian und Mimuna, Dschebel T'kut und Dschebel Gosseba im Gharian-Gebirge (eine Anzahl). Müllusken aus Tripolis und Barka. 303 Verbreitung: „In der Provinz Constantine und im nördlichen Tunis, überall in Menge, verschleppt auf der Insel Pianosa und in der Ihngebung von Nizza" (Kobelt). Nach V. Härtens (in: SB. Ges. naturf. Fr. Berlin, 1890, p. IHl bis 132) kommt „an der Küste der großen Syrte zwischen Missrata und der Stadt Tripoli selbst"' neben H. cyrenaica, lentiaiJa, acuta, quedcnfeldti und leadii auch Cionella fraseri Bens, vor, die aber identisch mit F. carnea Kisso ist, ebenso wie eine Reihe von BouRGuiGNAT'schen Arten aus Tunesien einzuziehen sind (Kübelt, 1. c). Farn. Stenogijridae. 22. Hunilna decollata L. V. Martens, Conch. Mitt., Vol. 2, p. 188. Westeelünd, Binnenconch., Vol. 3, p. 144. PiLSBRY, Man. of Conch. (2. ser.), Vol. 17, p. 212 ff. Fundorte: Tripolis und Umgebung, Bengasi, Dernah. Es sei mir, um die gefundenen Exemplare bezüglich ihrer Zu- gehörigkeit zu eiuer der 3 von Pilsbry (1. c.) angenommenen Sub- species zu beleuchten, gestattet, die Maße der am besten erhaltenen Schalen mitzuteilen : Exemplar von Dernah Exemplare von Tripolis Totalhöhe 27,2 27,5 26,5 23 mm Totalbreite 9 8,3 8,5 8,5 Mündungshöhe 8,7 7,5 8 7 Mündungsbreite 5,5 5,3 5,3 5,3 Anzahl der erhalten ge- G^ bliebenen Umgänge 5 7 57-2 57^ Danach müßten wir die von Herrn Dr. Klaptocz gesammelten Stücke zur Subspecies gracilis Per. stellen, welche in „Griechenland, auf Kreta, Naxos, Rhodos, Cypern, in Smyrna und an der syrischen Küste'' vorkommt und von der Pilsbry unter anderm auch schreibt : „This small, cylindric, Eastern race is apparently separated from the typical decollata by an area without Rmnina along the western coast of the Adriatic. It is reported from several Algerian localities by Bourguignat '), but whether these Shells are another and parallel small race remains to be ascertained.'' 1) cf. Bourguignat, Malac. de TAlg., Vol. 2, tab. 1, fig. 16. 304 K. Stürany, Farn. Piipidae. 23. Granoi^^ipa granimi Drap. ROSSMÄSSLER, Iconogr., fig. H22 u. 730. Westerlund, Binnenconch., Vol. 3, p. 119. Fundort: Dschebel Te^rinna im Gharian-Gebirge. Von dieser in „Frankreich, Spanien. Portugal. Italien. Sicilien, der Schweiz, Dalmatien, Griechenland. Kaukasien, Sj'rien, Palästina und Algerien" verbreiteten Schnecke liegen einige wenige unverkenn- bare Exemplare vor. Fam. Clansilüdae. 24. CUmsilia kUiploci^i n. .sj). (Taf. 11. Fig. 6a— b.) Fundort: Dernah (1 sehr gut erhaltenes Exemplar). Das spindelförmige, in der Mitte etwas ausgebauchte Gehäuse hat einen geschlossenen Nabel, ist isabellfarbig und besteht aus 9^2 Umgängen. Die Anfangswindungen sind glatt und großblasig, die übrigen Umgänge wenig gewölbt und durch eine feine, elegante, ein seidenglänzendes Aussehen bewirkende Streifung ausgezeichnet. Die letzte Windung trägt links vom äußern Mundrande, der über- dies merkwürdig geschwungen ist, einen abgerundeten Kiel; da- zwischen liegt vertieft die gut 7-2 Dim breite Nabelpartie. Der Mund- saum hängt zwar schon zusammen, ist aber mit der vorletzten Windung noch verschmolzen (also nicht losgelöst!). Das Clausilium ist ganzrandig, abgerundet; die Spirallamelle ist von der Ober- lamelle getrennt und endigt vorn weit entfernt davon; einer vorn ziemlich kräftigen, säbelförmig geschwungenen Oberlamelle steht eine sozusagen normale, fast horizontal gestellte Unterlamelle gegen- über, am Interlamellare sind 2 Knötchen angedeutet. Von Sutural- falten ist die Prinzipalfalte zu erwähnen, nur ganz vorn sichtbar, von den Gaumenfalten ist eine lange, hinter der Mondfalte be- ginnende und vorn in eine ausgedehnte Schwiele verlaufende stark ausgebildet und eine zweite, tief innen schief gegen die erste ge- stellte nur angedeutet, die Mondfalte präsentiert sich als schwächerer Bogen. Die Spindel ist hoch, fast senkrecht gestellt, unten ab- Mollusken aus Tripolis und Barka. 305 gestutzt und wird vom Nackenkiel umwölbt ; eine eigentliche Spindel- falte kann ich nicht entdecken. Höhe der Schale 15,8 mm. Breite derselben 4 mm; Mündung 4,1 mm hoch und 3,1 mm breit. Im System ist die neue Clausilie schwer richtig unterzubringen. Sie hat die Mündungsform und Kielbildung von gewissen Agathyllen (sulcosal); unter den Cristatarien ist noch am ehesten bei laodicensis Bttg. eine Analogie der Nacken bildung zu finden; bei gewissen Albinarieu findet sich eine älmliche Skulptur und Färbung. Viel- leicht aber schließt sie sich noch am ehesten an die nord-afrikanischen ,.Delimen" an, von denen dann Gl. polygyra = perinnei die nächst- stehende wäre. Fam. Succineidae. 25. Suceinea pfelfferi Rossm. ROSSMÄSSLEE-KOBELT, Iconogr., %. 46, 2060 — 2063. Westerlünd, Binnenconch., Vol. 5, p. II. Fundort: Ain Sarah, Umgebung von Tripolis. Das vorliegende, etwas ausgebleichte Exemplar weist 3^2 Um- gänge auf; die ganze Schale ist 10,8 mm hoch und 5,3 mm breit, die Mündung mißt 7,2 : 4 mm. Die Art ist nach Westerlund (1. c.) über „Europa, Kaukasien, Sibirien. Armenien und Algerien" ver- breitet und überdies auch für Ägypten bekannt; ihr Vorkommen in Tripolis kann also nicht befremden. Fam. AuricuUdae. 26. Alexia niijosotis Drap. KoBELT, Iconogr., N. F., Vol. 8, fig. 1405. Fundort: Beugasi (2 Expl.). Verbreitung: „Am atlantischen Ocean an beiden Ufern, im vordem Mittelmeer und an Dalmatien" (Kobelt, 1. c). Fam. Limnaeidae. 27. Linnmed {TAmnophijsa) industris Ml'll. Westerlund, Binnenconch., Vol. 5, p. 45. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 20 306 R- Stürany, Fundorte; Ain Sarah imd Endschila, Umgebung* von Tripolis. Verbreitung: „Europa , Kaukasien , Armenien , Persien, Sibirien" CWstlü.). Farn. Phijsidae. :28. Phi/sa (Isidora) contorta ^hcii. JiCKELi, Moll. Nordafrika, p. 203. KoBELT, Iconogr., Vol. 7, fig. 1917—1920. Westerlunu, Binnenconcli., Vol. 5, p. 58. Fundort: Ain Sarali, Umgebung- von Tripolis (1 Expl.). Über die Verbreitung- dieser Art sagt Kobelt, 1. c. : „. , . be- sonders JiCKELi hat eine Menge sogenannter guter Arten unter Physa contorta vereinigt, wie es mir scheint, mit Recht. Dann würde diese Art durch das gesammte Afrika bis fast zum Capland verbreitet sein und sich ausserdem auch in sämmtlichen Küstenländern des Mittelmeeres finden; nur aus Griechenland fehlt sie noch." Fam. PJanorbidae. 29, JPlatioi'bis? ntticus Bgt. Westerlund, Binnenconch., Vol. 5, p. fi9. Fundort: Dernah. Es sind 2 anscheinend noch nicht völlig erwachsene Schalen, die ich mit dieser fraglichen Bestimmung hier zu erwähnen habe. Sie sind hellgelb, oben stark eingesenkt, unten wenig konkav; ihr letzter Umgang ist gegen die Unterseite leicht gewinkelt. Aus 4 Windungen bestehend, messen sie 5,2 resp. 4,6 mm in der Breite und 1.7 resp. 1,6 mm in der Höhe, während der Durchmesser der Mündung sich mit 2,4 mm beziftert. Außer dem PI atticus, dessen Verbreitung über Griechenland geht, wären bei der endgültigen Bestimmung der vorliegenden Stücke noch PL numidicus Bgt. (Verbreitung: Algier, Sicilien, Sardinien, Elba) und die syrisch-kleinasiatischen Formen (beispielsweise iiisci- narmn, hebraicus, antiochianus) in Betracht zu ziehen. Ich hatte aber davon leider kein typisch bestimmtes Vergleichsmaterial zur Hand und war auch nicht imstande, nach den Literaturangaben eine klare Vorstellung über sie zu gewinnen. Wenn ich übrigens auf dem Mollusken aus Tripulis und Barka. 307 recliten Wege bin, gehören auch Exemphire, die ich aus Smyrna besitze, zum PL attkus Bgt. Farn. Faluclimdae. 30. PseudiunHlcoJd pijcHOcheilia Bgt. BOURGUIGNAT, Malacol. Alg., Vol. 2, 1864, p. 241, tab. 14, flg. 46—48. WesterlunI), Binnenconch., Vol. (i, p. 80. Fundort: Gharian und ^limuua im Gharian-Gebirge. Sonstige Verbreitung": Algerien, Tunesien. Es sind nur einige wenige junge Schälchen gefunden worden; das größte derselben ist etwas verwittert und mißt 3 mm in der Höhe, 2,3 mm in der Breite; die .Mündung ist 1.5 mm hoch und 1.2 mm breit. Der Genauigkeit halber erwälnie ich noch — bevor ich das systematische Verzeichnis schließe — , daß Herr Dr. Klaptocz auch 2 IIijdrohia-Fovmen aus Bengasi mitgebracht hat; dieselben sind jedoch nicht gut genug erhalten, um eine Bestimmung oder Be- schi-eibung- zuzulassen, können also bei den folgenden Betrach- tungen der Fauna nicht berücksichtigt werden. Ebenso sind die paar Xerophilinen, welche auf Malta gefunden wurden [Euparypha pisana Müll, und Cochlicella acuta Müll.), und die Proben mariner Arten ') ohne Belang. Wir wenden uns nun zur Betrachtung der beiden Faunendistrikte Tripolis und Barka und wollen jeden für sich besprechen. a) Fauna von Tripolis. Bis jetzt sind nur wenige Arten (11) aus Tripolis bekannt ge- worden: V. Martens hat seinerzeit die Funde von Barry und 1) Das Verzeichnis dieser marinen Schnecken und Muscheln lautet: Pollia (Porhignyi Payr, Tripolis ; Mitra bdcscens Lk. [= Cornea], Bengasi ; Colnrnbella rnstica h., Bengasi; Xeverita jo.'icphima Rmso, Bengasi; Conus mediterrannts Brug., Bengasi und Dernah ; Cj/praea lurida L., Tripolis; Cerlthitmi intermexlinm Phil., Bengasi; Cerdliium. renomlurn Monter. [= jjidcJieUum Ph.], Bengasi; PircneUa conica Bl., Bengasi; Cardium edide L., Tajura bei Tripolis; Cardiitm Imnarcki RvE., Bengasi; Loripes ladeiis L., Bengasi; die beiden letztgenannten Arten bewohnen auch die salzigen Binnenwasser in der Umgebung von Bengasi. 20* 308 R. Sturany. ^- *• ^ -Ä- Vr ^ "K- CO i\i "■ o ^ cc ^1 oi :^' 4- O — X --1 * * cn *• cc 2^ L^ ri 5" -" B CS 1 •5 ^ a £ 1 a 1;? ^ rw. ' »*. ^" a N 2. X ^ •-> t" td Hl CA CD c a f ga C "■— ^ t^ 1— C: > ^ f ." Co CO a £"a a a CO ^ P- t- r ^-2 ^ ~. f^ CO ^ t^ hr*. -> -V '^ O r^ H- „.^ .w ^ ■ 53 H ? -— V, *^. t:^ D Ö ■^*- s 5 r^ <:-^ O r^ a ^ a s: ^ 5- a 3ä a >, o ~ a a 2^ o . — o a S>2 scrq ^ , S aq a 03 OC cro o W - r _ H-. i, 5^' 00 ö > r O. Q ,— er r -• ^ - P CD 1- p H — •- ^. cc CfO ^ '^'^ CÜ P ?^ 3 2.0 o 2 g.=--i L O ^ P |— I CK p 2 i — ' "— - r3 > '^^ S I oS" '-* T ?3 fL . trj ^ c H =r Q g' " I-, Cr-^- P o-JO C> 2 <^ CT? (Tj P aq ts 'ao .^ — ^"^ ,_^ 1 ilS-lü^^ CD (jq CD C QO C^ p CD crq CD er P CD CD H H o X - 2.«' p p >; g_ H 2^ ^ ^ cro' ?!■' K" S s — CD st ^ C' ro Ö <-■■ (i, ^ tB cD^ cr^ 2t§[L2-^'^ 2-2- 2' 5 5:# =-P 5 5 5 2" 5 = C ff |-D 5-; ^ ■ ' ^ * -^ Cd p p CD ^. CD CD CD CO cd' 13 CD CD E Q CD « CS- CD CD (D gl U- P p: p: f> s >-• 2 P <^ <^ N c/.' ■^ h-:- 3 ^ "^ P S^' j2 CD V; 2 k" -^ 2' ""' 2 . -i" CD CD CD CD CD p: p: P ^_'i CD n 2 H-- Vi r2^ CT) ^ OJ ^ cc ^ = 'D 5 r/i- B CD 12. "hj P CD CD .r- (JO CD cd" P ffi. S CD B B CD CD CD CD p: B = CD J- B CD ~^_j. B £■ =* S CD p H^ CD psT -"' ET 'S c;" P P 5. w p >^ CO B CD _i Ci CD CD H- "=■ 2=S f^ ■ «^ CD 2 CD CD Mollusken aus Tripolis und Barka. 809 QuEDENFELDT publiziert (in: SB. Ges. naturf. Fr. Berlin, 1890), KoBELT kürzlich im Conch. Gab. (Monographie d. Po)Ha^?a-Gruppe) einige ihm von Herrn Di-. Grütiie mitgeteilte Formen beschrieben. Herr Dr. Klaptocz hat nun, wie sich aus der nebenstehenden Tabelle (S. 308) ergibt, 12 Species gefunden, die für die Tripolis-Landschaft neu sind, und überdies auch die meisten der andern 11 mitgebracht. Die Arten 2, 3, 4, 11, 12, 15, 16, 18, 19, 20, 21, 22 sind so weit verbreitet in den Mittelmeerländern, daß ihre Anwesenheit in Tripolis ohne Bedeutung ist; aus dem Osten eingeschleppt dürften die Species 5 und 7 sein {Helico— ^ J"^ C IT CC --J P ; p' 4- Oi txS H- c cd' ^ ^ •^ ;?-^a 'a'^'S-2 S^ -* ;: CO - , N > td p c o ^^ ^ :^ S ~ g" H ■ k3S <=- .^ ^-. f^ '^ ^ ^ Äj o CD o a 3^ >. S »■ <>> o 5 CO f3 ■ DO J^ CD ■ Ci ■ O >" ^^ od'-S ^ 00 =< ^ CA c= a 1^ ■^C cc ^] 3; Ol 4- Oi IM. — ►5 S^ a a ü:! ^S &s^ "'s. a Ü -5 - |- gs- ai »-^ I a ^s £ 1" ^ ri a rs is I> t; a £ S> =E ■ ^i > Ö: Q CD er .^ -^ a Ä >'«,^ f^ c^ ^ Cc' ^ te o ■ **•. ►t Co J ,^ » 05 ■ e: u_^ p f: 5^^ CÖCtö cd td o to 'W txi tatd td V. :tdtctd _ ^_w s^ 2 *^ o! er CP O) ft> ^^ et) rD o 2 00 2 • . , cc CD CD 'jq CfQ 2 CD OJ cc CEE aq Jo cro (5" 'i' S (JO ■y. ~ er - ? P P P 1— '• S' — ' :/: p ""." — ' lC_ . ^ p p |,P W p g? «?^ ^ 'S Si» s 2 p :'^ BS ~ ' ■^^'^^ ' ■* ■^ ^ -' ' — -• ' ,L^ -— i-' ^ w r r ? ö CD ?1 ö CD 2 • V -■ "^ -- ~ ^ N^ ^ C i^ o^ G cr ö P p^ 5 W 2 W CD Pn f'N ^ t!"* £- r P tr t^ — — ^ -^ -^ ri. S CD ?;" p: ' p: ^. p: 2.- S 1 cc cc H -^ ri >- 1 fD cd" '5'h3 tla elm Kle eer C i~i p p_ PT P ^■^ ^^* CD P ^ v: P- S CD ^+ O-' <-^ Ci- ^ * o — n ^2"ö5 P != e P o CD t? -g er — p: t» ■" ^^ C5 CD S '-3 >** Cß i-i «. rt CD tr s p CD CD ~ 2 CD '^ :^ r* ^' •-s r-^ ^^ CD ' 1*- B ■— K CD w> CD p p: «1 a a. CD Mollusken ans Tripolis und Barka. 311 zuseheu. nachdem wir gesehen haben, daß No. 10 (Hdieclki ajrenaica) doch auch im angTenzenden Trii)()lis vorkommt. Es erübrigt noch eine kleine Grnppe von Schnecken (11, 13, 14. 15), die eine so eigen- tümliciie Verbreitung haben, daß es sich wohl lohnt, dies besonders zu betonen. Diese 4 Schnecken — Helkella davidiana Bgt., Helkella tuhcrculosa Cone., Leucochroa hieroclmniina Boiss., Bidimimis attenuatus Mss. — sind einerseits in der Cj'renaica, andrerseits in Palästina und Syrien zu finden, während sie in Ägyi)ten fehlen oder höchstens durch vikariierende Arten vertreten werden. (Dies ist vielleicht bei HcliceUa tuherculosa Coxn. der Fall, deren Pendant in Ägyi)ten H. phüamnia Bgt. vorstellt.) 312 R- Sturanj, Mollusken aus Tripolis und Barka. Erklärung der Abbild uugeu. Tafel 10. Fig. la — h. Leianiina gyrostoma Fee. (3 : 2). S. 294. Die beiden in la — d wiedergegebenen Schalen stammen von Dschebel Tegi'inna, die Figuren le — h beziehen sich auf 2 Stücke von Dschebel Gosseba. (Jede Schale ist von vorn und oben aufgenommen.) Fig. 2a— b. Lerantina leachü Fee. (3 : 2) von Dschebel T'kut. S. 295. Fig. 3a — c. Buliminus {Mastus) attenuatus Mss. (3 : 2). S. 302. Die Exemplare 3a und 3b stammen von Dernah, das kleine Stück 3c (/". edeniata Stue.) von Beugasi. Tafel 11. Fig. 4a — c. Helicella (Heliomanes) lineata Oliv. f. kiaptoczi Stür. von Ain Sarah bei Tripolis (3 : 2). S. 296. Fig. 5a — d. Vitrina tripolitana Stue. von Dschebel T'kut im Gharian- Gebirge (2 : 1). S. 292. Fig. 6a — b. Clausilia klapioczi Stue. von Dernah (2 : 1). S. 304. Fig. 7a — b. Leucochroa hierochnntina Boiss. /'. cyrenaica Stue. von Dernah (3 : 2). S. 301. Fig. 8a — c. Helicella (Heliomanes) cretica Fee. /'. harkaensis Stue. von Dernah (3 : 2). S. 298. Xaclidruck verboten. XJberselzungsrechl vorbehallcv . Die systematische Stellung von Helix leachii Fee. und gyrostoma Fer. Von P. Hesse in Venedig. Unter den von Herrn Dr. Bruno Klaptocz im September 190G in Tripolitanien gesammelten Schnecken fand Herr Dr. Stürany einige Exemplare von Hd. leachii Fer. und gijrostoma Fer., die noch das eingetrocknete Tier enthielten. Es gelang ihm, die Tiere auf- zuweichen, und er sandte sie mir, in Alkohol konserviert, vor einigen Wochen zur anatomischen Untersuchung, über deren Ergebnis ich in den folgenden Blättern berichten will. Der Erhaltungszustand des mir voi'liegenden Materials war be- greiflicherweise kein idealer, gestattete aber bei Hei. leachii die Präparation dei- Mundteile und des für die Sj^stematik besonders wichtigen Geschlechtsapparats. Die beiden zur Verfügung stehenden Hei. gyrostoma waren durchaus jugendlich, die Genitalien daher nur in der ersten Anlage vorhanden. Helix leachii Fer. Es lagen mir 3 Exemplare vor, am Dschebel T"kut im Gharian- Gebirge gesammelt, 2 erwachsene von reichlich 4 und 1 junges von 314 I'- Hesse, kaum 8 Umgängen. Von den beiden erwachsenen mißt das größere Gehäuse: großer Durchmesser 19,5. kleiner Durchmesser 16. Höhe 10 mm. das kleinere bzw. 17,5, 14.5 und 9.5 mm. Das kleineie der beiden Geschlechtsreifen Tiere ist am besten erhalten, und auf dieses beziehen sich meine ^Maßangaben: die dem großem Exemplar entnommenen JMaße sind in Klamme]-n beigefügt. Wenn ich die Dimensionen der einzelnen Organe genau verzeichne, so bin ich mir i'echt wohl bewußt, daß diese Zahlen nur einen rela- tiven Wert haben, denn abgesehen von der individuellen Variation haben wir im vorliegenden Falle auch mit starken Schrumpfungen der Weichteile zu rechnen. Immerhin geben bestimmte Maße jeden- falls ein klareres Bild als die sehr dehnbaren Bezeichnungen: groß, klein, lang, kurz etc. Das Tier ist bräunlich-weiß, auf dem Rücken nur wenig dunkler als an den Seiten, der Mantel hell bräunlich-grau. Die schmutzigweiße, an den Rändern dunkler gefärbte Fußsohle ist in stark kontrahiertem Zustande 10 mm lang und 2,5 mm breit. Von den Nacken läppen hat der rechte, wie bei den meisten Heliceen, die Form eines nacli unten spitz zulaufenden Dreiecks von 3 mm Länge, bei 1 mm Breite am obern Ende. Der linke ist in 2 Stücke geteilt, die durch einen Zwischenraum von 1,2 mm voneinander ge- trennt sind. Das flach halbmondförmige obere Teilstück ist kaum 1 mm lang, das untere hat die Form eines schmalen Saumes von 2,5 mm Länge bei kaum 0,5 mm Breite. Die einander gegenüber- liegenden Enden der beiden Teilstücke haben keine gelösten Zipfel. Die kalkweiße Niere, deren vordere Spitze 8 — 10 mm vom Mantelrande entfernt ist, hat die bekannte keilförmige Gestalt; die beiden längern Schenkel messen 6,5 und 5 mm, die schräg ab- gestutzte Basis 3 mm. Der Ureter hat die Form einer olfeneu Rinne. Der odontognathe Kiefer ist halbmondförmig, mit abgerundeten Enden, dunkel hornbraun, mit parallelen Leisten besetzt, die beide Rändei' überragen. Das eine der beiden erwachsenen Tiere hat auf dem 2,16 mm breiten und in der Mitte 0,80 mm hohen Kiefer 5 Leisten, von denen die mittlere die kürzeste, die äußerste linke recht flach, die übrigen aber normal ausgebildet sind. Der andere Kiefer hat 6 ziemlich bi-eite, erhabene Leisten und ist etwas größer, nämlich 2,32 mm breit und 0,85 mm hoch. Das junge Tier liat einen viel heilem, durchscheinend bräunlich-gelben Kiefer, halbmond- Helix leachii Fkk. uikI oyrostoiua Ftit. 315 förmio- oebog'eii. mit ab.o-eschiägteii Kiideii ; er ist nur mit 2 ziemlich breiten Leisten besetzt, die beide Ränder ilberrag-en, und mißt in der Höhe 0.54 mm. Breite 1.20 mm. Die Rad nla variiert in dei- Länge von 4.85 bis 5,95 in der Breite von 2.1(3—3.50 mm; eines dei- untei'snchten Exemplare hat 187. das andere 202 Querreihen mit 44—1-44 bzw. 46 — 1-44 Zähnen. Die Zahnplatten sind in den Querreihen in einer nach vorn offenen, g-e- schwungenen Bog'enlinie angeordnet. Der ^iittelzahn ist gedrung-en, symmetrisch, mit einer Spitze, die den Rand dei' Basalplatte nicht oder nur eben erreicht. Die Seitenzähne sind von ähnlicher Form, aber etwas unsymmetrisch. Der Übergang- zu den Randzähnen be- ginnt beim 14. Zahn, bei dem zuei'st eine äußere Nebenspitze auf- tritt: am 15. beginnt die Ausrandung der Hauptspitze, und beim 16. ist diese gespalten. Weitere Spaltung-en finden nur ausnahms- weise statt; an den äußersten Randzähnen ist zuweilen, doch relativ selten, auch die Nebenspitze g^eteilt, so daß 4zackige Zähne ent- stehen, aber die meisten Randzähne haben nur 3 Zacken. Die Radula des jungen Tieres ist 3,25 mm lang, 1.35 mm breit und trägt 144 Querreihen mit 33 — 1 — 34 Zähnen. Der Übergang zu den Randzähnen findet beim 10. — 12. Zahne statt. Der Genitalapparat war bei dem giößern Tier so spröde und bröcklig, daß er nur in Stücken herauspräpariert werden konnte; beim kleinern Exemplar zeigte er sich dagegen befriedigend gut er- halten, doch fehlt der hintere Teil, der beim Herausziehen des Tieres aus dem Gehäuse abgerissen ist. Dieser Mangel fällt indes wenig ins Gewicht, da erfahrungsgemäß die charakteristischen Eigentüm- lichkeiten in der Regel nur im vordem Abschnitt des Genitaltractus in die Erscheinung treten, während Eiweiß- und Zwitterdrüse nur selten erwähnenswerte Besonderheiten aufweisen. Der weißliche Uterus ist stark gefältelt, halb durchscheinend, von gelatinöser Konsistenz; die Prostata zieht sich als schmales gelbliches Band an ihm entlang. Der Uterushals ist sehr kurz, nur 1 mm lang, von mäßiger Dicke, die 5 (4) mm lange Vagina nament- lich in ihrem vordem Teile erheblich stärker als jener. Am hintern Ende der Vagina zweigt sich der Blasenstiel ab, mit relativ dickem, nur 4 (3) mm langem Schaft, der sich in 2 dünnere Zweige spaltet, den 8 (9,5) mm langen Blasenkanal und das 10 (12) mm lange Divertikel. Der Blasenkanal führt zu der kugelrunden oder ovalen Samenblase von 2.5 (2 X 3) mm Durchmesser. Das Divertikel ist 316 P. Hesse, von gleicher Stärke wie der Kanal und nur weni«: länger als dieser. Ungefähr in der Mitte der Vagina ist der länglich ovale, 4,5 (4) mm lange Pfeilsack angeheftet, der an seiner Basis in auf- fallender ^\'eise knieförmig gebogen ist. Ob wir diese Biegung als eine Folge der starken Schrumpfung anzusehen haben, vermag ich nicht zu beurteilen, halte das aber für nicht unwahrscheinlich. Der Pfeilsack umschließt einen ungefähr H mm langen, anscheinend ganz geraden Liebespfeil, den ich nur von einem meiner beiden Exemplare in etwas defektem Zustande erhalten konnte; beim andern war er in eine Unzahl winziger Splitter zerfallen, vermutlich durch den von dem muskulösen Pfeilsack bei der Schrumpfung ausgeübten Druck zerquetscht. Er zeigt die Form, die man seit Ad. Schmidt als den new oraUs-Ty ims zu bezeichnen pflegt: kannelierte Krone, ziemlich schlanken Hals, 4 sj^mmetrisch angeordnete Längsleisten mit scharfen Schneiden. Die Leisten sind in der Mitte am breitesten, nach dem Halse und der Spitze zu verjüngen sie sich allmählich. Der Querschnitt hat die Form eines 4strahligen Sterns. Die an der Basis des Pfeilsackes sitzenden beiden Glandulae mucosae sind schAvach entwickelt; ein kurzer, 1—2 mm langer Stamm trägt 2 — 3 fadendünne Äste, deren Länge gleichfalls 2 mm nicht über- steigt. Der vordere Abschnitt der Vagina, zwischen dem Penis und der kurzen Genitalcloake. ist beträchtlich weiter als die hintere Hälfte. Am Penis ist der kurze, kräftige Retractor in der Mitte au- geheftet; der vordere und hintere Abschnitt sind genau gleichlang, je 4 mm. Das vordere Stück, der eigentliche Penis, ist ziemlich stark erweitert, spindelförmig; der hintere Teil, den Pilsbry als Epiphallus bezeichnet, ist viel dünner und rein zylindrisch. An seinem hintern Ende sendet er das dünne, 9 mm lange Vas deferens zur Prostata ab und trägt ein sehr eng korkzieherartig aufgewundenes Flagellum, dessen Länge 8 (6) mm, im ausgestreckten Zustande aber mehr als das Doppelte beträgt. Helix f/i/rostoiiia P'er. Es lagen mir 2 noch durchaus jugendliche Tiere vor, mit Gehäuse- fragmenten, die keine sichere Messung gestatten, aber in Farbe, Bänderu]ig und Form der obern Windungen eine auffallende Ähnlich- Helix leachii Fkk. und gyrostoraa Ficr. 317 keit mit Levantina hia-osolyma erkennen lassen. Sie sind im Gharian- Gebirge g-esammelt, das eine am Dschebel Teglirinna, das andere am Weo-e von Gliarian nach Tripoli. Das kleinere der beiden Tiere war sehr mangelhaft erhalten; die folg-ende Beschreibnn»- bezieht sich auf das g-rößere. Rücken graubraun, mit Andeutung- einei- Nackenleiste, die am vordem Ende durch hellere Färbung ausgezeichnet und dadurch leicht zu erkennen ist. Seiten und Schwanzende bräunlich- weiß; am Fußrande entlang zieht sich lingsuni eine schmale bräunliche Zone. Die weißliche Fußsohle mißt an dem stark kon- trahierten Tiere 8 mm in der Länge und 8 mm in der grüßten Breite. Von den Nackenlappen ist der rechte dreieckig. 2,2 mm lang. Vom linken ist das obere Teilstück klein, halbmondförmig. 1 mm lang; nach einem Zwischenraum von 2 mm folgt das untere Stück in Form eines schmalen, 2,7 mm langen Saumes. Die gegenüber- liegenden Enden der beiden Teilstücke sind nicht oder kaum gelöst. Am ^fantel zeigt sich vorn ein sehr schmaler gelbbrauner Saum: das Lungendach ist einfarbig bräunlich, die Mitteldarmdrüse (Leber) sehr dunkel braun und an den obern Windungen stai'k zu- sammengedrückt. Das läßt darauf schließen, daß das Gehäuse in der Jugend scharf gekielt sein muß. Der Kiefer des größern Tieres ist halbmondförmig, mit ab- gerundeten Enden, 0,75 mm hoch, 2 mm breit, ziemlich hell gelb- braun, mit 2 Leisten besetzt, die eine nur schwach angedeutete mittlere einschließen und den konkaven Rand gar nicht, den kon- vexen nur wenig überragen. Bei dem kleinern Exemplar ist er bei gleicher Höhe nur 1,85 mm breit, hat nicht gerundete, sondern schräg abgestutzte Enden und ist mit 8 regelmäßig ausgebildeten, nicht ganz parallelen, sondern etwas konvergierenden Leisten besetzt, die den konvexen Rand kaum, den konkaven aber deutlich über- ragen. Die Radula des kleinern Exemplars ist 5 mm lang. 1,9 mm breit, mit 154 Querreihen von 42 — 1—42 Zähnen; beim größern Stück sind die Maße 5,4 bzw. 2.1() mm. Die Zahl der Querreihen konnte ich nicht mit Sicherheit feststellen, da ein Stück der Zunge ab- gerissen und in Verlust geraten war; die einzelnen Querreihen sind mit 39 — 1—40 Zähnen besetzt. Die Form der Zahnplatten entspricht der schon von Hei. leachii beschriebenen, doch erreicht die Spitze 318 P- Hesse, g-ewühiilicli den Kand der Basalplatte; der Übergang in die Rand- zäline findet beim 14. — 16. Zahne statt. In der Nähe des Randes sind -Izackige Zähne nicht selten, da auch die Nebenspitze sich zu- weilen spaltet. Die Genitalien sind noch durcliaus jugendlich und unent- wickelt. Der Uterus erscheint als ein fadendünner Strang, der Pfeil- sack ist sehr winzig, die Glandulae mucosae felilen ganz. Die Art wurde aber vor Jahren an frischem Material von dem verstorbenen Apotheker Fritz Wiegmann in Jena untersucht, und dessen hand- schriftlicher Nachlaß, der mir vom Königl. Zool. Museum in Berlin anvertraut wurde, enthält eine eingehende Beschreibung des anato- mischen Befundes. Das WiEGMANx'sclie Manuskript nebst den dazu gehörigen Zeichnungen werde ich an anderer Stelle veröffentlichen; hier sei nur kurz erwähnt, daß sich aus dem Bau der Genitalien die nahe Verwandtschaft unserer Art mit IM. Jeachii zweifellos ergibt. Die anatomischen Unterschiede zwischen den beiden Arten sind sogar ziemlich unerheblich und verwischen sich vielleicht ganz, wenn reichlicheres und gut konserviertes Material untersucht werden kann. Nach den bis jetzt vorliegenden Befunden hat Hei. gijrostoma ein längeres Blasenstieldivertikel als Hei. Jeaclni und einen leicht gebogenen Pfeil während der von Hei. leaclm, den ich nicht ganz intakt erhalten konnte, gerade zu sein scheint. Ferner fehlt der Hei. (jjjrostoma die knieförmige Biegung an der Basis des Pfeilsackes, die ich bei Hei. leacMi beobachtete; es ist aber ziemlich wahrschein- lich, daß diese nur als eine Folge starker Schrumpfung anzusehen ist. Endlich macht der hintere Abschnitt des Penis bei Hei. gyro- stoiiia etwa ein Drittel, bei Hei. leachii die Hälfte der ganzen Länge aus. Die besonders ins Auge springenden charakteristischen Merk- male: das spiralig aufgewundene Flagellum, die kümmerlich ent- wickelten Glandulae mucosae, das dünne Blasenstieldivertikel. finden sich bei beiden Arten in gleicher Weise. Aus der Beschaffenheit des Geschlechtsapparats ergibt sich un- zweifelhaft die nalie Verwandtschaft der beiden tripolitanischen Arten mit den syrischen Levantinen, deren Anatomie ich in Ross- MÄssLEß-KüBELT's Icouographie der europäischen Land- und Süß- Helix leacliii Fkr. nud gyrostoma FiiR. 319 wasser-Mollnsken (Neue Folge), Vol. 14. p. 189 eingeliend besprochen habe. Die vorhin erwähnten, unsern beiden Arten gemeinsamen Merk- male sind gerade für die eigentlichen Levantinen charakteristisch; dazu kommt noch die große Ähnlichkeit in der Form des Pfeils und im Bau des Gehäuses. Die scharf gekielte, rippenstreitige Lev. leachii zeigt zwar einen etwas abweichenden Typus, aber Lev. gyro- stoma erinnert durch das eigentümlich dachförmige Gewinde mit dem an der Naht etwas vorstehenden Kiel und den bräunlich-gelben, teilweise in Flecken aufgelösten Bändern so auffallend an Lev. Iiiero- soljjma und caesareaua. daß ich mich verwundert frage, wie es m(iglicli ist, daß nicht schon von anderer Seite diese Verwandtschaft erkannt wurde. Nur in dem Umstände, daß die beiden afrikanischen Species in den Sammlungen noch immer zu den größten Seltenheiten ge- hören, kann ich eine Erklärung dafür finden. Das Auftreten dieser bisher nui- aus Vorderasien bekannten Gattung in Tripolitanien ist überraschend, da sie in dem relativ gut durchforschten Ägypten bisher noch nicht gefunden wurde. In bezug auf die Beschaftenheit des Genitalapparats und der Mundteile zeigen die wenigen bis jetzt anatomisch untersuchten Arten eine große Einförmigkeit, aber nach dem Bau des Gehäuses lassen sich ohne Zwang 3 auch geographisch scharf abgegrenzte Gruppen unterscheiden. a) Asiatische Arten. Großer Durchmesser gewöhnlich über 30, fast nie unter 25 mm. I. Die Gruppe der Leo. (jnttata Ol. [Assyriella m.). Gehäuse immer ungekielt, obere Umgänge gewölbt. Verbreitung: Cypern, östliches Kleinasien, Mesopotamien. Persien, nördlich bis über den Araxes und zum Südende des Kaspischen Meeres. IL Die Gruppe der Lev. hierosolyma Boiss. (T^evantina s. str.). Gehäuse in -der Jugend gekielt, obere Umgänge flach, dach- förmig, der Kiel oft ein wenig über die Naht vorstehend, aber am letzten Umgange verschwindend oder nur noch als stumpfe Kante angedeutet. Verbreitung: Rhodos, Kalymnos, Insel Standia bei Kreta(?). Syrien von Aleppo und Beirut bis zum Südende des Toten Meeres. 320 P- Hesse. Helix leachii Fek. und gj'rostoma Fts. b) Afrikanische Arten. Großer Durchmesser nicht über 20 mm. TU. Die Gruppe der Lev. gyrostoma Fer. {Gyrostoma m.). Ge- häuse in der Jugend gekielt, der Kiel gewöhnlich auch auf dem letzten Umgänge noch mehr oder weniger scharf vorhanden, oft bis zur Mündung. Verbreitung: Tripolitanien. Venedig, 15. September 1908. Lippeit A Co. (G Pätz'scbe Bia-bdr.), Naumburg a. S Nachdruck verboten, IJbersetztmgsrechl vorhehaltev . Die Tmtzstellimg des Abendpfauenauges (Smerinthus ooellata L.). Von Dr. med. et phil. Arnold Japha, 1. Assistent am Zoologischen Institut der Universität Tübingen. Mit Tafel 12. Eins der vortrefflichsten Beispiele von Trutz- oder Schreck- stellung" ist unter den einlieimisclien Insecten das Abendpfauenauge, Smainthus ocellata L. Trotzdem sicli dieses Tier nicht nur durch Größe und schöne Färbung und Zeichnung hervortut, sondern auch relativ häufig- ist, gibt es bisher doch noch nicht eine einzig-e richtige Darstellung des Verhaltens dieses Schmetterlings, wenigstens habe ich in der mir zugänglichen Literatur eine solche nicht finden können. Diese Lücke will ich mit den folgenden Zeilen ausfüllen. Eine Diskussion mit mehreren Schmetterlingssammlern, die jedes zweckmäßige Verhalten von Schmetterlingen mit Trutzfärbungen insbesondere auch von Smerinthus occlJata leugneten, veranlaßte mich bereits im Jahre 1905 zur Zucht einer großem Anzahl von Abend- pfauenaugen-Eaupen. Im folgenden Jahre konnte ich dann mit den geschlüpften Schmetterlingen meine Versuche ausführen und die Zeichnungen herstellen lassen; in diesem Jahre wiederholte ich meine Versuche wieder mit einer Anzahl von Abendpfauenaugen. Bevor ich jetzt das Verhalten der Schmetterlinge beschreibe, will ich noch kurz auf die mir zugängliche Literatur eingehen ^), die sich hierauf bezieht. 1) Die entomologische Literatur ist ja leider sehr zerstreut und teil- weise recht schwer zugänglich, dabei außerordentlich reichhaltig, so daß ich wahrscheinlich noch manches übersehen habe. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 21 322 Arnold Japhä, RösEL ist wohl der erste, der in seinen bekannten Insecten- belustigungen eine Beschreibnng- und Abbildung des Abendpfauen- auges gibt. Seine Tafel enthält außer Raupe, Puppe und Schmetter- ling mit ausgespannten Flügeln noch eine Abbildung eines Schmetter- lings in sitzender oder vielmehr kriechender Stellung. Letztere ist total falsch, denn niemals kann man ein Abendpfauenauge, wie hier dargestellt, mit dachförmig zusammengelegten Flügeln sehen. Bei der außerordentlichen Naturtreue der meisten RösEL'schen Ab- bildungen ist dieser Fehler um so sonderbarer und wohl nui- dadurch zu erklären, daß dem Autor eine lebende Vorlage gefehlt hat. In einer umfangreichen russischen Arbeit aus den Jahren 1891—1893 macht J. PoETscHiKSKY unter dem Titel „Lepidopterorum Rossiae Biologia" ausführliche Angaben über Schreck- und Schutzfarben bei verschiedenen Schmetterlingen und ihren Raupen, insbesondere auch über die Bedeutung der Augenflecke, und kommt dabei auch auf das Abendpfauenauge zu sprechen. ^) Hierbei läßt Verfasser dem Fluge seiner regen Phantasie aber einen dei'artig freien Spielraum, daß ihm zu folgen mir nicht möglich ist und ein Eingehen auf seine Ausführungen viel zu weit führen würde. Die 4 zugehörigen Ab- bildungen zeigen auf tab. 4, fig. 16 ein Abendpfauenauge mit weit ausgebreiteten Flügeln, was eine unrichtige Darstellung der Schreck- stellung ist, aber auch die Ruhestellung ist auf den Textfigg. 16, 21 und 22 nicht ganz richtig wiedergegeben. Nur noch 3 Abbildungen des ^Abendpfauenauges sind mir be- kannt geworden, die von den üblichen Zeichnungen der Schmetter- linge mit ausgespannten Flügeln abweichen und die sich in ..Beehm's Tierleben", in einer Arbeit von Che. Scueödee und in ^^'EISMANN's „Vorträgen über Descendenztheorie" befinden. Die erste dieser Ab- bildungen zeigt einen an einem Baume sitzenden Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln, weder Schreck- noch Ruhestellung, wie wir ihn im Leben niemals finden können. Die zweite, ScHEÖDEE'sche, Abbildung in Ruhestellung zeigt die Flügel viel zu weit vom Körper abgespreizt, und endlich die dritte Abbildung bei Weismann „Falter des Abendpfauenauges in Trutzstellung" — eines auf dem Boden sitzenden Schmetterlings, der alle 4 Flügel auseinander gespreizt hat — ist leider falsch und gibt eine unrichtige Vorstellung des Vorganges. 1) Die Übersetzung verdanke ich Herrn A. Dampe, Assistent am Zoologischen Museum in Königsberg in Preußen. Die Trutzstellnng- des Abendpfauenauges. 323 Das Verhalten des Abeiid])faueiiaug-es ist folgendes: Am Tage verharren die Tiere unbeweglich in ihrer Ruliestellnng, sie sitzen dabei entweder am Stamm eines Baumes (meist Weiden, der Nähr- pÜanze der Eanpen) oder dgl. oder hängen noch häufiger an Zweigen. Die vorgestreckten beiden vordersten Beine tragen dabei fast immer allein die Last des Körpers von den beiden andern Beinpaaren kaum unterstützt. Körper und Flügel hängen mehr oder wenig-er senkrecht nach unten, die Fühler sind dem Thorax zu beiden Seiten fest angelegt, unter den Vorderiiügeln verborgen, der Leib ist säbel- förmig — mit der Konkavität nach der Dorsalfläche — gekrümmt und gleichzeitig ventralwärts abgebogen. Die Flügel sind etwas vom Körper abgespreizt, so daL) das Abdomen freibleibt, und alle 4 liegen in einer Ebene, die senkrecht zur Sagittal- und Transversal- ebene des Körpers gerichtet ist. Die Hinterflügel sind unter den Vorderflügeln soweit hervorgeschoben, daß von ihnen von der Dorsal- seite die Spitze, ein kleiner Teil des Außenrandes und fast der ganze Vorderrand zu sehen ist, also der Teil des Hinterflügels, der in der Färbung mit dem Vorderflügel fast völlig übereinstimmt, außerdem überragt meist (bei Fig. 1 nicht zu sehen) noch der nicht glatte, sondern etwas eingefaltete Afterwinkel des Hinterflügels den Innenrand des Vorderflügels. Der Augenfleck und der rosenrote Teil des Hinterflügels ist hierdurch völlig verdeckt, während um- gekehrt von der Unterseite der Flügel der Hinterflügel in seiner ganzen Ausdehnung zu sehen ist und vom Vorderflügel nur die Spitze und ein breiter Streifen des Vorderrandes, die in der bräunlich schattierten Färbung ganz mit der Oberseite übereinstimmen, während der größere lebhaft rosenrot gefärbte 1'eil der Unterseite des Vorder- flügels völlig verdeckt ist. Das Tier gleicht hierdurch ganz außer- ordentlich einer Gruppe vertrockneter Weidenblätter auch von der Unterseite, was wichtig ist, da die Tiere meist frei an Zweigen hängen. Wie groß der hierdurch erzielte Schutz ist, weiß jeder Schmetterlingssammler aus eigner Krfahrung, und schon Rösel sagt : „Durch diese Stellung betrügen sie unsere Augen dergestalt, dass man sie be}' ohngefährer Erblickung, öfter vor ein verwelcketes Blat, als vor einen Papilion, ansiehet, und daher am Tage, da sie sonst am leichtesten zu erhaschen wäi-en, ilirer hundert ühersiehet, ehe man einen davon erkennet.*' Zur Aufgabe dieser Kuhestellung ist das Abendpfauenauge durch schwache Reize, geringe Erschütterung oder dergleichen nicht so leicht zu bewegen wie etwa der Pappelschwärmer, Smerinthus 21* 324 Arnold Japha, populi L.. sein nächster Verwandter. — Freiwillig fliegen die Zacken- schwärmer am Tage überhaupt nicht, sondern erst nach Eintritt völliger Dunkelheit im Gegensatz zu den echten Schwärmern, wie sie ja auch wegen ihrer verkümmerten Rollzunge nicht Blumen be- suchen, weshalb die Männchen genötigt sind die Weibchen mit Hilfe des Geruches aufzusuchen. — Erst bei Anwendung stärkerer, mecha- nischer Keize, etwa eines leichten Stoßes gegen Kopf oder Thorax, tritt die außerordentlich charakteristische Reaktion ein und zwar in folgender Weise: Blitzschnell werden die Vorderflügel in dachförmige Lage gebracht und gleichzeitig die Hinterflügel zwischen den Vorder- flügeln vorgeschoben, so daß ihr leuchtendes Rot und die Augen- zeichnung zum Vorschein kommt; außerdem krallt sich das Tier fest an der TTnterlage an, die Fühler werden nach vorwärts gerichtet, der Kopf eingezogen, der Thorax kuppenförmig vorgewölbt und das Abdomen noch stärker säbelförmig gekrümmt. Hand in Hand hier- mit geht eine ganz eigentümliche, sehr energisch, rhythmisch nicht sonderlich schnell ausgeführte wippende Bewegung, die durch Ab- stoßen und Anziehen des Vorderkörpers mittels der Beine zustande kommt. Fortfliegen tun die Tiere niemals; war der Stoß so stark, daß sie von der Gewalt desselben herunterfallen, so „wippen" sie auf dem Boden weiter. Die Dauer dieser Bewegung hält je nach der Intensität des Reizes ein paar Sekunden bis etwa eine halbe Minute an. Dann verharrt das Tier bewegungslos noch einige Zeit in der gleichen Stellung, um dann ganz allmählich, so langsam, daß dem beobachtenden Auge die Zusammenfaltung kaum bemerkbar wird, wieder in die Ruhelage überzugehen. Zuerst werden die Flügel wieder in eine Ebene gebracht, das Rot verschwindet, all- mählich werden die Fühler wieder zurückgelegt, und ganz zuletzt wird der Vorderrand der Hinterflügel wieder vor den Vorderrand der Vorderflügel geschoben. Bei erneuter Reizung genügt schon ein geringerer Stoß, um die gleiche oder noch länger dauernde Wirkung hervorzurufen ; außerdem reagieren einige Individuen lebhafter als andere, frische heftiger als alte, abgeflogene Tiere. Schon bei frisch geschlüpften Tieren tritt, noch bevor die Flügel ausgewachsen sind, das Wippen bei Reizung auf und ebenso bei verkrüppelten Exem- plaren, deren Flügel nicht zur Entfaltung gelangten. Zu beachten ist noch, daß bei dieser Schreckstellung auf der Unterseite das Rot der Vorderflügel deutlich zur Wirkung kommen kann, daß einzelne Individuen aber auch die Vorderflügel etwas derart abwinkein, daß Die Trutzstelluiii»- des Abendpfaueuanges. 325 bei der Eetraclitung- von unten her die rote Unterseite der Vorder- fliigel aucli von der Dorsalseite teilweise zur Geltung kommt. Was nun die Wirksamkeit dieser Trutzstellung anbetrifft, so möchte ich hierfür die Versuche mitteilen, die Standfuss angeführt hat.^) Als Objekte dienten eine Reihe zahmer Vögel, die, in er- wachsenem Zustand eingefangen, schon zwei und mehr Jahre im Käfig gehalten waren, eine Nachtigall, ein Sprosser, ein Schwarzkopf und zwei Rotkehlchen. Die Pfauenaugen wurden so in die fünf Käfige eingesetzt, daß sie einem Springstäbchen entlang liefen, wo- bei zunächst von der x\ugenzeiclinung nichts sichtbar war. Der Schw'arzkopf ging tapfer auf den Schmetterling los und hieb mit dem Schnabel nach ihm: drohend wurde das Auge vorgeschoben, der Vogel flog erschrocken auf, flatterte noch längere Zeit ängstlich im Käfig hin und her und suchte mit sichtlichen Zeichen der Furcht zu entkommen; er berührte das Ungetüm nicht wieder. Auch die beiden Rotkehlchen und die Nachtigall hackten ein einziges Mal nach ihrem Pfauenauge und ergriffen augenblicklich die Flucht, als dieses seine Trutzstellung annahm. Der Sprosser allein, welcher sehr zahm war und seit Jahren mit allerlei Insecten, auch großen Schmetterlingen und Spinnen gefüttert wurde, ließ sich nicht be- irren, packte das Pfauenauge, zerhackte und verzehrte es. Ganz der gleiche Versuch wurde mit Lindenschwärmern (Smerinthus tüiae L.) angestellt, mit dem Erfolg, daß diese von allen Vögeln ohne weiteres ergriften, zerhackt und verzehrt wurden. Nur bei der Nachtigall geriet der schon ziemlich zerzauste Lindenschwärmer bei einem Fluchtversuch zufällig in die Nähe des noch am Boden des Käfigs sitzenden Pfauenauges; dieses fing wieder an zu wippen und sein Auge zu zeigen, worauf der Vogel augenblicklich die Flucht ergriff". Die bloße Nähe des Pfauenauges schützte noch während voller zwei Stunden den unbewehrten Lindenschwärmer gegen jeden neuen An- griff des Vogels. Auch die Rotkehlchen und der Schwarzkopf rührten während dieser zwei Stunden die Pfauenaugen nicht wieder an, so- daß diese fast unversehrt und lebend den Käfigen wieder entnommen wurden. 1) Herr Prof. Standfuss war so liebenswürdig, mir auf meine Bitte ein Separatum seiner mir sonst kaum zugänglichen Mitteilung zu senden und auch noch einige weitere Angaben zu machen, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen Dank aussprechen möchte. Ich zitiere, was er über seinen Versuch mitteilt, fast wörtlich. 326 Arnold JAriiA. Zum Schlüsse möchte ich noch anfüliren. daß ähnliche, wenn auch nicht so ansgesprocliene Trutzstellung-en bei einer ganzen Eeihe anderer Schmetterlinge vorkommen, z. B. dem braunen Bären, Arcfia caja L. Wie weit übrig-ens das ..Auge" an der Wirkung- der Schreckstellung des Abendpfauenauges auf verfolgende Feinde be- teiligt ist, möchte ich dahingestellt sein lassen. Tübingen, 9. Juli 1908. Die Trutzstellung- des Abeudpfaueuaug-es. " 327 Tsaclitra:^ bei der Korrektur. "\'üii Herrn Prof. Spengel wurde ich nocli nachträglich auf eine Arbeit von Adalbeet Seitz aufmerksam gemacht, in der die Trutz- stellung des Abendpfauenauges kurz beschrieben und die An- sicht ausgesprochen wird, daß hierdurch der Kopf eines kleinen Eaubtieres, etwa eines Marders oder einer Katze, vorgetäuscht würde. Die Augen ahmten genau das Säugetierauge nach, das Abdomen gliche einem Naseni-ücken und die Yorderflügel 2 ge- spitzten Ohren. 328 Arnold Japha, Die Trutzstellung des Abendpfaueuauges. Literaturverzeichnis. Bkehm's Tierleben, 3. Aufl., Vol. 9, Insekten, bearbeitet von Taschen- BEKG, Leipzig u. Wien 1892, p. 398. PORTSCHINSKY, J., Lepidopterorum ßossiae Biologia, in : Horae Soc. entomol. Eoss., Vol. 25, p. 1 — 120 (28 Fig., 1 Taf.), 1891: Vol. 26, p. 258—411 (39 Fig., 2 Taf.), 1892; Vol. 27, p. 139—224 (36 Fig., 2 Taf.), 1893. RÖSEL, Johann August, Lisektenbelustigungen, 1. Teil, Nürnberg 1746, 3. Sammlung, p. 1, No. 1 und dazu gehörige tab. 1. Schröder, Chr., Was schützt den Falter?, in: lUustr. Wochenschr. Entomol., Vol. 1 (1896), p. 7—12 und 21—26. Seitz, AdaLBERT, Betrachtungen über die Schutzvorrichtungen der Tiere, in: Zool. Jahrb., Vol. 3, Syst., 1888, p. 95, 96. Standfuss, Beispiele von Schutz- und Trutzfärbung, in : Mitt. Schweiz. entomol. Ges., Vol. 11. p. 155 (1906). Weismann, August, Vorträge über Descendenztheorie, 2. Aufl., Jena 1904, p. 58, flg. 5. Erkläruug der Ablbilduugeu. Tafel 12. Fig. 1. Abendi^fauenauge, $ in Euhelage. Fig. 2. Dasselbe Tier in Trutzstellung, von hinten gesehen. Fig. 3. Dasselbe Tier in Trutzstellung, von der Seite gesehen. I\"achdntck verboten. Ubcrselzunie des Caiupu Itatiaj'a. 335 aber hält sich am liebsten an den ^^'ald^ändern oder in den Feld- o-eh()lzen auf. Raubvögel, mit Ausnahme der „Caracaras"', sind auf- fallend selten, Kolibris i-eg-elmäßig-e Erscheinungen. Jagdbare Vögel, wie überhaupt jagdbare l'iere. sind selten auf dem Campo Itatiaj^a. wie überall in den bevölkerten Teilen Brasiliens. Die Jag'd ist für jedermann und zu jeder Jahreszeit frei, und wenn auch hier und da im Lande bereits Gesetze bestehen, welche das Verkaufen von Vogelwild zu bestimmten Zeiten verbieten, so werden solche doch nicht mit der nötigen Strenge gehandhabt. Es kommen für das in Rede stehende Gebiet nur wenig Arten in Betracht, und zwar Crijpturns' ohsoletus Tkjm.ai., lihjnchotus rufesccns Temm. , Fenelope ohscura III. , Odonfophorus capueira Spix,, Tauben, Papageien, der Tlhamphashis discoloms Tj. und etwa noch Drosseln. Auch die „Seriema" wird gern von den Brasilianern gejagt, aber nur zum Vergnügen, da man ihr Fleis(di nicht zu essen pflegt. Ks ist aber nicht leicht, den äußerst aufmerksamen und flüchtigen Vogel zu erlegen. Am leichtesten soll er noch von schnellen Hunden gefangen werden, nachdem man ihn zu Pferde durch mehrmaliges Aufjagen flugmüde gemacht hat. Da ich gerade bei dem Kapitel „Jagd" angelangt bin, so will ich nicht unerwähnt lassen, daß ich mir bei meinen Sammelausflügen oft die Neugier gewisser Vögel zunutze gemacht habe. Wenn man sich still im Walde niederhockt, das Miauen einer Katze nachahmt oder zwitschert wie eine Maus oder ein gefangener Vogel, so hat man häufig bald eine ganze Schar kleinei-, verschiedenartiger Vögel um sich. Zunächst kommt nur einer herbei, um zu sehen, was es da gäbe, und sein Ruf lockt dann in kurzer Zeit die andern herbei : besonders die hier in Betracht kommenden Arten von Scytcdopus, Conopliaga, Formidvora, die Sijnallaxis moreirae Rib. und andere Dendro- colaptiden, die beiden PoospLm- Arten und der prächtige blaue Stephano- pliorus leucocephalus Vieii-l. etc. stellen sich sicher ein, w^enn sie sich gerade in der Nähe aufhalten. Pflanzt man dann noch das Schmetter- lingsnetz, für alle diese kleineu unerfahrenen Waldbewohner natürlich eine höchst fremdartige Erscheinung, neben sich auf, so kann man sich um so großem Erfolg versprechen. Ich bin bei solchen Ge- legenheiten oft überrascht gewesen über die Menge Vögel, welche sich einfanden, um das merkwürdige, leicht im Luftzuge wehende, schneeweiße Ding genauer zu betrachten, obwohl ich vorher kaum einen bemerkt hatte und der ^^'ald wie ausgestorben vor mir lag. Im Vorstehenden habe ich versucht, das Vogelleben auf dem 336 H. LÜDERWALDT, Campo Itatiaya, welcher, wie ich bisher versäumt habe zu erwähnen, dem littoralen Faunengebiete angehört, in großen Umrissen zu schildern. Daß icli über Flora. Klima und sonstige nicht ornitho- logische Verhältnisse etwas ausführlicher gesprochen habe, wird mir, so hofle ich. von selten des Lesers keinen Vorwurf eintragen. Ich bin der Ansicht, daß man sich über das Tierleben einer Gegend nur dann eine richtige Vorstellung zu machen imstande ist, wenn man auch über die erwähnten Verhältnisse wenigstens einigermaßen orientiert ist. Es gibt nun zwar verschiedene Schriften, die jene Stoffe ausführlich behandeln, aber nicht jeder Ornithologe ist in der angenehmen Lage, ohne weiteres über dieselben verfügen zu können. Im Nachstehenden folgt ein Verzeichnis nicht nur der von mir auf dem Campo Itatiaya, also meinem ausschließlichen Jagdgebiete, gesammelten und beobachteten Vogelarten, sondern der Vollständig- keit halber aller, auch aus andern Teilen der Serra Itatiaya im Staate Rio de Janeiro bisher bekannt gewordenen Species. Meine Sammlungen befinden sich im Besitz des Museu Paulista, in dessen Auftrage ich meine ßeise nach der in Rede stehenden Hochebene unternommen hatte. Die Liste ist zusammengestellt nach den „Catalogos da Fauna Brasileira'', herausgegeben von Prof. Dr. H. V. Ihering, Direktor, und Herrn Rud. v. Ihering, Custos des er- wähnten Museums in Säo Paulo. Die eingeklammerten, hinter den wissenschaftlichen Namen stehenden Bezeichnungen bedeuten die Vulgärnamen. Über die von Sr. A. de Mir. Ribeiro aufgeführten Arten vgl. dessen Arbeit „Vertebrados do Itatiaya" in den Archivos do Museu Nacional do Rio de Janeiro, Vol. 13, und es sei hier liervor- gehoben, daß der Autor bisher der einzige war. welcher über die Vögel des Itatiaya geschrieben hat. Farn. Tinamidae. ^) * Ci'uxjturus obsoletus Temm. (Inhambü-Guassü). E,IBEIR0, Campo 011 Mono Hedoiide, p, 18. Von mir in einem größern, hochstämmigen Walde mehrfach be- obachtet. An seinem schmetternden, bekannten Ruf, welchen man zu jeder Jahreszeit vernimmt, schon nicht zu verkennen. Obwohl 1) Nur die mit einem Stern versehenen Arten sind Bewohner des Campo Itatiaya. Bei den aus der Schrift von ElBEIRO angeführten Arten habe ich mich begnügt, einfach den Fundort anzugeben. Ornithologie des Campe Itatiaya. 337 ich das eine oder andere Exemplar dicht vor mir liatte, so glückte es mir doch nicht, eines zu erlegen. Entweder flogen die Vögel im ^Y'dlde unvermutet vor mir auf. wo an ein Schießen wegen des dichten Unterholzes nicht zu denken war, oder sie suchten ihre Rettung im eiligen Davonlaufen und Verstecken. Ihr ganzes Ge- baren verriet deutlich, daß sie bereits öfter gejagt worden waren. In unbewohnten Gegenden, wo die Enhambus unbehelligt bleiben, sind sie so wenig furchtsam, daß man sie bequem beobachten kann. * RhfjncJiotiis rufescens Temm. (Perdiz). Von RiBEiRo in seiner Arbeit p. 10 als auf dem Campo Itatiaya vorkommend erwähnt. Ich habe den Vogel nur ein einziges Mal gesehen, obwohl mir in Campo Bello versichert wurde, daß es dort viele Perdizhühner geben solle. Aber freilich, ohne gute Hunde hält es schwer, sie zum Aufstehen zu bewegen, und es ist daher immer nur Sache des Zufalls, wenn man ihnen begegnet. So auch diesmal. Als ich eines Vormittags Wasser aus einem unweit der Fazenda in einer Varzea vorüberfließenden Bache schöpfte, erhob sich noch weit außer Schußweite einer dieser schwerfälligen Vögel und suchte fliegend das Weite. Auch von den kleinern Feldhühnern, den NotJmra- ArteB, ist mir nie eins zu Gesicht gekommen. ^ Nothiira maculosa Temm. (Codorno, Codorniz). Von RiBEiEO p. 10 erwähnt. Farn. Cracidac. ^ Penelope obscura III. (Jacü-Guassii). Mehrfach gesellschaftlich in 3-5 Exemplaren in den Feld- gehölzen sowohl als auch inmitten größerer Waldungen. Nicht ein einziges Mal ist es mir geglückt, bis auf Schußweite heranzu- kommen. Die Vögel waren zu scheu. In der Regel bemerkten sie mich zuerst, auch dann, wenn ich mich vorsichtig an einen ihrer gewöhnlichen, mir bekannten Aufenthaltsorte, einen Fruchtbaum oder -Strauch, heranzuschleichen suchte. Durch ihre häßlichen, polternden Stimmen verrieten sie mir, daß sie mich bereits entdeckt hatten und auf ihrer Hut waren. Ich sah dann wohl noch den einen oder andern der großen, schwarzen Vögel auf einen andern Ast springen, aber damit war auch das Signal zu schleuniger Flucht gegeben. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 22 338 H. LÜDERWALDT, * JPenelope Jacquassii Spix. RiBEiRO, ßetiro do Ramos, p. 17. Cuniana {Fipile) jacutinf/a Spix (Jacutinga). Von RiBEiKo erwälmt p. 17. Farn. Odontophoridae. * Odo^itophoi'us cajyueii'a Spix (Urü, Capoeira). Im Walde an der Seiraabdacliung mehrfach lockend. Die Bra- silianer behaupten, daß, wenn die Urus des Abends schreien, so be- deute das für den folgenden Tag klares Wetter, rufen sie dagegen am Morgen, so gäbe es noch an demselben Tage Regen. Aber es verhält sich hiermit ebenso wie mit dem ..Frühstücksspecht" der deutschen Kolonisten in St. Catharina, dem prächtigen, gelbgehäubten Celeus flavescens Gm. Dieser Vogel soll, so behaupten die Leute, nur zur Frühstückszeit rufen, also etwa um 10 Uhr. Wer sich indessen darauf verlassen wollte, dürfte den Frühstückstisch während des ganzen Tages nicht verlassen. Auch von Ribeiro erwähnt p. 17, Farn. Columbidae. *CoJuniha liluitihea Vieill. (Pomba Amargosa, Ca^uirova). Ribeiro, Retiro do Ramos, p. 18. Auch von mir gesammelt. In den Wäldern nicht selten und dort im allgemeinen wenig scheu. Die Taube besucht zuweilen ein- sam liegende Gehöfte, um nach Futter zu suchen, ist liier aber auf- merksam und bleibt weg, sobald sie glaubt beobachtet zu werden. Vom 20. — 22. April besuchte mich regelmäßig in den Vormittags- stunden eine dieser blauen Waldtauben auf der Fazenda und betrat sogar das Innere eines Viehstalles, ließ sich aber, nachdem ich ihr eine Falle gestellt hatte, nicht wieder blicken. Mit den gleichen Fallen habe ich öfter dieselbe Taubenart in St. Catharina in den Urwaldpicaden, in welchen diese Vögel mit Vorliebe nahruugsuchend dahinlaufen, gefangen. Es war hier also einzig die plötzlich ein- getretene, ungewohnte Veränderung in der Umgegend des von ihr besuchten Gebäudes, welcher der vorsichtige Vogel mißtraute. Offen- Ornithologie des Campo Itatiaya. 339 bar ist die Art weder dumm noch menschenscheu, und ich glaube, daß man sie zälimen und an Aus- und Einfliegen gewölinen könnte. Auch auf dem Campo do Jardao kamen einmal Wildtauben ganz in die Nähe meines Ranchos, zuerst nur 1, dann 2 und schließlich 4 Stück mit einem Male. Sie ließen sich einige Tage den aus- gestreuten Reis gut schmecken, blieben aber, als ich eine Falle für sie einrichtete, plötzlich aus. Schießen konnte ich sie nicht, sie waren so aufmerksam, daß sie sofort davon flogen, sobald sie etwas Verdächtiges wahrnahmen. Farn. Peristeridae. Leptottla rnfaxiUa Rich. et Bern. (Juruyt-do-Matto-Virgem, Juruty). RlBElEO, CamiDho do Conto, p. 18. Farn, Cariamidae. * 3Iicro(la€tylus (Cariama) crlstatus L. (Seriema). Einmal am frühen Morgen in 2 Exemplaren ganz in der Nähe der Fazenda, wo sie sich durch ihr lautes, eigentümliches Geschrei verrieten. Die Vögel standen etwa 100 m vom Hause entfernt im niedrigen Gebüsch an einer Mangeira. verstummten aber im Moment, als ich aus dem Fenster schaute. Mich wundert, daß diese sonst so scheuen Tiere es überhaupt gewagt hatten, so nahe an das Ge- höft heranzukommen. Fam. Cathartidac. * Catharista atratus brdsiJiensis = C. atrafa Wils. (Urubü, Corvo). Nach RiBEiEO, p. ] 1, sind 2 dieser Vögel auf dem Itatiaj'a längere Zeit hindurch in den Felsen gesehen worden. Vielleicht ein Brut- paar. Daß mir nie ein Urubü dort zu Gesicht gekommen ist. nimmt mich nicht weiter wunder. Diese Vögel finden sich ständig nur in der Nähe von Schlächtereien oder doch an ürtlichkeiten, wo sie regelmäßig auf Nahrung rechnen können. Abseits der menschlichen Wohnungen, in entlegenen Gegenden auf dem Campo etc. erscheinen 22* 340 H. LÜDEKWAI.DT. sie nur bei einem Aase, dann aber selbst an Orten, wo sie sich sonst niemals blicken lassen. Cathartes aura L. (Urubü-Peba, Corvo de Cabega, Vermelha, Urubü Cagador). RiBEiRO, p. 11, unterhalb Monte-Serrat. Fam. Falconidae. '^ Mlh'cif/o (Ibycter) chiniachbna Vieill. (Caräcarä). In Gesellschaft der Rinderherden, wie überall in Brasilien, so auch hier oben reg^elmäßig" vorkommend. Dieser häufigste aller ein- heimischen Raubvögel trägt viel zur Belebung der einsamen Campos bei, und oft habe ich seinen heisern, etwas lang gezogenen Schrei „ihää" in der sonst von Tierstimmen so selten unterbrochenen Stille des Campo do Ramos vernommen. In der Regel meldete der Vogel dann einen Trupp Rinder an, denn mit dem Vieh ist sein Leben auf das Innigste verknüpft. Mit den plumpen Zweihufern geht und kommt der Caräcarä; ihnen verdankt er einen Teil seiner Nahrung, und es gewährt einen eigentümlichen Anblick, einen oder den andern dieser verhältnismäßig großen Vögel gemütlich auf einer weidenden Kuh sitzen zu sehen. In Deutschland ist es lediglich der Star und die Bachstelze, welche sich gern in der Nähe des Viehes aufhalten und ihm die Bremsen wegfangen oder das Ungeziefer absuchen. In Brasilien verrichten 4 Vogelarten diesen Liebesdienst und zwar der Anum Branco, Guira guim Gm., der Anum Preto, Crofopkaga ani L., die Vira-Bosta, Molothrus honanensis Gm., und der Caräcarä. Aber eben nur der letztere und vielleicht noch die Vira-Bosta findet sich auch auf dem Campo Itatiaya, während es mir sofort in den ersten Tagen auffiel, daß die beiden erstgenannten Vögel, welche man sonst überall antrifft, wo Vieh gehalten wird, fehlten. *Micrastur fußcoUis Vieill. (Gaviäo Matteiro, Gaviäo Cabure). ßlBElKO, p. 25, Retiro do Eamos, ]\[orro dos Carneiros. * JElanoicles forficatiis L. (Gaviäo Thesoura, Tapema, Tapenna). Einmal in einer vorüberziehenden Schar beobachtet. Das waren aber offenbar Fremdlinge in der wilden, steinigen Einöde des Campo Itatiaya, wenigstens zu der damals bereits stark vorgeschrittenen Ornithologie des Campo Itatiaya. 341 Jahreszeit, am 8. Mai. in der tagtäglich Nachtfröste und kalte Tage zu erwarten standen. Die Aufenthaltsorte der Schwalbenweihen sind vorzüglich die Flußtäler in den tiefer liegenden Gegenden Bra- siliens, wo sie besonders gern, über dem Wasser dahinfliegend, ihrer Kerbtierjagd obliegen. Die Vögel haben in ihrer Gestalt, der Farbe und dem Benehmen mehr Ähnlichkeit mit Seeschwalben als mit Raubvögeln, und bei den deutschen Kolonisten in St. Catharina heißen sie deswegen auch Möwen oder ,.Seevögel". Die in Rede stehende Schar, etwa aus 30 Individuen bestehend, befand sich offen- bar auf der Wanderung. Aber die Vögel schienen es nicht eilig zu haben, und ich habe sie wohl eine halbe Stunde lang beobachtet, wie sie, ziemlich hoch in der Luft, schreiend auf- und niedersteigend, in einem Schwärm in nördlicher Richtung dahinzogen. * Tinniincnliis sparverius ciunamomimus Sw. (Quiri-Quiri). In 2 Exemplaren, einem jungen und einem alten, wiederholt in einem kleinen Gehölze beobachtet. *Sr. RiBEiRO erwähnt außerdem p. 11 einen großen Raubvogel, und ich selbst sah außer den erwähnten Arten während meines Aufenthalts auf dem Itatiaya nur noch 2 kleinere Falken auf dem Campo vorüberfliegen. Es waren 2 verschiedene Arten, die eine vielleicht der von Ribeiro beobachtete Micrastur ruficoUis Vie. Fam. Bubonidae. * Piilsatr'lx ? sp. Während des Nachts mehifach im Obstgarten am Hause. Un- zweifelhaft dieselbe Art, deren unheimliche Laute ich vielfach in den Urwaldungen St. Catharinas, in der Blumenauer Hansa und auf dem Campo da Jordfio im Staate Säo Paulo vernommen habe. Durch Worte wiedergeben lassen sich diese Laute kaum. Bald hört es sich beinahe an, als wenn ein Mensch klagt, dann folgt ein geisterhaftes, nicht zu beschreibendes Fauchen, oder vielmehr ein Fauchen, welches am besten dadurch wiedergegeben wird, indem man die Luft mit einem Rucke gewaltsam aus dem Munde stößt. Dann wieder scheint es, als ob man das dumpfe Gebell eines großen Hundes in der Ferne vernehme. Diese Vögel wissen aber noch verschiedene andere höchst unheim- liche Laute hervorzubringen, welche wohl geeignet sind, auch ein 342 H. LÜDERWALDT, weniger ängstliches Gemüt heftig zu erschrecken, besonders zur Paarungszeit. Dann ertönt der stille ^^'al(l bald nach hereingebrochener Dunkelheit von dem weithin schallenden ,,huu" der beiden Gatten, und der frisch zugewanderte Ansiedlei'. mit den Lauten des Urwaldes nicht vertraut, fragt sich erschreckt nach der Ursache des wirklich schauerlich klingenden Lärmes. Unerfahrene junge Hunde suchen ängstlich Schutz zwischen den Knien ihres Herrn, und eine Mule, welche ich beobachtete und die offenbar zum ersten Male das Liebesgeschrei dei' großen ..coruja" vernahm, hielt augenblicklich mit Fressen inne, warf erschreckt den Kopf in die Höhe und starrte mit gespitzten Ohren, regungslos dastehend, wohl minutenlang nach der entsprechenden Richtung. Dann warf sie sich herum, um hinter dem Hause Zuflucht zu suchen. Schade, daß es mir nie gelungen ist, den Namen der Art festzustellen. Nur einmal hatte ich Ge- legenheit, einen dieser Geistervögel am Tage zu beobachten, wenn auch nur auf Augenblicke, eben auf dem Campo Itatiaya. Ich war auf Jagd gegangen und lauerte auf das Erscheinen eines Scytalopus, welcher in einem Gehölze vor mir im dichtesten Rohrgestrüpp um- herkroch. Eine Schar verschiedenartiger Vögel zog gerade, lebhaft einander lockend, in den Gebüschen vorüber, als das warnende, lang- gezogene Zischen eines Vogels, ich glaube, es war ein Steig idostomus maxülosus C'ab., welcher irgend etwas Verdächtiges bemerkt haben mußte, die fröhliche Gesellschaft plötzlich zum Schweigen brachte. Für Augenblicke herrschte Totenstille umher, welche nur durch die leisen, warnenden Töne jenes Vogels, dem der eine oder andere der Gesellschaft in ähnlicher Weise sekundierte, unterbrochen wurde. Dann machte sich die erregte Stimme einer Sebiädrossel bemerkbar, und jetzt wurde es lebendig. Ich beobachtete bald, daß sich die Vögel schnell an einer Stelle im Walde konzentrierten, und schlich daher, sofort ein Raubtier oder eine Schlange vermutend, vorsichtig näher, mehrere Sebiädrosseln lärmten hier jetzt um die Wette mit einem halben Dutzend PkdycicMa flavipes Vieill. und 2 andern Drosseln, vielleicht Merula leucomelas, welche sich, wenig- stens die beiden erstgenannten Arten, in ihrem Eifer nicht viel um meine Anwesenheit kümmerten. Außer den genannten Vögeln waren besonders häufig Poospim lateralis Nordm. und Stephanophorus leuco- cephalus Vieill. vertreten ; ferner beobachtete ich 2 Baumläuferarten (kleine Dendrocolaptiden) und Ticu-Ticus sowie einige andere Vögel. Sogar einen Kolibri hatte seine Neugierde herbeigelockt. Ich hörte ilin lebhaft über mir surren, ohne ihn wegen des dichten, über- Ornithologie des Campo Itatiaya. 343 hängenden Rohres 7A\ Gesicht zu bekommen. Zunächst konnte ich indes nichts entdecken, und erst nach längerm Suchen scheuchte ich eine große Eule auf. Aber nur einen Augenblick sah ich den großen Nachtvog-el zwischen dem Blätterwerk der Bäume daliin g-leiten, verfolgt von seinen kleinen Störenfrieden, dann war er meinen Blicken entschwunden, und alle ]\lühe. ihn wieder aufzufinden, blieb vergeblich. Fam. Psiüacidae. '^ Coniirus aiiricapillus Licht. Von RiBEiEO (p. 19) erwälnit. * I*i/rrJiura vittata Shaw (Tiriba, Perequito). RlBElEO, p. 19, Caminho do Conto, Retiro do Ramos. ^ Plonopsitta {PionopsUtacns) i^üeata Soor. (Cuiu-Cuiu). Für diese, im männlichen Geschlecht rotkijpfige Art. welche ich auch auf dem Campo do Jordäo gesammelt und sehr häufig beobachtet hatte, hielt ich wenigstens einen Flug Periquiten, den ich zu wieder- holten Malen hoch oben im \Mpfel eines samentragenden Baumes antraf. Leider konnte ich mir keine Gewißheit darüber verschaffen, ob die Vögel mit jener Art identisch waren, da ich immer vergebens auf sie gefahndet habe. Sie saßen zu hoch für meine Vogelflinte. Dabei wußten sie sich so vorzüglich in dem dichten Blätterwerke, mit welchem ihr grünes Gefieder genau übereinstimmte, zu ver- stecken, daß es mir trotz allen Spähens nicht gelingen wollte, auch nur einen einzigen der Gesellschaft mit Sicherheit von seiner Um- gebung zu unterscheiden. An den herabfallenden, enthülsten Säme- reien aber konnte ich bemerken, daß sie nicht etwa still saßen, sondern in voller Tätigkeit waren. Höchstens der Futterneid kann diese intelligenten Vögel beim Fressen zum Schreien veranlassen, sonst verhalten sie sich mäuschenstill bei ihrer Arbeit, um sich nicht zu verraten. Anders, wenn sie sich erheben, etwa um einen andern Baum aufzusuchen. Dann erst gibt sich ihr wahres Wesen zu er- kennen, und ilir lebhaftes Gekreisch erfüllt den Wald, alle andern Vogelstimmen übertönend. Dieselbe Art beobachtete ich auch bei einem Aufstieg der Agulhas Negras in 3 Exemplaren, welche 344 H. LÜDERWALDT schreiend hoch oben in der Luft in westlicher Richtung dahinzogen, also in einer Höhe, welche über 3000 m über dem Meeresspiegel lag. * Außer den erwähnten Arten sah ich einmal im Walde einen größern Papagei, einen Kurzschwanz, in 4 Exemplaren davonfliegen, wohl ein Pionus oder eine kleine Aniazona. Farn, CypseUdac. *Chaetura hiscutata Sgl. (Andorinthao). RiBEiRO, p. 20, Eetiro do Ramos. Farn. TrochiUdac. * Fhaetomis eiiyynonie Less. (Beija-FlOr). Der Blumenküsser. Ich habe den Vogel einmal auf dem Campo Itatiaya am Rande der Serraabdachung beobachtet und mehrere Male bei Mont-Serrat und glaube mit Bestimmtheit behaupten zu können, daß es sich tatsächlich um diese und keine andere Art handelt, um so mehr, als ich sie auch auf dem Campo do Jordäo, Staat Säo Paulo, in :^00 m Höhe gesammelt habe. Liepidopyffa (Cyanophaia) f/oudoti Bourc. RiBEiRO, p. 19, Mont-Serrat. ^ Petasoi^hova {Colibri) servirostrls Vieill. Gesammelt und öfter beobachtet. Eine der scheuern Arten, die, wie mir schien, besonders gern in kleinen, abgesonderten Buschkagen auf dem Campo wohnte. * Leucochlorls alhlcoUis Vieill. RiBEiRO, p. 19, Carainho do Conto, Retiro do Ramos. Mit der folgenden die häufigste Art auf dem Itatiaya. Mehr- fach auch von mir gesammelt und fast täglich auf meinen Sammel- ausflügen beobachtet. * Clytolaernci riibinea Gm. RiBEiEO, p. 19, Retiro do Ramos. Mehrfach auch von mir gesammelt. Ornithologie des Canipo Itatiaya. 345 "^ Stexjhanoxys {Ceplmlcpis, Cephalolcpis) lalandel Vieill. RlBElRO, p. 19, Retiro do Ramos. Die kleinste der auf dem C. Itatiaya vorkommenden Kolibri- Arten, ein reizender Vogelzwerg mit spitzer Federhaube, der nicht viel größer ist als eine der großen X;?//ocojj«- Arten. Trotz der hohen Lage des Itatia3'a und des damit verbundenen raulien Klimas während der Wintermonate sind doch Kolibris, diese scheinbar zartesten aller Vögel, regelmäßige Bewohner dort oben. Es sind Standvögel in des \\'ortes vollster Bedeutung, wenigstens die 3 letzten. Während gewisse Vogelarten es vorziehen, bei ein- tretendem Froste sich in das geschützte Tal des Parahyba zurück- zuziehen, denken doch diese schillernden Vogelzwerge, denen die Reise in die Tiefe bei ihrem pfeilschnellen Fluge höchstens einige Minuten kosten könnte, nicht daran, ihre Heimat auch nur auf Tage zu verlassen. Ich Avar überrascht, als ich nach der ersten kalten Nacht, am 29. April, in welcher die Eisnadeln wie Pilze bis zu 5 cm Höhe auf den nassen Campwegen emporgeschossen waren, selbst iu den Waldpicaden die kleinen ^\^asserpfützen, welche sich in den Fußtritten des Viehes gebildet hatten, mit einer 2 mm starken Eis- kruste überzogen und die meisten Campkräuter erfroren waren, am Morgen eine LeucocUoris alhicolUs Vieill. im Walde antraf, die kalt- blütig vor einer Fuchsienblüte schwirrte. Bei einer Kälte, bei welcher mir Hände und Füße froren, wie in Deutschland im AVinter! Daß das Vögelchen sich dabei durchaus wohl befand, bewies es mir am besten dadurch, daß es sich im nächsten Augenblicke pfeilschnell empor schwang, um, gewandt zwischen den Zweigen dahinsurrend, andere Blüten zu besuchen. Auch Chjtolacma rubinea G:^i. und Steplia- noxijs lalandei Vieill. zeigte sicli so munter wie sonst, und es war beiden durchaus nicht anzusehen, daß sie durch die Kälte litten. Die Arten müßten sich vorzüglich eignen, nach Europa gebracht zu werden. Farn. Trogonidae. Trofjon sp. (Surucu). Ein Pärchen unterhalb Mont-Serrat im A\'alde gesehen. 346 H. LÜDERWALDT Farn. CucuUdae. *Piaya cayaua L. (Alma de Gato, Rabo de Palha, Alma de Caboelo). Nur einmal flüchtig in den Baumkronen bemerkt. Fam. Bhamphastidac. * M/uiinjjJKtstos cliscolorus L. (Tucano). RlBElRO, p. 18, MoiTO Caroeiros, Retiro do Ramos. Mehrfach im Walde, sich durch ihren blökenden Lock- oder Warnruf verratend. Die g-ewöhnliche Küstenform, welche sich hier oben so scheu zeigte, daß an eine Jagd gar nicht gedacht werden konnte. Fam. Bucconidae. * Malacoptila torquata? Hahn & Küst. (Joäo Barbudo). In einem scheinbar versprengten Stück auf dem Campo an der Serraabdachung angeti'offen, wo er von andern kleinen Vögeln ver- folgt wurde wie eine Eule. Fam. Picidae. 'Colaptes canix>estris Vieill. (Chäu-Chän-Pica-Päu do Campo). RiBEiRO, p. 18, Retiro do Ramos. Auch diese Vögel sind Bewohner des Campo Itatiaya. obwohl die echten, hügelbauenden Camp-Termiten, Avelche ihnen in andern Gegenden des Landes ausschließlich zur Nahrung dienen, gänzlich fehlen. Es kommt zwar noch eine Termiten-Art vor. aber sie ist so selten, daß ich nur einmal eine Gesellschaft von ihr unter einem Stein entdeckte. Statt der Termiten müssen die Ameisen herhalten, und zwar kommt hauptsächlich der Camponotus rußpes F. in Be- tracht, die einzige Ameise, welche dort in größern Kolonien lebt und aus allerhand zusammengetragenen Pflanzenteilen überirdische Nester errichtet. Diese Bauten werden vom Campspecht genau ebenso geplündert, wie die Nester der Roßameise vom Grünspecht. Oniitliologie des Canipo Itatia3a. 347 Melirmals habe ich die rastlosen Vögel beim Pliiiideni derselben an- getroifen, und zwar meist morgens in aller Frühe, wo diese sonst so beißwütigen Kerfe halb verklamt in ihren Nestern sitzen. Die Spechte hacken mit ihrem kräftigen Schnabel tiefe Löcher in die nur schwach zusammengelilzten Ameisennester, um zu der Brut zu gelang'en, und es wollte mir scheinen, als ob stets nur einer der vorsichtigen Vögel arbeite, während der andere ^^'ache hielt. In der Tat hält es schwer, Campspechte bei ihrer Arbeit zu überraschen, und solche, welche Nachstellungen erlitten haben, sind so vorsichtig, daß es unmöglich ist, sie in größerer Nähe zu beobachten. Auf dem Campo Itatiaya hielten sich Campspechte, wie gewöhnlich ein Pärchen, denen sich nur selten ein drittes Exemplar anschloß, in der nächsten Nähe der Fazenda auf und oft habe ich ihr helles Gelächter vernommen, welches dem des Grünspechts ähnelt und zu- weilen so ausgelassen fröhlich klang, daß man unwillkürlich selbst heiter gestimmt wurde. Wahrscheinlich hatten sie dann irgend ein Ameisennest gefunden. Einer der Vögel schlief in der dichten Krone eines hohen Pinheiro, kaum 100 Schritte vom Hause entfernt, und seinen Schlafplatz pflegte er immer schon lange vor Sonnenuntergang aufzusuchen. Zuweilen saßen die beiden Vögel auf dem Dache eines alten, an den Seiten offenen Viehstalles oder besuchten, nahrung- suchend, selbst das Innere desselben. Chrysoptilus chloroxostus Wagl. = mekmocliloms Gm. RlBElEO, p 18, Mont Serrat. * Melanerpes {Tripsurus) fiavlfvons Vieili.. (Benedicto). ElBElKO, p. 19, Caminho do Conto, Ketu-o do Eamos. * Cliloi'oiierpes aiirulentus Temm. Gesammelt. Am 18,4. beobachtete ich einen dieser Spechte, welcher im Walde hoch oben auf einem trockenen, abgesplitterten Pinheiro saß und sich mit Trommeln vergnügte. Geschah dies wirklich nur zum Zeitvertreib, oder dachte der Vogel bereits an die Gründung eines neuen Heimes? * VenlUoDils {Bendrohates) ruficeps Spix. ElBElKO, p. 19, Camiuho do Conto e Morro Redondo, Retiro do Ramos. 348 H. LÜDERWALDT, *Cai}tpophllus sp. Ich hatte nur einnial Gelegenlieit, einen dieser prächtigen Vögel auf dem Campo Itatiaya zu beobacliten, und zwar in einem hoch- stämmigen Walde, welchen er auf seinen Streifereien besucht haben mochte. Kr war indessen so weit von mir entfernt, daß ich nicht erkennen konnte, um welche Art es sich liandelte. Fam. Pteropiochidae. * Scytalopus speluncae Menete. = sylvestris A. Mie. Ribeieo. RlBElEO, p. 23, Retiro do Ramos, Bengalal do Conto. Ich habe den Vogel öfter gesammelt. Er ist nicht selten und hält sich am liebsten im Unterholz dichter AVälder, besonders gern in den Rohrdickichten auf, in welchen man mehr kriechen als gehen muß, wenn man vorwärts kommen will. Diesen Vogelzwerg in seinen heimlichen Verstecken direkt aufsuchen zu wollen wäre ein ver- geblicher Versuch. Man würde ihn sicher nicht finden. Nur durch Zufall wird man seiner ansichtig und meist dann, wenn man am wenigsten an ihn denkt. Ich habe den Vogel öfter angetroifen; zweimal, als ich bereits auf dem Heimwege war und an keine Jagd mehr dachte, und dabei an Orten, an welchen ich ihn am wenigsten vermutet hätte. Er ist neugierig und kommt sicher herbei, wenn er etwas Auffallendes wahrnimmt, aber nicht immer bemerkt man ihn. Manchmal verrät er sich schon von fern durch seine Stimme, meist aber naht er so heimlich, mehr hüpfend als fliegend dicht über dem Erdboden dahinschlüpfend, daß man meint, eine Maus husche dahin. Sobald sich günstige Gelegenheit bietet, muß man auch schießen, denn sobald er das Interesse an einem verloren hat, ist er auch bald wieder im dichtesten Gestrüpp verschwunden. Die Vertrauensseligkeit dieses kleinen Bürschchens ist ebenso groß wie seine Neugierde, und darin gleicht er dem Kolibri. Aber welch ein Unterschied zwischen diesen zierlichen, elfenhaften, schillernden, blitzschnellen Kindern der Sonne und jenem unscheinbaren, grauen Waldbewolmer mit dem kurzen Stutzschwänzchen. Dort der lichte Tagesschein und hier der graue Schatten. Das einfach gefärbte, düstere Kleid des Scijtalopns paßt so recht zu den düstern Rolir- waldungen, auf deren Boden sich nur selten ein Sonnenstrahl ver- irrt. Verhält man sich ruhig und hockt womöglich nieder, so hüpft Oniitlu)iog-ie des (,'ainpo Itatiaya. 349 er Avolil gai- bis auf einen ]\[eter Entfeniung- heran, sich dabei g-anz ungeniert den Blicken aussetzend. Ja, er wagt es sogar, sich auf demselben Baumstamme, auf welchem man sich niedergelassen hat, ebenfalls Platz zu nehmen und einem furchtlos, auf Armeslänge, in das Gesicht zu schauen. Ihn jetzt erschießen zu wollen, wäre Tor- heit, denn selbst die Kolibripatronen würden in dieser Entfernung- eine zu starke Wirkung ausüben. Aber jetzt heißt es gut aufpassen und den zwerghaften Waldbewohner scharf im Auge behalten, daß man den richtigen Zeitpunkt nicht verpaßt. Ebenso heimlich und schweigsam, Avie er gekommen war, entfernt er sich auch wieder. Durchaus nicht eilig-, sondern so von ohngefähr, bald hier, bald dorthin hüpfend; jetzt schwirrt er eine kurze Strecke ganz dicht über dem Erdboden dahin, und im nächsten Augenblicke ist er zwischen den Wurzeln eines Baumes verschwunden. Da erscheint er Avieder auf einen Moment — oder war es sein Schatten? Mir ist es wenigstens einmal passiert, daß ich auf diesen statt auf den Vogel selbst schoß, in dem Halbdunkel der A\'aldungen ein wohl zu verzeihender Irrtum. Farn. Conophcujidac. ^Conophaga lineata Wieb. (Cuspidor. Chupa-Dente). RlBElRO, p. 22, Morro Redondo, Camiuho do Conto, Retiro do Kanios. Mit dem vorigen zusammen häufig dieselben Örtlichkeiten be- wohnend. Sie ist leicht zu schießen, weil sie sich nicht so versteckt hält wie der Scijtaloims. sondern sich nach Art des Eotkehlchens, mit welchem sie in ihrem Gebaren, in der Größe und Farbe ent- fernte Ähnlichkeit hat, frei vor den Jäger, diesen neugierig be- trachtend, in geringer Entfernung auf einem Zweige niedersetzt. Oft, aber nicht immer, verrät sich der Vogel durch seine Stimme, so daß man nicht lange zu suchen braucht, um ihn aufzufinden. Im Aifekt treten die weißen Streifen am Kopfe durch Sträuben der be- treifenden Federpartien so auffallend hervor, daß der Vogel in einiger Entfernung wie gehäubt erscheint. Die oben angeführte körperliche Ähnlichkeit der Conoplmga mit einem Rotkehlchen läßt sich übrigens nur in dem ungewissen Licht der düstern Waldungen aufrecht erhalten; in einer Sammlung darf man die beiden Vögel nicht miteinander vergleichen. 350 H. LÜDERWALDT, Fam. Formicariidae. '^ Thamnophilus leachl Such. (Borralhara). Nur ein einziges Mal beobachtet. Icli traf den schwärzlichen, weiß geperlten Vogel in Gesellschaft einer Schar durchstreifender kleiner Vögel am Waldesrande, wo er sich im dichten Gebüsch in der Nähe des Erdbodens oder auf diesem selbst umhertrieb und sich so wenig menschenscheu erwies, daß ich ihn in einer Entfernung von nur etwa 8 — 10 Schritten erlegte. * ThamnopJiilus coertilescens albonotatns Spix. Von mir gesammelt. * Herpsilochinus pileatus Sws. (?) (Choca, Creando em novembro). RiBEiRO, p. 22, Retu-0 do Ramos. * Forniicivora evythrocerca Sgl, Mehrfach erbeutet. Ebenfalls in den mit Rohr durchsetzten Gehölzen und durchaus nicht selten. Der Vogel ist außerordentlich neugierig, dabei aber, sobald er glaubt beobachtet zu werden, so vorsichtig, daß es schwer hält, ihn in diesem Falle zu erlegen. Auch er meldet sich meistens schon von fern an; seine Stimme ist aber so eigentümlich, daß sie oft mehr dem leisen Kreischen und Ächzen eines vom Winde hin und her bewegten Baumes älmelt als der eines Vogels. Denn plötzlich verstummen die Laute, so daß man glauben könnte, der Vogel habe sich wieder entfernt. Das ist aber durchaus nicht der Fall; im Gegenteil, jetzt kriecht er sicher ganz in der Nähe im dichtesten Gestrüpp umher, um den Gegenstand seiner Neugierde genau betrachten zu können. Ich beobachtete einst einen. Avelcher kaum 2 m von mir entfernt in einem zusammengefallenen Rohrbruch umherschlüpfte, wie eine Maus, und zwar so heimlich, daß ich seine Anwesenheit nur an den leise herabfallenden, zer- bröckelten Blätterteilchen bemerken konnte. Schließlich begann er sich wieder etwas zu entfernen, und jetzt bot sich Gelegenheit, einen Schuß anzubringen. Aber die Ladung ging in dem dichten LTnter- liolz verloren. Der Vogel flog erschreckt auf, ohne die Flucht zu ergreifen; ja, bei dem zweiten ebenfalls Avirkungslosen Schusse mit dem kleinen FLAUBERT-Teschin kam er, jetzt freilich höchst erregt, aber sich immer noch in guter Deckung haltend und ohne einen Oiuithologie des Campo Itatiaya. 351 Laut von sich zu geben, wieder näher, bis ihn eine dritte Ladung- zu Boden warf. In andern Fällen wieder zeigte sich diese Art von einer Vertrauensseligkeit oder Unvorsichtigkeit, welche in direktem Widersi)ruch zu seinem sonstigen vorsichtigen Benehmen stand. * Chcunaeza brevicauda Vieill. (Tobäca, Tovaca). RlBEIEO, p. 22, Retiro do Ramos. Farn . Dendrocolaptidae. ^Lochmkis neniatura Licht. (Trid}', ]\Iacuquinho). Einer der wenigen Vögel, welchen ich noch oben in dem breiten Tal, das den Agulhas Negras vorgelagert ist, angetroffen habe. Die Tierchen lieben die Nähe des Wassers in dem Maße, daß sie sich stets zu ihrem engern Aufenthaltsorte einen der kleinen Ribeiräos aussuchen, welche so häutig ihre Wohngebiete durchschneiden. Ich habe diese Vögel auf dem Campo di Jordäo, wo ich längere Zeit auf einer einsam liegenden Schneidemühle wohnte, sehr oft beobachet. Bei Regenwetter hielten sie sich immer sehr versteckt im W^alde. so daß ich sie oft tagelang weder zu sehen noch zu hören bekam. Sobald die Sonne aber wieder zum Vorschein kam, erschienen auch sie wieder im Freien, um an den Felswänden auf Insecten Jagd zu machen, und dann hörte ich auch oft wieder ihr Zetergeschrei er- tönen. * SytiaUaxis ntoveirae Rib. RiBEiRO, p. 20, Retiro do Ramos, Morro Redondo. Wie bereits erwähnt, von Sr. A. de Mir. Ribeiro erst vor 2 Jahren beschrieben und zu Ehren des Herrn Carlos Moreiea, Assistent der zoologischen Sektion am Nacional-iVIuseum zu Rio de Janeiro, welcher den Vogel zuerst auf dem Campo Itatiaya ge- sammelt hatte, benannt. Diese Syncdlaxis- Art ist eine der häufigern Vögel dort oben. Sie durchstreift mit ihresgleichen oder in Gesell- schaft anderer kleiner Vögel nach Meisenart die Gehölze, besonders gern aber die Buschwaldungen. Allein trifft man sie nur selten an. Beim Klettern ist sie nicht sonderlich geschickt; es hat den An- schein, als ob ihr der lange, etwas gegabelte Schwanz in ihren Be- wegungen hinderlich sei. Auch im Fluge macht sie keinen eleganten Eindruck, und besonders bei windigem Wetter sieht sie recht un- 352 H. LÜDERWALDT, geschickt aus. Sie ist ein harmloser Vog-el. der es gestattet, ihn ganz in der Nälie zu beobachten. Ebenfalls noch in einem Exemplar in der Umgegend der Agulhas Negras beobachtet. Mehrfach ge- sammelt. Cranioleuca (Siptornis) palliäa Wied. E/IBEIRO, p. 20, Caminho do Conto. * Xetiicopsis {Anabazenops, Anabatoides, Anabasitta) t 'ufosuperciliatits L afr. RiBEIRO, p. 20, Retiro do Ramos, Pico dos Carneiros. * Xeti, rufosiiperciliatus oleaginus Sgl. 2 Exemplare gesammelt. * Sittasoimis sf/lvleUus Temm. = erithacus Licht. RlBElRO, p. 20, Reth-o do Ramos, Entre Morro Redondo e Morro dos Carneiros. * Xiphocolaptes alhicoUis Vieill. (Arapagü). RiBEiRO, p. 20, Caminho do Conto, Retiro do Ramos. Von mir nur einmal beobachtet und erlegt. Picolaptes fiiscus Vieill. = tenuirostris Licht. RiBEiRO, p. 20, Caminho do Conto. Xiphorhj/ncJius fulcular'ius Vieill. = procurvus Temm. (Arapa^u de Bico Curvo). RiBEiRO, p. 20, Morro dos Carneiros. Fam. Tyranmdac. ^ Taenioptera nengatd L. (Pombinha das Almas, Maria Branca). RiBEiRO, p. 22, Retiro do Ramos. *Ich selbst habe eine andere Art mit schneeweißer Unterseite, wahrscheinlich T. velata Licht., in einem Pärchen beobachtet. Die beiden auffallenden, etwa drosselgroßen Vögel saßen am Waldesrande auf einem hohen, trockenen Baum und flogen sofort davon, serra- abwärts, als ich mich ihnen näherte. Ornithologie des Canipo Itatiaya. 353 *Cnipolegus eoniatus Licht. (Maria Preta). Ein Paar auf dem Oampo Itatiaya beobachtet, von welchem ich 1 Exemplar für die .Sammlung' erlegte. Taeniopiera vekda Lk^iit. und Cnipolcyus comatus Licht, treiben sich, oft miteinander ver- gesellschaftet, zu jeder Jahreszeit auf dem (Jampo umher, wo sie mit Vorliebe auf hohen, trockenen Grasstengeln fußen oder dort, wo es Termitenhügel gibt, diese als \\'arte benutzen, um bei ihrem Insectenfange eine bessere Übersicht über ihr Jagdgebiet zu haben. Ich habe beide Arten als ziemlich scheue Vögel kennen gelernt. * Ciifpolef/tis iiif/errhuKS Vikill. (Maria Preta [Ribeiro]). EiBEiRO, p. 22, Retiro do ßainos. Auch von mir in 2 p]xemi)laren gesammelt und öfter beobachtet. Es sind ^^'aldbewohner und sehr wenig scheue Vögel. * Cnipolegiis ef/aulrostHs Vieill. RlBElRO, p. 22, Retiro do Ramos, Caminho do Conto. "'" Muscipipra vetula Licht. RiBEiKO, Morro Redondo, Retiro do Ramos, •Heniitrlciis {Musciphaga) (Jiops Temm. RiBEiRO, p. 21, Caminho do Conto. Seniitricus {Musciphaga) obsoleta Kib. sp. n.? (Ribeieo). RlBEiRO^ p, 21, Caminho do Conto, * Guracava difflcilis v. Ih. In einem Exemplar am 13./5. 1906 erlegt; ein anderes befand sich im Museu Paulista von Estacäo Alto da Serra (Estado Säo Paulo). Die Species wurde auf diese beiden Stücke begründet (s. Cat. da Fauna Brasileira, p. 271). * FJtt/JIoscartes ventral Is Natt. Ribeiro, p. 21, Retiro do Ramos. Auch von mir gesammelt. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. '^3 354 H. LüDERWALDT, ''' Serpophctifa subcristata Vieill. (Alegrinho). Von mir gesammelt. '^ Phyllomyias brevirostris Spix. (Cagasebinho). Von mir gesammelt. '^ EJaenea obscura Lafr. et d'Orb, (Giiracava, Guaracava). RlBElRO, p. 22, Retiro do Eamos, Morro Redondo. * I*itanf/Hs suJpJiuratus tnaxhiiiliani Gab. et Heine (Bentevi). Wie fast überall in Brasilien, so auch auf dem Campo Itatiaj-a vorkommend. Oft habe ich seine helle Stimme „bentevi-bentevi" von den Kronen der in der Nähe der Fazenda stehenden Pinheiros vernommen. Wie erwähnt, ist der Vogel empfindlich gegen Kälte und fliegt serraabwärts bei eintretendem Frost, kehrt jedoch zurück, sobald wieder warmes Wetter eingetreten ist. Eibeiro erwähnt seiner nicht. * Ti/ranmis rneJancliolicus Vieill. (Siriri, Sibiriri). ßiBEiRO, Retiro do Ramos, p. 21. Fam. Coiinrjidae. Phibalura flavirostris Vieill. (Thesonvinha). RiBEiRO, p. 21, Monte Serrat, Creando em Novembro. Fam. Turdidac. * Turdus (Merida auct.) rußventriis Vieill. (Sabiä Larangeira). RiBEiRO, p. 23, Retiro do Ramos. Auch von mir gesammelt und fast täglich beobachtet. Die brasilianische Nachtigall, von deren Gesang so viel Aufhebens ge- macht wird. Allerdings ist die Sabia ein guter Sänger, besonders für Brasilien, wo wirkliche Singvögel so seltne Erscheinungen sind. Mit dem Schlag einer Nachtigall kann man ihren Gesang aber nimmermehr vergleichen. Die Sabia ist eben eine Drossel. Übrigens Ornithologie des Campo Itatiaya. 355 sehr aufmerksame Tiere, welche abends noch lange rege sind, nach- dem die andern Vögel sich bereits längst zur Ruhe begeben haben, Selbst nach hereingebrochener Dunkelheit hört man in den Gebüschen noch oft ihren miauenden Warnruf wenn sie irgend etwas Ver- dächtiges bemerkt haben, etwa eine Eule oder vorbei streifende Wildkatze. Im allgemeinen ist der Vogel wenig scheu, wird durch Nachstellungen aber sehr bald gewitzigt und versteht es dann aus- gezeichnet, sich durch Verstecken in dem Gebüsch den Blicken zu entziehen. * Außer der Sabiä sah ich einmal eine andere Drosselart im Walde, durch eine Eule angelockt. Die beiden Vögel, ein Pärchen, waren auffallend scheu, hielten sich hoch oben in den Baumkronen auf und zogen sofort ab, als sie meine Anwesenheit bemerkten. Ich hielt die Species für Ttirdus leucomelas Vieill. Flati/cichJa {Merida) flavipes Vieill, (Sabiä-Una). RiBEiKO, p. 23, Caminho do Conto. Ich habe die Art mehrfach erlegt und sehr häufig beobachtet. Die Vögel hielten sich meist in kleinen Gesellschaften in den Camp- gehölzen auf. wo sie die Fruchtbäume plünderten. Fam. Mimidae. Mitmis Saturn huis Licht. (Sabiä Pocca, Sabiä do Campo, Calhandra, Arrebita-Rabo, Arrebita). RiBEiKO, p. 23, Mont Serrat. Schon die verschiedenen Xamen deuten darauf hin, daß der Vogel allbekannt ist. Auf dem Itatiaya scheint er nicht vor- zukommen. Dagegen habe ich ihn sehr häufig im Parahyba-Tal bei Campo Bello gesehen. Die Vögel sitzen gern nach Art der Grau- ammern auf den Telegraphendrähten. Fam. Motacülidae ^ Anthus cJiii Vieill. (Caminheiro). RiBElKO, p. 22, Morro dos Carneiros, Retiro do ßamos. Von mir ebenfalls gesammelt. In kleinen Flügen von 8 — 7 Exem- plaren auf dem Campo, wo sie sich nach Art der Lerchen umher- treiben. 23* 356 H. LÜDERWALDT, Farn. Mniotiliidae. "^BasU entern s leucohJeplKirns Vieill. Von mir gesammelt. *Eine andere Art. walirsclieinlicli B. auricapillus Sws.. in 3 Exem- plaren gesammelt, doch wurden die Bälge später von Mäusen zer- fi-essen. Farn. Vireonidac. ^ Pachysylvia (Hylophilus) poecUotis Temm. RiBEiRO, p. 21, Retiro do Eamos. Auch von mir gesammelt. Cyclorliis ochrocephala Tschudi. RiBEiRO, p. 21, Morro dos Carneiros. Von mir in einem Exemplar gesammelt, aber öfter beobachtet. Fam. Hirundinidae. * Mindestens eine Art beobachtet, doch habe ich es versäumt, Jagd auf sie zu machen, um wenigstens die Species feststellen zu können. Die Schwalben ziehen, wenigstens zum größten Teil, bei eintretender Kälte davon, denn obwohl ich die Vögel in der ersten Zeit meines Aufenthaltes auf dem Itatiaya sehr häufig beobachtet habe, waren doch fast alle nach den ersten kalten Nächten ver- schwunden, so daß ich später oft tagelang kein einziges oder doch nur das eine oder andere Exemplar zu sehen bekam. Möglich aber, daß die Tiere bei eintretendem, anhaltend gelindem Wetter ebenfalls zurückkehren wie der Piiangus. Fam. Tanayridae. *I*ipraeidea melanonofa Vieill. (Viuva). E.IBEIRO, p. 24, Morro dos Carneh-os, Retiro do Ramos. *C((lospwa {Calliste) thoraeiea Temm. (Sahy Verde). Eeizende, buntgefärbte Vögelchen, von etwa Stieglitzgröße, welche gesellig die Waldränder und Gebüsche durchstreifen und Oruitbologie des Campo Itatiaya. 357 sich oft mit andern kleinen, unilierstreifenden Vögeln vereinigen. Ich habe nur einmal eine Gesellschaft von ihnen auf dem Campo Itatiaya bemerkt, von welcher ich 2 Stück für meine Sammlung erlegte. * Stephanox)hovus lexicoeephalus Vieill. (SanhaQÜ Frade, Azuhio do Campo, Sahyru^ii, Azuläo). RiBElKO, p. 24, Morro Redondo, Retiro do Eamos. Auch von mir gesammelt. Eine der gewöhnlichsten Erschei- nungen in den Gebüschen und an den Waldrändern. Taiiaf/fd ornata Spaem, (SauhaQÜ de Encontros, Sanhacü da Serra). RiBEiKO, p. 24, Mont Serrat. JPiranf/a saira Spix. (Canario do Matto, Sanhac^o de Fogo). ßlBEiRO, p. 24, Caminho do Conto. Farn. Fringillidae. SaJtator a^arae d'Oeb. (Pichorroren). RlBElEO, p. 24, ßetiro do Raraos. * Stelf/idostomus niaxillosus Cab. Ein stiller und bewegungsunlustiger Vogel, der den Menschen wenig beachtet und ungestört durch dessen Nähe, seinem Xahrungs- erwerb. dem Blätterfressen, nachgeht. Bei Nachstellungen sucht er sich zunächst durch Verstecken den Blicken zu entziehen und ent- schließt sich erst dann, wenn die Gefahr ihm nachdrücklich auf den Balg rückt, davonzufliegen. Ich habe 3 oder 4 Bälge von Itatiaya mit heimgebracht, ein Zeichen, daß der Vogel dort nicht selten ist. Pityliis /'ulglnosus Daud. (Bico de Pimenta, Bicudo). Ribeieo, p. 24, Mont Serrat. '^Spinus (Chrysomitris) ictericiis Licht. (Pintasilva). Ribeieo, p. 24, Retiro do Raraos. Von mir ebenfalls gesammelt. In kleinen Flügen oder Familien in den Feldgehölzen, von wo die Vögel auf den Campo nach Nahrung 358 H. LÜDERWALDT ausfliegen. Wie der Stieglitz, mit welchem die Pintasilva viel Ähnlichkeit hat, so legt auch dieser Vogel eine besondere Vorliebe für Obstbäume an den Tag, und eine Gesellschaft dieser muntern Tiere hielt sich während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes auf dem Itatiaya in den Obstpflanzungen auf, welche sich neben der Fazenda befanden. Oft konnte ich, wenn ich von meiner Arbeit aufblickte, vom Fenster aus das eine oder andere Exemplar oben in der äußersten Spitze eines Apfelbaumes bemerken, wo es sich einige Zeit lustig zwitschernd vergnügte, um dann zu seinen An- gehörigen, welche sich irgendwo auf dem Campo umhertrieben, zurückzukehren. Die Vögel schliefen in der Nähe des Hauses in der Krone eines Pinheiro. Aber auch am Tage wurden diese Nadelhölzer oft von ihnen besucht, entweder um dort oben zu singen oder Umschau nach den Kameraden zu halten. * Sicalis flaveola L. (Canario da Terra). Nur einmal in einem kleinen Fluge bei der Fazenda gesehen. ''' ürachij-spir^a (Zonotrichia) capensis Müll. (Tico-Tico). E,IBEIE0, p. 23, Retiro do Eamos. Der brasilianische Spatz, der sich indessen mit unserm Passer domesticKs, was Klugheit anbetrifft, nicht im entferntesten messen kann. * Poosjn^a thoracica Noedm. KiBEiRO, p. 24, Eetiro do Raraos, Caminho do Conto, Mono Redondo, Auch von mir gesammelt. Häurig in den Gehölzen. *Poospi^a lateralis Nordm. Weit seltner als vorige Art. mit ihr oder verschiedenen andern kleinen Vögeln gesellig umherstreichend. Ebenfalls erbeutet. * Einher nar/ra lilatensis Gm. (Perdisiuha do Campo). RiBEiRO, p. 23, Retiro do Ramos. * Emberii^oides macrouriis Gm ien Vogel einige befindlichen Varzea beobachtet. Ich habe den Vogel einige Male in einer unweit der Fazenda Ornithologie des C'anipo Itatiaya. 359 Farn. Ideridac. Ostliiops (Jecumanus Pall. (Japü, Japü-Guassü). Von mii an der Serraabdachuiig- unterhalb Mont Serrat in einer kleinen Gesellschaft im Walde beobachtet. ■''Ca.ssicus [Cacicus) cJiri/sopterus Vig. (Soldado, Melro). Charakter Vögel der Pinienwaldungen. Mehrfach beobachtet. *3Io7othrifs honarleiisis Gm. (Coricho, Chopim, Vira-Bosta). Nnr 2 oder 3 IMale und immer nur in einem einzelnen Exemplar pfeifend in den Obstbäumen am Hause beobachtet. Sie mochten sich von dort aus nach dem Vieh umgesehen haben und zogen immer sehr bald wieder ab. Im ganzen enthält diese Liste 99 Arten, von welchen 79 auf dem l'ampo Itatiaya beobachtet worden sind; wer sich indessen die Mühe geben wollte, alle dort oben vorkommenden Si)ecies zu sammeln, könnte diese Zahl wohl leicht vei'doppeln. denn gelegentlich werden wohl alle in den Nachbargebieten vorkommenden Vogelarten einmal der Gegend einen Besuch abstatten. Viel interessanter wäre es, festzustellen, welche Arten dort oben brüten, welche Standvögel sind oder welche während der kalten Zeit davon ziehen etc. Das rauhe Klima des Itatiaya liefert einen hübschen Beweis für die Anpassungsfähigkeit der Vögel an veränderte Verhältnisse, denn viele der aufgeführten Arten, darunter Kolibris, finden sich auch in den heißern Küstenstrichen Brasiliens. Wie bereits bemerkt, müßte es gerade für diese flugbegabten Vögel das Werk weniger Augen- blicke sein, sich bei eintretender Kälte in Sicherheit zu bringen; aber wie ich beobachtet habe, geschieht dies keineswegs. Die Kälte ficht die Vögel eben wenig an, sie haben sich akklimatisiert, und da aucli für die Insectenfresser der Tisch während der Wintermonate stets reichlich gedeckt ist, so ist kein Grund vorhanden, das Gebiet zn verlassen. Das Kerfleben ruht zwar auch in Brasilien während der kühlern Jahreszeit mehr oder minder, weil in dieser Periode die meisten Insectenarten ihre Verwandlung durchmachen, indessen finden sich selbst noch in der unwirtlichen Zone des Itatiaj^a wenigstens an geschützten Stellen, in den Gebüschen etc. noch viele fliegende Jmagines, welche jenen zur Nahrung dienen, neben andern ent- 360 H. LÜDERWALDT, wickelten Formen und ihren Larven, Puppen und Eiern, welche sich an versteckten Orten, in den Ritzen und Spalten der Baumrinde, in zusammengerollten Blättern usw., andere am Erdboden vorfinden. Kolibris untersuchen die wenigen, von der Kälte verschont ge- bliebenen Blüten auf Kerbtiere und Honig, schnappen Fliegen aus der Luft oder nehmen, im Fluge danach suchend, kleine Spinnen aus ihren Geweben von den Gebüschen und Bäumen. Wozu also sollten sie ihre Heimat verlassen ? Nur der Fitangus und Schwalben machen, wie gesagt, eine Ausnahme. Bei den erstem sind mir die Beweggründe nicht klar; die Schwalben dagegen, welche sich aus- schließlicli von fliegender Beute ernähren, treibt offenbar der Mangel an Nahrung davon. Zum Kapitel „Wanderung" verhalten sich die Vögel des Campo Itatiaya folgendermaßen: 1. Vögel, welche während der eintretenden kalten Tage davon ziehen. Püangns siilph. max. und Schwalben. 2. Standvögel, die zu jeder Jalires- und Tageszeit in einem be- stimmten Gebiete angetroffen werden. Odontoplioriis cap,, Fulsatrix, Kolibris, Campspecht, Scytalopits spei., ConopJiaga lin., Formicivora crythroc, Lochnia ncniat.. Cassicus chrysopterus. 'S. Mit dem Vieh wandernde Vögel. Caräcarä und Moloihrus honar. 4. In den Wäldern nach Art der Meisen, Goldhähnchen etc. umherstreichende Vögel. Spechte, Synallaxis mor.. Xipliocolaptes alh. und andere Dendro- colaptiden, Fachysüvia poecü., Calospisa thoracica, Foospisa ihorac. und F. lateralis. Die letztgenannten Vögel durchstreifen vielfach gemeinschaftlich das Gebiet, oft auf kurze Strecken von Stephanophorus leuc. und andern begleitet; manche Arten reisen aber auch oft getrennt von jenen und dann häufig familienweise, oder nur die eine oder andere Art schlägt sich zusammen. So besonders die beiden Foospisa mit Fachysilvia pocc. etc. 5. Strichvögel, d. h. solche, deren Vorkommen an das Gedeihen gewisser Sämereien oder Früchte gebunden ist. Penelopc ohsc, Papageien, Tukane, Drosseln, Stephampliorus leuc. Nachdruck verholen. Ubcrsctzungsrecht vorbehalten. Einwirkung äußerer Einflüsse auf Schmetterlinge. Veränderung- der Cliitinteile, der Färbung und Zeichnung unter dem Einfluß von Kälte und Feuchtigkeit.^) Von Peter Kosmiiisky. (Aus dem Laboratorium des Zoologischen Museums der Universität Moskau.) Mit Tafel 13 17. Die Frage nach der Veränderlichkeit der Sclimetterlinge unter der Einwirkung veränderter äußerer Umstände ist in der Experi- mentalzoologie mit besonderm Glück behandelt worden. Dies ist durch den Umstand zu erklären, daß die Untersuchungen über die auf solchem Wege erhaltenen Veränderungen den Schlüssel zum Ver- ständnis so interessanter Erscheinungen geben wie Lokalvariationen, Saison- und zum Teil auch Geschlechtsdimorphismus. Außerdem werden hierbei so fundamentale Fragen aus der Biologie berührt wie die Variabilität der Arten, das Auftreten neuer Formen, Vererbung. Es ist begreiflich, daß infolge des biologischen Literesses der Frage und der relativen Leichtigkeit der dazu erforderlichen Versuche dieselbe die Aufmerksamkeit zahlreicher Forscher auf sich gelenkt hat. Wie reich die diese Frage behandelnde Literatur ist, kann man aus dem neuerdings erschienenen 2. Bande der „Experimen- 1) Verkürzt wurde diese Arbeit in der Sitzung der zoologischen Sektion der Kaiserl. Gesellschaft der Freunde der Naturwissenschaften, der Anthropologie und Ethnographie zu Moskau am 7./20, Dezember 1907 verlesen. 362 Peter Kosminsky, teilen entomologischen Studien-' von Bachmetjew (1) ersehen, in dem eine Zusammenstellung aller das betreftende Gebiet berührenden Versuche gegeben ist. ^) Aber ungeachtet der großen Anzahl von Untersuchungen über die einschlägige Frage, ist sie doch sehr einseitig erfoi'scht worden: es wurden hauptsächlich die Veränderungen der Zeichnung und Färbung studiert, auf alles übrige wurde zu wenig geachtet. Wenn auch der andern Veränderungen Erwähnung geschehen ist, so doch nur im Vorübergehen. Erst vor kurzem erschienen 2 Arbeiten M. v. Linden's (3, 4) und in der Zwischenzeit zwischen den beiden die Abhandlung von Federley (5), welche von den Veränderungen der Schuppen handeln. Federley's Arbeit liefert eine eingehende Untersuchung über die Veränderungen der Schuppen unter dem Einfluß der Temperatur.-) In Linben's Arbeiten werden die Einwirkungen anderer Faktoren (Trockenheit, verschiedener Gase, verminderten Druckes) untersucht. Es ist jedoch zu bemerken, daß in diesen Abhandlungen die Frage nach den Veränderungen der Schuppen bei weitem nicht erschöpfend behandelt ist: es ist die Einwirkung vieler Faktoren unberück- sichtigt geblieben, und einige Schlußfolgerungen sind als nicht ge- nügend begründet anzusehen. Alle diese Erwägungen veranlaßten mich im Sommer 1907 eine Eeihe von Versuchen anzustellen, um einige Schlußfolgerungen Federley's zu kontrollieren und ebenso, um die Einwirkung einiger Faktoren festzustellen, w^elche wieder von Linden noch von Federley berührt worden sind. Bevor ich aber von meinen Versuchen rede, halte ich es für nötig, einige Worte über Federley's Untersuchungen und die Schlüsse, die er daraus gezogen hat. zu sagen. Federley hat Versuche über die Einwirkung erhöhter und er- niedrigter Temperaturen angestellt. Ich werde nur über diejenigen mit erniedrigter Temperatur sprechen, da ich aus von mir unab- hängigen Gründen nicht die Möglichkeit hatte, Versuche mit erhöhter Temperatur zu machen und somit eine Kontrolle der Schlußfolge- rungen Federley's, die auf Grund solcher Experimente aufgebaut 1) Siehe auch Linden (2). 2) Bei den Versuchen Federley's und Linden's wie auch in der erdrückenden Mebrzald von A'ersucben dieser Art wurden Puppen der Einwirkung äußerer Einflüsse unterworfen. Einwirkung- äuCerer Eintiüsse auf Schmetterling-e. 363 sind, nicht möglich ist. Seine Versuche mit erniedrigter Temperatur teilt Federley in 2 Gruppen : 1. Gruppe: „Kälteexposition", längere Einwirkung mäßiger Kälte (nicht unter 0"C); Kesultat: verbreiterte Schuppen; 2. Gruppe: ..Frostexposition", Einwirkung einer Tempe- ratur unter 0" C; Resultat: verkleinerte und verschmälerte Schuppen. Übrigens werden einige Ausnahmen zugelassen: unter der Einwirkung mäßiger Kälte wurden zuweilen verkleinerte und verschmälerte Schuppen erzielt, und umgekehrt, unter der Einwirkuug einer Tem- peratur unter 0^*, verbreiterte Schuppen. Mir scheinen etwas un- begründet und einer Kontrolle bedürftig die Erklärungen des Auf- tretens von Schuppen vom Typus der „Kälteexposition", wie sie Fedeeley gibt. Er charakterisiert die Schuppen dieser Reihe folgendermaßen: „Die Schuppen sind von normaler oder sogar über- normaler Größe und gut entwickelt, haben einen sehr großen Korpus, der entweder nur einzelne kurze Processus trägt oder ganz processus- los ist." Diese Erscheinung sucht er folgendermaßen zu erklären: „Die Vorstufen der Pigmente kommen in der Hämolymphe vor und werden mit derselben in die hohlen Schuppen eingeführt." Der Druck der Hämolymphe hat einen Einfluß auf die Gestalt der Schuppen. „Bei den Kälteversuchen ist es schwer, eine grosse Feuchtigkeit zu vermeiden, und hierdurch wird die Verdunstung der Puppe eine ganz minimale, was wieder zur Folge hat, dass einerseits die Entwickelung sich verzögert und andererseits der Druck in der Puppe gesteigert wird. Zur Verzögerung trägt noch die niedrige Temperatur bei, da aber die Entwickelung nicht vollständig aufhört, so stehen die neugebildeten Schuppen während einer verhältnismässig sehr langen Zeit unter einem höheren Druck als unter noi-malen Verhältnissen, und das Resultat gibt sich in der erweiterten Schuppen- form kund. Bei den Versuchen mit sehr niedrigen intermittierenden Frostgraden, welche eigentlich zu der Reihe der Frostexpositionen gerechnet werden müssten. in denen aber auch Falter vorkommen, die, nach der Form der Schuppen zu urteilen, dieser Reihe näher stehen, kommt noch ein Moment hinzu, nämlich das Erstarren der Körpersäfte, bei welchem auch eine Vergrösserung des Volumens stattfindet. Das Gefrieren von Flüssigkeiten wird nämlich stets von einer Voluui vergrösserung begleitet, und ausserdem erleiden die chemischen Verbindungen, welche in denselben gelöst vorkommen, Veränderungen, wobei oft gasförmige Zersetzungsprodukte gebildet werden, was alles zur Erhöhung des Druckes beiträgt. Da nun die Schuppen direkt unter der Puppenschale liegen, so ist es anzunehmen, 364 Peter Kosminsky, dass der Frost sie zuerst trifft, und wenn sie zur Zeit der Exposition mit Hämolymphe gefüllt sind, so erstarrt letztere, und die Schuppen werden hierdurch ausgedehnt. . . ." Diese Erklärungen sind meiner Ansicht nach nicht genügend begründet^): im ersten Falle wird die Hauptrolle der Feuchtigkeit zugeschrieben, und doch ist die selbständige Einwirkung der Feuchtigkeit mit Ausschluß der Temperaturerniedrigung nicht unter- sucht worden; in dem einen wie dem andern Falle wird voraus- gesetzt, daß während des Versuches die Schuppen sich in dem Ent- wicklungsstadium befinden, wo sie sich mit Hämolymphe füllen. Aber es ist nicht nur nicht untersucht worden, in welchem Ent- wicklungsstadium sich die Schuppen während des Versuches befinden, sondern wir wissen auch nicht einmal, ob sie zu diesem Zeitpunkte sich überhaupt schon gebildet haben. Um Fedeeley's Schlußfolgerungen zu kontrollieren, unternahm ich vor allen Dingen Versuche über den Einfluß der Feuchtigkeit bei normaler Temperatur. Diese Versuche haben auch eine selb- ständige Bedeutung, da die Einwirkung der Feuchtigkeit allein an und für sich weder von Linden noch von Fedeeley in Betracht ge- zogen wird. Ferner unternahm ich zur Kontrolle von Fedeeley's Versuchen eine Reihe von Experimenten über die Einwirkung einer, mäßigen Kälte in Verbindung mit Feuchtigkeit. Außerdem nahm ich starke, aber nicht lange andauernde Abkühlungen der Puppen im Beginne des Stadiums vor, um die Einwirkung der Kälte für die Zeit festzustellen, wo die Schupi)en noch nicht Zeit hatten, sich zu entwickeln. In Ermangelung eines Eiskellers konnte ich leider nicht alle Versuche persönlich durchführen. Persönlich führte ich die Versuche über die Einwirkung der Feuchtigkeit durch {Vanessa io L. , antiopa L.) und über die kurz anhaltende Kälte (F, antiopa). Ein Teil der Versuche {Lymantria dispar L, — Einfluß von Feuchtigkeit und Kälte, Malacosoma neustria L, — Einfluß der Kälte) wurde unter meiner Leitug ausgeführt. Endlich erhielt ich einige Abweichungen {Vanessa urticae L,, io L,, Arctia villira L., Kälteeinflüsse) von Personen, die sich früher mit Versuchen über Variationen von Faltern unter der Einwirkung- herabgesetzter Temperaturen beschäftigt hatten. Der Umstand, daß die Versuche von verschiedenen Personen ausgeführt wurden, hatte 1) Übrigens gibt FEDEJiLEY selbst zu, daß seine Schlußfolgerungen zur Hälfte spekulative sind. Einwirkung äußerer Einflüsse auf Schmetterlinge. 3ö5 eine gewisse Ungieiclimäßig'keit in der Verteilung des Materials zur Folge. Die Untersuchung des erhaltenen Materials wurde im Labora- torium des Zoologischen IMuseums der Moskauer Universität unter der Leitung Prof. Koshewxikov's ausgeführt. Meine Versuche ergaben eine Keihe von Veränderungen hin- sichtlich der Zeichnung und Färbung der Flügel und der Form der Fülller, abgesehen vom Material zur Veränderung der Schuppen. Obwohl diese Daten keine direkte Beziehung zu den Fragen haben, die ich zu lösen mich bemüht habe, so haben sie doch ein selbständiges Interesse, und daher erlaube ich mir ein wenig bei ihnen zu verweilen.^) Versuche. I. Einfluß der Feuchtigkeit. Zum ZwTcke der Versuche wurden die Puppen in ein geschlossenes Gefäß gelegt, auf dessen Boden nasser Sand sich befand, der mit nasser Watte bedeckt war. Die Puppen lagen auf dieser Watte; einige von ihnen lagen halb im Wasser. Hin und wieder wurde auf den Sand Wasser gegossen, als Ersatz für das verdunstete und an den Wänden und dem Deckel sich niederschlagende. So wHirden der Sand und die Watte während der Dauer des Versuches gleich- mäßig feucht erhalten. Der Niederschlag von Feuchtigkeit am Deckel und den Wänden des Gefäßes weist auf eine vollständige Sättigung mit Wasserdampf hin. Zum Vergleiche ließ ich einige Schmetterlinge bei normalen Bedingungen im selben Zimmer, wo sich dieses Gefäß befand, auskommen. Ich glaube, daß die Temperatur im Gefäß sich wenig von der unterschied, bei der die Puppen, die als Vergleichsmaterial dienen sollten, erzogen wurden. 1) Für besonders wichtig halte ich es, die Veränderung der Fühler zu beschreiben ; meiner Ansicht nach ist es nötig, das Gebiet der Versuche zu erweitern und nicht in den bisherigen Grenzen stehen zu bleiben. Der erste Schritt ist schon getan : es erscheinen Untersuchungen über die Ver- änderungen der Schuppen ; aber es muß fortgefahren und es müssen die Veränderungen am ganzen Organismus studiert werden. Ich möchte nicht Fischee's (6) Fehler wiederholen und den Federley's, welche bei ihren Experimenten Falter mit veränderten Fühlern (FEUEßLEY) und Beinen (Fischer) erzielten und diesen Veränderungen nicht die erforderliche Be- achtung zuwandten. 366 Peter Kosminsky, Anfäng-licli sank natürlicli die Tem])eratur infolg-e der Verdunstung-, aber danach wurde letztere minimal, dank der Sättigung des Raumes mit Dämpfen, und das Gefäß stand im Zimmer genügend lange, um die Temperatur der umgebenden Luft anzunehmen. So muß man denn annehmen, daß bei diesem Versuche nur Feuchtigkeit im Überfluß vorhanden war. Vanessa io L. ^) Der Versuch zerfiel in 3 Teile. 1. Er begann bald nach der Verpuppung und dauerte 4—6 Tage. 2. Der Versuch begann, sobald die Puppen ein Alter von 0 — 6 Tagen erreicht hatten, und wurde nicht früher beendet als 1 Tag vor dem Auskriechen (was durch deutliches Durchschimmern der Zeichnung durch die Puppenhülle bestimmt wurde). 3. Der Versuch begann bald nach der Verpuppung und dauerte bis zum deutlichen Durchschimmern der Zeichnung durch die Puppenhülle. Die ersten 2 Versuche unternahm ich zu dem Zwecke, um zu bestimmen, in welchem Alter der Puppen die Feuchtigkeit am meisten einwirkt. Der 3. Versuch hatte den Zweck, die Einwirkung der Feuchtigkeit für den Fall klarzustellen, daß die Dauer des 1. und 2. Versuchs ungenügend erscheinen sollte. Es wurden folgende Resultate erzielt: in Zeichnung und Färbung gingen die Veränderungen nicht über die Grenzen gewöhnlicher individueller Abänderungen hinaus, die bei dieser Art sehr gering sind; die Schuppen waren ebenfalls bei allen, ausgenommen ein Individuum, normal. Bei diesem einzigen veränderten Exemplar war (es be- zieht sich auf den 1, Versuch) der linke Vorderflügel ganz ver- fault; der linke Hinterflügel war ein wenig zusammengedrückt, die Schuppen an ihm waren ziemlich stark verändert: auf der Oberseite waren die Schuppen stark verkleinert, und die Fortsätze an ihnen hatten sich vergrößert (Taf. 15, Fig. 4).-) An den rechten Flügeln waren die Schuppen schmäler als die normalen und ihre Fortsätze weniger zahlreich: auf der Oberseite des Vorderflügels trugen sie statt 4—6 nur 3—5 Fortsätze (Taf. 15, Fig. 2). «) 1) Aus dem Riesengebirge (Agnetendorf). 2) Auf der Tafel ist ein Teil des schwarzen Feldes vom Augenfleck auf der Oberseite des Hinterflügels abgebildet. 3) Auf den Tafeln sind gewöhnlich die Stellen in der Mitte der Einwirkung äußerer Einflüsse auf Schmetterlinge. 367 Wie zu erwarten gewesen, waren einige Puppen verfault. Bei allen Puppen, die dem Versuche unterworfen worden waren, ließ sich folgende Veränderung wahrnehmen, die sie von den nor- malen unterschied : vor dem Auskriechen wurden die letzten freien Segmente des Abdomens stark ausgedehnt. Diese Erscheinung be- merkte Fedekley bei den Puppen, die der Einwirkung einer mäßigen Kälte in Verbindung mit Feuchtigkeit unterworfen wurden; er hält dieselbe für ein Anzeiclien hohen innern Druckes, der nach seiner Ansicht die Ursache einer Verbreiterung der Schuppen ist. Aber ungeachtet dessen, daß einige Exemplare der Einwirkung der Feuchtigkeit wälirend der ganzen Entwicklungsdauer ausgesetzt waren, fand keinerlei Verbreiterung der Schuppen statt. Die Feuchtigkeit wirkt, wenn auch unbedeutend, auf die Dauer des Puppenstadiums ein: soweit ich nach der unbedeutenden Zahl von Puppen, die dem Versuche dienten, urteilen kann (50 Stück), hält die Feuchtigkeit die Entwicklung ein wenig auf. Bei so geringfügigen Resultaten kann man natürlich nicht darüber urteilen, wie Puppen von verschiedenem Alter auf die Feuchtigkeit reagieren. Vanessa antiopa L. ^) Die Puppen wurden einem Versuche unterworfen, wie er für F. io unter No. 3 angegeben ist. Die Veränderungen waren ebenso wie bei den Versuchen mit V.io unbedeutende; bei der Mehrzahl waren Schuppen und Färbung normal, nur bei 1 Exemplar (Taf. 13, Fig. 2) hatte der gelbe Rand einen orangefarbenen Ton angenommen; auf der Oberseite des rechten Hinterflügels hatten sich im Vorderwinkel bei diesem Exemplar die Schuppen stark verkleinert und waren eingeschrumpft (Taf. 15, Fig. 11). Wie bei den Versuchen mit V. io waren die letzten Abdominalsegmente der Puppen vor dem Ausschlüpfen stark ausgedehnt. Lyniantria dispar L. ^) Aus denselben Gründen wie bei den Versuchen mit Vanessa io teilte ich das Experiment in 3 Teile; jedoch führte ich in diesem Oberseite des Vorderflügels zwischen Medianader 2 und Medianader 3 [nach Eimer (10)] dargestellt. Falls eine andere Stelle abgebildet wird, so wird darauf besonders hingewiesen. 1) Aus Agnetendorf im Riesengebirge. 2) Aus Ljublin, Rußland, Polen. 368 Peter Kosminsky, Falle einige Abänderungen in der Dauer des Versuches in Ab- hängigkeit von längerm Puppenstadium bei dieser Art ein. ^) 1. Die Raupen wurden kui'z vor der Verpuppung in eine feuchte Atmospliäre gebracht; sie verpuppten sich am selben Tage oder nach 2 — 4 Tagen. 7 — ^8 Tage nach Beginn des Versuches wurden die Puppen in normale Verhältnisse gebracht. 2. Der Versuch begann, als die Puppen 7—8 Tage alt waren, und dauerte bis zum Auskriechen. 3. Die Puppen wurden während der ganzen Dauer des Puppen- stadiums feucht gehalten. Die Veränderungen waren nicht groß : nur bei einigen Weibchen verschwanden die Deckschuppen (Taf. 16. Fig. 17); infolgedessen wurde der ganze Flügel blasser, die Adern waren deutlicher sicht- bar, die Zeichnung aber schwand fast ganz; nur am Costalrande der Vorderflügel waren die Schuppen und daher auch die Zeichnung normal (Taf. 13, Fig. 12). Außerdem waren einige Schuppen stark gesträubt, d. h. sie bilden mit der Membran des Flügels einen größern Winkel, als normal erscheint. Bei andern Weibchen ist ein unbedeutendes Grauerwerden der Hinterflügel bemerkbar [dieses Merkmal nähert sie den Faltern, die Pictet (11) unter der Ein- wirkung von Feuchtigkeit auf Raupen erhielt]. Bei einem Männchen sind die Schuppen meistenteils der Fort- sätze verlustig gegangen (Taf. 16, Fig. 13). In bezug auf diesen Fall kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob das eine Folge der Feuchtigkeit oder eine Individualaberration ist, die von keinen äußern Umständen abhängt, da bei dieser Art die Größe der Fort- sätze stark variiert. Einige Puppen waren verfault. Die unbedeutende Anzahl veränderter Exemplare gestattet mir nicht, irgendwelche Schlüsse in bezug auf den Einfluß der Feuchtig- keit auf die verschiedenen Altersstufen der Puppen zu machen. Somit wärkt die Feuchtigkeit wenig ein, sowohl auf Färbung und Zeichnung wie auch auf die Schuppen. Eine schwache Veränderung der Falter unter dem Einfluß der Feuchtigkeit auf die Puppen stellte auch Pictet fest (11), der unter andern Versuchen auch solche an 1) Bei den Versuchen mit der Einwirkung der Feuclitigkeit dauerte das Puppenstadium bei V. io 12 — -15, bei Lyii/aidria dispar aber 15 — 20 Tage. Ehnvirkuug äuL'erer Einflüsse auf Schmetterlinge. 369 Vanessa io und Lymaniria (?%)«/• anstellte. Wenn auch starke Ver- änderungen der Schuppen vorkommen, so sind es doch nur lokale, dort, wo die Puppe unmittelbar mit ^\'asser in l^erühi-ung- kam. Keinerlei Verbreiterung- der Schup])en fand statt, wie man das auf Grund der Schlüsse Fedeiilky's hätte annehmen können: alle ver- änderten Schuppen sind kleiner und schmäler als die normalen. IL Einfluß der Kälte. 1. Mäßige Kälte. Versuchen dieser Art w'urden unterworfen Vanessa io L., urticae L., Lymanfria dispar L., Malacosoma ncustria L. und Arctia vülica L. Obwohl nur mit 2 Arten der Versuch nach meinem Plane gemacht wurde (L. dispar und M. nenstria) und die übrigen nur ein zufälliges Material darstellen, das von verschiedenen Personen erhalten wurde, so war doch die Technik der Versuche annähernd dieselbe: Schachteln mit Puppen wurden auf längere Zeit auf Eis gestellt (Temperatur + 8 bis -f 9 '^ C, Feuchtigkeit sehr hochgradig) ; nur die Puppen von Ardia villica w^irden im Keller ohne Eis aufgezogen. Die Versuche wurden an verschiedenen Orten vorgenommen; um irgendwelche Ver- sehen zu vermeiden, verglich ich die erhaltenen Abweichungen mit normalen Exemplaren, die denselben ()rtlichkeiten entnommen waren. Vanessa io L.') Die Puppen wurden einer Versuchsdauer von 40 Tagen unter- worfen; erzielt wurde die Varietät fisclieri Stdfs.; die Schuppen w^aren sehr schmal, und vielen fehlten die Fortsätze (Taf. 15. Fig. 5). Vanessa urticae L.-) Der Versuch dauerte 30 Tage. Es wairden P'alter erzielt, die einen Übergang zu ah. ichnusoides de Selys bildeten. Die Verände- rung der Schuppen war dieselbe wie bei V. io. ■') 1) Aus dem Gouvernement ^Warschau. 2) Aus dem Gouvernement Nowgorod. 3) Zu den Abänderungen dieser (iruppe muß man ein Exemplar von Vanessa antiopa aus dem Riesengebirge rechnen, obwohl es in Freiheit gefangen wurde, aber doch bei anormalen Umständen auskroch : ich traf es eben erst ausgeschlüpft; die Puppe hing an einem Stein, indem sie diesen mit einer Seite berührte ; alle Tage vordem hatte es geregnet und herrschte eine ziemliche Kälte ; der Stein war sehr naß. Bei der Unter- Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 24 370 Peter Kosminsky, JLfßnuiutria' dt'spar L. ^) Der Versucli zerfiel in 4 Teile. 1. Puijpen im Alter von 1 — 2 Tagen wurden auf Eis gelegt und so 40 Tage lang gehalten. 2. Der Versuch dauerte 35 Tage. 3. Der Versuch dauerte 30 Tage. 4. Zum Versuche dienten 1 — 8 Tage alte Puppen; er dauerte 20 Tage. Wie zu erwarten war, verfaulte ein Teil der Puppen oder ergab Krüppel. Wie es in solchen Fällen immer geht, trat eine starke Hemmung in der Entwicklung ein; aber die Zeit von der Ver- puppung bis zum Beginn des Versuches und die Zeit vom Ende des Versuches bis zur Ausschlüpfiing war kürzer als die normale Dauer des Puppenstadiums; dies Aveist darauf hin, daß die Entwicklung der Puppen während des Versuches nicht unterbrochen, sondern bloß verlangsamt wurde. Einige Exemplare von denen, deren Puppen einige Zeit nach der Verpuppung auf Eis gelegt wurden (4. Versuch), krochen sehr bald nach Beendigung des Versuches aus; oifenbar entwickelten sich bei ihnen die Schuppen während des Versuches; somit waren alle Bedingungen eingehalten, die nach Federley erforderlich sind, um verbreiterte Schuppen zu erzielen.-) Es wurden folgende Veränderungen der Schuppen beobachtet: wie bei den Männchen so auch bei den Weibchen zeigen die Schuppen eine Neigung zum Kleinerwerden (Taf. 16, Fig. 15, 18, 20); dabei schwinden die Fortsätze [übrigens finden sich bei einem Weibchen suchung erwies es sich, daß die Schuppen bei diesem Schmetterlinge sich verschmälert hatten, und die Zahl der Fortsätze war im Vergleich zu normalen Fällen vermindert (auf der Oberseite der Vorderflügel statt 3 — 5 nur 2—3, s. Taf. 15, Fig. 6). 1) Aus Ljublin. 2) Federley 's Versuche fanden bei einer niedrigem Temperatur statt. Daher verging viel Zeit vom Ende des Versuches bis zum Ausschlüpfen, so daß es unbestimmt bleibt, ob die Schuppen überhaupt während des Versuches genügend entwickelt waren. Indem ich die Versuche bei einer höhern Temperatur ausfülirte und ihnen Puppen in einem Alter bis zu 8 Tagen aussetzte , erreichte ich , daß die größere Zeitdauer der Ent- wicklung in die Zeit des Versuches fiel ; daher entsprechen meine Versuche mehr den Bedingungen, die Federley zur Erzielung der Verbreiterung der Schuppen verlangte, als seine Versuche. Einwirkung- äuGerer Einflüsse auf Schmetterlinge. 371 Schuppen, die, obwohl stark verkleinert, doch gut ausgeprägte Fort- sätze tragen (Taf. 16, Fig. 20)]. Zuweilen bilden die Schuppen mit der Fliigelmerabran einen übernormal großen Winkel. Überhaupt ist die Zahl der Schuppen vermindert. Bei den ]\lännchen verschwinden die schmalen weißen Scliuppen am Außenrande der Vorderflügel. Die Weibchen verlieren oft die Deckschuppen (Taf. 18, Fig. 18), so daß die Flügelmembran durchscheint; diese Veränderung erinnert an die bei Feuerley auf tab. 3, lig. 8 abgebildete (ebenfalls Kälte- einwirkung). Die äußersten Formen unterscheiden sich noch mehr von den normalen, als sie Federley auf tab. 3, fig. 7 gibt (Formen der Eeihe „Frostexposition"). Die Schuppen verlieren am ganzen Körper den größten Teil der Fortsätze, und die Härchen werden kleiner (Taf. 17, Fig. 9—11). Die Veränderung der Schuppen ist weniger bemerkbar am Costalrande der Vorderflügel \) : nur bei den stärker veränderten Exemplaren ist der Unterschied zwischen dem Grade der Abweichung der Schuppen am Costalrande und des übrigen Teiles der Flügel wenig auffallend. Die am meisten verschmälerten Schuppen findet man bei Exem- plaren, die beim 4. Versuche erzielt wurden, d. h. bei denen, welche nach Federley am ehesten eine Verbreiterung der Schuppen auf- weisen müßten. Interessante Veränderungen gingen in Zeichnung und Färbung vor sich. Alle Männchen haben sich mehr oder weniger verändert. Die Zeichnung auf der Oberseite der Vorderflügel ist mehr oder weniger verschwunden (Taf. 13, Fig. 7, 8, 9 u. 10). Die Färbung ist entweder weißlich (Fig. 10) oder einfarbig grau (Fig. 8) oder aber schwärzlich (Fig. 9). Die Oberseite der Hinterflügel und die Unterseite sind wenig verändert. Die weißliche und einige graue Formen gleichen den Aberrationen, die Federley unter der Ein- wirkung erhöhter Temperatur erhielt. Die Veränderung der Zeichnung bei den Weibchen geht in 3 Richtungen: 1. die ganze Zeichnung wird heller und ver- schwindet bei den äußersten Formen fast ganz (Taf. 14, Fig. 1); 1) Die schwache Veränderung der Schuppen und der Zeichnung am Costalrande bemerkte auch Federley ; er erklärt diese Erscheinung so : an der Puppe ist dieser Flügelteil von den Füßen bedeckt, daher wirken äußere Einflüsse auf ihn schwächer als auf die übrigen Partien, die von dem äußern Medium nur durch die Puppenhülle geschieden sind. 24* 372 Peter Kosminsky, 2. die Zeichnung zeigt eine Neigung- zum Verschwinden, außer den Fransenflecken und Mittelflecken, die bei einigen Exemplaren stärker ausgeprägt sind als bei den normalen iTaf. 14, Fig. 2, 3 u. 4). Einige Formen dieser Aberrationen gleichen der bei Fedeeley auf tab. 1. flg. 9 dargestellten (Einwii-kunp- mäßiger Kälte). Endlich ist 3. eine Verbreiterung der Mittelschatten in Verbindung mit dem Verschwinden der übrigen Zeichnung zu bemerken. Das Exemplar mit dem verbreiterten Mittelschatten ist auch bei Fedeeley abge- bildet (tab. 1, flg. 12), aber bei meinen Stücken ist die Abweichung bedeutend stärker ausgeprägt (Taf. 14. Fig. 5, 6, 7 u. 8). Die Zeichnung hat sich bei vielen Stücken nicht verändert, aber die Färbung ist entschieden bei allen eine andere geworden. In der Mehrzahl der Fälle ist die Färbung eine schmutzig weiße, bei andern eine gelbliche oder graue von verschiedener Abtönung. Bei den einen der grauen Formen findet sich ein breiter Mittel- schatten (Taf. 14. Fig. 8), bei andern ist die Zeichnung, mit Aus- nahme der Mittel- und Fransenflecken, blasser geworden (Taf. 14, Fig. 3), bei noch andern endlich ist die Zeichnung normal. Bei einigen gelben Formen verschwindet mehr oder weniger die ganze Zeichnung mit Ausnahme der Mittel- und Fransenflecken (Taf. 14, Fig. 4), bei andern entwickelt sich ein breiter Mittel- schatten. Bei den schmutzig weißen Stücken finden sich alle oben er- wähnten Abänderungen der Zeichnung (Taf. 14, Fig. 1. 2, 7), und bei vielen ist letztere nicht verändert. Die Formen mit nicht veränderter Zeichnung gehören alle in den 4. Versuch hinein; zu gleicher Zeit finden sich die stärksten Veränderungen der Schuppen gerade bei den Formen dieser Versuchs- reihe. Höchst wahrscheinlich hängt das davon ab, daß die Puppen dem Versuche in einem Alter unter 8 Tagen unterworfen worden sind. Wie Standeüss' (17) Untersuchungen, Arbeiten Fischee's (8, 9) und anderer Autoren zeigten, wurden Färbung und Zeichnung nur dann stark verändert, wenn der Versuch mit einer Puppe von höchstens 1 — 2tägigem Alter vorgenommen wird. Die Schuppen aber verändern sich, wie Fedeeley's Untersuchungen ergeben haben, auch dann, wenn dem Versuche Puppen unterworfen werden, die längere Zeit unter normalen Bedingungen gelegnen hatten. Von sonstigen Veränderungen müssen hervorgehoben werden : die allgemeine Abschwächung der Flügelmembran und die Ver- änderung der Flügelform. Die Vorderflügel sind bei vielen Stücken Einwirkung äußerer p]infliisse auf Schmetterlinge. 373 versclimäleit, und der Yorderwinkel tritt mehr hervor, während die Hinterfiügel verkleinert sind. Besonders interessant sind die Yer- änderung-eu der Fühler bei den Weibchen. Die Fiedern sind viel länger als unter normalen Umständen, dabei befinden sich die aller- längsten nicht am Ende des Fühlers, wie bei den normalen Stücken, sondern in der Mitte (Taf. 17. Fig. 1); die Sensillae trichoideae ^) sind verkleinert; die Sensillae coeloconicae au den Fiedern sind nicht nach der Seite, sondern nach der Spitze der Fiedern (Taf. 17, Fig. 4) gewandt.-) Bemerkenswert ist die Fühlerform. die auf Taf. 17, Fig. 6 dar- gestellt ist. Die Fiedern an den Gliedern des Fühlers, die sich näher der Basis befinden, und die Glieder selbst sind stark ver- breitert. Zum Vei-gleiche habe ich auf Taf. 17 einige Glieder eines normalen Weibchens abgebildet mit den breitesten Fiedern. '■') Die Schüppchen an den veränderten Fühlern sind breiter und kürzer geworden (Taf. 17, Fig. 8). Die Fühler sind bei allen Weib- chen verändert, die dem 1., 2. und 3. Versuche angehören. 3IaI(t('osonia neustria L. ^) Der Versuch dauerte 30—35 Tage. Ich erhielt Schmetterlinge mit stark verschmälerten, zugespitzten und der Fortsätze verlustig gegangenen Grund- (Basal-) Schüppchen. Die haarfürmigen Deck- schuppen haben sich nur schwach verändert. Im allgemeinen sitzen die Schuppen weniger dicht (Taf. IG, Fig. 22). Die Zeichnung ver- rät eine Neigung zum Verschwinden: bei einigen sind die Quer- streifen unklar, bei andern verschwinden sie ganz (Taf. 14, Fig. 11 bis 15). 1) Nach SCHEKK (18). 2) Die geringe Länge der auf Taf. 17, Fig. 4 dargestellten Sens. chaeticae ist kein spezielles Merkmal der Kälteform. Die S. chaeticae von dieser Länge werden auch bei normalen Stücken gefunden. Überhaupt variieren die Fühler der Weibchen von L. d/sjMir recht stark. Es w^echselt die Länge der S. chaeticae und Fiedern. Auf Taf. 17, Fig. 2 ist ein Fühler mit relativ langen Fiedern und 8. chaeticae dargestellt (oft kommen auch kürzere vor). 3) Der normale Fülder ist länger als der nebenan abgebildete Fühler der Kälteform. 4) Aus Ljubliu. 374 Peter Kosminsky. Arctia villica L. ^) Die Puppen wurden 40 Tage in einem Keller gehalten. Zeichnung, Färbung und Schuppen der ausgeschlüpften Schmetterlinge zeigen keine Veränderung, nur bei einem Männchen ist die Färbung der vordem Flügel düsterer, und die Schuppen auf demselben sind schmäler, die Zahl der Fortsätze geringer (statt 3 — 4 nur 2—3. siehe Taf. 16, Plg. 24). Alle erhaltenen Eesultate zusammenfassend, sehen wir. daß unter der Einwirkung einer mäßigen Kälte in Verbindung mit Feuchtigkeit die Schuppen sich verschmälern und kleiner werden; diese Regel ist bindend für Falter aus Familien, die weit vonein- ander abstehen (Lytnatitriidae, Arctiidae, NymphaMm') ; dabei ist die Verkleinerung der Schuppen mit dem Zurückgehen der Zahl und Größe der Fortsätze verbunden ; doch kann letzteres auch nicht statt- haben, wie die Schuppen eines Weibchens von L. dispar beweisen. Bei sehr vielen Exemplaren besitzen die Schuppen alle Merkmale der Schuppen der Reihe „Frostexposition" (Temperatur unter O^C) Federley's. Eine Verbreiterung der Schuppen wurde nur in den Fühlern der Weibchen von L. dispar bemerkt; übrigens ist dies eine Veränderung besonderer Art, und wir werden weiter unten darauf zurückkommen. Von andern Veränderungen verdienen beachtet zu werden die, soviel ich weiß, noch nicht beschriebenen Formen von L. dispar (die grauen Weibchen und die Weibchen mit breiten Mittelschatten) und die Veränderungen der Fühler. 2. Einfluß der Temperatur unter 0". Vanessa atitiopa L. -) Zum Versuche wurden Puppen genommen, die aus Raupen er- zogen waren, die von einem frühen Jugendstadium an im Zimmer gehalten wui-den. Ein Teil der Puppen wurde im Zimmer aufge- zogen, ohne dem Versuche unterworfen zu werden. Der Versuch wurde von mir in folgender Weise durchgeführt: Die Puppen wurden 1) Aus Radom (Rußland, Polen). 2) Aus dem Riesengebirge. Eiinvirkung äußerer Einflüsse auf Schmetterlinge. 375 SO in einer Blechscliaclitel untergebracht, daß sie mit einer Seite eine sehr dünne Watteschicht berührten, mit welcher der Deckel belegt war. Mit der andern Seite lagen die Puppen auf Watte, mit der die Schachtel ausgelegt war. Auf den Deckel der Schachtel legte ich ein Stück Watte, das mit Äther begossen wurde: so mußten die Puppen bald abkühlen, da von der Watte, die mit Äther be- gossen wurde, sie nur eine dünne Watteschicht trennte und ein dünner Blechdeckel. ^) Zur Messung der Temperatur veii'uhr ich folgendermaßen: Auf die ßlechplatte, welche am Thermometer das Quecksilberreservoir umschließt, legte ich ein Stück Watte und be- goß gleichzeitig die Watte am Thermometer wie auf der Schachtel. Natürlich ist eine solche Messung sehr ungenau, aber eine genauere Vorrichtung, wie etwa ein in die Schachtel eingebautes Thermo- meter, hatte ich nicht zur Hand. Die Temperatur fiel im Laufe von 5 Minuten auf 0" C; während der ganzen Versuchsdauer hielt sie sich auf — 3'' C, erhob sich selten bis nicht über 0" und fiel bis zu — 5" C. Der Versuch dauerte eine Stunde. 50 Minuten nach Beendigung des Versuches erreichte die Temperatur die nor- male Höhe. Ehe ich von den erhaltenen Abweichungen spreche, will ich einige Worte über die Exemplare sagen, die bei normaler Zimmer- temperatur erzogen wurden. Es ist augenscheinlich, daß die Er- ziehung von einem frühen elugendstadium an im Zimmer einigen Einfluß ausübt: die Falter unterscheiden sich einigermaßen von den normalen, waren kleiner, die Schattierung des schwärzlich-himbeer- farbenen Basalfeldes w^ar heller geworden, die blauen Flecken hatten an Größe zugenommen. Die Schuppen waren etwas breiter geworden als die normalen (Taf. 15, Fig. 8). Die Mehrzahl der dem Versuche unterworfenen Stücke unter- schied sich wenig von der oben beschriebenen Form. Ein Exemplar bildete einen Übergang zur aberr. hygiaea. Interessante Abweichungen ergaben uns die 2 Exemplare, deren Puppen in einem Jüngern als eintägigen Stadium dem Versuche unterworfen wurden. Bei dem einen (Taf. 18, Fig. 5) war auf der Oberseite der Vorderflügel die Grundfärbung schwarz geworden mit einem Stich ins Graue, da die Schuppen nicht dicht saßen und die Flügelmembran durchschimmerte. Der gelbe Costalfleck, der gewöhnlich näher dem Wurzelende des 1) Die Technik des Versuches wurde mit einigen Veränderungen Fischer (7) entnommen. 376 Peter Kosminsky, Flügels steht, war verscliwunden. Der gelbe Rand ist überall mit schwarzen Schuppen bedeckt, besonders am Vorderrande und an den Adern, wo die gelben Scliuppen fast verschwinden ; ihrerseits dringen sie in geringer Zahl näher zur Mitte des Flügels vor und sind neben den kaum sichtbaren blauen Flecken bemerkbar, die sich weiter entfernt vom Flügelrande befinden als bei normalen Stücken. Der gelbe Costalfleck vereinigt sich mit dem gelben Rande, den 3. blauen Fleck (von vorn ans gerechnet) umgebend. Auf den Hinterflügeln sind die blauen Flecken kleiner und liegen näher der Flügelwurzel, oder richtiger, von jedem P'leck bleibt nur ein Teil übrig, der näher der Flügelbasis liegt. Auf der Unterseite finden sich keine Ver- änderungen. Die Schuppen auf der Oberseite der Vorderflügel sind stark vergrößert, die Fortsätze sind abgerundet; die Schuppen selbst sind ohne jegliche Ordnung verteilt (Taf. 15, Fig. 9). An andern Stellen sind die Schuppen normal. Die Adern der Vorderflügel, besonders die Medianader 1 und Medianader 2. sind wellenförmig gebogen; der Flügel selbst ist schmäler. Beim andern Exemplar werden dieselben Veränderungen be- obachtet, aber auf dem Vorderflügel finden sich rote Schüppchen, auf dem gelben Rande sind der schwarzen Schüppchen mehr (Taf. 13, Fig. 4). Eine der oben beschriebenen ähnliche Abw^eichung erhielt Fischer (7) durch Wärmeeinwirkung, aber sein Exemplar nähert sich der var. arteniis Fisch. , da die 3 vordem blauen Flecken auf den vordem und alle auf den hintern Flügeln vergrößert sind. Bei meinen Exemplaren verschwindet die blaue Färbung, was sie der aberr. hijgiaea nähert. Eine starke Veränderung allein der Oberseite der Vorderflügel läßt sicli durch die kurze Dauer des Versuches erklären. Es hatte nur die Oberfläche der Puppe Zeit zum Abkühlen gehabt. Das Auf- treten stark vergrößerter und verbreiterter Schuppen kann durchaus nicht nach Fedekley's Sinn erkläit werden. Denn seiner Meinung nach muß der Frost auf die Schuppen selbst wirken, indem er ein Einfrieren der Flüssigkeiten hervorruft, und andere ph^ysikalische und auch chemische Veränderungen, die die Verbreiterung der Schuppen bedingen. Die Puppen wurden aber in einem Alters- stadium dem Versuche unterzogen, wo von Schuppen noch gar nicht die Rede sein konnte. Einwirkung äußerer Einflüsse auf Schmetterlinge. 377 Wie aus dem oben Gesagten zu ersehen ist, weichen die Ergeb- nisse meiner Versuche stark mit den von Fedeeley bescliriebenen Resultaten ab und kann Zweifel aufkommen in bezug- auf die Richtigkeit seiner Erklärungen der Gründe der Erweiterung der Scliüppchen. Besonders müssen wir liervorheben, daß ich unter der Einwirkung mäßiger Kälte nicht ein einziges Exemplar mit ver- breiterten Schuppen erzielte, während nach FKUKrxLEY das Auftreten solcher Scliuppen unter der Einwirkung mäßiger Kälte als Regel gelten muß; in seiner Arbeit beschreibt er einige solcher Formen und bildet sie aucli ab. Diese Diskordanz in den Resultaten veranlaßte mich, besonders sorgfältig die der Arbeit Fedi:i{ley's beigegebene Tafel mit Ab- bildungen der Schuppen durchzuselien. Und was ergab sich? Auf dieser Tafel sind in der Reihe ..ivälteexposition", mit Ausnahme eines Falles [L. dispar S), Schui)pen abgebildet, die schmäler und kleiner sind als die normalen. Bei Arctia caja L. und Sahirma pawnia L. sieht man sie bei sorgfältiger Messung ^) ; bei dem L. di spar -Weihchen erscheinen in der Tat die Schuppen auf den ersten Blick bedeutend breiter als die normalen, aber dies läßt sich da- durch erklären, daß bei der Form der ..Kälteexposition" die schmalen Deckschuppen fehlen, und die Grundschuppen sind, wie man an der Zeichnung sieht, kleiner als die normalen. Ich erhielt viele L. rfi.9j>«r- "Weibchen mit Schuppen, die den bei Federley abgebildeten Schuppen der Reihe „Kälteexposition" ähnlich sind; die Untersuchung zeigte deutlich, daß die Deckschuppen ver- schwanden und nicht breiter geworden sind; von ihnen bleiben nur die Einlenkungsgrübchen. Es ist schwer anzunehmen, daß die Schuppen infolgedessen ausgefallen seien, daß der Schmetterling flatterte: die Falter wurden einige Stunden nach dem Ausschlüpfen getötet. Den Weg zur Klarstellung dieser Erscheinung weist ein 1) Die relative Größe der Schuppen bestimmte ich folgendermaßen: Ich zeichnete nach der Tafel von Federley bei ein und derselben Ver- größerung mit Hilfe der AEBE'schen Kammer einige Schuppen der Reihe „Kälteexpos^ition" und ebensoviele normale Schuppen; danach schnitt ich sie aus und wog sie. Das Gewicht der ausgeschnittenen Abbildungen der gemessenen Schuppen verhält sich zu dem Gewichte der Abbildungen der normalen Schuppen wie ihre Oberflächen. Aus diesem Abwägen stellte sich heraus, daß die Oberfläche der Kälteformen bedeutend kleiner ist als die Oberfläche der normalen Schuppen. So war z. B. bei einem Saturnia paxonia-^, wo auf der Zeichnung der Unterschied gar nicht in die Augen springt, das Verhältnis := 9:13. 378 Peter Kosjiinsky, Exemplar, bei dem auf der Oberseite der Vorderflügel sich Häufclien (Büsclielchen) von Schuppen finden (Taf. 16, Fi«-. 19). Offenbar ver- hielt sich die Sache folgendermaßen: die Puppen befanden sich in einer feuchten Atmosphäre, die Feuchtig-keit drang bis an die Ober- fläche des Flügels und verklebte die Schuppen miteinander. Beim Ausspreizen der Flügel nach dem Ausschlüpfen konnten die Schuppen nicht voneinander gleiten und wurden in kleinen Häufchen aus- gerissen; bei diesem Exemplar blieben diese Häufchen zufällig er- halten, bei andern stäubten sie ab. Es kommen Exemplare vor. die fast ganz der Schuppen beraubt sind. Auf den Umstand, daß die Schüppchen beim Ausspreizen der Flügel abfalle«, weist Folgendes hin: bei einigen Krüppeln mit schlecht entwickelten Flügeln bleiben die Schüppchen vollkommen erhalten an den nicht ausgespreizten Stellen, fehlen aber an den ausgespreizten. In dem Falle, wo die Feuchtigkeit die Oberfläche des Flügels weniger besetzt, kleben nur die Deckschüppchen aneinander, die an dem nicht ausgespreizten Flügel üist ganz die Grundschuppen bedecken und einander dicht anliegen. Beim Ausspreizen des Flügels können die zusammen- geklebten Deckschuppen nicht voneinander gleiten und reißen ab, und auf dem Flügel bleiben bloß die Grundschuppen übrig. Natür- lich kann auch eine gewisse Anzahl Grundschuppen abreißen. ^) Darauf, daß die Feuchtigkeit die Schüppchen verklebt, weist auch folgender Umstand hin : bei den Versuchen mit Feuchtigkeit wurden Schmetterlinge erzielt, die fast ganz ohne Schuppen waren. ^) Federley, der diese Erscheinung nicht voraussetzte, sah die nach dem Ausfall der Deckschuppen noch gebliebenen Grundschuppen für veränderte Deckschuppen an. Ich habe schon oben gesagt, daß nur auf einer Zeichnung {L. dispar S) die Schuppen wirklich breiter und größer als die normalen dar- gestellt sind, aber auch in diesem Falle steigen Zweifel auf. Federley wählte mit sehr wenig Glück die Stelle, von der er die Schuppen abbildete und beschrieb „gleich ausserhalb der äusseren Querlinie" ; diese Stelle liegt genau in der Nähe des Überganges von 1) Eine ähnliche Erscheinung bemerkt man auch bei den Männchen. 2) Diese Erscheinung kann nur dann statthaben, wenn die Schuppen sich während des Versuches entwickeln ; und in der Tat gehören die Mehrzahl der Falter dieses Typus in den 4. Versuch hinein (sie krochen bald nach Beendigung des Versuches aus), und bei Federley's Versuch wurden derartige Veränderungen erbalten, als die Feuchtigkeit im Laufe der letzten 15 — 16 Tage des Puppenstadiums wirkte. Einwirkung- äußerer Einflüsse auf Sciiruetterlinge. 379 den typischen, schmalen und langen Schuppen des Seitenrandes zu den breiten Schuppen des Grundfeldes. Die Stelle des Überganges zwischen diesen zwei Tj^pen von Schuppen ist sehr unbeständig; daher findet man bei dem einen normalen Männchen von L. dispar gleich außerlialb der äußern Querlinie schmale, bei den andern breite Schuppen (Taf. 16, Fig. 14), die den von Fedekley abgebildeten der Kälteexpositionsreihe sehr ähnlich sind. Wir wissen nicht, wie sich die Schuppen an den übrigen Flügelpartien veränderten, und Fedeeley's Zeichnung gibt nicht die Möglichkeit, irgendwelche Schlüsse zu zielien. Und so werden denn, mit einer einzigen Ausnahme (und auch die ist zweifelhaft), unter der Einwirkung mäßiger Kälte die Scliüppchen schmäler und kleiner. Erscheint nun aber einmal die Verbreiterung der Schuppen unter der Einwirkung mäßiger Kälte nicht als Regel, sondern eher als Ausnahme, so erweist sich die von Federley auf der Kälte- und Frostexpositionsreihe aufgebaute Einteilung der Veränderungen der Schüppchen als auf einem reinen Mißverständnis begründet. Wir finden keine Vergrfjßerung der Schüppchen in dem einen Falle und eine Verkleinerung in dem andern — in beiden Fällen werden die Schüppchen im Vergleich zu den normalen kleiner, wie das auch Fedeeley's Tafel bestätigt. ') Wir wollen hervorheben, daß zur Aufrechterhaltung seiner Klassifikation Federley an seinem Material gewaltsame Operationen vornehmen mußte. So sind z. B. auf seiner Tafel vollkommen willkürlich in die Reihe der Kälteexpositionen die ein wenig verkleinerten (mit Ausnahme des L. dispar S) Schuppen mit schwach ausgeprägten Fortsätzen ausgeschieden worden und in die Reihe der Frostexpositionen sowohl stark veränderte, der Fort- sätze entbehrende Schuppen von L. dispar $, wie auch die wenig verschmälerten, mit unveränderten Fortsätzen versehene Scliuppen vom S. pavonia-% (wie ich sie auch bei in Freiheit gefangenen 1) Ich lasse die Veränderungen der Schuppen von Vanessa aniiojjci beiseite, die ich bei der Einwirkung einer kurze Zeit anhaltenden starken Kälte erhielt. Diese Erscheinung beweist, daß auch bei Einwirkung von Kälte unter gewissen Bedingungen sich vergrößerte und verbreiterte Schuppen entwickeln können. Aber auf Grund dieses einen Falles haben wir, wie mir scheint, kein Recht, irgendwelche Einteilungen der Ver- änderungen vorzunehmen, und um so mehr, als — wie aus Fedeeley's Tafel zu ersehen ist — unter der Einwirkung starker Kälte auch ver- schmälerte Schuppen auftreten. 380 Peter Kosjiinsky, Weibchen beobachtet habe), sowie Schuppen von Ardia caja. die nach Form und Größe sich nicht von denen der Reihe „Kälte- exposition" unterscheiden, aber ziemlich undicht sitzen, hinein- g-estellt worden. P'erner sind in die Kälteexpositionsreihe Formen mit eingeschlossen, die unter der Einwirkung einer Temperatur von weniger als 0" erzielt worden sind, und in der Frost- expositionsreihe kommen Formen vor, die unter der Einwirkung mäßigei- Kälte entstanden sind. Schon die übergroße Künstelei der Klassifikation läßt annehmen, daß dem Ganzen ein falsches Prinzip zugrunde liegt. Diese Annahme wird, wie wir gesehen haben, voll- kommen bestätigt durch meine Versuche. So sehen wir denn, daß nicht nur die Theorie der Verbreiterung der Schuppen, wie Feuerley sie vorschlägt, eine irrtümliche ist, sondern daß, genau genommen, gar keine Notwendigkeit vorlag, diese Theorie aufzustellen. Wie ich schon gehöi-igen Ortes erwähnte, paßt E'edeeley's Theorie zur Erklärung der Erweiterung der Schuppen in meinem A^ersuche mit F. antiopa nicht. Aber vielleicht kann diese Erklärung auf das L. dispar-S angewandt werden, welches Federley erzielte, wenn man voraussetzt, daß die Verbreiterung der Schuppen wirklich stattgefunden hat? Aber auch in diesem Falle konnten sich die Schuppen weder zu Beginn des Versuches noch während des Ver- suches entwickelt haben. In diesem Falle wurden dem Versuche Puppen in einem Alter von 3 —24 Stunden unterworfen. Die Puppen wurden bei einer Temperatur von 0^ gehalten und entwickelten sich nur nicht im Verlaufe des Versuches, sondern die herab- gesetzte Temperatur hemmte die weitere Entwicklung der Puppe: die Falter krochen erst 23—29 Tage nacii Beendigung des Ver- suches aus (die gewöhnliche Dauer des Stadiums der Puppe ist bei dieser Art von 15 — 20 Tage). Es ist klar, daß die Schuppen sich nach dem Versuche entwickelt haben. ^) Mir scheint die von Federley gegebene Erklärung des Auf- tretens von verschmälerten und haarförmigen Schuppen schon eher gelungen. Er erklärt diese Formen durch den schädigenden Ein- fluß der Kälte und Feuchtigkeit, die die Entwicklung von Schuppen stören. Ich glaube, die Ergänzung von Linden (4) ist nicht über- flüssig. Sie meint nämlich, daß diese Veränderungen einen regres- siven Charakter tragen, d. Ii. unter dem Einflüsse äußerer Umstände 1) Über die Zeit der Entwicklung der Schuppen siehe bei A. May'ER (19). Einwirkung- äutierer Einflüsse auf Schmetterlinge. 381 haben sich die Schuppen nicht voll entAvickelt und bleiben auf Jüngern Entwicklungsstufen stehen. Ich will ein wenig bei den Schlußfolo-erungen Ltnden's ver- weilen, da sie dazu beitrag-en können , die Bedeutung anderer Ver- änderungen klarzustellen, die ich an Schuppen bei meinen Versuchen erzielte, und auch deshalb, weil die Ergebnisse meiner Beobach- tungen mich an der Richtigkeit der von Linden gegebenen Er- klärungen der Bedeutung einiger Abweichungen zweifeln lassen. Linden gründet ihre Schlußfolgerungen hauptsächlich auf die Untersuchung der Entwicklung der Schuppen bei Fapüio poda- lirius L. Die Entwicklung der Schuppen dieser Art geht in folgender Weise vor sich: Anfangs sind die Schuppen schmal, lanzettförmig, dann werden sie breiter, größer und erhalten relativ große, zu- gespitzte Fortsätze. Bei der weitern Entwicklung verkürzen sich die Fortsätze und runden sich ab. Mit der Verkleinerung der Fortsätze geht auch die Vergrößerung des Sinus einher; die Schuppe selbst vergrößert sich die ganze Zeit über. Auf Grund hiervon hält Linden die bei demselben unter Ein- wirkung trockner Luft auf die Puppe erzielten Schuppen von Vanessa urticae L. mit stark entwickelten Fortsätzen und ver- kleinertem Sinus für eine regressive Form, die Schuppen derselben Art aber mit verkleinerten Fortsätzen und stark ausgeprägtem Sinns für hochentwickelt (sie wurden unter der Einwirkung von CO., oder N auf die Puppe und bei vermindertem Druck erzielt). Nach- dem sie hierauf die von Fedehley erhaltenen Formen bespricht, stellt sie die Formen der Reihen Frost- und Hitzeexposition zu den regressiven, die Formen der Reihen der Kälte- und Wärmeexposition I und II aber zu den hochentwickelten.^) Bei vielen Abweichungen von L. dispar, die ich unter der Ein- wirkung von Kälte erhielt, sind die Schuppen mit den auf Fedeeley's Tafel in der Reihe Wärmeexposition II abgebildeten (verkleinerte, 1) Die Schuppen der Frost- und Hitzeexpositionsreiheu sind schmal und entbehren der Fortstätze, oder sie sind schmal mit sehr stark aus- geprägten Fortsätzen. In der Reihe Wärmeexposition I sind die Schuppen von normaler oder übernormaler Größe mit reduzierten Fortsätzen. In der Reihe Wärmeexposition II sind sie klein mit verkleinerten Fortsätzen. Die letztern Formen sind ebenso wie die der Reihe Kälteexposition zu den hochentwickelten gerechnet bloß auf ein einziges Merkmal hin, die Ver- kleinerung der Fortsätze (Sinus fehlen bei den Schuppen der Arten, die auf Federley's Tafel abgebildet sind). 382 Peter Kosminsky, abgerundete, fast ganz oder ganz der Fortsätze entbehrende Schuppen) genau übereinstimmend. Das heißt, nach Linden muß man sie für hochentwickelt lialten. Aber einige Daten spreclien dagegen. Für hochentwickelt muß eine Form gelten, die bei ihrer Entwicklung das Stadium der entsprechenden normalen durchgemacht hat so z. B. bei Vanessa urticae die Schuppenformen mit verkleinerten Fortsätzen und stark ausgeprägtem Sinus. Wenn man annimmt, daß die Schuppen in ihrer Entwicklung anfangs große Fortsätze besitzen und ihnen der Sinus fehlt, so mußten offenbar in einem gewissen Entwicklungsstadium Schuppen mit Fortsätzen von mittlerer Größe und einem Sinus gefunden werden, d. h. normale. Wollen wir nun sehen, ob etwas ähnliclies bei L. dispar stattfinden konnte. Die Entwicklung der Schuppen unter der Einwirkung anormaler Bedingungen ist nicht verfolgt worden , aber man kann sich eine gewisse Vorstellung davon machen darauf hin, daß nicht alle Exemplare sich gleichmäßig veränderten. Bei den einen bleiben die Schuppen auf Jüngern Stadien stehen, bei andern auf spätem Ent- wicklungsstadien. Stellen wir eine Reihe allmählicher Übergänge von der schmalen (ursprünglichen) Schuppe bis zur Schuppe vom Typus der AVärmeexposition 11 her. Wir erhalten eine Reihe von Schuppen, denen die Fortsätze fehlen oder die nur unbedeutende Fortsätze aufzuweisen haben, die sich allmählich vergrößern bis zu dem Umfange des Wärmeexpositionstypus: von den Schuppen des letztern Typus geht eine Reihe bis zum Kälteexpositionstypus. Es ist klar, daß unter diesen Übergangsformen eine der normalen ent- sprechende Form fehlt. Das heißt, die Schuppen vom Typus der Wärmeexposition II und der Kälteexposition haben wir keinen Grund für hochentwickelte anzusehen. Man kann voraussetzen, daß in der Entwicklung der Schuppen eine gewisse Veränderung vor sich ging, nämlich die Fortsätze traten gar nicht auf oder waren von unbe- deutender Größe. Alles dieses zwingt uns zu kritischem Verhalten gegenüber der Zuzählung der Formen der Wärmeexpositionsreihe II und der Kälteexpositionsreihe bei andern Arten zu den hoch- entwickelten Formen. Unter meinen Faltern kann man au einem Exemplar eines L. dispar-^ Schuppen sehen, die auf verschiedenen Stadien normaler Entwicklung stehen geblieben sind. Man kann aus Schuppen, die von einer Stelle entnommen wairden, eine Reihe von Übergängen zusammenstellen von schmalen, fortsatzlosen Schuppen durch Schuppen mit starkentwickelten Fortsätzen zu normalen Schuppen. Einwirkung äiiiJerer Einflüsse auf Schmetterlinge. 383 Auf Grund der Theorie von Linden und der oben angeführten Erwägungen kann man die Formen der Schuppen, die ich bei meinen Versuchen erhielt, folgendermaßen einteilen: alle unter Einwiikung mäßiger Kälte erzielten Schupi)en (mit Ausnahme der eben bei dem L. dispar-^ angeführten) sind Schuppen, die auf verschiedenen Stufen einer abweichenden Entwicklung stehen geblieben sind; die ver- kleinerten Schuppen mit stark ausgeprägten Fortsätzen beim L. dispar-'l, die Schuppen, die unter der Einwirkung von Feuchtigkeit bei Vanessa io'^) erhalten wurden (mit vergrößerten Fortsätzen), bleiben auf verschiedenen Stadien normaler Entwicklung stehen, und endlich die Schuppen von V. antiopa, die unter Einwirkung einer Temperatur unter 0" erhalten wurden, sind hochentwickelte Formen. Natürlich sind das alles nur Voraussetzungen, die einer genauen Kontrolle bedürfen. Aus all dem Gesagten geht hervor, wie wenig noch die Schuppen erforscht sind. Sogar so wenig zahlreiche Versuche wie die meinigen ergeben neues Material, und wieviel ungeklärte Fragen bleiben noch übrig! Vollkommen unbekannt sind die Ursachen, welche die Ver- breiterung der Schuppen hervorrufen, nicht erklärt sind die Ursachen der Entstehung der Schuppen, denen die Fortsätze mangeln, und die Ursachen, welche die Veränderungen der Schuppen unter der Einwirkung anderer Faktoren-) außer der Temperatur hervorrufen.") Es bleibt mir nur übrig einige Worte über die interessanten Veränderungen der Färbung und der Fühler bei dem Lijnianfria dispar-'^ zu sagen. Die graue Färbung und reicher entfalteten Fühler nähern es den S- Es entsteht die Frage, ob diese Verände- rungen nicht mit den Geschlechtsteilen in Verbindung stehen. Leider besaß ich kein einziges Spiritusexemplar, und so mußte ich mich auf eine Untersuchung der Chitinteile beschränken, nämlich des Ostium bursae copulatricis. Aber diese Untersuchung war mit großen Schwierigkeiten verbunden, da das Chitin weicher als unter normalen Umständen war und sich leicht runzelte, weshalb man nicht er- 1) Die Schuppen von V. antiopd — Einfluß der Feuchtigkeit — stellen die ursprüngliche Form dar, die bei normaler Entwicklung wie bei abweichender dieselbe ist. 2) Linden gibt die Erklärung nur der Einwirkung von 0. 3) Ich spreche schon gar nicht davon, daß der Einfluß der Temperatur selbst bei weitem nicht vollständig erforscht ist. 384 Peter Kosiiinsky kennen konnte, ob eine Veränderung' vor sich g"egano-en war oder ob alle Abnormitäten von Runzelnng-en des Chitins abhing-en. Übrigens zeigten die Untersuchungen von Oudemans (20) und Meisenueimer (21), daß bei Lymantria dispar Veränderungen der Geschlechtsteile auf die sekundären Geschlechtsmerkmale nicht einwirken. Etwas ti-ägt zur Erklärung dieser A'eränderung der Fühler die Puppenhülle bei. welche bei dem Weibchen bedeutend breiter ist als die Fühler. Man kann diese Erscheinung vielleicht folgender- maßen erklären : bei den Vorfahren von Lymantria disimr besaßen die Weibchen Fühler mit großen Fiedern . und das .Meikmal hier- von erhielt sich an der Puppenhülle bis zum heutigen Tage. Viel- leicht ist auch die Hülle kleiner (enger) geworden, aber nicht in so starkem Maße wie die Fiedern selbst. Der scharf ausgeprägte Geschlechtsdimorphismus stellt eine spätere Erscheinung dar, und es ist möglich, daß ehemals die Männchen keine so prächtig ent- wickelten Fühler besessen haben wie heutzutage.^) Es ist bemerkenswert, daß bei der Gattung Safurnia, wo der Geschlechtsdimorphismus au den Fühlern stark ausgeprägt ist, bei der ältesten Form [nach Standfuss (17)], bei Saturnia spmi. die Fühler des Weibchens sich am meisten dem Typus des Männchens nähern. Dem Auftreten der grauen Färbung kann man wohl kaum eine phylogenetische Bedeutung beimessen. Höchst wahrscheinlich fand hier eine chemische Veränderung im Pigment statt, ähnlich denen, die bei den zahlreichen Versuchen Pictet's (11 — 16) erzielt wurden. Jedoch halte ich es nicht für möglich, wie Pictet es tut (15), die Erscheinung der dunklen Färbung durch die längere Dauer des Puppenstadiums zu erklären. Bei vielen meiner Versuche krochen viele fast ganz des Pigments beraubte Falter sehr lange nicht aus, 1) Die etwas merkwürdige Form der Fühler, die auf Taf. 17, Fig. 6 dargestellt ist, wird leicht durch das Fehlen an Eaum zur Entwicklung erklärt. Die Hülle erwies sich als zu klein, und so erfolgte eine Auf- treibung der Fiedern, welche nicht in die Länge wachsen konnten, und die Verbreiterung der Glieder. Das Auftreten kurzer, breiter Schuppen an den Fühlern kann man sich so erklären : beim Wachstum fanden die Schuppen Schwierigkeiten infolge des starken Druckes der Fühler auf die Puppenhülle und konnten nicht die gehörige Länge erreichen. Die Ver- änderung an den Sensillae coeloconicae hängt wahrscheinlich ebenso vom ungleichmäßigen Wachstum ab, das durch Raummangel hervorgerufen wurde. Einwirkung äußerer Einflüsse auf Schmetterlinge. 385 und umgekehrt, bei vielen der grauen L. dispar-^% währte das Puppen- stadium relativ nicht lange. Die interessanten Veränderungen an den Fühlern zeigen, daß man sich bei der Untersuchung nicht bloß auf die Flügel beschränken darf. Es ist möglich, daß nicht bloß an den Chitinteilen, sondern auch an den Innern Organen Veränderungen vor sich gehen. Wenn dem so ist, so werden die Forschungen am ganzen Organismus dazu beitragen, besser und vollständiger die Fragen zu klären, welche an die experimentelle Zoologie gestellt werden. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 25 386 Pbter Kosminsky, Literaturverzeichnis. 1. BacHMETJEW, P., Experimentelle entomologisclie Studien vom physi- kalisch-chemischen Standpunkt aus, Vol. 2, Sojohia 1907. 2. V. Linden, M. 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Meisenheimee, J., Ergebnisse einiger Versuchsreihen über Exstir- pation und Transplantation der Geschlechtsdrüsen bei Schmetter- lingen, in: Zool. Anz., Vol. 32, 1907. 25* 388 Peter Kosminsky, Erklärung der Abbildungen. Tafel 13. Vanessa antiopa L. Fig. 1. Normales Exemplar. Fig. 2. Feuchtigkeitseinwirkung. Fig. 3. Kälteeinwirkung, 1 Stunde bis — 3" C. Fig. 4. „ 1 „ „ -30 c. Fig. 5. „ 1 „ „ -3«C. Lymantria dispar L. Fig. 6. Normales $. Fig. 7. Kälteeinfluß, 40 Tage bei + S^ C. S- Fig. 8. „ 20 „ „ +80C. S. Fig. 9. „ 40 „ „ +8OC. c?. Fig. 10. „ 40 „ „ + 80 C. S. Fig. 11. Normales 5- Fig. 12. Bei Feuchtigkeitswirkung. $• Tafel 14. Lymantria dispar L. 5, Kälteeinwirkuug, TemiDeratur -|- 8*^ C, 20 Tage. ?, « " -f 8*' C, 30 „ ?, ,, « + 8' C, 30 „ % „ « -f 80C, 35 „ ?, „ « + 8*^ C, 35 „ ?, » « + 8« C, 20 , Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 1 Fig. 2, Fig. 3 Fig. 4 Einwirkung äußerer Einflüsse auf Schmetterlinge. 389 Fig. 7. 5, Kälteeinwirkung, Temperatur -j- 8^ C, 30 Tage. Fig. 8. ?, „ „ + 80 C, 30 „ Fig. 9. ?, „ „ + 80 C, 20 „ Malacosoma ubiistria L. Fig. 10. 5j normal. Fig. 11. ?, Kälteeinfluß, 30 Tage. Fig. 12. $, „ 35 „ Fig. 13. ?, „ 30 „ Fig. 14. ?, „ 35 „ Fig. 15. c?, ,, 35 „ Tafel 15 und 16. Schuppen. Vanessa io L, Normal. Feuchtigkeitseiu Wirkung (Versuch 1). Oberseite des Hinterflügels, normale Form. Oberseite des Hinterflügels, Form bei Feuchtigkeitseinwirkung (Versuch 1). Fig. 5. Kälteeinwirkung. Vanessa antiopa L. Fig. 6. Einwirkung mäßiger Kälte. Fig. 7. Normal. Fig. 8. Im Zimmer erzogen. Fig. 9. Einwirkung starker Kälte (Taf. 13, Fig. 5). Fig. 10. Oberseite des Hinterflügels, normal. Fig. 1 1 . Oberseite des Hinterflügels, Form bei Feuchtigkeitseinwirkung (Taf. 13, Fig. 2). Lymantria dispar L. Fig. 12. (J, normal. Fig. 13. (J, Feuchtigkeitseinwirkung (Versuch 2). Fig. 14. (J, normale Schuppen, gleich außerhalb der äußern Querlinie. Fig. 15. S, 40 Tage bei + 8" 0. Fig. 16. 5> normal. Fig. 17. % Feuchtigkeitseinwirkung (2. Versuch) (Taf. 13, Fig. 12). Fig. 18. ?, 20 Tage bei -j- 8« C. Fig. 19. $, Schuppenhäufchen auf der Oberseite des Vorderflügels (20 Tage bei -j- 8» C). 390 Peter Kosmtnsky, Einwirkung äußerer Einflüsse auf Schmetterlinge. Fig. 20. $, 20 Tage bei -f 8» C (Taf. 14, Fig. 1). Fig. 21. Malacosoma neuslria L. $, normal. Fig. 22. Malacosoma neuslria L. % 35 Tage bei -)- 8** C. Fig. 23. Ardia rillica L. $, normal. Fig. 24. Ardia rillica L. ^, 40 Tage im Keller. Alle Abbildungen, ausgenommen Fig. 19, sind bei ein und derselben Vergrößerung gezeichnet (Micr. Reichert, Obj. 3, Oc. 4) mit Hilfe der ABBE'schen Kammer; Fig. 19 ist bei geringerer Vergrößerung gezeichnet (Obj. 3, Oc. 2). Tafel 17. Fühler der Kälteform eines dispar-% Fühler eines normalen 5. Ende einer normalen Fieder. Obj. 5, Oc. 2. Ende einer Kälteformfieder. Obj. 5, Oc. 2. 10. — ^12. Glied des Fühlers eines normalen 5- Obj. 3, Oc. 2. 10.— 12. Glied des Fühlers der Kälteform. Obj. 3, Oc. 2. Schuppen vom Fühler (Fig. 1), normal. Obj. 3, Oc. 4. Schuppen vom Fühler (Fig. 2) der Kälteform. Obj. 3, Oc. 4. Härchen vom Bauch, a) der normalen, b) der Kälteform. Obj. 3, Oc. 4. Schuppen vom Abdomen der normalen Form. Obj. 3, Oc. 4. Schuppen vom Abdomen der Kälteform. Obj. 3, Oc. 4. Fig. 1 Fig. 2 Fig. 3 Fig. 4 Fig. 5, Fig. 6 Fig. 7, Fig. 8. Fig. 9 Fig. 10 Fig. 11 Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Äthiopische Myriopoden. Gesammelt von Prof. 0. Neumann und K. v. Erlanger. Bearbeitet von Dr. Carl Crr.af Atteins in Wien. Mit Tafel 18 und 3 Abbildungen im Text. Herr Prof. Oscar Neumann hat mir die auf seiner gemeinschaft- licli mit Herrn K. v. Erlanger in den Jahren 1900 und 1901 durchgeführten Forschung'sreise von der Somaliküste durch Süd- Äthiopien zum Sudan g-esammelten Myriopoden zur Bearbeitung- über- geben,, deren Resultat ich hier vorlege. Die durchreisten Gegenden zählen trotz mehrerer in den letzten Jahren dahin unternommener Reisen noch zu den zoologisch sehr wenig bekannten, besonders was die Myriopoden betrifft, und wenn die mitgebrachten Myriopoden auch nicht gar zu zahlreich sind und gewiß nur einen Bruchteil der Fauna dieser Länder darstellen, so ist doch jede Vermehrung unserer Kenntnisse über diese Gegenden sehr erwünscht. Die Reise begann am 12. Januar 1900 im Hafenorte Zeyla im Golfe von Aden und ging zunächst durch das nördliche Somaliland, einer Buschwüste mit viel Steinen, an Bellana und Abunassi vorbei nach Harai". Von hier aus wurde auf einem Stägigen Ausflug der Gebirgsstock des Gara Mulata besucht, über den Neumann in seinem Reisebericht Folgendes schreibt: „Der untere Theil dieses Berges ist stark zerklüftet, den oberen bilden Felspartien und schräg abfallende Grashalden. Der untere Theil der Hänge seiner Südwestseite ist mit herrlichen Urwäldern bedeckt. Die Fauna und Flora des Berges ist daher eine sehr reichhaltige und kontrastirt stark mit der, 392 Carl Graf Attems, welche wir in der durchsclirittenen Somalisteppe gefunden hatten." Von M3Tiopoden wurden allerdings nur 4 weitverbreitete Chilopoden und eine einzige Diplopoden-Art mitgebracht. Dann ging es in süd- westlicher Richtung an den Fluß Wabbi und im scharfen Winkel nach Westen und Nordwesten abbiegend durch das Land der Dalota und Adda-Galla nach Adis Abeba, wo die Karawane am 14. August 1900 ankam. Von hier aus wurde ein Imonatlicher Abstecher nach Nord- westen an den Blauen Nil unternommen, von welcher Tour jedoch keine Myriopoden vorliegen, und nach längerm Aufenthalt in der Hauptstadt Meneliks die Reise am 14. November 1900 nach Süden zu fortgesetzt. An den Seen Zuai-See, Hora Schale, Hora Köre, Abassi-See und am Orte Abera vorbei ging es zum Abaja-See. Hier trennte sich Prof. 0. Neumann definitiv von Herrn v. Erlangee, der nach Abera zurückkehrte, und zog allein durch die Landschaft Gardulla am Südende des Abaja-Sees und durch das Land der Kalfa, wo feuchter Urwald vorherrschte, an den Gelo-Fluß, an dessen Ufer bei Gurafarda der letzte Myriopode erbeutet wurde, den Gelo-Fluß hinunter in den Sudan und dann nach Hause. Daß unsere Kenntnisse von der Myriopoden-Fauna dieser Länder noch sehr dürftige sind, geht schon aus dem großen Prozentsatz der neuen Arten hervor. Unter 20 von Neumann mitgebrachten Formen sind fast die Hälfte, nämlich 9, neu, und zwar 7 Arten und 2 Sub- species. 3 der neuen Arten wurden zugleich Typen neuer Gattungen, nämlich: Amurus (Polydesmide), Ohelostrcptus und Lissopyge (Spiro- streptiden), während die bereits bekannte Art Spirostreptus luguhris Brölem. Typus einer 4. neuen Gattung GrapJiidostrephts ist. Für eine Art {Oxydesmus anacanthus n. sp.) mußte innerhalb der Gattung eine neue Untergattung (Anardis) abgegi'enzt werden. Neu sind also 4 Gattungen, 1 Untergattung, 7 Arten, 2 Unterarten. Nachfolgend die Namen in systematischer Reihenfolge: Verzeichnis der Arten. 1. Trigoiiocrijptops hottegii SiLV. 2. Olüstignms gymnopiis SiLV. 3. Jihgsidn longipes (Newp.) 4. liligshln ]>avci(kns Poe. 5. Eihmostigmus irigonopodus (Leach) 6. Trachycormocephalus mirabilis Poe. 7. Scülopendra morsitans L. Äthiopische Myriopodeu. 393 8. Scolopcndra valida Luc. 9, Scolopcndra gardnlbnia n. sp. 10. Orphnaeus brevilabiatus (Nkwp.) 11. Lamnonyx pundifrous (Newp.) 12. Ge.o])hüiis (Plenrogco/jltihrs) cijrlareatus n. sp. 13. Stwngi/losouia andreini BiiÖL. daloianum n. sidisp. 14. Oxiidcstmifs (Anardis) auarantlius n. sp. 15. A)nurus drepcniopns >/. sp. 16. Amtirus drrjxmopus obsf-aralus ti. snbsj). 17. GoiitpJiodesnms teskwrus >>. sp. 18. Obrlo.s(repius aeifer n. sj). 19. (irapliidostrcptus higidrris (Bi{(')l.) 20. Lissopygc neuvianni ii. sj). Dazu kommen noch einig'e nur im weiblichen Geschleclit ver- tretene Diplopoden, Spirostreptiden, von deren Beschreibung ich ab- sehe, da sie doch wertlos wäre. Die Namen der Fundorte sind in den Atlanten zwar meist nicht verzeichnet, wenn man aber eine Karte mit der oben gegebenen kurzen Schilderung der Eoute vergleicht, wird man ihre Lage an- nähernd bestimmen k(3nnen. V e !■ z e i c h n i s der Fundorte und der an jedem erbeuteten Arten in chronologischer Reihenfolge. Dadab bei Zeyla. 18./1 26./2 4./3 1900. 1900. 1900. S"W. von Bellana. 10./3. 1900. Abunassi. 2I._27./3. 1900. Gara Mulata. 11. /5. 1900. Harar. 28./7. 1900. Daloto-Amsei. 30./7. 1900. Georgis. 8./8. 1900. Hügel bei Bali Shoa. 10./8. 1900. Dalota und Adda Galla. 17./9. 1900. Ejere. Motscha. 20.12. 1900. Abera (Djamdjam). Scolopetidra valida Luc. Trachjjcormoccphalns niirabiUs Poß. Rlnisida pancidens Poe. ■ FJhviosiigmus trigonopodas (Leach). Lainno)iijx puiidifrons Newp. Rhysida paucidens Poe. Etlniiostignms trigonopodus Leach. TrarJiyrormocephalus mirabilis Poe,. LaiiuiOiiyx pundifwns (Newp.) (ivaphidostreptus luguhris Bköl. Etlimosiignius trigonopodus LeacH Tiligsida pancidens Poe. Lissopgge neunianni n. sp. Lamnonyx jmndifrons (Newp.) Rhysida paucidens Poe. Trigonocryptops boücgii SiLV. Orphnaeus brevilabiatus Newp. Strongylosoma andreini dalotanum Att. LanDionyx puuHifrons (Newp.) Lamnonyx panctifrons (Newp.) Obelostreptus aeifer n. sp. 394 Carl Grai' Attems, 26./12. 1900. Ufer des Abaja-Sees, Rkijsida paucidens Poc. beirn(Talana-Fluß Orjjhnaeus hrevilabiatus Newp. u. Insel Giditscho. 5./1. 1901. Gundjule-See. Orplinaeus hrevUahiatus (Newp.) ll./l. 1901. Gardiilla. Scolupendra gardullana n. sp. Lamnonyx punctifrons (Newp.) 12./1. 1901. Gandilla. Lnmnoiiiix pnndifrons (Newp.) 10. — 25. /l. 1901. Gidole bis TJba. Trifjonocr/jptops bolleffü SiLV. 17. — 20. /l. 1901. Mole, Schumbala- Seolopeiidra niorsitans L. Tal. 1. — 5./2. 1901. Gadat-Gofa. Lamnonyx pmicüfrons Newp. Amurns drepunopus obscuratus n. sjt. 3./3. 1901. Süd-Kaffa. Ooniphode.snius testaceus n. sp. 14./3. 1901. Dereta-Berge. Buka Trigonoeryptops bofter/ü Silv. Wari, Kaffa. Geophibis rydareal/is n. sp. Oxydcsniufi anacanüius n. sp. Goiiiphüdesmus testaceus ii. sp. 12./4. 1901. Schubba Sclienna. Oxydesmus anacantlms n. sp. Amur US drepanopus n. sp. 4. /5. 1901. Oberer Gelo bei Gurafarda. OlostiyDivs rjymnopns SiLV. Wenn wir obige Liste vom zoogeographisclien Standpunkte be- trachten, müssen wir znnächst konstatieren, daß die für die Tier- geographie weniger branchbaren Chilopoden in der Überzahl sind und daß sich nnter ihnen noch dazu meist weit bis sehr weit ver- breitete Arten, ja Ubiqnisten der Tropen, wie Scolopendm tnorsitans, likysida longipes, OrpJmaeus hrevUahiatus. Lamnonyx punctifrons etc., befinden, allerdings auch 2 neue Arten (1 Scolopendra und 1 Geo- pliilus). Über diese Chilopoden ist dalier nichts weiter zu sagen. Die Diplopoden sind zumeist neu, nur Grapliidostreptus luguhris (Beölem.) war schon beschrieben und zwar aus andern, nördlicher gelegenen Teilen Abessj'niens. Das Strongylosoma ist eine neue Sub- species einer Art, die ebenfalls BRciLEMANN aus denselben Gebieten wie Grapliidostreptus luguhris beschrieben hatte. Das tropische Afrika ist die Heimat der noch wenig gekannten Oxydesmiden, und es kann daher das Auftreten dreier neuer Formen, Oxydesmus anacantlms, Amurus drepanopus und Amurus drepanopus ohscuratus, in der Neu- MANN'schen Sammlung nicht wundernehmen. Die Spirostreptiden sind jeder Vertreter einer neuen Gattung, und diese ganze Ordnung ist noch so mangelhaft bekannt, sowohl was die Gattungen als auch die Arten betrifft, daß sich über ihre Verbreitung noch so gut wie nichts sagen läßt. Es erübrigt noch die Frage zu beantworten, w^as wir bisher Äthiopisclie Myiiopoden. 395 Über die Myriopoden-Fauna der von Neumann durchreisten Länder wissen. Beülemann ^) hat in einer Publikation über die jMyriopoden der Erythrea alle bisher aus Abessyuien bekannten Arten aufg-ezählt. p]r unterscheidet in Abessyuien H Faunen-Gebiete, ein nördliches (Satarg-uma, Mte. Dong-ollo), ein mittleres (Adi Ugri, Saganeiti, Adi Caie) und ein südliches (Somali, Galla, Schoa). Zu letzterm gehciren die von Neümann durchforschten Teile bis zum Momente der Trennung- von H. V. EELANaEE. In letzter Zeit hat Ribaut -) nach den Aufsammlungen M. V. Rothschild's einige Arten aus Abessynien beschrieben : Otostigmus füUehorni aciliiopicus Rib. aus Burka und Odontopi/ge terehrum Rib. von Adis Abeba. Wo Loroghi liegt, kouute ich nicht herausbekommen; von da stammt Oxodesmxs rothschildi. Es ist überhaupt bei der Verwertung der faunistischen Angaben vieler Schriften sehr hinderlich, daß als Fundorte die Namen kleiner, unbekannter Orte, die keine Karte und kein Nachschlagebuch angeben, ohne nähere Bezeichnung- ihrer Lage genannt werden, und wenn dann die Reise über ein großes, in seinen einzelnen Teilen sehr verschiedenartiges Gebiet führte, hat man von diesen P\uidortsangaben sehr wenig-. Brölemann hat in seiner oben zitierten Schrift auch die dies- bezügliche Literatui' angegeben, worauf ich also nur zu verweisen brauche. Seine Liste der Arten gebe ich unten vervollständigt wieder. 0. Neumann unterscheidet in dem von ihm durchforschten Lande 5 hauptsächliche Gebiete: „Zunächst das nördliche Somaliland, welches besonders in seiner Küstenzone einen stark paläarktischen Einfluss im Formencharakter zeigt. Dann das südliche Somaliland im Süden von Harar mit einer der des nördlichen verwandteu, doch jeden paläarktischen Einflusses entbehrenden Fauna. Es kommen dann die beiden abessynischen Berggebiete und zwar zwischen Hauasch und dem Blauen Nil mit ganz typisch schoanischen Formen, mit denen wir zuerst durch die Forschungen Rüppell's be- kannt geworden sind, südlich des Hauasch und insbesondere im Westen des Grabens, speziell in Kaffa und den andern Ländern am Omo auch noch diese schoanischen Formen, aber stark vermischt 1) Beülemann, in: Bull. Soc. entomol. ital., Vol. 35, 1903. 2) Ribaut, in: Annal. Soc. entomol. France, Vol. 76, 1907, p. 499. 396 Carl Graf Attems, mit solclien, wie sie bislier nur von den Hochgebirgen Ost-Afrikas, so von Kikuju, von Mau und vom Kuwenzori bekannt waren. Am mittleren Gelo treten dann die ersten Sudanformen auf und nach Verlassen der Gurafarda-Berge haben wir die reine Tieflandsfauna des Sudan." Vom Standpunkte des Myriopodologen können wir zur Teilung des ganzen Gebietes Abessynien und Somaliländer in faunistische Provinzen Folgendes sagen. Das abessynische Berggebiet liegt so ziemlich an der Grenze des tropischen Afrikas, und wir können be- obachten, daß einige Diplopoden-Gruppen, die ihre Hauptverbreituug im tropischen Afrika haben, gegen den Nordostrand des Gebietes zu, also gegen Erythrea, immer spärlicher vertreten sind. Es sind dies hauptsächlich die Oxydesmiden, Gomphodesmiden und Spirostreptiden. In dieser Beziehung ist schon ein merklicher Unterschied zwischen Katfa und Erythrea zu konstatieren. Doch sind unsere Kenntnisse über alle diese Gegenden noch so überaus spärlich, daß es verfrüht wäre, auf Grund der bisher vorliegenden Daten Provinzen etc. zu unterscheiden. Von Diplopoden ist erst ein kleiner Teil der ganzen Fauna bekannt, was man daraus schließen kann, daß jeder Sammler fast nur neue Arten mitbringt, und von den bisher in der Literatur erwähnten Arten ist ein großer Teil so schlecht beschrieben, daß man mit diesen Beschreibungen nichts anfangen kann. Z. B, die zahlreichen Odontopyge- und Sinrostreptus-Arten Silvestei's dürfte zum größten Teil niemand wiedererkennen. Zumeist sind die Diplo- poden bisher nur von einem einzigen Fundort bekannt, so daß wir über ihre Verbreitung eigentlich nichts Genaues wissen. Vorläufig können wir 3 Hauptgebiete unterscheiden: das südliche, ebene Somaliland, das abessynische Bergland inklusive den nördlichen bergigen Teilen des Somalilandes und drittens die nördlichen Ausläufer des abessynischen Berglandes Erythrea etc. In dem zweitgenannten Gebiete, das weitaus das größte und mj'riopodenreichste der drei ist (vom ersten, dem flachen Somalilande, ist bisher sehr wenig bekannt, und es dürfte sich überhaupt nicht viel dort finden), werden wir später noch Unterteilungen vornehmen müssen. Solange aber von einem ganzen Gebirgsstock, wie Gara Mulata, der zum Teil mit üppigen Urwäldern bedeckt ist, eine einzige Diplopoden- Art bekannt ist, genügen die vorliegenden Daten zur Abgrenzung von Provinzen nicht. Im Folgenden gebe ich die Liste der bisher aus den Galla-, Schoa-, Kaffa- und nördlichen Somali- ländern bekannten Arten. Äthiopische Myriopoden. 397 Scuiigera adliiopica SiLV. „ rugosa NEwr. Trachycormocephalus niirahilis PoR. Efhvwstirpnus tn'gonojwdus (Leach) Olosligmus gijmnopKs SiLV. „ füllehond arthiopicus ßlB. Scolopendra morsitans L. „ validn Luc. „ gardnUnna Att. h'hysida longipcs (NEwr.) „ pancidens Poe. P.seudocrgjifops walkeri Poc. Trigonocryptops holtegii SiLV. Orphnaeus hrerüab latus Newp. Lamnonyx pundifrons Newp. Gcophihis {Plnirogeoj)h.) cjidarcatus Att. Slrongylosoma andrcuii BiK'iL. dalotaman Att. „ ncgleduvi SiLV. Oxydesmus anacanthus Att. „ flavocarinatus SiLV. Amiinis drepanopus Att. „ „ obscuratus Att. Aldodesmus ruspolii Silv. y, iunotatus SiLV. Astrodesimis concolor Poe. Gomphodesmus testaceus Att. Ohelostreptns acifer Att. Graphidostreptus lugiihris Bröl. „ holtegii Silv. „ plilUipsi Poe. „ dodsoni Poc. Spirostreptus nigricolor Poe. ? Spirostreptus smithi Poc. ? sacditi Silv. ? discrcpans Silv. 9 ruspolii Silv. ? sumptuosns Silv. 9 ragazzii Silv. Lopliostreptus armatus Poc. Odontopyge longispina Silv. n „ nebirola SiLV » vannnteUii SiLV. » attenuata Silv. M diffwüis Silv. w citernü SiLV. » terehrum E.IB. » rubripes Silv.? 5) diversicolor Silv. ? 398 Carl Graf Attems, Odontopijgc dorkic SiLV. ? ., geslri SiLV. ? „ anomala Silv. ? „ rnspoHi SiLV. ? „ IjIcoIoj- Silv. ? „ litoranea Silv. ? „ snbelegaiis SiLV. ? „ diverslfaries SiLV. ? Tn'goninhis rnspolii Silv. „ bravensis Silv. Trigonocvifptops bottef/H (Silv.). 1897. Cr//j)lo}js boUegii Silvestri, iu : Ann. Mus. civ. Genova (2), Vol. 17, p. 30'2. 1903. Crgpfops bottegii Kra-EPELin, Revis. Scolop., p. 41. Die Besclireibimg', die Kraepelin gegeben liat und die icli nur vollkommen bestätigen kann, war auf Silvestri's Originalexemplar, dem die Endbeine fehlen, basiert. Ich trage über letztere Folgendes nach: Femur der Endbeine unterseits mit vielen schwarzbraunen Dürnchen, am Ende innen mit kräftigen, geraden Dornen. Patella unten mit weniger zahlreichen Dürnchen, am Ende außen mit abwärts gekrümmtem Dorn. Tibia am Ende oben mit 2 Dornen, der innere gerade, der äußere abwärts gekrümmt; Unterseite mit ca. 15 kleinen Sägezähnen, die proximalen ganz stumpf. Erster Tarsus mit 5 kräftigen, spitzen Sägezähnchen. Außer der erwähnten Be- dornung haben die Endbeine nur wenige feine und kurze Haare. Fundorte: Dalota und Adda Galla (Schoa); zwischen Gidole und Uba; Buka Wari, Kaffa [Somaliland, zwischen Matagoi und Lugh; Deutsch Ost- Afrika (Lindi)J. Otostlgniiis gi/ninojnis Silv. 1898. Otostigmn g//mnopns Silvestri, in: Ann. Mus. civ. Genova (2), Vol. 19, p. 135. 1903. Otos-tignuis gi/nmopus Kraepelin, Revis. Scolop., p. 127. Fundort: Oberer Gelo bei Gurafarda, 4./5. 1901 (nordöstliches Afrika, Dimi). Hhyslda longipes (Newp.). 1903. Kraepelin, Revis. Scolop., p. 148. Die Antennen sind 20gliedrig (Kraepelin gibt „stets nur ISgliedrig" an), sonst stimmt jedoch alles mit Kraepeltn's Be- Äthiopische Myiiopoden. 399 sclireibuiio-. Die Endbeine des einzigen Exemplars felilen, so daß die Bestimmuno- keine absolut sichere ist. Ein näherer Fundort war nicht angegeben. [In der ganzen Tropenzone von Australien durch Ostindien bis Ost- und West-Afrika (auch Madagaskar) verbreitet. Ebenso in Mexiko. Zentral- und Südamerika (Kkpln.).] JRJil/sida pauehJens Pocock. 1897. Pocock, in: Don. Smith, Through unknown afric. countries, p. 403. 1903. Kraepelin, Revis. Scolop., p. 150. Fundorte: Südwest-Bellana, 4. 3. 1900. Gara Mulata, 21.— 27./3. 1900. Harar, 11./4. 1900. Hügel bei Bali. Schoa, 8./8. 1900. Abaja- See, 26.12. 1900. Zeyla — Adis Abeba — [Somaliland, Vorderindien (Pondicher}"). Keaepelin.] Ethniostiffniris tr iffoiiopodus (Leach). 1903. Kkaepelint, Revis. Scolop., p. 157. Fundorte: Südwest-Bellana. 4.3.1901. Gara Mulata bei Harar, März 1900. Harar, 11.4. 1900. [Durch ganz Afrika, von Algier und Abyssinien bis zum Kaplande, am häufigsten aber im tropischen Afrika, sowohl an der West- wie an der Ostküste. Kraepelin.] TracJifjcorniocepJKflfis mirabilis Poe. 1903. Keaepelin, Revis. Scolop., p. 219. Fundorte: Gara Mulata bei Harar (März 1900) und 26./2. 1900. (Von Deutsch Ost- Afrika, Zanzibar durch das Somaliland bis Ägypten, Syrien, Mesopotamien, Insel Perim.) Scolopendi'u ^norsltans L. Fundorte: Mole und Schumbala-Tal, 17.— 20./1. 1901. Seolopendra valida Luc. 1903. Kraepelin, Revis. Scolop., p. 234. Fundort: Dadab, 8./1. 1900. In der Nähe von Zeyla. (Kanarische Inseln, .Syrien, Arabien, Djibuti, Socotra, Ostküste des persischen Golfes. Kriegsschiffhafen Victoria in Kamerun.) 400 Carl Graf Attems, Seolopendr'd f/ardiillana n. sj). Färbung olivenbraun. Länge 50 mm, Breite 3 mm, sclilank. Kopfschild nur äußerst seicht und undeutlich punktiert, ohne Furchen. 17 Antennenglieder, von denen die 6 ersten nackt sind, die übrigen mit dichtem, kurzem Haarfilz. Sternocoxalplatte mit kurzer, feiner Längsfurche im vordersten Viertel. Die Begrenzungs- linie der Zahnplatte bildet einen sehr flachen Bogen oder Winkel. Die 4 + 4 Zähne der Kieferfußhüften sind ungefähr gleichgroß, nur die 2 Innern jeder Seite sind etwas weniger voneinander getrennt als die übrigen. Basalzahn des Kieferfußfemurs ohne Innern Zahn- höcker. Der 1. Rückenschild ohne Ringfurche und ohne Median- furchen, nicht merklich punktiert. 2, — 20. Rückenschild mit 2 Medial- furchen, deren vorderes Ende auf den ersten der genannten Segmente stark nach außen biegt. Auf dem 2. Segment ist das am aus- geprägtesten und verliert sich allmählich auf dem ca. 5. Segment. Nur der 2L Rückenschild ist seitlich gerandet; er ist in der Mitte winklig nach hinten ausgezogen und trägt keine Spur einer Median- furche. Ventralplatten von der 2.— 20. mit 2 durchlaufenden Längs- furchen; letzte Ventralplatte rhombisch, nicht sehr schmal. Stigmen längsschlitzförmig. 1. Beinpaar mit nur einem (ventralen) Tarsalsporn. Porenfeld der Pseudopleuren vom Vorderrand der Pseudopleuren bis zur Basis des Fortsatzes reichend, oben geradlinig begrenzt, der glatte dorsale Teil der Pseudopleuren ist ebenso breit wie das Porenfeld. Fortsatz relativ lang, zäpfchenförmig , etwa wie bei Scolopendra dalmafica, mit 3 Spitzen am Ende und 2 am obern Rande, Femur, Patella und Tibia rundlich, etwas verdickt, erstere beiden ohne dorsale Längsgrube. Femur mit 10 — 11 Dornen, nämlich 3 innen oben, 3 — 4 innen unten und 4 in 2 Längsreihen unten und außen. Endfortsatz 2spitzig. Tarsen unbehaart. Klaue mit 2 Sporen. 19. und 20. Beinpaar ohne Tarsalsporn. Fundort: Gardulla (ll./l. 1901). Diese Art gehört in die Gruppe der Scolopendra dalmatica und unterscheidet sich von den andern hierher gehörigen Arten zunächst schon dadurch, daß hier nur der letzte Rückenschild seitlich gerandet ist, während die anderen Arten wenigstens 3, meist aber mehr der letzten Segmente gerandet haben. Außerdem hat das 1. Beinpaar der Gardullana nur 1 Tarsalsporn, das der übrigen Ai-ten 2, nämlich Äthiopische Myriopoden. 401 auch einen dorsalen. Die übrio-en SA'stematisch wiclitig-ern Merk- male finden sich in dieser Verbindung- auch bei keiner andern Art. Orplniaetis brer Hab latus (Newp.) Attems, Synopsis Geophii., in: Zool. Jahrb., Vol. 18, Syst., p. 201, 1903. Fundorte: Galana-Fluß, Abaja-See; Insel Giditscho, Abaja-See; Dalota und x4da Galla, Süd-8choa, 10./8. 1900. Gundjule-See, (Kamerun. Erj^tlirea. Zanzibar, ^'order- und Hinterindien, Ceylon, Sunda-lnseln, Neuguinea, Japan, Sandwich-Inseln, Zentralamerika, Venezuela.) Lamnont/x jninctffrons (Newp.). 1903. Attems, Synopsis Geophii., p. 211. Fundorte: Gardulla, 11.1. 1901. Gandilla. 2500—2800 mm, 13.-16. 1. 1901. Gadat, 2900—3000 m. 1.— 5./2. 1901. Gara Da^^h oder Abunassi, 10. 3. 1900. Gara Mulata, 21.— 27. 3. 1900. Bash bei Georg-is, 2400 m, 30./7. 1900. Dalota, Ada Galla, südl. Schoa, 10./8. 1900. Ejere. Motscha, 2700—3000 m, 17. 9. 1900. Abera, Djamdjam, 20. 12. 1900. Am Buchoftu-See. (Gemein in den Tropen.) Geophilus {Pleuroiyhihis) cf/clareatiis n, sj), (Textfig. A u. Taf. 18, Fig-. 8.) Farbe gelb, Kopf nur sehr wenig dunkler. Länge 16 mm, größte Breite 0,9 mm, in der Mitte des Körpers, vorn und hinten gleichmäßig verschmälert. Gestalt recht kräftig. 47 Beinpaare. Fis:. A. 'ö Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 26 402 Carl Graf Attems, Kopfscliild länger als breit, fast pai-allehandio-. mit abgerundeten Ecken und geradem Hinterrand. Antennen fadenförmig, von mittlerer Länge. Kieferfußkrallen über die Stirne hinaus, bis an das Ende des 1. Antennengliedes reichend, der Innenrand in seinen basalen 2 Dritteln stumpf kerbzähnig; ein kleines stumpfes Basalzähnchen vorhanden; alle andern Glieder sind ungezähnt. Vorderrand der Hüfte nur seicht eingebuchtet. Die Chitinlinien sind etwas ab- gekürzt, d. h. sie erreichen nicht ganz die dunklen Geleukzäpfchen. 2. Maxille mit langer, schlanker, nur wenig gebogener Kralle. Rücken inkl. Kopf in der vordem Körperhälfte mit langen, in der hintern Hälfte mit kürzern zerstreuten Borsten besetzt. Basalschild breit, Präbasalschild gar nicht sichtbar. Die Yentralplatten sind rhombisch, ebenso lang oder länger als breit; von der ca. 6. von hinten gerechnet, runden sich die Hinter- ecken immer mehr ab, so daß die letzten porentragenden Ventral- platten hinten ganz bogig abgerundet sind, die vorletzte, porenlose Ventralplatte hat wieder scharfe Ecken. 1. Ventralplatte porenlos. Auf der 2. Ventralplatte ist das Porenfeld eben so groß wie auf den folgenden Segmenten bis zum 11. Vom 11. an nimmt es an Größe rasch ab und wird auf den mittlem Körpersegmenten 20 -30 so klein, daß es nur aus wenigen Poren besteht. Dann nimmt es wieder an Größe zu und wird auf den Segmenten 40—45 sogar größer als vorn. Überall ist es ein kreisrundes Feld, das aber nicht scharf umgrenzt ist; auf den Segmenten, auf denen es kleiner ist, liegt es hinter der Mitte. Endbeinsegment: Die Ventralplatte ist klein, rechteckig, etwas länger als breit, mit schwach gewölbten Seitenrändern und geradem Hinterrand. Sie bedeckt die 2 medialen Hüftporen jeder Seite. Die Endbeine sind Tgliedrig, lang und schlank, Hüfte mit vielen Poren unten, seitlich und oben. Endglied ohne Kralle. Die Glieder mit Quirlen längerer Borsten und spärlichen Härchen. Analporen vor- handen (Fig. 8). Fundort: Buka Wari, Kaffa (März 1901). Diese Art gehört in der Tabelle zu procerus, von dem sie sich aber leicht unterscheidet: cyclareatus iirocenis 47 Beinpaare 85 Beinpaare Endbeine ohne Kralle Endbeine mit Kralle Äthiopische Myriopoden. 403 Vordere Ventralplatten g-auz ohne Vordere Ventralplatten mit Zäpf- Vorsprung am Hinterrande chen am Hinterrand Porenfeld rund Porenfeld querbandfürmio-, liinten in 2 Haufen zerteilt Ventralplatte desEndbeinseg-ments Ventralplatte des Endbeinsegments rechteckig- abgerundet dreieckig. Von der Untergattung- Pleurogeophilus waren bisher 3 palä- arktische Arten und je 1 Art aus Japan. Neuseeland, Südamerika und Nordamerika bekannt. StroHf/j/Iosoina andreini Biiöleji. daJotamini n. subsp, (Taf. 18, Fig-. 6, 7.) Die von Brölemann^) gegebene Beschreibung paßt sonst voll- kommen auf die mir vorliegenden Tiere, nur erwähnt Brolemann nicht 2 nach hinten gerichtete Kegel am Hinterrande der Ventral- platten hinter dem Copulationsring. Die Copulationsfüße ähneln zwar sehr denen der beiden BRÖLEMANN'schen Subspecies, insbesondere sind Schenkel und Tibia ganz so wie dort beschrieben, aber der Tarsalteil ist doch etwas anders. Der Hauptast liegt in einer von den 2 Blättern des Nebenastes gebildeten Scheide; diese 2 Blätter sind lang und schlank. Hire Umrisse stimmen mit keiner der von Brolemann gegebenen Zeichnungen völlig überein ; die Unterschiede sind am besten aus einem Vergleich der Figuren ersichtlich (Fig. 6, 7). Fundort: Dalota und Adda Galla (10,/8. 1900). Strongißosoma andreini Bröl. und die subsp. dongollianum Bröl. wurden auch in Abessinien gefunden. Fam. Oxydesmidae. Die Entdeckung neuer Arten und eine wiederholte Prüfung der bereits bekannten Arten veranlassen mich, eine bessere Gruppierung vorzunehmen. Ich teile die Familie in 2 Subfamilien. 1. Subfam. Oxydesminae mihi. Tibialfortsatz der Gonopoden eine einfache, zumeist schlanke Sichel, die nur selten (bei Metapliorilms n. g.) kürzer, gedrungener und mit lappigen Verbreiterungen versehen ist. 1) Brolemann, Myriapodes de l'Erythiee, in : Bull. Soc, entomol. Italiana, Vol. 35, p. 123, 1903. 26* 404 Carl Graf Attems, Auf keinem der vordem Segmente sind die mittlem Tuberkel auffällig vergrößert. Seitenrand der Kiele zumeist glatt. 2. Subfam. Orodesminae mihi. Tibialfortsatz der Gonopoden kuiz und breit. Sspitzig; die mittlere Spitze führt die Samenrinne. Auf einem oder mehreren der vordem Segmente sind die mittlem 2 — 4 Tuberkel der letzten oder der letzten und mittlem Querreihe von Tuberkeln stark vergrößert. Seitenrand der Kiele meist gezähnt. Ad 1. Subfam. Oxydcsminae. Hierher gehören folgende Gattungen: 1. Oxydesmus Humb. et Sauss. Länge der Gonopoden-Tibia bis zum Ansatz des Tarsus relativ gering. Tibialfortsatz lang und schlank, ganz ohne Seitenlappen oder Verbreiterung. Tarsus der Gonopoden groß, am Grunde mit 1^ — 2 meist basalwärts gerichteten Lappen oder Zacken. 2. Beinglied meist mit einem Dorn am Ende (der nur bei Subgen. Anardis fehlt). Seitenrand der Kiele glatt oder höchstens leicht gewellt, nur bei 0. levipes gezähnt. Metazoniten meist mit 3 Querreihen kleiner Tuberkel, die manchmal allerdings sehr klein sind oder ganz verschwinden (z. B. 0. levigatus Att.). Schwänzchen breit, schaufeiförmig. L Subgen. Euoxydcsmus mihi. 2. Beinglied mit 1 Dorn. Seitenrandwulst auf allen Kielen gut entwickelt und parallel mit dem Seitenrande. Hierher gehören die meisten dei- im System der Polj'desmiden genannten Arten. 2. Subgen. Anardis n. suhg. 2. Beinglied ohne Dorn. Seitenrandwulst wie bei Euoxydcsmus. Arten: 0. Uvipcs Att., 0. anacanthus n. sp. Äthiopische ^lyriopoden. 405 3. Subgen. Fla^ (A. WiLLEY, Zoological results based on material from New Britain, New Guinea, Loyalty Islands and elsewhere, Cambridge 1902, p. 718 et 719)? L' Ethologie doit etre consideree comme une branche speciale de la Biologie, et des plus importantes. La Solution de probleraes essentiels depend de ses progres. Elle reclame des aptitudes particulieres. Un enseignement propre. Quand aurons-nous un Lehrbuch der Ethologie? Bionomie = Ethologie -|- Chorologie ; Chorologie = Biostratigraphie -|- Biogeographie. Ethologie = etude des Ürganismes dans leur milieu natural et dans leurs relations avec ce milieu. Les Poissous Voiliers. 423 3. De la dissemination des Poissons ang-uilliformes, iiuu- seulement dans de multiples familles. mais daus toutes les grandes ■categ'oi-ies de la classe des Poissons (Cyclostomes, Selacieiis, Ganoides, Dipneustes, Pliysostomes. Phj'soclistes). 5. Plus generalement. il est dejä possible de reconnaitre le rapport entre la Forme et T Adaptation pour tout une serie de Poissons \) : Exemples: 1. Ang-uilliformes Anguilla 2. Macruriformes Macrurus 3. Depressifoimes Eaja 4. Compressiformes asA^metriques Solea I. V i e ß e n t li i q u e IL (1. Aiguilliformes Stjngnathus Vie Plane tique l2. Compi-essiformes symetriques Zeus ,, . ., ' . 1 1. Fusiformes Tlminus V 1 e N e c 1 1 q u e l ^ (). A quoi bon ces consideiations? 1. A separer les c a r a c t e r e s li e r e d i t a i r e s des c a r a c t e r e s adaptatifs. 2) L. DoLLO, Sur la pliylogeiiie des Dipneustes, in : Bull. Soc. bälg. Oeol., Bruxelles 1895, Vol. 9, p. 90. Sur rAdajitation des Siitiridar ä la Nie anguillifcrme, con- sulter le recent et tres interessant travail : G. A. BOULENGEE , A revision of the African Silurid Fishes of the subfainily Clariinae , in: Proc. /ool. Soc. London, 1907, p. 1064 et 1065. Outre — l'Allongement du corps, — la Transformation de la caudale rhipidicerque en caudale gephyrocerque, — la Fusion des nageoires impaires, — et l'Atrophie des nageoires paires, — on y voit la Regression du bouclicr cephalique, — exactement corame je Tai signale cbez les Dipneustes -t-J CS bj> c H s zn 1 OJ cS s ^_^ CS ^ O bß •tu P (1) CS .-^j •*~> »Oj + j2 c -4-J o HJ ■OJ '11 ■5 -l-> '^ -*^ a Ol -a1 ZK ci «Ol • rH 1 ö CD OJ p4 cri +s ^D o b o <4-t 00 -l-i CJ o C^ T— 1 ^ a-( xn • i— t m !h CO O ^^ CTl «u 'S ^' o^ S -*5 D CS es a CS O CCi E^ + CO *^ -^^ "i> p^ 'w OJ bß l-rt r^^ w^ ^ 3 1— ' CS cc ^ ^ oi zr. O 'S o • --1 M S s ^ ^ cT • o CO ^ C4-I s t^ oT ^ a J3 o^ 32 H '-»3 ;-< a o 'A _Ä O R ^ O < o ^ -1-2 M a -k^ o Ö S CO <-> J=i a a-» d o CS Ä Ph p > Les Poissüiis Voiliers. 425 (M o OJ (M t-t J= o ce u=. +i ■ 88 . 1 + 03 1 c« 'g ^.^ S a> o — 5 "*~! "Sl, r^ p O) a> j rt c^ +^ cd H3 o fC OJ •■^ t/2 OC' •^ «D 1—1 ^ ^ sq rS ^ ■u '^ Ö o ^ » Ph O s CO f4 + •?«» ^ o j5 ^ o CS ^ 'S r-< n-. . 4-J 25 -^^ o d a £3 •^ •^ cc in .a> x> Ö ^ cö O 03 K CL, « 426 Louis Dot-lo. En d'autres termes. ä distinguer la Pareiite de la Convergeuce. Point capital eu Phj'logenie. 2. Quand Tobservation ethologique manqiie. ou est impossible, ä determiner T Adaptation d'apres la Forme du corps. C'est ce que nous allons essayer de faire pour PJagyodns. par comparaison avec Histiophorus. IV. PJiUfifodus est im Poissoii Toilier. 1. „C'est au large de la Guinee sui)erieure que fut recueilli. eu 1708, le Premier specinieu de Flagyodns. lors de l'Expedition de William Dampier daus les Mers du Sud. eu 1703—1704, avec le „St. George" (ayant ä bord. outie le Capitaine Dampier, William Fünnell, qui donua la premiere description et la premiere figure de notre Poisson. en 1707) et le „Cinque Ports Galley" (ayaut ä bord Alexander Selkikk, le prototype de „Robinson Crusoe")'-.^) 2. Mais le geure Flagyodus lui-nieme ne fut foude que par linfortune G. W. Steller, qui accompagnait la deuxieme Expedition de ViTus Bering (1733—1749), composee du „St. Peter" et du „St. Paul", pour un Poisson decouvert, en 1742—1743, dans le voisinage des Kouriles. Encore le nom ne fut-il publie, par Pallas, qu'en 1831.-) 3. Enfin, pour se limiter au seul point de vue qui nous Interesse ici, en 1864, M. A. Günther, Conservateur honoraire au Britisli Museum, propose une Interpretation ethologique de Flagyodus. qu'il considere comme un Poisson abyssal, et cette Interpretation a ete generalement adoptee."') 1) L. DOLLO, Notolepis Coatsi, Poisson pelagique nouveau recueilli par l'Expedition Antarctique Nationale Ecossaise, in : Proc. Roy. Soc. Edinburgh, 1908, Vol. 28, p. 64. A. Günther, A contribution to the liistory of Plagyodus (Steller), in: Ann. Mag. nat. Hist., 1901 (7), Vol. 7, p. 35. 2) P. Pallas, Zoographia Rosso-Asiatica, St. Petersbourg 1831, Vol. 3, p. 383. 3) A. Günther, Catalogue of the Fishes in the British Museum, Londres 1864, Vol. 5, p. 420 et 421. Les Poissons Voiliers. 427 Ses aro-uments sont les suivants: 1. ..Like most other deep-sea fishes, Älepidosauriis ^) has been fouiid at widely distant localities." 2. „Every pait of the Alcpidomiiri is so fragile, tliat it is €xtremely difficiilt to obtain perfect si)ecimens." ..The loose connexion of the sino^le parts of the body is found in luimei'ous deep-sea fishes." Donc: Cosmopolitisme et Decalcification du Sciiie- 1 e 1 1 e. X. Cependant. en 1887, par consequent pres de deux sie des apres la decouverte de Plugyodus, M. Güxthee est force de recon- iiaitre que: ..No specimen of this characteristic deep-sea type was obtained during- the Challeng-er Expedition: indeed. no example is known to have been captured by means of tlie dredge or trawl." -) 5. II est vrai que. depuis lors (1895). Plagyodus a ete sig-nale conime captuie au delä de 350 metres, — liniite superieure de la Zone Abyssale^). — au large de la Xouvelle-Angleterre: „The .Albatross" obtained one at the surface. and another at a depth of 195 fathoms." „The Gloucester fisliermen obtained two. one at 275 fathoms. another at 120 fathoms; also, two others in 200 fathoms, and another in 200 fathoms." ^) Laissons de cote les chiifres des pecheurs de Gloucester, qui ne presentent pas de garanties scientifiques süffisantes. Eestent les 195 fathoms de r„Albatross" : c"est un cas bien isole €t une profondeur bien juste (356.46 m) pour etablir le caractere abyssal d'un Poisson dont on connait tant de specimens et dont la structure est regardee comme si typique. Et puis, ce Pkitjyodus ne pouvait-il etre descendu de la surface. 1 ) A. Günther, 0)i the ideutity of Alepisaurus Lowe with Plagyodus Steller, in: Ann. Mag. nat. Hist., 1867 (3), Vol. 19, p. 185. 2) A. Günther , Report on the deep-sea Fishes , in : Rep. sc. Res. Challenger, Zool , Londres 1H87, Vol. 22. p. 2U3. 3) A. F. W. SCHIMPEK, l'flanzen-Geographie auf physiologischer Grundlage, .Jena 1898, p. 818. 4) G. B. GooDK and T. H. Bean. Oceanic ichthyology, in: Smithson. Contrib. Knowledge, Washington 1895, Vol. 30, p. 117. 428 Louis Dollo, normalement ou accidentellement? Les Cetaces s'enfoncent bien jusqu'ä 1000 metres.^) Enflii, est-il sür fiivil n'a pas ete pris, en remontant. plus oii moins haut, entre 195 fathoms et l'atmosphere? Somme toute, le Plagtjodus des campagnes de r„Albatross" dans TAtlantique me parait insuffisant ä demontrer. d"une nianiere concluante. le caractere abyssal de ce Poisson, 0. D"autre part, les campagnes de 1",, Albatross" dans le P a c i f i ([ u e ne lui ont pas fouini de Flagyoduü, et le seul specimen ä profondeur vraiment connue, ou supposee teile, en Decembre 1899. reste toujours celui de 195 fathoms dont nous venons de parier. ^) 7. Enfin, en 1906, le caractere abyssal de Plogijodus. — le „Valdivia" n'en ayant pas pris, et toutes les Expeditions en mer pro- funde reexaminees, — parait tellement incertain ä M. A. Beauer, Directeur du Musee royal d'Histoire naturelle de Berlin, qu'il le raie de sa liste coniplete des Poissons abyssaux. ") 8. II resulte de ce qui precede qu'ethologiquement (i. e. d' apres la profondeur de capturej, il n'est pas prouve du tout que Flagijodus soit un Poisson abyssal. 9. Maintenaut, la Decalcif ication du Squelette n'est pas uniquement propre ä la Zone Abyssale; eile se rencontre aussi dans la Zone Pelagique: „It is found that these hard structures tend to degenerate and disappear both in the pelagic and deep-sea regions.*' *) 10. Et Orthagoriscus , que M. Günther lui-meme place dans la Faune P e 1 a g i q u e ^) , a un squelette dont la s t r u c t u r e 1) G. BoENNiNGHAUS, Das Ohr des Zahnwales, in : Zool. Jahrb., Yol. IM, Anat., 1904, p. 3l3. 2) S. Gaeman, The Fishes (Reports on an exploration ofF the West Coasts of Mexico, Central and South America, and off the Galapagos Islands, in charge of Alexander AGASt^i/, by the U. S. Fish Commission Stearaer „Albatross"), in: Mem. Mus. comp. Zool. Harvard College, 1899, Vol. 24, p. 402. 3) A. Brauer, Die Tiefsee-Fische, in : Wiss. Ergebn. deutsch. Tiefsee- Exped., 1906, Vol. 15, p. 380 et 381. 4) H. N. MoSELEY, The fauna of the sea-shore, in: Nature, Londres 1885, Vol. 32, p. 418. Les Pois8oiis Voiliers. 429 est Uli achemiiiement vers celle du squelette des Poissous aby ssaux: „Sh^gten Ceratias. af hvis Skelet den ene af os ved eii anden Lejlighed liar givet en detailleret Fremstilling. konimer i disse Henseender i)/o?a'ens meget iiier." ^) Des lors, pouiquoi uii autre Poisson pelag-ique, Pla(jyodus, ivaurait-il pas pu aller plus loiii dans la voie de la regression squelettique et egaler, ä cet egard, les Poissons abj'ssaux? 11. A propos de la structure du squelette 6.'OrfJiagoriscus, notons. en passant, un nouveau cas d"Irre versibilite de r Evolution'-): 5) A. Günther, An introduction to the study of Fishes, Edirabourg 1880, p. 292. 1) J. Steensteup og C. LÜTKEX, Bidrag til Kundskab om Klump- eller Maanefiskene (Molidae), in: Dansk. Videnskab. Selsk. Skr., 1898, Vo\. 9, p. 88. 2) L. DoLLO, Les lois de l>volution, in: Bull. Soc. belg. GeoL, Bruxelles 1893, Vol. 7, p. 165. La notion del'Irreversibilite de l'Evolution, qui a rencontre, jadis, une certaine Opposition, jjar suite de cas insuffisainment etudies, gagne, chaque jour, du terrain, comme on peut. le voir par les ligues ci-apres : „In enger Beziehung zu der Vererbimg erworbener Eigenschaften scheint mir auch DoLLO's Gesetz der Nichtumkehr barkeit der Evolution zu stehen. Der erblich gewordene schrittweise erworbene Entwickelungsgang zwingt dem Organismus eine gewisse Form und be- stimmte Eigenschaften auf; neue Einflüsse können neue Eigenschaften und eine Veränderung der Form bewirken, die, namentlich wenn sie sich in der Minusrichtung bewegen, zu einem Resultate führen können, welches scheinbar einem tieferen phylogenetischen von dem Organismus durch- laufenen Stadium gleicht, mit ihm aber niemals identisch ist (Atavismus). Es wäre nun theoretisch ganz gut denkbar, dass infolge neuerdings ge- änderter Einflüsse aus diesem atavistischen Stadium wieder das ihm vor- hergegangene höher entwickelte entstehen kann, und zwar in ganz gleicher Form. Praktisch wird dieser Fall aber nur dann eintreten, wenn das atavistische Stadium nicht hingereicht hat, um auch die im Keimplasma gelegene , Disposition' zu unterdrücken. So kann z. B. bei einem Hemi- pteron, bei welchem durch Nichtgebrauch eine Reduktion der Flugorgane eingetreten ist, auf eine lange Reihe ungeflügelter oder kurzflügeliger Generationen plötzlich wieder eine normal geflügelte folgen. Ist aber ein- mal die Disposition auch verschwunden, mit anderen Worten, hat sich bereits die Gesamtorganisation genügend geändert, dann wird die verlorene Eigenschaft nicht mehr in genau derselben Weise zurückkehren und es 430 Louis Doi.lo, ,.Le squelette de YOrihayoriscus presente quelques parties veri- tablement cartilagineuses." „Du cartilage ossifie ne se rencontre que dans les lames bran- cliiales." ,,Tout le reste du squelette est fait dim tissu qui. bien que ressemblaiit au cartilag-e, n'en a pourtaut iii la compositiou chimique, ni la structure histiolog-ique." ^) On n'a doiic pas, pour 1' E v o 1 u t i o n li i s t o 1 o g- i q u e du sque- lette d' Orthagoy iscus : Cartilage Os deealcifie I I Os mais : Os A A I I Cartilage Cartilage c'est-ä-diie que, une fois de plus, il n"}' a pas de retour au point de depart. 12. Quant au Cosmopoliti sme. il n'appartient pas exclusive- ment, noii plus, ä la Zone Abyssale: il se manifeste egalement dans la Zone Pelagique: wird z. B. eine Mallophage oder Pediculide nie mehr die Flügel ihrer Vorfahren, der Psociden, bekommen, denn sie raüsste dann wohl voii neuem den Entwickelungsgang durchmachen, der die Psocidenflügel hervor- gebracht hat; sie müsste ein Trilobiten-, Palaeodictyopteren-, Blattoiden- stadiuni durchmachen. Das müsste sie aber nicht in bezug auf die Flug- Organe allein tun, sondern in bezug auf ihre gesamte Organisation. Sie wäre daher gezwungen, vorher in bezug auf ihre gesamte Organisation auf die Stufe der Anneliden hinabzusteigen und sich dann von neuem in auf- steigender Richtung zu bewegen, wobei alle Einflüsse, welche seinerzeit zur Entstel)ung der Psociden geführt haben, wieder der Reihe nach in ganz gleicher Weise auftreten müssten. Derartiges ist aber wohl praktisch unmöglich, und wir finden daher immer, dass ein definitiv verloren ge- gangener Charakter, wohl infolge neuer Einflüsse durch einen analogen ersetzt werden kann, aber nie mehr in der ursprünglichen Form wieder- kehrt." A. Handlirsch, Die fossilen Insekten und die Phylogenie der rezenten Formen, Leipzig 1906 — 1908, p. 1328. 1) P. Harting, Notices zoologiques, anntomiques et histiologiques sur rOrthagoriscus ozodura, in: Verb. Akatl. Wetensch. Amsterdam, 1868, Vol. 11, No. 2, p. 28. Les Poissons Voiliers. 431 „In tlieir alniost universal geographical distribution except as regards tlie colder seas. Pelagic aninials resemble tlie deep-sea fall na." \) En ce qui concerne la restriction poiir les mers froides, eile est, d'ailleurs. variable avec les Organismes: question d'Eliirythermie et de Stenothermie -): „Ein Theil der pelagischeii Thierwelt ... in iK.liem Maasse gegen Schwankungen der Temperatur . . . unempfindlich er- scheint."^) 13. Kestent deux points ethologiques ä examiner ici. D'abord, la Nourriture de Plagijodus. Dans Tetat present de nos connaissances. voici ce que j'ai ti-ouve. comme Organismes determines: 1. Bmma raü^) 2. Capros aper •*) 3. Engraul is japoniea ^) 4. Euniicrotrejiias spinosus'^) 5. Plarpiodus fcrox'^) 6. Trarhurus trachuruff^) C'est-ä-dire tous Poissons pelagiques ou littoraux; aucun abyssal. l-t. Puis, inversement. de quels Poissons Plagijodus est la P r 0 i e. Je n'en ai rencontre qu'un cite jusqu'ä ce jour: Thynnus ala- longa. ') 1) H. N. MoSELET, Pelagic life etc., p. 563. 2) C. MÖBIUS, Die äusseren Lehensverhältnisse der Seethiere, in : Tagebl. 49. Vers, deutsch. Naturforscher Aerzte (Hamburg), 1876, Beilage, p. 20. 3) C. ChüN, Die pelagische Thierwelt in grösseren Meerestiefen und ihre Beziehungen zu der Oberflächenfauna, in: Hibl. zooL, 1888, Vol. 1, p. 62. 4) A. GÜNTHER, Catalogue etc.. Vol. 5, p. 421 et 422. 5) F. SteindacHNER und L. DÜDEKLEIN, Beiträge zur Kenntniss der Fische Japans, in: Denkschr. Akad. "Wiss. Wien, 1887, Vol. 53, p. 291. 6) T. H. Beax , Description of a new species of Alepidosaurus (A. aesculapius) froni Alaska, in: Proc. uation. Mus. Washington, 1883, Vol. 5. p. 661. 7) ß. CoLLETT, Poissons provenant des campagnes du yacht l'Hiron- 432 Louis Dollo, C'est-k-diie un Poisson pelag-ique. II est interessant de noter, plus completement. la nourriture de ce Predateur\): 1. Capros aper 2. Ciihlceps grac'dis 3. Mavrolicns sj). 4. Paralcpis pseudocoregonoides 5. Plagyodiis sp. 6. Scombresox sa ums 7. Slernojilijx diaphanns 8. SgugiKttlnts (ie(pioreus 9. Trachurus traehm-us C'est-k-dire, essentiellement, des Poissons pelagiques: il est donc bieu peu probable que notre Germon ait ete cherclier Plagyodus dans les Abysses. 15. Ainsi, rien, — ni la profondeur de capture, ni la nourri- ture. ni les ennemis, ni le cosmopolitisme. ni la structure du squelette, — ne demontre. d'une nianiere decisive, que Plagyodus est un Poisson abj'Ssal. Toutes ces donnees pourraient s'accorder aussi bieu avec Tidee d'un Poisson pelagique. 16. Cela etant, abordons un autre ordre de considerations. II s'a^it de la Forme du Corps et des appareils exterieurs les plus niarquants: nous avons vu. plus haut, qu'ils sont caracte- ristiques de 1' Adaptation. Or: Plaggodus a — le corps fusifornie allonge, — avec caudale rliipidicerque echancree, — et premiere dorsale veli forme, noire ä reflets bleu d'acier et mouchetures plus foncees.-) Et aucuu autre Paralepidae ne possede la Dorsale veliforme.^) Mais : Histiophorus a — le cor])s fusifoi'me allonge, — avec caudale delle (1885 — 1888), in: Res. Campagnes sc. Prince de Monaco, 1896, p. 119. 1) R. COLLETT, Poissons de rHiiondelle etc., p. 36. 2) T. H. Beais;, Description of a new species etc., p. 662. D. S. Jordan and B. W. Eveemann, The Fishes of Noi-th and Middle America, in: Bull, nation. Mus. Wasliington, No. 47, 1896, p. 595. 3) L. DoLliO, Notolepis Coatsi etc., p. 59. Les Poissons Voiliers. 433 rliipidicerque ecliancree. — et premiere dorsale veliforme. bleu de Prasse vif avec taclies sombres.') Et les autres Xiphiidac ue i)Ossedent pas de Dorsale veliforme.-) Qu'est-ce ä dire? Kvidemment, (lue noiis iious trouvons. encore une fois, en presence d'un plieiiomene de Converg-ence. Et comme Ilistiophorns est uii Poisson Voi Her, — ou adapte ä la Vie Pelag-iciue superficielle, — ([ue Plagyodus doit aiissi etre uu Poisson Voilier. 17. Coiitrölons par 1' Ethologie, en d'antres termes par des observations faites directement dans le milieu naturel. Pour commencer. — non seulement Fkujyodus pouriait, et devrait. etre nn Poisson pelagique, d'apres les raisoiis developpees ci-dessus, — mais il a ete frequemment ])ris ä la surface de TOcean, — non pas mort. comrae les Poissons abyssaux qui y flottent accidentellement. mais bieii v i v a n t. C'est ce qui ressort de la lettre suivaute de M. A. S. Jensex Conservateur au Musee de Copenhague: ..Daus notre i\Iusee se trouve un exeniplaire groenlandais du Plagyodiis {Alepisannis) ferox Loave, long de 1,515 m. Ce Poisson a ete pris le 1er Avril 1884. ü la surface de la mer, avec 1 a f 1 e c li e , par 1' E s q u i ni a u Ben j a m i n. Localite : Kagsimiut (Lat. N. 60" 48'\ dans le district de la colonie Julianeliaab, Groen- land raeridional." 18. Bien niieux. ou a vu Plagyadus nager avec sa Dorsale veliforme e m e r g e e : ,.Tbe t3'pe of tlie species was obtained at Iliuliuk, Unalaslika, October 7, 1880. b}' 'Slv. Rohert King, at bis wharf. Mr. King first saw tlie dorsal flu of tlie lisli emerging from tlie water, and tbis attracted bis attention. Tbe animal came up into sboal water, and acted as if it meant to go ou tbe beacb. Mr. King tbrust a spear into it and tbus secured it." •') 19. Une derniere objection, concernant la capture de Fk((ßyodus: 1) F. Dat, Tbe Fishos of India, Londres 1878—1888, p. 199. 2) A. Günther, Catalogue etc., Vol. 2, p. 511. 3) T. H. Beax, Description of a new species etc., p. 661. 434 Louis Dollo, „The Madeiran species is rarely caught on the deep-sea liues of the fishermen." ^) Mais cela iie prouve rien, car. — tout comme Flagijodiis se preiid avec le harpon (I, Aleoutieniies) et avec la ligne de foiid (Madere), — il eii est de meme Oi llisHophorus. et cela ne l'empeclie pas d'etre iin Poisson Voilier: „He States that they have the habit of resting quietly on the surface in calm weather, with their dorsals expanded and acting as sails. They are taken in deep water with hook and line or speared when near the surface." -) Cela montre tout simi)]ement que ces Poissons de Surface peuvent plonger, ou qu'ils executent des Migrations en profondeur. 20. Tout en reconnaissant que de nouvelles observations seraient hautement desirables, — et esperant que ce petit travail les provoquera. — nous pouvons, je crois, conclure, pour le moment: 1. Plagyodus n'est pas un Poisson abyssal. contrairement ä l'opinion couiante. Mais c'est un Poisson adapte ä la Vie Pelagique super- ficielle. 2. Plagyodus est le Voilier des Paralepidae. comme Histio- phorus est le Voilier des XipMidae. II n'y a donc pas lieu de le placer dans une Familie speciale, comme on le fait habituellement. 3. La Forme des Poissons s'est. une fois de plus, montree significative dans la determination de l'Adaptation. Et l'Ethologie s'est trouvee d'accord avec eile. V. Cetorhuitis et Orthaf/oriscus. 1. II y a encore d'auties Poissons qui se tiennent ä la surface avec Ja Dorsale emergee, mais cette nageoire est, ici, tri- angulaire, de facon qu'il n'est plus permis de la comparer ä celle des Voiliers typiques. 2. C'est, d'abord, le Squale Pelerin {Cetorhinus) : „The name ,Basking Shark' has been suggested by its habit 1) A. GÜNTHEE, Report on the deep-sea Fishes etc., p. 203. 2) G. B. GoODE, Materials for a history etc., p. 324. Les Poissons Voiliers. 435 of \yu\g luotionless on the surface in warm or calni weather, as if baskiiig- in the sun, witli its dorsal fin protriiding- from the water.-' ^) Quel est le but de ces m(purs? Comme un animal de 12 metres a nne Dorsale de 1,70 m de haut avec une base de 1 metre, il y a, lä. nne snrface, qui n'est pas neg'lig'eable. D'autant plus que ces Kequins voyag-ent en tronpe et qu'une disposition en quiuconce doit encore accroitre la resistance au vent. Seraient-ce aussi des Voiliers? N'oublions pas qu'il s'agit. en l'occurrence. d'une propriete extremement precieuse pour un Organisme pelagique: Repos et Economie de Force. II ne serait donc pas etonnant ([u'elle soit plus re])andue qu'on l'a crii Jusqu'a present, et meme realisee de plusieurs manieres dififerentes. 3. C'est, ensuite, le Poisson Lune [Orthafjorisciis): „It has been observed to swim slowly about, near the surface, the high dorsal above the Avater." ^) Et, dans un specimen de 2,50 m, la Dorsale raesure plus de 1 metre de haut avec une base de 0.50 m. Le Poisson Lune serait-il, lui aussi, un Voilier? VL Orca et Gloh iocephalns. 1. Mais voici. maintenant, que, par un nouveau phenomene de Convergence, les Cetaces nous amenent ä nous poser la meme question ä l'egard de certains d'entre eux. On connait leur Dorsale, qui n'a rien de commun, morpho- logiquement,. avec la Dorsale des Poissons, et qui a ete acquise dans l'adaptation ä la Vie Aquatique Secondaire de ces ]\lammiferes. 2. Elle manque, ou est faiblement developpee, chez les Cetaces littoraux {Neomeris, Ikhuja, Monodon) et chez les Cetaces fluviatiles {Inia, Platanista). 1) G. A, BouLENGER and T. W. Bridge, Fishes, in: Cambridge nat. Hist., Vol. 7, Londres 1904, p. 454. 2) G. A. BoüLENGER and T. W. Bridge, Fishes etc., p. 727. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. "-^S 436 Louis DoLLO. Elle atteint son maximum chez les Cetaces pelagiques, notamment chez Orca. Elle s ' a t r 0 p h i e chez les Cetaces gigantesques (Physeter, BaIaenopte)'a, Balaend). 3. Quelle est sa fonction? On dit que c'est un organe d'equilibre: „Die Function der Rückenflosse ist eine sehr einfache, sie ist nur eine Art doi'saler Kiel zur Erhaltung des Gleichgewichts, d. h. der Vermeidung der Drehung um die Längsaxe." ^) Soit. Mais, alors, pourquoi les Dauphins littoraux et fluviatiles en sont-ils prives? Et pourquoi l'emersion de la Dorsale chez les Dauphins pelagiques ? Ne serait-ce pas plutöt une Voile? 4. Examinons ce qui se passe chez Orca: „L'Orque a une vingtaine de pieds, un peu plus de 5 raetres, de longueur." „La nageoii'e dorsale du male est droite et tres elevee; eile est estimee ä 1,26 m en hauteur, et ä la base d'avant en arriere, eile mesure 0,316 m, d'apres un animal echoue sur les cotes de Danemark. Bessels a vu ces Cetaces de pres, dans la mer de Baffin, et il accorde k la nageoire dorsale du male meme le tiers de la longueur du Corps." „II compare la nageoire dorsale ä une voile de canot (Boot- segel)." ^j Quant ä la femelle, sa Dorsale a encore plus de 0,60 m de hauteur, avec une base egale, dans un specimen de 5 metres.'^) Que fait l'Orque de sa Dorsale? 1) W. KtJKENTHAL, Vergleichend-anatomische und eutwickelungs- geschichtliche Uutersucliungen an Walthieren, in : Denkschr. med.-naturw. Ges. Jena, Vol. 3, 1893, p. 265. 2) P. J. Van Beneden, Histoire naturelle des Delphinides des Mers d'Europe, in: Mem. couronnes Acad. Belgique, 8^', Vol. 43, 1889, p. 43 et 47. 3) C. F. LÜTKEX, Kritiske Studier over nogle Tandhvaler af Slftgterne Tursiops, Orca og Lagenorhynchus, in : Dansk. Videnskab. Selsk. Skr., 1887, Vol. 4, p. 358. Les Poisson.« Voiliers. 437 „Ce Cetace nageait en ligne droite ayant seulement sa nageoire hors de l'eau." ^) De plus, il SB deplace en trou})es: „TiLESius a vu, assez commiinement, dans la partie septentrionale du Pacifiqiie, des Orques nageant par groupes de plnsieurs individus, les uns ä cöte des autres, comme un escadron de Iiussards." -) N'est-ce pas, lä. un cas analogue ä celui de Cetorhinns':^ 5. De meme, Glohiocephalus voj^age en groupes et la Dorsale emergee/^) 0. Tont ce qui precede conduit ä se deuiander si, parnii les Cetaces pelagiques, il ny aurait pas de Voiliers. Dans raffirmative, on s'expliquerait. aisement pourquoi les Cetaces littoraux et les Cetaces fluviatiles n'ont pas de Dorsale, et pourquoi eile s'est atropliiee cliez les Cetaces gigantesques. Quoiqu'il en soit. ä l'observation directe de decider. VII. Coiicliisioiis. 1. Outre Histiophonts, on peut considerer comme presque certain que PJagijoclus est un P 0 i s s 0 n V 0 i 1 i e r. 2. II est probable que Cctorliinus et Orthagoriscus sont dans le meme cas, mais ä Taide d'iine nageoire dorsale de forme differente. 8. II est possible qu'Orca et Glohiocephalus representent les Cetaces Voiliers. 4. Comme Velella et Phi/salia. les 8 i p h 0 n 0 p li 0 r e s V 0 i 1 i e r s. *) 1) E. G. Eacovitza, Cetaces de TExpedition Antarctique Beige, in: Ees. Belgica en 1897, 1898, 1899, Anvers 1903, p. 44. 2) P. J. Van Bekeden, Histoire naturelle etc.. p. 47. 3) H. BurmeistI':r, Descripcion de cuatro especies de Delfinides de la Costa Argeiitina en el Oceano Atläntico, in: An. Mus. Buenos Aires, Vol. 1, 1864 — 1869, tab. 21. fig. 1. 4) K. Brandt, Ueber Anpassungserscheinuugen und Art der Ver- breitung von Hochseethieren, in: Reisebeschreibung der Plankton-Expedition, Kiel 1892, p. 345. 28* 438 Louis Dollo, Les Poissons Voiliers. 5. Les Voiliers s'etendront, sans doute, encore. Au surplus, l'etude de la Surface de la Zone Pelagique est pleine de promesses, 6. La Forme des Poissons, (|iii ne peut servir ä determiner la Parente, est caracteristique de 1' Adaptation. Nachdmck verboten. Ubersetzungsreckt vorbehalten. Hymenopteren aus Tripolis und Barka (exkl. Formicidae). Nach der Sammlung von Dr. Bkuxo K l a i» t o c z im Jahre 1906. Von Dr. A. y. Schulthess Kechberg in Zürich. I. Bethijlidae.'') Sclevoderma Late. 1. S. sp, Tadschura, 18./7. II. Chalcididae. Siuicra Spin. 2. S. iHelanaris Dalm. Bengasi, 28./8. Chalets Fab. 3. C. (lalincuini Thoms. Dernah, 20./8. J*teroiiialiis Sved. 4. P. sp. Tripolis, Juli. 1) Die Familieu I — IV bestimnat durch Herrn Prof. Dr. 0. SCHMIEDE- KKECHT in Blankenburg. 440 A- ^- ScHüLTHESs Rechberg, TU. Braconidae. Vlpio Latk. 5. F. deset'tor F. Aus den Steinbrüchen von (Tlierran. westlich von Tripolis, 14./7. Ht'acon Fab. 6. H, setniffavHS Thoms. Gharian, 17,9. IV. Ichneumonidae (Ophiomnae). Haru^Upa P'örst. 7. B. Jiunieralis Brauns. Dernah, 2ö,'8. Evania. 7a. E. appendigcister L. Als Schmarotzer an der KüclieD schabe {Blattei orientalis L.) über die ganze Welt verbreitet. Tripolis, 12./9. „In der Stadt Tripolis, namentlich an Mauerö sitzend, oft zu sehen." V. Sphegidae}) Scelixyhron Klug. 8. S. spirifex L. Verbreitet durch ganz Afrika, Süd-Europa und Ost-Asien. Tripolis, Dernah, Aug. Nur in den Städten beobachtet, aber hier häufig. Kommt oft in die Häuser und baut das kompakte^ lehmige Nest gern an der Decke leicht zugänglicher Gemächer. Am^nopJiila Kirby. 9. A, heydeni Dhlb. Süd-Europa. Gherran, 14./ 7.; Dernah, 23./8. 10. A. qiiadraticoUls A. Costa. Bekannt aus Syrien, Ägypten und Tunesien. Tripolis, Dernah. 1) Meist durch Herrn Kustos F. F. Kohl in Wien bestimmt. Hymenopteren aus Tripolis und Barka. 441 11. A. tf/del GuiiiLou. Mediterraiig-ebiet. — Die australische A. suspiciosa Smith und die süd-atVikanisclie .1. capemis Dahlb. sind eventuell nur Varietäten von Ä. tydei. SpJieoc L. 12. S. xanthocet'us III. vav, apicalis Guek. Afrikanische Region. Tripolis, 27. 7. 13. S. vidiiatus Christ. Ganz Afrika und Süd-Asien bis Hongkong-. Dernah. 23./8. 14. S. nioesariji Kohl. Süd-Europa, Kaukasus. Sarepta. Gherran, 14., 7.; Dernah, 18./8. JPhilanthiis Fab. 15. F, trianffulum F. i'ar. ahdelkader Lep. Paläarktische, äthiopische Region. Dernah, 20. 8. Notofjonia A. Costa. 16. N. fiujHta Lep. Auf den kanarischen Inseln, in Spanien, Algerien und auf C3'pern, (Ungarn ?). Tripolis, 14./7.; Bengasi, 29./8. Larva Fab. 17. L. anathema Rossi. Süd-Europa, Nord- Afrika. Bengasi, 28./8. TacJit/sjyhex Kohl. 18. T. 2^(ftizeri v. d. L. vav, oranlensls Lep. Mittelmeergebiet. Tripolis, 19./7.; Gherran, 13.7.; Ain Sarah, 1./8.; Bengasi, 30./8.; Dernah, 25./8. 19. T, n. sp, vic. paiiit;erL Mit dunklen Flügeln und schwarzen Mittel- und Hinterbeinen. Plastische Unterschiede konnten nicht wahrgenommen werden. Dschebel Gosseba, 16.9. 442 A. V. SCHÜLTHESS ßECHBERG, 20. T, ßuctnatus Geest, et vaf\ Süd-Europa; tropisches und subtropisches Afrika. Tripolis, 1.— 3./8. Stiziis Latk. 21. S. j'ußcornis Fab. Mittelmeerg'ebiet. Dernah, 23./8. JBenibex Fab. 22. JB. turca Dhlb. var, thorace et abdomine totis nigris. Mittelnieerg-ebiet. Gherran, 14./7.; Tripolis, 7.7., B./S. Miscophus JuK. 23. iüf. ctenopiis Kohl. Arabia, Tor. Tripolis, 8./8. 24. jyi. f/aUicus Kohl var: pedibiis ex magna parte rufis. Tadschura, 18./7. Oxyhelus Late. 25. O. (Notoglossa Dhlb.) laineUatus Oliv. Spanien, Sicilien, ganze Nordküste von Afrika. Dernah, 25./8. VI. PompiUdae. ^) Salius Fab. 26. S. (Cyphononyx Dhlb.) castaneus Klug. Bekannt aus Arabien, Ägj^pten und dem Sudan. Tadschura und Tripolis, 18. u. 26./7. Pompilus Fab. 27. P. plumbeus Schjödte. Verbreitet über ganz Europa bis zum Polarkreis und die außer- europäischen Mittelmeerländer. Tripolis 8./8.; Dernah 24./8. 28. P. vufteexys Ev. Bekannt aus Süd-Rußland, Transkaukasien, von Beyrut. Syra, Korfu und aus Tunis. Dernah, 19.— 24.8. 1) Bestimmt durch Herrn Kustos F. F. KoHL in "Wien. Hymenopteren aus Tripolis und Barka. 44H 29. P. iimhrosffs Kohl. Bekannt aus Syrien, Ägj^pten, Tunis, Spanien und von den Kanaren. Beng-asi 29. 8. P. {Evagethes) h'Japtocrdl "n. sp. (besclirieben von Feanz Fr. Kohl). Schwarz, die 3 basalen Hing-e des Abdominalsegmente-Komplexes dunkelrot. Hüften. Thorax oberhalb der Hüften und Mittelsegment hinten weiß seidig- tomentiert. Netzaugen die Oberkiefer erreichend. Kopfform ähnlich wie bei trivialis. Augenabstand auf dem Scheitel gleich dem 1.+2. Geißel - gliede, kleiner als in der Kopfschildgegend. P'ühler ziemlich ge- streckt. 3. Geißelgiied fast um die Länge des 1. kürzer als das 2. Schläfen nur mäßig entwickelt; Mittelsegment nicht verkürzt, ge- wölbt, in der Mitte der ganzen Länge nach seichtrinnig vertieft. Beine schlank. Schienen und Tarsen bedornt. ]\[etatarsus dei- Vorderbeine an der Außenkante mit 3 Kammdornen, die jedoch nui- von sehr mäßiger Länge sind, nämlich nicht einmal halb so lang als der Metatarsus. dem sie anhaften. Klauen bezahnt. Spitzenhälfte des VorderÜügels von der Radial-, 2. Cubital- und 2. Discoidalzelle an schwarzbraun, Basalhälfte hell bei gewisser Drehung milchweiß reflektierend, knapp an den dunkelbraunen Adern angebräunt. Radialzelle kleiner als die 2. Cubitalzelle; diese der Dreieckform genähert. Eine 3. Cubitalzelle fehlt, daher diese Art bei den sonstigen bestehenden Merkmalen zur künstlichen Abteilung von Pompi! MS- Arten zu zählen ist, die man mit der Genusbezeichnung Evagethes zu belegen pflegt. Cubitalader der Hinterflügel entschieden hinter dem Abschlüsse der mittlem Schulterzelle entspringend. Basalader der Vorderflügel interstitial. Pompilus Idaptoczn gehört zur ersten der von mir in „Neue Pompiliden" (in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 1888, p. 309) auf- gestellten Artengruppen und zwar zu den Formen mit nur 2 Cubital- zellen. Tripolis (2.8. 190(3. ?l Ob P. Idaptocmi in einem engern verwandtschaftlichen Vei-hält- nisse zu P. sericans Klug (Symb. phys. Dec. 4. 1834, Insect.; tab. 39. fig. 11 [?]) steht oder vielleicht gar mit ihm identisch ist, läßt sich bei der Kürze der Beschreibung, dem ]\Iangel an Angaben über die Klauenbeschaffenheit u. dgl. nicht entscheiden. 444 A. V. SCHULTHESS ReCHBERG, VII. Scolidae. Scolia Fab. 30. S. interstincta Klug. Mittelmeergebiet. Dernah 1 8.-24/8. 31. S, mtuD'ii L. Mittelmeergebiet; Senegal. Tripolis. 6.— 8. 8. 32. S. uuit'asciatu Cyeil. Mittelmeergebiet. Bengasi, Ende August. Elis Fab. 33. ^. thoracica F. 33a. var. collaris F. Mittelmeergebiet. Tripolis, Juli, Aug.; Bengasi, 2.9. 33b. vat: erlophoya Klug und Übergänge zwischen Stamm- form und Varietät. Tripolis, Bengasi, 30. 7. — 2./8. In Tripolis und Bengasi ebenso wie die var. collaris an der Küste häufig. Meria III. 34. 31, tripunctata Latr. Süd-Europa bis Mittel-Deutschland und Nord- Afrika. Dernah, 23./8.; Bengasi. 30./8. VIII. Mntillidae. AptefOffijiui Late. 35. A, niJokosewltisi Rad. (?) Kaukasus, Turkmenien. Dschebel Tegrinna, 19./9. Dasijlabris Rad. 36. D. maura L. Südliches Mittel-Europa und Mittelmeergebiet. Funduk Ergeat, „Kam an's Licht", 20./9. ; Dschebel Gosseba, 16./9. 36a. var. arenaria F. Dieselbe Verbreitung. Gherran, 14.7.; Dernah, 18./8.; Funduk Ergeat, „Kam aus Licht", 20./9. Hymenopteren aus Tripolis ximl Barka. 445 8üb. rar. man<1erstiernii Rad. Kaukasus, Turkestan. Dernali, 23./8.; Dschebel Tegriniia, 19./9. IX. Vespidae. Etimenes Fab. 37. U. ^iiaxillosus D. Geer {= tinctor Christ). Ganz Afrika. Tripolis, Bengasi, Dernali, Juli— Sept. 38. E, coaretatus L. var» mit roten Zeichnungen. Mittelmeergebiet bis Mittel-Deutschland. Dernah, 20./8. Odynerus Latr, 39. O. [Lionotus) chloroticus Spinola. Ägypten. Bengasi 7./9. 40. O. {Lionotus) dmitici Rossi. Südliches Paläarktien bis Mittel-Asien. Bengasi, 7./9. X. Äpidae.^) Apis L. 41. A. mellifica L. var, ligustica Spin. Europa und Afrika. Dernah, 18.— 21./8. Podcdirius Latr. 42. P. quadrifasciatiis Vill. Süd-Paläarktien. Dernah, 18.— 20./8. 42a. var, alternatis Klug. Sahara. Tripolis, 8./8.; Bengasi, 29.8. Halictus Latr. 43. H. sp, Gruppe leucozonins Schrank. Tripolis, 8,8.; Dernah, 20./8. 1) Bestimmt von Dr. H. Friese in Schwerin, 446 -A.. V. ScHULTHEss Rechberg, Hymcnopteren aus Tripolis und Barka. Ceratina Latk. 44. C. callosa F. Verbreitet durch ganz Süd-Europa. Auf blühendem Rosmarin an den Hängen des Dschebel T'kut, 18. 9. Noiiiia La TR. 45. N. rußcovnis Spin. Süd-Europa. Rengasi, 81./8. 31e(ßachile Late. 46. M, avf/entata F.(?) Tripolis, 8./8. Anthidiittn Fab. 47. A. fevrugineiini F. Mittelmeergebiet. Aus den Steinbrüchen von Gherran, 14., 7. Nachdruck verboten. Ubersetzungsrecht vorbehalten. Über einige von Ch. Gravier in Djibuti gesammelte Medusen. Von Cl. Hartlaub, Königl. Biülog-. Anstalt, Helgoland. Hit Tafel 19 23. Vor einer Reihe von Jahren übernalim ich die Bearbeitung- einer kleinen von Herrn Ch. Gravier zusaminengebrachten Sammlung von Djibuti-Medusen. Ich bedauere, daß sich die Fertig^stellung dieser Aufgabe so sehr in die Läng-e zog, und muß dafür insbesondere Herrn Ch. Geavier um Nachsicht bitten. Wenn auch die ein- gehendere Untersuchung des anscheinend nur geringfügigen Materials bedeutend mehr Mühe machte, als ich anfänglich erwartete, so lag doch der Hauptgrund der Verzögerung darin, daß ich durch andere Arbeiten zu sehr in Anspruch genommen war. Die Sammlung hat besonderes Interesse durch ihren Fundort. Von der ost-afrikanischen Küste waren bisher nur einige Zanzibar- Medusen beschrieben worden (Goette, 1886; Chun, 1896). Über- haupt waren unsere Kenntnisse der Medusen des Indischen Ozeans, als ich die Arbeit übernahm, noch geringe; inzwischen aber sind sie durch die Arbeiten von Bigelow (1904), Browne (1904. 1905), Maas (1905) w'esentlich bereichert worden. Die von Herrn Gravier gesammelten Arten sind folgende: 1. Craspedotae. Bougainvülia fulra Ag. et Mayer Zaiiclea sp. Irene pellucida Will Eutimalphes modesta n. sp. 448 Cl. Hartlaub, Phialidium sp. Odorchandra orientalis n. sp. Amphogona pusilla n. sp. Aequorea parva Browne Liriope rosacea Eschh. 2. Acraspeda. Cassiopeia andromeda EsCHH. Da die Verzeichnisse der Zanzibar-Medusen in den erwälinten Publikationen von Goette und von Chun von einigen Arten nur selir kurze und kaum noch genügende Beschreibungen enthalten, war ich bemüht, das noch vorhandene Material dieser Autoren nach- zuuntersuchen und ausführlicher zu schildei-n. Ich wurde dabei von Heri-n Prof. C. Chun und der Direktion des Museums für Natur- kunde in Berlin in entgegenkommendster Weise unterstützt und habe auch Herrn Prof. Vanhöffen zu danken, daß er so liebens- würdig war, eine von Herrn Gravier gesammelte Liriope zu begut- achten. Nach der kleinen vorliegenden Sammlung zu urteilen, hat die Medusen-Fauna der ost-afrikanischen Küste sowohl Beziehungen zur Mittelmeer-Fauna {Irene pellucida Will) als zu den indischen {Aequorea parva) und pazifischen {BougainviUia fulva) Medusen. Die mediterranen Beziehungen haben sicli auch — wie z. B. die Unter- suchung ost-afrikanischer Anneliden durch E. Ehlers gezeigt hat — bezüglich der Bodenfauna erwiesen und lassen auf eine weit zurück- liegende Verbindung zwischen Mittelmeer und Indischem Ozean schließen. BougainviUia fulva Agass. et Mayer 1899, (Taf. 19, Fig. 1—4.) 1899. In: Bull. Mus. comp. ZooL, Vol. 32, p. 162, tab. 2, fig. 6. 1902. In: Mem. Mus. comp. Zool., Vol. 26, p. 145, tab. 2, fig. 8. 0. Maas, 1905, Crasp. Med. Siboga-Exp., p. 10, tab. 1, fig. 8; tab. 2, fig. 9, 10. — , 1906, Meduses d'Araboine, in: Rev. Suisse Zool., A^ol. 14, p. 87, tab. 2, fig. 4, 5. ?C. Chun, 1896, in: Beiheft 13 Jahrb. wiss. Anst. Hamburg. ?BlGELOW, 1904, in: Bull. Mus. comp. Zool., Vol. 39, p. 252. Die 2 Exemplare haben eine Glockenhöhe bis zu 8 mm und eine sehr dicke Gallerte. Die Glockenhöhle ist vierseitig; das Von Ch. Gravier in Djibuti gesammelte Medusen. 449 Maiuibrium ist kurz, quadratisch, oline Mag-enstiel und hat 4 radiale 4mal dicliotom verästelte Muudg-ritfel. Die Gonaden bilden dicke, interradial getrennte Polster. Die Kadiärkanäle sind von mäßig'er Breite. Die epaulettförmis'en Randbulben sind weit voneinander getrennt und tragen 18 — 20 Tentakel. An der Basis jedes Tentakels ein kleiner axial gelegener Ocellus. Das Material wurde am 13. Mai 1904 in Djibuti gesammelt. Agassiz u. Maykr beschrieben diese Art nach einem ganz jungen (1899) und einem reifern (1902) Exemplar von den Fidji- resp. Ellice -Inseln. Das letztere hatte 7 Tentakel an jedem Bulbus. Es wird hervorgehoben, daß der Ocellus auf der axialen Seite des Tentakels gelegen sei — was aber eine bei Bougainvillien ganz allgemeine Eligenscliaft ist — . und von der genauein Lage der Gonade wird nichts bemerkt. Jedenfalls enthält die Beschreibung dieser Autoren nichts, was die Möglichkeit ihrer Identität mit iinsern Djibuti-Exemplaren ausschlösse. Maas, der eine Anzahl von der Siboga-Expedition in der Nähe der Philippinen gesammelte Exemplare für B. fulva hält, beschreibt bedeutend ältere Stücke und gibt von diesen verschiedene, auch Einzelheiten berücksichtigende, Abbildungen. Ich zweifle nicht, daß Maas völlig ausgewachsene Exemplare derselben Art wie Agassiz u. Mayer vor sich gehabt hat, und mischte daher mein Djibuti- Material insbesondere mit seinen Angaben vergleichen. Es ergibt sich dabei namentlich eine sehr auffallende Übereinstimmung in der Lage und Ausbildungsart der Gonaden , was ein Ver- gleich der MAAs'schen fig. 10c auf tab. 2 mit unserer Abbildung (Taf. 19, Fig. 1) bestätigen wird. ]\Iaas sagt allerdings, daß die Gonaden perradial durch eine in die Verlängerung der Kadiärkanäle fallende Linie scharf getrennt seien, wovon icli mich an den Djibuti- Exemplaren nicht überzeugen konnte, und er gibt ferner an, daß die Radiärkanäle sich über der Magenbasis bis zu ihrer Kreuzung im Zentrum verfolgen ließen, allein ich lege diesen geringen Ab- weichungen von meinen Beobachtungen keinen Wert bei. Es handelt sich bei der vermeintlichen Verlängerung der Radiärkanäle wohl nur um die Kreuzschenkel des Magenlumens, die bei Bougainvillien mit scharf kreuzförmig eingefallenen Magenwänden ganz allgemein in die zentripetale Verlängerung der Radiärkanäle fallen, und wie sehr die radiale Trennung der Gonaden auf der Höhe von deren Entwicklung individuell verwischt sein kann, geht aus meinen früher von andern Bougainvillien-Arten gegebenen Abbildungen zur Genüge 450 Cl. Hartlaub, hervor (1897, tab. 15 — vgl. auch Margeiis maniculafa Haeckel, 1879, tab. 5, fio-. 4 u. 5). Benieikenswerter ist, daß die Endi- gungen der Mundgiiffel bedeutend kugliger abgebildet werden, als ich sie vorfand, und daß Maas Exemplare von 14 mm Glockenhöhe mit einer Smaligen dichotomen Verzweigung der Mundgriifel und 20 Tentakeln in einem Bündel be.schreibt. — Die Tentakel sollen nach Maas besonders kurz sein. — Verglichen mit der außerordent- lichen Ausdehnungsfähigkeit der Tentakel mancher Codoniden und Tiariden, sind die ]\Iargeliden-Tentakel überhaupt kurz zu nennen. Dies aber festgehalten, scheint mir, auch nach der Abbildung nach dem Leben, die Maas 1906 nach einer Skizze eines von Pictet u. Bedot gesammelten Ambüina-Exemplars gibt, besondere Kürze der Tentakel nicht vorzuliegen. — Die von der Siboga-Expedition ge- sammelten Stücke wurden teilweise in Vertikalnetzfängen bis zu 1536 m Tiefe erbeutet. Wahrscheinlich gehört zu B. fnlva auch die Zanzibar-Art. welche Chun, erwähnt, und vielleicht auch Bigelow's B. sp. von den Maldiven. — Die Art hat viel Ähnlichkeit mit Botig. hrütanica FoEBES, vor allem in der Lage der Gonaden. Sie unterscheidet sich aber von ihr durch schmälere Radiärkanäle, durch die Mundgriftel, die bei ihr einen viel kürzern Stamm haben, und auch durch die Form der Ocellen. Die Ocellen sind bei B. hrütanica (= B. hella Hartl.) querstrichförmig und oberflächlicher gelegen (s. Taf. 19, Plg. 2a), während sie bei unserer B. fulva von Djibuti einen in die Tiefe sich erstreckenden Zylinder mit einem ziemlich terminal ge- legenen, durchscheinenden Fleck (Linse?; bilden (Taf. 19, Fig. 2b). Von meinen 2 Exemplaren ist das eine männlich, das andere weiblich. Das erstere ist bedeutend kleiner, und die Gonaden sind, wenigstens äußerlich (in Übereinstimmung mit der fig. 5, tab. 2 bei Maas, 1906), interradial weit getrennt (s. Taf. 19. Fig. 3). Bei dem Weibchen (s. Taf. 19, Fig. 1) stoßen sie interradial fast zu- sammen. Die Eier sind ziemlich groß und nicht von einer follikel- artigen, nesselzelienhaltigen Membran umgeben wie bei B. autmnnalis Hartl. und flavida Hartl., auch war keine Planulabildung am Manubrium zu bemerken wie bei B. super ciliaris. Ich werde in meinen „Craspedoten-Medusen des Nordischen Planktons" bald Gelegenheit haben, mich nochmals über die ver- schiedenen BüugainviUia- Arten auszusprechen. Nur so viel möchte ich schon hier bemerken, daß meine Boug. hella identisch mit B. hrütanica Forbes ist und daß Boug. principis, auf die hin Steenstrup Von Ch. Gravier in Djibuti ofesammelte Medusen. 451 1849 das Genus Margeiis o-iündete und die bei Hakckel auch als Mcmjelis aufg-efülirt wird, eine breite Mag-enbasis besitzt und sich somit von andern BougainviUia-Artau. d. h. auch den von Haeckel als Hippocrene aufg-efiiliiten Species, nicht unterscheidet. Wenn Haeckel als Kennzeichen der Gattung Margclis eine schmale Magen- basis im Vereinigung-spunkte der 4 Radiärkanäle annimmt, so trifft dieser Charakter nur noch auf M. mankiilata von Mllafranca zu, die hoffentlich bald einmal auf diese von allen Boug'ainvilliden ab- weichende Eigenschaft nachuntersucht wird und solange als einziger Vertreter der Gattung Margclis im HAF.cKEi/schen Sinne weiter ge- führt werden kann. Die übrigen HAECicEL'schen JMargelis-Xvi^Xi ,j-aniosa'' (= hriUanica Fokbes) und carolinensis (letztei'e hatte ich Gelegenheit darauf zu untersuchen) haben eine breite Magenbasis und würden somit zu Haeckel's Gattung Hippocrene Mertens ge- hören, diese ist aber aus Prioritätsgriinden mit dem Namen Bougain- villia zu benennen. ZancTea sp, 2 am 24. Februar 1904 bei Djibuti gesammelte Exemplare, an denen sich ihrer Jugend und mäßigen Konservierung wegen kein be- stimmtes Urteil über die Species gewinnen läßt. Die Cnidophoren der Tentakel sind rund. 1 Paar Tentakel sind vollkommen ver- kümmert; das Manubrium hat keinen .Magenstiel und reicht bei dem größern der 2 Exemplai'e bis fast zum Glockenrand. Die perradialen Nesselstreifen der Exumbrella sind kurz und bilden kein Nessel- polster. Irene j^eUuelda Will 1844, (Taf. 19, Fig. 5 und 8—10.) Will, Horae tergestinae, p. 70, tab. 2, fig. 8 — 11. Diese zuerst von der Adria (Triest) beschriebene und später von Claus (1882) eingehend behandelte Qualle ist durch ein etwa 10 mm im Durchmesser großes Exemplar vertreten. Die Tentakel- zalil beträgt 17. — Girren sind nicht vorhanden (cf. Claus, 1882, p. 102); einer der 4 Radiärkanäle teilt sich an seinem Ende in mehrere den Ringkanal erreichende Äste. — Die Gonaden sind ent- wickelt. — Gallerte sehr dick. — Mund tief 4zipflig. Ich zweifle nicht, daß die von Stuhlmann bei Zanzibar ge- sammelte und von Chun (1896) erwähnte Meduse, die er als der Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 29 452 Cr. Hartläüb, /. pellucida nahestehend bezeichnet, mit dem Djibuti-Elxemplar specifisch identiscli ist. Durcli die Freundlichkeit des Herrn Prof. Chun, der mir das ]\raterial schickte, konnte ich das Zanzibar- Exemplar nachuntersuchen. Es hat einen wohlentwickelten ^lagen- stiel. keine Girren, reichlich 28 Tentakel und dazwischen noch An- lag'en neuer Tentakel. Die Gonaden sind g-anz schmal linear und gleichen völlig- der CLAUs'schen Abbildung- (tab. 43, fig-. 28). Sie er- reichen nicht ganz den Schirmrand; vom Manubrium ist leider nur ein winziges Bruchstück erhalten, das keine Schlüsse auf die normale Form zuläßt. Die ebenfalls von Zanzibar stammende Meduse, welche Goette (1886) als I. pellucida Will erwähnt, gehört wohl nicht zu unserer Art. Ich habe auch dieses Exemplar nachuntersucht und mich überzeugt, daß es keinen Magenstiel besitzt. Der Magengrund (cf. Taf. 19, Fig. 8) zieht sich bei ihm in 4 ansehnliche Zipfel aus, an welche sich die Gonaden sogleich anschließen. Die Gonaden sind nicht so glattwandig wie bei I. pellucida, sondern schwach ge- lappt. Die tiache Glocke hat einen Durchmesser von ca. 8 mm und 16 Tentakel am Rande. Girren fehlen. Auch die Anordnung der Tentakel (s. Taf. 19, Fig. 9) ist bei dem GoETTE'schen Exemplar anders als bei unserm doch ziemlich gleichaltiügen von Djibuti. Während nämlich bei letzterm in 3 Quadranten ein genau inter- radialer und mitten zwischen diesem und dem radialen Tentakel je ein weiterer Tentakel entwickelt ist, fehlt bei dem GoEXTE'schen Exemplar der interradiale Tentakel und sind ausschließlich 2 ad- interradiale Tentakel vorhanden (cf. Taf 19, Fig. 9a). Der Besitz eines interi-adialen Tentakels bei dem Djibuti-Exemplar stimmt aber wieder sehr gut zu der GLAUs'schen Abbildung (tab. 3, fig. 27), welche ein Triester Exemplar mit 8 entwickelten Tentakeln dar- stellt. p]in Punkt, der einen gewissen Zweifel an der Identität des vorliegenden Stückes mit 1. pellucida frei lassen könnte, ist der, daß bei dem von Claus (tab. 3, fig. 27) abgebildeten die Gonaden- anlage sich im proximalen Teil des Radiärkanals befindet, während bei unserm diese Anlage ganz distal, fast den Ringkanal berührend, liegt. Auch ist die Gonade (s. Taf. 19, Fig. 10), die etwas dicklich ist und an Dicke distalwärts zunimmt, weniger einfach strichförmig wie bei der Triester Form (nach Claus) und dem von Stuhlmann bei Zanzibar gesammelten Exemplar. Ich überzeugte mich aber an Exemplaren, die ich von Herrn Prof. Goei in Triest erhielt, daß Tüll Ch. Gkavieu in Djibuti gesammelte Medusen. 453 die Lag-e der Gonadenanlage und auch die Form der letztern durch- aus mit den Verhcältnissen unseres Djibuti-Eyemplars übereinstimmt. Über die Lage und die Zahl dei- Hürbläschen vermochte ich am vorliegenden Exemplar leider nichts Sicheres festzustellen. Claus gibt an. daß die jungen I. pellucida von Triest auf einem Stadium von 5 — 6 mm im Durchmesser und 8 Tentakeln schon '24 Geliör- bläschen besitzen. Bei Helgoland kommt diese Art. trotz früherer Angaben darüber (cf. BÖHiM. \). 181 etc.) nicht vor, wohl aber eine naheverwandte Art; sie wurde zum erstenmal im August dieses Jahres in ziem- licher Menge beobachtet und findet sich in meinen frühern Berichten über die. Medusen Helgolands noch nicht erwähnt. Sie unterscheidet «ich von der Triester Irene besonders durch eine geringere Otolithen- zahl in den Randbläschen, die als Regel 2 beträgt; offenbar ist diese Irene identisch mit Geryonopsis delicatula Korbes, und es liegt kein Grund dafür vor, nicht auch 7. viridnla (Pkr. et Les.) auf sie zu beziehen. Mehrfach wurde aber bislier unter dem Namen J. viridnla noch eine andere Meduse verstanden, nämlich eine ähnliche, bei Helgoland sehr gemeine, zuerst (1874) von F. E. Schulze ab- gebildete Eucopide. Sie unterscheidet sich durch den Besitz von Girren und durch Mangel der für die Gattungen Irene und Tima charakteristischen Mundarme von diesen beiden Gattungen generisch, und ich habe daher in meiner Bearbeitung der „craspedoten Medusen des Nordischen Planklon" einen neuen Gattungs- und Artnamen (Helgicirra sclmlm n. y. n. S2J.) für sie geschaffen.^) Was die von Claus (1882. p. 9, 19, 20) geäußerte Ansicht betrifft, daß als vornehmlicher Unterschied zwischen den Gattungen Irene und Tima der Mangel resp. Besitz von Cirren in Betracht käme, so sei Folgendes festgestellt. Die Gattung Tima im Haeckel- schen Sinne umfaßt 2 generisch zu trennende Artengruppen, nämlich Tima flavilahris Eschscholz und andrerseits T. hairdii, formosa und teusclieri. Diese 3 letztern Arten, die als bestbekannte Vertreter Claus im Sinne gehabt haben dürfte, trenne ich als Gattung Timona n. g. ab. Für sie gelten als Gattungscharaktere der Besitz von Mundarmen, eine meist sehr beschränkte l'entakelzahl. mächtig €ntwickelte. seitlich komprimierte Tentakelbulben. i\Iangel von Ex- cretionspapillen auf der Innenseite des Ringkanals, Besitz von konischen Warzen (hairdii. formosa) oder Nebententakeln (teuschei'i) 1) Vgl. C. Hartlaub, Uebei- Thaumaatias pilosella und das neue Lafoeiden-Genus Cosmetira, in: Zool. Anz., 1909. 29* 454 ^'i'- Hartlaub, auf der Außenseite des Glockeurandes und walirsclieinlich (nur für T. hairdü und formosa naclig-ewiesen ) eine späteintretende mit Meta- morphose verbundene Geschleclitsreife. Keine dieser Eigenschaften ist von der noch wenig bekannten Tima flamlahris nachgewiesen, die eine Qualle mit einfachen Mundlippen und zahlreichen Tentakeln zu sein scheint. Die Gattung Timona aber zeigt bezüglich des Cirrenbesitzes bei ihren Arten ein verschiedenes Verhalten. T. hairdii. die ich genau untersuchte, und T. formosa Ag. entbehren der Girren, während solche bei T. tcuscheri vorhanden sind. Mithin kann also gerade das Vorhandensein oder Fehlen von Girren zur Unterscheidung von Irene und Timona nicht herangezogen werden,, was bei den zahlreichen andern Unterscheidungsmerkmalen auch kein Unglück ist (vgl. Hartlaub, 1909, a. a. 0.). Den Mangel von Randeirren finden wir auch bei der von Goette und später von Chun (1896), von Maas (1905) ^) und von Browke (1905) beschriebenen Gattung Irenopsis Goette. einer im Indischen Ozean, wie es scheint, weit verbreiteten ßstrahligen Eucopide. — Daß die Vierstrahligkeit als Familiencharakter der Eucopiden nicht länger allgemeine Gültigkeit hat. beweisen auch die östrahligen Pseudoclytia pentata Mater von den Tortugas und Ps. gardinieri Browne von den Maldive Islands. Auch die 8s tr ahlige, von Haeckel zu den Aequoriden gezählte Gattung „Oc/oca«wa" wird von Maas — und Browne (1905) schließt sich ihm darin an — zu den. Eucopiden gerechnet. Eutinialphes ntodesta n. «/>. (Taf 19, Fig. 6, 7.) Die vorliegende kleine Eucopide fällt streng genommen nicht unter die HAECKEL'sche Diagnose des Genus EuHmalphes , weil ihre Girren nicht zerstreut zwischen den Tentakeln stehen, sondern an der Basis derselben. Auf diese eine Abweichung hin ein neues Genus zu gründen , scheint mir indessen vorläufig nicht notwendig zu sein, und ebenso hat Mayer (1900) offenbar geurteilt, indem er Irene coendea L. Ag., bei der ebenfalls die Girren auf die Seite der Bulben beschränkt sind, zu dem Genus Eutimalplies stellte. Das vorliegende Exemplar hat einen Durchmesser von etwa 8 mm. Die Glocke ist flach und die Gallerte weich. Das Manubrium hat einen langen Magenstiel und hat mit diesem etwa die Länge eines Radius der Glocke. Der Magen selbst ist von mittlerer Länge (vgL 1) Bei M.\AS zum erstenmal abgebildet. Von Cir. Gkavikr in Djibuti gesammelte Medusen. 455 Fig-. 7) und endigt 4zipflig-. Die 4 Eadialkaiiäle sind eng-. Die Gonadenanlage ist linear und ein wenig- nielir dem ]\rag-enstiele als dem Glockenrande genähert. Die Kadiärkanäle am Magenstiele zeigen keine Spur von Gonadenanlage, und es ist auch niciit an- zunehmen, daß das junge Exemplar zu der Artengruppe mit Gonaden am ]\Iag-enstiel gehört . da die zu diesen gehörigen Eucopiden wie z. B. Odorchis und Odorchandra Randtentakel besitzen, die ohne bulböse Anschwellung- vom Glockenrand entspringen, während bei unserer Art ein sehi' prononcierter. vom Tentakel stark abgesetzter Marginalbulbus entwickelt ist. — Unser Exemplar hat 14 ausge- bildete Tentakel res]), zwischen je 2 radialen Tentakeln 3 stärkere Marginalbulben mit Tentakel und dazwischen noch eine oder mehrere Anlagen von Tentakeln. Die 4 perradialen Tentakelbulben sind nicht durch besondere Dicke ausgezeichnet. Auf jeder Seite eines Marginal- bulbus, und an diesen dicht angeschlossen entspringen ein oder seltner 2 Girren. An der Basis der subumbrelhii'en Seite der Marginalbulben erhebt sich eine mit Xesselzellen besetzte Excretions- papille. — Die 8 Otolithenbläschen sind gi'oß und ([uer oval. Die Zahl derselben war leider nicht mit aller wünschenswerten Sicher- heit festzustellen und die Zahl der Otolithen gar nicht. Djibuti. 14. Mai 1904. ? JPhialidhini sp. (Taf. 20, Fig. 8-10.) Die Sammlung enthält eine schlecht erhaltene, wahrscheinlich der Gattung Phialidium zugehörige Eucopide. — Das subumbrellare Ectoderm und die Radiärkanäle sind nicht erhalten. Das Exemplar hatte wohl keinen normalen Bau; wie aus Taf. 20, Fig. 8 ersichtlich ist, ist einer der Quadranten der Scheibe bedeutend schmäler als die 3 andern; auch das kleine 41appige Manubrium (Taf. 20, Fig. 9j macht einen anormalen Eindruck: deutlich er- kennt man, daß es wie bei Beowxk's Fli. tenue (cf. Browne, 1904. tab. 54, fig. 4) von einer zentralen Verdickung der dorsalen Gallerte entspringt. Die Eandbulben sind sehr klein. Von den Tentakeln (Taf. 20. Fig. 10), deren Zahl auf etwa 25 zu schätzen ist. sind nur die basalen Stummel stellenweise erhalten. Zwischen den Tentakel- bulben sind keine andern .,rudimentären Tentakel erkennbar, womit das Exemplar also nicht unter das MAAs'sche (cf. Maas, 1905. p. 32) Subgenus ,.Phkducn(m-' fällt. Otolithenbläschen waren auch nicht nachzuweisen, ebensowenig Girren. Stellenweise hatte der Glocken- 456 Ci>. Haktlaub, rand schwache Anschwelluiif^en zwischen den Bulben. Das Velum dürfte eine sehr zarte Struktur besessen haben, da es nirgends er- halten ist. — Von den Radiäi'kanälen war deutlich nur das distale Ende erkennbar mit einem Stück der Gonade, das ziemlich dicht an den Schirmrand herantritt, ohne ihn zu berühren. — Die schlechte Erhaltung läßt eine bestimmte Genusdiagnose nicht zu. — Manches spricht dafür, daß es sich um ein abweichendes Exemplar von Irenopsis Iwxanemalis Goette handeln könnte. Wie ich sehe, hat Browne (1900) die von ihm beschriebene Art Phialidiiim temte von den Maladiven wieder eingezog-en und das betreffende Exemplar nach Vergleich mit zahlreichen Irenopsis hexanemalis als abweichendes Exemplar dieser letztern Meduse aufgefaßt (1. c, p. 143, 144). In demselben Jahre hat andrerseits Maas die BROwxE'sche PJi. temie- als Phialidium bestehen lassen und sie nicht mit Irenopsis hexanemalis- Goette, die er gleichzeitig untersuchte und abbildete, vereinigt. Beide Autoren standen zahlreiclie Exemplare von Irenopsis zur Ver- fügung. Mir scheint, daß von diesen zwei ganz unabhängig von- einander und fast gleichzeitig publizierten Anschauungen die BROWNE'sche den Vorzug verdient. Aber Maas ^) dürfte wohl in anderer Hinsicht recht haben, wenn er nämlich Ph. tenue Browne. für identisch mit der früher schon von Bigelow beschriebenen PIk virens und vielleicht auch Miirocoma mhemjha Ag. et Mayer (1899) erklärt, und es w^ürden danach auch diese beiden letztern Arten als- Synonyme von Irenopsis hexanemalis zu gelten haben. — Unser Phialidium (?) von Djibuti wage ich keiner dieser Arten als identisch anzureihen, weil es durch einen besonders zarten Glockenrand und auffallende Kleinheit der Marginalbulben von ihnen abweicht (vgL unter Beachtung der Vergrößerungen meine Taf. 20, Fig. 10 mit den von Maas (1905, tab. 6, fig. 38, 39, 40) und von Browne (1905, tab. 3, fig. 5 — 8) gegebenen Abbildungen der Irenopsis hexanemalis Goette. Aus dem westlichen Teile des Indischen Ozeans wurde bisher kein Phialidium bekannt. OctorcJiandra orfenfalis n. sp, (Taf. 20, Fig. 1—5.) Glocke flachgewölbt und breit. Durchmesser des großem Exemplars ca. 15 mm. Gallerte fest. Magenstiel vierkantig, relativ 1) cf. Maas, 1905, li<06. Von Ch. Gravier in Djibuti gesammelte Medusen. 457 kurz, etwa gleicli dem Halbmesser der Glocke. Manubrium an- scheinend ziemlich kurz, Mundlappen nicht eingeschnitten und ziem- lich o^rob gekraust. Die Radiärkanäle unterhalb der Oonaden des Magenstiels beträchtlich verdickt und oralwärts sich erweiternd. Der übrige Teil der Radiärkanäle sehr schmal. Die Gonaden der Glocke sind schmal und erstrecken sich fast vom Ringkanal bis zum Ansatz des Magenstiels. Die Eiei- sind rundlich. Es sind 13 entwickelte Tentakel vorhanden, außerdem in 2 (Quadranten noch ein deutlich in P^ntstehung begrilfener Tentakel. Die Basis der Tentakel (s. Tat. 20, Fig. 4) genau wie bei dei- Helgoland er Odor- clauidra ohne bulbüse Erweiterung. Die zwischen je 2 perradial gelegenen Tentakeln liegenden Tentakel haben adinterradiale Stellung. Rand Warzen (Taf. 20, Fig. 4) schwach entwickelt und nur auf der exum bre Ilaren Seite des Radiärkanals. 8 quer- ovale große Randbläschen. Ciri-en an dem großen Exemplar nicht vorhanden (wie bei 0. variabilis. cf. Brooks), an dem kleinern, auf dem Ociorchis-StRdmm befindlichen, aber an den Seiten einiger weniger Tentakelknospen erkennbar. 2 Exemplare, Djibuti, 24. Febr. 1904. Diese Art. die ich mit keiner der wenigen bisher beschriebenen Species identifizieren konnte, zeichnet sich im Vergleich mit 0. germanica dui'cli einen sehr schmalen nur eiiiseitig und unauf- fällig mit Rand Warzen besetzten Riiigkanal aus. Aus dem kleinern 6 mm im Durchmesser messenden Stücke wai-en die Randwarzen deutlicher entwickelt, aber auch hier nur auf der äußern Seite des Ringkanals. Die Art nähert sich in dieser Hinsicht der Gattung OctorcMdimn. der tetranemal bleibenden, im .Alittelmeer lebenden Vertreterin der Odorchandra nahestehenden Eutimiden. — 0. orientalis dürfte sich außerdem durch ansehnliche Größe, festere Gallerte und einen verhältnismäßig kurzen Magenstiel vor andern auszeichnen. Odordiandra ist eine Gattung,' von der, soviel ich weiß, seit Haeckel's Monographie keine neue Arten beschrieben worden sind; wohl aber ist die Zahl (3) der bei ihm beschriebenen Arten durch Bkooks um eine, nämlich Eidima mira McCrady, vermehrt worden. Die Gattung umfaßt jetzt die 2 amerikanischen Species mira und variabilis, die deutsche 0. (jermanica Haeckel, die canarische 0. canariensis Haeckel und unsere neue Art. — Brooks (1885), der die 2 amerikanischen Species ausführlich beschreibt und abbildet, stellte fest (p. 394), daß ..Eutima-'- mira McCkadt als Regel 8 getrennte Gonaden habe, und somit gehört sie zu den als Odor- 458 Cl. Hartlaüb. Chandra zusammeng'efaßten Formenkreis. Brooks möchte die sämt- Jiclien von Haeckel als Euiünidae zusammeng'efaßten Genera als Eutima im McCKAüY'schen Sinne noch vereinig-t wissen, weil die von Haeckel als Trenniing'smerkmale benutzten Genus-Eig-enschaften nicht konstant seien. Ich kann ihm darin aber nicht beistimmen, sondei'u glaube, daß das normale Verhalten den Ausschlag zu geben hat und eine Zerlegung des Genus Eiiiima McCradt in verschiedene Gattungen wohl zuläßt. Die Inkonstanz gewisser Eigenschaften ist bei dieser ganzen Artengruppe allerdings sehr bemerkenswert. Von den gewöhnlich getrennten Gonaden der Octor Chandra- Arten kann (bei mira, variahilis und germanica) individuell eine oder die andere ausschließlich ent- wickelt sein, ferner fand Brooks Exemplare von 0. mira McCrady, bei denen die Gonade der Subumbrella kontinuierlich in die des Magenstiels überging, insofern auch die zwischenliegende Strecke des Radiärkanals Eizellen enthielt. — Ebenso ist die Inkonstanz des Cirrenbesitzes. der sich ja auch an den 2 von Djibuti vorliegenden Exemplaren kundgibt, für unsere Artengriippe sehr bezeichnend. Der 0. variahilis. welcher Haeckel's Diagnose 72 Girren zuschreibt, fehlen nach Brooks als Regel Girren vollständig, und doch fand Brooks ein jüngeres Exemplar (..probabl}^ a 4 tentacled stage of this species). welches an einigen „marginal enlargments" Girren be- saß. Da ein ähnliches Verhalten die 2 Djibuti-Exemplare zeigen, liegt möglicherweise ein mit dem Alter eintretender Cirrenschwund vor. Die Inkonstanz der Girren mag auch Haeckel veranlaßt haben, der Gattung Eutimimn Girren abzusprechen; wie ich schon 1894 bemerkte, ist der Glockenrand von EuHmium eleplias Haeckel mit zahlreichen Girren und Eandwarzen besetzt. Damit fällt auch jeder Grund weg, diese Art als Genus und Species von Sijphonorhynchns insignis Keeerstein {Eutima bei Haeckel) zu trennen. Wohl aber ist zu erwägen, ob sie bei Eutima zu belassen oder besser mit den andern verwandten Arten, welche die Gonade auf den Magenstiel beschränkt haben, zu vereinigen ist; sie würde dann zum Genus Saphenia zu stellen sein, ebenso wie die Gattung Eutimeta Haeckel (EtUimeta gentiana, ('anar. L). Leider spi-icht sich Brooks nicht über den Charakter der Kand- warzen bei 0. mim und variahilis aus. ob sie auch auf der sub- umbrellaren Kanalseite entwickelt sind oder dort fehlen. Wäre letzteres der Fall, so würde ich trotz der Aveiten Trennung der Fund- Von Ch. Gravier in Djibuti gesammelte Medusen. 459 orte sehr in Versuchung- sein, die Djibuti-Exemplare der McCbauy- schen 0. variahüis zuzurechnen. Abg'esehen nämlich von der Glockenforni. der relativen Kürze des Pedunkels und dem Fehlen der ('irren ist bei den Arten noch eine Eig'enschaft der peripheren Gallerte übereinstimmend vorhanden, welche Brooks, allerding-s nur von einem tetranemalen Exemplar dei" 0. varia- hüis und von 0. nimt als ,.hood like outgrowths from the umbrella" schildert, die sich über die Basis der Tentakel ei'strecken. Von 0. mira sagt Brooks: ,Jn an oral oi' an aboral view. the outline of the umbrella is not circular but produced to form four rounded radial projections or hoods over the basis of the tentacles.'' Ähnliche Verdickungen der Glockeng-allerte über der Tentakelbasis besitzt unsere Odor- cliandra von Djibuti, und zwar sind sie nicht auf die Perradien be- schi'tinkt (einem allei"ding-s. wo der Eadiärkanal auf einen Tentakel- stunimel zuläuft, während der ])lanmäß:g zugehörige Haupttentakel etwas zur Seite liegt, fehlt die Kappe), sondern auch an eini.gen andern Tentakeln deutlich vorhanden, ja es zeigt sogar stellenweise die periphere Kontur dei' Glockengallerte breite Radiäranschwellungen resp. Einfurchung-en. unabhängig von der Tentakellage. Aequorea jxirva Browne 1905. (Tafel 21. Fig. 1—6.) Browne, 1905, lleJusae, in: Herdmax, Rep. Peax-] Oyster Fisherios Suppl. ßep. 27, p. 146, tab. 2, fig. 5, G, 7. Von dieser Aequoride liegen 2 Exemplare vor. eins von 7 und eins von 10 mm Scheii)endur(;hniessei'. Glockenhöhle flach, Gallerte dick. Magen flach, etwa ^3 des Scheibendurchmessers einnehmend: Mundötfnung wahrscheinlich von sehr veränderlicher Weite, bei dem größern mit 28 perradialen, ziemlich langen, schmalen Mundlippen. Letztere nicht gelappt, sondern glattrandig, ihre Verstärkungsleiste („external rib" Browne) setzt sich spornartig ziemlich lang in die Magenwand fort, spitz auslaufend und in einen kurzen Radiärmuskel übergehend. — Bei dem giüßejn 28 unverzweigte Radiärkanäle mit entwickelter Gonade; dazwischen noch einige wenige ohne Gonade, die den Schirmrand nicht erreichen; Kanäle schmal, von rundem Querschnitt, in der Gonadengegend aber lamellenartig in die Glocken- höhle vorspringend. Gonaden etwa halb so lang wie dei- Kanal, die beiden Enden desselben freilassend; 4 perradiale Randtentakel von kräftigem Bulbus entspringend, außerdem in jedem Quadranten ca. 460 Cl. Hartlaub, 18 — 22 kleine tentakellose, mit Nesselzellen gespickte Marginalbulben^ von denen der genau interradial gelegene etwas giößer als die andern ist und die keine regelmäßige Lagebeziehung zu den Radiär- kanälen erkennen lassen. Die kleinen Bulben tragen einen einfachen Ocellus; außerdem sind am Rande zahlreiche Gehörbläschen mit je 2 Otolithen vorhanden, meist 2 zwischen je 2 der kleinen Marginal- bulben. — Velum schmal. — Die Gonaden sind hell rötlich-gelb ge- färbt, die sonstige Meduse ist farblos. — Auch das kleinere Exemplar hat 4 Tentakel und bereits entwickelte Gonadenanlagen in ca. 16 bis 18 Radiärkanälen. Es ist weniger gut erhalten. Djibuti, 13. Mai 1904, 2 Exemplare. Die Art ist durch sehr geringe Größe und die geringe Tentakel- zahl ausgezeichnet. Bei der guten Entwicklung der Gonaden und dem gänzlichen Fehlen Jüngern Tentakelnachwuchses ist kaum an- zunehmen, daß es sich um eine Jugendform handelt, wenn auch eine mäßige Größenzunahme über das vorliegende Maß hinaus für die Species nicht ausgeschlossen ist. Sehr eigentümlich ist der Besitz von Ocellen. Ich finde Ocellen von der ,,Mesonema macrodacfißum^' erwähnt, die Chun von Zanzibar beschreibt; es heißt da ..nach Stuhlmann's Angaben" sollen 8 hellblaue Flecke vorhanden sein. Ferner schreibt A. G. Mayek (1900, p. 60j von Zyt/odadyla cubana: „The tentacle bulbs possessed excretion papillae and were further distinguished by the fact that there were two entodermal green pigment spots one on either side of the bulb. These spots had the appearance of ocelli, but we do not venture to State that they are such." ^) Bei unsern Djibuti-Exemplaren habe ich die Ocellen (Taf. 21, Fig. 2), als ich das Material erhielt, mit aller Deutlichkeit gesehen und auch sofort auf meiner Totalabbildung eingezeichnet; ich fand bei dieser ersten Untersuchung die Hör- bläschen nicht und glaubte daher eine aequoridenartige Thaumantide vor mir zu haben. Bei der einige Jahre später gemachten Nach- untersuchung, bei welcher ich ein kleines Stück des Glockenrandes freipräj)arierte, fand ich aber die Hörbläschen (Taf. 21. Fig. 6), da- gegen von den Ocellen kaum noch Spuren. Das Pigment derselben dürfte daher von den Konservierungsflüssigkeiten, insbesondere Formalin, bald gelöst werden. — Deutlich fand ich auch bei dieser 1) Natürlich meine auch icli, wenn ich kurzweg von Ocellen bei unserer Art spreche, nur den äußern Eindruck der vorhandenen Pigment- anhäufungen. Von Cir. Ghavieh in Djihuti ijesaminelte Medusen. 4(il g'eiiauern Unteisuclmng die kleinen ..Kxcretionspapillen" (Taf. 21, Fig. 5) auf der Subiimbiellarwand des Ringkanals. Sie sitzen, je eine der Mündung- eines jeden Kadiärkanals g:egenüber, am untern Rande des Ring-kanals. dicht an der Insertion des Velunis. — Be- züglich der Verschlußfähig-keit des ]\[undes möchte ich glauben, daß dieselbe unvollkommen ist, denn die Radiärmuskeln '), welche sich in der Magengegend von Aequorea (z. B. der bei Helgoland vor- kommenden Art) in der Verlängerung einer jeden Mundlippenwurzel (des Sporns) sehr kräftig entwickelt zeigen, ließen sich bei unserer Art weniger gut nachweisen, ich erkannte aber ihre Fasern an dem kleinen mikroskopischen Präparat bei starker Veigrößerung zweifel- los (Taf. 21, Fig. 3). Die j\[undlii)pen sind gebaut, wie Beowne sie schildert, sie bilden auf der axialen Seite eine tiefe Längsrinne, der auf der abaxialen oder Rückenseite eine Konvexität entspricht. Sie Averden auf ihrer ganzen Länge durchzogen von einer Säule von wasserhellen großen kernlosen Stützzellen (Taf. 21, Fig. 4), die nach Claus (p. 62) entodermalen Ursprungs sind. Diese Chorda setzt sich mit einer Art Wurzel oder Si)orn bei unserer Art lang (bei der Helgoländer Aequorea kurz) in die Magenwand fort; an diese Wurzel setzen sich die Fasern besonderer Radialmuskeln. Bei den meisten Arten sind die Lippen keilförmig und seitlich gelappt oder gekraust, bei der unserii aber, wie auch bei 31. pcnsile (Müdeer) von den Maladiven nach Browne schmal und ganzrandig; — der Saum der Mundlippen ist dicht mit Nesselzellen besetzt. — Die äußerst reduzierte Tentakelzahl teilt unsere Art mit Bhacostoma dispar Mayer von den Tortugas („8 very small rudimentary tentacles"), einer übrigens in vielen Punkten abweichenden Form. Erst nachträglich, nachdem die obige Beschreibung längst zu Papier gebracht und meine Zeichnungen ausgeführt waren, finde ich, daß die Art bereits von Browne (1905) in seiner Bearbeitung von Ceylon-Medusen beschrieben steht und zwar unter demselben Species- namen, welchen ich dieser kleinen Aequoride zugedacht hatte. Browxe's Exemplare waren jünger als das größte der meinigen und hatten eine Glockenbreite von 6 mm und 16 Radiärkanäle. Die von mir gefundenen Ocellen werden von ihm nicht erwähnt, waren also wahrscheinlich an seinem Material bereits aufgelöst. Browne's Exemplare stammen von Galle Bay, 5. und 12. Juni. 1) Claus (1883, p. 63) beschreibt diese Muekelu ebenfalle. 462 Cl. Hartlaüb, Ainphofiona 7??/.s»7?f( n. sp. (Taf. 21, Fig-. 7.) Glocke l\o mm im Durchmesser, fast lialbkuo-lijr mit dünner Gallerte. Ein kurzer Mag-enstiel vorhanden ; Manubrium klein. Mund- ötl'nuno- 41ippio-. 8 schmale Radiärkanäle. in deren distaler Hälfte die kugligen Gonaden sitzen. Glockenrand verdickt mit 16 Tentakeln. Tentakel stai'k mit Nesselzellen besetzt, kontraktil und einrollbar. Velum mäßig' breit mit zerstreuten Gruppen sehr kleiner Nessel- zellen. Djibuti. 14. Mai 1904; 2 Ex(;mplare. Die Gattung- Amphogona wurde 1904 von Büownk für die YA^'uöFFEN'sclle (1902. 1. c. beschiiebene) 8pecies Pcmiaclioijon apsteini begründet, eine (Qualle von der Westküste Sumatras und den ]\rala- diven. Bkowne's Gattungsdiagnose lautet: „Aglauridae with gonads situated upon the umbrella. Gonads bisexual, Umbrella much broader than high.'' — Die Auffindung unserer neuen, ebenfalls dem Indischen Ozean angehörigen Art spricht für die Berechtigung des von Beowke aufgestellten neuen Genus, und wir stimmen dem Autor darin bei, daß vs trotz der trachynemidenartigen Schirmform besser zu den Aglauriden als zu den Trachynemiden paßt. — Da die Gonaden eines unserer Exemplare abwechselnd männlich und weiblich, bei dem andern aber alle weiblich waren, so dürfte die BKowxE'sche Genusdiagnose in dieser Hinsicht noch etwas zu ändern sein. Von A. apsieim unterscheidet sich unsere neue Art durch ge- ringere Größe und eine beschränktere Tentakelzahl (bei A. apsieini 70 oder mehr). — Leider konnte ich über die Zahl der Gehör- bläschen nichts feststellen, da der Glockenrand sehr mit Schmutz bedeckt war. Ein nachträglich gefundenes Exemplar auf dem Larvenstadium hat einen Durchmessei- von Vj^ mm. Es hat 8 perradiale Tentakel und dazwischen, eben erkennbar, die Anlagen der 8 interradialen Tentakel. Von Gonaden noch keine Spur: auch der Magenstiel noch unentwickelt. Lirlope Lesson 1843. Nachdem Maas 1893 in seiner Bearbeitung der Ci-aspedoten der Plankton-Expedition dargetan hat, daß alle Geryoniden zentripetale Kanäle besitzen und daß die Verhältnisse der Tentakel, besonders Von Cii. Gravikr in Djibuti gesammelte Medusen. 468 das Abfallen der iiiterradialen primären Tentakel, Variationen nnter- lieg-t, so fallen nunmehr die in Haeckel's System daraufhin unter- schiedenen 3 Genera der Subfamilie Liriopidae, nämlich Lirianiha Haeckel, Liriope Lesson und (Uossocodon Haeckel. zu einem ge- meinsamen Genus Liriope zusammen. Zu diesem gehören auch die von Herrn Gkavieu gesammelten Geiyoniden. — Vanhöefen, dem 1902 bei der Bearbeitung- der Ih-aspedoten der Deutschen Tiefsee- p]xpedition ein sehr großes Material sowohl atlantischer wie indischer Exemplare von Liriope zur Verfügung- stand, vertritt die Ansicht, daß nur 3 Arten zu unterscheiden seien, nämlich solche mit läng- lichen Gonaden (/>. tetrapJujUa Chamissü et Eysenhardt), solche mit eckig-en Gonaden (L. lilflcem Hakckel) und solche mit breiten Gonaden (L. caiharinensü V. Müller). Unter L. tetraphylla, deren zuerst beschriebene Exemplare aus der Sunda-Straße stammten, werden nicht weniger als 12 Arten zusammengefaßt, darunter die indische L. crucifera Haeckel (süd-afrikanische Küste), 2 pacifische Arten [L. agaricus Haeckel, Neuseeland und rosacea Eichscholz) und im übrigen atlantische Formen, zu denen auch L. distanogona Maas (Guinea-Strom und südlicher Aquatoi'ial-Stroni) gehört. Unter L. Ifdl-eni werden 3 atlantische und unter L. (■atharinensis 6 atlantische Arten vereinigt, mithin 21 ältere Arten auf 3 reduziert. Eine An- zahl von ihnen war auch bereits durch Metschnikoff (188ö) und Maas (1893) als unbegründet aufgehoben worden. — Nach Maas 1904 (Hirondelle) und 1905 (Siboga) ist Vaxhüffen entschieden zu weit gegangen; insbesondere weist er auf Gi'und eines großen ^faterials von L. tetraphylla aus dem Pacific, dem Indischen Ozean und dem Koten Meer die Annahme zurück, daß die atlantischen Arten L. euryhia, cerasiformis Lessok und distanogona Maas identisch mit dieser Art seien. Ich enthalte mich eines Urteils darüber und beschränke mich darauf, die uns hier besonders interessierenden indischen Arten zu revidieren. Die VANHÖFFKx'sche Liste (1902, p. 79) enthält an solchen nur tetraphylla und crucifera Haeckel, letztere von der Algoa-Bay. Die GoETTE'sche (1886) L. haccMi (Zanzibar) wurde nicht be- rücksichtigt. — Ferner wurden in den letzten Jahren beschrieben : L. indica Bigelow 1904. L. hemispherica Bigelow 1904 und L. tetraphylla bei Browne, 3 Arten von den Maladiven und L. sp. Maas von Amboina. letztere nach jugendlichen Exemplaren, deren Species nicht zu bestimmen war. — Die BiGELOw'schen Arten, denen nach Maas (1905) (Siboga) durchgreifende Unterschiede fehlen, sind 464 Cl. Hartlaub, sehr ausfiilirlich gekennzeichnet und abgebildet, ebenso genüg-en die BiiowNE'sche Abbildung und die Beschreibungen von 1904 und 1905 durchaus; sehr spärlich dagegen ist. was Goette von seiner „Glosso- codon Jiaeckelii'' angibt und was hier Avörtlich wiedergegeben sein möge. „Glossocodon haeckelii Goette nova spec. 4 Stück von 5 — 15 mm Schirmbreite, eins von den kleineren Individuen mit Cunina-Knospen. Zanzibar, 15. und 20. Sept. 1885. Beschreibung: Unsere Art unterscheidet sich von (/lossocodon lülkcni und agaricns^ durch folgende Merkmale : Die Gonaden sind schildförmig oder breit bandförmig ohne terminale Ausschnitte ; ihre Abstände sind breiter als sie selbst. Von den drei Centripetalkanälen ist der mittlere merklich breiter und länger als die beiden seitlichen." Da diese Beschreibung ohne Abbildung zur systematischen Be- urteilung der Art kaum genügt, so möchte ich an der Hand von 2 Exemplaren des Berliner Museums versuchen, sie zu vervollkommnen und durch einige Figuren zu ergänzen. Dies halte ich für um so ratsamer, als möglicherweise 2 Exemplare unserer Sammlung von Djibuti als Jugendstadien von L. haecMi aufzufassen sind. Lifiope haeckeli Goette 1886. (Taf. 22, Fig. 2, 3, 6.) Beschreibung nach 2 Exemplaren des Berliner Museums. Zanzibar, 20,/9. 1885, Sander leg. Großes Exemplar: Durchmesser dei- Scheibe 12 mm. Glockenhöhle flach, Gallerte mäßig entwickelt, Höhe der Glocke auf etwa 5 mm zu schätzen. Länge des Manubiiums (Magenstiel-)- Magen) 18 mm. Magenstiel 4kantig pyramidal mit eingesenkten Seiten 8 mm lang, ohne scharfe Grenze in den ebenso langen Magen übergehend; dieser lang- gestreckt, dünn, am proximalen Ende ein kurzes Stück zylindrisch, dann oralwärts sich allmählich erweiternd und 4kantig. i\Iund 4kantig, sein Rand mit kugligen Nesselzellen besetzt. Radiärkanäle reichlich 1 mm breit und 7 mm lang, die distalen 3 mm von der Gonade eingenommen, die zeutralwäits kaum über den innern Velar- rand hinausreicht, wenn man die Qualle von oben betrachtet. Die Gonade (?) dreieckig mit stark abgestumpfter unterer Spitze, mit geraden Seiten, meistens die obere Seite am Einti-itt des Radiär- kanals keilförmig eingeschnitten und die obern Ecken abgestutzt; Von Ch. Graviek in Djibuti gesammelte Medusen. 465 untere Seite (abo-estumpfte Spitze) kiiajjp lialb so lang wie die obere, in den Ringkanal mündend; keine mediane Trennung-; Zwischen- räume zwischen der Basis der Gonaden so breit wie die Basis selbst. — Vom breiten Ring-kanal entspringen in jedem Quadranten 8 breite, stumpf endigende Zentri{)etalkanäle von geringer Länge, der mittlere noch einmal so breit und etwas länger als die seitlichen. — 4 jeden- falls lang ausdehnbare perradiale Tentakel; interradiale Sekundär- tentakel fehlen. Das jüngere Exemplar: Durchmesser der Scheibe ca. 5 mm. Die Form ist weniger gut erhalten, die Glocke scheint aber relativ tiefer gewesen zu sein als bei dem größern Exemplar. Länge des Magenstiels 3 mm, also relativ etwas kürzer als bei dem andei-n. Form konisch, im Quer- schnitt abgerundet. Magen fast 2 mm lang, etwas schärfer abgesetzt vom Magenstiel, offenbar nur stärker kontrahiert als der viel längere Magen des größern Stückes, oralwärts 4kantig. Gonaden (?) eben- falls dreieckig, mit stark abgestumpfter unterer Ecke und mit herz- artig geschwungenen Seiten und abgerundeten obern Ecken (Taf 22, Fig. 6); untere, an den Ringkanal stoßende Seite (abgestumpfte Spitze) halb so breit wie die obere, letztere knapp 2 mm. — Zwischenräume zwischen der Basis der Gonaden doppelt so breit wie diese. Ln übrigen wie das große Exemplar. Liriope haecJceli Goette scheint mir durch ihren lang ausgedehnten Magen, durch die breiten an den Ringkanal stoßenden Gonaden und dadurch, daß sie ihre interradialen Sekundärtentakel offenbar bereits auf einem frühen p]ntwicklungsstadium verliert, eine gut charakteri- sierte Art zu sein. — Arten mit an den Ringkanal stoßenden Go- naden sind unter den beschriebenen selten; in der VANHOFFEx'schen Liste (1902, p. 79) findet sich dies Merkmal nur für L. euryhia an- gegeben. Der Abbildung bei Kefeksteix u. Eiilkks nach findet es sich aber auch bei L. mucronafa Go. (s. l'af. 22, Fig. 7) und nach Maas (1893) auch bei der jugendlichen distanogona Maas. Wenn Maas (1897) meint, die GoETTE'sche Art schlösse sich durchaus an bekannte Formen an, so dürfte dabei aber w^ohl in erster Linie L. rosacea Eschsch. (nach Maas = crucifera Haeckel) in Betracht kommen, die indo-pacifische Art von weiter Ausbieitung mit drei- eckigen Gonaden und 3 Zentripetalkanälen im Quadranten. Von L. crucifera sagt Haeckel auch, daß die abgerundete distale Spitze der Gonaden den Schirmrand berühre. Auch die von Herrn Gravier bei Djibuti gesammelte Liriope 466 Gl. Hartlaub, leiht, sich an Tj. rosacea an. Vanhöffex. der L. rosacea unter den zu L. tefraphyUa vereinigten Arten führt, hatte die Liebenswürdig- keit, eine der GnAviER'schen Liriope zu begutachten, und bestimmte sie als L. tetraphyUa. Ich neige mich nielir der ^[AAs'scheu Ansicht zu. daß die dreieckige Form der Gonade zu einei- Abtrennung der Art von L. tetraphyUa mit längsovalen Gonaden berechtigt, und ziehe es daher vor. für die Djibuti-Exemidai-e den \amen rosacea beizu- behalten. Liriope rosfrcea Eschsch. 1829. (Taf. 22. Fig. 1. 4. 5.) Es liegen uns 3 Exemplare vor: Das größte (Taf. 22, Fig. 1) hat einen Durchmesser von 7 mm. Die Glocke ist flach gewölbt, die Gallerte schwach entwickelt. Der Magen stiel ist etwas länger als der Schirmdurchmesser, sein l)roximaler Teil verdünnt sich rasch, am distalen sieht man das freie Ende des Zungenkegels aus dem sehr kurzen Magen herausragen. Der Querschnitt des Magenstiels ist 4seiti2'. die Ecken abgerundet. Der Magen ist sehr kurz und der vermutlich nur durch ümkrem- pelung des Mundsaumes scheinbar verdickte Mundrand nahezu un- gelappt. Zentripetalkanäle breit, 3 zwischen je 2 Radiär- kanälen. der mittlere bedeutend länger als die seitlichen, alle 3 ab- gerundet endigend. Gonaden gleichseitig dreieckig, in der proxi- malen Hälfte der Radiärkanäle gelegen; von den 3 Seiten die proximale im ganzen schwach eingesenkt; die beiden andern etwas konvex. Velum von ansehnlicher Breite. 8 Tentakel; 4 etwas verschoben stehende Tertiärtentakel mit zahlreichen Nesselringen und 4 kürzere interradiale Sekundärtentakel mit schwachen Xessel- batterien auf der axialen Seite. 8 Gehörbläschen. — Dieses Exem- plar bestimmte Vanhöffen als L. tetraphyUa. Ich halte es für eine jüngere L. rosacea, deren ausgewachsene Exemplare 15 — 20 mm Durchmesser erreichen; die Gonaden solcher größerer Individuen erstrecken sich fast über die ganze Länge der Radiärkanäle. Ein 2. Exemplar (Taf. 22, Fig. 5) von 5 mm Durchmesser weicht von dem eben beschriebenen in mehrfacher Beziehung ab und ähnelt mehr dem 3., noch Jüngern Exemplare; beide gehören vielleicht zu einer andern Art. — Die Glocke ist bedeutend tiefer; die dorsale Gallerte dick; der Magenstiel kürzer, die Radiärkanäle breit band- förmig, die Gonaden nicht der proximalen, sondern mehr der distalen Kanalhälfte angehörend. Der zwischen den proximalen Enden der Von Ch. Gravier in Djibuti gesammelte Medusen. 467 Gonaden g-elegene Raum ist dopi)elt so breit wie die Gonaden an dieser Stelle. Die Form der Gonaden erinnert an Herzform durch die gescliwung-enen Seiten; an ihrem proximalen Ende bilden sie eine beiderseitige mäßig-e Ausbuchtung des Radiärkanals, die sich nach dem distalen Ende zu wieder einzieht, jedoch so, daß die Breite hier immer noch doppelt so stark ist wie die des Radiärkanals in seinem proximalen Verlauf (s. Taf 22, Fig-. 5). Vom Ringkanal ent- springen 3 kurze Zentripetalkanäle: die seitlichen sind kaum mehr als schwache Ausbuchtungen des Ringgefäßes. — 4 perradiale Ten- takel und 2 kurze, sich einander g-egenüberstehende Sekundärtentakel. Ein 3., noch jüng-eres Exemplar, mißt 3 mm im Durchmesser. Glocke. Gallerte und der relativ kurze Mag-enstiel sind wie beim vorigen Exemplare beschaffen. Die Spui-en der ersten Gonadenanlage sind erkennbar dadurch, daß sich die Radiärkanäle vom Anfang- ihres mittlem Drittels an bis zur Berührung- mit dem Ringkanal all- mählich verbreitern (s. Taf. 22, Fig. 4). In jedem Quadranten ein interradialer kurzer Zentripetalkanal. — 4 perradiale tertiäre und 4 interradial gelegene Sekundärtentakel sind vorhanden. Letztere haben die Länge eines Radius der Glocke und tragen 9 — 11 Xessel- batterieen. Das Exemplar erinnert an ein larvales Exemplar von L. cerasiformis [Maas, 1893, tab. 2, fig. 6]. Außer diesen jugendlichen Exemplaren fand ich bei der Durch- suchung des Planktons vom 24. Februar 1904 noch 7 Larvenstadien in der Grüße von 1 — 2 mm Durchmesser. Bei den 2 größern der- selben waren 2 gegenüberliegende tertiäre Tentakel angelegt, bei allen die primären Tentakeln noch sichtbar; bei den größern war auch die erste Anlage des Magenstiels schon zu erkennen und eine distale Verbreiterung der Radiärkanäle zu bemerken. ^m Cassiopeia androtneda Escusch. (1829). Es wurden 4 Exemplare gesammelt, von denen 2 erwachsen und 2 noch sehr klein sind. Keins dieser Stücke läßt irgendwelche Fär- bung noch auch Spuren einer Zeichnung auf dem Rücken erkennen. Die 2 Erwachsenen haben einen Durchmesser von 9—10 cm. Die ganz flache Umbrella hat dorsal eine schwache ringförmige Ein- senkung von etwa 15 mm Breite um den Magengrund herum. Es sind bei dem einen 15, bei dem andern 18 Rhopalien zu zählen, bei letztem! schwankt die Zahl der Randlappen in den einzelnen Anti- meren zwischen 1 und 6. Die Zahlen 4 und 5 sind die häufigsten, 1 und 2 selten. Die sehr schwach ausgeprägten Lappen des äußersten Züol. Jabrb. XXVII. Abt. f. Syst. 30 468 Gl. Habtlaub, Randsaumes entsprechen diesen Zahlen nicht immer. Dasselbe gilt für das andere Exemplar, bei dem die Randlappenzahl zwischen 2 und 5 schwankt und 3 und 4 am häufig-sten sind. Das Zählen dieser Lappen ist ziemlich schwierig und dabei willkürlich, weil sich manche Trappen an ihrer Spitze teilen und je nach dem Grade der Teilung bald als einer, bald als zwei gezählt werden können. Das subumbrelläre Muskelsystem entspricht der Abbildung von C. midromeda var. cydobalia bei L. S. Schultze (1898), 1. c, tab. 33, fig. 4. Die Zahl der Radialkanäle beträgt das Doppelte der Zahl der Rhopalien, indem zwischen je 2 perradialen ein interradialer ein- geschaltet ist. Die auf die Sinnesorgane zuführenden Kanäle bleiben bis an den Sinneskolben heran breit, während die interradialen Kanäle sich distal verjüngen und in ein Netzwerk von Verästelungen auflösen. Die von den Hauptkanälen abgehenden Aste verlaufen schräg nach außen und anastomosieren in ihren zahlreichen Ver- zweigungen mit den Ästen der benachbarten Kanäle. Ringkanäle sind nicht vorhanden. Die Mundarme sind dorsoventral abgeplattet und reichen bis an den Glockenrand oder etwas über diesen hinaus. Sie haben 3 Seitenäste, von denen der mittlere am entwickeltsten ist. Bei dem einen Exemplare ($) (Exemplar I) tritt die paarweise Anordnung der 8 Arme stark hervor, bei dem andern (Exemplar II) nicht. Erst er es Exemplar unterscheidet sich auch hinsichtlich der Kolben blasen auf den Armen. Sie sind in großer Menge vor- handen, aber nur sehr vereinzelte erreichen 7 mm Länge. Außer diesen zahlreichen brachialen Kolbenblasen besitzt das Exemplar eine zentrale Kolbenrosette, wie sie Maas von C. andromeda var. malayensis 1903 (tab. 4. fig. 29) abbildete und 5 große Kolbenblasen, von denen 4 ca. 17 mm lang sind und je 1 von ihnen in der Gabelung eines jeden Armpaares liegt, und eine jedenfalls noch größere das Zentrum der Scheibe einnimmt. Von letzterer ist nur die. einem starken Saugnapfe ähnelnde Basis erhalten. Das andere Exem- plar, bei dem die Verzweigung der Arme und die Entwicklung der Mundkrausen eine vollere ist und die Gastralscheibe völlig zudeckt, besitzt ebenfalls eine große Menge von brachialen Kolbenblasen, unter diesen aber eine viel größere Zahl von solchen, die bis 15 oder 17 mm lang sind und aus dem Bereich der Mundkrausen weit hervorragen. 4 in der Gabelung der Aimpaare stehende durch Länge ausgezeichnete Kolbenblasen sind nicht vorhanden, dagegen Von Ch. Gravier in Djibuti gesammelte Medusen. 469 «ine fast zentral liegende von 3 cm Länge und 6 mm Breite. Dies Exemplar unterscheidet sich auch in der Gestalt der Kolbenblasen dadurch, daß die zahlreichen großem von ihnen mit einem tlaschenhalsartigen am Ende ottenen Fortsatze endigen. Auch Bkowne hat an seiner var. maldivcnsis 1905 (1. c, p. 964) viel solche raundähnlichen Öffnungen beobachtet, hielt dieselben aber in manchen Fällen für „the results of an injuiy" und im allgemeinen für künstlich. Hinsichtlich der Gestalt der Kolbenblasen ist Folgendes zu sagen: Die ganz langen (3 cm) (Taf. 23, Fig. 2) und die mittel- langen (17 mm) (Taf. 23, Fig. 1) sind bandförmige Schläuche mit kurzem zylindrischen, sehr dickwandigen knorpelharten Stiel. Inner- halb des Stiels ist der Kanal eng. er erweitert sich plötzlich beim Übergang in den ganz dünnwandigen band- oder strumpfförmigen Abschnitt. — Die kleineu etwa 4 mm langen Kolbenblasen der zentralen Rosette (Taf. 23, Fig. 4) haben keinen zylindrischen Stiel; sie sind von ihrer Basis an dünnwandig, und verbreitern sich allmählich zu einem blattförmigen Ende; zwischen ihnen stehen ganz kleine faltige Mundtricliter . denen der marginale Besatz mit Tentakeln fehlt. — Auch bei den kleinen brachialen Kolben- blasen des weiblichen Exemplars ist der Stiel nicht Z3'lindrisch dickwandig, er ist aber hier doch schärfer gegen das bikonvexe mandelförmige Ende der Blase abgesetzt, das mit einer Spitze oder einem ganz kurzen Fortsatz abschließt (Taf. 23. Fig. öj. Bei dem andern Exemplare ist dieser Fortsatz noch halsartiger in die Länge gezogen und ein wohlabgesetzter zylindrischer dickwandiger Stiel verbanden. — Die Oberfläche der Kolbenblasen zeigt überall den- selben Besatz, nämlich zahlreiche Gruppen von Nesselzellen, und in dem kolbenartig angeschwollenen Teile Papillen. Diese stehen in einer mehr oder minder fest zusammengeschlossenen Gruppe, in der Regel nur auf der einen Seite des verbreiterten Endes der Blase und bedecken hier bei den kleinern Kolben fast die ganze Ober- fläche, bei den großen Blasen ein relativ nur kleines Feld derselben. Bei manchen größern Kolbenblasen stehen sie weniger dicht zu- sammengeschlossen, sondern in mehreren kleinern Gruppen zerstreut. Diese Papillen sind in ihrer vollen Ausbildungsform blasige, sich distal stark erweiternde Erhebungen mit ganz unregelmäßig stark eingefaltenen Seitenwänden und einer von einem Xesselwulst um- säumten Endfläche. Außer diesen Papillen besitzen einige Kolben- blasen noch warzenförmige, mit Nesselzellen bedeckte Erhebungen. 470 ^^^- Hartlaub, Von den 2 jug-endliclien Exemplaren hat das kleinere einen Durchmesser von 22 mm. Die Scheibe trägt keinerlei Färbung oder Zeiclinung. Die Zahl seiner Ehopalien beträgt 18, die seiner Radiär- kanäle 36. Letztere sind noch unverzweigt und nur in ihren proxi- malen 2 Dritteln deutlich zu erkennen. Von den zwischen 2 Eho- palien gelegenen 3 Marginalloben ist meist nur der mittlere gut entwickelt; der äußerste Marginalsaum ist zwischen den Rhopalien kaum wahrnehmbar gebuchtet. Die Mundarme sind prononciert paarweise angeordnet und erreichen den Glockenrand. — Fast im Zentrum der Gastralscheibe steht eine sich gabelnde Kolbenblase von fast -4 mm Länge; jeder Arm trägt ungefähr 6 Kolbenblasen, die deutlich aus den Mundkrausen hervorragen und von denen eine, zwischen der äußersten dichotomen Verzweigung liegende, durch be- sondere Größe auffällt. Die Form der brachialen Blasen ist die einer abgerundeten Platte mit ziemlich scharf abgesetztem StieL Die eine Seite der Platte trägt Papillen, die andere und der Scheiben- rand zahlreiche Nesselwarzen, außerdem zahlreiche kleine Gruppen von Nesselzellen. Das andere jugendliche Exemplar hat einen Durchmesser von 31 mm ; auch dieses ist vollkommen farblos. Die Zahl der Rhopalien beträgt 16, die der Margin alloben in jedem Antimer 3. Die Radiär- gefäße sind bereits deutlich verzweigt und zwar die interradialen etwas stärker als die perradialen. Beide reichen peripherwärts bis zum Beginn des äußern Scheibendrittels. Die deutlich paarweise angeordneten Mundarme überragen etwas den Glockenrand. Ihr Quer- schnitt ist mehr oder minder abgeplattet. Die Zahl der brachialen Kolbenblasen hat bedeutend zugenommen gegenüber dem kleinern Exemplare. Die Form dieser Blasen ist durchaus übereinstimmend mit jenem, auch stehen hier die größern Kolbenblasen am Ende der Arme und ragt hier eine axial stehende durch besondere Größe hervor. Ungefähr im Zentrum der Gastralscheibe steht eine ein- fache größere, ungeteilte bandförmige Kolbenblase von 4 mm Länge. Betrachtet man die Rückenansicht beider Exemplare, so erkennt man ungefähr auf der Grenze zwischen dem dritten und äußersten Viertel des Scheibenradius eine schmale, niedrige, sich hauptsächlich durch histologische Differenzierung abhebende ringförmige Erhebung der Exumbrella. Auf diesem Ringwulst zeigen sich viele kurze, unregelmäßige Radialfalten der dorsalen Gallerte. Seiner Lage nach entspricht er dem milchweißen Ring, der von C. poliipoides Keller und C. xamachana Bigelow beschrieben wurde, und der Von Cii. Gravier in Djibnti oesanimelte Medusen. 471 äußern Umrandung- der großen saugnapfälmliclien zentralen Ver- tiefung- auf dem Scheibenrücken erwachsener Exemplare. — Ferner erkennt man bei beiden Exemplaren einen kräftigen, die Magenhöhle umgebenden Ringwulst des Magenbodens, der durch die dorsale Gallerte dui-clischimmert. 'Eine Gonadenanlage ist noch nicht vor- handen. Aber die 4 Bündel der dicht und in mehreren Reihen stehenden beim größein etwa 2 mm langen Gastralfilamente sind durch die Gallerte des Rückens hindurch wohl zu erkennen. Sie stehen am Rande der perradialen Kreuzfurche resp. der von dieser begrenzten 4 Genitalpolster. Nach Eröffnung der Gastralhöhle von oben her sah ich deutlich auch die von Keller, tab. 36, fig. 11 und 13 abgebildeten 4 tiefen perradialen Gruben, die aber weniger spaltförmig erscheinen, als Keller es abbildet. In jede dieser Gruber münden 2 Armkanäle (Taf. 23, Fig. 8). Die 4 Subgenitalporen liegen vei steckt in einer den Zentral- magen umgebenden Ringfalte der Subumbrella. Wenn die Qualle auf dem Rücken liegt, so legt sich der äußere Rand des M'agen- bodens über sie weg und verbirgt sie vollständig; man hat die Mundarme mitsamt der überragenden Peripherie des Magenbodens vollständig zurückzuschlagen, um sie zu sehen. 472 Cl. Hartlaüb, Literaturverzeichnis. Agassiz and Mayer, 1899, Acalephs from tlie Fiji Islands, in: Bull. Mus. comp. Zool. Harvard Coli., Vol. 32, p. 157 — 189, 17 Pls. — — , 1902, Medusae (Repoi-ts Exped. Tropical Pacific-Steamer Albatross from August 1899 to March 1900), in: Mem. Mus. comp. ZooL Harvard Coli., Vol. 26, No. 3, p. 139—176, 14 Pls. BiCtELOW, 1 900, The anatomy and development of Cassiopea xamachana, in: Mem. Boston Soc. nat. Hist., Vol. 5, p. 191 — 236, 8 pls., 3 figg. — , 1900, Budding in Cassiopea, in: Science (N. S.), Vol. 11, p. 170 — 171. — , 1904, Medusae from the Maldive Islands, in: Bull. Mus. comp. Zool. 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Fig. 2. a) Ocellen von Bovg. brUfnnica Forces, Exemplar von Arran; b) solche von Bong, fulva (Djibuti), die 2 obern von der Seite, die untern von oben gesehen. 130: 1. Fig. 3. Bougainvillia fulva Agass. et Mayer. Die Gonadenpartie des Manubriums eines männl. Exemplars. Es ist die Hälfte eines der 4 Mundgriffel mit eingezeichnet. Stark vergr. Fig. 4. Bougainvillia fulva Agass. et Mayer. Tentakel und Marginal- bulben. Irene pcllucida Will, Exemplar von Djibuti. 2 ' '., : 1 . Eutimalj>hrs modesta n. sj). Ein adradialer Eandtentakel. Eulinialphes modesta n. sj>. Totalansicht von der ventralen Fig. 8. Irene ■jjellucida Will, Exemplar Goette's von Zanzibar. Das Manubrium mit dem Beginn der Radiärkauäle. Stark vergr. Fig. 5. Fig. 6. Stark vergr. Fig. Seite. 8 7. : 1 Vou Ch. Gravier in Djibuti gesammelte Medusen. 475 Fig. 9. Iroie pellucida Will. Schema der Tentakelstellung a) bei dem GoETTE'schen Exemplar von Zanzibar, b) bei dem Exemplar von Djibuti. Fig. 10. Irene pellucida Will, Exemplar von Djibuti. Stück des Glockenrandes mit der Gonade. Tafel 20. Fig. 1. Octorchandra orientalis n. sj). Das Manubrium. 17:1. Fig. 2. Odorrhnndra orieiifalif; v. sp. Stück des (xlockenratides, um die radialen Verdickungen der Gallerte zu zeigen, welche den Ursprung der Tentakel überlagern. Stark vergr. Fig. 3. Octorchandra orientalis n. sp. Totalansicht von der ventralen Seite. 3:1. Fig. 4. Orlorclinndra orirnfalis n. sj). Stück des Glockenrandes. — Die Tentakel entspringen ohne bulböse Anschwellung, und der Glocken- rand zeigt nur sehr schwach entwickelte Marginaltuberkel. Vgl. Fig. 6. V Velum. 19 : 1. Fig. 5. Octorchandrn orientalis n. s]). Distales Ende der Gonade auf dem optischen Querschnitt. 130 : 1. Fig. 6. Orforchandra germanim Haeckel. Exemplar von Helgoland. Stück des Glockenrandes. (Der Tentakel ist kurz abgeschnitten.) Der Rand zeigt kr<äftig entwickelte Marginaltuberkel. ?• Velum. 130 : 1. Fig. 7. Octorchandra germanica Haeckel. Das Manubrium. 17:1. Fig. 8. Phialidimn sp. Ein Teil der Glocke. ]0:1. g Gonade. Fig. 9. Phiali(Ii/r))i s/i. Das sclilccht erhaltene Manubrium. ga ko- nische, ventral vorspringende Verdickung der Gallerte, rr Radiärkanal. 19: 1. Fig. 10. PItialidium sp. Drei Tentakel mit ihrem Bulbus. 80:1. Tafel 21. Fig. 1. Aeqnorea parva Browne. Das größere der zwei von Herrn Gravier gesammelten Exemplare. Ventralansicht. 10:1. Fig. 2. Aeqnorea parca Browne. Randbulbus mit Ocellus. Stark vergr. Fig. 3. Aeqnorea parva BrÖwnp:. Stück der Magenwand mit den Mundlippen und deren sich in die Magenwand spoi'nartig fortsetzenden Verstärkungsleiste. Stark vergr. Fig. 4. Arqnorea jxirva Brownk. Stück der Verstärkungsleiste, mit den großen wasserlielleu kernlosen Stützzellen. 200:1. Fig. 5. Aeqnorea parva Browne. Stück des Glockenrandes; sub- umbrellare Ansicht, mit den Excretionspapillen. (Winkel zwischen Sub- umbrella und Velum.) Stark vergr. ra. c Radiärkanal, excr. p Excretions- papille, ri. c Ringkanal, v Velum. 476 ^'l. Hartlaub, Von Ch. Gravier in Djibuti gesammelte Medusen. Fig. 6. AP(jUorea parva Browne. Stück des Glockenrandes, von außen gesehen, mit den Gehörbläschen, v Velum. Stark vergr. Fig. 7. Amphofjona pusü/a n. sp. Ventralausicht. 40:1. Tafel 22. Fig. 1. IArio})e rosacea EsCHSCll. Exemplar von Djibuti. 14 : I. Fig. 2. Liriope haeckeli Goettb. Ventralansicbt (dasselbe Exem- plar). 2:1. Fig. 3. Liriope liaeckeli Goette. Dorsalansicht (großes Exemplar, aus dem Berliner Museum). 8:1. Fig. 4. Liriope rosarea Eschsch. Jüngstes Exemplar von Djibuti. 12: 1. Fig. 5. Liriope rosacea Eschsch. Junges Exemplar von Djibuti, in Seitenansicht. 12 : 1. Fig. 6. Liriojte haerkrli GoETTE. Kleineres Exemplar. Die Gonade. 22: 1. Fig. 7. Liriope imieronaia Ggb., nach Kefeestein u. Ehlers. 2: 1. Fig. 8. Liriope tetraphylla Cham, et Eysexh., nach Ch. u. E. Tafel 23. Fig. 1. Cassiopeia andromedaYi^C'S.^C'ä. Brachiale Kolbenblase. 10:1. Fig. 2. Cassiopeia cmdromeda Eschsch. Fast zentral stehende große bandförmige Kolbenblase. 3:1. Fig. 3. Cassiopeia cmdromeda Eschsch. Sockel einer großen band- förmigen Kolbenblase. (Die Blase selbst ist abgerissen.) rr Eißrand. 10:1. Fig. 4. Cassiojjeia andromeda Eschsch. 2 Kolbenblasen der centralen Rosette. 10:1. Fig. 5. Cassiopeia andromeda Eschsch. 3 kleine brachiale Kolben- blasen, a) von der Fläche gesehen, b) von der Kante gesehen. Stark vergr. Fig. 6. Cassiopeia andromeda Eschsch. 3 verschiedene brachiale Kolbenblasen, a) dieselbe von 2 Seiten gesehen. 10:1. Fig. 7. Cassiopeia andromeda Eschsch. Stück des Glockenrandes von dem jüngsten Exemplar. Stark vergr. Fig. 8. Cissiopeia, andromeda Eschsch. Boden der Magenhöhle- eines jungen Exemplars. rc B-adiärkanäle, rw Kingwulst, gf Gastral- filamente. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Ost-afrikanische Orthopteren. Sammelausbeute von A. Boegert, 1904 — 1905. 9. Mitteilung-. Von H. Karny in Wien. a) Übersicht. I. Orthoptera. 1, Saltatoria. Farn. Acliefidae. 1. Paragryllodes borf/erti n» f/. n. sp, — Amani. Farn. GryUotalpklar. 2. Grijllotalpa a/rlcana, — Entebbe am Victoria Nyanza. Farn. Tettigoniidae. 3. Arantia atrolineata. — Koralleninsel Ulenge bei Tanga. 4. Conocephalits {Homorocot'tfphus) nitidulus. — Amani. 5. Enyuliopsis petevslL — West-Ueambara. Fam. Äcrididae. 6. C/irotof/oniis Itemipterns. — Amani. 7. AtractomorpJia aurivlfilf. — Amani. 8. Peius kl obert/mri. — Amani. 9. Setpusia pygmaea n. sp. — Amani. 10. Locusta aeriif/hiosa. — Amani. 11. Locusta sp. 1 Larve. — Amani. 12. Gasfrtniarf/its marnioratus. — Mombo. 13. Chortoicetes röineri n. sp, — Amani. 14. Acridu sulphuripeniiis. — Amani. II. Blattaeformia. 1. Mantoidea. 15. Calidoniantis fenestrata. — West-Ueambara. 478 H. Karny, 16. Calhloninntis .sp. 1 Larve, die sich durch ein kräftigeres, etwas breiteres Pronotum unterscheidet. — AVest-Usarabara. 2. ßlattoidea. 17. Gijnci vetlllu, — Koralleninsel Ulenge bei Tanga. 3. Isoptera. 18. Termitidae sj). 1 Arbeiter. — Koralleninsel Ulenge bei Tanga. bj Beschreibung der neuen Arten. Genus Pariif/rf/Ilodes n. ff. Oecanthidariim. Caput verticaJe, rertice hrcv'i, ora iiifiro. Frons inter antennas earum artioulo primo plus triplo angustior. Pronotum suhquadratum, trausversum; lohi laterales retrorsum angusti, margine infero retrorsum ascendente. Elytra ahhreviata ($). Feinora postica valida, opice crassinscula, non filiformia. Tibiae antieae foramine extus nullo, intus distindo, ovaJi. Tibiae 4 anteriores calcaribus apiralibus instruetne, practerea inermes. Tibiae posticae pier toiam longitudinem spinulis parvis serratae, ])rae(erea dimidio apicali lärinque spinis majoribiis 4 insirudae ; calcaribus apicalibus utrinque 3; extus hrevibus, quorum ir/cdio longiorc ; intus longis, quorwn tertio brevissimo, tarnen medio externo aequilongo ; primo et secundo interno tertio duplo longiore. Tarsi compressi, articulo secundo niinuto, compresso. Ovipositor tenuis, paruvi curvatus, corpore longior. Das neue Genus dürfte neben die amerikanischen Paragryllus und Edecous zu stellen sein, von welchen es sich wesentlich durch Besitz eines Tympanums auf der Innenseite der Vordertibien unter- scheidet, während die Außenseite keines trägt. Doch weist es auch Beziehung-en zu dem neuweltliehen Endacustes auf, von dem es vor allem durch die kräftigen Hinterbeine, die gleiche Länge der beiden ersten Sporen an der Innenseite der Hintertibien und das Vorhanden- sein von Elyti-en im weiblichen Geschlecht abweicht. Das $ von Endacustes ist ganz ungeflügelt. In diese Gattung dürften auch einige noch unbeschriebene Arten der Koll. Be. v. W. aus Madagaskar gehören, welche dort bei Enda- custes eingereiht sind. Ost- afrikanische Orthopteren. 479 Parrr:eir<(fskii Steauch. 1 S von Kliotan, Ost-Turkestaii. Mein einziges Exemplar weiclit zwar von den beschriebenen Stücken dieser Species in einigen Punkten ab und könnte fast ebenso leicht zu 7'. scincus g-estellt werden ; da es aber hinsichtlich dei- Herkunft mit den von Strauch (a. a. 0.) beschriebenen Stücken übereinstimmt, stelle ich es zu der oben genannten Art, obzwar ich einige Zweifel dai-über hege, ob man die verschiedenen Arten dieses Genus nicht nur als Lokalvarietäten auffassen soll, die alle zu T. scincus {T. licyserUngi) gehören. Aus Ost-Turkestan wurde T. scincus, soweit mir bekannt ist. erst zweimal gemeldet. Das erste Exemplar ist von Boulengeh im Cat. Liz. Brit. Mus. beschrieben, das zweite von Leche (a. a. 0.). Die erstere Beschreibung geschah jedoch, bevor andere Species be- kannt wurden (Boulenger änderte Stkauch's Nomenklatur zugunsten der von Schlegel ab); die Bemerkung Leche's bezieht sich nur auf die Verbreitung. T. przeimlsldi wurde von Strauch auf Grund der von Przewalsklj in Ost-Turkestan gesammelten Exemplare auf- gestellt, und die Beschreibung im Cat. Liz. enthält fast nichts, was sich nicht mit der von Strauch in Einklang bringen ließe. Das seinerzeit von Boulengee beschriebene, von Scully in Jarkent er- beutete Stück wird auch von Blanford (Yarkand Mission) be- sprochen. Im ganzen wurden bis 1905 folgende, mehr oder weniger wohl- begründete Arten dieser Gattung aufgestellt: T. keyscrlimji von Strauch aus Khorassan, T. scincus von Boülenger, T. microlepis. T. heclriagae und T. mrudnii durch Strauch u. Zaeudxlj aus Ost- Persien. Man macht sich keines großen Fehlers sclnüdig. wenn man alle diese Arten zu einer einzigen vereint; da mir jedoch kein Tergleichsmaterial vorliegt, außer einem von mir 1904 in Buchara gesammelten Stück, das zweifellos zu T. scincus geliört, und da mein hier besprochenes Exemplar mit der Beschreibung von Strauch ziem- lich übereinstimmt, stelle ich es zu dieser Art. Da die verschiedenen Arten zum großen Teil auf Unterschiede in der Färbung begründet sind, gebe ich weiter unten eine genaue Beschreibung meines Exemplars. Leche bezeichnet — nach Angaben v. Hedix's — die dort be- sprochene Form als „häufig zwischen den Gebirgstälern Nord-Tibets". Er stellt das von seinem Gewährsmann gefundene Stück zu T. scincus; 492 Erich Zcgmayer, da er aber keine Beschreibung- gibt, ist aus seinen Angaben weiter nichts zu ersehen. Als Fundort wird das nördliche Tibet angegeben. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß hier ein Irrtum v. Hedin's vor- liegt, wenn er diesen Gecko als in Noi-d-Tibet häufig- angibt. Mög- licherweise ist auch der Fundort selbst irrig- angegeben, oder aber es handelt sich um ein Stück, das ausnahmsweise weit ins Gebirge verlaufen war. Vielleicht lieg-t eine Verwechslung- mit einer Agame vor, denn diese mögen wohl höher in die Berge gehen als ein typischer Sandgecko. Ich konnte im eigentlichen Tibet von Eidechsen nur Fhrynocephahis feststellen, während A(/ama, die im Süden bis nahe an 4000 m Seehöhe häufig ist, vielleicht auch in einer turkesta- nischen Form weiter in die Berg-e eindringt. Das Vorkommen — und vollends das häufige Vorkommen — von Temtoscincus in sehr hochgelegenen Berggegenden, in denen auch im Sommer fast regel- mäßig Nachtfröste herrschen, ist höchst unwahrscheinlich, zumal die Form auch in den ihr mehr zusagenden Sandebenen stets selten ist; der beste Beweis dafür ist die geringe Zahl der in die Wissenschaft eingeführten Exemplare; auch konnte ich Terafoscincus im nördlichen Tibet ebensowenig antreffen wie in den nach dem Tarim-Becken führenden Tälern des Kuen-Lün. Przewalskij, der nicht nur die Tarim wüste, sondern auch das nördliche Tibet bereist hat. gibt die Form nur von Fundorten an , die in sandig-en, verhältnismäßig; tief gelegenen Gegenden liegen, wie Chanii, Nija und Tscharkalik, wo ihr Vorkommen keineswegs befremdet. Trotzdem das mir vorliegende Stück ein S ist, fehlen ihm die Inguinaltuberkel, die bei meinem S von 1904 vorhanden waren; da- gegen hat es zwei Postanalporen, die jenem fehlten; hier liegt viel- leicht ein weiteres Merkmal der Unterscheidung zwischen T. p. und seinen nächsten Verwandten; doch ist, wenn nicht das Vorhandensein der Poren, so doch das Fehlen der Tuberkel oder deren geringere Zahl eine Erscheinung, die sich auch bei andern Geckoniden, wie z. B. Crossohamon, finden kann, ohne die Artdiagnose zu beeinflussen. Die Zahl der Schwanznägel ist bei meinen beiden Stücken 15. Färbung: Grundfarbe der Oberseite graurosa, auf dem Kopfe gelbgrau; Schnauze und Kieferränder dunkelrosa, Schwanz und Extremitäten lachsfarbig. Auf dem Hinterkopfe 3 rostbraune Flecken. 9 Querbinden, rost- bis dunkelbraun, vom Genick bis auf die Schwanzwurzel. Flanken, Schwanz und Beine rostfarbig getupft. Unterseite Aveißrosa, Bauchmitte bläulich. Iris silbergelblich, schwarz geädert. Herpetologie von Zentral-Asien. 493 Der Mageninlialt bestand aus Insectenresten ; gefangen wurde das Tier am Fuß einer Lehmnianer, auf tief sandigem Boden. Den Ton, den T. mit den großen Schildern des Schwanzes hervorbringt, konnte ich nicht beobachten. Die Art ist bisher nur aus Ost-Tnrkestan gemeldet. Die (-rattung bewohnt fast ganz Iran und Turan, Tran.skaspien und beide Turkestan, nach v. Hedin auch Tibet. M a ß e : Totallänge 137 mm Schnauze — Anus 85 Schwanz 52 Vordere Extremität 31 Hintere Extremität 41 Alsophyladc p7'T:eivalskii Str. 1 c?, 1 $ von Khotan. Die Tuberkelreihen des Rückens sind nicht besonders deutlich und regelmäßig, aber doch wohl erkennbar. Das S hat 6 Präanal- poren (nach Strauch meist nur 5). Die Zahl der Supralabialien ist typisch 8, die der lufralabialien 6 statt 7. Die Längsbinden sind sehr deutlich au den Kopfseiten, die übrige Zeichnung jedoch so verschwommen, daß der Rücken fast einfarbig sandgrau erscheint. Die Unterseite ist gelbweiß. Das $ ist das größere Exemplar und mißt total 72 mm, wovon 40 auf den Schwanz kommen. Sandiger Steppenboden. Agamidae. Afßania tariniensis n. sp. 8 S6, 5 ?? von Khotan. Diagnose: Agamae stoliczkanae Br,.\(iR. similis sed disthicla laiiori proportionaliter eapite, äevi cauda longiori. Squaniis dorsalibus eadem area lateralium, inter eas vitta longitiidinalis sqiiamarum minorum. Squamis maxhnls e caudcdihiis duplici area maximaruni dorsalhim. Quarto digito posteriori distincte longiori tertii, ungue teriü basin unguis quarti non attinente. Seriebns usque ad quattuor squamarum praeanalimn tumidaruni in mascidis. Colore supra aureo, maculis reticidatis alerriniis, eapite ae 494 ElUCH ZUGMÄYER, cauda rp-iseofuscis, siihtua admodnm alhesr-ente, giäture retmilato. Ilahitat in regionibus sabulosis Titrkestanis orienialis. Am älinliclisten sind die von mir <>esammelten Exemplare A. siolicslana Blngk., doch untersclieiden sie sich von dieser Art durch eine Reihe wichtiger und unter den Stücken meiner Serie konstanter Merkmale, so daß mir eine artliche Trennung- unerläßlich ersclieint, zumal (3S sich nicht nur um Verschiedenheit in Färbung und Pholidose. sondern auch um mehrere im Skelet begründete Ab- weichungen liandelt. Die Färbung wird weiter unten beschrieben. 1. Der Kopf ist bedeutend breiter im Verhältnis zur Länge als bei A. st. : die Kopflänge verhält sich zui- Kopf breite wie 7 : 6 oder 14: 11. 2. Die Schuppen der Seiten sind ebensogroß und größer als die der Vertebralzone; zwischen letzterer und den Seitenscliuppen liegt eine Längszone kleiner und kürnigei- Schuppen. 3. Die größten Scliw^anzschupi)en sind reichlich doppelt so lang und breit wie die größten des Eückens. 4. Die S6 haben bis zu 4 Reihen verdickter Präanal- schuppen. 5. Die 4. Zehe ist bedeutend länger als die 3.; die gestreckte Kralle der 3. erreicht nicht die Krallenbasis der 4. 6. Die Schwanzlänge verhält sich zur Distanz Kehlfalte — Anus wie 2' '2 : 1. 7. Die Zeichnung und Färbung ist von A. sf. sehr verschieden, letztere in beiden Geschlechtern außerdem bedeutend bunter. Äußere unterschiede zwischen S und $: Der Hauptunterschied sind die beim c5 vorkommenden verdickten Präanalscliuppen, die 3—4 Reihen stark sind und dem $ stets fehlen. Im übrigen haben S6 im allgemeinen stärkere Bedornung und leb- haftere Farben, besonders ist die Netzung und Färbung der Kehle stets w^eit dunkler. Beschreibung der Pholidose: Kopfschuppen glatt, auf der Sciinauze am größten; um die Ohren und an den Halsseiten sowie im Genick Gruppen von dornigen Schuppen. Nackenschuppen körnig, die der Vertebralgegend sechseckig, imbricat, stumpf gekielt. Schw^anz- oberseite mit stark gekielten Schuppen, die dornige Fortsätze tragen. Extremitäten oberseits mit gekielten Schuppen, die der Kehle körnig, die des Bauches rhombisch, imbrikat, glatt, Präanalschuppen bei ^$ mäßig, bei SS stark vergrößert. Unterseite des Schwanzes, ebenso Herpetologie von Zentral-Asien. 495 wie die Basis der Oberseite, glatt. Mediane Rückeuschuppen groß, die der Seitenzone kleiner nnd körnig, die der Flanken ebensogroß oder größer als die vertebralen. Färbung des Männchens: Grundfarbe goldgelb, auf dem Kopf gelbgrau, auf dem Hinterrücken rotgelb. Kopf mit einzelnen schwarzen Schuppen, Genick und Eücken mit samtschwarzen Flecken, die ein unregelmäßiges Netzwei'k um goldgelbe Ocelli bilden. Kehle schokoladebraun mit weißen Ocellis; Oberseite der Extremitäten gelb mit schwarzen Binden, die undeutlich sein können, besonders gegen das distale Ende zu. Kieferränder rosa, Flanken gelbgrün, in das Gelbweiß der Unterseite übergehend. Brust mit bräunlichem Netzwerk; Präanalschuppen maisgelb; letztes Schwanz- drittel beiderseits braun, Schwanz im übrigen oben gelbgrau, unten weißlich. Färbung des ?: Im allgemeinen der des S ähnlich, nur etwas matter; es fehlt ferner das Gelb der Präanalgegend, die Kehle ist nur matt genetzt oder einfarbig grauweiß. Maße des größten S ? Totallänge 835 mm 322 mm Schnauze — Anus 125 110 Schwanz 210 212 Kopflänge 36 33 Kopfbreite 29 27 Größter Körperumfang 88 110 (ti 'agend , mit 8 Eiern) Vordere Extremität 65 64 Hintere Extremität 90 87 Diese Agama hält sich in Kiesgruben, Steinbrüchen, verfallenem Mauerwerk oder an Geröllhängen auf; im offenen Sand traf ich sie nie an, wohl aber auf Grasflächen in der Nähe der oben genannten Lokalitäten. Sie ist sehr wehrhaft und beißt, wenn sie ergriffen wird, heftig um sich; die längsten Zähne, an den Seiten des Ober- kiefers, sind ca. 3 mm lang. Verfolgt flieht sie mit großer Ge- schwindigkeit, kleine GräTDen von ca. 20—30 cm Breite überspringend, sucht Schutz in Löchern, zwischen Steinen oder Mauerspalten. Ich traf sie meist auf erhöhten Punkten an, wie isolierten Felsblöcken auf Wiesengrund, wo sie sich vermutlich sonnte. Bereits auf große Entfernungen ergriffen die Tiere regelmäßig die Flucht und wurden 496 Erich Zügmaykr, am besten im Lauf mit einer Riemenpeitsche gelähmt oder aus Schlupfwinkeln hervorgezogen. Der Mageninhalt bestand vorwiegend aus kleinen Blüten und. Orassamen. nur zum geringen Teil fanden sich Reste von Insecten, bei beiden Geschlechtern. Die $? waren zur Fangzeit (Ende Mai und Anfang Juni) voll von z. T. sehr weit vorgeschrittenen Eiern, in denen aber keine Embryonen zu finden waren (ovipar); in einem $ fand ich 10 nahezu gleich große Eier von ungefähr 15 mm Durchmesser. Bei mehreren Exemplaren fand ich in der Leibeshöhle Nema- toden von 25—30 mm Länge, im Magen große Mengen von solchen, die 4 — (S mm lang waren ; die letztern fand ich auch im Darm, aber nicht in der Kloake. Agania tuherculata Gray. 1 junges ? (Mulbek, Ladak). In der Beschuppung typisch; in der Färbung weicht das vor- liegende Exemplar — vielleicht als Jugendform — etwas ab, insofern als es ziemlich matt gefärbt ist und auf olivegrünem Gi'und schwache hellere Tupfen und einen auf der Rückenmitte verlaufenden hellem Längsstreifen zeigt. Der Fundort liegt 3100 m ü. M. Totallänge 122 mm. Affama 1ihtiaJ((iß(ina Blngk, 34 Expl. beider Geschlechter und verschiedener Altersstufen aus Ladak und Kaschmir. Bei dieser Art ist in beiden Geschlechtern ein Jugendkleid vor- handen, das bedeutend bunter ist als selbst das Hochzeitskleid er- wachsener SS'-, ähnliches ist von manchen Eremias- und Phryno- <:e]j]ialus- Arten bekannt, wo jugendliche Individuen an der Unterseite des Schwanzes und der Extremitäten rötlich oder gelb gefärbt sind, was sich im Alter verliert. Bei Ä. li. ist jedoch, worüber ich in der Literatur keine Angaben finde, das Jugendkleid sehr prächtig im Vergleich zur Färbung der erwachsenen Tiere. Seine Grund- farbe ist heilocker oder goldgelb, die Zeichnung und Bänderung der Oberseite ist samtartig schwarzbraun, die Unterseite zeigt lebhaften Perlmutterglanz; das Auffallendste sind die Flecken der Ohrgegend: sie sind im Leben leuchtend mennigrot und reichen hinter dem Ohr vom Nacken bis an die Falten der Kehle herab; nach dem Tode Herpetologie von Zentral-Asien. 497 oder in Alkohol nehmen sie rasch eine mehr ziej^elrote Fai-be an, in Formol werden sie bald matt rotbraun und verschwinden all- mählich ganz. Stoliczka (a. a. 0.) sagt, daß bei Ä. h. das S bedeutend kleiner sei als das '?. auf dem Kopf, Hals und Rücken gelb gefleckt, an den Seiten des Halses „umber red", also etwa rostbraun. Blanford hält diese Färbung für einen Teil des Hochzeitskleides. Aus meiner Serie geht jedoch hervor, daß die roten Halsflecken, da sie sich bei beiden Geschlechtern und nur bei kleinen Exemplaren finden, zum Jugendkleid gehören. Voll erwachsenen Exemplaren, SS wie $?, fehlen die Ohrflecken entweder ganz, oder es bleibt ein mattbrauner Ton auf der Haut zurück, der in Konservierflüssigkeiten alsbald verschwindet. Bei der großen Zahl der mir vorliegenden Tiere konnte ich alle Über- gänge genau verfolgen. Bei jungen Stücken ist die Kehle entweder weiß oder nur ganz leicht grau genetzt, bei SS etwas mehr als bei $ + . Im fortschreitenden Alter nimmt die Netzung der Kehle beim S stetig zu, bis sie bei erwachsenen Tieren schokoladebraun wird; erwachsene ?? haben die Kehle gelblich- weiß und nur selten mattgrau genetzt oder marmoriert. Die verdickten Präanalschuppen fehlen den $? und jungen SS- In der Jugend ist das Occipitalschild verhältnismäßig sehr groß, doch bleibt es im Wachstum gegenüber der sonstigen Kopf- beschuppung zurück, so daß es bei erwachsenen Individuen wieder normal erscheint. Der Jugendform fehlen ferner die dornigen Schuppen um die Ohren; 2 oder 3 meiner kleinen Exemplare, bei denen leichte Dornschuppen um die Ohren vorhanden sind, hatten deutlich matter und dunkler gefärbte Ohrflecken; da sowohl das Erscheinen der erstem wie das Schwinden der letztern Alters- charaktere sind, scheint es sich hier um Exemplare zu handeln, die bei fortschreitendem Alter im Wachstum zurückgeblieben waren. Mit zunehmender Größe treten die dornigen Ohrschupi)en ebenso wie die Kielung der Schwanzschuppen immer deutlicher hervor, beim S stärker als beim ?. Es ist auffallend, daß bisher keinem der Sammler und Autoren die lebhaft gefärbte Jugendform voi'gekommen ist (Stoliczka"s Be- schreibung bezieht sich jedenfalls auf bereits nahezu erwachsene Stücke), um so mehr, als die Eingebornen die jungen und alten Tiere für 2 verschiedene Arten halten und mit verschiedenen Namen be- zeichnen: während die erwachsenen Tiere entsprechend ihrem Lieb- 498 Erich Zügmayeh, lingsaufentlialt als ..dag- galtschik", d. i. Felsen-Eidechse, bekannt sind, heißen die jungen „lama galtschik"'. was Priester-Eidechse be- deutet. Anlaß zu diesem Namen sind die Ohrflecken, die dieselbe Farbe haben wie die Mützen der Lamas der reformierten Sekte. Die Nahrung von A. h. ist vorwiegend pflanzlich, nur vereinzelt fanden sich im Mageninhalt Insectenreste; in einem Falle entdeckte ich im Magen eines großen ? das Schwanzende eines Phrijnocephalns. Bei allen Exemplaren, die ich öffnete, war nicht nur die Cloake, sondern auch der Darm und besonders die LeibeshiJhle in der Lungen- gegend — nicht aber die Lunge selbst — mit zahlreichen kleinen Nematoden erfüllt. Es ist wohl kein Zufall, daß die beiden vorhin als „zurückgeblieben" bezeichneten Stücke besonders viele dieser Parasiten enthielten. Mit Vorliebe hält sich A. h. an Stellen auf. die mit Felstrümmern bedeckt sind, doch bewohnen sie auch Lehmmauern und besonders die „mani" genannten Steinwälle mit Inschriften versehener Platten, die ihnen vorzügliche Schlupfwinkel bieten. Die Tiere sind sehr wehrhaft und beißen heftig. Der Schwanz ist sehr haltbar. Maße des größten c? ? Totallänge 243 mm 194 mm Schnauze— Anus 89 73 Schwanz 154 121 Kopflänge 27 21 Vordere Elxtremität 42 35 Hintere Extremität 69 51 Phrynocephiilus axillaris Blanford, 60 Expl. aus verschiedenen Teilen Ost-Turkestans. Das Hauptcharakteristikum dieser Art, dem sie den Namen verdankt, ist der blaurote Fleck hinter der Achselhöhle. Günther (Cat. Liz.) spricht nur von einem roten Fleck, und bei länger kon- servierten Exemplaren ist auch nur ein solcher zu sehen. Frische Stücke jedoch zeigen, halb in der Achselhöhle, halb dahinter, jederseits einen meist länglich ovalen Fleck, etwa von der Farbe dunklen Kirschsaftes, mit einem breiten, lebhaft hellblauen Saum an der obern Seite; dieser verflüchtigt sich jedoch in Alkohol sehr rasch, in Formol erst nach Monaten. Herpetologie von Zeiitral-Asieii. 499 Der Schwanz weist in seiner distalen Hälfte oberseits eine Reihe dunkler Flecken auf", von denen 2 — 4 (letzteres sehr selten) ihn in Gestalt von Ringen ganz umziehen können ; meistens g-reifen jedoch nur 2 ganz herum, während die übrigen an der Unterseite verschwimmen oder ganz fehlen. Die Schwanzspitze ist niemals schwarz. Bei jugendlichen Individuen ist dies(i Ringelung weit lebhafter ausgeprägt als bei erwachsenen, und eines meiner Stücke, von ca. 9 cm Gesamtlänge, zeigt 4 vollständig herumgreifende Schwanz- ringe und einen 5., der beinahe geschlossen ist. Im übrigen haben junge Individuen die Unterseite des Schwanzes, oft auch die Partie um den After und die Innenseite der Schenkel gelb gefärbt, und zwar in allen Abstufungen von Zitronengelb bis zu dunklem Orange, von dem sich dann die schwai'zen Schwanzringe prächtig abheben. Im Alter verliert sich diese Färbung, und der Schwanz nimmt den Ton der Gesamtunterseite an, ein unreines Weiß, das bei SS oft rosig oder bläulich-grün überflogen ist. In der Färbung der Oberseite variiert Ph. a. sehr stark. ]\ranche meiner Stücke sind nahezu einfarbig sand- oder lehmgelb, andere weisen mehr oder minder regelmäßige Ijängsreihen von braunen und weißen Tupfen auf. wieder andere eine Medianreihe großer ähnlicher Flecken, bei denen Weiß. Grau. Braun und selbst Blau abwechseln können; dazwischen gibt es alle möglichen Übergänge und Ab- stufungen. Stets aber ist die Färbung so. daß sie eine meisterhafte Anpassung an die Umgebung darstellt, gleichviel ob diese einfarbiger Wüstensaud oder vielfach gesprenkelter Gesteinsdetritus ist. Über diese hochausgebildete Schutzfärbung, bei der jedoch der Achselfleck konstant vorhanden bleibt, habe ich bereits in einer kleinen Arbeit „Über Mimikry etc." ') berichtet, ebendort auch über eine Gewohnheit von Ph. a.. die als ]\[imikry nach einem Scorpion gedeutet werden kann. Wenn Ph. u. sich bedroht sieht und die Schutzfarbe ihre Funktion nicht erfüllt hat, krümmt er den Sclnvanz nach rückwärts in die Höhe und bewegt ihn gewissermaßen drohend hin und her, ganz wie ein aufgestörter Scorpion; die Schwanzringel, die an Segmentation erinnern, machen das Bild noch vollständiger, und nach dem Glauben der Eingebornen vermag auch die kleine Eidechse mit der Schwanzspitze tödliche Stiche zu versetzen. 1) In: Z. wiss. Zool.. Vol. 90, 1908. Zool. JabiU. XXVII. Abt. f. Syst. 32 500 Erich Zlgmaykr, Diese eigenartige Gewohnheit felilt den vorder-asiatischen Arten helioscopus und olivieri sowie den zentral-asiatischen Hochlandsformen. Der von Pallas herrührende Name Lacerta caudivolvula. der darauf hinweist, veranlaßte bereits Blanfokd (Yarkand Mission), die Identität der von Pallas beschriebenen Eidechse mit den tibetanischen Ver- tretern der Gattung zu bestreiten, von denen sie auch tatsächlich stark und spezifisch verschieden ist. Die — immerhin sehr zweifel- hafte — mimetische Eigenheit scheint somit auf Ph. caudivolvulus, maculatus und axillaris beschränkt zu sein. Ph. a. lebt in offenem Gelände, meist auf Sandboden, der mit dünnem Buschwerk bestanden ist. Die Nahrung ist ausschließlich tieriscli. Die Art ist ovipar, und zwar scheinen die Jungen im Mai auszuschlüpfen; in diesem Monat fand ich zahlreiche Stücke von nur 4 — 5 mm Länge, andrerseits in keinem der untersuchten $? Embryonen oder größere Eier. In größern Seehöhen als 2000 m fand ich die Form nicht mehr; dort wird sie von Ph. theohaldi ab- gelöst, der aber auch gemeinsam mit Ph. a. in tiefern Regionen vorkommt, ebenso wie die var. forsjjihi. Maße des größten Exemplars, $. Totallänge 155 mm Schnauze — Anus 63 Schwanz 92 Kopflänge 18 Kopfbreite 15 Vordere Extremität 34 Hintere Extremität 53 JPhrjfuoceplioltis stoUc^Uai Steind. 25 Expl. aus West-Tibet. Im Cat. Liz. Brit. Mus. vereinigt Günther diese Art, die nach den Ergebnissen der Novara-Expedition von Steindachner auf- gestellt worden war, mit Ph. tickelii zu der von Blyth aufgestellten Art Ph. theohaldi. Auf Grund der mii- vorliegenden Serie muß ich jedoch zur Ansicht kommen, daß eine artliche Abtrennung von Ph. st. neuerdings nötig ist, da diese Form in verschiedenen Merkmalen so stark von der Diagnose für Ph. ih. abweicht, daß sie nicht mit ihr vereinigt werden kann. Herpetologie von Zentral-Asieii. 501 Die Haiiptabweicliuiig-en sind folgende: 1. Das Schwanzende ist in beiden Geschlechtern beiderseits schwarz, oft in der ganzen distalen Hälfte, manchmal fast bis an den Anus, stets aber im distalen Drittel, unten etwas mehr als oberseits, während bei Ph ih. nur das äußerste E]nde, nur beim Sj und nui" unterseits schwarz ist. 2. Die Länge des Schwanzes beträgt stets wenigstens V^'ji der Distanz Kehlfalte — Anus, auch mehr, bei einem meiner Stücke sogar genau 2; bei Ph. ih. ist sie nur Vj. — l'/g. 3. Die schwarzen Flecken, die sich auch beim ? auf Kehle, Brust und Bauch voriinden, können so ausgebreitet sein, daü sie vom Kinn bis an den Anus reichen, derart fast die ganze Unter- seite ausfüllend. [Daß diese in der Größe bei Ph. th. variabel sind und keinen Geschlechtsunterschied darstellen, bemerkt Boulengkr a. a. 0. (1905)J. 4. Die Rückenschuppeu sind nicht Hach. sondern körnig gerundet, nur in Ausnahmefällen imbrikat, sonst nebeneinander an- geordnet. Von der var. forsijfhi der Art Ph. th. weichen meine Exemplare dadurch ab. daß 1. die Schuppen der Extremitäten nicht gekielt sind, 2. das Schwanzende stumi)f ist. nicht „tapering to a fine point", 3. das Schwanzende auch oberseits schwarz ist, und daß 4. die „Plastrons" stets groß und dunkel sind, während sie bei var. forsijthi ,.a faint blackish line along the middle of the belly" bilden. Die Stücke dieser Serie können demnach weder zur Art theohaldi noch zu deren Varietät gestellt werden; dagegen stimmen sie in allen wichtigern Merkmalen und besonders in der Färbung so gut mit den von Steindachner beschriebenen Exemplaren überein, daß zweifellos den seinerzeit von diesem Autor nach Stüliczka be- nannten Formen wieder der Rang einer guten Art eingeräumt w^erden muß. Ph. st. ist vivipar; ich habe in mehreren ?? im Juli nahezu voll- ständig ausgebildete Embryonen gefunden, die zweifellos in wenigen Tagen zur AVeit gekommen wären, gleichzeitig neugeborene Junge ge- sammelt, die in der Größe genau mit den Embryonen übereinstimmten. 32* 502 Erich Zugmayer ! Maße. Totallänge 136 mm Schnauze — Anus 57 Kopflänge 17 Kehlfalte — Anus 40 Schwan zl an ge 79 Vordere Extremität 27 Hintere Extremität 42 I*Jtrtjiioce2}halHs tJieohahli Blyth, 42 Expl. aus West-Tibet und Ladak. In Lebensweise, horizontaler und vertikaler Verbreitung stimmt diese Form mit der vorgenannten iiberein. Meine Serie entspricht in allen Punkten der Beschreibung von Günthek. Die „Plastrons" sind ziemlich variabel und finden sich in beiden Geschlechtern. Wie bei Fh. stolicshie fand ich auch hier fast ausgetragene Embryonen zugleich mit frisch geborenen Jangen. auch noch im August. Maße. Totallänge 112 mm Schnauze — Anus 54 Kopflänge 15 Kehlfalte — Anus 39 Schwanzlänge 58 Vordere Extremität 23 Hintere Extremität 37 Da sich unter meiner Serie zahlreiche vollerwachsene Stücke finden, ist der Schluß zulässig, daß Fh. theobaldi im allgemeinen kleiner ist als Ph. stolicd-ae, dabei aber verhältnismäßig längere Extremitäten besitzt als diese von mir wieder neu aufgestellte Art. ■^o' Phi'ifuocephalus theohaldi Bl. var, fovstjthi Blanf. 19 Expl. aus Ost-Turkestan. Die mir vorliegenden Stücke lassen sich sowohl von Ph. tli. typ. als auch von der Form wohl unterscheiden, die ich oben als Ph. stolicslme beschrieben habe, in Übereinstimmung mit der Beschreibung im britischen Katalog finde ich als Merkmale eine — manchmal sehr Herpetologie von Zentral-Asien. 503 scliwache — Kielimg' der Scliiii)i)en auf den Beinen, ein spitzes Zu- laufen des relativ lang-en Schwanzes und gering-e Größe der Schuppen im allg-emeinen. besonders auf dem Hinterkoi)f. Die Bauchseite ist bei den grüßten Exemplaren in einigen Fällen einfai'big- g-elbweiß. Blanfokd's „faint blackish line" scheint mehr den jugendlichen Individuen zuzukommen, wo sie sich bisweilen zu deutlichen Plasti'ons verbreitet, doch kann sie auch bei erwachsenen Tieren verhältnismäßig deutlich sein. Die Schwanzspitze ist in beiden Geschlechtern unteiseits braun oder schwarz. Bei allen Exemplaren ist die Doppelreihe von Flecken entlang dem Rücken und zum Teil auch auf dem Schwanz sehr deutlich; 2 — 3 der letztem können zu fast umgreifenden Ringeln werden. Im Leben ist die ganze Unterseite beim S schön i'osig überflogen, doch verliert sich diese Färbung in Alkohol schon nach wenigen Minuten, vermutlich auch sonst nach dem Tod sehr bald. Blaxford hat die Ansicht geäußert, ein Unterschied zwischen seiner Varietät und der typischen Art könne darin liegen, daß erstei-e ovipar sei. letztere vivipar. Meine Untersuchungen be- stätigen diese Vermutung vollauf. Ich fand in ?? der var. fors)jtlii im Mai und Juni wiederholt bis zu 6 sehr große Eier, aber ohne erkennbaren Embrj'o; als ich Mitte Juni das betreffende Sammel- gebiet verließ, waren noch keine Jungen des laufenden Jahres zu finden gewesen. Die Eiablage dürfte demnach etwa Mitte Juni stattfinden. Maße. mm Totallänge 113 Schnauze — Anus 50 Kehlfalte— Anus 36 Kopflänge 14 Schwanzlänge 63 Vordere Extremität 23 Hintere Extremität 36 Daß die var. forsijthi, die in warmen und relativ nicht hoch- gelegenen Gegenden vorkommt, ebenso wie Ph. axillaris eierlegend ist, im Gegensatz zu den im Hochland lebenden Arten theobaldi. stolicshn und der nächst besprochenen, die vivipar sind, erklärt sich, wie das gleiche Verhalten unseres Alpensalamanders gegenüber den andei'n Tritonen, durch klimatische Verhältnisse. Die Formen, die in warmen Gebieten leben, können der Sonne das Ausbrüten ihrer 504 Erich Zügmayer, Eier überlassen. Im tibetanischen Hochland, "vvo ich im Hochsommer Nachtfröste bis zu — 15 ° C maß, wäre eine Entwicklung: der Eier unmöglich, sobald diese frei abgelegt würden; dementsprechend werden sie bis zur Lebensfähigkeit von der Mutter getragen. Leider ist mir nicht bekannt, wie sich die in den Vorbergen gegen Turkestan lebenden Ph. theohaldi verhalten ; vermutlich sind sie ebenfalls vivipar. Sie sind jedoch dort selten, und ihr Vertreter ist die vcir. forsyfhi, die eierlegend ist. Da die „Plastrons" junger Tiere von var. forsijthi sich im Alter wieder verringern oder ganz schwinden, ist zu schließen, daß die Varietät, wie zu er- warten, genetisch von der Art abzuleiten ist. Da aber die Varietät eierlegend ist, entsteht ein Widerspruch, denn die Vivi- parität sollte ein sekundäres Merkmal sein, und dementsprechend müßte man die Varietät als primär auffassen. Die Einwanderung der Art hat sich jedoch gewiß von Süden, Kaschmir, Ladak und Süd-Tibet, über das Plateau nach dem Kuenlün und dem Tarim-Becken vollzogen, und so ist anzunehmen, daß die Formen, die sich im Tarim-Becken ansiedelten, die Oviparität wieder an- nahmen, als sie aus dem das Lebendgebären bedingenden kalten Hochland wieder in wärmere Gebiete kamen. Es wäre interessant, festzustellen, wie sich die im wärmern Kaschmir lebenden Ph. theo- haldi verhalten; während meiner Reisezeit dort, im Oktober, war leider keine Gelegenheit zu derartigen Beobachtungen. Flivynocephalus erythrurtis n. sj), 7 Expl. vom Sagüs Kul, Nordwest-Tibet. Diagnose: Colorc rubro-aurantiaco per totum corpus praevalente, cauda 'proporlloncdüer hreri, acute terndnata, distcditer infra et supra colore miniiy eodem colore crnra et digiti ; squanns occipitcdihiis admodum ptarvis. Hab. in montibus tihetanis septevitrionalibus. Am nächsten steht die Form, die ich als neue Art vorschlage, Ph. theohaldi, von dem sie sich jedoch durch die Färbung nnter- scheiden läßt, ferner durch zwei Merkmale, die beide den Schwanz betreffen und die mir bei der großen Konstanz der Schwanzbildung und -färbung bei Ph. besonders wichtig erscheinen. Erstens ist der Schwanz im Verhältnis zum Abstand Kehl- falte— Anus sehr kurz. Meine 5 erwachsenen Exemplare zeigen folgende Proportionen : rierpetoloiiie vou Zentral-Asien. 505 Kelilfalte — Anus Schwanz Prop. 1. ? 34 mm 46 mm 1 : 1,36 -) S 36 50 1 : 1.39 3. S 38 51 1 : 1.35 4. j- o 41 56 1 : 1,36 5. $ 44 59 1 : 1,34 In keinem Fall also erreicht die Läng-e des Schwanzes auch nur 1.4 der Distanz Kehlfalte— Anus, während sie bei Fh. theobakli 1,5 — 1,66, bei verwandten Formen sogar P/^ — 2 betragen kann. Zweitens ist der Schwanz spitz zulaufend im Gegensatz zu Ph. tlieobaJdi. Als Anlaß zu meinem vorgeschlagenen Namen „erythrurns''' diente mir die sehr auffallende und lebhafte Rötung der Schwanz- spitze, und zwar sowohl ober- wie unterseits. Im gleichen Maß sind die Kieferränder, die Nasenkuppe, die Augenlider sowie die Beine und Finger zinnoberrot gefärbt. In der Gesamtfärbung herrscht ein orangeroter Ton vor; die proximale Schwanzpartie ist ebenfalls rötlich gefärbt, besonders auf der Unterseite. Vom Genick bis auf die Schwanzmitte zieht sich eine undeutliche Doppelreihe von im Leben blauschwarzen Flecken, die Schenkel sind grau marmoriert; die Kehle ist rötlich-grau, die Plastrons auf Brust und Bauch schwarz, die übrige Unterseite hell lachsfarbig. Das größte S zeigte eine besonders prächtige Ausfärbuug, doch sind die Charaktere sonst bei beiden Geschlechtern gleich. Alle Schuppen sind glatt, die Vergrößerung derselben auf dem Hinterkopfe ist fast unmerklich. Ich traf diese Art nur in der Ebene des Sagils Kul, am Südfuß des Passes Kisil Dawan oder Subaschi, in 4600—4700 m Seehöhe. Der Boden war kiesig saudig, der Mageninlialt bestand meist aus Grassamen mit nur wenig Insectenresten. Die Fundzeit war Ende Juni; in beiden $? fand ich vorgeschrittene Embryonen; auch diese Form ist also lebendgebärend oder ovovivipar. Leche berichtet a. a. 0. über Phrjaiocephali der Ausbeute V. Hedin's, die aus dem mehr nordöstlichen Tibet stammen; er stellt sie zu Fh. tlieohaldi, bemerkt aber, daß 2 der Exemplare durch die oben rote Farbe abweichen. Leider gibt er über die wichtige Schvvanzfärbung nichts an; es ist wohl möglich, daß die beiden Stücke auch darin mit meinen Exemplaren übereinstimmen. 506 Eiiicii Zügmayer, Leche gibt als Fundorte Nord- und Zentral-Tibet an, sagt jedoch nicht, aus welcher Gegend die beiden rötlichen Stücke stammen; da ich die Form nur im nördlichsten Tibet antraf und trotz beständigen Ausblickens nach ihr weder im südlichen West- Tibet noch in Ladak, ist anzunehmen, daß sie auf den tibetanischen Abhängen des Kuen Lün ihre Heimat hat. Maße des größten s ? Totallänge 115 mm 119 mm Kopflänge 15 16 Kehlfalte — Anus 44 44 Schwanz 56 59 Vordere Extremität 25 24 Hintere Extremität 37 36 Ampliibia. Bnfonidae. ßiffo viridis Laue. 35 Expl. aus Ost-Turkestan und Kaschmir. 8 Exemplare aus Kaschgar sind in der Grundfarbe hell grau- braun und matt olivengrün gefleckt: 3 aus der Oase Jak^'u-Längär sind olivenbraun und fast einfarbig, nur am Hinterende mit wenigen sehr matten Flecken; 16 Stücke aus Khotan sind lebhaft gefärbt und gezeiclmet, hellolive oder taubengrau mit zahlreichen braun- grünen Flecken. Die großen Entfernungen zwischen den einzelnen Oasen in Ost- Turkestan dürften die aus Vorstehendem ersichtliche Bildung von Lokalrassen sehr begünstigen. Anfangs Juni fand ich in Khotan halbentwickelte Larven. Bei Jugendformen sind die Augenwülste sehr klein im Verhält- nis zu ihrem Abstand; auch die Ohrwülste nehmen erst im Alter ihre normale verhältnismäßige Größe an. Die 8 in Kaschgar im Oktober gesammelten Tiere sind alle jung; das größte untei' ihnen hat die dunkelgrünen Flecken nahezu zu Längsreihen vereinigt. Herpetologie von Zeutral-Asien. 507 Ranidae. Mana cijanophlyctis Schneid. 8 ?? von Kaschmir. Mit geringfüg-igen Abweichungen von der typischen Färbung und Zeichnung. 508 Erich Zugmaykr. Herpetologie von Zeutral-Asien. Literaturverzeichnis. 1849. Gkay, Cat. Snakes Coli. Brit. Mus. 1864. GÜNTHEK, Reptiles of British India. 1869. S'J'EINDACHNEE, Reptilien, in: Novara-Expedition, 1872. Stoliczka, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal, Vol. 41. 1875. SCHNEIDEE, Herpetologia europaea. 1878. Strauch, in: Pezewalsky, ]\Iougülei und Land der Tanguten, Vol. 2, Petersburg. 1882. BoulekCtER, Cat. Batrach. sal. Brit. Mus. 1887. — , Cat. Lizards Brit. Mus. 1887. Steauch, Bemerkungen über die Geckonidensammlung etc., in: Mem. Acad. Sc. St. Petersbourg, Vol. 35. 1887. Boulengee, in: AiTCHiSON, Zoology of the Afgban. Delimination Commission. 1888. Boettgee, Reptilien u. Batrachier Transkaspiens. in: Zeel. Jahrb., Vol. 3, Syst. 1890. Boulekgee, Fauna Brit. Ind., Rept. Batr., London. 1891. Blanford, Sc. Res. Second Yarkand Mission, Vol. 2, London. 1899. 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Da mir bekannt ist. ein wie gToßes Interesse das Studium der Fauna des Kaukasus darbietet und wie wenig noch in dieser Hin- sicht geschehen ist, scliloß ich mich gern der zoologisclien Expedition an, welche vom „Studentenkreise zur Erforschung der Fauna Euß- lands" im Sommer 1907 auf den Kaukasus entsandt wurde. Die gegenwärtige Arbeit erscheint als Resultat der Bearbeitung der Sammlungen dieser Expedition aus der Gruppe der Trichopteren, denen ich während der Exkursion meine besondere Aufmerksamkeit zuwandte. Ich entschloß mich, hier bei den von mir aufgezählten Arten die S^'uonyme nicht aufzuführen, da man diese in der Mono- graphie McLachlan's (am vollständigsten), bei Wallengeex (Skand. Neuropteren 1891) und endlich bei S. ülmer (1907, in: „Genera Insectorum") finden kann. Ich halte es für eine angenehme Pflicht, dem „Studentenkreise zur Erforschung der Fauna Rußlands'', der mir die mich inter- essierende Sammlung überließ, dem Herrn Prof. N. J. Zograff, in dessen Laboratorium ich arbeitete und der meinen Untersuchungen viel Teilnahme entgegenbrachte, dem Herrn Prof G. A. Koshewnikow, der mir liebenswürdig das ganze Museumsmaterial aus der Gruppe der Trichopteren zur Verfügung stellte, sowie Herrn Georg Ulmer, Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 33 510 Andreas Martynow, der mir freundlichst einig-e micli interessierende Formen zusandte, meine Dankbarkeit auszusprechen. Die frühesten Nachrichten über Tricliopteren des Kaukasus gibt KoLENATi, der in den Jahren 1843 und 1844 eine Reise im Kaukasus ausführte.^) In seinen ,.]\Ieletemata Entomologica" ^j erzählt er übrigens nur von der Art des Sammeins der Trichopteren, liefert aber keine Übersicht seiner Daten über die Trichopteren des Kaukasus. Alle seine, übrigens nicht zahlreichen Angaben über die Auffindung von Phi-yganiden im Kaukasus finden wir in einer großen Arbeit „Genera et species Trichopterorum".-') Kolenati*) erwähnt in ihr folgende ihm bekannte Arten vom Kaukasus: 1. Auaholia })hahtrnoi(]cs {Holosfomis phnlarnoides Linne) — in Caucaso (potius Armenia), ad pagum Tscbaikent et lacum Sulli-ghöll mense Junio (l, p. 82). 2. Trichostegia grandis {Phr. grandis Linne) — babitat Caucaso et Ar- menia (1, p. 84). 3. Trirliostegia varia (Phr. varia F.) — Caucaso. 4. Chaetotaiilius rJiombicus (LimnopJiilKs rhonibicus Linne) ■ — • Caucaso (1, p. 45). 5. Chaet. flavicornis {Liiirii. flavlcornis Fabr.) — Caucaso (1, p. 44). 6. Slathmophonis fiiscus KOL. (= Anaholia nervosa CuRT. -j- Anah. soror McLach. -\- Anah. furcata Brauer) — Caucaso apud Stauro- polin et iu Armenia (1, p. 61). 7. Uoniotanlhis griseiis (Lvun. grisen.s L.) — Caucaso, Circassia, Junio (1, p. 53). 8. Slniophglax pantherinus PiCT. (= St. slrllaius CuRT. -|- *S'^. Inctuosus Piller et Mitterpacher) — Caucaso (1, p. 67). 9. Hallesus digitatus [= H. digüatus Schrank {H. digitatus Kol. var. a) -\- IL radiattis Curt. = //. dig/tatii.'^ Steph. (//. digitatus Kol. rar. ß et fj] ■ — Caucaso (Octobr.), ad fluvium Tanain (1, p. 69). 10. Notidohia ciliaris Linne — Caucaso, ad fluvium Cubanium, in Circassia ad fluvium Urup, Junio (1, p. 91). 11. Hijdronaiäia maculata Oliv. [^ Brachycentrus suhnubilus CuRT. {H. 7naculata Kol., excl. vars. a et ß) -\- Brach, sp.? (H. mactdata Koh. var. C( et ß)] ■ — ■ Caucaso, in lacu alpino Ballochghöll, prope Elisabeth- polin, Majo, Junio. 1) Meletemata Entomologica, auctore Dr. FrideriCO A. Kolenati, Fase. 1—5, Petropoli 1845—1846. 2) Ibid., Fase. 5, p. 15 L 3) Genera et Species Trichopterorum, auct. F. A. Kolenati, pars prior, Pragae 1848, pars altera, Moskau 1859. 4) Ibid., pars prior, p. 25 u. fi". Die Trichopteren des Kaukasus. 511 12. SpatJi idopferyx copillata PiCT. [Gori-a pilosaF.] — Caucaso occidentali et orientali, Juuio, Julio (1, p. 95). 13. Sclodes axiirea Linne [Mt/stacides azurca L.] — Caucaso, Junio (2, p. 2G3). 14. jSHo mijiii/iis \Beraeodes ni'muia L.] — Caucaso, Armenia, Kai-abagh (1, p. 101). Wir fiiuleii also bei Kolenati den Hinweis auf die Beobachtung Ton mindestens 14 Arten; bei einigen derselben sind freilich die Angaben des Fundortes (Kaukasus) allzu unbestimmt. Einige Formen muß man anzweifeln und von Anfang an StaihnopJiorns fuscw^ Kol, ausschließen (eine ..Art", die von den spätem Autoren schon nicht mehr erwähnt wird), da man darunter, nach McLachlan ^), 3 Arten zu verstehen hat (Anab. nervosa, soror und furcata), und welche von diesen auf dem Kaukasus gefunden wurde, bleibt ungewiß. Die «rste kleine Übei'sicht über die Trichopteren-Fauna des Kaukasus lieferte W. Uljanin.-) In seinem Verzeichnis der „Phrj'ganina", die auf ,? — Kaukasus, Armenien [= Silo sp.]. •6. Glossosoma sp.? (fimbriata?) — Armenien (MoTSCHULSKY, $). 7. Rhyacophila sp. ? {torrcntiwn ?) — Armenien (Armenia, MotschüLSKY). 8. Hydropsyche sp. ? — Armenien. 9. (irammokmlius nilldus Müll. — Elisabethpol. 10. Mysiacides nigra — Kaukasus [? ohne Bezeichnung des Autors!]. In diesem Verzeichnis sind die schon früher bekannten Holo- stomis phalenoides L. und Limnophüus flavicornis Fabr. ausgelassen, und statt M. asureu L., die Kolenati erwähnt, steht, ungewiß warum M. nigra, -^j In McLachlan's Monographie „Revision and Synopsis 1) McLachlan, Rev. and Syn. Europ. Fauna, p. 103 — 105. 2) W. Ul.tanin, Verzeichnis der Netz- und Greradflügler der Gouverne- ments des Moskauer Lehrbezirks. Heraustfe"'. v. d. Gresell. der Freunde •der Naturwissenschaften, Moskau 1869, p. 219 (russisch). 3) M. nigra PiCT. = axiirca L., oder M. nigra L. = nigra L. ? 38* 512 Andreas Martynow of the Trichoptera of Europ. Fauna", 1874-1880, 1884, finden wir nun Ergänzungen zur Fauna des Kaukasus, obwohl auch Lücken vorhanden sind. So finden wir nicht den Fundort „Kaukasus" bei der Beschreibung der Arten: Phrijganea [/randis L., P. varia F., Grammotaidms nitidus Müll.. Limn. rhomhicus L., L. suhcentrcdis Hag. Es fehlt die Bezeiclinung ,.Kaukasus" auch bei der Beschreibung von Halesus di(/itatus, da aber nach McLachlan ^) die Art digitaius- KoLENATi 2 Arten umfaßt {H. radiaius Cuirr. und H. digitatus Schrk.), so ist es in der Tat nicht gewiß, welche von beiden Arten auf dem Kaukasus gefunden wurde.-) Dasselbe gilt auch für St. panthcrinus PicT. •') Ferner werden aus unbekannten Gründen die Angaben „Kaukasus" fortgelassen für die Arten : *SY. hieroglyphicus Steph., Bracinjcenirus submihilus Curt., Bcracodes miniiia L. und Mystacides azurea L. Als neu für die Kaukasus-Fauna erweisen sich folgende Formen : Gluphotaelius selysii McLachlan — Miugrelien (Th. Deyroth), Limn. lunatus Curt. [$ in de Selts' CollectionJ, Limn. auricula Cüet. — Miugrelien, Limn. pecuUaris McLachlan — Gouriel iS in de Selts^ Collection), Cerasma cornuta McLachlan — Gouriel (^ in de Selys' Collection), Lifhax inccmus H. — Armenien (2 SS in Hagen's Samm- lung); Brachycenirus adoxus McLachlan — Kaukasus (Hagen),. Leptocerus hilineatus L. — Gouriel \2 iS — McLachlan hält sie für zweifelhaft]. Für Glossosoma vernale Pict. (= G. fimhiata Steph.) und lihyacophila torrentium Pict. (== lih. armeniaca Guerin) wird bei McLachlan als Fundort „Armenien" (Motschulskt) angeführt und zwar ohne Fragezeichen (vgl. bei Uljanin!). Eine neue Übei'sicht über die Trichopteren Rußlands und des Kaukasus insbesondere gibt uns Bianchi. *) Dieser Autor führt für den Kaukasus 22 Arten auf, von denen 4 neu sind. ^) Limnophilus horealis Zett. L. elegans Curt, L. politus McLachlan L. nigriceps Zett. 1) McLachlan, Rev. aud Syn., p. 149, 150. 2) Nach Brauer (Neurop. Europas . . . üsterr., AYien 1876) Halesus radiaius Curt. 3) McLachlan, Rev. and Syn., p. 3. 4) Lampert, Das Leben im Süßwasser, Ruß. Ausgabe Devriens^ 1900, p. 209—224 (russisch). 5) Der genaue Fundort dieser Arten ist unbekannt. Die Tricbopteien des Kaukasus. 513 Da früher bis 27 Arten bekannt waren oder, nacli Ausscliluß dreier zweifelliafter Formen (Sfaih)itophon(s fitscus, Sioi. panfhorinus, HaJcsus düjitafus) 24 Arten, so ist es klar, daß Bianchi's Liste nicht ganz vollständig- ist. Er hat für den Kaukasns nicht anfgefülirt Pliri)(jauca (jrandis L. , GrammotanUus nitidus ]\Iüll. , Linin. sub- centraUs Hag., Mystacides azurea L.. Brachyceniriis siibnuhihts CuRT.. Stenophylax hieroglyphicns SrEini.^) Bei Glossosoma steht in Klammern: Gl. virnale Pict. [= „G. holioni Cui{T."(!j]. wähi'end Gl. boltoni CuRT. gar nicht dasselbe ist wie Gl. vcrnale Pict. ;= G. fimbnati Steph., für welche allein ]\rcLACHLAN den Fundort „Armenia" anführt. Außer der Übersicht von Bianchi ist mir keine neue Er- gänzung für die Kaukasus-Fauna bekannt, mit Ausnahme einer neuen Art aus der Gattung Drusus — Drusus caucasicus Ui.mek — . welche Ulmer nach 2 Si aus dem Berliner Museum beschrieben hat (Kaukasus. Passanaur bis Lars. 8. — 11. 7. 1900. J. Karsch).-) Somit wurden von den vorhin genannten Autoren vom Kaukasus etwa 34 Arten aufgeführt, von denen als unbeschriebene Formen nachbleiben : Stathm. fuscus Kol.. G. et sp., Vol. 1. 61. Stafhni. paniherinus Kol.. G. et sp., Vol. 1, (57. Halesus difjifatus Kol.. G. et S]).. Vol. 1, 69. Dann bedürfen der Revision die Angaben über das Vorkommen von Lept. bilineatus L. ^), Myst. azurea L.. Brachycenirus subniibilus Gurt. nnd Bmcliycentrus adoxus McLachlan auf dem Kaukasus. Eine allgemeine Liste der Trichopteren, die vom Kaukasus be- kannt sind, folgt weiter unten. Bevor ich an die Beschreibung der von mir erwähnten Samm- lung gehe, die 27 Arten aufzuweisen hat (ungerechnet die Unter- 1) Unter den Arten der Gattung LiuinophUits steht bei BiANCill .auch „L. gri.seus L. (= L. stiyu/a CuRT.)^. Bei McLaCHLAN stimmt die Synonymik der Arten L. griseus L. und L. sfiyu/n CuRT. (p. 85 bzw. p. 57) in nichts überein, bei AVallengren (Skand. Neurop., Vol. 2, p. 44) ist bei der Benennung ..L. yri^eusJj.^' ein Teil der Synonymik McLaCHLAn's von L. sfif/»/a CuRT. gegeben. Infolge dieser Verwirrung ist es unklar, ■welche Art man eigentlich bei Bianchi zu verstehen hat, ob den wahren L. yriseus L. oder L. .stiyina Gurt. Da bisher vom Kaukasus nur L. gri.seus L. bekannt war, so werden wir eben auch diese Art im Auge behalten. 2) In: Notes Leyden Mus., Vol. 29, p. 51. 3) Siehe S. 510. 514 Andreas Martynow, arten), halte ich es nicht für überflüssig?, eine wenn anch nur kurze Beschreibung- des Weges zu geben, auf dem gesammelt wurde. Die Exkursion nahm am 12./25. Juni 1907 ihren Anfang, wo wir aus Borshom nach Süden aufbrachen, und dauerte wenig länger als 2 A\'ochen, vom 12. — 30. Juni (25. Juni bis 12. Juli). Aus der Stadt Borshom bis zur Stadt Achalkalaki im Gouverne- ment Tiflis fuhren wir zuerst auf dem Flusse Kur, dann auf seinem Nebenflüsse Taparawantschai. Auf dem Kur fing ich ausschließlich Arten der Gattung Hydropsijchc. auf dem Taparowantschai gesellten sich zu ihnen noch eine Art, Psijchomyia pusüla, die in zahlreichen Exemplaren vorkam. Danach wurde von uns eine ganze Reihe Seen besucht, der kleine Bergsee „Zunda". am Ufer des Kur, in der Nähe der Stadt Achalkalaki, und eine Reihe kleiner und großer Seen, die südlicher liegen, auf dem Plateau von Achalkalaki, Es sind dieses alles eher große Sümpfe als Seen, die von den Ufern aus stark verwaclisen und flach sind. Zu ihnen gehören der kleine See Tschandura-gliöll, der See Chantschanly-ghöll (gegen 7 km lang), der in einer Höhe von 6328 Fuß über dem Meere liegt, der See Aclimaz,. der See Madatapin-ghöll, in einer Höhe von 6944 Fuß, der See Arpaghöll, in einer Höhe von ()706 Fuß. Die Fauna der auf- gezählten Seen erwies sich zu dieser Zeit als ziemlich arm und einförmig. Hier traf ich besonders oft Ph. obsoleia McLach. (in Massen an den größern Seen), Äg. pagetana Curt. (in großer Menge zusammen mit P. obsoleta). Limn. vittatus F. allenthalben; andere Limnophiliden [L. subcentralis, L. sfirjma, L. franscausicns n. sp., Colpo- iaulius major n. sp.) traf ich in einzelnen Exemplaren. Der nächste von uns besuchte See — Tschaldyr-ghöll (im Gebiete von Kars) — liegt in einem Bergkessel, ist von Bergen umschlossen und recht groß (bis 18 km lang). Die Trichopteren-Fauna der Ufer des Sees wird durch die oben angeführten 3 Arten charakterisiert, aber dafür ist die Zusammensetzung der Fauna an den umliegenden Gebirgs- bächen eine ganz andere. Hier wurden gefunden: Äpotania suhtüis n. sp. (zahlreich), Agapetus incertnlus McLachl. (?) (auch zahlreich),. Acnmoeciella chaldyrensis n. g. n. sp. Am Flusse Tschaldyrka, ganz an der Ausflußstelle desselben aus dem See, ebenso wie am Aus- flusse des Flusses Bogdanowka, der aus dem See Chantschanly kommt, stets in großer Individuenzahl, wurde die Art Triaenodcs reuten McLachl. gefanden, die, nachdem der Lauf des Flusses schneller wurde, allmählich verschwand, und statt ihrer traten dann Ps. pusüla F., Arten der Gattung Ilydropsyche, Jlhyacophüa nubüa Zett. Die Trichopteien des Kaukasus. 515 und andere auf. Formen, die für schnell strömende Flüsse cliarakte- ristiscli sind. Die Abliängig:keit des Vorkommens einiger Arten von den Lebensbedingungen (der Larven) und die Abgrenzung der Stationen tritt liier sehr scharf zutage. ^) Wir können hiernach, wenn auch nur annähernd, in dem von uns besuchten Gebiete 4 Stationen unterscheiden: 1. Die verwachsenen Ufergebiete der sumpfigen Seen (("harakter- fui'men : Limn. rifUifus, F. obsoleta, A. payetuna). 2. Schnellströmende Flüsse {Psychomyia pusilla, Genus llydro- psyche, Silo inherculatum n. sp.). 3. Gebirgsbäche (Äßapeius incertuhis (?), Apatania suhiilis n. sp., AcrunoecieUa chaldyrenis n. (/. n. sp.). 4. Ausflußstellen der Flüsse aus Seen (Triaenodes reuteri). In der Sammlung, welche der „Studentenkreis" mitbrachte, fanden sich, wie gesagt, etwa 21 Arten. In der kleinen Sammlung (3 Arten) von Kawkaiski.t '-). der fast dieselben Örtlichkeiten im Jahre 1901 besuchte, fand ich außerdem 1 Exemplar, das zu einer neuen, von mir nicht gefundenen Art gehört. Im ganzen also führe ich hier die Beschreibung einer Sammlung von 28 Arten auf, von denen 24 Arten für die Kaukasus-Fauna als Neuigkeiten erscheinen. ^) Farn . Fhryganeidae. Genus Phr!/f/((nea Lixxe. Sp. 1. P/wf/f/Hiiea f/randis L. 1 S, See Madatapin-ghöll, Kreis Achalkalaki, Gouvernement Tiflis, 21./6. 1907 (Mautynow). 1) Für die Vollständigkeit der Sammlung sehr wichtig, daher darf man keine einzige Station auslassen. 2) Material des Zool. Museums der Universität Moskau. 3) Die für den Kaukasus neuen Formen sind mit einem * be- zeichnet. 516 Andreas Martynow Sp. 2*.i) Bh, ohsoleta McLach. Viele SS und $$. An den Seen Chantschanly-gliöll, Madatapin- gliüll, Kreis Achalkalaki. Gouvern. Tifiis. 19.— 21./6. 1907 (Maetyxow, Baktenew, Teoizkij ), Chosapin-gliöll. 2H. 6. 1907 (Baktenew, Morosow). und Tsclialdyr-ghüll, 24.— 2(3./6. 1907 (Martynow), Gebiet von Kars. Bei einigen Exemplaren sind an den Seiten des Abdomens vom 2. bis 7. Seo-ment kleine an Kiemen erinnernde Büschel von Auswüchsen zu bemerken. Ähnliche Bildungen sah ich schon früher bei Ph. (jranäis!, Ph. striata und Limn. flavicornis aus dem Gouvernement Moskau. Genus Af/rijj)nia Cürt. Sp. 3*. A, jf>«f/ef<^i<« CüRT. Viele Je? und ??. Von den Seen Chantschanl}^ Madatapin, Achmas, Chosapin, Tschaldyr, 19. — 26./6. 1907 (Martynow, Bartenew). Fam. Limnoplnlidae. Genus CoJxwtauUus Kol. Sp. 4*. Colpotaulius major n, sjJ. (Fig. 1, 2, 3, 4.) Fuscus. Die Härchen der Brust und des Kopfes sind g-rau- gelblich, zwischen ihnen stehen auf der Eückenseite des Kopfes, des Pro- und Mesonotums läng-ere schwarze Haare. Antennae brunneo- testaceae, hell geringelt ; das Basalglied bräunlich (fuscus). Abdomen fuscus, von unten kaum heller, mit hellerm Seitenstreifen, Die Abdomenglieder mit blassen Hinterrändern. Pedes testacei oder gelblich; Coxae braun. Die Ränder des Femurs und der Tibia der Vorderfüße der SS, die einander zugekehrt sind, sind schwarz (wie bei C. incisus), da sie eine große Menge kleiner schwarzer Stacheln bedeckt. Die Coxae der Vorderfüße sind heller als die der hintern. Die Vorderflügel sind hinten nicht zugespitzt, sondern abgerundet, gelblich-braun (testaceae). Die Plügelfransen (fringe) sind goldig. 1) Die für den Kaukasus neuen Formen sind mit * bezeichnet. Die Trichoi)teren des Kaukasus. 517 Die Härchen oben sind goldig, unten, besonders am Apex, schwarz. Die Adern sind brnnneo-testacei. Die Län.o-e der Discoidalzelle koninit deren 8tiel gleich oder ist etwas größer (Fig. 4). Der Post- costalraum ist dunkelbräunlich, der Costalraum durclisichtig. Der Kadius ist leicht gebogen, jedoch mehr als bei C. incisiis; die Hub- costa ist scharf zur Costalader hin gebogen. An den Adern kommen dunklere Punkte vor, über denen sich schwarze Härchen erheben. Die Hinterliügel sind fast durchsichtig. Der Raum zwischen den Enden der Subcostalader und denen des Kadius ist bräunlicli. Der Cubitus teilt sich etwas weiter hinter dem Beginne der Dis- coidalzelle. Beim S bildet das 9. Segment an den Seiten breite Lamellen, die von oben schräg abgeschnitten sind (Fig. 3), Hire Hinterränder sind, von hinten betrachtet, gleichmäßig und mit einzeln stehenden dunklen Härchen besetzt (Fig. 1 u. 2). Weitei- von der Basis, näher der Glitte, gehen die beschriebenen Teile des 9. Segments mehr oder weniger vollständig in die untern Anhänge über, welche aber dennoch mit ihren Enden frei hervorragen. Der gerade Hinterrand des 9. Segments bildet (von hinten) keine so deutlichen Einschnitte nach innen wie bei C. incisus. Die Pedes genitales sind von den Seiten wenig zu sehen und sind dicht mit Haaren besetzt. Von hinten sind sie in ihrer ganzen Ausdehnung zu sehen, nähern sich einander an der Basis und treten dann auseinander, indem sie einen breiten ovalen Zwischenraum bilden, in welchem der Penis zu sehen ist.^) Die hintern Innern Bänder und das freie abgerundete Ende sind dicht mit dunklen Haaren bedeckt. Die Appendices praeanales (superioi'es bei McLachlani sind breit, lappenartig, testacei, mit dichten, langen, gelblichen Haaren besetzt. Der Hinterrand ist (von der Seite gesehen) scharf ausgeschnitten, mehr als bei C. incisus. so daß der Ausschnitt einen geraden, kaum gerundeten Winkel bildet. Der Oberrand ist von oben leicht gewölbt. Die Appendices inter- medii (McLachla.n's) schauen mit ihren zugespitzten Enden nacli außen und verbreitern sich dann plötzlich zur l>asis und berühren sich in ihrem mittlem Teil fast, vermittelst zweier fast quadrat- förmiger Auswüchse (Fig. 2). Diese Auswüchse sind durch einen kleinen Ausschnitt von einem zweiten ovalen Auswuchs im proxi- malen Teil der Appendices intermedii getrennt. Der Penis bildet 1) Bei Cul. i)icis)ff; i^t der mittlere Teil der Pedes genitales von den früher erwähnten Anhängen (Ausbuchtungen) des 9. Segments bedeckt. 518 Andreas Martynow, einen breiten (testaceum) Lappen, der im Zwischenraum zwisclien den App. inferiores liegt und sicli nach hinten verbreitert. Der Hinterrand besitzt in der Mitte einen leichten Ausschnitt. An den Seiten des Penis gehen 2 dünne Spinae, welche von der Basis des- selben entspringen. Die Außeniänder der Basalteile der App. prae- anales sind nach innen gebogen, und das hintere Ende der Biegung bildet einen sclnvarzen Zahn, der nach dem Ende der dunkelbraunen Intermedialanhänge hin gewandt ist (Fig. 1). Länge des Körpers 10 mm.^; $ unbekannt. 3 S6 vom See Arpa-ghüll, Ausfluß des Arpatschai-Flusses, Gebiet von Kars, 22./6. 1907 (Martynow). Genus GrainDiotiniJius Kol. Sp. 5. Gr, nitidus (Müll.). 1 S vom See Madatapin-ghöU. 21./6. 1907 (Martyxow). Länge 14 mm. Blaßgelb. Die Vorderflügel gelblich, mit zahl- reichen schwärzlichen Spritzpunkten überall, außer dem Costalfeld; im dorsalen Teil etwas größere Flecken. Gen. TAninophilus Leach, Sp. 6*. L. vittatiis F. Viele SS und. ??. Von den Seen Tschandura-, Chantschanly-, Arpa-, Tschaldyr-, Chosapin-ghöll , IG.— 26./7. 1907 (Maetynow, Baetenew). Sp. 7*. Li. Stif/liKf CüRT. 1 S vom See Tschandura-ghöll. 3 SS, 3 ?? vom See Arpa-ghöll, 22./6. 1907 (Martynow). Unterscheiden sich etwas durch die f^äi"bung. Der mittlere Teil des Mesonotums und das ganze Abdomen, mit Ausnahme der bräunlichen Seitenstreifen, ochracea. Die Enden und Känder der Genitalanhänge der SS sind schwarz; die Flügel be- 1) Nach der Form der Genitalanliiinge nimmt C. major eine Mittel- stellung zwischen C. incisus und einer neuen Art des Genus CoIpotauUus ans Sibirien ein, die von mir noch nicht beschrieben ist. Die Tricliopteren ilcs Kaukasus. 519 sitzen ein schwarz ausg-ebildetes Netz, ohne braunes Pterostigma (das Pterostigma ist bei 1 c^ und 2 ?? ausgedrückt). Sp. 8. X. stihrentrafis Bhauhr, N. A. (^r= suhcentrcdis Hag., in: Stettin, entomol. Zeitg. 1858). 1 S, Madatapin-ghöll, 21,6. 1907 (^Fartynow). i) Sp. 9*. L. trffiiscfmcasicus n. sp. ■ (Fig. 5, 6, 7, 8, 9.) Steht dem L. bipunctatus Cuet. nahe. Der Kopf ist oben braun (fuscus); die Warzen und das Pronotum gelb, das Mesonotum bi-aun, mit gelblichen eingedrückten Streifchen. Metanotum und Abdomen von oben braun. Die Härchen des Kopfes und der Brust schwarz und gelb. Die Antennen gelblich oder ..fuscentes" mit gelben Ringen. Die Palpen sind gelblich. Die Seitenstreifen und das Ende des Abdomens sind blaß-.,ochracei"'. Die Vorderflügel sind schmaler als bei L. Mpundatus, hinten scharf abgeschnitten und kurz (etwas länger als der Körper); sie sind gleichförmig graulicli, mit schwarzen Härchen, wie bei L. hipundaius und L. scaJenus. aber ohne Abzeichen, nur in der untern Hälfte kann eine bräunliche Trübung mit hj'alinen Einschlüssen vorkommen. Anostomosal- wie Fensterfleck fehlen. Ein wirkliches Pterostigma fehlt, und nur ein trüber Flecken ist vorhanden. Die Adern sind „testaceae", die Aderung wie bei L. bipunctatus Cürt. Die Hinterflügel sind hellgraulich, nach den Enden hin etwas dunkler. Der Cubitus teilt sich in der Höhe des ersten Drittels vom Beginne der Discoidalzelle. S. App. praeanales sind von der Seite in Gestalt kleiner ovaler Anhänge zu sehen (Fig. 6); von oben treten sie nur wenig über die Ränder des 9. Segments hervor; im Unterschiede von L. bipunctatus ist die Biegung des untern Teiles derselben nach innen fast nicht zu bemerken. Die App. intermedii McLachlan's sind wie bei L. bipunctatus, aber kürzer, schmaler, und die Unebenheiten ihrer Ober- fläche sind sehr schwach ausgeprägt. Von oben sind sie regelmäßig, nähern sich einander zur Basis hin, und treten dann auseinander; ihre Enden sind etwas seitwärts ausgezogen und nach oben gebogen (Fig. 5 u. 6). Die Farbe ist schwarz. Die Pedes genitales erscheinen von den Seiten in Form von ovalen, mit schwarzen Haaren besetzten 1) In der Sammlung von W. Ul.TANIX, die im lluseum der Universitcät Moskau aufbewahrt wird, befmdet sich 1 5 mit der Siguierung „Kaukasus". 520 Andreas ]\Iaktyno\v, Auswüchsen, mit einem kleinen Höckerchen im hintern, obern "Winkel (Fig. 6). Der Penis und die Titillatores sind an unsern Exemplaren fast nicht zu seh(»n; die Titillatores sind dünner ahhei L. scalenus.'^) $ (Fig-. 7, 8. 9). Das 9. Segment bildet oben ein breites, kurzes Dreieck, das am Ende so abgeschnitten ist, daß ein kleiner Aus- schnitt entsteht. Aus der Basis des 9. Segments treten Anhänge hervor, die vollkommen ihrer T^age nach an die App. praeanales des Männchens erinnern ; sie sind kurz, etwas verbreitert und ein wenig seitwärts gebogen (Fig. 7). Von der Seite sind sie ziemlich breit an der Basis und verschmälern sich rasch nach hinten (Fig. 9). Die Seitenteile des 9. Segments bilden Lappen von dreieckiger Form mit fast gei-adem hintern obern Winkel. Das „tubulär piece" McL.\chlan's (Teile des 10. Segments) ist sehr kurz; von oben ist nur das Ende seines obern Teils zu sehen; sein Hinterrand hat in der Mitte einen Ausschnitt (Fig. 7 u. 8); unten ist der obere Teil der „tube" (Fig. 8 sup. t) dreieckig und wiederholt die Form des 9. Dorsalsegments. Der untere Teil der „tube" (Fig. 8, inf. t) erscheint in Gestalt einer querausgedehnten Platte mit abgerundetem, gewölbtem Hinterrand. Von der Seite ist der obere Teil des ..tubulär piece" viel weniger nach hinten gezogen (auf der Abbildung nicht sichtbar) als bei L. hipunctatus. Die Subgenitalplatte ist hinten abgeschnitten; die Seitenlappen besitzen einen hintern Innern Winkel, der in Form eines kleinen Zahnes ausgezogen ist. Länge des Körpers 12 — 13 mm. 4 c-^cT. 1 V- See Madatapin-ghöll, Kreis Achalkalaki, Gouverne- ment Tiflis, 21./6. 1907 (Martynow). Wenden wir uns einem Vergleich der eben beschriebenen Art mit L. hipunctatus Gurt, und L. scaJenns Wall, zu, so finden wir, daß beim Männchen die Pedes genitales, besonders aber das 9. Seg- ment sehr ähnlich gebildet sind wie bei L. bipundatus (und L. scaJenus). Unterschiede sind in den obern Anhängseln zu bemei'ken, die bei unsei'er Art stets viel kleiner und einfacher gebaut sind, und be- sonders an den mittlem Anhängen , denn jene eigentümlichen Bil- dungen fehlen, die die Arten hipunctatus und scalenus so sehr von den übrigen Limnophilus- Alien unterscheiden: die bedeutende Größe 1) Ich hatte noch nicht die ]\[öglichkeit, einen genauen Vergleich mit L. hipunctatus vorzunehmen, da es mir au ilaterial für diese Art fehlte. Die Trichopteren des Kaukasus. 521 und die Unebenheit der Oberfläche. In dieser Bezielmng- stellt L. transcaucasicus näher L. bipimctatus als L. scnlemis. ^) Das Weibchen weist vielleicht größere Unterschiede auf. Das 9. Seg-ment ist bei unserer Art kürzer und am Ende ausg-eschnitten; die Anhäng-e des 10. Segments sind bedeutend kürzer und dicker als bei den eben genannten Arten. -') Die ,.tube" unterscheidet sich besonders auffallend: der obere Teil ist kurz und tritt fast gar nicht über den Rand des 9. Segments hinaus, ist breit, während dieses bei scakrms eine lange und dünne Bildung- vorstellt; der untere Teilist breit und nicht di-eieckig, wie bei L. Upnndatm und L. scalenus. Wir können die Beziehungen unserer Art zu L. hi- imnctatus und L. scalenus (hinsichtlich des Baues der Genital anhänge des Männchens) wie in Textflg-. A darstellen: App. prae- aiiales : App.iuter- medii von der Seite und von oben : App.prae- anales und das 9. Seg- ment von oben : L. transcaucasicus ^ L. bipuncfatus L. scalenus Fig. A. Hier erkennen wir eine fortlaufende Reihe von Veränderungen in der Form und Größe der obern und mittlem Anhänge, wobei L. hipundatus in der Mitte steht. Leider kann ich keine ähnliche Abbildung für die Weibchen geben, da ich kein Weibchen von L. hipundatus zur Verfügung hatte. Da die obern und mittlem Anhänge bei L. transcaucasicus nach Form und Größe dem Typus angehören, der im Genus LininopMlus 1) Bei dem von mir untersuchten S von S. scalenus haben die Inter- medialanhänge eine höckerige Oberfläche ! (was noch nicht veröffentlicht ist). 2) Ich hatte ein $ von L. scalenus vor mir von der Halbinsel Kanin (Resultate noch nicht veröffentlicht). 522 Andreas Martynow, und so^ar in der Subfamilie Limnopliilini vorherrscht und da diese Anhänge bei L. hipundatus und noch mehr bei seinem nördlichen Vertreter, />. scalenus, eher eine Abweichung vom Typus darstellen, so kann man wohl unsere Art als primitivere ansehen, die als Aus- gangspunkt für die Art L. hipundatus und durch diese, durch w^eitere Entwicklung der Abweichungen, auch für die Art L. scalenus diente. Genus ApaUinUi Kol. Sp. 10*. A. Huhtilis n. sp. Braun. Coxae und Femora dunkelbraun, Tibiae und Tarsi testacei. Antennae fuscentes, mit undeutlichen hellen Eingen. Das 1. Glied vorn ochraceum. Abdomen braun, der üorsalteil dunkler als die Bauchseite. Die Seitenstreifen blaß. Die Vorderflügel: das Gebiet des Pterostigmas ist groß, dunkel und köi'uig. Die Seite des Kadius. die dem Pterostigma zugewandt ist, und auch weiter, hinter der Querader zum Subcostalfeld hin, ist mit kleinen, schwarzen Härchen besetzt. Die 1. Apicalzelle variiert; bald ist sie gestielt, bald ohne Stiel ; die 3. Gabelung ist immer ge- stielt; die Discoidalzelle ist %mal so lang wae ihr Stiel. Die übrige Aderung ist wie bei A. ivallengreni McLachl. Beim ? ist das Ge- biet des Pterostigmas kleiner, und die schwarzen Härchen fehlen. An den Hinterflügeln, die im allgemeinen mit dem übereinstimmen, was wir bei A. ivallengreni finden ^), muß bemerkt werden, daß beim $ die 1. Apicalzelle fehlt (Fig. 16j. S. Das 9. Segment ist von ol)en regelmäßig. Die Appendices praeanales fehlen. Die App. intermedii McLachlan's (Teile des 10. Segments, Fig. 1^ —11 app. int) erinnern sehr an dieselben An- hänge bei A. wallengreni McLachlan und A. crymophila McLachlan, indem sie eine Mittelstellung zwischen diesen beiden Arten ein- nehmen; oben sind sie dünn, mit unebenem innerem Rande, der mit Haaren besetzt ist, von der Seite relativ breit, und sie erweitern sich vor dem Ende noch mehr, jedoch ist diese Erweiterung be- deutend schwächer als bei A. crymophila. Der mittlere Teil des 10. Segments (median process McLachlan's, m. pr Fig. 10, 11) ist w'ie bei A. ivallengreni, offensichtlich doppelt und besteht aus 2 an der Basis zusammengeflossenen Plättchen, die mit ihren Basalpartien 1) Fig. 15 ist nach einem J augefertigt, das eine Anomalie der Hinterflügel besitzt, indem es eine lange geschlossene Discoidalzelle besitzt. Die Trichopteren des Kaukasus. 523 in die äußern Auswüchse des 10. Segments übergelien {a2)p. interm). An der Seite sind sie etwas nach unten gebogen und das Ende nacli oben gewandt, wie bei A. tcalJenr/reni und A. crymopMla, aber in der proximalen Hälfte sind sie bedeutend verbreitert. Die Farbe des 10. Segments ist braun. Die Pedes genitales sind ebenfalls so gebaut wie bei den genannten Arten, aber das 1. Glied ist nicht an der Basis verschmälert, und das 2. ist relativ dünn, oben an der Basis verbreitert und am Ende zugespitzt. Das 1. Glied ist testaceum, mit brauner ffuseus) oberer äußerer Seite und braunem Saume am Ende; das 2. Glied ist dunkelgelblich mit zarten hellen Härchen. Die Härchen, die auf der untern äußern Seite und am Ende des 1. Gliedes (in der nicht pigmentierten Partie) sitzen, sind lang, dick, testacei. Die Anhänge der Penistasche (..penis sheatlis" McLachlan's) bilden 2 lange, dunkle, nach innen gebogene Spinae. ? (Fig. 12, 13, 14). Die (4enitalanhänge des $ sind fuscentes oder dunkel-ochracei mit braunen Flecken. Das 9. Segment ist von oben schmal und mit dem 10. Segment verwachsen, von den Seiten aber läßt er in der obern Hälfte einen unregelmäßig-ovalen Aus- wuchs nach hiuten vortreten. Die bräunliche Färbung des dorsalen Teiles geht teils auch auf die obern ovalen Seitenauswüchse über. Niedriger als die erwähnten Auswüchse des 9. Segments sieht man von der Seite die obern Hälften besonderer, zarter, mit Härchen bedeckter Plättchen, in Form dreieckiger, nach hinten gerichteter Auswüchse, die sich nach unten fortsetzen und mit den proximalen Teilen des 9. Segments sich vereinigen, von welchen sie nur durch eingedrückte Rinnen getrennt sind il. inf der Abb.). Von oben er- schienen diese Plättchen in Form kleiner, rundlicher Läppchen (Fig. 12). Die Seitenteile des 9. Segments verschmälern sich auf der Bauchseite und werden farblos. Der Oberteil des 10. Segments („tubulär piece" McLachlan's) bildet eine der Länge nach in der Mitte gebogene Platte mit dachartig an den Seiten herabsteigenden Rändern. Bei Betraclitung von oben (und unten) hat es das Aus- sehen, als ob es verlängert wäre, mit fast parallelen Seitenrändern, wie ein am Ende leicht ausgeschnittenes Plättchen (F'ig. 12, 14). An der Seite erweitert sich die „tube"' nach hinten und ist am Ende durch einen rundlich-di-eieckigen Ausschnitt in einen großen obern Lappen von unregelmäßig-ovaler Form und einen kleinern untern geteilt. Der letztere sieht wie ein abgerundet-dreieckiger Auswuchs aus. Die Farbe der ..tube" ist bräunlich mit gelblichen Härchen. Die untere Partie des 10. Segments, welche unter das „tubulär piece" 524 Andreas Martynow, i'eicht, bildet eine breite Platte mit gewölbtem ovalem Hinterrande {Fig. 14 mf. 10). Die Subsenitalplatte erweitert sich etwas nach hinten; an der Seite ist ihr Ende ebenfalls erweitert. Körperläntje 4 — 5 mm, SS uttd ??. Gebirgsbäche am Ostnfer des Sees Tschaldyr-g-höll, 24.— 25./6. 1907 (Martynow). 2 SS vom See Tabiszchuri, Kreis Achalkalaki. Gouvernement Tiflis, 1901 (Kawraiski). Nach den Geschlechtsmerkmalen unterscheidet sich das Weibchen unserer Art mehr von Ajh nallengreni und A^. crymophüa ') als das Männchen, was überhaupt für die Apaianiidae charakteristisch ist. Von Ap. icallemjreni unterscheidet es sich am meisten durch die Form des 10. Segments. Im allgemeinen nimmt Ap. suhtiUs n. sp. bis zu einem gewissen Grade eine Mittelstellung zwischen Ap. ivallen- greni und Ap. crymophüa ein. Fam. Sericostomcäidae. Subfam. Goerinae Ulmer. Genus Silo Gurt. Sp. 11*. S, tubercrdatuin n, sp. (Fig. 17-20.) Fuscum. Antennae fuscae. Die Basis der Glieder sind von einem schmalen schwarzen Ringe umsäumt und die Enden der Glieder sind hell, wodurch eine geringelte Zeichnung der Antennen zustande kommt. Der Kopf ist mit undicht stehenden schwärzlichen Haaren bedeckt. Die Palpi maxillares tragen verdickte Haar- schüppchen. Das Abdomen ist dunkelbi-aun oder dunkel-testaceum mit blassen Seitenstreifen. Die Füße sind dunkel-testacei; die Femora der Vorderfüße sind von außen fuscentes; die Coxae dunkel- braun. Die Flügel sind braun mit schwärzlichen Härchen (Fig. 20). Die Vorder flügel. Der 1. Apicalsector zweigt sich in der Entfernung eines Dritteiles von der Basis der Discoidalzelle (wie bei S. nüjrkornis) ab. Die 3. Gabelung besitzt einen kurzen Fuß; alles Übrige siehe auf der Abbildung. 1) Nach noch nicht veröfFentlichtem Material. Die Trichopteren des Kaukasus. 525 Die Hinterflügel. Die Faltentasclie nimmt keinen großen Raum ein ; indem sie bei der Discoidalzelle beginnt, geht sie in das Gebiet der 2. Apicalzelle und endet, ohne das Ende derselben zu erreichen. An den Seiten finden sich gebogene schwarze Härchen, besonders in der ersten Hälfte der Faltentasche. Genau genommen gibt es keine eigentliche Falte. Die dunklere Färbung der von ihr eingenommenen Partie ist durch die Erweiterung der beiden Adern der 2. Apicalzelle bedingt, die in der Mitte fast zusammenfließen; in der mittlem Partie sitzen zahlreiche, kleine, schwarze DiJrnchen. Auf den Adern befinden sich zerstreut schwarze Härchen, die bald verlängert und gebogen, bald als keine Dürnchen erscheinen. Im Gebiete der Discoidalzelle laufen die Adern etwas unregelmäßig, einander genähert, aber eine Obliteration der Adern fehlt. Zwischen der 2. und 3. Analzelle befindet sich eine Falte, die aber keine ge- bogenen, krummen Härchen aufweist und nicht mit schwarzen Haaren ausgefüllt ist. S (Fig. 17, 18, 19). Der mittlere Dorsallappen („penis cover-' McLachlan's) ist kurz und oben breit, von brauner oder sogar schwarzer Farbe, mit wenigen Haaren. Die stabförmigen Appendices praeanales sind ebenfalls kurz, hinten abgerundet, mit dünnstehender Behaarung, von schwarzer Farbe. Die Partien des 10. Segments („interm. appendages"' McLachlan's) sind dunkelbraun; diese Anhänge sind an der Basis breit und dann in lange, etwas nach unten ge- bogene Auswüchse ausgezogen, deren Enden, von oben betrachtet, verdickt erscheinen, in Form von Köpfchen, und nach innen gewandt sind, einander entgegen. Nur der mittlere, vortretende Teil der er- weiterten Hälfte der Anhänge ist schwarz, die innere Erweiterung aber und die Außenseite des proximalen Teiles der Anhänge sind bedeutend heller, testacea. Die Pedes genitales sind 2gliedrig. Die 1. Glieder sind sehr kurz, breit und an der Basis einander genähert; die 2. Glieder, wie gewöhnlich, aus 2 Lappen bestehend. Der untere (innere) Lappen ist gerade und am Ende in einen kleinen Fortsatz ausgezogen, der leicht nach oben und außen gebogen ist. Der äußere und obere Zweig ist kürzer als der erste und trägt am untern und äußern Rande einige vortretende Zähnchen. Der Penis ist am Ende gerundet (an unsern Exemplaren schwach zu sehen). Das 6. Yentralsegment besitzt einen großen Zahn. Körperlänge 5 — 6,2 mm. Weibchen unbekannt. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 34 526 Andreas Martynow, 3 6S, Tal des Flusses Tschaldyrka, beim Dorf Greiiaderskoje, Gebiet von Kars, 28./6. 1907 (Mahtyxow). In der Sammlung des Zoologischen Museums der Universität Moskau befindet sich noch 1 S dieser Art, von ungewisser Provenienz. Nach den Genitalanhängen der SS nähert sich diese Art am meisten Silo meditcrraneum McLachlan. Genus LitJtacodes n. g. Ahnlicli dem Liihax McLachlan, doch ist beim c^ die Basal- hälfte der 3. Analader des Hinterflügels eingedrückt und bildet den Boden einer Falte ^) (Fig. 24). Von beiden Seiten derselben und ebenso im Felde zwischen der 3. und 4, Analader sitzen dichte, kurze, verdickte, schwarze Härchen, in Form von Schüppchen, aber es fehlen hier gänzlich jene langen, gebogenen Haare, die für das Genus Silo-) charakteristisch sind; ferner fehlen die Erweiterung der Adern, die Veränderung und noch mehr die Obliteration der Aderung. Auf dem Hinterflügel des S finden sich noch zahlreiche Schüppchen. Beim $ fehlen an den Hinterflügeln sowohl die Falten- tasche an der 3. Analader wie auch die Schüppchen. Dieser Genus umfaßt nur eine kvi: Sp. 12. Zi. ineanus Hag. Lithax incanw.s- Hagen, in: Stettin, entomol. Ztg.,. Vol. 20, p. 148 (1859), (Armenien). L. ineanus McLachlan, Eev. and Syn. Trieb., Suppl., Part 2, p. 51, tab. 56 (1880), (2 SS)- Die Eigentümlichkeiten der Hinterflügel des Männchens, die McLachlan entgangen w^aren, wurden schon bei der Aufzählung der Genusmerkmale hervorgehoben. Zu McLachlan's Beschreibung der Genitalanhänge der Männchen wollen war Folgendes hinzufügen (Fig. 21): der untere Lappen der in der Basalpartie sehr breiten Pedes genitales ist dünn und am Ende leicht in die Höhe gebogen; der obere Lappen ist von der Seite breit und am Ende noch nach unten erweitert. Die obere Hälfte des Seitenteils des 9. Segments bildet einen sehr bemerkbaren Zahn nach hinten. 1) Diese Falte ist offenbar nicht der für Silo gewöhnlichen Falten- tascbe homolog, sondern einer andern Falte, die weder gebogene noch gewöhnliche schwarze Haare besitzt und ungefähr an derselben Stelle (zwischen der 2. und 3. Analader) bei Silo tiibercidatiim n. sp. sich findet. 2) "Wie z. B. bei »S. tuberculatuni n. sjk Die Triclioptereii des Kaukasus. 527 ? (Fig-. 22, 23, 24). An den Hinterflügeln des ? felilen, wie gesagt, sowolil die Scliiippclien als anch die Falten im Analfelde (an der 3. Ader, Fig. 24a, ? r. p). Am 6. Ventralsegment ist nicht ein großer, sondern 2 kurze, dicke Zähne, die s^-mmetrisch angeordnet sind. Das 9. Segment ver- schmälert sich oben nach hinten und geht dann ein dreieckiger Teil (die intersegmentale Membran), der die Basen der Seitenteile des 10. Segments (McLachlan's „lobes") verbindet, die in Form von 2 parallelrandigen Platten nach hinten gerichtet sind und ein wenig auseiuandertreten. An den Enden sind sie fast gerade abgeschnitten. An den Seiten sind diese Teile breit und am Ende abgerundet. Die untere Hälfte des 9. Segments tritt seitwärts nach hinten vor in Form eines abgerundeten Lappens. 4 c^d^, 1 $. Schlucht des Flusses Kur, beim Dorf Tumurdo in der Nähe von Achalkalaki. Gouvernement Tiflis, 15./6. 1907 (Mak- TYNOW). 5 Exemplare der eben beschriebenen Art rechne icli ohne Be- denken zur Art incanus, die von Hagen aufgestellt wurde und von McLachlan beschrieben ist, aber das Vorhandensein einer besondern Faltentasche, welche ich an der 3. Analader fand (auf den Hinter- flügeln), zwingt mich, diese Form aus der Gattung Lithax McLachlan's auszuscheiden. McLachlan hatte diese Tasche nicht bemerkt, wohl infolge schlechter Konservierung der 2 ihm zu Gebote stehenden trocknen Exemplare.^) Das Vorhandensein einer Faltentasche an den Hinterflügeln spricht scheinbar für die Zugehörigkeit unserer Art zur Gattung Süo^ aber die Lage der Tasche bei L. incanus ist eine andere als bei der Gattung Silo, und wie schon früher gesagt, ist die Tasche bei der beschriebenen Art eher der 2. Falte ohne besondere Haare bei Silo tuherculatum n. sp. homolog, welche sich im 3. Analfelde befindet. Ferner spricht sowohl das Fehlen gekrümmter Härchen an der Falte als auch das Vorhandensein von Schuppen an den Hinterflügeln der SS für die Notwendigkeit, diese Form in ein besonderes Genus auszuscheiden. Das Weibchen war früher nicht bekannt und ist von mir zuerst beschrieben worden. 1) Das gibt selbst McLachlan zu: „The typus are not in a condition to enable me to give figures of the nervation." 34* 528 Andreas Martynow, Subfani. Lepidostomatinae Ulmee. Genus AcrunoecieUa n. (/. Sehr ähnlich dem Genus Acrimoecia Ulmek. Zalil der Sporen 2, 4, 4. Das Basalglied der Antennen so lang wie das Abdomen, mit langen, zahlreichen, abstehenden Härchen bedeckt. Die Palpi maxillares 2gliedrig; das 1. Glied ist lang, das 2. kurz; sie sind mit verdickten Haaren bedeckt. Flügel wie bei Acrimoecia. mit der Ausnahme, daß im hintern Teil der Vorderflügel des S die Aderung eine regelmäßigere ist (Fig. 28 u. 29): der Cubitus bildet eine 5. Gabelung (Apicalgabel), die bei Acrimoecia fehlt, und hier fehlt deshalb jene rundliche Zelle, die bei Acrimoecia vorhanden ist. Die Genitalanhänge sind ähnlich gebaut wie bei Acrimoecia Ulmfr und Dinarthrum McLachlan. Sp. 13''. A. cliaJiJfjrensis h. sjj. (Fig. 25—29.) Braun. Die Antennen sind ebenfalls braun mit gelber Ring- zeichnung, heller zu dem Ende hin. Palpi maxillares testacei; die Härchen sind von oben bräunlich, lang, von unten und von den Seiten blaß. Palpi labiales testacei; die Härchen blaß. Die Füße sind dunkel-testacei. Das Abdomen fuscum ; die Seitenstreifen blaß. Die Vorderflügel sind graubräunlich mit gelblichen Härchen. Die Hinterflügel sind blaß. Die Aderung und die Faltentasche der Vorderflügel wie bei Acrimoecia parvula McLachlan, mit Ausnahme der Eigentümlichkeit an den Vorderflügeln , die schon bei der der Charakteristik des Genus hervorgehoben wurde. S (Fig. 25 — 27). Das 9. Segment ist oben dreieckig nach hinten ausgezogen, und unter ihm treten Teile des 10. Segments hervor. Das letztere ist oben in der Mitte in 2 Hälften geteilt (wie bei Dinarthrum pur/nax McLachlan). Jede derselben besteht aus einer Innern und einer äußern Ausbuchtung. Die innere Ausbuchtung ist oben mit langen Haaren bedeckt und scharf nach unten gebogen. Die äußere Ausbuchtung ist oben breit, hinten abgerundet und lang, von der Seite aber erscheint sie in Form eines schmalen Drei- ecks, das mit der Spitze nach rückwärts gewandt ist. Die Pedes genitales sind undeutlich 2gliedrig: das 1. Glied ist lang und dick, ähnlich wie bei Acrunoccia, und hat im distalen, glatten, auswuchs- losen Teil einige lange und dicke Borsten; das 2. Glied hat die Die Trichopteren des Kaukasus. 529 Form einer Platte, die verbreiteit ist und am Ende leicht aus- g-eschnitten, wobei ihre obere dreieckige Ausbuchtung nach innen ge- bogen erscheint. Der Penis ist nicht groß, verbreitert sich am Ende und erscheint von unten wie 2 nebeneinander stehende Scheiben. Neben ihm befinden sich 2 schmale zugespitzte Plättchen (penis sheaths), die beide nach rechts gebogen sind; von ihnen ist die äußere größer als die innere. ? unbekannt. Länge 5 mm. 4 SS, Gebirgsbach am Ostufer des Sees Tschaldyr-ghöll, 27./6. 1907 (Martynow). 1 (J, Sclilucht des Flusses Kur, beim Dorfe Tumurdo. in der Nähe von Achalkalaki, 17.6. 1907 (Martynow). In bezug auf die Kopfanhänge steht das c^ von jlcrimoeciella chcdchjrensis n. sp. eher näher der Gattung Dinarthriim als Acrunoecia parvula McLchlan. Als gemeinsame Merkmale für Diuarthrum (D. pugnax McLachlan und besonders D. inerme McLachlak) und unsere Form erscheinen folgende: der Bau des 10. Segments (seine Zwei- teilung, Avobei die Innern Ausbuchtungen nach unten gebogen sind, die äußern aber dreieckig nach hinten ausgezogen erscheinen); die Zweigliedrigkeit des Pedes genitales (scharf ausgeprägt bei Dinarthrum): die ähnliche Asj'mmetrie in den Anhängen der Penis- basis („penis sheaths" McLachlan's). Mit Dinarthrum inerme McLachlan stimmt unsere Form noch überein: a) in dem Fehlen des äußern Auswuchses des 1. Gliedes der Pedes genitales (bei D. pugnax existiert ein ziemlich langer Auswuchs) und b) im Bau des 1. Gliedes der Antennen (ohne Auswüchse). Wie schon früher gesagt, gleicht A. chalclyrensis n. sp. in der Aderung der Flügel sehr der Acrunoecia parvula McLachlan und unterscheidet sich von letzterer Art nur (beim S) durch das Vor- handensein einer 5. Gabelung an den vordem Flügeln, was als Merkmal relativer Primitivität der beschriebenen Art erscheint, da wir das Fehlen einer 5. Gabelung (beim S) bei Acrunoecia^ Dinarthrum und bei den ihnen nahestehenden Dinarthrella Ulmer und Dinarthrocles Ulmer (außer D. armata Ulmer) als spätem Verlust derselben an- sehen müssen, infolge der Spezialisierung der Aderung. Andrerseits verbinden die Eigentümlichkeiten im Bau der Genitalanhänge beim S von A. chaUlyrensis n. sp. durch D. inerme Mc;Lachlan, bei dem wie bei Acrunoeciella (und Acrunoecia) das Basalglied der Antennen der Auswüchse ermangelt, dasselbe mit dem Genus Dinarthrum McLachlan und den ihm nahestehenden {Dirmrthrella und Dinar- 530 Andreas Martynow, throdes). Somit sprechen die oben ang-eführten Merkmale dafür, daß wir in unserer Art eine Form besitzen, die Äcrmioecia sehr nahe steht und o-leichzeitig relativ primitiv ist, eine altertümliche Form, die sich nicht weit von der Urform sich entfernt hat. welche für die Gattung Acrunoecia einerseits und alle Arten der Gattung Binarthrum, andrerseits den Ursprung- abgab. Fam. Lepfoceridae. Subfam. Leptocerinae Ulmer. Genus Triaenodes McLachlan. Sp. 14'\ T. reuteri McLachlan. Zu der Beschreibung der Genitalanhänge des S bei McLachlax (Rev. and Syn., Suppl., Part 2, p. XV, tab. 57) kinmen wir einige Ergänzungen geben (Fig. 30). Das 10. Segment („upper penis cover" bei McLachlan) ist lang, mit geradem obern Rande (von der Seite), erweitert sich allmählich zur Basis, wo von unten ein kleiner ovaler Ausschnitt sich befindet (ex Fig. 30). Der Penis ist von oben zwei- buchtig. Über ihm befindet sich eine unpaare Spina — der Titillator, welche von der Penistasche entspringt. Der Endteil der Spina ist verdickt, am Ende selbst leicht nach oben gebogen, und vor diesem Endteil befindet sich noch von oben eine kleine Vertiefung. Die Basalpartie der Pedes genitales trägt von innen einen nach hinten gerichteten, sichelförmig nach unten gebogenen breiten Auswuchs, dessen Ende von unten gezahnt ist und dicke Haare trägt. Nicht weit hinter diesem Auswüchse erhebt sich ein anderer, sehr kleiner Auswuchs mit borstigen Härchen. Beide Auswüchse sind an ihrer Basis verbunden. Viele r^.S und $?.^) Ausfluß des P^lusses Bogdanowka (aus dem See Chantschanly-ghöll), 19./6. 1907 (Martynow); Ausfluß des Flusses Tschaldyrka (aus dem See Tschaldyr), 27./6. 1907 (Martynow), 1) Die Beschreibung des "Weibchens muß ich bis auf günstigere Um- stände zurückstellen. Die Trichopteren des Kaukasus. 531 Sp. 15"^. T. Ji'aim'afskii n. sp. (Fig. 31—32.) Kopf? ^), Brust und Coxae braun, mit blaß gelblich- grauen Haaren. Die vordem Füße testacei; Tarsen mit bräunlichen Binden. Abdomen testaceum; oben dunkler, unten blasser. Die Vordertlügel sind von angedrückten, ziemlich langen, gräulichen Haaren bedeckt, unter denen, auf den dunkeln Flecken, auch schwärzliche Haare vor- kommen. Die Adern sind testacei; im Apicalteil werden sie fast schwarz. Die kleinen dunkeln Flecke, die sich durch Anhäufung von Haaren an einigen Stellen bilden, unter denen sich auch schwarze befinden, sind an der Medialader und am Cubitus auffallender. Die Hinterflügel sind fast durchsichtig mit ebensolchen Härchen. Die Aderung der Flügel ist ähnlich wie bei T. interna McLachlan. S. Das G.Segment ist testaceum, oben mit ovalem Hinterrande ; von der Seite wie gewöhnlich (bei T. reuteri, interna, conspersa). Unter dem 9. Segment tritt das 10. hervor, dessen Basis von oben in einen dünnen gelblichen und sehr langen Auswuchs ausgezogen ist, der sich am Ende etwas nach unten umbiegt. Von seinen Seiten gehen kürzere testacei Appendices praeanales aus. die an der Basis dünner sind, dann aber sich erweitern und leicht nach oben gehoben erscheinen. Wie die Appendices praeanales, so besitzt, nur in ge- ringem! Maße, auch der unpaare. dorsale Auswuchs am Ende kurze Härchen (Borsten). Unterhalb der beschriebenen Anhänge geht der „penis Cover" McLachlan's ab, der von der Seite am Ende dünn und fast zugespitzt erscheint, dann aber sich schnell zur Basis hin er- weitert, eine breite, am untern Rande abgerundete Scheibe bildend, an deren Basis ein kleiner Ausschnitt von unten sich vorfindet. Die Pedes genitales bestehen, wie bei Tr. reuteri-), aus einer breiten. 21appigen Scheibe und Innern Auswüchsen. Die obere Ausbuchtung der Scheibe hat das gewöhnliche Aus- sehen, aber ihr oberer Rand ist nicht oval ausgebuchtet, sondern mehr oder weniger gerade abgeschnitten. Die untere Ausbuchtung ist am Ende gerade abgeschnitten, mit einem obern Winkel, der in einen kleinen dünnen Auswuchs ausgezogen ist und sich ein wenig nach innen richtet. 1) Es ist nur ein (J vorhanden, defekt, ohne Kopf. 2) Dasselbe hat wohl, aller Wahrscheinlichkeit nach, auch bei andern Arten von Triacnodes statt. 532 Andreas Maktynow, Die Farbe ist blaß-testaceus, die Härchen blaßgraulicli. An der Innenseite des Basalteils der Pedes genitales geht ein ziemlich langer, dunkel-testaceus gefärbter nach hinten gerichteter Auswuchs ab, der am Ende nach unten gebogen ist. Unterhalb dieser Anhänge geht jederseits noch ein kleiner Auswuchs aus (wie bei T. rcuteri), der am Ende verbreitert ist, und borstige Härchen trägt {pr. min Fig. 31). Der untere Teil des Penis besteht aus festem, hellbraunem Chitin; der obere Teil ist erweitert, am Ende 21appig , von zartem , membranüsem Charakter. Die Penistasche bildet unter dem Penis einen gewöhnlich gestalteten, langen, dünnen, braunen Anhang, den Titillator. dessen Endteil verdickt und leicht nach unten gebogen ist, während das Ende selbst etwas nach oben gerichtet erscheint. ? unbekannt. 1 S, defekt, ohne Kopf und ohne 2. und 3. Beinpaar. Tiflis, 15./8. 1901 (Kaweaisky). Diese Art steht näher als die andern T. reuieri McLachlan, T. conspcrsa Ramb. und T. interna McLachlan. Von den 2 ersten unterscheidet sie sich hauptsächlich durch den Bau des Pedes genitales und die Form des „penis cover", von T. conspersa auch noch durch das Fehlen des Anhängepaares an der Basis des 10. Segments. Von T. interna unterscheidet sie sich am meisten durch die Form des unpaaren Anhanges der Basis des 10. Segments und des „penis cover", in der Form der Platte (ihrer untern Ausbuchtung) des Pedes genitales aber ist eine bedeutende Ähnlichkeit mit T. interna be- merkbar, da hier die untere Ausbuchtung der Platte, wie bei T. TiaivraisUi n. sp., eine zugespitzte Hervorragung bildet, nui' von noch bedeutenderer Größe. Alle 4 genannten Arten bilden eine Gruppe von nahe verwandten Arten, aber T. l-muraiskii n. sp. und T. interna bilden eine besondere Untergruppe, die durch eine gewisse Spezialisierung der Form der Pedes genitales charakterisiert wird.^) 1) Dieser nähert sich vielleicht noch die algerische T. alhicornis TJlmee, in: Ann. Soc. entomol. Belg., Vol. 49, p. 23, fig. 8, 9, 10 (1905). Die Trichoptereii des Kaukasus. 533 Genus JloniUia McLachlan. Sp. 16*. IL 7o}tf/isputosa n. sp, (Fig. 33—35.) Steht H. Jeucopliaca Ramb.^) nahe. Die Farbe des Körpers, die Antennen, Palpen wie bei H. hucoplmea. Die vordem Flüg-el bräun- lich-gran. im Apicalteil etwas heller. Das Costalfeld in der distalen Hälfte graulich-weiß werdend, außer einer graulich-braunen Region des Pterostigmas. Weißliche Fascien, die bei IL leucophaea vor- handen, sind hier zerrissen. Statt der mittlem Fascie findet sich ein weißlicher Flecken beim Arculus, ein kleiner Flecken an der Querader zwischen Media und Cubitus und ein breiter Flecken, der in querer Richtung vom Costalrande des Flügels unterhalb des Pterostigmas ausgezogen ist. bis zur Discoidalzelle hin. Dann ist noch ein Fleck an der Querader vorhanden, die von oben die Discoidal- zelle begrenzt, und an der Querader zwischen dieser und der Median- ader. Diesem gegenüber findet sich ein kleines Fleckchen am Radius, mitten im Pterostigma. Ein breiter Flecken ist noch am Ende des Radius und ein kleiner am Ende des 1. Apicalsectors. Der helle Streifen der Flügelbasis von H. leucophaea ist hier fast gar nicht ausgeprägt. Die Adern sind fuscentes; besonders scharf sind die Subcosta und der Cubitus. Die Hinterflügel sind dunkelgräulich. Die Aderung der Flügel wie bei H. leucoplmea. (J. In Anbetracht der großen Übereinstimmung im Bau der Genitalanhänge mit H. leucophaea verweile ich hauptsächlich bei den Unterschieden gegen diese Art.-) Das dunkelbraune 9. Segment, Avie bei H. leucophaea, läßt oben 2 gerundete Auswüchse vortreten, dann wird es von den Seiten schmäler (es ist wegen des sich darüber schiebenden Randes des 8. Segments unsichtbar), und wird nach unten wieder breiter. Von der Bauchseite ist es regelmäßig. Direkt unter den Dorsalauswüchsen des 9. Segments treten 2 lange, braune, stäbchenförmige Anhänge 1) McLachlan-, Rev. and Syn. Trich. Europ. Fauna, p. 318, tab. 34. 2) Leider bekam ich selbst keine Vertreter der Art //. leucophaea zu sehen und beschränke mich hier nur auf einen Vergleich mit den Be- schreibungen und Abbildungen McLacHLAX's (1. c.) und in Klapalek's, Die ilorphologie der Genitalsegmente, in : Acad. Sc. Emp. Fran^ois I. 534 Andreas Martynow, vor, mit kurzen Haaren bewachsen (Fig. ap. spl)}) Unter dem 9. Segment und diesen Anhängen hervor tritt nach rückwärts das 10. Segment, das sich oben nach hinten verschmälert, aber nicht allmählich zuspitzt wie bei H. leucophaea, sondern hinten gerade abgeschnitten ist; nur ein zentraler Teil, der wie ein schmaler, leicht dunkler Streifen erscheint, tiitt hinter dem abgeschnittenen Ende in Form eines Spießes (Fig. 85) vor. Von der Seite ist das 10. Segment breit, hinten abgerundet, von blasser Färbung (Fig. 33). Von den Seiten des 10. Segments gehen 2 lange, dünne, gelbliche Anhängsel aus, die nach unten gebogen und am Ende verdickt sind wie bei H. leucophaea („ap. interm." McLachlan's). Näher der Mitte treten vom 10. Segment (Fig. 35} noch 2 ähnliche dünne, helle An- hängsel hervor, sie sind aber kürzer und am Ende nicht verdickt. Diese Anhängsel (an unserm Exemplar ist nur das eine rechte er- halten) bilden eine Eigentümlichkeit der beschriebenen Art, da weder McLachlan noch Klapalek sie bei H. leucophaea zeichnen oder erwähnen. Unterhalb des 10. Segments gehen 2 Anhänge aus, die nach unten gebogen und nach außen gewandt sind {ap. prn). Diese Anhänge sind braun, verdicken sich zum Ende hin und be- sitzen keine Härchen. Die Pedes genitales sind wie bei H. leucophaea, aber mit folgenden Unterschieden: das äußere hintere Ende ist in einen sehr langen (länger als die Anhänge des 10. Segments), dünnen, stäbchenförmigen Anhang ausgezogen, der am Ende leicht erweitert und nach hinten gerichtet ist, und dann ein wenig nach innen ; von unten ist der Ausschnitt zwischen der basalen Erweiterung und dem Endauswuchs (c) nicht so breit wie bei H. leucophaea. Von der Innen- seite gehen, wie bei H. leucophaea, 2 Anhänge aus, aber sie sind hiei dick, dazu noch an den Enden verdickt und einander zugewandt. Der Penis ist am Ende sehr verbreitert. In seinem untersten Teil trägt er 2 kleine dreieckige Anhänge von brauner Farbe mit zu- gespitzten, nach außen gewandten Enden. Länge 7^2 nim. 1 S- Südostufer des Sees Tschaldyr, Gebiet von Kars, 27. 6. 1907 (Martynow). Die eben beschriebene Art steht der einzigen Art der Gattung Honiüia, H. leucophaea, nahe, unterscheidet sich aber durch einige bestimmte Eigentümlichkeiten im Bau der Genitalorgane des S- 1) McLachlan nennt diese Anhänge bei H. Jnicophaea ,.ap. superiores", Klapalek sieht sie einfach als Auswüchse des 9. Ses^raeuts an. Die Trichopteren des Kaukasus. 535 Es bestellt ein großer ]\reiiiung-sunterschied unter den Autoren über die Deutung der verscliiedenen Anliänge bei Ilomüia. Wie schon gesagt, sieht Klapalek die obern Anliänge McLachlan's (opi). spl der Abbildungen) einfach als Auswüchse des 9. Dorsalsegments an. Die gebogenen Anhänge, die oben an den Seiten des Penis (ai^p. prn der Abbildungen) ausgehen und dem ..penis sheaths" McLachlan's ents])rechen (bei H. leticophaea), hält Klapalek für Appendices prae- anales. ^) Der Penis hat von unten einen eigentümlichen Bau und läßt an den Seiten je einen kleinen, am Ende zugespitzten Auswuchs vortreten. Nach ihrer Lage erinnern diese Auswüchse sehr an die von McLachlan abgebildeten (auf fig. 6, tab. 35) Anliänge, die unter rechtem Winkel zu den Pedes genitales gerichtet sind. Klapalek meint, McLachlan habe den proximalen Teil der obern Anhänge (App. praeanales) als „penis sheaths" beschrieben, den distalen Teil aber als die eben erwähnten Anhänge, die unter rechtem \\'inkel zu den untern Anhängen abgehen. Die innern Auswüchse des 10. Segments (x Fig. 35) bilden eine Eigentümlichkeit unserer Art: sie stehen zum 10. Segment im selben Verhältnis wie die äußern, wirklichen App. intermedii. Genus Setodes Ramb. Sp. IT. Setodes sj^-- ("• •*»'i>'?)- 1 ?. Dorf Grenaderskoje. Gebiet von Kars (Martynow). Einerseits S. interrupta F. nahestehend, andrerseits S. similis McLachlan. 2j Unterscheidet sich von S. interrupta folgendermaßen: Die Antennen sind blaß, im Basalteil heller, im distalen Teil testacei. An der Basis der Vordertlügel ist kein großer, weißer Flecken zu sehen, sondern 2 kleine; 1 kleiner, unregelmäßiger Flecken beim Arculus. 1 kleiner Flecken am Pterostigma, 1 Flecken am Thyridium. Am Apicalrande keine weißen Flecken. Die Seitenausbuchtungen (Anhänge) des 9. Segments sind lang; der dreieckige Auswuchs der zentralen Partie des 9. Segments ist oben nicht sichtbar. Die Unterschiede an den Genitalanhängen des Weibchens von denen von S. similis sind noch bedeutender. Somit kann das beschriebene Exemplar entweder zu S. intetTupta oder zu einer neuen Art ge- 1) Da ich nur 1 Exemplar aus der Gattung Homilia besitze, konnte ich diese Versicherung Klapalek's nicht kontrollieren. 2) McLachlan, Rev. and Syn. Eur. Fauna, p. 340—343, tab. 37. 536 Andreas Martynow, rechnet werden, und die letztere Annahme halte ich, in Anbetracht der aufgezählten Unterschiede, für die wahrscheinlichere. ^) Farn. Molannidae. Subfain. Beraeinae Ulmer. Genus Beraea Stephens. Sp. 18*. B. pulpata n, sj). (Fig. 36 — 39.) B. articularis Pict. nahestehend. 1 S- Kopf bräunlich; vorn, zwischen den Antennen be- findet sich eine Erhöhung mit schwarzen Härchen; hinten an den Seiten 2 ovale testacei Warzen, die breiter sind als McLachlan sie bei B. articularis zeichnet. Das Basalglied der Antennen ist etwas länger als der Kopf, bräunlich-testaceus, verschmälert in der proximalen und verbreitert in der distalen Hälfte; es ist mit dichten gelblichen Härchen bedeckt.'-) Die Maxillarpalpen wie folgt: das 3. Glied ist das längste^), das 2. länger als das 1.; das 1. und 3. Glied sind bräunlich, das 2. blasser. Das 2. Glied (Fig. 39) hat an der äußern Seite einen gleichmäßig dicken Auswuchs, der aber nicht bis an das Ende des Gliedes reicht. Das 1. und 3. Glied, auf dem 2. aber besonders der Auswuchs, tragen zahlreiche Härchen. ^) An den Palpi labiales ist das 1. Glied sehr kurz, das 2. Glied ist lang mit abstellenden, graugelblichen Haaren.^) Längs des umfangreichen Mesonotums ziehen in der Mitte die gewöhnlichen 2 schmalen, langen, geraden Streifen, die etwas ein- gedrückt sind, von gelber Farbe, nur durch ein schmales braunes Streifchen getrennt. Die Beine sind gelblich. Das Abdomen ist bräunlich-testaceum. Die Flügel gelblich, mit dichtem, dunklem Haar. Von der Basis an, längs dem ganzen Unterrande des Flügels 1) Leider konnte ich dieses Exemplar nicht mit »S'. interrivpta ver- gleichen, da ich keine Repräsentanten dieser Art besaß. 2) Die übrige Antennenpartie ist abgerissen. 3) Das 4. und 5. Glied sind abgerissen ; auf der andern Seite ist der ganze Taster abgerissen. 4) Genau genommen Spuren derselben, denn die Haare selbst sind an unserm Exemplar abgerieben. 5) Das 3. Glied ist abgerissen. Die Trichoptereu des Kaukasus. 537 gellt eine tiefe Faltentasclie mit Härchen. Oben, auf dem Insect, erscheint sie als gelber undurchsichtiger Streifen. Die Vorder- wie die Hinterflügel sind etwas zugespitzt, etwas mehr als bei B. arti- cularis. Die Aderung der Flügel erinnert sehr an die bei B. articuJaris. Das 9. Segment bildet oben einen nach hinten gerichteten dreieckigen Auswuchs mit ausgezogenem Winkel (Fig. 88). Seit- wäits gehen von ihm 2 kleine, hinten abgerundete Anhängsel aus {ap. IX). Unter dem 9. Segment hervor treten Teile des 10. Segments (,,penis-cover" McLachlan's); oben verschmälert es sich nach hinten und ist am Ende tief in zwei Hälften geteilt. Hinter dem „penis- cover" ist ein breiter distaler Teil des Penis zu sehen, der hinten ebenso tief gespalten ist. Von den Seiten des 10. Segments sind von oben 2 dünne, lange, dunkelbraune Anhängsel zu sehen, die am Ende nach außen gebogen sind („penis sheaths" McLachlan's). Die Pedes genitales sind ziemlich breit von den Seiten (Fig. 86), unten und von den Seiten bräunlich, am Ende verbreitert, aber nicht an der Basis und fließen zum Teil mit dem 9. Segment zusammen, von dem sie kaum merklich getrennt sind. Oben und unten (Fig. 37, 88) sieht man. daß diese Anhängsel sich nach dem Ende hin schnell verdicken und nach innen biegen, gegeneinander hin. An der Innen- seite, im proximalen Teil jedes derselben, gehen 2 kleine dünne Auswüchse hervor, mit 2—3 Börstchen; einer von diesen Auswüchsen ist an der Basis verbreitert, der andere geht von der verbreiterten Basis des ersten aus. Weiter, näher zum Ende hin, an der Innen- seite geht noch je ein plattenförmiger Auswuchs aus, von fast quadratischer Gestalt mit 2 Borstengruppen. Ziemlich dichte, dunkle Haare bedecken die untere, äußere und zum Teil auch obere Ober- fläche der Pedes genitales. Das 7. Segment trägt unten einen großen, abgeflachten, an der Basis verbreiterten Dorn. 1 $. Schlucht des Flusses Kur beim Dorfe Tumurdo, in der Nähe von Achalkalaki, Gouvernement Tiflis, 15./6. 1907 (Maktynow). Diese neue i^^ram-Art schließt sich sowohl in der Aderung wie im Bau der Genitalanhänge des Männchens der Gruppe B. arficularis [B. nrikularis Pict. und B. vicina McLachlan) an, nach den andern Merkmalen aber, besonders der langen Faltentasche des Vorder- flügels und dem Auswuchs des 2. Gliedes der Kiefertaster, erscheint sie ganz selbständig und abgesondert. Die Flügel sind etwas zu- gespitzt, wodurch sie sich dem Genus Beraeodes Eaton nähert. In bezug auf die Deutung der Anhänge will ich hier Folgendes 538 Andreas Martynow, bemerken: die kleinen abgerundeten Anhänge bei B. palpata n. sp. (ap. IX der Figg.), die den App. superiores McLachlan's entsprechen sowie den App. praeanales Klapalek's ^), erscheinen (bei B. iKilpata) zweifellos nur als Auswüchse des 9. Segments, weshalb man sie nicht als App. praeanales ansehen kann. Eher entsprechen sie den stäbchenförmigen Auswüchsen des 9. Segments bei Homilia. Die dünnen braunen Anhänge, die an den Seiten des 10. Segments sich befinden — „penis sheaths" McLachlan's — entsprechen ihrer Lage nach ähnlichen Anhängen bei Homilia, woher man sie — nach Klapalek — als App. praeanales ansehen muß. Farn. Hydropsychidae. Subfam. Hydropsychinae Ulmee. Gen. Hijäropsijclie Pictet. Sp. 19*. H. peUncidula Cürt. 3 SS, 1 ? , Tal des Kara-su, beim Dorfe Sursune, Gebiet von Kars (Bartenew, Maetynow). Die Flügel unserer Exemplare sind gleichförmig blaßgrau, ohne Flecken. Am Pterostigma befindet sich (als Fortsetzung desselben) ein großer undurchsichtiger, trüber Flecken, der vom Beginn der Discoidalzelle bis fast an das Ende des 1. Apicalsectors reicht und und die Breite des Raumes vom Costalrande bis zur Discoidalzelle einnimmt. Der Form nach sind die Flügel (die vordem) etwas schmal, an dem Ende spitzer als gewöhnlich, der Apicalrand ist scharf ab- geschnitten. Die Genitalanhänge lassen keine Eigentümlichkeiten erkennen. Sp. 20*. H. consangninea McLachlan. 1 S- Fluß Kur, Kreis Achalkalaki, Gouvernement Tiflis (Mar- tynow). Diese Art war bisher nur aus Nord-Persien bekannt (McLachlan, Rev. and Syn. Eur. Fauna, First Addit., SuppL, p. 43, tab. 5). 1) Fr. Klapalek, Die Morphologie etc., p. 180 — 181. Die Trichoptereii des Kaukasus. 539 Sp. 21*. H, lepUla Pict. S6 und $?. An den Flüssen Kur und Taparawantscliai, Kreis Achalkalaki, Gouvernement l^iflis, 14.— lö. G. 1907 (Maktyxow). Teil bemerke, daß bei der Mehrzahl der von mir untersuchten Exemplare dieser Art an den Hinterflügeln die 1. Gabelung- fehlt. Das europäische Exemplar (aus Deutschland), welches mir in liebens- würdig'er Weise von Herrn Ulmer zugesandt war, hatte dieselbe Eigentümlichkeit. Ich glaube, daß das Fehlen der 1. Gabelung an den Hinterflügeln als ein Merkmal dieser Art angesehen werden kann. Ferner ist beim Männchen an den Vorderfüßen der eine Sporn so klein, daB man gewöhnlich nicht 2, sondern nur einen be- merkt. Sp. 22^-. H. cortmtii n, sp, (Fig. 43—45.) Kopf und Brust fusci; die Häi'chen gräulich; die hintern Warzen des Kopfes, die Warzen des Pronotums testacei; die Antennen testaceae; der Anfangsteil ist heller, mit einer deut- lichen, schwarzen Spirale; die 2 ersten Glieder sind braun. Das Abdomen oben bräunlich, unten heller. Die Füße sind gelb; die Coxae des 1. Paares gelb wie gewöhnlich, des 2. und 3. Paares bräunlich-testaceae; die vordem Flügel: die 1. Apicalzelle ist klein, die 4. beginnt vor der 5. S. Der Dorsalteil des 10. Segments ist im Anfang stark nach unten gebogen, und am Ende dieser Biegung erheben sich 2 dorn- förmige Auswüchse, die einander genähert sind, was man bei einer Betrachtung von hinten sehen kann (Fig. 45). Der hintere Eand des 10. Segments bildet von der Seite hinten eine dreieckige Vor- ragung und geht dann schräg nach unten. Die Seitenwände des hintern Teiles des 10. Segments sind schwach chitinisiert, blaß und tragen viele kurze Härchen. Der Hinterrand ist mit noch kleinern Dörncheu besetzt. Der dorsale Auswuchs des 9. Segments („dorsal plate" McLachlan's) ist lang, nach hinten verdickt (Fig. 43). Die hintere Grenze des 9. Segments ist von oben und den Seiten durch eine Reihe dicker und langer Härchen bezeichnet. Die Pedes genitales bestehen aus einem langen, fast gleichmäßig dicken 1. Gliede und einem kurzen, dicker werdenden und am Ende ab- gerundeten 2. Gliede, mit zahlreichen kurzen Härchen. Der Penis ist am Ende verdickt, besonders von der untern Seite; vor dem Endköpfchen ist eine weitere Verdickung nicht bemerkbar. Länge 5 — 6 mm. 540 Andreas Martynow, SS und ??. Am Flusse Kur. Kreis Achalkalaki, Gouvernement Tiflis, 13.-16,6. 1907 fMARTYxow). 2 SS niit der Etikette „Tiflis" in der Sammlung des Zoologischen Museums der Universität Moskau. Nach der Konfiguration des 10. Segments und des Penis ist diese Art sehr eigentümlich und wolil selbständig. Sp. 23. H, ornatula MgLachlak. Außer einem typischen Repräsentanten dieser Art brachte ich vom Kaukasus noch 2 (oder sogar 3j Formen mit, die, wenn sie auch einige bestimmte Eigentümlichkeiten vor den typischen Vertretern von H. ornatula voraus haben, doch nicht so sehr sich unterscheiden, um nacli den wenigen Exemplaren für sie neue Arten aufstellen zu können. In Eücksicht darauf aber, daß die Färbungsunterschiede bei ihnen schon mit gewissen Strukturunterschieden verbunden sind, scheint es am richtigsten, dieselben als lokale Subspecies der Art H. ornatula zu unterscheiden, einer Art, die eine äußerst weite geo- graphische Verbreitung besitzt. a*) H. ornatula McLachlan, suhsp. typica. 1 S- Fluß Kur, Kreis Achalkalaki, Gouvernement Tiflis, 13.6. 1907 (Marttnow). b*) H. ornatula suhsp. gracilis, n. suhsp. Unterscheidet sich von den typischen Vertretern von H. ornatula in folgenden Merkmalen^): der Kopf ist relativ klein; die Augen bedeutend kleiner als bei H. ornatula suhsp. typica; sie treten nicht so hervor; der obere Teil des Kopfes im Verhältnis zu den Augen größer; die Farbe des Kopfes, der Brust fuchsrötlich-bräunlich; die hintern Warzen des Kopfes etwas größer; die vordem Innern Ränder derselben gewölbt, während bei suhsj). typica dieselben gerade sind. Die Coxae der Beine bedeutend heller. Das ganze Abdomen hell- testaceum. S (Fig. 45—48). Die Genitalanhänge sind blaß, gelblich und nur der Penis am Ende fuscens. Die Dorsalplatte („dorsal plate" McLaculan's) ist am Ende ausgeschnitten (Fig. 46), was bei H. ornatula McLachlan nicht der Fall ist. Die Entfernung der aus- 1) In diesem, wie den andern Fällen, wurde die Beschreibung nach S gemacht. Die Trichopteren des Kaukasus. 541 gezogenen Enden des 10. Segments ist etwas größer. Der Penis bildet am Ende nicht nur oben eine Verbreiterung, sondern — und noch mehr — auch unten; diese Verbreiterung ist durch eine Ein- schnürung vom zweiten, vorapicalen, kleinen, verbreiterten Stück nach unten getrennt (Fig. 47, 48). Länge des Körpers 6 mm. 2 SS, Stadt Alexandropol. Gouvernement Eriwan. 29./6. 1907 (Martyxow). Hierher kann auch 1 s aus Achalzych, Gouvernement Tiflis, 13.6. 1907 (Bartenew) gestellt worden, das sich durch braune Färbung des Kopfes (das ganze Tier ist dunkler) unterscheidet, ebenso durch größere Breite des Kopfes, aber der Penis ist wie bei den 2 beschriebenen Exemplaren gebaut, nur ist die Verbreitei'ung oben am Ende mehr bemerkbar. e) *H. ornatula siibsp. nigrescens n. snhsp. Die Männchen ^) dieser Subspecies stimmen im allgemeinen mit den gewöhnlichen H. ornatula überein, unterscheiden sich aber durch die schwarze Färbung der untern Anhängsel (der Pedes genitales) und die Form des Penis, der ebenfalls dunkelbraun ist und bei dem vor der apicalen noch eine zweite Erweiterung nach unten vor- handen ist, die übrigens nicht durch eine Einschnürung von der ersten getrennt wird; dank dieser Erweiterung ist der ganze distale Teil des Penis (von der Seite) viel breiter als der proximale. SS (???). Am Flusse Kur, Kreis Achalkalaki, Gouvernement Tiflis, 13.— 15.6. 1907 (Maetynow). Hierher stelle ich auch 1 $ vom Flusse Taparawantschai beim Dorfe Chospia, Kreis Achalkalaki, 15. 6. 1907 (Maktynow), das mit den vorhergehenden in den Eigentümlichkeiten der Genital- anhänge übereinstimmt, sich aber dadurch unterscheidet, daß das Scutellum auf dem Mesonotum nicht von brauner, sondern ganz weißer Farbe ist, und der Kopf erscheint etwas kleiner. Es ist möglich, daß wir es hier mit einem besondern Merkmale der Sub- species zu tun haben, doch sind weitere Beobachtungen an größerm Material erforderlich. 1) Infolgedessen, daß die Weibchen der verschiedenen Arten der Gattung Hijdrop.si/cJic überhaupt sich nach den Genitalanhängen weniger unterscheiden als die Männchen, kann ich die Eigentümlichkeiten der Weibchen für die aufgestellten Subspecies einstweilen nicht angeben. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 35 542 Andkeas Martynow, Sp. 24. H, instabflls Cuetis. Die typische Form von II. instahilis fehlt, dafür sind aber einige Formen vorhanden, die sich ihr anschließen. Jede von ihnen unter- scheidet sich durch einige Eigentümlichkeiten in der Sti-uktiir der Genitalanhänge der SS — und nach dem Vorausgehenden halte ich es für das Angebrachteste, sie als lokale Unterarten zu //. instahilis CüETis zu beschreiben. a) *//. instahilis suhsp. acuta n. siihsp. Hierher gehören eigentlich 2 Formen, die sich durch den Bau des 2. Gliedes der Pedes genitales des S unterscheiden. Form a. Färbung blaß, gelblich-rot; Kopf testaceus, mit ebenso gefärbten Warzen; die Antennen sind gelblich mit einer undeut- lichen dunklen Spirale; Füße blaß-testacei; die Seiten des Meso- notums testaceae, die Mitte gelblich ; Scutellum dunkelbraun. Die Vorderflügel ziemlich breit. S (Fig. 49 u. 50j. Die hintern Auswüchse des 10. Segments (die für instahilis charakteristisch sind) sind relativ klein; das 2. Glied der Pedes genitales ist am Ende abgeschnitten gerade, mit Ausnahme des Innern Endes, das in einen kleinen dünnen, finger- förmigen Fortsatz ausgezogen ist; der Penis hat vor dem Ende sehr bedeutende seitliche Erweiterungen, die nicht weit vom Ende sich befinden. $ unbekannt. 4 S6- Tal des Flusses Tschaldyrka, Gebiet von Kars, 28./6. 1907 (Martynow). Form ß. Ähnlich der Form a. aber das 2. Glied der Pedes genitales ist hinten nicht abgeschnitten, sondern verdickt sich all- mählich, und das verdickte Ende trägt, ebenso wie bei der Form «, kurze Börstchen (Fig. 51). $ unbekannt. 2 iS- Tal des Flusses Tschaldj^rka, Gebiet von Kars, 28.; 6. 1907 (Martynow). Der Bau des Penis usw. wie bei der Form a. Aller Wahr- scheinlichkeit nach ist der Bau des 2. Gliedes individuellen Ver- änderungen unterworfen, aber einstweilen fehlen Zwischen formen, die die Formen a und ß verbinden. Die Trichoptereu des Kaukasus. 543 b) //. instahüls suhsp. nigra n. snhsp.? [= Ä fulvipes Curt. ?]. Ähnelt sehr der Beschreibung- McLachlan's für die Art IL ful- vipes CuRTis (McLachlan, Rev. and Syn. Europ. Fauna, p. oüO, First add. suppl, p. 44). Schwärzlicli-braun ; die hintern Warzen des Kopfes, des Pro- notunis und das Scntellum des ]\Iesonotums heller, zuweilen dunkel- gelb; die Flügel, wie bei fulvipes. braun. Die Genitalanhänge des S schwarz; das 2. Glied der Pedes genitales leicht erweitert und am Ende abgerundet; der Penis bildet vor dem Ende sehr bemerk- bare Seitenerweiterungen (in größerer Entfernung vom Ende als bei //. acuta n. suhsp.) (Fig. 55). 5 SS, Fluß Kur beim Dorfe Tumurdo, Kreis Achalkalaki, Gou- vernement Tiflis, 17.6. 1907 (^[ahtyxow). Diese „Subspecies" ist aller Wahrscheinlichkeit nach mit //. fulvipes CuET. identisch, da icli aber keine P^xemplare der letztern Art zur Verfügung hatte, so kann ich einstweilen auf Grund der kurzen Beschreibung McLachlan's allein diese Identität nicht be- haui)ten. Für die Zugehörigkeit dieser Unterart zur Species H. fulvipes spricht auch der Umstand, daß die Exemplare von H. insiahilis aus Süd-Eui'opa nach McLachlan ^) eben auch zu der Ai't H. fulvipes gehören und nicht zu instabilis, folglich ist H. fulvipes eher eine Süd-europäische Art (Griechenland, Dalmatien, Corsika, Sicilien, Italien u. a.). Fam. Polyceniropidae Ulmer. Subfam. Polijceniropinae Ulmee. Genus Holocentropus McLachlan. Sp. 25". H. S2).? (IT. It. sj}.?). Fuscus; Kopf, Brust mit graugoldigen Härchen; Antenuae testaceae, mit gelber Streifung; Palpi fuscentes. Pliße gelblich; Coxae und Femora mit Ausnahme der Enden bräunlich; Tarsi an den Enden bräunlich. Die vordem Flügel mit gräulichen Härchen; sie sind von zusammenfließenden, undeutlichen, bräunlichen Flecken bedeckt; 3 blaue Flecke: 1 an der Querader unter der Discoidalzelle, ein 1) 1. c, First add. Suppl, p. 44. .35* 544 Andreas Martynow, 2. beim Thyridium, der 3. am Arculus. Die Hinterflügel blaß- gräulich. Aderung wie bei H. stagnalis Albarda, aber die 1. Gabelung der Vorderfliigel ist nicht besonders klein; die 2. Gabelung der Hinterflügel der von mir untersuchten Exemplare besaß nicht jene Verdickung des Stieles, welche McLachlan ^) beschreibt. O) o f-i CS Ä^. c ^ TUir; 0) "/1 c M r-* eö CS o f^ o o CA. s' 4-: Ol 11 w^w w ä' , ^- ^ CO O cS p '^ .s '^ .ri aa aaia a *> o • 13 = 3 a> pH CS H CS 9, c a o • CS M a o > CS CS o .w< es a O c/3 CO tn ^ > = e r- cs 'a"3 a -5 a <^ 5 ^ ^ (D 1" f= ^ .a ^ Ca ^ i^ ^ .a i^H CS cS O) O) -^ -M CS CS PiPh CS HS CK c3 ^- O a CS ;30 CO O; CS PI C« CO CS cS ü o 5 cS a os «; CO CS cS ^^ a a oS CS MW o a CS -^ O} cs a M a< ^ CS O CU CS cS a CS t;__^ 3 a CO O a i> CS a-- ^^ p oj r; dj .£< -a a s? S a S CS oS CS pHa< © o ^ i-* a B I I "03 "öS a a a s o o a Ol »3 ^2 a CS CS CS CO CS •s: ?s g s a " a a CO a o 5S Co '^ S S o ^ ?:.-* CO 5? • ^\ . « ^^ « a ^ ä g.S' ; a \% 5 ^ CO : CO -. a « o ' N o K ä S i~ öl CO 'fc.-^ C cof^. Si, CO ■o ■*<■ IS 1^ ^ CO Si ?i<-*.i s ö . ,H 5^ 2 ö s I ^^1/2 SP CO Ji _ äH5 Ö . ü co^q . O SS . CO po " Ö ^ ^ ö •; r~ fefe o ■< tu CO . S W Q < o Ö CO CO -'S ^^ ''sb« T-HCMJC-^iOCDOGOOO' l•rtl-H■rt•rt.-lT-(•^^-(^](^](^]!M(M(>^(M(^^c^]t^^coecco Die Trichopteren des Kaukasus. 549 oo O s-, w 1 13 ,^ -fj CO .-^ -> ;saaaaa > a OS a Ca 'S ^ ^ ös^iiit-Ji^gäs^S'V g s s aa ^s oo - oooo"^oocooc!-i^ ooo oo ._^5S>> % > > > > ^> > > > > > ^ > > > > > ftljßj-P^^^^^^sr^.Saaaaaa'"' aaa aa oCäS^o=*säcScSae5cs5cäci5c; „ cScSci cöcS^w — w oJ^cSeö5,<^cScScSoir;cScäei_2si^_^ ^^i* i2^^^^S-2 550 Andreas Martynow, Zur Charakteristik der Fauna der kaukasischen Trichopteren überg-eliend, wollen wir dieselbe in 2 Partien einteilen: a) Arten, die ebenfalls in Europa und teilweise in Sibirien^ Turkestan ge- funden werden, und b) Arten, die für den Kaukasus endemisch sind, oder auch in den benachbarten Ländern o-e trotten werden (Xord- Persien, Teil Kleinasiens). Nur eine Art. Br. adoxus, ist außer auf dem Kaukasus nur noch in Sibirien gefunden wurden, aber wie schon gesagt, bedarf ihre Auffindung im Kaukasus der Nachprüfung. Die Zahl der Arten, die nur auf dem Kaukasus \) getrofi'en wurden, ist 15, mit den Subspecies 19, was hinsichtlich der ganzen Zahl der Arten (56) 27% bildet und, wenn man die Subspecies dazu rechnet, etwa 30"/o- Wenn man zu den kaukasischen Arten noch Lhnn. peculiaris McLachl. hinzufügt, der ebenfalls in Kleinasien gefunden wurde (Ti'apezunt), und Hydr. consanfjuinea McLachl., die außerdem in Nord-Persien getroifen wurde, so wächst die Zahl der endemischen Arten fast auf 40% an von der Gesamtzahl. Die Klarstellung des Verhältnisses der Kaukasus-Fauna zur europäischen und der anderer Gebiete stößt auf bedeutende Hinder- nisse, da zoogeographische Arbeiten über die Trichopteren-Fauna Europas fehlen. Die Charakteristik der europäischen Fauna, ihrer Unterabteilungen, fällt natürlich weit außerhalb des Kahmens dieser Arbeit, und doch scheint es unvermeidlich, diese Frage, wenn auch nur in ganz allgemeinen Zügen, zu streifen. Es ist begreiflich, daß hier nur ganz allgemeine Ansichten ausgesprochen werden können, die mir am wenigsten strittig erscheinen. Die Fauna Zentral- Europas (Schweiz, Frankreich, Teile Österreichs) kann eine reiche genannt werden. Von hier geht sie. vorherrschend die Formen ein- büßend, welche gebirgigen Gegenden eigentümlich sind (Gattung DrusKS, Arten der Gattung Sfcnophijlax u. a.), nicht wenig in den Eigenschaften sich ändernd, auf die nahe anliegenden Länder über (Britische Liseln, Belgien, Holland. Deutschland) und geht weiter, immer allmählich ärmer und ärmer werdend, nach dem Europäischen Rußland und West-Sibirien. Im Norden erstreckt sich diese P'auna auf Skandinavien und Nord-Rußland, aber hier erscheinen schon an Stelle der verschwindenden europäischen Arten nord-sibirische oder sibirische Formen (Arten der Gattung Asynarchus, Dicosmoecus palatus McLachl AN -), Grmnmotaulkis Sibiriens MgLachlan, Gr. signatipennis 1) "Wenn man Jlolocentropns sp. und Setodc'^ s-p. als neue Arten ansieht. 2) Die Daten über Bic. palatus sind von mir noch nicht veröffentlicht. Die Trichopteren des Kaukasus. 551 McLachl. u. a.). Im Süden verbreitet sich die Fauna von Zentral- Europa zum Teil aucli auf die Halbinseln nnd Inseln, aber sehr viele Arten kommen, j^enau genommen, nicht bis hierher, sondern haben hier ihre Vertreter, die oft für jede Insel endemisch sind, wie auch für jede Halbinsel, was die Möglichkeit gibt, sie in besondere zoogeographische Kegionen zu teilen. Diesem Gebiete gehören außer- dem noch einige besondere Genera an, deren Arten fast gar nicht nach Mittel-Europa hineingehen, wie z. B. die Gattung Sericosfoma. von deren 20 Arten nicht wenigei- als 15 für dieses Gebiet charak- teristisch sind, die Gattung Schkopclex mit 2 Arten, Thrcmma mit 3, ebenso Ifclicopsijche^) mit 3, Tinodes, von dessen 22 Arten -/.j in ihrer Verbreitung ausschließlich auf Halbinseln und Inseln be- schränkt sind. u. a. Dieser Umstand gestattet es, alle diese zer- strenten Halbinseln und Inseln zu einem Ganzen zusammenzufassen, das ungefähr einer ..Mittelmeerprovinz" der Autoren entsi)richt. -) Betrachten wir jetzt die Kaukasus-Fanna. In der Gruppe der nicht endemischen Arten linden wir: 1. Arten, die dem Kaukasns nnd Europa gemeinsam angehören, und 2. Arten, die außerdem in Sibirien und Turkestan getroffen Averden. d. h. Arten, die überhaupt eine sehr weite Verbreitung besitzen. Die Zahl der Arten, die dem Kaukasns und Europa gemeinsam sind, beträgt nicht weniger als 16, was etwa die Hälfte aller nicht endemischen Arten (36)^) bildet. Hierher kann man stellen die Arten'): 1. Phr. vciria — fast ganz Euro[)a, mit Ausnahme Italiens und Spaniens. 2. Grai)i. nitidus — fast ganz Europa, Xord-Persien. 3. Liinno])}t. subce}itralis — Mittel-, Ost- und Nord-Europa. 4. Limnoph. liniaiiis — ganz Europa, Kleinasien, Nord-Persien. 5. Linntopli. auricida — Mittel- und Ost-Europa. 6. Limnoph. nigricej>s< — Mittel- und Nord-Europa. 1) Die Arten dos Genus llflicoji.sijclie sind nicht aus ii-gendwelchen andern Gegenden bekannt (der paläarktischen Region), wurden aber in Amerika, Australien, auf Ceylon und Neuseeland gefunden. 2) Wir bemerken, daß die Trichopteren-Fauna Nord-Al'rikas ganz unbekannt ist. 3) Ich lasse hier beiseite AnalxAia sp., StenopJfi/lax sj). und Ilcdesus sp. 4) In dieses Verzeichnis wurden nicht hineingestellt L. flavicornis und llijdropsiicJie oniafida, die bisher nur aus Europa bekannt waren, während ich ihre Vertreter aus Zentral-Sibirien sah ; diese Daten sind von mir noch nicht publiziert. 552 Andreas Mabtynow, '?7. Limnoph. vittaUis — Europa, Kleinasien, aber bei BlAKCHl ebenso auch das Amurgebiet ('?). 8. Notid. ciliaris — Nord- und ]\Iittel-Europa, Kuban. 9. Goera pilosa — Nord- und Mittel-Europa. ?10. Leptoc. bilineatus — Nord- und Mittel-Europa, Turkestan. 11. Mystacldcs azurca — ganz Europa. 12. Triaeuodcs reuieri — Schweden, Finlaiid, "Westpreußen. 13. Beraeodes rninuta — Mittel-Europa. 14. Fsychomyia ]/usilla — ganz Europa mit Ausnahme des äußersten Nordens, Kleinasien. 15. HydrojjsijcJie lepida — fast ganz Europa. 16. Rlii/acoj>hila torrentiurn — Zentral-Europa. 17. Rh. nubila — Mittel- und Nord-Europa. 18. Glossosoma vemale — Mittel-Europa. ?19. Agapehis incertulus — Portugal (vielleicht Agapetus n. sp.). 20. Phrygunea yrandis — kann auch hierher gestellt werden. Wie wir sehen, sind das alles mehr Arten, die in ]\Jittel-(Ost-) und Nord-Europa verbreitet sind. Die übrigen (nicht endemischen) Arten der ersten Gruppe haben eine sehr weite Verbreitung-; sie werden in Zentral-, Ost-Sibirien gefunden, und einige erreichen den Großen Ozean. Wenden wir uns der zweiten Gruppe zu (den endemischen Arten). ^) Der größere Teil derselben gehört entweder zu den mittel- und Süd-europäischen Gattungen {Brusus, Silo, Homilia, Beraea, Holo- centropus; die kaukasische Gattung Cerasma steht der süd-europäischen Sericosfoma, die Gattung Lithacodes der Gattung Silo und Lithax, die auch zentral-europäisch ist, sehr nahe), oder, wenn sie auch zu Gattungen gehören, die eine weitere Verbreitung besitzen, sind sie mehr den südlichen Arten verwandt. Triaenodes Jcauraishi steht am nächsten der turkestanischen Art Tr. interna-), Setodes sp.? {n. sp.?) — der zentral-europäischen S. inicrrupta und der turkestaner S. similis (Turkestan, Kokan) — [die Gattung Setodes geht in Europa überhaupt nicht nördlicher als England], Glypliotaelius selysii der europäischen Gl. pellucidus und der persischen Gl. persicus. Von den übrigen Arten dieser Gruppe ist L. transcaucasims nahe verwandt mit dem mittel- und nord-europäischen L. bipunctatus und L. scaleniis, 1) Einige von ihnen natürlich sich späterhin als nicht endemische erweisen. 2) Ebenso auch den europäischen Tr. conipcrsa und Tr. reuten. Die Trichopteren des Kaukasus. 553 ist aber primitiver als sie, und der eig-entümliche L. peciiUaris und Hydropsyche cornuta nehmen eine isolierte Stelluno' ein. Acrunoeciella chaldyrcnstis steht den tnrkestaner Gattungen Acrunoecia und Di- nartltnmi nahe und erscheint als westlichster Vertreter dieser zentral-asiatischen Gruppe. Apatania suhtilis, die nach den Genital- anhängen eine Mittelstellung zwischen der europäischen A.' tvallen- grcni und der sibirischen A. crymophüa einnimmt, und Cotpoiaulms major, der eine ähnliche Stellung zwischen C. incisus und einer sibirischen Art der Gattung Colpotaidius ') inne hat, erscheinen als Vertreter von Gruppen, die wir ebenso als mittel-asiatische an- sehen können, da sie dort viel zahlreicher und verschiedenartiger repräsentiert sind. So finden wir aus der Subfamilie Apataniidae außer der weitverbreiteten Gattung Apatania daselbst noch die Gattungen Apatidea und Badema und von den Formen, die sich der Gattung Colpotaidius anschließen, außer C. incisus noch eine sibii'ische Art aus dieser Gattung und die Gattungen Astratus und Phylarctus. Somit gehört der Kaukasus nach seiner ..endemischen" Fauna ganz ausgesprochen zur ..Mittelmeerprovinz" und bildet deren Ostregion, aber eine vollkommen selbständige Region, wie in der Beziehung, daß hier sehr scharf ditferenzierte Formen^) (Limn. peculiaris, Cerasma cormäa, Lithacodcs incanus, Acrunoeciella cluddyrensis, Bcraea palpata, Hydropsyclie cornuta) vorkommen, so auch darin, daß hier mittel- asiatische Elemente vorhanden sind aus Gruppen, die der Mittelmeer- provinz fehlen.^) Was die Europa und dem Kaukasus gemeinsame Fauna an- belangt, so sind das, wie wir schon sahen, alles Arten, die haupt- sächlich in Mittel-, teils auch in Nord- und Ost-Europa verbreitet sind, nicht aber im südlichen, was der Fauna des Kaukasus in ihrer Gesamtheit einen mehr nördlichen Charakter verleiht. Wollen wir nunmehr einige Worte hinsichtlich des Herkommens der Elemente der Fauna des Kaukasus sagen, so müssen die Europa und dem Kaukasus gemeinsamen Arten für den Kaukasus als neues, eingewandertes Element erscheinen. Sie siedelten hierher aus Europa über, wahrscheinlich zu der Zeit, als Europa und Kleinasieu in Zu- 1) Diese neue Art ist von mir noch nicht beschrieben. 2) Cerasma^ Liiliacod.es und Acrunoeciella sind für den Kaukasus ende- mische Gattungen. 3) Nur in den Pyrenäen gibt es eine Art der Gattung Apatania — Ap. meridiana. 554 Andreas Martynow, sammenliaiig' traten. Hinsichtlich der Arten, die eine selir weite Verbreitung- im paläarktisclien Gebiet besitzen . ist es schwer, eine bestimmte Ansicht auszusprechen. Peinige Arten konnten vielleicht über Turkestan, andere gerade vom Norden aus hierher übergesiedelt sein, aus dem Europäischen Rußland, was z, B. für Phnjfjanea ohsokta, eine vorheirschend nördliche Foi-m, sehr wahrscheinlich ist. Die endemischen Arten repräsentieren die eigentliche, alte Kaukasus-Fauna. Hinsichtlich der Formen, die zur zentral- und süd- europäischen Fauna Beziehungen haben, kann man natürlich sagen, daß deren Vorfahren hierher vom Südwesten aus übergesiedelt sind, aber die Frage nach ihrer Herkunft kann nur im Zusammen- hange mit der mehr allgemeinen Frage erörtert werden, welche die zentral- und süd-europäische Fauna betrifft. Die Herkunft des L. ranscaucasicus bleibt unklar. AcrunoecieUa chaldijrensis steht Acru- noecia und Dinarihrum nahe, aber nach der Aderung der Flügel ist sie primitiver als beide, was darauf hinweist, daß ihre Vorfahren hierher aus Zentral-Asien früher eingewandert sind, als diese beiden Gattungen Zeit hatten, sich zu differenzieren. Die Vorfahren von Apatama suhiilis und Colpotaulius major wanderten ebenfalls hier ein, unserer Ansicht nach von Südosten, aus Mittel- Asien. Die europäische Apatcmia tmllengreni steht möglicherweise in Verbindung mit A. suhiilis. Die Besiedelung des Kaukasus fand vor langer Zeit statt, worauf außer den Arten auch die Existenz dreier besonderer ende- mischer Gattungen (Cerasma. Lithacodes, AcrunoecieUa) hinweist. Die Besiedlung erfolgte von beiden Seiten, wie von Südwesten (Arten der zentral- und süd-europäischen Gattungen) so auch von Südosten {Acr. chaldijrensis, Colp. major, Ap. suhiilis). Daß die Zahl (etwa 10) der Arten von westlicher Herkunft bedeutend die Zahl (3) von öst- licher Provenienz übersteigt, weist vielleicht darauf hin, daß ein Kampf stattfand zwischen beiden Faunen, indem die wirklichen, europäischen Formen die Oberhand behielten, aber wahrscheinlich ist der Umstand so zu erklären, daß seit uralter Zeit mehr Hindernisse der Übersiedlung dei* Arten vom Osten entgegengestanden haben als von Westen. Erst bedeutend später erfolgte die Vereinigung Eluropas und Kleinasiens, und hierdurch überfluteten die europäischen Arten ^) den Kaukasus in größerer Menge. Die Species Hyclropsyche 1) Nicht bloß die eigentlichen europäischen Arten, sondern auch die weit verbreiteten Arten (auch über Sibirien). Die Ti'ichoptereu des Kaukasus. 555 ornatula und 11. insfahilifi hatten seit der Zeit 4 lokale Varietäten auszusclieiden. Einige Arten konnten (si)äter) g-erade von Norden, während der Glazialpeiiode (7^ ohsoleta), und ans Turkestan hiei'her gelangt sein. So bildete sich viellei(;lit der augenblickliche Bestand dei- kaukasischen Ti'ichoptei'en-Fauna. Literaturverzeicliius. 1. KoLENATi, Fk. A., Meletemata Entoiiiologica, Pasc. 1 — 5, Petropoli 1845—1846. 2. — , Geuera et Species Tricliopterorum, Pars 1, Pragae 1848, Pars 2, Moskau 1859. 3. Ul.TANIN, W., Verzeichniss der Netzflügler und Geradflügler der Gouvernements des Moskauer Lehrbezirks. Herausgeg. von der Gesellscli. von Freunden der Naturwissenschaften, Moskau 1869 (russisch). 4. McLachlan, Robert, A monographic revision and Synopsis of the Trichoptera of the European fauna, 1874 — 1880. 4a. — , First additional Supplement, 1884. 5. Dzirdzip:le\vicz, Przeglad Fauny kraj. ow. siatkokz. 26 T. Rozpr.; Spraw. Komisyi fizyjogr. Akad. Umiejeta. Krakow. 1890. 6. BlANCHl, Trichoptera, in : Lampert, Das Lehen des Süsswassers. Russische Ausgabe von Devrien, 1900 (russisch). 7. Wallengren, Skandiu. Neuropt., Vol. 2 (1891). 8. Ulmer, G., Neue und wenig bekannte Trichopteren der Museen zu Brüssel und Paris, in: Ann. Soc. eutomol. Belg., Vol. 49, 1905. 9. — , Neue Trichopteren, in: Notes Leyden Mus., Vol. 29, 1907. 10. — , Trichoptera, in: „Genera Insectorum" (P. Wytsmann), 1907. 1 1 . Zander, Beiträge zur Morphologie der männlichen Geschlechtsanhänge der Trichopteren, in: Z. wiss. Zoob, Vol. 70, 1901. 12. KlapäLEK, Die Morphologie der Genitalsegmente und Anhänge bei Trichopteren, in: Bull. int. Acad. Sc. Boheme, 1903. 556 Andreas Martynow, Erklärung der Abbildungen. Tafel 24. Fig. 1, 2, o, 4. ('olj)of(ndiiis major n. sp, Fig. 1. Genitalauhänge des (t,, hinten. Fig. 2. „ „ ^. Fig. 3. „ „ (^, lateral. Fig. 4. Vorderflügel des (^. Fig. 5 — 9. Limnophilus trcuiscaucasicus n. sp. Fig. 5. Genitalanhänge des S, dorsal. Fig. 6. „ „ ^, lateral. Fig. 7. „ „ 5, dorsal. Fig. 8, „ „ 5> ventral. Fig. 9. „ „ % lateral. Fig. 10 — 16. Apatania suhtilis n. sp. Fig. 10. Genitalauhänge des (J, dorsal. Fig. 11. „ « c?> lateral. Fig. 12. „ „ 5, dorsal. Fig. 13. „ „ 5, lateral. Tafel 25. Fig. 14. Genitalanhäuge des 5, ventral. Fig. 15. Die Flügel des $' Fig. 16. Hinterflügel des $. Die Trichopteren des Kaukasus. 557 Fig. 17 — 20. Silo tubcrculatum n. sp. Fig. 17. Genitalanhänge des c?> dorsal. Fig. 18. u )? O ? IcltGVcll« Fig. 19. ,. „ (?, ventral. Fig. 20. Die Flügel des $. Fig. 21 — 24. Liihacodes incamis Hag. Fig. 21. Genitalanhänge des (J, lateral. Fig. 22. „ „ ?, dorsal. Fig. 23. „ „ ?, lateral. Fig. 24. a) der rechte Vorderflügel des $ ; b) der linke Hinterflügel des $. Fig. 25 — 29. Acrunoeciella clinldijrensis n. f^p. Fig. 25. Genitalanhänge des ,^1 dorsal. Fig. 26. „ „ (J, lateral. Tafel 26. Fig. 27. Genitalanhänge des $, ventral. Fig. 28. Vorderflügel des S- Fig. 29. a) des Vorderflügels des $. b) des Hinterflügels des $• Fig. 30. Triacnodes reuteri McLachl. Fig. 30, Genitalanhänge des cJ, lateral. Fig. 31, 32. Triaenodes kawraiskn n. sp. Fig. 31. Genitalanhänge des J, lateral. Fig. 32. „ « (?> dorsal. Fig. 33 — 35. Homilia longispinosa n. sp. Fig. 33. Genitalanhänge des ^, lateral. Fig. 34. „ „ (J, ventral. Fig. 35. „ „ (J, dorsal. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 36 558 Andreas Martynow, Die Tricliopteren des Kaukasus. Fig. 36 — 39. Beraea palpata n. sp. Fig. 36. Genitalanhänge des ^, lateral. Fig. 37, „ „ J-, ventral. Fig. 38. „ n S) dorsal. Fig. 39. Palpus maxillaris des ^ (1., 2. und 3. Glieder). Fig. 40 — 42. Agapetns sp.? Fig. 40. Genitalanhänge des ^, ventral. Fig. 41. „ VI S) lateral. Fig. 42. „ „ $, lateral. Tafel 27. Fig. 43 — 45. Hijdropsyche cormita n. sp. Fig. 43. Genitalanhänge des c?, dorsal. Fig. 44. » „ (J, lateral Fig. 45. j> „ $, hinten Fig. 46 — 48. Hjjdropsyclie ornatula McLach., siihsp. gracilis n. suhsp. Fig. 46. a) X. Segment, dorsal, des $• b) Penis, ventral. Fig. 47. Genitalanhänge des (J, hinten. Fig. 48. „ „ c?, lateral. Fig. 49 — 51. Hydr. instdbilis CußT., subsp. acuta w. suhsp. Fig. 49. Form a. Genitalanhänge des (J, hinten (ohne Penis). Genitalanhänge des cj, ventral. Form ß. Genitalanhänge des (J, ventral. Fig. 50 Fig. 51 Fig. 52 Fig. 52 — 54. Holocentropus sp. Genitalanhänge des S, lateral. Fig. 53. „ „ 5, lateral. Fig. 54. „ „ $, ventral. Fig. 55. Hydropsyche instahüis subsp. nigra {n. subsp.?). Penis, ventral. Nachdruck verboten, übersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntnis der Fauna von Süd -Afrika. Ergebnisse einer Reise von Prof. Max Weber im Jalire 1894. IX. Freshwater Sponges. By N. Annandale, D. Sc, Snperiutendeut, Indian Museum, Calcutta. With 3 flgs. in text. The Sponges wlnch Prof. Weber has been kind enough to send me for examination belong to three well-defined species, two re- presenting tlie geniis Spongüla (sensu lato), the tliird Ephydaiia. Owing to tlie kindness of Mr. R. Kikkpatrick of tlie British Museum, and Dr. W. Michaelsen of the Hamburg Natural History Museum, I have been able to conipare them with pieces of the types of most of the species as yet recorded from the continent of Africa, while the large collection of Asiatic and European Spongillinae in the Indian Museum has much facilitated my task. Genus Spongülaf auctorum. Subgenus Spongilla Wierzejski. Spongüla anibif/ua n. fip. Sponge consisting of a delicate film occurring in small patches on solid objects; the surface apparently irregulär and miuutely 36* 560 N. Annandale, hispid, the osciila and pores minute; subdermal space (?) small (membraue mostly destroyed in the type); colour (in alcohol) dirty white. Skeleton feebly coherent, with small irregulär, triangulär meshes outlined for the most part bj' single spicules, with mere traces of fasciculation, Skeletons spicules (megascleres) numerous but not sufficiently so to make the sponge hard, smooth or slightly rough, sharply pointed, nearly straight, short, slender, about 24 times Fig. A. Spicules of S. amhigua. a Skeletou spicules. b Gemmule spicules. c Free microscleres. as long as their greatest diameter (in the type specimens). Free microscleres sparsely scattered in the parenchyma, fairly numerous in the membrane, resembling gemmule spicules but smaller and rather finer. Gemmules small, subspherical, flattened at the base, by which they are firmly adherent to the support of the sponge, grouped together so as to form a pavement layer, each provided, immediately outside the chitinous coat, with a sparse layer of microscleres lying nearly parallel to it. outside this layer with a thick coat of relatively large, polygonal air-chambers arranged in several tiers, and outside this coat with a second layer of micro- scleres resembling the inner one; the single aperture terminal, pro- vided with a broad, straight, vertical, cylindrical chitinous tube, which is patent above, does not project or projects very little beyond the air-chambers and is contracted at its base, its distal extremity being devoid of a thickened rini; the diameter of the gemmule very variable. Gemmule spicules straight or nearly so. Fauna von Süd-Afrika. 561- sharply pointed, irreg-ularly spined in the middle but smooth at the ends. Transverse diameter of gemmule 0.36 mm (averag-e). Skeleton spicules (megascleres) 0.2(364 >< 0,012 mm (averag-e). Gemmule spicules ( microscleres) 0,12 >< 0,008 mm (average). Free spicules (microscleres) 0,08 X 0,006-0,06 >< 0.008 mm. Habit at. Eiver Umhloti. near Yerulam, Natal, S. Africa; on stones. M. Webee, leg., Nov., 1904. This sponge exhibits close affinities, especiall}^ in the structure of its gemmules, to the group represented by S. carteri Bowerbank, and S. nitens Carter, and by several otlier African species. Apart from ditterences in the spicules and skeleton, however, it ditters from all the species of this group in that its gemmules are adherent and grouped. in this character agreeing with the species of the subgenus Spongilla, of wliich »S. fragüis Leidy, is the type. I am therefore inclined to think that this subgenus should be regarded as including all the species of Spongilla (sensu lato) the gemmules of which bear a coat of relatively large, polygonal air-chambers, and should not be confined to those in which the gemmules are grouped. In S. fragüis, S. crassissima mihi, and other allied species the gemmules exist both. as free groups and as a pavement layer; but in S. amUgua the sponge forms too thin a film to contain free groups of gemmules, and the gemmules are therefore adherent, being formed at the base of the sponge in contact with its support. Subgenus Str(itosponv'Onnfi 0,334 X 0,00 ^ Chelonia. Testudo leithi Gthr. ^ Anderson, p. 28, tab. 2. Anderson ist der Meinung, daß die von Peters genannte junge Testudo graeca L. von Uadi Tessina (Eohles, Kufra) die T. leithi vorstelle. Von den 4 mediterranen Testudo- kri^w kämen nicht in Betracht: T. graeca L., die in Nord- Afrika niemals gefunden wurde; T. ibera Fall., da Peters doch der charakteristische Femoralhöcker nicht entgangen wäre; T. marginata Schpff., die außerhalb der Balkanhalbinsel überhaupt nicht vorkommt — bleibt allerdings nur T. leithi übrig, die aber ein unpaares Supracaudalschild besitzt, wie freilich manchmal auch T. graeca. — T. leithi ist von Unter-Ägypten und Arabien bekannt; ursprünglich wurde sie aus Sind beschrieben^ seither aber nie mehr dort gefunden, so daß die Fundortsangabe wohl irrig ist. — Li Unter-Ägypten ist die Art recht häufig. ■Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 597 Testitdo ibera Pall. BOULENGEE, Cat. Chelon., p. 176. Diese Art könnte es vielleiclit sein, welche Peters (Roiilfs» Kufra) als T. campanulata \\a\a\. {marginata Schpee.) von Bir ]\liliiia anführt. Daß er sie von der vorigen unterscheidet, scheint mir doch dafür zu sprechen, daß ihm 2 Arten vorlagen. Von campanulata kann natürlich keine Rede sein. Da ihm nur eine ,.junge Schale" vorlag, konnte er auch den Femoraltuberkel der ibera nicht fest- stellen. Herr Dr. Klaptocz schreibt über das Vorkommen von Schildkröten Folgendes: ,.Schildkröten bekam Storch während seiner nun 7jährigen Tätigkeit in Tripolis blos ein einzigesmal und da zwei Stück." — „Schildkröten (Testudo) sollen (bei Bengasi) um diese Jahreszeit (Ende August bis Anfang September) nach den Aussagen eines gewissen Vittorio Maefei, Sohnes des Hoteliers, der schon oft welche gefangen, z. B. auch diejenige, welche im Hotel schon seit 7 Jahren herumläuft, schon vorüber, etwas früher aber an ent- sprechenden Plätzen häufig sein. Die eine im Hotel, die ich sah^ aber nicht bekommen konnte, stammt von Bengasi." Auch das Vorkommen dieser Art wäre noch sicher zu stellen, da aus den von Herrn Dr. Klaptocz hinterlassenen Aufzeichnungen leider nicht hervorgeht, welcher Art die in Bengasi gesehene Schild- kröte angehörte. Jedenfalls kommt wenigstens eine Tcstudo-Art und zwar eine der beiden hier genannten in der Cyrenaika vor. Anderson gibt (1. c, p. 30) mit einigem Zweifel diese Art von Ost-Sudan an. Das Vorkommen sudanesischer Arten, die in Ägypten fehlen, in Mauretanien, ist für Orthopteren keine seltne Erscheinung (s. Werner, in: Zool. Jahrb., Vol. 27, Syst., 1908, p. 99), aber für Reptilien noch nicht unzweifelhaft nachgewiesen. Lacertilia. GecJiOnidae. Stenodactylus elegans Fitz. Boulenger, p. 107 (gultatus). Doumergue, p. 92, tab. 5, flg. 7, 7a {gnUatus). Anderson, p. 42, tab. 4, fig. 1 — 6, Textfig. 1 — 3. Diese Art ist bereits von Tripolitanien bekannt gewesen (Rohlfs: Bondjein ; Francaviglia : Tripolis) ; Herr Dr. Klaptocz fand sie auch 598 Franz Werner, bei Beng-asi und zwar 3 lialb wüchsige Exemplare, das größte von 48 mm Total- und 28 mm Jvopfrurapf länge. Zeichnung der Ober- seite wie bei der tunesischen Form, mit dunklen Querbändern, bei einem Exemplar aber sind die ein wenig vergrößerten Körper- schuppen, die zwischen die übrigen eingestreut sind, weiß, die übrige Oberseite dunkel (braun). Gefangen wurden alle 3 Exemplare unter Steinen, 30., 31. August und Anfang September 1906. Die Verbreitung ist eine sehr ausgedehnte und umfaßt an- scheinend die Wüsten von ganz Nord-Afrika vom Eio de Oro bis Ägypten sowie von Syrien, Arabien, Nubien; ferner ist die Art von Kamerun und dem Rudolf-See bekannt. Stenodactijlus petrii Anders. Anderson, J,, p. 45, tab. 4, fig. 7. Werner, F., in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Vol. 44, 1895, p. 76 (guttatus) und in: Zool. Garten, Vol. 40, p, 16, fig. (sfenurus). TOEOHR, 0., in: Bl. Aquar.-Terr.-Kunde, Vol. 14, 1903, p. 226, fig. In der Koll. Klaptocz nicht vertreten, obwohl um Tripolis an- scheinend sehr häufig, da von dorther seit einem Dezennium fast alljährlich in Menge lebend nach Europa gelangend. Diese Art wird giößer als die vorige und ist ausschließlich in den Sand wüsten Nord- Afrikas (Ost-Algerien, wo ich sie selbst bei El Merayer und Tuggurt antraf; Tripolis; Ägypten, woher die Originalexemplare Anderson's stammen und w^o auch ich sie in der Libyschen Wüste südlich von den Pyramiden von Gizeh fand) zu Hause. Die eigentümliche, unter den Geckonen sonst wohl einzig dastehende Art der Bewegung, in- dem die Tiere hochbeinig, wie ein Hund, über den Sand laufen, die Gewohnheit, stundenlang ebenso hochbeinig stehen zu bleiben, bei völliger Ruhe aber ebenfalls wie etwa ein Hund sich zu lagern, in- dem beide Hinterbeine an derselben Seite des Schwanzes lang aus- gestreckt sind, die lebhafte Ein- und Ausrollung des meist schief nach aufwärts aufgestreckten Schwanzes in der Erregung, nament- lich bei Anblick der Beute, die außerordentlich große Sehweite, auch bei künstlicher Beleuchtung (weniger bei Tageslicht) sind so auf- fallende Eigentümlichkeiten dieser (weniger der vorigen Art), daß sie das Interesse des Beobachters dauernd zu fesseln imstande ist. Keptilieii, Batrachier uud Fische von Tripolis und Barka. 599 Troplocolotes tvlpolitanus Peters. Peters, in: Mon. Ber. Akjj.d. Wiss. Berlin, 1880, p. 306, tab., fig. 1. Ajn'derson, p. 47, tab. 4, fig, 8, BouLENGER, Rept, Barb., p. 108. DouMEEGüE, p. 92, tab. 5, fig. 6. Dieser zierliche kleine Gecko ist seit seiner Entdeckung durch RoHLFS im Wadi M'Belleni anscheinend in Tripolis nicht mehr ge- funden worden, dagegen am Rio de Oro durch Riggenbach, in West- Algerien durch J. Scherer (Oase Figig), in Ost-Algerien durch König (Ferme Dufour bei Biskra), in Tunis (bei Taferma durch Letourneux, zwischen Gabes und Gafsa durch Sedillot, bei Ocun-ali bei Gafsa und Bou-Hedma durch Valery-Majet und bei Foum Tatahouine durch Blanc) und in Ägj'pten durch Anderson und später auch durch mich. In der Lib3'schen Wüste kommen beide Tropiocolofes- Arten vor, und zwar fand ich sie stets unter Steinen; T. stendneri lebt auch in der Mokattam-Wüste, in absolut steinigem Terrain. ffeniidactyliis tuvciciis L. Boulenger, Cat., Vol. 1, p. 126 und Rept. Barb., p. 115. Anderson, p. 80, tab. 5, fig. 3. Doumergue, p. 83, tab. 4, fig. 6 — 6a. Durch Rhumee und Reichenow aus der Cyrenaika und durch Fkancaviglia von Tripolis nachgewiesen, fehlt in der Koll. Klaptocz. Sonst noch im ganzen Mittelmeergebiete, von den Küsten des Roten Meeres, in Persien und Sind. Taventola niauritanica L. Boulenger, Cat. Liz., Vol. 1, p. 196 u. Rept. Barb., p. 115. Anderson, p. 86, tab. 8, fig. 1 — -2. Doumergue, p. 72. Arabisch: „bupres mdahet" (Tripolis); ,,abu bors" (Ägj'pten). Von Francaviglia für Tripolis, von Peters für den Djebel Tarshona (Bir Milrha) genannt ; von Herrn Dr. Klaptocz von Tripolis, Ain Sarah, vom Gharian-Gebirge, von ßengasi und Dernah mit- gebracht. Das gnißte Exemplar ist das von Ain Sarah mit 146 mm Total- und 80 mm Kopfrumpflänge. Nach der Anzahl der gesammelten Exemplare zu urteilen (25, davon 11 von Tripolis, 10 von Bengasi), muß die Art weder in Tripolis noch in Barka selten sein; sie fehlt 600 Franz Werner, demnach in Nord-Afrika nirgends (wenngleich sie in Ägypten auf die Küstengebiete beschränkt ist), findet sicli auch in den westlichen Mediterranländern sowie in Dalmatien (Zara, Sebenico, Lesina) und auf den jonischen Inseln (Cephallonia, Ithaka, Zante). Die erwachsenen Exemplare aus Tripolis sind oberseits ganz einfarbig. Nach Herrn Dr. Klaptocz bei Tripolis allenthalben gemein; in Gärten und namentlich in Gartenmauern, in Häusern, namentlich den alten, halb verfallenen der Meshia, in den Mauerfugen der Brunnen^ unter Steinen, unter größern Erdbrocken etc., in den Höhlen von Gherran (12 — 15 km westlich von Tripolis; antike Steinbrüche). Bei den beiden Exemplaren aus Dernah bemerkt Herr Dr. Klaptocz Folgendes: „Die einzigen, die ich in Dernah sah; somit hier kaum häufig; der eine in einer Höhle östlich vom Dernah-Tal, der kleinere unter einem Stein westlich davon. Beide auf der Höhe des (von der Küste an gerechnet) ersten Plateaus." Exemplar aus Bengasi: Unter Steinen gefangen. Exemplare aus dem Gharian-Gebiige: eins aus einer kleinen Höhle am Weg Sauja-Gharian, am 16./9. gefangen, das andere aus einer kleinen Höhle an der Südseite des Dschebel Teghrinna, 5 — 7 km südlich von Gharian, 19. 9. Solche kleine Höhlen sind in der Um- gebung von Gharian zahlreich, und in allen sind Geckonen häufig^ während man von andern Vertebraten (Schlangen, Igel, Gundi) bloß Spuren findet. Agamidae. Af/ania inermis Rss. = niutahilis Meer. BoULENGEE, Cat. Liz., Vol. 1, p. 344 und Rept. Barb., p. 117 {inennis). Anderson, p. 94, tab. 9. DOUMEEGUE, p. 104, tab. 6, fig. 2, 3. Thileniüs, in: Zool. Jahrb., Vol. 10, Syst., p. 233, tab. 16, fig. 5 — 7. Arabisch in Tripolis „bupres dabbar", in Tunis „bukaschesch"^ in Ägypten „kadi el gibal". Von Tripolis (Feancaviglia) und Bengasi (Rhümee — als A. savigmji aufgeführt) bereits bekannt. Herr Dr. Klaptocz fand sie bei Tripolis, Bengasi und Dernah. S von Bengasi, 193 mm Totallänge (77 mm Kopfrumpflänge). 11 Präanalporen, außerdem 6 in einer zweiten Reihe, aber nur links. Reptilien, Batrachier uud Fische von Tripolis und Barka. 601 S von Bengasi, 183 mm (75 mm Kopfrumpfläng-e). 9 Präanalporen . bei beiden Exemplaren Kehle schön blau; eine g-rane Längsmittellinie. $ von Tripolis, 182 mm (72 mm Kopfrumpflänge); Kehlzeichnung sehr undeutlich. $ von Dernah, 137 mm (65 mm Kopfrumpflänge); Zeichnung mit Ausnahme des Schwanzes sehr undeutlich; Kehlzeichnung deutlicher als bei vorigem p]xemplar. auch auf der Brust dunkle Längslinien ; vergrößerte Rückenschuppen ohne Spitze (diese dagegen sehr deutlich bei vorigem Exemplar). Junges von Bengasi, 94 (40) mm; Schwanz oben mit etwa 18 oder 20 dunklen Querbändern ; ein tintenschwarzer Fleck vor der Schulter; Occipitale und Parietalauge deutlich. Weitverbreitete und in der Beschuppung der Oberseite sehr variable Art; von nahezu homogener Rückenbeschuppung {A.aspera Wern.) bis zu einer solchen mit sehr deutlich differenzierten, stark vergrößerten Schuppen zwischen den kleinern, ebenso von rhombischen nahezu cj'cloiden Schuppen bis zu solchen mit scharfen Spitzen („mucronate") gibt es alle Übergänge. A. ineiinis ist von der west-algerischen Sahara bis Ägypten verbreitet. Herr Dr. Klaptocz macht bei dieser Art folgende Bemerkungen. ,.(? von Tripolis.) Die einzige, die ich sah. In einem etwa 2 — 3 m tiefen, ganz kreisrunden Loch mit überhängenden Wänden von etwa 1,5 m (unten etwas mehr) Durchmesser, das von Menschen- hand zu einem mir unbekannten Zwecke ausgehoben war. am Süd- rande der Meshia (von der Stadt Tripolis etwa 3—4 km Luftlinie). In dieses Loch sprang ich, um eine ziemliche Anzahl größerer Käfer {Ateuclms, große Scarites). die ich darin liegen sah, aufzusammeln. Die Käfer waren hineingefallen und konnten nicht mehr heraus. Viele waren schon tot und trocken, die andern meist sehr schwach, Dasselbe muß der Agmna passiert sein, die ebenfalls sehr matt w^ar. — Bemerkenswert ist Folgendes. Ich hatte den Boden des Loches, auf dem ich kniete, schon gut abgesucht, schon alle Käfer aufge- sammelt und entdeckte die Agama zuletzt, obwohl sie ganz frei lag und an einer Stelle, über die mein Blick schon öfter gestreift war. So gut schützt ihr ziemlich buntes Kleid auf dem sandfarbenen Boden. Nach Storch ist Agama inermis in der Umgebung von Tripolis häufig; er hatte auch eine größere Anzahl davon. ($ von Dernah.) Geschenk des Herrn Ragnae Rehndal, Ober- 602 Fbanz Werner, Ingenieur der Berliner Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, was ich bei der Publikation zu erwälmen bitte, da er mir nur schweren Herzens sein „Krokodil", das er gern als Andenken mit heimgenommen hätte, abtrat. Gefangen von Rehndal im Frühjahr oder Frühsommer beim Leuchtturm, wo die Tiere nach ihm sehr häufig waren. Ob- wohl ich diese ganze Gegend speziell nach Agamen mehrfach und zu jeder Tageszeit aufs sorgfältigste absuchte, sah ich keine; also jedenfalls um diese Jahreszeit (18.— 27./8.) gut verborgen. (2 SS, 1 j. von Bengasi.) Unter Steinen; die beiden großen im Süden der großen unmittelbar nordöstlich der eigentlichen Stadt gelegenen ßitterwasserlagune. Die im Leben in bezug auf Farbe der übrigen Unterseite vollkommen übereinstimmenden Kehlen wurden erst im Alkohol so blau." Ob die A. ritdemta bei Petees (Rohlfs, Kufra) von: üadi Bu Naadscha; Uadi el Talha; zwischen Audschila und Bengasi; Kufra; dieser Art angehört oder vielleicht doch eher der spezifisch ägypti- schen A. pallida Rss, (die wirkliche A. rudercda Ol. kommt ja als echt west-asiatische Art nicht in Betracht) muß ich leider dahin- gestellt sein lassen, du ich die Belegexemplare dieser und anderer zweifelhaften Arten nicht sehen konnte, Anderson identifiziert sie mit inermis Rss., und in diesem Falle wäre auch A. pallida Rss. aus der Fauna des ägyptischen Sudan zu streichen und durch obige Art zu ersetzen. Vromastidc acanthiniiims Bell. BouLENGER, Cat. Liz., Vol. 1, p. 406 u. Rept. Barb., p. 119. Anderson, p, 131, tab. 15, DouMERGUE, p. 109, tab. 12, fig. la — c. ThileniuS, in: Zool. Jahrb., Vol. 10, Syst., p. 230, tab. 16, fig. 1 — 4. Arabisch ,,dobb" in Tripolis, „dabb" in Tunis. Ebenso wird auch Uromastix aegyptius in Ägypten bezeichnet. Diese Art ist meines Wissens weder aus Tripolis noch aus Barka bisher bekannt geworden. Herr Dr. Klaptocz brachte sie aus Tripolis (Gharian-Gebirge) mit ; die Exemplare gleichen den von mir aus Biskra heimgebrachten in der Färbung. Er sagt darüber Folgendes: „Uromastix sah ich zwar nicht im Gebirge, allein es muß in der Umgebung von Gharian gewesen sein, was nicht nur die dortigen Leute sagten, sondern auch daraus hervorgeht, daß ich in 2 Tagen 3 Stück bekommen, andere Tiere aber gar nicht." Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 603 IL acantliinurus ist in der alg'erischen und tunesischen Sahara anscheinend nirg-ends sehr selten, dao^egen in Ägypten nur in ver- einzelten Exemplaren bekannt geworden; er ist auch in Nubien (Wadi Haifa, ferner Wüste zwischen Ambukol und Dongola) ge- funden worden sowie auf der Sinai-Halbinsel (Steixdachnee). Im Gebirge, das die Stadt Dernah im Süden begrenzt, dürfte nach Herrn Dr. Klaptocz ebenfalls Uromastix vorkommen. Er er- fuhr darüber Folgendes: „Mir erzählten die Herren Ingenieur Nikolaus Tauber und Johannes Rom, Angestellte der Berliner Ge- sellschaft für drahtlose Telegraphie, die zu jener Zeit schon beinahe 2 Jahre in Dernah weilten, daß sie bei einem Spaziergange süd- westlich von der Stadt im Gebirge eine große Eidechse sahen, welche in eine scheinbar blinde Felsspalte floh; obwohl sie sie beim Schwanz, der ihnen durch seine Stärke sowie durch die Stärke seiner Schuppenpanzerung auffiel, erwischten und daran zogen, stemmte sich das Tier so fest ein, daß sie es nicht herausbrachten. Dies läßt doch nur auf Uromastix schließen." Das mir vorliegende Exemplar aus dem Gharian-Gebirge ist 280 mm lang (170+110) und besitzt 13—13 (8+5— 5+8) Femoralporen. Peters nennt (in Rohlfs, Kufra) auch U. spinipes für Tripoli- tanien (Sokna); dieselbe Art wird von Olivier für die ost-algerische Sahara (Biskra) angegeben. Ich bin außerstande, die Richtigkeit dieser Angaben zu bestätigen oder zu widerlegen. Anderson führt den ägyptischen Dornschwanz außerdem auch noch für Judäa und Arabien sowie für Kreta an, zum mindesten letztem Fundort möchte ich aber ganz entschieden bezweifeln. Jedenfalls aber ist das Vor- kommen von U. aegyptius Hasselq, (= spinipes Daud.) westlich von Ägypten nachzuprüfen; daß der in Tripolitanien anscheinend gar nicht seltne ü. acantliinurus in der RoiiLFs'schen Ausbeute nicht vorkommt, läßt mich vermuten, daß er unter dem Namen spinipes verborgen ist! (Ist auch der Fall, Exemplar nach untersucht. — Anm, bei der Korr.) Varanidae. Varanus f/riseus Daud, Boulenger, Cat., Vol. 2, p. 306 und Rept. Barb., p. 121, Anderson, p. 134, tab, 16. Doümergüe, p. 97. Thilenius, in: Zool. Jahrb., Vol. 10, Syst., p. 227. 604 Franz Werner. Aus Tripolis durch Francaviglia bekannt geworden und auch in einem Exemplare von Herrn Dr. Klaptocz mitgebracht. Er be- merkt hierzu Folgendes: „Stammt aus der nähern Umgebung von Tripolis, wo er sehr häufig sein soll, doch habe ich selbst ihn ebensowenig wie ]s[aja im Freien gesehen. Nach Storch kommen sehr große Exemplare in der Umgebung von Tripolis vor. — Heißt arabisch in Tripolis wie in Barka „orel" (Ton auf der letzten Silbe)." ^) In der westlichen (Rio de Oro), algerischen und tunesischen Sahara, in Ägypten und Nubien, S3'rien bis Afghanistan, Nordwest-Indien, Trans- kaspien und Turkestan, in dem ganzen weiten Gebiete kaum nennens- werte, wenn überhaupt merkbare Unterschiede aufweisend. Das von Herrn Dr. Klaptocz heimgebrachte Exemplar mißt 76,5 mm (340-1-425) und läßt keinerlei Präaualporen erkennen. Kehle dunkel gefleckt. LacerUdae. Acanthoilactylas hoskianus Daud, BoüLEXGER, Cat. Liz., Vol. 3, p. 59 und Rept. Barb., p. 129. Anderson, p. 148, tab. 20. DouMERGUE, p. 148, tab. 10, fig. 1 — 3. Von Ehumer für Bengasi augegeben, ebenda auch von Dr Klaptocz gefunden, ebenso bei Tripolis. Kopf- Schuppen um Reihen von 1 o Fundort Total- rumpf- die Runipf- Femoral- Halsband- Kielschuppen ü CO läuge länge mitte poren schildcheu zwischen den Hinterbeinen 1. d" Tripolis 244 79 38 H h8 =46 ' 18 21 11 1 10 2. 9 199 77 34- - 12 = 46 21-22 8 10 3. O^ Bengasi 2122) 76 42 H h 12 = 54 21—22 9 12 4. cf 195^) 70 42- - 10 = 52 21-22 9 12 5. ^ 9 72 40^ 1- 10 = 50 , 22—23 9 12 6. 9 J5 1,53 58 — I 22—22 ! 10 12 1. Hinterbein reicht zwischen Halsband und Ohröfifnung; Grund- farbe gelblich-weiß mit 6 braunen, sehr deutlichen Längsstreifen. 2. Hinterbein erreicht Achsel; Färbung wie voriges Exemplar. 3. Hinterbein erreicht Ohröffnung; Färbung hellrötlich-braun mit grauen Fleckenbinden; Schwanz und Hinterbeine grau. 1) In Tunis (nach Thilenius) „urel", in Ägypten „waral (el ardh)' Igerien „Ouaran". 2) Schwanz regeneriert. Eeptilien, Batrachier luid Fische von Tripolis und Barka. 605 4. Hinterbein erreicht Oliröffnung-. Hellbraun, an den Seiten mehr rötlich, ohne merkbare Zeichnung-. Links 3 Supralabialia vor dem Suboculare; Scliwanz 3]nal regeneriert. 5. Hinterbein reicht etwas über die Ohröftnung hinaus. Hell- braun mit dunkelbraunen Fleckenbinden. 6. Hinterbein reicht zwischen Ohrötfnung- und Halsband. Ober- seite g-rau mit olivent^riinen Längsstreifen; Schwanz und Hinter- beine grau. Ferner 4 Junge aus Bengasi mit der charakteristischen, tief- schwarzen Zeichnung auf weißem Grunde, 87 mm lang (davon 29 mm auf die Kopfrumpflänge entfallend). A. hosJdanus ist von Süd-Algerien bis Ägypten und Nubien, ferner über Abessjmien, Arabien und Syrien verbreitet und überall, wo er vorkommt, eine der häutigsten Arten überhaupt. Durch die rote Färbung der Schwanzunterseite, die sich auch bei den Er- wachsenen zuweilen erhält, sowie die scharfe schwarzweiße Längs- streifung sind die Jungen sehr auffällig. „Größer als A. scutellatus, nach Stokch das seltenste Reptil der Tripolitaner Gegend. Dies stimmt wohl nicht. In der unmittelbaren Umgebung von Tripolis scheint die Art nicht vorzukommen. Storch, der übrigens nicht selbst sammelt, sondern vielmehr alles von Ein- geborenen kauft, bekam diese Art aus der Gegend von Suara, nicht weit von der tunesischen Grenze, 22 Reitstunden von Tripolis. — Ich fing die beiden Exemplare am 23. Juli 1906 in dem Teil der ausgedehnten, von den Eingeborenen Endschila genannten Gegend, der etliche Kilometer (5 oder mehr) südlich von Sansur (Zensur) — dieser Ort 20 km genau westlich von Tripolis — liegt. Diese •Gegend, die im Winter großenteils einen See bilden soll, ist an Haifa und schilfartigen Gräsern sehr reich. Hier fing ich 1 Exemplar um die Mittagsstunde, das andere um 3 Uhr an einem sehr heißen Tage, außerdem sah ich noch einige (1 — 3)." Acantlioddctyhis jHii'dalis Licht. BoULENGER, Cat. Liz., Vol. 3, p. 65 und Rept. Barb., p. 13L Anderson, p. 151, tab. 21. DOUMERGUE, p. 160, tab. 11. Dieses ist jedenfalls die von Rizzardi aus Tripolis, von Rhumer aus Bengasi als A. Uneomacidatus angeführte Art. Herr Dr. Klaptocz brachte sie ebenfalls von dort mit, wie auch 1 junges Exemplar von Gherran. Zool. Jahrb. XXVH. Abt. f. Syst. 39 606 Franz Werner, 1. S] Totallänge 122 mm, Kopfrumpflänge 51 mm; Femoralporea 21 — 23; Halsbaiidscliildclien 14. 2. ? ; Kopfrumpflänge 60 mm ; Femoralporen 20 — 20 ; Halsband- schildchen 10. 3. ?; Totallänge 141 mm; Kopfrumpflänge 61 mm; Femoral- poren 19 — 19; Halsbandschildchen 9. Bei dem c? erreicht das Hinterbein zwischen Achsel und Ohr- öffnung, bei dem 1. ? bis zum Halsband, beim 2, bis zur Achsel- höhle. Die beiden jungen SS aus Bengasi bzw. Gherran besitzen 23 — 22, bzw. 19 — 18 Femoralporen. Ventralen-Längsreihen durchweg 12. Bei dem S reicht das Suboculare bis zum Oberlippenrand. Färbung: J oberseits hellgraugelb, mit gelblich-weißen, schwarz gesäumten Flecken in 4 Längsreilien, die durch schwarze Quer- liecken mehr oder weniger vollständig verbunden sind; 1 ? hellrot- braun, mit hellgelbbraunen Flecken und in Längsreihen, dazwischen schwarze Flecken ; 1^ $ hellgraubraun ; am Nacken Spuren weißlicher Längsstreifen; sonst nur mit schwarzen Querflecken oder weit- maschiger Reticulation. Die Jungen mit hellbräunlich-grauer Längs- streifung noch deutlich, dazwischen leiterartig schwarze Querflecken. Verbreitung: Algerien bis Ägj^pten, Syrien, Somaliland. Acantliodactylus scutellatus And. BouLENGEE, Cat., Vol. 3, p. 64 und Rept. Barb., p. 130. Anderson, p. 161, tab. 22. DoumeeCtUE, p. 152, tab. 10, fig. 4 — 7. Von RoHLFs in Sokna und Kufra gefunden; von Tripolis führt ihn Feancaviglia an; Herr Dr. Klaptocz brachte von Tripolis 17 Exemplare (10 Erwachsene und 7 Junge) mit. Von den erstem sind 4 einfarbig oder mit weißen Flecken in Längsreihen an den Seiten oder mit undeutlichen Längsstreifen (nur $?), 6 mehr oder weniger dicht dunkel punktiert {b SS, 1 ?)• Nachstehend eine Übersicht über die wichtigsten morphologischen Charaktere. Bei No. 5, 7 und 10 ist zwischen dem 2. und 3. Supraoculaie und dem Frontale jederseits ein kleines dreieckiges Schildchen ein- gekeilt. Bei No. 1 ist das 5. Supralabiale rechts vertikal halbiert, daher berühren 4 Supralabialia (4.-7.) das Suboculare. Die Jungen sind bis 98 mm lang (Kopfrumpf länge 34 mm); Oberseite mit Längsfleckenbinden, Gliedmaßen mit großen runden weißen Tropfenflecken. A. scutellatus hat eine sehr weite Verbreitung, von Senegambieu Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 607 4J 1 o Femoral- Hals- bau d- Ven- 1. 1 4. ' Sn])raocnlare Hinterbein reicht Total- Kopf- runipf- OS poreu schild- tralia auf<>'elüst bis länge o OQ chen in Stücke länge 1. c/' 23—24 15 12 2-1 ■ > •} zwischen Halsband und Ohröffnnug- 181 67 2. cT 21—22 U) 14 1-1 2—2 zur Ohröffiiuiii;- 174 65 3. cT 21—22 11 14 2—3 2-3 168 60 4. o^ 22—22 9 12 2—2 2—2 zwischen Halsband und Ohroifnung 162 62 0. o^ 19-20 10 1 12 4—5 2-5 über das Halsband hinaus 149 65 6. 9 21—20 8 12 1-1 2 2 über das Halsband hinaus 155 57 7. 9 21—21 11 12 2—2 4-4 zum Halsband 147 55 8. 9 22—23 12 12 2—2 2-4 über das Halsband hinaus 143 55 9. 9 22—23 11 12 1—2 3—1 zur Achsel — 56 10. 9 21—24 10 12 ' 3—3 2—3 zum Halsband — 56 clurcli die Sahara bis Ägypten und Niibien und Somaliland, sowie die Sinai-Halbinsel und Syrien ; er ist ein echtes Wüstentier, während die beiden andern Arten mehr oder weniger auch in Kulturland vorkommen. Den Notizen von Herrn Dr. Klaptocz entnehme ich folgende Bemerkungen : „Diese Eidechse ist das gemeinste Reptil in der Um- gebung- von Tripolis, aber nur in sehr trockener Gegend auf Sand oder etwas lehmigem Boden, wie eben die ganze Umgebung von Tripolis ist, in der Oase nicht; das auffallendste Tier überall, wo es vorkommt, da es an solchen Plätzen immer in großer Zahl (aber nicht beisammen) zu treffen und am Morgen wie auch in der heißesten Julimittagsonne zu sehen ist. Bei seiner unscheinbaren Färbung hauptsächlich dadurch auffallend, daß es immer beizeiten ausreißt und in rasendem Lauf (man muß sich anstrengen, wenn man größere Exemplare im Lauf einholen will) davonschießt. Aber auch im eiligsten Lauf vermag es noch rechts oder links auszubiegen oder in ein Loch (oft wohl ein fremdes, in der Regel aber sein eignes) zu verschwinden, dem es schon von weitem zusteuert. Ausgraben kann man es in der Regel ohne besondere Werk- zeuge nicht, aber nicht etwa, weil die Löcher zu tief sind, sondern deshalb, weil das Bodenmaterial nachrutscht und es dann meist sehr schwer wird, die Löcher weiter zu verfolgen. Mit Vorliebe bewohnen die Tiere kleine, etwa 1 m hohe Hügelchen, die durch Gräser und andere, aber durchwegs niedrige unscheinbare Pflanzen etwas gefestigt sind und in sandiger Um- gebung liegen." 39* 608 Franz Werner, Ereniias f/uttulatci Licht. BOULENGER, Cat. Liz., Vol. 3, p. 87 und Rept. Barb., p. 132. Anderson, p. 174, tab. 23, fig. 3 — 4. DOUMERGUE, p. 198, tab. 15, fig. la, b. Bisher erst durch Rohlfs aus Tripolitanien nachgewiesen (Sokna). Herr Dr. Klaptocz fand sie bei Bengasi (8 Elxpl.) und Dernah (2 Expl.); die letztern sind juuj^. — Weit verbreitete Art: Marokko bis Ägypten, Syrien und Arabien bis Sind. Übersicht der Exemplare. Fundort u. Größe (Total- u. Kopf- rumpf länge) Femoral- Halsband- Supra- poren hschildchen, labialia Färbung 1. 2. 3. 5. 6. 7. 8. 10. B e n g a s i 155 mm (51) 110 mm (47) 108 mm (46) 99 mm (46) 96 mm (33) ? (34) ? (33) 52 mm (26) Dernah 11—11 12 10—10 12—11 '1 6 6 ' 10-11 6 11—11 j 11—10 8 10 1 11—10 10 11—10 ? 13-12 12 13-13 14 1 5-5 4—4 4—5 5-4 4—4 5-4 4—4 4-4 4—4 ziemlich dunkelbraun, mit blaßgekernten Augenflecken in zahlreichen Läugsreiheu auf den gewöhnlichen dunklen Längsstreifen, die nicht scharf begrenzt sind ähnlich vorigem Exemplar Lichter als vorige; Streifung etwas deutlicher sehr hell, Streifen und Flecken sehr undeutlich licht, mit undeutlichen Streifen und deutlichen Flecken licht, nur mit 4 Längsstreifen, heller und dunkler braun deutlich und scharf gestreift, ohne Flecken hellgrau mit deutlicher Strei- fung und vuideutlichen Flecken ebenso, aber Flecken deutlich Erefnias riihropnnctata Licht. BouLENGER, Cat. Liz., Vol. 3, p. 89. Anderson, p. 183, tab. 23, fig. 5 — 6. Von Rohlfs aus Sokna mitgebracht, sonst bisher aus dem Ge- biete nicht bekannt geworden. So häufig wie die vorige Art ist diese nirgends; von Ost-Algerien bis Ägypten und zur Sinai-Halb- Reptilieu, Batracliier und Fische von Tripolis und Barka. 609 insel tritt sie ziemlich sporadiscli auf; in der ost-alg'erisclien Saliara wies sie A. König nach, aus dem ganzen Gebiete bis zum Nil ist Sokna der einzige in der Literatur mir untergekommene P'undort. Ich selbst habe die Art trotz dreimaligen Aufenthaltes in Ägypten, obwohl sie hier bei weitem am häufigsten sein muß, niemals gefunden, jedoch einmal am Wege nach Ain Musa (gegenüber Suez), also schon auf der Sinai-Halbinsel. OpJiiops eleffans Menetr. BOÜLENGER, Cat. Liz., Vol. o, p. 75. Obwohl bereits Peteks den Ophiops vom Djebel Tarrhona (Bir Milrha) aus der Koll. Rühlfs als elegans bestimmt hat, möchte ich doch diese Exemplare, auch ohne sie gesehen zu haben, der nächst- folgenden Art zuweisen. Dagegen gehören 7 Exemplare aus Dernah, die Herr Dr. Klaptocz mitbrachte, zu der west-asiatischen Art, die hiermit zum ersten Male für Afrika nachgewiesen ist — die größte Überraschung, die uns diese herpetologische Ausbeute gebracht hat, umsomehr, als kein Ophiops aus Ägypten bekannt ist. Das größte Exemplar ist von der Schnauzenspitze zum After 30 mm lang; Femoralporen 8—10; 36 — 38 Schuppen um die Rumpfmitte, davon 8 Ventralenlängsreihen ; 6 (8) Längsreihen gekielter Schuppen zwischen den Hinterbeinen, bei einem Exemplare 7 (9), der Kiel der Mittel- reihe niedriger als bei den übrigen Schuppen. Die Jungen mit scharfer Streifenzeichuung. Diese Art ist gemein in Klein asien, Syrien, im Kaukasus, in Transkaspien und Persien bis zum Indus-Tal ; sie lebt in buschigen, steinigen Gegenden ausschließlich auf dem Boden und ist nicht sehr flink. Ophiops Occidental is Blxgk. Boulenger, Cat. Liz., Vol. 3, p, 75, tab. 3, fig. 2 und Rept. Barb., p. 134. DoUMEEGUE, p. 204, tab. 15, fig. 3a. Wie bereits bei der vorigen Art erwähnt, rechne ich Peters' 0. elegans vom Djebel Tarrhona (Bir Milrha) zu dieser Art. Herr Dr. Klaptocz brachte sie vom Djebel Teghrinna (Gharian-Gebirge) mit; 24—28 Schuppen um die Rumpfmitte; 7 Femoralporen jederseits. Verbreitung: Algerien bis Tripolis. Auf steinigem, schwach mit Gebüsch bewachsenem Boden. ßlO Fbanz Werner, Scinciclae. Mabuia vittata Oliv. BouLENGEK, Cat. Liz., Vol. 3, p. 176 und Rept. Barb., p. 135. Anderson, p. 193, tab. 27, fig. 4. DouMERGUE, p. 211, tab. 15, fig. 4 — 5. Diese Art, welche von Herrn Di*. Klaptocz von Tripolis, Bengasi lind Dernah mitgebracht wurde, ist merkwürdig-erweise in keinem der 3 für das Gebiet vorliegenden Artenverzeichnisse genannt. Das Exemplar von Tripolis ist jung; es hat 34 Schuppen um die Rumpf- mitte und Frontonasale und Frontale in Kontakt; nur der weiße Streifen zwischen Vorder- und Hinterbein jederseits vorhanden. Das Exemplar von Bengasi hat 32 Schuppenreihen, Präfrontalia, Fronto- nasale und Frontale in einem Punkt in Kontakt, und deutlich Streifen- zeichnung. Parietalauge sehr deutlich. Von Dernah liegen 5 Exemplare vor. Totallänge Kopfrumpf länge 1. Sq. 34 182 mm 69 mm ßsti'eifige Form. 2. „ 34 178 71 nur Seitenstreifen vorhanden. 4. „ 33 5. ,. 32 » >? Bei allen ist das Frontonasale und Frontale in Kontakt, und die 4. Zehe erreicht die Handwurzel. — Bei diesen Exemplaren be- merkt Herr Dr. Klaptocz: „In der Nähe der Station für drahtlose Telegraphie, aber auch sonst, unter Steinen ; auch das Exemplar von Bengasi fand sich, 4 — 5 km östlich von der Stadt, unter einem größern Stein." M. vittata ist von Ost-Algerien bis Ägypten und über Syrien und Kleinasien verbreitet; in Ägypten ist sie weit weniger häutig als M. quinqiietaeniata, und ich habe sie nur bei Alexandrien und zwar sowohl bei Meks wie bei San Stefano sowie nächst der „falschen Pyramide" von Medun im Fayum, hier zwischen niedrigen Pflanzen, sehr häufig angetroifen. Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 611 Mahuia quinquetaeniata Licht. BOULENGER, Cat. Liz., Vol. 3, p. 198. Andekson, p. 1H7, tab. 24, fig. 1 — 3. Diese aus Nord-Afrika sonst nur aus Äg'ypten bekannte Art nenne ich auf das Zeugnis Fkancaviglia's hin, der sie p. 35 unter den von Paxceri in der Cyrenaika gesammelten Reptilien anführt. AVenn die Unterscheidung- dieser Art von der vorigen nicht so leicht wäre, würde ich trotzdem Bedenken tragen, ihr Vorkommen westlich Ton Ägypten für möglich zu halten. Warum übrigens Francaviglia im Jahre 1896, also 11 Jahre nach dem Erscheinen des Boulenger- sclien Katalogs, noch immer ^^Euprepes savigmß''' schreibt, ist mir ziemlich rätselhaft. Jedenfalls bedarf die Frage des Vorkommens von M. quinciuetaemata, die ich selbst nirgends westlich vom Nil gefunden habe, in der Cyrenaika noch einer Nachuntersuchung. Scincus ofßcinalis Laue. Boulenger, Cat. Liz., Vol. 3, p. 391 und Eept. Barb., p. 137. Anderson, p. 205, tab. 27. Doumergue, p. 219, tab. 17, fig. 2. Djalo (leg. RoHLEs, det. Peters); Tripolis (leg. Balboni, det. Francaviglia). Auch Herr Dr. Klaptocz brachte 9 Exemplare von Tripolis mit. Das größte Exemplar ist 198 mm lang, also noch größer als das größte, von Francaviglia angeführte. Die von diesem Autor bereits hervorgehobene Variabilität in der Färbung findet sich auch bei dem vorliegenden Material wieder. Q uerbinden Färbung Nackenfleck • bis zur Schwanzwurzel 1. hellgelb schwarz 8(7) 2. weißlich-gelb » 7 3. hellgelb n 7 4. weißlich-gelb r 7 ■5. hellgelb braun 10 (9) 6. n 11 6 7. )5 braun, undeutlich 7 (8) 8. J? fehlt 7 oder 8 (undeutlich) 9. 11 M nicht uuterscheidbar 612 Franz Werner, Bei mehreren Exemplaren ist die letzte Eückenqnerbinde Tförmigv mit dem Läng-sbalken des T nacli liinten. Dunkle Querbinden bei Expl. 4 — 8 mit weißem, die gelben Zwischenräume mit braunem Fleck auf jeder Schuppe. Verbreitung: Algerische, tunesische und tripolitanische Sahara,- Ägypten, Nubien. Herr Dr. Klaptocz berichtet über diese Art wie folgt: „Soll sehr häufig sein, weniger in der unmittelbaren Umgebung von Tripolis als vielmehr etliche Stunden südlich. Ich sah im Freien ein einziges Mal einen (am 23./7,, 9 Uhr Vormittag am Weg Tripolis-Sansur). der aber, als ich noch 15 Schritte entfernt war, schon in den Sand tauchte. Als ich nachgrub, fand ich natürlich nichts mehr. Nach Storch wird Scincus von seinen „Cacciatori" folgender- maßen gefangen: Scincus taucht das erstemal nie sehr tief; bloß wenn er merkt, daß man ihm nachstellt, geht er tiefer und weiter; wenn man ruhig bleibt, bleibt auch er, nachdem er einmal ein- taucht, etwa 30—40 cm tief im Sand ruhig liegen. Die Araber tauchen nun, wenn sie sich vorsichtig an die Stelle herangeschlichen haben, den Arm und zwar derart, daß die Hand die direkte Ver- längerung des Armes bildet, etwas seitlich von der Stelle, wo das Tier verschwunden, bis an die Achsel ein, spreizen die Finger und wenden überhaupt die Hand so, daß sie mit dem Unterarm einen rechten Winkel bildet und ziehen nun den Arm zurück. Dies muß natürlich alles blitzschnell geschehen. Stoech's Fänger sollen auf diese Weise in kurzer Zeit oft 20 Stücke fangen; sie sagen auch, daß sich in der Regel 12 — 20 dieser Tiere nahe beisammen auf- halten. tt Chalcides ocellatus Foesk, BouLENGEE, Cat. Liz., Vol. 3, p. 400 und Rept. Barb., p. 138. Andeeson, p. 210, tab. 28, fig. 1. DoUMEEGüE, p. 223, tab. 18, fig. 1 — 2 {Gongylus). Bengasi (Rhumee, Haimann); Tripolis (Feancaviglia), Djebel Tarrhona (Bir Milrha); Audjila (Kohles) — mithin von allen Autoren erwähnt, welche über die Herpetologie von Tripolis und Barka etwas publizierten. Herr Dr. Klaptocz sammelte die Art bei Tripolis, im Gharian-Gebirge, bei Dernah und Bengasi; die Exemplare von Tripolis gehören der typischen Form an, die übrigen der var. tili- gugu Blngk. ßeptilien, Batracliier und Fische von Tripolis und Barka. 6ia 1 Länge des Fundort Dimensionen in mm Total- Kopf- Schuppen- reihen Hinterbeines enthalten in der Entfernung vom Vorder- zum länge rumpflänge Hinterbeinalisatz Tripolis 195 100 30 2 mal _ jj (ji^ng) 30 2-/2 schwach gezeichnet » n 30 2V5 — n )i 30 2 fast nur Längsstreifung Gharian-Ge- 202 117 — 5 Kopfschilder dunkel ge- birge rändert Bengasi 256 145 32 3 — )) 243 125 30 2% Internasalia verschmol- zen j^ 174 94 30 2\ — )? (2 Junge) 1 2V«-3 — Dernah 246 In 32 2'/2 — n 175 80 30 2 dunkles Seitenband un- deutlich, ohne Augen- fiecken I) 151 85 30 2-/3 Augenliecken auch auf dem hellen Seitenstrei- feu; auf der ganzen Oberseite sehr stark entwickelt j5 133 75 32 2V, — j5 120 63 32 2Vo — 5i 107 48 30 2 Augenfleckeu auf den dunklen Streifen un- deutlich ; Färbung der hellen Streifen gelb- braun J5 103 47 30 2V3 — J5 92 60 30 2'/.. — ;? 67 44 30 ^'U — Abg-esehen von dem besonders langgestreckten, bezw. kurz- beinigen Gliarian- Exemplar sehen wir also, daß das Verhältnis von Hinterbeinlänge zur Entfernung vom Vorder- zum Hinterbeinansatz wie 1 : 1^4—3 beträgt, und zwar sind die Gliedmaßen bei den tiligugu- Exemplaren im allgemeinen bei den Jungen wenigstens etwas länger als bei Erwachseneu. Die Walzenechse hat eine enorme Verbreitung, indem sie niebt nur ganz Nord-Afrika bis weit in die Sahara hinein und bis in die Nubische Wüste, Abessvnien und das Somaliland, sondern auch einen großen Teil West- Asiens (Süd- Kleinasien, Syrien, Cypern, Arabien, durch Persien und Mesopotamien bis Sind), sondern auch von Süd- Europa Sardinien. Sizilien, Süd-Italien, Kreta und Attica bewohnt, von kleinern Eilanden des tyrrhenischen Meeres ganz abgesehen. 614 Franz Werner, Zu den von ilim gesammelten Exemplaren dieser Art bemerkt Herr Dr. Klaptocz wie folgt: „(Exemplare von Tripolis.) In der Mesliia häufig; meidet AVüste und Steppe und findet sich an etwas weniger trocknen Orten: so bei alten Brunnen in den Gräben, wo früher die Zugtiere, welche den Schöpfeimer heraufzogen, hinabstiegen, auch in und an alten Brunnenbassins, unter den großen Schollen der erdigen Garten- mauern und in diesen selbst. So große Stücke, wie ich in Bengasi und Dernah fand, scheinen hier nicht oder selten vorzukommen. (Exemplar aus Gharian.) In dem unmittelbar südlich und unter den Kasr (Kastell) von Gharian gelegenen Talkessel, der, von einer kleinen Quelle bewässert, sehr fruchtbar ist und daher viele Gärten enthält. 19./9. 1906. (Exemplare aus Bengasi.) Auch hier an halbwegs geeigneten Orten häufig und in großen Exemplaren. Beobachtete eines, das mit großem Appetit an menschlichen Exkrementen herumknusperte.^) (Ekemplare aus Dernah.) Sah hier auch 2 sehr große Stücke, von denen eines sicher 40 cm Länge hatte.-) Gemein, namentlich in der Nähe des Kulturlandes und an schwach feuchten Orten." Chdlcides hoiileyigeri Anders. Anderson, in: Proc zool. Soc. London, 1892, p. 17, tab. 1, fig. 1. Werner, in : Verb, zool.-bot. Ges.Wien, 1894, p.84 {sepoides)midi 1897, p.405. DOUMERGUE, p. 222. Diese Art ist bei Tripolis, nach der Zahl der lebend exportierten Exemplare zu schließen, sehr häufig, wurde aber von Herrn Dr. Klaptocz, wohl weil die geeignete Jahreszeit schon verstrichen war, nicht mitgebracht. Der Sphenops sepsoidcs Reuss, den Rohlfs bei ßir Milrha und Sokna fand (Peters), ist sicherlich unsere Art, die von Ost-Algerien bis Tripolis verbreitet ist. Alle von Boulenger (Rept. Barb., p. 141) angegebenen Fundorte von Ch. sepoides And. beziehen sich zweifellos auf diese Art, die mir von Tuggurth (Ost- algerische Sahara), von Tunis und Tripolis vorliegt. Die Original- exemplare Anderson's stammen aus Duirat (Tunesien). Ob Ch. sepoides in Algerien überhaupt vorkommt, möchte ich bezweifeln und auch den Fundort „Senegambien" auf Cli. splienopsiformis beziehen. 1) Ich selbst fand diese Art sowohl bei Athen (Lycabettos) als auch bei Alexandrien (Gabari) an einem Orte, wo menschliche Excremente in großer Menge abgelagert waren. 2) Ob nicht etwa Euincces scJineideri Daud.? Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und ßarka. 615 Das Exemplar meiner Sammlung aus Tripolis ist 161 mm lang (Kopfrumpflänge 100 mm, Schwanz regeneriert, wie bei allen meinen Exemplaren); Sq. 26; Nacken mit 4 schwarzen Längslinien, von denen das innere Paar vom Hinterrande des Frontale über den Außenrand der mittlem Nackenschuppenreihe hinzieht; die äußere Linie vom Nasenloch zum Auge und von da allmählich sich ver- lierend zum Hinterbeinansatz; die 10 dorsalen Schuppenreihen bräunlich, die ventralen weiß, beide Farben durch die schwarze Seitenlinie geschieden. Schwanz wie bei Ch. ocellatus gezeichnet. Auch die beiden tunesischen Exemplare meiner Sammlung haben 26 Schuppenreihen; das eine ist ebenso deutlich gezeichnet wie das tripolitanische, mit 2 parallelen schwarzen Längsstrichen auf dem Frontale, das andere aber nur schwach, etwa so wie Ch. sepoides. Die beiden Exemplare aus Tuggurth haben 26 bzw. 24 Schuppen- reihen. Schuppenränder bei beiden etwas dunkler, so daß die ganze Ober- und auch Unterseite dunkler gestreift erscheint; das eine Exemplar hat nur diese Zeichnung, bei dem andern aber treten kleine dunkle Punkte auf den bräunlichen Längslinien auf, am Eücken sehr spärlich, auf der Schwanzoberseite aber regelmäßig auf den Seitenrändern zweier anstoßender Schuppenreihen, so daß immer 2 Punkte nebeneinander stehen; die Grundfarbe zwischen den dunklen Längslinien ist deutlich zu weiß aufgehellt. Bei dem ungefleckten Exemplar ist das 3. Supralabiale jederseits klein, dreieckig, zwischen das 1. und 3. eingekeilt, den Oberlippenrand mit der Basis berührend. Khiptoglossa. Chamaeleontidae. Chaniaeleon vulgaris Daud. BOULENGEE, Cat. Liz., Vol. 3, p. 443, tab. 39, fig. 1 und ßept. Barb., p. 142. Andekson, p. 225, tab. 29. DOÜMERGUE, p. 65. Werner, in: Zool. Jahrb., Vol. 15, Syst., 1902, p. 328. Thilexius, ibid., Vol. 10, Syst., p. 225. Arabisch ..bokschäsch" in Tripolis, ,.buje" in Tripolis, „liirbaa, hirbaya, gemel el jehud" in Ägypten. Bengasi (Rhümer), Uadi Hassan und Uadi Geraib, Cyrenaika (Haimann), Sokna und Djebel Tarrhona (Bir Milrha) (Kohles), 6 Iß Franz Werner, Tripolis (Francaviglia) — also von allen Autoren verzeichnet, die sich mit der Herpetologie unseres Gebietes näher befaßten. Herr Dr. Klaptocz brachte mehrere Exemplare von Tripolis mit (S 175 bis 190, ? 180—190 mm lang). Dieses Chamäleon ist von ganz Nord-Afrika, von den Canaren, Süd-Spanien, Kleinasien (mit Chios und Samos), Cypern, Syrien, der Sinai-Halbinsel und Arabien bekannt. Während es aber in Algerien und weit in die Wüste vordringt, ist es in Ägypten nur auf das Küstengebiet des Mittelmeeres be- schränkt und auch hier gar nicht häufig. Zu den von ihm gesammelten Exemplaren gibt Herr Dr. Klaptocz folgende Notizen : „Alle selbst gefangen; ein häufiges und scheinbar überall vorkommendes Tier, allen Eingeborenen bekannt. Zu einer andern Jahreszeit als im Sommer und Anfang Herbst soll es selten oder gar nicht zu finden sein. Die vorliegenden Exemplare stammen aus der nächsten Umgebung von Tripolis, 2 aus Tadschura (20 km östlich von Tripolis, am Ostrande der i\Ieshia, d. i. der Oase, die auch Tripolis östlich, südlich und westlich umschließt, aber wenig westlich von der Stadt ihr Ende erreicht). Außerdem konnte ich das Chamäleon nachweisen in Dernah nach einem auf der Straße liegenden zertretenen Exemplar, in Bengasi ebenfalls nach einem toten Exemplar, das ich aber des unverschämten Preises wegen nicht nahm. Wird in Tripolis hier und da zum Fliegenfangen gehalten. Von den von mir gefangenen Exemplaren war gut die Hälfte oder mehr am Boden, die andern an Büschen von weniger als Manns- höhe; 1 Exemplar traf ich 6 km oder mehr vom Rande der Oase südlich von Tripolis, also in einer Gegend, die zum mindesten im Sommer, vom Haifa abgesehen, sehr wenig Vegetation aufweist, am Boden herum stolzierend. Nach Storch sind (und damit würden meine Beobachtungen gut stimmen) die Chamäleone weit weniger Klettertiere, als allgemein angenommen wird; soviel ist sicher, daß sie sich am Boden nicht langsamer fortbewegen als im Geäst. — Storch sah einmal ein Chamäleon am Eingange eines Loches im Boden sitzend (aber noch im Loch steckend), das nur dann etwas hervorrückte, wenn eine Fliege in Schußnähe kam". ^) 1) Vgl. mit dieser Angabe den Fund eines Chamäleons durch Herrn Prof. A. KÖNIG bei Nza-ben-Rzik in der est- algerischen Sahara, in einer (wie ich mich im Jahre 1893 überzeugte) nahezu vegetationslosen Gegend. Eeptilien, Batrachier iind Fische vou Tripolis und Baika. 617 Ophidi.a. ^) Coluhridae. Lytorhynchus dkidenia Dum. et Bibr. BOULENGER, Cat. Snakes, Vol. 1, p. 415 und Rept. Barb., p. 145. Anderson, p. 271, tab. 27, fig. 3. DOUMERGUE, p. 268. Tripolis (Francaviglia). Ich erhielt die Art ebenfalls von dort- her. Außerdem in ganz Nord- Afrika von Algerien bis Ägypten, in Syrien, Arabien und Persien. Die beiden tripolitanischen Exemplare meiner Sammlung sind oberseits von ausgesprochen hellgelber Färbung mit 40—45 dunklen Querflecken auf dem Rücken, während das Exemplar aus Kairo und das aus Safje (Palästina) mehr gelbgrau sind und 38 bzw. 36 rhombische Eückenflecken tragen. Schuppenformel. Präocularia iale am Auge 3 V. Sc. Palästina 160 37/37+1 5. Supral Kairo 168 37/37+1 5. Tripolis 165 37/37+1 4. u. 5. Tripolis 166 39/39+1 1. 4. u. r. 5. Das größte der beiden Exemplare aus Tripolis ist 455 mm lang (Schwanz 67). Zanienis alf/iriis Jan. BoüLENGER, Cat. Snakes, Vol. 1, p. 408 und Rept. Barb., p. 147. DOUMERGUE, p. 272, tab. 20, fig. 6a. Werner, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 1894, p. 85, 1897, p. 406. 1 Exemplar von Bengasi, neu für das Gebiet (Klaptocz). Sq. 23, V. 210, Sc? (Schwanz fehlt vollständig, aber glatt vernarbt), Supra- labialia 9 (das 5. am Auge); 2 Prä-, 3 Postocularia ; Temporalia 2 + 3; ein Schildchen unter dem Frenale. Von der Schnauzenspitze zum After 46 mm lang. — Die Art war nur aus Algerien und Tunesien bekannt. Herr Dr. Klaptocz bemerkt hierzu Folgendes: 1) Eryx jaculns, sowohl in Algerien und Tunis als in Ägypten nach- gewiesen, ist aus Tripolis und Barka bisher nicht bekannt, ebensowenig wie aus Marokko. Sie scheint hier jedenfalls nicht häufig zu sein, wie dies für ganz Nordwest-Afrika gelten dürfte. In Ost-Algerien sah ich nie ein Exemplar, während man in Ägypten ihrer genug haben kann. 618 Fkanz Werner, „Aus einem Garten, 5 km östlich von Bengasi, von einem Malteser, Cameno, Besitzer jenes Gartens, bekommen. Ich selbst sah nur ein- mal, am 4./9. bei Bengasi und zwar etwa 6 km nördlich der Stadt, eine Schlange, die etwas größer als die vorliegende, höchst wahrscheinlich derselben Art, verschwunden war. bevor ich vom Pferde gestiegen." Ich konnte 2 Exemplare meiner Sammlung vergleichen. Das eine, ein ? von 920 mm Totallänge (Schwanz 225 mm) stammt aus der west-algerischen Sahara (Doumergue leg.); Schuppenformel r Sq. 25, V. 222, Sc. 100/100+1; Supralabialia 10, das 6. am Auge; 1 Prä-, 1 Suboculare, 3 Postocularia, Temporalia 2-]-3. — Das andere, aus Tunis stammende (leg. P. Spatz) habe ich schon op. c, 1897, p. 406 erwähnt; Sq. 25, V. 224, Sc. 100/100-fl; Supralabialia 9; das 5. am Auge; sonst wie voriges. Schließlich möchte ich noch auf das kleine von mir 1893 bei Biskra (Fort Türe) gefangene Exemplar auf- merksam machen, welches ich op. c. 1894, p. 85 beschrieben habe und welches mit der Pholidose von Z. algirm die Zeichnung von Z. Mppo- crepis verbindet; diese Form verhält sich zu der typischen qu er- gebänderten ganz so wie Z. ravergieri Men. zu Z. fedtschen'koi Str. oder wie die östliche Form von LytorhyncJms diadema zur westlichen. Die Färbung des typischen Z. algirus ist überaus charakteristisch; der bläulich-graue Ton der Oberseite, das breite Nackenband, die am Rande etwas verschwommenen dunklen Zeichnungen lassen diese Art leicht erkennen und von allen ähnlichen Zayncnis-kvi&n Nord- Afrikas {Z. florulentus, rogersi, rhodorhacMs) sofort unterscheiden. Zamenis florulentus Geoffr. BouLENGER, Cat. Snakes, Vol. 1, p. 402. Anderson, p. 256, tab. 37, fig. 1. Wird als Z. ventrimaculatus Gay var. florulentus Schleg. von Peters für Sokna ^) sowie 3mal (Haimann: Gioh'; Ehumer: Bengasi^) ; Francaviglia: Cyrenaika) für das Gebiet von Barka erwähnt. Ich habe aber zu allen 3 Angaben kein rechtes Vertrauen und halte es für möglich, daß sie sich allesamt auf Z. algirus Jan be- 1) Ich konnte infolge der Freundlichkeit von Herrn Direktor A. Brauek und Herrn Kustos G. ToRNlER (kgl. Zool. ]\Iuseum Berlin) diese beiden An- gaben nachprüfen. Den beiden Herren sei hierfür bestens gedankt. Das Exemplar aus Bengasi ist nichts anderes als Zamenis gcmoncnsis Laur. (jung) und zweifellos eingeschleppt oder gar nicht in Bengasi, sondern auf der Hin- und Rückreise in Italien gefangen. Die Sokua-Exemplare sind alginis Jan. Keptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 619 ziehen, von dem wir wissen, daß er in der Cyrenaika vorkommt. Da Fkaxcaviglia sclion den 1. Band der BouLENGER'sclien Sclilang-en- kataloge kennt, so könnte man zwar annehmen, daß ihm die Unter- scheidnng' beider Arten gelnngen ist; doch möclite ich aucli diese Art bis auf weiteres als fraglich für unser Gebiet bezeichnen. Zanienis dkulenia Schleg. BouLENGEK, Cat. Snakes, Vol. 1, p. 411 und Eept. Barb., p. 148. Anderson, p. 267, tab. 38. DoüMEEGUE, p. 277, tab. 20, fig. 8a. Von ßoHLFS vom Uadi ]\Iilrlia mitgebracht (Pcriops parallelus Wagl, bei Peters). Mir lag- kein Exemplar dieser Art aus Tripolis und Barka vor, doch findet sich unter den Notizen von Herrn Dr. Klaptocz die kurze Beschreibung* einer Schlang-e, die er bei dem Händler Storch in Tripolis sah und die wohl nichts anderes sein kann als die Diademschlange. Diese Art ist sehr weit verbreitet, nämlich von der ost-algerischen Sahara über Ägypten und Palästina bis Nord-Indien. Ijex>todira tripolitana n, S2>» Verwandt L. poheguini Mocq. von Französisch Guinea und L. tornieri Ween. von Deutsch Ost- Afrika, von beiden Arten durch die größere Anzahl von Schuppenreihen (21) von ersterer auch durch den Besitz von 2 Präocularen, von denen das obere das Frontale berührt, von letzterer durch die größere Anzahl von Ventralen sowie der Temporalia und der an die vordem Kinnschilder an- stoßenden Sublabialia unterschieden. Rostrale doppelt so breit wie hoch, von oben deutlich sichtbar; Interuasalia kürzer als Präfrontalia; Frontale länger als breit, so lang wie sein Abstand vom Kostrale, kürzer als die Parietalia; Nasale geteilt; Frontale fast doppelt so lang wie breit; 2 Präocularia, das obere in Kontakt mit dem Frontale ; 3 Postocularia ; Temporalia 2-[-3, 3-|-3; 9 Supralabialia, das 4. und 5. am Auge; 3 Sublabialia in Kontakt mit den vordem Kinnschildern; hintere sehr klein, in Kontakt. Sq. 21, V. 217, Sc. 60;60-f 1. Oberseite mit Einschluß der Supralabialia graubraun. Unterseite weiß mit verstreuten grauen Punkten. Sublabialia grau; die 3 äußern Schuppenreihen jederseits weiß, dunkel bespritzt; Schwanzunterseite mit grauem Längsband, in der Mitte. Länge 740 mm; Schwanz 110 mm. (320 Franz Werner, Ich erwarb ein einziges S dieser Art von Herrn AV. Schlüter m Halle a. S., der es mit andern Schlangen direkt von Herrn R. Storch in Tripolis erhalten hatte. Da eine Verwechslnng oder ein Irrtum ausgeschlossen ist, auch die übrigen mir seinerzeit zur Bestimmung eingesandten Schlangen solche sind, welche in Tripolis sicher vorkommen, außerdem diese Art bisher aus keiner andern Gegend Afrikas bekannt ist, so wage ich an der Richtigkeit der Fundorts- angabe nicht zu zweifeln. Bisher wurde keine Leptodira nördlicher als Sennaar gefunden. Die vorliegende Art besitzt auch nur 6 ziemlich gleichgroße Zähne vor den beiden Furchenzähnen, welche nur wenig vergrößert sind. Die von mir in: SB. Akad. Wiss. Wien, Yol. 116, Abt. 1, 1907, p. 1876 gegebene Bestimmungstabelle der afrikanischen Leptodira- Arten wäre demnach folgeuderweise zu erweitern: 1. Schuppen in 21 Reihen (Ventralia 217; 2 Präocularia, das obere in Kontakt mit dem Frontale; Temporalia 2+3 oder 3+3; 3 Sublabialia in Berührung mit den vordem Kinnschildern ; nur 1 Paar von hintern Kinnschildern, diese klein) Leptodira tripolitana Wern. Schuppen in 17 — 19 Reihen 2 2. Frenale berührt das Auge (Sq. 17, V. 201—208, Sc. 94—97, T. 1 -f- 1 + 2) L. duchesnei Blngr, Frenale durch das Präoculare am Auge getrennt 3 •3. Mehr als 200 Ventralia (Präoculare erreicht nicht das Fron- tale) L. icerneri Blngr., L. pobeguini Mocq. Weniger als 200 Ventralia 4 4, 2 Präocularia, das obere das Frontale berührend (Sq. 17, V. 159, Sc. 48; 6 Sublabialia in Kontakt mit den vordem Kinnschildern; 3. — 5. der 8 Supralabialia am Auge. Rücken- schuppen gekielt) L. tornieri AVern. 1 Präoculare, nicht das Frontale erreichend L. liotamboeia Laur., L. degeni Blngr. (attarensis Wern.) Macroprotodon cnciillatus Geoffr. BOULENGER, Cat. Snakes, Vol. 3, p. 175 und Rept. Barb., p. 149. Anderson, p. 308, tab. 34, fig. 5. DOUMERGUE, p. 283, tab. 21, fig. 12a. In der Literatur zweimal erwähnt: von Rhumer für Bengasi {Coronella [Macroprotodon] hrevis) und von Haimann für Bu Mariara {Cyrenaika) als „Coronella Joevis'-\ Ich erhielt die Art aus Tripolis. — Eeptilier, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 621 Aus ganz Nord-Afrika vom Rio de Oro (West-Saliara) über Marokko bis Ägypten, vom Süden der Pyrenäen-Halbinsel, den Balearen und Lampe- dusa bekannt. Mein ]\Iaterial von dieser Art besteht aus folgenden Exemplaren, von denen das größte (aus Tunis stammend, leg. Hauptmann G. Veitii) 567 mm lang ist (Schwanz 106 mm), während das Exemi)lar aus Tripolis 545 mm (Schwanz 95 mm) mißt. Nachstehend ist auf die Schu])penformel und Berührung des 6. Supralabiale mit dem Parietale Rücksicht genommen. Die Exemplare aus Oran, Tunis und Tripolis sind unterseits einfarbig hellgelblich, die übrigen in verschiedenem Ausmaße dunkel gefleckt, am wenigsten das aus Constantine. Sc. 49/49 + 1 6. Supralabiale mit dem Parietale in einem Punkt in Kontakt 41/41 -\-l 6. Supralabiale vom Parietale ge- trennt 43 43 4-1 6. Supralabiale mit dem Parietale in Kontakt 45 45 -\-l 6. Supralabiale vom Parietale in Kontakt 48 48 -j- 1 6. Supralabiale mit dem Parietale in einem Punkt in Kontakt 50/50 -|- 1 6- Supralabiale mit dem Parietale in Kontakt 57,57 -|- 1 6. Supralabiale mit dem Parietale in Kontakt 55/55 -f- 1 6. Supralabiale mit dem Parietale in Kontakt Sq. V. Malaga 21 172 Tanger 21 177 Casablanca 23 160 Oran Setif 19 181 19 180 Constantine 19 180 Tunis Tripolis 19 174 19 170 CoelopeJtls ntonspessuUuia Heem. BOTJLENGER, Cat. Snakes, Vol. 3, p. 141 und Rept. Barbary, p. 151 (lacertina). Anderson, p. 288, tab. 37, fig. 4. DoüMERGUE, p. 295, tab. 22, fig. la. Uadi Ahmar, Negal und Zejana (Cyrenaika) : Haimann {insignitus) ^) ; P>ir Milrha, Sella, Weg zwischen Audjila und Bengasi (Rohlfs) {lacertina) ; Tripolis (Francaviglia, Boulenger). — Ich besitze ein ? aus Tripolis (Sq. 19, V. 178, Sc. 93 93 + 1). welches der var. imignita zugehört. 1) Von Feancaviglia aber zu var. neinnayeri gerechnet; der Name insignitus bei Haimann ist Art-, nicht Varietätsname. Alle Exemplare aus Tripolis sind echte insignitus. Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 40 G22 Franz Werner, Ein ? derselben Varietät (Sq. 19, V. 174, A. 11, Sc. 99 99 + 1) braclite auch Herr Dr. Klaptocz von Tripolis mit; es ist 480 + 168 mm lang-. Verbreitung: Nord-Afrika (Rio de Oro bis Ägypten). West- Asien,. Süd-Europa (mit Ausnahme fast des ganzen italienischen Festlandes). Er bemerkt hierzu Folgendes: „Südwestlich von Tripolis, 1 bis 1^/, km vom Rande der Mesliia (16./7. 1906, 10 Uhr Vormittags), scheuchte sie auf, als ich sammelnd einen Haifabestand abtrat. Sehr schnell, lebhaft und gewandt. Scheint die häufigste Schlange bei Tripolis zu sein; nicht nur die einzige lebende Schlange, die ich hier sah, sondern auch die einzige tote, die ich fand, und zwar in der Meshia an einer Gartenmauer, wo sie jedenfalls Araber hin- geworfen; da sie bereits stank, verwertete ich sie als Igelfutter. Stoech hatte viele." Coelopeltis nioüensis Rss. BouLENGEK, Cat. Snakes, Vol. 3, p. 143 und Rept. Barb., p. 151 (pro- ducta). Anderson, p. 292, tab. 40. DouMEEGUE, p. 300, tab. 22, fig. 2a {producta). Nur von Kufra (Rohles) und Tripolis (Anderson) bekannt, je- doch, weil in der algerischen und tunesischen Sahara ebenso zu Hause wie in Ägypten, wohl auch in Barka noch zu finden. Im allgemeinen seltne Art; außer in Nord- Afrika noch in Nubien und Arabien. Durch die Fähigkeit, ihren Vorderkörper hoch aufzurichten und den Hals auszubreiten, eine sehr auffallende Schlange (vgL Scherer, in: Bl. Aquar.-Terr.-Kunde, Jg. 19, 1908, p. 19, 29, fig. (gute Abbildung). JPscunmophis schokari Rss. Boulenger, Cat. Snakes, Vol. 3, p. 157. Anderson, p. 295, tab. 41—42. Doumergue, p. 289, tab. 21, fig. 13a. Ich besitze ein Exemplar dieser rein paläarktischen x4rt aus Tripolis. Ob die von Panceri in der Cyrenaika (Francaviglia,, p. 35) und von Rohlfs bei Bir Milrha und Kufra gefangene Psam- moiMs sihilans^) wirklich zu dieser Art oder aber zu schoJcari gehört,. 1) Die von RoHLES gesammelten Exemplare sind durchwegs P. schokari (vgl. Änm. S. 618). — (Anm. bei der Korr.) Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 623 kann ich, so wesentlich die Beantwortung dieser Frage in zoo- g-eographischer Beziehung auch wäre, leider nicht sagen. Psammophis schoJiWi ist vom Rio de Oro und West-Algerien durch die ganze Sahara bis Ägypten. Xubien, Syrien. Arabien, Persien und Sind verbreitet. Wie wohl alle Arten der Gattung, bewegt sie sich mit außerordentlicher Schnelligkeit. ]\Iein Exemplar hat 183 Ventralen. Von den 9 Supralabialen ist das 5. und 6. am Auge. Das braune Rückenband ist ^L^ + 7 -|- V^ Schuppenreihen breit; die hellgelbe ^Mittellinie ist nicht dunkel ein- gefaßt, überhaupt seitlich undeutlich begrenzt, jedoch das ganze Rückenband mit dunkler seitlicher Kinfassung. Ein braunes Seiten- band auf der 1. — 3. Schuppenreihe (\., + 1 + ^ .3 Schuppenreihen breit), auf keiner Seite dunkel gerändert; eine dunkle Längslinie auf jeder Seite des Bauches über die Ventralen hinziehend; Bauchmitte dunkel punktiert. — Ein ähnlich gezeichnetes Exemplar erhielt ich von Herrn Prof. Doumergue aus der west-algerischen Sahara, doch ist die hellgelbe Rückenmittelzone breiter, die dunkle Einfassung der Längsbänder schärfer, und die Punktierung der Bauchmitte fehlt. jVaJa haje L. BouLENGER, Cat. Snakes, Vol. 3, p. o74 und Eept. Barb., p. 152. AxDERSOX, p. 312. tab. 44. Doumergue, p. 303, tab. 22, fig. 3a, b. Thilenius, in: Zool. Jahrb., Vol. 10, Syst., p. 221, Arabisch „buftira" (in Tunis); „nahir"' (in Ägypten). Aus der Cyrenaika durch Riiumer (Bengasi) und Panceei (s. FßAxcAviGLiA, p. 35) nachgewiesen; mitgebracht von Herrn Dr, Klaptocz aus Tripolis (Tarhuna). Das Exemplar ist 137 cm lang, der Schwanz 14,5 cm (unvoll- ständig), Schuppenformel: Sq. 21, 19, V. 204, Sc. 35,35+ . . . Supralabialia 7; 1 Prä-, 3 Sub-, 2 Postocularia (links das 3. Sub- oculare mit dem untern Postoculare verwachsen, Temporalia 2 -(- 2 ; links das vordere untere mit dem 6. Supralabiale verwachsen). Färbung hell grünlich-grau, nach hinten die Schuppen an der Basis heller, gegen den Schwanz zu direkt hell gelbbraun. Unterseite des Kopfes mit Einschluß des 1. Ventrale gelblich, dann grünlich-grau, dann nach hinten wieder gelblich. Schwanzschilder vorn mit dunklem Rande. 40* 624 Fhanz Werner, Ein Exemplar meiner Sammlung, von ähnlicher Größe, aus Kairo, zeigt folgende Schuppentbrmel: Kairo Sq. 21, V. 202, Sc. 60/60 + 1. Vorkommen: Nord- und Ost-Afrika bis Zululand; Palästina, Süd- Arabien. Herr Dr. Klaptocz bemerkt zu dieser Art Folgendes : „Die vor- liegende Schlange (von den 17 Stück, die Storch damals hatte, eine der größern, doch hatte er nach seinen Aussagen schon viel größere) so wie die Mehrzahl der Exemplare, die Storch erhält, stammt aus der Gegend von Tarhuna (südsüdöstlich von Tripolis, Gebirge, wo 'Naja in der ganzen weitern Umgebung von Tripolis bei weitem am häuligsten sein soll und namentlich nach der Ernte sehr oft gesehen wird). Nicht so häufig ist (nach Storch) Naja in der Gegend von Gharian. Sie scheint sich überhaupt nur im Gebirge regelmäßig und in der nächsten Umgebung von Tripolis nicht oder nur selten zu finden." Ein ganz schwarzes Exemplar dieser Art aus Tripolis war im Sommer 1908 bei dem Wiener Tierhändler Findeis lebend aus- gestellt. Da es außerordentlich lebhaft war, so konnte ich nicht untersuchen, ob es sich hier nicht etwa um Walterinnesia handelte. Viperidae. Vipera lebetina L. BouLENGER, Cat. Snakes, Vol. 3, p. 487 und Rept. Barb., p. 154. Thilenius, in: Zool. Jahrb., Vol. 10, Syst., p. 223. DoUMEEGUE, p. 310, tab. 22, fig. 5a, b. Werner, in: Zool. Anz., Vol. 21, 1898, p. 218; in: Jahresb. Ver. Magdeburg 1896 — 1898, p. 6 (S.-A.) ; in: Wiss. Mitt. Bosn. Herz., Vol. 6, 1899, p. 19; in: Zool. Jahrb., Syst., Vol. 19, 1903, p. 344 und in: SB. Akad. Wiss. Wien, Vol. 111, Abt. 1, 1902, p. 1102. SteindaCHNER, in: Denkschr. Akad. Wiss. Wien, Vol. 44, p. 697, tab. 1 (s, auch Cecconi, in: Boll. Soc. Romana Zool., Vol. 8, 1899, NiKOLSKi, Herp. Turanica, und in : Annuaire Mus. St. Petersburg, 1899). SCHEEER, in: Bl. Aquar.-Terr.-Kunde, Jg. 19, 1908, p. 109, fig. Arabisch „tagirja" (Tunis). Ich besitze ein erwachsenes Exemplar von Tripolis; aus der Literatur ist mir die Levante-Otter aus Tripolis oder ßarka nicht Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 625 bekannt geworden. Ob sie in Ägypten vorkommt, ist nocli immer zweifelhaft, aber Avohl schon mit Sicherheit zu verneinen — in dieser Beziehung bietet die Verbreitung dieser mäclitigen Giftschlange ein Seitenstück zu der von Testudo ihera und Ophiops, welche beide zwar in Nordwest- Afrika und ^^'est-Asien. nicht al)er in Ägypten gefunden wurden. V. lehetiua ist außer in Nordwest-Afrika (Marokko bis Tripolis) auch in West-Asien weit verbreitet, da sie in Kleinasien. Syrien, auf Cypern und auf der griechischen Insel Milos, in Transkaspien, Persien, Mesopotamien, Afghanistan, Beludschistan und Kaschmir gefunden wurde. Das mir vorliegende ? aus Tripolis gehört der var. descrti Anders. an, die ich von var. mimritanica Guicu. allerdings kaum unterscheiden kann. Mir liegen zum Vergleich noch mehrere Exemplare vor, nämlich 1 großes $ der var. manritanica Guich. aus Ain Sefra (West- Algerien). 1 ebenfalls erwachsenes $ der var: xanthina Gray aus Haifa (Syrien), 1 Exemplar aus Milos, 2 {var. hornmüllcri W^ehn.) aus dem cilicischen Taurus und 1 derselben Varietät aus dem Libanon; außerdem 2 Köpfe {xanthina aus Haifa und mauritanica aus Adana). Sq. y. Sc. Sl. lo. Ak. So. $ Ain Sefra 27 171 48/48 + 1 11-11 13 17 18 3^) ? Tripolis 27 170 44/44 + 1 11 11 13 18—17 3 $ Milos 23 154 40/40 + 1 10 10 10 15-13 2(3) 2 Haifa 25 168 36 36 + 1 10-11 1 + 7 + 1 12-13 2 c? Libanon 23 145 29 29 + 1 10-9 1 + 9 + 1 13-13 2(3) ?) Cilic. i 23 156 29 29 -1- 1 9 9 1 + 6 + 1 10-10 2 ^] Taurus l 23 156 25 25 + 1 9-9 1 + 7 + 1 10-10 9 Kopf, Adana 10 10 10 16-18 3 ,, Haifa 10-10 1 + 7 + 1 12 12 2 Das $ aus Tripol is besitzt auf hellbräunlichem Grunde sehr große olivenbraune Rücken- und Seitenflecken, so daß von der hellen Grundfarbe eine Art Kettenzeichnung übrig bleibt. Dagegen ist das $ aus Ain Sefra graubraun, mit großen, aber sehr undeutlichen dunklem Rückenflecken. 1) Sl. = Supralabialia ; lo. ^= Interocularia (Zahl der Schuppen von einem Auge über die Stirn zum andern) : Ak. = Augenkrauz (Schuppen um das Auge herum) ; So. = Subocularreihen (Zahl der Schuppenreihen zwischen Auge und Supralabialen). 626 Franz Werner, Cerastes vipera L. BOULEXGER, Cat. Snakes, Vol. 3, p, 503 und Rept. Barb., p. 155, tab. 18. fig. 2. Anderson, p. 327, tab. 47. DoUMERGUE, p. 317, tab. 23, flg. 2a, b. Alis Tripolis von Francaviglia und Gray (C rikliiei) erwähnt; Herr Dr. Klaptocz brachte 3 Exemplare von demselben Fund- orte mit. 'S Eh a CO : i s, 0 j 1 0 ; a i S -£ 0 ? S Li 3 S 0 5. <; s <; it J 9 s 3 3 0 i ? ■*. 0 <; ■? 1 0 S id 0 5 1 H 1 0 1 S A J i ? 3 3 > > 3 H ■( 1 •• s ib 2 s i •i \ 0 •ri ? C 3 3 H i 0 s o J 1 3 3 S J > 3 1 3 5 0 o s 0 ä 3 S JJ 3 > > 0 s !: •*? a « a i (.> c s 5 3 » 0 » 1» :> 4 Reptilien, Batracbier und Fische von Tripolis und Barka. 629 a^ r-' -o rr} S o a .2:5--- -o P^ Ö S "rt r-'^. S ^ c ^ s ^~ "^ r— ^ o *— O TS "^ X w £ jlt^.- r-" c ^vco-- CS -^ O) CJ) _- Co 53 O» ;-* s i; •- o ^ >. oOcoco > X -/: ■y. C^- 0) Efi o .« CA; • ^i ^ CS ,^ j O ci - _ o s — *J ^ «u S f -1 e e <3 •«ö S J,^^^ ,— .^ u c •'S» S hS •+-a u 'ö Ö «A ■f^ &< ^ •>• -« .0 w u ^♦^ CO C^ CO cc !S 5J -3 S .0 i E cc CO S ^ o 630 Franz Werner. Sonstige Verbreitung- Süd-Spanien, Klein- asien, Syrien, Ara- bien, Teneriffa West-Asien, Grie- chenland, Türkei, Dobrudscha Syrien, Arabien, Persieu a -t-H Syrien bis Nord- Indien Rio deOro, Balearen, Lanipedusa, Pyre- näen-Halbinsel Rio de Oro, Süd- Europa (auLler Ita- lien), West-Asien .2 < s Ägypten Barka c>-. Tripolitanieu .2 Ol Ö .2 bX) o o ( ? 3 s u 3 S 3 3 < o 3 r- < 1^ 3 S 3 S ^ 1 3 2 S < 1 c l ■+ <: ! ! < s 3 3 i c <: % 1: <: < ! S <; s •a 1 5 3 3 < \ c c % c S < s s c C 5 •a 0 5 :) 0 0 J <> Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 631 Rio de Oro, Palä- stina und Arabien bis Sind, Nubien Ost-Afrika von Nubien bis Zulu- land, Syrien, Ara- bien West-Asien bis Kaschmir, Milos Syrien, Nubien. Arabien Nubien, Kordofan, Abessynien, So- nialiland, Togo, West- Asien von Arabien bis Vorder- indien t i O OPS s 1 1- >• c • s £ 2 632 Franz Werner, Einige allgemeine Benierkiuigen über die Reptilien-Fauna von Tripolis und IJarka. Aus der Ziisammensetziiiig der Reptilien-Fauna der beiden oben- o-enannten Länder g-eht deutlich hervor, daß sie eine entsclüeden größere Verwandtschaft mit der Mauretaniens als mit der Ägyptens besitzt. Wenn wir von denjenigen Arten absehen, die quer durch ganz Nord- Afrika, von Marokko oder wenigstens Algerien bis Ägypten verbreitet sind (und es gehören die meisten bisher aus dem Gebiete bekannt gewordenen Arten hierher), so finden wir in dem Rest der sicher nachgewiesenen Arten vorwiegend echte Nordwest- Afrikaner: Ophiops occidentalis, Chalcidcs honlengeri, Zamenis ahjirus; ferner 2 Arten, die zwar außer in Nordwest-Afrika noch in West- Asien zu Hause m^d (Viperalebetina, Testudo ibera), aber in Ägypten bisher nicht gefunden wurden; schließlich 2 Arten, die bisher aus Nord-Afrika überhaupt nicht bekannt waren, nämlich Ophiops elegans, eine west-asiatische, und Lepiodka fripolitana, eine einer äthiopischen Gattung angehörige Art. Was auf Übereinstimmung mit Ägypten hinzuweisen scheint (Mahuia quinqiietaeniata , Uromastix spinipes, Zamenis florulentus, Fsammophis sibilans), ist zu unsicher, um ernst- lich in Betracht gezogen werden zu dürfen. Eher dürfte das, was in Tripolis und Barka fehlt, als ägyptischer Charakterzug des tripolitanisch-cyrenaischen Gebietes angesehen werden können, so das Fehlen von Lacerta, Psatnmodromus , Ernys, Clemmys, der Amphisbaenen und Coronellen. Eine wirkliche Kluft ist zwischen Mauretanien und Ägypten aber immerhin in einigen wenigen Fällen zu bemerken, indem Arten, die in beiden Ge- bieten in verschiedenen Formen auftreten, in Tripolis und Barka ganz fehlen. Dies gilt z. B. für Flyodadylns hasselquisti Donnd., dessen algerische Form oudrii Lat. von den ägj^ptischen durch das ganze gewaltige Gebiet vom Auresgebirge bis zum Nil getrennt ist; ebenso ist zwischen dem Gebiete des mauretanischen Tropidonoius viperinus und dem des west-asiatischen, bis Unterägypten verbreiteten T. tessellatus in der ganzen Breite der beiden Länder bisher kein Tropidonotus gefunden worden. Wenn man bedenkt, daß beide Arten einem Typus der Gattung angehören, der in Afrika sonst gänzlich fehlt, so scheint mir dies dafür zu sprechen, daß dieser Typus ein wesentlich und ursprünglich holarktischer ist, wie Colnher, Coronella, Zamenis und Vipern, von denen Coluher Afrika gar nicht, Coronella nur im Nordwesten. Zamenis im Norden und Nordosten Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 633 besiedelt hat, während die Viperiden freilich von dem ganzen Erd- teil Besitz ergriffen, aber hier mehrfache Umbildungen erfahren haben. Wenn wir Steomee darin zustimmen, daß wir die Urheimat einer Formengruppe dort zu suchen haben, wo zusammenhängende Reihen gefunden w^urden, so dürfen wir die Paläarktis, wo für die Viperinen eine rezente Stammesreihe von seltner Vollständigkeit vorliegt, als ihre Ih'heimat annehmen. Es erscheint mir nicht unwahrscheinlich, daß eine kleine An- zalil jetzt ägyptischer Reptilien im alten Ägypten noch gar nicht existierte, sondern erst später aus Syrien bzw. Arabien einwanderten. Ich meine hier Ayama stcUio, Chamaeleon vulgaris und Testudo leithi. Keines dieser Tiere erscheint auf den zahlreichen Abbildungen in den Tempeln und Höhlengräbern des alten Ägyptens dargestellt, obwohl sie auffallend und niclit leicht zu übersehen sind. Ägama stellio gehört einer Gruppe der Gattung Ägama an, die sonst aus- schließlich auf West- und Mittel- Asien beschränkt ist; der Hardun ist ausschließlich auf die Mittelmeerküste beschränkt und ist nie- mals auch nur ins Delta vorgedrungen, obwohl er sicherlich bereits jahrhundertelang in Ägypten einheimisch ist; ebenso hat er an- scheinend niemals sein Verbreitungsgebiet über Ägj^pten nach Westen ausgedehnt. — Was Chamaeleon vulgaris anbelangt, so könnte es freilich aussehen, als ob das Verbreitungsgebiet dieser Art in Nord- Afrika ein geschlossenes sei. Doch ist dies nur scheinbar. Andeesox fand sie in Unter-Ägypten nur bei Marsa Matru, 150 Meilen west- lich von Alexandrien, und es ist leicht möglich, daß sie hier aus der Cyrenaika eingeführt wurde. Der nächste Fundort im Osten ist die Oase Ain Musa in der Sinai- Wüste, gegenüber von Suez, also innerhalb des west-asiatischen Verbi-eitungsgebietes der Art. Wenn etwas gegen meine Annahme spricht, daß das Cliamäleon erst später in Ägypten eingewandert ist, so wäre es der Umstand, daß wir dann in Ägypten eine Unterbrechung des zusammenhängenden Verbreitungsgebietes annehmen müßten; dies gilt aber sicher ebenso für Vipera Ichetina und Testudo ibera, die in West- Asien und Maure- tanien, nicht aber in Ägypten leben, ebenso wie für manche lusecten, wie die Orthopteren-Gattungen Famphagus und Sphodromerus u. a. Was schließlich Testudo leithi anbelangt, so ist auch sie eine Küstenbewohnerin in Ägypten und dabei die einzige Schildkröte des Landes neben Triomjx triunguis. Während wir aus dem Miocän und Eocän von Ägypten cryptodire. noch mehr aber pleurodire Schild- kröten in ziemlicher Anzahl kennen, sind, beide heute im größten 634 Franz Werner, Teil des Landes, von der MittelmeevkUste bis Dongola, wo T. cakarata lebt, ausg-estorben, wohl im Zusanimeiihange mit der zunehmenden Entwässeruno^ , die die völlige Vernichtung der pleurodiren Schild- kröten zur Folge hatte. Immerhin scheint es aber möglich, daß gerade T. leithi einen letzten Kest der alten Landschildkröten-Fauna Ägyptens darstellt und dem Wassermangel verhältnismäßig gut Widerstand leisten kann, da sie ja nicht nur von der arabischen Westküste bekannt ist, sondern auch in der Sahara vorkommt, im Falle Anderson im Recht ist, wenn er auch die ,,Tcstudo graeccr^ von Peters (welche Rohlfs im Uadi Tessina sammelte) auf diese Art zurückführt; denn diese Wüstenbäche führen ja meist nur ganz kurze Zeit im Jahre Wasser, und es sind die Schildkröten auch hier auf die nach der Regenperiode sprossenden, z. T. succulenten Pflanzen angewiesen. Wenn wir nun die Anteile der verschiedenen Faunengebiete an der Fauna unserer Gebiete weiter betrachten, so dürfen wir folgende Gruppen unterscheiden: Eigentliche Mediterranformen, ohne besondere Anpassung an das Leben in der Wüste: Testudo, Hemidadylus^ larentola, Ophiops, Mabuia, Chaicides ocellatus, Chamaeleon, 3Iacroprotodon, Coelopeltis monspessulana, Viper a lehetina. Arten äthiopischer Abstammung : Lepiodira tripoUtana, Naja haje. Wüstenbewohner: Die übrigen Arten. Gemeinsame Formen (entweder derselben Art oder wenigstens demselben Formenkreis angehörig) Mauretaniens (mit Einschluß von Tripolitanien) mit dem Sudan, aber in Ägypten nicht vorkommend: ? Testudo ibera, Glauconia macrorhyncha, Leptodira (tripolitana, im Sudan L. attarensis Wern.), Ägama {hihroni in Marokko und ^Vest- Algerien ; spinosa am Roten Meer; colonorum am obern Nil). Diese Daten zusammen mit dem überraschenden Vorkommen mediterraner Lacertiden-Formen {Lacerta jacJisonii, L. vanercseUae, Algiroidcs africanus) und einer echten Vipera (F. snpercüiaris) in Ost-Afrika sowie der sudanesischen Gattung Latastia in Kleinasien (L. cappadocica) berechtigen zu dem Schlüsse, daß das mediterrane Gebiet Nord-Afrikas, Süd-Europas und West-x\siens durch eine wenigstens einen Teil des Jahres bewässerte, im Norden mehr mediterranen, im Süden mehr Savannencharakter tragenden Land- strich mit dem Sudan (im weitesten Sinne des Wortes) im Zusammen- hange gestanden haben muß oder vielleicht (durch das Hinterland von Barka) noch jetzt in Verbindung steht. Erst durch das Vor- dringen der Wüste sowohl gegen die Mittelmeerküste als gegen den Heptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 635" Sudan dürfte die weite Verbreitung so echter Wüsteiitiere wie Ertjx,. Echis, Stenodactylus und Ptyodadtßus ermöglicht worden sein. Das- west- und zentral-asiatische Steppengebiet muß aber von der süd- afrikanischen Subregion wenigstens kurze Zeit getrennt gewesen sein, da die im gemäßigten Asien vorkommenden Arten der Gattungen Eremias und Scapteira in einigen konstanten Merkmalen sich von den Süd-afrikanischen unterscheiden. Jetzt ist die Verbreitung von Eremias von Nord-China über West-Asien bis Süd-Afrika fast kon- tinuierlich, die von Scapteira freilich stark unterbrochen. Trotzdem müssen wir und können wir auch annehmen, daß auf dem ganzen Gebiete, das sich von den Steppen Zentral-Asiens bis über Ost- Afrika zum Kap erstreckt, die Existenzbedingungen für diese Gat- tungen sich gefunden haben und im Sudan und Ost- Afrika für Eremias noch finden, wenn wir uns nicht Scapteira dipliyletisch entstanden denken wollen, wozu aber, wenn wir die Verbreitung von Eremias in Betracht ziehen, die in Asien wie in Süd- Afrika in ihrer Gesell- schaft vorkommt, aber ein ununterbrochenes Gebiet vom gemäßigten Asien (Kleinasien bis Nord-China) bis Süd- und West-Afrika bewohnt^ kein Anlaß vorliegt; wäre diese Kontinuität bei Eremias nicht mehr nachweisbar, so könnte man aucli hier an diphj^letische Entstehung denken, und wahrscheinlich .ist auch Scapteira einst ähnlich ver- breitet gewesen wie Eremias — wir brauchen hier vielleicht gar nicht auf weit entlegene Erdperioden zurückzugreifen. Ahnliche Er- wägungen werden auch nahegelegt, wenn wir die Verbreitung der nahe verwandten Saudgeckos Crossobamon (Zentral-Asien), Steno- dactylus (Nord- Afrika, West-Asien) und Ptenopus (Südwest- Afrika) oder die der Schlangen-Gattungen Eryx und Psammophis betrachten. Es ist nicht denkbar, daß alle diese Formen, die in ihren Lebens- bedingungen {Psammophis sihilans L. vielleicht ausgenommen, die eine große Anpassungsfähigkeit an verschiedenartige Lebensver- hältnisse bekundet) heute überall echte Xerophilen sind, früher eine andere Lebensweise geführt haben sollen, oder daß aber die heute z. T. weit getrennten, sehr ähnlichen Formen in ihren jetzigen Wohngebieten selbständig entstanden sind und nur auffallende Konvergenzfälle vorstellen. Wäre dies der Fall, dann müßten wir mit unserer Systematik überhaupt einpacken, denn wir hätten bei derartig weitgehender Übereinstimmung nahestehender Formen über- haupt kein Mittel, um zu entscheiden, wo die Ähnlichkeit infolge Verwandtschaft aufhört und die infolge Konvergenz beginnt. Man stellt sich diese Unterscheidung gemeiniglich recht leicht vor, weil 636 Franz Werner, die meisten Zoologen, die sich mit solchen Fragen befassen, nur mit großen Gruppen operieren, bei denen durch eine reiche Literatur, namentlich entwicklungsgeschichtliche und anatomische Vorarbeiten, schon eine ausreichende Grundlage besteht; je tiefer man aber in der Rangordnung des Tierreiches herabsteigt, desto schwieriger gestaltet sich die Lösung der Frage, welche Merkmale die phyletisch wichtigen und welclie die durch konvergente An- passung entstandenen sind. Hier müssen oft Charaktere zur Ent- scheidung aushelfen, die nur das lebende Tier uns erkennen läßt, und viele Merkmale, die physiologisch bedeutungslos erscheinen, sind dafür, weil sie von dem EinÜusse der Umgebung und der Lebensweise unberührt geblieben sind, in phylogenetischer Be- zieliung sehr wichtig. Wenn man auch zugeben muß, daß es keine diphyletische Entstehung einer Tiergruppe geben kann, sondern •daß eine solche immer nur eine scheinbare und durch die Unzu- länglichkeit unserer Kenntnisse zu erklären ist, so ist es doch sicher, daß in der Praxis die Frage manchmal schwierig zu lösen sein mag. II. Batrachia. Rana ridibnnda Pall. BoULENGER, Tailless Batracbians of Eiirope, London 1898, Part 2, p. 270 ff. , tab. 16 und Eept. Batr. Barbary, p. 157 {esculenta rar.). Bedriaga, in: Bull. Soc. Natural. JMoscou, 1889, p. 256. DOUMERGUE, Essai Faune Erpet. Oranie, Oran 1901, p. 332. tab. 24, fig. la, BOLKAY, Über die Artberechtigung des Flußfrosches (Bana ridibunda Pall.), in: Wochenschr. Aquar.-Terr.-Kunde, Jg. 5, 1908, No. 26, 28, fig. 1 — 10. Ich folge dem Vorgange von Bolkay, indem ich den Flußfrosch hier als besondere Art betrachte. Es folgt daraus aber auch un- mittelbar die völlige Aufspaltung der Rana escidenta im Sinne Boulengee's, da unter diesen Umständen, wie dies bereits Stejnegee (Herpetol. Japan, Washington 1907, p. 94) befürw^ortet, auch die ost- asiatische B. chinensis Ose. {marmorata Hall,, nigromaculata Hall.) abgetrennt werden muß und in der Art B. esculenta L. nur mehr die forma typica (incl. var. kssonae Cam.) verbleibt. Dagegen glaube ich nicht, daß eine Aufspaltung der ridibunda Pall. in mehrere Arten oder Unterarten ^) nötig oder wünschenswert ist. Daß die südlichen ridi- 1) s. Wolterstoefe, in: Wochenschr. Aquar.-Terr.-Kunde, Jg. 5, 1908, No. 28. Eeptiiieii, ßatraclüer uuil Fische von Tripolis und Baika 637 hnndae kleiner sein sollen als die des ost-europäisclien Tieflandes, ist ■wohl nur für die Exemplare der PjTenäen-Halbinsel und Nord-Afrikas richtig. Die der Balkan-Halbinsel, zum mindesten in Dalmatien, Monteneg-i'o. Bosnien und der Herzegowina g-eben den ost-europäischen Tieflandsformen an Größe kaum etwas nach und dasselbe gilt wohl auch für die Kleinasiaten. In Nord-Afrika ist B. riclihunda weit verbreitet. Sie findet sich von Marokko bis Barka. ist aber in Ägypten wenigstens außer- ordentlich selten, da erst 2 Exemplare bekannt geAvorden sind, von denen nur für eins eine genauere Fundortsangabe vorliegt (Alexan- drien, leg. Letoueneux); sie werden in Anderson, P'auna of Egypt. Reptiles and Batrachians, p. 346, erwähnt. Außerdem ist die Art von der P3'renäen- und Balkan-Halbinsel, von Kleinasien, Syrien, den Kaukasusländern, Transkaspien und Persieu sowie von einzelnen Gebieten Mittel-Europas und zwar aus der Ebene (Ungarn, Nieder- österreich, Nord-Deutschland) bekannt. Das längste von mir ge- messene Exemplar, aus einem Tümpel bei Brunn am Gebirge (Nieder- österreich) stammend, maß 15 cm von der Schnauzenspitze zum Ende ■des Steißbeines. Herr Dr. Klaptocz brachte 5 Exemplare von Barka (Dernah) rind 6 von Tripolitanien (Ain Sarah) mit. Die Maße sind folgende: D e r n a h Ain Sarah &^ a c^b o^c 9a 9 b 9c Totallänge 66 63 59 67 51,5 54 lunerer Fersenhöcker 4.2 4.2 4,2 4.8 3.3 3,2 Iinienzehe 9,8 8.6 8.7 10,5 7,6 8.5 Tibia 34 34 31,5 35 33 33 Tvmpaiuim 5,7 6,6 5.4 7 4,5 6 luterorbitalraum 3 4' 3.5 4,8 2,3 3 Schnauzenläiig-e 12.6 12,3 11,4 12,5 9,5 10 Aug-endurcbmessser 9 10 8.5 9,8 8,2 ;t Kopfläug-e 31.5 26.5 25,1 31,5 24 22 Kopfbreite 26 24 21 28 20 23,5 Längste Zehe 38,5 33 22 37 27 29 Längster Finger 16.2 15 14.4 15,5 12.5 13,5 lunenfinger 12 13,5 12,6 14,5 9,5 10 Sehr großfleckig ist S b und J 1). Von den Exemplaren aus Ain Sarah ist nur eins als erwachsen zu bezeichnen ($ c). — H.vi.^iann erwähnt eine Bmui siJ. (jedenfalls ridihundaF Ahi..)\onDeYimh und beiRoHLFS (Kufra) ^xird licma esculenia (selbstverständlich auch ridibunda) von Ain Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. 41 Scherschara genannt. 638 Franz Werner Daß die Art in Süd-Europa 2 völlig g-etrennte Verbreitungs- gebiete (Pyrenäen- und Balkan-Halbinsel) bewohnt, scheint nur auf den ersten Blick überraschend, doch wäre diese Erscheinung weder ohne Beispiel, wenn die Trennung wirklich bestünde (vergleiche die völlige Ti'ennung der Verbreitungsgebiete von Vipera lehetina. Testudo ibera, vielleicht auch Eumcces schneklcri), noch auch ist sie wirklich so aufzufassen. Denn die Kontinuität des Verbreitungsgebietes wird eben durch Nord-Afrika hergestellt, dessen Seefrösche durch die ehe- maligen Landverbindungen sowohl in die Pyrenäen- wie Balkan- Halbinsel, einwandern konnten, bzw. überhaupt das ganze Mediterran- gebiet bewohnten, ohne aber Italien zu besiedeln. Auch die Aus- nahmsstellung Italiens in dieser Beziehung ist nicht ohne Seitenstück, So ist Chakides ocellatus zwar nach Sizilien, Sardinien und einigen andern Inseln der Tyrrhenis eingewandert (und zwar in derjenigen Form,, var. tiUgugu Latr., die an den Küsten von Algerien und Tunesien lebt), ebenso auch nach Kreta und Attica (und zwar in der tj^pischen Form, die in Ägypten ausschließlich sich findet); dagegen fehlt die Art auf dem Festlande von Italien. Fast dasselbe gilt auch für Coelopeltis. JSufo im'idis Laue. (Taf. 30.) BoULENGER, Cat. Batr. Sal. 1882, p. 297; Rept. Batr. Barbary, p. 158- und Tailless Batr. Europe, p. 227, tab. 11, 12. Anderson, Fauna of Egypt., Vol. 1, p. 350, tab. 50, fig. 2. DoüMERGUE, Essai Faune Erpet. Oranie, p. 839, tab. 24, fig. 2a, b. Bedeiaga, in: Bull. Soc. Natural. Moscou, 1889, p. 378. Von Herrn Dr. Klaptocz von Tripolis und Umgebung (Ain Sarah), Bengasi und Dernah mitgebracht; von Haimann auch von letztem! Orte genannt. In Algerien und Tunesien bis in die Oasen der Sahara verbreitet (ich sammelte sie in der Oase El Meraier in der ost-algerischen Sahara), ist sie in Ägypten nur an der Küste etwas häufiger (von mir in der Umgebung von Alexandrien sowohl in erwachsenem Zustande, bei Ramleh, als auch als eben verwandelte Junge, bei Meks, gefunden), sonst aber spärlich (Oase Dachel in der Libyschen Wüste; im Nil-Tal bis Luxor); außerdem weit ver- breitet in Süd-Europa (mit Ausnahme der PjTenäen-Halbinsel) sowie in Mittel- und Ost-Europa und in West-Asien bis zum Himalaya, wo sie noch in 5000 m Höhe vorkommt. Genauere Fundortsangaben und ausführlichere Literaturzitate findet man in den obengenannten Werken. ?, 68 % 63 % 61 ?, 49 s, 52 s, 46 3. 43 Eeptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 639 Die von Herrn Dr. Klaptocz g:esammelten Exemplare sind in ihrer Zeichnung äußerst mannif^faltig-, und alle in den „Tailless Batrachians". tab. 12 abgebildeten Zeichnungstypen finden sich in seinem Material vor. I. Tripolis und Umgebung. „Sehr gemein in Gärten und Feldern und deren Umgebung. Am Abend wimmelt es gei-adezu von diesen Tieren. Variieren stark in der Zeichnung." ?, 70 mm. kleinfleckig, mit heller Eückenlinie. , kleinfleckig, helle Rückenlinie kaum unterscheidbar. , Flecken mäßig groß (Ain Sarah). , sehr kleinfleckig (Fig. 1). , ziemlich kleinfleckig; helle Rückenlinie angedeutet (Fig. 2). , Flecken undeutlich; Rückenwarzen mit deutlich verhornten Spitzen; Daumenschwielen sehr deutlich. , wie das vorige 3 ; Flecken klein, deutlicher. , ebenso; Flecken grüßer. Junges, sehr kleinfleckig. II. Gharian; Weg Gharian-Sauja, 16.9. 1906, in einem Tümpel. % 73 mm, hell bräunlich-grau, mit größern Flecken (Fig. 3). % 67 „ hellgrau; Flecken etwas kleiner, dunkel punktiert; helle Mittellinie angedeutet. III. Bengasi. $, 75 „ luselflecken sehr groß, eine helle (weißliche) Mittellinie und schmale weißliche Schnörkel von der Grundfarbe übrig lassend (Fig. 6). 2, 69 „ Flecken groß, aber spärlich, so daß die hell bräunliche Grundfarbe deutlich hervortritt (Fig. 5). S, 68 „ hellgrau mit großen und kleinen Flecken. S, 63 „ hell bräunlich-grau, ebenso; beide mit undeutlicher heller Mittellinie (nicht mit der des erstgenannten $ identisch, vgl. BouLKXGER, Taill. Batr., p. 23, 24, flg. 9). S, 60 „ hellgrau, Flecken ziemlich klein; deutliche helle Mittel- linie (der des vorigen 3 entsprechend) (Fig. 4). S, 71 „ dunkelgrau (AVassertracht) ; Flecken klein. „Junge, aus einem der kleinen Rinnsale, die schwach salziges 41* 540 Franz Werner, Wasser entlialten und in dem sich auch viele Fische {Cijprinodon) finden. In diesen Einnsalen steigt auch süßes Wasser auf, weshalb hier Vieh getränkt wird." Das Vorkommen dieser Art in wenn auch schwach salzigem Wasser ist sehr bemerkenswert. Die Ba- trachier meiden sonst ängstlich sogar schwach brackisches Wasser. Gerade Bufo viridis und Fiana ridihunda sind aber relativ un- empfindlich gegen einen mäßigen Salzgehalt des Wassers (Beispiele für beide Arten: Vorkommen im See von Porto Sovra auf Meleda, in den Oasentümpeln der ost- algerischen Sahara; für E. ridihunda: Vorkommen im Brackwasser auf der jonischen Insel Santa Maura, sowie bei Budua in Süd-Dalmatien; für B. viridis: Vorkommen in den Brackwassertümpeln zwischen dem Mittelmeer und dem Maryut- See, Unter-Äg3'pten. Diese Eigentümlichkeit ist es, welche beiden Arten die Existenz in den oft salzigen Oasengewässern der nord- afrikanischen Wüsten möglich macht. IV. Dernah. S, 69 mm, schmutzig graugrün, Flecken undeutlich (Fig. 8). S, 60 „ ähnlich; Warzenspitzen stark verhornt. 2 halbwüchsige Exemplare; graugrün, Flecken mäßig groß; weiß- grau; Flecken klein, getrennt; Junges: Flecken klein, wenig zahl- reich (Fig. 7). Die nord-afrikanischen Exemplare von B. viridis sind kleiner als solche aus Dalmatien ; ich besitze 1 ? aus der Umgebung von Risano (Bocche di Cattaro, Süd-Dalmatien) von 105 mm Länge. Aus dem Gebiete werden 2 weitere Batrachier genannt, nämlich: Bufo pantherinus („Scebua presso il Lete"; Haimann). Discoglossus pktus (JVlisrata; Rizzaedi). Was Bufo iianfherimis in diesem Falle sein soll ist gerade für die Cyrenaika höchst zweifelhaft. Es kann gei'ade so gut B. niauri- tanicus ScHLEG. als der in Ägypten häufige B. reguJaris Ess. sein, ich bin aber der Meinung, daß es sich überhaupt nur um B. viridis handelt. Daß Herr Dr. Klaptocz von diesem B. paniherinus, der doch, ob es nun mauritanicus oder regidaris sein mag, in seiner Heimat durchaus keine Seltenheit ist, kein Exemplar erbeutete, läßt mir nur den einen Schluß zu, daß eben keine von beiden Arten in Betracht kommt, sondern nur B. viridis. Ahnliches gilt für Discoglossus; mir scheint es außer Zweifel, daß es sich bei dieser Angabe gerade so wie bei dem für die Reptilien, Batrachicr und Fische von Tripolis und Barka. 641 Jonischen Inseln ang-efülirten Discoglossus um nichts anderes als um Rana ridihimda handelt. Solang-e keine weitere, durch Exemplare belegte Angabe für das Vorkommen dieses in Nordwest-Afiika an geeigneten Stellen überall gemeinen E'rosches, den Herr Di-. Klaptocz sicherlich von Tripolitanien mitgebracht hätte, wenn er hier überhaupt vorkäme, so lange möchte ich Discoglossus nicht in die tripolitanisch-cj-re- naische Fauna aufnehmen. Schwanzlurche sind östlich von 'I'unis aus Nord-Afrika überhaupt nicht bekannt und das Vorkommen eines Molches in Unter-Ägypten bisher unbestätigt geblieben. Von den 10 Batrachiern Nordwest- Afrikas sind also in unserm Gebiete nur 2 übrig geblieben, die durch Ägypten bis Syrien und weiterhin in West-Asien verbreitet sind; von den ägyptisch-äthiopischen Batrachiern {Itana mascareniensis und Bufo regnlaris) ist keiner westlich von Ägypten aufgefunden worden. Die Batrachier-Fauna von Tripolis und Barka verhält sich also völlig indifferent und kann faunistisch in keiner Weise ver- wertet werden, es sei denn, daß man die starke Verarmung in bezug auf die Artenzahl als Beweis für die Übereinstimmung mit der ägyptischen Fauna, das Fehlen von Bufo regularis und Rana 7nasca- reniensis als solchen für den mauretanischen Charakter dieser Fauna heranzieht, was wohl sehr bedenklich wäre. III. Fische. 1) „In der Umgebung der Stadt Tripolis sind die Verhältnisse für Binnenfische höchst ungünstig: bloß hier und da finden sich am Ge- stade kleine Quellen, die aber fast unmittelbar nach ihrem Ursprung mit dem Seewasser sich vermengen. Einige von ihnen treten fast unter der Nordmauer des im Westen der Stadt gelegenen Juden- friedhofes hervor und verteilen sich in den Spalten und pfannen- förmigen Vertiefungen des wenig geneigten Felsbodens mit dem Salzwasser allmählich sich mischend (3Iugil). Sumpfartige Bildungen finden sich selbst in der trockensten Jahreszeit in den Gegenden Ain Sarah und Endschila, südöstlich bis südwestlich der Stadt Tripolis. Für Fische käme vielleicht eine größere Wasseransammlung in der erstgenannten Gegend in Be- tracht, deren genauere Verhältnisse allerdings wegen des schon am 1) Die Einleitung ist von Herrn Dr. Klaptocz verfaßt. 642 Franz Werner, Ufer morastigen Bodens und des alles bedeckenden Schilfvvuclises ohne besondere Hilfsmittel sich nicht erkennen lassen. Indes ist hier der Wasserfrosch ziemlich häufig-, ein Tier, das in diesen Gegenden scheinbar nur größere natürliche Ansammlungen salz- gehaltlosen Wassers bewohnt. Im Gharian-Gebirge kommen, schon nach den Angaben der Be- wohner, keine Fische vor; die Quellen versiegen hier im Sommer meist nach sehr kurzem Lauf. Weit günstiger für Fische gestaltet sich die Umgebung von Bengasi mit ihren großen Lachen ähnlichen Wasseransammlungen, die durchwegs salzhaltig, ziemlich seicht und sandig oder stellen- weise schlammig sind. Eine Ausnahme davon bildet nur der tiefe, felsige, an Fischen (bis 0,5 m langen) verschiedener Arten außer- ordentlich reiche See von Sejanah. Seine Fauna stimmt überein mit der Angabe, daß er nur eine tief ins Land dringende Meeresbucht darstelle (hier gefangen: Angiiüla vulgaris und Blennius hasilisats). Auch alle übrigen Gewässer in der Umgebung von Bengasi sind sehr reich an Fischen, die aber alle nur einer einzigen, kleinen Art angehören (Cyprinodon fasciaüis Val.). Die Lethe soll keine Fische beherbergen. Bei Dernah würde der den Wadi Dernah durchströmende Bach für Süßwasserfische sehr günstige Verhältnisse bieten. Trotz eifrigen Suchens sah ich hier aber keine Fische, abgesehen von einem mittel- großen Aal, den Araber gefangen hatten. Dieser Fisch scheint, da er von Mamoli ^) unter den auf der Reede von Dernah (speziell der Aal aber als im Wadi Dernah vorkommend) gefangenen Fischen erwähnt wird, vor Jahren hier häufiger gewesen zu sein. Vielleicht waren damals die Verhältnisse für die Einwanderung der jungen Tiere vom Meere her günstiger." Die Anzahl der von Dr. Klaptocz gesammelten Fischarten ist gering; sie beträgt nur 4; obwohl sie nicht aus dem Meere, sondern aus Süß- oder Salzwassersümpfen stammen, so sind sie doch aus- nahmslos mariner Abkunft; allerdings wissen wir von dreien der 4 Arten, daß sie Süßwasser regelmäßig oder gelegentlich aufsuchen, während Blennius hasiliscus zum mindesten einer Gattung angehört, von der einzelne Arten von den Küsten aus nicht allzu selten in Brack- oder sogar Süßwasser vordringen (vgl. Bl. vulgaris). 1) Mamoli, L'Esploratore 1882, p. 202 zitiert nach G. Hildebrand, Cyrenaika, Bonn 1904, p. 264, Anm. 7. Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 643 Die in den nordwest-afrikanischen unterirdischen Flußläufen (z. B. Oued-Eirli) lebenden, oft aus artesischen Brunnen zutage kommenden, aber auch in den Wassergräben der Oasen oft scharen- weise lebenden C'ichliden- Arten: Ilcmichromis himacuJatus Gill.. Ilaphchronm desfontaincsi Lacep. und Tilapia zillii Gerv., welche sich sämtlich auch im ganzen Nil und in den Seen Unter-Ägyptens finden, scheinen in Tripolis und Ikirka vollkommen zu fehlen. Der Zusammenhang der beiden Verbreitungsgebiete dürfte durch den Sudan (Senegal — Niger — Tsadsee— oberer Nil) gegeben sein, das von Herrn Dr. Klaptocz bereiste Gebiet entbehrt also einer eigentlichen Süßwasser-Fauna. Atif/uiUa ruif/aris Turton, LiN^'E, Syst. Nat., Vol. 1, p. 426 (1766) {]\[riraenn anguiUa). Eisso, Hist. nat. Eur. mer., Vol. 3, p. 198 (1826) (aciäirostris) und 199 (latirosiris). GÜNTHER, Cat. Fish., Vol. 8, p. 32 (1870) (latirostris). ■CaruS, Prodr. Faunae Mediterr., p. 540. BOULENGER, Fishes of tbe Nile, 1907, p. 402, 3 junge Exemplare aus dem See von Sejanah, südlich von Beno-asi, 4./9. 1906. Dimensionen in mm in Totalläuge Kopflänge Körperhöhe Schnauzenlänge Interorbitalbreite Kopfrumpflänge Schnauzenspitze bis Dorsale Augendurchmesser 78 105 10 15 4 7 2,5 3 1 2 2 ! 33 45 25 31 1 1,5 139 19 8 4 3 58 40 2 Der Aal ist im Mittelmeer, an den atlantischen Küsten und in den Flüssen Europas, welche in diese Meere münden, überall ge- funden worden. Aus Nord-Afrika ist er von Tunis (Vinciguerra) vom Oued Dernah in Barka (Mamoli) und von Ägypten, und zwar vom Nil bis Assuan sowie vom Menzaleh-See, bekannt. Er findet sich hier auch in den Kanälen des Zoologischen Gartens zu Gizeh. 644 Franz Werxek. Cf/2>rinodon fasciatus Yal, CüViEE et Valenciennes, Hist. Poiss., Vol. 18, p. 151 (1846) (calari- la)U(s) u. p. 156 (fasciah(s). GÜNTHER, Cat. Fish., Vol. 6, p. 302 (1866). BoULENGER, Fishes of the Nile, p. 407 (1907), tab. 79, fig. 1 — 2. Zalilreiclie Exemplare beiderlei Geschleclits und verschiedenen Alters von Bengasi (See im Osten, 28. 8.). D i m e u s i 0 n e u 9 I &' Bengasi 9 I cf Alexandrieu 9 I c/' Biskra (ost- alo-er. Sahara 9 1 o^ Adria, Triest Totallänge Kopflänge (bis deckelrand) Schwanzflosse luterorbitalraum Schnanze Kiemen- 54,5 43 35,5 32 21(?) 23,3 1 nicht er- wachsen) 41 1 1 14 11,6 10 9 6 5,6 10 9.6 8,7 11,4 10 2(def.)S 4,0 ^,'^ 6,S 5.5 4,5 4 2.8 3 4.8 4,5 4,7 3 3.3 1,6 2 2,7 1 35,7 9 10,7 4.2 2,8 Sq. 25—27; A. 10, D. 10 (Bengasi). ?. Rückensclnippen braun, dunkel g-esäumt; ein graues Längs- band vom Oberrande des Kiemendeckels bis zur Basis der Schwanz- flosse (kann auch fehlen); Seiten darunter silberglänzend, Bauch gelblich; Vertikalbänder 9 — 11. (J. Vertikalbänder dunkel rotbraun, sehr breite und einige schmale unregelmäßig abwechselnd. Dieser kleine Fisch, welcher an den Küsten des Mittelmeeres und in Salzsümpfen in der Nähe des Meeres vorkommt, wurde an den Küsten von Istrien und Dalmatien, in Italien, in Algerien südlich und nördlich vom Atlas, in Tunesien, Ägypten, Cji^ern, Kleinasien und Somaliland gefunden. Meine Vergleichsexemplare wurden von mir selbst in einem Bache, dem Abfluß der warmen Schwefelquelle Hammam Salahine bei Biskra (ost-algerische Sahara) im Mai 1893, sowie von Kapt. S. S. Flower bei Alexandrieu (1906) gefangen. Bleunius baslliscus Cuv. et Val. CuviER et Valenciennes, Vol. 11, p. 245. GÜNTHER, Cat. Acanthopt. Fishes, Vol. 3, 1861, p. 220. Carus, Prodi-. Faun. Mediterr., p. 697. Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. 645 1 halbwüchsiges Exemplar aus dem See von Sejanah. nördlich von Bengasi, 4./9. 1906. D. 1223, A. 27. Färbung- in Alkohol liellbräunlich mit 7 Paaren von dunkel- grauen Querbinden, von denen aber nur die 3 ersten Paare voll- ständig sind, während die übrigen in Flecken aufgelöst erscheinen und zwar die des 4. und 5. Paares in einen obern kleinen Flecken und in einen untern Vertikalstrich, von den Pändern des 6. und 7. Paares ist nur je 1 (unterer) Flecken erhalten. Über jedem Band befindet sich an der Basis der wie alle übrigen Flossen sonst ein- farbigen Dorsale ein schwarzer Fleck. Die Querbinden desselben Paares weichen ventralwärts etwas auseinander. Kopf mit dunkler Querbinde zwischen den Augen und vom Auge nach abwärts, parallel zur Stirn; 2 Querbinden dicht hintereinander auf dem Kinn und ein mit der Spitze gegen die Brustllossenbasis gerichteter Winkelflecken an der Kehle; ein dunkler Vertikaliieck am Hinterkopfe, einer (parallel zum Winkelflecken der Kehle) am Kiemendeckel und einer an der Basis der Pectoralen. Flossen und Tentakel weißlich. Totallänge 47 mm; Kopf höhe = Kopflänge ^ 8 mm. Bisher von Xord-Afrika nicht bekannt gewesen. Carüs ver- zeichnet diesen Blcmiius von Toulon, dem ligurischen und tyrrhenischen Meere von Genua, Elba, Cagliari. Livorno, Neapel, Sicilien und Tarent. 3Iu(jil capito Cuv. CüVlER, Regne Animal, \). 165. CüViER et Valenciennes, Vol. 11, p. 36, tab. 308. Carus, Prodi-. Faun. Mediterr., p. 706. BOULENGER, Poiss. Bass. Congo, p. 355 (1901) und Fishes of the Nile, p. 432, tab. 80, fig. 2, tab. 81, fig. 1. Mehrere junge Exemplare (35 mm Totallänge) aus Tripolis, 16./7. 1906 (Süßwasser zwischen Judenfriedhof und dem Meere). Körperhöhe 5mal. Kopflänge 4mal in der Totallänge, Inter- orbitalbreite 2^omal in der Kopflänge enthalten. Diese Art findet sich im ganzen Mittelmeere und ist auch mehr- fach, namentlich im Jugendstadium, im Süßwasser beobachtet worden. Aus Süßwasserseen von Tunis ist sie bereits bekannt (Cuvier u. Valenciennes), auch Vinciguerra kennt sie von dort. Im Nil geht sie bis zum ersten Katarakt und findet sich auch im Maryut-, 646 Franz Werner, Reptilien, ßatrachier und Fische von Tripolis und Barka. Borollos-, Menzaleh- und 'J'imsach-See in Ägypten. 3Iugil petJierki Gtiir. von Cairo ist nach Boulenger mit dieser Art identisch; die Zahl 10 bei den weichen Strahlen der Afterflosse, auf der sie ge- gründet ist, findet sich auch bei einem der jungen Exemplare aus Tripolis. Erklärung der AI)l)ildungen. Alle Figuren beziehen sich auf Bufo viridis Laur. Tafel 30. Fig. 1. 5 aus Tripolis. Fig. 2. 5 aus Tripolis. Fig. 3. $ aus dem Gharian-Gebirge Fig. 4. cJ aus Bengasi. Fig. 5. 5 aus Bengasi. Fig. 6. 5 aus Bengasi. Fig. 7. Jung, aus Dernah. Fig. 8. ^ aus Dernah. Fig. 1 — 5, 7 von Herrn Dr. Karl Miestinger, Fig. 6 und 8 von Herrn Hanks Plenk, stud. phil., gezeichnet. 2:1. Nachdruck verboten. Ubersetzuvgsrecht vorbehalten. Coluber longissimus im Böhmerwald, Zamenis gemonensis im Böhmerwald, Wienerwald, den kleinen Karpathen, Süd-Steiermark und Kärnten. Von Dr. Paul Kammerer, Biologische Versuchsaustalt iu Wien. Die Ä s k u 1 a p s c li 1 a n g' e . Cohiher Jomjissimus Laue. = aesculapü Host., erfreut sich innerhalb der österreichisch-ungarischen Monarcliie einer weiten, wenn auch keineswegs lückenlosen Verbreitung-. Nach Weenee, 1897, soll sie in allen Kronländern vorkommen, nur in Vorarlberg und Böhmen fehlen. Bei Düeigen, dessen Buch „Deutsch- lands Amphibien und Reptilien" im selben Jahr erschien wie Weener's „Reptilien nnd Amphibien Österreich-Ungarns", nämlich 1897, wird jedoch bereits einer brieflichen Mitteilung von A^ton Feic Er- wähnung getan, wonach 3 oder 4 Äskulapnattern im Jahre 1880 bei Karlsbad erlegt worden sein sollen. „Wenn es sich", schreibt Düeigen, p. 314, „. . . um wirkliche, nicht der Gefangenschaft ent- ronnene Äskulapnattern gehandelt hat, so würde damit ihr Auf- treten auch in Böhmen festgestellt sein." In dem Werk von Feic „Die Wirbeltiere Böhmens", 1872, wird die Äskulapschlange noch nicht erwähnt. Auf dieses Verschweigen kann sich die unter Zitierung von Feic gemachte Bemerkung von Mojsisovics, 1888, p. 246, be- ziehen: „In Böhmen fehlt die Art." Ich bin jedoch in der Lage, das Vorkommen von Coluber longissimus in Böhmen zu bestätigen, und zwar für ein ganz neues Fundgebiet. 648 Paul Kammerer, Südlich des Libin. Bülimerwald, von ihm nur durch ein einzig-es Tal, in welchem der ßohnbach Hießt und das iStädtchen Pi-achatitz liegt, getrennt, zieht eine Anhöhe dahin, an deren Südabhang der „Kroupahof'S ein beliebtes Ziel der Prachatitzer Sommergäste, schon von weitem sichtbar ist. Etwas östlich nun vom Kroupahof er- strecken sich weite Geröllhalden, von niedrigem Föhren- und Lärchen- wald umgeben. Hier fand ich im Laufe des ]\Ionats Juli 1906 nicht weniger als 5 Askulapschlangen, alle von nur geringer Größe (das längste Exemplar 87 cm lang) und sehr dunkler Färbung: oben braunschwarz und trotz der offenbaren Jugendlichkeit arm an Zeichnung; die sonst so zahlreichen weißen Längsstrichel an den Schuppenrändern stark zurücktretend. Die Unterseite ist zwar ein- farbig strohgelb, aber mit einem bleigrauen Anflug. Das ganze Tier repräsentiert einen deutlichen Übergang zur var. suhgrisca "Weex. Eine zweite Fundstelle, die 2 Exemplare ergab, ein junges, nur 36 cm langes mit der charakteristischen, teils derjenigen von CoroneUa, teils von Tropidonotus natrix ähnlichen Färbung, und ein älteres, 74 cm langes, dunkelfarbiges, liegt auf einem Hügelchen am Rohnbach und der Straße von Prachatitz nach Krumau, bei der Bernkopfmühle, einem kleinen Vorposten des zuvor erwähnten Höhenzuges. Es gibt in der ganzen Umgegend wenige Plätze, die so sehr dem Brennen der Sonnenstrahlen ausgesetzt sind, wie jener kleine Hügel. Steingerölle bedeckt ihn, zwischen Avelchem ver- krüppelte Föhren, Schlehengesträuch, Scabiosen, Weidenröschen, Salvia glutinosa und Sedum anacampseros hervorwachsen. Würde man einem Naturkundigen ein feuchtes Waldgebirge, wie der Böhmerwald es ist, schildern: sonnenarm, regenreich, mit rauhem Klima, langen Wintern, kalten Nächten, wenig warmen Tagen, so könnte jener Naturkundige hinsichtlich der Fauna einer solchen Gegend alles andere eher vermuten, als daß Schlangen darin eine große Rolle spielen. Er würde vielleicht Reichtum an geschwänzten und ungeschwänzten Ampliibien vermuten; aber das gerade Gegen- teil ist der Fall: Bufo vulgaris und Piana temporaria, letztere nicht häufig, wenn auch in den Varietäten nigromacuküa Wern. und marmorata Wern. und derjenigen mit heller Medianbinde (ähnlich Uana arvalis, aber doch eine echte temporaria) vertreten, scheinen die einzigen Froschlurche, Triton alpcstris wenigstens um Prachatitz der einzige Schwanzlurch zu sein. Dafür gibt es in der Tat auf- fallend viele und in ihren Formen und Farben abwechselnde Sclilangen. Am reichsten ist Vipera herus vertreten: ich erbeutete am Südwest- Coluber lougissimus und Zanienis gemonensis im Böhmerwald etc. 649 abhang des Libiii. auf einem Platze von kaum 1 qm Bodenfläche, am 11. Juli 4 Stück, am 19. Juli auf demselben Fleck nochmals 2 Stück; aber auch Tropidonotus natrix ist sehr häufig- und reich an meist dunkelfarbig'en Variationen (1 Exemplar am 19./7. auf demselben Flecke erbeutet wie jene 6 Kreuzottern) ; Conmella austriaca (1 Exemplar am r2./7. auf dem nämlichen Flecke erbeutet wie jene Kreuzottern und die Ringelnatter) ist zum mindesten nicht selten und ebenfalls vielfach in beinahe melanischen, zum Teil sehr g-roßen Exemplaren vorhanden. Endlich kam es, wie beschrieben, zur Auflindung der 7 Äskulapnattern, wodurch die von mir eigenhändig" gefangene Beute gekrönt erschien. Ich hatte nun schon darauf achten gelernt, daß all diese Funde auf insel artig vorspringenden, der Sonne in jeder AVeise zugänglichen Flecken zu maclien waren, wo die Schlangen- bestände sich förmlich zusammendrängten und eben deshalb dem Fänger leicht in die Hände fielen. Nur durch das Vorhandensein zerstreuter, die spärlichen Sonuenstralilen ökonomisch ausnützender Terrain stellen ist die Möglichkeit eines solchen, für die Gegend andernfalls unverständlichen Schlangenreichtums zu erklären. Das zoogeographisch interessanteste Mitglied der Böhmerwälder Schlangenfauna war mir aber zunächst noch unbekannt geblieben. Auch war es mir nicht vergönnt, die betreffende, gleich zu nennende Art selbst aufzufinden. Trotzdem ist der Fund in all seinen Einzel- heiten vollkommen verbürgt. In der Lehrmittelsammlung des Obergymnasiums in Prachatitz sah ich nämlich ein junges Exemplar der Pfeil- oder echten Zornnatter. Zanienis gemonensis Laue., forma typica. Ich dachte zunächst gar nicht daran, daß dieses Exemplar im Böhmerwald ge- fangen worden sein könne, sondern glaubte es zufällig aus einer Lehrmittelhandlung erstanden und weit aus dem Süden importiert. Herr Prof. Lischka jedoch, der als Geolog die kleine Sclilange nicht weiter beachtet und nicht als Zamenis erkannt hatte, beschrieb mir zu meinem nicht geringen Erstaunen genau die unmittelbar an Prachatitz (569 m Seehöhe) gelegene Fundstelle. Im ]\[ai 1906 war daselbst, zwischen dem Studentenheim und der nach St. Margareten- bad hinaufführenden Straße, ein Stück "Wiese in einen Geraüseacker umgewandelt worden. Die zu diesem Zwecke abgehobenen Rasen- ziegel lagen dort eine Zeitlang lose herum, und unter einem davon fand Franz Pawlitschko, damals Schüler der 3. Gj'mnasialklasse. die kleine Natter und lieferte sie seinem Lehrer ein. Sie ist 29 cm lang, oberseits hellgrau mit bräunlichem Anfing 650 Paul Kammerer, und von dunkelbraunen Fleckchen übersät, die immer an den Scliuppen- rändern. aber bald am vordem, bald am seitlichen oder hintern Eande stehen. Auf dem letzten Eumpfdrittel und dem Schwänze gewinnt die braune Tönung- der (Grundfarbe an Intensität, während die dunkelbraunen Fleckchen kleiner werden und bald verschwinden (Textfig. A). Die Kopfoberseite ist kastanienbraun, welche Farbe von Fig. A. Zamenis gemoncnsis forma typica. a juv. aus dem ßübmerwald. Nat. Größe, b Kopf desselben Exemplars, vou oben. ca. 3 : 1. einigen gelben, in regelmäßiger und ansprechender "Weise verteilten Ocellen unterbrochen ward. Je ein verwaschener Querocellus kommt auf die beiden Präfrontalia, einer an das Frontale, wo die Zwisclien- naht der Präfrontalia mit der Quernaht des Frontale zusammen- stößt, zu liegen; je zwei verwaschene Fleckchen befinden sich auf den Supraocularen längs der das Auge begrenzenden Naht. Je ein schärfer ausgeprägte!' Ocellus ist dem hintern Teile der Supraocularia einerseits und dem Frontale andrerseits gemein, so daß die Nähte links und rechts die Fleckchen halbieren ; ein ebensolcher, nur schon wieder etwas schwächerer Fleck liegt vor der Mitte auf der Colwber longissimus i;ncl Zamenis genioneusis im Bühmerwald etc. 651 Medianiialit der Parietalia, je einer endlicli auf den Parietalschildern selbst, nalie dem vordem Lateralwinkel derselben. Das Dunkel- braun und Hellgelb der Kopfreg-ion dehnt sich in Form einer unregel- mäßig-en, weit ausladenden Zeichnung-, wo aber das Gelb zur Grund- farbe, das Braun zur Zeichnung- wird, noch auf die Nackenregion aus und ruft liier eine Pig-mentverteilung hervor, welche, wenn auch bei Tropidonotus natrix unvergleichlich stärker ausgesprochen, doch bis zu einem gewissen Grade auch bei Coluba- Ungissimus und eben bei Zamenis gemonensis, namentlich Jüngern Tieren beider zuletzt genannter Arten, auftritt und schon zu mancher Verwechslung An- laß gegeben hat: die beiden gelben Nackenflecke mit der dunklen Umsäumung (Textfig. Aa). Die ganze Unterseite ist einfarbig gelb- lich-weiß mit Elfenbeinglanz. Schuppenformel: Sq. 17, V. 179, A. 1/1, Sc. 98 98 + 1. Das Exemplar, welches Herr Prof. Adolf Lischka, der Kustos des Naturalienkabinets im Prachatitzer k. k. Obergymnasiuni, mir freundlichst leihweise überlassen hatte, w'urde Herrn Dr. Franz Weener- Wien zur K o n t r o 1 1 b e s t i m m u n g übergeben ; er bestätigte es als Zamenis gemonensis forma t5q)ica. Bemerken möchte ich noch, daß es in Prachatitz keinen Terrarien- besitzer gibt und gegeben hat sowie daß auch Sammler und Händler die Gegend wenig betreten. Der Böhmerwald ist, wie Herr Prof. iSIoEiTZ Steach, Direktor des Obergymnasiums in Prachatitz, mir am Beginne meiner dortigen Sammeltätigkeit anregend zurief, beinahe noch jungfräuliches Gebiet. Es erscheint somit ausgeschlossen, daß Avir es mit einem der Gefangenschaft entronnenen oder sonstwie eingeschleppten Exemplare zu tun haben. Dagegen spricht auch seine Jugend: so kleine Exemplare kommen gar nicht in den Tier- handel, das vorliegende ist also ein Beweis, daß Zamenis sich im Böhmerwalde fortpflanzt, w^as von Menschenhand eingebürgerte Exemplare dort vielleicht nicht getan haben würden. Durch die unerwartete Konstatierung von Zamenis gemonensis im Böhmerwalde gewinnen einige ältere Angaben, wonach diese Art in den nördlichen Provinzen der j\[onarchie gefunden wurde^ neuerdings wiederum etwas an AVahrscheinlichkeit, so die An- gabe von Heineich, 1856, p. 41 — 42, bezüglich seiner „Gelb- oder Grünnatter, Coluber flavescens Scop. , viridiflavus Daud, , otrovirens ScHiNz. Kommt in den Wäldern der mährisch-schlesischen Sudeten äußerst selten vor. In früheren Zeiten sollen dergleichen Nattern ... in den weitläufigen Wäldern von UUersdorf und Wiesen- 652 Paul Kammer kk, berg, in Mähren, nnd am .Aroosbrncli. im Troppauer Kreise, gerade iiiclit zu den Seltenlieiten gehört haben.-' Vielleicht durch Heln'- eich's Bezeichnung ,.Cohiher flavescens^^ wurde Mojsisovics verleitet, diese Stelle auf die Äskulapsehlange zu beziehen. Auch Werxee. 1897, p. 56, schreibt: „Die Angabe Heinrich's über das Vorkommen von Zamenis gemonensis in den mährisch schlesischen Sudeten bezieht sich zweifellos auf die Äskulapsehlange." Da aber Heixkich die Äskulapschlange p. 42 ebenfalls anführt, von der „Gelb- oder Grün- natter" ausdiücklich die Glattheit der Schuppen betont, während diejenigen der Äskulapsehlange in der Hinterhälfte des Rückens meist deutlich gekielt sind, ist doch daran zu denken, daß er richtig determiniert hat. Die von ihm angegebenen Ziffern der Ventralia wären, vorausgesetzt, daß es sich nicht um einen Druckfehler handelt, mit 277 sowohl für Zamenis als auch für Coluher zu hoch gezählt; die Ziffer der Subcaudalia wiederum können sowohl für die eine wie für die andere Art passen. Die Beschreibung der Färbung läßt ebenfalls kein rechtes Urteil zu; jedenfalls aber kann man weder aus der Erwähnung der einfarbig gelblich-weißen Unterseite noch aus derjenigen gelber Flecken im Nacken mit Sicherheit auf die Äskulap- oder gar auf die Ringelnatter, dies natürlich nur mit Bezug auf die Nackenflecken, schließen, da jene Farbmerkmale auch bei Zamenis bisweilen zutreffen. Za WADSKI, 1840, p. 150, gibt ..die grün- und gelbe Natter, Cohihor atrovirens Schinz" für die Bukowina an. Nach der bloßen Farbbeschreibung — Zawadski liefert uns keine Kennzeichnung des Schuppenkleides und auch diejenige des Farbenkleides ist nicht sehr charakteristisch — ist es wohl möglich, zu entscheiden, daß wirk- lich Zamenis und keine andere Art. nicht aber, welche Form von Zamenis gemoriensis gemeint sei. Wekner, 1897, p. 57, bezieht die Beschreibung auf die rar. atrovire)is Shaw = niridiflavus : Mojsisovics auf die typische Form. Auch Bielz gibt Zamenis für die Bukowina an. Zamenis gemonensis forma typica kommt aber auch in Nieder- österreich s ü d 1 i c h V 0 n d e r D o n a u , im Wienerwaldgebirge und in West- Ungarn nördlich von der Donau, in den kleinen Karpathen vor. Dort fand sie schon Werner, 1892, 1893, bei Vös- lau, Baden und Mödling, hier habe ich sie auf dem Thebener Kogel (521 m) bei Preßburg, einem Ausläufer der kleinen Karpathen an- -getroffen. Werner vermutete (1892), daß es sich bei den niederöster- reichischen Exemplaren um freigekommene, dann akklimati- Cohiber lougissimns und Zaiuenis g'emouensis im Bübmerwald etc. 653 sierte Exemplare handelte: „Statt der bei Baden vorkommenden, bei Vöslan aber fehlenden Äskulapschlang-e besitzt letzteres eine kleine Kolonie einer südenropäischen Schlang-e {Zamcnis.gemoncnsis)^ welche sich auf dem Kaiserstein (und auf den Felsen bei Mödling) herumtreibt und deren Fang- eine geradezu halsbrecherische Arbeit ist" (p. 120). „Das sporadische Vorkommen von Zamenis gemonensis ist aber ebenso unerklärlich als das von Feudopus (Ophisaunis) apus bei Gablitz, wenn man nicht annehmen will, daß diese Kolonien von freigelassenen Exemplaren abstammen" (S. 121). „Wohl durch freigekommene Exemplare entstandene Kolonie, wie Fseudopus apus bei Gablitz" (p. 123, Anm.). „Was die beiden Kolonisten der nieder- österreichischen Reptilienfaima anbelangt, so wurde mir berichtet, daß . . . Ophisaunis apus wahrsclieinlich von dem bekannten, in Brehm's Tierleben oft zitierten Wiener Xaturalienhänder Erber auf dem Troppberg bei Gablitz ausgesetzt wurde. . . Zamenis (jemoncusis habe ich auch bei Baden an verschiedenen Stellen beobachtet, doch gelang es mir nicht, auch nur eines einzigen Exemplare« habhaft zu werden. Die Vöslauer und Mödlinger Kolonien konnte ich in diesem Jahre nicht besuchen" (1893. p. 246). Schon damals mußte in Anbetracht der Ausbreitung über ein Gebiet von mindestens 60 qkm, über eine Strecke von 12 km in der Richtung Nord-Süd. von etwa 5 km in der Richtung Ost- West, die Annahme, es handle sich um eine künstlich eingebürgerte Ko- lonie, eine sehr umfassende Freilassung oder sehr erfolgreiche Ver- mehrung der Tiere zur Voraussetzung haben. Freilich würde man auch schwerlich ein für solche Einbürgerung ähnlich geeignetes Gebiet gefunden haben, als gerade die Umgebung von Vöslan, Baden und Mödling an der Südbahnstrecke bei Wien, eine Gegend, die bekanntlich mit ihrem reichen Weinbau, dem Vorkommen von Quercus lanuginosa, Prunus pumila, Colutea arborescens, Evonymus verrucosus usw. usw., ihren erst viel weiter im Süden wieder auf- tretenden Insectenformen {Mantis, TnjxaUs, Saga, Ascalaphus), der Häufigkeit von Tropidonotus tesselatus, Lacerta muralis und viridis auch sonst viele floristische und faunistische Elemente in sich ver- einigt, die ihr ein stark mediterranes und pontisches Gepräge verleihen. Die neu hinzukommenden Fundorte aber machen es wahrschein- lich, daß Zamenis gemonensis nicht einen Fremdling jener Land- schaft, sondern als endemisches Mitglied einen integrierenden Be- standteil ihres südlichen Charakters darstellt. Der Fundort bei Zool. Jahrb. XXVII. Abt. f. Syst. ^2 654 Paul Kammerkr, Theben am nöi-dlichen Ufer der Donau le^te es mir zuerst nahe, das Vorkommen von Zamenis auch südlic]i von der Donau durch eine Einwanderung- längs des Donaustromes aus Ung-arn her zu er- klären. Zwar ist in Ungarn eine von unserer forma typica {== rar. Itturentii de Bedr.) grundverschiedene Form der Zamenis gemonensis, die suhsp. caspius Iwan = trabalis Pall. herrschend, aber es ließe sich aus den Literaturangaben doch auch auf weite Verbreitung der erstem schließen. Im kroatischen Ungarn, avo sie bestimmt und häufig vorkommt, reiht sie sich lückenlos an das istrisch-dalmati- nische Verbreitungszentrum an, außerdem wurden von Bielz und Käroly Siebenbürgen, und zwar das Zaizoner Vorgebirge, von Fei- VALDSKY das Tokajgebirge weit nördlich von der Donau angegeben. Schreiber, p. 274, konstatiert das Zusammentreifen beider Formen (typica und caspius) bei Budapest, in den Ofener Bergen. Da mir indessen der beste Kenner der ungarischen Kriechtiere, Herr Prof. L. V. Mehely, in einem Briefe vom 22./9. 1907 schreibt, daß die er- wähnten Fundorte von Zamenis gemoncnsis f. typ. — natürlich mit Ausnahme von Kroatien — schwerlich richtig sind, so kann auch die sonst naheliegende Annahme der Einwanderung aus Ungarn auf Wahrscheinlichkeit keinen Anspruch machen. Mehely schreibt mir nämlich : „In Budapest (Ofner Gebirge) kommt ausschließlich caspius vor; von hier habe ich Prachtstücke. In Zaizon habe ich selbst oft gesammelt (es ist ein kleiner Badeort etwa Vj.^ Stunden von Brassü, wo ich 11 Jahre lang Professor war), aber weder gemonensis noch caspius ist mir jemals vorgekommen. Kein Museum der Mittel- schulen in Brassö (es gibt dort vier) besitzt ein Stück. Die Gegend von Tokaj habe ich persönlich nicht besucht, kann aber nicht glauben, daß das Tier dort vorkommen könnte." Von allen angeblichen ungarischen Fundorten wäre Tokaj — bekanntlich ebenfalls eine Weingegend ! — der bemerkenswerteste, weil er ungefähr in gleicher geographischer Breite liegt wie die Fundorte der Bukowina. Niederösterreichs und der kleinen Karpathen (Thebener Kogel). Bezüglich des letztgenannten Ortes stimmt die geographische Breite sogar ganz genau. Ich habe endlich noch ein Fundgebiet von Zamenis gemonensis f. typ. zu nennen, welches zwar weit südlicher liegt als alle bisher hier besprochenen, dennoch ausdrücklicher Bestätigung bedarf. Es liandelt sich um die schon bei Brehm, 2. Aufl., Vol. 7, p. 361, vor- handene, jedoch hinsichtlich ihrer Quellen nicht ersichtliche Angabe des Vorkommens unserer Schlange im südlichen Kärnthen. Bei meinem Coluber longissima und Zamenis geraonensis im Böhmerwald etc. 655 Aufenthalte am Ossiacher See im Jahre 1895 hatte icli Geleg'eiilieit, 3 Exemplare, woi-unter ein schwarzes, auf der Euine Landskron (670 m) oberhalb des Dorfes St. Andrä bei Annenheim zu erbeuten, wo sie sich in Gesellschaft von Lacerta mural is (sonst in der ganzen Gegend nicht vorg-efunden) und von lebhaft braunrot g-efärbten Coronella ausiriaca sonnten, welch letztere von der dortigen Be- völkerung allg-emein unter dem Namen „Kupfernatter"' mit der Kreuzotter verwechselt wurden. Ein weiteres Exemplar erbeutete ich am Südrande des Faaker Sees, in den Verbergen der Kara- wanken. Ich vermute, daß Zamenis in diesem sonndurchglühten Kalkgebirge, welches in vieler Beziehung an die Verhältnisse des Südtiroler Verbreitungszentrums gemahnt, noch weiter verbreitet und an die Krainer Fundorte angeschlossen sein wird. Auch in Südsteiermark ist Zameuis anzutreffen, und zwar bis- her an drei Orten: bei Cilli um die Ruine Ober-Cilli auf dem Scliloß- berg (411 m), ferner auf Felsen obei-halb des durch das Auftreten der Äskulapsclilauge bekannten Kurparkes von Römerbad (beide Fundorte konstatierte ich im Sommer 1901) und endlich am Fuß des Douatiberges bei Markt Rohitsch (Sommer 1902). Damit ist abermals die Angliederung an Kroatien und somit an das ge- schlossene Verbreitungsgebiet der Zamenis gemoneusis gegeben. Meine zoogeographischen Notizen sind hierdurch abgeschlossen. Doch kann ich nicht umhin, auf eine merkwürdige ^^'ahrnehmung einzugehen, die sicli auf transformistische Tendenzen der nördliclien Pfeilnattern bezieht. Die von Weenee in Niederösterreich gefangenen und gesehenen Zam€)tis hatten seiner mündlichen Aussage nach alle die normale Färbung der forma typica, d. h. waren graubraun mit dunkel ge- ränderten und weiß gestrichelten Schuppen. In Weenee's Sammlung bekam ich ein Exemplar niederösterreichischer Herkunft zu sehen, welches dieser Beschreibung vollkommen entsprach. Die von mir in Niederösterreich gefangenen Exemplare waren aber durchwegs tiefschwarz, mit Ausnahme der teilweise hellgelben Supralabialia, der ganz gelben Prä- und Postocularia {var. carbonarius Bonap.). ^) 1) Var. rarbonarius BOXAP., die ,.Karb on ar s ch 1 ange" oder „Kohle nnatt er", ist, wie auch AVeexee, 1899, hervorhebt, keine eigentliche Varietät in dem Sinne, daß sie eine Abweichung einer be- stimmten Form von Zamenis gemoyiensis darstellt. Ursprünglich war sie zwar wohl als Abart der var. atrovircns Shaw aufgestellt, aber auch alle übrigen Formen, die var. caspiiis Iwan, die var. laurcntn de Bede. 42* 656 Paul Kammerek, Ein 139 cm lanj>-es, lebhaft irisierendes Exemplar, welches mir als „Askulapschlange" zug-eoangen und von einem Bauern in einem Steinbruch der Hinterbrühl bei JNFödlins" gefangen worden war. ent- behrte sog:ar jener wenigen hellen Abzeichen. Ich selbst fing schwarze Pfeilnattern auf den Kalkfelsen der Vorderbriihl bei Möd- ling (namentlich Husarentempel. 494 m, Ruine Mödling), dem Berge Anninger (675 m) und im Helenental bei Baden auf den felsig- buschigen Abhängen der Kuinen Rauhenstein und Rauheneck, im ganzen im Laufe der Jahre 1899—1907 16 durchweg größere Exemplare. Nicht anders steht es um den Fundort am Thebener Kegel. Auf diesen war ich durch Herrn Dr. Egon GALVAGNi-Wien aufmerk- sam geworden, der bei einem Ausfluge eine graue Natter hatte ins Gebüsch kriechen sehen, die er für Zamenis angesprochen. Ich ging hin und fand in wiederholten Exkursionen allmählich 5 Za- menis, lauter Nigrinos der forma typica. Auch unter den 4 Kärnthner Exemplaren hatte sich, wie schon erwähnt, ein schwarzes befunden. Es ist nicht auszuschließen, daß das ganz kleine Exemplar aus dem Böhmerwalde später ebenfalls schwarz geworden wäre, denn die Jungen von var. carbonarms sind zunächst stets normalfarbig. Es ist schließlich daran zu erinnern, daß die Äskulapnattern des Böhmerwaldes sich der dunklen rar. suhgrisea nähern. Auf Grund meiner Arbeiten über experimentell erzeugten Mela- nismus der Tiere drängt sich mir die Vermutung auf, daß Zamenis auf ihren Wanderungen zu den nördlichsten Vorposten- stat i 0 n e n i h r e r j e t z i g e n geographischen Verbreitung aus der 1 3^ p i s c h e n Form sich in die var. carbonari u s umbilde. Und zwar aus folgenden Gründen: Ich habe experimentell die drei Faktoren : hohe T e m p erat u r , Trockenheit und s t a r k e L i c h t b e s t r a h 1 u u g als melanismus- erzeugend festgestellt. Da Zamenis an den nördlichen Fundorten stets nur solche Örtlichkeiten bewohnt und aufsucht, die weit mehr als die übrige Umgegend von direkten Sonnenstrahlen getroffen werden und diese womöglich noch mit großer Energie reflektieren (Kalk- felsen), so kann die Aktion des letztgenannten Faktors ohne weiteres eingesehen werden. (forma typica) und die var. asiana Bttgr. kommen gelegentlich als Nigrinos vor, ja treten an hiei'zu geeigneten Orten als schwarze Lokalrassen auf. Coluber longissimus und Zainenis geomeusis im Böhraerwald etc. 657 Bezüglich des Faktors „Trockenheit" befinde ich micli in Widersprucli mit den bisherigen Annahmen, die umjf^ekehrt starke Feuchtig'keit als Ursache des Melanismus hinstellen, weil tat- sächlich Xigrinos vielfach in feuchten Geg-enden g-efunden werden. Wenn trotzdem das Experiment Feuchtigkeit im allgemeinen als aufhellenden, Trockenheit als verdüsternden Faktor zeigt, so läßt sich dieser scheinbare Widerspruch durch genane ökologische Beob- achtungen dahin auflösen, daß es innerhalb feuchter Gebiete insel- artig eingestreute trockne Stellen sind, welche melanische Tiere hervorbringen und — von immer vorhandenen und das Beobachtungs- bild mitunter verzerrenden Auswanderern abgesehen — auch be- herbergen. Ihre Vorfahren waren an starke Feuchtigkeit gewöhnt und daher für die schwärzende Eigenschaft der Trockenheit (hier schon geringerer Feuchtigkeit!) besonders empfänglich. Durch ebendieselbe Kontrastwirkung ist dann auch der W ä r m e - faktor aktionsfähig. Eine trocken-heiße Waldblöße am Südwest- abhang des Libin (an der Straße von Prachatitz nach Pfefterschlag). von der ich oben berichtete, daß mir innerhalb ihres Bereiches auf einem Flecke von kaum 1 qra Bodenfläche der Fang von 4 Vipern berus, 1 Tropidonotus natrix, 1 CoroneUa austriaca gelungen war, zeichnet sich durch das Vorkommen von Vipera herus var. prester L. und melanis Fall., Tropidonotus natrix var. minax Bp., Lacerta vivipara V. nigra Sturm, Raita temporaria v. nigromaciüata Ween. aus; auch Anguis fragilis {var. fusca de Betta) und CoroneUa sind in düstern, wie angeraucht erscheinenden Exemplaren vertreten. Es gibt also dort fast lauter melanische Varietäten, während diese in der ganzen Umgebung des bezeichneten, etwa 200 qm großen Ortes, soweit ich habe sehen können, trotz häufigen Auftretens der Stammformen voll- ständig fehlen, also jedenfalls — selbst Auswanderer und zufälliges Übersehen beim Suchen in Eechuung gezogen — in unvergleichlich geringerer Regelmäßigkeit auftreten. Ja die Stammformen erscheinen dort, im wirklich feuchten Revier, sogar auffallend licht. Derartige Beispiele aus den verschiedensten Gegenden könnte ich noch viele aufzählen. Einige CoroneUa mit hell gelbbrauner Grundfarbe, von relativ feuchten Stellen des Böhraerwaldes her geholt, wurden mir, konstant bei 25*'C gehalten, binnen '\'^ Jahr rauchgrau, so daß die vorher scharf abstechende Zeichnung jetzt kaum mehr auffiel. Bei Wien gefangene CoroneUa hingegen, welche die gleichhelle Farbe wie ur- 658 Paul Kämmerer, sprünglicli die Böhmer wälder aufwiesen, blieben unter gleichen Be- dingungen in der gleiclien Zeit noch unverändert. Xiclit anders dürfte es sicli mit Zamcnis verhalten, nur mit dem Unterschied, daß sie als Gäste aus dem Süden auf die Kontrast- wirkung der Temperatur und Feuchtigkeit noch ungleich empfind- licher reagieren als eigentliche, ältere Mitglieder der nördlich zentral- europäischen Fauna. Für letztere Behauptung liegt mir experimen- telles Material zwar noch nicht für Zamensis gemonensis selbst, aber für mehrere Lacertiden vor. Diejenigen Exemplare also, welche auf ihrer Wanderung aus dem Süden bereits eine weitgehende Anpas- sung an das kühlere Klima hatten durchmachen müssen, werden verhältnismäßig sehr rasch melanotisch, wenn sie sich am Ziele ihrer Wanderung denkbar wärraste Aufenthaltsorte zur Daueransiedlung gewählt haben. Dann gewinnt auch ihr schwarzes Kleid vermöge seiner hohem Absorptionsfähigkeit für thermische Strahlen eine zweckmäßige Bedeutung, indem es seinem Träger bei zeitweiser starker Abkühlung durch bestmögliche Ausnützung der Strahlen immer noch ein gewisses Maß von Wärme zukommen läßt. So erkläre ich mir, daß in Niederösterreich und auf dem The- bener Kogel früher noch norm alf arbige, später nur schwarze Exemplare von Zamenis gemonensis typica gesehen wurden. Die Einwanderer wurden unter dem Einflüsse starker Sonnenbe- strahlung und einer im Gegensatze zum relativ feuchten und kühlen Klima der Umgebung höhern Temperatur und größern Trockenheit ihrer Wohnstellen zu Nigrinos und haben dadurch gleichzeitig einen wirksamen Kälteschutz erworben. An dieser Stelle war es mir natürlich nicht möglich, das Problem der Entstehung melanischer Formen genau zu erörtern, namentlich nicht, die darauf bezüglichen Experimente unter Hervorhebung der Kautelen zur Vermeidung der Fehlerquellen mit der notwendigen Ausführlichkeit zu schildern, auch nicht alle für meine Anschauung sprechenden Beobachtungen des Freilebens aufzuzählen. So läßt die vorstehende Darstellung, welche, wie betont, herrschenden Ansichten teilweise widerspricht, Angriffspunkte für Einwände offen, die ich hier nicht ausschließen kann, ohne mich allzuweit von meiner dies- mal gestellten Aufgabe: Nachweis des Vorkommens von Coluher Jongissimus und Zamenis gemonensis typica in neuen oder bisher nicht sichergestellten Fundgebieten, zu entfernen. Eine eingehende Beschreibung meiner Versuche über Melanismus und ihre theoretische Auslegung sowie eine Diskussion der den bis- Coluber louo-issiraus uud Zamenis gemonensis im Böhmerwald etc. 659 her geltend oemacliten Ansichten über das bezeichnete Problem zu- grunde liegenden Tatsachen soll im Laufe des Jahres 1910 im Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen ersclieinen. Literaturverzeiclmis. a) Zur geographischen Verbreitung von Coluher lon- g i s s i m u s und Zame n i s genione n s i s. BlELZ, E. A., Fauna der Wirbeltiere Siebenbürgens, Hermannstadt 1856. Brehm, A. E., Tierleben, 2. Aufl., Vol. 7, Leipzig 1878, p. 361. DtJElGEN, BeunO, Deutschlands Amphibien und Reptüien, Magdeburg 1897, p. 313, 314. Ekic, Antoist, Die Wirbeltiere Böhmens, in: Arch. naturw. Landesdurch- forsch. Böhmen, Arb. zool. Sekt., Vol. 2, Abt. 4, p. 101 — 110, Prag 1872. Fkivaldszky, Em., Monographia serpentum Hungariae, Pestini 1825. 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Zawadski, Alexander, Fauna der galizisch-bukowinischen Wirbeltiere, Stuttgart 1840, p. 150. 660 Paul Kammerer, Coluber longissimus im Böhmerwald etc. 1)) Zur Untersuchung der Entstehungsursachen dos Melanismus. Leydig, Franz, Die Hautdecke und Schale der Gastropoden, in: Arch. Naturg,, 1876, p. 238 und 266 flf. Klunzinger, C. B., Über Melanismus bei Tieren im allgemeinen und bei unseren einheimischen insbesondere , in : Jahresh. Ver. vaterländ. Naturkunde Württemberg, 1903, p. 267 — 297, besonders p. 290, Beide Aufsätze als Beispiele für die Ansicht, daß u. a. Feuchtig- keit den Melanismus verursache. Kammeree, Paul, Künstlicher Melanismus bei Eidechsen, in: Ztrbl. Physiol., Vol. 20, No. 8, p. 261 — 263, 1906. — , Über künstliche Tiernigrinos. Vortrag, in : Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 1907, p. 134—136. Zwei vorläufige Mitteilungen über Befunde, wonach u. a. Trockenheit den Melanismus verursache. Lippert & Co. (G. Pätz'sche Buchdr.), Naumburg a/S. Zuolvtf.Jahfbüvln'r BiLZ7.Abt.f'. Syst Taf i. Sirviff ge«. s V Gustav FiscKer.Jena Lith An st vKWes £ ei . Je na Zoolog. t/eüwbüch er BtL.^J.Abt.f. Syst. Taf. Z. StreiiT g«i, VerU^ V Gustav Racher, Jena.. Llth Anat vK-Wesaer. Jena Zoolatj. Jahj-büchar Bd^ZT.Abt.f. SifsV. Taf 3. Sireifr {«X. Verlag vCust» Fischer. Jena Lith An«tvKW«a sttT. J«nr ZooLjij.JuJij'hüciuii- BiL^Zy.Aht.f. Sysi. Tat: ^. S.r,..rt 6.-, Veriaf v O"»"' flscker, J,na. LithAnslvKWeseerJenft Zoobg.JaJu-badierßd.L^l Aht l\ Syst. Ihr ^_ Fi(j. 2 ---^-' i^ Fig. 3. Fig. ^1. ]k:0^ Fig. 't(i . ''i?^, }''ig. 5. Fig. ßa,. Fig. 0. Fulnnek w Verlac vcn (justav Fi.sdifr;n Jäiis,. ;t;aT,r:c;.jn.jt:„5!.; Zooteg Jahrbücha- Bd 21. Abt f. Syst Taf 6 "S^^S^ Werner g« ViTligvun Gustav Plsehcrm Jana. I.llli Aitsl V Johannes Arndt, Jena . Zoolog. Jakrbüdiei^ Bd.^7.Aht-,f, Sifst. Taf. 7. Verlag vG^slayRsthei-, Jena, LitK An s i V K Wes 8 f r, j en a Zoolo/i. ■ f(tlirl>ii> Iiri ■ IUI VZ . [hl. I'.S^ sl . 7 a/: S. ^T^ 7. ■ } . Gustav'Fischer'.r. .sr.c Zoohq. Jahrhürl/n-. W. l^ . Abt. f. Syst. Tafel 9. Seit K K I^j2 I K VF- Ficf.3 ^ Guderuatscli. Verlatr von Gustav Fischer in Jena. Zonhxj. .hilirhücher B(f. 'dl. AM f. S/isf. Taf. 10. I (I HC l b Verlag roii Gustav Fischer in ,fen . .B'jr uraacn ge?:. Yer'.aa v;>n Giisljn- Fisrhcj'ir, !"na Liih k?.i:y k Gihsch Je:/< Zuolocj. Jahrbücher Bd. 27 Abt. f. Sii^t. Tat- 13. 6. .^/^ ^../ö. .4 i-' // (, a. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Crayoiiiiruck von .1. B. < )berneller, Miinoheii. Zoolog. Jahrbücher Bd. 27 Abf. f. Sijst. Taf. 14. /. / 3L • Verlag von (iustar Fischer in Jena. Crayondruck von J. B. Oberuetter, München. Zouliy. Mirimclm: Bil. IT. Atd. /'. Si/st Tnfrl in 1 rVft X i '-^ 1 \ r ^'^aJ ~r WM Lr^ \ -y Inl-'^ Vpi'Ing voll «11«'"' Ksdier in Jena. Zoolog. Jahrbiklicr, Bd. 27, Abt. f. Syst. Tafel 16. Kosmiuüky. Verlag von Gustin KiM^luT iji Jena Zoolog. Jalirbikher, Bd. 37, Abt. f. Syst. Tafel 17 a h Kotfminaky. Verlag von (""8**7 •'isoher in Jena. Zonl.y. Jahrhiiclier BrI. ryAhl.p Syst. T„r 18. Aui'mj, gex. Verla« vo^ Gu«!»" Fischer m Jena. L 1 1 h. Ans! vÜ.WeAserJena. Zoolog. Jahrbjicher Bd. 27. Abt. f. Syst. Taf. 19. ( •^ ) Fu,.l. ö Q \ X Q Fig. ^. Verlas« O"^"''''''*«''. Jena Zoolog. Jahr.b.u.cfier Bd. ZI. Abt. f. Syst. Ta.f.20. Verlag V, Gustav r.scher, Je„, KUHiTflHsr cscHfrcD» Zoolog. Jatu-hMher Bd. ZT Abt. f. Syst. Taf.2l. Verlag" G''*""'''"'''^"'' J="i Zoolog. JatuibAi^her Bd. Z7. Abt. f. Syst. TafZg. VerUe "■ O"'™" Fischer, Jena. Zoolog. Jahrbücher Bd. ZI. Abt. f. Syst. Taf 23. Fig. 36. Fig.St (p) Fig.39 Fig. 38. '-/A Fig.^ 4 , Fig.K. '^ v -(Mi -\f' Fig.ie. X«-- i] Fig.'H. C"\^ »• Verlagv. Gustav Fischer, Jena Zoohii. .Inhrb.. Ilil. 27. AU. f. Sijsl. Tafd 24. /moIi,,/. Jnhih.. Uli. IT. Abi. /. >//.«/, Kit;. 14. Fig. ],-| rig. 16. Fig. Kl. Fig. IS. Fig. i\. Fig. «. Fig. 20. Fig. 23. Verlag >'■" <■"*'" flKrfin- in Jena. Tafel 2ö. a.irp b.^lp Fig. 24. Fig. 25. Fig. 2B. Zoului/. JaJirbiirlier. BrI. 27. AU f Si/st. Tafel 26. Fig. 27. Fig. 28. I Fig. 32. Fig. 33. Fig. 36. Fig. 42. Verlag von CusW PIschei- in Jena. Zw//w/. Jahrb.. Ul. 27. Abi. /. Syst. Tafel 2', Fig. i.i. Fig. 46. Fig. 44. Fig. 47. Fig. 48. Fig. 50. Fig. 53. Fig. 51. Fig. 54. Fig. 45. Fig. 49. Fig. 52. Fig. 55. Verlag von Gw^t Fbeher in Jena. Zoolog. Jahrbücher Bd. 27. Aht. f. Stj^t, Taf. 2S. '■^ 00 Zoolog. Jahrbücher Bd. 27. Abt. f. Syst. Taf. 29, X Fig. 8 Fiy. 5 ST. Fig. 12 Fig. 11 ■^-—: Fig. 10 Fig. 4 Ftg. 13 Fig. 9 ' t j ,.™ I« f\\ »»*»«« Ml". *...kr Zoolog. JaJirbiklier, Bd. 27, Abi. /. iSi/st. Tafd 30. Werner. Verlag von Gnstav Fischer in Jena. MBL WHOI Library Senals 5 WHSE 01868 tffl 3 0'-i-^\, '^^^'^^^t^**^ ^-T^' wf .'•«»»■■ •**u ;^ , ■ j.^..,i^',_!^ *rAj»»:- ^*?^ P^ >'.'" -Unk t^:1: ^v