• V'--^ ■ ::^if<:: •i-;^ 'v"'^"-,>f t '" -- :W- •»"'"- ^"^--^^ ^^>.. .^-^^ ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER ABTEILUNG FÜR SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER TIERE HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. J. W. SPENGEL IN GIESSEN DREIÜNDDREISSIGSTER BAND MIT 18 TAFELN UND 96 ABBILDUNGEN IM TEXT JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1912 Alle Rechte, uaiiieiitlicli das der Übersetzuug, vorbehalten. /äyc/ Inhalt. Erstes Heft. (Ausgegeben am 11. Juli 1912.) Seite VAnDouwe, Cael, Ost-afrikanische Süßwasser- Copepoden, Mit Tafel 1 1 TOLDT jun., Kael, Beiträge zur Kenntnis der Behaarung der Säugetiere. Mit Tafel 2—3 9 Zweites Heft. (Ausgegeben am 25. Juli 1912.) BaüMANN, f., Brasilianische Batrachier des Berner Naturhistorischen Museums. Mit Tafel 4 — 6 und 4 Abbildungen im Text . . 87 Drittes und viertes Heft. (Ausgegeben am 20. September 1912.) Spengel, J. W., Beiträge zur Kenntnis der Gephyreen. IV. Mit Tafel 7 173 Fehringee, Otto, Untersuchungen über die Anordnungsverhältnisse der Vogelfedern, insbesondere der Fadenfederu. Mit 31 Ab- bildungen im Text 213 NiCKEESON, W. S., On Cephalogonimus vesicaudus n, sp. Witb Plate 8 249 Steand, Emeeik, Beiträge zur Kenntnis der Hymenopterenfauna von Paraguay. X. Mit Tafel 9—10 und 15 Abbildungen im Text 257 Endeelein, GÜNTHEE, Zur Kenntnis orientalischer Ortalincn und Loxoneurinen. Mit 4 Abbildungen im Text 347 Endeelein, Günthee, Loxoneurinen und Ortalinen aus Afrika. Mit 8 Abbildungen im Text • . . 363 rv Inhalt. Fünftes Heft. (Ausgegeben am 24. Oktober 1912.) Seite ISSEL, Raffaele, Biologia neritica mediterranea. II bentos animale delle foglie di Posidonia studiato dal punto di vista bionomico. Con le Tav. 11 — 12 e con 1 figura nel testo 379 MicOLETZKY, Heinrich, Beiträge zur Kenntnis der Ufer- und Grundfauna einiger Seen Salzburgs sowie des Attersees . . . 421 KlODNITSKI, I., Beiträge zur Kenntnis des Generationswechsels bei einigen Aphididae. Mit 3 Abbildungen im Text 445 Sechstes Heft. (Ausgegeben am 27. November 1912.) Ekman, Sven, Sind die Zugstraßen der Vögel die ehemaligen Aus- breitungsstraßen der Arten? Mit 2 Abbildungen im Text . . 521 V. Fe.iekväry, G. J., Über Ablepharus pannonicus FiTZ. Mit Tafel 13—14 und 5 Abbildungen im Text 547 Potts, F. A., Mycetomorpha, a new Rhizocephalan, with a note on the sexual condition of Sylon. With Plates 15— 16 and 12 Figures in the text 575 BuEE, Adolf, Zur Fortpflanzungsgeschichte der Süßwassertricladen. Mit Tafel 17 und 11 Abbildungen im Text 595 DE Man, J. G. , Odontopharynx longicaudata n. g. n. sp. Mit Tafel 18 637 P. JüEGENSEN, Berichtigungen und Ergänzungen zur „Revision der Apiden der Provinz Mendoza, Bepublica Argentina (Hym.)" (Zoul. Jahrb., Vol. 32, Syst.) 643 Nachdruck verboten. Ubersetzungsrecht vorbehalten. Ost-afrikanische Süßwasser-Copepoden. Von Carl Tau Doiiwe, München-Schwabing-. Mit Tafel 1. Professor Dr. Oskae Xeumann hat gelegentlich einer 1893 — 1898 in Ost -Afrika unternommenen Forschungsreise in verschiedenen Sümpfen und periodischen Wasseransammlungen des M a s s a i - Hoch- landes zwischen Mgoro und Irangi Copepoden gesammelt. Einer Bearbeitung des mir durch das Kgl. zoologische Museum in Berlin angebotenen Materials habe ich mich um so lieber unter- zogen, als Sammelresultate aus den hier in Betracht kommenden, ^urch eigenartige hj^drographische Verhältnisse ausgezeichneten Ge- bieten bisher immer nur spärlicli zur wissenschaftlichen Verarbeitung gelangten und anderenteils dieses Material eine willkommene Er- gänzung der unlängst aus dem benachbarten Seengebiet durch die Deutsche Zentral- Afrika-Expedition 1907 — 1908 mitgebrachten Cope- podenausbeute darstellen konnte. Und von diesem Gesichtspunkte ^us hat das von Herrn Prof. Neümann gesammelte Material, so gering es in quantitativer Hinsicht war — es bestand aus 5 Prä- paratengläschen, deren Inhalt sehr gut in Alkohol konserviert war — seinen besonderen qualitativen Wert. Was die bisherige Erforschung des in Rede stehenden Gebietes in carcinologischer Hinsicht anbelangt, sowie behufs Orientierung über die wichtigste hier einschlägige Copepodenliteratur, verweise Zool. Jakib. XXXIII. Abt. f. Syst 1 2 Cabl van Dodwe, ich der Kürze halber auf meine jüngst veröffentlichte Bearbeitung des von der oben erwähnten Deutschen Expedition nach Hause ge- brachten Copepodenmaterials. ^) Beschreibender Teil. I. Centropagidae. A. Genus Paradiaptoniiis G. 0. Sars. Paradidptonms fnlcifei' (Loven). 1845. Broteas falcifer, Loven, in: Svensk. Vetensk. Acad. Handl., tab. 6. 1898, Lovenula falcifera, Schmeil, Copepoda, I. Gymnoplea, in : Tier- reich. 1904. Lovenula viea, Gueney , in: Proc, zool. Soc. London, 1904^ Vol. 2, tab. 18. Der durch seine morphologischen Verhältnisse und das Vor- kommen in periodisch auftretenden salzhaltigen Wassei-pfannen Süd- Afrikas interessante Copepode war im Jahre 1845 von Loven aus einem salzhaltigen Tümpel bei Port Natal erstmals beschrieben worden, um dann über 50 Jahre ein für die Zoologen verschollenes Dasein zu führen. Erst ein im Jahre 1899 aus süd-afrikanischen Schlammproben erhaltenes Material gab G. 0. Saes Veranlassung eine neue Genusbeschreibung und Darstellung der typischen Art zu publizieren.-) Da die an meinen Tieren festgestellten Befunde von den Darstellungen in der Arbeit Saes' in wesentlichen Punkten ab- weichen, sich aber mit der für die damalige Zeit (18451) über- raschend genauen Beobachtung und zeichnerischen Wiedergabe bei Loven fast vollkommen decken, sehe ich micli veranlaßt, auf die strittigen Details dieser Form näher einzugehen. Abdomen. Die Diagnose sowie die zeichnerische Darstellung bei Loven betont die seitliche zapfenförmige Verbreiterung des 1. weiblichen Abdominalsegments, Verhältnisse, wie sie sich — wenn auch etwas asymmetrisch — bei meinen Tieren wiederholen. Dasselbe Segment hat bei Saes nur die regulär beobachtete Form. 1) Copepoden des ostafrikan. Seengebietes, in : Wissenschaftl. Ergeb- nisse der deutsch. Zentral-Afrika-Expedition 1907 — 1908 unter Führung Adolf FeieüEICh's, Herzog zu Mecklenburg, Vol. 3, Zool. 2) Saes, On the genus Broteas Loven with descript. of the type spec. : Br. falcifer Lov., in: Arch. Math. Naturw., Vol. 21, 1899, tab. 4. Ost-afrikanische Süßwasser-Copepoden. 3 F u r c a. Loven führt in seiner Diagnose an, daß die weibliche Furca gebildet sei wie die des Männchens, während die Sars- sche Form eine in die Augen fallende Asymmetrie der männlichen Furca aufweist, die meines Erachtens der Beobachtung Loven's kaum entgangen wäre, wenn sie seinen Tieren eigentümlich gewesen sein würde. Nach meinen Befunden stimmen Männchen und Weibchen bezüglich der Furcalverhältnisse ebenfalls genau über- ein. Wohl ist aber eine Asymmetrie zwischen beiden Furcalästen — die aber in beiden Geschlechtern ganz konform auftritt — in- sofern vorhanden, als konsequent der linke Furcalast etwas kürzer ist als der rechte. Von diesem Umstand — der bei den Sars- schen Tieren nicht vorhanden ist — erwähnt Loven allerdings nichts, was ich aber auf einen entschuldbaren Beobachtungsfehler zurückzuführen geneigt bin. 5. Fuß des Männchens. Der Figur des 5. männlichen Fußes liegt bei Loven zweifelsohne eine andere Form zugrunde, als dies bei der Zeichnung von Sars der Fall ist ! Darauf deutet bei ersterem vor allem das Endsegment des linken Fußes, dessen nach innen ausgezogenes Polster nach außen hin in den als Kreissegment ge- bauten Klammerhaken übergeht, während zwischen beiden ein starker gerader Dorn sitzt. Hierdurch wird dem linken Fuß der Männchen ein ebenso auffälliger als charakteristischer Abschluß verliehen, den die Darstellung des SAßs'schen Tieres nicht erkennen läßt. Die in Vorstehendem beschriebenen Verhältnisse bestimmen mich zu der Annahme, daß Sars der typische Broteas faldfer Loven nicht vorgelegen hat, sondern ein neuer, bisher unbekannter Vertreter dieses Genus. Was ferner den von mir als synonym bezeichneten Famdiapt. mea Gürney anbelangt, so veranlassen mich zu diesem Vorgehen folgende Überlegungen : Der Hauptunterschied zwischen beiden Arten liegt nach Gurney in der Segmentierung des Endgliedes des Maxillipeds, das bei P. falcifera dreiteilig, bei P. mea aber vierteilig sein soll, mit anderen Worten, daß bei der GuRNEY'schen Form jede der drei hakenförmigen Klauenborsten je einem besonderen Segment ent- springt, während nach Luven zwei solcher Borsten auf einem ge- meinsamen Endteil des Segments sitzen sollen. Dieser die beiden Arten trennende Hauptunterschied dürfte indes fallen, wenn wir hier mit einem in Anbetracht der Umstände gewiß leicht entschuldbaren Versehen Loven's rechnen! — Schon 1* 4 Carl van Doüwe, aus rein statischen Gründen wird man die isolierte, selbständige Angliederung- jeder einzelnen der drei, zusammen einen gewaltigen Greifapparat darstellenden Klauenborsten für die allein richtige und mögliche halten. Die letzteren bilden nun in der Tat die chitinigen Verlängerungen von drei ineinander geschobenen kurzen Abschnitten des letzten Maxillipedgliedes. Wenn Gueney für seine Art als weiter trennenden Unterschied das Auftreten je eines feinen Dornes am 2. und 3. Glied des männ- lichen Abdomens anführt, so können wir bei den damaligen optischen Hilfsmitteln ohne Zwang wohl annehmen, daß diese sehr zarten Dornen Loven in gleicher Weise entgangen sind wie die Ver- kürzung des linken Furcalastes, die aber Gürney sehr wohl be- merkt hat.^) In allen übrigen Details sehen wir die Übereinstimmung der Zeichnungen Loven's mit denjenigen Gürney's, wie auch letzterer die genaue Übereinstimmung des 5. männlichen Fußes seiner Art mit Pamdiapt. faldfer ausdrücklich erwähnt. B. Genus Diaptoniiis Westwood. Ulaptonnus neumanni n. sp. Der schlanke Cephalothorax erreicht seine größte Breite in der Mitte des 2. Körpersegments. Das 1. Segment ist dadurch auffallend charakterisiert, daß sein Vorderende nicht — wie bei den meisten Diaptomiden — gleichmäßig abgerundet ist, sondern in eine Spitze ausläuft. Nach rückwärts geht der Cephalothorax ohne wesentliche Verschmälerung in das vom vorletzten Segment nur undeutlich abgetrennte 6. Segment über. Dieses trägt beider- seits einen kräftigen Sinnesdorn und ist — beim Männchen mehr, beim AVeibchen weniger — zipfelförmig nach hinten ausgezogen. Abdomen. Beim Weibchen nur zweigliedrig; das I.Glied, fast 2^\^m?i\ so lang wie das 2., ist in seiner oberen Partie seitlich nur ganz wenig ausgebaucht, hier je einen kräftigen Sinnesdorn tragend. Das 2. Glied ist nach rückwärts etwa glockenförmig ver- breitert. Beim Männchen ist das kurze I.Segment ziemlich stark ge- wölbt, an der rechten Seite einen feinen Dorn tiagend. Von den 1) Wie au3 der beigegebenen Abbildung ersichtlich, traten bei meinen Tieren diese von Gukney angeführten Sinnesdornen am 2. und 3. Seg- ment in der Mehrzahl auf. Ost-afrikanische Süßwasser-Copepoden. 5 3 folgenden annähernd gleiclilang-en , zylindrischen Segmenten ist das untere (4. Abdominalsegment) in eine asymmetrische, nach rechts und rückwärts gerichtete sackförmige Ausbauchung ausgezogen, durch die das 5. Abdominalsegment teilweise verdeckt erscheint. Die schlanken, parallel getragenen Furcalglieder sind in den beiden Geschlechtern gleichgebaut und an den Innenrändern fein behaart. Die Vorder an tennen reichen zurückgeschlagen fast an den Hinterrand des letzten Abdominalsegments heran. Am 10. und 11. Segment der genikulierenden Antenne sitzt je ein kleiner, dem Segment angedrückter Dorn, am 13. Segment ein großer, starker und gerade abstehender Dorn. Das drittletzte Glied der männlichen Antenne ist in eine schräg nach vorn und oben gerichtete daumen- förmige Verlängerung ausgezogen, die nicht ganz das Vorderende des zweitletzten Gliedes erreicht. H i n t e r a n t e n n e n und M u n d g 1 i e d m a ß e n zeigen keine von der generellen Form abweichenden Besonderheiten in Form und BeAvehrung. Schwimmfüße. Das 1. Paar kürzer als die folgenden Paare; die Aste aller Paare dreigliedrig mit Ausnahme des nur zweigliedrigen Innen- astes des 1. Paares, Bewehrung der Äste der einzelnen Schwimmfußpaare nach folgender Formel: 1. Fuß. Außenast; Außenrand: 1, 0, 1 Dorn; Innenrand: 1, 1, 3 Borsten; Apical: 1 Dorn,' 1 Borste; Innenast; Außeurand: 0, 1 Borste; Innenrand: 1, 3 Borsten; Apical: 2 Borsten; 2.-4. Fuß. Außenast; Außenrand: 1, 1, 1 Dorn; Innenrand: 1, 1. 4 Borsten; Apical: 1 Dorn, 1 Borste; Innenast; Außenrand: 0, 0, 2 Borsten; Innenrand: 1, 2, 3 Borsten; Apical: 2 Borsten; Q Carl van Doüwe, 5. Fußpaar des Weibchens. Das 1. Außenastglied ist sehr kräftig, nur etwa 2nial so lang wie breit, am Außenrand etwas gewölbt; das 2., die Endklaue tragende Glied etwa so lang wie das vorhergehende Glied. Die Endklaue selbst ist schwach gebogen und trägt in der unteren Hälfte 6 — 8 verschieden starke, nicht gleich gerichtete Dornen oder Zähnchen, die aber nicht — wie gewöhnlich — dem Rande des Gliedes auf- sitzen, sondern etwas innerhalb inseriert sind. Das am Außenrande dieses Gliedes angefügte und mit diesem verschmolzene 3. Außen- glied besteht aus einem kurzen zylindrischen Ansatz, dem apical 2 verschieden lange, kräftige Borsten aufsitzen, von denen jedoch keine die Spitze der Endklaue erreicht. An der Basis des 3. Gliedes sitzt außen ein kleiner Dorn. Der Innen ast ist eingliedrig, fast so lang wie der Innenrand des 1. Außengliedes. Er ist kegelförmig zugespitzt, an der Basis des Kegels eine kurze Borste und außerdem einen Kranz feiner Härchen tragend. 5. Fußpaar des Männchens. Rechter Fuß. Das 1. Basalglied ist nach innen und außen bauchig erweitert, die Außenwölbung mit einem kurzen kräftigen 8innesdorn versehen. Das 2. Basalglied ist außergewöhnlich schlank, etwa 2mal so lang wie breit, an seiner inneren proximalen Ecke in einen zahnförmigen Zacken ausgezogen. Das 1. Außen astglied ist annähernd quadratisch, die beiden unteren Ecken sind zipf eiförmig verlängert. Das folgende Glied zeigt dorsal und nahe der Mitte des Außen- randes ein kleines Chitinpolster; diesem gegenüber auf der Ventral- seite entspringt der lange bewimperte Außenranddorn. Die stark gebogene Greifklaue ist in ihrem Basalteile kuglig aufgetrieben. Der Innen ast ist eingliedrig, von der Länge des 1. Außenast- gliedes und um die kegelförmige Spitze kranzförmig behaart. Linker Fuß. Das 1. Basale nicht bauchig erweitert, der Sinnesdorn aber viel größer als am rechten Fuß; das 2. Basalglied etwa so lang wie breit; die distale Innenecke etwas vorgewölbt. Die beiden Außenastglieder, miteinander verschmolzen, bilden an ihrem Innenrande ein großes flaches Polster, das mit kurzen Dornen ge- spickt erscheint. An der unteren Ecke dieses Polsters entspringt eine kurze befiederte Borste, dei-en Form und Befiederung konstant und charakteristisch ist. Dem Glied sitzt apical ein großer, hyaliner Ost-afrikanische Süßwasser-Copepoden. 7 Chitinknopf anf. Der Innenast ist kurz und spitz zulaufend, am ünterrande fein behaart. Der manchen weiblichen Tieren noch anhaftende Eib allen reicht bis zum Ende der Furca und besteht aus einer beträchtlichen Anzahl von Eiern. Die Tiere waren (in konserviertem Zustande) schwach bräunlich gefärbt und in großer Menge vorhanden. Ihre Größe betrug beim Weibchen ca. 2.6 mm, beim Männchen ca. 1,8 mm. Die vorliegende Species, die ich mit keiner der mir bekannten Arten zu identifizieren vermochte, erlaube ich mir nach dem Sammler des im Vorliegenden beschriebenen Materials, Herrn Prof Dr. Oskar Neümann, zu benennen. IL Cyclopidae. Genus Cyclops Müller. 1. Ci/cloj^s oltJwnoides Sars. Aus dieser in Ost-Afrika weitverbreiteten Form bestand auch der Hauptteil des mir vorgelegenen C^c^o^^s-Materials. Eine Ab- weichung von der für Europa typischen Form konnte ich nicht fest- stellen. Das Längenverhältnis der beiden Enddornen am Innenast des 4. Schwimmfußpaares war das Gleiche wie bei den von Schmeil beschriebenen europäischen Tieren. Die Form des Receptaculum seminis war bei den konservierten Tieren nicht mehr ein wandsfrei festzustellen. 2. Cyclops (fibsoni Brady, 1904. C*. gihsoni Brady, On Entoraostr. coli, in Natal by Mr. James GiBSON, in: Proc. zool. Soc. London, 1904, Vol. 2. In einem der 5 Präparatengläschen neben Cyd. oithonoides vor- kommend. Die Tiere stimmten mit den von Brady aus Natal be- schriebenen überein. Das Auftreten dieser Species im vorwürfigen Gebiet wurde bereits an anderer Stelle konstatiert. Ziisammeiifasseude Benierkuiigeu. Zu einer besonderen ^^'ürdigung vom geographischen Gesichts- punkte aus reicht das dieser Arbeit zugrunde liegende Material selbstverständlich nicht hin. Immerhin darf, neben dem Nachweis einer neuen Diaptomiden- form, das Hauptinteresse an den vorstehenden Befunden das Vor- 8 Carl van Douwe, Ost-afrikanische Süßwasser-Copepoden. kommen eines Paradiaptomiden beanspruchen, und dies um so mehr, als es sich gerade um den interessanten Paradiapiomus falcifer handelt, der bislang als rein typische Form des südlichsten Afrika gelten mußte, der nördlich des 25. Parallelkreises noch nicht fest- gestellt werden konnte. Anscheinend — genaue Schlußfolgerungen lassen die bisher be- kannt gewordenen Forschungsergebnisse noch nicht zu — steigen verschiedene im untersten Süden des Kontinents auftretenden Formen am Ostrande nach Norden. Für diese Ansicht spricht vorerst neben dem Vorkommen des eben genannten Paradiapiomus auch das Er- scheinen des Cijclops gihsoni in Ost- Afrika. Hinsichtlich der 3. Familie der Süßwassercopepoden, der Harpacticiden, enthielt das Material nichts, was zwar bedauer- lich, aber nicht weiter verwunderlich ist, wenn man sieht, daß fast sämtliche Forschungsreisen und Sammelexpeditionen, mit verschwin- denden Ausnahmen, aus dem größten Teil des Kontinents keinen einzigen Vertreter dieser Crustaceen-Gruppe zutage gefördert haben. Daß der Grund hiervon nicht etwa im Fehlen dieser Gruppe oder auch nur in einer besonderen Seltenheit ihrer Angehörigen zu suchen sei, dürften künftige Nachforschungen lehren, die der zum Teil aller- dings etwas versteckten Lebensweise der Harpacticiden gerecht zu werden vermögen. Erklärung: der Abbildungen. Tafel 1. Paradiapiomus falcifer, rig. 1. Abdomen des 5> dorsal. Fig. 2. Abdomen des ^, dorsal. Fig. 3. Die 3 letzten Glieder der genikulierenden Antenne. Fig. 4. 5. Fuß des ^. Fig. 5. 5. Fuß des $. Diaptomns neumamii n. sp. Fig. 6. Habitusbild des $. Fig. 7. Lateralansicht des Cephalothoraxvorderrandes. Fig. 8. Abdomen des §, dorsal. Fig. 9. Abdomen des ^, dorsal. Fig. 10. Die 3 letzten Glieder der genikulierenden Antenne. Fig. 11. 5. Fuß des ^. Fig. 12. 5. Fuß des $. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntnis der Behaarung der Säugetiere, Von Karl Toldt juu. in Wien. Mit Tafel 2-3. Seit einiger Zeit befaßte ich mich mit der Untersuchung- von Säugetierhaaren, deren Ergebnisse ich hauptsächlich in den beiden Abhandlungen „Studien über das Haarkleid von Vulpes vulpes L., nebst Bemerkungen über die Violdrüse und den Häckel-Maueee- schen Bärenembryo mit Stachelanlagen" (in: Ann. naturhist. Hofmus. Wien, Vol. 22, 1907 — 1908) und „Über eine beachtenswerte Haar- sorte und über das Haarformensystem der Säugetiere" (ibid., Vol. 24, 1910) veröffentlicht habe. Im Laufe dieser Untersuchungen stieß ich noch auf verschiedene andere, die Säugetierbehaarung betreffende Verhältnisse, welche einer näheren Beachtung wert erschienen. Nachstehend seien einige derselben besprochen und zwar: 1. Die Ausbildung der Leithaare der Säugetiere in bezug auf deren Lebensweise. 2. Betrachtungen über die Fellzeichnung, insbe- sondere über ihre Ontogenie bei der Hauskatze. 3. Bemerkungen über die verschiedenen Furchungs- arten der Säugetierhaare. 4. Über lineare Pigmentier ung der Haare. 5. Eigenartige Beschaffenheit des Oberhäutchens der Borsten stacheln von Platacanthomys lasiiirus B L Y T H. 10 Karl Toldt jnn., 6. Ein interessanter Pilz in den Haargebilden von Zaglossus (Proech idna). 1. Die Ausbildung der Leitliaare der Säugetiere in bezug auf deren Lebensweise. In den eben erwähnten Abliandlnng-en habe ich u. a. die Kon- stellation der an einer bestimmten Körperstelle (Hinterrücken) vor- liandenen Haarformen bei verschiedenen wildlebenden Säugetieren erörtert. Hierbei erwies sich die allgemein gebräuchliche B^inteilung der Haaie in nur zwei Sorten (Grannen- und Wollhaare) als un- brauchbar; man muß vielmehr eine eingehendere Unterscheidung der Haare insbesondere in bezug auf ihre Länge, ihre Stärken- verhältnisse und auf ihr numerisches Auftreten zur Grundlage nehmen. ') Das Säugetierfell besteht nämlich im allgemeinen — bei den einzelnen Arten und an den verschiedenen Körperstellen in verschieden deutlicher Ausbildung — aus zahlreichen Haargebieten, w^elche von einer größeren oder kleineren Anzahl verschiedener Haar- formen gebildet werden. Den Mittelpunkt eines solchen Haarbereiches bildet häufig ein relativ starkes und langes Haar, das „Leithaar". Rings um dasselbe scharen sich, jeweils in gewisser Anordnung, die anderen Haarformen, welche hauptsächlich durch eine größere oder geringere Abnahme ihrer Länge und Stärke unterschieden sind; gleichzeitig nimmt in der Regel ihre Zahl zu (Taf. 2 Fig. 1). Der Unterschied zwischen den einzelnen Haarformen kann noch durch andere Formverhältnisse, durch Verschiedenheiten in der Pigmen- 1) Bei dieser Gelegenheit habe ich darauf hingewiesen, daß die äußere Form der verschiedeneu Haare der einzahlen Tiere im allgemeinen viel zu wenig berücksichtigt wird. Nun ist ungefähr gleichzeitig mit meiner letzten Abhandlung ein Werk von M. Lambert u. V. Balthazaed erschienen (Le poil de riiomme et des animaux, Paris 1910), worin u. a. die Haare einer relativ großen Anzahl von Tieren besprochen und abge- bildet werden und zwar in einer für die bisher übliche Betrachtungsweise sehr charakteristischen Art. Es werden nur „Jarres" und „Duvet" unter- schieden und hauptsächlich nur das Oberhäutchen, die Rinden- und Mark- substanz eingehender beschrieben. Die 136 in bezug auf die histologischen Verhältnisse tadellos ausgeführten Abbildungen zeigen zumeist das mikro- skoiiische Gesichtsfeld mit verschiedenen kreuz und quer gelagerten Haar- strecken, welche naturgemäß nur minimalen Bruchteilen der ganzen Haar- länge entsprechen. Man kann also aus diesem 232 Seiten und 34 Tafeln umfassenden Werk keine rechte Vorstellung über die äußere Gestalt der verschiedenen Haarformen der angeführten Tiere erlangen, obwohl es nach dem Titel vorauszusetzen wäre. Behaarung der Säugetiere. 11 tierung (oft Abstufungen der Intensität) etc. gesteigert sein. Eine sehr häufige Form Verschiedenheit besteht darin, daß die Intensität der Hornbildung im Vei'laufe der Entwicklung des einzelnen Haares von den Leithaaren zu den zartesten Haaren immer früher nachläßt, der Schaft daher basal auf eine kürzere oder längere Strecke relativ dünn ist. Daraus ergibt sich für eine große Zahl von Säugetieren eine Behaarungskonstellation, welche mehr oder w^eniger deutlich 3 Haupt- formen erkennen läßt: das relativ gerade, gleichmäßig starke und lange Leithaar, die nur apical auf eine größere oder kürzere Strecke kräftigen Grannenhaare und die zahlreichen, fast durchwegs zarten Wollhaare. Zwischen diesen 3 Hauptformen gibt es vielfach Zwischen- formen (Fig. 2).^) — Derartige Haarformen kommen, nebenbei be- merkt, hauptsächlich bei dichten und mehr oder weniger weich- haarigen Fellen gleichzeitig beisammen vor; da die Wollhaare in diesen Fällen vielfach in der Höhe der basalen Grannenhälfte der Grannenhaare endigen, ist das Fell, was die Stärke und zum Teil auch die Pigmentierungsintensität der Schaftabschnitte der einzelnen Haare betrifft, hier am dichtesten. In dieser Höhenlage des Felles erscheint daher einerseits der Hautschutz gegen äußere mechanische Einflüsse, andrerseits der die Wärme erhaltende Luftabschluß gegen die Haut zu am dichtesten. Die Konstellation der verschiedenen Haarformen läßt innerhalb der ganzen Klasse der Säugetiere eine relativ geringe Zahl von T^'pen erkennen, w^elche sich — vielfach unabhängig von der Ver- wandtschaft der einzelnen Arten — in ihren Grnndzügen mehr oder weniger oft wiederholen (s. a. weiter unten). Da die Leithaare gegenüber den gewöhnlichen Haaren vielfach ein besseres Fühlverraögen besitzen dürften, liegt die Frage nahe, ob der Grad ihrer Ausbildung vielleicht mit bestimmten Lebens- gewohnheiten ihrer Träger in Zusammenhange steht. Auf Grund meiner früheren Beobachtungen (f) war ich zur Ansicht gelangt, daß sich diesbezüglich keine durchgreifende Gesetzmäßigkeit fest- stellen lasse. Ich beschränkte mich daher auf die Bemerkung (p. 222): „Die größte Mannigfaltigkeit von Haarformen kommt be- sonders bei grabenden und schwimmenden Tieren vor", und habe diese Verhältnisse nicht weiter verfolgt. Nun hatte Herr Dozent Dr. M. HiLZHEiMER die Freundlichkeit mir mitzuteilen, daß es nach 1) Nachträglich sei hier noch auf die Arbeiten v. NathuSIUS' (c und d) verwiesen. 12 Käri, Toldt jwn., seinen Beobachtungen den Anschein habe, als wären die Leithaare auch bei Tieren, welche Aiel schlüpfen, sei es im Gesträuch, im Gras oder in Höhlungen, besonders lang. Ich ging nun dieser Frage doch näher nach und untersuchte das Haarkleid einer Anzahl von Tieren, welche unter den verschiedensten Bedingungen leben, die hierbei irgendwie in Betracht kommen könnten. Dabei berücksichtigte ich jedoch nicht nur die Längenverhältnisse der Leithaare — auffallend lang sind sie nur relativ selten — , sondern ihre allgemeine Differen- zierung, welche sich, wie gesagt, außerdem oft noch in anderen Form- verhältnissen sowie in vielen Fällen auch in der Färbung äußert. Näheres hierüber s. Toldt (f). Hier sei nur nochmals daran erinnert, daß Haare, welche nach dem feineren Bau der Bälge als Spürhaare an- zusehen sind, sich in ihrer äußeren Erscheinung nicht immer von den übrigen Haaren unterscheiden; vielmehr sind sie mitunter ganz unscheinbar. Für derartige Betrachtungen wäre daher die histo- logische Untersuchung einzelner Haare von großer Wichtigkeit. Das Resultat dieser Studien war, wie vorauszusehen, im großen und ganzen ein ziemlich negatives. Gleichwohl dürfte die nach- folgende Zusammenstellung einiger Beispiele, bei welcher in jedem einzelnen B'alle gleichzeitig auch die Art der Haarformen -Kon- stellation angeführt wird, als Ergänzung zu meinen früheren Aus- führungen, nicht unerwünscht sein. Die im Nachstehenden den Artnamen in Klammern beigefügten Be- zeichnungen (Gruppe . . .) beziehen sich auf die von mir seinerzeit ge- gebene, ganz allgemein gehaltene Übersicht über die verschiedenen Haupt- typen der Haarformenkonstellation bei den Säugetieren (exkl. der Stachel- träger), wie sie sich am Hinterrücken seitlich von der Mittellinie vorfindet. Diese Einteilung sei hier mit geringfügigen textlichen Abänderungen wiederholt : 1. Alle Haare der ganzen Länge nach ziemlich gleichmäßig stark. a) Alle Haare mehr oder weniger gerade. b) Nur die stärkeren Haare mehr oder weniger gerade, die feineren (mehrfach) gebogen oder gewellt. c) Alle Haare mehrfach gebogen oder gewellt. 2. Leithaare der ganzen Länge nach ziemlich gleichmäßig stark; Grannenhaare mit relativ schwacher, langer apicaler A^erstärkung (ungefähr die halbe Schaftlänge und mehr einnehmend). 3. Leithaare der ganzen Länge nach ziemlich gleichmäßig stark oder apical nur schwach verstärkt ; Grannenhaare mit mehr oder weniger deut- licher, relativ kurzer apicaler Verstärkung (nicht länger als ein Drittel der Schaftlänge). a) Die drei Haarformen (Leit-, Grannen- und Wollhaare) sind in Behaarung der Säugetiere. 13 typischer "Weise vorhanden, einzelne aber voneinander nicht sehr auffallend verschieden. b) Alle drei Haarformen sind deutlich in typischer Weise ausgeprägt. 4. Leithaare (und Grrannenhaare) apical deutlich verstärkt; die Leit- haare sind den Grannenhaaren mehr oder weniger ähnlich , stets aber länger und etwas stärker. a) Behaarung zumeist lang; alle Haare ziemlich stark gebogen. Die apicale Verstärkung der Grannen- und Leithaare ist lang und nimmt un- gefähr die halbe Länge des Haarschaftes ein. b) Behaarung ziemlich kurz, die stärkeren Haare gerade. Apicale Verstärkung (meistens eine flache Verbreiterung) in der Regel ziemlich langgestreckt; sie erscheint daher nicht sehr stark und hebt sich von dem Basalteil nicht auffallend ab. c) Behaarung mittellang oder ziemlich kurz , die stärkeren Haare mehr oder weniger gerade. Die apicale Verstärkung kräftig und von dem relativ langen dünnen Basalteil deutlich abgesetzt. d) Behaarung ziemlich kurz, sämtliche stärkere Haai'e mit einem scharf abgegrenzten apicalen Plättchen ; auch die stärksten Haare gebogen. Hier sei noch bemerkt, daß bei manchen Arten, welche zu Gruppe 2 gehören, neben den Granneuhaaren mit langgezogener Verstärkung auch noch schwächere mit ausgesprochener Grannenhaarform vorkommen (z. B. bei Mijocastor coypus MoL. und Ganis lupus L.). Dann kann es fraglich erscheinen, ob erstere nicht etwa als Mittelform zwischen den letzteren und den Leithaaren anzusehen sind, wonach diese Gruppe mit Gruppe 3 übereinstimmen würde. In solchen Fällen ist hauptsächlich das numerische Verhältnis zwischen den beiden erstgenannten Haarsorten entscheidend. Überwiegt die stärkere, so wäre sie als eine kräftigere Grannenhaarsorte aufzufassen (Gr. 2), überwiegen die zarteren Grannenhaare, so wären die stärkeren als Zwischenform anzusehen (Gr. 3). — Ferner möchte ich meinen seinerzeitigen Ausführungen noch hinzufügen, daß zu Gruppe 4b außer den daselbst angeführten Tieren mit platten Grannenhaaren auch relativ kurzhaarige Arten gehören, deren Grannenhaare eine nur wenig abgeflachte, weit basal reichende apicale Verdickung besitzen (z. B. Citellus cililliis L., Fi'li>< ouca L.). Solche Haare stellen gewissermaßen basal ver- kürzte Grannenhaare von Tieren der Gruppe 4c dar. L Grab er mit fast ausschließlich unterirdischer Lebensweise. Lichtscheue Tiere mit dichtem, weichen Fell Leitliaare deutlich differenziert, aber nicht besonders lang* bei Talpa europaca L. (Gr. 3b), Georychus capensis Pall. (Gr. 3b); weniger deutlich bei Notorydes typhlops SiEiiG. (Gr. 4b), Chrysochloris aurea Pall. (Gr. 4c), Spalax typhlus Pall. (Gr. 3a). — Ausnahmsstellung: Heterocephalus. welcher, abgesehen von allenthalben in großen Ab- ständen über den ganzen Körper zerstreuten Spürhaareu, nackt ist. II. G r a b e r mit nur zeitweise unterirdischer Lebens- weise. 14 Kakl Toldt jun., a) Fell dicht uod weich. Leithaare gut ausgeprägt bei Oryctolagus cunicidiis Gray (Gr. 3b), Chinchüla laniger Mol. (Gr. 3b), Lagidium pallipes Benn, (Gr. 3b), Vulpes vulpes L. (Gr. 3b), F. serda Zimm. (Gr. 3b). Bei Microtus arvdlis Fall. (Gr. 4b), Ochotona cursoniae Hdgs. (Gr. 3a) und Marmota marmoita L. (Gr. 3a) sind sie weniger deutlich und noch undeutlicher bei Meles taxus Boud. (Gr. Ib) mit bereits relativ grober Behaarung. ß) Fell mit vorwiegend ziemlich geraden (steifen) Haaren. Leit- haare relativ lang, von den Grannenhaaren sonst wenig verschieden bei Cavia aperea Erxl. (Gr. Ib), Jaculus jaculus Hasselqu. (Gr. Ib), Cricehis cricetus L. (Gr. 4c), Nesocia hardwicki Gray (vermutlich zu Gr. 3b), Citellus citillus L. (Gr. 4b). y) Behaarung spärlich und borstig. Die Haare streckenweise vielfach stark abgewetzt: Oryderopus afer Fall. (Gr. Ib); als Leit- haare können hier nur die längsten Haare angesehen werden. Die meisten Stachelträger sind gelegentlich Graber. Bei manchen Arten zwischen den schützenden Stacheln lange Borsten (z. B. einzelne sehr lange Borsten bei Atherura africana Gray, aber auch, und zwar in größerer Zahl, bei den Baumstachelschweinen Coendu melanurus A. Wagn. und Erethison dorsatus L.). III. G r a b e r und zugleich Schwimmer. a) Weich behaarte Tiere. Leithaare deutlich bei ±seomys fodiens Fall. (Gr. 3b) ; weniger deutlich bei Myogale moschata Fall. (Gr. 4c) und kaum unterscheidbar bei Ornühorhynchus anatinus Shaw. (Gr. 4d). ß) Langhaarige Tiere. Leithaare deutlich bei Fiher sibethims L. (Gr. 3b), Castor fiber L. (Gr. 3b) und Lutra canadensis Kerr (Gr. 4c). Leithaare nur durch eine größere Länge angedeutet bei Myocastor coypus Mol. (Gr. 2). IV. Schwimme r. a) Tiere, welche sich zeitweise in gelegentlichen Schlupfwinkeln (Uferlöchern u. dgl.j aufhalten. Bei dem stratfhaarigen Hydrochoems capybara L. (Gr. la) sind die Leithaare nur durch die längsten Haare repräsentiert und beim weichfelligen Ckironedes minimus Zimm. (Gr. 4d), dessen Haarkleid in mehrfacher Hinsicht an jenes des Schnabeltiers erinnert, kaum nachweisbar. ß) Die zeitweise aufs Land (Felsklippen, Eis) gehenden Finni- pedier besitzen mit wenigen Ausnahmen hauptsächlich abgeflachte Borsten, von welchen nur die längsten als Leithaare gedeutet werden können. Unter den ausschließlich im Wasser lebenden, größtenteils nackten Cetaceen und Sirenen besitzt Halkore dugong Behaarung der Säugetiere. 15 EßXL. ein rudimentäres Haarkleid, welches auf drei verschiedene Haarsorten schließen läßt. V. Landtiere, welche zumeist lichtscheu sind und vornehm- lich in natürlichen Schlupfwinkeln, wie Baumhöhlen, Fels- klüften, Dickichten u. dgl., leben. a) Arten mit ziemlich weichem Fell. Leithaare gut ausgebildet bei Petrogale peniciUata Gray (Leithaare vorstehend, Gr. 3a), Macropus hülardierei Desm. (Gr. 2) und M. parma Waterh. (Gr. 3b), Crocidura russulus Herm. (Gr. 3b), Myoxus glis L. (Gr. 3b), Lijnx lynx L. (Gr. 3b), Felis catus ferus L. (Gr. 3b), Otocyon megalotis Desm. (Gr. 3b), Bassa- riscus astuius Licht. (Gr. 3b), ferner bei Procavia capensis Pall. (Gr. 3a), welche nebenbei an der Oberseite des Rumpfes einzelne ausgesprochene Spürhaare besitzt. Etwas weniger deutlich sind die Leithaare bei Vulpes lagopus L. (Gr. 2) und Gulo luscus L. (Gr. 2). ßi Arten mit mehr oder weniger grobem Fell. Leithaare lang bei Didelphys paraguayensis Ok. (Gr. 4c), Macroscelides rupestris A. Sm (Gr. 3a), und Mus rattus L. (Gr. 4b). Leithaare nicht sehr deutlich bei Dasyurus macidatus Kerr (Gr. 4c), Sarcophüus satanicus Thos. (Gr. 2 Canis aureus L. (Gr. 2), Lemur fulvus rufus Audeb, (Gr. 2). Leit- haare nur als etwas stärkere und längere Haare angedeutet bei Bradypus tridactylus L. (Gr. 4a), Cephalophus grimmia L, (Gr. la) VL Tiere, welche weniger in Schlupfwinkeln hausen aber auch ziemlich viel mit Dickichten, Gestein u. dgl in Berührung kommen (eine scharfe Grenze zwischen V und VI läßt sich nicht ziehen). a) Arten mit weichem Fell. Leithaare gut ausgeprägt bei Fhalanger macidatus E. Geoffr. (Gr. 3a), Macropus giganteus Zimm. (Gr. 3a), TricJwsurus vidpecula Kerr (Gr. 3b), Lepus europaeus Fall, (Gr. 3b) und L. timidus L. (Gr. 3b), Sciurus vidgaris L. (Gr. 3b), Hapalemur griseus Geoffr. (Gr. 3b), weniger deutlich bei Felis concolor L. (Gr. 4c), Midas rosalia L. (Gr. Ib) und Hylohates lar L. (Gr. Ib). ß) Arten mit gröberem und zumeist längerem Fell. Leithaare deutlich bei Gymnura alba Gieb. (Gr. 3b), Canis azarae Wied. (Gr. 3a), etwas weniger bei Procyon cancrivorus G. Cuv. (Gr. 3a). Leithaare nicht deutlich ausgeprägt bei Hyaena crocuta Erxl. (Gr. Ib), Ursus arctos L. (Gr. 2), Papio cynocephalus Geoffr. (Gr. 2), Semnopiihecus maurus Schreb. (Gr. Ib), Siinia satyrus L. (Gr. Ib) und nur durch die stärksten und längsten Haare angedeutet bei Tayassus tajacu L. (Gr. la), Dasyprocta aguti L. (Gr. la), Moschus moschiferus L. (Gr. Ib), IQ Karl Toldt jun., Tragulus meminna Erxl. (Gr. la), Rupicapra tragus Gray (Gr. Ib), Cobus maria Geay (Gr. Ib) u. v. a. VII. Tiere, welche sich vornehmlich in offenem Terrain (Wüste u. dgl.) aufhalten. Leithaare gut ausgebildet bei dem weich- haarigen Lynx caracal Güld. (Gr. 3b) und dem etwas grobhaarigeren Vtdpes chama A. Sm. (Gr. 3b). Leithaare hauptsächlich etwas länger und stärker bei Auchenia huanachus Mol. (Gr. Ic) und nur an- deutungsweise vorhanden bei Gasella dorcas L. (Gr. la) und Anti- dorcas euchore Forst. (Gr. la). Letzteres trifft auch bei dem in kalten Regionen lebenden Bangifer tarandus L. (Gr. 1) zu. Andere in gewisser Hinsicht auch hierher gehörige Arten, wie z. B. Jaculus jacidus Hassp:lqu. (Gr. Ib), Vtdpes serda Zim. (Gr. 3b) wurden be- reits unter den Grabern oder anderen Orts genannt. YIIL Flieger. Von den Fledermäusen, welche bekanntlich insbesondere an den Ohrmuscheln und an der Flughaut sehr emp- findliche Härchen besitzen, untersuchte ich hauptsächlich ein- heimische Arten, von welchen Näheres über ihre Flugfähigkeit be- kannt ist. Trotzdem die bald kurze bald längere Behaarung sehr zart ist, kann man bei genauerem Zusehen in manchen Fällen die drei Haupthaarformen deutlich erkennen, so bei den guten Fliegern Minioptenis scJireibersi Natt. (Gr. 3b), VesperUlio nodula Schreb. (Gr. 3b), Barhastella barbastellus Schreb. (Gr. 3b) und bei den un- beholfen fliegenden Arten Myotis myotis Bchst. (Gr. 3b), M. nattereri Kühl (Gr. 3b), Plecotus auritus L. (Gr. 3b). Weniger deutlich sind die Leithaare bei den gewandten Fliegern VesperUlio maurus Blas. (Gr. 3a), F. leisleri Kühl (Gr. 3a), F. murinus L. (nee ScH HEBER et Auct., Gr. 3a) und bei den weniger gut fliegenden Arten Wmiolopilms ferrum-equinum Schreb. (Gr. 3a) und R. hippo- siderus Bchst. (Leithaare sehr häufig, Gr. 3a). Li meiner letzten Abhandlung (f) habe ich als Beispiel eines Haarkleides mit durchaus welligen Haaren u. a. Megaderma frons E. Geofek. (Gr. Ic) angeführt. Ich verglich nun deren Ver- wandte Megaderma cor Pet. (Leithaare relativ häufig. Gr. 3a), M. hjra E. Geoffr. (Gr. 3a) und M. spasnia L. (Gr. Ic). Die letztere Art hat ebenso wie die nahestehende M. frons relativ lange und feine Haare, welche sämtlich mehrfach gekrümmt sind. Die beiden anderen Arten haben ein kürzeres Haarkleid, und einzelne Haare sind relativ steif und gerade und daher als Leithaare zu betrachten. Der Vollständigkeit halber seien noch einige Säugetiere, deren mehr oder weniger entwickelte Flughaut als Fallschirm dient, an- Behaarung der Säugetiere. 17 geführt. Die Leithaare sind ziemlich deutlich ausgfeprägt bei Petaurus hreviceps AVaterh. (Gr. 3a) und P, australis Shaw (Gr. 3a), Galeo- pitheciis volans Pall. (Gr. 3a) und Sciuropterus russicus Tied. (Gr. 3b), nur angedeutet bei Petauroides volans Keke (Gr. 4a) und Pteromys nitidus Desm. (Gr. 4a). Bezüglich der lichtscheuen Tiere, welche vornehmlich eine nächtliche Lebensweise führen, sei auf bereits erwähnte Arten ver- wiesen, insbesondere auf solche, welche tagsüber in Schlupfwinkeln hausen (sub V; vgl. auch die Graber). Unter ihnen finden sich relativ zahlreiche Tiere mit gut ausgebildeten Leithaaren, doch auch eine Anzahl, bei welchen dieselben weniger gut oder undeutlich diffe- renziert sind. Bei den kälteliebenden Arten scheinen die Leithaare durchschnittlich nicht gut diiferenziert zu sein, so z. B, bei Lemmus lemmus L. (Gr. 4c), Vidpes lagopus L. (Gr. 2), Gido liiscus L. (Gr. 2), Ursus maritimtis Eexl. (Gr. 2), Ovihos moschatus Zimm. (Gr. Ic), Rangif er tarandus L. (Gr. Ib); dagegen sind sie deutlich unter- schieden z. B. bei Lep'us timidus L. (allerdings hauptsächlich im braunen Sommerkleid, Gr. 3b) und Chinchilla laniger Mol. (Gr. 3b). — Aber auch bei in warmen Gegenden lebenden Tieren sind die Leithaare oft wenig differenziert, so z. B. bei vielen Antilopen und Affen; andrerseits finden sich auch hier zahlreiche Arten mit gut ausgeprägten Leithaaren, z. B. bei vielen Marsupialiern. Andere Umstände, wie z. B. die verschiedene Schnelligkeit der Bewegung, die verschiedene Nahrung u. dgl. kommen, wie bereits «ine flüchtige Erwägung zeigt, hier noch weniger in Betracht. Die Durchsicht dieser Zusammenstellung bestätigt, daß die mehr oder weniger de utlicheAusbildungderLeit haare im allgemeinen keine bestimmten Beziehungen zu den verschiedenen Lebensbedingungen, unter welchen die einzelnen Tiere leben, erkennen läßt. Das gilt auch für die mehr oder weniger scharfe Differenzierung der drei Haupt- haarformen, der Leit-, Grannen- und Wollhaare. Ein allgemeines positives Ergebnis ließe sich überhaupt schwer feststellen, da die Lebensbedingungen bei den wenigsten Arten streng einheitlich und scharf umgrenzt sind und auf die Beschaffenheit des Felles die ver- schiedensten Faktoren in verschiedenem Grade gleichzeitig einwirken. Immerhin sind die Leithaare, wie bereits seinerzeit angedeutet wurde [Toldt (f) bzw. Hilzheimer], vornehmlich bei lichtscheuen Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f Syst. 2 18 Karl Toldt jnii., Tieren, insbesondere bei Grabern und bei sich viel in Schlupfwinkeln bewegenden Tieren, sowie bei Schwimmern deutlich ausgeprägt, sei es in bezug auf die Länge, auf andere Formverhältnisse oder auch hinsichtlich der Färbung. Desgleichen ist die Mannigfaltigkeit der Haarformen bei solchen Tieren relativ groß. Bezüglich der Leit- haare bildet besonders Ornithorhynchus eine Ausnahme, da sie bei diesem Tier, obwohl es ein guter Schwimmer und Graber ist und liauptsächlich eine nächtliche Lebensweise führt, gegenüber den gröberen Grannenhaaren kaum zu erkennen sind. Vielleicht besitzen in solchen Fällen die Leithaare trotz der äußeren Ähnlichkeit mit den Grannenhaaren eine besonders ausgebildete Nervenversorgung^ oder es spielen andere Vorrichtungen [z. B. etwa die Haarscheiben, PiNKus (a)] eine Rolle; endlich mag für diese Lebensweise die Dichte und Weichheit des Haarkleides an sich genügend zweckdienlich sein. Andrerseits ist speziell für das Graben gewiß auch ein derbes Haar- kleid als Hautschutz von Vorteil; so sind fast alle Stachelträger Graber oder Schlüpfer. Bei anderen, relativ haararmen Tieren ist die Haut selbst sehr derb (z. B. bei Orycteroims). Besonders merkwürdig ist der bereits seinerzeit (f) erwähnte unterirdisch lebende HeterocephaUis , welcher fast nackt ist und keine auffallend dicke Haut zu besitzen scheint. Offenbar sind für dieses Tier die allenthalben in großen Abständen über den ganzen Körper zerstreuten Fühlhaare indirekt, insofern sie zur Orientierung über die Umgebung beitragen, eine Schutzvorrichtung. Vielfach steht die Art der Ausbildung der einzelnen Haarformen sichtlich mit der allgemeinen Beschaffenheit des Haarkleides in Be- ziehung. So sind die 3 Haarformen bei besonders langer, hängender nnd bei sehr zarter Behaarung nur sehr wenig differenziert (z. ß. bei Auchenia, Ovibos, Simia, ferner bei manchen Chiropteren usw.),. desgleichen bei Fellen mit fast ausschließlich (langen) straffen Haaren (z. B. bei Tayasfius, bei vielen Antilopen, Hirschen u. a.). Die übrigen Felle zeigen dagegen die drei Haarformen in verschiedenstem Grade ausgeprägt. Die Untersuchung der letzteren zeigt oft auch dann wesent- liche Unterschiede, wenn man es nach der äußerlich ziemlich ähnlichen Beschaffenheit der Felle nicht erwarten würde. So sei nur an die kurz- und weichhaarigen Felle verschiedener kleiner Nager, Insectenfresser,. Fledermäuse u. dgl. erinnert, welche oft sehr verschiedene Haar- formen besitzen. Das bezieht sich vielfach auch auf feinere Form- details als auf die bloße Ihiterscheidung der drei Haupthaarformen nach ihren allgemeinen Merkmalen, worauf sich diese Ausführungen Behaarung' der Säugetiere. 19 hauptsächlich beschränken. Zwischen manchen solchen Details und der Lebensweise der Tiere bestehen jedoch oft auch weitgehende Beziehungen. So finden sich z. B. ein oder mehrere deutlich ver- jüngte Schaftstellen, an welchen die Haare meistens abgeknickt sind (s. insbesondere die Zickzackhaare), sehr oft bei Grabern bzw. Schwimmern, so namentlich bei OrnitJiorhyncJms, Perameles, Fiber, bei den Mäusen, Spitzmäusen, beim Maulwurf usw. Doch haben andere Graber bzw. Schwimmer keine derartigen Haare (z. B. Notoryctes, und viele mit längerer Behaarung, wie Oryctolagus, Chinchilla^ Lutra usw.). Von Tieren, die nicht graben bzw. schwimmen, ist mir nur eine Fledermaus mit ähnlichen Haaren bekannt {Chilonyderis madeayi Gray). Ferner sind die Apicalteile der Haare bei vielen Grabern oder Schwimmern platt verbreitert. Doch kommt Ähnliches auch bei anderen Tieren vor; ich verweise nur auf die Haare von Bradypus^ welche beinahe in der ganzen apicalen Hälfte platt sind (zur besseren Ableitung des Regenwassers?). Die bedeutend längeren Haare von Choloepns sind dagegen von mehr gleichmäßiger Form. Bei nahe verwandten Tieren ist, wie ich bereits seinerzeit kurz erwähnt habe, die Differenzierung der Haarformen bald eine mehr oder weniger gleichartige (z. B. innerhalb der Gruppe der Känguruhs, Spitzmäuse, Hasen, Mäuse), bald jedoch eine ziemlich verschiedene (z, B. bei den Caniden). — In bezug auf die hier erörterten Ver- hältnisse liegt es nahe, verwandte Arten mit verschiedenen Auf- enthaltsorten zu vergleichen. Ich habe diesbezüglich besonders bei den Katzen und bei den Antilopen Untersuchungen angestellt. Im weiteren Umfange ließ sich hierbei keine Gesetzmäßigkeit feststellen,, doch ergaben sich einzelne interessante Details. Als Beispiel sei das Genus Lynx angeführt, bei w^elchem die Leithaare weit über die Grannenhaare hervorragen (Taf. 2 Fig. 1 u. 2) ; gleichzeitig ist ihr apicaler, über das übrige Haarkleid hervorstehender Teil schwärz- lich. Diese Verhältnisse kommen daher jenen des Haarkleides von Procavia {Hyrax) relativ nahe, bei welchem ausgesprochene Spür- haare über die Oberseite des Rumpfes verteilt sind. Bei dem im Walde hausenden Luchs {Lynx lynx L.) und dem Wüstenluchs (L. caracal Güld.) ist die Haarformenkonstellation eine ganz ähnliche. Der Längenunterschied zwischen den Leit- und Grannenhaaren ist aber, soweit ich gesehen habe, bei Lynx lynx größer als bei L. caracal Die Ausbildung der Haarsorten ist also bei beiden Arten offenbar infolge der nahen Verwandtschaft eine ganz ähnliche; der 2* 20 Karl Toldt jnn., relative Unterschied zwisclien der Längte der Leithaare kann sich dagegen infolge der verschiedenen Lebensweise beider Arten aus- gebildet haben. Auch in anderen Fällen, in welchen bei einzelnen Wüstenbewohnern die Leithaare gut differenziert sind (z. B, Cynailurus jnhatus Eexl., Vulpes chama A. Sm.), liegt der Grund dafür offenbar im Gattungs- bzw. Artcharakter. — Bemerkenswert ist ferner die gleich- falls bereits seinerzeit (f) erwähnte öfter zu beobachtende Ähnlich- keit der Haarforraenkonstellation bei einzelnen Gruppen aus ganz verschiedenen Ordnungen. So sind z. B. die drei Haarformen bei allen von mir untersuchten Macropus- Arten deutlich ausgeprägt und ihrem Äußeren nach in den Hauptzügen jenen von Vulpes vulpes L. sehr ähnlich; sie sind vornehmlich nur etwas zarter. Ferner gehört zu diesem Typus auch das Haarkleid der Hasen u. a. Ähnlichkeiten bei Arten aus verschiedenen Gruppen finden sich naturgemäß be- sonders auch dann, wenn die Haarformen einfach und untereinander wenig differenziert sind (vgl. oben). Aus allem geht hervor, daß sich betreffs der an sich s p e z i f i s c h e n H aa r f 0 r m e n k 0 n s t e 1 1 a t i 0 n wohl in vielen Fällen gewisse Ähnlichkeiten sowohl hinsichtlich der Verwandtschaft der Tiere als auch infolge des Einflusses äußerer Umstände erkennen lassen. Eine durchgreifende Gesetzmäßigkeit besteht jedoch nicht. Diese Verhältnisse sind vielfach noch unbestimmter als solche bezüglich des Haarkleides im ganzen, in welcher Hinsicht bekanntlich eine An- zahl ziemlich konstanter Beziehungen besteht (z. B. kaltes Klima — dichtes Haarkleid, lebhaftere Färbung der Oberseite des Körpers gegenüber der zumeist lichteren und nur in einzelnen Fällen dunk- leren Unterseite). Vgl. hierzu v. Nathusius (d) u. a. — Das Ge- sagte gilt nur für normale Verhältnisse; auf den Einfluß durch Domestikation, pathologische Zustände u. dgl. kann ich mich nicht einlassen. Hier seien noch einige kurze Bemerkungen zu meiner Abhandlung über die Haar formen (f) eingeschoben. Bei den ca. 70 Säugetierarten, deren Haarkleid ich jetzt neu unter- suchte, ist mir keine Haarformenkonstellation aufgefallen, welche sich nicht einer der von mir seinerzeit unterschiedenen Gruppen zuteilen ließ. Hier sollen nur als neue Beispiele für eine besonders typische Dreihaarformenkonstellation die Behaarung von Neomys fodiens Fall, und von verschiedenen Arten der Gattung Lynx (Taf. 2 Fig. 1 u. 2) hervorgehoben werden. Im übrigen sei auf die Angabe Behaarung der Säugetiere. 21 der Gruppe nach jedem Artnamen in dem vorstehenden Abschnitte verwiesen. ad p. 224 u. 232. Auch die Deckhaare der meisten neu unter- suchten Arten sind wenigstens streckenweise mehr oder weniger abgeflacht. Wie bereits Reissnee ausgeführt hat, haben haupt- sächlich nur stärkere Haargebilde, wie viele Stacheln und Spürhaare, bisweilen aber auch sehr dünne Haare einen kreisrunden Querschnitt [vgl. auch V. Nathusius (d) u. A.]. Es sollte daher — wenigstens in den Lehrbüchern der Zoologie und vergleichenden Anatomie — nicht immer wieder als die vorherrschende Querschnittsform der Säugetierhaare die runde hingestellt werden. Das abgeflachte Haar dürfte auch phylogenetisch das ursprüngliche sein [vgl. u. a. Toldt (f)]. Damit steht die Serie von Übergangsformen vom einfachen Haar über die abgeflachte Borste zum spulrunden Stachel, welche ich seinerzeit (a u. b) von den Ameisenigeln beschrieben habe, nicht in Widerspruch. Denn ebensogut wie die Endpunkte der Serie, das einfache Haar oder der spulrunde Stachel, kann auch irgendein Zwischenglied, z. B. die zarte, abgeflachte Borste, als Ausgangs- punkt der Formentwicklung angenommen werden; in diesem Falle liegt er annähernd in der Mitte der Serie und führt einerseits zum Stachel, andrerseits zum einfachen Haar über. Ferner möchte ich in bezug auf die Angabe Matsuuka's (ad p. 232), daß pathologische Formveränderungen besonders bei platten Haaren auftreten, bemerken, daß dies im allgemeinen auch für den normalen Formenwechsel entlang des Schaftes vieler Säugetierhaare gilt (vgl. insbesondere die Spürhaare gewisser Robben, die Borsten der Schwanzquaste von Ätherura), und zwar scheinen hiervon vor- nehmlich pigmentarme, also weniger konsistente Haare betrolfen zu w^erden. ad p. 231. Als ein weiteres Beispiel für die selten vor- kommende Kantenkrümmung bei abgeflachten Haaren seien außer den bereits von Reissner erwähnten Spürhaaren der Robben noch die Borsten von Tmjassus tajacu L. sowie die steifwelligen Haare der Hirsche, einiger antilopenartiger Tiere u. a. erwähnt. Die letzteren, stark markhaltigen Haare sind meistens nur schwach, mitunter aber auch ziemlich stark komprimiert (z. B. bei einem Exemplar von Onis musimon Schreb.); die Wellung erfolgt dann entlang der Schmalseiten der Haare (vgl. auch Eble). 22 Karl Toldt juu., 2. Betr.aclitungen über die Fellzeichnung , insbesondere über ihre Ontogenie bei der HauskatzeJ) Die Betrachtung der Behaarung der wildlebenden Säugetiere von dem eingangs erwähnten Gesichtspunkte der Haarformenbereiche aus scheint auch für die Färbung bzw. Zeichnung des Säugetierfelles von Interesse zu sein. Zunächst möchte ich in dieser Beziehung nur «ine allgemeine Erwägung vorbringen. Innerhalb eines Haarformen- bereiches nimmt sehr oft die Pigmentierung der Haare im ganzen oder ihres an der Oberflächenfärbung des Felles teilnehmenden Apicalteiles vom zentralen Leithaar gegen die peripheren Haare im Zusammenhang mit der abnehmenden Haarstärke mehr oder weniger auffällig an Intensität ab (besonders deutlich z. B. bei verschiedenen Känguruhs und Füchsen, beim Feldhasen u. v. a.). Es scheint daher, daß die Umvvandlung der als ursprünglich anzusehenden dunklen Behaarung bzw. Zeichnung [vgl. Toldt (f)] in eine lichtere im Laufe der phylogenetischen Entwicklung — wenigstens in gewissen Fällen — nicht mit einer gleichmäßigen Pigmentabnahme in sämt- lichen Haaren bzw. in jenen des betreffenden Gebietes erfolgt ist; sie dürfte vielmehr in jedem einzelnen Haarformenbereich selbständig vor sich gegangen sein und zwar von außen zentralwärts. Die Leithaare und somit die Haarbereiche scheinen ursprünglich in Reihen angeordnet zu sein; so schreibt bereits Leydig bei der Besprechung der um die einzelnen „Stammhaare" gruppierten Woll- haare: „Es ist mir ferner sehr wahrscheinlich, dass diese Haarbüschel selbst wieder gewisse Linien am Körper beschreiben und nur schein- bar bunt durch einander ohne jegliche Ordnung stehen". Siehe ferner die alternierenden Leithaarreihen beini neugeborenen Fuchs [Toldt (e)] und ähnliche Beobachtungen bei anderen Tieren von Rydee, Mauker (b), Kükenthal, Römer, Friedenthal u. A.^) Das Zu- standekommen verschiedener Zeichnungen, so der Fleckung, Streifung u. dgl., könnte man sich nun so vorstellen, daß eine mehr oder weniger 1) Im Folgenden beschränke ich mich auf die Mitteilung von speziellen Beobachtungen bzw. Erwägungen, auf welche ich im Laufe meiner ver- schiedenen Haarstudieu gestoßen bin ; auf allgemeine Fragen bezüglich der Zeichnung der Tiere überhaupt kann ich mich nicht einlassen. 2) Bekanntlich stehen auch gewisse besonders differenzierte Haare bald einzeln bald gruppenweise annähernd in Reihen, so die Spürhaare namentlich der Oberlippe, die Haare bei verschiedenen Mähnenbildungen, bei Schwimm- vorrichtungen (z. B. am Fuß und Schwanz von Xcoviijs fodieiis Pall.) etc. Behaarung der Säugetiere 23 starke Pigmentabnahme in den Haarformenbereichen — sei es in einzelnen oder in Gruppen von solchen — jeweils nur an jenen Stellen erfolgt, welche späterhin mehr oder weniger licht sind. Interessant ist in dieser Hinsicht, daß an lichten Fellstellen gefleckter oder gestreifter Tiere oft auch einzelne stärkere Haare vorkommen, welche im ganzen dunkler sind oder eine relativ lange, dunkle Spitze besitzen. So habe ich derartige Haare z. B. gefunden in der lichten Grundfarbe bzw. in den lichten Flecken, Streifen oder dgl. von Felis pardus L., F. serval Schkeb., F. viverrina Benn., Genetta vul- garis Less., Viverra sibetha L., von einem jungen Tapirus indicus Cuv. und einem jungen Sus viitatus Müll, et Schleg. (in diesem Falle handelt es sich vielleicht um eine neue Haargeneration) sowie bei einem jungen Odocoileus campestris Cuv. Die Haarformenkonstella- tion ist dabei an den dunklen und lichten Stellen, abgesehen von alifälligen Stärkeverschiedenheiten der Haare u. dgl., im allgemeinen die nämliche; so kommen z. B. bei einem dunkel gesprenkelten Luchs die langen dunklen Leithaare sowohl in der lichten Grund- farbe als auch in den dunklen Flecken vor. In vielen Fällen finden sich in lichten Fellstellen in der Regel keine dunklen Haare (z. B. bei Dasijunis macidatus Kere, bei Zorilla frenata Sund, und einem jungen amerikanischen Tapir), desgleichen im Felle verschiedener ganz lichter (weißer) Tiere. Hier erscheint eben der Entfärbungs- prozeß vollständig durchgeführt. Merkwürdigerweise gibt es aber auch Fälle, in welchen gerade die stärksten (längsten) Haare fast durchweg licht sind, so z. B. bei Didelphijs paraguayensis Ok. und an den dunklen Stellen von Zorilla frenata Sund.; auch die Leithaare einer lichtgrauen Varietät eines im Wiener Hofmuseum befindlichen Feldhasen aus Oberösterreich sind im Gegensatz zu den mehr oder weniger pigmentierten zarteren Haaren ganz licht. ^) Das sind, wenigstens vorläufig, unvereinbare Gegensätze, und es scheint sich bezüglich der hier erörterten Verhältnisse nicht um eine allgemeine Gesetzmäßigkeit, sondern nur um eine weitverbreitete Überein- stimmung zu handeln (s. auch weiter hinten). Von besonderem Interesse für die Zeichnung des Säugetierfelles ist die zum Teil bereits in meiner letzten Abhandlung (f, p. 219) 1) Auch andere Verhältnisse, wie z. B. die Umwandlung des licht- streifigen Jugendkleides des Wildschweines in das dunkle Fell des er- wachseneu, wären hier in Erwägung zu ziehen. 24 Karl Toldt jun., angedeutete Tatsache, daß in gewissen, relativ frühen Ent- wicklungsstadien der Hauskatze — insbesondere bei Embrj'onen von ca. 40 mm Scheitelsteißlänge — die bekannte, bei verschiedenen Wild- und Hauskatzen vorhandene dunkle F e 1 1 z e i c h n u n g (s. insbes. Eimee, Pocock u. a.) bereits durch verdickte Epidermisstellen markiert ist, welche als zarte, schwach erhabene, lichtopake Streifen oder reihenförmig angeordnete Strichelchen bzw. Pünktchen erscheinen. Die Anlagen der Gesichtsspürhaare stellen in diesen Stadien ähnliche, aber kräftigere Pünktchen dar, welche insbesondere an der Oberlippe in geschlossenen Reihen auftreten. Aus dem Vergleich verschiedener anderer Entwicklungsstufen sowie aus der histologischen Unter- suchung geht hervor, daß auch die angedeuteten Epidermis- verdickungen eine Vorstufe zur Bildung von Haaranlagen dar- stellen. Daß sie mit der Fellzeichnung in einer gewissen Beziehung stehen, dafür spricht, abgesehen von der übereinstimmenden An- ordnung, auch der Umstand, daß sie an den einzelnen Stellen in dem gleichen Grade gut oder weniger deutlich ausgebildet sind wie die Zeichnung an den entsprechenden Fellstellen. xA.uch erscheinen sie im allgemeinen dementsprechend früher oder später. Von den Haaranlagen an den dazwischenliegenden, späterhin vielfach lichteren Körperstellen ist noch nichts zu sehen, doch treten bald einzelne, zunächst in lockerer und unbestimmter Anordnung zerstreute An- lagen zwischen den bereits vorhandenen Epidermisverdickungen auf. Besonders deutlich sind einzelne Längsstreifen am Hinterhaupt und Nacken ausgeprägt. Dieselben waren Herrn Prof. F. Hoch- STETTEK schon vor längerer Zeit beim Konservieren von Katzen- embryonen aufgefallen ; da er vermutete, daß sie mit der Behaarung in Zusammenhang stehen, machte er mich darauf aufmerksam und stellte mir sein reichliches, vorzüglich konserviertes Material zur weiteren Untersuchung zur Verfügung. Für dieses freundliche Ent- gegenkommen sowie für anderweitige Förderungen bei diesen Studien erlaube ich mir Herrn Prof. Hochstetter auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Gleichzeitig sei Herrn Dr. C. Elze, welcher mir ebenfalls eine Anzahl Katzen embryonen überließ, bestens gedankt. Sämtliche untersuchten Embryonen sowie von mir gesammelte Junge stammen von den bei uns vorkommenden gewöhnlichen Haus- katzen her, welche äußerlich keineswegs immer deutliche Spuren der ursprünglichen Katzenzeichnung tragen. Die Embryonen wurden Behaarung' der Säugetiere. 25 zumeist in Pikrinsäiiresublimat fixiert. Wie mir Herr Prof. Hoch- STETTER mitteilte, treten die Epidermisverdickungen besonders deut- lich ein paar Minuten nach dem Einlegen in die Fixierungsflüssigkeit hervor. Vielfach sind sie nur bei gewisser Beleuchtung erkennbar. Wie am Felle verschiedener Wildkatzen-Arten (z. B. von Felis catus (ferus) L., F. bengalensis javanensis Desm., F. tigrina Erxl.) kann man auch bei den Hauskatzenembryonen — ich habe hier hauptsächlich solche von 40 mm Scheitelsteißlänge im Auge — bis zu sieben mehr oder weniger gut entwickelte Nacken- streifen erkennen, einen medianen und jederseits von demselben drei weitere, von welchen die gegenseitigen bis auf ihren spiegelbild- lichen Verlauf in jeder Hinsicht gleichartig sind (Taf. 2 Fig. 3). Sie erscheinen entweder als kontinuierliche Linien oder als aus Strichel- chen oder Pünktchen zusammengesetzte Reihen. Die Linien selbst lösen sich an ihren Enden früher oder später in solche Reihen auf. Wie am Felle der Mittelstreif oft mehr oder weniger verwischt ist, so ist auch bei den Embryonen die mediane, gerade Linie nur schwach ausgebildet und vielfach in eine Punktreihe aufgelöst oder auf eine längere Strecke unterbrochen. Sie beginnt etwa an der vorderen Grenze der Ohrregion und reicht ungefähr bis zur Nacken- grube; mitunter erscheint sie in zwei zarte Längsreihen geteilt. Das benachbarte, innere Paar besteht dagegen aus deutlichen Linien, welche sich vom Scheitel bis zur Schulter erstrecken und oral etwas divergieren. Dieses sowie das nächste, seitliche Paar ist an der erwähnten Fellzeichnung; stets deutlich ausgeprägt. Letzteres ist ebenfalls beim Embryo kräftig entwickelt, wenn auch oft in Strichel- chen aufgelöst. Seine Linien bilden einen leichten, lateral offenen Bogen, da sie insbesondere vorn, wo sie jederseits oberhalb des Ohres hinziehend bis zum oralen Beginn der Augengegend reichen, stark divergieren. Hinten enden sie, wie auch das nächste Paar, ebenfalls am Beginne der Schulterregion. Das äußerste Paar ist, wie vielfach auch bei der Fellzeichnung, sehr schwach ausgebildet und besteht aus zarten Punktreihen, welche jederseits in seitlich offenem Bogen zur Ohrmuschelbasis hinanziehen und häufig deren mediale Seite umgreifen. An den übrigen Körperteilen, insbesondere an der Dorsalseite des Rumpfes, finden sich verschiedene, durch Strichel- oder Punkt- reihen gebildete lineare, bogenförmige oder rundliche Figuren, welche zumeist nicht so auffällig sind wie die Nackenzeichnung und ziem- 26 Karl Toldt jun., lieh variieren können. Der Mittelstreif und das innere Streifen- paar des Nackens gehen bei Embrj^onen von ca. 40 mm Scheitel- steißlänge an ihrem oralen Ende durch kurze Abzweigungen, Unter- brechungen und Bogenbildungen in die Stirnzeichnung über, welche mehr oder weniger deutliche, mitunter symmetrische, rundliche oder ovale Figuren bildet. — Unterhalb der Ohrmuschel beginnt ein zarter Streif, welcher stark schräg über die Wange nach vorn abwärts zieht (Fig. 4). Von demselben gehen zwei weitere, voneinander divergierende Linien aus, welche die Wange schräg nach oben vorn übersetzen; die der „oberen Backenlinie" entsprechende Linie endigt am hinteren Augenwinkel, die „untere" unterhalb des vorderen AugeuAvinkels. An der Basis des unteren Augenlides verlaufen parallel zu derselben ein oder zwei zarte Reihen, welche offenbar den „Unteraugenlinien" der Fellzeichnung entsprechen. In der medianen Partie des Rückens beginnt — entsprechend der Fellzeichnung — bald hinter dem caudalen Ende der Nacken- zeichnung eine aus Punkt- oder Strichreihen bestehende Längs- zeichnung, von welcher beiderseits in verschiedener Richtung ventral ziehende Reihen abgehen (Fig. 3). In der Mittellinie verläuft eine streckenweise mehr oder weniger verwischte zarte Punktreihe, welche die caudale Fortsetzung der medianen Nackenlinie darstellt. Die Rückenlinie wird von einem Linienpaar umgrenzt, dessen Reilien im vorderen Teile des Rückens ziemlich kräftig und in ihrem Ver- laufe mehrmals deutlich unterbrochen sind, und zwar besonders an zwei Stellen. Dabei ist dieser nicht streng geradlinig, sondern das mittlere Streckenpaar ist mehr medial gerückt und das hinterste divergiert etwas caudal; letzteres endigt am Beginne der Lenden- region. Diese Reihen können als die indirekte Fortsetzung des inneren Streifenpaares des Nackens angesehen werden, von welchem sie durch eine relativ lange Unterbrechung getrennt sind. Am Hinterrücken, zwischen dem caudalen Ende dieser Reihen, wird durch Strichelchen ein kleines ovales Feld gebildet, dessen Umgrenzung sich als ein nahe beisammenliegendes Strichellinienpaar entlang der Mittellinie bis zur Schwanzwurzel fortsetzt. Seitlich von dieser Längszeichnung finden sich kürzere oder längere feine Linien bzw. Reihen von zarten Haaranlagen, von welchen zunächst noch einzelne annähernd longitudinal gerichtet sein können. Stellenweise, so besonders in der Schultergegend und am Oberschenkel bilden sie eigenartige Figuren. Vorherrschend ist jedoch die mehr oder weniger unmittelbar von der Längszeichnung Behaarung der Säugetiere. 27 ausgehende schräge bzw. quere Richtung. So ziehen vorn Linien schräg herab zur Kehle und gegen den Ellbogen zu, und an den Flanken 5 — 6 untereinander annähernd parallele zarte Reihen gegen den Bauch herab. Hier und an diesem selbst finden sich bei diesen Embryonen bereits allenthalben zahlreiche größere und kleinere Haaranlagen ziemlich gleichmäßig zerstreut und zeigen nur stellenweise An- deutungen von Längs-. Quer- oder Schrägreihenbildung. Nur im vorderen Teile der Medianlinie des Bauches verläuft eine Reihe von stärkeren rundlichen Verdickungen, welche gegen den Nabel zu von zwei, beiderseits die Medianlinie begleitenden, nach außen etwas konvexen Reihen zarterei* Pünktchen abgelöst wird. In früheren Stadien springt die Medianlinie insbesondere in der Partie vor dem Nabel leistenartig vor, und allmählich treten in ihr einzelne Knöt- chen auf, welche im vorliegenden Stadium den nun isolierten medianeu Verdickungen entsprechen. Außerdem fallen am Bauche noch die beiderseits symmetrisch angeordneten Anlagen der Milchdrüsen auf, welche einzelne besonders kräftige Punkte darstellen. In noch früheren Entwicklungsstadien (Scheitelsteißlänge 22 mm) finden sich am Bauche außer den vier Paar Milchdrüsenanlagen in ziemlich be- stimmter Anordnung andere, relativ kräftige, zumeist rundliche Ver- dickungen vor (Fig. 5; das vorderste Milchdrüsenpaar ist von den Vorderfüßen verdeckt), welche möglicherweise keine Haaranlagen darstellen, sondern epitheliale (hypertheliale?) Gebilde anderer Art [s. PiNKus (b)].^) — Am Fell ist der Bauch mehr oder weniger deutlich gefleckt. Im proximalen Teile des Unterarmes lassen sich außen nicht unschwer 2 — 3 zarte Pünktchenquerreiheu erkennen. Am Unter- schenkel finden sich ebenfalls 4—5 solcher Querreihen, doch sind sie hier infolge der größeren Stärke der Pünktchen kräftiger, auch stehen sie weiter voneinander ab. In einer solchen Reihe liegen ca. 3 Pünktchen nebeneinander, und jedes bildet gleichzeitig mit dem entsprechenden der anderen Querreihen eine ziemlich regelmäßige Läugsreihe; somit ziehen an der Außenfläche des Unterschenkels 3 solcher Länofsreihen bis zur Ferse herab. Diese Verhältnisse ent- 1) In ihrer relativen Größe und nach den weiten Abständen zwischen ihnen erinnern diese Gebilde etwa an die Art des Auftretens der Haar- anlasen, wie sie Keibel (Normentafeln, Hft. 7, fig. 15a, 1907) seitlich am Nacken und in der Hüftgegend eines Tar.sius-Emhryo von 7,1 mm Scheitelbteißlänge abgebildet hat. 28 Kakl Toldt jun., spreclien offenbar der späteren Querringelung- dieser Körperteile. Ein bzw. zwei in einer Reihe nebeneinanderliegende, relativ kräftige, rundliche Epiderraisverdickungen im proximalen Teile der Innenseite des Unterarmes dürften der Stelle entsprechen, an welcher bei vielen Katzen ein den Arm umfassender, dunkler Ring (Ellbogenring) be- sonders kräftig ausgeprägt ist. Bezüglich des sogenannten Sohlenfleckes der Hinterfüße, welcher in bezug auf den Grad seiner Ausdehnung vielfach als ein Unter- scheidungsmerkmal zwischen der Wildkatze und dieser ähnlichen, verwilderten Katzen angesehen wurde, habe ich an meinem Material keine Anhaltspunkte finden können, da die Fußhaut der jüngeren Embryonen sehr stratf ist und noch keine w^esentlichen Differen- zierungen aufweist; meine jungen Katzen haben alle weißhaarige Füße. Die Schwanzhaut zeigt in diesem Stadium noch keine deutlichen Epidermisverdickungen; daher ist auch von der Ringelung nichts zu erkennen. Bei etwas älteren Embryonen mögen einzelne zirkuläre Reihen von wenigen, relativ kräftigen Haaranlagen, welche stellen- weise den Schwanz umfassen, mit dieser Zeichnung in Zusammen- hang zu bringen sein. — Bei älteren, bereits behaarten Föten mit dunklen Ringen am Schwänze findet sich, wie man auch an er- wachsenen Hauskatzen mitunter beobachten kann, an der Dorsalseite desselben ein dunkler Längsstreif, durch welchen die Ringe verbunden werden. Hier ist also auch am Schwänze eine dorsale Längsstreifung vorhanden, von welcher ventral Qüerstreifen abgehen. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich, daß die durch die Anordnung der bald mehr, bald weniger deutlich erkennbaren Epi- dermisverdickungen hervorgerufene Zeichnung an der Hautoberfläche der Embryonen im großen ganzen mit der d u n k 1 e n F e 1 1 z e i c h n u n g übereinstimmt, wie sie im ganzen oder nur an gewissen Körperstellen bei verschiedenen wilden oder domestizierten Katzen, sei es in mehr oder weniger kontinuierlicher Weise oder in Form von entsprechend angeordneten Flecken auftritt. Besonders auffallend ist in dieser Hinsicht, wie bereits angedeutet, die Übereinstimmung am Nacken; denn auch am Felle ist das innere und seitliche Streifen- paar der ganzen Ausdehnung nach deutlich ausgebildet, das seitliche im vorderen Teile eventuell mit kurzen Unterbrechungen; der mediane Streifen ist dagegen meistens undeutlich, oft unterdrückt oder nur in seinem vorderen Teile angedeutet. Das äußerste Paar erscheint mitunter deutlich ausgeprägt, insbesondere entlang der Ohrmuschelbasis; oft sind aber auch diese Streifen undeutlich oder Behaarung der Säugetiere. 29 verwisclit. Am Vorderkopfe befindet sich häufig eine längsoval be- grenzte Zeichnung, und besonders übereinstimmend sind meistens die Wangenstreifen. Die mediane Rückenpartie zeigt vielfach eine grobtieckige Längszeichnung, während beiderseits von derselben gegen den Bauch zu meistens nicht schwer eine schwache Quer- streifung zu erkennen ist. Der Bauch ist öfters gefleckt. Besonders deutlich sind in der Begel die die Kehle und den Hals umfassenden Streifen. Die proximalen Teile der Extremitäten und die Spitzen- hälfte des Schwanzes sind häufig geringelt. — Ein Vergleich mit einzelnen Arten folgt am Schluß dieses Abschnitts, Über das erste Auftreten und das weitere Schicksal der in bestimmter Weise angeordneten E pider mis- verdickungen bzw. Ha aran lagen sei folgendes bemerkt. Hierbei berücksichtige ich hauptsächlich die Nackenstreifen, weil sie am markantesten sind und innerhalb einer relativ langen Ent- wicklungsperiode bei allen von den zahlreichen Embryonen, welche ich untersuchen konnte, in mehr oder weniger deutlicher, charakte- ristischer Weise zu erkennen sind. Demnach erscheint es auch sicher, daß sie, wenigstens bei unseren gewöhnlichen Hauskatzen, stets, so- wohl bei Männchen als Weibchen, vorhanden sind. Bei Embryonen von 14 mm Scheitelsteißlänge sind die Spür- haaranlagen im Gesichte bereits als zarte Hökerchen zu erkennen, desgleichen am Bauch die Anlagen der einzelnen Milchdrüsen; von der Nackenzeichnung findet sich aber noch keine Andeutung. Embryonen von 19 mm ^cheitelsteißlänge: Einzelne Strichelchen oberhalb der Ohrmuschel, welche dem ersten Erscheinen der Leisten des seitlichen Paares entsprechen. Am Bauche jederseits rings um die Längsreihe der Zitzenanlagen einzelne annähernd in bogenförmiger Linie angeordnete schwache Epidermisverdickungen. Bei Embryonen von 22 mm Scheitelsteißlänge sind das innere und seitliche Paar bereits ziemlich deutlich wahrnehmbar. Die Reihen des ersteren bestehen aus Strichelchen (unterbrochene Leisten), jene des letzteren hauptsächlich aus relativ noch weit aus- einanderstehenden Pünktchen. Verhältnisse am Bauche ähnlich denen des vorigen Stadiums (Fig. 5); bei Embryonen von 25 mm Scheitelsteißlänge sind die Epidermisverdickungen um die Milch- drüsenanlagen relativ kräftige Strichelchen (cranial) oder Pünktclien (caudal). Bei Embryonen von 33 mm Scheitelsteißlänge bestehen die 30 Karl Toldt jun., genannten Nackenreihen aus deutlicheren und enger aneinander- schließenden Strichelchen. Stellenweise, insbesondere am seitlichen Paare, bilden sie bereits einen kontinuierlichen Streifen. Nun ist auch das äußere Paar zumeist schon durch zarte Puuktreihen mar- kiert. Von der Medianlinie finden sich besonders vorn, wo die Stirnzeichnung beginnt, ebenso wie von dieser, Andeutungen. Auch die Wangen- und Kehllinien sind in diesem Stadium bereits ange- deutet. Ferner ist auch schon die mediane Rückenzeichnung durch zarte Pünktchen in ihren Grundzügen erkennbar. Am Bauche sind abgesehen von den Milchdrüsenanlagen einzelne Verdickungen relativ stark, die früher erwähnte Anordnung ist aber schon etwas ver- wischt. Im Verlaufe der Mittellinie einzelne Knötchen. Dieses Stadium führt bereits zu den Verhältnissen über, wie sie vorhin von Embryonen von ca. 40 mm Scheitelsteißlänge be- schrieben wurden und welche die Zeichnung allenthalben deutlich erkennen lassen. Am deutlichsten ausgeprägt sind, wie bereits er- wähnt, stets das innere und seitliche Streifenpaar des Nackens und von diesen besonders das letztere, wenn es auch oft weniger kon- tinuierlich ist als das innere. Derartige Epidermisstreifen als Aus- gangspunkt für die Entwicklung von Haaren sind, soviel ich weiß, bisher nicht bekannt. Die ersten Andeutungen von Haaren treten sonst bekanntlich als isolierte „Pünktchen" oder „Flecken" auf. Am nächsten kommen die in Längsreihen eng beisammenliegenden Spür- haaranlagen, wie sie sich z. B. an der Oberlippe verschiedener kleiner Embryonen, so auch bei jenen der Katze, vorfinden. Bis zu einem gewissen Grade ähnliche Bildungen kommen auch anderenorts vor. So fand Feiertag an einem 10 cm langen Schafembryo als Vorläufer der Falten der Ohrmuschel „verhältnismäßig sehr be- deutende Wucherungen der Epidermis" mit kleinen , in die Cutis vorspringenden Fortsätzen, welche off"enbar Haaranlagen darstellen. Im übrigen erinnern die Epidermisstreifen sowohl äußerlich als auch in ihrem histologischen Bau an die Zahn- und Milchstreifen; da- durch erscheinen die Beziehungen in der Entwicklung der Haare, Milchdrüsen und Zähne um eine weitere vermehrt. Aus dem geschilderten Entwicklungsverlauf geht bereits hervor, daß die Haarstreifen, soweit sie äußerlich erkennbar sind, ursprünglich nicht kontinuierlich angelegt werden, sondern offenbar durchlneinander- fiießen von früher vorhandenen, mehr weniger eng hintereinander ge- reihten Einzelverdickungen entstanden sind. Denn, da bei den Em- bryonen der letztgenannten Größe die Leisten stets vorhanden sind, Behaarung der Säugetiere. 31 ist das Auftreten von Einzelverdickungen in den ersten Stadien sicherlich nicht so zu deuten, daß bei diesen Individuen auch weiter- hin keine Streifen zur Ausbildung gekommen wären, sondern so, daß sich auch bei diesen Tieren mit dem weiteren Wachstum und wohl auch durch das Einschieben neuer Verdickungen Reihen und schließlich Leisten gebildet hätten. In demselben Sinne dürfte daher in frühen Stadien auch das oft höckerige Aussehen der Leisten sowie stellenweise Unterbrechungen derselben und z.T. auch der Übergang an ihren Enden in Punktreihen aufzufassen sein. In vorgeschritteneren Stadien sind ähnliche Erscheinungen jedoch auf die weitere Ent- wicklung und Isolierung der einzelnen Haaranlagen bzw. auf das gleichzeitig erfolgende Verwischen der Zwischenbrücken zurückzu- führen. Manche Punktreihen, welche am Felle ebenfalls kontinuier- lichen Streifen entsprechen, wie z. B. jene des äußeren Nackenpaares, werden überhaupt nicht zu ununterbrochenen Leisten. Die zeitliche Entstehung und Ausbildung der einzelnen Epi- dermisverdickungen in bezug auf die Größe der Embryonen ist nicht ganz so konstant, wie sie hier angeführt erscheint, sondern variiert bis zu einem geAvissen Grad. So habe ich z. B. das seitliche Nacken- paar bereits bei Embryonen von 25 mm Scheitel -Steißlänge, bei welchen auch am Bauche relativ kräftige Verdickungen fraglicher Natur vorhanden sind, deutlich ausgeprägt und beinahe kontinuier- lich gefunden. Es liegt nun nahe, diese Verhältnisse mit der Frage in Zu- sammenhang zu bringen, ob bei der Fellzeichnung im allgemeinen die (Längs-) Streif ung (Eimek) oder die Fleckung (Wernek) das Ursprünglicbe ist. Nach dem eben Gesagten sprechen sie für die Ursprünglichkeit der Fleckung, da die Epidermisstreifen erst durch das Ineinanderfließen von Einzelverdickungen zustande kommen. Allerdings erfolgt, wie wir gleich sehen werden, bald die Auflösung in Reihen von einzelnen Haaranlagen, doch ist das erst ein sekundärer Vorgang. Es fragt sich aber, ob auch diese zu sehr ins Detail gehenden Verhältnisse mit jenen der Fellzeichnung direkt verglichen werden können. Da die Epidermisstreifen jedoch, wie ich noch näher ausführen werde, die allgemeine Grundlage der dunklen Be- haarung bilden und mit der späteren Zeichnung übereinstimmen, glaube ich, daß ein solcher Vergleich zulässig ist.^) 1) Die voi'hin (S. 22) erwähnte Annahme von der zentripetale» 32 Karl Toldt jun., Bei größeren Embryonen verwischt sich, wie bereits an- gedeutet, die vorhin geschilderte Epidermiszeichnung; so ist bereits bei solchen von 52 mm Scheitelsteißlänge selbst die Nackenzeich- nung nur mehr stellenweise erkennbar. Das hängt oifenbar damit zusammen, daß die Haut infolge ihrer Dickenzunahme sowie durch das Auftreten zahlreicher neuer, dicht nebeneinander liegender Haar- anlagen im ganzen opaker erscheint. Gleichzeitig haben sich die kontinuierlichen Epidermisverdickungen in längere oder kürzere, zu- näclist noch enggeschlossene Reihen von einzelnen, zarten, schwach erhabenen Haaranlagen aufgelöst. Einige solcher Reihen hat bereits Mauree (b) an der Rückenfläche von 8 cm großen Katzenembryonen beobachtet und abgebildet (tab, 9 fig. 8, 9). Die Fellzeichnun^ er- w^ähnt er hierbei nicht, doch war für ihn die reihenförmige An- ordnung der Haaranlagen wegen der ähnlichen Stellung der Haut- sinnesorgane bei niederen Wirbeltieren, von welchen Maurer be- kanntlich die Haare ableitet, von Wichtigkeit. Interessant ist nun, daß bereits Ryder nach einer kurzen, bisher wenig beachteten Mit- teilung aus dem Jahre 1888 bei Katzenembryonen von „three and one-half inches in length" am Rücken und Scheitel Längsreihen von stärkeren Haaranlagen erkannt hat und ihre Reihenstellung mit der ähnlichen Anordnung- der Tachyglossus-(EcJiidna-)Sta,G\ie\n, der Vogel- federn und Reptilienschuppen in phylogenetischen Zusammenhang bringt. In erster Linie verweist Ryder jedoch auf die Überein- stimmung dieser Reihen mit der Fellzeichnung des Ozelot und der schwarz und grau gestreiften Varietät der Hauskatze oder „grimalkin". An den Seiten und Extremitäten ist nach Ryder von einer solchen linearen Anordnung nichts zu sehen. — Eine im Jahr 1904 er- schienene Abhandlung von Backmund über die Entwicklung der Haare und Schweißdrüsen der Katze enthält über diese Verhältnisse nichts, desgleichen die sich nur auf frühe Entwicklungsstadien be- schränkenden Arbeiten von Fleischmann bzw. Pohlmann über die Physiognomik des embryonalen Katzengesichtes. Auch in verschie- denen Arbeiten über die Histologie der Epidermis im allgemeinen habe ich hierüber nichts gefunden (s. z. B. Studnicka, Merkel). Pigmentabnabme bei den verschiedenen Haaren innerhalb der einzelnen Haarbereiche kommt hier nicbt in Betracht , da die Fellzeichnung zu- nächst von der lokalen, bereits ursprünglich gegebenen Verteilung der ver- schieden gefärbten Haarbereiche abhängt. Die frühzeitige Diflferenzierung der Epidermis an den späterhin dunklen Fellstellen erscheint aber als ein weiterer Beleg dafür, daß die dunkle Fellzeichnung die ursprüngliche ist. Behaarung der Säugetiere. 33 Schon bei Embryonen, welche kaum größer sind als die von Eyder und Maueer untersuchten, erscheinen, wie man bei genauer Betrachtung an den einzelnen Individuen mehr oder weniger deut- lich erkennen kann, die Haaranlagen bereits etwas größer und deut- licher isoliert ; die Reihen am Nacken sind durch neu hinzugekommene, etwas schwächere (jüngere) Haaranlagen vermehrt und liegen nun relativ eng beisammen (Fig. 6). Von den neuen Reihen ist je eine zwischen. zwei ursprüngliche Reihen eingeschoben, und sie erscheinen der ganzen Lage nach als die Grundlage (Leithaaranlagen) für die Behaarung der lichten Zwischenstreifen des Felles. Zwischen all diesen Reihen liegen noch gleichmäßig zerstreut zahlreiche ganz zarte Haar- anlagen (Grannenhaare). Vorn und hinten lösen sich sämtliche Reihen bald früher bald später in einzelne Haaranlagen ohne bestimmte An- ordnung auf. Ryder hat, sichtlich von der althergebrachten Unter- scheidung der Haare in Grannen- und Wollhaare beeinflußt, nur zwischen zwei verschiedenen Größen von Haaranlagen unterschieden. Der Unterschied insbesondere zwischen den zwei größeren Sorten ist manchmal allerdings nur gering; mitunter aber, z. B. bei Em- bryonen von 90 mm Scheitelsteißlänge, bei welchen die Spitzen vieler Haare bereits die Haut durchbrochen haben, fallen die ursprüng- lichen Haare schon äußerlich durch eine Hauterhebung rings um die Austrittsstelle aus der Haut auf, welche insbesondere vorn, d. h. im stumpfen Winkel, den die Haarspitze zur Hautoberfläche bildet, besonders deutlich ist. Auch steht der Spitzenteil dieser Haare schon relativ weit aus der Haut hervor. Der Balg selbst ist auf- fallend mächtig entwickelt und oft auch durch den Grad der Pig- mentierung der Zwiebel verschieden. In solchen Fällen kann man die Reihen dieser Haare also äußerlich an den Hauterhebungen und innerlich an den großen Bälgen deutlich verfolgen. Diese Verhält- nisse variieren offenbar auch je nachdem, was für Schaftteile (stärkere oder schwächere) eben in Entwicklung begriffen sind; der Grad des Hervortreten s des Hautwalles hängt auch von dem Konservierungs- zustand ab. Diese Reihen heben sich ferner von den anderen Haut- partien auch deswegen ab, weil in der nächsten Umgebung der starken Haare zunächst keine anderen vorhanden sind, die Haut also im Bereiche der Reihen relativ haararm ist. Die Haarreihen haben auf den Haarstrich keinen wesentlichen Einfluß. Am Nacken streichen die Haarspitzen — unabhängig von •den Streifen — beiderseits etwas schräg gegen die Medianlinie nach hinten; je näher sie dieser liegen, um so mehr longitudinal Zool. Jahib. XXXIII. Abt. f. Syst. '^ 34 Karl Toldt jxm., sind sie gerichtet, und im Mittelstreif selbst ziehen sie direkt nach hinten. An ganz jungen, lebenden Katzen mit noch relativ kurzer Be- haarung kann man beobachten, daß beim Sträuben der Haare die Haarspitzen am Kopfe apical in der Weise etwas auseinauderweichen, daß eine den Streifen entsprechende oberflächliche Teilung des Felles entsteht. Ich habe das nur gelegentlich bei Kätzchen mit einfarbigem Nacken gesehen und nicht genau untersuchen können. Vermutlich steht dies auch irgendwie mit den geschilderten Verhältnissen in Zu- sammenhang. Man könnte u. a. an die eben erwähnte Haararmut der Haut im Bereiche der einzelnen Streifen denken, doch ist das- selbe bei Neugebornen auch bereits mit Haaren bedeckt. Mit dem weiteren Wachstum der Embryonen und der zunehmenden Länge der Behaarung verwischt sich nämlich die geschilderte Haar- verteilung allmählich; es kommen allenthalben neue Haare hinzu, und die ursprüngliche Reihenstellung der (stärkeren) Haare wird da- durch aufgelöst, „daß bei dem Gesamtwachstum des embryonalen Körpers die Haut ungleichmäßig mitwächst und ausgedehnt wird"- [Maueer (b)]. Bezüglich der histologischen Verhältnisse sei folgendes bemerkt: Bei Embryonen von ca. 40 mm Scheitelsteißlänge ist die Epidermis (am Nacken) im allgemeinen noch sehr zart und besteht aus ein bis zwei Lagen platter Zellen. Im Bereiche eines jeden Nacken- streifens kann man dagegen an Transversalschnitten schon deutlich eine basale Reihe kubischer Zellen (Stratum germinativum) unterscheiden, welcher zwei bis drei Reihen platter Zellen aufliegen (Stratum inter- medium -\- Periderm). Diese Verdickung, welche allmählich an beiden Seiten des Streifens beginnt und in der Mitte am stärksten ist, macht sich nach außen und innen durch eine ganz flache Vortreibung geltend. Unterhalb dieser Epidermisverdickung sind die Dermazellkerne relativ zahlreich. Die Verhältnisse an einem solchen Schnitt könnte man ungefähr mit jenen- des „Haarvorkeimes" vergleichen. Je weiter der Streifen entwickelt ist, desto mehr baucht er sich in seiner mittleren Partie mit seiner hier aus höheren Zellen bestehenden innersten Schichte (Stratum cylindricum) nach innen vor, indem gleichzeitig die Zellen des Stratum intermedium zahlreicher werden; die flache Vortreibung nach außen erfährt dagegen nur eine ganz geringe Steigerung (Fig. 8 links). Beiderseits geht der Streifen ganz allmählich in die einfache Epidermis über. Die verstärkte Behaarung der Säugetiere. 35 mittlere Partie des Streifens, welche in Analogie mit der Nomen- klatur der Milchdrüsenentwicklung als Haarleiste (-Knie) im engeren Sinne zu bezeichnen wäre, entspricht an Transversal- schnitten fast ganz der ersten Entwicklung des „Stadiums des Haar- keimes", wie es von Stöhe u. A. und von Backmund speziell von den Katzenembryonen abgebildet wird. Die ganze Breite des Streifens ist relativ groß; darauf werde ich weiter unten zurück- kommen. Wie namentlich Längsschnitte zeigen, verdünnt sich die mittlere Verdickung der vorgeschritteneren Streifen stellenweise allmählich auf kurze Strecken. Die relativ langen, kontinuierlich dicken Strecken weisen selbst wieder ganz schwache, allmählich zu- und abnehmende Verstärkungen auf. Diese Verhältnisse entsprechen vermutlich der Zusammensetzung der Leisten aus kürzeren oder längeren strichei- förmigen Verdickungen, und die Verstärkungen innerhalb derselben deuten auf den ersten Anstoß zur Bildung einzelner Haarkeime hin. Allerdings muß man hierbei auch damit rechnen, daß der Schnitt nicht überall gleichmäßig durch die Medianlinie des Streifens führt. An gefärbten Schnitten fällt bei dem relativ schwach entwickelten medianen Streifen gegenüber dem benachbarten, stark tingierten inneren Streifenpaar die Helligkeit der Epidermis auf, welche haupt- sächlich auf die relativ geringe Anzahl von Zellkernen zurückzu- führen ist. Bei Embryonen von 52 mm Scheitelsteißlänge, bei welchen am Nacken statt der Leisten nurmehr streckenweise undeutliche, eng- geschlossene Reihen von zarten Haaranlagen sichtbar sind, hat die Epidermis im allgemeinen ungefähr denselben Entwicklungsgrad er- reicht wie im vorigen Stadium die zarteren Streifen oder die seit- lichen Teile der stärkeren ; sie besteht nämlich aus einer deutlichen Lage kubischer Zellen und zwei bis drei darüberliegenden Schichten platter Zellen. Die Epidermis war also im vorigen Stadium im Be- reiche der Leisten gewissermaßen im Wachstum vorausgeeilt. Nun macht sie allenthalben einen mehr gleichmäßigen, äußerlich flachen Eindruck. Die hauptsächlich an Stelle der Haarleisten vorhandenen nun isolierten Haaranlagen haben sich bereits vielfach zu einem deutlich umgrenzten „Haarzapfen" differenziert (Fig. 9). Gegenüber dem vorigen Stadium fällt nun besonders auf, daß die Haarzapfenbasis (an Transversalschnitten) viel schmäler ist als die ganze Breite der gegen ihre Seiten zu allmählich an Dicke ab- nehmenden einzelnen Streifen in ihren ersten Entwicklungsstufen 36 Karl Toldt jiui., (z. B. 38—58 fx g-egenüber 230—450 fx). Die mittlere, verstärkte Partie vorgeschrittenerer Streifen (z. B. 65—110 //) entspricht da- gegen eher der Haarzapfenbreite, doch ist auch sie noch etwas größer. Letzteres hängt jedoch wohl mit dem allgemeinen Entwicklungsgang der Haare zusammen, in welchem die erste, flache, nach innen vor- g-ebuchtete Verdickung naturgemäß eine relativ Aveitere Fläche um- faßt und nicht so scharf umgrenzt ist wie die Ausgangsstelle der nach innen vorspringenden Haarzapfen (vgl. z. B. die Abbildungen bei Stöhe, tab. 3—4 fig. 1—3 u. 4). Ich glaube nun, daß diese Verhältnisse in Übereinstimmung mit den besprochenen äußerlich kon- statierbaren Befunden in der Weise zu deuten sind, daß die Streifen in ihrer ganzen Breite ungefähr den Hautteilen entsprechen, in welchen sich weiterhin die dunklen Haare, also die dunklen Fell- streifen, entwickeln; die Entwicklung derselben beginnt im medianen Teile, in welchem aus der Verdickung der vorgeschritteneren Streifen zunächst eine enggeschlossene Längsreihe von relativ starken An- lagen entsteht, welche den Leithaaren dieses Gebietes angehören. In der Nachbarschaft derselben entwickeln sich dann bald die An- lagen der Grannenhaare und späterliin allenthalben dazwischen jene der Wollhaare ; dazu kommen in den entsprechenden Zeitabschnitten die Anlagen der Zwischeuformen. In den späterhin lichten Zwischen- feldern gellt der gleiche Prozeß vor sich, jedoch ohne eigentliche Leistenbildung und jede Phase ein wenig später. Dieser Zeitunter- schied ist aber gegenüber der besonders frühzeitigen spezifischen Diffe- renzierung der Epidermis an den später dunklen Fellpartien ein ganz geringer. Hier sei bemerkt, daß sich die Pigmentierungsverhältnisse nicht auf die einzelnen Haare beziehen, sondern auf die Behaarung dieser Körperstellen in ihrer Gesamtheit; denn in den lichten Streifen sind die stärksten Haare ebenfalls dunkel (vgl. weiter hinten). Bei Embrj^onen von 88 mm Scheitelsteißlänge, bei welchen die Haarreihen am Nacken deutlich erkennbar sind, ist die Epidermis hauptsäclilich infolge der mehrscliichtigen Ausbildung des Stratum intermedium schon ziemlich dick (40 /«), und in das Corium sind bereits allenthalben in der oben geschilderten Weise Haarbälge ein- gedrungen. Die meisten Haare befinden sich im „Stadium des Scheidenhaares", und zwar ist bei vielen der Haarkanal bereits voll- kommen ausgebildet. Entlang des oberflächlichen Verlaufes desselben ist die Hautoberfiäche etwas vorgetrieben. Einzelne stärkere Haare haben die Epidermis bereits vollständig durchbrochen; letztere ist an der Durchbruchsstelle mehr oder weniger eben oder schwach Behaarung der Säugetiere. 37 hügelig erhöht. Im übrig-en sind diese Schnitte für unsere Zwecke nicht mehr von Belang. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß bei der Katze, insbesondere am Nacken und vermutlich auch in der Mittellinie des Bauches, die Bildung der ersten Haaranlagen in ähnlicher Weise vor sich geht wie jene der Milchdrüsen und Zähne, da auch hier zunächst relativ breite, schwach verstärkte Streifen auftreten, in deren medianer Partie sich-bald eine stärkere Leiste (Linie) und in dieser weiterhin die Anlagen einzelner reihenförmig angeordneter Haare differenzieren. Diese Einzeldifterenzierungen stehen in gewissen Stadien an den Nackenstreifen sehr eng hintereinander, in der Bauchmittellinie sowie namentlich in den Milchleisten von Schweinsembryonen, welche ich an Material des Herrn Prof. S. v. Schumacher zu sehen Gelegenheit hatte, weiter auseinander. Derartige Verhältnisse scheinen also in der Epi- dermis öfter aufzutreten, als bisher bekannt ist. Während in der Ontogenie der Katzenhaut zuerst die Haar- leisten und später bis zu einem gewissen Grade auch die Haar- reihen bei allen Hauskatzenembryonen vorhanden sind und beide in bezug auf ihre Anordnung mit der typischen Katzenzeichnung über- einstimmen, ist die Zeichnung älterer Embryonen und ganz junger Tiere entsprechend den verschiedenartigen Ver- hältnissen bei dem Haarkleide der Erwachsenen eine sehr mannig- faltige. Daß bereits die äußerliche Untersuchung von jüngeren Tieren für die Beui-teilung der Zeichnung im allgemeinen wertvoll ist, haben speziell bei den Katzen Eimer, Haacke, Pocock (b) u. A. gezeigt. Für besonders wichtig hat sich mir aber die Betrachtung der Innen- fläche der Haut erwiesen, solange diese noch nicht zu dick ist, also bei älteren Embryonen und Jungen. Man kann so und insbesondere auch bei Betrachtung der Haut im durchfallenden Licht oft deut- lich Zeichnungen erkennen, welche äußerlich kaum wahrnehmbar sind. Die Hautzeichnung der jungen Katzen liegt, wie zum Teil bereits Haacke erkannt hat und wie es auch von verschiedenen anderen Säugetieren bekannt ist, nicht^ in der eigentlichen Haut, sondern beruht auf dem Mangel bzw. dem geringeren oder größeren Gehalt an Pigment in den schräg nach innen eindringenden Haar- zwiebeln bzw\ -Schäften. In dieser Hinsicht gibt es aUe Übergänge, Die Pigmentierung des einzelnen Haares kommt hierbei naturgemäß nur indirekt in Betracht, da die Hautzeichnung erst durch eine größere 38 Kakl Toldt juü., Anzahl beieinander liegender Haare bedingt wird. Einzelne ver- schieden stark pigmentierte Haare vermögen in einem Komplex an- nähernd gleichmäßig pigmentierter Haare die Färbung nicht wesent- lich zu beeinflussen; so befinden sich z. B. in den lichten Zwischen- feldern oft eine ganze Anzahl pigmentierter Haare in lockerer Ver- teilung oder in dunklen Flecken einzelne weiße Haare. Bis zu einem gewissen Grad spielt hierbei auch die Stärke der Haare bzw. des eben in Entwicklung begriffenen Haarstückes eine Rolle. Daß die dunkle Hautfärbung durch die starke Pigmentierung der Haare hervorgerufen wird, kann man bereits bei schwacher Lupenvergröße- rung erkennen; das gilt sowohl für die Embryonen als auch für die bereits ziemlich dicht behaarten, mehrere Tage alten Katzen. An der Hautinnenfläche hat man auch den eigentlichen Umriß der Zeichnung vor sich, während er außen an der Oberfläche der Behaarung infolge des apicalen Divergierens der Haare etwas erweitert erscheint. Bei Embryonen von ca. 90 mm Scheitelsteißlänge, bei welchen die Haarspitzen erst vor kurzem die Haut durchbrochen haben, ist die Hautfärbung, je nachdem, welche Zeichnung dem jungen Tiere zugekommen wäre, mehr oder weniger einfarbig licht, oder es finden sich auf lichtem Grunde dunkle Stellen, zu welchen mitunter noch solche mit einem Zwischenton kommen. Bei genauerem Zusehen kann man dieselben oft schon äußerlich in mehr oder weniger ver- schwommener Weise erkennen; an der Innenfläche der Haut kon- trastieren sie jedoch sehr deutlich. Besonders schön tritt hierbei oft wiederum die bekannte Nackenzeichnung hervor und dann die Querstreifung an den Flanken (Fig. 7). Die mediane Kückenpartie habe ich dagegen nie scharf gezeichnet vorgefunden; sie erscheint vielmehr stets verschwommen dunkel, was ja zumeist auch für die Erwachsenen unserer Hauskatzen gilt (vgl. weiter hinten). Besonders interessant ist aber die Untersuchung der Hautinnen- fläche, weil an ihr selbst noch dann die Streifen ganz deutlich zu sehen sind, wenn die betreffende Fellstelle äußerlich einheitlich gefärbt (exklusive weiß) erscheint. So habe ich die Streifen fast bei allen bereits dicht behaarten jungen Katzen mit äußerlich einheitlich schwarz, grau oder gelbbraun erscheinendem Nacken an der Hautinnenfläche ganz deutlich durch ihren dunkleren Ton konstatieren können. Das gilt auch für einzelne farbige Stelleu bei im übrigen weißköpflgen Katzen, falls sie im Bereiche eines Streifens liegen. Der Grund, warum der Unterschied in der Pigmentierung an der Hautinnen- fläche selbst in solchen Fällen noch erkennbar ist, liegt offenbar Behaarung der Säugetiere. 39 darin, daß hier die Haare mit der (verdickten) Zwiebel eng an- einander stehen und so im Komplex noch relativ geringe Unter- schiede im Grade der Pigmentierung der einzelnen Haare zum Aus- druck kommen, während sich an der Felloberfläche die Zeichnung infolge des Auseinanderweichens der relativ zarten Haarspitzen ver- wischt. Dafür spricht ferner, daß die Streifen auch noch an der Außenseite erkennbar sind, w^enn die Haare ganz kurz geschoren sind. Dazu kann noch kommen, daß die Pigmentierungsintensität in den Haarstrecken, welche gerade in Entwicklung begriffen sind, und in den Spitzenteilen eine verschiedene ist. ■ — Da die Haut einer jungen Katze mit einfarbigem Kopf leicht zu beschaffen ist, liegt somit ein schönes Schulbeispiel dafür vor, wie die Wildfärbung bei Haustieren auch noch in verborgener Weise erhalten sein kann. Es ist auch zu erwarten, daß diese Untersuchungsweise der Er- forschung der Abstammung der Haustiere manchen wichtigen Dienst leisten wird. Anschließend sei an die eigenartige Streifenzeichnung erinnert, welche Laos^kester äußerlich im Gesichte eines Giraffenfötus vor- gefunden hat. Dieselbe kommt hauptsächlich durch das Kon- bzw. Divergieren der Spitzenteile der Haare, von welchen hier drei Sorten unterschieden werden können, zustande. Durch das Aneinander- legen der Haarspitzen wird nämlich eine oberflächliche dunkle Streifung hervorgerufen, der entlang die Hautoberfläche schwach furchenartig vertieft ist. Diese Verhältnisse sind zum Teil auch noch an den erwachsenen Tieren zu erkennen. Ich selbst habe un- abhängig davon Ähnliches im Bereiche der Oberlippenspürhaare des neugebornen Fuchses beobachtet [Toldt (e)]. Außer bei schon äußerlich gestreiften, größeren Katzenembryonen und Jungen ist die dunkle Streifenzeichnung also auch noch bei solchen mit scheinbar einheitlich dunklem oder geflecktem Nacken an der Hautinnenfläche deutlich nachweisbar. Unter meinem ziem- lich reichlichen Material habe ich jedoch bei 3 Embryonen von 96 mm Länge, welche aus einem Uterus stammen und bei welchen die Haarspitzen eben durchgebrochen sind, gefunden, daß ein großer Teil der Nackenhaut ziemlich einheitlich dunkel erscheint, aber von entsprechenden Längsreihen einzelner längerer, weißer Haarspitzen mit deutlicher äußerer Hauterhebung und mit mächtigem opakem Balge durchsetzt ist. Ob von diesen Spitzen das ganze Haar im weiteren Entwicklungsverlaufe weiß geblieben wäre oder ob bald eine stärkere Pigmentieruug eingesetzt hätte, so daß daraus schließ- 40 Karl Toldt juu., lieh dunkle Haare mit lichter Spitze geworden wären, was speziell bei den Leithaaren verschiedener Tiere öfter vorkommt, läßt sich schwer beurteilen ; vermutlich wäre das ganze Haar weiß geworden, da mir bei weiß und schwarz gefleckten jungen Katzen nie derartig doppeltgefärbte Haare aufgefallen sind, wohl aber ganz weiße in dunklem Gebiet. Interessant ist, daß auch bei diesen Tieren im Anschluß au diese Reihen noch in den an die dunklen Stellen an- stoßenden lichten Nackenpartien an durchsichtig gemachten Haut- stücken die dunklen Streifen infolge einer ganz geringen Pigmen- tierung der Haare, allerdings nur schwach, angedeutet sind. Die Scheckfärbung wird bei den Haustieren gegenüber der Wildfärbung mehrfach als eine besondere, „spezifische Domestikationsfärbung höheren Grades" unterschieden, welcher übrigens in bezug auf die Verteilung der Flecken auch eine gewisse Gesetzmäßigkeit zukommt (Adametz; vgl. auch Eimer, Haacke u. A.). Dieselbe ist im vor- liegenden Falle weitaus die vorherrschende, während die Wild- färbung beinahe ganz unterdrückt erscheint. Letztere ist jedoch noch durch die Reihe stärkerer, allerdings pigmentloser Haare in dunklem sowie durch die Andeutung dunkler Streifen in lichtem Gebiete markiert (s. auch weiter unten). Bei neugebornen gescheckten Individuen habe ich an den lichten Stellen keine Streifen mehr konstatieren können, wohl aber, wie bereits erwähnt, an den dunklen. Aus allen diesen Betrachtungen geht hervor, daß die als Vorläufer von Haaren zu betrachtenden Epi- dermisverdickungen, seien sie in Form von Streifen oder von reihig angeordneten Strichelcheu bzw. Pünktchen, s o w i e w e i t e r h i n die an den e i n z e 1 n e n K ö i- p e r s t e 1 1 e n mehr oder weniger ausgebildeten Reihen von Haaranlagen im A'erlaufe der embryonalen Entwicklung bei allen unserenHaus- katzen in bestimmter Anordnung auftreten und in verschiedener Hinsicht die Grundlage für die Be- haarung bilden. Letzteres gilt zunächst naturgemäß für das Erscheinen der ersten Haaranlagen, an welchen die intensivere Haut- tätigkeit somit eine besonders auffällige ist, dann in bezug auf die spätere Verteilung der einzelnen Haarsorten. Denn die ersten Haar- anlagen entsprechen sicherlich jenen der bei der Hauskatze im übrigen nicht besonders deutlich differenzierten Leithaare, und zwar Behaarung der Säugetiere. 41 speziell jenen der dunklen Fellpartien; diese sind in bestimmter Weise über den ganzen Körper verteilt und erscheinen weiterhin für die allgemeine Verteilung der übrigen Haare richtunggebend. Mit zunehmendem Flächenwachstum und anderweitiger Differenzierung der Haut wird dieser Einfluß allerdings immer unmerklicher. Mit dem Haarstrich stehen diese Verhältnisse, wie bereits er- wähnt, in keinem bestimmten Zusammenhang. Dagegen ist das Verhältnis des ersten Auftretens dieser Haar an lagen zur späteren Fellzeichnung (Wildfärbung) von großem Interesse. Die häufig zu beobachtende Übereinstimmung des Ver- laufes der Epidermisverdickungen bzw. der Haarreihen mit der späteren dunklen Fellzeichnung — ich habe hier hauptsächlich die Nackenzeichnung im Auge — spricht für eine enge Beziehung dieser Verhältnisse zueinander. Eine solche könnte man zunächst darin erblicken, daß die zuerst entstehenden Haare im all- gemeinen kräftig, lang und häufig relativ stark pigmentiert sind. In dieser Hinsicht sei in erster Linie auf die Spür- und Leithaare [Toldt (f)] zahlreicher Säugetiere verwiesen. Ferner hat kürzlich Schwalbe (c) bei einer Anzahl Affen- embryonen eine offenbar mit der allgemeinen Beschaffenheit der Körper- behaarung zusammenhängende, voraussichtlich für viele Säugetiere geltende Erscheinung konstatiert. Bei jenen erscheinen die Haare an der Dorsalseite des Eumpfes früher und schreiten in ihrer (Längen-) Entwicklung rascher fort als die der Unterseite; gleichzeitig sind sie auch stärker pigmentiert. Wie ich bereits vorher (e) gezeigt habe, treffen beim Fuchs in bezug auf das zeitliche Erscheinen und auf die Länge der Haare dieselben Verhältnisse zu, doch ist die erste Behaarung des Bauches (vgl. die Neugeborenen) ebenso dunkel- braungrau wie die des Rückens. Erst die späteren Felle sind be- kanntlich oben lebhaft gefärbt und unten weißlich. Ganz junge In- dividuen verschiedener Tiere, insbesondere auch von Affen, sind an der Unterseite oft nur sehr spärlich behaart. In der Literatur werden ferner verschiedene spezielle Fälle hervorgehoben, in welchen dunkle Fellstellen längere und stärkere Haare besitzen als lichte. Auch ist bekannt, daß die pigmentierten Haargebilde spröder und resistenter sind als die lichten und daß auch die Haut an solchen Stellen gegenüber verschiedenen äußeren Einflüssen widerstandsfähiger ist. Aus diesen Verhältnissen wird geschlossen, daß die Pigmentierung der Haut bzw. der Haare im allgemeinen mit einer besonders regen Hauttätigkeit in Zusammen- 42 Karl Toldt juu., hang steht (vg-1. insbesondere Haacke, Adametzj. In unserem Falle kommt die lebhaftere Hauttätigkeit bereits in den frühzeitig auf- tretenden verdickten Epidermisstreifen, in deren Bereich sich später- hin die Haare der dunklen Fellstreifeu bilden, gewissermaßen sicht- bar zum Ausdruck. Doch muß hervorgehoben werden, daß die verschiedenen Eigenschaften der Haare, wie Stärke, Länge, Pigmentierung und erstes Erscheinen, weder in ihrer Gesamtheit noch im einzelnen, keineswegs immer in be- stimmten proportionalen Verhältnissen auftreten. Einzelne Beweise hierfür ergeben sich bei der vergleichenden Be- trachtung der Säugetierbehaarung sehr bald. Hier seien einige zu- nächst ganz verschiedenartige Beispiele angeführt und näher betrachtet. Vorerst sei daran erinnert, daß die Spitze der Leithaare des neugebornen Fuchses sehr fein ausgezogen und auf eine relativ lange Strecke ganz licht ist [Toldt (e)]. Trotzdem erscheinen die Anlagen dieser Haare zuerst und sind gleich zu Beginn ihrer Ent- wicklung relativ kräftig. Die Beschaffenheit der Spitze steht also damit in keinem Verhältnis, vielmehr entspricht bereits die erste Anlage der allgemeinen Stärke, Länge und Pigmentierung des ganzen Haares. Bei Spürhaaren kommt mitunter ähnliches vor. Wie bereits erwähnt, sind die kräftigen und langen Leithaare von Dklelphjs paraguayensis und die Leithaare bei einer grauen Varietät unseres Feldhasen ganz licht; gleichwohl dürften sie ebenso wie die in Reihen angeordneten kräftigen weißen Haare bei den vorhin er- wähnten Katzenembryonen in der Ontogenie zuerst erscheinen. Die oft überaus langen, relativ nur wenig kräftigen Haare der Mähnen- bildungen und des Schwanzes verschiedener Quereza - Formen sind ebenfalls ganz weiß und stechen von der übrigen dunklen Färbung auffallend ab; doch sind an einem Embryo und bei einem Jungen (Wiener Hofmuseum) die entsprechenden Stellen nicht wesent- lich länger behaart. Nur au der Schwanzspitze bilden bereits längere weiße Haare eine kurze Quaste; derartiges kommt jedoch auch bei Embryonen mancher Affen, welche im erwachsenen Zustand am Schwanzende nicht weiß sind und keine Quaste besitzen, infolge der an dieser Stelle frühzeitigen und raschen Entwicklung der Haare vorübergehend vor [vgl. Schwalbe (c)].') Auch sei daran erinnert, 1) Fellstellen mit länger ausgebildeten weißen Haaren finden sich auch in verschiedenen anderen Fällen , so z. B. am Kopfe von Midas oedipus L., an den AVangen von GereopiihecKS sabaeus L., am Kinn von C. diana L., an der Schwanzspitze verschiedener Säuger, so z. B. bei Behaarung der Säugetiere. 43 daß die Haare des weißen Winterfelles des Hermelins länger und kräftiger sind als die des braunen Sommerfells [Schwalbe (a)] und daß die Behaarung der dunklen Menschenrassen im allgemeinen schwächer entwickelt ist als jene der lichten (s. z. B. Bloch). Her- vorzuheben ist ferner, daß bei licht- und dunkel geringelten Haaren. z. B. bei jenen von Taijassus tajacu L. und Basyproda agiiti L., die lichten Schaftstrecken etwas stärker (gewissermaßen aufgetrieben) sind als die dunklen. Selbst an Stacheln der Stachelschweine er- scheint dies angedeutet (besonders am Übergang von zwei Farben- zonen durch eine schwache Anschwellung im lichten Gebiet). Des- gleichen ist bei Grannenhaaren mit lichtem Subterminalring dieser relativ stark, bei den stärkeren Grannenhaaren von Yiilpes viü-pes L. z. B. stärker als die dickste Stelle der (dunklen) Leithaare. Im besonderen sei zunächst die europäische Wildkatze erwähnt. Bei den erwachsenen Individuen sind die Haare der dunklen Nackenstreifen durchnittlich eher zarter als die der lichten Zwischenfelder. In den letzteren ist das Dreihaarformensystem typisch vertreten: einzelne sehr lange, ziemlich gleichmäßig ge- formte, braunschwarze Leithaare mit fein ausgezogener Spitze; relativ zahlreiche Grannenhaare mit mehr oder weniger langem, deutlich verstärkten, basal etwas abgebogenen Apicalteil und lichtem sub- terminalen Ring; eine Menge zarter, mehrfach gewellter, relativ lichter Wollhaare von verschiedener Stärke, darunter eine Anzahl ganz weißer. Zwischen allen Übergangsformen. Die dunklen Streifen fallen zunächst häufig durch eine längere Behaarung auf, was darauf zurückzuführen ist, daß die stärkeren Grannenhaare hier beinahe so lang sind wie die Leithaare. Sie sind wie diese annähernd gerade, ganz braunschwarz und haben einen relativ kurzen, nur schwach verstärkten Apicalteil. Mitunter, insbesondere am Übergang zur lichten Zeichnung, kommen einzelne Grannenhaare wie jene der lichten Streifen vor. Unter den Wollhaaren sind relativ wenige licht und nur einzelne weiß. Das kräftigste Schaftstück ist hier wiederum der subterminale, lichte Ring der stärksten Grannenhaar- manchen Antilopen (insbesondere bei Coiuioclmetes gnu ZiMM.) etc. Die weiße Behaarung der Schwanzspitze führt Haacke (a) auf die mehr oder minder starke Rückbildung zurück, in welcher sich der Schwanz nament- lich an seiner Spitze bei den allermeisten Säugetieren befindet. Jedoch sind wir im allgemeinen bezüglich der Ursachen der in verschiedener Weise auftretenden besonderen Diff'erenzierungen gewisser Fellpartien (siehe z. B. auch solche im Bereiche von stärker entwickelten Hautdrüsen) noch im unklaren (vgl. auch Friedenthal). 44 Kael Toldt jun., Sorte der lichten Streifen. Diese Einge sind bedeutend stärker als die Grannen der dunklen Grannenhaare und meistens auch etwas kräftiger als die stärksten Stellen der Leithaare. Letztere sind auch in den lichten Streifen eher etwas stärker als in den dunklen. Ein wesentlicher Unterschied in bezug auf die Anzahl der Haare scheint nicht zu bestehen [vgl. Schwalbe (a) über das Hermelin]. — Li diesem Falle ist es also nicht eine besondere Stärke der Haare, welche mit der frühzeitigen Differenzierung des dunkelhaarigen Hautgebietes zusammenfällt, sondern ihre besondere Länge und Steifheit sowie ihre vorherrschend intensivere Pigmentierung. — Die Haare der jungen Hauskatzen werden weiter unten besprochen. Um noch einige spezielle Beispiele anzuführen, sei bemerkt, daß sowohl bei Thylacinus cynocephalus Hake, als auch bei Dasyurus maculatus Keer^) die Haare der dunklen Fellstellen im ganzen ge- nommen keineswegs merklich kräftiger sind als jene der lichten. Bei TJiylacinus ist auch in bezug auf die Haarlänge kein Unterschied zu bemerken; bei Dasyurus sind die dunklen Haare durchschnittlich etwas länger. Auch die Angaben Haacke's (a), daß beim Zebra die dunklen Streifen infolge der mächtigeren Entwicklung ihrer Haare den lichten Streifen gegenüber etwas erhaben sind, darf nicht ver- allgemeinert werden. Bei einem Equus selousi Pocock und einem E. grevyi M. Edw. des Wiener Hofmuseums ist das Gegenteil der Fall. Gleichzeitig fühlen sich hier die lichten Streifen gröber au als die dunklen. Die dunklen Haare sind bei diesen Exemplaren allerdings länger, aber eher etwas schwächer als die der lichten Streifen. Daß letztere erhöht und derber erscheinen, ist haupt- sächlich darauf zurückzuführen, daß die Haare der lichten Streifen steiler aufgerichtet sind als die mehr anliegenden der dunklen Streifen. Bei der Beurteilung solcher, an sich niclit leichter Ver- hältnisse, muß man sehr vorsichtig sein, da sie nach dem Zustande, in welchem sich das Haarkleid gerade befindet, sehr verschieden sein können. Ich erinnere nur an das verschieden rasche Wachs- tum der einzelnen Haarsorten. So stehen z. B. die allenthalben über den Körper zerstreuten dunklen Leithaare des ca. lOwöchigen Fuchses weit über die anderen Haare hervor, w^ährend sich dieser Unterschied in der weiteren Entwicklung ziemlich ausgleicht [Toldt (e)]. Mitunter sind es ganze Büschel dunkler Haare, welche fleckenartig 1) Von dieser Art habe ich seinerzeit (fj irrtümlich angegeben, daß die lichten Flecken dünnhaariger sind als die dunklen Fellstellen. Behaarung der Säugetiere. 45 Über die übrig'e Behaarung hervorragen (z. B. beim Übergangskleid einer im Wiener Hofmuseum befindlichen jungen Bartrobbe) usw. Aus diesen Beispielen geht also hervor, daß die Pigmentierungs- intensität der einzelnen Haare bzw. ganzer Haarkomplexe weder mit der Länge und Stärke noch mit dem ersten Auftreten der Haare in einem allgemein konstanten Verhältnisse steht. Nur eine größere Sprödigkeit und Resistenz scheint allen pigmentierten Haargebilden eigen zu sein [s. Adametz; vgl. ferner insbesondere dunkle Stachel- stellen, LowEG, ToLDT (b)]. Im übrigen sei hervorgehoben, daß gerade die lichten Haare bzw. Haarstrecken oft relativ kräftig sind. In bezug auf das erste Erscheinen der Haare ist zu bemerken, daß Ihre frühzeitige Ausbildung wohl sehr oft, aber keineswegs immer mit einer besonderen Stärke der Behaarung zusammenhängt (vgl. die Nackenstreifen der Katze); konstanter tritt sie mit einer be- sonderen Länge der Haare auf, was ja an sich natürlich erscheint. Doch zeigen die Verhältnisse bei den Querezas, daß auch dieses Zusammentreffen mitunter nicht in besonders auffallender Weise hervortritt; vielleicht ist dies übrigens bei der Entwicklung des zweiten Haarkleides deutlicher der Fall. Ob bei den mit ziemlich gleichlangen Haaren versehenen lichten und dunklen Fellstellen von Thylacinus und in anderen Fällen die Hautdifferenzierung an den dunklen Stellen früher beginnt, muß aus Mangel an embryonalem Material dahingestellt bleiben. Eine weitere systematisch ver- gleichende Untersuchung in dieser Richtung, eventuell auch mit Berücksichtigung anderer Verhältnisse (Implantierung, Drüsen usw.), wäre angezeigt. Im ganzen genommen treffen also zwei oder mehrere der ge- nannten Eigenschaften der Behaarung, sowohl in bezug auf einzelne Haare als auch auf Haargruppen, in verschiedenem Grade mehr oder weniger häufig zusammen; eine durchwegs konstante Gesetz- mäßigkeit besteht jedoch nicht. In bezug a u f d i e v e r s c h i e d e n e Z e i c h n u n g d e i- H a u s - katzen erscheint es wiederum zweckmäßig, die Wildfärbung bzw. ihr mehr oder weniger starkes Zurückweichen und die Domestikations- färbung (insbesondere die Scheckfärbung) auseinanderzuhalten. Wie gesagt, kommen die Epidermisverdickungen bzw. Haarreihen bei allen von mir untersuchten Katzenembryonen vor, und wenn eine dunkle Fell- zeichnung konstatierbar ist, folgt sie oft jenen in ihrer Anordnung (Wild- färbung). Daß diese jedoch mitunter nur schwach ausgeprägt ist oder ganz fehlt und von der Domestikationsfärbung mehr oder weniger verdrängt 46 Karl Toldt jwn., wird, abweicht, spricht dafür, daß die Epidermisverdickungen und die Fellzeichnung trotz gewisser Beziehungen nicht unbedingt aneinander gebunden sind. Zu einer einschlägigen Schlußfolgerung bezüglich der Zeichnungsverschiedenheiten bei den Haustieren ist z.B. HAACKE(a) auf Grund von Züchtungsergebnissen gelangt. Bei der Vererbung der Wildfärbung kämen theoretisch zwei verschiedene Faktoren in Betracht, welche im feineren Aufbau der Haut bedingt sein müssen, und zwar die „Träger der Pigmentvererbung" und ein besonderer „Pigmentbildungsmechanismus". ^) Letzterer ist an das Vorhanden- sein der Pigmentträger gebunden, kann aber selbst in verschiedenem Grade beeinträchtigt werden ; dann fällt die Zeichnung, auch wenn die Vererbungsbedingungen gegeben sind, mehr oder weniger mangelhaft aus. Als Beweis dafür gibt Haacke unter anderem an, daß bei manchen durchaus weißen bzw. schwarzen Katzen an Stellen, an welchen bei Individuen mit Wildfärbung dunkles Pigment vorhanden ist, die Beschaffenheit der Behaarung sich deutlich abhebt. Als eine solche, weiter in der Entwicklung zurückreichende Differenzierung er- scheinen auch die Epidermisverdickungen, und zwar kann man dieselben gewissermaßen als sichtbare Vererbungsträger im weiteren Sinne be- trachten. Nach diesen richtet sich, wie gesagt, in den Fällen von Wildfärbung die Bildung des Pigments in bezug auf seine Verteilung im Haarkleide. (Von Interesse sind in dieser Hinsicht z. B. auch die Ver- hältnisse bei den Embryonen der Ringelnatter, doch können sie hier vom morphologischen Standpunkte aus nicht zum Vergleich herangezogen werden; vgl. Zenneck.) Häufig (z. T. auch bei Wildformen) wird die Pigmentbildung jedoch in verschiedenem Grade und in verschiedener lokaler Ausdehnung behindert. Dann erscheint die Zeichnung in verschiedener örtlicher Begrenzung abgeschwächt oder kommt gar nicht zustande (Pigmentarmut bzw. gänzlicher Pigmentmangel). Worin die Behinderung besteht, bzw. warum das pigmentbildende Element nur bis zu einem gewissen Grade aktiv oder durchaus latent ist, sei dahingestellt. Der geringere oder größere Mangel an Pigment, welcher im echten Albinismus ^) den Höhepunkt erreicht, ist bekanntlich eine Degenerationserscheinung. Als Ursache derselben 1) In einer späteren Abhandlung unterscheidet Haacke (b) zwischen Pigraentbildungsmaterial, Pigraentierbarkeit der Haut iind Pigmentbildungs- auslösung. Die ersteren zwei Bedingungen scheinen immer vorhanden zu sein, letztere fehlt in den Fällen des totalen Albinismus. 2) In bezug auf die Vererbung verhält sich derselbe bekanntlich recessiv. Behaarung der Säugetiere. 47 werden verschiedene Umstände angeführt, so namentlich Inzucht, üppige Ernährung etc. (s, insbesondere Adametz). Über das Auftreten dunkler Fellstellen außerhalb des Gebietes der Wildzeichnung bzw. über die Domestikationsfärbung im all- gemeinen habe ich keine weiteren Untersuchungen angestellt. Doch sei nochmals darauf verwiesen, daß Scheck- und Wildfärbung oft stellen- weise gleichzeitig vorkommen, letztere allerdings in abgeschwächter, gewissermaßen unterdrückter Weise (Streifen in dunklen Flecken, welche sich nur an der Hautinnenfläche durch einen noch dunkleren Ton abheben). Bei den vorhin erwähnten Embryonen mit dunklem Nacken sind neben der Scheckfärbung gleichzeitig die Reihen kräftiger, weißer Haare (ursprünglich die Träger der Pigmentvererbung) sowie auch noch Andeutungen der Wildfärbuug (in lichtem Gebiete) vor- handen. Auf die Vererbungsverhältnisse der Fellzeichnung im besonderen, für welche diese Ergebnisse von großem Interesse erscheinen, sowie auf die Ursachen und die Herkunft der Pigmentierung etc. kann ich mich nicht einlassen. Der Gegensatz zwischen Wild- und Scheckfärbung läßt auch gewisse Verschiedenheiten in bezug auf die Färbung der ein- zelnen Haare an den verschiedenfarbigen Fellstellen der jungen Hauskatzen verständlicher erscheinen. Wenn die Nackenstreifen vorhanden sind, so sind sowohl in den dunklen als auch in den lichten Streifen die ziemlich geraden, stärksten und längsten Haare, die Leithaare, dunkel, manche, insbesondere in den lichten Streifen, mit lichtem Basalteil. Die übrigen Haare sind im dunklen Gebiet vorwiegend dunkel, im lichten licht (weiß). Im dunklen Streifen befindet sich unter den Grannenhaaren, welche apical ziemlich deutlich verstärkt sind, eine Anzahl weißer; in beiden, insbesondere im lichten Streifen, sind bei manchen Grannenhaaren die Spitze und die Basis dunkel, die mittlere Strecke ist licht. Bei weiß und schwarz gescheckten Tieren finden sich in der weißen Grundfarbe in der Regel keine dunklen Haare; alle Haare, auch die stärksten, sind weiß. Dagegen sind in den schwarzen Flecken eine Anzahl gerade der stärksten Haare ganz weiß, und zwar gibt es solche um so mehr, je enger begrenzt der dunkle Fleck ist (vgl. auch die Embryonen mit Reihen von starken weißen Haaren an dunklen Flecken des Nackens). Auch sind hier bald weniger bald mehr Grannenhaare weiß. Ein auffallender Unterschied in der Stärke der Haare der lichten und dunklen Fellstellen besteht nicht, doch 48 Karl Toldt jun., scheinen auch hier die weißen Haare, insbesondere die weißen Leit- haare, eher etwas stärker zu sein. Daß in den Nackenstreifen, selbst in den Hellten, alle starken Haare dunkel sind, entspricht den bei den wildlebenden Säugetieren weit verbreiteten Verhältnissen. Die Scheckfärb ung- weicht hiervon jedoch wesentlich ab, und es hat beinahe den Anschein, als ob hier die Depigmentieruug des Felles ge- rade bei den stärksten Haaren einsetze. Aus allem geht hervor, daß die Fellzeichnung gegenüber der Verteilung der ersten Haaranlagen einen sekundären Zustand dar- stellt. Hier möchte ich, ohne auf die sich daran knüpfenden Fragen einzugehen, darauf hinweisen, daß für eine Eeihe von verschiedenen Eigenschaften des Integuments die mediane Eückenpartie im allge- meinen vielfach als die wichtigste Stelle des Rumpfes erscheint, sei es, daß hier einzelne von ihnen, wie z. B. die Hautdicke und die Oberflächenprofilierung, am stärksten entwickelt sind oder daß ihr der Hauptrichtungszug, z. B. hinsichtlich des zeitlichen Erscheinens des ersten Haarkleides, betreffs des Haarstriches und der Fell- zeichnung, entspricht. Dieses longitudinale Ausgangsbereich kann beiderseits bald früher bald später in einen schrägen bzw. queren Richtungszug übergehen; demselben folgend nimmt der Grad der Ausbildung einzelner Eigenschaften allmählich ab, bzw. richtet sich deren weiterer Verlauf. In der medianen Bauchpartie geht dieser Zug, gewissermaßen als Gegenstück zu den Verhältnissen am Rücken, oft wieder in die longitudinale Richtung über. Die mediane Rücken- und allenfalls auch sekundär die Bauchpartie stellen somit die Stütz- linieu des gesammten Richtungszuges dar. Dem entspricht z. B. auch, daß, wie bekanntlich allgemein angenommen wird, die Längs- zeichnung gegenüber der Querstreifung die ursprüngliche ist. Vgl. Eimer, Werner, Grosser, Siegel, Toldt c und e. Schwalbe b und c und viele andere. Daß an der embryonalen Epidermis die Längs- zeichnung zuerst auftritt und relativ stark entwickelt ist, kann, ab- gesehen davon, daß sie auch am Felle besonders deutlich ausgebildet ist, ursprünglich vielleicht auch darauf zurückzuführen sein. Die bei allen Hauskatzenembr3ronen in gewissen Stadien (ca. 40 mm Scheitelsteißlänge) mehr oder weniger deutlich erkennbare, durch Epidermis verdickungen hervorgerufene Zeich- nung entspricht am besten und zwar fast vollständig Behaarniig- der Säugetiere. 49 der dunklen F e 1 1 z e i c li n n n g- der europäischen Wild- katze; dieser folgt unmittelbar die nubische Falbkatze F. lihyca manicidata Crtzschm.) bzw. dei-en Lokalformen. Bekanntlich hat man schon seit langem eine dieser beiden Wildkatzen oder nahe Verwandte der letzteren {F. lihyca Oliv. = caligata Bruce, F. l. sarda Lat. etc. ; vgl. z. B. Noack) als die Stammform unserer Haus- katzen angesehen, und zwar war bis vor kurzem die Ansicht, daß es die Falbkatze sei, auf Grund verschiedener morphologischer, bio- logischer und historischer Erwägungen (vgl. z. B. Brehm, Eimer, Keller u. A.) weitaus vorherrschend. Jedenfalls sind die Beziehungen zwischen allen dreien, unserer Hauskatze, der europäischen Wild- katze und der nubischen Falbkatze, sehr nahe. Das hat z. B. auch Eimer hervorgehoben; gleichwohl verweist er besonders auf jene zwischen der Haus- und Falbkatze. So schreibt er z.B. : „ so komme ich zu dem u. a. von Brehm ausgesprochenen Ergebnis, daß F. domestica und manicidata einfach eine und dieselbe Art sind." In neuerer Zeit hat hinwiederum Pocock (a) auf die nahe Ver- wandtschaft zwischen F. ocreata Gmel. (= Ubyca Oliv.) und F. sylvestris (= catus ferus) hingewiesen. Er äußert sich unter anderem: „The similarity in pattern between the two, coupled with their geo- graphical distribution, almost induces the adoption of the view that they are but northern and southern forms of the same species." Pocock unterscheidet ähnlich wie bereits einzelne frühere Autoren unter den Haaskatzen Englands zwei scharf gesonderte Typen, die in der Zeichnung der europäischen Wildkatze sehr ähnliche F. tor- quata mit schmalen, welligen Vertikalstreifen an den Seiten des Eumpfes, welche sich besonders an den Schenkeln in Flecke auf- lösen können, und F. catus mit drei breiten longitudinalen oder schräg longitudinalen Flankenstreifen, welche an der Seite des Ab- domens eine ring- oder spiralförmige Zeichnung bilden. Letztere P'orm besitzt außerdem jederseits vom schmalen Mittelstreif des Rückens einen sehr breiten „latero-dorsal stripe" ; bei F. torquata kommen diese drei Streifen wohl ebenfalls oft vor, doch sind auch die beiden seitlichen schmal und mehr oder weniger unterbrochen. F. torquata stammt nach Pocock entwedei' von F. sylvestris oder von F. ocreata ab, „or probably of both combined"; die Abstammung der anderen Form, F. catus, ist noch nicht bekannt. Somit kommt die europäische Wildkatze bei der Abstammung unserer Hauskatzen neuei'dings wieder mehr in Betracht. Zu diesen Beispielen von den zahlreichen Erörterungen über diese Frage möchte icli, ohne näher Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 4 ÖO Karl Toldt jun., auf dieselbe einzugehen, auf Grund meiner Beobachtungen an den Embryonen unserer Hauskatzen folgendes bemerken. Bezüglich des Vorkommens der zwei neuerdings von Pocock scharf untei'schiedenen Hauskatzentypen fand ich — soweit es sich nach der Anordnung der Epidermisverdickungen bzw. der pigmen- tierten Haarzwiebeln konstatieren läßt — , daß alle von mir unter- suchten Embryonen den Querstreifen an den Flanken zufolge der Type F. torquata angehören. Deutliche Anzeichen einer Spiral- oder Huf- eisenzeichnung an den Flanken, wie sie für F. catus cliarakteristisch ist, habe ich nicht gesehen; auch ist die longitudinale Rücken- streifung nicht so mächtig entwickelt und bereits bei größeren Föten ziemlich verschwommen. Damit sei jedoch das Vorkommen dieser Form auch in unserer Gegend keineswegs in Abrede gestellt. Ein gestopftes Exemplar einer solchen von unbekannter Herkunft findet sich auch im Wiener Hofmuseum. Die Epidermiszeichnung der kleinen Katzenembrj'onen stimmt, wie bereits mehrfach angedeutet, vollständig mit der dunklen Fell- zeichnung unserer Wildkatze überein. Das zeigt besonders der Vergleich mit einem jungen, im Wiener Hofmuseum befindlichen Exemplar (Militärgrenze), bei welchem die Zeichnung allenthalben noch deutlich ausgeprägt ist. Die Wangenzeichnung stimmt ganz überein, nur ist dei" hintere Schrägstreifeu verschwommen. ^) An der Stirne schließen die beiderseits von dem oberen Ohrwinkel bis über das Auge hinziehenden Ausläufer des seitlichen Nackenstreifen- paares ein längsgeflecktes Oval ein. Vom Scheitel bis zur Nacken- grube sind die drei Nackenstreifenpaare und stellenweise auch der mediane Streifen deutlich zu erkennen, und zwar ist das innere Paar das breiteste, der Medianstreif und das äußere, der Ohrmuschel- basis entlangziehende Paar das schmälste. Die Längszeichnung des Rückens, welche bei der Wild- bzw. Hauskatze im Grunde genommen 1) Eimer spricht von einer „oberen" und „unteren Backenlinie", welche sich unterhalb des unteren hinteren Ohrwinkels treffen und das „Backendreieck" einschließen. Nach meinen vergleichenden Betrachtungen ist das jedoch nur selten genau so ; die typische Wangenzeichnung dieser Katzen besteht vielmehr darin , daß die zwei genannten Linien hinten nicht direkt zusammenstoßen, sondern jede in einem gewissen Abstand von der anderen auf einen schrägen Streifen (man könnte ihn „hintere Backenlinie" nennen) trifft, welcher bei Felis catus feriis allerdings kaum ausgeprägt ist; die Linien scheinen dann hier frei zu enden. Die Fläche, welche so umgrenzt wird, ist daher kein Dreieck, sondern ein schräg ver- zogenes Viereck. Behaarung der Säugetiere. 51 aus drei mehr oder weniger deutlichen, nebeneinanderlaufenden oder miteinander verschmolzenen Linien besteht (Eimer), beginnt an der Schulter mit einem Paar langgezogener breiter Flecken, worauf in der Rückenmitte eine mehr oder weniger asymmetrische grobe Längsfleckung folgt; dieselbe besteht zunächst aus drei kleineren schräg nebeneinanderliegenden Flecken, dann aus einem annähernd medianen, vorn etwas verbreiterten Streifen. An denselben schließt sich in der Kreuzgegend ein medianer, ziemlich breiter, bis an die Schwanzwurzel ziehender Streif, welcher insbesondere im vorderen Teile jederseits von einer nicht ganz gleichmäßigen Längsstreifung be- gleitet wird. Diese z. T. allerdings etwas unregelmäßige Zeichnung läßt sich gleichwohl ganz gut mit den Abschnitten vergleichen, welche die Epidermisverdickungen am Rücken der Embryonen er- kennen lassen. Beiderseits von dieser Längszeichnung ausgehend ziehen drei ziemlich deutliche Querstreifen zur Kehle herab und vier an den Flanken zum Bauche; von den letzteren gabeln sich einzelne. Am Oberarm und Oberschenkel finden sich Figuren, welche bis zu einem gewissen Grade mit den entsprechenden des Embryos in Überein- stimmung gebracht werden können. Unterarm und Unterschenkel sind geringelt. Am Bauche befinden sich dunkle Flecken, deren Anordnung sich wegen des schlechten Zustandes der Behaarung an dieser Stelle nicht sicher feststellen läßt. Der Schwanz hat 6 dunkle Ringe und eine ebensolche Spitze. Bei den erwachsenen Wildkatzen ist diese Zeichnung bekannt- lich stellenweise mehr oder weniger verwischt, so insbesondere auch die queren Flankenstreifen, welche nach Eimer in der Jugend auch zahlreicher sind. Dagegen ist die Zeichnung am Nacken und ent- lang der Mittellinie des Rückens trotz der langen Behaarung, wenigstens teilweise, stets vorhanden und, wie bereits Eimer hervor- hebt, sehr kräftig. Am Rücken ist sie allerdings meistens nicht gleichmäßig, sondern aus mehr oder weniger asymmetrischen, breiten Längsflecken zusammengesetzt; gleichwohl ist sie durch ihre In- tensität und Breitenausdehnung besonders auffallend und charak- teristisch. Das scheint mir gegenüber dem einheitlichen, ver- schwommenen Rückenband der erwachsenen Exemplare von Felis lihijca (ocreata) und Verwandten, bei welchen auch die Nackenzeichnung oft stark verwischt ist, doch ein wesentlicher Unterschied zu sein, wenngleich die Zeichnung auch bei diesen Formen in der Jugend mit- unter deutlicher differenziert ist (vgl. die Abbildungen der Felle von 4* 52 Karl Toldt juu , jungen F. o. caff'ra bei Pocock); sie ist aber auch hier noch lange nicht so charakteristisch wie bei der jungen und erwachsenen euro- päischen Wildkatze. Da die embryonale, durch die Epidermisverdickungen hervor- gerufene Zeichnung unserer Hauskatzen auch in dieser Hinsicht mit der Fellzeichnung der europäischen Wildkatze übereinstimmt und beide darin von der Falbkatze abweichen, so wäre das ein weiterer Beweis für die Beteiligung von F. catus ferus an der Ab- stammung unserer Hauskatzen. Jedoch fällt auf, daß die Rücken- zeiclinung bei älteren, bereits behaarten Katzenembryonen verwischt ist; da ferner die Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen ist, daß auch bei den noch nackten Embryonen der Falbkatze Epidermis- verdickungen in ähnlicher Weise auftreten, darf dieses Merkmal vorläufig nicht zu hoch angeschlagen werden. Eimer erwähnt bei seinen zwei bereits ausgebildeten, behaarten Föten von F. caligata wohl, daß die Kopfzeichnung gut ausgebildet ist, von der Rücken- zeichnung aber nichts. Die bei den jungen Hauskatzeuembryonen deutlich ausgeprägte und charakteristische Wangenzeichnung ist andererseits bei den Falbkatzen deutlicher entwickelt als bei der europäischen Wildkatze. Bei dieser fehlt, wie bereits erwähnt, der hintere Schrägstreifen oft fast ganz, und die anderen Streifen sind weniger scharf. Letzteres rührt wohl auch davon her, daß bei unserer Wildkatze hier die Grundfarbe dunkler und die Behaarung etwas länger ist als bei der Falbkatze. Auch derartige Merkmale dürfen daher nur mit Vorsicht zur Beurteilung der Abstammung herangezogen werden. Bekanntlich sind auch bei verschiedenen anderen Katzenarten gewisse Körperstellen ähnlich gezeichnet wie bei den vorgenannten Formen. So sind z. B. die Nackenstreifen bei Felis lihyca caudata W^ARD, F. hengdlensis javanensis Desm., F. tigrina Erxl u. a. in ganz ähnlicher Weise vorhanden. Bei F. viverrina Benn. kommen sie ebenfalls vor, doch reichen sie hier weiter nach hinten. Bei diesen Arten sind auch die Wangenstreifen ziemlich gleichartig; die übrige Zeichnung weicht dagegen mehr oder weniger ab. Auch in anderen Säugetierg]'uppen kommen mitunter ähnliche Zeichnungen vor; ich erinnere in dieser Hinsicht nur an die Nackenstreifung bei Genetta genetta L. Näher kann ich mich hierauf nicht einlassen. Die vorstehenden Untersuchungen haben eine An- zahl interessanter positiver Ergebnisse geliefert. Ich ver- Behaarung der Säugetiere. 53 weise nur auf die in gewissen frühen Stadien bei allen Hauskatzen- embryonen auftretenden besonderen Ditferenzierungen der Epidermis, welche im großen und ganzen mit der später häufig vorhandenen dunklen Wildzeichnung zusammenfällt und gleichzeitig als Grundlage für die allgemeine Anordnung der Haare erscheint; ferner auf das bisher noch nicht bekannte Auftreten von Vorläufern von Haar- anlagen in Form von mehr oder weniger kontinuierlichen Epidermis- leisten sowie auf die aus der Untersuchung der Hautinnenfläche hervorgehende Tatsache, daß die Wildzeichnung auch bei solchen jungen Hauskatzen bis zu einem gewissen Grade vorhanden sein kann, bei Avelchen äußerlich von ihr nichts zu erkennen ist, u. dgl. Bei diesen Untersuchungen erwies sich die schärfere Unterscheidung der einzelnen Haarformen vielfach als sehr zweckmäßig. Im übrigen stellte sich heraus, daß — wie so oft und speziell auch hinsicht- lich anderer Eigenschaften der Säugetierbehaarung — gewissen weitverbreiteten Zuständen keine allgemein gültige Gesetzmäßigkeit zukommt. Gleichwohl erscheint es zur Vervollständigung unserer Kenntnis von der Säugetierbehaarung an sich angezeigt, jeweils auch solche Verhältnisse festzustellen und miteinander zu ver- gleichen; auch ist es keineswegs ausgeschlossen, daß sich dann doch manche bestimmte Gesichtspunkte ergeben werden. Zum besseren Verständnis gewisser Verhältnisse der Fellzeichnung im besonderen wären noch andere Arten mit scharf ausgeprägter Zeichnung in ähnlicher Weise zu untersuchen, und zwar erscheinen hierfür nament- lich solche von Interesse, welche nur in der Jugend oder nur im er- wachsenen Zustande gezeichnet sind. So hat bereits mein verehrter Freund Herr Prof. S. v. Schumachee, welcher diesen Untersuchungen großes Interesse entgegengebracht hat, inzwischen gefunden, daß auch bei den H a u s s c h w e i n e n in gewissen Embryonal- Stadien die Zeichnung d e r F r i s c h 1 i n g e dadurch mar- kiert ist, daß an den den dunklen Streifen derselben entsprechenden Kö r p e r s t e 1 1 e n d i e H a a r a n 1 a g e n f r ü h e r vorhanden sind als an den lichten. Während die Epi- dermis hier noch ganz gleichmäßig monoton erscheint, heben sich die den dunklen Streifen entsprechenden Stellen durch dicht bei- sammenliegende, durchschimmernde Haaranlagen deutlich ab. Die genauere Untersuchung dieser Verhältnisse ist bereits im embryo- logisch-histologischen Institute der Wiener Tierärztlichen Hochschule, dessen Vorstand Herr Prof. v. Schumacher ist, im Zuge. Der- artige Verhältnisse dürfen jedoch, wie ich nochmals betonen möchte, 54 Karl Toldt juu., nicht ohne weiteres verallgemeinert werden; denn das erste Er- scheinen der Haare beim Embryo steht keineswegs immer mit der Zeichnung der im weiteren Entwicklungsverlaufe auftretenden Haar- kleider in einem konstanten Verhältnis. Zu den im Laufe dieser Besprechung erwäiinten Beispielen (vgl. die Katzenzeichnung und die S. 41 if. angeführten Verhältnisse) sei hier noch speziell hin- zugefügt, daß bei den Fuchsembryonen die Haare in der Mittel- linie des Rückens erst relativ spät erscheinen ; im ersten Haarkleide ist die Färbung an dieser Stelle von der Umgebung nicht ver- schieden, dagegen besitzen die späteren einen zumeist deutlichen, dunklen, aus relativ kurzen Haaren bestehenden Rückenstreif [Toldt (e); bezüglich des ersten Auftretens der Haare vgl. ferner Keibel (b), Schwalbe (b und c) — s. insbesondere den Gorilla- «mbryo von Deniker — , u. A.]. 3. Bemerkuugen über die verschiedeneu Furchuugsarteu der Säugetierhaare. Bekanntlich gibt es verschiedene Haare, Borsten und Stacheln, deren Rindenmantel außen oder innen jew^eils in bestimmter Weise der Länge nach profiliert ist, z. B. äußerlich „kanneliert" (Wal- deter). Ich spreche hier kurz von Furchung. Gewisse auffallendere, für dieselbe charakteristische Beispiele werden in der Literatur wiederholt erwähnt, während sich eine Reihe von anderen Fällen nur in einzelnen Arbeiten verstreut vorfindet. Soviel ich aber ge- legentlich meiner verschiedenen Haarstudien gesehen habe, ist die Furchung insbesondere bei den kräftigeren Säugetierhaaren viel verbreiteter, als man bisher weiß. Auch werden die einzelnen Furchungsarten meistens nicht genügend auseinandergehalten und daher manche Verhältnisse nicht richtig erkannt. Deshalb sei nach- stehend hierüber kurz berichtet und versucht, eine Übersicht über die verschiedenen bisher bekannten Furchungsarten zu geben. Naturgemäß ist für diese Untersuchungen die Querschnittsform des Haares von großer Wichtigkeit, und unsere Kenntnis von der Furchung der Haare beruht hauptsächlich auf der Untersuchung derselben (vgl. insbesondere Heusinger, Eble, F. Cuvier, Erdl, Broecker, Reissner, V. Nathusius, Waldeyer, Ridewood, Frieden- thal, Lambert und Balthazard). Doch muß auch die äußere Form- beschaifenheit des Haares und zwar seiner ganzen Länge nach ge- bührend berücksichtigt werden. Die Furchung ist vielfach eine äußerliche und kann dann oft Behaarung der Säug'etiere. 55 bereits mit freiem Auge wahrg-enouimen und mit dem Finger oder vermittels einer Nadelspitze abgetastet Averden. Sie kommt haupt- sächlich bei melir oder weniger abgeflachten Kaargebilden vor, welche, nebenbei bemerkt, stets so implantiert sind, daß eine Breit- fläclie gegen die Haut, die andere nach außen gekehrt ist (vgl. z. B. die Stachelratten, Robben usw.). So befindet sich, wie bekannt, eine mehr oder weniger deutliche Längsfurche (Rinne) vornehmlich an der der Haut abgewendeten Fläche der borstenartigen, platten Stacheln der Stachelratten (s. z. B. Lichtenstein; vgl. Taf. 2 Fig. 10), der etwas abgeflachten Stacheln am Vorderkörper von Hystrix (Fig. 12 a) und Atherum africana Gray, ferner bei den Haaren von Mus norwegicus Erxl. und anderen Muriden, von Procavia sowie von gewissen Ziegenhaaren [v. Nathusius (a)] und von Meles taxiis BoDD. Die Haare von Myrmecophaga tridactyla L. sind an einer oder an beiden Breitflächen rinnenförmig vertieft, desgleichen auch manche Haare von Lepus bzw. Onjdolagus (Reissnee, v. Nathusius (a), V. HüHNEL, Boas) und von Alce machlis Ogilb. (Broecker). Ahnliche Verhältnisse scheinen auch bei gewissen Schafrassen vorzukommen [biskuitförmiger Querschnitt, v. Nathusius (a)]. Die Haare von Sorex pygmaeus Fall, sind drei- bis vierfach gefurcht (Reissner), unregel- mäßig die menschlichen Bartliaare usw. Gelegentlich meiner verscliiedenen Haarstudien habe ich ferner eine einfache rinnenförmige Oberflächenvertiefung namentlich an der Außenfläche, und zwar besonders deutlich an dem meistens etwas verstäikteu und der Länge nach schwach einwärts gebogenen Apical- teil der Deckhaare, gefunden: bei Cavia aperea Erxl., Myodes tor- quatus Pali;., Spermophüus citülus L. (die letzten zwei Arten, wie es scheint, auch mit einer Furche an der nach innen gekehrten Fläche der Haare), ferner an der Außenseite der etwas abgeplatteten Borsten vun Hycb'ochoerus capybam L. und vornehmlich bei den Haaren von Antilopen, so von Gazella dorcas h., Äntidorcas euchorc (Forster), Madoqua saltiana Blain., Pediotragus horstocJd Jent. und P. tragulus (Forster); bei den letzten zwei Arten ist die Außenfläche nur im Apicalteile deutlich gefurcht. Diese mitunter zarten Haare sind alle mehr oder weniger abgeflacht. Dagegen fehlt die Furche an dem rundlichen Apicalteile der Haare von Tragelaphus sylvaticus Sparrm. und T. scriptus Fall. (Vgl. auch die weiter hinten folgende Besprechung der Haare von Onjx) An Querschnitten habe ich diese Haare nicht untersucht. Andere Haargebilde erscheinen unter dem Mikroskop ebenfalls 56 Karl Toldt jnii., gefurcht und bei der äußeren Betrachtung in verschiedener \Veise dunkel oder licht liniiert, so z. B. ringsum gleichmäßig die Stacheln von Erinaceus europaeus L. und die Borsten mancher Schweine. Die Borsten von Tmjassus tajacu L. zeigen beispielsweise zwischen je zwei kräftigeren Furchen stellenweise, insbesondere gegen die Basis zu, noch eine zartere Furche (Fig. 14; vgl. auch Eble). Ähnliche, als zarte lineare Furchen erscheinende Differenzierungen finden sich auch an den Stacheln von Hystrix, und zwar bei den laugen runden ähnlich wie bei den Stacheln unseres Igels ringsherum, bei den früher genannten kürzeren mit einer Oberflächenfurche in geringerer Zahl und bestimmter Anordnung (vgl. Fig. 12). Besonders deutlich ist bei den letzteren eine dunkle Linie jederseits knapp unterhalb des abgerundeten Randes der oberen Breitfläche; an der dermalen Fläche befinden sich dagegen 2 Paar lichte. Desgleichen findet sich beispielsweise bei den außen mit einer deutlichen Rinne ver- sehenen Borsten von Eclmnys armatus Js. Geoffe. an der inneren Fläche beiderseits gegen den Rand zu eine ähnliche Linie. In diesen Fällen handelt es sich nicht um Furchen an der Ober- fläche des Haargebildes, diese ist vielmehr glatt. Wie Querschnitte zeigen, werden derartige Zeichnungen durch jeweils verschieden- artige, keilförmige Längsleisten der oft durchsichtigen Rindensub- stanz verursacht, welche mehr oder weniger tief in radiärer Rich- tung in den Markstrang eindringen (vgl. insbesondere die Quer- schnitte in Fig. 12 — 14). Solche Leisten, welche an ähnliche Bil- dungen während der Entwicklung der Vogelfeder erinnern (vgl. be- sonders Davies), sind insbesondere von den Stacheln von Erinaceus imä Hystrix schon seit langem bekannt (vgl. z. B. F. Cuviee, Broeckee, Reissner), und bei Davies sowie bei Sprenger findet sich eine aus- führliche Darstellung ihrer Entstehung bei den Igelstacheln. Trotz ihres verschiedenen Auftretens bei den einzelnen Arten erscheinen alle diese Leisten bzw. Lamellen im ausgebildeten Haarschaft nur als eine mehr oder weniger mächtige, radiäre Verstärkung der Rindensubstanz auf Kosten des Markes (vgl. z. B. Lwoff: Igel- stachel — Schweinsborste), wie ja das Stärkenverhältnis zwischen beiden Substanzen bei den Haaren im allgemeinen ein sehr ver- schiedenes ist. Relativ zart und lamellenförmig sind die Vorsprüuge z. B. bei den kurzen Stacheln von Hystrix, wo sie medial direkt in das Mark überzugehen scheinen (Fig. 12, Querschnitt). Es kommen hiei^ in bilateral symmetrischer Anordnung einzelne verschieden starke Septen Behaarung der Säugetiere. 57 vor. und die zartesten erscheinen nur als etwas stärkere Ansatz- stellen für die Marksubstanz. Damit wäre der Übergang- zu den Verhältnissen bei den meisten Haargebilden gegeben, bei welchen die Innenfläche der Rinde relativ zarte, in verschiedenster Weise gestaltete Vorsprünge in das Mark sendet oder mehr oder weniger glatt ist. Bei den langen, runden Hystrix-St-a.che]n (Fig. 13) sowie bei den ErinaceusStRcheln sind die Leisten kräftiger entwickelt, zahlreicher und ringsherum ziemlich gleichmäßig verteilt. Während sie in den Igelstacheln immerhin noch relativ zart und ziemlich gleich- artig sind und nicht weit zentral reichen (bei den Haaren des Igels sind sie relativ noch schwächer entwickelt, Davies), springen bei den langen i/^sf/v.r-Staclielu einzelne annähernd sj^mmetrisch verteilte stärkere Septen weit gegen das Zentrum des Stachelquerschnittes vor. Eigenartige, bisher, wie es scheint, noch nicht bekannte Leisten- bildungen finden sich in den in kurzen Abschnitten hintereinander folgenden elliptischen Verbreiterungen der Borsten am Schwanzende von AtJierura africana Gray [vgl. z. B. Toldt (f), p. 228, Textfig. 2]. An dem flachovalen Querschnitt eines solchen Plättchens (Fig. 15) befindet sich an beiden Breitseiten jederseits nahe am Übergange zur Schmalseite ein kurzer, kräftiger, hakenförmiger Fortsatz, welcher in ziemlich spitzem Winkel zentral abgebogen ist und sich so mit einer Seite der ßindenwandung nähert. In der Mitte der letzteren befindet sich auf der einen Breitseite ein ziemlich gerader nach innen vorspringender Fortsatz, im mittleren Teile der gegenüber- liegenden Fläche dagegen zwei; letztere stehen ungefähr 3(5 ju von- einander ab, und zwischen sie fällt der Richtung nach der einzelne der Gegenseite. Wir haben hier also 7 Septen, deren Basis in der Flächenansicht des Plättchens deutlich durchscheint; insbesondere von den vier seitlichen kann man aber infolge ihrer schrägen Rich- tung unter dem Mikroskop auch den größten Teil ihrer Fläche ver- folgen. Diese schräge Stellung der relativ stark ausgebildeten Septen hängt offenbar mit der Flachheit der Plättchen zusammen (vgl. da- gegen die geraden Septen der spulrunden Igel- und Stachelschwein- stacheln). Eine eigentliche äußerliche Furchung ist an den einzelnen Plättcheii nicht vorhanden, sondern meistens nur eine relativ breite, schwache, longitudinale Einsenkung der ganzen Fläche. Gegen die Enden des Plättchens verlaufen die Septen allmählich, und an deren Stellen treten breite Wülste auf; durch welche der ^larkraum stark eingeengt wird (vgl. auch Beoecker über ähnliche Verhältnisse bei den Hystrix-St3Lche\r\). In dem je zwei Plättchen verbindenden rund- 58 Karl Toldt jun.. liehen Zwischenstück der Borste fehlen die Leisten bzw. Wülste, und der Markraum ist hier auf einen schmalen, glattwandigen Spalt beschränkt. — Bei einem zweiten von mir untersuchten Plättchen sind an einem Querschnitt durch den mittleren Teil die 4 seit- lichen Septen ebenfalls vorhanden, dagegen findet sich in der Mitte beider Breitflächen an Stelle der Zacken nur ein Wulst, welcher aber gegen seinen Scheitel zu bereits eine Andeutung von Zacken- bildung in Form schrägei', kurzer Einschnitte zeigt; diese Verhält- nisse stellen offenbar den Beginn zur Ausbildung der Leisten dar, welche im vorhin besprochenen Plättchen vollständig entwickelt sind. Diese Leisten sind also in den einzelnen Plättchen nicht immer gleich ausgebildet. — Auffallend ist an meinen infolge tech- nischer Schwierigkeiten allerdings nicht tadellosen Präparaten der gelinge Gehalt des Markraumes an Marksubstanz. Man sieht nur, daß das freie Ende der Lamellen in einen mehr oder weniger langen Fortsatz lockeren fasrigen Gewebes ausläuft, welcher, wie es scheint, stellenweise mit dem von benachbarten Leisten abg'eh enden Gewebe in Verbindung steht. Dagegen ist der Markraum meistens stark mit Luft erfüllt, welche streckenweise durch die Septen in ent- sprechende Läugsreihen abgeteilt erscheint. Die relative Leere des Markraumes ist offenbar zum Hervorbringen eines rasselnden Ge- räusches durch die am Schwanzende zu einer Quaste angeordneten Borsten besonders geeignet (Rasselapparat). Bei den abgeflachten TaijassHs-Boi'sten (Fig. 14, Querschnitt) sind die hier gedrungenen Lamellen — in dem mir vorliegenden Präparat 21 an Zahl — ähnlich wie bei den langen Hystrix- und bei den Erinaceus-St-ddieln ringsherum ziemlich gleichmäßig verteilt. Sie durchqueren jederseits fast die ganze Schafthälfte und gehen, wie ich an meinen Schnitten deutlich sehen konnte, in der Mitte in einen platten Strang lockeren Gewebes über, welcher in der Längs- achse des ovalen Querschnittes gelegen ist. So wird der Markraum in entsprechend viele (21) Kammern geteilt, was, wie bereits Eble erwähnt hat, an die Verhältnisse der Elefantenborsten mit mehr- fachen Marksträngen erinnert. Das Gew^ebe in der Mitte erscheint der Längsachse des Querschnittes nach zerklüftet (vgl. auch Lambert u. Balthazaru). Bei anderen Schweinsborsten, z. B. bei den weniger abgeflachten, äußerlich ebenfalls glatten Borsten von Sus scropha (ferus) L. und S. cHsküus Wagn., scheinen ähnliche Verhältnisse vor- zuliegen, jedoch sind sie hier viel verschwommener und zeigen äußer- lich auch keine deutliche lineare Streifung. An manchen Schaft- Behaarung der Säugetiere. 59 Strecken der Borsten gewisser Hausschweiue sind an Stelle der Leisten starke Längswülste vorhanden (vgl. die Besprechung der Atherura-P\ä,ttcheii) , welche durch der Markstrang auf einen am Querschnitt unregelmäßig sternförmigen Umriß beschränkt wird [Fig. 16; vgl. z.B. Beoeckee, v. Nathusiüs (a), Flatten, v. Höhnel). Ähnliches findet sich nach Reissnek auch bei den Spürhaaren von Didelpkys virginiana Shaw, — Besondere Verhältnisse zeigen die Borstenstacheln z. B. von Echimijs armatus Js. Geoffe. Bei diesen befindet sich an der der Haut zugekehrten flachen Rindenfläche jederseits ungefähr gegenüber dem aufgeworfenen Rand der äußeren Fläche eine nach innen stumpf vorspringende, relativ kräftige Kante [Fig. 10, Querschnitt; vgl. auch Eedl (a)], welche äußerlich durch die vorhin erwähnte Linie markiert erscheint. — Alle diese Verhältnisse wären einer eingehenden vergleichenden Untersuchung wert, ins- besondere auch in bezug auf den feineren Bau des Gewebes im Markkanal, auf welchen ich mich hier nicht einlassen konnte. An der Schaftoberfläche erscheint die durch die innerliche Furchung hervorgerufene lineare Zeichnung naturgemäß um so deut- licher, je dünner die periphere Rindenlage ist, bzw. je mehr die durch die Rindenleisten bedingten Längswülste des Markstranges sich der Schaftoberfläche nähern. Auch die Stärkenverhältnisse der Leisten bzw. die Wülste sowie die Pigmentverhältnisse in der Rinden- und Marksubstanz kommen hierbei in Betracht. Aus diesen Betrachtungen geht hervor, daß bei den Säugetier- haaren zunächst äußerliche Furchen vorkommen, welche auf einer einfachen rinnenförmigen Einsenkung entlang der Längsachse des Schaftes beruhen. Von derselben werden Oberhäutchen, Rinde und Mark annähernd in gleicher Weise betroff'en ; gleichwohl erfolgt sie meistens auf Kosten der Markmenge, insofern nämlich die der Furche entgegengesetzte Schaftfläche nicht entsprechend gewölbt, sondern flach oder sogar eingesenkt ist. Die äußerliche Furchung ist meistens nur einseitig, seltener doppelseitig oder mehrfach. Dieser äußerlichen Furchung steht eine kompliziertere inner- liche gegenüber, welche durch das Eindringen von Längsleisten oder -Wülsten der Innenfläche der Rindensubstanz in den Markstrang zustande kommt. Hier ist gewissermaßen die Oberfläche des Mark- stranges positiv und die Innenfläche der Rindensubstanz entsprechend negativ gefurcht. Die Außenfläche der letzteren und das Oberhäutchen sind dagegen nicht wesentlich gefurcht. Die Zahl und die radiäre QQ Karl Toldt juu., oder bilateral-symmetrisclie Anordnung der Leisten ist sehr ver- schieden, ebenso ihre Stärke und der Grad ihres Eindringens in das Mark, welches dadurch mehr oder weniger verdrängt wird. Dem- nacli ist auch die Art der Furchung sehr verschieden gestaltet. Oft scheint sie an der Oberfläche des Haargebildes durch, so daß diese, ohne selbst gefurcht zu sein, linear gezeichnet erscheint. Mitunter entspricht der innerlichen Furchung auch eine gleich- artige äußere, jedoch ist letztere meistens schwächer (vgl. z. B. die äußerlich gefurchten Stacheln mancher exotischer Igelarten u. a.). Eine besonders schöne Furchung, welche hierher gehört, fand ich bei den Haaren von Onjx gasella L. (Fig. 11). Die nach außen gerichtete Fläche (a) der ca 0,35 mm breiten Haare hat ähnlich wie die Haare der Stachelratten eine die ganze Schaftbreite einnehmende Furche mit zarten, schwach aufgeworfenen Rändern, welche sich gegen die Haarwurzel zu allmählich etwas verflacht. Die dermale Fläche (b) zeigt dagegen einen ziemlich kräftigen, abgerundeten medianen Kiel, welcher sich beiderseits von einer schmalen, seitlich schwach abfallenden Randfläche ziemlich deutlich abhebt. Wie Querschnitte zeigen, ist diese Profilierung hauptsächlich eine innerliche; an der Oberfläche der Rindensubstanz ist sie weniger scharf ausgeprägt. — Diese Verhältnisse finden sich besonders deutlich im mittleren Drittel der Schaftlänge; spitzenwärts verliert sich der Kiel streckenweise, und in dem etwas verstärkten Apicalteil ist die äußere Fläche un- regelmäßig gestaltet, bald ei'haben dachförmig, bald rinnenförmig vertieft. Auch erscheint die Profilierung hier mitunter schwach spiralig gedreht. Bei den etwas zarteren Haaren von Onjx heisa Rüpp. hat die äußere Fläche ähnlich wie bei 0. gazella eine Längs- furche, die einwärts gekehrte Seite ist aber gleichmäßig flach. Die Haare von 0. leucoryx Pall. sind an beiden Seiten flach, doch ist stellenw^eise, besonders außen gegen die Spitze zu, eine Furche an- gedeutet. Ich habe von diesen Arten nur je ein Exemplar unter- sucht, doch dürfte es sich hier wohl um spezifische Unterschiede handeln. In manchen Fällen kommt gleichzeitig eine verschiedenartige äußerliche und innerliche Furchung vor (z. B. bei den kurzen, ab- geflachten Stacheln von Hystrix und bei den Borstenstacheln von Echimys armatus Js. Geoi'kr.j. Als eine besondere Art der Furchung wären noch die ringsum mehrfach gerieften Haare von Clioloepus didactylus L. anzusehen, deren Furchen nach Eedl und Ridewood äußerliche sind, jedoch Behaarung der Säugetiere. 61 stellenweise vom Oberhäutchen überspannt sein sollen [Ridewood; vgl. auch Maurer (b)]. Obwohl die verschiedenen Furchungsarten weiter verbreitet sind, als es bisher den Anschein hatte, so fehlt eine deutliche Furchung- doch noch bei den Haaren zahlreicher Säugetiere, so auch bei den Stacheln der Echidniden, von Centetes ecaudatus Scheeb., Coendu mela- nurus A. Wagn., Erethison dorsatits L. (vgl. auch die ca. 80 mm langen, bogenförmig gekrümmten Rückenstacheln) u. a. Daß es nicht unangebracht ist, diese Verhältnisse schärfer aus- einander zu halten, beweist z. ß. die Tatsache, daß man aus der Literatur nicht mit Sicherheit entnehmen kann, ob die Ober- fläche der Stacheln des einheimischen Igels glatt oder gefurcht ist; darüber herrscht eine auffallende Unklar- heit. So schreibt Sprenger, welcher den Bau und die Entwicklung der Stacheln von Ennaceus europaeus in neuerer Zeit eingehend bear- beitet hat, z.T. augenscheinlich in Anlehnung an ERDL(b): „Betrachtet man einen Igelstachel, so kann man schon mit unbewaffnetem Auge an ihm deutlich eine zarte Längsstreifung beobachten. Bei einiger Vergrößerung zeigen sich diese Läiigsstreifen als Furchen von ge- ringer Tiefe. Man zählt in jedem Stachel 22—25. Die zwischen je zwei Furchen bleibenden erhabenen Leisten zeigen eine nach außen konvexe \\'ölbung. Sie konvergieren gegen die Spitze des Stachels zu. werden dabei immer schmäler und verschwinden, noch ehe sie die Spitze vollständig erreicht haben. Den auf der Ober- fläche des Stachels bemerkbaren Furchen entsprechen der Länge nach verlaufende, nach dem Innern in die Marksubstanz hinein- ragende Fortsätze der Rinde." Über das Querschnittsbild berichtet Sprexger: „Wir sehen einen Ring, dessen peripherischer Rand eine eigentümliche Auskerbung zeigt, die der Ausdruck der vorher be- schriebenen Längsstreifen und der zwischen den Vertiefungen be- findlichen erhabenen Leisten ist." Die beträchtlich vergrößerten Abbildungen des Querschnittes durch allerdings noch in Entwick- lung begriffene Stacheln zeigen dagegen nichts von einer Kerbung der allem Anschein nach unversehrten Oberfläche; dieselbe ist vielmehr, in Übereinstimmung mit der Abbildung bei Beoecker und mit meinen Querschnittspräparaten, ganz glatt. Der gleiche Widerspruch zwischen Text und Abbildung findet sich auch bereits bei EIrle und Lworr. Carlier spricht von seichten Furchen, welche auch in einem Querschnittsbilde durch eine in Anbetracht der Vergrößerung jedoch ganz minimale Kerbung zum Ausdrucke 52 Kari. Tot.dt jnn.. kommen. Eine solche Abbildung findet sich auch bei Nathusius (b); an den Querschnittsbildern seines früher erschienen Werkes „Das AVollhaar des Schafes*' fehlen dagegen die Kerben. In Dobson's „Monograph of the Insectivora" erhält man in dieser Hinsicht gerade über die vStacheln von Erinaceus europaeus keine klare Auskunft, und auch bei anderen Autoren (z. ß. bei Eeissner, Waldeyer, Davies) wird hierüber nichts erwähnt. Diese Unklarheit rührt offenbar hauptsächlich von der Betrachtung des ganzen Stachels unter dem Mikroskop her, welche in diesem und in ähnlichen Fällen infolge der Verhältnisse an der Innenseite der Rindensubstanz eine Furchung der an sich glatten Oberfläche vortäuscht (vgl. auch die Borsten von Tatjassus). Daß die Linienzeichnung in solchen Fällen nicht durch äußerliche Furchen gebildet wird, erkennt man bereits bei genauer äußerer Betrachtung des trockenen Objekts unter dem Präparier- mikroskop und besonders durch Abtasten mit einer Nadelspitze. Bei den langen Stacheln des Stachelschweines kann man sich da- von schon mit freiem Auge überzeugen. Ich habe eine Anzahl Stacheln einheimischer Igel von verschiedenen Körperstellen unter- sucht, und konnte bei keinem eine äußerliche Furchung konsta- tieren; falls in dieser Hinsicht trotzdem individuelle Verschieden- heiten vorkommen sollten, welche sich vielleicht nur auf einzelne Stachelstrecken beziehen, dürfte die Furchung doch nie so be- deutend sein, daß die Stacheln von Erinaceus europaeus nicht zu den Haargebilden ohne äußerliche Furchung gestellt werden könnten ; das Wesentliche sind hier jedenfalls die innerlichen Rindeu- leisten. Dagegen gibt es andere Igel-Arten, deren Stacheln stets oberflächlich mehr oder weniger deutlich gefurcht sind (vgl. Erdl, DoBSON); in solchen Fällen gerät bei leichtem Abtasten die Nadel- spitze bald in eine Furche und gleitet in derselben fort. Bei glatter Oberfläche, wie z. B. bei den Stacheln von Erinaceus europaeus^ rutscht dagegen die Nadelspitze, ohne auf einen besonderen Wider- stand zu stoßen, nach beliebiger Richtung ab. So habe ich beispiels- Aveise mit Sicherheit konstatieren können, daß die Stacheln von Erinaceus alhiventris Wagn. äußerlich nicht, jene von E. auritus (Gm.) Fall, schwach und die von E. deserti Loche deutlich gefurcht sind. Auf andere Verhältnisse der Oberflächenbeschaffenheit (Tuberkel u. dgl.) der Stacheln verschiedener Igel-Arten kann ich mich nicht einlassen. Auch die (langen) Rückenstacheln mancher i/«/sfna;- Arten scheinen bereits äußerlich gerieft zu sein (Müller). Behaarung' der Säug'etiere. 63 Hier sei noch einig-es über Spiral win du ng- bei Haaren eing-eschaltet. Die etwas plattgedrückten Borsten von Tayassus tajacu L. sind an ihren Breitflächen nicht durchwegs gleichmäßig eben, sondern streckenweise etwas schräg von dem einen zum anderen Rande schwach wellig eingebogen. Das macht den Eindruck, als wäre die Borste hier schwach spiralig gewunden; derselbe wird noch durch die abwechselnde Färbung (Ringelung) und durch geringe Dickenschwankungen des Schaftes erhöht. Daß es sich hierbei nicht um eine eigentliche spiralige Windung des Schaftes handelt, geht insbesondere daraus hervor, daß seine beiden Ränder und die Furchungsstreifen wohl die Einsenkung bzw. Wölbung mitmachen, aber nicht spiralig gewunden sind. Sie verlaufen vielmehr auch hier gleichmäßig in der Richtung der Schaftachse. Auf ähnliche Verhältnisse scheint die in der Literatur öfters angeführte spiralige Windung der zarten Spürhaare und des apicalen Teiles der stärkeren Gesichtsborsten gewisser Robbenarten zu be- ruhen (vgl. insbesondere Heusingek, Broeckee, Reissnee). Die kräftigen Spürhaare z. B. von PJioca hispida Schreb. [vgl. Toldt (f). p. 228, Textfig. 1] sind ziemlich stark abgeflacht, den Kanten nach leicht gebogen und in ihrer basalen Hälfte in kurzen, regelmäßigen Abständen von beiden Rändern her etwas eingedrückt, und zwar an dem inneren (konkaven) Rande etwas stärker als am äußeren. Durch diese Eindrücke entstehen an den im übrigen ziemlich scharfen Kanten gegenständige, schmale, langgestreckt elliptische Verbreite- rungen, und die von diesen begrenzten Breitflächen des Schaftes werden jederseits nach außen etwas vorgebuchtet. Zwischen zwei solclien hintereinander folgenden Eindruckstellen erscheint der Schaft daher mehr abgeflacht; die Kanten sind hier ziemlich scharf und zeigen oft in Fortsetzung eines Kanteneindruckes eine zum nächst- folgenden ziehende zarte Furche. Von einer Spiralwindung des Schaftes kann hier also nicht gesprochen werden. Mit Abnahme der Schaftstärke gegen die Spitze zu sowie bei zarten, kurzen Borsten scheint allerdings eine solche vorhanden zu sein, und Heüsinger ver- mutet daher, daß alle verengten Stellen auf eine Achsendiehung des Schaftes zurückzuführen seien und das Haar sich während seines Wachstums in regelmäßigen Spiralwindungen gedreht hätte. Auch Gegejjbatjr bemerkt noch in seiner vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere (Vol. 1, 1898) ganz im allgemeinen, daß die Spürhaare bei den Robben spiralig gewunden sind, wobei wohl die angedeuteten Verhältnisse gemeint sind. Soviel ich erkennen konnte, handelt es ß4 Kart, Toldt juii., sich jedocli auch hier, ähnlicli wie bei den Tayasstts-Boraten, nicht um eine eigentliche Spiraldrehung' des Schaftes; an den zarten Schaftstrecken wird eine solche nur durch die hier relativ breiten und langen, nicht scharf begrenzten Kanteneindrücke, welche zudem seitlich in die ebenfalls langgezogenen und undeutlichen Zwischen- strecken allmählich übei-gehen, vorgetäuscht. Dadurch kommen stellenweise kurze, mehr oder weniger breite und flache Schräg- fnrchen zustande. Dafür spricht auch, daß der oft gleichmäßig flach und scharfkantig ausgezogene Spitzenteil keine Spur von Drehung zeigt. Eine eigentliche spiralige Achsendrehung fand ich beispielsweise bei den ca. 17 cm langen, ziemlich stark abgeflachten Haaren von Mijrmecophaga tridadijla L.; dieselben machen insbesondere in ihrer apicalen Eälfte 2— 4mal in mehr oder weniger regelmäßigen Ab- ständen innerhalb einer relativ kurzen Strecke eine einmalige Um- drehung. Daß es sich hier um eine eigentliche Spiraldiehung handelt, erkennt man besonders an dem spiraligen Verlauf der Kanten. Von den Haaren von Myrmecophaga wird bekanntlich an- gegeben, daß sie an einer oder beiden Breitflächen eine Längsfiirche besitzen. Die von mir untersuchten Haare sind hauptsächlich in der basalen, mehr oder weniger geraden Hälfte beiderseits gefurcht; im apicalen Teile, welcher mehrfach gedreht ist, ist dagegen oft nur eine Fläche gefurcht, die andere mehr oder weniger flach. Da ich auch gedrehte Strecken mit doppelseitiger Furche gesehen habe, steht die Drehung mit der einseitigen Furchung nicht in Zusammen- hang. — Boas berichtet, daß die ein- oder beiderseitig gefurchten Haare der Fußsohlen des Hasen gewellt und etwas spiralig gedreht sind. Diese Spiraldrehung ist, wie ich bei einem einheimischen und einem nordischen Hasen gesehen habe, nur eine ganz geringfügige und hauptsächlich auf zarte Schaftstrecken (besonders im basalen Teile) beschränkt. Die eigentliche Wellung besteht in einer ab- wechselnden Auf- und Abwärtsbiegung des Haares senkrecht zu den Breitflächen, wobei beide Kanten immer auf der gleichen Seite bleiben. - Daß die Spiraldrehung mit der Furchung im allgemeinen in keinem direkten Zusammenhang steht, beweisen schon die gefurchten Haare vieler anderer Tiere, welche keine Spur von Spiraldrehung zeigen. Eine besonders schöne Spiraldrehung traf ich bei den stärkeren Haaren von Zorilla frenata Sund. an. Dieselben sind 30 mm lang, ziemlich steif und infolge ihrer starken Abflachung schmal bandförmig. Die Spiraldrehung ist bei den einzelnen Haaren bald mehr bald weniger gleichmäßig. Bei manchen sind die Granne Behaarung der Sängetiere. Qq lind der Basalteil in langgezogenen Spiralen gewunden. Im Mittel- stück sind die Spiraldreliungen jedocli kurz und folgen rasch hinter- einander, ähnlich wie bei den Drähten, mit welchen man Gegen- stände auf den Cliristbaum hängt. [Über die Einteilung der Haare • in wellige, spiralige, krause usf. s. insbesondere v. Nathusius (a) und Wäldeyer]. Ob und was für eine Bedeutung die Furchung der Haare hat, läßt sich vorläufig nur vermutungsweise sagen. Die äußerlichen, zumeist nach außen gekehrten Furchen, welche nament- lich bei Nagern und Antilopen vorkommen, dürften zum Teil die Geschmeidigkeit des Haares erhöhen und für die Ableitung von Wasser (bei den Antilopen und bei den mit schrägen Einbiegungen versehenen Robben- und Tayassus-Borsten) oder von Erd- und Sand- partikelchen (bei den Grabern, z. B. bei Hystrix, Echimys, Spenno- ■ philus) u. dgl. vorteilhaft sein und bei schlüpfenden Tieren im all- gemeinen das Schlüpfen etwas erleichtern (vgl. auch die Besprechung der Borstenstacheln von Platacanthomys, Abschnitt 5j. Die inner- liche Furchung trägt unter anderem offenbar zur innigeren Ver- bindung zwischen Rinden- und Marksubstanz bei (die Rindeuleisten bilden besonders gute Ansatzstellen für die Marksubstanz) und zur Verfestigung des ganzen Haargebildes bei möglichster Erhaltung seiner Elastizität. In bezug auf das Verhalten der verschiedenen Furchungsarten zueinander ist wohl die äußerliche, eine einfache Einsenkung einer Schaftfläche darstellende Furchung als die primitivste zu betrachten. Gleichzeitig erscheint sie jedoch auch als die einfachste Form der innerlichen Furchung. Auch die komplizierteren, vorstehend ge- sondert behandelten Formen der innerlichen Furchung werden, wie wir gesehen haben, mitunter von einer schwächer ausgebildeten äußerlichen Furchung begleitet (z. B. bei Oryx gasella), doch er- scheint in solchen Fällen die innerliche als die wesentliche; auch kommt dieselbe mitunter allein vor (s. z. B. das Fehlen oder die verschieden starke Ausbildung der korrespondierenden äußeren Furchung bei den stets innerlich gefurchten Stacheln der ver- schiedenen Igel-Arten, ferner das Fehlen der äußerlichen Furchung an den Plättchen der Schwanzborsten von Atherura). Manchmal findet sich gleichzeitig eine verschiedenartige äußerliche und inner- liche Furchung vor (z. B. bei den kurzen Stacheln von Hystrix). Zool. Jahrb. XXXllI. Abt. f. Syst. O 66 Karl Toldt juu., Die äußerliche und die kompliziertere innerliche Furchung- sind also keineswegs aneinander gebunden. 4. Über lineare Pigmentierung der Haare. Vor nicht langer Zeit hat v. Nathusius (c, d, e) gegenüber der zumeist zirkulären Anordnung des Rindenpigments auf das Vor- kommen von farbiger Längsstreifung bei manchen Equidenhaaren aufmerksam gemacht (wohl zu unterscheiden von der vorhin be- sprochenen, durch innerliche Furchung hervorgerufenen Streifen- zeichnung gewisser Stachelgebilde). Auf einer oder auf beiden ab- geflachten Seiten des im übrigen farblosen , stark markhaltigen Haares befindet sich — bei den einzelnen Haaren verschieden deut- lich — in der Rindensubstanz ein farbiger Streifen, welcher ca ^3 bis ^2 der ganzen Schaftbreite einnimmt (vgl. auch Marshall) ; dadurch kommt hier auch in der Pigmentierung die bilaterale Symmetrie der etwas abgeflachten Haare deutlich zum Ausdruck (vgl. Abschnitt 5). Eine ähnliche scharf ausgeprägte Zeichnung ist mir bei zahlreichen Deckhaaren von Äntüocapra americana Ord aufgefallen. Dieselben haben wie die Haare der Hirsche etc. einen sehr zarten Rindenmantel^ sind stark markhaltig, schwach abgeflacht (Breite ca. 0,3 mm) und den Schmalflächen nach kurz und steif gewellt. Das ganze, ca. 38 mm lange Haar ist außerdem, hauptsächlich im Apicalteile, den Breitflächen nach leicht nach hinten gebogen. An der auswärts gerichteten Breit- fläche verläuft nun in der Mittellinie des am Felle besonders exponierten Spitzenteiles auf eine Länge von ungefähr 7 mm eine ca. 0,06 mm breite, scharf abgesetzte, intensiv braunrote Linie, welche sich auf 2—3 Wellenlängen erstreckt und bis in die Spitze hinein reicht (Fig. 17a). Die Linie macht die Wellung des Haares, insbesondere nahe der Spitze, mehr oder weniger deutlich mit. Beiderseits von diesem Streifen ist das Haar unterhalb der Spitze weißlich, weiter basal wird es diffus rötlich-braun; in dieser Färbung verläuft sich das basale Ende der Linie. Die beiden Schmalflächen sind sub- terminal gleichfalls licht; das Pigment der nach außen gerichteten Rindenpartie erscheint also an dieser Stelle gewissermaßen in dem P^arbstreifen konzentriert. Die der Haut zugekehrte Breitfläche (Fig. 17b) ist hier einheitlich licht-rötlich-braun und zeigt nur mit- unter auf eine ganz kurze Strecke eine Andeutung von Streifenbildung. Unter einzelnen Exemplaren von Arten mit im übrigen ähnlichen Haaren {Cerviis capreolus L. , C. elaphus L., Alce macJilis Ogilby, Ovis musvnon Schreb., Rupicapra tragus Gray) habe ich nur bei Behaarung der Säugetiere. 67 Moschus moschiferus L., bei Oreotragus saltatrix Forst, (im basalen Schaftteile) und in ganz geringem Grade bei Capra sihirica Meyer an der Außenfläche einzelner Haare eine Andeutung eines solchen Streifens gefunden. Eine auffällige einseitige Verteilung des Rindenpigments scheint bei den Säugetierhaaren nicht sehr oft vorzukommen, insbesondere nicht in einer so prägnanten Weise wie in dem eben angeführten Falle. Im allgemeinen ist bei ungleicher Verteilung des Pigments in bezug auf den Umfang des Schaftes eine Haarfläche der ganzen Breite nach dunkler als die andere. So sind z. B. die dunklen Ringe der Haare von Dasyprocta aguii L. an ihrer äußeren Seite intensiver und auch etwas länger als an der inneren. Deutlicher kommen solche Verschiedenheiten naturgemäß bei stärkeren Haar- gebilden zum Ausdruck, so z. B. bei den abgeflachten Borsten am Vorderkörper vieler Stachelschweine, deren nach außen gerichtete (gefurchte) Fläche dunkler ist als die dem Körper zugekehrte (das bezieht sich auch auf die in diesem Falle außerdem vorhandene^ durch innerliche Rindenleisten hervorgerufene lineare Zeichnung). Daß die Außenseite dunkler ist als die der Haut zugewendete Fläche^ gilt bekanntlich auch von vielen Vogelfedern etc. Für das einzelne Haar ist das eine analoge Erscheinung wie die Tatsache, daß bei zahlreichen Säugetieren das Fell im ganzen an der dem Lichte zu- gekehrten Oberseite des Körpers dunkler ist als an der weniger belichteten Unterseite; das Gegenteil trifft bekanntlich nur bei ganz wenigen Tieren zu (z. B. bei Cricetus und Meles). Vgl. hierzu auch Solger. Im Apicalplättchen der Ornithorhynchus-}isia.re scheint da- gegen das Pigment hauptsächlich auf die flache Dermalfläche be- sciiränkt zu sein (Reissner, Poulton, Spencer u. Sweet), V, Nathusius (d) hebt hervor, daß die Pigmentstreifen sich nur an den Breitflächen und nicht an den Schmalseiten von abgeflachten Haaren vorfinden, was auf bisher unbekannte Ursachen zurückgeführt werden müsse. Von allgemeiner Bedeutung dürften dieselben wohl nicht sein, da bekanntlich in vielen anderen Haargebilden mit ovalem Querumriß das Pigment ringsum ziemlich gleichmäßig verteilt ist. Das schließt jedoch nicht aus, daß sich auch in solchen Fällen bei geringerer Pigmentproduktion das Pigment in erster Linie an den Breitflächen entwickelt haben würde. Abgesehen davon, daß diese schon in bezug auf die Flächenausdehnung für das Vorhandensein von Streifen geeigneter erscheinen, könnte es gleichwohl sein, daß an den abgeflachten Haaren im Laufe der Entwicklung gegen die ^ Karl Toldt juii., 'Sclimalseiteii zu auch gewisse, bisher unbekannte Struktuiverhältnisse bestehen, welche — in den einzelnen Fällen in verschiedenem Maße ' — für die Pigmentbildung- nicht so günstige Bedingungen bieten wie jene an den Breitflächen. 5. Eigenartige Beschaffeuheit des Oberhäutchens der Borsten- stachelii toii Platacantlimnys lasiurus Blyth. Eine ganz eigenartige, bis jetzt, wie es scheint, noch bei keinem Säugetierhaar bekannte Beschaft'enheit des Oberhäutchens findet sich bei den Borstenstacheln von Platacanthomys Bltth, einer den Myoxiden nahestehenden Xager-Gattung mit der bisher einzigen, im südlichen Indien vorkonnnenden, ziemlich seltenen Art P. lasiurus Blyth. Der äußeren Form nach sind die stark abgeplatteten Stacheln (Taf. 3 Fig. 18) jenen der Stachelratten ähnlich, indem ihre nach außen gekehrte Breitfläche eine ziemlich breite Rinne jederseits mit auf- geworfenem Rande darstellt, während die der Haut zugewendete .Fläche schwach querkonvex bis flach ist (Länge des Stachels 15 bis 16 mm, größte Breite nahezu 1 mm, der Rinne ca. 0,7 mm). Der .Schaftteil zwischen den aufgeworfenen, stark markhaltigen Rändern ist dünn (an einem Querschnitt aus dem apicalen Drittel eines Stachels ca. 68 /« dick) und durchsichtig. Er besteht, einem abgeplatteten Haargebilde entsprechend, aus einer oberen (16 jn dicken) und einer unteren (38 ju) Rindenlage ^), welche durch eine dünne, dem Mark- strange entsprechende Lage quei-fasrig erscheinenden Gewebes (12 ß) getrennt sind. Gegen die Stachelspitze zu treten in demselben, beiderseits von dem stark markhaltigen Stachelrand ausgehend, deutliche, quer- reihig angeordnete Markzellen auf. Die Rindenlagen erscheinen ziem- lich homogen; nur in der oberen finden sich, wie besonders auch im •Markstrange, spärlich zerstreute braungelbe Pigmentkörnchen. Das der oberen, relativ schwachen Rindenlage aufliegende Oberhäutchen ist deutlich stärker als das der unteren Stachelfläche mit der be- deutend mächtigei'en Rindenschicht. Man kann das besonders auch bei Maceration des Stachels durch Schwefelsäure erkennen; dabei lösen sich von dem nach außen gelegenen Oberhäutchen ziemlich steife, aus 3 — 4 zusammenhängenden Schüppchen bestehende Bruch- stücke ab, während von der Unterfläche, ganz ähnlich wie bei vielen 1) Die ßezeichuungen „obere" und „untere" ßindenlage beziehen sicli auf ein Queischnittsbiid, welches in der Weise orientiert ist, daß die nach außen gekehrte Stachelfläche nach oben zu liegen kommt. Behaamng der Säugetiere. 69^ anderen Haaren. Stücke eines feinen Häutcliens oder — bei stärkerer Erhitznng- — einzelne zarte Schüppchen abfallen. Die Schüppchen der der Haut zugekehrten Fläche sind zart begrenzt — sie sind hauptsächlich nur gegen die Enden des Stachels zu deutlich wahr- nehmbar — und stark in die Breite gezogen (ca. 11 // lang. 76 fz breit).') Mit ihren seitlichen Enden abwechselnd ineinandergreifend; erzeugen sie den ganzen Stachel entlang an jedem seitlichen Schuppen- ende unterbrochene Querlinien, welche, insbesondere am apicalen Schaftdrittel etwas spitzenwärts gebogen sein können (Fig. 23, Quer- reihen; dieselben mußten hier relativ kräftig gehalten werden). Sie zeigen somit nichts Außergewöhnliches. An der äußeren, rinnen- förmig vertieften Fläche sind die Schüppchen dagegen schlanker, kürzer (ca. 4 [X) und. breiter (ca. 110 fjC)\ gleichzeitig erscheinen sie viel gröber und schärfer voneinander abgegrenzt und sind daher der ganzen Stachellänge nach auffallend deutlich. Ähnliche Unter- schiede finden sich auch am Oberhäutchen der Stacheln von Stachel- ratten und -mausen, z. B. von Proechimys, Ecliimijs und Aconiys; das scheint jedoch bisher noch nicht bekannt gewesen zu sein, offenbar weil man das zarte Oberhäutchen an der dermalen Fläche nicht er- kannt hat. Bei den Stacheln von Platacanthomys ist außerdem be- sonders auffallend, daß die Schüppchen im apicalen Schaftdrittel direkt longitudinal ziehen (Fig. 22), und zwar so, daß ihr freier Rand beiderseits von der Mittellinie der Schaftbreite medial ge- richtet ist. Letzteres kann man an einem Querschnitt durch den Stachel deutlich erkennen, indem die Oberfläche hier durch die vor- springehden freien Schüppchenränder fein gesägt erscheint, und zwar so, daß die Zackenspitzen beiderseits gegen die Mittellinie zu steiler abfallen als lateral: gegen die Mitte der Fläche wird die Zackung allmählich schwächer und fehlt in der Mitte selbst. Beim ersten Anblick der Flächenansicht könnte man glauben, daß es sich hier um eine besonders derbfasrige Struktur der Rindensubstanz handle; doch ist diese in typischer Weise vorhanden, und ein Vergleich mit anderen Schaftstellen, an welchen die Schüppchen noch quergestellt sind, sowie die Isolierung durch Maceration zeigt unzweifelhaft, daß es das Oberhäutchen ist. Ähnliches ist meines Wissens noch von 1) Unter Breite der Schuppen ist selbstverständlich stets die Richtung parallel zu ihrer Basis verstanden , unter Länge jene senkrecht darauf. Diese Bemerkung erscheint angezeigt, um eventuellen Mißverständnissen vorzubeugen, die sich bei der verschiedenen Lage der Schüppchen zur Längsachse des Stachels ertreben könnten. 70 Karl Toldt jun., keinem Haar bekannt; vielmehr wird von den Säugetierhaaren all- gemein angeführt, daß die Oberhautschuppen mit ihrem freien Rande apical gerichtet sind; das ist auch noch an der Wurzel der Plata- canthomys-^idLQ\\^\\\ der Fall, wo die Schüppchen, wie an der der- malen Fläche, in mehr oder weniger geraden Quei-reihen gestellt sind (Fig. 19). Die Richtuiigsänderung der Schüppchen bzw. der durch ihren freien Rand gebildeten Linien vollzieht sich allmählich in der basalen Schafthälfte, und zwar in einer ganz eigenartigen "Weise (Fig. 18, Übersichtsbild). Die queren Schuppenreihen biegen sich nämlich zunächst schwach, bald aber immer stärker wurzel- wärts und bilden so eine gegen die Haarspitze zu offene, mehr oder weniger gleichmäßige Parabel, deren Scheitel in der Mittellinie der Schaftbreite liegt und deren mehr oder minder gebogene Schenkel beiderseits bis an den vei'dickten Rand des Stachels ziehen (Fig. 20). So weit finden sich die Verhältnisse bis zu einem gewissen Grade noch in der Rinne der Stacheln von Eckimys u. a. [vgl. Erdl (a)]. Die Parabel der in engen Abständen gewissermaßen ineinander steckenden Schüppchenreihen wird weiterhin immer enger und ihr Scheitel schärfer gebogen ; letzteres führt bald dazu, daß vom Scheitel gewissermaßen einige Schüppchen abgeschnürt werden. Dieselben bilden verschieden große, unregelmäßig elliptische Gruppen, welche gegen die Medianlinie zu liegen und mehr oder weniger schräg ge- richtet sind. An Stellen, wo solche elliptische Figuren beisammen- liegen, umschließen sie zwischen ihren Enden kleine, unregelmäßig eckig ausgezogene Felder (Fig. 21). Dadurch kommen hier Bilder zustande, welche an den Verlauf der Hautleistchen an den Fingei'beeren des Menschen und der Affen oder an die Oberflächen- struktur der Haut an dem nackten ventralen Schwanzende gewisser Cebideu {Lagothrix, Ateles, Alouata u. a.) erinnern. Durch diese Strukturverhältnisse wird eine mehi' oder weniger deutliche mediane Tieunungslinie gebildet, von welcher beiderseits die sich immer stärker longitudinal neigenden Parabeläste ausgehen. Im apicalen Schaftdrittel sind die Schüppchen beinahe ganz longitudinal und manche an der Mittellinie sogar etwas schräg medial gerichtet (Fig. 22); dabei kann der mediale Rand eines solchen Schüppchens schwach konkav sein. Das ganze macht den Eindruck, als hätte sich während der Entwicklung des Haarschaftes bei der Bildung des Oberhäutchens in der Mittellinie ein Widerstand geltend ge- macht, durch welchen die Schuppenreihen hier mehr beisammen- gehalten wurden, während sie sich gegen die Schaftränder zu mehr Behaarung der Säugetiere. 71 ausladen konnten. Man könnte dieses Bild ungefähr mit der Falten- bildung- eines nur durch eine Mittelleine (in unserem Falle bildlich gegen die Stachelbasis zu) emporgeraiften Vorhanges vergleichen. Doch wäre auch ein Druck von beiden Seiten her denkbar, z. B. infolge der allmählichen Verschmälerung des Stachels. Bezüglich des Überganges des Verhaltens der Oberhautschüpp- chen an der äußeren Fläche des Stachels zu den einfacheren Ver- hältnissen an der dermalen Seite spielen die verdickten, mark- haltigen Stachelränder eine gewisse Rolle. Dieser Übergang läßt sich stellenw^eise nur schwer verfolgen. Knapp an der Basis des Schaftes, wo die Stachelränder noch nicht verstärkt sind und die Schüppchen oben und unten quer verlaufen, gehen die Reihen in einfacher Weise ineinander über; sowie aber die Wülste beginnen und die Schüppchenreihen der äußeren Fläche sich in der Mitte bereits etwas basal abbiegen, schmiegen sich letztere, sowie sie in die Nähe des Wulstes gelangen, diesem gewissermaßen an, indem sie sich ziemlich plötzlich schräg apical auswärts richten und so auf den Wulst hinanziehen. Am seitlichen Rande des Wulstes, an der Grenze zwischen der oberen und unteren Fläche, scheinen sie sich ziemlich plötzlich in entgegengesetzter Richtung abzubiegen, d. h. vielmehr, sie dürften hier in scharfem Winkel auf die Schüppchen der Gegenseite stoßen. Diese sind am Rande der unteren Fläche ebenfalls stark schräg apical auswärts gerichtet und noch relativ schlank. Medial, an der Stelle, wo die untere Stachelfläche eben zu werden beginnt und w^elche ungefähr gegenüber dem inneren Rande des Wulstes der Außenfläche liegt , geht diese schräge Richtung durch die Vermittlung einzelner unregelmäßig eckiger und relativ großer Schüppchen — in der Regel unter einer wurzelwärts spitz- winkligen Einziehung — in die mehr oder weniger queren Reihen der nun etwas längeren, aber schmäleren zarten Schüppchen der eigentlichen unteren Fläche über. Gegen die beiden Enden des Schaftes zu nehmen die Schüppchen an den Rändern sowohl der Ober- als auch der Unterseite allmählich eine quere Stellung ein. Das Verhalten des Oberhäutchens ist also an den verschiedenen Stellen der Stacheln von Platacanihomys ein sehr verschiedenartiges und vielfach ziemlich kompliziertes. Die Fig. 23 zeigt z. B. die Be- schaffenheit des Oberhäutchens um den ganzen Stachel herum an einer Stelle des apicalen Schaftdrittels. Das Oberhäutchen beider Flächen wurde ineinander gezeichnet, und zwar aus technischen Gründen das der unteren über jenes der oberen. Man beachte insbesondere den Cd. Karl Toldt jnn.. Unterschied in der Anordnung und in den Größenverhältnissen der Schüppchen an beiden Flächen. Die Schüppcliengrenzen der unteren (hier zu uberst gezeichneten) Fläche erscheinen in Wirklichkeit viel zarter als jene der oberen. ünwillküilich drängt sich nun die Frage auf, ob dieses eigentümliche Verhalten der Oberhautschüppchen mit der r i n n e n f ö r m i g e n Gestalt d e r S t a c h e 1 n in Z n s a m m e n - hang steht und irgendeine praktische Bedeutung be- sitzt. In dieser Hinsicht sei nochmals darauf hingewiesen, daß bei ähnlichen Stacheln, z. B. von Echimys, Acomys u. a., wohl das Ober- häutchen in der Rinne kräftiger ausgeprägt ist als auf der gegen- überliegenden Seite; eine sehr schräge oder gar longitudinale Rich- tung der Schuppenreihen findet sich bei diesen aber nicht. Eine solche ist bis jetzt nur von Flataccmthoniys bekannt, einem Tiere, welches hauptsächlich auf Bäumen lebt und sich in denselben Schlupf- winkel zurecht richtet. Wenn man sich nun die vorhin erwähnte Annahme (Abschnitt 3) vor Augen hält, daß Haarfurchen die Ab- leitung von Wasser, Erde u. dgl. — im vorliegenden Falle etwa auch von Holzsplittern — fördern und das Schlüpfen im allgemeinen erleichtern, dürfte speziell die nur an der frei nach außen gekehrten Apicalfläche vorhandene longitudinale Stellung der freien Schuppen- ränder hierzu noch beitragen, jedenfalls mehr als die gegen die Haarspitze gerichteten Schüppchenränder bei den anderen Haaren. Von diesen kämen in bezug auf die angedeutete Funktion jene am nächsten, deren Schüppchen langgestreckt und spitz zulaufend sind. Bezüglich der Rinnenform des Stachels selbst sei nochmals darauf hingewiesen, daß an der vertieften Fläche das Oberhäutchen relativ stark und die Rindensubstanz verhältnismäßig schwach ausgebildet ist, während die untere, am Felle weniger exponierte Fläche eine bedeutend stärkere Rindenschicht und ein zartes (gewöhnliches) Ober- häutchen besitzt. — Die übrigen Haare von Platacanthomys zeigen nichts Auffallendes. An den Wollhaaren sind die Schüppchen sehr deutlich, stellenweise mit apical ziemlich schräg zugespitztem Rande. Die geschilderten Verhältnisse an den Borstenstacheln von Plata- canthomys sind für die Kenntnis des Oberhäutchens der Säugetier- haare im allgemeinen von Interesse, weil sie zeigen : erstens, daß die Oberhautschüppchen an der Ober- oder Unterseite in der Form und Stärke bzw. betreffs der Schärfe ihrer Abgrenzung wesentlich ver- schieden sein können (das hat sich gleichzeitig auch für die Stacheln von EcJiimys, Proecliimys und Acomys ergeben); zweitens, daß die Behaarung- der Säugetiere. 73. Schüppchen direkt longitudinal gerichtet sein können (im vorliegen- den Falle ist auch die Art des Überganges von der Querstellung zu dieser Richtung interessant); drittens, daß die Richtung- der Schüpp- chen an derselben Stelle der Stachellänge oben eine ganz andere sein kann als unten. Wie sich im Laufe dieser Abhandlung mehrfach gezeigt hat, kann der bilateral-sj'm metrische Bau der abgeflachten Haare, abgesehen von der allgemeinen Form, auch in verschiedenen Details zum Ausdruck kommen. Das bezieht sich zunächst auf die bereits in mehreren Fällen bekannte bilaterale Verschieden- heit der Stärke der Rindensubstanz (größere Dicke der konvexen Fläche des Apicalplättchens der (h'nithorhynchus-B.a.-a.re, an welcher auch das Oberhäutchen dicker ist, bei den Borstenstacheln der Stachelratten u. a.), auf die damit zusammenhängende einseitige Lage des Markstranges (beim OrnitJiorhynchus-'PVAtichen der flachen Seite genähert) und auf die Pigmentierung (einseitige Pigmentierung wiederum bei den OrnithorJiijnchus-'Hixnren an der flachen dermalen Seite des Plättchens, bei manchen platten Stacheln, sowie bei linearer Pigmentierung, vgl. Abschnitt 4). Weiter kommen hinzu die Fälle von bilateral symmetrischer Anordnung der Rindensepten (bei den kurzen abgeflachten Stacheln von Hystrix, den Borstenstacheln von Echimiß annaUis, den Plättchen der Schwanzborsten von Athemra) und endlich die auffallende, in mehrfacher Beziehung bilateral symmetrische Ausbildung und Anordnung der Oberhautschüppchen bei den Borstenstacheln von Plataccmihomys. Weniger auffallend ist die beiderseits verschiedene Ausbildung des Oberhäutchens wiederum am Endplättchen der OrmfhorJrynchus-'H.a.&Ye (an der konvexen Fläche dicker) ; ferner ergibt sich eine bilaterale Symmetrie bei vielen zarten, etwas abgeflachten Haaren [z. B. von Glossophaga soricina Pall., ToLDT (d)] insofern, als die ganze Breite einer Breitfläche nur von einem an sich bilateral-symmetrisch geformten Schüppchen ein- genommen wird, während an den Schmalseiten die Ränder der gegen- seitigen Schüppchen an einander treffen. Auch sei hier an die nur an der dermalen Fläche vorhandenen, nach vorn gerichteten Zacken im apicalen Teile der etwas abgeflachten Stacheln von Äthenira africana Grat erinnert. Es ist wohl zweifellos, daß die meisten dieser Verhältnisse mit der mehr oder weniger abgeflachten Form der Haargebilde in Zu- sammenhang stehen; doch sei hier besonders darauf verwiesen, weil sie für die Beurteilung der in phylogenetischer Hinsicht mehrfach 74 Karl Toldt juu., erörterten und vorhin bereits angedeuteten Frage von Interesse sind, ob die ursprüngliche Haarform die runde oder die flache ist [s. insbesondere auch Maueer (b), Keibel (a), ferner H. Rabl)]. Hier sei noch eine Eigentümlichkeit des Ober- häutchens an manchen Haar stellen bei Lemur mo^igos L. erwähnt, auf welche kürzlich Lambert u. Balthazard hin- gewiesen haben. Sie berichten hierüber wie folgt: „H convient surtout d'attirer l'attention sur la curieuse disposition des cellules cuticulaires du duvet, au voisinage du bulbe et des parties retrecies. On trouve, en ces points, des ecailles situees lateralement d'un meme cöte du poil, et disposees ä la fagon des Supports des pieds dans les echasses. Ces ecailles sont minces, tres transparentes, incolores; elles fönt cette forte saillie, parce que, decollees, meme sur le poil frais, elles se sont deroulees lateralement. Cette dis- position unique dans la serie animale suffit pour permettre de reconnaitre les poils de makis." Unter meinen Präparaten habe ich ganz ähnliche Verhältnisse wie bei den Haaren von Lemur mongos auch bei solchen von L. fulvus riifus Audeb. und Hapalemur griseus Geofer. vorgefunden, sowie andeutungsweise bei solchen von Micro- cebus xmsillus Geofer. Bei ProjntJiecus diadema Benn. und Tarsius tarsiiis Erxl. konnte ich sie nicht nachweisen. Bereits aus der Be- schaffenheit der Vorsprünge geht hervor, daß es sich hier nicht um ein einfaches Vorspringen des apicalen Endes der Schüppchen handelt. Denn die Vorsprünge sind 3 — 4mal höher (länger) als diese und haben ungefähr die Form (nicht nur im Umriß) einer mehr oder weniger scharfen Adlernase, deren annähernd horizontale Fläche nicht apical, sondern basal gekehrt ist [Basislänge bzw. -höhe ca. 18 ju, Basisbreite ca. 7 //, Höhe (Länge) des Vorspringens nach außen ca. 13 ju]. Die Zackung ist jedoch keineswegs immer regel- mäßig, vielmehr gibt es auch, insbesondere an den Enden der Eeihen, anders geformte Vorsprünge, so mehr oder weniger spitze Zacken oder niedere Erhebungen mit mehr flachem Kontur usw. An manchen Stellen findet sich eine ganze Reihe unregelmäßiger, gewissermaßen mißgebildeter Erhebungen , von welchen manche allerdings auch Reste von verletzten Zacken sein können. Dabei muß man stets darauf achten, daß die Zacken im Präparat direkt seitwärts ge- richtet und nicht etwa vom Haarschafte teilweise verdeckt sind. Das Wesen dieser Verhältnisse besteht darin, daß das im übrigen gewöhnlich gestaltete Oberhäutchen streckenweise auf eine Länge Behaarung der Säugetiere. 75 von V2 ^^ ^^^ darüber bei einer Breite des Haarschaftes (ab- züglich der Vorsprünge) von ca. 24 ju einseitig einen ca. 19 /n breiten Streifen aufweist. Derselbe zeigt keine Schuppengrenzen, sondern erscheint homogen durchsichtig und ti'ägt in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen von ca. 17 ju hintereinander bis zu 15 Häkchen. Die Reihenstellung derselben ist jedoch keine streng regelmäßige, vielmehr finden sich öfters auch zwei nebeneinander oder unregel- mäßige Gruppen zu dreien. Zwischen den einzelnen Zacken scheint dieser Streifen flachgrubig vertieft zu sein, bzw. er steigt zu jeder in flach konkavem Bogen an. Diese Verhältnisse ergeben sich insbesondere bei Behandlung des Haares mit Schwefelsäure, wobei man häufig ein längeres oder kürzeres Stück des Streifens mit oder ohne angrenzende Oberhautschüppchen .isoliert erhält. Er ist etwas steifer als das übrige Oberhäutchen. Ob die Zacken hohl oder solid sind, konnte ich nicht mit Sicherheit feststellen. Das unregelmäßige Auftreten dieser Streifen an den Haaren sowie die oft ungleichmäßige Ausbildung der Zacken legt die Ver- mutung nahe, daß es sich hier nicht um einen normalen Zustand, sondern etwa um eine zeitweilige Störungserscheinuug während der Entwicklung des Haarschaftes handelt. Dafür spräche auch, daß an solchen Schaftstrecken der Markstraug meistens etwas unregel- mäßig ausgebildet ist und zwar im ganzen schwächer als an den benachbarten einfachen Schaftstellen (vgl. auch die Zickzackhaare der Mäuse etc.). Dabei erscheint er im Bereiche einer Zacke oft verbreitert, was jedoch auch auf eine Lageverschiebung des Haares im Präparat infolge des durch die Zacke bedingten Druckes zurückzuführen sein kann. Da eine solche Zackung jedoch an Haaren aller Individuen vorzukommen scheint und sie in ihrer Art doch sehr charakteristisch ist, muß sie gleich- wohl als eine normale Diff'erenzierung betrachtet werden. Bis zu einem gewissen Grad erinnert sie an die ebenfalls basal gerichteten Zackenbildungen rings um die Spitze der Stacheln bzw. stärkeren Borsten von Erethison dorsatus (s. Lüweg). Eine genauere Unter- suchung dieser Verhältnisse auch auf ihr eventuelles Vorkommen bei Arten aus anderen Tiergruppen wäre wünschenswert; dann wird sich vielleicht auch über ihre eventuelle Bedeutung etwas sagen lassen. So finden sich beispielsweise ähnliche Bildungen bei den Haaren von Chrysochloris aurea Pall.; das sind wahrscheinlich die „Ästchen-' und „Häkchen", von denen bereits Eble bei diesen Haaren spricht. 76 Karl Toldt jnn., 6. Ein interessanter Pilz in den Haargebilden von Z(((/loss ) ( s (Pi 'oech fd i * a) . Zum Schlüsse gebe ich noch eine Abbildung von einem Pilz (Taf. 3 Fig. 24), welchen ich in der Eindensubstanz stärkerer oder borstenartiger Haare eines lichtstacheligen Zcußossus {Proechidna) hruijni Ptes. et Dor. aus NW.-Neuguinea gefunden habe [vgl. Toldt (b)]. Der Pilz hndet sich nur im apicalen, zumeist ver- stärkten (ca. 280 fi dicken) Schaftteile, dessen Oberfläche oft von einer leichten Schmutzkruste bedeckt ist. Da derselbe von den all- gemein bekannten Haarpilzen ^) in verschiedener Hinsicht ab- weicht, habe ich ihn dem Botaniker Herrn Hofrat Prof. ß. R. v. Wett- stein zur Begutachtung vorgelegt. Herr Prof v. Wettstein war so freundlich, das Objekt eingehender zu studieren, konnte aber, wie er mir schriftlich mitteilte, vorläufig zu keinem definitiven Resultat kommen. „Soviel ist sicher", heißt es in diesem Schreiben, ,.daß es sich um einen Pilz handelt, der sehr interessante morphologische Verhältnisse aufweist. Er dürfte nach allem, was ich in der Lite- ratur vorgefunden habe, neu sein. Ich habe nichts Ähnliches finden können. Die Abbildung ist durchaus korrekt und gibt die Wachs- tumsweise gut wieder." Herr Prof. v. Wettstein beabsichtigt, diesen Pilz genauer untersuchen und darüber in einer botanischen Zeit- schrift berichten zu lassen. Indem ich auf diese zu erwartende fach- männische Bearbeitung verweise, sei hier nur so viel bemerkt, daß der Pilz (bzw. sein Mycelium) je nach dem Grade seiner Ausbildung und nach der Stärke des Haarstückes die Eindensubstanz mehr oder Aveniger stark durchsetzt und meistens gegen die Haarspitze zu be- sonders dicht wird. Zur Abbildung habe ich ein unpigmentiertes, markloses Borstenstück gewählt, an welchem der Pilz ringsum in der Rindensubstanz noch relativ locker verteilt ist und daher eine klare Übersicht bietet. Soviel ich an markhaltigen Schaftstrecken gesehen habe, scheint er in das Mark nicht einzudringen. Die von den ca. 3,8 fi dicken Hyphen schräg abgehenden weniger oder stärker entwickelten spindel- bis kugelförmigen Gebilde von ca. 30—57 /^ 1) S. besonders L. Gedoelst : Les Champignons parasites de riiomme et des animaux doinestiques, Bruxelles 1902. — Nachträglich sei erwähnt, daß B. Naunyn an Schwanzborsten von Elefanten einen offenbar ähnlichen Pilz beobachtet hat („Die Hornborsten am Schwänze des Elefanten", in: Arch. Anat. Physiol. 1861, p. 670 — 674). Beliaaruug der Säugetiere. 77 Länge und 8—45 i^t Dicke reichen mit ihrem freien Ende bis an die Oberfläche des Haares und scheinen liier auszumünden. Soweit ich bemerkt habe, verändert sich der Pilz bei längerem Liegen in Glycerin (Fortschreiten in der Entwicklung?). — Gewisse Anzeichen sprechen dafür, daß auch manclie Stacheln dieses Tieres an ihrer Spitze von einem solchen Pilze befallen waren. Inzwischen habe ich auch in den Borsten der Schwanzquaste von einer Atheriira africana Grat viel unscheinbarere Gebilde ge- funden, welche wohl gleichfalls Pilze, aber von ganz anderer Art, sein dürften. Es ist daher wahrscheinlich, daß man insbesondere bei Haaren von seltneren Tieren noch öfters interessante Pilze finden kann. Da die Botaniker naturgemäß weniger leicht in die Lage kommen, derartige Beobachtungen zu machen, wäre es angezeigt, bei Haarstudien auch mehr als bisher auf solche Verhältnisse zu achten und fallweise Sachverständige darauf aufmerksam zu machen. Im vorliegenden Falle ist es mir eine besonders angenehme Pflicht, Herrn Hofrat Prof. v. Wettstein für das große Interesse, welches er diesem Objekte entgegengebracht hat, den verbindlichsten Dank auszusprechen. Auch Herrn Dr. K. E. v. Keissler bin ich für mehrfache Bemühungen dankbar. Wien. Ende November 19n. 78 Karl Tolut jun., Literaturverzeichnis. ^) Adametz, L., Die biologische und züchterische Bedeutung der Haustier- färbung, in: Jahrb. Pflanzen- und Tierzüchtung, 1904. Backmund, K., Entwicklung der Haare und Schweißdrüsen der Katze, in: Anat. Hefte, Abt. 1, Vol. 26, p. 315—383, 1904. Bloch, A., Des rapports du Systeme pileux avec la coloration de la peau, in: Bull. Soc. Anthropol. Paris (4), Vol. 7, p. 309-319, 1896. Boas, J. E. V., Die Fußsohlen der Hasen, in: Zool. Anz.. Vol. 35, p. 439—445, 1910. Brehm's Tierleben, Pechuel-LoesCHE, Vol. 1 — 3, Leipzig und Wien, 3. Aufl., 1890—1891. Bresslau, E., Der Mammarapparat, in: Ergeb. Anat. Entw., Vol. 19, p. 275—349, 1910. Bröcker, De textura et formatione spinarum et partium similium, Dor- pati 1848. Carlier, E. 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Man erkennt an demselben hauptsächlich drei Ab- stufungen in bezug auf die Länge der einzelnen Haarsorten : die Leithaare überragen ^ie Grannenhaare beträchtlich (einzelne Haare stehen in bezug auf ihre Länge zwischen beiden) ; die Wollhaare endigen mit ihrer Spitze in der Höhe des basalen Teiles der Granne der Grannenhaare und hier erscheint das Haarkleid am dichtesten. — Li natürlicher Stellung sind die Haare apical etwas schräg nach hinten gerichtet. 1:1. Fig. 2. Typische Haarformen vom Hinterrücken eines Lynx ly nx L. a Leithaare, b Zwischenform zwischen a und c. c eigent- liches (stärkeres) Grannenhaar, d schwächeres Grannenhaar, e stärkeres, f schwächeres Wollhaar. 1:1. Fig. 3. Embryo von 40 mm Scheitelsteiß länge einer Hauskatze (etwas schräg von der Seite, so daß noch ein Teil der Gegenseite sichtbar ist). Verschieden starke Epidermisverdickungen in Form von Linien, Strichelchen und Pünktchen zumeist in bestimmter An- ordnung. In Wirklichkeit erscheinen sie als mehr oder weniger deutliche, schwache, lichtopake Hauterhebungen. 2:1. Fig. 4. Kopf desselben Embryos von der Seite. Die künftige, vom Auge schräg nach hinten unten gerichtete Wangenzeichnung deutlich durch zarte, lineare Epidermisverdickungen markiert. Innerhalb dieser Zeichnung das Gebiet der Pili zygomatici als rundliches Höckerchen angedeutet. Ein solches hinter dem Mundwinkel an Stelle der späteren Pili angulares. Die Epidermisdifferenzierungen am Nacken sind nicht ein- gezeichnet. 2:1. Fig. 5. Jüngerer Hauskatzenembryo (Scheitelsteiß- länge 22 mm). Bauchansicht. 3 Paar Milchdrüsenanlagen als stärkere, rundHche Epidermisverdickungen angedeutet; das 4. von den Vorderfüßen verdeckt. Eine Anzahl etwas schwächerer, zweifelhafter Bildungen beider- seits in ziemlich symmetrischer Anordnung, welche bei älteren Embryonen nicht mehr so auffallen. Vor dem Nabel eine mediane Leiste, in welcher späterhin einzelne rundliche Knötchen auftreten. 2:1. Fig. 6. Kopf eines Hauskatzenembryos von 80 mm Scheitelsteißlänge. Ansicht von hinten; die Spitzen der stärkeren 6* S4 Karl Toldt juu., Haare sind in diesem Stadium bereits durchgebrochen. Dieselben deutlich in geschlossenen Längsreihen. Die den Epidermisstreifen der früheren Stadien entsprechenden Reihen aus besonders starken Haaren bestehend ; zwischen je zwei solchen vielfach eine Reihe neu hinzugekommener (jüngerer) Haare und allenthalben dazwischen zahlreiche feinste Haaranlagen (letztere in Wirklichkeit dichter beisammen, als im Bilde angedeutet). 3 : 2. Fig. 7. Innenfläche der abpräparierten Haut eines etwas größeren Embryos (Scheitelsteißlänge 92 mm). Haare nicht viel weiter entwickelt als im vorigen Stadium. Infolge einer be- stimmten Verteilung der vei'schieden stark pigmentierten, durchschimmernden Haarzwiebeln kommt stellenweise eine scharfe Zeichnung zustande, welche an der Außenseite der Haut kaum zu erkennen ist und im großen ganzen jener der späteren Wildzeichnung des Felles entspricht. 1:1. Fig. 8. Transversalschnitt durch die Nackenhaut im Bereich eines bereits etwas vorgeschrittenen Epidermis- streifens (vom mittleren Paar) eines Katzenembryos von 40 mm Scheitelsteißlänge. Links die mediane Verdickung des Streifens (Leiste im engeren Sinn) ; nach rechts zu verjüngt sich der Streifen ganz allmählich und würde in Fortsetzung des Schnittes bald in die einfache Epidermis übergehen. Links ist der entsprechende Teil fortgelassen. 295 : 1. Fig. 9. Schnitt durch die Nackenhaut eines 52 mm langen Katzenembryos in der Richtung einer Haarlängs- reihe. Die Epidermis hat an Stärke wesentlich zugenommen. Eine Haar- anlage im Stadium des Haarzapfens. 295 : 1. Fig. 10. Stück eines Borstenstachels von Echimys arm atii s Js. (tEOFFR. Nach außen gekehrte Fläche mit breiter Furche und aufgeworfenen Rändern. Querschnitt: An der Innenseite der der Haut zugewendeten , schwach konvexen Fläche springt die hier kräftige Substantia corticalis jederseits leistenförmig in die Markhöhle vor. 14 : 1. Fig. 11. Stück aus dem apicalen Teile eines Grannen- haares von Oryx gazella L. a nach außen gekehrte Fläche mit breiter, flacher Rinne, b der Haut zugekehrte Fläche mit breitem abge- rundeten Mediankiel und schräg abfallenden Seiteuflächen. Querschnitt : An der Innenfläche der Rindensubstanz ist die Profilierung schärfer aus- geprägt als an der Außenfläche. 22 : 1. Fig. 12. Stück aus der apicalen Hälfte eines kurzen Stachels vom Vorderrücken von Ilysirix leucura Syk. a nach außen gekehrte Fläche mit breiter flacher Furche ; b nach innen gekehrte, lichtere Fläche. Die iamellösen an bestimmten Stellen in den Markstrang vorspringenden Fortsätze der Rindensubstanz (vgl. auch den Querschnitt) sind durch zarte Linien angedeutet. 5:1. Fig. 13. Querschnitt durch einen dunklen Ring aus der mittleren Strecke eines großen Rückenstachels von Hys trix lenriira Syk. Von der Rindensubstanz springen in ziemlich regelmäßiger Anordnung Septen von verschiedener Stärke in den Markstrang vor. Außenfläche der Rindensubstauz glatt. 5 : 2. BehaaruDg der Säugetiere. 85 Fig. 14. Stück einer ab geflachten B o rst e Yon Tnyassus tajacti L. Durch die in das Mark eindringenden leistenartigen Vor- sprünge der Rindensubstanz wird eine äußerliche Furchung vorgetäuscht ; die Außenfläche der Rindensubstanz ist jedoch glatt (vgl. den Querschnitt). — Die Borstenflächen sind nicht gleichmäßig eben, sondern stellenweise (in einer gewissen Beziehung zu den Farbenringen) etwas schräg von vorne basal eingesenkt. 23 : 1. Fig. 15. Querschnitt aus dem mittleren Teile einer ver- breiterten Stelle einer S ch w anz quas tenb or s te von Athcriira a fr i cana Geay. Sieben in bestimmter Anordnung und Richtung in den IVIarkraum vorspringende Rindenleisten , von welchen besonders die gegen die Schmalseiten zu stark seitlich umgebogen sind. Außenfläche der Rindensubstanz glatt. 8:1. Fig. 16. Querschnitt durch die Borste eines Haus- schweines, nach V. Höhnel. Der Markraum ist durch die inneren breitwulstigen Vorsprünge der Rindensubstanz so stark eingeengt, daß er auf ein kleines zentrales Lumen mit radiär ausstrahlenden irregulären Spalten reduziert erscheint. 140: 1. Fig. 17. Spitzenteil eines Grannenhaares vom Hinter- rücken einer A?ii ilocajyr a aniprieana Okd. a Außenfläche: In der Mittellinie ein scharfer rötlicher Pigmentstreif, b einheitlich gefärbte Gegenseite. 12:1. Tafel 3. Fig. 18. Ein Borstenstachel von Plataca ntJtovi y s lasi- itrns Blyth. Nach außen gekehrte Fläche mit lireiter Rinne und wulstig aufgeworfenen, stark markhaltigen Rändern. Übersicht über die Anordnung der Schüppchen des Oberhäutchens in der Rinne entlang des ganzen Stachels. Halb schematisch. 12 : 1. Fig. 19. Basaler Teil desselben Borstenstachels. Detail- bild über die Schüppchenanordnung an der nach außen gekehrten Fläche ; das nämliche gilt auch für Fig. 20 — inkl. 22. Desgleichen beträgt die Vergrößerung bei allen 64 : 1. Fig. 20. Stück aus dem apicalen Teil des basalen Viertels. Fig. 21. Stück aus dem basalen Teil des mittleren Drittels. Fig. 22. Basaler Teil des apicalen Drittels. Fig. 23. Stück aus dem apicalen Viertel desselben Borstenstachels. Das Oberhäutchen beider Breitflächen gleichzeitig dargestellt. Die der Haut zugewendete schwach konvexe Fläche ist dem Beschauer zugekehrt, An derselben sind die Oberhautschüppchen relativ lang, zart umgrenzt (in der Zeichnung mußten sie relativ kräftig gehalten werden) und bilden apical schwach konvexe Reihen. Die Oberhaut- schüppchen der äußeren Fläche (Rinne) sind dagegen kürzer, im ganzen schlanker, scharf umgrenzt und in diesem Stachelteil bereits ganz lougi- tudinal gerichtet. 84 : 1. 86 Karl Toldt jun., Behaarung der Säugetiere. Fig. 24. Stück aus dem verstärkten apicalenTeil einer Borste eines langschnabeligen Ameisenigels (Individuum mit langen lichten Stacheln), Zaglos sus (Proechidna) hriiijni Ptes. et DoK. Die Rindensubstanz (das Mark fehlt hier) ist von einem Pilz in verschiedenen Entwicklungsphasen durch- setzt. Die von den Hyphen abgehenden, mehr oder weniger starken Anschwellungen reichen an die Oberfläche der ßindensubstanz. 160 : 1. Nachschrift. In den Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, 1912, p. (16) — (27) befindet sich ein Bericht über einen Vor- trag, den ich am 13. Dezember 1911 unter dem Titel „Epidermisstreifen, Haarreihen und Wildzeichnung in der Entwicklung der Hauskatze" in dieser Gesellschaft (Sektion für Zoologie) gehalten habe. Er stellt eine Zusammenfassung des Abschnitts über die Katzenzeichnung dar und ent- hält zwei neue Abbildungen. Die eine (fig. 1) zeigt die Seitenansicht des Kopfes eines Katzenembryos von 29 mm Scheitelsteißlänge, bei welchem die Epidermisverdickungen des Nackens noch nicht zu kontinuierlichen Streifen vereinigt sind ; von der Wangenzeichnung sind bereits die zwei vom Auge schräg nach hinten abwärts ziehenden Streifen erkennbar. Die zweite neue Abbildung (fig. 4) stellt die Unterseite eines Katzenembryos von 31 mm Scheitelsteißlänge dar, an welchem die mediane Bauchleiste vor dem Nabel noch ziemlich deutlich ist; in ihrem Verlaufe finden sich bereits in kurzen Abständen hintereinander feine Knötchen. Die frag- lichen epithelialen Bildungen beiderseits am Bauche erscheinen nicht mehr 80 kräftig wie bei dem hier (Taf. 2 Fig. 5) abgebildeten Embryo von 22 mm Scheitelsteißlänge. Bezüglich dieser Difi'ereuzierungen sind zwei kürzlich erschienene Mitteilungen von E. Beesslau über ventrale Tast- haare bei Eichhörnchen von Interesse (in: Verh. Deutsch, zool. Ges., 1911, p. 174—186 und Zool. Jahrb., Suppl. 15, 3. Bd., p. 479—492, 1912). — Auch über die Abschnitte 3 und 5 enthalten die Verh. zool. -bot. Ges. [1912, p. (29) — (34)] einen kurzen Vortragsbericht vom 9. Februar 1912. Wien, Anfang Mai 1912. G. Piitz'scLe Buchdr. Lippeit & Co. G. in. b. H., Naumburg a. d. S. Zoolog. Jahrbücher Bd.. 33. Abt. f Syst 1 Tar. 1. Lith Anst.v.A.Giltsch,Jena vanüouv/e dcl Zoohr). Jahrbikher Bd. 33 Abt. f. Sijst Verlag von r.«^""*'^««''er in Jeua. Zoolog. Jahrhücher Bd. 33 Abt. f. Syst. Taf. 3. Verlaj: i Nachdruck verboten. Übcrsctzv.ngsrecht vorbeholtcn. Brasilianische Batrachier des Berner Naturhistorischen Museums nebst Untersuchung-en über die geographische Verbreitung der Batrachier in Brasilien. Von Dr. F. Baumann (Bern). Blit Tafel 4—6 nnd 4 Abbildungen im Text. I. Brasilianische Batrachier. Veranlaßt durch eine größere Batrachiersammlung aus dem Orgel- Gebirge, der Umgebung von Parä und den Urwäldern des Amazonas, die dem Berner Naturhistorischen Museum von Herrn Prof. Dr. E. A. Goeldi geschenkt und mir zur Bestimmung über- lassen wurde, unterzog ich auch die anderen vorhandenen brasilia- nischen Batrachier einer neuen Untersuchung. Die letzteren stammen zum größten Teil aus der Umgebung von Rio de Janeiro, wo sie von Herrn Dr. Nägeli gesammelt wurden. Durch die GoELDi'sche Sammlung sind die brasilianischen Batrachier des Berner Museums in schönster Weise ergänzt worden, so daß es sich lohnt ein Ver- zeichnis der vorhandenen Arten zu publizieren. Wenn ich mich aber im Nachfolgenden nicht auf ein leeres Verzeichnis beschränkt habe, sondern in den meisten Fällen auf eine Beschreibung der Art eingetreten bin, so wurde ich dabei von dem Wunsclie geleitet, durch eine möglichst genaue Beschreibung der Tiere Verschiedenheiten in ■den Angaben der Autoren in \\'egfall zu bringen und durch Her- Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 7 88 F- Baumann, vorheben wenig bekannter oder vernachlässigter Merkmale in Körper- bau, Farbe und Zeichnung ihre Charakterisierung möglichst zu ver- vollständigen. Es war mir dies um so eher möglich, als von der größeren Zahl der Arten mehrere Exemplare vorhanden sind, so daß ich für einige Variationsgrenzen und Mittelform in bezug auf Färbung und Zeichnung beschreiben und abbilden kann. In bezug auf die Färbung erhalten meine Angaben über einige Arten durch schöne nach dem lebenden Tier gemalte Abbildungen, die mir von Herrn Prof. Dr. Goeldi in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellt wurden, wertvolle Ergänzungen. Durch kurzes Eingehen auf Lebensweise und Brutpflege der Tiere, insofern mir neuere An- gaben darüber zur Verfügung standen, habe ich ihr Bild auch in dieser Hinsicht zu vervollständigen gesucht. Von den Phaneroglossen sind die Firmisternia allein durch die Bendrobatidae vertreten, die Arcifera durch die Familien der Cysti- gnathidae, Bufonidae und Hylidae. Die Aglossen sind durch die Pipidae vertreten. Von ihnen kommt nur diese Familie in der neuen Welt vor. Firmisternia. Bendrohatidae. Dendrobates Wagl. Deudrohates tinctorius Wagl. Parä. Die Familie der Bendrobatidae ist allein durch 2 Exemplare von Bendrohates tinctorius Wagl, vertreten. Die Saugballen an Finger und Zehen sind fast gleichgroß und wenig kleiner als das Trommel- fell, das ungefähr die Hälfte der Augengröße erreicht. Die warzen- förmige Erhebung in der Mitte des Tarsus ist vorhanden und ziem- lich stark entwickelt,^) Auf beiden Flanken, etwas auf die Unter- seite verschoben, verläuft je eine deutliche Längsfalte, wie sie von DuMERiL u, BiBRON 2) beschrieben wird. Das eine Exemplar ist ganz 1) BouLENGEK, Catalogue of the Batrachia Salientia s. Ecaudata in the Collection of the British Museum, 1882, p. 142. 2) Dum. et Bibr., Vol. 8, p. 653. Brasilianische Batrachier des Berner Naturhistorischen Museums. 89 schwarz gefärbt, das andere zeigt auf den Oberschenkeln einige hellere undeutliche bräunliche Flecke. Sie würden also mehr den Varietäten entsprechen, die Boulenger von Panama und Santarem anführt, und für Parä neu sein, wenn man nicht annehmen will, daß die graue Farbe der Rückenseite der Parä- Varietät im Alkohol ver- schwinden oder undeutlich werden kann. Arcifera. CysUgnathidae. Mlosia TscH, Die ganz auf Brasilien beschränkte Gattung war bis 1907 nur durch drei Arten vertreten. Wandolleck ^) fügte eine neue, die E. divina, hinzu. Die Sammlung des Berner Museums enthält als einzigen Vertreter, der aber in einigen gut erhaltenen Exemplaren vorlianden ist, ebenfalls eine neue Art aus dem Orgel-Gebirge, die deutliche und konstant auftretende Merkmale zeigt, die sie mit Leichtigkeit von den anderen unterscheiden lassen. JElosia Täte riHtriff ata n, sp, (Taf. 4 Fig. 1, la, Ib.) Orgel-Gebirge. Die Zunge ist breit und am hinteren freien Rand ganz wenig eingeschnitten. Die Vomerzähne stehen auf 2 kleinen rundlichen zwischen den ziemlich großen Choanen liegenden Höckerchen, die einen nach vorn offenen Bogen bilden und zwischen sich und den Choanen deutliche Zwischenräume erkennen lassen. Die Schnauze ist verlängert, vorn quer abgestutzt und trägt einen ziemlich scharfen Canthus rostralis. Das Nasenloch ist der Schnauzenspitze mehr genähert als dem Auge. Das Auge ist groß, mit liorizontaler Pupille. Der Interorbitalraum ist breiter als ein oberes Augenlid und gleich der Entfernung zwischen den Nasenlöchern. Der Unter- kiefer ist vorn gleichmäßig abgerundet und zeigt ein kleines Spitz. 1) Wandolleck, B., Einige neue und wenig bekannte Batrachier von Brasilien, in: Abb. Ber. zool. u. antlir.-ethn. Mus. Dresden, 1907, Vol. 11, No. 1, p. 4. '90 F- Baumann. clien. Das kreisrunde Tj-mpanum erreicht die halbe Größe des Auges. Das Tarsotibialgelenk kommt, wenn die Hinterextremität nach vorn gelegt wird, auf die Schnauzenspitze zu liegen. Die Finger sind vollkommen frei, der 1. nur ganz wenig länger als der 2. Sie tragen am vorderen Ende scheibenartige Er- weiterungen, die die Größe des Tympanums lange nicht erreichen und deren oberer Teil durch eine vertikale Furche in zwei Abschnitte zerlegt wird. Die Zehen tragen am Grund den Rest einer Schwimmhaut, der sich beidseitig in Form eines ganz schmalen Saumes bis zur letzten Phalauge fortsetzt. Die Metatarsaltuberkel sind klein, ungefähr von der Größe der Zehentuberkel. Die P^ärbung der Oberseite ist eine dunkelbraune. Von der Schnauzenspitze zieht sich der Oberlippe entlang bis zur Schulter und in den meisten Fällen bis zum Ellbogengelenk eine weiße Linie. Eine zweite entspringt am hinteren Augenwinkel, geht am oberen Rand des Trommelfelles durch, erstreckt sich bis zur Basis des Ober- schenkels und kann sich auch nach vorn, dem äußeren Rand der Orbita entlang, bis zum Nasenloch ausdehnen. Die vorderen Extremitäten sind braun gefärbt und tragen am Außenrand des Unterarmes eine undeutliche dunkelbraune Längs- binde. Die Oberschenkel können undeutliche dunkle Querbinden tragen, weisen aber in den meisten Fällen nur eine dunkelbraun und weiße Marmorierung der Hinterseite auf. Am Unterschenkel und Fuß beobachtet man dunkle Flecken. Die Unterseite ist gelblich gefärbt mit dunklen unregelmäßigen Punkten, die im vorderen Abschnitt zu einer undeutlichen mittleren Längsbinde vereinigt sind. Die Körperoberfläche ist im hinteren Abschnitt granuliert. Das Männchen besitzt zwei seitliche äußere Schallblasen. Hf/fodes Fitz. Die Sammlung des Berner Museums enthält zwei Vertreter der Gattung. Davon ist der eine eine neue Art. Beide stammen aus dem Orgel-Gebirge und sind in mehreren Exemplaren vorhanden. Brasilianische Batrachier des Berner Naturhistorischeu Museums. 91 HfjJodes goeldli n. sp. (Taf. 4 Fig. 2a, 2b.) Orgel-Gebirge. Den zu Vs niit, Schwimmhäuten versehenen Zehen nach muß man die Art in die Nähe von H. palmatus und unter die erste Ab- teilung der von Boulengek^) aufgestellten Synopsis stellen. Der Kopf ist groß, breit, dreieckig mit zugespitztem, vorn quer abgeschnittenem Vorderende. Der Canthus rostralis ist etwas ab- gerundet. Die Nasenlöcher sind der Schnauzenspitze viel mehr ge- nähert als dem Auge. Das Auge ist groß mit horizontaler Pupille. Die Orbita ist breit und hoch gewölbt. Der Interorbitalraum breiter als die Orbita, so breit wie die Distanz zwischen den Nasenlöchern. Der bezahnte Oberkiefer zeigt eine Höhlung zur Aufnahme des Spitzchens des Unterkiefers. Die Zunge ist breit und hat ein freies ganzrandiges hinteres Ende. Die Vomerzähne stehen auf kleinen rundlichen, weit auseinanderliegenden Erhebungen zwischen den Choanen. Das kleine querovale Trommelfell erreicht kaum Vs der Augengröße. Am Brustgürtel legt sich der rechte Coracoidknorpel über den linken. Das knorplige Episternum ist schmal, langgestreckt und vorn kuopfartig erweitert. Das Hyposternum ist breiter, platten- förmig, nacli hinten an Breite abnehmend und ebenfalls ganz knorpe- lig. Die Querfortsätze der Sacralwirbel sind wenig verbreitert. Das Tibiotarsalgelenk des nach vorn gelegten Hinterbeines kommt zwischen das Auge und das Nasenloch zu liegen. Die Finger sind frei mit stark Tförmig ausgeprägten knöchernen Endphalangen. Die Endscheiben sind kleiner als das Tympanum. Die Gelenkhöcker sind nicht stark entwickelt. Die Zehen sind bis zu Vs ihrer Länge durch Schwimmhäute verbunden, die sich auf ihren beiden Seiten saumartig bis zur Endscheibe ausdehnen. Vom Tibiotarsalgelenk, der Innenseite des Metatarsus und auch der Außenseite der 5. Zehe entlang, erstrecken sich stark entwickelte Hautsäume. Die Meta- tarsaltuberkel sind nicht stärker entwickelt als die der Zehen. Die Färbung der bei dem größten Exemplar etwas granulierten Körperoberfläche ist eine dunkelbraune, ziemlich einheitliche. Vorder- und Hinterextremitäten zeigen undeutliche dunkle Querbänder, die im hinteren Teil des Oberschenkels durch eine weiß und braune Mar- morierung abgelöst werden können. Die Bauchseite und die Unter- 1) BouLENGER, Catalogue, p. 198. 92 i- Baümänn, Seite der Extremitäten sind gelblich- weiß gefärbt mit einer hellbraunen Marmorierung, die sich auf die Seiten des Körpers ausdehnen kann. Hjjlodes ffollnieri Peters, Orgel-Gebirge. Diese mehr dem Norden von Südamerika eigene Art wurde für Brasilien erst im Jahre 1903 durch Boulengee^) mit Sicherheit festgestellt, nachdem er allerdings schon im Katalog ^) ihr Vorkommen in Brasilien als wahrscheinlich annahm. Sein Material stammte aus Matto Grosso im oberen Flußgebiet des Amazonas, wo es von M. A. Robert bei Chapadä gesammelt wurde. Die Exemplare aus dem Orgel-Gebirge sind in schlechtem Erhaltungszustande, lassen aber doch, nach der guten Beschreibung von Boulenger, ihre Zugehörig- keit zu der Art erkennen. Cer'atopJii'ifs Wieb. Ceratoplirys bolei Wieb. Orgel- Gebirge. Das vorliegende Exemplar stimmt im Körperbau genau mit den Beschreibungen von Dumehil u. Bibron^) und Boulenger*) über- ein. In bezug auf die Färbung möchte ich einige ergänzende Be- merkungen machen. Die Körperoberfläche ist bräunlich, die Bauch- seite mehr gelblich gefärbt. Die Schnauze weist eine hellere Färbung auf und wird jederseits begrenzt von einer breiten dunklen vom Auge nach dem Oberlippenrand gehenden Binde. Eine zweite un- deutlichere geht vom hinteren Augenrand nach dem Mundwinkel. Die warzigen hornartigen Fortsätze der oberen Augenlider sind von dunkler Farbe und werden verbunden durch eine im konkaven Inter- orbitali-aum liegende weiße Querbinde, die vorn und hinten von dunklen Flecken eingefaßt wird. Die vordere zeigt eine fast vier- eckige Foi'm. Von einer durcligehenden Leiste von einem Orbital- fortsatz zum anderen kann nicht gesproclien werden, sondern sie 1) Boulenger, Batrachians and Reptiles collected by M. A. Robert at Chapadä, Matto Grosso, in: Proc. zool. Soc. London, 1903, p. 69. 2) Boulenger, Catalogue, p. 205. 3) Dum. et Bibr., Vol. 8, p. 437. 4) Boulengeu, Catalogue, p. 223. Brasilianische Batrachier des Berner Naturliistorischen Museums, 93 wird nur, wie Wandolleck ^) beobachtete, im Interorbitalraum durch die weiße Binde vorgetäuscht. Die beiden warzigen Längskämme auf dem Rücken sind hell gefärbt und werden auf der äußeren Seite von dunklen Längsbinden begleitet. Die dunklen Querbinden der Extremitäten sind undeutlich und mehr schräg nach oben gerichtet. Die Seiten weisen größere, die Unterseite kleinere dunkle Punkte und Flecken auf. Ceratophrys eornuta Schleg. Brasilien. Von der Art sind Männchen und Weibchen vorhanden, leider nur in schlechterhaltenen, alten, abgeblaßten Exemplaren. Die Art- merkmale sind jedoch noch deutlich zu erkennen. Ceratophvj/s ornata Günth. Orgel- Gebirge. Auch die Vertreter dieser Art befinden sich in schlechtem Zu- stand. Die Farben sind zum größten Teil verschwunden. Gute Beschreibungen dieser und der vorhergehenden Art finden sich bei Boulengek -) und Gadow.^) Letzterer zieht auch die Lebensweise der Tiere in Betracht. LeiHodaetylus Fitz. LeptodactyUis longirostris Blngr. Orgel-Gebirge. Von Boulengee ^) wird als einziger bekannter Fundort der Ort Santarem am Amazonenstrom angegeben. Durch die beiden Exem- plare aus dem Orgel-Gebirge ist nun auch ihr Vorkommen in Süd- Brasilien nachgewiesen. Die von Boulenger gebrachten Abbildungen und die kurze Beschreibung der charakteristischen Merkmale der Art sind vollkommen ausreichend, um die Tiere mit Sicherheit be- stimmen zu können. Ich möchte nur einige kleine Ergänzungen bei- 1) "Wandolleck, B., Einige neue und weniger bekannte Batrachier von Brasilien, in: Abh. Ber. zool. anthr.-ethn. Mus. Dresden, 1907, Vol. 11, No. 1, p. 9. 2) Boulenger, Catalogue, p. 224, 225. 3) Gadow, Amphibia and ßeptiles, in: Cambridge nat. Hist., Vol. 8, 1901, p. 215. 4) Boulenger, Catalogue, p. 240, tab. 16 Fig. 3. 94: F- Baumann, fügen. Meine Exemplare weisen eine deutlich braun und weiß ge- fleckte Oberlippe auf, wie sie die Abbildung Boulenger's der Seiten- ansicht des Kopfes übrigens deutlich zeigt, und nicht eine, wie er angibt, mit einem dunkelbraunen Strich versehene. Auch die Unter- lippe ist deutlich braun und weiß gerandet. Das dunkle Band, das, vom Nasenloch kommend, durch das Auge geht und im hinteren, verbreiteten Teil das Tympanum einschließt, ist vorhanden, ebenfalls der aus zwei Dreiecken bestehende dunkle Fleck zwischen den Augen. Leptodactylus tyjLthonius Daud. Orgel-Gebirge. Über die Zugehörigkeit der 3 vorhandenen Exemplare zu dieser Art war ich lange im Zweifel. Es ist nicht, leicht aus den Angaben und Abbildungen der Autoren, die sich in vielen Punkten wider- sprechen, von denen aber die meisten die große Variationsfähigkeit der Tiere betonen, ein einigermaßen richtiges Bild der Art zu er- halten. Die regelmäßig über den Rücken angeordneten Längsfalten, die in größerer Zahl vorhanden sind als bei L. mystacinus, mit welchem sie im übrigen große Ähnlichkeit aufweisen, gaben für mich den Ausschlag. Die Zunge ist oval, hinten wenig frei und eingeschnitten. Die großen Vomerzähne stehen in zwei stark gekrümmten Reihen hinter den kleinen Choanen. Die Schnauze ist zugespitzt, länger als der größte Augendurchmesser und trägt die Nasenlöcher mehr der Sclmauzenspitze genähert. Der Tnterorbitalraum ist nicht so breit wie ein oberes Augenlid. Das Trommelfell erreicht -/s — '4 der Augengröße. Die Finger sind von mittlerer Länge, der 1. länger als der 2. Finger und Zehen sind vollständig frei und weisen auf der Unterseite gut entwickelte Warzen auf. Von den Warzen des Metatarsus ist die äußere nur angedeutet, während die innere eine ziemliche Größe erlangt. Das Tibiotarsal- gelenk des nach vorn gelegten Hinterbeines kommt in die Augen- nähe, eher zwischen Auge und Nasenloch, zu liegen. Von den cha- rakteristischen Längsfalten liegen 2, nahe beieinander, zu beiden Seiten der Mittellinie des Körpers; 2 deutlicher ausgeprägte ent- springen am inneren Rand des oberen Augenlides und gehen über das Kreuzbein nach hinten; 2 weitere nehmen ihren Ursprung am hinteren Augenwinkel und gehen, am oberen Rand des Tympanums vorbei, den Flanken entlang bis zur Basis des Oberschenkels; zwischen Brasilianische Batrachier des Beruer Naturhistorischen Museums. 95 die letzten und die vorletzten können sich noch weniger deutlich entwickelte und angeordnete einschieben. Die Farbe ist im jetzigen Zustand eine dunkelbraune, war ursprünglich vielleicht olivenfarbig, mit wenigen undeutlichen dunklen Flecken. Alle besitzen ein dunkles Band, das vom Nasenloch kommend durch das Auge geht, allmäh- lich breiter wird, das Tympanum einschließt und sich in der Schulter- gegend verliert. Eine ganz ähnliche Zeichnung soll nach Boulengek^) L. mystacinus aufweisen. Bei einem Exemplar kann man zwischen den Augen eine aus zwei nebeneinander liegenden dunklen Dreiecken bestehende Figur beobachten. Das Trommelfell ist dunkelbraun gefärbt. Die Elxtremitäten weisen undeutliche, aus einzelnen Flecken zusammengesetzte Querbinden auf. Die hintere Seite der Ober- schenkel zeigt eine hell und dunkle Marmorierung. Vom inneren Rand des Tibiotarsalgeleukes bis zur inneren Metatarsalwarze er- streckt sich auf der Unterseite des Fußes ein deutliches weißes Band. Die Unterlippe besitzt einen dunkelbraunen Rand, der regel- mäßig angeordnete weiße Flecke einschließt. Die Bauchseite und die Unterseite der Extremitäten sind gelblich-weiß gefärbt und weisen eine braune Punktierung und Marmorierung auf, die gegen Brust und Kehle intensiver wird. Von den weißen Streifen auf dem Rücken , die nach Boulenger -) und Dumeril u. Bibron ^), nach letzteren Autoren auch auf den Oberschenkeln, vorkommen können, konnte ich keine Spur entdecken. Spix soll sie nach Peters' *) Aus- führungen in seinen Figuren (tab. 3 flg. 1, 3) zu deutlich hervor- gehoben haben. Die Tiere sind ungefähr von gleicher Größe und messen von der Schnauzenspitze bis zum After 19 cm. Leptodactyliis ocellatus Wagl. Die Sammlung enthält Exemplare aus Rio de Janeiro, aus dem Orgel-Gebirge, aus dem Süden von Brasilien und aus Argentinien. Die meisten befinden sich in schlechtem Zustand, zum Teil sind es alte abgeblaßte Exemplare, zum l'eil vertrocknete. Die Farben sind bei keinem mehr einigermaßen erhalten. Das eine Männchen zeigt aber sehr deutlich die beiden stark entwickelten, mit hornigen Fort- sätzen versehenen Erhebungen an der Innenseite des 1. Fingers. 1) BoüLENGER, Catalogue, L. »n/stacimts, p. 244. 2) BoULKNGER. Catalogue, L. th;i/)honii(.s, p. 246. 3) Dum. et Bier., Vol. 8, p. 4(J2. 4) Peters, in: Monatsber. Acad. Wiss. Berlin, 1872, p. 201. 96 F. Baümann, JBufonidae. Bufo Laük. Bufo inarinns Schneidek. {Bufo agua Daud.) Von dieser in ganz Brasilien häufig- vorkommenden Kröte ent- hält die Sammlung Exemplare aus Südbrasilien, aus dem Orgel- Gebirge und von Parä in verschiedenen Größen und Altersstufen. Neben ganz jungen Tieren von nicht einmal 3 cm Länge sind solche von 20 cm Länge vorhanden. Ohne näher auf den Körperbau ein- treten zu wollen, möchte ich auf die interessanten Farbenunterschiede zwischen jungen und alten Tieren aufmerksam machen, wie dies schon von Gauow^) getan wurde. Die Färbung der mir zur Ver- fügung stehenden jungen Exemplare aus dem Orgel-Gebirge ist aller- dings eine etwas andere, als sie von dem genannten Autor be- schrieben wird. Die Oberseite zeigt eine gelblich-braune Farbe mit über den ganzen Eücken verstreuten dunkelbraunen Flecken, die aber im Gegensatz zu den Angaben Gadow's, nach welchen sie weiß gesäumt sein sollen, schwarz umrandet sind. An den Extremitäten können sie zu undeutlichen Querbinden vereinigt sein. Zwischen den Augen und vom unteren Augenrand zum Mundwinkel können helle Binden auftreten. Die Warzen der Rückenseite weisen in den' meisten Fällen eine hellere Färbung auf. Die Farbe der Unterseite ist grau bis bräunlich mit größeren oder kleineren hellen Flecken. Die ausgewachsenen Tiere sind dunkelbraun gefärbt, ungefleckt oder mit großen unregelmäßigen schwarzen Flecken versehen. Ihre Bauchseite ist von hellerer Farbe, ungefleckt oder weist bräunliche Flecken auf Bu/'o erncifer Wieb. Rio de Janeiro. Die Art muß in Brasilien häufig sein. Das vorhandene Exemplar ist etwas abgeblaßt, zeigt aber die bräunliche Grundfarbe mit schwarzen Flecken noch deutlich. Die schwarz und gelbe Marmo- rierung der Flanken und der Hinterseiten der Extremitäten ist aller- dings verschwunden, wenn sie überhaupt je vorhanden war. Sie 1) GadOW, H., Amphibia and Reptiles, in: Cambridge nut. Hist.. Vol. 8, 1901, p. 179. Brasilianische Batrachier des Berner Naturhistorischen Museums. 97 wird übrigens nur von Boülenger ^) angeführt, während sie Dumeril u. BiBKON -) nicht kennen. Die charakteristischen und guten Unter- scheidungsmerkmale gegenüber B. marinus sind vorhanden. Als solche möchte ich vor allem die in die Länge gezogenen Parotideu, die aus Warzen gebildete, hinter der Parotis beginnende laterale Falte, die dunkle breite Binde, die sich vom hinteren Augenrand nach dem Mundwinkel erstreckt und das Trommelfell, das ^/^ der Augengröße erreicht, einschließt, anführen. Weniger charakteristisch ist die vertebrale, beidseitig dunkel gerandete weißliche Binde, die, wie wir sehen werden, auch bei den Jugendformen von B. fypJionius vorkommen kann. Vergleicht man das Exemplar der Berner Sammlung mit den von Waxdolleck ^) gebrachten Abbildungen und seiner Beschreibung der beiden Exemplare des Dresdener Museums, so stimmt es in der Farbe mehr mit dem in flg. 5 abgebildeten Tier überein. In der Zeichnung dagegen zeigt es ziemliche Abweichungen. Zwischen den Augen ist eine Spur von einer dunklen Querbinde vorhanden. Die schwarzen Flecken bilden mehr zusammenhängende Streifen zu beiden Seiten der hellen vertebralen Linie. Die schwarze Binde hinter dem Auge läßt sich nicht wie bei seinen Exemplaren in ein- zelne Teile auflösen. Bi(fo typhoiiins Schneid. Parä. Die Sammlung enthält 3 junge und 2 alte Exemplare. Wenn ich trotz der ausführlichen Beschreibung von Dumeril u. Bibuon*) auf die Art näher eingehe, so möchte ich vor allem eine genaue Charakterisierung der jungen Exemplare geben, die von den alten in mancher Hinsicht so stark abweichen, daß man auf den ersten Blick geneigt ist, sie für eine eigene Art zu halten. Allerdings fallen sofort, auch bei den jüngsten, die merkwürdig nach hinten verbreiterte Körpergestalt und die vorspringenden Mundwinkel auf. Der Kopf ist bei dem jüngsten Exemplar ganz flach und besitzt noch keine Spur der steifen kammförmigen Überragung des Innen- 1) BoULENGEH, Catalogue, p. 316. 2) Dum. et Bier., Bnfo mehivolis, p. 710. y) Wandolleck, B., Einise neue und wenig bekannte Batrachier von Brasilien, in: Abb. Ber. zool. anthr.-ethn. Mus. Dresden, 1907, Vol. 11, p. 13. 4) Dum. et Bibr., Bttfo uiarij. Orgel-Gebirge. Die Exemplare stammen aus der Colonia Alpina bei Theresopolis 1) BüRMElSTER, Erläuterungen zur Fauna Brasiliens, /////(/- tl) QJ *7 R CD i- o rr. zr. p c X CS CS <5 c CS CS 05 c 3 X es 2 p "ÖJ o CS o CS 5 i- _cS cS cS ts '7i TS O o 5 Rana palmipes Spix R. copü Blngr. R. nigrilatus Cope Dendrobaies tinctorius Schneid. D. triinttatus Spix D. labialis Cope £>. braccatus Cope Phryniscus p)rohoscideus Blngr. P. fiavescens Dum. et Bibr. ßrachycephalns ephippiuni Spix Stereocyclops incrassatus Cope HypopacJius variolosus Cope Enyystoma ovale Schneid. E. microps Dum. et Bibr. E. lencostictum Blngr. Pseudis minuta Peters P. li)neUum Cope P. mantidactyla Cope Cyclorhamphus fuliyinosus Dum. et Bibr. Telmantobius brasiliensis Steind. T. nsper Blngr. Elosia nasus Licht. E. bufonia Gir. E. vomerina Gir. E. divisa Wandlk. E. lateristriyata n. sp. Hylodes goeldii n. sp. H. conspicillatus Günth. H. golhnerl Peters H. griseus Cope H. binotatus Spix H. sulcafus Cope H. miliaris Spix H. plicifera Blngr. H. raniagii Blngr. H. petropolitanus Wandlk. Ceratophrys biyibbosa Peters C. appendiculatii Günth. C. hoiei Wied C. fryi Günth. C. cornnta L. C. dorsata Wied C. ornata Bell C. americana Dum. et Bibr. C. cultripes R. et L. + + + + 4- + + + + + + + + + + + + + + + — — + + — + + + + + + + + + + + + + + + + — — + + + + + + + + + + + + + + 162 F. Baümann, Art o O o o CS o ,c3 -o5 ei CD o Ö a Sc CD 03 .2 'S cq CS X 0 -/: CD cc CS '3 H/eise, Liih-, Jena Zoolog. JahrbüdierBil..33 Abti: Syst. Taf.ß. Verlag ^-onG^-'^'f^^hermJen, I> Weise., Lith., Jena, . Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntnis der Gephyreen. IV. Revision der Gattung Ecliiurus. Von Prof. J. W. Speugel, Gießen. Mit Tafel 7. Im Jahre 1909 hat Skorikow in russischer Sprache eine kurze Revision der Echiurini veröffentlicht, von der Verfasser die Güte gehabt hat mir einen Abdruck zu schicken. Es ist mir nur möglich gewesen, wenigstens von den wichtigsten Punkten dieses in einer mir unverständlichen Sprache geschriebenen Aufsatzes Kenntnis zu erhalten, und das veranlaßt mich auch meinerseits einige Bemerkungen zur Systematik der Echiuren zu machen, zu deren Grundlagen ich selbst teils durch meine eigene frühere Arbeit über „die Organisation des Echiurus Pallasii", teils durch eine Schrift meines Schülers Philipp Seitz einiges beigetragen habe. Dazu kommt, daß ich Ge- legenheit gehabt habe, alle in Betracht kommenden Formen durch eigene Untersuchungen kennen zu lernen. Zur Gattung Echiurus hat man folgende Arten gestellt: 1. E. echiurus (Pall.), ältester Name Lumhricus echiurus (Pall.)^). Diese Art bildet den Typus der Gattung Echiurus. Für specifisch wahrscheinlich nicht davon verschieden erklärt Skorikow 2. E. sitchaensis J. F. Brandt. 1) P. S. Pallas, Miscellania zoologica, Hagae Comitum, 1766. Zool. Jahib. XXXIII. Abt. f. Syst. 13 ]^74 -l- W. Spengel, DiESiNG hat einen E. caraihicus aus Westindien beschrieben. Ferner hat Skorikow aus tieferen Schichten des Mittehiieeres nach 2 in den Sammlungen der Zoologischen Station in Neapel be- findlichen Exemplaren eine neue Art aufgestellt unter dem Namen: 3. E. abyssalis Skoeikow. Sicher stehen alle diese Arten dem EcMurus echiurus sehr nahe. Dagegen weichen 2 weitere Arten erheblich von diesem ab^ nämlich E. chüensis Max Müllee 1852, p. 21. E. unidncius v. Dräsche 1880. Beide sind durch monographische Bearbeitungen, erstere durch Alice L. Embleton, letztere durch Philipp Seitz, anatomisch genau bekannt geworden. Schon Mrs. Embleton war zu der Erkenntnis gekommen, E. imicinctus unterscheide sich von E. echiurus in so weit- gehender Weise, daß eine generische Trennung, vermutlich nebst E. chilensis, werde erfolgen müssen. Durchgeführt hat diese indessen erst Seitz, der 1907 den neuen Gattungsnamen Urechis eingeführt hat. Ohne von dieser Arbeit Kenntnis zu haben, hat Skorikow 1909 ebenfalls eine eigene Gattung für diese beiden Arten aufge- stellt und den Namen Spirodetor dafür angewandt. Dies ist indessen nicht nur fast 2 Jahre später als durch Seitz geschehen, sondern obendrein auf durchaus ungenügender Grundlage. Die neue Gattung- wird nur charakterisiert durch 1. den Besitz nur eines einfachen Kranzes von Analborsten, 2. durch den Besitz von sog. Spiraltuben der Nephrostomen. Seitz stellt dagegen folgende Tabelle auf: Echiurus chilensis Echiurus echiurus 1. Kopf läppen kurz, halbmond- 1. Kopf läppen lang, löfifelförmig, förmig, nicht hinfällig. hinfällig. 2. Bauchborsten dicht hinter der 2. Bauchborsten ca. 1 cm hinter Mundöffnung. der Mundöffnimg. 3. 1 Analborstenring. 3. 2 Analborstenringe. 4. Segmentalorgane mit Spiral- 4. Segmentalorgane ohne Spiral- tuben, tuben. 5. Innerste Muskelschicht: Eing- 5. Innerste Muskelschicht: Schräg- fasern, fasern. 6. Enddarm vorhanden. 6. Enddarm fehlt. 7. Blutgefäßsystem fehlt. 7. Blutgefäßsystem vorhanden. Beiträge zur Kenntnis der Gephyreen. 175 Als besonders wichtig möchte ich davon ansehen 1, 4 und 7. Der Mangel eines vom Rumpfe gesonderten langen und erheb- licher Ausdehnung fähigen „Rüssels" ist sonst in der ganzen Ordnung der Echiuroidea (Gattungen Echiurus, ThaJassema, Bonellia, Hamingia) unbekannt und gibt den beiden Arten eine scharfe Sonderstellung. Zwar ist von mehreren ThaJassema- Arten der „Rüssel" bisher nicht zur Beobachtung gekommen; soweit die Arten bekannt sind, kann es indessen keinem Zweifel unterliegen, daß er in allen Fällen nur abgebrochen war, woraus auf eine erhebliche Ausbildung zu schließen ist. Gleiches hatte man zunächst auch für E. chüensis und unicinctus angenommen, bis sich das durch die Untersuchung beider Arten ein- wandsfrei als irrtümlich herausgestellt hat : diese besitzen tatsächlich keinen „Rüssel", sondern ihr Kopflappen ist nur ein schwacher, vom Rumpf kaum abzugrenzender halbmondförmiger Wulst. 2. „Spiraltuben" von wesentlich gleicher Art wie in der Gattung Urechis sind unter den Echiuroideen nur bei einer Anzahl von Thalas- sema-krten bekannt, während der Trichter der Nephridien der Ecliiurus-kYiew mehr dem von Bonellia und Hamingia gleicht. 3. Der gänzliche Mangel eines Blutgefäßsystems dürfte wohl das eigenartigste Merkmal von Urechis sein, da ein solclies unter allen in dieser Hinsicht bekannten Echiuroideen kein und selbst unter den ihnen verwandten Chätopoden nur bei einigen wenigen ein Analogon hat (vgl. Eisig, Monographie der Capitelliden, 1887, p. 687). Dem Verhalten der Analborsten möchte ich weniger Wert bei- legen, und über das der innersten Muskelschicht ist von anderen Echiuroideen bis jetzt zu wenig bekannt. Die große Entfernung der Ventralborsten vom Munde bei Echiurus echiurus ist eine Folge der Ausbildung einer Unterlippe bei dieser Art (s. Spengel, 1912). Jene 3 angeführten Merkmale scheinen mir von so großer Bedeutung, daß es mir fraglich ist, ob es berechtigt sein würde, die Gattungen Echiurus und Urechis, die man bisher vereinigt hatte, einander auch nur sehr nahe zu stellen. Man hat das wohl bis jetzt wesentlich mit Rücksicht auf den Besitz der als primitiv angesehenen Analborsten getan; doch dürfte dies kaum ganz sicher begründet sein. Auf keinen Fall kann davon die Rede sein, die Gattungen Echiurus und Urechis zu einer Familie zu vereinigen. Beide müssen für sich allein bleiben, und damit entfällt — wenigstens zunächst — das Bedürfnis nach Aufstellung einer Familie Echiuridae — oder Unterfamilie Echiurini, wie Skorikow sie annimmt — , da diese nach unserem bisherigen Wissen nur durch die Gattung Echiurus vertreten 13* 176 J- W. Spengel, sein würde. Mit dem -weiteren Ausbau unserer Kenntnisse von den armaten Gephyreen und nachdem es gelungen sein wird, ein besser begründetes System derselben aufzustellen, als es zurzeit möglich ist, wird sich ja allerdings voraussichtlich auch die Notwendigkeit ergeben, für die Gattung EcMurus eine höhere systematische Kate- gorie zu schaffen. Einstweilen aber kann man das auf sich beruhen lassen, was den praktischen Vorteil bietet, daß man sich nicht der Gefahr einer Mißverständlichkeit aussetzt, wenn man, wie es ja noch vielfach üblich ist, die armaten Gephyreen auch Echiuriden nennt, wobei es sich allerdings empfehlen dürfte, die Verwendung der Familien-Eudung idae zu vermeiden, also Echiuridea oder Echiuroidea zu schreiben. Den Namen ganz durch Gephyrea armata oder chae- tifera zu ersetzen, geht aus dem Grunde nicht wohl an, weil die Zu- sammengehörigkeit der Echiuroideen mit den Sipunculoidea und den Priapuloidea zweifelhaft und vielfach bestritten ist. Im Gegensatz zu der Gattung Urechis mit ihren beiden wohl unterschiedenen Arten erscheint die Zusammensetzung der Gattung EcMurus bis jetzt unsicher. In bezug auf E. c h ry sacanthophor u s CouTHOUY, die, zuerst nach Verlust des Kopflappens aufgefunden und von Couthouy 1838 als eine Holothurie beschrieben, 1851 von PouKTALES als eiu EcMurus erkannt und benannt worden ist, kann allerdings nach der neuerlichen Untersuchung durch Chas. B. Wilson, 1900, p. 163—178, kein Zweifel mehr bestehen: diese von Wilson bei Casco Bay an der Küste von Maine in schwarzem Schlamm ge- fundene Form (über deren Lebensweise der Verf. eine sehr inter- essante Beschreibung gibt) ist sicher identisch mit dem europäischen E. echiurus. Auch mir selber haben Exemplare vorgelegen, die ich durchaus mit diesen übereinstimmend finde. Nach Wilson erreicht sie an seinem Fundorte eine Rumpflänge bis zu 30 cm. Der ein- zige Unterschied, den ich aus seiner Sehilderung zu entnehmen ver- mag, würde in der Größe der Eier bestehen, die er zu 0,3 mm Durchmesser angibt, während ich selbst bei dem europäischen E. echiurus nur 0,2 mm gemessen habe (1880, p. 528). Wegen der Be- schaffenheit meines Materials kann ich diese Angabe jetzt nicht nachprüfen. Ferner gibt Wilson als Normalzahlen der Analborsten 8 — 9 in vorderen, und 7 — 8 im hinteren Ringe an, während ich zwar bei europäischen Stücken auch bis 9 im vorderen und bis 8 im hinteren Ringe gefunden habe, aber als Durchschnittszahlen 7 und 6 bezeichnet habe. Die Analborsten zeichnet Wilson als „per- Beiträge znr Kenutuis der Gephyreen. 177 fectlj^ straiglit". So finde ich sie tatsächlich bei Exemplaren aus der Lorenzhai ebenfalls, wohingegen sie bei europäischen Stücken immer deutlich etwas gebogen sind. Ob dieser Unterschied für sich allein ausreichen kann, die amerikanische Form, die sonst ganz mit der europäischen übereinstimmt, von dieser zu trennen, muß ich un- entschieden lassen. Immerhin soll die Tatsache hervorgehoben werden. Aber Wilson hat weiter reichliches Material vorgelegen, das an den Küsten Alaskas von der HAERiMAN-Expedition im Sommer 1899 erbeutet worden ist und das nach \¥ilson's Angaben dieselbe Art umfaßt, die er an der atlantischen Küste beobachtet hat. Auch ich selbst habe Material aus dem National Museum der Smithsonian Institution in Washington erhalten, an dem ich das bestätigen kann. Unter den EcJiturus-Arteu, die in der bisherigen Literatur auf- treten, begegnen wir ferner einem U. forcipatus (Fabeicius) aus Grönland. Der Name forcipatus geht fast so weit zurück wie echiurus. Als HoJothuria forcipata ist 1780 von Otho Fabricius in seiner Fauna groenlandica p. 357 unter Nr. 349 ein Tier beschrieben, das bei Grön- land „in fundo maris argilloso" F. im Magen von Cottus scorpio ge- funden hatte. Die kurze Diagnose lautet: Holotlmria ventricosa, ex- tremitatibus angustis conicis, antica forcipe aurichalcica. Darauf folgt nachstehende Beschreibung: Longitudo 5 vnc, latitudo 2 vnc, ex- tremitatum vero 3 Lin. — Corpus ventricosum, cylindricum, molle, lubricum, punctis innumeris parum eminentibus. Cutis tenuis, Ex- tremitates valde angustae conicae solidiores, itidem punctatae : postica poro anali terminatur; antica poro maiore, de quo forceps aurichal- cica rigida ex 2 cruribus compresso-acuminatis, curvis, apice con- niuentibus, constans prostat: ad basin huius subtus in collo rima longi- tudinalis. J. F. Gmelin hat Diagnose und Beschreibung gekürzt und etwas modifiziert in seine 13. Ausgabe von Linxe's System a Naturae auf- genommen, wo es in Vol. 1, pars 6, p. 3142 heißt: (BolofJmria) forci- pata. 17. H. ventricosa, fine utroque angustato conico: anteriore forci- pato. . . . Habitat in fundo maris Groenlandiam alluentis argilloso, a cotto scorpio saepe comesta, 5 pollices longa, mollis, lubrica, cute tenui punctis innumeris parum eminentibus subaspera, forcipis rigidae oriclialceae cruribus curvis. Auf die gleiche Quelle geht augenscheinlich auch Diesing's erste Diagnose zurück, die 1851, p. 75 unter Bonellia fahricii gibt: Corpus cylindricum ventricosum utrinque angustatum conicum, corpusculis minimis 178 J- W. Spengel, parum eminentibus numerosis exasperatum. Prohoscis cylindrica aurichal- coidea labiis compresso-acuminatis, curvis, apice conniventibus. Erst im Jahre 1857 erhält das Tier durch F. Reinhaedt den Gattungsnamen Echiurns. Niclits spricht dafür, daß R. das Tier selbst gesehen hätte: seine einzige Quelle ist die Fauna groenlandica [= Fn. gr.] von Fabkicius. Eine Beschreibung hat er weder am angeführten Orte noch anderswo veröffentlicht. Es heißt dort nur: 76. Echiurus forcipaUis (Fbe.) Fn. gr. Nr. 349. Gronl. Illulualik. Anzuerkennen ist nur der Scharfblick, mit dem er die dürftigen Angaben oifenbar zutreffend auf einen Echiurus bezogen hat. Denn Fabkicius erwähnt deutlich erkennbar nur die Bauchborsten, die wir in seiner „forceps aurichalcica rigida ex 2 cruribus compresso- acuminatis, curvis, apice conniuentibus" recht gut geschildert nennen können, während Diesing diese Worte durchaus mißverstanden und auf einen „Rüssel" bezogen hat, auf den in Fabeiciüs' Beschreibung die "Worte: „ad basin subtus in collo rima longitudinalis" unschwer zu beziehen sind. Aber gerade das Merkmal, das einen Echiurus charakterisiert, die Existenz von Analborstenringen, wird von Fabeiciüs nicht mit einem Worte auch nur angedeutet. Wodurch nun eigentlich bei diesem Stand der Dinge die Ansicht hat aufkommen können, daß dieser Echiurus von Grönland eine be- sondere, von E. echiurus verschiedene Art sein könne oder gar sein werde, bleibt gänzlich unaufgeklärt. Tatsächlich scheint man von jetzt an jeden grönländischen Echiurus mit dem Namen E. forcipatus belegt zu haben. Nach diesem Gesichtspunkt ist auch Diesing 1859 in seiner „Revision der Rhyngodeen" an die Frage herangetreten; er hat sich grönländisches Echiurenmaterial aus dem Kopenhagener Museum verschafft und nun auf Grund der Untersuchung desselben eine neue Diagnose gegeben. Sie lautet: Corpus suhctjUndricum, versatile, alutaceum, assulis obsessum minimis oblongis, antrorsum et retrorsum assularum ?najorum seriebus aliquot anmdaribus insignitum, griseo-viride , retrorsum echinoruyn cauddlium seriebus annularibus 2, serio anteriore echinis 9 — 10, posteriore echinis 7 protractis. Longit. corp. 5", crassit. in med. 2" in extrem. 3'". Dann folgt der Zusatz: Uncini ventrales sensim curvati. Die Größenangabe in der Diagnose ist der FABKicius'schen Beschreibung entnommen, während für die Kopenhagener Stücke geringere Maße angegeben werden, für die kleinsten Individuen eine Körperlänge von 1^/V', eine hintere Dicke von 72" iind die Rüssellänge und -breite von 4'", für die größten eine Körperlänge von über 3" und eine hintere Dicke Beiträge zur Keuutuis der Gephyreeii. 179 von Über 1". Keines dieser Maße, selbst das größte, in der Diagnose angegebene, übertraft die bei Exemplaren von E. echiunis vorkommen- den: ich besitze ein zur Zeit der Abfassung meiner Abhandlung von Herrn Otto Peters in Göttingen in natürlicher Größe nach dem Leben ausgeführtes Ölfarbenbild eines Exemplares, das eine Körper- länge von fast 6" oder 15 cm aufweist. Auf Diesing's Angabe einer etwas höheren Zahl von Analborsten im vorderen Ring, die Geeeff hervorhebt, ist sicher kein Wert zu legen, zumal da Diesing, wie Greeff richtig bemerkt, auch dem E. pallasii = E. echiurus in jedem Ringe 10 Analborsten zuschreibt. Nicht dem geringsten Zweifel kann es unterliegen, daß Diesing keine andere Grundlage für seine Diagnose gehabt als das konservierte Material, daß sich daher seine Angabe in bezug auf die Färbung, „griseo-viride", ausschließlich auf dieses bezieht. Deshalb war Greeff's Frage, „ob die Bezeichnung sich auf das lebende Thier oder die Weingeist-Exemplare bezieht", unnötig: sie konnte ganz offenbar nur letzteren gelten. Da Diesing's Beschreibung somit keinen Anhalt für die Unter- scheidung des E. fordpatus von E. echiurus bietet, so unternahm eine Reihe von Jahren später Greeff abermals eine Prüfung grön- ländischer Exemplare, die auch ihm das Kopenhagener Museum zur Verfügung stellte, kam aber in seiner Monographie der Echiuren, 1879, p. 145 auch nur zu dem Resultat, E. forcipatus bedürfe „rück- sichtlich seiner Artselbständigkeit einer weiteren Prüfung". Sicher festzustellen, ob es eine eigene Art dieses Namens gibt, ist schwierig, weil zwar in verschiedenen Museen, z. B. in Berlin, als E. forcipatus bestimmte Stücke aufbewahrt werden, aber anzunehmen ist. daß sie nicht wegen gewisser Merkmale so benannt worden sind, sondern nur wegen ihrer Herkunft aus Grönland, woher Fabricius' Tiere stammten. Da Greeff sowohl wde Lütken inzwischen ver- storben sind, so dürfte sich auch nicht sicher ermitteln lassen, ob die Exemplare, die der erstere von letzterem als E. forcipatus erhalten und in seiner Echiuren-Monographie , p. 143—144 behandelt hat, bereits im Kopenhagener Museum unter diesem Namen eingereiht gewesen oder eben nur ihres Fundortes wegen als Vertreter der genannten Art Greeff zugestellt worden sind. Tatsache ist jeden- falls, daß gegenwärtig — mit Ausnahme des in der Anmerkung ^) er- 1) Das einzige als forcipa/iis bezeichnete Stück des Kopenhagener Museums ist ein Röbrchen mit der Etikette „Ecliinrus furcipatus (Fabr.) Krogeiie"', d. h. Haken, das außer einem Stück der Körperhaut einige ■ 180 -^^ W. Spengel, wähnten Objekts — in diesem Museum keine £'c/wwrMs-Exemplare mehr unter dem Namen vorhanden sind, wohl aber 10 Gläser mit Echiuren von verschiedenen Orten an der grönländischen Küste und 4 von solchen aus Island, teils nur als Echiurus, teils als JE. imllasii oder vulgaris, also mit einem der Synonyme von E. echiurus, be- zeichnet. Herr Inspektor G. M. R. Levinsen hat die Güte gehabt, mir auf meine Bitte dieses ganze Material zu schicken, und ich habe es geprüft, so gut seine Erhaltung es mir ermöglichte, mit dem Er- gebnis, daß darunter kein Exemplar ist, das ich von E. echiurus unterscheiden könnte. Als einzige Besonderheit habe ich allenfalls feststellen können, daß die Analborsten dieser arktischen Stücke weniger stark gebogen waren als bei den europäischen, indessen keineswegs gerade, wie bei den atlantischen. Dieser Befund be- stärkt mich in meiner Ansicht, daß auf die etwas ungleiche Form der Analborsten eben nicht so viel Gewicht gelegt werden kann, daß man darauf allein hin die Arten voneinander trennen darf Ich würde also den Schluß ziehen, daß E. forcipatus keinen Anspruch auf specifische Selbständigkeit machen kann ; es ist nur E. echiurus. Eine weitere Echiurus- kri hat Diesing unter dem Namen E. lütJcenii nach einer ihm von Lütken mitgeteilten Beschreibung namhaft gemacht, und zwar nach Exemplaren, die dieser im Öresund bei Hellebsek auf schlammigem Boden mit Muschelfragmenten in einer Tiefe von etwa 12 Faden gefunden hat. Eine Abbildung, die ebenfalls von Lütken ihm zur Verfügung gestellt worden ist, hat er den Icon. Zoograph. Ferdinandi I Imperatoris einverleibt (s. dar- über S. 207, Anmerkg.). Die Diagnose lautet : Corpus summe variabile, sordide viride, annulatum, annulis verrucosis, annulo magis disUncto verrucis majoribus obsesso cum annulis duobus vel tribus minus distinctus verrucis minoribus instructis alternante, retrorsum rotundatum echi- norum caudalium seriebus annularibus 2, serie anteriore echinis 7, isolierte Haken enthält. Es sind sowohl Bauch- wie Analborsten. Erstere stimmen vollständig mit solchen von E. echiurus überein, übertreffen sie nicht einmal an (jröße. Die letzteren sind schwach gekrümmt. Mit diesem Präparat ist natürlich nicht viel anzufangen, da weder ein Fundort auf der Etikette angegeben ist noch der Urheber feststeht. Sie zeigt die gleiche Handschrift wie die Etikette an 2 Röhrchen mit Echiurus carai- hicus Diesing und dürfte, selbst wenn es nicht DieSING's eigene sein sollte, darauf hinweisen, daß das Präparat von diesem angefertigt worden ist , als dieser im Kopenhagener Museum verschiedene Echiuriden be- arbeitete (außer E. forcipatus noch E. caraibicits und Thalassema pelzelnii Dies.). Beiträge ziir Kenntnis der Gephyreen. 181 posteriore echinis 4 protracUs. proboscis cUmidia fere corporis longitu- dine, antice rede truncata, fere plana, marginihus laieralibiis et carina brevi mediana interna iirohoscidis versus hasin excurrente anguste pilicatis^ pdllide violacea, marginibus rubescentibus. Longit. corp. ^l^ — 1", crassif, 2—4'": longit. probosc. 3—5"', Mit. 2—4'". Greepf, 1879, p. 24 erklärt, er sei sowohl nach der von Diesixg gegebenen Beschreibung wie nach der Abbildung — deren Original ihm Herr Prof. Lütken geschickt zu haben scheint — außer Z'weifel, daß die angebliche Art mit E. paUasü [= E. ecMurtis] identisch sei, ohne aber seine Ansicht durch weitere Gründe zu stützen. Da er für E. forcipatus die nach Diesing's Diagnose abweichende Färbung als vielleicht beachtenswert hervorgehoben hat, so hätte er auch die Färbuugsangabe in der von Lütken selber herrührenden und vermutlich nach dem lebenden Tiere entworfenen Beschreibung nicht ohne weiteres ignorieren dürfen. Die Worte „sordide viride" stimmen ebensowenig zu E. echiurus wie die früher für E. forcipatus ge- brauchten ,.griseo-viride". Im übrigen enthält allerdings Diesixg's Beschreibung nichts, was nicht auch für E. echiurus Gültigkeit haben könnte, und zu guter Letzt muß auch ich mich Greefe's Meinung über dieses Tier anschließen, bin nur der Ansicht, daß das nicht ohne Begründung geschehen sollte. Warum mag nun Lütken, der doch Greeff Exemplare von E. forcipatus aus dem Kopenhagener Museum geschickt hat, ihm nicht auch solche der von ihm selbst im Öresund entdeckten Art zugänglich gemacht haben? Offenbar weil er alle seine Exemplare davon an Diesing abgegeben hatte. Tatsache ist jedenfalls, daß sich im Kopenhagener Museum, dessen Direktor LÜTKEN gewesen ist und dem er auch als Inspektor lange angehört hatte, kein von Lütken herstammendes Exemplar des Tieres findet und keines unter dem Namen E. lütkenii. Die dortige Sammlung enthält nur ein einziges J5'c/?m^^'?-Exemplar von Hellebsek, aber es ist erst von dem jetzigen Direktor Jungersen 1883 dort gesammelt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß ein Echiurus in der dortigen Tiefwasserrinne — aus der ich seiner Zeit auch mein Material von Harrimama lupfferi erhalten habe — nicht selten vorkommt. Ich mag selbst etwa ^/g Dutzend Exemplare dai^on gesammelt haben, besitze aber leider keines mehr davon. An der Zugehörigkeit dieser Tiere zu E. echiurus habe ich nie gezweifelt, trotz ihrer stets sehr geringen Körpergröße, die vollkommen mit Lütken-Diesixg's Angaben übereinstimmt. Leider habe ich versäumt zu untersuchen, ob es sich um junge Individuen handelt oder um eine Zwergform. Mag 182 J- W. Spengel, dem aber sein wie ihm wolle, sicher stellt das Tier im Öresund den letzten Ausläufer einer auch an Punkten der dänischen Küsten lebenden Echinrus- Art vor, die mir in mehreren Exemplaren des Kopenhag-ener Museums aus dem Kattegatt und von verschiedenen Plätzen an der Küste Jütlands vorliegt. Das Stück aus dem Kattegatt ist etwa ebenso groß wie die von Hellebsek, die übrigen größer bis zu Stücken von der gewohnten Größe der Exemplare von E. echiurus. Auch die von mir lebend beobachteten Exemplare zeigten nun eben dieselbe dunkle Farbe, die in Lütken-Diesing's Beschreibung als „sordide viride" bezeichnet ist. Damit hat es folgende Be- w^andtnis. Die Farbe von E. echiurus ist nicht nur abhängig von der der Haut, die blaß fleischfarbig genannt werden mag, sondern auch von dem durch diese mehr oder weniger hindurchscheinenden Darm mit seinem dunklen Inhalt. Dadurch wird die Farbe schmutzig. Bei den sehr kleinen Individuen, wie es die von Hellebaek immer sind, ist die Haut ungemein dünn und nahezu farblos durchsichtig. Da aber der Darm dieser Tiere immer voll schwärzlichen Inhalts ist, so erhalten die Tiere ein schmutzig grünliches Aussehen, wie es LÜTKEN ganz zutreffend beschreibt. Die metallisch glänzenden Borsten heben sich sehr auffallend davon ab. Danach halte ich mich nun in der Tat für vollkommen berechtigt, die Art E. lütkenü Diesing zu streichen und den Namen unter die Synonyme von E. echiurus zu verweisen. Wenn Shipley ihn 1899 p. 343 zu E. forcipatus stellt, so liegt dafür gar kein Grund vor. (Ebenso beruht es auf einem Irrtum, wenn als Autor von E. forci- patus Reinhaedt statt Fabeicius genannt wird, was Shipley offenbar nach dem Vorgänge von Diesing und Geeeff getan hat, die zu einer Zeit schrieben, wo die Nomenklaturregeln noch keine Gültig- keit hatten ^).) Nach den obigen Darlegungen darf meines Erachtens die schon so lange in Erwägung gezogene Streichung der 3 Formen E. chrysa- canthophorus, E. forcipatus und E. lütJceni als sicher berechtigt an- genommen werden, die sämtlich nichts als E. echiurus sind. Dieser ist danach eine Art von ungemein großer Verbreitung. Im Gebiete des Atlantischen Ozeans sind ihre nördlichsten Fundstätten Grönland 1) Gleiches hat Shipley in bezug auf Thaiassema cnjlJirogrrmnuon getan, als dessen Autor er nach dem Vorgange von Geeeff's Monographie Max Müllee bezeichnet, der nichts anderes getan hat, als das von Leuckaet u. RÜPPELL als Ochetostoma erythrogranimo)} beschriebene Tier zu T//tilasscina zu stellen (1852, p. 16 — 17). Beiträge zur Keuntuis der Gephyreeu. 183 und Island. V'on dort erstreckt sie sich über Norwegen in die Nord- see und weiter bis in den Sund hinein, an die Küsten Englands und bis in den „Kanal". Ob sie an der atlantischen Küste Frankreichs noch vorkommt, ist nicht sicher. Ich finde in Hinsicht darauf nur bei CuENOT (1902, p. 8) die Bemerkung : „A la verite, Belteemieux cite, sur les cotes sablonneuses de la Charente-Inferieure, VEchiurus PaUasi Guerin-Meneville (qu'il appelle Thalassema ecMura Pall.); mais comme la citation n'est accompagnee d'aucune reference ni description, eile ne presente pas de garanties d'authenticite", worauf er hinzufügt: „il est tres probable, neanmoins, qu'on trouvera VEchiurus Pallasi sur la cote ouest de la France", was aber meines Wissens bisher nicht geschehen ist. Will man die sicher nachgewiesene südlichste Verbreitungsgrenze in einer runden Zahl angeben, so wäre es etwa der 50.". Auf der amerikanischen Seite erstreckt sich die Art nach Wilson's Befunden bis nach Maine, also bis 45", d. h. un- gefähr ebenso weit südlich, wie es an der europäischen der Fall sein würde, wenn sich Belteemieux' Angaben bestätigen sollten. Ferner kommt die Art im nördlichen pazifischen Ozean vor, und zwar an der amerikanischen Seite, an der Küste von Alaska und den vor- liegenden Inseln, von wo Wilson (p. 174) zahlreiche Exemplare vorgelegen haben, während mir selbst andere aus dem U. S. National Museum zugänglich waren, .andere desselben Museums stammen von den Inseln Unalashka und der Berings-Insel, also von der Insel- kette der Aleuten, die sich von Alaska gegen Kamtschatka erstreckt, an die asiatische Seite des Pazifiks. Von der dortigen Festlandsküste hat mir selbst ein Exemplar aus Ajan am Ochotskischen Meere vor- gelegen (s. unten bei E. sitchaensis). ^) Auch Skorikow (1909, p. 91) konstatiert nach Materialien des Zoologischen Museums der Peters- burger Akademie das Vorkommen der Art im Ochotskischen Meere und an der nördlichen Küste von Sachalin, und erwähnt ein Exemplar aus dem Museum Godefeeoy von der De Castries-Bucht. Ein besonderes Interesse knüpft sich endlich an die Fundorte einiger weiteren Exemplare des U. S. National Museum, da sie im arktischen Meere, nördlich von der Bering-Straße, gelegen sind, nämlich von der Nordküste Alaskas (Barrow-Pointj und von der 1) Die Angabe bei Theel (1906, p. 22), FisCHER habe 1895 die Art vom Amur Lande aufgeführt, beruht auf einem Irrtum. Dieser (1895, p. 21) fügt seiner Erörterung des E. pid/u.-yii ausdrücklich hinzu: „ohne Fundortsangabe". 184 J- W. Spengel, Wrangel-Insel nördlicli von der Tschuktschen-Halbinsel Asiens. Es sind allerding's, abgesehen von der Murman-Küste (s. Skoeikow, 1909, p. 91), bis jetzt die einzigen Punkte aus der großen Strecke des arktischen Meeres nördlich von Eurasien und Amerika, von denen unsere Art bekannt geworden ist: allein sie tragen doch dazu bei, die aus der übrigen Verbreitung sich ergebende Schluß- folgerung zu stützen, daß E. ecMurus eine hol arktische, cir- c umpolare Art ist, die sich von ihrem Zentrum im Arktischen Meere aus sowohl in den Atlantischen wie in den Pazifischen Ozean an den Küsten entlang südwärts zieht und zwar in beiden Ozeanen bis zu einer Breite von annähernd 50" herab. Wir wollen uns nun der Frage zuwenden, ob wirklich in dem ganzen holarktischen Gebiete nur eine einzige EcMunts-S^ecAes vor- kommt, zunächst ob es richtig ist, auch £'. sitchaensis nur für ein Synonym von E. echhirus zu erklären, wie es neuerdings anscheinend mit guten Gründen Skokikow verlangt. Was wir über dieses Tier durch den Urheber des -Namens wissen; ist ungemein dürftig. J. F. Brandt hat in dem allein erschienenen Prodromus descriptionis animalium ab H. Mertensio in orbis terrarum circumnavigatione observatorum, p. 62, 1835 nur folgende für eine systematische Fest- stellung durchaus ungenügende Beschreibung veröffentlicht: Corpus circiter tripolUcare oUongum, e subhrimneo oUvaceiim, ohscurius yunda- tum et transversim striatum. Proboscis latiuscula, carnea, transversim purpureo striata, apice emarginata. Unguiculi anterioris corporis partis et spiculae posterioris lutea. Diesing hat diese Diagnose in verkürzter Form in sein System der Rhyngodeen herübergenommen; sie lautet dort nur folgendermaßen : Corpus oblongum, brunneo-olivaceum, obscure punctatum et transversim striatum. proboscis latiuscula, apice emarginata, carnea, transversim purpureo-striata. Long. 3". Geeeff hat sich da- mit begnügt, diese verkürzte Diagnose zu lesen, und glaubt sich zu der Erklärung berechtigt, es sei „aus ihr nicht einmal zu ersehen, ob das Tier zur Gattung Thalassema oder Eclmirus gehört". Hätte er das Original sich verschaff't, so würde er dort nicht nur in den Worten: Unguiculi anterioris corporis partis et spiculae posterioris lutea die von ihm vermißte Begründung für die Einreihung unter EcMurus gefunden haben, sondern außerdem noch die Gattungsüber- schrift : Corporis posterior pars spinularum ordinibus dnobus cincta, und ich möchte annehmen, daß er sich dann doch wohl etwas weniger sicher über die Unzulänglichkeit der Diagnose ausgesprochen haben würde. Die ohne Zweifel auf Mertens' eigene Aufzeichnungen nach Beiträge zur Kenntuis der Gephyreeu. 185 Beobaclitimg- des lebenden Tieres zurückgehende Beschreibung der Färbung dieses EcJiiurus und seines Rüssels weisen doch stark darauf hin, daß wir es in E. sitchaensis mit einer von E. echiunis ver- schiedenen Art zu tun haben. Nun existiert sogar eine von Mektens eigenhändig angefertigte Abbildung des Tieres in seiner natürlichen Färbung. Ich kenne dieselbe schon seit Jahren. Das Blatt nebst anatomischen Aufzeichnungen von Mektens fand sich in einer Sammlung von MERTENs'schen Holothurienabbildungen, die Herr Prof. Beandt damals meinem Freunde Prof. Hubert Ludwig ge- schickt hatte, und durch letzteren sind sie mir übergeben worden. Vor wenigen Jahren habe ich eine möglichst getreu hergestellte Kopie des Habitusbildes an Herrn Dr. Skorikow in Petersburg ein- gesandt, und dieser hat sie in seinem eingangs zitierten Aufsatze vervielfältigen lassen (Skorikow, 1909, tab. 1 fig 1). Sie stimmt vollständig zu der Beschreibung; es sei nur dazu bemerkt, daß die purpurne Streifung des Rüssels sich an dessen dorsaler Fläche be- findet, also gerade dort, wo der Rüssel von E. echiurus farblos ist. Hertens' Manuskript, das ich nicht vollständig habe entziffern können, lautet folgendermaßen: „Im Meeressande von Sitcha; ich fand nur zwe}' Exemplare, die beyde dem anatomischen Messer gewidmet wurden, das eine frisch, ja lebend, das andere nachdem es 6 Wochen in Branntwein gelegen. Die Zeichnungen, die bey Zergliederung der ersten Exem- plare entworfen wurden, fand ich vollkommen bey der des 2. und zwar in allen Theilen bestätigt. Der Darmkanal füllt neben einer nur wenig . . . Masse das ganze Volumen der Haut aus. Er ist sehr groß und übersteigt gewiß 4mal die Länge des Thieres. Er beginnt als ein dünner Cylinder mit vielen Windungen, den obersten Theil des Thieres unterhalb des Löffels einnehmend, dann eine Schlinge unter den Quermuskel sendend, der die beyden Hacken mit einander verbindet, die am Halse des Thieres hervorragen, geht er allmählig weiter werdend, mit vielen Windungen vermittelst eines Gekröses an die innere Wand des Thieres geheftet abwärts fast bis zum After, steigt dann wieder gegen den Mund zu herauf und geht dann von neuem an das Afterende des Thieres, wo sich in denselben 2 fast den 4. Theil des Thieres an Länge betragende Säcke münden. Die Function derselben ist mir vollkommen unbekannt. Der Darm ist fast . . . ungemein dünn und sehr leicht zu zerreißen, er enthielt nur schwarzen Schlamm. Von dem Quermuskel der Stacheln oder eigentlich erst von der inneren Hülle der Stacheln geht ein ver- 186 J- W. Spengel, liältnismäßig sehr starkes Band ab, ich glaube wenigstens, daß es ein Gefäß ist, welches fast gegen die Mitte des Thieres . . . sich an den Darm heftet, an derselben Stelle nur an der entgegengesetzten Seite des Darmes sieht man ein ganz ähnliches Band sich . . . Sack de . . . begeben, außerdem sieht man noch eine kleine Schlinge ober- halb dieser Stelle den Darm . . ., wo der Brücke des Quermuskels beyder hackenförmigen Stachel seinen Ursprung nimmt. Außer dem Darm bemerkt man im Innern des Thieres nur noch ein orangen- gelbes Gefäß, welches schon am Grunde des Löffels entspringt und längs des Rückens des Thieres in der Bauchhöhle verlaufend sich am After endigt. Die Stacheln, die den After umgeben sind ebenso wohl wie die Hacken am Halse von eigentl. dornigt . . . mit rein metallischem Glänze." Durch Herrn Dr. Skoeikow habe ich nun vor einigen Jahren erfahren, daß im Petersburger Museum Reste des einen Original- exemplares vorhanden seien (Mertens hatte s. Z. 2 gesammelt).^) Er hatte im Jahre 1905 die Güte mir dieselben zur Untersuchung zu übersenden, wofür ich ihm zu besonderem Dank verpflichtet bin. Wie er schon in seiner russisch geschriebenen Abhandlung bemerkt hat, ist das Exemplar der ganzen Länge nach dorsal aufgeschnitten. Von inneren Organen ist nur ein vorderer Teil des Darmkanals, ein winziges Stück des Enddarmes mit Teilen der beiden Analblasen, die Bauchborsten mit ihrer Muskulatur (Interbasalmuskel und Basi- parietalmuskeln), das Bauchmark, die Analborsten und ein Paar von Segmentalorganen erhalten. Ein Teil der in ziemlich deutlichen Querringen angeordneten Hautpapillen ist abgerieben, namentlich gegen das Vorder- und Hinterende hin. Vor allem ist zu bemerken, daß das Exemplar, obwohl es augenscheinlich nichts weniger als vorsichtig behandelt worden ist, den Kopflappen besitzt, jenen Körperteil, der bei E. echiurus wie bei vielen Thalassemen so un- gemein leicht abfällt. Da, abgesehen von den Borsten, die ihren natürlichen metallischen 1) Über den Verbleib des 2. Exemplars, das Mertens gesammelt hatte, habe ich nichts festzustellen vermocht. Meine Hoffnung, es möge identisch sein mit einem unter dem Namen E. sUcJ/aciisIs Brandt im Berliner Museum aufbewahrten Stück , hat sich nicht erfüllt. Dieses stammt aus der Coli. Grube, gesammelt von Dr. Tiling bei Ajan (am Ochotskischen Meere). Schon auf der GEUBE'schen Originaletikette war zu der Bestimmung ? = furcipaUis Fabr. gesetzt. Es ist in der Tat ein E. echiurns. Beiträge zur Kenntuis der Gephyreen. 187 Glanz bewahrt haben, alle Teile ihre ursprüno-liche Farbe eingebüßt haben, kann es nur die Aufgabe sein festzustellen, ob die Organi- sation, soweit die erhaltenen Überreste einen Aufschluß darüber geben, es ermöglicht, die Frage nach der Artselbständigkeit dieses Tieres mit einiger Sicherheit zu beantworten. Skorikow, der einzige, der vor mir das Objekt untersucht hat, glaubt sie in verneinendem Sinne beantworten zu müssen. Der einzige auf einen Unterschied von E. echiurus hinweisende Punkt, den Skorikow be- merkt hat, ist die Existenz nur eines Paares von Nephridien, während letztere Art deren 2 besitzt. Er schreibt darüber: „Von den letztern — den 1 Paar Nephridien — ist das eine in der Form gut erhalten, kurz, länglich birnförmig. Es sind keine Tatsachen vorhanden, um zu oeurteilen, ob ein 2. Paar existiert hat." Trotz- dem hält er sein Dasein für wahrscheinlich, und zwar weil er bei unzweifelhaften E. ecAwnts-Exemplaren, die vom gleichen Fundorte stammten, 2 Paare gefunden hat. Was lehrt uns nun darüber eine sorgfältige Untersuchung des Objekts, wie ich sie mit einer Binokularlupe vorgenommen habe? Die Erhaltung der Innenseite der Körperhaut ist vortrefflich. Man sieht mit voller Klarheit die bei E. echiurus von mir zuerst nachge- wiesene schräge Muskulatur, welche die innerste Lage des Hautmuskel- schlauches bildet. Ein paar mm hinter den Bauchborsten liegt das eine Nephridienpaar, so klein (nur etwa 2 mm), daß man begreift, wie Mertees sie hat ganz übersehen können. Ich finde nicht nur das eine davon, sondern beide Nephridien in ihrer Form gut erhalten, und zwar nicht nur ihren Sack, sondern auch ihren Trichter, der wesentlich wie bei E. echiurus, etwa haikreisförmig, ist. Kaum doppelt so groß wie dieser ist der Sack, dessen basaler Teil stark erweitert ist, während der geschlossene Abschnitt sich ziemlich schnell zu einem sich schließlich stark verengernden Schlauch verjüngt. Bei dem linken Organ liegt das Ende lateral-, bei dem rechten medianwärts, den Bauch- nervenstrang berührend. Gegen die Ausmündung wird der Sack etwas enger und schiebt sich zwischen den Schrägmuskeln deutlich zur Haut herab. Von einem zweiten Nephridienpaar ist auch nicht die geringste Spur zu entdecken, und da die Stelle des Hautmuskel- schlauches, wo es diesen hätte durchbohren müssen, so gut wie irgend- wo sonst erhalten ist, aber weder einen Porus noch auch nur den geringsten Fetzen der Wandung eines solchen Nephridiums aufweist, so vermag ich keinen Grund zu sehen, weshalb man an die Mög- lichkeit sollte glauben müssen, daß dort ursprünglich ein zweites 188 J. W. Spengel, Nephridienpaar gelegen hätte. Die beiden vorhandenen Organe liegen einander genau sj'mmetrisch gegenüber. Es ist gar nicht einzusehen, warum das 2. Paar so vollständig sollte zerstört sein, daß auch gar nichts mehr auf seine einstmalige Existenz hinweist. Trotzdem würde ich die Unwahrscheinlichkeit der von Skorikoav gemachten Annahme nicht so stark betonen, wenn es mir nicht ge- lungen wäre, noch ein paar andere Unterschiede zu ermitteln. Die wichtigsten davon finden sich am Kopflappen. Ich habe schon oben darauf hingewiesen, daß mir die bloße Existenz des Kopflappens an diesem Exemplar beachtenswert erscheint. Seine Hinfälligkeit bei E. echiurus ist so stark, daß bei selbst nur ein wenig unzarter Behandlung der Kopflappen (s. Spengel 1912) sowohl lebender als konservierter Exemplare abbricht. Bei dem Exemplar von E. sUeha- ensis aber kann man ihn so hart anfassen, wie man will — beim Aufschneiden des Stückes war er sogar etwa zur Hälfte seiner Länge auf der dorsalen Seite mit dem Rumpf aufgespalten! — , er bleibt so fest sitzen wie je. Es ist mir tatsächlich nicht gelungen, ihn zum Abbrechen zu bringen. Die Art und Weise, wie seine Ver- bindung mit dem Rumpf zustande kommt, muß von der bei E. echi- urus nicht unerheblich verschieden sein, was ich natürlich nicht habe untersuchen können, da ich den „Typus" nicht habe zerstören dürfen. Ich habe mich damit begnügen müssen festzustellen, daß äußerlich die Grenze seines Überganges in den Rumpf weniger scharf ist als bei der holarktischen Art. Zu diesem Mangel an Hinfälligkeit des Kopflappens kommt als 2. Eigentümlichkeit dieses Körperteiles, daß ihm an seiner ventralen Seite der bei E. echiurus ausnahmslos vorhandene, wenn auch wechselnd lange Längswulst fehlt, den ich für diesen beschrieben und ab- gebildet (tab, 23 fig. 2 w) und dessen besonderen Bau ich auseinander- gesetzt habe (verdickte Epidermis, erweitertes Cölom, kielförmige Verdickung der Längsmuskulatur (tab. 26 fig. 45).^) Wilson hat ihn nicht nur bei seinen Exemplaren von der Küste von Maine erwähnt (a well defined ridge runs outward froni the mouth along the dorsal mid-line towards the tip of the proboscis, p. 172), sondern er ist auch auf der von ihm gegebenen Photographie eines Exemplars von Alaska (tab. fig. 3) sehr deutlich zu sehen, wie er auch bei den grönländischen und isländischen Exemplaren vorhanden ist und an ]) Schon Pallas (1774, p. 5) bat ihn in den Worten: Stria crassa, longitudinali (fig. 4), sensim euanescente notata beschrieben und in der zitierten Figur unverkennbar abgebildet. Beiträge zur Kenntnis der Gephyreen. 139 keinem der mir vorlieg-enden Exemplare von E. echiurus, soweit der Kopflappen erhalten war, vermißt wurde. Im Leben ist er durch dunkleres Orangerot noch mehr hervorg-ehoben, aber auch im konser- vierten Zustande kann man ihn, wenn die Kopf lappenränder genügend auseinanderweichen, stets unschwer sehen. Bei dem Exemplar von E. sitcliaensis jedoch fehlt er gänzlich. Außerdem will ich nur noch 2 Punkte erwähnen, die vielleicht von geringer oder zweifelhafter Bedeutung sind. Für E. echiurus habe ich 1880 (p. 464) angegeben: „Die Papillen der Haut stehen in Querreihen um den Körper, und zwar wechseln Eeihen oder Ringe grösserer Papillen mit je drei bis fünf Ringen kleinerer ab. Die Zahl der Ringe ist nicht genau anzugeben, nicht einmal diejenige der aus grösseren Papillen zusammengesetzten, da einerseits namentlich die kleineren Papillen nicht immer genau die Reihe einhalten, anderer- seits der Unterschied zwischen grossen und kleinen Papillen häufig verwischt ist. Als Durchschnittszahl können 20 — 23 Hauptringe gelten." Wilson, der nur meine vorläufige Mitteilung im Zool. Anz. (NB. mit unrichtiger Bandzahl! — es ist Jg. 12, 1879), nicht aber meine ausführliche Darstellung von 1880 gekannt zu haben scheint, erwähnt 22—23 Hauptreihen (p. 171). Bei E. sitcliaensis finde ich keinen Unterschied von Haupt- und Zwischenreihen, sondern die Papillen sind fast durchaus gleichgroß, in ziemlich regelmäßigen sehr zahlreichen Ringen angeordnet. Endlich finde ich bei E. sitcliaensis die Krümmung der Anal- borsten stärker als bei E. echiurus, wo sie, wie oben erwähnt, so gering ist, daß ich sie früher als „gerade oder wenig gebogen" bezeichnet hatte; und bei den amerikanischen Vertretern sind sie nach WiLsox's und meinen jetzigen Beachtungen tatsächlich gerade. Zu den übrigen hinzugenommen wird man die beiden zuletzt aufgeführten Unterschiede vielleicht nicht ganz ignorieren dürfen. So komme ich zu dem Ergebnis, daß an der Küste von Alaska, bei Sitka, eine von E. echiurus verschiedene Art, E. sitcliaensis J. F. Beandt, lebt, deren Hauptmerkmale sind : 1. Kopflappen nicht hinfällig, 2. Kopf läppen ohne Längs wulst seiner Ventralseite, 3. 1 Paar Nephridien, wozu event. abweichende Anordnung der Hauptpapillen und etwas stärkere Krümmung der Analborsten kommt. Sehr verschieden ist ^ 'pX X X y XV XX Qj E c CD Fier. P. ; „5pinal= ^ ^^« ^^'^^ v.9.;,y.- ^ ^ 9 Q ^ ^9 % V 9 9 9 9 9 9 ram' 9 Fio-. R. A -X Ri; R ::pi -a R > xR -^M '^ R V. rV.R '^R ^ , .Rx . R X X •XX X >"■ Fig. Q. 9 9 9p^9 99Vo .9 9 99999.9 C^ Fig. S. Fig. P. Partie aus dem vorderen Teil der Spinalflnr von Anas boftchnsi ],. Die Längsmittelliuie auf dem Piücken ist gestrichelt eiuirezeiclinet. Die Diuien stehen in Querreihen und sind durch Kreuzchen gekennzeioiinet. Fig. Q. Partie aus der Spinalflur von Fulica atra L. vor der Gabelung. Die Dunen sind durch Kreuzchen angegeben. Fig. R. Partie ans dem vorderen Teil der Spinalflnr von Phalarrocnrax carbo L. Auf dem „Spinalraia" stehen hier auch Cfn, die nur schwächer sinil und etwas dichter stehen, sonst sicli aber wie die grüüeren der eigentlichen Spinal- flur verhalten. Fig. S. Partie aus dem hinteren Teil der Spinalflur von Colymbus niijricans Scor. 232 Otto Fehringer, 4 Dunen. Dieselben Verhältnisse herrschen auch auf den beiden Ästen, die den vorderen Teil der Spinalflur abschließen. Aber auch zwischen diesen beiden Ästen finden sich Cfn, die etwas schwächer und nur von einer medianen Ff begleitet sind. Die beiden Äste werden g-anz ununterbrochen nach hinten fortgesetzt. Dort stehen jedoch die Cfn etwas nach außen gerichtet und haben je 1 starke Ff auf der Medianseite. Der übrige Rücken, also der Spinalrain und die Stellen rechts und links von der nur durch stärkere Federn ange- , deuteten Spinalflur, ist total bewachsen von Cfn mit je 1 Ff auf der Medianseite und von zahlreichen zwischen den Cfn stehenden Dunen. I*halacrocorax carho L. Kormoranscharbe (Fig. R). Die Spinalflur ist hier durch einen schmalen Längsbezirk zwei- geteilt, der aber ebenfalls mit Cfn bewachsen ist, nur daß diese kleiner sind und dichter stehen. Die Cfn sind hier sämtlich der Mittellinie zugeneigt, sowohl in der eigentlichen Flur als im Zwischen- stück. 2 Ffn stehen dicht beieinander mit großer Regelmäßigkeit an der Lateralseite. Zwischen allen" Cfn sind viele Dunen verteilt, die an einer Stelle in Fig. R durch Kreuzchen angedeutet sind. Colf/mbus nif/ricans Scop. Zwergsteißfuß (Fig. S). Während am Hals auf der Dorsalseite die Cfn von der Mittel- linie weggerichtet sind und je 1 Ff auf der Medianseite haben, stehen die Cfn auf dem Rumpfe der Mittellinie zugekehrt und haben je 1 Ff auf der Lateralseite. Fig. S zeigt den hinteren Teil der Spinalflur, wo sich die beiden Äste vereinigt haben. Weiter vorn sind die Äste sehr schmal und schließen einen großen allerdings ebenfalls bewachsenen Mittelrain ein. Alle Cfn sind stark nach der Mittellinie gerichtet und besitzen je 1 Ff auf der Lateralseite. Zusammenfassung und All gern eines über die Spinalflur. Wenn wir die im Vorhergehenden geschilderten Fälle über- blicken, so lassen sich 2 Stellungstypen der Cfn erkennen, die jedesmal eine besondere Anordnung der Fadenfedern zu bedingen scheinen. Dabei kommt es lediglich auf die Haltung an, welche die Cf der Spinalflur zu der dorsalen Mittellinie, welche die Flur in 2 symmetrische Längshälften teilt, besitzen. Auf diese Mittel- linie, wie auch auf die Richtung der Federn in bezug auf sie, wurde Auordnungsverhältuisse der Vogelfedern. 233 ....^<=, ^Si^V'^^^-^c c -'- ^ <:-%%. ^4 a?."= Fiff. T. Unter rain ^-.J^-o^-?^ M^'^^^fj f ur ;^^ Fig. U. Fig. T. Spinalflnr eines jungen Lanins collurio L. Erweiterung am Ende des vorderen Teils. Die jungen Federn zeigen besonders schön die tj'pische Stellung innerhalb der Flur. Fig. U. Unterflur und Seitenflur von Corvus friigilegus L. 234 Otto Fehrixger, ja des öfteren hingewiesen. Besonders schön zeigen sich diese Orien- tierungen der Federn bei jungen Vögeln, weshalb wir hier eine Ab- bildung davon (Fig. T) geben. Sie zeigt die mittlere Partie der Spinaldur eines jungen rotrück igen Würgers {Lanhis collurio L.), besonders ihre Erweiterungsstelle am Ende des vorderen Teils der Spinalflur. Zwei der Typen sind hier sehr schön zu sehen: erstens solche Federn die mit der Richtung der Längsmittellinie parallel laufen; das sind meistens Federn der Längsmittellinie selbst. Zweitens solche Federn, die schief nach außen und hinten gerichtet einen Winkel mit der Mittellinie bilden. Der 3. Typus wäre der, daß die Federn schief nach hinten der Mittellinie zugeneigt sind, wie wir es bei Phalacrocorax und Colymhus fanden. Bei sehr vielen Vögeln kommen alle 3 Richtungen in der Spinalflur vor, und solche Fälle sind besonders geeignet, das allgemeine Gesetz der Ff-Stellung zu erhärten. Dieses würde für die 3 Fälle so lauten : 1. Kontur federn, die in der Mittellinie stehen, be- sitzen gewöhnlich zu beiden Seiten Fadenfedern (bis- weilen auch gar keine). 2. Cfn, die von der Richtung der Mittellinie ab- gekehrt stehen, zeigen die Ffn auf der Median seit e. 3. Bei Cfn, die der Mittellinie zugekehrt stehen, befinden sich die Ffn an der Lateralseite. Sind die Cfn aber auf beiden Seiten von Ffn begleitet, wie dies bei Anas hoscJms L. und Cijgnus cijgmis L. fast durchweg, bei anderen aber häufig nur gegen das Ende der Flur oder der Aste der Fall ist , so ist doch die F o 1 1 i k e 1 s e i t e , welche nach obigem Gesetz allein Ffn haben sollte, vor der anderen Seite durch stärkere und zahlreichere Ffn ausge- zeichnet. Unterflur mit Seitenast. In der Art der Darstellung schließen wir uns an Nitzsch an. Ferner beziehen wir die Verhältnisse auf eine ventrale Längsmittel- linie, die von der Schnabelunterseite bis zuni After läuft. Diese Linie teilt die Unterflur in 2 symmetrische Längshälften. Da sich die Flur aber selbst schon weit vorn, meist vor der Brust teilt, so verläuft diese Symmetrielinie nur zuni geringsten Teil in der Flur, sondern in der Mitte des von den beiden Ästen der Unterflur um- faßten uupaaren Unterrains. Von jedem der beiden Aste der Unter- Anordnuugsverhältnisse der Vogelfedern. 235 flur geht ein Seitenast nach außen und hinten ab (Seitenflur), dessen Größe aber sehr variiert. Cot'vus t'imgilegus L. (Fig\ U). Vor der Gabelung der Unterflur in die beiden großen Äste herrschen genau die gleichen Verhältnisse wie in der Spinalflur vor der Gabelung. Auch der Anfang der beiden Äste ist noch ebenso wie dort. Die in der Mittellinie stehenden Cfn haben rechts und links je 1 Ff; die von dieser Mittellinie entfernten Cfn haben je 1 Ff auf der Medianseite. Nach der Gabelung bleibt dies zu- nächst noch ein Stück weit ebenso, nur daß die Längsreihe, die den Unterrain einfaßt, aus Cfn besteht, die der Mittellinie zugekehrt sind und je 1 Ff auf der lateralen Seite haben. Weiter nach hinten nehmen auch die 2. und bald noch eine 3. Längsreihe der Cfn diese Richtung an, so daß schon früh- zeitig eine Sonderung herbeigeführt wird, die dann schließlich zur Ablösung des Seitenastes von der Unterflur führt. Li unserem Falle ist der entstandene Zwischenraum zwischen Unterflur und Seiten- ast sehr schmal, so daß man eigentlich gar nicht mit Sicherheit an- geben kann, wo die Seitenflur entspringt. Durch die Richtung ihrer Cfn nach außen und die mediane Ff-Stellung ist sie jedoch scharf von der Unterflur geschieden. Die Cfn der Seitenflur vei laufen alle schief nach außen, wälirend die der Unterflur, soweit die Seitenflur reicht, alle der Mittellinie zugewandt sind und ihre Ffn immer auf der lateralen Seite haben. Erst hinter dem Ende der Seitenflur findet man in der äußersten Längsreihe der Unterflur bisweilen Cfn, die nach außen gerichtet sind und mediane Ffn haben. Hirundo rustica L. (Fig. W). Unterflur und Seitenast verlaufen ganz dicht nebeneinander, ohne den geringsten Zwischenraum zu bilden. Nur die verschiedene Richtung der Cfn und die Stellung der Ffn ermöglichen es, den Seitenast von dem Hauptast der Unterflur zu unterscheiden. Die Cfn der Unterflur sind alle der Mittellinie zugeneigt und haben je 1 laterale Ff Die Cfn des Seitenastes sind alle nach außen gerichtet und haben mediane Ffn. Zwischen der Unterflur und dem Seitenast verläuft 1 Längsreihe, die aus gerade nach hinten ge- richteten Cfn besteht, welche keine Ffn besitzen. 236 Otto Fehringer, NO 'Joleryiu'r --'' /5 Fig. V. Unterflur mit Seiteuflnr von Tnrdns mnsicus L. :^'^^. A5tteil Rumpfseiten ra in Unterflur Unterrai n Rumnfseitenrain -o/d<)'^^<^ Fig. "W. Uuterflur mit Seitenast einer jungen Hirnndo rustica L. ADordnuiigsverhältnisse der Vogelfedern. 237 Tui^dus niusiciis L. (Fig. V). Die beiden Äste der Unterflur sind äußerst schmal, die Federn haben infolge davon breite Raine zu überdecken und weichen dem- gemäß stark von der Mittellinie ab. Vor der Gabelung der Flur trägt jede Cf eine rechte und linke Ff. An den Cf der Mittellinie sind die beiden Ffn gleichstark: an den seitlichen und nach aus- wärts gerichteten Cfn übertrifft die mediane Ff die laterale an Länge und Stärke. So bleibt es jedoch nur eine kleine Strecke weit caudalwärts in den beiden Ästen der Unterflur. Schon bevor der Seitenast beginnt, treten andere Verhältnisse auf, indem nur noch 1 Ff an jedem Follikel steht. Die 2 Längsreihen von Cfn, welche die beiden Äste der Unterflur bilden, sind alle stark zur Mittellinie geneigt mit je 1 lateralen Ff. Im Seitenast ist die Richtung der Cfn nicht einheitlich. Die Mehrzahl ist von der Mittellinie abgekehrt und hat je 1 mediane Ff. Die innerste Längs- reihe hat aber Cfn, die sich der Mittellinie zuwenden und laterale Ffn besitzen. Die letzte Querreihe jedoch zeigt Cfn mit je 2 Ffn, rechts und links vom Follikel. In der Verlängerung dieser Querreihe stehen Cfn, die ebenfalls von der Mittellinie abgeneigt sind und je 1 mediane Ff haben. Die Reihe von Federn geht auf die Unter- seite des Flügels über. Wir werden noch später auf diese Brücke zu sprechen kommen. Coliimba dornest ica (Fig X). ünterflur und Seitenflur sind gar nicht geschieden, so daß es den Anschein hat, als ob an der Stelle, wo sonst der Ast sich befindet, hier nur eine kleine Verbreiterung der Unterflur stattfindet. Mit Ausnahme der äußersten Längsreihe sind auch alle Cfn ein- wärts gerichtet und von lateralen Ffn begleitet; die äußerste Längsreihe aber zeigt schwach nach außen geneigte Cfn mit medianen Ffn. GaUus domesticus zeigt scharf getrennte Unter- und Seitenfluren. Die Cfn der Unter- flur sind alle der Mittellinie zugeneigt und haben laterale Ffn. Die Seitenflur steht ziemlich weit von der Unterflur ab und hat Cfn von zweierlei Richtung und Ff- Stellung. Die innerste Reihe hat nach innen geneigte Cfn mit je 1 lateralen Ff. Alle anderen Cfn sind nach außen gekehrt und haben 1 mediane Ff. Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. ^^ 238 Otto Feheinger, Es £? ~^ lj.1^ Kumpf-^ seitßnra in ^2.^- --^ ^O -D ^^'^^0'0't)^-t)^- & Ol Ö" W 3 p 2. g '^ • « 5.^'^ ~ — ff PS P Unterrain ||^| Rumpfe^ seitenra In ^x> = \D° \0 o Kum^^^ pf^eitenrain ---^-^ ^'D'T)-^)'^'^ -D ^O ^D X) O UnTgrraln Anordnungsverhältuisse der Vogelfedern. 239 Dendrocopiis major L. Großer Buntspecht (Fig-. Y). Die Äste der Unterflur sind sehr schmal, besonders hinter dem Ende des Seitenastes. Dort bestehen sie aus nur 2 Läng-sreihen von Cfn. Diese sind der Mittellinie schwach zugeneigt und haben je 1 laterale Ff. Die Seitenflur, die ziemlich ansehnlich entwickelt ist, besteht aus Cfn, die schwach nach außen geneigt verlaufen und mediane Ffn haben. Die kurze Längsreihe, welche die Seitenflur innen begrenzt, die also in den Winkel zwischen Unterflur und Seitenflur hinein verläuft, besitzt Cfn mit schwacher Neigung zur Mittellinie und mit lateralen Ffn. Gegen Ende der Seitenflur bemerkt man hin und wieder 2 Ffn statt 1. Charadrius apricafius L. (F'ig. Z). Vor der Gabelung haben die Cfn auf der Mittellinie je 2 Ffn, 1 rechts und 1 links. Die anderen Cfn haben stets 2 Ffn dicht beisammen auf der Medianseite. Nach der Gabelung bleibt das so mit Ausnahme der den Unterrain begrenzenden Längsreihe, deren Cfn der Mittellinie zugewandt sind und laterale Ffn haben. Hinter den Seitenästen sind die Unterfluräste sehr schmal, und alle ihre Federn verhalten sich so wie die der Längsreihe, die den Unter- rain begrenzt. Die Seitenflur ist auch nicht sonderlich breit. Mit Ausnahme der innersten Längsreihe, die sich in den Winkel zwischen Unterflur und Seitenast hineinzieht und deren Federn sich genau so verhalten wie die der schmalen Unterflur, sind alle anderen Cfn nach außen gerichtet und haben ihre 2 Ffn auf der Medianseite. Dabei tritt bei der äußersten Längsreihe noch eine Vermehrung der Ffn auf, so daß dort, besonders gegen das Ende, meist 3 Ffn dicht beisammen stehen. Crex crex L. (Fig. A\). Unterflur und Seitenflur sind äußerlich kaum zu trennen. Nur die verschiedene Richtung der Cfn und die Anordnung der Ffn zeigen die deutliche Grenze zwischen beiden. Die Federn sind wie aus- einandergescheitelt. Die Cfn der Unterflur sind nach innen gerichtet und besitzen Ffn auf der Lateralseite, während die Cfn der Seiten- flur nach außen gekehrt sind und mediane Ffn haben. 17* 240 Otto FEHRrNGEK. f<'umpf5eiter,^ üVT.ecfJ-^- Unferrain IDlT ^^ Fig. Z. [?umpfseitenrain /O >0 /O AD /D /D VnV->* i ^//7 /D/O/O/Ojp/O- — ^ yO/O /O /O AD /O/O "tF"^ '^^'?) Unter ra i n Unterflur \o so I^ig- B'- vO vSeitenflur ;P -Xy^X) ^^^- .^- .Unterflur und Seiteuflur von Ckror chnis apricarius L. t\ U m nfse ite n ra I n Fig. A\ Uuter- uud Seitenflur von Crex ereil ',. Fig. B'. Uuterflur mit Seitenast von £o/a«r»i Fig. A'. stellaris L., rechte Seite. Anordiningsverhältnisse der Yogelfedern. 241 Botaurus steUaris L. (Fig. B'). In der ganzen Unterflur samt den kleinen Seitenästen stehen alle Ffn immer auf der lateralen Follikelseite. Die Cfn sind alle nach hinten gerichtet, in den beiden kleinen Seitenästen fast mit einer schwachen Neigung nach außen. Jedoch ist diese Neigung zu minimal, als daß sie die Stellung der Ffn beeinflußte. Was die Zahl der Ffn anbetrifft, so scheint eine Vermehrung derselben von vorn nach hinten einzutreten. Vor dem Seitenast besitzt jede Cf meist nur 1 Ff, während nach und in dem Seitenast 2 die Regel zu sein scheinen. Die Cfn gegen Ende des Seitenastes besitzen teil- weise sogar 3 Ffn. Si/miwin aluco L. Die Verhältnisse vor und bei der Gabelung erinnern allzusehr an die bei Corvus frugilegus L.. als das wir sie nochmals abbilden wollten. Die beiden Unterflurteile verlaufen sehr schmal nach hinten und vereinigen sich wieder vor dem After, so daß ein Unterrain entsteht, der vollständig von Federn umgrenzt ist. Bie Cfn der Unterflur sind alle nach der Mittellinie gerichtet, während die des Seitenastes eine schwache Neigung nach außen haben und sehr dicht stehen. Colynibiis nif/ricans Scop. (Fig. C^). Da infolge des Wasserlebens ein ziemlich kontinuierliches Ge- fieder vorhanden ist, so kann man nur mit Hilfe der Richtungsver- hältnisse und der Ff- Anordnung unterscheiden, was Unter- und was Seitenflur vorstellen soll. Die Unterflur ist nicht in 2 Äste geteilt. Die Cfn stehen hier nach der Mittellinie gerichtet und besitzen je 1 Ff auf der Lateralseite. Die Seitenflur schließt sich beiderseits dicht an die Unterflur an. Ihre Cfn sind nach außen gerichtet und haben je 1 mediane Ff. Die Seitenflur ist sehr breit; in Fig. C^ ist nur ein kleiner Teil davon abgebildet. Zusammenfassung und Allgeraeines überdieUnterflur mit der Seitenflur. Im allgemeinen herrschen hier die gleichen Gesetze wie bei der Spinalflur. Auch hier erscheint der Zusammenhang der Richtung einer Cf mit der Stellung ihrer Ff klar; gleichwohl behält dieser Zu- 242 Otto Fehringer, sammenhang bis jetzt noch sehr den Charakter des Zufälligen und und ist eben nur für das Gedächtnis bequem. Ausnahmen innerhalb sonst regelmäßiger Fluren sind ziemlich selten. Selten-; Unterflun i-flur S^p^Pp° '° ,%%%%^^^^ ?,%%'• "^^ig- ^^ Fig. C. Fig. D\ Fig. C^ Teil aus dem Gefieder der Unterseite von Colymlms nigricans Scop. Die Unterflur ist nicht längsgeteilt. Von der Seitenflur ist beiderseits nur ein kleiner Teil dargestellt. Fig. D*. Schulterflur links von Symium alnco L. Vor der Gabelung der Unterflur sind die Verhältnisse genau so wie bei der Spinalflur vor der Gabelung; aber nach der Gabelung gehen die Aste der Unterflur stets weit auseinander und haben einen großen Mittelrain, den Unterrain. zu überdecken. Deshalb ist hier eine starke Neigung der Cfn nach der Mittellinie notwendig. In den Seitenfluren sind die Richtungen der Federn nur dann ver- schieden, wenn es sich um solche Astteile handelt, die so weit von der Unterflur abstehen, daß sie verschiedene freie Stellen zu überdecken haben. Sonst aber ist die Richtung der Cfn und die Anordnung der Ffn ziemlich einheitlich, nur daß die Ffn gegen das Ende der Seitenflur öfter eine Vermehrung zeigen. Schulterflur. Die Schulterflur ist paarig ausgebildet und verläuft schräge über den Oberarm, meist parallel zu den Asten der Spinalflur, wo solche vorhanden sind (vgl. Fig. B). Sie enthält von den bisher betrachteten Fluren die kräftigsten Federn, besonders an ihrem hinteren Ende, wo die sog. Achselfedern stehen, die den zusammengefalteten Flügel Auordiiuugsverhältuisse der Vogelfedern. 243 oben überdecken. Der enorme Größenunterschied unter den Schulter- flurfedern bedingt auch eine große Verschiedenheit hinsichtlich der Zahl und Stärke der Ffn. Immerhin gibt es auch einfache Ver- hältnisse, wie z. B. bei Sijrnium aluco L., dessen linke Schulterflur Fig. D^ zeigt. Die Cfn sind alle gleichmäßig nach hinten gerichtet, stehen ziemlich eng und nehmen von vorn nach hinten bedeutend an Größe zu. Die Ffn befinden sich auf der lateralen Seite. Turdus niiisicns L. zeigt auch noch ziemlich einfache Verhältnisse. Hier stehen die Ffn auf der Medianseite. Nach hinten findet eine Vermehrung der Ffn statt; während vorn nur 1 Ff bei jeder Cf steht, finden wir in der letzten Querreihe Cfn, die beiderseits Ffn besitzen, bisweilen sogar in der Zweizahl. ßotaiiriis stellaris L. Die Verhältnisse werden hier so verwickelt, daß sie einer ein- heitlichen Darstellungsweise nicht zugänglich sind. Im vorderen Teil scheint die Lateralseite von den Ffn bevorzugt zu sein. Weiter hinten aber, besonders bei den ungemein starken Achselfedern, stehen die Ffn in wechselnder Anzahl nicht nur an den Seiten, sondern um den ganzen Follikel herum. Wir werden diesen Fall weiter unten nochmals erwähnen. Flügelflur. Corvus frutjilegus L. Fig. E^ zeigt die obere Flügelflur. Auch hier sind 2 Richtungen zu unterscheiden, die von der Linie aus auseinandergehen, wo in Fig. E^ das Wort „obere Flügelflur" eingetragen ist. Von dieser Linie aus sind die Federn allerdings nur schwach auseinandergescheitelt. Betrachtet man diese Linie als die Mitte der oberen Schulterflur, so steht bei jeder Cf eine Ff auf der Medianseite. Der obere Flügelrain ist teil- weise mit Dunen bewachsen, die als Kreuzchen in Fig. E^ einge- tragen sind. Die Verhältnisse in der Flügelflur sind bei der großen Gleichmäßigkeit der Federn keiner großen Variation fähig. Die Flügeldeckfedern haben, soweit dies in Fig. E^ noch eingezeichnet ist, beiderseits je 8 dicht beieinanderstehende Ffn. Am hinteren Flügelrand zwischen den Flügeldeckfedern und den Achselfedern der Schulterflur steht noch eine Reihe von Cfn mit beiderseitigen Ffn. 244 Otto Fbhringer, ■■ ' „ " r,<> vT) ^ ^ ^O ^ ^ o rr CO ^+ -^ ^ -O O 'O 'ü O -*1 c Ober- und Unterschenkelflur. St/mitini alnco L. (Fig. F^). Die Oberschenkelflur zeigt sich hier äußerst einheitlich gestaltet. Die Cfn sind alle nach hinten gerichtet und besitzen je 1 Ff auf Anordnungs Verhältnisse der Vogelfederu. 245 der Medianseite. Die Cfn der Unterschenkelflur stehen viel weiter auseinander und besitzen bis weit an den Lauf hinab einheitlich Ffn, wie aus Fig. E^ ersichtlich ist. Sonstige Verhältnisse. Mit den bis jetzt behandelten Fluren sind noch nicht alle Cf- Züge erschöpft. Es gibt noch ganz schmale Streifen, die meist nur von einer Reihe von Cfn gebildet werden und die von einer Flur zur anderen ziehen und 2 Fluren wie eine Brücke verbinden. In Fig. V (Turdus musicus L.) und Fig. X {Columba domestica) sind solche Brücken angedeutet, die von der Seitenflur nach der Flügel- unterseite gehen. Die einzelnen Cfn stehen meist senkrecht zur Richtung der Brücke. An diesen Cfn sind die Ffn meist so angeordnet, wie es in der Flur, an die sie sich anschließen, die Regel ist. — An dieser Stelle wären auch noch jene Cfn zu erwähnen, die in größerer Zahl auf großen Rainen scheinbar regellos stehen. Solclie Cfn sind in Fig. F^ auf dem „ Rumpf seitenrain" abgebildet. Bei diesen Cfn stehen auch Ffn, und zwar im vorliegenden Falle bei Sijrnium aluco L. an den Cfn, welche nahe am Schwanzende stehen, auf der Medianseite, während sie bei allen anderen vor diesen auf der Lateralseite stehen. Auch bei Dunen stehen bisweilen Ffn, wie z. B. bei Totanus pugnax L. bei Dunen des Rumpfseitenrains. Es erübrigt nun nur noch auf die eigentümlichen Verhältnisse an den Steuer- und Schwungfedern einzugehen. Diese sind gewöhnlich von zahlreichen Ffn derart umgeben, daß es unmöglich ist, hier bestimmte Regeln aufzustellen ; denn diese Ffn stehen meist kranzförmig ringsherum und schmiegen sich nicht nur an den Seiten, sondern auch vorn und hinten sehr eng an den Cf-Schaft an. Ähn- liche Verhältnisse trifft man auch bei den schon oben erwähnten Achselfedern und den gleichfalls schon besprochenen Federn der letzten Querreihe der Caudalflur, den Oberschwanzdeckfedern. Allgemeine Zusammenfassung und Schluß. 1. Auf Fluren mit relativ gleichmäßig starken Federn, also auf einheitlichen Fluren, herrschen auch einheitliche Verhältnisse hin- sichtlich der Fadenfedern. Zeigen die Cfn die Eigenschaft, gegen das Ende der Flur oder einen ihrer Teile stärker zu werden, so wachsen auch die Ffn an Stärke und Zahl. 2. Für die Hauptfluren, die Spinalflur und die Unterflur, gelten 246 Otto Fehringer, hinsichtlich der Richtung- der Cfn und der Anordnung der Ffn ganz bestimmte Gesetze, die wir nochmals so formulieren wollen: Die Eichtung einer Cf ist abhängig von ihrer Stellung und Richtung innerhalb der Flur. Steht die Cf median, so ist sie gerade nach hinten gerichtet; steht sie aber seitlich, so bildet sie mit der Medianlinie einen Winkel, und zwar ist sie von dieser weg- oder ihr zugeneigt, je nachdem ein Seiten- oder ein Mittelrain gedeckt werden muß; die Cf ist also dem benachbarten Raine zugekehrt. Diesen drei Möglichkeiten von Stellungstypen der Cfn entsprechen 3 Stellungstypen der Ffn: a) Steht die Cf median nnd ist sie nach hinten gerichtet, so hat sie beiderseits Ffn. b) Steht die Cf seitlich und ist nach außen und hinten gerichtet, so besitzt sie Ffn auf der Median seite. c) Steht die Cf seitlich, aber nach innen und hinten gerichtet, so befinden sich die Ffn auf der Lateralseite. 3. Ffn konnten nur an Cfn regelmäßig beobachtet werden; an Dunen stehen sie nur bisweilen. Sonst ist über die Ffn noch sehr wenig bekannt. Die Zeit und Art ihres Ersatzes ist noch nicht erforscht; ebensowenig ist über ihre Entwicklungsgeschichte in der Literatur zu finden. Solange aber darüber noch nichts bekannt ist, muß die Frage nach der Be- wertung der Ffn als eine offene erklärt werden. Die Behauptung, es seien rudimentäre Gebilde, bleibt also vor der Hand noch eine Hypothese. Diese Arbeit wurde im Zoologischen Listitut zu Heidelberg aus- geführt. Ich erfülle hiermit die angenehme Pflicht, Herrn Geh.-Rat 0. BÜTscHLi für die rege Anteilnahme an dieser Arbeit und auch für die Bereitwilligkeit, mit der er mir Material zur Verfügung stellte, bestens zu danken. Anordnuügsverhältnisse der Vogelfederu. 247 Verzeichnis der untersuchten Yögel. Colymbidae : Colymhus nigricans SCOP. Laridae : Larus ridibiindus L. Phalacrocoracidae : Phalacrocorax carbo L. Anatidae: Cijgnus cygnus L. und Anas hoschas L. Charadriidae : Charadrius apricarius L. Scolopacidae : Totanus pngnax L. ßallidae : Crex crex L. und Fidica atra L. Ardeidae : Botaurus stellaris L. Columbidae : Columba domestica L. Strigidae : Syrniuni aluco L. Picidae : Doidrocopus major L. Hirundinidae : Hinindo rusiica L. Lanüdae : Lanins collurio L. Corvidae : Corvus frugilegus L. Fringillidae : Passer domesticus L. u. a. Sylviidae : Turdtis musicus L. u. a. Psittaci : Melopsittacus undulatus Shaw. 248 Otto Fehringer, Anoidnungsverhältnisse der Vog^elfedera Literaturverzeichnis. NiTZSCH, Christian Ludwig, System der Pterylographie, Halle 1840. DE Meijeke, J. C. H., lieber die Federn der Vögel, insbesondere ihre Anordnung, in: Morphol. Jahrb., Vol. 23, 1895. Nachdruck verboten, übersetzungsrecht vorbehalten. On Cephalogonimus vesicaudus n. sp. W. S. Nickerson, Hoffman, Minnesota. With Plate 8. The genus Cephalogonimus was established by Poieier (1886) for tlie reception of a species of trematode obtained from a Senegal turtle (Tetrathyrd) and whose most striking peculiarity is, as the name suggests, the location of the genital aperture at the extreme anterior end of the body in front of the oral sucker. To this type form he gave the specific name lenoiri. A second species has been referred to this genus by Staffoed (1902) under the specific name americamis. Staffoed found this species in the intestine of American frogs [Rana virescens and Rana clamata). A third form which may be put in the same genus is found abundantly in the intestine of the soft shelled river-turtles Aspidonedes and Amijda. It flrst came to my attention in 1899 while I was upon the houseboat Megalops maintained by the Minnesota Natural History Survey for the in- vestigation of tlie fauna of the Mississippi and its tributaries. Subsequent observations have shown that it is almost invariably present in turtles of these two genera. For this species I have used in manuscript the name vesicaudus and Pratt (1902) has referred to it by that name in liis Synopsis of North American Trematodes. No detailed description has been published. The new form agrees however in almost every respect with the definition of the genus 250 ^^- S- NiCKERSON, Cephalogonimus given by Looss (1899) and is unqiiestionably closely related to tlie members of tliat genus already known. Cephalogonimus vesicaudus is a rather small worm tlie average leiigth of preserved specimens being from IV2 to 2 mm and tlie widtli 0,8—1 mm. The greatest lengtli wliich I have recorded is 3,5 mm and the maximum widtli 1,3 mm. The smallest specimen that I have measured was 1^4 mm in length. The posterior end is broader and rounded, the anterior somewhat tapering giving an ovoidal outline as in Fig. 6. Preserved specimens nearly always have a strong ventral curvature due to contraction of the longitu- dinal muscle-fibers which are developed more strongly than elsewhere in two lateral bands upon the ventral side of the body. The acetabulum is a little larger than the oral sucker and is situated about % of the length of the animal from its anterior end. The diameters of the two suckers are respectively about 0,27 and 0,22 mm. My maximum and minimum measures recorded are for the acetabulum 314 and 222 f^ for the oral sucker 260 and 204 //. These measure- ments were made upon preserved specimens. The whole ventral surface is thickly set with scales arranged in the usual oblique rows. In the mid-ventral region they are broad and flat with the lateral edges parallel and abruptly rounded ends giving an outline which may be compared to that of the blade of a round pointed shovel. The larger ones measure 14 — 16 fi in length by 10—12 n in breadth. Toward the ends of the body and the lateral margins they become narrower and more claw shaped. Upon the dorsal surface the spines are absent except upon the most anterior part; they are here very small and become progressively more minute backward until they entirely disappear not farther back than over the pharynx. Fischee (1884) describes OpistJwtrema as having spines on the ventral but lacking them ou the dorsal surface, but so far as I know this peculiarity of distribution of spines is not common in trematodes. The condition of the digestive System agrees with that of the two other species except in the absence of an esophagus. The Pharynx which measures about 60 ß in length by 100 /^ in trans- verse diameter follows immediately upon the oral sucker and frequently shows a four-lobed condition at" its anterior end. The intestinal coeca begin immediately back of the pharynx, there being no intervening esophagus, and terminate a little less than oue fourth of the worm's length from its posterior end. The other two species Ou Cephalogoniraus vesicaudus ii. sp. 251 C. lenoiri and C. americanus are described as having esophagi respectively 150 f-i and 125 f.i in length. The reproductive sj^stems agree very closely with those described by Staffoed for C. americanus. The relations and positions of tlie Organs are shown in Fig. 1. The testes occupy the central portion of the body back of the acetabulum and are elongated transversely, the ratio of the transverse to the longitudinal diameter being about 3:2. The posterior testis is median in position, the anterior one lying wholly to the left of the middle line. The penis sack with its Contents, seminal vesicle and prostate gland begins as a large fiisiform structure just in front of the ovary upon the right side and extends obliquely across the body between acetabulum and Pharynx; after crossing the left coecum it diminishes in size and as the ductus ejaculatorius (Looss) or prostatic duct (Poiriek) continues forward as a slender tube having a somewhat tortuous course over the oral sucker or along its left margin in Company with the Vagina to the genital sinus. The seminal vesicle is elongated and folds upon itself to occupy nearly the first half of the fusiform enlargement of the penis sack, the remaining portion being taken up by the enormously developed prostate gland. The ovary is placed opposite the posterior border of the acetabulum and always upon the right side. The receptaculum seminis is large and at the right end of the anterior testis. The shell gland surrounding the ootype lies just in front of the mesial end of the anterior testis between it and the acetabulum. Laueer's canal opens dorsally in the middle line between anterior testis and the receptaculum seminis (Fig. 1 u. 2 L. c). The Uterus extends from the ootype backward on the right side and its egg-filled coils occupy most of the space back of the posterior testis. Its terminal portion passes forward on the left side near the intestinal coecum and terminal part of the penis sack to the genital sinus. The vitellaria are placed along either side mostly lateral to the intestinal coeca but overlapping tliem in the middle region. They extend forward to a transverse line halfway between the oral sucker and the acetabulum. Posteriorly they reach a little beyond the posterior border of the posterior testis. Poirier describes the testes in C. lenoiri as being one behind the other in the median line whereas in both of the American species the line joining the testes is an oblique line and the anterior testis is placed on that side of 252 W. S. NiCKEHSOK, the body whicli does not contain the ovary. The sexual amphitypy which Staffoed flnds in C. americanus I have not observed in C. vesicaudus. 21 specimens examined with respect to tliis factor showed the ovary in every case on the rig-ht side and the anterior testis on the left side. If it occurs at all it is certainly much less common than in his form. The ova of C. vesicaudus measure 38 — 40X17 — 21 fi. The excretory System is the one which presents the most in- teresting conditions. In its main features it agrees with the de- scriptions of Poirier and Staffoed but differs from the Systems which they described in the possession of a rounded Chamber inter- posed between the excretory vesicle and the excretory pore which they neither mention nor flgure and which is unlike any structnre which I have seen described in other trematodes. I shall refer to this as the caudal vesicle. It was with reference to this unique morphological feature that the name vesicaudus was chosen. The extent of the excretory vesicle is shown in Fig. 6. Its main stem is formed by the union of two chief branches which beg-in far forward beside the oral sucker and extend backward near the lateral margins of the body to the region of the testes. In this part of their course they receive from both sides numerous short dendritic branches. Near the testes they bend sharply inward and meet in the niiddle line back of the posterior testis to form the main trunk of the System which extends directly back to open into the pecnliar rounded Chamber already mentioned. This main stem also receives about 3 pairs of lateral branches whose dendrites extend out to near the lateral and posterior margins of the body. The larger branches of this System are of about the same caliber as the intestinal coeca as shown in Fig. 2. They are lined thruout by an irregularly columnar epithelium which is low in the smaller branches and correspondiugly higher in the larger ones. In the latter the distal parts of the cells stand up independently of one another in a manner suggesting an amoeboid activity during life. The relations of the terminal portion of the excretory vesicle, the caudal vesicle and the excretory pore are shown in Figs. 3, 4, ö, 6 and 7. Figs. 3 and 4 are adjacent sections from a transverse series. Owing to the strong ventral flexure of the caudal portion of the worm however the sections in the latter part of the series from which these came are made to run obliquely ventrad and caudad as indicated in the small sketch Fig. 8 x — y. Fig. 3 shows Ou CephalogonimiTs vesicaudus n. sp. 253 the openings of the last pair of lateral branches iuto the main stem of the excretory vesicle and the connection of this with the caudal vesicle. Fig. 4 is from an adjacent section which passes obliauely thru the caudal vesicle and its pore to the exterior and just above the opening from excretorj^ into caudal vesicle. Fig. 5 represents part of a section which cuts this vesicle transversely. It may be Seen from these four flgures that the caudal vesicle has a general form whicli is approximately spherical or spheroidal but whicli is modified by the presence of a number of longitudinal infoldings of its wall (Fig. 6) which subdivide its cavity into a corresponding number of pockets. These open laterally from the central cavity wiüch is continuous from the mouth of the main excretory trunk to the excretory pore or caudal foramen. The longitudinal infoldings of the wall may be compared to the septae of an actinian and the cavity of the caudal vesicle has therefore a shape not dissimilar to that portion of the gastrovascular cavity of the actinian below the gullet. The infolded wall consists of a thin structureless membrane continuous at the edges of the excretory pore with the outer covering of the body and at the junction of the excretory trunk with the vesicle, continuous with tlie basement membrane beneath the epi- thelial lining of the excretory vesicle. Within the caudal vesicle, lining its w^all and covering all of the infoldings, is a layer of finely granulär material of indifferent staining power. Its thickness is fairly uniform and about equal to that of the epithelial lining of the larger excretory ti'unks, but no nuclei, cell boundaries nor other definite evidence of cellular structure can be made out. The tran- sition from the condition of the lining of the excretory trunk to that of the vesicle is sharp. In regard to the actual cliaraeter of the lining of the vesicle I have not succeeded in obtaining any conclusive evidence. It has the same character in the youngest specimen that I have studied as in older and larger ones. Around the wall of the vesicle is a layer of large pyriform cells represented in Fig. 7. They have prominent nuclei containing four or live rather large clumps of chromatin. The cytoplasm is clear non granulär. It is possible that these are glandulär in func- tion and that the granulär appearing material lining the caudal vesicle is a product of the activity of these cells. Corresponding cells are not present about the wall of the excretory vesicle but similar smaller cells are present in the subcuticular layer in many legions. Embedded in the otherwise structureless wall of the Zool. Jahrb. XXXIII, Abt. f. Syst. 18 254 W. S. NiCKERSON, vesicle are delicate circularly arranged fibers biought out as black lines or dots by the iron haematoxylin staiii. From these charac- ters it appears tliat the wall of the caudal vesicle is structurally mnch more like the external body covering- thau like the excretory vesicle. The septa seen in cross section iinder high magnification present an appearance very feather like, the axis (or shaft) beiiig made of a double layer of basement membrane from which stand out on each side long slender columnar processes side by side like the barbs of a feather. These barb like processes are a little too broad and blunt at the ends to be cilia and have a vagueness of outline which makes it impossible to say just how distinct from one another they are. They show no trace of nuclear structure. As seen under low magnification they appear as zones of finely granulär material rather broad on the sides of the septa and thinner on the walls of the vesicle between the bases of the dififerent septa as indicated in a part of Fig. 5. It is impossible to say with perfect assurance what the nature of this material is, but the Impression which it gives when studied with high powers is that of a degener- ated epithelium in spite of the absence of any trace of nuclei and the quite unequal thickness in the ditferent portions. If it be regarded as a degenerated epithelium the condition olfers an iuter- esting comparison with that found by Peatt (1898) in the uneverted caudal appendage of ApoUema. This Interpretation also is in harmony with the view that the cuticular body covering of the trematode has the morphological relations of a hypertrophied base- ment membrane of an epithelium which has disappeared in embryonic stages. It is seen from the foregoing description that C. vesicaudus differs anatomically from the type species C. lenoiri in three respecta, viz. the possession of the caudal vesicle, the absence of an esophagus and the oblique position of the festes. These dilferences would perhaps justify the creation for it of a new genus. Staffokd's species C. americaniis Stands intermediate between the other two, agreeing with C. vesicaudus in the oblique position of the festes and with C. lenoiri in the possession of au esophagus and the lack of caudal vesicle. If a new genus were created it would therefore has based On Cephalogonimus vesicaudus n. sp. 255 lipon tlie presence of a caiidal vesicle and the lack of an esophagus. In view however of the close resemblance of the three forms in all other respects it has seemed to me not necessary to separate them and I have preferred to refer my species to Poirier's genus. Minneapolis, Minn., Aug-. 15, 1911. Literatiire. LOOSS, A., 1899, Weitere Beiträge zur Kenntniss der Trematoden-Fauna Aegyptens etc., in: Zool. Jahrb., Vol. 12, Syst., p. 521. Peatt, H. S., 1898, A contribution to the life-history and anatomy of the Appendiculate Distomes, ibid, 11, Anat. — , 1902, Synopses of N. American Invertebrates XII. The Trematodes, in: Amer. Naturalist, Vol. 36, p. Ü59. PoiElER, J., 1886, Trematodes nouveaux ou peu connus, in: Bull. Soc. pbilom. Paris, Vol. 10. Staffoed, Jos., 1902, Cephalogonimus americanus n. sp., in: Ctrbl, BakterioL, Vol. 32, p. 719. 18* 256 W. S. NiCKERSON, Oll Cephalog-ouimus vesicaudus u. sp. Explaiiatiou of Plates. ac acetabulum c. V caudal vesicle ex excretory vesicle g. p genital pore i)i intestine L. c Laukee's canal 0. s oral sucker ov ovary pJi pharynx pr prostate r. s receptaculum seminis tes testis vt Uterus V. gl vitelline glaud Plate 8. Fig. 1. Drawing of entire worm as seeü from the dorsal side. Tbis specimen was fixed while flattened under a compressor and the anterior portion is tlius made a little too broad. The outline in Fig. 6 is more normal. Fig. 2. A transverse section thru the middle region of the body. Figs. 3 and 4. Portions of adjacent sections thru posterior end in direction indicated by the line x — g in Fig. 8. Fig. 3 shows the connec- tion between the excretory and the caudal vesicles ; Fig. 4 shows the opening of the caudal vesicle to the exterior. Fig. 5. Part of a section passing transversely thru the caudal vesicle ; the lining layer is represented in only a part of the drawing. Fig. 6. Freehand reconstruction of the excretory system of the right half of the worm. Fig. 7. Section thru the posterior jDart of the excretory vesicle, the caudal vesicle and the excretory pore, showing the relations of the struc- tures forming their walls. Fig. 8. Sketch to show the direction of the plane of section of Figs. 3 and 4. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntnis der Hymenopterenfauna von Paraguay auf Grund der S am m hin gen und Beobachtungen von Prof. J. D. Anisits. X. Unter Mitwirkung mehrerer Spezialisten. Von Embrik Strand, Berlin, Kgl. Zoolog. Museum. Mit Tafel 9-10 nnd 15 Abbildungen im Text. X. Biologica. Bearbeitet von Embrik Strand. Indem ich hiermit den X. Teil meiner „Beiträge zur Kenntnis der Hymenopterenfauna von Paraguay auf Grund der Sammhingen und Beobachtungen von Prof. J. D. Anisits" ^) der Öffentlichkeit übergebe, erlaube ich mir auf das dem I. Teil beigegebene Vor- wort hinzuzuweisen (1. c, Vol. 29, p. 126), mit der Bemerkung, daß ich die Bearbeitung der Biologica des Herrn Prof. Anisits nicht ganz, wie damals geplant wurde, geben kann, insofern als das am 1) cf. Zool. Jahrb., Vol. 29, Syst., p. 126—242 mit tab. 11 und p. 455—562, Vol. 31, p. 39—58 und 377—406. 258 Embrik Strand, Ende dieser Arbeit gegebene Verzeichnis der Literatur zur Biologie südamerikanischer Hymenopteren durchaus nicht auf Vollständig- keit Anspruch machen kann; ich glaube aber dennoch, daß diese Literaturzusammenstellung nützlich sein wird, zumal es meistens recht schwierig ist die biologischen Angaben in der Literatur auf- zufinden, weil sie zum großen Teil in den systematischen und fauni- stischen Arbeiten versteckt sind. Hinweise im Text auf dieses Litera- turverzeichnis werden durch den Autornamen, eventuell mit einer Nummer dazu, gegeben, z. B. „Ducke (3)" bedeutet die dritte der im Verzeichnis aufgeführten Arbeiten von Ducke. Durch solche ver- kürzte Zitate wird bei den hier behandelten Arten angegeben, wo in der hinten verzeichneten Literatur Wichtiges, insbesondere auch Abbildungen, zur Biologie der betreffenden Art zu finden ist. Das was im Folgenden direkt den Notizen von Herrn Prof. Anisits entnommen ist, steht in: „ " und mit der Bezeichnung: „(Anisits)" darunter bzw. dahinter; in diesen Abschnitten habe ich jedoch häufig den betreffenden Artnamen nachgetragen und bisweilen kleine unwesentliche Änderungen bzw. Kürzungen vorgenommen. Die zu den Biologica gehörigen Hymenopteren waren Herrn Prof. Aki- siTS seinerzeit zum großen Teil von Brethes bestimmt worden; diese Bestimmungen sind innerhalb der Apidae sämtlich, in den anderen Gruppen größtenteils von den Bearbeitern vorliegender „Beiträge" revidiert worden. Die erwähnten Pflanzen sind von Herrn Prof. Anisits selbst bestimmt. Die Lehmbauten seiner Sammlung hatte Prof. Anisits in sehr geschickter Weise auf kleine viereckige G.ypsplatten aufgeklebt, eine recht glückliche Methode, indem die Bauten dadurch geschützt und leicht zu untersuchen sind und hübsche Sammlungsobjekte bilden. — Charakteristisch für diese Lehmbauten ist, daß sie fast sämt- lich, der Bodenbeschaffenheit in Paraguay entsprechend, aus einer gewissen rot gefärbten Sorte Lehm (Erde) („tierra colorada") ge- macht sind. Einige ganz wenige von Herrn Kael Fiebrig bei San Bernar- dino in Paraguay gemachten Beobachtungen sind mit behandelt worden. — Die Biologica der Sammlung Anisits stammen mit wenigen Ausnahmen von Asuncion oder der nächsten Umgebung dieser Stadt. In einem XL und voraussichtlich letzten Teil dieser „Beiträge" hoffe ich eine Übersicht der Ichneumoniden, Braconiden und Pompi- liden der Koll. Anisits geben zu können. Für die Liberalität, womit Herr Prof. Anisits seine sämtlichen Hjmeuopterenfauna von Paraguay. 259 einschlägigen Aufzeichnungen und Beobachtungen mir zur beliebigen Verwendung für diese Arbeit überlassen hat und sicli zu dem Zweck auch der Mühe unterzogen hat. die ursprünglich in der ungarischen Sprache, seiner Muttersprache, geschriebenen Notizen ins Deutsche zu übertragen, ist es mir eine Freude auch an dieser Stelle bestens zu danken. Berlin, November 1911. Fam. Apiclae. 1. JPtUoglossa juatutina Schettk. Eine wahrscheinlich dieser Art angehörige Biene beobachtete Akisits bei Asuncion am 22. 3. 1905 zwischen 6 und 7 Uhr morgens. Avährend es noch halb dunkel war, herumfliegend, dann setzte sie sich auf die Erde, begann zu graben und versteckte sich in dem 2 — 3 cm tiefen Loch, worin sich nur einige zusammengerollte Blätter be- fanden. Am 9./7. 1906 fand Anisits in seinem Garten neben einem Wald- weg zwischen Sträuchern und Bäumen ein Loch in der Erde. Er dachte, es sei ein unterirdischer Nestbau von Trigona suhterranea. und begann es auszugraben: Die Eingangsöffnung hatte 8 mm Durchmesser und bestand aus einem knopfförmig erhabenen harten Erdklumpen. Das Loch ging ganz perpendikulär bis zu 60 cm Tiefe und nahm dann knieförmig gebogen 10 cm lang eine horizontale Richtung an; dann setzte es sich wieder senkrecht fort. In 80 cm Tiefe verlief ein 3—4 cm langer, geschlossener Seitengang. Auf dessen Grund fand Anisits eine lebende, noch in der Hülle befindliche, halbentwickelte Biene. Die Hauptröhre ging immer senkrecht hinab und endigte in einer Tiefe von 1,30 m ; am Grunde befand sich eine Biene, die mit großem Summen fortflog, sie kam noch 2mal zurück, aber so schnell, daß Anisits sie nicht erbeuten konnte. Am Grunde des Nestes befand sich eine mit Pollen gemischte süße Flüssigkeit. Diese halbentwickelte Biene ist mit ziemlicher Sicherheit Piilo- glossa maiutina Schettk. $. Daß diese Art für eine Biene auffallenderweise früh morgens munter ist, hat schon ihr Autor [Schrottky (2)] beobachtet. Nach diesem stellt sie bald nach Sonnenaufgang ihre Blütenbesuche und 260 Embrik Strand, auch wohl den Flug überhaupt ein. und (8). Das Nest cf. Scheottky (7) 2. XylocojJCi frontalis Oliv. In dem trocknen Holzhaufen in seinem Garten fand Anisits am 24./5. 1906 im Holz ein Flugloch. Als er es ausräucherte, flogen heraus 2 ^^ und 3 $$ von obiger Art. Ferner verdanken wir Herrn Prof. Anisits folgende Beobach- tungen über diese Art: „Ich fand in dem waldigen Teil meines Gartens am 4./12. 1905 einen abgebrannten dicken Baumstamm. In 20 cm Höhe über der Erde auf der Nordseite sah ich daran ein ganz neues Flugloch sowie 3 alte. In das neue Flugloch schlüpfte eine Xylocopa hinein. Flugloch 5 cm Larve Pollen Polleu Fla-. B. 2. Zelle Fiff. C. Abends beim Dunkelwerden hackte ich von dem Baumstamm das Stück ab, wo das Nest lag. Dabei flog eine Xylocopa $ fort. Während der Arbeit hörte man in dem Holzstück ein sehr starkes Summen, jedoch blieben die Bienen darin und wollten gar nicht herausfliegen. Hjmenopterenfauua vou Paraguay. 261 So habe ich sie mit Tabakrauch ausgeräuchert. Es flogen heraus 8 Bienen, und zwar in folgender Reihe: ?, $, $, <^, ?, $, $, <^. Das Loch im Holzstück war vollständig leer, die Höhlung hatte folgende Form" (Fig. A). 3. Xylocopa nigrocincta Sm. Über diese Art verdanken wir Herrn Prof. Anisits viele inter- essante Beobachtungen. Ein Flugloch dieser Art fand er am 19,3. 1906 auf einem Ast eines ausgetrockneten Cedrella fissidens-Baum. Zwei ausfliegende Bienen genannter Art wurden gefangen, so daß die Bestimmung ohne Zweifel richtig ist. Am Grunde der Höhlung befand sich eine ge- schlossene Zelle, daraus ist aber, trotzdem der Ast längere Zeit auf- bewahrt wurde, nichts herausgekommen. Das mir vorliegende Mate- rial aus diesem Nest besteht, außer den 2 gefangenen Bienen, aus einem stark beschädigten Vorderleib einer Xylocopa sowie einer be- schädigten und unbestimmbaren Tineide (sensu lat). Zwischen aufgehäuftem Brennholz fand Anisits am 27./4. 1906 in einem ausgetrockneten Stück Holz die Anlage eines Nestes dieser Art. Es befanden sich darin 3 (^^ und 5 $$. Zu einem weiteren Nest (No. 104) folgende Notiz von Prof. Anisits r „Als in meinem Garten am 17./1. 1906 ein Baum abgehauen wurde, fiel er gegen eine daneben stehende Cedrella fissidens und brach einen getrockneten Ast der letzteren ab. Als der abgebrochene Ast auf die Erde fiel, flog eine Xylocopa heraus, die ich gefangen habe. Bei näherer Untersuchung zeigte der Ast eine ähnliche Nest- anlage wie im folgenden Fall. Ich bewahrte das Stück auf, und am 11,2. 1906 schlüpfte eine Biene aus (c^). Zellen 2, 3, und 4 trockneten ein. Inhalt von Zelle 2 in Alkohol aufbewahrt" (Fig. B). Das aufbewahrte Material besteht aus ganz feinen Holzpartikeln- und einem schwarzbraunen, etwa aus verfaultem Honig (?) bestehen- den Masse (jetzt trocken aufbewahrt!). Ferner berichtet Anisits am 14./1. 1906: (Nest No. 101.) „In Villa Morra 300 m in nördlicher Richtung hinter der Eisenbahnstation sah ich in einen teilweise abgeschnittenen trockenen Ast von Cedrella fissidens eine Xylocopa $ hineinfliegen. Ich schnitt das Aststück ab, nahm es mit nach Hause und sägte es der Länge nach durch. Die Construktion der Nisthöhle war folgende: Der ganze Nestbau (Fig. C) war in einem Stück Holz vou 10 cm Länge und 6 cm Durchmesser angelegt. Das Flugloch befand sich in 262 Embkik Straxd, der Mitte niul hatte 12 mm Durchmesser. Die Höhlung ging schräg aufwärts (4,5 cm Länge), bog bei 3 cm Länge zu einer horizontalen Linie um und machte dann eine Biegung in perpendikulärer Rich- tung. Letztere Biegung war 5,5 cm lang und parallel der Vor- höhlung angelegt. In diesem Theil befanden sich 2 zugemachte Zellen, beide mit lebenden L arven und Pollen. Eine Larve wurde beim Durchsägen vernichtet, die andere habe ich in Alkohol aufbewahrt. Vom Flugloch ging eine andere Höhlung perpendikular abwärts, und zwar 4,5 cm lang. Am Grunde dieser Höhlung waren auch Pollen an- gesammelt. Beim Einfangen war die Biene gerade mit einer neuen Zellenanlage beschäftigt." (Nest No. 93.) In Galle San Miguel (Asuncion l./l. 1906) am Zaun des schweizerischen Konsulates bei einem großen, alten Sapium biglandu- losum-Baum sali Anisits eine Xyl. nigrocinda $ aus einem Ast- locli herausfliegen. Er fing sie, schnitt den Ast ab und sägte ihn der Länge nach durch. Es fand sich im Innern des Aststückes eine Hölilung von 14 cm Länge und 15 mm Durchmesser. Das Flugloch hatte 12 mm Durchmesser und befand sich im oberen Drittel der Höhlung. Der vordere Teil war am Grund mit gekauten morschen Holzstücken verschlossen; diese Querwand hatte aber nur 12 mm Durchmesser. Unterhalb dieser Querwand befand sich eine kleine Zelle. 3 cm lang und 9 mm im Durchmesser und in dieser eine tote Larve, die höchstwahrscheinlich nicht von der Xylocopa nigrocinda, die ausgeflogen war, stammte, sondern von der kleineren Art Xißo- copa macrops Lep. (?). Ans Galle San Miguel (Asuncion l./l. 1906) stammt ein altes Nest (No. 94) von einem Ast eines Sapium biglandulosum-Baumes. Nest- anlage 35 cm lang und 1,5 cm im Durchmesser. Man kann ca. 20 alte Zellenanlagen erkennen. Durchmesser des Flugloches 2 mm. Als Anisits es zu Hause der Länge nach durchsägte, flogen heraus 2 Stück Xylocopa nigrocinda Sm. $. An und im Ast wohnten außer- dem Ameisen. „Mitte December und im Januar sieht man um große und alte Bäume von Sapium biglandulosum, Gedrella fissidens, Pithecolo- bium scalare und Melioca bijuga und zwar zwischen den Aesten der Krone Xylocopa frontalis (Oliv.) ^ den ganzen Tag, manchmal Stunden lang an einer Stelle in der Luft schwebend, unter fortwährendem starken und tiefen Summen." [Die hier X. frontalis Ol. genannte Art wird vielleicht nigro- cinda oder gar alle beide Arten sein (Sted.)]. Hymeuopterenfauua vou Paraguay. 263 Über das Vorkommen von Käfern in den Nestern der XyJo- copa nigrocincia teilt uns Prof. Anisits folgendes mit [cf. auch SCHKOTTKT (12)] : (Nest No. 187.) „Asnncion 4, 7. 1906. Ich fand in meinem Garten einen alten vertrockneten Ast von Lippia urticoides, einem o-^oßen Strauch, an dem ich einige Xißocopa-¥\\\g\'6c[\^v sah. Ich nahm den Ast mit ins Haus hinein, wo ich durch Ausräuchern der 3 Nest- anlagen 5 $$ und 2 ^^ Xylocopa nigrocinda Sm. und außerdem 2 lebende Coleopteren {Horia macidata Fabk. nach der gütigen Be- stimmung des Herrn Prof, Kolbe) erhielt. Zur näheren Untersuchung mußte ich das Aststück erst der Länge und dann der Quere nach durchsägen, wobei ich 3 Stück Holz mit 3 verschiedenen Nestanlagen fand. Numeriert 137a, lo7b, 137c; a ist das oberste Holzstück, wir mir scheint mit dem ältesten Nest. (Nest 137a.) Dieses Nest (Fig. D) hat sehr komplizierte Gänge. Vom Flugloch gingen zwei schräge aufsteigende Löcher aus, das äußere mit 1, das innere mit 3 alten Zellanlagen. In 3 cm Höhe, von der Mitte des Flugloches an gerechnet, verliefen auf der ent- gegengesetzten Seite des Astes 2 mit den aufsteigenden Gängen parallele Schächte, die aber nach abwärts führten; sie enthielten der eine 2, der andere 3 alte Zellanlagen. Zu letzteren führte noch ein 5. Gang, der vom Flugloch aus abwärts ging und mit 5 alten Zellenspuren ausgestattet war. Als ich das Holzstück abgesägt hatte, brach das obere Ende ab, und es fielen 2 lebende Horia macidata heraus. Später sägte ich das Aststück der Länge nach durch und fand noch eine tote, aber schon entwickelte Horia sowie eine andere tote Puppe ebenfalls von dieser Coleoptere. Alle diese saßen in eigens gebohrten Seitengängen, die nur aus einer Zelle bestanden und von den Xißocoj)a-Gmgen durch aus gekautem Holz hergestellte Stöpsel getrennt waren: Diese //or?rt-Nester (Fig. E) haben eine Länge von 25 mm, der größte Dnrchmesser 9 mm, Eingang 7 mm Durchmesser und 6 mm Länge. No. 137b. Dieses Stück hat keine besondere Form. Die Bohr- gänge bestehen aus dem Flugloch, einem quer aufwärtsgehenden, 10 Centimeter langen Ast, der einen aus einer Zelle bestehenden abwärts führenden Seiten ast hat, und einem dritten vom Flugloch abwärtsgehenden 7 cm langen Ast. In der inneren Wand der auf- wärtsgehenden Höhlung sieht man 2 von Horia angefangene Bohr- löcher. 264 Moria (ein- getrocknet) Embrik Strand, Horia (lebend) ,Horia ■f-yV'/^-ji^""-^;?/ fe^)' (lebend) 2 Flugloch ^ Eingetrock- nete Puppe von Horia Holzstöpsel •Angefangenes Bohrloch von Horia Horia (tot) Xylocojxi- Höhlune- Fig. D. Fio-. E. No. 137c. Dieses unterste Stück hat eine einfache, vom Flug- loche schräg aufsteigende, 8 cm lange Höhlung, auf deren oberem Ende eine angefangene und eine fertige Horia-ZeWe mit einge- trocknetem Inhalt sich befindet." 3, Xylocopa niacrops Lep. Eins der vorliegenden Nester (No. 95) dieser Art stammt: „Aus Calle San Miguel (Asuncion lO./l. 1906). Von dem trocknen Feld. Eine Eryngium-Blütenschaft zeigt eine neu begonnene Nest- anlage von Xylocopa macrops Lep. Oben ist bereits eine Querwand aus gekauten Fasern, auf die schon ein wenig Pollen geklebt war. Die ganze Höhle war bereits gereinigt, weiter unterhalb des Flugloches lag abgebissene Mark- substanz. Die Biene ($) wurde gefangen, als sie hineinschlüpfen wollte. — Durchmesser des Plugloches 6 mm. Gleichzeitig wurde ein weiteres Nest dieser Art gefunden: In der obersten Zelle lag gekautes Pflanzenwerk, die obere Querwand war durchgebrochen. Unterhalb dieser befand sich in einer Zelle eine lebende Larve. In der Höhlung zwischen dem Flugloch und der Zelle lag eine tote Xylocopa macrops. Hymeiiopterenfanua von Paraguay. 265 Ich bewahrte den Blütenschaft mit der Larve auf. Am 20. 1. 1906 schlüpfte eine Xylocopa macrops aus (sie hatte Milben am Flügel)" (Anisits). Eingangsloch 7X7 mm, die Neströhre selbst 10X10 mm im Durchmesser. Sehr ähnlich dem Nest von X. ciliata. Weitere Nester wurden gefunden am 25./4., 3.6., 4.7. und 10.7. 1906 und zwar in trockenen Ästen von Cedrella fissidens. In dem Nest vom 4./7. waren 6 $? und 3 ^^ zusammen, über das vom 10./7. hat Prof. Anisits folgendes notiert: ,.In meinem Garten zwischen zusammengehäuften trockenen Aesten fand ich einen Cedrella fissidens-Ast mit verschiedenen Flug- löchern von XyJocopa frontalis (Oliv.) [oder nirjrocinda]. Da ich beim Klopfen im Holz ein Summen hörte, räucherte ich die Bienen aus; es flogen 3 ?? und 4 ^^ Xylocopa macrops heraus. Nach der Kon- struction der Bohrlöcher in dem Holzstück, in dem ich die Bienen fand, ist es unzweifelliaft, daß nicht diese XyJocopa-A.vi die Nest- anlage gefertigt hat. Offenbar hatten sie die Tiere nur als Ver- steck für den Winter gewählt." Ferner ein Nest (No. 92) von Asuncion l./l. 1906: „Auf dem kleinen Camp bei Calle San Miguel fand ich einen weiteren Eryngium alaefolium-Bluraenschaft, aus dem eine kleine Xylocopa ausflog. Ich fing die Biene und nahm den abgeschnittenen Schaft mit nach Hause, wo ich ihn spaltete. Die ganze Länge des Schaftes ist 1,5 m. Das Flugloch befand sich in circa 1 m Höhe über der Erde. Beim Durchspalten fand ich unter und oberhalb des Fluglochs Zellen. In jeder Zelle lagen Larven und Puppen in verschiedenen Entwicklungsstadien sowie auch Nährstoff. Die ganze Länge des Nestlagers im Schaft war 35 cm. Von der Mitte des Fluglochs nach aufwärts verlief ein leerer Raum von 4 cm Länge; dann kam die erste Querwand, die aus gekauten, abgeschabten Markfasern von Eryngium hergestellt war. Diese Querwände sind bikonkav. An der inneren Wand des Schaftes, wo sie befestigt sind, hatten sie 5—6 mm Dicke, in der Mitte 1,5 mm. Die zweite Querwand begann 18 mm höher als die erste, so dass eine Zelle gerade 18 mm lang und 11—11,5 mm breit war. Der ersten Zelle folgten noch 6 weitere. Oberhalb des Fluglochs be- fanden sich 7 Zellen. Das Ganze endete mit einem 40 mm dicken Stopfen aus den erwähnten gekauten Markfasern der Pflanze. Der Inhalt der verschiedenen Zellen war, von der obersten an- gefangen, der folgende: 256 Embrik Strand, 7. Zelle 13 mm lange Puppe 6. „ 12 „ ö. „ lo „ ;r ?? 4. „ 10 „ O. ., 14 „ ;, 55 2. „ 20 „ „ Larve und einige Excremeutstücke 1. ^. 20 „ ,, „ mit viel Excrementstücken u. Pollen. 50 mm unterhalb der Mitte des Fluglochs befand sich die erste Querwand der ersten der 4 abwärts liegenden Zellen, die nicht die- selbe Größe wie die übrigen hatten. Die 1. Zelle ist 13 mm lang. Sie enthielt viel Pollen und ein längliches (in der Entwickelung befindliches) Ei. Die 2. Zelle war 17 mm lang; in ihr lagen eine 8 mm lange Larve und Pollen. In der 3. Zelle befanden sich Pollen und eine 12 mm lange Larve mit Excrementen. Die Länge der Zelle ist 19 mm. 4. Zelle: 19 mm lang mit einer 18 mm langen Larve, wenig Pollen und viel Excrement. Dann folgte eine 30 mm dicke Schicht Schlussstopfiing aus ge- kautem Mark und Fasern" (Anisits). 4. Xylocopa ciliata Büem. Ein am lO./l. 1906 gefundenes Nest war in der gleichen Pflanze angelegt und auch sonst ganz ähnlich dem Nest von X. macrops vom l./l. 1906. Flugloch 7—8 mm im Durchmesser. Daraus ein ^. Ferner ein Nest (No. 89) von Asuncion 25./12. 1905: „In Calle San Miguel befindet sich nicht weit von einer kleinen Lagune ein trockener hochliegender Camp mit xerophytischer Vegeta- tion, darunter auffallend viele Eryngium alaefolium-Stauden. Die Blütenschäfte vertrocknen nach der Blüte und fallen später auf die Erde. Ich bemerkte auf einem derartigen vertrockneten Schaft ein Loch, das den Xf//ocopa- Fluglöchern, wie man sie an Baumästen findet, ähnlich war. Beim Klopfen auf den Schaft hörte ich kein Summen, gleichwohl stopfte ich das Loch zu, schnitt ein Stück des Schaftes ab und nahm es mit nach Hause. Dort spaltete ich den Schaft und fand darin 2 getrennte Zellen; in jeder lag eine Larve und Pollen"' (Akisits). Hjmeüoptereufaima von Paraguay. 267 5. Xylocopa colona Lep. $. (Nest Xo. 23.) „In der Stadt (Asuncioii 22,/3. 1905, C. Libertad) im Garten des nordamerikanischen Consiils war neben einer Rosen- staude ein Rohrstock [Guadua sp. (?)] in die Erde gesteckt. In einer Höhe von 60 cm über der Erde befand sich daran ein Loch, an dem eine Xylocopa gearbeitet hatte. Ich fing diese Biene und schnitt den Rohrstock durch. Es war drin eine Höhlung von 110 mm Länge und 10 mm Breite; das Flugloch befand sich in der Mitte der Höhlung, und in dem oberen Ende lagen Wachs und Pollen. Außerhalb des Fluglochs war eben- falls ein wenig Wachs angeklebt" (Ais'isits), 6. Ceratlna niorrensis Strand „In Villa Mona (Asuncion 20. 3. 1905) am Wege nach Calle San Lorenzo fand ich einen vertrockneten, abgebrochenen Ast von einem Strauch (?). Aus dem Ast flog eine Biene heraus und verschwand. Bei näherer Besichtigung fand ich in dem Ast ein Loch (Markhöhle). Ich brach den Teil des Astes ab und steckte ihn in die Giftflasche. Zu Hause angelangt schnitt ich den Ast entzwei und fand darin Bienen (2 sp.) von der Gattung Ceratina. Ob es sich wirklich um ein Nest handelte oder nur um einen Schlupfwinkel, konnte ich mit Sicherheit nicht feststellen" (Akisits). Es liegen 2 ^S u. 1 $ vor (obige Angabe „2 sp." ist wohl auf den Geschlechtsunterschied zurückzuführen). Die Röhre in dem Ast hat einen Durchmesser von 4.5 mm, und sie endet gleichmäßig ab- gerundet (nur das eine Ende ist vorhanden). 7. Ancyloscelis iniitatrix Schrttk. Über diese Art hat Anisits folgendes mitgeteilt: „Auf der San Miguel-Strasse (Asuncion 25./12. 1905) in der Richtung auf die Straße Calle San Lorenzo ist der Teil des Weges, wo Carretten verkehren, 20 — 30 cm tief mit losem Sand bedeckt. Da sah ich in einer Radspur nebeneinander wenigstens ein Dutzend Löcher, zu denen Bienen obiger Art hinflogen. Ihr Flug war blitz- schnell. — Sie verschwanden auf 2—5 Minuten in den Löchern und flogen dann ebenso schnell wieder fort. 268 Embkik Strand, Das eine Exemplar fing" ich, als es aus dem Loch herauskam. Vorher hatte das Tier Sand aus dem Loch herausgeworfen. Das andere Exemplar fing ich, als die Biene mit Pollen be- ladet zu dem Loche flog. Ich versuchte die Löcher auszugraben, aber der lockere Sand verschüttete immer wieder den Gang, so daß ich trotz aller Nach- forschungen die Nisthöhle nicht finden konnte. Am lO./L 1906 fing ich noch 3 Bienen. Auch erneuerte ich meine Ausgrabungsversuche, aber wiederum ohne Erfolg.'" 8. Enteehnia ftdvifvons Sm. $. Asuncion 23./3. 1905. In der Wand der Lehmhütte in seinem Garten fand Anisits ein kleines enges Loch von 3 mm Durchmesser. Er grub vorsichtig die ganze Höhle aus und fand folgende Bauart: Am Grund der Höhle befand sich die Biene (Fig. F). Eingang -> d Fig. F. Fig. G. 9. (entris buvgüorfi Fe, Prof. Anisits hat folgendes notiert über ein Nest (No. 81) von „Asuncion 16/12. 1905. Bei der verlassenen Lehmhütte in meinem Gai-ten bemerkte ich seit dem 8./12. 1905 verschiedene Löcher in der Lehmwand, die von Bienen, Eumeniden und Gold- wespen besucht wurde. In den Holzteilen der Hütte wohnten Ameisen. Am 8./12. fing ich einige Bienen, die aus einem Loch heraus- kamen. Es war Centris hurgdorß (Feiese). Die Bienen krochen hinein in das Loch, wurden aber von den Ameisen wieder hinaus- gejagt. Sie warfen sich dann auf die Erde und wälzten sich im Sand herum, um sich so von den Ameisen, die sich in sie verbissen hatten, zu befi-eien (aufbewahrt No. 81a). Das Loch habe ich aus- gegraben. Es hatte folgende Form und Größe (Fig. G): Die Röhre am Ende war ganz glänzend. Am Grunde befand Hymenoptereiifanna von Paraguay. 269 sich Blumeiipollen, darauf Honig- und in diesem eine Larve, die leider beim Herausnehmen zerdrückt wurde. Nach einigen Tagen fand ich an demselben Ort, aber an der Westseite der Hütte, ein anderes ähnliches Nest. Pollen, Honig und Larve sind in Alkohol aufbewahrt. Während ich mit dem Ausgraben des Nestes beschäftigt w^ar, drangen auf mich einige Megachiliden und Folisies ein. Am schlimmsten aber belästigte mich eine Eumorplia cordata, die ich leider nicht fangen konnte. — Ich glaube, daß die Thiere durch den Honiggeruch angelockt wurden (?j. Beiliegend ein iu dem Lehm befindlicher Cocon und ein freier Cocon, die ich früher ausgegraben hatte. Aus ihnen schlüpfte eine Centris burgdorfi (Friese) aus." Das mir vorliegende Nest besteht aus einem Stück roter Erde nebst 2 schwarzen Tonnenpuppen, die eine Länge von 18 und Breite von 11 mm haben; die eine dieser Puppen ist geöffnet und leer; der Deckel ist nur etwa 18 mm breit und lang, außen gewölbt und zwar daselbst mitten mit einem gelblichen Fleck. Die Puppen haben im Lehmstück ganz eingeschlossen gelegen. An der Westseite einer verlassenen Lehmhütte in seinem Garten in 10 cm Höhe von der Erde fand Anisits (Asuncion 22./1. 1906) ein Loch, worin eine Biene summte; eine andere wollte in das Loch hineinkriechen. Er fing beide und schnitt das Nest heraus. Der Eingang war noch nicht zugeklebt. Am Grunde des Nestes fand er Pollen. Nach seiner Konstruktion schien ihm das Loch von Montesu7nia platinia (Sauss.) gemacht zu sein (?). Die Biene war Centris hurgdorfi (Feiese). ^, $. Das aufbewahrte Nest besteht aus einem Stück roter Erde, das an der Seite ein Eingangsloch von 5 mm Durchmesser hat, das sich innen zu wenigstens 8 mm Breite erweitert. Ferner teilt Anisits mit: (Nest No. 105.) „Asuncion 22./L 1906. An der Lehmwand der Südseite einer verlassenen Hütte fand ich eine Biene, die damit beschäftigt war, eine zugeklebte Nestöffnung zu glätten. Da kam eine zweite und begattete sich mit der ei'sten (?). Ich fing beide. Bei einem Schnitt durch die zugeklebte Höhle fand, ich auf deren Grund einen Klumpen weißen Nährstoff, auf den ein Ei ge- klebt war. (Konserviert in Alkohol.) Das Nest war von Centris burgdorfi (Friese)." Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 19 270 Embrik Strand, Das mir vorliegende Nest besteht aus einem Stück roten Lehms, enthaltend zwei Löcher, von denen das eine etwa 21 mm lang und 10 mm breit ist. (Nest No. 107.) Asuncion 22./1. 1906. An der Wand der ver- lassenen Lehmhütte in seinem Garten sah Anisits verschiedene zugeklebte Löcher. Er schnitt ein Stück der Wand heraus und ölfnete die Höhlungen, worin er 4 Zellen mit Inhalt fand. Er hat davon folgende in Alkohol konserviert: a) Eine eingetrocknete und in Stücke zerfallene Centris hirg- dorfi (?). Im Innern ihres Leibes befand sich eine sich sehr lebhaft bewegende Larve. b) Eine Larve im Cocon. c) Nahrungsstoff (Pollen), kleine Larve. d) Nahrungsstoff (Pollen), größere Larve. Das Lehmstück mit 3 Zellen war auf Gyps aufgeklebt. — Eine Zelle wurde zerstört. Das vorliegende Nest erscheint als ein Stück roter Erde (Lehm) mit 3 Gruben; die mittlere (Nr. 107b) ist 14X10 mm, die beiden anderen, die parallel damit verlaufen, sind länger und tiefer, aber kaum so breit. 10. Centris IciJiipes Fß. Asuncion 15./3. 1905. In der Stadt, auf dem inneren Dach- balken des chemischen Laboratoriums der Universität, fand Anisits zahlreiche Sceliphron-l:^ ester, die teilweise bereits verlassen, teilweise noch im Bau begriffen waren. In einer leeren Zelle eines ver- lassenen Nestes fand er eine Centris lanipes (Friese) $ versteckt. Ob sie dort provisorisch wohnte (?) oder parasitär (?), konnte er nicht feststellen. (Nest No. 88.) Asuncion 23./12. 1905. Ein altes, verlassenes Nest von Odynerus befand sich an der Wand der nicht mehr benutzten Lehmhütte in Anisits' Garten. Während einiger Tage beobachtete Anisits in den Abendstunden, daß eine Biene in das Nest hineinflog und darin übernachtete. Schließlich konnte er die Biene erbeuten. Im Nest fand er nichts. Die Biene (Centris lanipes F. ah. ruficella Strand $) benutzte (wahrscheinlich?) das Nest bloß als Schlafstelle. Das aufbewahrte Nest erscheint als ein Stück roter Erde, das an der Seite ein Eingangsloch von 5 mm Durchmesser hat, das sich innen zu der doppelten Breite erweitert; anscheinend horizontal gerichtet. Hymenoptereiifauiia vou Paraguay. 271 11. Centrls mocsdriji Fe. S- In Villa Morra bei Asuncion stand auf einer kleinen Waldwiese eine Cedrella fissidens. Hier sah Prof. Anisits mehrere Tage hin- durch eine Biene stundenlang- unter Summen zwischen den Ästen in der Luft schwebend herumfliegen. Wenn sie müde geworden war, setzte sie sich auf einen Ast, ruhte einige Sekunden aus und begann dann wieder zu fliegen. Anisits gab sich die grüßte Mühe um etwas, etwa von dem Nest (?), zu entdecken, aber leider ohne Erfolg. Zuletzt fing er (14,1. 1906) die Biene, um die Art fest- stellen zu können. Es war ein S von Centris mocsdnji Fe. 12. Centris flavifpons Fe. Über diese Art hat Anisits folgende Beobachtung gemacht: „Asuncion 13./1. 1906. Auf dem leeren, verlassenen und mit Unkraut bewachsenen sandigen Terrain gegenüber meinem Hause sah ich abends um 6 Uhr eine Biene längs der Erde fliegen. Plötz- lich setzte sie sich auf den sandigen Boden und begann nach Art der Crabroniden eine horizontale Röhre zu graben. Die ganze Arbeit dauerte 50 Sekunden, Als die Höhle fertig war, blieb die Biene im Innern still. Ich glaube, die Höhle sollte nur als Nachtquartier dienen, denn im vergangenen Jahr sah ich eine ähnliche Biene abends sich verstecken, am anderen Morgen fand ich die Höhle leer. Die Biene ist Centris flavifrons Fb. $." 13. Eiifflossa nif/r'i't(i Lep. Asuncion 18. 2. 1906. In Villa Morra auf dem Waldweg, der auf die Bahnstation folgt und mit der Galle Laureles parallel läuft, fand Anisits diese Biene auf einem Exkrementhaufen (wahrschein- lich von Canis asarae) ein sehr übelriechendes klebriges Material sammeln. Die Füchse {Canis azame) fressen sehr gern die Früchte der Yatai-Palme (Cocos Yatai Maet. (?)), die ziemlich fettreich sind. Von den schlechtverdauten Früchten rührt die Klebrigkeit der Ex- cremente her, welche die Centris höchstwahrscheinlich zum Nestbau sammelte (?). — Über das Nest cf. Scheottky (7j. 19* 272 Embbik Strand, 14. Megachile assimiptionis Schkttk. $ Asuncion 28./1. 1905. An der Wand der verlassenen Lehmhütte in seinem Garten fand Anisits ein Wespen-(?)Loch, aus dem eine Biene dieser Art herausflog. Der Sammelapparat der Biene war mit roter Erde gefüllt — wahrscheinlich Zufall (?). — Daneben bemerkte er verschiedene Zellen. In einer fand er Nährstoff und ein Ei, in einer anderen Nährstoff und eine Puppe. Diese konservierte er in Alkohol. Den Zelleninhalt, Nährstoff und Ei bewahrte er zur Zucht auf, erzielte jedoch kein Eesultat. Das aufbewahrte Nest (No. 11) besteht aus einem ziemlich un- förmlichen Stück roter Erde, in welchem ein Loch von 5,5 mm Durchmesser sich findet. Weiteres ist nicht zu erkennen. 15. Mef/acJiile asuncicola Strand $. (No. 119.) Asuncion 12./3. 1906. In seinem Garten an einem freien Platz sah Anisits eine Biene, die stark summend unmittelbar über der Erde hinfliegt. An ihren Füßen befindet sich etwas Grünes. Er fing die Biene. Das Grüne waren 2 oval ausgeschnittene Blätter einer Mimosa sp., die zum Nestbau genommen werden. 16. MegachUe fasciatricella Steand $. Prof. Anisits hat notiert: „(Nest No. 123.J Asuncion 24./3. 1906. Auf einem brach liegenden Feld (Capuace) mit vielen Unkräutern sah ich nachmittags um 4 Uhr in ein Erdloch eine Biene fliegen, die ein oval geschnittenes Blattstück schleppte. Die Biene blieb 2 Minuten lang im Nest. Als sie wieder herausflog, erbeutete ich sie. Die Höhle, die ich mit meinem Messer bloßlegte, hatte 3 mm Durchmesser bei 2 cm Tiefe. Sie führte zuerst senkrecht, dann horizontal in die Erde hinein, dabei einen kleinen Bogen bildend (Fig. H). Die Länge des horizontalen Teiles betrug 13 cm, bei 9 cm Länge begann der aus Blättern hergestellte Bau. Am Ende des Rohres war eine Zelle schon fertiggestellt. Sie enthielt Pollen und eine ganz kleine Larve. Die zweite Zelle war FiiT. H. Hymenopterenfauna von Paraguay. 273 im Bau begriffen. Ich konservierte das aus Blättern hergestellte Nest in Alkohol. Die Biene bewahrte ich trocken auf." „Asuncion 17./3. 1906. In Villa Morra hinter dem Stations- gebäude auf einem Brachland sah ich zwischen Gestrüpp und Stauden diese Biene nah über der Erde stark summend fliegen. Sie setzte sich auf eine rastrierende Mimosa sp.-Staude, schnitt aus dem Blatt ein ovales Stück aus und wollte damit fortfliegen. Ich fing das Tier und bewahrte Biene und Blatt auf." 17. Mef/achile atritarsis Strand Ohne Notiz vom Sammler, die mit der betreffenden No. bezeich- nete Art ist aber Megacliüe atritarsis Strand $, und das vorliegende Objekt ist auch ein typisches Megachile-'^esi. Es ist gebaut von kleinen, noch grünen, ellipsenförmigen, etwa 15X7 mm großen Blatt- stücken, die offenbar eine vielschichtige Wand bilden. Der Durch- messer der inneren Eöhre ist 6 — 7 mm ; eine zugeschlossene Zelle, wo die äußeren Blattschichten abgefallen sind, ist 15 mm lang bei dem angegebenen inneren Durchmesser, das Hinterende ist abge- rundet und fest geschlossen, das Vorderende durch einen aus eben- solchen Blättern gebildeten Deckel, der ganz genau an die Wand schließt, geschlossen, und zwar ist dieser Deckel etwas in die Kölire eingezogen und wird also von der Wand der Röhre überragt und von dieser also teilweise verdeckt. — Datumangabe: Aug. 1906. 18. Mef/achile villosifacies Strand ab. fulvifacies Strand Anisits berichtet: „Asuncion 5./2. 1906. In meinem Garten auf einem sandigen Stück Brachland, das mit Unkraut bewachsen war, sehe ich seit 3—5 Tagen verschiedene Bienen der Gattung Megacliile in ver- lassene Löcher und Gänge von Phaneus hinein- und herausfliegen. Am 5./2. grabe ich nach und finde in ca. 10 cm Tiefe eine aus Blättern zusammengerollte, geschlossene Brutzelle von Megacliile. Ich nahm die Zelle mit nach Hause. Am 3./3. 1906 schlüpfte ein Megacliile s aus. Beim Auskriechen drückte das Tier mit seinem Kopf den Blattstopfen [Deckel der Röhre] fort." Das besprochene, 3./3. ;1906 ausgeschlüpfte Megacliile S ist: M. villosifacies Strand ab. fiilvifacies Strand. Außerdem sind in der Sammlung Anisits' mit derselben No. bezeichnet ein $ von Megacliile fasciatricella Strand ; dieses Expl. trägt aber die Datumangabe 2./2. 1906 und scheint auch oben nicht erwähnt zu werden. — Die 274 Embrik Stkand, aufbewahrte Blattröhre ist zylindrisch, der äußere Umfang: 15 mm lang- nnd 7 — 8 mm breit, die innere Röhre ist 3 — 4 mm im Durch- messer. Der, wie oben angegeben, losgelöste Deckel der ßöhre ist aus 3 kreisförmigen, aufeiander gelegten und znsammengesponnenen Blattstücken gebildet, auch die Röhre selbst besteht aus 3 oder z. T. vielleicht 4 Schichten. 19—20. Aiithidiiiin tifjvinum Schrttk. und niultifasciatiun Strand „Asuncion 23./3. 1905. An der Wand der verlassenen Lehmhütte fing ich eine Biene (AntJiidium tigrinum Schrttk. $), die gerade aus einem Loch herausflog. Daneben waren noch sehr viele Löcher, zu- geklebte und offene. Ich schnitt verschiedene Lehmstücke heraus, klebte sie auf Gj-psplatten und bewahrte sie auf (No. 27). Im September fand ich eine daraus gekommene Wespe = Monte- zumia platinia. Später entschlüpfte eine Biene = Anthidium multifasciatum Strand $, außerdem schlüpfte am 29./9. 1905 eine Evanide {Gaste- ruption sp.) aus" (Anisits). Das mir vorliegende Präparat besteht aus 2 Stücken roter Erde, in denen je ein Loch von 5.5 mm Durchmesser sich findet. Ein 3. Stück zeigt oben eine trichterförmige Röhre von 6 — 7 mm Durchmesser, die innen durch eine horizontal gestellte Scheidewand geschlossen ward. Drei weitere Stücke zeigen Löcher von 4—6 mm Durchmesser, eine Puppenhöhle (?) hat 18X9 mm Größe. 21. AntJiidiuiii clijpeatiim Fr. $. „Asuncion 20,3. 1905. Die Stützpfosten der verlassenen Lehm- hütte in meinem Garten sind aus Palmenstämmen (Copernicia cerifera) hergestellt, aber voll von Löchern. Diese Löcher rühren von Wespen, Bienen, Käfern, Ameisen und Termiten her. Dieses Anthidium er- beutete ich, als es gerade aus einem Loch herauskam. Ob es dort genistet hatte oder ausgeschlüpft w^ar, konnte ich nicht fest- stellen. Daneben waren verschiedene Löcher mit losen Holzfasern zugestopft" (Anisits). 22. Anthidium gregavluin Schrttk. $. Am 13,'3. 1905 bemerkte Anisits, daß ein Schlüsselloch mit Wachs zugeklebt war. Er legte den Schlüssel unter eine Glasglocke. Hymeiiopterenfauna von Paraguay. 275 und als er im August von einer Reise zurückkehrte, fand er in der Glocke ein $ obiger Art. 23. Anthuliwn si>p. Prof. Anisits hat noch folgende interessante Beobachtungen über Bienen gemacht, die er für Änthidium spp. gehalten hat. Leider liegen die betreffenden Exemplare mir nicht vor. so daß eine Fest- stellung der Art oder Arten also nicht möglich ist. Ich teile die Beobachtungen wörtlich nach Anisits mit unter Beifügung einiger Bemerkungen von mir. (Nest No. 5.) „Asuncion 11./12. 1904. Der Weg nach Trinidad führt an einem vom Regen steil abgewaschenen Ufer entlang, das mit Schlingpflanzen, Bromeliaceen und Filices sowie mit den frei- gelegten Neben wurzeln von Bäumen und Sträuchern bedeckt ist. Diese hohlen Ufer (Barranca) sind Lieblingsniststätten sozialer Wespen, hauptsächlich von Polybia und PoUstes, und zwar in solcher Menge, daß es wirklich lebensgefährlich ist, diese Stelle zu betreten. Bei den Nestern von PoUstes canadensis und Polistes verskolor sah ich ein Stück Erde mit verschiedenen Löchern, die von Anthi- dium-'ä\u\\ic\ien Bienen ziemlich lebhaft besucht wurden. Die gleichzeitig gefangenen Bienen wurden leider mit den übrigen vermischt, so daß eine Identifizierung der die Nester bauenden Hijmenoptera unmöglich war. Aufbewahrt habe ich nur das Nest ohne die Biene." Dies Nest-Präparat besteht aus einemx großen, hell graubraunen Stück Erde, in welchem 4 — 5 Löcher von 4—5 mm Durchmesser sich finden. (Nest No. 31.) „Asuncion 24.'3. 1904. An den Palmenstücken, welche die Lehmhütte bekleideten, fand ich eine Eingangsöftnung, die der des folgenden Nestes gleich und mit einer schleimartigen Materie bereits vollständig geschlossen war. Ich bewahrte das ausgeschnittene Holzstück längere Zeit auf. aber es schlüpfte kein Tier heraus. Am 15./3. 1909 schnitt ich das Stück Holz entzwei. Am Grunde der Röhre befanden sich Erdkin-nchen mit einer harzartigen Sub- stanz; die aus feinen vegetabilischen Fasern bestehenden Zwischen- wäude waren mit Schleim zusammengeklebt. Dieses Nest mußte auch von einem Änthidium sp. gebaut sein (?)" (Anisits). Die Röhre des vorliegenden Holzstückes läßt sich in einer Länge von 37 mm erkennen, die Eingangsöftnung, die durch einen von ge- 276 Embrik Strand, trockneteiu Schleim hergestellten Deckel verschlossen ist, hat 4 mm Durchmesser, nach innen erweitert die Röhre sich aber bis zu 5,5 mm Durchmesser, und ihre Wand ist überall von einem schleimigen Überzug bedeckt. Rings um das Eingangsloch war die Oberfläche des Holzstückes mit getrocknetem Schleim bestrichen, wodurch, weil dies eine mehr grauliche Färbung als der Deckel der Röhre hatte, letzterer weniger auffallend wurde. (Nest No. 32.) „Asuncion 23. 3. 1904. Die Wände der verlassenen Lehmhütte in meinem Garten waren von der Erde an bis zu einer Höhe von 1 m mit gespalteten Palmenstämmen (Copernicia cerifera Maet.) ausgekleidet. In einer Höhe von 60 cm sah ich eine sonderbar konstruierte Nestöflfnung, in die ein wespenähnliches Tier hin ein- schlüpfte. Die Öffnung war kreisrund, von 5 mm Durchmesser und dicht mit einem vegetabilischen Faserstoff verschlossen. Die einzelnen Fasern waren am Rande der Öffnung befestigt, verliefen radial zur Mitte und waren dort so lose, daß das Gewebe als eine Art Klappe funktionierte. Durch diese Klappe sah ich die oben erwähnte Wespe oder Biene verschwinden. Diese konnte ich leider nicht fangen. Am 25./3. fand ich eine Nestöffnung mit einer glänzend weißen (wahrscheinlich Schleim-)Materie überschmiert und vollständig ver- schlossen. Ich schnitt das Stück Holz entzwei und fand in einem Kokon eine lebende Larve und Nährstoff. Ich habe es in Alkohol aufbewahrt. Die Biene ist wahrscheinlich Anthidium sp. (?)" (Anisits). Das Holzstück ist von mit Holzmehl ausgefüllten, offenbar von Käfern gemachten Röhrengängen durchsetzt, und in einem von diesen findet sich eine mit einem schleimigen Überzug austapezierte Brut- höhle, (?) die fast kugelig zu sein scheint, sich nach innen aber durch eine erheblich schmälere Röhre fortsetzt, deren weiteren Verlauf ich nicht verfolgen kann. Ob das Tier ein Anthidium gewesen, muß (vorläufig) dahingestellt bleiben. — Über Anthidium-1:^ ester cf. u. a. SCHROTTKY (12) p. 449. 24. Chrysantheda dentata L. ?. Asuncion 18./2. 1906. In Villa Morra bei der Anhöhe von Galle Laureles stand im Walde eine verlassene Köhlerhütte. An diesem Ort erschienen besonders zahlreich Crabroniden, Vespiden und Ichneu- moniden. Anisits fand dort eine ziemlich seltene Schlingpflanze, Hymenopterenfauna von Paraguay. 277 Hkemadictyon Lindmani Malme; die Blüten dieser Asclepiadacee riechen sehr stark süßlich. Zu dieser Pflanze kam wiederholt eine schöne Euglosside. Sie flog- blitzschnell, besuchte 3—4 Blumen und verschwand. Endlich konnte er sie erbeuten. Es war oben ge- nannte Art. $. Prof. Anisits ging noch öfters hin, aber diese Bienenspecies konnte er nicht wieder finden. 25. Ti'igona dvoryana Fr. Über die in der Sammlung Anisits vorhandenen Exemplare dieser Art cf. Steand (3) p. 559. Diese Exemplare waren ll./l. 1904 etikettiert, folgende Notiz von Prof. Anisits bezieht sich wahr- scheinlich dennoch auf dieselben: „Puerto Bertoni (Alto Parana) 13./1. 1904. Nördlich von unserem Wohnhaus neben einem Wildbach fand ich beim Durchschneiden von Gebüsch (Guadua sp., Bambus) in einem durchschnittenen Rohr ein Nest von Trigona. Ich habe den ganzen Inhalt in Alkohol auf- bewahrt, auch den aus Wachs hergestellten Eingang (No. 149). Der brasilianische Name des Tieres ist: Miri (tupi = klein), Paraguayer Guarani-Name: Apynguarei. Die Biene ist Trigona drorijana Fe." 26. Trigona quddripuncUita Lep. „ Asuncion 2./4. 1905. Künstliches Nest. Diese Trigona- Art war sehr gewöhnlich in meinem Garten. Sie nistete meist in den Stämmen von Cocus aubocayuba Bard. Eode. Die „Völker", die sie bildet, haben keine große Individuenzalil, ca. 100—200. Ihr Honig ist unbedeutend und nur zur Nahrung der Brut bestimmt (?). Ich nahm ein Nest aus dem Baume heraus und stellte es in eine mit Glas bedeckte Pappschachtel. In der ersten Zeit brachte ich die Schachtel in meinem Garten im Thermometerhaus unter, später nahm ich sie in mein Zimmer und stellte sie auf meinen Tisch. Die Bienen setzten auch in der Schachtel ihre Arbeit fort und ließen sich dabei nicht stören. Die mit Eiern belegten Waben und die Honigbehälter stellten sie getrennt voneinander her, wobei sie wegen der Breite der Schachtel kleine, dünne Wachssäulen anbrachten, die sie oben und unten an der Schachtel befestigten. ^ Die Königin legte fleißig Eier. 278 Embrik Strand, Im Dezember habe ich die Königin getötet und im März 1906 die Arbeiterinnen, deren Zahl immer mehr abgenommen hatte" ( Anisits). Die Zellen der Waben haben einen Durchmesser von 2 mm. — Über Biolog'ie der Trigonen cf. insbesondere: H. v. Ihering (3), SiLVESTEI (2), Die nun folgenden blütenbiologischen Beobachtungen gebe ich so wieder, wie sie in Prof. Anisits' Notizen niedergelegt sind, ohne irgendwelche Ergänzungen dazu geben zu können und auch ohne die Richtigkeit der Bestimmung der betreifenden Bienen- arten nachprüfen zu können, da, mit einer Ausnahme, kein ein- schlägiges Material mir vorliegt. „Asuncion 8./12. 1905. In meinem Garten stand in der Nähe des Hauses ein riesiger Schattenbaum. An diesem Baume befestigte ich alle Sorten epiphytischer Orchi- deen und Cactaceen, die ich auf meinen botanischen ßeisen in Nord- Paraguay gesammelt hatte. Unter diesen Pflanzen befanden sich einige Catasetum triden- tatum forma myanthus. Als sie zu blühen begannen, erschienen plötzlich Bienen, wie ich sie vorher hier in meinem Garten nie be- obachtet hatte, meist Euglossidae und Melissa. Die Bienen flogen von 7 Uhr früh bis 6 Uhr abends, so lange als die Blumen nicht bestäubt waren ; sie haben dann einen sehr starken süßlichen Geruch. Nach der Bestäubung verwelken sie plötzlich, verlieren den Geruch, und die Bienen verschwinden dann. Ich fing an den Tagen 8. u. 9. 12: 6 Stück Eumorpha violacea (Blanch. [wahrscheinlich Euglossa auriceps Fr. S- (Sted.)] 1 „ Euglossa cordata (L.) 1 „ HopUphora velidina (Lep.) Am 10./12. verwelkte die Blüte." (Anisits). Unter der betreifenden Nummer dieser Beobachtung findet sich in der Sammlung nur eine Art: Euglossa auriceps Fb.. S- cf. Strand (3) p. 524. „Asuncion 18.— 20./2. 1906. In Villa Morra bei der Anhöhe von Galle Laureles standen einige größere Bäume. Ihre Kronen waren von einer weißblühenden Schlingpflanze (Arrabidaea triplinervia H. Baill var. brachycalix) förmlich bedeckt. Zu den Blüten flogen besonders viel Euglossiden usw.: Hymenopterenfauna von Paraguay. 279 Eumorpha violacea (Blanch.) Euglossa cor data (L.) Melissa vclutina (Lep.)" (Anisits). „Asuncion Dezbr. 1905, 1906. Der nach Westen zu liegende Drahtzaun in meinem Garten war von einer Bignoniacee (Amphi- lophium vautieri P. D. C.) dicht bewachsen. Die Pflanze blüht im November und Dezember. Während dieser Zeit wurde sie in den Vormittagsstunden bei starkem Sonnenschein viel besucht von großen Bienenarten, besonders von Xylocopa frontalis, Centris pedoralis, Epi- cliaris rustica, Oxaea austera, Bomhus carhonarius, Centris sponsa, Hopli- pJiora velutina etc. Die Ceiztris-Arteii dringen durch die stark aufeinander gepreßten Lippen in das Innere der Blüte hinein, während die Xylocopa- Arten die Blumenkrone nahe am Kelchzipfel durchbeißen, um den angesammelten und vom Tau verdünnten Nectar zu schlürfen" (Fig. J) (Anisits). „Asuncion 24./11. Eine Seite des Zaunes in meinem kleinen Garten war von der dort gepflanzten Clitoria ternatea L. überrankt. Zu dieser Pflanze flogen ganz früh morgens Bombiis carhonarius. Die Hummeln schnitten stets die Röhre der zusammenstoßenden Kronen- blättchen auf, um den Nectar zu erreichen" (Anisits). Fam. Crahroniclae. Die Beobachtungen beziehen sich hier auf eine geringe Anzahl von Arten, sind aber durchgehendes ausführlich und eingehend, so daß durch die er- folgreiche Tätigkeit des Herrn Prof. Anisits zur Biologie auch dieser Fa- milie wertvolle Beiträge geliefert werden können. Fi-. J. f iff. K. 1. ScelPphroti figulus Dahlb. (Nest No. 117.) Asuncion 2./3. 1906. Gefunden im Gebäude des alten Nacional Collegio auf einem ganz dunkeln Treppenaufgang an einem in die Wand geschlagenen Nagel. Die Wespe wurde gefangen. Am 3./3. 1906 nahm Anisits das Nest herunter und schnitt es entzwei. 8 Zellen waren fertig (Fig. K), die 9. in Arbeit. Er fand 280 Embrik Strakd, in der 1. Zelle einen eingekapselten Kokon „ „ 3. „ eine eingekapselte Larve ., „ 4. „ getrocknete Spinnenreste „ „ 5. „ eine eingekapselte Larve „ „ 6. „ eine große freie Larve „ „ 7. „ eine kleine „ „, 7 Stück Spinnen 55 55 ^* » " « » '" " " Querdurchmesser der Zellen etwa 10 mm, sämtliche Scheide- v^ände 1,5 mm dick; die Zellen sind teils fast kreisförmig, teils stark eckig, die Länge der Zellen scheint etwa 30 mm zu betragen. Die Zellen bilden im allgemeinen eine zweifache, bisweilen dreifache Reihe; die Außenwände sind nicht dicker als die Zwischenwände. Färbung des Nestes braun. Gelegentlich eines am 24./1. 1906 gefundenen Nestes bemerkt Anisits in seinen Notizen, daß Nester dieser Art in der Stadt stellen- weise häufig waren, während sie allerdings an anderen anscheinend ebenso geeigneten Lokalitäten ganz fehlten. Genanntes Nest wurde in einer offenen Küche gefunden und war auf einem Haken und Zaundraht, der vom Dach herabhing, gebaut. Es wurde Herrn Prof. Anisits mitgeteilt, daß die Wespe ungefähr 20 Tage an dem Nest gearbeitet hatte ; am 23./1. war es fertig. Aus dem Neste entwickelten sich 12 Wespen und zwar: am 1./2. 1. Wespe 1./2. 1. 2./2. 2. 4./2. 3. 5./2. 4. 8./2. 5. 9./2. 6. 10./2. 7. 12./2. 8.-9. 14./2. 10. 20./2. 11. 23./2. 12. Das Nest weicht nicht wesentlich von dem von ScelipJiron fistulare (siehe unten!) ab, ist aber etwas größer und enthält mehr Zellen, was beides vielleicht Zufall ist. Die Form stimmt am besten mit dem unten behandelten ßtulare-'^est vom 5./2. 1905 überein, Höckerspitzen sind allerdings nicht vorhanden, aber vielleicht abge- brochen, weil das Nest etwas beschädigt ist. Die flache, hier kaum Hymenopterenfauna von Paraguay. 281 gewölbte Seite trägt 11 Löcher, die aus einer periplieren Reihe und einem in der Mitte derselben gelegenen Loch bestehen; sie sind sämtlich kreisrund, mit einem Durchmesser von 4.5—6 mm und unter sich um 5,5—8,5 mm entfernt in der peripheren Reihe; das Mittel- loch liegt ein wenig exzentrisch. Die Abgrenzung der einzelnen Zellen ist außen nicht erkennbar. Die Oberfläche dieses Nestes ist mehr gekörnelt und unregelmäßig als die vom Nest des Sceliphron fishdare. Länge der lochtragenden Seite 60, Breite derselben bis 38 mm, Höhe des Nestes 43 mm. Eine geöffnete Zelle hat einen Durchmesser von 10 mm. 2. Sceliphron fistiilare Dahlb. (Taf. 10 Fig. 14). Asuncion 18./3. 1905. Dieses Nest (No. 53) w^ar an der Borke eines großen Baumes (Pithecolobium scalare Griesb.) angebracht und zwar an der Nordseite des Stammes in 40 cm Höhe über der Erde. Es waren 3 Zellen vorhanden, eine davon ist zerbrochen. Am 16./4. 1905 schlüpfte eine Goldwespe {Chrysis postica Be.) aus. Während der Abwesenheit des Herrn Prof. Anisits auf einer Reise in den Monaten Juli und August schlüpfte ferner ein Sceliphron fisttilare Dahlb. S aus. Das Nest, ans roter Erde gebaut, bildet eine die Borke be- deckende flache Masse, die etwa 50 X 35 mm bei einer größten Höhe von 13 mm mißt; an der einen Seite fällt diese Masse senkrecht ab urd führt hier 2 unter sich um 9 mm entfernte und im Durchmesser etwa 3,3 mm messende Löcher. Am einen Ende des Nestes ist eine zerbrochene Zelle, in w^elcher noch eine größere leere Puppenhülle steckt. Über ein Nest (No. 17) dieser Art vom 5./2. 1905 berichtet Anisits wie folgt: „Asuncion 5., 2. 1905. Am Vordach der südlichen Seite meines Hauses war ein Drahtgitter aufgehängt, an dem ich Vogelbälge trocknete. x\m 5./2. 1905 sah ich den ganzen Tag über ein Sceliphron herumfliegen, um Platz für einen Nestbau zu suchen (?). Am 6./2. begann das Tier Erde zu bringen und klebte diese an 2 verschiedenen Stellen an das Drahtgitter an, aber erst an einer dritten Stelle und zwar an einer horizontalen Kreuzung der Drähte begann sie endgültig den Bau. Am 7./2. arbeitete sie vor- und nachmittags, ohne aufzuhören. 282 Embrik Strand, Um 3 Uhr uachraittags war schon eine Zelle fertig. Zwischen 5 bis 6 Uhr brachte sie Spinnen und stopfte diese in die Zelle. Um 6 Uhr p. m. war die Öffnung- der Zelle schon zugeklebt (1. Zelle). Am 9./2. vormittags begann sie eine neue Zelle. Am 10./2. vormittags brachte sie wieder Spinnen, um 2 Uhr nachmittags klebte sie die Öifuung zu. Auch die 2. Zelle war fertig. Am 11.2. fing sie an eine 3. Zelle zu bauen. Während des Tages konnte ich leider nicht beobachten; abends fand ich die Öffnung der Zelle bereits zugeklebt. Am 12./2. fand ich die 3. Zelle wieder geöffnet. Um 10 Uhr 45 Minuten sehe ich in der Zellenhöhle eine Spinne (Territelarie?), die nur auf Bromelia Caraguata wohnt. Um 12 Uhr ist die Zelle ge- schlossen. Die Wespe beschäftigt sich damit, das Nest zu glätten. Um 1 Uhr nachmittags fing sie an, eine neue Zelle zu bauen und brachte dazu graue Erde an, obwohl in der Gegend sich nur rote Lehmerde befindet. Das mitgebrachte Erdklümpchen war etwa 3— 4 mm im Durchmesser groß. Es hatte nicht ganz die Gestalt einer Kugel, sondern war mehr eiförmig [0], wie bei Eumenes canali- culata. Beim Bauen hielt die Wespe keine bestimmte Ordnung ein: entweder fing sie von oben an und strich dann abwärts, oder sie begann unten und baute aufwärts. Die Zwischenzeiten beim An- schleppen der Erde waren verschieden (17', 5', 8', 15', 4'). Die Erd- kugel, die sie nach den 15 Minuten gebracht hatte, klebte sie erst an die linke Seite der Zelle an und schmierte die Erde dann aufwärts, die Erdkugel, die sie nach den 4 Minuten gebracht hatte, klebte sie rechts auf der mittleren Seite der Zelle an und schmierte abwärts, sodann unten und endlich auf der linken Seite aufwärts. Beim Anfliegen summte sie mit tiefem Ton, beim Kleben ließ sie hohe, weinerliche Töne hören. Da ich gerade Zeit hatte, beobachtete ich weiter: Nach 4 Minuten kam sie wieder und baute auf der linken Seite von oben nach unten. Beim Kleben gebrauchte sie das erste Bein- paar und die Mundteile. War eine Arbeit fertiggestellt, so sah sie in die Zellenhöhlung hinein und verbesserte inwendig auch. Nach weiteren 4 Minuten begann sie an der rechten Seite zu arbeiten, nach 25 Minuten wieder rechts, nach 5 Minuten links, die Klebe- arbeit dauerte gewöhnlich 30 Sekunden. Von 5 Uhr nachmittags arbeitete sie nicht und kam nicht mehr. Am 13./2. Gewitterregen. Die Wespe kam nicht. Am 14./2. 10 Uhr baute sie weiter und begann Spinnen heran zu schleppen. Um 1 Uhr waren 8 Spinnen in der Zelle. Ich nahm Hymeuopterenfauna von Paraguay. 283 alle 8 aus ilirer Zelle heraus und konservierte sie in Alkohol. Nach- mittags arbeitete die Wespe weiter, klebte die Zelle zu uud ver- schmierte sie mit roter Erde. Diese Arbeit setzte sie am 15./2. fort. Um 11 Uhr a. m. fing sie an, eine fünfte Zelle zu bauen. Um 2 Uhr war auch diese schon fertig; um 5 Uhr wurde sie zugeklebt. Am 16./2. vormittags verschmierte die Wespe die fei-tigen Zellen außen mit roter Erde, um 1 Uhr nachmittags fing sie an eine 6. Zelle zu bauen, aber aus roter Erde. Um 4 Uhr war die Zelle schon zugeklebt. Der Verschluß dieser Zelle war jedoch konkav. Am 17./2. Regenwetter. Die Wespe kam nicht. Am 18./2. war sie mit Verkleben und Verschmieren an der Außenseite des Nestes beschäftigt. Auch brachte sie den konkaven Verschluß der einen Zelle in eine konvexe Form. Am 19. u. 20. kam sie nicht mehr. Ich nahm das Nest ab und bewahrte es auf. sclilüpften aus: am 17./3. 1. Wespe „ 20./3. 2. „ 22./3. 3. „ 22./3. ^■ „ 25./3. 5. u. 6. „" (Anisits), Das Nest hat, so wie es im Präparate orientiert ist, eine von dem beschriebenen Nest vom 6./12. 1905 derselben Art etwas ab- weichende Form, wenn auch der Typus derselbe ist. Die abge- flachte, löchertragende Seite bildet hier eine der senkrechten Lateral- seiten, ist aber etwas konvex, während die entgegengesetzte Seite dementsprechend konkav ist, so daß beide etwa parallel sind. Auch die obere und untere, beide seitlich zusammengedrückten Seiten des Nestes erscheinen im Profil parallel; auch dieses Nest zeigt 2 Höcker- spitzen, die aber nicht die Längsseiten beendigen, sondern vielmehr senkrecht auf die Längsachse und auf die beiden gebogenen Längsseiten (die löchertragende und die dieser entgegensetzte) gerichtet sind. Höhe des Nestes bis 42 mm, Länge etwa 30 mm, größte Breite etwa 32 mm. Die Zellen, die in der hier als Länge bezeichneten Richtung ange- bracht sind, sind äußerlich nur schwach oder gar nicht zu unter- scheiden, die 6 Löcher haben einen Durchmesser von 4,5—5,5 mm und sind unter sich um 7-12 mm entfernt und bilden 2 senkrechte Parallelreihen. Am 14.12. 1905 fand Prof. Anisits auf einem Citronenbaum in 2 m Höhe von der Erde ein Nest, aus dem sich leider nichts ent- 2g4. Embrik Strand, wickelte und das beim Aufschneiden nur eine vertrocknete Kokon- hülle zeigte. Erbauer des Nestes ist aber höchstwahrscheinlich SceUphron fistulare Dahlb., jedenfalls ist das Nest auffallend ähnlich dem folgenden Nest dieser Art vom 6./12. 1905. Das Nest ist zwar aus roter Erde gebaut, jedoch ist die Färbung etwas gräulich; es ist jetzt in zwei geteilt, ist aber offenbar annähernd herzförmig gewesen, Länge 45, Breite etwa 34 mm, die flache, löchertragende Seite liegt hier schräger und fällt mehr mit dem Ende des Nestes zusammen als beim Nest vom 6./12. 1905. Im Innern sind, nach dem durchschnittenen Stück zu urteilen. 4 große Zellen vorhanden, die einen Durchmesser von 9 bis 10 mm haben, außerdem finden sich noch 2 oder 3 ganz feine Eöhren, die bei derselben Weite (1—1,5 mm) durch fast das ganze Nest zu verlaufen scheinen, jedoch nur an der einen Seite ausmünden. Auch hier wie bei No. 71 geht der Stützzweig durch die flache, löcher- tragende Seite des Nestes. (Nest No. 71.) „Asuncion 6./12. 1905. Am Hohlweg der Eisen- bahn bei meinem Garten fand ich auf einer vom Regen ausge- waschenen Baum Wurzel dieses Nest, das einem wirklichen Erdklumpen täuschend ähnlich ist. Das Nest wurde aufbewahrt. Es flogen heraus: am 7./ 12. die 1. Wespe, „ 8./12. „ 2. „ 9./12. „ 3. „ 10./12. „ 4. 14./12. „ 5. 16./12. „ 6. eißen Punkten [., (Auf dem Neste sind die Nrn. mit w^ ...., 5, 6] gezeichnet.)" Anisits). Ist SceUphron fistulare Dahlb. Das Nest (Taf. 10 Fig. 14) ist aus roter Erde (Lehm) gebaut, hat 76 mm Länge und etwa 35 mm Breite und Höhe, ist an beiden Enden zugespitzt und schräg seitlich zusammengedrückt, an der einen Langseite mehr abgeflacht, während die entgegengesetzte Seite stärker gewölbt ist; sämtliche 6 Fluglöcher finden sich an der flachen Seite; der Ast, womit das Nest aufrecht gehalten wird, geht fast durch die Mitte der flachen und konvexen Seite und bildet mit der Längsachse des Nestes fast einen rechten Winkel. Die eine Spitze des Nestes ist lang und spitz ausgezogen. Eine Furchung der Ober- fläche, durch welche die einzelnen Zellen unterschieden werden Hymenopterenfauna von Paraguay. 285 könnten, ist nicht vorhanden: die Oberfläche ist ziemlich glatt, der Länge nach etwas gestrichelt. Die Löcher sind kreisrund und haben 4 — 6 mm Durchmesser bei einer Entfernung unter sich von etwa 8 mm ; die Löcher sind einigermaßen in 2 Gruppen angeordnet. 3. Spliex costipennis Spin. $. (Nest No. 125.) „Asuncion 8,4. 1906. In Calle Manorä beim Kreuzweg von Calle Laureles fand ich auf der Erde unter einer Bromelia caraguata ein Borkenstück, in das eine Wespe hineinflog. In einer Aushöhlung der Borke war ein röhrenförmiger Bau aus der Samenwolle einer Asete piadaccae angelegt, der 1 cm Durch- messer und 10 — 12 cm Länge hatte. In der Eöhre, die mit einer engen Öifnung in Verbindung stand, fand ich 3 gelähmte Heu- schrecken und auf einer von diesen eine weiße Larve. In meiner Wohnung, wohin ich das Borkenstück mitnahm, flog dieselbe Wespe daraus hervor, die ich hatte hineinfliegen sehen. Heuschrecken mit Larve in Alcohol aufbewahrt. Wespe auf- genadelt, die Samenwolle trocken aufbewahrt" (Anisits). Ist Spliex costipennis Spin. 9- Die Samenwolle ist braungelblich und hat die größte Ähnlich- keit mit echter Wolle. Ein ganz ähnliches Nest wurde 27./5. 1906 an der Calle San Miguel in Asuncion auf einer Bromelia caraguata gefunden. Leider waren Zuchtversuche erfolglos. Beim Aufschneiden des Nestes Ende Januar 1909 fanden sich darin 3 leere Kokons. 4. Trypoocylon fuffcix F. $. „Asuncion 27,4. 1905. Ich fand dieses Nest (Nest No. 48) in meinem Garten auf einem Eollinia-Strauch (?). Es waren 2 Löcher in den Zellen, eins davon war, wie mir schien, später noch einmal zugeklebt (?). Am 9./4 1905 schlüpfte aus eine Crabronide ^) (Tnjpoxylon ?). Der Erbauer des Nestes war sie ganz sicher nicht (?)•' (Anisits). 1) Diese ist Trypoxylon fugax F. 5- ^^^^ Nest sieht wesentlich anders aus als die anderen als Tr>/poxijlo)i -'Nester hier betrachteten Objekte (von Tri/p. asuncicola Sted.) , ähnelt vielmehr sehr gewissen Euinenes- Nestern. Das Nest (aus roter Erde geraaclit) hat 24 — 25 mm Durch- messer, scheint aber aus 3 länglichrunden, verschmolzenen, nur noch durch Oherflächenfurchen zu unterscheidenden Zellen zusammengesetzt zu sein, Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 20 286 Embrik Strand, 5. Trypoxylori asuncicola Strand (Taf. 10 Fig. 15.) Asuncion 3. 6. 1905. Dieses Nest (Xo. 50) wurde g-efunden auf dem Blatt einer am Hause stehenden Agave. Es war durch Reg-en stark beschädigt, einige Zellen waren frei gelegt; in diesen fand Anisits Spinnen, in einer 1 tote Wespe. Am 16.7. 1905 schlüpfte aus: 1 Wespe. Das ganze Nest be- stand aus ungefähr 20 Zellen. Nach seiner Rückkehr von einer Reise fand Anisits in dem Aufbewahrungskästchen noch weitere 7 Wespen: = Trijpoxylon asuncicola Steand $. Das Nest (Taf. 10 Fig. 15) ist aus roter Erde (Lehm) gemacht, die Zellen sind zylindrisch, Durchmesser ca. 2 mm, sie sind parallel oder subparallel gerichtet, die Eingangslöcher sind unter sich um etwa ihren Durchmesser entfernt. In einer von diesen Zellen sind Reste wahrscheinlich von einer Spinne. Über weitere Nester derselben Art berichtet Anisits (Nester No. 35 u. 35a): „Asuncion 29./'3. 1905, Auf der gemauerten Säule des Vordachs meines Hauses bemerkte ich ein kleines längliches Lehmnest. Eine Zelle Avar fertig zugeklebt (No, 35), 2 waren halbfertig und wenig- stens 100 angefangen — alles etwa in einem Umfang von 30 cm. Da der Verputz der Säule aus Cement bestand, gelang es mir nicht, das Nest abzunehmen, ohne es zu beschädigen, die fertige Zelle zerbrach auch. Es fand sich darin eine in ein weißes Gewebe ein- gehüllte Larve. Ich klebte diese auf Gyps (No. 35), ebenso einige Stücke der halbfertigen oder angefangenen Zellen (No. 35a), und be- wahrte alles unter Glas auf. Bis zum Juli bemerkte ich nichts. Ende August aus Rio de Janeiro zurückgekehrt, fand ich 2 Grab- wespen unter dem Glas. Ob sie aus dem Nest ausgeschlüpft oder durch eine unbemerkte Öffnung unter das Glas gekrochen waren, konnte ich nicht feststellen!" No. 35 ist Tnjpoxylon asuncicola Strand ^ (das $ siehe oben). Die einzige vorhandene, aus roter Erde gemachte Zelle ist ca. 13 mm von denen nur 2 je 1 Eingangsloch und zwar an der Seite besitzen (das 3. Loch kommt an dem Präparat vielleicht nicht zum Vorschein), Der Durchmesser dieser Löcher ist 3 mm. Hymenopterenfaiina vou Paraguay. 287 lang und im Durchmesser 3,5 mm; scheint an beiden Enden ge- schlossen zu sein. Das Präparat 35a zeigt einige fast linienschmale Anhäufungen rotei' Erde auf den abgebrochenen Stücken der Mauerwand (cf. oben!); diese Anhäufungen bilden teils einen Ring, teils eine V- oder Y-förmige Figur oder auch fast gerade Linien. 6. Irypoxtjloii rostratutn Taschbg. (Taf. 10 Fig. 9.) Asuncion 10.;2. 1905. Am Vordach seines Hauses fand Anisits dieses schon fertige Nest (No. 20). Es war auf einen Holzbalken geklebt. Die Wespen flogen in nachstehender Reihenfolge heraus: aus der 2. Zelle 10.;3. „ „ 1. „ 11. o. „ ,, o. „ 12. o. „ „ 4. „ 15.; 3. „ „ 5. „ 16. ,3. Das Nest, aus roter Erde gebaut, bildet 2 zusammenhängende, oben nur durch eine ziemlich seichte Längsfurche zu unterscheidende, wie sie jetzt vorliegen, 110 mm lange und je 13 mm breite Zylinder, deren Oberfläche durch eigentümliche, schräg verlaufende, mitten winklig gebrochene feine Furchen gefaltet erscheint. Der Zylinder hat eine innere Röhre, deren Durchmesser etwa 10 mm beträgt, die aber hier und da durch Querwände unterbrochen wird; die Wand des Zj'-linders ist 1,5 mm dick; an einem Ende ist er abgerundet und zugeklebt, am anderen (weil das Präparat abgebrochen ist?) offen, die Unterseite ist (ob nur im Präparate?) flach, weshalb eher von einem Halbzylinder zu reden wäre. An den Seiten, bisweilen auch oben, finden sich Löcher von 4 — 6 mm Durchmesser. Den Notizen von Prof Anisits entnehmen wir dann Folgendes (Taf. 10 Fig. 9j: ,. Asuncion 23./12. 1904 (Nest No. 9). Am 23./12 1904 begann eine Wespe (Trypoxylon rostrahim Taschbg.) an einer Säule der Vor- halle meines Hauses ein Nest zu bauen. Sie arbeitete daran nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr und baute während dieser Zeit eine ca. 5 cm lange Röhre, die ein wenig schräg gebogen, aber sonst in perpendiku- lärer Richtung angelegt war und sicli direkt an dem weißen Verputz der Wand befand. Am 24. arbeitete die Wespe zwischen 11 und 12 Uhr mittags sehr lebhaft. Sie kehrte alle 2 bis 3 Minuten zum Nest zurück und brachte jedes ]\ral eine rote Lehmkugel von 2ü* 288 Embhik Steakd, 5 mm Durchmesser mit. Sie kroch damit in den Eingang der Röhre, klebte die Kugel auf der Außenseite der oberen Wand an und rollte sie dann fortwährend wie einen Ball, erst nach links und dann wieder in der Mittellinie anfangend nach rechts. So wurde die Röhre allmählich gedeckt und fertiggestellt, wobei die beim Rollen der Kugel zurückbleibenden Lehmteilchen kleine Riefen bildeten und so deutlich erkennbar blieben. An den folgenden beiden Tagen (25. u. 26.) habe ich die ^Yespe nicht gesehen. Am 27. zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags begann das Tier eine neue Röhre zu bauen und zwar dicht neben der linken Seite der fertigen. Die erste Röhre war bereits vollständig zugeklebt und die zweite schon angefangen. Erst jetzt bemerkte ich, daß gleichzeitig zwei Wespen bei dem Nestbau beschäftigt waren. Die eine blieb im Innern der Röhre, wenn die andere mit einem Lehmkügelchen ankam und an der Röhre arbeitete. Sie verriet ihre Anwesenheit nur durch ein eigenartiges Summen von sehr hoher Tonlage, das beinahe wie weinend klang. Flog die zweite Wespe fort, so kam die erste aus der Röhre und trug ein wenig von der neu angebauten, noch nassen Lehmschicht in die Höhlung hinein, wobei sie gleichzeitig die ganze Arbeit sehr genau revidierte. Ich bin der Ansicht, daß diese Wespe ein Weib- chen war und die Scheidewände für die einzelnen Zellen baute. Die den Lehm heranschleppende Wespe summte beim Anfliegen mit tiefen Tönen. Auch flog sie nicht direkt auf die Röhre, an der sie arbeitete, sondern ließ sich zuerst auf einem Lehmkügelchen nieder, das ca. 1 cm unterhalb der Röhre hingeklebt war. Von diesem Postament aus flog sie dann zur Röhre. 5 Uhr nachmittags. Die neue Röhre ist fertig. Ich bemerke, daß eine Wespe alle 3—5 Minuten eine große braune Spinne von 2—3 mm Durchmesser anschleppt, mit der sie direkt in die Röhre fliegt und darin verschwindet. Dabei hört man ein starkes Summen von ca. 30 Sekunden Dauer. Um 6 Uhr nachmittags arbeiten die Wespen nicht mehr. Am 28. und 29. sehe ich keine Wespe. Am 30. arbeitet die Wespe von neuem. Am 31. vormittags sehe ich keine Wespe. Am 31. nachmittags begann die Wespe eine dritte Röhre zu bauen, wieder links von der zuletzt fertig gestellten. Die zweite Röhre ist bereits zug-eklebt. Hymeuopterenfauna von Paraguay. 289 Am 1. 1. 1905 arbeiten die Wespen an der dritten ßöhre. Am 2.. 3., 4. sehe ich sie nicht. Am 5. (p. m. 5 Uhr) arbeiten beide Wespen. Ich fange die erste (größerej ^^'espe. Etikettiert 5,1. 1905. Am 6, 1. Die zweite (kleinere) Wespe ist sehr unruhig. Sie fliegt hin und her und arbeitet nicht. Am 11. vormittags fange ich diese Wespe auch und nehme den ganzen Bau ab. Die Röhren liaben keine Hinterwand. Die beiden älteren Röhren enthielten ein- gekapselte Puppen. In den beiden zuletzt angefertigten Zellen fand ich Afterraupen, die sich einspannen. Die letzte Röhre hatte 5 Zellen. Jede enthielt 5 gelähmte Spinnen, 3 kleine und 2 größere. Auf einer dieser letzteren sah man das Ei. Ich lege den Inhalt Ton 3 Röhren in Alkohol. Die Kokons und Puppen bewahre ich auf zur Zucht. Es schlüpften aus am 4.2. 1 Wespe „ 6.2. 1 „ ., 7.;2. 2 Wespen ;, 8/2. 3 „ „ 9./2. 1 Wespe „ 10./2. 1 ,, 13,2. 2 Wespen. Ich klebte dann das Nest auf Gyps und nahm aus der 3. Röhre (2., 3. und 6. Zelle) 3 eingekapselte Larven, die ich in Spiritus legte. 14./ 2. 1905 •' (AxisiTs). Das Nest ist wie das oben beschriebene, abgesehen davon, daß die Faltung der Oberfläche zum Teil weniger deutlich (aber immer an- gedeutet ist) und daß 3 Zylinder hier vorhanden sind, die 120 bis 140 mm lang sind. 7. Pison mireofaciale Strand (Taf. 10 Fig. 17.) (Nest No. 54.) „Asuncion 10.,7. 1905. Dieses Nest fand ich in meinem Garten auf dem Blatt eines Apfelsinenbaumes. Ich be- wahrte das Nest in einer Doppelschale auf. Als ich nach 2 Monaten von einer Reise nach Rio de Janeiro zuriickkehrte, fand ich 3 Wespen (2 Sorten) vor: 290 Embrik Strand, 1 Stück Eumenes (?) 2 „ Chalcididae (Anisits)." In Coli. Anisits ist ein am 10.7. 1905 g-esammeltes nnd mit No. 54 etikettiertes Ex. und zwar die Cotype von Pison aureofacmle Strand vorhanden. Die Clialcididen sind Ceyxia paraguayensis Gieault. Nest, aus roter Erde gebaut, ist 21 mm lang, 16 mm breit und 5 — 6 mm hoch und besteht aus 4 Zellen, die sich ganz so verhalten wie unten (No. 34) beschrieben; auch hier liegt das eine Ausgangs- loch an der Dorsalseite, weil der Ausgang am Ende des betreifenden Nestes in der Richtung der anderen Löcher durch ein vorliegendes Nest gesperrt war; immer finden sich nämlich sämtliche Ausgangs- löcher einer Kolonie in dieselbe Richtung gekehrt, wohl aber können die Löcher mehr oder weniger dorsalwärts angebracht sein. (Nest No. 34.) „Asuncion 29./3. 1905. Dieses Nest (Taf. 10 Fig. 17) fand ich auf dem Blatt eines Apfelsinenbaumes in meinem Hof; es waren darin 6 Zellen nebeneinander gebaut. Ich nahm das Nest ab; es schlüpften heraus: am 4./5. 1905 aus ( „ o./o. „ „ r ••/5. 55 55 55 10./ O. „ „ „ 10./5. „ „ In Coli. Anisits sind 2 mit 10./6. 1905 und Nr. 34 etikettierte Expl. von Fison mireofacüe Steand vorhanden, ferner ein Expl. der- selben Art, das mit der gleichen Nummer und 5./5. 1905 etikettiert ist, was alles mit obigen Angaben über „Wespe" übereinstimmt. Die eine der obigen Chalcididen ist Ceyxia flaviscapiis Gieaült $, die andere Ceyxia paraguayensis Gieault S- Das Nest, wie es mir vorliegt, ist 20X25 mm breit und lang und 5—6 mm hoch. Es ist aus roter Erde gebaut und besteht aus 6 Zellen, die so dicht verwachsen sind, daß sie nur noch durch ganz seichte Oberflächenfurchen zu unterscheiden sind; 5 sind mit Aus- gangsloch versehen, das immer am einen Ende, von Dorsal- und Ventralseite gleich mit entfernt, gelegen ist (nur in einem Falle dorsal gelegen, weil kein anderer Ausgang möglich war); Durch- messer der Löcher 2 — 3 mm. Länge der Zellen etwa 12 mm, Breite derselben 7 mm, Höhe wie oben angegeben. Die Löcher sind nach derselben Seite gerichtet. (Nest No. 145.) „Asuncion, Dezember 1905. Ich fand in meinem 1. Zelle 1 Chalcidide, 2. » 1 \Vespe 3. )i 1 Chalcidide 4. r 1 Wespe 5. V 1 „ " (Akisits) Hymeuopterenfanna von Paraguay. 291 kleinen Garten auf dem Blatt eines Apfelsinenbaumes ein aus 2 Zellen bestehendes, schon leeres Lehmnest, das nach seiner g-anzen Kon- struktion dem Nest No. 34 sehr ähnlich ist" (Anisits). AxisiTs' Vermutung-, daß es sich um eine Pison-Xrt handelt, ist wahrscheinlich richtig-; ganz ähnliche Nester liegen in seiner Samm- lung vor von Pison aureofaciaJe Steaxd. Das Nest, aus roter Erde gebaut, besteht aus 2 Zellen, von denen nur die eine unbeschädigt ist; diese hat eine Länge von 11. Breite von 7 mm und Höhe von 6 mm. Ansatzfläche breit. Das Loch an der Seite, am einen Ende des Nestes; Durchmesser 3mm. Fam. ChryskUdae. Die folgenden Beobachtungen wären vielleicht mit mehr Recht unter den Eumeniden unterzubringen, weil wenigstens in einem Falle der Nesterbauer sicher eine Eumenide ist, 1. Chrysis excavata Br. (Nest Nr. 44.) „Asuncion 21./5. 1905. Auf der Cisternensäule in meinem Hof war eine Eumenes canalmdata mit dem Bau des Nestes beschäftigt. Eine Zelle war bereits fertig, als ich sie zuerst be- obachtete. Um 10 Uhr vormittags begann die Wespe eine zweite Zelle zu bauen. Um 4 Uhr nachmittags war auch diese fertig. Am 22, brachte die Wespe grüne Raupen zum Nest, Um 11 Uhr vormittags konnte ich beobachten, daß sie den Hinterleib 5 Minuten lang in die Zelle steckte, wahrscheinlich um ein Ei zu legen (?). Sie flog dann fort und kam nicht mehr zurück. Am 25, nahm ich das Nest ab, da die Wespe nicht mehr zurück- kehrte. In dem fertigen, zugeklebten Teil des Nestes fand ich eine eingesponnene Puppe, in der nicht zugeklebten Zelle 3 getrocknete grüne Raupen. Ich bewahrte das Nest auf. Nach meiner Rückkehr von einer Reise fand ich in dem Glas- kästchen eine Chrysis excavaicv' (Anisits). „Asuncion 13.;2. 1905, Am Fenster der Küche fand ich dieses schon zugeklebte Eumenes-l^itBi. Es muß sich schon längere Zeit dort befunden haben, denn denselben Tag schlüpfte eine Goldwespe {Chrysis intricans ^j) heraus. 1) Soll sein: Chrysis excavata Br. [Strd.] 292 Ejibrik Strand, Am 14./2. noch 2 Goldwespen „ 15./2. „ 1 Chrysis sp. [= Chr. excavata Br.] (Anisits). Bestellt aus 4 nur lose zusammenhängenden Zellen, die schon dadurch, daß gegenseitige Befestigungsfläche viel kleiner ist, von den gewöhnlichen Nestern von Eumenes canaliculata abweichen. Sonst ähneln sie diesen sehr; oben, allerdings etwas exzentrisch, ist je ein Fortsatz vorhanden, der nur als ein mit dem gewöhnlichen Baumaterial, roter Erde, zugeklebter Trichter angesehen werden kann. Die Be- festigungsfläche der Zellen an die Haus wand schneidet die sonst fast kugiigen Zellen nicht weit von der Mitte derselben. Das Ausgangs- loch liegt an allen Zellen seitlich und zwar an derselben Seite, und es hat 2,5 bis 3,5 mm Durchmesser. — Wird jedenfalls von einer Eumenes sp. erbaut sein. 2. Chrysis anisitsi Beethes. (Nest No. 113.) „Acuncion 11./2. 1906. Neben meinem Garten am Wege nach der Cancho fand ich auf einer Solidagostaude ein Lehmnest, das aus 2 Zellen bestand. Eine Zelle mit Öft'nung war entweder noch nicht fertig oder das Tier daraus bereits ausgeschlüpft ; die andere Zelle befand sich noch im Bau. Ich nahm das Nest mit nach Hause. Am 13./2. 1906 schlüpfte heraus 1 Chnjsis anisitsi (Bkethes) Bisch. Nesterbauer = ??" (Akisits) Die Chr. anisitsi ist vorhanden. Das Nest ist aus roter Erde gebaut, zwischen den grünen Blättern der betreffenden Pflanze befestigt und von diesen zum großen Teil verdeckt, langgestreckt, mit ziemlich unregelmäßiger Oberfläche, das Ausgangsloch (der Chnjsis anisitsi) befindet sich am oberen Ende des Nestes und ist 2,5 X 2,8 mm im Durchmesser. (Nest No. 124.) „Asuncion 26./3. 1906. Auf einem Pithecolobium scalare-Strauch meines Gartens fand ich dieses Nest in 1 m Höhe von der Erde. Am 28./3. 1906 schlüpfte heraus ein Chrysis anisitsi (Beeth.) Bisch." (Anisits). Das Nest ist wohl von irgendeiner Eumenide gebaut; die Chrysis ist nur Parasit gewesen. Es besteht aus 2 fast in ihrer ganzen Breite zusammenhängenden, etwa kugiigen (unten vielleicht abgeflachten) Zellen, die etwa 15—20 mm Durchmesser haben und von denen nur die eine (an dem Präparat wenigstens!) Eingangs- löcher und zwar 2 zeigt, die im Durchmesser etwa 3 mm und unter Hymeiiopterenfaima vou Paraguay. 293 sich um 5 mm entfernt sind. Das andere Nest zeigt zwar ein Loch in seiner Oberfläche, aber dieses führt nicht in eine innere Höhle, sondern endet blind. ..Asuncion 26,4. 1906. In meinem Garten auf einem Mandarinen- baum fand meine Tochter dieses Nest. Ich bewahrte es auf, und es schlüpften heraus: vom 24.— 27./5. 6 Stück Goldwespen: 2 Stück Chnjsis anisitsi Beethes, 4 „ Chrysis intricans Brethes" (Anisits). Das Nest wird wohl von irgendeiner Eumenide gebaut sein; es besteht aus roter Erde, erscheint in Dorsalansicht abgerundet dreieckig und ebenso in Profilansicht, ist etwa 32 mm lang und breit und 24 mm hoch, ist mit zahlreichen großen Körnern und wul- stigen Erhabenheiten an der Oberfläche bedeckt, zeigt aber keine deutliche Einteilung in Zellen, hat aber 4 Ausgangslöcher, von denen das eine im Zenith, die anderen seitlich und zwar je eins an jeder Seite gelegen ist; Durchmesser derselben in allen Fällen 4 mm. Quer durch das Nest geht ein feiner Ast (wohl von dem erwähnten Man- darinenbaum), während solche Nester sonst im allgemeinen auf, nicht um die Äste gebaut werden. An den Seiten des Nestes ist durch senkrechte Furchen eine Einteilung in Zellen angedeutet; man kann 3 oder wenn man will 4 Zellen darin sehen; letztere Zahl, die mit derjenigen der Löcher übereinstimmt, kommt dadurch zustande, daß man eine obere und 3 seitliche Zellen annimmt. Die 2 Expl. Chr. anisitsi sind in der Koll. Akisits vorhanden, die angeblichen Chr. intricans (soll vielleicht intricata heißen !) aber nicht, und diese Angabe muß daher vorläufig unbestätigt bleiben; die Be- stimmung der intricans ist wahrscheinlich von Brethes. Farn. Eumenidae. 1. Zefhus niissionus Breth. (Nest No. 131.) „Asuncion 6.,5. 1906. In Villa Morra auf der südlichen Anhöhe am Weg bei der Eisenbahnstation nach Galle manora fand ich einen Ocotea- oder Nectandenbaum. An einem kleinen morschen Ast dieses Baumes befand sich ein Loch, in das eine Wespe verschwand. Ich nahm das Holzstück mit nach Hause, sägte es der Länge nach durch und zeichnete eine Skizze davon (Fig. L). Die eingeflogene Eumenide fing ich. Es war: Zethus missionus Breth. Auf dem Schnittstück a fand ich eine eingekapselte lebende 294 Embrik Strand, Puppe, an der eine kleine (wahrsclieinlicli parasitäre) Larve fest an- gesogen war. Ich bewahrte die letztere in Alkoliol auf. Die beiden Hälften des Holzstückes spaltete ich dann (a und b) und machte eine 2. Skizze (Fig. L, b, a, ß). An dem oberen seitlichen Bohrloch fand ich noch einen Cocon mit einer ausgetrockneten Puppe A (Fig. M). Unten im verticalen Bohrloch sah ich die die einzelnen Brutzellen trennenden Wände ; sie waren von Teilen einer Mimosa Paraguariae Mich, folioli gefertigt. B." (Anisits). [ZetlMis spiniventHs Ducke v, ohscuriis Zavatt, Ein Exemplar wurde von Fiebrig am 19. Juni in einem hohlen (ausgefressenenj trocknen Ast gefunden (wahrscheinlich bei San Bernardino)]. 2. Discoelius s^y, Beobachtung No. 84. „Asuncion 18./12. 1905. In Villa Morra auf dem Weg, der auf die Eisenbahnstation folgt und in westlicher Richtung verläuft, fand ich, als ich etwa 500 m weit in den AVald eingedrungen war, einen riesigen, an der Erde liegenden Baum- staram. Er war vermorscht und mit Moosen, Farnkräutern und anderen epiphytischen Pflanzen bewachsen. Auf der einen Seite des Stammes, wo die Rinde bereits abgefallen war, bemerkte ich eine sehr große Anzahl Löcher; die Erde in der Nähe des Stammes war mit gekauten oder pulverisierten Holzfasern bedeckt. Ich be- obachtete eine 4 cm große Eumenide, die mit tiefem Summen zu dem Baumstamm flog und in ein Loch verschwand. Aus dem Loch heraus fing ich das Tier. Es war Discoelius gigas (Spinola). Im Loche befanden sich nur gekaute Blätter. Weitere Exemplare der- selben Wespenart flogen gleichzeitig um den Stamm, aber weil der ganze Wald mit Schlingpflanzen und Gestrüpp dicht bewachsen war, konnte ich keine fangen. Ohne daß erst alles abgehauen und gründ- lich gesäubert wurde, war das Objekt für weitere Untersuchungen nicht zugänglich. Am 19./12. besuchte ich die inzwischen gesäuberte Stelle wieder. Ich sah noch 2 $ von Discoelius gigas umherfliegen, ferner zwei kleinere, ähnliche Wespen, die ich für ^^ derselben Species hielt. Es war jedoch nicht dieselbe Gattung. Ich habe sie alle gefangen und unter No. 84 etikettiert. Beim Anfliegen summten die Wespen stets mit tiefem Ton; das Fortfliegen geschah ohne Summen. Hyaieiioptereufanua vou Paraguay. 295 2. Läugsschnittfläche ,spe.•' Nest aus zwei breit verwachsenen Zellen bestehend, deren Ober- fläche grob gekörnelt ist; Äusgangsloch unregelmäßig, mit 4 — 5 mm Durchmesser. Breite der Zelle 15 mm. (Xest No. 112.) „Asuncion 12./2. 1906. Auf dem Pfosten des Thermometerhauses gefunden. Eine Zelle war nicht zugeklebt. Am 4./3. 1906 schlüpften heraus aus den beiden fertigen Zellen je eine Eunienes canaliculata Ol." Typische Nester. Die beiden Zellen, aus denen die Wespen schon geschlüpft sind, sind breit zusammengewachsen und das Aus- gangsloch der Wespen hat, bei etwas ungleichmäßigen Konturen, einen Durchmesser von etwa 6 mm ; der Trichter ist daselbst ver- schwunden, was in den Ausgangslöchern wohl immer der Fall ist. Die dritte, weniger eng verwachsene Zelle, hat den Trichter und das Loch, mit einem Durchmesser von 3 mm. (No. 68.) Asuncion 26. 11. 1905. Über der Küchentür fand Anisits zwei runde Lehmnester. Beim Abnehmen brach das Ganze in Stücke, und es fielen 2 noch nicht vollständig entwickelte Wespen heraus, die Eumenes canaliculata (Ol.) sein sollen. Das am besten erhaltene Nest zeigt das Eingangsloch an der Oberseite (im Präparat!), und zwar erscheint es trichterförmig (also mit erhöhtem Rande!) und hat einen Durchmesser von 2 — 3 mm. Weitere zwei, nach der No. zu urteilen, zugehörige Nester (= Zellen) sind etwa kugelrund (15X14 mm und 16X15 mm); das eine hat ein Loch von 3X4,5 mm Durchmesser. (Nest No. 75.) Asuncion 8./ 12. 1905. In seinem Garten auf einem dünnen Ast fand Akisits dieses Nest. Es war vollständig in Spinnengewebe eingehüllt. Es flogen 2 E. canaliculata aus, nämlich: am 9./12. 1905 1. Wespe „ 11./12. 1905 2. Das Nest besteht aus 2 breit verwachsenen und ungewöhn- lich stark höckerigen und gekörnelten Zellen, hat eine Länge von ca. 30 mm und Breite (= derjenigen der einzelnen Zellen) von etwa 17 mm. Das Ausgangsloch ist in beiden Fällen an der Seite oder parallel zum Ast, an dem das Nest befestigt war, und zwar hat das eine Loch einen Durchmesser von 6, das andere von 4,5 mm. (Nest No. 77.) „Asuncion 10,12. 1905. In meinem Theimometcr- 300 Embrik Strand, Haus fand ich dieses Nest. Die Wespe, die dort herumflog und sich an dem Nest zu schatten machte, war Enmenes canal/culata. Am 12./12. nahm ich das Nest ab. In der ersten Zelle fand ich eine gut entwickelte, sich bewegende Larve, ohne Futter. In der zweiten Zelle lagen eine halb entwickelte grünliche Larve, Reste von 2 verzehrten Raupen und noch 9 grüne und 1 roth- braune betäubte, aber sich bewegende Raupen. Zelleninhalt in Spiritus aufbewahrt." Das Nest ähnelt jedenfalls sehr demjenigen von Eumenes canali- culata, ist wie bei dieser aus roter Erde gebaut, die Oberfläche ist fein gekörnelt, mit einzelnen größeren Höckern, scheint etwa kuglig gewesen, mit 17 — 20 mm Durchmesser. Loch fehlt natürlich noch. (No. 91.) Asuncion 31./12. 1905. Ein aus roter Erde gebildetes, jetzt halbkugelförmiges Nest (die eventuelle zweite Hälfte der Kugel ist nicht zu sehen an dem Präparat; wenn unbeschädigt, wahrschein- lich kugelförmig); der Durchmesser ist etwa 15—18 mm. Außen ist das Nest fein gekörnelt, innen hohl, mit einem runden Eingangs- locli von 3 mm, dessen Rand 1,5 — 2 mm erhöht ist, so daß eine trichterförmig-zylindrische Eingangstür gebildet wird. — Das zu- gehörige Tier und ebenso Notiz fehlt. Wird von Eumenes canali- ciäata sein. [Nest No. 114 (Taf. 10 Fig. 11).] „Asuncion 13./2. 1906. An einem Netz, das am Vordach meines Hauses aufgehängt war, fand ich dieses Nest. Es war schon vollständig zugeklebt. Die Wespe untersuchte gerade die Nester sehr sorgsam und drückte hier und da noch einige Erdklümpchen zurecht. Ich fing die Wespe und be- wahrte sie und die Nester auf. Aus jedem Nest entwickelte sich eine Eumenes canalicukda: am 27./2. 1906 1. Wespe „ 3./3. „ 2. „ 5 /3 3 „ 8./3. „ 4. ,, " (Anisits). Das Nest, aus roter Erde gebaut, besteht aus 4 äußerlich leicht 7A\ unterscheidenden, fast kreisförmigen Zellen, die etwa 15 mm Durchmesser haben; die Löcher sind 5— 6 mm im Durchmesser, eins nur 4 mm. Die Oberfläche ist mit kräftigen, höckerähnlichen Körnern besetzt. (Nest No. 118.) „Asuncion 4./3. 1906. Dieses Nest fand ich unter einem Fischnetz, das am Vordach meines Hauses aufgehängt war. Die eine Zelle war fertig zugeklebt, an der anderen mußte die Arbeit Hymenoptereiifauna von Paraguay. 301 ebenfalls bald beendigt sein. Schon war die trichterförmig-e Öffnung angelegt, die vor dem gänzlichen Verschluß des Nestes von der Wespe wieder abgetragen wird. Die Wespe verschwand und kam nicht wieder. In der offenen Zelle fand ich 10 Spinnen, die ich in Spiritus aufbewahrt habe. Aus der fertigen Zelle flog am 9./3. 1906 eine Eumenes cana- liculata aus" (Anisits). Typisches „rotes" Nest. Durchmesser etwa 17 mm. Das eine Nest mit „Ausgangs"loch (ohne Trichter), dessen Durchmesser 5 mm, das andere mit teilweise erhaltenem Trichter und 4 mm. Die Ober- fläche des Nestes mit Ausgangsloch zeigt Faltungen und Kunzein und ein paar deutliche abgerundete Höcker. (Nest No. 122.) „Asuncion 20./3. 1906. Als ich das Eisengitter des kleinen Gartens abnehme, sehe ich darauf eine eingekapselte Puppe. Am 27./3. ausgeschlüpft Eumenes canaliculata Ol." Das Nest (Zelle) ist kugelförmig, aus roter Erde gebaut, Durch- messer etwa 17 mm und zeigt an der Seite (ob auch in der Natur an der Seite statt oben?) ein 5 mm im Durchmesser großes Eiu- gangsloch. (Nest No. 127.) „Asuncion 16./4. 1906. An der Wand des Vor- dachs meines Hauses fand ich 7 Nester, die nach ihrer Construction von Eumenes canaliculata gebaut zu sein schienen. Beim Abnehmen zerbrachen 3 Stück. Ihr Inhalt wurde in Alkohol aufbewahrt. In 6 Nestern befanden sich eingesponnene Puppen, in der letzten Zelle Raupen und eine Larve. Erbauer höchstwahrscheinlich Eumenes canaliculata Ol." Sehen von gewöhnlichen Eu. cawaL-Nestern ziemlich verschieden aus durch die niedrige und unregelmäßige Form, die aber vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß das Nest noch nicht fertig ist. Löcher sind an denselben nicht vorhanden. Die Zellen sind zusammengewachsen und nur durch zum Teil seichte Einsenkungen unter sich getrennt (Nest No. 132.) „Asuncion 16./4. 1906. Im Hof an einem Vogel- nest unter dem Flurdach fand ich dies Nest. Am 10./5. 1906 schlüpfte aus eine Eum. canaliculata Ol." Aus roter Erde, wie gewöhnlich halbkuglig (im Präparate wenigstens!), aber meiir unregelmäßig als bei den meisten anderen Exemplaren, indem Körner und auch größere Erhabeuheiten an der Oberfläche vorhanden sind. Das Nest ist mit der flachen Seite an Zool. Jahrb. XXXIIL Abt. f. Syst. 21 302 EiiBKiK Strand, einem Blattstück festgeklebt, das Eing-angsloch ist an der Seite und jetzt 5 mm im Durchmesser, jedoch am Eande etwas unregelmäßig und daher vielleicht nachträglich künstlich erweitert worden. Es liegen 5 Nestzellen vor ohne nähere Daten, als daß sie aus Paraguay (Koll. Anisits) stammen ; ob zusammen gesammelt, ist auch fraglich; keine sind zusammenhängend. Da sie nicht wie die sonstigen vorliegenden aufgeklebt sind, sondern frei in einer Schachtel liegen, so läßt sich ihre wahre Form genauer erkennen : etwa kuglig, aber an der Seite, wo sie befestigt gewesen, abgeflacht (abge- schnitten); beim einen Exemplar ist die flache Anheftungswand zu- sammenhängend, bei dem anderen hat er mitten ein großes Loch, das aber höchstwahrscheinlich beim Abreißen des Nestes, also künst- lich, entstanden ist. In den 2 Fällen, wo der Trichter vor- handen ist, liegt er subdorsal (als Ventralseite wird also die ße- festigungsseite betrachtet), schräg seitlich gerichtet, etwa an der Grenze zwischen Dorsal- und Lateralfläche sitzend. Ähnliche Posi- tion hat das Ausgangsloch, das in dem einen Falle, wo es zusammen mit Trichter vorkommt, an der diesem entgegengesetzten Seite sich befindet, der Trichter dieses Exemplars ist im Lmern verstopft durch den die Wände der Zellhühle auskleidenden Überzug. Zwei von den Zellen haben gar keine Öä"nung, eine nur Trichter, eine nur Ausgangsloch. Die Dicke der Zellwände ist 1 — 2 mm, vielleicht bisweilen mehr. 4. Euinenes Mpartitus Fox (Taf. 10 Fig. 16.) (Nest No. 58.) „Asuncion, Villa Morra 9./11. 1905. Am Wege bei der Tramwaystation Villa Morra fand ich dieses Nest auf einer perennierenden Solanaceenstaude in 60 cm Höhe über der Erde. Die Wespe war mit Zukleben und Fertigstellen des Nestes beschäftigt. Ich fing die Wespe und nahm das Nest mit nach Hause. Es ent- wickelten sich daraus 2 Wespen: die 1. Wespe kroch aus am 1./12. 1905, „ 2. „ „ ,. „ 7./12. 1905" (Anisits). Das Nest ist aus roter Erde gebaut, etwa abgestutzt kegel- förmig, 30 mm lang, am breitesten Ende 20, am schmälsten kaum 10 mm breit; das schmälere Ende zeigt einige Längsfurchen, sonst Hymenopterenfauna von Paraguay. 303 ist die Oberfläche eben oder nur ganz fein gekörnelt. Zwei Aus- gangslöclier, beide seitlich und zwar das eine nahe dem dicksten Ende und der Befestigungsfläche, das andere an der entgegen- gesetzten Seite und dem spitzen Ende näher; beide mit Durchmesser 8,5 — 4 mm. Nach Anisits' Notizen hat Brethes die zum Nest No. 58 ge- hörige Art als Eumenes paraguayensis Beeth. bestimmt. Nach Zavattari ist dieselbe jedoch E. UparUtus Fox. (Nest No. 85.) „Asuncion 18./12. 1905. Am Wege neben der Lokalbahnstation in Villa Morra gefunden. Die Wespe war bereits ausgeschlüpft; in den leeren Zellen wohnten Ameisen. Das Nest habe ich durchgeschnitten. Nach seiner Konstruktion muß der Er- bauer identisch sein mit dem von No. 58, und zwar ist die bauende Wespe höchstwahrscheinlich Eumenes paragtiayensis Breth." Die Art wäre denn nach Zavattari wohl E. bipartüus Fox. Das Nest ist aus roter Erde gebaut, mit ziemlich glatter Ober- fläche, etwa 13 mm hoch, 19 mm lang und ca. 15 mm breit, nur am Rande dem Stengel angeklebt und enthält (jetzt auf- geschnitten!) 2 etwa gleich große Zellen, die sich außen als solche nicht erkennen lassen und auch kein Ausgangsloch zeigen. Die Färbung des Stengels weicht von der des Nestes ab, da er aber in der Umgebung des letzteren mit roter Erde beschmiert ist, entsteht ein allmählicher Übergang, wodurch das Nest weniger abstechend wird. (Nest No. 67.) (Taf. 10 Fig. 16.) Asuncion 24./11. 1905. Auf einem großen Cereus gefunden. 5 Löcher waren leer. (Befand sich das Nest noch im Bau oder waren die Wespen schon ausgeschlüpft?) Das Nest wurde mit nach Hause genommen. Es schlüpften aus am 27./11. 1. Wespe „ 29./11. 2. „ ;o./ii. 3. 1.12. 4. 3/12. 5. 6./12. 6. 9./12. 7. „ (?) Das Nest, so wie es im Präparate erscheint, ist ungewöhnlich flachgedrückt, fast plattenförmig; es ist etwa 120 mm lang, 25 mm breit und längs der Mitte 9—10 mm hoch, fällt aber nach jeder Seite allmählich ab, so daß die Höhe am Seitenrande gleich 0 ist; das 21* 304 Embhik Stüand, Nest erscheint dalier der Quere nach gewölbt. Am einen Ende ist es querg-eschnitten, am anderen ist die Spitze gerundet. Die Löcher, die 3,5—4 mm im Durchmesser sind, liegen seitlich hart an dem Kande der Unterseite, so daß die Unterseite des Loches in mehreren Fällen von der Unterlage des Nestes g-ebildet wird; leider bin ich dabei nicht ganz sicher, ob das Präparat das ganz komplete Nest enthält, vermute es aber. Vielleicht war es aber nicht ganz fertig gebaut. Aus roter Erde gebaut. (Nest No. 52.) „Asuncion 7./10. 1905. Am Hohlweg (Calle San Miguel) bei meinem Terrain fand ich auf Wurzelfasern, die vom Regen ausgewaschen waren, dieses Nest, das den natürlichen Erd- klumpen, wie sie an der Wurzel hingen, täuschend ähnlich ist. An dem Nest war eine schwarze Wespe (nach Brethes' Bestimmung Eumenes bipartitus Fox) damit beschäftigt, es nachzusehen und hier und da noch etwas anzukleben. In meinem Hause, wohin ich das Nest mitnahm, schlüpften aus: am 25./10. die 1. Wespe, „ 2./1L „ 2. „ „ o./ll. „ o. „ „ 4./n. „ 4. „ „ 5./11. ,, 5. „ " (Anisits). Auch nach Zavattaei's Bestimmung Eumenes hipartitus Fox, aber Zavattari führt als No. 52 (in lit.) auch Montezumia platinia Sauss. auf. Nest aus roter Erde gebaut, an einem der Länge nach ver- laufenden Zweig befestigt, einen schmalen Kegel bildend: unten flach und 15 X 12 mm groß, dann bis 30 mm Höhe etwa zylindrisch, in weiteren 23 mm Höhe nach oben allmählich verjüngt, überall ge- körnelt, und zwar am verjüngten Ende am kräftigsten. An der einen Seite, in der zylindrischen Hälfte drei Löcher, von etwa 4,5 mm Durchmesser, die unter sich um den Durchmesser oder weniger entfernt sind; an der anderen Seite, am unteren Anfang der oberen Hälfte, zwei ein wenig kleinere Löcher, die unter sich um ihren Durchmesser entfernt sind. Aus der von San Bernardino stammenden Sammlung von K. Fiebrig liegt mir ein Nest dieser Art vor. (No. 4217.) Am 20. Mai wurde das Nest (No. cit.) an einem Apfelsinenbaum ast gefunden, am 18. Juli schlüpfte das Hymenopteron aus. — Das Nest ist aus rotem Lehm gebaut, 29 mm lang, mitten 16 mm breit, ist an einem Ende mehr zugespitzt, am anderen breiter, Hymeiioptereufaniia von Paraguay. 305 und zwar liegt an diesem breitesten Ende eine vom übrigen Nest deutlich abgesetzte quergerichtete Zelle, die am einen seitwärts ge- richteten Ende ein Loch von kaum 2 mm Durchmesser mit einem kräftig entwickelten Trichter hat. — An derselben Seite des Nestes finden sich noch zwei weitere Löcher, ohne Trichter und ohne daß die zugehörigen Zellen sich erkennen lassen; die Löcher haben 5 bzw. 3,5 mm Durchmesser. 5. Binnenes strcuuli Zavatt. (Taf. 10 Fig. 12.) Aus Fiebeig's San Bernardino-Sammlung. (No. 5425.) Fiebrig notiert darüber folgendes: „Krugförmige, rothlehmige Baue, an gegen Regen geschützten Hausmauern, einzeln oder mehrere in einer Reihe. Häufig. Oft ist der eine Bau oben ofi"en (krugartig), wie solches bei ähnlichen Bauten beobachtet wurde. Inhalt von zwei Zellen von je 4 grünen Raupen und einem an der Zellwand haftenden Ei in Formalin. — 3. Jrn. [Januar] : 2 ähnliche Zellbauten mit grünen Raupen und je einem Ei." Der Durchmesser des Nestes etwa 17 mm, Dicke der AVand fast 1 mm, die trichterförmige Eingangsöffnung ist 2,5 mm im Durch- messer. Ein weiteres Nest, mit der Datumangabe 28. Dezbr., aber ohne weitere Notizen, hat 12 mm im Durchmesser, das Eingangsloch ist kaum 2 mm im Durchmesser, mit Trit^hter. 6. Eumenes spef/azzinii Beeth. (KoU. FlEBEIG.) (No. 4771.) Zwei dunkelgraue Lehmbauten auf einem zusammen- gerollten Blatt : eiförmig, 7 mm lang, 4,5 mm breit, etwas gekörnelt, am geschlossenen Ende eine kleine tafelförmige Erhöhung; Durch- messer des Loches 2,3 mm. Beide Nester sind gleich orientiert, die Löcher also nach derselben Seite gerichtet. — Ein drittes, losgelöstes und beschädigtes Nest hat eine Dicke der Wand von ca. V2 m^- 7. Eumenes tuttf/na Breth. (Taf. 9 Fig. 7.) (Nest No. 69.) „Asuncion 29./11. 1905. Am 25./11. bemerke ich, dass eine schwarze Ewwewes- Wespe in der Ecke meines Speise- 306 Emkrik Strand. Zimmers mit dem Bau eines Nestes beschäftigt ist. Das Nest wurde in einer dunklen Wandecke in 30 cm Höhe über dem Boden an- gelegt. Am 29./11. nahm ich das Nest ab. Es fielen zahlreiche gelähmte Eaupen (Futter) heraus. Ich konservierte den Inhalt einer Zelle mit 2 Eiern, die an der Wand des Lehmnestes angeklebt waren, und befestigte es auf einem Gypsplättchen. Es schlüpften aus am 4,/l. 1906 2 Wespen „ 5./1. 1906 1 Wespe „ 6./1. 1906 3 Wespen „ 12./1. 1906 1 Wespe „ 13./1. 1906 2 Wespen." (Anisits) Das Nest (Taf. 9 Fig. 7), aus roter Erde gebaut, einen abge- rundeten, grob gekörnelten und gerunzelten Haufen bildend, der (im Präparate) 52X42 mm bei einer Höhe von 26 mm mißt; die ein- zelnen Zellen sind außen nicht zu erkennen. Die Löcher finden sich an drei verschiedenen Seiten des Nestes, bilden keine Trichter und haben 5 mm Durchmesser; zum Teil sind sie unter sich um weniger als ihren Durchmesser entfernt. Aus der Koll. Fiebrig (von San Bernardino) (No. 5594.) 6./1. Das Nest, .wie es mir vorliegt, besteht aus einem konvexplanen, kreis- runden Stück roten Lehms, das einen Durchmesser von 60 und eine Höhe von 25 mm hat. Die Oberfläche ist rauh und gekörnelt, aber ohne größere Fortsätze und läßt nur in einem Falle eine Zelle deut- lich erkennen. An der einen Seite 4, an der anderen 2 Löcher; das eine der 4 hat einen Durchmesser von 3,5 mm, die übrigen 5 von 5,5 mm. Die Nesthöhlen haben einen inneren Durchmesser von etwa 11 mm, ihre ganze Länge beträgt bis zu etwa 30 mm. 8. Eumenes minusciila Beeth. (Taf. 10 Fig. 10.) (Nest No. 47.) „Asuncion 4./6. 1905. Auf der Treppe meines meteorologischen Observationsturms fand ich auf einem herunter- hängenden Haarbüschel in 1 m Höhe über der Erde dieses winzige Lehmnest am 28/5. 1905. Am 4./6. 1905 entwickelte sich daraus eine Wespe, Eumenes minuscula n. sp. Beethes" (Anisits). Aus roter Erde gebaut, ca. 7 mm lang und etwa 4,5 mm breit, am einen Ende mit einem trichterförmigen, innen geschlossenen Loch Hyiiieuopterenfauna von Paraguay. 307 von ca. 1 mm Durchmesser; das Ausgangslocli scheint beschädigt zu sein. 9. Euinenes laevif/ata Brethes var, maculata Zavatt. Koll. Fiebrig (San Bernardino). 20,/2. das Nest an einem Blatt gefunden, am 19,3. das Tier aus- geschlüpft. — Es ist aus dunkelgrauem Lehm gebaut, etwas flach- gedrückt kuglig, Durchmesser 7,5—9 mm, Oberfläche sehr fein ge- körnelt. Eingangsloch mit Trichter und nur 1 mm Durchmesser, Ausgangsloch 3 mm und ohne Trichter. — Ein zweites Exemplar, das nur 6.5X4,5 mm mißt, mit Eingangsloch von -'g mm und ohne Ausgangsloch, ist vielleicht unvollendet. 10. Eumenes sericea Sauss. (Nest No. 63.) „Asuncion 18./12. 1905. Ich fand dieses Nest auf einem ganz niedrigen Rolliniastrauch in meinem Garten. Aus einer Zelle war die Wespe bereits ausgekrochen. Das Nest wurde aufbewahrt. Erst am 5./12. 1905 kam eine Wespe heraus, und zwar eine Eumenes sericea Sauss." (Anisits). Das Nest ist weniger regelmässig als die von E. canaliciilata, und zwar besteht es aus 2 so eng zusammen verwachsenen Zellen, daß sich diese nur noch durch eine seichte Oberflächenfurche unter- scheiden lassen ; die Zellen sind etwa ellipsoidisch und seitlich etwas zusammengedrückt: die größte hat eine Länge von 18—19 und eine Breite von 10 mm, die andere von 17 bzw. 7, die Höhe, soweit an dem Präparat zu erkennen, ist etwa 10 mm. Baumaterial: rote Erde; Oberfläche gekörnelt. Eingangsloch der größten Zelle ist an der Dorsalseite und 3 mm im Durchmesser, das der kleinsten am einen Ende der Zelle, an der Seite des Nestes, hat 4 mm Durchmesser und ist ziemlich unregelmäßig, offenbar ein Ausgangsloch, das vielleicht nach- träglich künstlich erweitert worden ist. Eine mit der betreffenden No. oder der obigen Datumsangabe versehene Wespe unter den in Anisits' Koll. als Eumenes serka Sauss. bestimmten Exemplaren ist nicht vorhanden, und irgendeine andere Bestätigung der Richtigkeit der obigen Bestimmung kann ich auch nicht gehen. Diese mag aber dennoch richtig sein und möge so hier betrachtet werden. (Nest No. 62.) „Asuncion 18./11. 1905. Dieses Nest fand ich in meinem Garten auf einem Stachel einer großen Gleditschia in 1,5 m 308 Embrik Strand, Höhe über der Erde. Gerade als ich das Nest herunternahm, schleppte eine Crabronidenspecies (?) in eine bereits leer Zelle eine Spinne. Am 20./11. 1905 schlüpfte aus einer verschlossenen Zelle eine Eumenes sericea Sauss. (Beide Wespen aufbewahrt.)" (Anisits) Die Crabronide ist Trypoxißon fugax F. $. Das Nest ist aus graubraunem Lehm gebaut, ist etwa 30X^4 mm im Umfang und 16 — 17 mm hoch, zeigt eine ganz undeutliche Furchung an der Oberfläche, wodurch aber eine Einteilung in Zellen nur schwach angedeutet wird. Das Nest hat zwei spitze Höcker- fortsätze, die etwas an die Stacheln des Zweiges, an dem das Nest befestigt ist, erinnern; auch die Färbung des Nestes stimmt damit überein. Es sind zwei Ausgangslöcher vorhanden und zwar zwei an der Oberseite (NB. im Präparate; ob auch in der Natur oben?) und eins an der einen Seite derselben. Das eine der oberen Löcher hat 4, die anderen 5 mm Durchmesser; eine Trichterbildung ist auch nicht angedeutet. (Nest No. 76.) „Asuncion 10./12. 1905. Dieses Nest wurde auf einem Cesurea-Strauch gefunden. Es ist ein altes Nest. Die Wespen waren schon ausgeschlüpft. Nestbauer wahrscheinlich Eumenes sericea Saüss. (?)." Das Nest ähnelt dem von Eumenes canaliculata (Ol.) insofern, als es aus roter Erde gemacht ist, eine rundliche Form hat (jedoch nicht kuglig, sondern ein wenig in die Länge gestreckt und an den Seiten abgeflacht), auch zeigt die Oberfläche mehrere unregelmäßige Eindrücke und Aushöhlungen sowie 2 Fluglöcher, von denen das eine kaum 2 mm Durchmesser und verdickte, abgerundete Wände zeigt, während das andere, das nur 5 mm von dem ersteren ent- fernt ist, etwa 3X4 mm Durchmesser hat; dieses Loch zeigt im Innern am Rande einige Seidenfäden. Das ganze Nest meist 24X19 mm. 11. Eumenes anisits i Beeth. (Taf. 9 Fig. 6.) (Nest No. 83.) „Asuncion 19./12. 1905. In Villa Morra auf dem dritten Parallelweg von der Eisenbahnstation aus fand ich auf einem Taberna montana -Strauch und zwar auf einem 60 cm über der Erde befindlichen Blatt dieses Nest. Es arbeitete eine Eumenide daran, die ich gefangen habe. An dem Nest war eine längliche Zelle gerade Hymeuopterenfaima von Paraguay. 309 im Bau begriffen; sie zerbrach aber beim Transport. Ich bewahrte das Nest auf. Es schlüpften heraus: am l./l. 1906 ein Eumenes anisitsi Breth. „ 8./1. „ „ Chrysidide „ 14./1. „ 2 St. Chrysis anisitsi Breth. Erbauer: Eumenes anisitsi Breth. Parasit: Chrysis anisitsi Breth." (Anisits). Unter den Exempl. von Chr. anisitsi ist in KoU. Anisits nur eins, das mit 14./1. 1906 etikettiert ist, vorhanden. Das Nest ist ein typisches Eumenes-'Sest, aus roter Erde, mit grob gekörnelter Oberfläche, an zwei Seiten mit Eindrücken, die darauf deuten, daß es zwischen zwei abgeflachten Gegenständen er- baut gewesen; wäre sonst etwa kreisrund gewesen. Durchmesser 15 mm. An einer Seite 3, im Durchmesser 2,5 mm messende Löcher. (Nest No. 49.) „Asuncion (Villa Morra) Mai 1905. Hinter der Eisenbahnstation auf einem trockenen Strauch fand ich dieses Nest. Nachdem ich es mit nach Hause genommen hatte, schlüpfte heraus: am 14./6. 1905 1 St. Wespe ■^ n 2 (während meiner Reise nach Rio de Janairo). 'Erhabner = Eumenes tegularis Fox" (nach Zavattari: Eum. anisitsi Breth.). Nest für eine Eumenes ziemlich unregelmäßig, aus graulich-roter Erde. So wie es jetzt orientiert ist (im Präparate), ist es 17 — 18 mm lang, 12 mm breit, 10 mm hoch, quer durch das eine Ende, senkreclit auf die Längsachse, geht ein Zweig des oben erwähnten Strauches, dies Ende ist abgerundet, stark gekörnelt und trägt an der einen Längseite 4 paarweise sich nähernde Löcher von 3 mm Durch- messer; durch das eine dieser guckt ein Eumenes-Ko]^t heraus. Das andere Ende des Nestes ist mehr eben und flach, aber etwas schief und hat wahrscheinlich auf irgendeiner Fläche geruht; an der einen Ecke dieser Endfläche findet sich ein Loch von nur 1 mm Durchmesser, das jedenfalls nicht von der Eumenes stammt. (Nest No. 40.) „Asuncion 27./4. 1905. Ich fand dieses Nest auf einem kleinen Rolliniastraucli. Er war schon verlassen, und die jungen Wespen waren bereits ausgeschlüpft. Obwohl ich das Nest längere Zeit aufbewahrte, entwickelte sich keine Wespe oder andere Hymenoptere daraus. Nach der Konstruktion des Nestes zu urteilen, war der Erbauer wahrscheinlich: Eumenes anisitsi Breth. (??)" (Anisits). 310 Embrik Strand, Aus roter Erde gebaut, hutförmig, höher als breit, ist unten von einem Zweig durchbohrt, der Querdurchmesser ist ca. 19 mm, das Flugloch an der Seite, aber der oberen Seite am nächsten, nur 2,5 mm im Durchmesser am Eande der inneren Wand, außen etwas weiter, die Eingangsröhre erweitert sich also nach außen. Dürfte jedenfalls Eumenes sp. sein! Aus der Koll. Fiebeig (San Bernardino). (No. 5750.) 22./1. Das Nest (Taf. 9 Fig. 6) ist aus grauem Lehm gebaut, fast kugelig, mit ca. 12 mm Durchmesser und zeigt drei parallele Längenein- senkungen, wodurch eine Einteilung in 3 Zellen angedeutet wird; damit stimmt auch, daß 3 Löcher vorhanden sind; diese bilden ein gleichzeitiges Dreieck an der gleichen Seite, sind im Durch- messer 3 mm und unter sich um ebenso weit entfernt. Das Nest wird getragen durch einen schmalen Ast, der durch die eine Seite desselben geht. 12. Bumenes sp. In einem in Asuncion am 24./2. 1905 gefundenen, aus zwei Zellen bestehenden Eumenidennest wurden in der einen, zugeklebten Zelle 5 Spinnen und eine Larve gefunden; die andere Zelle war halbfertig. Erbauer leider unbekannt. 13. Monte^uniia platinia Saüss. (Nest No. 1.) „Asuncion 20./11. 1904. An der Wand einer leer stehenden Lehmhütte entdeckte ich in 1 m Höhe über der Erde 4 verlassene Hjanenopterennester. In der Höhlung fanden sich ver- zehrte Eaupenhäute. Dicht daneben war ein neues Nest mit einer aus Körnern rother Erde hergestellten, netzartigen, offenen Eingangs- röhre von 10 mm Länge und 4 mm Durchmesser. Die in der Wand Durchschnitt befindliche Höhle war mit einer krt weißer Emaille ausgeklebt. In der Höhle befanden sich 7 Raupen. Die Wespe kam aUe 30 Sekunden und brachte eine -p. jj Raupe, die sie mit sehr vorsichtigen Bewegungen in die Höhlung schleppte. Am 21./11. fand ich eine andere Wespe, die gerade mit der Her- stellung der Eingangsröhre beschäftigt war (2. Uhr p. m.). Sie schnitt aus der Wand ein Stück Erde (6 cm entfernt von der Oeffnung), nahm es, befeuchtete es mit dem Mund und drehte und knetete es mit dem Hymenopterenfanna von Paraguay. 31 1 ersten Beinpaar, während sie sich mit dem zweiten Beinpaar an der Wand festhielt. Beim Ankleben der Erdkörner an die Eöhre musste sie eine anstrengende Arbeit leisten nnd sich manchmal auch noch mit dem dritten Beinpaare halten. Wenn ein Stück Erde hingeklebt war, holte sie ein neues. Jede dieser Operationen dauerte 30 bis 50 Sekunden" (Anisits). Das mir vorliegende Nest ist ein Stück roter Erde, enthaltend 2 Löcher von 5—6 mm Durchmesser, das eine mit erhöhtem Rand (was wahrscheinlich einfach daher kommt, daß die Wand der Röhre eine festere Konsistenz als die Umgebung bekommen hat, so daß diese Wand, wenn das Stück durchbrochen wird, leicht als eine erhöhte Randleiste erhalten bleibt). (Nest No. 2.) „Asuncion 21./11. 1904. Auf der Innenwand der verlassenen Lehmhütte in meinem Garten bemerkte ich verschiedene Löcher. Aus einem kam eine Wespe, Moniesumia plafmia (Sauss.), heraus, die ich fing. Sie war damit beschäftigt, Erde aus dem Loch herauszubringen." (Anisits) Ein Stück roter Erde, das zwei Löcher von 5 mm Durchmesser und etwa 15 mm Entfernung unter sich hat. (No. 21.) Unter No. 21 findet sich in der Sammlung ein Nest- präparat, wozu keine Notiz vorhanden ist, wohl aber finden sich in der Sammlung Wespen, welche die gleiche Nummer tragen, und zwar von der Art Moniesiimia plaiinia Sss. Das Präparat ist datiert 20./3. 1905 und besteht aus 3 aufgeklebten Stücken roter Erde (Lehm), die je ein Loch zeigen; diese Löcher bildeten offenbar, so lange die drei Stücke noch zusammenhängend waren, eine Röhre. Der Durch- messer dieser Löcher ist etwa 8 mm. (Nest No. 33.) „Asuncion 27./2. 1905. An der verlassenen Lehm- hütte in meinem Garten bemerkte ich eine Wespe, die gerade die Nestöffnung zuklebte. Ich fing die Wespe, nahm das Stück Lehm, worin sich das Nest befand, aus der Wand heraus und bewahrte es auf. a.) Am 26./3. 1905 schlüpfte eine Wespe heraus. Als ich das Nest zum Aufkleben präparierte, fand ich ein zugeklebtes Loch. Darin lag eine zerbrochene Kokonkapsel und in dieser wieder eine vertrocknete Larve; ich habe sie in Alkohol aufbewahrt, b.) Die arbeitende und ausgeschlüpfte Wespe war: Montesumia plaiinia Sauss." ('Anisits). Diese Wespe liegt mir nicht vor. Die beiden Nestobjekte be- stehen aus je einem viereckigen, von Anisits ausgeschnittenen Stück 312 Embrik Strand. „roter Erde" (oder Lehm?); im einen ist ein Loch von 8 mm Durch- messer, das innen ziemlich glatt und mit einer dünnen Schicht einer hellgraulichen , etwas silbrig' schimmernden Materie (getrocknetem Schleim?) ausgeklebt ist. Im zweiten Stück sind 2 Löcher vor- handen, von denen das eine außen etwa 5 mm Durchmesser hat, dann von einer festen, zusammengeklebten Scheidewand geschlossen wird, um sich innerhalb dieser zu einer größereu Höhle zu erweitern ; soweit erkennbar, ist diese innen nicht von einem solchen grauen Überzug ausgefüllt. (Nest No. 18.) „Asuncion 15./2. 1905. Aus der Wand einer verlassenen Lehmhütte. Am Grund des Nestes fand ich eine Larve und 7 Stück paralysierte graue Raupen, die ich in Alkohol auf- bewahrte. Nach den von mir gefundenen Tatsachen nehme ich über die Entwickelung dieser Wespe folgendes an: Montesumia platinia klebt ihr Ei auf die Wand und zwar auf den oberen Teil der ausgegrabenen Zelle. (Ob sie diese allein gräbt oder nur die von Hemisia oder Antliidium gegrabenen Löcher weiter ausarbeitet, konnte ich nicht beobachten.) (Nest No. 26.^). Dann bringt sie paralysierte grüne Raupen und baut die Röhre. (Nest No. 1.) Die Zellenöifnung bleibt offen. In einer späteren Phase der Entwickelung zerstört sie die Röhre (?) und klebt die Stelle mit Erde zu, wo sich im Innern die Wespe entwickelt (?!)" (Anisits). Das Nest besteht, wie es mir vorliegt, aus einem Stück roter Erde, in welchem mehrere Löcher vorhanden sind, und zwar eins in der Seitenwand, das einen Durchmesser von 5,5 mm hat, mit erhöhtem Rande, innen erweitert das Loch sich, ohne daß näher bestimmt werden kann, wieviel. Von oben ist ein Loch, das mit zu der er- weiterten Röhre eines Ganges gehört und etwa 11 — 12 mm Durch- messer hat. Ferner ist oben ein schräg verlaufendes Loch von nur etwa 2 mm Durchmesser. Also mindestens zwei verschiedene Arten haben in diesem Lehmblock gehaust. 14. Monte^uniia spinolae Sauss. (Nest No. 26.) „Asuncion 23./3. 1905. Aus der Wand der ver- lassenen Lehmhütte in meinem Garten. Das Nest ist den übrigen ähnlich, nur daß seine Eingangs- 1) Dies Nest ist aber von il/, spinolae Sss. [Sted.] Hyiiieuopterenfauna von Paraguay. 313 Öffnung keine Röhre, sondern nur einen dicken Rand hat. Ich fing die Wespe. Als ich das Nest durchsägte, fand ich an der oberen Wand ein Ei angeklebt (das Ei ist aber verloren gegangen)" (Anisits). Das mir vorliegende Nest erscheint als ein Stück roter Erde, darin ein Gang, der innen, kurz vor dem Ende, eine Breite von 11 mm hat, sich nach außen aber allmählich bis zu 5 mm Breite verschmälert. 15. 3Iont€ziiniia ferrtiginea Sauss. (Taf. 9 Fig. 8.) (Nest No. 3.) „Asuncion 22./11. 1904. Dieses Nest wurde in einem halb ausgebrannten Stamm von Cocos sclerocarpa von mir gefunden. Die Höhlung war ganz dunkel. Die erbeutete Wespe nahm gerade eine Raupe mit in die Zelle; mir scheint, dass diese Wespen in Gesellschaft arbeiten" (?). (Anisits) Ein von den meisten übrigen vorliegenden Nestern total ab- weichendes Nest. Zuerst ist es nicht aus roten, sondern aus hell- grauem, ganz typischem Lehm gebaut, und dann ist auch die Form wesentlich verschieden. Es liegen zwei Stücke vor. Das eine ist eine subzylindrische, 60 mm lange und etwa 17 mm breite Röhre, deren innerer Durchmesser 8 mm zu betragen scheint, deren Wand aber stellenweise weniger als 2 mm dick ist; an beiden Enden des Zjdinders ist ein Ausgangsloch, das aber vielleicht künstlich ent- standen ist, die durch diese beiden Löcher eingeleiteten Röhren ver- laufen aber nicht ununterbrochen durch den Zylinder, der wahr- scheinlich 2 verschiedene Zellen enthalten hat. Am einen Ende des Zylinders ist neben dem offenen, vielleicht durch Beschädigung entstandenen Eingangsloch noch ein altes, zugeklebtes Eingangsloch von 6 mm Durchmesser; es ist von innen her zugeklebt worden, und zwar so unvollständig, daß der Deckel nicht das Niveau der Ober- fläche erreicht; ein feines Loch durch denselben wird durch nach- trägliche Beschädigung entstanden sein. Die Oberfläche trägt feine, schräg längsgerichtete Furchen , deren Zwischenräume der Quere nach gewölbt sind. Das andere vorliegende Neststück besteht aus zwei zusammen- hängenden, subzylindrischen Zellen oder Zellenkomplexe, von denen die eine sich durch einen 8—9 mm langen, zylindrischen, schräg nach oben gerichteten Trichter auszeichnet; weiteres ist von dieser Zelle 314 Embbik Strand, nicht ZU erkennen. Der andere Subzylinder hat 3 Löcher, von denen 2 sich als eine schräge Köhre quer durch den Zylinder fortsetzen, ursprünglich aber vielleicht die Löcher zu 2 ganz kurzen Brut- höhlen bildeten, welch letztere später durch Durchbruch der Scheide- wand vereinigt wurden. 16. Monohia aitf/iilosa Saüss. (Nest No. 98.) „Asuncion lO./l. 1906. In Galle San Miguel zwischen meinem Haus und dem Weg nach San Lorenzo befindet sich auf einer Höhe ein mit xerophiler Vegetation bedecktes steiniges Feld. Die Pflanzen waren meist Bromeliaceen-, Eryngium-Arten und Mimosaceen. Die vertrockneten ßlütenstengel von Eryngium werden mit Vor- liebe zu Brutnestern von Xylocopa macrops Lep. benutzt. Am lO./l. 1906 sah ich solche zu Brutstätten benutzte Stengel von Eryngium scaefolium Maet. Das Fluglo.ch von X war mit rotem Lehm zugeklebt. Ich nahm die Pflanze mit nach Hause. Bei einem Längsdurchschnitt durch den Stengel 9 cm oberhalb des zu- geklebten Fluglochs fand ich eine Wespenlarve, die ich in Alkohol aufbewahrte. Andere Stengel legte ich in Glaskasten. Es schlüpften heraus am 22./1. 1906 3 Stück Monohia angulosa Sauss., die das zugeklebte Loch durchbrochen hatten" (Anisits). Von der angegebenen Biene ist das betreffende Exemplar nicht mehr festzustellen, weshalb die Kichtigkeit der Bestimmung dieser nicht nachgeprüft werden kann. Die Röhre der Biene hat einen Durch- messer von 10 — 11mm. Das Eingangsloch der Biene ist 8X10 mm, von der Wespe mit roter Erde verklebt gewesen, die Oberfläche dieses Deckels ist abgeflacht und im Niveau mit der Oberfläche des Stempels; das Ausgangsloch der Wespe hat einen Durchmesser von 4 mm. Am inneren Ende des Bienenganges ist eine diesen Boden austapezierende Schicht roter Erde, die wohl von der Wespe her- rührt. 17. Odyneriis praecox Sauss. (Nest No. 14.) Asuncion 12./1. 1905. Gefunden am 12./ 1. 1905 an einem Eisengitter. Es schlüpften heraus: am 10./2. 1905 1 Od. praecox. „ lo./2. „ 1 „■ Hyiueuoptereüfauua von Paraguay. 315 Das Nest, aus roter Erde gebaut, ist etwas abgeflacht kuglig, 16 mm im Durchmesser, und zeigt oben (ob auch iu der Natur oben?) ein Loch, das etwa 5 mm im Durchmesser hat, es scheint aber, daß ein Trichter ähnlich wie bei Eumenes canalicidata vorhanden gewesen, aber abgebrochen ist, in welchem Falle die Eiugangsüffnung erheb- lich kleiner gewesen sein wird. 18. Odynef'us nasidens Late. (Taf. 10 Fig. 13.) In Villa Morra (Asuncion) fand Anisits 10./12. 1904 ein Nest (Nr. 8) von obiger Art auf einer Compositenstaude (Eupatriuraj. Am 20./ 12. schlüpfte eine und am 30. eine 2. Wespe heraus. Das Nest ist aus roter Erde gebaut, 36 mm lang, 22—28 mm breit, 17 mm hoch, bildet eine kompakte Masse, worin die einzelnen Zellen von außen nicht oder nur teilweise erkennbar sind; an Aus- gangslöchern sind hier 4 vorhanden, die wie gewöhnlich nach der- selben Seite sehen und zwar parallel zur Längsachse des Nestes gerichtet sind. Die 4 von diesen Löchern liegen nahe beisammen und zwar paarweise angeordnet; Durchmesser der Üifnungen 3 — 5mm; keine Andeutung einer Trichterbildung. — Die Art, aber nicht die betrelfenden Exemplare, ist in der Koll. Anisits vorhanden. Aus FiEBKiGs Material von San Beruardino: (No. 6042.) Rotlehmiges, konvex-planes, kreisrundes Nest am 25. Januar an der Wand im Zimmer gefunden. Am 25. Februar kam ein (verkrüppeltes) Hymenopteron, am 6. März noch eins aus. — Durchmesser ca. 42 , Höhe 23 mm, 2 an einer Seite gelegene Löcher: 4 — 4,5 mm. (Nest No. 74.) „Asuncion 8./12. 1905. Auf einer Compositen- staude bei einem Drahtzaun fand ich dieses Nest. Es schlüpften heraus vom 9./12.— 12./12. 4 Stück Ichneumoniden. Auch krochen wahrscheinlich aus dem hohlen Stengel Ameisen her- vor (aufbewahrt). am 21./12. schlüpfte 1 Wespe {Od. nasidens) (Latr.) aus „ 24./12. „ 2 „ „ (Anisits). Das Nest ist aus graubrauner Erde gemacht, schließt mehrere von den Zweigen des Stengels ein und ist längs dieses gerichtet; Längsdurchmesser 31, Querdurchmesser 20, Höhe 10 mm. Eine Ein- teilung in 2 Zellen ist angedeutet; die beiden vorhandenen Ausgangs- löcher liegen an demselben spitzen Ende dieser Zellen und haben 316 Embrik Steand, einen Durchmesser von 4 — 4,5 mm. Die Färbung des Strauclies und des Nestes etwa die gleiche. (Nest No. 109.) „Villa Morra (Recoleta) 26./1. 1906. Neben der Eisenbahnlinie zwischen Villa Morra und Recoleta fand ich dieses Nest (Taf. 10 Fig. 13) auf einem Compositenstrauch, in 60 cm Höhe über der Erde; 3 Löcher waren schon leer. Am 29./1. 1906 schlüpfte ein Odynerus nasidens Late. aus" (Anisits). Das Nest ist aus graubrauner Erde gebaut, wird von 3 Zweigen der betreffenden Pflanze durchsetzt und dadurch gestützt, ist 32X26X18 mm, ziemlich unregelmäßig, zeigt teilweise die einzelnen Zellen an der Außenseite deutlich, und zwar hat eine solche eine Länge von 21mm, eine größte Breite von 11mm, die Wand ist nur 1mm dick, und die Eingangsöffnung, die möglicherweise künstlich erweitert worden ist, hat einen Durchmesser von 5,5 mm; die anderen, ohne Zweifel nicht beschädigten Löcher haben einen Durchmesser von 4 mm. Alle Löcher liegen an der Seite, die, nach der Richtung der das Nest tragenden Pflanze zu urteilen, die Oberseite ist. (Nest No. 126.) „(Asuncion) San Lorenzo 14./4. 1906. Gefunden in der Nähe der Localbahnstation auf einer Eupatoriumstaude in 50 cm Höhe über der Erde. Es schlüpften heraus 11 Stück Of^f/werws- Wespen und 2 „ Goldwespen in nachstehender Reihenfolge: am 15./4. 2 Stück Pachodynerus nasidens 20./4. 1 23./4. 1 25./4. 1 1./5. 1 4./5. 1 5-/5. 2 8./5. 1 17./5. 1 18./5. 2 Clirysis. Nestbauer: Odynerus nasidens^'' (Anisits). Das Nest ist aus roter Erde gebaut, auf 3 Seiten von den in dasselbe teilweise eingemauerten Blättern des Eiipatorium geschützt und dadurch auch teilweise verdeckt, wenn auch die grüne Färbung der Blätter von der roten des Nestes abweicht. Die Oberfläche ist fein gekörnelt, eine Einteilung in Zellen z. T. nur angedeutet, diese Hymenoptereiifaiina von Paraguay. 317 sind sämtlich der Länge nach einander angelagert, und die Ausgangs- löcher, 7 an der Zahl, finden sich an derselben Seite wie die Spitze der Eupatoriumblätter, liegen z. T. ganz nahe beisammen (nur um ihren Radius entfernt), sind regelmäßig kugelrund und 3,5— 4,5 mm im Durchmesser, das eine hat 5mm Durchmesser, eine deutliche Trichterbildung ist nur in einem Falle vorhanden. Die Länge der einzelnen Zellen ist etwa 24 mm. Fam. Vespidae. 1. Polybia pallidipes Ol. (Nest No. 41.) „Asuncion 17./4. 1905. Dieses Nest befand sich schon längere Zeit in meinem Garten unter der Erde in einer aus- gehöhlten Cedrella fissidens- Wurzel. Die Wespen waren sehr bösartig, so daß ich gar nicht in die Nähe kommen konnte. Sie verfolgten jede sich nähernde Person und griffen sie an, jedoch nicht von oben her, sondern, indem sie parallel mit der Erde flogen, von unten her. Die Stiche sind sehr schmerzhaft. Diese Wespen kamen immer an die Küche, wo sie das an der Luft aufgehängte rohe Fleisch beleckten. Das Nest lag in einer unter der Erde sich befindenden Höhle der Cedrella- Wurzel. Die ganze Länge des Wabenbaues war etwa 50 cm. Die Waben waren parallel angelegt und Wand der Höhle in der Cedrellawurzel hingen auch vertikal mit- einander zusammen. An der Höhlung der Wurzel waren sie mit Stützen befestigt. Es waren ca. 500 Wespen in dem Nest. Ich erbeutete den ganzen Inhalt mit Hülfe von CSg, aber infolge des schlech- ten Wetters gingen die meisten Tiere zugrunde. Einige Exemplare sind in Alkohol aufbewahrt, 5 habe ich ge- nadelt. Das Nest selbst brach auseinander; ich mußte es mit der Axt heraushauen. Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. "^^ Nest- Waben-.l- Stütze- Fig. 0. 318 Emi3rik Strand, Es war noch ein Nest in Calle San Lorenzo oberirdisch in einer großen Baumhöhle 1 m hoch über der Erde" (Anisits). Es liegen einige Zellenplatten vor, aus denen aber eigentlich nur die Größe der Zellen zu erkennen ist : 10 mm lang, Durchmesser 3— 4 mm. — Nest-Abbild, bei Ducke (7). 2. I*olyhia serieea Ol. (Nest No. 42.) „Acuncion 25./4. 1905. Das Nest war gebaut in meinem Garten auf einem Blatt von Cocos sclerocarpa in ca. 6 m Höhe über der Erde. Beim Abhauen der Palme brach es entzwei. Abends kamen die Wespen alle zu dem Nest, so daß ich sie ein- fangen konnte; es waren ca. 180 Stück. Ich bewahrte einen großen Teil davon in Alkohol auf" (Anisits). Ein sehr großes, wahrscheinlich etwa von Kuhmist gebautes Nest; es liegt etwas zerstückelt vor, scheint aber mindestens 200X150X120 mm groß zu sein. Färbung dunkelbraun. Die ein- zelnen Platten sind stark gewölbt. Der Durchmesser der offenen^ eckigen Zellen ist 5 mm, ihre Höhe etwa 15 mm. — Abbildungen von Nestern dieser Art siehe Saussuee (1) tab. 29 flg. 1—2, Möbius (2). Ferner liegt ein Nest ohne No. oder Notiz von Asuncion vor. Das Nest ist nicht komplet, hat aber jedenfalls eine bedeutende Größe gehabt; eine der vorliegenden Zellenplatten hat eine Länge von 220, eine Breite von 130 und Höhe von 14 mm; der Durchmesser der Zellen ist etwa 4 mm, ihre Höhe 12 — 14 mm. 3. Polyhia occidentalis Ol. (Nest No. 73.) „Asuncion 8./12. 1905. In meinem Garten auf einem alleinstehenden Baum (Pithecolobium scalare (Geiesb.)) fand ich in 2 m Höhe über der Erde dieses Nest. Nach dem Abtöten der Wespen bemerkte ich in dem Nest eine große Menge von S und ? Termes-{?)'Rei>ien. Die Bevölkerung des Nestes mochte nicht ganz 150 Stück be- tragen haben. Einige flogen fort, aber ca. 130 Stück konnte ich nadeln und in Alkohol aufbewahren" (Anisits). Das Nest hat der Hauptsache nach das Aussehen des Nestes No. 140, ist aber etwa stumpf kegelförmig, und der tragende Ast (hier nur einer!) geht durch das obere, spitze Ende desselben. Das Loch befindet sich an der einen Seite und erscheint als eine ca. 12 mm lange, oben sich öffnende, dem Neste außen angewachsene, unten sich erweiternde Röhre, deren Eingangsöffnung 6X7 mm ist. Da die eine Hymenopterenfauua von Paraguay. 3]^9 Nestwand weggeschnitten ist, kann man sehen, daß sich im Innern 5 horizontale, unter sich entfernte Zellenplatten sich finden, von denen die untere eine Dicke (= der Zellenlänge) von bloß 5—6 mm hat; die Zellen derselben sind sämtlich eckig, oifen und im Durch- messer ca. 3 mm. Sämtliche Platten sind nach unten leicht konvex gekrümmt. Die oberen Platten sind ein wenig dicker bzw. die Zellen länger, weil sie schon geschlossen sind. — Ein unbestimmtes Polybia-'Sest von Brasilien s. Saussure (1), tab. 16 flg. 3. (Nest No. 140.) „Asuncion 8,/7. 1906. In meinem kleinen Garten fand ich auf einem Mandarinenbaum in 2 m Höhe über der Erde dieses Nest. Ich fing alle Wespen. Das Nest war voll von todten, schon getrockneten Termiten." Das Nest hat fast die Form einer an der einen Seite etwas flachgedrückten Kugel, es ähnelt mit anderen Worten der Schale mancher Seeigel, hat folgende Dimensionen: 110X95X75 mm, die Oberfläche bildet eine zusammenhängende Hülle, die nur ein einziges Loch hat und zahlreiche kleinere Erhöhungen und Vertiefungen zeigt. Mehrere Zweige von dem das Nest tragenden Baumast sind in dasselbe eingewebt. Das Loch ist 11X9 mm, mit ein wenig trichterförmig erhöhtem Rand. Aus der Koll. Fiebrig (San Bernardino) ein Nest dieser Art: (Nr. 4801.) Das Nest am „14. November im unteren Teil eines Apfelsinen- baumes, ca. 2,5 m hoch an einem Zweige. In dem Neste befanden sich Termiten in verschiedenen Stadien, und zwar schien der Raum zwischen den unteren Stockwerken mit mehreren Hunderten (Tausen- den?) derselben Termitenart angefüllt. Die Termiten erschienen regungslos, doch wurden bei einigen Exemplaren schwache Bewe- gungen beobachtet. Ihr Zustand machte den Eindruck wie jener der zur Proviantirung von Fossores verwendeten Insecten. In der Tat wurde beobachtet, wie einige Wespenlarven in ihren Zellen an Termiten fraßen, und es unterliegt somit keinem Zweifel, dass diese Wespenart sich der Termiten bedient, um damit ihre Brut zu füttern, in ähnlicher Weise wie es die Fossores tun" (Fiebrig), Hierzu hat Anisits notiert: „Fiebrig's Noticen stimmen mit meinen Beobach- tungen, aber seine Schlussfolgerungen bedürfen noch der Bestätigung." Das vorliegende Nest ist unkomplet, so daß damit wenig an- zufangen ist, wesentliche Abweichungen von den in der Literatur ge- gebenen Darstellungen des Nestes von Fol. occidentaUs scheinen aber nicht vorhanden zu sein (vgl. Mübius, Die Nester der geselligen Bienen (1856), p. 137, tab. 9 — 10 (P. pygmaea) ; R. v. Jhering, 1. c, p. 258 ; 22* 320 Embrik Strand, Saussüke (1) ; nach SAussure gehört noch hierhin : 3fyraptera elegans CuETis, in: Trans. Linn. Soc. London Vol. 19 p. 257, tab. 31, fig. 8 — 9 Nest)J. — Nest von Folißia scutellaris Wh.: Saussure (1); von Pol. occidentalis : Ducke (6). 4. Mef/aranfhojms surinamensis Sss. (Taf. 9 Fig. 5.) (Nest No. 46.) „Asuncion 30./5. 1905. In meinem Garten auf einem Cereus rhodoleucantha K. Sch. Die Wespe arbeitete wenigstens einen Monat lang an dem Nest. Ich fing sie und bewahrte das Nest auf" (Anisits). Das ganze Nest besteht nur aus 6 Zellen, die 7 — 13 mm lang sind und im Durchmesser 4 mm messen. Der fadenförmige Stiel ist 3 mm lang und kaum 1 mm breit. — Abbildung des Nestes dieser Art bei Ducke (6). (Nest No. 57.) „Asuncion 8./11. 1905. Dieses Nest war auf der Veranda meines Hauses auf einer herabhängenden Ampelpflanze gebaut. Ich bewahrte das Nest mit sämtlichen Wespen (14 St.) auf" (Anisits). Nest fast plattenförmig: 40X37X13 mm. Die Zellen sind bis zu 14 mm hoch mit 3 — 4 mm Durchmesser. Der Stiel ist charakte- ristisch, weil er etwa so breit wie lang ist (5 mm), da er aber seitlich zusammengedrückt ist, so erscheint er von einer anderen Seite nur 2 mm breit; er befindet sich nahe an einem Rande, ist also stark exzentrisch. (Nest No. 66, Taf. 9 Fig. 5.) „Asuncion 24./11. Aus meinem Garten, wo es auf einer Cereus rhodoleucantha gebaut war, mit 7 Stück Wespen." Das fast zungenförmige Nest ist 63 mm lang und fast 25 m breit, bei einer Höhe von bis zu 16 mm. Der Stiel ist randständig, und zwar an einer der Langseiten, vom Ende und Mitte dieser Seite etwa gleichweit entfernt, 7 mm lang, an der Basis ein wenig verdickt, etwas flachgedrückt (einerseits ca. 2,5, andrerseits 1,5 mm breit), der Fuß ist ganz klein. (Nest No. 154.) „Asuncion 20./11. 1904. Galle San Miguel- Ecke Avenida Asuncion, auf einer Cereus rhodoleucantha K. Sch. mit ö Wespen." Das Nest ist fast scheibenförmig, 40X38X10—15 mm, der Stiel, Hymenoptereiifaiina von Paraguay. 321 der nur ganz wenig exzentrisch ist, ist 7 mm lang. Die Zellen sind von 3 — 15 mm lang und haben einen Durchmesser von 3 — 4 mm. Fast alle Zellen sind regelmäßig sechseckig. Im Profil erscheint das Nest ziemlich genau gleich dem von PoUstes tepidus F. (vgl. Saüssuee, Guepes sociales, tab. 8 fig. 1). (Nest No. 155.) „Asuncion 19./8. 1905. Aus meinem Garten von einem Cereus rhodoleucantha K. Sch.; mit einer Wespe." Das ganze Nest besteht aus bloß 13 Zellen, die eine Länge von 3,5 — 15 mm haben. Umfang des Nestes 12 X 15 mm. Stiel 3,5 mm lang und endet in einem fast halbkugligen oder mützenförmigen „Fuß", der matt weiß ist und den Stiel etwa von der Mitte der halbkugligen Hälfte entsendet. Ich bin aber nicht sicher, ob dieser Fuß wirklich dem Nest angehört oder nicht ein Stück einer Pflanze ist, an dem das Nest befestigt gewesen ist. 5. Megacantliopus punctatus Ducke. Aus der Koll. Fiebrig (San Bernardino). (No. 4324.) FiEBEiG notiert darüber: „14. August. In Banan- krone 7 m über dem Boden, eine Eeihe Papier-Zellen, astähnlicli ; darin Eier, daran 3 Wespen." — Das Nest besteht aus 5 der Länge nach aneinander gereihten Zellen, die so befestigt sind (die ge- schlossene und verjüngte Spitze jeder Zelle ist an der einen Seite der Wand des oifenen Endes der vorhergehenden Zelle befestigt), daß die kreisrunde Eingangsöffnung in allen Fällen ganz ofi'en bleibt ; die Befestigungsstelle befindet sich an derselben Seite aller Zellen des Stranges. Die erste Zelle ist durch einen 3 mm langen feinen Stiel an dem Stützzweig befestigt. Die Länge der Zellen beträgt 11 — 13 mm, und zwar ist die proximale die längste; der Durchmesser der Eingangsöffnung ist 3 — 3,5 mm. Die Zellen sind dunkel borke- braun, außen wie mit einem schwachen Firnisüberzug versehen. Die meisten Zellen nehmen ziemlich gleichmäßig gegen das spitze Ende an Dicke ab. Abbildung des Nestes dieser Art bei Ducke (7). 6. MiscJioctjttiirus luhiatus F. (Nest No. 37.) „Asuncion 5./4. 1905. Auf einer aus Peireskia leo bestehenden Hecke fand ich auf einem Stachel dieses Nest in einer Höhe von 80 cm über der Erde. Es waren nur 2 Wespen in dem Bau." (Anisits) Das Nest, das vielleicht nicht ganz komplet ist, besteht aus 322 Emreik Strand, 5 Zellen, die 17—22 mm lang und 5 mm im Durchmesser sind und die Mitte des Nestes bilden, an der einen Seite dieser Gruppe ist eine Keihe von 5 nur halb so hohen Zellen, und ringsherum bilden Zellen, die nur etwa 3 mm lang und 15 in der Zahl sind, eine periphere Reihe. Der Stiel ist fast zentrisch, sehr dünn (ca. ^2 ^^ breit), subfiliform (mit Krümmungen und Buckeln versehen) und ungewöhnlich lang (13 mm). Der Fuß (Anheftungsfläche) des Stieles ist 9 X 3 mm im Umfang und membranartig dünn. Charakteristisch ist sodann, daß dieser Stiel an der Spitze eines 29 mm langen, etwa ebenso dünnen Pflanzend orns befestigt ist, ob er aber außerdem an einem Zweig befestigt gewesen, der im Präparat nicht vorhanden, muß dahin- gestellt bleiben ; dafür würde das Vorhanden- sein des „Fußes" des Stieles sprechen, indem der Fuß jetzt keinen Zweck zu haben scheint. Eine im wesentlichen übereinstimmende Abbildung des Nestes ist schon in Saussure's „Guepes sociales", tab. 3, fig. 9 enthalten, wo aber der Stiel noch viel länger ist (er ist 48, das Nest nur 28 mm lang gezeichnet). R. v. Ihering bezeichnet 1. c, p. 242 Saussuee's Abbildung als „una figura muito böa". (Nest No. 64.) Asuncion 18./11. 1905. Auf einem gebrannten Baumstamm gebaut. Ein typisches Nest dieser x4rt, nach der Figur bei Saüssüre zu urteilen. Das ganze Nest erscheint im Profil 14X14 mm, besteht aus 4 größeren inneren Zellen und 10 kleineren peripheren; der Durchmesser der größten Zellen ist 4 mm. Der Stiel ist zentrisch und 24 mm lang. (Nest No. 150.) „Asuncion 12./4. 1905. Aus meinem Garten von einem Stachel von Cereus rhodoleucantha K. Sch. in einer Höhe von 80 cm über der Erde" (Anisits). Mit No. 37 und mit der dort zitierten Abbildung bei Saussuee gut übereinstimmend; der Stiel ist hier etwa zentrisch eingefügt, 26 mm lang, der Durchmesser der etwa kreisförmigen Basis des Nestes ist 17—18 mm — Vgl. Nest-Abbildung bei Ducke (7). 7. JPolistes canadensis L. (Nest No. 6.) „Asuncion 9./12. 1904. In Recoleta hinter dem Kirchhof führt ein Hohlweg nach einer Tembetary genannten Gegend. Am Abhang des Weges findet man überall Nester von sozialen Hymeiiopterenfauna von Parag-uay. 323 Wespen und zwar von 2 verschiedenen Species nebeneinander, [Siehe Folgendes!] Dieses Nest rührt her von: Polistes canadensis (L.y (Anisits). Ein Nest ohne umgebende Hülle, aus einer „Platte" bestehend, die 70 mm lang, 60 mm breit und 20 — 30 mm hoch ist. Die Zellen, die meistens geschlossen sind, haben einen Durchmesser von 7 mm und eine Länge von ca. 27 mm. Der Stiel ist fast randständig, steht fast senkrecht auf der Läugsfläche des Nestes, ist 10 — 12 mm lang, zjiindrisch, 2 mm im Durchmesser, an der Befestigungsstelle im Neste jedoch dicker. Das Nest ist au roter Erde befestigt gewesen, denn als „Fuß" des Stieles haftet an demselben eine 20X30 mm große Schicht roter Erde, die oben durch eine Schicht von demselben Stoff, woraus der Stiel besteht, zusammengehalten wird. Vgl. Saussure (1), Schulz (1). 8. Folistes versicolor Ol. (Taf. 9 Fig. 1.) (Nest No. 7.) „Asuncion 9. 12. 1904. Gefunden am Weg nach Tembetarj', dicht neben dem Nest No. 6. Die Wespen waren sehr bösartig. Es sind: Polistes versicolor Oliv." Das Nest ist etwa 30 mm lang, .20 mm breit und 15 mm hoch; die ziemlich schräg gerichteten Zellen erreichen eine Länge von 19 und einen Durchmesser von 6 mm; das Ganze bildet eine kom- pakte, am einen Ende etwa keilförmig zugespitzte Masse; diese Spitze bildet vielleicht die Befestigungsfläche, was jedoch nicht mit völliger Sicherheit zu erkennen ist. Die Abbildung tab. 8 flg. 6 a in Saussüee's „Guepes sociales" paßt nicht so ganz schlecht zu diesem Nest, wenn auch diese Abbildung nach Saussure und E. v Iheeing nicht das typische Nest des P. versicolor darstellen soll. (Nest No. 43.) „Asuncion 30./4. 1905. Ich fand dieses Nest in meinem Garten an einer Peireskia leo-Hecke, wo es auf einem dürren Ast befestigt war in 2 m Höhe über der Erde." Die (geschlossenen) Zellen sind 5 mm im Durchmesser bei einer Länge von etw^a 12 mm oder mehr-. (Nest No. 60.) „Asuncion 18. 11. 1905. Diese Wespenart ist sehr gewöhnlich in Häusern mit Garten (Villas), wo sie sich überall an- siedelt und ziemlich lästig wird. Das Nest w^ar auf der Westseite des unteren Dachrandes vom Thermometerhaus gebaut. Es enthielt 10 Wespen." Nest, dessen proximale Seite 47 mm lang und 20 mm breit ist 324 Embrik Strand, 17 mm ist das Nest hoch. Die größten Zellen 17 — 18 mm lang- und 5 — 6 mm breit. Stiel endständig, etwa in der Fortsetzung der proxi- malen Seite, jedenfalls keinen deutlichen Winkel mit dieser bildend, 4,5 mm lang, 1,5 mm breit. Ein weiteres Nest hat folgende Dimensionen (vgl. oben): 48X23 mm, 23X5 mm, der Stiel ist 5 mm lang und bis zu 1,5 breit. (Nest No. 152 u. 60b.) „Asuncion 6./12. 1905. Aus Villa Morra (Galle Laureles) von einer Bromelia Caragnata. Ich konnte nur eine Wespe fangen, die übrigen flogen fort. Zu Hause schlüpften noch 2 Wespen aus" (x\nisits). Vgl. No. 60: dasselbe Nest trug beide Nummern. (Nest No. 153 u. No. 60 a.) „Asuncion 1./12. 1905. Aus meinem kleinen Garten von dem inneren Dach des Thermometer- hauses." Nest 32X20x15 mm, enthält etwa 35 Zellen, die bis zu 17 mm lang sind und im Durchmesser 5 mm haben. Der fadenförmige Stiel ist 5 mm lang und kaum 1 mm dick, sein „Fuß" besteht aus einer ganz dünnen membranartigen Platte. Der Stiel ist ganz am Ende des Nestes eingefügt und so gerichtet, daß er mit der Längsachse des Nestes einen sehr flachen Winkel bildet. (Nest No. 156.) „Asuncion 6./12. 1905. Aus meinem großen Garten von der Hecke neben dem nach Westen ziehenden Draht- zaun." Das Nest (Taf. 9 Fig. 1) ist 150 mm lang, an der breitesten Stelle 80 mm breit und etwa 20 mm hoch, also im Profil etwa platten- förmig, die proximale Seite leicht konkav, die distale dement- sprechend konvex; von oben gesehen erscheint es als aus einer halben Ellipse und einem Dreieck bestehend. Die Zellen sind größtenteils zylindrisch, nur am breitesten Ende des Nestes haben sie eine sechseckige Form ; der Durchmesser beträgt 5 mm, die Höhe 15—23 mm. Der Stiel ist etwa 7 mm lang, bei 3—5 mm Breite. Nest von PoUstes versicolor. (Ohne No.) Es ähnelt dem von Saussuee in seinen „Guepes sociales" tab. 8 fig. 6a abgebildeten Nest, ist aber mit einem 5 mm langen, nur 1—1,5 mm dicken Stiel versehen, der am einen Ende des Nestes entspringt. Letzteres ist 50 mm lang, bis 27 mm breit und 15 mm hoch. Die Länge der Zellen beträgt hier fast in allen Fällen 15 mm, während sie bei den meisten anderen hier betrachteten Nestern recht verschieden beim selben Nest sein kann. Der Durchmesser der einzelnen Zellen, von denen Hymenopterenfauna von Paraguay. 325 viele zylindrisch erscheinen, ist 4 — 5 mm. — Beschrieben ist das Nest von R. v. Ihering in: Rev. Mus. Paulista, Vol. 6, p. 241 bis 242. 9. JPoUstes mficornis Sauss. (Taf. 9 Fi^. 3.) Koll. FiEBEiG (San Bernardino). (No, 6210.) Das Nest an trockner Staude, ca. 40 cm über dem Boden. 18.3. Das Nest (Fig. cit.) hat einigermaßen dieselbe Form wie das von Fol. limai R. v. Ih. (vgl. R. v. Ihering, Vespas sociaes, tab. 5 fig. 3), der Stiel ist aber parallel zu den Zellen gerichtet und vielleicht verhältnismäßig kürzer. Das ganze Nest ist etwa 30 bis 40 mm lang, 25 — 30 mm breit und etwa 20 mm hoch. Die größten Zellen sind 25 mm lang und 5 mm breit. Der Stiel ist 5 — 6 mm lang und mitten nur 1,8—2 mm breit. 10. Polistes cavapyta Sauss.^) (Taf. 9 Fig. 2.) (Nest No. 79.) „Asuncion 14./12. 1905, Von einem Baum meines Gartens." Das Nest ähnelt No. 61, aber die Pyramidenform tritt hier weniger hervor, dagegen ist die proximale Seite ausgedehnter und flacher, sogar leicht konkav, der Stiel ist ganz rund und endständig und bildet mit der proximalen Seite fast keinen Winkel. Letztere ist subtriangulär, 48 mm lang und 34 mm breit, der Stiel ist 8 mm lang und an beiden Enden leicht erweitert. Die größten Zellen sind 20X6 mm. (Nest No. 61.) „Asuncion 18./11. 1905. Vom Dach des Thermo- meterhauses meines Gartens mit 4 Wespen. Die Tiere sind bös- artig." Das Nest erscheint etwa umgekehrt pyramidenförmig, gegen den Stiel also verschmälert, die flache distale Seite ist 30X38 mm, die Höhe des Nestes ist etwa 30 mm. Die größten Zellen sind 30 mm lang und bis 7 mm im Durchmesser, einige sind nur noch 4—5 mm lang und ebenso breit. Anzahl der Zellen: 36. Der Stiel ist 5 — 6 mm lang und 1,5 mm breit ; sein Fuß bildet eine etwas ge- 1 ) Soll von Beethes als Polistes crinüus (Felt.) Sm. bestimmt sein. 326 Embrik Strand, wölbte Platte, die 8X5 mm groß ist. In der Tat bildet die eine von den lateralen Seiten der Pyramide die proximale Seite des Nestes, und der Stiel erscheint demnach stark exzentrisch oder fast rand- ständig. (Nest No. 151.) Asuncion 21./11. 1904. Vom Vordach der Sommer- wohnung. Das Nest ist ohne bedeckende Hülle und bestellt nur aus einer Zellenschicht, mißt 60X75 mm, bei einer Höhe von 20—25 mm. Der Stiel ist randständig, 13 mm lang, 7X4 mm breit und hoch; als „Fuß" ist eine etwa schüsseiförmige, gegen das Nest konkave Bildung vorhanden, die 7X11 mm im Durchmesser hat. Die Zellen sind 23 mm lang bei einem Durchmesser von 6 mm. 11. Polistes cinerascens Sss.^) (Taf. 9 Fig. 4.) (Nest No. 51.) „Asuncion I./IO. 1905. In Villa Morra am Kreuz- weg nach San Lorenzo fand ich dieses Nest auf einem Strauch in 1 m Höhe über der Erde. Es waren 2 Wespen daran beschäftigt, aber ich konnte nur eine fangen" (Anisits). Das Nest, das vielleicht nicht komplet ist, hat eine Höhe von 22 und ebensolche Länge bei 17 mm Breite und enthält etwa 25 Zellen, die bis 17 mm lang bei 5 mm Durchmesser sind. Der fadenförmige Stiel ist etwa 9 mm lang und kaum 1 mm breit. Von dem Bild, das K v. Iheeing in: Vespas sociaes do Brazil, tab. 5 fig. 3 von dem Nest gibt, dadurch abweichend, daß der Stiel ein wenig länger ist und seine Längsachse mit demjenigen der Zellen zusammenfällt, während er an Ihering's Form anscheinend fast senk- recht auf der Längsachse der Zellen steht. (Nest No. 82.) „Asuncion 18./12. 1905. Dieses Nest (Taf. 9 Fig. 4) fand ich in Villa Morra hinter der Eisenbahnstation auf dem 4. Querwaldweg, wo es an einem Baum in 2 m Höhe über der Erde befestigt war. Die meisten Wespen flogen beim Abnehmen des Nestes fort, einige habe ich gefangen. Zu Hause schlüpften auch noch 2 Stück aus. Das noch nicht entwickelte Material aus dem Nest habe ich in i^lkohol aufbewahrt" (Anisits). Flaches, 40X50 mm, etwa 17 mm hohes Nest, dessen proximale Seite leicht konkav ist (ob künstlich?) und das sich besonders durch 1) Von Beethes als Pol. limai R. v. Ihee. bestimmt. Hymenopterenfauna von Paraguaj-. 327 das Fehlen eines Stieles auszeichnet, indem nur eine höckerförmig-e Befestigungsfläche vorhanden ist, die ganz exzentrisch, randständig gelegen ist. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß sowolil Nest als Stiel unkomplet sind; die flg. 4 der tab. 10 in Saussuee's „Guepes sociales" {Pol. cinerascens Sss.) und flg. 3 der tab. 5 in R. v. Thering's „Vespas sociaes" [Pol. liniai R. v. Ih.) weichen sowohl von dem vor- liegenden Nest wie unter sich ab; der anscheinende Unterschied im Nestbau dürfte dafür sprechen, daß limai und cinerascens verschiedene Arten sind. (Nest No. 103.) Asuncion 14./1. 1906. Ein Nest von folgenden Dimensionen: 30X25X25 mm, enthaltend ca. 40 Zellen, die eine Länge von 3 — 20 mm haben und deren größter Durchmesser 5 mm ist. Es ist durch einen 5 mm langen Stiel an einem Zweig befestigt. Im Profll erscheint das Nest dreieckig, allerdings mit gewölbter Distalseite. Der Stiel (Pedunculus) liegt ganz exzentrisch, — Kurze Beschreibung des Nestes in: R. v. Ihering, Vespas sociaes de Brazil (in: Rev. Mus. Paulista, Vol. 6 (1904), p. 241), der ebenfalls von exzentrischem Stiel spricht, während Saussuee in seiner Mono- graphie des Guepes Sociales (1853 — 1858), tab. 10 flg. 4 ein Nest abbildet, das im übrigen mit dem unsrigen übereinstimmt, aber der Stiel ist in der Mitte der Proximalseite angebracht. — Vgl. übrigens Schulz (1). 12. Chartergus sp. Es liegt ein Nest vor, ohne No. und ohne genauere Lokalität als Paraguay, das dieser Gattung angehören muß; leider liegen die zugehörigen Tiere nicht vor, wie denn diese Gattung in Anisits' Sammlung überhaupt nicht vertreten ist. Die äußere Form, Befestigungsweise etc. dieses Nestes ist wie bei Cliari. chariarius, nach R. V. Iheeeng's Abbildung in: „Vespas sociaes" etc., p. 224 zu urteilen ; es erscheint aber ein wenig deutlicher gebogen, aber nicht so stark wie bei Ch. globiventris Sajjbs. (nach Ducke's Abbildung in: „Vespidas sociaes do Parä" in: „Bol. Mus. Goeldi") zu urteilen — vgl. auch Saussure (1). Die Länge des Nestes ist 170 mm, der größte Durchmesser (am unteren Ende) 75 mm, am oberen Ende 50 mm, die Wand des Nestes ist etwa 2 mm dick, die einzelnen Zellen- platten 12 — 13 mm dick. Durchmesser der Zellen 3 mm, Länge derselben 10 mm. Durchmesser des Eingangsloches 7—8 mm; um dasselbe bildet die Nestwand eine Wölbung, aber keine Spitze, wie sie es nach der zitierten Abbildung bei Chartergus chartarms tun soll. 328 Embrik Strand, Der Zwischenraum der Zellenplatten ist kleiner als die Höhe der- selben. Farn. Chdlcididae. 1. Catolaecus eyaneus Girault $. (No. 55.) „Asuncion I./IO. 1905. Ich fand in Villa Morra an einem Waldweg auf dem Blatt eines Strauches eine Gruppe Kokons, die Schmetterlingseiern ähnlich w^aren. Es schlüpften heraus am lO./lO. 9 Stück Chalcididae" (Anisits). 2. Paraguay a 2>ulcJiripennis Girault. (Nest No. 56.) „Asuncion (Villa Morra) 15./10. 1905. In Villa Morra auf einem am Waldweg liegenden verkohlten Baumstamm fand meine Tochter dieses sonderbare Nest. Mit nach Hause genommen; es schlüpften aus: am l./ll. 1905 1 St. Chalcididae „ 2./11. „ 1 „ „ „ (./ii. „ i „ „ „ ll./ll. „ 1 „ „ (fehlt)" (Anisits). Die Art, die neu war, ist beschrieben worden als Faragumja 'pulchripennis Girault. 4 $$. Der vorliegende, außen verkohlte Ast ist nur 1,5X2,5 mm dick und trägt 5 länglich eiförmige, an einem Ende dem Ast an- geheftete, ein wenig schräg aufwärts gerichtete, sich mitten der Längsseite gegenseitig berührende, schwarzbraune Puppen. Diese haben einen Längsdurchmesser von 3—3,2 mm und mittleren Quer- durchmesser von 1,8 mm. Die freie Spitze erscheint quer ab- geschnitten, und zwar erscheint diese Fläche unregelmäßig, wie porös oder durchlöchert sowie hellgelb gefärbt. Diese Fläche fehlt bei 2 Exemplaren, indem das Ansgangsloch eben durch die Spitze gebohrt ist, während bei 2 weiteren das Loch an der einen (unteren?) Seite des Endes der Puppe gebrochen ist, so daß die Apicalplatte erhalten ist. Die Puppen stimmen im äußeren Aussehen genau mit dem Ast überein und sind auch wie dieser von einer Art Moos (?) teilweise bedeckt, wodurch die Unterscheidung der Puppen vom Ast noch mehr erschwert werden würde. Hymenopterenfauna von Paraguay. 329 Farn. Braconidae. (No. 148.) „Asuncion 20./6. 1905. Auf dem Zaun in meinem Garten fand ich eine rothaarige abgestorbene Eaupe mit weissen Kokons. Ich bewahrte sie auf und fand nach der Rückkehr von Rio de Janeiro 15 kleine Braconiden vor. Die Raupe und die Kokons wurden in Alkohol aufbewahrt, 3 Hymenopteren habe ich genadelt" (Anisits). (Nest No. 59.) „Asuncion lO./ll. 1905. In der Küche fand meine Tochter in einem Holzmörser eine Gruppe Kokons von Micro- gaster. Am 14./11. — in einem Tage — schlüpften circa 40 St. Wespen aus." Die Kokons sind schneeweiß, 6 mm lang, mitten 2 — 2,5 mm breit und öffnen sich am einen Ende durch einen Deckel von 1,4 mm Durchmesser, der wenn abgelöst, schüsseiförmig erscheint, dabei aber doch durch die losen filzartigen Fasern der Oberfläche des Kokons daran festhängen bleibt; vor dem Öffnen ist der Deckel von dem übrigen Kokon kaum zu unterscheiden, jedoch scheint noch vor dem gänzlichen Ablösen die Verbindungslinie des Deckels mit dem Kokon deutlich zu werden (vielleicht bei zunehmender „Reife" des Kokons?). Die Anzahl der vorliegenden, offenbar zusammenhängend gewesenen Kokons beträgt 33. Fam. Iclineumonidae. (Nest No. 19.) „Asuncion 17./2. 1905. In meinem Garten am Hauptweg fand ich einen Hymenopteren-Kokon, der mit einem dünnen, 15 cm langen Faden an einem Basanacantha-Strauch befestigt war und daran in der Luft schwebte. Ich bewahrte den Kokon auf; am 26./2. schlüpfte eine Ichneumonide heraus" (Anisits). (Nester No. 29.) „Asuncion 13./3. 1905. In meinem Garten be- obachtete ich in jedem Jahr, dass den Stamm jüngerer Bäume von Peltophorum vogelianum eine Kolonie rothaariger Raupen bis zu einer Höhe von etwa 3 m in Gesellschaft hinaufwanderte. Sie fertigten dann gemeinsam eine gewebte Decke an. Gleichzeitig konnte man stets Euproctis-ähnliche, aber wohl von Ichneumoniden(?) herrührende Kokons finden. Endlich beobachtete ich auch Hemi- pteren, die die Schmetterlingsraupen aussogen. Ich bewahrte 6 solcher Kokons auf, es schlüpften 3—4 ver- 330 Embrik Strand, schiedene Hymenopteren heraus. Eine von diesen war eine Ichueu- monide" (Anisits). (Nest No. 72.) „Asuncion lO./ll. 1905. Durch Dr. Korab be- kam ich aus Atja^a (Cordillerita de AI tos) 5 Stück Schmetterlings- kokons von PohjpJiemus. Am 5./12. 1905 flog aus einem eine Ichneumonide heraus" (Anisits). Die Puppe vorhanden: 42 mm lang,, 16 — 17 mm mitten breit, grau, etwas silberglänzend gefärbt. (Nest No. 80.) „Asuncion 10./12. 1905. Meine Tochter brachte mir einen kleinen locker gewebten Kokon, den sie auf einem Strauch gefunden hatte. Es schlüpfte daraus aus am 16./12. eine Ichneumonide" (Anisits). (Nest No. 159.) „Asuncion 8./2. 1905. In Galle Olyrapo nicht weit vom Bahndamm fand ich diesen Kokon. Er war an einem grossen Baum, frei in Luft schwebend, aufgehängt. Ich nahm ihn mit nach Hause, und am 9./2. schlüpfte daraus eine Ichneumonide" (Anisits). (Nest No. 158.) „Asuncion 28./2. 1905. Ich fand diesen Kokon in meinem Garten auf einem Eolliniastrauch ; er hing frei herunter. Die Länge des ihn tragenden Fadens war 1 m, der Kokon schwebte in einer Hohe von 1,5 m über der Erde, das Ende des Fadens war auf der Unterseite von einem Rolliniablatt befestigt. Ich bewahrte den Kokon in einer Doppelschale auf. Als er die Wand des Ge- fäßes berührte, begann er sich zu bewegen. Es schlüpfte am 10./3. 1905 eine Ichneumonide heraus" (Anisits), Unibekannte Hymenopteren. Es mögen noch 2 Nester kurz besprochen werden, wozu die zugehörigen Hymenopteren leider unbekannt sind. (Nest ohne Nummer, Notiz und Tier.) Von den aller- meisten anderen Nestern der KoU. xAnisits dadurch abweichend, daß es aus grauem Lehm gebaut ist. Es bildet ein länglich-eiförmiges Objekt, das 32 mm Länge und 18 mm Breite hat, die Längsseiten senkrecht, das eine Ende ziemlich scharf zugespitzt, im anderen findet sich eine schüsseiförmige Aushöhlung, die aber zufällig ent- standen sein kann. Durch an den Längsseiten schräg verlaufende, parallele, feine Hymenopterenfauua von Paraguay. 331 Furchen erscheint das Nest schräg schichtenförmig aufgebaut. In der Mitte der einen Längsseite ist ein Loch von 1,8 mm Durch- messer. Etwas ebensolches ist sonst weder in der Koll. Akisits noch Fiebrig vorhanden. (Nest No. 144.) „Asuncion 10. 12. 1905. Dieses alte Nest fand ich in meinem Garten auf einem Cesareastrauch. Die Insecten waren bereits ausgeschlüpft. Von dem Nest war durch Regen viel abgespült. Nach der Konstruktion kann man unter diesen Um- ständen nicht mit Sicherheit auf den Erbauer schließen" (Anisits). Aus roter Erde gebaut, 26 mm lang, 17 mm breit, 10—12 mm hoch, kompakt, eine Einteilung in Zellen läßt sich von außen nicht erkennen, es sind aber 2 Ausgangslöcher vorhanden, die auf- f a 1 1 e n d e r w e i s e nicht wie gewöhnlich gleichgerichtet sind, sondern das eine ist an der Spitze, also parallel zur Längsachse des Nestes, angebracht, das andere ist an der Längsseite des Nestes nahe dem entgegengesetzten Ende und an der entgegengesetzten Seite angebracht; letzteres ist ein wenig größer als das erste Loch. 332 Embrik Steänd Literaturverzeichnis. AUEIVILLIUS, Chr., Bidrag tili kännedomen om vära solitära getingars lefnadssäth, in: Öfv. Svenska Vetensk.-Akad. Förhandl. 1888, No. 10, p. 605—611.] DE AzAEA, F., Reisen in Süd- Amerika in den Jahren 1781 — 1801. Aus dem Spanischen mit Anmerkungen und Leben des Verfassers heraus- gegeben von "Walkenaee. Nach dem Französischen bearbeitet von W. Lindau. 3 Teile mit Karten und Kupfer, Leipzig 1810. Ueber „Insekten" p. 107 — 123, Bienen, „Wespen" und Ameisen p. 107 — 120. Biologische Mitteilungen, die aber wenig Wert haben, weil die Arten offenbar nur ganz oberflächlich unterschieden und nicht bestimmt sind (nur mit populären Namen bezeichnet). Bates, H. W., The Naturalist on the River Amazons, London 1863, Vol. 1—2. Vol. 1. p. 23 — 33 Biologisches über Ameisen; Diponera grandis, Oecodonia cephalotes', hauptsächlich letztere ausführlich besprochen. — Vol. 2. p. 32 Biologisches über Bemhex ciliata und Monedula signata, p. 40 — 42 Nestbau von Pclopoeus fistularis, p. 42 Nest von Trypo- xylon aurifrons und cdbitm'se, p. 43 — 45 von Meliponen, insbesondere 31. fasciculata , p. 45 von Euglossa surinamensis , allgemeine Be- merkungen über Bienen p. 45 — 46 , über massenhaft ertrunkene Myrmica saevissinia p. 85, Biologisches und über die von letzterer Art angerichteten Verwüstungen p. 95 — 97 ; p. 350 — 366 über Eciton {E. rapax legioitis, drepanopJiora , praedcdor , crassicor>iis, vastator, erratica). — Ausführliches Referat in den entomologischen Jahresberichten in : Arch. für Naturgeschichte. Blanchaed, E., Metamorphoses, moeurs et instincts des Insectes, 2. edit., 1877. Beetoni, A. W., Contrib. a la biologia d. los Avispas y Abejas del Paraguay, in: Au. Mus. nacion. Buenos Aires, Vol. 22, 1911, p. 97—146. Hymenopterenfauna von Paraguay. 333 Beetoni, A. "W. und C. SCHROTTKY, Die Nestanlage von Xylocopa fron- talis Oliv., in : Entomol. Rundschau, Vol. 26, p. 40 — 42. Beethes, J. (1), Contributions ä l'etude des Hymenopteres de l'Amerique du Sud et specialement de la Republique Argentine : Les Chrysidides, in: An. Mus. nacion. Buenos Aires, Vol. 8 (3a, t.), p. 263 — 295. Gibt p. 273 Clirifsi.s carina Br. als Parasit von Si-clipliron fu/u/iis Dlbm. an, p. 281 Chrysis iniriccüis Spin, als (nach Angaben von anderer Seite) Parasit irgendeiner unbestimmt gebliebenen Eume- nide, p. 288 wird angegeben, daß Parnopes boutheriji Breth. viel- leicht „sur quelqu'une des hautes montagnes des Andes" vorkommt. — (2), TJn nuevo Meteorus argentino, ibid. (3a), Vol. 2 (1903), p. 53 bis 55, 1 fig. Parasit von Eumenei^ canalicidafa Ol. ; sonst sind die Jlcteorus Parasiten von Lepidopteren und Coleopteren. — (3), Notes biologiques sur trois Hymenopteres de Buenos Aires, in : Rev. Mus. La Plata, Vol. 10, 1901. — (4), Sur quelques nids de Vespides, in: An. Mus. nacion. Buenos Aires (3), Vol. 1, 1902, p. 412 sq. — (5), Tina Anthophorina parasita?, ibid. (3), Vol. 12, p. 81 — 83. [Enteclinia f/ilrifrons Sm.] — (6), Contribucion al estudio de los Vespidos Sudamericanos y especial- mente argentinos, ibid. (3), Vol. 2, 1903, p. 15 — 39. Nest von Pohjbia ftndeUaris (Wh.) wurde weit von Wäldern oder Flüssen an einem Pinus gefunden. — Nest von Polisfes ferrer/ Sss. — (7), TJn nuevo Antbidium de Patagonia, ibid., p. 351 — 356, 4 figg. Beschreibung und Abbildung des Nestes von Ä. caroli-ameghinoi n. sp. — (8), Los Eumenidos de los Repüblicas del Plata, ibid., p. 231 — 320. Nest von Eumenes argeniina (Berg) (p. 256), E. canaliculata Ol. (p. 258). Beuch, Gh., Le nid de l'Eumenes canaliculata (Oliv.) Sauss. (Guepe solitaire) et observations sur deux de ses parasites, in : Rev. Mus. La Plata, Vol. 11, p. 223—226, 1 tab. Nest, Ei und Larve beschrieben und abgebildet; als Parasiten Meteorus einnenidis und Chalcidide ? Auch die Larve von Meteorus eumeukUs in Wort und Bild dargestellt. BuCKLEY (1), The cutting ant of Texas, in . Proc. Acad. nat. Sc. Phila- delphia 1860, p. 233 ff. Myrmica {Atta) texana n. nji. Beschreibung, Lebenswelse. — (2), Note on Ants in Texas, ibid., 1861, p. 9f. BüEMEISTEE, H. (1), über die von Madam Meeian abgebildeten und be- schriebenen Insekten, in: Abb. naturf. Ges. Halle, Vol. 2, 1854. — (2), Reise durch die La Plata- Staaten, mit besonderer Rücksicht auf die physische Beschaffenheit und den Culturzustand der Argentinischen Republik, ausgeführt in den Jahren 1857, 1858, 1859 und 1860, Vol. 1, 1 Karte, 1 Titelbild, 503 pp., Halle 1861. Zool. Jahrb. XXXHL Abt. f. Syst. 23 334 Embrik Strand, p. 315 — 317 erwähnen von Mendoza: „eine Art Blattwespe, eine kleinere Schizoccra'-'- , „einen Cryptus, einen Bassus, einen OpJüon und mehrere Bracon- Arten''^, Chrysis fasciata Fabr., „eine hül)sche Len- cospis'-^, eine Chalcis, „k\eme Pf rro)}ial>)ia'-^, Fepsis heros{?), die Mijfjale tötet und als Nahrang für ihre Brut einträgt, Pompihifi, Amnwphüai^), Larriden und Bembeciden häufig, Scolien sehr selten, Murine, Thynmis, mehrere Mutillen, Odyneren und Polisten, eine häufige Aiithopliora, eine Eucera und Goelioxys, eine Trigona und „mehrere Xylocopa- Arten^ ; Verf. gibt ein Paar beschreibende Bemerkungen zu dreien dieser und widmet der Lebensweise derselben reichlich eine halbe Seite. Ferner ein Dorylus und „zwei hellfarbige Formicinen". p. 487 — 488 behandelt die Fauna von Paranä ; es werden etwa 30 Bienengattungen erwähnt; kurze biologische Bemerkungen zu Polistes onorio Fabr., zur „Honigwespe Camuati", einem Cliartergus. Burmeister, H. (3), Vol. 2 desselben Werkes, Halle 1861, 538 pp., 1 Karte. p. 169 werden aus der Provinz Tucuman angegeben: eine Tenthredo, Cryptus, ein Paar Braconen, Trigonalys mclanolenca "Westw., Chrysi- diden, Sphecoiden, Podium burmeisteri Gerst., SpJ/cc/iis spedabilis Gerst., Scolia peregrina Lep., Monedida conUnua Fabr. ; Polistes carapyta Sauss. („ihre Nester hängen fast an jedem Hause auf dem Lande"); Zeihus labiattis F ABB,., Xylocopa, Anthophora, Megacin'c und Coelioxys, Melipona favosa; Atta cephalotes („sehr bedeutende Baue überall an geeigneten trocknen, hochgelegenen, sonnigen Stellen"). V. Büttel-Reepen, H., Die stammesgeschichtliche Entstehung des Bienen- staates sowie Beiträge zur Lebensweise der solitären und sozialen Bienen (Hummeln, Meliponinen etc.), Leipzig 1903, 138 pp. Ein Hauptwerk über die Biologie der Bienen. Auch einige Mit- teilungen über Schlupfwespen , Wespen , Ameisen etc. Literatur- verzeichnis (199 Nrn.). DU BUYSSON, R. (1), Sur deux Melipones du Mexique, in: Ann. Soc. entomol. Frauce, Vol. 70, 1901, 2 Taf. — (2), Le nid et la larve de Tripoxylon albitarse F.. ibid.. Vol. 67 (1898)^ p. 84—86, tab. 2—3. — (3), Le nid de la Polybia phthisicia Fabr., in: Bull. Soc. entomol. Fracce, 1899, No. 7, p. 129, Fig. — (4), Monographie des Guepes ou Vespa, in: Ann. Soc. entomol. France, 1903, p. 260—288, tab. 3, 4; 1904, p. 485—556, tab. 5—10 und p. 565—634, tab. 11—15. — (5), Monographie des Vespides du genre Nectarina, ibid., 1905,. p. 537 — 566, tap. 11 — 16. — (6), Monographie des Vespides appartenant aux genres Apoica et Synoeca, ibid., 1906, p. 333—362, tab. 11—17. Diese 3 Monographien sind auch für die Kenntnis der Nester sehr wichtio-. Hymenopterenfauua von Paraguay. 335 DU BuYSSON, R. (7), Especes nouvelles d'Hymenopteres, in : Bull, Soc. entomol. France, 1904, p. 144 — 146 [Nest von Sapijga ivagncriclla n. sp.]. — (8), Sur quelques Hymenopteres d'Amerique, ibid., 1905, p. 9 — 10, [Biologisches zu Odjiiicrus uxujiifri n. sp.]. — (9), Sur quelques parasites d'Eumenides, in: Eev. Entomol. 1907, p. 106—109. CüMMiNG, Notiz, in: Ann. Mag. nat. Hist., Vol. 3, p. 315. CuviEE, G-., in: Bull. Soc. philom. Paris, Vol. 2, No. 8, p. 57 (1797). Cresson, über Melissa azurea Lep. {M. rufipes Perty), in : Proc. entomol. Soc. Philadelphia, 1865, Vol. 4, p. 188. CURTIS (1) beschrieb in den: Trans. Linn. Soc. London, Vol. 19, p. 249, tab. 31 (1844), die sehr eigentümlichen Puppengespinste einer brasilischen Hylot omenform (Dieloecnis ellisii u. ij. n. sp.) — (2), beschrieb ebenda, p. 256, tab. 31 zwei brasilische Polisten (2iijrapetra bninnea und elegans nn. spp.) und von der ersteren auch das Nest. [Dalton, H. G., History of British Guiana, Vol. 4, London 1855, p. 265 fif. gibt Mitteilungen, die aber gänzlich wertlos sind, über dortige Insecten]. Demersay, A., Histoire physique, politique et economique du Paraguay, Vol. 1, Paris 1860. p. 282 — 293 behandelt Insecten, darunter Ameisen. Ziemlich wertlos. Drory, E., Note sur quelques especes de Melipones de l'Amerique du Sud, in: CR. Soc. Linn. Bordeaux, Vol. 29, p. 31, 1873. Ducke, A. (1), Sobre as Vespidas sociaes do Parä, in: Bol. Mus. Goeldi, Vol. 4, p. 317—374, 2 Taf. Systematische Beschreibungen mit ganz kurzen biologischen Notizen, p. 318 — 319: Notas biologicas, enthaltend Allgemeines. Die Tafeln enthalten photographische Abbildungen von Nestern folgender Arten : Nedarinia sinitlii Sauss., Apoica pallida Ol., Polyhia fiilva Fox, F. apicipennis Sauss.; Megacantliopns imitaior Ducke, Polisks goddii Ducke, Chartergus glohiventris Sauss., Gh. fratemiis Grib.^ Apoica virginea Fab. und Synoeca suritiaiiia L. — (2), As especies paraenses do genere Euglossa Late., in : Bol. Mus. Paraense, Vol 3, 1902, p. 1 — 19, 1 Taf. Kurze biologische Bemerkungen bei den meisten Arten; die Tafel stellt Nester und Larven von Eii. cordala und ^»laragdina dar. — (3), Beobachtungen über Blütenbesuch, Erscheinungszeit etc. der bei Parä vorkommenden Bienen, in: Ztschr. syst. Hymenopterol. Dipterol., 1901, p. 25—32, 49—67. — (4), Dasselbe, II, in: Allg. Ztschr. Entomol., 1902, No. 17—20, p. 321—325, 360—368, 400—404, 417—421. 23* 336 Embkik Strand, Ducke , A. (5) , Biologische Notizen über einige südamerikanische Hymenoptera, in: Ztschr. wiss. Insectenbiol., Vol. 1, p. 175 — 177, 1905. — Vgl. Ducke (10). I. Bedeutung der Ocelli bei den Hymenopteren. II. Nest und Schmarotzer der Englossa nigrita Lep. III. Zur Biologie der tropisch- südamerikanischen Vespiden. — (6), Sobre as Vespidas sociaes do Parä (1*' Supplemento), in: Bol. Mus. Goeldi, Vol. 4, 1905, p. 652—698, 4 Taf., 1 Textfig. Enthält viel über Nester ; alle Abbildungen stellen Nester dar. ^ — (7), Novas coritribuiQoes para a conhecimento das A'^espas (Vespidae sociales) da regiäo neotropical, ibid., Vol. 5, 1907, p. 1 — 48, 3 Taf. mit Abbildungen von Nestern. — (8), Nouvelles contributions ä la connaissance des Vespides sociaux de FAmerique du Sud (Avec une planche), in : ßev. Entomol., Vol. 24, 1905, p. 5—24. Die Tafel stellt die Nester von Chartergimis fulvns Fox und H. huberi Ducke dar. — (9), Contribution ä la connaissance de la faune hymenopterologique du Bresil central et meridional, ibid.. Vol. 25, 1906, p. 5 — 11. Notiz über das Nest von Nectarina scutellaris F. und Polisies actaeon Hal. — (10), Biologische Notizen über einige südamerikanische Hymenoptera, in: Allg. Ztschr. Entomol., Vol. 8, 1903, p. 368—372. Mit 5 Fig. 1. lieber die Bedeutung der Ocelli bei den Hymenopteren. 2. lieber Nest und Schmarotzer der Eur/Iossa nigrita Lep. — Vgl. Ducke (5). — (11)> Biologische Notizen über einige südamerikanische Hymenoptera, in: Ztschr. wiss. Insectenbiol., Vol. 2, 1906, p. 17 — 21. — lieber die Bedeutung der Ocelli bei den Hymenopteren. Zur Frage des Fleischfressens der Trigona argentaia Lep. Zur Biologie von Exaerete. Zur Biologie der tropisch-südamerikanischen Vespiden. Zur geo- graphischen Verbi'eitung der Hymenoptera innerhalb des Amazonas- Gebietes. — (12), Neue Beobachtungen über die Bienen der Amazonasländer, ibid., p. 51—60. Hauptsächlich Blütenbiologisches und Faunistisches. — (13), Die stachellosen Bienen (Melipona III.) von Parä, nach dem Materiale der Sammlung des Mus. Goeldi beschrieben , in : Zool. Jahrb., Vol. 17, Syst., p. 285—328, tab. 11. Ganz kurze Angaben über Nester und Blumenbesuch. — (14), Bevision des Guepes sociales polygames d'Amerique, in: Ann. Mus. nation. Hungarici (8), 1910, mit 17 figg., p. 449 — 544. Auch für die Kenntnis der Nester wichtige Arbeit. — (15), Contributions ä la connaissance des Hymenopteres des deux Ameriques, in: Rev. Entomol. 1908, p. 28 — 55. Hymenopterenfaima von Paraguay. 337 Ducke, A. (16), Contributions ä la connaissance de la faune hymenoptero- logique du nord-est du Bresil., ibid., 1907, p. 73 — 96 und 1908, p. 57—87. FiEBKlG, K. (1), Biologische Daten aus dem Schmarotzerleben einer Bra- conide aus Paraguay, in: Ztschr. \viss. Insektenbiol. (4) (1908), p. 453 bis 457, mit 10 Figg. — [Die Braconide ist unbestimmt geblieben, aber die Beobachtungen sind dennoch wertvoll.] — (2), Eine "Wespen zerstörende Ameise aus Paraguay, Eciton vagans Olivier, ibid., Vol. 3, 1907, p. 83—87. — [FUislcs sp.] — (3), Skizzen aus dem Leben einer Melipone aus Paraguay, ibid.. Vol. 3, 1907, p. 374—386, mit 3 Figg. [Lestriijieläta liviao Sm., Tritjona cmerina Fr.] — (4), Cecropia peltata und ihr Verhältnis zu Azteca Alfari, zu Atta sexdens und anderen Insekten, mit einer Notiz über Ameisen-Dornen bei Acacia cavenia. Ein kritischer Beitrag zur Araeisenpflanzen-Hypo- these, in: Biol. Ctrbl., Vol. 29 (1909), p. 1—16, 33 — 55, 65—77, 5 Taf. FoREL, A., Ameisen aus Guatemala usw., Paraguay und Argentinien, in: Deutsch, entomol. Ztschr., 1909, p. 239 — 269. [Mit ganz kleinen biologischen Notizen.] FeieSE, H. (1), Monographie der Bienengattungen Exomalopsis, Ptilothrix, Melitoma und Teirapcdia : in: Ann. naturhist. Hofmus. Wien (14), p. 247—304. Biologisches über Tetrapedia, p. 275. — (2), Monographie der Bienengattung Centris (s. lat.), ibid. (15), p. 237—350. Biologisches, p. 240—241. — (3), Monographie der Bienengattung Euglossa Late., in : Term. Füz., Vol. 12, 1899, p. 127—172, mit 2 Fig. Ausführliches über die Nester (auch abgeb.), p. 120 — 124. -- (4), Die Apidae (Blumenwespen) von Argentina nach den Reise- ergebnissen der Herren A. C. .Tensen-Haaeup und P. JÖEGENSEN in den Jahren 1904 — 1907, in: Flora og Fauna (Silkeborg) 1908.— Systematische Bearbeitung, enthält aber als Anhang : A. C Jensen- Haaeup , Biological researches amongst the Argentine Bees with special reference to flowers they visit (p. 95 — 107) und von dem- selben: Hoifmanseggia falcaria Cav., and its visitors amongst Bees (p. 108—111). GrLASEE, L., Leben und Eigentümlichkeiten in der mittleren und niederen Tierwelt. 1. Ausgabe, Leipzig 1868 — 1870, 2. Ausg., Leipzig-Berlin 1882. Gaudot über die Lebensweise der Meliponen nach Beobachtungen in Neugranada, in: CR. Acad. Sc. Paris, Vol. 22, 1846, p. 710. (tHILIANI giebt Bemerkung über das Nest der Meliponen, in : Bull. Soc. entomol. France, 1847, p. 38. 338 Embeik Strand, GuERIN-Meneville über die Biologie von Myrmica sallei n. sp., von St. .Domingo, in: B,ev. Mag. Zool., p. 73, tab. 3 (1852). HOLMBEEG, E. L. (1), Viajes ä Tandil y ä la Tinta. Himenopteros, in: Act. Acad. nacion. Cordoba, Vol. 5, p. 116 — 184. — (2), Himenopteros del Uruguay, in: Anal. Soc. cient. Argent. 18, p. 201—223. — (3), Delectus hymenopterologicus argentinus, in : An. Mus. nacion. Buenos Aires, Vol. 9 (3, Vol. 2), p. 377 — 517. Kurze An- gaben über Blütenbesuch. — (4), Viaje a Missiones, in : Bol. Acad. nacion. Ci. Cordoba, Vol. 10, 1887, 391 pp. p. 123 Bemerkungen über eine mit Ponera tarsaUs Peety an- scheinend verwandte Art von Misiones, p. 146 werden von Missiones Eulaema sp.fXylocopa sjyjhsowie PoUstes- Arten (P. carnifex, P. canadensis etc.) besprochen, p. 149 Allgemeine Bemerkungen über Ameisen und Bienen. p. 209 und 213 ein Paar faunistische Angaben (nur Genera!). p. 223 — 227 enthält Bemerkungen zu einer vom Verf. geplanten Monographie der argentinischen Bienen sowie Entwurf zu einem System derselben. Er unterscheidet zwei Familien : Apidae und Andrenidac ; erstere wird eingeteilt in : I. Apina. 1. Meliponaria (mit 2 Gatt.). 2. Apiaria. 3. Bombiaria. II. Euglossina (Euglossa u. Eulaema). III. Anthophorina. 1, Anthophoraria (13 Gatt.). 2. Xylocoparia (4 Gatt.). 3. Ceratinaria (nur Ceratina). IV. Dasygastrina (3 Gatt.). V. Nomadina. 1. Canonicocentraria (14 Gatt.). 2. Diapborocentraria (4 Gatt.). VI. Panurgina. (Camptopoeum u. Caenythia.) Fam. Andrenidac umfaßt: VII. Andrenina. 1. Halictaria (3 Gatt.). 2. Andrenaria (nur Sphecodes). VIII. Colletina (3 Gatt.). p. 229 Bemerkungen über die "Wanderzüge bzw. Kriegszüge der Ameisen. p. 244 — 245 über die vom Berg Santa Ana mitgebrachten Hymenopteren-Familien und über eine Äugocli/ora-Art mit petiolatem Abdomen. Kap. 16 (p. 252 — 288) ist in toto den indigenen socialen Bienen gewidmet; zum großen Teil populär ohne wissenschaftlich Neues, sowie Geschichtliches. Von Wert ist (p 258 — 263) eine tabellarische Übersicht der Meliponiden von Missiones nach Beobachtungen von A. LucCHESi und J. Goicochea; leider sind von den beiden ge- nannten Herren nur die Vulgärnamen der Tiere gegeben, und die von HOLMBERa gemachten Versuche, diese wissenschaftlich zu be- Hj-ineiioptereiilauiia von Paraguay. 339 stimmen, sind nur in zwei Fällen (Tn'gova qvadrijniiidaia Lep. und dorsal IS Sm.) gelungen, während die übrigen 14 Arten nur als ,,Tn'(/oi/a^ bzw. „Mclij)0)ia'*. mit oder ohne Fragezeichen, bestimmt werden konnten. Die Tabelle enthält bei den meisten Arten folgende Angaben : kurze , wenig wissenschaftliche Beschreibung des Tieres sowie Beschreibungen vom Nest, wo dieses gebaut etc., Bemerkungen über den Honig, das Wachs, wie die Biene sich beträgt, wenn sie sich dem Neste nähert. — Ferner ähnliche, aber weniger eingehende Beobachtungen eines Herrn QuEIREL (11 Arten). Abschrift von dem, was Lepellier und E. BlanCHAED über die allgemeine Natur- geschichte der Meliponiden geschrieben haben. p. 278 wurden folgende Hummeln erwähnt: B. riolaceus Lep., tlioracims Sich., cojennensis Lep., dahlbnmi GuEE., hras'dtmsis Lep. und tiicmncnms HOLMB. p. 280—288 enthält eine „Critica" der an p. 258—263 gegebenen Tabelle und eine, allerdings recht lückenhafte, Bestimmungstabelle der Nester der Meliponiden. Hierzu eine Anmerkung p. 320. Hudson, W. H., The Naturalist in La Plata, 2. edit., London 1892, 383 pp., lUustr. Kap. 11 (p. 154 — 161) behandelt: „Humble-bees and other matters", bespricht die zwei Arten BodiJiks iJioracicus und riolaceus (wahrschein- lich = carbonaruis !) und deren Nestbau ; erstere Art kommt 7mal so zahlreich vor. — Kap. 12 (p. 161 — 167): „A noble AVasp" {Mo))cdida punctata). Wird immer häufiger. Eiablage, Nest, Lebens- weise, Kampf mit einer Megachile. Jensen-Haaeup, A. C. , Biologische Mitteilungen über einige süd- amerikanische Apiden , in: Ztschr. wiss. Insektenbiol. , Vol. 4, H. 10 — 12, p. 375—378 (1908). — [Tetralonia crassipcs Fu., Centris iricolor Fe., Camptopoeuiu ocliraccum Fe., Fsaenythia hifasciala Fe.). V, Iheeing, H. (1), Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen in den Tropen, in: Ausland, 1891, p. 474 — 477. — (2), Die Ameisen von Rio grande do Sul, in: Berlin, entomol. Ztschr. Vol. 39, 1894, p. 321—446, Titelbild und 7 Textfigg. Biologie p. 321 — 370. Das Titelbild: Überschweiiimungssicheres Nest von Camponotus ru/ij)fs F. Die geographische Verbreitung p. 395 — 444. Die Systematik z. T. (d. h. Neubeschreibungen) von Emeey. Biologische Notizen auch im systematischen Teil. — (3), Biologie der stachellosen Honigbienen Brasiliens, in: Zool. Jahrb. Vol. 19, Syst., p. 179—284, 13 Taf., 8 Textfigg. — Ausführliches Ref., in: AUg. Ztschr. Entomol., Vol. 9, p. 351—353. Ein kurzes Referat von dieser wichtigen Arbeit zu geben hat keinen Zweck; es sei auf die Originalax-beit hingewiesen. — (4), Zur Biologie der sozialen Wespen Brasiliens, in : Zool. Anz., No. 516, 1896, p. 449 sq. V. Iheeing, R. (1), Zur Frage nach dem Ursprung der Staatenbildung bei den sozialen Hymenoptereu, in: Zool. Anz., Vol. 27, p. 113 — 118. Bouihus, Pol/jbia, Apis. 340 Embrik Strand, V. IherinG, R. (2), Biologische Beobachtungen an brasilianischen Bombus- Nestern, in: Allg. Ztschr. Entomol., Vol. 8, 1903, p. 447—453, 5 Figg. Das Leben der brasilianischen und das der europäischen Hummel- staaten ist ein sehr verschiedenes. Vgl. die Originalarbeit. — (3), Biologia das Abelhas solitarias do Brazil, in: Revista Mus. Paulista, Vol. 6, p. 461—481, 1904, 4 Figg. Ausführliches über Andrenidae, Megachilidac, Xylocopidac, Nouiadidae, Podaliridae und Eitglossidae, kürzer über einige weitere Familien. — (4), As Vespas sociaes do Brazil, in: Kev. Mus. Paulista, Vol. 6, 1904, p. 97—309, tab. 3—7. Abbildungen von Nestern von 17 Arten. — (5), Contribution ä l'etude des vespides, in : Ann. Soc. entomol. France, 1903, p. 144—155. JÖEGENSEN, P., Beobachtungen über Blumenbesuch, Biologie, Verbreitung U.S.W, der Bienen von Mendoza, in: Deutsch, entomol. Ztschr. 1909, L, p. 53—64; IL, 211 — 227. [Auch mehrere nn. spp.] Jones, F. D., In the Tropics, in: Naturalist (2), Vol. 9, p. 125 — 134. Soll enthalten: „Random notes on Insects observed in Brazil". Lateeille, in: Ann, Sc. nat. Zool. (2), Vol. 4, (1825) p. 335. Lepelletier de Saint-Fargeau, Histoire naturelle des Insectes Hymeno- pteres. Lucas, H. (1), Quelques remarques sur les nids des Polybia scutellaris et liliacea, in: Ann. Soc. entomol. France (4), Vol. 7, 1867. Avec pl. — (2), Nouvelle espece de Polybia et description de son nid, ibid., 1879, p. 363—369, pl. 9. — (3), Les Architectes de la Nature. — (4), Description et figure d'un nid de Polybia [sp.], in : Ann. Soc. entomol. France, 1879 (5), Vol. 9, p. 370—372, tab. 9 fig. 3. — (5), Nidification de Euglossa, ibid., 1878, p. CXLII. — (6) über eine versuchte Akklimatisation der Melipona scutellaris Latr. in Paris, in: Bull. Soc. entomol. France, 1861, p. 37 ff. Nest aus Bio Janeiro. — (7), Observations sur les Busileras ou fourrais ä miel du Mexique (Myrmecocystus melligerus), in: Rev. Mag. Zool. 1860, p. 271 sq. LÜDERWALDT, H. (1), Beobachtungen über die Lebensweise von Campo- notus rufipes F., in: Ztschr. wiss. Insektenbiol., Vol. 5, 1909, p. 226 — 229, 269—271, 305—312. — (2), Sphex striatus Sm. bei seinem Brutgeschäft, ibid., 1910, p. 177 bis 179. — (3), Zur Biologie zweier brasilianischer Bienen, ibid., p. 297 — 298, 1 Fig. Megachile inquirenda Schrttk, und Pasipliae iheringt, Schettk. — Mit Nachwort von C. Schrottky (p. 298). Hymeuopteieufanua von Paraguay'. 341 LÜDEEAVALDT, H. (4), Nestbau vou Neocorynura erinnys ScHROTTKY, in: Ztschr. wiss. Insektenbiol., Vol. 7, p. 94 — 96, 1 Fig., 1911. — [Enthält auch die Originalbeschreibuug dieser Art.] LUND, Lettre sur les habitudes de quelques fourmis de Bresil, in: Ann. Sc. nat. , 1831 (26 p.) ; vgl. auch: On the Brazilian Auts , in: Calcutta Journ. nat, Hist., Vol 3. Maeshall, W. (1), Die stachellosen Bienen Süd- Amerikas, in: Leipzig. Bienenzeitung, Hft. 9, 1898. — (2), Leben und Treiben der Ameisen, Leipzig 1889. Melander, A. L. and C. T. Brues, Guests and parasites of the burrowing bee Halictus, in : Biol. Bull., Vol. 5, p. 1 — 27. MiLNE Edwaeds, in: Ann. Soc. entomol. France (2), Vol. 1 (1843, Bull, p. 18). MoEBlUS K. (1), Vergleichende Betrachtungen über die Nester der ge- selligen Wespen, in: Arch. Naturgesch., Jg. 23, 1856, p. 321 sq., tab. 12. — (2), Die Nester der geselligen Wespen, in : Abh. naturw. Ver. Ham- burg, Vol. 3, 1856, p. 148, tab. 19, fig. 1. MOEITZ, C, Notizen zur Fauna der Insel Puertorico, in : Arch. Natur- gesch., 1836, Bd. 1, p. 373 — 392. Auch Biologisches über Hymenopteren. MÜllee, Feitz (1), The habits of various Insects [Brief an Daewin über Trigonen etc.], in: Nature, June 11, Vol. 10, 1874, p. 102—103. — (2), Recent researches on Termites and Honey-Bees [Brief an Darwin], ibid., Febr. 19., Vol. 9, 1874. — (3), Die Königinnen der Meliponen, in: Kosmos, Jg. 3, 1879, p. 228. Napp, R., La ßepublica Argentiua, obra escrita en aleman por RiCAEDO Napp conayada de varios colaboradores y por encargo del Comite central Argentino para la exposition en Filadelfia, Buenos Aires 1876. p. 137 — 174: Fauna Argentina por H. Weyenbergh. Hymenoptera (p. 163 — 164): ein kurzes, ziemlich wertloses Verzeichnis; Biologisches darin fast nichts und darunter gar nichts Neues. Oken's Naturgeschichte. Osten-Sacken, Entomologische Notizen, in: Stettin, entomol. Ztschr., 1862, p. 408—415. Enthält p. 411 — 412: Heber einige Fälle von Parasitismus unter Hymenopteren und Dipteren (To.wphora, Etinioies; Tn/poxijlon, Pefo- poeits; Somida, Vespa). — Es wurde Trypoxylon in verlassenen Nestern von Pelopoens gefunden, es teilt aber die zylindrischen Zellen von Pelopoeus durch eine Scheidewand in zwei Kammern. Pagexstechee, über Myrmecocystus mexicanus, in : Verb. nat. -med. Ver. Heidelberg, Vol. 2, p. 3. Peckham, Gr. W. and E. G. (1), Wasps social and solitary, Westminster 1905, 305 pp., Illustr. 342 Ejibkik Stkand, PeCKHAM, G. ^y. and E. G. (2), On the uistincts and habits of tbe solitary Wasps (Bull. 2, sc. (1), Wisconsin geolog. nat. Hist. Surv. 1898), 245 pp., 14 Taf. Peckolt, Brasilianische Wespen, in: Natur, Vol. 43, p. 268—271. PiLATE gibt in: Ann. Soc. entomol. France, Vol. 4, Bull. p. XCVI (1845) eine allgemeine Schilderung der Insectenfauna von Yucatan. — (Eigentlich Biologisches sehr wenig!) PeüDHOMME DE BOERE, Über das Nest von Pelopoeus histrio Lep. (von Bahia), in: CR. Soc. entomol. Belgique, Vol. 19, p. LVIII. EamON de LA Sagra, Historia fisica, politica y natural de la Isla de Cuba, Part. 2, Vol. 7. Hymenoptera, p. 314 — 327, vonH.LlTCAS, Vespariens vouSaussuee. Nur 2 im. spp. (Apidae, Andrena u. Xylocopa). Biologisches wahr- scheinlich ziemlich wertlos. RengGER, J. R., Reise nach Paraguay in den Jahren 1818—1826, Aus des Verfassers handschriftlichem Nachlasse herausgegeben von A. Renggee, 1 Karte, 3 pp. Abbildungen, Aarau 1835, 496 pp. Kap. 15 (p. 246 — 274) behandelt: Ameisen, Termiten; interessante biologische Beobachtungen, aber leider ohne wissenschaftliche Be- zeichnungen der Arten. — Über Bauten und Lebensweise einer Wespe, p. 371 — 372; die Art wird lateinisch diagnostiziert, aber nicht benannt. Rudow (1), Die Wohnungen der Hautflügler Europas mit Berücksichtigung der wichtigen Ausländer. Mit Beiträgen von C. KOPP, in: Berlin, entomol. Ztschr., Vol. 45, 1900, p. 269—296, Vol. 46, 1901, p. 339—378 und 383—430. Auch viele südamerikanische Arten werden besprochen. (2), Einige Kunstbauten von Faltenwespen, in : lllustr. Ztschr. Entomol., Vol. 2, p. 321—326, 1 Taf. An südamerikanischen Arten sind PoUstes cavapyta Sss. (Fig. 9), Pol anmdaris L. (Fig. 10), Mischonjitarus lahiaUis Fee. (Fig. 12), PoUstes aterrimus Ss. (Fig. 13) und Pohjhia sericea Sss. (Fig. 15) behandelt und zwar in Wort und Bild. (3), Einige ausländische Nester von Hautflüglern, ibid., Vol. 3, 1898, p. 24 sq. DE Saint-Hilaiee, A., in: Ann. Sc nat. Zool. (1), Vol. 4, p. 340 (1825). DE Saussuee, H. (1), Monographie des guepes sociales, Paris u. Geneve 1835—1858. Auch für die Kenntnis der Nester der Wespen ein sehr wichtiges Werk. — (2), Ikonographie des guepes solitaires, Paris u. Geneve 1852. — (3), Monographie des Masariens et Supplement ä la monographie des Eumeniens, Paris u. Geneve 1854 — 1856. Diese drei Werke haben außerdem den geraeinsamen Titel : Etudes sur la famille des Vespides, mit den Nummern bzw. 2, 1 und 3. Hymeuoptereufauna von Paraguay. 343 DE SaüSSURE, H. (4), Nouvelles consideratioos sur la nidification des Guepes, in: Bibliotheque universelle de Geneve, Sc. phys. et nat., Yol. 28, p. 89—123. — Auszug, in: Ann. Sc. nat., Vol. 3, p. 153 ff. — (5), Les fourmis Americaines, in: Arch. Sc. pliys. nat. Geneve, Vol. 10, 1883, p. 1—27. SCHIMPER, A. F. "W., Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im tropischen Amerika, Jena 1888. SCHKOTTKT, C. (1), Les parasites de I'Oeceticus platensis Berg (Bicho de Cesto), in: An. Mus. Buenos Aires, Vol. 8, p. 45 — 48. Besehreibungen und biologische Notizen über ein Dipteron Phoroccra xnntlmra v. D. Wulp und eine Ichneumonide Pii)i])ln brasiUensis, ferner erwähnt Smicra ben/i Kieby, alle Parasiten von Oeceücus platensis Berg. — (2), Beitrag zur Kenntnis einiger südamerikanischer Hymenopteren, in : Allg. Ztschr. Entomol., Vol. 9, No. 17—18, 1904, p. 344—349. Verzeichnis 28 für Paraguay neuer Arten, darunter 12 Vespiden namhaft gemacht und mit ganz kurzen Bemerkungen über die Nester; ausführlicher behandelte Arten der Gattungen Megacilissa , Oxaea, X;/Iocopa und (Jeniris, mit Notizen über Blumenbesuch und Nest von Xijlocopa augiisü Lep., X. frontalis, X. colona und splendidida, Nester von Centris. — (3), Das Verhalten von Insekten zu Kulturpflanzen, in : Insekten-Börse, Vol. 22, 3 pp. Agapostemon sp., Megacilissa eximia, Centris iiigrita, Xijlocopa augusti, Hypanthidium gregarium, Trigona. — (4), Der Wirt von Pedinopelte Krieche. (Ichneumonidae), in : Ztschr. wiss. InsektenbioL, Vol. 6, 1910, p. 402. Ist Papilio Ihoas oder nahe verwandte Art. — (5), lieber die Lebensweise zweier Pachymerus (Bruchidae) und ihrer Parasiten, ibid.. Vol. 2 (1906), p. 98 — 102. Mit 11 Figg. — [Die Parasiten sind 2 Chalcididen, die als Ghryscida pachgnirri n. sp. bzw. Eusandalum pici n. sj). beschrieben und abgebildet werden.] — (6), Contribucion al conocimiento de los Hiraenopteros del Paraguay, I, in: An. ci. Paraguayos, 1905, 14 pp , II, ibid., 1906, 32 pp. [Nur Bienen.] Notizen über Blütenbesuch und Flugzeit. — (7), Contribucion al conocimiento de los Himenopteros del Paraguay, III, ibid., (1), Vol. 7, p. 1—78. Notizen über Blütenbesuch. Nest von Pliloglossa matutina Schrttk. (p. 13), Euglossa cordata (L.) (p. 50 — 54, mit 3 Figg.), Eu>norj)}/a riolacea (Bl.), (p. 56, mit Fig.), Gen. Centris (p. 58 — 59), Centris nigrita Lep. (p. 61 — 65, mit Fig.). — (8), Die Nestanlage der Bienengattung Ptiloglossa Sm., in : Ztschr. wiss. InsektenbioL, Vol. 2, 1906, p. 323 — 325. 344 Embbik Strand, SCHROTTKY, C. (9), Die Befruchtung von Philodendron und Caladium durch einen Käfer (Erioscelis emarginata Mann.), ibid., Vol. 6 (1910), p. 67 — 68. — [Bienen {Trigona iridipoinis Sm.) sind nicht die eigent- lichen Bestäuber genannter Pflanzen.] — (10), Blumen und Insekten in Paraguay, ibid., Vol. 4 (1908), p. 22—26, 47-52, 73—78; Vol. 5 (1909), p. 205—214, 277—280. — [Als „Anbang" Beschreibung von 2 neuen Exonmlopsis- Arten.] — (11), Biologische Notizen über solitäre Bienen von S. Paulo, in: Allg. Ztschr. Entomol., Vol. 6, 1901, p. 209—216. — (12), Ensaio sobre as Abelhas solitarias do Brazil, in: ßev. Mus. Paulista, Vol. 5, 1901, p. 330—613, 3 Taf., 3 Figg. Nest von A)ühidiuvi flavofasciatum n. sp. beschr. u. abgeb. p. 449, Gelegentliche Notizen über Blumenbesuche. Nest von Euglossa violacea Bl. beschr. u. abgeb. p. 581, von Gen. Xylocopa p. 457 bis 458. p. 466 — 467 wird der Käfer Horia maculata SoL. als Parasit von Xyl. hrasüianorum und aiigiisti angegeben, p. 476 Notiz über das Nest von Xylocopa bambusac Schttk. Schulz, "W. A. (1), Hymenopteren-Studien, mit 13 Textfigg., Leipzig 1905, 147 pp. Darin: Hymenopteren Amazoniens, II, p. 105 — 143; Biologisches über Zdlius mcxicanus L., Eumeues Foxi Schlz. (auch Nest), Polistes canadensis amazonicus Schlz. (mit Bild vom Nest), Polistes analis F., Pol. fuscatus pacißcus F. (Bild vom Nest), Apoica pallida (Ol.) (Nest), Synoeca suiinavia (L.), Ancyloscclis armata Sm., Entechnia iaurea Say, Trigona cupira Sm. (Ausführliches über das Nest), Trigona goeldi- ana Fe. — (2), Kritische Bemerkungen zur Hymenopterenfauna des nordwestlichen Südamerikas, in: Berlin. Entomol. Ztschr., 1903, p. 253 sq. — (3), Zur Kenntnis der Nistweise von Euglossa cordata (L.), in : Allg. Ztschr. Entomol., Vol. 7, 1902, p. 153—154. — (4), Neue Beobachtungen an südbrasilianischen Meliponiden-Nestern, in: Ztschr. wiss. Insektenbiol., Vol. 1, 1905, p. 199—204 und 250 bis 254. Mit 6 Figg. — [Melipona vicirginata Lep. cum subsp. ama^onica n. snbsp. und Trigona emcrina Fß.]. SiLVESTEl, F. (1), Termitidi ed Termitofili dell' America meridionale, in: Redia, I, 1903, vgl. p. 210. — (2), Contribuzione alla conoscenza dei Meliponidi del Bacino del Rio de la Plata, in: Riv. Fatol, veget., Vol. 10, 1902, p. 121—170, 3 Taf., 19 Figg. Systematische Beschreibung ; dazu bei den meisten Arten Be- schreibungen (mit oder ohne Abbildungen) der Nester und biologische Notizen, p. 165 — 170 enthält: Riassunto. Distribuzione geografica. Costituzione della societä dei Meliponidi. Carattcri degli individui delle varie caste. Attitudini delle varie caste. Nidi. Larve e ninfe. Sciamatura. Sostanze accumulate o elaborate dai Meliponidi, Di alcuni costumi. Uso del polline, miele e cera. Smith, F. (1) über das Nest einer Larrada-Art vom Amazonenstrome, in: Proc. entomol. Soc, London 1859, p. 55. Hymenopterenfauna von Paraguay. 345 Smith, F. (2), Descr. of new gen. and spec. of exotic Hyiuenoptera. in: Journ. Entomol., Vol. 1, p. 65 — 79, pl. 4. Mit biologischen Beobachtungen nach Bates. — (3), Descrii^tions of new genera and species of exotic Hymenoptera, ibid., Vol. 1, p. 146—155. Über Geruch und Nest von Mcgrdopia janthina. — (4), Descriptions of Brazilian Honey Bees belonging to the genera Melipona and Trigona, which were exhibited, together with samples of their honey and wax, in the Brazilian Court of the International exhibition of 1862, in: Trans, entomol. Soc. London (3), Vol. 1, p, 497_512, tab. 20. Auch Beobachtungen über Lebensweise etc. — (5) über die Frage, ob es honigsammelnde "Wespen nach Art der Bienen gäbe, d. h. solche, welche Honig zur Auffütterung ihrer Brut abscheiden, was er bezweifelt, in: ibid., p. 501 ff. — (6), On the habits of Trypoxylon, in: Trans, entomol. Soc. London (2), Vol. 4, 1857, Prot., p. 77. Trijpoxylon fugax bei Petropolis in einem mit Spinneu gefüllten Poliste.s-Ba.n gefunden. — (7), Descriptions of some species of Brazilian Ants belonging to the genera Pseudomyrma, Eciton und Myrraica, with observations on their economy by Mr. Bates, in: Trans, entomol. Soc. London, Vol. 3, p. 156 ff., tab. 13. — (8) über das Nest der südamerikanischen Polistes lanio F. und ein ganz aus sandigem Lehm erbautes einer anderen , gesellschaftlich lebenden AVespe, ibid., Vol. 1, p. 176 beschrieben (1851). — (9), Observ. on the economy of Brazilian Insects from the notes of Mr. Peckolt, ibid., 1868, p. 133—135. Smith, J. B., Notes on some digger bees, I, in : Journ. New York entomol. Soc, Vol. 9, p. 52 — 72. SpinOLA, (1), Compte rendu des Hymenopteres, in: Mem. Accad. Sc. Torino (2), Vol. 13, 1851, p. 92. Nest von Bambus cai/eniieiisis. — (2) über die Meliponen, in: Ann. Sc. nat. (2), Vol. 13, p. 116 ff. (1840). — (3) über die Geschlechtsverhältnisse der Meliponen , in : Rev. Mag. Zool., 1842, p. 216. Spix u. Maetius, Reise in Brasilien 1828, Vol. 2, p. X, tab. 22. Steand, E. (1), Beitrag zur Bienenfauna von Paraguay, in: Deutsche entomol. Ztschr., 1909, p. 227—237. [Ausführliches zur Biologie, Nest etc. von PtiloÜirix pluiiialii Sm., kleinere biologische Notizen zu verschiedenen Arten.] — (2), Beiträge zur Kenntnis der Hymenopterenfauna von Paraguay auf Grund der Sammlungen und Beobachtungen von Prof. J. D. AniSITS, I— VI, in: Zool. Jahrb., Vol. 29, Syst., 1910, p. 125-242, Taf. 11. — (3), Dasselbe, VIT, ibid., p. 455—562. — (4), Dasselbe, VIII, ibid.. Vol. 31, 1911, p. 39—58, 1 Fig. — (5), Dasselbe, IX, ibid., p. 377—406. 346 Embrik Strand, Hymenopterenfauna vou Paraguay. Taschenberg, in : Brehm's Tierleben. TOMASCHEK, Ein Schwärm der amerikanischen Bienenart Trigona lineata (?) lebend in Europa, in: Zool. Anz., Jg. 2, 1879, p. 582 — 587 und Jg. 3, p. 60—65. V. TsCHUDi, Peru, ßeiseskizzen aus den Jahren 1838 bis 1842, St. Gallen 1846. Über lästige Insecten, insbesondere Ameisen, in den Urwäldern. Ule, E., Blumengärten der Ameisen am Amazonenstrom. Vegetations- bilder, 3. Reihe, Hft. 1, 1905. [Mir nur als Korrekturabzug vorliegend.] Wallace, A. B. (1), A narrative of travels on the Amazon and Rio Negro, 2. Edit., London 1889, 363 pp., Ulustr. p. 9 — 10 Allgemein-Biologisches über „ants" ; von wenig Wert. Sonst sind hier und da Hymenoptera kui-z erwähnt; nicht einmal gattungsweise bestimmt. — (2), On the insects used for food by the Indians of the Amazons, in: Trans, entomol. Soc. London, Vol. 2, p. 241 ff. Der größte Leckerbissen der Indianer sind die "Weibchen von Atta ceplialotes. White, in: Ann. Mag. nat. Hist., Vol. 7, p. 315. Wood, J. G. (1), Homes without hands, London 1865. — (2), Insects abroad, London 1874, 782 pp. Erklärung der Abbildiiugen. Tafel 9. Eig. 1. Nest von PoUstes rersicolor Ol. Fig. 2. Nest von PoUstes cavapyta Sauss. Fig. 3. Nest von PoUstes nificornis Sauss. Fig. 4, Nest von PoUstes cinerascens Sauss. Fig. 5. Nest von Megaeanthopus surinamensis Sauss. Fig. 6. Nest von Eumenes miisitsi Beeth. Fig. 7. Nest von Eumenes magna Breth. Fig. 8. Nest von Montezumia ferrnglnea Sauss. Tafel 10. Fig. 9. Nest von Tnjpoxylon rostratum Taschbg. Fig. 10. Nest von Euinenes minusctda Breth. Fig. 11. Nest von Eumenes canaUctdata Ol. Fig. 12. Nest von Eumenes sirandi Zavat. Fig. 13. Nest von Odynerus nasidens Latr. Fig. 14. Nest von SceUphron fistidare Dahlb. Fig. 15. Nest von Trypoxylon asundcola Strand Fig. 16. Nest von Eumenes bipartita Fox Fig. 17. Nest von Pison anreofaciale Strand Nachdruck verboten . Übersetzungsreckt vorbehalten. Zur Kenntnis orientalischer Ortalinen und Loxoneurinen. Von Dr. Güutlier Endeiieiu, Stettin. Kit 4 Abbildungen im Text. Das orientalisclie Ortalidenmaterial des Stettiner Zoologischen Museums besteht im wesentlichen aus der Sumatraner Ausbeute des Herrn Stadtrat Dr. H. Dohkn. LoEw teilte schon 1867 die Ortaliden in 2 Gruppen nach der Anwesenheit und Abwesenheit von Behaarung- auf 9\ und r4 4-5. Die letztere Gruppe zerlegte er auf Grund der Schenkelbedornung in ßichardiinae und Ulidiinae. Später Avurde die erstere Gruppe auf Grund der größeren Mundöifnung und des eingedrückten Hinter- kopfes in 2 Tribus zerlegt (Platystomini und Ortalini). Eine solche Einteilung erscheint mir aber nicht zweckmäi5ig, da diese Charaktere ineinander übergehen und keinen scharfen Gegensatz abgeben; die Gattung Senopterina Macq. enthält z. B. Arten mit eingedrücktem und uneingedrücktem oberem Hinterkopf. Dagegen erscheint es mir empfehlenswert, diese Gruppe in ähnlicher ^^'eise wie die Richardiinen und Ulidiinen auf Grund der Anwesenheit oder Abwesenheit von Dornen auf der Unterseite der Schenkel in 2 Abteilungen zu zerlegen, wobei es nur zweifelhaft bleibt, ob man diese als Subfamilien (wie die vorhin genannten) oder nur als Tribus auffassen will. Wenn der Gegensatz auch hier nicht so groß ist wie dort, scheint mir das erstere empfehlenswert zu 348 Günther Enderlein, sein. Zu der Subfamilie Loxoneurinae würden gehören die Gattungen: Loxoneura Macq. 1835, ÄgrocMra Endeel. 1911, Aragam Walk. 1860, ScelacantJiina n. g., sowie die in dieser folgenden Publikation beschriebenen Gattungen: Peltacanthina n. g., Prosthiacanthina n. g., und Mesanopin n. g., während die Subfamilie Orialinae eine größere Anzahl Gattungen umfaßt. LoxonetiVii Macq. 1835. Tj^nis: L. decora (F.). Java, Sumatra, Nepaul. Loxoneura decora (F.) Sumatra. Soekaranda. 4 JcJ, 4 $?. Dr. H. Dohen. Sumatra. Soekaranda. Januar 1894. 3 S6, 4 ??. Dr. H. Dohen. var. In der Mitte der medianen Randzelle ein brauner Fleck und der hj'aline Fleck, der die cubitale Eandzelle fast einnimmt, durch ein braunes Querbändchen, das den Hinterrand nicht erreicht, fast in 2 Hälften zerlegt. Sumatra. Soekaranda. Januar 1894. 1 (^. Dr. H. Dohen. Sumatra. Soekaranda. 1 ^. Dr. H. Dohrn. Loxoneura fomiosae Keet. 1909. Süd-Formosa. Kosempo. 23. Januar 1906. 1 ^ gesammelt von H. Sautee. Loxoneura. perilampoides Walk, 1858. Sumatra. Soekaranda. 3 SS, 1 ?• Di'- H. Dohen. ScelacantJiina n. g. Typus: S. cyaneiventris v. d. Wulf 1892. Sumatra. Alle Schenke] etwas verdickt und in der Endhälfte unten mit 2 Reihen kurzer kräftiger Dornen, zwischen welche die Schienen eingelegt werden können. 3. Fühlerglied ca. 3mal so lang wie breit. Fülllerborste nur an der ßasalhälfte pubesciert. Scutellum dicht behaart mit 4 langen Borsten, Rand ohne Höcker. i\ und r^+s be- haart. r,i-|.5 und m fast parallel, m endet in die Flügelspitze. Die Orieutalische Ortaliuen und Loxoueurineu. 349 beiden Queradern gerade und senkrecht, die vordere triift die Mitte der Discoidalzelle. Mundötfnung groß. Rand etwas vorgewölbt. Fühlerfurchen tief, stark divergierend, oben nicht verschmolzen. Scelacanthina cyaneiventi'is (v. d. Wulp 1892). Herhia ci/rtiieiventris V. D. AVuLP, Dipt. Sumatra Exped. 1892, p. 51, tab. 3 fig. 6 (Sumatra). Sumatra. Soekaranda. 1 (J. Dr. W. Dohrn. Körperlänge 8^/4 mm, Flügellänge 8V2 wim. Abdomen mit grauweißer Pubescenz dicht besetzt. JPolistominia >*. +3 ockergelb, Pterostigraa wenig dunkler, Spitze der Zelle E^+s (zwischen dem Ende von r^+s und der Spitze) dunkelbraun, ebenso ein schmaler Saum an der Media, besonders in der Basalhälfte. Adern schwarz, sc, r^ und r^ rostgelb, r.-, und der Basalabschnitt von r^^f, mit sehr kurzer Pubescenz. Zelle B2+3 schmal. Radiomedianquerader stark an Fig. C. Polisiomima gigantca n. sp. 9. Geäder. 5 : 1. Orientalische Ortaliuen uud Loxoneurineii. 355 schräg-, die hintere Hälfte mit Ausnahme des unteren Endes stark verdickt. Die Basalquerader zwischen m und cu inseriert auf jn über der Mitte der hinteren Basalzelle und ist nahe bei m recht- winklig- geknickt. >'4-i-5 und m parallel. Pterostigma sehr schmal. Randabschnitt zwischen sc und r^ so lang wie der zwischen )\ und ro+s. Membran ziemlich stark g-länzend ohne zu irisieren. Körperlänge (ohne Legerohr) 22 — 23 mm. Flügellänge lO^g — ^OVa ^^• Länge des Abdomens (ohne Legerohr) 11 — 11^ 2 i'^^fi- Länge des 1. Abdominalsegments 4^2 mni. Größte Breite des Abdomens 4,4 mm. Größte Höhe des Abdomens ca. 8^4 mm. Länge des Legerohres ca. 3^U mm. Sikkim. Darjeeling, 2 $$ (durch Rolle). Typen im Stettiner Zoologischen Museum. Diese auffällige wespenähnliche Fliege ist mimetisch mit Polisfes sulcatus Sm. aus dem orientalischen Gebiete. Es liegen von dieser Wespe ebenfalls Stücke aus Darjeeling vor. Pelniatoiis n. ff. Typus: P. ichneumoneus Westw. 1849. Ostindien. Augen beim <^ auf sehr langem Stiel, beim $ auf kurzem Stiel. 1. Abdominalsegment lang und schmal (ähnlich wie bei Polistomima). Analzelle ist außen durch eine nach außen konkave bogige Querader abgeschlossen und hat hinten außen einen kurzen Zipfel. Arista pubescent. 3. Fühlerglied mäßig verlängert. LagJaisia Big. 1880 unterscheidet sich durch eine gerade abge- schlossene hintere Basalzelle, durch den Besitz eines Büschels langer Haare an der Abdominalspitze und durch die auch beim weiblichen Geschlecht gestielten Augen. Da Ostex-Sacken (in: Ann. Mus. civ. Genova, Vol. 18, 1883, p. 16) Laglaisia nahe Cleitamia Macq. 1835 stellt, dürfte wohl auch das 1. Abdominalsegment nicht in die Länge gezogen sein wie bei Pelmatops. Dagegen stimmt Fdmatops hierin mit Polistomima 11. g. überein, der aber die Augenstiele völlig mangeln. 356 Günther Endehlein, Senopterina Macq. 1835. Tj'pus: S. hrevipes F. Südamerika. Setioptef'ina aenea (Wieb. 1830). Sumatra. Soekaranda. 7 S3, 5 ??• Dr. H. Dohrn. Sumatra. Liaiig-ag-as. 5 SS- Dr. H. Dohrn. Senopterina eqiies Schin. 1868. Süd-Formosa. Takao. 21. Dezember 1907. 1 (^, 1 $, ge- sammelt von H. Sauter, Sumatra. Liangagas. 1 S- Dr. H. Dohrn. Sumatra. Soekaranda. 1 (^, 5 ?$. Dr. H. Dohrn, Diese Art steht der S. aenea sehr nahe; die vorliegenden Stücke unterscheiden sich von ihr durch folgendes: Untergesicht mehr winklig eingebogen (bei S. aenea mehr gerade), Arista des S Diit einer diskusartigen Endscheibe (bei S. aenea ohne diese), Schenkel- spitzen nicht rostfarben (bei S. aenea meist mehr oder weniger rost- farben). Die Ausdehnung des braunschwarzen Saumes der Media scheint zu variieren, doch neigt S. ecßies zu stärkerer Färbung und größerer Ausdehnung derselben. Senoj^teriiia ineyei'eaiia n, sj)» S- Kopf hell ockergelb, Stirn und Scheitel schwarz mit stark blauem Glanz. Hinterhaupt ziemlich stark eingedrückt. Augen dunkelbraun. Rüssel rostbraun. Außer der Querwulst am Vorder- rand der Stirn findet sich in der Mitte der Stirn ein kräftiger an der Spitze abgerundeter Höcker. Fühler rostgelb; 3. Glied etwas dunkler und etwas grau, wesentlich länger als das Untergesicht, parallelrandig und ca. 8mal so lang wie breit. Arista lang, dünn unpubesciert, braun, an der Basis gelblich, an der Spitze mit einer langovalen scheibenartigen grauen Verbieiterung. Fühlergruben nach außen und nach innen scharfkantig und etwas grau. Thorax lebhaft ockergelb mit ziemlich dichter kurzer goldgelber Behaarung, über das äußerst feinmaschig netzpunktierte Rückenschild gehen 3 breite Längsbänder mit bläulichem Glanz, das mittlere ziemlich deutlich, die seitlichen sehr undeutlich, Scutellum undeut- lich längsriefig skulpturiert, unpubesciert, mit 8 kräftigen schwarzen Orieatalisclie Ortalinen nnd Loxoneurinen. 357 Randborsten, die mittelsten am kräftigsten und ziemlich weit von- einander abstehend. Hinterrücken poliert glatt. Abdomen glatt, schwarz, mit intensiv blauem, an einigen Stellen violettem Glanz. Beine hell rostgelb, Schienen braun, Spitze des Mittelschenkels ge- bräunt. Halteren graubraun, Stiel hell rostgelb. Flügel hyalin. Spitzendrittel braun, nach hinten zu blaßbraun (die hintere Querader ist in dieser Färbung mit eingeschlossen), dunkelbraun ist das Basaldrittel der Zellen R^, Ri+s und der proxi- mal der Querader liegende Teil der Zelle RiJ-'j. Der mittlere Teil der Zellen R^ und R^j^s ockergelb. Adern braun. Radiomedianquer- ader senkrecht. Mediocubitalquerader von vorn außen nach hinten innen durchlaufend., r^+j und m am Ende stark konvergierend, be- sonders ist m stark aufgebogen. Membran glatt, nur am Hinter- rande längsstreifig rot bis grün irisierend. Körperlänge 13' 4 mm. Flügellänge 10' 2 iiim. Abdominallänge 6' 2 111 "i- Länge des 3. Fühlergliedes 2 mm. Sumatra. Soekaranda. 1 (^. Dr. H. Dohrn. T3^pe im Stettiner Zoologischen Museum. Diese prächtige Art widme ich Herrn Dr. de Meijere. Senoptef^ina doleschalli n. sp, $. Kopf schwarz mit Spuren eines bläulichen Glanzes, Unter- gesicht schmutzig gelblich mit braunen Flecken, Wangen schmutzig gelblich mit sehr kurzer gelber Pubescenz. Backen schwarz mit längerer gelber Pubescenz. Stirn vorn mit großen Punkten punktiert, in der Mitte mit einem langgestreckten kielartigeu Höcker von rost- brauner Farbe, der in der Medianlinie eine Längsfurche besitzt. Fühler rostgelb; 3. Glied braun mit weißlich-grauem Reif, fast 8mal so lang wie breit; Arista lang, dünn, unpubesciert, braun, an der Basis rostgelb. Fühlei-gruben schwarz, im oberen Drittel gelblich. Thorax schwarz mit dichter und sehr feiner Punktierung, oben mit undeutlichen Spuren eines bläulichen Glanzes; Pubescenz oben sehr kurz, mäßig dicht und goldgelb, unten weißlich, länger und in der Sternalgegend lang und dichter. Hinterrücken braungelb. Scu- tellum matt, lebhaft ockergelb mit ü schwarzen Borsten. Dicht vor den Seiten des Scutellum je eine rostgelbe Borste, die übrigen schwarz. Abdomen schwarz, JCndhälfte des letzten (4.) Segments ockergelb, 1. und vordere Hälfte des 4. Segments grünglänzend; Behaarung 358 Günther Ekderlein, dicht g-elblich. auf dem 1. Segment lang, auf dem 2. und 3. Teigit schwarz. Legerohr lang, rostbraun. Beine dunkel rostbraun, die 2 ersten Hintertarsenglieder hell rostgelb. Halteren braun. Flügel hyalin, hell bräunlich-gelb ist die Zelle C', i^j, -R^+s und der pi-üximal der Querader liegende Teil der Zelle E1+5. Spitzenend- viertel braun, hinten blaßbraun (bis an die hintere Querader). Radiomedianquerader schräg. Mediocubitalquerader senkrecht. End- abschnitt von m etwas Sförmig gebogen, r^+ö pubesciert und fast ganz gerade. Zelle i^i+j an der Spitze verschmälert. Membran mit etwas Glanz und nur am Hinterrand längsstreifig rot bis grün irisierend. Körperlänge IIV2 n^™- Flügellänge 9V2 i'noi. Abdominallänge ö'/g mm. Sumatra. Soekaranda. Januar 1894. 1$. Dr. H. Dohrn. Type im Stettiner Zoologischen Museum. Gewidmet sei diese Art dem Andenken des Dipterologen C. L. DOLESCHALL. FUitystoma Meig. 1803. Matystoma steUata Walk. 1857. Sumatra. Soekaranda. 1 c^, 4 ??. Dr. H. Dohex. Sumatra. Liangagas. 1 $. Dr. H. Dohen. In dem äußersten x\bschnitt der Medianzelle finden sich bei dem letztgenannten Stück zahlreichere hyaline Flecke (16) als sonst. Bei dieser Species endet die Media hinter der Flügelspitze, während diese Endung sonst vor der Flügelspitze für die Gattung charakteristisch ist. Bei Fl. superba v, d. W. aus Sumatra endet die Media genau in die Flügelspitze. Scholastes Loew 1873. Scholastes cinctus (Guee.) Sumatra. Soekaranda. 1 (^, 2 $$. Dr. H. Dohex. Sumatra. Soekaranda. Januar 1894. 1$. Dr. H. Dohen. Orientalische Ortalinen und Loxoneuiineu. 359 Etfjn'osopia Macq. 1847. Typus: E. tenuicorms Macq. 1847, Tasmanien. Kopf sehr hoch, Untergesicht sehr lang. Stirn oben eingedrückt. Antennenbasis voneinander abstehend. Fühlergruben tief, auf beiden Seiten scharfrandig, die Mitte des Untergesichtes kaum überragend. Die beiden ei-sten Fühlerglieder sehr kurz, lang und schmal (3 bis 4mal so lang wie breit), aber kürzer als die Hälfte des Unter- gesichts. Arista mäßig lang, unpubesciert, das etwas verdickte Basaldrittel mit langer abstehender Behaarung. Backen sehr lang. Auf dem Kopf nur ein Borstenpaar, und zwar am scharfen Hinter- hauptrand dicht am Augenrand. Vorderschenkel unten dicht behaart. Die Schüppchen sind bei der vorliegenden Art ungewöhnlich groß (ca. 2^4 nim lang und 2 mm breit), wie bei den Calypteren; ob dies auch bei den übrigen Arten der Fall ist, darüber gibt die Literatur keine Auskunft. 2. — 5. Tarsenglied sehr kurz, 2. und 5. so lang wie breit, 3. und 4. mehr als doppelt so breit wie lang. Eupi'osoxyia eah/pterata n. sj). (Fig. D.) c^, 2. Kopf hell ockergelb, von dem vorderen Ende der Fühler- gruben geht je ein schmaler braunschwarzer Längsstreifen hin zum vorderen Untergesichtsrand. Schläfen fehlen. Hinterhaupt schwarz mit feinem gelblichem Toment, oben über dem Hals mit einem breiten gelblichen Längsstreifen. Stirn und Scheitel mit spärlicher sehr kurzer blaßgelblicher Pubescenz. Backen lang, mit langer ziemlich dicht gelblicher Behaarung. Clypeus und Palpen hell rostgelb, letztere lateral breitgedrückt und am Ende abgerundet. Augen hoch, lang oval, graubraun. Thorax matt grauschwarz, mit kurzer gelblicher Pubescenz und feinem graugelblichem Reif. Scutellum groß, trapezförmig, die Ober- seite liegt in derselben Ebene wie das Bückenschild; matt grau- schwarz an den Seiten etwas rostfarben, mit gelblicher Pubescenz, graugelblichem Reif und 6 schwarzen Borsten an den Seiten des Trapezes, die vorderste kurz und wenig stark. Hinterrücken etwas glatt und schwarz. Abdomen matt, grauschwärzlich, 1. Segment rostgelb; mit gelber Pubescenz, 1. Segment und die Hinterränder der Segmente mit langen dichten gelben Haaren. Legerohr ziemlich 360 Günther Enderlein, lang schwarz, 1. Glied ziemlich breit, 2. Glied stäbchenförmig. Abdomen des ^ ganz rostgelb. Genitalsegment (im 4. Segment verborgen) schwärzlich. Beine mit den Coxen rostfarben, Schenkel leicht gebräunt, 1. Tarsenglied hell goldgelb, kurz, etwa dreimal so lang wie breit, 2. und 5. Glied so lang wie breit, 3. und 4. Glied doppel so breit wie lang; Pnbescenz sehr kurz, Vorderschenkel unten mit längeren schwarzen Haaren, oben mit einigen schwarzen Borsten, Klauen schwarz. Haftlappen rostgelb. Haltereu hell ockergelb. Schüppchen hell ockergelb, gelblich tomentiert, sehr groß (2V^ mm lang, 2 mm breit). Tegulae rostgelb. Fig. D. Enprosojna calyptcrata E-i^DEUh. 9. Flügel, l^l^'.i. Flügel hyalin, mit vielen großen braunen Flecken, die sich teilweise zu Querstreifen oder Querstreifchen anordnen. Zwischen dem Ende der Zelle it^ bis zum Ende von cu erstreckt sich eine breitere Querbinde, die die Mediocubitalquerader ausschließt und in den Zellen R und Roj^s sich in mehrere schmale Querbinden zerspaltet. Spitze braun, zuweilen mit helleren Fleckchen. Die Zeichnung variiert ein wenig. Am Ende von sc und dahinter ist die Fleckung stark dunkelbraun, r^ und r4+5 behaart, ri^^s und m nahezu parallel. Radiomedianquerader schräg. Membran etwas glatt, ohne zu irisieren. Kürperlänge (J 11 Yt nim, $ (ohne Legerohr) 10 mm. Flügellänge (J 9 mm, $ 9 mm. Länge des Abdomens cJ 4 V2 ™n^> ? (ohne Legerohr) 4 mm. Sumatra. Soekaranda. 1 c^, 2 $$. Dr. H. Dohen. Sumatra. Soekaranda. Januar 1894. 1 ?. Dr. H. Dohrn. Typen im Stettiner Zoologischen Museum. Diese Gattune- war bisher nur aus dem australischen Gebiete Orientalische Ortalineu und Loxoneuriueii. 3(31 bekannt, und zwar aus Australien, Tasmanien, Neuguinea, Aroe und Ternate. Zianipi'ogaster Macq. 1843. Ziatnproguster vittata Walk. 1857. S u m a t r a. Soekaranda. 1 c^, 1 $. Dr. H. Dohen. Xiria Walk. 1857. Typus: X. antica Walk. 1857. Außer r^ und r^-i-ö ist bei allen Arten der Gattung- Xiria auch der Basalabsclmitt von m lang behaart. Charakteristisch ist auch der außerordentlich kräftige Querwulst in der Mitte des ünter- gesichts. Die Gattung Xiria hat 2 Stirnborsten am Ende des 2. Drittels der Stirnlänge. Auf dem Scheitel sind 3 Paar Borsten, 4 am Scheitelhinterrand und je 1 seitlich der Ocellen. Bei X. violacea WiED. 1830 und X. lavinia v. d. W. 1898 sind diese alle lang ent- wickelt, während bei X. antica Walk. 1857 und X. oUixiua Ost.- Sack. 1880 das mittelste Paar der Scheitelhinterrandborsten und das Paar neben den Ocellen nur o-anz winzig entwickelt ist. Xiria antica Walk. 1857. Xiria antica Walker , in : Proc. Linn. Soc. London, Vol. 1 , p. 36 No. 116, tab. 2 fig. 2 (Mt. Opliir). — Walk., Ost.-SaCKEX, in: Ann. Mus. civ. Genova. Vol. 16. 1880, p. 464. — Walk., van der Wulp, in: Tijdschr. Entoraol., Vol. 41, 1899, p. 210, tab. 10 fig. 6. Sumatra. Liangagas. 11 (^c?, 7 $$. Dr. H. Dohrn. Sumatra. Soekaranda. 3 ö'c?, 3 $$. Dr. H. Dohrn. Sumatra. Soekaranda. Januar 1894. 2 (^^. Xiria violacea Wied. (1830) Sumatra. Soekaranda. 1 $. Dr. H. Dohrn. Wiedemann gibt 4 Linien als Körperlänge an, das vorliegende Stück ist nur 6 mm lang. Schenkel sind blaß gelblich, der Mittel- schenkel aber braiiih 362 Günther Enderlein, Orientalische Ortaliuen und Loxoneurineu. Xiria ohliqua Ost.-Sacken 1880. Sumatra. Liangagas. 9 SS, 9 ??• Dr. H. Dohen. Sumatra. Soekaranda. 6 SS> 1 ?• Di'- H. Dohen. Sumatra. Soekaranda. Januar 1894. 1 c^. Dr. H. Dohen. Xiria lavinia v. d. Wulp 1899. Xiria lavinia v. D. Wulp, in: Tijdscbr. Entomol., Vol. 41, 1899, p. 210, tab. 10 flg. 8 u. 9 (Java). Sumatra. Soekaranda. 18 c^c^, 17 $$. Dr. H. Dohen. Von der Fingelabbildung' v. d. Wülp's unterscheiden sich die vorliegenden Stücke dadurch, daß der braune Randsaum schon hinter der Mitte der hinteren Basalzelle beginnt und nach der Flügelspitze zu nirgends unterbrochen ist. Andere Differenzen scheinen aber nicht vorhanden zu sein. Nachdruck rerlnitcii. Ubersctztoigsirclit vorhehaUen. Loxoneurinen und Ortalinen aus Afrika= Von Dr. Günther Enderleiu, Stettin. mit 8 Abbildungen im Text. Aus dem Material des Stettiner Zoologischen Museums mache icli folgende noch unbekannte Gattungen und Arten äthiopischer Ortaliden bekannt. Loxoueurinae. Feltacanthiaa n. -4 + 5 behaart. »'4 + 5 und m in der Spitzenhälfte mehr oder weniger konvergierend, r.j + 5 im Endteil mehr oder weniger stark nach hinten gebogen, m endet in die Flügelspitze oder dicht vor ihr. Die Queradern sind wenig schräg, die kleine trifft die Mitte der Discoidalzelle oder ein kurzes Stück apicalwärts davon. Mundötfnung groß. Rand meist sehr stark vorgewölbt. Hinter- kopf oben stark ausgeschnitten (eingedrückt), aber eben. In diese Gattung ist wahrscheinlich auch Nofacanthina magnifka Walk. 1849 vom Congo einzuordnen. Fig. A. Peltacanihina excellens Endekl. Flügel. (rV4 : 1- PeUacanthina excellens n. sp. (Fig. A.) c^, $. Kopf rostfarben; Mundrand stark aufgeworfen, nahezu rechtwinklig aufgebogen. Fühler rostfarben; 3. Glied wenig länger als das 2. und abgerundet; Arista fast 4mal so lang wie das 3. Glied, mit Ausnahme der Basis brann, Pubescenz mäßig dicht und lang. Epistoma ein wenig vorragend. Augen schwarz. Rüssel rostfarben mit gelblichen Haaren. Palpus rostgelb, Spitzendrittel schwarz, mit einigen schwarzen Borsten besetzt. Thorax rostgelb bis dunkel rostbraun; Rückenschild körnig punktiert, Pubescenz kurz und rostrot. Scutellum ebenso gefärbt, und skulpturiert ; die 2 mittelsten der Randhöcker kräftig und zahn- artig, mit 6 Randborsten, die beiden seitlichen aber klein ; Pubescenz rostrot, ßrustseiten glatt, Pleuren ähnlich wie das Rückenschild. Loxoiieurineu und Ortaliiien aus Afrika. 365 Abdomen oben poliert glatt, fein punktiert, schwarz mit starkem blauen Glanz, bei einem $ mit violettem Glanz, bei dem i^ mit mattem blauen Glanz. Die Seiten des 3. Tergits etwas rostfarben, beim (^ ausgedehnter. Tergite mit feiner kurzer, schwärzlicher Pubescenz. die Seitenteile des 1. Tergits mit langer dichter, rost- gelber Behaarung. Unterseite des Abdomens dunkel rostfarben. Halteren hell rostgelb. Beine mit den Coxen tiefschwarz, beim (^ dunkel rostbraun. Tarsen leuchtend ockergelb, die 3 letzten Glieder und die Klauen schwarz; Haftlappen ockergelb. Flügel (Fig. A) groß, schw^ärzlich, in der äußeren Hälfte mit einer größeren Anzahl hj'aliner Flecke, die sich zum Teil zu Quer- streifen anordnen. Basaldrittel mit Ausnahme des hinteren Drittels lebhaft rostgelb. Adern schwarzbraun, Flügelschuppe relativ groß, ockergelb, ri-f 5 am Ende stark nach hinten umgebogen, sc vor dem Ende rechtwinklig umgebogen und an der Pxke mit einem stummelartigen Höcker. Zelle i?2-f3 sehr schmal. Membran matt und ohne irisierenden Glanz. Körperlänge (^ 16'/., mm, $ 17 mm. Flügellänge (J 16^.3 mm. ? 16 \. 2 mm. Kamerun. Barombi. 1 (^, 3 $$ gesammelt von L. Coneadt. Typen im Stettiner Zoologischen Museum. Die Notacantlüna magnifica Walk. 1849 vom Congo ist in vielen Punkten nach der Diagnose dieser Art ähnlich. Identität scheint mir aber unwahrscheinlich, da bei der WALKEE'schen Art das 3. Fülllerglied und die Halteren schwarz sind. Auch wird die gelbliche Behaarung der Abdominalbasis besonders als kurz hervor- gehoben, nachdem die übrige Abdominalbehaarung ebenfalls als kurz bezeichnet worden war. Auch ist die Körperlänge geringer (Körper- größe 10—14 mm). Jedoch erscheint es mir sehr wahrscheinlich, daß auch diese Art in die Gattung Peltacanthina einzuordnen ist; sicher ist sie aber nicht zur Gattung Notacauthnm Macq. 1843 zu zählen, die sich schon allein durch die Querader zwischen den Spitzen von r2-j-3 und ri-^s auszeichnet. Peltacanthina crihrosa n. «p. (Fig. B.) (^, $. Kopf dunkel rostrot; der aufgewölbte Teil des Unter- gesichts schwarz, Stirn vorn ein wenig hochgewölbt. Fühler rostgelb. Thorax rostbraun bis schwarz, ziemlich rauh und ziemlich dicht Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. -^ 366 GÜKTHER Enderlein, punktiert. Pubescenz äußerst kurz und schwarz. Scutellum groß, halbkreisförmig, mit 4 schwarzen Borsten, jede auf einem kurzen Höcker; Pubescenz äußerst kurz, schwarz. Abdomen glatt schwarz, mit einem schwachen bläulichen Glanz und mit ziemlich spärlicher kurz graubrauner Pubescenz. Beine rostbraun bis schwarz. 1. und 2. Glied der Hintertarsen hell rostgelb. Halteren rostbraun bis schwärzlich. Stiel rostgelblich. ^4.5 Fig. B. Feltacantldna cribrosa Enderl. Flügel. 12 : 1. Flügel breit, dunkelbraun, hinten nur wenig heller; mit einer größeren Anzahl mäßig kleiner gelblich hj^alin rundlicher Flecke, deren Verteilung aus der Fig. B ersichtlich ist. sc vor dem Ende stumpfwinklig geknickt. Subcostalzelle sehr breit. Der Randabschnitt zwischen ro^s und ri + s ist nur sehr wenig kürzer als der zwischen ^1 und r2-f3. Zelle -Rä + s nicht verschmälert, sondern so breit wie Zelle lii. )\ und -n + r, sehr kurz behaart, r^^^s mäßig stark ge- bogen. Zelle 7^4 4-5 am Ende nicht sehr stark verschmälert. 2. Me- dianabschnitt 1-3 des 3. m endet in die breit gerundete Flügel- spitze. Membran matt, ohne Glanz. Körperlänge c^ 8 — S'/o mm, $ 8^/4 mm. Flügellänge (^ 8 mm, $ 8 mm. Abdominallänge ^ 3^2—4 mm, $ 4V4 mm. Transvaal. Zoutpansberg 2 (Je?, 1 $. Typen im Stettiner Zoologischen Museum. Loxoueurinen imd Ortaliuen aus Afrika. 367 Pf'ostliiacanthhia n. g. Tj^pus: P. compta n. sp. Ost- Afrika. (Fig. C.) Nur der Vorderscheukel unten im Enddrittel mit einer Eeilie (hier 4) kurzer Dornen; die Eeihe liegt außerhalb der (anliegenden) Schienen. Alle Schenkel schlank. Fühlerbasis nicht durch Längs- kiel getrennt. 3. Fühlerglied ca. 2^2^^! so lang wie breit, an der Basis ein wenig verbreitert. Arista mit Ausnahme der verdickten Basis mit 2 Reihen langer Fiederhaare, die der Spitze spärlich und kurz. Rückenschild mit kurzer Pubescenz. Scutellum mit spärlichen sehr kurzen Pubescenzhaaren und 6 langen und kräftigen Borsten; Rand ohne Höcker. }\ und r^.^^ mit kurzer Pubescenz. r^ + s nicht wellig. ^4 4-5 und m am Ende etwas konvergent, m endet dicht unter der Flügelspitze. Vordere Querader senkrecht und außerhalb der Mitte der Discoidalzelle. 2. Medianabschnitt in der Mitte wellig. Innere Medianzelle (hintere Basalzelle) und innere Cubitalzelle (Anal- zelle) länger als die Endstrecke der Analis. Hinterhaupt oben eingedrückt. Die Gattung Mesona Speis. 1910 {M. proxenus Speis. 1910, Deutsch Ost-Afrika) steht dieser Gattung nahe, unterscheidet sich unter anderem aber leicht durch den Besitz eines Längskieles zwischen der Fühlerbasis, durch den Besitz von nur jederseits 1 Hinterhauptborste und durch den Besitz von nur 4 Scutellar- borsten; ferner ist r^ + s etwas wellig. Prosthiacanthina comjjta ti. sp, (Fig. C.) c^. Kopf blaß schmutzig braungelb; Stemmaticum und jeder- seits davon ein Streifcheu nahe am Augenrand sowie ein Fleckchen auf den Backen dicht am Augenrand braun. Am Augenrand nur je 2 kräftige Borsten, Ocellenborsten scheinen zu fehlen. Backen mit feiner langer blaßgelblicher Behaarung und einer langen schwarzen Borste. Palpen schlank, blaßgelblicli mit langen schwarzen Borsten. Rüssel rostbraun. Fühler blaß rostgelb, Borste mit Ausnahme der Basis schwarz. Rückenschild matt grauschwärzlich mit weißlich-grauem Reif; mit 3 rostgelblichen undeutlichen und verwaschenen Längsstreifen; 25* 368 Günther Enderlein, zwischen diesen Längsstreifen 4 zu einem Quadrat augeordnete, runde schwarze Flecke, seitlich davon außerhalb des seitlichen Längs- streifens noch je 2 schwarze Flecke, so daß also 2 Querreihen von je 4 schwarzen Flecken vorhanden sind. Hinterrand des Rücken- schildes ist in der Mitte etwas eingedrückt; die sehr kurze Be- haarung gelblich, die Borsten schwarz. Scutellum rostgelb mit 2 großen schwarzen Flecken, Behaarung gelblich, Borsten schwarz. Der übrige Thorax blaß bräunlich-gelb, Mittelbrust braun, Meso- und Metapleura an der Basis der Coxen gebräunt. Abdomen klein, das große 1. Segment weißlich mit je einem großen schwarzbraunen Seitenfleck, 2. Tergit matt braunschwarz mit schmalem weißlichen Hinterrandsaum, 3. und 4. Tergit matt schwarz- braun mit feinem weißlich-gelbem Reif, hinteres Viertel des 3. Tergits und ein schmälerer Hinterrandsaum des 4. Tergits weißlich. Alle Tergite mit feiner dunkler Pubescenz. Beine blaß schmutzig braun- gelb. Vorderschenkel oben mit einigen schwarzen Borsten. Spitze des Hinterschenkels und der Hinterscliiene leicht gebräunt. 3. bis 5. Tarsenglied dunkelbraun. Klauen schwarz. Haftläppchen groß, blasig und gelblich. Halteren blaß rostgelb. Flügel (Fig. C) hyalin, Vorderrandsaum bis vor das Ende von r^_l_3 und nach hinten bis nahe an r^j^^ lebhaft ockergelb. Stigma dunkelbraun, ebenso eine Reihe Flecke in der Zelle i?j. Blaßbraun einige Flecke hinten in der Zelle JR2+3. Eine große schräglaufende dunkel- braune Querbinde geht vom Hinterrande proximal von der Spitze der Analzelle bis zur Spitze der Zelle r-i+s, hier verbreitert sie sich und greift über r2+3 und über m hinweg, ein mitt- lerer Querarm geht am Ende von cu an den Rand. Membran nur am Hinterrande rot bis grün irisierend. Körperlänge 8 mm. Flügellänge 8 Vi nim. Deutsch Ost- Afrika. Kiomoni, Oktober 1907. 1 J ge- sammelt von Hammeestein. Type im Stettiner Zoologischen Museum. •, ^4+ 5 Fiff. C. ProsthiacantJiina compta Enderl. Flügel. 71/2:1. 0='. Loxoneurinen und Ortalinen aus Afrika, 369 Agrochira Endekl. 1911. Typus: A. acJiiodes Enderl. 1911. Kamerun. Wie schon Hendel (in: Wien, entomol. Zeitschr. Vol. 31, 1912, p. 14) festgestellt hat, ist Agrochira eine Ortalide, und zwar ist sie zu den Loxoneurinen gehörig-. 3Iesanoj)in n. ff. Typus: M. tephritinum n. sp. Kamerun. (Fig. D.) Nur der Vorderschenkel unten im Enddrittel mit einigen (hier 2—3) kräftigen kurzen Dornen. Alle Schenkel schlank, nicht ver- dickt. 3. Fühlerglied etwas mehr oder doppelt so lang wie breit. Fühlerborste in der ganzen Länge mit 2 Eeihen (fiederförmig an- geordnet) langer Pubescenz. Scutellum unbehaart mit 6 sehr langen Borsten, Eand ohne Höcker, r^ und »'4 + 5 behaart. ^4 + 5 und m divergieren, m endet weit hinter der Flügelspitze, die Randader ist daher ungewöhnlich lang. Die Queradern sind senkrecht, die hintere hinten ein wenig nach außen gebogen; die vordere trifft die Mitte der Discoidalzelle. Mundöftnung groß, Eand etwas vorgewölbt. Untergesicht ein- gedrückt, Fühlerfurchen kaum deutlich. Hinterkopf oben kaum etwas eingedrückt (etwas mehr als bei Rivellia). Mesanojnn tephvitiniifu n. sp. (Fig. D.) $. Kopf hell ockergelb, Stirn matt, etwas gebräunt, Scheitel und Hinterhaupt poliert glatt schwarz. Rüssel rostgelb. 2 Ocellar- borsten, jederseits 2 hintereinander am Augenrand und 4 am Hinter- hauptsrand, die seitlicher davon ebenfalls am Augenrand, alle Borsten schwarz. Fühler hell ockergelb, Endhälfte leicht gebräunt. Fühler hell ockergelb, Borste nicht lang, 3. Glied am Ende abgerundet. Backen mäßig breit. Untergesicht etwas konkav, mit einer hellen Medianlinie. Stirn nicht vorstehend. Eückenschild poliert glatt schwarz, mit mäßig dichter brauner Behaarung, Eandborsten schwarz. Brustseiten braunschwarz, Mitte der Brust ockergelblich. Scutellum poliert glatt schwarz mit gelb- lichem Medianstreif, unpubesciert, 6 sehr lange schwarze Randborsten. Hinterrücken, poliert glatt schwarz. Abdomen breit und kurz, poliert 370 Günther Enderleik. glatt schwarz, 1, Segment und Legerohr rostgelb. Beine weißlich- gelb, Coxen rostgelb, Spitzenviertel der Mittel- und Hinterschenkel schwarzbraun mit Ausnahme der Vorderseite des Mitttelschenkels. Klauen braun, klein. Halteren blaßgelb. Fig. D. Mesanopin tephritinum Enderl. 9- Flügel. 19:1. Flügel etwas verbreitert, schwarzbraun mit einer größeren An- zahl von hyalinen Flecken, deren Anordnung aus der Figur D er- sichtlich ist, ri und r.1 + 5 mit langer Behaarung, Die kleine Quer- ader relativ lang senkrecht und die Mitte der Discoidalzelle treffend, r4_j_5 und m divergierend, Randabschnitt zwischen r^ und r2-f3 so lang wie zwischen sc und ri und etwas länger als zwischen ra + s und /4 + 5. Endabschnitt von m etwas gebogen. Membran in der hinteren Hälfte intensiv rot bis grün irisierend. Körperlänge SVa mni, Flügellänge 4^4 mm. Abdominallänge ca. 1,7 mm; Kamerun. Barombi. 1 $ gesammelt von L, Coneadt. Type im Stettiner Zoologischen Museum. Ortalinae. Platystonia Meig, 1803, JPIatfjstOiiia vuficeps n. sj). (Fig. E.) (J. Kopf mit Fühler, Palpen und Rüssel rostrot. Augen braun. Arista rostgelb und ohne Pubescenz. Hinterhauptrand scharf, mit 4 schwarzen Borsten, die ziemlich stark seitlich gerückt sind. Loxoiieuriiien \iikI Ortalinen aus Afrika. 871 3. Fühlerglied ca. 1 ^/^mal so lang- wie breit, am Ende abgerückt. Hinterhaupt oben stark eingedrückt. Thorax glatt schwarz, mit sehr kurzer schwarzer Pubescenz. Kückenschild vorn mit etwas grauweißlichem Reif. Scutellum halb- kreisförmig, stark gerundet und gewölbt, poliert, ohne Pubescenz. schwarz, mit 4 schwarzen Randborsten. Abdomen poliert schwarz, nur mit sehr kurzer und wenig dichter schwarzer Pubescenz. Beine kräftig, schwarz, mit kurzer schwarzer Pubescenz, 1. Tarsenglied rostbraun. 2. Tarsenglied etwas gebräunt, so lang wie breit; 3. und 4. Tarsenglied doppelt so breit wie lang. Klauen schwarz. Haft- läppchen groß, diskusähnlich und ockergelb. Halteren schwarz, Stiel an der Basis rostgelblich tomentiert. r^-s Fig. E. Platystoma ruficeps Enderl. c/'. Flügel. 7V2 : 1- Flügel breit, tiefschwarz mit zahlreichen kleinen hyalinen und weißgefärbten Punktflecken, die sich in der Hauptsache zu 3- Querbinden anordnen, die erste ist breit und nimmt etwas mehr als das 2. Viertel ein, die 2. ist etwa am Ende des 3. Viertels, die 3. kurz vor der Spitze. Die Randflecke sind größer und bilden kurze Querstriche. Auch in der hinteren Flügelhälfte sind einige Flecke in Form feiner Querstrichel. n^-s und m stark konvergierend und am Ende stark genähert, ri behaart, auf r4-f5 ist die Behaarung nicht deutlich. Kleine Querader senkrecht und ein wenig außerhalb des Endes des 2. Drittels der Discoidalzelle. Mediocubitahiuerader 2\'.2mal so lang wie die Radiomedianquerader. Adern schwarz. Membran etwas glatt, ohne zu irisieren. Kürperlänge 8' ., mm. Flügellänge 9 mm. Abdominallänge S^/^ mm. 372 Günther Enderlein, Abj'ssinieii. Dire Daoüa. Februar. 1 (^. Type im Stettiner Zoologischen Museum. St/stellodiscus n. ff. Typus: S. iterforatm n. sp. West- Afrika (Fernando Po). (Fig. F.) Diese Gattung unterscheidet sich von Platystoma durch folgendes : Discoidalzelle sehr kurz und relativ breit. Die kleine Querader triift die Discoidalzelle proximal der Mitte, m mündet hinter der Flügelspitze, r^j^t, und m sind nicht aufgebogen, sondern gerade und fast parallel. Die die hintere Basalzelle (innere Medianzelle) abschließende Querader ziemlich weit distal von der die innere Cubitalzelle (Analzelle) abschließenden Querader gerückt. Sifstellodiscus perforatus n. sjt. (Fig. F.) (^, $. Kopf hell rostgelblich; Enddrittel der Stirn jederseits dicht neben den Ocellen je ein schwarzbrauner Längsstrich, die am Vorderende des Enddrittels der Stirn rechtwinklig nach dem Augen- rand umbiegen und dort enden. x\m Ende des ersten Stirndrittels ein schwarzbrauner Querstrich, Untergesicht kurz, ohne Kiel, etwas eingedrückt mit silberweißem Toment, dicht hinter dem Vorderrande des Untergesichts eine Querreihe dichtgestellter kurzer schwarzer Börstchen auf schwarzer Querlinie. Clypeus (Epistom) matt und schwarz, die Verbindungshaut weißlich grau. Palpen kurz, breit, lateral breitgedrückt, abgerundet, rostgelb, Vorderrand gebräunt. Backen, Schläfen und Hinterhaupt matt und schwarz mit Ausnahme eines schmalen Saumes am Augenrand. Augen sciiwarz braun mit schmalen unregelmäßigem rostgelbem Rand. Backen ziemlich lang, schwarz behaart und mit 1 Borste. Stirn und Scheitel mit senkrecht abstehenden schwarzen Haaren ziemlich dicht besetzt. Hinterhaupt scharfkantig, mit 4 langen schwarzen Borsten, die seitlichen am Augenrande, von diesen jederseits noch 2 am Augenrande. Fühler rostgelb, 3. Glied kaum doppelt so lang wie breit, am Ende abgerundet. Arista braun, mäßig lang, Basis rost- gelb, Pubescenz kurz und ziemlich dicht. Thorax schwarz mit schwarzer Pubescenz, vor der Flügelwurzel eine unscharfe gelbbraune Längslinie, Scutellum fast dreieckig, mit Loxoiieurinen und Ortalineu aus Afrika. 373 4 schwarzen Borsten, schwarz; Hinterrand ockergelb oder blaß schmntzig rostgelblich, in der Mitte etwas verdunkelt. Abdomen schwarz mit kurzer schwarzer Behaarung, Legerohr schwarz, Beine mit den Coxen schwarz, die 4 ersten Tarsenglieder gelblich-weiß. Halteren blaß rostgelblich. ßasaldrittel und 2. Drittel der Flügel schwarzbraun, nach hinten zu sehr blaß werdend (mit Ausnahme des distalen Teils), und mit einer größeren Anzahl hyaliner Flecke, deren Anordnung in Fig. F ersichtlich ist; Hinter- rand hyalin und hinten fließen die hyalinen Flecke in einander. Spitzendrittel hyalin mit einer schmalen braunen mittleren Querbinde, die leicht wellig ist. Adern und Eandader an der braunen Stelle dunkel- braun, an den hyalinen ockergelb, n und uj^r, behaart, sc am Ende stark umgebogen. Eandabschnitt zwischen i\ und r^ + s größer als der zwischen ro + a und r4 + 5- Membran der spitzeren Hälfte rot bis grün irisierend. Körperlänge (J 3^ ^ mm, $ 4,2 mm. Flügellänge t€riua Macq. 1835. Senopterina sulnnetalliea Loew 1852. Senopterina stibmetallica Loew, in : Ber. Akad. Wiss. Berlin, 1852, p. 660. — Loew, in: Peters, Reise nach Mossambique, 1862, p. 29. W e s t - A f r i k a. Fernando Po. 2S$ gesammelt von L. Conradt. Kamerun. Barombi. 1 S gesammelt von L. Conradt. An dieser Stelle will ich noch erwähnen, daß Ortalis violacea Macq. 1847 vom Rio Negro gleichfalls in die Gattung Senopterina einzu- ordnen ist. Sie liegt vor aus Ecuador (Archidona 1 ^\ Balzapamba 1 c^, Napo 3 $$ gesammelt von R. Haensch). Senopterina violacea (Macq. 1847) ist am nächsten mit S. alligata v. d. Wulp 1898 aus Mexico verwandt. Stettin, 28. März 1912. G. Pätz'scbe Buchdv. Lippert iflo€j/2>hus octocostatiis (Stein). (Tav. 11 Fig. 13). Sphenomnjias odocostaia Stein. Assai comune nel feltro epifitico. Indicato dallo Stein (28) e dal Senn (36) come specie d'acqua dolce, elencato dal Geuber, con dubbio, fra i protozoi del golfo di Genova. Infusoria. Ciliata. Lacrf/niaria olor Müller. Comune nel feltro epifitico. Indicato dagli autori come specie d'acqua dolce e marina; citata dalP Entz (29) per il golfo di Napoli e dal Gruber (30) per il porto di Genova. Lionotus sjj. Comune tra le alglie epifitiche. Chlanitjclodon cyclops Entz. (Tav. 11 Fig. 18). Comune nel feltro epifitico. Preferisco mantenere distinta questa specie, anziehe riunirla, come fa lo Schewiakofe (34) al C. mnemosyne. II C. cyclops fu descritto dall' Entz (29) su esemplari viventi golfo di Napoli. Bentos clelle posidonie. 39J[ ^Trochilia signioides Dujard. (Tay. 11 Fig. 16). E la specie di cigliato predominante nel feltro delle posidonie. JPleuronenia chrysalis (Eheb.) Poco comune; nel feltro epifitico. E specie di mare e d'acqua dolce, indicata dall' Entz (29) per il golfo di Napoli. StentoT' auriciila Sav. Kent. Abbastanza comune nel feltro epifitico. Indicato come specie d'acqua dolce e marina figura nel lavoro del Grubee (30) fra i protozoi del golfo di Genova. Vroleptus nitisciilus Eheb. Abbastanza comune nel feltro epifitico. Giä noto come specie d'acqua dolce (Stein, 18). Euj)lotes charon (Müller), Abbastanza comune nel feltro epifitico. Specie diffusa tanto in mare quanto in acqua dolce ; indicata dal Geuber e dall' Entz per Genova e per Napoli. ^Styloplotes appendiculatus (Eheb.). Molto comune nel feltro epifitico. E citato dagli autori come specie marina ; ricordato dall' Entz per golfo di Napoli. Aspidisca 2)o1ystUa Stein. Abbastanza comune nel feltro epifitico. Specie marina, osservata dallo Stein a Trieste e ritrovata dall' Entz a Napoli. Coelenterata. Hydrozoa}) * Set'tularia niediterrunea Maektannee. (Tav. 12 Fig. 20.) SuUe parti verdi delle foglie di Posidonia, 0— 5 m. E l'idroide 1) Determinati dal Dott. E. Stechow, Kgl. Bayrische Sammlung, München. 392 Eaffaele Issel, che predomina nell' ambiente esplorato; in alcimi punti quasi tntte le foglie servono di sostegno alle sue colonie. Specie riuvenuta sinora nel mare Adriatico. Monotheca {Flitimdavia) obliqua Saundees. (Tav. 12 Fig. 19.) Sülle parti verdi delle foglie diPosidonia, osservata a 0— 2m. Assai raeno comune della precedente. Specie rinvenute liingo le coste inglesi; nel mediterraneo segna- lata finora a Banyuls. Ca^tipamilaria rarldetitata Aldee, Non si trova solamante nelle parti verdi, ma qualche colonia occuppa anclie la regione della foglia invasa dal feltro epifitico. Diffusa dalla superficie sino al limite inferiore della zona esplorata; non perö molto frequente. Plathelmiuthes. Turhellaria. Un triclade ancora indeterminato nel feltro superficiale. ^Nemathelmintes. Tre specie di Nematodi liberi, coraunissimi nel feltro epifitico. Qualche esemplare anclie snlle parti verdi. Aunelides. Archianellida. Polijophthalnius sp,^) Stadi giovanili non ancora determinabili comunissimi nel feltro epifitico superficiale; qualche esemplare sino a 4 m. di fondo. Polichaeia. Due specie, anora indeterminate, di policheti erranti. 1) Determinato dal Prof. F. S. MONTICELLI, R. Uuiversitä, Napoli. Beutos delle posidonie. 393 FionosfjUis jyulWfera Lghrs.^) Abbastanza comune nel feltro, vi si trovano aiiclie stadi giovanili riferibili probabilmente , oltre che a questa specie, anche ad altri Sillidi. Qualclie larva di policheto venne osservata siiio a 4—5 m. di profonditä. Botatoria. Notonunata naias Eheb. (Tav. 11 Fig. 14.) Abbastanza frequente (un individuo in quasi tutte le prepara- zioni) nel feltro epifitico superficiale. E specie coraune in mare e in acqua dolce esemplare piuttosto piccoli {220 in) corrispondenti ai disegni di Hudson e Gosse (29). Colurus leptus Gosse. (Tav. 11 Fig. 15.) Insieme col precedente, ma meno comune. Specie marina e d'acqua dolce. Bryosoa.'^) Menibi'anlpova pilosa L. (Tav. 12 Fig. 21.) Frequentissima nelle praterie sommerse, sulle parti verdi della foglia, in tutta la zona esplorata. Xelle cale di Niasca e dell' Oliva, molte delle plante che ho esaminate non hanno foglia che non porti qualche colonia. Micvoporella inalusii Aud. (Tav. 12 Fig. 21.) Lo stesso habitat della specie precedente; non pero cosi abbon- dante. 1) Deterrainata dal Prof. U. PlERANTONi, R. Universitä, Napoli. 2) Determinati dal Prof. A. Neviani, ß. Liceo E. Q. Visconti, Roma. 394 Eaffaelb Issel, Echinodermata. Due volte mi occorse di vedere, attaccati alle parti verdeg-gianti di foglie di Posidonia raccolte a 3 — 4 m degli esemplari giovaiiissimi di un ecliino indeterminato. Mollusca. Amphineura. Chiton caietanus Poli. Un esemplare alla base di iina fogiia, 1 m. di profonditä, no- vembre. Gasteropoda}) * ZizypJiiniis exif/uus Pult, var, niatoiti Paye. Trochus ntatoiii Payr (13). Dopo la Rissoa variabüis e il mollusco predorainante sulle posi- donie emergenti e su quelle soramerse per tiitta la zona esplorata. ^Phasianella speciosa Mühlf. Pochi individui trovati di notte alla superficie, di gioriio a 4 — 5 m. di profonditä, in estate, Phasianella pullus L. Eaccolta in antun no sulle foglie verdi, a circa V2 metro dalla superficie; estate ed autunno. Barleeia rubra Adams. Pochi esemplari insieme alla Rissoa variahilis; novembre. ^Missoa variabüis Mühlf. Mollusco predominante nelle praterie superficiali di Posidonia, Striscia nel feltro epifitico, di cui puo dirsi un ospite normale, ed e comune in tutti i punti esplorati fra 0 e 2 m. di profonditä. 1) Sinonimia, salvo indicazioni contrarie, secondo "Weinkauff (23). Determinazione eseguita coli' aiuto della coUezione di Molluschi Mediter- ranei che si conserva al Museo Civico di Storia Naturale di Genova. Beutos delle posidouie. 395 JRissoa obloiif/a Desm. Poclü esemplari, colla precedente. Hissoa vioJacea Deap. Poclü esemplari nel feltro epifitico superficiale; estate. Alvania ciniex L. Pochi esemplari raccolti di notte, fra 0,50 e 2 m ; novembre. Alvania niontagiii Pate. Abbastanza comune a 0 — 2 m ; novembre. Zippova auriscaljyiuni (L.). Sulla foglie di Posidonia a 4 — 5 m; poco frequente; estate. JBlttiuni jadertinuni Beüs. Per quauto concerne la frequenza nella stagioiie estiva, occupa il terzo posto dopo la Bissoa variahilis ed il Zisypliinus exiguus; si trova iiella zoiia superficiale ed in quella sommersa fra 0 e 2 m. Bittiiifu scahrwii (Olivi). Comune sulle posidonie sommerse. Nassa comiciiluni Olivi. Pochi esemplari a 1 e 2 m di profonditä; estate. Nasfia costulata Ren. Due esemplari in una pesca notturna a 0 — 2 m; novembre. Mitra colnmbenaria Scacchi. Rara; in una pesca notturna fatta in novembre. Colunibella rustica Lam. Questo o-asteropodo, comunissimo sugli scogli e fra le alglie della zona litorale, non va generalmente sulle posidonie, soltanto per eccezione ne ho trovato qualche esemplare poco discosto dalla super- ficie. Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 27 396 Eaffaele Issel, Colli mbella sci'ipta Loa Qualche esemplare suUe posidonie sommerse in estate. Mcifginella ininiita Pfe. Abbastanza freqiiente iielle pesche iiotturne a 1—3 m di pro- fonditä; estate ed autiiiiiio. LacJiesis foHneae D. Ch. Nelle pesche notturne a 1 — 2 m., poco comiine; estate. Lamellibranchia. Gctleoninia turtoni Soweeby. Ho raccolto qiiesta specie una sola volta, in luglio alla base di una fogiia di Posidonia a 1 m circa di profonditä; i rizomi della Zosteracea sono la sua dimora abituale (Lobianco, 7). Modiolaria costiilata L. Raccolta una sola volta nel feltro epifltico superficiale; ag'osto. Arthropoda. C r u s t a c e a. Osiracoda. Due specie, ancora indeterminate, di Ostracodi. Copepoda. ^) Idi/aea f'urcata (Baird). Nel feltro epifitico. Laophonte ström l (Baied). Laopkonie cnrtieauda Brady. Nel feltro epifitico. 1) Determinati dal Dott. Thomas Scott, Aberdeen (Scozia). Beiitos delle posidoiüe. 397 Dactylopliusia thishoides (Claus). Nel feltro epifitico; sembra che sia la specie predominante. I*orceUidium fimbriatuni Claus. Osservato anclie sulla parte verde delle foglie, a fior d'acqua. Amphipoda. *Ainj)hitJioe rubricata L.^) Da 0 a 5 m ; comimissima nel feltro epifitico in tutte le localita esplorate. Isopoda. -) ^IdotJiea hectica Pall. (Tav. 12 Fig-. 23.) Raccolta sulle foglie verdi, drag-ando fra 2 e 8 m. Specie propria del Mediterraneo. Zenobiana pi'isniatica (Eisso). (Tav. 12 Fig. 22.) Raccolta nelle pesclie nottnrne a 1 — 8 m. Iudicata qua e lä Imigo le coste le mediterranee (31). *Stenosonia fipxjendiciilatuni (Risso). Si raccogiie abbastanza freqnente (meno perö delle due pre- cedenti) iielle pesclie nottnrne a 2 — 8 m. Citata dal Dollfus (32) per ^Vrarsiglia come specie assai rara. Decapoda.^) JEiipagni'us anachovetus Risso. Una volta, soltanto, in luglio, mi occorse di raccogliere un grosso esemplare di questo paguride. protetto da una concliiglia di Enihria Cornea ed aggrappato ad una foglia di Posidonia. ^'on raro sul fondo. 1) Determinata dal Prof. A. Della Yalle, R. Universitä, Napoli. 2) La sinonimia adottata e quella di A. DoLLEUS (32) e Stebbing (1895). 3) Vedi le mie osservazioni sui Paguridi (42). 27* 398 Raffaele Issel, Catapafßiroides tunldus (Roux). Qiiesta piccola specie assai rara in altri punti del Mediterraneo, popola in quantitä stragrande i fondi a posidonia di Portoflno, ove si e sostituita agli altri paguridi, e sovente si arrampica sulle foglie di Posidonia nelle cale piü tranquille (cala delF Oliva). Cfibanarius misantliroinis Risso. Questo paguride, che generalmente predomina lungo le coste liguri, e poco comune a Portoflno, se ne trova tuttavia qiialclie esemplare fra le alghe e, piü di rado anche sn le foglie di Posi- donia; estate. A r a c li n 0 i d e a. Acari. Pontarachna punctuluni Phil.^) Nuota intorno alle estremitä delle fogiie nelle Posidonie siiper- ficiali. E facile raccoglierla sfiorando col retino i cespugli della pianta; piü di rado si osserva nell' esame microscopico del feltro. *ün alacaro indeterminato, abbastanza frequente nel feltro epi- fitico; qualche esemplare sino a 5 m di profonditä. Hexapoda, Diptera. Cliironomus .s/>. Larve. Comnni nel feltro epifitico superficiale. Tertebrata. P i s c e s. Lepadoffcistcf biniacnlcttus (Flem.). (Tav. 12 Fig. 24 e 25). Si trova frequente nei fondi a Posidonia di Portoflno. Ac- 1) Determinato dalla SigDOra Prof. KiNA MONTI , E,. Universitä, Sassari. Bentos delle posidonie. 399 canto ad esemplari che presentano sii fondo bruniccio le macchie violacee, caratteristiche (20, 24. 26) se ne trovano altri giallo-pallido 0 bianchicci con fascia laterale verde (vedi piü iniianzij. Un giovane individuo di questo tipo fii pescato aderente ad una fogiia. 5. Relazioiie degli aniniali colla fogiia. Sebbene riunite nel medesimo elenco, le specie considerate soiio ben lung'i dall' avere la medesinia importanza uelle loro relazioni coli' ambiente in generale e coli' ambiente biologico in particolare. E opportuno distinguere anzitutto la fauna che vive nel feltro epifitico della Posidonia e dipende soltanto in via indiretta dalla fog-lia, da quelle che si raccoglie sulle parti verdi o tutt' al piü chiazzate di alghe incostanti. AI feltro sono leg^ate, in modo intimo, sebbene non sempre esclusivo, tutte le specie citate di rizopodi, di cigliati, di rotiferi, di tricladi. di nematodi liberi, di ostracodi, copepodi, amfipodi, acari, insetti e la Bissoa variahüis fra i molluschi; sono iuvece caratte- ristiche della seconda categoria di animali alcune forme solitarie o coloniali del bentos sessile ; coralli semplici, idroidi, anellidi, policheti a guscio Spirale, briozoi ed alcuni rappresentanti del bentos vagante; crostacei isopodi e la grande maggiorauza dei molluschi. Noterö inoltre che la presenza di una fauna connessa al feltro epifitico e fenomeno temporaneo, subordinato al periodo di massimo sviluppo delle foglie e quindi ad una temperatura elevata dell' acqua marina (superiore a 20 centigradi nel periodo di completo sviluppo del feltro). Per contro la fauna caratteristica delle parti verdi, almeno per quanto concerne un certo numero di specie, e reperto costante. La pertinenza di certe specie piuttosto all' una che all' altra categoria e dubbia non solo per deflcienza di dati, ma anche perche nel caso nostro, come in ogni classificazione biologica, non e sempre possibile lo Stabilire netti confini. Senza preoccuparsi delle parziali incertezze vediamo piuttosto di esaminare un po piii da vicino il fondamento biologico sul quäle riposano le nostre considerazioni. Studieremo a parte la fauna del feltro epifitico e quella delle parti libera da feltro. I. Animali viventi nel feltro epifitico. Nutrizione e dimora sono due elemeuti biologici che dobbiamo prima d'ogni altro considerare se vogliamo, farci un' idea della di- 400 Räffaele Issel, pendenza di im animale o di im aggruppamento di animali da im substrato yegetale determinato. Rig-uardo alla niitrizioue osserverö che almeno ima grau parte delle specie piü freqiienti nel feltro epi- fitico trovano in questo feltro i mezzi di siissistenza. Le alglie filamentose accolgono iimimierevoli protisti a regime olofitico appartenenti ai gruppi delle diatomee e dei dinoflagellati e questi rappreseiitano, per quanto ho potiito osservare, la fönte prin- cipale di alimento per i piccoli animali teste ricordati. Ho veduto diatomee nel citoplasma del foraminiferi RJmoplasma sp. e Cormi- spira involvens e dell' infiisorio Chlamydodon cyclops, nonche nell' in- testino dell' anellide Folijophtlmlmus e di parecchi copepodi. Diatomee associate ad Exuviella ho riconosciuto nella dissezione di larve di policheti, di cinque esemplari dell' amfipodo Amphithoe rubricata e di tre del gasteropodo Rissoa variahüis. Per quanto si riferisce alla dimora, non v'ha dubbio che il feltro vegetale, coi suoi teniii meati, debba fornire ricovero adatto alle piccole specie ed a quelle specialmente, prova ne sia che pochissimi, fra gli abitatori delle alghe filamentose, raggiungano dimensioni millimetriche {Amphithoe rubricata, Bissoa variaUlis, qualche anellide e le larve di Chironomus). E logico inoltre il credere che il feltro costituisca una difesa contro il moto ondoso del mare. Osserviamo infatti un campo superficiale di Posidonia in estate, durante un periodo di agitazione anche moderata delle acqua; le cliiome della Zosteracea piegano e si pro- tendono alternatamente all' innanzi e all' indietro seguendo il moto ritmico delle onde ; ora sifatta oscillazione, assai piü ampie di quelle compiute dalle alghe brune, riescono probabilmente vantaggiose alla faima nel senso di agevolare il ricambio dell' acqua piü o meno in- quinata da detriti, organici, mentre potrebbero fungere da elemento perturbatore, staccando dal loro substrato e poscia disperdendo i pic- coli animali, laddove questi non trovassero negli epifiti un efficace riparo. Non posso tacere una differenza importante tra le alghe della zona litorale e le foglie di Posidonia; le ulve e le alghe brune attaccate agli scogli quando sopravviene la bassa marea, rimangono in parte all' asciutto e quindi esposte ad una temperatura molto elevata (che nello scorso luglio raggiunse i 320); mentre la tempera- tura che domina intorno agli apici fogliari galleggianti e quella superficiale dell' acqua (mantenutasi, con graduale aiimento, fra 22,5 e 25° durante lo scorso luglio). Sino a che punto tali condizioni di nutrimento e di habitat lee-ano la microfauna al suo substrato? Beiitos delle posidouic. 401 Voleiido rispondere a qiiesta domanda occorre esaminare: 1. Se gii abitatori del feltro siaiio gli stessi in tiitte ]e localitä esplorate, e se differiscano, nel lor(% ag'griippamento da quelli di altri ambienti della medesima zona mariiia. 2. Se la distribuzione orizzoiitale e verticale della faiina corri- sponda a quella del feltro. 3. Se la scomparsa periodica del feltro coiiicida colla scomparsa periodica della fauna. Kaccolte ripetute in vari punti e con intervallo di un anno mi danno facoltä di affermare che, salvo pochissime eccezioni, non sol- tanto le specie sono in ogni punto le stesse, ma compariscono ovunqne i medesimi gruppi predoniinanti, cioe in ordine di frequenza; foraminiferi , dinoflagellati, nematodi liberi e copepodi. Inoltre per indagini preliminari compinte al laboratorio marino di Qnarto dei Mille posso agginngere che anche in qnesta localitä della Riviera si trova nel feltro della Posidonia almeno la maggioranza delle specie predominanti a Portofino. Per confronto cogli abitatori degli altri ambienti ho fatto un esame sommario degli organismi che vivono nelle alghe brune attaccate agli scogli^), le cui fronde ri- cettano una vegetazione epifitica molto piü povera di quelle delle posidonie. Le mie osservazioni sono finora tutt' altro che esaurienti; diro tuttavia che sulle fronde si notano sempre Exuviella laevis in discreta quantitä, una specie di nematode libero uguale a quella delle posidonie, qualche Bissoa variabüis; per contro mancano o sono molto scarsi i foraminiferi; e vi si trovano in abbondanza specie appartenenti a grnppi non rappresentati nelle posidonie, quali sareb- bero i pantopodi, i caprellidi ed i decapodi brachiuri fra i crostacei; i nudibranchi fra i moUuschi gasteropodi. Esaminato il feltro abba- stanza compatto di cloroficee, lungo circa mezzo centimetro, che ricopriva le fronde di un altra alga bruna, indeterminata, raccolta nei dintorni di Paraggi, non si osservai altro vivente che una specie di flagellato {Exuviella sp.). Le pietre del fondo, coperte spesso da una tenue crosta arenosa e rieche di alghe, fra le quali predominauo le alghe rosse'-'), oifrono dal punto di vista zoologico, maggiore affinitä; tra i foraminiferi 1) Dictyopteris polypodioides (Desf.) Lamx., determinata dal Dott. A. FORTI (Verona.) 2) Prevalgono fra queste : Halopithys pinastroides (Gmel.) KüETZ., Corallina officinalisL., Peyssonelia squamaria (Gm.) Decn. (deterrainazione FoRTl). 402 Raffaele Issel, che le popolano lio riconosciuto infatti Cornuspira involvens, BiscorUna bertheloti, Triloculina sp., PolystomeUa striatopundata ; tra i metazoi i giovani PolyopJithaJmus, le larve di Chironomus, e qualche AmpMthoe ruhrkata; i foraminiferi sembrano tuttavia assai piü scarsi, nientre vi abbondano altri g-ammariiii, isopodi e gasteropodi che non si tvovauo nel feltro delle posidonie. Per conoscere corae sia distribuita la faiina in relazione al feltro, ho esaminato anzitutto se gli animali che vivono tra i filamenti della vegetazione epifitica, non invadano anche le parti verdi della foglia. In alcuni casi l'esame del leggero Strato mucoso che into- naca la superficie delle foglie mi ha fatto scoprire qiialche esemplare di Exuviella laevis, qualche neraatode libero e pochi infusoi'i, sempre in quantita minima rispetto alla fauna del feltro , in altri casi non ho potnto rintracciare sulle parti verdi alcun organismo animale. Per qiianto si riferisce alla distribuzione verticale, e facile persuadersi che la ricchezza della microfauna e fenomeno tanto super- ficiale quanto la ricchezza del feltro epifitico; basta discendere anche di nn sol metro al di sotto della superficie perche gli animali diven- tino assai meno frequenti. Una espressione numerica, sebbene alquanto grossolana, di questo rapido decremento della fauna oltre la zona superficale si potrebbe offenere con metodi simili a quelli praticati per lo studio del plancton. Un primo metodo che ho tentato consiste nel conservare in alcool forte entro tubi separati il sedimento che si forma scuotendo energicamente estremitä di foglie, lunghe 10 cm e raccolte rispettivamente alla superficie, 2 m, 2,5 m e 5 m circa di profonditä, contando poi gli animali rimasti nel sedimento. Maggiori garanzie di relativa esattezza sembra dare un altro metodo : raschiare con cura, all' atto della raccolta, tratti di 10 cm all' apice della foglia , prelevando i campioni dalle stesse profonditä or ora citate; poi procedere al conteggio degli animali dopo aver prima separate cogli aghi i filamenti delle alghe. In questo tentativo di ricerca bentonica quantitativa ho lasciato da parte i protisti e considerato i soli metazoi. I numeri ottenuti in quattro saggi figurano qui appresso: profonditä in metri numero dei metazoi osservati ( 0 23 1. 2,50 8 ( 5 — 0 Bentos delle posidouie. 4Q3 profoiiditä in metri numero dei metazoi osservati 30 6 1 20 6 1 32 2 6 Facilmente si spieg-a perche la cifra di 6, trovata neli' ultimo saggio per la qiiota di 5 m, sia piü elevata di quella che si rife- risce, in qiiel sag-gio, alla profonditä di ni 2,50; sulla foglia di 5 m y'erauo parecclii ciutfetti di alglie brune mancanti nelle altre foglie divelte al medesimo livello e adoperate nei saggi precedenti. Dal pimto di vista qualitativo, noterö che i pochi individui viventi sulle incrostazioni di coralline a 5—6 m appartengono alle medesime specie che popolano il felti-o superficiale, cosi in otto raccolte. eseguite in punti diversi, ho riconosciiito Discorbina hertheloti e Cornuspira involvens tra i foraminiferi ; Exuviella laevis tra i llagellati, gli stessi nauplii di copepodi, gli stessi ostracodi ed alacari, gli stessi stadi giovanili di nematodi liberi e policheti giä citati neir elenco generale. In raccolte eseguite a quattro metri di profon- ditä, ho ritrovatO; oltre ai precedenti anche i foraminiferi TrilocuUna cf. laevigata e Glohigerina bulloüles, stadi giovanili dell' anellide Foly- ophthahmis ed il rotifero Notommata naias. üna visita alle praterie di Posidonia in novembre, mi ha permesso di risolvere facilmente l'ultima quesione proposta. Col metodo, giä accennato, della raschia- tura delle foglie ho raccolto 14 saggi dalle plante piii superficiali, che tuttavia non raggiungono in questa stagi>one il livello della bassa marea ; Otto saggi a m. 2,50 circa e sei a 5 m. I saggi superficiali provengono da vecchie foglie, prossime a cadere e in parti giä rotte, che presentano ancora avanzi di feltro epifitico. Sopra 14, dieci erano privi di animali, uno conteneva una larva di nematode, un secondo e un terzü tre larve di nematodi, un quarto, oltre a 6 larve di nematodi, anche tre copepodi adulti. Di 8 saggi a metri 2,50 sette eran privi di vita animale, uno conteneva una larva di nematode; nulla ho veduto nei saggi provenienti da 5 m. Le foglie verdi novelle, giä invase dalle coralline, non davano ricetto ad alcuna delle specie 404 Eaffaele Issel, che sogiiüiio frequeiitare il feltro. Dal complesso di qiiesti dati intorno alla distribuzioiie della fauiia in parola nel tempo e nello spazio possiamo giä acquistare un coiicetto approssimativo sul grado di coiiessione che si verifica tra faiina e substrato vegetale: entro ai confini della foglia la microfauna propria del feltro e liniitata al feltro stesso in modo assai stretto, se non del tutto esclusivo, pochissimi essendo g-Findividin che si rinvengono siille parti verdi. Lungo la verticale, la maggioranza delle specie predominanti che popolano il feltro superficiale, scende anche ad occupare le foglie incrostate di coralline a 5 — 6 m; ma il loro numero si riduce grada- tamente sino a diventare, ai limiti inferior! della zona esplorata, una piccola frazione del quantitative superficiale. Inoltre la caduta autunnale delle foglie vecchie concomitante alla distruzione del feltro, porta con se anche l'abbandono della foglia da parte degii organismi che nel feltro stesso hanuo abituale dimora. Le acque calmissime e semiputride del porto non sembrano avere altro effetto sulla fauna del feltro che quello di accrescere la proporzione degii infusori cigliati. II. A n i m a 1 i v i v e n t i s u 1 1 e parti verdi. Gli animali appartenti al bentos vagante e sessile che si raccolgono sulle parti verdi della Posidonia non vengono qui con- siderati nella loro dietologia. perche troppo scarsi sono ancora i dati che in proposito ho raccolto. Per quanto concerne il valore del substrato, la foglia verde di posidonia, presenta larghi tratti di superficie liscia, sgombra da corpi estranei, e negli strati superiori della zona sommersa risente ancora, sebbene coli' intensitä e frequenza ridotte, l'azione delle onde; si presenta quindi adatta allo sviluppo di forme animali che stanno attaccate alla foglia con estesa superficie, o che vi si uniscono saldamente, allargandosi a lamina. Si trovano nel primo caso i coralli semplici ; i policheti a guscio spirale; gli idroidi a lungo idroriza; nel secondo le colonie di briozoi incrostanti. Queste forme sessili sono ospiti delle posidonie in tutte le stagioni e in tutti i pnnti esplorati, a Portofino, come a Quarto. Aggiungerö che le piccole specie solitarie come i coralli semplici e i policheti spirali abbondano anche tra le alghe, mentre quelle che formano estese colonie, come l'idroide predominante Sertularia mediter- ranea ed il briozoo predominante 3fembranipora pilosa risultano, almeno Bentos delle posidonie. 405 nella zona batimetrica esplorata. esclusivi a questo substrato. Molto probabilmente la Posidonia favorisce il fenomeno, assai comune nelle cale tranquille dell' adattaraento di alcune specie a profonditä minore di quella che sogiiono prediligere (Pruvot), taut' e vero che Lo BiAXCo (8) per la Microimrella malusii e Peuvot per la Mem- hvanipora indicano profonditä superiori a 25 m. La Sertnlaria mediten-anea, quantunque estremamente comune sulle fog'lie di Posidonia, non e mai stata osservata nel Tirreno e solo dal 1890 e nota per l'Adriatico mentre im altro idroide, secondo Lo Bianco si attacca alla Posidonia nel golfo di Napoli {AtracUßis arenosa Aldeu). Mediante una Serie di osservazioni, eseguite in diversi periodi, mi sono convinto che la distribuzione delle specie coloniali (idroidi e briozoi) sulle due pagine fogliari viene determinata da due fattori fisici, l'uno all' altro conca- tenati: la traversia dominante e la intensitä luminosa. II fatto piü suggestivo in proposito e quello che ho avuto agio di notare a metä di febbraio nella cala dell' Oliva, quando appena volgeva al suo termine un periodo insolitamente lungo di piogge dirotte e di mare agitato. L'inclinazione delle posidonie verso la riva era allora fortissima, tantoche le plante apparivano in certi punti, quasi completamente coricate sul fondo. Orbene, ad una certa distanza dal rizonia le colonie di SeHularia mediterranea, Flumularia ohliqua e Campamdaria rarklentata a pochi decimetri profonditä, occupavano esclusivamente la pagina inferiore, concava, delle foglie. Un poco meno esclusiva sembrava la Membranipora pilosa poiche oltre alle rieche colonie che ornavano le pagine inferiore, si mostravano qua e lä nastrini di pochi mm di lunghezza anche sulle pagine superiori. Presse al rizoma invece, laddove la foglia sorgeva diritta o con moderata in- clinazione, accadeva spesso di vedere le colonie di Memhranipora pilosa di Mkroporella malusii (quesf ultima sembra prediligere la porzione prossimale della foglia) e degli idroidi dianzi citati distri- buite indifferentemente sulle due pagine. Ho ripreso ad osservare queste relazioni in luglio ed in agosto, nelle medesime localitä e dope lunghe settiraane di calma atmosferica. Tutte le plante presse la riva biancheggiavano pei reticolati della Memhranipora^ abbondan- temente sviluppati sulle due pagine, nella parte prossimale di cia- scuna foglia. Un attento esame dimostra tuttavia come si arre- stassero ad una distanza dall' apice assai piü grande nella pagina superiore che non nella inferiore. Le misure relative a 20 foglie sono qui appi'esso riunite: 406 Eaffaele Issel, Distanza dall' apice alla quäle cessano le Liinghezza della ^^^^^^^^^ ^^ ^„^^ loglia m cm. Pagina superiore Pagiiia inferiore 1. 83 8,5 6 2. 96 26 13 3. 85 33 17 4. 101 49 27 5. 81 11 3 6. 80 17 7,5 7. 86 23,5 10 8. 89 27 13,5 9. 91 40 23 10. 97 34,5 15 11. 106 37 27 12. 91,5 38 19 13. 100,5 31 15 14. 96 28,5 13 15. 101 34 24 16. 110 42 9 17. 109 17 8 18. 121 54 37 19. 87 47 34 20. 91 19 8 Questa tabella mostra come le colonie di Memhranipora cessino di svilupparsi, sulla pagina superiore delle fogiie, ad una distauza dair apice che nella maggior parte dei casi e pressoche doppia di quella a cui sogliono estendersi lungo la pagina inferiore. Vi sareb- bero buoni motivi per supporre che l'arresto della colonia fosse imputabile al feltro epifitico, il quäle, com' e noto, si trova specialmente od unicamente sulla pagina superiore. Ma esaminando i briozoi attaccati ad alcune fogiie di Posidonia completamente iramuni da vegetazione epilitica, le proporzioni di sviluppo non risultano diverse da quelle accennate e credo di non errare attribuendole al- l'azione della luce. Sülle posidonie a fior d'acqua, ove i raggi solari non sono mitigati che da un tenue strato liquido, lo sviluppo relative delle colonie sulle due pagine dipende adunque dalla inclinazione della lamina, e tende tanto piü a limitarsi alla pagina inferiore quanto piii la foglia, per effetto della traversia dominante, tende Beutos delle posidonie. 407 a disporsi secondo un piano poco inclinato per rispetto alla superficie illuminata. Per quanto si riferisce alla bionomia del bentos vagante, i mollusclii mi lianno sinora fornito un materiale di osservazione di valore ben diverso da quello offerto dai crostacei. Infatti non ho avuto ancora modo di stabilire quäle natura e quäl grado di con- nessione esista tra la pianta e i vari gasteropodi citati. Ne deva riuscir facile il decidere questo punto, perche date le condizioni nelle quali si sviluppauo lo posidonie luugo la costa di Portoflno entrano a far parte della fauna studiata non soltanto elementi abituali dei fondi a Posidonia, ma anclie abitatori dei fondi algosi e delle scogliere litorali. Certo e che alcuna specie ad esempio la Columbella rustica non sono che visitatrici occasionali delle Posidonie, poiche si raccolgono assai piii frequenti fra le alghe della scogliera che non nelle pra- terie di Zosteracee, altre invece sembrano prediligere i lunghi nastri delle Posidonie, come Zisyphimis exiguus. Mentra la Rissoa variahilis ha il sopravvento in pleno rigoglio del feltro epifitico, il Zimjpliinus acquista predominio numerico in autunno, dopo la caduta delle vecchie foglie, e la sua conchiglia si ricopre allora di una crosta di coralline uguale a quella che si sviluppa sulle foglie novelle. Molto probabilmente si trovano diversi gradi di passaggio tra specie purameute occasionali, specie che dalla scogliera o dalle pietre del fondo arenoso ove abitano, si innalzano spesso liingo le foglie, specie che manifestano una dipendenza piii stretta dall' ambiente in parola. Fra queste dovrebbe annoverarsi il Bittium scabrum, non solo per la sua frequenza, di giorno e di notte ma anche perche secondo Lo BiANco (8), suole deporre i suoi nidamenti sulle foglie della Cymodocea e delle Posidonia. Adattamenti particölari. Nella classe dei crostacei le relazioni fra organismo ed ambiente si manifestano a prima vista piü intime e piü complesse. Tre esempi voglio brevemente illustrare in questo capitolo, il primo si riferisce alla protezione meccanica del corpo gii altri due riguardano fatti di omocromia e di atteggiaraenti protettivi e di questi uno non mi risulta tinora segnalato dagli autori, mentre un parziale accenno al secondo si legge in Lo Bianco (8). Zenohiana prismatica (Rissoj. Gli autori che hanno scritto a lungo intorno alla biologia dei crostacei come il Geestaecker (21) 408 Eafpäele Issel, ed in epoca recentissima, il Calman (11), non menzionano neppure gii isopodi del genere ZenoUana. I lavori d'indole sistematica nel quäle e citata la Z. prismaUca tacciono intorno alle abitudini di qnesta specie, se facciamo astrazione da iina breve notizia del Dollfus (32): „cette espece habite des morceaux d'algues ou des brindilles de bois dont eile se fait un foiirreau". Durante uiia pesca notturna ese- guita alla fine di liiglio 1911 nella cala dell'Oliva ho trovati alciini esemplari di questo Idoteide siilla Posidonia, a 0 — 2 m. profonditä Ogni individiio si trascinava dietro una caiiiuiccia bnma che ad im sommario esame istologico si rilevu appartenente al fusto di una pianta dicotiledone, priva, in gran parte, del suo niidollo ed aperta ai due estremi. Altre pesohe fatte d'inverno, traendo il gangano sui fondi a Posidonia, mi han procurato numerosissimi esemplari, tutti forniti del loro astuccio. Camminando, l'aniniale emerge dalla cannuccia col capo e coi primi tre segmenti toracici forniti di Innghe zanipe quando e ferma, per la piü lieve causa perturbatrice si rannicchia nella sua dimora, come fanno i paguri (Tav. 12 Fig. 22). Degno di nota prima di tutto, il fenomeno di convergenza fra un isopodo mediterraneo ed i paguridi simmetrici della fauna tropi- cale appartenenti alla fam. PijlocJielidae : questi decapodi sogliono riparare in una canna di bambü, in pezzi di legno cavi (come ad es. il. gen. XüoiKigurus) od altri consimili nascondigli. La cosa merita poi d'essere considerata in relazione coi fattori locali. Nelle cale tranquille di Portofino si accumulano in copia gli avanzi vegetali che il vento ha tolto alla macchia e alla pineta e che le folte chiome delle posidonie snperflciali giovan forse a trattenere. Soltanto in queste condizioni si potrebbero sviluppare a tenue profonditä, colonie tanto rieche di ZenoUana prismaUca, nella quäle l'istinto di occultarsi ha preso form.a cosi speciale e precisa. La ZenoUana prismaUca si arrampica sulle foglie dopo il tra- monto, infatti si raccoglie, di notte, in discreta quantitä an che laddove Ig strumento, trattenuto dalle foglie troppo lunghe e troppo folte non giunge a raschiare il fondo. Idothea hecUca Pall. Scrive il Lo Bianco (6) nelle sue note biologiche intorno agli animali del golfo di Napoli che questo iso- podo delle posidonie „ha relazioni mimetiche colla pianta". Le pesche a 2 — 5 m di fondo, mi han fornito la opportunitä di osser- vare esemplari viventi, lunghi 45 m. Staccati dalla pianta e collocati, insieme alla stessa in un acquario, non tardano ad Bentos delle posidonie. 409 aggrapparsi di bei nuovo ad una foglia, tenendone stretti i raargini fra i due articoli terminali delle zampe formanti imcino. II corpo piatto, lamellare, a margini parallel!, di larghezza esattamente iiguale a quella della foglia (9 mm nel mio caso), la tinta verde uniforme rotta appeiia da qiialche maccliia bianchiccia lungo la carena medio-dorsale ed una tenue strisciolina rosso-bruna che segna il margine esterno, la immobilitä mantenuta anclie per parecchie ore, rendono VIdoihea hectica ben difficilmente visibile, anclie a brevissima distanza (Tav. 12 Fig. 23). Portata dall' ombra la luce intensa diventa alquanto piü seura, perche sul fondo colorato in verde da sostanza pigmentale diffusa si van dilatando piccoli e numerosi cromatofori bruni, sparsi uniformemente per tutta la superflcie del corpo. ün altro fatto interessante ho potuto osservare negli atteggia- menti della Idothea: finche il crostaceo se ne stava rimpiattato al fondo del i'ecipiente, teneva le antenne del secondo paio largamente divaricate; appena ripresa la sua posizione favorita sulla foglia le faceva convergere sino a condurle in direzione pressocche parallela. Senza dubbio tale atteggiamento raggiunge l'effetto di nascondere all'osservatore (almeno all'osservatore uomo) l'unica parte del cro- staceo che, uscendo dai confini del substrato, potrebbe facilmente colpire la vista. Se poi l'abduzione delle antenne abbia veramente il significato di un atteggiamento protettivo, non potrei affermare senza basarmi su qualche dato sperimentale, il che mi propongo di fare, alla prima occasione propizia. Gli individui di Stenosoma acuminatum Kisso i quali si raccol- gono sulle Posidonia insieme colla specie precedente, preseutano il medesimo colore verde teuere e la medesima immobilitä prohingata. Lepadogaster himaculatus Flem. Mentre VIdotJiea hectica ci otfre un caso di adattamento alle foglie verdi di Posidonia, l'esempio che sto per citare si riferisce invece a quelle foglie della zona sommersa che piü o meno abbondantemente s'incrostano di coralline. Si potrebbe obbiettare che usciamo qui dai limiti assegnati alle mie indagini, poiche la specie in parola appartiene al necton, e ovvio perü che i pesci della fam. Gobiesocidae, grazie alla particolaritä che lianno di attaccarsi al substrato mediante un disco adesivo ventrale, rientrano anclie nelle altre categorie bionomiclie della regione con- templata. Jl giovane esemplare di Lepadogaster hhnacnlatus che ho raccolto aderente ad una foglia di Posidonia. ha i fianchi di un bei verde, tranne una strisciolina rossobruna dinnanzi e dietro l'occhio, il dorso 410 Raffaele Issel, grigiastro con punteggiature briino rosee ed azzurrognole. Y'ha dunque omocromia col substrato vegetale poiclie le foglie che servono di rifugio al pesciolino sono appimto chiazzate di coralline biancastre, ed assumono in alciini punti sfiimature rosee od azzurrognole (Tav. 12 Fig. 24 e 25). Notero come nelle pesclie eseguite al gangano sui fondi arenosi, gli esemplari bianclü o giallognoli a strisce verdi si raccolgono, in- dipendentemente dall' etä, accanto a quelli ornati dalle caratteri- sticlie maccliie violacee, ed a tinta di fondo roseo-bruniccia, che non diniostrano l'accennata omocromia. E siccome il fatto non trova menzione in quegli autori ai quali tuttavia alcuni Lepadogaster sono conosciuti come abitatori dei fondi a Posidonia, mi e sembrato opportuno segnalarlo con breve cenno. Non ignoro le critiche (a mio parere esagerate) mosse negli Ultimi anni, alle idee dominanti sul mimetismo; da una parte si con- futa la teoria classica di Darwin e Wallace, dall'altra si giunge ad escludere, in molti casi, il valore protettivo dei fenomeni mime- tici. A questo concetto e inform ata l'opera dell' Entz sen. (7), la quäle raccoglie e coordina tutti gli argomenti addotti in favore della spiegazione antiselettiva ed antiutilitaria dei mimetismo. Ne mi sono ignote le nuove vie additate all' indagine sperimentale dei feno- meni dalle belle ricerche dei Minkiewicz (9) intorno agli istiuti sincromatici della Maia. Quahmque sia il risultato degli esperimenti futuri ehe dovranno chiarire molti punti controversi, crede tuttavia che i fatti mimetici si possano in molti casi considerare come indizio di adattamento (passivo od attivo) della specie all'ambiente e tener quindi in gran conto negli studi bionomici. 6. Relazioue (Teile specie viveiiti siilla Posidouia con altri ambienti. Mi rimane ancora da esporre qualche osservazione diretta ad indagare di quali altri ambienti siano tributari gli animali studiati nel senso di completare altrove l'esistenza che ha principio o termine sulla Posidonia. Gli apici fogliari a flor d'acqua della Posidonia divengono spesso delle vere culture di foraminiferi fra i quali predo- minano le forme giovanili. A questo proposito segnalero due con- dizioni importanti dal punto di vista bionomico, e che si presentano senza dubbio in misura assai piü larga di quella per cui le ho potute verificare. Bentos delle posidouie. 411 Vi sono specie, di cui soltanto poclii esemplari rientrano appeiia iielle minime dimensioni indicate dagli autori e che pure soii capaci di compiere suUe Zosteracee a fior d'acqua almeno una fase del doppio ciclo riproduttivo : cosi la Discorhina heriheJoH d'Orb. che abbonda in ogui stadio, senza tiittavia superare i 320 ^ di diametro e che due volte ha emesso, sotto ai miei occhi i suoi corpi ripro- duttivi, sotto forma di piccole amebospore, mimite di una espansione ialina ad una estremitä e di un aramasso di pigmento rosso-aranciato all' altra. Non ho veduto spore ne gameti nella Cornuspira involvens Reuss, ma occorre notare che in individui compariscono sotto al micro- scopio neg-li stadi di s'viluppo piü variati, cominciando dai piccoli che non hanuo piü di un giro e mezzo di spira e 60 /^ di diametro e giungendo a stadi (assai rari) con 5 giri V2 de spira e 310 fJi di diametro, dimensioni minime assegnate dal Brady (38) agli esem- plari del „Challenger". Riterrei che si abbia in questa faunula estiva una conferma a quanto dice il Rhumbler (41), secondo il quäle i foraminiferi calcarei, accelerandosi colla temperatura il ritmo deir attivitä riproduttiva, raggiungono nelle acque calde dimensioni minori di quelle che nelle temperate e nelle fredde sono loro abi- tuali. Vi sono poi specie di cui si trovano soltanto giovanissimi individui nel feltro delle posidonie superficiali. Di grande Interesse, mi sembra, a questo proposito, il reperto di piccole Globigerine {GloUgerina hidloides d'Orb.) viventi, sia dal punto di vista bionomico sia per l'importanza che a questo organismo cosmopolita si attri- buisce nella vita attuale dei mari e nella formazione dei depositi geologici d'alto fondo. Per quante ricerche abbia fatte, mai mi sono imbattuto in esemplari che superassero i 49 /f di lunghezza, e che non fossero vivacemente pigmentati con tinta degradante dal ver- miglio al ranciato come ogni individuo che si sviluppa in ambiente ben illuminato. Ora la GloUgerina huUoides e nota come tipico elemento del plancton di tutti i mari (6, 10) e, per quanto concerne il Mediter- raneo, va ascritta al numero di quegli organismi chiamati dal Lo BiANCo (6) „panteplanctonici" perche vive indifferentemente alle piii diverse profonditä; le pesche del „Puritan" la segnalarono infatti in tutta la massa d'acqua compresa tra la quota corrispondente a 50 m e quella equivalente a 1200 m di cavo. Mi sembra adunque degno di essere posto in luce il fatto che un foraminifero carat- teristico del dominio pelagico possa aver come sede, nei primissimi Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 28 412 Räffaele Issel, stadi della sua esisteiiza, le foglie superficiali di Posidonia. E dico superficiali perche poche volte ho veduto un individuo sulle foglie raccolte a 3,5 — 4 m di fondo, e non ne ho incontrato alcuno in quelle clie pvovenivano da 5—6 m, mentre si trova abbastanze comune a fior d'acqua (alraeno un' individuo per og-ni preparazione). Sappiamo che una piccola specie dei mari artici, la Glohigerina pachyderma (Ehebg.), e bentonica in tutti gli stadi della sua esistenza (RuMBLEE, 41), ma non si conosce ancora se i gusci delle globigerine pelagiche e di altri foraminiferi pelag-ici provengano tutti da individui vaganti nel plancton, oppure anche da individui capaci di vivere sul fondo. La mia osservazione risolve in parte il problema, senza tuttavia decidere nulla intorno al destino ulteriore delle giovani globigerine segnalate.^) Certo e che la raaggior parte dei vermi e degli artropodi che popolano il feltro vi trascorrono anche tutte le fasi della vita, poiche larve e piccoli d'ogni dimensione si rivengono accanto ad individui in piena attivitä sessuale. Femmine piene di uova e larve ho veduto per almeno due delle specie di nematodi liberi raccolte, ne sono rari i Sillidi gestanti e giovanili. Nella stessa preparazione si vedono femmine di copepodi liberi munite dei caratteristici sacchi ovigeri ed i loro Nauplius; le femmine di Amphithoe ruhricaia con embrioni a termine e piccoli in tutti gli stadi; a questo proposito debbo perö notare che le Ämphithoe delle posidonie, anche se atte alla riproduzione , non oltrepassano ^2^ c^^ di lunghezza, il che darebbe a credere che gli individui a pleno sviluppo (10—12 mm, secondo A. Della Valle, 40) soglia riprodursi ad un livello in- feriore. Par contro lo sviluppo dei Polyophthahnus non sembra aver termine sulla Posidonia, ove le dimensioni degli individui non oltre- passano mm 3, mentre individui della stessa specie, trovati in autunno sul fondo,« dopo la caduta delle foglie, pur essendo ancora immaturi, raggiungono un grado di sviluppo piii avanzato. E deve ritenersi, anche per quanto si e accennato nel capitolo precedente intorno alla somiglianza tra le due faunule, che gli abitatori delle alghe, sulle pietre de! fondo arenoso, forniscano il piii importante contiugente animale al feltro epifitico delle foglie. Finalmente la larva di Chironomus che compie il suo ciclo come 1) Delle globigerine bentoniche ho giä parlato in una nota (43). Bentos delle posidonie. 4^3 aniraale volatore, ci öftre uno dei lari esempi d'insetto a larva marin a. Come si comportano quelle altre specie la cui presenza noii e determinata dal rivestimento epilitico? Ancora scarsi sono i dati che ho raccolti in proposito; mi place tuttavia far notare sin d'ora come si abbia una differenza biolog-ica fra gli ospiti del feltro e quello delle parti verdi. Nei primi la durata limitata del soggiorno siilla foglia e compensata per lo piii da sviluppo rapido e che puö compiersi per intero sul medesimo substrato. Nei secondi la foglia e abitata di continuo ma per compenso lo sviluppo individiiale e per 0 piii interrotto da larva planctonica o alraeno liberamente uataute. Per qiianto ci hanno giä insegnato gli embriologi, nuotano libera- mente le larve degli idroidi, e sebbene per un tempo brevissimo, anche quelle del briozoo Microporella malusii (Pergens, 39) mentre le larve di Memhraniponi, o CypJwnantes sono tipici costituenti del plancton ; pelagiche sono altresi le larve dei piccoli gasteropodi che frequentano le praterie sottomarine. Per mio conto ho potuto veriflcare come sia tributario del plancton anche il variopinto Cata- paguroides timidus. Zoea di Caiapaguroides, la cui determinazione non mi lascia alcun dubbio dopo il confronto con larve schiuse dair uovo (42), si pescano duraute le notti estive (luglio e agosto) del plancton superficiale di Portofino, piü abbondanti nelle acque trauquille delle cale che non al largo. Rientrano pure in questo campo i fatti, comuni in biologia marina, delle raigrazioni notturne. Le foglie di Posidonia a 0 — 1 m servono di scala per raggiungere la superficie a specie che frequen- tano, nelle ore diurne, livelli inferiori; ho raccolto soltanto di notte all' accennato livello i gasteropodi Lachesis folineae, Alvania cimex, Nassa cornicidum, Marginella minuta. Individi grandi (4 mm di cefalotorace) e carichi di uova del Caiapaguroides timidus si trovano a fior d'acqua di notte, mentre di giorno prevalgono esemplari minu- scoli, alcuni dei quali hanno il cefalotorace che oltrepassa di poco un mm e il pigmento azzurro che appena comincia a comparire neir addome, accanto ai cromatofori rossi larvali. AI Caiapaguroides compete la parte piü importante nell' usufruttare le conchiglie vuote e nei consumare i detriti che provengono dalle posidonie. 7. Riassunto. 1. AI primo quesito preso di mira in questo lavoro: di quäle natura sono le relazioni durevoli o teniporanee che si stabiliscono 28* 414 Raffaele Issel, tra foglia di posidonia e fauna, subordinatamente ai vari fattori da ciii dipende lo sviluppo della pianta? non si puö adeguamente rispoiidere prima d'aver scissa in diie la questione. Altra infatti e la condizione biologica degli animali viventi abitualmente nel feltro organico degli apici fogliari, alti-a e quella delle specie che sogliouo svolgere l'atti- vitä loro SU porzioni della foglia sgombre da alghe filamentose , o tutt' al piü incrostate di coralline. d) Vanno ascritti alla prima categoria animali microscopici o millimetrici: protozoi (sopratiitto dinoflagellati), vermi (sopratutto nema- todi liberi), piccoli crostacei (sopra tiitto copepodi bentonici), acari, gasteropodi ecc. i quali hanno relazioni indirette e temporanee colla Posidonia e provengono, almeno in parte, dalle alghe vege- tanti sulle pietre sparse per il fondo arenoso. Indirette perche trovano nello Strato di alghe filamentose protezione di ordine meccanico nonche nutrimento costituito in grande prevalenza da protisti olofitici (diatomee e dinoflagellati) che nel feltro hanno dimora. Temporanee perche il feltro e la sua fauna scompariscono colla caduta autunnale delle vecchie foglie, per non ricomparire che a primavera sulle foglie novelle. Dipendono dunque da qnei fattori fisici ai quali e subordinato lo sviluppo del feltro, cioe una temperatura elevata dell' acqua am- biente (20°— 26% una luce intensa, ed in via molto indiretta sono in- fluenzati anche dalla traversia dominante. La connessione degli animali colla pianta non e tuttavia cosi intima da impedire alla fauna il diffondersi anche a profonditä maggiore di quella ove il feltro d'alghe filamentose viene a cessare e non rimangono piü che incro- stazioni di coralline; notando tuttavia come il quantitativo degli ani- mali a 5 — 6 m di fondo si riduca ad una piccola frazione di quello superficiale. Per nulla caratteristici come specie, gli animali del feltro formano tuttavia un complesso abbastanza ben individuato, costante nei vari punti esplorati ; la relativa ricchezza di feltro e di microfauna osservate a Portofino vien determinata da special! con- dizioni di tranquillitä, che rendono possibile, nella stagione calda, la giornaliera emergenza degli apici fogliari a bassa marea ed il loro consegueute galleggiamento alla superficie delF acqua. h) Alla seconda categoria si debbono ascrivere parecchi organismi bentonici sessili e vaganti (sopratutto idroidi e briozoi, crostacei isopodi, molluschi gasteropodi, ecc.) i quali, quando non sono visitatori occasionali provenienti dai foudi arenosi, hanno rela- zioni dirette continuate colla foglia di Posidonia. Dirette, inquan- ßeutos delle posidonie. 415 toche alcune specie si valgono della fog-lia come substrato e la usufruttano in maniera diversa a seconda della inteiisita luminosa, dipendente, a sua volta, dalla inclinazioiie piii o meno accentuata delle foglie per etfetto della traversia dominante. Continiiate, perche si rinvengono in ogni stagione tanto sulle vecchie foglie, quanto sulle foglie novelle. L'intima connessione tra animali e plante non soltanto si mani- festa pel fatto che alcune specie dimostrano una preferenza piii o meno esclusiva per la foglia di Posidonia (es. SertuJaria mediterranea) ma si rivela oltre a cio da particolari adattamenti: l'omocromia della Idothea Jiectica colla foglia sgombra da epifiti e resa piii efficace dalle atteggiamento della antenne, mentre particolari varietä cromatiche di Lepadogaster Umaculatns imitano le posidonie incrostate di coralline Per quanto concerne l'adattamento paguroide deWa. Zenobiana 2»'ismatica, che normalmente abita e cammina seminacosta entro a cannucce, esso non püo manifestarsi su vasta scala se non in particolari condizioni d'ambiente (facile accumulo di detriti vegetali in acque tranquille e lungo rive boscose). 2. II secondo quesito era concepito cosi: quali relazioni contrag- gono con altri ambienti gli animali che vivono sulle foglie di posi- donia? I pochi materiali raccolti in proposito mi permettono di far notare come fra gli organismi del feltro che hanno sede temporanea sulla foglia prevalga lo sviluppo senza mutamento di substrato, mentre fra gli organismi delle parti verdi, ospiti costanti delle posidonie, prevalgono quelli a larva planctonica o almeno liberamente natante. Osservazioni di grande Interesse e quella che ho potuto fare a proposito della GloUgerina buUoides; il feltro epifitico delle foglie a fior d'acqua, accoglie giovanissimi individui di questo fora- minifero cosmopolita, il quäle veniva sinora citato quäle tipico costituente del plancton, Le conclusioni tratte dalle mie ricerche non dovevano, per ora, uscire da uu ambito assai limitato. Cio non toglie, a mio parere, che si prestino ad ulteriore sviluppo, ove si allarghi il campo delle indagini e si eseguiscano le opportune riprove sperimentali. Intanto se altro merito non si volesse attribuire a questo saggio, mi basterebbe l'aver conseguito due scopi : richiamare Fattenzione sopra qualche fatto e qualche relazione non ancora segnalati dagli Zoologi e presentare ai lettori un tentativo, sebbene modesto, di uno studio metodico della nostra fauna neritica, ispirato a larghi criteri biologici. 1 marzo 1912. 416 Eaffaele Issel, Bibliografla. A. Opere generali di biologia biogeografia e faunistica. 1. 1882. Maeion, L., Esquisse d'une topographie zoologique du Golfe de Marseille, in: Ann. Mus. Marseille, Vol. 1, p. 1 — 108. 2. 1884. 1893. CaeüS, J. V., Prodromus faunae mediterraneae, Stuttgart. 3. 1895. Peuvot, G., Distribution generale des Invertebres dans la region de Banyuls, in: Arch. Zool. exper. (3), Vol. 3, p. 629 — 658, tab. 30. 4. 1896. Oetmann, A. E., Grundzüge der marinen Tbiergeographie, Jena. 5. 1898. Peuvot, G., Essai sur les fonds et la faune de la Manche occidentale (cotes de Bretagne) compares ä ceux du golfe du Lion, avec catalogue des Invertebres bentbiques du golfe du Lion et de la Manche occidentale, in : Arch. Zool. exper. (3). Vol. 5, p. 511—617, tab. 21—26. 6. 1903. Lo ßlANCO, S., Le pesche abissali eseguite da F. A. KeüPP col Yacht „Puritan" nelle adiacenze di Capri ed in altre localitä del Mediterraneo, in : Mitth. zool. Stat. Neapel, Vol. 16, p. 109 — 279, tab. 7—9. 7. 1909. Entz, G. sen.. Die Farben der Tiere und die Mimicry, in: Math. nat. Ber. Ungarn, Vol. 24, p. 71—201, Vol. 25, p. 1—94. 8. 1909. Lo BiANCO, S , Notizie biologiche riguardanti specialmente il periodo di maturitä sessuale degli animali del golfo di Napoli, in: Mitth. zool. Stat. Neapel, Vol. 19, p. 513—761. 9. 1909. MiNKlEWiCZ, R., Versuch einer Analyse des Instincts, in: Zool. Jahrb., Vol. 28, Syst., p. 155—238. 10. 1910. Steuee, A., Planktonkunde, Leipzig und Berlin. 11. 1911. Calman, W. T., The life of Crustacea, London. Bentos delle posidonie. 417 12. 1911. COEI, C. , Der Naturfreund am Strande der Adria und des Mittelmeergebietes, Leipzig. B. Opere consultate per la determinazione del materiale. 13. 1826. Payratjdeau , B. C. , Catalogue des Annelides et des Mollusques de l'ile de Corse, Paris. 14. 1826. ElSSO, G., Histoire naturelle des principales productions de l'Europe meridionale, Vol. 5, Paris. 15. 1828. Roux, P., Crustaces de la Mediterranee et de son littoral, Paris. 16. 1836 — 1846. 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St. Petersbourg (8), Vol. 4, p. 1—395, tab. 1—6. 35. 1896. Schutt, F., Peridiniales, in: Engler und Peantl, Nat. Pflanzenfamilien, Theil 1, Abt. Ib, Leipzig. 36. 1900. Senn, G-., Plagellata, ibid., Theil 1, Abt. la, Leipzig. 37. 1909. DOFLEIN, F., Lehrbuch der Protozoenkunde, 2. Aufl., Jena. C. Altre opere speciali consultate. 38. 1884. BßADY, H. B., Report on the Foraminifera collected by H. M. S. „Challenger" during the years 1873 — 1876, in: ßep. sc. Res. Challenger, Zool., Vol. 9. 39. 1889. Pergens, F., Untersuchungen an Seebryozoen, in: Zool. Anz., Jg. 12, p. 504—510. 40. 1893. Della Valle, A., Gammari del Golfo di Napoli, in: Fauna Flora Neapel, Monogr. 20. 41. 1909. Rhumbler, L. , Die Forarainiferen (Thalamophoren) der Plankton-Expedition, in: Ergebn. Plankton-Exp., Vol. 3. 42. 1910. IsSEL, R., Ricerche intorno alla biologia ed alla morfologia dei crostacei decapodi. Parte I. Studi sui Paguridi, in: Arch. zool., Vol. 4, fasc. 3, p. 335—397, tab. 9—11. 43. 1912. — , Dove si sviluppano le Globigerine ? , in: Atti Accad. Lincei, Rendiconti (5), Vol. 21, fasc. 7, p. 503—504. Bentos delle posidonie. 419 Spiegazioue delle Tavole. I disegni non sono destinati ad illustrare le minute particolaritä morfologiche dell' animale, ma soltanto a riprodurre chiaramente l'habitus esterno dell' individuo o della colonia. Tavola 11, Alcuni protozoi e rotiferi predominanti o comuni nel feltro epifitico delle posidonie superficial! ; disegnati coli' aiuto della camera lucida (eccezione fatta per i numeri 1, 11, 16 e 17). Fig. 1. Bhizophsma sj). 180: 1. Fig. 2. Stadio giovanile di Triloculina sp. 560 : 1. Fig. 3, 4. Stadi giovanili di Cormispira involvens Reuss. 560 : 1. Fig. 5, 6. Stadi giovanili di Discorhina bertheloti (d'Orb.). 270 : 1. Fig. 7. Discorhina bertheloti d'Orb., a pieno sviluppo. 150 : 1. Fig. 8. Amebospore di Discorhina hertheloti (d'Oeb.). 560:1. Fig. 9. Stadio giovanissimo, bentonico di Glohigerina hulloides d'Orb. 680 : 1. Fig. 10. La stessa, veduta dalla parte inferiore. 680: 1. Fig. 11. Exuviella laeris (Stein), veduta di fianco. 680:1. Fig. 12. La stessa, veduta di fronte. 680:1. Fig. 13. Tropidocijpkus odocostatus (Stein), ca. 1000:1. Fig. 14. Notommata najas Ehrb. 430 : 1. Fig. 15. Colurus Icpius Gosse. 560:1. Fig. 16. Trochilia sigmoides Duj., veduta di fianco. 450: 1. Fig. 17. La stessa, veduta ventralmente. 450:1. Fig. 18. Chlamydodon cyclops Entz, veduto ventralmente. 750:1. 420 Raffaele Issbl, Bentos delle posidonie. Tavola 12. Alcune delle specie caratteristiche o bionomicamente interessanti di idroidi, briozoi, crostacei isopodi e pesci che si raccolgono sulle parti verdi delle Posidonie sommerse. Disegno a mano libera. Fig. 19. Plumularia (Motiotheca) obliqita (Saunders). Aspetto generale della colonia. 5:1. Fig. 20. Sertularia mediterranea Maektanner. Aspetto generale della colonia. 3:1. Fig. 21. Memhranipora pilosa L. e Microporella malusii AuD. Aspetto generale delle colonie viventi su di una stessa foglia (mastriformi nella prima, discoidali nella seconda). 3:1. Fig. 22, Zenobiana 2)rismatica (ßiSSO), protetta da una cannuccia. 3:1. Fig. 23. Idothea hectica Pall., immobile su di una foglia verde di Posidonia, grandezza naturale. Fig. 24. Foglia di Posidonia, incrostata di coralline, raccolta in luglio a 5 m. di fondo ; grandezza naturale. Fig. 25, Piccolo Lepador/aster bimaculatus (Flem.), i cui colori corrispondono a quelli della foglia soprastante ; grandezza naturale. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntnis der Ufer- und Grundfauna einiger Seen Salzburgs sowie des Attersees. Von Dr. Heinrich Micoletzky, Assistent am Zoologischen Institut der Universität Czernowitz. Die folgenden Zeilen enthalten das Verzeichnis der von mir in den Sommermonaten Mitte Juli bis Ende August 1910 gesammelten Ufer- und Grundfauna des Attersees, des Zellersees im Pinzgau, der Trumer- oder Mattseen und anhangsweise auch des Wallersees. So- weit mir die verstreute faunistische Literatur bekannt geworden ist, hat sich mit diesem Teile der Fauna in den genannten Seen noch niemand befaßt, obwohl die an allen mit Ausnahme der Trumerseen vorgenommenen, wenn auch zum Teile recht oberflächlichen, Plancton- untersuchungen des Zusammenhanges wegen auf die Uferfauna hin- gewiesen hätten. Ein Blick auf die nachbarliche Schweiz mit ihren klassischen Seeuntersuchungen und auf die nordischen Länder muß auch uns Österreicher ermuntern, unsere herrlichen Alpenseen fauni- stisch nicht ganz brach liegen zu lassen und vorläufig wenigstens ein Inventar der vorhandenen Formen anzulegen. Die nachstehen- den Faunenlisten streben durchaus nicht ein vollständiges Verzeichnis an (so wurden beispielsweise Insectenlarven mit Ausnahme der Tendi- pedidae nicht berücksichtigt), und ich übersehe nicht, daß sich ein solches nur auf Grund wiederholter gründlicher Besuche in zeit- licher Aufeinanderfolge gewinnen ließe, immerhin aber glaube ich die wichtigsten, maßgebendsten Uferformen namhaft machen zu 422 Heinrich Micoletzky, können. Die Beziehungen dieser Uferfauna zur Fisclifauna für einige Glieder des Atter- und Zellersees in ähnlicher Weise, wie ich dies für den Hintersee ^) bereits versucht habe, sollen demnächst folgen. Was die Gewinnung des Materials anbelangt, so möchte ich folgende kurze Angaben machen: den größten Teil der Uferformen erhielt ich durch Abkätschern der Uferpflanzen mit einem Kätscher aus engmaschigem Kalikostoff, ferner bediente ich mich eines Schlamm- saugers nach CoEi-) und für die Grundproben eines außerordentlich primitiven Pfahlkratzers, der aus einem quadratischen Rahmen und einem daran befestigten engmaschigen Kalikobeutel bestand und mit Gewichten an entsprechender Stelle beschwert an einem mit einer Arretierwinde verbundenen Drahtseil hinabgelassen wurde. Zur Bestimmung verwendete ich folgende Werke: FßlTSCH, K., Excursionsflora für Osterreich, Wien 1897 (für die Ufer- flanzen). BloCHMANN, f., Die mikroskopische Thierwelt des Süsswassers, 2. Aufl., Hamburg 1895. Brauer, Die Süsswasserfauna Deutschlands, Jena 1909 — 1911, H. 1, 3 — 13, 15—19. Eyfeeth, B., Einfachste Lebensformen des Tier- und Pflanzenreichs, 4. Aufl., Braunschweig 1909. Im Falle spezielle Literatur herangezogen werden mußte, findet diese in Fußnoten Erwähnung. Endlich will ich noch bemerken, daß ich bei jedem See eingangs zur raschen Orientierung die wichtigsten Daten wie Meereshöhe, Areal, absolute und mittlere Tiefe, Volumen sowie Temperatur an- gegeben und meine eigenen Temperaturmessungen, die mit Hilfe einer verbesserten MEYER'schen Schöpfflasche gewonnen wurden, hin- zugefügt habe ; die Wassertemperatur selbst wurde in gleicher Weise wie beim Hintersee mit sehr empfindlichen Normalthermometern (von H. Kapeller, Wien mit Einteilung Vio°C) ermittelt. Schließlich erfülle ich eine angenehme Pflicht, wenn ich folgen- den Herren auch an dieser Stelle für ihre mir gütigst gewährte Unterstützung meinen besten Dank sage: Herrn Fischereidirektor 1) Micoletsky, H., Zur Kenntnis des Paistenauer Hintersees bei Salzburg mit besonderer Berücksichtigung faunistischer und fischereilicher Verhältnisse, in: Internat. Bev. Hydrobiol., Vol. 3, 1910—1911, p. 533—540. 2) CORI, C. J., Ein Schlammsauger, in: Ztschr. wies. Mikrosk., Vol. 14, 1897, p. 184—189. Ufer- und Grundfaiina einiger Seeu Salzburgs. 423 J. Kollmann in Salzburg, der mein Bestreben in jeder Beziehung auf das wärmste förderte, Herrn E. Springer in Wien, der mir seine vorzüglich eingerichtete Fischereibesitzung in Zell-Nußdorf in anerkennenswerter Weise vollständig zur Verfügung stellte, ferner meinem ehemaligen Chef, Herrn Prof. C, J. Cori in Triest, dem ich manchen guten Rat verdanke, und meinem hochverehrten Chef, Herrn Prof. C. Zelinka, der mir unter anderem durch die Benutzung seiner Separatensammlung das Arbeiten wesentlich erleichterte. Endlich sage ich der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft in Salzburg und der Gemeinde Zell a. See für die mir zugewendete Subvention auch an dieser Stelle meinen ergebensten Dank. 1. Attersee. Der Attersee'), in einer Meereshöhe von 465 m gelegen, umfaßt ein Areal von 46,72 km -) und ist somit der größte See Österreichs, Seine größte Tiefe beträgt 170,6 m, seine mittlere Tiefe 84,2 m, sein Volumen 3933,6 Millionen cbm und sein mittlerer Neigungswinkel ist 7 0. Was die für die Biologie des Sees wichtigen Temperaturver- hältnisse anlangt, so möchte ich hier aus MIillner ^) die folgenden Maximal- und ]\Iinimalwerte herausgreifen (Beobachtungen liegen über die Monate April, Mai, September und Oktober vor): Maximum Minimum Tiefe 2. Sept. 1848 11 . April 1875 Om 18,5 3,6 • 6,3 „ 18 3,55 9,5 „ 17,6 3,5 19 „ 7 3,5 31 „ 5,3 3,5 47,4 „ 4.6 3,6 126,4 4,3 3,65 und meine eigenen Beobachtungen anschließen: 1) Die folgenden Angaben entnahm ich Penck, A. und E. Richter, Atlas der österreichischen Alpenseen, 1. Lief., Die Seen des Salzkamraer- gutes, Wien 1895. 2) Müllner , J. , Die Temperaturverhältnisse der Seen des Salz- kamraergutes, in: Jahresber. Staats-Oberrealschule Graz 1895, p. 6. 424 Heinrich Micoletzky, 31. Juli 1910 C )b erfläch entern Om 18,1 25. Juli 16,1° 5„ 17,7 11. Sept. 15,5« 10 „ 14,7 13. Oktob. 11« 20 „ 7,2 27. Nov. 70 35 „ 5,7 15. Dez. • 5« 50 „ 5,6 5. Januar 5« 11. Febr. 30 16. März 3« 20. April 70 24. Mai 90 19. Juni 15« 6. Juli 18« Hinzufügen möchte ich noch, daß der Sommer 1910 außerge- wöhnlich regenreich und kühl war und daß ich darauf die geringe Tiefendurchwärmung zurückführe. Obige Temperaturen wurden in der Seemitte zwischen Zell und Steinbach gewonnen. Mit einigen Worten muß ich die untersuchte Örtliclikeit streifen. Es ist dies das Ufer und der Grund vor Zell bei Nußdorf in der Mitte des westlichen Ufers, und zwar der an der SpRiNGER'schen Besitzung gelegene Teil und etwas nördlich davon. Der Boden ist schlammig und mit Eanunculus divaricatus Schek. , Potamogeton crispus L. , P. perfoliatus L., P. trichoides Cham, et Schll». und P. coloratus Hörn, und Nuphar luteum (L.) Sm. bewachsen, hier und da finden sich Spirogyra- Watten. — Der untersuchte Seegrund war 35 m tief und von schlammiger Beschaffenheit. Verzeichnis der gefundenen Formen Protozoa: Bifflugia glohitlosa DüJ. (6) — j/yriforniis Perty — urceolata Carter — constricia (Ehrbg.) Leidy Centropyxis aculeata (Ehrbg.) Stein Tokophrya cydopum (Cl. et L.) Turbellaria: Microstomum lineare (Müll.) (2) Otomesostoma auditivum (Pless.) ßotatoria: Callidina sp. (2) Eucldanis dilatata Ehrbg. Nematodes : Trilobus gradlis Bast. (3) Dorylaimus stagnalis DuJ. Oligochaeta : Chaetogaster diaphanus Gruith. (2) Stylaria lacustris L. Copepoda: Cydops fuscus JuRiNE (7) — viridis Jurine — macrums Sars — serrulatus Fischer — fimhriatus Fischer Ufer- lind Gruudfauria einiger Seen Salzburgs. 425 Canthocamptus ivierxejskii Mßi.ZEK subsp, biserialis n. siibsp. mihi — schmeiU Meäzek Phyllopoda: Sida crj]stalUna (0. F. Müll.) (10) Eurycercus Innicllaius (0. F. MÜLL.) Acroperus harpac Baied f. ttjpiea — — Baied subsp. augustatus Saes Alonopsis elongata G. 0. Saes Alona quadrangidaris 0. F. MÜLL. — redangula G. O. Saes Peracantha truncata 0. F. Müll. Chydorus sphaericus 0. F. MÜLL. — gibbus LiLLJEBOEG — latus Saes Ostracoda: Candona Candida 0. F. Mülll.-Vävea (5) Cyclocypris laevis 0. F. Müll.-Vävea Heipeiocypris reptans Baied Cytheridea lacustris G. 0. Saes Limnicythere sti patricl Be. et ßOB. Malacostraca : Gammanis pidcx L. 1) Trichoptera: Phryganea varia Fabe.-^) , (1) ^ Diptera -), Farn. Tendipedidae (Chironomidae) : (4) Tendipes sp. (?) orthocladius-G:vw.^-^e Tanytarsus sp. incnnipes-GrruY>-pe Trichotanypus sp. (cfr. sagHtalis) Rhynchota : Naucoris cimicoides L. (1) Acarina: Lebertia insignis L. (7) Limnesia fulgida C. L. KoCH — undidata (0. F. Müll.) — koenikei Pieesig Hygrobates longipaJpis (Hermann) — reticulatus Keamee Piona rotunda (Keamee) Mollusca : Aavloxus lacustris (L.) (5) Planorbis de form is Haetmann — nitidus 0. F. Müll. Bythinia tentacidata (L.) Valvata cristata 0. F. Müll. 1) Nach einer Bestimmung aus dem k. k. naturhist. Hofmuseum in "Wien. 2) Die Bestimmung sämtlicher Tendipedidae verdanke ich Herrn D. A. Thienemann, Münster. 426 Heinrich Micoletzky, Pisces ^) : Coregom(s fcra JüRiNE (22) — wartmanni Bl. Salvelinus salvelimis (L.) Trutta lacustris (L.) (= Fario marsiglii HeCK.) Barlnis harhus (L.) Rhodeus amarns (Bl.) Abramis hrama (L.) Abramis rimba (L.) — melanops Heck. Squalius cephahis (L.) Alburnus menio Agass. Leuciscus rutilus (L.) — meidnigeri Heck. Scardinius erytlirophthalmus (L.) Phoxinos phoxinus (L.) Esox hicins L. Lotta Iota (L.) Liicioperca lucioperca (L.) Cottus gobio L. Nemachilus barbatula (L.) Nach eigenen Beobachtungen mache ich noch namhaft: Oyprinus carjrio L.^) Alburnus bipunctatus (Bl.) •'') Perca fluviatilis L. 1. Uferfauna. Die Uferfauna umfaßt Vertreter aller Gruppen und ist namentlich durch das Hervortreten von Cladoceren und Acarinen gegenüber der Grundfauna charakterisiert. Erwähnen möchte ich nur, daß die Exemplare von Microstomum, die aus ge- kratztem und aus geschlämmtem Phahlschlamm gewonnen wurden, ein sehr schwaches rötliches Augenpigment besaßen. Außerdem möchte ich hier wie bei den anderen Seen die relative Häufigkeit der ein- zelnen Formen in 7o angeben*), da mir dies zur Charakterisierung und damit zur Beurteilung der Biocönose nicht unwesentlich erscheint. 1) Nach Heckel undKNEE, Die Süsswasserfische der österr.-ungarischen Monarchie, Leipzig 1858. 2) Wurde Ende Juli 1910 in einem prächtigen 5 kg schweren Exemplare, das eine Länge von 55 cm aufwies, bei Zell gefangen. 3) Von diesen Weißfischen wurde zur selben Zeit mit dem Zugnetz ein kleiner Schwärm beim Bootsbaus erbeutet. Dieser zierliche Fisch führt bei den Fischern des Attersees den originellen Namen „Dreckfresserl". Die Exemplare erreichten 11 cm. 4) Protozoen wurden grundsätzlich in diesen Listen übergangen^ das- selbe gilt von den Gastrotrichen. Ufer- und Grundfauna einiger Seen Salzburgs. 427 Die einzelnen Formen sind nach ihrer Häufigkeit geordnet, und ich habe hier wie auch an anderen Örtlichkeiten, wo sich eine beträcht- liche Anzahl von Acarinen vorfindet, diese separat gesammelt und die Wassermilben, um sie in ausgestrecktem Zustande zu erhalten, zunächst mit fast siedend heißem Wasser Übergossen und sodann in 4"/o Formol konserviert. Bei Anwendung von Thymol- Alkohol-Eis- essig nach KoENiKE erzielte ich dagegen nicht immer ein Ausstrecken der Extremitäten. A c a r i n a : Hijgrohates longipalpis 25 $ — retirulatus 21 Limnesia Ivenikei 12 ■ — undulata 10 Lehertia insignis 10 Limnesia fulgida 2 Piona rottmda 2 Cladocera: 6c^ 4 4 2 2 Summe 31 X 25 „ 16 „ 12 „ 12 „ 2 „ 2 ,. 1.2 Peracantha truncata 67,6 ^j^, Alonopsis elongaia 7 „ Alona rectangida 7 „ Chydorus sphaericus 6 ,. Äcroperus harpae 4,4 ,, Eurycercus lamellatus 8,2 ,. Äcroperus harpae f. angustatus 2,6 „ Sida crystallina 1 „ Chydorus sphaericus — latus — gibbus Alona quadrangiäaris Von Copepoden ist Cyclops serrnUüns weitaus die häufigste Form, die auch das steinige vegetationsarme Ufer bewohnt, während C. fuscus und C. macrurus in etwa gleichem Maße zwar nicht selten, aber doch wesentlich weniger häufig auftreten. Von Chironomiden finden sich alle Formen mit Ausnahme von Trichotanypus sp. ; Larven der Orthocladius-Griii^-pe sind die häufigsten. Erwähnt sei das ebenso häufige wie verbreitete Auftreten der Diatomeen Campylodiscus noricus Eiikbg., deren Schalen mir namentlich im Orundschlamm aufgefallen sind. Zool. .laliib. XXXIIT. Abt. f. Syst. 29 428 Heinrich Micoletzky, 2. Grundfauna. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Grundfauna, die ich durch Schlammdredgen aus einer Tiefe von 35 m auf der Höhe von Zell heraufholte. Die Komponenten dieser Fauna bilden Protozoen, Turbellarien, Nematoden, Copepoden, Ostra- coden, Dipteren und Mollusken, das auffällig Fehlen der Oligochäten halte ich für ein zufälliges Ergebnis. Von Protozoen fanden sich alle Difflngien, mit D. pijriformis als häufigste Species, ferner Centropyris acideata und Tokophrija cijclopum^ letztere an Antennen von 75 7o ^^^^^ beobachteten Exemplare von Cyclops viridis. Von Turbellarien findet sich in ziemlich großen Mengen die interessante Otomesostoma auditivum (Glazialrelict!), von Nematoden notierte ich Trilohus gracilis in 2 weiblichen Exemplaren,, von denen das eine 4 mm an Länge erreicht, während bisher als Maximallänge nur 3mm angegeben wurde, ferner den so überaus weitverbreiteten Dorylaimus siognalis in je einem ^ und einem $ und endlich ein sehr merkwürdiges Nematoden-^J mit einem scharf abgesetzten fadenförmigen Endanhang am außerordentlich kurzen, abgerundeten Schwänze, das ich bisher nirgends unterbringen konnte und seinerzeit ausführlich zu beschreiben gedenke.'^) Die Copepoden sind durch zwei Cyclops-kYt^w vertreten, durch den großen C. viridis und den kleineren, aber viel häufigeren C. funbriatus sowie durch zwei Canthocamptus-S^eci&s. So faud ich C. ivierzejshii^ eine für Quellschlamm typische Form, in einem $ von 0,8 mm Länge und C. sclimeili in 2 $$ und 1 ,^ von 0,6 mm Länge. Diese Art wies gegenüber der von Meazek *) beschriebenen folgende Unter- schiede auf: L Es findet sich beim (J neben den Zähnen am Hinterrande der Segmente ventral an den drei vorletzten (also am Hinterrande des 2. bis inkl. des 4. Abdominalsegments) Abdominalsegmenten noch eine zweite Reihe von Zähnen vor der Zahnreihe des Hinterrandes, so daß 2 Reihen von Zähnen resultieren. Mkäzek er- wähnt p. 117 für das $ folgendes: „An der Bauchseite der Ab- dominalsegmente gehen diese Zähne des Hinterrandes in dünne und gleichmäßige Stacheln über, doch sind diese nicht zu verwechseln mit den gewöhnlichen Stachelreihen, wie eine solche auch wirklich am vorletzten Abdominalring noch oberhalb des stachelartig ge- 1) Meazek, A., Beiträge zur Kenntnis der Harpactidenfauna des Süsswassers, in: Zool. Jahrb., Vol. 7, Syst., p. 116 — 119. 2) Erwies sich als die Larve von Mcrutis sp. Ufer- und Giniulfauna einiger Seen Salzburgs. 429 zahnten Hinterrandes vorkommt." Diese Angaben stimmen aucJi völlig beim $, beim ^ dagegen findet sich diese „gewöhnliche Stachel- reihe" auch am 2. und 3, vorletzten Abdominalsegment. 2. Die Behaarung bzw. Bestachelung des Analoperculums ist beim ^ und $ deutlich ausgeprägt und besteht 1. aus einem mit kleinen Dornen (IV2 — 2 /«lang) und 2. aus einer davor gelegenen Reihe von 3 /Uangen Haaren, erinnert also in der Bewehrung an die ventralen Teile der Abdominalsegmente. Mit Rücksicht auf diese abweichenden Merkmale sehe ich mich veranlaßt eine neue Subspecies aufzustellen, der ich den Namen Canthocamptus schmeiU Meäzek subsp. biserialis''-) n. subsp. gebe, da diese Form von der Stammform mehr abweicht als die bisher beschriebenen Varietäten dieser anpassungsfähigen Art. Die Diagnose lautet: wie C. schmeiU, doch beim ^ eine doppelte Dornen reihe (eine an und eine vor dem Hinterrande) an den ventralen Teilen der 3 vor letzten Abdominalsegmente und bei beiden Geschlechtern eine doppelte Bewehrung (Stacheli-and und davor Borstenreihe) des Analoperculums. Von Ostracoden beobachtete ich Cijtheridea laeustris und Limni- cythere sti-pafrici, jene beiden für die Tiefenfauna subalpiner Seen charakteristischen Formen in mehreren Exemplaren. Diese Ostra- coden, die fast in allen größeren Alpenrandseen'-) nachgewiesen worden sind, werden auch für die Nachbarseen des Attersees, für den Mond- und Wolfgangsee namhaft gemacht. Von Chironomiden linden sich alle namhaft gemachten Formen ; häufig ist TricJiotanijpus s^j. 2. Zellersee im Piiizgau. Der in einer Höhe von 749,6 m ^) gelegene Zellersee bedeckt ein Areal von 4,7 qkm, ist also ungefähr 7io ^0 groß wie der Attersee. Seine größte Tiefe beträgt 69,5 m, seine mittlere Tiefe 37 m und sein Volumen 173,5 Millionen cbm. Der Zellersee ist be- 1) hiserialls = doppelreihig wegen der doppelten Dornenreihe an den Abdorainalsegmenten und am Analoperculum. 2) Vgl. ZsCHOKKE, F., Die Tiefseefauna der Seen Mitteleuropas, Leipzig 1911, p. 105. 3) Diese und die folgenden Angaben nach Schjieking, W,, Der Zellersee im Pinzgau, in: Ztschr. Ges. Erdkunde Berlin, Vol. 28, 1893, p. 367—392. 29* 430 Heinrich Micoletzkt, deutend steilböschiger als der Attersee, und nur sein Nord- und Südufer ist flach und gelit in sumpfige Wiese und Moorgründe über. Zur Thermik des Sees möchte ich bemerken, daß meine Messungen vom 7, August 1910 folgende Temperaturen ergaben: C 0 m 17,2" 5 16,0 10 12,4 20 6,8 35 6 50 5,6 63 6 Vergleicht man diese Zahlen mit jenen von Eichtee gewonnenen, die ScHJiERiNG (p. 371) veröftentlicht hat, so ergibt sich, daß zur Zeit meiner Messung der See in den oberflächlich gelegenen Schichten wärmer, in den tieferen dagegen kälter war als zur Zeit Richter's. So maß Richter am 15. August 1891 bei 0 m 19,6« 5 16,2 10 12,4 dagegen bei 20 nur 5,2 50 4,6 60 4.8 Übereinstimmend ist bei beiden Messungen das auch in anderen Seen gefundene Ergebnis, daß die dem Boden aufruhenden Wasser- schichten etwas wärmer sind als die darüberliegenden ; bei Richter beträgt diese Temperaturzunahme (Tiefenstufe 10 m) 0,2*^, bei meinen Messungen (Tiefenstufe 13 m) 0,4 *> C. Was die Ufer Vegetation betrifft, so möchte ich mich an die einleitenden Worte Keissler's ^j halten. Die üfervegetation ist im allgemeinen ziemlich spärlich namentlich an den Promenaden- wegen und an den Dämmen. „Wir finden an den verschiedenen Stellen -) einen schwach entwickelten Phragmites-Gürtel mit ein- gestreuten Exemplaren von Scirpus lacustris L., außerhalb welchem meist ein submerser Gürtel, aus Myriophyllum und Potamogeton 1) V, Keissler, K., Beitrag zur Kenntnis des Phytoplanktons des Zeller-Sees in Salzburg, in: Arch. Hydrobiol., Vol. 5, 1910, p. 339. 2) V. Keissler, K., 1. c, p. 339—340. Ufer- und Grundfaiina einiger Seen Salzburgs. 431 (vorwiegend P. perfoliatus L.) bestehend, angedeutet ist. Reichlicher vertreten ist die Ufervegetation am Nord- und Süd ende, wo der See, seiclit werdend, allmählich in Sumpf- und ]\Ioorwiesen übergeht. Dort sehen Avir am Ufer ein leichliches Phragmitetum ausgebildet, das allmählich in Phragmites- Wiesen (vermengt mit Equisetum limosum L. und Carex acuta L.) sich verwandelt. Außerhalb des Schilf- gürtels gewahrt man gegen die freie Seefläche zu einzelne inselartige Ansiedelungen von Schoenoplectus lacustris (L.) Palla, An Micro- pliyten der Ufervegetation sind die aus Cladophora (Aegagropila) Sauteri Kütz, gebildeten .Seeknödel' berühmt geworden, welche gegenwärtig nicht mehr vorkommen, während die Cladophora (Aega- gropila) Sauteri Kütz. nach wie vor im See vorhanden ist, aber keine Hohlkugeln mehr bildet." Beim Studium der Uferfauna war ich bemüht, die mit reichem Pflanzenwuchs bestandene Uferzone ins Auge zu fassen, und wandte mich daher dem seichten Nord- und Südufer zu. So habe ich von folgenden Örtlichkeiten Proben entnommen : 1. a) Nördliches Ufer mit Potamogeton alpinus Balb. P. cris- pus L. und Myriophyllum -Beständen etwa in 2 m Tiefe ab- gekätschert. b) Zwischen und neben Phragmites. 2. a) Südliches Ufer mit Potamogeton perfoliatus L.-Beständen in einer Tiefe von etwa 2 — 2 ^/.2 m abgekätschert. b) Grenze desPhragmitetums gegen dasPotamogetonetum, Grund stellenweise mit Rasen von Isoetes lacustris L., dem gemeinen Brachsenkraut, bewachsen. Das Material wurde mit dem Schlamm- sauger gewonnen. G r u n d p r 0 b e n entnahm ich zwei, die eine entstammte einer Tiefe von 13—21 m südlich von Prielau in der Nähe des nördlichen Ufers, die andere der Seemitte, 50—60 m tief, sie enthielt viel Detritus von zerriebenen Blättern und Holz und Schlamm. Verzeichnis der gefundenen Formen: Protozoa : Difßugia glohidosu Duj. (9) — pyriformis Perty — urceolata Carter — acuniinata Ehrbg. — consiricta Ehrbg. Centropyxis aculeata (Ehrbg.) Stein Aredia vulgaris Ehrbg. 432 Heinbich Micoletzky, Tiirbellaria: Kotatoria : Nematodes : (6) Oligochaeta : (11) Cladocera : (11) Copepoda ; (6) Ostracoda : (3) Tardigrada Diptera : (7) Volvox aureus Ehebg. Vorticella campanula Ehebg. Otomesostoma audüinnii Pless. Euchlanis düatata Ehebg. Monolujstcra ßliforniis Bast. Trilobus gi'acüis Bast. Ironus ignavus Bast. Dorylaimus ohtusicaudaUis Bast. — stagnalis DuJ. — macTolaimus de Man Chaetogaster diaphaims Geuith. — lang/ Beetschee Ophidionais serpenlina (MÜLL.) f. typica Stylaria laciistris L. Nais josinae Vejd. — pseudoobtusa PiQUET Vejdoyvskella coniala Vejd. Pristina hilohata Beetschee Tuhifex albicola Michlsn. — iubifex Müll. Limnodrilus sp. (lädiert !) Sida crystallina (0. F. Müll.) Scapholeberis mucrouata (0. F. Müll.) Ceriodaphnia pmlchella Gr. 0. Saks Euryeercvs lamellaius (0. F. Müll.) Äcroperus harpne Baied Älona costata Gr. 0. Saes Peracantha truncata (0. F. Müll.) Pleuroxus uncinatus Baied Chydorns sphaericus 0. F. Müll. — gibbus LiLLJEBOEG Monopsiliis dispar G. 0. Saes Cyclops albidus Jueine — viridis Jueine — leuckarti Claus — macrurus Saes — serrulalus Fischee Canthocamptus schmeili Meäzek subsp. biscrialis (s. S. 429) Candona comj)ressn Beady y Cydocypris laevis 0. F. Müll.-Vävea Cypridopsis vidua 0. F. Müll. Macrobiotus macronyx DuJ. Farn. Tendipedidae (Clnrononiidac) Culicoidinae Ufer- und Grundfauna einieer Seen Salzbursfs. 433 Tainjtnrsus sp. inermipes-Grup'pe — sp. agra//loicles-GruTpTpe oiihodadiKs-Grup'pe Pelopia sp. Coryneura sp. Acarina: Lchertia insignis Neumanx (5) Limnesia undulata (0. F. Müll.) Hygrohates longipalpis (Hermann) — reticulatus Kramer Hydrochorcutes krameri Piersig Mollusca: Limnaea siagnalis (L.) (3) Valvata pücinalis (0. F. Müll.) Anodontites cyguaea (L.) Bryozoa: Piiunatella rrpetis (L,) . (^) Pisces : Trutta lacustris (L.) (12) Cypriniis carpio L. Tinea tinca L. Abramis hrama (L.) Alburnus alburnus (L.) LeuciscKs rutilus (L.) Squalius cephalus (L.) Chondrostoma nasiis (L.) Nemachüus harbatida (L.) Esox luciiis L. Perca fluviatilis L. Lucioperca lucioperca (L.) üferfaun a. Im Folgenden gebe ich eine tabellarische Übersicht und Geg-en- überstellung' der Häufigkeit der Uferformen des Potamogetonetums des Nord- und Südufers. 1. Nordufer: /o 2. Südufer: /o Ccriodaphnia pidchella 40,55 Sida crystalliyia 32,6 Sida crystallina 15 Alona costata 22,5 Peracantha truncata 14 Ceriodaphnia pulchella 13,8 Acroperus harpae ($ 7,3, cj 2,6) 9,9 Acroperus harpae (? 9, J 0,6 ^ ^ ) 9,6 Scapholeberis m,ucronata 6,5 Enchlanis dilatata 3,3 Alona costata 4,9 (.[ijclops maerurus \ — serrulatus j 6 Cyclops maa-urus 1,55 Chirononius sp. 1,2 Cliirononnis sp. 3,3 Limnesia undulata 1,2 Chydorus sphacricus 2,7 Stylaria lacustris 0,78 A^ais pseudoobtusa 2,1 Lebertia insignis 0,52 Peracantha truncata 2 Evchlayiis dilatata 0,52 Cyclops albidus 1,5 434 Heinrich Micoletzky, Eurijcercus lamellalus 0.52 1 Cliaetogaster langi 2,86 — diaphamis , ^ ^ Stylaria lacustris j ' nt/rlnnimrift lapria > Gyclocypris laevis Chactogasier Icuigi — diaphanus Vejdoi'skyella comala Ghydorus sphaerieus Cyclop.s albidus — leuckarti — semdatus ( Vindona compressa Gyclocypris laevis Jiydroehoreutes krai)ieri Den ausschlaggebendsten Unterschied in der Zusammensetzung beider Örtlichkeiten bildet wohl das Verhältnis der Cladoceren, in- dem Sida und Älona am nördlichen, Ceriodaphnia und Peracantha hingegen am südlichen Ufer zurücktreten, die Acarinen fand ich nur am Nordufer. — Obwohl ich mir bewußt bin, daß der- artig zahlenmäßig fixierte Biocönosen einen allgemeinen Wert nur bei einem zeitlieh und örtlich überaus reichhaltigem Material be- anspruchen können, glaube ich doch, daß das vorstehende am selben Tage und unter den gleichen Verhältnissen gesammelte Material einigen Aufschluß über die Verteilung der Uferorganisraen am Nord- und Südufer des Zellersees gibt. — Im Darme eines Cliaetogaster diaphanus beobachtete ich folgende Fraßkörper: 1 Peracantha truncata, 1 Acroperus harpae und Chitin panzer anderer Crustaceen. Die Ufer- Schlammfauna (südliches Ufer, Grenze des Phrag- mitetums) ist gekennzeichnet durch das Hervortreten zahlreicher be- schälter Amöben wie Diffhigia und Centropijxis, .durch das Vorkommen von Nematoden (alle Arten), wobei ich erwähnen möchte, daß ich von Dorylaimus ohtusicaudatus auch ein (^ sammelte und von Oligo- chäten Nais josinae. Von Cladoceren ist das Vorkommen von Monopsilus dispar, von dem ich außer einigen lebenden Exemplaren auch viele Schalen im Detiitus fand, und von Pleuro.ms nncinatus charakteristisch, während die als Leitformen des Potamogetonetums anzusprechenden Sida crystallina, Ceriodaphnia pulchella und Älona costata nicht vorkommen und Peracantha truncata und Acroperus harpae nur spärlich auftreten. MacroUotus macronyx fand ich in den Rasen von Isoetes; und von Valvata piscinalis notierte ich einige Exemp- lare. Mit Bezug auf Pleuroxus uncinatus möchte ich überdies be- merken, daß ich eine Form mit 4 deutlich ausgeprägten Hinter- zähnen fand und eine zweite Form ohne Zähne, dafür aber mit deutlicher sechseckiger Felderung, so daß diese Art im Zellersee Ufer- und Grundfauiia einiger Seen Salzburg?. 435 eine große Variabilität aufzuweisen scheint. Von Chironomiden fanden sich Larven von Tanypus sp. inermipes-GYü\)\)e häufig, während Coryneura sp. und Tanytarsus sp. o(jrttyloid€s-Gv\x\}\)Q, nur in je einem Exemplar gefunden wurden. Grundfauna. Das Material der Grundfauna entstammte, wie eingangs erwähnt wurde, einer Tiefe von 13 — 20 m und aus dem Seekessel aus einer Tiefe von 50 m. Das fl ach g rund ige Material zeigt, wie zu erwarten, noch viele Anklänge an die Uferfauna und vermittelt den Übergang zum tiefgründigen. Von Protozoen fanden sich alle Difflagien und Centropyjcis, von Turbellarien Otomesostoma imditivum, von Nematoden Monohystera ßifonnis und Trilohus gracilis, von Oligochäten Opihi- donais serpentina und Nais pseudooUusa und einen stark lädierten Limmodrilns sp., während die im Seekessel häufigen Tubificiden sich hier verhältnismäßig spärlich vorfanden. Von Crustaceen notierte ich Cyclops viridis, dessen Vorkommen als sehr häufig bezeichnet werden muß und der nach seiner bedeutenden Größe von 5 mm hier sein Lebensoptimum finden dürfte ^j, und Canthocamptus schmeili snbsp. hiserkäis mihi"-), ferner Chironomiden (Ctdicoidinae und Tanytarsus sp. iwermi^^es- Gruppe, letztere sehr häufig), Valvata piscinalis und Stato- blasten von Flumatella repens, dagegen keine Cladoceren, Ostracoden und Acarinen, Das tiefgründige Material aus dem Seekessel muß als spär- lich bezeichnet werden; es enthielt lediglich Oligochäten und Chironomiden. Als Leitformen sind von den ersteren die beiden in gleicher Häufigkeit auftretenden Tubificiden, als Gelegenheitsform Pristina hilohcda zu nennen, von den letzteren ist Coryneura sp. häufig, während sich Larven der otiJwdadms-Gvum^e und Pelopia sp. nur vereinzelt in der Dredgeprobe fanden. 3. Die M.attseengruppe. Die Mattseen, auch Trumerseen genannt^), bilden eine Gruppe von drei zusammenhängenden Seen: Nieder-Trumer-, Ober-Trumer- und Grabensee. Erstere sind duich einen von einem schmalen 1) Vgl. ZCHOKKE, 1. c, p. 114. 2) Siehe S. 429. 3) Nach FuGüER, E., Salzburgs Seen I., in: Mitt. Ges. Salzburg. Landeskunde, 30. Vereinsjahr, 1890, p. 142—144, 1 Karte. 436 Heinrich Micoletzky, Kanal durchbrochenen Damm voneinander getrennt; Obertrumer- und Graben see, die durch einen Schotter- und Moränenrücken ge- trennt sind, werden durch den ,,Seegraben" miteinander verbunden, der den Abfluß des Niedertrumersees in den Grabensee bildet, so daß alle 3 Seen, die stufenförmig übereinander liegen, in direktem Zusammenhang stehen. Ober- und Niedertrumersee liegen 500 ni. der Grabensee 498 m hoch. Der Abfluß der drei Seen geschieiit durch die aus dem Grabensee nach Nordosten fließende Mattig, die in den Inn mündet. Das Areal des Niedertrumersees beträgt 3,7 qkm, das des Ober- trumersees 4,9 qkm und das des Grabensees 1,3 qkm, so daß der größte der drei Seen, der Obertrumersee, dem Zellersee an Größe ziemlich gleichkommt. Die größte Tiefe der Seen beträgt beim Niedertrumersee 40 m und liegt hier dem Nordufer genähert, beim Obertrumersee 35 m etwas östlich von der Seemitte, beim Grabensee endlich, der eine vollständig normale Bodensenkung zeigt, beträgt die tiefste Stelle nur 13 m und liegt fast in der Seemitte. Notizen, die die Thermik dieses Seengebietes betreffen, sind mir aus der Literatur nicht bekannt geworden; ich lasse die meinigen folgen. Am Niedertrumersee fand ich am 25. August 1910 um 9b 15' vormittags zwischen Gausgrub und Stein dem nördlichen Ufer genähert folgende Temperaturen: 0 m 19,1 0 C 10 15 25 7,8 40 7,4 Dem Obertrumer- und dem Grabensee entnahm ich nur die Oberflächentemperatur, die des Oberti'umersees am 23. August 19,6, die des Grabensees am selben Tage 20,2". so daß das Wasser, wie zu erwarten war, gegen den Grabensee, also gegen den Seenausfluß hin, wärmer wurde. Schließlich sei noch daran erinnert, daß dei- Sommer 1910 zu den regenreichen und kühlen gehörte. Die Matt- seen und wohl auch der Wallersee sind die wärmsten der untersuchten wie überhaupt der Seen Salzburgs. Die Ufer Vegetation der Mattseengruppe ist sowohl im Hin- blick auf die Wasserwärme als auch in Anbetracht der vielfach flach- böschigen Ufer eine recht üppige. So tritt namentlich Phragmites communis Tkin. in dichten, geschlossenen Beständen auf und um- randet beispielsweise den Niedertrumersee mit Ausnahme des mehr sandigen SO.-Ufers fast ganz. Auch Schoenoplectus lacustris (L.) Ufer- und Griuidfauna einiger Seen Salzburgs. 437 Palla ist stellenweise gut ausgebildet. An ünterwasserpflanzen finden sich besonders Potamogetoneen wie Potamogeton natans L. und P. perfoliatus L., Nuphar luteum (L.) Sm., Nympliaea alba L. und Myriophyllum, letzteres ist mir namentlich in der Ortschaft Mattsee zwischen dem Gasthof Igelhauser und der Badeanstalt in ^/.j bis IV2 m Tiefe aufgefallen. Landeinwärts vom Schilf gedeiht nicht selten der Sumpfschachtelhalm, Equisetum limosum L. Von der Uferfauna wurden folgende Proben entnommen: 1, aus dem Myriophyllum von der oben erwähnten Örtlichkeit; 2. an und zwischen Characeen und Potamogeton im Seegraben; 3. Schlamm von Schilfstengeln am Niedertrumersee. Außerdem entnahm ich dem Niedertrumersee eine Grundprobe aus 20 m Tiefe zwischen Aug und Ramoos. Verzeichnis der gefundenen Formen: Protozoa : Difflugia glohidüsa Duj. (8) — pyriformis Duj. — constrida (Ehebg.) Duj. Centropyxis aculcala (Ehrbg.) Stein Ärcella vulgaris Ehebg. — discoides Ehrbg. Coleps hirtus Ehebg. Ophr/ßdiujii rersatile Ehebg. Spongiaria : Spongilla fragüis Leidy (1) Turbellaria : Dalyellia armigera (0. ScHM.) (3) Castrada afßnis Hofsten Bothromesostoma esscnii M. Beaün ßotatoria : Melicerta ringens Sche. (3) Euchlanis dilatata (Ehrbg.) Monostyla lunaris Ehebg. Nematodes : Monohystera dispar Bast. (10) Trilobus gracilis Bast. Oligochaeta : (5) Rliahdolaimus aquatirus de Man 'Plectus gramdosus Bast. Mononchus viacrostonta Bast. Cyatholniniiis tenax DE Max Chromadora biocidata M. Schultze Dorylaimus inlermedins de Man — bastiani Bütschli Tylenchus filiformis Bütschli Chaetogaster diapJiatius GuuiTH. — langi Beetscher Stylarm lacustris L. 438 Heinrich Micoletzky, Hirudinea : (1) Cladocera : (16) Copepoda ; (4) Ostracoda : (4) Malacostraca: (1) Odonata : (3) Trichoptera^) (2) Diptera : (2) Acarina : (67) Nais pseudoobtusa Piquet — communis Piquet Herjjobdella atomaria Caeena Sida crijstnUma 0. F. Müll, Ceriodaphnia p^dchella G. 0. Saes Campiocercus rediroslris (SchÖdler) Äcroperus harpae Baied Alonopsis elongata G-. 0. Saes Alona quadrangularis (0. F. Müll.) Alona rectangnla G. 0. Saes f. typica — — G. 0. Saes rar. pnichrn Graptoleberis iestudinaria (FisCHEE) Alonella excisa (Fischee) — exigua (Lilljeborg) — nana (Baied) Peracantha truncata (0. F. Müll ) Chydorus globosus Baied — sphaericus 0. F. Müll. — gibbus LiLLJEBOEG Ggelops albidiis Jueine — leuckarti Claus — macrurus Saes — serrulatus FiSCHEE Candona compressa Bkady ([i/c/ocypris laevis 0. F. Müll.-Vävea Cypridopftis vidna O. F. Müll. — parva G. W. MÜLii. Gammarus pulex L. Calopteryx virgo (L.) — splendens (Haeeis) Libdhda depressa L. : Phryganea grandis L. Limnophüus rhombicu.s L. Farn. Tendipedidae : orthoeladiK.'^-GvuTppe Ceratopogon sp. Diplodontus descipiens (0. F. Müll.) Lhnuesia imdtdaüt (0. F. Müll.) Unionicola cras.sipes (0. F. Müll.) Piona uncaia (Koenike) — rotunda (Keamer) Forelia liliacea (0. F. Müll.) Brachypoda verstcolor (0. F. MÜLL.) 1) Nach einer Bestimmung aus dem k. k. naturhistorischen Hof- museum in Wien. Ufer- und Grundfauna einiger Seen Salzburgs. 439 Mollusca : BijtJiima ieniandata (L.) (1) Bryozoa : Plumatella finn/nsa (Pall.) . (U Pisces : Nemachiliis bnrhatiila (L.) Uf erfauna. Das durch Abkätschern von Myriophyllum (Niedertrumersee Vo — 1 m tief) gewonnene Material enthielt alle der vorstehenden namhaft g-emachten Evertebraten mit Ausnahme von Ophrydium versatüe, Spongüla fragüis, Castrada affinis, Bothromesostoma essenii, Gammarus pidex, Insectenlarven, Unionicöla crassipes, Bythinia ien- iacnlata und Plumatella fimgosa; von Nematoden dagegen fehlten hier alle Arten bis auf Monohystera dispar. Als häufigste Formen führe icli in systematischer Eeihenfojge an: Melicerta ringens, Nais communis, während -Sf //?«>•?« lacusfris etwas zurücktritt; von Ostracoden ist Cypridopsis vklna sehr häufig. Von Cladoceren, Copepoden und Acarinen gebe ich die nachfolgenden Frequenzzahlen in "/o- Cladoceren: Ceriodaphnia pulchella ^^"/o Alona rectangida 14 Peracantlia truncata 14 Sida crystallina 12 Acroperus harpae (8%?, ^°Jo 6) H Chydorus sphaericus 7 Alona costata 3,5 Chydorus gihhus \ — globosus j Allonclla exigua — nana 3,5 3,5 — excisa Alonopsis elongata \ Graptoleberis testndinaria j 3,5 Copepoden: Cyclops macriirus 5P/,j (42% — leukarti 21 (18 9^ 3 Vo S) S) — albidus 20 (13 ?, 7 S) — serriilatus 8 (5 ?, 3 S) 440 Heinrich Micoletzky. A c arin a: Lininesia undulata JJiplodonius descipiens Brachypoda versicolor Piona iincata — roiunda Forelia liliacea 45 19 13,5 9 9 4,5 (?) ($ 14, Nymphen 31%) ($ 9, alles Nymphen 10%) (?) (alles $) (die Hälfte $, die Hälfte S) Hier möchte ich das an und zwisclien Potamogetoneen und Characeen gesammelte Material des Seegrabens anschließen. Hier fehlt die im Myriophj'llum so häufige Melkerta ringens, dagegen ist der Aufwuchs an Dipterenlarven ein ganz enormer und auch Sida crystallina tritt in den Vordergrund. Ich lasse eine Frequenz- tabelle folgen: Orthocladius-ljSirven ^^ % Sida crystallina 28 Alona rectangula 4 Stylaria lacustris 2 Acroperus fiarpae 2 Peracantha truncaia 2 Ceriodaphnia pulchella 2 Chaetogaster langt Kais communis — pseudoohtusa Alona quadrangularis Alonopsis elonyata Copepoden Ostracoden C/iydorus etc. Mit wenigen Worten muß ich noch der Schlammfauna ge- denken, die ich durch Zerzupfen von an Schilfstengeln haftendem Schlamm erhalten habe. Hier fand sich ein großer Teil der im Myriophyllum erwähnten Formen wieder, so die Protozoen, Rota- torien und Oligochäten. Die Cladoceren sind spärlich und nur durch Graptoleheris testudinaria, Alonopsis elongata, Peracantha truncata und Chydorus sphaericus vertreten, und vereinzelt finden sich Chirono- miis- und Ceratopogon-haiYei}. Dagegen finden sich hier sämtliche namhaft gemachten Nematoden mit Trüohus gracilis und Mononchus macrostoma als Leitformen, während die übrigen mit Ausnahme von ühromadora Uoculata nur vereinzelt auftreten. Das Verhältnis der Geschlechter ergab sich folgendermaßen : Ufer- und Gruiidfauua einiger Seeu Salzburgs. 441 Trüohns gracilis 1 (^ : 3 $$. Chromadora hioc. 1 (J : 1 $. Von Donjlainius intermedius fand ich ein einziges ^, während sich alle übrig-en Nematoden ausschließlich in weiblichen Exemplaren vorfinden. Anschließend sei erwähnt, daß ich den bisher noch nicht im süßen Wasser gefundenen Flectus gmnulosiis Bast im Seegraben angetroffen habe. An der nördlich der Schwimmanstalt von Mattsee am Nieder- trumersee gelegenen seichten schilfbewachsenen Uferstelle bemerkte ich an den Schilfstengeln sitzend massenhaft die grünlichen Knollen von Ophrydium vcrsatilc-Kolonieu, die hier die Größe einer Männer- faust erreichten. In diesen Kolonien fand ich alle 3 für die Matt- seen namhaft gemachten Turbellarien, und zwar DalijelUa arniigera und Castrada affinis nicht selten, während Bothromesostoma essenii, nach der ich eine große Anzahl von Ophnjdium-KuoW^w durchsuchte, nur in 2 Exemplaren auftrat. Das eine enthielt bei einer Körperlänge von 3 mm 5 mit Pharynx und Augen versehene Junge im Mutterleibe und außerdem 8 Subitaneier. Spongilla fragüis beobachtete ich an derselben Lokalität in schönen, strauchförmigen, etwa ^2 ^ hohen Exemplaren, die zapfenförmige Erhebungen an ihrer Oberfläche trugen und von grüner Farbe waren, so daß ich sie ursprünglich für SpongiUa lacustris hielt, bis mich die genaue Untersuchung der Nadeln und der mit Porusrohr versehenen Gemmulae auch Sp. fragilis wies. In diesen Süßwasserschwämmen fand ich ünionkola crassipes in großen Mengen. Ich sammelte von dieser Planctonmilbe 25 Exemplare, unter denen das Verhältnis der Weibchen, Männchen und Nymphen 3:4:2 war, was mich einiger- maßen wundernahm, da zufolge den Literaturangaben ^) diese Milbe nur im Nymphenstadium in SpongiUa angetroffen wird, während ich geradezu bedeutend mehr Erwachsene beiderlei Geschlechts angetroffen habe und weder in meinen allerdings sehr uferfern vorgenommenen Planctonfängen noch bei meinen Kätscherzügeu in der Uferregion diese Milbe wiedersah. Grundfauna: Eine aus 20 m Tiefe stammende Schlammprobe enthielt außer Detritus nur Difflugia pyriformis und D. globidosa, Centropyxis acideata und Arcella discoides sowie einen teilweisen macerierten Cydops sp. 1) F. KoENIKE, Acarina, in: Ekauek, Die Süßwasserfauna Deutsch- lands, Heft 12, Jena 1909, p. 9H. 442 Heinrich Micoletzky, 4. Der Wallersee. Der Wallersee, ^) 504 m über dem Meere gelegen, umfaßt ein Areal von 7,52 qkm, ist also etwa doppelt so groß wie der Niedertrnmersee. Seine größte Tiefe beträgt nur 23,4 ra ; die Tiefen- linien verlaufen sehr regelmäßig, und nur der südliche Teil, der dem Seeausfluß, dem Fischbach den Ursprung gibt, ist sehr seicht. Die Thermik betreffend will ich erwähnen, daß ich am 25. Au- gust 1910 bei meinem Streifzug, der mich mit dem Boote bis auf die Höhe von Zell führte, in der Seemitte 19*^ C an der Oberfläche gemessen habe; die Temperatur der Tiefenstufen zu messen, mußte ich mir dagegen infolge des stürmischen Wetters versagen. Nach der Lage des Sees und seiner Umgebung zu urteilen, dürfte er mit dem nachbarlichen Mattseen zu den wärmsten Seen Salzburgs ge- hören. Vom Wallersee, dessen lehmgelbe Wasserfarbe und Umgebung ihn als Moorsee charakterisiert (am Südrande befinden sich nahm- hafte Torfstiche), habe ich nur je eine Probe aus dem Phragmitetum und aus dem Potamogetonetum (Potamogeton natans L.) bei Fisch- taging am Südende des Sees entnommen und dabei folgende Ufer- formen feststellen können: Protozoa: (1) Nematoda : (2) Oligochaeta ; (2) Cladocera : (8) Copepoda: (2) Verzeichnis der gefundenen Formen Ccnlropijxis aculeata (Ehebg.) Stein Pledus tcnnis Bast Nais sp. Tubifex albicola Michlsn. Slda crystallina 0. F. Müll. Alonopsis elongata G. 0. Saks Alona quadrangidaris (0. F. MÜLL.) — rectangula G. 0. Sars Alonella exigiio (Lilljeboeg) — nana (Baird) Peracantha tnmcaia (0. F. Müll.) Ghydorus sphaericiis 0. F. Müll. Cgdops macrurus Saes Canthocamphis staphylimis JuEiNE 1) E. FuGGEE, 1. c, p. 141 — 142, 1 Karte. Ufer- und Grundfauna einiger Seen Salzburgs. 443 Hexapoda: Cliironoimis sp. (2) Tanypus sp. Ararina: Piona uncnta Koenike (1) Das Pliragmitetum erwies sich als individuenärraer, aber arten- reicher als das Potamogetonetum. Ich lasse die Frequenztabellen beider Örtlichkeiten folgen: P h r a g m i t e t u m : Alona redangula 33*^/o Cliydorus sphaericus 12 Cjldops macrnrus 8 Sida crystallina 6 Pk'dus commimis 6 Alonella exigna u. nana 4 Peracantha truncata 4 Alonopsis elongata 4 Chironomus sj), 4 Ceiitropyxis aculeata 4 Piona roicata 2 Rest (sämtl. anderen Kompon.) 13 Potamogetonetum: Cydops macrurus 41 ^L Alona redangula 20 Chironomus 13,5 Sida crystallina 8,5 Peracantha truncata 8,5 Alonella exigua 8,5 Zum Schlüsse gebe ich ein Verzeichnis jener Uferformen, die in sämtlichen hier behandelten Seen mit teilweisem Ausschlüsse des nur sehr flüchtig durchfoi-schten Wallersees sowie im Faistenauer Hintersee ^) vorgefunden wurden: Protozoa: Diffhujia glolndosa DuJ. — pyriforniis DuJ. * ^) Ceiitropyxis acideata (Ehrbg.) Stein Eotatoria: Euchlanis dilatata (Ehrbg.) Nematodes: Trilohus gracilis Bast Dorylairmis stagnalis DuJ. 1) H. MicoLETZKY, 1. c, p. 520—522. 2) Das * bedeutet, daß die Form auch im Wallersee aufgefunden •wurde. Zool. Jahrb. XXXII I. Abt. f. Syst. 30 444 Heinrich Micoletzky, Ufer- und Grundfauna einiger Seen Salzburgs. Oligochaeta : Stylaria lacustris L. Copepoda : * Cijclops macrnrus Sars — serrulatus FlsCHEE Cladocera: *Sida crystallina (0. F. Müll.) Ao-operiis harpae Baird *Peracantha truncata (0. F. Müll.) *C/iydorus sphaericus 0. F. Müll. Ostracoda: Cyclocyp)ris laevis 0. F. Müll.-Vävra. Dorißaimus stagnalis findet sich zwar nacli meinen Notizen nicht in den Mattseen, doch ist das Vorhandensein dieses Kosmopoliten sehr wahrscheinlich. Auffällig- ist, daß die Acarinen keine gemein- samen Formen aufweisen. Die geringe Anzahl der den genannten Seen gemeinsamen Formen zeigt deutlich die Lücken in der Kenntnis der Uferformen, und ich fühle mich daher veranlaßt, vorläufig jede Erörterung über die Verbreitung und dergleichen zu vermeiden. Czernowitz, im Jänner 1912. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten . Beiträge zur Keüntnis des Generationswechsels bei einigen Aphididae. Von I. Kloduitski. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Freiburg i. B.) Mit 3 Abbildungen im Text. I. Einleitung und geschichtlicher Überblick. II. Slplionophora rosae. III. Aphis hederae. IV. Aphis saliceti. V. ChapAo})horvs testiulinatus und aceris. VI. Besprechung der Resultate und Zusammenfassung. L Einleitung und geschichtlicher Überblick. Die Tiergruppen, bei denen ein Generationswechsel in Form der Heterogonie vorkommt, wurden schon vor langer Zeit als Objekte der experimentellen Untersuchung verwendet, um die Fragen nach den Ursachen des Eintrittes der geschleclitlichen Fortpflanzung und den Einflüssen der äußeren Faktoren auf die Fortpflanzung im all- gemeinen zu lösen. Eine Erklärung für die Besonderheiten dieser Fortpflanzung suchte die experimentelle Zoologie der früheren Zeit in den äußeren Einflüssen, wie Temperatur und Nahrung, zu ünden. Da die Ablage der sogenannten Wintereier meistens bei Eintreten der für die Fortpflanzung ungünstigen Jahreszeit oder, allgemein, 30* 446 I- Klodnitski. bei Eintreten irgendAvelcher ungünstigen äußeren Bedingungen vor- kommt, so schien es aucli am einfachsten, in den Änderungen dieser Bedingungen eine Erklärung für diese Probleme zu suchen. Diese Ansicht war nicht nur in der früheren Zeit verbreitet, sondern ist auch neuerdings noch vertreten worden. Z. B. schreibt J. LoEB (1906) über den Einfluß der Temperatur auf die Lebens- erscheinungen folgendes: „Die Art und Weise der Fortpflanzung wird bei vielen Formen durch die Temperatur erheblich geändert. Bei hoher Temperatur pflanzen sich die Aphiden parthenogenetisch fort, und die Generationen bestehen ausschliesslich aus Weibchen. Wird die Temperatur erniedrigt, so entstehen beide Geschlechter, die sich paaren." Der Annahme, daß die äußeren Bedingungen direkt die Art der Fortpflanzung regulieren, begegnet man außer bei Loeb auch bei manchen andei-en Autoren. Doch lehrt uns ein Blick auf die bis jetzt gewonnenen Ergebnisse über die Ursachen, welche die Fortpflanzungsart der Cladoceren und Rotatorien bestimmen, daß diese Annahme nicht richtig ist. Die früheren Angaben von Weis- mann (1880), daß bei Cladoceren der Fortpflanzungszyklus durch innere Ursachen bedingt wird, wurden in der neueren Zeit lebhaft bestritten und äußere Faktoren als die in erster Linie maßgebenden angegeben. Jetzt steht aber die Sachlage so, daß als die haupt- sächlichen Ursachen, von denen der spezielle Charakter des Genera- tionswechsels bei jeder Art abhängt, wieder innere anerkannt werden. Bei Eotatorien wurden als entscheidende Ursachen des Generations- wechsels ganz verschiedene äußere Faktoren angegeben: Temperatur nach Maupas (1891), Hunger nach Nussbaum (1897), chemische Agentien nach Shull (1910), was auch darauf hinweist, daß keiner der genannten Faktoren mit Sicherlieit als in erster Linie maß- gebend angesehen werden kann. Eine Beschränkung der Untersuchung auf wenige Gruppen, wie Eotatorien und Cladoceren, hat den Nachteil, daß sie zu einseitigen Resultaten führt. Nur an der Hand eines großen, alle gegebenen Gruppen mit den Besonderheiten ihres Lebens umfassenden Materials ist die Möglichkeit gegeben, eine allgemeine Lösung der Probleme zu schaffen. Die Aphiden dienten in der neuesten Zeit vielfach als Objekte für die Sexualzellen- und CUiromosomenuntersuchung. Auf dem Ge- biete der experimentellen Forschung wurden nur einige Neben- untersuchungen in Verbindung mit Zellenstudien angestellt oder Generationswechsel bei einigen ApMdidae. 447 Beobachtungen allgemeiner Art gemacht. So begegnet man öfters auf diesem Gebiete Ansichten, die auf den Ergebnissen der alten Forschung beruhen, da eine spezielle experimentelle Untersuchung dieser wichtigen Tiergruppe noch nicht gewidmet wurde. Doch wurden in der neuesten Zeit von Tannreuthee an Melanoxanthus Salicis (salicola) (1907) und von Mobgan an PJnjUoxera fallax (1909) im Anschluß an cytologische Studien auf experimentellem Wege einige Resultate gewonnen, die mit den früheren Ergebnissen gar nicht im Einklang stehen und in inneren, nicht äußeren Faktoren ihre Erklärung finden. Der Erste, der feststellte, daß die Aphiden sich ohne Copulation vermehren, war Leüwenhoek (1695), und er hielt die Tiere für Hermaphroditen. Später wurde die ungeschlechtliche Vermehrung der Aphiden von Reaumur (1737) entdeckt und durch seinen Schüler Bonnet zum ersten Male genau untersucht. Bonnet (1747) stellte fest, daß die Aphiden sich im Sommer parthenogenetisch fortpflanzen, im Herbst aber eine geschlechtliche Generation hervorbringen, die AVintereier ablegt. Als Untersuchungsobjekte dienten Bonnet Aphis evonymi, Aphis planiaginis und SipJionophora rosae. Bei der ersten Art konnte er 6, bei der zweiten 7 parthenogenetische Generationen verfolgen. Weitere Züchtung gelang ihm nicht, da die Tiere ab- starben. Für Siphonoplwra rosae stellte Bonnet fest, daß der Zyklus dieser Art aus 10 Generationen besteht, wobei die zehnte die ge- schlechtliche ist. Als besonders günstig für diese Art bestimmte er eine Temperatur von 16 — 20 '^ R. Der Unterschied zwischen den parthenogenetischen und geschlechtlichen Weibchen war Bonnet noch unbekannt und wurde erst später durch de Geer festgestellt. DE Geer hat auch bemerkt, daß die auf der Rose vorkommenden Aphiden sich bei günstigen Bedingungen im Winter parthenogene- tisch fortpflanzen können. Dasselbe beobachtete auch Kyber (1815), und er war der Erste, der es versucht hat, dieser Tatsache eine theoretische Erklärung zu geben. Auf Grund seiner Beobachtungen stellte er eine Hypothese der äußeren Wirkung auf das Vorkommen der geschlechtlichen Tiere bei Aphiden auf. Den Leitfaden, welcher ihn zu dieser Hypothese führte, haben ihm die Beobachtungen über die Erstarrung und Überwinterung der Tiere gegeben. Bonnet und de Geer fanden im Herbst und Winter am Boden und an Pflanzen Aphiden, die sich in Erstarrung befanden, die man aber in der Wärme wieder zum Leben und zur weiteren Fortpflan- zung bringen konnte. Dasselbe beobachtete auch Kyber. An der 448 ^- Klodnitski, Hand einiger ßeobachtung-en versuchte er zu beweisen, daß die parthenogenetischen Tiere zu überwintern imstande sind. Auf einem Rosenstocke erstarrte geschlechtliche Tiere ließ er in diesem Zu- stand während des Winters 1804 in einem kalten Zimmer stehen. Im Januar in ein Wohnzimmer gebracht, lebten sie wieder auf und fingen an sich zu begatten, worauf die Weibchen zur Eiablage schritten. Im Frühjahr fand er auf einem Rosenstrauch noch er- starrte Individuen, die seiner Meinung nach keine ausgeschlüpften Fundatrices, sondern überwinterte Tiere sein mußten. Er brachte sie in ein Zimmer, wo sie sich weiter fortpflanzten. Ob sie aber wirklich überwinterte Weibchen oder Fundatrices waren, konnte Kyber nicht beweisen. Eine Kolonie von AiMs dianthi, die erstarrt w^ar, belebte sich auch von neuem, als sie ins Zimmer gebracht wurde. Weitere Versuche über die Erstarrung und Überwinterung der parthenogenetischen Tiere stellte er nicht an, und die Überwinte- rung selbst, wenn sie auch sichergestellt wäre, erlaubt noch gar keine Schlüsse zugunsten einer Hypothese der äußeren Wirkung auf das Eintreten der geschlechtlichen Tiere zu ziehen, wie es Kyber tut. Da die weiteren KYBER'schen Belege seiner Hypothese auf heut- zutage nicht mehr ausreichenden Versuchen beruhen und auch unter sich keine genaue Übereinstimmung zeigen, so möchte ich hier den Autor selbst anführen. Nachdem er die obenerwähnten Beobach- tungen beschrieben hat, sagt er folgendes: „Aus diesem allen folgt, dass wenigstens verschiedene Arten Blattläuse eben so gut, wie andere Insekten in Winterschlaf fallen, aus welchem sie Frühlings- wärme wieder erweckt. So wie aber kein Insekt einen solchen Schlaf beginnen würde, solange die für alle Geschöpfe wohltätige Wärme auf dasselbe fortwirke und ihm Nahrungsquellen olfen ständen, so scheint dieses auch der Fall bei den Blattläusen zu sein, und was noch mehr ist, diese letzten scheinen nicht einmal im Herbste Eier zu legen, sondern immerfort Junge zu gebären, sobald jene Bedingungen : Wärme und Nahrung fortdauernd sind. — Dieses lehrte mich die Erfahrung nicht nur an Rosenblattläusen, sondern an Nelkenblattläusen {Ä2)h. dianthi), die ich zur näheren Beobachtung Sommer und Winter am Fenster meiner Wohnstube zu erziehen pflegte. Vier Jahre unterhielt ich diese Kolonie und doch sah ich während dieser Zeit nie ein Weibchen von ihnen im Herbste Eier legen, sondern immerfort den ganzen Winter hindurch Junge ge- bären, wiewohl in keiner so grossen Anzahl, wie im Frühjahr und Sommer. Die gepflegten Familien pflanzten sich aber nicht nur im Generationswechsel liei einigen Aphididae. 449 Sommer und Winter beständig- fort, sondern, was das wunderbarste und auffallendste dabei war, ich bemerkte auch bei aller Aufmerk- samkeit, welche ich darauf verwandte, seit jenen 4 Jahren keine Männchen und keine Begattung-, die doch auch bei den oben er- wähnten Blattläusen unter gleich günstigen Umständen alle Zeit im Herbste erfolgen sollte und bei der Rosenblattlaus auch wirklich im Freien erfolgt. Nur die Nelkenblattlaus scheint hierin eine Aus- nahme zu machen, bei Avelcher ich überhaupt nie, auch im Herbste nicht, Begattung und Eier wahrgenommen habe. Sie bedarf viel- leicht beides ihrer härteren Natur nach auch nicht, um so weniger, da sie von dem Safte vieler Pflanzen leben kann. — Fortdauernde Wärme und Nahrung also scheinen die Männchen im Herbste un- nötig zu machen. Dieses sollte wenigstens aus den Beobachtungen der erwähnten Blattläuse folgen. Woher sonst eine Vermehrung ohne Männchen und Eier?" Obgleich Kyber gar nicht beschreibt, auf welche Weise seine Versuche ausgeführt wurden, könnten die 4 Jahre langen Beobach- tungen doch nicht ohne Bedeutung bleiben, wenn nicht einige Un- klarheiten vorhanden wären, die von Kyber unberücksichtigt blieben. Die Art Siphonophora rome hat [nach Buckton (1881)] drei Varietäten, von denen zwei geschlechtliche Tiere besitzen, während diese bei der dritten fehlen, Kyber gibt aber nun nicht an, welche dieser Varietäten er beobachtet hat. Es ist also sehr wahrscheinlich, daß er den Unterschied der Varietäten gar nicht bemerkt hat. Wenn wir also alles Unsichere von seinen Beobachtungen abziehen, so können wir nur folgendes daraus entnehmen: Einige Aphi den arten, wie die auf der Nelke und Rose mindestens in einer Varietät vorkommenden, pflanzen sich bei günstigen Bedingungen auch im Winter partheno genetisch fort. Bei Eintritt der Kälte geben sie keine geschlechtlichen Tiere, sondern er- starren und können vielleicht auch überwintern. Ob die geschlechtlichen Tiere bei diesen Arten ganz fehlen oder nur sehr selten auftreten, bleibt un- entschieden, da die KvBER'sche Arbeit hierfür zu wenig exaktes Material enthält. Also sind für den einwandfreien Beweis einer H3'pothese der Wirkung äußerer Faktoren hier gar keine Tatsachen angegeben, im Gegenteil, es finden sich solche vor, die mit dieser Hypothese nicht im Einklang stehen. Wodurch ließe es sich denn erklären, 450 !• Klodnitski. daß einige Tiere ein und derselben Art überwintern, die anderen aber geschlechtliche Tiere hervorbringen? Ja, Kyber beschreibt sogar andere Tatsachen, die seiner Hypothese direkt widersprechen : „Selbst die schöne, warme Herbstwitterung des Jahres 1811, wo sogar Nächte lau waren, pflegte ich eine Kolonie von ApMs lijch- nidis und hordei, welche unzählige Eier legten, stets in der Sonne und des Nachts am verschlossenen Fenster standen." Hierin zeigte es sich schon deutlich, daß nicht die Kälte, wie Kybee vorher an- gibt, ein entscheidender Faktor für das Auftreten der geschlecht- lichen Tiere ist. Im weiteren beschreibt Kybee Tatsachen, die durch keine späteren Beobachtungen bestätigt werden. So behauptet er, das Auftreten der geschlechtlichen Tiere könne durch Kälte und Nah- rungsmangel beschleunigt werden. Seiner Meinung nach erstreckt sich die Vermehrung der parthenogenetischen Tiere „oft nur bis ins 6. und 9. Glied, wenn der Sommer kühl oder trocken, mithin an Wärme und Saft der Pflanzen Mangel ist, bei günstiger Witte- rung aber auch wohl ins 12. ja 15. Glied und beim Überwintern auch noch weitere Generationen hinaus." Zuerst redet Kybee davon, daß ApJiis hordei und avenae in der Wärme Eier ablegten, dagegen sagt er später, daß dieselben Arten bei kalter Witterung früher zur Eiablage kommen etc. Obwohl die Arbeit manche sehr inter- essante Beobachtungen enthält, ist ihr theoretischer Teil mehr auf Spekulationen als exakten Tatsachen aufgebaut. Darum ist es auch nicht richtig, den KYBER'schen Versuchen eine so große Beweiskraft zuzuschreiben, wie es selbst in neuester Zeit manchmal noch ge- schieht. Durch Schmiedebeeg (1829) wurde der Lebenszyklus der Art Aphis mali beschrieben: die Fundatrix lebt 15 — 20 Tage und legt 30 — 42 Junge ab. Der Lebenszyklus der Art besteht aus 15 Genera- tionen, wovon die letzte geschlechtlich ist. Die eigentliche Natur der Fortpflanzung wurde erst von Claus und Leuckaet festgestellt: Ersterer fand, daß die ungeschlechtliche Vermehrung eine parthenogenetische ist, und letzterer nannte den Generationswechsel dieser und der geschlechtlichen Fortpflanzungsart „Heterogonie" (1865). Balbiani^) zeigte, daß, wenn sexupare Weibchen auf frische 1) Die experimentelle Arbeit von Balbiani war mir nicht zugänglich. Seine Versuche sind in Moegan's „Experimenteller Zoologie" beschrieben. Generationswechsel bei einigen Aphididae. 451 Triebe gebracht werden, sie doch nur geschlechtliche Tiere erzeugen, also hier die Ernährung ohne Einfluß auf die Fortpflanzungsweise bleibt; trotzdem er meint, daß in gewissen Vermelirungsperioden und Jahreszeiten der Organismus für die äußeren Einflüsse prädisponiert ist, beweist aber diese Ansicht nichts. Manche von Balbiani's Ver- suchen sind nicht einwandfrei, z. B. der, auf Grund dessen er be- hauptet, daß die sexuparen Weibchen neben den geschlechtlichen auch parthenogenetische Junge hervorbringen können. Von ver- schiedenen Forschern wurde zwar nachgewiesen, daß bei manchen Arten beide Geschlechter entweder von einer und derselben Mutter oder von verschiedenen Muttertieren geboren werden; dagegen wurde die Abstammung geschlechtlicher und parthenogenetischer Jungen von einer und derselben Mutter nicht beobachtet. Kessler (1886) bezweifelte, daß die im Winterschlaf befindlichen Weibchen überwintern können und im Frühjahr wieder fort- pflanzungsfähig sind. Er bestritt auch die Angaben Kybee's, da er dessen Arbeit von verschiedenen Standpunkten aus nicht für exakt hielt, und stellte folgende Fragen: mit welchen Tieren und in welcher Jahreszeit hat Kybee seine Versuche angefangen? Sind die beim Anfang der Untersuchung benutzten ßosenstöcke bis zum Schluß dieselben geblieben? usw. Diese Fragen bleiben in den Untersuchungen Kyber's unbeantwortet. Kessler stellte auch eigene Untersuchungen an, meint aber, daß „Hindernisse und daneben auch noch Zufälligkeiten eintreten, welche eine jahrelange, ununter- brochene Beobachtung fast unmöglich machen". Am 11. April 1882 fand er ein geflügeltes Weibchen von Apkis rosae und brachte es ins Zimmer, wo die Nachkommenschaft desselben sich auch fort- pflanzte. Bis zum 28. September erhielt er im Zimmer 13 partheno- genetische Generationen, deren letzte im Larvenzustand zugrunde ging, von der er aber vermutete, daß sie eine geschlechtliche war. Kessler's Arbeit gibt uns zwar keine endgültigen Resultate, welche die alte Hypothese der Wirkung äußerer Faktoren widerlegen könnten, doch ist seine Kritik an Kyber's Beobachtungen wertvoll. Moegan (1909) glaubte auf Grund der Untersuchungen von DE Geer und Kyber, daß bei günstigen äußeren Bedingungen die ungeschlechtliche Vermehrungsweise ununterbrochen fortdauern kann, und versuchte zu analysieren, welches nun die äußeren Bedingungen sind, die schließlich das Auftreten der geschlechtlichen Formen be- stimmen. Er brachte mit Aphiden besetzte Eosenstöcke in einen Eisschrank, ohne daß die parthenogenetische Vermehrung unter- 452 I- Klodnitski, brochen worden wäre. Andrerseits überzeugte er sich davon, daß die geschlechtlichen Tiere auch bei guter Witterung erscheinen können ; also ist die Temperatur kein fortpflanzungsändernder Faktor. Auch die Hungerversuche blieben ohne Einfluß auf die Partheno- genese, ebenso die Versuche mit Nahrungsänderung, die in der Weise angestellt wurden, daß die mit Aphiden besetzten Pflanzenzweige in verschiedene Salzlösungen gestellt wurden. Auch die Unter- suchungen an PhylJoxera fallax und Phylloxera caryacaidis (1909) haben Morgan noch mehr davon überzeugt, daß die inneren Faktoren die Hauptursachen des Generationswechsels sind. Immerhin hält er es nicht für unmöglich, obgleich es bis jetzt noch nicht bewiesen werden konnte, daß auch äußere Faktoren den Generationswechsel beeinflussen können. Die Untersuchungen des Aphidenforschers Mordwilko (1907) bringen zahlreiche Einzelbeobachtungen, geben aber auf experimen- tellem Gebiete wenig neues. Was das Vorkommen der geschlecht- lichen Generation betrifft, schließt er sich in der Hauptsache den KYBER'schen Anschauungen an. Der erste Forscher, der den Lebenszj'klus der Aphiden rein durch innere Ursachen erklärte, war Tannreuther (1907). Er machte seine Untersuchungen an Melanoxantlms Salicis {salicola) und stellte fest, daß sowohl unter normalen als auch künstlich abge- änderten Bedingungen der volle Zj^klus von der Stammutter ab stets aus sieben Generationen besteht. Ungenügende Nahrung, ebenso wie herabgesetzte Temperatur können keinerlei Einfluß auf das Erscheinen der geschlechtlichen Generation ausüben. Es besteht nur insofern eine Einwirkung, als die Entwicklung gehemmt wird, ohne daß aber die Zahl der Generationon sich ändert. Unter un- günstigen Lebensbedingungen müssen also die geschlechtlichen In- dividuen zeitlich später, nicht aber in einer früheren Generation eintreten. Nach Tannreuther treten auch die geflügelten Tiere vollkommen unabhängig von äußeren ungünstigen Bedingungen auf. Bei der erwähnten Art beobachtete er in der zweiten Generation, gerade da, wo die Pflanze die reichlichste Nahrung darbot, 95% geflügelte Individuen. In der fünften Generation tritt eine Spal- tung in männliche und weibliche Linien ein. Die Eier dieser Weib- chen entwickeln sich zu den Sexuparen der sechsten Generation, die in der siebenten entweder Weibchen oder Männchen erzeugen. Untersuchungen anderer Forscher zeigten, daß gewisse Aphiden- arten sich sehr lange parthenogenetisch fortpflanzen können. Generationswechsel bei einigen Aphididae. 453 Slingerland (1893) hat im Laufe von 33 Monaten 62 Generationen einer Aphidenart g-ezüchtet und bekam innerhalb dieser 3 Jahre immer nur parthenog-enetische Formen (nach Shull, 1910). Auch bei Phylloxera konnte Boiteau (1881) fast 2 Jahre lang nur par- thenogenetische Tiere züchten. Andrerseits war auch ein frühzeitiges Erscheinen von Ge- schlechtstieren, nämlich schon im Frühjahr, bei Apliis saliceti und Chladobius bekannt, wurde aber von einigen Forschern als Folge äußerer Einflüsse betrachtet. Dieselbe Erscheinung- tritt auch bei Chermes, Fempkigus, Phylloxera und Lach nus zutage: z.B. kommt bei Lachnus pinicola und L. piceicola die geschlechtliche Generation von Mitte Juni bis Anfang Juli vor (Cholodkowsky), und bei der Eichen- Phißloxera beobachtete Dreyfus sexuale Formen von Ende Juni bis September, Davis (1909) zeigte bei einer Korn-Aphidenart, daß die geschlechtlichen Tiere hier nicht in nur einer, sondern in mehreren Generationen auftreten (nach Shull, 1910). Aus den bisherigen Ergebnissen scheinen sich folgende Schlüsse mit Sicherheit ziehen zu lassen: 1. Bei einigen Aphiden, Chermetiden und Phylloxeriden erscheint die ge- schlechtliche Generation frühzeitig- im Frühjahr oder Sommer. 2. Bei anderen erscheint die geschlechtliche Form erst im Herbst. 3. Eine dritte K a t e g- o r i e von Arten kann sich dauernd e i n i g- e Jahre lang- p a r t h e n o - genetisch fortpflanzen. 4. Die geschlechtlichen Tiere können nicht nur in einer bestimmten, sondern bei einigen Arten in verschiedenen Generationen vor- kommen. 5. Bis jetzt ist es noch nicht bewiesen, daß äußere Faktoren auf die Fortpflanzungs weise eine direkte Wirkung ausüben können. Auf Anregung des Herrn Prof. Weismann habe ich die vor- liegenden Untersuchungen über den Generationswechsel und das Vorkommen der gesclilechtlichen Tiere bei Aphididae angestellt. Zuerst untersuchte ich (1910) die Art Siphonophora rosae Koch, da über den Lebenszyklus dieser Art nach den Untersuchungen anderer Forscher noch vieles unklar blieb. Diese Art erwies sich aber als ein sehr ungünstiges Objekt für eine weitgehende Untersuchung, da sie derselben viele technische Schwierigkeiten entgegenstellte. Viel bequemer für die Untersuchung war Aphh hedcrac Kalt., die ich 16 Monate lang beobachtete. Schließlich machte ich noch Unter- suchungen über Aphis saliceti Kalt., Chaetophorus testudinatus 454 I- Klodnitski, Thoenton und Ch. aceris Koch, Siphonophora rosae Varietät glauca Buckton, Aphis samhuci Link., Äphis padi Reaum. und noch zwei außer Aphis saliceti auf der Weide vorkommende Arten. Die Schwierigkeiten, welche mir bei der experimentellen For- schung- an Zimmerkulturen sehr häufig entgegenstanden, haben mich gezwungen, diese Untersuchungen durch möglichst exakte Beob- achtungen im Freien zu vervollständigen. In den vier folgenden Kapiteln sind die wichtigsten Resultate der Untersuchung über Siplwnophora rosae (II), Aphis heder ae (III), Aphis saliceti (IV) und Clmetophorus testudinatus und aceris (V) dar- gestellt. Beobachtungen über die Varietät glauca und zwei auf der Weide vorkommende Arten sind in Kap. II und IV erwähnt. Einige Resultate der Beobachtung über andere Arten, wie Aphis samhuci und Aphis padi, erwähne ich kurz im letzten Kapitel. Es sei mir gestattet, meinem verehrten Lehrer Herrn Geheim- rat Weismann meinen herzlichen Dank für die Überlassung des Themas und die mannigfachen Anregungen zu dieser Arbeit auszu- sprechen. Eine angenehme Pflicht ist es mir auch, den Assistenten des Zoologischen Institutes, dem Herrn Prof. Dr. Schleif und dem Herrn Privatdozenten Dr. Kühn, für ihre Hilfe und Ratschläge zu danken. Außerdem möchte ich den Herren Dr. Schleif und Dr. K. Wagnee besonderen Dank für das liebenswürdige Übernehmen der Beobachtung und Unterhaltung der Kulturen von Aphis hederae während meiner Abwesenheit vom Institut aussprechen (ersterer vom 20. Dezember 1910 bis zu 18. Januar 1911, letzterer vom 4. bis zum 20. November 1910); Herrn Dr. v. Voss (Straßburg i. E.) bin ich für Übernahme der Korrekturen zu Dank verpflichtet. IL SipJionophoi^a rosae. Auf den Rosen fand ich im Frühjahr 1910 drei Varietäten ^Qv kxt Siphonophora rosae : eine braune, eine dunkelgrüne und eine hellgrüne, von welchen nur die beiden ersten zur genaueren Untersuchung verwendet wurden. Die Ergebnisse der Untersuchung sind im Teil A des Kapitels beschrieben. Über die hellgrüne Varietät wurden nur allgemeine Beobachtungen gemacht, die im Teil B des Kapitels stehen. Generationswechsel bei einigen Aphididae. 455 A. Braune und dunkelgrüne Varietät. 1. Material und Technik der Untersuchung-. In Bau und Größe sind die braune und dunkelgrüne Varietät einander ähnlich (Länge bis 3 mm) ; ihre Unterschiede sind von Bückton in der Monographie der Blattläuse genau beschrieben. Im Herbste erzeugen die beiden Varietäten geschlechtliche Tiere. Bei meinen Versuchen habe ich vorzüglich die braune Varietät gebraucht, da sie besser zu beobachten ist. Es zeigte sich bald, daß die Technik des Verfahrens große Schwierigkeiten bietet. Zuerst versuchte ich die Tiere auf abge- schnittenen und in Gläsern mit physiologischer Nährlösung gestellten Ästchen zu züchten, doch erwies sich diese Methode als untauglich, da die i^ste bald verwelkten und jede kleine Veränderung der Ptianze zu Lebensstörungen und zum Tode der Tiere führte. Die allein mögliche Technik der Untersuchung, zu der ich gekommen bin, nämlich die Tiere auf Topfrosen zu kultivieren, bot auch viele Schwierigkeiten dar, besonders bei der Isolierung vieler einzelner Tiere. Die größte Schwierigkeit bestand darin, die Pflanze bei den Ver- suchen immer frisch zu erhalten, besonders im Sommer, wo mir nicht immer frische Pflanzen zur Verfügung standen. Während dieser Periode gingen die Tiere daher auch massenhaft zugrunde. Um die Fehler, die dabei entstehen können, zu kontrollieren und auch Lücken der Zimmerbeobachtung auszufüllen, mußte ich andere Methoden suchen. Dazu machte ich regelmäßige Beobachtungen über die Ent- wicklungszeit und auch die Generationsfolge im Freien. Dabei ge- wann ich auch eine Reserve, die man benützen konnte, falls mein Zimmermaterial zugrunde gehen würde. Die Experimente mit diesem Eeserveraaterial brachten leider einige Unsicherheit. Im Freien machte ich manchmal auch einzelne exaktere Versuche, indem ich die Äste mit Gaze umhülle oder einzelne Tiere auf Pflanzen isolierte. Es wurden folgende Versuche angestellt: 1. Versuche bei normaler Temperatur, die der draußen heri'schenden nahe stand. Zuerst wurden die Versuche im Zimmer ausgeführt, später im Wärmehause, da die Zimmerluft zu trocken und darum schädlich für die Pflanzen war. 2. Kälteversuche wurden im Sommer in einem Glasschi-ank ausge- führt, wobei die Temperatur auf 15 — 16*^C stand, also durchschnitt- lich etwa 7 — 8" niedriger als im Zimmer. Durch den unteren Teil des Kälteschrankes, der aus einem Zinkkasten bestand, wurde un- 456 I- Klodnitski, unterbrochen kühles Wasser durchg-eleitet , was zur Herabsetzung- der Temperatur führte. Größere Abkühlung konnte ich nicht er- reichen, da eine solche besondere Einrichtungen verlangt. Kleine Eäume, wie Eiskeller usw., können dazu nicht gebraucht werden, da sie keine guten Bedingungen für die Pflanze bieten; andere standen mir nicht zur Verfügung. Die Temperatur meines Kälte- schrankes (am Tag: 15—16*^0, nachts: 2 — 3*^ kühler) war aber der Frühherbsttemperatur, bei der bekanntlich schon geschlechtliche Tiere vorkommen, angenähert. 3. Die Wärmeversuche wurden ebenfalls in einem Glasschrank gemacht, in dem die Temperatur mit Hilfe eines Wasserbades auf 28—30" C gehalten war. 2. Entwicklung der Kulturen im Zimmer und im Freien. Die Fundatrices schlüpfen im Freien aus den Eiern von Mitte April bis Anfang Mai, so daß also die Zeit zwischen dem Ausschlüpfen der ersten und der letzten Fundatrices beinahe einen Monat dauert. Ende April wird schon die Geburt der 2. Generation beobachtet. Bei optimaler Temperatur (20— 24" C) dauert die Entwicklung einer Fundatrix nur 10 Tage, bei niedriger Temperatur wird die Ent- wicklungszeit größer. Daher brauchen die früh ausschlüpfenden Fundatrices längere Zeit zur Entwicklung, so daß die Zeit der Ge- burt der 2. Generation bei allen etwas ausgeglichen wird. Die ersten Beobachtungen im Frühjahr 1910 wurden bei einer braunen Fun- datrix gemacht. Das Tier wurde jeden Tag auf eine neue Pflanze gebracht und die Zahl der Neugeborenen jeden Morgen gezählt. Den ersten Morgen hatte das Tier 16 Junge, den zweiten 9, den dritten 15 usw. In den Tabellen sind stets die Zahlen der Neugeborenen zu denen der vorigen Tage addiert (Tab. 1). Die Ditt'erenz zwischen zwei Zahlen stellt also die Tagesbrut dar. In 7 Tagen brachte die Fundatrix 77 Junge hervor, daher wurden im Durchschnitt 11 Junge täglich geboren. Beobachtungen über andere Fundatrices zeigten ungefähr dasselbe, obgleich die gesamte Zahl der Nachkommen bei verschiedenen Tieren etwas schwankt. Als Maximum wurden unge- fähr 70 — 80 Junge festgestellt. Die Beobachtungen über eine grüne Fundatrix gaben im Jahr 1911 ähnliche Resultate wie über die braune (Tab. 2). Generationswechsel bei einigen Aphididae. 457 Tab. 1. Fortpflanzung einer braunen F u n d a t r i x. Tab. 2. Fortpflanzung einer grünen Fundatrix. Tage Gesamtzahl der der Geburten Jungen 12. Mai 16 13. „ 25 14. „ 40 15. „ 49 16. „ 59 17. „ 72 18. „ 77 Tage Gesamtzahl der der Geburten Jungen 1. Mai 16 2- « 20 3. „ 26 4. „ 35 5. ,. 42 6. „ 55 7. „ 63 8. „ 72 Die jungen Tiere werden 10 Tage nach der Geburt fortpflanzungs- fähig. Unter den von den beiden oben beschriebenen Fundatrices geborenen Jungen befanden sich etwa 10 — 15 "/o Geflügelte, was aber nicht die Regel ist. So z. B. beobachtete ich im Jahre 1911 einen Fall, wo im Mai 55 Tiere von einer Fundatrix geboren wurden, die sich alle zu Geflügelten entwickelten. Tab. 3. Geburt der 4. Generation bei normaler und herab- gesetzter Temperatur. Tage Ziramerversuche Kälteversuche der Geburten Zimmer- 1.9 2.9 3.9 4.9 Källe- 1.9 2.9 temperatur braun braun braun grün temperatur braun braun 1. Juni 22 10 16 2. „ 22 11 _ 16 — 16 10 — 3. 22 16 13 22 — 15 13 — 4. 22 24 27 27 — 15 17 — 5. 22 + 37 + ^ 15 26 — 6. 24 46 10 16 32 — 7. 24 — — — 20 16 34 10 8. 24 . . — 31 16 36 13 9. 24 — — — 37 17 . — 15 10. 23 _ — — 47 16 — 23 11. 21 — — — 16 — 28 12. 19 — — — 15 — 33 13. — — — — — 15 — 38 14. ) — — — — — 15 — 40 Mit + sind die frühzeitig abgestorbenen 99 bezeichnet. 458 I. Klodnitski, Alle brcaunen Tiere, die im weiteren beobachtet wurden, stammen von der ersten Fnndatrix (Tab. 1). Am 22. Mai begannen die erst- geborenen Jungen die 3. Generation hervorzubringen. Die Ge- burten dauerten 6 — 7 Tage und die maximale Zahl der Neugeborenen betrug beinahe 62. Täglich wurden im Durchschnitt 9 — 10 Junge geboren. Bei der weiteren Besprechung der Tabellen berücksichtige ich hauptsächlich die minimale Entwicklungszeit, da diese Zeit für die Mehrzahl der Tiere beinahe gleich war, und die maximale Zahl der Neugeborenen. Der letzteren näherten sich auch die Zahlen von Embrj'onen und Eiern an, die ich im Leibe der Muttertiere fest- stellte. Am 1. Juni fing die erste Geburt der 4. Generation an (Tab. 3). Weibchen, welche die Geburt später begannen, waren selbst auch später zur Welt gekommen. Die maximale Zahl der Neugeborenen der 4. Generation war 47. Täglich wurden 7 — 11 Junge geboren, welche nach etwa 11 Tagen fortpflanzungsfähig waren. Tab. 4. Geburt der 5. Generation (Zimmer). Tage der Tempe- 1.9 2.9 3.9 4.9 Geburten ratur braun braun braun grün 12. Juni 19 2 6 7 13. „ 21 7 11 12 — 14. „ 20 15 21 17 — 15. „ 16 18 — 19 16. „ 16 19 — — 17. ;; 18 — — 22 4 18. „ 18 — — 24 11 19. „ 18 — — — 16 Am 12. Juni begann die Geburt der 5. Generation (Tab. 4). Bei den zahlreichen Versuchen, die ich ausführte, gingen mir viele Tiere zugrunde, am häufigsten dadurch, daß die Weibchen am Anfange oder im weiteren Verlauf ihrer Fortpflanzungstätigkeit von den Zweigen herabfielen. Aus der 5. Generation Avurden hauptsächlich die erstgeborenen Weibchen zur Fortpflanzung gebracht, doch wird auch das Schicksal einiger letztgeborenen im weiteren besprochen. Bei der Geburt der 5. Generation traten einige Erscheinungen auf, die meine Kolonien immer mehr schwächten und darum auch zu ungenügenden Resultaten führten. Zu jener Zeit wurden die Pflanzen Generationswechsel bei einigen Äphididae. 459 schon ziemlich trocken und gaben eine ungenügende Nalirung, was hauptsächlich zur Verkleinerung der Zahl der Neugeborenen führte. Für die 5. Generation war in den Zimnierkulturen die Maximalzahl 24, durch indirekte Methoden, wie Zählung der Embrj-- onen im Leibe der Mutter und Beobachtung im Freien, konnte ich diese Zahl aber als eine viel höhere, nahe an 35, bestimmen. Die Zahl der täglich Geborenen war im Durchschnitt für die 5. Gene- ration beinahe 4,5. Die Zeit der Entwicklung betrug bei den Tieren der 5. Generation 12 Tage. Tab. 5. Geburt der 6. Generation (Zimmer). Tage der Tempe- 1.9 2.9 3.9 4.9 5.9 Geburten ratur braun braun braun grün grün 25. Juni 16 8 26. „ 15 _ 27. „ 16 10 2 1 28. „ 18 5 2 f.- " 18 13 9 6 30. „ 20 16 14 7 1. Juli 16 . 2 17 — . 10 3 3. „ 16 — 4 ^- „ 15 — — 11 6 7 5. „ 16 — — 13 7 10 n- " 16 — 14 9 l- " 15 — — 12 8. „ 15 — 14 9. „ 17 — — — 21 — Tab. 6. Geburt der 6. Generation (Warmhaus). Tage der Tempe- 1.9 2. '■? 3.9 4.9 5.9 Geburten ratur braun braun braun braun grün 24. Juni 21 5 25. „ 21 10 o 1 5 26. „ 20 11 h 3 (; 27. „ 22 7 5 i) 28. „ 20 12 9 10 11 3 29. „ 20 14 — 13 14 6 30. , 25 17 13 17 22 15 1. Juli 18 IS 15 20 22 1- " 20 21 16 — 25 3. „ 20 — 18 — 28 4. „ 20 — 19 — — Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst ai 460 I. Klodnitski, Sie begannen am 24. Juni die Geburt der 6. Generation. Diese Generation wurde im Zimmer und auch im Wärmeliause geboren, wo die Temperatur etwas liölier als im Zimmer war (Tab. 5. u. 6). Im Wärmeliause (Tab. 6), wo alle Vorgänge ganz normal verliefen, da die Tiere auf frische Pflanzen gebracht wurden, war die maximale Zahl der Geborenen 28, und täglich wurden im Durchschnitt 3,2 ge- boren, während im Zimmer (Tab. 5) die maximale Zahl nur 21 be- trug und täglich nur 2,2 geboren wurden. Weitere Versuche wurden nur im Wärmehause ausgeführt, da die Tiere im Zimmer nicht am Leben blieben. Die minimale Zeitdauer der Entwicklung der 6. Generation betrug 14 Tage. Tab. 7. Geburt der 7. Generation (Warmhaus). Tage der Geburten Tempe- ratur 1.9 braun 2.9 braun 3. 9 braun 4.9 braun 5.9 braun 6.9 grün 7.9 grÜQ 8.9 grün 8. Juli y. „ 10. „ 11. „ 12. „ 13. „ 14. „ 15. „ 16. „ 17. „ 18. „ 20 20 22 23 23 22 23 25 25 23 23 1 5 6 1 5 7 1 4 7 6 10 12 14 2 7 1 4 7 3 7 10 4 6 9 10 Am 8. Juli begann die Geburt der 7. Generation und verlief bei den Versuchen im Wärmehause sehr unregelmäßig, da sich mit der Zeit immer mehr die schädlichen Einflüsse der schlechten Er- nährung geltend machten. Daher stimmte auch die maximale Zahl der Geborenen (14) nicht mit der im Freien erhaltenen überein, die 26 betrug (Tab. 7). Zur Fortpflanzung wurden Tiere, die in ver- schiedenen Zeiten geboren waren, verwendet. Die 7. Generation entwickelte sich in 15 Tagen. Am 23. Juli wurden die ersten Tiere der 8. Generation geboren. Von diesen wurden nur wenige Tiere hervorgebracht, und bald darauf gingen die Kolonien infolge des schlechten Gedeihens der Nährpflanzen zugrunde. Weitere Beobach- tungen mußte ich daher bei anderen, im Freien lebenden Kulturen, machen. Von den braunen, letztgeborenen Weibchen der 4. Generation, Generationswechsel bei einigen Aphididae. 4ßX die am 6. Juni geboren wurden, haben sich nur 2 vollkommen aus- gebildet. Als sie die volle Größe erreicht hatten, waren sie nur -j^ so groß wie normale Weibchen. Das erste hat ein Junges am 28. Juni geboren und starb dann. Das zweite gebar eines erst am 2. Juli und dann noch eines am 6. Juli und starb am 28. Juli ab. Dieser Unterschied zwischen den erst- und letztgeborenen Tieren, den man bei den ersten Generationen nicht bemerkt, wird nur von der 4. und den weiteren Generationen an beträchtlich. Die beschriebenen Tiere lebten fast 6 Wochen lang und brachten trotzdem nur sehr wenige Junge hervor. Die Jungen, welche von solchen „Zwerg- weibchen" geboren wurden, starben sehr bald ab. Es waren aber ebenfalls parthenogenetische Tiere. Auch im Freien konnte ich solche ,.Zwerg Weibchen-' finden. Von 7 Tieren der dunkelgrünen Varietät, die auch zu den letztgeborenen gehörten, entwickelten sich nur 3 vollkommen. 3 Wochen nach ihrer Geburt brachten sie einige Junge hervor und gingen ebenfalls bald alle zugrunde. Eine ähnliche Erscheinung hat Moegan (1909) bei Phylloxem fallax beobachtet: die letztgeborenen Weibchen der 2. Generation sind bei dieser Art auch sehr klein („Zwergweibchen") und gehen meistens zugrunde. Bei meinen im Vorstehenden beschriebenen Versuchen kamen die Geflügelten regelmäßig in einer bestimmten Prozentzahl vor (Tab. 8). Wie oben erwähnt, kommen in der 2. Generation bei einigen Fundatrices 100 «/o, bei den anderen nur 10% Geflügelte vor, doch was die Ursache eines so großen Unterschiedes ist, bleibt unbekannt. Alle anderen Generationen, von der 3. bis zur 8., hatten 5—7 % Geflügelte, und bei der Verminderung der Zahl der Geborenen wird auch die Zahl der Geflügelten entsprechend kleiner. Zur weiteren Untersuchung wurden eine Zeitlang die im Freien lebenden Tiere verwendet, unter denen die grünen besonders zahlreich vertreten waren. Die Rosenstöcke waren frisch und hatten junge Triebe, die den Tieren sehr gute Nahrung boten (im Freien blieben die Tiere überhaupt nur an Pflanzen leben, die ganz frische und reichliche Nahrung gaben). Damit die Beobachtungen möglichst exakt ausfielen, wurden die Rosenzweige numeriert und mit Gaze um- wickelt, obgleich letzteres auf die Länge der Zeit sehr unbequem war; einige Tiere wurden auf einzelnen Pflanzen unter einem Glas- dache isoliert. Den ganzen August hindurch war das Wetter warm und sonnig und die Tagestemperatur nahezu optimal. Anfang August beobachtete ich, wie einige Tiere eine neue Generation hervorbrachten.. 31* 462 I. Klodsitski, Tab. 8. Zahl der (Teflüg-elten in einis-en Generationen. Generationsmimmer Tempe- ratur Gesamtzahl der Tiere Zahl der Geflügelten Prozent- zahl 4. Generation (Zimmer) 22-24 46 47 27 24 3 2 1 1 4-6 4. Generation (Kälte) 22—24 40 36 2 2 i ' 4. Generation (Wärme) 28-30 19 16 14 1 1 1 1 -' 5. Generation (Zimmer) 16-20 19 24 21 1 1 1 1 - ö. Generation (Kälte) 15 17 1 6 6. Generation (Zimmer) 15—20 21 16 1 1 1^ 5—6 6. Generation (Warm- haus) 18-25 19 20 21 22 1 1 1 1 5 Tab. 9. Beobachtungen im Freien über die Geburt einer Generation, die als 8. angenommen war. Tage der Geburten 1. 9 2. 9 3. 9 4. 9 5. 9 6. 9 1. August 7 4 4 4 4 2. „ 13 8 9 8 9 4 ^- « 19 14 15 14 15 10 4. ," 23 20 21 20 20 15 5. „ 26 — — — — — Nach den früheren Beobaclitungen entwickelten sich die Tiere dieser Kultur in annähernd gleicher Weise wie die im Zimmer, woraus ich annehmen zu sollen glaubte, daß sie Angehörige der 8. Generation Generationswechsel bei einigen Aphididae. 463 waren (Tab. 9). Die maximale Zahl der Neugeborenen war 26, und es wurden im Durchschnitt täglich 5 Tiere geboren. Die Entwicklungs- zeit der Jungen dauerte bei optimaler Temperatur 14 Tage, und am 15. August wurden wieder einige Tiere isoliert. Sie brachten neue Junge hervor, die, wenn die vorige Annahme richtig war, der 9. Ge- neration angehören mußten. In dieser Generation war die maximale Zahl der Neugeborenen 26 (Tab. 10). Anfang September fiel die Tagestemperatur auf 15 — 16 " C. Die Jungen (9. Generation) wurde zu geflügelten Nymphen, und am 12. September waren die ersten geflügelten Weibchen ausgebildet. Die Entwicklung der 9. Generation dauerte im ganzen ungefähr 4 Wochen. Tab. 10. Beobachtungen im Freien über die Geburten der von den Weibchen 1 u. 2 der Tab. 9 stammenden Jungen (9. Generation), Tage der Geburten 1. 9 2. 9 3. 9 4. 9 5. 9 6. 9 15. August 5 ö _ 16. „ 11 10 i; 6 — — 17. „ 17 l(i 12 12 6 5 18. ;: — 18 19 13 13 19. „ — 22 26 21 — 20. „ — — 25 — — — Tab. 11. Die Geburt der geschlechtlichen Nachkommenschaft der geflügelten $$, welche von Weibchen 1 u. 3 (Tab. 10) stammten. Tage aller 1 '"^ 0 ri '•? ? -l ? 5. 9 6. 9 Geburten 12. September 3 — — — 13. o — — — — — 14. 8 4 — — — — 15. — i — — — — 16. — 10 — — — — JI- — — — — — 3 18. — — • — — — 7 19. — — 4 3 4 10 20. — — ( 5 (; — 21. — — 10 8 10 — 22. — — 12 — — — 464 I. Klodnitski, Diese Weibchen setzten sich auf die untere Seite der Blätter und legten sofort Junge ab (Tab. 11): täg-lich 2—3, die geflügelten Weibchen im Maximum 10—12 Junge. Nachdem diese etwas größer geworden waren, konnte ich feststellen, daß die neugeborenen Tiere die geschlechtliche Generation darstellten. Die Tagestemperatur vom 10. — 18. September schwankte zwischen 14 — 16^ C. Die geschlechtlichen Larven der giünen Varietät weichen ganz bedeutend von den parthenogenetischen ab: sie besitzen ein breites, spitzes Abdomen, sind etwas flach und von weißlich-grüner Farbe, auch sind sie kleiner als die parthenogenetischen. Eine zweite Gruppe von Tieren, die ich eine Zeitlang im Freien beobachtete, lebte auf Pflanzen, die sich an einem kühlen Orte be- fanden. Die Temperatur stand dort etwas niedriger, und alle Lebens- erscheinungen mußten sich darum verspäten. Diese Tiere gehörten der braunen Varietät an. Ende August habe ich einige gebärende Tab. 12. Beobachtungen im Freien über die Geburt einer braunen Generation, die als 8. angenommen war. Tage der Geburten 1. 9 2. 9 3. 9 4. 9 25. August 6 5 26. 13 12 5 — 27. 18 17 11 — 28. — — 16 — 29. — 22 7 30. — — — 16 31. „ — — — 21 Tab. 13. Beobachtungen im Freien über die Geburt der 9. Generation, von Weibchen 1 u. 2 (Tab. 12). Tage der Geburten 1. 9 2. 9 3. 9 4. 9 5. 9 16. September 4 5 _ _ 17. 8 10 — — 7 18. 13 14 5 5 12 19. ; 19 9 10 18 20. ! 15 13 21 21. - — 20 16 24 Generationswechsel bei einigen Aphididae. 465 Tiere beobachtet (Tab. 12). Die neug-eborenen Tiere hielt ich. wie im vorigen Falle, für Ang-ehörige der 8. Generation. Wie die Tabelle zeigt, kann man in dem Gange der Geburten keine be- deutenden Unterschiede mit den vorherigen Beobachtungen be- merken. Am 16. September begannen diese unterdessen erwachsenen Weibchen, deren Entwicklung wegen der herabgesetzten Temperatur 3 Wochen dauerte, Junge hervorzubringen (Tab. 13). Die iu der Tabelle angegebenen Zahlen geben nichts Neues und sind denen für die grüne Varietät erhaltenen fast gleich. Die Nachkommenschaft vom Weibchen No. 3 und No. 4 (vgl. Tab. 13) wurde am 22. September in einen warmen Raum gebracht, wo die Tagestemperatur zwischen 15—20 " C schwankte. Von den 36 Tieren haben sich nur 12 zu vollkommener Größe entwickelt, und zwar in etwa 16 Tagen. Am 4. Oktober wurden 6 von diesen Tieren geflügelt, am 5. und 6. Oktober je noch 3. Diese ge- flügelten Weibchen fingen dann sofort an, Junge abzusetzen. Ich konnte bald feststellen, daß alle Neugeborenen geschlechtliche Weibchen waren. Die erwachsenen geschlechtlichen Weibchen der braunen Varietät sind in Farbe und Größe den parthenogenetischen ziemlich ähnlich, nur besitzen sie einen fast gleichmäßig breiten Körper, während das Abdomen der parthenogenetischen sich nach hinten und ebenso nach vorn stärker verjüngt. Die Männchen sind äußerlich den geflügelten parthenogenetischen Weibchen sehr ähn- lich. Die von mir beobachteten Fälle der Begattung dauerten ^li Stunde. Die Weibchen im Wärmehaus kamen nicht zur Eiablage, sondern starben infolge von Nahrungsmangel und anderen un- bestimmten Ursachen nach und nach alle ab. Anfang Oktober befanden sich im Freien nur sehr wenige un- geflügelte, parthenogenetische Tiere. Um ihr weiteres Schicksal festzustellen und ihre Nachkommenschaft zu verfolgen, brachte ich solche Weibchen auf Topfrosen ins Wärmehaus. Dadurch konnte ich mich in den meisten Fällen davon überzeugen, daß diese Weibchen entweder selbst sexupar waren oder Sexupare hervor- brachten. Eines von diesen Weibchen wurde Anfang Oktober ins Wärmehaus gebracht und gebar einige Junge, von denen nur 3 zu voller Größe bis Ende Oktober heranwuchsen. Alle 3 waren un- geflügelte, parthenogenetische Tiere. Ihre Entwicklung dauerte 3 Wochen, und vom 20. bis zum 31. Oktober bi-achten alle drei 20 Junge hervor. Ende November wurden die neugeborenen Tiere zu Geflügelten, und am 1. Dezember brachte eines von ihnen 4 Junge 466 I- Klodnitski, hervor, die sich am 9. Dezember zu geflügelten Männchen ent- wickelten. Diese Beobachtungen bestätigen also, daß, wie es schon früher bekannt war, die sexupare Generation aus geflügelten Weibchen besteht und daß die Männchen und Weibchen von verschiedenen Müttern geboren werden. Zum Schlüsse möchte ich noch die allgemeinen Ergebnisse der Beobachtung über die Fortpflanzung der Tiere im Freien zusammen- stellen. Man konnte erwarten, daß die Quantität der Tiere von der 1. Generation ab mit jeder weiteren sich immer vergrößern würde. Die Erfahrung zeigt aber, daß die Tiere nur in den Zeiten, welche ihnen die besten Bedingungen liefern, in großer Zahl vor- kommen. Diese Zeiten sind Frühjahr und Herbstanfang, wenn die Pflanzen frische Triebe bekommen und die Temperatur günstig ist. Die hohe Temperatur des Sommers wird für die Tiere schädlich, wenn sie über das Optimum hinausgeht (über 24 "^ C). Sie führt nicht selten zu einem Depressionszustand, und bei lang andauernder Wirkung gehen die Tiere zugrunde, ähnlich wie es bei den Wärme- versuchen geschieht. Die herabgesetzte Temperatur hemmt die Ent- wicklung, ist aber nicht direkt schädlich. Die ganze Fortpflanzungszeit der Art Siphonopliora rosae kann man in drei Perioden teilen: 1. Mitte April bis Mitte Juni. Das ist die günstigste Zeit, in welcher sich die Tiere am besten ver- mehren und in der größten Zahl vorkommen. 2. Von Mitte Juni bis Mitte August. Diese Zeit ist sehr ungünstig, da die Pflanzen holzig werden und etwas austrocknen. In Freiburg konnte ich be- obachten, wie in dieser Zeit ganze, große Kolonien auf fast 100 Rosenstöcken zugrunde gingen. Wegen der großen Hitze des Sommers 1911 fand man auf Pflanzen, die sonst voll von Tieren waren, gar keine mehr. Wie man aus dem weiteren (Wärmeversuche) sehen kann, wirkte nicht nur die schlechte Ernährung, sondern auch die hohe Temperatur unmittelbar vernichtend auf die Tiere. 3. Die dritte Periode beginnt Anfang oder Mitte August, wenn die Tem- peratur etwas fällt, sich der optimalen daher wieder nähert und die Pflanzen neue Triebe bekommen. In dieser Zeit vermehren sich die Tiere intensiver, aber bei weitem nicht so gut wie im Frühjahr. Anfang und Mitte September werden auch die ersten geschlecht- lichen Tiere zahlreich geboren. Im Jahre 1910 hat das Wetter sich Ende September sehr stark verändert, und es trat frühzeitig Kälte ein, wodurch die Entwicklung gehemmt wurde. Sehr viele gingen dabei zugrunde, und Ende Oktober fand ich auf den Ästchen Generationswechsel bei einigen Aphididae. 467 einiger Pflanzen im ganzen etwa 20— 30 Eier abgelegt, auf anderen Sträucliern weniger und auf noch anderen, wo vordem die Tiere sehr zahlreich waren, gar keine. 3. Kälteversuche. Für die Kälteversuche wurden die vor der letzten Häutung stehenden Weibchen der 3. Generation aus den Zimmerkulturen verwendet. In der Kälte begann die Geburt der 4. Generation am 2. Juni. In der Tabelle 3 sind die Zimmer- und Kältegeburten der 4. Generation nebeneinander gestellt, damit der Einfluß der Kälte klarer zum Vorschein kommt. Aus dem Vergleich der Zimmer- versuche mit denen in der Kälte ergeben sich gleich in sehr auf- fallender Weise die Resultate der Kältewirkung. Im Zimmer wurden nämlich durchschnittlich 9 Junge pro Tag geboren, in der Kälte 5, also nur annähernd die Hälfte. Dementsprechend dauerte auch die Fortpflanzungsperiode der Weibchen viel länger. Die in der Kälte geborene 4. Generation entwickelte sich langsamer als die entsprechende Zimmerkultur, und erst am 16. Juni wurden die Jungen der 5. Generation geboren (Tab. 14). Die Pflanzen, auf denen die Tiere saßen, waren noch frisch genug, und die Hemmung der Entwicklung muß also ausnahmslos der herabgesetzten Temperatur zugeschrieben werden. Die Bewegungen der Tiere wurden langsam, sie blieben ruhig an einem Platz längere Zeit sitzen. Tabelle 14 zeigt den Gang der Geburt der 5. Generation bei drei AVeibchen. Hier sind auch dieselben Folgen der Kältewirkung zu beobachten wie vorher : Tab. 14. Geburt der 5. Generation (Kältekultur). Tage der Tempe- 1. V 2. 9 3. 9 Geburten ratur 16. Ji;ni 15 1 2 6 17. „ 15 7 3 — 18. „ 15 9 19. „ Iß — 5 8 20. „ 16 — 21. „ 16 — — 22 16 — U 10 23. „ 16 — 16 24. „ 16 — 25. „ 16 — 17 — 468 I. Klodnitski. Verlangsanmng der Geburten, Verkleinerung- der Zahl der Ge- borenen usw. Im weiteren stand die Temperatur auf 15 — 16 ^. Die Entwick- lung der 5. Generation dauerte 22 Tage, also doppelt so lange wie im Zimmer. Die ersten Tiere der 6. Generation wurden erst am 7. Juli geboren (Tab. 15). Mitte Juni waren einige Tiere an einer mir unbekannten Krankheit gestorben: sie wurden schwarz, fielen aber nicht von den Ästen, sondern blieben fest sitzen. Die 6. Genera- tion kam auch nicht zu voller Größe, und Anfang August waren die letzten ganz erwachsenen Tiere abgestorben. Tab. 15. Geburt der 6. Generation (Kältekultur Tag-e der Geburten Tempe- ratur 1. 9 2. 9 3. 9 4. 9 7. Juli 8. „ 9. „ 10. „ 11. „ 12. „ 13. „ 14 14 14 15 15 16 16 1 3 4 5 7 12 2 4 1 3 Die Geflügelten zeigen sich in derselben Prozentzahl wie auch bei normaler Temperatur (Tab. 8). Als Folgen der Kältewirkung beobachten wir also: L nicht alle Eier kommen zur Entwicklung; 2. die Entwicklung der Jungen wird schon im Leibe der Mutter gehemmt, und die Jungen erscheinen später als bei normalen Be- dingungen; 3. die Geburten treten infolge von Hemmung in den Lebensprozessen der Mutter später nacheinander auf; 4. die Ent- wicklungszeit vergrößert sich proportional zu der Dauer der Ein- wirkung: die 4. Generation entwickelte sich 1,5 mal länger in der Kälte als im Zimmer, die 5. doppelt so lange, und die 6. brauchte fast 4 Wochen, kam aber überhaupt nicht mehr zur weiteren Ge- burt; 5. die herabgesetzte Temperatur wirkt nur hemmend, ruft aber keine Änderungen in der Fortpflanzungsart hervor. Meine Kultur befand sich 2 Monate lang unter der Wirkung einer Temperatur von 15— 16** und blieb parthenogenetisch. Irgend- welche andere Folg-en der Kältewirkung wurden nicht beobachtet. Generationswechsel bei einigen Apliidiclae. 469 Soweit ich mich überzeuj^t habe, g-ehen die Tiere bei dauerndem Frost zug-rimde. Die Überwinterung im Freien scheint für diese Varietäten kaum moo-lich zu sein. 4. ^^' i r k u n g- de r 'N^" ä r m e. "Wärmeversuche wurden Ende Mai mit braunen "Weibchen der 3. Zimmergeneration angestellt. Die Tabelle 16 zeigt den Gang der Geburten. Die AVeibchen gebaren täglich viel weniger Junge als im Zimmer (Durchschnitt 3.5) und ebenso aucli während ihres gesamten Lebens. Tab. 16. Geburt der 4. Generation (Wärmekultur). Tage der Geburten Tempe- ratur 1. 9 2. 9 3. 9 2. Juni 30 2 ■6. „ ■50 4 4- „ HO 9 5. „ 29 12 — 6. „ 29 16 . — 7- „ 29 19 4 3 8. „ 30 — . 7 ö 9. „ 30 — 12 10 10. „ 28 — 16 14 Die Versuche konnten leider nicht dauernd durchgeführt werden, da es sich bald zeigte, daß die Pflanzen die unnatürlichen Be- dingungen, unter welchen sie sich befanden, nicht ertrugen und leicht zugrunde gingen. Um die Tiere am Leben zu erhalten, mußte ich die Pflanzen sehr oft wechseln. Die Versuche dauerten nur 15 Tage. Die Tiere der 4. Generation sind zur Geburt der 5. nicht gekommen und alle abgestorben. Es hat sich gezeigt, daß die hohe Temperatur auf die Tiere schädlich wirkt. Die Geburt geht von Anfang an normal, und die neugeborenen Larven sind viel kleine]- als die normalen, w^as auf eine zu frühe Geburt hinweist. Alle Lebenserscheinungen werden gehemmt und die Tiere in einen De- pressionszustand versetzt, in dem sie sicli eine Zeitlang befinden und dann zugrunde gehen. Die Geflügelten erschienen in derselben Prozentzahl wie bei den normalen Versuchen (Tab. 8). 470 Klodnitski, 5. Wirkung der Nahrung- und Feuchtigkeit. Die Tiere sind sehr empfindlich in bezug auf die Nahrung, denn sie ernähren sich nur von ganz frischen und saftigen Trieben, selten von Blättern. Eine Ausnahme machen nur die letzten ge- flügelten sexuparen Weibchen, die sich gewöhnlich auf die untere Seite der Blätter setzen. Hungernde Tiere gehen nach 2 Tagen zugrunde, wobei sie am 2. Tage nur noch wenig beweglich sind. Auf abgeschnittenen Ästen leben die Tiere eine Woche oder höchstens 10 Tage lang. Die Wirkung der mangelhaften Nahrung beeinflußt natürlich auch ihre Nachkommenschaft, daher sind die neugeborenen Tiere schwach und bleiben nicht lange am Leben. Bei langsamem Austrocknen der Pflanze wirkt der Nahrungsmangel nicht plötzlich, sondern nach und nach, im Laufe einiger Generationen. Durch den Vergleich der Tabelle 5, wo die Tiere auf mageren Zimmerpflanzen sich befanden, uud der Tabelle 6, welche die im Wärmehaus auf frischen Pflanzen ausgeführten Versuche darstellt, kann man den Einfluß des Nahrungsmangels erkennen. Bei einer Temperatur von 20 — 24 ^ C entwickeln sich die Tiere gleichmäßig schnell, unabhängig davon, ob sie bessere oder etwas schlechtere Nahrung zur Verfügung haben. Die Folgen des Nah- rungsmangels zeigen sich darin, daß die gebärenden Mütter früh- zeitig absterben, wodurch die Zahl der Neugeborenen bedeutend verkleinert wird. Bei der herabgesetzten Temperatur wird auch das Nahrungsbedürfnis der Tiere kleiner, daher können sie den Nahrungsmangel viel leichter ertragen. Im allgemeinen können hungernde Tiere, wenn sie auf frische Pflanzen gebracht w^erden, sich leicht erholen. Wenn aber der Nahrungsmangel eine gewisse Grenze überschreitet, so tritt plötzlich ein vollkommener Stillstand im Leben des Tieres ein, und bald darauf folgt der Tod. Versuche, die gemacht wurden, Tiere auf anderen Pflanzen zu kultivieren, gaben mir negative ßesultate. Z. B. auf dem Epheu, der sich längere Zeit im Zimmer frisch erhalten läßt, lebten die Tiere eine Woche lang. Eines hat sogar ein paar Junge geboren. Im weiteren gingen sie jedoch alle zugrunde. Morgan behauptet, es sei ihm leicht gelungen, die Tiere mit Erfolg auf anderen Pflanzen zu kultivieren, aber wahrscheinlich waren seine Versuche keine lang dauernden, denn sonst müßten wir auch in der Natur dasselbe finden, was aber nicht vorzukommen scheint. Ein ziemlich wichtiger Faktor ist die Feuchtigkeit. Trockene Generationswechsel bei einigen Aphididae. 471 Luft ertrag-en die Tiere sclileclit und sterben leicht ab. Am besten entwickeln sie sich in feuchter Luft. Wenn der Grad der Feuchtig- keit zu groß ist, so verändert dieses offenbar die Größe der Tiere, denn Tiere meiner Kulturen, die sich im Kälteschranke entwickelten, wurden nach 2 Wochen 1,5 mal so groß wie die, welche im Zimmer mit trockner Luft blieben. Diese Erscheinung ist ausschließlich der Wirkung der Feuchtigkeit zuzuschreiben, aber nicht der Kälte, da bei trockner Luft und herabgesetzter Temperatur des Herbstes die Größe der Tiere sich nicht veränderte. Auch die in der feuchten Luft des Waldes lebenden Tiere sind größer als die in den Gärten lebenden, B. Varietät gl au ca. Die hellgrüne Varietät, welche in der Monographie von Bucktox unter dem Namen glanca beschrieben ist, kommt sehr häufig auf der Rose mit den beiden anderen zusammen vor. Die Größe der Tiere ist sehr variabel : bei günstigen Bedingungen sind sie 2 bis 3 mm, sonst aber 1—2 mm lang. Ihre Farbe ist hellgrün und der Farbe der Unterseite des Blattes fast gleich. Im Larvenzustand kann man diese Tiere nach ihrer Farbe und Größe nur schwer von den dunkelgrünen unterscheiden. Bei den erwachsenen Tieren der beiden Varietäten bemerkt man aber den Unterschied leichter, da die Farbe der einen Varietät bedeutend heller als die der anderen ist; ferner bleiben bei der Varietät glauca die Beine und die Saft- röhren durchsichtig, bei den dunkelgrünen dagegen werden diese Körperteile schwarz. Besonders ähneln einander die geflügelten Tiere der beiden Varietäten, wo die Farbenunterschiede viel schwerer zu bemerken sind. Dauernde und exakte Versuche über diese Tiere waren schwierig, denn erstens sind dieselben wegen ihrer Farbe und geringen Größe sehr unbequem zu beobachten und zu zählen, zweitens gelang es kaum sie zu isolieren, da fast auf jeder Pflanze kleine Larven vor- kommen, die man zuerst, auch bei sehr aufmerksamer Untersuchung, nicht bemerkt, die später aber plötzlich zum Vorschein kommen und so natürlich die Untersuchung stören. Ich hielt solche Unter- suchungen auch nicht für sehr wichtig, da diese Art in ihrer Lebens- weise der anderen, von mir genau untersuchten Art ÄpJüs hederoe sehr ähnlich zu sein scheint. Darum machte ich über die hellgrüne Varietät nur allgemeine Beobachtungen, Im Frühjahr sind die Tiere im Freien sehr zahlreich und groß, und 472 ^- Klodnitski, es kommen auch viele Geflügelte vor. Im Laufe des Sommers, bei schlechter Nahrung, reduziert sich ihre Zahl ganz bedeutend, während sie sich im Herbst wieder vermehren und dabei zahlreiche Geflügelte erzeugen. Soweit ich sie in dieser Zeit untersuchte, fand ich keine geschlechtlichen Tiere zwischen ihnen. Bis zum Eintritt des Frostes erscheinen nur die parthenogenetischen Tiere. Den ganzen Winter 1910 — 1911 vermehrten sich die Tiere im Wärmehaus auf den Topf- rosen parthenogenetisch. Im November zeigten sich viele Geflügelte und wurden den ganzen Winter hindurch immer weiter erzeugt; auch im Sommer 1911 vermehrten sich die Tiere im ^^'ärmehause immer weiter parthenogenetisch. Also dauerte die parthenogenetische Fortpflanzung über ein Jahr lang. Im Febiuar 1911 fand, ich auf einem Blatt der Topfrose aus meinen Kulturen im Wärmehause ein Aphidenei. Leider konnte die Beobachtung über das weitere Schicksal dieses Eies nicht fortgesetzt werden, da das Blatt vertrocknete und abfiel. Doch zeigte es sich, daß das Vorkommen der geschlechtlichen Tiere bei dieser Varietät nicht ausgeschlossen ist. Es wäre auch nicht unmöglich, daß ich die wenigen geschlechtlichen Tiere, die vielleicht vorhanden waren, zwischen den zahlreichen parthenogenetischen übersehen konnte. Trotz ihrer zarten Natur sind die Tiere sehr widerstandsfähig und können unter Bedingungen sich fortpflanzen, die für andere Varie- täten verderblich sind. Bei den AVärmeversuchen, wo die braunen und grünen Tiere in einen Depressionszustand gerieten und zugrunde gingen, zeigte sich ganz plötzlich eine große Menge von hellgrünen, die sich sehr gut fortpflanzten; auch bei den Kälteversuchen im Juli kamen sie in ungeheurer Menge vor, also muß ihr Optimum in weiten Grenzen, zwischen 15—80^ C, liegen. In bezug auf die Nahrung sind sie auch weniger empfindlich. Als Nahrungsquellen können ihnen nicht nur Triebe und Blätter, sondern auch der Saft der Binde dienen. Aber wenn sie auf mageren Pflanzen eine längere Zeit leben, so zeigen sich doch einige Veränderungen. Die Tiere werden immer kleiner, bis sich ihre Länge auf 1 mm reduziert. Bei günstigen Be- dingungen geht die Entwicklung sehr rasch, und in 10 — 15 Tagen werden die Tiere fortpflanzungsfähig, während bei ungünstigen Be- dingungen die Entwicklung einen Monat und noch länger dauern kann. Dann sehen die Larven ganz weiß aus und sind den ge- schlechtlichen Larven der dunkelgrünen Varietät ähnlich, sie scheinen sehr lange in der Furche des Blattstieles sitzend die ungünstige Generationswechsel bei einigen Aphididae. 473 Periode überdauern und, sobald die Bedingungen günstig werden, auch heranwachsen und sich fortpflanzen zu können. Gegen starke Kälte, sogar Frost, scheinen sie wenig empfindlich zu sein. Da die Rosenstöcke in Gärten im Winter mit Stroh zum Schutz vor der Kälte bedeckt werden, so können hier die Tiere Schutz gegen die starken Fröste finden und auf diese Weise überwintern. C. Besprechung der Eesultate. Bonnet hat die gesamte Zahl der Generationen bei Siphonopliora rosae auf 10 bestimmt. Diese Zaiil möchte auch ich auf Grund meiner Untersuchungen für die richtige halten. Dabei wird die 9. Generation die sexupare und die 10. die geschlechtliche sein. Es ist aber nicht unmöglich, daß es auch solche Reihen gibt, deren Zyklus aus mehr als 10 Generationen besteht, wie in dem von Ditvad angegebenen Falle, wo er 11 parthenogeuetische Generationen bekam (MOKGAN, 1909). Tab. 17. Jsummer der Minimale Zeit der Maximale Zahl der Generationen Entwicklung in Tagen Geborenen 1 10 77 2 10 62 3 10 47 4 11 35* 5 12 28 fi 14 26 7 14 26* 8 15* 26* 9 16* 12 10 4 Wochen* 3-7 Eier Die Tabelle ist zusammengestellt auf Grund der Beobachtungen, die teils im Zimmer, teils im Freien ausgeführt wurden. Die aus letzteren entnommenen Zahlen sind mit * bezeichnet. Der Verlauf des Zyklus zeigt eine gewisse Regelmäßigkeit. Wenn man einerseits die minimale Zeit der Entwicklung jeder Gene- ration betrachtet, so wird man sehen, daß sie immer mehr zunimmt, die Zahl der von einer Mutter geborenen wird dagegen in jeder neuen Generation geringer (Tab. 17). Leider stellen die Zahlen der 474 I. Klodnitski, Tab. 17 II. 18 nicht die Resultate einer ununterbrochenen Beobach- tung dar, sondern sind aus den Beobachtungen im Zimmer und im Freien zusammengesetzt. Wenn die maximale Zahl der Jungen jeder Generation auf die Ordinatenachse der Tabelle gebracht wird und die entsprechende Nummer der Generation auf die Abscisse, so erhält man eine regel- mäßige Kurve, wie es Tab. 18 zeigt. Irgendwelche äußeren Unter- schiede zwischen Tieren verschiedener Generationen habe ich nicht bemerkt. Die Tiere der 8. Generation waren genau so groß wie die der 2., nur die Fundatrices etwas größer als die übrigen Tiere. Soweit meine Beobachtungen gingen, konnte ich feststellen, daß die Erstgebornen, und zwar von diesen nur die kräftigsten Weibchen, die auf frischen Pflanzen sitzen, in ihrer Nachkommen- schaft zuerst die geschlechtliche Generation liefern. Die Letzt- geborenen, wie schon erwähnt, gehen zum Teil zugrunde; die am Leben bleibenden Weibchen aber kommen wahrscheinlich bedeutend später zur geschlechtlichen Tab. 18. Vermehrung als die Erst- geborenen. In seinem Zeitveriauf kann der Zyklus folgender- maßen dargestellt werden. Die Fundatrices bringen ihre Jungen innerhalb einer Woche hervor. Die erst- geborenen Jungen wachsen früher heran und pflanzen sich auch früher fort als die letztgeborenen. Wenn Nummer der wir die Stammreihe, die sich aus den zuerst ge- borenen und den natürlich sich zuerst fortpflanzenden Tieren zusammensetzt, verfolgen, so kommen Avir schon nach Ablauf von etwa 110—120 Tagen unter optimalen Bedingungen zur 10. Generation. Wenn wir aber die Stammreihe verfolgen, die sich aus den letztgeborenen Tieren jeder Generation (abgesehen von den Zwergweibchen) zusammensetzt, so kommen wir erst nach Verlauf von etwa 140—160 Tagen zu der geschlechtlichen Generation. Also bei denselben Temperatur- und Nahrungsbedin- gungen können die geschlechtlichen Tiere nach ganz verschiedenen )ie Zahlen der 80 geborenen der entsprechenden "Oenerafion. ;77 70 i '\_ 60 1 "'~1^2 50 - 1 ~ '■■,47 40 - ; i ~^\35 50 ; i ^-- ^e.^^e ..26 20 - \ \ 10 ; 1 i Nl2 1 Nu 2 3 4 t < 5 7 t i i ) 10 öe Generationswechsel bei einigen Aphididae. 475 Zeiträumen erscheinen. Dadurch erklärt es sich, warum auf einer und derselben Pflanze einige Geschlechtstiere schon im September, andere dagegen viel später auftreten. Die Fundatrices schlüpfen auch zu ganz verschiedenen Zeiten aus den Eiern. Die Stammreihe der spät auschlüpfenden Fundatrices muß auch später zur geschlecht- lichen Generation kommen. Auf solche Weise kann auch das späte Vorkommen (November) der parthenogenetischen Weibchen erklärt werden, das z. B. von Bückton und einigen anderen Forschern be- merkt wurde. Bückton beobachtete solche Weibchen (braune Varietät) im November 1871 und betrachtete diese Tatsache als einen Gegen- beweis für die von Kybek aufgestellte Hypothese der äußeren Wir- kung auf das Vorkommen der geschlechtlichen Tiere. Meine Versuche zeigten, daß die äußeren Faktoren, wie Temperatur und Nahrung, die Fortpflanzungsweise nicht ändern. Die Geschlechtstiere können wie unter ungünstigen, so auch unter optimalen Nahrungs- und Temperatur- bedingungen vorkommen. Der Vergleich der zwei Varietäten, der dunkel- und hellgrünen, zeigt, daß dieselben manchmal (Larven und Geflügelte) eine hervor- ragende Ähnlichkeit aufweisen. Diese Ähnlichkeit erlaubt es, den IvYBER'schen Versuchen eine andere Erklärung als seine eigene zu geben. Es ist wahrscheinlich, daß die 4 Jahre langen Zimmerbeobach- tungen von Kyber nicht an der braunen oder dunkelgrünen, sondern an der hellgrünen Varietät gemacht wurden. Die beiden ersten Varietäten pflanzen sich auf Topfrosen sehr schlecht fort, und es scheint kaum möglich, daß es ihm gelingen konnte, sie eine so lange Zeit hindurch zu züchten. Dagegen pflanzt sich die hellgrüne Varietät auch bei ungenügender Ernährung sehr gut fort. Bei der hellgrünen Varietät kommen wahrscheinlich die geschlechtlichen Tiere nur im Laufe großer Zeitperioden und in kleiner Zahl vor. Wegen ihrer Ähnlichkeit ist es möglich, daß verschiedene Forscher die dunkel- grüne und die hellgrüne Varietät als ein und dieselbe ansahen. Während sie im Freien die dunkelgrüne Varietät geschlechtliche Tiere gebären sahen, pflanzten sich auf ihren Zimmerrosen die hell- grünen Tiere parthenogenetisch fort. Daß eine solche Täuschung möglich war, sieht man daraus, daß Koch in seiner Monographie über Blattläuse nur eine Art der Kosenblattlaus beschreibt, und zwar eine grüne. Demselben Irrtum verfällt nicht nur Kyber, sondern auch sein späterer Gegner Kessler, der sehr wahrscheinlich auch nur Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 32 476 I- Klodnitski, mit der liellgrünen Varietät zu tun hatte. Als Versuchstier diente ihm ein geflügeltes Weibchen, das Anfang April gefunden wurde. Da die Fundatrices ungeflügelt sind, so mußte dieses Weibchen also mindestens der 2. Generation angehören. So früh kommen aber die Tiere von SiphonopJiora rosae (braune und dunkelgrüne) nicht vor. Zweitens sind die Entwicklungszeiten bei den Tieren der verschie- schiedenen Generationen, die Kesslee angibt, sehr variabel und zeigen die von mir beobachtete Gesetzmäßigkeit nicht. Drittens bekam er im ganzen 15 Generationen, was auch für die zwei ersten Varietäten niclit zutreffen würde. Die letzte Generation war bei ihm abgestorben, und darum konnte er es nur als eine Vermutung aussprechen, daß es eine geschlechtliche Generation wäre. Ein zweiter Versuch wurde mit einem Tiere, das im Dezember gefunden war, ausgeführt. Bis Ende März verfolgte Kessler 3 Generationen, von denen die 3. zufällig zugrunde ging. Die Bedeutung dieser Versuche bleibt aber unklar, da Kessler nicht genau beschreibt, mit welcher Varietät er arbeitete. Auf Grund dieser Tatsachen kann man die hellgrüne Varietät (Varietät glauca, nach Bückton), da sie sich so bedeutend von den anderen in ihrer Fortpflanzungsweise unterscheidet, als eine besondere Art betrachten. III. Aphis hederae. 1. Material und Technik der Untersuchung. Untersuchungen über Aphis hederae wurden von Mitte Oktober 1910 an gemacht und mit einer individuenreichen Kolonie begonnen, welche ich auf einem Epheuast fand. Die Tiere waren von ver- schiedener Größe, von ganz erwachsenen gebärenden Müttern an bis zu kleinen Larven. Zwischen den Ungeflügelten waren auch einige Geflügelte vorhanden, und zwar betrug die Zahl der Geflügelten und deren Nymphen ca. 20 % der Gesamtzahl der erwachsenen Tiere. Bei genauer Untersuchung fand ich, daß die Kolonie ausschließlich aus parthenogenetischen Tieren bestand. Auch Mitte Oktober und Anfang November fand ich im Freien keine geschlechtlichen, sondern nur parthenogenetische Tiere. Im Winter (Dezember, Januar und Februar) konnte ich im Freien überhaupt das Vorkommen lebendiger Tiere nicht mehr feststellen; die abgestorbenen, welche ich fand, waren den parthenogenetischen gleich. Im Februar 1911 habe ich nur einmal ein Ei auf einem Epheuast beobachtet, das glänzend Generationswechsel bei einigen Aphididae. 477 schwarz, oval und 0,75 mm lang war. Im Zimmer ging es im Laufe eines Monats zugrunde, da der Ast austrocknete. Diese Er- scheinungen weisen schon darauf hin, daß die geschlechtlichen Tiere dieser Art, wenn sie überhaupt existieren, nur selten vor- kommen. Die Monographien über Blattläuse (Koch und Buckton) geben uns gar keine Auskunft über die geschlechtlichen Tiere dieser Art. Auch ist die Beschreibung der Art bei ihnen ziemlich verschieden, denn Koch z. B. beschreibt die Farbe der Tiere als schwarzgrün, Buckton als dunkelgrau; ich selbst möchte die Farbe der Tiere gleich nach der letzten Häutung als schwarzbraun be- zeichnen. Die Nymphen der geflügelten Weibchen haben sehr deut- liche Flügelanlagen, welche durch die hellere Haut durchscheinen. Am Abdomen tragen die Nymphen zwei Reihen weißer Flecken längs der Rückenseite. Znr Fortpflanzung wurde jeweils ein erwachsenes Tier einzeln auf einen Epheuast gesetzt, den ich in einem Glas mit Wasser hielt. Als die einzelnen Tiere ihre Jungen geboren hatten, starben sie nach einigen Tagen ab, manchmal jedoch blieben sie noch längere Zeit auf dem Aste sitzen, aber ohne neue Junge zu gebären. Einige von den letzteren wurden im erwachsenen Zustand zur weiteren Vermehrung wieder einzeln auf frische Aste gesetzt. Es wurden folgende Versuche ausgeführt: 1. Zimmerversuche, welche von Mitte Oktober 1910 bis Ende Januar 1912 dauerten. Die Tagestemperatur im Zimmer stand von Mitte Oktober 1910 bis Anfang Juni 1911 meistens zwischen 16 und 20" C. Von Mitte Juni an stieg die Temperatur und betrug im Juli und August tagsüber oft 28—30'*, stieg sogar manchmal noch höher. Wegen der zunehmenden Temperatur mußte ich mehrere von meinen Kolonien, wenn sie nicht absterben sollten, in die kühleren Keller- räume übertragen, wo die Temperatnr von Mitte Juli bis Mitte September am Tage meist zwischen 20—25*' C stand. Wegen der noch immer zu hohen Temperatur wurde ein anderer Teil der Kolonien in einen Kühlappai-at gestellt. Von Mitte Juli bis Mitte September wurden die Versuche wieder im Zimmer ausgeführt, wo die Temperatur im Oktober und November etwa 15—20*' C betrug. Aus Vorstehendem geht hervor, daß konstante Temperatur- bedingungen bei den Zimmerkulturen nicht herrschten. Eine genaue Feststellung der Temperatur konnte auch von keinem beträchtlichen Wert für den Verlauf des Zyklus sein, so daß ich mich mit ein- maliger Temperaturmessung am Tag begnügte. Aus dieser geht 32* 478 I- Klodnitski, aber hervor, daß die Zimmerkulturen im Sommer unter dem Einfluß einer durchschnittlich etwa 5— 10*^ C höheren Temperatur als im Winter standen. 2. Kälteversuche wurden in den Kellerräumen des Instituts ausgeführt und dauerten vom Ende Oktober 1910 bis Ende März 1911. Die Temperatur stand hier tagsüber durchschnittlich zwischen 8—32« C. 3. Wärraeversuche wurden in einem großen Thermostaten aus- geführt, in welchem die Temperatur untertags fast unverändert zu- erst bei 28", später bei 26*^ C stand. 4. Exakte Hungerversuche konnten nicht ausgeführt werden. Zum Studium der Hungerwirkung ließ ich einzelne Epheuzweige, die im Wasser standen, allmählich austrocknen. 2. Z i m m e r V e r s u c h e. Wegen besserer Verteilung des Materials habe ich die Be- schreibung der Zimmerversuche in drei Abschnitte getrennt: im Ab- schnitt a sind die allgemeinen Ergebnisse der Untersuchung über die Fortpflanzung besprochen, Abschnitt b enthält die speziellen Ergebnisse der Untersuchung über das Vorkommen der Geflügelten, und Abschnitt c behandelt die geschlechtlichen Tiere. a) Die Fortpflanzung im Zimmer. Meine Versuche wurden mit 4 Tieren angefangen. Andere Ver- suche waren zum Vergleich angestellt worden, wurden aber nicht weiter geführt. Die ganze Nachkommenschaft von diesen 4 Tieren wurde in 4 Gruppen eingeteilt. Die Gruppen 1, 2 und 4 stammten von unge- flügelten Weibchen, Gruppe 3 dagegen von einem geflügelten. Die nicht zur Fortführung der Stammreihe verwendeten Tiere der Kolonie wurden zuweilen als Reservekulturen zu weiteren Be- obachtungen allgemeinen Charakters auf abgeschnittenen und ins Wasser gestellten Epheuästen aufbewahrt, welche einen Monat lang ziemlich frisch blieben. Darum ermöglichten mir die Reservekulturen dauernde Massenbeobachtungen über 3 — 4, sogar 5 Generationen auszuführen. Aus den Reservekulturen wurden auch einige Male Tiere zur weiteren Fortführung der Stammreihe (bei sicherer Fest- stellung der Generationszahl) verwendet. Dieses geschah in den Fällen, wo die anderen Kulturen keine zur Fortpflanzung brauch- baren Tiere enthielten. Generationswechsel bei einigen Aphididae. 479 Die Resultate der Untersuchung' sind auf zwei Arten von Tabellen dargestellt. Die eine Reihe von Tabellen gibt ein Bild der Genea- logie jeder Gruppe ("Anhang-, Tab. 1, 2, 3). Die Beobachtungen an der Gruppe IV haben nichts Besonderes ergeben, so daß eine tabel- larische Übersicht über sie nicht nötig war. In den genealogischen Tabellen bedeutet jeder O eine Nachkommenschaft, die aus unge- fliigelten Tieren bestand und von einer ungefliigelten Mutter stammte. Jedes D bedeutet eine gemischte Nachkommenschaft, die also aus ungeflügelten und geflügelten Tieren bestand und ebenfalls von einer ungeflügelten Mutter stammte. Q} und O sind dementsprechende Reservekulturen. Zur Fortpflanzung wurden außer dem Stammtiere der 3. Gruppe stets ungeflügelte verwendet. Die zuerst ausgewählten Tiere zählte ich als 1. Generation. Die zweite Art von Tabellen (Anhang, Tab. 6) stellt genau den Gang der Entwicklung und der Geburten im Laufe der ersten 5 Monate bei der 1. Gruppe dar; auch die übrigen Gruppen wurden während der ersten 5 Monate genau studiert, Aviesen aber keine be- sonderen Abweichungen auf. Jedes Glas mit Epheu trug eine Nummer, die der genealogischen Tabelle entsprach. Von der 1., 3. und 4. Gruppe wurden die erstgeborenen Tiere genommen und zur Fortpflanzung gebracht, von der 2. umgekehrt die letztgeborenen. Auf diese Weise beobachtete ich 10 Genera- tionen der 2. Gruppe vollständig, dann aber nahm ich auch nur die erstgeborenen, da sich keine bedeutenden Unterschiede in der Fort- pflanzung gezeigt haben. Als Beispiel möchte ich die im Anhang beigefügte Tabelle be- sprechen (Anhang Tab. 6). Weibchen No. 1 hatte am 16. Oktober 5, am 17. Oktober 10, am 18. Oktober 17 und am 19. Oktober 19 Junge. Die an einem Tag geborenen Jungen werden wie gewöhnlich zu den vorher ge- borenen addiert, so daß die Ditferenz zwischen zwei Zahlen eine Tagesbrut darstellt (z. B. werden zwischen zwei Beobachtungen am 17. und am 18. Oktober 7 Junge geboren). Die erstgeborenen Tiere brauchen zu ihrem Wachstum 13 Tage. Am 28. Oktober begann das Weibchen No. 2 Junge der 3. Generation zu gebären, von welchen eines, das sich in 20 Tagen entwickelt hat, zur Fortpflanzung aus- gewählt wurde und am 17. November zu gebären anfing. Von diesem Tiere No. 4 wurden 12 Junge geboren. 6 erstgeborene davon wurden am 1., 2. und 4. Dezember isoliert auf No. 5, 6, 7, 8, 9 und 10 und pflanzten sich weiter auf die beschriebene Weise fort usw. 480 I- Klodnitski, Die Fortpflanzung der 1. und 2. Gruppe wurde 14 Monate (Mitte Oktober 1910 bis Ende Januar 1912), die der 3. Gruppe 12 Monate und die der 4. Gruppe 8 Monate lang (bis Anfang Juni 1911) beobaclitet. Während dieser Zeit lieferte die 1, Gruppe 30 parthenogene- tische Generationen, die 2. 25, die 3. 19 und die 4. Gruppe 14. Der Einfachheit halber nahm ich, wie erwähnt, alle Anfangstiere meiner Gruppen als Angehörige der 1. Generation an, wenn es auch wahr- scheinlich Angehörige ganz verschiedener Generationen waren. 3 Monate lang, von Ende Oktober bis Anfang Januar, habe ich in meinen Kolonien keine geflügelten Tiere gefunden. Erst Ende Januar 1911 wurden in einigen Reservekulturen die ersten Nymphen der Geflügelten bemerkt, und später wurden sie auch zwischen der Naclikommenschaft mancher einzelnen Weibchen gefunden. Die Ge- flügelten erscheinen in allen Kulturen ziemlich gleichzeitig, aber in verschiedenen Generationen, und dabei in der 2. und 8. Gruppe 2 Wochen früher als in der 1. und 4. Sie zeigen sich folgender- maßen : 1. Gruppe in der 8, Generation — Ende Januar 2. ,. „ „ 6. „ — Mitte „ '-! ß 4. ,. ,. „ 7. „ — Ende Die Fortpflanzung im Laufe der ersten 8 Monate (Mitte Oktober bis Mitte Juni) ging unter ziemlich normalen Bedingungen vor sich. Dabei konnte ich einige Regeln feststellen, die für ungeflügelte sowie auch für geflügelte Tiere gleiche Geltung haben. 1. Die Zahl der Neugeborenen bei einzelnen Tieren einer Ge- neration sowie auch bei verschiedenen Generationen war verschieden, doch gab es dabei einen gewissen Grenzwert, der nicht überschritten wurde. Dieser Grenzwert oder die maximale Nachkommenzahl be- trug gewöhnlich 22 — 26 Tiere. Es wurden aber auch Fälle beob- achtet, wo 30 Junge hervorgebracht wurden. 2. Man findet auch keine auffallenden, zahlenmäßigen Unter- schiede zwischen der Nachkommenschaft der erstgebornen und der letztgebornen Tiere, was man aus den Anhangstabellen (Tab. 6) entnehmen kann. 3. Die Entwicklungszeit der von einer Mutter gebornen Tiere ist für alle ungefähr gleich, die später gebornen fangen auch dem- entsprechend später an zu gebären (s. ebenfalls Anhang, Tab. 6). 4. Die Entwicklungszeiten von verschiedenen Generationen Generatiouswechsel bei einigen Aphididae. 481 waren verschieden. Meistens dauerte die Entwicklung 2—3 Wochen, im Frühjahr wurden aber auch Fälle beobachtet, wo sie nur 8 Tage dauerte (Tab. 19). Tab. 19. Tage der Geburt bei einigen Tieren jeder Gruppe und Dauer der Entwicklung verschiedener Generationen. ^ '^'bS) br ÖD ÖD 1. Grnppe -3 -— 2. Gruppe u 5 3. Gruppe 4. Gruppe TS —• ^ ~ 3 ^ ^ ^ s s Tage der II Tage der l| Tage der Tage der S S Geburt ~ ■^ Geburt Geburt S -^ Geburt ^ a ^^' "^H -^tS ^^ ^ "^£sl 2 16. Oktober 12 19. Oktober 10 22. Oktober 12 22. Oktober 13 3 28. „ 20 30. „ 20 3. November 26 4. November 17 4 17. November 16 25. November 22 29. „ 20 21. „ 15 5 S.Dezember 21 20. Dezember 27 19. Dezember 26 7. Dezember 28 6 24. „ 17 16. Januar 10 14. Januar 16 4. Januar 20 7 10. Januar 14 I.Februar 16 9. Februar 13 '^4 21 8 24. „ 18 20. „ 10 92 14 14. Februar 7 9 11. Februar 14 5. März 14 8. März 14 21. „ 17 10 25. „ 13 22. „ 18 22. „ 19 10. März 12 11 25. März 15 10. April 15 10. April 14 22. „ 19 12 8. April 16 25. „ 14 24. „ 9 10. April 15 13 24. „ 17 11. Mai 14 3. Mai 15 28. „ 8 14 11. Mai 8 25. „ 18 18. „ 14 3. Mai — 15 19. „ 11 12. Juni 10 I.Juni 11 — — 16 30. „ 13 22. 23 12. „ 10 — — 17 12. Juni 10 lE^Juli 20 22. 39 — — 18 22. 16 5. August 31 1. August 35 — — 19 'ajuii 14 5. September 19 5. September — — — 20 20. „ 12 24. „ 21 — — — — 21 1. August 24 15. Oktober 28 — — — — 22 25. : 21 7. November 17 — — — . — 23 15. September 20 24. „ 22 — — — — 24 5. Oktober 21 16. Dezember 22 . — — — — 25 25. „ 20 7. Januar — — — — — 26 15. November 21 — — — — — — 27 10. Dezember 25 — — — — — — 28 2. Januar 23 _ — — — — 29 19. „ 17 — — — — — — 30 — — — — — — — — 5. Die Zahl der Neugebornen pro Tag weist große Schwan- kungen auf. Im Durchschnitt sind es 1 — 2 täglich, es können aber auch 5 — 7 Junge geboren werden. Auch hier kann keine Gesetz- mäßigkeit beim Vergleich der verschiedenen Generationen festgestellt werden (Anhang, Tab. 6). Die Fortpflanzung ging im Zimmer bis Mitte Juni unter normalen Bedingungen vor sich. Dann begann die Temperatur zu steigen, und von Anfang Juli an traten sehr warme Tage ein, wobei in der 482 ^- Klodnitski, Fortpflanzung der Tiere eine Reihe von anormalen Erscheinungen zum Vorschein kam ; denn es zeigte sich erstens in der Entwicklung, die vordem (Mai und Juni) sehr schnell ging, eine Hemmung; ferner verlängerte sich die Entwicklungsperiode der neugeborenen Tiere ganz bedeutend. Im Laufe der Entwicklung gingen viele Tiere zu- grunde, ohne die vollkommene Größe zu erreichen. Damit meine Kulturen infolge der immer mehr steigenden Temperatur nicht zu- grunde gingen, mußte ich sie, wie erwähnt, vom 6. Juli an in einen kälteren Raum übertragen (Erdgeschoß und Kälteschrank). Im Zimmer blieben nur wenige Kulturen und Mitte August gingen sie alle zugrunde. In der Fortpflanzung zeigten sich folgende Abweichungen vom normalen Verhalten (Anhang, Tab. 6): 1. Die Zahl der Neugebornen wurde immer kleiner, sowie auch die Zahl der Embryonen, welche nicht selten auf 2 — 3 reduziert wurde. 2. Die Zeit zwischen den einzelnen Geburten wurde be- deutend größer. 3. Die Zeit der Entwicklung der einzelnen Tiere erstreckte sich über 1 Monat und sogar noch längere Zeit. Äußer- lich zeigte sich eine Änderung darin, daß neugeborene und er- wachsene Tiere viel kleiner waren. Normale Tiere hatten die Länge von 1,5—2,0 mm, die Mitte August gemessenen waren 0,75 bis 0,1 mm lang. Diesen Zustand, der sich also in der Verkleinerung der Tiere, in der Verminderung der Zahl der Neugebornen und Vergrößerung der Entwicklungszeit äußerte, kann man als Depressionszustand bezeichnen. Die Fortpflanzungsweise blieb aber doch unverändert, d. h. parthenogenetisch. Aus den genealogischen Tabellen ist zu er- sehen, daß in dieser Zeit sehr viele neue Kulturen angelegt, aber in keiner von denselben irgendwelche Änderungen der Fortpflanzung bis Ende September bemerkt wurden. Die Tiere gingen massenhaft zugrunde, und nur wenige von ihnen erreichten die volle Größe und waren zur weiteren Fortpflanzung brauchbar. Von Ende Juli an wurden überhaupt alle geborenen Tiere weiter gezüchtet, und trotz- dem blieb die Zahl der Individuen in den Kulturen sehr gering. Geflügelte Tiere kamen in dieser Periode nur selten und in sehr kleiner Zahl, später überhaupt nicht mehr vor. Die 1. und 2. Gruppe konnte ich bis auf den heutigen Tag bei parthenogenetischer Vermehrung weiter erhalten. Die im Depressions- zustand befindlichen Kulturen erholten sich allmählich, als die Temperatur niedriger wurde, indem die Größe der Tiere und die GeneratioDswechsel bei einigen Aphididae. 483 Zahl der Juiigeu zunahm und die Entwicklungszeit sich verkürzte, so daß Ende November und Dezember 1911 die Kulturen sich un- gefähr ebenso verhielten wie die der Ausgangsgeneration. Im September und Oktober wurden in den zu den Gruppen 2 und 3 ge- hörigen ßeservekulturen einzelne geschlechtliche Tiere gefunden, auf die ich später genauer eingehen werde. b) Das Vorkommen der Geflügelten. Die Zahl der Geflügelten in der Nachkommenschaft einzelner AVeibchen war verschieden, ohne daß dabei eine Regelmäßigkeit zu beobachten war, wofür ich einige Beispiele angeben möchte. 1. Weib( 3h. d. 8. Gen. 1. Gr. 8 Gefl. u. 10 Ung efl. - ^5«o d. Gefl, 2. » „ 8. 5? 1. 4 5) « 6 „ - 28% »5 3. » „ 8. ?? 1. 51 5 ., " 6 „ - 45% 5? 4. „ ., 9. 4. 5 .. 10 „ - 33% » 5. „ „ 9. ;? 4. 10 .. .. 15 .. - 40% 5? 6. ;? .. 9. 4. ,, 3 .. 18 .. - 1T% « Größtenteils enthielt also die Nachkommenschaft bei einigen Weibchen 25—50 % geflügelte Tiere, und niemals bestand sie aus- schließlich aus Geflügelten. Dabei kamen die Weibchen, welche geflügelte Tiere hervorbrachten, viel seltner vor als die mit reiner Nachkommenschaft, wie es die genealogischen Tabellen demonstrieren (Anhang, Tab. 1, 2, 3). In diesen bemerkt man meistens, daß von den ungeflügelten Nachkommen eines ungeflügelten Tieres nur durch- schnittlich ungefähr ^i^ gemischte, die übrigen wieder auschließlich nngeflügelte Nachkommenschaft gaben. Z. B. in der Nachkommen- schaft vom Weibchen No. 22 der 1. Gruppe gaben von 5 zur Fort- pflanzung gebrachten Weibchen 4 eine reine und nur 1 eine ge- mischte Nachkommenschaft. (Geschwisterweibchen dieser 5 in der Reservekultur brachten ebenfalls Geflügelte hervor.) Ferner: aus den von No. 26 stammenden zur Fortpflanzung gebiachten 4 Weib- chen gaben 3 eine reine und das 4, eine gemischte Nachkommen- schaft. Dasselbe zeigten No. 39 und No. 49 sowie auch andere Fälle in allen Gruppen. Jedoch kam es auch vor, daß die Prozent- zahl etwas größer oder kleiner als die erwähnte war. Nun waren es aber immei- nur willkürlich, d. h. zufällig aus- gew^ählte Weibchen. Die in den Reservekulturen bleibenden konnten dabei natürlich nicht genau untersucht werden. Die Zahl der Geflügelten in den entsprechenden Reservekulturen war gewöhnlich 484 I- Klodnitski, ungefähr 10—20%, weshalb man vermuten kann, daß auch hier die Zahl der Weibchen mit gemischten Nachkommenschaften ungefähr 25% betrug. Um das Verhältnis der gemischten zu den reinen Nachkommenscliaften genauer zu bestimmen, wurden einige spezielle Versuche angestellt. Das Weibchen No. 48 der 1. Gruppe hatte eine Xachkommen- schaft, die aus 14 ungeflügelten Tieren bestand. Von diesen wurden 12 zur Fortpflanzung gebracht, und 2 noch ganz kleine Tiere blieben als Reservekultur zurück. Von den 12 gingen 2 zugrunde, 8 gaben ungeflügelte Nachkommenschaft und 2 gemischte. In der ent- sprechenden Reservekultur war auch eine gemischte Nachkommen- schaft vorhanden. Das Weibchen No. 62 der 1. Gruppe hatte 12 Junge, die alle ungeflügelt waren. Bei den Versuchen gingen 3 zugrunde, 7 gaben reine und 2 gemischte Nachkommenschaft. In diesem Falle betrug das Verhältnis der gemischten Kulturen zu der Gesamtzahl 22%. Diese Versuche machen es wahrscheinlich, daß das Vorkommen bei 25% der ungeflügelten Nachkommenschaft eines ungeflügelten Weibchens gemischter und bei den übrigen 75% reiner Nach- kommenschaft nicht auf einem Zufall beruht. Diese Regelmäßigkeit kann aber nur für die Zeit gelten, wenn die Geflügelten zahlreich vorkommen, also von Ende Februar bis Juni. Es bleibt dabei noch unklar, ob alle 75 % von den ungeflügelten Tieren, die eine reine Nachkommenschaft haben, im weiteren ge- mischte oder reine Kolonien geben. Der beste Weg, diese Frage zu lösen, wäre, ausnahmslos alle Tiere, die von ein und demselben Weibchen abstammen, zur Fortpflanzung zu bringen und so fortzu- fahren. Es dürfte kein einziges Tier dabei unbeachtet bleiben. Diesem Verfahren stellen sich aber große Schwierigkeiten entgegen, da man in der 3. Generation schon einige Hunderte von Tieren be- kommt, in der 4. ein paar tausend usw. Einzelne Fälle zeigten nun doch, daß in derselben Zeit, wo einige von einem Weibchen stammende Reihen in ihrer Nachkommenschaft geflügelte Tiere geben, es auch andere Reihen gibt, die nur aus ungeflügelten bestehen. Als Bei- spiel kann No. 31 der 2. Gruppe dienen, wo in der Nachkommen- schaft von 2 Weibchen geflügelte Tiere waren, in der Nachkommen- schaft des 3. aber, die als Reservekultur (31 a) behandelt worden war, 5 Generationen lang sich gar keine geflügelten Tiere zeigten. (In solchen Reservekulturen wurden, wie erwähnt, alle Individuen am Leben gelassen.) Daraus geht hervor, daß v o n d e r u n g e f 1 ü g e 1 1 e n Generationswechsel bei einigen Aphididae. 485 Nachkommenschaft eines un geflügelten Weibchens eine kleinere Zahl (ungefähr 25%) immer eine starke Tendenz besitzt, geflügelte Tiere zu erzeugen. Die anderen 75% der Nachkommenschaft hatten in ihrer Deszendenz zwar auch geflügelte Tiere, aber erst in späteren Generationen. Sie besitzen also eine schwächere Tendenz zur Erzeugung der Geflügelten, und es gibt unter ihnen auch solche, d i e d i e s e T e n d e n z gar nicht besitzen und immer nur ungeflügelte Tiere geben. Was die Nachkommenschaft von geflügelten Weibchen anbelangt, so zeigen mehrere Versuche, in denen solche zur Fortjiflanzung ge- bracht wurden, daß geflügelte Tiere stets nur ungeflügelte hervor- bringen. Um die Nachkommenschaft der Geflügelten weiter zu verfolgen, wurden einzelne Versuche angestellt: Ein geflügeltes Weibchen der 7. Generation (4. Gruppe) gebar vom 15.— 22. Fe- bruar 1911 20 ungeflügelte Junge, welche alle zur Fortpflanzung ge- bracht wurden (Tab. 20). Von diesen 20 starben 5 ab, 8 erzeugten je 1—3 Junge, so daß nur 7 von ihnen, welche je 10 — 20 Junge her- vorbrachten, genügende Ergebnisse lieferten. Von diesen 7 ergaben 4 aus ungeflügelten Tieren bestellende Kolonien. 2 von diesen Tieren gaben auch eine ungeflügelte Enkelgeneration, 2 andere da- gegen eine gemischte. Die 3 übrigen brachten neben ungeflügelten 16—40% geflügelte Nachkommenschaft hervor. Die Enkelgeneration von zweien dieser zuletzt besprochenen Weibchen bestand aus un- geflügelten Individuen, die des 3. Weibchens war gemischt. Das Letztgesagte steht aber nicht im Widerspruch mit der Regel, daß die geflügelten Weibchen nur ungeflügelte Tiere gebären, denn es werden auch in anderen Fällen diese geflügelten von den un- getiügelten Weibchen erzeugt worden sein. Tab. 20. Tab. 21. Geflügeltes ?- 9.6ener 486 I- Klodnitski, Der zweite Versuch wurde mit einem Weibchen der 4. Gruppe der 9. Generation angestellt; dasselbe brachte Anfang März 30 Junge hervor, und alle 30 wurden auf Epheuzweigen isoliert. 11 davon starben, die anderen 19 ergaben eine Nachkommenschaft (11. Gene- ration), die stets aus Ungeflügelten bestand (Tab. 21). Die Hälfte der Enkelgenerationen enthielt geflügelte Nymphen in großer Zahl. Diese zwei Versuche gaben also verschiedene Resultate. Im ersten Falle steht zwischen 2 gemischten nur eine reine un- geflügelte Generation, im zweiten stehen 2 reine ungeflügelte Generationen zwischen 2 gemischten. Dabei ist zu beachten, daß der zweite Versuch einige Monate später als der erste ausgeführt wurde. Die beiden Versuche ergaben aber insofern das Gleiche, als die gemischten Kulturen in beiden Fällen ungefähr zu 50% vor- handen waren. Eine Reihe von anderen Beobachtungen zeigte, daß sich meistens zwischen 2 gemischten Generationen nur eine reine einschiebt. Was die un geflügelten Tiere einer gemischten Nachkommenschaft betrifft, so gaben sie meistens reine Nachkommenschaft und nur selten eine gemischte. c) Geschlechtliche Tiere. Die ersten geschlechtlichen Tiere erschienen im Herbst 1911. Am 22. September fand ich nämlich in einer Reservekultur der 3. Gruppe ein Männchen. Es war 1 mm lang, zylindrisch, dunkelbraun gefärbt und gehörte der 19. Generation an. Die Tiere dieser Reservekultur waren nicht zahlreich, aber zwischen den erwachsenen fand ich nur parthenogenetische Weibchen. Nach einigen Tagen ging das Männchen zugrunde. Etwa einen Monat später, am 17. Oktober, fand ich in der Reservekultur No. 53 der 2. Gruppe in der 19. Generation einige geschlechtliche Weibchen. Die Tiere waren 1,2 mm lang und hellbraun gefärbt ; das Abdomen war rund- lich, sich gegen das Ende zu verjüngend. Die Weibchen der anderen Kolonien der 19. Generation waren parthenogenetisch. Beim Zer- quetschen unter der Lupe fand ich im Leibe eines A\'eibchens 2 Wintereier. In den genealogischen Tabellen sind die geschlecht- lichen Brüten mit (H bezeichnet. Von der parthenogenetischen Reihe trennte sich einen Monat später noch ein zweiter geschlechtlicher Zweig ab. In der Reserve- kultur No. 54 der 19. Generation, die aus parthenogenetischen Tieren bestand, haben die meisten Weibchen wieder parthenogenetische Generationswechsel bei einigen Aphididae. 487 Weibchen g'eboren, welche sich auch weiter ungeschlechtlich fort- pflanzten (No. 55 u. 57). Das eine Weibchen (No. 56) brachte auch parthenogenetische Tiere hervor, die sich aber alle als Sexupare erwiesen, da ihre Nachkommenschaft in der Reservekultur aus ge- schlechtlichen Weibchen bestand. Das dritte Mal geschah die Trennung in der 23. Generation (No. 58), wo sich wieder ein Zweig abtrennte, der in der 25. Gene- ration mit einigen geschlechtlichen Weibchen schloß, die Ende Januar 1912 ganz erwachsen erschienen. Die Zimmerbeobachtungen hatten den Nachteil, daß bei ihnen nur die Trennung der geschlecht- lichen und parthenogenetischen Generationen verfolgt werden konnte, nicht aber der Fortpflanzungsvorgang der sexuparen Weibchen, weil die letzteren nur in Eeservekulturen vorkamen. Deshalb suchte ich meine Resultate durch Heranziehung von frischem Material voll- kommener zu machen. Ende Oktober fand ich im Freien einige Epheuäste, die mit geschlechtlichen Tieren ganz dicht besetzt waren, unter denen auch einige Weibchen Eier ablegten. Zwischen den geschlechtlichen be- fanden sich nur wenige parthenogenetische Tiere. Im Gegensatz zu den geschlechtlichen und parthenogenetischen Tieren meiner Kulturen, die hell gefärbt waren und klein und krank aussahen, waren diese Tiere ganz normal und dunkel gefärbt. Messungen ihrer Größe er- gaben folgendes: parthenogenetische Weibchen: Länge 1,6—2 mm, geschlechtliche Weibchen: Länge 2—2,1 mm, Männchen: Länge 1,2 mm. Die parthenogenetischen Weibchen dieser Kolonien zeigten keinen Unterschied in der Größe und Farbe von denen, die im Herbste 1910 gefunden worden waren. In den geschlechtlichen Kolonien befanden sich keine geflügelten Weibchen, denn die ge- schlechtlichen ^^'eibchen sind, wie bei allen Aphiden, ungeflügelt. Jedes von ihnen enthielt 5 — 7 Wintereier. Ich fand auch ein paar Kolonien, die aus ungeflügelten, parthenogenetischen Weibchen be- standen; später zeigte es sich aber, daß diese Weibchen sexupar waren. Schließlich fand ich auch solche Kolonien, in denen weder geschlechtliche Tiere, noch sexupare Weibchen auftraten. Diese Kolonien bestanden in überwiegender Zahl aus geflügelten Weibchen und deren Nymphen. Wenige ungeflügelte Weibchen, die sich in denselben befanden, brachten, wie die geflügelten, nur partheno- genetische Tiere hervor. Einige von den parthenogenetischen Weibchen, die sich in den geschlechtlichen Kolonien befanden, wurden auf einzelnen Ästen zur 488 I. Klodnitski, Fortpflanzung isoliert (Tab. 22). Sie begannen sofort Junge zu ge- bären, wobei die maximale Zahl von Jungen bei einem Weibchen 20 betrug. Mitte ^'ovember waren mehrere von den Jungen voll- kommen erwachsen. Die Entwicklung der geschlechtlichen Tiere dauerte im Durchschnitt 2 — 3 Wochen. Alle Tiere, die von diesen AVeibchen stammten, waren geschlechtliche und zwar im folgenden Zahlenverhältnis: No. 1: 1 Männchen und 20 Weibchen, No. 2: 1 Männchen und 12 Weibchen, No. 3: 1 Männchen und 9 Weibchen, No. 4: 1 Männchen und 14 Weibchen, No. 5: 1 Männchen und 12 Weibchen, No. 6: 1 Männchen und 9 Weibchen. Diese abnorme Sexualproportion ist auffallend, zumal da sie auch bei Aphis saliceti nach meinen Beobachtungen vorkommt. Die Männchen entstehen bekanntlich bei Aphiden nach den Ergebnissen von Baehr (1909), Morgan (1909) und Stevens (1907) dadurch, daß in einem partheno- genetischen Ei die Hälfte der geschlechtlichen Chromosomen aus- gestoßen wird oder sonst zugrunde geht. Dieser sehr merkwürdige Vorgang muß, wie die oben erwähnte Sexualproportion zeigt, also wenigstens bei Aphis hederae und Aphis saliceti nur in einer relativ oferingfen Zahl von Eiern eintreten. Tab. 22. Geburt der geschlechtlichen Generation bei Aphis hederae. Tage der Geburten 1. 9 2. 9 3. 9 4. 9 5. 9 6. 9 23. Oktober 2 25. „ 2 3 4 8 6 1 27. 8 5 < 12 10 3 30. ., 15 9 10 l(i 13 6 1. November 20 13 — 17 11 4. „ 22 15 — — — — Die dem Freien entnommenen, geflügelten, parthenogenetischen Weibchen brachten, wie es auch bei den Zimmerkulturen der Fall war, dauernd nur ungeflügelte, parthenogenetische Tiere hervor. Dieses zeigt vielleicht, daß das Vorkommen der geflügelten und ungeflügelten Weibchen auf irgendwelchen inneren Zusammenhang zwischen der Barth enogenesis und Gamogenesis hinweist. In den Kulturen, in welchen gerade geschlechtliche Tiere auftraten, kamen zur selben Zeit niemals geflügelte, parthenogenetische Weibchen vor. Die im Vorstehenden geschilderten Beobachtungen über die Generationswechsel bei einigen AphidiJae. 489 Trennung' und das Vorkommen der geschlechtlichen Tiere kann mau folgendermaßen zusammenfassen : 1. Die geschlechtlichen Tiere kommen in verschiedenen Generationen vor. 2, Von einem parthenogenetischen We i b - chen können solche Weibchen abstammen, die eine nur partheno- ge netische Nachkommenschaft geben, daneben aber auch solche^ die sexupare Weibchen hervorbringen. 3. Die sexuparen Weib- chen sind ungeflügelt. 4. Männchen und Weibchen werden von einer und derselben Mutter geboren, wie es auch bei manchen anderen Arten vorkommt. Die Sexualproportion war ca. 5 Männchen zu 100 Sexualweibchen. 5. Sexupare und nichtsexupare Weibchen sind äußerlich nicht voneinander zu unterscheiden. 6. Die ge- schlechtlichen Weibchen entlialten 2 — 7 Dauereier im Ovar, 7. Die geflügelten Tiere, welche im Herbst vorkommen, bringen eine un- geflügelte Nachkommenschaft hervor, die sich einige Generationen hindurch nur parthenogenetisch fortpflanzt. 3. Wirkung der Kälte. Die Kälteversuche begannen Ende Oktober und dauerten 5 Monate lang bis Ende März. Die Temperatur stand im Laufe dieser Zeit tagsüber zwischen 8 — 10 ^' C. und ich glaube, daß diese Temperatur der normalen gegenüber so erniedrigt war, daß an den so behandelten Kulturen der Einfluß der Kälte auf die Lebenserscheinungen und auf die Fortpflanzung, wenn eine solche Wirkung vorkommen sollte, zu studieren möglich war. Ungefähr die gleiche Temperatur wie bei diesen Versuchen herrscht häufig im Spätherbst, und in dieser Zeit erscheinen auch bei anderen Arten die letzten geschlecht- lichen Tiere. Versuchstiere wurden aus der 2. Generation der Gruppe 1 und 2 entnommen. Die erste in der Kälte geborene Generation ent- sprach also der 3. Zimmergeneration und wird in den Tabellen auch als solche gezählt. Die Genealogie, Entwicklung und alles^ was die Fortpflanzung im näheren betrifi"t, ist in den Tabellen (An- hang, Tab. 4 u. 7) dargestellt. Die Fortpflanzung wurde die ersten 2 Monate lang fast täglich beobachtet, si)äter aber nur jeweils nach einigen Tagen. Im Vergleich mit den Zimmerkulturen zeigten sich folgende Unterschiede: 1. Die Zahl der Geborenen in allen Genera- tionen wird etwas kleiner. 2. Die Zahl der durchschnittlich jeden Tag geborenen Jungen wird auch geringer und sinkt bis auf 1 und noch weniger. Dementsprechend vergrößert sich die Zeit der Fort- 490 I- Klodnitski. pflanzung-stätigkeit der Weibchen. 3. Die Zeit der Entwicklung vergrößert sich bedeutend. Irgendwelche andere Veränderungen habe ich nicht beobachtet. Die erwachsenen Tiere blieben in ihrer Größe denen der Zimmer- kultur gleich, und auch die Neugeborenen zeigten keine besonderen Unterschiede jenen im Zimmer gegenüber. Das Unterhalten der Kulturen war in der Kälte aber schwerer, da die Tiere leichter abstarben und abfielen. Die geflügelten Tiere kamen in der Kälte in genau denselben Generationen wie im Zimmer vor, aber zeitlich beträchtlich später. Das geht aus folgendem hervor: Die 1. Kälte- gruppe, die der 1. Zimmergruppe entsprach (die ersten Versuchs- tiere für die Kälteversuche waren aus der zweiten Generation der 1. Zimmergruppe entnommen worden), erzeugte die Geflügelten auch wie jene in der 8. Generation. Die 2. Kältegruppe, die der 2. Zimmer- gruppe entsprach, enthielt diese in der 6. Generation. Die 8. Genera- tion der 1. Kältegruppe wurde 8 Wochen später als im Zimmer ge- boren, nämlich Anfang März, die 6. Generation der 2. Kältegruppe 3 — 4 Wochen später als im Zimmer, nämlich im Februar. Im zweiten Fall war die Verspätung der Entwicklung relativ geringer, da die zweite Gruppe sich auch im Zimmer langsamer entwickelte. Die Zahl der Geflügelten in jeder Nachkommenschaft war in der Kälte eine andere, aber verhältnismäßig etwa ebenso groß wie im Zimmer, sie betrug nämlich 25—50% aller Individuen. Im übrigen folgten die Geflügelten in ihrem Erscheinen auch derselben Regel, die für die Zimmerversuche schon beschrieben wurde. Im Laufe von 5 Monaten also blieben die in erniedrigter Temperatur ge- haltenen Tiere parthenogeuetisch und änderten ihre Fortpflanzungs- weise nicht. Im Frühjahr mußte ich die Versuche unterbrechen, da die Früh- jahrswärme die Temperatur im Erdgeschoß und im Zimmer fast aus- geglichen hatte. Es wurden auch einige Versuche mit Erstarren- lassen der parthenogenetischen Weibchen gemacht. Eine Eeserve- kultur, in der zahlreiche Tiere waren, wurde im Februar ins Freie gestellt, wo die Temperatur bei 2—3*' C unter 0 stand. Die Tiere erstarrten innerhalb einiger Minuten und blieben einen Tag lang in diesem Zustand. Wieder ins Zimmer gebracht, waren nur 10% von der Kolonie noch am Leben, und diese pflanzten sich im Zimmer weiter normal fort. Eine andere Kultur wurde auf 3—4 Tage hinausgestellt bei einer Temperatur von 5" unter 0. In dieser Kultur starben alle Tiere ab. Diese Versuche zeigen, daß die Über- Geueratiouswechsel bei eiuigsu Aphididae. 491^ Winterung- an unbedeckten Pflanzen für Aphis hedeme unmöglich zu sein scheint. 4. A^'irkung• der Wärme. Für die Wärmeversuche wurden Tiere der 7. Generation der 1. Gruppe benutzt. Die ersten Geburten (Anh. Tab. 5 u. 8) traten sehr rascli ein, und die Fortpflanzungstätig'keit der Weibchen währte im ganzen 7—9 Tage. Dagegen dauerte sie im Zimmer bei Weibchen derselben Generation bedeutend länger, beinahe 11 Tage (Anhang, Tab. 6). Die Zahl der Geborenen war in beiden Fällen fast gleich. Die minimale Entwicklungszeit der 8. Generation dauert in der Wärme genau wie im Zimmer 18 Tage. Die Geburt der 9. Generation ging sehr ungleichmäßig vor sich: die Tiere wurden zueist in großer Zahl geboren (nicht selten 5—7 Junge täglich), dann folgte ein Stillstand, der manchmal einige Tage dauerte. Viele Tiere der 8. Generation gingen zugrunde, ohne Junge zu gebären. Die Tiere kamen in einen Depressionszustand, der viel Ähnlichkeit mit jenem hatte, welcher in den Zimmerkulturen infolge der großen Wärme des Sommers sich einstellte, und er muß ausschließlich der Wirkung lioher Temperatur zugeschrieben werden, denn die Nahrung war gut, •da mehrere Epheuzweige frische Wurzeln und Triebe hervorsprossen ließen. Bei der Geburt der 9. Generation waren die neugeborenen Tiere halb so groß wie die normalen. Die 10. Generation bestand nur aus einer sehr kleinen Zahl von Individuen. Anfang März gingen Fundatrices ,^ Tiere " ^'^' \ CTeflügelte Geschlechtliche t^. ^parthenogenetische »-»■ q^- ^ »-> Eier Tiere ^^^'® Außer der bekannten Art ApJns saliceti fand ich auf der Weide nocli zwei andere Arten, deren Lebenszyklus in ganz anderer Weise als der von Aphis saliceti vor sich geht. Anfang- März fand icli auf derselben Weide, auf welcher sich später A^iJns saliceti entwickelte, Eier, die den Eiern von Aphis saliceti ähnlich sahen. Im Zimmer schlüpften aus diesen Eiern bald junge Tiere aus und erreichten Ende März ihre vollkommene Grüße, Avobei es sich zeigte, daß sie einer anderen Art als Aphis saliceti angehörten. Diese Art fand ich in den Monographien von Koch und Buckton nicht beschrieben. Die Tieie waren in der Form denen der Gattung Chaetophorus sehr ähnlich. Ihre Farbe war graugrün. Am Abdomen trugen sie lange Borsten, die ebenso wie bei Chaetophorus an jedem Segment vorhanden waren. Die Länge der Fundatrices betrug 3,5 mm. Die Tiere der folgenden Generationen waren 2,5 — 3,0 mm lang. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben wir hier eine selbständige Art vor uns. Leider konnte ich später keine weiteren Tiere dieser Art mehr linden. Wegen der geringen Zahl der Individuen dieser Zucht wurden keine Exemplare konserviert. Die Entwicklung der Fundatrices dauerte im Zimmer 3 Wochen. Am 1. April 1911 hatte eine Fundatrix ihre Fortpflanzungstätigkeit begonnen, und bis zum 7. April wurden 44 Junge hervorgebracht. Diese entwickelten sich innerhalb 2 V^ Wochen und ergaben 10 % geflügelte und 90'';, ungeflügelte Individuen. Die P'ortpflanzungstätigkeit der 2. Generation ging folgender- maßen vor sich: von einem Weibchen wurden vom 19. — 25. April 11 Junge geboren, ein zweites brachte in derselben Zeit 13 Junge, 2 andere vom 22.-27. April 3() Junge und vom 27. April bis zum 1. Mai 20 Junge hervor. Von der großen Zahl der Neugeborenen kamen nur einzelne zur vollkommenen Entwicklung, unter denen sich auch ca. 10" „ geflügelte Individuen befanden. Anfang Mai wurden einige Tiere geschlechtsreif, gebaren aber Junge der 4, Generation nur in sehr geringer Zahl. Bald gingen alle Kolonien zugrunde, offenbar, weil die Futterpflanzen ihnen keine günstige Nahrung geben konnten. Die Tiere ernährten sich nämlich nicht von dem Saft der Blätter, sondern von der Rinde der 500 I- Klodnitski. jung-en Zweige, deren Saft sie aufnahmen. Die Astclien, welche in einem feuchten Räume im Zimmer standen, bedeckten sich aber leicht mit einem Pilz, welcher w^ahrscheinlich der Kolonie schädlich war und sie zugrunde richtete. Eine 3. Art, die ich sowohl auf jung'en als auch auf alten Weiden fand, bestand aus kleinen 1 mm langen, hellgrünen Tieren. In den Monographien von Koch fand ich diese Art auch nicht beschrieben. Die Tiere haben ein glattes Abdomen, eine Segmentierung ist nicht sichtbar, sie sind gleichmäßig gefärbt, und die Pigmentflecke fehlen. Daraus folgt, daß sie morphologisch der Art Siplwnophom rosae var. glauca sehr nahe stehen. Sie ernährten sich von frischen Trieben und Blättern, begnügten sich aber mit einer sehr geringen Nahi'ungs- menge. Die Tiere dieser Art kamen neben der Art ApMs saliceü ziem- lich zahlreich vor, aber zu derselben Zeit, da Aphis saliceü geschlecht- liche Tiere hervorbrachte, pflanzten sie sich immer w^eiter partheno- genetisch fort. Einzelne Versuche wurden mit dieser Art nicht an- gestellt wegen vieler technischen Schwierigkeiten, welche sie dar- boten. Die parthenogenetische Vermehrung konnte ich an Massen- kulturen im Laufe des Mai, Juni, Juli und August verfolgen. Die Resultate, die über alle 3 beschriebenen Arten gewonnen wurden, können zu folgenden Schlüssen führen: 1. Das Ausschlüpfen der Fundatrices wird durch den Einfluß der ^^'ärme nicht beschleunigt. Die Zeit des Ausschlüpfens ist fü]' jede Art ziemlich fest bestimmt, was sich darin zeigt, daß die Art Aphis saliceti beinahe 6 Wochen später als die andere auf der Weide gefundene Art der Gattung Chaetophorus ausschlüpft. 2. Die geschlechtlichen Tiere entstehen unabhängig von äußeren Bedingungen, da bei derselben Temperatur und Ernährung die Art A^Ms saliceti geschlechtliche Tiere hervorbringt, während sich die beiden anderen irrten parthenogenetisch fortpflanzen. 3. Auch die geflügelten Tiere treten bei der 2. Reihe von Apkis saliceti in der 2. Generation unabhängig von äußeren Be- dingungen auf. V. Chaetophorus testudinatus und acerls. Die beiden Arten Chaetophorus testudinatus und Ch. aceris findet man in den Monographien von Koch und Buckton über die Blatt- läuse als eine Art, Chaetophonis aceris oder Aphis aceris, beschrieben. BucKTON unterscheidet 2 Formen dieser Art, eine gelbe und eine grüne, die er jedoch nur als Varietäten, nicht als verschiedene Arten Generationswechsel bei einigen Aphidiclae. 501 betrachtet. Da diese Arten im Verlaufe ihres Lebenszyklus sehr merkwürdig-e Erscheinungen zeigen, welche den Forschern der früheren Zeit rätselhaft zu sein schienen, so wird es nicht ohne Interesse sein, die Geschichte ihrer Erforschung (nach Kessler, 1883) zu schildern. Im Frühjahr werden sehr häufig auf dem Ahorn ziemlich große (2.5—3 mm lange) gelbe und grüne Tiere beobachtet, die ein deut- lich segmentiertes Abdomen besitzen und an jedem Segment lange Borsten tragen. Diese Tiere waren, wie erwähnt, unter dem Namen Ä2)lns aceris bekannt. Van der Hoeven (1862) entdeckte auf dem Ahorn eine ganz neue unbekannte Form, die nur im Sommer vor- kommt und ganz abweichend aussieht. Diese Form betrachtete er als eine selbständige Art uud nannte sie PeriphyUns testudo. Die Tiere sind klein (Länge 1 mm) und flach und zeigen fächerähnliche Schuppen am Rande des Körpers. Balbiani und Signoret stellten die Verwandtschaft von PeriplnßJus testudo mit Apliis aceris fest und betrachteten erstere nicht als eine besondere Art, sondern als eine Sommer form der letzteren. Sie meinten aber, daß Apkis aceris daneben auch die gewöhnliche Form hervorbringen kann, welche auf andere Pflanzen migriert. Die Herbstgenerationen, welche man auf dem Ahorn findet, sehen wieder so wie die gewöhnliche Form von Aphis aceris aus. Lichten- stein (1883), der die geschlechtlichen Tiere dieser Art studierte, fand, daß sie sowohl geflügelte als auch ungeflügelte Männchen be- sitzt, was sehr wunderbar zu sein schien, aber doch durch den größten Aphidenforscher jener Zeit, Buckton, bestätigt wurde. End- lich wurden aber alle Fragen und Rätsel durch die Untersuchungen von Kessler gelöst. Kessler (1883) führte seine Beobachtungen im Freien aus, da die Züchtung im Zimmer ihm nicht gelungen war. und stellte fest, daß die Art Aphis aceris in zwei verschiedene Species gespalten werden muß. Die Fundatiices beider Arten sehen gleich aus, aber die Tiere der weiteren Generationen sind bei der einen Art grün (Chaetophorus aceris), bei der anderen braun {Chaetophorus testudi- natus). Jede der beiden Arten sieht im Frühjalir ganz anders aus als die vom Juni ab geborenen Generationen. Die von van der Hoeven als Periphyllus testudo beschriebene angebliche Art ist die Sommerform von CJiaetopJioriis testndinatus. Ebenso gibt es bei Chaeto- phorus aceris eine Sommerform, die sich von der erstgenannten dadurch unterscheidet, daß sie keine Schuppen, sondern statt dieser kleine Borsten besitzt. Beide Sommerformen verharren beinahe 502 ^- Klodnitski, 3 Monate lang- in einem Euhezustand, wobei sie keine Lebensäuße- rnng-eu zeigen. Im Herbste machen sie eine Metamorphose durch, nach der sie die Größe und Gestalt der gewöhnlichen Formen an- nehmen und die geschlechtliche Generation hervorzubringen beginnen. Die Weibchen der beiden Arten sind ungeflügelt, die Männchen sind ungeflügelt bei ChaetopJwrus aceris und geflügelt bei CJiaetopJiorus tesfudinatus. Diese letztere Entdeckung zeigte, daß die Annahme Ltchtenstein's , es kämen bei einer und derselben Art, die man damals Aphis aceris nannte, geflügelte und ungeflügelte Männchen vor, nicht richtig war, da es sich ja um 2 Arten, Chaeiophorus testu- dinatiis und aceris, handelte. Eigene Beobachtungen stellte ich im Frühjahr, Sommer und Herbst 1911 an. Auf Acer polymorphus fand ich im Februar zahl- reiche, glänzend schwarze, ovale, 0,7 >< 0,2 mm große Eier. Von Ende Februar ab schlüpften aus diesen Eiern zahlreiche Fundatrices aus, obwohl das Wetter noch sehr kühl war und es frostige Tage gab. Die Tiere ernährten sich von dem Saft der Rinde oder der Knospenhüllen, die sich noch nicht geöffnet hatten. Zahlreiche Eier blieben noch immer geschlossen, und sogar als ich sie ins Zimmer gebracht hatte, schlüpften die Fundatrices nicht sofort aus, so daß erst Ende März die letzten Fundatrices erschienen. Zur Untersuchung setzte ich Zweige von Acer poljmiorphus in Wassergläser und stellte dieselben ins Zimmer, wo die Temperatur 18^ C betrug. Die Entwicklung der Fundatrices dauerte 2^2 Wochen, denn die Ende Februar aus den Eiern ausgeschlüpften Tiere fingen schon am 15. März an, Junge zu gebären. Unter den erwachsenen Fundatrices waren die beiden oben erwähnten Arten vertreten. Eine Fundatrix von Chaeiopliorus aceris begann am 15. März zu gebären und brachte bis zum 22. März 34 Tiere hervor. Die 2. Fundatrix brachte vom 16. bis zum 20. März 20 Junge hervor, die 3. vom 12.— 20. April 33 Junge. Eine Fundatrix von Chaeiophorus iestudi- natus hatte vom 18. bis zum 22. März 19 Junge geboren. Die Entwicklung der 2. Generation dauerte im Zimmer 2 Wochen, und zwar begannen die am 15. März geborenen Tiere am 29. die 3. Generation hervorzubringen. Ein Weibchen der Art Chaetophorus aceris brachte vom 29. März bis zum 1. April im ganzen 15 Junge hervor, ein anderes Weibchen vom 29. März bis 2. April 10 Junge, ein drittes vom 31. März bis 2. April 11 Junge usw. In der 2. Ge- neration waren 40— 50°/o der Tiere geflügelt. Die 3. Genera- Generationswechsel bei einigen Aphididae. 503 tion konnte nicht mehr lebend erhalten werden, da die Tiere keine genügende Nahrnng- an den Zweigen fanden und alle abstarben. Die Entwicklung der im Freien lebenden Fundatrices ging wegen der niedrigen Temperatnr sehr langsam vorwärts. Erst am 12. — 15. April waren die Tiere vollkommen erwachsen, also dauerte die Entwicklung im Freien 7 Wochen. Mitte April erschienen die ersten Tiere der 2. Generation. Anfang Mai wurden viele Tiere der beiden irrten auch auf Acer campestris gefunden. Mit Acer cam- pestris als Futterpflanze versuchte ich, leider erfolglos, meine Zimmei"- versuche zu erneuern und mußte weitere Studien im Freien machen. Ende Mai fand ich auf beiden Ahornarten nur geflügelte Tiere, die meiner Meinung nach der 3. Generation angehörten. Im Juni sah ich sie immer noch, wenn auch in kleinerer Zahl, auf der unteren Seite der Blätter sitzen, bis sie endlich alle verschwanden: dafür waren ausnahmslos Tiere der 4. Generation vorhanden, welche, wie es sich zeigte, die Sommerform darstellten. Ob aber diese nur von geflügelten oder auch von ungeflügelten Individuen abstammten, die noch im Mai ihre Jungen ablegten, konnte nicht mit Sicherheit ent- schieden werden, sowie auch die Frage, ob wenigstens einige der ge- flügelten ^^'eibchen der beiden Arten migrieren oder nicht. Ich konnte nui- die der Art Chaetophorus testudinatus angehölige Sommer- form beobachten. Individuen derselben waren 0,4 >< 0,9 mm groß und weißlich-grün gefärbt, so daß man sie von der Blattunterseite, auf welcher sie saßen, kaum unterscheiden konnte. Nach der Geburt blieben die Tiere zunächst noch eine kurze Zeitlang beweglich, bald aber fielen sie in einen Ruliezustand, in dem sie den ganzen Sommer über verharrten. Die Beine wurden zusammengelegt und die Tiere blieben unbeweglich sitzen. Drei Monate lang befinden sie sich im latenten Zustande und zeigen dabei gar keine Lebenstätigkeit. Bei der sehr starken Hitze des Sommers 1911 sind sogar viele von ihnen beim Austrocknen der Blätter zugrunde gegangen. Nach den Angaben von einigen Autoren dauert in Deutschland die Ruheperiode 3 Monate (Kessler, 1883), während sie in südlichen Gegenden, wie Montpellier, nach Liciiten- STEiN bedeutend länger, d. h. 6 Monate, währt (Mitte Mai bis Mitte November). Die Farbe, der Tiere in verschiedenen Gegenden ist auch verschieden : in Montpellier sieht die Form weiß aus, in Paris und in den Pyrenäen grün und violett, in Freiburg, wie erwähnt, weißlich-grün. Im Laufe von 3 Monaten konnte ich durch keinerlei Mittel (Feuchtigkeit oder Kälte) die Sommerform zur Entwicklung 504 I. Klodnitski, bring-en. In einem kühlen Raum blieben die Tiere mehrere Tage lang in demselben Zustand und ging'en zugrunde, als die Blätter vertrockneten. Aus der anscheinend unbeeinflußbaren Ruheperiode gehen die Tiere in einen kurz dauernden Zustand über, in welchem sie durch künstliche Mittel zur weiteren Entwicklung gebracht werden können. Davon konnten mich einige Versuche überzeugen. Fi2-. A. Fig. C. Fia-. B. Anfang Septembar legte ich Blätter mit der Sommerform der x\rt ChaetopJiorus testudinatus auf Teller, in die etwas Wasser gegossen wurde, und stellte sie in den Abkühler, wo die Temperatur 15° C betrug. Das geschah am 7. September, und schon am 11. fand ich ziemlich weit fortgeschrittene Formen, während noch einige Wochen vorher alle Versuche erfolglos geblieben waren. Die Weiterentwicklung der Sommerform ging folgendermaßen vor sich: zuerst wurden die Larven (Fig. A) beweglich und be- gannen Nahrung aufzusaugen; dabei nahmen sie auch an Größe etwas zu, indem sie von 0,9 auf 1,0—1,1 mm heranwuchsen. Die Farbe wurde etwas dunkler, und es traten dunkle Flecken hervor. Im weiteren verschwanden zuerst die Beinschuppen ; die Beine wurden Geuerationswechsel bei einigen Aphididae. 505 etwas schmäler, die Augen deutlich sichtbar, und es erschien die erste Gliederung des Körpers, dabei nahmen die Larven selbst an Dicke zu. Am Abdomen gingen die 4 Endschuppen verloren, und die Saftröhren kamen deutlich zum Vorschein (Fig. Bj. Dann machte die Larve unter Größenzunahme ihre letzte Metamorphose durch, wobei die Schuppen abfielen. Auf dem Körper erschienen lange Borsten, die an jedem Segment regelmäßig angeordnet waren. Die Länge der Tiere auf diesem Stadium betrug 1,4 mm (Fig. C). Die ganze Metamorphose dauerte 3—4 Tage. Hierauf wuchs das Tier langsam weiter, bis es endlich die volle Größe erreicht hatte und sofort die geschlechtlichen Jungen abzulegen begann. Im Freien begann die Metamorphose zwischen dem 18. und 15. September. Am 22. September sah ich schon einige Weibchen, welche die geschlechtliche Generation (5.) hervorbrachten. Bei großer Hitze wird die Entwicklung gehemmt, da die fertigen Tiere keine hohe Temperatur vertragen können und leicht zugrunde gehen. Die Entwicklung beginnt aber sofort, wenn die Temperatur auf 15 — 20^ C sinkt. Die herabgesetzte Temperatur hat also in diesem Falle die Bedeutung eines auslösenden Faktors. Erwachsene Tiere der 4. Generation von ChaetopJionis testudi- natus brachten jedes ungefähr 15 geschlechtliche Tiere hervor. Es scheint auch, daß die geschlechtlichen Weibchen und Männchen von verschiedenen Weibchen geboren werden , obgleich ich es durch Zimmerversuche nicht feststellen konnte. Die der Art Chaetophorus iesiudinatus angehörenden Männchen waren geflügelt und dunkel, fast schwarz gefärbt. Die Weibchen waren ungeflügelt und enthielten 10 — 15 Eier. Ende Oktober konnte ich einige copulierende Tiere beobachten. Die Entwicklung der geschlechtlichen Generation dauert demnach ungefähr 4 A\'ochen. Die gesamte Zahl der Generationen von Chaetophorus testiidinatus möchte ich am wahrscheinlichsten gleich 5 annehmen. Die 4. ist die Sommerform, und die 5. Generation ist die geschlechtliche. .Ende Oktober fand ich an Acer polymorphus und Acer cam- l)estris grüne, geflügelte sexupare Tiere. Die Tiere gehörten der Art Chaetophorus aceris an, und es unterlag keinem Zweifel, daß sie zugeflogene waren, da aus den Sommerformen der beiden Arten stets ungeflügelte Individuen hervorkamen. Die Ansicht von Balbiani, daß eine der Chaetophorus-Avttn auch migrierende Tiere besitzt, scheint demnach für Chaetophorus aceris wahrscheinlich zu sein. Zum Schluß möchte ich einige von Kessler beschriebene Be- 506 I. Klodnitski. obachtuiio-en hinzufügen: C/metophonis aceris hat ungeflügelte Männ- chen, die dunkel graugrün sind (1,75 mm lang), die Weibchen sind ungeflügelt, weißlich, oval (2 mm laug), und haben 4—6 Eier. Kesslee beobachtete noch eine 3. Art, die er Chaetophoriis lyropictus nannte. Diese Art ist den 2 anderen ähnlich, pflanzt sich aber ohne Sommerform fort. Nach Kesslek besteht ihr ganzer Lebeuszj^klus aus 10—12 Generationen, obgleich er dies nicht ganz genau be- stimmen konnte. Bei Chaeiophorus lyropictus sind die Männchen ge- flügelt und graugrün gefärbt. Die Weibchen sind nngeflügelt, dunkel- braun und enthalten 4 — 9 Eier. VI. Besprechung der Resultate und Zusamnieufassuug. Die von mir angestellten Untersuchungen, ebenso wie die Eesultate einiger anderen Forscher, zeigen, daß jede Aphiden-Art einen eigenartigen, für sie charakteristischen Zyklus besitzt. Im Lebenszyklus der schon ziemlich gründlich untersuchten wie auch der zahlreichen weniger bekannten Arten bleibt noch vieles unklar, doch erlauben die schon vorhandenen Kenntnisse einige Gesetz- mäßigkeiten in der Aphidenfortpflanzung festzustellen. Tab. 24. Zeit der Zahl der Name des Eiablage Generationen Beobachters I. Arten mit eil ijährigem voUt ommenem Zyklus: AjiMs saliceti 1. Reihe Mai 2 Klodnitski 2. Reihe Juni 3 Cladobius Mai u. Juni — Kyber Chaetophorus tcstudinatus u. Oktober 5 Klodnitski Ch. aceris MelanoxantJms Salicis u. Mel. jj 7 Tannkeuther salicola Siphonophora rosae Sept. i\. Olit. 10 Bonnet Chaetophorus lyropictus Oktober 10—12 Kessler Aphis mali 15 SCHMIEDEBERÜ IL Alten mit mehr als einjährigem i uvollkonimeuei n Zj'klus: Aphis hederae Klodnitski Siphonophora rosae var. glauca — — Klodnitski Aphis dianthi — — Kyber Die Wintereier jeder Aphiden-Art durchlaufen ein bestimmtes Latenzstadium, eine Zeitperiode, in der sie im Euhezustand verharren. Die Länge dieser Periode ist etwas verschieden: 4 — 5 Monate bei I .'o/.y -Juitiinniiri- H<(. j:' ■ 1/'/. /. Msi . Tal. iL ÄnstvACiltscKJena Zoolog. Jahrbücher Bd. 33 Abt. f. Syst Taf. 12. 19. 20. 22. 21. lüsel gez 23. LithA:isivA{l!l;3ch,Jena Generatiouswechsel bei einigen Aphididae. 507 Chaetophorus aceris und testudinaUts, ungefähr 5 Monate bei Siphono- phora rosae, wie auch wahrscheinlich bei manchen anderen Arten, und 10 Monate bei Apkis saliceti. Es scheint, daß diese Latenz- periode durch Kälte oder Wärme nicht sehr wesentlich verlängert oder verkürzt werden kann, wenigstens zeigen es meine Versuche an Eiern von Aphii^ saliceti und Chaetophorus aceris usw. In einer für jede Art ziemlich bestimmten Zeit, bei einigen Arten früher, bei anderen später [Chaetophorus Ende Februar, Aphis saliceti Mitte April usw.), schlüpfen aus den Eiern Fundatrices aus, die sich weiter fortpflanzen. Nach einer Anzahl von partlienogenetischen Generationen wird die geschlechtliche Generation geboren, die wieder Wintereier hervorbringt und damit den Lebenszyklus der Art abschließt. Bei manchen Arten besteht der Zyklus aus einer bestimmten Zahl von parthenogenetischen Generationen, die mit einer geschlecht- lichen Generation abschließen, bei anderen dagegen treten die ge- schlechtlichen Tiere nach einer inkonstanten Zahl von partheno- genetischen Generationen auf (Davis, 1909). Wenn wir verschiedene Arten betrachten, so werden wir sehen, daß ihre Zyklen aus einer bestimmten, nach der Art aber verschiedenen Anzahl von Generationen bestehen. Bei der gesamten Generationenzahl wird gewöhnlich auch die geschlechtliche Generation mitgerechnet. Auf Grund davon kann man die Aphiden-Arten in eine Eeihe mit immer zunehmender Gene- rationenzahl zusammenstellen, wäe es in der Tab. 24 geschehen ist. Die Reihe- beginnt mit kurzzyklischen Arten, wie z. B. Aphis saliceti, bei der die eine Eeihe einen Zyklus besitzt, der nur aus 2, die andere einen Zyklus, der aus 3 Generationen besteht. Es folgen andere Arten, in deren Zyklus die Zahl der Gene- rationen immer größer wird, indem sich zwischen die Fundatrices und die geschlechtliche Generation immer neue parthenogenetische Generationen einschieben. So besteht der Zyklus bei der Art Chae- tophorus testudinatus aus 5, bei Melanoxantlms Salicis aus 7, bei Siphonophora rosae aus 10 Generationen usw. Alle diese Arten besitzen einen geschlossenen einjährigen Zyklus, außerdem kommen aber andere Arten vor, die mehr als ein Jahr hindurch sich parthenogenetisch fortpflanzen können. Als solche kann man die in der vorliegenden Arbeit behandelten Aphis hederae und Siphonophora rosae var. glauca nennen. Zu derselben Kategorie kann man auch vielleicht die Aphiden-Art rechnen, bei der Slinger- LAND (1893) 62 parthenogenetische Generationen verfolgte, sowie Aphis dianthi, welche Kyber 4 Jahre hindurch im Zimmer und im Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 3-1 508 I- Klotnitski, Freien sich parthenogenetiscli fortpflanzen sali. Aber es müssen auch noch andere Arten mit ähnlicher Fortpflanzungsweise vorhanden sein : ich habe im Winter (Januar und Februar) l)arthenogenetische Aphiden auf Chrysanthemum und der Hj-acinthe beobachtet und konnte auf diesen Pflanzen, welche während des Herbstes und Winters im Zimmer standen, keine Eier finden. Es sind aber keine einheimischen Arten, sondern solche, die wahr- scheinlich wie ihre Nährpflanze selbst aus südlichen Gegenden stammten, also an ganz andere Lebensbedingungen angepaßt sind und vielleicht auch darum nach einer andej'en Gesetzmäßigkeit sich fortpflanzen. Bei Äphis hederae ist es mir gelungen, das Vorkommen geschlecht- licher Tiere nachzuweisen, obgleich die parthenogenetische Fort- pflanzung länger als ein Jahr ununterbrochen fortdauern kann. Daß auch bei der Varietät glauca geschlechtliche Tiere vorhanden sind, ist mir höchst wahrscheinlich. Wie es sich bei den anderen Arten dieser Kategorie verhält, bleibt vorläufig noch unklar; auf jeden Fall würde die mehrere Jahre lang dauernde parthenogenetische Fortpflanzung, die von einigen Forschern beschrieben wurde, noch keinen Beweis für das Ausfallen der geschlechtlichen Generation darstellen. Für die Art und Weise des Vorkommens der geschlechtlichen Individuen in der zweiten Kategorie von Arten mit mehr als ein- jährigem, unvollkommenen Zyklus mag Aphis hederae dienen. Die Untersuchungen zeigen, daß diese Art nach einer Reihe von partheno- genetischen Generationen sich in verschiedene Zweige trennt, in solche, die sich ununterbrochen parthenogenetisch fortpflanzen, und solche, die sexupare Weibchen hervorbringen, welche ihrerseits ge- schlechtliche Tiere gebären. Von einem parthenogenetischen Haupt- stamme lösen sich also verschiedene Zweige ab, von denen einige geschlechtliche Tiere liefern, während die anderen parthenogenetisch bleiben und sich später auf dieselbe Weise verzweigen wie die Tiere des Hauptstammes. Die steigende Reihe der Zyklen der verschiedenen Aphiden- Arten einerseits und die Art und Weise des Vorkommens der geschlecht- lichen Individuen bei den Arten mit unvollkommenen Zj'klen andrerseits weist auf die große Ähnlichkeit der Fortpflanzungs- weise der Aphiden mit der Vermehrungsart der Cladoceren hin, wie sie von Weismann (1880) dargestellt wurde. Der Zyklus ist bei jeder Aphiden-Art nicht nur in seinen Haupt- Generatiouswechsel bei einigen Apbididae. 509 züg-en, sondern auch in seinen Einzelheiten eigenartig ausgebildet, wie aus folgender Zusammenfassung hervorgeht. In der Zahl der hervorgebrachten Jungen unterscheiden sich die einzelnen Arten insofern, als die Maximalzahl bei verschiedenen Arten verschieden ist. Ein weiteres Charakteristikum für jede Aphiden-Species liegt in der Art und Weise des Auftretens geflügelter Individuen in den parthenogenetischen Generationen, Avas sich bei den untersuchten Arten folgendermaßen vollzieht: I. Siphonophora rosae: in jeder Generation von der 2. bis zur 8. ist eine bestimmte Prozentzahl von Individuen geflügelt, in der 9. Generation, die aus sexuparen Weib- chen besteht, tragen alle Tiere ausnahmslos Flügel; die 2. Generation zeigt als Ausnahme Abweichungen von der Regel, indem bei einigen Fundatrices alle Neugebornen zu Geflügelten werden. 2, Aphis padi: In der 2. Generation werden sämtliche Gehörnen (100%) zu Geflügelten. 3. Aji^ns saliceti: Alle Weibchen der 2. Generation der 2. Reihe (s. S. 498) werden geflügelt. 4. Chaetophorus iesindinatus und Chaetophorus aceris weisen in der 2. Generation ungefähr 50% geflügelte Individuen auf. 5. Aphis hederae: Vor allem erscheinen die Geflügelten im Herbst (September, Oktober) und Frühjahr (Fe- bruar bis Mai), und zwar in der Weise, daß ungefähr ^4 <^6J' i^n- geflügelten Weibchen, die selbst von einem ungeflügelten Weibchen geboren wurden, eine starke Tendenz besitzt. Geflügelte zu erzeugen, und eine gemischte Brut hervorbringt. Bei anderen Weibchen ist diese Tendenz schwächer, und erst ihre Nachkommenschaft bringt gemischte Kolonien hervor; schließlich gibt es auch solche Weibchen, deren Nachkommenschaft im Laufe mehrerer Generationen gar keine Geflügelten aufweist. 6. Melanoxanthus Salicis {salicola): hier werden von der 2. Generation 95 % geflügelt (Tannreuthek, 1907). Außer- dem wird nach Angabe verschiedener Autoren bei einigen Arten die letzte parthenogenetische (sexupare) Generation geflügelt. Dies wurde beobachtet bei Schizoneura lanigera (Baehr), Aphis avotae (Kyber), Siphonophora rosae. Bei anderen Arten bleibt die sexupare Generation dagegen ausnahmslos ungeflügelt: z, B. A^jhis hederae und Chaetophorus testudinatus. Demnach verläuft unter normalen Bedingungen der Zyklus jeder Aphiden-Art mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Änderungen, die in der Fortpflanzung einer Art eintreten, können folgende sein: 1. Änderungen, welche die Entwicklung und Fortpflanzung der Tiere in quantitativer Hinsicht modiflzieren und in Hemmung oder Beschleunigung der Entwicklung, Verminderung der Zahl der Neu- 34* 510 I- Klodnitski, geborenen, Größe der Tiere etc. bestehen, bei denen aber die Fort- pflanzungsweise dieselbe bleibt, können somatische Änderungen genannt werden. Diese Änderungen stehen also nicht mit dem Auf- treten der parthenogenetischen oder geschlechtlichen, geflügelter oder ungeflügelter Individuen im Zusammenhang, Dagegen nenne ich 2. Änderungen, welche sich in der Fortpflanzungsweise und im Auftreten der verschiedenen Formen zeigen, generative Ände- rungen. Inwiefern diese Änderungen von äußeren Bedingungen abhängig sind, zeigen die in dieser Arbeit gewonnenen Resultate. Von äußeren Bedingungen zog ich Temperatur und Nahrung in Be- tracht. Aus meinen Experimenten läßt sich schließen, daß die äußeren Bedingungen nur somatische und keine gene- rativen Änderungen im Leben der Tiere hervorrufen können. Der wichtigste äußere Faktor, nämlich die herabgesetzte Temperatur, dessen Einfluß sich als somatisch besonders wirksam er- wies, war doch nicht imstande, generative Änderungen hervorzurufen. Bei meinen Versuchen dauerte die Einwirkung der herabgesetzten Temperatur auf die x4rt A2)Ms hedeme 5 Monate, auf Siphonophora rosae 2 Monate, blieb jedoch insofern ohne Erfolg, als keine geschlechtlichen Tiere auftraten. Ebenso wurde die partheno- genetische Vermehrung auch bei Einwirkung von Wärme trotz des Depressionszustandes beibehalten. Das Geschilderte erlaubt die Schlußfolgerung, daß die gene- rativen Änderungen bei den Aphiden von inneren, im Keimplasma bestimmten, Ursachen abhängen, von äußeren Bedingungen aber nicht beeinflußt werden können. Als hauptsächlich von inneren Ursachen abhängig muß auch das Erscheinen geflügelter Individuen betrachtet werden, welches nach der Ansicht einiger Forscher als Beweis für die Hypothese der äußeren Bewirkung angesehen wurde. So spricht z. B. J, Loeb (1906) von einem „Einfluß, den die Abkühlung auf die Entwicklung der Flügel der Blattläuse hat. Solange bei hinreichender Feuchtig- keit die Temperatur hoch ist, bleiben die Aphiden flügellos. Er- niedrigt man aber die Temperatur, so beginnen bei allen Blattläusen Flügel zu wachsen. Hier ist es also eine Temperaturerniedrigung, die das Wachstum eines Organs hervorruft oder beschleunigt. Die Autoren stellen meist die Sache so dar, als ob es sich hier um eine Folge von Nahrungsmangel handelt, wobei sie jedoch übersehen, daß Generationswechsel bei einigen Aphididae. 511 bei niedriger Temperatur die Energie der Lebenserscheinungen und damit das Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme auch verringert ist". In etwas anderer Weise wurde diese Hypothese von Moedwilko (1907) und Macchiatti (1884) aufgestellt, welche der Ansicht sind, daß unter ungünstigen Ernährungsbedingungen, wie z. B. beim Aus- trocknen der Pflanzen, die neugebornen Tiere zu Geflügelten werden. Die beiden Hypothesen würden zwei Möglichkeiten in sich schließen. Entweder können sich noch bei erwachsenen Tieren die Flügel entwickeln, wie es der angeführte Passus von Loer vermuten läßt, oder es werden alle Neugeborenen durch Einwirkung ungünstiger äußerer Faktoren zu geflügelten Weibchen. Die beiden Möglichkeiten stimmen insofern miteinander überein, als sie die ge- flügelten Individuen als indeterminierte ansehen. In diesem Falle sollte auch die Vergrößerung oder Verkleinerung der Zahl der geflügelten Individuen als somatische Änderung betrachtet werden. Gegen die erste Hypothese ist zu bemerken, daß eine Flügel- entwicklung bei erwachsenen Aphiden überhaupt nicht vorkommen kann. Diese Tatsache wurde schon von Bonnet und de Geer fest- gestellt, und auch meine eigene Erfahrung konnte sie bestätigen. Einige Tage nach der Geburt kann man bei manchen Larven die Flügelanlagen erkennen, die immer größer werden und als deutliche Ausstülpungen der Haut in der Schultergegend hervortreten. Die Flügel sind in diesen Anlagen zusammengerollt, wie man es noch nach der letzten Häutung erkennen kann, breiten sich dann aber sofort aus. Aber auch die Neugeborenen scheinen sich durch äußere Faktoren im Sinne der zweiten oben erwähnten Hypothese nicht be- einflussen zu lassen. Das haben die Untersuchungen über das Vor- kommen der Geflügelten bei den Arten ApMs hcderae, Siplionophora rosae und anderen gezeigt. Aus ihnen ergab sich, daß die Geflügelten determiniert sind und Kälte sowie auch Hunger keinen Einfluß auf ihr Auftreten ausüben können. Allerdings hat die Wirkung der hohen Temperatur auf Aphis hcderae etwas andere Resultate ergeben, da sich bei dieser Art in der Wärme die Geflügelten in kleinerer Zahl zeigten oder ganz verschwanden. Wegen der Schwierigkeit der Untersuchung, die im Kapitel über Aphis hcderae schon geschildert ist, bleibt die Frage off"en, ob es sich hier wirklich um eine direkte Beeinflussung durch hohe Temperatur oder um eine Hemmung der Flügelentwicklung infolge der Wärme handelt. Letztere Mög- lichkeit hat viel Wahrscheinlichkeit für sich, steht aber mit den oben erwähnten Hypothesen in keinem Zusammenhang. Das Auf- 512 I- Klodnitski, treten der Geflügelten muß also auch als eine generative Änderung angesehen werden. Auf Grund des Besprochenen ist anzunehmen, daß die eigenartigen Zyklen der Aphiden-Arten als Anpassungen an verschiedene Lebensbedingungen entstanden sind. Diese Anschauungen werden außer durch das schon Besprochene noch durch folgende Betrachtungen gestützt. Jede Art hat eine bestimmte optimale Temperatur, bei der sie sich am besten entwickelt. Ich fand im Sommer in einem Treibhaus eine Art, die bei beinahe 50*^ C sich sehr gut fortpflanzte. Das Optimum von Siplionopliora rosae liegt zwischen 20—24'' C, bei Aplns hederae zwischen 16 — 20 '^ C, bei Siphonophora rosae var. glauca zwischen 15 — 30'^ C. Ferner ist jede Art betretfs ihrer Ernährung an eine bestimmte Pflanze oder begrenzte Pflanzengruppe gebunden. Ich machte zahl- reiche Versuche, Tiere von verschiedenen nicht migrierenden sowie auch migrierenden Arten auf anderen als ihren gewöhnlichen Futter- pflanzen zu züchten, hauptsächlich auf Epheu. Ich versuchte es mit den Rosenaphiden, mit Aph. padi, Aph. samhuci, Aph. dianthi etc., bekam aber immer negative Resultate. Das Migrieren selbst hängt nicht, wie einige Forscher meinten, von einer Lichtreizung ab, sondern wahrscheinlich werden die erw^achsenen , geflügelten Tiere durch den Wind in verschiedenen Richtungen fortgetrieben. Ein großer Teil geht dabei zugrunde, während die übrigen auf bestimmte Pflanzen gelangen und sich weiter vermehren. Bei Arten, deren Futterpflanze während des Sommers schlechte Nahrung liefert, zeigt sich die Anpassung auf verschiedene Weise: 1. Von den auf der Weide lebenden Arten gibt Aphis saliceti, da sie sich nur von ganz jungen Trieben und Blättern ernähren kann, schon im Frühjahr die geschlechtlichen Tiere und Wintereier, da ihnen ja im Sommer die erforderliche Nahrung nicht mehr zur Ver- fügung steht. Dagegen können sich zwei andere Arten, die auf der Weide leben und sich mit geringerer Nahrung, die eine mit der Rinde des Baumes, die andere mit ausgewachsenen Blättern, be- gnügen, im Sommer weiter parthenogenetisch fortpflanzen. 2. Chaeto- pliorus tesfudinatus und aceris bringen eine Sommerform hervor, die der starken Hitze angepaßt ist und die Erhaltung der Art während des Sommers möglich macht. 3. ApMs padi und einige andere Arten migrieren auf Gramineen und andere einjährige Pflanzen {Aph. padi auf Hafer), wo sie während des Sommers Futter finden. 4. Selbst die Erscheinung, daß bei einigen Arten geschlechtliche Generationswechsel bei einigen Aphididae. 513 Tiere im Herbst auftreten, muß als eine Anpassung- betrachtet werden, denn bei anderen Arten, deren Futterpflanzen (Eplieu, Eose) im Winter ihre Blätter nicht abwerfen, wird die parthenogenetische Fortpflanzung- beibehalten, wenn nicht zu große Kälte die Tiere zu- grunde richtet. Es bleibt nun noch einiges über Varietäten und Farben- verhältnisse der Aphiden- Arten zu bemerken. Auf einer und derselben Pflanze begegnet man häufig entweder zwei nah verwandten Arten oder zwei Varietäten einer und derselben Art, die verschieden gefärbt sind. Dabei stellen diese ver- schiedenen Farben gewöhnlich nur verschiedene Nuancen von zwei bestimmten Grundfarben dar: grün und gelbbraun, z. B. Chaeto- phorus aceris grün, Chaetophonis testudinatus gelbbraun, Siphonophora rosae grün und braun, Äphis saliceti grün und gelb, Aphis sambuci dunkel- und hellbraun. Bei den geschlechtlichen Tieren sind ge- wöhnlich die Männchen dunkler gefärbt als die Weibchen. Die bisher genannten Arten besitzen einen vollkommenen und ge- schlossenen Lebenszj^klus. Anders verhält es sich bei Arten mit unvollkommenem Zyklus, Diese sind nämlich stets einfarbig, z. B. Aphis hedeme und Siphonoiihora rosae var. glauca. Diese einfache oder gemischte Färbung der auf einer und derselben Pflanze lebenden Arten und Varietäten steht wahrscheinlich mit der x^npassung an verschiedene Lebensbedingungen in Zusammenhang. Die Resultate der Untersuchung, welche zu dem Schlüsse führen, daß bei den Aphiden das Vorkommen der geschlechtlichen Tiere nur von inneren Uisachen abhängt, schließen jedoch nicht aus, daß äußere Bedingungen das Vorkommen von geschlechtlichen Tieren begünstigen oder unterdrücken können. Dabei darf man aber die Geschlechtsbeeinflussung nicht mit der Geschlechtsunterdrückung verwechseln, was zuweilen vorkommt. Einige Experimente, die an Pflanzen gemacht wurden, erweckten den Anschein, als ob äußere Faktoren das Geschlecht zu beeinflussen imstande wären. Issako- wiTSCH (1907) führt als Beispiel Experimente von Klebs an, die dieser an Farnprothallien anstellte. Es wurden nämlich infolge von Lichtmangel Organismen mit nur männlichen Organen erzeugt. Da- bei vergißt man aber, daß hier keine Geschlechtsbeeinflussung, sondern einfach eine Unterdrückung des anderen Geschlechts, also keine generative , sondern rein somatische Änderung vorlag. Ob aber im Tierreiche eine direckte Geschlechtsbeeinflussung überhaupt eintritt oder ob es sich in den bisher bekannten Fällen um eine 514 I- Klodnitski, Abänderung- im Sinne einer Geschlechtsunterdrückung handelt, ist bis heute noch nicht klar. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß auch bei manchen Aphiden das Auftreten der g-eschlechtlichen Tiere durch gewisse äußere Ein- flüsse unterdrückt wird. Es ist z. B. möglich, daß bei Arten mit unvollkommenem Zyklus unter gewissen äußeren Bedingungen sich nur die parthenogenetischen Tiere entwickeln können, die geschlecht- lichen aber zugrunde gehen. Die genealogischen Reihen, welche mit geschlechtlichen Tieren abschließen, würden in diesem Falle zugrunde gehen, andere Reihen dagegen begünstigt werden und die parthenogenetischen Tiere daher zahlreich vorkommen können. Eine wirkliche Beeinflussung des Vorkommens der geschlechtlichen Tiere und des Verlaufs des ganzen Zjivlus scheint aber auf Grund der ausgeführten Untersuchungen unmöglich zu sein. Die experimentellen Ergebnisse der Arbeiten über den Generationswechsel anderer Gruppen zu besprechen würde zu weit führen. Papanikolau machte einen Versuch, das Vorkommen der ge- schlechtlichen Tiere bei Cladoceren in einen Zusammenhang mit der Kernplasmarelation zu bringen. Seine Untersuchungen an Darmepithelzellen geben aber keine Beweise, die diese Theorie genügend stützen könnten. Die Kern- und Zellgröße bei den Tieren älterer Generationen sowie auch bei denen, die sich unter günstigen Bedingungen entwickeln, wächst, wie seine Abbildungen zeigen, über das Normale hinaus. Über das Verhältnis k/p kann man aber daraus noch nichts schließen. Auch Wolteeeck hält die Angaben von Papanikolau über die Kernplasmarelation für sehr zweifelhaft: er meint, es sei äußerst schwer zu beurteilen, ob wirklich eine ge- setzmäßige Zellveränderung vorliegt oder eine Veränderung, die auf verschiedener Lage der Zellen, Alter, individuellen Unterschieden beruht. Wenn eine Kernplasmarelation bei Cladoceren auch wirklich vorhanden wäre, so wäre, nach Woltereck, doch die Veränderung k/p höchstens als die erste Folge einer Einwirkung der geschlechtsbestimmenden Faktoren anzusehen. Auf einigen Schnittpräparaten der Art SiphonopJwra rosae habe ich auch die Größe der Darmepithelzellen untersucht und benutzte hierzu Tiere der 2. und 8. Generation. Ich konnte aber keine be- deutenden Unterschiede, weder in der Zellgröße noch in der Kern- plasmarelation, auffinden. Meine Kältetiere derselben Art wiesen in 4, und 5. Generation ziemlich bedeutende morphologische Unterschiede gegenüber den in normaler Temperatur gehaltenen Tieren auf. Sie Generationswechsel bei einigen Aphididae. 515 waren beinahe l,5mal so groß wie die normalen. Ebenso zeigten die Darmepithelzellen dieser Tiere eine bedeutende Vergrößerung die aber Plasma und Kern im gleichen Verhältnis betraf. Überhaupt ergab es sich, daß diese Vergrößerung der Wirkung der Feuchtig- keit nicht aber der der Kälte zugeschrieben werden muß. Die gewonnenen Resultate erlauben, folgende allgemeine Schlüsse zu ziehen : Jede von d e n u n t e r s u c h t e n A p h i d e n - A r t e n besitzt einen eigenartigen Zyklus, der aus partheno- genetischen und geschlechtlichen Generationen be- steht. Das Vorkommen der geschlechtlichen Tiere wie auch die anderen Eigenschaften der Zyklen (das Vorkommen der Geflügelten, ß u h e p e r i o d e der Eier usw.) sind von inneren Ursachen abhängig. Die äußeren Faktoren können nur z u s o m a t i s c h e n Ä n d e r u n g e n, also solchen, die aus Hemmung der Entwicklung und ver- schiedenen quantitativen Modifikationen bestehen, führen. Siekönnen aberkeinegenerativenÄnderungen, die die Fortpflanzungsweise in qualitativer Hinsicht modifizieren, hervorrufen. Was im speziellen die einzelnen Arten betrifft, so zeigte es sich, daß hier zwei Kategorien vorkommen können: a) Eine Gruppe von Arten mit einjährige m, v ol 1 k o m m e n e m u n d ge s c h 1 o s s e n e m Zyklus. Bei dieser Kategorie kommen die geschlechtlichen Tiere meistens nach einer bestimmten Zahl der parthenogenetischen Gene- rationen vor. Einige Arten weisen verschiedene Eeihen auf, bei denen die geschlechtlichen Tiere nach einer für jede Reihe konstanten Zahl von parthenogenetischen Generationen auftreten, b) Eine zweite Gruppe mit unvollkommenem Zyklus, deren genealogische Stämme sich ununterbrochen sehr lange Zeit hindurch partheno- genetisch fortpflanzen können. Von diesen Stämmen trennen sich stufenweise Zweige ab, die mit geschlechtlichen Tieren schließen. 516 I. Klodnitski, Tab. 1. I. Gruppe Anhang. ^) ]) Die Erklärung zu Tabelle 1—5 siehe auf der nächsten Seite. Generationswechsel bei einigen Apliididae. 517 Tab. 3. III. Gruppe. Tab. 4. Kältegruppen. I. Gruppe II. Gruppe Erklärung zu den genealogischen Tabellen 1—5. Q Ungeflügelte parthenogenetische Nachkommenschaft eines ungeflügelten Weib- chens. O Ungeflügclte parthenogenetische Nachkommenschaft mehrerer ungeflügelteu Weibchen oder Reservekultur. □ Gemischte, also aus ungeflügfelten wie auch geflügelten ])arthenogenetischeu Individuen bestehende Nachkommenschaft eines ungeflügelten Weibchens. PI Gemischte parthenogetische Nachkommenschaft mehrerer Weibchen. dl Geschlechtliche Nachkommenschaft. 518 I. Klodnitski, Tab. 6a. Äphis hederae. I. Gruppe. Tab. 6b. Tab. 6c. Tab. 6d. / ® 4 " N45 t; ^ ~\ N42 5 \ 7 I N44 1 N47 8 ^ 15 8 3 7 14 11 24 14 10 10 16 26 19 15 IL N82 1 N85 1 2 1 2 2 - 4 _3_ 6 _7_ Anm. Tabelle 6b bildet die Fortsetzung von 6a, 6c von 6b und 6d von 6c. Tab. Generationswechsel bei einigen Aphididae. 519 7a. Tab. 7b (Forts, von 7a). I Tab. 8. Wä rm. N4 27.Janu8r 28 " • r Sl 4 9 N6 2 N6 T EI] 29. • • 4 N2 - ö 6 JO. ' 9 5 10 3 11 51. ■ • 2 6 - 12 TV 15 I.Februar - 10 19 \ 14 2 • ■ - 10 - \ J • ■ 3 U 15 20 \ 4 ■ • 4 20 M \ \ b • '■ 7~ 1\ NU N12 6 ■ ■ / \ 2 2 7. ■ • -L / \ - 8 • • N8 / \ - - 9, • • 3 1 N9 1 NIO 4 6 10. • • 4 1 3 1 1 9 11. • • 7 2 _5_ 10 12. • • 9 - IS. • • 11 • 14 , . 4 15 • ■ 12 16, ■ ■ 17. ■ • 14 18. • • 19. ■ • - 20. • ■ _1_5 3. Literaturverzeichnis. V. Baeiir, W. B., 1909, Die Oogenese bei einigen viviparen Aphiden und die Spermatogenese von Apbis saliceti, mit besonderer Berück- sichtigung der Chromatinverhältnisse, in: Arch. Zellforsch., Vol. 3. Balbiani, E., 1869, ]\[emoires sur la generation des Aphides, in: Ann. Sc. nat. (5), Zool., Vol. 11, 1870; Vol. 14, 1872; Vol. 15. Bonnet, Gh., 1779, Oeuvres d'histoire naturelle et de philosophie, Traite d'insectologie, Vol. 2. 520 I- Klodnitski, Generationswechsel bei einigen Aphididae. 4. Buckton, G, B., 1881, Monograph of the Britisch Aphides, Vol. 4, London. 5. Cholodkovski, X., 1902, Aphidologische Mitteilungen, in: Zool. 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A. auch die Ansicht ausgesprochen, daß die Zugstraßen der Vögel von Generation zu Generation vererbt worden sind und daß somit die jetzigen Zugstraßen einer Vogelart über die Entwicklungsgeschichte ihrer geographischen Verbreitung Auf- schluß geben können (1876, p. 242, 243, 269, 276 u. a.). Schärfer wurde dieser Satz ein paar Jahre später von Aug. Weismann formuliert: „Wir kommen so zu der sehr bedeutsamen Erkenntnis, dass die heutigen Zugstrassen der Vögel nichts Anderes sind als die uralten Wege, auf denen sie sich gegen Norden hin ausbreiteten.'' Etwa dieselbe Ansicht ist später in mehreren wissenschaftlichen und populär- wissenschaftlichen Werken geäußert worden. Die Hypothese, die ich im folgenden als die PALMEN-WEiSMANN'sche bezeichnen will, ist somit bis zu einem gewissen Grade dem allgemeinen ornithologisclien 1) Eine schwedisch geschriebene Abhandlung mit etwa demselben Inhalt wurde schon 1874 veröffentlicht. Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 35 522 Sven Ekman, Wissen einverleibt, und Duncker will in seinem 1905 erschienenen zusammenfassenden Referate über den gegenwärtigen Stand unseres Wissens als sichergestellt betrachten, daß „die Zugstrassen der Vögel im grossen und ganzen die Ausbreitungsstrassen sind". Zweifel an dieser Meinung sind meines Wissens nur von W. Cooke geäußert, teils weil gewisse Vögel im Herbst und im Frühling verschiedene Wege wählen sollen, teils auf Grund der Zugrichtung der nord- anierikanischen Art Protonotaria citrea, welche quer über den Golf von Mexiko hinweggeht. Dieser Angriif auf die Palmen- Weismakn- sche Hypothese veranlaßte L, Stejneger zu einer Kritik der von Cooke beigebrachten Gegenbeweise, in welcher er hervorhebt, daß die genannte Hj'pothese durchaus nicht als verfehlt angesehen werden kann: nur mag eingeräumt werden, daß sekundäre Verhältnisse die alte Zugrichtung haben verändern können ; ursprünglich sei der Zug längs der alten Verbreitungswege der Art gegangen. Der wichtigste der bis jetzt vorgebrachten Einwände gegen die Hypothese liegt meines Erachtens in dem soeben erwähnten Um- stand, daß der Herbstweg und der Frühlingsweg für manche Arten nicht zusammenfallen. Schon Palmen kannte dieses Verhalten, glaubte es aber in Einklang mit seiner Theorie bringen zu können (p. 159 — 161). Es muß auch zugegeben werden, daß, wenn der Ab- stand zwischen den beiden ^Vegen verhältnismäßig gering ist, der fragliche Einwand ohne weiteres beseitigt werden kann. Aber es scheinen auch Beispiele konstatiert worden zu sein, welche zeigen, daß die Frühlings- und Herbstzugstraßen voneinander ziemlich ent- fernt liegen können. So zieht nach Menzbier Liniosa lapponica (Syn. L. rufa) im Frühling in enormen Mengen durch den unteren Ural, während sie im Herbst daselbst nur vereinzelt zur Beobachtung kommt. Gätke fand in vielen Fällen die Individuenzahl einer und derselben Art im Herbst und Frühjahr auf Helgoland ganz ver- schieden, und ähnliche Beispiele lassen sich viele für Schweden auf- stellen (s. u. a. KoLTHOFE u. JÄGERSKIÖLD , 1898). Wie groß auch die genannten Abweichungen im jahreszeitlichen Auftreten einer Vogelart sein mögen, sie scheinen mir doch eine unwiderlegliche Beweiskraft gegen die uns beschäftigende Hypothese nicht zu be- sitzen. Denn die Erklärungsweise Stejneger's kann auch in solchen Fällen angewandt werden: es ist nicht unmöglich, daß die jetzigen Zugstraßen ursprünglich die ehemaligen Verbreitungswege der Art gewesen sind, im Laufe der Zeiten aber durch sekundäre Einflüsse, wie geographische Veränderungen u. dgl., von der ehemaligen Eich- Die Zugstralien der Vögel. 523 tung allmählich abgelenkt worden sind, und zwar in anderer Weise während des Herbst- als während des Frühlingszuges. So steht es jetzt mit der Palmen- WEis>iAxx*schen Hypothese i sicher zurückgewiesen ist sie nicht, aber aucli nicht sicher fest- gestellt. Denn dazu sind mehr als theoretische Erwägungen von- nöten; es bedarf empirisch festgelegter Tatsachen, aber eben solche sind in diesem Falle sehr schwierig zu beschaffen. Zwar kann die Richtuno- des jetzigen Vogelzuges bestimmt werden, die vorgeschicht- lichen Einwanderungswege aber können meistens nur Gegenstand sehr hypothetischer Auslegungen sein. Und auch wenn sie ziemlich sichergestellt werden könnten, läge eine neue Schwierigkeit in dem Auseinanderhalten der Zugstraßen und der Einwanderungswege. Denn gewöhnlich sind die Vögel in die nördlichen Gegenden, von und nach welclien sie ziehen, eben von Süden her eingewandert; die Zugstraßen müssen demnach bei ihrer gewöhnlichen nord-süd- lichen Richtung mit den Einwanderangswegen ziemlich genau zu- sammenfallen, auch wenn sie voneinander ganz unabliängig sind. Die Palmen- WEisMANN'sche Hypothese besitzt somit zurzeit den Charakter und den Wert einer Arbeitshypothese. Unten soll ein Versuch gemacht werden, ihre Gültigkeit für einige einzelne Fälle zu untersuchen, und zwar in einer Weise, die so empirisch ist, wie es in solchen Fragen wie der hier vorliegenden überhaupt möglich ist. Gegenstand der Untersuchung sollen einige nord-skandinavische Vogelarten sein. Die soeben genannten Schwierigkeiten können nämlich bei einer Untersuchung über die Zugverhältnisse dieser Vögel bis zu einem hohen Grade beseitigt werden: wir kennen ihre Zugstraßen, wir können auch eine ziemlich zuverlässige Theorie über die ehemaligen Einwanderungswege der Art aufstellen, und endlich fallen die Zugstraßen mit den Einwanderungswegen gar nicht zusammen, indem erstere in nord-südlicher, letztere in ost- westlicher Richtung geben. Eiinvanderuiigswege und Zugstraßen einiger nord-skaudinavischeu Yögel. Schon 1848 machte der schwedische Zoologe Sven Nilsson darauf aufmerksam, daß einige Tierarten, darunter auch Vögel in das nördliche Schweden von Osten und Nordosten her, nördlich des Bottnischen Meerbusens, eingewandert sind, und etwas später äußerte Wallengken eine ähnliche Ansicht. Ich habe schon früher Ge- 35* 524 Sven Ekman, legeiilieit gehabt, bei meinen Darlegungen über die Wirbeltierfauna der nord-schwedischen Hochgebirge dieses Thema kurz zu besprechen (1907, p. 104 ff.). Die nordöstliche Herkunft der betreffenden Arten läßt sich dadurch ermitteln, daß ihi-e skandinavische Ausbreitung gegenwärtig auf die nördlichsten oder nordöstlichsten Teile be- schränkt ist, obwohl die Naturverhältnisse ihrer weiteren Verbreitung nach Südwesten keine Hindernisse entgegensetzen. Denn für ein arktisches oder subarktisches Tier, wie es die fraglichen Vögel sind, w^äre es ebenso leicht, geeignete Wohnplätze in den arktischen resp. subarktischen Gegenden des südlichen Norwegens und mittleren Schwedens wie in den genannten Zonen des nordöstlichen Skan- dinaviens zu linden, da man annehmen muß, daß die Naturver- hältnisse der arktischen Zone in der ganzen Ausdehnung der letzt- genannten innerhalb Skandinaviens im großen und ganzen dieselben sind; und dasselbe gilt von der subarktischen Zone. Über die an- nähernde Ausdehnung der arktischen und subarktischen Zone in Skandinavien siehe die Kartenskizze S. 529. Wenn somit ein sub- arktischer Vogel nur in den nordöstlichsten Gegenden der skan- dinavischen Halbinsel nistet, so kann man für ihn eine Einwanderung von Süden her nicht annehmen, denn es wäre dann unbegreiflich, w^eshalb er nicht auch in den ebenso geeigneten süd-norwegischen oder mittel-schwedischen subarktischen Gebieten nistet. Seine Aus- breitung kann nur in der Weise erklärt werden, daß er von Osten her gekommen ist, vom nördlichen Finnland und Rußland, und noch nicht Zeit genug gehabt hat, um sich so weit gegen Südwesten zu verbreiten, wie es ihm die Naturverhältnisse gestatten. Selbst- verständlich müssen die als nordöstliche Einwanderer angenommenen Arten im nordöstlichen Europa und dem nördlichen Asien ein häufiges Vorkommen zeigen. Wären nun wirklich die jetzigen Zugstraßen solcher Arten ihre ehemaligen Verbreitungswege, so müßten sie ja alle nicht nach Süden, sondern nach Osten von ihrer skandinavischen Heimat hinziehen, und umgekehrt würde der Rückzug im Frühjahr von Osten her ge- schehen. In der Untersuchung, wie es sich mit dieser Sache ver- hält, haben wir somit ein gutes Mittel, um auf die uns hier inter- essierende Hypothese die Probe zu machen. Unten sollen nun die betreffenden Verhältnisse bei den Vertretern der Gruppe der noid- östlichen Einwanderer besprochen werden.') 1) Bei der Besprechung der Nistgebiete der Arten halte ich es für Die Zugstraßen der Vüg-el. 525 Anthus cervlnus (Fall.) Der rotkehlig-e Wiesenpieper ist eine subarktisclie Art. die in den nördlichsten Teilen Europas und Asiens nistet. In Skandinavien nistet sie nur in den allernordlichsten Gebieten. In Schweden ist sie bei Karesuando und in der Gegend um dem See Toineträsk nistend gefunden, möglicherweise auch etwas südlicher, nämlich im Sarek-Gebirge. In Norwegen nistet er bei Tromsö und in den öst- lich davon gelegenen Teilen des Landes. Diese Gegenden bilden somit die Westgrenze der Ai-t. Durch Norwegen zieht diese Art anscheinend nicht, weshalb CüLLETT (1894) einen östlichen Zug vermutet. Diese Ansicht stimmt jedoch mit den in Schweden gemachten Beobachtungen nicht überein, denn sowohl bei Stockholm und Upsala als in Bohuslän und auf Öland ist der Herbstzug beobachtet worden (Sundevall, Kolthoff u. Jägeeskiöi,d). An den beiden erstgenannten Orten ist die Art während des Zuges nicht selten. Auf Helgoland ist sie „während 50 Jahren etwa sechsmal erlegt worden" (Gätke). PhyUosvopiis borealis (Blas.). Diese östlich bis Alaska verbreitete Art hat ihre Westgrenze im nordöstlichsten Norwegen, wo sie als Brutvogel in Ost-Finnmarken westlich bis zum Porsangerfjord nicht selten ist. In Schweden wurde sie bis jetzt nicht gefunden. Sie gehört den subarktischen Birken- wäldern an. Der Zug- ist nicht in Süd-Skandinavien beobachtet, dürfte auch in anderen Gegenden nicht festgestellt worden sein, weshalb die Art in der uns hier interessierenden Hinsicht belanglos ist. Auf Helgoland ist sie nur einmal erlegt worden. Einheriza rustica Fall. In den Flachlandgegenden von Noi-rbotten und Västerbotten ist diese Art in der letzten Zeit an mehreren Orten seßhaft geworden. Wo die schwedischen Kolonien der Art ihre Zugwege nehmen, weiß man indessen noch nicht. Auf Helgoland sind in den letzten 50 Jahren nur etwa 60 Exemplare beobachtet worden. unnötig die Autoren der einzelnen Funde aufzuführen. Die meisten An- gaben findet man bei KoLTlloFF u. JÄCEUSKIÜLD : Nordens Faglar (1898), und die übrige einschlägige Literatur wird in der neuen Aut>age dieses Werkes, welche eben im Druck ist, berücksichtigt werden. Für die Zug- verhältnisse aber gebe ich die wichtigste Literatur an. 526 Sven Ekman, Calcarius lapponieus (L.) (Syn. PleäropJianes läpp). Im schwedisclien Hochgebirge nistet die Lerchensponianimer in den untersten Teilen der arktischen Zone und um die Baumgrenze (= Grenze zwischen der arktisclien und der subarktischen Zone). Zwar ist ihr Vorkommen etwas sporadisch, aber wenigstens in den nörd- lichsten Gegenden ist sie ziemlich gemein. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich auch weit südwärts, obgleich sie hier nur spärlich vorkommt. In Schweden ist sie als Nistvogel am weitesten südlich in den Oviksfj allen in Jämtland, in Norwegen noch etwas südlicher, nämlich in Dovre , Jotunheimen und in Valders (etwa 61 ^ 2b') beobachtet worden. Diejenigen südlichen Teile der arktischen Hoch- gebirgszone, welche außerhalb ihres Brutgebietes liegen, sind also verhältnismäßig klein. Wenn wir somit nur die Verbreitung berück- sichtigen, müssen wir gestehen, daß die Ansicht der nordöstlichen Herkunft dieser Ammer ziemlich schwach begründet ist, besonders weil ihre übrige Verbreitung nicht auf die alte Welt beschränkt, sondern circumpolar ist. Ich führe sie hier hauptsächlich deshalb auf, weil ihr Herbst- und Frühlingszug auffallenderw^eise nicht regelmäßig durch das südliche Skandinavien geht. Hierdurch gewinnt die Ansicht der nordöstlichen Herkunft, wie ich unten (S. 542) näher erörtern werde, eine nicht unerhebliche Stütze. Während des Zuges ist die Lerclienspornammer im südlichen Schweden äußerst selten, nur ein paar Male gefunden (Kolthoff u, Jägerskiöld) , und auch im südlichen Norwegen ist sie, obgleich etwas öfter, nur in spärlichen Individuen beobachtet worden (Collejt). In Dänemark ist sie nur ein paar Male, auf Helgoland jedes Jahr, allerdings spärlich, angetroffen w^orden (Gätke). Im nördlichen Schweden dagegen zieht sie über die Flachlandgegenden scharen- weise (Nilsson), offenbar nach Osten, und im nördlichen und mittleren Finnland wird sie in großen Schwärmen während des Zuges gesehen (v. Wrightj. Schon Nilsson schloß aus diesen Befunden, daß die im nördliclien Skandinavien nistenden Individuen der Art im allge- meinen nicht durch Süd-Skandinavien, sondern durch Finnland ziehen, eine Ansicht, der sich auch Collett und Kolthoff (1901) ange- schlossen haben. Fast genau dieselbe Verbreitung wie die Lerchenspornammer hat die Berglerche. Die Zugstraßeu der Vögel. 527 Eretnophila crlpestris (L.) i-ar. ßara (Gmel.). Auch sie ist beinahe circumpolar. In der skandinavischen Halbinsel nistet sie im Norden mancherorts ziemlich gemein, und auch im Süden fehlt sie nicht ganz. In Schweden ist sie am südlichsten in den Oviksfjällen in Jämtlaud (63" n. Br.) gefunden, in Norwegen geht sie südwärts fast bis zu 62" n. Br. Durch die gegenwärtige Ver- breitung kann somit eine nordöstliche Herkunft der Art nicht als bewiesen angesehen werden. Der von einigen Forschern geäußerten Meinung, die Berglerche habe erst in den letzten 100 Jahren Skandinavien erreicht, kann ich nicht beistimmen. Daß die Art erst 1843 in Skandinavien brütend gefunden wurde, beweist in diesem Falle gar nichts, denn unsere Hochgebirge waren vor dieser Zeit sehr mangelhaft untersucht, und auch jetzt kommt die Art dort sehr sporadisch vor. Selbst habe ich dort einen Sommer während 10 Wochen für ornithologische Zwecke eine mehrere Quadratmeilen große Hoch- gebirgsgegend durchstreift, ohne eine einzige Berglerche gewahr zu werden, während ich sie einen anderen Sommer in demselben Gebiet einigermaßen gemein fand. Daß die Art zuerst in Nordamerika und seitdem allmählich in immer westlicheren Gebieten der alten Welt gefunden wurde, muß ich auch aus ähnlichen Gründen als eine gar zu geringfügige Tatsache betrachten, um die von anderen Forschern gehegte Ansicht begriinden zu können, daß die Berglerche fast um dieselbe Zeit, da die Untersuchungen ausgeführt wurden, in derselben Richtung ihr Brutgebiet ausgebreitet hätte. Gätke hat als Stütze für diese Hypothese angeführt, daß die über Helgoland ziehenden Scharen der Berglerche besonders in den 1880er Jahren ganz erheblich an Zahl und Größe zunahmen, wie ähnliches auch, obgleich in geringerem Maßstab, in Süd-Schweden und im südöstlichen England beobachtet worden ist. Meines Erachtens stößt es auf geringere Schwierigkeiten, diese Zunahme als Folge einer Ver- änderung der Zugrichtung oder eines Zuwachses an Individuenreich- tum zuvor vorhandener europäischer und vielleicht auch nordwest- asiatischer Kolonien der Art zu erklären, als wenn man meinen wollte, sie beruhe auf einer so rapiden und massenhaften Ausbreitung über zuvor von der Art unberührte ungeheure Gebiete. Trhif/a ^tiinuta Leisl. Dieser kleine Strandläufer, dessen Verbreitungsgebiet die sub- arktische und arktische Zone des nordöstlichen Europas und nörd- 528 Sven Ekman, liehen Asiens nach Süden bis zum Baikalsee umfaßt, ist noch nicht in Schweden brütend gefunden worden, dagegen im nordöstlichsten Norwegen, wo seine Westgrenze am Porsangerfjord liegt. Daß das skandinavische Kontingent der Art aus den westlichen Vorposten gebildet wird, ist also augenscheinlich (Fig. A). Der Zug geht nichtsdestoweniger regelmäßig durch Norwegen (Collett) und Schweden (Fig. A). In Schweden zieht die Art während des Herbstes scharenweise längs der Ostküste, weniger zahlreich über das innere Land und längs der Westküste, obgleich auch hier jährlich und regelmäßig (Kolthoff 1896, 1901, Kolthoff u. JÄGERSKiÖLD, Hartman). Auf Helgoland ist sie „von Anfang August bis Mitte September eine ganz gewöhnliche Erscheinung" (Gätke). Tringa teniinincki Leisl. ist möglicherweise auch in Skandinavien ein nordöstlicher Einwandrer, obgleich sie als Brutvogel bis zum südlichen Norwegen vorgedrungen, hier aber auffallend seltener als in den nördlicheren Gebieten ist. Übrigens ist sie als Nistvogel auf die alte Welt beschränkt. Der Zug geht über Süd-Schweden, sowohl längs der Ost- und der West- küste als im inneren Lande, und auch längs der norwegischen Küste. In diesem Zusammenhang sei auch Trinf/a suharqiiata (Gyldenst.) erwähnt. Ihre Brutplätze wurden bis jetzt nicht gefunden. Da sie indessen weder im arktischen Nordamerika noch auf Grönland, Is- land und Spitzbergen nistend gefunden worden ist, obgleich die letzt- genannten Gebiete ziemlich genau durchforscht sind, dürfte sie in den weniger genau untersuchten nördlichsten Teilen des europäischen oder asiatischen Rußlands brüten. Daß sie wenigstens hauptsächlich der alten Welt gehört, beweist auch der Umstand, daß sie während des Zuges und im Winter ungleich häufiger hier angetroifen worden ist als in Nordamerika. Sie dürfte somit wie die nordöstlichen Ein- wandrer in der skandinavischen Fauna der sibirisch-nord-europäischen Fauna angehörig sein. Dessenungeachtet geht ihr Herbstzug regel- mäßig längs der norwegischen Westküste (Collett) und der süd- schwedischen Ostküste sowie, allerdings in geringerem Maße, längs der Westküste Schwedens (Kolthoff, Kolthoff u. Jägerskiöld). Ein nordöstlicher Einwanderer ist möglicherweise auch der schmalschnäbelige Wassertreter, Die Zugstraßeu der "Vögel. 52f> PJuiIffVopus JohatHS (L.) und als solcher auch von Kolthüff u. Jägerskiold angesehen worden^ eine Meinung-, welcher ich auch selbst früher beigestimmt habe (1907j. Fig. A. Die Westgrenze der Brütegebiete und die Zugstraßen von Tringa minuta /\/\/n, Totanus fnscns und Limosn lapponira _1_1_LLLL. Annähernde Grenzen der klimatischen Zonen: •••• der arktiseben und der subarktischen Zone; letztere ist in der Natur sehr schwach gegen die südlicheren Teile des tenijierierten Ge- bietes abgegrenzt. ^ßQ Sven Ekman, Dieser hauptsächlich subarktische Wassertreter ist nämlich ent- schieden gemeiner im nördlichsten Skandinavien als in den südlichen klimatisch gleichwertigen Gebieten, obgleich er daselbst nicht ganz fehlt; er geht in Süd-Norwegen bis zu 61'^ n. Br. hinab. Da aber auch nordwestlich und westlich von Skandinavien gelegene Gebiete, nämlich Island und die Fa?röer, im Verbreitungsgebiet der Art liegen, erscheint die nordöstliche Herkunft etwas unsicher. Die Zugstraßen sind noch nicht festgestellt worden. Da die Art aber während der Zugzeit sehr selten im südlichen Skandinavien und Süd-Finnland ist, vermuten Kolthoff u. Jägekskiöld und Collett. daß sie östlich durch Eußland zieht. Totanus fiiscus (L.). Diese auf den subarktischen Mooren der alten Welt brütende Art ist nach Westen bis ins nördlichste Schweden (Karesuando) vor- gedrungen (Fig. A). Im nördlichen Finnland nistet sie an mehreren Orten gemein. Der Frühlingszug geht regelmäßig über das südliche und mittlere Schweden, z. B. Västergötland, Uppland, Jämtland und Öland, wo die Vögel in Schwärmen auftreten, und zwar beide Geschlechter beisammen ; gewöhnlich fliegen sie, ohne zu rasten, nach ihren nörd- lichen Nistplätzen, können aber unter Umständen sich an Seen und Sümpfen niederlassen (Kolthofff 1901). Auch der Herbstzug (Fig. A) geht über Süd-Schweden, z. B. Uppland und Öland, beiderorts jährlich. Die alten Vögel ziehen da vereinzelt oder wenige zusammen, die Jungen gewöhnlich in Schwärmen. Auch in Värmland, Bohuslän bei Göteborg und in Skäne (Schonen) sind junge Vögel oft beobachtet worden, nach den Angaben mehrerer schwedischen Ornithologen (siehe KoLTHOFF u. Jägerskiöld). Durch Norwegen scheint die Art spär- licher zu ziehen, obgleich sie längs der ganzen Westküste ange- troffen worden ist (Collett). Liniosa lapponica (L.). Sie hat ungefähr dieselbe Verbreitung wie die vorhergehende Art, geht aber nicht soweit nach Osten, indem sie im östlichen Asien fehlt. Ihre AVestgreuze (Fig. A) liegt in der Torne-Lappmark in Schweden (Muonioniska, Karesuando). Auch diese Art bewohnt die subarktischen Waldmoore. Während des Frühlingszuges ist sie nur selten in Süd-Skandi- navien gefunden worden, dagegen während des Herbstzuges (Fig. A) Die Zugstralieu der Yügel. 531 regelmäßig- und in großer Zahl auf der Insel Öland (Kolthoef) so- wie auch bei Gefle (Haktman). Mehr sporadisch zielit sie über das innere Land und die Westküste Schwedens (Kolthüff u. Jäger- ski()ld). Längs der norwegischen A^'estküste ist sie auch ziemlich zahlreich während des Herbstzuges beobachtet, während des Frühlings aber selten (Collett), Aiiser i'Vjftliroims (L.). Die Zwerggans nistet in der arktischen und im oberen Teile der subarktischen Zone. In ihrer Verbreitung erweist sie sich als ein typischer nordöstlicher Einwanderer. Dieselbe umlaßt die nörd- lichsten Gebiete der alten Welt; auf Spitzbergen nistet sie jedoch nicht. Die Westgrenze liegt im nördlichen Skandinavien: in Nor- wegen ist sie nur in Finnmarken brütend gefunden, in Schweden erstreckt sich ihr Gebiet etwas weiter nach Südwesten, nämlich wenigstens bis zur Grenze zwischen der Lule- und der Pite-Lappmark (Fig. B).^) Während des Zuges ist sie äußerst selten in Süd-Skandinavien beobachtet worden, so selten, daß man völlig sicher behaupten kann, daß der eigentliche Zug nicht durch diese Gegenden geht. Damit stimmt gut überein, daß während 50 Jahren auf Helgoland nur 1 Expl. erbeutet wurde (Gätke). Durch das nördliche Finnland zieht sie aber regelmäßig, und zwar während des Herbstes nicht gerade in südlicher, sondern in südöstlicher Eichtung ( v. Weight u. Palmen) (Fig. B). Zu den nordöstlichen Einwanderern gehört wahrscheinlich auch der Lapplandskauz , Syniium lapponiciim (Spaeem., Retz.), welciier aber kein eigentlicher Zugvogel ist.-) 1) Es ist möglich, obgleich nicht bewiesen, daß die Zwerggans auch in Jämtlaud vorkommt. Nach KlinCKOWSTEÖM (in: Fauna och Flora, Stockholm 1909) geben ncämlich die Lappen in Frostwiken an, daß diese Gans hier lebe. 2) Außer den oben besprochenen Arten stellte ich 1907 zu der frag- lichen Kategorie auch Sqnatarola sqnaiarola (L.), Tringa striata (L.), An.ser fahalis Lath.), Cijgiius cygruis (L.) und Harclda hicmalis (L.), Die nord- östliche Herkunft dieser Arten scheint mir jedoch jetzt sehr unsicher resp. unwahrscheinlich. S(jiifU((roln ist als Nistvogel circumpolar und übrigens noch nicht brütend in Skandinavien gefunden. T. striala brütet im nörd- lichsten Europa und dem nordöstlichen Nordamerika, aber nicht in Asien. Jf. liiemalis ist circumpolar und nistet auch, obgleich spärlich, im südlichen 532 SVKN EkMAN, p]s ist aus den obigen Zusammenstellungen hervorgegangen, daß von den ziemlicli sicher als nordöstliche Einwanderer zu betrachten- den Zugvögeln die meisten bei ihrer Rückkehr von den Nistplätzen nicht ostwärts durch diejenigen Gegenden ziehen, durch welche ihre ehemalige Einwanderung in Skandinavien geschehen ist, sondern südwärts oder südwestwärts, also durch ein Land, welches ihre Vor- fahren niemals bewohnt haben. Besonders wichtig sind in dieser Hinsicht Tringa minuta, Totanus fuscus und Limosa lapponica, deren nordöstliche Herkunft nicht bezweifelt werden kann und deren Zug regelmäßig und individuenreich durch Süd-Skandinavien geht. Vor allem ist hervorzuheben, daß der Zug nicht nur längs der Ostküste Süd-Schwedens geht, sondern auch über das innere Land und die Westküste und längs der norwegischen Westküste. Wäre z. B. nur die Insel Öland und die südlich davon gelegenen Teile der schwe- dischen Küste vom Zuge betroffen, so könnte vielleicht ein eifriger Anhänger der PALMEK-WEisMANN'schen Hypothese versucht sein, die Sache so zu erklären, daß die Vögel von ihren nord-skandinavischen Nistplätzen zuerst einen östlichen Weg einschlagen, dann aber durch die Richtung der Wasserwege veranlaßt wurden sich nach Südwesten zu begeben, und zwar könnte ein solcher Erklärungsversuch sehr plausibel ausfallen, da mehrere östlich und nordöstlich vom Weißen Meere, z. B. auf Novaja Semlja, brütende Vögel eine solche südwest- liche Richtung bei ihrem Zug einnehmen, wodurch sie eben über das südliche Ostsee-Gebiet mit der Insel Öland hinüberstreifen. In bezug auf die norwegischen und die mittel- und west-schwedischen Zugwege kann aber eine solche Hypothese für die uns jetzt inter- essierenden Vögel gar nicht angenommen werden. Die Ein- wanderungs- und Zug Verhältnisse dieser Vögel (der drei oben genannten Tringa-, Toianufi- und Limosa- kvirn) zeigen somit unzweideutig, daß nicht alle Vögel ihren j ä h r - Norwegen. C. cgfpitts hat vorher eine weit ausgedehntere Verbreitung im nördlichen Schweden gehabt, wenigstens bis Järatland ; 70 Jahre haben genügt, um sein Gebiet um die Hälfte zu verkleinern, und es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß der Singschwan, der wohl immer vom Menschen gejagt worden ist, früher über die ganze oder fast ganze subarktische Zone Schwedens verbreitet gewesen ist. Daher ist es, nach der Ver- breitung des Vogels zu urteilen, wie ich in „Fauna och Flora" 1908 (Stockholm) geäußert habe , ebenso möglich , daß er ein südlicher wie ein nordöstlicher Einwanderer ist. Auf Jnser fahalis komme ich unten (S. 540) zurück. Die ZugstraCen der Vögel. 533 liehen Zug längs der ehemaligen V e r b r e i t u n g s w e g e der Art nehmen. Es ist unter den sicher als nordöst- liche Einwanderer zu betrachtenden nord-skandi- navi sehen Vögeln nur einer, nämlich Anser erythropus, der auch die Z u g s t r a ß e n in n o r d ö s 1 1 i c h - ö s 1 1 i e h e Gegen- den verlegt. Es bleibt noch ein Einwand zu beseitigen. Bekanntlich haben in postglacialer Zeit Oszillationen im Klima Skandinaviens statt- gefunden, und zwar war das Klima zu Beginn der Littorinazeit etwas milder als jetzt. Diese sogenannte atlantische Zeit führte wohl zweifellos u. a. Verschiebungen in der Verbreitung der Fauna herbei, und man kann kaum bezweifeln, daß die arktischen und subarktischen Arten davon betroffen worden sind. Es könnte viel- leicht auf den ersten Anblick die Deutung annehmbar erscheinen, daß diese Arten wegen der Klimaverbesserung aus ihren skandi- navischen Brutgebieten verdrängt wurden, dann aber mit der später eintretenden Klimaveischlechterung wieder einwandern konnten, eine Einwanderung, welche den heutigen Zustand herbeigeführt hat. Die fraglichen Vögel würden demnach vor der atlantischen Zeit von Süden her in die arktischen bzw. subarktischen Gegenden Skandinaviens eingewandert sein und hätten wegen dieser Ein- wanderungsrichtung auch südliche Zugstraßen gehabt, welche sie bis in unsere Zeit beibehalten haben. Jedoch dürfte eine solche Erklärung nicht das Richtige treffen. Denn wahrscheinlich bestand die Veränderung des Klimas beim Eintritt der atlantischen Zeit darin, daß es nur maritim oder insular wurde, was die sommerliche Mitteltemperatur nur unerheblich oder gar nicht erhöhte, und nur das Sommerklima kommt ja für die Zugvögel in Betracht. Jeden- falls kann man nicht annehmen, der Unterschied zwischen dem jetzigen Klima und demjenigen der atlantischen Zeit sei so erheb- lich, daß es während der letztgenannten Zeit im südlichen und mittleren Skandinavien nicht arktische, geschweige denn subark- tische Gegenden gebe, wo die fraglichen Vögel noch verweilen könnten. Ein Verdrängen aus Skandinavien war für die subark- tischen Vögel offenbar noch weniger wahrscheinlich als für die ark- tischen, und die oben besprochenen Vögel, Tringa minuta, Totanus fuscus und Lhnosa lapponka, sind eben subarktisch. Anser erijthro- 2ms ist entschieden mehr arktisch als jene, und dennoch ist eben diese Gans die einzige von ihnen, die ihre östlichen Zugstraßen bei- behalten hat. Mag es sich indessen so oder so mit den Oszillationen ?,3J. Sven Ekman, in der Verbreitung der genannten Sumpfvögel verhalten; für die Frage, ob diese Vögel längs der ehemaligen Einwanderungswege noch ziehen, sind ehemalige Verhältnisse meiner Meinung nach ganz außer acht zu lassen einfach aus dem Grunde, weil dieselben, wie ich sogleich zeigen w^erde, einen solchen Einfluß auf die Zugrichtung dieser Vögel gar nicht ausüben können. Warum ziehen einige Vögel nicht längs der ehemaligen Verbreitungswege l Wir können in der Untersuchung noch einen Schritt weiter gehen und für eine Gruppe von Vögeln den Nachweis erbringen, w^arum sie nicht längs der ehemaligen Verbreitungswege der Art ziehen. Sie tun dies deshalb nicht, w^eil es ihnen ganz unmöglich ist. Um dies zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die Zugweise dieser Vögel werfen. Die Gruppe umfaßt gewisse Sumpfvögel, vor allem Arten der Familie Totanidae. Die soeben angedeutete Eigentümlichkeit im Zuge liegt darin, daß die alten und die jungen Vögel während des Herbstes nicht zusammen, sondern gesondert für sich ziehen. Für mehrere Sumpfvögel ist dies besonders von Kolthoff (1896) in einer Abhandlung über den Vogelzug über die Insel Öland fest- gestellt worden (s. auch Kolthoff, 1901), einer Abhandlung, die in der späteren ornithologischen Literatur viel zu wenig Beachtung gefunden hat. Die Beobachtungen wurden während 8 Sommern aus- geführt. Folgende Auszüge aus der Abhandlung mögen die Frage hinreichend beleuchten; es werden dabei nur einige typische Arten besprochen: Squatarola squatarola (L.) (Syn. S. helvetica). Die alten Vögel ziehen zuerst, Ende Juli bis Anfang September. Erst wenn der Zug der alten abgeschlossen ist, fangen die jungen an, was um den 10.— 15. September geschieht; am zahlreichsten kommen sie während der letzten Hälfte von September und haben Ende Oktober den Zug beendigt. Vom Anfang des Jungvogelzuges an ist kein alter Vogel, sei es ziehend oder seßhaft, in Schweden beobachtet worden. Die Ziigstraßen der Vögel. 535 Gallinago f/alHnula (L.). Der Herbstzug fängt Ende September an. Die alten Vögel leiten ihn ein, die jungen schließen ihn ab. Alle Ende Oktober und im November erlegte Vögel sind Junge gewesen. Tritiffa camitus L. Um den 20. Juli kommen die ersten. Anfangs ziehen nur alte Vögel, ihr Zug dauert bis Ende August, wonach er schnell ab- nimmt. Die Jungen kommen erst Ende August, sind Anfang September am zahlreichsten und erscheinen Ende September nicht mehr. Nachdem die Jungen individuenreich im Zuge aufzutreten begonnen haben, erscheinen keine Alten mehr. Tringa miniita Leisl. In der späteren Hälfte von Juli fangen die Alten den Zug an und fahren damit etwa einen Monat fort, bevor die Jungen auftreten. Später als im August ist kein alter Vogel in Schweden erhalten worden. Ende August und Anfang September sind die Jungen am zahlreichsten, Ende September schließen sie die Wanderung ab. Totaniis f'iiscns (L.). Schon Anfang Juli ist der Zug im vollen Gange, indessen nur aus alten Vögeln bestehend, von denen die letzten Ende Juli auf- treten. Um dieselbe Zeit fangen die Jungen an zu ziehen; Ende August ist ihr Zug abgeschlossen. Liniosa lapponica (L.). Zuerst im Zuge, schon Mitte Juli, erscheinen gewöhnlich kleine Scharen von einjährigen Vögeln, die sich nicht fortgepflanzt haben und ein graueres Kleid als die alten tragen. Alte, stattliche, rote Männchen treffen auch Mitte Juli ein, aber der eigentliche Zug der älteren Vögel beginnt erst Ende Juli. Man kann ihrer da oft zu Hunderten zählen, und sie wandern bis etwa 15.— 20. August. Da hört der Zug ganz auf. bis die Jungen Anfang September zu ziehen beginnen. Sie ziehen ziemlich zahlreich bis gegen Ende des Monats. Alte Vögel sind in Schweden nicht später als August und Junge des Jahres nicht früher als September angetroffen worden. 536 Sven Ekman, Nti^iieiiius arquatus (L,). Schon in der späteren Hälfte des Juni ziehen die alten Weib- chen weg, nachdem sie das Brutgeschäft den Männchen überlassen haben. Der Weibchenzug dauert indessen nur kurze Zeit, bis An- fang- Juli, und dann folgt gewöhnlich eine Zeit, wo keine Individuen dieser Art ziehen. Um den 10. — 15. Juli fangen die alten Männchen an zu kommen, und ihr Zug setzt sich bis Mitte August fort. Zu dieser Zeit erscheinen die ersten Jungen, sie ziehen am zahlreichsten Ende August und beendigen den Zug Ende September. Diese Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, daß die über- wiegende Mehrzahl der Jungen mehrerer Sumpfvögel — darunter auch der nordöstliclien Einwanderer der skandinavischen Fauna — zu einer Zeit ziehen, wo keine Alten mehr im Zuge auftreten, die den Jungen den Weg zeigen könnten. Es ist auch von anderen Orni- thologen gezeigt worden, daß die Jungen mehrerer Vögel ihren Weg allein finden. Es leuchtet . ohne weiteres ein, daß diese Tatsache einen entscheidenden Einfluß auf unsere Auffassung des Vogelzuges, insbesondere des Verhaltens zwischen den heutigen Zugstraßen und den ehemaligen Ausbreitungs wegen, ausüben muß. Denn wie wäre es den Jungen der genannten Vogelarten möglich, bei ihrem ersten Zug eine Kenntnis von den ehemaligen Ausbreitungswegen der Art zu besitzen, wenn ihnen nicht eine solche Kenntnis von ihren Eltern übermittelt worden wäre?^) Vermöge ihres Instinkts, wird man viel- leicht antworten. • Allein das Wort Instinkt ist doch keine Zauber- formel, durch welche man sonst unbegreifliche Sachen erklären kann. Ist der Instinkt selbst — wie er es in diesem Falle sein würde — unerklärlich, so erklärt er auch selbst nichts. Dennoch hat man sich das Verhältnis in dieser krassen Weise vorgestellt. So sagt DuNCKEE (p. 102): „Wenn wir nun wirklich annehmen, die Jungen unternähmen den weiten Weg allein, wie häufig Beobachtungen kund tun, ... so begegnet uns gar keine Schwierigkeit, diese Erscheinung zu erklären. Wie dem Vogel die Fähigkeit des Fliegens, des Nest- baues usw. vererbt ist, so auch die Eigenschaft, die und die be- 1) Ich meine mit diesen Worten natürlich nicht, daß irgendwelche Vögel wissen könnten, dieser oder jener Weg sei von ihren Vorfahren bei der Ausbreitung der Art betreten. Ich meine nur die Kenntnis eines be- stimmten AVeges, von dem der Vogel im voraus weiß, daß er ihn ziehen kaan und auch ziehen soll, natürlicii ganz ohne Bewußtsein davon, daß dieser Weg eben der Ausbreitunffsweff seiner Vorfahren gewesen ist. Die Zngstraßen der Vügel. 537 Stimmte Ziigstrasse zu wählen." Das heißt doch zwei ganz grund- verschiedene Sachen als analog zu betrachten. Wie das Fliegen und der Nestbau so ist auch gewiß das Ziehen einem Zugvogel vererbt, aber ..die und die bestimmte Zugstrasse zu wählen", das ist doch etwas anderes. Die Vögel müssen eine Auffassung von der Himmelsrichtung liaben, das können wir ihnen nicht absprechen, aber das ist auch ein Vermögen, welclies von natürlichen Ursachen (Sonnenstand usw.) abliängen kann, ^\e\m wir uns auch die Mechanik der fraglichen Auffassung beim Vogel nicht vergegenwärtigen können, so ist sie doch in natürlicher Weise denkbar. Aber den Weg nach einem zuvor bestimmten Überwinterungs- gebiet zu finden, wie es der genannte Verfasser offenbar meint, das kann keinem Lebewesen vererbt sein. Man denke sich den völlig entsprechenden Fall, ein Psychologe wollte behaupten, unsere Nachkommen könnten durch Vererbung z. B. höheres mathematisches Wissen besitzen, und zwar ohne jede vorhergehende Übung, oder sie könnten ohne irgendwelche Studien unsere Kenntnis von der Natur Australiens vererben! Daß ein Zugvogel bei seinem ersten Zuge ohne Führung von älteren Vögeln einen Weg f 1 i e g e , nur w e i 1 d e r s e 1 b e d e r a 1 1 e E i n w a n d e r u n g s- weg seiner Vorfahren sei, das wäre nicht nur unbe- greiflich, es wäre absurd, naturwidrig. Aber, möchte man einwenden, wie können solche Zugvogel ihre bestimmten Winterquartiere erreichen, wenn sie nicht zuvor be- stimmten Wegen folgen? Diese Frage kann nicht beantwortet werden, und zwar einfach deshalb, weil sie unriclitig formuliert ist. Die fraglichen Zugvögel streben nämlich ganz sicher keinen zuvor bestimmten Winterquartieren zu. Wenn z. B, die nord-europäischen Individuen von Limosa lapponica ihren Herbstzug beginnen, so haben sie höchstwahrscheinlich (oder vielleicht besser: notwendigerweise) ein ungefähres Gefühl von der Himmelsrichtung; sie fliegen deshalb hauptsächlich in südlicher Richtung. Aber weil sie Landschaften von einer ziemlich bestimmten Natur auch während des Wander- fluges bevorzugen, üben die Naturverhältnisse einen großen Einfluß auf die Flugrichtung aus. Eine Abteilung der Vögel, die vielleicht wegen der Lage des Nistplatzes zur Meeresküste gelangt ist, folgt derselben und zieht, wie wir gesehen haben, längs der norwegischen Küste weiter südwärts, eine andere Abteilung folgt vielleicht den subarktischen Waldmooren der skandinavischen Gebirgskette entlang und kommt so zur schwedischen Westküste, eine dritte, und zwar Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 36 533 Sven Ekman, die größte, Abteilung wird durch die Richtung- der großen, von dem Weißen Meer über Onega und Ladoga zum Ostsee-Gebiet hergehenden Wasserstraße zur Insel Öland gelenkt. Die Vögel wählen somit bis zu einem gewissen Grad ihren Weg, indem sie bestimmte Natur- verhältnisse (Wasserwege verschiedener Natur) bevorzugen, aber daß einige die norwegische Küste, andere das Ostsee-Gebiet bestreichen, beruht nicht auf einem bestimmten Willen des betreffenden Vogels, die oder die Straße zu ziehen. Der Vogel weiß nicht im voraus, ob er die oder die Gegend besuchen wird; er wählt nur für den Augen- blick den ihm am meisten zusagenden Weg. Es sind die geographischen Verhältnisse des Erdteils, welche den Zug der Vogel- art in verschiedene Bahnen lenken; die Vogelindividuen der fraglichen Arten wählen zwar Lokalitäten von einer bestimmten Beschaffenheit, aber es ist die gegen- seitige Reihenfolge dieser Lokalitäten, die die Zug- richtung im großen und ganzen bestimmt. Daher fliegt der Vogel keiner zuvor fixierten Winterstation zu, sondern diese ist die Endstation der Zugstraße, und die Lage derselben wird durch die Zugstraße be- dingt. Bei der Rückkehr zum Norden während des Frühlings aber scheint es mir sehr wahrscheinlich, daß diese Vögel bestimmten Gegenden, nämlich ihren alten Heimaten, zustreben. Eine solche Vorstellung hat in sich nichts Absurdes, sie basiert auf der Annahme eines sehr hochentwickelten Ortssinnes {Ortsgedächtnisses) bei den Vögeln. Zwar können wir einen Ortssinn von so hoher Entwicklung, wie sie der hier fragliche besitzen muß, nicht völlig verstehen, d. h. in seiner Mechanik fassen, aber er ist doch als natürlicher Vorgang denkbar und seiner inneren Natur nach nicht unbegreiflich. Eben darin, daß die Vögel denselben Weg, obgleich in entgegengesetzter Richtung, zuvor einmal zurückgelegt haben, liegt die Möglichkeit eines Zurückwanderns nach einem bestimmten Ziel zu. Es ist sehr interessant, daß wir in einer ganz anderen Kategorie von Wanderern ein wahres Gegenstück zu den Vogelzügen nach un- bewußtem Ziele erblicken können, nämlich unter den AVanderfischen, und zwar scheint mir der Flußaal ein sehr gutes Beispiel zu sein. Bekanntlich nehmen auch bei diesem Tier die Jungen ihre Wande- rung ins Süßwasser einsam, ohne Begleitung der Älteren, vor, und auch beim Aal hängt es offenbar von dem, was wir Zufall nennen, ab, ob die Jungen z. B. in einen englischen oder einen schwedischen Die Zugstraßen der Vügel. 539 Binnensee einwandern werden. Von einem Streben nach einem be- wußten Ziel kann auch hier keine Rede sein. Dagegen ziehen die alten Aale, wenn sie einige Jahre später denselben Weg in ent- gegengesetzter Eichtung zurücklegen wollen, in einer ganz be- stimmten Richtung, nämlich immer nach den Tiefen des Atlantischen Ozeans zu. Welchen Yögeln ist es möglich, beim Zuge die ehemaligeu Ausbreituugswege der Art zu wählen? Die Antwort auf diese Frage ergibt sich nach den obigen Aus- einandersetzungen eigentlich von selbst; sie muß lauten: Nur die- jenigen Vögel können beim Zuge die alten Ausbrei- tungswege der Art absichtlich wählen, bei welchen die Alten und die Jungen während des Herbstes zu- sammen ziehen. Dieser Gedanke geht natürlich davon aus, daß es eine sozusagen persönliche Überlieferung der Kenntnis der Zug- wege seitens der Elterngeueration geben muß. wenn die Tochter- generation diese Wege soll kennen können. Die Kenntnis der Zug- straßen kann somit, wie wir soeben gesehen haben, nicht ererbt sein, sie muß erworben werden, und zwar so, daß die Jungen sie von den Eltern lernen.^) Dies ist eine Schlußfolgerung, zu der wir auf rein theoretischem Wege gekommen sind; wir wollen sie jetzt mehr empirisch prüfen. Es kann dies in der Weise geschehen, daß wir die Zuggewohnheiten derjenigen nordöstlichen Einwanderer der skandinavischen Fauna untersuchen, deren Zug nicht über Süd-Skandinavien, sondern über Finnland und Rußland geht. Es gibt, wie wir gefunden haben, nur eine solche Art, deren nordöstliche Herkunft als sichergestellt ange- sehen werden kann, nämlich die Zwerggans, Anser enjthropus. Es ist nun bekanntlich eine Tatsache, daß die alten und die jungen Vögel bei allen Gänsearteu auf dem Zuge zusammen auftreten, was ja mit unserer Hypothese sehr wohl stimmt. 1) Dies ist nichts anderes als die alte Auffassung Palmkn's, wie aus p. 269 — 271 und 276 seiner Arbeit von 1876 deutlich zu ersehen ist. Die von mir soeben geäußerte Ansicht, daß die Vögel das Ziehen längst zuvor bestimmter Straßen nicht vererben können, hat auch Palmen aus- gesprochen (p. 268). Überhaupt hat sich Palmkn über das Verhältnis zwischen den alten Einwanderungswegen und den heutigen Zugstraßen mehr nebenbei und vorsichtiger als seine Nachfolger geäußert. 36* 540 Sven Ekman, Hierdurch ist g^ezeigt worden, daß es nicht undenkbar ist, daß die Gänse, insbesondere die Zwerggans, bei ihrem jährlichen Wander- zug die alten Verbreitungswege der Art benutzen, nicht aber, daß dies wahrscheinlich oder gar sicher sei. Einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit besitzt indessen die Hypothese schon deshalb, weil es, wollte man dieselbe nicht annehmen, ganz unverständlich wäre, weshalb die Zwerggans den Zug nach Südosten richtet und nicht, wie es die meisten anderen Zugvögel und wenigstens zwei andere nordische Gänsearten tun, nach Süden und Südwesten. Eine zweite Stütze erfährt die Hj'pothese durch einen Vergleich zwischen der Zwerggans und der zweiten nord-skandinavischen Gänseart, der Saatgans, Anser fahalis (Lath,). Diese verlangt zwar nicht so kaltes Klima wie die Zwerggans, sie geht ziemlich weit ins Waldgebiet herunter, ist aber nicht südlich bzw. unterhalb der subarktischen Zone brütend gefunden worden. In Schweden brütet sie nicht nur in allen den nördlichsten Provinzen, sondern auch so südlich wie in den inneren Teilen von Hälsingland (Orsa Finnmark), und sie hat wenigstens in früheren Zeiten sogar im nördlichen Wärmland (Dalby) gebrütet. \) Sie ist somit über der ganzen sub- arktischen Zone Schwedens brütend gefunden worden. Gegenwärtig ist sie zwar häufiger in den nördlichen Teilen, aber dies kann sehr einfach teils dadurch erklärt werden, daß die Waldmoore, die Lieb- lingsaufenthalte dieser Gans, in diesen Gegenden weit ausgedehnter sind als im Süden, teils dadurch, daß die Saatgans ein jagdbares Tier ist und daher in den südlichen, dichter bevölkerten Provinzen mehr ausgerottet worden ist. Besonders an den Nistplätzen ist sie einer eifrigen Eierplünderung und Jagd während der Mauserzeit ausgesetzt. Es gibt also keinen Grund für die Annahme einer nordöstlichen Herkunft dieser Art, sondern sie dürfte vielmehr von Süden her eingewandert sein. Wie wählt nun die Saatgans ihre Zugstraßen? Sie zieht sowohl während des Herbstes als des Frühlings durch das mittlere und südliche Schweden, und zwar durch alle Provinzen, ebenso zahlreich durch das innere Land wie längs der Küsten. Besonders während 1) Im Jahre 1907, als ich die Saatgans zu den nordöstlichen Ein- wanderern stellte, waren mir diese südlichen Nistplätze nicht bekannt; sie sind aus den faunistischen Schriften nicht zu ersehen. Der Nistplatz von Dalby ist von Feenow in seiner „Beskrifniug öfver Wärmeland", Göteborg 1773, p. 641 aufgeführt, diejenigen in der Orsa Finnmark sind mir von Herrn Dr. E. Fries brieflich mitcreteilt worden. Die Zugstraßen der Vögel. 541 des Frülilingszuges, wenn die Gänse vielerorts wochenlange Rast lialten, werden sie überall im Lande eifrig gejagt. Im südöstlichen Norwegen kommt sie während des Zuges regelmäßig vor, wahr- scheinlich auch längs der Küste (Collettj, und über Helgoland zieht Fig. B. i>ie Westgreuze resp. Sndgrenze der Brütegebiete und die Zugstralien von A7iser n-ythropns ''''''' niid Anser fnbalis Grenzen der klimatischen Zonen wie in Fig. A. 542 Sven Ekman, sie gemein. Wir sehen somit, daß von den beiden uord-skandinavi- schen Gänsearten die eine, welche zweifelsohne von Nordosten her ins Land hereingekommen ist. auch in östlich von Skandinavien ge- legenen Ländern ihre Zugstraßen hat, während die andere, welche wahrscheinlich nicht ein nordöstlicher, sondern ein südlicher Ein- wanderer ist, auch ihre Zugstraßen in denjenigen Gegenden wählt, die unmittelbar südlich ihres Brütegebietes liegen. Beiden Arten ist ein Zug längs der ehemaligen Einwanderungswege der Art da- durch möglich, daß die Alten zusammen mit den Jungen ziehen und somit die Kenntnis der Wege von Generation zu Generation über- liefert werden kann. Dies muß als eine kräftige Stütze für die Ansicht aufgefaßt werden, daß bei den Gänsen die heutigen Z u g s t r a ß e n wirklich die alten A u s b r e i t u n g s w e g e der Art sind. Jedoch möchte ich sogar betreifs dieser Vögel davor warnen, in den Schlüssen allzuweit zu gehen. Palmen's Worte, daß ..wir in einem genauen Studium aller Straßen einer Art ein Mittel haben, uns eine Vorstellung über die früheren Stadien ihrer Verbreitung zu bilden, d. h. die Entwicklungsgeschichte der geo- graphischen Verbreitung dieser Art kennen zu lernen", kann nur mit der allergrößten Vorsicht und nur in größter Allgemeinheit an- genommen werden. Denn auch für diejenigen Vögel, die mit dem stärksten Konservativismus die alten Gewohnheiten bewahren, können Umstände eintreffen, welche Abänderungen hervorrufen, insbesondere wenn es sich um so kluge Vögel wie die Gänse handelt, die sicher- lich imstande sind, ihre Tätigkeit bewußt nach Umständen zu ändern. Nachdem die Eichtigkeit der Palmen -WEisMANN'schen Hypo- these somit für einige Vögel einigermaßen sichergestellt worden ist, dürfte es kaum zu gewagt sein, den Satz mit aller Vorsicht umzu- gestalten, wodurch wir etwa zu folgender Fassung kämen: Wenn eine Art, von welcher die alten und d i e j u n g e n Vögel zusammen ziehen, während ihres Zuges einen von der nord - südlichen Richtung auffallend abweichenden Weg einschlägt und dies nicht durch andere Verhält- nisse (z. B. eine ähnliche Reihenfolge von geographisch gleich- artigen Gegenden) gedeutet werden kann, mag man an- nehmen, daß der Zug längs der ehemaligen Ausbrei- tungswege der Art geht. Aus diesem Grunde möchte ich die nordöstliche Herkunft der Lerchenspornammer {Calcarius lapponicus) mit größerer Wahrscheinlichkeit annehmen, als sie allein auf Grund der jetzigen Verbreitung der Art hervorgeht. Die Zug'straßeii der Vög-el. 543 Wenn somit einige Vögel längs der Ausbreitlingswege noch heute ziehen, so bleibt zu untersuchen, ob dies eine allgemeine Eigenschaft derjenigen Arten ist, von denen die Alten und die Jungen beisammen ziehen. Daß diesen Arten ein solcher Zug aus theoretischen Gründen möglich ist, bringt es natürlich nicht auch mit, daß er bei allen auch Avahrscheinlich sei. Vielmehr muß man annehmen, daß allen Zugvögeln ein so starkes Gefühl der Himmelsrichtung angeboren ist, daß es ihnen allen möglich ist, wärmere Gegenden für den Winter- aiifenthalt aufzusuchen, auch ohne die alten Ausbreitungswege zu benutzen. Ob nun eine Vogelart beim Zug sich von ihrem Gefühl der Himmelsrichtung leiten läßt oder ob sie so konservativ ist, daß sie Generation nach Generation den uralten Ausbreitungswegen folgt, das hängt von Umständen ab, welche wir noch gar nicht kennen und vielleicht niemals werden kennen lernen. Theoretisch genommen ist die erstgenannte Möglichkeit wenigstens ebenso wahr- scheinlich wie die letztgenannte: auch können beide Möglichkeiten zusammenwirken zu dem Resultat, daß der ursprüngliche Zug längs der Ausbreitungswege sekundär abgekürzt wird. Für die meisten Fälle ist es uns unmöglich, die Sache empirisch näher zu unter- suchen, weil die hypothetischen Ausbreitungswege durch dieselben Gegenden gehen dürften wie der heutige Zug. und die Frage muß daher offen gelassen werden. Bei einer anderen Vogelgruppe als den Zugvögeln, nämlich bei den Strichvögeln, finden wir indessen mehrere Beispiele, daß die herbstlichen und winterlichen Wande- rungen längs anderer Wege als der alten Ausbreitungswege der Art vor sich gehen. Es mag genügen hier eines zu erwähnen. Die Schneeule (Athene mjctea) tritt in unseren Hochgebirgen sehr spoi'adisch auf, indem sie gewisse Jahre in weiten Gebieten völlig oder nahezu völlig fehlt, andere Jahre dagegen, und zwar in solchen, wo die Lemminge oder Wühlmäuse massenhaft auftreten, sehr häufig ist. Diese zunehmende Häufigkeit kann nun, wie ich früher (1907, p. 118) erörtert habe, nicht auf der Vermehrung eines zuvor an Ort und Stelle vorhandenen Stammes beruhen, sondern es müssen die Tiere von anderen arktischen Gegenden her eingewandert sein. Nach einer solchen Einwanderung- sind nun wandernde Schneeulen weit häufiger als sonst im südlichen und mittleren Schweden beobachtet worden, und zwar sind unter ihnen sowohl alte als junge Vögel gefunden. Auch ein anderer Umstand mahnt uns zur größten Vorsicht in den Schlußfolgerungen. Wenn ein Vogel bestimmte Zugstraßen nicht wählt, ist es natürlich ganz verfehlt, die ehemaligen Ausbreitungs- 544 Sven Ekman, wege in irgendeinen Zusammenhang mit dem Zug zu setzen. Nun gibt es ein Anzeichen dafür, daß ein Vogelzug, den wir als einen sehr typischen Zugstraßenzug zu betrachten gewohnt sind, dies in der Tat nicht immer ist. Ich rede hier vom Kranich, dem durch Sundevall's Untersuchungen klassischen Beispiel eines echten Zug- straßenvogels. Am 30. November 1880 sah der Astionom Ricco in Palermo einen Schwärm Kraniche vor der Sonnenscheibe vorbei- ziehen, deren Flughöhe er auf etwa 8000 m schätzte. Daß Züge in großen Höhen nicht ganz seltene Ausnahmen sind, geht aus anderen ähnlichen Beobachtungen hervor. Am 29. Oktober 1880 sah Scott große Mengen von verschiedenen Vögeln, durchschnittlich 4 — 5 in der Minute, im Gesichtsfelde seines großen Teleskops die Mondscheibe in einer Höhe von 1500—3000 m passieren, und am 3. September sah Chapman innerhalb dreier Stunden 262 Vögel vor der Mond- scheibe vorbeifliegen in Höhen von 3000—5000 m.^) Es ist natür- lich ein reiner Zufall, wenn ein solcher Zug beobachtet wird, weshalb die Möglichkeit gar nicht ausgeschlossen ist, daß viele Vogelarten ziemlich oft in großen Höhen ziehen. Aber daß sie sich in so hohem Zuge um die Topographie der Erdoberfläche bekümmern sollten, wird als höchst unwahrscheinlich angesehen werden müssen, besonders wenn Nebel oder Wolken die freie Aussicht hindern. Ähnlich dürften sich die Verhältnisse auch für jene Vögel gestalten, die ihren Flug während der Nacht in großer Höhe ausführen. Kehren wir jetzt zur Hauptfrage zurück in der Form, wie sie früher von den Ornithologen gefaßt worden und von mir am Anfang dieser Untersuchung nach ihnen aufgestellt wurde: Sind die Zug- straßen der Vögel die ehemaligen Ausbreitungsstraßen der Arten? Soll sie mit ja oder nein beantwortet wei'den? Weder das eine noch das andere. Es ist mit dieser Frage in derselben Weise wie mit so vielen anderen ergangen: die Antwort kann nicht in erwarteter Weise gegeben werden, einfach aus dem Grunde, weil die Frage unrichtig formuliert ist. Einige Vögel ziehen höchstwahrscheinlich längs der ehemaligen Ausbreitungswege der Art, andere tun es ganz sicher nicht. Wenn die Prüfung somit dargetan hat, daß die Palmen- Weis- 1) Diese Angaben sind nach KOBELT : „Die Verbreitung der Tier- welt", Leipzig 1902, zitiert. Die ZugstraCeu der Vögel. 545 MANN'sche Hypothese nur für einzelne Fälle g'elten kann, so ist dies doch meines Erachtens ein keineswegs entmutigendes Resultat, wenn es eine Hypothese betrifft, die so ausschließlich auf theoretische Gründe basiert ist. Und vor allem: sie hat als Arbeitshypothese eine Aufgabe erfüllt, indem sie zur Prüfung der betreffenden Ver- hältnisse eingeladen und damit zur Aufklärung der Frage beige- tragen hat. Literaturverzeichnis. COOKE, "W., An untenable theory of bh-d migration, in: The Condor, Vol. 7, 1905. COLLETT, R., JVIindre Meddelelser vedrörende Norges Fuglefauna i Aarene 1881 — 1892, in: Nyt Mag. Naturvid., Vol. 35, Kristiania 1894. DuNCKEK, H., Wanderzug der Vögel, Jena 1905. Ekman , Sven , Die Wirbeltiere der arktischen und subarktischen Hoch- gebirgszone im nördlichsten Schweden, in : Naturw. Unters, d. Sarek- gebirges in Schwed. -Lappland, gel. von Dr. A. Hamberg, Vol. 4, 1907. Gätke , H. , Die Vogelwarte Helgoland , 2. verm. 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Diese in jeder Hinsicht sehr interessante Eidechse wurde bereits im Jahre 1884 von Georci Teschler in einer gediegenen, umfang- reichen Abhandlung nebst 11 von der Hand des Verfassers her- rührenden Tafeln in eingehender Weise geschildert.^) In meiner Schilderung, bei welcher ich v. Mehely's neueste Arbeit^) zum Vorbilde nahm, konnte ich gegenwärtig neben den historischen Bemerkungen und der äußeren Morphologie leider wegen 1) Auf ßat des Herrn Dr. F. SiebenroCK gebrauche ich diesen Namen statt der bisher gebräuchlichen Benennung Job an n is e c h s e , da „Echsen" für die vorweltlichen Saurier und rezenten Crocodile, „Eidechsen" aber für die übrigen rezenten Saurier gebraucht wird. 2) Ablepharus pannonicus Fitz., in : Math. Termtud. KözL, Vol. 20, Budapest 1884, p. 209—430, tab. 1—11. 3) Materialien zu einer Systematik und Phylogenie der Muralis- ähnlichen Lacerten, in: Ann. Mus. Nation. Hung., Vol. 7, Budapest 1909. 548 G. J. V. FEJfiRVÄRY, Zeitmangels nicht auch anatomische Charaktere beschreiben — von denen besonders das Kopfskelet größere Aufmerksamkeit verdient — ; dies werde ich event. in einem späteren Aufsatze tun. Hierbei wurden auch einige Figuren zur Erläuterung des Textes angefertigt. Weiterhin war ich bemüht über die geographische Verbreitung — besonders in Ungarn — und die Biologie unseres Tieres Mitteilungen zu machen. Um die charakteristische Fundstätte des AUepharus bei Budapest zu veranschaulichen, fügte ich meinem Artikel 5 Photo- graphien bei. Bevor ich zur Darstellung meines Gegenstandes übergehe, er- laube ich mir, an dieser Stelle Herrn Dr. F. Siebenrock, Kustos am Naturhist. Hofmuseum zu Wien, meinen wärmsten Dank für jenes weitgehende Interesse auszusprechen, das er meinem Artikel zuteil werden ließ. Mein aufrichtigster Dank gebührt auch meinem Freunde Oliver von Gedüly, der mich während meiner Arbeit ebenfalls freundlichst unterstützte, weiterhin meinem Freunde Dr. St. J. Bolkay, der sich liebenswürdigst der Mühe unterzog, die an Taf 13 ersichtliche Gesamtabbildung des AUepharus pannonicus Fitz, zu verfertigen. Historisches. Nach Teschler rührt die erste Beschreibung des AUepharus^) von Paul Kitaibel, ehemaligem Professor an der Universität Buda- pest her, der zugleich auch Entdecker dieser Art in Ungarn war. Teschler erzählt ferner, daß diese Beschreibung noch im Manu- skript während der Budapester Feuersbrunst im Jahre 1849 ver- brannt sei. Kitaibel habe das Tier unter dem Namen Lacerta nitida^) beschrieben und schon im Jahre 1813 zwei lebendige Exemplare nebst kurzer Beschreibung und Zeichnungen an Ritter v. Schreibers, den damaligen Direktor des Wiener Hof-Naturalienkabinetts; gesandt. Schreibers soll die Tiere mehrere Jahre lebendig gehalten haben, endlich sollen sie in Weingeist gekommen und unter dem Namen Scincus pannonicus in die zoologische Sammlung eingereiht worden sein. Die erste genaue Beschreibung rührt von Fitzinger her^j, der 1) Von TÖ ßXecpaQOV (Augenlid), und nicht von fj ßlecpaglg (Augen- wimper), wie dies von CoCTEAü (Etudes sur les Scincoidiens) angenommen wurde und die Benennung „Ablepharis" verursachte (nach TeSCHLER). 2) nitidus :=: glänzend, niedlich, hübsch. 3) in: Verh. Ges. naturf. Freunde Berlin, Vol. 1, 1824, p. 297—302. Ablepharus painionicus Fitz. 549 die Eidechse unter dem Namen Ablepharus pannonicus in die herpeto- logische Literatur einführte, rntersuchiingsniaterial. 1. 9 (Jc^ und 3 $9 vom Gellerthegy und Mätj'äsheg}' bei Budapest (No. 50 u. 191, Koll. Fejerväry). 2. Ein adultes Exemplar von Budapest, gegenwärtig- schon im Besitze des „Museu Bocage" in Lisböa. 3. Ein semiadultes (^ von Budapest. 4. 2 unvollständige Exemplare (1 (^ und 1 entköpftes $), die besonders zu anderen (anatom.) Studien dienten. — Alles in den Jahren 1908 — 1912 von Baronin L. E. von Fejeeväey - Szilassy. Baron G. J. von Fejeeväey, Dr. E. Hupka und Prof. 0. von Geduly gesammelt. Tracht und Größe. (Taf. 13.) Tracht, von Größenunterschieden abgesehen, im allgemeinen Blind- oder Erzschleichen-ähnlich. Die Gesamtlänge des erwachseneu Tieres beträgt ungefähr 95 mm. Kopf relativ klein, kurz, nicht bedeutend länger als breit, sanft gewölbt, in der Backengegend leicht aufgetrieben ; in der Mitte der Temporalgegend so hoch wie der Abstand zwischen dem vorderen Augenwinkel und dem Nasenloche, bei adulten Stücken 5,9 — 9,3mal in der Körperlänge (Kopf-|- Eumpf) enthalten. Augenlider ähnlich wie bei den Schlangen, eine durchsichtige Kapsel bildend (Scutum corneale), über dem Auge verwachsen („Natterauge"). Rings um das Auge befinden sich am oberen Rande zwei bis drei, am unteren und seitlichen je eine Reihe kleiner, mehr oder minder an- einander anschließender länglicher Schildchen, die als Rudimente der Augenlider aufzufassen sind ^), was auch ihre von Teschlee beob- achtete ßewegungsfähigkeit beweist, von der noch später die Rede sein wird; am vorderen und hinteren Augenwinkel bilden sie außer der schon erwähnten noch meist 1—2 aus mehreren Schildchen be- stehende Reihen, von denen die äußerste des hinteren Augenwinkels am auffallendsten ist. 1) Eine ganz ähnliche Vorrichtung des Auges finden wir bei Ophiops elcgans Menete. 550 ^- J- ^- Feji!;rväry, Das Nasenloch melir rundlich als oval, von zwei Schildern, dem Supranasalschild und dem Nasofrenale, begrenzt. Schnauze kurz und stumpf, ihre vom vorderen Augenwinkel (also von der inneren Seite der rudimentären Augenlider!) gemessene Länge so lang Avie der Abstand zwischen dem hinteren Augenwinkel und der deutlich ausgeprägten Ohröffnung. Rumpf zjdindrisch, ziemlich lang und ziemlich stark gebaut, Blindschleichen-ähnlich, allmählich in Hals und Schwanz übergehend. Schwanz ziemlich dick, sich allmählich verschmälernd, in eine sehr feine Spitze ausgezogen ; im unversehrten Zustande fast von doppelter Körperlänge (Kopf-|- Rnmpf).^) Gliedmaßen sehr klein, Finger ziem- lich kurz -j; Hinterbeine nur etwas länger als die vorderen. Vorderbeine erreichen die Ohröffnung oder den Mundwinkel; Vorder- und Hinter- extremitäten an den Körper angelegt berühren sich natürlich nicht. An dieser Stelle will ich noch erwähnen, daß es mir trotz allen Bemühungen lange nicht gelingen wollte, auch nur einen einzigen verläßlichen rein äußerlichen Geschlechtschai'akter aufzufinden; auch in der mir zur Verfügung stehenden Literatur fand ich keine Aufklärung. Als ich nun sogar in meiner letzten Hoffnung, einen äußerlichen Ge- schlechtscharakter in dem Verhältnisse der Kopflänge zur Rumpf länge ^) zu finden enttäuscht ward, empfahl mir mein Freund v. Geduly, das Verhältnis zwischen der Rumpflänge (Linie zwischen den Ex- tremitätseingliederungen ! ) und der gesamten Kopf- und Hals länge zu untersuchen ; die Resultate wurden nun speziell durch die gleich- zeitige Berücksichtigung der Hals länge vorteilhaft geändert. Obzwar meine Untersuchungen wegen der verhältnismäßig geringen Zahl der examinierten Stücke (9 erw. und 1 semiad. (^cJ und 3 ?$) noch weitere Studien wünschenswert erscheinen lassen, so glaube ich doch, daß es nunmehr ermöglicht sein wird, das Geschlecht mit dieser Methode zu bestimmen, besonders wenn wir daneben noch in Betracht ziehen, daß die $$ zarter gebaut sind und von unten be- trachtet eine dünnere Schwanzwurzel besitzen, während die (^(^ mehr 1) Als Eigentümlichkeit sei es erwähnt, daß der Schwanz eines S aus dem vorn angeführten Material ganz am Ende bifurciert erscheint, was den Erfahrungen TesCHLER's gemäß kaum bei 7'2*^/o beobachtet werden kann (p, 248). 2) Teschlee (op. cit., p. 299) hebt als charakteristisches Merkmal hervor, daß unter den Eingern der Vorderbeine der dritte, und nicht der vierte, am längsten ist. 3) In diesem Ealle von der Eingliederung der vorderen bis zur Ein- gliederung der hinteren Extremitäten gemessen. Ablepharus pannouicns Fitz. 551 robust erscheinen und die Schwanzwurzel bei ihnen an der Unter- seite durch die Ruten ein etwas geschwollenes Aussehen erlangt. Es sei jedoch bemerkt, daß die letztgenannten Geschlechtsunter- schiede (Gestalt und Schwanzwurzel betr.) allein nicht als maß- gebend angesehen werden können, indem sie uns aus diesem oder jenem Umstände in gar manchen Fällen entweder zu gar keinem oder zu einem irrigen Schluß füliren. Zur vorher erwähnten Be- stimmungsmethode zurückkehrend, sei es denn für die von mir unter- suchten Fälle konstatiert, daß wir beim Dividieren der Länge zwischen den Vorder- und Hinterextremitätseingliede- rungen mit der gesamten Kopf- und Halslänge erfahren, daß die Quotienten bei den (^(^ zwischen 1,95 (bei einem semiad. sogar nur 1,92) und 2,35, bei den $$ hingegen zwischen 2,44 und 2,71 schwanken.^) ^laße in mm: Budapest (? ? semiad. (^ Totallänge 95,6 90,5 — Kopflänge -) 6,4 6,4 5,1 Kopf breite '■'') 4,5 4,4 3,5 Kopf + Hals (von der vorderen Basis des Oberarms bis zur Schnauzenspitze) 11,9 11.2 88 Kopf + Eumpf*) 44,4 46,8 30.5 Länge zwischen denExtremitätseingliederungen 26 30,4 16,9 Rumpf länge ^) 38 40,4 25,4 Schwanzlänge **) 51,1 43,7 — Vordergliedmaßen 7,9 7,5 6 Hintergliedmaßen 11.3 9,9 8,5 Hinterfuß 5 4,5 3,6 1) Der Vollständigkeit wegen teile ich die Divisionen, durch die ich zu diesem Resultat gelangt bin und die bis auf 2 zu Dezimalen durch- geführt wurden, in Nachstehendem mit; bei den ^^ : 23,5 : 11 = 2, 13, 25:12,8= 1,95, 22,6:10,8 = 2,09, 24,7:10,5 = 2,35, 26,1:11,7 = 2,23, 26:11,9 = 2,18, 25:11,1 = 2,25,25,4:11,4 = 2,26, 25,5:11,1 = 2,29; beim semiad. S- 16,9:88=1,92; bei den $? : 26,6:10,4 = 2,55, 25,7:10,5 = 2,44, 30,4:11,2 = 2,71. 2) Von der Schnauzenspitze bis zum Hinterrand der Ohröffnung. 3) Größte Breite in der Backengegend. 4) Von der Schnauzenspitze bis zum Hinterrand des Anale. 5) Vom Hinterrand der Ohröffnung bis zum Hinterrand der Analplatte. 6) Vom Hiuterrand der Analplatte. — Schwanz beim c5 und $ regenerieit, beim semiad. (5 abgebroclien. 552 G- J. V. FKjfiRVÄRY, Pholidose. (Tafel 14.) Der Rostralscliild berührt das Nasenloch nicht, er ist im Gegenteil, durch den Supranasalschild ferngehalten, vom selben ziemlich weit entfernt; mit dem Internasalschild stößt er stets in ziemlich langer Naht zusammen. Diese Erscheinung hängt besonders mit der Lebensweise des AUepharus pannonicus Fitz, zusammen. V, Mehely gab schon mehrere Male der Ansicht Ausdruck, daß das Überwuchern dieser beiden Schilder und somit ihr Zusammenstoßen, die Supranasalschilder verdrängend, eine Konsequenz mechanischer Irritation sei, welche auf das Wühlgeschäft der betreffenden Gattungen oder Arten zurückzuführen ist. Denselben Zustand beschrieb der genannte Autor bei Lacerta horvätlii Meh. und Laceria tnosoriensis KoLOMB.i) Neuerlich wurde ebenfalls von Meheia' auf dieselbe Er- scheinung bei den Sein coi den hingewiesen — „die als par ex- cellence Gräber dieselbe Entwickelung der genannten Schilder auf- weisen" — und bei Lygosoma cyanurum Less.^) auch veranschaulicht. Diese Ansicht wird also auch durch das Verhalten der besprochenen Schilder am ebenfalls wühlenden Ablepharus pannonicus Fitz, be- stätigt; und dasselbe können wir bei Scincus officinalis Laur., CJml- cides ocdlatns Foesk. und bei anderen wühlenden Eidechsen beob- achten. Internasalschild einem unregelmäßigen Achteck gleichend, bei welchem besonders die zwei hinteren Ecken gewöhn- lich abgerundet erscheinen; er ist in der Mitte, gegen die beiden Frenalschilder zu, am breitesten. Frontalschild ebensolaug oder etwas länger als dessen Abstand von der Schnauzenspitze; deltoidförmig, hinten bogenförmig abgerundet, an den beiden vorderen seitlichen Kanten etwas eingebuchtet; mit dem ersten Supraocular- schild stößt er nie zusammen, steht jedoch mit dem Internasalschild durch eine kurze Naht stets in Kontakt. Drei Supraocular- schilder'^); erster sehr klein, Supraciliarförmig an den Außenrand 1) L. V, Mehely, Beitr. zur Kenntnis der formativen Kräfte des thierischen Organismus, in: Ällattani Közl., Vol. 4, Budapest 1905, p. 245 — 246, fig. lA — IC. "Weiterhin: L. v. Mehely, Materialien zu einer Systematik und Phylogenie der Muralis-ähnlichen Lacerten, in: Ann. Mus. Nation. Hung., p. 611—612, tab. 24 fig. 1—2. 2) Id. op. cit., p. 612, tab. 24 fig. 8. 3) Teschler folgend kann auch ich nur drei Supraocularschilder annehmen, da das auf das Sc. supraoculare III folgende Schildcheu seiner Ablepharus paimonicus Fitz. 553 des zweiten gelagert, seine vordere Kante niederer gelegen als die- jenige des zweiten; vorn grenzen beide Schilder breit an den obersten Präokularsclüld an; der zweite Supraocularschild berührt mit einer kurzen Naht den Frontonasalschild : das Supraoculare II ist am breitesten, das Supraoculare III schmäler, aber am längsten unter den Supraocularschildern, und grenzt in ziemlich langer Naht auch an den Parietalschild an. Supr aciliar schil der und K ö r n c h e n r e i h e fehlen vollständig. Frontoparietalschilder unregelmäßigen Trapezen gleichend, meist ungefähr so lang wie breit; der Eand des linken überragt denjenigen des rechten Fronto- parietales.^) Parietalschilder halbmondförmig, gegeneinander stark konvergierend, schmal (nicht breiter als die Breite zweier Rückenschuppen) mit ihren hinteren Enden ^ — da kein Occipital- schild vorhanden — einander aufliegend; sie bedecken das Hinter- haupt nicht vollständig und sind etwas länger -) als der Abstand zwischen der Vorderecke des Frontales und der Schnauzenspitze ; von den meist drei wohlentwickelten Postocularschildern sind sie teils durch den dritten Supraocularschild, teils durch den obersten Temporalschild, der auch als erstes Supratemporale auf- gefaßt werden kann, getrennt. Inte r parietalschild klein deltoidförmig, aber gedrungen, hintere Ecke abgerundet, an den beiden vorderen Kanten etwas eingebuchtet; in seinem hinteren Drittel befindet sich das Foramen interparietale, das durcli einen hellgrauen Fleck angedeutet wird. Ein Nasof renale vor- handen ; dieser Schild wurde weder in den Figuren Fitzinger's '^j noch Teschler's^) berücksichtigt; an den Figuren beider Autoren äußei-en, wie auch anatomischen Lage nach schon als Schläfenschildchen resp. temporaler Hautknochen aufzufassen ist. 1) Teschler erwähnt (p. 231), daß zwischen dem Frontalschilde und den Frontoparietalia ausnahmsweise noch zwei kleinere Schildchen vorhanden sind ; mir begegnete noch nie diese Erscheinung, ich glaube jedoch, daß die erwähnten zwei Schilder durch das Zerfallen der Fronto- parietalschilder verursacht werden und somit nicht als Intercalarsehilder aufzufassen sind. 2) Die Länge schräg, also der Lage des Parietale entsprechend, vom 3. Supraocularschild bis zum hinteren Ende des Parietalschildes , ge- messen. 3) Ueber den Ablepharus pannonicus, eine neue Echse aus Hungarn, in: Verh. Ges. naturf. Freunde Berlin, Vol. 1, 1824, p. 2'I7— 302, tab. 14 fig. 3. 4) Teschler, op. cit., p. 232, tab. 2 flg. 2. Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 37 554 G. J. V. Fejervary, finden wir ein „Nasale", welclier das Nasenloch vollständii^ umgibt, aber von einem Nasofrenalschilde ist nichts zu sehen ; Teschler behauptet weiterhin nur in einem Falle ein „Supraf renale" be- obachtet zu haben, welches an beiden Seiten auftrat^); aus der Figur wie auch aus dem gebrauchten Ausdrucke „Suprafrenale" ist jedoch klar ersichtlich, daß es sich auch in diesem Falle um kein Nasofrenale, sondern um ein beiderseits in zwei Teile zer- fälltes Frenale handle. Und doch, bei normal entwickelter Pholidose ist ein beiderseits gut sichtbarer Nasofrenalschild vor- handen; daß die genannten Fachmänner denselben nicht beachtet haben, kann dadurch erklärt werden, daß das Schildchen sich einer- seits nicht in auffallender Weise vom Supranasalschild '^) abhebt, d. h. man kann dies nur bei stärkerer Vergrößerung klar wahr- nehmen, anderenteils geschieht es ziemlich oft, daß das Nasofrenale nur einseitig klar ausgebildet erscheint oder beiderseits eben nur angedeutet ist; ein vollständiges Fehlen mag wohl nur selten vor- kommen/^) Seine Form ist halbmondförmig, es ähnelt sehr dem Nasofrenale des CnjptoUepharus (Äblepharus) boutonii Desjarü.*) oder demjenigen des Chalcides oceUaüis Forsk., kann sogar mit dem Nasofrenale mancher Lacerta muralis LAUR.-Exemplare verglichen werden^); es ruht am ersten Supralabialschilde. Frenalschild in der Mitte gemessen etwas schmäler als der Frenoocularschild, aber an seiner vorderen Kante fast zweimal so hoch wie letzterer; er ist bogenförmig nach vorn abgerundet und stößt mit dem Supranasalschild zusammen. Dieses Verhalten können wir ebenfalls bei den wühlenden Eidechsen beobachten, wie dies aus den letzterwähnten Arbeiten v. Mehely's hervorgeht. Freno- ocularschild, in der Mitte gemessen, ungefähr so lang wie dessen Abstand vom vorderen Rande des Nasenloches. Drei Präocular- schilder vorhanden; die zwei unteren wie bei den Lacerten ge- 1) Id. op. cit., p. 233, tab. 3 fig. 1. 2) Seiner Lage entspricht dieser Ausdruck am besten. 3) Z. B. ist unter 11 untersuchten Exemplaren das Nasofrenale in 5 Fällen beiderseits normal, in 3 Fällen nur einseitig und in 3 Fällen nur unklar entwickelt oder bloß angedeutet. 4) Leonhard Stejneger, Herpetology of Japan aud adjacent Territory, AVashington 1907, p. 226, fig. 197. — (Stejneger bedient sich anstatt des Ausdruckes „Nasofrenale" desjenigen des „Postnasale".) 5) Baron G. J, v. Fejervary, Herpetologie des Rhonetales und seiner Umgebung von Martigny bis Bouveret, Geneve (Lausanne), p. 42, Hg. 3, B. Ablepharus paunouicus Fitz. 555 lagert, der dritte (oberste) Präociüarschild über die zwei unteren, zwischen dem Frenoocnlarschild. dem ersten, zweiten Supraocular- schild, und dem Frontonasalschilde gelegen, ganz ähnlich wie das obere Präoculare bei der W ürfelnatter (Tro;j/rfowof»s tcsselatus Laue.). Diese drei Präocularia wurden von Teschler irriger- weise als Frenoocularschilder \) aufgefaßt; sie können aber ihrer Lage nach nur als Präocularschilder gelten. Das Auge ist durch ein Cornealschild bedeckt. Die Augen sind — soweit ich dies ohne zu arge Beschädigung der anliegenden Teile untersuchen konnte — am oberen Rande von zwei bis drei Hautfalten, am unteren und seitlichen von einer einzigen umgeben, 'welche in kleine, längliche, mehr oder minder aneinander schließende Schildchen ge- teilt sind.-J Diese Schildchen treten im vorderen und hinteren Augenwinkel in größerer Anzahl auf und bilden außer der schon erwähnten einen meist noch 1 — 2 aus mehreren Schildchen be- stehende unregelmäßige Eeihen. Ich wünsche noch zu bemerken, daß man die untere und die zweite resp. dritte ^) obere Hautfalte nur dann bemerkt, wenn die Supraocularschilder einesteils und der Subocularschild anderenteils etwas aufgehoben werden. Bei leben- digen Tieren kann dies nach Teschler (p. 364) nur durch das Ver- drehen der Augen erreicht werden. Diesbezügliche eingehendere Studien behalte ich mir für die Zukunft vor. Interessante Angaben über die Beweglichkeit der rudimentären Augenlider finden wir in Teschler's Werk (p. 226). Da ich beim Schreiben dieser Zeilen kein lebendiges Material von Ablepharus besitze, kann ich nur die bezügliclien Beobachtungen des genannten Autors mitteilen : ..... elö peldäknak vizsgälata az ällatok nyugtalankodäsätöl es elevensegetol eltekintve, sokkal mulatsägosabbnak de tanulsägosabbnak is igerkezik, minthogy az igenyekhez kepest az ällatot tetszesünk szerint külön- bözö helyzetbe hozhatjuk, olykepen, hogy az ällat maga mozgassa 1) Teschler, id. op. cit., p. 233, tab. 2 fig. 2. 2) An den seitlichen Rändern sind die Schildchen weit stärker aus- gebildet als am oberen und unteren Rande. 3) Die oberen Hautfalten können (an Spiritusexemplaren) nur dann untersucht werden, wenn man die betreffenden Teile sozusagen aus der Augenhöhle „hervorzieht" , was wohl schwer ohne Beschädigung des Augapfels und der danebenliegenden Organe geschehen kann ; es gibt jedoch auch Fälle, wo es möglich ist, die genannten Hautfalten leichter zu examinieren, was bei Spiritusexeraplaren dann der Fall ist, wenn die Augen heim Töten des Tieres aus ihren Höhlen stärker hervortreten. 37* 556 ^- J- '^'- FEjfiKVÄItY, szemet, pld. feleiik vag}' raas feie, s akkor azt a nevezetes elettani eszleletet tehetjük, hogy acsonka szemhejak közül majd a mellsök. niajd a luitsök, majd \)eä\^ a harmadik faj, teliät a felsö vag-y also is inozgäsba hozatik. a különbözü czelük szerint, meg pedig egynulstöl tel- jesen függetlenül is, — ha tudniillik egyältaläban erösebben kifejlüdvek az illetu szemhejreducskek." („. . . das Untersuchen lebendiger Exemplare — von der Gereiztheit und Lebhaftigkeit der Tiere abgesehen — ist nicht nur sehr unterhaltend, sondern ebenso belehrend, da man das Tier dem Bedürfnisse gemäss, nach Be- lieben in verschiedene Lagen bringen kann, so dass das Thier seine Augen freiwillig verdreht, z, B. gegen uns zu, oder nach einer anderen Richtung hin, und dann ist man im Stande die interessante physiologische Beobachtung zu machen, dass von den r u d i m e n t ä r e n A u g e n 1 i d e r n bald die vorderen, bald die hinteren, bald aber die dritte Art, also die oberen oder unteren, den verschiedenen Zielen entsprechend, und z\Var selbst ganz unabhängig voneinander, auch in Bewegung gebracht werden, falls nämlich dieselben Augenlider-Falten überhaupt stärker ausgebildet sind.") Ferner (p. 227) bemerkt Teschlee das Vorhandensein der oberen und unteren Hautfalten betreffend: „. . . vegre kiderül, hogy ezen szemhej -gy ür 11 min den ällatnäl talältatik, csakhogy fei so es also ivreszletei aprösaguknäl fogva a szem- gödörben mely ebben elrejtve leven, ritkän pill auf- hat 6k meg." („. . . endlich stellt sich heraus, dass dieser A u g e n 1 i d e r - R i n g b e i j e d e m T h i e r e vorhanden ist, nur sind seine oberen und unteren B o g e n p a r t i e n ihrer Kleinheit wegen in der Augenhöhle tiefer verborgen und daher können sie selten erblickt werden.") Vor dem Subocularschild sind 3 — 4 Supralabialschilder. Schläfe mit wenigen, großen, cycloiden, resp. unregelmäßig vier- eckigen nach hinten abgerundeten^) Schildern bedeckt, deren hintere Ränder frei den angrenzenden Schildern aufliegen und die in ihrer Bildung denjenigen von Chalcides ocellatus Foksk. recht nahe 1) Es ist überhaupt ein gutes Merkmal der Pholidose von Ablcphariis pannonicKS Fitz., daß die meisten Kopfschilder und alle Körperschuppen abgerundet erscheinen, und mit ihren Berührungsstellen nicht flach zusammenstoßen, sondern dach ziegeiförmig den angrenzenden Schildern aufliegen (s. Taf. 14 nebst bez. Erklärung). Ablepharus pannouicus Fitz. 557 kommen. Sie ähneln also überhaupt nicht denen der Lacerten, wie man dies aus der TEscHLER'schen Figur schließen könnte (op. cit. tab. 2 fig. 2). Keine deutlichen Supratemporalschilder; an diese könnten höchstens jene zwei Schilder erinnern, deren erstere zwischen Supraoculare II, dem Parietale, den Postocularia und den Temporalschildern liegt. Von diesen zwei Schildern be- grenzt der zweite (größere) den oberen schrägen Parietal- rand zum größeren Teil. Die Supratemporalschilder sind in ihrer Form ziemlich variabel, und dies gilt besonders vom zweiten oder größeren. Masse tericum und Tj'mp anale fehlt. Der vordere Rand der Ohröffnung ist (von 1—2 ganz kleinen Schildchen ab- geseheu) meist von drei größeren Schläfenschildern begrenzt, und am hinteren Rande befinden sich etwas kleinere. Auch diese Schilder sind nicht so scharfeckig, wie sie Teschlee veran- schaulichte. Um die Rumpf mitte (die Bauchschilder mit- gerechnet) zählt man 18—20 Schuppen (auch nach Werner ^j) in einer Querreihe. Rückenschuppen, mit Ausnahme der beiden Mittelreihen, — deren Form abgerundet-hexagonal ist — cycloid und vollständig flach und glatt; an der Halsgegend sind sie in querer Richtung stark verbreitert und sehr kurz.-) Die zwei mittleren Reihen der Rückenschuppen, die sich in der Zone der beiden Supraciliarstreifen befinden, sind unter den Rücken- schuppen am breitesten; dann verschmälern sie sich seitwärts und sind von hier an auf der ganzen Unterseite — die Kehlgegend aus- genommen — ungefähr gleichgroß und cj'cloid. Die oberen Schwanzschuppen sind ebenfalls ganz flach und glatt; die beiden mittleren Reihen derselben bilden deutlich die Fortsetzung der Rückenschuppen, welche jedoch breiter sind als die lateralen, während die Schwanzschuppen schmäler (stets in querer Richtung genommen!), aber etwas länger als die angrenzenden erscheinen. Die Form der Schuppen ist auch hier cycloid. Die Schwanz- spitze wird von einem einzigen Schilde (Sc. extremocau- dale mihi) gebildet, wie dies schon von Teschlee (p. 286) richtig hervorgehoben wurde. Oberseite der Tibia mit kleinen, ganz glatten Schildchen von gedrungener und abgerundet-hexagonaler Form, die ungefähr halb so groß sind wie die lateralen Körperschuppeii. Ein M e n t a 1 s c h i 1 d ; ein S u b m e n t a 1 s (; h i 1 d ; beiderseits sieben 1) Eept. u. Amph. Oesterr.-Ung. u. d. Occl., Wien 1897, p. 48. 2) Der Körperlänge nach gemessen ! 558 ^^- •^- ^- Fej6rväry, Sublabial- und vier S u b m axillar scliil de r.^) Gular- vscliuppen cycloid, kleiner als die Bauchscliuppen. B au c li- sch uppen, wie schon früher erwähnt wurde, in Größe und Form mit den lateralen Körperschuppen gleich. Anale (Taf. 14 Fig. 6) in zwei längere und größere, aber schmälere oder in vier kürzere, kleinere und breitere Schilder geteilt; erstere Zusammensetzung der Schilder wurde von Teschlee (op. cit., tab. 2 flg. 10) veranschau- licht, letztere in der von mir beigefügten Figur. Hinterrand der A n a 1 p 1 a 1 1 e n o h n e S c h i 1 d c h e n. Schuppen an der Unter- seite der Gliedmaßen cj'cloid. An der Unterseite des vSchwanzes befindet sich eine Mittelreilie breiter, cycloider Schuppen, die im vorderen Teile des Schwanzes küi-zer, im hinteren aber länger sind (stets der Längenachse des Körpers nach gemessen). S u b d i g i t a 1 1 a m e 1 1 e n glatt, Hand- und F u ß f 1 ä c h e mit ziem- lich kleinen, Körnchen-artigen Schuppen bedeckt, Farbeiikleid. (Taf. 13.) Pileus gräulich-braun oder gräulich, metallisch schimmernd, mit kleinen, sepiabraunen Sprenkeln dicht besetzt; hier und da finden sich auch größere Flecken von derselben Farbe, die meist an den Rändern der Supiaocularia, am hinteren Teile des Frontale und Internasale beobachtet werden können. Die einzelnen Schuppen sind am ganzen Körper, besonders aber zwischen den Maxillarbändern, also an der Oberseite, mit kleinen, feinen bräunlichen Strichelchen versehen, die jedoch auch an der Unterseite des Körpers, obzwar weniger stark ausgeprägt, vorhanden sind. Der Rücken ist zwischen den beiden sepiabraunen Temporalbändern heller oder dunkler grau- braun, manchmal mit vorwiegend brauner Farbe, dann wiederum mehr gräulich, sogar auch grünlich-grau, auch hier stets mit metallischen Schimmer, wie dies bereits von Teschlee'-^) richtig hervorgehoben 1) Zuden Sublabialia zähle ich auch noch jenes kleine, am hinteren Rande schon ganz abgerundete und lappenähnlich aufliegende Schildchen, das den Mundwinkel abschließt (Taf. 14 Fig. 2, mit /; bezeichnetes Schildchen). Als Submaxillaria betrachte ich nur die größeren und breittörmigen Schilder, die in ihrer Form am meisten den Submaxillaria entsprechen, da man sich sonst bei den kleinen, cycloiden und schwer voneinander unterscheidbaren Schildern des Ablepl/arus schwerlich auskennen würde (s. diesbez. Taf. 14 Fig. 2 u. 3). 2) op. cit., p. 238. Ablepharus pannoiiicus Fitz. 559 wurde. Um die Farbentöne der in liede stehenden Region näher zu schildern, muß ich an dieser Stelle bemerken, daß das Parietalband (siehe Taf. 13) (Yitta parietalis) in zwei Teile (V. parietalis externa und interna) geteilt ist, indem sich an unserem Tiere noch ein Streifen befindet, der sich in der MiiHELY'schen Terminologie des Farbenkleides nicht befindet, da er bei Lacerten nicht vor- zukommen scheint, und den ich nun als Stria parietalis be- zeichnen will. Man kann zwischen den Farbentönen der einzelnen Bänder (Yittae) auch eventuell Unterschiede beobachten. So liegt mir zum Beispiele ein vom Mätj'äs-hegy herstammendes, am 20. April des Jahres 1908 von meiner Mutter gesammeltes Exemplar vor, bei dem der untere Teil (also dem Temporalbande näher stehende) des durch die Stria parietalis mihi in zwei Teile getrennten Parietalbandes beiderseits eine etwas mehr gräulich-braune Farbe besitzt, während die Vitta occipitalis und der obere Teil der Vitta parietalis eine wärmere Bronzefarbe zur Schau tragen. Von einem beständigen Farbenmuster kann hier kaum die Rede sein. Es gibt Exemplare, die alle Zonen wohl ausgeprägt aufweisen, also das Maxillarband, den Subocularstreifen, das Temporalband, den Supraciliarstreifen, das gespaltete Parietalband, den Intercalarstreifen, den Dorsalstreifen und endlich das Occipitalband. Bei solchen Exemplaren, die also das Farbenkleid in seiner vollständigen Aus- bildung aufweisen, kann folgendes festgestellt werden : Das Maxil- larband fängt bei der braunen Oberlippe an und bildet in den feinsten Tönen der rotbraunen metallisch schimmernden Farbe den Übergang zwischen dem sepiabraunen Temporal bände und der Bauchseite^); man bemerkt im selben auch mehrere (2—4) hellere, weißliche. Längsstreifen, die besonders gegen die Kehlgegend wohl zu beobachten sind, jedoch auch zwischen den Extremitätseingliede- rungen nicht fehlen, und einen interessanten Effekt in dieser Über- gangsfarbe hervorrufen.-) Der Subocularstreifen ist meist vom 1) Der Subocularstreifen ist nämlich meist so schwach ausgebildet, daß das Temporal- vind Maxillarband, besonders beim Betrachten des Farbenkleides von geringer Entfernung, als ein Band erscheinen und so der Übergang des ersteren in die Bauchfarhe, durch das Maxillarband vermittelt, noch kontinuierlicher ist; ein Übergangston befindet sich übrigens schon im Temporalbande selbst, indem sein oberer Rand dunkel sepiabraun ist, während sich diese Farbe allmählich dem unteren Rande zu aufhellt. 2) Diese Streifen sind jedoch nicht mit dem Subocularstreifen zu 560 ^- J- ^'- -FeJERVary, Nasenloch an, bis etwas nach der Eingliederung- der vorderen Ex- tremitäten gut sichtbar, nichtsdestoweniger kann er in einzelnen Fällen von hier an sogar noch am Schwänze wahrgenommen Averden. Die beiden I n t e r p a r i e t a 1- und Dorsalstreifen sind von hellerer, silbrig-weißlicher Farbe und an ihren Innenrändern mit länglichen, sepiabraunen Flecken eingefaßt. Der Interparie talstreifen läßt sich bis am äußeren Rand des II. resp. III. Supraocularschildes wahrnehmen, wo ihn nur diejenigen braunen, länglichen Flecken an- deuten , die späterhin den genannten Streifen an seinem Innen- rande zieren; der genannte Streifen verschwindet dann allmählich an der oberen Schwanzwurzel oder er vereinigt sich mit dem Supra- ocular streifen, der dann am Schwänze an seiner Innenseite eventuell durch die braunen Elemente der Stria parietalis ge- rändert werden kann. Die Dorsalstreifen können schon in der hin- teren Hälfte des Parietalschildes anfangen und sich dann bis zur Scliwanzspitze hinziehen. Es sei jedoch bemerkt, daß weder die be- schriebenen Streifen noch die anliegenden Flecken regelmäßig aus- gebildet sind, sondern, wie schon bemerkt, in vollem Maße sich den individuellen Abweichungen unterwerfen und sogar manchmal unter- brochen oder irgendwie in ihrem regelmäßigen Laufe gestört werden können. Es gibt aber wiederum Exemplare, die zwischen den beiden meist schwach ausgeprägten S u p r a c i 1 i a r s t r e i f e n nur eben eine Andeutung der einzelnen Striae besitzen, andererseits aber auch solche, bei denen die erwähnte Zone jeder Zeichnung entbehrt; in diesem Falle hört natürlich auch der, übi'igens ohnedies ziemlich seltener Farbentonwechsel der beiden geteilten Parietalzonen und der Dorsalzone auf. „Die Region unter dem Kinn, und die Sub- maxillaria sind am hellesten, weißlich, mit einem schwach rosa- farbenen Tone angeflogen. Letztere Farbe ist an der Kehlgegend decidierter und intensiver; von hier an, an der ganzen Unterseite dominiert eine helle , in den Tönen des Regenbogens spielende Bronzefarbe. ^) Dieses Schillern der Bauchfarbe in den Tönen des Regenbogens können wir am besten bei frischgehäuteten Tieren be- obachten. Der Schwanz ist an der Unterseite bläulich dunkel blei- grau gefärbt, und zwar gleich vom Anus angefangen bis zum Ende, verwechseln , der , obzwar er manchmal gar schwer von diesen unter- scheidbar ist, doch nicht in die oben gegebene Zahl (2 — -4) der letzt- besprochenen Streifen aufgenommen wurde. 1) Diese Farbe könnte eher als eine zum grauen neigende, schillernde Bronzefarbe bezeichnet werden (Verf.). Ablepharus pannouicus Fitz. 561 oder aber, da bei manchen Exemplaren die Kegenbogenfarben des Bauches noch eine Strecke am vorderen Teile des Schwanzes domi- nieren, tritt die charakteristische, bläulich-graue Farbe der Schwanz- unterseite erst etwas mehr nach hinten zu verschoben auf."^) Beider- seits nimmt dann der Schwanz an der Bauchseite (bei Spiritusstücken) einen bräunlichen Ton an, der als Fortsetzung des Maxillarbandes gelten kann, und der. je nachdem ob die Stria subocularis am Schwänze noch eine Fortsetzung besitzt oder nicht, durch einen weißlichen Streifen von der schon früher geschilderten bräunlicl.'eii Farbe des am Schwänze fortgesetzten Tempoi'albandes getrennt er- scheint oder mit demselben allmählich zusammenfließt. Die Schwanz- spitze selbst erscheint in einer rehbraunen Farbe. — Es ist über- flüssig zu bemerken, daß auch AUepharus iKimionicus Fitz., wie ja alle Scincoiden überhaupt, am ganzen Körper einen ziemlich starken Glanz besitzt. — Das einzige senüadulte Exemi)lar, das sich gegen- wärtig in meinem Besitze befindet, weist dieselben Merkmale in der Ausbildung des Farbenkleides auf, die früher die erwachsenen Exem- plare betreffend geschildert wurde. Geographische Terbreitinig mit l)esouderer Rücksicht auf Ungarn. AUepharus pannonicus Fitz, kommt nach den Angaben A. E. Beehm's^) und F. Weener's •^) in Griechenland, auf den joni- schen Inseln, den Inseln des ägäischen Meeres, in der Türkei. inKleinasien und Syrien, weiterhin nach Schreiber in S ü d - R u ß 1 a n d und P e r s i e n , nach Boulenger in X o r d - A r a - b i e n vor. In R u m ä n i e n hat ihn Kiritzescü ^) aus C o m a n a Vlasca südlich von Bucuresci (88 m) erwähnt, woselbst Anfang Juni des Jahres 1910 auch Dr. Karl Hüldhaus ein Exemplar ge- sammelt hat'^). das sich in der herpetologischen Sammlung des Wiener Hofmuseums befindet. Kiritzescü sammelte die Johanniseidechse 1) Teschler, op. cit., p. 238—239. 2) Brehm's Tierleben, Vol. 7, p. 238 — 239. — Neuboaib. von 0. Boettger u. Pechuel-Loesche, Leipzisr n. AVien 1900. 3) Rept. u. Amph. Oesterr.-TTng. u. d^ Occl., Wien 1897, p. 163. 4) Faune herpetol. de Roumanie, in: Bull. Soc. Sc. Bucareste, Vol. 10, p. 316. 5) Holdhaus und Dkubel, Unters, über d. Zoogeogr. d. Karpathen, Jena 1910, p. 18. 5(52 (i. J. V. Fejekvary, noch bei „Filaret pies de Biicarest, dans les forets de Gliermänesti et Bränesti."' Albauien betreffend teilt mir Herr Dr. Siebexrock freundlichst mit, Ende Juni des Jahres 1894. €in Exemplar bei Avlona (=Valona) an der Meeresküste erbeutet zu haben. In Ungarn kennen wir den AUepharus vor allem aus der Umgebung der Hauptstadt, wo er im Budaer Gebirge vor- kommt. Und zwar habe ich die Johanniseidechse bei Budapest am Gelle rt- hegy (235 m) an seiner Südseite in den Monaten März, April und Mai der Jahre 1908. 1909, 1910. 1911 und 1912 beobachtet resp. gesammelt. Hier ist sie ziemlich häufig, und be- sonders im Jahre 1909 habe ich ilirer mehrere erbeutet; am in Rede stehenden Fund- orte kann man, bei schönem, warmem und windstillem Wetter, Ende März, Mitte April — wenn das Gras noch niedrig ist, und die flinken Tierchen besser sichtbar sind , weiterhin auch das Fangen leichter geht — innerhalb einer Stunde ungefähr 6 — 10 Exemplare erbeuten , was jedenfalls an einem in der Stadt gelegenen Orte, wo so viele Menschen verkehren, als viel gelten muß. Teschler M er- wähnt, daß AUepharus in den 70er Jahren am Gellerthegy noch ziemlich häufig war, indem er stets 1—2 Stücke vorfand; in letzterer Zeit (sein Werk erschien in 1881) konnte er jedoch dort kein Exem- plar mehr auffindig machen; wahrscheinlich, schreibt der genannte ^y^ '^ gf^ t^-V' ^MB/bstiSS^^i^ 1^, 1 B^B 3 Fig. A. Fundstätte des Ablepharus an der südlichen Seite des Gellerthegy (rechtes Ufer der Donau) in unmittelbarer Nähe von Budapest. (Originalaufu. d. Verf., April 1910.) 1) op. cit., p. 248—249. Ablepharus paiiuonicus Fitz. 563 Fi?. B. Fundstätte ([es AbkjJiayvs am G ellertliegy , etwas tiefer gelegen als die obere (Ori^^inalaufu. d. Verf., April 1910). Fig. ('. Ansicht der südlichen Seite des Gellerthegy von unten, uneutfernt vou den an Fig. A u. B veranschaulichten Stellen, welche gegen die linke Seite des Bildes zu etwas höher gelegen sind (Originalaufn. vou Frl. K. v. Szilassy, Febr. 1911). 564 G. J. V. FEjfiRVÄRY, Autor, wurde die Johaiiniseidechse an jener Stelle ausgerottet oder hat sie die zunehmende Kultur in die benachbarten Berge zu- rückgedrängt, Teschlee's diesbezügliche Angaben stimmen also nicht mit den meinigen überein. und wir müssen annehmen, daß sich unser Tier dort wiederum vermehrt hat oder, was noch wahrschein- licher sein mag, daß Teschler dem AUepharus an anderen Teilen des Gellertheg}^ nachforschte, als wo ich ihn gesammelt habe. Jener Ort, wo ich meine Stücke erbeutete, liegt am Fuße des Gellerthegy, dem Lägymänyos genannten Stadtteile gegenüber, ober- und unter- halb des bequemen Weges, der zur Gellerthegyer Zitadelle hinauf- führt und vom hauptstädtischen Publikum recht lebhaft besucht wird.^) Als für recht interessant erweist sich eben diese Fundstätte darum, weil sie sich in unmittelbarer Nähe der Stadt, ja, ich würde fast sagen, in der Mitte des Budaer Stadtteiles befindet, wo sich ein gar lebhaftes großstädtisches Leben an den Feiertagen abspielt und in deren Nähe auch die elektrische Stadtbahn ihren regelmäßigen Verkehr bewerkstelligt. In den übrigen Teilen des Gellerthegj'', mit Ausnahme der den erwähnten Aufenthaltsorten nächstliegenden Re- gionen, habe ich kein Exemplar gefunden. Am M ä t y ä s h e g y (299 m), ebenfalls bei Budapest, habe ich die Johanniseidechse am 20. April des Jahres 1908 sowie Ende März des Jahres 1910 erbeutet. An diesem Berge habe ich die Tiere an der südlichen Seite gesammelt, vom Fuße desselben angefangen bis zum sanftgewölbten Giebel. Hier ist Ahle- jj^arn.shäufig zu sehen, wohl häufiger als am Gellerthegy, was in diesem Falle auch damit im Zusammenhange stehen mag, daß er hier eine weit größere Verbreitung besitzt als au erstgenannter Stelle. Be- treffs des Auftretens der Johanniseidechse am besprochenen Berge schreibt Teschler, daß er sie an dem der Donau zu gelegenen Abhang, welcher wegen dem Nummulitkalkstein-Terrain, weiterhin wegen den Berberis-, Rubus- und Clematis-Sträuchern schwer durchzuprüfen ist, zahlreich gesammelt hat, da sich die Tiere dort eines ungestörten Aufenthaltes erfreuen.-) Heute glaube ich, werden 1) Unterhalb dieses Weges, welcher stellenweise dammartig auf- geschüttet ist (hierdurch erlangte er an Fig. B sein mauerähnliches Aus- sehen) zieht sich ein Fußpfad, der an Fig. B links recht gut ersichtlich ist, und beiderseits desselben befindet sich das Ablepharus-'Revitiv. Der andere Fundort ist, wie schon gesagt, oberhalb des zur Zitadelle führenden Weges und ist auf Fig. A dargestellt, während im Hintergrunde des Bildes die Donau und Pest wahrnehmbar sind. 2) op. cit., p. 250. Ablepharus paimouicus Fitz. 565 die Tiere wegen der zunehmenden Kultur auch an diesem Orte eine Verdräng-ung' erlitten haben. Am Kis Sväbheg}- (258 m) und im Farkasvölgy ist Ablepharus eheni'aXh zu finden. Nach Werxer ^) soll er auch am Yärheg-y (Schloßberg-, 333 m) bei Buda ziemlich häufig- sein. Außerdem gibt mir Herr Dr. K. Holdhaus an. den- selben auch am Sashegy (259 m) beobachtet zu haben. Auch am Härmashatärhegy (496 m) ist unsere Eidechse nicht selten und kommt noch nach der liebenswürdigen Mitteilung Herrn Prof. Dr. V. Mehely's beim Törökki» im Hüvösvölgy sowie im Kama- raerdö vor. Teschler-) gibt an, Prof. J. Kriesch habe die Johanniseidechse im Zu gl iget bei Budapest (Budaer Seite!), so- wie im Yarosliget (Stadtwäldchen, 108 m) an der Pest er Seite, gesammelt, und die letztere Fundortsangabe finden wir auch bei Werner ^), während Herr Prof. v. Mehely es wegen den territoi'ialen Verhältnissen für höchst unwahrscheinlich hält, daß unser Tier an letztgenannten Orte (im Värosliget) vorkäme (mündl. Mitteilung). Im allgemeinem können wir sagen, daß die Johanniseidechse im Budaer Gebirge allenthalb verbreitet ist, wo nur das Terrain seinen Bedürfnissen entspricht. Außer Budapest kommt Ablepharus pannonicus Fitz, in Ungarn noch beim Balaton -See vor, wie dies aus den Angaben von Teschler*), Werner^) und Mojsisovics ^j zu schließen ist. Teschler benennt sogar diesen Fundort, indem er schreibt, Herr Dr. Edmund TÖMÖsvÄRY habe ihm mitgeteilt, er habe den Ablepharus im Monat Juli des Jahres 1881 im Comitat Zala am Strande des Balaton, am südlichen Abhänge des über der Stadt Tapolcza gelegenen Szent-Györgyhegy's (415m) im Laufe von 7 — 10 Tagen zwei- mal gesehen, und zwar an fast ein und derselben Stelle, es sei ihm jedoch leider mißglückt, das Tier zu erbeuten. Das nördliche Ungarn betreifend verdanken wir ebenfalls Teschler eine interessante Angabe. Diese bezieht sich auf die Stadt Eger und stammt vom Herrn Dr. G. Entz, damals Professor der Zoologie zu Kolozsvär. her. Am 26. August des Jahres 1868 1) 1. c. 2) op. cit., p. 252. 3) 1. c. 4) oj). cit., \). 253. 5) 1. c. 6) Mojsisovics, in: Die Oesterr. -Ungarische Monarchie in AVort u. Bild; Übersichtsband, I. Abth. Naturgesch. Teil, Wien 1887, p. 300. 566 G. J. V. Fejervakv, machte Prof. Extz in Begleitung mehrerer Herren einen Ausflug auf den bei der genannten Stadt sich erhebenden Kis-Egedhegy (288 m). woselbst er. in geringer Höhe, an offener rasiger Stelle, zu seinem großen Erstaunen einen AUeplianis erbeutete, den er, der Aufforderung Herrn Veabely's Folge leistend, der Egerer Lyceums- Sammlung übergab. Teschler untersuchte auch die westlichen Comitate Ungarns (Trencsen, Türocz, Liptö, Gömör, Hont, Nogräd ^), Bars, Xyitra, Ärva, Szepes) und die Bäcska (Süd-Ungarn), wo er jedoch nirgends unser Tier vorfinden konnte, obwohl man, schreibt der genannte Autor, Schreiber's „Herpetologia Europea" in Betracht nehmend, nach der AUephanis von Budapest und dem Balaton-See an, südwärts und ostwärts, in Griechenland und in Süd-Rußland bis Peivsien vorkommt, glauben würde, daß sich seine geographische Verbreitung südwärts von Budapest über das ganze Ungarn erstreckt. Ob AUephanis pannoukus Fitz, in Süd-Ungarn auftritt, weiß ich nicht, besitze auch darüber keine Angaben und kenne selbst nur die Umgebung von Pecs, wo ich ihm jedoch auch am Mecsek-Gebirge nie begegnete; Teschler bemerkt (1. c), daß jene Angaben, die sich auf das Vorkommen der Johanniseidechse in Süd-Ungarn beziehen, be- dingungslos eine Kontrolle beanspruchen. Derselbe Gelehrte erkundigte sich außerdem in ungefähr 40 ver- schiedenen Örtlichkeiten Ungarns das Vorkommen unseres Tieres betreffend, von denen er aber bloß verneinende Antworten erhielt, „was im besten Falle nur das andeutet, dass er in einer auffallenden Menge nirgends vorkommt". Bevor ich diesen Paragraph abschließen würde, sei noch be- merkt, daß, obzwar Ablepharus bei Budapest, wie es aus dem oben Gesagten ersichtlich ist, noch ziemlich zahlreich gefunden wird, er doch als „Spezialität"', wie ihn Teschler nennt, zu schonen ist, zumal er an einzelnen Stellen stark verdrängt resp. ausgerottet wurde. 1) Mein Freund Dr. JosEF SzABo, Praktikant am Ung. Nat. Museum, teilte mir neuerdings freundlichst mit, im Komitate Nogräd bei Koväcs- patak am 16. Mai 1912 mehrere Exemplare des Ab/epJiarus panuonicus Fitz, beobachtet und eines auch erbeutet zu haben, das sich gegenwärtig in der Sammlung des Nat. Museums befindet. Diese Fundortsangabe ist neu für die Literatur, und so fand ich sie erwähnenswert an dieser Stelle. (Anm. bei der Korrektur.) Ablepharns paunonicus Fitz. 567 Biologisches. Die Sonne und Wärme ist auch für Ablephants wie für andere Saurier die erste und daher Hauptbedingung- des Wohl- befindens. a) Physiologisches. Seine Nahrung besteht, Avie dies ja schon mehrfach beobachtet wurde, aus kleinen Insecten und deren Larven. Nach Teschler nehmen sie auch Ameisenpuppen und -larven an, welche besonders in frischem Zustande beliebt sind^ jedoch auch in getrocknetem nicht verschmäht werden; so be- richtet Teschler, daß im Jahre 1876 am „Jozsef Müegyetem" (Josefs-Polytechnikum) zu Budapest die eJohanniseidechsen ausschließ- lich mit solchen genährt w^urden. In Gefangenschaft nehmen sie weiterhin, nach Teschler, junge oder auch größere Mehlwürmer» Fliegen, die jedoch vorerst von ihren Flügeln bei-aubt werden müssen, Fliegenlarven, Motten, Rosenblattläuse, ja sogar auch die nicht allzu alten Larven des Speckkäfers {Dermestes lardarms) an. Teschler behauptet, man könnte sie im Notfalle mit jeglichem rohen Fleische (Krebsfleisch, ausgeschlüpfte Forellenembi-yone, frisches Rindfleisch) füttern; manche von seinen Tieren verweigerten sogar nicht hartes Eigelb oder hartes Eigelb mit Reis anzunehmen, was er ihnen an seinen Fingerspitzen oder mittels einer Pinzette reichte^ einige sollen übrigens auch dann von diesen Nahrungen verzehrt haben, wenn sie für sich gelassen wurden.^) Wasser ist auch für die Johanniseidechse ein Bedürfnis. Teschler hat seine Stücke sogar an das Baden in einer flachen Schüssel gewöhnt, in der sich leere Schneckengehäuse befanden, die von 1 — 3 Individuen als ,.Kabine" benützt wurden; in der Mitte der Schale befand sich eine durch feuchte Moosarten gebildete Insel, die sie ebenfalls gern besuchten.'-) Ich muß es gestehen, daß ich unser Tier, obzwar wiederholt, aber doch nur sehr kurze Zeit im Terrarium hielt und meine Exemplare nie dazu bringen konnte, daß sie das Futter verzehren, was wohl mit der nicht entsprechenden Einrichtung des Behälters im Zu- sammenhange stand sowie mit dem Umstände, daß die Tierchen nicht einmal Zeit hatten, sich an die Gefangenschaft zu gewöhnen. Künstlich habe ich sie wohl gefüttert, indem ich ihnen kleine Mehl- würmer in den Schlund steckte, die dann auch ohne weiteres hinunter- 1) Teschler, op. cit., p. 241—243. 2) op. cit., p. 243—244. ;568 f^- J- ^- FEjfiRVÄRY, gewürgt wurden. Ich glaube jedoch, daß Ablepharus ebenso wie jede andere Eidechse ziemlich leicht in der Gefangenschaft gehalten werden kann, wenn man ihm einen entsprechenden Behälter zur Ver- fügung stellt und ihm eine sorgfältige Pflege zuteil werden läßt. Die Häutung betreifend besitzen wir dank Teschlek folgende Angaben. Die Haut wird auch hier wie bei anderen Eidechsen in mehreren Stücken abgeworfen. Manchmal wird sie jedoch von ein- zelnen Körperteilen in zusammenhängenden größeren Partien ent- fernt. Die Häutung steht auch hier mit der Witterung im Zu- sammenhange. Teschler beobachtete bei seinen gefangenen Tieren 4 Häutungen während eines Jahres, und zwar die erste im Januar, die letzte im Dezember, zu Weihnachten ^); die meisten sich häutenden Tiere können jedoch im Frühling angetroffen werden. Endlich be- merkt noch derselbe Autor: „Niedergeschlagenheit und Nachlassen der Fresslust — falls dies überhaupt vorkommt — äussert sich am meisten ganz am Anfange der Häutung." ^) Der Winterschlaf dauert je nach der Witterung bis früher oder später. So beobachtete ich z. B. im Jahre 1910 den Äblephanis schon am 25. Februar bei Budapest. Natürlich glaube ich, daß, wenn die Witterung milder ist, wir unser Tier noch früher be- obachten können. Nichtsdestoweniger sei der Anfang des Jahres 1910 als in Budapest recht gelinde bezeichnet. Der Winterschlaf ist nach Teschler (p. 247) ein wichtiges Bedürfnis dieser Tiere und benötigt zu seinem Eintritt ungefähr 7 — 8° C. Die Paarung erfolgt nach Teschler im Frühling. Die (^<^ sind in dieser Zeit überaus erregt; die Erregtheit kann unter anderem auch daran beobachtet werden, daß die Tiere recht oft züngeln, was unter gewöhnlichen Umständen nur selten vorkommt,^) Hierauf folgen die Vorspiele der Copulation und die Streite der Männchen und endlich die Paarung selbst, welche Teschler zuerst am 12. April des Jahres 1880 beobachtete. Das erste Ei wurde in der Nacht zwischen dem 1. und 2. Juni gelegt. Die späteste Eiablage stammte aus den ■ersten zwei Wochen des Monats August.*) — An dieser Stelle sei bemerkt, daß die <^(^ — soweit meine Erfahrungen reichen — die 1) Es ist anzunehmen, daß die Tiere, an denen er diese Beobachtungen machte, im Zimmer gehalten wurden und so keinen Winterschlaf hielten (p. 271). 2) op. cit., p. 270 — 272. 3) Teschler, p. 409—410. 4) op. cit., p. 410—413. Ablepbanis pannouicns Fitz. 569 $$ an Zahl weit übertreffen (s. diesbezüglich das Untersnchungs- material). Was die Lebensdauer in der Gefangenschaft betrifft, be- merkt Teschler, daß 50 % der im März und April der Jahre 1879, 1880 und 1881 gesammelten Exemplare SVa Jahre aushielten. Am meisten gingen die Verletzten zugrunde, und zwar im 1. Jahre 48 "/(,, im 2. Jahre 14 •'/o, die übrigen blieben am Leben. Einem natürlichen Tode erlagen 38 "/„ ; diese starben größtenteils an Asthma, die übrigen — scheinbar — an Leberkrankheit.') b) Ö c 0 1 0 g i s c h e s un d E t h 0 1 0 gl s c h e s. Die Aufenthalts- orte (Fig. 1 — 5) des AhJephams bilden Wiesen, die eher eine geringe Feuchtigkeit besitzen und so eher trocken als feucht '^) zu nennen sind. Solche Wiesen sind auch an den beigegebenen Aufnahmen ersicht- lich. Gewöhnlich befindet sich an diesen Wiesen auch Gestein, nach meinen bisherigen Erfahrungen besonders solches, das Kalk und Ton enthält. So finden wir ein solches Gestein bei Budapest am Mätyäshegy und Gellerthegy, und zwar an ersterer Stelle Mergel und höher Nummulitkalkstein, an letzterer bloß M e r g e 1. (Diese Deter- mination des Gesteines gilt ausschließlich von der Südseite der beiden erwähnten Berge, und zwar von jenen Stellen, wo ich den AUepharus gesammelt liabe!) Hier können die Tiere beim Sonnen besonders im Frühling gut beobachtet werden, da das Gras dann noch kurz ist und dem Auge kein Hindernis bildet. Als Ver- steck dienen Löcher in der Erde oder auch große Steine, unter denen sie Zuflucht finden. Das Territorium am Mätyäshegy, wo ich meine Tiere gesammelt habe, ist meist öde, und nur ab und zu •erblickt man einen einzelnen Baum oder ein kleines Gesträuch. Am Gellerthegy befinden sich gepflanzte Obstbäume und kleine Sträucher; hier besitzen die Tiere die Eigenschaft, sich gern zu einem Baumstamm oder in das Gesträuch zu flüchten, wo sie dann entweder unter einem dort liegenden Steine oder unter dem Ge- strüpp und Pflanzenwerk verschwinden. An denjenigen Stellen, wo sich große platte Steine oder Gestrüjjp befindet, habe ich auch am Mätyäshegy dieselbe Erfahrung gemacht. An Mauern oder an deren Fuße habe ich AUepharus nie beobachtet. Auch an Steinhaufen be- 1) op. cit., p. 247. 2) Krefft schreibt die Jolianniseidechse betreffend: „Sie bewohnt in Ungarn mit Vorliebe feuchte Wiesen ..." (Rept. u. Amphibienpflege, Leipzig). Dies dürfte also nicht ganz zutreffen. Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. H8 570 G. J. V. Fejärväry, Fig. D. Fundstätte des Ablepharus an der südlichen Seite des Mätyäshegy (rechtes Ufer der Donau) bei Budapest, in der Umgebung eines Steinbruches (Originalaufn. d. Verf., März 1910). ■i^^^^^^^^^^^^^^^^K ^ V^I^^HhHIK -.1 1^ -'^' ■ ^^jj^miJijjH ^^HlriK' ^ — - 1 Fig. E. Fundstätte des Ablepharus am Mätyäshegy in der Umgebung eines Steinbruches, etwas entfernter als die obige (Originalaufn. d. Verf., März 1910). Ablepharus pannonicus Fitz. 571 gegnet man unserer Eidechse, wie dies schon von Teschler^) be- obachtet wurde. Herr Dr. F. Siebeneock teilte mir freundlichst mit, sein bei Avlona gefangenes Exemplar ganz an der Meeres- küste, an flachem, sandigem Boden erbeutet zu haben, was mir um so mehr als erwähnenswert erscheint, als ja unsere Eidechse — in Ungarn wenigstens — mehr oder minder öde, trockene Wiesen bewohnt, die sich an den Gehängen der Berge und Hügel zu be- finden pflegen. In diesem Falle scheint es zwar wahrscheinlich, daß das in Rede stehende Exemplar sich nur zur Besorgung der Nahrung an den Strand begab, nichtsdestoweniger mußte es in der Nähe seinen ständigen Aufenthaltsort besitzen, welcher jedenfalls noch immer verschieden von den von mir in Ungarn beobachteten Fund- stätten sein mußte. Herr Dr. Siebeneock teilt mir übrigens freund- lichst in einem Schreiben vom 12. April 1912 diesbezüglich folgendes mit: „Das Exemplar ALIephanis pannonicus, welches ich am Meeres- strande bei Avlona 1894 gefangen hatte, dürfte jedenfalls Jagd auf am Strande massenhaft vorhanden gewesene Cicindelidae gemacht haben. Es war dies Ende Juni des obengenannten Jahres an einem sehr heißen sonnigen Tag. Dieses Exemplar war das einzige, welches ich im ganzen Küstengebiet von Avlona zu beobachten Gelegenheit hatte." Das Individuum, das von Herrn Dr. Holdhaus in Comana Ylasca in Rumänien gesammelt wurde, befand sich ebenfalls auf ebenem, kalk reichem Lößboden.-) Aus dieser Erscheinung denkt Herr Dr. Holdhaus schließen zu können, daß die Johannis- eidechse nicht dermaßen an die hügelige Gegend als eher au eine gewisse Bodenbeschaffenheit gebunden ist, die laut den hier er- wähnten Erfahrungen Kalk enthaltend und mehr öde zu sein pflegt. Solche Erscheinungen begegnen uns auch bei anderen Tieren. So kommt z. B. die ßergeidechse (Lacerfa vivipara Jacq.), die für ein typisches Bergtier angesprochen wird, in der Lombardia auf der Ebene vor, wie ich die Erfahrung bei Gavirate (nahe zu Varese) gemacht habe, woselbst ich das Tier in den Versumpfungen des damals (Mitte August 1910) nur als Sumpfgegend erscheinenden Lago di Biandronno in einem hübschen männlichen Exemplar erbeutete. Dasselbe teilten mir, die Bergeidechse betreffend, auch meine Freunde Dr. med. C. Vandoni und Dr. med. A. M. Moro zu Milano mit. Dieselbe Erfahrung über dieses Verhalten der Lac. 1) op. cit., p. 241. 2) Mündliche Mitteilung. 38* 572 Gr- J- ^- FejiSeväry, vivipara Jacq. habe ich auch iu der Schweiz, im Canton de Vaud beobachtet '), wo ich sie in den Wasserkanälen der Einmündung der Rhone in den Lac Leman bei Villeneuve sowie bei Roche, im Grand Marais, gesammelt habe ; beide erwähnten Fundorte liegen in der Ebene. Der Ahlepharus pannonicus Fitz, ist sehr friedlicher Natur, verträglich, jedoch furchtsam und scheu. In der Gefangenschaft er- langt auch diese Eidechsenart eine solche Zahmheit, daß die Tier- chen, nach Teschlee -), sogar auf die Hand gelegt gefüttert werden können. Budapest, den 14. April 1912. 1) Baron G. J. v. FejeevÄKY, Herp. d. ßhonetales u. seiner Umg. V. Martigny b. Bouveret, Geneve (Lausanne), 1909, p. 39. 2) op. cit. p. 244. Ablepharus panuouicus Fitz. 573 Erkläruug der Abbildiiugeii. Tafel 13. Ablepharus pannoiiicus Fitz. S (Schwanz regeneriert). — Exemplar von Budapest. — 1:1. — NB. Die Zonen des Farbenkleides sind auf Grund der neuesten Arbeit ^) v. Mehely's bezeichnet. Erklärung der Abkürzungen (in der Reihe wie die Bänder und Streifen von den KörjDerseiten gerechnet aufeinanderfolgen). vm Vitta maxillaris so braune Elemente der Stria subocularis (bei den Streifen [Striae] wurden überall nur die angrenzenden braunen Ele- mente auf der Zeichnung wiedergegeben ; übrigens sind diese auch am dargestellten Exemplar ziemlich schwach ausgebildet, wie es durchschnittlich der Fall zu sein pflegt) vt Vitta temporalis sc Stria supraciliaris vp^ Vitta parietalis externa si Stria parietalis vpj^ Vitta parietalis interna sd Stria dorsalis vo Vitta occipitalis Tafel 14. Ablepharus pannonicus Fitz. (Alle Figuren vom Verfasser nach der Natur gezeichnet, nur Fig. 4 u. 6 schematisch, ^j — Die Originalzeichnungen, auf die sich die Ver- größerungsangaben beziehen, sind bei der Reproduktion auf 88 : 100 ver- kleinert woi'den.) Fig. 1. Pileus. — S von Budapest. — 7,27:1. — (Die rudimentären Augenlider punktiert bezeichnet.) Fig. 2. Seitenansicht des Kopfes. — J von Budapest. — 7,53 : 1. — (Die rudimentären Augenlider punktiert.) Fig. 3. Kopf von unten betrachtet. — c? von Budapest. — 7,76 : 1. Fig. 4. Schematische Darstellung der rudimentären Augenlider. — Nach einem Budapester ^ rekonstruiert. — 10 : 1. — (Die innerste 1) In: Ann. Mus. Nation. Hung., Vol. 7, p. 423. 2) Durch die Punkte, die sich auf den Schildrändern befinden, ist zugleich auch leicht ersichtlich, welcher Schild welchem aufliegt. 574 ü. J. V. Feji£rväry, Ablepharus pannonicus Fitz. [erste] Reihe der rudimentären Augenlider ist dicht, die zweite lichter punktiert, die dritte schraffiert ; die weiteren Reihen in den Augenwinkeln sind weiß gelassen.) Fig. 5. Rückenschuppen in der Gegend der Rumpfmitte. — Buda- pester (J. — 6,45 : ] . Fig. 6. Etwas schematisierte Analgegend mit den halbhervor- gestülpten Penes. — Budapester Exemplar. — 8,2: 1. Fig. 7. Vierte Zehe des rechten Hinterfußes von der Außenseite (wenn die Hintergliedmaßen in Ruhestellung gegen den Schwanz zu ge- halten sind!) betrachtet. — S von BudajDest. — 11,5: 1. Fig. 8A. Normales Schwanzende eines Budapester ,^ von der Rücken- seite. — 7,5 : 1. Fig. SB. Bifurziertes ^) Schwanzende eines Budapester (^ mehr seit- lich (der dazugewachsene Schwanzteil befindet sich auf der Rückenseite des Schwanzes!) betrachtet. — 6,62: 1. — Das Tier trocknete bei einer Gelegenheit durch ein Versehen aus und wurde somit ziemlich stark deformiert; diese Deformation erstreckte sich leider auch auf den darge- stellten Schwanz, daher seine plattgedrückte, unnatürliche Form. Die- selbe Deformation trägt Schuld daran, daß die einzelnen Schilder, welche vertrocknet sich zum Teile ablösten, an der Zeichnung nicht vei'anschaulicht werden konnten. — Der dazugewachsene Schwanzteil ist mit einem * bezeichnet. a Ohröffnung öj — a^ Scuta analia I — IV c Scutum corneale f Sc. frontale fn Sc. frontonasale fo Sc. frenooculare foi Foramen interparietale fp Sc. frontoparietale fr Sc. frenale c/ Sc. gularia h hinterer Augenwinkel in Sc. internasale ij} Sc. interparietale Isd Lamella subdigitalia m Sc. mentale n Sc. nuchalia nf Sc. nasofrenale p Sc. parietale pa Sc. postanalia ]\id Penis dexter pO[ — poiii Sc. praeocularia I — III ps Penis sinister r Sc. rostrale fibo Sc. suboculare sexc Sc. extremocaudale sl Sc. supralabialia sm Sc. mentale S777X Sc. submaxillaria I — IV sn Sc. supranasale soi^iii Sc. supraocularia sti—ii Sc. supratemporalia V vorderer Augenwinkel a — rj Sc. sublabialia 1 — o Sc. j)ostocularia I — III * dazugewachsene Schwanzspitze 1) Der Schwanz ist bei diesem Exemplar von ganz normaler Länge, und die Bifurkation befindet sich nahe der Schwanzspitze. Nachdruck verholen. Überseizungsrecht vorbehalten. Mycetomorpha, a new Rhizocephalan (witli a note on the sexual condition of Sylo n). By F. A. Potts, Fellow of Trinity Hall, Cambridge (England). (From the Zoological Laboratory of the University of Cambridg-e.) With Plates 15—16 and 12 Fignres in the text. Contents. Introduction. The Host. General Account of the Anatomy. The Rootsystera. The Mantle Duct. The Mantle Cavity and its relation to the Visceral Mass. The Structure of the Visceral Mass. The Developing Eggs. The Glands of the Visceral Mass. The Larvae. Relationships of Mycetomorpha. Diagnosis of Mijcetomorpha vancourcrensis. A note on the sexual condition in Sijlon. Introduction. The animal which is described here under the name oi Myceto- morpha vancouverensis n. g. n. sp. was dredged outside the harbour 576 F- A. Potts, of Nanaimo, Vancouver Island in August, 1911. A Single shrimp of the species Crangon communis Rathb. was noticed, to tlie ventral surface of whicli was attached a pale yellow fungus-like body fring-ed witli numberless lobes and so wide as to impede the action of the abdominal appendages. Exaniination in the laboratoiy showed at once the presence of characteristic Cirripede larvae and it became quite clear that this was a new or little known Rhizocephalan. Even more curious than the external appearance was tlie internal structure revealed by a minute study of the animal and I hasten to record such facts of structure and biology as could be ascertained from this Single specimen. It was fixed in corrosive-sublimate Solution with acetic acid as soon as a cursory exaniination of the living animal had been made. On arrival at Cambridge careful drawings of the external appearance were made and tlien a complete series of sections was cut. From their study it was possible to reconstruct a great deal of the structure of the animal. I should like to take this opportunity of acknowledging my indebtedness to the Cauadian Government who maintain the Biological Station at Departure Bay, Nanaimo, British Columbia, to the members of the Controlling Biological Committee who arranged that I should be allowed to take advantage of its facilities and to the Director, the Rev. G. W. Taylor, for his personal kindness to me. The Host. Crangon communis Rathbun. The following notes of the distribution of this shrimp are taken from Miss Rathbun's account of the Crustacea in the Harriman Expedition Reports. ^'■Crangon communis Rathbun, The Für Seals and Furseal Islands of the North Pacific Ocean 1899 Pt. 3 p. 556. Distribution. From Bering Sea to San Diego in California (including Puget Sound and Straits of Fuca), 20—309 fathoms, taken at 142 stations by the Albatross offen in large numbers. Less abundant at southern localities. Otf southeastern coast of Kamchatka, 96—100 fathoms, at two Albatross stations." My own specimen was taken between Newcastle Island and the Five Fingers Rocks, close to the mouth of Departure Bay, Vancouver Island, at a depth of about 15 fathom on a rocky bottom. Examples of this grey shrimp were not infrequent in the dredge, but not more than 20—30 passed under my Observation altogether. Mycetomorplia. 577 General Account o f t h e A n a t o m y. The external appearance of the parasite on tlie host is re- presented in the two excellent drawings (PI. 15 Fig. 1 and 2) which were made for me b}^ Mr. Edwin Wilson of Cambridge. In the first figiire the parasite is seen extending under the posterior part of the thorax and the three anterior abdominal segments of the host. It was a very pale yellow in colour and measured nearly 1 cm in breadth and 1,8 cms in length (about two-fifths the lengtli of the shrimp). In the lateral view (PI. 15 Fig. 2) the pleura and appendages of the adjacent segments of the host are removed to obtain a fair view of the parasite and some idea is given of the shortness of the peduncle and the flattening of the body where it comes into contact with the ventral surface of the host. The external feature which distinguishes this genus at the first glance from the other Rhizocephala is the number of clubshaped lobes containing diverticula of the mantle cavity which come off from the entire circumference of the sacshaped body and give the animal an appearance not unlike that of the mushroom gland of the male cockroach. The lobes are arranged in three tiers and fiftyfive of them were counted altogether. They var}^ slightly in size and while anteriorly they are always simple the posterior ones have a tendency to fork and become hammershaped. At their attachment to the central body they possess a narrow neck. The central part of the body is a rather elongated oval, flattened on the Upper surface \), slightly convex underneath. It appears on a cursory inspection to be regulär but the correct configuration is obscured by the bending over of tlie lobes and when these are turned back an indentation of the left border is revealed which indicates the attachment of the visceral mass. It will be convenient to refer to this feature throughout as the "bay". Another remarkable character is the thinness of the mantle due to the slight development of the muscular layers. It is so thin as to be nearly transparent and botli on capture and after fixation the couutless numbers of Cypris larvae which fill the mantle cavity 1) In coDsequence of the great aayranietry of the animal I sball refer simply to the upper and under surfaces the former being that part which is apposed to the ventral surface of the host, and to the anterior and posterior parts of the parasite corresponding to the same parts of the host. 578 F. A. Potts, coiild be dimly seen tlirougli it and are indicated in Plate 15. It was possible by making a slight incision in tlie mantle to draw off all the larvae in the mantle cavity and then to obtain some idea of the internal arrangement. Througli the nnder surface of the mantle (Fig. A) can be seen the curved visceral mass adhering closely to the left band margin of the body except where it is separated from it by an opaque white structure described below as the mantle du et and serving to place the mantle cavity in communication with the exterior, The visceral mass itself was, in this individual, semi- transparent in consequence of the spent coudition of the ovary and marked externally with radiating ridges corresponding to internal septa. The mantle is faintly striated longitudinally owing to the presence of muscles and anteriorly to the bay contains a large number of small rounded bodies which I think there is reason for regarding as segmenting eggs. These give a characteristic appearance to the und er surface as seen through a lens. The following notes refer to the appearance of the upper surface when the animal has been carefully detached from its host (PI. 10 Fig. 3). The short peduncle is surrounded as usual by a chitinous ring but this is not uniform in shape or thickness. The anterior edge is much thickened and drawn out into a prominent chitinous spike; the curvature of the posterior edge much less marked and the Chitin thinner. A lateral view as shown in Fig. 1 clearly indicates that the peduncle is not set vertically to the surface of the host but really runs antero-posteriorly from host to the body of the parasite. The bay in the left band margin is not seen from the upper surface although the visceral mass and mantle duct are easily ob- served through the mantle. The bodies referred to above as segment- ing eggs, are absent from the upper surface of the mantle. The Root System. The Root System (PI. 16 Fig. 4) in this creature does not form a compact mass as in Peltogaster or a widely ramifying System affecting every organ in the body of the host like that possessed by Sacculina. But the röots are mainly to be found below the ventral nerve cord of the shrimp running longitudinally in the form of a matted strip short branches being given oif laterall}^, some hardly projecting from beneath the nerve cord, others terminating in the Mycetoniorpha. 579 ventral musculature of the host. They sonietimes fork and end in clubshaped swellings containing a crowded niass of nuclei. Posteriorly they can be traced for about the length of a segnient and a half in the host and anterioi'ly for a lesser distance. They are probably white in coloiir and in their general histological character they resemble those of SaccuUna and Peltogaster. Under a thick (niticle lies an iriegnlar epitheliuni and the inferior is occnpied by ninch vacuolated tissue with very small nuclei. At the junction of the roots in the neighbourhood of the peduncle a large and distinct laciina is found and the further course of this is described below. It now remains to trace the anatomy of the animal as revealed in sections: these were cut transverselj^ as shown in P^ig. A. Fig. B. Transverse Section showing the internal aperture of the mantle dnct. r root sj'stera, hs chitinons exoskeleton of host, m mantle, vac. m. d vacuolated tissue of mantle duct, Cijp Cypris larva. Other abbreviations as in Fig. A. Fig. A. Diagram of the visceral mass show- ing its relation to the mantle cavity. Seen from the under surface. v. m visceral mass, tu. c mantle cavity, m. d mantle duct, i. a internal and e. a external aperture of mantle duct, l. m lateral mesentery. The longitudinal shading indicates the musculature of the mantle and the black spots the developing eggs vi'ithin it. The red lines represent the vertical planes in which the figures cor- lesponding to the lettering were cut. Fig. ( '. Transverse section showing the external aperture of the mantle duct. div diverticulnm of mantle cavity filled with Cypris larvae. Other abbreviations as in Fig. A and B. 580 F. A. Potts, The Maiitle Diict. Uiider this title I refer to the tubulär structure running- ou the left side of the body between the visceral mass and the mantle. It opeus into the mantle cavity anteriorly and to the exterior at the apexofthe bay. In sections (Figs. B, C) it is seen that the walls of the duct are partly composed of a highly vacuolated tissue witli very small nuclei, which appears to have a skeletal value {vac. m. d). But this tissiie is not developed regularly but very thickly on the under and anterior surfaces of the wall. As indicated, however, in Fig. A the posterior part of the wall is much thinner and is made up of fibrous cells. The lunien of the duct is considerably restricted. That it can serve for the passage of larvae to the exterior is shown by the presence of one or two in its course, one being shown in Fig. C very near to the external aperture. But it seems impossible that a ready egress can be ottered by its means to the thousands of Cypris larvae which the brood pouch and its diverticula contain, and especially when it is remembered that the feeble musculatnre of the mantle cannot be very effective in forcing the larvae to the exterior. In SaccuUna and Peltogaster. where a wide mantle aperture occurs, the nauplii are expelled rapidly by the strong rhythmical con- tractions of the well developed muscles of the mantle. But I feel inclined to suggest that in this case there is a dehiscence of the thin wall of the diverticula and that the larvae are thus liberated with promptitude at the proper time. The mantle duct is without doubt an essential organ in permitting the access of pure water for the respiration of the larvae, and the musculature of the mantle will sutfice for the slow pumping movements which subserve this function. The internal aperture (Fig. B) is of a curiously irregulär character. At the point represented in this section the external wall has become merged in the mantle and the lumen of the duct is observed as an irregulär slit opening towards the under surface into the mantle cavity. The internal wall, with its vacuolated cells, produced into a free forwardly prqjecting process which only ends some distance in front of the aperture. The external aperture (Fig. C) is a small circular orifice opening into the angle of the bay. Mycetoinori)ha. 581 The Mantle Cavity and its relation to the Visceral Mass. When tlie small visceral mass is first seen in relation to the mantle cavity it is realised how considerable is the development of the mantle cavity compared with other Ehizocephala. The diniensions are further increased by the lateral divei-ticula which coninnmicate (Fig. E) with the niain cavity, and which serve the purposes of secondary bi-ood ponches. The great development of the mantle cavity is dne to the great numbers of larvae which are produced as well as to the large size of the larvae themselves. At the time of capture the entire cavity was tightly i)acked with the Cypris forms, but in the sections as drawn for this paper they are omitted in the central cavity. The mantle (cf PI. 16 Fig. 5) is remarkable for its thinness. There is externally a cuticle of moderate thickness (but as thick as the whole of the rest of the mantle) secreted by an irregulär ecto- dermal epithelium (ecf) with well marked nuclei but no definite cell boundaries. This is succeeded by a layer of muscle fibres (mu), which are mostly longitudinal in arrangement. The musculature is especially developed round the apertures of the lateral diverticula into the mantle cavity. Lastly there is a thin layer of internal ectoderm (ect^) lining the mantle cavity, with a very thin cuticle. Between the internal ectoderm and the muscle layer are to be found the bodies which I regard as eggs retarded in development. The mesenteries. The main attachment of the visceral mass to the mantle is effected by a very thin lateral mesentery, running on the curved left side of the body (cf. Fig. A, E, F. G etc.). But in front of the apex of the bay and in the neighbourhood of the mantle duct an extensive fusion of the visceral mass with the mantle has taken place both dorsally and ventrally. A small diveiticulum of the mantle cavity is however found in sections through this region (Fig. D) intruding between the visceral mass and the under surface of the mantle and this increases in extent when traced forward, until in the neighbourhood of the internal aperture of the mantle duct the visceral mass is only supported by a wide dorsal concrescence with the mantle. Further forward the connection ceases altogether, T h e c 0 n n e c t i 0 n 0 f t h e i' o o t s y s t e m with the visceral mass (cf. Fig. J). The rootsystem passes through the peduncle by 582 F. A. Potts, Fig. D. Transverse sectiou through visceral raass jiist in front of the bay. Abbreviations as iu precediüg figures. Fig. E. Transverse sectiou through peduncle. Fig. F. a Strand of tissue which contains a wide and definite lacuna (Fig-. E). This does not, however, pass straiglit to the visceral mass but runs posteriorly for a considerable distance in the Upper surface of the mantle (Fig. F) at the same time shifting slightly toward the left side. But at the point where the section drawn in Fig. G is taken tliere is a projection of the peduncular tissue which soon fuses vvith the Mycetüiiiorpha. 583 Fig. G. Fig. H. Fig. E — H illustrate the course of the lacuna eiiteriiig tbe body by the peduiicle ^E), ruuiiiug backwards in the mantle of the Upper surface (F) and commiini- cating with the visceral niass by the dorso-lateral mesenteiy (G and H). lac lacuua, ch.jied chitinous ring of the peduncle, d. l. m dorso- lateral rnesentery. The rootsystem and the lacuna in the.se and other figures is represented in red. Fig. J. Diagram of the body seen from the right side to show the connection of the root- system and the visceral mass. Abbreviations as in preceding figures. 584 F. A. Potts, visceral mass in the neiglibourliood of tlie longitudinal meseiitery (Fig. H) thus forming a dorsolateral meseiitery, in which the lacuna runs and conveys nourisliment to the visceral mass. This dorsolateral mesentery extends only for a very short space and is succeeded again by a lateroventral mesentery. Posteriorly the visceral mass hangs freely. The Structure of the Visceral Mass (PL 16, Fig. 5—7). The structure of the visceral mass is extremely simple for it contains only a single organ. the ovary. Externally the visceral mass is enclosed by an irregulär ectodermal epithelium of flattened cells, with a very thin cuticle, succeeded by a thin layer of muscle fibres. The inferior is principally occupied by a cavity, lined by a definite mesodermal epithelium of flattened cells, and into it project a great number of septa formed from the muscles of the above mentioned layer. The epithelial cells clothing the septa send off innumerable protoplasmic bridles to the ovarian follicles occupying the Spaces between the septa. The ovary is, in this individual a much shrunken organ owing to the fact that a brood of eggs has been recently laid and the organ has not yet had time to recover. It consists of a large number of follicles each of these being a much twisted and crumpled lamella with a very definite exterual cuticle, The protoplasmic contents of the follicle form a syncytium containing large numbers of small deeply staining nuclei representing the oogonia and also larger nuclei which have aggregated cytoplasm round themselves marking an early stage in the growth of the oocyte. There are not always distinct boundaries between the oocytes but PI. 16 Fig. 7 represents a common condition, several nuclei with their surrounding masses of protoplasm being definitely separated from each other. With their increase in size the nuclei of the oocytes lose their capacity for taking up stains. The same figure illustrates the fact that in each oocyte there are one or two vacuoles. But the cytoplasm is homo- geneous and does not yet contain any yolky constituent. The Developing Eggs. Eggshaped bodies of a much greater size than the young eggs mentioned above, and with a peculiar and uniform structure occur occasionally in the ovary and very commonly in the ventral part Mycetomorpha. 585 of tlie mantle (PI. 16 Fig. 5). One of these bodies is represented at a higher magnification in PI. 16 Fig. 8. There is a large central mass of small cells, with small darkly staining nnclei and thin cuticle, strongly similar to the embryonic cells of the Cypris larva. Surronnding this mass is an Investment of a yellowish substance, coniposed of globules, which does not take np borax carmine, and is, in fact, yolk. There is an onter cuticnlar envelope and in the peripheral yolk there are situated two or three large cells, very vacuolated, with a darkly staining nucleus. Very often too, large vacuoles appear in the yolk, as in the cytoplasm of the oocytes. When the eggs occur in the ovary they are regularly rounded. and the central mass of cells is spherical, but when on the other band they are found in the mantle-wall they are flattened and distorted in shape and the central cells may tend to disperse. Among the Cypris larvae in the brood pouch there is a small Proportion of bodies of a similar size and appearance, bnt of a regulär ovate shape. These I believe to be eggs which have not developed further into Cypris larvae but for some reason or other have degenerated. In most cases the structure is still re- cognisable and similar to that of the eggs in the ovary and mantle in that there is a central mass of small cells surrounded by a layer of yolk globules, but the cells are more distributed and stain less definitely than in the other cases (PL 16 Fig. 9). But so evident is the connection between the two kinds of bodies that I cannot resist the conclusion that the "developing eggs" in the mantle, do normally dehisce into the mantle cavity, I have carefully examin ed the complete series of sections but without finding a trace of a testis or any System of genital •ducts. While any conclusions as to the methods of reproduction in this animal must be provisional at present, I suggest that Mycetomorpha is parthenogenetic, that the embryos undergo the first part of their development in the body, larval life being abbreviated by the Omission of the Nauplius stage, and that tlie embryos find their way into the brood pouch without the agency of special ducts. Finally, if my Suggestion as to the nature of the problematical bodies in the ovary and mantle is correct, we may suppose that, when the developing embrj^os attain a certain size, they migrate from the ovary into the mantle, passing between the inner ecto- •dermal lining and the muscular layer. They then break through Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 39 586 F. A. Potts, tlie inner ectodermal epitlielium into the mantle cavity and sliortly afterwards hatch as Cypris larvae. But if we do not retard the "developing- e^g-s" as a eine to the reproductive processes of this Rhizoceplialan ^) we have to accoimt for the practically simultaneous development of a great number of heavily yolked eggs in the narrow confines of the ovary and for their passage into the mantle cavity without the ageucy of ducts. It seems to me a vastly more probable explanation that the ova migrate into the body wall thus affording a greater opportunity for the production of a large number of embryos and that they attain the mantle cavity by piercing a thin ectodermal epithelium of the mantle and not by the violent rupture of the walls of the visceral mass. But the ultimate decision of this and other problems connected with the reproduction of Mycetomorpha rests with the observer who is able to obtain further material of this extraordinary creature. The "developing e^g'' with its central sphere of blastomeres, the peripheral arrangement of the yolk and the three or four vacuolated peripheral cells very possibly represent a hitherto undescribed type of development. The Glands of the Visceral Mass. Toward the anterior end of the visceral mass, the ectodermal epithelium becomes modified both dorsally and ventrally over a disc- like patch (Fig. K). Under a high power (PI. 16, Fig. 11) the cells are seen to become fall and columnar and very numerous, each section showing crowds of small deeply stainingnuclei not very different from those of the ectoderm elsewhere. Towards their inner boundary the cells contain a granulär substance, not stained by borax carmine ]) It was suggested to me that these developing eggs might represent some stage of a Protozoan hyperparasite but of the two gentlemen who were kind enough to examine my sections Mr. K, R. Lewin of Trinity College, Cambridge could find no definite evidence of their Protozoan natura and Dr. HiNDLE of Magdalene College was strongly of the opinion that they were not Protozoa. Mr. Smith teils me that in SaccnUiia after the eggs are expelied into the mantle cavity a few remain in the ovary and soon degenerate without fertilisation. In Miicetomorpha the bodies appear to be eggs which have reached an advanced state of segmentation and so uniform is the structure that I cannot suppose degeneration to have commeuced. Mycetomorpba. 587 and larg-ely in the form of o-iobules about the same size as tlie nuclei. Great masses of the same material have been exuded into the cavity of the ovary, occupying the Spaces between the ovariaii follicles. Here the substance has a homog-eneous granulär appearance, the globales having disappeared. There is a general similarity to the yolk which is formed round the periphery of the developing eggs. It is not certain how far the meso- dermal epithelium of the ovarian cavity participates in the production of this se- cretion. xis may be Seen in the section drawn here (PL 16, Fig. 11) these epi- thelial cells become larger in the neig- bourhood of the glands and contain the gra- nulär substance, but in the middle of the area they appear to be absent. In other sections a proliferation of these mesodermal cells is Seen, which may, however, play an important part in secretion. The muscular layer appears to be suppressed throughout the region. The increased activity of the ectodel cells is also shown by the great thickness of the chitinous cuticle (cJi) over the glands. It has been pointed out to me by Mr. Geoffkey Smith that these glands are probably homologous with the colleterial glands of the form described by him as Duplorlns and provisionally assigned to the Rhizocephala. These are disc-shaped organs which are developed from the ectoderm of the viscei-al mass and consist of columnar epithelial cells. If they represent the colleterial glands of typical Rhizocephala, their structnre is mucli simplified. Nothing is known about the manner in which they function. The colleterial glands in those forms where their structure and function are best known, Sacculina and Peltogaster, are tubulär structures which form part of the female ducts, and they secrete a mucilaginous substance which binds the eggs together when they are forced out of the ovaiy into the ducts. When these masses of 39* Fig-. K. Transverse section throngh body in the region of the ectodernial glands (gl) of the visceral mass. (Other abbreviations as in preceding fignres.) 588 F- ^- i'OTTS, eggs finallj' reach the mantle cavity, the cementing- substance solidifles aud attaches the eg-gs to the mantle. ^) In this development of the colleterial glands there is plainly a special adaptation for preventing the emission of embrj'os during the respiratory niovements. In Mycetomorpha the eggs must be laid in a totally different manner without ducts, and as the mantle aperture is greatly restricted and the size of the eggs probably large, elaborate arrangements to prevent the escape of the brood are nnlikely and unnecessary. On tlie other band it is seen that the glands of Mycetomorpha are in füll secretory activity just at that time when the ova are beginning to grow in preparation for the production of another brood, and they secrete into the cavity of the ovary and not to the exterior (as do the colleterial glands of Sacculina). From these circumstances I feel inclined to regard them as glands which help to nourish the growing ovary, elaborating a yolky secretion. At the same time in their ectodermal origin, paired character and histological appearance they show similarity to the colleterial glands of Duplorhis and I regard it as possible that they represent also the colleterial glands of the typical Rhizocephala in a greatly modifled condition and with a change of function. The Larvae. The Cypris larvae of Mycetomorpha are similar to those described so thoroughly by Delage (3) in Sacculina and it is not thought necessary to offer here a detailed accoiint of their structure. In certain features of the histology a slight difference appears. A trans- verse section of a Cypris larva anterior to the region of the thoracic appendages is shown in PI. 16 Fig. 10 and represents the various histological Clements to be found. There is an epithelium (ep) not always to be easily distinguished from the underlying reticulate tissue {ret) with no cell walls and few nuclei. Dorsally are tobe seen the longitudinal muscle {mu) of the limbs cut in section and surrounded by a chitinous sheath. Ventrally, on eacli side, is a Cluster of numerous and very small embryonic cells (using 1) Smith (5), p. 121, tab. 8 fig. 13. A further safeguard against the escape of the brood during incubation is the development, in Sacculina, of a special arrangement of hooks, the retinacula, for fixation of the egg-tubes. Mycetomorpha. 589 tlie terminologT of Smith = the ovaiy of Delage). These are tlie cells which will, judging from the case of SaccuUna, give rise to the greater part of the bodj- of the adult animal. In the Cj-pris they appear to be proliferatiiig, each rounded C3'toplasmic mass containing a number of nuclei, as is shown in the figure. More dorsally are situated lateral groups of large celLs (ph) which take up little stain and appear to contain a great deal of yolk. They have nuclei small in proportion to the size of the cell and are possibly phagocytic in fimction. In position and general appearance they correspond to the "refringent vesicles" which Delage describes as the remains of the food yolk of the Sacculinid Cypris. but their regularity of form and association each with a Single nucleus, lead me to assume their cellular nature. In the middle line however is to be Seen a nonstaining area of a granulär substance which is certainl}' the residue of the yolk of the eg^. It must be mentioned here that though hundreds of Cypris larvae were included in the series of transverse sections, microscopic examination of these failed to show any with spermatozoa, developing or mature. Nor were any bodies found elsewhere which could be interpreted as larval males and in the face of this negative evidence we must conclude for the present that the animal is parthenogenetic. Relationships of My ceto m o rp h a. No doubt can be entertained as to the inclusion of this form among the Rhizocephala, but it does not come near any previously described genus. Asymmetry is a feature of the group but it reaches its climax in Mycetomorpha. In reviewing the genera of the Rhizo- cephala, with their varying degrees of asymmetry, Smith (5, p. 12 — 18) has found it possible to derive nearly all of them from the almost symmetrical form Pelfogaster and a profitable comparison with that genus may be made in this case too. The diftei-ences to be seen betw^een Fig. L and M are mostly to be explained by supposing two Chief movements of displacement. (1) a revolution through 90** of the visceral mass and mesentery to the right side (with ret'erence to the peduncle). (2) a subsequent curvature of the visceral mass which causes the originaUy anterior mantle aperture to be directed inwards, and is responsible for the formation of the bay. The ex- pansion of the mantle cavity is probably at later cliange. A third Clement of asymmetry is introduced by the oblique setting of the 590 F. A. Potts, peduncle and tlie posterior coiinection of tlie lacuna witli the visceral mass (its course being also complicated by the lateral revolution of the visceral mass). The glands of the visceral mass, it may be noticed in Fig. L, occupy a Position whichjustifies their Identification as colleterial glands. It is unfortiinate that the presence uf a gauglion has not been detected in Mycetomorpha. 9' ■ -ped Fig. L. Diagram of Peltogaster seen from the dorsal snrface. Fig. M. Diagram of Myceto- morjiha seen from the dorsal sur- face. Course of the lacuna of the root- System iudicated in red. c. gl colleterial gland. yl glauds of visceral mass. g ganglion. Other abbreviatious as in other figures. The arrows in Fig. M represent the directions of torsion. Fig. L. Fig. M. Sylon is the only other member of the order which is parasitic on shrimps but in spite of this community of habitat there is little resemblance betvveen the two forms for Sylon is the most symmetrical Rhizocephalan and is distinguished from its relations by the presence of two mantle openings. The one character they may have in common is reproduction by parthenogenesis. Two little known genera of Rhizocephala agree wdth Myceto- morpha in the presence of Cypris larvae in the mantle cavity. These are Thompsonia (Kossmann 4) on Melia and Sesarmaxenos recently described by Annandale (1) from freshwater crabs. But though the three forms possess a development accelerated by the suppression of the Nauplius stage there are no other features of structure or biology which indicate close relationship. The homology of the glands of Duplorhis and jMijcetomorpha has already been discussed. The thinness of the mantle and the poverty of connective tissue in the visceral mass are other points in common. Mr. Smith suggested to mo that the lacuna described in Mycetomorpha resembles the mesenteric canal of Duplorhis. But the lacuna does not open into the mantle cavity and is not lined by an epithelium or chitinous layer but is connected with a rootsystem. 3iycetomorpha then can scarcely be regarded as helping to bridge the gap between Duplorhis and the Rhizocephala with a typical rootsystem. Mycetomorpha. 591 Diagnosis of Genus Mycetomorpha. Parasitic on ventral surface of abdomen of a shrimp Crangon communis. Sollt ary. Exte mal body flattened and musliroom sliaped, length greater than breadth, colour pale yellow, borders fringed with numerous sliort lobes. Rootsysteni not widely distributed, situated under nerve cord of host, colourless. Mantle smooth, very thin, with feeble rausculature. Mantle cavity enormously enlarged and produced into the lateral lobes which together with the main cavity are filled with Cypris larvae. Mantle opening small, situated at apex of a tubulär structure with narrow lumen, the mantle duct on left side of visceral mass. Visceral mass very small in relation to the total size of body, displaced to the apparent left side of the animal, forming a semicircular curve. Peduncle short, runs obliquely into body of host pointing anteriorly: chitin of the ring continued anteriorly as a median spike. Lacuna of rootsystem communicates with visceral mass far posteriorly by dorsolateral mesentery. Main mesenteric connection runs along left side. Ganglion not known. Testes absent. Colleteric glands possibly represented by paired discs on surface of visceral mass. Female ducts absent. Larval males absent. M. vancouverensis. Ohara cters of species those of genus. A note on the Sexual Condition in Sylon. Sylon has already been recorded from Puget Sound by W. T. Cal- MAN (2j who described S. hippolytes as occurring on Tlippolyte hrevi- rostris, Pandaliis danae and Sderocramjon munitus. A large number of individuals were collected in 1909 by Miss Kathleen Haddon and in 1911 by myself while working at the Marine Biological Station of the University of ^^'ashington, situated at Friday Harbour in the San Juan Archipelago. In his monograph on the Rhizocephala Mr. Smith describes Sylon as structurally a female and not a herm- 592 F A. Potts, aphrodite reaching this conclusion after exainining sections of four individuals which he was able to obtain. I submitted my collection of Sißon to Mr. Smith and lie asks me to State, in support of his former assertion, tliat four more individuals of varying sizes were sectioned and in none of tliem could a testis be found. It may then be stated tliat in three g-enera of the Ehizocephala Sylon, Sesarmoxenos and Mycetomorpha careful examination lias not revealed the presence of the male organ or the occurrence of larval males. The presumption, then, is that these forms reproduce partheno- genetically, but it is of great importance that an investigation of their reproduction should be undertaken in some locality like Fuget Sound, where one of the forms. at least. can be obtained in quantity. Bibliography. 1. Annandale, in: Eecords Ind. Mus. Calcutta, Vol. 6 (1911), p. 1 — 4. 2. Calman , On a collection of Crustacea froin Fuget Sound, in: Ann. New York Acad. Sc, Vol. 11, 1898, p. 259. 3. Delage , Evolution de la Sacculine , in: Arch. Zool. exper. (2), Vol. 1, 1884, p. 417—738, tab. 22—30. 4. KOSSMANN, Beiträge zur Anatomie schmarotzender ßankenfüsslei*, in: Arb. zool.-zoot. Inst. Würzburg, Vol. 1, 1874, p. 97. 5. Smith, G. W., Ehizocephala, in: Fauna Flora Golf Neapel, Vol. 19,. p. 1—123, tab. 1 — 8. Mycetomorpha. 593 Explauatiou of tlie Figures. hr protoplasmic bridles connecting n. c nerve cord of host ovarian follicles with septa o. f ovarian follicle ch chitinous cuticle of ectodeim ooc oocytes eh. ped chitinous ring surrounding oog oogonia peduncle jjJi phagocytic cells of Cypris larva ect ectoderm of mantle ret reticular tissue of Cypris larva ed' ectoderm of visceral mass r rootsystem emb developing eggs h granulär substance secreted by emb. c embryonic cells of Cypris larva the glands of the visceral mass ej) surface epithelium of Cypris larva scp septa of visceral mass /. m longitudinal musculature of the ftp chitinous spike given off from host, Crangon peduncular ring m. c mantle cavity rac vacuole m. d mantle duct y residual yolk iu Cypris larva onu muscles Plate 15. Fig. 1. Ventral view of the shrimp Crangon covuminis with its parasite Mycetomorplia vancouverensis. 3:1. Fig. 2. Lateral view of the sarae : the right pleurae and appendages of the first two abdominal Segments have been removed to show the attachment of the parasite more plainly. 3:1. Plate 16. The figures in this plate refer entirely to Mycetomorplia. Fig. 3. Upper surface o{ Mycetoiiiorpha detached from its host: the visceral mass and mantle duct are shown as seen through the mantle wheu the larvae have been removed from the mantle cavity. 5:1. 594 ^- ^- Potts, Mycetoraorpha. Fig. 4. Portion of rootsystem, running underneath the ventral nerve cord of Q-angon, stained and mounted whole. Fig. 5. Transverse section about the middle of the body showing developing eggs in the visceral mass and the mantle. Fig. 6. Transverse section through portion of visceral mass showing two muscular septa and intervening ovarian foUicle. 490: 1. Fig. 7. Young oocytes in an ovarian follicle. 520 : 1. Fig. 8. Developing egg as seen in transverse section of the visceral mass. Fig. 9. Degeneratlng egg from the mantle cavity cnt in transverse section. Fig. 10. Cypris larva in transverse section. Fig. 11. Transverse section of the visceral mass showing the ecto- dermal glands. 310 : 1. Nachdruck verboten, tjbersetzungsrechl vorbehalten. Zur Fortpflanzungsgeschichte der Süßwassertricladen. Von Adolf Burr. (Aus dem Zool. Institut der Universität zu Straßburg.) Mit Tafel 17 nnd 11 Abbildangen im Text. Trotzdem in den letzten Jahren viel über die Tricladen und ihre Geschlechtsorgane geschrieben worden ist, herrscht doch in be- zug auf die Fortpflanzung dieser Tiere und die Funktion der ein- zelnen Teile des Geschlechtsapparats noch große Unklarheit. Das ist in erster Linie darauf zurückzuführen, daß über die Einzelheiten der Fortpflanzung bis jetzt zu wenig tatsächliche Beobachtungen vor- liegen. Diese lassen überdies verschiedene Deutung zu, und mit Ana- logieschlüssen durch Vergleich mit anderen Tierformen ist wegen der eigenartigen und komplizierten Ausbildung des Geschlechtsapparats nur wenig zu erreichen. Viele Autoren, die über die Fortpflanzung und die funktionelle Deutung des Geschlechtsapparats der Tricladen sprechen, bringen nur einzelne Beobachtungen, die zur Lösung der Frage bei- tragen; andere suchen wieder gewisse Vorgänge (Eikapselbildung) oder die physiologische Bedeutung einzelner Organe (Uterus) zu ei'gründen, ohne aber auf das Fortpflanzungsgeschäft als Ganzes einzugehen. Da außerdem gegen manche Befunde der nicht unbegründete Ein- wand erhoben wird, sie seien lediglich Folgeerscheinungen der Kon- servierungsmethode, war es bisher niclit möglich, durch Verknüpfung der vorliegenden Beobachtungen zu einer in sich geschlossenen Vor- stellung von der Fortpflanzung der Tricladen zu gelangen. 596 Adolf Burr, Meine Untersucliung' hat sich daher zum Ziel g-esetzt, den g-esamten Fortpflanzungsvorgang- von der Begattung' bis zur Ab- lage der reifen Eikapsel ins Auge zu fassen. Ihr kam es zustatten, daß in der Umgebung von Straßburg gerade die Süßwassertricladen in einer Reihe von Arten reichlich vertreten sind. Meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Goette, auf dessen Anregung hin die vorliegende Arbeit entstand, möchte ich an dieser Stelle für die wertvolle Unterstützung und das rege Interesse, womit er meine Arbeit förderte, meinen wärmsten Dank aussprechen. Ebenso bin ich Herrn Prof. Dr. Beesslau für wertvolle Ratschläge und Winke zu großem Dank verpflichtet. Das zur Untersuchung verwendete Material umfaßt nahezu alle bei Straßburg vorkommenden Tricladen-Arten. Die Hl und der Rhein mit ihren zahlreichen Nebenarmen lieferten mir Bendrocoelmn ladeum Orst,, Planaria gonocephala Duges, Flanaria lugubris 0. Schm., Planaria polychroa 0. Schm. und Folycelis nigra Ehrenb. ; in einem langsam fließenden Seitenarm der Hl und vereinzelt auch in der Hl selbst fand ich im Februar und März Bdellocephala punctata Pallas, auf deren Vorkommen in der Umgebung von Straßburg schon Bresslau ^) hingewiesen hat. Dendr. ladeum und Plan, polijchroa und lugubris traf ich außerdem in einigen Tümpeln des Rheinwaldes. Die Farbe von Plan, lugubris variierte von gelb bis samtartig schwai'z. Hi ein und derselben Pfütze lebt jedoch meist bloß eine Farbenvarietät; so fanden sich z. B. in einer ausschließlich gelbe, in einer anderen, die kaum 500 m von ihr entfernt war, lauter tiefschwarze Exemplare. Während sich für die in größeren Gewässern lebenden Tricladen die Fortpflanzungszeit mehr oder weniger scharf begrenzen läßt '^), ist sie bei den Tieren, die kleinere, dem Austrocknen ausgesetzte Tümpel bewohnen, in hohem Maße von der Witterung abhängig. Im Winter 1910—1911 waren die Pfützen im Rheinwald, die mir Dendr. lad. und Plan. lug. lieferten, monatelang vollkommen ausgetrocknet. Die Tiere aus dem Vorjahre waren natürlich alle zugrunde gegangen. Aus den überwinternden Kapseln, die durch abgefallenes Laub vor zu großer Kälte und gänzlichem Austrocknen geschützt waren, konnte die junge Generation erst sehr spät ausschlüpfen, da infolge des spärlichen Regenfalles die Tümpel bis Ende Mai ohne Wasser waren. Diese 1) In : Zool. Ctrbl., Jg. 9, 19t)2, p. 499. 2) Näheres findet sich in den beiden Arbeiten von Stoppenbkink, 1904, p. 27—36 u. 1905, p. 504—507. Fortpflanzungsgeschichte der Süßwassertricladen. 597 Tiere kamen also erst im Juli etwa zur Fortpflanzung-, während im Jahre zuvor die Eiablage in denselben Tümpeln, wie ich von Herrn Prof. GoETTE erfahren habe, Ende April in vollem Gange war. In engem Zusammenhang mit der Feuchtigkeit und jedenfalls auch mit der Temperatur stehen bei diesen Paludicolen 1. die Dauer der Embryonalentwicklung, d. h. die Zeit bis zum Ausschlüpfen des fertigen Tieres, und 2. eine eventuell beschleunigte Ausbildung der Sexualorgane, um vor Eintritt der ungünstigen Jahreszeit eine Fort- pflanzung sicherzustellen. In einigen Bächen der Vogesen, vor allem im Nideck-Gebiet, sam- melte ich Planaria gonocepliala, Polycelis conmta Johnson und Planaria alpina Dana.^) Als Fixierungsflüssigkeit diente mir im allgemeinen die Zenkee- sche Lösung; bei der Einbettung habe ich oft die von Wilhelmi (1909, p. 16) empfohlene ausgezeichnete APATHY'sche Celloidin-Paraffin- Methode angewandt. Um gute Frontalschnitte zu bekommen, ver- fuhr ich folgendermaßen: ich brachte gut ausgestreckte Exem- plare mit geschmolzenem Paraffin in eine Glasschale mit ebenem Boden und drückte einen auf einer Seite ganz ebenen Paraffinblock leicht auf das Tier, bis das Paraffin angefangen hatte zu erstarren. Auf diese Weise liegt dann das Objekt ganz flach dem Blocke auf und ist auf dem Mikrotom leiciit zu orientieren; nur ist darauf zu achten, daß der Block mit dem übrigen Paraffin gut verschmilzt, da das Objekt sonst leicht abblättert. Da es mir bei meinen Untersuchungen nur wenig auf histiologische Details ankam, habe ich meist ziemlich dicke Schnitte (15 f^) an- gefertigt; fast durchweg wurde mit Hämatoxylin nach Delafield oder Hämalaun und Chromotrop (bezogen von Grüblee, Leipzig) ge- färbt. Einige Worte sind noch über die Organbenennungen voraus- zuschicken. Den bei Plan, gonocepliala, polychroa, lugubris u. a. ein- heitlichen Geschlechtsraum nenne ich „Atrium" (Fig. G). Bei Bendr. lacteum, Plan, torva, cavatica, alpina, Bdelloc. punctata u. a. liegt hinter der Geschlechtsöffnung ein „Vorraum", der durch eine oft diaphragma- artige, oft schlauchförmig ausgezogene Falte von dem Atrium ge- trennt ist (Fig. F, H, J). Die Namen Penisscheide, Atrium mas- 1) Über die Verteilung der 3 Arten in dem genannten Gebiet vgl. E. Bresslau, Die Verbreitung der Alpenplanarien und ihr Vorkommen in den Vogesen, in: Mitt. philom. Ges. Elsaß-Lothr,, Vol. 4, Jg. 1910., p. 303—319. 598 Adolf Bürr, culinuni. femininum und commune werde ich mit Rücksicht auf die Funktion nicht gebrauchen. Der zwischen Mund und Penis gelegene, mit dem Atrium oder dem Vorraum kommunizierende Drüsensack wird von den Autoren immer ijoch häufig als Uterus bezeichnet. Dieser Name trifft jedoch das Wesen des Organs nicht und muß durch einen passenderen ersetzt werden. Bevor aber die Funktion des Organs völlig geklärt ist, werde ich die am meisten gebrauchte Bezeichnung „Uterus" weiter führen und später erst einen anderen Namen (Bursa copulatrix, vgl. Fig. F) in Vorschlag bringen. Die von Stoppenbeink (1905) eingeführte Bezeichnung „Eidotter- gang" kann ich nicht gutheißen. Die betrefienden Gänge sind Aus- führungsgänge der Ovarien und werden füglich als Oviducte oder Eileiter angesprochen. Daß in Ermanglung selbständiger Ausführungs- gänge der Dotterstöcke die Eileiter von den Dotterzellen mitbenutzt werden, berechtigt nicht dazu, die Eileiter auch als Dottergänge zu bezeichnen. Ich werde mich daher auf die Namen ..Eileiter" und „Oviduct" beschränken. Anstatt des vieldeutigen und daher wenig passenden Namens Cocon (Eikapseln verschiedener Würmer, Puppenhüllen der Insecten) brauche ich die Bezeichnung „Eikapsel". Die Begattung und Befruchtuug. Die Angaben über die Begattung der Süßwassertricladen reichen sehr weit zurück. Schon 1827 stellte E. v. Baer (1827, p. 719. 720) die Copulation als eine wechselseitige fest. Er beobachtete, daß die Tiere sich mit abgekehrten Vorderenden mit den Hinterenden des Leibes aneinander legten; wenn er sie auseinander zog, bemerkte er bei jedem Individuum eine dem Pharynx ähnliche, aber kürzere, weiße Röhre, die aus der hinteren Bauchöffnung hervorgetreten, in den Leib des anderen Tieres eingedrungen war und nach der Trennung bald wieder eingezogen wurde. Duges (1828, p. 175 — 177) beobachtete Planarien in Begattung, die einen rechten Winkel mit- einander bildeten. Außerdem glaubte er eine weitgehende Überein- stimmung der copulierenden Tiere in bezug auf Größe, Form, Farbe und Fundort feststellen zu können. Hallez (1887, p. 14) fügt hinzu, daß die Begattungen hauptsächlich in die Zeit vor der Eiablage fallen, später aber weniger häufig vorkommen. Eine Begattung soll für 2-3 Kapselbildungen ausreichen, ihre Dauer schätzt er auf IV2 Stunden. Fortpflanzungsgeschichte der Süßwassertricladen. 599 Kennel (1889, p. 458) gibt eine Beschreibung- der Copiila. die sich auf Untersuchung von Schnitten gründet. Er fand, daß der Penis des einen Tieres in den Uterusgang des anderen eingeführt ist. Die Spermatozoen befänden sich in der Uterustasche, für die er des- halb schon die Bezeichnung ßeceptaculum seminis vorschlägt, umgeben von einer Secretmasse, die dem Epithel der Tasche selbst entstamme und zur Konservierung des aufgenommenen Spermas dienen dürfte. In neuerer Zeit hat Wilhelmi in seiner Tricladenmonographie (1909 p. 102 ff.) eine genaue Beschreibung der Begattung bei den Seetricladen gegeben. Er unterscheidet zwischen einem aktiven Tier, das ein anderes, das passive, anfällt und seine Bauchseite zu gewinnen sucht, um eine Begattung einzuleiten, die dann wechselseitig erfolge. Bei Procerodes lohata würden die BauchÜächen der Länge nach aneinander gepreßt, während bei Procerodes dolirni die Tiere in entgegengesetzter Richtung orientiert die Ventralflächen der Hinter- enden aneinander legten. Der Penis werde in den Uterusgang ein- geführt, die Spermatozoen gelangten in den sogenannten Uterus, was Wilhelmi, entsprechend Kennel, veranlaßt, dieses Organ als Recepta- culum seminis zu bezeichnen. Meine Beobachtungen über die Begattung der Tricladen beziehen sich auf die Planaria- XriQW PI. lug., pol. und gojioc; auch hatte ich, allerdings nur ein einziges Mal, Gelegenheit, Dendr. ladeum in Copula zu fixieren. Die Begattungen fallen, wie Hallez richtig angegeben hat, hauptsächlich in die Zeit direkt vor der Eiablage; später nimmt ihre Häufigkeit etwas ab. Da die Tricladen überhaupt lichtscheue Tiere sind, bevorzugen sie für ihre Begattungen die Nacht und die Morgen- und Abend- stunden. Doch traf ich von Plan, polijchroa auch untertags Begattungen, und die Tiere ließen sich selten stören, wenn ich das Gefäß, in dem sie waren, dem direkten Sonnenlicht aussetzte. Die weitgehende Übereinstimmung der beiden copulierenden Individuen, wie Duges sie angibt, beruhte wohl lediglich auf Zufall und hat keine allgemeine Bedeutung. Ich habe oft bedeutende Größenunterschiede bei den copulierenden Tieren beobachtet; einmal war das eine Tier sogar doppelt so lang wie sein Paitner. Ebenso habe ich mehrmals braune Individuen von Plan, polijchroa mit grau und schwarz gefleckten zusammen gesehen. Die Stellung bei der Copulation ist wechselnd. Oft sitzen die Tiere in entgegengesetzter Richtung orientiert, die Hinterenden sind in die Höhe geschlagen und aneinander gepreßt, so daß auf 600 Adolf Bürr, diese Weise die Geschleclitsöffnungen zusammenkommen (Fig. A u. E). Weiterhin sah ich die beiden Tiere an der Glaswand des Gefäßes in einem rechten Winkel zueinander angeheftet, das eine hatte sein Hinterende einfach nach oben geschlagen, das andere legte seine Geschlechtsöifnung an die des ersteren, indem es sein Hinterende nach der Seite aufrichtete (Fig. B). Die beiden Tiere können auch am Boden liegen, das eine auf dem Rücken, das andere in einem rechten Winkel darüber (Fig. C). Endlich läßt sich beobachten, daß die Bauchflächen der ganzen Länge nach aneinander gepreßt werden. E Fig. A. Fiff. B. Fig. C. Fig. A. Dendrocoelum lacteum in Copula. Fig. B. Planaria liujnbris iu Copula. Die beiden Tiere hingen an der Glas- wand des Gefäßes. Fig. Vj. Planaria polychroa in Copula. Wie die Begattung eingeleitet wird, konnte ich nicht vollkommen verfolgen. Nur traf ich einmal zwei Planarien, die mit aufge- schlagenem Hinterende in entgegengesetzter Richtung hintereinander saßen, ohne sich jedoch noch zu berühren. Kurze Zeit daraufhatten sich die Hinterenden getroffen, um eine Begattung zustande zu bringen. Fig. D zeigt ein aus Schnitten rekonstruiertes Bild von Plan. Fortpflaiizungsgeschichte der Süßwassertricladen. 601 gonocephala in Copula. Das eine Individuum ist längs, das andere quer getroffen. Die Geschleclitsöffnung ist stark geweitet, der Penis ist lang ausgestreckt, so daß ein Teil des Atriums noch mit aus- gestülpt wurde. In dem ganz an die Bauchfläche gezogenen er- weiterten Endabschnitt des sogenannten Uterusganges steckt der Bursa cop, (Uterus Sperma - (Uterusgang) — Penis - Schnittrichtung ■Penis Schalendr Ovidukt Fi«-. I). Begattung- vou Planaria yoiioccphala, aus Schnitteu rekonstruiert. Penis des Partners. Die Spermatozoen finden sich zum Teil im „Uterus", zum Teil noch in dessen Gang. Das Sperma im Uterus ist vermischt und umgeben von einer Secretmasse, die, wie Bergen- DAL (1892, p. 317) nacligewiesen hat, teils dem Drüsenepithel des Organs selbst entstammt, teils von den in dasselbe einmündenden erythrophilen Drüsen geliefert wird. Nach v. Kennel soll dieses Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 40 602 Adolf Burr, Secret zur Konservierung- des Spermas, das für verschiedene Ei- kapselablagen aushalten muß, dienen (1889, p. 458). Bei Dendr. lacteum finden v^^ir ähnliche Verhältnisse (Fig. Ea u. b). Die Geschlechtsöffnung ist wieder weit auseinander gezogen, so daß der Vorraum des Atriums (vgl. Fig. F) ganz an die Oberfläche ver- lagert ist. Der eigentliche Penis ist zwar in die Länge gestreckt, Musk Dr.Org Schalend^: Bursa cop Spem ^ ^ ,^ (Uterus) Ovidukte uas def. Bursa cop. (Uterus! Bursa cop. (Uterus) Fig. E. Dvndrocoelum lacteum in Copula. a u. b: Schnitte durcli die Gesclilechtsgegend eines Paares. Das Flagellum des Penis jedes Tieres ragt in die Bnrsa cop. (Uterus) des anderen. Der Pfeil bezeichnet die Grenze der beiden Tiere. Die Hinterenden sind durch Verquellung von Khabditen aneinander geheftet. Fortpflanzungsgeschichte der Süßwassertricladen. 603 kommt aber ans dem Tiere selbst nicht heraus, sondern wird an der Stelle, wo sicli das Flagellum absetzt, von der trichterförmig ausgezogenen Trennungsfalte zwischen Vorraum und Atrium zurück- gehalten. Das ausgestülpte Flagellum allein gelangt in den durch die Längsmuskulatur stark zusammengezogenen Uterusgang und öffnet sich mit der trichterartigen Erweiterung an der Spitze direkt in den Uterus, der also auch hier wieder das Sperma aufnimmt. Der ganze Uterusgang ist bis zu der Ansatzstelle des Uterus, also so weit das Flagellum des Penis reicht, von kleinen, kolbigen Drüsen- zellen ausgekleidet, die während der Copulation ein sich im Häma- toxylin-Chromotrop-Präparat hochrot färbendes Secret abgeben. Ob dieses Secret zum Schlüpfrigmachen des Ganges oder zum Fest- halten des männlichen Organs dient, ist meines Erachtens eine ziemlich müßige Frage, da die beiden Funktionen, besonders wenn das Secret eine zähflüssige Masse darstellt, sich gar nicht auszu- schließen brauchen. Die Begattung bei den S ü ß w a s s e r t ri c 1 a d e n ist also, wie v. Baer schon richtig festgestellt hat, eine wechselseitige. Der Penis des einen Tieres wird in den Uterusgang des Partners eingeführt; das Sperma ergießt sich in den bis jetzt sogenannten Uterus, der also nicht ganz mit Unreclit schon von einzelnen Autoren als Eecep- taculum seminis angesprochen wurde. Die Tatsache, daß die Penes der beiden Copulanten gleichzeitig nebeneinander vorbei in den Uterusgang des anderen Tieres einge- führt werden, und die bei den einzelnen Formen etwas verschiedene Anordnung der Copulationsorgane bedingen die Stellung der Tiere bei der Begattung. Am Geschlechtsapparat von Dendr. Jadenm fällt ohne weiteres die unsymmetrische Anordnung der Teile ins Auge, die z. B. bei den Flanaria-kvi^n in dieser Weise nicht vorhanden ist. Von oben und hinten gesehen befindet sich bei Dendr. ladeum der Penis etwa in der Mitte des Körpers, mit dem freien Ende leicht nach rechts gerichtet. Der Uterusgang umgeht in einem Bogen den Penis und mündet dann von links in den Vorraum des Atriums ein. Sind nun zwei Tiere mit aufgeschlagenem Hinterende in entgegen- gesetzter Eichtung orientiert, so kann die gleichzeitige Einführung der beiden Penes in die gerade gegenüberliegenden Eingänge des Uterusganges leicht erfolgen. Bei den Flanaria- kvi^w verläuft der Uterusgang über dem Penis und mündet, etwas nach rechts von der Mittellinie abweichend, von 40- 604 Adolf Burr, der Dorsalseite her in das Atrium. Diese Tiere bilden dann nor- malerweise bei der Begattung einen rechten Winkel, wodurch er- reicht wird, daß die beiden Penes sich gegenseitig den Weg zu der entsprechenden Mündung des üterusganges nicht versperren. Häufig beobachtet man jedoch auch bei den Planarien die gleiche Begattungs- stellung wie bei Dendr. Bringt man durch Berühren das Paar zum ^auseinandergehen, so sieht man, daß die beiden Penes sich um- einander gewunden haben, was durch die Länge und die Beweglich- keit dieser muskulösen Organe, besonders bei Plan. polycJiroa, er- möglicht wird. Zur Sicherung der Begattung halten sich die Tiere gegenseitig und an der Unterlage fest. Die sogenannten Haftzellen (Wilhelmi, 1909, p. 157), der Ring von rhabditen- und cilienfreien Zellen am Rande der Bauchseite (früher als Klebzellen bezeichnet), spielen auch bei den Süßwassertricladen als Anheftungsmittel eine große Rolle. AVenn die beiden copulierenden Tiere an der Glaswand eines Ge- fäßes sitzen, kann man die Befestigung mittels des Haftzellenringes direkt wahrnehmen. Auf Schnitten findet man die Haftzellen stellenweise in inniger Bei-ührung mit der Epidermis des anderen Tieres; außerdem sind sie auf Begattungspräparaten stark in die Länge gezogen, w^odiirch deutlich zu erkennen ist, daß sie in Funk- tion fixiert worden sind. Außer den Haftzellen kommen bei den Süßwassertricladen noch andere Anheftungsmittel in Betracht. Schon an lebenden Objekten sieht man, daß die Ränder der Geschlechtsötfnungen während der Begattung innig miteinander zusammenhängen. Diese Verbindung wird hergestellt durch Zellen, die um die Geschlechtsöffnung herum- liegen, mit den Haftzellen jedoch nichts zu tun haben. Stoppenbrikk hat sie bei Plan, gonocepliala beobachtet und schreibt darüber (1905, p. 522): „Eigentümliche Epithel Verhältnisse, die an Wendt's Be- obachtungen bei Gunda ulvae erinnern, sah ich speziell bei Planaria gonocepliala. Der Genitalporus wird von Epithelzellen umgeben, die von den Körperepitlielzellen in manchen Punkten abweichen. Sie sind kolbenförmig und sitzen mit ihrem Halsteil der Basalmembran auf. Der Kern liegt basal und ist ziemlich gross. In diesen Zellen fehlen die Rhabditen, Die Übergänge von diesen Zellen zu den Körperepithelzellen, sowie dem Epithel des Atriums vollziehen sich allmählich." Diese Zellen habe ich nicht allein bei Plan, gonocepliala, sondern auch bei Plan lugiihris, polychroa und Dendr. lacteum gesehen. Sie treten allerdings nur dann durch ihre kolbenförmig angeschwollene Fortpflanzungsgescbichte der SüCwassertricladeu. 605 Gestalt hervor, wenn sie in Funktion sind, sonst sind sie kaum vom Epithel des Atriums zu unterscheiden. Diese Zellen secernieren jedenfalls eine klebrige Flüssigkeit, die bei der Begattung die Ränder der Geschlechtsöffnungen der beiden Tiere miteinander verbindet. Auch die Rhabditen können zur gegenseitigen Befestigung der sich begattenden Tiere verwandt werden (Fig. E). Damit steht auch wohl im Zusammenhang, daß bei Bendr. ladeum in der Umgebung der Geschlechtsöffnung die Rhabditen besonders zahlreich und stark entwickelt sind. Die Spermatozoen im Uterus wurden schon von einer Reihe von Beobachtern (Hallez, v. Kexnel, Chichkoff u. A.) gesehen, die zum Teil daraus den Schluß zogen, daß in diesem Organ die Ver- einigung der männlichen und weiblichen Elemente, d.h. die Befruchtung, vor sich gehe. Demgegenüber konnten wieder andere Forscher (IijiMA, Mattiesen u. A.) niemals Spermatozoen im Uterus finden, trotzdem sie Gelegenheit hatten, Tricladen während ihrer Lege- periode zu beobachten. Dies führte naturgemäß zu der Auffassung, daß die Befruchtung der Eier wohl nicht im Uterus stattfinde. Mattiesex gelang es auch, diese Ansicht durch eine positive Be- obachtung zu stützen. Er fand den blasenförmig aufgetriebenen Anfangsteil des Eileiters, die Tuba, mit Spermatozoen erfüllt, die sicher zur Befruchtung der die Tuba passierenden Eier bestimmt waren (1904, p. 278). Diese Ansicht fand Unterstützung durch Sabussow und vor allem durch Stoppenbrink, der (1905, p. 524) die Wanderung der Spermatozoen und ihre Ansammlung in der Tube bei Plan, gonocephala, alpina und Dendr. ladeum verfolgen konnte. Widersprochen wurde dieser Auffassung eigentlich nur von Ude (1908, p. 346) mit der Begründung, daß, wie unzweifelhaft feststehe, der sogenannte Uterus in erster Linie bei den protandrischen Formen als Receptaculum seminis diene, er gibt aber an einer anderen Stelle (p. 347) an, in diesem Receptaculum seminis niemals Sperma beobachtet zu haben. Mit diesem Einspruch wird also nicht viel widerlegt. Ich kann die Richtigkeit der Angaben Mattiesen's und Stoppen- beink's bestätigen. Die in den Uterus entleerten Spermatozoen, wandern, wie ich des öfteren habe feststellen können, sehr bald nach der Begattung durch den Uterusgang und das Atrium hindurch in die Oviducte und setzen sich in der Tuba fest. Hier findet dann zweifellos die Vereinigung der männlichen und weiblichen Elemente statt. Zu einer eigentlichen Befruchtung, d. h. zur Bildung der 506 Adolf Burr, beiden Yorkerne, kommt es, wie Stoppenbrink (1905. p. 524) an- gegeben hat, noch nicht, da nach Mattiesen das Ei der Paludicolen schon im Stadium der 1. Richtungsspindel das Ovarium verläßt und erst im Atrium befruchtungsfähig wird. Man muß also, wie es Bresslaü (1904) bei den Rhabdocölen getan hat, auch bei den Süß- wassertricladen zwischen Besamung und Befruchtung unterscheiden. Da ich die Spermatozoenan Sammlung in der Tuba bei Plan, gonoceph ala, polych roa, lugubris, Dendr. lactenm, Polyc. nigra und Bdelloc. punctata habe feststellen können, glaube ich als sicher annehmen zu dürfen, daß bei allen Süßwassertricladen die Besamung in der Tuba erfolgt. Ob dies auch auf See- und Landtricladen aus- gedehnt werden kann, müssen entsprechende Nachforschungen lehren ; große Wahrscheinlichkeit ist dafür vorhanden, da schon v. Keknel bei den Landtricladen die ampullenartige Erweiterung der Oviducte erwähnt und Bergendal bei der Seetriclade Uteriporns auch die Spermatozoenansammlung in der Erweiterung gesehen hat. Damit kann ich mich jedoch nicht einverstanden erklären, daß Mattiesen (1904, p. 278) die das Sperma aufnehmende Tuba als Eeceptaculum seminis bezeichnet. Die Tuba ist ein Teil des Ei- leiters, und dem Teil eines Organs kann man nicht den Namen eines ganz anderen, sonst immer selbständig vorkommenden Organs beilegen. Den Tricladen fehlt eben dann das, was man bei anderen Würmern Receptaculum seminis nennt. Auch dieselbe Bezeichnung für den sogenannten Uterus (v. Kennel, üde, Wilhelmi u. A.) kann ich nicht billigen. Meinen Beobachtungen zufolge ist sie deshalb unzutreffend, weil das frag- liche Organ zwar die Spermatozoen bei der Begattung aufnimmt, jedoch, was von den betreffenden Autoren nicht in Betracht gezogen wird, nicht als Reservoir für sie dient. Endgültig läßt sich an dieser Stelle noch nicht über den Namen des Organs entscheiden, da vorerst noch zu untersuchen ist ob und in welcher Weise der „Uterus" mit der Bildung der Eikapsel in Zusammenhang steht. Das, was bis jetzt über das Organ gesagt ist, würde vielleicht am ehesten die Bezeichnung „Bursa copu- latr ix" rechtfertigen. Das typische Aussehen der Bursa copulatrix, die bei anderen Wurmarten, auch bei Mollusken und Insecten, eine Tasche ist, die zur Aufnahme des männlichen Organs bei der Be- gattung dient, hat der „Tricladenuterus" zwar nicht. Doch haben der lange Gang, die mächtige Ausweitung am blinden Ende sowie Fortpflauzungsgeschiclite der Süßwassertricladen. 607 die Differenzierung des Epithels keine prinzipielle Bedeutung, sondern stehen mit der unverhältnismäßig großen Spermatozoenmasse, die das Orgfan aufnehmen muß. in Zusammenhang". Die Bildung der Eikapsel. In der Biologie der Tricladen am meisten umstritten ist die Frage nach der Bildung der Eikapsel. Die tatsächlichen Be- obachtungen, die über diesen Gegenstand vorliegen, sind lückenhaft, zum Teil sogar irreführend, so daß die entgegengesetztesten Ansichten plausibel gemacht werden können. Einigermaßen klargestellt ist bis jetzt nur, wie die Vereinigung der Eier und Dotterzellen zustande kommt; genaueres darüber gibt Stoppenbrixk (1905, p. 515 ff.). Die Dotterzellen werden, diesem Autor zufolge, gleichzeitig mit den Eiern durch die Eileiter an ihren Bestimmungsort befördert. Der Zutritt der Dotterzellen zum Oviduct wird vermittelt durch die Dotterpforten, die sich bei Dendr. lacteum. Plan, gonocephala und polijcliroa als einfache Offnungen in der Wand des Oviducts finden; ihnen entsprechen bei Flau, alpina und (nach Iijima) bei Polyc. nigra die sogenannten Dottertrichter, kurze Äste, die in wechselnden Zwischenräumen vom Eileiter abgehen. Die Einw^anderung der Dotterzellen in den Oviduct soll nach Stoppenbrink dadurch erfolgen, daß Komplexe von blasigen Zellen, die mit den Pforten und Trichtern in Verbindung stehen und von V. Kenxel uud Iijima als Verschlußzelleu angesehen wurden, ein Secret absondern, daß durch chemotactische Reizwirkung die amö- boide Bewegung der Dotterzellen veranlaßt. Wohin kommen aber nun die Eier und Dotterzellen, wenn sie die Oviducte verlassen haben? Gelangen sie in den „Uterus" oder bleiben sie im Atrium? Wenn der „Uterus" sie aufnimmt, bleiben sie während der ganzen Bildungszeit oder nur vorübergehend in diesem Organ? Ist die Bildungsstätte der Kapsel gleich oder ver- schieden unter den einzelnen Arten? Wie und wo wird die Schale gebildet? Woher stammt die Schalensubstanz? Welche Rolle spielt der „Uterus" bei der Bildung der Eikapsel? — Das sind die in Betracht kommenden Hauptfragen. Zuerst also Die Bildungsstätte der Eikapsel. In seinen „Zoologischen Skizzen" (1853, p. 186) spricht Max ScHULTZE von einem Raum hinter der Mundöffnung und vor der 6Q8 Adolf Bukr, Wurzel des Penis, in welchem die Eibildung vor sich gehen soll, was ihm um so natürlicher scheint, als ei- sich in dem Glauben be- flndet, die Oviducte ständen mit diesem Raum, dem „Uterus", in un- mittelbarer Verbindung. Diese irrtümliche Ansicht hat zwar Oscae Schmidt später richtig- gestellt (1860, p. 30), indem er nachwies, daß die beiden Eileiter entweder getrennt oder zu einem unpaaren Endabschnitt vereinigt sich in das Atrium öfthen; doch soll durch Kontraktionen der Muskeln der Geschlechtscloake die Mündung der Oviducte an die des Uterusganges gebracht werden können, so daß dieser imstande sei, Eier und Dotter aufzunehmen und durch peristaltische Be- wegungen in den Uterus hinabzuführen. Hier würde dann die Bildung der Eikapsel vor sich gehen, die durch die antiperistaltischen Kontraktionen des Uterusganges hinausgeschafft würde. Die erste Erschütterung erhielt diese Theorie durch Iijima (1884, p. 419 ff.), der den Namen Uterus zwar bestehen läßt, aber auf Grund seiner Untersuchungen zu der Ansicht gelangt, daß dieses Drüsenorgan nichts mit der Vereinigung der sogenannten Keime und des Dotters zu tun habe. Im Uterus hat er die Spermatozoen oder Eizellen gesehen, dagegen glaubt er sicher behaupten zu können, daß bei Dendr. lacteum die Eikapselbildung im Atrium vor sich gehe. Dasselbe hält er auch bei Plan. poJychroa für wahrscheinlich, und bei Folycelis nigra mache schon die H-förmige Bildung des Uterus eine solche massenhafte Anhäufung von Ei- und Dotterzellen an einer Stelle unmöglich. Dem Uterus weist er die Rolle einer Schalendrüse zu, wie sie Leuckart bei den Trematoden und Cestoden konstatiert habe. Kurze Zeit darauf macht Hallez (1887) die Mitteilung, er habe in der Höhlung des Uterus Eier, Spermatozoen, Dotter- zellen sowie die durch das Uterusepithel abgesonderte Substanz ge- sehen, und bezeichnet es daher als unzweifelhaft, daß der Uterus eine Tasche bedeute, in der die Befruchtung der Eier stattfinde. Das vom Uterusepithel gelieferte Secret solle zum größten Teil zur Bildung der Schale verwandt werden, der Rest diene vielleicht zur Erleichterung der Befruchtung und zur Konservierung der Sperma- tozoen. Er muß allerdings Iijima beistimmen, daß bei Dendr. lacteum die Herstellung der Kapsel im Atrium geschehe, hält aber die gegen- teilige Ansicht für Plan, polijchroa aufrecht, bei der sich die Kapsel im Uterus selbst bilden soll. Ein neues Moment macht v. Kennel in seinen „Untersuchungen Eortpflanzungsgeschichte der Süßwassertricladen. 609 au neuen Turbellarien" (1889, p. 458) geltend. Er hat gefunden, daß bei der Begattung das Sperma in den Uterus gelangt, und sieht deshalb dieses Organ einzig und allein für ein lieceptaciiluni seniinis an. Da nach Hallez eine Begattung für mehrere Eikapselbildungen ausreichen solle, müsse ein AufentJialtsort für das Sperma da sein, der nicht gleichzeitig als Uterus fungieren könne. Hallez gegen- über macht er geltend, daß die von ihm im Uterus gefundenen Eier und Dotterzellen sehr wohl durch Kontraktionen beim Fixieren der Tiere dahin gelangt sein können. Hallez' Auffassung erhält aber dann wieder durch Bergen- dal's Befunde (1892, p. 313) eine Stütze. Dieser Autor hat eine der Flan. polijchroa sehr ähnliche Form untersucht, deren Uterus ange- füllt war von einigen 6—8000 Zellen, die sich als Dotterzellen charakterisieren ließen. Da er weder im Uterusgang noch im Atrium eine einzige dieser Zellen habe finden können, hält er es für aus- geschlossen, daß sie vorher im Atrium gelegen hätten und dann sämtlich anormalerweise in den Uterus gedrückt worden seien. Er hält daher den Namen Uterus ohne jede Einschränkung aufrecht. Chichkoef (1892, p. 553) definiert die Funktion des Uterus genauer und macht auf die Verschiedenheiten im Verhalten der ein- zelnen Tricladen-Arten aufmerksam. Aus der Tatsache, daß er bei Bendr. lactemn, Plan, polijchroa und Flan. alpina Spermatozoen und Eier in der Uterushühle hat konstatieren können, zieht er den Schluß, daß im Uterus sich in erster Linie die Befruchtung vollziehe. \\'as die Bildung der Eikapsel beträfe, zeigten sich Verschiedenheiten. Bei Plan, iwlijchroa und alpina würden die Dotterzellen mit in den Uterus hinabsteigen; die Eikapsel würde also hier mit der Bildung beginnen, später aber zur Fertigstellung in das Atrium gelangen. Bei Demi): lacteiim verhalte sich die Sache in sofern anders, als nur die Eier, nicht auch die Dotterzellen in den Uterus kämen ; die Folge davon sei, daß zwar auch hier der Uterus als Befruchtungstasche fungiere, daß aber als Ort für die Kapselbildung allein das Atrium in Betracht käme. Mattiesen (1904, p. 279) kommt auf Grund eingehender Unter- suchungen zu dem Resultat, daß bei Plan, torva die Bildung der Eikapsel ausschließlich im Atrium vor sich gehe. Bergendal gegen- über hält er es von vornherein für unwahrscheinlich, daß bei so nahe verwandten Turbellarien mit so iibereinstinnnend gebauten Ge- schlechtsorganen sich so große Vei'schiedeniieiten in der Funktion zeigen sollten. Ferner scheint es ihm recht unwahrscheinlich, daß (310 Adolf Bürr, die Kapsel, wenn sie den Uterusg-ang passiert habe, nicht sofort hinausbefördert würde, sondern erst noch ein Stück in das Atrium zurück gleiten solle. Zu den Ang-aben verschiedener Autoren, die im Uterus Eier und Dotterzellen g-efunden hätten, gibt er folgenden Beitrag (1904, p. 280): „Auch ich habe einmal bei Flan. torva im ,Uterus' Dotterzellen und einige, diesen an Größe etwa gleiche, un- regelmässig g-eformte Gebilde gefunden, die fraglos aus bereits er- härteter Schalensubstanz bestanden. Da aber im Geschlechtsatrium desselben Individuums ein vollkommen intakter, zur Ablage reifer Cocon lag, berechtigt mich diese Beobachtung gerade zum entgegen- gesetzten Schlüsse: eine Coconbildung im Uterus halte ich gerade in diesem Falle für ausgeschlossen, denn es wäre dann nicht recht verständlich, wie diese Zellen und Schalenteile im Uterus zurück- geblieben sein sollten, ohne von der sich bildenden Schale mit um- schlossen zu werden. Ich nehme vielmehr an, dass dieselben schon vor der Schalenbildung etwa durch heftige Contraktionen oder ander- weitige Störungen unnormalerweise von der übrigen Masse abge- sondert und aus dem Geschlechtsatrium in die Schalendrüse hinein- gelangt sind." In dem Uterus sieht er, ähnlich wie Iijima, ledig- lich eine Schalendrüse. Stoppenbrink stellt sich nun wieder im wesentlichen auf den Standpunkt von Hallez, Bergendal und Chichkoff: bei der Gattung Planaria sammelten sich die Ei- und Dotterzellen im Uterus an, wo sie wahrscheinlich eine weiche, provisorische Hülle erhielten, die vom Drüsenepithel des Organs abgeschieden wei'de. Die halbfertige Eikapsel käme dann in das Atrium; die definitive Hülle werde von den in das Atrium einmündenden Schalendrüsen hergestellt. Bei der Gattung Dendrocoelum sei der Prozeß insofern abgekürzt, als die ganze Kapselbildung sich im Atrium abspiele (1905, p. 524, 525). Ude verfügt anscheinend über keine eigenen Beobachtungen der Kapselbildung, er ist jedoch der Ansicht, daß eine Aufnahme von Eiern und Dotterzellen in den Uterus nicht stattfinde (1908, p. 348). Steinmann (1909, p. 177) besitzt Präparate von Planarien, die den sogenannten Uterus mit Eiern angefüllt zeigen. Da er andrer- seits auch gelegentlich Sperma im Lumen dieses Organs gefunden Imt, stellt er die Vermutung auf, es könne bei verschiedenen Arten verschieden funktionieren, bei den einen als Uterus, bei den anderen als Receptaculum seminis. Es stehen sich also in der Hauptsache zwei Anschauungen gegenüber: Auf der einen Seite hält man es für wahrscheinlich, daß Fortpflanznngsgeschichte der Siißwasseitriclarteu. ßH die Bildung- der Eikapsel im Atrium vor sich g-elie. Auf der arideren Seite wird zwar nicht «-eleu^fnet, daß bei einzelnen Arten ein längerer Aufenthalt der jung-en Eikapsel im Atrium zu beob- achten sei, man hält jedoch daran fest, daß der Uterus irgendwie etwas mit der Bildung der Kapsel zu tun habe, sei es, daß er aus- schließlich als Bildungssätte für sie diene, sei es. daß er sie wenig- stens während eines Teiles der Entwicklung beherberge. Die Autoren, die für die letztere der beiden Ansichten eintreten, stützen sich auf die mehrfache Beobachtung von Ei- und Dotterzellen in der Höhlung des Uterus. Erklärt wird der Aufenthalt der weiblichen Geschlechts- produkte in diesem Organ mit der Annahme, daß 1. sich in ihm die Befruchtung vollziehe, 2. daß das vom Uterusepithel gelieferte Secret zum Aufbau der Schalen diene. Ich selbst habe Eikapselbildung bei BdeU. punctata, Dendr. lacteiim, Plan, gonocephala, polychroa, lugubris, Polyc. nigra und cornuta untersuchen können. Die Kapsel hatte bei Individuen derselben Art durchweg die gleiche Lage. Der Ort, den die Kapsel einnahm, war das Atrium, das, wie bei den genannten 3 Planaria- Xrttw, mit der Geschlechtshöhle zusammenfällt oder, wie bei den übrigen Foi-men , durch eine Falte vom „Vorraum" ge- schieden ist. Die Figg. F — J und Taf. 17 Fig. 7 veranschaulichen die Lage der Eikapsel während ihrer Bildungszeit bei einigen Formen. Fig. F zeigt ein ti-ächtiges Klxemplar von Dendr. lacteum. Die Kapsel liegt, wie schon Iijima u. A. richtig angegeben haben, im Atrium. Der Penis ist stark zusammengezogen; die durch ihn in die Kapsel ge- drückte Beule ist natürlich nur bei dem lixierten Tier vorhanden. Fig. G (Plan. polycJiroa) zeigt den Typus der Planaria - Arten mit einheitlicher Geschlechtshöhle, die also bei diesen Formen ganz von der jungen Eikapsel ausgefüllt wird. Auch hier fällt der un- gemein reduzierte Penis auf. Bei Polyc. nigra (Fig. H) sehen wir eine ähnliche Lage der Kapsel wie bei Dendr. lacteum. Daß auch hier der innere Raum, also das Atrium, die Eikapsel aufnimmt, ist auf den ersten Blick deshalb etwas verwunderlich, weil die Eileiter mit ihrem gemein- schaftlichen Endabschnitt, der auch noch die Ausführungsgänge der erythrophilen „Schalendrüsen" aufnimmt, im Unterschied zu anderen Formen in den Vorraum einmünden. Ich habe jedoch bei allen von mir untersuchten Exemplaren von Polyc. nigra die Kapsel an der angegebenen Stelle gefunden. 612 Adolf Bckr, vas def ''^"'^ (Uterusgang) 5chalendr. Geschl-öffn. Fig. F. Dendrocoelum lacteuui mit Eikapsel. Bursa cop. p^^^^ Atrium (Uterus' ^i^Schalendr stielb Dr Geschl.-öffn. Fig. G. Planaria polycliroa mit Eikapsel. Die Lage der KapseJ von Polijc. cornuta stimmt mit der von Polijc. nigra überein. Bei dieser Form öffnet sich der unpaare End- abschnitt der Eileiter in das eigentliche Atrium. BdeUocephala punctata (Fig. J) hat ebenfalls eine Trennungs- falte, und auch bei diesem Tier liegt die Kapsel in dem größeren inneren Raum, dessen reichliche Falten größtenteils ausgeglättet sind. Ein Abschluß durch Falten besteht noch, wie gesagt, gegen den Vorraum und gegen den vorderen Teil des Atriums zu, der die so eigentümliche, den Penis ersetzende Vesicula seminis enthält. Einmal traf ich allerdings auch im Uterus von Flau, gonocephala eine Menge Dotterzellen, deren Herkunft ich jedoch genau angeben kann. Im Atrium dieses Individuums lag eine Eikapsel mit einer noch jungen, unvollendeten Schale. Diese war, w4e man leicht er- kennen konnte, an einer Stelle, wo der Widerstand verhältnismäßig gering war, nämlich an der Einmündungsstelle des Uterusganges, ge- platzt. Auf diese Weise wurde aus der Kapsel eine Anzahl Dotter- Fortpflauzuugsgeschichte der Süßwassertricladen, 613 Bursa cop. ^^."'^ '^'^'^'T ( Uterus) ^-^i^=5^^5^... Schalendr. - -. Klebdr. um^-, Geschl.-öffn. Fig. H. Pohjcelis nigra mit EikapseJ. Atriu Bursa cop (Uterus vas def. vesic. sem. Fig. J. Bdellocephala punctata mit Eikapsel. Zellen herausgepreßt, die zum Teil zwischen Kapsel und Atriumwand, zum Teil in den üterusgang und in den Uterus selbst zu liegen kamen. Dieser entschieden anormale Zustand ist sicher die Folge einer bei der Fixierung geschehenen Verletzung der Kapselschale, die das Ausfließen der Dotterzellen herbeiführte. Ks läßt sich nun leicht annehmen, daß bei einem freilebenden, ti-ächtigen Exemplar, wenn es von einem feindlichen ^^'esen angefallen wird oder sonstwie einen Unfall erleidet, eine älmliche Verletzung der Kapsel und ein Übertreten von Dotterzellen in den Uterus vorkommen kann. Bleibt das Tier am Leben und wird die Kapsel schließlich abgelegt, so werden die Zellen im Uterus immeriiin noch einige Zeit zurück- bleiben. Wenn ein solches Geschöpf zur Untersuchung kommt, kann es allerdings zu Mißverständnissen Anlaß geben. Der von Mattiesen beschriebene Fall, den ich auf S. 610 zitiert habe, gibt eine gute Q\^ Adolf Burr, Illustration. Wie Mattiesen die Sache darstellt, waren die Dotter- zellen nicht infolge von Kontraktionen bei der Fixierung des Tieres, sondern schon vorher in den Uterus gekommen, da die Kapsel, wie er selbst angibt, keinerlei Verletzung aufwies. Ich habe im Uterus von Flau, gonocephala einmal eine Masse gefunden, mit der ich anfangs durchaus nichts anzufangen wußte. Einige gelbe Körperchen aber, in denen ich die von verschiedenen Autoren beschriebenen „Dotterkugeln" erkannte, ließen mich den Schluß ziehen, daß ich es mit degenerierten Dotterzellen zu tun hätte. Von der im Atrium liegenden Eikapsel können diese meiner Ansicht nach kaum stammen, da sie mit dem Uterussecret zusammen einen völlig strukturlosen Brei darstellen, während die Zellen in der Kapsel gut konserviert sind. Sie scheinen also auch schon längere Zeit im Uterus zugebracht zu haben und auf alle Fälle nicht auf normale Weise dahin gekommen zu sein. Meine tatsächlichen Befunde weisen schon auf das Atrium als alleinige Bildungsstätte der Eikapsel hin. Bei nähei-em Zusehen zeigt sich nun vollends, daß ein normaler Aufenthalt der Eier und D o 1 1 e r z e 1 1 e n im Uterus überhaupt nicht erklärt werden könnte. Nach Chichkoff (1892, p. 536) sollen die Eizellen aller Tricladen- Arten in den Uterus kommen, um befruchtet zu werden. Auch Hallez, Beegendal u. A. betrachten die Funktion des Uterus, daß sich in ihm die Befruchtung vollzieht, als die wichtigste und hauptsächlichste. Diese Ansicht deckt sich aber keineswegs mit dem, was ich, in Übereinstimmung mit Mattiesen und Stoppenbeink, schon über die Befruchtung ausgeführt habe. Die Eier sind, nach- dem sie die mit Sperma gefüllte Tuba passiert haben, besamt; darüber kann kein Zweifel mehr bestehen. Ein Aufenthalt der Eier im Uterus zum Zwecke der Befruchtung ist also nicht mehr er- forderlich. Auch die Angabe mehrerer Autoren, im Uterus bei den Eizellen Spermatozoen gesehen zu haben, vermag eine hier stattfindende Be- fruchtung nicht darzutun. Nach meinen Beobachtungen verläßt das Sperma bald nach der Begattung den Uterus, jedenfalls bevor die erste Eikapsel gebildet wird, woraus auch zu erklären ist, daß ver- schiedene Autoren (Iijima, Mattiesen, Ude) niemals Spermatozoen in dieser Tasche gefunden haben. Wenn nun doch einmal dauernd welche zurückbleiben, kann es sich meiner Ansicht nach nur um solche handeln, die die nötige Kiaft nicht mehr besitzen, an ihren Fortpflanzungsgeschichte der Siißwassertricladen. 615 Bestimmungsort zu wandern, und die damit auch vielleicht die Fähig- keit, eine Befruchtung herbeizuführen, verloren haben. Auch mit der Schalenbildung- läßt sich ein Aufenthalt der Eier und Dotterzellen im Uterus nicht in Zusammenhang- bringen. Die Vermutung einer Reihe von Autoren, der Uterus sei das Organ, in dem das Ei seine Schale erhält, wird schon durch das allgemein anerkannte abweichende Verhalten von Dendr. ladeuni in ein schiefes Licht gestellt. Denn so verschieden voneinander sind weder die Schale der Kapsel noch die in Betracht kommenden Teile des Ge- schlechtsapparats, daß man eine verschiedene Art der Schalen- bildung ohne weiteres verstehen könnte. Zudem ist in der ganzen Tricladenliteratur keine einzige Angabe zu finden, aus der zu ent- nelimen wäre, daß jemand eine sich bildende Eikapsel mit einer noch jungen Schale im Uterus gesehen hätte. Allein aus dem Vor- handensein von Ei- und Dotterzellen im Uterus von Plan, pohjchroa und alinna schließt Chichkoff, daß hier die Bildung der Schale ihren Anfang nehme, und Stoppenbeink hat für seine Annahme, daß von dem Uterusepithel eine provisorische Hülle um die Ei- und Dottermasse hergestellt werde, nicht die geringsten Anhaltspunkte. Ein Aufenthalt der Eier und Dotterzellen im Uterus zwecks Aufbau der Schale ist demnach durchaus nicht erwiesen und ebenso- wenig eine dahin zielende Notwendigkeit des Aufenthaltes, Denn IijiMA (1884, p. 420, 421) und Mattiesen (1904, p, 280) sehen die Uterustasche als reine Schalendrüse an, ohne daraus zu folgern, daß Eier und Dotter in dieses Organ gefühi't werden. Meine Unter- suchungen haben nun gar ergeben, daß der Uterus und sein Secret bei dem Aufbau der Schale überhaupt nicht beteiligt sind. Die Einzelheiten der Schalenbildung, auf die ich erst an einer anderen Stelle näher eingehen werde, deuten darauf hin, daß nicht allein bei Demh: ladeion, sondern bei allen von mir untersuchten Süßwasser- tricladen die Schalenbildung sich im Atrium abspielt. Endlich spricht auch die ganze Anlage des Geschlechtsapparats der Süßwassertricladen gegen eine anfängliche Bildung der Eikapsel in der Höhlung des Uterus. Bei Dendr. lacteum mündet der unpaare Abschnitt der Oviducte vom Schwänzende her in das Atrium ein. Um in den Uterus zu gelangen, müßten die Eier, und nach Chichkoff nur die Eier, durch die Öffnung der diaphragmaartigen Trennungs- falte in den Vorraum und von da in den Uterusgang gedrückt werden. Nachher müßten die Eier denselben Weg zurück, wobei die Möglichkeit, die durch das angehäufte Dottermaterial trichter- Q\Q Adolf Bürr, förmig nach außen gerichtete Trennungsfalte (vgl, Taf. 17 Fig. 7) zu passieren, ohne aus der Geschlechtsölfnung gedrängt zu werden, aufs äußerste beschränkt wäre. Unklar ist auch, wie sich die Eizellen in der Kapsel verteilen sollten, und endlich wäre wohl, wenn die Eier sich nicht sehr beeilten, die Dotterraasse bei ihrer Ankunft schon mit der sich bildenden Schale umgeben. Auch dürfte im Uterusgang der nach der Uterushöhlung gerichtete Wimperschlag den durchgleitenden Eiern einen merklichen Widerstand entgegensetzen. Bei Polyc. nigra münden zwar Uterusgang und Eileiter in den Vor- raum, aber hier besteht die schon erwähnte Schwierigkeit, daß der H-förmige Uterus wohl kaum eine Eikapsel aufnehmen könnte; außerdem wäre bei Pohjcelis, wie bei allen Tricladen, der Gang zu eng. Bei Bdellocephala punctata wäre die Papille, in die der Uterus- gang einmündet, zur Aufnahme der weiblichen Geschlechtsprodukte äußerst ungeeignet; dazu hätte die mächtige Eikapsel in dem auf- fallend kleinen Uterus mit einer Muskulatur, die sich ebenso wie bei anderen Tricladen mit einer Basalmembran verwechseln läßt (IiJiMA nach Ude), keinen Platz, und wie könnte sie jemals den langen, engen, eine Schleife bildenden Gang passieren? Die Vermutung Steikmann's (1909, p. 117), der Uterus könne bei verschiedenen Arten verschieden funktionieren, kann ich, ebenso wie Mattiesen, nicht teilen. Bei den von mir untersuchten Arten von Dendr. und Plan, lassen sich in bezug auf Begattung, Be- fruchtung und Schalenbildung keinerlei prinzipielle Verschieden- heiten nachweisen, die eine Möglichkeit für verschiedene Funktion des Uterus offen ließen. Von Bdelloc. und Pohjc. habe ich aller- dings leider keine Begattung beobachten können; doch stehen gerade diese beiden Formen am allerwenigsten im Verdacht, die Eibildung im Uterus zu bewerkstelligen, während gegen die Auffassung kaum etwas einzuwenden ist, daß der Uterus zur Aufnahme des Spermas dient. Bei Bdelloc. punctata soll das nach Ude (1908, p. 360—362) dadurch geschehen, daß der Endabschnitt in eine ausstülpbare Papille ausläuft und vermittels einer besonderen Pumpvorrichtung, eines Mus- kellagers um den Gang herum (Fig. 9), das wie ein Gummiball wirkt '\ das Sperma aus der Vesicula des anderen Tieres einsaugt. Wenn 1) Ein ähnlicher, allerdings viel schwächer entwickelter fiingwulst findet sich auch bei Polyc. coriiufa und hängt anscheinend auch mit dem •etwas reduzierten Penis zusammen (vgl. die Zeichnung i>. 174 in Beauer's „Süßwasserfauna Deutschlands"). Fortpflanzungsgeschichte der Süßvvassertricladen. 617 man uocli den Staudpunkt Micoletzky's (1907. p. 424j berücksichtigt, der für den Tj^pus Plan, alpina dieselbe Funktion des Uterus in An- spruch nimmt, was Steixmamx unwidersprochen läßt, verliert dessen oben erwähnte Vermutung- jegliche Grundlage. Man kann also allgemein für die S ü ß w a s s e r t r i - claden die Behauptung aufstellen, daß der bisher so- genannte Uterus nichts mit der Bildung der Eikapsel zu tun hat. Die Bildungsstätte der P^ikapsel ist das Atrium. Diese Feststellung gewinnt noch dadurch an Gewicht, daß sie in vollem Einklänge steht mit dem Ergebnis der Untersuchungen A^on Böhmig (1906) und Wilhelmi (1909) an Seetricladen. Bei Sabussoivia und Cercijra hat schon Böhmi& (1906, p. 464) Kapselbildung im Atrium beobachtet, Wilhelmi (1909. p. 256 if.) nachher auch bei den noch zweifelhaften Procerodiden. Für Bdellonm, Sijncoelium und üteriporns war es von vornherein klar, daß die Eikapselbildung nur im Atrium stattfinden könne, da bei diesen Formen der „Uterus- gang" sich durch einen eigenen Porus nach außen öffnet und somit keinerlei Verbindung zwischen „Uterus" und Eileitern besteht. Bei der Begattung der Seetricladen wird das Sperma, wie Wilhelmi beobachten konnte, in den Uterus entleert, ähnlich wie wir das bei den Süßwasserformen gesehen haben. Wie eng dieses Organ mit der Be- fruchtungsweise verknüpft ist, zeigt sich bei den Arten Cercym hastata, Cerbussowia cerruti, Sabussoivia dioica (Wilhelmi, 1909, p. 106), die die Übertragung des Spermas nicht durch eine Begattung bewerk- stelligen, sondern in der Weise, daß ein Individuum dem anderen mit dem bewaffneten Penis Wunden beibringt, durch die das Sperma in das Körperparenchym entleert wird; damit Hand in Hand geht eine Rückbildung des überflüssig gewordenen Uterus. Die S c h a 1 e n 1) i 1 d u n g. Die Angaben der Autoren über die Schalenbildung bei den Süßwassertricladen fußen auf spärlichen und lückenhaften Be- obachtungen und beschränken sich oft nur auf Vermutungen, die sich aus dem Vergleich mit anderen Tierformen ergeben. IijiMA (1884, p. 421) ist der Ansicht, daß das zur Bildung der Schale verwandte Secret dem Epithel des sogenannten Uterus ent- stamme, in dem er also eine Schalendrüse vermutet, wie sie Leuckart bei den Trematoden und Cestoden konstatiert hat. Eigentümlich sei allerdings, daß bei Dotdr. larteum der Uterusgang, durch den Zool. Jahrb. XXXIII. Abt. f. Syst. 41 QIQ Adolf Burr, das Secret befördert werde, nicht in die Penisscheide, wo seiner Beobachtung nach sich die Eikapsel entwickle, sondern in den Vor- raum münde. Überdies lasse sich nicht von der Hand weisen, daß das drüsige Epithel der Atriumwand selbst als schalenbildend in Betracht komme. Woher bei den Landtricladen die Kapselschale stamme, sei rätselhaft, da die als Uterus bezeichnete Höhlung der Landtricladen dem Uterus der Süßwassertricladen keineswegs homo- log sei und jenen Formen ein entsprechendes Drüsenorgan, das als Schalendrüse gedeutet werden könnte, fehle. Auch Mattiesen (1904, p. 181) hält es für wahrscheinlich, daß wenigstens ein Teil der Schalensubstanz von einer Schalendrüse, nämlich dem „Uterus", herrühre. Er stützt sich darauf, daß ein Teil der nicht homogenen Schalenmasse mit dem Secret des üterus- epithels große Ähnlichkeit habe. Ausschlaggebend für seine Auf- fassung ist aber anscheinend nur der Umstand, daß er für den „Uterus", den er weder als Ort für die Eikapselbildung noch als Receptaculum seminis anerkennen kann, eine Funktion sucht. WooDWORTH ist (1881, p. 37) für Phagocata gracilis der Ansicht, daß die Schale von dem Drüsenepithel des Uterusganges aus- geschieden werde; er betont, daß er den Uterus der Tricladen und die Schalendrüse der Cestoden nicht als Homologa betrachte. Chichkoff und Stoppenbrtnk stimmen miteinander in der An- nahme überein, daß der Uterus, der die Eier wälirend ihrer Aus- bildung beherberge, auch beim Aufbau der Schale eine Eolle spiele; in den Einzelheiten gehen sie jedoch stark auseinander. Nach Chichkoff (1892, p. 535) beschränkt sich die schalen- bildende Eigenschaft des Uterus auf einzelne Formen, bei denen die Bildung der Eikapsel zum Teil in diesem Organ vor sich gehe. Aber auch hier liefere das Uterusepithel nicht die ganze Schalen- masse, sondern die Schale werde, nachdem die junge Kapsel vom Uterus in das Atrium befördert worden sei, auf Kosten eines Secrets, das von den das Atrium auskleidenden Drüsenzellen abgesondert werde, fertiggestellt. Bei Dendr. ladeum komme der Uterus als schalenbildend deshalb nicht in Betracht, weil die Kapsel sich während ihrer Entwicklung nicht in diesem Organ, sondern aus- schließlich im Atrium aufhalte. Infolgedessen solle hier das Drüsen- epithel des Atriums das ganze zum Aufbau der Schale erforderliclie Secret abgeben. Stoppenbrink (1905, p. 524) weist dem Uterus ebenfalls eine schalenbildende Eigenschaft zu. Die Ei- und Dottermasse soll bei Fortpflanzungsgeschichte der Süßwassertricladen. 619 denjenigen Tricladen, deren Eikapseln zeitweilig im Uterus liegen, in diesem Organ eine provisorische Hülle erhalten. Das Secret, das die eigentliche Schale liefere, sei ein Produkt der „Schalendriisen"', d. h. der erj'throphilen Drüsen, die bei den Tricladen bald in den Endabschnitt des Uterusganges und die angrenzenden Teile des Atriums, bald in den unpaaren Teil der Oviducte einmünden. Stoppenbrink nimmt damit einen Standpunkt ein, den wir schon bei V. Kennel, Iijima und Chichkoff angedeutet finden und der von Bergendal in aller Deutlichkeit vertreten wird (1892, p. 315). Lang bezeichnete die erwähnten Drüsen bei Gunda scgmcniata und ebenso Iijima bei den Süßwassertricladen (1884, p. 425) als Eiweißdrüsen. Stoppenbrink stellt sie (1905, p 523) mit den von Lang in seiner Monographie der Polycladen (1884, p. 310) be- schriebenen Schalendrüsen zusammen und weist darauf hin, daß diese sich ihrem Wesen nach vollkommen mit den in Frage stehenden Drüsen der Paludicolen decken. Lang hält es (1884, p. 312), trotzdem ihm direkte Beobachtungen fehlen, für unzweifelhaft sicher, daß die Schale der Polj'cladeneier ein Produkt der Schalendrüsen sei, da „Uferuseier" und solche, die man gelegentlich im Eileiter fände, noch schalenlos seien, so daß eine andere Herkunft der Schale als die genannte ausgeschlossen erscheine. v. Gkafk hat später (1899, p. 239) bei den Landtricladen ein- wandsfrei nachgewiesen und in flg. 83 zur Anschauung gebracht, daß die Schalendrüsen tatsächlich mit der Bildung der Schale in Zusammenhang ständen. Eine Schwierigkeit hat aber v. Graff schon erkannt. Wie wird das beim Verlassen der Drüsen noch flüssige Secret zur harten Schale? Seine Angabe, daß das Secret in dem Moment erhärte, in dem es auf die Kapsel aufgegossen werde, enthält natürlich keine Erklärung. Eine weitere Schwierigkeit ist die gleichmäßige Ver- teilung des Secrets. v. Geaff meint, sie werde dadurch bewerk- stelligt, daß die Atriummuscularis die Kapsel in rotierende Be- wegung versetze, eine Vermutung, die sich aber nicht näher be- gründen läßt. Damit ist auch keineswegs erklärt, wie eine Schich- tung der Schale zustande kommt, die v. Geaff bei Landtricladen- eiern erkannt hat. Auch WiLHELMi geht in seiner Monographie der Seetricladen (1909, p. 257) auf die Frage ein, warum das Secret der Schalen- drüsen erhärte, während doch das Secret der erythrophilen Drüsen 41* 620 Adolf Burr, — und als solche wären die Schalendiüsen nach Bau und Reaktion anzusehen — weich bliebe. Seiner Ansicht nach kämen zwei Er- klärungsmöglichkeiten in Betracht. Entweder erfolge das Erhärten durch Hinzutritt eines anderen, nicht erythropliilen Secrets, das unter Umständen vom Uterus geliefert werde, oder, was Wilhelmi für das wahrscheinlichere hält, das Erhärten oder Weichbleiben des erythrophilen Secrets wäre von dem Fehlen oder der Anwesen- heit von cyanophilem Secret abhängig-. Da tatsächlich in die Kanäle des Copulationsapparats und in die Genitalhöhle nicht eine einzige cyanophile Drüse münde, während sonst im allgemeinen die beiden Drüsenarten zusammen vorkämen, ließe sich annehmen, das cyano- phile Secret stelle einen das erythrophile neutralisierenden Stotf dar, der das Erhärten des letzteren verhindere. Ein ganz neues Moment bringt Mattiesen (1904, p. 281) mit der Feststellung, daß die Schale der Süßwassertricladeneier keine einheitliche Substanz sei, sondern bei jungen Stadien deutlich zwei Bestandteile erkennen lasse. In einer feinkörnigen Grundsubstanz seien kleine Tröpfchen eingebettet, die eine regelmäßige Anordnung aufwiesen, indem ihre Größe nach der Außenseite der Schale hin bedeutend zunehme. Seiner Ansicht nach sind die beiden Sub- stanzen wohl auch verschiedener Herkunft. Während er aber im „Uterus" das die Grundsubstanz liefernde Organ erblickt, läßt er die Frage nach dem Ursprung der Tröpfchen offen. Er hält es zwar nicht für ausgeschlossen, daß sie von der die Kapsel um- schließenden Wand des Atriums herrühren könne, jedoch seien die Epithelzellen dieser Wand infolge der gewaltigen Dehnung so außer- ordentlich flach, daß er eine starke secretorische Tätigkeit derselben nicht annehmen könne. Die weitere Entwicklung der Schale gehe so vor sich, daß die Tropfen sich auflösten und, wenn sie nur noch als feine Granula sichtbar seien, sich in parallelen, die Schale der Quere nach durchsetzenden Reihen anordneten, die sich schließlich als feine Stäbchen zu erkennen gäben. Die fertige Schale zeige drei Schichten: eine äußere, stark ausgebildete Stäbchenschicht, dann folge eine hellere, homogene, viel dünnere Schicht, der sich nach innen zu eine zähe, membranartige Schicht anschließe. Fassen wir also zusammen, was über den Ursprung der Eikapsel- schale der Tricladen bisher angenommen wurde, so ergibt sich, daß 1) der Uterus entweder als Ort der Kapselbildung oder als eigent- liche Schalendrüse 2) das E p i t h e 1 d e r A t r i u m w a n d und schließ- lich 3) die erythrophilen Schalendrüsen als schalenbildend Fortpflauznngsgeschichte der Süßwassertricladeii. 621 Schale in Betracht gezogen werden. Durch Mattiesen's Feststellung-, daß die Schale sich aus zwei verschiedenen Substanzen zusammensetze, werden die aufgestellten Hypothesen insofern berührt, als es jetzt zweifelhaft wird, welcher Teil von den genannten Organen her- stammt. Ich selbst habe nun verschiedene Beobachtungen g-emacht, die vielleicht zur Klärung- der Schalenfrage etwas beizutragen ver- mögen. Die Angaben Mattiesen's über das Aussehen der in Bildung begriffenen Kapselschale kann ich bestätigen. Bei allen von mir untersuchten Arten konnte ich die beiden Bestandteile der Schale feststellen: größere und kleinere Tröpfchen eingelagert in einer fast homo- genen G r u n d s u b - ■* — - ^o^^r.ooo^??-'^?,«?-- stanz. Die Tröpfchen hatten bei meinen Prä- paraten gelbe bis hell- braune Farbe und zeigen demnach die Verfärbung, wie sie von der Schale bei fixiertem Material auch von anderen Wür- mern bekannt ist und normalerweise erst bei oder nach der Ablage der Eier in Erscheinung tritt. Die angewandten Färbemittel waren ohne Einfluß ^auf das Aussehen der Tropfen. Die Grundsubstanz wurde durch Chromotrop lebhaft rot gefärbt. Meiner Meinung nach ist sie homogen oder nahezu homogen; die Feinkörnigkeit, die Mattiesen erwähnt, möchte ich eher auf die schon begonnene Auflösung der Tröpfchen zurückführen als auf eine ursprüngliche Eigenschaft der Substanz selbst. Wo kommen nun die beiden Bestandteile der Schale her? Fig. K gibt für den einen Teil Aufschluß. Die Schale selbst ist bei diesem Exemplar von Plan, gonocephala in iln-er Entwicklung schon etwas vorgeschritten. Man erkennt deutlich die von Mattieskn erwähnte Sonderung der homogenen Innenschicht von der äußeren Schicht mit den schon bedeutend verkleinerten Tröpfchen. Der erweiterte Sekrd chalendr Schalendr Fig. K. Phtiuirid i/auocfiphaUt mit Eikapsel. Sagittalschuitt durch die Mnnduugsstelle der Bursa cop. 622 Adolf Bdrr, Endabschnitt des Üterusgang-es ist erfüllt von einer homogenen, rot gefärbten (Chromotrop) Masse, die an vielen Stellen deutlich einen Zusammenhang mit den erythrophilen „Schalendrüsen" zu erkennen gibt. Andrerseits steht dieses Secret mit der jungen Schale in Ver- bindung, wodurch erwiesen wird, daß es sich am Aufbau der Schale beteiligt. DieerythrophilenSchalendrüsensind es also, d i e d a s S e c r e t f ü r d i e G 1' u n d s u b s t a n z d e r S c h a 1 e 1 i e f e r n. Ich konnte den Zusammenhang zwischen der Schale und dem Secret der Schalendrüsen in ganz übereinstimmender Weise bei mehreren Exemplaren sehen; jedoch gehören sie alle der Gattung Planaria an. Wenn ich ohne direkte Beobachtungen auch von den übrigen Tricladen-Gattungen behaupte, daß die Grundsubstanz der Schale ein Produkt der erythrophilen Schalendrüsen sei, so ist dies auf folgende Umstände zurückzuführen: erstens sind die Schalen- drüsen, wie das verschiedentlich auch von anderer Seite betont wurde, allgemein unter den Tricladen verbreitet und zeigen bei allen von mir untersuchten Typen übereinstimmendes Aussehen und relativ gleichstarke Ausbildung. Zweitens steht ihr Mündungs- bezirk bei allen Verschiedenheiten unter den einzelnen Gattungen und Arten immer irgendwie mit dem Eileiter in Beziehung, in der Weise, daß es den Eiern und den Dotterzellen, bevor sie sich im Atrium ansammeln, ermöglicht wird, die Secretionstätigkeit der Drüsen, etwa durch Druck, auszulösen. Endlich spricht für meine Auffassung ein Vergleich mit einer anderen Tricladen-Gruppe. Ich habe schon einmal auf die fig. 83, p. 239 in v. Graff's Monographie der Landtricladen hingewiesen. Vergleicht man diese Figur mit meiner Fig. K, so erkennt man ohne weiteres das übereinstimmende Verhalten des Secrets der Schalendrüsen. Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, daß auch bei den Landtricladen sich die Zusammen- setzung der Schalensubstanz aus verschiedenen Teilen wird nach- weisen lassen, zumal auch v. Graff, ähnlich wie Mattiesen bei Planaria torva, bei den Landtricladeneiern eine Schichtung der Schale beobachtet hat. In diesem Falle würden die Schalendrüsen auch bei den Landtricladen nur den einen Bestandteil, die Grund- substanz, liefern. Es scheint danach, daß die erythro- philen S c h a 1 e n d r ü s e n nicht allein im Bau, sondern auch in der Funktion übereinstimmend, allen Tricladen, vielleicht auch den Polycladen, eigen sind. Der zweite Bestandteil der Schale, die Tröpfchen, wird von den Dotter Zellen der sich bildenden Eikapsel geliefert. Auf Schnitten FortpflauzuDgsgesehichte der Süßwassertricladen. 623 durch junge Stadien der Kapsel findet man teils innerhalb, teils zwischen den Dotterzellen größere und kleinere Kügelchen, die in Aussehen und Farbe vollkommen den schon besprochenen Schalen - tröpfchen entsprechen (Taf. 17 Fig. 5). Im Innern von älteren Kapseln ist ihre Anzahl schon geringer, auch finden sie sich nur noch selten in den Dotterzellen. In der fertigen Kapsel kommen sie oft gar nicht mehr, meist aber in beschränkter Menge vor. Mattiesen hat diese Gebilde in der Kapsel gesehen; er schreil)t (1904, p. 284): „Ausserdem habe ich oft zwischen den Zellen in wechselnder Zahl sehr kleine, meist kugelige Gebilde gefunden, die manchmal im Innern einige Bläschen aufwiesen. Sie schienen mir aus derselben Substanz zu bestehen wie die Schale und dürften in dem Falle vielleicht zu Beginn der Schalenbildung ins Innere gelangt sein."' Daß aber diese Körperchen nicht von außen ins Innere gelangt sind, sondern tatsächlich den Dotterzellen entstammen, wird dadurcli bewiesen, daß sie sich schon in den reifen Zellen der Dotterstöcke vorfinden. Hier sind sie auch von zahlreichen Beobachtern gesehen und beschi'ieben worden, nur kannte man ihre Bestimmung nicht. Diese Gebilde sind bekannt unter dem Namen „Dotterkugeln". Da auf meinen Präparaten die Dotterkugeln dieselbe Gestalt und Größe und auch die schon erwähnte Gelbfärbung aufwiesen wie die Schalen tröpfchen, so war die Identität der beiden Gebilde leicht festzustellen. Die Beteiligung der Dotterzellen an dem Aufbau der Schale konnte ich in ganz tibereinstimmender Weise bei allen von mir unter- suchten Tricladen-Arten vorfinden. Die Entwicklung der Schale stellt sich unter Berücksichtigung dessen, was Mattiesen schon angegeben hat (1904, p. 281), folgender- maßen dar (vgl. Taf. 17, Fig. 1—4). Die nach dem Atrium strebenden Eier und Dotterzellen regen durch Druck (vgl. Wilhelmi, 1909. p. 257j in dem unpaaren Teil der Eileiter und in dem Endabschnitt des Uterusganges die Secretion der Schalendrüsen an. Sind die Eier und Dotterzellen im Atrium versammelt, so verlassen die Schalenkügelchen die Dotterzellen, gelangen an die Oberfläche und ordnen sich liier in der von außen hinzutretenden Grundsubstanz so an, daß die größeren Kügelchen nach außen, die kleineren nach innen zu liegen kommen, ^^'ährend nun die Schalenkügelchen mehr und mehr von der Grundflüssigkeit zum Zerfall gebracht werden, sondert sich nach innen zu ein mehr oder weniger schmaler Streifen 624 Adolf Burr, ab, der durch sein homogenes Aussehen, bei Dendrocoelum und BdeUocephala auch durch stärkeres Lichtbrechungsvermögen und hellere Färbung, sich deutlich von der bedeutend breiteren, schließ- lich einen grobkörnigen Brei bildenden Außenschicht absetzt, ohne jedoch von dieser scharf abgegrenzt zu sein. Anfangs ist diese Innenschicht noch flüssig, denn sie läßt nachkommende Dotterkugeln immer noch durch (Taf. 17 Fig. 1). Nach und nach wird sie fester, was an Exemplaren zu erkennen ist, die sich bei der Fixierung kontrahiert haben; durch den ungleichmäßigen Di-uck der die Kapsel umgebenden Muskelmasse wird zuweilen die breiige Außen- masse auf die eine Seite zusammengedrängt, während auf der anderen Seite der Inhalt der Kapsel nur noch von der Inneuschicht zu- sammengehalten wird, die demnach eine gewisse Zähigkeit be- sitzen muß. Die fertige Schale zeigt meinen Beobachtungen entsprechend zwei Schichten (Taf. 17, Fig. 4): erstens eine äußere, dunklere Schicht, die von feinen Porenkanälchen durchzogen ist und den Ein- druck macht, als sei sie aus lauter feinen Stäbchen zusammengesetzt; zweitens schließt sich nach innen eine hellere, homogene Schicht an, deren Breite wechselt und im allgemeinen bei Planaria mächtiger ist als bei Dendrocoelum und BdeUocephala. Zugleich hat die ganze Schale bedeutend an Dicke abgenommen — nach Mattiesen etwa um % der ursprünglichen Dicke — , sie wird aber dafür härter und spröder. Eine dritte innere Membran, die Mattiesen erwähnt und zeichnet, konnte ich nirgends feststellen; allerdings standen mir Kapseln von Plan, torva, die er untersucht hat, nicht zur Verfügung. Einmal habe ich bei Plan. gonoeepJiala eine ganz dünne Membran beobachtet, die aber der äußeren Stäbchenschicht aufgelagert war. Ich kann mir über diese Erscheinung, die mir sonst nirgends mehr begegnete, nicht volle Rechenschaft geben, vermute jedoch, daß sie mit der Stielbildung in irgendwelchem Zusammenhang steht. Wie die Stäbchenschicht zustande kommt, ist schwer zu sagen ; von einer Durchsetzung der Schale durch Pseudopodien der Dotterzellen, was Mattiesen für möglich hält, kann wegen der frühen Ausbildung der festen, porenlosen, inneren Scliicht keine Rede sein. Die Eikapselschale der Tricladen wird also gebildet aus den Schalenkügelchen, die den Do t terzeilen ent- stammen, und einer flüssigen Grundsubstanz, die zur Verarbeitung der Schalenkügelchen dient und von den e r y t h r 0 p h i 1 e n S c h a 1 e n d r ü s e u a u s g e s c h i e d e n w i r d. Fortpflanziingsgeschichte der SüOwassertriclaclen. 625 Die Eigenscliaft der Dottevzellen, sich an der Sclialenbilduiig- zu beteiligen, wurde durch Henneguy (1906) und Goldschmidt (1909) schon bei einer anderen Platoden-Gruppe, den Trematoden. nach- gewiesen, und meiner Ansicht nach bedarf es nur der entsprechenden Untersuchungen, um den Nachweis zu erbringen, daß bei allen Platoden die Dotterzellen eine ähnliche Bestimmung haben. Nach Henneguy und Goldschmidt wird das Material für die Eischale der Trematoden nicht von der Schalendrüse ausgeschieden, sondern stammt von den Dotterzellen, die es in Gestalt der schon Leuckakt bekannten gelben Körner bilden und im Anfangsteil des Uterus entleeren. Bei diesen Formen wird demnach die ganze Schalensubstanz von den Dotterzellen geliefert; ein Secret, das mit der Grundsubstanz der Tricladeneierschalen verglichen werden könnte, scheint bei den Trematoden nicht zu existieren. Allerdings erwähnt Goldschmidt (1909, p. 488) eine Kittsubstanz, die ab und zu die Schalentröpfchen in der Weise miteinander verbindet, daß eine wabenartige Struktur der Schale entsteht. Diese Schalen bauen sich dann aus radiär gestellten Prismen auf, die einer aus zu- sammengeflossener Schalensubstanz bestehenden Membran aufsitzen; auf diese Weise kommt eine an die Tricladeneierschalen erinnernde Schichtung zustande. Die Tröpfchen selbst zeigen in beiden Klassen keine wesentlichen Verschiedenheiten. Die von Güldschmidt an- geführte gelbe Färbung, die ünempflndlichkeit gegen die meisten Keagentien wurde schon früher bei der Beschreibung der Dotter- kugeln der Tricladen erwähnt. Auch die Vacuolenbildung innerhalb der Schalen tröpfchen konnte ich bei den Tricladen beobachten. Wenn aber Goldschmidt (1909 p. 485) angibt: „Die Entleerung der im Gegensatz zu den Dottersubstanzen in fettlösenden Agenzien unlöslichen gelben Körner der Dotterzellen hatte schon Leuckart beobachtet, ohne sie aber mit der Eischalenbildung in Zusammen- hang zu bringen", ist das nicht ganz zutreffend. In seinen „Para- siten des ]\renschen" (p. 232) vertritt Leuckart zwar die Ansicht, daß die Schalensubstanz bei den Trematoden ein Secret der Schalen- drüse sei, glaubt aber, „die gelbe Farbe derselben (der Schale) auf die Dotterzellen zurückführen zu müssen, welche nach dem Übertritt in die weiblichen Leitungswege die in sie eingelagerten gelben Körner mehr oder minder vollständig verlieren und nach außen hervortreten lassen, sodaß diese dann mit dem an sich farblosen Secrete der Schalendrüse verschmelzen können". Die Ansicht Goldsch.midt's, die Dotterzellen seien gar keine (526 Adolf Burr, Dottei'zellen und spielten bei der Ernährung des Embryos keine Rolle (1909, p. 495), läßt sich auf keinen Fall auf die Turbellarien aus- dehnen. Wenn bei den Tricladen zwecks Aufnahme der Dotterzellen ein Embryonalpharynx entsteht, der später wieder znrückg-ebildet wird, kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Dotterzellen, ob sie nun echten Dotter enthalten oder nicht, zur Ernährung- des Embryos dienen. Aus privaten Mitteilungen, die mir Herr Prof. Dr. E. Bresslaf ') gemacht hat, weiß ich nun, daß auch bei Rhabdocölen, speziell bei Mesostoynurn ehrenhergi, die Dotterzellen an der Herstellung' der Schale für die Wintereier teilnehmen. In Wintereiern, die in jungen Bildung-sstadien fixiert wurden, sieht man (Taf. 17 Fig. 6), ganz ähnlich wie bei den Tricladen, zwischen den Zellen die nach der Oberfläche strebenden Schalentröpfchen, die sich in keiner Weise von den entsprechenden Gebilden der Tricladen und Trematoden unterscheiden und in späteren Stadien nicht mehr zu finden sind. Im Gegensatz zu den Tricladen und in Übereinstimmung mit den Trematoden wird bei Mesosiomum die Schale ausschließlich durch Zusammenfließen der Dotterkugeln hergestellt, ohne daß etwas der Grundsubstanz der Tricladeneier Ähnliches hinzutritt. Die junge Schale der Wintereier von 3Iesor4omum ist. wie die Figur (Taf. 17 Fig. 6) erkennen läßt, homogen und weist nur stellenweise kleine Bläschen auf, die auf die Vacuolenbildung innerhalb der Schalenkügelchen zurückzuführen sind; im übrigen zeigt sie dieselbe Färbung wie die Schalenkügelchen im Innern des Eies. Natürlich sind diese Schalen- kügelchen schon in den reifen Dotterstöcken anzutreffen. Ihr Auf- treten in den Dotterzellen bedingt das auffallende, undurchsichtige und milchige Aussehen der Dotterstöcke bei Tieren, die unmittelbar vor der Bildung von Wintereiern stehen. Die in diesem Stadium fixierten Exemplare lassen schon äußerlich durch das charakteristische Braun- werden der Dotterstöcke auf das Vorhandensein von Schalensubstanz schließen. Daß die Sommereier von Mesostomum keine harte Schale haben, hängt damit zusammen, daß zu ihrer Herstellung nur unreife Dotterzellen zur Verwendung kommen. Über das Wesen und den Ursprung der dünnen, weichen Hülle der Sommereier habe ich keine Untersuchung angestellt. 1) Herr Prof. Dr. BeeSSLAU hatte die Freundlichkeit, mir die ia Betracht kommenden Präparate zur Verfügung zu stellen, und gestattete mir, eine entsprechende Zeichnung anzufertigen und hier zu veröffentlichen. Fortpflauzuugsgescliichte der SüCwassertricIaden. 627 So hat also Antox Schneidek doch recht g-ehabt, der 1873 (p. 46) mit der Beliauptung hervortrat, was übrigens auch schon 0. Schmidt (1888) vermutet hatte, daß die Scliale der Turbellarien- eier ein Produkt der Dotterzellen sei; ja er hat schon g-anz richtig die nach der Soramerperiode in den Dotterzellen von Mesostomuni ehrenbergi auftretenden stark lichtbrechenden Körner für die mut- maßliche Schalensubstanz angesehen. Die Unterlagen, die er für seine Theorie gab, konnten allerdings der Kritik seines Gegners Ludwig (1874, p. 25), dem sich auch v. Graff (1882, p. 141) anschloß, nicht standhalten. Die Aiilieftuug der Eikapsel. Während Planaria alpina und Polijcelis cornnta ihre Eikapseln frei ins Wasser ablegen, befestigen sie die übrigen Süßwassertricladen an der Unterseite von Steinen, Pflanzen und dergleichen. Die Anheftung geschieht meist vermittels eines weißlichen Flüssigkeits- tropfens, der im Wasser zu einer zähen Masse erstarrt. Einige Arten aber (Plan, fiisca, gonocephala, polychroa und lufjuhris) versehen ihre Kapseln mit einem dünnen Stiel, der am Grunde durch eine stempeiförmige Abplattung die Anheftung erleichtert. Dieser Stiel, der ungefähr die braune Farbe der Kapsel hat. ist bei der Ablage derselben noch ziemlich zäh und dehnbar, denn er läßt sich noch stark in die Länge ziehen, wenn man das bei der Ablage begriffene Tier von der Unterlage abliebt. Über die Herkunft der Anheftungssubstanz und des Stieles finden sich in der Literatur nur spärliche Angaben. Max Schultze vermutet, daß das sogenannte muskulöse Drüsenorgan das zur An- heftung der Kapsel dienende Secret ausscheide. Iijima zitiert die Ansicht Max Schultze's, ohne sich jedoch mit ihr befreunden zu können; er selbst gibt an, daß er über die Herkunft dieses Secrets nichts habe feststellen können (1884, p. 441). Dagegen kommt Mattiesen (1904, p. 288j wieder auf den Standpunkt von Max Schultze zurück. Über die Bildung des Stieles hat nur Knappert (1865) eine nennenswerte Angabe gemacht: er ist der Ansicht, daß der Stiel erst von der Geschlechtsöffhung ausgeschieden werde. Bevor ich auf meine eigene jMeinung über die Anheftungsfrage eingehe, möchte ich zuerst der Auffassung von Max Schultze und Mattiesex entgegentreten, die dem muskulösen Drüsenorgan die Ab- sonderung des Klebsecrets zusprechen. Bekanntlich besitzen manche ß28 Adolf Burr, von den Formen, die ihre Kapseln ankleben, jenes Organ nicht, wie z. B. BdeUoc. pundaia, Plan, cühissima ii. a. ; auch bei Pohjc. nigra kommt es keineswegs konstant vor; ich selbst habe verschiedene Exemplare getroffen, denen es fehlte. Für diese Tiere kann also die Angabe Schultze's und Mattiesen's überhaupt nicht gelten. Andrerseits besitzt Polyc. cornuia mehrere derartige Organe, ohne daß sie ein Anheftungssecret lieferten. Vor allem ist aber zu be- denken, daß das von dem muskulösen Drüsenorgau ausgeschiedene Secret niemals dem recht bedeutenden Flüssigkeitstropfen, der zur Anheftung der Kapsel verwandt wird, entsprechen dürfte; den Ein- druck wird jeder haben, der einmal ein Dendrocoelum bei der Ab- lage eines Eies beobachtet hat. Meiner Meinung nach hat das Klebsecret einen anderen Ur- sprung. Ein Teil des Atriums von Dendr. lacteum ist während der Legeperiode von einem drüsigen Epithel ausgekleidet. Seine Zellen sind sehr lang und am Ende kolbig- angeschwollen ; der Kern sitzt am Basalteil, das Plasma ist schaumig und wurde durch Cliromotrop besonders am freien Ende nur schwach gefärbt. Auf Taf. 17 Fig. 7 {dr. ep) ist das Aussehen und die Lage der Zellen zu erkennen; sie nehmen ungefähr die ventrale Hälfte des Atriums ein. Der Vor- raum ist von Drüsenzellen frei, doch findet man wieder ähnliche Zellen um die Geschlechtsöffnung herum. Von ihnen habe ich schon früher (S. 604. 605) gesprochen, es sind die Klebzellen, die auch bei der Begattung die gegenseitige Anheftung der beiden Individuen besorgen helfen. Die Drüsenzellen des Atriums sind entschieden einer reichlichen Secretion fähig. Da sie erst in der Legezeit ihre volle Ausbildung erlangen, liegt es sehr nahe, in diesen Zellen den Ur- sprung der Klebsubstanz zu sehen. Die Zellen, von denen die Ge- schlechtsöffnung ausgekleidet wird, geben meiner Meinung nach ein klebriges Sekret ab, das den Kontakt zwiscnen der Unterlage und der eigentlichen Klebsubstanz herstellt. Bei Pohjc. nigra läßt sich die Auskleidung des iVtriuras durch Drüsenepithel, wie wir das bei Dendrocoelum gesehen haben, nicht beobachten. Dafür deutet aber etwas anderes auf eine einfache Lösung der Frage nach der Herkunft des Klebsecrets hin. Während der Legezeit treten bei Polyc. nigra in der Nähe der Geschlechts- öffnung zahlreiche, einzellige, erythrophile Drüsen auf, die an der Bauchseite nach außen münden (Fig. H Klehdr). Iuima hat sie schon gesehen (1884, p. 426), sagt aber nichts über ihre Funktion. Ihre große Zahl, die auf eine reichliche Secretion hindeutet, und die Fortpflanziiug;sgeschiclite der Süßwassertricladen. 629 Schale Lage ihres Mündiiiigsbezirkes, der wie ein Hof die Geschlechts- öffnung- umgibt, legen den Schluß nahe, daß wir es hier mit den Drüsen zu tun haben, die für die Absonderung des Klebsecrets zur Anheftung der Kapseln sorgen. Der Stiel, den einige PJanaria-Arten zur Ausbildung bringen, stellt sich als eine homogene Masse dar, die ab und zu in ihrem Innern kleine Bläschen zeigt. Seine Farbe ist auf Präparaten blaß- gelb, und wie die Schalenkügelchen ist die Substanz des Stieles un- empfänglich für Färbemittel. An der Stelle, wo er der Kapsel auf- sitzt (Fig. L), ist er oft ähnlich wie an der Basis verbreitert und mit der Schale durch eine schmale, auf Hämatoxj'lin-Chroniotroi)- Präparaten intensiv rot gefärbte Schicht verbunden. Bei Exem- plaren, die schon einen Stiel zur Ausbildung gebracht hatten, fand ich zwischen den Epithelzellen der Ge- schlechtsöffnung Tropfen einer gelblichen Substanz, die zwei- fellos identisch mit der Sub- stanz des Stieles war. Ich zog daraus zuerst den Schluß, daß der Stiel das Produkt des Epithels der Geschlechts- ötfnung sei. Später fand ich aber dieselben gelben Kügel- chen aus zusammengeflossener Stielsubstanz im Mesenchym, wodurch es unzweifelhaft wurde, daß nur Drüsen als stielbildend in Betracht kommen können. Ich fand dann auch Drüsen, die meines Wissens noch nirgends in der Literatur erwähnt worden sind. Zwischen den Mesenchj'mzellen eingelagert (Taf. 17 Fig. 8 st. dr), verlaufen sie parallel der Ventralfläche und münden von allen Seiten in die Geschlechtsöffnung ein, die bei den Planarien eigentlich schon mehr einen Kanal darstellt. Die Gestalt der stielbildenden Drüsen ist birn- bis schlauchfinniig, ihr Inhalt be- steht aus kleinen hellgelben Körnchen, die gegen die zur An- w^endung gekommenen Färbemittel unempfindlich waren. Ich konnte mich davon überzeugen, daß diese Drüsen eine Eiüen- Fig. L. Planaria gonocephala. Ansatzstelle des Eikapselstieles. 630 Adolf Burr, tümliclikeit derjenigen Formen bilden, die einen Stiel zur Aus- bildung bringen. Ich brauche wohl kaum zu betonen, daß die Drüsen nicht mit Pigment verwecliselt wurden; das Pigment ist in den betreuenden Präparaten deutlich zu sehen und sehr wohl von den heller ge- färbten Drüsenzellen zu unterscheiden. Der Stiel, der wohl selbst keine Klebkraft besitzt, wird wahr- scheinlich durch das Secret der Schalendrüsen mit der Eikapsel ver- bunden. Die verbreiterte Basis wird bei der Ablage der Kapsel mittels einer weißlichen, zähen Masse an die Unterlage festgeklebt. Dieses Secret dürfte ein Produkt der kolbigen Zellen (Taf. 17 Fig. 7 u. 8 Id. s) sein, die ebenso wie bei Dendr. ladenm die Geschlechts- öftnung einfassen und unmittelbar vor der Ablage besonders schön zu sehen sind. Uterus und muskulöses Drüseiiorgan. Es bleibt nun noch übrig, einige Worte über die Funktion der beiden am meisten umstrittenen Organe des Süßwassertricladen- körpers, des früher sogenannten Uterus und des muskulösen Drüsen Organs, zu Sagen, wie sie sich auf Grund der vorstehen- den Untersuchung darstellt. Der „Uterus" wird wohl seinen bisherigen Namen endgültig aufgeben müssen. Die Beobachtungen haben gezeigt, daß dieses Organ bei keiner Triclade die entstehende Eikapsel in seiner Höhlung beherbergt. Auch ein nur vorübergehender Aufenthalt der Eier und Dotterzellen in dem Drüsensack läßt sich weder nachweisen noch erklären. Die Befruchtung, d. h. das Zusammentreffen der männlichen und weiblichen Elemente, findet nicht im Uterus, sondern im Anfangsteil der Oviducte, in den Tuben, statt. Mit der Art und Weise der Beschalung kann ein Aufenthalt der jungen Kapsel in dem fraglichen Organ ebensowenig in Zusammenhang gebracht werden. Da die Dotterzellen selbst den Hauptbestandteil der späteren Schale mit sich führen und der andere Teil, die Grundsubstanz in den erythrophilen Schalendiüsen seinen Ursprung hat, ist der Drüsensack als LEUCKAET'sche Schalendrüse ebenfalls erledigt. End- lich ist auch, wie schon berührt, die neuere Bezeichnung „Recep- taculum seminis" nicht präzis, da das Organ kein Aufbewahrungsort für das Sperma ist. Der einzig angebrachte und, wie aus meinen Untersuchungen hervorgehen dürfte, auch erschöpfende Namen für Fortpflanzuugsgeschichte der Süßwassertricladen. 631 den viel umstrittenen gestielten Drüsensack ist „Bursa copu- latrix". Schwieriger ist die Beurteilung des muskulösen Drüsen- organs. Ich möchte gleich vorausschicken, daß auch ich auf Grund von Beobachtungen nichts über seine tatsächliche Funktion liabe feststellen können. Die Auffassung Mattiesen's. das muskulöse Drüsenorgan liefere die Substanz zur Anheftung der Kapseln, dürfte durch meine Befunde (vgl. S. 607 ff.) erledigt sein. Daß es bei der Ablage der Eikapsel behilflich sein soll, scheint mir deshalb zweifelhaft, weil dazu seine Lage möglichst ungeeignet wäre. Auch wird damit die Ausscheidung eines Secrets nicht erklärt. Nach seinem Bau haben wir zweifellos ein Organ vor uns, das den Zweck hat, ein Secret zu bilden und es vermittels einer starken Muskulatur mit besonderer Kraft auszuspritzen. V. Grafp behandelt in seiner Monographie der Terricolen (1899, p. 170 u. 240) die Frage nach dem Wesen des muskulösen Drüsen- organs, das in dieser Gruppe den Äriio2Msthia- Arten zukommt, und ich glaube, das der Weg, den er für die Beurteilung des Organs eingeschlagen hat, am ehesten zu einem Ziele führt. Er betrachtet die muskulösen Drüsenorgane als Homologa der männlichen Be- gattungsorgane. Nacli einer zuerst von Lang vertretenen Hj^pothese sind nun diese nichts Ursprüngliches, sondern sie leiten sich von Gebilden her, die als Angriffs- und Verteidigungswaffen gedient haben. Diese Hypothese erhielt durch die von Bergendal be- schriebene Folijposthia asshniUs eine kräftige Stütze. Neben ca. 20 selbständigen Begattungsorganen mit je einem Vas deferens besitzt diese Form ca. 50 den Begattungsorganen täuschend ähnlich aus- sehende, selbständig ausmündende Organe, die der Vasa deferentia entbehren. Die Homologie der Penes und der muskulösen Drüsen- organe tritt bei diesem Tier klar zutage. Der Penis dei' Tri- claden ist also nach v. Gräfe im Grunde genommen ein in den Copulation sapp arat mit einbezogenes und entsprechend umgebildetes muskulöses Drüsenorgan, und diese wiederum sind alte Erbstücke, deren ursprünglichsten Zustand man in den Gift Organen der Acoela erkennen kann. Damit scheint mir auch die schon einmal berührte Tatsache im Einklang zu stehen, daß manche Seetricladen einen bewaffneten Penis besitzen und die Begattung in der ^^'eise vollziehen, daß dem anderen Tier mit der Penisspitze irgendwo am Körper eine Wunde Qq2 Adolf Burr, beigebracht wird, durch die das Sperma in das Parenchym ge- langt. Über die mutmaßliche Funktion der muskulösen Drüsenorgane bei der Landtricladengattung Artioposthia sagt v. Geaff (1899. p. 240) folgendes : „Da für die Bildung der Coconschale durch die Schalendrüsen, für die Absonderung der Schleimspuren und -fäden durch die Drüsen der Kriechsohle, für die Bewältigung der Beute durch die wahrscheinlich giftigen Sekrete eines Teiles der Phar}^!- gealdrüsen vorgesorgt ist, so kann hier nur daran gedacht werden, dass die Adenodactylen und Adenochiren ^) die Kopula dadurch unter- stützen, dass sie zum Umfassen dienen und sich ineinander ver- schränken, eine Aktion, die hervorragend unterstützt werden muß durch das Sekret der in ihnen enthaltenen Drüsen." Es ist klar, daß bei den Süßwassertricladen eine derartige Funktion der muskulösen Drüsenorgane nicht in Frage kommt. Mir scheint es nun durchaus nicht ausgemacht, daß unser Organ einen Funktionswechsel erfahren hat, und wenn zur Bewältigung der Beute anderweitig vorgesorgt ist, braucht das Drüsenorgan seine Eigenschaft als Wai'e im Prinzip nicht eingebüßt zu haben. Das Organ scheint nämlich tatsächlich entbehrlich zu sein, da es nur bei einer bestimmten Zahl von Formen zu finden ist und bei Poly- celis nigra, wie schon Iijima betont hat, nicht konstant vorkommt. Daß das Organ auf dem Wege der Rückbildung begriffen ist, findet einen trefflichen Beleg in 0. Schmidt's Beobachtung (1862, p. 93) ; „Das accessorische , kolbige Organ ist besonders bei den mittel- grossen Individuen^) sehr deutlich; dagegen war es bei den vielen großen geschlechtsreifen Individuen so undeutlich, obgleich schließ- lich nachzuweisen, dass, hätte ich nur solche Exemplare zur Unter- suchung gehabt, der Nachweis desselben sehr zweifelhaft gewesen wäre." Die Entbehrlichkeit des muskulösen Drüsenorgans und seine aus der Angabe Schmidt's zu entnehmende Rückbildung bei Flau, iwlychroa scheinen mir für eine gewisse Ursprünglichkeit der Funktion zu sprechen. Ich komme daher zu dem Schluß, daß die Süß- wassertricladen in dem muskulösen D r ü s e n o r g a n , ä h n- lich wie ihre Vorfahren, eine Waffe besitzen, deren 1) Die bei den Ärtioposihia- Arten vorkommendeu beiden Formen des muskulösen Drüsenorgaus. 2) Von P/au. pobjchroa. Fortpflanzungsgeschichte der Süßwassertricladen. 633 Bedeutung jedoch zum Teil vielleicht durch die Kon- kurrenz der giftigen Pharyngealdrüsen, gesunken ist. Meine Arbeit war schon abgeschlossen, als mir der Aufsatz V. HorsTEN's: „Eischale und Dotterzellen bei Turbellarien und Trematoden" zu Gesichte kam, so daß ich ihn nur anhangsweise be- rücksichtigen kann. Angeregt durch die Untersuchung von Goldschmidt (1909) hat V. HüFSTEN die Schalenbildung hauptsächlich der Rhabdocölen ge- nauer studiert. Er kommt zu dem Resultat, daß bei allen Plathel- minthen, deren weibliche Gonaden in Keim- und Dotterstöcke getrennt sind, die Eischale von den Dotterzellen ausgeschieden wird; wenn die Gonaden aus Ovarien bestehen — Polycladen — wird das Schalenmaterial von der Eizelle gebildet. Meine Angaben über die Schalenbildung von Mesostomum ehrenhergi stehen damit im Ein- klang. Seine Vermutung, bei den Tricladen gehe die Schalenbildung in derselben Weise vor sich, wird durch meine Befunde nur zum Teil bestätigt, da neben den Dotterkugeln noch die Schalendrüsen einen wesentlichen Teil der Schalensubstanz liefern. Das Verhalten der Tricladen scheint mir darauf hinzudeuten, daß die „Schalendrüsen", deren allgemeine Verbreitung, auch bei den Rhabdocölen, und deren übereinstimmender Bau und gleiche Reaktion auf Homologie schließen läßt, auch bei den übrigen Turbellarien in irgendeiner Weise mit der Schalenbildung im Zu- sammenhang stehen. In ähnlicher Weise spricht sich auch v. Hofsten aus, während er die von Goldschmidt vertretene Ansicht, das Secret der Schalendrüsen liefere die Flüssigkeit, die den Uterus er- fülle und in der die Eier suspendiert seien, für die Turbellarien wenigstens zurückweist. Wenn man in Betracht zieht, daß die Hülle von Sommereiern sicher nicht den noch unreifen Dotterzellen entstammt, sondern mit viel größerer Wahrscheinlichkeit ein Produkt von Drüsen sein dürfte, ist anzunehmen, daß weitere Untersuchungen den Nachweis der Beteiligung der „Schalendrüsen" an dem Auf- bau der Schale in der ganzen Klasse der Turbellarien erbringen werden. Straßburg i. E., Mai 1912. Zool. Jahrb. XXXIIL Abt. f. Syst. 42 634 .-C ■'■ r. '. '■' ; : • : «^- v "■. '] Adolf. Bukr, Xiteraturverzeichiiis. 1827, V. Baeb, C. E., Beiträge zur Kenntnis der niederen Tiere, VI. Über Planarien, in: Nova Acta Acad. Leop. Carol., Vol. 13, 1827, 1892, Beegendal, D., Einiges über den Uterus der Tricladen, in: Festschr. Leuckaet, Leipzig 1892. 1906. 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Erklärung der Abbildungen. atr Atrium viusk muskulöses Drüsenorgan dr. ep Drüsenepithel des Atriums ov Oviduct dz Dotterzellen pig Pigment eik Eikapsel seh Schale g. ö Geschlechtsöffnung seh. ir Schalentröpfchen h homogene Schicht der Schale st Stiel der Kapsel hz Haftzellen st. dr stielbildende Di'üsen kdr Kantendrüsen (gelb) • kl. z Klebzellen (bei der Geschlechts- von' Vorraum des Atriums Öffnung) Tafel 17. Fig. 1. Querschnitt durch eine in Bildung begriffene Schale von Dendrocoelum lacteimi. Jüngeres Stadium. Fig. 2. Dasselbe. Etvsras älteres Stadium. Fig. 3. Junges Stadium einer Schale von Plannria gonocephala. Fig. 4. Definitives Aussehen der Schale von Planaria gonocephala. Fig. 5. De7idrocoelum lacteum. Partie aus dem Innern einer sich bildenden Eikapsel. Schalentröpfchen gelb. Zenker, Hämatoxylin-Chromo- trop. 190 : 1. Fig. 6. Mesostomum ehrenhergi. Medianschnitt durch ein sich bilden- des Winterei. Schalentröpfchen und Schale gelb. 74 : 1. Fig. 7. Dendrocoelum lacteion. Querschnitt durch ein trächtiges Exemplar. Zenker, Hämatoxylin-Chromotrop. 40 : 1. Fig. 8. Planaria gonocephala. Sagittalschnitt. Stiel und stielbildende Drüsen gelb. Zenker, Hämatoxylin-Chromotrop. 70 : 1. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbeJuüten. Odontopharynx longicaudata n. g. n. sp. Eine neue Form von Anguilliiliden. Von Dr. J. G. de Man in lerseke (Holland). Mit Tafel 18. Anfang- Mai sandte mir Herr Prof. Dr. J. Ritzema Bös, Direktor des Pliytopathologischeu Instituts in Wag-ening-en, ein paar erkrankte Hyazinthenzwiebeln zur Untersuchung-. In dem faulenden, braunen Gewebe am oberen Ende dieser Zwiebeln beobachtete ich mehrere Arten von Nematoden, von w^elchen einige, wie Dqüorjaster longicauda Claus, BJiabditis teres (A. Schneider), Cephcdobus ciliatus v. Linst., Cephalobus persegnis Bast, und Plectns gramdosiai Bast., sehr häufig waren, während von anderen nur w^enige Individuen angetroffen wurden, so ein paar Arten von Dorylaimus Duj., eine Aplielenclms- Art usw. Zu den letzteren gehörten auch ein Männchen und ein Weibchen der interessanten neuen Form, welche auf den folgenden Seiten beschrieben werden wird; leider war das Männchen schon abgestorben. Odotitopharynx n,