'']^' ^- ^-- WX ^■^>^r,W ^. jr> 1 -» «• ' t* Vrf... k- r:y ■'^- ^- "*■«/ ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER ABTEILUNG FÜR SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER TIERE HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. J. W. SPENGEL IN GIESSEN FÜNFUNDDREISSIGSTER BAND MIT 20 TAFELN UND 109 ABBILDUNGEN UND 2 KARTEN IM TEXT JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1913 Alle Rechte, namentlich das der Übeisetzuug, vorbehalten. %ö H-1 Inhalt. Erstes Heft. (Ausgegeben am 4. Juli 1913.) Seite Blunck, Hans, Beiti'äge zur Naturgeschichte des Dytiscus mai'ginalis L. Mit 8 Abbildungen und 2 Karten im Text 1 Hendel, Feiedeich. Die Gattung Platystoma Meigen (Dipt.). Mit Tafel 1—2 55 Zweites Heft. (Ausgegeben am 22. September 1913.) Gebbig , Feitz , Über Tipuliden-Larven mit besonderer Berück- sichtigung der ßespirationsorgane. Mit Tafel 3 — 4 und 19 Ab- bildungen im Text 127 Reiciiexspergee, A., Zur Kenntnis von Myrmecophilen aus Abes- sinien. I. Mit Tafel 5 — 6 und 15 Abbildungen im Text . . 185 KÜKENTHAL, W., Über die Alcyonarienfauna Californiens und ihre tiergeographischen Beziehungen. Mit Tafel 7 — 8 und 36 Ab- bildungen im Text 219 Drittes Heft. (Ausgegeben am 31. Oktober 1913.) TOLDT, K., jun., Über Hautzeichnung bei dichtbehaarten Säugetieren. insbesondere bei Primaten. Mit Tafel 9 — 12 und 3 Abbildungen im Text 271 Skejabin, K. I., Vogeltrematoden aus Russisch Turkestan. Mit Tafel 13—14 , 351 MacCallum, G. A., Further notes on the genus Microcotyle. With 4 figures in the text 389 IV Inhalt. Viertes Heft. fAuserefireben am 14. November 1913.) ^ ^ Seite Skrjabin, K. I., Zur Acanthocepbalen-Fauna Russisch Turkestans. Mit Tafel 15—16 und 1 Abbildung im Text 403 Gerhardt, Ulrich, Copulation und Spermatophoren von Grylliden und Locustiden. Mit Tafel 17 — 18 und 22 Abbildungen im Text 415 Fünftes und sechstes Heft. (Ausgegeben am 4. Dezember 1913.) AuGüSTiN , "Willy , Die Formvariabilität der Beckenknochen bei nord-atlantischeu Bartenwalen. Mit Tafel 19 — 20 533 Friese, H., II. Nachtrag zu „Bienen Afrikas" 581 Strand , Embrik , Über einige australische Spinnen des Sencken- bergischen Museums 599 Painter, Theophil S., On the dimorphism of the males of Maevia vittata, a Juraping Spider. With 1 Figure in the text . . . 625 Wester, D. H., Chemischer Beitrag zur Limulus-Frage .... 637 Wester, D. H., Schließt sich Peripatus capensis chemisch den Anneliden oder den Arthropoden an ? 640 Nachdruck verboten. Übersetzinigsrecht vorbehalten. Beiträge zur Naturgeschichte des Dytiscus marginalis L. (Historisches, Paläontologie, Systematik und Fannistik.l Von Haus Bluuck, Assistent am Zoologischen Institut in Marburg-. Mit 8 Abblldnngen and 2 Karten im Text. Inhaltsverzeichnis. Seite Einleitung 1 Historischer Überblick über die Behandlung des Dijti.scus in der zoologischen Literatur 2 Literaturverzeichnis dazu . . 20 Paläontologische Funde 31 Systeraatisches 1)3 I. Die systematische Stellung der Dytisciden 33 II. Die Stellung des D/jUsrus unter den Dytisciden und die geo- graphische Verbi'eitung der Gattung 36 III. Allgemeine Charaktere der Gattung Di/ti-scus 36 IV. Die eurojDäischen Vertreter der Gattung D>j(is'-u.<: L., ihre Synonyma, Speciescharaktere und Faunistik 37 V. Literaturverzeichnis zu den systematischen Abschnitten . . 51 Einleitung. Schon seit einig-er Zeit mit Studien über die Morphologie, Ent- wicklung und Biologie von Dijt/sri(>i beschäftigt, war ich genötigt, auch die Literatur eingehend zu berücksichtigen. Dabei interessierten Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. Syst. t A 2 Hans Blunck, iiiicli besonders die auf öcologische Verhältnisse bezüglichen An- gaben, da sich meine Untersuchungen mehr nach dieser Richtung bewegen sollten. Derartige Notizen finden sich aber in Schriften verschiedenen Inhalts niedergelegt, so daß sich ein immer weiter- gehendes Literaturstudium als notwendig erwies. So wurde ich sehließlicli wohl so ziemlich mit allen einigermaßen bemerkenswerten Artikeln über die hiei' interessierende Käfergattung bekannt. Ab- gesehen davon, daß ein genaues, auf diese bezügliches Literatur- studium wegen der im Maibui-ger Institut zu bearbeitenden Mono- graphien einzelner Organsysteme wünschenswert erschien, dürfte es für weitere Kreise auch insofern nicht ohne Interesse sein, als sich mancherlei neue Gesichtspunkte dabei ergaben. Dem rein historischen Abschnitt sind einige Kapitel syste- matischen Inhalts angeschlossen, die ebenfalls ein Niederschlag des Literaturstudiums sind, aber in verschiedener Hinsicht über die rein referierende Darstellung hinausgreifen. Eine Zusammenstellung dieser Sj^stematik des Bytiscus im weiteren Sinne (d. h. inkl. Faunistik und Paläontologie) fehlte bislang und schien erwünscht. Neu sind in diesem Teil einige Kennzeichnungen zur Bestimmung der Species, die kartographischen Skizzen und mehrere Gesichtspunkte zum Studium der Verwandtschaftsverhältnisse der Dytisciden. Historischer Überblick über die Behaudluug des Dtjtiscus in der zoologischen Literatur. Wasserkäfer scheinen den Alten fremd geblieben zu sein und finden auch bei Aristoteles keine Erwähnung. Ihr Bekanntwerden fällt erst in den Ausgang des Mittelalters, als mit den übrigen Zweigen der Naturwissenschaft auch die Insectenkunde einen Auf- schwung nimmt. 1602 erscheint in Bologna das erste große Werk, das ausschließlich der Entomologie gewidmet ist. Der Verfasser, Ulysses Aldrovandi, verarbeitet darin ein reichhaltiges, zum großen Teil auf eigenen Beobachtungen beruhendes Material und beschreibt neben den damals bereits bekannten etwa 100 neue Insecten-Arten. Unter diesen befinden sich auch die ersten Wasserkäfer. Zufällig ist je ein Vertreter der drei heute unterschiedenen Hauptfamilien herausgegi'ifi"en. Unverkennbar abgebildet vertritt der plumpe Hydrous die Hydrophiliden (p. 449—450), ein kleiner Taumelkäfer die Gyriniden, und die Dytisciden kommen in ihrem größten und bekanntesten Vertreter, dem Dytiscus, zur Darstellung. Sein Ver- Dytiscns mar^inalis L. 3 liältnis zur Literatur soll den Gegenstand dieses Abschnitts bilden. Ich lasse die originelle Beschreibung Alurovandi's als die älteste A b h a n d 1 u n g ü b e r d e n G e 1 bra n d oder den „Scarahaeus arjiMticus (d/KS". wie er hier getauft wird (p. 707), im Urtext folgen: ,.Tnueni et aliud in horti publici ^) vasis aqueis, in quibus plantae aquaticae consernantur, Insectum e Scarabaeorum genere, superiori ^) in eo j)lui'iuiiun ditferens, quöd anteriores pedes haberet duplicis usus, iiiniirum ad natandum, et gradiendum. Sagacissima enim natura latissimos eos fecit in niedio, haud aliter, ac auium aquaticarum pedes sunt, et ne latitudo (rotunda ac caua) ad ingressum non esset inutilis. eosdem in extremo rursus fecit exiles, robustos tarnen et hamatos, et eis unä cum duobus subsequentibus, qui contigui sunt ac aeqiie longi, ea carentes latitudine, ad progrediendum uti posset. Postremi pedes duplo sunt longiores, in extremo velut in pinnam molliusculam desinunt. in medio ventris siti, longe ä primis, qui sunt in pectore. Horum quoq; duplex usus est, ad natandum seu potiüs ad natatum regendum tanquam pinna aliqua, aut cauda, et cum inibat in dorsum (apricatur enim libenter, et apricantem ego cepi} ad insiliendum. Salit enim cum in dorsum cubat, ijs sese ad saltum a terra eleuans. Cum cubat in ventrem vel omnibus pedibus insistit, hosce posteriores tanquam ad incessum inutiles per terram trahit. Coleopteron est hoc Insectum vagina tectum durissima, ventre quoq; durissimo, ac prope osseo. color eins ex atro ad castaneum nonnihil vergit. Antennas ä lateribus capitis erigit adeo exiles, ut visum pene fugiant. castanei coloris. In summa elegans animal est." ^) Wer den Gelbrand kennt, wird ihn trotz der leider gerade bei diesem Käfer fehlenden Abbildung in der Beschreibung wieder er- kannt haben. Seiner Grundlegung nach viel älter als ALDROvANüfs Schrift, aber erst 1634 durch Thomas Moufet nach mehrfacher Umarbeitung in einem unmöglichen Latein herausgegeben ist das von dem be- kannten Zoologen Gesner begonnene ..Theatrum Insectorum". Auch dieses befaßt sich wie das vorige Werk, dem es nach Aufbau und wissenschaftlichem Wert ähnelt, mit den Wassei'käfern als den 1) Nämlich in dem von AldrOVAXDI in Bologna angelegten botani- schen Garten. 2) D. i. Hydrops. 3) Die zitierten Sätze finden sich auch unverändert in den späteren Auflagen: Frankfurt 1618, Frankfurt 1<)23. Bologna 1638. 1* Hans Blunck, „Scarabei aquatici'' (p. 164). Der Verfasser berichtet, daß die Tiere im deutschen Volksmund „Wasser kafers", in England „Waterclocks" hießen. Unter den reichen Illustrationen der Arbeit finden sich auch die ersten Zeichnungen vom „Gelbrand" (Anhang), die unserem Aufsatz in der Kopie als Fig. A beigegeben sind. In Text und Figur wird beim „Hydrocantharus major Anglicus" besonders die Eigen- schaft hervorgehoben, welche dem Käfer später seinen deutschen Namen „Gelbrand" gab: „ . . . si limbum scapulis totoque corpore ovali circumcurrentem leviter infuscaveris, . . . non est quod ampliüs expetas ad illius descriptione." Die nächtlichen Luft- reisen müssen schon damals nicht unbe- kannt gewesen sein, denn es heißt: „Sub elytris nigerrimis, membranae latent alae argentotinctae, quibus noctu aquis egressi , celeriter con Volant per aerem, quem interdiu per- rarö (forte num- quam) diverberant." Über das Regi- strieren solcher Zu- fallsbeobachtungen kommt das 17. Jahrhundert noch nicht hinaus. Schwierige Probleme, wie die Metamorphose, bleiben in Dunkel gehüllt und werden erst 100 Jahre später gelöst. Die Larve des Gelbrands war allerdings schon vor Aldeovandi und MouFET lange bekannt, ohne daß man aber ihren Zusammen- hang mit dem „Scarabaeus aquaticus" ahnte. Dytiscns dürfte nächst Tenehrio der einzige Käfer sein, bei dem das Jugendstadium früher beschrieben wurde als die Imago.^) Ich fand die älteste Larven- Fig. A. Alteste Abbildung eines Dytiscns. Kopie nach MouFET, 1634. 1) Die zuweilen zu lesende Angabe, die älteste Larvenabbildung fände sich bei MouFET, ist irrig. Dytiscns marginalis L. abbildnng-^) fs. Fig. B) in einer schon 1555 in Lyon erschienenen Schrift, in der ein Wiliiklm Rüxdelet nnter dem vielversprechenden Titel: ,.Universae acinatiliuni Historia cnm veris ipsorum Imaginibus*' Fische, Würmer, Krnster n. a. behandelt. Die Gelbrandlarve wird den Krebsen naheg-estellt nnd SfjuUla fluriatilis getauft, „cum squillis marinis magna est fignrae affinitas" (Buch II, p. 212). „Ea pedes ternos vtrunque habet. Cauda in duo longa et tenuia veluti fila desinit: digitali est longitudine. Capite est rotundo et compresso instar lentis leguminis. Cornicula quatuor habet. . . tenni crusta integuntur." Die unvollständige Beschreibung Fig. i'. Fig. B. Älteste AljbiUluug einer Dytiscus-L&YYe. Kopie uach Eondelktiüs, 155;>. Fig. C. Die durch Moufet von Roxdelet als „Forficula^^ übernommene und verschlechterte Abbildung einer Dytiscus-LnYxe. Fig. Dan b. Kopien zweier sich bei Moüfet (1634) findender Bilder von DytiscHn-Lai-yen. wird durch eine schlechte Figur immerhin soweit ergänzt, daß man erkennt, welches Tier gemeint ist. Rondelet's Angaben sind von Aldrovandi u. A. übernommen worden. So ist Foeer's Bericht über die „Wassenniiheyme'''' in seiner Bearbeitung des GESNEß'schen 1) CüBA gibt 1536 in seinem „Hortus sanitatis" im Buch der Fische Cap. XXXIX p. 85 die Beschreibung und Abbildung eines 6beinigen Fischschädlings, den er Nastaros oder Hastarios nennt. Die undeutliche Darstellung und die phantastische Figur lassen die Deutung auf eine Jj/jUscHs-Liarve zu. Ich konnte jedoch feststellen, daß Cuba's Angaben auf eine falsch verstandene Notiz in Plinius sec. Historia naturalis über IX 15.,j zurückgeht, wo dieser von einem parasitären Kruster, viel- leicht einem Copepoden, spricht. Die Figur des bbeiuigen Fisches ist Cuba's Phantasie entsprungen. Q Hans Bi.unck, Fischbuchs (15*J8 i). 197) nur ein Auszug- aus dem genannten Werk (s a. JoxsToN 1653 u. 1657). Mit jedem Neudruck entfernt sich aber das Bild der „Squilla fluviatilis'' mehr von dem Oiiginal, so daß man schließlich in dem Ungeheuer mit den keulenförmigen Fühlern und dem kühn geschwungenen Scliwanzfaden eher einen Skorpion als eine Dytiscus-ha,rve vermuten würde (s. Aldeovandi 1618 u. 1623). Da obendrein Text und Figur bei Aldeovandi ge- trennt stehen (1602, p. 709 u. 764), kann es nicht wundernehmen, daß MoLFET das Bild falsch deutet und zu den Libellenlarven als „Wassereidechse" stellt (s. d. Kopie Fig. C), von denen er schreibt (1634, p. 321) „Lacerta varij coloris est, et piscatorum gaudet intuitu: circa rupes Britannicas non infrequens, ubi piscibus insidias parat."' An anderer Stelle des „Insectentheaters" (p. 319—320) gibt Moufet bessere, selbst entworfene Zeichnungen von Wasserkäferlarven oder „Sqtiillac'^, aus denen die des Hydrous (p. 320, flg. 5a u. b), Cyldster (fig. 1) und Byiiscm (flg. 2 u. 6) unschwer herauszuerkennen sind. Die beiden I)ytiscus-B\\6.tv sind als Fig. Da u. b hier umstehend in der Kopie wiederholt worden. So ergibt sich der kuriose Fall, daß in demselben Buch ein Tier zweimal unter verschiedenem Namen einander ganz unähnliche Bilder erhält! Von den Lebensgewohn- heiten seiner ,.SquiUae^' entwirft Moufet ein sehr abenteuerliches Bild. „Assultant illi protinus, ut Squillae pisces, in coitu, et ubi licentia audacia crevit, implent faemellam. Hoc tempus speculatus index morsu levi significat: illa ore compresso quidquid includit exanimat, partemque socio tribuit: coeunt^) enim ore, cancrorum more et locustarum." Für die Betrachtungsweise seiner Zeit ist die Bemerkung charakteristisch : „Quem vero in medicina usum sortiuntur, nequeo ex scriptoribus vel Empyricis ullis, quibus vel ignoti Squillae vel despecti videntur, recensere.'' Die erste wissenschaftlich ernste Untersuchung der Dytiscus- Larve führt Swammeedam aus (1669, 1752 deutsche Übersetzung von Boeehave). Gute Kupferstiche begleiten den Text und ergänzen glücklich eine bereits 1630 von Hoefnagel unter seinen Insectarum volatilium icones gegebene, recht hübsche Abbildung der Larve. Swammeedam entdeckt den Saugkanal der Mandibeln, schildert an- schaulich die Nahrungsaufnahme und stellt fest (p. 326 in der Aus- gabe von 1737): „Deese Wurm eet niet anders, als andere Water- 1) coire ist hier wohl in der ursprünglichen Bedeutung: zusammen- gehen, sich zusammenlegen, zu nehmen. Dytiscus marginalis L. 7 dieieii . . ." „Waarom het seer aardig- om te sieii is, als men hem eeu Pierwurm ^) komt te geeven, die liy, hoe seer deselve sig 00k krimpt, buygt, ende roert, dan 00k niet en verlaat, maar by suygt die gerustelyk siyii bloet iiyt." üer Prozeß des Luftscliüpfens Avird beschrieben, seiner Natur nach aber nocli nicht erkannt. A'on den ,.FIoßrienien''. d. h. den Styli, heißt es nämlich (p. 325): „Met deese Start kan liy, als hy wil, aan de vlakte van het water hangen bly ven : want als hy die buyten het water steekt, soo loopt het selve daar runtsom af, (en soo blyft hy dan hangen aan de superficie van het water)." Gelegentlich seiner Untersuchungen über die Metamorphose der Insecten befaßt sich Swammerdam auch bereits mit der onto- genetischen Stellung seines „Pfriem- of Moort-wurms"' (p. 68) und vermutet in ihm treffend die Larve eines Wasserkäfers, ohne daß ihm indessen die Aufzucht gelingt. „Uyt deese Wurm is het te gelooven (p. 327), dat eyndelyk de Hydrocantharus vergroeyt, wanneer hy namentlyk genoeg in het water gegeeten heeft, en dat hy dan sijne verandering op het laut en in de aarde volvoert: dan dit syn speculatien" (cf. 1752 p. 120, 136 und 1682, p. 154). Glück- licher war 1721 Frisch,^) dem es gelang, die ////r/roHS-Larve zur Verwandlung zu bringen. Er begeht, durch den eigentümlichen Bau des Tieres entschuldigt, den Irrtum anzunehmen, „daß es seine 6 Füße auf dem Rücken hat" (p. 26 ff.). Diese Angabe ist später von Lessek (1738 p. 287), Sulzer (1761 p. 75) und Börner (1774 p. 476) auf die Dytiscus-liSLYYe übernommen und spukt noch in einigen Arbeiten aus dem Ausgang des 18. Jahrhunderts, obgleich sie schon 1742 von Lyonet (Vol. 2, p. 54 — 57 Aum. — s. a. 1776 p. 145—150) widerlegt wurde. Die Metamorphose des Dytiscus konnte^ auch Frisch (p. 33) nicht verfolgen. Die Lösung dieses Problems blieb dem unermüd- lichen RösEL (1749) vorbehalten. Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen, „um nur gewis zu erfahren, ob der Wasser-Wurm mit dem grosen linsen-förmigen Kopf unter diejenigen Insekten gehört, die sich verwandeln", gelingt es ihm, aus den Eiei-n eines Gelbrands eben diese „^^'ürmer" zu erziehen und in einem halb mit Wassei-, halb mit Erde gefüllten Gefäß unter einem Grassoden zur Verwand- lung zu bringen. In der ihm eigenen ansprechenden Form gibt 1) Regenwurm. 2) Es handelt sich um den bekannten Berliner Sprachforscher, der sich auch in der Insectenkunde betätigte und auf dem Gebiete ihrer Biu- logie so Bedeutendes leistete, daß man ihn getrost als einen Vorläufer Rüsel's bezeichnen kann. ^ Hans Blunck, RösEL eine ziemlich fehlerfreie Darstellung der gesamten Metamor- phose der Larve und ihrer auffallendsten Eigenschaften. Ihre Raub- tiernatur wird gebührend beleuchtet, der Atemvorgang richtig er- kannt. „Es holet dieser Wurm durch das Ende des letzten Gliedes seines Leibes Luft." Li der beigegebenen farbigen Kupfertafel sind Larve, Puppe und Käfer nach dem Leben in einer seither auch nicht annähernd erreichten Naturtreue wiedergegeben. So biologisch vor- züglich, ist die Darstellung in morphologischen Details nicht ganz fehlerfrei. In Text und Figur schreibt der Autor z. ß. der Larve 13 Körpersegmente zu, während am Objekt nur 12 sichtbar sind. Rüsel's Abbildungen sind in der Folgezeit oft und schlecht, mit alten und neuen Fehlern kopiert w^orden. Nur so ist es zu erklären, daß die Larve mit den 13 Körperringen in die Arbeiten gewissen- hafter Forscher wie Stuem (1834, tab. 186) übergehen und selbst in Reittek's ganz moderner Fauna Germanica (1908, tab. 39 flg. 6 a) noch Aufnahme finden konnte.^) Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts tritt die Zoologie in das Stadium der systematischen Forschung, und diese Periode hat auch den hier in Betracht kommenden Schriften ihren Stempel aufgedrückt. Die Einführung des Namens Bijtiscus erfolgte 1 735 durch LiNNE in dem Entwurf zu seinem für unsere moderne Systematik grundlegenden Systema naturae. Die erste Ausgabe beschränkt sich auf die Festlegung von Familien und Gattungen. Der hier zuerst gebrauchte und die Wasser- käfer bezeichnende Gattungsname „Bijtiscus'-'' scheint aus dem Griechischen entlehnt zu sein, in dem das Wort „öWtxo'g" alle zeit- weilig oder dauernd das Wasser bewohnenden Tiere umfaßt."^) Die Form Bijtiscus ist eine sprachlich nicht ganz korrekte Neubildung Linne's. 1762 greift Geoffkoy (Vol. 1, p. 185) den alten Stamm durch die Schreibweise „Byticus" (franz. „Dytique") wieder auf, und seitdem laufen beide Bezeichnungen als scheinbar gleichberechtigt in der Literatur nebeneinander her. Gelegentlich stellte ich die Namen von 50 Autoren zusammen, die Bijticus statt Bijtiscus schreiben. Rendschmidt (1837, p. 100) bildet gar ,.Biticus'' und 1) Es sei darauf hingewiesen, daß durch ßöSEL auch die Metamor- phose zahlreicher anderer Insecten und unter den Wasserkäfern von Cybisler, AciUus und Hydrophilus caraboideü aufgedeckt ist. 2) Vgl. Oliviee Vol. 3 No, 40 1795 p. 1 dvTr/.6g = gern unter- tauchend, zum Tauchen geschickt. Bei Aeistoteles werden erwähnt ^ioa övTiY.d = Tiere, die geschickt untertauchen. Dytiscus raargiualis L. g einige Franzosen entsprechend „Ditique"' und ..Ditis([ne" ! Bkck- MANN, 1780, p. 26() will das „s" als einen „Druckfehler-* verworfen wissen. Sciimiedlf.ix (1786. p. 2891 möchte Ihjthcm von den Haft- scheiben oder, ,disci"der Männchen ableiten. Leskk(1779, p.423), Ekicii- soN (1832, p. 16—17), Glaskr (1857, p. 19) und Porta (1899, p. 59) erklären die Bildung Dytiscus für etymologisch falsch und deshalb un- haltbar. Ekichson ist später (1837) trotzdem zur Schreibweise y|////.sv7<.s- übergegangen. Diese Unsicherheit hat naturgemäß zu Unzuträglich- keiten geführt, die erfordern, Klarheit zu Schäften. ]\[aßgebend für die Entscheidung nomenklatorischer Fragen sind die internationalen Kegeln von 1905. Artikel 19 u. 25 bestimmen, daß sprachliche ^lißbildungen dann und nur dann Grund zur Änderung eines Namens geben, wenn sie als Druckfehler aufzufassen sind. Das Prioritäts- gesetz behält rückwirkende Kraft bis 1758, ausgehend von der 10. Ausgabe des Sj^stema naturae. In dieser Auflage und in allen seinen anderen Schriften kennt Linne nur die Bezeichnung Dytiscus, wie V. Harold (1880, p. 359) bereits einmal hei-vorhob. An einen Druckfehler ist nicht zu denken. Der Käfer heißt mithin Dytiscus. Die Schreibweise Dyticus ist als unrichtig zu verw^erfen. Bei LiNNE umfaßt die Gattung Dytiscus alle Wasserkäfer mit Ausnahme der Taumler, für die 1735 der Name Gyrinus eingeführt wird. 1762 trennte Geoffroy (Vol. 1, p. 180 — 181) die Palpicornier als Genus Hydrophilus auf Grund ihrer schon von Linke erkannten abweichenden Fühlerbildung ab. Übrigens hatte bereits Frisch (1721, 2. Th., p. 33) darauf aufmerksam gemacht, daß ,.Gelbrand" und ,.Kolbenwasserkäfer" „ganz widerwärtiger Art" sind. Dj^tisciden und Hydrophiliden haben aber noch auf Jahrzehnte hinaus eine ge- meinsame Geschichte gehabt, sind bei biologischen Notizen durch- einandergeworfen (s. z. B. Sülzer 1776, p. 58—60) und in der Syste- matik einander nahegestellt worden (vgl. Baebut, 1780, 24. Gttg. „Hydrophilus^^). Noch heute gilt Hydrous für vorwiegend carnivor (s. Rengel's Literaturzusammenstellung und eigene ü ntersuchung 1901, p. 173—182 u. 209—220), und die neueste Auflage von Schmeil's Leiirbuch der Zoologie (1910, p. 374) bezeichnet die Hydrophiliden als die „Verwandten"' der Dytisciden. Megu.sar (1902, p. 910) spricht von den Hydrophiliden als der „nächst verwandten Gruppe der Dytisciden". Ob diese Ausdrucksweise berechtigt ist, werden wir im folgenden Kapitel zu untersuchen haben. Länger noch als die Käfer sind ihre Larven für formverwandt 10 Hans Blunck, \ gehalten und untereinander verwechselt worden. Geoffroy (1764, \). 181) beschreibt richtig die Eierkokons hei Hijdrophüus,'^) läßt aber aus ihnen Di/tiscits-hsLYven hervorgehen, von denen er sagt „elles approcheut infiniment de celle des hydrophiles" (p. 185). Degeer (1774, IV, p. 369 u. 383) erklärt mehrfach: ,,Les larves des hydro- philes et des dytiques sont ä-peu-pres de meme figure." Mit diesen damals allgemein verbreiteten Anschauungen brechen 1804 Lancret u. 3I1GER in einer bedeutsamen, uns leider nur im Auszug erhaltenen Schrift. 2) Es wurden 9 Dytisciden- und 5 Hydrophilidenlarven ver- gleichend morphologisch und physiologisch untersucht. Der Zweck der Arbeit, die tiefgreifenden Ihiterschiede zwischen beiden Formen- gruppen hervorzukehren, wird erreicht. Das ursprüngliche Genus Dytisciis ist nach und nach in eine große Zahl von Gattungen aufgeteilt worden, die man als Familie „Dytiscidae-'' wieder zusammenfaßte. Von diesen wurden später die Gyriniden und in neuerer Zeit auch die Halipliden als selbständige Familien wieder abgetrennt. „Dytiscus''' ist als Gattungsname er- halten geblieben und umfaßt eine Reihe einander sehr nahe stehen- der großer Dytisciden. Thomson (1859, Vol. 1, p. 12) hat diese Formengruppe noch weiter in die Gattungen Dytisciis und Macrodytes spalten wollen auf Grund der Ausbildung der Oberlippe und der Flügeldecken. Zum Genus Dytiscus zählt dann nur der „Breitrand", I). latissimus L., während Macrodytes alle anderen Arten umfaßt. 1) Die eigentümliche Art der Eiablage des Kolbenwasserkäfers ist durch Lyonet (1832) bekannt geworden. Es dürfte aber nicht bekannt sein, daß die gesponnenen Kokons und das Ausschlüpfen der Larven schon fast 100 Jahre vorher beschrieben worden sind. Vgl. dazu de Muralto Observatio LXXXI p. 198 — 199 16 84, wo man nach einer knappen und korrekten Beschreibung dar Hi/divpliilu,s-Ijarve liest: „Squillae hae molles ex ovulis s. termitibus oblongis proveniunt: postquam enim foemella in aquas eos deposuit, in globum eosdem coacervat, et folliculo albido rotundo (ad magnitudinem folliculi bombycini) circumdat, atque includit, in quo tanquam Nyinphae in Vespeto, delitescunt: nullis tarnen cellulis distinctae sunt, sed sibi contiguae adhaerescunt, donec mense Majo vermi- culi cuticulam ovi tenuissimam, atque folliculum perfodientes, in aquas pro- gi'ediantur. Ex qua verö materia folliculi hi constent, singularem cou- siderationem meretur." Auch diese Stelle wird übrigens zuweilen als Be- schreibung einer „larva Dytisci" zitiert! 2) Die „memoire" ist wahrscheinlich in Briefform der Societe zuge- gangen und als solche nicht gedruckt worden. Jedenfalls finden sich in der Literatur nirgends Hinweise auf das Original, sondern immer nur auf den Auszug. Dytiscus margiualiä L. \ \ KiESENWETTEK (1868, \). 117 Aiiiii.) uiul Kkaatz (1874, 1». -294 Aiim.) haben gegen diese AnlTassnng Einspruch erhoben. Die neueren Systematiker sind Thomson insofern gefolgt, als sie Macrodijtes als Untergattung bestehen lassen. Von den LixxK'sclien Dytiscns-kvi^w (p. 411 — 412) entfallen nur 3 auf die heutige Gattung, der als No. 4 aufgeführte B. laiissimus, No. 5 : B. niarginalis und No. 9 : B. semistriatus. Bi/fiscus latissimus L. ist der durch das Beiwort genügend gekennzeichnete und heute noch gleiclibenannte ,.Breitrand", den schon Fkisch (1721, 2. Th., p. 33) in Händen gehabt haben muß. Unter dem Namen Bytisciis niarfji- nalis laufen bei Linxe mehrere erst später als solche erkannte Arten, wie die mehrdeutige Diagnose: „B. niger , thorace elijtro- rumque margine flavis," und die zitierten Synonyma erkennen lassen. Unter anderem wiid auf Rösel verwiesen, dem, nach seinen schönen Bildern zu urteilen, die verbreitetste und gemeinste Form zur Untersuchung gedient hat. Dieser Art, unserem heutigen „Gelb- rand", der gleichzeitig zum Typus der Untergattung Macrodijtes wurde, ist der Name Bijtiscus marginalis Linne erhalten geblieben. Bi/tiscus semisiriatns ist als Artbezeichnung fallen gelassen. Linxe belegte mit diesem Namen die gefurchten Formen der $, die er als selbständige Arten ansprach. In der Folgezeit sind neben marginalis und latissimus noch 5 deutsche Arten der Gattung Bijtiscus bekannt geworden. Fkisch (p. 35, tab. 7, fig. 4) unterscheidet neben dem „ßreitrand" einen Bijtiscus, von dem er angibt, „Männlein und Weiblein sind am Bauch gantz schwartz" (s. a. Leydig, 1891, p. 46). Göze (1777, p. 608 2. Anm. u. 621) zitiert diesen „halbgestreiften Frisch wasserkäfer". LiXNE (1758, p. 412) und Fabricius (1775, p. 231, No. 5) stellen das Tier zu ihrem semistriatus. Müllek (1776, p. 70, No. 666) trennt ihn als selbständige Art B. semisiilcatus wieder ab, und ihm folgt Beeg- STRÄssER (1778, p. 42 — 43), durch den neben dem bis dahin allein beschriebenen Weibchen das Männchen als B. frischii bekannt wird. Fabricius hat endlich 1781 (p. 292) den bis heute gebräuchlichen Namen des „Schwarzbauch" Bijtiscus imnctidatus eingeführt. ') — Bergstkässer entdeckt und tauft 1778 (p. 33) das Weibchen des Bijtiscus dimidiatus oder des „Halbstrich", so genannt wegen der rela- tiven Kürze der Elytrenfurchen. Die Männchen blieben Berg- 1) Vgl, aber den systeiuatischen Teil dieses Aufsatzes bei DijUsciis nentiftiilcaliifil 12 Hans Blunck, STRÄSSER noch fremd. Fabeicius (1801, p. 258) kennzeichnet und benennt die nur in den Mittelmeeiländern häufige Form D. circum- fle.ius. Gyllenhal, der schwedische Entomologe, beschreibt den ge- legentlich auch in Deutschland angetroffenen DyUscus lapponicus (1808, Vol. 1. p. 468, No. 3). Zuletzt lehrt Aheens (1810, Vol. 1, 6. 55. 7) als 7. und letzte deutsche Species den DyUscus drcumcindus von dem ihm sehr ähnlichen marginalis untersclieiden. Getrennt von der Auffindung und Unterscheidung der Arten verlief die Erkennung der zusammengehörigen Geschlechter. Der stark ausgeprägte Sexualdimorphismus und mehr noch der Dimorphis- mus der Weibchen untereinander hat den Beobachtern viel Schwierig- keiten gemacht und zu argen Irrtümern Veranlassung gegeben. Es Avar für die älteren Systematiker ja sehr naheliegend, die Furchen auf den Flügeldecken und die Haftscheiben an den Beinen als Artcharaktere zu verwenden. So kennzeichnet Raius, der erste und einzige, der vor Linne den Namen eines systematischen Ento- mologen verdient, den einen seiner ..HydrocantJmrus nostras'^ durch den Zusatz: „In anterioribus pedibus appendix quasi cochlearis, tan- quam in annulis constans" (1710, p. 93).^) Bei dem zweiten „Hydro- cantlmrus'-'' heißt es „elytris striatis seu canaliculatis". Dem Ver- fasser ist bereits aufgefallen: „in omnibus cum praecedente con- venit . . . praeter strias seu caniculas in dorso" (p. 94). Nicht viel später stellt Frisch an Dytiscus Icdissimus fest, daß die „Kniescheiben" tragenden Individuen männlichen Geschlechts waren (p. 33), und be- merkt bei punäulaUis, daß die „zehen Falten" auf den Elytren nur Weibchen zukommen (p. 35). Rösel (1749, p. 7) beobachtet die Copula zwischen glatten und gefurchten Käfern und entdeckt in den „breiten Ballen" an den Vorderfüßen Hilfsmittel der Männchen bei der Begattung. Diese biologischen Argumente finden bei den Syste- matikern nicht die verdiente Beachtung. Ijinne behält die von ihm in der 1. Auflage seiner Fauna Suecica (1746, No. 567) aufgestellte Art DyUscus elytris striis viginU dimidiaUs in ihrer zweiten Ausgabe (1761, p. 215) und in der 10. ed. seines Systema Naturae (p. 412) als DyUscus semistriatus bei. Auch Fabeicius, der zweite große Systematiker und ein Schüler Linne's, führt in seinem Erstlings- 1) In diesem Abschnitt ist im Interesse der Übersichtlichkeit — der Polymorphismus der Dytiscinen hat über 100 Autoren beschcäftigt ! — niargiwdis in erster Linie berücksichtigt und auf die Verhältnisse bei seinen Verwandten nur da eingegangen, wo sie in die Entwickhing des Problems eingreifen. Dytiscus marg-iualis L. 1^3 werk noch eine Art unter demselben Namen. ^) Inzwischen werden abei- die Angaben der Biologen nachgeprüft und bestätigt. Geoffkoy (1764, Vol. 1, p. 187) und Degeer (1774, p. 391—392} stellen über- einstimmend fest, daß alle gefurchten Individuen Weibchen sind und daß die Definition des D. margiualis nur auf das Männchen paßt. FuESSLiN (1775, p. IS, No. 351b) kommt zu dem Ergebnis, ,.D. semi- striatm (ist) unstreitig das Weibchen von dem vorhergehenden (d. i. marginalis), indem ich sie fast immer miteinander gepaaret gefunden". Bergsträsser stellt in richtiger Weise die Geschlechter von latissi- mus, marginal is, punctidains und Acilius snlcatus zusammen. In seinen späteren Werken läßt daraufhin auch Fabricius (1781, Vol. 1, p. 292; 1787, Vol. 1, p. 189; 1792) Dytiscus semistriatus als Art fallen und kommt zu der Erkenntnis, daß bei allen Species „Dytiscorum scu- teUatorum mares saepe tibiis anticis clypeatis, feminae elj'tris semi- sulcatis aut totis striatis" (1801, Vol. 1, p. 257). Der Name senii- striatiis ist bis in die neuere Zeit zur Unterscheidung der gefurchten von der glatten juarghialis-^-Form. in Gebrauch geblieben, von ge- legentlichen Rückfällen und Verwechselungen — Sulzer (1776, p. 60) spricht die gefurchte Form des D. Icäissimus als c^, die glatte als $ an — abgesehen, gewöhnte man sich aber seit Fabricius daran, in den Elj'trenfurchen keine Art-, sondern Sexualcharaktere zu sehen. Die eben gewonnene Erkenntnis sollte noch einmal gefährdet werden, als man Käfer auffand, die mit den (^(^ die glatten Flügel- decken, mit den $$ das Fehlen der Haftscheiben gemeinsam hatten und so zwischen beiden zu stehen schienen. Seltsamerweise hielt man längere Zeit allgemein diese Zwischenformen für ^^. Damit waren die ,.Kniescheiben" als sexuelle Privilegien gefallen (s. Rossius, 1790, p. 198—199) und wieder zu Artkennzeichen erhoben.-) Einzelne Autoren (Doxxdorff, 1799, p. 726—727} hielten die patellenlosen Exemplare auch für ,.selten vorkommende Spielarten" der (^^ oder meinten, daß sie ihre Haftorgane ..defectu quodam natural!" ver- loren hätten [Paylkull (1798, Vol. 1, p. 193)J. Müller, der Ent- decker (s. Güze, 1775, p. 99 u. 1778, Vol. 2, p. 23 Anm.j dieser Rätsel- formen ohne Haftscheiben, versichert dem bekannten Hamburger 1) 1775, p. 231, Zusatz: „An foeniina D. mnrginaUs?'-, s. aucli Berkenhout, 1769, p. 109 D. seinistriatuü: „Is not this the feniale of the last?" d. h, von l). marginalis. 2) A^gl. Brahm, 1791, i, p. 213 (u. Schwarz, 1793. p. 30-31). — GÖZE, 17 75, p. !)9; 1781, p. 224 Anm. und 1777, p. 600. 14 Hans Blunck, vStreittlieologen Göze, „dass selbige ihnen zur Zierde, und etwa zur Bequemlichkeit, nicht aber, als unentbehrlich gegeben werden. . . Daher ist es unstreitig, dass (da man keine Erfahrung hat, es auch nicht zu vermuthen ist, dass sich die Tellerchen durch Zufälle ver- löhren) Dytiscus marginales und semistriatus wahre Arten und nicht nur verschiedenes Sexus sind" (s. a. 1776, p. 70). Forscher wie Kossius (1790, p. 198—199), Brahm (1. c), Duftschmied (1804, Vol. 1, p. 250), V. Paula Schränk (1798, p. 709) und Hummel (1822) ver- breiten ähnliche Märchen. Licht kommt in die allgemeine Unklar- heit (Schwarz, 1793, p. 30: „Ich finde mich ausser Stande, hierin zu entscheiden") erst mit den Arbeiten Gyllenhal's. Der in allen seinen Beobachtungen sehr zuverlässige nordische Naturforscher er- kennt, daß die glatten Flügeldecken kein durchgreifender Sexual- charakter der c^c^ sind, daß die „patellenlosen (J(^" der Autoren vielmehr weibliches Geschlecht haben und daß es Dijtiscus- kvien gibt, bei denen diese $$ neben den furchentragenden vorkommen. Gyllenhal macht seine Ent- deckung an Dytiscus lapponicus und D. marginalis. Er faßt die beiden Weibchenformen als Varietäten auf und bezeichnet die glatten als die seltneren mit „var. b" (1808, Vol. I, p. 467—468). Gleichzeitig beschreibt Ahrens die glatten ?$ von D. circumcinctus (1810, p. 63), Er bringt aber dadurch neue Verwirrung, daß er die ihm auch zu Gesicht kommenden seltnen gefurchten $$ dieser Art als „zweifel- hafte $$" zu D. marginalis stellt, von der landläufigen Ansicht ge- leitet, daß einer Species nicht 2 Weibchenarten zukommen können. Analoge Erwägungen mögen Kunze dann verleitet haben, Gyllenhal's var. „b" von D. marginalis als selbständige Art D. conformis ab- zutrennen und eine ganze Reihe von Charakteren zu konstruieren, durch die sich ^,^ der Art von B. marginalis unterscheiden sollen (1818, p. 58—60). Kunze's Vorgehen wairde das Zeichen, nun auch die Varietäten der übrigen Arten als Species aufzufassen und mit Namen zu belegen. Ahrens' zweifelhafte B. circumcinctus-^^ wurden von Dejean zum B. circumscriptus (1821, 1. Ausg., p. 18), von Esch- SCHOLTZ zum D. flavocinctus (s. Hummel, 1823, p. 17, No. 3) und von Gyllenhal zum B. clubius (1827, Vol. 4, p. 372—373) erklärt. Die var. „b" seines B. lapponicus taufte Gyllenhal B. septentrionalis (p. 373). Zuletzt wurden die bei B. circumflexus neben den glatten sehr selten vorkommenden gefurchten ?$ bekannt und von Serville und BoisDuvAL u. Lacordaire unter den vielsagenden Namen B. duhius (s. Dejean, 1. Ausg., p. 90, Aub^:, 1838, p. 111) und B. per- Dytiscus niarginalis L. ||^ ple.nis flSBö, p. 3021 in den Rang: von Arten erhoben. Eine in Frank- reich unter dem Namen Dyf/sms (■}n'in)idiirfus{Boi'?,i)\]VAh u.Lacohdairk 1835, \). 301) bekannte Art ist mit D. conformis Kunze identisch. Die Autoritäten dieser Periode. Avie Sturm (1833. p. 1 — 26) und AuBE (1836, p. 52—66 u. 1838, p. 106), können sich von der all- gemeinen Verkennung des Sexualpolj^morphismus nicht frei machen. Beide suchen und tinden für ihre problematischen D. conformif^-^^ Ai'tcharaktere, die sich indessen Aveder untereinander noch mit den von Kunze aufgestellten in Einklang bringen lassen. Aube meint, seine Auffassung über den Speciescharakter der von ihm unter- schiedenen \2[\) Bijiiscus-Xr{%\{ nicht eher ändern zu können, als bis auch für B. dimidiatus, D. latissimus und D. pundidahis glatte $9 gefunden sind (1836, p. 66). Kiebt ging so weit, die Dytiscinen in die Gattungen Bijiiscus und Leiomtus zu spalten. Dißiscus sollte die Arten mit gefurchten, Leionoius die mit glatten Weibchen um- fassen (nach Schaum in: Zoologist, Vol. 5—6, 1847—1848, p. 1896). Erst im Laufe der Jahre (s. Stephens, 1839. p. 77 und Zetter- STEDT, 1837, p, 127), aber immerhin lange bevor Aube's Voraus- setzung in Erfüllung ging (vgl. Vion, p. 74—76, 1882 Auffindung des Dytiscus midinensis Fiori als der glatten Weibchenform des dimidiatus, Kegimbart, 1905, p. 254—255), brach sich die von Gyllenhal ver- tretene Anschauung Bahn. Gyllenhal hatte auch in seinen späteren Werken an dem Charakter seines D. septentrionalis als Varietät des D. lapponicus festgehalten (1827, Vol. 4, p. 373) und war dafür ein- getreten, den D. duhius Gyllh. als gefurchte Varietät von D. cirmm- cinctus Ahr. aufzufassen (1. c, p. 372—373). Das wesentliche Beweis- moment Gyllenhal's, die ?? der neuen Arten würden von den ^(^ der Stammformen begattet (p. 373), wurde durch Erich son bestätigt (1832, p. 30— 31j. Der um die Kenntnis der deutschen Fauna so verdienstvolle Forscher berichtet auch von einer zwischen D. circum- cinctus Ahr. $ und $ var. duhius Gyllh. durch Gyot aufgefundenen Mittelform, ,.sulcis elytrorum punctisque obsolescentibus". Aur Grund dieser Befunde schreibt er bereits in seiner Dissertation „Genera Dj^ticorum*': „Equidem non possum, quin duas feminarum formas eidem speciei esse censeam." Die Berechtigung der Auf- fassung gewann bald an Wahrscheinlichkeit, weil man in anderen Gattungen der Dytisciden, z.B. bei Jlydroporus us. Schaum, 1. c, p. 1896j und Cyhister, auf ganz analoge Doppelformen der $$ stieß. Als Darwin dann diese Verhältnisse zur Stütze der Lehre von der sexuellen Zuchtwahl benutzte (s. a. 1871, p. 307) und die Aufmerk- \{) Hans Bll'nck, samkeit weiterer Kreise auf den Dytiscus lenkte,^) hatte sich die seither nicht bestrittene Ansicht durchgesetzt, die Zwiegestalt der weiblichen Flügeldecken des Dytiscus als einen Fall von sexuellem Polymorphismus aufzufassen. Die Varietäten der $$ haben ihre ehemaligen Artnamen zur Unterscheidung von den sogenannten Stammformen beibehalten. Bedeutende anatomische und physiologische Arbeiten sind aus dem Zeitalter der systematischen Zoologie, w^o die anderen Diszi- plinen unserer Wissenschaft selir stark in den Hintergrund traten, auch in dem Gebiete der Entomologie fast gar nicht zu verzeichnen. Erst als dank den Anregungen Cüviee's sich die Forschung von der unfruchtbaren Specieszoologie abwandte, begann das Interesse für vergleichende Insectenanatomie , Entwicklungsgeschichte und Biologie stetig bis in die Neuzeit zu wachsen. In den coleopterologi- schen Schriften hat Dytiscus aus naheliegenden Gründen immer eine gewisse Eolle gespielt. Bei der Zusammenstellung des vorhandenen Materials zeigt sich indessen, daß die Behandlung des Stoffes eine höchst ungleichmäßige gewesen ist. Während das Studium der Morphologie und der Geschlechtsorgane [vergl. die modernen fauni- stisch-systematischen Werke, ferner die Arbeiten von Regimbaet, ScHiÖDTE, DuEOUß (1825, Vol. 6, p. 150-206 u. 427—468), Stein (1847), Verhoeff (1893, p. 113—170 u. 209— 260), Eschekich (1892, p. 225—239 u. 1894, p. 620—641), Peytoueeau (1895), Bordas (1900)] von verschiedenen Seiten in Angriff genommen wurde, während die Kenntnis der Spermatogenese [Auerbach (1893, p. 185 — 203), Ballo- wiTz (1895, p. 458—499), Schäfer (1907, p. 535—586), Henderson (1907, p. 644-684)] und Oogenese [Korschelt (1886, p. 256—263 u. 1891, p. 1—154), Saint-Hilaire (1898), BruyxNe (1898, p. 181—300), GiAEDiNA (1904, p. 114—173), Günthert (1910, p. 301—372)] zu einem gewissen Abschluß gebracht wurde, lagen bis vor kurzem über Muskulatur, Nervensystem [Imago: Brandt (1835), Cüviee (1799—1805, Vol. 2, p. 337); Larve: Cüvier (1. c, p. 322); Histologie: Pflücke (1896, p. 500—542), Tiraboschi (1899, p. 53—65 u. 143 bis 150)], Sinnesorgane [Geenacher (1879, Die Stemmata der Larve)], Atmungsapparat [Dufoüe (1826, Vol. 8, p. 20 — 27), Krancher (1881) und Poetiee (1909 u. 1911)], Corpus adiposum [Dufoue (p. 32)], 1) Vgl. BoiSDUVAL u. Lacordaiee, 1 8 35, p. 299. — Hebe, 18 38, p. 143. — Schaum, 1. c. 1847. — Kiesenwettee, 1868, p. 118. ^ — Peeudhomme, 1868 — 186 9. — Joseph, 18 7 0. Dytiscus niarginalis L. j^y Circulationssystem [Carus (1829) j, Darmkanal [Kamdohr (1809), DuFOUR (1824. Vul. 8. p. 216), Bizzozero (1893), Boruas (1901, 2 pp.^ 1906. 2 pp.\ Deegexer [Cijh/ste)', 1903)]: Larve (:\Iundbau) [.AIeinekt (1779—1880), BuRGESs (1883, p. 223-228)] und Embryonalentwickluiig [Deegener (1900, p. 113—168)] nur recht dürftige Angaben vor. Diesem Mangel ist letzthin durch eine Anregung von Korschelt Abhilfe geschatfen, der in IVIarburg eine Anzahl seiner Schüler mit der Abfassung monographischer Arbeiten über die betreffenden Organsj'steme betraut hat. Erschienen sind zurzeit: Euscher (1910). Das Chitinskelet. A. Bauer (1910), Die Muskulatur, G. Hülste (1910), Das Nervensystem, Rukgius (1911), Der Darmkanal, W. Alt (1912), Das Respirationssystem, Demandt (1912), Die Geschlechts- organe und Hochreuter (1912). Die Hautsinnesorgane, Günther (19121, Die Augen, Oberle (1912), Das Blutgefäßsystem. Weitere Arbeiten befinden sich zurzeit im Druck, so daß binnen kurzem eine vollständige Monographiensammlung über den Dtjtiscus-Kör\)er vorliegen dürfte. Das Studium der Embryonalentwicklung ist von Korschelt selbst in Angriff genommen (vorläufige Ergebnisse publi- ziert 1912). Zum Gegenstand eingehenderer Studien sind früher bereits ver- einzelte Gebiete der Physiologie geworden. Faivre (s. d. Arbeiten 1857—1875 u. vgl. auch Pompilian, 1900, p. 141—144) hat das Nerven- system des Dytiscus monographisch, aber unvollständig bearbeitet. Ob die Aufsätze auf genügende anatomische Vorkenntnisse gegründet sind, lasse ich dahingestellt. Nagel (1894) lieferte in seiner glänzend geschriebenen Preisschrift wichtige Beiträge zur Kenntnis der Phy- siologie des chemischen Sinnes. Portier (1909 u. 1911) stellte physiko-chemische Experimente über den Respirations- und Ver- dauungsvorgang bei Imago und Larve an. Rungius (1911j schrieb über die physiologische Bedeutung des Kaumagens und wies auf eigentümliche Beziehungen zwischen der Rectalampulle und dem Häutungsprozeß der Larve hin (1910). Plateau (1872) arbeitete vergleichend physiologisch über den Einfluß schädigender Reagenzien auf Wasserkäfer, vor allem über ihre \\'iderstandskralt gegen Salz- lösungen, Kohlensäure und Sauerstoffmangel. Dierckx (1898, p. 15—19 u. 1899, p. 61—176) gab uns eine Monographie über die Pygidialdrüsen und ihre Funktion bei Carabiden und Dytisciden. PlatexVU (1874) und Blunck (1912) beschäftigten sich mit der Untersuchung des Prothoracal- drüsensecrets. Lowke (1871, p. 267—271), Simmermacher (1884, Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. Syst. 2 18 Hans Blunck, p. 482—497, Dahl ^) (1885), Törne (1910) und Blunck (1912) er- forscliten Bau und Wirkungsweise der Haftscheiben. Nagel (1896) und Reeker (1897, p. 68—73) kamen zu interessanten, durch Portier später (1909 u. 1911) weiter ausgebauten Entdeckungen beim Studium des Speichels der Dytisciis-LhYYe. Eine außerordentlich große Autorenzahl hat sich mit der Öcologie des Dytiscus beschäftigt. Es liegt indessen im Wesen dieser Wissen- schaft, die mehr als jede andere von Zufallsbeobachtungen abhängig ist, daß die gelieferten Beiträge sich nur selten über den Wert von Aphorismen erheben und in ihrer Zuverlässigkeit schwer zu prüfen sind. Dazu kommt, daß in der Blütezeit der vergleichenden Anatomie die Biologie lange ein Stiefkind unserer Wissenschaft gewesen ist. Man mußte ihre Förderer in den Laienkreisen suchen. Da die Hilfsmittel zum Studium der Geologie im Vergleich zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte im Laufe der Jahre sich nicht wesent- lich geändert haben, besitzen die weiter zurückliegenden Beobachtungen den gleichen absoluten Wert wie die neueren. Der Biologe hat die ältere und moderne Literatur gleichmäßig zu berücksichtigen. Die wertvollen Angaben über die Lebensgewohnheiten, die geographische Verbreitung usw. des Gelbrands sind so zerstreut und schwer zugänglich, daß sie zum großen Teil für uns verloren sind. Viel brauchbares Material ist in Kirby u. Spence's Introduction to Entomology (5. ed. 1828) niedergelegt und in den vorzüglichen Hand- büchern Burmeister's (1832) und Lacordaiee's (1834 — 1838) wieder- zufinden. Sharp (1880—1882, p. 179—1003) gab eine umfassende monographische Bearbeitung der Dytisciden vom sj^stematisch- geographischen Standpunkt aus und stellte vergleichend-statistische Untersuchungen (1876) über die Atmung des Gelbrands an. Du Bois-Retmond (1898, p. 378—381) analysierte die Atembewegungen. 1) Diese unter dem Titel „Die Fußdrüsen der Insekten" publizierte Bearbeitung der Haftscheiben des Dytiscus- war mir leider zur Zeit der Abfassung meines Aufsatzes „Beitrag zur Kenntnis der Morphologie und Physiologie der Haftscheiben von Dijtiscus tnarginalis L." noch unbekannt. Die Arbeit ist, wahrscheinlich wegen ihres ungewohnten Titels, auch allen übrigen Bearbeitern des einschlägigen Gebietes fremd geblieben, obwohl sie wegen ihrer recht guten Figuren alle Beachtung verdient. In der Deutung der histologischen Verhältnisse steht Dahl allerdings allein da. Er faßt die von mir als Palissadenepithel bezeichneten Zellen als Haft- drüsen auf, die ihr Secret durch die Palissadenschicht in den Stiel des Saugnapfes ergießen sollen. Wir halten demgegenüber daran fest, daß der Saugnapf inkl. Stiel beim erwachsenen Käfer duchaus massiv ist. Dytiscus marginalis L. jq Wesenberg- Li NU (1910—1911) studierte die Respiratioiisveiliältnisse des Käfers während des Aufenthalts unter dem Eise. Reeker (1890, p. 105—112) maclite die Tonapparate der Dytisciden zum Gegenstand einer größeren Abhandlung. Die mit dem Fluge des Käfers zu- sammenhängenden Phänomene fanden in Isexschmid (1876, p, 121) und Griffini (1896, p. 326—331) ihre Bearbeiter. Walter (1899) und Wanke (1902, p. 340—343 und 1906, p. 310-311) beleuchteten die Tätigkeit des Gelbrands als Brutschädling. Regimbart, unser vorzüglichster Dytiscidenkenner, schilderte exakt und anschaulich Begattung und Eiablage (1877, p. 263—274 und 1874, p. 201—206), während Leydig (1891, p. 37—55) dem von Reiche entdeckten (1867, 1). III, IX u. X) Begattungszeichen eine besondere Abhandlung widmete. Meinert (1901, p. 341 — 440) lieferte eine Monographie der Dytisciden-Larven. Megusar (1907) hemitzte Dytiscus zu aus- gedehnten Regenerationsarbeiten (s. a. Blunck, 1909). Darwin (1871), Heer (1847 u. 1862, p. 1—90), Preudhomme (1868—1869, p. 107—111 und 1869—1870, p. 13—16), Joseph (1870), Kiesenwetter (1873, p. 227—235), Camerano (1880, p. 531—539), Sahlberg (1880, p. 166 — 167) und Simmermacher (1884, p. 497 — 504), Wesenberg- LuND (1912, p. 74—80) versuchten sich an der biologischen und de- szendenztheoretischen Deutung der Flügeldeckenfurchen, nicht ohne sich teilweise in phantastische Spekulationen zu verlieren. Herr- mann (1902, p. 11—13), Bade (1900, p. 428-430 und 1902, p. 3—6), ülmer (1903, p. 71—73, 89—91 u. 105—106), Haupt (1905, p. 357—359 u. 1907), Reuss (1906, p. 261—267), Kuhnt (1908), Burgess Sopp (1905 etc.) und Miall (1912) verööentlichten in den letzten Jahren eine Anzahl zusammenfassender Aufsätze, die, auf Liebhaber- und wirtschaftliche Interessen zugeschnitten, in erster Linie die Meta- morphose behandeln. Letzthin gab A\'esenberg-Lunu (1912) die Er- gebnisse seiner „biologischen Studien über Dytisciden" heraus. Diese Arbeit muß als die vollständigste und umfassendste aller zur Zeit vorliegenden Aufsätze über das einschlägige Gebiet bezeichnet werden. Paarung, Eiablage, Lai'venleben, Verpuppung, Überwinterung, Alter, Hydrostatik, Flug, Sprungbewegungen und Respiration bilden die Hauptgegenstände der Darstellung. Eine Bearbeitung der ge- samten Geologie des Dytiscus ist vom Verfasser dieses Aufsatzes in Angritf genommen und erscheint in einer Reihe von Aufsätzen, z. T. mit dem Untertitel: Beiträge zur Biologie von Dytiscus marginalis L. Zurzeit liegen im Druck vor: Die Begattung (1912, p. 169—248). Die Eiablage (1912, p. 157—179), Bau und Funktion der Haftscheiben (1912, 20 Hans Bi.unck, p. 459—492). die Schreckdrüsen (1. Teil 1912, p. 493—508) und ein kleinerer Aufsatz über das Eegenerationsvermögen der Larve (1909). Weitere Kapitel befinden sich in Vorbereitung; das ganze Werk dürfte Anfang 1914 abgeschlossen sein. Literaturverzeichuis. 1536. CuBA, J., Hortus sanitatis. Straßburg. 1555. 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Es handelt sich, soweit erkennbar, durch- weg um sehr primitive Formen, in die man mit gleichem Recht einen Carabiden wie einen Schwimmkäfer, Tenebrioniden oder Chryso- meliden hineindeuten kann. Die Sonderung in die beiden durch den Bau der Hoden und Ovarien usw. heut so scharf geschiedenen Familien- reihen der Adephagen und Polj'phageu scheint damals sich gerade anzubahnen. Ausgeprägtere Typen, die auch der Lias noch fehlen, finden sich erst im Malm, wo sich Carabiden, Hydrophiliden, Elateriden und Buprestiden mit ziemlicher Sicherheit nachweisen lassen. Ob einige als Dytisciden beschriebene Formen, wie Colymhetopsis arcuatus Heer, wirklich in diese Familie zu rechnen sind, ist nach Hand- LiRscH (1. c, p. 445) höchst zweifelhaft. Die 3,5 mm lange Flügel- decke des „Dijtiscus'-' Westwood's (1854 in : Quart. Journ. geol. Soc. London, Vol. 10, p. 382, 394, tab. 15, fig. 13) aus dem mittleren Purbeck zu Dorset in England kann weder einem Dytiscus noch einem Hydro- ■pliüm zugeschrieben werden. Von einem dritten jurassischen Käfer- rest, dem Dytiscus lentissimus Weyexbergh's (1874 in : Period. Zool., Vol. 1, p. 101), existiert weder eine Figur noch eine Beschreibung. Auch aus der an Insectenresten armen Kreide paßt kein Fund- stück auf einen Dytisciden, und erst das Tertiär bringt unter den 2000 bislang bekannt gewordenen Käferarten, die sich durch ihren vorzüglichen Erhaltungszustand auszeichnen, 30 unverkennbare Ver- treter der Familie, von denen sich die meisten zwanglos rezenten Gattungen einreihen. Außer einem Pelobius, 2 Stück Hydroporus, 32 Hans Blunck, 2 Stück Laccopliilus, 2 Stück Cohjmhetes, einem Ihjhius, 3 Stück Agahus und 3 Stück Cyhister finden sich 6 Exemplare des Genus Dytismis, die sich auf Oligocän und Miocän verteilen. Es handelt sich zumeist um Funde von Flügeldecken, unter denen sich neben einer größeren Anzahl gefurchter (s. Fig. Eb, c u. d) ein glattes Stück (s. Fig. Ea) befindet (Heer, 1862, p. 36). Durch stattliche Größe — die Elytren messen 80 mm und mehr — und abweichende Verteilung der Furchen unterscheiden sich die tertiären Species von den rezenten. Die von Hebe (1847) und Heyden (1862) vorgenommene Aufstellung besonderer Arten erscheint daher berechtigt. Geographisch entfallen die Funde auf Deutschland, England und Frankreich und zwar auf Oeningen in I Fig. E. Glatte und gefurchte Flügeldecken von tertiären Dytiscinen aus dem oberen Miocän Oeningens in Baden. Nach Hebe. 1847, tab. 1, fig. 6 und 1862, tab. 2, fig. 12—14. Baden [Heee, 1847 1). oeningensis (Vol. 1, p. 26, tab. 1, fig. 7) und B. lavateri (Vol. 1, p. 24, tab. 1, fig. 6)], Höhngau (D. avunculm Heyden, 1862, Vol. 10, p. 81, tab. 10, fig. 39), Rheinlande (Goldfuss, in: Verh. Leop. Carol. Akad., Vol. 7, p. 118, 1831), Wight (Woodwakd, 1877, p. 89) und Aix in der Provence (Seeres, Geognos. terr. tert,, p. 221, 1829). Aus dem Tertiär scheint uns außerdem ein ontogenetisches Ent- wicklungsstadium der Dytisciden erhalten zu sein. Geemar (1837, Fase. 19, tab. 1) gibt die Abbildung einer im oberen Olygocän des Siebengebirges gefundenen „i)?//isci er o 3* 3(3 Hans Bll-nck, näher stehen als die übrigen genannten Familien und sich von ihnen erst später abgetrennt haben, muß vor der Hand wohl zweifelhaft bleiben. Die äußerst aberrante Form der Augen, Fühler und Beine und mit letzteren im Zusammenhang die auffallende Gestaltung der sternalen Thoraxpartien entfernt die Taumelkäfer doch recht weit von den echten Schwimmern. IL Die Stellung des J)t/tiscus unter den Dytlscideu und die geographische Verbreitung der Gattung. Die Stellung der Gattung in der Familie sei hier kurz dahin präzisiert, daß die Dytisciden in 5 Gattungsgruppen zerfallen, unter denen Dytiscus den Haupttypus des Tribus Dytiscini darstellt. Als seine nächsten Verwandten gelten Hydaticus, Graphoderes, Acilins und Ctßister. Die 22 bekannt gewordenen Dytiscus- Aitei\ sind auf die paläarktische und nearktische Region beschränkt (ßEiTTER, 1909, p. 45), zeigen also eine weniger ausgedehnte Verbreitung als die zweite große Dytiscinengattung Cybister. Die Gebiete, in denen Dytiscus bislang nachgewiesen wurde, sind in der Karte A dunkel gehalten und durch eine punktierte Linie begrenzt. Die amerikani- schen Formen sind zum großen Teil mit denen der alten Welt nicht identisch, aber mit ihnen sehr nahe verwandt (Crotch, 1873, p. 406 bis 408). Aus Ost-Amerika wurden 6 Arten bekannt, zu denen sich noch 5 aus den übrigen Teilen des Kontinents gesellen (Robeets, 1905, p. 103—107). Die 8 europäischen Species, die zum Teil nach Asien, Nord-Afrika und Amerika übergreifen sollen, kommen mit einer Ausnahme (D. pisanus Lap. Gast., nach Ganglbauer [1892, p. 515] im westlichen Mittelmeergebiet) sämtlich in Deutschland vor. Sie seien an der Hand der ßestimmungstabellen Regimbaet's (1877j, Ganglbauer's (I.e., p. 512-516) und Reitter's (1908, p. 232 bis 233) und auf Grund eigener Befunde näher charakterisiert. III. Allgemeine Charaktere der Gattung Dt/tiscus, Körper groß (24—44 mm\ langoval, flachgewölbt. Verhältnis der Länge zur Breite und Höhe wie 6:3:2 (latissimus 6:4:2). Oberseite bis auf den gelben Clypeus, einen rötlichen Stirnfleck und den gelben Seitenrand des Halsschildes und der Flügeldecken grün, braun oder schwarz. Unterseite nebst Extremitäten gelb bis braun, nur bei puncttdatus zum großen Teil schwarz. 2. Fühlerglied kurz. Halsschild ungerandet. Der von den Epipleuren überdeckte, doisal Dytiscus margiiialis L. 37 umgeschlagene Seitenrand des 1. Sternits grob quergeriltelt. Stigmen des 7. und 8. Tergits sehr groß, breit, querelliptisch. Thoracal- extremitäten beim ^Männchen länger als beim Weibchen und kräftiger; Fühler beim Männchen schlanker. Schienen und Tarsen aller drei Beinpaare in beiden Geschlechtern am Außenrande mit langen Sclnvinimhaaren. Hinterschienen und Tarsen beim Männchen auch am Innenrande bewimpert. Hinterschenkel mit langen, klüftigen, ungleich langen Endspornen. Hinterklauen klein, gleichlang. Aus den drei ei'sten Tarsalgliedern der Vorderbeine gebildete Saug- scheibe des ]\Iännchens kreisrund, am Kande dicht bewimpert, Unter- seite mit zahlreichen, langgestielten kleinen Haftnäpfen besetzt. Zwei größere Näpfe auf dem 1. Glied. Die B verbreiterten Tarsal- glieder der Mittelbeine ebenfalls mit vielen, dichtgedrängt stehen- den Näpfen auf der Unterseite besetzt. Flügeldecken beim Männchen stets glatt, nur 3 feine weitpunktierte Längslinien auf der Fläche, beim Weibchen außerdem mit 10 über die Mitte reichenden, tiefen, parallelen Längsfurchen. Daneben bei den meisten Arten nnge- furchte Weibchen. Männchen im Diii-clisclmitt etwas größer als die \\'eibchen. IV. Die europäischen Vertreter der Gattung Z>t/tfs<-Ks L., ihre Synonyma, Speciescharaktere und Faunistik. Subgen. Di/tiscus in spe. Species JDf/tiscus latissiinus Linxe. Di/tisi:i(s latis.sinnis Lixne, 1858, p. 411, O aiiipllssiDnis MtJLLEE, 1776, p. 69, annslomo'X''ins Well. Jacquins, Miscell. , Vol. 2. p. 386, tab. 23, fig. 3. Sehr breit eiförmig. Scharfkantiger Seitenrand der Flügeldecken stark verbreitert und flach abgesetzt. Oberseite schwarzgrün, Clypeus, Mund. Fühler, Ränder des Halsschildes gelb. \\'inkliger Stirnfleck, Vorderecken der Stirn und Fleck auf dem Schildchen rötlich. Flügel- decken innerhalb des abgesetzten, dunklen, nur am Außenrand gelb durchscheinenden Seitenrandes mit einem gelben Seitenstreifen und vor der Spitze mit einer gelben Querbinde. Unterseite samt Beinen rotgelb. Oberlippe kaum ausgerandet. Fortsätze der Hinterhüften (s. Fig. H a) zugespitzt. Oberseite des Männchens glänzend, des ^^'eib- chens matt und fein punktiert, am dichtesten in den Zwischenräumen der Elytrenfurchen. Diese fast bis zum Hinterrand der p]lytren 38 Hans Blunck, reicliend und im Grund gelb, der 8. Zwischenraum nach hinten ver- kürzt oder unterbrochen (Fig-. Ga). Formel der Saugnäpfe an den Haftscheiben der Männchen: nach SiMMERMACHER (1884) ') Vordertarsus 1. Glied 200 Stck. 2. » 600 3. » 700 Mittel tarsus 1. ?? 750 2. ji 750 3. r 750 1500 X 2 = 3000 7500 Stück.-) 2250 X 2 = 4500 Länge 36—44 mm, Breite 25 — 26 mm. Nord- und Mitteleuropa in großen Fischteichen, nach Sturm (1834, p. 7) vorzüglich in Waldteichen. Im allgemeinen selten, da- gegen bei Rosenberg in Westpreußen (Reitter, 1908, p. 232) ziem- lich häufig (s. Karte B: ). ^) Subgen. 3Iacroclytes Thoms. Species Dfjtisctis lapponic^is Gyllh. Di/tiseiis lapponkus Gyllh. 1827, Vol. 1, p. 468. — ah disjiindus Cammerano 1880, p. 120. Langoval. Oben dunkelbraun bis tiefolivgrün. Clypeus und Mund gelb. Umkreis der Augen und winkliger Stirnfleck gelbrot. Halsschild sehr breit gelb gesäumt, bei ah. disjunäus gelb mit 3 schwarzen Flecken auf der Scheibe. Schildchen, Rand der Elytren, eine undeutliche Querbinde an der Spitze und etwa 20 feine, punk- tierte, ziemlich deutliche Längslinien , die in Beziehung zu den Furchen der Weibchen zu stehen scheinen, gelb. Unterseite und Extremitäten gelb bis gelbbraun. Ein dreieckiger Fleck am Vorder- 1) Die Zabl der Haftnäpfe schwankt individuell nur wenig, differiert aber bei den verschiedenen Species so stark, daß sie bei Bestimmung der Art Dienste leisten kann. 2) Chatanay (1910, p. 451) gibt die Zahl auf etwa 5000 an, in diesem Falle bestätigte aber meine Nachprüfung Simmermacher's Befund. '6) Die Karte B gibt die Verbreitung der D/jtiscus- Arten in Europa und Nachbargebieten an und ist an der Hand dei- mir zugänglichen fauni- ßtischen Angaben aufgestellt worden. Die westlichen Verbreitungsgrenzen sind noch ziemlich unsicher. Das gleiche gilt für das wenig durchforschte Spanien. Dytiscus niaiginalis L. H9 raiid lies '2. und H. Sternits schwarz. Die anderen Seg'niente und das .Metasternuni mehr oder minder schwarz gefleckt. Obei-lippe in der Mitte ausgebuchtet. Coxalapophysen der Hinterbeine in nadel- scharfe, innen konkave, nach hinten divergierende Spitzen ausgezogen. a 1) c (l lafisxitutis L. hiiipotiicns GYj.r.n. cu-cu)»flexnsFABR. drcuMcinrfiis \hB. e f C h marginaUs L. ;;isn;n(S Delapoutk-Uast. dimidiaUis Bvmg^xix. puiictnUitusFxv.n. Fig. G. Elytreu gefurchter Weibchen der europäisclieu Dyiiscus-S\)ede^. Die Furcheu sind schwarz gehalten. 2 : 1. Hass Bi.tiNCK. Dytisciis inar^iualis L. Karte B: Die geographische Verbreitung der europäischen Species von Dytiscus. 42 Hans Blunck. Von der P^.inkerbuiio- bis zur Spitze so lang- wie an der Einkerbung breit (s. Fig. Hb). Prothorax beim Männchen glatt, g-länzend, beim Weibchen matt, dicht punktiert. Flügeldecken beim Männchen, ab- gesehen von den Punkten der gelben Längslinien, glatt und nur im hintersten Drittel grob weitläufig punktiert, beim Weibchen mit 10 bis ins letzte Diittel reichenden, gelbgrundigen, grobpunktierten Furchen (Fig. Gb) und zahlreichen, sehr feinen, über die ganze Fläche verteilten Punkten. Formel der Haftnäpfe an den Saug- scheiben der Männchen fnacli eigener Zählung): Vt. 1. Gl. " 265 (220—250) i) X 2 -= 530 1 Mt. 00 90 120 300 (350) 250 (225) 230 (200) 780 (750—800) X 2 = 1560 2090 Länge 22—30 mm, Breite 12 — 16 mm. latissinms L. b c d l(t])poiiicm Ctyllh. circnmpextis Fabb. cit-cnmcinctHsAnR. . e f g h marginalis L. ^^J.sajnisDELAFORTE-CAST. dimidiatns B-ergsir. ^;imcfK?a^ns Fabr. Fig. H. Gestalt der Metacoxalapopbysen bei den europäischen Di/tisciis- krteii. 3:1. 1) Die in Klammern beigefügten Zahlen Itezeichnen die von Chatanay (1910) gemachten Angaben. Dytiscus niaisiiialis L. 43 $ vav, septentvionalis Gyllh. (1827, Vol. 4. \). 873). Mit un^efurchten, aber matter als beim Männchen glänzenden Flüg-eldecken. Halsscliild fein, weitläutig- luinktiert. Elytren gegen die ^Spitze dichter punktiert als beim jAIännchen. Nord-Europa, Nord-Deutschland (nach Bach. 1851, p. 99, im Len- sahner Teich bei Eutin in großer Menge), Sibirien, W'estalpen |s. Regimbart (1898, p. 318— 319)] (s. Karte B: -), nach Deville (1904, p. 181—208) auch in Frankreich. Species Df/tlscus circtnnflexas Fabr. Dytiscus circumflexus Fabr. (1801, Vol. 1, p. 258); flavo- scutellatus Latr. (1806, Vol. 1. p. 331); flammacAdatus Curtis (1825, Vol. 1, p. 99); excrucians Steph. in: Zool. Journ.. Vol. 3. Langoval, schmäler als die übrigen Arten. Oben braun bis schön oÜA'grün. Clypeus und Mund gelb, die Vorderecken der Stirn und ein winkliger Stirnfleck rötlich. Das relativ kleine Halsschild allseitig mäßig breit gelb gerandet. Die Seiten der Flügeldecken und ein verwaschener Querstreif an der Basis, sowie ein Fleck auf dem Schildchen gelb. Unterseite und Extremitäten bleichgelb bis gelbbraun. Die Mitte des Sternums schwarzbraun. Alle sternalen Segmente schwarz gerandet, die vorderen Abdominalsternite zuweilen jederseits an der Basis mit einer mehr oder minder ausgedehnten schwarzen Querbinde. Oberlippe ausgebuchtet. Hintercoxalfortsätze in sehr lange, nadelscharfe, am Innenrande konkave Spitzen aus- gezogen. Diese von der Einkerbung bis zur Spitze länger als der Fortsatz an der Einkerbung breit (Fig. Hc). 6 oben glänzend, Flügel- decken gegen die Spitze zu weitläufig punktiert. ? ebenfalls glatt aber weniger glänzend. Halsschild sehr fein und weitläufig punktiert. Formel der Saugnäpfe an den Haftscheiben des Männchens (nach eigenen Befunden; die von Simmermacher für die Vorder- beine gegebenen Zahlen sind zu niedrig gegriffen): Vt. 1. Gl. 70 (47) j 2. ,. 180 (120-130 480 (310—320) X 2 = 960 3. ,, 230 (ca. 140) ) ( 3.^.^0 Mt. 1. ,. 400 j 2. „ ca 350 1130 X 2 = 2260 3. „ ca. 380 J Länge 26— 34 mm. Breite 15—17 mm. 44 Hans Blunck, $ i-dr.dtiOins Serville (1830, 1. ed., p. 90j '); perjjlexus Lac. BoisDuvAL et Lacordaire (1835, p. 302). Matter als die glatte Form. Mit ziemlich kräftig und dicht punktiertem Halsschild. Flüg-eldecken (Fig. Gc) in den beiden ersten Dritteln gefurcht, zwischen den Furchen fein, hinten kräftig und dicht punktiert. Die Furchen nehmen von der Mitte nach den Seiten des Körpers zu an Länge ab, so daß die dem Rande zunächst liegenden nur eben die .Alitte der Elytren erreichen. Suturalfurche fast so lang wie die folgende. Mitteleuropa, vorzüglich aber Mittelmeergebiet inkl. Nord-Afrika. Nach Sopp im Norden breiter und dunkler als in Spanien, Algier etc. Die gefurchte Form sehr selten, (nach Sopp im Norden häufiger (?) (s. Karte B ). 1) Die als gültig geltenden Namen der gefurchten Weibchenvatietäten von (■ircumchictus und circiunflcxus müßten bei strenger Befolgung unserer modernen Nomenklaturregeln (1904 und 1905) eine Korrektur erfahren. Die gefurchte Abart von (■ireimichidus geht beute unter dem von Gyllenhal 1827 in der Fauna Suecica, Vol. 4, p. 372— 373 aufgestellten Namen D. (luhins. Der Käfer wurde indessen vor 1827 bereits zweimal benannt, 1821 von Dejean im Catalogue des coleoptere?, 1. Ausg., p. 18: D. circxu/.scripins und 1823 bei HuMMEL in seinen Essais Entomologiques, 3. Teil, p. 17: D. flavorinctKs. Während der erste Name von keiner Kennzeichnung begleitet ist — eine solche wurde erst 1835 von BoiS- DUVAL u. Lacordaire (Faun, entomol. Paris, p. 300) nachgeliefert — und daher gemäß Art. 25 der internationalen Regeln verworfen werden muß, genügt die von EsCHHOLTZ aufgestellte und von Hummel in Begleitung einer Kennzeichnung veröffentlichte Bezeichnung flavocinctus unseren Nomenklaturgesetzen. Die gefurchte Varietät der Weibchen von D y t i s c u s cir cum ei actus A H R. hätte also dem P r i o r i t ä t s - gesetz entsprechend den Namen Dytiscus (Macrodt/tßs) (■ ircuvi ciuclifs $ var. flavocinctus HuMMEL zu führen. Für die entsprechende Varietät von D. circninßexiis sind die beiden Benennungen dvhnis Serville (Faun., p. 90, 1830) und 'perplcxus Bois- DUVAL et LaCOBDAIEE (Faun. Ent. Paris p. 305?, p. 1835) aufgestellt, von denen der Name perplexus bislang vorgev!,^5en wurde, weil die Be- zeichnung duhius für die gefurchte Varietät von circuDicinctus vergeben war. Da der letzte Namen nach dem oben Gesagten zugunsten von flarocinctus bei circunicbidus zu verwerfen wäre, würde die Benennung dubins wieder frei und wäre als die ältere auf Grund des Artikels 25 der internationalen Regeln bei D. cireuviflexus der Bezeichnung jierjdexus vor- zuziehen. Die gefurchte Varietät der Weibchen von Dijtiscns eircnmflcxu.s ¥ KBR. hätte also den N am e n Z>// / /\r; ?<.s' (.liocro- d Utes) cir cum f lex US 5 vor. du h ins Seeville zu führen. Dyti.-liniii)er als circumflexus. Breiteste Stelle des Küri»eis weiter nach liiuten gerückt als bei marginalis. Oben braun bis olivsiriin. Auofen ringsum gelbrot wie auch ein winkelförmiger Stirn- tieck. Halsschild schmal gelb gerandet. Öchildchen schwarz. Flügel- decken mit gelbem Seitenrand und verwaschener Schrägbinde an der Spitze. Unterseite fahlgelb. Die Suturen der Brust und der ersten beiden Sternite schwarz. Extremitäten gelbbraun. Tergite schwarz, nur im Bereich der Stigmen gelb. Oberlippe am Vorder- rande ausgebuchtet. Fortsätze der Hinterhüften an der Innenseite konkav, scharfspitzig, aber kürzer ausgezogen als bei circumflexus (Fig. Hd). S glatt und glänzend. Elytren gegen die Spitze sehr weitläufig punktiert. $ ebenfalls glatt, aber weniger glänzend. Halsschild weitläufig ganz fein punktiert, ebenso, aber etwas gröber und dichter die Flügeldecken nach der Spitze zu. Zuweilen ziem- lich deutliche Furchenandeutungen. Formel der Saugnäpfe an den Haftscheiben des Männchens (nach eigenen Befunden): Vt. 1. Gl. 70 (47) 350 (ca. 305) X 2 = 700 2. ,. 120 (112) 3. ,. 160 (ca. 140) Mt. 1. ,. 375 (ca. 300) 2. „ 315 (ca. 300) 3. ,. 335 (ca. 240) 2750 1025 (ca. 840) X 2 = 2050 Länge 29 — 35^) — 37 mm. Breite 15 — 17 mm. ? v— 2,6 g. [Pieron (1908—1909, p. 237 1 gibt 1,27 g als Mittelgewicht der c^c^ an.] $ i'ftr. coHf'orniis Kunze 1818, p. 58—60, Gyllenhal 1827, Vol. 4, p. 370, Stükm 1834, p. 23, tab. 188e, Aube 1836—1838, Vol. 5, p. 59, tab. 7, fig. 3 {pcrplexus-^), 1838, Vol. 6, p. 106; circumductus Serville 1880, p, 90, Boisduval et Lacordaire 1835, Vol. 1, p. 301. Glänzender als die Stammform. Kopf, Halsschild und Flügel- decken viel feiner und weitläufiger gepunktet als bei semistriatus, aber kräftiger und dichter als beim 3^, Oberseite daher weniger leuchtend als bei diesem. Flügeldecken glatt oder doch nur mit ganz schwachen Furchenandeutungen. Über den größten Teil der paläarktischen Region verbreitet (s. die beigegebene Karte B: ; Süd-Italien ist in der Karte als Verbreitungsgebiet mit einbegrifi'en, obgleich mir von dort keine Fundbestätigung vorliegt, da der Käfer in Ober-Italien sehr häufig und auch über Dalmatien verbreitet ist) und die häufigste Form. Der gemeine „Gelbrand". Nach Sharp (1881, Vol. 2, p. 641) auch in Nordamerika und Japan (1884, in: Trans, entomol. Soc, London 1884, p. 439; s. auch Regimbart, 1899, p. 311). Die gefurchte Form in England fast ausschließlich vorkommend, in Frankreich, Belgien, West-Deutschland und Schweiz viel häutiger als die var. conformis. In Nordost-Deutschland, Österreich und Italien halten beide Weibchenformen einander die Wage; in Rußland, vorzüglich im Süden, treten die gefurchten Exemplare gegenüber den glatten ganz zurück. Also gradweise von Westen nach Osten fortschreitende Evolutionssteigerung der glatten Form über die gefurchte und. in umgekehrter Richtung rechnend, der gefurchten über die glatte. 48 Hans Bianck, Species JJt/tisrHs jn'sdnns Delapüete-Castelnau. Bytiscus pisanus Delaporte-Castelxau 1834 — 1835. p. 98, AuBE 1836—1838, Vol. 5, p. 58, tab. 7. fig. 1. 2 (clnhius). 1838. Vol. 6^ p. 107, Shakp 1881. p. 640. Seidlitz 1886. p. 109; var. ibericus Rosen- hauer 1856, p. 47. Dem marginalis sehr ähnlich, ein wenig schlanker. Dieselbe Färbung, aber am Vorderrand der ersten Sternite eine schwarz- braune, seitlich verbreiterte, mehr oder weniger ausgeprägte Binde. Spitze der Metacoxalapophysen stumpfer als bei marginalis. fast ge- rundet (Fig. Hf). Prostern alfortsatz etwas länger und schlanker. $ nicht ganz bis zum letzten Drittel gefurcht, die Suturalfurche etwas kürzer als die folgende. Keine Furche mit der anschließenden anastomosierend (Fig. Gfj. D. ibericus Rosenh. nach Regimbakt (1877) nur eine Varietät des pisanus und sich von diesem nur durch das fast vollständige Fehlen des gelben Vorder- und Hinterrandes am Halsschild unterscheidend (Spanien und Portugal). Formel der Saugnäpfe an den Haftscheiben des Männchens (nach Chatanat, 1910, p. 452) die gleiche wie bei marginalis. Länge 30 — 35 mm, Breite 15 — 16 mm. $ var. Ungefurcht. Nach Regimbakt (1877) nur ein- oder zwei- mal gefunden. Westliches Mittelmeergebiet (s. Kaite B: ). Species Di/tiseiis dintidiatus Bergste. Dytiscus dimidiatus Bergsträsser 1778. p. 33, tab. 7, fig. 1. Langoval und ziemlich schlank, größte Breite weit hinter der Mitte, Flügeldecken an der Si)itze stark gerundet. Oben dunkel olivgrün bis grünschwarz. Mund und Clypeus gelb. Vorderecken der Stii-n und winkliger Stirnfleck rötlich, Seitenrand des Hals- schildes und der Flügeldecken breit gelb gesäumt, Vorderrand des Halsschildes und zuweilen auch undeutlich der Hinterrand sehr schmal gelbrot eingefaßt. Verwaschene gelbe Querbinde an der Spitze der Elytren. Schildchen schwarz. Tergite braun, hellbraune Be- haarung. Unterseite und Extremitäten braungelb, dunkler als bei den bisher besprochenen Formen. Die letzten Sternite und die Spitze des Metasternums braunrot, Oberlippe vorn ausgebuchtet. Fortsätze der Hinterhüften (Fig. Hg) an der Spitze stumpf und etwas mein- gerundet als bei pisanus (s. Fig. Hf). ^ oben glänzend. Stirn. Scheitel, Halsschild und Flügeldecken äußerst fein und weitläufig Dytiscns luargiimlis L 49 punktiert, letztere gegen die Spitze zu dicliter und kräftiger. $ oben matter, stärker und dichter als das c^, aber bedeutend feiner als semisfriatnfi punktiert. Flügeldecken bis kaum über die Mitte gefurcht (Fig. Gg). Furchen sehr klar und scharf eingerissen, tief, nicht anastomosierend, alle fast auf gleicher Höhe endigend, nur die Suturalfurche stets um mehrere Millimeter kürzer. Halsschild voin ein wenig stärker eingezogen als beim ^. Formel der Saugnäi)fe an den Haftscheibeu des Männchens (nach eigenen Befunden): Vt. 1. Gl. 60 2. „ 45 3. ,. 100 Mt. 1. ,. 260 2. ,. 230 8. „ 260 205 X 2 = 410 750 X 2 = 1500 1910 Länge 32—37 — 39 mm. Breite 17 — 18 mm. Lebendgewicht 2,3 — 2,5 — 3 g. ; rar. inutineiisis Fioei 1881, p. 276. Eine ungefurchte Form des Weibchens, die bei Modena auf- gefunden wurde. Europa und Kleinasien (s. Karte B: ). Species Dytiscus seiuisufcatus Müller. Dytiscus semisulcatus Müller^) (1776, p. 70); lyundiilatus Fabricius (1781, p. 292); Bergsträsser (1778, p. 42—43); frischii 1) Diese Species wird in allen neueren Literaturwerken als I)t/(isnis jninctulatns Fabe. bezeichnet. F.VBRICIUS beschrieb und benannte den Käfer 1781 (Spec. Ins., Teil 1, p. 292). Die Benennung semisulralns durch Müller (Zool. Dan. Prod., p. 70) wurde indessen bereits 1776 ge- geben und genügt den Anforderungen unserer internationalen Nomenklatur- regeln für die Priorität. Die Notiz bei MÜLLER lautet nämlich : „No. 666. D. seiinsulcatvs fuscus; supra niger — nicht infra niger , wie Berg- STRÄSSER 1778 zitiert — , margine thoracis elytroruraque extimo flavo ; sulcis viginti dimidiatis. FRISCH ins. 2. t. 7. f. 4. Praecedenti — d. i. I). sonistriatus d. Verf. — nimis affinis est, ac in utroque tarnen pedes primores absque patellis reperi." Die Charakterisierung „margine thoracis . . . flavo" unterscheidet diese Species von marfiinalis und semisfriatxs, bei denen es lautet: „marginibus thoracis omnibus ... flavis"'. Tat- sächlich ist bei der in Rede stehenden Art ja nur der Außenra//(/ des Pronotums gelb, während bei marginali.s das Halsschild allseitig einen gelben Saum trägt. Läßt indessen dieser Charakterzug noch eine Ver- Z.)ol. .Tahrl). XXXV. Abt. f. .Syst. * 50 Hans Blunck, Schneider (1791—1794, p. 365); porcatiis Thunberg, Ins. Snec, Vol. 6, p. 74 ($); punäaius Olivier (1795, Vol. 3, 40, p. 12, tab. 1, fig. 6); stagnalis Geoffroy, Foürcroy (1785, Vol. 1. p. 66). Verhältnismäßig sehr schlanker, hinter der Mitte kaum ver- breiterter Käfer. Oben schwarzgrün, zuweilen auf den Elytren pech- farben, besonders die Weibchen. Clypeus und Mund gelb. Ein un- deutlicher winkliger Stirnfleck rötlich. Halsschild und Flügeldecken breit gelb gesäumt, der erstere am Vorderrande, zuweilen auch am Hinterrande sehr schmal rötlich. An der Spitze der Flügeldecken eine verwaschene gelbe Querbinde. Schildchen schwarz, Unter- seite pechbraun bis schwarz, die Extremitäten etwas heller, mehr rotbraun, die Vorderbeine von der Tibia ab und die Fühler braungelb. Hinterbeine verhältnismäßig schlank. Oberlippe vorn ausgebuchtet. Fortsätze der Hinterhüften sehr stumpf, breit ab- gerundet (Fig. Hh). S oben matt glänzend. Kopf und Halsschild fein und zerstreut punktiert. Flügeldecken im vorderen Drittel weitläufig und fein, nach der Spitze zu viel dichter und kräftiger als bei allen anderen Arten gepunktet. Außer den normalen und tiefer als bei den übrigen Species eingerissenen 3 Punktreihen oft noch Andeutungen von Furchen, die denen der Weibchen zu ent- sprechen scheinen. $ oben ziemlich matt, in allen Teilen viel dichter punktiert als jede andere Art der Gattung. Punkte sehr fein. Flügeldecken mit 10 durchweg ziemlich schmalen Furchen (Fig. G h), die mehr oder weniger weit nach hinten im letzten Körperdrittel auslaufen. Der 8. Zwischenraum verkürzt, von der Mitte ab sich in Punkte auflösend, so daß die 7. und 8. Furche ineinanderfließen. Die Suturalfurche kürzer als die folgenden, die 10. und letzte Furche außen durch einen nur unscharfen Wall begrenzt. Formel der Saug- näpfe an den Haftscheiben des Männchens (nach eigenen Befunden; wecbslung des ^,pi(nctulatn,s^' mit (IhnhUatus Bergstr. zu, so wird die Be- schreibung eindeutig durch den Hinweis auf Frisch. Frisch sagt (1721, p. 35) von seinem tab. 7 fig. 4 abgebildeten Dijtiscus : „Männlein und Weib- lein am Bauch gantz schwartz, da sonst die grösseren etwas gelb-braun sind" und weiter; „zum andern geht der gelbe Saum nicht gantz um den Rücken-Schild herum". Mit dieser Kennzeichnung kann tatsächlich nur der kleinste unserer Dytiscinen gemeint sein. Müller's Angaben erfüllen also die Bedingungen unserer Nomenklaturregeln (vgl. Art. 25 a und b), und wenn wir an diesen festhalten wollen, sind wir gezwungen, die bis- herige Species D. pundnktlns Fabr. nach ihm Dijliscus .sennsfilcnfiis Mltller zu benennen. 3530 Dytiscus margiualis L. 5J 8immermachek"s für den Vordertarsus gegebene Zalilen sind um ein Vielfaches zu niedrig gegriffen): Vt. 1. Gl. 100 (115—150) mäßig große N.j 2. „ 325 (180) ) 685(ca.500)X2=1370 3. , 260(200) j '"^'^ ^'^"'"^ ^^- I Mt.l. ., 380 (ca. 270) | 2. „ 335 (ca. 240j 1080 (ca. 750)X2=2160J 3. „ 365 (ca. 240) I ah. maurm Schaufuss (1882, p. 173). Eine in Sachsen voi-- konimende Varietät mit ganz schwarzer Oberseite. Länge 24—30,5—32 mm. Breite 12—14 mm. Lebend- gewicht 1,2-1,35—1,6 g. Europa und Kleinasien, nach Deville (1906, p. 62—63) sehr selten auch in Algier, nach Balfour-Beowke, 1909 auch in England, p. 220 (s. Karte B: ). V. LiteratiirYerzeichnis zu den systematischen Abschnitten.^) Bach, M., Käferfauna für Nord- und Mitteldeutschland mit besonderer Rücksicht auf die preußischen Rheinlande, Vol. 1, Coblenz 1851. BalfoüE-Bkowne, f., The aquatic Coleoptera of the Solway district, in : Ann. Scottish nat. Hist., Vol. 18, 1909, p. 76—86, 145—152, 218 bis 226, 1909. Bell, A., Post-glacial Insects, in: Entomologist, Vol. 21, p. 1 — 2, 1888. 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Zum Glück ist dies nicht nötig! Seit Meigen wurden in der Gattung 82 Artnamen aufgestellt, deren Aufzälilung und Deutung icli in den „Genera Insectorum" 1913 geben werde. Scheidet man davon die zu fremden Familien gehörigen Arten und diejenigen Arten, die bis jetzt bereits zu andeien Platystominen-Gattungen gestellt wurden, aus, wie z. B. die Euprosopia-, Pterogenia-, Engistoneura-, Scholastes- und Feltaranfhimi- Arten, so bleibt immer noch ein Stock von äthiopischen, orientali- schen und paläarktischen Species übrig, der nicht homogen ist. Ich 56 Fkikdrich Hendel, habe deshalb die afrikanischen Arten in die 2 Gattungen Lophoplaty- stoma (Typus: acarüjerum Speisee) und Palpomyiella (Typus: asphaltina Wieuemann), die orientalischen in die 2 Gattungen Valonia Walker (Typus: cowz^??cato Walk.) \\w^ Euilnjplatystoma (Typus: n^ic^wm Walker) gebracht, so daß das Genus Platystoma ganz im Sinne Meigen's nur die gesamten paläarktischen Arten enthält. Es sind dies Arten m i t nackter oder höchstens pubescenter Arista, sechs- borstigem, nicht aufgeblasenem Schildchen, nicht vorgequollenen Augen und mit einer Frontorbital- borste. Schiner zählt (1864) 7, Rondani (1869) 9, Pandelle (1902) 16, Becker (1905) 28 Arten auf, wobei aber einige Synonj^nie mitgezählt sind. Diese Arbeit gibt schon von 39 Arten Kenntnis. Mit der Großzahl davon machte uns Loew bekannt und unterschied die Aa-ten nach der Farbe der Tarsen, der relativen Länge der Schüppchen und Abdominaltergite, der Farbe der Schwinger, der allgemeinen Färbung und Tomentierung des Leibes und der Gliedmaßen und nach der Flügelzeichnung, soweit dies Worte vermögen. Rondani hatte weniger Glück, da er ohne Zweifel die $$ zweier bekannten Arten neben den ^^ als neu beschrieb. So ist P. gemmationis das $ des P. tegularium Lw. und P. vegetationis das $ von P. seminationis Fab. Eine detaillierte und deshalb wertvolle Analysis von 4 Arten gibt uns Pandelle, dessen Arbeit wohl zum Studium der Arten der Acalyptraten von Bedeutung, in bezug auf systematische Verwandt- schaft und Gattungsauffassung aber total verfehlt ist. Als sehr brauchbar und konstant fand ich zur Unterscheidung nahestehender Arten die Form, in welcher die graue Bestäubung des Gesichtsrückens zum Mundrand herabzieht, das Verhältnis der Breite der Stirne zur Länge und zur Breite eines Auges, die Inser- tion der Fühlerwurzeln im Verhältnisse zum Auge, die Gestalt des 5. Sternits beim <^, die Farbe der Körperbehaarung, die Zahl der Supraalarborsten und die Bedeckung des Schildchens; ferner die Lage der Mündung und die Form der Radialis, die Form der ersten Hinterrandzelle und deren Mündung, ob die weißen Flügelpunkte einen Zentralfleck einschließen oder nicht und ob der Flügelhinter- rand punktiert ist oder nicht. •So werden P. luguh-e R,-Desv. und P. pleuronüeus m. sofort durch den Besitz von 4 Supraalarborsten erkannt. Ein behaartes Schild- chen kommt nur bei P. luguhre, pleuronäens, insularum, oculatum und pavonis vor. Die letzten 2 haben „Pfauen- Augen" oben auf dem Die Gattuug Platystnuia Mkiok.n (Dipt.). 57 Abdomen. Qnergebänderte Flügel ohne, jedwede weiße l^nnktierung besitzt das scliöne P. chnßoioxum. Eine ganz besondere Gestaltung zeigt das 5. Sieiiiit der ,S^ der te(jularhnn-GY\\\)\)e mit 2 kegelförmigen A\'arzen. Der l'enis ist in der Euhe spiralig aufgerollt und verborgen. Sein Ende besitzt eine doppelte knopfartige Erweiterung, an deren Spitze zwei Spiialfäden von bei den Arten wechselnder Länge entspringen (Fig. 37). Der Ovipositor ist wie bei den Ortalididen im allgemeinen gebildet. Das glänzende erste Glied ist dreieckig oder trapezförmig und von oben her kompreß. Die Flügelzeichnung ist eine so komplizierte, daß sie mit Worten gar nicht und durch Zeichnung auch nur unvollkommen dargestellt werden kann. Ich zog deshalb die Photographie vor und nahm die Flügel im durchfallenden Lichte einer Grätzin- Gaslichtlampe mit der Horizontal -Vertikal -Kamera von Zeiss auf. Im auffallenden Liclite. namentlich bei dunklem Hintergrunde, geben die Flügel ein anderes Bild. Die hyalinen Punkte erscheinen dann leuchtend milchweiß, Man findet die Fliegen sowohl auf Blättern niederer Pflanzen und von Sträuchern, „Laushonig" leckend, wie auch auf Blüten, in der Sonne, wie im Schatten. Sie sind in ihren Bewegungen sehr langsam, scheinbar träge, bewegen langsam die Vorderbeine und die ausgebreiteten Flügel und flüchten lieber auf die Unterseite der Blätter, bevor sie abfliegen. Ihr Bauch ist blasig aufgetrieben, namentlich, wie auch Pandelle erwähnt, beim (^ und fällt durch weißliche oder gelbe Farbe auf. Sie lassen sich selbst mit der Hand greifen und entleeren dann einen dicken brauneu Saft aus dem Rüssel, der die toten Stücke häufig am Kopfe verschmiert. Schiner beschreibt ihr Treiben um das Fortpflanzungsgeschäft sehr drollig und hält sie für „die geilsten aller Dipteren''. PI. luguhre fand Loew einmal „im Juni in Schaaren, den aus- sickernden Saft von Sesia asüifonnis durchwühlter Pappelstämme saugend; dass sich diese Art aucli von Koth nährt, lässt dei- Gestank, welcher sich bei dem zufälligen Zerdrücken derselben verbreitet, nicht wohl bezweifeln; auch Fl. seminationis soll derselben Nahrung nachgehen''. .Jedenfalls hängt die Trägheit der Platijstoma- Xn^^w mit ihrem geringeren Flugvermögen zusammen, und dies scheint mir die Bildung geographischer Kassen begünstigt zu haben. Über die Metamorphose ist uns seit der mir unzugänglich ge- 58 Frikdrich Hendel. bliebenen Arbeit von Peeris (in : Mem. Soc. Sc. Liege, Vol. 10, p. 274, 1885) nichts bekannt geworden. Die Larven wurden in der Erde unter faulem Holze gefunden. Was die geographische Verteilung der Arten anbelangt, fällt auf, daß der weitaus größte Teil derselben, 22 von 38 Arten „öst- liche*' Formen sind. Östlich des Kaspischen Sees: P. oculatiim, pavonis,' murinum, snave, gilvipes, curvinerve. — Aus Süd-Rußland, den Kaukasusländern und Kleinasien: P. gilvipes, obtusum, dathratmn, elegans, chrysotoxum, strix, angustipenne, rufimanum, canum, lativentre, aenescens, bispüosum, pundivenire, ruficeps, subfasciatum, nitidiventre. — P. Useta und valachium sind östliche Formen, die schon aus der walachischen in die ungarische Ebene eindringen. — Mediterrane Formen sind: P. provinciale, arcuatum, bifasciatum, insularnm, var. coiiicariim, subtile, bessii, dimidiatum, meridionale. — Mitteleuropäische Formen, die aber auch alle mediterran sind, sind folgende: P. lugubre, seminationis, plantationis, pubescens, tegularium, gemmationis. — Am weitesten nördlich und westlich dringt P. seminationis vor, die einzige Art Englands. Als nördlichste Grenze der Verbreitung von P. semi- nationis und lugubre möchte ich nach den Fundortangaben der Kollegen Oldenberg und Lichtwakdt den 53° n. Br. betrachten. Für die erstere Art scheinen die Karpathen die Ostgrenze zu bilden. Merk- würdigerweise wurde sie in Spanien noch nicht gefunden, während sie in Italien häufig ist. Auffällig ist das nur auf Sardinien be- schränkte Verbreitungsgebiet des P. insularum Rondani. Nord- Afrika hat auch seine Platystoma- Art und kennzeichnet sich auch dadurch wieder als zur paläarktischen Region gehörig. Mein Studienmaterial stammte aus den öffentlichen Museen in Berlin, Budapest uud Wien und aus den Sammlungen der hilfsbereiten Kollegen Becker, Bezzi, Lichtwardt, Schnabl und Villeneuve sowie aus meinen eigenen Funden, Allen Gönnern und Helfern sei hiermit aufs Wärmste gedankt! Sjniopsis der Arten. Hinterleib am Hinterrande des 4. Tergites mit großen, metallisch-blauen, pfauenaugenartigen Flecken. Schild be- haart 27 — Hinterleib ohne Augenflecke, Schild meist nackt 1 1. Schild mindestens seitlich auf der Oberfläche behaart und an der Spitze lot. Sind diese Merkmale weniger deutlich Die Gattung: Platystonia Mkiokn (Dipt.). 59 erkennbar, so sind zugleich die Backen gut ^ .( eines Auges hocli ') 2 — Scliild oben außer den 6 Borsten nackt und ganz scliwarz. Backen liöchstens '4 eines Auges hoch 4 ) Pleuren ganz und gar untonientiert und unpunktiert, nur glänzend schwarz 19. P. pJeuronüens n. sp. (Fig. 16) — Wenigstens die Mesopleuren liell tomentiert und schwarz punktiert 3 Der ganze Schildhinterrand ist rot. Pteropleuren glänzend schwarz, ohne Punktierung. 4 Supraalare 18. P. lugnhre Rob.-Desv. (Fig. 15) — Höchstens die Schildspitze rot. Pteropleuren grau tomentiert und schwarz punktiert. 3 Supraalare 20. P. insularum ßoNDANi (Fig. 17) Schenkel oder Schienen ganz oder teilweise gelb bis gelbrot 28 — Schenkel und auch die Schienen ganz schwarz 5 Hinterleib oben glänzend schwarz und unpunktiert. Arista kui'z, aber deutlich pubesziert 7. P. mtidiventre n. sp. (Fig. 7) — Hinterleib mehr oder weniger dicht mit einem grauen Tomentnetzwerke bedeckt. Arista nackt oder fast nackt 6 Füße ganz schwarz, höchstens die Fersen an den äußersten Gelenken schmal rotbraun oder die Füße sind ventral bloß rotschimmernd behaart; Schwingerkopf schwarzbraun 7 — Füße teilweise bis vorherrschend von gelbroter Grund- farbe; Schwiugerkopf gelb oder dunkelbraun 14 Die Mündung der ersten Hinterrandzelle sehr stark ver- schmälert, weit oberhalb der Flügelspitze gelegen. Gesicht und Prälabrum gelb. Ebenso sind die hellen Flecke in der Wurzelhälfte des Flügels lebhaft rotgelb 38. P. elegans n. sp. (Fig. 3f)) — Erste Hinterrandzelle jenseits der hinteren Querader parallel oder nur mäßig verengt. Die Discoidalis mündet an der Flügelspitze. Gesicht und Prälabrum .schwarz 8**) 1) Letzteres bezieht sich nur auf /'. /nsuiannii RONDANI. 2) Einen schwärzlichen, ziemlich glänzenden Hinterleib mit lebhaft gelben . unregelmäßigen Linien und Flecken , rote Schultern und ein Schildchen mit gelber ^Mittellinie und solchem Hinterrande, nebst schwarzen Tastern besitzt 40. /'. strix PORTSCHIXSKY. 3) Durch verlängerte Tboraxschüppchen bei ganz schwarzen P'üßen würde sich kennzeichnen das problematische 17. P. iltjioiotse BisCHOF. (5Q Friedrich Hbndel, 8. c?: 5- Tergit erheblich kürzer als die 3 vorhergehenden zu- sammengenommen. — ?: 3. Tergit sehr kurz, 4, lang und länger als das 5. — Flügel stark vorherrschend und gleich- mäßig dunkelbraun, mit kleinen weißen Punkten besetzt 8. P. lativenire Loew (Fig. 33) — (J : 5. Tergit länger als die 3 vorhergehenden zusammen- genommen. — $: 3. Tergit länger als das 4. 9 9. Die 4 hinteren Schenkel, besonders die mittleren, sind posteroventral länger gelblich behaart. Subkostal- zelle gelb, höchstens basal mit 1—2 kleinen braunen Flecken. Die Tomentierung des Rückens und Abdomens ist sehr dicht und ockergelb, nur von kleinen isolierten schwarzen Punkten durchbrochen 10 — Schenkel kurz und schwarz behaart. Subkostalzelle schwarzbraun, nur an der Spitze gelbrot. Tomentierung grau bis gelbgrau, die schwarzen Punkte stehen dichter und sind zu Längsstreifen zusammengeflossen 12 10. An den Füßen ist nur die Wurzel der Ferse rot. Marginal- zelle hyalin mit einer Reihe zahlreicher kleiner dunkel- brauner Punkte. S'- Letztes Glied der Vorderfüße außen und innen ohne verlängerte Endborste. — $: 3. Tergit so lang wie das 4. und 5. zusammengenommen 6. P. angustipenne Loew (Fig. 84) — Die Ferse und auch noch das folgende oder die 2 folgenden Fußglieder an der Wurzel breit rot, oft vorherrschend. — ^: Letztes Glied der Vorderfüße außen und innen mit je einer verlängerten und verbreiterten Endborste versehen. — $: 3. Tergit nur etwas länger als das 4. 11 11. Große Art, 9—10 mm lang. Flügel Fig. 6. Die weißen Punkt- flecke fließen nicht ineinander und herrschen unterhalb der Posticalis auch nicht vor 4. P. valacMae n. sp. (Fig. 6) — Kleinere Art, 5,5—7 mm lang. Flügel Fig. 35. Die weißen Punktflecke fließen vielfach ineinander und herrschen unterhalb der Posticalis stark vor 5. P. rufimanum Loew (Fig. 35) 12. Flügel beiderseits einer weißen Querbinde über die hintere Querader, welch erstere an dieser nicht in Flecke aufgelöst, also ununterbrochen ist und erst oberhalb derselben aus 2—3 nebeneinander liegenden weißen Punkten gebildet wird, l>ie Ciiittuiii,' l'hitystuina Mkiges (Dipt.). 61 — einfarbig dunkelbraun, niclit von weißen Punkten durch- brochen 2. P. se»ünatifl)iis Fab. var. frauenfeldi Xüwicki (Fig. 4) — Die weiße Querbinde über die hintere Querader wie auch das unpunktierte Braüin beiderseits derselben sind nicht oder nur unvollkommen ausgebildet 13 13. Das Fndglied der Vorderfüße des c^ (Fig. 37) hat innen und außen je eine verlängerte und flachgedrückte Apical- borste. Beim $ sind die Abdominaltergite 3 — 5 fast gleich- mäßig dicht mit grauen Tomentpunkten bedeckt 3. P. seminationis Fab. var. biseta Loew (Fig. 5) — Das Endglied der Vorderfüße des (^ hat höchstens außen an der Spitze eine verlängerte und verbreiterte Borste. Beim $ treten die grauen Tomentflecke am 3. und 4. Ab- dominaltergite mehr nach Art von Schillerflecken auf und sind am 3. vielfach kaum mehr sichtbar, so daß der Hinter- leib dort wie glänzend schwarz erscheint 1. P. seminationis Fab. (Fig. 1—3) 14. Thoraxschüppchen nur wenig länger als das Flügelschüpp- chen und höchstens doppelt so lang wie dieses; Schwinger- kopf schwarzbraun 15 — Thoraxschüppchen die Flügelschüppchen mindestens um die doppelte Länge derselben überragend, also mindestens 3 mal so lang wie diese; Schwingerkopf gelb 24 15. Epistom, das ist das untere, vorstehende Gesicht, ganz un- bestäubt und glänzend schwarz, in der Längsmitte ohne graue Spitze oder Linie 16 — Epistom am ganzen Mundrande grau bestäubt oder wenigstens mit einem grauen Medianfleck oder einer solchen Linie, die sich vom bestäubten Gesichtsrücken herabzieht 18 16. Backen nur '/jo— Vs ^i^^s Auges hoch. Thoraxrückeu und Schild oben flach. Die dunkle Punktierung des erstereu zeigt mehr oder weniger deutlich metallischen Glanz. Flügelhinterrand nicht punktiert 17 — Backen ^^ eines Auges hoch. Thoraxrücken und Schild gewölbt; ersterer mattschwarz punktiert und glanzlos. Flügelhinterrand mit weißen Punkten 9. P. siibfasciatum Loew (Fig. 8) ß2 Friedrich Hendel, 17. Epistom körnig- rauh, Prälabrum in der Mitte matt ziseliert. Größere Art, 6—6,5 mm, blauschwarz. Rückentomentierung und Punktierung deutlich erkennbar 24. P. plantationis Rond. (Fig. 21) — Epistom und Prälabrum völlig glatt und glänzend. Kleinere Art, 4 mm, erzgrün glänzend. Rückentomentierung und -Punktierung verschwommen 25. P. aenescens Loew (Fig. 22} 18. Die Endabschnitte der 3. und 4. Längsader fast gerade und parallel. Die Radialis mündet der hinteren Querader gegenüber 19 — Die Endabschnitte der 3. und 4. Längsader sind ge- bogen, namentlich die Cubitalis oberhalb der hinteren Quer- ader. Radialis erheblich jenseits dieser Querader mündend 20 19. Die Discoidalis mündet oberhalb der Flügelspitze. LTnterster Mundrand glänzend schwarz. Thoraxrücken vorherrschend schwarz 22. P. arcuatum Loew (Fig. 19) — Die Discoidalis mündet an der Flügelspitze. Unterster Mundrand grau bestäubt 21, P. piibescens Loew (Fig. 18) 20. Fühler unterhalb der Augenmitte inseriert. Die graue Be- stäubung des Gesichtsrückens reicht bis zum Mundrande oder tritt mit einer stumpfdreieckigen Spitze auf das Epistom herab 23 — Fühler der Augenmitte gegenüber. Die graue Bestäubung des Gesichts setzt sich nur als Linie zum Mundrande fort 21 21. Randmal schwarz mit 2 gelben Punkten. 5. Abdominal- tergit beim cJ l'/gmal, beim $ so lang wie das 4. 10. P. hezsii n. sp. (Fig. 9) — Randmal ganz gelb oder nur an der Wurzel braun oder mit 2 kleinen braunen Punkten. 5. Abdominaltergit beim (^ viel länger als der halbe Hinterleib, beim $ gleich dem halben vierten 22 22. <^: Letztes Glied der Vorderfüße innen und außen mit je einer verlängerten und verbreiterten Endborste versehen. — $: 3. Abdominaltergit kürzer als das 4. und 5. zusammen- genommen 11 — (J: Letztes Glied der Vorderfüße ohne solche Borsten. — $: 3. Abdominaltergit so lang wie das 4. und 5. zusammen- genommen P. angustipenne Loew (Fig. 34) 23. Backen niedriger als ^/^ der Augenhöhe, Hinterkopf viel Die Gattung- Platystcina Mkigkn «Dipt.). 63 wenio;er als die wageiechte Länge eines Auges hinter demselben vortretend. Das Grau des Gesichtskieles erreicht nur als stumpfe Spitze den Mundrand. Flügel blaßbrann mit weißen Trojjfen und noch dunkler braunen Flecken. Flügel 6.5 — 7,5 nun lang 11. F. suhtüe Loew (Fig. 10) — Backen höher als ^/^ einer Augenhöhe; Hinterkojjf mindestens um den wagerechten Durchmesser eines Auges hinter demselben vortretend. Das Grau des Gesiclitsrückens erreicht in voller Breite den Mundrand und trennt so die glänzend schwarzen GesichtsHecken weit voneinander. Flügel ohne dunkler braune Flecke 12. P. obtusum n. sp. (Fig. 11) 24. Backen über ^/g eines Auges hoch. Schildchenspitze meist mit einem mattroten Fleck 20. P. insularum Rond. var. corticarum Rond. (Fig. 17) — Backen nur V'^ eines Auges hoch. Schild ganz von schwarzer Grundfarbe 25 ^) 25. Tasterspitzen hell rotbraun. Körper 8 — 11 mm lang. Das matte Grau des Gesiclitsrückens zieht sich in breiter stumpfei' Spitze zum Mundraud herab. Körpertoment gelb- grau 13. P. tegularium Loew (Fig. 12j — Tasterspitzen von schwärzlicher, höchstens dunkel rot- brauner Grundfarbe, also abgesehen vom weißen Schimmer. Körper 5 — 7,5 mm lang 26 26. Die mattgraue Bestäubung des Gesichtsrückens tritt nur als Strich von gleicher Breite auf den glänzenden Mund- rand herab. Rücken gelbgrau tomentiert. Die schwarzen Punkte desselben fließen zu 4 breiten Längsstriemen zu- sammen 14. P. gemmationis Rond. (Fig. 13) — Die Bestäubung des Gesichtsrückens tritt mit breiter, stumpfer Spitze auf das Epistom herab. Rücken rein asch- grau bis bläulich-grau tomentiert. Die schwarzen Punkte desselben isoliert 15. P. Ufasciatum Brülle (Fig. 14) 27. Fühlergruben unten ohne schwarze Flecke 33. P. oculatum Becker — Fühlergruben unten mit je einem glänzend schwarzen Fleck 32. P. pavonis n. sp. (Fig. 29) 1) Man vergleiche hier auch die Beschreibung des mir unbekaimt gebliebenen /'. ]/rovincialc LoEW, No. 16. (}4 Friedrich Hkndel, 28. Alle Schenkel rotgelb, höchstens mit braunen Längsstriemen versehen ; Thoraxschüppchen nur wenig länger als die Flügel- schüppchen 31 — Schenkel schwarz oder mindestens die 4 hinteren zum größten Teile verdunkelt. Thoraxschüppchen (mit Ausnahme von P. dimidiatum) stark verlängert 29 29. Gesicht und Prälabrum glänzend rotgelb. Abdomen mit gelben Hinterrandsäumen der Tergite 39. P. clirysotoxum n. sp. (Fig. 32) — Gesicht und Prälabrum vorherrschend schwarz, höchstens teilweise rotbraun. Abdominaltergite nicht gelb gesäumt 30 30. Backen mindestens V3 eines Auges hoch. Prälabrum und Gesicht mit Ausnahme zweier glänzend schwarzer Flecke matt weißlich bestäubt 20. P insularum Rokd. (Fig. 17) — Backen nur V? eines Auges hoch. Prälabrum und das ganze Epistom glänzend schwarz 23. P. dimidiatum n. sp. (Fig. 20) 31. Körper so dicht hellgrau tomentiert oder bestäubt, daß er vollkommen matt ist. Sehr hell gefärbte Arten 32 — Körper nie so dicht bestäubt, daß nicht die glänzende dunkle Grundfarbe des Hinterleibes deutlich oder sogar vorherrschend sichtbar würde 35 32. „Une bände transversale d'un noir luisant sons les antennes" 37. P. canum Portsch. — Untergesicht nur mit 2 glänzend schwarzen Flecken unten an den Fühlergruben 33 33. Stirn länger als breit. Vorderfüße schwarz, letztes Glied gelb. Die 2 glänzend schwarzen Gesichtsflecke berühren unten den Mundrand 36. P. Uspilosmn Poetsch. (Fig. 31) — Stirn breiter als lang. Letztes Glied der Vorderfüße nicht heller, sondern dunkler als der übrige Fuß. Die 2 sclnvarzen Gesichtsflecke erreichen unten den Mundrand nicht 34 34. Backen V? eines Auges hoch; Körperbehaarung gelb schimmernd 34. P. murinmn n. sp. — Backen gut V4 eines Auges hoch; Körperbehaarung schwarz 35. P. suave Loew (Fig. 30) 35. Thorax mit einer glänzend schwarzen Seitenstrieme von der Schulter bis zur Flügelwurzel. Pleuren dicht bestäubt, Die Gattung Platystoma Meigen (Dipt.). 65 aber nicht schwarz punktiert, Stirn l'/oHial so lang wie breit. Hinterleib dicht und fast zottig- beiiaart 31. P. pxnctiventre Poutsch. (Fig. 28) — Thorax ohne solche Seitenstrienie, Pleuren schwarz punktiert. Hinterleib nie zottig. Stirn so lang wie breit 3H 36. Gesicht ganz gelb, ohne schwarze Flecke unten an den Fühlergruben 30. P. (jilvipes Loew (Fig. 27) — Gesicht ganz glänzend schwarz oder wenigstens mit 2 solchen Flecken unten an den Fühlergruben 37 37. Hinterleib glänzend schwarzgrün, ohne weiße Toment- punkte. Erste Hinterrandzelle völlig parallelrandig. Flügel mit einer braunen Vorderrandstrieme, die dann über die 2 Queradern nach hinten biegt 26. P. rufi'pes Meigen (Fig. 23) — Hinterleib weißgrau punktiert. Flügel ohne braune Strieme. Erste Hinterrandzelle meist an der Mündung verengt 38 38. Gesichtsrücken und Pleuren längs der Mesopleuralnaht rotgelb. Erste Hinterrandzelle an der Mündung auffällig aufwärts gebogen 29. P. curvinerve n. sp. (Fig. 26) — Gesicht schwarz. Pleuren ohne Rotgelb. Erste Hinter- randzelle gerade 39 39. Letztes Glied der dunklen Vorderfüße rotgelb. Die Flügel- spitze ist der dunkelste Teil des Flügels 27. P meridiondle n. sp. (Fig. 24) — Vorderfüße in der Endhälfte ganz dunkelbraun. Die Flügelspitze ist der hellste Teil des ganzen Flügels 28. P. clathratum n. sp. (Fig. 25) 1. Platystoma seminatioriis Fabr. {^. $). Fabricius, System. Entomol.. p. 786, 70 {Musra) (1775). — Spec. Ins., Vol. 2, p. 452, 90 {Miisca) (1781). — Mant. Ins., Vol. 2, p. 352, 109 (1787). — Entomol. Syst., Vol. 4, p. 355, 174 {Musca) (1794). — System. Antliat., p. 329, 16 {Didija) (1805). Gmelin, System. Nat., Edit. 13, P. 1, Vol. 5, p. 2857, 246 {Musca) (1788). Schrank, Fauna Boica, Vol. 3, p. 146, 2516 (Truproiea) (1803). Latreille, Gen. Crust. et Ins., Vol. 4, p. 354 (Platystoma) (1809). Meigen, Syst. Beschr., Vol. 5, p. 392, 2 (1826) (Plati/stoma). Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. Syst. 5 66 Friedrich Hendel, Robixeau-Desvoidy, Essay sur les Myodaires, p. 709, 2 {HesyquiUia) (1830). CuRTis, Brit. Entomo]., Vol. 11, PI. et p. 505 (1834) {Platystoma). Macquart, Suit. ä Buffon, Vol. 2, p. 444, 3 (1835) {Plalijdoma). LoEW, Dipterol. Beitr. 1, p. 35, 3 (1845) {Platystoma). Walker, Ius. Brit., Vol. 2, p. 193, 1 (1853) {Platystoma). SCHIXKR, Fauna Austriaca, Vol. 2, p. 83 (1864) {Platystoma). EONDAKI, Dipt. Ital. Prodr., Vol. 7, Fase. 3, p. 36, 8 (1869) {Megaglosm). Pandelle, Etud. sur les Museid., P. 3, p. 446, Caen (1902) {Platystoma). Syn. fulriventre Schrank, Enumerat. Ins. Austr. Indig., p. 469, 953 {Musca) (1781). — Gmelin, Syst. Nat., Edit. 13, P. 1, Vol. 5, p. 2862, 298 {Musca) (1788). Syn. vegetationis Bondani, Dipt. Ital. Prodr., Vol. 7, Fase. 3, p. 36, 8 {Megaglossa), $ (1869). Anm, : Platystoma transversa Meigen, in: Fabricius, Syst. Antl., p. 329, 16 (1805) und daraus in: Latreille, Gen. Crust. et Ins.. Vol. 4, p. 355 (1809) ist nur ein Schreibfehler für P. senimationis F. Die Grundfarbe des g-anzen Körpers samt seinen Anhängen ist durchaus schwarz. Ein dunkles Eotbraun, das nie auffällt, zeigen höchstens folgende Stellen: der Rand der Lunula über den Fühlerwurzehi, das 2. Fühlerglied geg^en die Spitze hin und das 3. an der Basis, die Epistomseiten in der Auslaufrinne der Fühler- gruben und noch seltner die Backengruben. Stets rotbraun sind die äußersten Wurzeln aller 4 Fersen. Glänzend schwarz, unb es täubt sind: das Prälabrum, das Epistom, die Schenkel und Schienen, die Seitenränder der Abdominaltergite und der Hinter- rand des 5., die Genitalien; die Punkte und schwarzen Stellen der Hinterleibsterg-ite , während diejenige des Thoraxrückens und des Schildchens mattschwarz sind. Die schwarzen Stellen und Punkte der Pleuren sind oben matt, nach unten hin allmählich etwas glänzend. Die Farbe des Körpertom entes hat stets einen gelb- lichen Ton, wechselt aber zwischen gelblich-grau bis stumpf ocker- gelb. Das Toment des Kopfes ist gewöhnlich heller, mehr weißlich und oft fast silbrig. Die Behaarung des ganzen Körpers, auch der Stirn und der Beine ist schwarz, nur wenige Haare an den Pteropleuren und an der Unterseite der Hinterhüften sind gelblich. Stirn so breit wie vom Scheitel bis zur Fühlerwurzel lang, un- Die Gattung Platystoma Meigkn (Dipt.). (37 gefälir doppelt so breit wie ein Auge, zart bereift, ai» den Wujzeln der Haare mit diclit stehenden mattschwarzen Punkten. Eine Mittellängslinie, die sich oben am Ocellendreieck sj)altet. unpunktiert bereift, weniger deutlich. Augenrand der Stirn und Wangen dichter, weißschimmernd tonientiert, neben den Fühlerwurzeln am Auge ein dunkel schilleiiider Doppelfleck. Die Fühler sind der Augenmitte gegenüber inseriert. Im Gesicht sind die Fühlergruben, mit Ausnahme des untersten Teiles, sowie der ganze dazwischen liegende Längs rücken matt bestäubt. Auf letzterem zieht sich die Bestäubung in einer schlanken Spitze bis zum Mundrande herab. Oberer Hinterkopf sclnvarz, schwach glänzend; auf der Halsstufe des Hinterkopfes liegt eine breite, nach oben scharf abgegrenzte, nach unten hin allmählich verwischte helle Keifbinde, die sich am hinteren Augenrande auf die Backen herab fortsetzt und dort durch seidenartigen Schimmer, sowie durch die Helligkeit besonders auf- fällt. Die darunter liegende Grundfarbe ist hier rotgelb. Fühler •' r, des Gesichtes lang. Arista wie nackt. Prälabi'um am Ober- und Unterrande mit hell schimmernden Tomentflecken versehen ; Taster am Spitzenrande weißlich schimmernd. Die feine schwarze Punktierung des Thoraxrückens ist nicht vollkommen gleichmäßig verteilt, sondern bildet durch größere Dichte fast 2 — 4 breite Längsstriemen, die in der Mitte durch eine schmale, deutlich hervortretende, wenig punktierte Linie getrennt werden. Humeral- und Supraalargegend si)ärlicher punktiert. Die Brustseiten sind auf den Meso- und den oberen Sterno- pleuren dicht und gleichmäßig punktiert, so daß nur ein dünneres Netzwerk des Toraentes dort übrig bleibt. Auf dem Schildchen ist eine Mittelstrieme und der Hinterrand tonientiert, letzterer mit 6 schwarzen Punkten an den Borstenwurzeln versehen, der Eest der Oberseite ist mattschwarz, undeutlich aus schwarzen Punkten zu- sammengesetzt. Stirn e, Rücken und Hinterleib sind kurz behaart, das Schild- chen nackt. Am Hinterleibe des c^ ist das 5. Tergit viel länger als das halbe Abdomen und durchschnittlich 4 mal so lang wie die kui-zen und gleichlangen Tergite 3 und 4 zusammengenommen. Beim $ sind die Tergite 3 bis 5 beinahe gleichlang oder das letzte etwas kürzer. Die Tomentierung des Hinterleibes ist beim cJ dichter als beim $. Bei beiden ist das 5. Tergit am dichtesten 5* ßj^ Friedrich Hendel, toiiientiert und wie die Pleuren gleichmäßig schwarz punktiert, gröber als die sehr fein punktierten vorderen Tergite. Beim $ herrscht mit Ausnahme des letztsichtbaren 5. Tergits die glänzend schwarze Grundfarbe vor und tritt das zarte, am 4. Tergit stark unterbrochene Tomentnetzwerk mehr nach Art von Schillerflecken auf, während das 3. Tergit fast ganz glänzend schwarz ist. Die breite Bauchhaut ist im Leben gelbweiß oder wenigstens hellgelb, im Tode dunkler gelb. Das große präanale Sternit des <^ ist gewölbt, am Hinterrande in der Mitte seicht aus- geschweift und eingedrückt, überall unbestäubt. Parameren dunkel rotbraun. Von den tief mattschwarzen, in gewisser Richtung oben durch zarten Reif bräunlich-gelb schimmernden Füßen sind die hintersten auf der Unterseite goldigrot pubesziert. Beim (J zeigt das End- glied der Vorderfüße außen an der Spitze meist eine verlängerte und etwas verbreiterte Endborste. Die Flügeladerung und -Zeichnung wird durch die Figg. 1 — 3, Taf. 3 dargestellt. Die Grundfarbe ist ein ziemlich gleichmäßig dunkles Sepiabraun, ohne intensiver braune Fleckung. Die Adern sind schwarz, nur teilweise am Stigma und in der Umgebung der Schulterquerader rotbraun. Die helle Punktierung ist weiß, nur an der äußersten Wurzel etwas gelblich-braun. Die einzelnen Punkte enthalten keinen dunkleren Zentralfleck. Die Zahl der Punkte variiert nach der Größe, ist bei kleineren Tieren geringer, variiert aber auch etwas bei gleichgroßen Stücken. — Fig. 1: Flügel 7 mm lang, mit zahlreichen Punkten. Weder die aus weißen Punkten ge- bildete Querbinde über die hintere Querader, noch die beiderseits derselben gelegenen, braunen, wenig oder fast nicht weiß gefleckten Flügelteile sind unterscheidbar. — Fig. 2 : Flügel 6 mm lang, weniger zahlreich und relativ größer punktiert; er erscheint in der Spitzen- hälfte schon mit 2 braunen, wenig gefleckten Querbinden versehen, welche die aus weißen Punkten gebildete, über die hintere Quer- ader laufende, beiderseits flankieren, — Fig. 3: Flügel 4,5 mm lang. Quei'bandierung in der Spitzenhälfte noch mehr fortgeschritten, namentlich ist die weiße Querbinde besser isoliert und sind die weißen Flecke beiderseits der hinteren Querader schon zusammen- geflossen. Diese Form bildet den Übergang zur var. frauenfeldi NOWICKI. Die Discoidalis mündet etwas unterhalb der Flügelspitze, welche in die Mündung der ersten Hinterrandzelle hineinfällt. Der letzte Die Gattung Platystoma Meigen (Dipt.)- 69 Absclinitt der Cubitalis ist jenseits der kleinen Querader erheblich aut'g-ebosen. Die Tlioraxschiippchen überragen die Fliigelschü})i)chen meist um ^ o bis höchstens '^l^ derselben. Der Schwingerstiel ist rostfarbig, der Kopf schwarzbraun. Körper und Flügel 4,5 — 7 mm lang. Anm. Th. Becker's Zitat dieser Art im 4. Bande des Katal. d. paläarkt. Dipt. p. 103 — Linne, Faun. Suec. 1H74 (1766) — ist ein ganz irrtümliches, da ja die Art in Schweden gar nicht vor- kommt. Es dürfte eine Verwechslung mit der Tetanocerine „Musca''- nmhrarum Linke 1, c. p. 1864 (1761) stattgefunden haben. Der Autor unserer Art ist Fabeicius. Desgleichen entspricht es nicht der Wahrheit, wenn Scheank's Musca fnlviventris (1781) als Synonym zu Meigen's Platystoma um- hmnnn gestellt wird, denn unser Baier sagt ausdrücklich ,,pedes atri" und erwähnt auch besonders vom Flügel die „fasciae duae obscuriores in utrague aM^. Dadurch ist jeder Zweifel ausgeschlossen ! Die „gelbbauchige Fliege" stammt aus Wien, wo P. seminationis F. häutig ist, P. luguhre R. D. aber nicht vorkommt und nur gegen die ungarische Grenze hin angetroffen wird. Daraus, daß Rondani sein Fiat, vegetationis von seminationis F. nur durch die verschiedene Länge des 5. Abdominaltergits unter- scheidet, geht mit Bestimmtheit hervor, daß ersteres nichts weiter als das $ von letzterem ist. Heimat. Im Westen ist unsere Art als einzige der Gattung noch in England verbreitet. Sie kommt dann am Kontinente in Holland, Frankreich, im ganzen festländischen Italien, Österreich- Ungarn und Deutschland bis zum 53 ** n. Br. vor. Im Osten scheinen die Karpathen die Grenze zu bilden, da ich keine typische Form von jenseits derselben erhielt. In Podolien tritt P. frauenfeldi, in der Walachei P. hiseta und valachiae, in Rußland P. angustipenne und ntfimanum an ihre Stelle. In Spanien fehlt P. seminationis. Wie weit sie in der Balkan-Halbinsel vorkommt, ist mir nicht be- kannt. Ich kenne nur Stücke aus Belgrad und Semlin, also von der Donau. 2. Platystoma sein hiat Ion is Fabr. cai', frauenfeldi Noavicki {^, $). NowiCKi, in: Verh. zool.-bot. Ges. "Wien, Vol. 17, p. '602^ tab. 11, fig. 2 (1872). 70 Friedrich HENDEr., Gleicht bis auf folgende Unterschiede ganz dem typischen PL seminaiionis L. und gilt auch sonst die dortige Beschreibung. Fl. frauenfeldi Nov. ist durchschnittlich kleiner und vor allem durch die Flügelzeichnung (Fig. 4) charakterisiert. Die hintere Querader ist schmal braun gesäumt, und dieser Saum wird beiderseits von einer ununterbrochenen, nicht aus Flecken zu- sammengesetzten, gleich breiten Strieme von weißer Farbe b e g 1 e i t e t , die von der Discoidalis bis zum Flügelhinterrand reicht. In der Fortsetzung dieser 2 Striemen nach oben finden sich in jeder Zelle 2-3 weiße Flecke eng nebeneinander, wodurch eine einzige deutliche Querbinde von weißer Farbe den ganzen Flügel durchzieht ; oben gleich hinter der Mündung der Subcosta beginnend, in Flecke aufgelöst und schwach gebogen, unten über die gesäumte hintere Querader ziehend und unaufgelöst, vollkommen. Diese weiße durchlaufende Querbinde hebt sich um so deutlicher ab, als das Braun des Flügels vor und hinter derselben in einem breiten Streifen der weißen Punkte vollkommen entbehrt, also nicht durch- brochen ist, so daß man auch sagen könnte: Spitzenhälfte des Flügels mit 2 breiten, schwach gebogenen braunen Querbinden, die eine schmälere weiße, über die hintere Querader laufende einschließen. Fig. 4 stellt den Flügel vor. Der unterhalb der Radialismündung fehlende weiße Querfleck kann auch vorhanden sein. Weitere, geringe Unterschiede der galizischen Stücke scheinen mir zu sein : Die Lunula, Facialien, das seitliche Epistom und die Backengruben sind rotbraun. An den Füßen ist nicht nur die Wurzel der Fersen, sondern auch noch die des folgenden Fußgliedes rot. Die ganzen Beine zeigen nicht das tiefe Schwarz des Fl. seminationis, sondern sind mehr pechschwarz, haben also einen Stich ins Braune. Die Fühler kommen mir etwas länger vor. Wie beim $ von Fl. se^ninationis ist auch hier der Hinterleib des $ vorherrschend glänzend schwarz. Die bei dieser Art erwähnte Spitze der Bestäubung des Gesichtsrückens, die sich auf das Epistom herabzieht, ist hier noch schmäler und nur bei genauer Untersuchung zu sehen. Auch hier sind die Schenkel ganz schwarz und die 4 hinteren posterior nicht länger behaart. Ich habe obige Beschreibung nach den von Prof. Nowicki dem Wiener Hofmuseum übermittelten, also typischen Exemplaren gemacht, muß aber hierzu bemerken, daß ich sehr ähnliche Exemplare nebst Übergängen in der Flügelzeichnung und Größe neben vollständig typischen Stücken der Fl. seminationis L. aus der Wiener Gegend, Die Gattimg Platystoma Meigen (Dipt.)- 71 aus Unoani und Oberitalien vor mir hatte und kh deshalb P. fmnevfddi Now. nicht als selbständige Art ansehen kann. Körper und Flüg-el 4,5 — 5 nini lang. Heimat. Südost-Galizien, die angrenzende Bukowina und Podolien (Ukrain). 3. Platijstoina seniinatioiu's Fabr. var, biseta Loew ((^, $). LOEW, in: Ztscbr. Naturw., Vol. 32, p. 10, 9 (1868) und Beschreib Europ. Dipt., Vol. 3, p. 283, 187 (1873). Pandelle, Etud. sur les Museid., P. 3, p. 446, Caen (1902). Noch geringere Unterschiede als die folgende, P. valachiae, trennen diese Form von P. seminationis L, Sie macht einen noch schwärzeren Totaleindruck, ist aber durchschnittlich größer und stärke r. Die Schenkel wie überhaupt der ganze Körper sind nur schwarz behaart. Das Endglied der V o r d e r f ü ß e des S hat außer den Klauen außen und innen, gleich der folgenden Art eine lange und verbreiterte Borste. An den schwarzen Füßen ist meist nur die äußerste Wurzel der Fersen, selten auch die des folgenden Gliedes rot. Der Hinterleib des $ erscheint nicht wie bei P. seminationis L. am 3. Tergit fast einfarbig schwarz, während die Tomentpunkte erst nach hinten sich allmählich ver- dichten und ein Netzwerk bilden, sondern ist auf allen den Tergiten 3 — 5 fast gleichmäßig verteilt und dichter als bei P. seminationis L. mit grauen Tomentpunkten und -querbalken besetzt. Das Braun des Flügels (Fig. 5) ist sehr dunkel und gesättigt. Die aus 3 — 4 weißen, nebeneinanderliegenden Tropfen gebildete, nicht immer gleich gut erkennbare Querstrieme über die hintere Querader, wird hier meist von schwach punktierten bis ganz un- punktierten braunen Flügelbinden vor und hinter derselben begrenzt. Bei P. seminationis F. s. str. tritt diese Querstriemung bei den größten Stücken nie so deutlich hervor. Die Füße sind entweder wie bei P. seminationis F. nur an der äußersten Wurzel der Fersen rot oder auch noch an jenen des folgenden oder mehreren der folgenden Glieder, nie aber in solcher Ausdehnung wie bei P. valachiae. Aus dem Gesagten geht hervor, daß das ^ von P. hiseta Loew durch die 2 verlängerten und verbreiterten Borsten des Tarsen- endgliedes der Vorderbeine, das ? durch die dichtere und weniger schillernde Tomentfleckung des Hinterleibes sowie durch die gleicii- 72 Friedrich Hendel, mäßigere Verteilung derselben, namentlich auch am 3. Tergit, beide Geschlechter durch etwas bedeutendere durchschnittliche Körper- größe von P. seminationis L. verschieden sind. Zahlreiches Material aus Ungarn, Krain und Nieder-Österreich läßt sich aber nicht in diese Alternative zwängen. Entweder ist beim ^ auch die innere Endborste des letzten Fußgliedes der Vorder- beine verlängert und mehr oder weniger verdickt, wenn auch nicht in gleichem Grade wie die äußere oder die Tomentierung des Hinter- leibsrückens der großen $ ist am 3. Tergit auch nicht so dicht, daß man ins Eeine kommen könnte. Es sind also Übergänge da, die Zweifel können nicht überwunden werden ; P. Useta Loew ist derzeit noch keine fertige Art. Rein wird sie derzeit am besten durch die rumänischen Exemplare repräsentiert. Nach Westen hin verwischen sich die Unterschiede. Pandelle's Angabe über den Unterschied von P. seminationis F., daß bei diesem die Backen nur Ve? ^^i P- ^seta Lw. jedoch V4 der Augenachse hoch sind, stimmt mit meinen Messungen nicht überein. Körper 7 — 8 mm, Flügel 6 — 7 mm lang. Heimat. Rumänien (leg. Montandon) ; Ungarn, Orsova. Stücke aus dem westlichen Ungarn, aus dem östlichen Niederösterreich und Krain sind nicht mehr typisch zu nennen, sondern bilden den Über- gang zu seminationis Fabr. 4. Platystoma valachiae n, «/>. {^). Ebenfalls dem P. seminationis F., noch mehr aber der vorher- gehenden Art ähnlich, aber durch Folgendes unterscheidbar. Die Art ist erheblich größer und robuster als erstere, aber auch noch größer als die letztere und viel dichter bestäubt als beide. Diese machen einen schwarzen Gesamteindruck, P. valachiae einen mattgelbgrauen. Letzteres hat auch deutlich gelbrote Stellen: die Lunula, die Facialien, den Mundrand und die Backen gruben. Besonders letztere fallen sehr auf. Meist sind auch die Fühler rot, immer wenigstens heller als bei P. seminationis F. und nur die Hälfte des Gesichtes lang. Außer der Ferse ist auch das folgende Fußglied mehr oder weniger breit, oft vorherrschend rot; ebenso die Spitzen der Schenkelringe und vielfach auch die Wurzeln der anderen Fußglieder. Die Seitenränder der Tergite sind weniger breit glänzend schwarz. Wie schon gesagt, herrscht das gelbgraue Toment ent- schieden über die schwarze Grundfarbe vor. Die schwarzen Punkte Die Gattung Platystoma Meigen (Dipt.). 73 sind kleiner, mehr isolieit und fließen meist nicht zusammen. Die Grundfarbe der Stirne und des Scheitels ist niclit schwarz, sondern rot bis braun. Der in gleicher \\'eise wie bei P. seminationis F. bestäubte (4esichtsrücken ist breiter. Die 4 hinteren Schenkel und Hüften sind bei P. seminationis und hiseta posteroventral einfach und kürzei- schAvarz behaart, hier aber mit deutlich längeren, hell- gelben oder rötlichen Haaren bedeckt. Das Endglied der Vorderfüße des ^ hat innen und außen an der Spitze wie bei P. hiseta Loew eine lange und etwas verbreiterte Borste, deren Si)itze rot ist. Auch die Flügelzeichnung (Fig. 6) ist von P. seminationis und hiseta verschieden und gleicht der von P. tegidarium Loew. Die Grundfarbe ist ein helles Braun, das hinten noch mehr verwaschen ist; in demselben liegen die weißen Tropfen und Punkte, die zahl- reicher als bei den verglichenen Arten sind und außerdem noch größere, unpunktierte dunkler braune Flecke. Letztere fehlen seminationis und hiseta ganz ; der dunkle Grund ist bei diesen gleich- mäßig tief braun und zeigt nur die weißen Tropfen in geringerer Anzahl und relativ größer. Körper 9 — 10 mm, Flügel 8 — 9 mm lang. Heimat. Kleinasien, Brussa; Rumänien, Tultscha, Ungarn, Stäjerlak. 5. P. rufimanuni Loew {^, $). Loew, Beschreib. Europ. Dipt., Vol. 3, p. 284, 188 (1873). Eine sehr charakteristische Art. Die Unterschiede dieser Form von den typischen P seminationis können folgendermaßen dargestellt werden: Die Bestäubung des Rückens ist dichter und ausgesprochener ockergelb; die schwarzen Punkte sind kleiner, stehen weniger dicht und fließen daher nicht zu Linien zusammen. Am Hinterleibe des $ ist das 3. Tergit nur die Hälfte des 4. lang und sind auch die Tergite 3 und 4 mit Ausnahme der glänzend schwarzen Seitenränder mit einem gelblichen Tomentnetzwerke versehen, das nur wenig schütterer als am 5. ist. Das 3. Tergit ist etwas länger als das 4., aber kürzer als das 4. und 5. zusammen. Die Vorderfüße des ^ haben dieselben starken und verbreiterten Endborsten wie bei P hiseta Loew. An den Füßen ist nicht nur die Ferse sondern auch das nächste und manchmal auch das 3. Glied 74 Fhiedkich Hendel, an der Wurzel rot. Die Behaarung' der 4 hinteren Schenkel ist etwas verlängert und nicht schwarz, sondern schimmert gelblich-rot. Flügel nach Fig. 35. Die W u rz e 1 h ä 1 f t e der Costa!- und Basalzelle sowie die ganze Subcostalzelle ist fast un gefleckt gelb. Die Costa, die Mediastina und Subcosta sind lebhaft gelbrot. Die Spitzenhälfte des Flügels ist wie bei P. fraiien- feJdi Now. gebändert; die Wurzel hälft e jedoch ist durch das Zusammenfließen der großen weißen Punktflecke ganz vorherrschend hyalin und zeigt die braune Farbe nur als zerrissenes Netzwerk. Alles übrige wie bei P. seminationis F. Körper und Flügel 5,5—6 mm. Heimat. Süd -Rußland (Nachitschevar) , leg. Dr. Schnabl. Kaukasus (Loew). Ich sah ein typisches Exemplar Loew's, Elton- See, leg. Beckee. Mann sammelte die Art in Syrien. 6. Platijstotna angustipenne Loew {(^, $). Loew, Neue Beitr. zur Kenntn. d. Dipt., 2. Beitr. p. 21, 48 (1854). „Plat. seminationis sehr ähnlich, aber durch verhältnismäßig längere und schmälere Flügel sehr ausgezeichnet. Das Flügelgitter ist feiner und nicht so dunkel; die Flügelwurzel und das Rand mal gelblich, doch liegen auf demselben 2 dunkle Punkte; in dem Zwischenräume hinter dem Randmale steht eine ziem- lich zahlreiche Reihe kleiner dunkler Flecke; nur auf der Flügelspitze selbst fließt das Schwarze zu größeren Flecken zu- sammen; vor der hintersten Querader ist dies nirgends der Fall. Die kleine Querader ist bis vollständig auf das 2. Drittel der Discoidalzelle fortgerückt. Der letzte Abschnitt des Hinterleibes ist ebenso wie bei P. seminationis verlängert. Die Bestäubung des Körpers ist überall von einer braungraueren Farbe als bei jener. Größe 3 lin. Vaterland. Moskau." Gleicht dem vorher beschriebenen P. rufimanum Loew außer- ordentlich und ist durch Folgendes unterscheidbar. Dem (^ fehlen die verlängerten und erweiterten Borsten am letzten Gliede der Vorderfüße vollständig, wodurch es dem typischen P. seminationis näher kommt. Beim $ ist das 3. Abdominaltergit so lang wie die 2 folgenden zusammengenommen, das 5. wieder kürzer als das 4. Beide sind in ihrer Gänze dicht seidenartig gelbgrau bestäubt und d Die Gattung Platystoma Meigen (Dipt.). 75 sehr fein schwarz punktiert. Das 3. Tergit ist an den Seiten glän- zend schwarz und in der Mitte schütterer tomentiert und gröber punktiert, aber immer noch derart, daß die schwarzen Punkte alle isoliert bleiben. Der Flügel nach Fig. 84 ähnelt dem von F. seminationis in Fig. 1 oder 2 dargestellten, nur sind die Costal- und Basalzellen- wurzel sowie die Subcostalzelle gelb und die begrenzenden Adern lebhaft gelbrot, ferner die hintere Flügelhälfte durch Vermehrung und teilweises Ineinanderfließen der weißen Punkte vorherrschend hyalin und nicht braun. An den Füßen ist nur die Wurzel der Fersen rot. — Bei einem c^ fällt nur die besondere Stärke der Vorderschenkelborsten auf. Alles übrige wie bei P. nifimanum. Körper 5,5 — 7 mm lang. Heimat. Süd-Bußland (Nachitschevar) , leg. Dr. Schnabl. Moskau (LoEw). Da die Type ein Unicum ist, lag sie mir nicht vor. 7, Plalijstonia nitidiventre n, sp. {^, ?). Auch diese Art gehört wie Fl. seminationis F. zu den schwarz- fäßigen und ist genannter sehr ähnlich, weshalb sie am besten ver- gleichsweise mit dieser gemeinen Species beschrieben wird. Größe wie bei PI fmuenfeldi Now., auch die Kopffärbung und -bestäubung, namentlich die des Gesichtes. Die Arista ist deutlich, wenn auch sehr kurz und zart behaart. Die Fühler sind nur etwas kürzer als das Gesicht. Die Behaarung der Stirn, des Rückens und namentlich des Hinterleibes ist auffällig länger als bei den genannten Arten, besonders beim $. Das wichtigste Merkmal liefert der Hinterleib. Er ist in beiden Geschlechtern vollkommen un bestäubt und ganz glänzend schwarz. Das verlängerte 5. Tergit des ^ ist nur IV^mal so lang wie das 3. und 4. zusammen, letzteres etwas länger als das 3. Füße wie bei PI. seminationis F., nur sind die Hinterfersen an der Wurzel etwas breiter rot. Das gleichmäßige dunkle Braun des Flügels (Fig. 7) wii'd nur von kleinen weißen Punkten und in geringerer Zahl als bei den verwandten Arten durchbrochen. Tropfen von der Größe wie bei PJ. seminationis F. fehlen ganz. Ähnlich wie bei PL fmuenfeMi No^v.. aber nicht auffällig, geht von vorn bis nach hinten über die hintere Querader eine Querbinde, die aber hier durchwegs nur aus weißen Punkten besteht, auch neben der hin teren Querader. Auch die unpunktierten, einfach braunen Grenzräume vor und hinter 76 Friedrich Hendel, dieser Piinktquerbinde sind hier vorhanden. Die erste Hinterrand- zelle ist jenseits der hinteren Querader weit weniger zusammen- gezogen als bei Fl. seminationis F. Alles Übrige wie bei dieser Art beschrieben. Körper und Flügel 5—5^3 mm lang. Heimat. Kaukasus, Kusari, Mai. 8. Flatystoma Uvtiventre Loew {^, $). LOEW, in: Berlin, entomol. Ztschr., Vol. 9, p. 241, 21 (1865). Pedibus totis nigris, tegulis minutis, alis nigris, guttulis pellucidis subaequaliter aspersis, abdomine latiusculo, ultimo segmento maris praecedentibus tribus simul sumptis breviore, quarto foemine reliquis singulis longiore. — Long. corp. 2^/4—8712 lin., Long. al. 3 bis 3^/12 lin. „Diese leicht kenntliche Art hat in der Flügelzeichnung noch die meiste Ähnlichkeit mit Fiat, seminationis, doch ist das Flügel- gitter dichter und gleichmäßiger als bei dieser, so daß keine deut- lichen Querbinden erscheinen und die ganzen Flügel viel schwärzer aussehen. Die Ocellen haben ungefähr dieselbe Stellung wie bei Fiat, tegularia, d. h. sie sind einander weniger genähert als bei den meisten anderen Arten, Die Deckschüppchen sind erheblich kleiner als bei Fiat, umhrarum. Der Bau des verhältnismäßig breiten Hinterleibes ist für diese Art sehr charakteristisch; bei dem (J ist der letzte Abschnitt desselben erheblich kürzer als die 3 vorher- gehenden zusammen; die beiden ersten miteinander verwachsenen Abschnitte des weiblichen Hinterleibes sind ziemlich kurz, der 3. Ab- schnitt sehr kurz; der 4. zeichnet sich durch seine Länge aus und übertrifft hierin den ebenfalls ziemlich langen 5. Abschnitt." „Vaterland. Kutais."' Ich habe ein typisches (^ aus dem Berliner Museum vor mir, es stammt aus Amaria in Kleinasien. Die 2 glänzend schwarzen Flecke unten in den Fühlergruben sind in der Mitte miteinander verbunden und bilden also ein glänzend schwarzes Querband, während der Mundrand seitlich darunter gelbrot ist. Die graue Bestäubung des oberen Gesichtes zieht in der Mitte nur als feine gerade Linie zum Mundrande hinab. Arista sehr zart pubeszent. Lunula, Wangen und Backengruben rotbraun. Körpertomen t gelbgrau. Der Thoraxrücken zeigt 4 sehr deutliche Die Gattung Platystonia Meigen (Dipt.). 77 Läiigsstriemeii. aus s^lnvarzen Punkten zusammengeflossen, die seit- lichen sind an der Queinaht unterbrochen. Das 5. Teroit des (^ ist nur wenig' länger als die Tergite 3 und 4 zusammengenommen. 5. Sternit wie bei P. seminationis F. Nur die Behaarung an der Unterseite der Schenkelringe ist gelblich. Bauchliaut gelb. Füße schwarz, kaum an der äußersten Fersen wurzel rotbraun, üas letzte Fußgiied der breiten Vorderbeine zeigt außen und innen ähnliche Borsten wie P. rufimanum, hiseta und valachiae. Flügel nach Fig. 88. also dem von P. seminationis Fabr. wirklich sehr ähnlich. Als Unterschied möchte ich anführen, daß die Anal- zelle bei P. seminationis hyalin ist und nur einen braunen Punkt in der Mitte enthält, während sie bei lativentre 3 solcher brauner Punkte zeigt. Schwingerkopf dunkelbraun. Thoraxschüppchen doppelt so lang wie das des Flügels. Körper und Flügel 8 mm lang. 9. PJaty Stoma sHbf'asciattnit Loew ((^. $). LoEW, in: "Wien, entomol. Monatsschr., Vol, 6, p. 173, 68 (1862). Ebenfalls dem P. seminationis F. bis auf die im Folgenden an- gegebenen Unterschiede gleichend und dem P. bessii sehr nahe stehend. Am leichtesten kenntlich ist diese Art durch das in der ganzen unteren Hälfte unbestäubte, daher glänzend schwarze Gesicht. Nur der obere Gesichtsteil unter den Fühlergruben und oberhalb der Querfurche ist grau bereift; aber selbst hier ist die Medianlinie des Gesichtslängsrückens viel- fach glänzend schwarz. — Die Fühler stehen wie bei P. subtile Loew beträchtlich unterhalb der Augenmitte, bei P. seminationis F., rufimanum Loew und hez^ii n. sp. der Augenmitte gegenüber. Wangen, Backengruben, der seitliche Mundrand und das 2. Fühler- glied sind rot. Stirne, Lunula und die übrigen Fühlerglieder sind schwärzlich-rotbraun. Die Arista ist sehr zart und fein, aber doch sichtbar pubesziert. Der untere Hinterkopf und die posteroventrale Seite der 4 Hinterschenkel ist mit längeren gelblichen Haaren be- setzt. Der Kopf ist stärker von vorne her zusammengedrückt, hinten aber weniger gepolstert als bei P. seminationis F. An den Füßen sind die Wurzeln der Vorderfersen, die ^Mittel- ferse mit Ausnahme der Spitze und die ersten 2 Glieder der Hinter- 78 Friedrich Hendel, füße rotgelb. Die Voiderfüße haben außen keine verlängerte End- borste. Das 5. Tergit des (^ ist nur IV^nial so lang wie das 4. oder das gleichlange 3. Der Hinterleib ist dichter als bei P. semi- nationis F. tonientiert. Der umgeschlagene Seitenrand, der bei dieser Art glänzend schwarz ist, ist hier dicht grau tomentiert und schwarz punktiert. Die Behaarung des Hinterleibsrückens schimmert stellen- weise rot. Beim $ ist das 3. Tergit etwas länger als das 4. und dieses unbedeutend länger als das 5. Die Tomentflecke des 4. und auch des 3. Tergites sind weitaus intensiver und dichter als bei P. seminationis. P. subtile LoEw ist im (^-Geschlechte sehr leicht von unserer Art zu unterscheiden. Das $ wird sich aber außer durch die Gesichts- bestäubung durch die dunkleren Flecke auf dem hellbraunen Grund des Flügels, die P. subfasciatum Loew fehlen, charakterisieren, sowie durch die helleren Schwingerköpfe. Die Flügelzeichnung und -aderung wird durch die Fig. 8 dar- gestellt. Die weißen Tropfen des Gitters sind sehr klein, stehen viel dichter als bei den verwandten, vorhergehenden Arten und enthalten außerdem je ein kleines, dunkleres Zentralpünktchen, was namentlich bei dem sehr ähnlichen Flügel des P. bessü nicht der Fall ist. Die „2 fast ungegitterten Querbinden" beiderseits der hinteren Querader sind ähnlich wie bei den anderen Arten erkennbar. Die Grundfarbe des Flügels ist kein sehr intensives, ziemlich gleichmäßiges Braun, ohne dunklere Flecke. Schwinger und Schüppchen wie bei P. seminationis Fab. Körper und Flügel 5—6 mm lang. Heimat: Türkei (Loew); Kleinasien (Brussa). Typische Stücke LoEw's, die mir vorlagen, stammten aus Varna am Schwarzen Meere, das seinerzeit wohl türkisch war, 10. JPlatystonia he^^^ii n. sp, {<^, $). Eine schwarze Art mit „kurzen" Schüppchen vom Habitus der typischen P. seminationis F., aber mit roten Fersen, länger und gelb- lich behaarten Hinterschenkeln und einem 5. Tergit des männlichen Hinterleibes, das nur 172nial so lang ist wie das 3. und 4. zusammen- genommen. Die von P. seminationis F. gegebene Beschreibung gilt auch für diese Art mit folgenden Einschränkungen. Lunula, Wangen und Backengruben sind rot; die Stirne ist von rotbrauner Grundfarbe. Die Gattung Platystoma Meigen (Dipt). 79 Au den Füßen sind die Wnrzelhälfte der Vorderfersen und die hinteren Fersen mit Ausnahme der Spitze gelbrot. — Der graue Keif des Gesichtsrückens zielit sich nocli sclimäler als bei P. semi- nationis und nur als Linie bis zum Mundrand herab. Das 4. Abdominaltergit des $ ist etwas länger als das 3. oder 5. Auch hier tritt die grauliche Tomentpunktierung am 3. Tergit $ schon sehr stark zurück und sind namentlich die Seiten der Tergite 3 und 4 ganz glänzend schwarz, wie beim $ von P. seminationis F. Die Vorderfüße des ^ besitzen außen am Endglied keine verlängerte Borste. Flügel nach Fig. 9 gegittert und geädert, also der Fig. 1 von P. scminuiionis F. außerordentlich ähnlich. Die weißen Punkte sind klein, stehen dicht und enthalten keinen dunkleren Kern. Bemerkens- wert erscheint mir, daß von den 2 weniger gegitterten braunen Querbinden der hintere Teil der basalen, der durch die Discal- und 3, Hinterrandzelle läuft, am besten konserviert bleibt. Schüppchen und Schwinger wie bei P. seminationis F. Körper und Flügel 5—6 mm lang. Anm. P. suhfasciatum Loew hat ein ganz glänzend schAvarzes Untergesicht, Zentralkerne in den weißen Flügelpunkten und unter- halb der Augenmitte inserierte Fühler. P. subtile Loew hat hellbraunen Flügelgrund, der mit weißen Punkten und größeren, dunkler braunen Flecken besetzt ist. Auch bei ihm stehen die Fühler unterhalb der Augenmitte. Sein Schwinger- kopf ist hellbraun. P. valachiae ist größer und hat im allein bekannten männlichen Geschlechte lange verbreiterte Endborsten am letzten Glied der Vorderfüße, sowie ein sehr langes 5. Abdominaltergit. Seine Flügel- zeichnung ist auch verschieden. Das kleine P. ohtusiim n. sp. zeichnet sich durch den in der Übersichtstabelle angegebenen Kopfbau aus. P. latkentre Loew ist schon durch „pedibus totis nigris" verschieden ; auch ist es größer und breiter und hat an der Mündung der 1. Hinterrandzelle keinen weißen Punkt. Die weiße Punktierung seiner Flügel ist kleiner und auch schütterer, seine Schüppchen sind länger. Heimat. Mittel-Italien, Macerata, Mai, Juni; Süd-Italien, Cala- brien; entdeckt von Prof. Dr. M. Bezzi und deshalb ihm zu Einen benannt. gQ Friedrich Hendel, 11. Platy Stoma subtile Loew {^, $). LoEW, in: Ztschr. ges. Naturw., Vol. 32, p. 10, 7 (1868) und Beschr. Europ. Dipt., Vol. 3, p. 281, 185 (1873). RONDANi, Dipt. Ital. Prodi-., Vol. 7, Fase. 3, p. 36, 9 {Megaglossa) (1869). Diese Art gleicht im ganzen Aussehen und in der Größe dem P. tegularium Loew, var. gemmationis Rond. so sehr, daß sie leicht mit ihm verwechselt werden kann, wenn man nicht die viel kürzeren Thoraxschüppchen in Betracht zi^it. Die Unterschiede sind außerdem folgende. Die Bestäubung des Gesichtsrückens zieht sich in stumpfer, dreieckiger Spitze zum Mundrand herab. Arista wie nackt. Das 5. Tergit des S ist so lang wie der halbe Hinterleib und 2mal so lang wie die Tergite 3 und 4 zusammen- genommen. Das präanale Sternit des ^ ist glatt und konvex, hinten ausgebuchtet, ohne keglige Zapfen. Beim $ ist das 4. Tergit etwas länger als das 5. oder das 3. — Der Schwingerkopf ist dunkelbraun. Alles übrige wie bei P. tegularium {var. gemmationis Rond.), so insbesondere die Taster, die Färbung der Füße, die Behaarung, die Tomentierung des Hinterleibes, der Flügel. Die Thoraxschüppchen sind nicht ganz doppelt so lang wie die Flügelschüppchen, sondern deutlich kürzer. Unter den schwarzen Arten mit „kurzen" Thoraxschüppchen haben teilweise rote Füße: P. valachiae, suhfasciatum Loew und iezMi n. sp. P. valachiae-^ hat aber 2 verlängerte Borsten am Endglied der Vorderfüße und ein viel längeres 5. Tergit. Das $ kenne ich nicht. Es wird sich aber durch die verschiedene Be- stäubung des Gesichtsrückens und durch das Fehlen der dunkleren braunen Flügelflecke unterscheiden lassen. P. suhfasciatum Loew hat die ganze untere Gesichtshälfte unbestäubt und glänzend schwarz. P. heszii zeigt am glänzend schwarzen Epistom nur einen grauen Mittelstrich und gleichmäßig tief dunkelbraune Grundfarbe des Flügels; die dunkler braunen Flecke außer den weißen Punkten fehlen ihr vollständig. Ihr Hinterleib ist weitaus weniger dicht tomentiert, namentlich beim $, während bei P. subtile Loew die Tomentierung in beiden Geschlechtern gleich dicht ist. Das 5. Tergit des ^ von hessii ist kürzer. P. oUusiim n. sp., die dem P subtile am nächsten steht, unter- Die Gattung Plat3'stonia Meigen (Dipt.) Qi scheidet vor allem schon die viel g-eringere Größe. Man vergleiche das über diese Art Gesagte zum besseren Verstcändnis. P. (icmmationis Rond. hat auch zum Unterschiede einen gleich- mäßig braunen, nicht dunkler gefleckten Flügelgrund. Den Flügel von P. snhtiJe Loew stellt die Fig. 10 dar. Der Grund ist hellbraun, im Stigma und an der Flügelwurzel gelbbraun. Er wird von sehr zahlreichen, dicht stehenden weißen Punkten durchbrochen, die Zentralkerne besitzen und zeigt außerdem größere, dunkler braune Flecke — so 2 unter dem Stigma, einen um die kleine Querader herum und einen darunter an der Posticalis. alles Reste jener „weniger punktierten" braunen Querbinde vor der hinteren Querader. Avährend die gleiche solche Querbinde jenseits derselben auch durch 3—4 solcher isolierter dunkler Flecke, unter der Mündung der Radialis gelegen, der ehemaligen Lage nach an- gedeutet wird. — Flügeladern dunkelbraun, basal selbst rotgelb. Die Thoraxschüppchen sind etwas länger und breiter als l)ei P. seminationis F. und ca. 2 mal so lang wie die Flügelschüppchen. Der Seh wingerkopf ist hellbraun. Körper und Flügel 6 — 7 mm lang. Heimat. Sicilien. Ich sah tj^pische Stücke aus dem Berliner Museum, von Mann in Sicilien gesammelt. A n m. LoEw's Beschreibung ließe eher auf P. hisularum Rond. schließen und ist irreführend. In der Beinfärbung ist P. lugnhre und P. subtile absolut nicht gleich. * 12. JPlatystotna ohtusmn n. sxp, ((^, $). Dem P. suhtile Loew sehr ähnlich, aber viel kleiner und noch durch Folgendes verschieden. Die Stirne, die Lunula, die Fühler und das ganze Gesicht sind schwarzbraun oder ganz schwarz. Bei P. subtile Loew ist die Stirne rotbraun, die Lunula, die Fühler und der Mundrand rot. Arista nackt. Das Epistom ist kürzer, tritt weniger vor und ist in der ganzen Mitte, in der Breite des Gesichtsrückens, bis zum Mundrande grau bestäubt. Die wichtigsten Unterschiede liegen in den Kopfdimensionen, wie sie in der analytischen Tabelle angegeben werden. Eine Eigentümlichkeit von P. subtile ist bei den mir vorliegenden Stücken die stärkere Wölbung der Vorderstirne oberhalb der Stirn- spalte und die schon von Loew erwähnte längere und raschere Be- haarung. Bei obtusum ist die Stirne ganz eben. Zool. Jahrb. XXXV. .\bt. f. Syst. ^ ^2 Friedrich Hendel, Die Taster sind schwarz. Backengruben rotbraun. Körper- toment gelbgrau. AVährend bei P. subtile Lw. die Thoraxpunktierung zu deutlichen Längsstriemen zusammenfließt, bleiben die Punkte hier isoliert. Dennoch zeigt der Rücken aber dunklere, oliven- l)raune Längsstriemen, die durch einen heller grauen Medianzwischen- raum getrennt werden. Das 5. Tergit des (^ ist mehr als 3mal so lang wie die sehr kurzen Tergite 3 und 4 zusammengenommen. Beim $ sind die Tergite 3—5 ungefähr gleich lang. Die Tomentierung ist beim cT dieselbe wie bei P. subtile Lw. Das 2. Tergit ist einfarbig grau, die dahinter liegenden sind dicht und heller grau als der Thorax tomentiert. Die durch die glänzend schwarze Farbe gebildete Punktierung ist in der Mitte der Tergite dichter und fließt vielfach zusammen. Am dichtesten ist der Seiten- und Hinterrand des 5. Tergites tomentiert. — Beim $ sind die Tergite 3 und 4 ganz vorherrschend glänzend schwarz und nur undeutlich weißgrau punk- tiert; das 5. Tergit dagegen ist dicht tomentiert und schwarz punk- tiert. Die Behaarung des Abdomens schimmert gelblich-weiß, die längeren Haare aller Schenkel rötlich-gelb. Beine und Füße wie bei P subtile gefärbt. Flügel nach Fig. 11 gezeichnet und geädert. Die Flügel wurzel und die Subcostalzelle sind etwas gelblich fingiert. Das Braun des Flügels ist wenig intensiv. Die weißen Punkte sind kernlos; sie stehen wohl ziemlich dicht beisammen, sind aber nicht so klein wie bei tegularium Loew. Die braune Querbinde vor der hinteren Quer- ader ist bis zum Hinterrande des Flügels entwickelt und nur ganz vorn etwas weiß punktiert. An der Spitze der 1. Hinterrandzelle liegt ein weißer Punkt. Schüppchen und Schwinger wie bei P. seminationis Fab. Körper und Flügel 4,5 mm lang. Heimat. Kaukasus, Araxestal (Reittee). 13. Platystoftia tegularium Loew {^, $). Loew, in: Wien, entomol. Monatsschr., Vol. 3, p. 157, 2 (1859) und in: Berlin, entomol. Ztschr., Vol. 6, p. 87, 81 (1862) pro parte. Schinee, Fauna Austriaca, Vol. 2, p. 83 (1864). Steobl, Dipt. von Steierm., 2. Nachtr., p. 189 (1909). Von schwarzer Grundfarbe sind der Thorax, Schild, Hinter- leib, Hüften, Schenkel und Schienen und der Hinterkopf. Die Gattung Platystoma Meigkn (Dipt.). ^ij Gelbiot sind die Lumila, die Facialieii. das Epistoni; hell lotbraim oder rot die Wangen und Backengruben, die Fühler und die Tasterspitzen. Glänzend schwarz, un bestäubt sind: je ein Fleck unten an den Pli hl ergruben, teilweise das Prälabrum, Schenkel und Schienen — nur die Vorderschenkel sind hinten zart überreift und i)unktiert — , die Genitalien und die Punkte und schwarzen Stellen des Hinterleibes, während die des Thorax und des Schildes matt sind. Die Farbe des Körper tomentes ist gelbgrau, am Kopfe heller; es ist etwas dichter als bei P. seminationis F. Letzteres er- scheint aus der Ferne schwarz, tegidarium schon mehr mäusefarben. Die Behaarung ist gelblich und länger: am unteren Hinterkopf, an den Pteropl euren, an der Brust, den 4 hinteren Hüften und an der Unter- und Hinterseite der 4 breiteren Schenkel. Die übrige Grundbehaarung des Körpers und der Stirne ist kurz und schwarz; ebenso sind alle Borsten schwarz. Die l'nterseite der Vorder- und Hinterschienen und -fuße ist goldigrot pubesziert. Stirne so breit und in gleicher Weise wie bei P. seminatmies F. bestäubt und punktiert, aber von roter bis rotbrauer Grund- farbe, die auf der Vorderstirne noch heller sein kann. Gesichtsrücken und Fühlergruben rötlich bis schwarz, aber dicht weißgrau bestäubt; die unteren Enden der letzteren glänzend schwarz. M u n d r a n d rotgelb, in der Mitte mit einer breiten und oft stumpfen Spitze der Bestäubung, die sich von oben herabzieht. Ocellen- und Scheitelplatten und oberer Rand des Cerebrales rot bis rotbraun, erstere dicht bestäubt. Oberer und jmterer Hinter- kopf sonst wie bei P. seminationis F. gefärbt und bereift. Fühler '^/ß des Gesichtes lang, rot bis rotbraun, seltener stärker verdunkelt. Arista sehr kurz und zart, aber doch sichtbar pubes- ziert. — Prälabrum in der Mitte oft rot; oben und unten mit Toment- rändern. Die roten Taster spitzen schimmern weiß. Die Tomentierung und schwarze Punktierung des Thorax und Schildes ist dieselbe wie bei P. seminationis F., doch kann man hier auf dem Rücken vier breite Striemen erkennen, die durch dichtere Punktierung gebildet werden. — Schild unbehaart. Am Hinterleibe des ^ ist das 5. Tergit unbedeutend verlängert, nur P ., — l^'oiii^l ^^ laui? '^'iG eines der beiden gleichlangen Tergite 8 oder 4. J5eim $ sind die Tergite 3 und 4 fast gleich lang, das 6* g4 Friedrich Hendel, 5. etwas kürzer. Zum Unterschiede von P. seminationis F. sind hier ^ und $ am Hinterleibe ziemlich gleich dicht tomentiert und punk- tiert, in der Art wie beim ^ der genannten Species. Die Seiten- ränder der Tergite und der Hinterrand des 5. sind nur schmal glänzend schwarz: die vorderen Tergite seitlich weniger tomentiert als in der Mitte. Am Vorderrande der Tergite 3 und 4 zeigt sich häufig ein kleines, nach hinten gerichtetes Tomentspitzchen. In der Medianlinie des ganzen Abdomens schimmern die Härchen viel- fach gelblich. Das 5. Tergit des ^ ist hinten in der Mitte seicht aus- gerandet und mit 2 kegelförmigen, nach vorne gerichteten Zapfen versehen. Die Parameren sind hellrot. Die roten Partien der Füße variieren etwas in der Ausdehnung. Bei den dunkelsten Stücken sind an den 4 vorderen Füßen das 1. und 2. Glied fast bis zur Mitte rot, der Rest schwarz. An den hinteren Füßen ist nur die Spitze dieser lebhaft roten Glieder schwarz. Bei den hellsten Exemplaren sind fast die ganzen Füße hellrot — die hintersten immer am lichtesten, die mittleren dunkler — , gegen das Ende zu allmählich mehr oder weniger verdunkelt. Flügel nach Fig. 12. Der Grund ist hellbraun, dicht mit kleinen weißen, kernlosen Punkten besät, und mit größeren, inten- siver braunen Flecken in derselben Anordnung wie bei P. subtile beschrieben, versehen. Die weißen Punkte bei subtile zeigen einen kleinen, etwas dunkleren Zentralkern. Die äußerste Spitze der 1. Hinterrandzelle ist dunkelbraun und enthält keinen weißen Punkt; bei subtile ist dies der Fall. Das Thoraxschüppchen ist sehr lang und breit, gut dreimal so lang wie das Flügelschüppchen. Schwinger ockergelb, nur die Basis des Kopfes braun. Körper 8—11 mm, Flügel 7 — 10 mm lang. Heimat, Krain, Görz, Triest, Pola. Juni; Ungarn. Mehadia, Juni; Steiermark, Lichten wald (Steobl). 14. P. geinniatioiiis Roxdani ((^, $j. P. gemmaiionis EOKDANI, Dipt. Ital. Prodr., Vol. 7, Fase. 3, p. 35, 5; $ {Megaglossa) (1869). Syn. : P. tegularmm EoxDAXi, Dipt. Ital. Prodr,, Vol. 7, Fase. 3, p. 34, 3; J {Megaglossa) (1869). — Pandelle, Etud. sur les Museid., P. 3, p. 445, Caen (1902), Die Gattiiug Platystoma Meigen (Dipt.). g5 Diese Form unterscheidet sich von P. tegularium Loew durch die geringere Größe, nur 5 — 7,5 mm Körperlänge, gegen 8 — 11 mm und durch die schwarzen Taster, deren Spitzen nicht hellrot, sondern auch ganz dunkelbraun bis schwarz sind. Der silberige Keif der Tasterspitzen ist allen Arten gemein. Während sich die matte Bestäubung des Gesichtsriickens bei P. ieyidarium Loew, in einer breiten und stumpfen, meist dreieckigen Spitze auf den Mundrand herabzieht, bildet sie hier auf letzterem nur einen weißgrauen Strich von gleicher Breite. Bei den kleinen Stücken ist auch die Anzahl der weißen Flügel- l)unkte (Fig. 13) eine geringere als bei P tegularium Loew, so zählt man im Durchschnitt in der ersten Hinterrandzelle 15. in der zweiten S) Punkte, gegen 20 und 16 bei P. tegularium. Doch gibt es mit geringerer Körpergrößendifferenz auch Übergänge. Wichtiger ist der Umstand, daß der Flügelgrund stets gleichmäßiger braun ge- färbt ist und deshalb die dunkelbraunen Flecke, die bei P. tegu- lorium Lw. beiderseits der hinteren Querader so stark hervortreten, nicht sichtbar werden oder kaum auffallen. Alles übrige wie bei der LoEw'schen Art beschrieben. Vorkommen. Kärnten, Tarvis. Eaibl (Juli); Krain, Loitsch; Istrien. Ossero (Juni); Triest (Mai); Ungarn. Agram, Budapest, Kalocza: Rumänien. Ganz Italien: Pavia, Parma. Macerata; Ca- labrien (Antonimina), Sicilien. Süd-P'rankreich, Hj-eres (März) ; Tarbes (Hautes Pyrenees — Paxdelle); Marseüle. Anm. P gemmationis Eoxd. ist nur das $ von P tegularium KoND.. was aus der relativen Längeuangabe der Abdominaltergite hervorgeht. Von P gemmationis heißt es: „Abdominis segmento ultimo non aut vix lougiore praecedente*', was nur für ein? stimmt; von P. tegularium: „Abdominis segmentum ultimum sat longius praecedente", was nur beim ^ zutrifft. Die an- gegebenen Färbungsunterschiede der Füße sind beim S und $ gleichmäßig anzutreffen. Weitere wesentliche Unterschiede werden nicht angegeben. Die „palpi fusei" des P. tegularium Rond. weisen darauf hin, daß die vorige Art nicht gemeint ist. Auch ist mir unter dem ganzen italienischen Materiale Prof. Bezzi's kein Stück der P tegu- larium s. Str. vorgekommen. Die LoEw'sche Art ist wahrscheinlich eine Mischart aus beiden, da der Autor in seiner Originalbeschreibung italienische und französische Stücke erwähnt, von Schineh aber auch die Form mit roten Tasterspitzen kannte, wofür ja auch seine 36 Friedrich Hrndel, Größenangabe spricht. Obwohl nun der Name P. gemmationis Rond. einem Irrtum das Entstehen verdankt, so kann er dennoch für unsere Art angenommen werden. 15. Pfatystonia hifaseiatuin Beulle {^. $). Beulle, Exped. de Moree, Vol. 3 (Insect.), p. 323, 713, tab. 47, fig. 12 (1832). SCHINEE, Fauna Austr., Vol. 2, p. 84 (1864). LOEW, in: Berlin, entomol. Ztschr., Vol. 6, p. 87, 81 (1832) sds P/ali/st. tegularia? ^. Diese Form ist von der vorigen nur durch geringe Unterschiede getrennt. Die Größe ist dieselbe (Körper- und Flügellänge 5 — 7,5 mm). Das Kolorit der Bestäubung ist aber nicht gelbgrau, sondern rein aschgrau bis bläulich- grau. Die matt schwarzen Punkte des Thoraxrückens stehen dichter, sind aber vollkommen isoliert voneinander, nie zu Längsstriemen geordnet, sondern gleichmäßig verteilt. Die Gesichtsbestäubung tritt mit einer dreieckigen Spitze auf den Mundrand über. Die von Brülle erwähnten 2 braunen, ungefleckten Flügel- partien beiderseits der hinteren Querader (Fig. 14) nach Art von Querbinden treten nicht immer gleich deutlich hervor, wenigstens nicht schärfer als bei der vorigen Form, und sind vielfach undeut- lich oder nicht erkennbar. Auch die Schwingerkeule ist wie bei P. tegularium nur an der Basis braun, sonst rostgelb. Vorkommen. Griechenland. Athen, Parnassos, Ta3'getos (1100 m, Juni), Morea. Bbulle's Originalbeschreibung lautet: „Nigra, cinereo dense punctate aut variegata; capite supra antennisque obscure rufis; halteribus fuscis, basi pallidis; pedibus nigris; tarsis basi plus minusve fulvis; alis fuscis, albo dense maculatis, apice fusco-bifas- ciatis. $. 7 mm." „Noir, entierement piquete de gris; tete d'un roux tres fonce; epistome noir, avec 2 traits blanchätres pres des yeux; antennes rousses. Ecusson paraissant d'un gris-brun assez uniforme, sans mouchetures. Alles d'un brun fonce, ornees de petites taches blanches tres-nombreuses, plus rares sur le bout oü elles laissent voir deux bandes transversales entieres de la couleur du fond. Cuillerons transparens. Balaciers bruns, d'un jaune pAle ä la base. Pattes d'un brun noir luissant; le premier article de tarses plus Die Gattung Platystoina Meigkn (Dipt.). 87 Oll moins loux et iiieme le deuxieme aux i)attes de deniere, le reste des tarses bnin, — Siir les tieurs au Mai. Morea." Hierher gehört auch ohne Zweifel jenes (J, das Loew, 1. c, in seinen ..Griechisclien Dipteren" als fraglich zu Plaf. tegularium stellte. ..Es ist kleiner, als ich PL tcf/ularia sonst je gesehen habe und die Flügelzeichnung ist merklich zusammenhängender auf der Spitzeuhälfte mehr in Querbinden zusammentließend als bei dieser, so daß sie sich derjenigen von Fl. seminationis Fabr. und noch mehr der von Plai. snhfasciata Loew nähert, jedoch ohne daß die Quer- binden auf dem letzten Teil des Flügels so deutlich hervortreten wie bei dieser letzteren. Von PI. seminationis wie subfasciata unter- scheidet sie sich durch die viel gi-ößeren Deckschüppchen auf das Bestimmteste, von ersterer außerdem duich die viel geringere Länge des letzten Abschnittes des männlichen Hinterleibes. Ich vermute in ihr eine eigene, der PI. tegularia nahestehende Art, wage aber auf nur ein Exemplar nicht dieselbe aufzustellen. — Die von Brülle beschriebene Plat. Ufasciata scheint eine andere Art zu sein, worüber die. welche seine Beschreibung vergleichen können, urteilen mögen." ^) Heimat. Morea; Athen; Parnassos. 16. I*fatf/stonia provineiale Loew (i^). Loew, in: Ztschr. ges. Naturw., Vol. 32, 10 (1868) und Beschreib. Europ. Dipt., Vol. 3, p. 282, 186 (1873). „Der Platystoma tegularia Lw. am nächsten stehend, von welcher sie sich durch die unerheblich längeren, aber viel schmäleren Deck- schüppchen und durch die fast doppelt so grosse Länge des vorletzten Hinterleibsabschnittes unterscheidet, c^. Long. corp. S'Ve lin- — long, al. SV', lin. Der Plat. tegularia Lw. ausserordentlich ähnlich und schon wegen der Grösse der Deckschüppchen nur mit dieser Art zu vergleichen. Die Unterschiede sind folgende. Die Stirne ist schwärzer, im Ver- hältnisse zu ihrer Länge etwas breiter, auch gröber punktiert. Die untere Lamelle der Deckschüppchen ist vielleicht ebenso lang wie bei Plat. tegularia, aber w^enig über halb so breit, mithin von einer höchst ungewöhnlichen, fast zungenförmigen Gestalt. Der erste Hinterleibsabschnitt ist massig lang, der zweite sehr kurz, der dritte 1) Die Schwingerfärbung der BRULLE'schen Art macht meine Inter- pretation etwas gewagt, die sich vor allem auf die geographische Ver- breitung der Art gründet. ^8 Friedrich Hendel, mehr als doppelt so lang als der zweite und dem vierten an Länge mindestens gleich. Die Zeichnung der Flügel zeigt keinen be- stimmten Unterschied von derjenigen der Plat tegularia, nur ist der Flügelanhang ungefleckt und etwas weisslich, während ich ihn bei Plat. tegularia nie anders als grau gefleckt gesehen habe. Vaterland. Die Provence. Anm. Ich besitze leider nur ein einziges (^. Der vorletzte Hinterleibsabschnitt desselben ist in der Mitte seines Hinterrandes stark ausgebuchtet. Es ist dies ein so ungewöhnliches Merkmal, dass ich geneigt bin, eine zufällige Missbildiing vorauszusetzen." Ich habe die Type nicht gesehen, da nur ein Unikum da ist. Heimat. Süd-Frankreich. 17. Phitt/stomci ilgünense Bischof ($). Bischof, in: Ann. naturh. Hofraus. Wien, Vol. 20, p. 177 (1905), ,,9. Mai bei Ilgün (Kleinasien) — Länge 8 mm. Diese der Fl tegulariae Lw. sehr nahe stehende Art unterscheidet sich von derselben nur durch die ganz schwarzen Fühler und Beine, hellere Bestäubung des Körpers, lichtere und weniger deutliche Zeichnung der Flügel und durch die parallel gestellten apikalen Schildchenborsten. — Obwohl mir nur 1 $ von dieser Art vorliegt, sind die angegebenen Merkmale doch solche, die in diesen Gruppen als konstante anzusehen sind. Ich glaube daher berechtigt zu sein, diese Form als neue Art anzusprechen. Alles übrige wie bei P. tegulariae Lw., weshalb ich auf die genauere Beschreibung verzichten kann." Mir ist keine Platystoma- Art mit verlängerten Thoraxschüppchen und zugleich ganz schwarzen Füßen bekannt geworden. Die Angabe über die Stellung der Schildchenborsten ist nichtssagend, da die- selben bei allen Arten für sich eine Krümmung nach innen zeigen, dabei aber bei einer und derselben Art bald mehr parallel zueinander liegen, bald konvergieren und bei einzelnen Stücken auch mit den Spitzen gekreuzt sein können. Nach einem einzigen Stück läßt sich also darüber schon gar nichts sagen. 18. Platystoma luf/ubre Kob.-Desv. ((^, $). Eobineau-Desvoidy, Essai sur les Myod., p. 709, 1 {Hesijquillia) (1830). Syn. : F. umhraniin Meigen, Syst. Beschreib., Vol. 5, p. 391, 1 (Plat/j- stoma) (1826). — Macquaet, Suit. ä Buffon, Vol. 2, p. 444, ' 1 {Platystoma) (1835), — Loew, Dipterol. Beitr. 1, p. 34, 1 (1845). Die Gattiuig Platystoiiia Meigen (Dipt.). y9 — SCHINEE, Fauna Austr., Vol. 2, p. 84 {l'lali/sloiini) (18fi4). RoXDANi, Dipt. Ital. Prodr., Vol. 7, Fase. 3, p. 3.5, 4 (Mri/fn/lossa) (1869). — Panüellk, Etudes sur les Muse, P. 3, p, 445 (1902). — CZERNY, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Vol. 59, p. 251 (1909). Von gel blicli-i-ot braun er (t rund färbe .sind fast der ganze Kopf, das Piälabruni, der Sclmlter- und Xotopleuralcallus, ein breiter Hinterrand am Scliildchen, manchmal auch „die Partie vor der Mesopleuralnalit und der obere Teil der Sternopleura, zuweilen alle Tarsen, auch die Schienen, besonders die Mittelschienen und Partien der Schenkel, sowie die Hüften (Czeeny, Span. Dipt. Vol 3 p. 251)." Normalerweise sind an den Beinen die Mittelschienen mit Ausnahme einer breiten Spitze rotbraun, die Hinterschienen sehr dunkel rot- braun und die Schenkel und Hüften pechschwarz, hier und da etwas rotbraun durchschimmernd. An den Füßen sind die ersten 2 Glieder rot. an der Spitze, wie auch die übrigen Glieder schwarz. An den hintersten Füßen ist das Kot immer ausgedehnter als vorn. Die Mitte des Metanotums ist rotbraun. Es gibt aber auch wieder dunkle Stücke, bei denen der Kopf stark verdunkelt, das Prälabrum seitlich schwarz ist und die Schultern und das Schildchen kaum mehr eine Spur von Rotbraun zeigen. Die Grundfarbe des übrigen Körpers ist pechschwarz; das Körpertoment ist stets gelbgrau. Die Haare am unteren Hinterkopf, an den Pteropleuren und die längere und dichtere Behaarung posteroventral an den 4 hinteren Schenkeln ist gelblich. Die Stirne ist bis zu den Plihleru gemessen etwas länger als breit, am Scheitel merklich verengt, Vj^msil so breit wie ein Auge, rot bis rotbraun, matt weißlich überreift und ziemlich dicht und fein punktiert. Der Augenrand an Stirne und Wangen ist schmal silber- weiß eingefaßt und neben den Fühlerwurzeln durch einen samt- schwärzlichen Fleck unterbrochen; darunter an den Wangen ein längerer, aber w^eniger intensiv gefärbter. Oberhalb der Stirnmitte und an den Scheitelplatten zieht sich der weißliche Reif der Quere nach zur weißlichen Medianlinie hin einwärts, eine in der Mitte unterbrochene Querstrieme bildend. Das Gesicht ist in den Gruben dicht, auf dem Rücken bis zum Mundrande hinab zarter weißlich bereift. Am unteren Ende der Fühlergruben liegt je ein runder, glänzend schwarzer Fleck; beide sind breit voneinander getrennt. Das Prälabrum zeigt oben und unten weiße Tomentpunkte. Oberhalb der 2 oberen weißen Punkte 90 Friedrich Hendei-, in der Mitte liegt ein scliwarzer Fleck in der Verbindungsliaut. Fühler rotbraun, oft schwarzbraun, der Augenmitte gegenüber in- seriert, etwas länger als das halbe Gesicht; das 2. Glied ist noch am hellsten gefärbt. Arista fast nackt. Taster schwarzbraun, Spitze derselben rotbraun, lebhaft weißschimmernd. Rüssel braun, Kinn rot. Backen Ve eines Auges hoch. Wangen schmäler als das 3. Fühlerglied. Oberer Hinterkopf mit Ausnahme des Cerebrales schwarz. Von der Halsstufe an ist der Hinterkopf vorgequollen, rot bis rotbraun und wie gewöhnlich auch beiderseits zum Augenrand hinab breit weiß eingefaßt. Der Thoraxrücken ist überall dicht tomentiert und fein matt- schwarz punktiert. Außerdem bilden diese Punkte 4 breite matt- schwarze Längsstriemen. Die 2 mittleren sind der ganzen Länge nach breit voneinander getrennt, hinten erweitert, hinter der Quer- naht, seltener an derselben unterbrochen und enden zweizipfelig vor dem Schildchen. Die 2 seitlichen sind ganz vorn, dann vor und hinter der Naht mit den mittleren verbunden und hinter der Naht in 2 Striemen geteilt. In der Notopleuralnaht ist die Tomentierung von den Schultern (inkl. derselben) bis zum Schildchen dichter als oben. An den Seiten sind die Mesopleuren, der obere Teil der Sterno- pleuren und Partien an den Grenznähten der übrigen Pleurenteile tomentiert, die letzteren ohne Punkte. Die Mesopleuren und teil- weise auch die Sternopleuren sind dicht schwarz punktiert. Sonst sind die Thoraxseiten glänzend schwarz, so namentlich auch die Scheibe der Pteropleura. Das Schildchen ist an der Wurzel, am Hinterrande und in einer Medianlinie tomentiert und oben auch etwas punktiert. Die Ober- seite ist schwarz und gewöhnlich ein breiter Hinterrand rot. Zu den wichtigsten Merkmalen dieser Art gehört, daß sie 4 Supraalar borsten besitzt — also auch noch eine un- mittelbar hinter der Quernaht und noch vor den Flügelwurzeln — und die Oberseite des Schildchens deutlich behaart ist. Letzteres Kennzeichen teilt unsere Art nur noch mit P. insularum Rond., ersteres kommt ihr und PI. pleuronitens n. sp. zu. Am Hinterleibe sind das 1. Tergit und nur die schon um- gebogenen Seiten der Tergite 2 — 4, nicht auch des 5. glänzend schwarz. Das 2. Tergit ist sonst ganz gelbgrau. Die übrigen Tergite zeigen am Vorderrande je 2 große, in der Mitte breit ge- trennte Tomentflecke von unregelmäßiger Begrenzung, die den glänzend schwarz bleibenden Hinterrand nicht eri-eichen, sich aber nach hinten Die Gattung Platystoiua Meioen (Dipt.). 91 zu in Tonientpunkte auflösen. Die schwarze Punktierung dieser er- wähnten großen Tomentflecke ist änßerst fein und fehlt stellenweise. Außerdem sieht man im dazwischenliegenden .Medianstreifen des ganzen Hinterleibsrückens eine aus Tomentpunkten und -fleckchen gebildete Zeichnung, die im Gegensatze zu den Lateralflecken am Hintei-rande der einzelnen Ringe am dichtesten ist und nach vorn hin verschAvindet Der Eindruck, den die ganze Abdominal- tomentierung macht, ist aber kein bleibender, sondern wechselt schillerartig bei der Betrachtung von verschiedenen Seiten. Beim (^ ist das 5. Tergit nur kurz, IVgnial so lang wie das 4. oder das gleichlange H. Sein präanales Sternit ist flach konvex, schwarz und glatt, hinten schwach eingedrückt und ausgerandet. Beim $ nehmen die Tergite 3—5 nach hinten zu ein wenig an Länge ab und ist die Medianlinie derselben vertieft, eingedrückt. Bauchliaut lebhaft orangefarbig. Den Flügel veranschaulicht die Fig. 15. An der A\'urzel und in der Subkostalzelle ist der Grund gelblich fingiert, sonst von hell braungrauer Farbe, aus der sich die großen, dunkel sepiabraunen Flecke deutlich abheben. Verglichen mit dem ähnlichen Flügel von P. tegularium Lw. sind diese Flecke größer und zahlreicher. So ist der die kleine Quei-ader einschließende Fleck auffallend größer und reicht ununterbrochen bis zur Kosta hinauf Andererseits zeigen auch die 2. und 3. Hinterrandzelle, sowie die Spitze der Discalzelle braune Flecke, die bei P. tegularium fehlen. An der Mündung der 1. Hinterrandzelle liegt ein weißer Fleck. Die dichte, weiße Punktierung ist kernlos. Die Schüppchen sind weiß, breit, das thorakale ist doppelt so lang wie das Flügelschüppchen. Schwinger ganz rotgelb. Körper 6 — 10 mm, Flügel 5—10 mm lang. Anm. Die Musca umbrarum Linke, System. Nat. Edit. X, p. 599 (1758) wird heute allgemein als die bekannte Tetanocerine gedeutet; ich habe auf sie seinerzeit das (yeims 3Ionochaetophora er- richtet. Fabricius beschreibt im System. EutomoL, p. 784, 61 (1775) eine gleichnamige Art und zitiert dabei auch Likne als Autor. Diese Art dürfte aber dennoch nicht mit der LiNXE'schen überein- stimmen, sondern wahrscheinlich eine andere Tetanocerine, nämlich Trypdoptera imnctulata Scopoli (1763), sein. Doch nennt Loew diese Interpretation durchaus unstatthaft. Die Merkmale „pedes pal- lidi" und ,.abdomine nigro-, fasciato", die Fabricius (1775) erwähnt, passen absolut nicht auf unsere vorstehende Platystoma- 92 Frikdrich Hendel, Art. Es müssen daher die Zitate von Linjje und Fabricius wegbleiben. Zum ersten Male beschreibt unsere Species Meigen und nennt sie umbrarum Fabricius, was aus dem angeführten Grunde nicht angeht. Aber auch PJcdijstoma umbrarum Meigen dürfen wir die Fliege nun nicht nennen, da Meigen sie ja irrtümlich für die FABEicius'sche Art hielt. Da nun Musca fuMventre Schrank, wie ich in der Anmerkung bei PI. seminationis Fab. nachwies, eins ist mit letztgenannter Art, so bleibt nur der Name Plat. lugubre Rob.- Desv. (1830) übrig und zu Recht bestehen. Aus seiner Beschreibung ist die Art zweifellos zu erkennen. Heimat. Loew sagt von dieser Art: „Ganz Mitteleuropa, an vielen Orten häufig." — Als Fundorte möchte ich nach meinen Er- fahrungen angeben: Im Westen Frankreichs bis Paris im Norden; Spanien; ganz Italien, nebst den Inseln Sizilien, Korsika; Österreich- rngarn bis Dalmatien im Süden, auch in Galizien; Deutschland ebenfalls bis zum 53 ^ n. Br., Podolien und Polen (Warschau). Klein- asien, Brussa. Wie weit die Art nach Osten reicht, kann ich nicht genauer sagen. Diese angegebene Verbreitung ist aber keineswegs eine kontinuierliche, da sie innerhalb dieses Gebietes an vielen Orten nicht beobachtet wurde. Aus den Alpen kenne ich sie aus Graz, Bozen und Riva, Süd-Tirol. Aus England und Holland ist sie nicht zitiert worden. 19. Platystonia i^leuronitens n, sp. ($). Diese schöne Art ist die nächste Verwandte des PL lugubre Rob.-Desv. Sie hat wie sie 4 Supraalarborsten — was sonst bei keiner anderen Art vorkommt — und ein deutlich behaartes Schild- chen, das auch an der Spitze einen roten Fleck hat. Sie unter- scheidet sich aber sehr leicht durch die völlig un bestäubten und lebhaft glänzend schwarzen Pleuren sowohl von P. lugubre wie auch von P. insularum Rond. Mit folgenden ergänzenden Bemerkungen gilt im übrigen die von P. lugubre gegebene Beschreibung. Schulterbeule nur an der Unterseite etwas rotbraun. Das Schildchen ist nicht am ganzen Hinterrande rot, sondern nur in der Form eines Apikaifleckes. Die Pleuren sind ganz glänzend, ohne jede Spur von Tomentresten. Das Metanotum ist in der Mitte rotbraun. Die Beine sind wie bei den normalen /w^ttir^-Stücken gefärbt. Die Mittelschienen sind nur in der Wurzelhälfte rotbraun, die hinteren dort sehr dunkelbraun ge- färbt. Das Prälabrum ist ganz rotgelb. Die Gattuiiii: Platystoiua Mkiokn (üi|ir.). 93 Die Schenkelbehaarung- ist rot. In der Vorderansicht ist der Kui)f und die Stirne etwas schmäler als bei !i(i/ii/»r. Die 2 glänzend schwarzen Flecke des Gesichtes lie^ien einander näher. — Die Fühler sind gemz hellrot ge- färbt: desgleichen die Taster. Der obere Hinterkopf ist auch neben dem Cerebrale rotbraun. Flügel nach Fig. IG und. wie man sieht, nur dadurch von F. luguhre verschieden, daß die Grundfarbe dunkler ist und mit den intensivei-en Flecken, die bei luguhre hervortreten, mehr oder ganz zusammentließt. Auch sind die weißen Punkte weniger zahlreich Der weiße Fleck an der Mündung der ersten Hinterrandzelle fehlt dem einzigen Exemplare. Wichtiger scheint mir zu sein, daß der Flügelgrund oben fast bis zur kleinen Querader hin gelblich tingiert ist. Körper und Flügel 8 mm lang. Heimat. Kleinasien, ohne nähere Angabe, 1 $. 20. I*latystoma insHlannu Roxdani ((^, $j. RoxDAX'i, Dipterol. Ital. Prodr., Vol. 7, Fase. 3, p. 33, 1 ; ,^ {Megagloasa) (1869). rar. corticaru)» ßONDANi, ibid., p. 34, 2, ^ {Megaglossn) (1869). Von s c h w a r z e r G r u n d f a r b e sind der Thorax samt Schild, der Hinterleib, die Hüften und Schenkel und der obere Hinterkopf. Gelbrot ist ein großer Teil des Kopfes: die Lunula, die AN'angen. Backengruben und der untere Hinterkopf; die ganzen Füße oder es sind die Spitzen der Fußglieder gebräunt, jene an der Spitze überhaupt und die der vorderen Füße mehr als die anderen. Etwas gesättigter rot gefärbt ist die Wurzelhälfte der Schienen. Manchmal delint sich dieses Rot weiter gegen die braune bis schwarzbraune Spitze hin aus. Auch die Schenkelringe sind rotbraun. Häufig, doch nicht immer, ist an der Schildchenspitze ein roter Fleck oder Punkt zu sehen. — Einen roten Schildchenrand zeigt P. lugubre R. D. Dieses hat aber auch rote Schultern, 4 Supraalare und glänzend schwarze, nicht punktierte Pteropleuren. — Glänzend schwarz sind nur die Flecke unten an den Flügelgruben, die Mitte des Metanotums und die untomentierten Stellen des Hinterleibes und der Schenkel. Körpertoment gelb grau und dicht. Die Behaarung ist gelblich oder rötlich und länger am 94 Friedrich Hendel, unteren Hinterkopf und den Backen, auf den Pleuren, der Brust, den Hüften und posteroventral an den 4 hinteren Schenkeln. Schienen und Füße sind ventral rotschimmernd pubesziert. Auch die kürzere Behaarung- des Hinterleibsrückens schimmert größtenteils rot bis gelblich. Die kurze Behaarung der Stirn, des Rückens und der Seiten des Schilde henrückens ist schwarz. — Sonst zeigt nur noch P. higtibre R. D. ein behaartes Scutellum. Der Kopf bau ist von den anderen Arten durch Folgendes verschieden und daher sehr charakteristisch. Von vorn ge- sehen erscheint er sehr breit, er ist Vj^mdil so breit wie hoch — sonst nur IV^mal so breit — und abgerundet rechteckig, weil die roten Backen, die mindestens Va eines Auges hoch, vielfach aber höhersind, auch n ach denSeiten wulstig vorgequollen sind. Die Stirn ist fast so lang wie breit, nicht ganz ^/gUial so breit wie ein Auge und wie bei seminationis F. be- stäubt und punktiert. Sie ist bald heller, bald dunkler rotbraun. Das Gesicht ist unter den Fühlern rot bis dunkelbraun oder schwärz- lich und dicht bestäubt. Diese Bestäubung zieht sich auf dem Rücken des Gesichtes in ivoller Breite desselben oder in einer sehr stumpfen Spitze bis zum Mundrande herab. Auch d a s P r ä 1 a b r u m ist ganz oder fast ganz tomentiert; es ist schwarz oder in der Mitte mehr oder weniger rot. Fühler ^!^ des Gesichtes lang, Arista nackt. Taster rot, an der Spitze braun, unten weißlich behaart. Die dichten mattschwarzen Punkte des Thoraxrückens fließen in 4 breite, durch 3 linienartige gelbgrau tomentierte Zwischenräume getrennte Längsstriemen zusammen. Die seitlichen sind an der Quernaht unterbrochen ; alle übrigens teilweise fleckig unterbrochen. Das Schildchen ist in der Längsmitte und am Hinterrand gelbgrau, seitlich auf der Oberseite schwarz und deutlich, w^enn auch spärlich behaart. Hier und da ist die Schildspitze unter dem Tomente rot. Die ganzen Pleuren sind gelbgrau tomentiert und ziemlich gleichmäßig punktiert; die Pteropleuren fein, die Meso- und Sternopleuren gröber. Die Tomentierung des Hinterleibes ist bei ^ und $ gegenüber den schwarzen, gleichmäßig verteilten Punkten vorherrschend, auch auf dem 3. Tergit; sie nimmt aber dennoch nach hinten an Dichte zu. Die Punkte sind an den Seiten kleiner als in der Mitte. Beim cJ ist das 5. Tergit nicht ganz so lang wie die Tergite 3 und 4 zusammen genommen. Beim $ ist das 4. Tergit ganz unbedeutend Die Gattung Platystoiiia Meigkn (Diiit.). 95 länger als das 5. oder 4. allein betrachtet. Das Präanalsternit des c^ kann ich nicht sehen. Die Schenkel sind sehr zart graulich übeneift und schwarz l>iniktiert. Bloß durch das Fehlen des Kot auf den Schienen zeichnen sich jene Exemplare aus. die Eondani als eigene Art, als P. coHkanim beschrieb. Die Taster sind rot und vor der Spitze gebräunt. Alles übrige stimmt mit den Merkmalen des P. insularum. Die Angabe RoNDANi's : a b d 0 mi n i s s e g m e n t u m ultimum p r a e c e d e n t i subaeque longum, non sat longius bezieht sich auf das $ und nicht, wie der Autor meint, auf das ^. Sie kann daher nicht als Unterschied gelten. Ich möchte über die Artrechte dieser Species noch keine abschließende Meinung aussprachen. Wichtig bleibt immerhin, daß nur die Sardinischen Stücke rote Schienen aufweisen. Wie RoNDANi erwähnt, sind die Flügel (Fig. 17) von hellerer Grundfai'be als bei den anderen Arten. Der Grund ist hell bräun- lich-grau, dicht mit weißen, kernlosen Punkten besät und zeigt außerdem intensiver braune und größere Flecke wie P. tegularium, suhiile und luguhre. Obwohl diese Flecke viel kleiner sind als bei der letzten Art und der Flügel daher mehr dem von P. tegularium und suhiile gleicht, ist die Lagerung derselben doch der von P. luguhre am ähnlichsten , was besonders in der 3. Hinterrandzelle auffällt. In dieser Zelle haben die 2 LoEw'schen Arten keine braunen Flecke. Schwinger und Schüppchen wie bei P. lugubre. Das Thorax- schüppchen ist gut doppelt so lang wie das Flügelschüppchen. Körper und Flügel 6—7 mm lang. Heimat. Sardinien. Die var. corticarum aus Italien: Parma (Roxdani), Cercleis d'Amon; Tivoli, Rom; Frankreich, Montpellier, Kleinasien, Amasia. 21. FUitystoma ptibesceas Loew {^, $). LOEAV, Dipterol. Beitr. 1, p. 36, 4 (1845). MiK, in: Wien, entomol. Ztschr., Vol. 3, p. 204, 3 (1885). Die kleinste der Arten. Grundfarbe des ganzen Körpers und der Beine schwarz. Rotbraun, meist sehr dunkel, sind die Stirnstrieme, Wangen. Backengruben und die Seiten des Mundrandes. Lunula und Fühler rötlich schwarzbraun. Gelbrot ist mindestens die Ferse der 96 Friedrich Hendel, hintersten Füße, vielfach auch noch die Basis des folgenden Gliedes; die anderen Füße schwarz. Glänzend schwarz und unbestäubt sind das Prälabrum, die Schenkel und Schienen, der Hinterleib; nicht aber das Epistom. Die Oberseite des Thorax-Rückens und des Schildes zeigt trotz der Tomentierung einen sehr schwachen Glanz in gewisser Beleuchtung und ist nicht völlig matt wie bei Fl. seminaiionis. Körpertoment grau, mit schwach gelblichem Tone, wenig dicht, durch die Punktierung des Rückens stark zurückgedrängt. Die Art macht daher einen schwärzlichen Gesamteindruck. Die kurze Behaarung der Stirne und des Rückens sowie alle Borsten sind schwarz. Gelblich oder rötlich-gelb sind die Haare am unteren Hinterkopf, den Pteropleuren, der Brust und den Hüften sowie die längere Behaarung an der Hinterseite der 4 hinteren Schenkel bei S und $, insbesondere aber auf der Oberseite des Hinterleibes, was für die Art sehr charakte- ristisch ist. Die Kopfform ist von P. seminaUonis verschieden. Der Kopf ist stärker von vorn her zusammengedrückt, das Gesicht ist kurz, und die Fühler stehen daher unterhalb der ,Augenmitte, bei P seminatioms und frcmenfeJdi jedoch derselben gegenüber. Die Stirnbreite sowie die Bestäubung und Punktierung des Kopfes ist dieselbe wie bei P. seminatmnis, nicht so die des Gesichts. Dasselbe ist nämlich samt dem Mund ran de ganz matt bestäubt, und nur die Flecke am unteren Ende der Fühler- gruben sind glänzend schwarz. Dieselben in der Medianlinie nur durch eine schmale graue Linie getrennt, weshalb es aussieht, als ob oberhalb der mattgrauen Linie am Mundrand eine glänzend schwarze Querbinde liegt. Fühler ^/^ des Gesichts lang. Arista wie nackt. Prälabrum am Ober- und Unterrand, die schwarzen Taster an der Spitze weiß tomentiert. Die dichte und feine schwarze Punktierung des Thoraxrückens ist so gruppiert, daß 4 dunklere Längsstriemen erkannt werden können. Der Mittelzwischenraum derselben ist der breiteste. Pleuren wie bei P. seminaUonis punktiert. Das nackte Schildchen ist an der Basis und am Hinterrande grau tomentiert, in der Mitte der Oberseite schwärzlich. Hinterleib glänzend schwarz, an den Seiten und der breite Hinterrand des 5. Tergits lebhaft glänzend. 2. Tergit tomentiert Die Gattiiug: Platystonia Meigen (Dipt.)- <)7 und punktiert. Ein zartes Netzwerk von gelbgrauem Tomenti.* ist sonst Ulli- in geringer Ausdehnung beim <^ auf der Mitte des 5. Ter- gits sichtbar, oft sehr unscheinbar, beim $ meist ofanz felilend, so daß bei diesem der mit gelblichen Häichen besetzte Hinterleib ganz unbestäubt erscheint. Manche Stücke (^, $) zeigen an den am stärksten glänzenden Stellen einen bläulichen oder violetten Metall- schimmer. Das präanale Sternit des ^ hat am Hinterende einen tiefen linienartigen Medianeindruck, der fast bis zur Längsmitte nach vorn reicht. Das 5. Tergit des c^ ist nur etwas länger (V.mal so lang) als die gleichlangen Tergite 3 und 4 zusammengenommen. Beim $ nehmen die Tergite 3, 4 und 5 nach hinten zu etwas an Länge ab. Flügel nach Fig. 18. Von allen vorhergehenden Arten unter- scheidet sich die Aderung. Der letzte Abschnitt der Cubitalis ist jenseits der kleinen Querader nicht aufgebogen, sondern fast gerade. Die erste Hinterrandzelle ist daher fast parallelraudig. Die Dis- coidalis mündet an der Flügelspitze. Die kleine Querader steht jenseits der Discalzellenmitte, aber nicht im letzten Drittel derselben. Der Flügelgrund ist ziemlich gleichmäßig braun, nach hinten all- mählich etwas heller. Die runden weißen Punkte sind klein, stehen dicht und enthalten einen dunkleren Kern. Sie sind auch auf dem Hinterrande des Flügels zu sehen. Über die hintere Quer- ader läuft eine aus solchen weißen Punkten gebildete zweireihige Querbinde, die beiderseits von einem wenig punktierten braunen Räume begrenzt wird. Schüppchen klein und kurz. Die Thoraxschüppchen überragen die braungerandeten Flügelschüppchen nur wenig. Schwingerkopf braunschwarz. Körper 3 — 5 mm, Flügel 2.5—4 mm lang. Heimat. In Ungarn häufig. Nieder-Österreich, Wiener Gegend. Türkei (Schiner); Rumänien (Tultscha) ; Ober- Italien, Livorno. Insel Rhodus (LoEw). 22. Platystonia arcuatnm Loew. {(^, $). LoEW, Neue dipterol. Beitr. 4, p. 50, 48 (1856). Wenig größer als P. puhescens Loew, deren Beschi'eibung mit folgenden Unterschieden auch für diese Art gilt. Stirne und Fühler schwarzbraun. Gelbrot sind die ersten 2 Glieder der Hinterfüße, die an der Spitze auch gebräunt sein können, und die Wurzeln der Zool. Jahrl). XXXV. Abt f. Syst. 7 98 Friedrich Hendel, 4 vorderen Fersen, die mittleren in ansgedehnterer Weise und oft vorherrschend, die vordersten sclimäler. Das Epistom ist glänzend schwarz und zeigt in der Mitte eine graue dreieckige Spitze, mit welcher sich die Bestäubung des Gesichtsrückens zum unbestäiibten Mundrande herabzieht. Auch hier schimmert die Behaarung der Oberseite des Hinter- leibes gelblich oder rötlich-gelb und stehen die Fühler unterhalb der Augenmitte, wenn auch nicht so auffallend wie bei pubescens LOEW. Thoraxrücken noch dunkler als bei P. pubescens, die Punkte sind mehr zu Längsstriemen zusammengeflossen. Auf den Sterno- pleuren sehe ich bei den mir vorliegenden Stücken keine Punk- tierung mehr. Die Oberseite des Hinterleibes ist bei (^ und $ deutlich und ziemlich gleichmäßig, wenn auch schütter mit gelbgrauen Toment- pünktchen und kurzen Querstrichelchen besetzt, die nach vorn hin allmählich spärlicher stehen und beim $ wenig kleiner sind als beim c^. Metallschimmer am Hinterrande des Abdomens nicht sichtbar. Das 5. Tergit des (^ ist 2V2nial so lang wie die Tergite 3 und 4 zusammengenommen. Das präanale Sternit des (^ scheint die gleiche Bildung wie bei P. pubescens Loew zu besitzen. Die hellschimmernde Behaarung an der Hinterseite der 4 hinteren Schenkel ist kürzer, namentlich beim $ nicht verlängert. Flügel nach Fig. 19, kurz und breit. Erste Hinterrandzelle parallel und geradrandig. Die Discoidalis mündet oberhalb der Flügelspitze, die etwas aufgebogene Radialis in der Verlänge- rung der hinteren Querader. Die kleine Querader steht über dem letzten Drittel der Discalzelle. Die Gitterung des Flügels ist der von P. pubescens Loew sehr ähnlich, doch sind die weißen Punkte, die auch einen kleinen Kernpunkt enthalten, relativ etwas kleiner. An der Außenseite der hinteren Quer ad er entsteht durch Zusammenfließen der weißen Flecke eine stets zusammen- hängende weiße Qu er bin de bis zum Hinterrande des Flügels. Schwinger, Schüppchen und Größe wie bei P. pubescens Loew angegeben. Heimat. Küstenland von Syrien und Palästina. Die Gattung Platvstonia Meigen (Dipt.). t|ij 23. Phtti/stoituf (UmUJiattDH >/. sp. ($.) Von ^M'ünlich metallisch schwarzer Farbe sind und zwar gflänzend: die ganze untere Hälfte des Gesichtes, das Prä- labrum. der untere Hinterkopf, die Schulterbeulen, die Pleuren unterhalb der Sternopleuralnaht, das Metanotum und der Hinterleib. Von gleicher Farbe, aber fein chagriniert und zart tomentiert sind die Oberseite des Thoraxrückens und Schildchens und die oberen Pleuren. Das Tonient des Körpers ist weißlich-grau, auf dem Kopfe heller. Die kurze Behaarung des Hinterleibes ist durchaus weiß, die längere unten an den Backen, an den Pteropleuren und i)ostero- ventral an den 4 hinteren Schenkeln gelblich oder rötlich. Die übrige Behaarung auf Stirne und Thorax ist kurz und schwarz. Die Backen sind ^ '- eines Auges hoch, der Hinterkopf tritt aber hinten fast um Augenlänge vor. Wangen linieuartig schmal. Fühler unterhalb der Augenmitte inseriert. Stirne VsDial so lang wie breit und * .5mal so breit wie ein Auge, wie die Fühler, Backengruben und der seitliche Mundrand rotbraun. Stirne zart weißlich bereift, am Augenrande lebhafter, grob dunkel punktiert. Vom Gesicht ist nur die obere Hälfte graulich bereift, die ganze untere ist glänzend schwarz, Fühler nur etwas kürzer als das Gesicht. Arista wie nackt. Oberer Hinterkopf graulich bereift; Halsstufe und hinterer Augen- rand breit weiß eingefaßt. Prälabrum oben und unten mit weißen Punkten. Die Form des Eückens und des Schildchens ist dieselbe wie bei P. aenescens Loew, Die Tomen tierung desselben ist gleichmäßig schütter und läßt daher die metallisch grünschwarze Grundfarbe dem Tone und Glänze nach noch hervortreten. Bei ersterem ge- schieht dies namentlich durch die dicht und gleichmäßig verteilte Punktierung. Letzteres ist am Hinterrande dichter, weißlich tomen- tiert. Am dichtesten bestäubt sind die Pleuren oberhalb der Sterno- pleuralnaht. Davon sind die Meso- und Pteropleuren gröber schwarz punktiert. Auf dem glänzend metallisch blau- oder grünschwarzen Hinter- leibe stehen intensiv weißgefärbte Tomentpunkte in ziemlich gleicher Verteilung; am ganzen 5. Tergit etwas dichter, am 3. und 4. fehlen sie an den Seiten; das 4. Tergit ist dort unbestäubt und glänzend. 200 Friedrich Hendel, das 3. dicht weiß bestäubt und fein schwarz punktiert. Der Größe nach ist das 4. Tergit etwas länger als die Nachbartergite. Hüften und Beine rotbraun (nicht gelb). Dunkelrotbraun (nicht schwarzbraun) sind die goldig pubescierten Vorderschienen und -fiiße, die 4 Hinterschenkel mit Ausnahme der Spitze und die End- hälften der 4 Hinterfüße. Die 4 hinteren Schienen sind auch größtenteils dunkelbraun. An den hintersten ist die Basis, an den mittleren auch die Spitze heller. Flügel nach Fig. 20. Sein Grund ist hellgraulich hyalin, am g a n z e n Hi n t e r r a n d e b r e i t u n p u n k t i e r t. Die weißen Punkte sind von mittlerer Größe und enthalten Kernflecke. Etwas inten- siver braun sind die hinten abgekürzte Querbinde über die kleine Querader und die 8 Flecken an der Flügelspitze, von denen die 2 inneren Reste einer Querbinde darstellen, Stigma gelblich. Aderung: Radialis nicht wellig, sondern sanft aufgebogen, der gebrochenen hinteren Querader ungefähr gegenüber mündend. Cubitalis gerade. Discoidalis im letzten Abschnitt mit einer Neigung zum Aufwärts- biegen, oberhalb der Flügelspitze mündend. Kleine Querader nur jenseits der Flügelmitte situiert. Thoraxschüppchen ca. lV2inal so lang wie das Flügelschüppchen, beide weiß und ziemlich breit. Schwingerkopf braun. Körper 4,5 mm, Flügel 4 mm lang. Heimat. Insel Kreta, Antr. Jovis, Mt. Ida, leg. Bieö. 24. Flatystonia plantationis Rondani {^, $). RONDANI, Dipterol. Ital. Prodr., Vol. 7, Pasc. 3, p. 35, 6 (Megaglossa) (1869). Eine sehr distinguierte, leicht kenntliche Art. Die Grundfarbe des Leibes ist blau schwarz. Pech- schwarz sind nur die Beine. Die dunklen Punkte und Stellen des Thorax und Schildchens sind nicht ganz matt, sondern zeigen einigen bläulichen Glanz. Der Hinterleib glänzt deutlich und stellenweise sogar leicht metallisch. Rotbraun sind : Lunula, Fühler, Wangen und Backengruben ; auch die Epistom- | Seiten. Die Farbe des Körpertom ents ist aschgrau. Der bläu- liche Ton der ganzen Fliege wird dadurch nicht alteriert, da das Toment sehr zart und schütter ist. Die Behaarung ist überall kurz und schwarz. Gelblich bis Die Gattuug Platystoma Meigen (Dipt.). 101 rötlich und länger behaart sind: der untere Hinterkopf, die Ptero- plt-urt'ii. die Brust und Hüften und die 4 hinteren Schenkel postero- ventral. Die untere Seite der Schienen und namentlich der Füße ist güldigrot, dicht anliegend behaart. Stirne schwärzlich-rotbraun, wie bei P. seminationis F. bestäubt, aber deutlich länger als breit und nur 1 ^ ,, mal so breit wie ein Auge. Die Backen sind nur '/^g eines Auges hoch, also außerordentlich niedrig. Wangen linear. Das ganze Epistom samt den glänzend schwarzen unteren Enden der Fühlergruben sind unbestäiibt. Der Reif des oberen Gesichtes zieht sich also am Gesichtskiel nicht nach abwärts, sondern ist unten gerade abgeschnitten. Der Mundrand ist dort fein gerunzelt. Arista nackt. Prälabrum und Taster schwarz, normal weiß tomentiert d. h. ersteres am Ober- und Unterrande, letztere an der Spitze. Der untere Hinter- kopf ist nur sehr schwach gepolstert, erheblich geringer als bei P. seminationis F. und am hinteren Augenrande nur schmal weiß- schimmernd eingefaßt. Fühler unterhalb der Augenmitte inseriert. Thoraxrücken und Schildchen abgeflacht, beide ohne tiefere Furche ineinander übergehend, in einer Ebene gelegen. Die deutlich blauglänzende, nicht mattschwarze Punktierung des ersteren ist sehr dicht und fein, ganz gleichmäßig verteilt und in Längsreihen geordnet, aber nicht zu Längsstriemen zusammengeflossen. Schild oben dunkel, ebenfalls bläulich glänzend, ziseliert, aber un- punktiert; am Hinterrande tomentiert und mit größeren Punkten an den 6 Borsten wurzeln. Die Pleuren glänzen durchaus, und nur die Mesopleuren sind tomentiert und so stark punktiert, daß das Tomentnetzwerk zerrissen ist und feine Längswellenlinien bildet. Der vorherrschend glänzend blauschwarze Hinterleib ist bei S und $ in der hinteren Hälfte gleichmäßig mit weißlichen Punkten in mäßiger Dichte besetzt, die nach vornhin dann schütterer stehen. Die Seiten der vorderen Tergite schimmern w^eiß und sind fein dunkel punktiert. Dort ist auch die etwas längere Behaarung gelb- lich und hell. Das 5. Tergit des ($ ist nicht ganz doppelt so lang wie das 3. und 4. zusammengenommen. Das Präanalsternit des ^ ist schwach konvex, hinten sanft ausgerandet, oben chagriniert. Beim $ ist das 4. Tergit nur sehr wenig länger als das 3. oder 5. Die Bauch haut ist schwärzlich-braun. Vorderfüße schwarz. ^Mittel- und Hinterferse, sowie das 2. Glied der Hinterfüße gelbrot und höchstens nur an der äußersten Spitze braun. 102 Friedrich Hrndel, Flügel nach Fig. 21, also in der Anlage der Zeichnung und Gitterung wie bei der vorigen Art, nur weitaus dunkler und schärfer ausgeprägt. Die über die kleine Querader laufende braune Quer- binde berührt die hintere Querader nicht und beginnt eigentlich schon arn der Flügelwurzel zwischen Costa und Discoidalis, wo das Grundbraun viel intensiver als im übrigen Flügel ist und nur durch weiße Punkte durchbrochen wird. Der Flügelhinterrand ist breit graulich hyalin und ungefleckt. Die weißen Punktflecke enthalten einen Kernpunkt. Die erste Hinterrandzelle ist nicht parallelrandig, da der letzte Abschnitt der Cubitalis gleich jenseits der kleinen Querader etwas aufgebogen ist. Die Discoidalis mündet wenig oberhalb der Flügelspitze. Schüppchen weiß, breit. Das Thoraxschüppchen ist nur l^/.^mal so lang wie das bräunlich gesäumte Flügelschüppchen. Schwiuger- kopf schwarzbraun. Körper 6 — 6,5 mm, Flügel 5 — 5,5 mm lang. Heimat. Tirol, Bozen; Ungarn, Budapest (Eggee, Kertesz); Mittel-Italien, Macerata (Bezzi); Ober-Italien, Parma (Rondani). 25. Platystonia aenescens Loew {^, $). LOEW, in: Ztschr. ges. Naturw., Vol. 32, p. 10, 10 (1868) und Beschreib, europ. Dipt., Vol. 3, p. 285, 189 (1873). Von grünlich metallisch schwarzer Farbe sind und zwar glänzend: das Gesicht, der untere Hinterkopf, das Prälabrum, die Schult er beulen, ein Teil der Pleuren, das Metanotum und der Hinterleib ; gleichfarbig, aber auf der Oberfläche fein chagriniert und zart tomentiert sind die Oberseite des Thoraxrückens und des Schildes, sowie die Mesopleuren. Die Tom entfärbe ist weißlich-grau, auf dem Kopfe heller. Die Behaarung ist überall sehr kurz und meist schwarz. Gelblich erscheinen die Haare der Pteropleuren ; jene am Hinterleibe schimmern an der Spitze desselben dunkelrot. Kopf von vorn her mehr zusammengedrückt. Backen hinten wenig vorstehend, nicht gepolstert, niedrig, ungefähr Vs eines Auges hoch. Wangen linear. Fühler unterhalb der Augenmitte inseriert. Stirn länger als breit, Vj.^m&X so breit wie ein Auge, rotbraun, dunkel, grob punktiert, zart weißlich bereift, am Augenrande wenig dichter. Dagegen schimmern die Wangen, die Tasterspitzen und Die Gattiiiii»' Platystoma Mkkjkn (Diiit.). \Q}\ die Fühlergruben unterhalb der Fühler weiß. Das übrige Gesicht samt Länosrücken ist g-länzend und unbestäubt. Fühler und Backeng-ruben dunkel rotbraun; 2. Fülilerglied oft heller gefärbt. Die Fühler sind nur etwas kürzer als das Gesicht. Arista nackt. Oberer Hinterkopf schwarz, zart graulich bereift. Hinterer Augenrand und Halsstufe schmal weiß gesäumt. Prälabrum am oberen und unteren Rande mit weißen Punkten. Rüssel und Taster schwarz. Der Tiioraxrücken und das oben abgeflachte, hinten fast scharfrandige Schildchen sind durch keine tiefe Furche getrennt, sondern gehen ineinander über. Die Tomentierung des Rückens ist nur ganz vorn dichter und dunkel punktiert, sonst in ein stark zerrissenes und sehr schütteres feines Netzwerk aufgelöst, das wenig hervortritt und den halben Metallglanz des Grundes nicht verhindert. Das Schild zeigt nur am Hinterrande Tomentflecke. Am deutlich- sten ist noch das Tomentnetzwerk auf den Mesopleuren zu sehen, aber auch schon in Längswellen zerrissen. Der Hinterleib ist völlig glatt und glänzt stark. Die weißen Tomentpunkte stehen sehr zerstreut, aber ziemlich gleichmäßig ver- teilt und sind so klein und von so geringer Intensität, daß sie leicht ganz übersehen werden können, was ja auch Loew getan hat. Beim (J ist das 5. Tergit 4mal so lang wie die kurzen und ziemlich gleich- langen Tergite 3 und 4 zusammengenommen. Beim $ ist das 4. Tergit P.jmal so lang w^ie das 5. und wenig länger als das 3. Beine pechschwarz, die vordersten am dunkelsten. Die 4 hinteren Füße sind rotgelb nnd nur an der Spitze gebräunt. Die 4 hinteren Knie sind deutlich rotbraun. Flügel wie Fig. 22 genetzt und geädert. Die ganz parallel und geradrandige erste Hinterrandzelle mündet erheblich oberhalb der Flügelspitze, die sanft aufgebogene Radialis der gebrochenen und meist mit einem kurzen Aderrudimente versehenen hinteren Querader gegenüber. Die braune Querbinde über die kleine Quer- ader ist stark reduziert und durchbrochen. Die weißen, mit Kernen versehenen Punktflecke sind relativ groß und herrschen ganz auf- fällig vor. Der Flügelhinterrand ist unpunktiert. Schüppchen klein, nicht rein weiß. Thoraxschüppchen nur wenig länger als die der Flügel. Schwingerkopf dunkelbraun. Körper 4 mm, Flügel etwas mehr als 3 mm lang. Heimat. Süd-Rußland, Sarepta, Walachei, Braila. 24. Mai ]^04 Friedrich Hendel, 26. Fliitystoma ritfipe,^ Meigen {^, $). Meigen, System. Beschr., Vol. 5, p. 393, 3 (1826). LoEW, Dipt. Beitr. 1, p. 35, 2 (1845). SCHINEE, Fauna Austr., Vol. 2, p. 84 (1864). Syn.: P. i>rnthrri BiSCHOF, in: Ann. naturh. Hofmus. Wien, Vol. 20, p. 177 (1905). Glänzend metallisch blau schwarz, teilweise gTünlich schimmernd sind dieselben Teile wie bei P. aenescens Loew an- gegeben. Auch die Behaarung ist die gleiche. Das Toment ist weißlich. Die Unterschiede von P. aenescens sind folgende. Die Fühler sind der Augenmitte gegenüber inseriert. Die Stirne ist bei P, aenescens Lw. deutlich matt weißlich bereift und grob punktiert, hier ohne deutlich unterscheidbare Bereifung und Punktierung, von seidenartigem Glänze; nur eine Medianlinie und noch lebhafter schimmernder Augenrand weiß. Die Tomentierung des Thoraxrückens ist noch viel schütterer als bei P. aenescens Lw., indem nur stellenweise Spuren derselben wahrnehmbar sind. So ganz vorn 4 angedeutete Längsstriemen mit dunkleren Punkten, die seitlichen derselben oberhalb der glänzenden Schulterbeulen. Einzig die Mesopleuren zeigen sehr deutliche, aber unterbrochene gelblich-weiße Tomentwellenlinien. Auch in der Furche zwischen Rücken und Schild liegen einige solcher leuchtender Tomentpunkte. Der Hinterleib ist vollständig unbestäubt und unpunktiert, mit lebhafterem grünlichen Metallschimmer als der Thorax. Das 5. Tergit des ^ ist IV^mal so lang wie die unter sich gleichlangen Tergite 3 und 4 zusammengenommen. Beim $ ist das 4. Tergit auffällig länger als das 3. oder das 5. Beine gelbrot. Pechschwarz können sein die Vorderschienen und Füße, die Wurzelhälfte der 4 hinteren Schenkel und zwar ventral ausgedehnter als dorsal, dann die Hinterschienen dorsal, mit Ausnahme der Wurzel und die Vorderschenkel vor der Spitze. Es gibt jedoch auch Exemplare, bei welchen das Braun, das nie scharfe Grenzen zeigt, stark zurücktritt und namentlich die Schenkel ganz gelb sind. Flügel nach Fig. 23, also dem von P. plantaUonis Rond. ähnlich. Die braune, uudurchbrochene Quer bin de überzieht Die Gattung Platystoraa Meiükn (Dipt.). 105 jed(tcli beide Qu er ad ein und ei-fiillt den ganzen Vorderrand zwischen Costa und Discoidalis bis zur Flügelwurzel hin. Die Spitze der ersten Hinterrandzelle ist weiß, bei F. pküitationis jedocli braun. Wie bei den 3 vorliergehenden Arten ist die Radialis deut- lich aufgebogen. Die Discoidalis mündet meiklich oberhalb der Flügelspitze und zeigt dort ebenso wie die Cubitalis eine Neigung zum Aufwärtsbiegen. Die erste Hinterrandzelle ist an der Spitze nicht verengt, bei P. plantaUonis jedoch ein wenig. Die Queradern sind einander mehr genähert, wodurch die genannte Zelle verkürzt erscheint. Auch fällt auf. daß alle Längsadern dem Vorderrande des Flügels genähert sind. Flügelhinterrand unpunktiert; die weißen Punkte mit Kerntlecken. Scliüiipchen und Schwinger wie bei P. aenescens Loew. Körper 5,5 — 6,5 mm, Flügel 4 — 5 mm lang. Heimat. Kleinasien. Bos-Tepe, 1600 m; Taurus; Rußland (Pallas); Süd-Rußland, Charkow, Odessa (Fontan). Meigen erwähnt kein Vaterland! A n m. Platijstoma pentheri Bischof, Bischof, in: Ann. naturh. Hofmus, Wien, Vol. 20, p. 177 (1905). „17. Juli, Bos-Tepe, ca. 1600 m (Klein-Asien) — Länge 5 mm. Schwarze Art. Kopf, Fühler, Rüssel und Taster schwarz. Thorax und Schild blauschwarz, nicht glänzend. Apikale Schildchenborsteu liarallel, nicht gekreuzt wie bei der nächstverwandten PI. pubescens Lw. Hinterleib glänzend schwarz, Bauch am Grunde gelb. Beine rostgelb, Vorderschienen und Tarsen, Mittelschenkel an der Basis, Hinterschenkel mit Ausnahme der Spitze und Hinterschienen braun- schwarz. Schüppchen klein, schmutzig weiß. Flügelzeichnung wie bei P. puhescens Lw. Diese Art, von der mir leider nur 1 $ vorliegt, unterscheidet sich von P. puhescens Lw, durch die Färbung der Beine und des Thorax, die Grösse, die Stellung der apikalen Schildchenborsten etc." Eine Type findet sich ebensowenig wie von dem P. ilgünense Bischof im Wiener Hofmuseum mehr vor, doch kann aus vor- stehender Beschreibung P. rufipes Meigen unschwer erkannt werden, 27, PUttffstoma nierUJionale n. sjj. {(S)- l'L .sfniinniionis BECKER, in: Ztschr. Hymenopt., 1907, p. 385. Von schwarzer Grundfarbe sind: der Hinterkopf, der Thorax samt Schild und der Hinterleib. Glänzend schwarz: das JQg Friedrich Hendel, Epistora, das Prälabrum, der untere Hinterkopf, die S cliult er- beul en, die unteren Sternopleuren und der olivenfarbig und schwach metallisch schimmernde Hinterleib. Das Körpertoment ist weißgrau, mit einem schwachen Stich ins Gelbliche. Die sehr kurz geschorene Behaarung ist auf der Stirne und dem Thoraxrücken schwarz, am Hinterleibe gelblich. Die längeren Haare der Backen, der Pteropleuren und posteroventral an den Hinterschenkeln sind gelblich. Sonst sind aber auch die Beine kurz und dunkel behaart. Die Backen treten weniger nach hinten vor als bei P. seminationis, sind aber auch fast V4 ^i'^^s Auges hoch. Stirne so lang wie breit (bis zu den Fühlerwurzeln gerechnet) und doppelt so breit wie ein Auge; rotbraun, in der Mitte meist heller, lebhaft weißlich bereift, gegen den Augenrand zu dichter, überall verhältnismäßig grob punk- tiert. Fühler, Lunula, Cerebrale, Backengruben und Backen, sowie die obere, weißbereifte Hälfte des Gesichtes und der seitliche Mund- rand gelbrot. Die untere Gesicht shälfte, das ist das Epistom und die untere Hälfte der Fühlergruben, sind glänzend schwarz und unbestäubt. Oberer Hinterkopf zart graulich überreift. Hinterer Augenrand und Halsstufe breit weißschimmernd eingefaßt. Prä- labrum oben und unten weiß punktiert. Taster schwarz, mit w^iß- schimmernder Spitze. Rüssel teilweise rot. Fühler % des Gesichtes lang, der Augenmitte gegenüber. Arista wie nackt. Thorax und Schild wie bei P. aenescens Loew geformt. Beide sind oben aber matt und glanzlos und ersterer dicht tomentiert und mit schwarzen, gleichmäßig verteilten Punkten dicht überstreut. Außerdem sieht man aber unter der Punktierung deutlich 4 heller graue und gei-ade Längsstreifen, die 2 mittleren eng beisammen, die seitlichen an der Quernaht unterbrochen. Schild am Hinterrande dichter und heller tomentiert, mit schwarzen Punkten an den Wurzeln der Borsten. Meso-, Ptero- und der obere Rand der Sternopleuren tomentiert und dicht schwarz punktiert, die ersteren gröber als die anderen. Brust glänzend schwarz. Der Hinterleib ist mit gleichmäßig verteilten und scharf sich abhebenden weißlichen Tomentfleckchen ziemlich dicht besetzt. Die Seitenränder der Tergite sind dichter tomentiert und erscheinen fein schwarz punktiert. Das 5. Tergit des (^ ist doppelt so lang wie die gleichlangen Tergite 3 und 4 zusammengenommen oder noch etwas länger. Das präanale Sternit ist flach konvex, am Hinter- Die Gattung I'latystuina Meigkn (Dipt.). 107 taiide deutlich ausgebuchtet, glänzend gelb rot. Hj'popyg schwarz. Baue h haut dunkel g- r a u. Hüften und Beine rotgelb. Schenkel und Schienen ventral mit nnieg'elmäßig verteilten braunen Längsstriemen, die teilweise unter- brochen sind. Vorderfüße mit Ausnahme des roten End- gliedes dunkelbraun. Flügel nacii Fig. 24. Der ganze Flügelhinterrand ist nicht punktiert; die weißen Punkte enthalten deutliche Kerne. Über die hintere Querader zieht eine aus weißen Punkten gebildete Quer- hinde. beiderseits dunkelbraun flankiert. Der Flügel unterhalb der Posticalis ist wie bei den 4 vorhergehenden Arten auffällig heller. Charakteristisch für diese Art ist die sehr dunkle Flügelspitze. Erste Hinterrandzelle parallel- und geradrandig, mit einem weißen Fleck an der Spitze. Discoidalis sehr wenig oberhalb der Flügel- spitze mündend, bei P. climidiatum und fjßvipes erheblich oberhalb derselben. Bei letzterem liegen die Aveißen Punkte auch dem Flügel- hinterrande an. Radialis, wie bei P. rußpes angegeben, am Ende sanft aufgebogen. Schüppchen weiß, mittelgroß. Die Thoraxschüppchen sind IVs bis 1 \ 2 mal so lang wie die des Flügels. Schwinger gelb. Körper 6,5 mm, Flügel 5 mm lang. Heimat. Nord- Afrika, Marokko, Mogador; Tunis, Gafsa. 28. PUity Stoma clathratuni n, sp, ($j. Dem F. meridionale n. sp. mit folgenden Unterschieden gleich. Auf dem Cerebrale liegt zwischen dem breiten roten Scheitel- rand und der weißbestänbten Halsstufe ein elliptischer, samt- schwarzer Fleck. — Die Schulterbeulen sind nicht glänzend schwarz, auch nicht unten, sondern grau bereift. Die Beliaarung des Hinterleibsrückens ist heller; das 5. Tergit ist sogar weißlich pubesziert. Die Stirn ist etwas länger als breit, gut Pomal so breit wie ein Auge. Backen ^:^ eines Auges hoch. Das ganze Gesicht ist schwarz, auch der obere, weiß bereifte Teil. Fühler wenig kürzer als das Gesicht und wenig unterhalb der Augenmitte sitzend. 3. Glied am Oberrande etwas verdunkelt. Die Punktierung des Thorax ist etwas gröber. Während bei P. meridionale die Sternopleuren nur oben graulich bereift und punktiert, an der Brust selbst aber glänzend schwarz sind. 108 Fbiedrich Hendel, sind sie hier vollständig matt bereift und ausgedehnter punktiert. Der Hinterleib ist nur wenig dichter mit weißen Tomentpunkten besetzt. Das 4. Tergit des $ ist ca. 1^2111^1 so lang wie das 5. und auch länger als das 3. 1. Glied des Ovipositors glänzend schwarz. B a u c h h a u t gelb. Hüften und Beine rotgelb. Vorderschenkel mit einigen braunen, unregelmäßigen Flecken. Vorderschienen innen und außen mit braunen Längsstriemen. Alle Füße, besonders aber die vordersten, gegen das Ende hin gebräunt. Endglied der Vorderfüße nicht heller gefärbt. Flügel nach Fig. 25. Die weißen Punktflecke sind sehr groß und haben den grauen Grund zu einem zarten Netzwerk zerrissen, das namentlich in der Marginal- und Submarginalzelle stark zurück- tritt. Dort ist der hellste Teil des Flügels. Sonst treten auch einige intensiver braune, kleine Flecke hervor, so in der Marginal- zelle, an der kleinen Querader und beiderseits der hinteren Quer- ader. Erste Hinterrandzelle geradrandig, gegen die Mündung hin merklich verengt. Die Discoidalis mündet deutlich oberhalb der Flügelspitze, die gerade Radialis ziemlich weit jenseits der hinteren Querader. Flügelhinterrand unpunktiert. Die weißen Punkte mit teilweise schwachen Kernflecken. Schüppchen und Schwinger wie bei der vorhergehenden Art. Körper 5 mm, Flügel 4,5 mm lang. Heimat. Süd-Rußland, Uralsk. 29. Platystonia eurvinerve n, sp, {^). Gleich dem P. dathratum dem P. meridionale sehr ähnlich und wie folgt unterschieden. Die Thoraxseiten sind beiderseits der Mesopieuralnaht und unten auf den Sternopleuren orangerot gefärbt, nicht von einfarbig glänzend schwarzer Grundfarbe. Die Stirn ist viel heller, mehr orangerot gefärbt, weniger dicht weißlich bereift und daher auch minder deutlich punktiert. Das Gesicht ist ganz rotgelb und zeigt nur unten an den Fühlergruben je einen großen, glänzend schwarzen Fleck. Diese Flecke erreichen unten den Mundrand nicht vollkommen und sind in der Mitte schmäler voneinander getrennt, als ihre eigene Breite beträgt. Die Stirn ist %mal so lang wie breit und ca. l^j^mal so breit wie ein Auge. Die Fühler sitzen deutlich unterhalb der Augenmitte. Die Ciattuny l'latystonia Meigen (Dipt.). l()i| Das 3. (-Jlied derselben ist oben etwas gebräunt. Die Backen sind etwas liölier als \^ eines Auges. Der untere Hinterkopf tritt nur wenig vor, bedeutend Aveniger als bei ]\ chüln-ainm. Nicht nui' das Cerebrale, sondern der ganze obere Hinterkopf bis zur Halsstufe ist rot gefärbt. Taster an der Basis rot, sonst samtschwarz; Spitzen- rand weiß schimmernd, auch etwas rötlich durchscheinend. Auf dem Thorax sind die Schulterbeulen — die auch teilweise rot sein können — unbestäubt und glänzend; desgleichen eine schmale Linie von denselben bis zur Flügel wurzel, längs der Notopleuralnaht. Die weißliche Bereifung des Thoraxrückens und Schildchens ist im Vergleiche mit P. meridionale und dathraium dünn und schütter, so daß der grünlich-schwarze, erzfarbige Grund sowohl durch den Reif, als auch durch die Punktierung hindurch glänzt. Bei den 2 verglichenen Arten ist der Rücken samt den Punkten ganz matt und glanzlos. — 2 Längsstriemen in der Mitte und die Längsseiten des Thoraxrückens sind dichter weiß bereift und auch deutlicher punktiert. In der Form gleicht der Thorax und das unpunktierte, nackte Schildchen dem von P. aenescens Lw. An den Brustseiten sind nur die Mesopleuren dicht weiß bereift und gröber punktiert. Der Rest glänzt. Die weißen Tomentpunkte des glänzenden Hinterleibes sind kleiner und stehen meist weniger dicht als bei P. meridionale. Sie sind isoliert und fließen nie zu Schnürchen zusammen. Auch sind die Seiten des 5. Tergites in keiner Weise dichter tomen- tiert; bei meridionale ist dies auffällig der Fall. Das 5. Tergit des ^ ist nur IVoOial so lang wie eines der gleichlangen Tergite 3 oder 4 allein. Die Behaarung ist überall sehr kurz geschoren. Sie ist auf dem Rücken schwarz, auf dem Hinterleibe aber hellgefärbt, wenigstens von hellerem Schimmer. Hüften und Beine rotgelb. Vorderschienen innen und außen mit braunem Längsstriemen. Vorderfüße dunkelbraun, letztes Glied rot. Die Hinterschenkel, weniger ausgedehnt die mittleren an der Wurzel ventral gebräunt. Flügel nach Fig. 26, sehr vorherrschend hj-alin. Die weißen Punkte sind so zahlreich und ausgedehnt, daß sie das lichte Gelb- braun in ein zartes Gitter zerreißen, welches nur einige intensivere Stellen zeigt. Adern meist gelb. Flügelhinterrand ungefleckt. Punkte mit Zentralkernen. Sehr charakteristisch für diese Art ist das Auf- biegen der Mündungen der 3. und 4. Längsader, weit oberhalb der {\Q Friedrich Hendel, Fliigelspitze. — Schüppchen weiß. Thoraxschüppchen IVoUial so lang wie das des Flügels. Schwinger ockergelb. Körper 5,5—6 mm, Flügel 4,5—5 mm lang. Heimat. Turkmenien, Ober-Murgab. E. Reittek. 30. PUitystoimt gilvipes Loew {^, $). LoEW, in: Ztschr. ges. Naturw., Vol. 32, p. 10 (1868) und Beschreib. Europ. Dipt., Vol. 3, p. 286, 190 (1873). Syn. : Plaiijsi. sororeidum Portschinsky, in: Hör. Soc. entomol. Eoss., Vol. il, p. 32, tab. 2, fig. 1 (1875). — Becker, in: Ann. Mus. zool. Acad. St. Petersbourg, Vol. 12, p. 31, 44 (1907). Kopf gelbrot. Stirne, weißlich bereift, am Aiigenrande lebhafter und hier auch dunkler und gröber als in der Mitte punktiert. Eine Medianlinie zart weiß. Das Gesicht ist nur in der oberen Hälfte weiß bereift, unten glänzend, aber ohne glänzend schwarze Flecke am unteren Ende der Fühlergruben. Stirne etwas länger als breit, lV2nial so breit wie ein Auge. Fühler % des Gesichtes lang, etwas unterhalb der Augenmitte sitzend, rotgelb; Arista wie nackt. Wangen sehr schmal. Backen Vö eines Auges hoch. Hinterkopf oben und unten gelbrot, an der Halsstufe schwärzlich. Auf dieser mit einem breiten, am hinteren Augenrande mit einem schmalen weißen Bande gesäumt. Unterer Hinterkopf wenig vortretend. Prälabrum glänzend gelb, oben und unten mit weißen Punkten, seitlich braun. Taster an der Spitze rotgelb, weiß schimmernd, vor derselben breit schwarz. Rüssel rot. Grundfarbe von Thorax, Schild und Hinterleib metallisch oliven- grünschwarz. Ersterer ist oben schwächer, auf den Pleuren jedoch dichter weißgrau tomentiert. Auf dem Rücken tritt die Grundfarbe in zahlreichen und dichtstehenden Punkten so hervor, daß einiger Glanz sichtbar wird. Dasselbe gilt vom Üachen Schildchen, nur fehlt die Punktierung mit Ausnahme des heller tomentierten Hinter- randes. Mesopleuren dicht weißlich tomentiert und scharf punktiert. Auf den Ptero- und Sternopleuren ist das Toment schütterer und die Punktierung spärlich. Der Hinterleib glänzt ziemlich stark. Oben auf demselben bildet das weißliche Toment beim $ zahlreiche und dichtstehende Punkte, die nach vorn hin etwas schütterer stehen. Dasselbe gilt vom ^, nur bilden die Punkte hier am 5. Tergit auch kurze, wurmförmig gebogene Linien. In beiden Geschlechtern sind die umgeschlagenen Die (iattiiiig riatystoiiiii Meigen (Dipt.). \\l 8eiteiirändei- dichter als die Mitte der Tergite tomentiert, so daLi liier umgekehrt die dunkle Grundfarbe die Punktierung bildet, l^eim (^ ist das 5. Tei-git mehr als 4mal so lang wie die kurzen Tergite 3 und 4 zusammengenommen. Beim $ ist das 4. Tergit längei' als das o. und l^.mal so lang wie das 5. Präanales Sternit des <^ rot, glatt, hinten herzförmig eingeschnitten. Bauchhaut und 1, Glied des Ovii>ositors rotgelb. Die Behaarung ist überall sehr kurz und schütter. Die Härchen des Hinterleibes schimmern größtenteils gelblich. Die längeren Haare an den 4 hinteren Schenkeln sind rötlich-gelb. Stirn und Kücken sind schwarz behaart. Auf der Oberseite des Schildes sehe ich außer den Borsten keine Haare. Hüften und Beine rotgelb. Außenseite der Vorderschienen rot- biaun. Die 4 hinteren Schenkel zeigen anteroventral einen braunen Längsstreifen; doch fehlt derselbe oft gänzlich. Vorderfüße mit Aus- nahme des gelben Endgliedes schwarzbraun. Plügel nach Fig. 27, also einem blassen von P. seminationis nach Fig. 2 ähnlich. Wie dort eine aus weißen Punkten gebildete Querbinde über die hintere Querader, welche besonders wurzelwärts durch eine ungefleckte braune Bogenbinde bis zum Hinterrande des Flügels begrenzt wird. Der unter der Posticalis liegende Flügelteil ist nicht so auffällig heller wie bei P. mericlionale. Die weißen Punktflecke sind weniger stark genähert, haben aber Kernflecke und sind bis an den Flügelhinterrand gerückt. Das Finde der 1. Hinterrandzelle ist braun, kaum merklich verjüngt und zeigt eine geringe Spui' einer Aufwärtsbiegung. Die Discoidalis mündet erheblich oberhalb der Flügelspitze. Radialis gerade. Schüppchen weiß. Die Thoraxschüppchen überragen die Flügel- schüppchen etwas. Schwinger rostgelb. Körper 4 — 5 mm, Flügel etwas kürzer. Heimat. Chinesisch Turkestan, Gaschun-Gobi, Satschou, Juni- Sei)tember. — Süd-Rußland, Sarepta. Ich konnte 2 typische Stücke aus dem Berliner Museum vergleichen. — Armenien, Ararat (Pokt- schinsky). 31. l*laty Stoma xmncUventre Portschinsky ($). PoRTSCHiNSKY, in: Horae Soc. entomol. Ross., Vol. 11, p. 33, tab. 2, fig. 5 (1875). Eine sehr leicht kenntliche, auffällige Art. Stirn fast 1^ o^ial so lang wie breit, parallelrandig, nur l\'ymal 112 Friedrich Hendel, SO breit wie ein Aug-e, matt rotbraun, am Augenrande breit weißlich bereift und nur dort deutlich fein punktiert. Eine hellere Median- linie ist auch noch zu erkennen. Ocellenhöcker schw^arz; seitlich davon ist die Scheitelkante rot. Lunnla, Fühler und Backengruben leuchtend rot. Fühler ^^ des Gesichtes lang, unterhalb der Augen- mitte sitzend. Arista sehr kurz und zart pubesziert. Gesicht bis zum Mundrande glatt und glänzend schwarz, nur der obere Teil der Fühlergruben ist weißlich bereift. Epistom wenig vorstehend. Wangen linear. Backen Ve eines Auges hoch. Unterer Hinterkopf mittelmäßig vortretend, glänzend schw^arz, mit der gewöhnlichen weißen Binde über die Halsstufe an die Augenränder herab. 2 Backenborsten übereinander. Prälabrum glänzend schwarz, mit kleinen weißen Tomentpunkten versehen. Taster an der Wurzel und dem weiß schimmernden Spitzen- rand rot, sonst schwarz. Die Grundfarbe des Thorax und Hinterleibes ist ein glänzendes Schwarz mit schw^achem, olivengrünlichem Metallschimmer. Das Toment des Thorax ist weißlich gelbgrau. Es ist auf dem Rücken, an den Seiten und auf den Pleuren oberhalb der Naht am dichtesten und hellsten. Dazwischen zieht eine sich scharf ab- hebende glänzend schwarze Längsbinde über die Schultern und die Notople uralnaht zur Flügelwurzel. Auf dem Mittelteile des Rückens sieht man 2 streifenförmige Längs- binden aus graulichem Reife, die 3 dunkle Zwischenräume der Grund- farbe freilassen. Diese sowie die feine und dichte, aber nicht sehr aufdringliche Punktierung zeigen deutlich den metallisch grünlichen Schimmer des Grundes. Dasselbe gilt vom Schilde, das oben nackt und flach ist. Die Meso- und Pteropleuren sowie der obere Rand der Sternopleuren sind außergewöhnlich dicht, seidenartig weißlich graugelb tomentiert und fast unpunktiert, da nur die Haarwurzeln als feinste Pünktchen sichtbar sind. Der Hinterleib ist vollkommen glänzend glatt und unpunktiert. Seine schwarze Behaarung ist auffällig dicht und lang und wird am 5. Tergit rotbraun und fast zottig. Bauchhaut rotgelb. Bei dem mir vorliegenden $ ist das 4. Tergit gut lV2nial so lang wie das 5*1 oder das 3. allein betrachtet. Ovipositor mit dem Rücken gleich- farbig. Hüften und Beine orangerot. Vorderschienen innen und außen! mit einem braunen Längs wisch. Vorderfüße ganz schwarzbraun. Die Die Gattung Platystoina Meigkn (Dipt.). ] y^ 4 hinteren Füße haben die äußersten ISpitzen der einzelnen Glieder etwas verdunkelt. Flügel nach Fig-. 28. Seine Zeichnung- erinnert durch den dunklen Vorderrand,, dessen Braun sich dann über beide Queradern zugleich herabsenkt. an den von P. mfipes Meigex. ^^'ährend aber bei dieser die Flügelspitze wieder heller ist, bleibt sie hier auch dunkelbraun. Der zusammenliäng:end braune Teil des Flügels wird durch viel zahlreichere und kleinere weiße Punkte durchbrochen, die auch zwischen den beiden Queradern den Flügel durchqueren. Flügel im übrigen wie bei P. rufipes Meigen. Schüi)pchen Aveiß, Thoraxschüppchen nur etwas länger als die des Flügels. Körper 7 mm. Flügel 6,5 mm. Heimat. Kaukasus (Portschinsky); Sarepta, Süd-Rußland. 82. I*hitf/stoma j^fft'onis ii, sp. ($). Gesamteindruck: graulich lederfarben, matt. Kopf ockergelb. Stirne etwas intensiver, mehr bräunlich-gelb gefärbt, matt bereift, am Augenrande breit w^eißlich und nur dort deutlich punktiert. Eine Medianlinie ist auch w^eißlich tomentiert. Gesicht in der oberen Hälfte weiß bereift, matt, am Epistom glänzend und mit je einem großen, runden, glänzend schwarzbraunen Pleck am unteren Ende der Fühlergruben. Stirne so lang wie breit, l^.^mal so breit wie ein Auge. Fühler % des Gesichtes lang, der Augenmitte gegenüber in- seriert, rötlich-gelb, am oberen Rande des 3. Gliedes gebräunt. Arista fein und zart, aber deutlich pubesziert. Wangen sehr schmal, Backen I ^Iß—^^b eines Auges hoch. Hinterkopf matt weißlich bereift, am hinteren Augenrande und auf der Halsstufe am dichtesten. Cere- brale von hellerer Grundfarbe. Unterer Hinterkopf stark gepolstert, am Augenrande mit 3 — 4 starken, schwarzen Borsten, nach unten und vorn gebogen. Prälabrum glänzend gelb, oben und an den Seiten mit einem braunen Fleck. Taster rotgelb, an der Spitze weiß schimmernd, vor derselben samtschwarz. Rüssel rot. Der Thorax ist auf der Brust, dem Rücken, dem Schilde und dem Metanotum von schwarzer, sonst von rötlich-ockergelber Grund- farbe, überall aber sehr dicht und matt weißlich-grau tomentiert; nur die ]\[itte des Metanotunis ist glänzend schwarz. Humeralcallus und ( 'allus der Xotopleuralnaht ebenfalls von roter Grundfarbe. Der Zool. .rahrb. XXXV. Abt. f. S.y.st. 8 W^ Frikdhich Hendel, Rücken und das Schildclien sind hell asciigrau tomentiert und sehr dicht und fein braun punktiert. Außerdem sieht man auf dem Rücken 3 weniger deutliche Querreihen von je 4 olivenbraunen Flecken, eine Reihe vor der Naht, 2 vor dem Schildchen. Auch dieses zeigt oben in der Spitzenhälfte einen großen olivenbraunen Fleck und an den Borstenwurzeln schwärzliche Flecke. Die Pleuren sind dicht weißlich tomentiert und nur die Mesopleura dicht mit Punkten der roten Grundfarbe besetzt. Die kurzen Stirnhaare sind schwarz. Thoraxrücken und die Oberseite des Schildchens sind dicht und kurz schwärzlich behaart, doch schimmern die Haarspitzen deutlich gelb. Die längeren Haare am Hinterkopfe, die der Pleuren, postero ventral an den 4 hinteren Schenkeln und größtenteils auch die des Hinterleibes sind gelbweiß. Die übrigen kurzen Haare am Abdomen und an den Beinen schimmern wenigstens gelb oder rötlich. Am Hinterleibe sind die Seiten- und Hinterränder der Tergite 2 und 3, sowie das 5. Tergit ockergelb; der Rest hat eine schwärz- liche Grundfarbe. Überall wird dieselbe jedoch von dichtem Tomente überdeckt. So erscheinen die ersten 3 Tergite sonst weißgrau, das 3. mit sepiabraunen Punkten bedeckt, die in der Mitte auch zu 2 unregelmäßigen Fleckchen zusammenfließen. Das 4. Tergit zeigt am Hinterrande 2 runde, glänzende, konvexe Augen von metallisch schwarzblauer Farbe, die zunächst von einem samtschwarzen und dann von einem ockergelben Ring eingefaßt w^erden. Sonst ist das 4. Tergit mit matt schwarzbraunen Flecken verziert, die durch ein ockergelbes Tomentnetz werk getrennt werden und glänzen nur die untersten Randecken noch metallisch schwarzblau. Das 5. Tergit ist gelblich tomentiert und spärlich braun punktiert. Der Länge nach ist das 3. Tergit etwas kürzer als eines der ziemlich gleich- langen 4. und 5. 1. Glied des Ovipositors schwarzbraun. Hüften und Beine blaß ockergelb. Die Füße, namentlich die vordersten, sind gegen die Spitze hin schwach gebräunt. Flügel nach Fig. 29, also in der Zeichnung und Aderung dem von P bispüosum, suave und ?nurinum ähnlich. Der Grund ist aber etwas intensiver gefärbt als bei ersterer Art, die weißen Punkte sind größer und weniger dicht und die braune, dunklere Fleckung ist ausgedehnter und auffälliger. Die Zentralkerne der weißen Punkte sind nur unvollkommen ausgebildet. Die Längsadern sind etwas mehr gegen den P^lügelvorderrand zusammengedrängt. Die Die Gattung Platysloiiia Meigkn (Dipt.). 115 sehr enge ^liindung- der 1. Hinterrandzelle liegt hoch oberhalb der Fliigelspitze. Schüppchen weiß: Thoraxscliüppchen gut ^'o^i^l länger als die des Flügels. Schwinger hellgelb. Körper 5.5 — 6 mm lang. Flügel 5—5.5 mm. Heimat. Transkaspien, Groß-Balchan. 33. Platijstotna oculutnin Becker ((^, $). Beckek, iu : Ann. ^Fus. zool. Acad. St. Petersburg, Vol. 12, p. 30, 43 (1907). Die Unterschiede von P. pavonis n. sp. sind folgende: Der Kopf ist viel heller, weißlich-gelb, die Stirn nicht ledergelb, sondern goldgelb, nicht punktiert, am Augenrande schmäler weiß schimmernd. Das ganze Gesicht und das Prälabrum sind weiß bereift, glanzlos. Die glänzend schwarzen Flecke unten an den Fühlergruben fehlen. Den ganz gelben Tastern fehlt der schwarze Fleck vor der Spitze. Die Behaarung des Hinterleibes ist viel heller, mehr weißlich- gelb, namentlich am 5. Tergit, das hier P/aiiial so lang wie das 4. ist. Letzteres wiedei- ist fast doppelt so lang wie das kurze 3. Der Flügel des mir vorliegenden Originalstückes ist leider so defekt, daß ich ihn nicht photographieren kann. Er gleicht in der Anlage der braunen Flecke und der weißen Punktierung dem von P. bispiJosum, in der Nervatur aber dem von P pavonis. Die weißen Punkte lassen in der vorderen Flügelhälfte nur dunkelbraune (^uerpunkte und Querstriche frei und fließen sonst zusammen. Die Mündung der ersten Hinterrandzelle ist wie bei P. pavonis dunkel- braun. Die erste Basalzelle, der darüberliegende Teil der Sub- marginalzelle und die Umgebung der beiden Queradern zeigen nicht weißen, sondern gelben Flügelgrund. Schüppchen und Schwinger wie bei P. pavonis angegeben. „Durch hellgraue Bestäubung, hellrote Beine und 2 kreisrunde glänzend schwarze Beulen auf dem 4. Hinterleibsringe ausgezeichnet; hiedurch ist die Art sehr kenntlich; eine ähnliche, nahe verwandte .Art besitze ich aus Transkaspien. c^: Kopf blassgelb, Stirn hellrotgelb, matt, an den Orbiten sehr schmal weiss bereift. Untergesicht ebenfalls weiss bereift, nicht glänzend und ohne dunkle Flecken. Die breiten Taster sind hell- 8* WQ Friedrich Hendel, gelb, am Rande mit einigen kurzen schwarzen Börstchen. Rüssel glänzend rot, ohne Flecken auf der Oberlippe. Fühler rotgelb, mit brauner nackter oder mikroskopisch pubescenter Borste. Hinterkopf hellgrau, matt; an den Backen steht eine Reihe von 3 starken Borsten. Thorax von heller Grundfarbe, mit hellgrauer und brauner, etwas unbestimmt gefleckter Bestäubung und fein punktiert; die kurze Behaarung ist überwiegend schwarz, desgleichen die 6 Rand- borsten am Schildchen, deren Wurzelpunkte sich als kreisförmige grössere braune Flecken hervortun. Die Brustseiten sind ebenfalls punktiert, die Behaarung ist hier jedoch ausnahmslos weiss. Hinter- leib von schwarzer Grundfarbe aber außerordentlich hellgrau, fast weiss bestäubt; die ersten 3 Ringe ^) sind sehr schmal; sie sind mit kleineren braunen Flecken von verschiedener Grösse gezeichnet; der 4. Ring ist sehr lang, so lang wie die vorhergehenden 3 zusammen, etwas konisch nach hinten verschmälert und mit 2 grossen glänzend schwarzen Beulen oder Augen am Vorderrande und auf der Glitte des Ringes, die auch noch auf den 3. Ring als matt schwarzbraune Flecken hinübergreifen und noch auf dem 4. Ringe zu beiden Seiten von grösseren dunklen Flecken umgeben sind; die ganze Fläche des 4. Ringes ist überdies noch mit wurmartig gekrümmten kleineren braunen Flecken mehr oder weniger durchsetzt; die kurze Be- haarung ist überwiegend hell. Bauchseite citronengelb, die ersten 3 Bauchringe mit schwarzen Mittelflecken, Die kräftigen Beine sind blassgelb, Schenkel mit schwarzen und weissen, Schienen und Tarsen mit ausschliesslich schwarzen feinen Haaren bedeckt; Tarsen- endglieder schwach bräunlich. Die Flügel haben eine braune Grund- farbe, die durch weissliche kreisförmige Flecken gitterartig durch- brochen ist; auf der Vorderhälfte der Flügel ist das Gitter zu einzelnen isoliert stehenden braunen Flecken zusammengeschmolzen; immerhin macht sich an einzelnen Stellen bei geringerer Durch- brechung der braunen Fläche eine fleckenartige Bräunung bemerk- bar; so sieht man 6 solcher grösserer Flecken: über der Gabel der 2. und 3, Längsader, auf der kleinen und hinteren Querader, unter dem Ende der 2. L.-Ader, an der Flügelspitze zwischen der 2. und 3, L,-Ader sowie auf der Mitte der 6, — 5 mm lang, $. Im Ganzen dem ^ gleich; der 4. Hinterleibsring ist nicht ganz so lang wie beim c^; auf dem 3. Ringe sieht man jedei'seits 1) Becker zählt das basale Doppelsegment als einen einzigen Ring, was beim Vergleich mit meinen Beschreibungen zu berücksichtigen ist. Die Gattung Platystoiua Meigen (Dipt.). 117 je 8 o;i-össei'e schwarze Flecken, von denen das 1. Paar über und in Verbindung- mit der glänzenden Beule des 4. Ringes, die beiden anderen mehr seitwärts oben und unten liegen. Die Legeröhre ist in ihrem ersten Teil glänzend schwarz. Mit der Legerühre 7 mm lang." Heimat. Gaschun-Gobi im Chinesisch. Turkestan. 84. PI((tf/stoinn niiirinnin n. sp, {^, $). Gleich den 2 ..Pfauenaugen-tragenden-' Arten sehr dicht, hell- grau tumentiert, vielleicht die lichteste der Arten. Auch „Gemsleder- gelblich'', Kopf blaß ockergelb. Stirn etwas breiter als lang und auch deutlich breiter als die doppelte Augenbreite, matt weißlich bereift, am Augenrande lebhafter und dort auch dichter mit sehr kleinen hellbraunen Pünktchen besetzt. Die Stirnaugen räuder biegen auffällig weit unten am Gesicht und unter fast rech- tem Winkel nach außen um. Das Gesicht ist ganz weiß be- reift; nur ein sclnvarzer, dreieckiger Fleck jederseits unten an der Fühlergrnbe und der seitliche Mundrand sind glänzend. Der Ge- sichtsrücken ist besonders breit. Fühler rötlich-gelb, w^eit unterhalb der Augenmitte sitzend. 3. Glied an der Wurzel der sehr kurz und fein pubeszierten Arista manchmal etwas gebräunt. Prälabrum ebenfalls ockergelb, weiß tomentiert, an den Seiten schwarzbraun. Taster gelb, in der Mitte mit einem großen, samtschwarzen, eiförmigen Fleck, der einen breiten weiß schimmern- den Spitzenrandsaum freiläßt. Rüssel rotgelb. Wangen schmal. Backen ^Z, eines Auges hoch. Unterer Hinterkopf deutlich gepolstert, an den Backen mit 2 — 3 schwarzen Borsten übereinander. Die Grundfarbe des Thorax ist rötlich-ockergelb, auch ein breiter Schildrand und die Schulter- und Notopleuralbeulen. Die Zentral- gegend des Schildes und die Oberseite des Rückens, sowie die Brust und das Metanotum haben schwärzliche Grundfarbe. Überall ist der Thorax aber von dichter, sehr hell gelbgrauer Bestäubung ganz matt. Nur an der Unterseite der Schulterbeule sieht man einen glänzend schwarzbraunen Längsfleck. Auf den Seiten und auf dem Rücken wird das lichte Toment von dicht gestellten, aber von- einander isolierten Punkten der Grundfarbe durchbrochen. Auf dem Rücken sind sie matt olivenbraun und in Längsreihen geordnet, die 4 heller erscheinende, linienartige Zwischenräume in der Mitte frei- llii, Friedrich Hendel, lassen. Doch sind diese lichteren Striemen nicht immer gleich gut erkennbar. Die Oberseite des Schildes ist nicht punktiert. Der Hinterleib ist wie der Rücken von schwärzlicher Grund- farbe. Die Hinter- und Seitenränder der Tergite 2—5 sind in nach hinten zunehmender Breite rötlich-ockergelb gefärbt. Das 5. Tergit ist vorherrschend oder beim $ ganz rotgelb. Die Tomentierung ist dieselbe wie beim Thorax, also so dicht und vorherrschend, daß nicht einmal hier die in den überall gleichmäßig dicht verteilten und vielfach zu gekrümmten kurzen Linien zusammenfließenden Punkten hervortretende Grundfarbe merklichen Glanz zeigt. Beim ^ ist das 5. Tergit länger als das 3. und 4. zusammengenommen. Beim $ ist das 5. Tergit kürzer als das 3. oder 4. allein, die gleich- lang sind. Die Behaarung ist sehr kurz und fein; auf der Stirn und den Mesopleuren schwarz, auf dem Rücken und dem Hinterleibe gelb schimmernd. Hüften und Beine blaßgelb. Alle Schenkel zeigen anterior, die Vorderschienen vorn und hinten (innen und außen) schmale braune Längsstriemen. Die Vorderfüße sind fast ganz, die übrigen gegen das Ende hin braun. Der Flügel, die Schüppchen und Schwinger wie bei P. suave LoEw, Fig. 30. Die braunen Flecke sind aber auf ein Minimum reduziert. Körper 6,5 — 7 mm, Flügel 5,5 — 6 mm lang. Heimat. Kaschgar, Ost-Turkestan. 35. FJaty Stoma suave Loew {^). LoEW, Beschreib. Europ. Dipt., Vol. 3, p. 281, 184 (1873). Ich hatte zuerst die vorhergehende Art für die LoEw'sche ge- halten, bis mich die Type aus dem Berliner Museum folgende Unterschiede lehrte. Das Gesicht ist hier nicht so kurz, die Fühler stehen etwas höher, der Augenrandwinkel des Gesichtes ist nicht 90^, sondern ca. 120" groß; die Backen sind viel höher, gut ^4 eines Auges hoch. Der Mundrand unter- halb der Fühlergruben ist breiter und zeigt unter den glänzend schwarzen Flecken der letzteren braune, die den äußersten Mund- rand jedoch auch nicht erreichen. Die Tasterspitzen sind schmäler gelb gesäumt. Der glänzend schwarzbraune Längsfleck auf der Unterseite der Die Gattuncr Platystoina Meigen (Dipt.). 119 Schulterbeulen felilt. Die Behaarung des Tlioraxrückens und Hinter- leibes ist etwas gröber und schwarz, nur die äußersten Haar- si)itzen schinnnern gelb. Aus dem matt hellgrauen Thoraxrücken treten 4 dunkelgraue Längsstriemen hervor; die seitliciien sind an der Quernaht unterbrochen, die mittleren vorn verjüngt und hinten abgekürzt. Die Seitenränder der ersten 4 Tergite sind breit rötlich ocker- farbig. Das 5. Tergit des ^ ist länger als bei der vorigen Art, gut P.,nial so lang wie die Tergite 3 und 4 zusammen betrachtet. Die dunklen Striemen der Schienen und Schenkel sind hier nur angedeutet, die Füße auch heller. Flügel nach Fig. 30, dem von P. bispilosnm Poetsch. äußerst ähnlich. Der Grund ist aber etwas dunkler und die weiße Punktierung zarter. Die Mündungen der 3. und 4. Längsader sind etwas aufgebogen. Schüppchen weiß. Thoraxschüppchen um die Hälfte länger als die Flügelschüppchen. Schwinger ockergelb, Körper 7,5 mm. Flügel 6.5 mm lang. Heimat. Turkestan, Sarawschan-Tal (Fedschenko, Loew); Derbent, Transkaspien. 36. Flatt/stoma Mspilosunt Portschinsky ($). PORTSCHIXSKY, in: Horae Soc. entoniol. Ross., Vol. 11, p. 32, tab. 2, fig. 2 (1875). Dem Fl. suave Loew nahestehend und wie folgt unterschieden. Kopf dunkler, bräunlich-gelb. Stirne nicht ganz 2mal so breit wie ein Auge und länger als breit, gröber und dunkler punktiert. Der Augenrandwinkel im Gesicht ist stumpfer. Die glänzend schwarzen Flecke unten an den Fühlergruben liegen enger beisammen und sind nur ihre eigene Breite voneinander entfernt; auch be- rühren sie unten ganz den Älundrand. Bei P. suave Lw. sind sie breiter voneinander getrennt und berühren unten den gelben Mundrand nicht. Prälabrum glänzend schwarz, mit weißen Tomentstreifen versehen. Backen nur wenig höher als V? einer Augenhr)lie. Unterer Hinterkopf stärker als bei P. suave Lw. vor- tretend und mit 4 — 5 stärkeren, übereinander stehenden Borsten versehen. Die Grundfarbe des ganzen Thorax und Schildchens ist schwarz ; nur ein schmaler Streiten an der IMesopleuralnaht ist rot. Die 120 Frikdrich Hendel, Tomentiermig ist aber auch hier überall sehr dicht und verleiht der Fliege ein hell gelbgraues Aussehen; die Farbe des Tomentes neigt aber mehr zum Grauen als zum Gelb, während bei P. sitave der isabellfarbige Ton vorherrscht. Der glänzende Längsfleck an der Unterseite des Humeralcallus fehlt. Die Punktierung des Rückens ist dicht und fein, isoliert, dunkel olivengrau. 4 gleichfarbige Längs- striemen sind nur angedeutet. Schild nackt, oben dunkler, un- punktiert, am Rande heller bereift, mit dunklen Punkten an den Wurzeln der Borsten. Hinterleib mit Ausnahme der roten Spitze von schwarzer Grund- farbe, wie der Thorax tomentiert und punktiert. Die Punktierung ist am 4. und 5. Tergit aber gröber und fließt zu kurzen, ge- krümmten Perlschnüren zusammen, die überall gleichmäßig verteilt sind. Die Tergite 2 und 3 dagegen sind noch feiner als der Thorax- rücken punktiert. Beim mir vorliegenden ^ ist das 4. Tergit lV2nial so lang wie das 5. und auch länger als das 3. 1. Glied des Ovi- positors schwarzbraun. Bauchhaut gelb. Die kurze Behaarung der Stirne, des Rückens und Hinterleibes ist schwarz. Hüften und Beine hell rotgelb. Vorderschenkel etwas weißlich bereift. Die 4 hinteren Schenkel sind posteroventral mit gelben, längeren Haaren gewimpert, Vorderschienen vorn und hinten (außen und innen) mit braunen Längsstriemen. Vorderfüße schwarzbraun, Mittelfüße am Ende braun, doch ist bei beiden das letzte Fußglied hell rotgelb. Flügel nach Fig. 31, sehr blaßbraun mit sehr zahlreichen weißen Punkten, die sehr dicht nebeneinander stehen und Zentralkerne auf- weisen und mit einigen gesättigten braunen Flecken in ähnlicher Gruppierung wie bei P. subtile, tegularitim und insularum. Adern braun, gegen die Wurzel hin gelblich. Radialis gerade. Erste Hinterrandzelle gegen die Mündung hin stark verengt. Dis- coidalis ziemlich weit oberhalb der Flügelspitze mündend. Die weißen Punkte sind dem Hinterrande des Flügels stark genähert, wenn sie denselben auch nicht unmittelbar berühren. Schüppchen weiß. Thoraxschüppchen ca, ^3 länger als die oberen. Schwinger ganz ockergelb. Körper etwas über 5 mm, Flügel 5 mm lang. Heimat. Armenien, Ararat (Poktschinsky), Die Gattung Platystonia Meigkn (Dipt.). 121 37. Pldtt/stoma ciftutm Portschinsky {^). PoHTSCHlNSKY, in: Hör. Soc. entoiuol. Rose., Vol. 11, p. 31, tab. 2 fig. 4 (1875). „Cana, fusco-pundata , pedibus totis flavis, alis cinereis, albo- pumiaiis. ^ 2^3'" (5 cm). — Caucasus." „D'un cendre assez clair. La tete cendree, le front d'uii fauve, im peu brunätre, a cotes cendres et pointille de brun. Une bände transversale d'un noir luisant se trouve sous les antennes. Les aiitennes d'un jaune fauve avec la partie superieure du 3. article avec une fache brune; le Vertex est orne de 6 soies par 3 de chaque cöte. La tronipe fauve; les palpes d'un noir luisant ä reflet blanc sur leurs extremites et jaunes ä leur base. Le tliorax est cendre et parseme de nonibreux petits points un peu plus fonces. L'ecusson cendre, avec les traces de 4 lignes longitud. et avec 4 points noirätres sur son extremite. L'abdomen est cendre, parseme de points plus fonces ; son 3. segment est tres court, le 4. de la longeur des 3 pre- cedents; le ventre cendre. Les pieds sont eutierement d'un jaune un peu fauve; les balanciers d'un blanc jaunätre, les alles enfumees, parsemees de nombreuses taclies hyalines ; 4 ou 5 ou 6 autres rondes de la meme couleur, le long du bord exterieur pres de la base de laile. Une petite bände irreguliere le long du cöte gauche de la 2. nervure transversale; cette derniere eile meme un peu arquee." Vielleicht identisch mit PI. suave Loew, auf das die Bein- färbung und Flügelzeichnung passen würde. 38. Plattjstonia elegans n, S2J. ($j. 1 $ aus dem Kaukasus, Araxes-Tal, 19. Mai (Reitter). Große prächtige, nicht zu verwechselnde Art. Grundfarbe des Kopfes gelbrot, des Thorax, Abdomens und der Beine schwarz; Schild rot, nur ein Mittelfleck oben an der Basis schwarz. Kopf breit. Stirne 2^i^m2L\ so breit wie ein Auge. Vorder- stirne etwas stärker gewölbt. Wangen eingedrückt. Der Längs - rücken des Gesichtes tritt etwas weiter als gewöhnlich vor und ist scharf randig, bei den anderen Arten sonst abgerundet. Die Fühlergruben sind dadurch tiefer und schärfer differenziert. Das kurze Epistom springt plötzlich vor. Stirnstrieme mattrot, mit einer Mittellängslinie und undeutlich 122 Friedrich Hendel, umgrenzten großen Seitenflecken von weißlich schimmerndem Toment; letztere dunkel punktiert. Wangen mit 2 weißen Schillerflecken. Gesicht, Prälabrum und oberer Hinterkopf glänzend gelbrot. Ge- sichtsrücken, Fühlergruben und unterer Hinterkopf heller gelb ge- färbt, alle weißschimmernd bestäubt, besonders dicht der letztere. Die obere, wagrechte Grenzlinie desselben auf der Halsstufe gegen den roten oberen Hinterkopf zu ist schwarz. Backengruben seiden- artig rotbraun. An den unteren Enden der Fühlergruben liegen längliche, glänzend schwarze Flecke, die nach vorn gegen den Mund- rand, den sie erreichen, konvergieren. Fühler % des Gesichtes lang, wie die Taster hellrot. Arista nackt. Rüssel dunkelrot. Thoraxrücken matt schwarz, mit wenigen gelbgrauen Toment- flecken. 5 solcher, teilweise durch schwarze Punkte zerschnitten, liegen zwischen den Schultern, 3 in der Quernaht nebeneinander, 3 — 4 kleinere in der Mitte dahinter. Schulterbeulen, Notopleural- callus, die Mesopleuralnaht und der hinterste, weiß bestäubte Supra- alarteil des Rückens sind rot, ebenso ein breiter Rand des Schild- chens, das an der Spitze einen gelbgrauen Tomentpunkt trägt. Pleuren, Metanotum, Hinterleib und Beine glänzend schwarz. Mesopleura und die Füße in ihrer Gänze matt schwarz. Das 5. Tergit ($) trägt seitlich am Vorderrande einen großen, eiförmigen, weißen Schillerfleck. 5. und 4. Tergit gleichlang, 3. kürzer als die Hälfte eines derselben. Behaarung des ganzen Rumpfes und Kopfes kurz und schwarz. Auch die Beine sind durchaus scliwarz behaart. Der F'lügel (Fig. 36) ist gleichmäßig dunkelbraun, spärlich von hellen Tropfenflecken durchsetzt, die in der Basalhälfte des Flügels bis zur Posticalis herab leuchtend rötlich -gelb, sonst weiß sind. Radialis sanft wellig. Erste Hinterrandzelle jenseits der hinteren Querader stark zusammengezogen, die beträchtlich oberhalb der Flügelspitze liegende Mündung derselben daher auffällig verengt. Thoraxschüppchen sehr groß und breit, mehr als 3 mal so lang wie das Flügelschüppchen; beide weiß, letzteres gelblich ge- randet. Schwingerstiel gelb, Kopf braun. Körper ohne Ovipositor und Flügel 11 mm. 39. Platystonia chrysotoxtini n, sj). (c^, ?). Kopf samt Fühlern, Prälabrum und Tastern ganz hell rotgelb, nur das untere Ende der Fühlergruben mit einer kurzen Strieme daran als Fortsetzung nach unten hin zum Mundrande, sowie die Halsstufe am oberen Hinterkopf schwarzbraun. Stirn breit, in der Die Gattung Platystoma Meiokn (Dii)t.\ 12H Mitte fast l'^nial so breit wie lan.u- und doppelt so breit wie ein Auge. Sie ist samtartig gelbrot und um den schwarzen Ocellen- liücker in verscliiedener Ausdelmung rot gefärbt. Lebhaft gelblicli- weiß tomentiert sind eine Medianlinie, die sich an den Ocellen er- weitert, dann der breite Augenrand bis auf die Wangen herab, der in der Stirnmitte Querfortsätze nach innen zeigt und zarter die Scheitelkante. Eine Punktierung fehlt. Das ganze Gesicht und Prälabrum glänzen stark, ersteres ist am liclitesten gefärbt, letzteres ohne weiße Tomentflecke. Der Ge- sichtsrücken ist außen ziemlich kantig, nicht so abgerundet wie bei den anderen Arten. Deshalb erscheinen auch die Fühlergruben tiefer und schärfer abgesetzt. Die mehr roten P'ühler sind ca. die Hälfte des Gesichts lang und an den Wurzeln etwas weiter als ge- wöhnlich entfernt. Arista wie nackt. Backengruben mit matt bräun- lichem Schimmer. Backen ^4 eines Auges hoch. Unterer Hinter- kopf stark gepolstert, am Augenrande, wie auch auf der Halsstufe der Quere nach ein breites, weiß schimmerndes Band. Oberhalb der Halsstufe ist der Hinterkopf unbestäubt, rot. — Rüssel rot, Taster heller, an der Spitze mit weißem Schimmer. Thorax von glänzend pechschwarzer Grundfarbe, die längs der Notopleuralnaht und auf den Pleuren und der Brust sichtbar wird. Die ]\reso-, Pteropleuren und der obere Rand der Sternopleuren sind dicht mit leuchtend goldig schimmerndem Toment bedeckt und un punktiert. Schulterbeulen und Notopleuralcallus von roter Grundfarbe. Der ganze Rücken ist mit dichtem, goldockerigem Toment bedeckt, das nur oberhalb der Schultern weißlich erscheint. Dasselbe wird von 4 tief schwarzen, matt ziselierten, aus lauter zusammengeflossenen Punkten gebildeten Längsstriemen durchzogen, wobei aber auch noch die bleibenden Zwischenräume zerstreut schwarz punktiert sind, wie bei P. lugubre R.-D. Die 2 mittleren Striemen bleiben in der Längsmitte vollständig voneinander getrennt, verbreitern sich nach hinten zu aber fast auf das Doppelte, sind hinter der Naht 1 — 2mal schmal unterbrochen und erreichen das Schildchen mit den 2 Endspitzen nicht mehr. Die seitlichen Binden sind hinter der Quernaht doppelt und sind vor und hinter der Naht mit den inneren verbunden. Schildchen gelbrot und glänzend. Die Wurzel und eine Längsstrieme, beiderseits welcher je ein dunkel- brauner Fleck liegt, sind gelblich tomentiert. Metanotum und Hinterleib glänzend blauschwarz. Die Hinter- ränder der Tergite 2—4 sind ziemlich breit und auffällig rotgelb X24 Fkiedrich Hendel, o-esäumt. \\'ährend diese Säume sich streifenförmig- scharf abheben, geht jener des 5. Tergits allmählich nach vorn in das Dunkel über. In der Mitte der Tergite 2—5 befinden sich gelbe, fein schwarz punktierte Tomentflecke von etwas wechselnder Größe. Jener des 5. ist am größten und hinten herzförmig eingebuchtet bis gespalten. Bauchhaut und das konvexe, hinten in der Mitte ausgerandete präanale Sternit des (^ orangefarbig. 1. Glied des Ovipositors und Hypopyg glänzend schwai'z. Parameren des letzteren rot. Die kurze Behaarung der Stirn, des Eückens und die außer- ordentlich kurze und zarte des Hinterleibes ist schwarz; höchstens schimmert die des letzteren rot. Die längeren Haare posteroventral an den hinteren, namentlich aber mittleren Schenkeln sind rötlich- gelb. Ebenso die zottige Behaarung der Pteropleuren. Alle Hüften, die 4 hinteren Schenkel mit Ausnahme der Spitze und die Hinterschienen mit Ausnahme beider Enden pechschwarz. Der Rest der Beine orangefarbig. Die Fußglieder sind außen schwarz behaart und beborstet. Flügel nach Fig. 32 und von dem aller anderen Arten dadurch verschieden, daß er nicht gegittert, sondern querbandiert ist. Diese Querbänder sind rötlich-sepiabraun. In der oberen Wurzelhälfte des Flügels ist der Grund lebhaft rotgelb, sonst glashell. Der Hinterrand des Flügels zeigt zahlreiche feine Querrunzeln. Die stark verengte erste Hinterraudzelle mündet oberhalb der Flügel- spitze. Der letzte Abschnitt der Cubitalis ist jenseits der kleinen Querader stark aufgebogen. Die Schüppchen sind weiß und sehr groß. Das Thoraxschüppchen ist fast Bmal so lang wie das Flügelschüppchen. Schwinger gelb. Körper und Flügel 7 — 10 mm lang. Heimat. Armenischer Kaukasus und armenischer Taurus. 40. JPlatystonia strix Poetschinsky ($). PORTSCHINSKY, in: Horae Soc. entomol. Ross., Vol. 11, p. 30, tab. 2 fig. 3 (1875). ,,Nigra punctis lineisgue flavis variegata; tarsis posticis ventreque flavis; alis fuscis, albo flavoque guttatis. $ Jong. 4^1.^"' (10 mm).^' „Fort semblable ä la P. umbrarum. La face est d'un brun rougeätre, le bord anterieur des yeux avec une fache de reflect blanc et une autre semicirculaire noire, ä la hauteur du point de rinsertion des antennes; une grande fache noire luisante se trouve Die Gattung Platystonia Mhigen (Dipt.). 125 encore de chaque cöte sous les antennes. La partie posterieure de la tete est d'un fauve rougeätre inferieurement et d'un blaue soyeux sui)erieurement; ces deux couleurs sont divisees par uiie ligiie de reflect noir. Le front est gris avec des taches et des points noirätres et des lig'iies ceiidrees. Les antennes sont noiiätres avec le deuxierae article brun. La trompe est grande et d'un noir brunatre luisant. Les palpes noirs luisants avec des lefitHs blancs ä leurs extremites. Le tliorax est noir avec plusiers lignes jaunes, disposees irregulierement et pointillees de noir. Les epaules ferru- gineuses obscures. L'ecusson est noir, ä ligne longitudinale et ä boi-d posterieiir jaunes. L'abdomen est d'un noir assez luisant. ä lignes et ä taches irregulieres d'un jaune vif; les 2. et 3. segments presque d'egale longuenr. le 4. plus court.^) Le ventre jaune avec une taclie presciue triangnlaire noire au milieu du 2. (3.) segment. Les pieds sont noirs, avec les premier et deuxieme article des tarses posterieures ainsi que la base du premier article des anterieures d'un jaune fauve. Les balanciers jaunes. Les alles d'un brun noir- ätre. avec le bord posterieur presque cendre, et avec des taches d'un jaune fauve qui s'etendent jusqu'ä la premiere nervure transversale ; le reste avec des taches hyalines." ,,Du Caucase; trouvee par Mr. J. Faust." Erklärung der Abbilduns^en. Tafel 1. Fig. L PL seminationis Fab. Fig. 2. PL seminationis Fab. Fig. 3. PL seminationis Fab. Fig. 4. P. franenfeldi Now. Fig. 5. P. bisefa LoEW. Fig. 6. P. ralachiae n. sp. Fig. 7. P. nitidiventre n. sp. Fig. 8. P. subfasciatum LoEW Fig. 9. P. bexzii n. sp. Fig. 10. P. subtile LoEW. 1) In meinem Sinne das 3. — 5. Tergit. 126 Friedrich Hendel, Die Gattung Platystoma Meigen (Dipt,). Fig. 11. P. ohtusum n. i^p. Fig. 12. P. tegularium LoEW. Fig. 13. P. gemmaüoyiis Rond. Fig. 14. P. hifasciatum Brülle. Fig. 15. P. lugubre ß.-D. Fig. 16. P. pleuronitens n. sp. Fig. 17. P. insularum RoND. Fig. 18. P. jnibescens Loew. Fig. 19. P. arcuaium Loew. Fig. 20. P. dhnidiatuvi n. sp. Fig. 21. P. plantationis Rond. Fig. 22. P. aenescens Loew. Fig. 23. P. rußpes Meig. Fig. 24. P. meridionale n. sp. Fig. 25. P. clathratum n. s/j. Fig. 26. P. eurvinerve n. sp. Fig. 27. P. gilvipes LOEW. Fig. 28. P. punctiventre Poetsch. Tafel 2. Fig. 29, P. pavonis n. sp. Fig. 30. P. sitat'e Loew. Fig. 31. P. bispüosiini PoRTSCH. Fig. 32. P. clirysotoxiini n. sp. Fig. 33. R lativentre Loew. Fig. 34. P. angustipennc LoEW. Fig. 35. P. rußmanum Loew. Fig. 36. P. elegavs n. sp. Fig. 37. Vorderfuß. (^ von P. valaehiae n. sp. Fig. 38. Pennisende von P. seminationis F. Fig. 39. Habitusbild des Gattungstypus ((^). Fig. 40. Kopfprofil desselben. G. Pätz'sche Buchdr. Lippert & Co. G. m. b. H., Naumburg a. d. S. Zoolog. Jahrbücher, Bd. 36. Abt. f. Syst. laf. 1. J. B. Oberaetier, Jtünchen, repr. Verlag von Chistav Fischer in Jena, Zoolog. Jahrbücher. Bd. 36. Abt. f. Syst. Taf. 2. 3^. 3ä. SÄ ^(R^ * ' * **^?+YTni •^^pi v-— ~^^^^ ,/^ X^SJ^^^ Vi. Hendel. J. B. Obernetter, München, repr. Verlag von Gustav Fischer in Jena, Nachdrtick verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Über Tipuliden-Larven mit besonderer Berücksichtigung der Respirationsorgane. Von Fritz Oerbig. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Greifswald.) Mit Tafel 3-4 and 19 Abbildungen im Text. Inhaltsverzeichnis. Einleitung Literarischer Überblick. Spezieller Teil. A. Sammeln, Zucht, Technik. B. Beschreibung einiger Tipulidenlarven mit besonderer Berück- sichtigung der Atmungsorgane. I. Tipula varipeunis Meig. II. Ttjnila pahidosa Meig. 1. Larve im L Entwicklungsstadium. 2. Larve in späteren Stadien. III. Tqnda (jifjantea Schenk. IV. Tijjula lateralis Meig. V. Tipula kortensis Meig. VI. Cioiophora flavicornis Meig. VII. Poerilnstola punHala Meig. VIII. (htopliomjia pilipes Fabk. IX. Li))ino))hila discicollis Meig. X. Lininoplnla fuscipenni.'i Meig. JCool. .Talirl.. XXXV. Alit. f. Syst. 9 128 Fkitz Gerbig, C. Rückblick und Vergleich. Stigma, Filzkammer, Tracheenlunge, Kiemen, Tracheenmuskel und Funktion der Lunge. D. Physiologische Versuche, Zusammenfassung. Einleitung. Die ersten Angaben über Tipulidenlarven fand ich bei Reaümur (1750), der neben einer Beschreibung- der äußeren Form derselben auch die Atemverhältnisse schildert. Er sagt hierüber: On trouve deux trachees tres remarquables, une de chaque cote, qui tend en ligne droite vers la tache ou le stigmate qui est du meme cote : eile semble pourtant se terminer un peu avant que de l'avoir atteint; mais oü eile paroit se terminer eile se divise en un tres grand nombre de branches : qui toutes se dirigent vers la plaque circulaire du stigmate, cette plaque est la base du cone forme par toutes ces branches. Elles sont destinees ä recevoir l'air, et ä le porter ä la grande trachee d'oü elles partent: je dis ä le porter, car j'ai con- jecture, 11 y a longtemps, que c'etait leur seul usage, que Fair avoit d'autres ouvertures, ou partie de ces ouvertures, etaient meme placees ä son bout posterieur. La sont quatre taches circulaires, brunes comme les stigmates, mais beaucoup plus petites. Ayant tenu sous l'eau la partie posterieure du ver, j'ai vü sortir des bulles d'air de ces quatre petites taches, et je n'en ai vü sortir aucune des grandes taches ou stigmates. Diese Ansicht Reaumdr's wurde schon damals bekämpft von BoKNET (1771), v^elcher behauptet, daß die Insecten "inspirent et expirent par les stigmates", und daß die Luftblasen, welche Reaumur an den braunen Flecken austreten sah, beim Untertauchen der Larve unter Wasser von außen haften geblieben waren. DE Geee (1771) läßt die Frage, wie die Insecten atmen, offen. Er kommt nur zu dem Schluß, daß, wenn die Insecten im allge- meinen nicht die Luft so ein- und ausatmen wie die übrigen Tiere^ sie alle doch Luft zum Leben brauchen. BoucHE (1835) und später Beling (1880) geben nur Beschrei- bungen der äußeren Form von Tipulidenlarven, sie erwähnen nichts von den Atemverhältnissen. ViALLANEs (1880) hat die Herzverhältnisse einer Ctenophora- Larve näher untersucht, und Mik (1882) hat die Larve von Tipula rufina näher beschrieben, vor allem hat sich der letztere mit dem Stigma befaßt. Er deutet die Pünktchen, die man auf der Oberfläche Tipnlideii-Liuven. 129 des 8tij?nias sieht, als Tracheenniiindung-en. Ferner fand ich eine Besclireibung des Tipiilidenstigmas bei de Meuerk (1895), der mit Weijenbergh behauptet, daß das Stigma geschlossen sei und daß die Luft durch die sogenannte Siebplatte in die Trachee gelange. Diese Ansicht wird auch von MüciGENBUEG (1901), von Brown (1910) und von M. Keilin (1912), dessen Arbeit erst kürzlich erschienen ist. vertreten. Da über den Bau dieser Stigmen noch große Un- klarheit herrscht, so habe ich mir die Untersuchung derselben zur besonderen Aufgabe gemacht und bin zu wesentlich anderen Resul- taten gelangt. Ferner habe ich die Anhäufung der Tracheen- capillaren im letzten Segment der Larve, die Reaumur schon ge- sehen hat, die aber später nur von Viallanes und Brown nochmals er- wähnt sind, einer näheren Untersuchung unterzogen. Dogs nennt bei yepa die Anhäufung der Tracheen im Thorax Tracheenlunge. Ich werde mich im folgenden desselben Namens bedienen, da die feinen Luftkanälchen auch hier die Funktion einer Lunge haben, während die anatomischen Verhältnisse ganz anders sind als bei Spezieller Teil. Samnielu, Zucht, Teclmik. Da die Tipulidenlarven zum großen Teil an den Rändern von Gewässern im Schlamm, ferner zAvischen Algen, Moos usw. leben, war es mit einigen Schwierigkeiten verknüpft, sie aufzufinden. Die ersteren Larven, die im Schlamm vorkommen, erhielt ich, indem ich mit Hilfe eines Netzes an der Stelle, an der ich die Larven ver- mutete, eine größere Portion Schlamm entnahm und dann im Wasser durchsiebte. Die feinen Schmutzteilchen wurden durch das Wasser Aveggespült, während die größeren Larven zurückblieben. Durch dieses Verfahren war es jedoch nicht möglich, die jüngeren Ent- wicklungsstadien zu erhalten. Die Larven, die zwischen Algen und -Miius vorkommen,- sind besonders deshalb schwer zu finden, weil sie sich wenig von der Umgebung abheben. Die Schwierigkeiten des Sanimelns von Material wurden durch eine Methode überwunden, die mir Herr Geheimrat G. W. Müller empfahl. Die Algenmassen und Moospolster wurden nicht mehr draußen abgesucht, sondern mittels kleiner Beutel mit ins Institut genommen. Hier wurden die Massen auf weitmaschigen Sieben, die über Glasgefäße gespannt waren, ausgebreitet. Das Eintrocknen der obersten Pfianzenschicht 9* 1^0 Fritz Gerbig, bedingte, daß die Larven nach unten wanderten, bis sie durch das Drahtsieb in das Glasgefäß fielen, dessen Boden mit Wasser bedeckt war. Oft dauerte es einige Tage, bis die ersten Larven durchfielen. Mit Hilfe dieser Eintrocknungsmethode gelingt es zunächst, I^arveu in großer Menge zu bekommen, auch dort, wo bei oberflächlicher Betrachtung keine Larven vorhanden sind. Ferner erhielt ich auf diese Weise auch jüngere Entwicklungsstadien, von Tipula lateralis sogar das erste Stadium. Um die Larven bestimmen zu können, habe ich sie alle züchten müssen, da die bisherigen Bestimmungstabellen sehr unzuverlässig sind.^) Beling gibt zwar eine größere Bestimmungstabelle für Tipu- lidenlarven, bei der er auch die charakteristische Bewaffnung des Hinterendes berücksichtigt; jedoch ist es nicht möglich, nach jener Tabelle die Larven mit Sicherheit zu bestimmen. Am einfachsten war die Zucht von Poecilostola punctata, Limnophila fuscipennis und Tipula lateralis. Diese Larven hielt ich in Blechkästen, die ich zur Hälfte mit Erde angefüllt hatte. Außerdem befand sich immer so viel Wasser in dem Gefäß, daß die Erde zum größeren Teil daraus hervorragte. Sehr einfach ließen sich auch die Larven von Tipula gigantea monatelang hindurch halten. Ich züchtete dieselben in einem Glasgefäß, dessen Boden mit Kieselsteinen und Wasser be- deckt war. Zur Fütterung benutzte ich totes Kastanienlaub. Das Wasser, daß die Steine nicht überragen darf, mußte von Zeit zu Zeit erneuert werden. Die Larven von Tipula varipennis hielt ich in einem hohen Glas- zylinder, der zur Hälfte mit Moos angefüllt war und dessen oberes Ende durch ein Drahtsieb verdeckt war. Die Larven, die in der Natur in schnell fließenden Gebirgsbächen vorkommen, konnte ich nur dadurch bis zur Verpuppung bringen, daß ich jeden Tag den Glaszylinder mit frischem Leitungswasser ausspülte. Die Larven von Limnopliila discicollis und Gnophomya pilipes ließen sich in flachen Glasschalen, in denen das Wasser öfter erneuert werden mußte, leicht züchten. Schwieriger war die Zucht von Tipula hortensis. Von diesen habe ich die Imagines nur dadurch erhalten können, daß 1) So findet Bich z. B. in Brauer's „Süsswasserfauna", daß die Larve von Tr'nnicra eine Länge bis zu 11 mm erreichen soll, während bekanntlich die Imagines von Triniicra die Größe von Tipula gignidca besitzen. Schon die Größenunterschiede der dort nebeneinander be- schriebenen Larve und Imago machen es höchst unwahrscheinlich, daß beide demselben Individuum angehören. Tipuliden-Larven. i;}l icli Larven erst zur Zeit der Verpiippuiig sammelte. Die Ctow- p/iom-h'Aixen lassen sich in der Gefangenschaft leicht halten. Ich habe sie monatelang in einem hohen Glaszylinder mit vermodertem Birkenholz aufbewahrt. Im Frühjahr 1912 krochen einige weibliche Iniagines aus, während im Herbst scheinbar keine Generation fliegt, was bei den übi-igen untersuchten Tipulidenlarven allgemein der Fall war. Meine Untersuchungen stellte ich zunächst an lebenden Larven an. die ich zu diesem Zwecke zwischen zwei Objektträger preßte. Zum Herstellen von Schuittpräparaten wandte ich die allgemein be- kannten Methoden an. Um die Lageverhältnisse der Tracheenlunge genau zu studieren, fertigte ich mit dem Rasiermesser Handschnitte an, die ich nach Auflösung des Paraffins wie Totalpräparate weiter behandelte. Ich färbte diese mit ßoraxkarmin, und an diesen Präpa- raten habe ich den Verlauf der Capillarenbündel von der Ausgangs- stelle an der Inlzkammer bis zur Endigung der einzelnen Capillaren am Integument genau verfolgen können. Sehr gute Tracheenlungen- präparate erhielt ich auch dadurch, daß ich die unter physiologischer Kochsalzlösung herauspräparierten Tracheenlungen 24 Stunden in einer Lösung von Osmium säure in destilliertem Wasser 3 : 100 auf- bewahrte. Sodann wässerte ich stark und färbte mit Alaunhäma- toxylin. Die auf diese Weise vorbereiteten Objekte wurden in Glycerin eingeschlossen. An diesen Totalpräparaten ließen sich die Endigungen der feinen Capillaren noch feststellen, da sie mit Luft gefüllt bleiben. Viele Schwierigkeiten bereitete mir die Untersuchung der Stigmen, deren sprödes Mittelstück bei der Herstellung von Schnittpräparaten oft riß. Ich präparierte das Stigma hauptsächlich unter dem ]\[ikroskop mit aufgesetztem Umkehrprisma mit Hilfe der Nadel, und gerade hierdurch ist es mir gelungen, über die Be- schatfenheit des Stigmas, vor allem des Stigmenmittelstückes, einen bestimmten und klaren Aufsciiluß zu geben. Beschreibung einiger Tipulidenlarven. I. Tipula varipennifi Meig. Die von mir untersuchten Larven von Tipula varipennis stammten aus Thüringen, wo sie zwischen Moos und unter Steinen in kleinen schnell fließenden Gebirgsbächen vorkommen. Sie besitzen eine fast zylindrische Form, sind dunkel gefärbt, undurchsichtig und erreichen 132 Fritz Gerbig, eine Länge von 15 mm und eine Breite von 2 mm. Der Körper ist deutlich segmentiert, und an jedem Segment befindet sich eine Reilie einzelner Borsten, die zur Fortbewegung und zum Festhalten in Moos dienen. Ferner ist die Oberfläche der Larvenhaut mit ver- dickten chitinösen Fortsätzen besetzt, welche sichelförmig nach hinten gebogen sind (vgl. Fig. A). Sie stehen in Reihen angeordnet und bedingen die dunkle Farbe der Larve. Die Lücken zwischen den Fortsätzen erscheinen als hellere Streifen oder Punkte. Zwischen den Ansatzstellen der chitinösen Fortsätze finden wir direkt unter der Oberfläche der Cuticula Gebilde, welche zunächst wie Röhren S ch Fig. A. Tiptila varipennis. Fig. B. Tipula varipennis. Schnitt durch das Integument der Larve. Hiutereude der Larve unter Wasser. 1150:1. s. ch sichelförm. Chitinfortsätze. (Lupenvergrötierung.) aussehen. Es handelt sich um Stelleu mit weniger dichtem Chitin. Die sichelförmigen Fortsätze dürften eine ähnliche Rolle bei der Be- wegung spielen wie die großen Borsten, nämlich, die Reibung der Körperhaut an der Umgebung beim Fortkriechen zu erhöhen. Die scheinbaren Lücken dürften die Beweglichkeit erhöhen, im be- sonderen ein Niederlegen der sichelförmigen Fortsätze beim Yor- wärtskriechen ermöglichen. Sehr auffällig ist die für alle Tipulidenlarven charakteristische Bewaffnung des Hinterendes. Das Abdomen ist abgestuzt und trägt einen Stern 6 gleich langer Strahlen, von denen 4 dorsal und 2 ventral gelegen sind. Nebenstehende Fig. B stellt das Hinterende einer Larve dar, die sich unter Wasser befindet, und Fig. C das- Tipuliden-Larveu. 138 jenig^e einer an der Wasserober Hache hängenden Larve. Die beiden ventralen Strahlen haben an der Innenseite dunkles, starkes Chitin, während die Außenseite mit blasserem, biegsamerem Chitin bedeckt ist. Jeder dieser Fortsätze trägt an seinem Rande je eine Reihe Borsten, die eine eigentümliche Form besitzen. Die Fig. D stellt eine solche Borste bei starker Vergrößerung dar, Sie ist tief in die Kürpercuticula eingesenkt (Fig. De) und an ihrer Basis außerdem noch wallartig von einem Fortsatz der Cuticula umgeben. Der ein- Fig. C. Tipida varipennis. Hiuterende au der Oberfläche des Wassers hängend. 25 : 1. sb typ. Sinuesborste. Fig. D. Tipula varipennis. a Obere Hälfte einer Borste an einem Strahl des stern- förmigen Abdomen. 380 : 1. b im Querschnitt. 1150:1. c Inserierung der Borsten. 1150:1. gesenkte Teil ist braun und hebt sich ziemlich scharf von dem viel bhissseren äußeren Teil ab. Die Borsten nehmen von der Basis nach der Spitze der Strahlen hin an Länge zu. Zugleich ändern sie ihre Form. Die an der Basis sind einfach, dann folgen zweiteilige, an deren Stelle nahe der Spitze drei- oder vierteilige treten können (Fig. Da). Alle Borsten zeigen eine tiügelartige Verbreiterung, die nahe der Basis als kaum nachweisbarer Saum beginnt, nahe der Spitze aber, wie Fig. D b im Querschnitt zeigt, eine ziemliche Größe erreicht. Die dünnen Membranen lassen sich schwer feststellen ; im vorliegenden Falle gelang es mir durch Färben der Schnitte in 134 Fbitz Gerbig, Eisenhämatoxylin nach Heiuenhain. Auch Totalpräparate, die mit Eisenhämatoxylin gefärbt waren, ließen, nachdem sie in Glj^cerin übergeführt waren, die flügelartige Membran deutlich erkennen. Auf die Bedeutung dieser eigentümlichen Borsten komme ich weiter unten zurück. Zwischen den eben erwähnten Borsten sitzen an den ventralen Strahlen nahe der Spitze drei, die sich durch ihre Form und In- serierung von den anderen abheben. Sie sind unverzweigt, liegen nicht in der gleichen Ebene wie die anderen, sondern sind etwas nach der Mitte der Oberfläche des Strahles gerückt. Sie gehen je von der Mitte eines kreisrunden Feldes aus, das im Gegensatz zu dem übrigen Chitin durchsichtig ist und das als eine Fortsetzung des blasseren, biegsamen Chitins der Außenseite des Strahles in die starrere Körperbedeckung der Innenfläche erscheint. Eine dieser Borsten fällt schon bei oberflächlicher Betrachtung auf. Sie sitzt an der Spitze der beiden ventralen Fortsätze und steht deutlich außerhalb der Reihe der übrigen Borsten (vgl. P'ig. 1, Taf. 3). Im Gegensatz zu den Borsten der Reihe ist sie sehr oberflächlich in- seriert. Zu ihr führt ein umfangreicher und stark chitinisierter Porenkanal, der frei in das Innere hineinragt. (Bei den Borsten der Reihe gelingt es nicht oder nur unvollkommen, den Porenkanal zu erkennen.) An die Borste tritt ein Nerv heran, so daß wir es mit einer Sinnesborste zu tun haben, wie sie auch Brown schon beschrieben hat. Unter Wasser nehmen die Strahlen des abgestutzten Abdomens die in Fig. B. angegebene Stellung ein. Wenn die Larve mit dem Hinterende an die Oberfläche des Wassers kommt, so breiten sich die Fortsätze aus. Die oben beschriebenen Borsten bilden eine fast zusammenhängende Membran, welche fest an der Oberfläche haftet. Form und Insertion der Borsten erklärt sich aus dieser Funktion. Die außerhalb der Reihe stehenden, im besonderen die als Sinnes- borste angesprochenen, unterrichten augenscheinlich des Tier darüber, daß es sich der Oberfläche nähert. Vermöge ihrer abweichenden Lage müssen sie früher mit der Oberfläche in Berührung kommen als die Borsten der Reihe. Das Vorhandensein der Sinnesborste macht es wahrscheinlich, daß das Tier aktiv bei der Ausbreitung des Sternes beteiligt ist. Aber andrerseits erfolgt die Ausbreitung des Sternes auch ohne jede Mitwirkung des Tieres lediglich durch die besonderen Adhäsionsverhältnisse der Borsten, wie wir leicht fest- stellen können, wenn wir ein totes Tier mit dem Stern an die Ober- Tipuliden-Larven. 135 tläclie bringen. Es erfolgt dann ein Ausbreiten des Sternes und ein Haften an der Oberfläclie genau wie bei den lebenden Tieren. Wfenn die Larven unter A\'asser gehen, so nehmen die Fortsätze die in Fig. ]^ abgebildete Stellung wieder ein und umschließen mit Hilfe der behaarten Fortsätze eine große Luftblase. Diese hat wohl aber weiter keine physiologische Bedeutung, da sie nach einiger Zeit schon wieder abgegeben wird. Auch erfolgt die Mitnahme einer Luftblase nicht regelmäßig. Li der Mitte des sternförmigen Abdomens befinden sich vier auffällige dunkle Punkte, die durch Verdickung und Färbung des Chitins entstanden sind. Eeaumur betrachtete, wie oben schon er- wähnt wurde, diese Punkte als Öffnungen, durch die die Luft aus den Tracheen austritt. Bei näherer Untersuchung ergab sich, daß diese dunklen Stellen Muskelansätze sind. Die Kiemen. Auf der ventralen Seite der Larve sitzen links und rechts vom After in dessen nächster Nachbarschaft je zwei fleischige Anhänge. Ich betrachte diese Gebilde als Ausstülpungen des Enddarmes, weshalb ich sie als Analschläuche bezeichne. Sie sind tief gespalten, wodurch wir zweimal vier Schläuche erhalten, was für diese Larve als besonderes L^nterscheidungsmerkmal dienen mag, da alle anderen von mir untersuchten Larven nur vier oder sechs solcher Schläuche besaßen. Die Schläuche sind von einer Haupttrachee durchzogen, die zahlreiche sich wieder verzweigende feine Äste aussendet. Die äußere Wand ist sehr dünn, wie auf Schnitten leicht zu sehen ist. Die Schläuche können eingezogen werden, wobei die dünne Wandung sich in vielen Falten ineinander schiebt. Beling deutet diese Analschläuche als Nachschieber, wäh- rend Hart (1892) behauptet: „the flesliy appendages assist the aeration*'. Brown nennt sie „blood-gills" und beschreibt ausführlich die Funktion derselben. Wir sehen das Blut in der Kieme auf der einen Seite der Trachee eintreten, während es auf der anderen Seite derselben in umgekehrter Richtung fließt. Es muß also eine Mem- bran vorhanden sein, wie sie Brown beschrieben hat. Der starke Blutstrom in den Schläuchen beweist, daß wir es mit Blutkiemen zu tun haben. Andrerseits aber müssen wir auch einen direkten Gasaustausch an der Oberfläche der Analschläuche zwischen der Luft der hier befindlichen Tracheen und der im Wasser gelösten Luft annehmen, weshalb die Schläuche auch Tracheenkiemen ge- nannt werden können. Da also die Schläuche sowohl die Funktion einer Blut- als auch die einer Tracheenkierae besitzen, so schlage ich 13() Fritz Gerbio, die kurze Bezeichnung' „Kieme" vor. Sobald die Larven unter Wasser gebracht wurden, streckten sie die Kiemen weit aus. Unter dem Mikroskop ließ sich bei Larven, die zwischen zwei Objektträger gepreßt waren, bei der Durchsichtigkeit der Kiemen die Bahn des Blutstroms gut beobachten. Das Stigma und die T räch een hinge bespreche ich beider Larve von Tipiüa pcäudosa, da ich von dieser die einzelnen Ent- wicklungsstadien bekommen habe. IL Tipula 2)altulosa Meig. Bei Tipula paludosa war es mir möglich, Larven aus Eiern zu züchten, Mitte August legte ein Weibchen, das ich bei einer Ex- kursion auf einer Wiese gefangen hatte, in einem Glase Eier ab. Diese brachte ich dann in eine Glasschale, die mit einfacher Garten- erde angefüllt war. Die Erde wurde des öfteren angefeuchtet, und nach 14 Tagen krochen die ersten Larven aus. Ich brachte nun in die Glasschale Graswurzeln und einiges Laub, und auf diese Weise gelang es mir, auch die nächstfolgenden Stadien zu züchten. Die ausgewachsene Larve erreicht eine Länge von ca. 30 mm und eine Breite von 2^2 »nifi- Sie ist dunkel gefärbt, undurchsichtig, und hat wie die vorige Larve zylindrische Form. Die Körper- bedeckung ist ähnlich beschaffen wie bei Tipula varipennis. Auch hier finden wir wieder chitinöse, sichelförmig nach hinten gebogene Fortsätze, die auch in Reihen angeoi'dnet sind, aber nicht so dick und groß ausgebildet sind wie dort. Auch sie dienen dazu, um bei der Fortbewegung die Reibung gegen die umgebenden Erdmassen zu erhöhen. Ferner dürften bei der Fortbewegung der Larve ein- zelne längere Borsten eine Rolle spielen. Diese zeichnen sich durch ihre Stärke aus, gehen je von einem runden und helleren Feld aus und stehen oft in größerer Zahl zusammen, wodurch sogenannte Kriechbüschel entstehen, die in jedem Segment regelmäßig wieder- kehren. Das abgestutzte hintere Körperende wird von sechs ziemlich gleich langen Fortsätzen gebildet, die mit einer Reihe mäßig langer Borsten besetzt sind. Die Borsten sind nicht so auffällig wie bei Tipula varipennis und sitzen auch nicht auf dem äußeren Rande der Fortsätze, sondern sind ein wenig nach innen gerückt (vgl, Fig. E). An der Spitze der ventralen Fortsätze finden wir die bei der vorigen Larve schon beschriebene Sinnesborste wieder. Auch an der Spitze der beiden dorsalen Strahlen hebt sich eine Borste durch ihre Stärke Tipuliden-Larven. 137 und liiserierung' hervor. Die Borsten sind unverzweigt und besitzen aucii nicht den membranösen Saum, den wir bei Tipida varipemm fanden, was wohl auf die Lebensweise dieser Laiven zurückzuführen ist. Die Larven von Tipula paludosa leben in wenig feuchter Erde, brauchen daher nicht die Borsten zum Ausbreiten des sternförmigen Hinterendes an der Wassei'obertläche. Mit der veränderten Lebensweise hängt auch zusammen, daß wir bei dieser Larve die Kiemen durch zwei wulstförmige Fortsätze ersetzt finden, die sich auf der ventralen Seite der Larve befinden und als Nachschieber dienen. In der Mitte des sternfürniiofen Hinter- Fig. E. Tipiilapahidosa (nach d. 1. Häutung). Hiuderende. 75 : 1. Fig. F. Tipula paludosa. I. Entwicklungsstadium. Hiuterende. ^ 75:1. endes befinden sich die verhältnismäßig großen kreisrunden Stigmen, in deren Nähe sich ähnlich wie bei der Larve von Tipula varipennis viel" dunkle Punkte befinden, die denselben Zweck wie bei jener Larve haben. Larve im 1. Entwicklungsstadium. Die frisch ausge- schlüpften Larven haben im ausgestreckten Zustande eine Länge von 3 mm und eine Breite von 1 mm. Sehr charakteristisch ist das abgestutzte hintere Körperende (Fig. F). Auf der ventralen Seite befinden sich zwei kleine, stark gefärbte Fortsätze, die an ihrem Außenrande einige Borsten tragen. Etwas oberhalb dieser beiden Fortsätze sitzen zwei etwas größere, die ebenfalls stark dunkel pigmentiert sind und auch an ihrem Rande mehrere lange, dunkle Bürsten tragen. Dorsale Fortsätze sind nicht vorhanden, an ihrer Stelle befinden sich 8 Borsten, die zu je zweien zusammen stehen 138 Fritz Gebbig, und an der Basis sich in zwei resp. drei Zweige teilen (vgl. neben- stehende Fig.). Auf der Fläche des abgestutzten Abdomens befinden sich die beiden Stigmen, welche nicht wie im späteren Stadium kreisrunde, sondern ovale Form besitzen. Sie bestehen aus einem dunkleren mittleren Teil und einem helleren, radiär gestreiften, äußeren Teil, dem Stigmenring. Der mittlere Teil des Stigmas birgt den Stigmen- spalt, der als einfacher Schlitz sich auf Totalpräparaten ohne Schwierigkeit nachweisen ließ (vgl. Fig. 2 s^j., Taf. 3). Die dunkle Farbe des Stigmenmittelstücks (vgl. Taf. 3 Fig. 2 sm) wird dadurch bedingt, daß das Chitin hier dicker ist als in dem helleren Stigmen- ring, Die radiären Streifen (Fig. 2 rf, Taf. 3) des letzteren sind radiäre Falten, die dem Stigmenring eine größere Festigkeit ver- leihen (vgl. Hagemann, p. 393 u. 396). Auf Längsschnitten durch das Stigma erhalten wir das in Fig. 3, Taf. 3 wiedergegebene Bild. am Fig. G. Tipula paludosa. a Stigmen iu gewöhnlicher Stellung, b Stigmen gegeneinander geneigt. (Figurenerklärung vgl. S. 182.) Das Stigma ragt dabei über die Umgebung hinaus und ist auch peripher vom Stigmenring verdickt, so daß wir zwei verdickte Streifen haben, eine periphere und eine innere. Zwischen beiden liegt die radiär gestreifte Stigmenmembran. Die äußere Körper- cuticula setzt sich in die Stigmenmembran fort, so daß diese als Hautduplikatur aufzufassen ist, wie es in Fig. G dargestellt ist. Die innere Stigmenmembran ragt ein Stück in das Körperinnere vor und setzt sich scharf gegen die eigentliche Trachee ab. Als Grenze der eingestülpten Körperhaut und der wahren Trachee betrachte ich den in Fig, 3, Taf. 3 und Textflg. G bei x angegebenen Ring und bezeichne den vor diesem liegenden Teil als Stigmenvorraum (vgl. Mammen), Die innere Stigmenmembran bildet nach dem Stigmen- Tipuliden-Larveu. 139 räum zu chitinöse. wie Borsten aussehende Fortsätze (Fig-. 3 ch. Tat'. 3), die untereinander anastomosieren. Die Verbindungen dei- zum Teil sehr stark ausgebildeten Chitingebilde sind nicht so stark dunkel gefärbt wie diese, wodurch sie leicht übersehen werden können. Kine genauere Beschreibung ähnlicher Chitingebilde gebe ich si)äter bei Besprechung der Filzkanimei'. Auf das Stigma folgt jederseits ein Tracheenlängsstamm. der ein mäßig reich vei'zweigtes Tracheen- system versendet. Weitere olfene Stigmen sind nicht vorhanden. l>a sich das Tracheensystem, abgesehen von Stigma, Filzkammer und Lunge, im weiteren Verlauf der Entwicklung der Larven nicht wesentlich ändert, komme ich auf dasselbe nicht noch einmal zurück. Tracheenlunge. Wie oben schon erwähnt setzt sich die Trachee gegen den Stigmenvorraum scharf ab. Von der Haupt- trachee gehen eine große Zahl feiner, sich verzweigender Capillaren (ohne Spiralfaden) aus. Diese entspringen einzeln oder zu mehreren vereint von der Trachee und umschließen, nachdem sie sich wieder- holt verzweigt haben, einen Kern (Fig. 22, Taf. 4). Es war sehr schwierig, den Kern auf Totalpräparaten nachzuweisen, da die feinen Capillaren an dem sehr kleinen Objekt bei Alkoholbenutzung ischrumpften. Mit Hilfe der früher beschriebenen Osmiumsäuremethode fertigte ich zunächst ein Präparat der prall gefüllten Capillaren in jlycerin an. Sodann ersetzte ich das Glycerin allmählich durch iAlkohol, den ich auf den Objektträger links vom Deckgläschen tropfen ließ, während ich das Glycerin durch Fließpapier auf der anderen Seite des Deckglases wegsaugte. Auf diese Weise gelang es mir, die Capillaren in ihrer Lage zu halten und sie dann zu färben. Der Kern stellte sich jetzt als ein ovales Gebilde dar, das i-lt'ichmäßig mit feinen Chromatinkörnern angefüllt war. Für ge- \A-ühnlich lassen sich an den Capillaren auf Schnitten wie auch au Totalpräparaten keine Kerne und kein Plasmaüberzug entdecken. Kurz vor der ersten Häutung zeigen sie aber ein anderes Aussehen. Die Capillaren, die, wie Fig. 3, Taf. 3 angibt, von der Haupttrachee uisgehen und der Innern Körperwand angeheftet sind, sind ihrer ranzen Länge nach von Plasma überzogen. Der oben schon er- Aiihnte Kern, der immer an der Auflösungsstelle des Capillaren- Dündels liegt, zeigt nur ein deutliches Kernkörperchen. Auf die ri'unktion dieses Gebildes komme ich bei Besprechung älterer Stadien zurück. Verschluß der Stigmen im 1. Stadium. Um den Ver- •ililuß der Stigmen zu beobachten, brachte ich die kleinen Larven 140 Fkitz Geuuig, unter das Deckglas und setzte Wasser hinzu. Mit Hilfe des Mikro- skops konnte ich feststellen, daß, sobald das Wasser die Larven er- reichte, diese die beiden Stigmen einzogen. Bei der anatomischen Untersuchung fand ich, daß an der Körperhaut zwischen den beiden Stigmen ein paar starke Muskeln angreifen, die durch ihre Kontrak- tion das Einziehen der Stigmen bedingen dürften. In diesem Zustande sind die beiden Stigmen gegeneinander geneigt (vgl. nebenst. Fig. Gb), und die äußere Körperhaut legt sich wie ein schützendes Dach über sie. Für das Einziehen der Stigmen kommt noch ein Muskel in Frage, der, wie Fig. 3, Taf. 3 zeigt, einerseits an dem Integument und andrerseits an der Trachee ansetzt, weshalb ich ihn Tracheen- muskel nenne. Ich habe die Ansatzstelle des Muskels an die Trachee näher untersucht, konnte aber keine besondere Aus- bildung der Trachee an dieser Stelle feststellen. Ich fand auf den verschiedenen Schnittserien immer den Tracheenmuskel an der- selben Stelle, und zwar setzt sich die der Trachee aufliegende Hypo- dermis ein Stück an dem Muskel fort. Dieser Muskel hat mit dem Elinziehen der Stigmen nichts zu tun. Meine oben erwähnte An- sicht, daß die Körpermuskulatur den Verschluß der Stigmen bedingt, fand ich bestätigt an Frontalschnitten durch das Hinterende der Larve. Ich erhielt dabei die schon erwähnte gegeneinandergeneigte Stellung der Stigmen. Bei dem Zurückbringen dieser in die ge- wöhnliche Lage dürfte der Blutdruck wohl die Hauptrolle spielen. Die älteren Larven. Sechs Wochen nach der Eiablage (4 Wochen nach der Geburt) häuteten sich die Laren zum ersten- mal und nahmen dann schon die für ältere Larven charakteristi- schen Merkmale an. An Stelle der anfänglich 4 vorhandenen dunkel pigmentierten Fortsätze treten die typischen 6 Strahlen, die das Körperende gleichmäßig einfassen. Vor allem erscheint die für die ventralen Fortsätze so auffällige Sinnesborste. Stigma. Die Stigmen sind nach der ersten Häutung im Ver- gleich zu denen im 1. Stadium stark verändert. Sie haben kreis- runde Form angenommen, und der dort so deutliche schlitzartige Stigmenspalt ist scheinbar verschwunden. Sie bestehen aus einem verdickten, undurchsichtigen mittleren Teil, der von einem helleren Ring, dem sogenannten Stigmenring, umgeben ist, welcher eine eigentümliche gittei-artige Zeichnung besitzt (Fig. 4, Taf. 3). Während die Stigmen im ersten Entwicklungsstadium aus der Umgebung her- vorragen, liegen sie jetzt in gleicher Ebene mit der umgebenden Tipulideu-Larven. 141 Köipercuticula. Wenn die Larve mit dem Hinterende an der Ober- Hache des "Wassers hängt, so ist das Stigma mit der atmosphäri- schen Luft in direkter Berührung. Es entsteht also die Frage: wie funktioniert das Stigma, besitzt es eine Öffnung, oder ist es ver- schlossen y Dp: Meijere sagt über das Stigma (1901, p. 24, 27): „Das Haar- oder Balkensystem wird sehr kompliziert, so daß über der Öffnung eine Siebplatte liegt. In deren Mitte lindet sich nun meist als Rest des nächst vorigen Tracheensj'stems eine Stigmennarbe (Tipuliden; Bilno, alle Stigmen mit Ausnahme des vorderen Paares)." Ebenda \). 24: „In der Mitte des Stigmas kommt eine undurchbohrte Stelle vor, welche hart, schwarz und brüchig ist." In einer späteren Arbeit (1902. p. 624), wo er das Tüpfelstigma der Puppe mit dem I)ii)teren- stigma vergleicht, schreibt er: „Auch bei diesen finden sich nicht die gewöhnlichen offenen Stigmen der meisten Insecten, sondern eine tüpfeltragende Stigmenplatte, ^^'enn wirkliche Öffnungen nachweis- bar sein sollten, so sind es dann nur ganz sekundäre Lücken in der ("iiitinschiclit, welche das Tüpfelstigma überzieht." (de Meijere führt den Namen „Tüpfelstigma'' bei dem Stigma der Puppe von Boli- stophila cinerea ein. ..Alle Stigmen haben die Form kreisrunder Scheibchen, welche einige in Kreisen angeordnete ovale Stellen auf- weisen, durch welche der Gasaustausch von statten geht. Ob diese Stellen wirkliche Öffnungen sind, oder ob sie noch mit einer wenn auch äußerst dünnen Membran verschlossen sind, läßt sich wie in vielen Fällen schwer mit Sicherheit sagen, ich möchte deshalb den Namen Stigmentüpfel anwenden, wie ja von den Botanikern die dünnen, bisweilen auch durchbohrten Stellen der Pflanzenmembranen Tüpfel genannt wird.") MiK (1882) beschreibt das Tipulidenstigma in folgender Weise: ..Die beiden Stigmenplatten sind kreisrund, ringförmig, etwas ge- faltet, ockergelb und sind mit radiär gestellten, feinen schwarzen Pünktchen (Tracheenmündungen) besetzt." MÜGGENBURG (1901) Sagt Über das Stigma der Cißindrotoma- Larve: „Die Stigmenplatte stellt eine nahezu kreisrunde chitinöse Scheibe dar. Sie besteht aus einem dunkelbraunen, massiven Mittel- stück und einer ockerfarbenen, siebartig durchlöcherten ring- förmigen Partie, dem Siebteil. Durch die Luftlöcher des Siebteils findet der Gasaustausch bei der Respiration statt." Browx gibt eine ausführliche Beschreibung des Stigmas, die ich im folgenden wörtlich wiedergebe: „Externally the spiracles 142 Fkitz Gerbig, appear as broadlj- oval dark spots showing in surface view two distinct regioiis : 1. A central area consisting of an iraperforate disc of cliitin occupying about one half of the total diameter. 2. A surrounding margin formed of numerous rods of chitin radiating from the central disc to the circumference of the spiracle, and lying side by side so closely as to leave but very narrow slits between them. These slits appear further to be crossed by nnmerous transverse connections, giving the whole a lattice-like appearance. Air enters between the radial bars. Seen in sections this marginal lattice-work is formed of three sets of parts: 1. Passing in a radial direction from the margin of the spiracle to the central disc, but at a lower level than the outer surface (and hence not seen at all in surface view), is a series of hollow chitinous radial bars, irregularly oval in section, some bifurcating towards the centre, while others are joined with their neighbours by connecting branches. 2. Arising from these are the series of Y-shapes upstanding chitinous pillars, each of the radial bars bearing a complete series. 3. Supported by the upper ends of contignuous Y-pillars is a second series of radial bars, slightly flat-topped but wedge-shaped below. These being supported by branches of neighbouring Y-pillars will necessarily alternate with the lower radial bars. Further, these are the bars seen in surface view, the transverse connections being the Y-pillars seen from above. To complete the structure the Y-pillars are connected together by very numerous and excessively fine chitinous threads, which brauch and intercommunicate, the whole forming a close network. This spiracle cover appears quite incapable of closing, and the arrangement seems to be a complicated form of flltering apparatus, piobably also preventing the entrance of water to the spiracles when submerged." M. Keilin (1912) hat die Arbeiten von de Meijeke und Brown berücksichtigt und findet am Stigma der Larve von Trichocera Memalis ähnliche Verhältnisse, wie sie von jenen Autoren auch ge- schildert sind. Das Stigma, das dem von mir in Fig. 24, Taf 4 abgebildeten sehr ähnlich ist, besteht nach ihm aus einem verdickten Stigmenmittelstück (= un bouchon cicatriciel), das durch Chitin- streben (= des batonnets chitineux) mit der Tracheenwand ver- bunden ist. Keilin nennt den von den Streben durchkreuzten Raum Tipulidcii-Larven. ]43 ..wahre Filzkanimer", während er das Stigmen mittelstück als un- durc.hI)olirt betrachtet, was aus folgendem hervorgeht: „Le bouchon cicatriciel est rhomulogue du tilament cicatriciel (Narbenstrang) de i)E Meliere." Er gibt zwar eine Stigmenabbildung, in der ein Spalt zu sehen ist. glaubt diesen aber auf technische Mängel zurück- fnliren zu müssen. (Le bouchon paraitsouvent perfore suivant son axe; je tends ä croire qu'il s'agit d'un accident de preparation.) Die Autoren stimmen darin überein, daß der mittlere Teil des Stigmas aus massivem, undurchbohrten Chitin besteht. Über den Bau des Stigmenrings sind sie verschiedener Meinung, Das Stigmen mittelstück. Meine Untersuchung über das Stigma stellte ich zunächst an lebendem Material an. Ich brachte die Larve zwischen zwei Objektträger und füllte den dazwischen befindlichen Raum mit Wasser aus. Beim Zusammenpressen der beiden Objektträger sah ich, wie aus dem Stigma Luftblasen aus- traten, was mich zu der Annahme führte, daß hier eine wirkliche Öffnung vorhanden ist. Dei' mittlere Teil des Stigmas erscheint auf Totalpräparaten von außen betrachtet als eine schwarze, undurch- sichtige Platte (Fig. 4 sm, Taf. 3). Auch mir war es zunächst nicht möglich, an Totalpräparaten und auf Schnitten einen Stigmenspalt nachzuweisen, da einmal, wie gesagt, das Chitin ganz undurchsichtig ist und es ferner wegen der Sprödigkeit immer riß. Um das letztere zu vermeiden, mußte das Chitin weicher gemacht werden. Ich mazerierte zu diesem Zweck die Stigmen einige Tage mit Kalilauge, und von den so behandelten Objekten ließen sich Schnitte herstellen, auf denen die Chitinteile größtenteils im Zusammenhang geblieben Avaren. Nach diesen Schnitten ist ein Stigmenspalt vorhanden, dessen Ränder sich übereinanderlegen, wie es schematische Fig. T S. 16() angibt. Ich habe dann auch auf Totalpräparaten die Ränder der beiden Membranen feststellen können, nachdem ich die Stigmen erst stark gebleicht und dann mit Bleu de Lyon gefärbt hatte. Danach haben wir es mit einem das schwarze Mittelfeld des Stigmas fast im ganzen Umfang durchziehenden schwach S-förmig gestalteten Si)alt zu tun, dessen Ränder sich so übereinanderlegen, wie es in Fig. 4, Taf. 3 angegeben wird. Meine Auffassung von dieser Stigmeuöffnung fand eine unzweifelhafte Bestätigung, als es mir ge- lang, durch den Stigmenspalt eine feine Glascapillare einzuschieben. Hierdurch war es mir möglich, bei hoher Einstellung des Mikro- skops erst die Kontur des oberen und dann bei tiefer Einstellung die des untern Randes der Membran genau zu verfolgen. Nachdem ich Zool. .laliili. XXXV. Al>t. f. S\st. 10 144 Fkitz Gerbig, mir auf diese Weise von dem Verlauf des Stig-menspaltes eine genaue Vorstellung hatte bilden können, durchtrennte ich den Stigmenring- in der Kichtung des Stigmenspaltes. Sodann zog ich die beiden Teile auseinander, wobei ich ein Bild erhielt, wie es in Fig. 5, Taf. 3 dargestellt ist. Die beiden erst übereinanderliegenden Membranen liegen nebeneinander, und es ließ sich leiclit feststellen, daß die untere Membran (Fig. 5 um) die schwächere der beiden Membranen ist, was für den Verschluß des Stigmas von gewisser Bedeutung ist. Die beiden sich übereinanderlegenden Membranen, die „eigent- liche Stigmenmembran", bestehen wie beim 1. Stadium aus einer Hautfalte oder aus zwei Membranen, die miteinander verschmolzen sind, was sich leicht nachweisen ließ bei Larven, die sich frisch gehäutet hatten. Es war hier zwischen den beiden Membranen noch Plasma vorhanden, wodurch die Kontur der beiden Membranen sehr deutlich war. Durch Verschwinden des Plasmas und durch Verdickung der Membranen entsteht die Undurchsichtigkeit der schwarzen Platte des Stigmenmittelstücks. Der Stigmen ring. Wie oben schon erwähnt, sind die An- sichten der Autoren über den Bau des Stigmenringes oder der „Sieb- platte" geteilt. MÜGGENBUKG, Beown und Keilin halten sie für siebartig durchlöchert, während sie von anderen (de Meijeee, Mik) für geschlossen gehalten wird, indem die scheinbaren Löcher in Wirklichkeit nur sehr dünne, durchsichtige Stellen einer Membran sind (Tüpfelstigma de Meijeee). Ich schließe mich der Ansicht an, daß eine dünne Membran vorhanden ist. Der Bau des Stigmenringes ist so kompliziert, daß ein genaueres Eingehen auf seinen Aufbau nötig erscheint, de Meijeee beschreibt ein Balkenwerk, welches sich unterhalb der „Siebplatte" befindet und welches diese mit einer zweiten unteren, inneren Membran verbindet. Nach Beown sind die Stigmen so kompliziert gebaut, um bei der Atmung unter Wasser keine Fremdkörper in das Stigma gelangen zu lassen. In dieser Be- ziehung bin ich zu wesentlich anderen Resultaten gelangt. Bei Betrachtung des Stigmenringes auf Totalpräparaten von außen erhalten wir verschiedene Bilder, je nachdem das Mikroskop hoch oder tief eingestellt ist. Bei hoher Einstellung erhalten wir bei starker Vergrößerung das in Fig. 6, Taf. 3 wiedergegebene Bild, Wir sehen paarweise angeordnete dunkle Punkte, die durch schwache, aber deutliche Linien miteinander verbunden sind. Bei etwas tieferer Einstellung des Mikroskops sehen wir (Fig. 7, Taf. 3), wie je zwei Tipnliden-Larveii. 145 J 'unkte verschmelzen, wobei eine radiäre Anordnung deutlicher wird. I}ei noch tieferer Einstellung- treten an Stelle der radiär ange- ordneten Punkte breite radiäre Strahlen (Fig. 8, Tat". 3), die vorher erwähnten (lunklen Punkte sind nur noch als wenig dunkler ge- färbte Stellen sichtbar. Bei der Ansicht des Stigmas von innen er- halten wir das Bild einer zusammenhängenden Membran mit undeut- lichen, radiären, zum Teil miteinander verschmelzenden Strahlen. Auf Schnitten, die radiär durch das Stigma geführt sind, erhielt ich ein ähnliches Bild, wie es de Meijere p. 24 und Brown tab. 24 darstellen, d. h. schräg zur äußeren (= eigentlichen) Membran auf- steigende Balken (= Stützrippen) (Fig. 10, Taf. 3). An der Zeich- nung von DE Meijere fehlen jedoch die feinen chitinösen Ver- bindungen zwischen den einzelnen Stützbalken, die „ültering hairs" von Brown. Die Fig. 9, Taf. 3 stellt uns einen Schnitt senkrecht zu den radiären Strahlen dar. Wir sehen daraus, daß die Stütz- rippen sich am oberen Ende gabeln (wodurch die Anordnung zu zwt^i Punkten auf Totalpräparaten entsteht) und von einer oberen zusammenhängenden Membran überdeckt sind. An ihrem unteren Ende bilden die Stützrippen Erweiterungen (die radiären Strahlen), die durch chitinöse feine Rippen miteinander verbunden sind. Zwischen den einzelneu Stützbalken sind auch auf diesen Schnitten feine Chitinverbindungen als Linien zu erkennen. Kurz nach der Häutung, nach der Neubildung dieser Chitinteile sind sie deutlicher sichtbar. Es ist zwischen den Chitinw^andungen das Plasma noch vorhanden, das die Farbe gut annimmt. Auch eine trennende Linie zwischen den Stützrippen und der eigentlichen Stigmenmembran ließ sich während der Häutung noch deutlich feststellen. Auf den ana- tomischen Aufbau des Stigmenringes komme ich später nach Be- sprechung der Filzkammer zurück. Die Filzkammer. Auf das Stigma folgt direkt ein sehr umfangreiches Gebilde, dessen Wände scheinbar mit dichten, großen, verzweigten Borsten besetzt sind, die Filzkammer (so genannt von DE Meijere — Enderlein nennt sie Luftkammer). Ein Stigmen- vorhof ist nicht mehr vorhanden, de Meijere sagt darüber p. 24: ..Die geräumige Filzkammer ist hier an der Wand mit in Gruppen zusammenstehenden, längeren und baumförmig verzweigten Chitin- fäden bekleidet. Auf Schnitten zeigt sich dieser Filz öfters als eine durchlöcherte Platte, welches Bild wohl Weijenbergh veranlaßte zu schreiben, daß an der inneren Fläche der Stigmata eine fein fibrilläre Bindegewebsplatte vorkommt, welche durchlöchert ist. 10* 146 Fritz Gerbiu, Offenbar haben wir es hier durchaus nicht mit ,Bindegewebe' zu tun." Enderlein schreibt über die Chitingebilde der Filzkammer bei der Larve von Gastrus eqiii: „Die Luftkammer ist durchzogen von dünnen, parallelen Chitinleisten, die aus einer Verdickung der Chitin- spiralen der Tracheen hervorgegangen sind, die Luftkammer ist eine erweiterte Trachee. Die meist gelben bis bräunlich-gelben Chitin- fäden gehen allmählich in die farblosen Chitinspiralen über und be- sitzen dieselbe Lagerung und Form." Brown schreibt darüber p. 128: „The laminated cuticle, mode- rately thick, having the same characters as the extern al cuticle of the body-wall. Frora this cuticle there arise large numbers of chitinous hair-like outgrowths, projecting into the stigmatic Chamber and forming a very dense lining to it. Each hair gives rise to side branches which unite with those of neighbouring hairs, in rauch the same way as was noticed in the hairs of the Y-pieces of the spiracle Cover. This lining Covers the whole internal surface of the Chamber, except where the bunches of tracheae arise, and seems to take the place of the taenidia common to tracheae." Bei den Larven im ersten Entwicklungsstadium ist noch keine Filzkammer vorhanden. Die dort vorhandenen Chitingebilde des Stigmenvorraums haben mit dem später auftretenden Filz nichts zu tun, was aus dem Lageverhältnis der TracheenJunge hervorgeht. Wie früher schon erwähnt, gehen bei den Larven im ersten Stadium, die Tracheencapillaren von der Trachee aus, ohne daß Filz vor- handen ist. In den älteren Entwicklungsstadien der Larven setzt die Tracheenlunge an der Filzkammer an. Da die Tracheencapillaren immer an derselben Stelle entstehen, im ersten Stadium an der Ansatzstelle derselben aber kein Filz vorhanden ist, während in den späteren Stadien an derselben Stelle solcher auftritt, so muß der auftretende Filz als vollständige Neubildung betrachtet werden. Die Chitingebilde der ausgewachsenen Larven stellen Chitin- bäumchen dar, deren Äste jedoch nicht frei enden, sondern sich mit denjenigen der benachbarten Bäumchen vereinigen (Fig. 11, Taf. 3). Die große Zahl dieser Anastomosen sprechen gegen die Auffassung Brown's, daß hier einzelne „hairs" vorhanden sind, die miteinander verwachsen. Meiner Ansicht nach ist eine nachträgliche Ver- wachsung dieser „hairs" (= Chitinleisten Enderlein) höchst un- wahrscheinlich. Mir ist kein Fall bekannt, daß Borsten oder borsten- artige Gebilde distal miteinander verschmelzen. Doppelt unwahr- 'I'ipulideu-Laiveii. 147 scheinlicli wird die Annahme einer hiolchen Verschmelzung, wenn es sich niclit um einfache Fortsätze, sondern um reich verzAveig-te Ge- bilde handelt, deren zahlreiche Äste immer miteinander verschmelzen. Viel verständlicher erscheint es mir, wenn wir zwischen den Chitin- bäumchen und den Anastomosen eine zusammenhängende Membran annehmen, die nicht sichtbar ist, wie sie de Meijeke bei den Stigmen von BoliMophUa cinerea auch annimmt. Die sichtbaren Chitinteile, die Bäumchen und die Verzweigungen, wären dann als Falten in dieser Membran aufzufassen. Ich konnte jedoch auf Total- wie auch auf Schnittpräparaten nirgends eine deutliche Membran zwischen den Chitinrippen entdecken, obwohl ich die stärksten Chitinfärbmittel anwendete. Dagegen sprach folgende Untersuchung dafür, daß wir es mit einfachen Chitinanastomosen und nicht mit Teilen einer Membran zu tun haben. Ich fertigte mir ein in Bleu de Lyon gefärbtes Präparat solcher Filzgebilde in Glycerin an. Durch geringen Druck auf das Deckglas verschoben sich die Chitingebilde, und abgerissene Chitinrippen schwammen fi-ei in der Flüssigkeit einher. Ein Zusammenhang zwischen benach- barten Rippen, Avie war ihn bei Existenz einer sehr feinen Membran voraussetzen dürften, existierte nicht oder ließ sich nicht nachweisen. Vielmehr legten sich die Rippen oft derart nebeneinander, wie es nur Chitinstäbchen tun können, die keinerlei membranösen Saum be- sitzen. Querschnitte durch die Chitinbäumchen stellten sich als kreisrunde Ringe dar, die deutlich scharf konturiert sind und die keinen Membranfortsatz erkennen lassen. Wie oben erwähnt, erfolgt erst während des ersten Entwicklungs- stadiums der Larve die Anlage und die Ausbildung des Filzes. Es entstellt zunächst an der Stelle, an der später die Filzgebilde auf- treten, anfangs eine kontinuierliche Plasmamasse, die sich, wie auf Schnitten zu sehen ist, bergförmig von den Hypodermiszellen der Filzkammer erheben. Die Fig. 16, Taf. 3 stellt uns einen Schnitt durch die Plasmaanhäufung dar. Es hat hier schon eine Diiferen- zierung des Plasmas stattgefunden, indem sich innerhalb der Plasma- membran Löcher gebildet haben. Auf diese Weise entstehen Plasma- schlingen, die nun Chitin ausscheiden. Das Plasma tritt dann zurück, und die nun gelblich aussehenden Chitinteile sind die oben be- sprochenen Filzgebilde. Die Fig. 13, Taf. 8 zeigt uns zwei einfache Chitinbäumchen, im oberen Teil ist das Plasma nicht mehr vor- handen, während es in der zweiten Anastomose und dem basalen Teil noch nicht zurückgewichen ist. 148 Fritz Gekbig, Ich fasse also den Filz auf als eine in verschiedenen Ebenen kompliziert g-efaltete Membran, in denen die borstenähnlichen Gebilde sich als Falten (= Stützrippen) darstellen. Die Membranen, welche den Raum zwischen den Ästen ausfüllten, sind bereits kurz nach dei' Anlage geschwunden. Wie bei den Larven im ersten Entwicklungsstadium der Tracheenmuskel im Bereich der Tracheenlunge an der Trachee an- setzt, so findet sich ein solcher auch bei den älteren Larven an der- selben Stelle (Fig. 30, Taf. 4). Der sehr stark ausgebildete Muskel, den ich ebenfalls Tracheenmuskel nennen will, setzt an der Filz- kammer an nnd endigt an der lateralen Körperwand. Die Ansatz- stelle des Tracheenmuskels an der Filzkammer entbehrt der Filz- gebilde. Ich habe in der Literatur keine Angaben über das Vor- kommen von Muskeln bei Insecten, die direkt an Tracheen angreifen, gefunden. Die Verschlußmuskeln der Stigmen sind nicht mit dem Tracheenmuskel zu homologisieren, sondern jene gehören dem Stigma, resp. ursprünglich der Körperoberfläche an (vgl. Mammen). Ich komme auf die Funktion des Tracheenmuskels an späterer Stelle noch zurück. Nachdem wir den Bau der Filzkammer kennen gelernt haben, wenden wir uns noch einmal zur Besprechung des Stigmas, im be- sonderen zu der Frage, wie die Stützrippen zustande kommen. Wie früher schon erwähnt, befinden sich auch hier zwischen den dicken Stützbalken (Rippen) feine Chitinrippen ähnlich denjenigen, die die einzelnen Chitinbäumchen untereinander verbinden, die aber hier viel feiner und undeutlicher sind. Wie bei der Filzkammer haben wir es auch hier mit Membranfaltungen zu tun. Ich habe die Neubildung des Stigmas verfolgen können und fand, daß die Stützrippen ganz homolog den Filzkammergebilden angelegt werden. Auch hier ent- stehen an der Stelle, an der später die Stützrippen entstehen, eine starke Anhäufung von Hypodermiszellen , die eine kontinuierliche Plasmamembran bilden. Die Fig. 12, Taf. 3 stellt uns einen Schnitt durch die Neubildung des Stigmas kurz vor der ersten Häutung der Larve dar. Wir sehen, daß in der Membran schon einige Falten sich stärker hervorheben, daß aber das ganze Gebilde noch ein zu- sammenhängendes Ganzes darstellt. Die deutlich sichtbaren Falten entsprechen den Stützrippen des Stigmas. Das scheinbare Balken System ist nichts anderes als Rippen, homolog denen der Filzkammer; während aber bei den letzteren keine zusammenhängende Membran mehr vorhanden ist, glaube ich Tipuliden-Larven. 149 sie bei dem Stigma zwischen den einzelnen Stützbalken noch fest- gestellt zu haben. Auch die B esc half enlieit der feinen Chitinrippen zwischen ihnen spricht sehr dafür, daß noch eine Membran vor- handen ist. ^^'äl^rend die Anastomosen der Filzkammer scharf kon- turiert und sehr deutlich sind, sind die der Stützbalken erst bei starker Vergrößeruno; nachweisbar, wobei sie sich als sehr feine nicht scharf umränderte Linien darstellen. Nach i>E Heuere besteht das Stigma aus zwei Membranen, die durch die Stützbalken miteinander verbunden sind. Nach Brown ist überhaupt keine zusammenhängende Membran vorhanden, sondern nur ein System von radienartig nach der Mitte des Stigmas zu ver- laufenden Köhren, die durch die „Y-pillars" miteinander verbunden sind. Ich bin bei meinen Untersuchungen zu folgender Auffassung gelangt. Ich unterscheide die eigentliche Stigmenmembran von den darunter befindlichen Stützgebilden. Die eigentliche Stigmen- niembran besteht (vgl. S. 138 Fig. G) aus einer äußeren und t'iner inneren Lamelle, von denen die letztere im Bereich des Stigmenringes radiär gefaltet ist. Bei den Larven im 1. Enwick- lungsstadium ist nur die eigentliche Stigmenmembran vorhanden. Bei den Larven im späteren Entwicklungsstadium verbinden sich mit der eigentlichen Stigmenmembran, und zwar in der Ebene der radiären Falten radiär angeordnete Membranen (= Filzkammer- membranen), die durch senkrechte Stützrippen verdickt werden. Die senkrechten Rippen legen sich in Y-förmiger Gestalt den radiären Falten der inneren Wand der eigentlichen Membran an. Am basalen Teil sind die Stützrippen derart verbreitert, daß sie sich berühren und eine zusammenhängende radiär gestreifte Membran bilden (= untere Membran von de Meijere). Innerhalb dieser Mem- branen finden sich feine Rippen (Brown „filtering hairs"), die als Querfalten entstanden sind. Die Tracheenlunge. Bei Betrachtung der lebenden Larve fällt ein weißer Hof auf, der die Stigmen umgibt. Schon bei Lupen- vergrüßerung sieht man, daß der Hof aus weißen Strahlen besteht, die augenscheinlich lufthaltige Röhren sind. Bei näherer Unter- suchung sieht mau, daß diese Schläuche von der Filzkammer aus- gehen, die von ihnen wie ein dichter Pelz umgeben wird. Die Schläuche sind zu Bündeln angeordnet, die in besonderen Löchern der Filzkammer entspringen. In jedem dieser Löcher setzt je ein Bündel an. Bei Tipula paludosa sind ca. 50 Bündel von je 20 Röhrchen, also ca. 1000 solcher Luftkanälchen vorhanden, die alle im Bereich ;[50 Fritz Gerbig, des letzten Segments von der Filzkammer ausgehen. Diese Lungen sind bereits wiederholt erwähnt: Viallanes schreibt bei der Unter- suchung des Herzschlauches einer Tipulidenlarve: „Im letzten Leibes- ring ist das Herz durch feine Tracheenäste wie mit einer Art Gitter geschlossen, welche das ganze Segment erfüllen und von einem Längsstamme ausgehen, der dem letzten Segmente entspringt." Beown schreibt hierüber: „At frequent intervals along the length of the stigmatic Chambers bunches of clearwalled tubes, without jspiral thread', and enclosed in a nucleated sheath, take origin. These bundles radiate on all sides from the Chamber, passing outwards and somewhat forwards, divide into smaller and smaller bundles by the Separation of groups of tubes. A short distance from the stigmatic cavity the nucleated sheath ceases. after which large nuclei occur at rather rare intervals amongst the tubes, and most frequently at points where the groups of tubes separate from the main bündle. Nearing the bodywall of the posterior segment the groups become separated entirely into in- dividual tubes (without sheath), which in their turn brauch until, becoming excessively fine threads, they become attached to the inner surface of the body-wall, where they form an apparently web-like covering. Entangled amongst these fine tubules, corpuscles of the body-cavity fluid (,blood') occur in large numbers." Den Aufbau der Capillaren habe ich bereits an früherer Stelle, S. 139, erwähnt. Bei den Larven, die eine Häutung schon durch- gemacht haben, gehen die Tracheencapillaren von der Filzkammer aus. wo sie zu Bündeln vereint entspringen. In einer Entfernung von ca. 0,66 mm von der Filzkammer löst sich das Hauptbündel in zwei bis vier Einzelbündel auf. Diese zerlegen sich nach ihrem Ende hin in die einzelnen Capillaren, die sich der Körperhaut anheften. Die dem Herzen zugewandten Capillaren sind mit den Pericardial- zellen eng verbunden und machen die rhythmischen Bewegungen des Herzens mit, was sich an lebenden Larven leicht nachweisen läßt. Durch die Anordnung der Capillaren zu Bündeln wird den- selben eine größere Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen den Blutstrom geboten. Sie werden in ihrer Lage dadurch festgehalten, daß, wie ich oben schon ausgeführt habe, die Enden der Capillaren der Körperhaut angeheftet sind. Es entsteht hierdurch ein Gitter- werk, durch das der Blutstrom hindurch muß (vgl. Fig. 30 Taf. 4). Die Capillaren besitzen, wie Brown schon ausgeführt hat, keinen Spiralfaden und lassen für gewöhnlich keinerlei protoplasmatischen Tijtulideu- Larven. 151 Überzug erkennen. Das letztere ist für den Gasaustauscli von großer Bedeutung. An der Ansatzstelle der Capillaren an die Filzkammer ist das Capillarenbiindel von kleinen Hypodermiszellen umgeben. Ich erhielt auf Querschnitten durch diese Gegend ein Bild, wie es auch Brown tab. 25 dargestellt hat. nämlich den Capillai'enkomplex eingehüllt in einen Eing von Hypodermiszellen (Fig. 14 Taf. 3). Die Capillaren sind für gewöhnlich, wie auf diesen Querschnitten zu sehen ist, fest aneinander gepreßt, wobei sie eckige Form an- nehmen. Kurz vor der Häutung aber sind die Capillaren rund, und jede einzelne ist von einer dicken Plasmaschicht umgeben (vgl. Fig. 15 Taf. 3). Kurz vor der Teilung des Hauptbündels in die Einzel- bündel liegt ein besonders nach Alaunkarminfärbung sehr auffälliges Gebilde, welches auf Total- und Schnitt präparaten ovale Gestalt zeigt und von den einzelnen Capillaren umschlossen wird (vgl. Fig. 19 Taf. 4j. Auf Querschnitten durch das Gebilde zeigt es Zickzack- form, indem es sich zum Teil zwischen die Capillaren drängt. Bkown hat dieses Kerngebilde ebenfalls abgebildet. Er läßt jedoch den einzelnen Capillarenbündeln mehrere solcher Kerne zu- kommen. Ich habe bei meinen Präparaten feststellen können, daß jedem Bündel nur ein solches Gebilde zukommt, und zwar liegt das- selbe immer an der Stelle der ersten Auflösung der Capillaren. Auf die Frage seiner Bedeutung komme ich weiter unten zurück. Das Herz. Das Herz ist wie bei allen Insecten dorsal ge- legen. Es bildet einen langen Schlauch, der von einem Pericard umgeben ist und typische Flügelmuskeln zeigt. Viallanes schreibt über das Tii)ulidenherz: ..Das Herz der Limnobidenlarven ist ein langer kontraktiler, vorn und hinten offener Schlauch mit Kernen. Die seitlichen Herzöffnungen fehlen der Larve noch vollständig." Auch Brown gibt eine ausführliche Beschreibung des Herzschlauches,, auch nach ihm sind die seitlichen Öffnungen des Herzschlauches ge- schlossen. Auf Totalpräparaten sehen wir deutlich Einschnürungen, wie sie sich bei anderen Insecten anstelle der Ostien finden. Ob aber hier wirkliche Ostien vorhanden sind, durch die das Blut ein- tritt, vermochte ich nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Eine be- stimmte Antwort gestattet nur die Untersuchung des Blutstromes am lebenden Tier. Für diese Untersuchung sind aber die meisten Tipulidenlarven wenig geeignet, weil sie ziemlich undurchsichtig sind. Wir können aber immerhin feststellen, daß sich vom vorderen zum hinteren Körperende auf beiden Seiten des Köipers ein starker Blutstrom bewegt, der am hinteren Körperende in das Herz eintritt. 152 Fritz Gerbig, Anscheinend treten von dem Blutstrom keine Teile in die Ostien ein. Günstiger für die Untersuchung des Blutstromes als die Larven von Tipula-Arten ist die von Poecüostola, die ähnliche anatomische Verhältnisse, vor allem Tracheenlungen, an gleicher Stelle aufweist. Hier können wir mit Bestimmtheit erkennen, daß das Blut nur am hinteren Körperende in das Herz eintritt. Danach halte ich es für berechtigt, ähnliche Verhältnisse auch für die Ti^mla-h'dYYe anzu- nehmen. Am hinteren Ende ist der Herzschlauch deutlich erweitert und augenscheinlich offen, wie der eintretende Blutstrom beweist. In der Umgebung des hinteren Endes findet sich eine Anhäufung von Pericardialzellen, Muskelfasern und Tracheencapillaren, so daß es nicht gelingt, sich eine klare Vorstellung von der Öffnung des Herzens zu machen. III. Tipiila ffiffantea Schenk. Die Larven von Tipula gigantea sind in der Umgegend von Greifswald selten. Ich fand sie in einem Mühlenbach, wo sie auf Stein- Fi^. J. Tip. gigantea. Abgestutztes Hiüterende. (LupenvergröUerung.) Fig. H. Tip. gigantea. Borsten an einem lateralen Strahle des Hinterendes. 380 : 1. {gh verzweigte Borste.) blocken unter dichtem Moos vorkamen. Den größten Teil der Larven sandte mir Herr Geheimrat G. W. Müller aus Locarno, wo sie in kleinen Bächen unter Steinen und unter abgestorbenem Laub der Edelkastanie häufig vorkommen. Unter anderem Laub scheinen sie Tipuliileu-riarven. 153 dort zu fehlen. Die dunkel gefärbten Larven erreichen eine Länge von 50 nini und eine Breite von 6 mm. Die Oberfläche der Larvenhaut ist mit ähnlichen chitinösen Fortsätzen bedeckt wie bei Tipula vari- pemiis, doch sind sie hier länger und dünner, wodurch sie mehr borstenähnliche Gestalt annehmen. Sie sind in einfachen Querreihen angeordnet, wir vermissen aber hier die scheinbaren Röhren, welche wir bei TipnJa varipennis auf Schnitten in den Lücken zwischen den einzelnen ßeihen fanden. Einen besonderen Umfang erreichen diese Gebilde am hinteren Körperende, wo sie auch dichter stehen. Das hintere Körperende ist abgestutzt und von ähnlicher Beschaifenheit wie bei Tipula varipennis. Unterschiede finden sich in folgenden Punkten. Die Borsten an den sternförmigen Strahlen sind hier bedeutend kürzer, aber breiter. Sie sind unverzweigt und sind von einem schmalen Membransaum umgeben. Die Borsten sind an ihrer Basis stark verbreitert und verjüngen sich nach ihrer Spitze allmählich (Fig. H). An der Spitze der ventralen Strahlen be- finden sich wieder die Sinnesborsten, an deren Stelle wir an den Enden der übrigen Strahlen eine kürzere Borste finden, die von einem kreisrunden helleren Felde ausgeht und in zwei Teile ge- spalten ist (vgl. Fig. H gh). Die charakteristischen Merkmale des Sternes sind in nebenstehender Fig. J eingezeichnet. Am auf- fallendsten sind danach außer den beiden großen Stigmen die unter- halb derselben liegenden schwarz pigmentierten Muskelansatzstellen. Auf der ventralen Seite der Larve befinden sich sechs Kiemen, die sich durch ihre Größe und hellere Farbe von der Umgebung abheben. Sie sind bei dieser Larve etwas dickwandiger, da sie auch als Xachschieber benutzt werden. Ihre Funktion als Kieme ließ sich auch hier an dem in ihnen zirkulierenden Blutstrome er- kennen. Die Stigmen sind ähnlich gebaut wie diejenigen der vorigen Larve. Jedoch ist hier der massive mittlere Teil des Stigmas nach innen gewölbt. Der Aufbau der Tracheenlunge und der Filzkammer stimmt im wesentlichen mit dem der Larve von Tipula paludosa überein. IV. TipiUfi lateralis Meig. Die Larven von Tipula latet-alis kommen vor an den Rändern von Gräben mit fließendem Wasser. Sie beflnden sich hauptsäch- lich an der Grenze zwischen Wasser und Land, indem sie mit dem Hinterende an der Wasseroberfläche hängen, während sie mit dem vorderen Ende des Körpers im Schlamm wühlen. Außerdem kamen 154 Fritz Gerbig, die Larven hm^g zwischen Pflanzen an der Oberfläche von Gewässern vor. Ich erhielt die Larven hieraus in großer Zahl nach der früher schon beschriebenen Eintrocknungsmethode. Die ausgewachsene Larve erreicht eine Länge von 24 mm und eine Breite von 3 mm. Auf der dorsalen Seite finden wir einen stark dunkel gefärbten schmalen mittleren Streifen und zwei weniger dunkel gefärbte breitere seitliche Längsstreifen, in welchen sich hellere Flecke befinden (Fig. 20, 31, Taf. 4). Außerdem sind diese drei Längsstreifen durch hellere Querstreifen unterbrochen. Die ventrale Seite der Larve ist heller gefärbt. Die Larve ist an ihrer Oberfläche mit den bei der vorigen Larve besprochenen chitinösen Fortsätzen besetzt. Die Farbe dieser Fortsätze bedingt in erster Linie die Färbung des Tieres, indem sie in den helleren Partien hell, in den dunkleren Partien dunkel ge- färbt sind. Hell erscheinen ferner kleine Flecke, in denen sie ganz fehlen. Die chitinösen Fortsätze sind in Form und Anordung in der Mehrzahl wie bei Tipula gigantea vorhanden. Stellenweise sind sie außerordentlich verlängert, wodurch sie borstenähnliche Gestalt an- nehmen. In jedem Segment finden wir auf der dorsalen Seite je zwei Gruppen solcher verlängerten, dunkel gefärbten, chitinösen Fortsätze, welche besen förmig zusammenstehen. Sie befinden sich neben helleren Feldern, von deren Mitte drei starke Borsten aus gehen (vgl. Fig. 20, Taf. 4). Unterhalb des dorsalen Büschels steht eine kleinere büschelförmige Anhäufung solcher Fortsätze, in deren I Nähe sich regelmäßig außer einer starken Borste eine kleinere zwei bis ! vierteilige befindet. Auch auf der ventialen Seite finden wir diese | eigentümlichen zuletzt beschriebenen Gruppen von einfachen und ver- | Fig. K. Tipula lateralis. Hinterende der Larve. (Lupenvergrößerung ) sm Stignien- raittelstück mit dunkel ovalem Fleck. Fig. L. Tipula hortensis. Hinterende der Larve. 25:1. Tipuliden-Laiveii. ]^55 -/weio-ten Borsten neben einem Biiscliel chitinöser Fortsätze. Alle erwähnten Borsten, zu denen noch einige andere kommen, stehen in einer nicht iranz regelmäßig-en Qnerreihe in der vorderen Hälfte je- des Seo-ments. Außer dieser Querreihe finden sich vereinzelte Hoi'sten an den Seiten des Tieres. Das abpfestutzte hintere Körperende ist ähnlich demjenig-en der vorigen Larve (nel)enst. Fig. K). Die Borsten an den sternfürmig'en Fortsätzen sind schlanker, länger, unverzweigt und weisen einen schmalen Saum auf. Sehr auffällig sind fiir diese Larve die verhältnismäßig großen Kiemen, die hier aus vier gleich großen und zwei kleineren Schläuchen bestehen. Die größere Kieme erreicht eine Länge von 2 mm. Sobald sich die Larve unter Wasser befindet, spreizt sie die Kiemen auf- fällig weit aus. Die sonstigen anatomischen Verhältnisse sind im wesentlichen wie die der vorigen Larve. Nur das Stigma unter- scheidet sich äußerlich von dem jener Larven dadurch, daß der mittlere Teil nicht als eine einheitliche schwarze Platte erscheint, sondern als helles Feld mit weniger umfangreichem mittleren dunkleren Fleck von ovaler Form (vgl. Fig. K sm). V. Tipiila Jiortensis Meig. Ich fand die Larven von Tipida hortensis unter Moos an den Holzauskleidungen eines Mühlenbachs. Sie erreichen eine Länge von 18 mm und einen Durchmesser von 272 ii^ni- Die Körperfärbung ist gelblich braun. An der Oberfläche der Larvenhaut finden wir tauscli geregelt werden kann, was für die Tracheenlunge von großer Bedeutung ist. Leider ist es nicht mög- lich, den Vorgang in allen Einzelheiten zu übersehen. Form und Elastizität der Filzkammer und des Tracheensystems sind Faktoren, die sich nicht genügend feststellen lassen. 174 Fritz Gerbig, Physiologische Versuche. Wir haben oben gesehen, daß alle Tipuliden- Larven offene Stigmen besitzen, also alle Luftatmer sind oder sein können. Ferner linden wir bei ilmen zum Teil Kiemen, die auf eine Atmung im Wasser schließen lassen. In bezug auf Tracheenlunge und Kieme zeigen sie zum Teil große Unterschiede, und ich will nun an der Hand von einigen Experimenten untersuchen, in welchem Verhältnis die verschiedene Ausbildung dieser Organe zur Atmung und Lebens- weise der Larven steht. Ich teile die Larven in drei Gruppen ein: I. Larven nur mit Tracheenlungen {Tip. paliidosa, Tip. hortensis, Ctenophora flavicornis, Gnophomya pilipes). IL Larven mit Tracheenlungen und mit Kiemen {Tip. varipennis, Tip. gigantea, Tip. lateralis, Poecilostola punctata, Limn. discicoUis). III. Larven mit rudimentären Tracheenlungen, aber mit aus- gebildeten Kiemen {Limnophila fuscipennis). 1. Versuch: 2 ältere Larven von Ctenophora flavicornis, 2 Tip. hortensis (älteres Stadium), 2 Tip. paluclosa (älteres Stadium), 2 Tip. paludosa (I. Entwicklungsstadium) und 4 Larven von Gnophomya pilipes (älteres Stadium) wurden in ein Gefäß mit Wasser gebracht und durch über- gestülpte Drahtgaze daran verhindert, an die Oberfläche zu kommen. Das Wasser wurde stark durchlüftet. Nach 24 Stunden lebten sämt- liche Larven noch. Nach 48 Stunden waren die von Ctenophora flav., Tip. hortensis und Tip. paludosa (älteres Stadium) tot, während die anderen Larven noch lebten. Genauer ließ sich der Zeitpunkt des Absterbens der ersteren Larven nicht feststellen, da die Bewegungen bereits längere Zeit vor dem Tode aufhören, bewegungslose und scheinbar tote Larven aber event. wieder erwachen, wenn sie an die Luft ge- bracht werden. In diesem Falle trat eine Rückkehr zum Leben nicht ein. Die Larven von Gnophomya pilipes und Tip. paludosa (I. Stadium) lebten noch nach 8 Tagen, als ich den Versuch abbrach. 2. Versuch : 7 Larven von Tip. gigantea, 6 von Tip. lateralis, 4 von Poecilostola punctata, 4 von Limn. fusc. und 2 von Limn. discic. brachte ich ebenfalls in ein Gefäß mit stark durchlüftetem Wasser. Sämtliche Larven, die auch hier nicht an die Oberfläche gelangen konnten, lebten nach 3 Wochen noch, worauf ich den Versuch abbrach. 3. Versuch: 4 Larven von Tip. gigantea, je 3 von Tip. varipennis und Tip. lateralis, 5 Limn. /"wsc.-Larven und 4 Poecilostola punct.-'h2iVN%n wurden in ein Gefäß mit gewöhnlicliem Leitungswasser gebracht. Nach 24 Stunden lebten alle Larven noch, nach 36 Stunden waren Tipuliden-Larven. 175 die Larven Tip. vanpennis und 1 Tip. lateralis tot, während die beiden anderen Larven der letzteren Art erst innerhalb der nächsten 12 Stunden starben. Die übrigen Larven lebten noch sämtlich. Nach 3 Tagen befanden sich die Larven von Tip. giyaniea tot auf dem Boden des Gefäßes. Die Limn. fi(scipennis-LsiY\en starben nach 4 Tagen, während die Foecilostola-'La.YYen noch nach 10 Tagen lebten, worauf ich den Versuch abbrach. " Die Versuche beweisen eine auffällige Verschiedenheit in der Fähigkeit, den Sauerstoff dem umgebenden Wasser zu entnehmen. Die mit Kiemen versehenen Larven vermögen alle dauernd in durch- lüftetem "Wasser zu leben, die ohne Kiemen gehen nach längerer oder kürzerer Zeit zugrunde. Eine Ausnahme von der letzteren; Regel macht das I. Stadium von Tip. paludosa, die, obwohl sie keine Kiemen besitzt, es dauernd in durchlüftetem Wasser aushält. Die Tatsache dürfte kaum überraschen, da wir auch sonst bei jugend- lichen Larven, auch wenn diese keine spezifischen Kiemen besitzen, die Fähigkeit finden, in Wasser zu leben (vgl. Hagemann, p. 381), Li abgekochtem Wasser, das ich nach dem Verfahren von Deibel (p. 135) sauerstoffrei machte, starben die Larven aller 3 Gruppen innerhalb eines Tages. In Schwefelwasserstoff vermochten Larven von Ctenophora 3 Stunden zu leben, sie waren hernach scheinbar , tot, bewegten sich trotz Antastens nicht, erholten sich aber trotz- dem, nachdem sie einige Zeit an der Luft gelegen hatten, wieder, während einige Cerambj'cidenlarven, die ich zum Vergleich gleich- zeitig mit eingesetzt hatte, schon nach einigen Minuten tot waren. Beim nächsten Versuch benutzte ich Wasserstoff, den ich von unten in einen Glasballon leitete. Dieser hatte einen doppelt durchbolirten Korken, so daß das Gas durch das eine Loch eingeleitet wurde und durch das andere mittels einer Glaskapillare ausströmen konnte. Das ausströmende Gas zündete ich an und stellte so lest, daß in: dem Glasballon fortwährend reiner Wasserstoff vorhanden war. Die Larven von Tip. fjiffantea waren in dem Wasserstoff nach 3 Stunden scheinbar tot, erholten sich aber wieder, nachdem sie an die Luft gebracht wurden. Die Ausbildung der Tracheenlunge ist ohne Einfluß auf die Aufnahme von gelöstem Sauerstoff, wie auch kaum anders zu er- warten war. Sicher spielt neben der Kiemenatmung die Stigmen- atmung die Hauptrolle, was ich einmal durch die biologischen Be- obachtungen in der Natur und ferner durch die unten beschriebenen Ver- suche feststellen konnte. Auch bei den Larven von Limn. fuscipennis, Zool. .lahrl.. XXXV. Abt. f. Syst. 12 176 Fhitz Gerbig, bei der wir mit Rücksicht auf die Lebensweise vielleicht annehmen könnten, daß die Stigmenatmung keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt, sehen wir, daß sie in der Gefangenschaft häufig in typischer Weise mit dem Hinterende an der Oberfläche des Wassers hängen. Ca. 100 Larven von Tip. gigantea wurden in ein großes zur Hälfte mit AVasser angefülltes Aquarium gebracht. In dem Gefäß befand sich ferner eine Sandschicht, die in Form einer schiefen Ebene vom Boden des Aquariums bis zur Wasseroberfläche reichte. Nach einigen Minuten bewegten sich die Larven auf dem Grunde des Gefäßes nach dem einfallenden Lichte zu, um dann erst die schiefe Ebene emporzukriechen. Nach einer halben Stunde hatten die ersten Larven ihre Wanderung beendet, und nach 2 Stunden hingen alle Larven mit dem Abdomen an der Wasseroberfläche. Der Versuch macht es wahrscheinlich, daß die Larven bei ihren Wanderungen sowohl vom Licht wie auch von der Schwerkraft beein- flußt werden. Nach der Lebensweise könnte man annehmen, daß einzelne Formen, wie z. B. Tip. gigantea und Tip. varipetmis, die unter Laub und Moos leben, sich nur nachdem Licht orientieren, daß aber bei andern Formen, die im Schlamm leben, wie z. B. bei den Larven von Tip. lateralis, von Poecilostola punctata etc., ein solches Lichtempfinden nicht genügt. Um mir über diesen Punkt Klarheit zu verschaifen, habe ich folgende Versuche angestellt. Einige Larven von Tip. gigantea und Tip. lateralis wurden in einen hohen Glaszylinder, der mit Moos angefüllt war und außerdem abgestandenes Wasser enthielt, gebracht. Durch ein übergestülptes Blechgefäß wurde der Glaszylinder bis auf einen unteren schmalen Ring vollständig verdunkelt. Die Larven sammelten sich anfangs an der Lichtgrenze, wanderten dann aber nach der Oberfläche des Glaszylinders. Auch in vollständig verdunkelten Gefäßen sammelten sich die Larven unter ähnlichen Verhältnissen stets an der Oberfläche des Wassers an. Aus diesen Versuchen geht hervor, daß die Larven bei Atemnot sich zunächst dem Lichte zuwenden. Daß sie aber immer der Wasseroberfläche zustreben, wenn die Lichtwirkung ausgeschaltet ist, läßt darauf schließen, daß die Larven irgendwelche Organe (statische Organe) besitzen, die es ihnen ermöglichen, den Weg nach oben zu finden. Ich habe die Larven auf solche Organe hin untersucht, es war mir aber bisher nicht möglich, solche nachzuweisen. Tipuliden-Larven. 177 Zusammenfassung. So gering aucli die Zahl der untersuchten Formen verglichen mit der ungeheuren Artenzalil der Tipuliden ist, so will ich doch versuchen, sie der Übersicht halber in eine Tabelle einzureihen, die ich auf Grund der verschiedenen Ausbildung der abdominalen stern- förmigen Strahlen und der Zahl der Kiemen aufstelle. 1. Das Hinterende besteht aus 6 ziemlich gleich langen Strahlen, von denen die beiden ventralen je eine typische Sinnes- borste tragen 2 Es besteht aus 5 Strahlen 3 Es besteht aus 4 Strahlen 4 Es besteht aus 2 Strahlen 5 2. Larven mit 6 Kiemen Tipula gigantea Tipula lateralis Larven mit 8 Kiemen Tipula varipennis Larven ohne Kiemen Tipula paludosa Tipula hortensis 3. Alle 5 Strahlen gleich lang, Larve ohne Kiemen und ohne typische Sinnesborste Gnophomya pilipes 4. a) alle 4 Strahlen gl eich lang, die ventralen besitzen je eine typische Sinnesborste, auf der dorsalen Seite befindet sich als Rudiment eines 5. Fortsatzes ein Haarbüschel, Larve mit 4 Kiemen Poecilostola punctata b) 2 Strahlen lang, 2 kurz (keine typische Sinnesborste), Larve mit 4 Kiemen Limnophila discicollis 5. Die 2 Strahlen wenig hervortretend (mit typischer Sinnes- borste) Ctenophora flavicornis Die 2 Strahlen stark verlängert (ohne typische Sinnesborste) Limnophila fuscipennis Das Stigma der Tipuliden-Larven, dessen Mittelstück bisher von allen Autoren als eine undurchlässige Platte beschrieben ist, zeigt einen wohl ausgebildeten Stigmenspalt, der im I. Entwicklungs- stadium als einfacher Schlitz vorhanden ist und der auch in den späteren Stadien mehr oder weniger modifiziert noch in Funktion bleibt. Der Stigmenring ist nicht, wie bisher meist behauptet wurde, durchlöchert, sondern er wird von einer zusammenhängenden Membran gebildet, an die sich von unten Rippen legen, die Gebilden 12* 178 Fritz Gebbig, der Filzkamraer entsprechen. Die letzteren sind nicht Borsten, sondern Chitinrippen, die durch Faltung von Membranen entstanden sind. Die Membranen zwischen den Rippen sind (stets?) ge- schwunden. Die Filzkammer ist eine erweiterte Trachee ; die Trachee reicht also bis zum Stigma. Ein Stigmenvorraum ist nur im I. Ent- wicklungsstadium vorhanden. An die Trachee resp. Filzkammer setzen Tracheenmuskeln an, die für die Funktion der Tracheenlunge eine Rolle spielen. Die Capillarenbündel der Tracheenlunge sind als homologe Gebilde der Tracheenzellen, wie wir sie bei Gastriden und Bibioniden-Larven gefunden haben, aufzufassen. Bei sehr vielen Tipuliden-Larven finden sich Kiemen, die es ihnen ermöglichen, in sauerstoffreichem Wasser zu leben. Zum Schlüsse sei es mir vergönnt, meinem hochverehrten Lehrer Herrn Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. G. W. MtJLLER meinen herzlichsten Dank für die vielen Ratschläge und Unterstützung bei Abfassung der Arbeit auszusprechen. Dank schulde ich ferner dem Assistenten Herrn Dr. W. Baunacke für die mannigfach gegebenen Anregungen. Tipuliden-Larven. j7y Literaturverzeichnis. la. Beling, Th., Beleuchtung einiger Arten aus der Familie der Tipuliden, in: Wien, entomol, Ztg., Jg. 1884. Ib. — , Zur Naturgesch. verschied. Arten a. d. Fam. der Tipuliden, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Jg. 1873, 1878, 1886. 2. Berlese, Antonio, GH Insetti, loro organizazzioni, sviluppo, abitu- dini e rapporti coli' uomo, Milano 1909. 3. BouCHE, Naturgeschichte der Insekten, Berlin 1834. 4. Brown, James, Some points in the anatomy of the larva of Tipula maxima. 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J|;82 Fhitz Gerbig, Erklärung der Abbildungen. a. m äußere Lamelle der eigentlichen o. r oberer Rand des Stigraenspalts Stigmenmembran pm Plasmamembran c Körpercuticula r. f radiäre Falten cap Capillare sh typische Sinnesborste ch Capillarenbündel sm Stigmenmittelstück ch Filzkammergebilde sp Stigmenspalt etn eigentliche Stigraenmembran sr Stigmenring f, r feine Chitinrippen zwischen den st Stigma Stützrippen str Stützrippen fw Filzkammerwand stv Stigmenvorraum hy Hypodermiszelle ir Trachee i. m innere Lamelle der eigentlichen trm Tracheenmuskel Stigmenmembran um untere Stigraenmembran k Kieme u. r unterer Rand des Stigmenspalts km Körpermuskulatur x Grenze zwischen Stigmenvorraum n Kern und Trachee Alle Figuren sind mit dem AsBE'schen Zeichenapparat gezeichnet. Tafel 3, Fig. 1. Tipula varipennis. Ventraler Fortsatz des hinteren Körper- endes der Larve. 25 : 1. Fig. 2. Tipula paludosa (L Entwicklungsstadium). Stigma (total). 575:1. Fig. 3. T. paludosa (I. Entwicklungsstadium). Schnitt durch das Stigma und die Tracheenlunge. 575 : 1. Fig. 4. Tipula lateralis (ältere Larve). Stigma (total). Der Rand des Stigmenspalts der oberen Membran ist ausgezogen, der der unteren Membran ist punktiert. 115:1. Tipuliden-Larven. 183 Fig. 5. T. lateralis. Stigma durchtrennt, so daß die Ränder des Stigraeuepalts voneinander entfernt sind. 115: 1. Fig. 6. T. lafcralis. Stigmenring bei hoher Einstellung. 700 : 1, Fig. 7. Tipula lateralis. Stigmenring bei mittlerer Einstellung. .700: 1. Fig. 8. 7. lateralis. Stigmenring bei tiefer Einstellung. 700 : 1. Fig. 9. Ctenophora flarkornis. Schnitt durch den Stigmenring senk* recht zu den radiären Falten. 700 : 1. Fig. 10. C. flavicarnis. Schnitt durch den Stigmenring in der Richtung der radiären Falten. 700:1. Fig. 11. Gnophomya pilipes. Schnitt durch die Pilzkammergebilde. 1150:1. Fig. 12. Tipula paludosa. I. Stadium kurz vor der Häutung. Schnitt durch die Anlage des Stigmas, st^ altes Stigma, tr^ alte Trachee. 1150:1. Fig. 13. T. paludosa. I. Stadium kurz vor der Häutung. Schnitt durch neu angelegte Filzgebilde. 1150: 1. Fig. 14. T. paludosa. Querschnitt durch ein Capillarenbündel in der Nähe der Ansatzstelle an der Filzkammer. 1150:1. Fig. 15. T. paludosa. Querschnitt durch ein Capillarenbündel in der Nähe der Auflösung in die einzelnen Capillaren. 1150:1. Fig. 16. T. paludosa. I. Stadium kurz vor der Häutung. Schnitt durch neu angelegte Filzgebilde. / Höcker in der Plasmamembran. ps Plasmaschlingen. 1150:1. Fig. 17. Poecilostola piindata. Eine reichverzweigte Borste der Körperbedeckung. 400:1. Fig. 18. Gnophomya pilipes. Die 3 letzten Segmente in seitlicher Aneicht (Lupenvergrößerung). Tafel 4. Fig. 19. Tipula paludosa. Längsschnitt durch ein Capillarenbündel. 780: 1. Fig. 20. Tipula lateralis. Dorsalansicht eines Segments der Larve. Fig. 21. Gnophomya pilipes. Capillarenbündel (nach einem mit Osmiumsäure konservierten Präparat). 400 : 1. Fig. 22. Tipula paludosa. I. Stadium. Tracheenlungencapillare mit Kern (nach einem Osmiumsäurepräparat). 1150: 1. Fig. 23. Bibio sp. Tracheenzelle (nach einem mit Osmiumsäure be- handelten Präparat). 400: 1. Fig. 24. Poecilostoia punctata. Längsschnitt durch das Stigma. 210: 1. Fig. 400 : 1. 25. Fig. Fig. Fig. 26. 27. 28. Fig. 29. 184 Fhitz Gebbig, Tipuliden-Larven. Liynnophila fuscipennis. Stigma (total) in seitlicher Ansicht. L. fuscipennis. Querschnitt durch das Stigma. 400 : 1. L. disdcollis. Längsschnitt durch das Stigma. 400 : 1. Gnophomya pilijjes. Längsschnitt durch das Stigma, 115 : 1. Poecilostola punctata. Längsschnitt durch die Filzkammer. Die Chitinspiralen {sp) der Trachee sind ausgezogen, während die Filzgehilde sbhwächer gezeichnet sind. 575 : 1. Fig. 30. Tipiila lateralis. Längsschnitt durch die linke Hälfte des Abdomens der Larve. 75 : 1. Fig. 3 L T. lateralis. Die 3 letzten Segmente der Larve in dorsaler Ansicht (Lupenvergrößerung). Fig. 32. T. horlensis. Längsschnitt durch den Kern der Capillaren in gewöhnlichem Zustand (Wj schraffiert) und kurz vor der Häutung (Wg punktiert). Fig. 33. Poecilostola punctata. Drüse (total). 210 : 1. Fig. 34. L. disdcollis. Larve (total) in Dorsalansicht (Lupen- vergrößerung). Zooloff.Jahrbii,-}in-Bd,.35AU.f Sifs(. Taf.3. von GustavFisclienn Jena IrthAiL'^TlAPmfo leifi:w Zoolotj. Jahrbüchn- Bd. 35 Abi. f Sysl. Taf.lh, Verlag von GuslafBscWmJesa Ijöi AnstvIj^Tmke leifj^ig Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. Zur Kenntnis von Myrmecophilen aus Abessinien. I. Von Dr. A. ßeichensperger. (Aus dem Zoolog, u. vergl.-anatom. Institut der Universität Bonn.) Mit Tafel 5-6 nnd 15 Abbildangen im Text. Im Laufe des verflossenen Jahres (1912) erhielt ich von meinem eifrigen Korrespondenten Herrn Keistensen, Kopenhagen, sehr reich- haltiges Material an Ameisen und Ameisengästen aus Abessinien. Der gi'ößte Teil desselben wurde während seines damaligen Aufent- haltes bei der Stadt Harrar und in deren weiterer Umgebung ge- sammelt. Es ist besonders dankenswert, daß bei der überwiegenden Mehrzahl der Myrmecophilen außer genauen Daten auch stets die Wirte beigegeben waren, deren Bestimmung Herr Dr. Santschi (Kairouan) in liebenswürdiger Weise kontrollierte und übernahm. Beiden genannten Herren sei auch an dieser Stelle nochmals für ihre Bemühungen Dank gesagt. Die Ausbeute Kristensen's zeigt wiederum klar, welche viel- seitige biologische und systematische Ernte noch des Myrmecophilen- Forschers harrt. Wenngleich Abessinien wie besonders das benach- barte Eritrea bereits durch Raffeay's, Andreini's und Escheeich's Reisen bezüglich der Ameisengäste verhältnismäßig gut durchforscht ist, so befanden sich doch unter dem mir vorliegenden Material eine ganze Anzahl neuer Formen, die im Folgenden beschrieben werden sollen. — Abgesehen von biologisch interessanten gehäusetragenden 136 -^- Reichenspergeb, Lepidopteren-Larven, einer unbekannten Ameisengrille u. a. erwiesen sich allein unter den 9 mir zugesandten Arten der Paussiden-Familie nicht weniger denn 6 als neu. Dadurch steigt die Zahl der An- gehörigen der Gattung Patissus in engerem Sinne auf 185; aus Abessinien und Eritrea sind nunmehr 27 Paussiden bekannt, von denen 22 sich auf dieses Gebiet beschränken dürften. Leider weist unsere Kenntnis der Paussidenwirte noch sehr große Lücken auf. Dieselbe ist unentbehrlich, wenn wir das Verhältnis der Abhängig- keit von Gast zu Wirt und seine interessanten Folgeerscheinungen näher ergründen wollen. Insbesondere wäre es unter Umständen entwicklungsgeschichtlich von Bedeutung zu erfahren, welche Wirte eine weitverbreitete Paussus-Art an den Gegenpolen ihrer Verbreitung besitzt oder welche Wirte nächstverwandten Paussus - Arten zu- kommen. Vielleicht ergäbe sich dann eine nähere Erklärung für die fast unbegrenzte Mannigfaltigkeit der Gestalt des Paussiden- fühlers sowie eine befriedigende Auskunft über die ßoUe, welche den Wirten etwa bei dessen Ausbildung zustand und wohl noch zusteht. Bei weitem die Mehrzahl der bisher bekannt gewordenen Wirte gehört der Myrmicinen-Gattung Pheidole an; auch die abes- sinischen Arten von Pheidole beherbergen nach Kkistensen's Funden vielfach Paussiden, ferner finden sich solche aber nicht selten bei einer kleinen Camponotine, Acantholepis, die auch zahlreiche Gäste aus anderen Gruppen besitzt. — Herrn P, E. Wasmann bin ich für die photographische Auf- nahme der Typen neuer Arten (Taf. 5) sowie für bereitwilligst zur Verfügung gestelltes Vergleichsmaterial seiner Sammlung, Herrn Prof. R. Gestkö für den Vergleich zweier eingesandter Arten mit Stücken des Museo Civico in Genua sowie für sonstige Auskunft zu lebhaftem Dank verpflichtet. L Paiissidae. 1. Arthropterus pallidus Raffe ay. Die Gattung Arthropterus, deren Mitglieder einerseits in Australien (über 50 Arten), andrerseits in Afrika (4 Arten) sich finden, gehört größtenteils dem extremen Trutztypus an. Da sie sich seltener in den Ameisennestern selbst als vielmehr in deren näherer Umgebung auflialten dürften , ist es nicht erstaunlich, daß bisher nur von 2 australischen Arten bestimmte Angaben über den Wirt vorliegen. Zur Kenntnis von Myrmecophilen aus Abessinien. 187 Von den afrikanischen Arten, die übrigens im allgemeinen Habitus derart von den australischen abweichen, daß die Aufstellung- zum wenigsten einer neuen Untergattung berechtigt wäre, fehlten Wirts- angaben ganz. — Meine Exemplare von A. 1)01110.118 wurden in Nestern von Mefisor harharns L., imnctatna Foe. (2 Stück) und von AcantJiohpis capensis Mayr, canescens Em. gefunden. Dire Daoua und Abuker, März und Mai. — Ob beide, verschiedenen Unterfaniilien angehörende Ameisen gesetzmäßige Wirte sind, erscheint mir zweifelhaft, wenngleich Gäste des allgemeinen Trutztyps aus naheliegenden Ursachen weit häufiger mehr- oder vielwirtig sind als Gäste mit Symphilen-Charakter. 2. Paussiis 2^>'0€erus Gerst. Von dieser, gleichfalls dem Trutztypus angehörenden großen Art sammelte Herr Kristensen 2 Exemplare ohne Wirtsameise in der Umgegend von Harrar; Gebel Hakim (2000 m), unter Steinen, Mai. 3. PaKssus Ixvistenseni n. sp. (Fig. 4, Taf. 5; Fig. 4, Taf. 6.) Castanens, subnitidus, pundatus, piliferus. Antennae validae, (üiictdo primo suhquadrato, disperse punctato. Clava oblonga, latitudine duplo longior , lenticularis, lateribns anticis posUcisque fere paraUelis, perspicue marginatis; supra regidariter perparum convexa, infra in medio inflata, ubique regidariter dense punctata, pilis minutissimis vestita; dente hasali hrevi valido. Frons antice truncata, margine paidlo elevato, fere plana, parte anteriore polita, posteriore grosse punctata, pilifera. Ocidis valde pro- minentihus. Prothorax irregulariter punctcdus, simplex (non hipartitus), antice rottindatus, postice rectus, in medio paullo coartatus et linea transversim impressa, linea longitudinali tnedia brevissima. Elijtra elongata, thorace duplo latiora, sicid pygidium dense punctata, punctis breve piliferis. Pedes validi non dilatati aut compressi. Long. 9,5 — 10, lat. 3,5. mm. P. Jiristenseni, zu der großen Gruppe mit linsenförmiger Fühler- keule ohne Stirnhorn oder Stirnpore gehörend, nähert sich in der Form der Fühler und allgemeinem Habitus dem P. abessinicus Raffe. Er unterscheidet sich deutlich von ihm dadurch, daß auf der Fühler- keule keine Furchen wahrnehmbar sind, ferner ist der Kopf flacher, nach vorn sehr wenig abfallend, gerade abgeschnitten mit etwas Jgg A. Reichensperger, aufgebogenem Rande und Ecken. Der vordere Teil des Thorax ist flacher, oben kaum gerundet und ohne vollständigen seichten Längs- eindruck, vielmehr nur mit einer unmittelbar vor dem Hinterende beginnenden, ganz kurzen, scharf eingerissenen Längslinie, welche die Querfurche schneidet und sich auf dem hinteren Prothöraxteil kurz fortsetzt. Dieser ist fast ebenso breit wie der vordere Teil und nur sehr wenig kürzer. In der Thoraxmitte ist die Punktierung und Behaarung spärlich, diese Stelle ist glänzender als die Um- gebung. Flügeldecken parallel, wenig gewölbt, rauh punktiert und am Seitenrande deutlicher behaart. Der Hinterrand der Decken ist stumpfkantig abgestutzt und läßt einen Teil des Pygidiums unbe- deckt. — Von dem plumperen P, laevifrons Westw. ist die Art durch Form und Skulptur von Fühlerkeule, Thorax u. a. leicht zu unterscheiden. Abessinien: Harrar. Gebel Hakim (2000 m), Dire Daoua, eine Anzahl von Exemplaren ; unter Steinen, ohne Wirtsameise, März— Mai. Ich widme die Art ihrem Entdecker. 4. Paiissus glohieeps n, sp. (Fig. 5a, b, Taf 5; Fig. 5, Taf. 6.) Fuscocastaneus , subnitidus. Antennae compadae, articuJo primo lato glohoso, antice paullo marginato; clava vix longior quam lata, antice et apice marginata, postice haut marginata, basi dente brevi valido, paullo recurvato; supra convexa, infra in medio valde inflata; supra nitida, punctis nonnullis piliferis, apice semilunariter opaco, densissime subtiliter punctato. Caput valde globosum, inflatum, antice rectum, fronte concava nitida; Vertex valde inflatus densissime pilosus (Textfig. A). — Prothorax subinteger, capitis latitudine simplex, antice lateribus rotundatis dense pilosis, postice rectis; in medio transversim impressus, minus pilosus, subnitidus. Elytra arcuata, parallela, thorace vix latiora, dense punctata, pilifera. $$; Pygidium valde prominens, dense punctatum, piliferum; ^^: pygidium elytris obtectum. — Pedes perbreves, validi, incrassati. $; Long. 8,5 — 9, lat. 3 mm. cJ; long. 5,5, tat. 2 mm. P. globiceps gehört gleichfalls zu der Gruppe mit linsenförmiger Fühlerkeule ohne Stirnhorn, nimmt in ihr jedoch durch die fast ganz parallele Gestalt und die auffallende Form des Kopfes eine besondere Stellung ein. — Die Fühlerkeule ist kurz gedrungen (Fig. 5, Taf. 6), außen nicht gerandet und ohne merkliche Furchen ; Zur Kenntnis von Myrmecophilen aus Abessiuien. 139 sie glänzt ziemlich stark mit Ausnahme der Spitze, die halbmond- förmig sehr dicht und fein punktiert und dadurch matt ist. — Der Kopf ist hochgewölbt, wie aufgetrieben, oben und seitlich sehr dicht und fein abstehend goldgelb behaart; die Stirn fällt nach vorn steil konkav ab, der abfallende Teil ist hochglänzend, mit geradem, etwas gekieltem Vorderrand und schwach aufgebogenen Ecken. Der Thorax ist breit, der hintere Teil wenig gegen den vorderen ab- gehoben und verengt, der seinerseits dem Kopf an Breite ungefähr gleichkommt ; die obere Fläche ziemlich eben, sehr spärlich zerstreut ])anktiert, glänzend; die Seiten nebst der vorderen Rundung sind dicht kurz goldgelb behaart. Die Flügeldecken sind von den Schulterecken seitlich nach unten einwärts gebogen, und ihr Rand ist nach hinten geschweift; überall eingestochen punktiert, mit oben ganz kurzer, seitlich zum Rande zu jedoch länger werdender Behaarung. Das Pygidium tritt beim $ vor, ist gleichmäßig punktiert und in der Mitte kurz, seit- lich und am Rande etwas länger behaart. Harrar, Gebel Hakim, März und Juni ; mehrere Exemplare, teils ohne Ameisen unter Steinen, teils bei AcantJiolepis capensis Matr, canescens Em. im Nest. Während P. h-istenseni gleich den anderen Angehörigen seiner Gruppe einen reinen Trutztypus aufweist, ist bei gloUceps ein ent- schiedener Fortschritt auf den Symphilen- Charakter hin gegeben, der sich be- sonders durch die dichte, wenn auch noch kurze Behaarung zeigt; eine ähn- lich stark ausgebildete kommt bei den übrigen bekannten Mitgliedern der Gruppe nicht vor. Auch die parallele gewölbte Gestalt nähert sich derjenigen der ^. . „ , , . ,. . noiier dmerenzierten Paussiden. Die von der Seite gesehen. Bildung der Beine deutet noch auf den Trutztypus hin, da ihnen eine weitgehende Verbreiterung eigen ist, im Verhältnis stärker als beispielsweise bei P. procerus. Aller- dings treffen wir eine solche Verbreiterung ja auch häufig als Schutz- anpassung bei den höchststehenden Symphilen der Gruppe mit ge- teiltem Halsschild. Bemerkenswert ist bei gloUceps der auffallende Größenunterschied der Geschlechter, da im allgemeinen (^ und $ bei den Paussiden kaum verschieden erscheinen. J90 ^- Reichensperger, 5. Paussus laetiis Gerst. Diese Art, welche bereits von Raffray in Höhe von etwa 2000 m häufig gefunden wurde, ist u. a. von Dr. Andreini ebenfalls mehrfach und zwar bei Acaniholepis capensis canescens unter Steinen gesammelt worden. Auch meine zahlreichen Exemplare stammen nur von dieser Wirtsameise her, so daß die Art zweifellos gesetzmäßig bei Acaniho- lepis lebt. In der Färbung der Flügeldecken zeigen sich sehr geringe Variationen, insofern die rötlich-braunen Randpartien bald etwas schmäler, bald breiter sein können. Bei PaussomorpJius schwankt nach Gesteo (1909) die Ausdehnung der dunklen Flügeldecken- zeichnung viel erheblicher. Harrar, Gebel Hakim, Bisa Timo (ca. 1300 m). März bis Juni. 6. Paussus eapreoJus n. sj). (Fig. 3, Taf. 5; Fig. 7, Taf. 6.) Bufopiceus, elytris nigris; subopacus, tkorace nitido. Antennae dense pimctatae et granulosae, articulo primo cylindrico; clava perlonga, septies longior articulo primo, paullo recurva, angtista, apicem versus paiülo angustata; dente hasali hrevi, acuto; extus tuhercidis sex versus apicem minorihus. — Caput antice paullo depressum, antice bilobatum, vertice) utrinque supra oculos foveola parva cicatricosa. Thorace hipartito, capiU; duplo longiore; parte antica hrevi, paullo latiore capite, acute angulata,) trisinuata; sulca inter partem anteriorem late aureopenicillata ; parte-, posteriore patdlo angustiore, profunde nitidissime impressa; laterihm: excavationis acute elevatis; hasi rede truncata. Elytra levissime coriacea pilis subalbidis dispersis. Margines laterales elytrorum sicut margo pygidii setis longis rufescentibus ornati. Pedes stibnitidi, vix pilosi, solorum posteriorum femora tibiaeque valde compressa et dilatata, pilis subalbidis marginata. Long. 5, lat. 2 mm. P. capreolus steht dem P. latreillei Westw. und P. tigrinus Gestro einerseits nahe, andrerseits leitet es von diesen über zu P. cerambyx Wasm. Mit den ersteren zeigt er einige Übereinstimmung in Färbung und allgemeinem Habitus, unterscheidet sich aber durch die stärker gebogene, viel dünnere und im Verhältnis etwas weniger lange Fühlerkeule von ihnen. Deren Ober- und Unterseite ist wie das 1. Fühlerglied lederartig rauh punktiert, fast geperlt. Die Keule hat etwa ^/g der Gesamtlänge von Kopf nebst Thorax, sie ist messer- Zur Kenntnis von Mynnecuiiliilen uns Abessinieu. 191 aitij? flach zusanimeiioedrückt — viel flacher als bei laircillei — und iiiniint zur Si)itze g^anz allmählich an Breite ab. Am Hiiiter- rauile nur äußerst geringe Spuren einer Furchenbil-dung mit 6 un- merklichen Giübchen oben und (> kleinen Wärzchen unten, die zur Spitze hin an (-irüße abnehmen und wenige, aber deutliche Bürstchen tragen. An der Keulen basis ein kräftiger Zahn. — Der Kopf ist vorn kurz eingeschnitten und bildet zwei nach innen abgerundete, nach außen mehr stumpfwinkelige, vorn glänzende Lappen. Zum Scheitel sanft ansteigend, sehr dicht fein punktiert, matt. Jeder- seits beflndet sich dicht oberhalb der Augen eine seichte Furche und an deren Hinterende eine schwärzliche kleine Pore. Thorax sehr wenig länger als breit; der vordere Teil ist quer kiellörmig, nach hinten stark, nach vorn schwächer abfallend, zerstreut be- borstet, mit einer mittleren und jederseits einer seitlichen Furche. Die Basis des Vorderteils reicht weniger weit nach hinten als bei r. cemmhjx und ist stumpfer. Die sehr breite Querfurche zwischen beiden Thoraxteilen zeigt dichtes, goldgelbes Haartoment. Der ab- schüssige Teil zur Thoraxgrube hin ist hochglänzend, oben nahe dem Hinterrande sind 2 rundliche Erhebungen. Die Seitenränder der Aus- buchtung des hinteren Thoraxteiles sind schmal erhaben mit gerundet vorgezogenen Vorderecken. — Farbe der Flügeldecken schwarz mit zerstreut regelmäßiger weißer Beborstung. Der Seitenrand trägt sehr starke lange, nach hinten gekrümmte goldgelbe Borsten (fehlen bei P. ceramhyx). Das Pj'gidium besitzt lange, dichte Trichom- büschel an seinem Hinterrande (fehlen bei P. JaireilJei). Schenkel und Tibien der Hinterbeine stark verbreitert und zusammengedrückt. — Ein näherer Vergleich mit P tigrinus, Gestro 1901, der, ebenfalls aus Abessinien stammend, von Raffray seinerzeit als Jatreülei (Senegal), bestimmt worden war, ließ sich leidei- wegen der knappen Diagnose Gestro's nicht durchführen. P capreolus weicht insofern noch weiter von tif/rinus ab, als bei letzterem bereits „clava anten- narnm minus incurva, excavatione exteriori paidlo Jatiore^^ ist als bei lafmllfi. Diese Art steht zweifellos auf einer sehr hohen Stufe echten ' Gastverhältnisses zu ihren Wirten, da außer den Beinen kein Körper- ;teil ohne Exsudatorgan oder Trichome ist. 1 Harrai', Dire Daoua, März, bei Pheidole rotimdata For. ilgi Für. U Stück. Zool. Jahrb. XXXV. Al.t. f. Svst. 13 j^92 ■^- Reiciiknsi'ekgek, 7. JPaussits anxius n. sjt. (Fig. 1, Taf. 5; Fig. ß, Taf. ö.j Fnscopiceus, clytris ohscurioribiis, opactis, totus hrcve et disperse albido setosus. Antennarum articulo primo qjlindrico, suhrohindato ; clava lata naviculari; margine antico rotimdato paullo ohtuse serrato, quattnor fovris impressis: margine posfiro supra quitique sulcis trans- versis, obsoletis et ohscuris; infra sexcostata, margine costarum penidllato; antennarum clava basi tridentata. Caput thoracis fere latitudine, antice hilobatum, carinatum, haud depresswn; in vertice foveis duabus fere triangularibus. Thorax bipartitus, partibus inter se longitudine et lati- tudine fere aequalibus; parte anteriore lateribus angulatis subdentatis, in medio sulco brevi ; parte postica antice profunde excavata et trisulcata. Elytra lata, subquadrata, margine posteriore serie setarum aurearum longarum. Pedes breves, posteriores magis, medii et anteriores minus dilatati et compressi. Long. 4,7—5 mm, lat. 2 mm. P. anxius weist sich durcli den borstenbesetzten Hinterrand der tiefgefurchten, kahnförmigen Fülilerkeule als zur denticulatus-Gn\])[)e geliörend aus. Im gesamten Habitus sowie in Kopf- und Thorax- bildung ver-niittelt die Art einen Übergang zu P. aureof/mbriatiis Wasm.; jedoch ist die Gestalt etwas weniger vierschrötig, die Fühler- keule im Verhältnis um ein Geringes kleinei'. Die am oberen wie am unteren Hinterrande ganzrandige Keule ähnelt am meisten der des P. excavatus Westw.; sie trägt jedoch unten 6 zur Spitze hin an Größe abneiimende Borstenpinsel; in der Höhlung sind 6 deut- liche Furchen vorhanden, 5 sehr schwach angedeutete etwas schwärz- liche befinden sich auf der Oberfläche nahe dem Hinterrande. Vorder- rand zusammengedrückt, mit 4 deutlichen Grübchen. Die Scheitel- bildung ist der von aureofhnbriatus ähnlich, aber weniger erhaben, mit 2 deutliclien Poren. Krstes Füblerglied. Kopf und Thorax sind fein lederartig gerunzelt, punktiert, matt. Der vordere Thoraxteil ist kielförmig mit 3 seichten Furchen, von oben gesehen an den Seiten zahnförmig vorsi)ringend, wenig breiter und küi'zer als der Kopf. Seiten des hinteren Thoraxteils kräftig, ziemlich weit nach vorn reichend, so daß die Grube fast rechteckig scharf hervortritt; Trichome nur an deren Hand schwach entwickelt. — Die Flügel- decken sind schwarz, dicht fein punktiert, matt, mit weißen kurzen Borsten belegt; die Decken fallen über das nicht vorstehende Pygidium ziemlich steil nach hinten ab und tragen auf den abfallenden Par- Znr Kenntnis von Myrmecophilen aus Abessinien. 193 tieii sowie am llinteiTande spärliche, lange, goldgelbe Bürsten, welche zu 3—5 zu einem Pinsel vereinigt sind. Harrar. Bisa Timo. Mai. 2 mal in Nestern von Pheidole caffra Em. abyssinica For, je 1 Exemi)lai'. 8, Patisstfs niodestffs n. sp. (Fig. 2, Tat". 5: Fig. 8, Taf. 6.) Castaneus, paullo nitidus, suUiliter pundatus, parvus et angustns. Auiennarum articulo primo sid)quadrato, clava capite vix maior, orhi- adaris, ridde compressa, foUiformis, prope basin paidlo incisa, rotundata, deme et subtiliter punctata; postice usque ad teHiam latitudinis partem heiter excavata, margine inferiore vulde porrecto, sulcis sex obsoletis transversis, setulis minimis albidis ornato; margine superiore perpaidlo crenulato, puncfis qninque nigris. — Capid thoracis latitudine, antice paidlo carinatinn et incisuni, vetiice supra oados idrimque breviter cornuto, cornibus inter se carina tdrimque incisa connexis. Thorax bipartitus, latitudine paullo longior, lateribus parallelis; pars anterior posteriore paidlo brevior: pars anterior lateribus subrotundatis, in medio obsolete impressa, posterior lateribus rectis, angidis anticis obtusis, paidlo elevatis breviter aureo-penicilJatis ; pars anterior magis, posterior minus dense subtditer punctatae. — Elytra oblonga lateribus impressis, margine laterali praeter basin setis aiireis longis reflexis ornato; prope apicem ehjtrorum Serie hrevi setarum depressarum. In pijgidio series setarum perlongarum alhidarmn , qiiarum basis aurea. Pedes valde dilatati et compressi. Long, vix 4 mm, lat. 1\^ mm. P. modestus, der Gruppe mit blattförmiger Fühlerkeule angehörend, steht dem P. kohli Wasm. einerseits, dem P. bicornis Was.m. anderer- seits nahe. Von bitubercidatus Kolbe unterscheidet er sich ohne weiteres durch die gänzlich plattgedrückte Fühlerkeule, deren seichte Eint'urchung außerdem nicht winklig, sondern ganz gerundet vor- gezogen ist. In der Art der Furchenbildung ist eine große Ähnlich- keit mit kohli gegeben, jedoch sind keine Basalecken oder Spitzen an der Keule vorhanden, wie bei jenem, vielmehr ist dieselbe überall gerundet, im ganzen fast kreisförmig. Von bicornis endlich unter- scheidet sich modestus in der Form der Fühlerkeule, Skulptur des Kopfes, Verhältnis der Thoraxteile zueinander, Art der Behaarung und allgemeiner Färbung. Auf dem Kopf erhebt sich oberhalb der Augen jederseits ein 13* 2^94 A.. Eeichensperger, kleines Hörnclien. das mit einer deutlichen ländlichen Grube ver- sehen ist. Die Hörnchen sind quer über den Scheitel in doppelter Weise miteinander verbunden: nach vorn zu durch eine stumpf- winklig in der Scheitelmitte gebrochene schwache Leiste ; nach hinten durch einen sanft gerundeten glänzenden dunkelbraunen Kiel (Fig. 8 Taf. 6). So entsteht zwischen den Hörnchen ein an der Spitze stumpf- winkliges Dreieck mit etwas konkaver Basis. Der Kopf ist kürzer als breit. Die Thoraxteile sind unter sich ungefähr gleich an Länge wie an Breite, zusammen 1^/4 mal so lang wie der Kopf. — Elytren etwas gewölbt, zugerundet, das Pygidium zum Teil freilassend, fein punktiert. Die hinteren -/g des Seitenrandes sind mit kurzen starken, fast anliegenden goldgelben Borsten versehen, eine halbkreisförmige Reihe ebensolcher Borsten befindet sich jederseits oben auf den Elytren nahe dem Hinterrande. Am Rande des Pygidiums sehr lange stark entwickelte Trichome. Harrar, Juli. Wirtsameise fehlt. 9. Hylotoi'us caroJi n. sp. (Fig. 6, Taf. 5.) Ferrugineus, pedibus flavis, parallelus, cylindncus, subopants. Caput magnuni , semiglobosum , dense et regulariter imndatnm : from sulco unico in medio frontis furcato duobus ramis furcae divergentihus, apice cicatricosis. Ocidi parvi, anguste reniformes. Antennarmn artirido primo perparvo, subquadrato ; clava multo majori, ovali, acuminato, apice penicillato, intus prope marginem inferioreyn carinata. Frans idrimque ad recipiendas antennas vdlde excavatus. Thorax pundatus, antice capitis latitudine, postice constrictus; parte anteriori maiori, sulco tenui transverso; parte posteriori antice forte bisimtata, in medio- siüco trans- versa forti, basi recta. — Elijtra basi constricta, dorso medio plana, tota levissime coriacea. Pedes breves, femoribus tibiisque ynaxime dilatatis et compressis. Long. 5 — 5,5 mm, lat. 2 mm. H. caroli schließt sich eng an den H. blanchardi Raffe, an, mit dem er im allgemeinen Aussehen und in der Färbung ziemlich über- einstimmt. Er unterscheidet sich von ihm jedoch entschieden durch ganz andere Skulptur, schwächeren Glanz, Form von Kopf und Thorax und Verlauf der Porenrinnen auf dem Vorderkopf. Gleich P. blanchardi besitzt caroli zwei Stirnporen ; während die von diesen auf den Vorderrand des Kopfes zu führenden Rinnen jedoch bei Zur Kenntnis von Myrniecophilen ans Abessinien. 195 hlanchardi nur selir wenig konvergieren und kurz darauf endigen, oline zusammenzulaufen (Raffr, 1887, tab. 16, fig. 27), treffen sie bei varoli bald zusammen und gehen in eine gemeinsame schwärz- liche, deutliehe Rinne über, welche sich bis an den Vorderrand des ("lypeus erstreckt. — Der Kopf ist von oben gesehen vorn ge- rundeter, glänzend, schwach punktiert und zerstreut kurz behaart; seine hintere Hälfte ist dicht grob punktiert, wie der vordere kragen- förmige Teil des Prothorax. Quer über diesen verläuft eine breite seichte Furche und von ihrer Mitte aus eine flache Einsenkung zum hinteren Teil des Thorax. — Dieser ist feiner punktiert, mit V(irn zwei bogigen Einsenkungen und einer engeren, etwas tieferen rundlaufenden Quereinschnürung hinter der Mitte; seine Basis ver- läuft geradlinig. Der vordere Thoraxteil ist weder viel länger noch viel breiter als der hintere. Flügeldecken sehr fein lederartig gerunzelt und punktiert, nur scheinbar schwarz gefärbt; in der Tat sind sie heller oder dunkler braungelblich; die schwarze Farbe wird dadurch verursacht, daß der dunkle Körper und die zusammengelegten stark schwärzlichen Flügel durchscheinen. — Die Beine sind sehr stark verbreitert, flach und kurz und können in seichte Ausbuchtungen von Kopf und Körper angelegt werden. Harrar. Gebel Hakim, Bisa Timo, März bis Juli. Eine Reihe von Stücken aus Nestern der Pheidole megacephala Fab., hin und wieder auch bei Pheidole rotimdata Mayr, ilgi Foe. — Ich widme die Art meinem Vater, der an meinen Bestrebungen stets regsten Anteil nahm, zum 70. Geburtstage. Die Kopfdrüsen von Hylotorus. H. caroh ist die fünfte Art dieser interessanten Gattung, die man wohl als eine parasitische Degeneration des Paussus-Typus an- sehen muß. Ihre Mitglieder sind bisher auf Afrika beschränkt: Süd-Afrika 2 Arten, .Sierra Leone 1 Art, Abessinien 2 Arten. Der Schutztyp ist aufs höchste entwickelt, da sämtliche Extremitäten nebst den Mundteilen durch Lage und Bau geborgen sind. Mit an- gezogenen Gliedmaßen ähnelt unser Tier einer kleinen, für Ameisen- kiefer unangreifbaren Walze. — Gleichwohl ist der Symphilen- charakter noch durch die Stirnporen gekennzeichnet. Die Fühler haben gar keine secretorische Funktion mehr, sind aber ebenso wie die Schenkel und Tibien der Beine überreich mit großen und kleineren Sinnesorganen ausgestattet. Auch der feine Haarpinsel 196 ^- Reichensperger, an der Fühlerspitze besteht aus Sinnesborsten, welche mit einem mehrfach verzweigten Fühlerläng-snerven in Zusammenhang- stehen. Die Struktur der Stirnporen habe ich auf Frontal- und Tan- gentialschnitten durch den Kopf näher untersucht, um Klarheit über ihre Funktion zu erhalten. Nach den Befunden ist es gewiß, daß sie der Secretion dienen, und gemäß ihrer kräftigen Entwicklung dürfte ihnen eine bedeutsame Rolle für das Tier zufallen. Die äußere Porenöffnung ist von einer verdickten Chitinschicht wallförmig umgeben, etwas verengt und von länglich-ovaler Form. Sie bildet den Ausgang einer tiefen becherförmigen Einsenkung; dieselbe verbreitert sich zunächst etwas, wird dann schmäler und geht, wieder breiter w^erdend, in ein Bodenstück über. Die Wände des Bechers werden bis unmittelbar hinter der Verengung von soliden Chitinlamellen gebildet; dann aber wird das Chitin etwas dünner und ist von zahlreichen größeren und kleineren, selten regel- mäßig stehenden Poren durchbrochen. Dieselben liegen meist ziem- lich dicht beieinander und sind schwach wallförmig umrandet. Auf diese Art kommt ein umfangreiches Sieb, ein Cribellum, zustande. — In dichten Lagen befinden sich rings um die Außenwände des Bechers große Drüsenzellen, von w^elchen jede einzelne einen sich langsamer oder schneller verengenden Ausführgang zu dem Cribellum hinsendet, wo er sich an eine Pore anschließt. Der Eindruck eines Pseudacinus tritt bei Hylotorus viel weniger deutlich zutage, als das bei den Stirndrüsen von Paussus ciicullatus nach Wasmann 1903 der Fall ist. Die Drüsenzellen sind von oval-birnförmiger Gestalt; ihr Plasma- inhalt ist feinkörnig, wenig vacuolisiert ; die fast stets rundlichen Kerne sind mittelgroß und liegen dem inneren Ende der Zellen genähert; sie zeigen mehrere deutliche Kernkörperchen. In den meisten Zellen ließen sich trotz einfacher Alkoholkonservieruug des Materials die Drüsenbläschen sehr gut wahr- Fig. B. Etwas schräger nehmen ; sie sind im allgemeinen länglich ge- von^HyMorns] ^Schra^ Streckt, mit deutlichem Kanal in der Mitte, wie fiert: Gehirn: punktiert: er an dem Querschnitt Fig. 3, Taf. 6 zutage Zellen mn die beclfer- tritt. — Die Länge der Zellen nebst Ausführ- förmigeuEinsenkungen. gang kann bis 0,26 mm betragen, bei einer größten Breite von 0,04 mm. Nach außen zu wird der ganze umfangreiche Drüsenkomplex von einer einfachen bis doppelten Lage der chitinbildenden Epithelzellen begrenzt, Zur Kenntnis von Myrmecopliilen aus Abessinien. 197 welclie am Cribellum sehr reduziert erscheinen; nach innen reichen die Drüsen bis an das Gehirn, um das sie sich vorn und oben schwach kapselfürmig gewölbt legen. Die gesamte Tiefe der becher- förmiho(}€S raffrcuji (Gestro 1874). Die zahlreichen Exemplare dieses durch die Größe der Augen und durch die Deutlichkeit der Flügeldeckenrippen ausgezeichneten Cossyphodes stammen alle aus Nestern von Acantholepis capensis canescens. Es scheint demnach, daß die Art an diesen einen Wirt gebunden ist, sehr im Gegensatz zu der folgenden. Gestro gibt in seiner Diagnose an: ,.2jrothorace in medio haud carinato^^. Manche meiner Stücke zeigen ganz schwache Spuren einer Kielung vorn und hinten am Prothorax, stimmen im übrigen jedoch vollkommen mit Gestro's Beschreibung überein. Ein Wirt wird bei Gestro nicht genannt. Bisa Timo, Dire Daoua, März bis Juni. 1,9 — 2,5 mm. 2. Cossypliodinus beccaril (Gestro). Diese Art wurde von Gestro als Cossyphodes beccarii beschrieben, ist aber nach Bildung der Fühler und Mundteile fraglos ein echter Cossyphodinus (Wasm., No. 99). Das Tier repräsentiert den reinsten Schutz- und Trutztyp und dürfte für weitaus die Mehrzahl der Ameisen-Arten absolut unangreifbar sein. Es ist daher Avenig er- staunlich, daß es mir mit mehreren Wirten zuging, die sogar zu verschiedenen Unterfamilien gehören. Harrar und Dire Daoua, März bis Juni. Bei Camponotus macu- latiis Fabr. i, sp. mehrfach; bei Acantholepis cap. can. in einigen Stücken; bei Monotnoriimi afrum Andr. einmal; bei Messor barharus punctatus am häufigsten. Die Größe der Art schwankt bedeutend, eine Eigentümlichkeit, die sie mit der indischen C. indicus Wasm. teilt: 2.5 — 3,7 mm. Zur Keuutiiis vuu Mvrniecophilen aus Abessinieu. 199 IV. Mtidulidae. yitidoxH'cten n, (/. Nitidulinorum. Sulci antenmu'ii recti, panllo convergeutes, lati. Lahr um pro- funde incisum. Mandihulae apice bifido. Palpi labiales füiformes. Tarsi anteriores maxime, medii mediocriter, posteriores haud dilatati. Tihiae anteriores marfiine exteriore suhtiliier serrata. Ihorads hasis haud >nar(jinata. ()asi)i eli/trorum scntellique obtegens. Prosterntim in medio carinatum. Ebjtra ahdomen pygidio excepto ohtegentia. Xitidopecten besitzt viele Ähnlichkeit mit äer Gattuno- Nitidida, vornehmlich in der allgemeinen Körperform und Behaarung, in der Bildung des Kopfes, der Mundteile und der Fühler. Wie bei dieser ist das 1. Fühlerglied nach außen verdickt, und das letzte Glied der rundlichen dreigliedrigen Keule zeigt etwa in der Mitte eine plötzliche deutliche Verengung. — Ganz abweichend ist jedoch die Bildung der Oberlippe, welche tief und ziemlich eng eingeschnitten etwa an die von Epuraea erinnert. P'erner ist das Prosternum in der Mitte rundlich längsgekielt und setzt sich zwischen den Coxen der Vorder- beine in einen sehr kurzen, wenig verbreiterten, gerade abgeschnittenen flachen Fortsatz fort, der bis vorn auf das Mesosternum reicht. — Sämtliche Tibien sind etwas von oben nach unten zusammengepießt, zum Ende hin verbreitert; die vorderen sind zweikantig, die mitt- leren und hinteren dreikantig, mit zwei nach außen gerichteten Kanten. Der Außenrand der Vordertibien ist sehr fein regelmäßig gezähnelt; die Außenkanten der Mittel- und Hintertibien sind stark beboistet. der Schlußrand ist mit zahlreichen kleineren Dornen und nach innen mit einem langen Enddorn bewehrt. Der Thorax ist am hinteren Ende ganz ungerandet und überdeckt die Basis der Elytien und des Schildchens, das nur schmal, stumpfwinklig zuge- rundet sichtbar wird. Das Pygidium wird von den Flügeldecken nicht überdeckt. Der Rand des Thorax und der Elytren ist eng lind lang beborstet. Nitidopeeten comes n* sp. (Fig. 7, Taf. 5.) Tot US piceus, opacus, pedihus antennisque luteohrunneis. Corpus ohlongum suhdepressum, Labrum profunde incisum utrimque peniciUatum. Caput magnum, grosse punctatmn, oculis prominentibus. Thorax trans- vrrsus, lateribus rotundatus, vix marginatus, angidis anterioribus et posterioribus obtuse rotundatis. Thorax ehßraque grosse punctata, 200 A. ReICHENSP ERGER. piibescentia cmrea vestita, latenhus dense anreosetosa. Elytra anguste marginata, postice rotundata. Abdoniinis segmenta idtima margine per- longe anreosetosa. Apex libiarum anteriorum inarmatus, mediarum jwsteriorumque spinis minoribus 16 — 20 et spina singula forti armatus (Textfig. C). Tarsonini anteriorum articuli 1 — 3 valde düatati, dense pilosi, hreves, articidus 4 minimus. $; Long. (i,5, lat. 3,2 mm. ^: Long. 5,2, lat. 2,0 mm. Fig. C. Fig-. D. Linkes Hinterbein von Nitidopeden comes. Labrnm von N. comes. Die auffällige, goldrote, ziemlich lange Pubescenz, welche nicht nur auf der ganzen Oberseite vorhanden ist, sondern auch unterseits sowie an den Extremitäten bald kürzer, bald länger sich vorfindet, sowie die überaus starke, gleichfalls goldrote Beborstung der Ränder von Thorax, Elytren, Pj^gidium und der Außenkanten der Mittel- und Hintertibien geben der Art ein besonderes Gepräge. Es scheint mir keinem Zweifel zu unterliegen, daß die Behaarung im Dienste der Symphilie steht, zumal sich an einzelnen Stellen Randtrichome mit genau ebensolchen Verletzungen vorfanden, wie sie an den Tiichombüscheln der Lomechusen und Atemeies durch allzu stürmi- sches Belecken und Zerren seitens der Wirtsameisen verursacht werden. Die Ähnlichkeit der Rand- und Pygidialtrichome mit den- jenigen mancher Paussiden ist geradezu verblüffend. — Der Auf- enthalt und die Lebensweise einer ganzen Anzahl von Nitidulineu bringt diese in vielfache Berührung mit Ameisen, und die bei uns heimische Amphotis marginata ist als gesetzmäßig myrmecophil zu betrachten. Bei ihr ist die Behaarung des Körpers jedoch recht spärlich, und sie steht auch durch Fühlerbildung, Ausbildung der Flügeldecken, welche das gesamte Abdomen bedecken, u. a. m. unserer Gattung ferner. Dagegen weisen die meisten Vertreter der Gattung Nitidtda außer sonstigen oben erwähnten Übereinstimmungen mit JSiiditopecten eine Beborstung auf, welche, wenn auch im allgemeinen weit schwächer ausgebildet, doch in den Grundzügen derjenigen unseres Tieres entspricht. Wir können uns letzteres unschwer als myrmecophile Anpassungsforra aus ersterer hervorgegangen denken, zumal die Nitudulinen zumeist bereits in ihrer Gestalt und in den Zur Keuntuis von Myrniecoiibileu aus Abe.ssiuien. 201 "neckuiie-seiniiclituuo^en für Fühler und Beine einen allg-enieinen Scliurztypus aufweisen, der ihnen den Ameisen gegenüber nur vor- teilhaft sein kann. Abessinien. Dire Daoua. März. Beide Gesclilechter im Nest von ÄciDit/iolt'pis capensis canescens. Myriiiecopliile (iehüuseraupeii. Es ist bereits seit längerem bekannt, daß eine ziemliche Anzahl von Raupen, meist den Lj'caeniden und Tineiden zugehörig, mit Ameisen oder Termiten in ein näheres Lebensverhältnis treten können. Jedoch handelte es sich bisher, soweit Beobachtungen oder Schlüsse ein Urteil zulassen, stets um Raupen, die durch Abgabe von Secreten sich ihren Wirten angenehm erweisen, die also be- stimmte Exsudatorgane besitzen und auf Grund dessen von Ameisen oder Termiten außerhalb der Bauten aufgesucht, beleckt und ge- schützt oder gar in den Bauten selbst gehalten werden. Solche Raupen stehen also mit ihren Wirten im Verhältnis der Symphilie oder der Trophobiose; sie bedürfen beim Verkehr mit den Wirten keines besonderen Schutzes für ihren Körper, da diese ihnen freund- lich gesinnt etwa als Leibwache dienen. — Im Laufe des ver- gangenen Jahres erhielt ich nun einerseits aus Abessinien von G. Kristensen, andererseits aus Süd- Afrika von Dr. Brauns ge- sammelte, höchst eigenartige Gehäuse aus verschiedenen Baustoffen und von verschiedener Form, welche alle in Ameisennestern gefunden worden waren. Beim Öffnen der Gehäuse stellte sich heraus, daß die Insassen Larven waren, und zwar, wie sich bei näherer Unter- suchung ergab, Schmetterliugsraupen. Daß diese Larven weder Symphilen noch Trophobionten sein konnten, ergab sich aus dem Vorhandensein eines festen Gehäuses von selbst; dieselben zeigten sich nach Baustoff und Form wohl geeignet, ihren Insassen vollen Schutz gegen die Ameisen zu gewähren. Es blieben nur zwei Mög- lichkeiten für das Verhältnis von Raupe zu Wirt offen: dasselbe war entweder ein direkt feindliches oder ein mehr indifferentes. Aus dem Folgenden wird sich ergeben, daß wir eine Raupenart als Synechtren im wahrsten Sinne bezeichnen dürfen, während für die anderen sich das Verhältnis nicht so einwandfrei feststellen läßt. a) Die Gehäuse. Sowohl aus Abessinien wie aus Südafrika (Pt. Elizabeth) lagen je zwei ganz verschiedene Arten von Gehäusen vor. Die einen 202 "^- Rkichensperge«, waren kleiner, aus einer äußeren Lage ganz regelmäßig kreisförmiger sciiwarzer oder mehr bräunlicher Plättchen bestehend, welche durch eine innere Schicht feiner Gespinstfäden zusammengehalten wurden. Bei dieser Art zeigte sich in der Form und Bauweise zwischen den abessinischen und südafrikanischen Stücken kaum ein Unterschied, und wir können sie gemeinsam beschreiben; letztere waren im allge- meinen etwas kleiner. Die Form ist die eines mehr oder weniger gestreckten Recht- ecks mit starker Abrundung der kurzen Seiten (Fig. 9, Taf. 5 und Fig. 11, Taf. 6). Ober- und Unterfläche sind ganz gleich, nach der Mitte zu schwach gewölbt, nach dem Rande zu platter, so daß das ganze Gehäuse fast flach und sehr dünn ist. Die Plättchen liegen in geordneten Reihen, sich gegenseitig regelmäßig schuppeniörmig deckend. In der Mitte von Ober- und Unterfläche sehr klein, meist heller gefärbt, nehmen sie nach dem Rande zu stetig an Größe zu und sind an den abgerundeten Seiten bei weiten am umfangreichsten. Hier befindet sich vorne und hinten je eine Öffnung, welche die ganze Rundung einnimmt, normalerweise aber hermetisch verschlossen ist. Durch die Führung der inneren Gespinstfäden, welche teils parallel der Rundung, teils schärfer angezogen von den höchsten Punkten der Rundung ins Innere und zu den Langseiten verlaufen, wird nämlich eine Federung bewirkt, welche die sehr dünnen Ränder der Oberfläche und Unterfläche gegeneinander gepreßt hält. Schneidet man eine Langseite auf, so rollen sich die gerundeten Ränder ein. — Die eingehendere Untersuchung der Deckplättchen ergab die merkwürdige Tatsache, daß dieselben aus Chitin bestehen und daß die Raupe das Baumaterial vom Körper ihrer Wirte nimmt! Vorzugsweise entstammt das Material den Hinter- leibsringen der Ameisen, und die Plättchen werden mittels der Kiefer ausgeschnitten und durch Gespinst befestigt. Zuweilen erkennt man an denselben die Stelle, an welcher der Ausschnitt begonnen wurde, als etwas weniger regulär gerundet oder als minimalen Vor- sprung. Die Struktur des Chitins, die Verteilung der Poren und Börstchen, die man in gleicher Anordnung und Ausbildung wie am Hinterleib der Ameise noch an den Gehäuseplatten mikroskopisch sichtbar machen kann, beseitigen jeden Zweifel über die Identität des Materials. — Daß die Hauptnahrung — wahrscheinlich gar die einzige — der Raupen aus Ameisen besteht, kann uns nach dem Gesagten nicht wundern. Der in stark verdünnter Kalilauge be- handelte Raupenkörper zeigt den Darmtractus von Anfang bis zu Zur Kemituis von Myrmeropliileu ans Abessinien. 203 Ende vollj^eitfropft mit Cliitinteilen von Ameisen: ganze ]\randibeln und vollständise Kühlergeißeln, welche ihre Zug-ehörigkeit zur Wirts- ameise noch erkennen lassen, Beinstücke, Fragmente von Thorax und Abdomen werden sichtbar. — Die Wirtsanieise ist in Abessinien fast stets Acautholepis capensis ca)wsrens; nur in einem Falle war Flirldolc megacephala als Wirt mitgesandt. Umgekehrt kommt für Süd- Afrika in erster Linie PheUJole capensis Mayk in Betracht, während die Gehäuse dort nur vereinzelt bei Acantholepis capensis i. sp. Mayr gefunden werden (briefl. Mitteilung Nr. 17 von Dr. Brauns an Wasmann 25. 4. 1898). Die Färbung der Gehäuse läßt meist ohne weiteres die Bestimmung der ^^'irtsameise zu; die bei den schwärz- lichen Acantholepis gefundenen sind schwarz, abgesehen von einer in der Regel vorhandenen helleren Mittelpartie; die bei den braunen PJieidole vorkommenden sind entsprechend heller oder dunkler braun. Die helle Mittelpartie, welche die kleinsten Plättchen umfaßt, ist der zuerst gebaute Teil des Gehäuses. Die jungen Räupchen werden noch nicht imstande sein, das zähe bereits festgewordene Ameisen- chitin zu bearbeiten, und benutzen daher Teile von Puppen oder von noch nicht ausgefärbten weichen Tieren zu ihrem Bau. Das kleinste abessinische Gehäuse maß 4,8 mm in der Länge zu 1,6 mm Breite; das grfißte hatte 10 mm X 3 mm bei 1,2 mm Dicke: die zu letzterem Gehäuse gehörige Raupe war etwa 7 mm lang. Die süd-afrikanischen Gehäuse maßen von 5,4 X 1;5 bis 7 ■: 2,2 mm. Ob diese mj-rmecophagen Raupen sich an gesunde Ameisen wagen, läßt sich schwer beurteilen; jedoch halte ich es für möglich. Dafür spricht der unverletzte Zustand ganzer Fühlergeißeln, die bald nach dem Tode der Ameisen spröde und brüchig werden, im Vorderdarm der Raupen. Vorzugsvveise werden sich dieselben aller- dings von Puppen und Brut sowie von kranken Ameisen nähren; im Abfallnest sind sie, wie die folgenden, nach Dr. Brauns' und Kristensen's Mitteilungen, gleichfalls zu finden. Soweit sich aus der Untersuchung der Chitingehäuse und ihrer Insassen sagen läßt — die süd-afrikanischen Stücke wai'en trocken präpariert und daher die Untersuchung der Raupen sehr erschwert — dürfte es sich, trotz der weiten Entfernung zwischen den Fundorten, um dieselbe Raupen-Art handeln. Sollte sich später eine Verschiedenheit er- geben, so wäre den markanten Beispielen für Konvergenz-Erschei- nungen, wie sie die Myrmecophilen häufig bieten, ein weiteres hinzu- zufügen. 204 ^- Reichensperger, Aus Port Elizabeth lagen mir von Dr. Brauns ferner drei Sand- gehäuse von erheblicher Größe vor, welche Raupen bzw. eine Puppe bargen. Ihre Gestalt erinnert an die eben beschriebenen, ist aber im ganzen mehr elliptisch und unregelmäßiger, nach einer Seite etwas schmaler. Der Baustoff besteht aus Quarzkörnchen, die längeren Seiten sind geschlossen, vorn und hinten wird die Rundung wieder von je einer breiten Spaltöffnung eingenommen, welche in gleicher Art selbstschließend ist. Das kleinste Gehäuse maß 2,4 cm > 1 cm, das größte (Puppe) 3,1 X lj2 cm bei 3 mm Dicke. Die leere Puppen- hülle aus letzterem hatte 1,5 cm Länge. Die Wirtsameise ist Phei- clole capensis Mayr.^) Endlich gingen mir in großer Zahl eigenartige Sandgehäuse aus Abessinien zu, deren kleinstes 0,5 >( 0?^ cm, deren größtes 1,7X0,9 cm maß. Die Form derselben ist besonders in jüngeren Stadien breit- gerundet oval; später nehmen sie meist an Länge mehr zu als an Breite. Dagegen bleibt ihre Dicke fast bis zur Verpuppung der bewohnenden Raupen annähernd gleich gering, nämlich nur ^/g— ^/4 mm. Dieses ganz flache Gehäuse (Fig. 8, Taf. 5; Fig. 9, Taf. 6) wird aus zwei gleichen dünnen Teilen gebildet, welche nur in der Mitte der etwas längeren Seiten an gegenüberliegenden Stellen eingeschnitten und nur hier miteinander fest verbunden, im übrigen aber ganz frei sind. Gleichwohl liegen die freien Ränder der Blätter durch bestimmte Anordnung der inneren Gespinstfäden, die sich zum großen Teil in Bögen zu den Einschnitten hinziehen, einander so fest federnd an, daß es schwer ist, mit einem feinen Skalpell das obere Blatt vom unteren zu heben. Läßt man los, so tritt selbsttätiges Schließen ein. Für die recht flache Raupe hat die Behausung große Vorteile, vor allem ist die schwerere Beweg- lichkeit, die den meisten Gehäuseträgern anhaftet, vermieden. Überall am Rande, nach vorn wie nach hinten, kann der Kopf vor- gestreckt werden, da das Tier sich innerhalb des Gehäuses voll- ständig umdrehen kann. Die Oberfläche der Wohnung besteht aus feinsten Erd- und Sandpartikelchen, die der Umgebung entnommen sind, das Gehäuse also unscheinbar machen. Dazu ist das Ganze sehr leicht und kann ziemlich rasch fortgezogen werden, wovon ich mich ebenso überzeugte wie von der großen Lebenszähigkeit der Tiere. — Herr G. Kristensen sandte mir auf Bitte gegen Mitte 1) Nach einer mir während des Druckes dieser Arbeit zugegangenen Mitteilung von Dr. Brauns kommen diese südafrikanischen Quarzgehäuse- ßaupen häufiger in Abfallhaufen fern von Ameisen vor. Zur Kenntnis von Mviniecophilen aus Abessinien. 205 Juni 1912 einige '20 lebende Exemplare vun Harrai' und zwar in einer Streicliliolzscliachtel ; 18 überstanden den 3wöchig:en Transport gut. und diese lioffte ich teils zur Verpuppung und zum Aussclilüi)fen zu bringen. Da mir die eigentliche \\'irtsameise, Acantholepis capensis (■(üiesceus, unzugänglich war, brachte ich die Tiere zu Lasius nigery Lasius flavus und Myrmka laevinodis in Lübbock- und JANET-Nester, hielt auch mehrere isoliert im Gipsnest. Letzteren gelang es zu entweichen, obwohl das Nest keine Lücke aufwies, welche einer Mijrmica oder einem LasiMS-Arbeiter gestattet hätte zu entkommen. Einen der Flüchtlinge fand ich am 16. August im Innern eines lange nicht geütfneten, dicht schließenden Bücherschrankes an einem Buchrücken aufwärts kletternd wieder, ein Beweis, wie vorzüglich die dünnen geschmeidigen Gehäuse sich zur Bewegung durch sehr enge Spalten und Gänge eignen. — Die kleinen Kolonien von L. flavus und Myrmica besaßen keine Brut; die eingesetzten Raupen wurden gänzlich ignoriert und bewegten sich noch mehrere Wochen herum, dann gingen sie vielleicht aus Nahrungsmangel zugrunde. Die Bewegungen gehen ziemlich rasch vor sich; sichtbar werden außer dem Kopf meist 2 Brustringe und die Vorderhälfte des 3. Bei plötzlicher Berührung oder Belichtung erfolgt ein blitzschnelles Zurückziehen, ähnlich wie bei unseren C/?//>-«-Larven. Von 6 Raupen, die ich am 18. Juli zu Lasius niger (ca. 50 Arbeiter, zahlreiche Larven und Puppen) setzte, leben 2 noch heute, 26./1. 1913; die Raupen liegen ruhig, anscheinend ausgewachsen, im Gehäuse jedoch ohne sich zu verpuppen, obwohl sie im warmen Zimmer gehalten wurden. Das stetige allmähliche Verschwinden von Las^^s-Larven ließ keinen Zweifel, daß dieselben von den Raupen verzehrt wurden; der Darminhalt in Abessinien konservierter Tiere zeigte ebenfalls Reste von Larvenhäuten, mehr aber kleine Bruchstücke der Cliitin- bekleidung ausgewachsener Ameisen oder Puppen, ferner oftmals die fast unversehrten Hartteile von Milben, Erd- und Sandpartikel u. dgl. — Diese Raupen dürften sich meist im Abfallnest aufhalten und wohl eher den nur gelegentlich schädlichen, im allgemeinen indifferenten Einmietern zuzuzählen sein als den eigentlichen Synechthren. Nach zahlreichen Funden sind sie fraglos gesetzmäßig myrmecophil. b) Die Raupen. Da die Aufzucht der Raupen mir bisher nicht gelungen ist, war es bei der geringen Kenntnis vornehmlich der exotischen Micro- lepidopteren-Larven und deren Systematik nicht leicht, zu einem 206 A. Reichenspbrger, Urteil über die Zugehörigkeit der Raupen zu kommen. Der Ver- gleich mit bekannten Formen ließ lediglich den Schluß zu, daß die abessinischen und süd-afrikanischen Chitingehäuseträger wahrschein- lich den Psychiden, die abessinischen Sandgehäuseraupen wohl den Tineiden zuzurechnen seien und letztere vielleicht den Adelinen nahestehen dürften, obwohl sie sich in manchen Punkten höher organisiert zeigen. Bezüglich der süd-afrikanischen Sandgehäuse- raupen gewährte das geringe trockene Material keine genaue Unter- suchung. Ich gehe auf den Bau der Raupen etwas näher ein, da er manche Eigentümlichkeiten zeigt, welche teils aus der Lebens- weise ihre Erklärung finden, 1. Chitin gehäuseraupen. Ihre Länge beträgt bis reichlich 7 mm bei einer größten Breite von 1,7 mm. Der Körper ist im allgemeinen drehrundlich, in der Mitte von oben nach unten etwas Fig. E. Fig. F. Fig. E. Kopfkapsel der Chitingehäuseraupe (Abessinieu). Beschreibung im Text. Vergr. Fig. F. Kopfkapsel der Saudgehäuseraupe (Abessinien\ Vergr. zusammengepreßt. Der Kopf und die beiden ersten Thoraxsegmente sind stark chitinisiert, schwarz gefärbt, das 3. Segment ist in der vorderen größeren Hälfte weißlich, weichhäutig und ermöglicht ein rascheres Einziehen der ersten Segmente; die hintere Hälfte ist chitinisiert, schwärzlich. Der ganze übrige Körper ist weiß. — Die Kopfkapsel (Textfig. E) zeigt in ihrem vorderen Teile sehr starke und kräftige, nach hinten zu gar keine ausgebildete Beborstung, jedoch einige Rudimente von solcher nebst Hautsinnesorganen. Das Epistom ist gradseitig, ein gleichschenkliges Dreieck bildend und weit nach hinten reichend. Der Postclypeus trägt die 4 Clypeal- borsten; das Labrum ist vorn tief eingeschnitten, herzförmig und Zur Keuutuis vou Myrmecophilen aus Abessinien, 207 trägt 10 starre fast gerade Dolchborsten auf der Oberseite. 4 kräftige rhitiiizähne und zahlreiclie feinere zerstreute Zälinchen auf der Unterseite. Die Kopf kapsei besitzt lateral vorn 6 Ocellen, zwischen denen 3 Ocellarborsten stehen. Die Antennen sind 4gliedrig (3gliedrig), höchst aufiällig kurz und gedrungen; die Entwicklung ihrer Dolch- borsten ist sehr stark und vor allem die Ausbildung der Borste des vorletzten Gliedes sehr kräftig (Textfig. Ha). Den Antennen unmittelbar benachbart liegen die ausgesprochen liandförmigen, özähnigen Mandibeln. Sie erinnern unwillkürlich an die Kiefer gewisser Ameisen. Nahe der Basis besitzen sie 2 kräftige Fiar. G. Fig. H. Fig. G. a ^^landibel der Chitingfehänseraupe, b der Saudgehäuseraupe (Abes- sinieu). Winkel Obj. 5a, Ok. 2. Fig. H. a Auteune der Chitin-, b der Sandgehäuseraupe (Abessiuien); eben- falls gleiche Vergr. Winkel Obj. 5a, Ok. 2. Borsten iTextlig. G). Die Mandibelform zeigt eine hohe Speziali- sierung und feinere Ausarbeitung des ursprünglichen Psj'chiden- Charakters, die eine Erklärung der Kunstfertigkeit des Tieres auf der einen Seite, der räuberischen Lebensweise auf der anderen Seite nahelegt. Das Mentum nebst Spinnkegel und gut ausgebildeten Labialpalpen zeigt keine Besonderheiten. Die Maxillarpalpen haben in der Ausbildung des 3. und 4. Gliedes mehr Ähnlichkeit mit den Tineiden als mit den Ps3'chiden. Die verwachsenen Lobi interni + externi tragen 3 größere und 1 kleinere Dolchborste, das 4. Taster- Zool. .lahrli. XXXV. Abt. f. Syst. 14 208 ■^- Eeichenspergbr, glied ist sehr klein, trägt auf der Spitze ein feines Haar: das 3. Glied besitzt 5 kleine Dolchborsten; sämtliche Glieder sowie die verwachsenen Lobi zeigen je 1 großes Hautsinnesorgan. Stipes und 1. Glied besitzen nach der Innenseite je 1 lange Borste. Der Kopf ist zum größten Teil in das 1. Thoracalsegment zu- rückziehbar, eine Eigenschaft, die den Psj^chiden allgemein zukommt und die eine Erklärung für die mangelnde Beborstung des hinteren Teils der Kopfkapsel gibt. Das Beinpaar des 3. Segments ist das längste, das des 2. etwas, das des 1. viel kürzer und gedrungener. Die Beborstung zeigt keine Besonderheiten, ist aber sehr kräftig; außerdem trägt das Femur innen eine große Zahl stachelartiger Chitin- zähnchen (Textfig. Ja). Die Krallen sind scharf, glatt, etwas gebogen. Bei der Untersuchung der systematisch wichtigen Sclerit- anordnung auf den Abdominalsegmenten ergab sich eine Schwierig- keit daraus, daß die charakteristische Beborstung, selbst die primäre, zum größten Teil bei sämtlichen Gehäuseraupen höchst rudimentär war oder ganz fehlte. Nur seitlich finden sich unterhalb der Stigmen oder zwischen diesen und den Suprastigmalia längere Härchen. Dieser Wegfall läßt sich wohl daraus erklären, daß jede, w^enn auch schwache Beborstung der Ober- und Unterseite eine Hemmung für Bewegungen des Tieres im Gehäuse bilden würde; vor allem wäre ein vollständiges Umdrehen im Innern, wie es die abessinischen Sandgehäuseraupen nach meinen Beobachtungen ausführen können, mit großer Schwierigkeit verbunden, zumal die Gehäuse sehr flach sind. Daß den Chitingehäuseträgern ebenfalls die Möglichkeit des Sich Wendens innerhalb der Wohnung gegeben ist, läßt sich aus dem Vorhandensein der beiden Öffnungen und daraus schließen, daß an beiden Seiten gleichmäßig weitergebaut wird. In den engen Gängen eines Ameisenbaues ist diese Fähigkeit, sich innerhalb des Gehäuses drehen und den Rückweg antreten zu können , ohne das ganze Gehäuse umkehren zu müssen, von großer Bedeutung. — Die Anordnung der Sclerite ist am klarsten bei Tieren zu er- kennen, welche nach vorhergegangener langsamer Härtung in steigen- dem Alkohol längere Zeit in einer flüssigen Mischung von Xylol- Paraffin belassen, dann kurz mit Xylol abgewaschen und getrocknet wurden. Das 1. Abdominalsegment zeigt ein großes Dorsalsclerit und jederseits ein Suprastigmale; beim 2. Segment zerfällt das Dorsal- sclerit in einen vorderen und hinteren Transversalteil; vom 3. Seg- Zur Kenntuis von Myrmecophilen aus Abessinien. 209 ment an zerfällt das hintere Sclerit in zwei seitliche Teile, eine An- ordnung, die bis zum 7. Segment einschließlieh bleibt. Das 8. Segment besitzt gleich dem 2. ein vorderes und ein einheitliches hinteres Sclerit, das 9. und 10. Analsegment nur je ein einheitliches größeres Sclerit. — Die Ventralseite zeigt auf dem 1. Segment vier, dann weiterhin fünf an Umfang wechselnde Ventralsclerite sowie jeder- seits ein Infrastigmale. Das 3.-6. Segment sowie das letzte be- sitzen deutliche, wenn auch wenig vorspringende Hakenkranzfüße (Textfig. Ka). Die Zahl der Haken ist zwischen 16 und 22 wech- Fig. J. Fig. J. Linkes Vorderbein: a der Chitingehäuse-, b der Sandgehäuseraupe (Abessinien). Winkel, Obj. ;-ia, Ok. 2. Fig. K. Hakenkranzfüße : a der Chitingehäuse-, b der Sandgehäuseraupe von Port Elizabeth. Winkel, Obj. 3a, Ok. 2. selnd, Füße des gleichen Segments können einerseits 17, andrerseits 19 oder 20 Haken besitzen. Die Kränze sind meist rundlich kreis- förmig. 2. Sandgehäuseraupen (Abessinien). Die größeren Exemplare hatten eine Länge von etwa 1 cm bei 1,3 — 1,5 mm Breite. Im äußeren Aussehen erinnern sie an ^f/e?rt-Raupen , da die Seg- mente des Hinterleibes seitlich vorspringen und voneinander durch deutliche Furchen getrennt sind. Die Farbe ist bräunlich-weiß, jedoch kommen auch ganz weiße Stück vor. Die Thoracalsegmente sind dorsal schwärzlich, stark chitinisiert, jedoch bleibt an jedem Segment ein vorderer schmaler etwas halbmondförmiger Teil weiß- lich und weicher; er ist auf dem 1. Segment klein, auf dem 3. reicht er zuweilen über die Hälfte. 14* 210 -^- Reichensperger, Die Kopfkapsel (Textfig. F) ist wie bei der vorher beschriebenen Form hinten ganz otfen. Das Epistom ist hier kürzer, seine Seiten sind geschwungen, und seine Borsten stehen anders zueinander; die sonstige Beborstung des Kopfes ist ähnlich wie bei der Chitingehäuse- raupe geschildert wurde; die einzelnen Borsten sind verhältnismäßig schwächer, jedoch greift die Beborstung weiter auf den Hinterkopf über. Mit Sicherheit waren nur 3 Ocellen mit ihren 3 Ocellarborsten aufzufinden; diese geringe Ocellenzahl hängt wohl mit der Lebens- weise im Dunkeln zusammen, wie ja auch bei Tineola sogar ein vollständiger Schwund der Ocellen festgestellt werden konnte. Das Labrum ist vorn sanft ausgeschweift, viel weicher als bei der vorigen Form und zeigt die gewöhnlich vorkommenden Borsten in typischer Zahl und Stellung, Die 4 vordersten Mittelborsten scheinen ganz besonders als Sinneswerkzeuge ausgebildet, da sie feine Doppel- spitzen haben. Die Antennen (Textfig. Hb) sind langgliedrig, mit 2 sehr kräftigen Dolchborsten und langen gewöhnlichen Borsten auf dem 2. Gliede, das seitlich ein großes Sinnesorgan trägt. Die Man- dibeln sind breit und kräftig, etwa löifelförmig, mit einer stark chitinisierten scharfen Spitze und schwächerem Seitenzahn (Textfig. Gb). Die Maxillarpalpen stimmen in ihren Teilen fast vollständig mit denen der Chitingehäuseraupen überein, sind aber weniger ge- drungen. An den Beinen, welche im Verhältnis zur Größe des Tieres schwächer sind, ist die Beborstung gleichgestellt, aber schwächer entwickelt, die Stacheln des Femurs fehlen, die Krallen sind weniger kräftig. Von den Scleriten des Abdomens tragen nur einige der Stig- malia sowie die ersten Dorsalia deutliche primäre Börstchen. Alle Abdominalsegmente besitzen bis zum vorletzten dorsal 4 ganze, ziemlich gleichartige Sclerite, d. h. ein Supradorsale anterius, ein Supradorsale posterius sowie rechts und links je ein rundlich ovales Suprastigmale. Vorletztes und letztes Segment besitzen nur je ein Supradorsale. — Auf der Unterseite tragen die ersten beiden Seg- mente je ein Mittelsclerit; 3.-6. Segment besitzen breitgezogene, sehr wenig vortretende Hakenkranzfüße und nur geringe Sclerit- spuren. Das 7. Segment trägt zwei kleinere, die folgenden je ein großes Mittelsclerit. Die Kranzfüße besitzen 41—45 Haken, die kaum kenntlichen Nachschieber tragen eine einfache Reihe von 22 bis 28 Haken. Die Süd-afrikanischen Sandgehäuseraupen zeigen, so- weit sich erkennen ließ, große Ähnlichkeiten mit den vorgenannten, Znr Keimtuis von Myrraecophilen ans Abessinieu. 211 vornehnilicli in Bildiiiiy der Miindteile. Die Mandibeln sind von gleicher Fürni, jedoch stumpfer und ohne deutlichen Seitenzahn; ebenso sind Epistom und Labrum ähnlich gestaltet, jedoch sind beiderseits je 6 große Ocellen vorhanden. Die primäre Beborstung ist stärker und deutlich, die Scleritanordnung war nicht mehr kennt- lich. Die Gestalt der Kranzfüße und Nachschieber sowie die Zahl der Haken erwies sich als übereinstimmend. Auf alle Fälle ist eine sehr nahe Verwandtschaft zwischen der abessinischen und der süd- afrikanischen Form vorhanden. Sämtliche Raupen verpuppen sich, soweit ein Urteil möglich, ohne weitere Gespinstbildung nach einer letzten Häutung innerhalb ihres Gehäuses. Eine neue niyrmecopliile Eiichariuide. (Farn. Chdlddidae.) Psiloffaster fraiidulentus u. sp, Totus cyaneus, antennis nigris, articulo secundo fulgido ; femora in medio lote cyaneoviridea, apice eorum, Uhiarum tarsarumque art. 1 — 3 fulvis. art. 4 et 5 ohscurioribus. Caput, pro- et mesothorax grosse punctata: axillae, scutellum dorsellumque maxime coriacea; metathorax et pediceUium densnis sichtiUter punctata. Alae translucidae, vitreae, breviter pilosae. <^, ?: 2,7—3 mm. Dem P. cupreus Blanch. nach Fühlerbildung und Körperbau anscheinend nahe verwandt, unterscheidet sich fraudiüentus von ersterem durch die gei-ingere Größe und andere Färbung des Körpers der Flügel und Beine. Die Fühler sind llgliedrig, scheinbar lOgliedrig, da das 2. Geißel- glied sehr klein und mit dem 3. eng verbunden ist. Beim $ bilden die beiden letzten Fühlerglieder eine Art von Keule. Das 3. Geißel- glied ist ziemlich lang und gestreckt, die folgenden werden ganz allmählich etwas kürzer, sind jedoch alle unter sich fast gleich. Das letzte Glied des ^ fast keulenförmig, an der Spitze gerundet. Die ganze Geißel ist seitlich etwas zusammengedrückt. Fühlerfarbe schwarz, dicht weißlich behaart, das 2. Glied (Pedicellus) etwas grünblau schimmernd. Schenkel in der Mitte breit blaugrün, Beine sonst gelbbraun, letzte Tarsenglieder dunkler. Alle Beine schlank, Schenkel kaum verdickt. Je 5 Tarsenglieder, deren 1. das längste, 212 A. Reichenspergeh, das 2. etwa ^/^ von 1.. 3. und 4. noch kleiner werdend, das 5. wenig kürzer wie das 1. — Augen halbkuglig vorspringend ; Kopf von vorn dreieckig mit einer sehr flachen Einsenkung vom Clypeus zur Mittei- ocelle. — Clypeus und Einsenkung fast glatt, kaum punktiert, der übrige Kopf tief eingestochen rauh punktiert. Über dem Scheitel von den Seitenocellen zum Augenrand verläuft eine deutliche feine Furche. Oberlippe 4spitzig, jede Spitze mit starrer Sinnesborste. Mandibeln sichelförmig, unsymmetrisch (Textfig. L). Fühler etwa in der Mitte der Einsenkung erhöht eingelenkt. Fig. M. Fig. L. Kopf vou P. fraudulentus vou vorn. o^. Fig. M. Mäunchen uud Hinterleib des Weibchens vou P. fraudulentus, bei gleicher Vergr. Winkel, G., Ok. 2. Prothorax wenig gewölbt, etwas zusammengedrückt, Mesothoi-ax hochgewölbt, jederseits eine Kuppe bildend, nach hinten steil ab- fallend und auf dem abfallenden Teil stark längsrunzlig. Scutellum aufgetrieben, sehr tief und grob eingestochen punktiert. Hinterleibs- stiel feiner punktiert, lang und dünn, beim $ etwas länger als beim (^. Abdomen seitlich stark zusammengedrückt, hochgewölbt, glatt und glänzend, mit sehr zerstreuter spärlicher Punktierung. Harrar, Mai, $, (^; Puppen beider Geschlechter; eine ältere Larve. Mit seinem Wirt, Pheidole megacepliala Fab., steht unser Tier in ebenso engem Zusammenhang wie in Nordamerika die Gattung Orasema Ashmead mit Pheidole hingi Andee suhsp. instabüis Em. und anderen Pheidole- Arten. Auch die Entwicklung scheint nach Zur Kenntnis vou Myruiecophileu aus Abessiuien. 213 dem mir vorliegenden ^laterial in ganz ähnlicher Weise zu verlaufen. P. fraHdxloitHs ist ein Brutparasit von PJiciilole, aber seine Larven sind nicht, wie man erwarten sollte, Ento- sondern Ectoparasiten. Das einzige mittlere Larvenstadium, das ich erhielt, saß an einer vor der Verpui)pung stehenden P/ieidole -hRwe in der Prosternal- region fest. Die Larve hatte einen eingeschrumpften Körper. Die Fsllof/i(ster-ha.rye wies übereinstimmend mit den Orasema-hRYven jederseits' auf den Segmenten je 2 Knötchen auf, die den Eindruck von Exsudatknospen machen. Für solche möchte ich nämlich die Knoten in Anspruch nehmen, obwohl mir eine Schnittserie wegen schlechter Konservierung keine Sicherheit über ihren Bau gewähren konnte (vgl. ^^'HEELER, 1907, fig. 19, tab. 2). Derartige eigentüm- liche Knotenbildungen zeigen sich auch an den Puppen von Psüo- gaster und zwar am stärksten bei den jüngeren Stadien (Taf. 6 Fig. 12). Der Hinterleib ist mit einer Anzahl wallförmiger Er- hebungen umgürtet, die seitlich und oben in der Mittellinie Ver- dickungen aufweisen. Ferner liegen drei kuglige stark vortretende KiK'itchen zwischen Metathorax und Abdomen über dem Pedicellus; endlich besitzt die Vorderseite des Kopfes oben mehrere kuglige Voisprünge. An älteren Puppen treten alle Gebilde mit Ausnahme der drei mittleren weniger scharf hervor. Mag man diese Knoten nun vorläufig als eine Art von Exsudatknospen ansprechen oder nicht, sicher ist. daß die Psi?o^as/er-Larven wie die Puppen ihren Wirten höchst angenehm sind; sie werden von ihnen gepflegt und beleckt und wie mir Herr Kristensen ferner schrieb, stürzen sich bei Eiöffnung eines Nestes die Pheidole zunächst auf die Puppen und Larven von Psilogaster und suchen sie in die untei-eu sicheren Nest- gänge zu transportieren; erst dann bekümmern sie sich um ihre eigene Brut und suchen diese zu retten. — Der Einfluß des Para- siten auf die Ameisen ist natürlich ein höchst verderblicher. Die von den Psilogasier-lj?iY\^\\ befallenen Entwicklungsstadien werden durch Entziehung der Körpersäfte gehemmt und geschwächt, ohne jedoch getötet zu werden. Sie sind befähigt, sich zwar noch zu verpuppen, bleiben dann aber in der Entwicklung stehen. Ein Exemplar einer so verkrüppelten Puppe eines P/?e/rfo/e-Arbeiters lag mir vor. Dieselbe ist ganz zusammengeschrumpft, die Extremitäten, besonders die Fühler, haben ein runzeliges Aussehen, der Thorax- teil ist dünn und schmal, Kopf und Mundteile sind verkümmert. \\'heeler belegte derartige Wesen mit dem bezeichnenden Namen Plitisergates (bzw. Phtisogyne und Phtisaner). Sie haben keine 214 A. Reichensperger, Kraft mehr zur vollen Entwicklung-, kommen also nicht über den Puppenstand liinaus; sie liegen unverändert einige Zeit im Nest und werden dann von den Arbeitern zum Abfall gebracht oder auf- gezehrt. Die Übereinstimmung der Lebensweise räumlich so weit von- einander getrennter verschiedener Gattungen wie Orasema und Fsüo- (jaster zeigt wiederum deutlich das Bestehen ganz bestimmter Ent- wicklungsrichtungen. Leider genügen unsere bisherigen Kenntnisse der biologischen Eigentümlichkeiten der interessanten Gruppe der Euchariniden noch in keiner Weise zu einer Schlußfolgerung über die bestimmenden Ursachen dieser Entwicklung; ebenso bedarf es weiterer Beobachtungen und vor allem der Feststellung histologischer Einzelheiten, um zu einer sicheren Erklärung des merkwürdigen ein- seitigen Freundschaftsverhältnisses der Ameisen zu ihren Parasiten zu gelangen. 3If/i'mecophila meneliki n. .y/>. {Gryllodea.) Tota brunnea vel fuscohrunnea , pedibus et cercis ochraceis, caput dorsumque setis aureis hrevissimis vestitum. Antennae 65 — 80 articulis compositae, corporis longitudinem aequantes vel paidlo superantes. Oculi parvi. Mandihula 4dentata ; maxillarum primarum lobus internus deute longo perspieue arcuato biacuminato armatus. Tibiae anteriores et mediae apice infra spina unica, supra seta crassiore instrudae ; tibiae posteriores spinis septenis magnis, quarum primae inter se aequales. Während M. meneliU sich in allen anderen Kennzeichen als der Gattung Myrmecophila s. st. zugehörig erweist, zeigt sie eines, welches SiLVESTRi's Gattung MyrmecopMlina (1912) zukommt, nämlich den Besitz nur eines Dornes am unteren Ende der Vorder- und Mittel- schienen, während die übrigen Myrmecophila- Arten dort stets 2 Dornen aufweisen. Die Mitte des Dornes trägt ein Haar. Ein Metasternal- anhang, wie er sich bei Myrmecophilina ochracea vorfindet, fehlt bei unseren Tieren, ebenso die auffallend starke Beborstung des c^. Die Farbe ist bei kleineren Exemplaren dunkler, bei größeren meist heller braun. Über die ganze Eückenlänge zieht sich in der Mitte, am Vorderrande des Thorax beginnend, eine feine helle Linie. Das Pronotum ist so lang wie Meso- und Metanotum zusammen; letztere beiden und das 1. Abdominalsegment sind unter sich gleich- lang. Der Legestachel ragt beim Weibchen weit vor; die unteren Lamina sind am Ende krallenförmig, mit schwachgebogener Spitze: die oberen Lamina sind seitlich fein ^ezähnelt. Zur Kenntnis von Myiniecophilen ans Abessinien. 215 Die Alleen sind klein, ab^^erundet quadratisch, mit 20. in Reihen ziemlich dicht aneinanderliegenden großen Facetten (Textfig. P). In der unteren Außenecke zeigen sich bei stärkerer Vergrößerung durch sehr feine Umrisse leicht angedeutet die Rudimente einer größeren Anzahl von Facetten. Die Hinterbeine (Textfig. N) sind Verhältnis- ^m^ Fig. 0. Fig. N. Linkes Hinterbein von Myrniecoph. mene- liki. Winkel, Obj. G., Ok. 4. 36 : 1. Fig. 0. Maxillen und Taster von M. menellki. Fig. P. Auge von M. meneliki. mäßig schlank, die Schenkel knapp halb so lang wie der Körper, die Tibien fast gleichbreit, mit 7 Dornen hinter der ersten Hälfte. Von diesen sind die 3 ersten unter sich gleichlang, ein Fig. N. gutes Kennzeichen der Art, da bei allen bisher bekannten Formen stets der 1. Dorn kleiner als der 2. ist oder nur in einem Falle den 2. an Länge übertrifft. Der 4. Dorn (an der Außenseite stehend) ist weitaus der längste, der folgende erreicht ^!^ von dessen Länge, während die letzten etwa den ersten gleichkommen. Das L Tarsalglied besitzt einen kleinen Dorn in der Mitte der ersten Hälfte und einen zweiten solchen ein wenig vor der Mitte der zweiten Hälfte; am unteren Ende folgen ein längerer und ein wenig kürzerer Dorn. Die Länge des $ beträgt 2,5 — 4,2 mm ohne Legescheide, letztere kann bis 1 mm lang werden; die Breite kann 1 — 1,6 mm erreichen. 0*: 8 — 3,5 mm lang. Abessinien: Harrar, Dire Daoua, Bisa Timo. In zwei Kolonien von AcAintholepis capensis canescens 7 $$, 1 c^, 2 ältere Larven. Bei Camponoius mactdatus F. i. sp. 5 große $$. Bei Hieidole megace- phala i. sp. 3 (^^. 1 $, mehrere Larven. Bei Camponotus riifoglaucus 216 A- Reichensperger, Jeed., st. flavomarginatus Maye 2 $$. — Die bei AcantJwlepis ge- fundenen Exemplare sind sämtlich, obwohl meist vollständig aus- gebildet, kleiner als die aus den Cam^Mnotus-N estein; die Pheidole- Stücke halten etwa die Mitte zwischen beiden, nur ein (^ war be- sonders groß. Bonn, 12. März 1913. Literaturverzeichnis. Blanchaed, E., 1840, Histoire nat. des Insectes, Vol. 3. Dampf, A., 1910, Zur Kenntnis gehäusetragender Lepidopterenlarven, in: Zool. Jahrb., Suppl. 12. (Dort auch weitere Literatur.) Erichson, W. f., 1843, Versuch einer systematischen Einteilung der Nitidularien, in: Geemae's Ztschr. Entomol., Vol. 4, p. 225. Gesteo, ß., 1909, Materiaii per lo studio delle Fauna Eritrea. Paussidae, in: Bull. Soc. entomol. Ital., Vol. 41, p. 255 ff. — , 1910, Cupedidae, Paussidae, — Pars 5 aus: Coleopterorum Catalogus. Lacoedaiee et ChapuiS, 1854, Histoire naturelle des Insects, Coleopteres, Vol. 2, Paris. 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Alündungsporen des Cribellum von oben, mit Secretresten. P Pore. Winkel Obj. 7a, Ok. 4. Fig. 3. Einzelne Drüsenzelle aus dem Kopf von HjjJotorns , quer. A' Kern. Daneben Drüsenbläschen und -kanälchen. WiNKEL Obj. 7a, Ok. 4. Fig. 4. Fühlerkeule von Paussus kristenseni in der Aufsicht. Fig. 5. Dsgl. von P. globiceps. Fig. 6. Dsgl. von P. anxius. Fig. 7. Dsgl. von P. capreolus. 218 A. REiCHENsrERGEB, Zur Kenntnis von Myrmecophileu aus Abessinien. Fig. 8. Dsgl. von P. modcstus nebst Kopf. Fig. 4—8 bei gleicher Vergrößerung. Fig. 9. Sandgehäuse aus Abessinien in natürlicher Größe; a u. b mit Raupen, c Puppe. Fig. 10. Sandgebäuse von Port Elizabeth. 1:1. Fig. 11. Chitingehäuse aus Abessinien mit hervorkommender Raupe. 1:1. Daneben Wirtsameise. Fig. 12. Jüngere Puppe von Psilogaster fraudulentus. ca. 17:1. Zoolog. Jahrbücher Bd. 35 Abt. f. Sijst. Taf. 5. E. Wasmann phot. Reichensperger. 6h J. B. Obernetter, München, reprod. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Zoobq. Jahrbücher Hii. 35.Aht. f.Sifst. Dr: t 4^ ;;n ^>... 0r ^^^^ ^ Ä" f:^. Tnf. 6. u m ^i^ -CA. ^f\ I • .9c. I //. (■ustav i-'istiifi i^ivKWesscr.Jer.i Nachdruck verboten. Ubersetzungsrecht vorbehalten. Über die Aloyonarienfaiina Californiens und ihre tiergeographischen Beziehungen. Von Prof. \V. Kükeutlial, Breslau. Mit Tafel 7—8 and 36 Abbildnngen im Text. Eine der interessantesten Fragen mariner Tiergeographie ist die nach dem Grade der Verwandtschaft zwischen der Litoralfaima Ost- und West-Amerikas. Bei der Lektüre einer vor wenigen Jahren erschienenen Arbeit von Nütting ^) über californische Alcj'onarien erschien es mir sehr auffällig, daß diese Alc3'onarienfauna ebenso eng verwandt sein soll mit der ost-amerikanischen wie der südlichen und der westlichen pazifischen Region. Nicht weniger als 8 Arten werden von Nutting aufgeführt, die gleichzeitig bei Californien wie an den atlantischen Küsten Amerikas vorkommen sollen. Ein glück- licher Zufall fügte es, daß ich in den Stand gesetzt wurde, Nuttixg's Arbeit wenigstens zum Teil nachzuprüfen, wobei ich zu einem ganz anderen Resultate gekommen bin wie dieser Autor. Nach Beendigung meiner Tätigkeit als Austauschprofessor an der Harvard-Universität reiste ich im Februar 1912 nach Californien und hielt mich an der Biologischen Station von La Jolla bei San Diego ein paar Wochen auf. Zwar erwies sich meine Hott'nuug, von hier aus Bootfahrten unternehmen zu können, um in den Besitz 1) Cll. C. NuTTlNG, Alcyonaria of the Californian coast, iu : Proc. U. S. nation. Mus., Vol. 35, 1909. 220 ^^' Kükenthal, frischen Alcj'oiiarienmaterials zu gelangen, als trügerisch, da die Station noch nicht ganz fertig ist und vor allem Landungsbrücke und Boote noch fehlen. Dem Entgegenkommen des Direktors der Station, Herrn Prof. W. Ritter, habe ich es aber doch zu verdanken, daß ich an der viertägigen Fahrt eines für zoologische Zwecke ein- gerichteten Motorbootes teilnehmen konnte. Die Fahrt ging von San Diego aus und erstreckte sich südwestwärts in die Umgebung der Coronado-Inseln. Der Zweck dieser Fahrt war zwar das Sammeln von Plankton, doch konnten am letzten Tage auch in meinem Inter- esse einige Schleppnetzzüge gemacht werden, die, w^nn sie auch nur teilweise gelangen, doch von überraschendem Erfolge begleitet waren. Im Süden von der südlichsten Coronado-Insel erbeuteten wir in einer Tiefe von 15 — 17 Faden zusammen mit zahlreichen Spatan- giden eine ganze Anzahl Exemplare von Stylatula elongata Veee,, die im Leben eine schokoladenbraune Färbung aufwiesen. Ein zweites ergiebiges Feld war eine flache Bank in ca. 40 Faden Tiefe, die zwischen Point Loma, einem vorspringenden Punkte des Fest- landes, und der nördlichen Coronado-Insel liegt. Hier wuchs massen- haft ein Telesto, der sich als zu einer neuen, recht interessanten Art zugehörig erwies. Sehr lohnend war ein dritter Fangplatz, den ich mir selbst auf Grund des Studiums der Seekarte ausgewählt hatte. Es zieht sich nämlich von den Tiefen des oiFenen Ozeans her eine schmale tiefe Rinne gegen das Festland zu. Hier erbeuteten wir in 180 Faden Tiefe große Massen einer herrlichen Priranoide, die für die californische Küste neu war. Sie erwies sich bei genauerer Untersuchung als identisch mit der bei Japan gefundenen Stenella döderleini Stud. Wenn sich auch beim Konservieren dieser Formen neue Schwierig- keiten erhoben, da kein Alkohol an Bord war, so glückte es- mir doch durch Formolverwendung einige Proben der erbeuteten Stücke mit nach der Station zu bringen. Nach diesen unvollkommenen Stichproben zu urteilen, muß eine sj^stematische Durchforschung dieses Küstenstriches eine ungemein lohnende Aufgabe sein. Meine Kenntnisse der californischen Alcyonarien konnte ich glücklicher- weise recht ergiebig ergänzen durch das Studium einer in der bio- logischen Station aufbewahrten, von Prof. Nutting bestimmten Sammlung, und ich möchte nicht unterlassen, Herrn Prof. Ritter meinen verbindlichsten Dank abzustatten für die Erlaubnis, diese Stücke einer kritischen Durchsicht unterziehen zu dürfen. Die einzige zusammenfassende Arbeit über die californischen Alcyonarienfauna Californiens. 221 Alcyonarieii ist, wie scliun erwähnt, die von Cli. C. Nutting (1909). Er stellt eine Liste von 38 Alcyonaiien auf, darunter 4 Alcj'onaceen, 21 Pennatulaceen und 13 (-Jorgonaceen. In der mir zugänglichen Sammlung- der Biologischen Station fand sich ein Teil der von Nutting bestimmten Formen vor und diente mir zur Grundlage einer Revision. Bei aller Anerkennung des Verdienstes Nutting's, zum ersten Male eine solche Zusammenstellung gegeben zu haben, kann ich mich doch mit der Mehrzahl seiner Bestimmungen nicht einverstanden erklären. Zwar habe ich nicht für alle Arten Ver- gleichsmaterial zur Hand gehabt, aber ich glaube, daß meine Aus- führungen zur Genüge dartun werden, daß die tiergeographischen Schlüsse Nutting's auf einer mehr als unsicheren systematischen Basis beruhen. Zunächst will ich eine Liste der Formen geben, die ich untersuchen konnte, und zwar soll die linke Reihe die Be- stimmungen Nutting's, die rechte Reihe meine eigenen enthalten : Nach Nutting: Teksto rigida We. et Stud. Sipnpodnnn armatinn We. et Stud. AnÜiomashis ritteri NuTT. PennnhtJn actdeata Dan. PlilosarcHs quairaiir/idaris Moeoff Halisceptriim qjstiferum. NuTT. Slylatida elongata (Gabb.) Acanthoptilutn album NuTT. AcanfltoplUiim nnnulahim NuTT. Balticina paciftca NuTT. Balticma frnmnrchira (Saes) Halipleri.s conlorla NuTT. !^tach]jptiluni quadridpu/aliuii NuTT. Fanicidina armata Veee. Slacln/piihmi svperbin» Stud. Renilla anietlnptina Veer. L'aUgorgia fterfosa We. et Stud. ■ Psamutogorijia arbiiscula Veek. Nach Kükenthal: Telesto californica n. sp. Clavularia paciflca >i. sp. Anthomastus ritteri NUTT. Pennatida phosphorea L. rar. cali- fornica n. V. Lcioptilum qnadrangulnre MoBOFF Virgularia hromlegi KÖLL. Siylatula elongata Veee. AcaniJioptilnrn albiini NuTT. Ac-mthoptilum annulaium NuTT. Favonaria californica MOROFF Pavonaria ivillemoeni (Küll.) Pavonaria sp. juv. Pavonaria ap. juv. Funiciilina parken n. sp. StacJiyptihim snperbiim Stud. RpiiiUa an/efligsttiia Vere. Caligorgia kinoshitae n. ap. Euplexaura marki n. sp. Telesto nnttingi n. sp. Stcnella doederleini "\Ve. et Stud. Von den 20 Arten, welche ich untersuchen konnte, sind 2 für die Fauna Californiens neu, fehlen also in Nutting's Liste, während von den anderen nur 7 mit Nutting's Bestimmungen übereinstimmen. Diese Zusammenstellung zeigt also, daß nach meiner Auffassung die größere Hälfte der NuTTiNG'schen Arten falsch bestimmt ist. 222 W. KÜKENTIIAL, Natürlich kann ich das zunächst nur für die von mir nachunter- suchten Arten behaupten. Doch eröffnet sich die unerfreuliche Per- spektive, daß annähernd der gleiche Prozentsatz sich auch bei dem von mir nicht nachuntersuchten Reste vorfinden wird. Bei einigen seiner Benennungen hat Nutting übrigens selbst die Unsicherheit der Bestimmung erkannt und ein Fragezeichen vor den Namen ge- setzt. Er hätte aber alsdann derartige Formen keinesfalls zu tier- geographischen Schlüssen verwenden dürfen. Bei kritischer Be- trachtung von Nutting's Liste komme ich also zu dem Schlüsse, daß der größere Teil der aufgeführten Arten nicht richtig bestimmt ist. Vor allem hat Nutting einen verhängnis- vollen Fehler damit begangen, daß er eine Anzahl seiner californi- schen Formen mit schon bekannten Arten aus anderen Meeres- gebieten fälschlich identifiziert hat. Unter diesen Umständen ist es wohl selbstverständlich, daß auch die tiergeographischen Schlüsse Nutting's unhaltbar sind. Zwar ist er vorsichtig genug, das ihm vorliegende Material als kaum genügend zu bezeichnen, um Verallgemeinerungen zu ver- tragen. Es ist aber doch sehr wahrscheinlich, daß über kurz oder lang die NuTTiNG'schen Angaben zu weittragenderen Schlüssen be- nutzt werden. Deshalb nöchte ich mit ganz besonderem Nachdruck der behaupteten Verwandtschaft der Alcyonarienfauna des Stillen und des Atlantischen Ozeans entgegentreten. Nutting hat in seiner Fundortsliste drei Rubriken aufgestellt : die Ostküste der Vereinigten Staaten, Westindien und den östlichen Atlantischen Ozean. Es sollen nach ihm nicht weniger als 8 Arten gleichzeitig an der californi- schen Küste wie im Atlantischen Ozean vorkommen, und diese 8 Arten verteilen sich so, daß 4 an der Ostküste der Vereinigten Staaten, 5 in Westindien und 2 im östlichen Atlantischen Ozean gefunden worden sind. Es sind das folgende 8 Arten : Telesto rigida Wr. et Stud. Siprrpodium armatuni Wr. et Stud. Pennahda aculcata Dan. Acantlioptilum pourtalcsii Küll. Balticina fmmarchica (Sars) Funicidina armata Verr. Anihopühim cjrandiflornm. Verr. Leptogorgia purpurea (Fall.) Von diesen 8 Arten sind sicher falsch bestimmt: TeJesfo rigida, Sympodium armatum, Fennatula amleafa, Balticina fmmarchica und Alcyonarienfauna Californiens. 223 Funkidina armata. Sehr zweifelhaft erscheint mir die Bestimmung von AcanthoptÜHm poKrtalesii , die von Nutting selbst mit Frage- zeichen versehen worden ist. Auch fehlte dem erwachsenen Exem- plare, das NuTTiNfv vorlag, die Fundortsetikette. Ferner hege ich großes Mißtrauen gegen die Bestimmung von Leptogorgia purpurea, und nur Anihoptilum mag richtig bestimmt sein, da von dieser Gattung bis jetzt nur eine sichere Art bekannt ist. Diese Art ist aber eine nahezu kosmopolitische Tiefseeform, die nicht nur im Atlantischen, sondern auch im Pazifischen und ludischen Ozean von sehr verschiedenen Fundstellen her bekannt ist. Es ist daher eine Verwertung dieser Form zum Nachweis einer Verwandtschaft der californischen Alc5'onarienfauna mit der des Atlantischen Ozeans ganz unstatthaft. In vollstem Gegen satze zu Nutting komme ich also zu dem Resultate, daß identische Arten in der californischen und atlantischen litoralen Al- cyonarienfauna fehlen. Somit ist es mit der behaupteten Ver- wandtschaft der ost- und west-amerikanischen Alcyonarienfauna nichts I Wenigstens darf dafür die Identität von Arten nicht ins Treffen geführt werden. Bevor ich zu dem Resultat meiner eigenen Untersuchungen über- gehe, möchte ich aber doch hier auf die Notwendigkeit exakteren Arbeitens hinweisen. In neuerer Zeit sind wir mit sj'stematischen Arbeiten über Alcyonarien geradezu überhäuft worden, und die Zahl der neubeschriebenen Arten und dementsprechend auch Gattungen und Familien ist in geradezu beängstigender Weise gestiegen, ohne daß indessen gleichzeitig eine Vertiefung unserer Kenntnisse von dieser interessanten Tiergruppe erzielt worden wäre. — Es liegt darin eine gewisse Gefahr, denn die Mehrzahl dieser Arbeiten ent- hält nur oberflächliche, unvollständige und daher ungenügende Art- beschreibungen. Auf die bereits vorhandene Literatur wird nicht oder nur in ganz unzureichender ^^'eise Rücksicht genommen. Wer eine giündliche Revision irgendeiner Gruppe vorgenommen hat, weiß, wie die angeblich neuen F'ormen zusammenschmelzen. Ich er- innere nur an die nordische Gattung EunepUhija, deren Revision ergab, daß die zahlreichen neuen Arten, Gattungen und selbst Familien, welche Danielssen u. Koren und nach ihnen andere Autoren auf- gestellt haben, in einigen wenigen Arten einer einzigen Gattung Platz haben. Erst kürzlich konnte ich nachweisen, daß die 28 angeblichen Arten und 7 Varietäten der Gattung Sanophijtum auf 5 sichere Arten und eine Varietät zusammenschrumpfen, und so steht es auch Zool. Jahrb. XXXV. Al.t. f. Svst. 15 224 ^V- Kükenthal, mit vielen anderen Gattungen und Familien der AJcyonarien. Schaut man dagegen die Arbeiten mancher neuerer besonders englischer und amerikanischer Autoren an, so könnte einen tiefe Mutlosigkeit beschleichen. Irgendwelche Versuche, Ordnung in das immer mehr zunehmende Chaos zu bringen, werden nicht gemacht. Neue Arten werden aufgestellt, die längst schon beschrieben sind. Andere Arten werden in unrichtige Gattungen, sogar Familien gestellt, und vor allem sind es die ganz verhängnisvollen falschen Identifizierungen mit schon beschriebenen Arten von anderen oft weltweit davon entfernten Fundorten, welche spätere Bearbeiter zur Verzweiflung treiben. Die eigentlich ganz selbstverständliche Forderung, von der zu beschreibenden Form eine ausführlich gehaltene Darstellung mit ein paar zuverlässigen Abbildungen zu geben, wird völlig übersehen, und spätere Forscher sind nicht in der Lage auf Grund dieser Be- schreibungen allein die Art mit Sicherheit festzustellen. Dem Be- arbeiter der Alcyonarien im „Tierreich" wird nichts anderes übrig bleiben, als diese nach Hunderten zählenden unvollständig be- schriebenen, meist nicht abgebildeten Arten in den Rubriken Spec ine. sedis aufzuzählen, ohne sie weiter zu berücksichtigen. Man könnte hier einwenden, daß bei der späteren Revision einer solchen Gruppe die Originalstücke einer erneuten Untersuchung unterzogen werden könnten. Das ist aber in vielen Fällen gar nicht möglich. Mir war es z. B. nicht möglich, die Originalstücke der Alcyonarien- ausbeute des „Investigator", deren Bestimmung mir in zahlreichen Fällen ernste Bedenken einflößt, zur Nachuntersuchung zu erhalten. Wenn ich in vorliegendem Falle glücklicher war, so ist das nur einem zufälligen Zusammentreifen günstiger Umstände zu verdanken. Bereits in der älteren Literatur wimmelt es von ungenügenden Beschreibungen; man denke z. B. nur an die zahlreichen Arten, welche Verrill aufgestellt und ohne Abbildungen zu geben, mit Diagnosen von ein paar Zeilen versehen hat, oder an die teilweise ganz unheilvolle klassiflkatorische Tätigkeit J. E. Grat's. Diese Beispiele sollten den neueren Alcyonarienforschern als Warnung dienen. Aber immer wieder tauchen neue Bearbeitungen von Reise- ausbeuten auf, deren Hauptziel die Aufstellung einer möglichst großen Zahl oberflächlich beschriebener neuer Arten und Gat- tungen zu sein scheint, anstatt daß man versucht, in einzelnen Gruppen etwas Ordnung zu schafien. Wissenschaftlicher Wert kommt derartigen Arbeiten überhaupt kaum zu, im Gegenteil bilden sie einen entmutigenden Ballast für spätere Bearbeiter, und für Alcyonarienfauna Californiens. 225 tiergeographische Forschungen sind sie überliaupt nicht zu ge- brauchen. .Mir sind diese Arbeiten um so unbegreiflicher, als aus älterer wie neuerer Zeit glänzende Beispiele sorgfältiger und tiefgrabender Alcyonariensysteniatik vorliegen, wie z. B. die Arbeit E. v. Maren- zellee's über SarcopJnjtxm und verwandte Gattungen oder die Be- arbeitung eines Teiles der Siboga-Alcyonarien durch Veesluys. Ich will nun versuchen, eine neue Liste der californischen Alcyonaiien aufzustellen, in die ich vorläufig die nicht allzu un- sicheren Arten Nutting's mit aufnehmen will. Diese Liste ist von der Xuttixg's in mehrfacher Hinsicht verschieden. Erstens haben eine ganze Anzahl Arten aus Nutting's Liste andere Bestimmungen erhalten, zweitens sind einige von ihm ausgelassene Arten aus der fiüheren Literatur hinzugefügt worden, drittens habe ich ein paar für Californien neue Arten selbst gefunden {Telesto nuttingi n. sp. und Stcnella doederleim We, et StuD.), und endlich habe ich die ganz zweifelhaften Arten aus Nutting's Liste weggelassen. Dieser Liste habe ich die Tiefenangaben beigefügt, sowie etwaige andere Fundorte. In der Reihenfolge der Gattungen bin ich des bequemeren Vergleiches wegen Nutting gefolgt. Telesto californiea n. sp. Telesto amlngna NuTT. Telesto nuttingi n. sp. Clavidaria pacißca n. sp. Atithomastus ritteri NuTT. Peiinatula phosphorca L. var. caii- foruica n. v. Leioptiliim gurneyl (Gray) Leioptihim quadrangulare (Moeofe) Leioptilum simiosiim (Geay) Leioptihim verrilli Pfeffee Virgularia reinwardti Herkl. Virgidaria graciUs (Gabb) Virgidaria hroinleyi Küll. Stylntula elongata Verr. ? Stylatula äff. darivini KÖLL. Stghttida gracilis Verr. (ob identisch mit V. gracdis Gabb ?) Acanthopliluni alhuin NuTT. 40 — 71 Aranthoptilion scalpellifolium MOROEF 30—140 Tiefe in Faden Andere Fundorte 31 — 50 524 48 110—495 216—680 29—594 ? Puget Sund, Vancouver-Ins. 31—120 ? Panama, Magalhaens-Straße ? Mazatlan ? Indischer Ozean, Japan? 36 394—609 Japan 10—54 Panama ? Brasilien ? 15* 226 W. Kükenthal, Andere Fundorte Acanthoptihwi annulatum Nutt. Pavonaria califonnca MoROFF Pavonaria icillemoesi (Köll.) Pavonaria sp. juv. Ftoiicnlina j)arkeri n. sp. SlarhyptilnDi stiperhnm Stud. AntlioptiJmn grandiflonwi Verk. Umhellula 3 sp. Distichopiiluvi gracüe Verr. Renilla amethystina Verr. SteneUa doederlcini "Wr. et Stud. CaUgorgia kinoshitae n. sp. Plumarella longispina Kinosh. Muricella complanata Wr. et Stud Eumuricea pusilla Nutt. Psammogorgia 3 sp. NuTT. Enplexaura markt n. sp. Leptogorgia 3 sp. Nutt. Stenogorgia kofoidi Nutt. Tiefe in Faden 243—1083 31— ?291 Japan 334—769 26 — 524 Panama 500 Atlantischer, Stiller, In- discher Ozean 995—1573 Nord- Atlantischer , Stiller, Indischer Ozean flachesLitor. 180 Japan, Timor, Panama 120—1350 191 Japan 285 Japan 97 Tiefsee 35—339 Litoral 60—74 Auf Grund dieser neuen Liste läßt sich feststellen, daß die Mehrzahl der californischen Arten bis jetzt nur in dieser Kegion gefunden worden ist; 5 Arten kommen auch südlich von Californien bis Panama vor, eine an der nördlichen Küste West-Amerikas und 5 Arten bei Japan. Im westlichen Stillen Ozean kommen, wenn wii- die 5 japani- schen Arten dazu rechnen, im ganzen 7 Arten vor, von denen 2 annähernd kosmopolitische Tiefseeformen sind und auch im Atlantischen Ozean gefunden wurden. Von einer Form (Sttjlatula äff', darwini) sind als Fundorte brasilische Küste und Californien an- gegeben, doch ist die Fundortsangabe „Californien" nicht ganz sicher und daher die Art mit einem Fragezeichen versehen. Jeden- falls erhellt aus dieser Zusammenstellung eines mit voller Sicherheit, daß die Verwandtschaft der californischen Alcyonarien, nach der An- zahl der identischen Arten zu urteilen, am größten ist mit denen des Stillen Ozeans, insbesondei'e Japans und der Küste südlich von Californien. Dagegen ist keine Art identisch mit atlantischen Formen, ausgenommen zwei kosmopolitische Tiefseeformen, während eine dritte wegen sehr zweifelhafter Fundortsangabe nicht in Be- AlcYonarieufauiia Californieus. 227 tracht kommen kann. Ganz ant'fälli^ erscheint es mir, daß keine einzige Art auch in W'estindien vorkommt. Nun würde aber eine solche tiergeographische Untersuchung selir unvollkommen sein, wenn nur die Zahl der identischen Arten zugrunde gelegt würde. Es können zwei Faunen einander äußerst ähnlich sein, ohne daß auch nur eine einzige Art beiden zugleich eigen ist. Das ist dann der Fall, wenn die Gattungen in großer Zahl übereinstimmen. Sehen wir uns daraufhin die Fauna Kaliforniens an, so müssen wir zunächst die kosmopolitischen oder doch nahezu kosmopoliti- schen Tief seegattun gen aus unserer Betrachtung ausscheiden. Es sind dies die Gattungen CJavularia, Antkomastus, Funiculina, Antho- ptihim, Unibellida, Distichoptüum, Stenella und Caligorgia. Die übrigen Gattungen wollen wir auf ihre Verwertbarkeit für Aufstellung verwandtschaftlicher Beziehungen von Einzelfaunen pi'üfen. Da ist zuerst die Gattung TeJesto, die Verwertung finden könnte. Nun ist TeJesto aber eine in fast allen tropischen und subtropi- schen Meeresgebieten heimische Gattung des Litorals, kann also für unsere Aufgabe nicht in Betracht kommen. Die Gattung Fennatida ist sehr weit verbreitet, und auch die Art Pennatula pJiospJwrea L. ist eine nahezu kosmopolitische Form mit mehreren Varietäten. Leioptihtm ist mit seinen 5 Arten anscheinend auf die West- küste Amerikas beschränkt. Kosmopolitisch ist die Gattung Virgularia, wenn auch die ein- zelnen Arten beschränktere Verbreitungsgebiete haben. Anders ver- liält sich das mit Stylatula, die auf den Atlantischen Ozean und die Küste Californiens beschränkt ist. Von Stylatula antiUarum Köll. wird, allerdings mit einem Fragezeichen versehen, Westindien als Fundort angegeben. Ebenso hat die Gattung Acanthoptüum eine begrenzte Ver- breitung, indem 3 Arten in Californien, 2 auf den Floridarifl'en vor- kommen. Die Gattung Pavonaria ist nahezu kosmopolitisch. Die Verbrei- tung von lienilla ist längs der amerikanischen Küsten erfolgt, auf welche die Gattung beschränkt ist. Da Californien nur eine Art besitzt, ist die Wanderung w^ohl von der amerikanischen Westküste her erfolgt, welche mehrere Arten aufzuweisen hat. Eine Besiede- lung der pacifischen Küste Amerikas durch einen ehemaligen, 228 W. Kükenthal, Zentralaraerika durchschneidenden Wasserweg ist für Renilla nicht notwendig- anzunehmen, da die Gattung auch an den südamerikani- schen Ost- und Westküsten bis zur Magalhaens-Straße vorkommt und um die Südspitze Südamerikas herumgewandert sein kann. Von den Gorgoniden ist die Gattung Psanimogorgia, deren Stellung und Wert mir allerdings noch sehr zweifelhaft erscheint, vorwiegend west-amerikanisch, und einige Arten sind auch im west- lichen Pacifischen Ozean gefunden worden. Eine fälschlich zu dieser Gattung gerechnete Art, die ich als Euplexaura marli n. sp. auf- geführt habe, ist der erste west-amerikanische Vertreter dieser rein indopacifischen Gattung. Die Gattungen Leptogorgia und Stenogorgia sind sowohl indopacifisch wie atlantisch. Das Resultat dieser Zusammenstellung ist recht mager. Es gibt zwei Litoralgattungen, die auf die ost- und die west-amerikani- sche Küste beschränkt sind, Renilla und Acmitlwptüum. Californisch und atlantisch ist auch die Gattung Stylatula, während Leioptüum anscheinend ganz auf die west-amerikanische Küste beschränkt ist. Die überwiegende Mehrzahl der californischen Gattungen ist pacifisch oder indopacifisch; so kommen, um ein Beispiel heraus- zugreifen, von den californischen Gattungen die meisten auch in Japan vor^). Die Beziehungen der californischen Gattungen sind also am engsten mit Japan, dann mit dem west-pacifischen Gebiete und schließlich sind auch Beziehungen zu der ost-amerikanischen Fauna nachweisbar. Diese dokumentieren sich aber nur in deren gleichzeitigem Vorhandensein von Vertretern zweier Gattungen, während die Arten selbst verschieden sind. Daraus kann man schließen, daß, wenn eine direkte Verbindung des tropischen Atlanti- schen und des Stillen Ozeans bestanden hat, diese Verbindung jeden- falls bereits zu einer Zeit verschwunden ist, die genügt hat, um neue Arten herauszubilden. Diese tiergeographischen Schlüsse, die zum Teil auf dem gleichen Materiale basiert sind, das auch Nutting vorlag, sind von 1) Während der Fertigstellung dieser Studie erschien eine neue Be- arbeitung einer Reiseausbeute von NUTTING, in welcher nach einer in Japan gemachten Kollektion 102 Arten Alcyonarien, darunter 40 neue, beschrieben werden. Unter den aufgezählten Arten befanden sich eine ganze Anzahl californische , so daß die Verwandtschaftsbeziehungen der beiden Faunen noch engere werden würden. Ich ziehe es indessen vor, die neue NüTTiNG'sche Arbeit nicht für tiergeographische Schlüsse zu verwenden, bevor nicht die Bestimmungen noch einmal revidiert sind. Alcyonarienfauna Californiens. 229 denen dieses Autors sehr verschieden und geeignet, meine ein- gangs geäußerten Bedenken über die Verwertung oberflächlicher systematisclier Arbeiten zu tiergeographischen Studien zu bekräftigen. Ich gehe nun zu dem zweiten Teile meiner Arbeit über, in welchem ich die einzelnen Arten einer eingehenderen Besprechung unterziehen will. In diesem systematischen Teile habe ich des Vergleiches wegen dieselbe Reihenfolge innegehalten wie Nuttixg. Ferner erschien es mir notwendig, eine Anzahl von Abbildungen mitzugeben. Zwar sind auch der Arbeit Nutting's eine Anzahl von Lichtdrucktafeln beigegeben, die Abbildungen sind indessen in so kleinem Maßstabe gehalten und so undeutlich, daß ihr Wert ein sehr problemati- scher ist. Gattung Telesto Lam, Nutting's Liste beginnt mit der Gattung Telesto, von der er zwei Arten, Telesto rigida Wr. et Stüd. und Telesto amhigna n. sp., aufführt. Es ist mir nicht klar geworden, auf Grund welcher Merkmale NuTTiNG die ihm vorliegenden Formen mit Telesto rigida Wk. et Stud. identifiziert. Nur der äußere Aufbau zeigt einige Ähn- lichkeit. "Wie schon eingangs erwähnt, glückte es mir, zwischen dem Festland und der nördlichen Coronado-Insel zahlreiche Exemplare einer Telesto zu erbeuten, die sich als identisch erwiesen mit Stücken der Biolugischen Station in la Jolla, die von Nutting als Telesto rigida bestimmt waren. Es liegt zweifellos eine neue Art Telesto vor, die ich Telesto californira n. sp. nenne und in folgendem beschreiben will. Telesto ealifornica n. sp. (Taf. 7 Fig. 1 u. 2.) nee Telfslo rigida "\Vr. et StüD., NüTTING, 1909, Alcyonaria of tbe Californian coast, p. 685. Fundort. Süd-Californien, 40 Faden. Beschreibung. Die zahlreichen mir vorliegenden Stücke sind fast sämtlich zerbrochen, doch läßt sich über den Aufbau folgendes feststellen. Von sich wenig verzweigenden wurzeiförmigen Stolonen erhebt sich senkrecht ein Hauptpolyp, der bis 55 mm Höhe erreichen kann und durchweg den gleichen Durchmesser von 2 mm besitzt. Von 230 W. Kükenthal, diesem Hauptpolypen entspringen in ziemlich gleichmäßigen Ab- ständen Seitenpolypen, und zwar entweder nur auf einer Seite oder auf beiden. Meist stehen die Seitenpolypen beiden Seiten alter- nierend zueinander, doch kommt es auch vor, daß sie in gleicher Höhe entspringen. Die Seitenpolypen gehen in rechtem Winkel oder doch wenigstens einem rechten angenäherten Winkel vom Haupt- polypen ab und können die Länge des Hauptpolypen erreichen. Sie geben wieder kürzeren Polypen dritter Ordnung den Ursprung, die ebenfalls meist alternierend zu beiden Seiten des Polypen zweiter Ordnung stehen. Die gesamte Verzweigung liegt ausgesprochen in einer Ebene. Sehr charakteristisch sind die scharf ausgeprägten Längsfurchen, die bei sämtlichen Exemplaren vorkommen. Diese Längsfurchen sind schmal und tief und gehen bis zur Basis hinab. Fig. A. Telesto californica n. sp. Tentakel- und Polypenkelchspicula. 71 : 1. Fig. B. Telesto californica n. sp. Untere Rinde. 71:1. Die Anthocodien sind sehr dicht mit Spicula besetzt, die in un- deutlichen spitz nach oben konvergierenden Doppelreihen stehen und teilweise miteinander verschmolzen sind. Diese Spicula sind breite Spindeln von 0,2 mm Länge und 0,05 mm Breite, die mit flachen, oft abgerundeten weitstehenden Dornen besetzt sind. Ver- einzelt kommen auch Vierlinge vor. Die Tentakel enthalten schlanke und kleine Spindeln, die mit sehr breit aufsitzenden kräftigen Dornen versehen sind. Tiefer am Stamm werden die Spicula plumper und verlieren etwas die Spindelform, auch ihre Warzen sind plump und unregelmäßig. Vielfach sind die Spicula miteinander ver- schmolzen. Die Farbe ist gelblich-weiß. Ein Vergleich mit der Beschreibung, welche Wright u. Studer Alcyonarienfauna Californiens. 231 von iliier Tdcsio rigida ^eben. zeigt ohne weiteres, daß vorliegende Art unmöglich zu ihr gehören kann. Gemeinsam ist beiden nur die Art der Verzweigung, dagegen ist schon darin ein tiefgreifender Unterschied vorhanden, als Telesto rigida völlig glatte Wände be- sitzt, vorliegende Ait dagegen äußerst scharf ausgeprägt durch die ganze Länge verlaufende Längsfurchen. Total verschieden ist auch die Gestalt der Spicula. total verschieden auch die Färbung, die bei rigida mit „Orangerot" angegeben wird. Die von Xutting aufgestellte Art Telesto amhigua habe ich nicht nachuntersuchen können. Es scheint sich in der Tat um eine neue Art zu handeln. In dem Material der Biologischen Station in la Jolla fand ich nach eine dritte Telesto-Xri, die von Nutting nicht erwähnt wird. Sie stellt ebenfalls eine neue Art dar, die ich Telesto mitiingi nennen will. Telesto nuttingl n, s}}» (Taf. 7 Fig. 3.) Fundort. Süd-Californien. China point, 48 Faden, 7./L 1908. 8 Exemplare. Beschreibung. Die Länge des größten Exemplars beträgt 75 mm. Die Basalanheftung fehlt allen 3 Stücken. Der Axial- polyp ist in seinem unteren Teile leicht gekrümmt, weiter oben ge- streckt und trägt kurze seitliche Polypen ohne jede weitere Ver- zweigung. Li seinem oberen Teile hat der Axialpolyp einen Durch- messer von 2,2 mm, unten ist er etwas schmäler und mißt etwa 1,8 mm. Die seitlichen Polypen gehen etwa im Winkel von 45 Grad vom Hauptpolypen ab, werden bis 6 mm lang und entspringen in annähernd gleichweiten Abständen von allen Seiten des Haupt- polypen, mitunter in ungefähr der gleichen Höhe. Unter dem Apex sind sie beträchtlich kleiner. Längsfurchen sind deutlich ausgebildet und ziehen als schmale Rinnen sowohl die Anthocodien wie den Stamm herab. Die Spicula der Anthocodien stehen sehr dicht in spitz nach oben konvergierender nahezu longitudinaler Anordnung. Sie stellen sehr breite abgeplattete Spindeln dar von durchschnittlich 0,18 mm Länge und 0,06 mm Breite, die mit sehr großen krenelierten Warzen dicht besetzt sind. In den Tentakeln werden diese Spindeln kleiner, schlanker, und die Dornen werden spitzer und stehen weiter aus- 232 • " W. Kükenthal, einander. In der unteren Rinde liegen teilweise miteinander ver- schmolzene Platten von 0,13 mm Länge und 0,03 mm Breite mit großen Warzen, die oft eine besondere Größe erlangen und die Form der Spicula ganz unregelmäßig gestalten können. Fig. C. Telesto nuttingi n. sp. , Fig. D. Telesto nuttingi n. sp. Polypenspicula. 71 : 1. Rindenspiciila. 71 : 1. Die Wandung der Axialpolypen ist relativ dünn, weit ins Innere springen acht Leisten hinein, die allem Anschein nach Hornsubstanz enthalten. Die Farbe der Kolonie ist orangegelb bis hellgelb; zum Teil ist die Kolonie von Spongien, Hydroiden und Bryozoen über- wachsen. Am nächsten dürfte diese Art den kürzlich beschriebenen japa- nischen Formen T. tubulosa Kinoshita und T. sagaminea Kinoshita stehen, wenigstens was den Aufbau der Kolonie, insbesondere das Fehlen von Polypen dritter und weiterer Ordnungen anbetrifft. Da- gegen ist die Gestalt der Spicula insbesondere der Anthocodien eine so eigenartige, daß eine weitere Anknüpfung nicht gefunden werden kann und diese Form einer neuen x4.rt zugerechnet werden muß. Bei dieser Gelegenheit möchte ich einen kurzen Überblick über die bis jetzt beschriebenen Arten der Gattung Telesto und ihrer Fundorte geben. Laackmann führt in seiner dankenswerten Eevision 10 sichere Arten von Telesto an, hat aber dabei übersehen, daß Verrill (1870, p. 372) in ungewohnter Ausführlichkeit eine 11. Art, Telesto africana, beschrieben hat, die ebenfalls als gute Art anzu- sehen ist. Dazu kommen 3 von Kinoshita (1909) aufgestellte neue Arten sowie Nütting's Telesto amUgua und die beiden hier be- schriebenen neuen Arten, so daß die Artenzahl der Gattung auf 17 steigt. Es soll nun in Folgendem der Versuch gemacht werden, diese Arten zu gruppieren und zu ihrer leichteren Bestimmung einen Schlüssel zu geben. Bereits Laackmann hat diesen Versuch unter- Alcyoiiarieiifauua Californieus. 233 nommen (1908. p. 72), docli kann ich mich damit nicht in allen Punkten befreunden. Bei der Aufstellung meines Schlüssels ging ich von dem Grundsatze aus, solche Merkmale in den Vordergrund zu stellen, welche auch ohne mikroskopische Untersuchung wahr- genommen werden können. Niciit in den Schlüssel aufgenommen wurde 1. ambigua Nutt., weil in der Beschreibung einiger wich- tiger Merkmale, z. B. des Vorkommens oder Fehlens von Längs- furclien, nicht gedaciit wird und mir zur Nachuntersuchung kein Material vorlag. Auch T. rosea Kinoshita mußte vorläufig aus- gelassen werden, da die Beschreibung keine Angabe enthält, ob die Längsfurchen schmal oder breit sind, und eine Abbildung der Kolonie fehlt. I. Axialpolyp mit Lateralpolypen, die keine weiteren Polypen ab- gehen lassen. A. Längsfurchen des Stammes breit und flach 1. nur im oberen Teile vorhanden T. tubulosa 2. bis zur Basis ziehend T. sar/amina B. Längsfurchen schmal und tief T. nuitingi. IL Axialpolyp mit Lateralpolypen, die weitere Polypen abgehen lassen A. Lateralpolypen die Länge des Axialpolypen erreichend 1. Längsfurchen fehlend T. rigida 2. Längsfurchen bis zur Basis ziehend T. californica B. Lateralpolypen viel kleiner als der Axialpolyp 1. Längsfurchen schmal und tief, bis zur Basis herab- reichend a) Vei'zweigung allseitig T. arhorea b) Die Polypen zweiter Ordnung sind in einer Ebene ge- legen a) mit dicken kurzen verästelten Spicula T. fniticulosa ß) mit schlanken, spindelförmigen Spicula T. africana Verb. 2. Längsfurchen breit und seicht, bis zur Basis herab- reichend a) Die dazwischen liegenden Längsrippen mit scharfen Kämmen a) Pinnulae mit je 1 Spiculum T. rubra ß) Pinnulae ohne Spicula T. trichostemma b) keine scharf hervortretende Längsrippen a) Stammwand dick mit starken Hornleisten 234 W. Kükenthal, aa) Spiculaskelet im oberen Stammteil verschmolzen T. riisei bb) Spiculaskelet im oberen Stammteil nicht ver- schmolzen, locker angeordnet T. rupkola ß) Stammwand, dünn, mit schwachen Hornleisten T. proUfera 3. Län^sfurchen nur an den äußersten Spitzen vorhanden Lateralpolypen locker gestellt T. smithii Lateralpolypen sehr dicht angeordnet T. muUiflora Laackm. Auch die geographische Verbreitung der Gattung Telesio ist einer Revision bedürftig. Zunächst will ich die Fundorte der einzelnen Arten angeben. 1. T, iubulosa Kinoshita 2. T. sagamina Kinoshita 3. T. rosea Kinoshita 4. T. nuttmgi Kükth. 5. T. rigida Wr. et Stud. 6. T. fial/iformca Kükth. 7. T. arborea We. et Stud. 8. T. fruticnlosa Dana 9. T. africana Verrill 10. T. rubra Hickson 11. T. irichostemma (Dana) Japan 70 Faden Japan 60 Faden Japan Süd-Californien 48 Faden Azoren (Wr. u. Studer) 1675 Faden Azoren (Studer) 1000—3075 m Süd-Californien 40 Faden Arafurasee (Wr. u. Stud.) 49 Faden Maldiven (Hickson) 23 — 25 Faden Zanzibar (Thoms. u. Hender- SON) 5 — 10 Faden Andamanen (Thoms. u. Hen- derson) 45 — 270Faden Amboina (Laackmann) Sydney (Laackmann) Australien (Thomson u. Mackinnon) Station 42. Südcarolina (Dana) Stone Inlet (Verrill) Südcarolina (Laackmann) Sherbro Insel, West- Afrika Maldiven (Hickson) 23—25 Faden Ceylon (Thomson u. Hen- derson) Andamanen (Thomson u. Hendekson) 45 — 270Faden Rutland Ins. (ThOMSON u. Henderson) 35 Faden Fidschi-Inseln (Dana) Torres-Straße (Wr. u. Stud.) 5—20 m Siam(THOMSONU.HENDERSON) Alcyonarienfauna Califoruiens. 235 13. 7. rupicohi (F. MÜLL.) Maldiven (HiCKSON) 45 m Aru-Inseln (Kükf:nthal) Flaches Wasser Australien (TnOMSON u. MacKinnon) 12. T. r//.s^f t (DuCH. et Mich.) St. Thomas (Dum. u. Mich.) Portorico(HAKGiTT U.Rogers) Antillen (LaacKMANN) Tortugas (Laackmann) St. Thomas (Laackmann) Flaches Litor. St. Jan (Laackmann) Flaches Litor. Rio de Janeiro (F. MÜLL.) Bahia (Wr. u. Stud.) Küsten Brasiliens (LaaCK- manx) Kingston (Laackmanx) Flaches Litor. ? Blanche Bay, Xeul)ritannien (HlCKSOX u. HiLES) ? Zanzibar (Thomson u. Hen- dekson) ? Singapore (Shann) 5 — 10 Faden Golf von Siam (v. Koch) Sumatra (Laackmann) Singapore (Laackmann) Manila (Laackmann) Sydney (Gray) Port Molle, Arafurasee (RiD- ley) Formosakanal (Laackmann) Port Jackson (Laackmann) T, »dilti flora Laackmann Bass-Straße (Laackmann) Sharksbai, Südwest- Australien 3 — 124 m (Kükenthal) T. aitthigua Nutting Californien (NüTTING) 524 Faden 14. T. pwlifern v. KoCH 15. T. smiihi Gray 16. r Aus vorstehender Fundortszusammenstellung ergibt sich, daß die Gattung Telcsto eine viel weitere Verbreitung- hat, als man ihr früher zusclirieb. Sie findet sicli in fast allen den tropischen und subtropischen Meeresgebieten, Im Atlantischen Ozean kommen folgende Arten vor : an der amerikanischen Ostküste T. fruticulosa (Dana) T. rüsei (DüCh. et Mich.) T. rupkola (F. Müll.) an der afrikanischen Westküste T. üfrimna Verr. 236 W. KÜKENTHAL, in der Tiefsee bei den Azoren T. rigida Wr. et Stud. Im Stillen Ozean finden sich folgende Arten : bei Japan T. iubulosa Kinosh. T. sagamina KiNOSH. T. rosea Kinosh. in hinterindiscben Gewässern T. prolifera v. Koch in indischen und australischen Gewässern T. arborea Wr, et Stüd. T. smithi Grat T. multiflora Laackm, T. trichosteiumn (Dann) T. rubra HiCKS. an der Küste Californiens T. ambigiia NuTT. T. californica Kükth. T. nuttingi Kükth. Die geographische Verbreitung der Gattung Telesto. Alcyoliarienfauna Californieus. 237 Von den einzelnen Arten liat die weiteste Verbreitung T. arborea, von der afrikanischen Ostküste bis nach Australien. T. rupicola soll außer an der Ostküste Zenti-al- und Südamerikas, auch bei Ost- Afrika, Singapure und Neubritannien vorkommen, doch hege ich nach den gegebenen Beschreibungen ernste Zweifel an der Richtigkeit der Bestimmungen. Vielmehr glaube ich, daß das Ver- breitungsgebiet jeder Art ein relativ eng begrenztes ist. Fast sämtliche Arten gehören dem Litoral an, manche sogar, wie T. riisei und T. rupicola^ dem Flachwasser. In der Tiefsee sind nur folgende Arten gefunden worden: T. amhigna von Californien in 524 Faden Tiefe und T. rigida von den Azoren in 1000—3075 m Tiefe. Nebenstehende Karte (S. 236) soll die Verteilung der Arten erläutern. Die Zahlen beziehen sich auf die Nummer der Arten in der Fundortsliste. Gatt. Clavularla Q. et G. em. KtJKENTHAL. Unter dem Namen Sympodium armaium Wk. et Stud. führt Nütting eine Form auf, deren Nachuntersuchung mir ergab, daß es sich nicht um ein Sympodium, sondern um eine Clavularia handelt. Nach meiner Auffassung sind die beiden Gattungen Sympodium und Clavidaria dadurch scharf voneinander unterschieden, daß die erstere völlig in eine Basalmembran zurückziehbare Polypen besitzt, während Clavu- laria sich dadurch auszeichnet, daß der obere Teil der Polypen sich in den unteren, nicht retractilen, kelchartigen zurückziehen kann. Das ist nun auch bei vorliegender Form der Fall, und auch die übrigen Merkmale der Gattung treffen bei ihr zu. Als Gattungs- diagnose für Clavularia hatte ich (1906, p. 15) folgende gegeben: „Cornulariiden, deren Polypen durch Stolonen oder Stolonenplatten, die membranös verbreitert sein können, verbunden sind. Die Sto- lonen enthalten mehrere netzförmig verbundene Kanäle. Spicula vorhanden, von Spindelform. Der Polypenkörper ist in einen oberen, retractilen, dünnwandigen Teil und einen iinteien, nicht retractilen, dickwandigen Teil („Kelch") gesondert, Polypen und Basis ohne Hornscheide." Clavularia pacifica n, sp, 1909. nee Sy»)]/odiu7u armaium Wr. et Stud., Nutting, Alcyon. Calif. coast., p. 6b6. 238 W. Kükenthal, Fundort. China Point, 50 Faden. Drei Bruchstücke. Nutting führt weitere Fundorte an: Süd - Californien mit 110—495 Faden Tiefe. Beschreibung-. Es liegen mir 3 Bruchstücke vor, die fast völlig von einem Kieselschwamm überwachsen sind. Wie die Text- fig. E zeigt, sind die Polypen durch Stolonen miteinander verbunden. Die Länge eines solchen Polypen beträgt etwa 5 mm, wovon auf den retractilen Teil 2,5 mm, auf den Kelch 2,5 mm kommen. Doch gibt es auch kleinere Polypen. Der retractile Polypenteil ist mit 8 tiefen Längsfurchen versehen, zwischen denen 8 Wülste mit scharfen Kanten vorspringen. In der Kelchpartie sind die Wülste viel weniger deutlich. Die Tentakel sind stark eingekrümmt und in die Mundöffnung eingeschlagen. Fig. E. Fiff. F. Fis:. G. Fig. E. Clavularia imcifica n. sp. 1^1^ : 1. Fig. F. Clavularia pacifica n. sj). Spicula des oberen Polypenteiles. Fig. G. Clavularia imcifica n. sp. Kelchspicula. 152 : 1. Die Bewehrung der Polypenköpfchen ist eine sehr kräftige und regelmäßig angeordnete. Es sind 8 Doppelreihen von Spicula vor- handen, welche an der Basis nahezu horizontal angeordnet sind, höher hinauf sich immer steiler erheben. Diese Spicula sind Spindeln von 0,25 — 0,3 mm, die meist etwas gebogen und an einem Ende keulenförmig verdickt sind. Sie sind mit starken spitzzulaufenden Dornen versehen, die an dem keulenförmigen Ende schräg nach oben Alcyonarieufauna Califoruieus. 231) verlaufen. In den Tentakeln liegen ebenfalls zahlreiche Spicula, flache, bedornte Spindeln von ca. 0,18 mm Länge. Die Spicula des Kelches sind 0,22 mm lange Spindeln mit sehr hohen, aber abge- rundeten Dornen. Keulen fanden sich hier nicht vor. Auch die Basis enthält ganz ähnliche Spiculaformen wie die Kelche, nur ein wenig kleiner. Farbe hellgelblich. Diese Form erinnert etwas an die Clavidaria ehurnea Kükth. von Ja])an, wenn deren Polypen auch sehr viel größer sind. Ins- besondere sind die Spicula des retractilen Polypenteiles einander sehr ähnlich, von gleicher Größe und auch in der Umbildung zu Keulen einander gleich. Diese Umbildung der Polypenspicula zu Keulen ist übrigens auch bereits angedeutet bei Clavidaria cliuni KÜKTH. ' Sowohl bei Cl. ehurnea als auch bei Cl. chuni sind aber Kelch- und Basisspicula durchaus verschieden, sowohl untereinander als auch mit denen vorliegender Form, so daß schon dieses Merkmal allein genügt, die neue Art zu präzisieren. Mit Sympodnim armatum We. et Stud. hat vorliegende Art nur eine äußerliche Ähnlichkeit gemein. Zwar scheint mir kein ZAveifel obzuwalten, daß Sympodium armatum zur Gattung Clavidaria in dem von mir umgrenzten Umfange zu ziehen ist, eine Identität beider Arten kann aber schon deshalb nicht in Frage kommen, weil die Spicula von S. armatum doppelt bis dreimal so groß wie die von Cl. pacifica sind. Aiiihoniastiis rltteri Nutting. Unter diesem Namen beschreibt Nutting einen Antliomastus, der in seinem Aufbau den japanischen Formen A. muscarioides Kükth., A. granulosus Kükth. und der indischen Art A. agaricoides Thoms. et Henderson sehr ähnlich ist. Jedenfalls gehört die californische Art zu der gleichen Gruppe mit den oben genannten, die sich durch ein stark gewölbtes Polypodium auszeichnen. Ich habe mich aus Mangel an Material darauf beschränken müssen, einige mikroskopische Präparate von Spicula aus ver- schiedenen Regionen anzufertigen, um die von Nutting gegebene Beschreibung zu ergänzen. Betrachten wir zunächst die Spicula der Polypenwand, so sehen wir zahllose kleine rotgefärbte zackige Kugeln und Doppelkugeln von ca. 0,05 mm Durchmesser. Diese Formen gehen über in gleichgroße Spindeln mit 2 regelmäßigein Gürteln sehr großer gezackter Warzen. Die gleichen Spiculaformen Zool. .Tahrli. XXXV. Al.t. f. Svst. 16 240 W. Kükenthal, fanden sich in den Tentakeln wieder, hier treten aber außerdem^ wenn auch vereinzelter, längere, fast glatte Stäbe auf, bis 0,24 mm messend, die nur an den Enden etwas gezackt sein können. Die Tentakel sind jederseits mit 11 Pinnülae besetzt. Fig. H. Fig. K. Fig. J. Fig. L. Fig. H. Anthomastus ritteri. Spicula der Polypenwand. 152:1. Fig. J. Anthomastus ritteri. Tentakelspicnla. 152:1. Fig. K. Anthomastus 7-itteri. Spicula der Scheibe. 35:1. Fig. L. Anthomastus ritteri. Spicula der Stielbasis. 152 : 1. Die Oberfläche der Scheibe ist mit farblosen Spicula erfüllt, die typische Sternform haben, aber nicht gefärbt sind ; tiefer im Innern treten zahlreiche Nadelformen auf, die meist senkrecht zur Ober- fläche stehen und auch in die Wand der sehr dicht stehenden Zooide hineintreten und über ihre Mündung hinausragen. Diese Nadel- formen sind bis 0,3 mm lang und fast stets völlig glatt, Ihre Enden laufen nicht spitz zu, sind quer abgestutzt. Meist ist eine schwache leistenförmige Verdickung vorhanden, die in der ganzen Länge der Nadel, dabei aber etwas schräg verläuft. In der Stielrinde finden sich ausschließlich jene kleinen sternförmigen Gebilde vor, die ziem- lich weit voneinander angeordnet sind. Wir haben hier eine Form vor uns, die zweifellos als besondere Art anzusprechen ist. Alcyonarienfanna Califomiens. 241 An den 3 Exemplaren, welche ich in La Jolla betrachten konnte, fiel mir auf, daß selbst die kleinste Kolonie von nur 20 mm Scheibendurchmesser einigte Poh'pen von annähernd der gleichen Grüße aufzuweisen hatte wie die beiden größeren Kolonien. PetinatuJa p/iospJiorea rat: californica n, v, (Taf. 7 Fig. 4 u. 5.) Unter dem Namen Fennaiula acnJeata Dan. beschreibt Nutting eine Pennatiüa, die vom Dampfer Albatross an verschiedenen Stellen der californischen Küste in zahlreichen Exemplaren erbeutet worden ist. Die Beschreibung, w^elche Nutting gibt, ist so allgemein ge- halten, daß sie auch auf viele andere Arten der Gattung Pennahüa paßt, insbesondere geschieht der für die P. aculeata so charakteri- stischen Differenzierung der dorsalen Kielzooide in große und kleine gar keine Erwähnung. Da in Nutting's Verzeichnis der californischen Seefedern nur diese eine Art der Gattung Fennaiula aufgeführt wird, so sind jedenfalls die 10 Exemplare dazu zu rechnen, welche ich in der Sammlung der Biologischen Station in La Jolla auffand, mit der Fundortsetikette ,,Stat. 4407. St. Albatross, Californian Coast". Diese Exemplare tragen aber die von Nutting's Hand herrührende Be- zeichnung ,,P. phosphorea L." Woher diese Verschiedenheit in der Bezeichnung rührt, vermag ich nicht zu erklären; es liegt mir hier nur daran festzustellen, daß die an der californischen Küste vor- kommende Art der Gattung Pennahüa keinesfalls zu P. aculeata gehört, sondern zum Formenkreis der P. phosphorea, und zwar stellt sie eine Varietät letzterer Art dar, die mit der von Broch und mir seinerzeit beschriebenen P. phosphorea var. antarctica in vielen Punkten übereinstimmt. Da indessen auch einige Abweichungen vorhanden sind, will ich die Form als Varietät californica bezeichnen. Der Name P. aculeata muß also aus dem Verzeichnisse californischer See- federn schwinden und durch P. phosphorea L. var. californica ersetzt werden — falls nicht Nutting durch eine erneute und genaue Be- schreibung den Nachweis erbringt, daß in der Tat auch P. aculeata in Californien vorkommt. Im letzteren, mir sehr unwahrscheinlichen Falle wären alsdann 2 Arten von Pennatula in das Verzeichnis cali- fornischer Seefedern aufzunehmen. Ich wende mich nunmehr der Beschreibung der mir vorliegen- den Varietät californica zu. Leider konnten nur 2 Kolonien den folgenden Messungen zugrunde gelegt werden. 16* 242 W. Kükenthal, Kolonie I Kolonie II Kolonielänge in mm 86 81 (Länge in ^1^ der Kolonielänge 53 50 ^^^^^*\ Breite in "/o der Kolonielänge 17 24 ( Länge in % der Kolonielänge 47 50 \ Breite in 7o der Kolonielänge 2,3 3,7 Zahl der Blätter links/rechts 16/17 16/15 Zahl der Polypen an den größeren Blättern 7 — 8 8 Dorsale Zooidreihen beiderseits des sterilen Kielfeldes 6—8 7—8 Breite des sterilen Kielfeldes in mm 0,8 1 Verhältnis von Stiel zu Kiel 1 : 1,2 1:1 Vergleichen wir diese Zahlen mit den bei den anderen Varie- täten von Pennatula pJiosphorea, wie sie in der Arbeit von Broch und mir (1911, p. 375 f.) niedergelegt worden sind, so ergibt sich ein enger Anschluß dieser Form an die Varietät antardica. Wie bei dieser sind die Blätter schmal, und ihre Zahl ist nicht groß. Die Polypen erreichen bei beiden eine ansehnliche Größe, und die Zahl der an einem Blatte stehenden ist gering. Auch das Verhältnis von Stiellänge zu Federlänge ist bei beiden annähernd das gleiche, ebenso die Färbung, ein dunkles Rot. Nur die Zahl der Zooidreihen am dorsalen Kielfeld ist bei antardica mit 2 — 6 Reihen jederseits kleiner als bei der vorliegenden Form, wo sie 6 — 8 beträgt. Mit der von Moeoff beschriebenen Varietät longispinosa hat sie nichts zu tun, vielmehr schließt sie sich eng an antardica an. Wie letztere so ist auch f. caUfornica eine Tiefseeform. Interessant wäre es zu erfahren, ob die Pennatula pJiospJiorea, welche Studer (1894) von der Westküste Zentralamerikas (0" 19' n. Br., 90"^ 34' ö. L.) aus 331 Faden Tiefe anführt, ebenfalls sich an die Formen antarctica und caUfornica anschließt, was mir durchaus wahrscheinlich ist. Jedenfalls ist das Vorkommen der P. phosphorea L. an der cali- fornischen Küste von besonderem tiergeographischem Interesse, denn der Verbreitungsbezirk der Art wird damit stark erweitert, so daß man die P. phosphorea nahezu als kosmopolitische Art ansprechen kann, Folgende Fundorte sind anzuführen: Nordeuropäische Küsten bis Trondhjem und Schottland, Island, französische Küsten, Mittel- meer, Westküste Marokkos, Japan, Californien, Westküste Zentral- amerikas, Antarktis (Bouvet-Insel), und wenn man nach dem Vor- gange von Balss auch die Pennatula indica Thomson et Hendeeson Alcyonarienfanna Californiens. 243 zum P\irmenkreis der Ponudnla phosplwrea zielit, würde aucli noch der Indische Ozean zu dem Verbreitungsbezirk der Art treten. So- wohl die Formen typka wie die anderen besciiriebenen Formen: laricgata, rnhclla, Candida und lonrjispinosa kommen im tieferen Litoral vor, die Formen aniarciica sowie die /'. californica dagegen sind Tiefseebewohner, und das gleiche ist der Fall mit der nicht genauer beschriebenen Form Studer's von der Westküste Zentralamerikas. Leioptüuni quadranf/iihire (Moroff). 1902. Ptilosarciis quadraiKjnlaris MoROFF, in: Zool. Jahrb., Vol. 17, Syst., p. 385. NuTTiNG hat dieser von Moroff aufgestellten Art eine dankbar zu begrüßende eingehende Untersuchung auch in anatomischer Hin- sicht angedeihen lassen. In der Bearbeitung der Pennatulaceen der deutschen Tiefseeexpedition (1911, p. 386) haben Broch und ich darauf hingewiesen, daß die Gattung Ptüosarcus in die GRAY'sche Gattung Leioptilum einzubeziehen sei. Die californische Art muß daher Leioptilum quadrangidare (Moroff) heißen. Virf/ularia hrornleyi Köll. 1909. Halisceptrum ci/stiferum Nütting., Ale. Calif. Coast, p. 698. Von dieser Form gibt Nütting (1909, p. 698) selbst an. daß bei ihr die Unterscheidung zwischen Pinnae und sessilen Polypen schwierig ist und daß man die Blätter als Gruppen zusammen- hängender sessiler Polypen auffassen könnte. In diesem Falle würde nach ihm die vorliegende Art zu einer anderen Familie, wahrschein- lich den Virr/tdariidae, zu rechnen sein. Nun hat inzwischen Balss (1910) ganz richtig erkannt, daß die Gattung Halisceptrum keine Existenzberechtigung hat und mit Virgtüaria vereinigt werden muß, und Bküch und ich sind diesem Vorgehen gefolgt. Der einzige Unterschied zwischen Halisceptrum und Virgidaria würde darin be- stehen, daß bei ersterer Gattung dorsale Zooide vorkommen, bei letzterer nicht. In der Tat finden sich aber alle Übergänge, so daß die bisher beschriebenen Halisceptrum- Arten zu Virgularia zu stellen sind und die Gattung Hcdisceptrum endgültig eingezogen werden muß. Was nun die vorliegende Art anbetrifft, so ist die Beschreibung, welche Nütting von ihr gibt, nicht ganz zutreffend. So schreibt er: ..Zooids do not seem to be present in this species"'. Ein Blick auf das mir vorliegende Exemplar zeigt mir aber, daß am Kiele 244 ^- KÜKENTHÄL, sehr deutliche Zooide zwischen den Blättern sitzen. Dorsale Zooide fehlen indessen g-änzlich, und selbst wenn die Gattung Haliscepfrum noch zu Recht bestünde, könnte vorliegende Form aus obigem Grunde nicht zu ihr gehören. Nutting legt bei der Auf- stellung seiner neuen Art viel Gewicht auf das Vorhandensein einer Endblase. Diese kommt aber auch anderen Arten der Gattung Virgularia zu. Für die Artbestimmung der vorliegenden Form kommen folgende Merkmale in Betracht. Die Zooide sitzen am Kiele zwischen den Blättern, die Polypenkelche sind glatt, die Polypenträger sind sehr niedrig, und die Polypenkelche sind deutlich voneinander getrennt, die Zahl der Polypen eines Blattes ist niedrig und beträgt 4 — 5. Die Art hat sehr große Ähnlichkeit mit der Virgularia hromleyi KöLL., von der sie sich eigentlich nur dadurch unterscheidet, daß ihr die nadeiförmigen Spicula fehlen, von denen Külliker (1880, p. 9) berichtet. Freilich gibt Külliker selbst an, daß diese Spicula sehr spär- lich sind, und Bruch und ich haben (1911, p. 342) eine Art als F. äff. hromleyi beschrieben, der diese nadeiförmigen Spicula fehlen, die sonst aber durchaus der F. hromleyi gleicht. Nutting hat bei seiner Form keine Spicula gefunden, und auch ich habe nach nadei- förmigen- Spicula vergeblich gesucht, während die kleinen ovalen Spicula im Stielinnereu natürlich vorhanden sind. Da erfahrungsgemäß solche Spicula in ihrem Auftreten inner- halb einer Art sehr variabel sein können, kann diese kleine Ditferenz ignoriert und die Form zu Virgularia hromleyi Köll. gezogen werden. Stjßlatula elongata Verr. Gabb (1863, p. 167) hatte unter dem Namen Virgularia elongata eine neue Form aus Californien beschrieben. Im darauffolgenden Jahre stellt Verrill (1864, p. 30) seine neue Gattung Stylatula auf und beschreibt als neue Art Stylatula elongata, führt aber gleichzeitig als Synonym Virgularia elongata Gabb auf. Gray (1870, p. 18) folgt Verrill ohne weitere Begründung, und erst Kölliker (1872, p. 216) scheidet Virgularia elongata Gabb als noch weiterer Untersuchung bedürftig aus der Gattung Stylatula wieder aus und trennt sie damit von der Art, Stylatula elongata Verrill. In NuTTiNG's Verzeichnis wird die Form wieder als Stylatula elongata (Gabb) aufgeführt, und Nutting schreibt dazu: „Verrill regards this species of Gabb's as identical with his own Stylatula Alcyonarieufauna Californiens. 245 elangata; tlie prioritj-, liowever. belong-s to tlie species iiamed by Gabh." Das wäre nur dann der Fall, wenn Veekill mit seiner Identifizierun«; recht gehabt hätte. Nun aber hat sich KöLLiKEK, was NuTTixG überselieu hat, gegen die Identifizierung ausgesprochen, besonders weil Gabb's Art ungenügend beschrieben worden ist, und daher müssen wir, Kölliker's Vorgange folgend, die Art Stylatida elongata Vekrill wenigstens so lange nennen, bis die Identität mit Gabb's Art sichergestellt ist. StyJatuJa elouf/atci Verrill. 1864. SV. e., Veeeill, in: Bull. Mus. comp. Zoo!., No. 3, p. 30. 1868. St. e., Verrill, in: Traus. Connecticut Acad., Vol. 1, p. 384. 1870. Sf. e., Gray, in: Catalogue of Sea-Pens, p. 19. 1872. St. e., KÖLLIKER, Monographie, p. 224. 1886. St. ritigei. Pfeffer, in: Neue Pennatuliden des Hamburg. Mus., p. 59. I!i09. St. e., NuTTiNG, in: Alcyon. Calif. coast., p. 699. 1863. '?an Virqidaria elongata Gabb, in: Proc. California Acad. nat. Sc, Vol. 2, p. 166. 1911. .s7. e., Kükenthal u. Broch, Pennatulacea, p. 317. Fundort. Südlich der südlichen Coronado-Insel, in 15 — 17 Faden Tiefe. Zahlreiche Bruchstücke. Beschreibung. Die frisch erbeuteten Kolonien, die leider sämtlich zerbrochen waren, hatten eine kräftige schokoladenbraune Farbe, während die Poh'pen selbst hell waren. Von Nutting wird angegeben, daß die Färbung im Leben hell graubraun ist mit weißen Polypen und lachsroter Stielblase. Über die Farbe der letzteren kann ich nichts aussagen, da bei allen meinen Exemplaren der Stiel abgebrochen war. Die Organisation entspricht im wesentlichen den vorhandenen Beschreibungen, soll aber in der Arbeit eines meiner Schüler eingehend studiert werden. Spicula sind natürlich vor- handen, nicht nur die großen Strahlen der Platten, sondern auch kleinere Nadeln und im Innern der Endblase ovale Spicula, so daß die Bemerkung von Nutting: ..There are no spicules etc." nicht zutrittt. "? AcanthoptUinn f/racile (Gabb). Unter diesem Namen beschreibt Nqtting eine Form, die Gabb (1863, p. 167) als Virgidaria gmcilis diiifgesteWt hatte. Verrill (1864) 246 W. Kükenthal, hatte diese Art, allerdings unter Vorbehalt, zu seiner Gattung Siylatida gestellt. Nütting bringt sie zu AcantJwptUum. Da mir Material zur Nachuntersuchung nicht vorlag, kann ich mich nicht weiter über diese Art äußern, doch führt sie Nütting selbst mit einem Fragezeichen an, weshalb ich mich berechtigt glaube, diese Form als unsicher bestimmt anzusehen. ? AcantJioptilufn j)ourtaJesii Köll. Ein Exemplar ohne Fundortsangabe sowie ein sehr jugendliches Exemplar eines ÄcaniJioptilum von San Diego wird von Nütting, allerdings wiederum mit einem Fragezeichen, zu Ä. po^irtalesn Köll., einer Form von Florida, gestellt. Eine Begründung wird nicht ge- geben und nur erwähnt, daß bei dem größeren Exemplare die Spicula des Stammes nicht biskuitförmig, sondern vom gewöhnlichen spindelförmigen Typus waren. Es ist mir ganz unmöglich, diese Bestimmung als nur einiger- maßen gesichert anzuerkennen. Bei der großen tiergeographischen Bedeutung, welche eine Identität dieser pacifischen Litoralform mit der atlantischen, auf Koralleuriften lebenden Art haben würde, muß ein exakter Nachweis gefordert werden. Der liegt nicht vor, und daher ist die Bestimmung zu ignorieren. ActinthoptiluiH albuni Nutt. Die Beschreibung, welche Nütting von dieser neuen Art gibt, läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: Die sehr schlanke Kolonie hat einen Stiel, der etwas mehr als ein Drittel der Gesamtlänge mißt. Die Endblase ist nur schwach ausgebildet. An den regel- mäßig gebogenen Blättern sitzen je 4 — 5 anscheinend nicht retractile Polypen, deren Kelche klein und weich sind und am Rande 8 schwach ausgebildete Lappen zeigen. Der distale Kelch jedes Blattes zieht sich in eine unter dem ausgebreiteten Polypen befindliche Spitze aus. Es finden sich Zooide nur zwischen den Blättern in kurzen Reihen von je drei. Die Spicula sind farblos und spärlich in den Kelchwänden; größere spindelförmige Spicula finden sich in einer Gruppe unter jedem Blattansatz, kleinere Formen kommen an der Oberfläche von Stiel und Kiel vor. Farbe weiß, mit rotem Fleck an der Anschwellung oberhalb der Endblase. Diese Beschreibung möchte ich etwas ergänzen durch die Ab- bildung der Spiculaformen, die eine größere systematische Wichtig- Alcyonarienfauna Californiens. 247 keit haben, als Nutting annimmt. Ich zweifle im übrigen nicht daran, daß Nutting recht hat, wenn er diese Form als eine neue Art von Acanthoptüum auffaßt. Fig. M. Fig. N. Fig. 0. Fig. M. Fig. N. Fig. 0. Fig. P. Fig. Q. Fig. R. Fig. S. Fig. E. Fig. P. o Fig. Q. ^0 Fig. S. Acanthoptüum album Nutt. Blattspiciüa. 71:1. Acanthoptilum album. Tentakelspiciila. 71 : 1. Acanthoptüum album. Stielspicula. 71 : 1. Acanthoptüum scalpellifolium. Polypen- und Tentakelspicula. 152:1. Acanthop)tüum scalpellifolium. Kielrinde. 152: 1. Acanthoptüum scalpellifol'mm. Stielrinde. 152 : 1. Acanthoptüum scalpellifolium. Spicula der Endblase. 152 : 1. 248 W. Kükenthal, Accuithoi^tilum scalpeUlfolmni Moeoff, Diese von Nutting irrtüralicli unter dem Namen Ä. scälpelliforme MoK. aufg-eführte Art habe ich im Originalexemplar vor mir gehabt und kann Moeoff's Darstellung bestätigen. Da Moeoff keine Ab- bildung der Spicula gegeben hat, will ich das Versäumte nachholen. In der Polypenwand liegen in Gruppen angehäuft schlanke drei- flügelige Nadeln von ca. 0,36 mm Länge, außerdem kommen kürzere abgeplattete, in der Mitte eingeschnürte Spicula von 0.12 — 0,18 mm Länge vor, die sich auch in der Tentakelachse finden ; die Kielrinde ist dicht erfüllt mit kleinen ovalen Spicula von nur ca. 0,03 mm Längsdurchmesser. In der Stielrinde werden diese Spicula länger, stabförmiger und bis 0,18 mm lang, sie stehen hier in Büscheln angeordnet. Dicht erfüllt mit sehr kleinen rundlichen bis ovalen Kalk- körperchen ist die Endblase. Diese Kalkkörperchen sind in kleinen Gruppen aneinandergelagert. Acajithoj)tUuni annuJatiini Nutt. Als Acanthoptilum annulatum hat Nutting eine neue Art auf- gestellt. Ich Iiabe selbst ein Exemplar dieser Form in Händen ge- habt, und Nutting's und meine ergänzenden Beobachtungen zu- sammenfassend, sind folgende Unterschiede gegenüber A. scal- pellifoUum hervorzuheben : das Verhältnis von Stiel zu Kiel ist bei A. scalpelUfolium nach Nut- ting 1 : 3, während Moeoff 1 : 5 angibt, bei A. annulatum 1 : 1,3 (nach Nutting), 1 : 3 bei dem mir vorliegenden Exemplare. Die Blätter sind bei beiden Arten gleichbreit an der Basis, aber kürzer bei J-. scalpellifolium nach Nutting. An dem mir vor- liegenden Exemplare erreichten Fig. T. Acanthoptilum anmi- latum. Polypenspicula. 152 : 1. Acanihoptilmn dagegen die Blätter kaum 3 mm annulafum. Stiel- Länge, waren also eher kleiner spicula. 152:1. als bei A. scalpellifolium. Auf jedem Blatte sitzen 6 Polypenkelche gegenüber 7—8 Polypenkelchen Alcyouarienfanna Califoruiens. 249 bei ^-1. scalpellifolium. Doch ist liier zu bemerken, daß das p]xemplar von letzterer Art, welches Nutting vorlag, über 6mal so groß war wie das von A. anmdatnm. Die Polj'penkelche sind mit 8 kurzen Zähnen versehen bei .1. mundation. die aber bei dem mir vorliegen- den Kxemplare kaum wahrnehmbar waren. Auffällig verschieden sind dagegen die Polypenspicula. die bei Ä. amiulatum kürzer, breiter und weniger zugespitzt erscheinen als bei A. scalpellifolium. Danach erscheint es mir wahrscheinlich, daß A. anmdatum von A. scalpellifolium artlich verschieden ist. Pavotiarla californica Moroff. (Taf. 8 Fig. 6 u. 7.) == B(dti('ina pacifim (Nutting). Diese von Nutting als Balticina pacifica beschriebene Form habe ich an dem Bruchstücke eines jugendlichen Exemplars nach unter- suchen können. Würde ich auf die Untersuchung dieses Bruch- stückes hin die Art zu bestimmen haben, so würde ich nicht daran denken, sie auf Grund der NuxTiNG'schen Beschreibung zu dessen Art zu stellen. Nun habe ich aber bereits in La Jolla bei flüchtiger Durchmusterung alle Übergänge von meiner Form zu den typischen Exemplaren Nutting's feststellen können und zweifle nicht daran, daß auch das mir vorliegende Bruchstück zur gleichen Art gehört. Während Nutting angibt, daß bei seinen erwachsenen Exemplaren die Polypen bis zu 5 auf jedem Blatte sitzen, ist bei vorliegender Form von Blättern überhaupt keine Rede, sondern die Polypen sitzen in schräger Anordnung in stark gegeneinander verschobenen Paaren vollkommen voneinander isoliert an dem Kiele. Das ist aber ein Hauptmerkmal der Gattung Halipteris, wodurch diese sich von Pavonaria unterscheidet. Wir haben also hier den Fall vor uns, daß eine im erwachsenen Zustande fraglos zu Pavonaria zu zählende Form in jugendlichem Zustande eine Halipteris ist. Das beweist, daß Broch und ich recht hatten, als wir uns (1911, p. 306) zu -einer Vereinigung der beiden Gattungen entschlossen, für die wir den älteren Namen Pavonaria beibehielten. Nur die ventrale Seite des Kieles ist von den Polypen bedeckt die dorsale Seite ist dagegen vollkommen frei. Eine regelmäßige Anordnung der Polypen in schrägen Linien ist nicht zu bemerken. Während bei erwachsenen Formen nach Nutting 2 — 5 eng aneinander gepreßte Polypen in jeder Reihe stehen, sind hier viel weniger 250 W. Kükenthal, Polypen vorhanden, die in einer Weise angeordnet sind, wie sie Fig. 6, Taf. 8 wiedergibt. Nutting gibt als die Entfernung einer Polypenreihe von der benachbarten, auf der dorsolateralen Seite ge- messen, 5—8 mm an, bei vorliegendem kleinem Exemplare stehen sie viel enger. Fig. V. Pavonaria californica. Kelch- uud Kielspicula. 26:1. Fig. W. Pavonaria californica n. sp. [Balticina pacifica Nutt.). Tentakel- spicula. 26:1. Die Form hat die für die Gattung Pavonaria charakteristischen zweizipfeligen Kelche. Diese Kelche sind dorsoventral abgeflacht und bis etwa 4 mm lang und oben 2 mm breit. Das sind ungefähr die gleichen Maße, die Nutting für seine erwachsenen Exemplare angibt. Es folgt daraus, daß die Polypen nicht mehr an Größe wachsen, wenn auch die Kolonie noch beträchtlich zunimmt. Damit stimmt überein, daß sclion bei der vorliegenden jungen Kolonie reife Ge- schlechtsprodukte und zwar Eier in dem vom Kelch geschützten unteren Polypenteil enthalten sind. Aus dem Kelche heraus hebt sich ,der obere Polypenteil, der die auffällig stark entwickelten Tentakel trägt. \¥enn der Vergleich gestattet ist, so sieht ein Polyp dieser Form ungefähr so aus wie eine Sepia, Der obere Polypen- teil kann so lang werden wie der Kelch, ist aber an seiner Basis bedeutend schmäler als dieser. Die Bewehrung ist folgende. Der Kelch ist mit langen schmalen dreiflügeligen Nadeln bewehrt, die sich an den beiden vorspringenden Kelchspitzen in steil nach oben konvergierende Züge anordnen. Die Nadeln sind bis 0,7 mm lang. Alcyonarieufaiuia ("alifoniieiis. 251 Der obere Polypenteil scheint mir teilweise retractil zu sein, an seiner Basis fehlen Spicula so gut wie vülliy. nur an den Seiten der Polypen vermöo'en sich die Tentakelspicula ein Stück weit die Polypenwand hinunter zu ziehen. Nutting berichtet von einigen wenigen transversalen Spiculareiiien in der Polypenwand. An meinem Objekt war davon nur hier und da etwas wahrnehmbar, besonders an der lateralen und der adaxialen Seite. Sehr stark mit Spicula bewehrt sind die Tentakel. Die äußere Tentakelachse ist dicht gepanzert mit schräg nach oben konvergierenden Spicula von breiter dreifliigeliger Stabform und etwa 0,24—0,30 mm Länge. Aber auch in den Pinnulae. die jederseits zu ca. 20 am Tentakel sitzen, sind Spicula in deren Längsrichtung vorhanden, kleine dreiüügelige Stäbchen von 0.06 bis 0,12 mm Länge. In der Kielrinde liegen schlanke dreitlügelige Nadeln von ca. 0,24 mm durchschnittlicher Länge. Die Angabe Nütting's, daß die Spicula anscheinend auf die Polypen und Kelche beschränkt sind, ist also nicht zutreffend. Was die Zooide anbetrifft, so gibt Nutting an, daß sie zwischen den Polypenreihen in Gruppen von 15—20 stehen und hier eine Tendenz zur Anordnung in 2 oder 3 Reihen zeigen, daß aber außer- dem auf der dorsalen Kielseite auch einige zerstreute Zooide vor- kommen. Die Zooide sind nicht durch Spicula geschützt und stellen einfache rundliche Kr»rner dar. Solche Bildungen habe ich an den bezeichneten Stellen auch bei meinem Exemplar gefunden, hier waren es aber die angehäuften, durch die Körperwand schimmernden Geschlechtsprodukte. Jedenfalls sind an dem mir vorliegenden Bruchstück eines jugendlichen Exemplars die Zooide noch nicht ausgebildet. Als Farbe gibt Nutting schokoladebraun für Polypen und Kelche, gelbbraun für die Stielanschwellüng und dunkel rotbraun für die End blase an. Es ist nunmehr die Frage zu erörtern, ob die vorliegende Form eine neue Art darstellt, wie Nutting annimmt. Der Vergleich mit dem Originalexemplar von Pavonaria californica ]\[oroff ergab mir, daß die NuTTiNG'schen Formen zu dieser Art gehören. Wie Mdroff bereits angibt, sind beide zu einem P^xemplai* ge- hörigen Stücke stark maceriert ; das rechtfertigt aber nicht, daß Mukoff in seiner Beschi-eibung einmal (p. 394) schreibt: ,,Polypen grau, sehr schwach, 3 — 5 an der Zahl, ohne Kalknadeln" und w^enige Zeilen darauf: „Die Wand der Polypenkelche ist ganz dicht mit solchen Nadeln besetzt." So konnte es kommen, daß Nutting (p. 705) schreibt: 252 ^^'- Kükenthal, „Paiwiaria californica Moeoff is described as having polyps without spicules." MoROFF meinte jedenfalls mit seinem Ausdruck „Polypen" nur dessen obersten Teil, insbesondere die Tentakel. Nuu hat mir aber die Nachuntersuchung erg-eben, daß an dem Originalstück dieser obere Polypenteil entweder völlig maceriert ist oder überhaupt fehlt. Es läßt sich also keinesfalls daraus der Schluß ziehen, daß die Tentakelspicula fehlen. Vergleicht man diese Form mit der von Nutting aufgestellten Bdlticina pacifica n. sp., so schrumpfen die artlichen Unterschiede sehr stark susammen. Die Anordnung der Polypen scheint die gleiche zu sein, auch die Polypenkelche sind mit ihren beiden ab- axialen Zähnen einander sehr ähnlich. Daß die Polypenkelche bei Moroff's Exemplaren etwas kleiner sind als bei Nutting's, kann auf Schrumpfung des schlecht konservierten Stückes beruhen. Nun hat ganz neuerdings Nutting (1912, p. 40) die ßalticina californica von Japan aufgeführt und bei seinen Exemplaren eben- falls keine Tentakelspicula gefunden. Er schreibt aber selbst: ,,this species may be the same as the last" (i. e. Balücina pacifica Nutt.). Nun bestehen zwei Erklärungsmöglichkeiten des Fehlens von Tentakelspicula bei einer Art, einmal die große Variabilität im Vorkommen dieser Spicula und zweitens der mangelhafte Erhal- tungszustand. Dazu gehört auch die Konservierung mit Formol oder Glycerin. Formol vermag, besonders wenn es nicht gewechselt wird, durch teilweise Oxydierung im Körper zu Ameisensäure zu werden, die die Kalkspicula auflöst. Auch Glycerin löst die Spicula auf. Auf ein so unsicheres Merkmal hin möchte ich also nicht die Aufstellung zweier verschiedener Arten befürworten, sondern ziehe Nutting's Art in Moeoff's Pavonaria californica ein. Favonavia ivlllenioesi (Köll.). 1880. Mieroptüum willcmocsl KÖllikee, in: Rep. sc. Res. Challenger, p. 27. 1902. Pavonaria dofleini Moroff, in: Zool. Jahrb., Vol. 17, Syst., p. 390. 1873. Verrillia blakei Stearns, in: Proc. California Acad. Sc, p. 147. 1874. Halipteris blakei Verrill, p. 68. 1909. BaUicina finmarckica Nutting, Alcyon. Californ., p. 705. 1909. Pavonaria finmarckica Balss, in: Zool. Anz., Vol. 34, p. 426. 1910. Baltciina ivillemoesi Balss, Japan. Pennatul., p. 51. Alcyonarienfauna Californiens. 253 Von der von Californien stainuienden Pamnaria dofleini Moroff liegen mir die beiden Oriofinalstücke aus dem Münchener Museum vor. Mellon auf den ersten Blick war es unverkennbar, daß die beiden Stücke zu Pavonaria, iciUcmoesi Küll. gehören. Ich habe von letzterer P'orm Stücke zum Vergleich vorliegen, die Balss seinerzeit als Balikina finmarchica (Sars) beschrieben hat. um sie später (1910, p. 51) als zu P. iviUemoesi Köll. gehörig zu erkennen. Die vor- handenen Unterschiede sind ganz ähnliche wie die zwischen Pavonaria californica und P. pacifica und beruhen auch hier auf sehr schlechtem Erhaltungszustände der MoROFF'schen Typen. Schon die weiße Farbe der noch vorhandenen Spicula der Polypenkelche deutet auf starke Veränderungen hin, und es nimmt daher kein Wunder, daß die Tentakelspicula auch bei diesen Stücken fehlen. Alle anderen Merkmale stimmen mit P. ivülemoesi überein, so daß P. dofleini als Synonym zu ihr gestellt werden muß. Es ist ganz interessant zu sehen, daß Nütting (1909, p. 705) in denselben Irrtum verfallen ist wie nach ihm Balss und eine Anzahl californischer Exemplare als Balticina finmarchica beschrieben hat. Wie Balss selbst bereits kurze Zeit darauf richtig erkannt hat, handelt es sich aber um P. iviUemoesi, und wenn man Xutting's Beschreibung liest, so kommt man zu dem Schlüsse, daß auch dessen Exemplare zu B. iviUemoesi gehören. Auch die von Nütting (1912, p. 38) von Japan als Bcdticina finmarchica beschriebenen Formen ge- hören zu letzterer Art. Ferner ist Nütting (p. 706) der Meinung, daß auch die als Verrillia blakei von Steaens beschriebenen Form, die Vekrill später als zu Halipteris gehörig erkannte, zu Pavonaria zu stellen ist und wahrscheinlich zu den von ihm als Pavonaria finmarchica be- stimmten Formen. Balss (1910, p. 50) dagegen vermutet, daß Verrillia bMei zu B. iviUemoesi Köll. zu rechnen ist. Beide Autoren dürften recht haben, da alle diese Arten meiner Ansicht nach identisch sind. Es ergibt sich also, daß Pavonaria iviUemoesi (Köll.) identisch ist mit Verrillia hlahei Stearns, Pavonaria dofleini Moroff, Balticina finmar- chica Balss und Balticina finmarchica Nütting. Ich kann also bis jetzt nur 2 sichere californische Arten von Pavonaria, nämlich P. iviUemoesi (Köll.) und P. californica (Moroff), feststellen, außerdem ist die von Nütting als Acanthoptilum qnadri- dentatum beschriebene P'orm das Jugendstadium einer noch unbe- 254 W. Kükenthal, stimmbaren Pavonaria- Art. und auch Halipteris contorta dürfte eine jugendliche Form von Pavonaria sein. Pavonaria sp. juv. = IMipieris contorta Nutting. Die von Nutting als Halipteris contorta n. sp. beschriebene Form ist meiner Auffassung nach die Jugendform einer Pavonaria. Doch ist es mir auf Grund der sehr kurzen Beschreibung und der beiden mehr als dürftigen Abbildungen nicht möglich, die Artzugehörigkeit festzustellen. Das zugrunde liegende Exemplar w?iv nur 7,5 cm lang und allem Anscheine nach stark lädiert, jedenfalls zusammenge- krümmt. Da der Kelch vier Zähne aufweist, so gehört die Form, obwohl ihr Tentakelspicula fehlen sollen, möglicherweise mit Nütting's Stachijptilum quadridentaium n. sp. zu ein und derselben Art, die allerdings weder zur Gattung Halipteris noch zur Gattung Stachyptilum, sondern zur Gattung Pavonaria zu rechnen ist. JPavonaria sp, juv. (Taf. 8 Fig. 8.) = Stachyptilum quadridentaium NuTT. Die von Nutting als Stachyptilum quadridentaium n. sp. auf- geführte Form konnte ich nachuntersuchen und stelle zunächst fest, daß sie mit Stachyptilum nicht das geringste zu tun hat, sondern zu Pavonaria gehört, von der sie anscheinend das Jugendstadium einer Art darstellt. Es ist mir nicht recht klar geworden, wie Nutting auf den Gedanken kommen konnte, die Form zur Gattung Stachyptilum zu stellen, mit der sie auch nicht ein einziges Merkmal gemein hat. Das größere Exemplar ist 290 mm lang, wovon 72 mm auf den Stiel kommen; das kleinere hat 182 mm Länge bei 55 mm Stiel- länge. Nutting gibt 200 mm Gesamtlänge bei 68 mm Stiellänge an. Es scheint danach ein ziemlich konstantes Verhältnis zwischen der Länge des Stieles und des Kieles zu bestehen, das zwischen 1 : 2 und 1 : 3 schwankt. Der Stiel ist sehr schlank und schwillt nur an seinem unteren Ende zu einer schlanken Keule an, die im Quer- schnitt abgerundet vierkantig erscheint. Die Polypen sind auf der ventralen Seite des sehr schlanken Kieles angeordnet und lassen die dorsale völlig frei. Eine regelmäßige Anordnung der Polypen ist schwer wahrzunehmen. Ein paar größere Polj'pen stehen ungefähr Alcyonarienfauua Californiens. 255 paarig: zu beiden Seiten, aber selten in gleicher Höhe entspringend. Zwischen ihnen sitzen ein oder zwei kleinere Polypen, die aber stets etwas höher am Kiele abgehen. So sehe ich es bei der kleineren Form, bei der größeren ist diese Anordnung durch mehrfache Dre- hungen des Polypars um die Längsachse stark verwischt. Die Polypen sitzen in deutlich ausgeprägten Kelchen, wie sie für die Gattung Pavonana charakteristisch sind, nur treten zu den beiden äußeren vorspringenden Zähnen zwei etwas kleinere, nach innen davon ge- legene. Die Kelche verbreitern sich nach oben zu ziemlich stark und sind in dorsoventraler Kichtung abgeplattet. Ihre Länge be- trägt bis 3 mm. Der obere Polypenteil, das Köpfchen, erhebt sich aus dem Kelche mit schmaler Basis und erreicht insgesamt eine Höhe von ca. 2 mm. Die Tentakel sind sehr stark entwickelt, und die Außenseite ihrer Achse ist mächtig gepanzert. Mitunter ist das Köpfchen stark zum Kelch geneigt, zurückziehbar ist es nur in ge- ringem Maße. Die Zooide sind jedenfalls sehr schwer auffindbar; mir ist es nicht geglückt, sie mit Sicherheit aufzufinden. Nutting beschreibt laterale Zooide zwischen den Polypen und meist etwas größere auf der ventralen Kielfiäche. Die Spicula der Polypenkelche sind schlanke dreiflüglige Nadeln von 0,9 mm Länge, die den Kelch auf der abaxialen Seite vollkommen einpanzern bis auf einen schmalen nackten Medianstreifen. Diese Spicula sind annähernd longitudinal angeordnet, in den Kelchspitzen konvergieren sie etwas. Seitlich und adaxial fehlen dem Kelche Spicula. Sehr stark mit Spicula bewehrt ist das Polypenköpfchen. Es sind das die gleichen stabförmigen dreiflügligen Spicula, welche Fig. X. Fiff. Y. Fisr. z. Fig. X. Pavonaria sp. {Stachyptilum quadridentatum Nltt.i. Pölypen- ^llicula. 26 : 1. Fig. Y. Pavonaria sp. Teutakelspicula. 26:1. Fig. Z. Pavonaria sp. [Stach yjitilum quadridentafmH'S\:Tr.). Kielspicula. 26:1. Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. Syst 17 256 • ^^- KOkenthal, die Außenwand der Teutakelachse umpanzern. Diese Spicula stellen dichter wie bei P. pacifica und sind 0,65 mm lang-, 0,15 mm breit. In den Pinnulae sind sie 0,3 mm lang. Auch in der Kielliaut kommen kleine, sehr regelmäßig- in der Längsrichtung angeordnete dreiflüglige Stäbchen von 0,2 mm Länge vor, und ähnliche Spicula sind auch in der Stielhaut vorhanden. Auch im Stielinnern dieser Form fanden sich kleine ovale Spicula von 0,04 mm Länge in zerstreuter Unordnung vor. Farbe in Alkohol gelblich, doch schimmert das braun violette Schlundrohr etw^as durch die Polypenwand hindurch. Es entsteht nun die Frage, wozu diese Form zu zählen ist. Daß ■wir hier eine typische Pavonaria vor uns haben, ist klar und braucht nicht weiter nachgewiesen zu werden. Auch scheint es mir sehr wahrscheinlich, daß wir hier Jugendformen vor uns haben: das schließe ich erstens aus der für Pavonaria geringen Größe der Kolonien, zweitens aus der geringen Zahl der Polypen in einer transversalen Reihe, drittens aus dem Halipteri s-St?idmm, in welchem sich die Polypen einer Reihe befinden, indem diese noch völlig voneinander isoliert -sind, und viertens aus den noch fast völlig fehlenden Zooiden, die sich erst später anzulegen scheinen, wie das auch bei anderen Pennatulidenformen der Fall ist. Es ist mir aber nicht möglich, zu entscheiden, welcher Art diese Jugendformen zu- gehören mögen oder ob sie vielleicht einer neuen Art zuzurechnen sind. Hier kann nur ein reiches Material entscheiden, wie es mir nicht zur Verfügung steht. In der von mir aufgestellten Liste er- scheint die Art unter der Bezeichnung Pavonaria sp. juv. Funiculina j^arkeri n. sp. = Funiculina armata Veer., Nutt. Die von Nutting unter diesem Namen beschriebene Form ge- hört nicht zu dieser von Veeeill aufgestellten Art. Ohne das Original gesehen zu haben, zweifelten Bruch und ich (1911, p. 253) bereits an der Richtigkeit der Bestimmung, und diese Zweifel wurden vollkommen bestätigt, als ich die Nachuntersuchung eines kleinen Stückchens von einem von Nutting bestimmten Exemplare vornehmen konnte. Aber auch unsere Vermutung, daß möglicher- weise F. quadrangularis für diese Form in Betracht kommen könnte, hat sich nicht bestätigt, vielmehr liegt hier eine neue Form vor, die ich meinem Freunde G. H. Parker von der Harvarduniversität zu Ehren Funiculina parkeri nennen will. Alcyonaiieufauna Califoruiens. 257 Sie wild durch lolgeiide Merkmale charakterisiert. Das Ver- hältnis von Stiel zu Kiel ist ca. 1 : 5. Die Achse ist im Querschnitt austjesprochen viereckig-. Die Kndblase ist wenig- deutlich und der oberste Teil der Kohmie eing-eroUt und zugespitzt. Die Polj^pen stehen ziemlich unre;^elmäßig am Kiele, entspringen in nahezu rechtem Winkel und werden bis 8 mm lang. In ausgestrecktem Zustande sind sie sehr schlank, sie können sich aber erheblich kontrahieren und schwellen dann dementsi)rechend an. Die Tentakel sind bis 3 mm lang und jederseits mit etwa 16 fingerförmigen Pinnulae be- setzt. Neben diesen großen Polypen finden sich auch noch kleinere, sowie dazwischen eingestreute Zooide, von schlanker Walzenform Fig. A^ Funiculina parkeri n. .y). Polypeu und Zooide. 6 : 1. Fig. B*. Funiculina parkeri n. sp. Polypenspicula. 26:1. und ca. 1 mm Höhe, an denen die Tentakel nur als w'arzenförmige Fortsätze angedeutet sind. Während der untere Teil des Polypen- kelches nahezu völlig spiculafrei ist, treten im oberen, etwas aus- einanderweichenden Teile 8 Längsstreifen von Spicula auf, die in 8 weit vorragenden spitz dreieckigen Kelchzähnen enden. Ein trans- versaler Ring von Spicula unterhalb der Kelchzähne ist nicht vor- handen. Die Form der Kelchspicula ist die sehr schlanker geradliniger Stäbe, die dreiflüglig sind. Diese bis 0,7 mm langen Stäbe sind an beiden Enden etwas zugespitzt, und ihre Endflächen sind abgerundet. Tentakelspicula sind spärlich und kommen als dreiflüglige Spicula 17* 258 ^^- Kükenthal, von 0,12 mm Länge nur im unteren Teile der Tentakel vor. Die Spicula des Kieles sind nach Nutting in dichter Längsanordnung verteilt, meine Präparate dagegen zeigten nur spärliche Kielspicula von ähnlicher Form wie die Kelchspicula. Über die Spicula des Stieles gibt Nutting an, daß sie sehr ver- einzelt vorkommen oder fehlen. Farbe der Polj'pen dunkelbraun, des Stieles und Kieles heller. Im unteren Teile der Polj'pen liegen Eier, teilweise von der Größe des Polypendurchmessers. Fundort Süd-Californien in 334—638 Faden. Vergleichen wir die vorliegende Form mit den beiden anderen Arten der Gattung, F. qiiadrangularis und F. armata, so ergeben sich folgende Unterschiede. Das Verhältnis der Länge des Stieles zum Kiel beträgt bei F. quadrangularis 1 : 12 bis 1 : 16, bei F. -parheri 1 : 5, bei F. armata 1 : 2. Dieses Verhältnis scheint innerhalb der einzelnen Arten recht konstant zu sein, wie die von Broch und mir ausgeführten Messungen an 88 Exemplaren von F. quadrangularis ergeben haben. Wir dürfen es daher als gutes Artmerkmal betrachten. Bei F. armata, ist die Kolonie starr und oben nicht eingerollt, bei den beiden anderen Arten weniger starr und oben eingerollt. Ferner ist die Größe der Polypen verschieden. F. quadrangularis hat Polypen von 2 — 3 mm Länge, F. armata solche bis 5,5 mm und F. parJceri solche bis 8 mm Länge. Die Bewehrung der Polypen mit dreiflügligen Nadeln ist bei allen drei Arten verschieden. Bei F. quadrangularis verlaufen im unteren Teil des Polj^penkelches strahlenförmig an- geordnete Bündel, die kreuz und quer gerichtet sind, während sie im oberen Teil in Längsreihen zusammentreten und schließlich in 8 Zähnchen auslaufen. Außerdem findet sich unter den 8 Zähnchen ein breiter und dichter Ring transversal angeordneter Spicula. Bei F. armata findet sich folgende Bewehrung. Die Spicula der unteren Polypenregion sind ebenfalls in strahlenförmig auslaufende Bündel angeordnet, die meist transversal verlaufen; die sehr langen Kelch- zäline sind dicht mit langen schlanken Nadeln erfüllt; diese Kelch- zähne weichen stark auseinander, so daß der Kelch oben sehr breit wird. Ein Gürtel transversaler Spicula unter den Kelchzähnchen findet sich auch bei F. armata vor. Bei F. parheri fehlen dem unteren Polypenteile Spicula meist völlig. Im oberen Teile ordnen sie sich zu 8 schmalen Leisten an, die in die 8 großen Kelchzähne hinein ziehen. Ein Gürtel transversaler Spicula fehlt. Auch die Gestalt der Kelchspicula ist verschieden, bei F. quadrangidaris sind sie relativ Alcyonarienfauna Californieus. 259 am breitesten, während F. 'parken die schlanksten Spicula auf- zuweisen hat. In der dorsalen Kielhaut liegen bei F. quadnmgularis eigentümliche breite dreitliiglige Spicula, mit deutlichen Einschnü- rungen in der Mitte. Solche Formen kommen bei F. armata und wahrscheinlich auch bei F. iKirkcn nicht vor. Auch die breiten Platten der Stielrinde sind nur F. quadmngidans eigentümlich. Diese Merkmale genügen vollkommen zur scharfen Trennung der 3 Arten. Stachyx)tihini superhuni Stud. (Taf. 8 Fig. 9.) Von dieser von Nutting als Stachyptilum superbum Stud. bestimmten Art liegt mir eines seiner Exemplare vor. Ferner habe ich vor mir ein Exemplar von Japan, das Balss als StachypUlum superhum aufführt (1910, p. 36). Aus der Vergleichung der beiden Formen ergibt sich, daß sie unmöglich zu einer Art gehören können, sondern zu zwei ganz verschiedenen Arten gerechnet werden müssen. Ja es erschien mir früher durchaus nicht sicher, ob nicht das Studer- sche St sttperbum eine noch andere, dritte Art darstellt. Diese be- dauerliche Konfusion ist wohl dadurch zu erklären, daß die Be- schreibung, welche Studer von der Art gibt (1894, p. 56), recht unvollkommen ist und daß auch Abbildungen fehlen. Die Form, welche Broch und ich vor uns gehabt haben und die ausführlich von uns beschrieben worden ist (1911, p. 261), stammt aus Japan und steht der BALSs'schen Form sehr nahe, so daß wir beide zur gleichen Art rechnen können. Schon damals fielen uns Differenzen in den Beschreibungen von Stcder, Nutting und Balss auf, und wir haben unsere Form nur fide Balss zur STUDER'schen Art St. superbum gezogen. Nachdem mir nun Vergleichsmaterial zur Verfügung steht, kann ich diese Frage w^enigstens zum Teil entscheiden. Zunächst will ich eine Beschreibung des Exemplares von Cali- fornien geben, welches Nutting als Stachyptilum superbum be- stimmt hat. Die nicht ganz vollständige Kolonie ist 250 mm lang, wovon 92 mm auf den Stiel kommen. Das Verhältnis von Stiel zu Kiel ist also 1:1,7. Das Exemplar, welches Nutting seiner Beschreibung zugrunde gelegt hat, weist ein Verhältnis des Stieles zum Kiele von annähernd 1 : 1,2 auf, während bei Studer das Verhältnis wie 1 :2.3 angegeben wird. 260 W. Kükenthal, Die Endblase ist klein, aber deutlich entwickelt und steht zum Stiel in einem rechten Winkel. 30 — 50 mm oberhalb der Endblase findet sich eine spindelförmige Anschwellung-, die einen Durchmesser von 2,2 mm erreicht. Der Stiel ist nur etwa 1,2 mm dick und ober- halb der spindelförmigen Anschwellung annähernd von der gleichen Dicke. Der Kiel ist nur w^enig dicker als der Stiel und trägt 26 schräge Polypenreihen. Der Vergleich der Kolonie mit einer lang- gestreckten Kornähre, den Studer macht, ist sehr zutreffend. Die Polypen stehen nahezu rings um den Kiel herum. Erst bei ge- nauerem Zusehen entdeckt man ein schmales dorsales Kielfeld, welches im oberen Teil des Polypars frei sichtbar wird. Eine schmale, ^ aber tiefe zooidfreie Furche läuft in der Mitte des Kiel- feldes entlang, während zu beiden Seiten Zooide in einer Längsreihe stehen, zu der sich dann und wann noch einige in einer 2. un- regelmäßigen Längsreihe stehende Zooide gesellen können. Die Polypen stehen in dichter Anordnung, so daß die distalen Enden der unteren die Ansatz- stellen der darauf folgenden überdecken. Die Polypenkelche stehen in sehr spitzem Winkel am Kiele und sind unten ca. 3,5 mm, oben 5 — 6 mm lang und stehen in schräg von der dorsalen Mittellinie distalwärts nach der ventralen zu ziehenden Reihen von meist je 4. Ihre adaxiale Wandung ist größtenteils mit der Kielrinde ver- schmolzen. Diese Polypenkelche sind schlank, und ihr Rand setzt sich in 8 Zähne fort, die von den nahezu longitudinal verlaufenden Polypenspicula gebildet werden. Meist sind 2 oder 3 dieser Zähne besonders lang ausgebildet. Der oberste Teil des Polypenkelches mit den Zähnen weicht nicht oder nur unerheblich auseinander. An der Basis der Polypenkelche und zwischen ihnen sind Gruppen zahlreicher Zooide eingelagert. Die Spicula der Polypenkelche sind lange schlanke dreiflüglige Nadeln bis 1,3 mm Länge. Die Tentakel enthalten in ihrei- Achse breite, an beiden Enden stark verdickte Spicula von 0,25 mm Länge. Fig-. D^ Stachyptilum sM^^erfcHm. Tentakelspicula. 71:1. Fig. C^ Stachyptilum superbum. Polypen- spicula. 26 : 1. Alcyonarienfauna Califoniiens. 261 Auch die Zooide. welche kleine konische Erhebungen darstellen, sind von einem Kranze kleiner lonpfitudinaler Spicula umgeben. Studer gibt dies von seiner Koi-ni auch an. während Ntttixc; nichts davon erwähnt. Auch die Kielhaut entliält longitudinal gelagerte drei- fliiglige Nadeln, die nur der dorsalen Furche zu fehlen scheinen. Dem Stiele dagegen fehlen Spicula völlig und nur in der End- blase treten kleine ovale Köri)erchen auf. Farbe des Polypen blaugrau, des Stieles graugelb. ' Vergleichen wir mit obiger Beschreibung die kurzen Angaben Nüttixg's und Stüdb;r's, so erhellt ohne weiteres die völlige Identität der californischen Form mit Studer's Stach yptiliou superhum. Nuttixg's Bestimmung besteht also diesmal zu Recht. Dagegen ist das nicht der Fall mit der Form, welche Balss in seiner ausfühi'lichen Arbeit über japanische Pennatulideu als Stach yjAil um superhum aufführt. Diese Form, mit welcher auch das von Broch und mir (1911, p. 261) unter dem gleichen Namen beschriebene Exemplar von Japan identisch ist, gehört zu einer ganz anderen Art. Da Balss in seiner im Zoologischen Anzeiger (1909, p. 427) verölfentlichten vorläufigen Mit- teilung die Art unter dem Namen Stachyptilum dofleini n. sp. auf- führt, so brauchen wir um einen Namen für diese neue Form nicht verlegen zu sein. Da sowohl Balss wie Broch und ich bereits eine aus- führliche Beschreibung der Art gegeben haben, so mag es hier ge- nügen, die Hauptunterschiede gegenüber St. superhum anzuführen. Die Kolonie ist kompakter, der Stiel dicker und der Kiel sogar sehr viel dicker und vou schwammiger Konsistenz. Das dorsale Kielfeld ist breit, auch ein ventrales schmales Kielfeld ist vor- handen. Die Pol3-pen stehen in schrägen Reihen von je 4 — 6. Die Pol^'penkelche sind kurz und breit und nicht so stark gezähnt wie bei St. superhum. Die Zooide sitzen in mehreren dichten Längs- reihen auf dem dorsalen Kielfelde, sind sehr flach und von einem fächerföimig ausgebreiteten Spiculakranze umgeben. Die Kelch- spicula wie die Tentakelspicula sind nur halb so lang wie bei St. superhum. Die Stielrinde enthält zahlreiche Spicula, während sie bei St. superhum spiculafrei ist. Es dürfte angebracht sein, die kurzen Diagnosen der beiden vordem vereinigten Arten zu geben. StachyptUuin suijerhurn Stud. ]8'.»4. St, s., Studer, in: Bull. Mus. comp. Zool., Vol. 25, p. 56. 1909. St. .DT Jim., zelnen Haare (z. ß. von verschiedener Größe beim Maulwurf, Maueee) oder ganzer Haarkomplexe bilden [vgl. besonders die Katzenembryonen, ToLDT (d)]. Bei den Anlagen der Einzelhaare entsprechen die obersten Schichten der Epidermis topographisch allerdings in einem gewissen Sinne jenen der oberflächlichen Schichten der Haarwälle. Wie es sich immer mehr zeigt, ist die allgemeine Oberflächen- beschaffenheit der Haut sowohl bei den verschiedenen Säugetieren als auch in einzelnen Fällen im Verlaufe der Ontogenie eine sehr verschiedenartige. Diese vielfach mit der Behaarung in Beziehung stehenden und zum Teil sehr komplizierten Verhältnisse sind jedoch insbesondere hinsichtlich der dichtbehaarten Haut noch relativ wenig bekannt. Dabei erscheinen manche in Hinblick auf das Ver- halten der Haare zu den Schuppen bzw. auf die Frage von der Abstammung der Säugetiere von beschuppten Vorfahren von be- sonderem Interesse. Da es gegenwärtig unmöglich ist, einen voll- kommenen Überblick über diese Verhältnisse zu geben und deren Bedeutung richtig zu beurteilen, sehe ich von den allgemein be- kannten Furchen-, Leisten-, Buckel- und Schuppenbildungen, wie sie in größerer oder kleinerer Ausdehnung insbesondere bei der haar- armen bzw. -losen Haut vorkommen, ferner von den Haarscheiben [PiNKus (a)], den Sinushaarpolstern [s. Schwalbe (c)] etc. ab und be- schränke mich zur allgemeinen Orientierung auf eine provisorische Zusammenstellung einiger von diesem Gesichtspunkte aus bisher weniger beachteter Formen. Auf früher Entwicklungsstufe: kleine, scheibenförmige oder zarte, streifen bildende Epidermisverdickungen als erstes Stadium in der Entwicklung der einzelnen Haare (bei den Säugetieren im allgemeinen) bzw. ganzer Haarkomplexe (Katze), sowie der Milchdrüsen [Schwein, Eichhörnchen (Beesslau) etc.], ferner gewisse andere hypertheliale Bildungen am Bauche etc. Auf vorgeschrittener Entwicklungsstufe : Epidermis- e r h e b u n g e n von länglicher Form an dei' Austrittsstelle einzelner Haare, welche mit dem Durchbruche der letzteren durch die Haut im Zusammenhang stehen (Haarkanal, Längswülste). Besonders deutlich und mitunter von schuppenartiger Form sind sie, wenn sich das Haar bei behindertem Durchbruch in der Epidermis einrollt (Schwein, Brüllaffe u. a.). Hier schließen sich die mehr oder weniger rundlichen Erhebungen an, welche anfangs (Fötus) rein epidermaler Natur sind, später aber allmählich vom Corium eingenommen werden: Hautwall um die Austrittsstelien der Hautzeicbnuug bei dichtbehaarten Säugetieren. 287 Leitliaare von ]'>(lpes vulpes L. und in melir oder wenio^er ver- schiedener Art bei starken Haaren, so insbesondere bei den Spür- liaaren vieler anderer Tiere. Schuppenförm ig-e, durch das C o r i u m bedingte Profi Her ung- der Hautobeifläclie, welche mit der Lage und Iniplantierung der einzelnen Haargruppen in Zusammenhang steht; P^piderniis nicht verstärkt. Bei Embryonen von lihinoceros javanicus Cuv. (DE Mkijkrk), von Ereihizon dorsatus Cuv.^j (Lo\ve&) und auf der Stirne von Embryonen von Macacus cynomölgus [Schwalbe (d)]. Um die Zeit der G-eburt sich allmählich entwickelnd und beim Er- wachsenen andauernd : bei Vulpes vulpes L. In ähnlicher, mehr oder weniger deutlicher Ausbildung anscheinend bei vielen anderen Säugetieren, besonders bei solchen mit dichter Behaarung bzw. kräftigen Haargebilden [s. Toldt (a)]. Nach Eiger ist die ganze Haut von Cercolahes prehensilis und C. villosus mit kleinen Schuppen bedeckt, welche als gleichmäßige papilläre Erhebungen des Integuments zu betrachten sind.-) Im Anschluß hieran seien die Färbungsverhältnisse an der Schwanzhaut von D i clelphys -Föten kurz erörtert, deren Schwanz in der basalen Hälfte schwarzgrau, in der apicalen licht ist. Bei den mir vorliegenden Föten, vermutlich von D. aurita Wieb. (Prov. St. Katharina Brasilien; Schnauzen- spitze— Steißlänge 122 mm, Schwanzlänge 72 mm), ist die dunkle Hautpartie äußerlich lichtgrau mit durch ziemlich locker stehende, braunschwarze Haare bedingten longitudinalen Schraften. Diese an sich und an den einzelnen Sclnvanzstellen verschieden langen Haare sind etwas vor der Mitte der Schwanzlänge ca. 1 mm lang. Bei Lupenvergrößerung erkennt man, daß die Haut auch im dunklen Teile ursprünglich (bei jüngeren Exemplaren) ganz licht ist. In 1) Nach LoWEG entsprechen den an der Oberseite dieses Embryo vorhandenen „Feldern" an der Unterseite „Warzen"'. Beim Erwachsenen sind beide „bis auf eine kleine Hauterhöhung am Ursprünge der Stacheln und Borsten" verschwunden. 2) Hier sei noch erwähnt, daß BORTOLOTTI bei Embryonen von der weißen Ratte, vom Maulwurf u. a. Hautfalten beschrieben hat, die nach Kc'blER (b) ein 8chrunipfungsprodukt infolge der Konservierung darstellen. Den gleichen Eindruck machen die Hautfalten in der Abbildung , welche FuRLüTTl von einem beinahe haarlosen Maulwurf gibt. Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. Svst. 19 288 K. TOLDT JUU., dieser lichten Färbung- treten jedoch bald kleine queroblonge, im Rete Malpighi fein grau pigmentierte Felder auf, welche rings um die Schwanzoberfläche ziemlich eng und alternierend verteilt sind. Diese Felder, welche gegen die zarter behaarte Ventralseite des Schwanzes zu allmählich pigmentärmer werden, sind die in Ent- wicklung begriifenen Schwanzschuppen; die stärkeren Haare treten durchwegs unter dem apicalen Rand derselben hervor, einzelne kürzere Haarspitzen mehr aus der Mitte der Zwischenhaut. Das ganze Bild, welches in bezug auf die Pigmentverteilung mit jenem der Haut der Brüllaffenföten in einem gewissen Gegensatz steht, erinnert einigermaßen an die Abbildung eines Hautstückes des Schwanzes von Myrmecoplmga juhata bei Webee (tab. 2 fig. 18), doch sind die Schuppenfelder bei den Didelphys-Föten weniger auf- fallend. An dem fast weiß erscheinenden apicalen Teil der Schwanzhaut sind sowohl die Haare als auch die Schuppenfelder ganz licht. Von Interesse ist der ungefähr in der Hälfte der Schwanzlänge befind- liche Übergang zwischen beiden Färbungen, welcher relativ scharf umgrenzt ist. Bei genauerem Zusehen erkennt man jedoch, daß die Haare ziemlich plötzlich und etwas früher licht zu werden beginnen als die Schüppchen, deren Pigmentierung allmählicher nachläßt und um ein paar Schuppenringe weiter apical reicht. — Die Innenfläche der abgezogenen Haut ist an sich weiß; im basalen Teile des Schwanzes verursachen die vielfach in Dreiergruppen und in mehreren Längs- streifen angeordneten Haare durch ihre stark pigmentierten Zwiebeln eine dunkelgraue Melier ung, während sie in der apicalen Hälfte fast ganz durchsichtig sind. Über die beschuppte Haut am Schwänze verschiedener Säuge- tiere siehe außer Weber auch Reh, Römer (a) u. A. 4. Überblick über die Färbungs- bzw. Zeichnimgsarten der embryonalen und jugendlichen Säugetierhaut. Scheinbare Färbung bzw. Zeichnung der Hautinnenfläche. In meinen verschiedenen Abhandlungen über das Integument der Säugetiere gelangte eine Reihe von Färbungs- bzw. Zeichnungs- arten der embryonalen oder jugendlichen Haut zur Sprache, welche auf verschiedene Weise zustande kommen. Soweit sie sich bei der äußerlichen Betrachtung darstellen, lassen sich im allgemeinen etwa folgende Verhältnisse unterscheiden. Hantzeichuuii": bei tliclitbeliaarten Säugetieren. 289 lii relativ 1 r ii li e n P^ m b r y o n a 1 s t a d i e ii kann durcli Haut- verdickungen. welche vielfacli mit der Haarentwicklung in Zusammen- hang- stehen, gegenüber der allgemeinen Färbung besonders an der Außenfläche der (konservierten) Haut ein etwas intensiver opaker Farbenton zustande kommen: Haaranlagen, die Spürhaarfelder und bei Katzen und Schweinen die spätei" vielfach dunkel behaarten Haut- stellen, Milchdrüsenanlagen etc. Direkte Pigmentierung. Diese Färbung betriift gleich- falls die Außenfläche der Haut und wird fast ausschließlich durch Pigment verursacht, welches sich in verschiedenster Weise in der Haut selbst vorfindet: hierher bekanntlich die älteren Entwicklungs- stadien haararmer Tiere (Elephant, Cetaceen, Sirenen u. a.). Indirekte Pigmentierung. Die Haut selbst ist nicht oder nur unwesentlich pigmentiert, dagegen die Mehrzahl der Haare relativ stark. Wenn diese erst im Durchbruche begrifl:en bzw. noch ganz kurz sind und in größerer Anzahl dicht beisammenliegen, erzeugen sie durch das Durchschimmern ihrer Zwiebeln außen und besonders auch innen an der Haut einen fein dichtpunktierten bzw. tlitfusen dunklen Farbenton ; wenn an manchen Hautstellen die Haare unpigmentiert sind, erscheinen jene licht, und durch den Gegensatz zwischen solchen lichten und dunklen Stellen kommt eine Haut- zeichnung zustand: Reh- bzw. ältere Katzenföten. — Wenn die Be- haarung bereits länger und dicht ist, die Haare aber noch nicht aus- gewachsen sind, ist die indirekte Färbung der Haut nur an ihrer Innenseite zu sehen: reife Föten und Junge der Katzen. Außen kann sie auch dann noch ersichtlich gemacht werden, wenn man die Haare kurz scheert. Diese Färbung ist mitunter sehr schwach und nur an durchsichtig gemachten Hautstücken konstatierbar (Streifenzeichnung bei jungen Hauskatzen). — An der Innenfläche dickerer Häute kann in dieser Weise eine mehr oder weniger lockere dunkle Punktierung zustande kommen, indem hier nur die Zwiebeln der größeren, am tiefsten implantierten Haare sichtbar sind : Älouata- Föten. — Die Bälge unpigmentierter Haare rufen in allen diesen Fällen einen opakeren Ton hervor. Wenn die Haare ausgewachsen sind, ist von dieser Zeichnungsart meistens nichts mehr zu sehen, da auch die dunklen Haare im basalen Teile in der Regel unpigmentiert sind und die Haut auch gleichzeitig ziemlicii dick ist. — Eine indirekte Färbung der Haut- innenfläche kann jedoch auch bei erwachsenen Tieren vorkommen, wenn sie sich im Haarwechsel befinden (vgl. den Maulwurf). 290 -K. TOLDT jUU,, Direkte und indirekte Pigmen tierung sind mitunter gleichzeitig vorhanden, wobei bald die erstere {Alouata-Föten), bald die letztere (Rehföten) für die äußerliche Hautfärbung ausschlag- gebend ist. Bei mir vorliegenden Föten von Procavia oiveni Thos. trägt sowohl das Pigment der Haut als auch das der Haarspitzen zur Färbung merklich bei. Bei V 0 r g e s c h r i 1 1 e n e r L ä n g e n e n t w i c k 1 u n g d e r H a a r e beeinflussen auch ihre aus der Haut hervorragenden Teile die Färbung der Außenseite der Haut, und zwar in dem Maße, als sie die Haut mehr oder weniger verdecken [s. auch Schwalbe (d) über Embryonen von Macacus cynomolgus]. Diese Verhältnisse gelten zum Teil bekanntlich auch für die Außenfläche der Haut verschiedener haararmer erwachsener Tiere, bzw. für haararme Hautstellen, wobei jeweils auch der Grad der Durchscheinbark eit bzw. die Dicke der Haut eine gewisse Rolle spielt. Bei dichter Behaarung wird die Außenfläche der Haut naturgemäß von jener verdeckt und dann tritt ausschließlich die eigentliche Fellfärbung in Erscheinung. Bei Fellen mit bereits längerer Behaarung kann eine schein- bar e d u n k 1 e F ä r b u n g a n d e r I n n e n s e i t e d e r H a u t dadurch hervorgerufen werden, daß die frei aus der' Haut hervortretende dunkle Behaarung und zwar vornehmlich ihr proximaler Teil durch die Haut durchscheint bzw. das Licht in stärkerem Maße abhält. Das kann man besonders erkennen, wenn man bei Betrachtung der Haut im durchfallenden Licht die Haare einer dunklen Fellpartie an einer Stelle auseinanderlegt, so daß die äußere Hautfläche frei- liegt. Dabei wird diese scheinbar dunkle Stelle lichter (durch- scheinend). Dieser Umstand kann bis zu einem gewissen Grade auch zur Hautinnenfärbung bei Tieren mit noch in Entwicklung begriffenen dunklen Haaren beitragen (z. B. bei der vorhin erwähnten Maulwurfshaut). Die scheinbare Zeichnung kann aber auch dann an der Innenfläche der frisch abgezogenen Haut deutlich sichtbar sein, wenn alle Haare ausgewachsen und auch die dunklen im untersten Abschnitte licht sind, was, wie vorhin angedeutet, häufig der Fall ist. Dabei erscheint die Zeichnung, z. B. ein Fleck, ent- sprechend der schrägen Stellung der Schäfte, gegenüber der Lage der Zwiebeln mehr oder weniger weit caudal verschoben. Solche Verhältnisse habe ich z. B. bei einem Panther und bei einem Serval beobachtet; nach längerem Liegen in Alkohol verschwand die Hantzeichnniiü: bei dichtbehaarten Säugetieren. 291 scheinbare Zeidmiuio- allmälilicli, weil die Haut durch die Härtung, bzw. Schrumpfung-, undurchsiclitiger wurde. Bei einem Tiger mit ausgewachsenen Haaren, dessen dunkle Haare an der Basis zumeist gleichfalls licht waren, war von der Hautinnenzeichnung bereits beim Abziehen nichts zu sehen, olfenbar, da die Haut an sich zu dick war. Überhaupt hat die verschiedene Dicke der Haut natur- gemäß auf den allgemeinen Farbenton ihrer Innenfläche einen ge- wissen Einfluß. Ein Beispiel hierfür bietet der w^eiter unten zu be- sprechende Katta. 5. Direkte H.*iutlarbuiig bzw. -zeiclininig bei dicliter Behaarung, iiisbesoudere bei Primaten. Nicht uninteressant ist es, bei dichthaarigen Säugetieren — ich iiabe hier nur die wildlebenden im Auge — die Fellfärbung mit der Färbung der Haut zu vergleichen, insofern letztere mehr oder weniger direkt pigmentiert ist. Beide können in bezug auf ihre Intensität in einem gewissen Grade übereinstimmen, wie z. B. beim Klippschliefer, dessen Fell an der Unterseite lichter ist als an der Ober- seite; bei 2 Föten von Procavia oiveni Thos. des Wiener Hofmuseums (coli. Dr. A. Klaptocz) verhält sich die Hautfärbung ebenso (au der Oberseite reichlicheres Corium- und Epidermispigment, letzteres be- sonders in den äußei-en AVurzelscheiden). Vielfach besteht hierin jedoch keine merkliche Übereinstimmung, wie zunächst in den zahlreichen Fällen, in welchen eine Fellzeichnung vorhanden ist, die Hautfärbung aber melir oder weniger einheitlich erscheint (z. B. auch bei manchen Aflen, Adachi). Es kann aber auch eine deutliche Hautzeichnung vor- handen sein, welche mit der Fellzeichnung nicht zusammenfällt und äußerlich am Felle fast nicht zum Ausdruck kommt. Ein schönes Bei- spiel hierfür fand ich bei einem Mitte Oktober 1912 in der k. k. Menagerie zu Schönbrunn eingegangenen, erwachsenen $Magot von 53 cm Scheitel-Steißlänge, Macacns (Inuus) inuus L. (coli. A. Weidholz, Tunis, Sommer 1912j.^J Sein ziemlich langhaariges Fell ist an der Oberseite mehr oder wenige)- gleichmäßig gelbbraun und durch schwarze Haarspitzen unregelmäßig gesprenkelt, an der relativ dünn behaarten Unterseite weißlich-grau. Dagegen zeigte die frisch ab- gezogene Haut, unabhängig von der Fellfärbung, sowohl von außen 1) Vgl. auch die Besprechung von 2 weitereu Exemplaren dieser Art in den Absclinitten 6 und 8. 292 K. TOLDT juu., als von innen eine deutliche, ziemlich symmetrische Zeichnung- (Taf. 10. Fig. 10). Der größere Teil der Haut ist mehr oder weniger gleich- mäßig dunkel, scliwarzgrau. Außer dieser Hauptfärbung finden sich nun folgende gut wahrnehmbare lichte (weißliche) Stellen. Am Nacken ein etwas unregelmäßiges breites Querband, welches beider- seits an die Kehle hinabzieht. Nach hinten zu ist es jederseits submedian in nicht streng symmetrischer Weise durch einen mehr oder weniger isolierten Fleck mit je einem longitudinalen Streifen verbunden, welcher bis in die Lendengegend nach hinten reicht. Diese beiderseitigen submedianen Längsbänder, durch welche die Medianlinie des Rückens deutlich als ein dunkler Streif abgegrenzt erscheint, ziehen nach annähernd rechtwinkeliger Abknickung vorne mit einer kleinen Unterbrechung seitlich bis in die Achselfalte ^) und hinten quer über die Weichen bis an den Bauch herab; an diesem vereinigen sich die beiderseitigen Streifen zu einem relativ großen Feld. An der Brust findet sich dagegen nur jederseits knapp neben der Mittellinie ein rundlicher Fleck; links ist er etwas größer als rechts, und beide erscheinen gewissermaßen jederseits vom Achsel- weiß abgetrennt. Zu einer direkten Vereinigung dieser beiden Flecke in der Mittellinie scheint es nicht gekommen zu sein; das ließ sich nicht mehr sicher feststellen, da hier gerade der Schnitt durchgeführt wurde. Jedenfalls lagen sie sehr nahe beisammen. In der Kreuz- gegend findet sich noch — gewissermaßen in der longitudinalen Ver- längerung der Streifen — jederseits von der Mittellinie in nicht ganz symmetrischer Lage ein unregelmäßiger Fleck und an der Innenseite der Oberschenkel ein größeres Gebiet, welches in natura mit dem Bauchweiß zusammenhängt. Die Symmetrie dieser Zeich- nung ist besonders am Rücken, an der Brust, an den Weichen und an der Innenseite der Oberarme und -schenke! auffallend, etwas unregelmäßiger bzw. zum Teil unterbrochen am Nacken, an der Schulter und in der Kreuzgegend. Die Konturen der Bänder bzw. Flecke sind nicht ganzrandig, sondern mehr oder weniger ungleich- mäßig wellig oder zackig. Die Haare sind bei diesem Magot im Gegensatze zu dem vorhin genannten Maulwurfsfell zumeist ausgewachsen, auch an den dunklen Hautstellen, und in ihrem Basalteile kaum pigmentiert. Sowohl 1) Hierzu gehört noch der durch den Schnitt abgetrennte Fleck, welcher auf der Abbildung am Vorder rand des ausgebreiteten Ober arm - feiles zu sehen ist. Hal^tzei^•hmul^• liei diclitbelmarten Säugetieren. 293 außen als innen machen die dunklen Stellen den Eindruck, daß die keinerlei pathulogische Zustände aufweisende Haut hier selbst pigmentiert ist. und im durchfallenden Licht mach Auseinander- teiluuff der Haare) erscheint diese nicht wie die Maulwurfshaut mehr oder weniger einheitlich licht, sondern an den dunklen Stellen dunkel engmaschig genetzt, ganz ähnlich wie die Haut des jungen Brüll- aftenembryos. Ich konnte diese Maguthaut nicht näher untersuchen, jedoch scheint es mir nach der äußeren Erscheinung sicher ^), daß ihre Färbung wie in dem gleich zu besprechenden weiteren Fall, auf einer bestimmten, später noch zu besprechenden Pigmentierung des ( 'oriums beruht. Die makroskopisch netzförmige Anordnung der- selben wird durch die Implantation der Haarbündel hervorgerufen. Die lichten (unpigmentierten) Hautstellen sind im durchfallenden Lichte weiiilich durchscheinend. Einen anderen hierher gehörigen Fall fand ich bei einem jungen Kapuzineraffen von 38 cm Sch.-St.-Länge {Cehus libidinosus Srix, s, Schönbrunn). Die Art der Hautfärbung ist allem Anschein nach mit der des Magots ganz übereinstimmend. Wie ich mich beim Kajjuzineralfen überzeugte, ist die Epidermis an den dunklen Haut- stellen nicht merklich pigmentiert, dagegen enthält das Corium in seinen tieferen Lagen zahlreiche große, verzweigte Pigmentzellen. Das Fell ist auch hier im ganzen ziemlich einfarbig (gelblich-braun), wogegen die Haut außen und innen eine deutliche Zeichnung auf- weist (Taf. 11 Fig. 12). Diese ist gleichfalls ziemlich symmetrisch, jedoch nicht in dem Maße wie beim Magot, und das Grauschwarz erscheint im Verhältnis zum Weiß -) etwas weniger umfangreich. Auch die Farbenverteilung ist eine andere, zeigt aber mit jener beim ]\Iagot in mancher Hinsicht gemeinsame Grundzüge. Im Gegen- satz zu diesem ist das mediane Rückengebiet in größerem oder ge- ringerem Umfange weiß. Am Nacken bildet dieses Weiß ein relativ breites und beiderseits ziemlich gradlinig begrenztes Längsband, in welches vorn ein vom Kopfschwai'z kommender, medianer dunkler Zipfel eindringt. Hinter der Schulter wird die Begrenzung des weißen Bandes unregelmäßig; zunächst wird es vom Schwarz bis auf einen schmalen Streifen eingeengt, bald aber wieder breiter; in der 1) Bei den 2 später zu besprechenden Exemplaren dieser Art konnte ich das auch histologisch feststellen. 2) An der Hautinnenseite schimmern an den lichten Stellen einzelne pigmentierte Haarzwiebeln durch , beeinflussen jedoch die Gresamtfärbung nicht wesentlich. 294 K. ToLDT jun., Lendengegend buchtet es sich beiderseits unregelmäßig aus, wobei vom Schwarz jederseits einige annähernd symmetrisch gelagerte Flecke abgetrennt erscheinen. Gegen die Schwanzwurzel zu wird das weiße Band wieder regelmäßiger und endet an ihr, da sie bis auf einen schmalen medianen Ventralstreifen schwarz ist; gegen den Beginn des zweiten Schwanzviertels hört das Schwarz wieder allmäh- lich auf, indem es in unregelmäßige Flecke zerfällt, welche dorsal etwas weiter apical reichen als ventral Weiter spitzenwärts tritt dorsal eine nicht sehr reiche Epiderraispigmentierung auf. An der Schulter hängt das weiße Rückenband beiderseits durch ein bis zwei schmale Querverbindungen mit dem Weiß der Unterseite zusammen. Diese ist nämlich sowohl an den Extremitäten als auch am Rumpfe — an letzterem als ein kontinuierliches, vorn verbreitertes Längs- band — in wesentlich größerem Umfange weiß als beim Magot. Gemein haben die Zeichnungen beider Affen somit die dunkle Färbung des größten Teiles der Flanken und der Außenseite des proximalen Teiles der Extremitäten sowie die lichte Färbung der Unterseite der letzteren und zum Teil auch der des Rumpfes sowie bis zu einem gewissen Grade auch das Weiß des Gebietes quer über die Schulter zur Achsel herab. Abweichend ist, daß beim Magot das dorsale Weiß, wenn man beide submediane Streifen als ein breites Band zusammenfaßt, von einem schwarzen medianen Längs- streifen getrennt wird; außerdem endet es in seiner Längsrichtung bereits in der Lendengegend und tritt hier, beiderseits nach unten abschwenkend, mit dem Weiß des Hinterbauches in Verbindung. Beim Magot ist weiter der Nacken bis an die Kehle herab fast durchaus weiß, wogegen die Unterseite des Rumpfes — abgesehen von ihrer hinteren Partie und von zwei asymmetrischen weißen Flecken an der Brust — dunkel ist. Von den distalen Teilen der Extremitäten habe ich nur die des Cebus untersucht; diese sind hier zum großen Teile mit rötlichen Haaren bedeckt. Die Coriumpigmen- tation zerfällt an der Vorderseite der Unterarme in große Flecke oder hört ganz auf, an der der Unterschenkel wird sie sehr schmal. Mit dem Gebiet der roten Haare fällt das Hautweiß nur teilweise zusammen. Der zumeist unregelmäßig wellige Verlauf der Grenzlinien zwischen beiden Färbungen, während dessen mitunter gewissermaßen Flecke zur Abschnürung gelangen, weist darauf hin, daß diese durch das Coriumpigment bedingte Zeichnung keine streng kon- stante ist. Dazu kommt noch, daß innerhalb der einzelnen Farben- Hantzeiilimuig; bei dichtbehaarten Säugetieren. 295 gebiete manchmal geringe Verschiedenheiten in der Intensität der Pignientierung auftreten; so finden sicli in den dunkeln Stellen be- sonders gegen den Rand zu häufig Flecke von etwas lichterem Tone. Andrerseits ist eine gewisse Symmetrie der Zeichnung nicht zu verkennen, und manche Asymmetrien lassen sich gewissermaßen theoretisch ausgleichen, z. B. wenn ein auf der einen Seite kon- tinuierlich dunkles Gebiet, auf der anderen durch entsprechend an- geordnete Flecke markiert erscheint. Im ganzen gewinnt man den Eindruck, als hätten die lichten und dunklen Bereiche gewissermaßen miteinander um ihren Bestand gerungen. Eine solche Empfindung hat man bekanntlich oft auch beim Felle, so z. B. an den Streck- seiten der Füße von Viilpes vulpes L., woselbst die braune Grund- farbe in verschiedenstem Grade mit Weiß und Schwarz vermischt sein kann [Tolijt (b)]. Als vorherrschender Richtungszug der Zeich- nung erscheint an den einzelnen Körperteilen der longitudinale. — In beiden Fällen war die Zeichnung sowohl an der frisch ab- gezogenen Haut \) als auch nach längerem Liegen in Alkohol außen und innen deutlich sichtbar. Bei solchen Betrachtungen muß man aber auch genau darauf achten, inwieweit die außen anliegende (feuchte) Behaarung die Hautfärbung beeinflußt (scheinbare Haut- färbung), ob keine Fäulniserscheinungen vorhanden sind etc. Diese Verhältnisse habe ich unter 3 Primaten, die ich darauf- hin untersuchen konnte -), bei zweien vorgefunden ; auf den dritten werde ich später zu sprechen kommen. L i t e r a t u r b e s p r e c h u n g. Die Färbung der Haut von dicht- behaarten, wildlebenden Säugetieren wurde, wie bereits bemerkt, bisher relativ wenig beachtet, und mehrfach dürfte die allgemeine Färbung nur nach ihrer Beschaffenheit an einzelnen Körperstellen beurteilt worden sein. Doch wurden speziell bei den Affen öfters auch Unterschiede in der Hautfärbung hervorgehoben, so z. B. daß die Haut an einzelneu Körperstellen dunkler ist als an anderen oder daß sie stellenweise gefleckt ist [vgl. u. A. Hilgendokf u. Paulicki, Hartmann (b), Selenka und besonders Adachi]. Vielfach wurde die Haut von mehr oder weniger zahlreichen Körperstelleu histologisch 1) Nach einer Mitteilung des Präparators Herrn R. Iemler ist die Zeichnung an der Innenseite unmittelbar nach dem Abziehen nicht deut- lich zu sehen, sondern erst, wenn diese bereits einige Zeit der Luft aus- gesetzt war. 2) Siehe ferner die Abschnitte 6 und 8. 296 K, TOLDT juu., untersucht und dann hauptsächlich angeführt, daß einzahle Stellen in dieser oder jener Weise stärker pigmentiert sind als andere. Als ein spezielles Beispiel aus älterer Zeit sei die Angabe Leydig's erwähnt, daß bei Cercopithecus sabaeus das Pigment am Handteller im Rete Malpighi liegt, während an der behaarten Brust die Epi- dermis pigmentlos, die Lederhaut aber in ihrer oberen Portion mit einer fortlaufenden Zone von verästigten braunen Pigmentfiguren versehen ist. Auch hebt Leydig hervor, daß beim Eisbären und Schimmel, trotzdem fast alle Haare pigmentlos sind, die Oberhaut intensiv braun pigmentiert ist. Von besonderer Wichtigkeit aber ist die 1903 aus dem Institute des Herrn Geheimrat G. Schwalbe hervorgegangene eingehende Ab- handlung von Adachi über das Hautpigment beim Menschen und bei den Aifen. Aus dieser sei folgendes angeführt. Adachi hat 20 verschiedene Affen- bzw. Halbaffenarten in 27 Exemplaren unter- sucht und zwar hauptsächlich die feinere Beschaffenheit und Ver- teilung des Pigments in der Haut von den verschiedensten Körper- stellen. Bezüglich der Coriumpigmentierung kommen hier nur ge- wisse große tiefgelegene spindel- bis sternförmige Pigmentzellen in Betracht (vgl. die eben zitierte Angabe von Leydig, ferner bezüglich des Menschen Bälz, Grimm), welche von den kleinen, oberflächlich gelagerten Coriumpigmentzellen wohl zu unterscheiden sind. Die Behaarung hat Adachi nicht eingehender behandelt. Die allgemeine Hautiärbung wurde stets auch erwähnt; die Unterschiede der Färbung der Affenhaut im allgemeinen beruhen nicht nur auf der Pigmentmenge, sondern auch auf der Farbe der Pigmentkörnchen, dagegen die Unterschiede nach den Körperteilen eines Individuums hauptsächlich nur auf der Pigmentmenge. Die Pigmentierung ist ähnlich wie beim Menschen an der dorsalen Seite des Rumpfes und an der Streckseite der Extremitäten im allgemeinen reichlicher als an der entgegengesetzten Seite; vielfach ist die Dorsalseite des Schwanzes besonders stark pigmentiert. Weiter sind bei den Affen im allgemeinen die Extremitäten stärker pigmentiert als der Rumpf, die Außenseite der Extremitäten stärker als die Innenseite und zwar die des Unterarmes und Unterschenkels reichlicher als die des Ober- armes bzw. -Schenkels. Die Grenzen der verschiedenen Färbungs- zonen werden jedoch nicht eingehender geschildert und von einer eigentlichen Zeichnung nur ein heller Ring in dunkler Umgebung (Epidermis- oder Coriumpigmentierung) am Anus einzelner Arten [Semnopithecus, Cercopithecus, Macacus rhesus und M. cijnomolgus) er- Hantzeicliuuiiof l)ei dichtbehaarten Säugetieren. 297 wähnt sowie eine leine mattweiße Fleckung an der im übrigen blauen Brusthaut (Coriumi)igmentierung) von Chrijsothrix sciurea und an einzehien Stellen beim Oi-ang; ähnliches findet sich auch in der Gesichtshaut von Cipwecphalus. Von einem Cehns inonaclms wird z. B. angeführt, daß die infolge von Epidermispigment dunkelbraune Haut am Rücken und Nacken einen noch etwas bläulichen Ton hat, welcher von großen Pigmentzellen im Corium herrührt. Vermutlich dürfte die Coriumpigmentierung aber auch hier eine Zeichnung zeigen, ähnlicli etwa wie bei dem von mir beschriebenen Cehus libi- dinosus. Epidermis- und Ooriumpigment können in verschiedenstem Mengenverhältnis auftreten, bald fehlt das eine, während das andere reichlich ist, oder es sind beide in spärlicher oder in reichlicher Menge vorhanden. Vielfach, jedoch nicht allgemein, besteht die um- gekehrte Proportionalität. Hier sei besonders die Angabe erwähnt, daß am Schwänze mancher Aifen die Menge der Pigmentzellen des Coriums im Gegensatz zum Epithelpigment von der Wurzel nach der Spitze zu abnimmt und an der ventralen Seite relativ größer ist als an der dorsalen. Das gleiche gilt für die Finger und Zehen. Bezüglich des Geschlechts und Alters besteht nach Adachi trotz etwaiger Verschiedenheit in der Färbung des Haarkleides kaum ein nennenswerter Unterschied in der Hautpigmentierung. Bei den jungen Affen tritt das Pigment an den bei den Erwachsenen stärker pigmentierten Stellen zuerst auf. Die Verschiedenheiten der Pigmen- tierung sind bei den Individuen einer Art. einer Gattung, häufig auch einer Familie sehr gering. Bezüglich der systematischen Stellung der Aft'engattungen besteht aber keine Gesetzmäßigkeit. Vom Haarkleid wird erwähnt, daß es nur geringen Einfluß auf die unterliegende Haut hat und als Beispiel angeführt, daß Hapale jacchus und H. rosalia einen beträchtlichen Haarfärbungsunterschied zeigen, während ihre Hautfärbung ganz dieselbe ist. Trotz des relativ großen Materials — darunter befindet sich, wie erwähnt, auch ein Cebus monachus — hat Adachi also keine so ausgesprochene Zeichnung der gesamten Haut vorgefunden wie in den vorhin besprochenen Fällen, und während eine gleiche Färbung der Haut gegenüber der mannigfaltigen Färbung des Felles ge- legentlich hervorgehoben wurde, wii'd kein entgegengesetztes Ver- halten betont. Vermutlich wurde die Haut nicht immer im ganzen von innen und außen genau untersucht; das scheint bisher über- haujit kaum geschehen zu sein. 298 K. ToLDT jun., Nun sei noch der dritte Primat besprochen, welchen ich zu- nächst untersuchen konnte, ein weiblicher noch im Zahnwechsel be- griffener Katta, Leniur catta von 33 cm Scheitel-Steißlänge. Die frisch abgezogene Haut zeigte an der Innenseite eine bläulich diffuse Färbung, welche an der Eumpfhaut entlang der Rückenmitte relativ dunkel war und nacli den beiden Seiten hin allmählich lichter wurde. Die Flanken zeichneten sich durch eine besonders lichte, grünlich- blaue Färbung aus, welche sich beiderseits, nach oben und unten mehr oder weniger scharf abgegrenzt, als ein ziemlich deutlicher Längsstreif abhob. Die Bauchhaut erschien wieder intensiver, himmel- blau und zeigte unregelmäßige dunklere Flecke. Auch die Schwanz- haut, deren Haarkleid bei diesem Halbaffen bekanntlich deutlich ab- wechselnd weiß und schwarz geringelt ist, zeigte in weißlicher Grund- färbung in ziemlich gleichmäßigen Abständen vier schmale blaue Längsstreifen von etwas verschiedener Intensität, welche an den den dunklen Fellringen entsprechenden Strecken etwas dunkler er- schienen. Während diese Zeichnung an der frisch abgezogenen Haut eine ziemlich symmetrische war, traten nach kaum einstündigem Liegen in Alkohol an verschiedenen Stellen der Haut unregelmäßige dunkle Flecke von verschiedener Größe und Intensität auf. Bei näherer Untersuchung ergab sich, daß die Epidermis der ganzen Haut ziem- lich gleichmäßig dicht und grob pigmentiert ist; dabei erstreckt sich das Pigment ein Stück weit in die Taschen der einzelnen Haar- bündel. Das Corium ist dagegen frei von großen Pigmentzellen. Bei durchfallendem Licht und auseinandergeteilten Haaren ist die Haut allenthalben ziemlich gleichmäßig durchsclieinend und fein dicht punktiert. Die Färbungsunterschiede an der Innenfläche der Haut hängen hauptsächlich von deren verschiedener Dicke, speziell der des Coriums bzw. des anhaftenden Bindegewebes, ab, sei es daß es sich hierbei um natürliche Dickenschwankungen handelt oder um solche, welche auf ungleichmäßigem Abziehen der Haut beruhen. Wo die ßindegewebslage dünn ist, schimmert die Epidermispigmentierung ziemlich deutlich durch, je dicker sie ist, desto geringer die Durch- scheinbarkeit. Damit hängt offenbar auch das Erscheinen der un- regelmäßigen Fleckung nach der Alkoholkonservierung zusammen : das ungleichmäßig dicke Bindegewebe schrumpft in verschiedenem Grade zusammen, wobei seine Durchscheinbarkeit entsprechend ver- ändert wird. So bleibt auch die Haut, wenn sie beim Einlegen in Alkohol der Innenfläche nach zusammengefaltet wurde, entlang des Hautzeichmniü: bei dichtbeliaarten Säugetieren. 299 Bii<2:es i'elativ liclit, weil hier die Konservieruiio:sflü8sig:keit nicht g-ut eindringen kann. Wenn dunkle Haarbälge bzw. -zwiebeln durch- schininiern. kann dann die Hant auch dunkler erscheinen, da durch ihre Schrumpfung- die Haarbälge bzw. Gruppen von solchen näher aneinander zu lieg-en kommen. Auch die freien Schaftteile der Haare können bei diesen Verhältnissen, ähnlich wie bei den vorhin erwähnten dunkel gefleckten großen Katzenarten, durch Abhaltung- des Lichtes eine Rolle spielen. Die blauen Linien am Schwänze z. B., welche den Kanten der Schwanz Wirbelsäule entlang gelegen waren und eine relativ dünne Bindegewebslage besitzen, erscheinen an den dunklen Fellringen noch dunkler, weil die Haut außen mit schwarzen Haaren bedeckt ist (scheinbare Hautfärbnng). Auch die verschiedene Dichte der Behaarung kann hierbei naturgemäß von EinÜuß sein. Läßt man die (kurzgeschorene) Haut eintrocknen, so wird sie im ganzen dunkel, und die Färbungsunterschiede sind kaum mehr zu erkennen. — An der getrockneten Haut der Säugetiere bzw. an der von gestopften Exemplaren kann man außen nnter der Behaarung auch öfters dunkle Stellen wahrnehmen, welche zum Teil sicherlich von Hautpigment herrühren. Für das Studium der Zeichnung sind sie jedoch infolge der verschiedensten Ver- änderungen der Haut während des Eintrocknens, während der Präparation (Verziehen u. dgl), während des langen Liegens etc. nicht geeignet. Hier will ich noch ein paar Worte über die Implan tierung d e r H a a r e a m S c h w a n z e d e r S ä u g e t i e r e einschalten, welche offenbar im Zusammenhang mit der hülsenförmigen Form, in welcher die Haut der rundlichen bis vierkantigen Schwanzwirbelsäule auf- liegt, vielfach eine eigenartige ist und einer näheren Beachtung wert wäre. Ich habe bereits in meiner Arbeit über das Haarkleid des Fuchses (b) ausgeführt, daß bei den Föten und Neugeborenen desselben die Haare rings um den Schwanz vier Di- bzw. Konvergenz- linien bilden (vgl. auch die Abbildung). Schwalbe hat am Schwänze von Primaten-Embr3-onen — abgesehen von besonderen Diff"erenzierungen, wie den „Schwanzkreuzen" etc. — einfachere Verhältnisse vorgefunden, insofern nur einzelne Di- und Konvergenzlinien dorsal bzw. ventral vorhanden sind. Beim erwachsenen Katta werden solche Linien am (kurzgeschorenen) Schwanz durch echte Haarbündel gebildet, und zwar wird jeder der vier vorhin erwähnten breiten (lichten) Sti-eifen, welche in natura der oberen, unteren und den beiden seitlichen 300 K. ToLDT jun, zum Teil etwas vertieften Flächen der Schwanzwirbelsäule aufliegen, von dicht und einigermaßen regelmäßig nebeneinanderliegenden Bündeln eingenommen, welche in der Mitte des Feldes longitudinal, an den Seiten aber nach hinten seitwärts verlaufen (Divergenzlinien). Die vier (dunklen) Zwischenstreifen, welche den (seitlichen) Kanten der Schwanzwirbelsäule aufliegen, sind im medianen Teil strecken- weise, hauptsächlich im Bereiche der schwarzen Fellringe, fast haarlos und nur mit einzelnen, longitudinal gerichteten Bündeln versehen; an den Seiten tragen sie aber in Fortsetzung der Be- haarung der breiten Felder Haarbündel, welche jederseits gegen die Mitte des dunklen Feldes nach hinten konvergieren (Konvergenz- linien). Streckenweise, im Gebiet der lichten Fellringe, finden sich auch im medianen Teile der dunklen Streifen mehrere vornehmlich longitudinal verlaufende Haarbündel. Die Haare selbst sind gegen ihre Zwiebel zu vielfach unregelmäßig gewellt oder umgebogen, insbesondere einzelne vorhandene sehr kräftige Haare. Der Umstand, daß im Präparat die Haut flach ausgebreitet wurde, bewirkt natur- gemäß, daß die verschiedene schräge Richtung der Bündel an der Außenseite der Haut dem natürlichen Zustande gegenüber etwas auffälliger, in der Tiefe der Haut dagegen geringer wird. Dem Wesen nach werden diese Verhältnisse aber, wie ich mich an einer Schablone überzeugte, nicht geändert. Erwähnt sei noch, daß an den lichten Fellringen in den breiten Streifen die meisten Haare licht, einzelne jedoch dunkel sind. An den dunklen Fellringen sind die meisten Haare dunkel. Die Bündel an den Seiten der schmalen Streifen enthalten auch in den lichten Fellringen relativ zahlreiche dunkle Haare. Inwieweit diese Verhältnisse an den einzelnen Schwanzteilen verschieden sind (Schwanzkreuze etc.), habe ich nicht untersucht. Am Schwänze des (erwachsenen) Cehus sind die Ver- hältnisse einfacher und ähnlich wie nach Schwalbe's Beschreibung bei den Embryonen von Macacus cynomolgus. Die hier wiederum zu Bündeln angeordneten Haarstümpfe verlaufen dorsal direkt nach hinten, seitlich neigen sie sich aber etwas schräg nach außen, und unten nach innen, so daß in der medianen Ventrallinie eine Kon- vergenzlinie zustande kommt. Die verschiedene Zahl von Di- und Konvergenzlinien am Schwänze hängt also nicht etwa mit der weiteren Ausbildung der Behaarung zusammen, sondern ist spezifischer Natur, wie sich der Haarstrich im allgemeinen im Laufe der Ent- wicklung nicht wesentlich ändert (über die Ringelzeichnung an der Schwanzbehaarung der Säugetiere s. Grossee). Hautzeicbiiniiij bei (lichtbehaaiten Säugetieren. 301 Die Verhältnisse an der Innenseite der Haut von Lenmr raita stellen also keine eigentliche, auf einer bestimmten, scharf abge- grenzten Verteilung von Pigment beruhende Zeichnung dar. Natür- lich erscheint sie nur insofern, als die ziemlich gleichmäßige Epi- dermisi)igmentierung innen an der möglichst unversehrten, frisch abgezogenen Haut je nach der verschiedenen Dicke derselben und nach der Verschiedenheit der Behaarung mehr oder weniger durch- schimmert und so z. B. am Rumpf eine Längsbänderung und am Schwanz eine Längsstreifung verursacht. Von der durch Corium- pigment bedingten eigentlichen Hautzeichnung bei Inims und Cebus unterscheidet sie sich sofort dadurch, daß die Färbung an der Innenseite mehr ditfus erscheint und vorherrschend einen bläulichen Ton in verschiedenen, nicht sehr scharf abgegrenzten Nuancen zeigt, ähnlich wie ihn das Coi'iumpigment in gewisser Dichte und Intensität durch die Epidermis hindurchschimmernd an der Außenfläche der Haut erzeugen kann (z. B. haararme Stellen am Gesicht verschiedener Alten). Bei Inuus und Cehus tritt letzteres so dicht und intensiv auf, daß die dunklen Stellen schwarz erscheinen und sowohl innen als außen deutlich und in scharfer Abgrenzung zum Ausdruck kommen. Beim Katta erzeugt das Epidermispigment außen an der Haut, allenthalben ziemlich gleichmäßig, eine bräunliche und dicht dunkel grobpunktierte Färbung (vgl. hierzu a. Adachi), Inwieweit diese Verhältnisse innerhalb der einzelnen Arten konstant sind, in welcher Verbreitung und in welchen Formen sie etwa auch bei anderen dichtbehaarten Säugergruppen vorkommen, sei vorläufig dahingestellt. Hier möchte ich nur bemerken, daß bei einem zweiten, gleichfalls ^Exemplar von Lemiir catta, welches ich untersuchen konnte, die Verhältnisse ganz mit jenen des beschriebenen übereinstimmten. Die Untersuchungen Adachi's über die allgemeine Pigmentierung der Affenhaut spricht gleichfalls für eine gewisse Konstanz (s. a. die Abschnitte 6 und 8). Beachtenswert erscheinen in den beiden Fällen mit Corium- zeichnung die stellenweise deutlich ausgeprägten longitudinalen Streifenbildungen (bes. am Bücken). Am Säugetierfell stellen sie bekanntlich eine ursprüngliche Zeichnungsform dar und kommen am Haarkleid der Affen nur selten vor. Der allgemeine longitudinale Rieht ungszug der Färbung, z. B. an den Extremitäten findet sich auch am P'elle der Affen weit verbreitet und ist bezüglich der Haut- pigmentierung bereits aus der Abhandlung Adachi's zu entnehmen. 302 K. TOLDT jUll.. Daß das Coriumpigment gerade bei Affen so mächtig auftreten kann, ist bemerkenswert, da die dermale Pigmentation bei Vögeln und Säugetieren inkl. des Menschen gegenüber den Verhältnissen bei den niederen Wirbeltieren im allgemeinen nur eine sehr geringfügige ist [VVeiueneeich bzw. Schwalbe (b)]. Interessant wäre es ferner, wenn die direkte Hautzeichnung, so wie die Fellzeichnung, bei den wildlebenden Tieren im allgemeinen eine größere Konstanz und Symmetrie zeigte als bei den domestizierten. Sie dürfte dann wohl auch für die Systematik verwertbar sein. Bei haararmen Säugern findet sich eine spezifische Hautzeichnung bekanntlich öfter, z. B. bei manchen Cetaceen. In bezug auf das Vorhandensein von Haarpigment, Epidermispigment im engeren Sinne und Coriumpig- ment (große Zellen) finden sich bei den drei von mir zunächst untersuchten Primaten folgende Verhältnisse. Epidermispigment allenthalben ziemlich gleichmäßig verteilt, verschiedenfarbige Behaa- rung, Corium pigmentfrei (Katta; s. bes. die Ober- und Unterseite des Rumpfes und den weiß und schwarz geringelten Schwanz). Epidermis und Corium pigmentfrei, Behaarung gelbbraun oder: Epi- dermis pigmentfrei, Corium dicht mit Pigmentzellen durchsetzt, Haar- färbung wie an den Stellen mit pigmentlosem Corium (Hautzeichnung bei Cebus und vermutlich auch bei Inuus). Ebenso können die Pig- mentverhältnisse in der Haut bei verschiedener Färbung der Be- haarung dieselben sein (z. B. beim Übergang von der braunen zur rötlichen Behaarung vom Unterarm des Cehus)\ ferner kann die Haut bei weißer (unpigmentierter) Behaarung im Corium pigmentiert sein oder nicht (am ziemlich schütter behaarten Bauche des Innus). Aus diesen Beispielen geht besonders hervor, daß das Vorhanden- sein von Epidermis- bzw. Coriumpigment von der Haarfärbung ganz unabhängig ist. Im übrigen sei hinsichtlich der Beziehungen zwischen den verschiedenen Hautpigmentationen speziell beim Menschen und bei den Affen namentlich auf die Ausführungen Schwalbe's (b) und im allgemeinen auf die jüngst erschienene Abhandlung von Weiuen- EEiCH verwiesen. Hier möchte ich nur folgendes bemerken. Adachi hat die Primaten nach den verschiedenen Arten der Hautpigmentie- rung (exkl. der Haarfärbung) in vier Gruppen eingeteilt, welche, wie er hervorhebt, mit der systematischen Einteilung der Affen nicht übereinstimmen. Schwalbe hat diese Gruppierung modifiziert, namentlich indem er auch die Behaarung einbezog. Demnach sind der Hauptsache nach folgende vier Gruppen zu unterscheiden. 1. Epi- HautzeiclinuDf? bei dichtbeliaarten Säugetieren. 303 dermis luid Coiium sehr pignieiitaini, das \\'esentliclie ist die Haar- fäibuiig'. 2. Starke Pigiuentieriing der Haare und der Epidermis, rorium pigmentarm. 8. Haare und Coiium pigmentreicli. Ei)idermis selir piginentarm. 4. Haare, Ei»idermis und Corium pig-mentreich. Da nunmehr Fälle bekannt sind, in welchen eine deutliche Haut- zeichnung- vorhanden ist, wobei gleichzeitig zwei auffallend ver- schiedene Pigmentationsgrade in mehr oder weniger gleich großer Ausdehnung bei ein und demselben Individuum vertreten sind, er- sciieint diese Einteilung nicht mehr ausreichend; denn unser Celms bzw. Liuus wäre den dunklen Hautstellen nach zur Gruppe 3, den lichten Stellen nach dagegen zu Gruppe 1 zu stellen. Zudem können auch Verschiedenheiten in der Fellfärbung bei ein und dem- selben Individuum eine zutreftende Einreihung unmöglich machen. So gehört der Katta nach der Beschaffenheit des größeren Teils seines Integuments zu Gruppe 2, während die lichtbehaarte Bauch- haut und die weißen Fellringe des Schwanzes eine neue Gruppe: Epidermis pigmentiert, Haare und Corium pigmentarm, darstellen würden; das Gleiche gilt für die lichthäutigen und weißbehaarten Stellen am Bauche von Inuus: Haare, Epidermis und Corium pig- nientarm. In bezug auf kleinere Körperteile hat Adachi selbst ge- wisse Verschiedenheiten verzeichnet, und bei einzelnen Arten hat die Einreihung bereits ihm einige Schwierigkeit bereitet. ]\Ian müßte bei einer solchen Übersicht etwa noch besondere Untergruppen aufstellen, je nachdem die angeführten Pigmentie- rungsverhältnisse für die ganze Hautfläche gelten oder ob sie auf größeren Gebieten irgendwelche merkliche Verschiedenheiten auf- weisen. Dabei dürfte es sich allerdings zumeist nur um verschiedene Quantitätsgrade der an sich gleichen Pigmentierungsarten handeln; auf solche haben Breül und speziell auch Adachi und Schwalbe mehrfach hingewiesen. So stellt z. B. das Fehlen des Coriunipig- ments, soweit es sich auf die ganze Hautfläche bezieht, ein Cha- rakteristikum in der Ai)ACHi-ScHWALBE'schen Einteilung dar. Dieses negative Merkmal trifft auch für die lichten Stellen der bezeichneten Häute zu, doch ist bei diesen Tieren, wie die dunklen Stellen zeigen, die Möglichkeit des Auftretens von Coriumpigmentzellen gegeben. Gleich- wohl sind die Verschiedenheiten in den vorliegenden Fällen so auf- fallend und weitgehend, daß sie bei einer derartigen Einteilung be- rücksichtigt werden müßten. Eine solche würde sich also, sollte sie allen Möglichkeiten Rechnung tragen, ziemlich kompliziert gestalten. Das ist keineswegs überraschend. Denn, wie ich in meinen letzten Zool. Jahrb. X.XXV. Abt. f. Syst. 20 304 K. ToLDT Jim., Arbeiten wiederholt gelegentlich betont habe, können sich einzelne Eigenschaften des Säugetierinteguments gegeneinander außerordent- lich verschieden verhalten [so z. B. auch hinsichtlich der Behaarung der Mittellinie des Rückens, vgl. u. a. Toldt (b), p. 219 ^), auf welche neuerdings Weidenreich hingewiesen hat], und häufig ist trotz zahl- reicher Übereinstimmungen in den Beziehungen eine Verallgemeine- rung derselben undurchführbar. Als nahestehende Beispiele seien erwähnt, daß Bloch zwischen der Haarquantität und der Hautfarbe bei den Menschen eine Korrelation und Adachi zwischen der (klein- zelligen) Corium- und der Epidermispigmentierung eine Proportio- nalität annehmen. Erstere Annahme wurde jedoch von Schwalbe widerlegt und letztere als fraglich hingestellt (vgl. a. Joedan, Ta- NAKA u. A.). Daß die von Schwalbe für die Menschen angenommene Korrelation zwischen Haar- und Haut-(Epidermis-jfaibe für die Aifen nicht verallgemeinert werden kann, ergibt sich aus vorstehendem (vgl. insbes. die Verhältnisse beim Katta). Bei diesen können viel- mehr sowohl das Pigment der Haare als auch jenes der Epidermis im engeren Sinn sowie die großen Coriumpigmentzellen ganz unab- hängig voneinander auftreten. Bezüglich der Hautpigmente triift es, wie Adachi hervorgehoben hat, allerdings vielfach zu, daß bei stark pigmentierter Epidermis das Corium arm an (großen) Pigmentzellen ist und umgekehrt. Diese Betrachtungen lassen es wünschenswert erscheinen, daß man künftighin bei dichtbehaarten (zunächst wildlebenden) Säuge- tieren mehr als bisher die Färbung der gesamten Haut beachten und mit der Fellfärbung vergleichen sollte; allerdings scheint bei der ersteren, abgesehen von den Afl'en, eine deutliche direkte Zeich- nung nicht häufig vorzukommen. Auf andere Umstände, welche eine Hautzeichnung bedingen können, wie Hautgefäße bzw. -nerven, Fremdkörpereinschlüsse (vgl. 1) Hier sei nachträglich noch auf einige Säugetiere hingewiesen, bei welchen am Felle in der mittleren Rückenpartie ein deutlicher lichter, schmaler Medianstreif beginnt, der — jenem von Tamandua ieiradactijla L. entgegengesetzt — nach hinten zieht und sich allmählich stark verbreiternd (Kreuz-Steißgegend) mehr oder weniger weit zwischen die Schenkel hinab- reicht: Aniidorcas euchore Foester (Haare dieses Streifens besonders lang und relativ zart), CephcdopJnis silvicidior Afzel, Indris brcvicauddiiis (jEGEFE. und Lemur varins GeOFFR. (Fellgrund größtenteils dunkel). Möglicherweise, aber keineswegs wahrscheinlich, ist bei diesen Tieren die Haut hier relativ stark pigmentiert. Hantzeiclimin^ bei dichtbehaarten Sängetieren. 305 Jai'ha) u. (liil., aehe icli hier nicht ein; nur daran möclite ich speziell erinnern, daß an der Hautinnenseite auch lokale Anhäuf ung'en von relativ stark entwickelten Hautdrüsen, welche das Aussehen der Haut sonst nur unAvesentlich verändern, eine deutlich umgrenzte Verfärbung hervoirufen können (vgl. z, B. die Violdrüse beim Fuchs, die Rückendrüse von Procavia, JSotorydes etc.). (). Weitere Booba('htiiiij?en über die Hauttärbiins: bzw. -zeiehnung bei Priiiiateii imd Vergleich mit ähnlicheu Verhältnissen beim 3Ienschen. Nachdem ich das Manuskiipt nahezu abgeschlossen hatte, konnte ich noch zwei weitere interessante Affenhäute beobachten, die wiederum eine auffallend SA'mmetrische. von der hier ebenfalls ziem- lich einheitlichen Fellfärbung unabhängige Zeichnung aufweisen. Die eine stammt von einem noch nicht ausgewachsenen $ Magot (in Schönbrunn am 13.1. 1913 eingegangen, Sch.-St.- Länge 40 cm) von derselben Herkunft wie das vorhin besprochene, gleichfalls $, aber erwachsene Exemplar und zeigt interessanter- weise in den Hauptzügen die gleiche Zeichnung (Taf. 10, Fig. 11) wie dieses. Das Schwarz erscheint aber ausgebreiteter; so ist ins- besondere der dunkle Streif entlang der Rückenmitte relativ breit, und die beiderseitigen lichten Bänder sind entsprechend schmäler. Ferner ist die Verbindung der letzteren mit dem Achselweiß und in geringerem Grade auch mit dem Schenkelfaltenweiß eine unvoll- kommenere; so erscheint sie besonders an der Schulter nur durch entsjtrechend angeordnete Flecke markiert. Andrerseits steht das ([uere lichte Nackenband mit dem Achselweiß in kontinuierlichem Zusammenhang. An ersterem fällt noch auf. daß sich ähnlich wie beim Cehus median in dasselbe vom dunkeln Hinterhaupt aus ein lelativ langer, aber schmaler schwärzlicher Streif hineinerstreckt; ein solcher dringt auch von hinten median in das Nackenband ein, und der Abstand zwischen den Enden beider beträgt nur ca. 2 cm. Hier ist also auch am Nacken der dunkle Medianstreif zum großen Teil erhalten und dementsprechend das Weiß median beinahe voll- ständig abgeteilt. P^ndlich ist noch hervorzuheben, daß die Grenz- linien zwischen beiden Färbungen noch etwas unregelmäßiger (zackiger) sind als beim erw'achsenen Magot, was besonders an den hier schmäleren lichten Seitenstreifen auffällt und vielleicht mit dem Flächenwachstum der Haut in Verbindung zu bringen ist. Die 20* 306 K. TOLDT juu., Grundform der Zeicliiiuiig- ist jedoch bei beiden Individuen auffallend übereinstimmend. Ich will auf Grund dieser zwei Fälle noch keine be- stimmten Schlüsse ziehen. Da jedoch auch Adachi bezüglich der allge- meinen Pigmentierung der Aifenhaut keine besonderen individuellen unterschiede gefunden hat und die Färbung haararmer Hautstellen (Gesicht, Scrotum) vielfach in der Sj'stematik zur Anwendung gelangt. ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Hautzeichnung bei den einzelnen Affenarten in den Grundzügen konstant ist, eine ziemlich große (vgl. meine weiteren Ausführungen). Inwieweit die bemerkten Unter- schiede mit dem verschiedeneu Alter zusammenhängen, in welcher Hinsicht sowie auch bezüglich des Geschlechtes Adachi's Unter- suchungen gleichfalls keine wesentlichen Verschiedenheiten ergaben, läßt sich auf Grund dieses Materials noch weniger entscheiden. Hervorgehoben sei nur, daß die lichten Hautstellen beim alten Magot eine relativ größere Ausbreitung besitzen als beim jungen ; bei dieser Art würde demnach der Umfang des Weiß im Laufe des Haut- wachstums zunehmen, die des Schwarz dagegen nicht (s. auch Ab- schnitt 8). Bei diesem Individuum konnte ich auch ein Stück Haut genauer untersuchen ; wie ich bereits beim ausgewachsenen Magot vermutete, beruht die dunkle Färbung bei dieser Art tatsächlich auf dicht an- geordnetem großzelligem Coriumpigment. Der zweite neue Fall betrifft einen $ nahezu erwachsenen, aber noch im Zahnwechsel begriffenen Hui man {Semnopithecus entellus DüFR., Schönbrunn 15./1. 1913, Sch.-St.-Länge 43 cm), welcher in der Epidermis stellenweise pigmentiert ist. Diese Haut (Taf 12, Fig. 14) ist besonders interessant, da sie außer am Kopf und damit im Zusammenhang an der Kehle und au den Vorderextremitäten, dann an den Weichen und mit diesen zusammenhängend an den Hinter- extremitäten nur noch in der Kreuz-Steißgegend und damit in Ver- bindung am Schwänze und in der Schamgegend deutlich pigmentiert ist. Diese Gebiete erscheinen durchaus dunkel, aber etwas wenige]' intensiv als in den genannten Fällen mit Coriumpigment. Auch ist die Zeichnung einfacher, da sich die Pigmentierung in gleichmäßiger Weise auf relativ große Gebiete erstreckt und die Grenzlinien mehr ganzrandig verlaufen. Bis zu einem gewissen Grade ergeben sich bereits aus den Mitteilungen Adachi's für einzelne Primaten ähn- liche Verhältnisse. Beim Hulman ist also am Eücken nur die Kreuzgegend dunkel gefärbt, welche dem Hauptsitz der gelegentlich beim Menschen, be- Hautzeichimiif,' bei dichtbehaarten Säugetieren. 307 sonders bei Kindern dunkelfarbiger Rassen, vorkommenden, in der anthroi)ologischen und medizinischen Literatur viel erörterten blauen (4eburtsflecke (^longolen- oder Kreuzflecke) entspricht. Dieses jticrmentierte Gebiet stellt beim Hulnian ein isoliertes symmetrisches, am vordei-en Rande gleichmäßig schwach eingesenktes langgestrecktes Ov^al (120 mm lang, 75 mm breit) dar, dessen Längsachse in die Mittel- linie des Rumpfes fällt. Die Länge des pigmentierten Kreuz-Steiß- bereiches beträgt 80 mm. Der dahinter folgende Teil ist beinahe haarlos und umfaßt die Schwanzbasis, den Anus, das Genitale und die Gesäßschwielen; unterhalb dieser endigt die dunkle Färbung. Für die Symmetrie dieses pigmentierten Gebietes ist es besonders bezeichnend, daß sich in ihm seitlich vor jeder Gesäßschwiele eine lichte Stelle befindet, welche, auf beiden Seiten in gleicher Weise, nach außen zu nur durch einen schmalen dunklen Streif abgegrenzt wird. Die dunkle Färbung erscheint in Übereinstimmung mit den pigmentierten Hautgebieten an anderen Körperteilen außen an dei" Haut schwärzlichgrau, innen diffus bläulich und ist besonders außen scharf umgrenzt. Diese mit den übrigens in Form und Lage sehr variablen Ge- burtsflecken des Menschen (Textfig. A) topographisch zusammen- fallende Zeichnung bei einem Affen ist um so bemerkenswerter, als Adachi bei seinem relativ großen Material entgegen seiner anfäng- lich gehegten Hoffnung zum Resultate kam, daß die Kreuzhaut bei den Affen nicht zu den stark pigmentierten Hautstellen gehört. Im vorliegenden Falle handelt es sich allerdings um Epidermispigment, welches beim Menschen bekanntlich die allgemeine Hautfärbung be- dingt. Das Coriumpigment hat an dieser keinen Anteil [s. ins- besondere Schwalbe (bj] ; dagegen tritt es mitunter fleckweise, namentlich als die angedeuteten Geburtsflecke auf, und zwar finden sich hier die großen relativ tief gelagerten Pigmentzellen, welche bei manchen Affen an den verschiedensten Körperstellen vorkommen, beim Menschen aber sonst nicht (Adachi). Der Befund beim Hulman zeigt also nur im allgemeinen, daß auch bei den Affen in der Kreuz- gegend ein isolierter pigmentierter Fleck vorkommen kann. Da bei diesen (Cehus und Iniiits) aber auch die großen Coriumpigmentzellen an verschiedenen Körperstellen Fleckenbildungen hervorrufen können und beim Inuus (sowie bei Cercopithecus, Adachi) auch die Kreuz- gegend, allerdings nicht in isolierter Form, in dieser Weise stark pigmentiert ist, erscheint es nicht unwahrscheinlich, daß sich auch Affen finden werden, welche einen durch Coriumpigment gebildeten 308 K. ToLDT Jim., mehr oder weniger isolierten Kreuzfleck aufweisen. Übrig-ens sind die Geburtsflecke beim Menschen keineswegs auf die Kreuzgegend beschränkt, sondern kommen bekanntlich mitunter auch an anderen Körperstellen vor. So finden sie sich namentlich in der Gluteal- gegend, und diese ist bei manchen Affen (z. B. bei Cynocepkalus) be- sonders reich an großen Coriumpigmentzellen (Adachi). Bezüglich des vorliegenden, allerdings auf Epidermispigment beruhenden Falles sei gegenüber den Geburtsflecken des Menschen hervorgehoben, daß sich dieser Fleck hier unter dichter (normaler) Behaarung vorfindet. Diese zeigt beim Hulman in der Kreuzgegend in bezug auf die Färbung keine Besonderheit. Wie ich aber später noch ausführen werde, sticht diese Körperstelle bei einer Anzahl von Säugetieren durch eine besonders lichte Behaarung von der Umgebung auffallend ab, während eine scharf umgrenzte dunkle Behaarung dieser Stelle bei wildlebenden Säugetieren kaum vorzukommen scheint. Vielleicht ist im ersteren Falle die Haut pigmentiert? (Vgl. den weiter unten erwähnten Erklärungsversuch Weidenkeich's bezüglich der Bedeu- tung der Geburtsflecke.) Selbstverständlich kann der Hulman wegen dieses Fleckes mit dem Menschen in keine nähere verwandtschaft- liche Beziehung gebracht werden, zumal aus den Untersuchungen Adachi's hervorgeht, daß die verschiedenen Formen der Hautpigmen- tierung mit der systematischen Gruppierung der Affen in keinem Zusammenhang stehen und es sich hier überdies um verschiedene Pigmentierungen handelt. Im allgemeinen sei über die blauen Geburtsflecke des Menschen folgendes bemerkt (vgl. besonders die Zusammen- stellungen von Adachi, Lehmann-Nitsche, tek Kate und Schohl). Die Flecke kommen beiden Geschlechtern zu und treten zumeist um die Geburtszeit oder etwas später auf, werden zunächst noch etwas inten- siver und verschwinden meistens im Laufe der Kindheit allmählich ; dieses Schwinden scheint vom Zentrum eines jeden Fleckes auszugehen (Trebitsch). Sie wurden auch bereits bei Föten (z. B. von 4 — 5 Mon.) angeführt und in einer Reihe von Fällen bei Erwachseneu kon- statiert. Die Flecke treten einzeln oder zu mehreren in verschie- denster Größe und Form auf (Textfig. A), verändern das Niveau der allgemeinen Hautoberfläche nicht und erscheinen in den ver- schiedensten Nuancen von blau bis schwarz, wobei die Intensität innerhalb eines Fleckes selbst wechselnd sein kann. Bei einzelnen Kassen scheint im Zusammenhang mit der allgemeinen Hautfärbung ein Hautzeichuuiii!' l)ei dichtbehaarten Säugetieren. 309 bestimmter Ton voiherrsclieiid zu sein. Auch die Lage der Flecke ist sehr wechselnd und vielfach asymmetrisch. Ihr Hauptsitz sind die Kreuz- und Steißgegend sowie die Gesäßbacken. Vielfach kommen sie auch am Rücken, an den Schultern, in einzelnen Fällen am Ober- arm bzw. -Schenkel, im Gesicht, am Handgelenk und an Brust und Bauch vor. Nach Auachi finden sie sich an den Extremitäten meist an der Außenseite ; bezüglich der ünterextremitäten wäre jedoch zu bemerken, daß die Fleckung am Gesäß vornehmlich an der Hinter- seite gelegen ist und sich von hier aus mehr oder weniger weit an der Beugeseite der Oberschenkel nach abwärts erstrecken kann. Am Kumpf ist die Dorsalseite weitaus die bevorzugte. ^* Einige Beispiele für das ver.schiedenartige Auftreten der blauen Geburtsflecke beim Menschen. a Japanisches Kind (n. Grimm); b 10 Monate altes und c 3 jähriges Chinesenkind (n. Matignon); d Japanisches Kind (n. Grimm): e 12 jähriger Knabe, Mischrasse von Grönland-Eskimos und Dänen (n. Trebitsch). Die blauen Geburtsflecke kommen u. a. besonders bei den Kindern der Japaner vor und fehlen hier selten. Sie waren bei diesem A'olke den Ärzten schon seit langem (vor mindestens 150 -Tahren) bekannt, und Balz (a), welcher sich zuerst eingehender mit dieser 310 ^- l'OLDT JUII., Erscheinung befaßte (1885) und bereits als Ursache Coriumpigment- zellen feststellte, hielt die Fleckung für eine Eigentümlichkeit der Mongolen (Mongolenfleck). Vorher und zwar schon seit dem Beginn des vorigen Jahrhunderts waren die Flecke auch bei den Grönland- Eskimos bekannt; im Laufe der Zeit wurden sie bei verschiedenen anderen dunkel- und mittelfarbigen Rassen der alten und neuen Welt mehr oder weniger häufig, und zwar vielfach besonders inner- halb einzelner Familien, angetroffen, so daß sich die Kenntnis ihres Vorkommens zunächst besonders auf die Mongoloiden und später auf fast alle dunkel- und mittelfarbigen Kassen erweiterte. In- zwischen erklärte Adachi in einer vorläufigen Mitteilung (1902) auf Grund seiner histologischen Befunde, daß die in der Kreuzhaut vor- kommenden großen, tiefliegenden Pigmentzellen, welche von der oberflächlich gelagerten, kleinzelligen Coriumpigmentierung der übrigen menschlichen Haut auseinanderzuhalten sind (s. auch Grimm) und bei manchen Affen an den verschiedensten Hautstellen vor- kommen, keine Eigentümlichkeit bestimmter Rassen seien, sondern eine gewöhnliche Erscheinung des späteren Entwicklungsstadiums des Menschen; so finden sich solche Zellen gelegentlich auch bei Kindern (und Erwachsenen) der hellfarbigen Rassen, wenn auch in geringerem Maße als bei dunkelfarbigen. Der Unterschied sei also nur ein quantitativer. Vermutlich hätten die Vorfahren des Menschen eine solche Haut getragen, wie wir sie heute bei manchen Affen treffen. Die Vermutung, daß die Flecke den Überrest einer vormals weiter über die Körperhaut verbreiteten Pigmentation darstellen, wurde übrigens bereits von anderer Seite ausgesprochen, so von Bloch (a), welcher sie von einer ursprünglich über die ganze Körperhaut aus- gedehnten Pigmentation ableitet. In einer Erwiderung auf Adachi betonte Bälz (b), daß nicht das Vorhandensein der genannten Zellen an sich, sondern die makroskopische Erscheinung des Fleckes das charakteristische sei. Dieser könne allerdings nicht mehr als ein Merkmal der Mongolen bzw. der Mongoloiden betrachtet werden, wohl aber als „das feinste Reagens für die Unterscheidung der weißen Rasse von allen anderen Rassen". Wenn bei einem Kind einer hellfarbigen Rasse ein solcher Fleck vorkommt, so sei dies das sicherste Merkmal einer Beimischung dunkleren Blutes (z. B, in Brasilien). Adachi und Füjisawa fanden bald darauf bei einem mitteleuropäischen Kinde, in dessen Aszendenz sich kein dunkelfarbiger Einschlag nachweisen ließ, deutliche Flecke (s. auch Feer u. A.). ^Veiterhin wurde dieser Fleck ziemlich allgemein als eine rudi- Hantzeii'limiiiy bei dichtbeliaaiten Säugetieren. HU mentäre bzw. in Rückbildune" bep-rittene Ersclieinuno- im Sinne Akachi's anf«?etaßt, weiclie in verschiedener Intensität und Frequenz bei allen Menschenrassen nachzuweisen ist, s. z, B. Lehmann-Nitsche, TEN Kate. Schohl u. A. Ersterer Autor glaubt, daß die Annahme einer rudimentären Bildung wohl für das Auftreten der Flecke am plausibelsten ist, jedoch sei ihr Verschwinden in einem bestimmten Lebensalter g-anz rätselhaft. Aber gerade die Vergänglichkeit ist oft das Schicksal rudinientäi-er Gebilde. Bezüglich der Geburts- tiecke muß man annehmen , daß die Pigmentbildung meistens in einer gewissen Lebensperiode aufhört (warum?); das Verschwinden der Flecke ist dann wohl so zu erklären, daß sich die vorhandene Pigmentmenge zunächst im Laufe des weiteren Flächen- und Dicken- wachstums der Haut im Corium mehr und mehr verteilt, und weiterhin, daß die nun einzeln zersti'euten Pigmentteile allmählich zugrunde gehen. In neuerer Zeit hat sich Trebitsch der Anschauung von Bälz genähert. besondei'S da nach einem Vortrag von B. Sperck in der Wiener Anthropologischen Gesellschaft unter acht mit diesem Merk- mal versehenen Kindern bei allen ein ungarischer Einschlag wahr- scheinlich war. Der Ausschluß einer Vermischung lasse sich über- haupt wohl selten zweifellos feststellen. Die Entscheidung stellte Tkebitsch der Zukunft anlieim. Auch P. Bartels sowie A. B. Meter u. A. neigen zur Anschauung, daß es sich hier doch um ein rassen- diagnostisches Merkmal handelt. Meinerseits glaube ich mit folgender Erwägung eine vermittelnde Stellung einnehmen zu können. Der vorhandenen verbreitungs- statistischen Literatur nach ist die Möglichkeit des Auftretens von Geburtstiecken wohl bei jeder Menschenrasse gegeben. Vom ver- gleichend morphologischen Standpunkte aus erscheint es daher, wenn man zunächst einen monophyletischen Ursprung des Menschen- geschlechtes annimmt, ganz natürlich, daß eine mehr oder weniger starke Coriumpigmentierung bzw. eine Färbung der Haut in der Kreuzgegeud bei jedem Menschen, unabhängig von seiner Rassen- zugeiiöi'igkeit bzw. von Beimischung, als Überrest einer bei den Vorfahren vorhanden gewesenen Hautzeichnung auftreten könnte. Aus der Literatur geht andererseits auch zweifellos hervor, daß die Geburtsflecke bei manchen Rassen relativ häufig, bei anderen auf- fallend selten vorkommen. Die Pigmentierung hat sich also im Laufe der Rassenausbildung bei gewissen Rassen relativ gut erhalten, wählend .sie bei anderen fast ganz geschwunden ist. Es erscheint 312 K. ToLDT Jim., weiter der Statistik nach zweifellos, daß durch eine zeitweilige Ver- misclmng einer geburtsfleckenarmen Kasse mit einer solchen, bei welcher eine Fleckenbildung häufig vorkommt, nun auch bei den betreffenden Nachkommen der ersteren Rasse die von vornhei-ein gegebene Anlage mehr als vordem zur Ausbildung angeregt werden kann. — Bei Annahme einer polj'phyletischen Abstammung könnte man sich vor- stellen, daß der eine oder andere Stamm von vornherein gezeichnet war, ein anderer vielleicht nicht. Das erscheint jedoch unwahr- scheinlich, besonders da nach Adachi die Hautpigmentierung bei den Affen selbst innerhalb eines Genus sehr übereinstimmend ist. Ferner scheint mir die Variabilität des Vorkommens der Flecke auch bei den einzelnen dunkelfarbigen Rassen dagegen zu sprechen. Eine Coriumzeichnung dürfte also bei allen Stämmen, wenn auch in verschiedenem Grade, vorhanden gewesen sein. Ich bin somit der Ansicht, daß die Geburtsflecke bei Rassen, bei welchen sie selten angetroffen werden, einerseits spontan als eine rudimentäre Erscheinung im Sinne Adachi's auftreten können, so namentlich in Fällen, in welchen eine Beimischung dunkleren Blutes unwahrscheinlich erscheint, andrerseits aber, und zwar wohl weitaus in der Mehrzahl der Fälle, infolge eines Einschlages von Seite einer Rasse, bei der die Flecke häufig vorkommen. Schließlich sei noch die Frage, warum sich die Geburtsflecke hauptsächlich in der Gesäßgegend vorfinden, kurz erörtert. Darüber sowie über die Ursache derselben im allgemeinen wurden schon seit jeher die verschiedensten Vermutungen geäußert, und auch im Volke sind die mannigfaltigsten, zum Teil mj^thischen Erklärungen im Umlaufe (vgl. darüber die vorhin genannten Zusammenstellungen). Adachi wagt diesbezüglich unter dem Hinweis darauf, daß die Affen in der Kreuz-Steiß-Glutealgegend meist nicht besonders reich- lich Pigmentzellen tragen, keine spekulative Erklärung. In seiner vorläufigen Mitteilung ließ er speziell die Fragen offen, ob unsere Vorfahren die Pigmentzellen besonders in dieser Gegend besessen haben oder ob unsere Kinder diese im Zusammenhange mit dem entwicklungs- oder stammesgeschichtlichen Zurückbleiben der cau- dalen Gegend und Umgebung hauptsächlich hier tragen. Da sich aus den vorliegenden Untersuchungen ergeben hat, daß die Zeichnungs- muster der Haut und speziell auch die des Coriums bei den Affen in verschiedener, aber bei den einzelnen Arten in ziemlich charakte- ristischer Weise auftreten, halte ich die Annahme für bei-echtigt, daß bei den Vorfahren des Menschen die Kreuz-Steiß-Glutealgegend Ilautzeicbuuug bei (liehthehaarteii Säugetieren. 313 der Hauptsitz der dunkeln Zeichnung- war und daß sich das Pig- ment daher iiauptsächlich hier eihält. Da nacii unseren heutigen Kenntnissen die Kreuzgegend beim Menschen nicht viel häufiger l)igmentiert ist als die Steiß- und Glutealgegend. möchte ich speziell auf letztere hinweisen, da sie bei manchen Affen {Cynocephalus) im Corium sehr pigmenthaltig ist; von Interesse ist es, daß diese Stelle dann auch wie beim ^lenschen mehr oder weniger nackt sein kann. Auch daß die Scliwanzgegend in den Hauptsitz der Geburtsflecke fällt, ist beachtenswert, da bei den Affen speziell die Schwanzwurzel sehr häufig, wenn auch oft nur in der Epidermis, stark pigmentiert ist. In zweiter Linie treten die Flecke beim Menschen besonders im übrigen Teile der Rückenseite des Rumpfes auf, doch will ich mich über die weitere Ausdehnung der Hautzeichnung unserer Vor- fahren ebensowenig äußern wie Adachi. Ich glaube also, daß für die Lage der Geburtsflecke des Menschen in erster Linie die spezifische Zeichnung der Vorfahren in Betracht kommt [vgl. auch Schwalbe (b) über die Vererbung der allgemeinen Hautfäibung des Menschen]. Ob für das häufige Vorkommen der Hautpigmente in diesen Gegenden beim Menschen und zum Teil auch bei den Affen noch eine besondere Ursache mit im Spiele ist, sei dahingestellt. Gegen die von verschiedenen Autoren vorgebrachten Erklärungsversuche, welche zum Teil auf abnormalen bzw. patho- logischen Zuständen der Kreuzgegend fußen, scheint mir besonders der eben angedeutete Umstand zu sprechen, daß die Flecke nament- lich auch in der Glutealgegend auftreten. Ich beschränke mich darauf, den neuesten Erklärungsversuch, welcher sich in der mehr- fach erwähnten Abhandlung Weidenreich's vorfindet, anzuführen. Nach diesem Autor bietet das Pigment dem Rückenmark einen Licht- und ^^'ärnleschutz, dessen es in der Kreuzbeingegend, die bekannt- lich auch eine Prädilektionsstelle für Hypertrichose ist, besonders bedarf, da die Bogen der einzelnen Kreuzwirbel erst nach der Ge- burt miteinander verschmelzen und der Hiatus canalis sacralis dauernd erhalten bleibt (über die Haarfärbung bei den Säugetieren an dieser Stelle s. weiter unten). Nun möchte ich kurz die verschiedene Verteilung des Epidermispigmentes bei den Affen mit dem gelegent- lich bei Individuen der dunkelfarbigen Menschen- rassen zu beobachtenden partiellen Albinismus ver- gleichen, welcher wohl zweifellos mit den Pigmentierungsverhält- 3U K. TOLDT JUU. nissen der Epidermis in Zusammenhang steht. Die Epidermis- pig-mentierung des Menschen ist in ihrer makroskopischen Ersclieinung bekanntlich mehr oder weniger kontinuierlich, wenn auch au ge- wissen Stellen von verschiedener Stärke (vgl. etwa die Verhältnisse bei dem später zu erwähnenden Ateles). Mikroskopisch erscheint sie jedoch vielfach fleckig (s. besonders Bkeul). Beim partiellen Albinismus treten bereits makroskopisch deutliche Fleckenbildungen in verschiedenster Form und Lage auf. Ich will aus der Litei-atur nur zwei Beispiele herausgreifen und zwar zunächst den von Frasetto (u. a. von Levi) beobachteten Fall Fig. B. Beatrice Anderson im 15. Lebensjahr Fig. C. Rücken der weißen Negerin (n. Feasetto). Ammanua (u. Frädäric). bei einem etwas über 15 Jahre alten Mädchen, Beatrice Anderson (Textfig. B), dessen Vater ein Neger, dessen Mutter eine Mulattin war. Soweit sich das Mädchen untersuchen ließ, fanden sich an der vorherrschend dunklen Haut lichte Gebiete in zum Teil großer Flächenausdehnung, so besonders ein breites Band quer über die Brust und ein merkwürdig symmetrisches Gebiet an der Stirne, welches an der Glabella schmal beginnend unter birnförmiger Ver- breiterung nach aufwärts unter die Kopfbehaarung bis zum Obelion zieht. Im Bereiche der Kopfbehaarung, welche an dieser Stelle weiß ist, hatte die Haut einen rosa Ton. Auch die Oberarme sind auf größere Strecken licht und in den übrigen Partien mit unregel- Hautzeicbnuiig bei «Hohtbehaarten Säugetieien. 315 mäßigen liditeii Flecken verscliiedener (jrüße verseilen. In den lichten Gebieten finden sich stellenweise einzelne dunkle Flecke, so auch zwei im lichten Stirnoebiet innerhalb der Behaarung, an welchen Stellen gleichzeitig die Haare dunkel sind. — Die Fleckung stammt von der väterlichen Seite; von den Geschwistern waren sechs gleichfalls gefleckt, sieben normal dunkel. Der zweite Fall betrifft eine von Fri^deric besprochene an- geblich 24jährige Negerin, namens Ammanua, deren Eltern beide der Negerrasse angehörten und dunkelfarbig waren. Ammanua war vorherrschend lichthäutig wie ein blonder Europäer, jedoch fanden sich am Rücken (Textfig. C) zahlreiche groß erbsen- bis bohnengroße dunkle Flecke mit unregelmäßig sternförmigen Kon- turen. In geringerer Zahl waren sie auch an den Streckseiten der Ober- und Unterarme und an der Brust zu sehen. Sie hatte von einem normal pigmentierten Neger ein Kind mit dunkler Haut wie andere gleichaltrige Negerkinder. Eine Fleckung in der Haut von Affen wui-de, wie bereits fiiiher angedeutet, schon mehrfach beschrieben; sie kann sowohl auf eine quantitativ verschiedene Verteilung von Corium- als auch von Epi- dermispigmentierung zurückzufiihien sein. Auf ersterer beruhen z. B. die hellen Flecke in dunkler Grundfarbe an der Brust von Chrysoihrix sciurea oder im Gesichte von Cynocephahis und an manchen Stellen beim Orang (Adachi). auf letztere die asymmetrisch veileilten dunkeln Flecke im Gesichte eines weiblichen Schimpanse, welche Hilgexdorf u. Paulicki beobachtet haben. Außer im Gesicht fanden sie sich bei diesem nur noch vereinzelt an den Extremitäten vor, und die Autoren heben ihre asj-mmetrische Lage hervor. In anderen Phallen wii'd nur von Fleckung im allgemeinen gesprochen ohne Angabe, worauf sie beruht [z. B. bei Hartmann (b) von manchen Exemplaren des Schim- panse, bei Selenka von den Orangs]. Nebenbei sei bemerkt, daß lichte Pünktchen auch durch pigmentarme Haarbälge in dunkler Umgebung hervorgerufen werden können (z. B. in der Glutealgegend des CijnocepJmlüs, Aijachi).') Einen schönen Fall von Fleckung, welcher sich mit den Verhältnissen bei der Ammanua ganz gut ver- gleichen ließe, fand ich bei einem später noch zu erwähnenden weib- lichen Lemur varius (Taf. 12, Fig. 15). Die Rückenhaut dieses Halb- affen ist licht, aber mit ziemlich regelmäßig zerstreuten erbsen- bis 1) Wie vorhin erwähnt, ist auch die Pignientieruug der einzelnen Haarkeime als eine fleckweise Epiderniisfärbung aufzufassen [Schwalbe (b)j. 316 K. ToLDT jun , bohneiigroßen dunklen Fleckchen versehen, welche durcli Epidermis- pigment bedingt werden. Die Epidermis der Bauchhaut ist bei diesem Individuum im großen und ganzen gleichmäßig pigmentiert, doch finden sich auch hier noch einzelne Flecke, welche sich durch eine stärkere Pigmentierung abheben. Andi'erseits kommt in der Bauchhaut auch noch eine Anzahl erbsengroßer lichter Flecke vor, welche ganz pigmentfrei sind und ungefähr der Grundfärbung der nur schwach pigmentierten ßückenhaut entsprechen. Hervorgehoben sei. daß diese lediglich auf einem verschiedenen Grad bzw. auf dem Fehlen von Epidermispigmentierung beruhenden Fleckenbildungen sich unter drei Varis nur bei diesem einen vorfanden und somit wie beim Menschen als eine Variation erscheinen. Bekanntlich ist bei diesem Lemur auch die Fellfärbung sehr variabel. Bezüglich der Hautfärbung der Anderson findet sich unter meinem Material kein Beispiel, welches hinsichtlich der lokalen Ver- teilung der pigmentierten und unpigmentierten Hautstellen direkt vergleichbar wäre. Morphologisch ist jedoch auch diese aus den Verhältnissen bei verschiedenen Aifenarten ohne weiteres verständ- lich. Kleinere lichte Flecke an Stellen mit pigmentierter Epidermis haben wir besonders in der Bauchhaut des erwähnten Varis vor uns, während die Rückenhaut desselben ein ausgedehntes lichtes, klein dunkelfleckiges Gebiet darstellt. Größere lichte Bereiche ohne nennenswerte Fleckung finden sich bei verschiedenen Affen, so z. B. beim Hulman und den -beiden anderen Varis. Diese Gebiete sind aber mehr abgeschlossen und ziemlich symmetrisch gelagert und, was auch für viele kleine dunkle und lichte Flecke des genannten Varis gilt, zumeist mehr gleichmäßig, d. h. nicht so zackig begrenzt wie vielfach bei den angeführten Beispielen vom Menschen. Diese nur teilweise vorhandenen Unterschiede hängen wohl mit einer größeren Variabilität dieser Verhältnisse bei letzterem zusammen. PJine solche scheint besonders auch bei den anthropomorphen Affen vorzukommen (vgl. z. B. den oben erwähnten Schimpansen). Für die grundsätzliche Übereinstimmung der verschiedenen Formen der Epidermispigmentverteilung beim Menschen und bei den einzelnen Affen kommen diese Unterschiede jedoch nicht in Betracht. Das gelegentliche Vorkommen von gewissen dunklen Flecken in der an sich pigmentierten Haut beim Menschen [vgl. z. B. die Bemerkung Schwalbe's (b) über die Blandass-Stämme] läßt sich gleichfalls mit den Verhältnissen beim genannten Vari vergleichen, Hrtutzeichmiii;^ bei dichtbt'liaarten Säugetieren. 317 besonders mit den Hautstellen, an welchen in dunklem Grunde noch dunklere Flecke vorhanden sind. Auf eine Erörterung- über die Ursachen des partiellen Albinismus und ähnlicher Erscheinungen beim Menschen kann ich mich hier nicht einlassen. Die genaue Beachtung der Hautzeichnung der Affen zeigt also besonders deutlich, daß sich die verschiedenen Hautpigmentationen des Menschen — wenigstens im allgemeinen — ohne Schwierigkeit mit jenen der Affen in Verbindung bringen lassen. In letzter Zeit konnte ich, wie bereits angedeutet, noch die Häute von drei erwachsenen Varis, Lemur varnis Geoffr. (,^, $$, Sch.-St.-Länge ca. 58 cm), untersuchen, welche zu Beginn des laufenden Jahres aus dei' k. k. ^lenagerie zu Schönbrunn einliefen. Die typische Form dieses Halbaffen hat bekanntlich ein schwarz und weiß ge- zeichnetes, ziemlich dichtes Fell. Wie man sich nach Auseinanderlegen der Behaarung leicht überzeugen kann, sind die Haare nicht an allen weißen Fellstellen durchaus weiß, sondern im basalen Teil oft schwärzlich. Ganz weiße Fellstellen fand ich, bei allen Exemplaren übereinstimmend, nur jederseits unterhalb dei- Ohrmuschel bis an die Kehle hinab, in der Steißgegend und mit dieser zusammenhängend beiderseits eine Strecke weit an der Hinterseite des proximalen Teils der Oberschenkel; weiter distal wurden die Haare in ihrem Basalteile dunkel. Die Epidermis zeigt stellenweise eine bald mehr bald weniger starke Pigmentierung, welche im Gegensatz zu den Verhältnissen beim Hulman meistens nicht scharf abgegrenzt ist. Auch sind die licht erscheinenden Hautpartien, wie die mikrosko- pische Untersuchung zeigt, in der Regel noch etwas pigmentiert. Die Haarfärbung ist an die Hautfärbung nicht gebunden, doch kommen die dunklen Haare vornehmlich an stärker pigmentierten Hautstellen vor. Die allgemeine, makroskopisch Avahrzunelimende Hautpigmentie- rung erschien im frischen Zustande an der Hautaußenfläche rötlich- braun bis schwarz und war (an der Innenfläche) in bezug auf ihre In- tensität bei allen drei Individuen wiederum ganz symmetrisch und in ihren Grundzügen gleichartig verteilt. Ihre Ausdehnung ist jedoch bei allen eine etwas verschiedene, und zwar nimmt sie, wie es scheint, mit zunehmendem Alter des Individuums an Umfang zu. Soweit es sich nach der Beschaffenheit des Dauergebisses beurteilen läßt, war das eine Weibchen mit noch durchaus scharfen Zähnen das jüngste. 318 ■ K. TOLDT juii., Bei diesem erstreckte sich die Piomentierung nur auf den Vorder- kopf. auf die Hiiiterbauclig-egend und von dieser ausgehend auf die Vorderseite der hinteren Extremitäten; ferner war noch die ganze Schwanzhaut dunkel. Beim Männchen mit etwas abgenutzten Zähnen war die ganze Bauchfläche — besonders in ihrem medianen Abschnitt — und vorn mit dieser zusammenhängend auch der proximale hintere Teil der Vorderextremitäten und — in etwas geringerem Maße — die ganze Schulter- und Nackenpartie deutlich pigmentiert; letztere stand außerdem in ununterbrochener Verbindung mit der starken Pigmentierung der Kopfhaut. Beim ältesten Individuum mit stark abgenutztem Gebiß, dem zweiten Weibchen, waren außerdem noch alle Extremitäten in ihrem ganzen Umfange pigmentiert, jedoch proximal außen relativ schwach. In den Grundzügen war die Zeichnung somit bei allen drei Individuen dieselbe, jedoch in bezug auf die Ausdehnung der dunklen Partien ziemlich variabel. Aus dem vorläufig allerdings ziemlich geringen Material scheint hervorzugehen, daß die Pigmentierung bei dieser Art mit zunehmendem Alter des Indivi- duums umfangreicher wird. Dafür würde auch sprechen, daß das älteste Exemplar, wie weiter unten noch ausgeführt werden wird, außer der genannten Zeichnung auch noch eine dunkle Fleckung aufweist. Diese Verhältnisse würden dann zu jenen der Corium- zeichnung bei den zwei verschieden alten Magots im Gegensatz stehen. Der Vergleich mit der Epidermiszeichnung des Hulmans (und einzelner von Adachi beschriebener Arten) deutet darauf hin, daß die Epidermiszeichnung überhaupt nicht sehr charakteristisch sein dürfte. Die Hulman-Zeichnung zeigt nämlich einige Ähnlichkeit und bildet in gewisser Hinsicht eine Übergangsform zwischen der Zeichnung des jungen $Varis und jener der beiden anderen. Denn einerseits ist die Pigmentierung der Unterseite des Rumpfes, wie beim jüngsten Vari, auf den hinteren Teil des Bauches beschränkt, während die Pigmentierung der Kopfhaut wie bei den beiden anderen mit der der Vorderextremitäten zusammenhängt. Gleich- wohl sind die Unterschiede zwischen beiden Arten noch ziemlich beträchtlich und wohl typisch; doch ist es keineswegs ausge- schlossen, daß auch diese durch weitere Variationen abgeschwächt werden können. Zunächst ist bei unserem Hulman-Exemplar. bei dem die Zeichnung an sich 'schärfer ausgeprägt ist, die Kehle stark pigmentiert, der Nacken und Rücken dagegen licht. Bei den drei Varis ist die Kehle relativ licht und bei den beiden älteren der Nacken und der Vorderrücken dunkel. Beim Hulman ist ferner die Bauch- Hautzeiclimuiü: bei dichtbehaarten Säugetieren. 319 geg-eml in ncx-h gering^ereni umfang dunkel als beim jüngeren $VarJ, wogegen bei jenem die Kreuz-Inguinalgegend pigmentiert ist. Die Haut des stärker i)igmentierten alten 9 Varis (Taf. 12 Fig. 15) zeigt, wie bereits angedeutet, außer der typischen Yari-Zeichnung auch noch eine Fleckung. und zwar eine dunkle und eine lichte. Beide Arten von Flecken sind nur erbsen- bis bohnengroß, die dunklen durchschnittlich etwas grüßer als die lichten. Sie sind zumeist ganz- randig begrenzt, mitunter aber auch unregelmäßig zackig. Die dunklen Flecke waren an der Innenseite der frisch abgezogenen Haut besonders deutlich am relativ lichten Rücken zu sehen; hier finden sie sich vom Nacken bis in die Glutealgegend allenthalben zerstreut, jedoch im medianen Teil, und zwar besonders in der kau- dalen Rückenhälfte, auffallend spärlich. Ein relativ großer querge- streckter (aus zweien verschmolzener?) Fleck befindet sich an der linken Schulterpartie. Dunkle Flecke sind jedoch auch in stark pigmentierten Teilen, so namentlich proximal am Oberarm und Ober- schenkel, infolge ihrer intensiveren Färbung zu erkennen. Die lichten Flecke sind ganz pigmentlos und fallen hauptsächlich in stark pigmentierten Gebieten auf, so in der haararmen Submental- region, dann besonders am Bauch und am proximalen Teil der Ex- tremitäten. Sie kommen auch in dem schwach pigmentierten Teil der Rückenhaut vor, kontrastieren hier aber naturgemäß nicht stark. Mitunter kommen dunkle und lichte Flecke knapp neben- einander vor. Beide Arten von Flecken sowie die allgemeine Pig- mentierung stellen, wie vorhin bemerkt, nur einen verschiedenen Quantitätsgrad bzw. den Mangel von Epidermispigmentierung dar, wobei sich die ersteren auch infolge ihres lokal eng begrenzten Umfangs von der Umgebung besonders scharf abheben. Die verschiedene Pig- mentierung ist an der Außenseite der Haut auch noch nach der Alkoholkonservierung zu erkennen, jedoch wegen der Dichte der Behaarung in ihrer Gesamtheit schwer zu überblicken. Die Haut- fleckung steht mit der Fellfärbung gleichfalls in keinem Zusammen- hang. Hier sei nochmals darauf hingewiesen, daß das Individuum mit der gefleckten Haut älter w^ar als die beiden anderen einfach pig- mentierten Exemplare, von w^elchen das eine gleichfalls ein Weibchen war. Ob die Fleckung mit dem hohen Alter zusammenhängt oder nur eine rein individuelle Verschiedenheit darstellt, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Da auch die allgemeine Pigmentierung bei den drei vorliegenden Varis entsprechend dem vorgeschrittenen Alter Zool. .lahrb. XXXV. Abt. f. Syst. 21 820 K. ToLDT jnn., eine ausoedeliutere ist, könnte die Fleckung- immerhin darauf zurück- zuführen sein, — Diese Verliältnisse sind wiederum ein Beweis dafür, daß die verschiedenen Hautpigmentationen mit der des Haar- kleides in keinem bestimmten Verhältnis stehen. Schließlich konnte ich auch die Haut eines noch nicht ausgewachsenen ^ Ateles ater Cuv. (25. 2. 1913, Sch.-St- Läng-e 36 cm) untersuchen. Diese Art stand auch Adachi in einem (^ Exemplar zur Verfügung, und meine Befunde decken sich mit seinen Angaben. Die Epidermis war allenthalben pigmentiert, besonders stark am Bauch und an den Extremitäten. An letzteren war die Außenseite der Haut fast schwarz, am Bauche rötlich schwarz und am lichtesten am Rücken, besonders in seinem hinteren Teil. Das untersuchte Material zeigt bereits, daß die Haut- pigmente bei den Primaten vielfach in einer Ver- teilung auftreten, wie sie auch bei der Fellfärbung dieser Sau getieror du ungen im allgemeinen anzutreffen ist. So decken sich z. B. die lichten Längsstreifen der im übrigen coriumpigmentierten Rumpfhaut des Magot ungefähr mit dem Haut- gebiet, welches beim Colobus ahyssinicus caudatus Thos. beiderseits die weiße Rumpfmähne trägt. Das weiße Band quer über die Nackenhaut des Magots hat ein Analogon am Felle der roten Varietät des Lemur varius. Der dunkle Streifen entlang der Rückenmitte am Felle von Nijdicebiis tardigrachis könnte allenfalls mit dem ent- sprechenden, aber breiteren dunklen Hautstreifen des Inuus verglichen werden. Bezüglich der Epidermispigmentierung wäre — abgesehen davon, daß die Fellfärbung bei vielen Atfen ziemlich einfarbig ist, was der einheitlichen Pigmentierung der Kattahaut entspricht, und daß die Außenseite der Extremitäten sehr oft auch am Felle mehr oder weniger dunkler ist als die Innenseite — z. B. die dunklere Fellfärbung am Bauche bei Propithecus verreauxi coguereli Grand. und Hylohates pileatus Gray anzuführen, welche mit der Epidermis pigmentierung der beiden älteren Varis zusammenfällt (s. auch weiter unten). Vielfach finden sich jedoch auch, so besonders in bezug auf den letzteren Fall, die entgegengesetzten Verhältnisse. Die Extremitäten sind mitunter auch außen auffallend licht behaart, z. B. bei Indris brevicaudatus Geoffr., Midas oedipus L. und Cercopithecus pyrrhonotus Hemp. et Ehrenb. Ferner sei die dem epidermis pigmentierten Kreuz- Hautzeichuung- bei dichtbehaarten Säugetieren. 321 fleck der H u 1 in a ii li a u t in b e z n {2: auf den F a r b e n 1 0 n mitunterentg-ei^engesetzteZeiclinung des Felles dieser Kürpergegend hervorgehoben; dabei steht diese Zeichnung in den nachgenannten Fällen in keiner direkten Beziehung zu einer allgemeinen Kürpei'zeichnung (Streifung oder Fleckung): Indris brevicaudatus Geoffr., Nasalis larvatus Wurmb., Semnopithecus cephalo- pterus ZiMJi, und S. nemaeus L. (s. z. B. auch Allen). Bei diesen Arten ist die Kreuz-Steißgegend durch eine auffallend hellere (bei S. nemaeus gleichzeitig auch bedeutend kürzere) Behaarung von der Umgebung mehr oder weniger scharf abgesetzt und geht vielfacli auch auf den Schwanz über.') — Ähnliche Verhältnisse kommen auch bei manchen Wiederkäuern vor. Der sogenannte (lichthaarige) ..Spiegel" beschränkt sich bei unseren Rehen und Hirschen vor- nehmlich auf den Hinterrand des proximalen Teiles der Oberschenkel und reicht nur bis zur Schwanzwurzel hinauf. Bei anderen Hirschen {Cerviis canadensis Erxl. und C. mardl Ogilby) sowie bei Ovis canadensis Shaw und bei Gasella soemmeringi Rüpp. erstreckt er sich aber noch ein gutes Stück weit nach vorn (Steiß-Kreuzgegend) und hat hier einen bilateral-symmetrischen, mehr oder weniger kreis- bogenförmigen Umriß. Beim Cohus ellipsiprymnus Smith ist diese ganze Gegend dunkel wie die Umgebung, aber durch einen weißen, kreisförmigen Streifen abgegrenzt. Interessant ist, daß sich, wenn diese Stelle dui'chaus licht ist, in ihr mitunter der mediane dunkle Rückenstreif erhalten hat, so z. B. bei Cervus maral und Ovis cana- densis (über den Rückenstreif s. S. 304). Bei Aepyceros tnelampus Licht. ist wie auch bei anderen Antilopen nur die Partie unterhalb des Schwanzes licht; bei der genannten Art reicht die lichte Färbung aber relativ weit seitlich auf die Schenkel ; dabei zieht durch dieses lichte Gebiet beiderseits ein deutlicher schwarzer Streif von oben nach unten. — Ein breites weißes Band quer über die Kreuzgegend findet sich ferner bei PJioca fasciata (Allen). Ein ausgesprochener Fall, in w^elchem die Behaarung der Kreuz- Steißgegend in größerem Umfange durch eine dunkle Färbung von der Umgebung absticht, ist mir bei den Affen und auch bei anderen wildlebenden Säugetieren gegen w^ärtig nicht bekannt. Einen schwarzen Kreuzfleck in Fortsetzung der Dorsallinie gibt jedoch Allen von 1) Die von Adachi angeführte schmale ringförmige Hautzeichnung lingd um den Anus bei einzelnen Arten von Senrfiojiltl/rrKs, Ccrcopithecuft und MacacHü hängt mit diesen Verhältnissen wohl nicht zusammen. 21* 322 K. ToLDT jun.. einem Propithecus diadema an, weiter erwähnt er eine dunkle bzw. lichte Färbung der Schwanzwurzel bei Lemur collaris und DidelpJnjs bzw. bei einem Lemur varius. — In solchen Fällen wäre die Unter- suchung der Haut sehr am Platze, doch dürften sich nach den all- gemeinen hier erörterten Verhältnissen auch diesbezüglicli keine konstanten Beziehungen zwischen der Färbung der Haut und jener des Felles ergeben. Eine deutlich ausgeprägte (d. h. nicht nur ganz oberflächliche diftuse) Fleckung, welche der Epidermisfleckung beim älteren Vari vergleichbar wäre, ist mir bei keinem Aflfenfell bekannt (vgl. die weiße Sprenkelung bei manchen GaleopitJiecus-'ExemT[)\?iYei[i). Adachi führt an, daß wie beim Menschen so auch bei den Affen die Haut am Rücken im allgemeinen stärker pigmentiert ist als am Bauch. Zu dieser Schluß- folgerung gelangte er, obgleich er selbst bereits bei einzelnen Arten Abweichungen angetroffen hatte. So erwähnt Adachi z. B., daß das Coriumpigment bei Chrysothrix sciurea dorsal am Rumpfe beinahe fehlt, ventral aber reichlich vorhanden ist, ferner, daß es bei einem Cynocephalus porcarius, bei Cercopithecus caUitrichus und C. mona am Bauche bedeutend reichlicher ist als am Rücken; das gilt auch für den Orang, doch verhält sich hier das Epidermispigment umgekehrt. In anderen Fällen {Mycetes seniculus und Semnopithecus maurus) ließ sich bezüglich einer bestimmten Verteilung des Epidermispigments am Rumpfe kein regelmäßiger Unterschied feststellen. Bei den vor- liegenden Häuten, welche ich durchweg im ganzen untersuchte, finden sich bezüglich der genannten Verallgemeinerung, mit Aus- nahme der einheitlich gefärbten Katta-Haut, bei allen anderen be- trächtliche Abweichungen bzw. der direkte Gegensatz. So ist bei den drei Varis der Rücken größtenteils licht, der Bauch dagegen ganz oder wenigstens im hinteren Teile in der Epidermis pigmentiert. Die Hulman-Haut zeigt dorsal nur den Kreuzfleck, während die Unterseite am Hals und an der Brust sowie an den Weichen dunkel ist. Beim Ateles ater ist die Bauchhaut deutlich stärker pigmentiert als die Rückenhaut. Beim Inuus mit Coriumpigment sind die lichten Gebiete am Rücken bedeutend stärker vertreten als am Bauch. Beim Cebiis sind sie ziemlich gleich verteilt. Daraus ergibt sich wohl schon hinlänglich, daß die ADACHi'sche Verallgemeinerung nicht zu hoch veranschlagt werden darf. Bezüglich der Fellfärbung sei die.sbezüglich bemerkt, daß es jedenfalls auffallend ist, daß eine große Zahl von Säugetieren an der Hautzeichuuug bei dichtbehaarten Säugetieren. 323 Oberseite eine dunklere Fellfärbung besitzt als an der Unterseite. Jedoch gibt es viele aus den verschiedensten Ordnungen, welche mehr oder weniger einheitlich gefärbt sind [vgl. z. B. Schwalbe's (b) Zusammenstellung hinsichtlich der Affen], und auch der direkte Gegen- satz lindet sich nicht so außerordentlich selten, wie man vielfach an- zunehmen scheint. Als Beispiele hierfür werden meistens nur ein paar Arten angeführt, wie besonders der Hamster, der Iltis, der Dachs und das Stinktier. Eine ganz flüchtige Umschau in der Lite- ratur (s. z. B. Pagenstecher) und in den Sammlungen des Wiener Hof- museums ergab, daß außerdem noch nachgenannte Säugetiere an der Bauchseite dunkler sind als am Rücken. Der Unterschied ist bald mehr, bald weniger auffallend, doch habe ich nur deutlich ausgeprägte Felle aufgenommen. Bei einzelnen wenigen Arten gilt es allerdings nur für bestimmte Individuen (z. B. für alte Männchen). Bei manchen anzuführenden Tieren ist die Oberseite mehrfarbig (gezeichnet), dann überwiegt hier aber die lichte Färbung. In einzelnen Fällen dürfte die dunkle Bauchfärbung mehr durch die Wollhaare als durch die hier relativ spärlichen Deckhaare hervorgerufen werden (so vermut- lich bei Vulpes melanofjaster). Beispiele: Bradijims tridactylus L., Tauroiragus oryx (jigas Heugl. und Strepsiceros strepsiceros Fall., so- wie bei manchen anderen Antilopen, Cerviis maral Ogilby und bei anderen Hirschen, Camelus bactrianus L., Tapirus indicus Cuv., Sciurus melanogaster Thos., Felis leo L. (Bauchmähne), Lycaon pictus Temm., Icticyon venaticus Sund. (= melanogaster Gkay), Futorius sannaticus Fall., Vulpes vulpes melanogaster Bon., Galera barbara L., Giilo luscus L., Zorilla frenata Sund., Mellivora ratel Spakem., Äihiriis fulgens Cuv., Lemur variiis ruber E. Geoffk., Fropithecus verreauxi coquereli Grand., Midas midas L., Alouata seniculus L. (Behaarung relativ spär- lich), Fapio anubis doqiiera Fuch. et Schimp., Hylobates pileatus Gray (dunkle Bauchbehaarung relativ kurz!), Gorilla beringei Matschie (altes, an der Bauchseite teilweise nur spärlich behaartes <^). Hierher könnte man etwa auch jene Individuen des Langschnabeligels (Zaglossus) zählen, bei welchen das Stachelkleid am Rücken die Be- haarung überwiegt ; da die Stacheln im unversehrten Zustande licht sind, kontrastiert die Oberseite mit der dunkelbraun bis schwärzlich behaarten Unterseite. Diese Zusammenstellung ließe sich zunächst durch nahe Verwandte einzelner genannter Arten ergänzen; auch sonst ist sie gewiß lückenhaft. Daher will ich mich auf keine weiteren Betraclitungen einlassen und nur hervorgehoben haben, daß man die ziemlich häufige Gleichfarbigkeit der Behaarung der Ober- 324 K. ToLDT Jim., und Unterseite der Säugetiere bzw. die allerdings seltene dunklere Färbung der letzteren bei Erörterungen über eventuelle besondei'e Ursachen der tatsächlich weit verbreiteten Erscheinung der dunkleren Rückenfärbung nicht zu sehr in den Hintergrund stellen darf. Nach allem dürfte es nicht leicht fallen, für die vielen Abweichungen jeweils eine besondere Erklärung zu finden. Daß die Kreuz-Steiß- gegend mitunter auffallend lichthaarig ist, wurde bereits mehrfach erwähnt (S. 304 u. 321). Adachi hat weiter gefunden, daß der beim Menschen zu den am stärksten pigmentierten Körperteilen gehörige Nacken bei den Affen sehr pigmentarm ist. Das gilt auch für einige vorliegende Häute und in einzelnen Fällen auch für die Behaarung (s. oben). Bei der Haut des alten Varis fällt er, wie ja auch bei vielen Affen- fellen, in ein relativ dunkles Gebiet. Bei der Cebus-'H.a.ut, bei der die am Felle vieler Säugetiere scharf abgesetzt dunkle Mittellinie des Rückens licht ist, ist es nicht uninteressant, daß sich die Pig- mentierung im lichten Nackenfleck in Form eines medianen zipfel- förmig von vorn eindringenden Fortsatzes mit einer gewissen Zähig- keit zu behaupten trachtet; das Gleiche gilt vom jungen Magot, bei dem auch von hinten ein solcher Fortsatz in das lichte Querband des Nackens eindringt; bei dieser Art ist auch die übrige mediane Rückenpartie dunkel (vgl. auch Abschnitt 8). Der Befund Adachi's, daß die Extremitäten und der Schwanz bei den Affen im allgemeinen stark pigmentiert sind, trifft auch bei unserem Material zu, und zwar sind erstere vorzugsweise außen (Cebus) und letzterer dorsal {Cebus, Schwanzwurzel) dunkel. Die Pigmentierung kann sich aber auch mehr oder weniger auf den ganzen Umfang der Extremitäten und des Schwanzes (bei einem Vari und beim Hulman) erstrecken, oder bei den ersteren nur auf die Innenseite (bei 2 Varis); einen letzteren Fall hat Adachi nicht beobachtet. Besonders zu bemerken ist, daß die Flanken in unseren Fällen mit Coriumpigment stets pigmentiert waren. Bei allen vor- liegenden Häuten war der Kopf mehr oder weniger dunkel; nach Adachi kann er auch licht sein. Nach dem von mir untersuchten Material scheint das Epidermis- pigment an der Dorsalseite des Rumpfes mehr in der vorderen (Vari, Ateles), an der Ventralseite mehr an der hinteren Rumpfhälfte (jüngerer $ Vari) aufzutreten. Bezüglich des Coriumpigments läßt sich in dieser Hinsicht höchstens sagen, daß die vordere Rumpf- partie dorsal relativ pigmentarm ist. Hautzeichnung bei dichtbehaarten Säugetieren. 325 Diese Betrachtungen zeigen also einei'seits, daß die Hautpig- nientierungen bei einzelnen Affenarten vielfach in ähnlicher lokaler Verteilung auftreten können wie die dunkle P'ellzeichnung im all- gemeinen, andrerseits daß solche Gebiete aber auch scharf umgrenzt lichthäutig bzw. -haarig sein können. Gewisse Hautpartien zeigen also sowohl hinsichtlich der Hautpi gm entierung als auch von dieser unabhängig namentlich bezüglich der Fellfärbung vielfach die Neigung, von der Um- gebung zu kontrastieren. Dabei muß es sich nicht immer ausschließlich um einen lichteren oder nur um einen dunkleren F a r b e n t o n handeln, vielmehr können manche derartige Haut- bzw. Fellgebiete bald dunkel bald licht sein. Ich möchte diesbezüglich, ohne mich damit ein- gehender zu befassen, nur noch auf ein paar Beispiele am Haar- kleide der Säugetiere im allgemeinen hinweisen, welche frei endigende Körperteile betreffen. Unter diesen Beispielen finden sich allerdings einige Fälle, in welchen ein solches Abzeichen dem Charakter der allgemeinen Fellfärbung nach nicht überraschend erscheint. Bekanntlich ist die Hinter fläche der Ohrmuschel oft ganz oder nur an der Spitze relativ dunkel behaart nnd kontrastiert dann mitunter scharf von der Umgebung, z. B. bei Aüuroims melano- leucus A. M. Edw., dann bei Lepus europaeus Fall., Vulpes vulpes h., Lynx lijnx L. (auch schwarzes Ohrbüschel) und schwarz gesäumt bei Ohipia johnstoni Sclat. Sie kann jedoch auch durchaus oder an den Rändern weiß kontrastieren, z. B. bei Procyon lotor L., bei Lenmr caüa L. und L. varius Geoffr. , ferner weiß gesäumt bei 31eles taxus Bodd. und bei Aüurus fiilgens Cuv. Interessanterweise findet sich bei manchen Katzen außen an der schwarz behaarten Ohrmuschel gegen die Spitze zu ein weißlicher Fleck, z. B. Felis tifjris L., F. pardalis L. und F. viverrina Benx. Ein weiteres Beispiel ist die mitunter mit besonders starken und langen Haaren besetzte Schwanzspitze, deren Behaarung bekanntermaßen oft abgesetzt dunkel ist (bei Lynx lynx L., Felis catus (ferus) L., F. leo L. und anderen Katzen, bei Urocyon cinereo- argcntatus Müll., Putorius ermineus L. , bei den Giraten und beim Okapi etc.). In manchen Fällen ist sie jedoch weiß, z. B. beim Birkfuchs, bei Lycaon pidus Temm., Connochoetes gnu Zimm., Lemur caüa L. und manchen Colohus-Xi'iew. Mitunter finden sich au der Schwanzspitze weiße und schwarze Haare gleichzeitig vor (z. B. bei 326 K. ToLDT ]un., vielen Exemplaren unseres einheimischen Fuchses, bei manchen Schakalen, Gazellen etc.). Besonders auffallend ist mitunter bekanntlich auch die Fell- färbung an den distalen Teilen der Extremitäten; so sind diese z. B. ganz oder teilweise dunkel bei Macropus irma Joukd. (vordere Extremität), Putorius nigripes Aud. Bachm. (auch schwarze Schwanzspitze), Buhalis lichtensfeini Pet., Lemur varius Geoffe. und bei vielen Exemplaren unseres Fuchses, dagegen licht bei manchen TragelapJms- Arten, bei Benntieren, bei Midas midas L. und Hißohates lar L. (vgl. auch die anderen Säugetiere mit der Speciesbezeichnung nigh- bzw. albipes). Beim Okapi befindet sich oberhalb an die dunklen Klauen anschließend ein weißer Ring, welcher proximal von einem dunklen begrenzt wird; bei Taurotragus oryx gigas Hgl. ist diese Gegend schwarz, und dorsal in diesem Ring findet sich ein weißer Halbring. Ähnlich sind bei Glis meloni Thos. die Füße an der Dorsalseite proximal dunkel, distal hell. Annähernd das umgekehrte Verhältnis liegt bei Lemur varius Geoffe. und Semnopithecus nemaeush. vor. Derartige Abzeichen stehen mitunter jedoch sichtlich mit einer entsprechenden Färbung der ganzen Extremitäten bzw. des ganzen Körpers im Einklang. So sind z. B. bei manchen Steinböcken die Extremi- täten mehr oder weniger longitudinal dunkel oder beimanchen Antilopen licht gezeichnet; bezüglich der Übereinstimmung der Fußzeichnung mit der allgemeinen Körperzeichnung vgl. besonders das Okapi. — Über derartige Verhältnisse bei Haussäugern s. z. B. Daewin. In manchen Fällen hängt eine abweichende Färbung der Be- haarung sichtlich mit besonderen Verhältnissen der Haut zusammen. Eine solche findet sich bekanntlich vielfach an gewissen Haut- drüsen. So sind die Haare an der Rückendrüse der Procaviiden bald dunkel, bald licht, an den Fußdrüsen verschiedener Hirscharten weiß, an der Violdrüse von gewissen Caniden in ihrem apicalen Teile schwarz. An der Rückendrüse von Notorijäes typhlops Stelg. zeigt die hier relativ kurze Behaarung keinen wesentlichen Färbungs- unterschied. In solchen Fällen ist die Behaarung oft auch hinsicht- lich der Haarmenge, der Haarformen etc. eine besondere. All dies steht offenbar mit der eigenartigen Beschaffenheit der Haut an solchen Stellen im Zusammenhang. Im Bereiche der Violdrüse des Fuchses sind z. B. gewisse Behaarungsverhältnisse sogar schon bei Embryonen und Neugeborenen, bei welchen die Drüse selbst noch nicht deutlich differenziert ist, von jenen der Umgebung w^esentlich verschieden [Toldt (b)]. Von einer abweichenden Haarfärbung ist Hautzeichuung bei dichtbehaarteu Säugetieren. 327 (lag-eg-en noch nichts wahrznnehmen; sie ist eben nur von unter- i>eordneter Bedeutung. Abgesehen von besonderen Verhältnissen, wie z. B. bei den Drüsen, muß man sicli bei solchen Betraclitungen stets auch vor Augen halten, daß es mehr oder weniger zahlreiche Arten gibt, welche keine solchen Färbungsdifferenzierungen aufweisen. Weiter kann man sicherlich nicht annehmen, daß den meisten derartigen Abzeichen eine besondere Ursache zugrunde liegen muß. Das könnte ebensogut auch in solchen Fällen gelten, die relativ weit verbreitet sind, t/berhaupt ist die lokale Verteilung der verschiedenen Zeich- nungen des Felles sowie der Haut bei den Säugetieren so mannig- fach, daß wohl nur in ganz wenigen Fällen eine konstante Gesetz- mäßigkeit zu konstatieren sein dürfte. Da auch zwischen den ein- zelneu Zeichnungsarten keinerlei konstante Beziehungen bestehen, glaube ich , daß die spezifische Eigenart der Zeichnung gegenüber den zum Teil gewiß berechtigten, oft jedoch sicherlich zu weit gellenden Versuchen, diese auf bestimmte innere oder äußere Ein- flüsse zurückzuführen, doch zunächst in den Vordergrund zu stellen ist. Letztere können, besonders bezüglich der allgemeinen Färbung, in manchen Fällen mehr oder weniger wirksam sein, in anderen aber nicht (vgl. z. B. die Wüsten- und Polarfärbung). Eine außer- ordentlich weitgehende Gesetzmäßigkeit findet sich bei den wild- lebenden Säugetieren bekanntlich in bezug auf die bilaterale Sym- metrie der Zeichnung, doch dürfte diese in Zusammenhang mit dem entsprechenden Bau des Säugetierkörpers überhaupt, vor allem in der allgemeinen Organisation des Hautsystems selbst, gelegen sein. Die genauere Kenntnis der hier berührten Verhältnisse erscheint für die allgemeine Beurteilung der Färbung bzw. der Zeichnung des Säugetierinteguments von großem Interesse. Doch ist zunächst noch eine Reihe wichtiger Fragen zu entscheiden, w'as nur an der Hand eines entsprechend großen Materials möglich ist. Hinsichtlich der Hauti)igmentierung im besonderen wäre z. B. zu ermitteln, ob be- züglich der lokalen Verteilung der Pigmentierung in den ver- schiedensten Altersstufen der Individuen der einzelnen Arten eine be- stimmte Gesetzmäßigkeit besteht und wieweit sich darin zwischen verschiedenen Arten Beziehungen vorfinden. Bei derartigen Betrachtungen scheint es angezeigt zu sein, vor- läufig folgende Punkte auseinander zu halten. Zunächst wären, wie wiederholt erwähnt, die Verhältnisse bei den erwachsenen Individuen 328 K. ToLDT jun., in bezug- auf ihr spezifisches und individuelles Verhalten sowie hin- sichtlich des Geschlechts an einem großen Material festzustellen. A\'eiter wäre zu untersuchen, in welchei' lokaler Verteilung- die Pigmentierung in der Ontog-enie verschiedener Arten bzw. Indi- viduen zuerst auftritt und wie sie sich im weiteren Entwicklung-s- verlaufe verhält. Bekanntlich erscheint das Hautpigment gegen- über dem Haarpigment im allgemeinen relativ spät. Beim Menschen ist es um die Geburt mehr oder weniger deutlich nachw^eisbar (vgl. Adachi), Die Haut mancher Affen ist dagegen bereits viel früher mehr oder weniger pigmentiert, so z. B. bei einem Orangfötus von 115 mm Sch.-St.-Länge [Schwalbe (d)], bei einem Gorillafötus von 185 mm Sch.-St.-L. (Denikee), bei den gleich zu erwähnenden Föten von Hylohates syndadylus sowie bei den vorhin besprochenen Alouata- Föten. Mit Ausnahme des Gorillafötus, handelt es sich erwiesener- maßen um Epidermispigment, doch dürfte das zweifellos auch für diesen zutreffen. Es fragt sich nun, ob die Hautpigmentierungen von ihrem Erscheinen an die spezifische Verteilung erkennen lassen oder ob sich diese erst allmählich und in typischer Weise differenziert. Zum ersteren sei bemerkt, daß nach Adachi das Pigment bei den jungen Affen zuerst an den Stellen auftritt, welche später stärker pigmentiert sind. Daß die Pigmentierung mit zunehmender Körper- entwicklung zunächst stärker wird, ist bekannt [z. B. bei Semno- pithecus, Kohlbeugge; im Gesicht des Schimpanses, Haetmann (b)]. Der zweite Fall trifft bezüglich der allgemeinen Pigmentierung z. B. bei den Embryonen von Hylohates syndadylus zu, bei welchen die Epi- dermispigmentierung (stets ?) am Kopfe beginnt und sich von da aus weiter auf den Vorderkörper und schließlich auf den ganzen Körper erstreckt [bei 3 Embryonen von 108, 163 und 215 mm Sch.-St.-Länge, Schwalbe (d)]. Ist die Pigmentbildung nur eine lokal beschränkte (eine Zeichnung), könnte sie dann weiterhin entweder während des ganzen Verlaufes des Hautwachstums mit diesem gleichen Schritt halten oder früher oder später nachlassen bzw. ganz aufhören. In letzterem Falle würden die von vornherein pigmentfrei gebliebenen (lichten) Hautstellen an Umfang zunehmen. In dieser Weise könnten eventuell die Unterschiede in der Coriumzeichnung des jungen und alten Magotweibchens erklärt werden (vgl. auch Abschnitt 8). In dieser Hinsicht wäre jedoch auch zu erwägen, ob die Pigmentbildung (mitunter) anfangs nicht allenthalben ziemlich gleichmäßig einsetzt, im weiteren Verlaufe des Hautwachstums aber stellenweise gegen- über der Umgebung nachläßt, so daß dann erst sekundär die lichten Hautzeiclnmug bei dicbtheliaaiteu Säugetieren. 329 Stellen entstellen würden. Ein ähnlicher Vorgang- scheint bis zu einem gewissen ("irade beim Verschwinden der dunklen Gebnrtsflecke des Menschen stattzufinden. (Vgl. auch die Verhältnisse bei Walen; der ^^'eißwal ist beispielsweise im vorgeschritteneren P^mbryon all eben dunkel und wird ei"st in dem 4. — 5. Lebensjahre licht. Kükexthal.) Als drittel- Punkt wäi-e zu beachten, inwieweit bei einzelnen Arten oder im allgemeinen bestimmte Alterserscheinungen vorkommen. Ist z. ß. die dem fortschreitenden Alter entsprechende Größenzunahme der dunklen Stellen bei den 3 Varis als eine direkte Fortsetzung der Pigmentausbreitung von Jugend auf zu betrachten, oder gibt es bei dieser Art etwa doch von einem gewissen Zeitpunkte an eine spezifisch begrenzte Zeichnung, welche sich erst in vorgeschrittenem Alter der Individuen bei fortwährender Erneuerung der Epidermis durch Ausbreitung der dunklen Stellen oder durch das Erscheinen von dunklen und lichten Flecken verändert? Nach dem Auftreten des partiellen Albinismus beim Menschen wäre die Fleckung schon von Jugend an vorhanden. Daran würde sich die Frage schließen, wie sich derartige Ver- hältnisse gegenübei' solchen des Felles verhalten, ob also z. B. hin- sichtlich der Topographie des ersten Auftretens der Haare und des Hautpigmentes oder bezüglich des Verhaltens der Haut- und Fell- zeichnung im Verlaufe des Hautwachstums Ähnlichkeiten oder Be- ziehungen bestehen. Beide Verhältnisse sind beim Säugetierfell ziemlich wechselnd ; doch bedarf, wie eingangs erwähnt, insbesondere das erste Erscheinen der Haare noch eingehender vergleichender Untersuchungen. Welche von beiden Hautpigmentationen die ursprüngliche ist. sei hier nicht erörtert; bei den Säugetieren ist im allgemeinen das Epidermispigment das vorherrschende (s. besonders Weiden- KEicu), zu welchem ja auch noch das Haarpigment zu zählen ist. Ob bzw. was für einen Zweck die Hautzeichnungen haben, will ich vorläufig gleichfalls nicht erörtern; doch sei gegenüber der Ober- flächenfärbung des Felles besonders darauf hingewiesen, daß sie nach außen (größtenteils) von der Behaarung verdeckt, also nicht sichtbar ist. Das hat sie bis zu einem gewissen Grade mit dem Fellgrunde gemein, welcher bekanntlich häufig anders gefärbt ist als die Fell- oberfläche. Bei den untersuchten Atfen besteht zwischen ihm und der Hautzeichnung keine Beziehung. Im Anschluß daran sei erinnert, daß die Hautfärbungen, namentlich soweit sie im Bereiche der Behaarung liegen, zumeist weniger lebhaft sind als die des 330 K. ToLDT jun.. Felles, indem sie nur in den verschiedensten Nuancen von licht- und dunkelgrau bis schwarz, manchmal mit einem rötlich-braunen Stich vorkommen. Je nach der Tiefenlage in der Haut erscheinen sie bei schütterer Behaarung, wie mehrfach bemerkt, nach außen hin in den vei'schiedensten Abstufungen von blau und grün. Daran würden sich die größtenteils nackten Hautpartien des Gesichts, des Scrotums und der Gesäßgegend reihen, welche mitunter bekanntermaßen sehr lebhaft, z. B. auch gi-ellrot erscheinen können. Hier will ich ntu* noch folgendes bemerken. Schavalbe (bi ver- mutet, daß die Menschen von dunkelhäutigen bzw. dunkelbehaarten Vorfahren abzuleiten wären. Bezüglich des Haai'kleides der Säuge- tiere neige ich auf Grund meiner verschiedenen Haarstudien der An- sicht zu. daß — wenigstens in vielen Fällen — das dunkle bzw. niitteldunkle das typische ist und daß aus diesem durch das Auf- treten lichter Haarbereiche die Zeichnung hervorgeht; das kann so weit führen, daß die lichte Färbung vielfach als die Grundfärbung erscheint oder die ausschließliche ist. Dafür scheint zu sprechen, daß die stärkeren Haarformen, welche ich als die ursprünglichen betrachte, im Verhältnis zu den übrigen Körperhaaren vielfach relativ stark pigmentiert sind und zuerst auftreten. Auch sind bereits Fälle bekannt, in welchen sich die embiyonale Epidermis an den später dunklen Fellstellen als Einleitung zur Entwickltmg der Be- haarung früher differenziert als an den nachher lichten Fellstellen z. B. bei der Katze . Toldt ( d)]. Weiter spricht dafür die Eück- bildung der Pigmentierung. wie sie in den verschiedenen Graden des Albinismus. insbesondere infolge der Domestikation, zum Ausdrucke kommt und welche eine Degenerationserscheinung darstellt ; bekannt- lich sind pigmentierte Gewebe und Individuen äußeren bzw. patho- logischen Einflüssen gegenüber widerstandsfähiger als die unpigmen- tierten. Auch gibt es Tiere, deren erstes Haarkleid dunkler ist als die späteren \L. B. Vidpes vidpes L.. Monachus cdbiventer Bodd.). Jedoch trifft in dieser Hinsicht häufig gerade das Gegenteil zu. z. B. bei anderen Seehunden, bei Colohus caudcdus. Jlyrmecophafja tetmdadyla L.. beim TTild- schwein. Tapir u. v. a. Vergleiche auch das Auftreten der Flecke, z. B. nur in der Jugend bei verschiedenen Hirschen, beim Löwen und Puma und ihr Fehlen im ersten Haarkleid bei dem im erwachsenen Zustand gefleckten Gepard und Jaguar iPagz^stechee I ; beim Cervus barbarus kehrt die Fleckung alljährlich im Sommerkleid wieder i Sokoloavsky). Desgleichen stellt die (dunkle) Einfarbigkeit des Haarkleides bei domestizierten Tieren sregenüber ihren Stammformen bekanntlich einen Hautzeichnting bei dichtbehaarten Säugetieren. 33 vorgeschritteneren Zustand dar (sekundäre, mitunter gleichzeitig in bezug auf die Färbungsintensität gesteigerte Einfarbigkeit?'), und unter den wildlebenden Säugetieren sind gerade die höchststehen- den (Z.B. verschiedene Anthropoide) vielfach einheitlich dunkel: das trittt aber auch bis zu einem gewissen Grade bei tiefstehenden zu. Ferner gibt es Fälle, in welchen gerade die kräftigsten Haare, welche sicherlich frühzeitig entstehen. lichter sind als die anderen. Es können somit auch diese Verhältnisse nicht ohne weiteres ver- allgemeinert werden. 7. Zusammenfassung über die Hautzeicliuuugeu der Primaten. Kurz zusammengefaßt stellen sich die hier besprochenen Ver- hältnisse des Primateninteguments folgendermaßen dar. Hierbei wurden nur makroskopische Erscheinungen beachtet, welche durch stärkere Pigmentationen (im Corium speziell dm-ch die besonderen, von Grimm und Adachi beschriebeneu großen Pigmentzelleu i hervor- gerufen werden. Locker verteiltes Pigment, welches die Hautfärbung nicht merklich beeinflußt, wurde nicht berücksichtigt, ebensowenig gewisse kleinere, oft stark pigmentierte Körperstellen, wie der Warzenhof. Teile des äußeren Genitales usw. Über solche Verhält- nisse vgl. insbes. Adachi. Da das Material noch relativ gering ist. können bezüglich mancher Fragen vorläufig nur Vermutungen geäußert werden; es ist daher noch eine Eeihe weiterer Beobachtungen erforderlich. Untersucht wurden 10 Häute von 4 Affen- und 2 Halbaffen- arten.\) Alle zeigten eine makroskopisch sichtbare Pigmentation bzw. Hautzeichnung, und zwar eine Coriumzeichnung: Jlacaais imius ($ ad. und $ juv.i und Cebus Jibidinosus (q juv.i. eine annähernd einheitliche Epidermispigmentation: Ateles ater (^i und Lemur catia ($, $) und eine Epidermiszeichnung: Semnopithecus entellus ($) und Lemur varius (<^, o $t. Bis auf Ateles ater sind es alles Arten, welche unter den von Adachi untersuchten Primaten nicht vertreten sind. Nach den Angaben Adachi's zu schließen, dürfte, soweit sein Material reicht, eine Coriumzeichnung auch noch bei verschiedenen Arten folgender Genera vorhanden sein: CynocephaJus. Cercopithecu.s. 1) S. auch noch den Nachtrag (Abschnitt 8i bezüghch der neu hio- zukommenden Art Cercojiitlicats C'il/itricluis GeOPFK. (q, ad.) und eines dritten (q . juv.) Magot und im Anschluß die 3 Orangs und einen H«jloltates agilis. 832 ^- TOLDT Jim., Chnjsothrix und in geringerer Ausdehnung- bei Anthropopühecus und Simia (nur wenige lichte Stellen). Bei den letzten zwei sowie bei einem ^Cehus monachus ist gleichzeitig fast die ganze Epidermis pigmeutreich. Eine vorherrschende Epidermispigmentierung fand Adachi außer bei den von mir erwähnten Gattungen besonders auch bei Vertretern der Genera Hylobates und Mycetes. Bei den von Adachi untersuchten Hapale rosalia und H. jacchtts und bei Lemur mongos und L. ruhriventer war die Epidermis und das Corium sehr pigmentarm (vgl. dagegen die von mir angeführten Lemuren mit zum Teil reichlichem Epidermispigment). 1. Bei den Primaten kommt außer der Fellzeichnung oft auch eine mehr oder weniger ausgedehnte deutliche Hautzeichnung vor, welche äußerlich zumeist nur in ganz geringem Ausmaße sichtbar ist, da sie größtenteils von der Behaarung verdeckt wird. Bisher wurde sie in der Regel nicht in ihrem vollen Umfang erkannt; so kann man auch aus den eingehenden Untersuchungen von Adachi darüber oft keine richtige Vorstellung erlangen. Die Hautzeichnung wird durch stellenweise besonders starkes Auftreten von Epidermis- oder von Coriumpigment hervorgerufen. Alle drei Zeichnungsarten können ganz unabhängig voneinander vorkommen, d. h. Haar-, Epi- dermis- und Coriumpigmentierung stehen bezüglich ihres Auftretens bzw. ihrer Intensität zueinander in keinem konstanten Verhältnis; desgleichen ist die Haarmenge von diesen unabhängig. Ein Fall, in welchem an einer Haut Epidermis- und Coriumpigment gleich- zeitig deutliche Zeichnungen hervorrufen würden, findet sich unter dem vorliegenden Material nicht, doch dürfte dies nach den Aus- führungen Adachi's z. B. beim Orang zutreffen (s. den Nachtrag), 2. Wie die Zeichnung des Felles so ist auch die der Haut bald mehr bald weniger scharf ausgeprägt. Das richtet sich naturgemäß nach dem Pigmentierungsgrad (Quantität und Hitensität) der ein- zelnen Hautgebiete; wenn unpigmentierte Hautstellen mehr oder weniger unmittelbar an solche mit starker Pigmentierung grenzen, ist die Zeichnung besonders deutlich. Am besten ist sie in der Regel an der Innenfläche der frisch abgezogenen Haut zu über- blicken. Die pigmentierten Stellen erscheinen sowohl an der äußeren als auch an der Innenfläche, je nachdem das Pigment mehr oder weniger reichlich ist und je nach der Tiefe seiner Lage in der Haut in allen Nuancen von schwarz, grau, blau bzw. grün. Die Epidermis- pigmentierung ruft an der Hautaußenfläche mitunter einen rötlich- braunschwarzen Ton hervor. Die Coriumzeichnung bleibt an der Hantzeichmuig: bei dicblbehaarteu Säugetieren. 333 Huutiiiiieiiliäclu' luuli luicli längerem Liegen in Alkohol sichtbar, während die Epidermiszeiehnung dabei bald undeutlich' wird. 3. In den drei vorliegenden Fällen von Coriumpigmentierung ist die Zeichnung sowohl an der Außen- als auch an der Innenseite der Haut deutlich wahrzunehmen. Diese, durch die besonders von Adachi genauer präzisierten dichtniaschig angeordneten großen Pig- nientzellen hervorgerufene Pignientation zeigt unregelmäßige Grenz- linien und neigt besonders zu Fleckenbildungen. Eine solche Zeich- nung habe ich bisher nur bei je einer alt- und neuweltlichen Affen- art angetroffen, und zwar sind das, wie vorläufig hervorgehoben sei, Tiere mit relativ einfarbigem Haarkleid. Eine einheitliche, sich über die ganze Haut erstreckende Coriumpigmentierung findet sich unter dem vorliegenden Material nicht. 4. Die bald scharf bald weniger deutlich ausgeprägte, dicht grobpunktiert erscheinende Epidermispigmentation ist naturgemäß an der äußeren Hautfläche deutlicher sichtbar als an der inneren und tritt in der Regel mehr gleichmäßig und nicht so mannigfaltig gemustert wie die Coriumzeichnung auf. So kommt auch eine an- nähernd einheitliche Epidermispigmentierung der ganzen Hautfläche vor, Avobei das Fell einfarbig oder gezeichnet sein kann. Wenn eine Epidermiszeichnung vorhanden ist — eine solche wurde bereits bei Primaten mit einfarbigem und mit gezeichnetem Haar- kleid, und zwar von diesem unabhängig, angetroffen — sind die Grenzlinien ziemlich gleichmäßig (nicht stark wellig oder zackig). In einem Fall wurde neben dieser allgemeinen Zeichnung auch eine dunkle und helle Epidermisfleckung konstatiert. Die Epidermis- pigmentation bzw. -Zeichnung kommt bei Affen und Halbaffen vor und scheint besonders bei den letzteren die vorherrschende (ausschließ- liche?) zu sein; eine Coriumzeichnung habe ich bei diesen bis jetzt nicht angetroffen, jedoch fehlen die Pigmentzellen nicht ganz (Adachi). 5. Die Hautzeichuungen treten wie die Fellzeichnung meistens in auffallend symmetrischer Form auf und scheinen gleichfalls für die einzelnen Gattungen (Arten?) im großen und ganzen charak- teristisch zu sein; ob das so weit zutrifft, daß sie auch für syste- matische Zwecke verwendbar sind, kann erst durch weitere Unter- suchungen festgestellt werden. (Bei den Walen z. B. variiert die Hautfarbe innerhalb einiger Species stark, Kükenthal.) Im Detail wurden besonders bei einer im allgemeinen nicht scharf ausge- sprochenen Epidermiszeichnung einer Halbaffenart bereits ziemlich weitgehende individuelle Unterschiede konstatiert; ob dieselben rein 384 K. TOLDT jUll.. individueller Natur sind oder mit dem Geschlecht oder Alter in Zu- sammenhanjf stehen, ist noch fraglich. Vorläufig- muß man sich mit der Zusammenstellung der einzelnen Befunde begnügen. Der genannte Fall von Variabilität bezieht sich auf den auch der Fellfärbung nach sehr veränderlichen Lemur varms; bei drei untersuchten Exemplaren mit gleichfarbiger Behaarung war die Ausdehnung der dunklen Epidermisstellen verschieden groß, und bei dem am meisten pigmentierten (ältesten) Individuum kamen auch noch die allenthalben zerstreuten kleinen Flecke hinzu. Das Geschlecht steht damit nicht in Zusammenhang, wohl aber könnten es Altersunterschiede sein (Fortschreiten der Pigmentierung mit zu- nehmendem Alter). Bei zwei $Kattas war die ganze Haut in gleicher Weise durch Epidermispigment mehr oder weniger einheitlich ge- färbt. Bei einem jungen und bei einem ausgewachsenen Magot- weibchen war die auf Coriumpigment beruhende Zeichnung in ihren Hauptzügen übereinstimmend, doch war — in einem gewissen Gegen- satz zu den epidermispigmentierten Varis — die Ausdehnung der lichten Partien beim Jungen verhältnismäßig geringer als beim Er- wachsenen. Belativ variabel scheinen die Hautzeichnungen bei manchen Anthropoiden und zum Teil auch beim Menschen zu sein, indem sie hier als mehr oder weniger unregelmäßige Flecken auf- treten können (Coriumpigmentflecke beim Orang, Adachi, Epidermis- pigmentflecke beim Schimpanse, Hilgendorf u. Paulicki, Geburts- flecke und partieller Albinismus beim Menschen). Nach Adachi's Untersuchungen sind in der feineren Pigmentverteilung innerhalb der einzelnen Arten keine besonderen Unterschiede zu beobachten. 6. Die Hautzeichnungen treten im allgemeinen in Mustern auf, wie sie in ähnlicher Weise auch an Affenfellen vorzufinden sind. Vielfach fallen jedoch auch (vgl. besonders die Coriumzeichnung) longitudinale Streifenbildungen auf; das ist insofern von Interesse, als diese für das Säugetierfell ziemlich ursprüngliche Zeichnungs- form am Haarkleide der Affen verhältnismäßig selten anzutreffen ist. Eine ausgesprochene Fleckung, welche mit der Haut des alten ? Varis zu vergleichen wäre, ist mir von keinem Primatenfelle bekannt. 7. Wie die Fellfärbung bzw. -Zeichnung beim Vergleiche der verschiedenen Säugetierarten im allgemeinen keine absolut kon- stanten Verhältnisse erkennen läßt und gewisse Körperstellen durch ihre bald extrem dunkle, bald lichte Färbung von der übrigen Be- haarung kontrastieren können, zeigt auch die Epidermis- und Corium- zeichnung bereits bei den wenigen bisher untersuchten Affenarten Hautzeiclinuiig- bei iliditbehaarten Säugetieren. 335 in ihrer Verteiluns: in beziig auf die einzelnen Körperstellen keine strenge Gesetzniiißiukeit. 80 stellt auch die stärkere Pigmentation gewisser Kürperstellen, besonders die der Dorsalfläche des Rumpfes, bei den Aifen nur ein mehr oder weniger weit verbreitetes Vorkommnis fdie „Hegel des Vurkonniiens" 1 dar. welches keineswegs kurzweg veiall- geineinert werden kann, da vielfach auffallende Abweichungen bzw. Gegensätze vorkommen. Man darf daher in solchen Fällen die allge- meinen ( )rganisationsverhältnisse und den speziflschen Charakter des Integuments gegenüber äußeren Einflüssen etc. nicht zu sehr in den Hintergrund stellen [vgl. auch Schwalbe (b) bezüglich des Menschen]. In manchen Fällen, z. B. bei den Brustwarzen, Geschlechtsteilen, Gesäßschwielen. Hautdrüsen etc., werden jedoch jedenfalls auch ver- schiedene andere Faktoren für die besondere Färbung mitbestimmend sein. Relativ konstant erscheint die dunkle Färbung — bei Epi- dermispigmentierung zumeist im ganzen Umfange, bei Corium- pigmentierung oft nur teilweise — am Gesicht und Kopf, an den Extremitäten (besonders an der Außenseite) und (dorsal) am Schwänze. Heivorzuheben ist. daß bei allen im Corium pigmentierten Exem- plaren, welche ich untersuchen konnte, die Flanken größtenteils stark gefärbt sind. 8, Die blauen Geburtsflecke des Menschen erscheinen als eine rudimentäre Coriumzeichnung (Adachi, Lehmann-Nitsche u. A.). Hir vornehmlich auf die Gesäßgegend, aber in verschiedenster Form und Lage beschränktes Vorkommen kann nun zunächst wohl so gedeutet werden, daß die dunkle Hautfärbung der für den Menschen anzu- nehmenden ursprünglichen charakteristischen Hautzeichnung haupt- sächlich hier ihren Sitz hatte. So sind auch verschiedene Aöen in dieser Gegend (Gesäßschwielen, SchwanzAvurzel) besonders stark pigmentiert. Allerdings handelt es sich hier oft um Epidermis- pigment. wie z. B. beim Hulman. Bezüglich des Vorkommens des Kreuzrieckens bei den verschiedenen Menschenrassen erscheint es morphologisch ganz natürlich, daß eine mehr oder weniger starke Coriumi)igmentierung in dieser Gegend bei einzelnen Individuen einer jeden Rasse als Überrest der ursprüglich vorhanden gewesenen Haut- zeichnung auftreten kann. Diese hat sich der Verbreitungsstatistik zufolge jedoch bei gewissen Rassen in Gestalt der Flecke relativ zäher erhalten als bei anderen, und die gelegentlich auch bei diesen vorkommenden Fälle sind sicherlich vielfach auf eine Vermischung mit einer Rasse zurückzuführen, bei welcher der Fleck häufig vorkommt. Die selten zu beobachtenden Fälle von partiellem Hautalbinis- Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. .Syst. 22 336 K. TOLDT JUB., mus oder von dunkler Fleckung der Haut beim Menschen können im allgemeinen wohl ohne weiteres mit der bei den Affen in ver- schiedener Weise vorkommenden Epidermiszeichnung in Verbindung gebracht werden. Im speziellen stehen aber die Hautpigraentierungen mit der systematischen Gruppierung der Primaten in keinem Zu- sammenhang (Adachi). 9. Wie bereits hinsichtlich einer ganzen Reihe von Eigenschaften des Säugetierinteguments festgestellt ist [Haarformen, Haarfärbung etc., vgl. ToLDT (d)], so muß auch hier neuerdings hervorgehoben werden, daß vielfach gewisse Zustände sehr weit verbreitet sein können, dabei aber infolge von vorkommenden beachtenswerten Abweichungen bzw. Gegensätzen nicht kurzweg verallgemeinert werden dürfen. Das gilt hier besonders in bezug auf die Haut- pigmentationen im Verhältnis zur Färbung des Haarkleides und hin- sichtlich des häufigen Vorkommens von Pigmenten an bestimmten Körperstellen. Das Säugetierintegument hat sich eben trotz seiner großen Anpassungsfähigkeit an die Umgebung etc. in seinen ein- zelnen Bestandteilen die spezifische Eigenart vielfach in hohem Grade erhalten: dabei kommt sein bilateral-symmetrischer Bau sehr oft und in verschiedenster Weise deutlich zum Ausdruck. Zur Be- urteilung verschiedener allgemeiner Fragen, so hinsichtlich des Ver- gleiches der ontogenetischen Entwicklung der Haut- und Fell- zeichnungen, bezüglich phylogenetischer Betrachtungen etc., bedarf HS noch der Feststellung zahlreicher tatsächlicher Verhältnisse. 8. Nachtrag zur Hautzeichiiung der Primaten. Nach Abschluß des Manuskripts hatte ich noch Gelegenheit, die Haut eines CercopitJwcus callitricJms Geoffr. {^, ad., 12,/3. 1913, Sch.-St.-Länge 46 cm) zu untersuchen, einer Art, die auch Adachi zur Verfügung stand. Das Haarkleid dieses Affen ist bekanntlich verhältnismäßig lebhaft gefärbt (s. bes. die weiße Körperunterseite). Auch die Haut weist eine deutliche, relativ einfache Coriumzeichnung auf, bezüglich deren Details auf die Abbildung verwiesen sei (Taf. 11 Fig. 13). Sie ist wiederum auffallend symmetrisch und gegenüber jener sowohl des Inuus als auch des Cehus wesentlich verschieden und wohl charakteristisch. Besonders auffallend ist das im Bereiche des vor- deren und hinteren Rückenabschnitts breite lichte Gebiet, welches in der Rückenmitte von der beiderseits vom Bauch an den Flanken heraufziehenden Pigmentation eingeengt wird; diese reicht hier be- deutend weiter nach oben als die lichte Fellfärbung der Unterseite. Hautzeichmiiig bei dichtbehaarten Sängetiereu. 337 Der lichte Streif an den Hintei'extreniitäten veijüngt sich distal alhnählich und hört ungefähr in der Kniegeg-end auf. Die vor- stehende Zusammenfassung- wäre nun dahin zu ergänzen, daß die Kopf- haut bei diesem Exemplar licht und die Bauchhaut stark pigmen- tiert ist (vgl. a. Adachi). Abgesehen davon, daß die Hautpigmen- tierung in der Mitte der Flanken weit dorsal greift, wäre die Zeich- nung ungefähr mit der Fellfärbung von MeUivoni raiel Sparrm. vergleichbar. Da das B'ell bei diesem Affen relativ lebhaft gefärbt ist. kann man nicht sagen, daß die Hautzeichnung bei den Primaten gewissermaßen eine lebhaftere Fellfärbung ersetzt. Besonders hervor- zuheben ist, daß die Epidermis des Schwanzes im ganzen Umfange desselben stark pigmenthaltig ist (s. a. Adachi)^); das kommt auch an der Innen- und Außenfläche der Haut deutlich zum Ausdruck. Wir haben hier also einen Fall vor uns. in welchem bei einem In- dividuum sowohl die Corium- als auch die Epidermispigmentierung stellenweise so reichlich ist, daß sich beide an der makroskopischen Hautzeichnung beteiligen. Der Hauptsache nach sind sie jedoch so verteilt, daß sie die Haut an gesonderten Stellen dunkel färben. Dabei erscheint die Coriumzeichnung sowohl bezüglich der Flächenausdehnung als auch ihrer Verteilung am Körper nach als die wesentlichere. Die Ablösung beider Pigmentationen an der Schwanzwurzel erfolgt nicht ganz unvermittelt, da das Epidermispigment bereits in der Steißgegend allmählich auftritt, wo sich noch ziemlich viele Corium- pigmentzellen vorfinden; andrerseits traf ich solche vereinzelt noch an der Dorsalseite des zweiten Schwanzviertels; ventral habe ich hier keine gesehen. Nach Adachi sind sie bei dieser Art an der ven- tralen Schwanzseite reichlicher als an der dorsalen. Diese Verhältnisse sind jedoch im Hinblick auf die starke Epidermispigmentierung der Schwanzhaut für die makroskopische Zeichnung nicht von Belang. Da Adachi ein Exemplar (?) dieser Species untersucht hat, er- gibt sich die Möglichkeit, einen Vergleich zwischen seinen Be- funden und der Zeichnung der Haut im ganzen vorzunehmen. Ob- wohl es sich hier nur um eine einfache Zeichnung handelt (vgl, da- gegen die viel kompliziertere bei Inuus und Cebusl), zeigt es sich dabei doch deutlich, daß man nach den im übrigen sehr eingehenden Ausführungen Adachi's über die Affenhaut von der Hautzeichnung selbst keine rechte Vorstellung erlangen kann. So erfährt man bei dieser Art wohl über die Pigmentierung zahlreicher Körperstellen 1) In ganz geringem Maße war dies auch bei unserem Cfhus der Fall. 22* 338 K. ToLDT jmi., eingehende Details, wie z. B. auch, daß die Nackenhaut äußerst wenig-, die Rückenhaut ziemlich viele und die Kreuzhaut noch viel reichlicher Coriumpigmentzellen enthält, sowie daß die Haut der ventralen Rumpfseite die der dorsalen an Pig-mentzellen bedeutend übertrifft. Einen Überblick über die Pigmentverteilung- im ganzen, wie sie an unserer Abbildung zu sehen ist, erhält man aber nicht (vgl. bes. die Verhältnisse entlang des Rückens sowie die Ausläufer der lichten Partie gegen die Extremitäten zu). Dabei dürfte die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sein, daß in dem einen oder anderen Falle etwa von einem eigentlich lichten Gebiet gerade ein Haut- stttckchen aus einem nebensächlichen, pigmentierten Teil untersucht wurde oder umgekehrt (vgl. bes. den Inuus und Cebusl). Ferner hat Adachi hauptsächlich die mikroskopischen Verhältnisse verglichen, deren feinere Verschiedenheiten in bezug auf die Pigmentmenge makroskopisch oft nicht deutlich zum Ausdruck kommen, wie dies ja bis zu einem gewissen Grad auch hinsichtlich des Haarkleides gilt.^) Im großen und ganzen scheinen die Verhältnisse beim AüACHi'schen Exemplar mit denen des vorliegenden übereinzu- stimmen. Direkt abweichend ist, daß beim ersteren die Kopfhaut massenhaft Pigmentzellen enthält. Ferner fehlt bei unserem In- dividuum die starke Pigmentierung in dem eigentlichen Kreuz- bereich; sie setzt aber weiter caudal, allerdings nicht sehr reich- lich, ein. Die Umgebung des Afters, in welcher Adachi speziell bei einem ^ Cercopithecus mona eine ringförmige Zeichnung („Dieses... eigentümliche Bild lokalisierter Färbung") beschreibt, ist bei unserem Individuum an der in Alkohol konservierten Haut licht. Außer am Schwänze hat Adachi Epidermispigment auch an ver- schiedenen anderen Stellen, an der Stirn, der Ohrmuschel usw. sowie an den Extremitäten konstatiert und zwar in mehr oder weniger spärlicher Weise. Bei meinem Exemplar fand ich es in einem Probestück vom Oberarm in geringem Maße, und zwar hauptsäch- lich in den Taschen der Haarfollikel; an einem Hautstück vom Oberschenkel konnte ich keines nachweisen. Für die makrosko- pischen Verhältnisse kommen diese relativ geringen Pigmentmengen nicht in Betracht. Endlich langte aus der kais. Menagerie in Schönbrunn noch 1) Beim Vergleich der Beobachtungen von zwei verschiedenen Autoren kann noch hinzukommen, daß die Bestimmung, die bei den oft aus Tier- gärten ohne genaue Angabe der Herkunft einlaufenden , vielfach jungen Affen sehr schwierig ist, nicht immer konform sein mag. Hautzeiohiiani,^ bei dichtbehaartcu Säugetieren. 339 ein dritter (S, juv.) Magot ein (3. April 1913), welcher wie die beiden anderen von Herrn A. Weidholz auf einer Reise in Tunis erbeutet wurde und ungefähr gleich groß war (43 cm Sch.-St.-Länge) wie das junge \\'eibchen. Die Hautzeichnung war in ihren Grund- zügen wieder ganz ähnlich wie bei den zwei anderen, so daß es nun sehr wahrscheinlich erscheint, daß das Charakteristische dieser Zeiclinung — die lichten Submedianstreifen am Rücken mit ihren Ausläufern gegen die Extremitäten zu — mit geringfügigen Unter- schieden in der Breitenausdehnung der Streifen bei dieser Art stets voihanden sein dürfte. Diese sind hier relativ gleich breit wie beim erwachsenen Weibchen, mit welchem das vorliegende Exemplar überhaupt die geringere Ausdeimung der Pigmentierung gegenüber dem jungen Weibchen gemein hat. Die Ausbreitung der Pigmen- tierung dürfte daher (bei dieser Art) mit dem Körperwachstum in keinem konstanten Verhältnis stehen. Auch das Geschlecht scheint mit dieser Verschiedenheit nicht in Verbindung zu sein. Gemein haben die beiden jungen Exemplare die mediane Durchbrechung der lichten Nackenpartie, welche beim Männchen noch ausgedehnter ist, indem der Hückenstreif hier ziemlich kontinuierlich und relativ breit ist. Die Kontinuität ist jedoch auch hier keine vollständige, da der ganze Streif eigentlich aus relativ kleinen dunklen Flecken besteht und im Innern von einem ziemlich symmetrischen Reihenpaar kleiner lichter Stelleu durchsetzt ist. Diese Reihen setzen sich auch eine Strecke weit caudal in das Schulterschwarz fort und endigen hier entsprechend den gleichen Fortsätzen beim jungen Weibchen mit je einem größeren longitudinalen lichten Fleck. Als eine Abweichung gegenüber beiden anderen Exemplaren ist hervorzuheben, daß der dunkle mediane Rückeustreif in der hinteren Lendenpartie auf eine ziemlich breite Strecke durchbrochen ist, indem die beiden lichten, jederseits zu den Weichen hinabziehenden Transversalstreifen dorsal miteinander vereinigt sind. Die Kontinuität des dunklen Median- streifens ist jedoch noch durch einen medianen rundlichen dunklen Fleck in diesem Bereich sowie durch eine mediane Ausladung der caudal anschließenden dunklen Partie markiert. Wie nicht anders zu er- warten, ergab der mikroskopische Befund auch hier, daß die Pig- mentierung auf großzelligem Coriumpigment beruht. Durch diesen neuen Fall hat die Möglichkeit, daß speziell die Coriumzeichnung bei einzelnen Aßengruppen im großen und ganzen eine charakteristische ist, an Wahrscheinlichkeit sehr gewonnen. Wie sich das bei nahe verwandten Arten verhält, muß sich erst 340 K. TOLDT jl\U., zeigen. Nach den bereits konstatierten allerdings nur geringfügigen Abweichungen innerhalb einer Art erscheint jedoch eine weitgehende Spezifizierung dieser Zeichnungen nicht wahrscheinlich (vgl. andrer- seits die systematischen Merkmale bezüglich der Färbung der haar- armen Gesichts- und Scrotalhaut bei manchen Affen). Während des Druckes dieser Abhandlung konnte ich noch die frischen Häute von 3 jungen, verschieden großen Orang-Utans von gleicher Herkunft (in der kais. Menagerie zu Schönbrunn aus Singapur eingelangt) untersuchen. Hier sei nur erwähnt, daß wiederum alle 3 Individuen in gleicher Weise eine spezifische Coriumzeichnung aufwiesen: das Corium war bis auf je einen longitudinalen lichten Streifen seitlich von der medianen Partie des Bauches, ferner bis auf ein lichtes Gebiet an Kehle und Brust, welches sich streifen- förmig auf die Innenseite der Oberarme fortsetzt, sowie bis auf zwei nebeneinander gelagerte lichte Flecke an den Weichen, von welchen sich jeder an die Innenseite des entsprechenden Oberschenkels er- streckt, stark pigmentiert (schwärzlich). Das Charakteristische an dieser Zeichnung ist besonders die stark ventrale Lage der lichten ßumpfstreifen (vgl. den Magot). Daß die Achsel- und Weichengegend hell ist, scheint besonders in bezug auf die Coriumzeichnung häufig vorzukommen. Die individuellen Unterschiede in der Ausdehnung der lichten Gebiete waren nur gering. Wie bereits Adachi vom Orang hervorgehoben hat, so war auch bei unseren Exemplaren die Epidermis trotz der starken Coriumpigmentation allenthalben mehr oder weniger pigmentiert. Vgl. ferner Selenka's Diagnose der Orang- Rassen. Die frisch abgezogene Haut eines kürzlich eingetroffenen Hylo- bates agilis E. Geoffr. et Fr. Cuv. zeigte keine deutlichen Zeich- nungen; sie war licht und in der Epidermis mehr oder weniger schwach pigmentiert. Anhang:. Zum Schlüsse möchte ich ganz kurz auf eine Bemerkung über die Leithaare eingehen, welche sich in einer kürzlich erschienenen Besprechung über die Technik der Untersuchung des Haarkleides und der Haare der Säugetiere von Friedenthal (d) findet (p. 446 Fuß- note) und folgendermaßen lautet: „Eine ausführliche Ablehnung der ToLDT'schen Leithaartheorie dürfte sich erübrigen, da Tüldt unter dem Namen Leithaar ganz heterogene Haarelemente zusammenfaßt Hautzeicbunns- bei (lichtl)ehaarten Säugetieren. 341 und selbst Tieren mit einheitlichem Fellhaar, wie den Hapaliden, den Besitz von Leithaaren zuschreibt. Eine Haarkategorie Leit- haare gibt es nicht, wohl abei- Reste eines Borstenhaarkleides bei vielen Säugerordnungen, besonders deutlich bei Embryonen sicht- bar {Galacjo, Fledermaus)."' Da hierdurch die Annahme erweckt werden könnte, daß meine gesamten diesbezüglichen Ausführungen in Frage zu stellen wären, sei zunächst hervorgehoben, daß meine Untersuchungsergebnisse nur zum geringsten Teil eine Theorie, sondern in erster Linie tatsächliche Befunde darstellen. So ist es, wie man sich leicht überzeugen kann, eine Tatsache, daß bei einer Reihe von Säugetierfellen gleichzeitig neben den Grannen- uiid ^^'ollhaaren eine relativ spärliche Haarsorte vorkommt, welche sich von diesen in verschiedener Hinsicht, so namentlich durch eine besondere Stärke, deutlich unterscheidet. Letztere Eigen- schaft äußert sich oft bereits in der frühen Entwicklung des Haar- kleides, indem die Anlagen dieser Haare frühzeitig entstehen und sich weiterhin durch besondere Mächtigkeit (s. auch die S. 285 ei'wähnten Hauterhebungen) auszeichnen. Solche besonders auf- fallende Haaranlagen wurden in der Literatur schon mehrfach er- wähnt, so z. ß. von Maueer (a) bei dem mit deutlichen Leithaaren vei'sehenen Maulwurf. Fkiedenthal hat derartige Anlagen in einem Werke, welches einige Monate früher als meine der Hauptsache nach bereits vorher abgeschlossene Fuchshaararbeit erschienen ist, bei einem Galago- und einem Fledermausembr3'o abgebildet und als Reste eines Borstenhaarkleides bezeichnet. Das kommt auf das gleiche hinaus; so habe auch ich diese Haare ursprünglich „Borsten- haare" genannt, aber später aus praktischen Gründen die Be- zeichnung „Leithaare" vorgezogen. Weiter ging Friedenthal darauf nicht ein, so insbesondere auch nicht auf die Endform dieser Haare und deren Beziehung zu den anderen Haarformen diesei- Tiere. Eine weitere Tatsache ist, daß man bei Beachtung dieser Verhältnisse auch bei zahlreichen anderen Säugetieren eine derartige Differen- zierung der Haarformen in weniger deutlicher Weise erkennen kann. Da ferner bei den meisten übrigen Arten Andeutungen einer solchen vorhanden sind ^), habe ich aus diesen konkreten Befunden den sehr 1) Ich habe es seinerzeit als wahrscheinlich hingestellt, daß die Leit- haare in Fällen, in welchen sie bei erwachsenen Tieren nicht deutlich ditferenziert sind, mitunter vielleicht während der Entwicklung mehr hervortreten. Hierfür habe ich inzwischen ein schönes Beispiel bei drei Föten von Males taxus BODD. gefunden (Scheitel- Steißlänge 87 bis 342 K. TOLDT juii., naheliegenden Schluß gezogen, daß das Dreihaarformensj^stem als der Griindtypus für die Zusammensetzung der haarformenreichen Haar- kleider der Säugetiere betrachtet werden kann (p. 223). Diese Er- wägung, sowie einige andere an die beobachteten Tatsachen an- knüpfende Ausführungen sind allerdings theoretischer Natur und stellen persönliche Ansichten dar, wie sie sich naturgemäß in den meisten wissenschaftlichen Abhandlungen vorfinden und deren An- nahme bzw. Ablehnung jedermann nach seinem Gutdünken freisteht. Bezüglich der Hapaliden sei bemerkt, daß sie allerdings ein ziemlich gleichförmiges Haarkleid besitzen; doch kann man, wie ich mich neuerdings überzeugte, bei einiger Übung in diesen Unter- suchungen unter den im allgemeinen gewellten Haaren dieser Tiere auch einzelne etwas stärkere, längei'e und beinahe gerade Haare er- kennen. Wenn diese Unterschiede auch nicht auffallend sind, so ist dieser Befund in bezug auf die vergleichende Betrachtung immerhin bemerkenswert. Daß ich diesen Fall keineswegs als einen tj^pischen betrachtet habe, geht aus meinen einleitenden Worten über die Affen- haare wohl genügend hervor. Daß ich unter den Leithaaren nicht eine bestimmte Haarsorte verstehe, welche allen bei den Säugetieren vorkommenden Haarformen 108 mm), deren Mutter am 12. Februar 1912 getötet wux-de. Obwohl sich das Vorhandensein von Leithaaren am ausgebildeten Fell dieses Tieres nur durch geringe Anzeichen dokumentiert, finden sich bei den Föten, ähnlich wie bei jenen des Fuchses, in relativ großen Abstünden zwischen mittelstarken und zarten Haaranlagen solche mit stärker ent- wickelter Spitze und deutlich hervortretender Epidermiserhebung verteilt (Taf. 9 Fig. 7). Letztere liegt im spitzen Winkel, welchen das Haar zur Hautoberfläche bildet, und bedarf noch einer genaueren "Untersuchung (s. auch S. 285), — Nebenbei sei bezüglich der 3 Dachsföten bemerkt, daß 2 normal entwickelt sind (absolute Scheitel-Steißlänge ca. 108 mm), während der 3. bedeutend kleiner ist (87 mm). Gleichzeitig hat letzterer einen nur 6 mm langen stumpf-kegelförmigen Schwanzstummel, während die beiden anderen einen normal ausgebildeten 25 mm langen Schwanz besitzen. Wenngleich es sich hier offenbar nur um einen mißbildeten Fötus handelt — die Körper- und Schwanzlänge steht zu jenen der beiden anderen in zu großem Mißverhältnis — , so ist der rudimentäre Schwanz doch wegen einer gewissen Ähnlichkeit mit dem eines Bärenembryos nicht uninteressant, da beide Tiere verwandtschaftlich einander nicht fern stehen. Daß bei multiparen Säugetieren die Embryonen aus einem und demselben Uterus eine verschiedene Größe haben können, ist bekannt; über die Ur- sache hiervon sind kürzlich zwei Abhandlungen erschienen (CaradONNA und Kreidl-A. u. Neumann). HantzeicbuuuE;: bei dichtbebaarteu Säugetieieu. 343 geg-enüberzustellen ist, sondern Haare, die siel» von den übrig'en Haarformen eines bestimmten Felles unterscheiden, ist aus meinen Ausführungen wohl ebenso hinlänglich ersichtlich wie der Umstand, daß es dem Begritt" ,.Leithaar'' keineswegs widerspricht, daß diese Haarsorte, ähnlich wie die „ytammhaare*', „Seitenhaare"' u. dgl., in den diversen Fellen je nach der allgemeinen Beschaifenheit derselben spezifisch verschieden geformt sein kann. Die Haarformenkonstella- tion bei den einzelnen Fellen erfordert eben gegenüber den ver- schiedenen, bei den Säugetieren überhaupt vorkommenden Haar- formen eine gesonderte Betrachtung und hätte auch in der von Fkiedenthal gegebenen Übersicht über die Säugetierhaare besser hervorgehoben werden sollen. Allerdings wurde sie bisher über- haupt wenig beachtet und nur in einzelnen Fällen, vornehmlich bei Haussäugetieren, mehr oder weniger eingehend behandelt. Wenn diesen Verhältnissen außer ihrem tatsächlichen Bestände auch keine weitere allgemeine Bedeutung zukommen sollte, w'as jedoch keines- wegs der Fall zu sein scheint [vgl. Pinkus (b)], so war es im Inter- esse der Vervollständigung unserer Kenntnis von der Säugetier- behaarung sicherlich an der Zeit, einmal auch einen umfassenderen P^inblick in die Mannigfaltigkeit der äußeren Form der Haare im allgemeinen sowie über die Haarformenkonstellation in den Fellen verschiedener wildlebender Säugetiere zu erlangen. Daß diese Ver- hältnisse nicht unwichtig sind, beweist übrigens auch eine ungefähr gleichzeitig erschienene Publikation Feiedenthal's über die Be- haarung der Menschenrassen und Menschenaffen ; auch waren sie mir bereits für diagnostische Zwecke sehr wertvoll. Bei dieser Gelegenheit sei zu p. 74 meiner Abhandlung „Bei- träge zur Kenntnis der Behaarung der Säugetiere" nachgetragen, daß, wie ich inzwischen gesehen habe, die im Haaratlas von Lambert u. Balthazard (Paris 1910) erwähnten eigenartigen Haken- bildungen des Oberhäutchens an gewissen Stellen von Lemuren haaren bereits de Meijere in seiner bekannten Arbeit über die Anordnung der Haare (p. 403) kurz besprochen hat. Wien. Ende April 1913. 344 TOLDT JUII. Literaturverzeichnis. AdacHI, B., Hautpigment beim Menschen und bei den Affen, in: Anat. Anz., Vol. 21, p. 16 — 18, Jena 1902 und (Hauptabhandlung), in : Ztschr. Morphol. AnthropoL, Vol. 6, p. 1 — 131, 1903. — und K. FuJiSAWA, Mongolen-Kinderfleck bei Europäern, in: Ztschr. Morphol. AnthropoL, Vol. 6, p. 132—133, 1903. Allen, H., The distribution of the color-marks of the mammalia, in : Proc. Acad. nat. Sc. Philadelphia 1888, p. 84—105. BÄLZ, E., (a) in: Mitt. Deutsch. Ges. Natur- und Völkerkunde Ostasien, Vol. 4, Heft 32, 1885. — , (b) Noch einmal die blauen „Mongolen-Flecke", in: Ctrbl. AnthropoL, VoL 7, p. 329—331, 1902. Bartels, P., Kasuistische Mitteilung über den Mongolenfleck bei Eskimo, in: Ztschr. 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Welckee , H. , Über die Entwicklung und den Bau der Haut und der Haare bei Bradypus etc., in: Abb. naturf. Ges. Halle, Vol. 9, p. 1 7 bis 72, 1866. Erklärung der Abbilduugen. Sämtliche Zeichnungen wurden vom akademischen Zeichner Herrn B. Keilitz angefertigt. Tafel 9. Fig. 1. Indirekte Hautpigmeutierung bei Ausbildung des ersten Haarkleides. Innenseite eines in Alkohol konservierten Hautstückes vom Hinterkopf einer ca. 5 Tage alten Hauskatze. Behaarung noch im Wachs- tum begriffen , weiß, mit schwärzlichem Fleck medial von der rechten Ohrmuschelbasis (diese am Bilde links angedeutet). An der Innenseite der Haut ist in lichtem Grunde der hier hauptsächlich durch pigmentierte Haarzwiebeln bedingte dunkle Fleck sichtbar und in ihm drei noch dunklere longitudinale Streifen, ad S. 273. 1:1. HautzeicbuuLg bei dichtbehaarteu Säugetieren. 349 Fig. 2. Imlirekte Hautpigmeiitiening bei der Entwicklung des ersten Haarkleides. Aufgehelltes Hautstück seitlich vom Hinterrückeu eines Fötus von Ctijireoliis rii/iirohis L. (8ch. -St. -Länge ca. 2ö cm). Das kreisrunde Gebiet und darunter die Hälfte eines solchen , welches verhältnismäßig wenig dunkle, aber reichlich unpigmentierte Haarzwiebeln enthält, entspricht einem bzw. der Hälfte eines au der (undurchsichtigen) Hautaußenseite weißlich erscheinenden Flecks (lichte fötale Haut- bzw. jugendliche Fell- fleckung). Das in (lieser Haut sehr spärliche, in ziemlich großen Ab- ständen zerstreute grobfleckige Epiderraispigment ist bei dieser Vergröße- rung nicht erkennbar, ad S. 276. 6:1. Fig. 3. Indirekte Hautpigmentierung bei einer im Haarwechsel be- griffenen , dünnen Haut. Innenseite der getrockneten Haut von einer Taljiii ciirojHirii L. An den lichten Stellen sind hauptsächlich ausgebildete Haare des alten Haarkleides vorhanden, an den dunklen im Wachstum be- findliche neue, ad S, 277. 1:1. Fig. 4. Außenseite eines Hautstückes vom Hinterrücken eines Fötus von Aloii'ita {M;/relfs) .seiiiailiis L. (132 mm Seh. St. -Länge). Epidermis pigmentiert und profiliert. Die Profilierung wird durch ziemlich regel- mäßig verteilte größere und kleinere , von vorn nach hinten ansteigende Läugswülste hervorgerufen, welche ein noch eingerolltes oder bereits durch- gebrochenes Haar enthalten, ad S. 279. ca. 40 : 1. Fig. 5. Außenseite eines Hautstückes aus derselben Gegend von einem größeren Alouata .s/;. -Fötus (176 mm Seh. -St. -Länge). Die stärkeren Haare bereits relativ lang, ohne AVulst ; die zarteren zum Teil eben durch- gebrochen mit geradem AVulst, zum Teil noch in der hier mehr oder weniger echuppenförmig vorgetriebenen Epidermis eingerollt, ad S. 280. 18:1. Fig. 6. Senkrechter Schnitt durch die ßückenhaut des Fötus von Fig. 4 in der Richtung der (epidermalen) Wülste. Drei solche getroffen. In den Anschnitten der Höhlungen, in welchen die Haare eingerollt waren, vielfach noch größere oder kleinere Haarbruchstücke, ad S. 281. ca. 200: 1. Fig. 7. Fötus von Meles taxtis BoDi). (Sch.-St.-Länge 108 mm). Trotzdem die Leithaare beim erwachsenen Dachs nicht auffallend deutlich differenziert sind , sind sie fast an der ganzen Hautoberfläche des Fötus gegenüber den anderen jungen Haaren besonders an der deutlichen, halb- kreisförmigen Epidermiserhebung am Hiuterrande ihrer Austrittsstelle er- kenni)ar (in der Abbildung als stärkerer Punkt dargestellt), ad S. 341. 1:1. Fig. 8. Aufgehelltes Hautstück von der Flanke des Cchiis Ubidinosus Spix. Dichtes netzförmig angeordnetes Coriumpigment. 5 gestutzte Haare, ad S. 296 u. a. 0. ca. 30: 1. Fig. 9. Aufgehelltes Hautstück seitlich vom Rücken des Atelcs alcr CüV. Ziemlich dichte grobpunktiert erscheinende Epidermispigmentierung. P)älge der Haare durchschimmernd, ad S. 296 u. a. 0. ca. 30: 1. ad Figg. 8 u. 9. Nach derartigen Präparaten kann man sich rasch orientieren , ob bei einem Affen die dunkle Hautfärbung im wesentlichen durch Corium- oder Epidermispigment hervorgerufen wird. Abbildungen von entsprechenden Schnittpräparaten siehe besonders bei AdaCHI. 350 K. ToLDT juu., HaiUzeichnuiig bei dichtbehaarten Säiigetiereu. Tafel 10—12. Ausgebreitete Affenhäute in frischem oder noch nicht lange in Alkohol gelegenem Zustand zur Demonstration der durch direkte Pigmentierung bedingten makroskopischen Hautzeichnung. Fig. 14 wurde hauptsächlich nach den Verhältnissen an der Außenseite der Haut (nach Auseinander- legung der nicht sehr dichten Behaarung) aufgenommen, die Figg. 10 — 13 und 15 nach denen an der Innenseite. Fig. 10 stellt eine Skizze nach dem Original in ^/g der natürlichen Größe dar ; die übrigen Abbildungen wurden möglichst genau nach der Natur gezeichnet und erscheinen durch- wegs in ^/^ der natürlichen Größe. Zur rascheren Orientierung wurde die durch Coriumpigment verursachte dunkle Färbung fein netzförmig, die auf Epidermispigment beruhende punktiert angedeutet. Fig. 10. Magot, Macacus {luuus) imms Lt., $, ad. Coriumpigment (s. S. 291). Fig. 11. Dieselbe Art, §, juv. Coriumpigment. Am Kopf ist beiderseits die Ohrmuschelbasis durch einen kleinen Ring angedeutet. In der Regio perinealis von oben nach unten : Basis des Schwanzstummels (kleiner Ring), Anus, Genitale, Gesäßschwielen (s. S. 305). Fig. 12. Cebvs lihidinosKs Spix. c5, juv. Coriumpigment (s. S. 23). Fig. 13. Cercopiihcrns calUirichus Geoffe. S > ^-d. Coriumpigment, jedoch am Schwänze von der Wurzel an Epidermispigment. Am Kopf vorn die Spalten für die Augen und hinten jederseits die Ohrmuschelbasis (s. S. 336). Fig. 14. Hui man, Se)Jinopitliecus e)itellus DvFB.., $, ad. Von der Außenseite aufgenommen. Epidermispigment. In der Perinealgegend von oben nach unten: Schwanzbasis, Anus, Genitale, Gesäßschwielen (s. S. 306). Fig. 15. Vari, Levno- rariKs Geoffe., $> ^^' Epidermispigment. Am Kopf vorn die Spalten für die Augen , hinten jederseits die Ohr- muschelbasis (s. S. 317 — 319). Zoohg. Jahrhüclitr Bd. 35 Abt. f. Si/si. Taf. .9. Toldt, Zoohg. Jcüfrbüelier Bd. 3'i Abt. f. Syst. Taf. 10 Fig. 10. Macacus.(Inuus) inuus L., J, ad. 1:6. Fig. 11. Maeacus (Inuus) inuus, L., +, juT. 1 : 4, GBsto'BMWVj^ Zoolog. Jahrbiicher Bd. 35 Abt. f. Syst. Taf. 11. Fig. 12. Cebns libiUinosus Spix, J, jiiv. 1 Fig. 13. Cereopithecus callitrichus, Ueoffr., (/, ad. 1 : 4. Verlag von GnstaT Fischer ü,j^„ Zoolog. Jahrbücher Bd. .55 Abt. f Syst. Taf. 12 ^■^^ '*^. Fig. 14. Semnopithecus entellus Dufr., .J, ad. 1 : 4. ^^ V Fig. 15. T emui \ uiii'. (Ttoffr., '+, ad. 1:4. Verla,' von Gustaf Jüä;;^;^^^^ Nachdruck verboten. Vbersetzwujsrecht vorbehalten. Vogeltrematoden ans Russisch Turkestan. Von K. I. Skrjabin, Veteiinärarzt. (Aus dem Zoologischen Museum der Universität Königsberg i. Pr.) Hit Tafel 13-14. Inhalt. Einleitung. Systematische Bearbeitung. A. Fam. Lepodermatidae Odhxer. Subfam. Prosthogoniminae LUHE. I. Gen. Prosthogonimus Luhe. 1. Prosthogonimus putschkowskii Skejabin. 2. Pr. cuneaius RuD. 3. Pr. ovaius Ruu. B. Fam. Psilosiomidae Odhner. a) Subfam. Oi'chipedinae n. subfam. II. Gen. Orchipedum M. Ben. 4. Orchipedum iurkestaniciini n. sj/. b) Subfam. Psilostominae Luhe. III. Gen. Psilochasmus Luhe. 5. Psilochasmus longidrratus n. .' 0,3—0,4 0.765—0,8 0,6—0,7 0,680 0,666—0,733 0.666- 0,H33 1 ( 0.6-0,8 1,105—1,241 1 0,177-0.2 kurz 0,2 0,272 0,2—0,4 0,37 laus: und stark ge- lang, gekrümmt lang, fast gerade, erreicht krümmt beinahe denBauchsaugnapf schwach gelappt, hinter viel- und tiefgelappt, hinter dem 10— 131appig, hinter dem dem Bauchsauguapf Bauchsaugnapf Bäuchsaugnapf etwas hinter dem auf der Höhe des Vorderrandes wie bei Pr. cuneaius Bauchsaugnapf des Bauchsaugnapfes hinter dem Hinterrande in der Höhe des Hodenhinter- etwas hinter dem Hinter- der Hoden randes rande des Hodens 0,024 0,0228-0,0273 0,0261 0,012 0,013-0,016 0,0145 Gallns domesiicus Corvus frugilegxis, corone, cornix, Platalea leucorodia in der im Ei Grus cinerea. Cygmis musicus, Ardea cinerea, Fulica atra, Anas clangula, Fringilla coclebs, Mache- Bursa Fabricii ten puqnax, Passer domesticus. Garritlns glandarins, Pavo cri- stat US, Gallns dornest, im Ei und Bursa Fabricii und im Darm v Otis tarda Japan (Jeddo) Europa, Asien, Afrika Russisch Turkestan (AuUe-Ata) in die Unterfamilie der Psilostominae, und ich halte es daher für das beste, für OrcMpedum eine neue TJnterfamilie, OrcMpedinae, zu be- gründen, die dann zusammen mit den Fsüostominae in die ÜDHNER'sche Familie der Psilostomidac gehören würde. Zwar hat Odhnek die Familie bisher nur dem Namen nach erwähnt, ohne eine Diagnose zu geben, aber jedenfalls ist in Bälde eine Begründung derselben von dem Verfasser zu erwarten. 362 ^- I- Skrjabin, Die beiden Vertreter der Gattung Orchipedum unterscheiden sich von den nächststehenden Trematodenarten durch folgende Merk- male : 1. durch den Besitz einer großen Hodenzahl; 2. durch die Ab- wesenheit einer Bursa cirri ; 3. durch eine akzessorische Dotterstocks- reihe jederseits; 4. durch die biologische Eigentümlichkeit, in den Tracheen der Vögel zu parasitieren. Diese Merkmale scheinen mir weit über den Rang von Gattungs- merkmalen hinauszugehen und darauf hinzuweisen, daß Orchipedum in eine besondere ünterfamilie — Orchipedinae — gehört, die fol- gendermaßen zu diagnostizieren wäre. Distomiden von mittlerer Größe und platter Gestalt, mit stark entwickeltem Bauchsaugnapf und etwas schwächerem Mundsaugnapf. Haut unbestachelt. Vorderteil des Körpers vom hinteren durch eine geringe Einschnürung getrennt. Genitalorgane im hinteren Körper- teil. Dotterstöcke nach dem Echinostomidentj^pus gebaut, es finden sich jedoch neben der Hauptreihe jederseits eine Längsreihe von einzelnen traubenförmigen Dotterstocksfollikeln, die medial und dorsal von der Hauptreihe verlaufen. Die Hoden sind in sehr großer Zahl vorhanden und liegen im Mittelfeld des hinteren Körperteils. Keim- stock einzählig, hinter dem Bauchsaugnapf gelegen. Bui'sa cirri fehlt. Genitalöifnung unmittelbar hinter dem Pharynx. Uterus schwach entwickelt, nur im Vorderteil des Körpers. Eier wenig zahlreich, von bedeutender Größe. Parasitieren in den Tracheen von Wasservögeln. 4. Oi'cJiipeduin tur/iestanicuin n. sp. Der Parasit ist flach, der Körper vorn verbreitert, nach hinten allmählich verjüngt und am Hinterende abgestumpft. In der Höhe des Hinterrandes des Baiichsaugnapfes findet sich eine seichte Ein- schnürung, die den Körper in einen kleineren vorderen und größeren hinteren Abschnitt teilt. Im vorderen liegen die beiden Saugnäpfe und fast der ganze Uterus sowie ein Teil der Dotterstöcke, im hinteren die übrigen Genitalorgane. Das Längenverhältnis des vorderen Teils zum hinteren ist gleich 1 : 3. Die Gesamtlänge des Körpers beträgt 12 mm, die größte Breite in der ßegion des Hinter- randes des Bauchsaugnapfes 3 mm. Die Haut ist glatt, unbestachelt. Wegen der Kürze des vorderen Körperabschnittes sind die Saug- näpfe einander sehr genähert und werden voneinander nur durch den Pharynx getrennt. Der querovale Mundsaugnapf ist ein wenig Vogeltreuiatoden aus Russisch Turkestan. 363 ventrahväits verlagert und 1.02 mm lang, 1,4-15 mm breit ; der Baucli- saiignapf ist außeroi-dentlicli stark entwickelt, von fast regelmäßig runder Gestalt, mit einem Durchmesser von 2,125 mm. An den Mundsaugnapf schließt sich unmittelbar der längliche Pharynx an, der 0.598 mm lang und 0,51 mm breit ist. Die Darmschenkel beginnen am Pharynx (ein Ösophagus fehlt) und ziehen sich wellenförmig zu beiden Seiten des Körpers hin, um kurz vor dem Körperende blind zu endigen. Der Außenrand der Darmschenkel liegt unmittelbar dem Inneniande der Hauptdotter- stockreihe an. Die Genitalorgane liegen im hinteren Körperteil und bestehen aus einem Keimstock von querovaler Form, der 0,5 mm mißt und unmittelbar hinter dem Bauchsaugnapf in der linken Körperseite liegt, sowie aus zahlreichen kleinen Hoden von runder oder viel- eckiger Gestalt, die das Mittelfeld des Körperhinterteiles einnehmen. Seitlich wird das Hodenkonglomerat von den Darmschenkeln be- grenzt, nach vorn durch den Hinterrand des Bauchsaugnapfes, nach hinten erreicht es die blinden Darmschenkelenden. Die Hoden liegen außerordentlich dicht, so daß einige durch den seitlichen Druck eine vieleckige Gestalt angenommen haben und mosaikartig angeordnet sind. Sie sind fast alle von gleicher Größe und zwar bedeutend kleiner als der Keimstock. Der ganze Körper des Parasiten ist von den Follikelmassen der Dotterstöcke eingesäumt, die zwischen dem Körperrande und dem Außenrande der Darmschenkel liegen, und nur seitlich vom Mundsaugnapf fehlen die Dotterstöcke, da sie erst in der Höhe des Pharynx beginnen. Am Körperhinterende fließen die Dotterstöcke der beiden Seiten miteinander zusammen. Außer dieser Hauptreihe finden sich noch zerstreute Gruppen von Dotterstock- follikeln, die sich dorsal von den Hoden im Körpermittelfelde be- finden. Mit ihrem Außenrande berühren diese akzessorischen Dotter- stöcke den Innenrand der Darmschenkel, die hinteren verschmelzen mit der Hauptdotterstockreihe. Der IJtei-us befindet sich dorsal vom Bauchsaugnapf, besteht nur aus wenigen Windungen, die wenige reife Eier enthalten und mündet unmittelbar hinter dem Pharynx. Die dunkelbraunen Eier messen 0,087 mm in der Länge und 0,0493 mm in der Breite. Ein Girrusbeutel fehlt. Die übrigen Bauverhältnisse konnte ich leider an dem einzigen Exemplare nicht erkennen, die angegebenen Merkmale genügen je- doch, um die vorliegende Ait als neuen Vertreter der Gattung 364 K. I. Skrjabin, Orchipedum M. Brn. zu begründen. Die Hauptiintersclieidungspiinkte von 0. tracheicola M. Brn. bestehen im Folgenden: 1. Unsere Art ist bedeutend größer und übertrifft 0. tracheicola sowohl an Länge wie Breite. 2. Die Saugnäpfe sind doppelt so groß wie bei 0. tracJieicola. 3. Der durch eine Einschnürung abgetrennte Vorderteil des Körpers ist bei 0. turkesianiciim bedeutend kürzer als bei 0. tracheicola. 4. Durch die vorstehende Eigentümlichkeit werden bei unserer Art die Saugnäpfe einander sehr genähert. 5. Die Hoden sind bei unserer Art mosaikartig angeordnet und durch die gegenseitige Abplattung vieleckig, während sie bei 0. tracheicola zerstreut liegen und stets von runder Form sind. 6. Während bei 0. tracheicola im vorderen Körperteile Dotter- stöcke fehlen, gehen sie bei unserer Art bis zum Pharynx. 7. Während bei 0. tracheicola der Uterus sich auch vor dem Bauchsaugnapf, im Zwischenraum zwischen den beiden Saugnäpfeu, findet, ist bei unserer Art der Uterus auf den Baum dorsal vom Bauchsaugnapf beschränkt, was mit der starken Näherung der Saug- näpfe zusammenhängt. 8. Die Körpereinschnürung ist bei 0. tracheicola deutlicher aus- geprägt als bei unserer Art. 9. Die Eier sind bei unserer Art bei gleicher Breite länger. In Form einer Bestimmungstabelle lassen sich die Unterschiede zwischen den beiden Arten folgendermaßen zusammenfassen: I. Dotterstöcke beginnen hinter dem Bauchsaugnapf und liegen nur im hinteren Körperteil. Bauch- und Mundsaugnapf ein- ander nicht stark genähert 0. tracheicola M. Brn, IL Dotterstöcke beginnen neben dem Pharynx und sind nicht nur im hinteren, sondern auch im vorderen Körperteil ge- legen. Bauch- und Mundsaugnapf stark genähert 0. ttirJcestanicum u. sp. Auf S. 365 sind die Artmerkmale der beiden Species tabellarisch einander gegenübergestellt. b) Unterfam. Psilostominae Luhe. Bisher waren Vertreter dieser Unterfamilie aus Russisch Tur- kestan nicht bekannt. In meiner helminthologischen Sammlung be- findet sich eine hierher gehörige Art, die ich in einigen Dutzenden im Darm einer am 1, März (a. St.) 1910 in der Umgebung von Aulie* Voyeltrematoden ans Russisch Turkestaii. 365 L)ie MaBe sind in ]\rillinietein angegeben. Name OrcliipcdKnt traclicicold OrcMpeduin furkcstaNiciini Unters lieber M. Bk.un 1!)01 K. I. Skrjabin 1913 Wirt Oidet)tia fuHra riatalea lencorodia < iriran Traoheen Tracheen Lokalität Wien ßuss. Turkestan (Aulie-Ata) Liiiifi^e 7 12 Breite 1.6 8 Mnndsaiisiii^pi^läiiüe Mnii(lsan<,niapfbreite Ü.4-0,48 1.02 1,445 Bauchsausjuaiif ü,73 2,125 r'liaryiixliine;e 0,24 0,598 Pharynxbreite 0,28 0,.öl Beide Sauguäpfe weit getrennt stark genähert Hodeu ruud und zerstreut einander anliegend, vieleckig Dotterstücke nur im hinteren sowohl im hinteren wie im vorderen Körperteil Körperteil Uterus dorsal und vor dem Bauchsaugnapf nur dorsal vom Bauchsaugnapf KürpereinschnüruLg deutlich ausgeprägt undeutlich ausgeprägt Eilänge 0,062 0,087 Eibreite 0,05 0,0493 A n m. Die Ma grüCer angegeben al arbeitetes Exemplar sse der Saugnäpfe sind bei Orclilpedum tiirkefitanicum etwas s in Wirklichkeit, da mein einziges, zu einem Präparat ver- durch den Druck des Deckglases flachgedrückt ist. Ata (Syr-Darja-Gebiet) erlegten Fuligida nijroJi L. sammelte. Die Art steht dem von Braun näher untersuchten Psilostomtan oxyurum (Crepl.) (jetzt Psüochasmus oxyurus) sehr nahe, unterscheidet sich jedoch durch mehrere Merkmale, die sie zu einer neuen, nachstehend beschriebenen Species stempeln, die ich wegen der auffallend langen Bui'sa cirri Psüochasmus longicirratiis nennen möchte, 5. JPsilochasintis lonfficivratus n. sp. Der Körperform nach unterscheidet sich die neue Art sehr wenig von Ps. oxyurus; zu bemerken wäre höchstens, daß die Ein- schnürung zwischen vorderem und hinterem Körperteil nicht so stark ausgeprägt ist. Die Körperlänge (3,74—5 mm) ist etwas geringer als bei der CREPLiN'schen Art (6,5 — 7,3 mm). Die Körperbreite er- reicht an der breitesten Stelle, in der Höhe des vorderen Hodens, 1,0—1,5 mm, nahe am Vorderende jedoch nur 0,68 mm. Der Baucli- saugnapf ist etwas mehr nach hinten gerückt als bei Ps. oxyurus. Der kuglige Mundsaugnapf mißt im Quer- und Längsdurch- messer 0.34 mm. Ein Präpharynx ist deutlich sichtbar, die Länge beträgt 0,068 mm. Auf ihn folgt der birnförmige Pharynx von 366 K. I. Skrjabin, 0,255 mm Länge und 0,204 mm Breite. Besonders interessant ist das Verhalten des Ösophag'us : er beg-innt wie gewöhnlich am Pharynx und reicht bis zum Vorderrand des Bauchsaugnapfes, wobei er deutlich in zwei Abschnitte zerfällt: in den oberen, außerordentlich muskulösen Vorderteil, der eine Art zweiten hinteren Pharynx bildet hinter dem erst der eigentliche Ösophagus beginnt, der sich wie gewöhnlich in die Darmschenkel gabelt. Der Darmkanal trennt durch seine Schenkel das von den Genitaldrüsen eingenommene Mittelfeld von den Dotter- stöcken und endet in der Höhe der letzten Dotterstocksfollikel, ohne in den zugespitzten hinteren Körperteil überzutreten. Der Bauchsaugnapf ist dorsoventral sehr vertieft, mit einem starken Sphincter versehen, Durchmesser 0,64 mm, und unterscheidet sich nicht wesentlich von den Verhältnissen bei Psüochasmus oxyurus (Crepl.). Gewöhnlich legt er sich bei der Anfertigung eines Prä- parats seitlich über und ist dann nur im Profil zu sehen ; es gelang jedoch, einige Exemplare so zu präparieren, daß sie den Saugnapf en face zeigen. Von solch einem Exemplar rührt auch die Zeichnung her (vgl. Fig. 4). Die hintereinander angeordneten Hoden liegen hinter dem Keim- stock; sie sind von unregelmäßiger Form, mit lappigen Rändern und ungefähr so breit wie lang. Bei einigen Exemplaren sind die Hoden fast ganzrandig, wir haben hier also eine bei dem Polymorphismus der männlichen Genitaldrüsen untei- den Trematoden nicht seltene Erscheinung vor uns. Bei Ps. oxyurus (Crepl.) sind die Hoden be- deutend mehr in die Länge gestreckt und nach Angaben in der Literatur immer tief gelappt. Die Bursa cirri ist außerordentlich lang und erreicht den Hinter- rand des Keimstockes. Die Gesamtlänge beträgt 1,292—1,302 mm, die Breite im hinteren Teile 0,288 mm, während für Ps. oxyurus die entsprechenden Maße 0,48 und 0,11 mm sind. Die Bursa ist also bei der turkestaner Art 272^31 so lang wie bei der europäischen. Der kuglige Keimstock mißt im Durchmesser 0,17 mm. Neben ihm liegt die Schalendrüse. Der Uterus enthält nur eine beschränkte Zahl von Eiern (5 — 26). Die männliche und weibliche Genital- öffnung liegen etwas vor dem Bauchsaugnapf, in der Höhe der Darm- gabelung. Die Dotterstöcke haben die für die Gattung typische Gestalt. Die Eier sind außerordentlich groß und haben eine Länge von 0,116—0,1238 mm und eine Breite von 0,0725—0,087 mm. Nach den Messungen Braun's sind die Maße bei der europäischen Art folgende: Länge 0,082—0,1 mm, Breite 0,06—0,069 mm. Vo2:eltremato(leu aus Russisch Turkestan. 367 Bei einigen Exemplaren unserer Art lenkt das außerordentlich deutlich ausgeprägte Netz des Wassergefäßsystems im vorderen Körperabschnitt die Aufmerksamkeit auf sich: außer den kleinen, miteinander anastomosierenden Nebenästen sind zwei laterale Haupt- stämme zu bemerken, die der Dorsalseite genähert verlaufen (vgl. Fig. 6). Zur Veranschaulichung der Unterschiede gebe ich nachstehend eine tabellarische Gegenüberstellung der Merkmale beider Arten. I Die Maße sind in Millimetern angegeben. Naine Psilochasmiis oxyurus Ps. longicirratus Uutersucher Crepi.in K. Skrjabin Jahr 1825 1913 Wirt Tadorna tadorna L., Ny- roka marila L., N. f'nli- (jula L., N. clangida L., N. hyemalis L., Oidemia niyra L. Fuligula nyroka Organ Darm Darm Verbreitung Europa Russisch Turkestan Länge 6.5—7,8 3,74—5,0 Breite 1,0-1.8 1,0-1,5 Muudsaugiiapf - 0,44 0,34 Bauchsauguapf 0,64 0,64 Pharynx 0,135 0,255 : 0.204 Prapharynx 9 0,068 Bursa cirri, Länge 0,48 1,292-1,302 Bursa cirri. Breite 0,11 0.238 Keimstock 0,16 0,17 Hoden länglich, stark gelappt so lang wie breit, schwach gelappt Ei länge 0,082—0,11 0,116-0,1238 Eibreite 0,06-0,069 0,0725-0,087 Durch das Auffinden dieser neuen Art kommt ein neues Unter- scheidungsmerkmal zwischen den Gattungen Psilostomum und Psilo- chasmiis hinzu. Während bei Psilostomum ein Ösophagus fehlt, ist dieses Organ bei Psilochasmiis longicirratus nicht nur anwesend, sondern von komplizierterem Bau als bei den meisten Trematoden, da es mit einem stark muskulösen, verbreiterten Vorderteil versehen ist. Ks ist anzunehmen, daß auch die zweite Art der Gattung, Psilochasmiis oxyurus (Creplin), einen Ösophagus besitzt, da Braun angibt, daß die Darmgabelung dicht vor dem Bauchsaugnapf liegt. Die betreffenden Verhältnisse sind in seiner Figur nicht eingezeichnet. Durch diese Feststellung wird auch die von Luhe (18, p. -ol) für Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. Syst. 24 368 K. I. Skrjabin, die Psilostominae gegebene Diagnose in einem Pnnkte korrektur- bedürftig, denn es kann nicht mehr heißen: „Ösophagus kurz oder fehlend", da, Psilochasmus longicirratus einen ziemlich langen Öso- phagus besitzt. C. Fam. Echinostomidae Dietz. In meiner Sammlung fanden sich aus dieser Familie 8 Arten, die zu den Gattungen Echinostoma Rud., Hypoderaeum Dietz, Parij- phostomtim Dietz, Patagifer Dietz gehören. 2 von ihnen würden von SoLOwiow als neue Arten beschrieben, die übrigen sind mit schon beschriebenen identisch, wenn auch neu für die Helminthenfauna Russisch Turkestans. 6. Echinostoma revoluturn (Feoel.). Von mir je einmal im Darm der Hausente {Anas hoschas dorne- stica) und des Haushuhnes {ßallus domesticus) gefunden. 7. Echinostonia chloropodls (Zed.). Von mir einmal am 20. April (a. St.) 1911 im Darm von Galli- nula cMoroptis am Kul-Kainar-See in 5 Exemplaren gefunden. 8. EcJiinostoma anceps (Molin). Einmal in 2 Exemplaren im Darm einer am 20. April (a. St.) 1911 an demselben See erlegten FuUca atra gefunden. 9. Echinostoma eocechinatum Solowiow. Gefunden im Darm von Phdlacrocorax carho L. (s. Solowiow). 10. Ecliinostonia mesotestitns Solowiow. Im Darm von Corviis frugilegus L. (Solowiow). 11. Hffpoderaeum conoideuni (Bloch). Einmal im Jahre 1909 im Darm von Anas hoschas L. 12. Pavjjphostominn radiatuni (Duj.). Einmal zahlreich im Darm eines im April 1911 am Oberlauf des Talaß-Flusses erlegten Kormorans {Phalacrocorax carho L.) ge- funden. I Vogeltreniatudeu aus Russisch Turkestau. 369 13. P(ttiUfif'('i' hilohus (Rud.). Diesen Vertreter der außeieuropäischen Helminthenfaima fand ich im Darm einer am 3. .liili 1911 (a. St.) am Kul-Kainar-See er- legten Flaialea leucorodia L. D. Farn. Harmostomidae Odhner. In meiner Sammlung- fanden sich 2 Vertreter dieser Familie, zur Gattung Urogonimus Moxx. gehörig. 14. Vro(fonmlHS tui'anicus Soloaviow. In der Bursa Fabricii von Totanus glareola L. (Solowiow, 26). 15. TJrotjoniiHus macrostomiis Rüd. Ebenfalls in der Bursa Fabricii von Totanus glareola L. gefunden. Der Fund ist dadurch bemerkenswert, daß damit ein neuer Wirt hinzukommt und daß auch das befallene Organ neu ist, da man die Art bisher nur im Enddarm und der Cloake gefunden hatte. E. Farn. Dicrocoeliidae Odhner, Aus dieser Familie besitze ich in meiner Sammlung 3 Arten, von denen 2 zur Gattung Lyperosonium Looss und 1 zur Gattung Dicrocoelium Duj. gehören. 16. Dici'ocoellufn skrjahitn Solowiow. Ich gebe in dieser Arbeit eine Total abbil düng dieser von SoLowiow (27) nach Exemplaren meiner Sammlung aus den Gallen- gängen von Corvus corone beschriebenen Art. Ich fand sie späterhin nucli in den Gallengängen von Corvus friigüegus. 17. Lypet'osonuim corrlf/la M. Brn. Diese Art ist schon von Solowiow als von mir im Darm von Caccabis chukar gefunden erwähnt. 18. Lijperosotnuni filiforme )i. sp. Diese neue Art fand ich in den Gallengängen eines am 20. April (a. St.) 1911 bei Aulie-Ata erlegten Circus cinereus. Der Parasit ist von zarter, fadenförmiger Gestalt, 4,25 — 4,5 mm lang und 0,17—0,221 mm breit. Einzelne Exemplare erreichten eine 24* 370 K. I. Skrjabin, Läng-e von 6.8 mm. Die größte Breite befindet sich etwas hinter dem Keimstock, ungefähr in der Körpermitte. Der kuglige Mundsaugnapf mißt im Durchmesser 0,221 mm. Hinter ihm verengt sich der Körper des Parasiten etwas und bildet eine Art Hals. 0,731 mm vom Körpervorderende entfernt befindet sich der Bauchsaugnapf, der etwas größer als der Mundsaugnapf ist (0,255 mm im Durchmesser); da der Durchmesser die Körperbreite übersteigt, reicht der Bauchsaugnapf seitlich etwas über den Körper hinaus. Hinter dem Mundsaugnapf folgt der sehr kleine Pharynx, dessen Länge 0,051 — 0,084 mm beträgt, und der Ösophagus von 0.17 mm Länge. Der Darm reicht bis aus Körperhinterende; seine Gabelung befindet sich zwischen den beiden Saugnäpfen. Die Hoden liegen zwischen dem Bauchsaugnapf und dem Keim- stock und zwar der eine hinter dem anderen, wobei sie voneinander nur durch eine einzelne schmale Uterusschlinge getrennt werden. Sie sind ganzrandig, von länglich ovaler Form, und die 0,1 mm messende Längsachse fällt mit der Längsachse des Körpers zu- sammen. Der hintere Hoden ist etwas größer als der vordere und vom Keimstock ebenfalls durch eine Uteruswindung getrennt. Der Keimstock ist größer als die Hoden, fast rund und im Durchmesser 0,17 mm messend. Die Genitalöffnungen befinden sich unmittelbar hinter der Darmgabelung, die männliche etwas hinter der weib- lichen. Die Bursa cirri ist 0,34 mm lang, birnenförmig, ihr Hinter- ende dorsal vom Bauchsaugnapf gelegen. Die Dotterstöcke beginnen unmittelbar hinter dem Keimstock, wobei eine gewisse Asymmetrie zu vermerken ist: der rechte liegt etwas tiefer als der linke. Sie bestehen aus einer beschränkten Zahl großer rundlicher und viel- eckiger Follikel. Stellenweise berühren sich die Follikel der beiden Seiten in der Mittellinie des Körpers und verdrängen an dieser Stelle die Uterusschlingen ventral. Die Länge der Dotterstöcke be- trägt 0,5945 mm. Der ganze hintere Teil des Körpers ist von den Uteruswindungen eingenommen, besonders dicht im hinteren Drittel des Körpers hinter den Dotterstöcken, wo sie in mehreren Schichten übereinander liegen. Im Gebiete der Dotterstöcke werden die Win- dungen weniger dicht, und nach vorn von den Genitaldrüsen bildet der Uterus einen leicht gekrümmten, mit einer Eeihe Eier gefüllten Gang. Die Eier besitzen eine sehr dicke Schale; Länge 0,0493 bis 0,05 mm. Breite 0,0232 mm. In der Literatur finden wir 9 Lyperosomum- Arten aufgezählt; meine Art würde somit die 10. sein. Außerdem hat v. Linstow ein Vogeltrematudeii ans Russisch Turkestaii. 371 Lyperosomum squamafum 1906 aus dem Ösophagus von Dissum epi- scopus (Ceylon) besclii-ieben, das sowolil nach Beschreibung und Zeiclinung nicht in die Gattung Lyperosomum gehört. Im nachfolgen- den vergleielie ich meine Art mit den 9 beschriebenen Arten. Durch seine ganzrandigen Hoden und ebensolchen Keimstock unterscheidet sich L. filiforme von L. rudectum M. Brn., bei welchem die Genitaldrüsen gelappt sind, sowie von L. plesiostoimim Lixstow, welches zwar ganzrandige Hoden, aber einen gelappten Keimstock besitzt. Von einer ganzen Eeihe von Arten [L. longicauda Rud., L. lohatum Raiell.. L. porrectiim M. Brn., L. corrijgia M. Brn., L. salebrosum M, Ben. und L. olssoni Raill.) unterscheidet sich die neue Art außer durch eine Reihe einzelner Merkmale dadurch, daß bei ihr der Keim- stock größer ist als die Hoden, während bei den vorstehend genannten Arten das umgekehrte der Fall ist. Nur mit L. strigosum Looss ist unsere Art näher verwandt; bei beiden ist der Keimstock größer als die Hoden, beide sind sie von fadenförmiger Gestalt, bei beiden sind die Dotterstöcke fast gleich angeordnet usw. Die Unterscheidungsmerkmale bestehen in folgendem : 1. L. strigosum ist etwas kürzer und doppelt so breit wie unsere Art. 2. Der Bauchsaugnapf liegt bei L. strigosum an der Grenze des ersten und zweiten Körperviertels, bei L. ßiforme des ersten und zweiten Fünftels. 3. Die Ränder des Bauchsaugnapfes treten bei L. strigosum im Gegensatz zu L. ßiforme nicht über die Körperseiten vor. 4. Der Pharj'nx ist bei L. filiforme doppelt so groß wie bei L. strigosum. 5. Die Dotterstöcke können bei L. strigosum anscheinend nicht in der Mittellinie des Körpers zusammentreten, wie es bei L. fdi- forme der Fall ist. 6. Die Hoden sind bei L. strigosum queroval und sind mehr den Seiten des Körpers genähert, worin die Art an Dicrocoelium er- innert, während bei L. ßiforme die Hoden längsoval sind und hinter- einander in der Mittellinie des Körpers liegen. 7. Die Bursa cirri zieht sich bei L. ßiforme im Verhältnis zum Bauchsaugnapf weiter nach hinten als bei L. strigosum. 8. Die Eier sind bei L. ßiforme größer (0,0493—0,0522 : 0,0232) als bei L. strigosum (0,042:0.025). 372 K. I. Skrjabin, Tabellarische Übe isicb#' Die Mali«' sind \ Name L. longicaiida L. lobatnm L. porrectit)» L. corrigia L. oUsofii rnttTsucher EiDoi,rni Raitj.et M. Bhaux M. Braun Raili.kt Jahr 1HÜ9 1900 1899 1901 11K)(J Lüiiü:!' 8—11 7.5-9.5 17 10-13 2.25 Hr.-it.- V 0,38-0,4 0.2-0.6 1 ü.:)2ö Muutlsautfnapf 0,396—0,417 0,156 0,114 0,260-0,312 0 l().s_o,i;^ Bauchsauguapf 0,75-0.8 0,135:0.156 0.155 0,312 0,315-0.39 Pharynx 0.177-0,187:0,23 0,07 0,07 0.125 0.075 Hoden Keimstock klein. 0.24 0,312:0,18 0,42 : 0,31 0,255~0,2«5 Keimstock als die Hoden 0,1 kleiner als die Hoden 0.312 0.145 Iloilenform ellipt iscli und ganzrandig Keinistockform rni d und ganzraudig Dotterstöcke am Hinterrande etwas hinter dem hinter der asymmetrisch in am Ilinterrainid beginnen des vorderen Hodens Keim stock Schalendrüse der Höhe des Keimstocks des Keiiustutkri Länee d. Dotter- 4 ? 2—2,5 5 reichen bis zur stücke Kürpermitte Eilänge 0,0228 0,041—0,045 0,037-0,041 0.032 U.036 Eibreite 0,019 0,0228—0,0273 0,028 0,0228 0.0198-0,021« Wirt Corvus corone, Accipiter nisus Sanrophaga Tetrao tetrix, Cypselns apug Co}-vus cornix saurojjJiaga Caccabis chukar Organ Leber Leber Darm Darm Leber Verbreitung Europa, Turkestan Europa Neuguinea Europa, Turkestan Europa 9. Ein biolog'ischer Unterschied liegt darin, daß L. filiforme ein Raubvogelparasit ist, während L. strigosum beim Bienenfresser {Merops apiaster) schmarotzt. B e s t i m m u n g s t a b e 11 e der Lyperosom u ««-Arte n. A. Genitaldrüsen ganzrandig I. Keim stock kleiner als die Hoden a) Beide Hoden hinter dem Bauchsaugnapf 1. Dotterstöcke beginnen am Hinterrande des vorderen Hodens L. longicauda Run. 2. Dotterstöcke beginnen etwas hinter dem Keimstock a) Hoden im vorderen Körperdrittel, unweit des Bauchsaugnapfes L. lobatum Raill. ß) Hoden in die Körpermitte gerückt, weit vom Bauchsaugnapf L. porrecUim M. Bkn. Voifeltrenmtütli'ii iiu.s Hussi«, li Tiirkotaii der [ji/pcrosom it m • A r t •• n. Millimetern Hiijjresrelitii. L ttilfl»t>su>n /,, noltilmii M. Bkain .M. I5K.V1 s 19Ü1 l'.tOl 1.5-1.7 1 y ()..■) a052-O.(Hi 0.24: 0.21 0.20H 0,20S:0.i;»8 0.042 0,Ü7— Ü.US wi« Bauchsaiigu. •j teil kleiuer aU kleiner als (lic die Hodeu HodtMi rund mit ausireschtiit- rund ti'iion KiindtMU ' " '"fdeill Kt*!!!!- iu der Hübe des lud irelieii (Xtophairus V riierhiilftf hören l,7nini vom Kilrperende auf ü.u;^2— Ü.Ü37 0.028 Ü.ÜU-O.OU> 0.014- 0.018 CV/^'m melba Ibis cotruUsceiis y Darm V Brasilien /. i'lfiioHliimuin I.lNSTuW 12 0.,S4 o.st; /,. Httti/oMuin 18i>;t H.i) O.f) so breit wie /.. /ili/ornir K. Skkjabin lUlH l.2.'>— 4,5-«J.8 0.17-0.221 0.221 /v Hiiuiimittum LlNSToW l'.tüT) o.ii; das Kiirper- vorderende ••twas ifröUer 0.250 als der .Miind- sainrnii|)f 0.04 11.051-0.084 E« sind hier keine Zahb-u an- «rtiUer als die Hoden 0.1 0.17 geführt, da die Art nicht iu die iriuizrandii,' in der llühe de.-< Keinistocke.s «lueroval fast rund hinter dem Keinistock Iäni,'!ieli-oval fast rnml unmittelbar hinter dem Keinistock 0,5945 (iattuufif A(//*no- si'umtn gehört. 0.U34 0,02 J'erdix (fraeca 0.042 0,02ö Merops apiastn- 0.O5-0.W93 0,02.-12 ('ircus linrrnts Ifimiura V Turkestan Leber AiU'Vpteu Leber Turkestau rpinropHS ()s..idia;rus ( eylun 3. Dotterstöcke beginnen unmittelbar am Keimstock a) Hoden voneinander durch einen Zwischenraum getrennt L. rnrrit/ia M. Hhn, ß) Hoden liegen eiiiainltr ;in. überdecken sich zu- weilen L. olssoni Raill. b) Vorderer Hoden dorsal vcun Hauchsaugnapt L. SdlrlirnSKDI M. HhX. 11. Keimstock größer als die Httdcn a) Hoden längsoval b) Hoden queroval B. Genitaldriisen gtdappt C. Hoden ganzrandifr, KeimstO(;k gdai'i't L. fdi formt u. sp. L. siriijoaum L«)i)ss. /,. ruihrtnm M. Hhn. /,. pUsiostomum Linst. 374 K. I. Skrjabin, F. Fani. Opisthorchiidae Luhe. In meiner Sammlung- befinden sich 3 Vertreter dieser Familie, von denen 2 zur Gattung Opisthorchis Blanch. gehören, während ] Art Vertreter einer neuen Gattung — Notaulus — ist. 19. Ojyisthorchis longisshmis Linst. Typische Exemplare dieser Art fand ich in den Gallengängen zweier in der Umgebung von Aulie-Ata erlegten Ardea stellaris. 20. Opisthorchis geminus Looss var, Uvrghisensis ^i. imi\ Von mir in den Gallengängen von Oircus aeruginosus gefunden. Trotz der großen Übereinstimmung mit der Beschreibung von Looss, der seine Art in derselben Wirtsart fand, halte ich es doch für not- wendig, eine neue geographische Easse auf meinen Fund zu be- gründen, da 1. meine Exemplare kleiner als die ägyptischen sind, die Saugnäpfe dagegen ein höheres Ausmaß aufweisen, 2. der Öso- phagus bei meiner Form länger ist und, worauf ich besonderes Ge- wicht lege, die Eigröße die von Looss gegebenen Maße beträchtlich übertrifft. Aus nachfolgender Tabelle gehen die Unterschiede deut- lich hervor: Die Maße sind in Millimetern angegeben. Name Opisthorchis geminus 0. geminus var. kirghisensis Untersucher Looss K. Skrjabin Jahr 1899 1913 Körperlänge 7—12,5 6,29-6,63 Körperbreite 1,3-2 1,8 Mnndsangnapfläuge 0,17 0,238-0,255 Mundsaugnapf breite 0,17 0,806-0,34 Ösophaguslänge 0,25 0,323 Baucbsauguapf wie Mundsaugnapf wie Mundsaugnapf Eilänge 0,021—0,027 0,0319 Eibreite 0,01— ,0013 0,0174 Wirt Circus aeruginosus, Milvus parasiticus, Anas boschas Circus aeruginosus Organ „ Leber Leber Verbreitung Ägypten Russisch Turkestan Anm. Es ist möglich, daß die von v. Linstow beschriebene turkestaner Art Distoma choledochum, aus den Gallengängen von Anas sp., mit meiner Varietät identisch ist, da Lyperosonmni geminus Vogeltrematoden aus Russisch Turkestan. 375 von Looss ebenfalls bei Anas {boschas) gefunden worden ist. Sicherheit läßt sicli hier leider nicht mehr gewinnen, da die v. LiNSTOw'sche Beschreibung- völlig ungenügend ist und die Type verloren scheint. JVotauItis n. r/. In den Gallengängen von Aquila imperialis und Circiis cinereus, erlegt in der Umgebung von Anlie-Ata im Sommer 1911, fand ich eine Anzahl zur Familie der Opisthorchiidae gehöriger Trematoden, die sich nicht nur als zu einer neuen Art, sondern auch zu einer neuen Gattung — Notaulus — gehörig erwiesen, die ich im Folgenden charakterisieren will. Außerordentlich lange, flache Distomiden, mit stark verschmäler- tem Yorderende und in der Mitte verbreitertem Körper, der sich nach hinten schwach verjüngt. Im hinteren Teil des Körpers die nach dem Opisthorchis-Typws gebauten Genitalorgane. Der lappige Keimstock liegt vor den Hoden und wird vom vorderen Hoden durch das massige Receptacnlum seminis getrennt. Die Hoden liegen un- mittelbar hintereinander, sind lappig, mit tief eingeschnittenen Rändern und nehmen fast die ganze Breite des Körpers ein, indem sie die Darmschenkel an den Körperrand drängen. Der Excretions- kanal ist vom Hoden dorsal verdrängt und endet am Körperhinterende. Die Dotterstöcke sind nach dem OvistJiorchis-Ty ^us gebaut und nicht nach dem Amphimenis-Ty])us. Der Uterus ist sehr stark entwickelt, mit den kleinen Eiern gefüllt. Der Porus genitalis liegt unmittelbar vor dem Bauchsaugnapf. Eine Bursa cirri fehlt. Haut unbestachelt. Sangnäpfe sehr schwach entwickelt, Pharjnix und Ösophagus vor- handen. Der Darm reicht bis zum Körperhinterende. Parasiten der Gallengänge von Raubvögeln. Typus: Notaidus asiaticus n. sp. Wie aus der obenstehenden Diagnose zu entnehmen ist, gehört die neue Gattung in die nächste Verwandtschaft von Opisthorchis Blanch. 1895. Es wäre vielleicht früher möglich gewesen, durch Erweiterung des Gattungsbegriffes unsere neue Art bei Opisthorchis unterzubringen, nachdem aber Bakker durch Abtrennung eines Teiles der Arten in die Gattung Amphimerus mit der Einengung des Gattungsbegriffes begonnen hat, halte ich es für unzweckmäßig, wieder mit einer Erweiterung vorzutreten, umsomehr, als meine Art sich durch zwei Merkmale scharf von den typischen Opisthordns- Arten unterscheidet. Während bei der BLANCiiARD'schen Gattung die Hoden nicht die ganze Körperbreite einnehmen, schräg hinter- 376 K. I. Skrjabin, einander ]iej?en und Raum für den S-förmig gekrümmten, zwischen j ihnen hinziehenden Excretionskanal lassen, liegen bei der Gattung j Notaiüiis die Hoden unmittelbar hintereinander, füllen fast die ganze i Körperbreite aus und verdrängen den Excretionskanal dorsal, der nicht gekrümmt, sondern gerade nach hinten zieht. Bei der ver- wandten Gattung Clonorchis Looss, bei der ebenfalls der Excretions- kanal durch die hier stark verästelten Hoden verdrängt ist, liegt dieser ventral. Die Gattung Noiaulus verhält sich der systematischen Spann- weite nach zur Gattung OpistJiorcMs wie die Gattung Lyperosomum zur Gattung Dicrocoelium, und wenn man die Existenz dieser beiden Gattungen als begründet ansieht, so muß man dasselbe auch für unsere Gattung gelten lassen, bei der als Trennungsmerkmal außer der Lage der Hoden noch der andere Verlauf des Excretionskanals hinzukommt. Bevor ich im Nachstehenden eine Bestimmungstabelle aller bis- her bekannten Gattungen der Opisthorchiidae gebe, bin ich genötigt, noch eine weitere neue Gattung auf eine schon bekannte Art auf- zustellen. Im Jahre 1908 wies Luhe (17) bei der Aufteilung der Gattung Metorchis darauf hin, daß MetorcMs coinplexus St. et Hass. zusammen mit M. conjunctus Cobb. wahrscheinlich eine neue Gattung bilde, ohne auf die Frage näher einzugehen. Als ich bei der Klar- stellung der verwandtschaftlichen Verhältnisse des von mir be- schriebenen Metorchis pingumicola (1913, 29) ^) alle bisher bekannten Arten der Gattung durcharbeitete, erkannte ich ebenfalls, daß M. complezus aus der Gattung entfernt werden muß, was ich in Nach- i folgendem durch Aufstellung der Gattung Parametorchis n. g. tue. Parainetorchis n, g. Distomiden von mittlerer Größe und flacher Gestalt, mit zu- gespitztem Vorder- und abgerundetem Hinterende. Haut bestachelt. Saugnäpfe von gleicher Größe und schwach entwickelt, Bauchsaug- napf an der Grenze zwischen erstem und zweitem Körperviertel. j Pharynx und ein kleiner Ösophagus vorhanden, Darm erreicht das j Körperhinterende. Hoden liegen im dritten Körperviertel, sind lappig | und liegen hintereinander. Zwischen ihnen zieht der S-förmig ge- } 1) Diese Art ist, wie ich nachträglich bemerken möchte, von Prof. Dr. KNUTH-Berlin gefunden und dem hiesigen Zoologischen Museum über- sandt worden. Vogeltrematodeu aus Russisch Turkestau. 377 krümmte Excretionskanal nacli liinten und öffnet sich am Hinter- ende. Der Uterus ist rosettenförmig' um den Bauclisaugiiapf ge- lagert und findet sich nur in der vorderen Körperhälfte. Nach vorn, wo sie zusammentreten, und lateral vom Uterus befinden sich die DutterstöL'ke, die aus der vorderen Körperliälfte nicht herausgehen. Keimstock lappig, vor den Hoden gelegen. Lateral von ihm das ziemlich große Receptaculum seminis. Parasiten der Gallengänge von Säugetieren. Typus und einzige Art: Parametorchis complexus St, et Hass, aus der Leber der Hauskatze, Nordamerika. Ob Meiorchis conjunctus Cobb. auch in eine neue Gattung zu stellen ist, wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls ist die Art nicht zu Parametorchis zu stellen. \^on allen übrigen Gattungen der Familie unterscheidet sich die neue Gattung durch folgende Merkmale: 1. durch die stark nach vorn verlagerten Hoden, von denen der vordere sich in der Mitte der Körperlänge befindet; 2. die Dotterstöcke liegen nur in der vorderen Körperhälfte, ähnlich wie bei Holornetra, nur sind sie hier auch lateral vom Uterus vorhanden, während sie bei Holometra nur vor dem Uterus liegen; 3. durch Gestalt und Lage des Uterus, der rosettenförmig um den Bauchsaugnapf gelagert ist und sich nur in der vorderen Körper- hälfte findet. Gattungstabelle der Opisthorchiidae. (Verändert nach Bakker 1911.) 1. Dotterstöcke nur in der vorderen Körperhälfte A. Uterus in der vorderen Körperhälfte, zwischen den Dotter- stöcken Parametorchis n. g. B, Uterus vorwiegend in der hinteren Körperhälfte, hinter den Dotterstöcken Holometra Looss IL Dotterstöcke im Mittelteil des Körpers A. Dotterstöcke erreichen mit dem Vorderende den Bauch- saugnapf 1. Excretionskanal mündet auf der Bauchseite a) ventral von den Hoden Meiorchis Looss b) hinter den Hoden Pseudamphistomum Luhe 2. Excretionskanal verläuft S-förmig zwischen den Hoden und mündet am Körperhinterende Cyclorchis Luhe 378 ^- ^- Skrjabin, B. Dotterstöcke erreiclien mit dem Vorderende nicht den Bauchsaugnapf 1. Dotterstöcke durch einen Zwischenraum in der Höhe des Keimstockes jederseits in zwei Abschnitte mit eigenen Ausführungsgängen geteilt Ämphimerus Barker 2. Dotterstücke nicht in zwei Abschnitte geteilt a) Hoden stark verästelt Clonorchis Looss b) Hoden gelappt a) Excretionskanal verläuft zwischen den schräg ge- stellten Hoden Opisthorchis Blanch ß) Excretionskanal verläuft dorsal von den unmittel- bar hintereinander gelegenen Hoden Notaulus n. y. 21. Notuuhts asiaticHS iu sx>, (Taf. U Fig. 8—13.) Die Art ist langgestreckt, abgeflacht, lebend von graugrüner Färbung mit dunkler Zeichnung im Mittelfelde. Die Gesamtlänge beträgt 13,6—14 mm, der Körper ist im vorderen Teile bis zum Bauchsaugnapf sehr schmal (0,21—0,34 mm breit), verbreitert sich nach hinten allmählich, um in der Körpermitte die größte Breite (1,09 mm) zu erreichen, und wird nach hinten wieder schmäler (1,04—1,06 mm). Haut unbestachelt. Saugnäpfe sehr schwach ent- wickelt: Mundsaugnapf 0,085 mm lang und 0,136—0,165 mm breit, Bauchsaugnapf im Durchmesser 0,17 mm, vom Vorderende 1,955— 2,7 mm entfernt. Der runde Pharynx folgt dem Mundsaugnapf unmittelbar, er ist 0,119—0,136 mm lang und 0,102-0,127 mm breit. Die Länge des Ösophagus schwankt von 0,119—0,217 mm, am häufigsten ist er 0,17 mm lang. Die Darmschenkel ziehen längs den Körper- rändern und lassen seitlich nur ein schmales Feld frei, in dem die Dotterstöcke liegen. Sie erreichen das Körperende. Die Hoden zeichnen sich durch einen außerordentlichen Poly- morphismus aus, wie aus Fig. 9, 10, 11 zu ersehen ist, wo die Extreme und die Mittelform abgebildet sind. Bei einigen Exemplaren ist die für Opisthorchis im weiteren Sinne charakteristische Vier- teilung des vorderen Hodens und Fünfteilung des hinteren Hodens erhalten. Diese Form (Fig. 11) wird durch Übergänge (Fig. 10, 9) mit Formen verbunden, bei denen der vordere Hoden 8- und der hintere lOlappig ist, bei denen also die höhere Zahl durch Teilung t Vogeltreniatoden aus Russisch Turkestan. 379 der Lappen entstanden ist. Die Tieflappigkeit bildet einen Unter- schied gegenüber Opisthorchis. Die Hoden liegen hintereinander, nehmen die ganze Körperbreite ein und befinden sich im hinteren Körperabschnitt. Der Keimstock ist stets gelappt, meistens älappig und liegt vor den Hoden, vom vorderen durch das ReceptHculum seminis getrennt. Letzteres ist sehr groß, von birn- oder kolben- förmiger Gestalt und drängt sich mit seinem zugespitzten Ende zwischen die Lappen des Keimstocks. Der Uterus ist stark ent- wickelt, erstreckt sich vom Keimstock bis zum Bauchnapf auf einer Strecke von 8,25—11 mm und wird seitlich von dem Darm begrenzt. Nach hinten sind die Uterusschlingen sehr verwickelt, an der vorderen Grenze der Dotterstöcke nimmt der Uterus die Gestalt eines in einzelnen Windungen nach vorn ziehenden Kanals an und mündet nahe am Vorderrande des Bauchsaugnapfes neben der männlichen Genitalöifnung. Die Dotterstöcke beginnen 2,465—2,89 mm hinter dem Bauchsaugnapf, ziehen wie gewöhnlich zwischen Darm und Körperrand dahin und enden in der Höhe des Keimstockes. Sie bestehen aus ca. 7 — 9 einzelnen Trauben jederseits, die durch den gemeinsamen Sammelgang miteinander verbunden sind. Die End- stämme der Ausführungskanäle gehen nicht vom Hinterende der letzten Dotterstockstraube ab, sondern seitlich aus der Mitte. Die kleinen Eier messen 0,0261—0,029 : 0.0145 mm. Der Excretionskanal liegt in der Mittellinie des Körpers, dorsal von den Hoden und öffnet sich am äußersten Hinterende des Köi-pers. Wirt: Circus cinereus, Aquila imperialis. Ich fand die Parasiten nicht allein in den Endteilen der Gallengänge, sondern sie kamen in allen Teilen der Leber vor. Eine Anzahl der Parasiten schimmerte als dunkle Punkte durch die äußere Hülle der Leber durch (Fig. 8). G. Fam. Cyclocoeliidae Kossack. In meiner Sammlung fanden sich 7 Arten dieser Familie, von denen 6 zur Gattung Cydocoelmn Brandes und eine zur Gattung Tracheophilus Skrjabin gehörten. 22. Qjclocoelum niutabile (Zeder). Ich fand nur 1 Exemplar in der Leibeshöhle einer am 20. April (a. St.) 1911 beim Kul-Kainar-See erlegten Gallinula chloropus L. 380 K. I. Skrjabin. 23. Cyclocoeliini niicfostoumm (Ceepl.), Ebenfalls nur 1 Exemplar aus der Bauchhöhle von Fulica atra L.. von demselben Fundort und gleichem Datum. 24. Cyclocoeliini probleniaticuni Stossich. 6 Exemplare wurden von mir im Sommer 1911 am Kul-Kainar- See in der Bauchhöhle von Totemus glareola gefunden. Bisher war die Art nur von Totanus glottis Bechst. und T. calidris Bechst, be- kannt. 25. Cj/clocoeliini trlnf/ae Stossich. 2 Exemplare aus der Bauchhöhle von Totamis ochropus L. in der Umg-ebung- von Aulie-Ata. 26. Cyclocoeliini ovopunctcituni Stossich. 1 Exemplar aus der Bauchhöhle von Totanus fuscus L., Aulie- Ata, 1911. 27. Cyclocoeluni Orientale n, S2). 3 Exemplare aus der Bauchhöhle von Totanus glareolus aus der Umgebung von Aulie-Ata, Sommer 1911, erwiesen sich als neue Art, die ich unter dem Namen Cyclocoelum Orientale im nachfolgenden be- schreiben möchte. Der Körper ist von Hacher, zungenförmiger Gestalt, mit fast parallelen Bändern, nach vorn zugespitzt und nach hinten ohne weitere Verschmälerung abgerundet. Die Farbe der lebenden Exemplare ist hellbraun. Die Länge beträgt 14 mm , die Breite 3,5 — 4 mm. An den in TO^/^igen Alkohol konservierten Exemplaren lassen sich mit unbewaffnetem Auge im hinteren Teile des Körpers 3 rundliche Vorwölbungen erkennen, die die Lage der Genitaldrüsen anzeigen. Die Mundöffnung liegt subterrainal, der Pharynx ist von ovaler Form , 0,442 mm lang , 0,34 mm breit, der Ösophagus ist sehr kurz und durch das Vordrängen des gefüllten Darmes S-förmig gekrümmt. Der Darm ist sehr massig und bildet einen geschlossenen Darm- bogen, dessen Außenränder glatt, dessen Innenränder dagegen außer- ordentlich unregelmäßig gewellt sind und mit ihren Vorsprüngen etwas an die Blindsäcke bei Typhlocoelum St. und Trackeophilus Skrjabin erinnern. Vogeltrematodoii uns Russisch Tnrkestau. 381 Die Dotterstücke bestellen aus ziemlich «roßeii Follikeln, die im Niveau der Darmgabelung- beginnen , den Raum zwischen Körper- außenrand und Darmaußenrand ausfüllen, ohne unter und über den Darm hinüberzutreten, und enden am Hinterende des Körpers seit- lich von der Excretionsblase , ohne sich miteinander zu vereinigen. Die Ausführungsgänge gehen im hinteren Teile des Körpers in der Höhe des hinteren Hodens ab und vereinigen sich zwischen diesem und dem Keimstock. Die Hoden sind voneinander durch einen be- trächtlichen Zwischenraum getrennt, der durch die üteruswindungen ausgefüllt ist. Der hintere Hoden liegt unmittelbar dem Darm- bogen an, ist von unregelmäßig dreieckiger Gestalt. 0,6 mm lang und 1,19 mm breit. Der vordere Hoden liegt dem Innenrande des Darmes an, ist von ([uerovaler Form, 0,935 mm breit und 0.85 mm lang. Der Keimstock ist kleiner als die Hoden, rund, 0,5 mm im Durch- messer, vom hinteren Hoden durch den Dottergang, vom vorderen durch Uterusschlingen getrennt. Der Uterus ist sehr tj^pisch und besteht aus regelmäßig abw^echselnden, zur Längsachse des Körpers senkrecht stehenden Schlingen, die mit ihren Endteilen teils nach vorn, häufiger dagegen nach hinten gekrümmt sind. Er liegt ganz in dem Räume innerhalb des Darmbogens und tritt nirgends über den Innenrand des Darmes hinaus. Die Uterusölfnung liegt am Hiuterrande des Pharynx, neben der männlichen. Die Eier sind sehr groß, 0,1479—0,1508 mm lang und 0,0783—0,0812 mm breit. Die Bursa cirri ist klein, gekrümmt und tritt nicht über den Darm hinaus. Die Excretionsblase ist länglich-oval und liegt hinter dem Darmbogen. Von Cijclocoelum mutahüe Zed. und C. microstomum Crepl. unter- scheidet sich unsere Art durch die schwächer entwickelten Dotter- stöcke, die bei den genannten Arten über den Außenrand des Darmes nach innen treten, weiter durch den kleineren und schwächeren Pharj'nx, durch die Eigröße usw. Von Cydocoelum proUematkum Stossich unterscheidet sich die Art durch den stärker entwickelten Uterus, abgesehen von der ganz anderen Körpergestalt, den Eimaßen u. a. Von Cijclocoelum tringae Stossich unterscheidet sie sich durch bedeutendere Körpergröße und durch den Uterus, der bei C. iringae ziemlich schwach entwickelt ist und bei der die Enden der Uterus- schlingen alle deutlich nach hinten gerichtet sind. Von Cijclocoelum Onisilianum Stoss. trennt unsere Art der auf- 382 K. I. Skrjabin, fallend kurze Ösophagus und die Lage der Hoden, die bei C. brasi- lianum unmittelbar einander anliegen. Von Cyclocoelum ovopimctatum Stossich unterscheidet sich unsere Art durch den schwächeren, nicht so muskulösen Körper, der bei C. ovopunctatum fast gar nicht nach vorn verschmälert ist, außerdem durch die Eimaße u. a. Von Cyclocoelum exile Stossich unterscheidet sich unsere Art durch die bedeutendere Körpergröße, durch die Form des Uterus und die größeren Eimaße. Von dem einzigen, bisher aus Turkestan beschriebenen Ver- treter der Gattung Cyclocoelum. C. nigropunctatum Linst., den Stossich wegen der ungenügenden Beschreibung und weil die Type verloren gegangen ist, als Species inquirenda ansieht, unterscheidet sich unsere Art durch die Größe, durch die größere Eilänge bei gleicher Breite und durch die Lage der Hoden, die bei C. nigro- punctatum einander unmittelbar anliegen. Von Cyclocoelum fasciatum Stossich, bei dem die Hoden einander gleichfalls anliegen, unterscheidet sich unsere Art durch deren Getrenntsein. Von Cyclocoelum vicarium Aensdorff unterscheidet sich unsere Art durch den kürzeren Ösophagus, die größeren Hoden, die sich weiter nach vorn erstreckenden Dotterstöcke und die bedeutend größeren Eier. Endlich wäre noch zu bemerken, daß unsere Art durch die Vorsprünge am Innenrande des Darmbogens sich von allen bisher bekannten Arten der Gattung unterscheidet. 28. Tracheoiihiliis sisoiri Skejabin. Von mir einmal in Anas hoschas L. gefunden (Skejabin, 1913, 30). H. Fani. Notocotylidae Luhe. In meiner Sammlung findet sich aus dieser Familie nur eine zur Gattung Catatropis Odhnee gehörige Art. 29. Catatropis verrucosa Feoel. Ich fand die Art im Blinddarm einer am 2. März (a. St.) 1910 Kul-Kainar-See erlegten Wildgans {Anser anser L.) in 4 Exemplaren. Vogeltrematoden aus Kussisch Turkestan. 383 .7. FaiTi. Holostomidae Brandes. 30. JIofostoiHKni sp/iaerrda Diesing. Im April 1910 von mir im Darm von Corvus corone und Corviis fnigilegns gefunden. Unter Hinzuziehung weiterer 11 von v. Linstow aus Turkestan angeführten Arten, von denen ein Teil wegen der ungenügenden Besclireibung wohl für immer undeutbar bleiben wird, sind somit aus Russisch Turkestan 41 Arten von Vogeltrematoden bekannt, zweifellos nur ein geringer Bruchteil der dortigen Trematodenfauna. Den Beschluß mag folgende Tabelle der bisher aus Turkestan bekannten Vogeltrematoden, nach Wirten geordnet, bilden. Wirt Parasit Organ Steganopodes Phalacrocorax carbo L. Ciconiiformes Platalea leucorodia L. Ardea cinerea L. Botaurus stellar is L. NycHcorax nycticorax L Auseriformes Anser anser L. Anas boschas L. Anas boschas domestica L, Anas sp. Fuligtda nyroca L. Mergiis sp. Ralliformes Gallinnla chloropus L. Fulica atra L. Paryphostomum radiatum Düj. Echinostoma exechinatnm Solowiow Prosfliogonimus putschkowskii Skrjabin Orchipedum turkcstanicum n. sp. Patayifer bilobus Rüd. ProHthoyonimus c^ineatus Rud. Opisthorchis lonißssimxis Linst. Disiom. capsulare Dies. (?) Clinostomum heterostomum Rud. Catatropis verrucosa Froel. Hypoderaeum conoidemn Bloch. Tracheophilus sisowi Skrjabin Echinostoma rcvolutum Froel. Distoma choledochion Linst. (= Opisthorchis geminus Looss?) Psilochasnms longicirratus n. sp. Tetracotyle sp. Echinostoma chloropodis Zed. Cyclocoebim mutabile Zed, Echinostoma anceps Molin Cyclocoelum microsiomum Crepl. Zool. Jahrb. XXXV. .\bt. f. Syst. Darm Darm Bursa Fabricii »Trachea Darm Bursa Fabricii Leber Unterhautgewebe Darm Blinddarm Darm Trachea Darm Leber Darm Unterhautgewebe Darm Bauchhöhle Darm Bauchhöhle 25 384 K. I. Skrjabin, 1 No. Wirt Parasit Organ Charadriiformes 14. Totanus ochropus L. Cyclocoelum tringae Stoss. Bauclihöhle 15. Totanns fuscus L. Cyclocoelum ovopunctatiim Stoss. Bauchhöhle 16. Totmius glareola L. Urogonimus turaniais Solowiow Bursa Fabricii Urogonimus macrostomus Rüd. Bursa Fabricii Cyclocoelum probleniaticum Stoss. Bauchhöhle Cyclocoelum Orientale n. sp. Bauchhöhle Galliformes 17. Gallus domesticus L. Echinostoma revolutuni Froel. Darm Prosthogonhnus ovatus Rud. |Ei und Bursa Prosthogonimus cuneatus Rud. 1 Fabricii 18. Caccabis cJmkar Lyperosonium corrigia M. Brn. Darm 19. Perdix graeca Lyi^erosomum plesiostomum Linst. Darm Distomum sulcatum Linst. Darm Passeriforines 20. Cor VHS corone L. Dicrocoelium skrjabini Solowiow. Leber Holostomiim sphaerula Dies. Darm 21. Corvus frugilegus L. Dicrocoelium skrjabini Solowiow Leber Prosthogonimus cuneatus Rud. Bursa Fabricii Echinostoma mesotestius Solowiow Darm Holostomum sphaerula Dies. Darm 22. Corvus cornix L. Distomum macrourum Rüd. (= Lyperosomum longicauda Rud.?) Leber Distomum nigrum Linst. Darm Distomum globocaudatiim Crepl. Darm 23. Pica caudata Accipitres Distomum macrourum Rud. (= Lyperosomum longicauda R.?) Leber 24. Aquila imperialis Notaulus asiaticus n. g. n. sj}- Leber 25. Circus aeruginosus L. Opisthorchis gemimus var. kirghisensis n. var. Leber 26. Circus cinereus Notaulus asiaticus n. g. n. sp. Leber 27. Astur palumbarius Holostomum falconum Belling Darm 28. Ähatza,(?) Cyclocoelum nigropunctatum Linst. Bauchhöhle Vogeltrematoden ans Russisch Turkestan. 385 Literaturverzeichnis. 1. Arnsdoeff, Monostomum vicarium n. sp. , in: Ctrbl. Bakteriol., 1908, Vol. 47. 2. Beaux, Fascioliden der Vögel, in: Zool. Jahrb., Vol. 16, Syst., 1902. 3. — , Trematodes der Bursa Fabricii , des Eileiters und der Eier der Vögel, in: Ctrbl. Bakteriol., Abt. I, Vol. 29, 1901. 4. — , Verzeichnis von Eingeweidewürmern aus Mecklenburg, in: Arch. Ver. Freunde Naturg. Mecklenburg, Jg. 45, 1891. 5. — , Trematoden der DAHL'schen Sammlung aus Neu-Guinea etc., in : Ctrbl. Bakteriol., Abt. I, Vol. 25, 1899. 6. — , Über einige Trematoden der CREPLiN'schen Helminthensammlung, ibid., Abt. I, Vol. 29, 1901. 7. Baekek, Fe., The Trematode genus Opisthorchis B,. BlanCHAED, in: Arch. Parasitol., Vol. 14, 1911. 8. DiETZ, E., Die Echinostomiden der Vögel, in: Zool. Jahrb., Suppl. 12, 1910. 9. Kowalewski, M., Stud. helmintholog. 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Prosihogonimus putschkowskii Skrjabin aus der Bursa Fabricii von Platalea leucorodia L. 18: l. Fig. 2. Orchipedum turkestanicum 7i. sp. aus den Tracheen von Platalea leucorodia L. 12: 1. Fig. 3. Orchipedum turkestanicum n. sp., ein Teil des Körpers, stärker vergrößert. 54 : 1. Fig. 4. Psilochasmus longicirratus n. sp. aus dem Darm von Fuligula nyroka L. 48 : 1. Fig. 5. Bauchsaugnapf derselben Art. 48 : 1. Fig. 6. Excretionssystem derselben Art (vorderer Abschnitt). 59:1. Fig. 7. Opisthorchis geminus rar. kirgliisensis n. var. aus den Gallen- gängen von Circus aeruginosus. 23 : 1. Tafel 14. Fig. 8. Leber von Aquila imjyerialis mit Notaulus asiaticus n. sp. 1 : 1. Fig. 9. Notaulus asiaticus n. sp. aus der Leber von Aquila im- perialis. 23: 1, Daneben die Art in natürlicher Größe. 388 K. I, Skrjabin, Vogeltrematoden aus Russisch Turkestan. Fig. 10 u. 11. Hinterende derselben Art zur Veranschaulichung des Hodenpolymorphismus. 20 : 1. Fig. 12. Eine einzelne Dotterstockstraube derselben Art. 90 : 1. Fig. 13. Querschnitt durch das Hinterende derselben Art mit dem dorsal gelegenen Excretionskanal. Fig. 14. Dicrocoeliiim shrjabini SOLOWIOW aus der Leber von Corvus corone. Fig. 15. Lyperosomum filiforme n. sp. aus der Leber von Circus dnereus. Fig. 16. Oyclocoelum Orientale n. sp. aus der Bauchhöhle von Totanus glareolus L. yachdrnck verboten, übersetzungsrecht vorbehalten. Further notes on the genus Microcotyle. By G. A. MacCallum, M. D., New York. With 4 fignres in the text. As stated in a previous paper in this Journal (Vol. 34, 1913, Syst., p. 223), one is impressed in study ing- the Microcotylidae with the lack of variety in the arrangement and form of the internal Organs so that the differentiation of species is dependent largely upon outward differences, Of these the number, form and structure of the caudal suckers and the peculiar armature of spines which often occurs about the genital opening are perhaps the most con- stant and characteristic features, although of course there are many other things which must be taken into consideration in deciding this point. In the table which follows and which is a continuation of that given in the previous paper, it is attempted to give these data as accurately as possible, and it is hoped that this basis for Classi- fication will be adopted by helminthologists in the case of this genus to avoid confusion. 4 new species are added to the genus as the result of the study of the parasites of the gills of marine fishes obtained partly from the New York Aquarium, partly in the laboratoiy of the U. S. Fish Commission at Woods Hole and partly in the fish markets of New 390 G. A. MacUallum, York. In the course of these studies it has seemed pretty well ar- ranged by Nature that the parasites of the gills of fish are placed there according to families — for instance the Microcotylidae are seldom or never fouiid on the same fish as the Octocot3'lidae or Acanthocotylidae. At least it is my experience that in such a fa- mily of fish as the Salmonidae the parasites on the gills will almost invariably be found to be Octocotylidae and so on. Microcoti/le macrotn 'a. In the previous paper mentioned, a description of this form was given which, owing to insufficient material, was uncertain or incomplete in places. Since that time study of new material has made it possible to confirm or complete some of these observations. The description of the mouth, its suckers, and of the peculiar Posi- tion of the small pharynx-like structure on the dorsal surface of the dig-estive canal is all correct, There is a rather twisted or tortuous canal penetrating the pharj-nx but it seems that there is also a freer and unguarded opening from the mouth directly into the digestive tract. The intestinal coeca are extraordinarily widely raniified through the body, their diverticula opening on both sides of the main line of the Channel and extending outwardly quite to the skin. Among these diverticula and in very close contact with them lie the other organs. There is hardly any lining to be made out even with high powers. The epithelial cells must be extremely thin and flat for they can nowhere be clearly discerned. The parenchyma throughout except in the ventral part of the caudal disc is composed of large polygonal cells with relatively minute nuclei. In the caudal disc the parenchyma is largely re- placed by muscle and what cells are present fill elongated Spaces among these fibres. The genitalia are precisely as described before but with the new material it was possible to trace in serial sections the con- tinuity of the vitelline ducts with the two vaginal tubes which join as they approach the vaginal orifice and pass through a thick muscular mass to open on the dorsal surface. In two reconstructions of the genitalia from these new serial sections the duct figured at K in fig. D and designated as possi- bly the Canalis genito-intestinalis could be traced out precisely as Further notes ou the geuus Microcotyle. 391 it is sliown there and could be sl)0\vn to end blindly in the paren- chyma and not in the intestine. It seenis to contain spermatozoa and nuist therefore be put down definitely at the Receptaculum seniinis. Otheiwise tlie feniale genitalia pioved to have been correctly described and sketched in that paper. Tlie only other point of inteiest is that the W-sliaped arrange- ment of cliitionus rods about tlie cirrus opening is found to be a kind of chitinous skeleton for the miiscular cirrus itself, The stouter anterior parts of tliese rods pierce the muscular sac obliquely and come iuto immediate connection with the inner protrusible tube. Outside they run quite far back and disappear near the Vas deferens. They are not so clearly outlined as it seemed from the previous material but give oif twigs and branches as various places. Microcotyle ijogoniae n. sp, The worm occurs on the gills of the common sea drum, Pogonias cromis, sometimes in such great nurabers as to menace the life of the host. The body is elongated with a large sucker disc which consti- tutes about one-third of the total length and wiiich at its upper end is sharply marked off by indentations which give it almost the form of an arrow head, There are about one hundred and eight suckers which reach their greatest size at about the middle of the disc starting above with two small ones and again decreasing in size toward the caudal termination (Fig. Aa). ^) The chitinous skeleton is quite delicate and has the arrange- ment shown in Fig. Ae. The suckers at the mouth are large and armed at their margins by a row of minute spicules. Their cavity is crossed by a partition separating it into two loculi the inner and larger of which is deeply indented at its median border (Fig. Ac). Immediately posterior to these in the mid line is the peculiarly shaped pharynx which has a narrow anterior part and a more bulbous portion (Fig. Ad). A short way beliind this the eso- phagus divides into the two lateral coeca which run far back into the caudal disc. Directly behind the bifurcation of the intestine lies the genital pore which is unarmed and small in proportion to the size of the 1) Explanatiou of Abbreviations see pag. 402. 392 G. A. MacCallum, Fig. A. a Microcotyle pogoniae n. sp. b Detail of genital orgaiis. c Mouth sucker. d Pbarynx. e Chitinous skeleton of a caudal sucker. Further notes on the genus Microcotyle. 393 worm. It lies about 0.4 mm behiiid the oral suckers. Behind it at a distance of about 0,65 mm on the dorsal surface is the sac-like orilice of the vagina which is also unarmed. From this there runs backward a tortuous tube which alter forming' an enlarj^ement opens into two lateral vaginal canals which eventually become the lateral vitelline ducts. Posteriorly these begin to be filled with j-olk material and enlarge until they reach the point at which they unite. The ovary (Figs Aa and b) is mach longer and narrower and more convoluted than in most of the other species studied. It form first an irregulär Square across the middle of the worm and crossing to the left side coils irregularly backward toward the left where the eggs are most fuUy developed and the oviduct takes its origin. This duct proceeds backward to receive the common vitelline duct but gives oif on the way a canal which runs to the left. The ter- mination of this canal could not be made out and it is not shown in the drawing but it doubtless represents the seminal reservoir. Having received the vitelline duct the oviduct passes through the radiate shell gland into the bulbous uterus wlüch then runs straight forward to the genital opening. The vitellaria are voluminous and extend from opposite the vaginal opening to the sucker disc. occupying both sides of the body. The festes, about 75 in number, extend nearly to the sucker disc, occupying the whole of the middle of the body from the termination of the uterus back- ward. The Vas deferens is large and tortuous and is usually filled with spermatozoa. It passes forward to open at the genital pore without the formation of any definite cirrus. The eggs are yellow and fusiform with one rather rounded end. This is the posterior end and is not provided wäth a chitinous fila- ment while the anterior end is pointed and exten ded into a very long tangled lilament. Measurements are as follows: Length of worm: 12 to 13 mm. Width : 1,25 mm. Length and form of caudal disc: 4,5 mm triangulär. Average: 108 suckers. Diam. of suckers : 0,2 X 0,15. Testes: 75 in number. Size: 0,10 to 0,15. 394 G. A. MacCallum, (Measurements continued) Ova: 0,12 X 0,5 to 0,15 X 0,06. Diam. across head: 0,45. Cloacal aperture: 0,04 X 0,10. Diam. of vaginal opening: 0,04 X 0,01. Microcotyle caranr/ls n. sp. There were found on the gills of a yellow crevalle, Caranx crysos (Mitchill), 5 exaraples of a Microcotyle wliicli differs very markedly from other species. The worm is small, measuring only 4,4 mm by 0,8. The ante- rior end is expauded laterally and provided with a sucker at each angle of this expansion. The mouth opens directly into the com- paratively small pharynx from which the short esophagus runs backward to divide into the lateral intestinal coeca which riin dor- sally toward the posterior extremity. A short distance behind the bifur- cation is the cirrus sac which is pear shaped with a curious arrangement of spicules as shown in Fig. Ba and Fig. Bf. Two small clumps of hooklets are separate from the main group which lie in front of the muscular bulb of the cirrus. The Vas deferens can be plainly seen entering the posterior end of this bulb. Behind this lies the female genital orifice which is also armed with spicules. The posterior end of the body forms the sucker disc which is hastate in form, one side being continued for- ward so as to make it asymmetrical. At the point there are on each side eleven small suckers with a chitinous skleleton formed as show in Fig. Bd. At the extreme tip there are two strong hooks and between them, apparently to stiffen them, are two straight spines which extend almost as far posteriorly as the hooks, the whole being enclosed in a membrane (Fig. Be). On the right side of the body occupying the asymmetrical forward extension of the caudal disc there is a row of twenty-six much larger suckers which diminish in size as they near the body. These are of a quite different structure from any observed in other forms of 3Iicrocotyle as shown in Fig. Bc. The chitinous skeleton is so asymmetrical in form as to give the sucker almost the appearance of some gamopetalous flower. The ovary lies across the middle of the body as an irregulär U-shaped structure placed with the convex side toward the head Further uotes ou tlie genus Microcotyle. 395 (Fig. Bb). The oviduct arises at its left end and passes backward tovvard the extremity of tlie iiterus. On its waj^ it is first joined Fiff. B. a Microcotyle carangis n. sp. b Detail of internal genital ^^ß^l\ c and^d Chitinoiis skeleton of acaudal sucker. e Caudal spmes. f Cirrus sac. by the canal from a seminal reservoir whidi lies close to the end of the ovary and between it and the first row of testes. It next received the duct from the vitelline glands and then passes into 396 ^- A. MacCallüm, the ootyp which is surrounded by the shell ^land. From this point tlie tube passes forward along the right inner margin of the vitel- laria to the genital pore. The vitelline ducts, which unite as usual to enter the oviduct by the common tube described, again unite anteriorly to form the vagina which opens dorsally a short distance behind the genital pore. The vitellarium is very voluminous occupying the major part of the body on both sides. The eggs are yellow and fusiform with a chitinous filament at each end, the anterior being much larger than the posterior and very delicate and tangled near its end. There are 60 testicles situated near the caudal end of the body from which the large tortuous Vas deferens runs forward to the muscular cirrus already described. The water vascular system is very distinct being composed of large ducts wliich proceed to the end of the disc receiving branches on their way from the surroanding tissues. Measurements : Length : 4,4 mm. Width: 0,8 mm. Ova: 0,11 X0,03 mm. Length and width of disc: 0,9 X 0j5 '<^^ base. Suckers : 48 in number — larger ones 0,05 X 0,07 ; smaller 0,04 X 0,03. Width of head: 0,47 mm. Testes: 60 in number 0,07 mm. Hooks at tip of disc: 0,029 mm long X 0,002 mm wide. Spines at tip: 0,15 X OjOl mm. Oral suckers: 0,04 mm. Hooklets around g. p.: 0,05 mm long. Habitat: Gills of yellow Crevalle {Caranx crysos). Location: Woods Hole, Mass. U. S. A. Mlcrocotyle angelichtliys n. sp. A worm closely related to others to be described but differing in one or two important particulars is found on the gills of the Angel fish, Holacanthus ciliaris, in numbers varying from a few to many thousands or enough to cause the death of its host. It is small measuring 4,3 X 0,3 mm with a caudal sucker disc about 1 mm long armed with forty to sixty suckers (Fig. C a). The Fiirther notes on the genus Microcotyle. 397 Mi*'!- ''.* -vd I terminal inouth is flanked bj' suckers which liave a central partition. The Pharynx is large but ratlier delicate in structure opening into a sliort esopliaf^us whicli divides in front of the genital pore. The genital pore itself is situated verj' near the anterior end of ^—^-'^s the body. It opens into a rounded sac thickly armed witli \[! ^^ "A^fjp spicules especiallj' closelj' set round the aperture. There are f*^ '^' ^'Vvo two smaller «rroups of spicules ^ placed laterally behind and the sac is surrounded by radiating muscle fibers (Fig. Cb). The Uterus and Vas deferens open into this sac, the latter through a delicate bulbous structure which appears to extend forward beyond sg ■ the end of the Uterus. The vaginal orifice lies behind and in the mid-dorsal line. One important respect in which this worm differs from the other Microcotylidae, is the fact that while in almost all of the others the ovary is placed across the middle of the body in the form of a long convoluted tube, in this case it is a more or less globular mass like that \ '^V*-, ^- of the distomes placed on the riglit side just anterior to the testes. On the riglit side above this may be plainly seeu the seminal reservoir and also its duct joining the oviduct. The Shell gland is in the usual a Position behind or beside the tail of the Y-shaped vitelline reservoir. The oviduct is apparently given oflF the ovary toward the middle of the worm and receives the duct from the spermatheca and vitelline reservoir before entering the 5W Fig. C. a Microcotyle ange- Uchthys n. sp. b Genital pore. c Chitinons skeleton of a caudal sucker. 398 Cr. A. MacCallum, beginniiig- of tlie uterus. The uterus, siirrounded here by a niaiitle of Shell giand cells, makes its way upward toward the genital pore along the inside of the right vitellarium. The vitellaria are very plentiful and extend from nearly opposite the orifice of the vagina down each side caudad to alniost the sucker disc. The testes are relatively large but few in number, tliere being only about 18 or 20. The Vas deferens passes anteriorly on the left side. No eggs are seen in any of the specimens mounted so that at this writing no measurements of them can be given. The suckers have the usual chitinous reinforcement, a drawing of which is given in Fig. C c. The rest of the measurements etc. are given at the end of this description. Measurements : Length: 4,4 mm. Width: 0,3 mm. Width of head: 0,12 mm. Size of oral suckers: 0,5 mm. Sucker disc: 1 mm long, 0,4 mm wide. V. 0.: Armed situated short distance posterior to g. p. and dorsal. Number of suckers: 59 — 0,03 X 0,02. Number of Testes: 20 — 0,06. Habitat: Gills of Holacanthus angelichthys. Locality: Aquarium, New York. Microcotijle arcJiosargi n. sp. This form is to be found on the gills of the marine Sheep's head, Archosargus probatocephalus, and is so delicate as to be almost invisible when alive and in situ. It measures 8 by 0,8 mm and is much elongated, becoming very slender just in front of the asymme- trical spreading caudal disc (Fig. Da). The mouth is terminal and supplied with the usual lateral suckers which are provided with a marginal membrane and sub- divided by a distinct partition. The delicate pharynx passes into a Short esophagus which gives rise as usual to two intestinal rami. The common genital pore is surrounded by spicules which are arranged as shown in the figure (Fig. De). Almost immediately behind this on the dorsal surface lies the opening of the vagina, also surrounded by an armature of spicules. Further uotes ou the genus Microcotyle. 399 C»(ij) Fig. D. Ol. Jahrb. XWV. Aiit- f c»* Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. Syst. 400 ^- '^- MacCallum, Th ovary (Fig. D b), in tlie form of a long bent tube lies across the body at about its middle, giving off tlie ovidnct at its left end. This passes backward receiving the duct from the clubshaped seminal reservoir and then the conjoined canal from the vitelline glands until it reaches the shell gland which in this case extends dorsally before the uteriis changes its cour^e toward the genital pore, The eggs, of which 3 were to be seen in one specimen are rela- tively large, have a very long tangled fllament at each end, in which respect they differ from those of some closely related forms. The festes are large and number from 20 to 35. The Vas de- ferens is tortuous and ends in the cloaca without any evident mns- cular cirrus, The caudal disc bears about one hundred and six suckers in a simple row along its margin. These are all alike and there are no hooklets or spines. Their chitinous skeleton is not especially characteristic and is sbown in Fig. Dd. Measurements : Length : 8 X 0,8 mm. , Sucker disc: 1,5 mm lang. Suckers: 106. Width of head: 0,21 mm. Diam. of disc suckers: 0,08X0,04 mm. Diam. of oral suckers : 0,1 X 0,07 mm. Ova: 0,17X0,07 mm. Testes: 25 to 35 — 0,09X0,07 mm. Genital pore, armed: 0,1X0,08. Vaginal opening: 0,03. Locality: New York Fish Market. Further notes ou the genns Mircocotyle. 401 .Name M. paijoiniic M. curcuKjix M. (irchosari/i M. aw/eliclithys Authur G.A.MacCallum G.A.MacCallum G.A.MacCallum G.A. MacCallum Lenii'fh 12 to IH nun 4.4 mm 8,0 mm 4,4 mm Breadtli 1,25 mm O.S mm 0,8 mm 0,3 mm Diam. month Sut'ker 0,2XÜ.13 mm 0,04 mm 0,1X0,07 mm bilocular 0,05 mm hilucular o Leiigth and Form 4.5 X 2.5 mm Triangulär 0,9 X 0,6 Hastate 1,5 mm long Triangulär 1,0X0,4 mm Wide 'S 'TS 5 Number of Suckers 108 48 106 58 Diameter of Suckers 0,2X0,15 mm 0,05X0,07 mm 0,04 X 0,03 mm 0,08X0,04 mm 0,03 X 0,02 mm Testes 75 mm 0,1X0,15 mm 60 mm 0,07 mm 25 to 30 mm 0,09 X 0,07 mm 26 mm 0,06 mm Vagiual Aper- ture Median dorsal 0.04 X 0,0 i No armatnre Median dorsal no armature 0,03 Median dorsal Median dorsal no armature Cloacal Aper- ture 0,04 X 0,1 No armature Separate orifices Armed-spicules Cirrus anterior 0,1 X 0,08 Conical spines and hooklets Round sac with spicules, two se- parate smaljer groupsof spicules Eggs Yellow Fusiforni 0.12X0,05 to 0,15X0,06 0.11X0,03 Yellow Fusiform Filaments both ends 0,17X0,07 Fnsiform and with tilaments None Seen Host Pogonias cromh Caranx crysos Ärdiosari/HS probatocephnlns Holacanthm angelichthys 26* 402 G. A. MacCällum, Further notes on the genus Microcotyle. Explanation of Abbreviations. M mouth M. S mouth sucker Ph pharynx Oes esophagus i intestine G. P genital pore M. G. P male genital pore F. G. P feniale genital pore Ov ovarium Ov. d oviduct Vit. r vitelline reservoir Vit. ä vitelline duct Oot ootype S. G shell gland Ut Uterus Ova egg Vit vitellaria t testes C. d caudal disc S. C caudal disc sucker V. d Vas deferens Va vagina V. 0 vaginal opejping S. r seminal reservoir (t. Pätz'sche Buebdr. Lippert & Co. G. m. b. H., Naumburg a. d. S. Nachdruck verboten. Ubersetzmigsrecht vorbehallen. Zur Acanthocephalen-Faima Russisch Turkestaus. a) Acanthocephalen der Sumpf- und Wasservögel. Von K. I. Skrjabin, Veteiinärarzt. (Aus dem Zoologischen Museum der Universität Königsberg i. Pr.) Mit Tafel 15-16 nnd 1 Abbildung im Text. In vorliegender Arbeit mache ich den Versuch, die von mir während eines mehrjährigen Aufenthalts in Russisch Turkestan (Aulie-Ata, Syr-Darja-Gebiet) gesammelten Acanthocephalen zu bearbeiten, und zwar beginne ich mit dem aus Sumpf- und Wasser- vögeln stammenden Material, um später die Arten aus Raubvögeln folgen zu lassen. Unsere Kenntnisse der Acanthocephalenfauna Turkestans sind bisher sehr dürftig, v. Linstow hat in der Bearbeitung der Fed- scHENKo'schen Reiseausbeute folgende Arten angegeben: Echino- rhynchus gigas Goeze aus Sus scrofa fera, Ech. plicatus Linst, aus Emheriza caniceps, Turdus merida, Saxicöla oenantkc, Petraea cyanea und endlich E. acanthotrias Linst, aus Ästur palumbarius. Diebeiden letzten Arten werden, wie es leider mit den v. LiNSTow'schen Arten häufig der Fall ist, wohl für immer undeutbar bleiben, da die Be- schreibungen ungenügend und die Typen verloren sind. Aus meiner Ausbeute sind bereits von Solowiow (7) zwei neue Acantho- cephalen beschrieben worden und zwar Centrorhynckus leguminosus aus Corvus fnujilegns und CentrorInjncJms hipartiius aus Cormis corone. Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. Syst. 27 404 K. I. Skrjabin, Die naclistehend erwähnten und beschriebenen Arten stammen aus folgenden Sumpf- und Wasservögeln: Attas hoschas domestica, Anas hoschas, Fidigida rufina, Vanellus cristatus, Ardea cinerea. 1. Genus. Polijniorphiis Luhe. In seiner Bearbeitung der Acanthocephalen in der „Süsswasser- fauna Deutschlands" (6) hat Luhe die Sammelgruppe der alten Autoren, Echinorhynchus polymorplms, in die 2 Gattungen Pohjmorphus Luhe und FüicoUis Luhe zerlegt, wobei in der 1. Gattung nur Poly- morphus minutus (Goeze) als sichere Art verblieb. Mir ist es mög- lich, 2 weitere Arten bekannt zu geben. 1. Fohpnorplius minutus (Goeze). In einigen Exemplaren im Darm von Anas hoschas domestica L. 2. Poltjrnof'phus niaf/niis )i. sjy. Ich fand die Art im Darm einiger Exemplare von Fidigida rufina (L.) und zwar stets in einer größeren Anzahl, von 200 bis 300 Stück. Sie hielten sich mit Ausnahme des Duodenums im ganzen Darmtmctus auf. Während Pohjmorphus minutus bei seinem Wirt in der Darmwandung so starke Veränderungen hervorruft, daß man die Anheftungsstellen als Knötchen sogar an der Serosa erkennen kann, war bei unserer Art, trotz der bedeutenderen Größe, nichts ähnliches zu bemerken. Vielleicht hängt das damit zusammen, daß die Muskelschichten im Darm von Fuligida rufina bedeutend stärker entwickelt sind als bei Anas hoschas. Die Parasiten waren im lebenden Zustande auffallend orange- gelb gefärbt, während der ßüssel bleicher erschien. Der vordere Abschnitt (Rüssel und Hals) des langgestreckten, im Querschnitt runden Körpers ist nach vorn verjüngt, geht ziemlich unvermittelt in den mittleren, breitesten Körperabschnitt über, der seinerseits durch eine scharf ausgeprägte Einschnürung von dem hinteren schmalen und abgerundeten Körperabschnitt abgesetzt ist. Bei einigen Exemplaren ist das Schwanzende durch eine nochmalige Einschnürung ausgezeichnet. Das Männchen, obwohl, wie bei den Acanthocephalen die Regel, kleiner als das Weibchen, erreicht trotzdem 6 — 11 mm Länge, das Weibchen dagegen wird 13 — 16 mm lang. Die Breite des Männ- chens an der breitesten Körperstelle beträgt 1,5 — 1,8 mm, die des Weibchens 2,5 — 3 mm. Zur Acantliocoplialen-Fauna Russisch Turkestans. 405 Der Rüssel ist wie bei P. minutus in der Mehrzahl der Fälle mit 16 Längsreihen von Haken besetzt, deren Form und Lage sich niclit von den Verhältnissen bei P. minutus unterscheidet. In jeder Läng-sreihe linden sich 7—9 Einzelhaken. Die Zahl der Haken- längsreihen ist auch bei dieser Art gewissen Schwankungen unter- worfen, wie es von Luhe zuerst bei AccmtJwcephalus ranae (Schrank) nachgewiesen wurde. So fand ich bei einigen Exemplaren 14 Reihen, bei anderen 18 (vgl. die Tabelle). Exemplar No. 1 No. 2 No. 3 No. 4 No. 5 No. 6 No. 7 No. 8 Längsreihen 16 16 16 18 16 16 16 14 Zahl der Haken in jeder Längsreihe 87887797 Die Haken sind von zweierlei Gestalt und Größe; die vorderen 4 Reihen bestehen aus größeren Haken mit ziemlich langem rück- laufendem Wurzelast, der länger als der freie Teil ist. Die Maße schwanken: der Wurzelteil ist 0,0555—0,0666 mm lang und 0,0128 mm breit, das freie zurückgekrümmte Ende 0,0518—0,0592 mm lang und 0,0111 mm an der Basis breit. Die 4 hinteren Querreihen bestehen aus kleineren Haken mit kaum sichtbarem Wurzelteil. Die kleinsten Häkchen befinden sich in der letzten Reihe, wo ihre Länge 0,037 mm beträgt. Durch die Haken unterscheidet sich unsere Art von Foly- morphus minutus, bei dem der Wurzelteil der vorderen Haken dem freien Teil entweder gleich oder sogar kürzer als dieser ist. Die Gesamtlänge des Rüssels beträgt im Mittel 0,6 mm, die Breite 0,4 mm. Die Rüsselscheide inseriert an dem hinteren Rande des Rüssels und ist 1,615 mm lang, 0,17 mm breit. Der vordere Teil des Körpers ist fein bestachelt. Die Hoden, die schräg hintereinander unmittelbar hinter der Rüsselscheide liegen, sowie der Kittdrüsen apparat unterscheiden sich in nichts von den Verhältnissen bei Polijmorphus minutus. Die Eier sind spindelförmig, kleiner als bei P. minutus, mit 3 Hüllen versehen, deren mittlere wie dort sich nach den Polen zu verschmälert. Länge des Eies 0,07 — 0,077 mm , Breite 0,015 bis 0,0185 mm. Bei einigen Exemplaren ist das Lacunarsystem deutlich zu er- kennen (Fig. 4), das aus einem Netzwerk miteinander anastomo- sierender Gefäße besteht, die in die 2 latei-al und symmetrisch ge- legenen Hauptstämme einmünden. 27* 406 K. I. Skrjabin, Beim Vergleich unserer Art mit P. minutiis finden wir folgende Unterschiede : 1. Unsere Art ist bedeutend größer als P. minutus, wobei der Sexualdimorphismus schwächer ausgeprägt ist. 2. Das Verhältnis des freien Hakenteils zum Basalteil ist bei unserer Art umgekehrt wie bei P minutus. 3. Die Größe der Häkchen ist bei P magnus geringer als bei P. minutus. 4. Die Eier sind bei unserer Art bei fast gleicher Breite be- deutend kleiner als die von P. minutus. 3. Polyniovplius corynoides n. sp. Im Darm einer am 12./4. 1911 erlegten Anas hoschas L. fand ich in der Nähe der Einmündungsstelle des Blinddarms dichtgedrängt nebeneinander sitzend ca. 200 Exemplare dieser Art, die in situ außerordentlich an einen Holostomiden erinnert (Fig. 3), Mit ihrem an einem langen Halse sitzenden Rüssel saßen die Parasiten tief in der Darm wand fest, so daß beim Versuch, sie abzutrennen, der Rüssel fast stets abriß. Es ist bemerkenswert, daß die Parasiten nicht allein mit ihrem Rüssel in der Darmwand saßen, sondern es war außerdem der ganze vordere aufgetriebene, mit Stacheln be- waffnete Körperteil in die Darmwandung eingesenkt, so daß bei der Entfernung des Schmarotzers die Darmwand mit zahlreichen Ver- tiefungen von recht beträchtlichem Durchmesser versehen war. Ihrem Habitus nach — durch den ventral gekrümmten Körper und den unter einem bestimmten Winkel vom Körper abgehenden Rüssel (Fig. 7j — erinnerten die Exemplare sehr an Vertreter der Gattung Corynosoma Luhe (unser Artname soll auf die Ähnlichkeit hinweisen), durch den Bau des Rüssels und der Haken, durch die Abwesenheit von Stacheln auf dem hinteren Körperabschnitt (Fig. 6) und in erster Linie durch den Bau der Eier zeigte sich jedoch die Art zur Gattung Polymorphus gehörig, in der sie eine besondere Stellung einnehmen muß. Der Kittdrüsenapparat, der bei Corynosoma und Polymorphus verschieden gebaut ist, läßt hier im Stich, da er bei unserer Art sehr stark variiert. Vielleicht wird die Art einmal bei der weiteren Ausgestaltung der Acanthocephalensystematik in einer eigenen Gattung, zwischen Polymorphus und Corynosoma, unter- gebracht werden, augenblicklich fehlen hierfür die nötigen Grund- lasfen. Zur Acanthocephalen-Fauna Russisch Turkestans. 407 Am Körper des Parasiten unterscheiden wir den langen Halsteil mit dem Küssel (Fig. 6) und den stark aufgetriebenen Vorderteil, der voui liinteren durch eiue sclnvache Einschnürung getrennt ist. Männchen wie Weibchen unterscheiden sich nicht durch verschiedene (^niße, wie bei anderen l^oljjniorp/ms-Xrte'n. Die Länge beträgt bei Exemplaren mit eingezogenem Rüssel 1,2 — 2,0 mm, bei dem einzigen vorhandenen Exemplar mit ausgestrecktem Rüssel 3 mm. Die Breite schwankt von 0,4—0,7 mm. Die Einstülpung des Rüssels geht häufig vom Basalteil des Halses aus, so daß die Rüsselspitze aus der Ver- tiefung hervorschaut (Fig. 7j. Der Rüssel ist mit 10 Hakenlängsreihen versehen, in denen je 10—12 Haken von zweierlei Gestalt sitzen, die vorderen größer mit rücklaufendem Wurzelast (Maße des freien Teiles 0,052-0,055 mm, des Wurzelteiles 0,058—0,06 mm), die hinteren kleiner, mit einem kleinen Wurzelteil (Ausmaße des freien Teiles 0,04 mm, des Wurzel- teiles von 0,02 — 0,03 mm). Durch die Form der Haken steht also Folijmorpkus corynoides ziemlich nahe dem P. magnus. Die Rüssel- scheide inseriert am hinteren Teil des Rüssels. Die unregelmäßig oval gestalteten Hoden liegen nicht wie bei F. nünutus und magnus hinter der Rüsselscheide, sondern lateral von ihr und zwar schräg hintereinander, wobei der vordere bei allen untersuchten Exemplaren kleiner als der hintere war. Der Kittdrüsenapparat variiert, wie ich schon oben bemerkte, bei den einzelnen Exemplaren in hohem Maße und leitet von dem schlauchförmigen Typus der Gattung Polymorphus Luhe zu dem birnförmigen der Gattung Corynosoma Luhe über. Bei einigen Stücken waren die Drüsen der Längsachse des Körpers gleich- gerichtet, wie es für Polymorphus typisch ist, bei anderen dagegen bogenförmig gekrümmt. Bei einigen Männchen war die sogenannte Bursa als muskulöses, glockenförmiges Gebilde am Hinterende des Körpers vorgestülpt (Fig. 6). Die Eilänge beträgt 0,0888-0,0962 mm, die Breite 0,0148 mm. Die Eier besitzen wie bei den übrigen Arten 3 Hüllen (Fig. 11), wobei sie sich von den Eiern der Arten P. minutus und P. magnus durch schwächere Verschmälerung der Polfortsätze unterschieden. Die Art steht also auch nach dem Bau der Eier zwischen Polymorphus und Corynosoma. Zur größeren Anschaulichkeit gebe ich im nachstehenden eine tabellarische Übersicht aller 3 Arten der Gattung Polymorphus. 408 K. I. Skrjabin, Die Maße sind in Millimetern angegeben. Name P. minidus P. maynus P corynoides Untersucher GOEZE Skrjabin Skrjabin Jahr 1782 1913 1913 Wirt Oidemia fusca, Gallinula chloropus, Nyroca fuHr/ula, N. ferina, Anas boschas, A. b. dorn., Brenta bernicla, Cytjnus c. domesticus, Anas Nyroca marila , Rallus aquaficus, Squatarola squa- tarola, ? Lariis fuscus FtiUgula rufina Anas boschas Lauge des Männchen 3 6—11 1 1,2—2—3 Länge des Weibchen 10 13—16 Hakeulängsreiheu 16 14—16-18 10 Hakenquerreihen 7-10 7—9 10—12 Endteil der vorderen 0,075 0,0518—0,059 0,052-0,055 Haken Wurzelteil derselben 0,065 0,0555-0,0666 0,058-0,06 Haken Eilänge 0,091—0,11 0,056—0.077 0,089—0,096 Eibreite 0,0182-0,019 0,015-0,0185 0,0148 Verbreitung Europa, Turkestan Russisch Purkestau Fig. A. 4. Polyniorphiis S2). 2 Larvenformen einer anscheinend ur Gattung- Polymorphus gehörigen Art fand ich im Dünndarm eines Vanellus cristatus L. Da geschlechts- reife Individuen fehlen, kann ich über die Artzugehörigkeit leider nichts aussagen. Bei den beiden Exemplaren war der Rüssel nur un- vollständig aus der Rüsselscheide vorgestülpt (s. Fig. A). Er ist sehr schmal, mit 15—16 Hakenlängs- reihen versehen, von denen jede 9 — 10 Haken enthält. In der Form und Größe (Endteil der vorderen Haken 0,04—0,059 mm lang, Wurzel- teil derselben 0,055—0,06 mm) er- innerte die Art sehr an Polymorphus magnus n. sp. Zur Acanthocephalen-Fatina Russisch Tnrkestans. 409 IL Gen. Caitror/iijnc/ui.s Luhe. Diese Gattung war bislier nur aus Raubvögeln (Luhe) und aus Rabenvögeln (Solowiow) bekannt. Bei näherer Untersuchung erwies es sich indessen, daß die von mir im Darm von Vanellus cristatus gefundenen Exemplare einer Acanthocephalenart zur Gattung Cen- trorhynclms gehören und mit der Art identisch sind, die de Marval in seiner Monographie (1) als Echinor/iynchus lancea Westeumb be- schreibt. Bisher war diese Art noch nicht in einer modernen Gattung untergebracht worden, sondern stand in der Sammelgattung Ecliino- rJnjnchus. Obwohl Westrumb in seiner Originalbeschreibung selbst angibt, daß seine Art mit Echinorhynchns vanelli Gmelin 1791 identisch ist, können wir diesen letzteren Namen nicht für E. lancea eintreten lassen, da wir nicht wissen, ob die von Westrumb ange- gebene Synonj'mie auch wirklich richtig ist. 5. Centroi'hyneliiis lancea (Westrumb) 1821. Nach der Literatur kommt die Art außer in Vanellus cristatus L. , in der ich sie einmal fand, auch in Vanellus capella Schaeff., Charadrius pluvialis L., Pavoncella pugnax L., Himantopus himatopus L., H. plinii Ger., Eudromias morinelli L., Aegialiies cantianus Lath., Oedicnemus oedicnemus Temm., Cuctilus canorus L. vor. Der Körper ist von spindelförmiger, schlanker Gestalt, gekrümmt, nach vorn und hinten verjüngt und an den Enden abgerundet (Fig. 9). Die Länge des einzigen männlichen Exemplars beträgt 6,3 mm, die Weibchen sind dagegen bedeutend größer und messen 12 — 20 mm. Der Rüssel trägt 30 Hakenlängsreihen mit 11 — 14 Haken in jeder Reihe. De Marval gibt die Zahl der „crochets" in der Längsreihe zu 7—8 an, da er die hinteren kleineren Haken im Gegensatz zu den „crochets" als „aiguillons" bezeichnet, die nach ihm auch in der Zahl von 7 — 8 vorkommen sollen, womit die für unsere Ait gültige Zahl gegeben ist. In ihren Hauptmerkmalen stimmen meine Exemplare vollständig mit der Beschreibung de Marval's überein, so daß ich im nach- stehenden mich auf die Erwähnung dessen beschränke, was von anderen Autoren noch nicht erwähnt worden ist. In der Literatur finden sich nicht Angaben über die Insertion der Rüsselscheide. Die Untersuchung ergab, daß diese nicht am Rüsselende, sondern in der Mitte des Rüssels inseriert, daß also die Art zur Gattung Centrorhynchus gehört. Ein weiteres, bisher unbe- 410 K. I. Skrjabin, kanntes Merkmal liegt in der Form des Wurzelteils der Haken. In den vorderen Reihen besitzen die Haken einen kräftigen rück- laufenden Wurzelast, weiter nach hinten jedoch werden die Haken immer kleiner, und der Wurzelteil nimmt ebenfalls an Größe ab, wobei er auch seine P'orm verändert: indem der Hakenteil von der Mitte des Wurzelteils abgeht, erhalten wir einen unteren rücklaufenden und einen oberen aufsteigenden Wurzelast, die letzten Reihen da- gegen besitzen nur einen aufsteigenden Wurzelast. Diese Eigentüm- lichkeit ist bisher nur von einigen Acanthocephalenarten bekannt (FomphorhyncJms Mont. und Echinorhijnchus plagicephalus Weste.). De Makval hat bei seinen Untersuchungen diese Verhältnisse nicht bemerkt, da er angibt, daß seine „aiguillons" „sans racines" wären (p. 297). Die Eier sind nach meinen Messungen 0,0444—0,0518 mm lang und 0,0185 — 0,0222 mm, von 3 konzentrischen Hüllen umgeben und entsprechen in ihrer Form und ihrer geringen Größe vollständig den Verhältnissen bei der Gattung Centrorhijnchus Luhe. In folgenden Merkmalen weicht die Art von der Gattungs- diagnose ab: 1. die Hoden liegen fast in der Mitte der Körperlänge; 2. die Kittdrüsen sind dementsprechend nicht so langgestreckt wie bei der typischen Art. Ich betrachte diese Abweichungen jedoch nur als Arteigenheiten, denen keine generische Bedeutung zukommt. III. Gen, Gigantorhifnchus Hamann 1895. Diese Gattung, ursprünglich von Hamann für die 3 Arten Echinorhynchus taenioides Diesing, E. spira Dies., E. echinocUscus Dies, aufgestellt, wurde späterhin durch das Einbeziehen einer weiteren Zahl von Formen erweitert, zu denen sogar EcJdnorhynchus gigas Goeze gehörte (v. Linstow, 1897). Bis heute ist jedoch von niemand eine Revision der unter GigantorJnjnchus aufgeführten Formen versucht worden, ebenso wie es uns noch an einer genauen Gattungs- diagnose fehlt. Luhe hat in einer Arbeit (5) als Type der Gattung EchinorJiynchus echinocUscus Dies, festgesetzt und uns gleichzeitig eine Revision der Gattung in Aussicht gestellt, wobei er bemerkt, daß die Zugehörigkeit von E. spira Dies, und E. taenioides Dies, zu Gigantorhynchus zweifelhaft sei. In seiner neuesten xlrbeit (6) stellt Luhe den Echinorhijnchus moniliformis Bremser in die Gattung und Zur Acantbocephalen-Fauna Russisch Turkestaus. 411 weist auf einige ^[erkinale liin, die die Art mit anderen Giganto- rliyncliiden gemeinsam liat, und zwar auf die Anwesenheit von 8 Kittdrüsen, auf die wurstförmigen, im hinteren Körperabschnitt gelegenen Hoden, wozu noch die von Hamann angegebenen Merk- male kommen: ventrale Lage des Hirnganglions, Bau der Rüssel- scheide und endlich die deutliche Kingelung des Körpers, die sich jedoch nur auf die Oberfläche beschränkt und nicht die inneren Organe berührt. Wenn wir diese Merkmale in ihrer Gesamtheit in Betracht ziehen, so müssen wir zu dem Schluß kommen, daß die Mehrzahl der zu Gujaniorhynchus gezogenen Arten aus dieser Gattung zu entfernen sind und daß augenblicklich nur 2 Arten nachbleiben: Giga)itorJ/i/}icJii(s echinodiscus Dies, und G. moniliformis Brems. Ob noch andere Arten in die Gattung gehören, wird die Revision zeigen, die wir wohl bald von Luhe erwarten dürfen. 6. Gif/antorhi/HcJiiis envpodius n. sp. Ich besitze von dieser neuen, nach allen Merkmalen zur Gattung Gigantorhijnchus gehörenden Axt nur 1 Exemplar, und zwar 1 Männchen, aus dem Darm von Anlea cinerea L. Die Länge des Exemplars beträgt ca. 30 mm, die Breite 1,3 mm. Das Vorderende ist etwas verjüngt, das vorderste Ende ungeringelt (Fig. 14). Der Rüssel ist leider nicht ganz ausgestülpt, glücklicher- w^eise sieht aber das Rüsselende hervor, und man kann erkennen, daß in der vorderen Hakenreihe die für G. echinodiscus charakte- ristischen mächtig entwickelten Haken fehlen. Durch den vorderen durchsichtigen, mit feinen Stacheln besetzten Körperabschnitt schimmert der tiefer liegende Teil des Rüssels nach außen und erlaubt die 14 Hakenlängsreihen zu erkennen. In jeder Reihe sitzen nicht weniger als 5 — 6 Haken, es ist jedoch nicht möglich, ihre genaue Zahl festzustellen, da die hintersten durch mächtige Muskelmassen verdeckt werden. Alle zur Beobachtung kommenden Haken sind von gleicher Größe und Form, mit einem stark entwickelten rücklaufenden Wurzelteil, der größer ist als der freie, schwach entwickelte Teil. Die Ausmaße des freien Hakenteiles betragen 0.022 mm, die des Wurzelteiles 0.032 mm. Die Lage des Hirnganglions entspricht ganz den Verhältnissen bei Gigantorlujnclms. Die Hoden sind von länglich-ovalei-, unregelmäßiger Gestalt und liegen im hinteren Körperdrittel in der Medianlinie unmittelbar hintereinander. Durch die Lage seiner Hoden unterscheidet sich unsere Art von G. moniliformis, bei dem die Hoden voneinander 412 K. I. Skrjabin, durch einen beträchtlichen Zwischenraum getrennt sind. Bei G. eckinodiscus dagfegen, von dem ich Dank der Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. Luhe einige Präparate vergleichen konnte, schiebt sich das vordere Ende des hinteren Hodens vor das hintere Ende des vorderen, wie schon Luhe in seiner Beschreibung der Art bemerkt (6). Die 8 Kittdrüsen unserer Art haben bohnenförmige Gestalt und unterscheiden sich dadurch von G. echmodiscus, bei dem die Drüsen eine rundlich-ovale Form haben. Leider kann ich wegen des Fehlens eines Weibchens nichts über die Eier sagen, auch kann ich auf Grund des geringen Materials nichts w^eiter zu der kurzen Beschreibung hinzufügen, ich glaube aber, daß die angeführten Merkmale genügen werden, um die Art- rechte und die Gattungszugehörigkeit meiner Form zu begründen. Die Aufzählung und Beschreibung der obenstehenden 6 Arten erschöpft mein Material an turkestanischen Acanthocephalen aus Wasser- und Sumpfvögeln. Leider sind die Exemplare aus Mergus merganser , Totanus glareola und FuligtUa nyroca während des schwierigen Transports meiner Sammlung aus Aulie-Ata nach Petersburg zugrunde gegangen. Zum Schluß ist es mir eine angenehme Pflicht, Herrn Geheimrat Prof. Dr. Braun für das fortwährende Interesse an meinen Arbeiten und liebenswürdige Unterstützung sowie Herrn Prof. Dr. Luhe für weitgehende Mitteilungen aus dem reichen Schatze seiner Erfahrungen meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Ganz besonders verbunden bin ich Herrn Dr. Dampf für die freundlichst besorgte Übersetzung des russischen Manuskripts. Königsberg i. Pr., April 1913. Zur Acanthocephalen-Fauna Russisch Turkestans. 413 Literaturverzeichnis. 1. DE MaevaIj , Monographie des acanthocephales d'oiseaux, in: Rev. Suisse Zool., Vol. 13, 1905, Geneve. 2. Hamann, 0., Die Nemathelminthen. Beiträge zur Kenntnis ihrer Entwicklung, ihres Baues und ihrer Lebensgeschichte, Hft. 1, 1891; Hft. 2, 1895, Jena. 3. Kaiser, Johannes, Die Acanthocephalen und ihre Entwicklung, in: Biblioth. zool., Hft. 7, 1891 — 1893. 4. V. LiNSTOW, Nematoden, Trematoden und Acanthocephalen, ge- sammelt von Prof. Fedtschenko in Turkestan, in: Arch. Naturg., Jg. 1883, Bd. 1. 5. LUHE, M., Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung bis auf Westrumb (1821), in: Zool. Ann., 1904. 6. — , Acanthocephalen, in: Die Süßwasserfauna Deutschlands, hrsgeg. von Bkaüer, Hft. 16, Jena 1911. 7. SOLOWIOW. P. , Vers parasitaires des oiseaux du Turkestan (avec 15 fig. dans le texte), in: Ann. Mus. zool. Acad. Sc. St. Peters- bourg, Vol. 17, 1912 (Russisch). 8. AVestrumb, De helminthis acanthocephalis, Hannoverae 1821. 414 K. I. Skrjabin, Zur Acanthoceplialen-Fauna Kussisch Turkestans. Erklärung der Abbildungen. Tafel 15. Fig. 1. Polymorphus magnus n. sp. im Darm von FuUgula riifma L. in situ. 1:1. Fig. 2. Ccntrorhyndms lancea "Weste, im Darm von Vanellus cristaius L, in situ. 1:1. Fig. 3. Polymorplnis corynoides n. sp. im Darm von Anas boschas L. in situ. 1:1. Fig. 4. Polymorphus magmis n. sp., Lacunensystem des Weibchens. 18 : 1. Fig. 5. Polymor])Jms magnus ». sp., Rüssel eines Weibchens mit 18 Hakenlängsreihen. 120:1. Fig. 6. Polymorplms corynoides n. sp., Habitusbild des Männchens. 79 : 1. Tafel 16. Fig. 7. Pobpnorphus corynoides n. sp., ßüssel eines nicht geschlechts- reifen Exemplars aus Anas boschas. 175 : 1. Fig. 8. Centrorhynchus lancea Westr., Ptüssel eines Männchens aus Vauellus crisiatus. 175 : 1. Fig. 9. Centrorhynchus lancea Westr., Habitusbild eines Männchens aus Vanelhis cristaius. 23 : 1. Fig. 10. Polymorphus m.agnus n. sp.. Ei. 995 : 1. Fig. 11. Polymorphus corynoides n. sp., Ei. 995:1. Fig. 12. Coitrorhynchus lancea Westr., Ei. 995 : 1. Fig. 13. Gigantorhynchus empodius w. sp. aus Ardea cinerea, Yorder- ende des Männchens. 135 : 1. Fig. 14. Gigantorhynchus emjwdius n. sp. aus Ardea cinerea, Habitus- bild des Männchens. 9:1. Zooloii. JahrhüAer Bd. 3j AbtX Syst Tat: 13. P Weise liih.,Jena iJahrbüAer Bd.35 AbLf. Syst Skriafem Verlag'»" '^'"'""''ä*"ta Jena. i» Weise. Iit>i., Jena. Zoolog. JaÄrbücher Bd.3B. Abt f. Syst. Taf.15. G Burdach del. Skrjabr Verlag von Gustav Fischer in Jena . J>.'Weise..Lxth.,Jenob. Zoolog. Jahrbücher Bd.3S Abtf. Syst. Taf.W. Skrjai: FMtise..lMh-,Jtna. Nachdnick verboten. Z^bersetzungsrecht vorbehalten. Copulation und Spermatophoren von Grylliden und Locustiden. I. Von Prof. Dr. ririch Gerhardt, Breslau. Mit Tafel 17—18 nnd 22 Abbildungen im Text. Es kann wolil kaum zweifelhaft sein, daß die beiden Orthopteren- familien der Locustiden nnd Grylliden eine so große Menge morphologischer Übereinstimmungen aufweisen, daß man sie als zwei sehr nah miteinander verwandte Formkreise ansehen muß. Die Lage des Stridulationsorgans, der Hörorgane und endlich die von Brunner (10) so eingehend studierte Übereinstimmung des Abdo- minalendes in beiden Geschlechtern stellt beide Familien sogar so nah zueinander, daß es des unterscheidenden Merkmales, der 3- oder 4-gliedrigen Tarsen, bedarf, um mit Sicherheit eine Form, be- sonders eine ungeÜügelte, als Gryllide oder Locustide zu erkennen. Brunner (13) weist darauf hin, daß für die Locustidenfamilie der Stenopehnatidae eine ganze Anzahl von Autoren eine Zugehörigkeit zu den Grylliden beansprucht habe. Nun zeigen, worauf gleichfalls Brunner (13) hinweist, Grylliden- und Locustidenformen große Konvergenzäiinlichkeiten, so daß grabende Formen, wie Grijllotalpa, ihr Analogon auch unter den Locustiden finden können (Stenopelmatus). Übereinstimmungen sind also in Menge da, nur fragt es sich, 416 Ulrich Gerhardt, ob wir die Locustiden oder die Gry lüden als die primitiveren, phylo- genetisch älteren Formen zu betrachten haben. Brunner sieht die Grylliden als sekundär veränderte Locustidenabkömmlinge an. „Der erste Gryllode ist unzweifelhaft aus einem Locustiden entstanden, aber die Stenopelmatiden stammen nicht von diesem Grylloden ab, sondern sind — wenn man sich so ausdrücken darf — ein zweiter Versuch der Locustodeen in der Richtung der Gryllodeen." Neben dieser Auffassung können noch zwei andere als möglich geäußert werden. Einmal könnte man auch umgekehrt die Grylliden als von den Locustiden abgeleitete Formen betrachten. Dagegen spricht aber die reduzierte Tarsenzahl der Grylliden, die wohl zweifellos einen sekundär erworbenen Charakter darstellt. Außerdem aber kann eine dritte Auffassung dahin geäußert werden, daß Grylliden wie Locustiden von einer gemeinsamen Vorfahrenfamilie abstammten, die eine Vereinigung der Charaktere von Grylliden und Locustiden darstellte. Die Grylliden stellen im allgemeinen sicher keinen höheren Entwicklungsgrad des Locustidenstammes dar, sondern, im Gegenteil, sind die Locustiden in ihren entwickeisten Formen sicher- lich zu einer weit höheren Stufe der Diffeienzierung gelangt. In diesen Zeilen soll nun der Versuch gemacht werden, die phyle- tische Bedeutung und Entwicklung eines biologischen Vor- ganges bei Grylliden und Locustiden zu verfolgen, eines Vor- ganges, der gerade bei diesen beiden Insectenfamilien eine große Einheitlichkeit des Verlaufes trotz mannigfacher Abweichungen im einzelnen angenommen hat, des ßegattungsvorganges. Die erste Anregung zu meinen Studien in dieser Richtung gab mir ein Aufenthalt in Rovigno im Jahre lyOO, bei dem ich zum ersten Male in großer Anzahl Weibchen von Fhaneroptera quadri- punctata und außerdem noch ein Weibchen von Dedicus albifrons mit Spermatophoren fand. Im Jahre 1906 hielt ich mich zur Ausführung biologischer Orthopterenstudien während der Monate September und Oktober in Bosnien und der Herzegowina auf, und dieser Expedition verdanke ich mein erstes konserviertes Mateiial an Locustidensperraatophoren, und zwar von der Phaneropteride Tylopsis lüiifolia. Die Reise wurde ausgeführt mit Hilfe eines Reise- stipendiums aus der Gräfin BosE-Stifiung in Höhe von 15U0 Mark, das ich von dem Kuratorium dieser Stiftung in Berlin gütigst zu- erteilt bekam. Es ist mir ein Bedürfnis, dem Kuratorium der Gräfin BosE-Stiftung, insbesondere Herrn Geheimrat Prof. Dr. Oscae HertwiGj der mein Gesuch in liebenswürdigster Weise unterstützt Copulation \ind Spermatophoren von Gryllideu und Locustiden. 417 hat, an dieser Stelle meinen ehrerbietigsten, tiefstgefühlten Dank auszusprechen. Die mir zur Verfügung gestellte Summe hat mir nicht nur ermöulicht. diese Heise zu machen, sondern mir auch später Ferienbeobachtungen innerhalb des Deutschen Reiches in den darauf- folgenden Jahren, ferner die Anschaffung von Zuchtkästen usw. gestattet. • Vielleicht Avird es nicht unzweckmäßig sein, an diesem Ort Einiges vorauszuschicken über die Erfahrungen, die ich über die Methode biologischer Beobachtung an Insecten gewonnen habe. Ich stand früher auf dem Standpunkt, daß ausschließlich die Beob- achtung des Tieres im Freien anzuwenden sei und einwandfrei zum Ziele führe. Bei biologischen Studien an Kreuzspinnen ^) war es mir auf diese Weise gelungen, die Mehrzahl der Fi-agen, die ich mir gestellt hatte, zu beantworten. So habe ich fiiiher mich auch bemüht, alle Studien an Locustiden im Fielen anzustellen, und die ersten Beobachtungen von Begattungen fanden auch wirklich im Freien statt. Seit dem letzten Sommer aber verwende ich fast aus- schließlich gefangene Tiere zu meinen Studien, und zwar vor allem deshalb, weil einmal die Vorgänge bei der Begattung selbst im Käfig oder Terrarium sich nicht anders als im Freien abspielen und weil zweitens eine beträchtliche Zeitverschwendung vermieden wird. Außerdem kann man in der Gefangenschaft die Bedingungen der Außenwelt mannigfach modifizieren und hat so das Zustandekommen der zu beobachtenden Vorgänge wenigstens einigermaßen in der Ge- walt, während man im Freien von einer Menge von Zufälligkeiten abhängig ist. Wenn so praktisch die Beobachtung gefangener Tiere rascher zum Ziele führt und häufig auch genaueres Zusehen erlaubt, so gewährt doch das Beobachten im Freien zweifellos, gerade weil es schwieriger ist, eine größere persönliche Befriedigung nach er- reichtem Erfolge, außerdem gewährt es in manchen Dingen doch einen richtigeren Einblick als die Studien an« Gefangenen. Somit erscheinen als Ergänzung der au Gefangenen gewonnenen Befunde Beobachtungen im Freien doch wünschenswert. Die Begattung der Locustiden und Grylliden weist in zwei Hauptpunkten eine prinzipielle Übereinstimmung auf: das Männchen befindet sich bei beiden während der Copulation unter dem \\'eib- chen, und bei dieser wird eine post coitum äußerlich sichtbare Spermatophore dem Weibchen in die ventral von der Legröhren- 1) In: Züol. Jahrb., Vol. 31, Syst., 1911, p. 643. 4,18 Ulrich Gerhardt, Wurzel gelegene Begattungsöffnung eingebracht. Dieser Begattungs- modus weicht, wie später zu erörtern sein wird, nicht nur von dem anderer Orthopteren, sondern auch von dem anderer Insecten im i. allgemeinen ab; er stellt in der Vereinigung der beiden erwähnten \ Charaktere einen Vorgang dar, der eine biologische Sonderstellung einnimmt. Wenn somit die Begattung beider Familien einen in sich ab- geschlossenen einheitlichen Typus darstellt, so ist sie im einzelnen doch einer Menge von Variationen fähig, die wir denn auch bei den verhältnismäßig wenigen bis jetzt daraufhin untersuchten Formen in reichem Maße verwirklicht finden. Insbesondere ist ein Typus der Gryllidencopulation von einem solchen der Locustidenbegattung zu unterscheiden, der mit der Aus- stattung des männlichen Hinterleibsendes mit Haftorganen bei den meisten Locustiden zusammenhängt. Ferner ist die Form der Spermatophore bei Grylliden immer ganz anders als bei Locu- stiden. — Es war nun mein Bestreben, einerseits verschiedene Ab- wandlungen dieser beiden Typen zu untersuchen und ganz besonders durch das Studium von „Übergangsformen" — es handelte sich liier um gryllidenähnliche Locustiden aus der Familie der Stenopelmatidae — festzustellen, ob die beiden nach recht verschiedenen Richtungen entwickelten Modi der Begattung der Grylliden und Locustiden durch Zwischenstufen entweder voneinander abgeleitet oder doch auf eine gemeinsame Ausgangsform zurückgeführt werden könnten. Wenn ich es wage, das Wenige, was ich bisher an Resultaten erreicht habe, bereits zu veröffentlichen, so soll das mit dem Hinweis geschehen, daß ich mir der Unvollkommenheit meiner Befunde wohl bewußt bin, daß ich aber doch glaube, zu einem gewissen vorläufigen Abschluß gekommen zu sein. Die Pause, die im Winter in der Beobachtung fast alles ein- heimischen Insectenmaterials eintreten muß, hat auch dieses Jahr eine Unterbrechung meiner Studien notwendig gemacht, die ich daher erst in den Sommermonaten, nach Fertigstellung dieser Abhandlung, wieder werde aufnehmen können.^) Doch verdanke ich gerade den Monaten des letzten Winters Beobachtungen an gefangenen exoti- schen Formen, deren Studium zum vorläufigen Abschluß dieser Be- obachtungen notwendig war. 1) Die Beobachtungen an Grißlotalpa und Gnjllus dorne slicu.s wurden erst im Frühjahr 1913 angestellt. Copulation und Spermatophoreu von Grylliden und Locustiden. 419 Die Literatur über unseren Gegenstand wiid im einzelnen am besten bei der Besprechung der Befunde der einzelnen be- obachteten Grylliden- und Locustidengruppen (Subfamilien und Gattungen) zu erwähnen sein. Hier seien nur einige allgemeine Be- merkungen vorausgeschickt. Zunächst muß ich erwähnen, daß ich, als ich bereits diese Studie abgeschlossen hatte und ans Schreiben ging, durch Herrn Dr. Dampf in Königsberg die Mitteilung bekam, daß Herr Dr. B. Th. BoLDYEEv in Moskau über das gleiche Thema arbeite. Ich habe mich mit BoLDYHEV daraufhin in Verbindung gesetzt und erfahren, daß er zum Teil die gleichen Objekte untersucht hat wie ich, ins- besondere hat auch er die Copulation der Stenopelniatide Biestram- mena untersucht. Auf diese von den meinen unabhängigen Studien werde ich weiter unten einzugehen haben. In der deutschen Literatur findet sich wenig über unseren Gegenstand, mehr in der französischen, w^ohl auf Anregung der FABiiE'schen Schilderung der Copulation von Decticus (16). Besser als die der Locustiden ist die Copulation der allerdings sehr viel leichter zu beobachtenden Grillen bekannt geworden. BeobachtungsmateriaL Begattungen wurden beobachtet von den Grylliden Lio- gryllus campestris L.. Gryllus domesticus L., Nemobius sylvestris Fab. und Gryllotalpa vulgaris L. ; von folgenden Locustiden: Decticidae: Decticus verrucivorus L., Platycleis roeseli Hagenh., PI. grisea Fab.; Phancropteridae: Phaneroptera falcata. Leptophyes punctatissima Bosc : Stenopelynatidae: Diasirammena maromata de Haan. Außerdem wurden, ohne daß die Copulation beobachtet werden konnte. Sperma top hören vorgefunden und konserviert an Weib- chen von Decticidae: Decticus alhifrons Fab., Thamnothrison cine- reus L.. Locustidae: Locusta viridissima L., Phancropteridae: Tylopsis liliifolia Fab. Spermatophoreu wurden konserviert in Forraol ö^Iq, Alkohol 70"/o und CARNOT'scher Flüssigkeit. 1. Copulation und Spermatophoreu von Oryllideu. a) Echte Grylliden. Die Copulation der Grylliden, und zwar der beiden der Be- obachtung zugänglichsten Arten, der Haus- und Feldgrille, Liogryllus Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. Syst, 28 420 Ulrich Gekhardt, campestris L, und GryUus domestieus L., ist durch Frisch (19) und durch RösEL von Rosenhof (80) in seinen „Tnsektenbehistigungen" in den zunächst in die Augen fallenden Punkten bereits vortrefflich geschildert worden. Außerdem hat Lespes (26) die Begattung von Liogryllus campestris so eingehend beobachtet und analj^siert, daß eigentlich für diese Species nur noch einige Ergänzungen zu geben sind. Auch bei Fischer (18), Graber (20, 21) und Tümpel (33) sind die Copulationsgewohnheiten der Feldgrille geschildert worden. Neuerdings hat Baumgaetner (2) ') in seiner Arbeit über die Copulation der Grylliden ander amerikanischen Feldgrille ^) die LESPEs'schen Angaben nachgeprüft und erweitert, außerdem die Copulation von Gryllus domestieus L. und Nemobius fasciatus be- obachtet. Auf seine Befunde wird noch wiederholt näher einzu- gehen sein. Ich konnte an einem Feldgrillenpärchen, das ich im Sommer 1912 im Zoologischen Institut zu Breslau in meinem Arbeitszimmer hielt, innerhalb weniger Wochen 48 Copulationen selbst beobachten und außerdem noch häufig Spermatophoren in der Vulva des Weib- chens vorfinden. Bedeutend weniger Begattungen konnte ich bei Gryllus domestieus L. studieren. — Bei Nemobius sylvestris Fab., der kleinen unter Laub lebenden Waldgrille, habe ich nur 2 Copula- tionen beobachtet, für die auf Sträuchern lebende Gattung Oecanthus und zwar für eine amerikanische Art, liegen Beobachtungen von Hankock (22) vor. Betrachten wir zunächst den Copulationsmodus von Liogryllus campestris. Ein Grillenpärchen, das einmal aneinander gewöhnt ist, lebt in einer Art von Ehe, und es finden fast täglich wohl minde- stens 2 Copulationen statt, aber auch 3 — 4. Das von mir in Ge- fangenschaft gehaltene Paar wurde am 10. Juni 1912 in ein Ter- rarium gesetzt, am nächsten Tage wurde durch Herrn Präparator Pohl der erste Coitus beobachtet, ein zweiter am 12. Juni. Vom 13. ab habe ich dann fast täglich Begattungen gesehen. Außerhalb der eigentlichen Zeiten der Copulationstätigkeit der Tiere braucht man sie nicht zu beobachten, da jede Begattung durch Zirpen des Männchens eingeleitet wird. Sehr häufig, aber durchaus nicht immer, 1) Die BAUMGARTNER'sche Arbeit, die in vielen Punkten dieselben Ergänzungen der LESPES'scheu Beobachtungen an Liogryllus campestris bietet wie meine Befunde, kam erst in meine Hände, als dieser Passus über die GrylliJen schon geschrieben war. 2) Der lateinische Name der Art wird leider nicht angegeben. Copulation und Spermatophoren von Grylliden und Locustiden. 421 setzt sicli das i\rännchen vor das Loci), in dem das Weibchen weilt, den Kopf ins Innere der Röhre gewandt, und zirpt lebhaft. Doch kann diese Einleitung zur Ikgattung auch vom Bau entfernt vor sich gehen. Hier sei die Bemerkung eingeschaltet, daß auch im Freien an einem Loch, vor dem ein Männchen zirpt, regelmäßig ein Weibchen sitzt, so daß Rösel's Annahme, die Männchen bewohnten ihre eigenen Löcher, nicht zuzutretfen scheint. Auf diese Tatsache, die ihm von früher her geläufig war, machte mich Herr Pohl auf- merksam. ^^'enn das Weibchen nicht begattungsgeneigt ist, zirpt das Männ- chen oft stundenlang. Bei einem aneinander gewöhnten Pärchen ist aber das Zirpen vor der Begattung meist nur von kurzer Dauer. W^enn das Weibchen sich dem Männchen nähert, stellt sich dieses, worüber Lespes sein Erstaunen beim ersten Anblick äußert, mit dem Hinterleibsende nach dem Kopf des Weibchens und beginnt mit einem ganz eigenartigen, veränderten Modus des Zirpens, den Fischer (18) bereits gehört und als „cantus mitior" bezeichnet hat. Dies Zirpen, das höchste geschlechtliche Erregung und Be- gattungsbereitschaft des Männchens ausdrückt, ist schwer zu be- schreiben; zwischen scharfen, zwitschernden Zirptönen hört man ein ununterbrochenes Schnurren, wie das einer ßepetieruhr, die zum Schlagen ausholt. Während diese Geräusche hervorgebracht werden, wobei die El3'tren wie beim gewöhnlichen Zirpen hochgehalten, aber in etwas anderer Weise gegeneinander gerieben werden, führt das Männchen ruckweise eigentümliche Stoßbewegungen mit dem ganzen Körper nach rückwärts aus. Dabei nähert es seine Hinterleibsspitze mehr und mehr dem Kopfe des Weibchens. Schließlich geht dieses einen Schritt vor und beginnt den Rücken des Männches zu belecken und zu benagen. Das Männchen schiebt sich nun weiter nach rück- wärts, streckt dabei seinen Hinterleib auffallend in die Länge, legt die Elj'tren flach an und führt mit dem weit in den Nacken ge- legten Kopf krampfhafte Drehbewegungen nach rechts und links aus. Diese Bewegungen beschreibt Rösel bei der Hausgrille: „Das durch den Gesang herbeygelockte Weiblein gibt dem Männlein seine Gegenwart durch seine lange Fühlhörner zu erkennen. Dieses tucket sich hierauf nieder und bewillkommt jenes mit einem gestreckten und sich von einer Seite zur anden drehenden Kopf. Das Weib- chen besteiget hierauf, wie bei den Heuschrecken zu geschehen pfleget, ihren angenehmen Sänger, und alsdann wird die Paarung, in etlichen Minuten, ohne Gesang und ohne merkliche Bewegung 28* 422 Ulrich Gerhardt, vollbracht." Lespes schildert die Auslösung der Begattuugsstellung* beim Männchen durch das Nagen des Weibchens auf dessen Rücken, jedoch nicht diese Kopfbewegungen. Herr Kollege Zimmer und ich haben häufig an unseren Ge- fangenen festgestellt, daß beim Männchen, sowie es zu der zweiten Art des Zirpens übergegangen ist, durch eine leichte Berührung der Dorsalfläche seines Abdomens jedesmal der besprochene Komplex von Bewegungen ausgelöst werden konnte, der sonst durch das Weibchen hervorgerufen wird, das auf dem Rücken herumnagt. Dieses Beißen und Lecken der weiblichen Tiere auf dem Rücken des Männchens spielt nicht nur bei Gr^-lliden, sondern auch bei Locustiden eine große Rolle, es braucht aber nicht als Einleitung zur Begattung ausgeübt zu werden, obgleich das der viel häufigere Fall ist. Übrigens genügt auch das zufällige Hinweglaufen eines Weibchens über ein sexuell erregtes Männchen, um alsbald die Begattungsbewegungen hervorzurufen. Baumgartner (2) betont, daß das Benagen durch das Weibchen (the caressing by the female) nicht notwendig der Begattung voran- gehen muß, sondern daß das Weibchen sich oft während des ganzen Aktes kaum beim Fressen stören lasse. Ich sah einmal ein Weib- chen während der ganzen Copulation eine vertrocknete Erbse im Maul halten. Wenn aber Baumgartner sah, daß in solchen Fällen das Weibchen dem Männchen nur eben erlaubte, unter seinen Leib zu kriechen, so muß ich sagen, daß ich solch große Passivität des Weibchens bei der europäischen Feldgrille nie beobachtet habe. Vielmehr sah ich immer, daß wenn das Männchen sich streckt und nach rückwärts gleitet, das Weibchen einen Schritt aktiv vorgeht. Das Männchen schiebt sich nun vollends unter das Weibchen, das also nicht, wie Tümpel (33) und auch Graber (20) angibt, eine rein passive Rolle dabei spielte. Nun streckt sich der männliche Hinter- leib noch bedeutend mehr, und seine dorsal aufgebogene Spitze greift an die weibliche Geschlechtsötfnung, die an der Ventralfläche der Legröhren Wurzel zwischen 8. und 9. Segment liegt. Das was nun zunächst bei der Beobachtung der Begattung auffällt und von allen Beobachtern auch beschrieben worden ist, ist das Austreten einer Spermatop höre aus der männlichen Ge- schlechtsölfnung. RösEL (30) schreibt von der Hausgrille: „Indem sie (die Be- gattung) aber vor sich gehet, so kann man sehen, daß dem Weiblein an dem Legstachel, gegen dem Leib zu, von dem Männlein ein Copiilalidii und Sporiiiatophoren von Gry lüden uud Locustiden. 423 Tröpflein, so einem liellen und kleinen Sandkörnlein gleichet, an- gehängt werde, welches jenes, nach geraumer Zeit, endlich in den Leib hineinziehet'' und von der Feldgrille: „...so gehet die Paarung auf eben die Weise wie bey den Hausgrillen vor sich ; das Tropf lein aber, so dem Weiblein von dem Männlein angehänget wird, und welches, ob es gleich einem Hirschkorn gleichet, doch viel kleiner ist, traget dasselbe einige Stunden mit sich herum, ehe es solches in den Leib ziehet." Man sieht bei der Beobachtung der Copulation zunächst, daß das Männchen seine Hinterleibsspitze mit gewissermaßen suchenden Bewegungen heftig nach oben gegen die des Weibchens drückt. Dabei können die beiden fadenförmigen Cerci nicht die Rolle irgend- welches Greiforganes spielen; dieses wird vielmehr dargestellt durch den in der Ruhe in der Hinterleibsspitze verborgenen, hier chitinös entwickelten „Penis", der als nach oben greifendes, hakiges Gebilde nach außen vorgestreckt wird und der gleichzeitig den Behälter für die Spermatopliore bis zu deren Abgabe bildet. Dieser „Penis" bewerkstelligt die Fixierung des männlichen am weiblichen Hinterleib dadurch, daß er in die Vulva eingreift mit einem ihm eigentümlichen Organe, das von Brunner (10) für Locu- stiden und Grylliden als Titillator bezeichnet worden ist. Außer- ordentlich genau hat Lespes (26) die Bewaffnung des männlichen Hinterleibes und das Funktionieren dieser Chitinausstattung während der Bildung und Abgabe der Spermatophore untersucht. Ihm ist auch die Abbildung entnommen (Fig. B), die die Ausgestaltung des männlichen Hinterleibes und die Lage der Spermatophore in einem besonderen Teil des chitinösen Apparates darstellt. Fig. A zeigt uns die Spermatophore (c) in einer eigentümlichen löffeiförmigen Kavität des Penis liegen, die von einem ventralen Stück und 2 seitlichen Klappen ((/) begrenzt wird. Darüber ist der Titillator {h) sichtbar, noch weiter dorsal der After (a), von dem seitlich die abgeschnittene Basis eines Cercus liegt. Alles was ventral vom Anus, als ausge- stülpte Umgebung der Geschlechtsöffnung, sichtbar ist, wird als „Penis" bezeichnet, obwohl die Anwendung dieser Vokabel auf dieses Organ bei Locustiden sowohl wie bei Grylliden nicht korrekt erscheint. Der ganze ausgestülpte Organkomplex dient nur zum alier- kleinsten Teil und nicht einmal bei allen Formen zum Eindringen in die Vulva. Der größere bleibt sichtbar und birgt in seinem Innern den Teil der Spermatophore, der nach der Begattung außen am Weibchen zu sehen bleibt. 424 Ulrich Gergardt, Man sieht nun bei dem weiteren Verlauf der Begattung, daß das Männchen den Titillator, also den am meisten dorsal gelegenen Teil des Begattungsapparats, mit einer Bewegung von hinten nach vorn, gleichzeitig auch nach oben, auf die Lespes bereits aufmerk- sam macht, caudal und dorsal von der dadurch nach unten gezogenen Subgenitalplatte des Weibchens, in die Vulva einhakt. Dabei werden die Drehbewegungen mit dem Kopf fortgesetzt, das Weibchen ver- hält sich vollkommen ruhig, nur drückt es seinen Hinterleib während des ganzen Vorganges stark ventralwärts, wodurch dem Männchen seine Tätigkeit offenbar wesentlich erleichtert wird. Wenn der Titillator eingeführt worden ist, hören die heftigen Bewegungen des Fig-. A. Fisf. A. Hinterleibsende von Liogryllus campestris c/' , etwas komprimiert (nach Lespes). a After, h Titillator. c Spermatopliore. d Seitliche Peuisklappen. Fig. B. Penis der Feldgrille mit Spermatophore (nach Lesp6s). k. g. g Ductus ejaculatorius. l. m. n Spermatophore. a, b — e Chitiuöse Teile. H Titillator. Männchens auf. Aus dem in der Fig. A mit c bezeichneten Teil seines Genitalapparats tritt ein etwa birnförraig gestalteter Körper hervor, der mit einem dünnen, feinen Stiel in die Vulva hineinragt und am Weibchen hängen bleibt. Dieser Körper wird freigegeben durch seitliches Auseinanderweichen der chitinösen Klappen c. Nach dem Erscheinen der Spermatophore löst sich alsbald der dorsale Teil des „Penis" aus der Vulva, und die Begattung ist beendet. Nun kann es vorkommen, daß das Weibchen noch eine Zeitlang auf dem Männchen sitzen bleibt, ohne daß beide Tiere sich rühren.^) Ge- wöhnlich steigt aber das Weibchen bald vom Männchen herab. Das 1) Auch von BaüMGAETNEE bei der amerikanischen Form beobachtet. Copnlation und Sperraatophoren von Grylliden und Locustiden. 425 Männchen folgt nun meist nocli eine ganze Zeitlang dem Weibchen auf Schritt und Tritt, und die in ihm noch nachklingende sexuelle Erregung gibt sich in erst kurzen, später länger werdenden Pausen durch ganz eigentümliche, schüttelnde Fühlerbewegungen zu erkennen, die jedesmal nur wenige Sekunden dauern. Während der Zeit dieser Nachwirkung der Copulation habe ich nie ein Männchen stridalieren hören, dagegen war erneutes Zirpen immer das Zeichen der Bereit- schaft zu einer weiteren Begattung. Bevor wir Gestalt und Schicksale der Spermatophore näher betrachten, soll noch auf das eingegangen werden, was sich während der Begattung dem Auge des Beobachters entzieht. Lespes gibt uns auch hierüber außerordentlich genaue Darstellungen. Es lassen sich nämlich diese Vorgänge dadurch erschließen, daß man die Ab- gabe der Spermatophoren auch am allein gehaltenen Männchen be- obachten kann. Auch ohne die Anwesenheit von Weibchen pro- duzieren die männlichen Feldgrillen fortgesetzt Spermatophoren, die gelegentlich nach außen abgesetzt werden. Graber weist auf diesen Vorgang hin mit den Worten: ,.Den Teleologen zum Trotze sei es ausdrücklich gesagt, daß nach unseren vieljährigen Beobachtungen die Grillenmännchen, in Abwesenheit ihnen zusagender Weibchen, viele dieser kostbaren Samenpackete ungenutzt zur Erde fallen lassen. Wir sagen ungenutzt, weil hier noch kein Fall constatiert ist, daß samenbedürftige Weibchen, wie bei den Erdasseln, sie auf- suchen und — horribili dictu — sich selbst in die Scheide stecken." Diesen Vorgang — den der Abgabe der Spermatophore nach außen — , kann man nun künstlich dann beschleunigen, wenn das Männchen eine Spermatophore zur Begattung bereitgestellt hat. Lespes weist darauf hin, daß die Grillenmännchen oft schon kurze Zeit (10 Minuten, die von mir beobachteten Intervalle währten im allgemeinen viel länger, bis eine Stunde) in eigentümlicher Weise mit dem Hinterleibe pressende Bewegungen ausführen, die er mit Defäkationsbewegungen vergleicht. Dabei wird jedesmal eine Sperma- tophore in den lötf eiförmigen Behälter gelegt, der den ventralen Teil des Penis bildet und dicht dorsal von der männlichen Subgenital- platte hervortritt. Baumgartner (2) hat diese Bewegungen bei der amerikanischen Feldgrille nicht gesehen, ich kann Lesp^^s' Be- obachtung nur bestätigen. Wenn man nun einem Männchen, das diese Bewegungen bereits ausgeführt hat, den Hinterleib von beiden Seiten leicht komprimiert, so kann man dadurch das Austreten der Spermatophore bewirken. Einmal gelang es mir, bei einem Mann- 426 Ulrich Gerhardt, eben, das in dem oben erwähnten Stadium war, in dem die leiseste Berülirung' der Dorsalfläche des Abdomens die Streckung des Hinter- leibes und die eigentümlichen, sonst bei der Begattung ausgeführten Drehbewegungen des Kopfes auslöst, den Austritt der Spermatophore aus der Hinterleibsspitze unter dem SEiBERT'schen binokularen Mikro- skop zu verfolgen. Es wird nötig sein, auf die Bildung und auf das Zurechtlegen der Spermatophore in den männlichen Ausführungswegen sowie auf die Gestalt der Spermatophore etwas genauer einzugehen. Lespes legt die Form des von den deutschen x\utoren als „Penis" be- zeichneten Organs, also die unmittelbare Umgebung der Geschlechts- öffnung, eingehend dar. In der Hauptsache unterscheidet er (und zwar auch bei Gnjllus domesticus) zwei Partien der männlichen Genitalbewatfuung, eine dorsale und eine ventrale. In dem ventralen Anteil, der aus einer hohlen gekrümmten Platte und einem hornigen „Stilet" besteht, mündet der Ductus ejaculatorius des Vas deferens, nachdem er in einem Bogen diese Platte umzogen hat (Fig. By). Der dorsale Teil besteht aus 6 chitinösen Teilen, die sich um einen medialen, dreiteiligen Haken gruppieren, der bei der Copulation in die Vulva eingeführt wird. Mit anderen Worten: der dorsale An- teil stellt einen Fixierungsapparat für das männliche Hinterleibs- ende, der ventrale den Formungs- und Leitungsapparat für die Spermatophore dar.^) Lespes erörtert die Beziehung der einzelnen Teile der Genitalbewaffnung zur Segmentierung des Hinterleibes nach der von Lacaze-Duthiers gegebenen Terminologie. Das Haupt- ergebnis ist, daß der dorsale Bogen des 9. Hinterleibssegments (ennato-tergite) zwei Epimeriten und zwei durch seitliche Bogen dar- gestellte Episterniten trägt. Die beiden Hörn haken (crochets) stellen einen Sternorabditen und einen Tergorabditen dar; bei Gnjllus cam- pestris existiert, im Gegensatz zu Gr. domesticus, nur der letzt- genannte. Alle diese Teile setzen den dorsalen Teil („la partie superieure") des Copulationsapparats zusammen. Der ventrale Teil wird aus einem Stilet und der „Lame productive de la sperma- tophore" gebildet. Beide Teile gehören zusammen und bilden den Sterniten. In dieser Ventralpartie, zwischen 8. und 9. Sterniten, mündet der Ductus ejaculatorius. 1) Baumgartnee kommt zu einem ähnlichen Ergebnis, das er so ausdrückt: The so called armature of the male crickets consists of a mold for forming the spermatophore and an apparatus to transfer the same to the female. Copalation nnd Spermatophoren von Grylliden und Locustiden. 427 Eis wird zweckmäßig sein, die Copulationsorgane der Grillen auch noch an der Hand der vun Bkunner v. Wattenw^yl (10) ge- gegebenen Deutungen und Figuren zu betrachten. Bei allen Orthopteren ist beim Männchen das 8. Segment noch normal gestaltet, während es beim Weibchen bereits Veränderungen aufweist, und ti-ägt noch Stigmen. Wie Lespes richtig angibt, ist das 9. Segment dasjenige, an dem die charaktei'istischen Sexual- merkmale angebracht sind. Bei beiden Geschlechtern ist die Dorsal platte normal gebildet, beim Männchen bildet die Sternalplatte die Lamina subgenitali.s. die ,,in der Sternalhaut den Penis einschließt". Dieser ,,Penis ist nichts als die weiche, häutige Umgebung der Genital- ölfnung. Er ist in unserem Falle zu der die Spermatophore formen- den Lamelle mit allem Zubehör, seitlichen Klappen usw., geworden, während der von Lksp]>s als Tei'git aufgefaßte dorsale Anteil das Gebilde darstellt, das, in einfacherer Form auch bei den meisten männlichen Locustiden vorhanden, den Namen Titillator trägt und gerade bei Grylliden einen außerordentlich komplizierten Bau aufweist. Brunner, der dem Gebilde den Namen gegeben hat, be- tont ausdrücklich, daß es außer allem Zusammenhang mit dem eigent- lichen Körperskelet steht. Es ist daher auch nicht irgendwelchen konstanten Teilen eines Segments zu homologisieren. Während bei den Locustiden, die ihn besitzen, der Titillator relativ einfach ge- baut ist, ist er bei den Grj^lliden mit besonderen, von Art zu Art sehr verschiedenen Fortsätzen etc. versehen, so daß er als Artcharakter verwertbar ist (Fig. C). Das 9. Segment trägt keine Stigmen. Das 10. umschließt den After, der von 3 Klappen umgeben ist, von denen die dorsale sich als Lamina supraanalis verlängert; die beiden ventralen (Sternal- platte) tragen die Cerci (Stigmata?), die bei den Grylliden, im Gegen- satz zu der überwiegenden Mehrzahl der Locustiden, nicht zu Hilfs- organen bei der Begattung umgewandelt sind, sondern ungegliederte, lange, mit Tasthaaren besetzte Anhänge darstellen und wohl auch in erster Linie als Sinnesorgane fungieren. Die für uns wichtigsten Organe, die im 9. Segment gelegen sind, würden also der Penis und der Titillator sein, der in die dor- sale Haut des Penis, weiter kopfwärts eingepflanzt ist. Die Be- sonderheit des „Penis" der Grillen liegt hauptsächlich darin, daß er auf seiner Dorsalfläche konkav ist, und diese Aushöhlung ist es, die der Spermatophore zum Aufbewahrungsort dient, bis sie nach außen entleert wird, und in die hinein die Spermatophore durch die 428 Ulrich Gerhardt, bereits erwähnten Preßbewegungen des Männchens gebracht wird. Wie die schematischen Darstellungen Lespes' (Fig. B u. G) deutlich zeigen, mündet der Ductus ejaculatorius ventral in das caudale Ende des Hohlraumes ein. Also werden sowohl das Sperma selbst wie auch die den Körper der Spermatophoi-e formenden Secrete in der Rich- tung von hinten nach vorn in die dorsale Penisrinne ergossen, und hier empfängt die Spermatophore ihre definitive Gestalt. Die Penis- rinne ist in ihrem caudalen Teile sehr stark erweitert, und in ihm wird der bläschenförmige, nach der Begattung äußerlich am Weibchen sichtbare Teil der Spermatophore geformt, während in dem schmäleren Teil der Rinne, der schließlich in einer Dorsalfurche des Titillators endet, der feine Stiel, der in die Vulva hineinreicht, und außerdem noch Teile der Spermatophore gebildet werden, die ins Innere des weiblichen Körpers eingesenkt werden. Ir Fig. C. Fiff. D. Fig. C. Schema der Genitalsegmente a von Gryllus campestris und b von Gryllus domesticus (nach Brunner), a Anus, c Cerci. Is Lamiua subgenitalis. /^ Penis. t Titillator. Fig. D. Genitalorgane des Männchens von Gryllus campestris d^ (nach Fischer), a Hoden. & Vas deferens. c — e 3 Gruppen akzessorischer Drüsen. f Ductus ejaculatorius. Baumgaetner (2) weist mit Recht auf die Schwierigkeiten hin, die sich der Vorstellung entgegensetzen, die wir uns von den tat- sächlichen Vorgängen bei der Bildung der Spermatophore in die Penisrinne machen können. In diese Rinne mündet der gemeinsame Copulatioii und Spermatophoreii von Grylliden und Locustiden. 429 Aiisführung:sgang der Hoden, paariger tubiilöser Drüsen und der sogenannten Prostatadrüsen, die alle auf der Fischer entnommenen Fig. D sichtbar sind. Nun ist kein Zweifel, daß die Hüllen, die den eigentlichen Kern, der im Innern der Spermatophore liegt, um- geben, Produkte dieser akzessorischen Drüsen sein müssen. Die Frage ist nach Baumgartner: wie kann in der Penisrinne das Sperma festgehalten werden, während das Drüsensecret es umgibt und dann hart wird? Lkspes gibt an, eine halbfertige, sehr dünn- wandige Spermatophore in der Rinne gefunden zu haben, Baum- GAKTNER ist dics uicht gelungen, vielmehr fand er immer nur fertige Spermatophoren vor, und auch ich habe nie eine auf dem Wege zur Vervollständigung gesehen. Lespes nahm eine getrennte Ent- stehung zweier Teile der Spermatophore an , die erst in der Penis- rinne vereinigt wurden. Baumgartner nimmt dagegen an, daß in die zunächst sehr enge Rinne, diese völlig ausfüllend, Sperma er- gossen wird und den Hohlraum völlig ausfüllt, daß dann in 2 weiteren Phasen die umhüllende und später erhärtende Masse, die das Sperma völlig umschließt, secerniert wird. Er meint, daß diese Vorgänge sich verhältnismäßig rasch abspielten. Jedenfalls hat diese Auf- fassung größte Wahrscheinlichkeit für sich. Wir wollen nun das Produkt des Copulationsaktes, die Sperma- tophore selbst, etwas genauer betrachten. Zum erstenmal ist die Spermatophore der Feldgrille von Frisch (19) bereits klar be- schrieben worden. Von der Spermatophore der 3 Arten Liogryllus campestris, Gryllus domesticits und Nenwhius sylvestris gibt Lkspes (26, 27) gute Ab- bildungen. Baumgartner von der amerikanischen Feldgrille und Fi^. E. Spermatophoren amerikanischer Grylliden fnach Baümgartner). 1 — 3 GrylluH, 4 Xemobius. 430 Ulrich Gerhakdt, von Nemobius fasciatus (Fig-. E), außerdem zeigen Fig. 1—3, Tai". 18 noch Photogramme von Spermatophoren der drei Species. Sie beweisen, daß die Spermatophore verschiedener Grylliden im wesentlichen völlig übereinstimmend g-ebaut ist. Boldyeev (8) fand bei Gr. deser- tus den gleichen Bau der Spermatophore, die von GryUotalpa wird später zu besprechen sein. Lespes unterscheidet an der Grillenspermatophore 3 Teile, die er als „vesicule", „lamelle" und „fllet" bezeichnet. Die Ampulle (a), die bei den 3 Species in ihrer Form etwas verschieden gebildet ist, stellt den bei der Feld- und Hausgrille etwa eiförmigen, bei der Waldgrille kugligen eigentlichen Behälter für das Sperma dar. Die Ampulle der Spermatophore der F'eld grille zeigt in ihrem Innern einen engen, gleichfalls eiförmigen, bei frischen Exemplaren dicht mit Sperma gefüllten Binnenrauni, der von einer 3., halb durch- sichtigen Wand umschlossen wird. Das Verhältnis von Lumen und äußerer Wand der Spermatophore gibt gut die Fig. F von Lespes, noch besser die von Baumgartnek wdeder, außerdem geht es aus Fig. 1, Taf. 18 hervor. Das Ganze ist, was Lespes nicht angibt, noch von einer dünnen, farblosen, durchsichtigen Haut überzogen, die Baumgartner ebenfalls bemerkt hat, das freie Ende der Ampulle trägt eine weißliche Papille (E'ig. F). Bei einer Vergleichung der BAUMGARTNER'schen Photogramme mit meinen Präparaten ergibt sich eine fast völlige Übei-einstimmung zwischen den Spermatophoren der europäischen und der amerikanischen Feldgrille. Von der Ampulle aus erstreckt sich ein feiner axialer Faden (d) durch einen zentralen röhrenförmigen Hohlraum der Lamelle^) hindurch, die eine dorsoventral abgeplattete, mit für die Species kon- stant geformten geschweiften Ecken versehene membranöse Bildung darstellt (e, c, f). Der Endteil des Fadens (d) ist verschieden lang. So lang wie auf der LESPEs'schen Abbildung habe ich ihn nur sehr selten angetroifen. Übrigens weist auch Lespes auf die verschiedene Länge des Fadens hin, er gibt an, bei leeren, vom Weibchen aus- gestoßenen Spermatophoren ihn nicht mehr in dem Kohr ge- funden zu haben, dies kann ich aber ebensowenig wie Baumgartner bestätigen. Mir schien der Faden selbst gleichfalls hohl zu sein. Bei Spermatophoren, die gleich nach der Begattung dem Weibchen ent- 1) Diese Lamelle ist als „Häutchen" schon von Frisch (19) im Jahre 1730 beschrieben worden. Copiilation \ind Sperraatophoreu von Grylliden und Locustideu. 431 nommen wurden und. in 5"„ P'ormol gelegt, unter dem SEiBERT'schen binokularen Mikroskop betrachtet worden, quoll aus der Spitze des Fadens in dicken Wolken Sperma hervor. Wenigstens hatte ich den Eindruck, daß es sich um diesen Vor- gang handle; es ist mir sehr unwalirschein- lich, daß aus der zentralen Tube der Lamelle das Sperma nur außen an dem Faden entlang geflossen wäre, dann hätte es sich wohl zweifel- los bereits an der Basis des Endfadens in Wolken im Formol verteilen müssen. Zu dem gleichen Resultat, daß der Faden hohl sei. kommt Baumgartner, der dieses Aus- treten des Spermas in physiologischer Koch- salzlösung beobachtete. LESPi:s gibt braun als die Farbe der Ampulle der Spermatophore an, wähi-end La- melle und Endt'aden farblos und durchsichtig sind. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß zwar die ]Mehi-zahl der Spermatophoren braune Ampullen hat, doch waren die Spermatophoren, die bei Begattungen produziert wurden, die einer anderen rasch nachfolgten, regelmäßig sehr viel heller, gelb bis fast völlig weiß.') Somit scheint es, daß im „Penis" während der Aufbewahrung der Spermatophore die Bräu- nung erst eintritt. Die Spermatophore. die Fis:. F Spermatophore von , . ^ . . , m 11 LwgryllHSca))ipt-sfns[na.m beim ersten Coitus jedes Tages abgegeben LESPi:^s). a Ampulle, b wurde, war regelmäßig ganz ausgesprochen dereu Spitzeukappe e. c-/ ... . r \ Lamelle, d Lndfaden. braun, immer weiß ist, wie Lespes an- gibt, die kleine Papille (b), die dem stumpfen Ende der Ampulle aufsitzt. Wenn nun die Spermatophore in der Rinne des Penis liegt, so ist der Faden oralwärts. die Ampulle caudalwärts gerichtet, und w^enn der Titillator. der von den männlichen Teilen am meisten oral gelegen ist. von unten in die Vulva eingehakt wird, wobei er stark nach vorn umgebogen wird, so bilden Penisrinne und Titillator 1) In einem Falle von zwei aufeinander folgenden Paarungen binnen einer ^/^ Stunde hat auch B.\umgartxkk eine fast weiße Spermatophore bei der amerikanischen Art beobachtet. 432 Ulrich Gerhardt, einen zusammenhängenden Hohlraum. „Le crochet de l'armure genitale etant introduit dans la vulve, les deux insectes sont solidement unis. C'est ä ce moment que commence l'emission du spermatophore; l'extremite de la lamelle d'oii sort le ölet glisse dans une Sorte de rainure creusee en arriere du crochet, par un mouve- ment analogue ä celui que produisent les chirurgiens quand ils conduisent un bistouri sur une sonde cannelee; puis, par un mouve- meut rapide d'arriere en avant, la lamelle est introduite, les deux palettes qui maintienuent la vesicule s'ecartent, et celle-ci reste fixee par la lamelle qui seule a penetre dans le vagin." Dieser Schilderung Lespes' ist nichts hinzuzufügen. Somit ist der feine Stiel, an dem die Spermatophore in der Vulva hängt, die Ver- bindung zwischen Ampulle und Lamelle. Die Spermatophoren der Feldgrille verbleiben nun einige Zeit in der Vulva des Weibchens, und währenddessen wird das Sperma aus der Ampulle durch Lamelle und Faden in das Receptaculum seminis geleitet. Bei dem außerordentlich häufigen Vollzug der Be- gattung ist es kein Wunder, daß das Receptaculum der Weibchen zu einer fast erbsengroßen, prall gefüllten Kugel anschwillt. Man hat sich wohl den inneren Vorgang bei der Entleerung der Sperma- tophore ähnlich vorzustellen wie den beim Einlegen in Formol be- obachteten, daß das Produkt der Drüsen des Receptaculum ein Hervorquellen des Spermas bewirkt, ähnlich wie dies auch das Formol tut. Ist das Sperma annähernd vollständig entleert — einiges davon bleibt wohl immer in der Ampulle zurück ^) — , so hat das Verbleiben der Spermatophore in der Vulva nicht nur keinen Zweck mehr für den Organismus, sondern es ist im Gegenteil für den Vollzug weiterer Begattungen wie auch für eine etwaige Eiablage geradezu hinder- lich. Somit muß die leere Spermatophore irgendwie aus der Vulva entfernt werden, und das kann auf recht verschiedene Weise ge- schehen. Betrachten wir zunächst die Angaben in der Literatur über diesen Punkt. Rösel gibt an, das „Tröpflein", das dem Weib- chen vom Männchen angehängt wird, werde von jenem „in den Leib gezogen". Das ist schlechterdings unrichtig. Lespes, der ausführ- lichste Berichterstatter, gibt für LiogryVus campestris nur ein spon- tanes Herausfallen der Spermatophore aus der Vulva an. „La femelle transporte pendant quelques heures le petit appareil partie 1) Baumgartner bestreitet allerdings diese Annahme. Copulation und Spermatophoren von Grylliden und Locustiden. 433 dans le vagin (la lamelle), partie au deliors (la vesicule); il m'a semble qu'elle ne fait aucun effort pour s'en debarrasser, et qu'il tombe toiit seul." Einmal sah LKsrfts ein Weibchen, das mittags 1 Uhr mit einer Sperniatophore gefangen war, diese erst ungefähr abends um 7 Uhr bei einer neuen Begattung beim Besteigen des Männ- chens verlieren. — Auch FiscnEK(18) kennt nur das Herausfallen der Spermatophore nach der Entleerung. Ganz anders lautet eine Angabe von Tümpel (33), die ich wegen ihrer Wichtigkeit wörtlich wiedergebe. Nach kurzer Schilderung der Begattung und der Spermatophore heißt es: „Und jetzt unter- nimmt das Weibchen etwas sehr sonderbares. Es krümmt sich nach hinten, wobei es häufig auf den Rücken fällt, und nimmt den Sperma- tophor, . . . nachdem der Same in die weibliche Gesclilechtsöffnung eingedrungen ist, mit den Kiefern oder den Vorderbeinen von der Hinterleibsspitze und frißt ihn auf." Graber (20) beschreibt außer dem spontanen Ausfallen der Spermatophore bei LiogrijUus campestris noch 1. Abreißen mit den Mund teilen und Fallenlassen der Spermatophore, 2. Abreißen mit den Tarsen der Vorderfüße, 3. in einem Falle, Auffressen der Spei'matophore. Da nun, wie wir später sehen w^erden, das Fressen der Spermato- phore durch die Weibchen bei den Locustiden allgemein ver- breitet ist, so wäre das Vorkommen dieses Freßinstinktes bei den Grylliden von besonderer Bedeutung. Für Liogryllus campestris wird, also, wie wir sahen, von der einen Seite das Herausfallen, von der anderen das Fiessen der Spermatophore als regelmäßiges Vorkommnis angegeben. Lespes beobachtete bei Nemohius sylvestris ein Heraus- fallen der Spermatophore nach kurzer Zeit; ich kann diese Angabe nur bestätigen. Boldyrev fand das Gleiche bei Grijllus desertus. Sehr interessant ist aber, was dieser Autor über das Auftreten eines dem „Freßinstinkt" mindestens verwandten Triebes bei Gr. dotne- sticus angibt: während hier unter normalen Umständen das Weib- chen die Spermatophore nach 1 — P/4 Stunden durch Zusammen- drücken des Hinterleibes entleert, kommt es vor, daß es bei plötz- lichem Schreck (grelle Belichtung u. dgl.) die noch gefüllte Ampulle der Spermatophore abbeißt und entweder fallen läßt oder aber auffrißt. Ich hatte nun bei meinem gefangenen Pärchen mit seinen außer- ordentlich häufigen Begattungen genügend Gelegenheit, die Frage, ob die weibliche FeldgrillQ die Spermatophoren einigermaßen regel- 434 Ulrich Gerhardt, mäßig- fresse, genauer naclizuprüfen, und icli bin dabei zu mich über- rasclienden Ergebnissen gekommen. In der ersten Zeit der Ge- fangenschaft sah ich ganz regelmäßig das Weibchen die Spermato- phore auffressen. Dabei muß sich das Tier naturgemäß stark ventral krümmen, bis es mit den Freßwerkzeugen die Vulva erreicht. Das ist wegen der Dicke des Hinterleibes nicht leicht, während Locu- stidenweibchen meist ohne irgendwelche Anstrengung die gleiche Prozedur ausführen. Meist fällt das Weibchen dabei auf eine Seite, nicht aber auf den Rücken. Sehr häufig mißlingen diese Versuche, und dann tritt eine längere Pause ein. nach deren Ablauf das Gleiche wieder vorgenommen wird, bis es schließlich gelingt, die Ampulle der Spermatophore mit den Kiefern zu packen. Nun wird die ganze Spermatophore (inkl. Lamelle) hervorgezogen, die Ampulle mit hörbarem Knacken zerbissen und aufgefressen. Das ist wenig- stens die Regel, einmal schien mir aber, so wie es Boldyeev für die Hausgrille beschreibt, das Weibchen nur die leere Ampulle ab- zubeißen und zu fressen. Gerade in diesem Falle war der Vorgang wegen ungünstiger Stellung des Tieres nicht genau zu beobachten. Die kürzeste beobachtete Zeit zwischen Begattung und Abfressen der Spermatophore waren 7, die längste 112 Minuten. Als Mittelwert wui'den 62 Minuten ausgerechnet. Auffallend war die Erscheinung, daß das Männchen, das nach der Begattung in der geschilderten Weise als Zeichen nachklingender Erregung die Fühler schüttelte, in dieser Zeit nicht vom Weibchen wich . es überallliin verfolgte und es an dem E'ressen der Spermatophore deutlich zu hindern suchte, öfters mit Erfolg, so daß sich das Weibchen schließlich in einen Winkel des Behälters zurückziehen und einen unbewachten Moment benutzen mußte, um sich der leeren Spermatophore zu ent- ledigen. War diese gefressen, so kümmerte sich das Männchen nicht mehr um das Weibchen, bis es schließlich durch Zirpen seine wieder aufgetretene Begattungslust anzeigte. Diese Dinge spielten sich in der ersten Zeit, in der ich meine Gefangenen hielt, mit solcher Regelmäßigkeit ab, daß ich sie für die allein heri-schende Regel hielt. Am 27, Juni (die Tiere waren seit dem 10. Juni in Gefangenschaft) wurde zum ersten Mal ein wesent- lich anderes Verhalten beobachtet. Es trat das ein, was Lespes in einem Falle beobachtet hatte: das Weibchen trug bei der Einleitung einer Begattung noch die leere Spermatophore vom (nicht be- obachteten) vorangegangenen Coitus in der Vulva. Dieses Verhalten wurde später noch in 7 Fällen beobachtet, und dabei fiel entweder, Copulatiou und Spermatophoieii von (TiyUiden und Locustiden. 435 •wie in dem LKsrfes'scheu Falle, die Spermatophore beim Aufsteigen des W'( ibcliens auf das Männchen heraus, oder aber sie wurde erst bei dessen Versuchen, seinen Titillator in die Vulva einzubringen, mechanisch entfeint. In solchen Fällen blieb sie denn gelegentlich am Männchen, einmal auch an der Legröhre des Weibchens hängen, während sie gewöhnlich auf den Boden fällt. Sie ist dann völlig unverletzt, der Endfaden nicht immer, wie LESPfis meint, abgerissen, die Ampulle enthält nur noch sehr wenig Sperma. Eine noch ge- füllte und eine durchsichtige leere Spermatophore läßt sich übrigens schon makroskopisch leicht unterscheiden. Am 29./6. wurde wieder zweimal das Fressen der Spermatophore beobachtet, von da ab nicht mehr. Möglicherweise hängt diese auf- fallende Änderung im Verhalten des Tieres damit zusammen, daß die zunehmende Fülle des Abdomens das Krümmen des Körpers mehr und mehr erschwerten. Jedenfalls wurde jetzt regelmäßig die Spermatophore bis zum nächsten Coitus mit herumgetragen oder beim Herumlaufen verloren. Von besonderem Interesse war nun, daß Baumgartneii ein ähn- liches unregelmäßiges Verhalten des Weibchens bei der amerika- nischen Feldgrille beobachtet hat: ,.The female carries the vesicle very frequently until slie is about to mate again. If this comes soon after a previous copulation, she will remove the vesicle. She does this with her niouth parts, bending the abdomen ventrallj?^, she may place herseif partly on her back and holding the abdomen against the ground force her mouth parts back so as to reach the ampulla of the spermatophore. If the abdomen is too much distended by eggs, she frequently rubs it off by dragging the abdomen on the ground. The longer a sper- matophore has been carried by a female the easier it is removed. In only one instance did I see a female mount upon a male with the sperm bearer still in place. After a good many efforts the male succeeded in pushing the old spermatophore partially out of the way and placing a new one. The female then carried both, the old one apparently hanging on by one hook." Nicht gesehen habe ich das Scheuern des Weibchens mit dem Hinterleibe zur Elntfernung der Spermatophore. Im übrigen scheinen sich die Feldgrille Europas und die Amerikas untereinander ähnlich in der Ausbildung des „Freßinstinktes" zu erhalten, der bei ihnen stärker als bei der Gruppe Gryllus desertus-domesticus und zumal bei Nemobius entwickelt ist. Zool. Jalirb. XXXV. Al.t. f. Syst. 29 436 Ulrich Gerhardt, Zu erwähnen ist hier, daß auch männliche Grillen ihre Spermatophoren, die sie ausgestoßen haben, wenn kein Weibchen zur Begattung vorhanden ist, gelegentlich auffressen. Die Produktion überaus zahlreicher Spermatophoren durch ein Männchen während der Zeit seiner sexuellen Reife bedingt es, daß auch isolierte Männchen die Spermatophoren nach außen absetzen, wie Fischer, Lespes, GßABER und Baum GÄRTNER schon angeben. Von dem Fressen der Spermatophore durch das Männchen spricht Tümpel. Das Männchen meines Paares kam bei der großen Begattungslust seines "Weibchens kaum in die Lage, Spermatophoren außerhalb des Coitus auszustoßen, dagegen wurde bei anderen gefangenen Männchen der- gleichen beobachtet; ich stehe aber nicht an, das ganze Verfahren bei Liogryllus mit Baumgautner für nicht normal zu halten; für NemoUus sylvestris bin ich dagegen über diesen Punkt im Zweifel. Insbesondere scheint der Instinkt des Männchens, Spermatophoren zu fressen, bei der Waldgrille ausgebildeter zu sein als bei der Feldgrille. Von besonderem Interesse scheint mir die bei Liogryllus cam- pestris (und wohl auch bei anderen Grylliden) sich findende Häufig- keit der Begattungen. Es ist eine früher oft geäußerte Mei- nung, bei lusecten sei durchweg die einmalige Begattung das allein Normale. Im Jahre 1838 schrieb Lacordaire (25) den Satz: „Les in- sectes femelies ne s'accouplent qu'une seule fois dans le cours de leur vie, quelle que soit la duree de celle-ci, du moins nous ne connais- sons aucun exemple du contraire. Mais il est certain que cela n'est pas une regle constante pour le sexe oppose." Und 1912 steht Blunck (5) noch auf dem gleichen Standpunkt, den er ausgehend von seinen Studien an Dytiscus marginalis gewinnt. Nun ist durchaus nicht zu bestreiten, daß für die Mehrzahl der Insecten einmalige Begattung beider Geschlechter das häufigste ist, und wir werden unter den Locustiden typische Beispiele für dieses Verhalten antreffen. Gibt es doch sogar Schmetterlinge ^), bei denen Teile des Penis nach der Copulation in derBursa copulatrix des Weibchens zurückbleiben, so daß hier für das Männchen eine zweite Begattung absolut unmög- lich gemacht wird. Aber gerade bei der Feldgrille hat sich, viel- leicht unter dem Einfluß des mindestens zeitweise monogamen Zu- sammenlebens zweier Tiere, die häufige Ausübung der Begattung 1) Beobachtung von Petersen; mündliche Mitteilung von Herrn Kollegen Dampf. Copulatiou und Spermatoplioreii von Grylliden und Locustiden. 437 der Individuen eines Paares ausgebildet. Ich bin mir dabei bewußt, daß ich meine Beobachtunjjeu an Gefangenen gemacht liabe und daß vielleicht im Freien Abänderungen des Verhaltens vorkommen mögen. Aber schon die außeroi'dentlich große Pi-oduktivität der Müiuichen an Spei'matophoren. die doch unmöglich nur zum Ent- leeren ins Freie bestimmt sein können, spricht für die hier für das Männchen notwendige sehr häufige Begattung. Und andrerseits sind auch die Weibchen lange Zeit hindurch begattungslustig, was sie nicht hindert, zwischendurch schon Eier zu legen. Bei Feld- und Waldgrille sah ich Weibchen zwischen zwei Copulationen eifrig mit der Eiablage beschäftigt. Die Tatsache, daß ein Grillenweibchen sich öfters begatten läßt, ist schon Rosel bekannt; auch Lesp^is ist, wie kaum zu er- wähnen nötig, Zeuge vieler Begattungen eines Paares gewesen. Ferner verdanken wir Geaber (20) sehr genaue Angaben über die Anzahl der Begattungen gefangener Feldgrillen, Tümpel (33) gibt an, ein Weibchen begatte sich sogar 10 — 12 mal. Diese Zahl ist viel zu niedrig gegritfen. Wenn aber Baumgahtner meint, Lespes habe das Intervall zwischen zwei Begattungen der Feldgrille mit etwa einer Stunde zu lang angegeben, so scheint hier ein Unterschied im Verhalten der europäischen und der amerikanischen Feldgrille gegeben, denn bei meinen genau protokollierten Beobachtungen lag mindestens ungefähr eine, oft mehrere Stunden zwischen zwei Be- gattungen. Mein Feldgrillenpaar, das vor meinen Augen 48 Copulationen ausführte, hat sich nachgewiesenermaßen in der Zeit vom 11. Juni bis zum 26. Juli 1912 76mal gepaart, was aus der Zahl der be- obachteten Spermatophoren hervorging; dabei ist wohl sicher, daß auch noch außerhalb der Beobachtungszeiten Copulationen statt- gefunden haben. Der Gegenstand erscheint mir wichtig genug, um meine Beobachtungen in Form einer Tabelle im einzelnen hier an- zugeben. Diese Tabelle zeigt einmal, daß — abgesehen von einem Sonn- tage, der für die Beobachtungen nicht in Betracht kommt, weil ich an ihm nicht nach meinen Gefangenen gesehen habe — an einigen Tagen keine Begattung in der Beobachtungszeit stattfand, daß andererseits wieder Perioden größerer Geschlechtstätigkeit mit drei- bis viermaligei' Begattung am Tage auftraten. Ferner scheint von Interesse die Tatsache, daß die Eiablage sowohl in begattungslose wie auch in begattungsreiche Zeiten fallen kann und daß die Be- 29" 438 Ulkich Gerhardt, gattuii^stätigkeit der Eltern noch eine ganze Weile fortgesetzt wird, wenn bereits die Jungen aus den ersten Gelegen ausgeschlüpft sind. Daraus erklärt sich, daß man im Freien in einer Gegend Grillen- larven sehr verschiedener Entwicklungsstufen gleichzeitig vorfindet. 1912 Monat Tag Coitus Bemerkungen 1912 Monat Tag Coitus Bemerkungen Juni 11. 1 Juli 4. keine Begattung 12. 1 5. — n 13. 1 6. 1 14. 1 7. 1 15. 2 8. 2 16. 1 9. 2 17. 1 10. 3 18. keinC. 11. 4 19. 2 12. 2 20. 2 13. 3 21. 2 14. 2 lunge ausgeschl. 22. keiuC. 9 sehr dick 15. 2 23. keine ßeobacht. 16. 2 24. 2 17. 2 vom 15. an 25. 26. 27. 2 3 3 Eiablage 18. 19. 20. 4 3 zwischen den > Copulationeu vergebliche 28. 3 21. 1 Versuche 29. 3 Eiablage 22. 2 . 30. 2 77 23. 2 Juli 1. 1 24. 1 2. 3 25. — vergebl. Versuch 3. — keine Begattung 26. 1 Sa. 36 Sa. 40 Sa. Sa. : 76 Beafattung'en. Die Lebensweise gerade der Feldgrille in tieferen Erdlöchern erleichtert das monogame Zusammenleben eines Paares bedeutend. Dies wird außerdem noch dadurch gewählleistet, daß das Männchen alle Nebenbuhler zu vertreiben sucht, wobei häufig Kämpfe statt- finden, die meist für einen Partner tödlich enden, zuweilen auch für beide mit Verletzungen verbunden sind. Bedeutend weniger leicht zu beobachten als die der Feldgrille ist die Begattung der Hausgrille, weil hier die Weibchen be- deutend weniger geneigt zur Paarung sind als die Feldgrillenweib- chen. Daher zirpen hier die Männchen oft stundenlang vergeblich vor dem Weibchen. Es ist mir erst spät gelungen, Beobachtungs- material von Grijllus domesticus zu bekommen, da in Breslau diese Art völlig ausgestorben zu sein scheint. Auch aus Wien und Berlin konnte ich aus früher ergiebigen Quellen keine Heimchen r()]inl;ition und Speiniatophoreu von Gryllideu und Locnstiden. 439 mehr bekoninien. da die alten Fundorte (das alte Vog-elliaus des Berliner Zoologisclieu Gartens und ein altes Wiener Vorstadthaus) nach Umbau oder Renovation von den Heim- chen gemieden wurden. Schließlich konnte ich mir aus Quedlinburg eine Sendung beschalfen, und die Tiere schritten, da sie gut untei-gebracht werden konnten, schon am ersten Tage der Gefangenschaft 7a\y Fort- pflanzung. RösEL (17) war wohl der erste Beobachter der Begattung der Hausgrille; Lespes konnte den Vorgang selbst nicht sehen, fand aber ^ig. G. Penis mit Sper- \\'eibchen mit Spermatophoren vor und bildet matophore von Gryllns , , , , j. .. T 1 .. o domesficus (nach Lespäs). eine solche ab. ebenso die mannlichen äußeren Erkläruus? Avie Fig. B. Geschlechtsorgane (Fig. G), von denen auch Brunner (10) eine schematische Abbildung gibt (Fig. Cb). Baumgartner konnte wiederholt die Copulation der Hausgrille beobachten, gibt an, sie sei viel schwerer zu beobachten als die der Feldgrille, und erklärt die Unterschiede in der Begattungsweise beider Arten für ganz unwesentlich, ebenso wie schon Rösel beide für völlig gleich erklärt hatte. Ich möchte hier kurz auf die immerhin vorhandenen Unter- schiede gegenüber der Copulation von Liognjllus campestris hin- weisen. Bei der Hausgrille leben nicht einzelne Paare in einer Art von Monogamie zusammen. Das Verhalten des Männchens bei dem Vorspiel zur Begattung ist sehr ähnlicii dem der Feldgrille. Nur ist das Zirpen einer viel stärkeren Modulation fähig, das eigentüm- liche Schnurren mit den Flügelzacken findet sich auch hier. Weniger ausgeprägt, aber vorhanden sind die stoßenden Bewegungen des ]\lännchens nach hinten, die auch von leichten seitlichen Schwan- kungen begleitet sind. Der männliche Hinterleib wird ebenso wie bei Liognjllus stark in die Länge gestreckt, so daß er schließlich die langen Flügelgräten überragt. Die Spermatophorenspitze und die haltenden Klappen ragen im Zustand der Begattungsbereitschaft weiter aus der Subgeuitalplatte hervor. Das ^^'eibchen benagt auch hier die männliche Hinterleibsspitze. Wenn es sich zum Besteigen des Männchens anschickt, schiebt sich dieses nach hinten, der Titillator hakt hinter und über der weiblichen Subgeuitalplatte ein, und nun sitzen, im Gegensatz zu einem Feld- grillenpärchen, beide Partner bis über eine Minute lang fast ganz 440 Ulrich Gerhardt, regung-slos. Dabei sind sie eng- verbunden, und zwischen ihren beiden Hinterleibsspitzen sieht man die Spermatophore innerhalb des Halteapparats, der zum männlichen „Penis" gehört. Rösel's Schilderung, daß die Paarung bei dieser Art ohne Bewegung — ab- gesehen von stai'ken Atembewegungen — vollzogen werde, besteht also vollkommen zu recht. Insbesondere fehlen die Dreh- und Hebe- bewegungeu des männlichen Kopfes. Hat dieser Zustand etwa IV2 Minuten gedauert, so drückt das Männchen seine Hinterleibs- spitze nach oben und vorn, der Titillator löst sich aus der Vulva, die beiden Penisklappen öffnen sich, und die Spermatophore fällt mit ihrer Ampulle etwas herab und hängt wie bei der Feldgrille an ihrem Stiel in der Vulva. Die Spermatophore selbst (Fig. H, Taf, 18 Fig. 2) ist der der Feldgrille sehr ähnlich, besonders nicht soviel größer als diese, wie man es aus Lespes' Abbildungen vermuten könnte. Relativ ist sie bedeutend größer als die der Feldgrille, absolut nur sehr wenig. Sie ist leuchtend weiß in frischem Zustande, gelbbraun, wie bei Liogryllus habe ich nicht gesehen. Charakteristisch für sie ist außerdem eine undurchsichtige weiße Kappe, die der sonst durch- sichtigen Ampulle an deren freiem Ende aufsitzt. Der Faden ist ähnlich wie bei Liogryllus gestaltet, die Lamelle besitzt größere, dreieckige, seitliche Fortsätze. Ein Auffressen der Spermatophore durch das Weibchen habe ich nicht gesehen. Boldtkev's Beobachtungen über diesen Punkt an Gr. domesticus und desertus wurden bereits (S. 433) erwähnt. In abnormen Fällen wird danach auch bei der Hausgrille zuweilen die Spermatophore durch Abbeißen aus der Vulva entfernt. Das Männchen kümmert sich auch hier nach der Begattung noch eine Zeit lang um das Weibchen, streichelt es mit den Fühlern und stößt es mit dem Kopf. Dabei klopft das Männchen oft laut hörbar mit den Sprungbeinen auf. Von anderen europäischen Grylliden habe ich nur noch NemoUus sylvestris in mehreren Paaren im Sommer 1912 in Gamburg a. Tauber in Gefangenschaft gehalten, öfters Männchen mit reifen und frisch befruchtete Weibchen mit anhängenden Spermatophoren getroffen, aber nur 2mal, und zwar bei einem Pärchen, am 15. und 16. Sep- tember den Copulationsvorgang beobachten können. Der Grund für die auch von Baumgaetnee betonte Schwierigkeit der Beobachtung der Copulation bei dieser Gattung ist der, daß die Tiere zur Be- gattungszeit an Örtlichkeiteu leben, an denen sich viele dürre Copulation und Spennatophoren von Grjiliden und Locustiden. 441 Blätter linden, hauptsächlich an Waldrändern und an Berghängen, die mit Obstbäumen beiiflanzt .sind, und daß sich die Begattung unter dem Laube abspielt. Auch meine Gefangenen, von denen die Männchen oft stundenlang zirpten, verkrochen sich vor der Copulation immer unter die in den Käfig gelegten Blätter, Schließlich setzte ich ein Pärchen in ein Glasgefäß, dessen Bodeu ich nur mit einer flaclien Mooslage bedeckte, ohne daß irgendwelche Blätter mit hineingegeben wurden. Nun konnte die Copulation beobachtet werden. Sie selbst }">-l • Mäiincliens von Leptophyes puncta- TTvicy?? / / / /y^L -'''*'' fissima. ß Cerci. y Lamiaa siib- I .'^^/j( / / y^^S^ genitalis (^nach Fischer). l^Cz^'-f ,_J:rf^Z,d^S^^ F^^- ^'- Hinterleibsende des -p,. 1^ 3 "' Frl^^^x^ ^"on Männchens von Locusta viridissima. ^^' ' tziL_A, /\"^' Die Zahlen bezeichnen die Abdominal- 8 "^ Q w\ Segmente, sfg Stigma, an Anus, cl V 2^'' Cerci. sti Styli. jm Penis mit p-g. j^ Titillator {vi) (nach Tümpel). der Spitze stark nach innen gekrümmte, mit makroskopisch nicht wahrnehmbaren, feinen Härchen besetzte Haken. Ventral von den Basen der Cerci liegt die Afteröffnung und abermals ventral von dieser, in der Ruhe völlig nach innen eingezogen, die männliche Geschlechtsötfnung, deren häutige [Tmrandung im Zustande der Tätigkeit als „Penis" vorgestülpt werden kann, den Namen hier auch etwas eher verdient als bei Grylliden und bei Biestrammena. Von unten (der Ventralseite) her wird die Geschlechtsöffnung um- schlossen von der Subgenitalplatte, die hier eine dorsal nur wenig konkave, verhältnismäßig sehr große, vorn breite, nach hinten zu verschmälerte Platte darstellt, die mit zwei stumpfen Fortsätzen endet, die aber, wie bei allen europäischen Phaneropteriden, keine Stj^li tragen (s. die Tümpel entnommene Fig. N). Wenn nun das Männchen seinen gekrümmten Hinterleib unter den des Weibchens geschoben hat, so tastet es sich mit seinem Cerci an der Ventralfläche des weiblichen Hinterleibes entlang, bis diese in zwei Vertiefungen rechts und links von der Legeröhren- wurzel, an der Ventralfläche der weiblichen Subgenitalplatte, mit Copulation nnil Spemiatophoren von Grylliden und Locustiden. 471 einem plützliclieii kleinen Kuck einen Halt tinden. Es kommt nicht ganz selten voi-. daß selbst nach dieser Befestig-ung des Männchens, die schon ziemlich innig ist, das Weibchen sich noch losmacht und weiter geht. Das Normale aber ist, daß es nun zur Ausübung der Begattung kommt, die immer in drei wohl unterscheidbaren Ab- schnitten verläuft. Auch nach seiner Anklammerung an das Weibchen ist das Männchen stark gekrümmt, so daß seine ganze DorsalHäche stark konvex ist. Je nach der Unterlage, ob an einem Zweige, am Draht- gitter des Käfigs oder auf der Fläche eines Blattes, schwankt der Grad dieser Krümmung indes nicht unwesentlich. Das Weibchen fährt, seit es auf das iMännchen gestiegen ist, fort, mit seinen ]\[undteilen erst dessen Rücken, dann die Flügeldecken zu be- aibeiten. Dieses Benagen dauert während der ganzen ersten Phase der Begattung an, wird dann aber abgebrochen. Dieser erste Ab- schnitt besteht darin, daß das Männchen seinen gelblichen, von schleimhautähnlicher Haut überzogenen „Penis-' hervorstreckt, ein Gebilde, das von einem Paar seitlicher Wärzchen besetzt ist und ein ziemlich beträchtliches Volumen besitzt, dem Penis von Bi- est ramme na aber an Ditferenzierungshöhe nicht gleichkommt. Der Penis legt sich nun eng an die Vulva des Weibchens an, und es ist kaum zweifelhaft, daß sein die Geschlechtsöfthung tragender Endteil in die Vulva hineinragt. Ein Titillator ist bei den Phaneropteriden nicht entwickelt. Der Zustand, in dem der Penis ausgestülpt bleibt, dauert durchschnittlich etwa eine Minute. Dann wird, ganz plötz- lich, der Penis eingezogen, und die Subgenitalplatte des Männchens legt sich mit ihrem Ausschnitt so dicht an die ventrale Kante der Legeröhrenbasis an, daß es unmöglich ist, zwischen beiden hindurch- zusehen. Was sich während dieser zweiten Phase der Copulation ereignet, darüber können nur Vermutungen ausgesprochen werden. Sie stellt jedenfalls die Zeit der innigsten Vereinigung der beiden Geschlechter dar, und ich nehme an, daß der Penis in die Vulva eingedrungen ist und dort den Spermatophorenstiel und die beiden Samenbehälter austreten läßt. Wenn nämlich diese Phase, nach etwa 2 Minuten, vorüber ist, so hebt sich die Subgenitalplatte des Männchens von der Legeröhre des Weibchens wieder ab, und, während der Penis eingezogen bleibt, tritt nun die „Hüllsubstanz" der Spermatophore als zähe, halbdurchsichtige, bläulich-weiße Masse in den nun freiwerdenden Raum hervor. Während der ganzen dritten Phase der Copulation übt das Männchen nun sehr energische, rhyth- 472 Ulkich Gerhardt, mische pumpende Bewe^uiig-en mit dem Hinteiieibe aus. und bei jeder solchen Preßbewegung- ki-ümnit sich der Köi-per des Tieres ventral ein. Die Spermatophore wird nun größer bei jeder der- artigen Bewegung und ragt schließlich seitlich rechts und links über die Subgenitalplatte des Männchens hervor. Dieser Vorgang des völligen Austritts der Spermatophore dauert 2 bis ca. 5 Minuten, wie überhaupt die Dauer des Begattungsvorganges bei unserer Species nicht immer gleich ist. Die Durchschnittsdauer beträgt 6V2 Minuten, doch konnten auch normale Begattungen von nur 3 — 4 Minuten Dauer beobachtet werden, andererseits solche von 8—9 Minuten (s. Fig. 7, Taf. 17). Bei der Lösung der beiden Partner nach der Begattung ist bald das Männchen, bald, und das ist häufiger der Fall, das Weibchen mehr aktiv beteiligt. Ist sie erfolgt, so hängt die Spermatophore als trüber, zäher, halbkugliger Tropfen an der Vulva des Weibchens. Man kann nicht sagen, daß die Spermatophore mit einem äußerlich sichtbai-en Stiel in der Vulva befestigt sei. Vielmehr legt sich die zähe Substanz von der Caudalfläche der nunmehr etwas abgehobenen Subgenitalplatte ab um die ganze Umgebnng der Vulva, beiderseits die Basis der Legeröhre umgreifend. Taf. 18 Fig. 5 zeigt ein Photogramm eines unmittelbar nach der Copulation in Formol kon- servierten Weibchens, das die Spermatophore trägt. Sie zeigt keinerlei äußere Gliederung in Lappen oder dergleichen, Avährend alle anderen mir bekannten Locustidenspermatophoren eine paarige Ausbildung der „Freßsubstanz" aufweisen. Diese ist hier nur als ein zäher, klebriger, leicht an irgendwelchen Gegenständen (Blättern, Sand) hängen bleibender Flüssigkeitstropfen ausgebildet, der be- strebt ist, Kugelgestalt anzunehmen. Der Durchmesser dieses Teiles der Spermatophore schwankt zwischen 3 und 5 mm. Die Tiere begatten sich mehrfach, und an einem Tage produzierten 2 Männchen, die sich auch tags vorher begattet hatten, auf- fallend kleine Spermatophoren, deren Auspressen aber die Maximal- zeit von ca. 5 Minuten in Anspruch nahm. Wenn die Spermato- phore nach der Trennung beider Tiere soeben frei geworden ist, sieht man manchmal auf ihr, besonders wenn sie sehr groß ist, während einiger Minuten noch eine mediane Furche, die durch die männliche Subgenitalplatte eingedrückt w^orden ist, aber bald wieder verstreicht. In Alkohol konserviert, schrumpft die Spermatophoren- substanz außerordentlich stark, wohl auf Vio ihres früheren Volumens, zusammen, und nun erscheint das Ganze einigermaßen paarig, weil Copulation nud Spenuatoplioren von Giyllideii und Locnstiden. 473 sich die gesclinnnpfto. sclileimipfo Substanz eng an die beiden paarigen Sanicnbcliiilter als dünne Hülle anlegt. Die Samenanipullen von Lepiophyes pnnctatissma sind sehr klein und in gefülltem Zustande durch die sie umgebende zähe Gallert- substanz als weißliclu' I'unktc zu erkennen. Auch sie weisen in ihrer Art eine außeroideiitlich einfache Struktui' auf. Ein gemein- samer Stiel . der die Ausluliiuiigsgänge beider Behälter umschließt, ragt in die Vulva hinein, und durch ihn, der zunächst ganz von der Schleimsubstanz umhüllt ist, wird die Befestigung der Spermatophore hauptsächlich bewirkt. Ich sehe in dieser Spermatophore nicht nur den einfachsten Typus der Spermatophore mit paariger Ampulle, sondern die in bezug auf die Hüllsubstanz primitivst gebaute Locustidenspermato- phore überhaupt. Eine noch größere Einfachheit des Baues könnte nur bei unpaarem Samenbehälter verwirklicht gedacht werden, Avenn überhaupt beide Bestandteile der Locustidenspermatophore, Samen- behälter und ..Freßsubstanz", anwesend sein sollen. Das Auffressen der Spermatophore geschieht ähnlich wie bei Diestramniena , doch zieht das Weibchen den Schleim nie als Band dabei aus. Im allgemeinen beginnt das Fressen etwa ^/o — ^/4 Stunden nach der Begattung, also viel s^mter als bei Diesframmena; nach einer weiteren ^1^ — 1 Stunde ist der ganze Schleimkörper gefressen, und nun werden ungefähr in 4 Minuten die Samenbehälter mit dem Stiel verzehrt. Darauf wird sehr ausführlich die vom zähen Schleim noch immer klebrige Legeröhrenwurzel auf beiden Seiten mit den Mundteilen gereinigt, und dann ist äußerlich dem Weibchen nichts mehr anzusehen. Durchschnittlich copulierte jedes Weibchen dreimal; ich ver- mag nicht anzugeben, wie weit diese Zahl den außerordentlich schwer zu beobachtenden Vorgängen in der Freiheit entspricht. Als Hauptcharakteristika des Begattungsmodus von Leptophyes piindatissima möchte ich die Stellung (Männchen, stark ventral ge- krümmt unter dem Weibchen sitzend), drei deutlich unterscheidbare Phasen des eigentlichen Copulationsaktes und die sehr einfach ge- staltete Spermatophore bezeichnen. Andere u n g e f 1 ü g e 1 1 e P h a n e r o p t e r i d e n. "Während ich bisher nur Leptophyes punctatissima als Vertreter der Odenturen beobachten konnte, hat Berenguier (3) außerordent- lich wichtige und exakte Studien an Isophya pyrenaea var. nemau- ensis, Ber. angestellt, auf die wir insbesondere deshalb genauer 474 Ulrich Gerhardt, eingehen müssen, weil sich überraschenderweise zwischen den Be- funden an LeptopJiyes und Isophya schwerwiegende Unterschiede im Bau der Spermatophore gezeigt haben, ein Ergebnis, auf das man bei der nahen Verwandtschaft beider Genera nicht gefallt sein konnte. Fig. 0. Copulationsstellung von Isoj^hya (nach Bekenguier). Die Einleitung zur Begattung schildert Beeenguier so, daß das Männchen sich mit den Fühlern längere Zeit mit dem Weibchen betastet, sich dann herumdreht und unter das Weibchen gleitet. Dieses steigt dabei auf seinen Rücken, und das Männchen ergreift wie bei Lepfophyes die Basis der Legeröhre oder genauer zwei i^us- buchtungen an der nun klaffenden weiblichen Subgenitalplatte mit seinen Cerci. Das Weibchen benagt auch hier die Elytren des Männchens während des Anfanges der Begattung. Nun aber kommt es zu wesentlichen Abweichungen : ..Sitot les deux insectes ainsi en contact, une vesicule blanche de quelques millimetres de diametre surgit des organes du (^ et grossit tres rapidement; au bout d'une ä deux minutes les insectes se separent, la $ emportant le spermato- phore que le (^ vient de lui fixer ä la base de l'oviscapte." Hier geht also die Begattung zunächst sehr viel schneller vor sich als bei Lepfophyes, außerdem weicht aber vor allem die Spermatophore selbst in ihrem Bau vollständig von der jener Species ab. Fig. 0 und P sind der Arbeit von Beeenguier entnommen und zeigen das Weibchen mit der außerordentlich umfangreichen Spermatophore, die der Autor folgendermaßen beschreibt: „Diese Spermatophore, die die Consistenz und Farbe gekochten Eiweißes hat, wird durch eine Vereinigung von vier zu Paaren angeordneten Blasen gebildet, deren oberes Paar weiter voneinander entfernt und halb so groß wie die unteren ist, die einen Durchmesser von 6 mm haben. Sie ist an der Basis der Lege- Copnlation und Spermatophoreu von Grylliden und Locustiden. 475 Fig'. P. Isopliya pyrenaea var. Jiemauensis, Weibchen mit Sperniatophore unmittelbar nach der Begattung- (nach BfiRENGUiER). i-ölire mit Hilfe eines breiten Stieles angeheftet, dessen eines Ende (seine Wurzel) sich in die ki.itfeiide Spalte der Siibgenitalplatte einsenkt"; es wird nunmehr die Bedeutung- dieses Stieles als Durchgangsweges der Si)ernuit()zoen erörtert und dann die besonders bemerkens- werte ^[ethode der Einbringung der Spermatophore beschrieben: „In dem Augenblick, in dem die Spermatophore aus den männ- lichen Genitalien austritt, wobei sie zwischen der Legeröhre des Weibchens und der Sub- genitalplatte des Männchens eingeklemmt ist. hängt sie sofort fest mit Hilfe ihres Stieles, der sich in die weiblichen Organe zwischen Legeröhre und Subgenital- platte einfügt; dann, in dem ]\Iaße, wie sie mehr hervor- tritt, legt sie sich immer mehr an die Basis der Lege- röhre in der Richtung von vorn nach hinten an. Die beiden größeren Lappen richten sich zuerst auf, es folgen die beiden kleineren und dann der Stiel zuletzt. Auf diese Art Avird eine Umdrehung der Spermato- phore bewerkstelligt im Vergleich zu ihrer Stellung beim ersten Austritt, so daß ihre obere Fläche zur unteren wird.*' Daraus folgt zweierlei : erstens ist hier nicht die Rede von der Ausstülpung des ..Penis". Die Vereinigung der beiden Tiere scheint lockerer zu sein als bei LeptopJujes, wo mindestens ein Einpressen der männlichen in die weibliche Genitalöffnung stattfindet: zweitens ist der Pi-ozeß der Einbringung und Umdrehung der hier deutlich geformten, von der bei Leptophijes gänzlich abweichend gebauten Spermatophore eher mit dem bei Diesimmmena beobachteten Vor- gang zu vergleichen. Allerdings ist bei IsopJiya wegen der viel höheren Dilferenzierung der Organe an der Hinterleibsspitze der ganze Vorgang komplizierter geworden als dort, wo er sich in der denkbar primitivsten Form abspielt. Noch eines sehr wesentlichen Unterschiedes im Verhalten von Leptophys und Isopitija muß hier gedacht werden : niemals gelang es Bekenüuier bereits einmal copulierte Tiere zu einer zweiten Be- gattung zu bringen, und zwar galt dies für beide Geschlechter. 476 Uleich Gerhardt, ,.^ ou J ne s'accoiiplent qu'uiie seule fois: je n'ai jamais pn obtenir aucun resultat en mettant en presence, meme durant plusieurs jours. soit: ^ vierge et $ dejä fecondee; soit ^ s'etant deja accouple et $ vierg-e; les iiisectes meines paraissaient se fuir l'un Tautre." Daß Leptophyes gerade wegen der leichten Wiederholung- der Begattung ein so günstiges Beobachtung-sobjekt darstellt, wurde hervorg-ehoben, und dieser Unterschied in dem Verhalten der beiden Gattungen scheint mir nicht minder bemerkenswert als der im Bau der Sper- matophoren. * Das Fressen der Spermatophore beginnt nach Berenguiee wenig-e Minuten nach der Copulation; allmählich werden die beiden größeren Lappen stückweise aufgezehrt, zuletzt, 3 — 4 Stunden post coitum, werden Ampullen und Stiel gefressen. Berenguiee teilt noch mit, daß bei Barhitisfes herenguieriN kl. May die Begattung ganz genau wie bei Isophija verläuft, ebenso soll Orphania denticauda Chaei». den gleichen Copulationsmodus befolgen (4). Beeengüiee nimmt daraufhin an, daß alle Phaueropteriden in gleicher Weise copulieren. Für die ungeflügelten Formen Europas (Odonturen) ist nun die Stellung (der Weibchen auf dem Männ- chen sitzend) wohl überall gleich, aber die Spermatophore von Leptophyes fällt ganz aus dem Eahmen des Gewohnten heraus. Aber auch die Übereinstimmung in der Begattungsstellung wird sofort durchbrochen, wenn wir die geflügelten Formen berücksichtigen. Geflügelte Phaueropteriden. Phaneroptera falcata Scop. Beobachtet: 8 Copulationen an Ge- fangenen. Außerdem Spermatophoren von Tylopsis lüüfolia Fab. konserviert. Über die Spermatophoren von Phaneroptera faleata finden wir bei Fabre eine später zu besprechende Angabe, außerdem hat Boldyeev (8) Spermatophoren von Tylopsis thymifoUa Petagna ge- sehen, aber vorläufig noch nicht näher beschrieben. Über den höchst eigentümlichen, einen Fall für sich darstellenden Begattungs- modus dieser Art finde ich keine Angaben in der Literatur. Mein Material von Ph. falcata stammte größtenteils von dem gleichen Berghang bei Gamburg, an dem ich Leptophyes imnctatissima gefangen hatte, und beide Tiere kommen dort ungefähr auf den gleichen Örtlichkeiten vor, wenn auch Phaneroptera Brombeerhecken nicht so ausschließlich bevorzugt wie Leptophyes. Von der süd- Copiihitiou uml Sperinatoplioreu von Gnllideii und Locustiden. 477 europäischen Art PluDicroptcra quadripundata Bh. fand ich im Sep- tember 1900 in einer Macchia bei Rovigno wohl 50 und mehr "Weibchen, die sämtlich mit dem Fressen von Spermatoplioren be- schäftigt waren. Außerdem habe ich im September und Oktober 1906 bei Mostar und Ragfusa Weibchen der nahe verwandten Art Tylopsis liliifolia Fab. mit anhaftenden Spermatophoren konser- viert. Wir werden später sehen, weshalb man pei-ade bei diesen Formen häufig mit Spermatophoren versehene ^^'eibchen im F'reien antretten kann. Die Begattuno- selbst im Fielen zu beobachten, ist mir, wie bei den südlichen Arten, nicht gelungen. Bei PA. fulcaia habe ich es wegen der nicht sehr großen mir zur Verfügung stehenden Anzahl der immerhin nicht häufigen Tiere gar nicht erst vei'sucht, sondern nur an Gefangenen Beobachtungen gemacht, die von gutem Erfolge be- gleitet waren. Dabei machte ich die Erfahrung, daß die Tiere ziem- lich leicht am Leben zu halten sind und sich rein vegetabilisch ernähren. Salat, besonders aber unreife Brombeeren, fressen sie mit Vorliebe, und die überaus reichliche Defäkation entspricht dieser reichlichen Nahrungsaufnahme. Dabei kann man häufig beobachten, was Behenguiee an Isophya sah, daß die Tiere den am After hängen- den Kot durch einen Hieb mit einem Sprungbein weit hinweg- schleudern. Die Weibchen, die träger und friedfertiger sind als die ]\rännchen, vertragen sich im allgemeinen gut. Die Männchen haben dagegen die Gewohnheit, einander die P'lügelspitzen abzufressen, und die Sterblichkeit war unter ihnen — weshalb, weiß ich nicht — größer als bei den Weibchen. Die sehr unruhigen Männchen lassen, wenn zu mehreren beisammen, fast fortwährend ihr leises, kratzen- des Zirpen hören, _ ^^ _ ^ w, und nur selten werden, bei großer feind- licher Erregung, lautere, rhythmische, aber gleichfalls klanglose Zirp- töne hervorgebracht. Man tut gut daran, die Imagines früh (etwa Mitte August) zu fangen oder auch Nymphen im Käfig sich häuten zu lassen und sie später zu copuliei-en, da ich ebensowenig, wie dies Bekenguier (3) bei IsopJuja gelang, eine zweimalige Begattung bei Fhaneroptem fest- stellen konnte. Die Männchen, die nach der Begattung kenntlich gemacht worden waren, starben nach wenigen Tagen, und die Weib- chen wurden nicht wieder befruchtet. Ich betone, daß ich etwa 20 Weibchen gleichzeitig im Käfig hielt. Aus der Tatsache der ein- maligen oder doch nicht häufigen Begattung erklärt sich auch die 478 Ulrich Gerhardt, geringe Zahl meiner Beobachtungen, 8, bei relativ reichlichem Material. Ob das Zirpen der Männchen, das, wie erwähnt, fast fortwährend ertönt, eine anreizende Wirkung auf das AVeibchen ausübt, vermag icli nicht anzugeben; es war jedenfalls nichts davon zu bemerken, daß die Weibchen hier — wie dies anderswo deutlich zu beobachten ist — eine aktive Rolle bei der Einleitung der Copulation spielten. Vielmehr suchen die Männchen höchst lebhaft die Weibchen auf und zeigen durch starkes Herabsenken des Hinterleibes bei leicht- gehobenen Flügeln ihre Erregung an. Außer bei Diestmmmena (vielleicht allen Stenopelmatiden) scheinen alle Locustiden die Krüm- mung des Hinterleibes bei geschlechtlicher Erregung auszuüben; diese Stellung erklärt sich daraus, daß sie dem sonst durch die Flügel des Männchens verhinderten Weibchen das Aufsteigen auf dessen Rücken erleichtert. Daß sie bei stummelüügligen Formen {Leptophijes, Thamnothrison usw.) beibehalten worden ist, ist nicht weiter zu verwundern, obwohl hier das Heben der zu Zirpschuppen verkümmerten Flügeldecken keinen rechten Zweck mehr hat. Nach dem Verhalten der stummelflügligen Arten, das mir aus Beeenguiee's Schilderung bekannt war, ferner nach eigenen Be- obachtungen an Decticiden hatte ich nun erwartet, daß auch bei Phaneroptera, obwohl mir durch die Länge der Flügel eine gewisse Schwierigkeit gegeben schien, das Weibchen auf den gekrümmten Rücken des die Flügel hebenden Männchens steigen werde. Zu meinem Erstaunen war dies niemals der Fall, sondern in allen be- obachteten Fällen wurde vielmehr die Copulation auf eine ganz andere Weise eingeleitet: das erregte Männchen läuft in der beschriebenen Stellung mit abwärts gekrümmtem Abdomen sehr rasch umher und versucht, an die Seite des Weibchens, das seine Paarungslust erregt, zu gelangen. Hat das Weibchen keine Neigung zur Begattung, so entfernt es sich, wobei es oft vom Männchen verfolgt wird. Ist es aber paarungslustig, so duldet es rein passiv die Annäherung des Männchens. Beide Tiere laufen nebeneinandei- her, das Männchen überholt das Weibchen und beginnt jetzt plötzlich mit erhobenen Flügeln und tiefgesenktem Hinterleibe rückwärts zu gehen, wobei es von der Seite her seine Cerci unter die Vulva des Weibchens zu schieben sucht. Sobald dies gelingt, ergreift das Männchen mit seinen langen, gekrümmten Cerci (Fig. Q), die er dorsalwärts hebt, die Stellen rechts und links der Legeröhrenwurzel, caudal von der Subgenitalplatte des Weibchens. Nun steht also das Männchen seit- Copulation und Spermatophoreu von Giyllideii und Locnstiden. 479 wärts neben dem Weibchen, die Köpfe sind nacli derselben Seite ge- richtet, nnd bis auf den seitwärts unter das Weibchen geschobenen Hinterleib des Männchens sind die beiden Körper parallel gestellt. Sowie aber die Cerci die weibliclie Subgenitalplatte erfaßt liaben, krümmt sich das .Alännchen noch viel stärker ventral ein, und schließlich kriecht es unter dem Weibchen nach hinten (Taf. 17 Fig. 8a) mit seinem Kopf durch, den es caudal von der weiblichen Legeröhre wieder erhebt. Dabei geht das Weibchen ganz langsam vorwärts, oder es sitzt, obwohl seltener, wohl auch ganz still. Das ]\rännclien kommt, sobald es vom Boden frei geworden ist, wieder so zu liegen, daß die Längsachse seines Körpers in der Verlängerung der des weiblichen liegt. Die langen Hinterbeine des Männchens beriiliren noch den Boden, sein Kopf ragt frei nach aufwärts in die Luft. Fig. Q. Äußere mäiinlicbe Genitalien von Phaneroptera falcata, a dorsale, /; ventrale Ansicht. « After, ,^ Cerci, / Subgenitalplatte (nach Fischer). Betrachten wir. was inzwischen an der Stelle der Vereinigung beider Tiere vor sich geht: die Cerci des Männchens halten an der weiblichen Subgenitalplatte die Legeröhrenwurzel fest umklammert; zwischen ihnen und der sich hebenden männlichen Subgenitalplatte tritt der gelbliche, halb durchsichtige Schleimhaut- wulst hervor, der als Penis bezeichnet wird und der, obwohl relativ größer, dem von Lepiophyes ähnelt. Auch hier beginnt also der erste Teil der Begattung mit dem Ausstülpen und Andrücken (oder Ein- drücken?) des Penis. Er dauert etwa eine Minute, und man kann beobachten, wie die ausgestülpte Schleimhaut des ^Männchens sich nach \blauf dieser Zeit alsbald wieder zurückzieht und aus der Genitalöifnung selbst zwei kreideweiße, etwa IV2 — 2 mm im Durch- messer haltende Kugeln, die Samenbehälter, sichtbar w^erden. Wenn dies geschehen ist, zieht sich der „Penis" völlig ein, das Männchen legt, ähnlich wie das von Lepiophyes, den Ausschnitt seiner Subgl;nitalplatte an die Ventralkante der Legeröhre des Weibchens, und nun geschieht etwas sehr I]igentümliches: das Weibchen tut einen kurzen Schritt oder Sprung nach vorn, und das Männchen zieht seine Cerci, die oral von den eben erschienenen Samenbehältern der 480 Ulrich Gerhardt, Spermatopliore liegen, während sie mit ihren Spitzen fest eingehakt bleiben, über die Ampullen weg nach hinten. Bei der gebogenen Form der Cerci ist diese Bewegung leicht möglich. Die Cerci sind also jetzt extrem stark ventral abgeknickt, so daß der weitere Teil der Spermatophore dorsal von ihnen austreten muß. Gleichzeitig mit dem Zurückstreifen der Cerci über die Samenampullen und mit dem Anlegen der Subgenitalplatte führt das Männchen eine heftige, kurze Bewegung mit seinem ganzen Körper aus, den es noch stärker als bisher ventral einkrümmt, so daß es mit seinen Mund- teilen und Vorderbeinen die Leger Öhren spitze des Weibchen ergreifen kann (Taf. 17 Fig. 8b). Nun tritt die Hauptmasse der Spermatophore dorsal von den Cerci, also in der gegenwärtigen Situation am meisten nach unten, aus in Gestalt zweier halbdurchsichtiger, trübglasiger, beulenartiger Körper. Während unter einigen heftigen Kontraktionen des Hinterleibes das Männchen die Spermatophore herauspreßt, streckt sich sein Abdomen mehr und mehr gerade, die Mundteile und Füße lassen die Legeröhre des Weibchens los, und schließlicli, in der Endstellung (Taf. 17 Fig. 8c), bildet der männliche Hinterleib fast die gerade Verlängerung des leicht erhobenen weiblichen. Die Sprungbeine des Männchens sind auf den Boden gestemmt, sonst schwebt das ganze Tier, nur durch die Spermatophore und durch die Cerci am Weibchen festgehalten, frei in der Luft. Die ganze Begattung dauert durchschnittlich 7 Minuten (4 — 9' beobachtet), und sie wird dadurch beendet, daß das Männchen nach einer Ruhepause, wählend der, soweit ich sehe, die Spermatophore sich nicht mehr vergrößert, seine Geschlechtsöffnung von der Spermatophore herabzieht, wobei ein hornartiger, glasiger, spitzer medianer und unpaarer Fortsatz der Gallertsubstanz der Spermatophore sichtbar wird, der bisher noch im männlichen Körper verborgen w^ar. Man kann sagen, daß das Männchen, w^enn es erst die Cerci über die Ampullen der Spermatophore hinweggehebelt hat, seine weit klaffende Hinterleibsspitze über die Spermatophore fort- streift. Alles in allem können wir bei diesem Begattungsmodus wieder drei Phasen unterscheiden: 1. Das seitliche Anklammern des Männchens und seine purzelbaumartige Bewegung, durch die es hinter das Weibchen zu hängen kommt; 2. die Ausstülpung des Penis und den Austritt der Ampullen; 8. das Zurückstreifen der Cerci und den Austritt des Hauptanteiles der Spermatophore, Trennung der Tiere. Die seltsame Stellung der copulierten Tiere hat, soweit bis jetzt Copiilation niid Siierniatopburen von Giylliden uud Lociistideii. 481 bekannt, mir in der Copulatidii bei der Gattung Ephippigera einen wenio-stciis cinip^erniaßen vergleiclibaren Parallelvorg-ang-, den Behencuieh (4) scliildert. \\'ir werden bei dieser Gattun«- noch auf die etwaige Ursache der Umdrehung, des „Mouvenient de bascule" Bkkenguiek's, beim Männchen zurückkommen, vorläufig soll nur festgestellt werden, daß die seitliche Annäherung des Männchens an das Weibchen und das Zugreifen mit den Cerci in dieser Stellung bisher nur bei Phaneroptera bekannt ist; dieser Vorgang kann wohl nur mit der ganz ungewülinlii-hen Länge der Flügel bei unserer Gattung zusammenhängen, die einem Aufsteigen des Weibchens auf den Rücken des Männchens mit dessen nachheriger Umdrehung um fast 270" hinderlich wären. Und diese Notwendigkeit eines seitlichen Herankommens des Männchens bedingt wohl zweifellos wiederum eine bedeutende Aktivität des ^Männchens. Damit geht Hand in Hand eine völlige Passivität des Weibchens bei dem Beginn der Begattung, wie ich sie bei keinem anderen Locustidenw'eibchen ge- sehen habe. Das Produkt dieses Begattungsvorganges, die S p e r m a t o p h o r e, ist wesentlich fester in seiner Konsistenz als bei Biestrammena und Lcpiophijes. Sie besteht aus zwei kugligen Ampullen mit mäßig dicken Wandungen, aus denen zwei feine Ausführungsgänge durch einen kegelförmigen, in der Vulva befestigten Stiel das Sperma in das Receptaculum seminis passieren lassen. Der Stiel ist außer- ordentlich fest in die Vulva eingelassen, er drängt die Subgenital- platte ziemlich weit von ihr ab. Außer den Binnenräumen der Behälter besitzt die Spermatophore. soweit ich sehen kann, weiter keine Hohlräume, und ihr größerer Teil wird von der massiven schleimigen Substanz gebildet, deren Form und Lage zu den Be- hältein Taf 18 Fig. 5a zeigt. Fig. 5b, Taf 18 zeigt die von der Hüllsubstanz entblößten Ampullen. Eine aus Mostar stammende Spermatophore von Tylopsis liUifolia Fab., einer nahe verwandten Art. die Taf 17 Fig. 4 darstellt, besitzt eine kompliziertere Struktur des Spermatophorenstieles, da hier oral von den eigentlichen Ampullen noch zwei blasige, dünnwandige Hohlräume liegen, die nicht mit denen der Ampullen zu kommunizieren scheinen. Die großen Hauptlappen der Spermatophore von Phaneroptera beistehen aus einem trüberen, sich jederseits der Ampulle an- schließenden zentralen und einer durchsichtigeren äußeren Substanz, die in 2 ventral und oral gelegenen stumpfen Höckern vorspringt.. Zwischen beiden liegt eine seichte Rinne, die caudal verstreicht. Hier 482 Ulbich Gerhardt, setzt sich der erwähnte lioi-nartige Zipfel caudalwärts fort, der sich unmittelbar ventral von der Legeröhre ca. 4 mm weit erstreckt. Das Ganze ist zäh, fest, elastisch. Nach der Härtung- in Formol oder Alkohol bricht leicht die Hauptmasse der Spermatophore von den Ampullen ab, so daß diese mit dem Stiel allein in der Vulva ver- bleiben. Fabre (16) äußert die Meinung, daß bei Fhaneroptera das Weib- chen im Gegensatz zu anderen Heuschrecken (nur bei Ephippigera vermutet er das gleiche Verhalten) sich der Spermatophore nicht durch Fressen entledige, sondern daß der vertrocknete Körper nach über 48 Stunden herausfalle. Diese Beobachtung ist richtig, und man kann manchmal PAaweroj^fcra-Weibchen noch am 3. Tage nach der Begattung mit einer vertrockneten Spermatophore in der Vulva herumkriechen seilen, deren Ampullen schwärzlich-braun gefärbt sind, während die Reste der Hauptmasse eine trübe, formlose, sehr verkleinerte Masse darstellen. Trotzdem ist der Freßinstinkt entgegen Fabre's An- nahme auch bei Phaneroptera stark entwickelt, und die südeuropäische geflügelte Phaneropteride Tylopsis liUifolia findet man, wie erwähnt, häufig im Freien mit dem Fressen der Spermatophore beschäftigt vor. Hier spielt sich die Sache so ab, daß das Weibchen, oft in laugen Intervallen, während mindestens 24 Stunden immer wieder Stücke von der Spermatophore losbeißt und auffrißt, aber die Ampullen bis zum spontanen Herausfallen in der Vulva läßt, es liegt also hier eine starke Modifikation des Verhaltens anderer Locustiden vor. Taf. 18 Fig. 5 C zeigt ein konserviertes Weibchen mit einer ca. 48 Stunden herumgetragenen Spermatophore. Das Ausfallen des Spermatophoren- restes selbst habe ich nicht beobachtet. Somit zeigt uns Phaneroptera falcata in dem Verlauf der Be- gattung, insbesondere in den dabei eingenommenen seltsamen Stellungen der Geschlechter, in der Art des Austiittes der Sperma- tophore, in deren Gestaltung und endlich in dem Verhalten des Weibchens der eingebrachten Spermatophore gegenüber in allen Stücken Gegensätze zu den Odonturen, den stummelflügligen F'ormen. Dabei ist das Verhalten von Phaneroptera so, daß man sich kaum wird entschließen können, es für das ursprünglichere dem der anderen gegenüber zu halten, obwohl deren Flugunfähigkeit ein sekundär erworbenes Merkmal ist. Es ist nach den bisherigen Beobachtungen an dieser Subfamilie auch schlechterdings nicht möglich, sich ein Bild von einem gemeinsamen Begattungstypus zumachen, von dem die einzelnen Copulatiou und Spermatophoreu von Grylliden und Locustiden. 483 beschriebenen Formen abzuleiten wären. Vielleicht haben wir in der Begattung: von Lepiopliyes einen in relativ unveränderter Form erhaltenen primitiven Vorgang: zu erblicken. Weitere Beobachtungen an möglichst vielen Species der artenreichen Gruppe der Phanero- pteriden würden vielleicht Aufschlüsse geben können über die Wand- lungen, die der Copulationsvorgang in dieser Subfamilie durch- gemacht hat. Subfam. Fjihippigendae. Eigene Beobachtungen kann ich nicht anführen, doch liegt eine vortrelfliche Schilderung des Begattungsvorganges von Ephippigera terrestris Yersin durch Berengüiee (4) vor. Die bekannteste hierhergehörige europäische Art, Ephippigera Vitium Serv., wurde bereits von Fischer (18) bei der Begattung beobachtet, und er ist wohl der Erste, der eine Locustidensperma- tophore beschreibt: „Equidem . . . id adiungam, bis mihi contigisse, ut Ephippigeram Vitium in cavea inclusam inter coitum observarem, in quo perinde ut in Gr^ilodeis femina super marem sedet. Post copulam ad orificiura genitale ferainae (h. e. ad basin ovipositoris) materiam lacteam, Magnitudine pisum adaequantem, subpellucidara, albumini similem animadverti . . . modo sjinmetrico elegantissime constructum, ad cuius basin utrinque bulla magis hyalina cum nucleo croceo vel aurantiaco . . . conspicienda erat. Primo intuitu fere credi potuisset, inter coitum vehementem partes quosdam oi'ganorum sexualium feminae esse evulsas, nisi huius dissectio nie docuisset, hoc non ita se habere nee adesse Organa, quibus hie humor secerne- tur, et nisi posta observavissem, haue materiam excerni feminaeque, ut fit in Gryllodeis, affigi quasi tantum involucrum materiae sperma- ticae, quae a femina sensim introrsum excipitur dum volucrura ex parte exsiccatum et pessum erat." Ferner gibt dieser Autor an, daß beide Geschlechter in kurzen Zwischenräumen häufig koha- bitieren. Fabre hat die Begattung der gleichen Art nicht beobachten können, dagegen schildert er ausführlich das Verhalten des mit der Spermatophore beladenen AVeibchens. Er beschreibt zunächst die Spermatophore als außerordentlich groß, den Hinterleib des Tieres an Breite übertreffend, mit unregelmäßig höckeriger Obertiäche, wie die einer großkörnigen Maulbeere. Er vergleicht das Ganze mit einem Packet Schneckeneier. P^ine seichte Medianfurche teilt die Spermatophore in zwei symmetrische Hälften von je 7 — 8 Kugeln. Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. Syst. 32 484 Ulrich Gerhardt, Audi Fabre schildert die von Fischer bereits betonte orangerote Färbung der eigentlichen Samenbehälter, einen Befund, der sich auch bei der Phaneropteride Ttßopsis UUifolia findet. Ein breiter glasiger Stiel befestigt das Ganze in der Vulva. Nun verhält sich Ephippigera Vitium nach unserem Gewährsmann in der Behandlung der Spermatophore so, wie wir es von Phanero- ptera falcata kennen gelernt haben: sie frißt von Zeit zu Zeit Stückchen von der Spermatophorenrinde ab, trägt aber die größere Masse der Spermatophore 2 Tage lang mit sich herum, bis sie von selbst aus der Vulva herausfällt. Beeenguiee (4) schildert die Begattung von Ephippigera terrestris Yees. folgendermaßen: „Das Männchen gleitet nach rückwärts unter das Weibchen, das, möglichst hoch auf seinen Beinen aufgerichtet, ihm ein Stück weit auf den Rücken steigt, wobei der Hinterleib des Männchens vollständig zurückgebogen ist, so daß die Ventralfläche nach oben sieht (recourbe, la face ventrale en haut). Die Cerci ergreifen heftig (brusquement) die Subgenitalplatte des Weibchens und haken ihre Seitendornen in die beiden Gruben an deren Basis ein. Nun klafft die weibliche Subgenitalplatte, während die des Männchens sich an die ventrale Legeröhrenkante anlegt, und der Penisapparat („les titillateurs") in den Spalt hinter der weiblichen Subgenitalplatte eindringt. All dies geht außerordentlich rasch vor sich. Wenn sich das Männchen so befestigt hat, läßt das Weib- chen das Pronotum des Männchens los, das es vorher benagt hatte, und tut einen Sprung nach vorn. Das Männchen überschlägt sich infolgedessen, und während seine Genitalorgane am Weibchen in der bisherigen Lage befestigt bleiben, wird es auf den Rücken geworfen, und sein Kopf ist nun nach rückwärts gerichtet und befindet sich unterhalb der Legescheide des Weibchens. An diese klammert es sich nun mit den Vorderbeinen an, während die hinteren weist aus- gestreckt werden. Nun contrahiert sich fast unmittelbar darauf der Hinterleib des Männchens gewaltsam und die Spermatophore er- scheint. Der Penis läßt los, um sie austreten zu lassen, und in wenigen Sekunden ist sie befestigt. Dann trennt sich durch eine heftige Bewegung das Weibchen vom Männchen, das auf dem Rücken liegen bleibt, bald aber wieder zirpt." Beeenguiee geht nun auf den Unterschied zwischen dieser Copulationsstellung und der von ihm bei Isophya und Barhitistes be- schriebenen näher ein. Er sagt, daß bei Isophya die Verbindung zwischen den Geschlechtern lockerer ist, daß dort die Cerci nur wenig Copulation und Spermatophoren von Gryllideii und Locustiden. 485 fest an der weibliclien Snb^enitalplatte angreifen und dann die Spermatophoie austritt. Bei Ephippifjcra dagfegen greifen die Cerci mit ihren Haken fester in eine korrespondierende Vertiefung der weibliclien Subgenitalplatte ein, die Siib<;eiiitalplatte des Männchens legt sicli mit ihrem Aussclinitt an die untere Legescheidenkante des Weibchens, und der Penis wird eingeführt. Diese Unterscheidung gilt nicht für Ephippigcra und Leptophyes; bei dieser Phaneropteride sahen wir, daß eine Einfühlung des Penis und das Anlegen der Subgenitalplatte des Männchens statthatte, ohne daß ein „mouvement de bascule" des Männchens dadurch not- wendig würde. Es ist wohl hauptsächlich die Form der männ- lichen Subgenitalplatte, die es Leptophyes eilaubt, das lange, rinnen- förmige Organ an die ventrale Legeröhrenkante anzulegen, ohne die Stellung dabei zu ändern. Da ich die Copulation von Isophya, Bar- bitistes und Orphania nicht vom Augenschein her kenne, vermag ich voiläufig nach Bekenguier's Darstellung nur einen primitiven Be- ofattungsmodus darin zu erkennen, daß hier die Spermatophore ohne Immissio penis (des „Titillateurs") in die Vulva eingebracht wird, ähnlich wie bei Biestrammena. An einer anderen Stelle (3) sucht Beeenguiee den Grund für den Unterschied in der Copulationsstellung von Isophya und Ephip- pigera in der verschiedenen Länge der Legeröhre. „La posture du (^ diirant Taccouplement {hki\ Isophya) est necessitee par la forme recourbee et la diinension relativement courte de l'oviscapte; s'il prenait Tattitude adoptee par les ^ de ÄnonconoUis ^) etc., qui renverses sur le dos se cramponnent des quatres membres anterieurs et des mandibules ä la pointe de l'oviscapte de leur $, dont la longueur est proportionnee ä celle de leur corps, et leur pennet de mettre en contact, sans eifort, Torifice des organes genitaux, le c^ de VIso- phya ne pourrait arriver k faire aboucher son extiemite abdominale avec Celle de la ?, la longueur de Toviscapte de celle-ci n'atteignant pas meme la moitie de la longueur du corps du ^.'^ Das klingt zunächst gewiß überzeugend, und auch ich würde kein Bedenken tragen, mich dieser Auffassung anzuschließen, wenn ich — die Copulation von Phaneroptera nicht gesehen hätte. Wenn auch der Beginn der Copulation bei Ephippigcra und Fhaneroptera verschieden ist (der Grund dürfte die Flügellosigkeit 1) Ich finde eine Gattung dieses Namens weder bei Brunner (12) noch bei Fischer (18). 32* 486 Ulrich Gerhardt, bei Epilippigera, die außergewöhnliche Flügellänge bei Phaneroptera sein) — , so vollzieht sich doch, wie aus Berenguier's Schilderung klar hervorgeht, das sich Überschlagen (mouvement de culbut, de bascule) in beiden Fällen prinzipiell sehr ähnlich, und vor allem ist die End Situation, in der das Männchen, mit Freß Werk- zeugen und Beinen an die Legeröhre geklammert, hängt, ceteribus paribus in beiden Fällen sogar gleich. Und doch hat EpMppigera, wie ja Berenguiee betont, eine sehr lange, Plumeroptera eine sehr kurze Legeröhre. Die relative Länge dieses Organes kann also nicht der ausschlaggebende Grund für die Umdrehung des Männ- chens sein. Bei Phaneroptera läßt es sich leicht verfolgen, daß in der Stellung vor dem Anklammern des Männchens an der Legeröhre die männliche Genitalöffnung dem Gau dal pol des Weibchens, dann aber, wenn die Ampullen der Spermatophore erschienen, die Cerci über diese zurückgestreift worden sind und das Männchen sich an der Legeröhre hält, dem Oral pol des Weibchens zugekehrt ist. Bei EpMppigera scheint dieser Gegensatz vor und nach der Um- drehung nicht zu bestehen, auch ist ja hier die Anfangsstellung der männlichen äußeren Geschlechtsorgane offenbar deren Endstellung bei Phaneroptera schon einigermaßen ähnlich. Ich bin auf die Begattungsstellung von Ephippigera deshalb ausführlich eingegangen, weil, soviel ich weiß, die Beobachtungen von Berenguiee und mir an Ephippigera und Phaneroptera die ein- zigen sind, die eine solche plötzliche Umdrehung des Männchens er- geben. Es handelt sich hier um die extreme Ausbildung eines Vor- ganges, der auch schon bei anderen Familien (Decticiden, Locustiden) angebahnt ist. Die Spermatophore von Ephippigera terrestris beschrei bt Beeenguiee anders als Fabee die von E. vitium. „Le spermatophore etait d'une forme presque spherique, partagee par de legers sillons en quatre lobes, les superieurs deux fois moins volumineux que Jes inferieurs, d'une couleur blanc nacre, qui tourne rapidement en jaune d'ivoire; son pedicule etait visiblement enforce sons la plaque geni- tale de la $, qui au bout de quelques heures avait tout devore." Die Schilderung der Spermatophore erinnert mehr an die von Fischer für E. vitium gegebene; in dem Fehlen des Freßinstinktes bei E. Vitium nach Fabre scheint eine wesentliche und inter- essante Abweichung von E. terrestris zu bestehen, die sich in nichts Copulatioii und Spermatophoren von Grylliden und Locustiden. 487 von der Melirzahl der Locustidenweibchen in dieser Hinsicht unter- scheidet. VossELER (35) scliildert die Spermatophoren zweier nord- afrikanisclien F.phippio:eriden. Eugaster giiyoni Serv. und Platystohis p' der „Geburt" der Spermato- phore folgendermaßen: „Un quart d'heure environ se passe dans ces preliminaires; puis on voit sourdre du ventre du male quelque chose d'enorme. de monstrueux, hors de proportion avec l'animal. Par sa couleur d'un blanc d'opale, cela ressemble ä deux baies de guie accolees. La femelle immediatement se retire, portant appendue, sous son oviscapte, l'etrange machine." Auch ich habe, als ich bei Vecticus, zum erstenmal in meinem Leben, eine Locustidencopulation sah, den Eindruck gehabt, daß liier unter ungewöhnlichen Anstrengungen von dem Männchen eine verhältnismäßig riesige Leistung vollbracht werde. Später habe ich mit Erstaunen gesehen, daß bei Diestrammena eine relativ min- destens ebenso große Spermatophore ohne Mühe und Preßbewegungen hervorgebracht wird, die allerdings nicht von so fester Konsistenz ist wie die der Decticiden. Die Spermatophore selbst ist leuchtend weiß und undurch- sichtig. Fabre hat sie beschrieben und abgebildet, außerdem hat €r — soweit mir bekannt, zum ersten Male füi- eine Locustide — den Akt des Verzehrens der Spermatophore durch das Weibchen eingehend geschildert. In einem Falle sah Fabre (was mir nicht begegnete) eine Spermatophore, die der von ihm bei EpMppigera vitium beschriebenen glich und ,.wie ein Packet Eier von Helix aspersa'"'' aussah. In 3 anderen Fällen aber bestand sie (und ich habe dieses Verhalten bei JDecticus vermcivorus wie auch bei D. alUfrons immer angetroffen) „aus vier eng miteinander verbundenen Blasen, zwei dorsalen, un- mittelbar unter der Legeröhre, von einem matten Weiß und der Größe eines Pfefferkornes; darunter sitzen zwei von einem opale- scierenden Weiß und der Größe einer Erbse. Diese vier Erhaben- heiten müssen gewiß untereinander communicieren und eine gemein- same Tasche darstellen. p]in kurzer Stiel aus hyaliner Substanz, ähnlich einer glasigen Gallerte, bildet die Basis des Apparats und ist in den Genitalvorhof des Weibchens eingesenkt". Die von Fabre ausgesprochene Idee, daß wahrscheinlich alle vier Bestandteile der Spermatophore untereinander im Zusammen- hang stünden, ist, wie aus der Präparation von konsei-vierten Sper- matophoren anderer Locustiden mit Bestimmtheit hervorgeht, nicht 494 Ulrich Gerhardt, richtig. Vielmehr hat Dedicus wie alle anderen bisher bekannten Locustiden in seiner Spermatophore einen den Samen enthaltenden Teil, die hier wie überall außer bei Diestrammena paarigen Ampullen und die in unserem Falle äußerst dichte und feste Hülle oder Schutz- substanz (BoLDYREv), deren große Festigkeit wohl die lange Be- gattungsdauer bei Decticiden begründet. Zu erwähnen ist, daß die eigentlichen Ampullen der Decticiden- spermatophoren nicht völlig identisch sind mit dem kleineren Kugel- paar, das Fabre beschreibt. Auf diesen Unterschied wird man erst in vollem Maße aufmerksam, wenn man den Akt des Verzehrens der Spermatophore durch das Weibchen und das, was dabei allmählich von der Spermatophore abgetragen wird, verfolgt. Fabee, dieser glänzende Schilderer der Vorgänge im Insecten- leben, beschreibt mit gewohnter Anschaulichkeit, wie sich das Weibchen, das sich vom Männchen getrennt hat, auf seinen Hinter- beinen aufrichtet, sich ringförmig zusammenkrümmt und mit seinen Kiefern die Spermatophore ergreift, um zuerst ganz vorsichtig Stückchen von deren Rinde abzubeißen und zu fressen, ohne die tieferen Schichten zu berühren. Das geht etwa 20 Minuten so fort, dann aber ergreift das Tier die ganze Spermatophore und zerrt und reißt an ihr, bis nur der Stiel, der „tampon de gelee", in der Vulva sitzen bleibt. Im Verlaufe von ungefähr 3 Stunden ist die ganze Masse zerkaut und gefressen. Ich kenne mit Sicherheit keine andere Locustidenform, die die Hauptmasse der Spermatophore auf einmal abreißt wie Dedicus. Nahe verwandte Arten verhalten sich jedenfalls hierin anders, doch scheint bei Flatydeis grisea etwas Ähnliches vorzukommen. Das, was nun nach diesem Abreißen des größten Teiles der Spermatophore in der Vulva zurückbleibt, beschreibt Fabre als „la base, le pedicule de l'appareil, base dont la partie la plus visible consiste en deux mamelons cristallins de la grosseur d'un grain de poivre." Diese beiden „mamelons cristallins" sind nun die Ampullen, die eigentlichen Samenbehälter, die in den 3 Stunden, während deren die übrige Masse verzehrt wurde, hinreichend Zeit hatten, ihren Inhalt in das Receptaculum des Weibchens zu entleeren. Die selt- same Stellung, die zum Ausfressen dieses letzten Spermatophoren- restes nötig ist (die ich selbst nicht beobachtet habe), schildert Fabre folgendermaßen: „Pour se debarasser de cette espece de tampon, le Dectique prend une curieuse attitude. L'oviscapte est ä. Oopulation und Spermatophoren von Grylliden niul Locustiden. 495 deini iinplante eu terie, verticalenieiit; ce sera le principal bäton d'appui. Les echasses, rapprochant les tibias des cuisses, elevent la bete autant que possible et forment trepied avec le sabre. Les qiiatre pattes anterieures s'etablisseiit solidement sur le sol. Alors l'insecte se recourbe eii dessous en anneau complet et vient, du bout des niandibules, travailler l'entree genitale. 11 debourre petit ä petit le Vestibüle obstriie. Sont extirpes d'abord les deux nodales hyalins; puis viennent, d'auties, debris formes d'une substance semblable ä uue gelee transparente et demi- solide. Toutes ces ruines sont gravement avalees jusqivaux moindres miettes. Rien ne doit se peidre. Enfin l'oviscapte est lave, nettoye, lisse du bout des palpes. Tout est remis en ordre, rien ne reste de l'encombrant fardeau."' Sehr ähnlich wie bei Deciicus verläuft die Begattung bei 2 Arten der Gattung Plaij/cleis, bei denen ich sie beobachten konnte. Am 2. September 1911 sah ich auf einer Wiese bei Hökendorf in Pommern, dicht neben dem erwähnten Standort von Deciicus verru- civorus, ein Weibchen von Platyclds roeseli. das ganz langsam sich einem in einer P'ntferuung von V2 — % ^ zirpenden Männchen der gleichen Art näherte. Das Weibchen saß dann lange Zeit still, bis das Männchen, wie dies bei dieser Art üblich, nach einiger Zeit den Halm, an dem es saß, verließ, um einen anderen Ort des Zirpens aufzusuchen. Dabei entfernte es sich vom Weibchen. So- bald das Männchen sich nun in ]^ewegung setzte, folgte ihm das Weibchen und erreichte es, als es wieder still saß. Nun setzte sich das Männchen sofort in Begattungsstellung, senkte also den Hinter- leib stark gekrümmt nach unten und hob seine verkürzten Flügel- decken. Das Weibeben kam das erstemal, als es ihm auf den Rücken stieg, nicht sofort in die richtige Stellung, darauf ging das ^Männchen einige Schritte weiter, und nun gelang die Begattung alsbald, Sie spielt sich fast ganz in der für Deciicus beschriebenen Form ab, nur sitzen die Tiere meist im Grase an irgendeinem Zweige oder Halm, seltener auf dem Boden. Auffallend ist die außerordentlich lange Dauer der Begattung bei dieser Species, Bei der ersten Beobachtung wurde sie nicht genau bestimmt, doch betrug sie sicher über ^'., Stunde. In zwei später in Breslau an Gefangenen beobachteten Fällen dauerte eine Begattung von 10 h 22 bis 11 h 07, also 45 Minuten, die andere von 9 h 56 bis 10 h 46, also 50 Minuten, während bei Deciicus die Begattungs- dauer höchstens 15 — 20 Minuten beträgt. Was der Grund zu dieser 496 Ulkich Gerhardt, langen Aiisdehnung- des Copulationsvorganges ist, vermag ich nicht anzugeben, zumal die Spermatophore (Taf. 18 Fig. 7) im Verhältnis nicht größer ist als die von Decticus. Abgesehen von diesem Unter- schied in der Zeitdauer verläuft alles ziemlich genau so wie bei Decticus auch. Die Stellung ist, besonders wenn die Begattung, wie das bei Gefangenen vorkam, im Grase dicht über dem Boden statt- fand, im wesentlichen ebenso, nur geben die verkürzten Flügeldecken bei beiden Geschlechtern (doch kommen auch macroptere Exem- plare vor) ein etwas anderes Gesamtbild (Taf. 17 Fig. 9). Auch hier krümmt sich das Männchen so stark, daß sein Kopf fast in ent- gegengesetzter Richtung steht wie der des Weibchens. Das Ergreifen der Legeröhren Wurzel mit den Cerci, das Aus- und Einstülpen des „Penis" geschieht gerade so wie bei Decticus. Auch das Anlegen des Penis an die Vulva und der Austritt der Spermatophore erfolgt in der gleichen Weise, so daß erst die Ampullen dorsal von der zurückgestreiften Penishaut sichtbar w^erden, daß dann eine Ruhepause eintritt und zuletzt die Hauptmasse der Spermatophore auf einmal vom Weibchen dem Männchen aus der Hinterleibsspitze gezogen wird. In zwei Fällen begann, sowie der größere Teil der Spermatophore hervorgequollen war, das Weibchen vorwärts zu gehen. Dabei wurde das auf den Rücken gedrehte Männchen ein Stück weit mitgeschleift, bis es schließlich buchstäblich von der am Weibchen hängenbleibenden Spermatophore herunterglitt und mit weit geöffneter Hinterleibsspitze liegen blieb. In den beiden anderen Fällen geschah die Lösung so wäe bei Decticus beschrieben. Erwähnen möchte ich hier gleich, daß bei der geflügelten Art Platycleis grisea die Begattungsstellung genau wie bei Decticus ist. In dem einen von mir bis zu Ende beobachteten Falle — es handelte sich um gefangene Tiere; vor Jahren habe ich in Gamburg 2mal den Beginn der Begattung bis zum Festhalten des Männchens im Freien beobachtet — erfolgte auch der Austritt der Spermatophore, so wie in den beiden ersten Fällen bei Platycleis roeseli, d. h. das Weibchen zog das auf den Rücken geworfene Männchen bis zur Lösung der Tiere mit sich fort. Die Dauer der Begattung betrug 20 Minuten (von 9 h 34 bis 9 h 54 a. m.). Die Ampullen der Spermato- phore dieser Species nach Ablösung der Hüllsubstanz zeigt Fig. 8, Taf. 18. Bei beiden Platycleis- Arten war bei der Begattung eine ventrale Abknickung der weiblichen Legeröhre zu sehen, die das Männchen locker mit seinen Vorderextremitäten umfaßt und an die es seine Copulation und Spermatophoreii von Gryllicleii und Locustiden. 497 Subo:enitali)latte fest anlegt, so daß deren Styli beiderseits die Lege- scheide uiiifassen. Soweit mir erinnerlich — ich habe damals auf diesen Punkt nicht genügend geachtet — , war diese Abknickung bei üedkus weniger auffallend. Die Sperm atop hören, die von Platycleis roeseli produziert werden, sind denen von Decticus sehr ähnlich gebaut. Charakteristisch für sie scheint mir ein kui'zer, unpaarer, medianer Zipfel, der zuletzt aus der Geschleclitsölfnung des Männchens hervortritt und, wenn- gleich in viel kleinerem Maßstabe, etwas an den hornförmigen Fort- satz der Spermatophore von Phaneroptera erinnert. Bei der einzigen mir bekannten Spermatophore von Fl. grisea fehlt dieser Fortsatz, und die Paarigkeit der ganzen Spermatophore ist deutlicher an den die Ampullen bergenden kleineren Lappen als an den beiden großen erkennbar. Die Spermatophore von PI. roeseli hat etwa 4 — 5 mm Durchmesser. Sehr ähnlich der von PI. grisea ist die des gleichfalls zu den Decticiden gehörigen Thamnoihrizon cinereus L. Bei dieser in allen Wäldern und Hecken äußerst gemeinen Art habe ich die Begattung nie gesehen, und die einzige Spermatophore, die ich er- halten habe, wurde durch ein Versehen gewonnen, irrtümlich war über Nacht ein Weibchen in den Käfig, der die Männchen enthielt, gesetzt woiden, und der Irrtum wurde erst bemerkt, als das Weibchen am anderen Morgen bereits die erst ganz wenig angefressene Spermatophore trug, die Fig. 9, Taf. 18 darstellt. Der Bau der Spermatophore ist bei Platycleis grisea und Thamno- tlirizon cinereus dadurch etwas verschleiert, daß hier die feste äußere Substanz die beiden Samenbehälter so dicht und gleichmäßig umhüllt, daß von ihnen an der unverletzten Spermatophore wenig zu sehen und um deren Stiel herum zwischen Legeröhre und Subgenitalplatte alles verklebt ist. Diese Secretmassen. die den Spermatophorenstiel umkleiden, können erst sehr spät ergossen werden, da die Ampullen bei ihrem Austritt noch sehr gut zu sehen sind. An einer in Formol konservierten Spermatophore von Platycleis roeseli, deren Form sehr gut erhalten ist (Taf. 18 Fig. 7), ist da- gegen die „Schutzsubstanz," ähnlich wie bei Phaneroptera, ventral von den Ampullen (an der dem Weibchen angehängten Spermato- phore gerechnet) angeordnet, so daß diese deutlich sichtbar sind. Der Rest der Spermatophore ist nur undeutlich 41appig, vielmehr sind eigentlich 3 Lappen, 2 orale, paarige und 1 caudaler, unpaarer, vorhanden, der allerdings in frischem Zustande eine seichte Längs- furclie aufwies und der in den erwähnten, auf der Abbildung deutlich 498 Ulrich Gerhardt, sichtbaren Zipfel endet. Im Prinzip ist diese Spermatophore also der von Fhaneropiera fdlcata ziemlich ähnlich gebaut, und es ist vielleicht anzunehmen, daß die Verwischung des paarigen Baues bei Fl. grisea und bei Thamnothrison sekundärer Natur sind. Bei Decticus ist die Vierlappigkeit anscheinend als die Regel zu betrachten. BoLDYREv (8) geht in dem russischen Text ^) seiner vorläufigen Mitteilung über die Spermatophoren von Locustiden und Grylliden kurz auf die Decticiden-Spermatophore ein. Er sagt, das Verständnis des Baues der Spermatophore werde hier erschwert durch die An- wesenheit zweier ovaler sackartiger Anhängsel mit durchsichtigen elastischen Wänden, für deren Bedeutung er später versuchen will eine Erklärung zu geben. Ich möchte dazu folgendes bemerken, es scheint sich um ähn- liche ovale Gebilde zu handeln, wie ich sie oben (S. 481) für die Spermatophore von Tylopsis liliifolia beschrieben und abgebildet habe. Bei Flatycleis grisea wurde das Weibchen unmittelbar nach der Copulation mit der anhängenden Spermatophore in 4^0 Formol ge- worfen, eine Methode, die sich sonst gut bewährt hat. In diesem Falle aber löste sich durch die starken Zappelbewegungen, die das Tier in der Agonie mit seinen Sprungbeinen in dem etwas zu weiten Glasgefäße ausführte, die äußere, homogene „Schutzsubstanz" von den Ampullen der Spermatophore ab, die mit dem Stiel in der Vulva verblieben. Die Untersuchung des abgebrochenen Stückes zeigte nun eine homogene Beschaifenheit, so daß hier nur Ampullen und „Hüll- oder Schutzsubstanz" vorhanden sind. Die Hüllsubstanz bildet etwa eine auf der konvexen Oberfläche leicht median gefurchte Halb- kugel, die nach ihrem Abreißen innen hohl ist. Sowohl die Reste von Schleim, die um die Ampullen herum an der Legeröhrenwurzel sitzen geblieben sind, wie auch der Rand der Hohlkugel an der Ab- reißstelle zeigen deutlich, wie hier die Hüllsubstanz noch etwas um die Ampullen herumgegriffen hat. Von besonderen akzessorischen Behältern bemerke ich in diesem Falle nichts. Bei PI. roeseli ist das, was von außen als die Ampullen impo- niert, insofern nicht ganz mit diesen identisch, als sie eine doppelte Hülle haben, von der die äußere Schicht eher vom Weibchen ge- fressen wird als die innere. Das Weibchen verfährt hier beim Freß- akt insofern anders als Decticus, als es die Hüllsubstanz nicht auf 1) Die Übersetzung verdanke ich der Güte des Herrn stud. agr. Gerog V. Ursyn Niemcewicz. Copulatiou und Spermatophoreu von Grylliden und Locustiden. 499 einmal abreißt. Es frißt vielmehr ganz allmählich kleine Brocken davon auf, so wie es Dedirus nur im Anfang tut. Die ganze Freß- prozedur erstreckt sich über eine größere Anzahl (bis zu 6) Stunden. Wenn die ersten kugligen Körper, die als „Ampullen" bezeichnet waren, an die Reihe kommen , die an der frischen Spermatophore intensiv weiß sind, so wird. Avenn deren Rinde abgebissen wird, ein glasiger, bräunlicher, biniförmiger Körper im Innern der Kugel frei- gelegt; von ihm wird die ihn umgebende Hülle zuletzt in einem größeren Klumpen abgerissen, und nun stecken in der Vulva nur noch die beiden, Fabre's ,.mamelons cristallins" entsprechenden eigentlichen Ampullen. Bei Thamnothrizon cinereus, dessen SphermatophorenhüUe sich der von Plafycleis grisea sehr ähnlich verhält, findet man öfters Weibchen im Freien, denen noch die hellen, wie es scheint, ganz spröde und trocken gewordenen kleinen Ampullen in der Vulva sitzen. Die wenigen konservierten Spermatophoren, die ich von Decticiden bisher besitze, sollen in toto als Demonstrationsobjekte aufgehoben werden ; Untersuchungen an aufgehellten Präparaten, die ich nur in diesem Sommer zu beschaffen hoffe, aber auch ein genaues Studium des Fressens der Spermatophore, bei dem diese, wenigstens bei Platydeis roeseli, schichtenweise abgetragen wird, endlich Schnittpräparate, er- geben vielleicht noch weitere Resultate. Ich habe meine konser- vierten Spermatophoren unter dem SEiBERx'schen binokularen Mikro- skop zu präparieren gesucht, und ich habe außer den Hüllkörperu der Ami)ullen bei den von mir beobachteten Formen keine akzesso- rischen Hohlräume, wie sie bei Tylopsis vorkommen, gefunden. Fabke nimmt für Decticus alMfrons nur eine einmalige Begattung an. und ich sah auch bei D. verrucivorus keine zweimalige. Doch muß ich von vornherein betonen, daß meine Beobachtungen in dieser Beziehung, da im Freien angestellt, keine bindende Bedeutung haben. Die Begattung der Tiere fand an dem von mir beobachteten Fundort immer etwa um 9 Uhr morgens statt, und nach ungefähr 11 Uhr war kaum ein Ziri)en der Männchen mehr zu höien. Da jedes Männchen seinen bestimmten Standort hatte, an dem es jeden Morgen zirpte, waren die bei der großen Variabilität der Art leicht zu unter- scheidenden Individuen bequem täglich zu kontrollieren. Immerhin aber muß die Möglichkeit von Begattungen vor Beginn meiner Be- obachtungsperiode zugegeben und können einwandfreie Beobach- tungen über die uns beschäftigende Frage nur an Gefangenen ge- macht werden. Wenn aber Fabke meint, das Männchen könne Zool. Jaljrb. XXXV. Abt. f. Sy.st. 33 500 Ulrich Gerhardt, sich wegen der Größe der von ihm g-elieferten Sperniatophore nur einmal begatten, so ist das kein zwingendes Argument, da andere Arten, die ebenso große Spermatophoren abscheiden, sich wiederholt begatten (Diestrammena, Ephippigeriden). Bei Platijdeis roeselii erlebte ich an Gefangenen, daß ein Männ- chen sich am 2. Tage nach einer Begattung mit einem anderen Weibchen paarte, ferner wurde für ein Weibchen festgestellt, daß es sich an 2 ziemlich weit auseinanderliegenden Terminen (7. Juli und 15. August) mit verschiedenen Männchen paaite. Jedenfalls bedürfen die bisherigen Befunde an der Gattung Decticus noch einer Nachprüfung auf die Begattungszahl beider Geschlechter hin, die an Gefangenen ausgeführt werden müßte. Alles in allem zeichnen sich die Decticiden, soweit bisher be- kannt, durch folgende gemeinsame Merkmale aus. Das Männchen zirpt und wartet auf das Weibchen, das aktiv die Begattung ein- leitet. Das Männchen wird vom Weibchen bestiegen, krümmt sich aber so stark ventral ein, daß eine wesentlich andere Stellung zu- stande kommt als bei Diestrammena und den Grillen; der Kopf des Männchens ist dem des Weibchens fast diametral entgegengesetzt gerichtet. Der Austritt der sehr dichten, mehr oder weniger 4 lappigen Sperniatophore mit 2 Ampullen erfolgt nach langer Preßarbeit des Männchens. Das Weibchen braucht lange Zeit zum Fressen der Spermatophore. — Im einzelnen sind von Art zu Art verschiedene Besonderheiten zu konstatieren. Subfam. Locustidae. Trotz angestrengtester Beobachtungen (allerdings immer im Freien) ist es mir zwar gelungen, Begattungsversuche von Locusta viridisswia L. zu sehen, nie aber sah ich eine Begattung zustande kommen. Auch diesen wesentlichen Mangel in meinen Beobachtungen hoffe ich im kommenden Sommer — diesmal an Gefangenen — zu beseitigen. Von konservierten Spermatophoren dieser Art besitze ich 2 Stück. Die eine ist frisch und unverletzt, ihre Trägerin verließ eben das Männchen nach der Begattung. Die 2. war bereits bei der Konser- vierung stark angefressen, und ich habe sie dazu benutzt, die bei dieser Art sehr kleinen Ampullen frei zu präparieren. In der Literatur finden sich etwas widersprechende Angaben über den Begattungsmodus von Locusta viridissima. Rösel gibt an, die Copulation erfolge ebenso wie bei Decticus, also durch Besteigen Copulation und Spermatophoren von GiyUiilen und Locustiden. 501 des 3Iäniicheiis durch das Weibchen. Im Geg:ensatz hierzu stehen Angaben von Bolivar (9) und Tümpel (33). Bolivar gibt die hier reproduzierte Abbiklung (F"ig. T) des Coitus von Locasta viridissima, der in einer Stelhmg vor sich geht, wie wir sie als Endstellung bei DecH- cus, schließlich, in niodirtzierter Form, auch hei PlianeropfiTd und t'p/üppifjcni kennen gelernt haben. Wie die Tiere in diese Stellung gekommen sind, wird nicht angegeben. Das Männchen hält nach diesem Autor das Weibchen mit den Cerci lest, und die Infraanal- platten beider Tiere berühren einander Die Schleimhaut an diesen Platten wird durch das Secret der akzes- sorischen Drüsen fencht. Unter fort- währenden Bewegungen des Männ- chens wird die Spermatophore ge- bildet. Sie ist nicht, wie die der Grillen, bereits im Abdomen des Männchens voi'gebildet, sondern sie gestaltet sich erst außerhalb seines Körpers. Zuerst tritt eine eiweiß- artige Substanz hervor, die in be- trächtlicher Menge ausfließt und zu beiden Seiten der Legeröhi-e des Weibchens 2 voluminöse Kugeln bildet; sie werden übertroffen von 2 größeren Kugeln , die sich dann bilden nnd die erst durch- sichtig sind, dann aber undurchsichtig weiß werden, wie Bolivar meint, weil das Sperma erst zuletzt in sie hineintritt. Darauf löst sich das Weibchen vom Männchen und trägt die Spermato- phore fort, wie sie von mehreren Locustiden bekannt sind. Diese wird so lange herum getragen, bis der Same in das Receptaculum seminis gelangt ist, dann fällt die unnütz gewordene Hülle ab. Von einem Fressen der Spermatophore durch das Weibchen weiß Bolivar niclits zu berichten. Fabre (17) schi-eibt nur ganz kurz, bei einem isolierten Locu- stidenpärchen finde die Begattung und Bildung der Spermatophore ebenso statt wie hei Dedicus. 33* Fig. T. Copulationsstellung' von LocHsta vir'ulissima (nach Bomvar) 502 Ulkich Gerhardt, Eingehender beschreibt Tümpkl die Einleitung- zur Begattung dieser Species: „B^i Er fährt fort: ,,Es findet also bei der Begattung von LocHsta viricUssima kein Besteigen des anderen Geschlechts durch das eine statt." Tümpel erwähnt dann noch, bei Ephippigeriden „solle" die Begattung abweichend von der eben beschriebenen ver- laufen, nämlich so, daß das Weibchen auf dem Männchen sitze. Berenguier (4) hat durch einen unglücklichen Zufall die Be- gattung eines ^on ihm eigens zu deren Beobachtung großgezogenen Pärchens von Locusta viridissima verpaßt und fand erst nach ihr das Weibchen mit Spermatophore vor. Diese schildert er wie folgt: „Die an der Legeröhrenbasis befestigte Spermatophore mit sehr kurzem Stiel (racine) ist wie bei Isophya aus vier Lappen zusammen- gesetzt, von denen die beiden oberen halb so groß sind wie die unteren; sie sind nur wenig voneinander unterschieden und kaum durch eine sehr seichte Vertiefung angedeutet. Die Farbe des Ganzen ist ein Elfenbeinweiß mit Perlmutterglanz (un blanc d'ivoir nacre), sein Durchmesser beträgt etwa 10 mm." Die in Fig. 10 a, Taf. 18 dargestellte Spermatophore wurde in Formol konserviert und zeigt in ihrem jetzigen, recht guten Er- haltungszustande die von Berenguier betonte undeutliche Einteilung ihrer Oberfläche in Lappen. Betrachtet man die Spermatophore von hinten und oben, so sieht man die Ampullen durch die außen vor- gelagerte Masse hindurchschimmern. Fig. 10 b, Taf. 18 zeigt eine zweite Spermatophore, die schon angefressen war, als das sie tragende Weibchen konserviert wurde, und von der später die Außenschichten bis zu den Ampullen völlig abgetragen wurden. Man sieht, daß bei Topulation unil Spermatophoreu von Grylliden und Locustiden. 503 dieser selii' ^noßeii, auch otfeiiljar ans sehr dichter Substanz bestellen- den Spermatophore die ei{?entlichen JSanienbehälter auffallend klein sind. Beim Fressen der Hüllsubstanz hält das Weibchen den Hinter- leib eigentümlich gegen den Thorax rechtwinklig ventral abgeknickt. Die Farbe der frischen Spermatophure ist weiß und, wie Bkkexguier es schildert, mit einem gewissen perlmutterartigen Glanz. Doch waren an der Basis der Spermatophore auf ihrer unteren (und vorderen Seite) intensiv gelbe Flecke von der Farbe des frischen Eidotters. Die bereits vom Weibchen mit den Mundteilen bearbeitete Spermatophore hatte eine etwas andere Farbe, die etwa als ein stumpfes blaßrötliches oder bräunliches Gelb oder eine helle Fleisch- farbe bezeichnet werden kann. Zu den Schilderungen der Begattung von Locusta viridissima ist noch einiges zu bemerken. Ich habe öfters Versuche der Männchen gesehen, in der von Tümpel geschilderten Weise von unten her aktiv mit den Cerci die Genitalöttnung des Weibchens zu ergreifen. Richtig beschreibt auch Tümpel die vom Locusta-'SlämwAien wie von allen männlichen Locustiden außer den Stenopelmatiden (wenigstens außer Biestrammena) eingenommene Stellung, die die höchste ge- schlechtliche Erregung ausdrückt: stärkste Krümmung der Hinter- leibsspitze in ventralei- Kichtung. Es muß natürlich sehr auffallen, wenn, wie es auch für Pha- neroptem falcata beschrieben wurde, ein Locustidenmännchen sich nicht von seinem A\'eibchen besteigen läßt, sondern es aktiv ergreift, von der Seite her wie Phaneroptera oder von unten her wie Locusta. Berenguiee schreibt, er sei besonders gespannt gewesen auf die Begattungsweise von L. viridissima wegen der langen Flügel. Wir sahen, daß auch bei Phaneroptera dieses gleiche Moment wahrschein- lich ausschlaggebend ist für das Zustandekommen des abnormen Begattungstypus. Vielleicht liegen die Dinge für Locusta ähnlich. Ganz besonders interessant muß es sein, festzustellen, wie sich die kurzflügligen Arten bei der Begattung verhalten. Hierfür ist L. cantans ein günstiges Objekt, und ich hoffe, im kommenden Sommer an den beiden in Schlesien vorkommenden Locustidenarten, L. viridissima und L. cantans, weiteres Vergleichsmaterial zu gewinnen. V.4XGEL (30j gibt nur kurz an, daß bei Onconotus servillei Fisch. das Weibchen bei der Begattung auf dem ^Männchen sitze. Die von Bolivar gegebene Schilderung der Spermato- phorenbildung von L. viridissima verdient noch eine Be- sprechung. Wenn sie so vor sich geht, wie dieser Autor sie schil- 504 Ulrich Gerhardt, dert, so würden sich wesentliche Abweichungen finden gegenüber dem Verhalten fast aller bisher beschriebenen Locustidengruppen. Es würde die ganze Spermatophore nicht auf einmal aus der männ- lichen Geschlechtsötfnung hervorgedrückt, gewissermaßen ,,geboren", sondern sie würde als flüssige, erst später erhärtende Secretmasse ausgeschieden, also ähnlich wie bei Leptophyes oder auch wie die glasige Hülle der Seitenkugelu bei Diestrammena. Mir scheint dieser Punkt noch einiger Aufklärung zu bedürfen. Die Ampullen werden wohl bei allen Locustiden in fertiger Form aus dem männ- lichen Körper bei der Begattung ausgestoßen. Eigentümlich ist es, daß Bolivar und Tümpel (der auf Bolivar's Beobachtungen fußt) nichts von dem Fressen der Spermatophore durch das Weibchen zu berichten wissen, sondern nur von einem spontanen Abfallen der entleerten Spermatophore reden. Wie eigentlich von vornherein zu erwarten, frißt das Locusta-W eihchen genau so gut wie die andere Locustidenspecies die Spermatophore; die in Taf. 18 Fig. 10b dargestellte Spermatophore, die nur wenig ange- fressen war, und ein von mir auf einem Kleefeld bei Gamburg ge- fundenes Weibchen, das nur noch den letzten Rest der sonst verzehrten Spermatophore in der Vulva trug, bewiesen mir dies zur Genüge. Es sind nur wenige Locustidenfamilien und aus ihnen nur die Vertreter weniger Gattungen und Arten, über deren Begattungs- modus und Spermatophorenbildung ich berichten konnte, und von diesen wenigen habe ich die wenigsten selbst beobachten können. Ganz unbekannt ist, soweit mir ersichtlich, aus europäischen Fa- milien bisher das Verhalten der Callimeniden, Meconemiden, Cono- cephaliden, Heterodiden und Sagiden. Von ihnen sind die Cono- cephaliden und Meconemiden in Deutschland leicht zugänglich, ich selbst hoffe, in diesem Jahre Beobachtungen an Meconema varium anstellen zu können, bei dem ich wegen des Baues der Cerci nicht erstaunt sein würde, ein ähnliches Verhalten wie bei Fhaneroptera anzutreffen. Wünschenswert erscheinen mir auch noch, wegen des sehr verschiedenen Verhaltens einzelner Gattungen, genauere Unter- suchungen an Phaneropteriden. Ergebnisse der Beobachtungen an Locustiden. Mit Ausnahme der Stenopelmatide Diestrammena inarmorata, bei denen das Männchen nach Grillenart schwingende Bewegungen in der Copulation und Spermatophoren von Grylliden und Locustiden. 505 Längsiiclitung- des Körpers vor dem Weibchen ausführt, zeigen alle bisher daraufhin beobachteten Locustidenmännchen ihre Bereitschaft zur Reg-attiinf*- durch tiefes Abwärtski'ümnien der Hinterleibsspitze und dui'ch Heben der Flüg-el oder iiirer Rudimente an. Wohl alle zirpfähigen Formen stridulieren aus geschlechtlicher Erregung, und bei den Decticiden, aucli bei Locusfa, dient dieses Zirpen zum Haupt- mittel der Verständigung zwisciien den Geschleclitern. W^eniger als Anlockungsmittel für das Weibchen kommt es in Betracht bei Phaucroptem. Die Begattung wird bei der großen Mehrzahl der Locustiden so eingeleitet, daß das Weibchen dem Männchen auf den Rücken steigt, das seinerseits mit dem Hinterleibsende nach hinten greift und dabei gleichzeitig nach rückwärts unter das Weibchen rutscht. Oft leckt oder nagt vor oder bei der Copulation das Weibchen dem Männchen auf dem Rücken herum, bei kurzflügligen Arten auch auf den Elytren. bei Diestrammena auf einer bestimmten, glänzenden, medialen Stelle am Hinterrande des 2. Abdominalringes. Bisher ist nur von Locusta viridissima und Phaneroptera falcata ein abweichender Modus der Vereinigung des Geschlechts bekannt. Hier ergreift das j\rännclien aktiv mit den Cerci die Subgenitalplatte des sich passiv verhaltenden Weibchens, bei Locusta nach Tümpel (33) von einem benachbarten Stengel, Zweige etc. aus so, daß es von der Ventral- seite des Weibchens her zufaßt, bei Phaneroptera von der Seite her, während beide Tiere parallel und gleichgerichtet nebeneinander stehen. Diese Modi sind wohl zweifellos als sekundäre Modifikationen, wahrscheinlich wegen der langen Flügel, aufzufassen. Bei Diestrammena sitzt wie bei den Grj^Uiden das Männchen während der ganzen Begattungsdauer unter dem Weibchen, ebenso bei den ungeflügelten Phaneropteriden, und die Köpfe beider Tiere bleiben gleichgerichtet. Bei Decticiden (Decticus, Platijdeis) wird die ventrale Krümmung des Männchens während der Begattung so stark, daß es die Legeröhre des Weibchens mit den Beinen ergreifen kann nnd nach rückwärts sieht; bei Ephippigera und Phaneroptera findet während der Begattung eine plötzliche Umdrehung des Männchens statt, bei der es, während das Weibchen einen Sprung nach vorn macht, nach hinten geworfen wird und sich mit Kiefern und Vorder- beinen an der Legeröhre fest anklammert. Bei Locusta endlich ver- einigen sich, nach den Literaturangaben, beide Partner bereits in einer Stellung, bei der die Köpfe beider entgegengesetzt gerichtet, die Ventralflächen einander zugekehrt sind, also einer Stellung, die der Eiidstellung der letztbesprochenen P'ormen einigermaßen ähnelt. 506 Ulrich Gerhardt, Die AustreibuiigderSpermatophore aus der männlichen Genitalölfnung erfolgt verschieden lange^ Zeit nach dem Beginn der Copulation, bei Diestranimena nach wenigen Sekunden, bei Isophya und EpMppigera nach Berenguier's Angaben ebenfalls sehr rasch, bei Leptophyes und Bmneroptera etwa nach einer Minute, bei Decti- ciden nach 15—45 Minuten. Dabei ist die Spermatophore von Biestmmmena nicht minder umfangreich und kaum weniger kom- pliziert gebaut als bei den Decticiden. Bei diesen erfordert das Zustandebringen der Spermatophore lange dauernde energische Kon- traktionen des Hinterleibes; bei Diestranimena ist äußerlich von solchen pressenden Bewegungen nichts wahrzunehmen, die dagegen bei Leptophyes mit großer Intensität ausgeführt werden. Die Spermatophore wird bei Diestrammena und — nach Beren- GuiEE — auch bei Isophya vom Männchen aus der Genitalöffnung hervorgedrückt und dem Weibchen dann ohne Immission eines männlichen Organ es in die Vulva gepreßt. D^bei ht Diestram- mena nicht mit den Cerci am Weibchen befestigt, dagegen Isophya, wie auch alle übrigen Locustiden, soweit sie nicht den Stenopel- matiden oder Gryllacriden ^) angehören. Bei Leptophyes, Phaneroptera, Ephippigera und den beobachteten Decticiden findet eine Immissio penis statt, oder doch mindestens ein festes Hineindrücken des als Penis bezeichneten Organes in die Vulva des Weibchens. Bei den mit Titi Ilator versehenen Formen dient er als Haftorgan, nicht aber hoX Diestrammena, wo er rudimentär ist. Wenn nun der „Penis" aus den weiblichen Organen zurückgezogen wird, während die Cerci außen befestigt bleiben, so streift er sich über den freiwerdenden, in der Vulva verbleibenden Stiel der Spermatophore mit den Ampullen oder Samenbehältern hinüber. Jede Locustidenspermatophore besteht aus dem eben erwähnten Basalteil, der das Sperma enthält und in das weibliche Eeceptaculum leitet, und aus einer diesen umhüllenden „Schutzsubstanz" (BoLDYEEv), die auch als „Fr eß Substanz" bezeichnet werden kann, weil sie fast ausnahmslos (Fabre's mit denen Berenguier's in Widerspruch stehende Beobachtungen m\ Ephippigera) vom Weibchen nach der Begattung aufgefressen wird. 1) Auch bei diesen erlaubt der Bau der Cerci kein Ergreifen der weiblichen Subgenitalplatte. Von besonderem Interesse wären Nachrichten über die Copulation der legeröhrenlosen Gattungen Schixodadyhis und Comicus. Copulatioii und Spermatophoren von Gryllideu und Locustiden. 507 Uli paar ist der Sanienbehälter bei Dicstmmmena^). Sonst ist er paarig-, und der Sperniatoi)liorenstiel enthält auch zwei getrennte Ausführungsgänge. Bk^sige hohle Bildungen neben den Ampullen mit durchsichtiger Wand sah Boldyhev bei Decticiden, ich bei Tylopsis liliifolia. Die Spermatophoren hülle ist ein formloser, schleimiger, zäher Tropfen bei Leptoplnjes punctatissima, wo sie den primitivsten Ausbildungsgi-ad zeigt. Bei Diestmmmemi besteht sie aus 2 weichen Schleimkugeln mit ventral-medialem, weißem Kern und dorsal-lateraler glasiger Hülle. Bei Phancropfcra und Tylopsis stellt sie eine halb- durchsichtige, aber feste, charakteristisch geformte Masse dar, die sich bei Phaneroptera in einen caudalen, langen, spitzen Fortsatz aus- zieht. Bei Isophya, Ephippigera, Dectkus, Flaiydcis und Lociista ist die Spermatophore ein in der Hauptsache vieiiappiges Gebilde, dessen kleinere Lappen zwar die Ampullen umschließen, aber nicht identisch mit ihnen sind. Der Grad der Fertigstellung der Spermatophore bei ihrer Be- festigung in der Vulva des Weibchens ist nicht überall gleich. Bei Diestrammena wird die Ampulle samt Stiel sowie der Kern der seit- lichen Kugeln vom Männchen ausgetrieben, sodann, wenn diese bereits in der Vulva befestigt sind, die glasige Außenhülle der Seitenteile ausgeschieden. Bei Leptopliyes wird die halbflüssige Hüllsubstanz gleichfalls erst nach dem Einbringen der Ampullen vom Männchen unter starken Bewegungen ausgepreßt. Nach Bolivar's Angaben soll bei Lociista viridissima die Spermatophore gleichfalls erst außer- halb des männlichen Körpers hergestellt werden. Bei Isophya und Ephippigem (Berenguier) tritt sie als fertiges Gebilde aus der männlichen Genitalöffnung aus, ebenso wird sie bei den Decticiden in langer Arbeit des Männchens noch in dessen Körper fertiggestellt und am Ende der lange dauernden (Jopulation in kurzer Zeit „ge- boren". Für Phaneropiera falcata möchte ich es nicht mit Sicherheit entscheiden, ob die Spermatophore noch nach dem Sichtbarwerden ihrer Hauptmasse etwa noch eine unbedeutende Vergrößerung er- fährt. Bemerken konnte ich nichts davon, halte aber bei dem ver- hältnismäßig langen Zusammenbleiben der Geschlechter, wenn die Spermatophore bereits bis auf ihren Taudalfortsatz ausgetreten ist, nach meinen später gemachten Erfahrungen an Diestrammena immer- hin für möglich. 1) An Troglophilus caricola, einer europäischen Stenopelmatide, ge- denke ich diesen Sommer Beobachtungen anzustellen. 508 Ulrich Gerhardt. Nach der Begattung- fressen die Locustidenvveibcheii, mit Aus- iialime von Fhaneropiera falcata und, nach Fabee, von EpUppigera Vitium (nicht aber, nach Bekenguiee, von E. terrestris) die ganze Spermatophore auf. Dabei wird zunächst die kein Sperma ent- haltende Hüllsubstanz entweder auf einmal (Decticus) oder in Stücken C ^ ' Ci^: Fig. U. Männlicher Geuitalapparat von Ej^hipjngera vitium (nach Fischer). a Hoden, h Vas deferens. c erste, d zweite Gruppe akzessorischer Drüsen, e Daim. /' Supraanalklappe. g Cerci. h Titillator. i Subgenitalplatte. k Styli. (Diestrammena, ungeflügelte Phaneropteriden, PJatydeis roeseli, Ephippi- gera terrestris) abgerissen, so daß schließlich nur der Spermatophoren- stiel mit der oder den Ampullen in der Vulva bleibt. Es ist fest- zustellen, daß die Ampullen von der Außensubstanz durch eine prä- formierte, aber bei den einzelnen Species verschieden scharf aus- Copulatiuu und eSperiiiatoiiboreu vou Gryllideii und Jjocustideu. 509 gepräg-te Riiptiirzone abo^egieiizt sind, was sicli leicht bei ihrer Frei- leguiig durch das fressende Weibchen sehen läßt, die unter normalen Umständen für jede Art immer gleich verläuft.') Zwischen dem Verzehren der Außensubstanz und der Ani{)ullen kann eine längere Pause liegen (manclie Decticiden). P/iamropfera falcata (und wahr- scheinlich auch Tylopsis) frißt tagelang kleine Brocken von der Sper- matophorenh ül 1 e ab nnd vertilgt diese auch zum größten Teile, rührt aber die A m pullen nicht an, die dann schließlich von selbst herausfallen. Die Spermatophore besteht in frischem Zustande aus einem be- stimmten Quantum Sperma, aus einer dieses umschließenden, ein- oder mehrschichtigen Hülle, die die, wie wir sahen, in den meisten Fällen paarige Ampulle darstellt. Dazu kommt noch die Aveißliche, halbflüssige bis recht feste Konsistenz aufweisende „ Schutz - Substanz", die keine Hohlräume enthält. Fragen wir nun, von welchen Organen im männlichen Abdomen diese drei Bestandteile geliefert Averden, so ist ohne weiteres klar, daß das Sperma selbst den Hoden entstammt. Alles übrige wii'd von den reichlich ent- wickelten akzessorischen Drüsen geliefert, die z. B. bei geschlechts- reifen Diesframmena-Mäiimchen den größten Teil des Hinterleibsinnern einnehmen. Fig. U zeigt uns eine Fischer entnommene Abbildung der männlichen Genitalorgane von EpMppigera. Außer den Hoden (a) sehen wir noch zwei paarige Drüsenkomplexe (c u. d). Die großen, aus dicken Schläuchen zusammengesetzten oralen Drüsen (c) liefern, wie man bei einem Anstechen ihrer Ausführungsgänge leicht sehen kann, das Secret, das die Hüllsubstanz der Spermatophore bildet. Es ist wahrscheinlich, wenn auch noch nicht mit Bestimmtheit zu behaupten, daß die distal gelegenen Drüsen (d) das Secret abgeben, das die Ampulle selbst liefert. Wie aber im einzelnen die Ausbildung der oft sehr scharf ausgeprägten Form der Spermatophore, ihrer Lappen, Kugeln etc. zustande kommt, darüber lassen sich vorläufig nur Vermutungen aufstellen, von denen die bei weitem wahr- scheinlichste die ist, daß in dem am weitesten peripher gelegenen Teil des männlichen Geschlechtsapparats, der als ,.Penis" bezeichnet wird, die Fertigstellung der Spermatophore bis zu der Form statt- findet, in der sie den männlichen Körper bei der Begattung verläßt. 1) In 2 Fällen rissen AVeibchen von Dirslrannnrua bei plötzlichem Erschrecken (grelle Belichtung) die ganze Spermatophore, mit Ampulle und Stiel, aus der Vulva und warfen sie fort. 510 Ulrich Gerhardt, Daß diese Form mit der der definitiven Spermatophore, wie sie nach der Trennung der Geschlechter am Weibchen hängen bleibt, nicht übereinzustimmen braucht, daß vielmehr während des Endabschnittes der Begattung die Spermatophore durch weitere Secretion von Schleim noch vergrößert werden kann, wurde erwähnt. Hier wäre noch die Frage zu streifen, ob sich die Locustiden ein oder mehrere Male im Leben begatten, und zwar würde diese Frage für jedes der beiden Geschlechter aufzuwerfen sein; dazu ist zu bemerken, daß in allen bekannten Fällen, in denen das Männchen imstande ist, sich öfter zu begatten, auch das Weibchen dazu geneigt ist. Bis jetzt liegen, soweit mir bekannt, folgende Beobachtungen vor: Familie Art Begattung wie oft Gewährsmann Stenopelmatiden Diestrammena marmorata oft BoLDYREv, Ger- hardt Fhaneropterideu Isophya pyrenaea var. nemauensis Imal Bärenguier Lcjitojihjji's j)i()i(i(ifl!. XWV. Abt. f. Syst. 3Ö 534 Wir.LY Augustin, die Schambeine seyen aber bey allen Geschlechtern sehr kenntbar". HüNTER (1787), der sie bei der Beschreibung- der weiblichen Genitalien nicht erwähnt, schien nicht gewillt gewesen zu sein, sie als Scham- beine anzusehen, sondern betrachtete sie nur als Befestigungsmittel für die Schenkel des Zeugegliedes. Beim weiblichen Wale fand Seignette und beim weiblichen Braun fisch Tyson die rudimentären Beckenknochen. Zu der Angabe Merk's (1789): „die Wale haben alle ein Becken" schreibt Schneidee: „Aus den angeführten Zeug- nissen erhellt, daß hier höchstens nur ein Schambein zur Befestigung des Gliedes und der Mutter vorhanden sey. Und dies alles wollte H. Meek wahrscheinlich auch nur unter dem Namen Becken ver- standen wissen." Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts blieb es auch nur bei Beschreibungen der Beckenknochen. Der erste Forscher, der das rudimentäre Becken richtig abbildete, ist ohne Zweifel RuDOLPHi in der Abhandlung: „Einige anatomische Bemerkungen über Balaena rostrata (B. borealis Less.)" 1822. Wohl hatte Albees schon 1818 in „Icones ad illustrandam Anatomen comparatam" der Abbildung des Walskeletes unter der Wirbelsäule vor den Schwanz- wirbeln einen unpaaren Knochen beigefügt, den er als Beckenknochen anspricht. „Os singulum libere pendens in parte sceleti inferiori et posteriori os pubis mihi videtur esse, quod in Delphino Phocaena e duobus constituitur ossibus discretis semilunaribus." Dieser Knochen war RuuoLPHi „ein Räthsel", und er war geneigt, ihn für ein schlecht abgebildetes Zungenbein zu halten. Die Figur, die sich bei Rudolph: findet, stellt den rechten Beckenknochen in natürlicher Größe dar, in der Mitte knöchern, an beiden Enden knorplig und zum Teil von der Beinhaut umschlossen. Anders als Rudolphi und ähnlich wie Albees beschrieb Cuviee in den „Ossemens fossiles" 1823 das Becken. Wenn er auch zugibt, daß bei dem Delphin das Becken aus 2 getrennten länglichen Knochen besteht, die an beiden Seiten des Anus liegen und die er nach den Muskeln, die an ihnen befestigt sind, für die Ischia hält, so weicht seine Be- schreibung des Beckens von Balaena und vom „rorqual du Cap" be- deutend ab. Beim Rorqual soll der Beckenknochen die Form eines Kreuzes haben, dessen Enden fast gradlinig sind. Bei der großen Balaena ist es aus 3 Stücken zusammengesetzt, von denen das mittlere kreuzförmig ist und an den Körper des Os hyoideum des Menschen erinnert, und 2 schloßenartigen Anhängen, die mit den Enden des vorher beschriebenen articulieren. Rudolphi ist der Meinung, daß Delalande, auf den Cuvier sich beruft, durch Suggestionsfrageu an Beckenknochen bei uord-atlantischen Bartenwalen. 535 Sklaven lierauso^efunden zu haben glaubte, daß es sich um ßecken- knochen handelte. So falsch wie die Abbildungen bei älbers und CuviER, so dunkel sind die Beschreibungen bei Rosenthal u. Horn- scHüCH (18:^5). nach denen vom ersten Processus spinosus inferior 2 lange Fortsätze zum After divergieiend in die Höhe gehen sollen. Ebentalls fehlerhaft ist die anatomische Darstellung des Beckens durch Paeder u. u'Alton (1827), die einen querlaufenden, platten, unpaai'en Knochen gefunden haben wollen, der die beiden fast zylindrischen Beckenknochen miteinander verbinden soll. Und Mayer (1835) beschreibt vielleicht nach demselben Skelet eine aus 2 platten Knochenstücken bestehende Querverbindung der beiden zylindrischen, parallel liegenden Beckenknochen. Dagegen gaben DuBAR und VAX DER LiNDEN (1828) und RuDOLPHi (1829) genaue Beschreibungen und Abbildungen von Walbecken. Doch bin ich auch der Meinung von 0. Abel (Anm. zur „Morphologie der Hüft- beini'udimente der Cetaceen" Wien 1907), daß bei Rudolphi in der Abbildung Vorder- und Hinterende vertauscht, der Knochen nicht von außen, sondern von oben gezeichnet ist. Rüdolphi's Schluß- folgeiung, daß, wenn bei 2 Walen, Balaena rostrata = horealis Less. und Balaena longimana, die er untersuchte, und vielleicht bei einem 3. von Durah und van der Linden beschriebenen, das rudimentäre Becken der W^ale aus 2 Knochen zu jeder Seite der Genitalregion bestände, dies bei allen Walen der Fall sein dürfte, hat sich in der Folgezeit bestätigt. Vervollständigt wurden die Beschreibungen des Beckens durch die Entdeckung weiterer zur Beckenregion gehöriger Teile. So fand nach W. H. Flower „Observations upon a Finwhale (Physalus antiquorum Gray) recently stranded in Pevensey Bay" (in: Proc. zool. Soc. London (1865) Reinhardt, daß neben den ge- wöhnlich(Ui länglichen Knochen beim Gröiilandwal ein 2. mehr rund- licher Knorpel vorhanden ist, der durch ligamentöse Fasern an dem 1. befestigt ist. Etwas später haben Esciikicht u. Reinhardt in ihrer Abhandlung ,.0n the Greenland Rhigt Whale'' (1861) bekannt gegeben, daß in einigen, wenn auch nicht allen F^xemplaren dieser Art ein 3. Stück an dem distalen Ende des 2. hängt. Diese beiden Teile wurden als die Übei-reste der hinteren Extremitäten, des Femui's, das zum Teil verknöchert aufgefunden wurde, und der Tibia, die nur knorplig vorkam, gedeutet, obgleich Eschricht zunächst dazu ge- neigt hatte, besonders solange nur ein Paar der Anhänge bekannt war, sie als den Beutelknochen der Marsupialia ähnliche Knochen anzusehen. In dieser Arbeit beschreibt Flower das Femurrudiment 35* 536 Willy Augustin, des Finwals als ein deutliches „nodule of cartilage" von leicht ge- drückter, unreg-elmäßiger ovaler Form, das, in eine fibrinöse Kapsel eingehüllt, mit Fibrillen außen am Hauptknochen in der Mitte auf- gehängt ist. Das Femurrudiment von Megaptera hoops entdeckte EscHKiCHT, bei Balaenoptera horealis ist es bis heute nicht gefunden w^orden. Weiter verglichen die Forscher die ßeckenrudimente mit dem vollentwickelten Becken der Wirbeltiere und versuchten, sie mit dessen Hauptknochen zu identifizieren. Ich verweise hier gleich auf die Abhandlung von 0. Abel „Die Morphologie der Hüftbein- rudimente der Cetaceen" (Wien 1907), die die wesentlichsten An- schauungen unserer größten Cetologen enthält. W. Rapp als Erster sah die Knochen mit Rücksicht auf das Verhalten des Corpus caver- nosum als Ossa ischii an. Escheicht u. Reinhardt deuteten beim Grönlandwal den hinteren längsten Teil als Ischium, den vorderen kürzeren als Pubis, den äußeren als Hium. Da sie aber nur ein Ossifikationszentrum vorfanden, sprachen sie den Knochen als Ischium an. Dieser Auffassung waren auch die hervorragendsten Forscher, wie HuxLEY, Steuthers, Leche, Flowee, Malm, Reynolds, Weber, Geevais, van Beneden und Yves Delage. 0. Abel hat nun seinen Deutungsversuchen nicht embryologische, sondern paläozoologische Untersuchungen zugrunde gelegt und kommt zu folgendem Resultat: beim Finwal ist der vordere Abschnitt als Hium, der hintere als Ischium, der seitliche als Pubis aufzufassen, dasselbe gilt auch vom Buckel- und Seihwal. Es ist Ansichtssache, welcher der beiden Richtungen man sich anschließen will, ich stehe auf dem Standpunkt, solange man nicht ein weiteres Ossifikationszentrum nachweisen kann, den Knochen als einheitliche Anlage anzusehen und ihn mit dem Ischium zu homologisieren. In den Werken unserer großen Walforscher ist bereits auf die Variabilität in der Form der Beckenknochen hingewiesen worden. Doch sind die Maße, die von ihnen angegeben wurden, sehr spär- lich und beziehen sich gewöhnlich nur auf die Länge und größte Breite. Von Steuthers liegen nähere Angaben über das Grönwal- becken vor und eine Tabelle, die 2 Finwalbecken vergleicht. Herr Geheimrat Prof. Dr. Beaun stellte mir liebenswürdigerweise eine An- zahl von Walbecken, die er auf Island und den Fa^röern gesammelt hat, zur Verfügung und veranlaßte auch die Übersendung weiteren Materials aus Berlin und Hamburg. Für die Anregung zu vor- liegender Arbeit sowie für die Unterstützung bei meinen Unter- suchungen wie für die Erlaubnis, seine reichhaltige Privatbibliothek Beckeukuüchen bei nonl-atlantischen Bartenwalen. 537 heiHitzen zu diirfen. spreche ioli Herrn Gelieimrat Prof. Dr. Braun nieiiieii eioebensten Dank aus. Auch Herrn Prof. Dr. Lühk sowie Herrn Dr. Hentschei. in Hamburg, der mir Besclireibungen und l)hoto2:rai)hisclie Abbilduns^en der am Skelet montierten Walbecken des Hambur CC to ^ CO to t\2 tO' CO tsS tO) CO CO CO t-^ w -o 00 00 00 CO CO 4^ -O >^ *^ Ü5 o w CO o« Oi o oo O o o Üt 4^ 1— i h-' h-1 l_^ 1-^ h-i t— ' (-k ,_^ ,_^ CO ^ hP' Ü' c« -o OD oo ■^J o OO CO 00 o w ^^ -<1 Ü3 tp' -J CO ^ Ol 00 CO Ü« bi 00 t^ 4^ 1— l (35 h-* 1— ' 00 oo oo o oo OD t— 1 CO 1—1 H- t-l O -0 o CD '-' 00 00 ÜT Üi CO CO CD 00 es 1— ' 1—' CO 05 00 1-^ oo 1— l oo Ol 1—1 05 h- 1 oo 1-1 h- 1 h-i CO w ^ CO 00 o ^ CD o 1—1 rf^ CD o 00 1— ' h- ' bi 1— ' h- 1 t— 1 1—1 h-1 i3d O 1—1 Ü< 00 w tsO CO oo Ol Cd oo t\0 Cr« oo t-l o h-k o ^ 00 CO 00 o» to ^ «J Ins "üi b^ bf to CO H-L CO txO CO CO i^^ CO oo CO OO CO >— ' o oo *- Oi o CO o Ol OO o •o pi ~Cn bi bi N> »-* txO ^ CO tsS CO CO 1— ' toi oo 00 tsS oo M~ CD '"^ "bt 00 00 o b< oo bi 1—1 tO) o b» CO bn ^3 o Ol ir* t^0 ~cö~ K- ' tN3 00 t\0 Cn3 h-1 H-l CO CO (_^ CO *^ OS X^ 00 00 O' Hi' 00 ^a CD CO w cn bn ü^ Ol b' ^ M to t-l CO 00 to CO ^ ^_1 CO to 1—1 to 5r~ tn ÜO -o -0 CO rf^ oc ~a 00 CD Ü" CO _*- p td Ol m Ü' b^ bn *- oo w Ü^ >(^ 4i. >t^ oo CO OO CO CO CO W CO t\0 05 CO CO tf^ 1— ' if^ O oo Ol bi b' w CD »;^ »^ to u< rf^ Ol x^ oo CO oo CO oo oo t-l ►ö l>C I-' CO Oi O t-k 1— ' 00 o;> oo CO t>0 r* b' bn "Oi DO to CO >f^ oo CO oo 1—1 00 |._L CO ^^ COl C J30 ~bi o oo 02 ~3 br- CO h- 1 CO bi CD OS bi w ro tNO to *- 00 t\D oo to CO CO CO i_j to p M~ o< O' CO ~a 00 ,t" Ol o CO >f- CO oo "b' o< "Oi CO 05 ;=: oo »^ o CO CO tNO 4^ +- CO o^ .^ "o^ "b« bi bn b< b' K. 1— ' h->- 1—1 h- 1 CO l_J i_^ 1— 1 h- 1 h-1 t-i "~ cc 05 1— ' rf^ CO rf^ CO CD oo t!l tf^ oo OS "O' bi bn CM h^ CO s 1— ' oo h- 1 OO o s 00 s •^ Zji s w b" bi --^ CD (—1 *^ oo o 00 CD t^ 00 1—1 CO h-1 00 t- CS pr ct> b< b' t-l (— ' 1— ' ti5 1—1 1— i »— ' h- 1 CO CO CO CO CO OD Ol O o oo 1-1 Üt o« J35 00 OS Cn CD w <1 bn bi bn bn bn • o »— ' h- > (—1 t>0 H-i h- 1 1— k 1— ' CO CO CO CO oo CO w 00 t— ' o ^3 OO •-' CO l-k ^ ^ ^ ^ tsO CO ^ h-i h-i h- 1 ;?- 05 l-l o 05 00 oo oo O ^ Ol OS OO OS c-i "b' bn b< bi OD CD >-■• Beckeuknooüeu bei iiord-atlantischen Barteiiwalen. 577 Megapi ern hoops (Buckelwal). Becken No. 1, A ißeiiiiia Uo Bre te Dicke R. L. R. L. R. L. A B 338 331 ■/3 21 23 14 14,5 A C 216 232 % 38,5 42 8 9 B C 192 170 Vorspr. 82 86 8,5 8 V2 58,5 63 9 12 Konkavität der Räuder innen vorn hinten der Flächen oben unten R. L. R. L. R. 44 49 20 12 — R. L. R. L. — —19 18 Becken No. 2. Außenmaße Breite Dicke R. L. R. L. R. L. % 24 21 12 11 A B 351 343 Vs 30 28 13 10 A C 268 268 Vorspr. 56 52 16 17 B C 189 179 '/. 3(5 38 10 11 Konkavität innen der Ränder vorn hinten der Flächen oben unten R. L. 93 104 R. L. R. L. 5 — R. L. 21? 15? R. L. 9? 10? 578 Willy Augustin, V2 Becken (Hamburg). Außenmaße Breite Dicke R. R. R. 'k 27 20 A B 265 % 24 15 A C 147 Vorspr. 64 20 B C 152 V2 44 35 Literaturverzeichnis. Abel, 0., Morphologie der Hüftbeinrudiraente der Cetaceen, Wien 1907. Albees, Icones ad illustrandam Auatomen comparatam, 1818. Camekano, L., Eicerche intorno alla struttura della mano e delle ossa pelviche nella Balaenoptera musculus, in: Atti Accad. Sc. 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Balaenoptera sibhaldi (Blauwal). $. Dorsale Ansicht, ca. Das Becken Fig. 6 von innen gesehen. Megaptera boops (Buckelwal). Dorsale Ansicht, ca. ^/g : 1 -14. Balaenoptera borealis (Seihwal). ^. Dorsale Ansicht — 20. Balaenop)tera borealis (Seihwal). $. Dorsale Ansicht. Zoolog. Jahrbücher Bd. 35 Abt. f. Syst. Taf. 19 Verlag von eda hmnanis L. K. 2 ?? von: „Queensland, per A. Koch 1872." Isoi^eda consjtersula n, sp. 1 $ mit derselben Bezeichnung wie bei voriger Art. Stellt jedenfalls Isopeda conspersa L. K. nahe, aber die Epigyne zeigt keine Mittellängsfurche, und ihre beiden Einsenkungen vor dem leicht erhöhten Hinterrande sind getrennt und divergieren sogar leicht nach vorn, der Hinterrand ist mitten nicht eingebuchtet (eingeschnitten), sondern ganz gerade, und in der vorderen Hälfte der Epigynengrube ist beiderseits am Rande je eine kleine Einsenkung erkennbar. Alle 3 Einsenkungen sowie die Hinterranderhöhung lassen sich nur deutlich erkennen, wenn die Epigyne trocken ist. Die vordere Augenreihe ganz schwach procurva, die M.A. von den hinteren M.A. reichlich um ihren Durchmesser entfernt (in Flüssigkeit gesehen). Das Feld der M.A. ist hinten breiter als vorn und als lang. Die Mandibeln sind so lang wie die vorderen Patellen (2,3 mm). Cephalothorax 8,3, Abdomen 15 mm lang. Beine: I Femur 9, Patella -f- Tibia 12, Met. -\~ Tarsus 11 mm, also im ganzen 32 mm lang. Das IV. Paar bzw. 8,9 und 9 mm. Tibia III, aber nicht IV^ oben mit 1 Stachel. Isopeda herculeana n. sp, 1 $ von Queensland (Geschenk von A. Koch 1872). Ganz ausgeschlossen wäre es nicht, daß es dieselbe Art ist, die HoGG 1902 (in : Proc. zool. Soc. London, p. 453) als Isopeda aurea L. K. beschreibt, ob aber die betreffende Art wirklich diejenige L. Koch's ist, bleibt fraglich (auch Hogg scheint sich seiner Sache nicht sicher zu sein), und zur sicheren Identifizierung genügen die beiden Be- schreibungen nicht. Über die Epigyne sagt nämlich auch Hogg kein Wort. Färbung. Cephalothorax dunkel rotbraun, Kopffurchen breit schwarz, längs der Mitte des Kopfteils 2 schwarze, sich hinten in der Mittelritze vereinigende Linien, Clypeus und Seiten Australische Spinnen des Senckenbeigisclien Museums. (JH des Kopfteiles schwarz mit hellrotem Rand. Maiidibeln tiefschwarz, bläulich glänzend. Klaue schwarz, nur die äuLlerste Spitze rot. Maxillen und Lippenteil schwarz mit rotgelber iSpitze, Sternum und Coxen rot, letztere an den Seiten dunkler. Reine braun, mehr oder weniger staik gerötet und hellrot erscheinend, wo etwas ab- gerieben. Wegen der fleckenartigen hellen Grundbehaaiung der Fenioren erscheinen diese etwas gescheckt, insbesondere unten vorn, und die breit abstehende Scopula der Endglieder erscheint ebenso wie die ganze abstehende Behaarung der Extremitäten rotbräunlich- gelb. Die ganzen ^landibeln mit ebensolcher oder noch lebhafter feuerroter abstehender Behaarung. — Das Abdomen ist oben dunkel graulich mit gelblichem Schimmer und Andeutung eines bis hinter die Mitte reichenden dunkleren breiten Herzstreifens. Unten und an den Seiten ist das Abdomen heller, seine Behaarung ist aber offenbar überall wenig gut erhalten, und deutliche Zeichnungen sind nirgends vorhanden; hinten bzw. längs der Spalte ist eine schmale schwarze Querbinde angedeutet. — DieEpigj'ue zeigt ein weißes Mittelfeld, ringsum umgeben von einem roten Ring; es ist hinten ([uergeschnitten, länger als breit, vorn leicht verschmälert, vorn mitten durch eine nach hinten gerichtete zungenförmige Verlängerung des roten Ringes tief ausgerandet; letzterer besteht vorn und an den Seiten aus einer dunkleren inneren und helleren äußeren Hälfte, während hinten die hellere Hälfte des Ringes innen gelegen ist. Trocken gesehen er- scheint die Epigyne wie in Flüssigkeit gefärbt; die helle Partie, d. h. der Grund der Grube, ist ziemlich flach, glatt und glänzend, zeigt jedoch vorn mitten eine Andeutung eines Längskieles, in der Glitte ist eine seichte Quereinsenkung, die nach hinten dreieckig verlängert und daselbst von einem Querwulst begrenzt wird, der jederseits der Mitte eine kleine seichte Schrägeinsenkung oder Grube zeigt. Der die Grube umgebende breite Rand ist flach, glatt und stark glänzend sowie bis kurz vor seinem Ende horizontal, fällt dann aber nach hinten steil ab und ist daselbst etwas schmäler und innen leicht ausgerandet. Das ganze erscheint trocken H mm breit und reichlich so lang. A u g e n s t e 1 1 u n g (trocken gesehen). Vordere Augenreihe pro- curva, doch wiirde eine die M.A. unten tangierende Gerade die S.A. unterhalb der Mitte schneiden; die M.A. ein wenig kleiner, unter sich um ihren Radius, von den S.A. um leichlich so weit, vom Clypeusrande um ihren Durchnies.ser entfernt. Hintere Augenieihe gerade; die M.A. kleiner und unter sich um unbedeutend weniger (312 Embrik Strand, als von den S.A. entfernt; letztere ebenso wie die der vorderen Reihe auf starken Hügeln sitzend. Die vorderen M.A. von den hinteren reichlich um ihren Durchmesser entfernt. Das Feld der M.A. vorn erheblich schmäler als hinten und nicht g-anz so lang- wie hinten breit. K ö r p e r 1 ä n g e 49 mm. Cephalothorax 18,5 mm lang und 17,5 mm breit. Mandibeln = Patellen I = 10 mm. Beine: I Femur 20, Patella + Tibia 28, Metat. + Tars. 27 mm; II bzw. 22, 32 und 29 mm; III bzw. 16, 21 und 18 mm; IV bzw. 17, 21,5, 21,5 mm. Also: I 75, II 83, III 55, IV 60 mm oder: II, I, IV, III. Isopeda iiiola it. sj). cum var. carinatula n, vor. 2 ?? von: Zentral-Australien, Inola (v. Leonhardi, S. G.). Mit No. 41 bezeichnet, ebendaher weitere Exemplare, die No. 24 bzw. 40 tragen. Die Epigyue ist von dem gewöhnlichen Isopeda-Tyinis. Die Grube erscheint trocken gesehen 1,9 mm lang und 1,3 mm breit, vorn gleichmäßig gerundet ohne irgendwelche Einbuchtung, hinten quer- geschnitten, aber mit gerundeten Ecken, somit etwa breit ellipsen- förmig erscheinend ; die Eandfurche der Grube ist ziemlich tief und scharf markiert, im Grunde ist sie abgeflacht und matt, zeigt aber in der Mitte eine Quereinsenkung und vor dieser einen scharfen Mittellängskiel, während der Querwulst, wodurch die Grube hinten mitten geschlossen wird, eine mittlere, subtrianguläre Einsenkung zeigt, worin ein kleines Höckerchen eingeschlossen ist und deren Vorderrand ebenfalls höcker- oder besser querleistenförmig erscheint. Die Seitenrandfurchen der Epigyne setzen sich bis zur Genitalspalte fort, ohne von dem hinteren Querwulst unterbrochen zu werden. In Flüssigkeit erscheint die Grube hell, vorn und an den Seiten schmal, hinten breit schwarz umrandet, vorn mit einer schmalen braunen Mittellängsbinde. [Beschreibung nach der Type und dem einzigen Exemplar der Varietät] Körperlänge 26 mm. Cephalothorax 12 mm lang und ebenso breit. Mandibeln nicht ganz so lang wie die Patellen (bzw. 5.5 und 6 mml Beine: I Femur 13, Patella -f-Tibia 16, Metat. + Tarsus 14,5 mm; II bzw. 13,5, 18, 15,5 mm; III bzw. 11,5, 13,5, 11,5 mm; IV bzw. 12, 14, 14 mm. Also: I 43,5, II 47, III 36,5, IV 40 mm oder: II, I. IV, IIL Vordere Augenreihe gerade oder fast unmerklich procurva; die M.A. jedenfalls nicht größer als die S.A., unter sich und von diesen um ihren Radius, vom Clypeusrande etwa um denselben entfernt. Hintere Augenreihe schwach recurva; die M.A. bei weitem die Australische Spinnen des Senckenbergischen Museums. (513 kleinsten aller Augen, von den auf starken Hügeln sitzenden S.A. ein wenig weiter als unter sich entfernt. Das Feld der M.A. ist so lang wie hinten breit und vorn wenig schmäler als hinten. Die vorderen M.A. sind um ihren Durchmesser von den hinteren entfernt. Die Tibien III— IV mit je einem Stachel in der Endhälfte der Rückenseite. Mandibeln vorn nicht unbehaart. Durch Hogg's Bestimmungstabelle 1902 kann man auf /. ardrossana HoGG kommen, diese hat jedocli nach der Tabelle 2 Dorsalstacheln an der Tibia III, einen an Tibia IV; im Text wird allerdings hinzu- gefügt, daß dies nur am Beine der einen Seite der Fall war, während dasjenige der anderen Seite von solchen Stacheln auch keine Spur zeigte! Der in dieser Beziehung anscheinend vorhandene Unterschied zwischen beiden Formen dürfte somit wenig Bedeutung haben. — Die weitere Kennzeichnung genannter Art enthält nun über die Epigyne gar nichts und ist insofern ungenügend, gibt aber Merkmale an, z. B. „Mandibles dark red-brown", die auf vorliegende Art nicht passen. Sie mit I. ardrossana zu identifizieren dürfte unter diesen Umständen sich erübrigen. — L. Ivoch's Bestimmungstabelle führt auf I. pessleri Th., unsere Form weicht aber ab durch schwarze Mandibeln und Sternum, Scopula dunkelgrau, bedeutendere Größe; über die Epigyne der /. pessleri ist von L. Koch leider nichts angegeben und von Thorell nur Ungenügendes. Eine Reihe weiterer Exemplare mit derselben Fundort- und Sammlerbezeichnung, jedoch mit der No. 24 bzw. 40, stimmen mit dem beschriebeneu und mit dem zweiten der obigen Exemplare No. 41 sonst recht genau überein, aber die Epigynengrube ist mehr vier- eckig, ein deutlicher Längskiel ist vorn nicht vorhanden (nur in der vorderen Randgrube ist eine mittlere Längserhöhung erkennbar), und die beschriebenen Höcker am Hinterrande der Grube sind gar nicht oder kaum erkennbar angedeutet. In Flüssigkeit erscheint der Vorderrand der Grube mitten ganz leicht eingebuchtet, und eine dunkle Längsbinde ist gar nicht oder höchst undeutlich erkennbar. Diese Form betrachte ich als die Haui)tform. HoGG gibt aus Zentral-Australien auf Grund der Ausbeute der HoKN-Expedition Isopeda dolosa L. K. und /. pessleri Th. Vorliegende Form ist jedenfalls von dolosa verschieden und, wie oben nachgewiesen, auch wow' pessleri: in betretf letzterer Art äußert Hogg selbst Zweifel an der Richtigkeit seiner Bestimmung, indem er es sogar als „pro- bable" bezeichnet, daß die von ihm als pessleri bestimmten Exemplare Züol. Jahrb. XXXV. Al.t. f. Syst. 40 Q]^^ Embkik Strand, in der Tat einer anderen Art angehören. — Es bleibt nichts anders übrig als für vorliegende Form einen neuen Artnamen in Vorschlag bringen, wobei die letztens besprochene Form, weil am zahlreichsten vertreten, als die f. 'principalis gelten möge (7. inola m.), während für die zuerst beschriebene, nur in der Epigyne nennenswert ab- weichende Form der Name var. carinatula m. eintreten möge. IsopecJa immlffrans n, s^)» 1 $ mit folgender Angabe: „Durch Herrn Prof. Lucae er- halten Okt. 1875, vorgefunden auf einer von Australien gekommenen Kuhhaut." Das Tierchen weicht von den typischen Isopeda ab durch den Typus der Epigyne und ist sonst schon durch die Zeichnung ganz charakteristisch. Die Epigyne erscheint trocken als ein großes (4 mm breites und 3 mm langes), erhöhtes, gewölbtes, schwarzes Chitinfeld, das an den Seiten dicht behaart ist und zwei sehr tiefe, etwa lochförmige, bohnen- förmige, nach vorn ganz leicht divergierende, unter sich etwa um ihren Durchmesser entfernte Gruben, die an der Epigyne eine etwa brillenähnliche Figur hervorbringen, vom Hinterrande deutlich ent- fernt sind und von der Behaarung der Seiten des Genitalfeldes, wenn nicht abgerieben, teilweise stark verdeckt werden. Der Zwischenraum der Gruben ist ziemlich abgeflacht und wird durch eine schmale rote, sich vorn plötzlich erweiternde Längsbinde, die wenigstens hinten einen schwachen Längskiel bildet, in zwei geteilt. Die hintere Hälfte des zwischen diesem Kiel und den Augen ge- legenen Feldes wird vorn durch eine schmale seichte Quereinsenkung abgetrennt. In Flüssigkeit erscheint die Epigyne schwarz, mit der genannten roten Längsbinde ziemlich deutlich hervortretend. Färbung. — Cephalothorax d unkel rotbraun mit breiter rotgelber Hinterrand- und ebensolcher Seitenrandbinde, und so ist auch der Yorderrand des Clypeus, wenn auch ganz schmal, gefärbt. Mandibeln schwarz, an der Spitze rot. Lippenteil und Mandibeln schwarz, an der Spitze schmal gerötet. Beine rotbräunlich bis blut- rot, stellenweise dunkler: Femoren mit schwarzem Subapicalring und undeutlichen schwärzlichen Längsstrichen an der Oberseite, Tibien, insbesondere I— 11, an der Basis unten mit schwarzem Fleck, die Endglieder dunkel scopuliert. Sternum hellrot, Coxen dunkler. — Abdomen graubräunlich-gelb mit brauner Rückenlängsbinde, die vorn um 3 mm breit ist, hinter der Mitte aber fadenförmig fein ist, Australische Spinnen des Senckenbergischen Museums. 615 daselbst wie aucli vor der Mitte allerdings sich mehrfach knoten- oder fleckförmig erweiternd. Der Rücken ist übrigens mit feiner branner, undentliche Fleckenzeichnnngen, die znm Teil C^nerbinden andeuten, bildender Behaarung bewachsen; diese tritt an den Seiten nach unten zu als feine Punktierung auf und fehlt an den Seitenpartien des Bauches ganz, während die Mitte desselben durch eine dunkel- braune, scharf markierte, kurz hinter der Spalte etwa 4 mm breite, nach hinten sich allmählich verschmälernde und kurz vor den Spinn- warzen abgerundet endende Längsbinde eingenommen wiid, die bei frischen Exemplaren vielleicht rein schwarz ist. Vordere Au gen reihe ganz schwach procurva; die M.A. ein wenig kleiner, unter sich und vom Cl3'peusrande um ihren Durch- messer, von den S.A. nur unbedeutend weniger entfernt. Hintere Angenreihe ganz leicht procurva; die M.A. die kleinsten aller Augen, unter sich und von den S.A. gleichweit entfernt. Das Feld der M.A. ist hinten reichlich so breit wie lang und breiter als vorn. Die vorderen M.A. sind von den hinteren um ihren Durchmesser entfernt. Tibien III— IV scheinen keine Dorsalstacheln zu haben. Körperlänge 29mm. Cephalothorax 11 mm lang und breit. Abdomen 16 mm lang, 13 mm breit. Beine: I. Fem. 10, Fat. + Tib. 13,5, Met. -f Tars. 13,5 mm; IV bzw. 8, 11 und 10 mm. Also: I 37; IV 29 mm. Isoiyeda sp. Ein unreifes und eingetrocknetes $ von Yarloop, West-Australien (Pfarrer Pfitznee, G.). Gen. Olios Walck. und Iso2)eda L. K. Olios (und Isopeda?) 2 spp., darunter wahrscheinlich Olios punc- tatm L. K. 4 unreife ?$ von Zentral-Australien (v. Leonhardi) lassen sich mit Sicherheit nicht bestimmen. Cephalothorax und Extremitäten sind rötlich-braungelb, Abdomen etwas mehr gelblich, hinter der Spalte ist ein tiefschwarzes halbmondförmiges Querfeld. Das Sternum ist bei einem Exemplar schwarz, bei dem anderen rötlich. Alle Krallenfaszikel sind schwarz, ebenso mehr oder weniger das End- glied der Palpen. Die Metatarsen bei der Form mit hellem Sternum am P^nde schwärzlich. Körperlänge ca. 13 mm. Die Unterseite der Femoren ist bei der Form mit hellem Sternum mit weißen Flecken 40* 616 Embrik Strand, versehen, bei der anderen Form sind die Tibien unten an der Basis schwarz. Die Form mit hellem Sternum wird wohl Olios punctafus L. K. sein; allerdings stimmen die von L. Koch, Arachniden Australiens p. 721, als für unentwickelte Tiere charakteristisch angegebenen Merkmale nicht, und schwarze Zeichnungen am Sternum sind nicht vorhanden. Charakteristisch für diese Form ist, daß der Bauch hinter der schwarzen Querbinde blutrot, im einen Falle ganz intensiv blutrot ist (L. Koch schreibt „orangegelb", was auch stimmen kann). Auch bei der Form mit schwarzem Sternum scheinen die Femoren unten, allerdings ganz undeutlich, hell gefleckt zu sein. — Erinnert an Fediana regina L. K., ein schwarzer Fleck vor den Spinnwarzen ist jedoch nicht vorhanden usw. — Jedenfalls dürfte aber diese Form weder ein Olios noch eine Pediana, sondern eine Isopeda sein. Gen. Pediana Sim. jPediana ref/ina (L. K.) {vaf\ ?). Ein reifes (^ und ein unreifes $ von Zentral- Australien (v. Leon- HAEDi leg.). Man könnte diese Art leicht für eine Isopeda halten. Aber durch die Bestimmungstabelle der australischen Isopeda-Männ- chen, die Hogg 1902 gab, kommt man dazu, daß diese Form eine neue Art sein muß. Wenn man unter „A" versucht, trotzdem das Sternum dunkelbraun, aber doch nicht „jet-black" ist, kommt man auf p)ßssleri Th. oder tieM Hogg, beide weichen aber durch die dorsale Bestachelung der Tibien III und IV ab, indem diese hier je 1, 1 Dorsalstachehi tragen. Die Gruppe „B" kommt auch nicht in Be- tracht u. a., weil die vorderen M.A. unter sich ein wenig weiter als von den S.A. entfernt sind, die Tibien III — IV mit Dorsalstacheln versehen sind nsw. Die Körperlänge des eingetrocknet gewesenen Exemplars ist ca. 16 mm. Cephalothorax 8 mm lang, 7,2 mm breit. Beine: I Femur 12,5, Patella + Tibia 14, Met. + Tarsus 14,5 mm ; II bzw. 12,5, 14, 14 mm; III bzw. 8,5, 10,5, 9,5mm; IV bzw. 11, 12, 13,5 mm. Also: I 41; II 40,5; III 28,5; IV 36,5 mm oder: I, II, IV, III. Palpen etwa 10 mm lang. Mandibeln ein wenig kürzer als die Patellen I (bzw. 3,5 und 4 mm). Tibia I 10 mm, also länger als Cephalothorax. Die Palpenorgane sind von dem gewöhnlichen Isopeda-Tjpus ; verglichen mit z.B. denjenigen \on I. leishnianni B.OGG (cf. in: Proc Australische Si)innen des Senckenbergischen Museums. Gl 7 zool.Soc. London, 1902. \)A'M, fi^.C) weichen sie durch folp:endes ab (also von unten p:esehen): Der Fortsatz des Tibialgliedes ersclieint an der Basis weniger verdickt, in seiner o:anzen Länge nur ganz schwacli, fast unmerklicli. gekrümmt und also keinen Haken bildend; das Tarsalglied bildet gegenüber der Spitze des Tibialfortsatzes eine deutlichere Ecke, die Sjjiralplatte am Ende des Bulbus erscheint weiter nach außen gerückt, die Spitze des Tarsalgliedes ist ein wenig spitzer, von der Innenseite des Tibialgliedes entsi)ringt ein subbasaler, langer kräftiger Stachel. Von unten und ein wenig von vorn erscheint der Tibialfortsatz mitten leicht zusammengeschnürt, in der Endhälfte etwas lanzettförmig. Das Tarsalglied erscheint oben dunkel mit einem helleren ]\Iedianqnerwisch. Cephalothorax und Extremitäten dunkelbraun, ersterer am Rande sowie auf dem Kopfteile schwarz, aber mit einigen helleren Strahlenstreifen. Mandibeln dunkelrötlich-braun. Sternum dunkel- braun ; ]\Iaxillen und Lippenteil schwarz, aber am Ende gerötet. Beine dunkelbraun, Femoren basalwärts ein wenig heller, unten sind sie fein weiß gefleckt und quergebändert, was allerdings nur an den beiden Vorderpaaren einigermaßen deutlich ist. Die Palpen er- scheinen noch ein wenig dunkler als die Beine. Abdomen oben an der Rückenseite, so weit noch wegen der offenbar früher erfolgten Eintrocknung des Exemplars erkennbar ist. schwärzlich , an den Seiten und unten dagegen graulich, mit einer tiefschwarzen halb- mondförmigen Querbinde hinter der Spalte und einer ähnlichen, aber kleinen Binde vor den Mamillen. Vordere Augen reihe gerade, die Augen gleichgroß oder die M.A. ganz wenig kleiner, letztere unter sich um reichlich ihren Radius, von den S.A. nur halb so weit wie unter sich entfernt. Hintere Augenreihe ganz schwach procurva, die M.A. kleiner und fast so \veit unter sich wie von den S.A. entfernt. Das Feld der M.A. ist reichlich so lang wie hinten breit, vorn schmäler als hinten. Weicht von Pediana regina (L. K.) nach Thorell's Beschreibung, Ragni Austro-Malesi, Vol 3, p. 300—304 zu urteilen, durch folgendes ab : (in der Diagnose dieser Art, 1. c, p. 300, ist in der 3. Zeile von oben ein Druckfehler vorhanden: es muß heißen lateralibus anticis statt posticis), eine dunkle Längsbinde an der Unterseite der vor- deren Femoren ist nicht vorhanden, die hinteren Tibien haben 2 Dorsalstacheln, Cephalothorax ist erheblich kürzer als Patella -{- Tibia IV, eine Zeichnung auf dem Rücken des Abdomen ist nicht erkennbar, was aber durch das Eintrocknen desselben entstanden ßl8 Embrik Strand, sein kann. — Sollten diese Abweichungen einer zu benennenden neuen Form angehören, so würde ich den Namen var. (?) isopedina m. vorschlagen. Fam. Lycosidae. Gen. Tcirentula Sund. Tarentula hieolor (Hogg). 1 $ Zentral-Australien (v. Leonhaedi). Körperlänge 21 mm. Cephalothorax 11,5 mm lang, 7 — 8 mm breit. Ich möchte nicht bezweifeln, daß vorliegende Art mit der von unbekannter genauerer Lokalität stammenden „Lycosa'-' hieolor Hogg 1905 identisch ist, die Epigyne weicht jedoch dadurch ab, daß die beiden Gruben schmäler sind und stark nach vorn divergieren; daß die Hinterspitze des Mittellängsseptums höckerartig hervortritt, läßt sich zur Not auch an Hogg's Figur (in: Proc. zool. Soc. London, 1905, p. 581, flg. b) erkennen. Abdomen und Femoren sind tiefschwarz, das helle Feld des Abdominalrückens bedeckt denselben fast ganz. Tarentula leonhardii n. sp, 2 $$ aus Zentral-Australien (v. Leonhaedi). Die Epigyne bildet eine ganz kleine, seichte, rötlich gefärbte, hinten quergeschnittene, fast halbkreisförmige, jedoch vorn mitten leicht zugespitzte Grube, die undeutlich umrandet ist, mitten eine ganz schwache Erhöhung zeigt und vorn, vom Vorderrande ausgehend, eine Andeutung eines verkürzten Längsseptums hat, während die Hinter- seite des Hinterrandes 2 nahe beisammen gelegene, ganz kleine und undeutliche Zähnchen erkennen läßt. Am deutlichsten in Flüssigkeit treten 2 schwarze, kurz hinter der Mitte gelegene Seitenrandflecke auf, die sich teilweise in die Grube hinein erstrecken ; der Eand dieser erscheint vorn nicht schwarz und ist daher daselbst wenig deutlich. Körper länge 17 mm. Cephal. 8,5 mm lang, 6 mm breit. Beine: I Femur 6, Patella + Tibia 6,5, Metat. + Tarsus 6,5 mm; II = I; III bzw. 5,8, 6,2, 8 mm; IV bzw. 7, 8,5, 10 mm. Also: I = II 19; III 20; IV 25,5 mm oder IV, III, I = IL Mandibeln erheblich länger als die Patellen I (bzw. 4 und 3 mm). Am unteren Falsrande sind 2, am oberen 3 Zähne vorhanden, von denen der mittlere der größte ist. Cephalothorax und Extremitäten braungelb, letztere ein- farbig, jedoch an Metatarsen und Tarsen ein wenig dunkler, die AuHtralisclie Spinnen des Senckenbergischen Museums. C}]^) äußerste Spitze der Metatarsen und Tarsen mehr oder wenigei- deut- lich tiefsclnvarz. Der Cephalothorax hat eine durcli weite Beliaai'un^ gebildete, ca. 1 mm breite Seitenrandbinde, die sich auch auf dem Clypeus fortsetzt, und auch eine hellere Mittellängsbinde läßt sich erkennen; diese ist auf dem Kopfteile jederseits rundlich erweitert und daselbst bis 2.3 mm breit, unmittelbar vor der Mittelritze zu- sammengeschnürt, um letztere ein wenig erweitert, auf der hinteren Abdachung randwärts stark erweitert und mit der weißbehaarten Seitenrandbinde des Cephalothorax zusammengeflossen. Augen in tiefschwaizen Hingen, die nicht zusammengeflossen sind. Mandibeln dunkel rotbraun mit gelblich-weißer Grundbehaarung, die jedoch in den Endhälften fehlt (ob immer?), sowie mit dunkleren abstehenden Haaren überall spärlich bewachsen. Maxillen braun. Lippenteil schwarz mit hellerer Spitze. Sternum schwarz, am Hinterrande etwas heller. Coxen hell wie die Beine. Abdomen hell graugelblich: oben ist es leider bei beiden Exemplaren beschädigt, scheint jedoch mit kleinen rotbräuulichen Punkten und Strichen gezeichnet gewesen, welche in der hinteren Hälfte wenigstens Querbinden gebildet haben. Die Spinnwarzen sind ein wenig dunkler als der Bauch; dieser trägt ein tiefschwarzes, scharf markiertes, vorn quergeschnittenes oder leicht ausgerandetes, hinten verschmälertes und abgerundetes, schildförmiges Feld, das höchstens nur die Mitte der Spalte und bei weitem nicht die Spinn- warzen erreicht, auch nicht so breit wie der Bauch ist. Vordere Augen reihe ist kürzer als die zweite, ganz leicht procurva, die M.A. erheblich größer als die S.A., unter sich ein wenig deutlicher als von diesen getrennt. Beine. Tibien I— 11 ohne Dorsalstacheln, III— R' mit 1, 1 solchen. Pabellen I — II nur vorn mit 1, III— IV vorn und hinten je 1 Stachel. Tai^entula {(iistralicoJa n. sjt. 1 $ Zentral-Australien (v. Leonhakdi). Die Epig3'ne erscheint in Flüssigkeit als ein etwa halbkreis- förmiges, hinten quergeschnittenes, braungelbes Feld, das an den Seiten deutlich, vorn undeutlich schmal schwarz begrenzt ist und in der vorderen Hälfte ein schmales Längsseptum zeigt, das sich i)lötzlich er- weitert und die ganze hintere Hälfte des Feldes (der Grube) ausfüllt. Trocken gesehen erscheint die Epigyne gestrichelt, punktiert und matt, die dunh das vorn vorhandene .schmale Längsseptum getrenntiMi 620 Embrik Strand, Gruben sind ziemlich tief; die Seitenränder des Feldes erscheinen gerade und nach hinten leicht divergierend, der Hinterrand schwach erhöht und ziemlich scharf. Die Breite der Epigyne ist geringer als die der beiden unteren Spinnwarzen zusammen. Die Epigyne ähnelt der von Tarent. serrata L. Ken., ist aber weniger langgestreckt etc. — Cephalothorax 8 mm lang, 6,2 mm breit, reichlich so lang wie Patella 4- Tibia IV. Cephalothorax schwarzbraun mit hellrötlicher, weiß behaarter, ganzrandiger, scharf markierter Rückenlängsbinde, die vorn das ganze Augenfeld ausfüllt und in dieser Breite sich bis kurz vor der Mittelritze erstreckt, dann ganz schwach allmählich nach hinten sich verschmälert; an den Seiten ist randwärts feine weißliche Behaarung erkennbar, die aber keine Binde bildet. Clypeus weißlich behaart. Mandibeln schwarz und schwarz behaart, in der Basalhälfte vorn orangegelb behaart. Lippenteil und Maxillen schwarz mit hellem Vorderrand. Sternum schwarz. Coxen schwarz mit bräunlichem Anflug, sonst sind die Extremitäten hell olivenfarbig bräunlich-gelb, einfarbig, nur an der Spitze dunkler behaart. — Abdomen hell graubräunlich, in der basalen Hälfte des Rückens mit einer tief- schwarzen, pfeilspitzähnlichen Figur, deren vorderer, dreieckiger, vorn scharf zugespitzter, hinten quergeschnittener Teil reichlich 2 mm lang und (hinten) kaum 2 mm breit ist, während der hintere Teil, der „Pfeil", als ein nur 1,2 mm langer Längsstrich erscheint. An der vorderen Abdachung des Abdomens, von oben zur Not erkennbar, ist eine schwarze Querbinde. Der Bauch mit einer tiefschwarzen schildförmigen Figur, welche vorn der ganzen Spalte anliegt und also die ganze Bauchbreite einnimmt, nach hinten sich aber plötzlich abgerundet dreieckig verschmälert, ohne die Spinn warzen zu erreichen. Der Epigaster ist hellgefärbt wie das Abdomen sonst, jedoch um die Epigyne schmal dunkler. Spinnwarzen hellbraun, nicht dunkel umringt. Vordere Au gen reihe kaum kürzer als die zweite, ganz schwach procurva (unten gerade, oben procurva, die Zentren procurva); die M.A. größer, unter sich und von den S.A. gleich weit entfernt. Die Patellen I— II nur vorn bestachelt, III — IV vorn und hinten. Tibien I— II ohne, III— IV mit (1, 1) Dorsalstacheln. Tarentula laeta (L. K.) vtif, prott'uda n. va/r. 1 $ Zentral-Australien (v. Leonhardi). Körperlänge 16 mm. Cephalothorax 8,5 mm lang, 6 mm breit, fast so lang wie Patella -\- Tibia IV (8 mm). Australische Spinnou des Senckeuberffischen Mnseums. 621 DieEpig-yne weiclit, trocken gesehen, von der Abbildun«? der- jeniofen der Tarcudda Jacta L. Koch (Aracliniden Australiens, tab. 82, fig. la) nur dadurch ab. daß das Querseptum ein wenig kürzer und deutlicher iirocurva ist und daß der Seitenrand der (4rube gegen den ^^'inkel zwischen Längs- und Querseptum sich höckerartig nach innen verbreitert; diese Höcker sind jedoch nicht isoliert, wie es bei der offenbar etwas ähnlichen Tay. immansiieia Sim. 1909 der Fall zu sein scheint. Das Querseptum ist matt und gestrichelt, Längsseptum und Rand glatt und glänzend. Die vordere Au gen reihe ist zwar wenig, aber doch unver- kennbar procurva gebogen (eine die ]\I.A. unten tangierende Gerade würde jedoch die S.A. eher unter als in dem Zentrum schneiden); die M.A. sind unter sich ein wenig weiter als von den S.A. entfernt, die um kaum ihren Radius abstehen. Die ]\r.A. sind von den Augen II. Reihe jedenfalls nicht um mehr als ihren Radius entfernt. Färbung. Die helle Seitenrandbinde des Cephalothorax ist hinten nicht breiter als vorn. Maxillen. Lippenteil. Sternum und Coxen schwarz mit ebensolcher Behaarung, die Coxen etwas bräun- lich angeflogen. Weiße Haarflecke neben dem dunklen Herzstreifen sind nicht vorhanden. Das schwarze Feld der Bauchseite bedeckt auch den ganzen Epigaster. vom Bauche aber nur das vordere Drittel und ist hinten gerade und breit quergeschnitten. Spinnwarzen braun, dunkler als der Bauch. Wahrscheinlich ist diese Form von Tar. laeta nur als Varietät abzutrennen. Tarentula laetct (L. K.) var, ciirticej)s ii. rar. 1 $ Zentral-Australien (v. Leonhaedi, G,). Körperlänge 18 mm. Länge des Cephalothorax 10 mm. Beine I : Fem. 7,5, Fat. + Tib. 9,5, Met. + Tars. 9,5 mm = 26 mm. Von der Beschreibung von Tar. laeta (L. Ken.) abweichend durch ein wenig bedeutendere Größe, das Sternum ist tiefschwarz und ebenso behaart, der Epigaster ist größtenteils schwarz, an den Lungendeckeln sind bloß schwarze Haare eingemischt, schwarze Zeichnungen an den Schenkeln sind höchst undeutlich vorhanden, der Cephalothorax ist nicht länger als Patella + Tibia IV. — Von der Originalfigur der Epigyne ist abweichend, daß das Mittellängsseptum vorn nicht so stark, hinten aber stärker verschmälert und die ganze Epigyne mehr langgestreckt erscheint: das Querseptum ist nur etwa halb so lang wie das Längssejttum sowie deutlich jtrocurva gebogen, bzw. an 622 Embrik Strand, beiden Enden etwas eingekrümmt. Die größte Breite der Genital- grnbe ist kurz hinter der Mitte derselben, von wo sie nach vorn sich allmählich verschmälert, bis sie am Vorderende nur etwa halb so breit wie an der breitesten Stelle ist. Die Epigyne erinnert sehr an die von T. immansueta Sim. 1909, aber das Längsseptum ist mitten deutlich verbreitet, die bei immansueta vorhandenen Höcker vor dem Querseptum fehlen etc. Wird wohl nur eine Lokalform von T. laeta sein. Tarentula Ulla n. sjy. 4 $$ ad., 1 $ subad., 1 (^ aus Zentral-Australien (v. Leonhardi). Färb u n g. Cephalothorax dunkelbraun mit schwarzen Strahlen- streifen und weißbehaarten, 1,2 mm breiten, scharf markierten, rings- um verlaufenden Randbinden oder, richtiger gesagt. Randbinde so- wie mit ebenfalls hellerer, weiß behaarter Mittellängsbinde, die am Ende der Mittelritze nur 0,7 mm breit ist, sich dann nach hinten wie nach vorn allmählich verbreitert, auf der Mitte des Kopfteiles eine Breite von 2,5 mm erreicht, um sich dann plötzlich zu ver- schmälern und als eine Linie sich zwischen den Augen II und I bis zum Clypeus verlängern. Mandibeln schwarz, vorn in den basalen zwei Dritteln der Länge derselben gelblich-weiß behaart. Lippenteil und Maxillen schwarz mit hellerem Vorderrand, Sternum und Coxen schwarz. Beine braungelb; die Femoren unten am hellsten, oben und an den Seiten haben sie Andeutung einiger dunklerer Flecke. Scopula schwarz, Endglied der Palpen größtenteils schwarz er- scheinend wegen der so gefärbten Behaarung. Abdomen braun, heller und dunkler punktiert, oben der ganzen Länge nach mit einem helleren, schmutzig-gelblichen Längswisch, in welchem vorn eine schwarze Längsbinde gelegen ist, die bei einer Breite von etwa 1,5 mm sich bis zur Rückenmitte erstreckt und jederseits zwei kleine Zähne bildet: weiter nach hinten wird sie, mehr oder weniger deutlich, bis gegen die Spinn warzen fortgesetzt. Die untere Hälfte der Seiten und der Bauch graugelblich; letzterer wird jedoch größtenteils von einem tiefschwarzen Feld eingenommen, das sich von der Spalte bis zum Anfang des hinteren Drittels des Bauches erstreckt und hinten mehr oder weniger gerundet ist. Epi- gaster hell. Die Epigyne bildet eine kleine, hellrote, seichte, fast doppelt so breite wie lange, entfernt quer-ellipsenförmige Grube (der Rand ist vorn stärker, hinten ganz schwach gebogen, an den Seiten fast Austialisrlie Spiniitn des Senckenbergischen Museums. (523 gleieliiniißig- o^ekiiininit). die von einem schmalen Läng-sseptum ge- teilt wild und vorn am tSeitenrande jederseits einen tiefschwarzen Fleck einschließt, (ibrigens etwas variierend; das Septiim bisweilen fast nicht erkennbar. Vordere Au gen reihe gerade, kürzer als die zweite, die Mittel- augen viel größer als die Seitenaugen, unter sich und von diesen gleich weit entfernt. Patellen I— II vorn mit je einem ganz kleinen Stachel, III— IV jederseits bestachelt. Tibien I— II ohne, III— IV mit Dorsal- stacheln. An beiden Falzrändern 3 Zähne, von denen der distale der kleinste ist. Körperlänge 20 mm, Cephalothorax 9,5 mm lang, 7 mm breit. Abdomen ll.ö mm lang und 7 mm breit. Beine: I Femur 6,ö; Patella -f Tibia 6,5; Metat. -f Tarsus 7 mm; IV bzw. 7, 8.5, 11 mm. Also: I 20, IV 26,5 mm. Das (J ist gefärbt und gezeichnet wie das $, jedoch tritt die Dorsalbinde des Abdomens stärker hervor. Die Größe ist geringer: Körperlänge 11 mm, Cephalothorax 7 mm lang, 5 mm breit. Beine: I Femui- 5, Patella -\- Tibia 7, Metat. -{- Tarsus 7,2 mm ; IV bzw. 5,5, 6,5, 10 mm. Also: I 19.2, IV 22 mm. — Patellarglied der Palpen so lang wie das Tibialglied, beide zusammen so lang wie das Tarsal- glied. Tibialglied gänzlich unbewehrt. Tarsalglied im Profil von außen gesehen nur unbedeutend breiter als das Tibialglied er- scheinend , unten mitten zeigt es einen ganz kleinen rundlichen Höcker, und zwischen diesem und der Basis sieht man einen läng- lichen, niedrigen, schwarzen, carinaähnlichen, wenig hervortretenden Fortsatz. Am Ende des Gliedes unten spärliche abstehende Behaarung. Fam. Oxyopidae. Gen. Oji'f/opes Latr. Oxyopes lUuffo n. sp, 1 $ von Zentral-Australien (v. Leonhardi). Größe. Cephalothorax 4 mm lang, 3 mm breit. Abdomen 6 bis 7 mm lang. Beine: I Femur 4,5, Pat. + Tibia 5,3. Metat. -f Tarsus 5,2 mm; II bzw. 4,2; 5; 5,2 mm: III bzw. 3.2; 3,7: 4 mm; IV. bzw. 4; 4,8; 5,3 mm. Also: I 15, II 14,4. 111 10.9. IV 14.1 mm oder: I. IL IV. III. 624 Embbik Stband, Australische Spinnen des Senckenbergischen Museums. Die Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein schwarzer, mitten bräunlicher, subtrapezförmiger, hinten und mitten vorn quergeschnitte- ner, an den Enden des Vorderrandes abgerundeter Fleck, dessen Seiten nach hinten konvergieren und mitten leicht eingebuchtet sind; die Breite vorn ist also größer als hinten, und sie ist auch reichlich so groß wie die Länge des Fleckes oder etwa gleich der Breite der Patellen I. — Trocken gesehen erscheint das Genitalfeld glatt, glänzend, im vorderen breiten Teil mit zwei runden, tiefen, unter sich um ihren Durchmesser entfernten, den Seiten-, aber nicht den Vorderrand erreichenden Gruben; der Hinterrand ist mitten leicht eingebuchtet, und von da erstreckt sich nach vorn bis zur Mitte eine ganz seichte Längseinsenkung. Die Art dürfte mit Oxyopes gratus L. K. nahe verwandt sein, jedenfalls erinnert sowohl die Habitusfigur wie die Figur der Epigyne in „Arachniden Australiens" stark an unsere Art. Daß aber die beiden nicht identisch sind, geht u. a. aus dem Unterschiede in den Epigynen hervor, indem bei unserer Art nichts vorhanden ist, was der Vorderhälfte des Genitalfeldes von 0. gratus, wie dies in „Ar. Austr." tab. 88 flg. 3a abgebildet ist, entsprechen könnte. Ferner in Färbung und Größe usw. abweichend. Färbung. Cephalothorax und Extremitäten erscheinen nun hell bräunlich-gelb, sind aber oifenbar etwas abgerieben, so daß eventuelle Zeichnungen vielleicht verloren gegangen sind. Augen- feld schwarz gefärbt, ist aber weiß behaart gewesen. Zwei dunkle Clypeuslinien sind wahrscheinlich vorhanden gewesen. Lippenteil dunkel, Maxillen und Sternum gelblich. An der Unterseite der Femoren ist ein dunkler Längsstrich angedeutet. Die Rückenfläche des Abdomens wird größtenteils von einer lanzettförmigen, hell- braunen, schmal und undeutlich hellgi-aulich umrandeten Längsbinde eingenommen, die einen dunklen Mittellängsstrich einschließt und jederseits von einer schmalen tiefschwarzen Randbinde begrenzt wird. An den Seiten eine helle obere und eine schwarze untere Binde. Der Bauch führt eine braune Mittellängsbinde, die jederseits von einer schmäleren weißlichen Binde begrenzt wird. — Stacheln hell mit schwärzlicher Basis, wodurch die Extremitäten schwarz punktiert erscheinen. Nachdruck verboten. Übersetzungsrecht vorbehalten. On the dimorphism of the males of Maevia vittata, a Jumping Spider. By Theophilus S. Paiuter, Ph. D., Yale University, New Haven, Conn., U. S. A. Witb 1 Fignre in the tezi The Jumping Spider, Maevia vittata, is the only species of Araneiiia which exhibits a distinct dimorphism in the males.') As is well known to Arachnulogists, the males of this species are of two types, one variety being gray much like the female, and the other variety being pitch-black witli three tufts of hairs on the anterior part of the cephalothorax; see Fig. A5 and AI. Tlie first type I have called the "gray variety" and the second, the "tufted variety''. Although it is stated by tlie Peckhams that the gray males never have tufts, in books upon spiders, it is often said that the two types merge into one another. The Author has recently completed a study of the spermato- genesis of the two tj'pes of males (article in publication), and several points of diflference were found between them, particularly. 1) The Peckhams (1889a) raention one other species of Allidae, Zygohallus hctlini, in which the males fall into two classes. One class consists of very large males while the second class is made up of small individuals. From their description , I judge that the males are otherwise alike. ß26 Theophilus S. Painter, with regard to the presence of a pair of small chromosomes in the gray males, and the absence of this bodies in these tufted males. On this cytological basis. an attempt was made to explain the dimorphism. If intermediate forms exist. however, as stated by Emerton, "Common Spiders", p. 60, then the explanation would have to be modified. The present study was made in order to determine the exact nature of the dimorphism and the particulars in which the so called "Inter- mediate forms" differ from the typical males of botli types. Two other points were investigated. First, the ratio of the females to males, in nature, and the ratio of the gray to tufted males. Second, observations have been made on the dancing of the two types, it being stated by the Peckhams (1889a) that the two varieties of males behave difi'erently in this regard. As far as I can determine, Maevia vittata was first discribed by Hentz, in 1845, under the name of Ättus vittatus, the gray male, and Athis 7iiger, the tufted male. He assigns them, thus, to diiferent species. C. Koch, in his work entitled, "Die Arachniden", describes the gray male as Plexippus undaüis, and the tufted male as Maevia penicillata. He assigns the two species to different genera. The Peckhams (1889b), were the first to assign the two forms to the same species, Astia vittata. They remark that we have here males, "presenting two distinct varieties; the first has the thoracic part of the cephalothorax light brown, . . .; the second variety {niger), has the cephalothorax black, . . ." etc. Farther on, "Inter- mediate between these two varieties, is one which is nearly as dark as niger with pale legs but wäthout cephalic tufts. ... As this is an extremely common species, we have compared large numbers of them but have never found the tufts present in the first variety, which most resembles the female." "Attidae of North America", p. 70. The dimorphic males have been described by many other authors, Emertün (1891), Simon (1903), etc. My material has all been collected in a plot of woods near New Haven, by the usual method of sweeping the grass and low bushes with a net. An area, of perhaps two acres, was swept repeatedly, in this way, during the late afternoon. This is the best time for collecting, as far as the experience of the Author goes. Altogether, 156 specimens have been obtained, of which Maevia vittata. 627 82 were females and 74 males. Of tlie iimles. 40 weie i.f tlie f,nay variety and 34 were tiifted. Two veiT dark, so called, "Inteniiediate males" were obtained. The nuiles were studied while alive and after preservation. In tlie tbllowino- study, it seenis desirable to give a general description, witli drawings, of a typical tiitted male and a typical gray male, and tlien to point out the variations found in the two types. P'or minute characteristics of the species, etc., the reader is referred to the Peckhams's "Revision of tlie Attidae of North America". Tufted Male. The typical tufted male (Fig. AI), has a budy whicli is an intense black in color. Tiie legs are a light transparent yellow and they do not sliow any dark pigmentation, except just a trifle on the ventral surface of the coxa and at the tip end. The palps, seen from the front, are pitch-black, but on the inner surface, the pigmentation is less intense and we may even lind yellow hairs next to the mandibles. This lighter color never, or very rarely, shows from the front with the appendages in their normal position. The most striking characteristic of the tufted male, however. is the presence of three tufts of hairs, which sit on the cephalothorax, just on a line with the anterior edge of the posterior eyes (Fig. AI). It shüuld be pointed out here, that normally, these tuft soft hairs do not show from above because of the intense black of the anterior part of the cephalothorax. In the drawings, I have not put in the pigment of this region, in order that the character of the tufts might be more easily seen. In Fig. A 1, the position of the tufts may be clearly made out; they project from the body at an angle of, perhaps, 45". To the casual observer, the tufted males are quite black, but if one is examined under a strong light, a definite pattern will be made out both on the cephalothorax and on the abdomen. This pattern becomes more apparent in alcoholic specimens (Fig. A 1). Gray Male. The gray males (Fig. A5) are similar to the tufted males in size and shape. They are, as the name iniplies, of a general gray color, with a fairly definite pattern on the cephalothorax and abdomen, made up of spots which vary from a dark red to a deep 628 Theophilus S. Painter, brown Ol- black. The legs are a pale opaque white ; oii the ventral surface there are characteristic bands of pigmeiit (Fig AlO) seen from above, the leg has a mottled appearance because of patches ot picment which lie'at the base of the hairs (Fig. A9). The palps, Fig. A. Maevia vittata. (529 Seen from tlie front, are a briglit oi'anp^e color; on tlie inner side, next to tlie niandibles, tliere may be sniall patclies of pigment, as shown in Fig. A8. As will be seen by tlie above description, tlie typical tufted male diifers from tlie typical gray male in tlie following cliaraete- ristics; body color, color and pigmentatiun of tlie legs, color of palps and in tlie possession of three tufts of hairs on tlie ceplialothorax. A glance at Fig. AI and A5 will make it clear tliat tlie pattenis on the ceplialothorax and abdomen are essentially similar. In studying the variations foiind in 54 specimens, the above order of discussion will be followed. Body Color. Tufted Males. The males of this type show a good deal of Variation in the intensity of the body color. The black always predoniinates but in some of the specimens, which have been exa- mined alive, the patteru on the abdomen was almost as conspicuous as in the typical gray male. Gray Males. In the gray males there is a tremendous amount of Variation in the general body color. It varies from a very light gray, through a brown to a black, which is almost as inteiise as that of the typical tufted male. In the case of the two ''Inter- mediate males", the abdomens were quite black except for a few lighter spots lying on the edge of the dorsal side. Color of Legs. Tufted Males. The typical appearance of the leg of the tufted male, is shown in Fig. All. The general color is a light lemon yellow and no pignient is seen except on the coxa and at the tip end of the tarsus, as pointed out above. No variations from this was found in any of the 34 tufted males examined. Gray Males. The typical leg of the gray male, in dorsal and ventral view, is shown in Fig. A9 and AlO. The general color is a pale white and on the ventral side, especially of the femur, there are very definite and characteristic bands of pigment. The degree of pigmentation is subject to some Variation in the individual cases but in none of the 40 gray males. examined was the pigment ever absent. The legs of the very dark gray males were heavily pigmented. Zool. Jahrb. XXXV. Abt. f. Syst. 41 630 Theophilüs S. Painter, P a 1 p s. Tufted Males. The color of the palps, seen from the front, is an intense black in all of tlie cases examin ed. On the inner side, particularly at the base of the joints of the appendage, yellow hairs maj^ be present. In one case, a trifle of this lighter color was seen from the front. Gray Males. The palps of the gray males are a bright orange coior. This was found to be invariably true, even for the very dark males. On the inner side there is a small amount of pigment on the basal joints (Fig. A8). Tufts of Hairs. Tufted Males. The tufts of hairs, so characteristic for the males of this class, show some Variation in the degree of develop- ment, but the position of these tufts is flxed and subject to slight or no variations. The degree of development of the individual tufts of hairs varied, though in most cases all three tufts were fully developed. Fig. AI shows a typical case, and Fig. A2, A3 and A4 show variations in this condition. It should be mentioned here that in sweeping and in handling the specimens, the tufts of hairs are apt to be rubbed off. In making an examination of all the spe- cimens, a strong arc-light was used as the source of Illumination and then by means of a fairly high power lens on the microscope and tilting the specimen, I was able to see the sockets where the hairs normally sit. In cases where the hairs had been rubbed oif, it was possible to still see the sockets and usually. the broken stubs of the hairs. In no case of the 34 males examined, were the tufts entirely absent. Gray Males. Out of the 40 males studied, not one of them showed any indication of the tufts of hairs such as are charac- teristic of the tufted males. The verj^ dark males were like the typical gray males in this regard. General Pilosity of Cephalothorax, The general pilosity of all the specimens was carefully noted in Order to determine if the tufted males exhibited this character to any marked degree. Altogether, 74 males and 82 females were examined with regard to this point. A good deal of Variation was found in individual specimens, but the tufted males, except for the Miieviii vittatn. ß3| three tufts of liairs, aie normal in this respect. In most of the cases, the fine hairs on the ccpluUothorax of the tufted males were black while the same hairs were white on tlie gray male, but many exceptions were noted. P a 1 1 e r n s. As pointed out above, the patterns on the abdoniens of the two types of males is essentially the same. Much Variation was noted for both the tufted (Fig. A2, A3 and A4) and gray males. It is a well known fact that the patterns on the abdoniens of spidei'S normally vary within wide limits. so that the variations noted for Maevia vittafa are not significant. It is evident from the above description. that the body colors of the two tj^pes of males are not distinct and that, in this cha- racter, the two varieties merge into one another, althoiigh typi- cally, the two are very diiferent. In the color and pigmentation of the legs. the tufted and gray males are very diiferent and I have found no form wliich bridged the gap. The coloration of the palps forms another character which wonld separate the two types. But it is the presence of the tufts of hairs in the tufted male and their absence in the gray male which forms the most striking and absolute distinction. It is evident, then, that the tufted males and the gray males of Maevia vittata form two varieties which are distinct in the three characteristics given above and that there are no intermediate forms which would bridge the gap between the two. The so called "Inter- mediate Males" are nothing more than verj' dark gray males. Practically nothing definite is known about the ratio of the males to females, in nature, in the species Maevia vittata, nor of the ratio of the two varieties of males to each other. The Pkckha_ms (1909j are the only authors who mention the subject. On p. 453, they say: "In Wisconsin, the males (both forms) mature about the middle of June, the females a little later. For this month, they are common, there being about one female for three males, but towards the middle of July their number diminishes." In my study on the spermatogenesis of this species, I have given certain cytological evidence which would lead us to suppose that the total number of males would be equal to the total number 41* 632 Theophilüs S. Painter, of females. Furthermore, that the tufted males would be equally as numerous as the gray males. During the past season {Maevia matures the latter part of May, here at New Haven), I have collected 156 specimens from the same area of land, and, that the theoretical expectations are fulfilled, is shown below. Females 82 Tufted Males 34 Gray Males 40 Ratio of males to females ; 82 : 74 , which closely approximates the theoretical, 1:1. Ratio of tufted males to gray males; 34:40, which also is close to the theoretical, 1 : 1. Although the Peckhams State that the Maevia vittata is a very common form, the Author has found that they are very erratic in their distribution. It has often been noted, that, while specimens may be caught in one section of woods, they will be entirely absent from another tract of land, near by, which presents, as far as one is able to judge, just the same conditions for life. Dancing of the Tufted and Gray Males. Observations were made on the dancing habits of the two varieties of males while the Author was making matings, in order to test certain conclusions arrived at in the cytological study. I have had in the laboratory 9 gray males and 7 tufted specimens. These have been put with females, from time to time, and their behavior carefully noted. The dancing of the male Jumping Spiders has been thoroughly described by the Peckhams (1889a and 1890). I quote from the former paper: "A description of the two males is unnecessary, since they are well represented in tab. 11. The two forms grade into each other, excepting that the three tufts of hairs are only found on the fuliy developed niger form. The vittata form, which is quite like the female, when he approaches her, raises his first legs either so as to point them forward or upward, keeping the palpi stiffly out- stretched, while the tip of the abdomen is beut to the ground. This Position he commonly takes when three or four inches away. While he letains this attitude, he keeps curving and waving his legs in Macvia vittata. 6;-^3 a Gurions manner. Frequently, he raises only one of the legs of tlie first pair. runninj? all the while from side to side. As he draws nearer to the female he lowers his body to the ground, and, droppiug his legs also, places the two anterior pairs so that the tips touch in front, the proximal joints being turned almosf at i-ight angles to the body (tig. 26). Xow he glides in a semicircle betöre the female, sometimes advancing, sometimes receding, until at last she accepts his addresses. The uigcr form, evidently a later development, is mach the more lively of the two, and vvherever the two varieties were seen to compete for the same female, the black one was successful. He is bolder in his manners, and we have never seen him assume the prone position, as the red form did, when close to the female. He always held one or both of the first legs high in the air, waving them wildly to and fro, or, when the female became excited, he stood perfectly motionless before her, sometimes for a whole minute, seemiug to fascinate her by the power of his glance.'' p. 33—34, Sexual Select. in Spiders (1889). I have given this description of the Peckhams in füll because it is the best account of the dancing which we have in the literature. My own observations on the tufted males are in entire accord with the Peckhams' account, except, that among my specimens, I did not notice that the tufted males were more aggressive in their attentions to the females than were the gray males. With regard to the dancing of the gray males, the behavior of the nine specimens, which I have had under constant Observation for two weeks, is so ditferent from the account given by the Peckhams that I cannot help but think that some mistake has been made by them in recording their observations. In all of my specimens, the prone position is the first to be assumed by the male when he recognizes the female. Then comes the raising of the front legs and the dancing, as described above. The only exception to this were cases where the female got quite close to the male before he recognized her. Then, the prone position was not assumed, but the anterior pair of legs were raised in the air and the dance proceeded as described. The present study has made it clear that the twi» types of males are distinct as regards three characters and the method of their love dance. The very interesting question arises, what has been the origin of the tufted form since it is evidently, as the Peckhams have pointed out. a later development than the gray 634 Theophimts S. Painter, males. ^) There are two possible interpretations, the one being that the tiifted male has arisen through sexual selection, the Interpretation taken by the Peckhams, and the other is that this later form has arisen as a mutation. It seems worth while to bring- up the subject here, as there are certain observations which, it seems to me, totally eliminates the origin of the tufted males by sexual selection. It has often been observed in the laboratory, both by Professor Peteunkevitch and by myself, that the females do not seem to show any preference for the tufted males and the same female has been observed to copulate with a tufted and a gray male within a period of five minutes. Futhermore, the species is very widely distributed throughout the United States. The Peckhams (1909), remark: "This is a very common species. Mr. Banks has found it in Colorado, Mr. Emerton in Massachusetts and Connecticut, and we have it from Georgia, Missouri, Wisconsin, Nebraska and Kansas" (p. 453). It seems that if sexual selection were at work here, that it has had sufficient time to make the gray males very rare. As has been shown, they are equally as numerous as the tufted males. It might be mentioned here that the tufts do not seem to play any part in the mating of this variety with the females, Two of my matings have been made with tufted males, one of which had lost all three tufts, and the other specimen only had the right one left. The other alternative, that this later form has arisen through a sudden discontinuous Variation, seems the more satisfactory. The Author has suggested the cause of this dimorphism from a cyto- logical study. It was found that the gray males carried a pair of small chromosomes, called "ctetosomes" because of their behavior, while the tufted males lacked these bodies. Furthermore, from a comparative study with species of twelve other families of spiders, it seemed probable that these ctetosomes were to be derived from a Y-chromosome, the primitive Arachnida having the XY condition in the male sex and the XX condition in the female. It was sug- gested that when the Y-chromosome became associated with the X or accessory chromosome, a condition we seem to have at the present 1) The reason for this, is, that among Jumping spiders, generally, the males are very much like the females before the latter have becorae mature. That the gray males of Maevia vittata are like the immature females, has been known for a long time and it would show that the former was an older type than the tufted male. Maevia vittata. 635 time in the gray male , tliat tlie males, whicli as a result of this association, lacked the Y-element, became the tufted males. From my study, it seeras that this is really the condition of the tufted male. It is a pleasure to express my thanks to Prof. Petrunkevitch for the courtesy of his laboratory. in which the present work was carried on. Submitted for i>nblication, July, 1913. ß36 Theophilüs S. Painter, Maevia vittata. Bibliography. Emeeton, J. H., 1891, New England Attidae, in: Trans. Connecticut Acad. Sc, Vol. 7. — , 1902, Common Spiders. Hentz, N. M., 1845, Descriptions and figures of the Araneids of the United States, in : Journ. Boston Soc. nat. Hist., Vol. 5. Koch, C, 1846, Die Arachniden, Vol. 13, p. 123. — , 1848, ibid., Vol. 14, p. 69. Peckhams, G. W. and E. G., 1889a, Observations on sexual selection in Spiders of the family Attidae, in: Occ. Papers nat. Hist. Soc. Wisconsin, Vol. 1. — , 1889b, Attidae of North America, in: Trans. Wisconsin Acad. Sc, Vol. 7. — , 1890, Additional observations on sexual selection in Spiders of the family Attidae, in: Occ. Papers nat. Hist. Soc. Wisconsin, Vol. 1. — , 1909, Revision of the Attidae of North America, in: Trans. Wisconsin Acad. Sc, Vol. 16. Simon, E., 1903, Histoire naturelle des Araignees. Nachdruck verboten. Übersetz niigsreclit vorbehalten. Chemischer Beitrag zur Limulus-Frage. Von D. H. Wester. Als ich mich vor einigen Jahren mit Untersuchungen über Chitin beschäftigte und besonders über dessen Verbreitung und Lokalisation im Tierreiche nachforschte, legte ich besonderen Wert darauf, einige Übergangsformen zu prüfen sowie solche, deren Stellung im gangbaren System unsicher ist, doch konnte icli die gewünschten Tiere damals nicht erhalten. Zu den Tieren, welche mich in dieser Hinsicht an erster Stelle interessierten, gehörte Limuhis. Bekanntlich wurde Limidus bis vor einigen Jahren zu deu Crustaceen gei-echnet, während er jetzt auf Grund einiger morphologischer und anatomischer Kennzeichen von mehreren Zoologen zu den Arachnoideen gezählt wird. Die Sache ist allmählich zu einer L??m^/«s-,, Frage" herangewachsen. — Nun geht aus meinen früheren Untersuchungen (in : Zool. Jahrb., Vol. 28, Syst., 1910, p. 531—568 und in: Arch. Pharm., 1909, p. 282—307) hervor, daß im Darmkanal der Arachnoideen kein oder nur wenig Chitin vor- kommt, während bei den untersuchten Crustaceen gewöhnlich der ganze Darm mit einer Chitinintima bekleidet war. Es interessierte mich daher, die LiwwZus-,. Frage'' in diesem Sinne chemisch zu be- trachten. Denn den chemischen Kennzeichen muß ja zweifelsohne in gewissen Fällen ebenso großer A\'ert beigelegt werden wie den morphologischen und anatomischen, und es ist nur bedauerlich, daß besonders die Zoologen dieser Methode bisher so wenig Beachtung geschenkt haben. 638 D. H. Wester, Gelegenheit, die Lücke der L?mM?ws-Untersucliuiig in meiner Arbeit auszufüllen, wurde mir von Prof. Dr. J. F. van Bemmelen in Groningen (Holland) geboten, indem er mir sein kostbares Material liebenswürdigst zur Verfügung stellte. Von einem großen L?;/MtZMS-Exemplar wurde ein schmales Streifchen des Darmkanals in der ganzen Länge des dorsalen Teils herauspräpariert und auf Chitin geprüft. Die nachfolgende Unter- suchungsmethode wurde früher (in: Zool. Jahrb., Vol. 28, Syst., 1910, p. 536; in: Arch. Pharm., 1909, p. 295) ausführlich beschrieben, weshalb ich mich darauf beschränke, hier mitzuteilen, daß kleine Chitin- präparate in zugeschmolzenen Glasröhrchen mit 60'%igeY Kalilauge 10—20 Min. auf ± 160" C erhitzt werden. Die meisten Tiersubstanzen werden dabei gelöst, Chitin bleibt intakt, ist aber in Chitosan über- geführt worden, welches sich nach Auswaschen mit Alkohol und Wasser auf Zusatz von ^/g^/oiger lodiodkaliumlösung und l%iger Schwefelsäure prachtvoll violett färbt. Es ist in 3%iger Salzsäure und Essigsäure leicht löslich und wird auf Zusatz von etwas Schwefel- säure als schwefelsaures Chitosan ausgefällt, welches bei gleichzeitigem Vorhandensein von verdünnter lodlösung sich violett färbt. Es ergab sich, daß der Lf»nt??is-Darmkanal im Vordarra (Öso- phagus und Magen) und einem sehr kleinen Stück Enddarm bei der analen Oifnung mit Chitin bekleidet war, daß dieses aber im langen Mitteldarm gänzlich fehlt. Um für den Schluß, welcher hieraus gezogen werden kann, mehr Belege zu liefern, wurde noch der Darmkanal folgender Crustaceen und Arachnoideen auf Chitin untersucht ^) : Crustacea. Astacus fluviatilis: wie früher, d. h. der ganze Darmkanal ist mit einer Chitinintima bekleidet. Hyas aranea: der ganze Darmkanal ist mit Chitin bekleidet. Eupagurus hernhardus: Ösophagus, Magen und Enddarm ent- halten Chitin; ob auch der Darmteil gleich hinter dem Magen chitinhaltig ist, habe ich bei einmaliger Prüfung nicht sicher fest- stellen können. Carcinus maenas: kleines Exemplar; der Darmkanal ist in seiner ganzen Länge mit Chitin ausgekleidet. 1) Auch an dieser Stelle sage ich Herrn Dr. Ph. VAN Hakkeveld im Haag (Holland) vielen Dank für das mir verschaffte Material. Chemischer Beitrag zur Limuhis-Frage. 639 Ar.icliiioidea. Bei einer ziemlich großen Spinne (die Art war mir nicht be- kannt) konnte im Darmkanal kein Chitin aufgefunden werden. Tegcnaria domestka: im Darmkaual konnte kein Ciiitin nach- gewiesen w^erden. Andere Crustaceen und Araclinoideen habe ich nicht erhalten können. Es wurde aber überdies bei meinen schon erwähnten früheren Untersuchungen im Darmkanal der 2 untersuchten Arthro- gastres {Scorpio und Biithus) kein Chitin aufgefunden, wohl aber im Ösophagus und Magen von 2 Sphaerogastres (Mijyalc avicularia und Epeira diadema). Aus allen diesen Tatsachen glaube ich folgendes schließen zu dürfen: Da der Darmkanal von Limulm im Ösophagus und Magen mit einer Chitinhaut bekleidet ist, steht Limulus den Arach- noideen — speziell den Sphaerogastres — nahe. Beiläufig kann ich hier noch mitteilen, daß in einem kleinen Teil des L//»H/HS-Hautskelets keine kohlensauren Salze und nur eine Spur Calcium aufgefunden werden konnten, was vielleicht für die Klassifikation von Limulus auch von Interesse sein mag. Nachdruck verboten, jjbersetzungsrecht vorbehalten. Schließt sich Peripatus capensis chemisch den Anneliden oder den Arthropoden an? Von D. H. Wester. Obengenannte Tierart weist eine merkwürdige Mischung morpho- logischer und anatomischer Eigenschaften von Arthropoden und Anne- liden auf. Die Beantwortung der in der Überschrift gestellten Frage kommt, im Anschluß an meine früheren Chitinuntersuchungen, darauf hinaus, festzustellen, ob die „Cuticula" von Peripatus Chitin enthält oder nicht. Denn es konnte dabei (s, Zool. Jahrb., Vol. 28, Syst., 1910, p. 531—568) in der Hautbekleidung aller untersuchten Arthro- poden Chitin nachgewiesen worden, nicht aber in einer der unter- suchten Anneliden {Aphrodite aculeata L., Lepidonotus squamatus L., Arenicola piscatorum Lmk., Pectinaria auricoma, Lumbricus terrestris, Lumbricus rupestris, Echiurus pallasii und Hirudo medicindlis). Prof. Dr. J. F. van Bemmelen in Groningen (Holland) überließ mir für diese kleine Untersuchung eine der Extremitäten mit einem Teil des Hautskelets von einem Pm^^ot^ws-Exemplar. In dem kleinen Präparat konnte, in oben beschriebener Weise, mit großer Sicher- heit Chitin nachgewiesen werden, obschon die Chitinhaut hier sehr dünn ist. Im violett gefärbten Chitosanpräparat treten Einzelheiten wie Papillen, Krallen usw. sogar besonders scharf hervor. Schluß. Da die Haut von Peripatus capensis an der äußeren Seite aus einer dünnen Chitinschicht besteht, schließt sich diese Tierart in der Hinsicht näher den Arthropoden als den Anneliden (Vermes) an. Peripatns capensis. 641 Für die neueren Anscliauungen über die Stellung von Limulus und Peripatus im Tiersysteni werden durch diese kleine Untersuchung chemische Belege geliefert, welche damit in vollem Einklang stehen, und schon dadurch beanspruciit die Chemie als Hilfsmittel zur Klassi- fikation (was, soviel ich weiß, für die Zoologie neu ist) ein gewisses Interesse. Da ich gerne andere Tierarten, deren Stellung im System un- sicher ist oder war, wie auch Eischalen von Invertebraten (be- sonders von Mollusken, Echinodermen und Würmern) auf das Voi'- handensein von Chitin zu untersuchen wünsche, möchte ich hier an die Freigebigkeit von Lesern appellieren, welche solches Material zu verschenken haben. den Haag (Holland), April 1912. G. Pätz'sche Buchdr. Lippert & Co. G. m. b. H., Naumburg a. d. S. Mni WHOI 1 ,hr.ir 5 WHSE 01877 '^^^ Vi?tv^"U-,i v.^. ^^■: V^J^" , r^-vi^: .,:: :-^>^ K^^T:^ H^rn^C^^ 1 .■r%- f.. ^_,