pi a ha (ie AIN AE DL i) Mn n di i LI jee Ma sie Mu Me ail Ay, Ju ‚> iN Pet AWN ELC i FAHNEN, Br IB LA is ALES Hs 4 a RO FAP th ain Mitac and nd Laat 4! vani ER i DIA Pian ee HA eh AV iy Lau PAPA di A î (6 MIR anes Ni pe ri 4 ee 4 Me i Ki ‘ 1 SU a Tas ae He Ht ae N } ji i m 43 ST ie ro ate f 4 i | f Ar by = J tt. si Lo: È, rn: oe À i L i il a al fins 28st de FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRAR OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Hah eu VET Zoologischer Anzeiger begrindet 39 ob (Ur VU J. Victor Carus herausgegeben von Prof. Kugen Korschelt in Marburg. & Zugleich Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, LIV. Band. 126 Figuren im Text. Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann 1922 i ar EE ed ER Inhaltsübersicht. I. Wissenschaftliche Mitteilungen. Balss, Heinrich, Diagnosen neuer japanischer Decapoden 1. Blunck, Hans, Die Lebensgeschichte der im Gelbrand schmarotzenden Saiten- © würmer 111. 145. Bremer, H., Bemerkungen zur multiplikativen Vermehrung von Myxidium lieberkühni Bütschli 268. Emden, Frits van, Beitrag zur Kennzeichnung der holometabolen (heteromor- phen) Insektenlarven 231. Feuerborn, H. J., Das Labialsegment, die Gliederung des Thorax und die Stigmenverteilung der Insekten in neuer Beleuchtung 49. 97. Franz, Viktor, Kurzer Bericht über systematische Acranierstudien 241. Gaschott, Otto, Zur Phylogenie von Psithyrus 225. Goetsch, W., Hermaphroditismus und Gonochorismus bei Hydrozoen 6. 294. v. Haffner, Konstantin, Beiträge zur Kenntnis der Linguatuliden 162. 170. Heikertinger, Franz, Welchen Quellen entspringen die biologischen Tracht- hypothesen ? 30. 39. 177. 185. Hoffmann, H., Zur Synonymie des Gattungsnamens »Dactylopus« 303. Kenk, Roman, Die normale und regenerative Entwicklung des Copulations- ‘ apparates paludicoler Tricladen 235. Lengerich, Hanns, Zur systematischen Auffassung der Eleutheriiden 209. v. Lengerken, Hanns, Eisprenger bei Carabidenlarven 18. Martini, E, Uber die Fibrillensysteme im Pharynx der Nematoden 193. Mertens, Rob., Reptilien aus Palästina 47. —— Ein neues Chamäleon aus Kamerun 190. Münnich, Richard, Einiges zur Ontogenie von Felis tigris 138. Nieschulz, Otto, Über eine Astasia-Art aus dem Süßwassernematoden Trilobus gracilis Bst. 136. Oka, Asajiro, Vertrocknung und Wiederbelebung bei einer Süßwasser-Hiru- dinee 92. —— Ein neues Limnocodium aus Japan 198. Pax, F., Diagnosen neuer Actinarien aus der Ausbeute der Deutschen (1901 bis 1903) und der Französischen (1908—1910) Südpolar-Expedition 74. + Poche, Franz, Zur Kenntnis der Amphilinidea 276. Prell, Heinrich, Zur Begriffsbildung in der Phänogenetik 218. —— Die fundamentalen Prinzipien, Regeln und Typen der alternativen Ver- erbung 249. Regen, J., Die Entwicklung des Flügelgeäders bei Gryllus campestris L. 27. Reisinger, Erich, Untersuchungen über Bau und Funktion des Excretions- apparates bei rhabdocölen Turbellarien 200. Schlienz, Walter, Systematische Bemerkungen zu den Gammarus-Arten aus norddeutschen Flußgeschwellen 215. Schulze, Paul, Bestimmungstabelle der deutschen Süßwasserhydrozoen 21. Seidler, Hans J., Über die Untergattung Euphione 301. Spandl, H., Zur Artberechtigung von Cyclops clausii Heller 273. —— Brachionus pala Ehrbg. var. mucronatus nov. var. 275. IV Speiser, P., Zwei neue, auffallende Pachygastrinen-Formen (Diptera) aus Hamon 132. Thallwitz, J., Über den cycle diaphanus Fischer und den Cyclops diaphanus einiger en Autoren 263. Thiele, Joh., Über die Verwandtschaftsbeziehungen einiger ungegliederter Tier- gruppen 140. Viets, Karl, Zwei neue Hydracarinen aus dem Harz 267. Yakowlev, N. N., Über den Parasitismus der Würmer Myzostomidae auf den paläozoischen Ganges 287. — Uber den Commensalismus der paläozoischen Gastropoden der Gatton Platyceras mit den Crinoiden 291. Il. Mitteilungen aus Museen, Instituten, Gesellschaften usw. An die Herren Vorstände der zoologischen Anstalten 239. Deutsche Zoologische Gesellschaft E. V. 47. 48. 95. 144. 237. Hydrobiologischer Ferienkurs 239. Otto Vahlbruch-Stiftung 304. Unterkunft für Zoologen in Berlin 240. Zoologischer Bericht 95. Zoologisches Institut der Universität Graz 95. III. Personal-Nachrichten. a. Stadte-Namen. Bern 240. München 240. St. Petersburg 240. Graz 9. Rostock 48. Wien 304. b. Personen-Namen. Friedrichs, Karl 48. Köhler, Otto 240. Studer, Theophil 240. + Goette, Alexander 240. Pawlowsky, E. N. 240. + Taschenberg, Otto Goetsch, Wilhelm 240. Pesta, Otto 304. 304. Zoologischer Anzeiger herausgegeben von Prof. Eugen Korschelt in Marburg. no Zugleich Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. eee Band LIV. 13. Januar 1922. Nr. 1/2. Inhalt: I. Wissenschaftliche Mitteilungen. 6. Heikeriinger, Welchen Quellen entspringen 4 ; ; die biologischen Trachthypothesen? II, A. i. Balss, Diagnosen neuer japanischer Deca- R. Wallace. S, 30. BEG SPL 2 È 7. Heikertinger, Welchen Quellen entspringen 2. Goetsch, Hermaphroditismus und Gonocho- die biologischen Trachthypothesen. IV. A. rismus bei Hydrozoen. (Mit 3 Figuren.) S. 6. R. Wallace. (Die Warntrachthypothese.) 3. v» Lengerken, Eisprenger bei Carabiden- S. 39. larven, (Mit A Figuren.) S. 18. 8. Mertens, Reptilien aus Palästina, S. 47. A. Schulze, Bestimmungstabelle der deutschen Anna à Süßwasserhydrozoen, (Mit 9 Figuren.) S. 21. Fe nr nn Fee) 5. Regen, Die Entwicklung des Flügelgeäders N IE SS e NSA bei Gryllus campestris L. (Mit 5 Figuren.) 2. Deutsche Zoologische Gesellschaft E, V. S.48. 3227. III. Personal-Nachrichten. S. 48. I. Wissenschaftliche Mitteilungen. 1. Diagnosen neuer japanischer Decapoden. Von Dr. Heinrich Balss, München, Eingeg. 21. August 1921. Cancer bullatus nov. sp. Fundangaben: 1 ©, Aomori (Typus). 1 ©, Fukuura Sagamibai, Haberer leg. Charakteristisch für diese Art sind starke, runde Hervorwöl- bungen auf der Oberfläche des Carapax. Es finden sich deren 3 auf der Gastricalregion, ein kleinerer meso- und 2 größere proto- gastricale; auf jeder Branchialseite stehen 2, der äußere den inneren halbmondfôrmig umschließend, auf der Cardiacalregion einer, der in der Mitte längsgeteilt ist. Die Oberfläche der Lappen ist mit kleinen Perlen dicht besät, die Zwischenräume in der vorderen Carapaxhälfte sind glatt. à Die Stirn ist dreispitzig; ein kleiner mittlerer wird von 2 größeren seitlichen Zähnen umrahmt, welche sich leistenförmig auf die Frontal- region erstrecken. Der Seitenrand trägt 8 Zähne, von denen der zweite und dritte, vierte und fünfte, sechste und siebente sich auf » Zool. Anzeiger. Bd. LIV. 1 2 dem Carapax zu je zweien durch Leisten verbinden; die Leisten des vierten und fiinften bilden nach ihrem Zusammenschmelzen auf dem Carapax eine Art hepaticaler Wôlbung. Auch diese Leisten sind mit Perlen besetzt. Die ungeraden Zähne sind stärker als die ge- raden entwickelt. Der Außenhöhlenrand wird (außer vom ersten Seitenzahn) von 2 supra- und einem infraorbitalen Wulste umgrenzt; von diesen ist der an die Stirn anschließende am größten. Die Augenstiele tragen 2 perlenartige Höcker. Der Scherenfuß schließt mit dem glatten Merus an den Carapax eng an. Der Carpus ist außen gerunzelt, an der Innenkante trägt er 2 Dornen. Die Palma besitzt auf der Außenfläche 5 Längsreihen kleiner Granula, die obere Kante trägt 2 Reihen starker Tuberkel. Die Außenfläche ist leicht behaart. Die Finger kreuzen sich am Ende und sind mit 4—5 scharfen Zähnchen bewehrt. Die Flächen und Kanten der Pereiopoden sind glatt, ohne Höcker, die Kanten mit Haaren besetzt. Das Abdomen des © ist schmal und lanzettlich zugespitzt. Länge des Carapax 11,5 mm, Breite 14 mm. Platepistoma anaglypta nov. Sp. 1 ©, Misaki, Sagamibai, Doflein leg. Der Carapax ist schwach konvex, etwas breiter wie lang, mit sehr starken, wulstartigen Erhabenheiten auf der Oberfläche ver- sehen, welche beiderseits der Mediane symmetrisch verlaufen; sie bilden Bänder von perlenartigen, großen Granula, ähnlich wie sie Actumnus margarodes MacGilchrist zeigt. Die Zwischenräume zwischen den Erhebungen sind mit einem feinen Haarfilz bedeckt. Die Stirn trägt einen großen, auf dem medianen Septum stehenden Zahn; darüber befinden sich die Lobulen der Antennularfossetten, welche kleine Dörnchen besitzen. Der Oberrand der Orbiten trägt einen Kranz kleiner Perlchen, der Unterrand endet innen, neben dem An- tennalgliede mit einem Dorn. Eine Kerbe ist nur am Unterrande, hinter dem Exorbitalzahne deutlich. Der Anterolateralrand ist länger als der posterolaterale, beide sind nicht scharf voneinander abgesetzt; der erstere trägt 9 —10 scharfe Spitzen, denen am Hinterrande 3 bis 4 Granula in Abständen folgen. Das basale Antennalsegment ist wie bei P. macrophthalmus R. gebaut; das der Antenne ist lang, distal bedornt, seine Seiten subparallel. Der bewegliche Teil der Antennen ist etwa 1/ so lang wie der Carapax. Das Epistom ist kurz, der Hinterrand scharf, mit einer schwachen Kerbe in der Mitte und je einer außen. 2 deutliche Gaumenleisten sind vorhanden, die 3 aber den Vorderrand nicht erreichen. Die dritten Maxillarfüße sind deckelförmig, der Merus etwas breiter wie lang, der Anteroexternal- rand etwas ausgezogen; der Exopodit ist so lang wie der Endopodit. Die Scherenfüße sind gleich; der Merus ist dreikantig, der obere Rand trägt kurz vor dem distalen Ende einen Dorn, und das Gelenk mit dem Carpus ist mit Haaren besetzt. Der Carpus trägt 4 Reihen kleiner Granula, die Palma 5—6, die aber durch einen dichten Haar- filz verdeckt sind. Die obere Kante der Palma besitzt 2 größere Dornen. Die Finger schließen gut. Der feste trägt 4 größere Zähne, der bewegliche auf der oberen Kante 2 Dornenreihen und dünne Haare. Die Schreitfüße sind lang, kurz behaart, die obere Kante von Merus und Carpus ist bedornt, der Dactylus trägt eine lange Hornspitze. Das Abdomen ist schmal, lang und zugespitzt. Länge des Carapax 17 mm, Breite 20 mm. Neptunus (Lupocycloporus) aburatsubo nov. sp. Lupa aburatsubo Doflein 1906 (nomen nudum). 2 G, 1 ©, Fukuura, Sagamibai, Haberer. — Der Carapax ist fach und wenig gewölbt; seine Länge verhält sich zur Breite (ohne die Seitenstacheln) wie 3:4. Die einzelnen Regionen sind durch Furchen getrennt und tragen Anhäufungen von kleinen Granula. Die Stirn besitzt 4 stumpfe Zähne, von denen die 2 mittleren viel kleiner sind als die beiden seitlichen. Die Orbitalzähne sind stumpf, der obere Orbitalrand ist am Rande mit perlenartig anein- andergereihten Granula versehen und trägt 2 Suturen. Der untere Rand ist scharf und hat einen tiefen, dreieckigen Ausschnitt. Der untere Orbitalzahn ragt weit über den Rand vor. Der Anterolateral- rand hat 8 spitze, nach vorn gerichtete Zähne, die von vorn nach hinten an Größe zunehmen. Der Seitenstachel ist spitz und etwa 4—5mal so lang wie die andrer Zähne. Der Hinterrand des Carapax verläuft in einer Kurve in den posterolateralen Rand und trägt einen Granularbesatz. Der Anterolateralrand des Merus der dritten Kieferfüße besitzt einen nach außen gerichteten Fortsatz. Die Scherenfüße sind beim erwachsenen g' bedeutend verlängert und grazil cylindrisch. Der Merus trägt am gerundeten Vorderende 7 nach vorn gerichtete Dornen, am Hinterrande deren 2, einen am distalen Ende und einen etwas davon entfernt. Die Oberfläche ist fein granuliert. Der Carpus hat einen Dorn am Innen-, einen am Außenwinkel; 4 granulierte Rippen erstrecken sich auf der Außen- fläche. Der Propodus ist stark verlängert, cylindrisch, mit in Längs- 1* 4 linien angeordneten Granula; von den 3 Dornen steht einer am Carpalgelenk, 2 am Gelenk mit dem beweglichen Finger. Die Finger selbst sind stark verlängert, so lang wie die Palma selbst, nach dem Munde zu gebogen, an ihren Enden einander überquerend. Ihre Schneide ist mit feinen Zähnchen besetzt, wobei der feste 6—8 größere und dazwischen kleinere trägt. Die Pereiopoden 2—4 sind an keinem Exemplar erhalten. Die fünften Pereiopoden sind normal, ihr Merus gedrungen, ohne Zähnelung an Merus und Propodus. Das Sternum ist fein granuliert; beim cj ist das sechste Ab- dominalsegment in einen distal verbreiterten Bogen geschwungen; Segment 1 und 2 tragen scharfe Carinen. Länge des Carapax 17 mm. Länge der Palma des Scherenfußes 18 mm. Länge der Finger des Scherenfußes 18 mm. Länge des Merus des Scherenfußes 23 mm. Gomexa distincta De Haan var. formosae nov. var. Takao, Formosa. Beide Exemplare, die übereinstimmenden Bau aufweisen, unterscheiden sich in mehreren Punkten von De Haans Beschreibung: i 1) Die ganze Oberfläche des Carapax ist gleichmäßig granuliert, ohne einzelne größere Dornen in der Mittellinie, wie sie De Haan abbildet. 2) Die äußere Begrenzung der Orbita ist regelmäßig und fein gezähnt, statt glatt, wie beim Typus. 3) Die äußere Oberfläche der Hand trägt die Granulierungen in Reihen angeordnet; außerdem stehen 2 oder 3 größere Dornen hier verteilt. Der Oberrand ist ebenfalls mit kleineren Stacheln be- wehrt, und die Finger sind mit feinen Haaren versehen. Actumnus intermedius nov. sp. 2 ©, Sagamibai bei Jagoshima, 150 m Tiefe, Doflein leg. Diese Art steht morphologisch in der Mitte zwischen A. tesse- latus Alc. vom Persischen Golf und A. pugilator A. M. E. von Neu- caledonien. Die Oberfläche des Carapax, die Außenfläche des Carpus und der oberen Hälfte der Palma der Scherenfüße ist mit einem Mosaik von eng aneinandergereihten Granula bedeckt. Dagegen ist die Unter- fläche des Carapax glatt, nur der Unterrand der Augenhöhle und die Buccalgegend tragen Granulationen. Der Carapax ist stark konvex, und die Regionen sind wenig deutlich ausgeprägt. Die Stirn ist etwa 2/,mal so breit wie der 5 Carapax, in der Mitte vorgezogen und hier mit einer tiefen Kerbe versehen, an der Seite ebenfalls durch eine Kerbe vom oberen Augen- höhlenrand abgesetzt. Die Orbita besitzt keine Fissuren. Der An- terolateralrand ist dünn und scharf, mit 3 Zähnen bewehrt (außer der Orbitalecke), von denen die 2 ersten breit sind, während der letzte nur aus einem großen, perlenartigen Granulum besteht. Der Posterolateralrand ist etwas länger als der anterolaterale und stark konkav zur Aufnahme des fünften Pereiopodenpaares. Die Scherenfüße sind sehr charakteristisch und ähneln denen von A. pugilator A.M.E. Sie sind links und rechts von derselben Form, aber der rechte ist etwas größer. Die Palma trägt am oberen Rand eine Serie von 5 großen, perlenähnlichen Tuberkeln, dann folgen außen 2 Cristen ohne Tuberkel, nur mit dem gewöhnlichen Mosaik des Carapax bedeckt und durch eine tiefe Höhlung vonein- ander getrennt. Die untere Hälfte der Außenfläche ist dann mit größeren und kleineren Tuberkeln versehen, die in nach der Spitze des festen Fingers zu konvergierenden Reihen angeordnet sind. Die Innenfläche der Palma ist glatt, beide Finger sind sehr kurz, ohne scharfe Zähnelung; der bewegliche trägt 2 Zeilen großer Granula. Die Außenfläche des Carpus ist wieder mit dem Mosaik bedeckt, das etwas gefaltet ist; die Ränder tragen Granulationen. Der Merus ist kurz, glatt und dreikantig. Die Schreitfüße tragen einen dichten Haarfilz und sind sonst wie bei A. pugilator gebaut. Der Merus des dritten Maxillarfußes hat vorn eine tiefe Kerbe, die Außenfläche trägt eine Delle. Das Abdomen des © ist schmal, ‘ langlich, mit 7 Segmenten. Länge des Carapax 14 mm, Breite 15 mm. Halimede dofleini nov. sp. 2 ©, Okinose, Sagamibai, 900 m Tiefe, Doflein leg: Diese Art steht zwischen H. tyche und thurstoni in der Mitte. Die Verteilung der Höcker auf dem Carapax ist dieselbe wie bei H. tyche, doch fehlen auf den vorderen Höckern die erdbeerförmigen Warzen vollkommen, und die Erhebungen sind glatt. Nur auf den hinteren Höckern sind kleine Warzen angedeutet. . Die Zwischen- räume sind mit einem dichten Haarfilz ausgefüllt. Von H. thurstoni ist die Art dadurch unterschieden, daß die Höcker auch auf der hinteren Carapaxhilfte stehen. Der Vorderseitenrand trägt 4 größere Warzen, dazwischen und dahinter am Hinterseitenrand stehen viele kleinere. Der Merus der Scherenfüße trägt am distalen Oberrand 2 stumpfe Zähne, am Unter- rand einen. Die Hand ist auf ihrer Außenseite mit 6 Längsreihen 6 von Höckern bewehrt, an welchen Erdbeeren angedeutet sind. Der feste Finger trägt auf der Innenseite 6 kleine Zähnchen, ebenso der bewegliche, welcher oben gekörnt ist. Die Carapaxunterseite und dritten Maxillarfüße sind gekörnt. Länge des Carapax 20 mm, Breite 24 mm. Xanthodius distinguendus (De Haan). Xantho distinguendus De Haan 1835. S. 48. Taf. 12. Fig. 7. 1837. S. 66. Chlorodius distinguendus Stimpson 1907. S. 56 nec Xantho dis- tinguendus Alcock 1898 et auctorum. Viele g' und ©, Nagasaki, Mus. Moskau. Es ist den Autoren bisher entgangen, daß De Haan S. 66 aus- drücklich von seinem X. distinguendus sagt, daß er ebenso wie X. affinis (= Xanthodius exaratus M. E.) keine spitzen, sondern stumpfe Finger hat, die den Übergang zu Chlodorius bilden, daß er also nach unsrer jetzigen Nomenklatur nicht zu Xantho, sondern zu Xanthodius gehört. Infolgedessen ist der von Alcock, Heller, Nobili, Klunzinger u. a. mit ihm identifizierte » Xantho« distingu- endus eine andre Art, die ich Xantho neglectus zu nennen vorschlage. 2. Hermaphroditismus und Gonochorismus bei Hydrozcen. Von Dr. W. Goetsch, München. (Mit 3 Figuren.) Eingeg. 2. September 1921. I. Teil. Gonochorismus und Hermaphroditismus werden bei den Hydro- zoen als Artcharaktere angesehen, trotzdem sich manche Species nur gerade in diesem Merkmal voneinander unterscheiden. Man kam zu dieser Ansicht auf Grund vielseitiger Erfahrung; niemals ist bis jetzt ein direkter Übergang der einen Fortpflanzungsart zur andern be- obachtet worden. Für unsre Süßwasserpolypen formuliert Frisch- holz, der zuletzt systematische Versuche in dieser Richtung angestellt hat!, die aus seinen mehrmonatigen Untersuchungen resultierenden Ergebnisse folgendermaßen: » Alle die bei den vorliegenden Versuchen gesammelten oder gezüchteten Geschlechtstiere waren rein gonocho- ristisch, und der Geschlechtscharakter erbte sich streng fort bei einer Kulturführung von zum Teil über 4 Monate; alle Nachkommen männlicher Tiere konnten immer wieder nur zur Hodenbildung, alle 1 Frischholz, E., Zur Biologie von Hydra. Biolog. Centralbl. Bd. 29. S. 278. 1909. 7 Nachkommen weiblicher Tiere nur wieder zur Eibildung gebracht werden«. P. Schulze schließt sich ihm an; bei seinen dankenswerten Be- mühungen, bei der Gattung Hydra eine sichere Artfeststellung zu ermöglichen, benutzt er dies Merkmal mit als ein Kennzeichen der von ihm aufgestellten Species. Wenn er auch bei Hydra attenuata die Möglichkeit von »2 Rassen, einer zwittrigen und einer getrennt geschlechtlichen« ins Auge faßt?, hält er doch »Zwittrigkeit und Gonochorismus für Artcharaktere, die durch äußere Faktoren nicht geändert werden können«; ebensowenig glaubt er »an die Möglichkeit der Umkehrung des Geschlechts bei getrennt geschlechtlichen Arten und deren Knospen«. Trotzdem diese Befunde, die immer bei den Nachkommen eines einzigen Tieres stets nur Männchen oder Weibchen feststellen konnten, nur ein negatives Resultat darstellten, hielt man daran fest, und auch ich war auf Grund vieler eigner Erfahrungen®, die niemals eine Abweichung der früheren Beobachtungen darstellten, von dieser Kon- stanz bei getrennt geschlechtlichen Hydren so überzeugt, daß ich sie im Frühjahr 1921 mit als ein Merkmal einiger Kulturen, die alle von je einem Tier abstammten, benutzen zu können glaubte. Dies Merkmal versagte jedoch; obgleich von zwei abgezweigten Zuchten der (P. Schulzeschen) Gattung Hydra das eine Tier einer rein männlichen und das andre einer rein weiblichen Kolonie entnommen war, bildeten die Nachkommen beider Exemplare Anfang Mai 1921 nur Ovarien aus. Wenn auch mit diesem positiven Befund die auf negativen Re- sultaten beruhenden Ansichten revidiert werden mußten, so genügte mir diese eine Beobachtung doch nicht, sichere Schlüsse zu ziehen; ich richtete daher mein Augenmerk bei meinen Kulturen hauptsächlich auf diesen einen Punkt und unternahm auch eine Anzahl Versuche, die zur Klärung dieser Frage dienen konnten. Das im Laufe dieses Sommers gefundene Beobachtungsmaterial ist im folgenden zusammen- gestellt. Meine Bemühungen gingen in zwei Richtungen. Auf der einen Seite versuchte ich, durch Transplantation von Tieren männlicher und weiblicher Zuchten zwittrige Individuen herzustellen, auf der 2 Schulze, P., Hydroiden der Umgebung Berlins. Biol. Centralbl. Bd. 41. Nr. 5. S. 215. 1921. — Bedeutung der interstitiellen Zellen. Sitz.-Ber. d. Ges, Naturforschender Freunde. S. 266. Berlin 1918. 3 Goetsch, Neue Beobachtungen und Versuche an Hydra I—III. Biol. Centralbl. Bd. 39. S. 287 u. 557. 1919. Bd. 40. S. 458. 1920. — Beiträge zum Un- sterblichkeitsproblem.. Biol. Centralbl. Bd. 41. S. 374. 1921. — Ungewöhnliche Nahrungsaufnahme bei Hydren. Biol. Centralbl. Bd. 41. S. 414. 1921. 8 andern, durch eine möglichst große Zahl von reinen Kulturen weitere Fälle einer Geschlechtsumkehr zu erlangen; insbesondere auch bei einzeln gehaltenen Individuen festzustellen, ob im Laufe einer längeren Beobachtung solche Fälle vorkommen konnten. Fig. 13. Hydra attenuata (?). Grün gefärbtes Unterteil eines Tieres aus G Kultur auf braunes Oberteil eines Exemplars einer © Zucht aufgepfropft. I-II Knospenfolge. 9 Bei den Transplantationsversuchen war ich insofern in einer günstigen Lage, als es mir durch die Algeninfektion meiner Hydra- Kulturen‘ möglich war, verschieden gefärbte Exemplare aufeinander zu pfropfen. Wenn ich Ober- und Unterteile von intensiv verfärbten Tieren auf andre transplantierte, deren grüne Farbe durch längeren Aufenthalt im Dunkeln wieder verblichen war, so konnte ich wenigstens eine Zeitlang die Grenzen beider Teile sichtbar erhalten, bis durch allmählichen Austausch eine gleichmäßige Färbung eingetreten war. Die Fig. 1—3 geben die Darstellung eines derartigen Versuchs. Bei einer Anzahl brauner Hydren einer männlichen Zucht und grünen Exemplaren derselben Rasse, die einer bis dahin stets weiblichen Kultur angehörten, wurden die oberen Teile vertauscht. Die Trans- plantation geschah in üblicher Weise, d. h. die einzelnen Teile wurden auf ein Haar aufgereiht und etwas aneinandergepreßt, worauf sie nach einigen Stunden miteinander in Verbindung getreten waren (Fig. 1). Die einzelnen Teile wurden so aneinandergefügt, daß sie an der Stelle, an der vermutlich die Knospen auftraten, zusammen- stießen. Nach einigen Tagen war die Verwachsungsstelle so weit vernarbt, daß man an den äußeren Konturen keine Anhaltspunkte mehr gefunden hätte, wo der eine Teil aufhört und der andre anfängt. Die Farbe jedoch zeigte beide Komponenten noch deutlich, auch dann, als bei allen Tieren nach Verlauf einer Woche 1—2 Knospen auftraten (Fig. 2). Einige derselben entstanden unterhalb der Ver- wachsungsstelle, wie Nr. I in den Figuren; sie enthielten also nur Bestandteile einer Komponente. Die meisten aber traten, wie er- wartet, am Vereinigungspunkt selbst auf, wie Nr. II u. III, und ent- hielten demnach sowohl männliche wie weibliche Elemente. Die Fig. 2 und 3 sind am 7. und 8. Tage nach Ausführung der Ope- ration mit Zeichenapparat hergestellt; man sieht an ihnen ganz deutlich, wie in der zweiten und dritten Knospe (II u. III) die stärker getönten grünen und die heller gezeichneten braunen Komponenten vereinigt sind. Erst ganz allmählich trat bei den Transplantationsindividuen eine vollständige Vermischung beider Färbungen ein, indem die Algen auch in die bisher braunen Teilstücke überwanderten, so daß dann die Grenzen nicht mehr zu erkennen waren. Das gleiche ge- schah bei den Knospen, dort infolge der regen Teilungs- und Neu- bildungsprozesse sogar noch etwas schneller, so daß als Endprodukt der Transplantationen überall gleichmäßig hellgrün gefärbte Tiere resultierten. ve 4 Vgl. W. Goetsch, Grüne Hydra fusca. ool. Anz. Bd. 53. S. 57 u. 60. 10 Wie entwickelten sich nun Zuchten, deren Einzeltiere alle aus männlichen und weiblichen Elementen zusammengesetzt, weiterhin, wenn sie in Geschlechtsperioden eintraten? Das war die große Frage. Zunächst trat bei derartigen Tieren eine rege Knospenbildung ein; in einem Fall war die Kultur innerhalb 14 Tagen von 4 auf 24 angewachsen. Bei derselben Zucht begannen am 18. Tage nach der Ausführung der Pfropfung erste Anzeichen von Geschlechtlichkeit sichtbar zu werden, und am Anfang der 3. Woche waren bei einer ganzen Anzahl von Exemplaren Ovarien zu beobachten. Eine einzige Hydra hatte Hoden angelegt, und zwar war das ein Tier, das keine weiblichen Geschlechtsorgane aufzuweisen hatte. Ei und Sperma wurde trotz der Transplantation demnach an verschiedenen Tieren erzeugt; es war nicht gelungen, künstliche Hermaphroditen herzu- stellen. Die eine Transplantationszucht (Traz.) lieferte in der Folgezeit noch einige Male Hoden und Ovarien an verschiedenen Individuen (vgl. die Tabellen), es wird später im Zusammenhang noch auf ihr weiteres Schicksal zurückzukommen sein. Alle übrigen auf dieselbe Weise hergestellten Transplantationstiere blieben steril, trotzdem ich sie monatelang beobachtete. Und zwar war diese Sterilität sowohl bei den eigentlichen, aus beiden Bestandteilen zusammengesetzten Individuen selbst zu beobachten wie auch an ihren Nachkommen. Der geringe Erfolg der Transplantationsversuche ließ mich nun- mehr meine Aufmerksamkeit hauptsächlich darauf richten, durch ge- naue systematische Beobachtung vieler Kulturen und Einzeltiere bessere positive Resultate zu erlangen. Zu diesem Zweck stellte ich eine Anzahl Versuchsgläser zu- sammen, deren Insassen mir seit längerer Zeit bekannt waren und schon zu mancherlei Untersuchungszwecken gedient hatten. Jede dieser Kulturen stammte immer von je einem einzigen Tier ab, und ihre Geschlechtlichkeit war mir in vielen Fällen genau bekannt ge- worden. So stammten die Zuchten Selz. und Füz. von je einem Männchen ab, während die Stra. und Wei.-Zucht (abgekürzt Straz. und Weiz.) je ein Weibchen zur Stammutter hatten. Unz., die mir schon seit Oktober 1920 bekannt war, hatte ebenso wie Soz. bereits einmal Eier geliefert, allerdings vor sehr langer Zeit. Die Man.- Zucht ließ sich auf ein Exemplar einer Kultur zurückführen, die von einem Männchen abstammte, sie war es, die trotzdem Anfang Mai eine Anzahl von Weibchen produzierte und dadurch die Ursache dieser Beobachtungsreihen wurde. — Dazu traten noch als Tra.- Zucht die Nachkommen von Transplantationsindividuen, die zusammen- gesetzt worden waren aus Bestandteilen g* und © Kulturtiere. 11 Aus einer Anzahl verschiedener Einzeltiere, deren Geschlecht- lichkeit noch nicht erwiesen war, züchtete ich eine Reihe weiterer Kolonien heran. Die Sa.-Zucht enthielt Nachkommen einer Hydra, der künstlich. durch Fütterung Algen eingeführt waren; Muz. waren die Abkömmlinge eines ehemals infizierten Tieres, das im Dunkeln seine Farbe wieder verloren hatte; Maz. solche, die nach derselben Behandlungsweise von neuem infiziert worden waren. Hinzu kamen endlich noch die Tiere Gan., Ben. und Hol., letzteres dadurch aus- gezeichnet, daß es gerade erst aus dem Ei ausgeschlüpft war. Ihrer Species nach gehörten die ersten 12 der in Tabelle I zu- sammengestellten Kulturen der eigentlichen Gattung Hydra an, während 13 und 14 unter die von P. Schulze neu aufgestellte Gattung Pelmatohydra fielen. Die Tabelle I (S. 12) gibt die Resultate an, die alle ganz gleich- mäßig behandelten, reichlich gefütterten Kulturgläser während zweier Wochen aufzuweisen hatten. Ein Tag um den andern mindestens wurde gefüttert und das Wasser der Gläser vollkommen erneuert; dabei fand immer eine ganz genaue Zählung der Insassen statt, deren Zahl dann in die Tabelle eingetragen wurde. Dabei bezeichnet die erste Ziffer immer die Anzahl der freien Individuen, die von ihr durch Doppel- punkt getrennte zweite die Gesamtzahl aller Tiere, einschließlich der noch am Muttertier festsitzenden Knospen. Während der ersten Beobachtungszeit hatten alle Kulturen reichlich Knospenbildung aufzuweisen; im Laufe von 14 Tagen wurden so im Durchschnitt aus 1 Individuum deren 7. Eine Ge- schlechtsperiode war aber während dieser ganzen Beobachtungszeit, die sich auch nach dem Aufhören einer genauen Knospenzählung noch weiter erstreckte, nur an zwei Kulturen eingetreten: Bei Manz., wo zum zweiten Male trotz der Abstammung aus einer männlichen Zucht Weibchen auftraten, und bei Traz., wo bei einer Anzahl von Tieren Eier und Hoden anzutreffen waren, wie bereits erwähnt immer getrennt, nie auf einem Exemplar zusammen. Irgendwelche Gründe für das Auftreten der Geschlechtlichkeit ließen sich nicht feststellen. Die Temperaturbeobachtungen, die ich zu diesem Zweck unternahm, gaben nur insofern einen Hinweis, als wiederum ein Temperaturrückschlag mit der Geschlechtsperiode zu- sammenfiel — eine Beobachtung, die ich schon oftmals machte. Für unser Problem hier sind diese Dinge ja auch von untergeordneterem Wert. Ich möchte aber trotzdem darauf hinweisen und habe auch die Resultate dieser ersten Versuche trotz der geringen Ausbeute für das Problem von Gonochorismus und Hermaphroditismus etwas ge- 12 ‘UOMAOUIUeS,Y ypanp SunquezioA Ul IBM 7 ‘U84901498 IM Wop sne uoqeos deM e "us1orjsuoiyejuepdsueif, uoA uedsouy z ‘(aodsouy 9 + Ge: OIOIT, 99Ipuegsgpos 7 = OL: F ‘A 2) Ue [yezywesan Anz UONPIAIPUT U9I9I5 Joep SIUJEHIO À sep ueqes uoyez sq "wpg=H ‘IN = eg € GET E:T E:T 8:1 Lee T'T Bel. Tit e OH DI 9T 9T 91:01 AT: OT ST:OL |- 81:9 IL: Lig vs 8:1 ‘weg EI 8 8 8:4 Lig g:7 v:€ 7:8 7:2 8:8 Tit "es GI IT TI IT:2 6:2 8:9 8:9 8:9 Lig 9:8 8:1 ‘zu IL TI TI 16:97 07:2 L:% gg Gg: 7:8 8:8 8:1 'zueH) OT 76 id Fa: TSE | SL: at 77:8 1 9:8 vg ei zu] 6 Pane Bi ae Fica = DI 4 dert | wert Da i oe ee CE 68 : 88 88:78 88:11 | F2:8 a ery, 8 88 88 : 08 1/38 OT OT:2 OL: 2 6:9 8:ç 8:4 Lig Lig Li? ven L he ST Tar SI: er 81:21 ET: TI ST:OL 81:6 Thi 6:7 ‘210 M 9 de | eet ar ee a PHP ae ae) Ge Or ZUEN | SG ra 81:6 81:6 81:6 81:6 9 76 72:08 82:61 88:91 18:81 61: 81 LT:OT 81:8 07:7 Zu 2 "ich ST SL: GI ST: TT I: OF ee. LG 11:6 07:6 07:7 [08 g 7/29 de 88:81 88:81 08:81 LT: IE: EL 97:6 81:6 07:7 ‘22198 8 re 18 18:81 12:81 ST: ET 91:21 FT: VL IT 81:8 OT:F ‘208 T yoıyyruyosyoınp uesey, Tr TOA AU "eg Tse a TUN, THI PIA De PIU SE UN BIE PIU Te ae AP -IOUUI U9PINM ‘ATPUT 7 SNY I SE SE 13 nauer ausgefiihrt, da sie fiir die Beurteilung der folgenden Beob- achtungsreihen von Bedeutung sind. Um die Produktion von Geschlechtsorganen zu vermehren, pro- bierte ich, durch Kaltstellen einiger abgezweigter Kulturen einen Reiz auszuüben, wenngleich ein solches Verfahren wenig Erfolg versprach. Die meisten meiner Untersuchungsobjekte gehörten ja der Gattung Hydra an, die nach den Beobachtungen von Hertwig5, Krapfen- bauer® und Frischholz? nicht auf Kälte in dieser Weise zu rea- gieren pflegen, wie es die gestielten Pelmatohydren tun, sondern im Gegenteil bei einer optimalen Temperatur von + 15 bis 25° zur Ge- schlechtsreife kommen. Für diese Kälteversuche wurden vom 17. VI. an je 15 Exem- plaren der »männlichen« Kulturen Füz. und Selz. und ebenso viele Individuen der »weiblichen« Zuchten Straz. und Weiz. in einer dauernden Temperatur von 10—15° gehalten. Dazu kam noch eine Anzahl Hydren der Kultur Manz., die bekanntlich trotz der Ab- stammung von einem männlichen Tier schon zwei weibliche Geschlechts- perioden aufzuweisen hatte, und 10 Tiere der Gattung Pelmatohydra aus dem Kulturglas Benz. Bei letzteren war eine Hodenbildung am ehesten anzunehmen, da die niedere Temperatur ihrem Optimum ent- sprach. Sie blieben indessen steril; dagegen hatte am 23. VI. ein Tier von Füz. Hoden angesetzt, und ebenso ein Exemplar von Manz. Diese Kultur hatte demnach wiederum ihren Geschlechtscharakter geändert; nach zweimaliger Eibildungsperiode traten nunmehr wieder Hoden auf. Dabei blieb es aber nicht, sondern 2 Tage später fand ich unter den kühl stehenden Tieren auch ein weibliches In- dividuum. Eine genauere Bezeichnung dieser Kultur als »männlich« oder »weiblich« war demnach vollkommen unmöglich. Nach 14tägigem Aufenthalt im Kühlen, der keine weiteren Er- folge erzielte, mußten die Hydren wieder in Zimmertemperatur über- führt werden, da die Algen durch die Kälte ganz zu verschwinden drohten®. all Ob die Kälte hier wirklich auf die Spermaentwicklung einen Einfluß ausgeübt hatte, ist natürlich bei der geringen Zahl der auf- tretenden Hoden unsicher zu entscheiden. Immerhin mag sie die Hodenbildung vielleicht früher ausgelöst haben, da zu dieser Zeit 5 Hertwig, R., Über Knospung und Geschlechtsentwicklung von H. fusca. Biol. Centralbl. 26. 1906. 6 Krapfenbauer, A., Einwirkung der Existenzbedingungen auf die Fort- pflanzung von Hydra. Diss. Phil. Fak. München 1908. i; ca a chholz, E., Biologie und Systematik im Genus Hydra. Zool. Ann. -8 Vgl. Goetsch, Grüne Hydra fusca L. Zool. Anz. Bd. 53. _ 14 nur ausschließlich die Kältekulturen Männchen aufwiesen, während bald darauf in fast allen Gläsern männliche Exemplare zu finden waren, wie wir gleich sehen werden. Zweierlei haben schon diese Juniversuche gezeigt: Es war eine nochmalige Geschlechtsumkehr möglich, und es konnten unter den Nachkommen eines männlichen Tieres zu gleicher Zeit Männchen und Weibchen auftreten. Auffallend war in allen Fällen, in denen männliche Geschlechts- organe auftraten, die geringe Zahl der Hoden tragenden Tiere; es war stets immer nur ein einziges Männchen neben vielen Weibchen anzutreffen. P. Schulze? machte mit H. attenuata früher schon ähnliche Erfahrungen, so daß es ihm nicht glückte, Eier dieser Form zur Befruchtung zu bringen. Um bei den weiteren Versuchen bestimmte Prozentzahlen zu erhalten, unternahm ich Anfang Juni 1921 eine genaue Zählung der Insassen sämtlicher Kulturgläser, die ich außerdem noch um eine Anzahl weiterer vermehrte. Es kamen zu den in der Tabelle I an- gegebenen noch hinzu die Zuchten Fe. und Ho., von denen die erstere lediglich Tochter- und Enkeltiere von Weibchen, letztere solche von Männchen enthielt. Die Nachkommen der weiblichen Individuen von Transplantationszuchten wurden unter dem Namen Goez., die der männlichen als Spaz. weiter gezüchtet, so daß nach dem Eingehen von Hol. und Sa. mir 16 größere Zuchtgläser für diese neue Ver- suchsreihe zur Verfügung standen. Neben diesen größeren Kulturen wurden noch in kleineren Glas- schalen eine Anzahl Einzelindividuen gehalten, auf die ich mein Hauptaugenmerk richtete Sie brauchten nicht alle ganz isoliert gehalten zu werden, da mir auch hier die verschiedene Färbung der Tiere sehr zustatten kam. Man kann ruhig braune und grüne In- dividuen zusammenhalten, ohne befürchten zu müssen, daß eine Ver- wechslung eintrete; die Farbe bleibt konstant, und ein Übertreten der Algen findet beim Nebeneinanderleben nicht statt. Zur Kenntlich- machung von Einzeltieren kann ferner noch der Umstand beitragen, daß Unterteile von Knospen, die man vor ihrer Ablösung weg- schneidet, sehr lange Zeit an den Tieren als kleine Knöpfchen sicht- bar bleiben, eine Tatsache, auf die früher schon einmal hingewiesen wurdeil. Durch ein solches Merkmal kann man bestimmte Tiere 9 P. Schulze, Neue Beiträge zu einer Monographie der Gattung Hydra. Arch. f. Biont. 4. 1917. . 10 Goetsch, Exper. Unters. über Nahrungsaufnahme, Regen. und-Fortpfl. b. Hydren. »Die Naturwissenschaften« IX. 31.; vgl. ferner die Fig. 3e im Biol. Centralbl. Bd. 40. S. 466. 1920. 15 von ihren Knospen, die sich etwa während der Nacht abgelöst haben, genau unterscheiden. An solchen Einzelindividuen, deren Knospen immer sofort ent- fernt wurden, hielt ich 7 Exemplare, die bereits einmal Eier hervor- gebracht hatten (Met.), und 2, die schon zum zweiten Male Ovarien getragen hatten (Nemet.). Bei den Gläsern Za. und Neza. (Nr. 10 und 11 der Tabelle II) handelt es sich um Individuen, die sich ein- Tabelle II. Anzahl Geschlechts- Nr. . Be- am Bemerkungen | tiere im zeichnung IVI Juli 1921 1| Manz. 60 Zucht, die bereits © und & geliefert | 26 : Se ne |Zuchten, die bereits Q geliefert 2 3 : as a |Auchten, die bereits & geliefert ; È 6 Fe. 10 Tochter- u. Enkelexemplare von © 7 Ho. 10 - - - - es 63 8| Met. 7 © Individuen, die bereits 1 mal Hier besaßen 9 | Nemet. 2 Q - - SE DER - 10 Za. 10 3 = = HO rEvdente 16 11 | Neza. ik le) - - N AT È 18 12 era z: 50 Nachkommen von Transplantationstieren 26. 13 | Goe. 5 © Individuen einer Transplantationszucht I) 14 | Spa. 2 3 - - - - 16 15 | Goez. 30 Nachkommen von Goe. 16 16 | Spaz. 7 - - - Spa. 26 1 > Miüz. 20 Nachkommen v.1 Indiv., beob. seit März1921 18 Soz. 70 - Saat) Wee - - Jan. 1921 x [(März ©) OE eee Unz: 25 - == lie - - Okt. 1920 [(Marz ©) 20 | Benz. 20 - SAIS es - - Mai 1921 21 Ma. 12 - - 1 - anda mis 22 | Gan. o - - -l1- SAAS | | 597 21 6 oder zweimal durch den Besitz von Hoden ausgezeichnet hatten. Nr. 13 der Tabelle II, Goe., umfaßte die rein weiblichen Individuen der Tra.-Zucht; Nr. 14, Spa., die Männchen derselben Kultur. End- lich kamen noch einige Tiere hinzu, die in der Tabelle deshalb nicht aufgeführt sind, weil sie erst nach dem 1. Juli zur Beobachtung kamen: Es waren dies 3 Individuen, die aus männlichen und weib- lichen Bestandteilen zusammengesetzt waren (Her.), und deren Nach- 16 kommen (Herz.), so daß während des Monats Juli 1921 über 600 Hydren auf ihre Geschlechtlichkeit untersucht worden sind. Die Ergebnisse dieser Beobachtungen sind in der Tabelle II zusammengestellt worden. Wir sehen aus der Tabelle, daß während des Juli lediglich Männchen entstanden sind, sofern die Kulturen nicht steril blieben, wie die der Nr. 17—23. Manz. (Nr. 1) lieferte erneut Männchen; aber auch die Kulturen Straz. und Weiz. (Nr. 2 u. 3), die bisher rein weiblich gezüchtet hatten, brachten nunmehr Männchen hervor. Daß bei Nr. 4 u. 5, Füz. und Selz., einzelne Männchen auftraten, wird nicht wundernehmen; sie hatten ja bisher immer ihren männlichen Charakter bewiesen. Das gleiche gilt für Nr. 7, Ho., den direkten Nachkommen männlicher Tiere. Die Einzelindividuen von Nr. 10 und Nr. 11 (Za. und Neza.) traten zum zweiten und dritten Male in Geschlechtsproduktion, ebenfalls nichts Auffälliges, da bei Koch!! eine g' Hydra bereits neunmal Hoden gebildet hatte. Allerdings war dies eine Pelmalohydra. Bei den Nachkommen der Transplantationszucht ließen sich wiederum nur reine Männchen feststellen, keine Hermaphroditen, die aus ihr hervorgegangenen g' (Spa., Nr. 14) hatten erneut Hoden, und die Nachkommen von ihnen (Spaz., Nr. 15) ebenfalls. Ganz auffällig sind dagegen die Ergebnisse von Nr. 15 und 13. Im ersten Fall haben junge Tochter- und Enkeltiere von reinen Weibchen Hoden angesetzt, und bei Nr. 13, Goe., tat dies sogar ein Individuum, das sich erst von der 5 Wochen früher erfolsten Ei- bildung erholt hatte. Es war demnach wirklich der Fall eingetreten, der nach Koch und andern Autoren niemals vorkommen soll: Ein . Weibchen der Gattung Hydra. hatte selbst nach einiger Zeit männ- liche Geschlechtsorgane produziert. Allerdings handelt es sich hier um Tiere einer Transplantations- zucht, und es ist möglich, daß sich hierbei das Hinzufügen des Gt Elements kund tat. Dies angenommen, wäre es demnach doch ge- lungen, künstliche Hermaphroditen zu erzeugen, wenn auch die g! und die © Geschlechtsperiode nicht zusammenfielen. Das Ausbleiben einer Geschlechtlichkeit bei sämtlichen übrigen Weibchen und deren direkten Nachkommen (Nr. 6, 8 u. 9 der Tab. II) spräche dafür, daß nur durch die Aufeinanderpfropfung bei Goe. und den Nachkommen davon Männchen erzeugt worden sind, wenn nicht eben doch die Möglichkeit vorläge, daß nur die Anzahl dieser Tiere zu klein ge- wesen wäre, um sichere Rückschlüsse zu ermöglichen. War doch 11 Koch, Über die Geschlechtsbildung u. d. Gonochorismus von H. fusca. Biol. Centralbl. 31. 1911. 17 auch bei den übrigen Kulturen die Prozentzahl der Männchen äußerst gering, da im ganzen auf etwa 600 Hydren nur 27 Männchen kamen. Wenn demnach auch die Frage, ob Individuen normalerweise ihr Geschlecht verändern können, noch nicht als gelöst betrachtet werden kann, so zeigten die Versuche des Juli doch das eine klar und deutlich: Eine Geschlechtsumkehr der von einem einzigen Exemplar abstammenden Kulturen ist bei Hydra durchaus möglich. Auch ohne Berücksichtigung der Transplantationstiere waren durch das Auftreten von Männchen bei Straz. und Weiz., den bis dahin rein weiblichen Kulturen, neue Beweise für einen solchen Wechsel in der Geschlechtlichkeit erbracht. Kurz danach fand die Tatsache einer Geschlechtsumkehr eine neue Bestätigung: Am 5. und 6. August konnte ich aus den bis dahin rein g' Kulturen Selz. und Füz. 1 und 2 Weibchen heraus- nehmen, in beiden Fällen auch zu gleicher Zeit eine gleiche Anzahl von Männchen. Im Laufe des Sommers hatten demnach alle meine größeren Kulturen, sofern sie überhaupt Geschlechtstiere hervor- brachten, innerhalb von 6 Monaten sowohl g' wie © geliefert, ohne dadurch jedoch zum Hermaphroditismus überzugehen. Von der Ge- schlechtsumkehr verschont bleiben nur die rein weiblichen Individuen und deren direkte Nachkommen, sofern sie nicht von Tieren hergeleitet werden konnten, die ehemals aus männlichen und weiblichen Be- standteilen zusammengesetzt worden waren. Das zusammenfassende Ergebnis all dieser Versuche und Be- obachtungen wäre demnach folgendes: Die Annahme, daß bei Hydrozoen Nachkommen von Männchen und Weibchen lediglich nur wieder Männchen und Weibchen hervor- bringen, muß revidiert werden. Es gibt eine Zwischenstufe zwischen typischem Hermaphroditismus und typischem Gonochorismus, und da solche Übergänge zwischen beiden Fortpflanzungsarten möglich sind, ist es zweifelhaft, ob man sie als Senna) rate überhaupt noch gelten lassen kann. Zu einem völligen Abschluß dieser Untersuchungen bin ich leider noch nicht gekommen; es bleibt immer noch die Frage offen, ob der Gonochorismus nicht überhaupt nur ein gewissermaßen sehr in die Länge gezogener Hermaphroditismus ist. Wenn man endgültige Re- sultate erzielen will, muß man sich allerdings mit großer Geduld wappnen, denn diese Frage dürfte nur dann eine Lösung finden, wenn man eine sehr große Anzahl rein g' oder © Individuen hr lange Zeit vollkommen einzeln beobachtete. Daneben versprechen Transplantationsversuche noch in mancher Hinsicht Erfolge. Es ist vielleicht doch möglich, wirkliche Herm- Zool. Anzeiger. Bd. LIV. 2 18 aphroditen zu erzeugen mit gleichzeitiger Hoden- und Ovarausbildung, z. B. wenn man Einzelindividuen zusammenfügt, die bereits selbst schon geschlechtlich tätig waren, oder deren direkte Nachkommen dazu benutzt. Bis jetzt sind derartige Transplantationstiere aber bei mir immer steril geblieben, auch solche, die ich viele Wochen lang beobachtete, wie z. B. die oben erwähnte Kultur Her. — In allen solchen Fällen muß man sich aber immer bewußt bleiben, daß es stets ungewiß ist, ob wirklich die Hinzufügung des zweiten geschlecht- lichen Elements den Umschlag und den Wechsel in der Bildung von Fortpflanzungsorganen bedingte, oder ob nicht ohnedies eine solche Umkehr erfolgt wäre aus irgendeinem der noch unbekannten Gründe, welcher auch in den oben beschriebenen Fällen aus rein männlichen oder weiblichen Zuchten andersgeschlechtliche Individuen hervor- gehen ließ. In größerer Zahl ausgeführt, können die Transplantationsver- suche vermutlich auch über einen Punkt Hinweise geben: Es steht zweifellos fest, daß in der Regel reine, von einem einzigen Tier ab- stammende Linien, wenigstens auf lange Zeit hinaus, nur Männchen oder Weibchen liefern. Das eine Element ist demnach unterdrückt worden, wenn es auch, wie die vorliegenden Versuche zeigen, keines- falls immer vollkommen verdrängt oder ausgeschaltet zu sein braucht. Durch Zusammenfügen zweier Tiere verschieden geschlechtlicher Ab- stammung könnte dann vielleicht eine Addition der latenten Elemente herbeigeführt werden derart, daß eine schnellere Aufeinanderfolge der verschiedenen Perioden erfolgte und dadurch dann eine größere An- näherung an den typischen Hermaphroditismus erreicht werden würde. In diesen hier angedeuteten Richtungen bewegen sich meine weiteren Versuche, und ich kann daher vielleicht bald neue Resultate über diese Zusammenhänge von Hermaphroditismus und Gonocho- rismus bei den Hydrozoen veröffentlichen. 3. Eisprenger bei Carabidenlarven. Von Hanns v. Lengerken, Berlin. (Mit 4 Figuren.) Eingeg. 22. August 1921. Eisprenger sind bereits innerhalb verschiedener Insektenordnungen gefunden worden. Eine Zusammenstellung der bekannten Fälle hat Heymons! gegeben. Neuerdings beschrieb E. Bresslau? Eisprenger 1 Heymons, R., Uber einen Apparat zum Offnen der Hischale bei den Pentatomiden. Zeitschr. f. wissensch. Insektenbiologie Heft 3—4. S. 73. 1906. 2 Bresslau, E., Eier und Eizahn der einheimischen Stechmiicken. Biolo- gisches Centralbl. Bd. 40. Nr. 8—9. S. 337. 1920. 19 bei Culex und Anopheles. Soweit mir bekannt, hat zuerst Wesen- berg-Lund? bei Coleopteren Hisprenger beobachtet, und zwar fiir Dytiscus. Später befaßte sich H. Blunck? mit dem gleichen Gegen- stand, beschrieb die Sprengvorrichtungen eingehender und gab eine Abbildung für Dytiscus marginalis L. Gleichzeitig stellte er das Vorkommen von Eisprengern bei andern Dytiscidenarten, sowie bei Acilius fest. Fig. 1. Pl Fig, 2. 4 fo FL. Fig. 1. Kopf des I. Larvenstadiums von Carabus auratus L. Vergr. E = Ei- sprenger. Fo, Foramen occipitale; 7p, Tempus; Fs, Sutura frontalis; Oc, Ocellen; Gn, Genae; Ant, Antenne; Faf, Fossa anguli frontalis; Pmx, Palpus maxillaris; “ Le, Lobus externus; Md, Mandibel; Pl, Palpus labialis; Af, Angulus frontalis; CI, Clypeus; 1, Ranzeln; 2-5 dorsaler und ventraler Rand (und deren Padani teile) des Foramen occipitale, Fig. 2. Einzelner Eisprenger des I. Larvenstadiums von Caria auratus L. Stark vergrößert. Die Eisprenger bei den Larven der Carabus-Arten fand zuerst Verhoeff5. Er schreibt: »Die interessanteste Eigentümlichkeit der I. Larven besteht in einer Vorrichtung, welche zur Gruppe der so- genannten »Eizähnes gehört, d. h. es finden sich am Kopf genau in der queren Verbindungslinie der beiden Ocellenhaufen zwei nach 3 Wesenberg-Lund, Biologische Studien über Dytisciden. Internation. Rev. Hydrobiol. vol. V. p. 1. 1912. 4 Blunck, H., Die Entwicklung des Dytiscus marginalis L. vom Ei bis zur Imago. Zeitschr. für wissenschaftl. Zoologie Bd. CXVII. Heft 1. S. 1. 1917. 5 Verhoeff, W., Zur Kenntnis der Carabus-Larven. Biologisches Central- blatt Bd. 37. Nr. 1. S. 14, 1917. ox 20 vorn gerichtete stachelartige Spitzen, welche ich schon lange vor dem Schlüpfen des Embryos als zwei anfänglich dünn und borstenartig erscheinende, später deutlich pigmentierte Gebilde an einer Reihe von Embryonen beobachtet hatte, ehe ich auf ihr Vorhandensein bei den I. Larven aufmerksam wurde. Bei diesen sind diese Frontal- stachel wegen der dunklen Pigmentierung der Larven sehr leicht Fig. 4. HE Fig. 3. Alterer Embryo von Carabus auratus L. Ventral. Kopf und Abdomen ventral gekrümmt. Vergr. E= Eisprenger. Fig. 4. Kopf des I. Larvenstadiums von Poecilus coerulescens L. Dorsal, Vergr. E = Eisprenger. zu übersehen. . .« In einer andern Arbeit mutmaßt Verhoeff6, daß diese Eizähne bei allen Carabus-Larven Kennzeichen der Primär- larven sind. Diese Vermutung trifft zu, denn ich habe bei allen bisher von mir untersuchten Carabus-Larven Eisprenger gefunden. (Allgemein möchte ich bemerken, daß mir der Ausdruck Hagens »Eisprenger« aus mehreren Gründen für die Insekten passender erscheint als der Terminus »Eizahn«.) Ich fand Eisprenger außerdem bei Calosoma spec.? und bei Poecilus coerulescens UL. | Das I. Larvenstadium von Carabus auratus L. ist wie die Larven ihrer Gattungsverwandten mit 2 Eisprengern ausgestattet (Fig. 1). , 6 Verhoeff, W., Zur Systematik der Carabus-Larven. Zeitschr. f, wissen- schaftl. Insektenbiologie Bd. XIII. Heft 3—4. S. 41. 1917. 21 Sie liegen auf der Innenseite der Frontalsuturen und sind in ihrer morphologischen Beschaffenheit nur bei den weißen, frischgeschlüpften Larven zu erkennen. Es sind ziemlich große Gebilde von etwa 1/3 der Kopflänge. Sie heben sich bei den weißen Larven als tiefdunkle Organe ab und werden bei der ersten Häutung abgeworfen. Sie liegen mit zwei seitlichen, chitinigen Zähnen in der Haut verankert (Fig. 2). Ihr lang und spitz ausgezogener, aboraler Teil ist ebenfalls mit der Cuticula verwachsen. Die aborale, aufwärts gebogene, nach innen gekrümmte Spitze ragt frei hervor. Bei ausgefärbten Tieren kann man die Eisprenger nur sehr schwer erkennen, da sie dieselbe Farbe besitzen wie die Cuticula. Die Eisprenger treten bei den Embryonen schon recht frühzeitig auf, pigmentieren sich aber stets später als die Augen. Der UmriB der Eisprenger ist auch bei älteren Embryonen noch unregelmäßig, die seitlichen Verankerungszähne können noch nicht erkannt werden (Fig. 3). Bei vielen andern Carabus-Arten scheinen die Sprengapparate denselben morphologischen Bau zu besitzen wie bei auratus. Bei Poecilus coerulescens L. finden sich paarige Eisprenger an der gleichen Stelle wie bei Carabus-Arten. Nur bleiben sie hier während der ganzen Zeit ihrer Existenz borstenförmig, ohne zeitliche Fortsätze (Fig. 4). In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß Verhoeff? bei Em- bryonen von Stlpha obscura Eisprengeranlagen in Gestalt von Knötchen gesehen hat. Beim schlüpfbereiten Embryo befinden sie sich als kleine Zähnchen zwischen den Mandibelzähnen. Nach Ansicht Ver- hoeffs sitzen diese Eisprenger der Eihaut auf und werden mit dieser beim Schlüpfen abgeworfen. 4. Bestimmungstabelle der deutschen Süßwasserhydrozoen. Von Paul Schulze, Berlin. (Mit 9 Figuren.) Eingeg. 23. September 1921. Ich gebe im folgenden eine neue Bestimmungstabelle der deut- schen Süßwassercoelenteraten nach dem heutigen Stand unsrer Kenntnis. Besonders die artliche Festlegung der Hydren macht noch große Schwierigkeiten; aber gerade hier ist die Klärung der Artenfrage von größter Bedeutung für die experimentelle Biologie, da sich einzelne Species in. vielfacher Hinsicht von andern scharf 7 Verhoeff, W., Zur Lebens- und Entwicklungsgeschichte sowie Regene- ration der Stlpha obscura und Phosphuga afrata. Supplementa Entomologica No. 8. p. 41. 1919. 22 unterscheiden. Jedes Jahr erscheinen mehrere experimentelle Unter- suchungen an Süßwasserpolypen, und fast ausnahmslos ist die Be- stimmung des verwendeten Materials ganz unzulanglich. Gewöhnlich heißen die Versuchstiere » Hydra fusca« oder »H. vulgaris«. Da kann es vorkommen, daß ein Autor, der etwa über die Lichtreaktionen bei den Polypen arbeitet, zufällig auf die von ihm als »vulgaris« ange- sprochene lichtscheue circumcineta stößt und an ihr zu ganz andern Resultaten kommt, als ein zweiter bei irgendeiner andern Hydra, die ebenfalls als »vulgaris« geht. Oder ein andrer Forscher ist bei Geschlechtsbestimmungsversuchen nicht in der Lage, die habituell so ähnlichen Arten attenuata Pall. und vulgaris Pall. auseinanderzu- halten, von denen die eine getrennt geschlechtlich, die andre zwittrig istusw. Wir sind jetzt imstande, auch diese beiden Species mit Sicherheit durch die Streptoline zu unterscheiden. (Meine Angaben [d, S. 215] über eine zwittrige attenwata beziehen sich, wie eine Nachprüfung ergab, auf vulgaris, die ich damals noch nicht mit Hilfe der Nessel- kapseln von der diöcischen Art trennen konnte. Die Länge der Stacheln beim atienuata-Ei variiert etwas, erreicht aber nie die- jenige von vulgaris.) | Von den beschriebenen Arten sind 6 heute mit Sicherheit auch ohne Geschlechtsprodukte zu bestimmen, unsicher sind dagegen 2 weitere, die ich lebend noch nicht genauer untersuchen konnte: H. stellata und Pelmatohydra braueri. H. stellata steht der cireumeincia sicher sehr nahe, besonders in bezug auf die Streptoline. Sind Toppes Abbildungen (Taf. 14, Fig. 45c und 47c) zuverlässig, dann würde sie sich von dieser durch die deutliche Birnenform dieser Kapsel, bedingt durch eine einseitige Eindellung, unterscheiden, ferner durch die riesige Penetrante, die er noch 1/,.mal größer zeichnet als bei seiner vulgaris (nach der Streptoline sicher = atienuata), obwohl gerade diese Art schon sehr große Durchschlagskapseln besitzt (im Durch- schnitt etwa 18 X 15 u groß). Die von circumcincta sind etwa ebenso groß, wenn auch die Größe bei beiden sehr variiert. Toppe zeichnet die stellata-Polypen nicht kleiner als die von attenuata; ich habe in diesem Jahr wieder cörcumeincta von verschiedenen Berliner Fund- orten, u.a. als Bewohner der Cordylophora-Rasen, gesehen, immer zeichnete sie sich durch ihre Lichtscheu und ungewöhnliche Kleinheit aus, Eigenschaften, die sofort in die Augen fallen. Ob die Ver- breiterung an der Basis der zusammengezogenen Arme kennzeichnend ist, muß die Zukunft lehren. Geschlechtsprodukte wurden leider von Toppe nicht beobachtet; anscheinend ist die Species zwittrig (P. Schulze, d, S. 216). Auf H. stellata ist besonders zu achten. Dasselbe gilt von Pel- 23 matohydra braueri, die ich nur aus der Arbeit Brauers und seinen von mir erneut durchgesehenen Präparaten kenne. Die Glutinante scheint nach diesen der von H. circumcineta sehr ähnlich zu sein. Die queren Anfangsschlingen scheinen aber zahlreicher zu sein und bis an die Kapselwand heranzureichen. Durch die Freundlichkeit von Herrn Prof. Hentschel hatte ich Gelegenheit, Hamburger Material von Cordylophora lacustris f. tran- siens lebend zu untersuchen. Es stimmt in den Nesselkapseln völlig mit dem Berliner überein (cf. c, S. 229). Die Arten des Genus Pelmatohydra reihe ich im folgenden in die Hydra-Arten ein, um die Bestimmung zu erleichtern, ebenso die grüne Chlorohydra, weil auch andre Species in grüner Farbe vor- kommen (P. Schulze, b, S. 91; Goetsch S. 57). Die Untersuchung erfolgt am besten, indem man eine lebende Hydra in einem Wassertropfen mit einem Deckglas ohne Stützen bedeckt und mit Immersion die Tentakel durchmustert. Ist eine sofortige Untersuchung nicht möglich, leistet Karbolglyzerin als Kon- servierung gute Dienste (Glyzerin 200 = Wasser 200 T., kristalli- sierte Karbolsäure 1 g). Wegen weiteren Abbildungen siehe meine Arbeiten unter b u. d. Für die Benutzung der Tabelle möchte ich hier noch einmal kurz darauf hinweisen, daß alle Hydren in den Tentakeln 4 Arten von Nesselkapseln besitzen: Penetranten oder Stilettkapseln, »die großen birnförmigen Kapseln« früherer Autoren, Volventen (»kleine birnförmige Kapseln«) und die »kleinen und großen cylindrischen Kapseln« besser als stereoline und streptoline Glutinante (kurz als Stereoline und Streptoline) bezeichnet. Wegen ihrer Gleich- förmigkeit bei den einzelnen Species scheiden Volventen und Stereo- linen für Bestimmungszwecke aus. Brauchbar sind dagegen Pene- tranten und besonders die Streptolinen. Sie lassen sich nach der Aufwindungsweise des Fadens in den ruhenden Kapseln in zwei Gruppen sondern, solche, bei denen der Faden in der Längsrichtung der Cnide aufgewunden ist (kurz längsgewundene Kapseln genannt), und solche, bei denen wenigstens die Anfangsschlingen quer oder schräg zur Längsrichtung der Kapsel verlaufen (quer oder schräg ge- wundene Streptolinen). Die Stereolinen sind immer längsgewunden. (Näheres siehe bei P. Schulze, b und c.) Bestimmungstabelle der deutschen Süßwasserhydrozoen. 1) Einzeltiere oder Stöcke, die sich aus einer Hydrorhiza erheben 2. Einzeltiere (seltener vorübergehend kleine Stöcke), ohne Hydrorhiza DE 24 2) Die Hydrorhiza trägt nur Einzelpolypen Im Süßen See bei Halle. Cordylophora lacustris Allm. f. whiteleggei Ldfd. Die Hydrorhiza trägt Polypenstöckchen 3): 3) Reich verzweigte Stöckchen von etwa 6-9 cm Höhe. Bis zu 5 Gonophoren an einem Seitenast Im Brackwasser. Cordylophora lacustris Allm. f. typica. Stöckchen gewöhnlich nicht über 3 cm hoch, meist nur 1, selten bis 3 Gonophoren an einem Seitenast Ke 4. 4) Hydrocaulus des Hauptpolypen mit Seitenpolypen 1. Ordnung Im Brack- und Süßwasser. Cordylophora iacustris Allm. f. albicola Kirchenpauer. Fig. 2. Fig. 4. Fig. 1. Neem hydra rydert Potts. Polyp (nach Potts). Fig. 2. Microhydra ryderi Meduse (nach Potts). Fig. 4 Streptoline von Chlorohydra viridissima (Pall.). ‘Fig. 5. Streptoline von Hydra attenuata Pall. Hydrocaulus des Hauptpolypen mit Seitenpolypen 2. und höherer Ordnung, im Verzweigungstypus die Nominalform erreichend. Im Brack- und Süßwasser. Cordylophora lacustris Allm. f. transiens P. Sch. 5) Ohne Tentakel 0,5—2 mm lang, mit Detritus usw. bedeckt. Nur mit cylindrischen, längs- gewundenen Glutinanten, die am Vorderende in winzigen, glashellen Hervor- wölbungen stehen (Fig. 1). Meduse mit 8 Tentakeln (Fig. 2). Straßburg, Berlin. ; Microhydra ryderi Potts. Mit Tentakeln 6. 6) Streptoline längsgewunden (Fig. 3) Streptoline cylindrisch, bisweilen nierenförmig (f. renicapsula P. Sch.) — Mit (besonders bei zusammengezogenen Tieren) scharf abgesetztem, histologisch differenziertem Stiel. Getrennt geschlechtlich, Ei kugelig, Embryothek mit kurzen Höckern. Eine winzige, helle Form mit wenigen Nesselkapseln in Bergwerken (f. sub- terranea P. Sch.). Pelmatohydra oligactis (Pall.). 10) 25 Streptoline quer- oder schraggewunden (Fig. 4—7). te Streptoline gegen die Basis stark verschmälert, im optischen Längsschnitt etwa sohlenférmig erscheinend (Fig. 4). Durch kommensale Algen grün gefärbt. Zwittrig, Ei kugelig, Embryothek ohne Stacheln, mit polygonaler Felderung. Chlorohydra viridissima (Pall.). Streptoline gegen die Basis nicht verschmälert (Fig. 5—7) 8. Streptoline cylindrisch (selten nierenförmig) (Fig. 5 u. 6) Sì Streptoline birnen- bis eiförmig (Fig. 7) 1e Penetrante gegen den Scheitel stark verjüngt, größte Breite unter- halb der Mitte (Fig. 8) . . . . . Hydra oxycnida P. Sch. Streptoline mit 4 queren Fadenschlingen, wie bei H. atienuata. Geschlechts- produkte unbekannt. Penetrante rundlich birnenförmig, größte Breite etwa in der Mitte (Fig. 9) Fig. 8. Fig. 3. Fig. 6. Fig. 3. Streptoline von Pelmatohydra oligactis (Pall.). Fig. 6. Streptoline von Hydra vulgaris Pall. Fig. 7. Streptoline von Hydra circumeincta P. Sch. Fig. 8. Penetrante von Hydra oxycnida P. Sch. Fig. 9. Penetrante von Hydra attenuata Pall. Streptoline mit 4 parallelen, stark lichtbrechenden Anfangs- | schlingen. Fadenaufwindung im einzelnen sehr konstant. Hydra attenuata (Pall.) P. Sch. Bisweilen ist die Streptoline nierenförmig (f. renicapsula P. Sch.). Getrennt- geschlechtlich. Ei kuglig. Embryothek mit kurzen, breiten, oft gegabelten Stacheln. Kommt in verschiedenen, habituell stark abweichenden Formen vor: «) Etwa 1 cm lang, zart, Tentakel etwa von Körperlänge flach ausgebreitet, __ strahlenförmig abstehend aie spe get. typica. 8) Etwa 1,5 cm lang, Tentakel wie bei a, mehr aufgerichtet, nach allen Seiten pecchiineolt Sa . . f. anguinosa P. Sch. y) Etwa 0,75 cm lang. Tentakel bis zu 9facher Körperlänge, lang herab- hängend DURE > . . . 1 dependens P. Sch. Streptoline mit 3 loda, remillich unregelmäßigen, weniger stark lichtbrechenden, queren oder schrägen Anfangswindungen; die Aufwindung im einzelnen sehr variabel, oft sogar völlig regel- lose (ie #6) eo) 1: . . . Hydra vulgaris Pall. Zwittrig. Hi kugelig. Binbeyothiek mit längeren, dünneren Stacheln, 26 11) Körper nur bis 0,5 cm lang, lichtscheu, meist im Schlamm und unter Steinen . Hydra circumcineta P. Sch. (ovata Boecker ?). Streptoline siehe Fig. 7. Die Anordnung der queren Anfangsschlingen ist aber oft unregelmäßiger. Zwittrig. Hi ein an der Auflagestelle abgeplattetes Rotationsellipsoid. Embryothek mit zerstreuten, geknöpften Stacheln, auch auf ebener Unterlage dem Ei nur in der Mitte anliegend und sich gürtel- artig darüber hinein erstreckend. Körper länger als 0,5 cm; nicht lichtscheu 12. 12) Streptoline an einer Seite stark eingedellt Hydra stellata P. Sch. Geschlechtsprodukte unbekannt (s. S. 22). Streptoline ohne Eindellung, eiförmig (s. S. 22). Pelmatohydra braueri (Bedot). Zwittrig, Ei ähnlich dem von H. cirewmeincta. Embryothek ganz anliegend, mit zahlreicheren, dünneren, nicht geknöpften Stacheln. Literatur. Boecker, E., a. Uber eine neue deutsche Hydra-Art. Zool. Anz. 51. S. 250—256. 1920. \ b. Zur Kenntnis der Hydra oxyenida. Ibid. 52. 8. 97—100. 1921. Brauer, A., Uber die Entwicklung von Hydra. Zeitschr. wissensch. Zool. 52. S. 169—216. 1891. Goetsch, W., Grüne Hydra fusca. Zoolog. Anz. 53. S.57—62. 1921. Goette, A., a. Microhydra ryderi ein seltener Hydropolyp in Straßburg. Mitt. Philom. Ges. Els.-Loth. 4 S. 35—43. (1908) 1909. — b. Mierohydra ryderi in Deutschland. Zool. Anz. 34. S.89—90. 1909. —- c. Uber die ungeschlechtliche Fortpflanzung von Microhydra ryderi. Zoolog. Anz. 51. 8. 71-77. 1919. Potts, E., On the medusa of Microhydra ryderi and on the known forms of me- dusae inhabiting fresh water. Quat. Journ. micr. Sc. 50. p. 623—633. 1906. Schorn, W., Mierohydra ryderi Potts. Zoolog. Anz. 38. S. 365—366. 1911. Schulze, P., a. Bestimmungstabelle der deutschen Hydra-Arten. S. B. Ges. nat. Freunde. S.395—398. 1914. -—- b. Neue Beiträge zu einer Monographie der Gattung Hydra. Arch. f. Bi- ontologie 4. 8. 29—119. 1917. —— c. Die Bedeutung der interstitiellen Zellen für die Lebensvorgänge bei Hydra. S.B. Ges. nat. Freunde. 8. 252—277. 1918. —— d. Die Hydroiden der Umgebung Berlins, mit besonderer Berücksichtung der Binnenlandformen von Cordylophora. Biol. Ctrlbl. 41. 8, 211—237. 1921. —— e. Der Bau und die Entladung der Penetranten von Hydra. Arch. f. Zell- forschung 16. ; Toppe, O., Untersuchungen über Bau und Funktion der Nesselzellen der Cni- -darier. Zool. Jahrb. Anat. 29. S. 214-251. 1910. 27 5. Die Entwicklung des Flügelgeäders bei Gryllus campestris L. Von Prof. Dr. J. Regen, Wien. 1. Mitteilung. (Mit 5 Figuren.) | Eingeg. 24. August 1921. Bei meinen Untersuchungen über die Regeneration der Fliigel bei Gryllus campestris L. (= Liogryllus campestris L.)! ergab sich die dringende Notwendigkeit, auch die Entwicklung und Ausgestaltung des Fliigelgeiders bei dem genannten Vertreter der saltatoren Ortho- pteren von Stadium zu Stadium zu verfolgen. Die Autoren, welche das Flügelgeäder der Grylliden untersucht und behandelt hatten?, berücksichtigten in dieser Hinsicht nur das Imago- oder das Nymphenstadium. Graber? erforschte die Flügel- anlagen von G. campestris L. nur ihrer äußeren Form nach. Ich beobachtete bisher die Flügelanlagen der Larven in den ersten sechs Stadien der Entwicklung. Die Larven des ersten Sta- diums wurden, gleich nachdem sie die Eihülle verlassen und den ersten Häutungsprozeß durchgemacht hatten4, untersucht, die der späteren Stadien sogleich nach ihrer jeweiligen neuen Häutung. Hierbei gelangte ich zu folgenden vorläufigen Ergebnissen: Die Trachee SS’ (Fig. 1), die. schon bei den Larven des ersten Stadiums angetroffen wird, stellt den Stamm dar, aus dem nach und nach die einzelnen Tracheenäste und in weiterer Folge deren Zweige, die den Grundstock für das gesamte Flügelgeäder bilden, hervor- 1 Regen, J., Regeneration der Vorderfliigel und des Tonapparates bei Gryllus campestris L. Zool. Anzeiger Bd. XXX VIII. Nr. 5—6 u. 16—17. 1911. 2 Brunner, W.v., Prodromus der europäischen Orthopteren. Leipzig 1882. Comstock, J. H., The Wings of Insects. New York 1918. Handlirsch, A., Die fossilen Insekten und die Phylogenie der recenten Formen. Leipzig 1906—1908. Pungur, G., Histoire naturelle des Gryllides de Hongrie. Budapest 1891. Redtenbacher, J., Vergleichende Studien über das Flügelgeäder der In- sekten. Ann. d. naturhist. Hofmus. Bd. I. Wien 1886. Saussure, H., Etudes sur les Myriapodes et les insectes. Recherches zool. Paris 1870. Saussure, H., Mélanges Orthoptérologiques. Gryllides. Genève 1877. 3 Graber, V., Zur Entwicklungsgeschichte und Reproduktionsfahigkeit der Orthopteren. Sitzungsber. d. Kais, Akad. d. Wissensch. Wien 1867. Graber, V., Die Entwicklungsstadien der Orthoptera saltatoria im allge- meinen und der Platyeleis grisea insbesondere. Vukovar 1868. Graber, V., Fortgesetzte Untersuchungen über die nachembryonale Ent- wicklung und die Cuticula der Geradflügler. Programm d. 2. Staatsgymn. Graz 1870. 4 Beim oder sofort nach dem Verlassen der Eihülle findet bei Gryllus cam- pestris L. der erste Häutungsprozeß statt, wobei eine während des embryonalen Lebens gebildete Cuticula abgestreift wird. Darüber will ich bei einer späteren Gelegenheit noch ausführlich berichten. 28 gehen. Die Trachee SS’ entspringt aus der Trachee 77” und diese, wie ich schon hier, namentlich aber bei den Larven des dritten und vierten Stadiums feststellen konnte, aus dem Tracheenstamm 7S (Fig. 3). Bei den Larven des ersten und der drei folgenden Stadien sind die Flügelanlagen am Meso- und am Metanotum im wesentlichen einander gleich. Bei den Larven des zweiten Stadiums findet sich am Tracheen- stamm SS’ der Ast J, der bisweilen am Ende bereits gegabelt ist, vor. In vielen Fällen ist auch schon der Ast II vorhanden (Fig. 2). Msn = Mesonotum, Min = Metanotum. Weitere Erklärungen im Text. Fig.1. Vorderfliigelanlage des ersten Larvenstadiums (70:1). Fig. 2. Hinterflügelanlage des zweiten Larvenstadiums (70:1). Fig. 3. Vorderflügelanlage des dritten Larvenstadiums (70:1). Fig. 4. Vorderfliigelanlage des vierten Larvenstadiums (70: 1). Fig.5. Vorderflügelanlage des sechsten Larvenstadiums (50: 1). Hierbei muß an dieser Stelle ausdrücklich bemerkt werden, daß etwa bis zum vierten Larvenstadium die Aste, Nebenäste und Zweige der Tracheen in bezug auf Querschnitt, Länge und Verlauf und in selteneren Fällen auch hinsichtlich der Ursprungsstelle außerordentlich variieren. In der vorliegenden Mitteilung konnten die einzelnen Ent- wicklungsphasen nur der Hauptsache nach dargestellt werden, und es bleibt ihre ausführliche Darstellung der abschließenden Arbeit vorbehalten. Der Ast I erscheint bei den Larven des dritten Stadiums, soweit ich bis jetzt feststellen konnte, immer in zwei Aste J; und J, gegabelt, von denen bald der eine, bald der andre, hier und da aber auch beide, in je zwei weitere Tracheenverzweigungen auslaufen (Fig. 3). Der Ast II ist hier stets vorhanden. Außerdem treten in der Regel noch die Aste ZZZ und IV auf, von denen Ast III sich als der beständigere erweist. Der Ast IV entspringt aus dem Stamm SS’ bald in größerer, bald in geringerer Entfernung von der Ursprungs- 29 stelle des Astes ZI; bisweilen geschieht es ganz nahe von dieser und mitunter sogar an derselben Stelle, so daß der Ast JV in diesem Falle als ein Nebenast des Astes JI erscheint. Hier und da fehlt der Ast IV auch vollständig. Vom dritten Larvenstadium an vereinigt sich die Trachee SS’ bei S’ in der Regel mit einer tiefer liegenden Trachee Tr (Fig. 3). In den Flügelanlagen der Larven des vierten Stadiums finden sich im wesentlichen die in Fig. 4 dargestellten Verhältnisse. Die Äste I, und I, sind auf dieser Entwicklungsstufe stets gegabelt, so daß dadurch vier weitere Aste A und B, bzw. G und D entstehen. In der Regel teilt sich der Ast B, in vielen Fällen aber auch der Ast D noch weiter. Die Nebenäste B, und B,, bzw. D, und D, sind das Ergebnis dieser Teilung. Die Äste A und B einerseits, G und D anderseits sind bald von annähernd gleichem Querschnitt, so daß es den Anschein hat, der Ast I, bzw. J, teile sich dichotomisch, bald wieder haben sie verschiedene Durchmesser, was die Vorstellung erweckt, der dünnere Nebenast entspringe aus dem dickeren. Die Aste JJ, III und IV verbleiben im großen und ganzen auf der Entwicklungsstufe des dritten Stadiums. Während bekanntlich beim Geschlechtstier von @. i. Jo das Flügelgeäder schwarz, die dazwischen liegenden Fliigelteile hin- gegen in der Regel mehr oder weniger licht gefärbt sind, kommt bei den Larven des vierten und einer Anzahl nachfolgender Stadien so- wohl in den Vorderflügel- als auch in den Hinterflügelanlagen viel- fach ein Geäder vor, das bei mikroskopischer Betrachtung im durch- fallenden Licht heller erscheint als die das Geäder umgebenden Teile des Meso- und Metanotums. Die Adern zeigen sich infolge des längs der entsprechenden Tracheen schwach ausgebildeten Pigments als ziemlich breite, mehr oder weniger lichte Streifen, in deren Mitte hier und da die Trachee zu sehen ist. Bei den Larven des vierten Stadiums tritt in der Regel nur die dem Tracheenast Z// entsprechende Ader stärker hervor, bei denen des fünften Stadiums werden auch einige von den andern Asten und Nebenästen sichtbar. Das Geäder in den Flügelanlagen der Larven des sechsten Stadiums zeigt das in Fig. 5 dargestellte Bild. Im dritten, in der Regel aber erst im vierten Larvenstadium, unterscheiden sich die weiblichen Larven äußerlich durch die Anlage der Legeröhre von den männlichen. Es hat sich nun herausgestellt, daß der Verlauf der Tracheen in den Flügelanlagen bis zum sechsten Larvenstadium bei beiden Geschlechtern im wesentlichen gleich ist. Die Tracheenverzweigung, wie sie in den Flügelanlagen des vierten Larvenstadiums vorkommt, stellt somit die Grundform dar, 30 aus der sich dann in den späteren Stadien durch weitere Verzweigung die Unterschiede im Geäder zunächst zwischen den Vorder- und den Hinterfliigeln und hierauf zwischen den Vorderflügeln der beiden Geschlechter herausbilden. Die Tracheenverzweigungen der Vorderflügelanlagen schreiten vom vierten Stadium an verhältnismäßig langsam vorwärts. Aus dem Tracheenast JZ sprossen nach und nach in ziemlich gleicher Ent- fernung voneinander und in annähernd derselben Richtung auf den gegenüberliegenden Rand des Mesonotums zu mehrere kleine Tracheen- zweige hervor. Ebenso bilden sich am Nebenast 6, einige Zweige. Auch am Ast D tritt immer konstanter eine kleine Trachee auf. Durch alle diese Zutaten wird aber das Gesamtbild nur wenig ver- ändert, und man kann ohne Schwierigkeit auf Grund der in Fig. 4 dargestellten Tracheenverzweigung in den Flügelanlagen der Larven des vierten Stadiums die homologen Gebilde in jenen der Larven des sechsten Stadiums (Fig. 5) erkennen. Sehr rasch und ins Auge fallend vollzieht sich hingegen die weitere Tracheenverzweigung der Hinterfliigelanlagen. Diese werde ich in der nächsten Mitteilung beschreiben. 6. Welchen Quellen entspringen die biologischen Trachthypothesen? Von Franz Heikertinger, Wien. Eingeg. 4. Oktober 1921. II, A. R. Wallace!. H. W. Bates hat seine Hypothese nicht weiter ausgebaut. Ihre Verbreitung und ihren Ausbau haben andre Forscher ibernommen, in erster Linie Alfred Russel Wallace, Bates’ Freund und Reise- gefährte. Von den Arbeiten dieses Forschers beschäftigen sich besonders die nachgenannten vier mit dem Problem: 1) On the Phenomena of Variation and Geographical Distribution as illustrated by the Papilionidae of the Ma- layan Region. Transact. Linnean Soc. London 1864. 2) Mimicry and other Protective Resemblances among Animals. Westminster Revue No, 61. Juli 1867. 3) The Colours of Animals and Plants. Macmillans Ma- gazine u. Amer. Natural. XI. 1878. 4) Darwinism, an Exposition of the Theory of Natural Selection. London 1889. Die beiden ersten Aufsätze sind auch aufgenommen in das 1 Artikel T: H. W. Bates, siehe Zool. Anz. Bd. 53. Heft 11/13. S. 286. ol Sammelwerk: Contributions to the Theory of Natural Selec- tion. London 1870. Der dritte Aufsatz in das Sammelwerk: Tro- pical Nature, and other Essays. London 1878. Sämtliche genannte Arbeiten liegen in deutscher Übersetzung vor. Die beiden ersten in der Übersetzung des Sammelwerkes: Beiträge zur Theorie der natürlichen Zuchtwahl. Übers. von A. B. Meyer. Erlangen 1870. Die dritte Arbeit erschien deutsch in der Zeitschrift Kosmos Bd. II. Heft 8. S. 115—130, 192—209; 1878. Außerdem in: Die Tropenwelt. Braunschweig 1879. Die vierte Arbeit ist ein seither in einigen Auflagen erschienenes Buch, deutsch als: Der Darwinismus. Eine Darlegung der Lehre von der natürlichen Zuchtwahl und einiger ihrer Anwendungen. Übers. von D. Brauns. Braunschweig 1891. Die im folgenden gegebenen Zitate entstammen den deutschen Übersetzungen, die ich z. T. (z. B. jene über die Mimikry der ma- laiischen Papilionen) mit dem englischen Originaltext verglichen habe. Alle Seitenzitate beziehen sich auf die Übersetzungen. Alle Hervor- hebungen durch besonderen Druck rühren von mir her. Der erstgenannte Aufsatz bringt alles an Wallaces Eigenfor- schungen über die Mimikryerscheinungen bei indomalaiischen Schmet- terlingen. Wallace geht aus von der Erkenntnis des Waltens eines »Genius locie. Tiere gleicher Gegenden zeigen oft eigentümliches, einheitliches Gepräge, zeigen seltsame Ahnlichkeiten. Besonders hebt Wallace die Insel Celebes heraus. » Wir sehen, daß fast alle Arten zweier wichtiger Familien der Lepidopteren (Papilioniden und Pieriden) auf einer einzigen Insel eine charakteristische Modifikation der Form annehmen, welche sie von den verwandten Arten und Varietäten aller umgebenden Inseln unterscheidet.« »... Wir haben hier leichte Varietäten, lokale Rassen und zweifellose Arten, alle in genau der- selben Weise modifiziert, was klar auf eine gemeinsame Ursache, die identische Resultate hervorbrachte, deutet.« (S. 198.) »Herr Bates hat gezeigt, daß gewisse Schmetterlings- gruppen einen Schutz gegen insektenfressende Tiere besitzen, welcher unabhängig ist von der Schnelligkeit des Fluges... Es gehören nun die einzigen Papilios, welche auf Celebes die eigentümliche Form der Flügel nicht erlangt haben, zu einer Gruppe, welche sowohl von andern Papilio-Arten als auch von Nachtfaltern der Gattung Epi- copeia nachgeahmt wird. Diese Gruppe fliegt schwach und lang- sam, und wir können daher billigerweise schließen, daß sie ein Schutzmittel (wahrscheinlich einen eigentümlichen Ge- ruch oder Geschmack) besitzt, welches Angriffe von ihr ab- 32 halt. Man nimmt nun allgemein an, daß die gebogene Rippe und die sichelförmige Gestalt der Flügel die Fähigkeit zum Fluge ver- größere oder, was für mich wahrscheinlicher ist, eine größere Leichtigkeit verleihe, plötzliche Wendungen vorzunehmen und auf diese Weise dem Verfolger Schwierigkeiten zu bereiten. Aber die Glieder der Polydorus-Gruppe (zu welcher der allein unveränderte celebesische — Papilio gehört) brauchen diese vermehrte Flugkraft nicht, da sie schon gegen den Angriff geschützt sind. ..« — »Die ganze Familie der Danaiden befindet sich in derselben Lage und gibt Ob- jekte ab zur Nachahmung. , .« »Die Satyridae haben wahrschein- lich auch ein Schutzmittel — vielleicht besteht es in ihrem steten Verweilen nahe dem Boden und in ihren im allgemeinen dunklen Farben; und die Lycaenidae und Hesperidae mögen durch ihre geringe Größe und ihre schnellen Bewegungen Sicher- heit finden. ..« (S. 200.) »... Es hat den Anschein, als ob auf der Insel Celebes ein besonderer Feind der größeren (mit auffälligen Farben und mit nicht sehr schnellem Fluge begabten) Schmetterlinge sein (oder einst gewesen sein) muß, welcher auf den umliegenden Inseln nicht existiert oder weniger zahlreich vorhanden ist. Vermehrte Flugkraft oder Schnelligkeit im Wenden war vorteilhaft, um diesem Feind zu entkommen; und die eigentümliche Flügelform, welche notwendig ist, um dies zu bewirken, konnte durch die Tätigkeit der natürlichen Zuchtwahl leicht erworben werden. . .« (S. 201.) »Man würde natürlich in einem insektenfressenden Vogel einen solchen Feind vermuten; aber es ist ein bemerkenswertes Faktum, daß die meisten Gattungen von Fliegenfängern von Borneo und Java einerseits (Muscipeta, Philentoma) und von den Molukken anderseits (Monarcha, Rhipidura) auf Celebes fast ganz fehlen. Ihr Platz scheint von den Raupenfressern (Graucalus, Campephaga usw.) eingenommen zu werden, von welchen 6 oder 7 Arten von Celebes bekannt sind und die sehr zahlreich an Individuen auftreten. Wir haben keinen positiven Beweis dafür, daß diese Vögel Schmetterlinge im Fluge verfolgen, aber es ist im höchsten Grade wahrscheinlich, daß sie es tun, wenn andre Nahrung spär- lich ist. Herr Bates hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß die größeren Wasserjungfern (Aeschna usw.) Schmetterlinge jagen; allein ich bemerkte nicht, daß sie auf Celebes zahlreicher waren als anderswo. Wie dem aber auch sein mag, die Fauna von Celebes ist zweifellos in hohem Grade eigentümlich. . . usw.« Das sind die Tatsachen, die Wallace zur Frage des »Genius loci« der Papilioniden von Celebes vorführt. Sodann wendet er sich 33 den Mimikrybeispielen aus dem gesamten Archipel zu. Nachfolgend alles, was er an Beobachtungen und Vermutungen über die Feinde der Schmetterlinge, welche die Mimikryauslese besorgen, mitteilt. Wallace führt Papilioniden vor, welche Danaiden nachahmen, >»... Jeder Garten, jeder Fahrweg, die Vorwerke jedes Dorfes sind voll von den Danaiden, was hinlänglich zeigt, wie leicht es ihnen wird, zu leben, und daß sie von der Verfolgung durch Feinde, welche die Bevölkerungszahlen weniger begünstigter Rassen niederhalten, frei bleiben.« »Die Gattung Drusilla, eine Gruppe blak gefärbter Schmetter- ‘linge, welche mehr oder weniger mit Augenflecken geschmückt sind, ist ebenfalls ein Objekt für Mimikry durch drei verschiedene Gat- tungen (Melanitis, Hyantis und Papilio). Diese Insekten sind wie die Danaiden an Individuen sehr zahlreich, haben einen sehr schwachen und langsamen Flug und suchen weder ein Versteck, noch scheinen sie irgendwelche Schutzmittel vor insektenfressenden Ge- schöpfen zu besitzen. Es liegt daher nahe, zu schließen, daß ihnen eine verborgene Eigenschaft innewohnt, welche sie vor Angriffen rettet; und es ist leicht einzusehen, daß, wenn irgendein andres Insekt durch das, was wir zufällige Abänderung nennen, ihnen mehr oder weniger ähnelt, es bis zu einem gewissen Belange an ihrer Immunität teilhaben wird.« (S. 207.) »Die östlichen, Polydorus, Coon und Philoxenus ver- wandten Papilios bilden eine natürliche Sektion der Gattung... Sie sind Waldinsekten, haben einen niedrigen und flachen Flug und sind an ihren Lieblingsplätzen an Individuen ziemlich zahlreich; wie diese sind sie auch Objekt für Mimikry. Wir können daher wohl schließen, daß sie irgendwelche verborgene Schutzmittel besitzen, so daß es andern Insekten zum Vorteil gereichen kann, für sie gehalten zu werden.« Dies sind die Stellen aus Wallaces Arbeit, die die Begründung der Mimikry der malaiischen Schmetterlinge betreffen. Wallaces Gedankengang ist an allen Stellen jener von Bates: Aus der Häufigkeit wird auf Geschütztsein geschlossen. Und weiter: Wenn die Modelle geschützt sind, dann muß es von Vorteil sein, ihnen ähnlich zu werden. Die Grundfrage, ob die Modelle tatsächlich ungenießbar, die Nachahmer genießbar sind, ist an Tatsachen nicht untersucht. Die zweite Arbeit hat Wallace der Mimikry und den Schutz- färbungen in umfassendem Sinne gewidmet; er will mit ihr ein Ge- samtbild zeichnen. | Zool. Anzeiger. Bd. LIV. 3 34 Von Interesse ist hier der Versuch, Gesetze für die Mimikry aufzustellen. Es sind, in Kürze ausgedrückt, folgende: 1) Vorkommen am gleichen Orte. — 2) Beschränkung auf be- stimmte, individuenreiche Gruppen (als Modelle). — 3) Geringere In- dividuenzahl der Nachahmer. Der Ausdruck Gesetze dürfte kaum motiviert sen. Es sind Voraussetzungen, Bedingungen, und von ihnen ist Punkt 1 im Grunde wohl eine Selbstverständlichkeit, und die Punkte 2 und 3 werden zu Selbstverständlichkeiten dadurch, daß man stets die häufigere Art (schon um ihrer Häufigkeit willen) als geschütztes Modell, die seltenere als Nachahmerin ansprach. Es mag hier eingefügt sein, daß Wallace später (Darwinism, 1889) schärfere Kriterien für den Mimikrybegriff aufstellte: 1) »Die nachäffende Art kommt stets in demselben Bezirk und an demselben Standort vor wie die nachgeäffte. 2) Die Nachahmer sind stets minder wehrhaft. 3) Die Nachahmer sind stets minder zahlreich an Individuen. 4) Die Nachahmer unterscheiden sich auffällig von der Mehrzahl ihrer nahen Verwandten. 5) Die Nachahmung ist stets nur äußerlich, auf das Auge be- rechnet, und erstreckt sich nie auf innere Merkmale. « Diese Formel gilt (im allgemeinen) bis heute. Bates’ Begründung der Hypothese hinsichtlich der südameri- kanischen Heliconiden führt Wallace näher aus. (8. 88.) »... Man kann sie (die Heliconiden) nach Sonnenunter- gang an den Enden der Zweige und Blätter, an denen sie ihre Nacht- station aufschlagen, hängen sehen, vollständig dem Angriff ihrer Feinde, wenn sie solche haben, ausgesetzt. Diese schönen In- sekten besitzen jedoch einen stark stechenden, halb aromatischen oder medizinartigen Geruch, welcher alle Flüssigkeiten ihres Körpers zu durchziehen scheint... Hierin haben wir wahrscheinlicherweise die Ursache ihrer Immunität vor Angriffen, denn es gibt eine Reihe von Gründen, welche zeigen, daß gewisse Insekten Vögeln so unangenehm sind, daß sie sie unter keiner Bedingung an- rühren werden.« »In den brasilianischen Wäldern gibt es eine große Zahl insekten- fressender Vogel, wie Jakamars, Trogons und Puffvögel (Tamatia), welche die Insekten im Fluge fangen, und daß diese viele Schmetter- linge vernichten, wird durch die Tatsache bewiesen, daß die Flügel dieser Insekten oft auf dem Boden gefunden werden, wo ihre Körper 90 verzehrt worden sind2. Aber zwischen diesen findet man keine Flügel von Heliconiden, während die der großen, auffallenden Nymphaliden, welche einen viel schnelleren Flug haben, oft zu sehen sind.« Wallace schließt aus der Tatsache des Umherliegens von Schmetterlingsfliigeln auf eine Verfolgung durch Vögel. Es ist ihm jedoch nicht bekannt, welche Vögel die Urheber sind; er weiß nicht einmal sicher, ob es Vögel sind. »Ferner berichtete ein Herr, welcher kürzlich aus Brasilien zu- rückgekehrt ist, in einer Sitzung der Entomologischen Gesellschaft in London, daß er einmal ein Paar Puffvögel beobachtete, wie sie Schmetterlinge jagten, um sie in ihre Nester ihren Jungen zum Futter zu bringen, und doch fingen sie während einer halben Stunde nie eine der Heliconiden, welche in großer Anzahl träge umherflatterten und welche sie leichter als irgendwelche andre hätten fangen können. « Der Beobachter teilt nicht mit, wieviel andre Schmetter- linge und welche Arten die Puffvögel innerhalb der Beobachtungs- zeit fingen. Mangelnde Verfolgung ist’ kein Beweis für Ungenieß- barkeit. Heimische insektenfressende Vögel kümmern sich um die Scharen fliegender und auf Blumen sitzender Weißlinge kaum je. Und doch gelten Weißlinge als »schmackhaft« und werden bei Vor- lage gefressen. »Wenn wir es daher als in hohem Grade wahrscheinlich (wenn nicht als erwiesen) ansehen, daß die Heliconiden durch ihren eigentümlichen Geruch und Geschmack vor Angriffen sehr geschützt sind, so werden wir es viel leichter finden, ihre Hauptcharakteristika zu verstehen: ihre große Überfülle, ihren lang- samen Flug, ihre bunten Farben und die vollständige Abwesenheit von schützenden Färbungen auf der Unterseite ihrer Flügel. « (S. 96.) »Die schwarzen und roten Gruppen der südamerika- nischen Papilios und die schöne Erycinidengattung Stalachtis werden auch von einigen Schmetterlingen nachgeahmt; aber diese Tat- sache bietet keine Schwierigkeit dar, da diese beiden Gruppen fast ebenso vorherrschend sind wie die Heliconiden. Sie fliegen beide sehr langsam, sie sind beide auffällig gefärbt und beide sehr zahl- reich an Individuen, so daß man allen Grund hat, zu glauben, daß sie einen Schutz von ähnlicher Art wie die Heliconiden besitzen, und daß es daher gleichfalls ein Vorteil für andre Insekten ist, für sie gehalten zu werden.« Es ergibt sich: Wallace fügt der Batesschen Hypothese keine Tatsachenstützen an. Hier wie dort wird alles mit dem stets wieder- 2 An andrer Stelle »Darwinismus«) sagt Wallace vorsichtiger: ».. .nach- dem von irgendeinem Tier der Leib verzehrt war«. g* 36 kehrenden Gedanken begriindet: Die Arten sind individuenreich, auffällig, fliegen langsam — daher müssen sie irgendeinen Schutz genießen, und es muß für andre, seltenere (also minder geschützte) vorteilhaft sein, ihnen ähnlich zu werden. Alles kreist in diesem Gedankenringe. Das effektive Dasein und die Art des Schutzes sind nicht Gegenstand eingehender Untersuchungen und Erörterungen. Der Gedanke findet sich in zwei Formen: als Schluß von der Häufigkeit auf den Schutz und als Schluß von dem Schutze auf die Häufigkeit (siehe einige Absätze weiter oben). Ob die Häufigkeit -hinreicht, Ungeniebbarkeit zu erweisen, wurde im vorigen Artikel besprochen. Es sei hier an unsre allerhäufigsten Insekten, wie Stubenfliege, Maikäfer, Weißlinge, Heuschrecken usw. erinnert, die erfahrungsmäßig genießbar und begehrt sind. Es muß hier ein Wort über die in diesem Problem möglichen Arbeitsmethoden eingefügt werden. Diese sind zweierlei Art: ratio- nal oder empirisch. Die rational-teleologische Methode geht a priori von der Uber- zeugung aus, die vorhandene Ahnlichkeit zweier Tiere miisse einen Zweck haben. Ob für das Wort »Zweck« das Wort »Funktion« gesetzt wird, ist ohne Belang. Das Wesentliche an dieser Methode ist die aller Erfahrung vorangehende und allen Uberle- gungen im voraus die Richtung weisende Annahme einer lebenerhaltenden Bedeutung der Ahnlichkeit. Diese aller Erfahrung vorangehende Annahme macht der Schöpfungsgläubige, wenn er überzeugt ist, der allweise Schöpfer habe auch nicht ein Haar ohne bestimmten Zweck gebildet (z. B. Sprengel, der Be- gründer der Blütenbiologie) und auch die Ahnlichkeit zweier Tiere müsse eine lebenerhaltende oder lebenfördernde, arterhaltende Be- deutung haben. Diese selbe aller Erfahrung vorangehende Annahme macht aber auch der Selectionist, wenn er überzeugt ist, daß aus dem Kampf ums Dasein, der Auslese des Allerbestausgestatteten nur bedeutungsvolle Bildungen hervorgehen könnten und die sonst unerklärbare Ähnlichkeit zweier Tiere einen lebenerhaltenden Nutzen, einen Auslesewert haben müsse, der durch Nachdenken ermittelt werden könne. Die Methode bleibt dieselbe, wenn statt »Zweck« — »Funktion« und statt »Schöpfer«e — »Zuchtwahl« gesetzt wird. So konnte Sprengels Bestäubungslehre, auf schöpfungsgläubiger Ba- sis errichtet, unberührt in den Selectionismus übernommen werden. In schroffem Gegensatz zu diesen beiden, gleicherweise von einem Vorurteil ausgehenden rationalen Arbeitsweisen steht die tatsächlich voraussetzungslose empirisch-mechanistische Methode. Sie tritt un- 37 befangen an die Tatsachen heran und sagt sich: Ob ich für diese Er- scheinung irgendeine Funktion, irgendeinen Nutzen annehmen darf, das kann mir keine auf Theorien aufgebaute spekulative Überlegung sagen, sondern das muß mir die Erfahrung zeigen. Ehe ich sagen darf, die Ähnlichkeit eines Tieres mit einem andern sei nützlich, muß ich den tatsächlichen Nutzen vorerst exakt ermittelt haben. Hierzu muß ich Hunderte von Beobachtungen, Versuchen und Kon- trollversuchen angestellt, verglichen und geprüft haben und sie alle müssen mich einheitlich und ohne Widerspruch zu der Erkenntnis eines Nutzens, einer lebenerhaltenden Bedeutung hingezwungen haben. Nur so betreibe ich voraussetzungslose, exakte Forschung. Ich überlasse dem Leser das objektive Urteil darüber, nach welcher der Methoden die Mimikryhypothese aufgestellt und begründet worden ist. Wallace führt einen einzigen Fall mutmaßlicher Mimikry ein- heimischer Schmetterlinge an: Der rahmweiße Spinner Spilosoma menthastri ähnelt dem Weibchen von Spilosoma (Diaphora) mendica; letzteres soll Nachahmerin sein. Eine Tatsachenbegründung ist nicht gegeben. Die Annahme einer Mimikry für diesen Fall ist durch H. Fe- derley als unbegründet erwiesen worden. Eine phylogenetische Untersuchung macht es wahrscheinlich, daß nicht das Weibchen, sondern das Männchen der abgeänderte Teil ist, und daß die Ver- änderung in einem der Mimikry entgegengesetzten Sinne stattfand. Eine Einzelbesprechung der von Wallace vorgeführten weiteren Mimikryfälle, welche sonstige Insekten, Schlangen, Vögel usw. be- treffen, ist raumeshalber unmöglich. Die Beweisführung ist in allen Fällen völlig die gleiche wie bei den Schmetterlingen. Es werden Ähnlichkeiten ermittelt, die häufigere Art wird für das Modell, die seltenere für den Nachahmer angesehen. Auf Ermittlung der natür- lichen Feinde und ihres Verhaltens wird kein Gewicht gelegt, Beob- achtungen und Versuche nicht angefiihrt. In seinem »Darwinism« (1889), ein Vierteljahrhundert nach dem Erscheinen seiner ersten Arbeit über Mimikry, hat Wallace die von ihm angeführten Tatsachenstiitzen nur um eine vermehrt: Ein zahmer Affe, den Belt hielt und der ansonsten Schmetterlinge fraß, ver- schmähte Heliconiden. Ein Urteil darüber, inwieweit Affen für die Herausbildung einer Schmetterlingsmimikry in Betracht kommen, bleibt dem Leser überlassen. Fliegende Falter fangen sie nicht und ruhende werden sie wohl zuerst rasch ergreifen und zerdrücken, ehe 3 Alle. Zeitschr. f. Entomol. Bd. 9. S. 178—181. 38 sie dieselben priifen, fressen oder wegwerfen. Zudem wurde nur ein zahmes Individuum einer Affenart beobachtet. Ich überlasse es dem Leser, zu entscheiden, ob mit dieser Tat- sachenbasis die Mimikryidee empirisch gesichert und die positive Stilisierung der späteren Arbeiten Wallaces gerechtfertigt ist und begnüge mich, einige Stellen aus letzteren Arbeiten anzuführen. In der Arbeit von 1878 über die Färbung der Tiere und Pflanzen heißt es: »Die besten Beispiele dieser so besonders geschützten Tiere sind zwei ausgedehnte Schmetterlingsfamilien, die Danaiden und Acraeiden, welche viele hundert Arten umfassen, die die Tropenländer aller Weltteile bewohnen. Diese Insekten sind insgemein groß... usw. Trotzdem rührt sie weder je ein Vogel, noch eine Spinne, noch eine Eidechse, noch ein Affe an, obgleich dieselben andre Schmetterlinge fressen. Der Grund ist einfach der, daß sie zur Nahrung nicht tauglich sind, indem ihre Säfte einen penetranten Geruch und Geschmack haben, vor welchen alle Tiere sich durchaus ekeln.« Wo sind die Tatsachengrundlagen für so entschiedene, mit sicherer Allgemeingültigkeit hingestellte Behauptungen ? Und im »Darwinismus« (1889): . Diese ungenießbaren Insekten sind wahrscheinlich viel zahl- reicher als man glaubt, obwohl wir schon eine große Menge kennen, welche in dieser Weise geschützt sind. Die auffallendsten sind... die Heliconiden, Danaiden und Acraeiden... usw. Sie be- sitzen einen Saft, welcher so mächtig duftet... usw.« »Dieser Geruch nun, der uns zwar nicht besonders widerlich erscheint, ist es gleichwohl, wie sich erweisen läßt, für die meisten Insektenfresser. . .« Den Forscher, der weiß, daß auch nicht ein einziger exakt wissenschaftlich erbrachter Nachweis tatsächlicher Ungenießbarkeit vorlag, werden diese Worte eines Führers tief befremden. Vielleicht werfen diese Zitate aus Wallaces grundlegenden Arbeiten ein Licht auf die Frage, warum der eine Forscher die Mi- mikry für einen festen Bau aus Erfahrungstatsachen, ja als empirisch erwiesene Tatsache ansieht, wogegen der andre ihr nur den Cha- rakter einer genialen Idee, deren Voraussetzungen noch nicht an der Erfahrung überprüft sind, zubilligen will. Insolange das Wieden um die Grundlagen aber nicht klar a einheitlich ist, werden alle Diskussionen keine Lösung bringen können. 4 Deutsche Übersetzung S. 356. 59 7. Welchen Quellen entspringen die biologischen Trachthypothesen? Von Franz Heikertinger, Wien. Hingeg. 6. Oktober 1921. IN. A. R. Wallace. (Die Warntrachthypothese.) Die Warntrachthypothese ist unausgesprochen schon in der Batesschen Mimikryhypothese enthalten; sie ist die logische Voraus- setzung der letzteren. Denn die Mimikryhypothese setzt voraus, daß die Feinde die grellfarbige Tracht der schlecht schmeckenden Modelle bald kennen und meiden lernen — und dies eben ist das Warn- trachtprinzip. Bates unterläßt seine gesonderte Formulierung, gleitet darüber hinweg zum Prinzip der nachgeahmten Warntracht oder Mimikry, die ihm das Wesentliche ist. Erst Wallace hat die Warntrachthypothese speziell formuliert. Welche Umstände ihn hierzu bewogen und welches Tatsachen- material ihm bei der Aufstellung vorlag, sagt Wallace selbst!. »Große Mengen von Raupen sind so glänzend und reich gefärbt, daß sie selbst auf eine beträchtliche Entfernung hin sehr auffallen, und es ist beobachtet worden, daß solche Raupen sich selten ver- stecken... Da nun Raupen einen großen Teil der Nahrung der Vögel ausmachen, so war es nicht leicht verständlich, wieso einige so prächtige Farben und Zeichnungen haben, welche sie besonders sichtbar machen. Herr Darwin hat mir diesen Fall als eine Schwierig- keit von einem andern Gesichtspunkt aus vorgelegt, denn er war zu dem Schluß gelangt, daß brillante Färbung im Tierreich haupt- sächlich eine Folge geschlechtlicher Zuchtwahl ist, und diese konnte bei geschlechtslosen Raupen nicht ins Spiel gekommen sein. Indem ich hier nun die Analogie mit andern Insekten anwandte, schloß ich folgendermaßen: Daß, da einige Raupen durch ihre nach- ahmenden Farben, andre durch ihre dornigen oder haarigen Körper augenscheinlich geschützt sind, die prächtigen Farben der übrigen ebenfalls nach irgendeiner Richtung hin für sie nützlich sein müßten. Ich dachte ferner, daß, da einige Tagschmetterlinge und Nachtfalter gierig von Vögeln gefressen werden, während andre ihnen geschmackswidrig sind und gerade diese letzteren meist auf- fallende Farben besitzen, wahrscheinlich diese brillant gefärbten 1 Mimicry and other Protective Resemblances among Animals. In: Contributions tothe Theory of Natural Selection. London 1870. Ich folge dem Text der Übersetzung von A. B. Meyer (Erlangen oo — Alle Her- vorhebungen im Druck rühren von mir her. 40 Raupen geschmackswidrig sind und daher nicht von Vögeln ge- fressen werden. Geschmackswidrigkeit allein jedoch würde den Raupen wenig gefruchtet haben, weil ihre weichen und saftreichen Körper so zart sind, daß sie, wenn sie einmal von einem Vogel ergriffen und dann wieder fortgeworfen worden sind, fast sicher sterben. Ein kon- stantes und leicht bemerkbares Signal war daher notwendig, um den Vögeln als Warnungszeichen zu gelten, daß sie diese Art nie be- rühren dürfen, und eine sehr prächtige und auffällige Färbung, ver- eint mit der Gewohnheit, sich vollständig den Blicken auszusetzen, das ist ein solches Signal, da es in starkem Kontrast zu den grünen und braunen Färbungen und dem eingezogenen Wesen der genieß- baren Arten steht.« Die Worte Wallaces ermöglichen jedermann ein sachliches Urteil, ob die Warntrachthypothese eine zwingende Folgerung aus Tatsachenreihen oder spekulative Gedankenarbeit ist. Im übrigen sagt Wallace selbst: »Damals war noch kein Versuch, keine Beobachtung über diesen Gegenstand ge- macht.. .«2. Als Wallace seine Idee einer Versammlung der Entomologischen Gesellschaft in London vortrug (1867), sagten zwei anwesende Mit- glieder, welche Vögel und andre zahme Tiere hielten, zu, dahin zie- lende Versuche anzustellen. Auch in seinem Aufsatz über die Färbung der Tiere und Pflanzen (1878) erörtert Wallace das Warntrachtprinzip 3. »Die besten Beispiele dieser so besonders geschützten Tiere sind zwei ausgedehnte Schmetterlingsfamilien, die Danaiden und Acraeiden, welche viele hundert Arten umfassen, die die Tropenländer aller Weltteile bewohnen. Diese Insekten sind insgemein groß... usw. Trotzdem rührt sie weder je ein Vogel, noch eine Spinne, noch eine Eidechse, noch ein Affe an, obgleich dieselben andre Schmetterlinge fressen. Der Grund ist einfach der, daß sie zur Nahrung nicht tauglich sind, indem ihre Säfte einen penetranten Geruch und Geschmack haben, vor welchem alle jene Tiere sich durchaus ekeln.« Ich habe im vorigen Artikel die Frage zur Erörterung gestellt, ob die Tatsachen, welche Wallace bekannt waren, eine solche Fassung rechtfertigen. Wallace spricht von den Tropenländern »aller Erdteile«; er sagt, daß »weder je ein Vogel, noch eine Spinne usw.« jene Schmetterlinge »anrühre«, daß diese Tiere aber »andre Schmetterlinge« fressen; er sagt allgemein, daß sie »zur Nahrung 2 Der Darwinismus. Deutsch. v. D. Brauns. S. 360. 3 Das Erscheinungszitat dieser Arbeit siehe Artikel II dieser Serie. 41 nicht tauglich« seien, daß die Ursache der »penetrante Geruch und Geschmack« sei, vor dem sich »alle jene Tiere« ekeln. Um diese Behauptungen tatsachengemäß zu stützen, wären viele Hunderte von Beobachtungen und Versuchen erforderlich gewesen. Der Leser aber kennt die bedrückende Dürftigkeit von Wallaces Tatsachenwissen aus den beiden vorangegangenen Artikeln dieser Serie. Überdies haben spätere Beobachtungen und Versuche gezeigt, daß Danaiden und Acraeiden von zahlreichen Insektenfressern ver- zehrt werden, daß Wallaces Behauptung nicht nur ohne reale Grundlage, sondern auch nicht richtig ist. >... Sobald die Ursache der Absonderlichkeit dieser Schmetter- linge erkannt war, sah man auch, daß dieselbe Erklärung auf andre Tiergruppen Anwendung findet. So sind Bienen und Wespen und andre stechende Insekten durch ihre Färbung auffallend und aus- gezeichnet... usw.« Es gibt indes viele Bienen- und Wespenarten, die nicht auf- fallend gekleidet sind, sondern eine boden- oder rindengraue Schutz- färbung besitzen. Wallaces Anregung zu Beobachtungen und Versuchen löste folgende Veröffentlichungen aus: 1) J. Jenner Weir, On Insects and Insectivorous Birds; and especially on the Relation between the Colour and the Edibility of Lepidoptera and their Larvae. Transact. Ento- mol. Soc. p. 21—26. London 1869. 2) Derselbe, Further Observations on the Relation be- tween the Colour and the Edibility of Lepidoptera and their Larvae p. 337—339. Ebda. 1870. 3) A. G. Butler, Remarks upon certain Caterpillars etc., which are unpalatable to their Enemies p. 27—29. Ebda. 1869. Mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen hat Wallace (1870) seine Darlegungen gestützt. Spätere Beiträge lieferte: A. Weismann, Studien zur Deszendenztheorie II. Leipzig 1876. Den Stand der Versuche bis zum Jahre 1887 faßt zusammen und tabellisiert: E. B. Poulton, The Experimental Proof of the Protec- tive Value of Colour and Markings in Insects in reference to their Vertebrate Enemies. Proceed. zool. Soc. p. 191—274. London 1887. Den Stand bis zum Jahre 1907: 42 O. Prochnow, Die Mimikrytheorie. Internat. Entom. Zeitschr, Bd. I. S. 42. Guben 1907. | Poulton und Prochnow berichten u.a. auch übereigne Versuche. Der sachlichen Prüfung der Ergebnisse dieser Versuche miissen einige Worte über Grundforderungen an die wissenschaftliche An- ordnung solcher Experimente vorausgesandt werden. Soll ein Experiment die Möglichkeit der Auslesewirkung er- weisen, so müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: | 1) Das Versuchstier muß ein natürlicher, wichtiger Feind der bezüglichen Insektenart sein. 2) Jeder Insektenfresser hat seinen bestimmten Spezialnahrungs- kreis, jagt mit Vorliebe bestimmte Insekten. Dieser Nahrungskreis hängt einerseits ab von der ererbten Geschmacksrichtung, die ihn manches an sich Genießbare gar nicht angreifen heißt, und anderseits von dem engeren Aufenthaltsorte (Erdboden, Busch- werk, Baum usw.), von der Jagdzeit (Tageszeit), der Jagdweise (im Fluge, im Laufe usw.) usw. So verzehren z. B. die Pirole mit Vor- liebe Wanzen, der Wespenbussard Wespenbrut, die Bienenfresser (Merops) bestachelte Hautflügler usf. Der Spezialnahrungskreis des Versuchstieres muß dem Experimentator bekannt sein. 3) Die Versuche müssen zahlreich und kontrollierend angeordnet sein. Wenn z.B. ein Vogel eine grelle Raupe verschmäht, muß überprüft werden, ob er überhaupt Raupen annimmt (wobei Größe, Gestalt, Beweglichkeit usw. von Bedeutung sind). 4) Die vermutete Ursache der Ablehnung muß durch Kontroll- versuche ermittelt werden. Wird z. B. Ekelgeschmack vermutet, dann darf das Objekt auch bei Ausschaltung der Färbung (z. B. zerschnitten unter die Normalnahrung gemengt) nicht verzehrt werden. Die Versuchstiere von Weir, Butler, Weismann, Poulton und Prochnow sind folgende. Weir hielt Vögel: Erithacus rubecula (Rotkehlchen), Emberiza citrinella (Goldammer), Emberiza schoeniclus (Rohrammer), Pyrrhula vulgaris (Gimpel), Fringilla coelebs (Buchfink), Loxia eurvirostra (Kreuz- schnabel), Turdus musicus (Singdrossel), Anthus arboreus (Baumpieper), Carduelis spinus (Zeisig) und Linaria minor (Hänfling). Butler arbeitete mit Eidechsen (Lacerta viridis), Fröschen und Spinnen, später auch mit einigen Vögeln; einige andre Forscher stellten Versuche mit Haushühnern an. Weismann experimentierte mit Lacerta viridis. Weir mit den Eidechsen L. viridis, agilis und Zootoca vivipara. Poulton mit Z. viridis, muralis, Tarentola mauritanica und dem Laubfrosch, Hyla arborea. Prochnow mit L. agilis. 43 Verfüttert wurden in erster Linie grellfarbige Raupen. Unter den verwendeten Arten sind nur drei eigentlich kerbtier- fressende Vögel: Das Rotkehlchen, die Drossel und der Baumpieper. Die übrigen sind vorwiegend Körnerfresser, die sich nur zur Brut- zeit, da sie ihre Jungen aufziehen und die Pflanzensamen noch nicht reif sind, von Insekten ernähren. Auch zu andrer Zeit werden manche von ihnen ab und zu ein Kerbtier wegfangen — ernstlich aber, als Auslesefaktoren, bedrohen sie die Insektenwelt nicht. Im Käfige werden sie mit Körnerfutter ernährt; manche erhalten viel- leicht hier und da einen Mehlwurm, sind aber auf jeden Fall der Insektennahrung entwöhnt und bieten keinen Maßstab für das, was wirkliche Insektenfresser im Freiland tun. Das Huhn ist ein do- mestizierter Vogel, dem im Hühnerhof jene Gestalten kaum begegnen. Von den Eidechsen kommen L. viridis, muralis und der Gecko Tarentola mauritanica für Mitteleuropa nicht ernstlich in Betracht (die verfütterten Insekten sind Mitteleuropäer). Bezüglich des Laubfrosches und der Spinnen ist zu bemerken, daß sie, von den Spinnen wenigstens die verwendeten Kreuzspinnen, fast ausschließlich Jäger fliegender Insekten sind und Raupen über- haupt nicht in ihren Normalnahrungskreis fallen. Alle diese Umstände müssen bei einer Wertung der Versuchs- ergebnisse objektiv in Rechnung gestellt werden. Es bleiben dann für eine tatsächliche Naturauslese von Insekten, speziell Raupen, in Mitteleuropa (bzw. England): Drei Vögel, zwei Eidechsen (die ihrem Spezialgeschmack nach besonders Heuschreckenjäger sind, jedenfalls bodenlebende Insekten gewohnt sind) und Frösche (gleichfalls Jäger bodennahe lebender Insekten) übrig. Für alle auf etwas höheren Pflanzen lebenden Raupen kommen Eidechsen und Frösche nicht ernstlich als Feinde in Betracht. Für sie sind nur die Vögel mög- liche Auslesefaktoren. Da in den Vogelversuchen indes nur von »Vögeln« im allgemeinen die Rede ist und Körnerfresser und In- sektenfresser nicht geschieden sind, fehlt in diesen Versuchen die kritische Sicherheit. Raumbeschränkung verbietet eine Einzelbesprechung der Ver- suchsergebnisse. Nur jene mit auffälligen Raupen (Poultons Ta- belle I) seien beleuchtet; sie genügen um Licht auf das Prinzip zu werfen. Von vornherein unberührt von den Vögeln blieben die auf- fälligen Raupen von: Vanessa 10, V. urticae, Anthrocera filipendulae, Diloba coeruleo- cephala, Orgya antiqua (gefressen von einer jungen Misteldrossel), Por- thesia auriflua (gefressen von einer jungen Feldlerche), Eriogaster 44 lanestris, Clistocampa neustria, Cucullia verbasci, Abraxas grossula- riata, Hybernia defoliaria. Poulton vermerkt jede dieser Ablehnungen als »starke Stütze« der Warntrachthypothese. Aber er hat eine Grundbedingung nicht beachtet. Warntracht kann nur dann vorliegen, wenn der Feind die Raupe deshalb nicht anrührt, weil er sie von früheren Erfah- rungen her als ungenießbar genau kennt. Man müßte also vorerst entscheiden, ob es denkbar ist, daß Käfigvögel, die zum Teil Jahre in der Gefangenschaft verbracht haben und die über ihrer ein- förmigen Speisekarte von geriebenen Möhren, Mehlwürmern, Ameisen- puppen und ähnlicher Käfigkost die Tiergestalten des Freilands lange vergessen haben, jede einzelne dieser Raupen mit ihrem spe- ziellen Färbungsbild genau als nicht genießbar im Ge- dächtnis haben sollten. Ob angenommen werden darf, daß alle diese an recht verschiedenen Örtlichkeiten lebenden Raupen jedem einzelnen Vogel je begegnet und samt ihrem genaueren Trachtenbild je bekannt gewesen sind. Fällt diese Entscheidung nicht ohne Vorbehalt bejahend aus, dann sind die Voraussetzungen für den Warntrachtbegriff nicht ge- geben. Noch ein andres ist objektiv zu erwägen. Unter den jahrelang eingezwingerten Käfigvögeln war wohl eines oder des andern Erinnerung an die vielen einzelnen Warntrachten nicht mehr völlig klar und sicher. In solchem Falle hätte sich der zweifelnde Vogel, der das Objekt vor sich hatte, leicht durch Versuchen desselben Gewißheit verschaffen können. Wenigstens einige Vögel hätten die Raupen sicherlich ge- kostet und dann erst verschmäht; die Vögel prüfen ja in der Regel alles, was ihnen nur annähernd genießbar scheint, recht eingehend mit dem Schnabel‘. Kein Vogel aber hat eine jener Raupen gekostet. Das deutet auf ein andres Prinzip hin, zu dem uns auch anderweitige Unter- suchungen hinleiten. Wird nämlich Vögeln ihre Nahrung mit nach menschlichem Er- messen abscheulich schmeckenden Stoffen vermengt®, so wird sie in der Regel ohne Anstand verzehrt. Wird indes die gewohnte Nahrung eines Vogels ihm ungewohnt gefärbt (z. B. rot, gelb, blau usw.), so nimmt sie der Vogel in der Regel nicht mehr an. Es bedarf einer mehr oder minder langen Zeit, bis er sich an den neuen Gesichts- eindruck gewöhnt hat. Ist dies einmal geschehen, dann ist die Färbung kein Annahmehindernis mehr, und die rote, gelbe oder blaue 4 Vgl. den Ausspruch Butlers weiter unten. 5 Vgl. Artikel I dieser Serie. | | | | | | 45 Nahrung wird ebenso bereitwillig angenommen wie seinerzeit die na- türlich gefärbte. Einfach und klar hebt sich ein Prinzip heraus: Jedes geistig auf gewisser Höhe stehende, unterscheidungsfähige Tier verhält sich mißtrauisch, ablehnend gegen das ihm Unge- wohnte, Auffällige. Die Ablehnung (oder zögernde Annahme) währt in der Regel so lange, bis Gewöhnung eintritt. Diese Einsicht — die menschlich verständlich ist ohne ein Anthro- podoxismus zu sein — stimmt klar zu der Beobachtungstatsache, daß die auffälligen Raupen von den Käfigvögeln gar nicht angerührt wurden. Sie waren ihnen eben fremd und auffällig — das genügte zur vorläufigen Ablehnung. Geruch und Geschmack der Raupen kam vorläufig nicht in Betracht. Erst nach Gewöhnung an die ungewohnte Tracht kann entschieden werden, ob ein Insekt dem Vogel dauernd zusagt oder nicht. An dieser einfachen, klaren Einsicht sind die Trachthypothesen vorbeigegangen. Und deshalb mußten sie irre gehen. Auch die Tatsache, daß grellfarbige Insekten zuweilen ohne An- stand verzehrt werden® (ein Widerspruch mit der Warntrachthypo- these!), harmoniert mit der Wirksamkeit der Ungewohnttracht, mit dem Misoneismus der unterscheidungsfähigen Tiere. Ist das Auf- fällige dem Tier bereits bekannt, fällt es in seinen Normalnahrungs- kreis, dann bleibt die Tracht ohne Wirkung. Auch individuelle Veranlagung, Hunger usw. beeinflussen die ablehnende Scheu vor dem Unbekannten. Die Untersuchung der Mageninhalte von Insektenfressern’ er- weist, daß eine grelle Tracht den Insekten ihren natürlichen Feinden gegenüber in der Regel keinen Schutz gewährt. Wir finden in den Magen ebenso reichlich grellfarbige wie bestachelte, übelriechende, giftige usw. Insekten. Was an Experimenten bis zum Jahre 1910 auf diesem Ge- biete vorliegt, hat in gewissenhafter Weise mit genauen Literatur- nachweisen H. Przibram in seinem Buch Experimentalzoologie (Band 3. Phylogenese. Wien 1910) zusammengestellt. Von hohem Interesse ist ein Aufsatz, den einer jener Männer, die die ersten Stützen zur Warntrachtlehre geliefert haben, gegen Ende seines Forscherlebens veröffentlicht hat. Es ist A. G. Butler, der vierzig Jahre nach seiner ersten Publikation über Insekten und Vögel ein letztes Wort zu dem Thema spricht®. 6 In den Versuchen Weirs, Butlers u. a. war solches der Fall. 7 An andrer Stelle berichte ich ausführlicher hierüber. 8 A few words respecting Insects and their Natural Enemies. Trans. Ent. Soc. London 1910. p. 151—154. 46 ». .. Ich habe seit langem — seit dem Jahre 1883 — eine große Vogelschar gehalten, mit welcher ich fleifig experimentierte. « »Daß ein bizarres Aussehen und überraschende Färbungen manchen Raupen einen nennenswerten Schutz in jenem Falle ge- währen, in dem die Vögel mit denselben nicht innig vertraut sind, ist eine unbezweifelbare Tatsache; gegenüber den Vögeln aber, welche diese Raupen täglich zu Gesicht bekommen, gewähren diese Eigen- schaften keinerlei Schutz, dienen vielmehr als Anziehung. So werden manche Vögel, welche normal ihre Nahrung auf dem Boden suchen, die Raupe von Cerura vinula gar nicht beachten oder nervös sein beim Angriff, wogegen jene Vögel (wie beispielsweise die Meisen [Tits]), welche ihre Nahrung hauptsächlich in den Zweigen der Bäume suchen, diese Raupen ohne einen Augenblick Zögern ergreifen und in Stücke reißen. « »Glänzende, und besonders metallische Färbungen wirken überaus anziehend auf Vögel; daher werden auch die goldigen Puppen einiger Vanessen und die stärker metallischen unter den Plusien (z. B. P. chrysitis) begierig von manchen Vögeln gefressen; eine Tatsache, welche in der Regel angezweifelt wird, indem man annimmt, daß ein Vogel das Ding für wirkliches Metall halten werde. Daß Vögel überlegen, bezweifle ich nicht; bei der Nahrungssuche aber versuchen sie ein Objekt zuerst und überlegen erst dann, wenn sie es als ungenießbar befunden haben.« »Was die sogenannten Warnfarben anbelangt, so bin ich sehr skeptisch; ein Vogel hat eine gute Schätzung für Form und Umriß, und versucht selten, ein wirklich widriges Insekt nach dem ersten Versuch neuerlich zu fassen, es mag gefärbt sein wie immer...« Butler berührt auch die übrigen schützenden Färbungen. Das Urteil, welches dieser Mann, der dabei war, als die Warntrachthy- pothese geschaffen wurde, der (mit Jenner Weir) die ersten Stützen für sie herbeitrug, am Ende seiner Forschungsarbeit abgibt, dürfte von Interesse sein. »Es scheint mir immer, als ob die enthusiastischeren unter den Anwälten der schützenden Anpassung es viel zu eilig hätten; sie wünschen zu zeigen, daß die Vorteile eines Schutzes viel größere seien als sie es in Wirklichkeit sind. . .« Aus dem Mund des greisen, fachkundigen Forschers werden diese Worte als sachliches Urteil gelten. Welches Urteil immer ein Forscher fällen mag, ein objektives Kriterium kann er nicht übersehen: Warntracht setzt vorherige Erfahrung des Feindes vor- aus. Wo eine solche vorherige Erfahrung nicht nachgewiesen oder 47 wahrscheinlich gemacht werden kann und wo eine Ablehnung ohne Verkosten erfolgt, dort erweist diese Ablehnung nicht Warntracht sondern Ungewohnttracht. Der Fundamentalunterschied beider Begriffe ist: Der Warn- trachtbegriff wird vom Feind durch Erfahrung erworben und gefestigt, er ist erst nach der Erfahrung da; der Ungewohnttrachtbegriff ist vor der Erfahrung da, Erfahrung zerstört ihn. Ungewohnt- tracht gewährt keinen dauernden Schutz, am wenigsten Schutz vor normalen, natürlichen Feinden; sie ist kein lenkend wirksamer Aus- lesefaktor. | Was bisher an Beobachtungen und Versuchen vorliegt, läßt den wichtigsten Faktor, den der vorherigen Erfahrung, unberücksichtigt und bietet keine brauchbare Stütze für die Warntrachtlehre. Wissen- schaftliche Stützen für letztere stehen noch aus. 8. Reptilien aus Palästina. Von Rob. Mertens, Senckenbergisches Museum. Eingeg. 10. September 1921. Nachtrag zu A. Andres, Zool. Anz. Bd. LIII, Nr. 1/2, S. 17—21, 1921. Wie A. Andres in seiner interessanten Arbeit über Reptilien vom Sinai erwähnt, befindet sich diese Sammlung jetzt im Besitz des Senckenbergischen Museums in Frankfurt a. M. Beim Einordnen dieser Reptilien in die Hauptsammlung unsres Museums konnte ich feststellen, daß die beiden vom Verfasser zu Psammophis sibilans Linné gestellten Exemplare aus Jaffa in Palästina (Zool. Anz. Bd. LIII. 8. 21) nicht dieser Art angehören, sondern zwei ganz verschiedene Schlangen repräsentieren. Das eine Exemplar erwies sich als der nahe verwandte Psammophis schokari Forskal, ‚während das andre zu einer aglyphen Natter, Contia decemlineata Dumeril et Bibron, gehört. P. sibilans Linné — eine rein afrikanische Form — ist nämlich bisher in Westasien nicht gefunden worden und dürfte dort auch nicht vorkommen. Dagegen ist P. schokari Forskal außer in Afrika auch in Asien (Arabien, Syrien, Persien, Beludschistan, Afghanistan, Sind) verbreitet. II. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. 1. Deutsche Zoologische Gesellschaft E. V. Die Deutsche Zoologische Gesellschaft hat den verdienstvollen Forscher und Herausgeber der Zoologischen Jahresberichte Neapel 48 und der Grundziige der mikroskopischen Technik, Prof. Dr. Paul Mayer in Jena, zu ihrem Eihrenmitgliede ernannt. Der Schriftführer Prof. Apstein. 2. Deutsche Zoologische Gesellschaft E. V. Die riesige Erhöhung der Postgebühren zwingt zu allseitiger Sparsamkeit. Deshalb bitte ich die Jahresbeiträge ohne Aufforderung auf Postscheckkonto Berlin 108191 einsenden zu wollen. Der Post- abschnitt gilt als Quittung. Auch um Einsendung des Beitrages zum Reisefonds bitte ich. Ferner tun Mitglieder, die an einem Institut, Museum usw. zusammen sind, gut, gemeinsam ihre Beiträge auf einer Zahlkarte einzusenden. Im Interesse der Gesellschaftskasse bitte ich die Korrespondenz auf das Notwendigste einzuschränken. Bemerken möchte ich, daß Manuskripte (Referate u. dgl.) als Geschäftspapiere gehen, nicht als Drucksachen. Bücherzettel gehen wie Drucksachen, Korrekturen ebenfalls. Der Schriftführer Prof. C. Apstein, Berlin N 4. Invalidenstr. 43, Zool. Institut. III. Personal-Nachrichten. Rostock. Der Privatdozent fir angewandte Zoologie, Regierungs- und Okonomierat z. D. Dr. Karl Friedrichs, wurde zum außerplanmäßigen außerordentlichen Professor ernannt und gleichzeitig nach Nieder- ländisch-Indien beurlaubt. Adresse daselbst: Malang (Java), Proef- station. Heimatadresse: Rostock, Prinz-Friedrich-Carl-StraBe 6. Druck von Breitkopf & Hartel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger herausgegeben von Prof. Eugen Korschelt in Marburg. Zugleich Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. mm nn m __ i I II: LIV. Band. 31. Januar 1922. Nr, 3/4. inhalt: I. Wissenschaftliche Mitteilungen. 3. Oka, Vertrocknung und Wiederbelebung bei 1. Fenerborn, Das Labialsegment, die Gliede- Sy 1 Hiruline en (Mat) 1 eur) rung des Thorax und die Stiemenverteilung 8. 92. der Insekten in neuer Beleuchtung. (Mit EUR 44 Figuren.) 8.49. | | IT, Hitteilungen aus Museen, Instituten usw, 2. Pax, Diagnosen neuer Actinar"n aus der | 1. Zoologisches Institut der Universität Graz, Ausbeute der Deutschen (1901— 3) und der | 8. 95. ; Französischen (1908—1910) Südpolar-Expedi- | 2. Zoologischer Bericht. 5. 95. tion. (Mit 9 Figuren.) 8. 74. | 3. Deutsche Zoologische Gesellschaft E. V. 8. 95, I. Wissenschaftliche Mitteilungen. _ 1. Das Labiaisegment, die Gliederung des Thorax und die Stigmenverteilung der Insekten in neuer Beleuchtung. Von Dr. H. J. Feuerborn (Privatdozent und I. Assistent am Zoologischen Institut in Kiel). (Mit 14 Figuren.) Hingeg. 26. September 1921. Untersuchungen an Psychodiden, über die an andrer Stelle! berichtet wurde, ermöglichten es, fiir die Deutung der thoracalen Gliederung der Larven, Puppen und Imagines dieser Dipterenfa- milie einen neuen Gesichtspunkt aufzustellen. Die von ihm aus ge- wonnene Auffassung führte zu den im folgenden kurz zusammen- gefaßten Ergebnissen: Ergebnis A: Die bei den Imagines hervortretende Re- duktion des Prothorax besteht bereits bei den Larven. Der bisher als Prothorax bezeichnete Körperabschnitt der Lar- ven wird aus Pro- und Mesothorax gebildet, oder richtiger: seine dorsalen Teile enthalten die Tergite des I. und IL Körpersegmentes. 1 Feuerborn, H. J., Der Dipterenflügel nicht meso-, sondern metathoracal? Eine neue morphogenetische Deutung des Dipterenthorax. Zool. Jahrb, Anat. Bd. 42. S. 529—546. 1921. Zool. Anzeiger. Bd. LIY. i 4 50 Ergebnis B: Den Tergiten der 4 vorderen Segmente (nach neuer Zählung) entsprechen nicht die darunter gelegenen 4 vorderen Sternite. Diese Segmente können daher als »ge- fälschte« bezeichnet werden. Das dem IV. Tergit entsprechende Sternit, das der Imago fehlt, ist bereits bei der Larve nicht nachweisbar. Entsprechend sind die 3 thoracalen Sternite um 1 Segment nach hinten verschoben. Unter dem Tergit des Prothorax liegt das Sternit des Labial- (2. Maxillar-) Segmentes. Ergebnis C: Das »Scutellum« der Imago ist nicht ein Teil des Mesonotums, sondern wird vom Tergit des Meta- thorax gebildet. Die Flügel sind ebenfalls eine metathora- cale Bildung, während die Halteren dem 1. Abdominal- segment angehören. Ergebnis D: Das vordere Stigmenpaar der Larve, Puppe und Imago ist mesothoracal. Das 2. Stigmenpaar, das zu- erst bei der Puppe auftritt, gehört zum 1. Abdominalsegment. Die hinteren Larvenstigmen, die auch bei der Imago nachweisbar sind, müssen dem IX. Abdominalsegment zugerechnet werden. Als Gesamtzahl, die nicht zur Entfaltung kommenden Stigmen eingerechnet, ergeben sich somit 10 Stigmenpaare, von denen das vordere Paar dem Mesothorax, die übrigen den ersten neun abdominalen Segmenten angehören. Pro- und Meta- thorax sind ohne Stigmen. Ich bin mir der überaus schwerwiegenden Bedeutung dieser neuen Auffassung der thoracalen Gliederung wohl bewußt und ver- hehle mir nicht, daß die auf Grund von Merkmalen der äußeren Morphologie erfolgten Deutungen erst dann vollgültigen Wert er- langen können, wenn sie durch Untersuchungen der inneren Gliederung, vor allem des Nerven- und Muskelsystems, gestützt werden. Leider ist es mir zurzeit unmöglich, derartige Untersuchungen in dem Maße durchzuführen, daß durch sie eine einwandfreie Lösung des Thoraxproblems — ein solches besteht zweifellos — herbei- geführt werden könnte. Ich möchte aber kurz Gelegenheit nehmen, zu der zunächst also nur als »Arbeitshypothese« zu betrachtenden neuen Deutung einige ergänzende und erläuternde Bemerkungen zu machen, jene Ergebnisse, die mir als gesichert erscheinen, hervorzu- heben, auf vorhandene Schwierigkeiten hinzuweisen und zugleich zu versuchen, die Hypothese auf andre Insektenordnungen anzuwenden. Die Schemata der Figuren 1 und 2 mögen dazu dienen, die Lageverhältnisse zu verdeutlichen. Sie geben das Vorderende der 51 Larve (oben) und Imago (unten) des Psychodidentypus in seitlicher Ansicht wieder. Die gestrichelten Linien (Sy,_,) der oberen Figur deuten die (hypothetisch) eigentlichen Segmentgrenzen an. Von diesen können Sg, und Sg, als durchaus gesichert gelten. IV VW Für alle Figuren geltende Abkürzungen: J, II, III, Segmentbezeichnung ; Bı. B», B3, Vorderes, mittleres, hinteres Bein; Fl, F}, F2, Vorder- und Hinterflügel; Si—So, 1.—10. Stigma; PA. Plo, Plz, Pleuren der Thoracalsegmente; Md, Man- dibel; Mx, 1. Maxille; May, 2. Maxille; Phr, Phragma. Fig. 1 (oben). Kopf und vordere Körpersegmente der Larve von Psychoda (lateral), schematisch PB,—PB,, Pleurale Borsten der 4 vorderen Segmente; Sy —Sga, Hypothetische Segmentgrenzen. Fig. 2 (unten). Kopf und vordere Körpersegmente der Imago von Psychoda (la- teral), schematisch. Corn, Cornicula; Pat, Patagia; Teg, Tegulae; Ha, Halteren. Was zunächst die Lage des Sternits Mx, betrifit, so muß ich bemerken, daß meine Deutung unabhängig von einer Kenntnis der »Microthorax-« und ähnlicher Theorien erfolgte. Ich habe mich erst nachträglich eingehender mit der Literatur über die thoracale Glie- derung (Kolbe, Börner, Verhoeff, Silvestri, Comstock, Voß u. a.) befassen können. Es würde hier zu weit führen, näher auf die verschiedenen Deutungen einzugehen. Man vergleiche die Arbeiten von Vo8?, durch die wohl einwandfrei festgestellt ist, daß der »Micro- 2 Voß, Friedr., Über den Thorax von Gryllus domesticus, mit "besonderer Berücksichtigung des Flügelgelenks und dessen Bewegung. Zeitschr. wiss. Zool. I. 1904. II. Ill. IV. 1905. V. 1912. Bd. 100. 101. 4% 52 thorax« (Verhoeff) als solcher nicht existiert, sondern dem epimeral- sternalen Abschnitt des zweiten Maxillarsegmentes entspricht (Voß, 1905. II. S. 494. 1912. Bd. 101. S. 660). Bei Gryllus ist nach Voß der episternale Bezirk des Segmentes »in den Segmentkomplex der Kopfkapsel aufgegangen, während der hintere, epimerale Bezirk der intersegmentalen Verbindung diente (Bd. 101. S. 660. 1912). Die Psychoda-Larve liefert den endgültigen und klaren Beweis für das Verhalten des 2. Maxillarsegmentes. Der tergale Teil ist in dem hinteren Teile der Kopfkapsel zu suchen. Er hat sich ventral geschlossen und das Sternum mitsamt der Extremitäten- anlage vom Kopf abgeschnürt, so daß dieses unter den Prothorax zu liegen kommt. Ich schlage vor, diesen Zustand als apognath zu bezeichnen (oder vielleicht besser als tritapognath), im Gegensatz zur Pantognathie, dem Vorhandensein aller drei Mundgliedmaßen- _ paare als solcher. Es wird sich noch zeigen, daß in den verschiedenen Insektenordnungen hier verschiedenartige Modifikationen vorliegen. Bei der Imago von Psychoda tritt das 2. Maxillarsegment ganz zu dem Kopf über. Auf die Beziehungen, die sich hier zwischen Apo- gnathie oder Pantognathie auf der einen Seite und Prognathie oder Hypognathie auf der andern Seite zu erkennen geben, sei hier nur hingewiesen. Daß nun weiterhin der von mir als Tergit des Prothorax ge- deutete dorsale Teil des ersten Körperringes der Larve mitsamt den pleuralen Borsten dieses Ringes (P5,) in Wirklichkeit den ange- nommenen Wert besitzt, dürfte durch die Befunde an der Puppe und Imago mit Sicherheit erwiesen sein. Es gliedert sich der Pro- thorax der Imago genau in der Lage heraus, wie er bei der Larve durch die gestrichelten Linien angedeutet ist. Es scheint mir nicht, daß gegen diese Deutung irgendwelche Bedenken geltend gemacht werden können. Wohl aber muß die Frage aufgeworfen werden, oli das nun fol- gende Tergit II einem besonderen Segment angehört. Die Deutung dieses Tergites bzw. Segmentes bildet den Kernpunkt des Problems der segmentalen Gliederung des Insektenthorax. Außer meiner oben gekennzeichneten Auffassung kommen hier drei Möglichkeiten in Betracht: 1) Die 2. tergale Platte der Larve und das vordere Stigmen- paar gehören zum Prothorax und werden bei der Puppe und Imago sekundär dem Mesothorax angegliedert. 2) Es handelt sich a priori um Teile des Mesothorax, die sekun- där bei der Larve dem Prothorax einbezogen sind. 3) Die zwischen Prothorax und dem bisherigen Mesothorax ein- ee FE 53 geschobenen Teile stellen die tergopleuralen Reste eines mesotho- racalen Vor-, Komplementär- oder Intersegmentes (Kolbe, Börner) dar. Auch in diesem Falle würde angenommen werden müssen, daß dieses Vorsegment bald zum Prothorax (Larve), bald zum Mesothorax in nähere Beziehung träte. Eine primäre Zugehörigkeit der 2. Rückenplatte zum Prothorax halte ich für durchaus unwahrscheinlich, da der Prothorax als solcher sowohl bei der Larve, als auch bei der Puppe und Imago sich als zwar reduziertes, aber durchaus einheitliches Gebilde abgliedert. Gegen die Annahme einer Zugehörigkeit der 2. Platte zu dem nächstfolgenden Segment ist geltend zu machen, daß dieses Segment mit seinen 2 Tergalplatten, den 20 dorsalen und 4 lateralen Borsten genau denselben Wert dokumentiert, wie die übrigen thoracalen und abdominalen Segmente. An den Segmenten VI—IX sind zwar dorsal je 3 Platten vorhanden, aber die vordere Platte dieser Segmente ist stets ohne echte Borsten, sie muß als eine sekundäre Bildung in- folge Dehnung der Intersegmentalhaut (Brauer, 1883) angesprochen werden. Zudem dürfte das Verhalten des Rückenteiles dieses Seg- mentes bei der Puppe (laterale Insertionsbreite der Flügel) und bei der Imago (Scutellum) die vollwertige Segmentnatur nbeweise So bliebe nur die Möglichkeit, ein Vorsegment anzunehmen. Gegen die Vorsegmenttheorie sprechen aber durchaus gewichtige Gründe (vgl. auch Voß, a. a. O. I. S. 285. II. S. 495). Meines Er- achtens läßt die Tatsache, daß Vorsegmente im allgemeinen nur für den Thorax angenommen werden, und auch hier (bei Psychoda) nur ein einziges Vorsegment vorhanden wäre, während alle übrigen Seg- mente sich als völlig und in gleicher Weise einheitlich erweisen, viel- mehr nur darauf schließen, daß ihre Annahme mehr oder weniger ein Notbehelf3 ist, mit andern Worten, daß an der bisherigen Deutung der thoracalen Gliederung etwas nicht stimmt. Jedenfalls könnte es sich in unserm Falle nur um die dorsalen und lateralen Teile eines solchen Vorsegmentes handeln; die Ven- tralseite der Psychoda-Larve gibt in ihrer klaren Gruppierung der je 12 sternalen Borsten der vorderen Segmente keinerlei Anhalt für das Vorhandensein eines Vorsegmentsternits. Zudem muß, wie wir noch sehen werden, es als sehr wahrscheinlich gelten, daß dieses » Vor- segment« nicht nur wie bei den Psychodiden, während des Larven- lebens, sondern bei vielen Insektengruppen völlig sich mit dem Pro- 8 Das gilt natürlich auch hinsichtlich der Theorie Verhoeffs, nach der sich der Thorax (bei Japygiden und Embiiden) primär aus 6 Segmenten (Micro- thorax, Prothorax, Stenothorax, Mesothorax, Cryptothorax und Metathorax zu- sammensetzt! Vgl. bes. Abh. Kais. Leop.-Car. Akad. Bd. LXXXII. Nr. 2. pr 54 thorax verbindet, also keine nähere Beziehung zu dem folgenden Segment verrät. Das würde natürlich an sich noch keinen stich- haltigen Grund gegen die Annahme eines »Vorsegmentes« ergeben. Wichtig ist jedenfalls, daß dieses Segment sich in mancher Hinsicht als den übrigen Segmenten gleichwertig zeigt. Eine Gleichwertig- keit prägt sich nicht nur in der Ausdehnung des Tergits bei der Imago, sondern auch in dem Vorhandensein von pleuralen Anhängen aus (vgl. später, Lepidoptera). Es wäre merkwürdig, wenn nur gerade an dieser einen Stelle des Insektenkörpers, zwischen Pro- und Meso- thorax, sich ein so hochwertiges Vorsegment erhalten haben sollte“. Und selbst wenn wir uns mit dieser Tatsache abfinden würden, so wären wir damit nicht der Notwendigkeit enthoben, nunmehr für dieses Vorsegment ein ähnliches Verhalten annehmen zu müssen, wie es sich nach meiner Theorie für das 1. Abdominalsegment ergibt: Reduktion der ventralen Teile und sekundärer Eintritt in die Funk- tionen eines beintragenden Segmentes. So liegen durchaus keine zwingenden Gründe vor, meine Deutung von vornherein abzulehnen, die — um das hier ausdrücklich zu be- tonen — schon im wesentlichen durch die Auffassung Palméns® (S. 59) von der metathoracalen Natur des Scutellums ge- geben war. Folgt man aber bis hierher meiner Theorie, so ist die Zugehörig- keit der Dipterenfiügel — dies entgegen Palmen — zum Metathorax und die Sternitlosigkeit des 1. Abdominalsegmentes eine notwendige weitere Folgerung. Die neue Theorie besitzt folgende wesentlichen Vorzüge: a. Die Vorgänge bei der Metamorphose werden leichter ver- ständlich, der ganze Umformungsprozeß erscheint durchaus verein- facht, da der Körper der Imago hinsichtlich der Lagebeziehung seiner Teile sich so aus dem larvalen Körper herausbildet, wie er von vornherein gewissermaßen »angelegt« ist. b. Die Hilfsannahme etwaiger Vorsegmente (Kolbe, Börner) oder sogar eines verloren gegangenen thoracalen Segmentes (Ver- hoeff) wird unnötig. Die neue Auffassung beseitigt zugleich die vielen Unklarheiten, die über das Verhalten des 1. Abdominalseg- mentes vor allem der höheren Insekten bisher geherrscht haben. 4 Immerhin möchte ich nicht unterlassen, auf die Larven von Chilopoden (Strongylosoma, Polydesmus) zu verweisen, bei denen zwischen den ersten beiden beintragenden Segmenten ein beinloses Segment eingeschaltet ist. Bei den Larven von Iulus trägt das dritte Segment keine Extremitäten (vgl. Korschelt u. Heider, Lehrb. d. vgl. Entwicklungsgesch. d. wirbell. Tiere. Spez. Teil. 5. 738. 139. Jena 1893. 5 Palmen, J. A., Zur Morphologie des Tracheensystems. Leipzig 1877. 55 c. Auch die Unsicherheit über die Segmentzugehörigkeit der Stigmen (vgl. meine frühere Veröffentlichung) findet eine endgültige Klarstellung durch die Erkenntnis, daß auch bei den scheinbar mit prothoracalem Stigma versehenen Larven dieses Stigma dem Meso- thorax zugehört, und das zweite Stigma das erste abdominale ist. Was gerade letzteren Punkt betrifft, so fordert die typische Zahl von 10 Stigmenpaaren bei sämtlichen pterygogenen Insektenord- nungen geradezu mit Notwendigkeit eine generell geregelte Auffassung von ihrer Verteilung heraus. Es ist verwunderlich, daß seit Pal- mens grundlegender Untersuchung das Thema der Stigmenanordnung so wenig Berücksichtigung gefunden hat. So sehr begrüßenswert in dieser Hinsicht die neuere Arbeit Kiinneths® ist, größere Klarheit ist durch sie nicht geschafien, da Künneth von der zweifellos irrigen Annahme einer intersegmentalen Lage der thoracalen Stigmen ausgeht und außerdem die Genesa der Stigmen nicht genügend berück- sichtigt, somit zu falschen Resultaten gelangen mußte. Hätte Kün- neth nur die Gesamtzahl der Stigmen bei den von ihm unter- suchten Insekten ins Auge gefaßt, so hätte er feststellen können, daß die Zahl der eigentlichen Bruststigmen nicht »verschieden«, son- dern stets dieselbe ist. Wem übrigens die durch meine Hypothese notwendig gewordene Annahme einer Verschiebung der thoracalen Extremitäten- anlagen der Larve in das nächstfolgende Segment ais ungeheuer- lich erscheinen möchte, der sei darauf verwiesen, daß gerade, was die Stigmen betrifft, bisher ohne große Bedenken eine Verlagerung angenommen wurde. Es würde ein leichtes sein, eine Unmenge von Beispielen dafür beizubringen, einige von ihnen werde ich später noch erwähnen. Börner’? (S. 293) nimmt für Japyx sogar eine Vorwärts- verschiebung um ein oder etwas mehr als ein ganzes Segment an, so daß er das »1. abdominale ziemlich vorn im Metathorax, das 2. abdominale hinten im Metathorax, das 3. hinten im 1. abdominalen Segmente usf.« sucht! Wodurch soll eine solche Verschiebung der Stigmen begründet. sein? | Die Annahme einer Verlagerung der beintragenden Sternite bei der Larve, so einleuchtend sie bei den holometabolen Insekten mit Rücksicht auf die Lage der Beine bei der Imago ist, hat zunächst, ebenso wie eine etwaige Verschiebung von Stigmen, etwas durchaus Befremdendes an sich. Dies um so mehr, als sich bei konsequenter 6 Künneth, Fr., Die Stigmenversorgung des Insektenthorax. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 112. 1914. 7 Börner, C., Kritische Bemerkungen über einige vergleichend - morpho- logische Untersuchungen K. W. Verhoeffs. Zool. Anz. Bd. 26. 1903. 56 Anwendung meiner Hypothese auf die übrigen Insektenordnungen zeigen wird, daß sie als ein allgemein gültiges Prinzip angesehen werden müßte. Ich habe bereits in meiner früheren Arbeit der An- — sicht Raum gegeben, daß eine solche Verlagerung der drei Beinpaare nach hinten durch die »Tendenz« erklärt werden kann, die zum Tragen des Körpers bestimmten Anhänge dem Schwerpunkt des Körpers zu nähern. Ist diese Verlagerung bei allen eigent- lichen Insekten vorhanden — und zu diesem Ergebnis muß vermut- lich die Annahme meiner Hypothese führen —, so kann sie nur von landlebenden Vorfahren erworben sein. Die Untersuchung des Thorax von Gryllus hat Voß einen »einzigen Beweis für die Auf- fassung von der kinematischen Natur der Gliederung des Chitinskelettes« (1912. Bd. 101. S. 660) geliefert. Es liegen nun meines Erachtens keine Bedenken vor, anzunehmen, daß eine Ver- schiebung der Insertion der Beinpaare nach hinten aus zwingenden kinematischen Gründen — nehmen wir als krasses Beispiel etwa einen Käfer — sich zu einem allgemein gültigen, bereits embryonal ausgeprägten Prinzip herausbilden konnte. Zugleich mit der Ver- schiebung der beintragenden Sternite mußte sich die Reduktion des 1. abdominalen Sternites so weit geltend machen, daß auch bereits embryonal dieses Sternit nicht nachweisbar wird. Diese Reduktion hat nichts Verwunderliches an sich, wenn wir bedenken, daß bei manchen Insektengruppen auch das 2. oder selbst 3. abdominale Sternit deutliche Anzeichen einer Reduktion nicht nur bei der Imago, sondern auch bei der Larve aufweist. Als solche möchte ich z. B. das Fehlen von abdominalen Füßen an einem oder zwei vorderen abdominalen Sterniten (also nach neuer Zählung dem 2. oder 2. und 3. abdominalen Sternit) der Larven von Blattwespen und Schmetter- lingen ansehen, Tatsachen, die zweifellos als Beweise für die geringere Wertigkeit der betreffenden Sternite gelten können. Um das Wesentliche kurz hervorzuheben: es handelt sich bei der Annahme einer Verlagerung der drei Beinpaare bzw. ihrer Sternite und einer Reduktion des 1. abdominalen Sternites darum, daß ich einen Zustand, den das ausgebildete Insekt auf- weist, als bereits embryonal angelegt betrachte, und ferner darum, daß ich ein Verhalten, welches dielandlebenden Vor- fahren der Insekten erwarben, als zu einem allgemein gül- tigen Organisationsprinzip entwickelt ansehe. Die größten Schwierigkeiten bereitet die neue Auffassung wohl hinsichtlich einer Erklärung der »falschen« Segmentgrenzen des Thorax. Ich weiß nicht, ob es möglich sein wird, diese Schwierig- keiten restlos zu beseitigen. Es mag zunächst darauf hingewiesen 57 werden, daß eie Tergite in ihrer Zahl und Lage erhalten bleiben, somit die dorsalen Segmentgrenzen gegeben sind. Sodann liefert uns die hintere Kopfgrenze der Psychodidenlarve das Beispiel einer neuen, sekundären Segmentbegrenzung. Allerdings wird diese Grenze durch ventralwärts erfolgte Ausdehnung des im wesentlichen tergalen Bezirkes des betreffenden Segmentes bewirkt, kann also nicht ohne weiteres mit den übrigen sekundären Segmentgrenzen des Thorax verglichen werden. i Immerhin besteht eine gewisse Ahnlichkeit zwischen den am Hinterkopf sich tatsächlich vollziehenden Lageveränderungen (Über- gang von der Prognathie zur Hypognathie) und den hypothetisch für den Thorax angenommenen Verschiebungen. Vielleicht kann auch als Beispiel solcher Verschiebungen das Hinterende mancher Insekten herangezogen werden. Wenn die Cerci ursprünglich dem 11. Segment (Heymons)8 angehören, so muß in den Fällen, wo sie am 9. oder 10. Abdominalsegment inserieren, eine Verlagerung ihrer Muskulatur stattgefunden haben, die durch die Annahme einer Verschmelzung der hinteren Segmente wohl kaum restlos erklärt werden kann. ‘Schließlich sind auch die Grenzen der Thoracalsegmente selbst bei ziemlich gleichmäßig und scharf gegliederten Larven gerade in den lateralen (pleuralen) Bezirken durchaus meist nicht sehr deutlich und den dorsalen Grenzen entsprechend. Sie deuten vielfach mehr oder weniger ausgesprochen auf eine Verschiebung gemäß unsrer Theorie hin. Ob über die für den Thorax angenommenen Lageverschiebungen eine genaue Untersuchung des Muskelsystems Aufschluß geben kann, erscheint mir zweifelhaft. Die Anordnung und Ausbildung der Muskulatur, wenn auch in mancher Hinsicht vielleicht irgendwelche gesetzmäßige Gestaltung erkennbar sein mag, unterliegt vorwiegend zweifellos kinematischen Forderungen. Zudem ist zu unterscheiden zwischen segmentaler und intersegmentaler Muskulatur. Wir wissen nun nicht ohne weiteres, inwiefern etwa ursprünglich inter- segmentale Muskeln durch eine Verschiebung der Lagebeziehungen zu scheinbar segmentalen geworden sein können, ebenso umgekehrt. Die bisherigen Untersuchungen über die thoracale Muskulatur — das gilt vor allem auch für die überaus wertvollen und lehrreichen Ar- beiten von Voß — sind natürlich auf der Grundlage einer andern Auffassung der thoracalen Gliederung erfolgt und können nur durch eingehenden Vergleich oder gründliche Nachprüfung nach neuen Gesichtspunkten für die Lösung des neuen Problems verwertet 8 Heymons, R., Die Segmentierung des Insektenkôrpers. Abh. Akad. d. Wiss. Berlin 1895. 58 werden. Hier liegt ein ebenso dankbares als schwieriges Feld für weitere Arbeiten vor, für die uns Voß die Methode gezeigt hat. Eine weitere Frage bildet das Verhalten des Nervensystems. Ich habe eine Untersuchung desselben bei der Larve von Psychoda — die Imago bietet infolge nahezu völliger Verschmelzung der thora- calen Ganglien keine einfachen Verhältnisse — in Angriff genommen, um vor allem festzustellen, von welchen Ganglienknoten aus die ein- zelnen echten (Sinnes-)Borsten, besonders der Imaginalscheiben, inner- viert werden, bin jedoch bisher zu keinem befriedigenden Resultat , gelangt. Es handelt sich im wesentlichen um folgende Teilfragen: 1) Von welchen Ganglienknoten werden die Flügel innerviert? 2) Wie verhält es sich mit den Ganglienknoten des 1. Abdominalsegmentes ? Zu 1) ist zu bemerken, daß nach den bisherigen Untersuchungen (vgl. Holste®; die Arbeiten Brandts sind mir augenblicklich unzu- gänglich) der vordere Flügelnerv dem 2., der hintere dem 3. thora- calen Ganglion entspringt. Das könnte zunächst gegen die Auf- fassung einer Zugehörigkeit der Flügel zum Metathorax und 1. Ab- dominalsegment sprechen. Aber es ist hier in die Wagschale zu werfen, daß der Flügelnerv sich wesentlich von dem Beinnerv des betreffenden Ganglions unter- scheidet, er entbehrt eines besonderen, ihm zugehörigen Lappens (vgl. Deegener’, S. 111). Es scheint mir noch der Nachprüfung wert zu sein, ob wirklich der Nerv des Vorderflügels primär dem 2. tho- racalen Ganglion angehört. Aber selbst wenn dies der Fall sein sollte, so ist weiterhin zu bedenken, daß die Flügel eine sekundäre, jedenfalls erst nach der hypothetisch erfolgten Lageverschiebung der thoracalen Teile erworbene Bildung darstellen, und der Flügelnerv im wesentlichen ein parietaler Nerv ist. Es scheint nun durchaus keine Besonderheit zu bieten, daß die peripheren Nerven eines Ganglions in das nächstfolgende Segment hinübertreten (vgl. auch Voß IL S. 495). Somit kann die Innervation des Vorderflügels vom mesotho- racalen Ganglion aus nicht so ohne weiteres gegen die Annahme einer metathoracalen Natur dieser Flügel verwertet werden. Ähnlich verhält es sich hinsichtlich des Halteren- oder hinteren Flügelnervs, der nach der neuen Auffassung dem Ganglion des 1. Ab- dominalsegmentes angehören müßte, falls nicht auch hier ein vicari- ierendes Eintreten von peripheren Nerven des 3. thoracalen Ganglions 9 Holste, Georg, Das Nervensystem von Ds yéiseus marginals L. Ein Beitrag zur Morphologie des Insektenkörpers. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 96. 1910. 10 Deegener, im Handb. d. Entomologie von Chr. Schröder. Bd. I. Jena 1913. 59 in die pleuralen und tergalen (allein erhaltenen) Teile dieses Seg- mentes angenommen wird. Was dieses Ganglion des 1. Abdominal- segmentes betrifft, so muß ausdrücklich bemerkt werden, daß es sich hier nicht um das bisherige 1. Abdominalganglion — das ja ebenfalls vielfach in engere Beziehung zu dem 3. Thoracalganglion tritt — handelt, sondern um das Ganglion eines bisher nicht mitgezählten Seg- mentes! Sollte es mit dem Sternit dieses Segmentes ganz verloren ge- gangen oder etwa noch in Teilen des 3. thoracalen Ganglions oder bis- herigen 1. abdominalen Ganglions nachweisbar sein? Es ist vielleicht von Wert, darauf hinzuweisen, daß vielfach (vgl. Holste, a. a. O., für Dytiscus) der erste Abdominalknoten auffallenderweise zwei Segmente versorgt! Nach Michels!! (S. 649) entspricht bei der Larve von Oryctes nasicornis »die Zahl der Bauchmarksknoten genau der Zahl der Körpersegmente, wie denn auch eine Übereinstimmurg in der Segmentierung der hinteren Partie des Bauchmarkes, in der Ver- teilung der peripheren Nerven und in der Metamerie des Körpers herrscht, wie wir sie besser nicht wünschen können. Nur in betreff der ersten vier Anschwellungen bleibt diese Übereinstimmung der Gliederung zwischen Nervensystem und Körpersegment keine so vollständige, insofern hier ja die peripheren Nerven nicht zu dem der Zahl nach zur betreffenden Ausbauchung gehörigen Leibesmetamer ziehen, sondern stets zum nächst vorderen. Mehr noch wird dann dieses symmetrische Verhalten durch die fünfte (da M. das Unterschlundgangiion mitzählt, also 1. abdominale! D. Verf.) Bauch- marksanschwellung gestört, die, wie erwähnt, zwei Körper- segmente innerviert«. Es liegen also in der Tat hier Anzeichen vor, daß ein vorderer abdominaler Ganglienknoten verloren gegangen ist. Was nun noch die Gesamtzahl der Körpersegmente be- trifft, so ist, wie bereits angedeutet, durch die neue Zählung ein Segment hinzugewonnen, indem der bisherige Metathorax zum 1. Ab- dominalsegment wird. Es müßte also — die Annahme liegt zunächst auf der Hand — durch Untersuchung der embryonalen Entwicklung die volle Zahl sich bestätigen. Das ist nun aber offenbar nicht der Fall, wie schon daraus hervorgeht, daß auch die Vorsegmenttheorie bisher durch embryonale Befunde nicht gestützt worden ist. Es muß hier berücksichtigt werden, daß die neue Zählung nur darauf beruht, daß der bisherige Prothorax der Larven als aus 2 Segmenten bestehend, rich- 11 Michels, Beschreibung des Nervensystems von Orycies nasicornis im Larven-, Puppen- und Kiferzustand. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 34. 1880. 60 tiger: in seinen tergalen Teilen als doppelwertig erkannt wurde, während sein Sternit einwertig ist. Die Verschmelzung der beiden vorderen Tergite des Thorax zu einem einheitlichen Komplex — die übrigens ihr Seitenstück in der innigen Vereinigung der Kopf- und vielfach der hinteren Körper- segmente hat — muß offenbar als (relativ) primärer Zustand ange- sehen werden, den auch die niedersten Formen aufweisen, und der allgemein in der embryonalen Entwicklung sich ausprägt. Nur so ist es zu verstehen, daß sämtliche Insektenlarven (Ausnahme: Ephe- meriden?) diesen Zustand zeigen und erst sekundär bei manchen Larven die Doppelwertigkeit des vorderen Tergites erkennbar wird, daß weiterhin in dem einen Fall (Coleopteren u. a.) die Vereinigung eine dauernde bleibt, in dem andern Fall (Dipteren, Hymeno- pteren u. a.) erst bei der Puppe und Imago eine deutliche Trennung erfolgt, so daß hier das »Pronotum« in scheinbar reduzierter, dort in stark entwickelter Ausbildung auftritt. Fragen wir uns nun aber, weshalb in dem einen Fall die Trennung erfolgt, und der Prothorax sich als besonderes Gebilde abgliedert, in dem andern Fall nicht, so ist das eine Frage, die offenbar von vornherein den genannten Insektengruppen je einen gesonderten phylogenetischen Entwicklungsgang zuweist, im übrigen aber wohl nicht so einfach zu beantworten ist. Um auf den Nachweis des — wie gesagt — zu der bisherigen Zahl hinzugewonnenen Segmentes durch Untersuchung embryonaler Verhältnisse zurückzukommen, so muß betont werden, daß es sich nach der neuen Auffassung um ein echtes, den übrigen gleichwertiges Segment handelt, also versucht werden muß, nicht nur die Doppel- wertigkeit des vorderen thoracalen Tergites, sondern auch den Verbleib des entsprechenden Ganglienpaares, bzw. die Doppel- wertigkeit des 1. abdominalen (oder auch 3. thoracalen) Gan- glions (vgl. oben) festzustellen. Sollte sich dieser doppelte Nachweis einwandfrei führen lassen, so würde damit eine wertvolle Stütze der neuen Deutung gewonnen sein. Falls man im Sinne Kolbes ein Vor- oder Intercalarsegment annehmen will, so ist zu unterscheiden, ob diesem sternitlosen, jedenfalls nicht beintragenden Segment ur- sprünglich ein Ganglienpaar zuerkannt wird — dann ist eine Doppel- wertigkeit des 1. oder 2. thoracalen Ganglions in Betracht zu ziehen; oder ob man sich mit dem Nachweis der pleuralen und tergalen Teile dieses Segmentes begnügt. Mir will es scheinen, daB wir auch bei Annahme der Vorsegmenttheorie der Forderung einer- eingehenden Berücksichtigung der nervösen Elemente dieses in seinen dorsalen Teilen doch jedenialls sehr hochwertigen Segmentes nicht 61 werden entraten können. Bei den Schwierigkeiten, die eine feinere Untersuchung des Nervensystems, insbesondere hinsichtlich der em- bryonalen Ausbildung bereitet, muß es jedoch als fraglich erscheinen, ob wir hier so bald zu sicheren Resultaten gelangen. Jedenfalls ist die Feststellung, daß — offenbar bei allen In- sekten — vier Segmente an der Bildung des Thorax beteiligt sind, zu denen das »Segment mediaire« Latreilles als fünftes hinzukommt, nicht nur für die vergleichende Morphologie, sondern vor allem für die Klarstellung phylogenetischer Beziehungen der Insekten von großer Bedeutung. Naturgemäß muß es sich zunächst darum handeln, die an den Psychodiden gewonnenen Gesichtspunkte auch auf die übrigen In- sektenordnungen in Anwendung zu bringen. Es fehlt nicht an gründ- lichen Versuchen, über den segmentalen Aufbau des Thorax Gewißheit zu erlangen. Aber schon die verschiedenartigen, bereits erwähnten Theorien über Vorsegmente oder verloren gegangene Segmente und über das Verhalten der vorderen abdominalen Tergite und Sternite zeigen, daß wir noch weit von einer endgültigen Lösung des Pro- blems entfernt sind. Vor allem fehlt es im allgemeinen an einer eingehenden morphogenetischen Prüfung des Verhaltens der ein- zelnen Abschnitte. In dieser Hinsicht dürfte die Methode, nach der die segmentale Gliederung der Psychodiden untersucht wurde, wertvolle Winke enthalten. | Selbst in diesem Sinne größere Untersuchungen anzustellen, muß ich mir zurzeit versagen. Sie werden sich für manche Insekten- _ gruppen nicht ohne größere Mühe durchführen lassen. Ich möchte aber nicht versäumen, im folgenden eine Reihe von Beobachtungen, Anregungen und Fragen zusammenzustellen, die als Einführung in eine spezielle Untersuchung der verschiedenen Insektenordnungen nach den neuen Gesichtspunkten von Wert sein können. Wenn ich dabei im allgemeinen von dem Standpunkt einer Richtigkeit meiner Hypothese ausgehe, so sind dafür rein praktische Gesichtspunkte maßgebend. Verschiedentlich werde ich auf die bereits erwähnte Arbeit Künneths (abgekürzt: K.) und die ihr beigefügten Abbildungen Bezug nehmen. I. Hymenoptera (Fig. 3—5). Über die thoracale Gliederung der Bienen und Wespen hat Zander? eine Untersuchung angestellt und der Hoffnung Ausdruck 12 Zander, Enoch, Studien über die Honigbiene (Apis mellifica). I. Die Gliederung des thoracalen Hautskelettes der Bienen und Wespen. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 95. H. 4. 1910. 62 gegeben, daß durch sie »der Streit um die Gliederung des thoracalen Hautskelettes endgültig beseitigt ist« (S. 517). Diese Hoffnung ist zum mindesten als verfrüht zu betrachten. Ein Vergleich der Fig. 3 (Psychoda) mit Fig. 4 (Apis) läßt deutlich erkennen, daß auch bei Apes Scutellum und vorderes Flügelpaar in Beziehung zueinander stehen. Daß aber, wie bei den Psychodiden, das Scutellum der Fig. 4. s <2 E 2DUNUOZMN ‘yg N ef ey ing er a_n “a Zi Ego CÀ | rl A) 4 4 I) Fig. 3. Kopf, Thorax und vorderes Abdomen der Puppe von Psychoda. Der ima- ginale Körper ist durch gestrichelte Linien angedeutet. Fig. 4 Kopf, Thorax und vorderes Abdomen eines der letzten Entwicklungs- stadien der Biene (Drohne). Nach Zander. W, Scutellum. Hymenopteren metathoracal ist, unterliegt keinem Zweifel, wenn man die Lage der Stigmen betrachtet. Allgemein kommen den Hymeno- pteren 10 Stigmenpaare zu. Bei den Blattwespenlarven zählt Zander irrtümlicherweise nur 9 Paare. Künneth hat schon darauf hin- gewiesen, daß sich zwischen dem 2. und 3. Segment eine weitere winzige Stigmenanlage findet, die erst bei den Imagines zu funktioneller Be- deutung gelangt (K., S. 75). Ich kann diesen Befund nur bestätigen. Die Lage von S,;—S,) (Zander, I. c., Tafel XVIII) läßt keinen Zweifel über die Zugehörigkeit zu den betreffenden Abdominalseg- menten bestehen. Welchen Segmenten gehören aber S, und S, an? 63 Offenbar miissen wir S, dem bisherigen 3. Segment zurechnen (vgl. K. Fig. 4 u. 5); es liegt dieses Stigma dicht an dem vorderen Rande des genannten Segmentes. S; soll nach Zander und Künneth dem Prothorax angehören, dessen hinterem Rande es genähert liegt. Rich- tiger ist es zweifellos, das vordere Stigma (vgl. Fig. 5) bei den Ima- gines dem Mesothorax zuzuzählen. In der Tat ist es augenschein- lich, daß das scheinbar prothoracale Stigma der Hymenopterenlarven seine Lage am 1. Segment nur dem Umstand verdankt, daß bei ihnen ebenso wie bei den Dipterenlarven das vordere Segment aus zwei Segmenten verschmolzen ist. Wir haben also in S, das mesothora- cale, in S, das 1. abdominale Stigma zu erblicken. Dementsprechend ändert sich natürlich die Zählung der Segmente. Das Scutellum wird bisher dem Mesothorax zugerechnet, weil man übersehen hat, daß bei der Puppe Meso- und Metanotum (wie bei Psychoda) ver- wachsen. Man kann ohne große Mühe an den Figuren Zanders (1. c. Tafel XVIII) diese Verschmelzung verfolgen. Aber noch eine weitere Feststellung läßt sich schon an diesen Figuren machen. Betrachten wir die Entwicklung der Ventralseite, so gewinnen wir durchaus den Eindruck, daß die Anlagen der drei Beinpaare an- nähernd bei der Larve schon die Stellung einnehmen, in der sie bei der Imago zur Entfaltung kommen! Von einer nachträglichen, im Laufe der Entwicklung vor sich gehenden Verschiebung nach hinten ist, wenn man die Figuren genau betrachtet, nichts zu entdecken. Die Figuren 7 und 8 Zanders (l.c. 8. 516) lassen die endgültigen Lagebeziehungen deutlicher erkennen. Es ist an diesen Figuren nur die Segmentbezeichnung zu verändern (W = IlId, IITd = 1Vd usw.), um ersichtlich zu machen, daß Hinterfliigel und S, dem IV. (also 1. abdominalen) Segment angehören, dem das Sternit fehlt. Das Sternit des 2. abdominalen Segmentes ist zwar stark reduziert, aber offenbar nachzuweisen. © Ziehen wir die Larven der Tenthrediniden, die mit ent- wickelten thoracalen Beinpaaren versehen sind, zu einem Vergleich heran (K., Fig. 6) und setzen wir auch hier die neue Segment- bezeichnung (J-+ II, III, IV) ein, so erhalten wir dieselben Verhält- nisse, wie bei der Larve von Psychoda, d.h. die Beine sind um ein Segment nach hinten verschoben. Wie steht es aber mit dem zweiten Maxillenpaar? Ohne Zweifel gehört dieses dem Kopf der Larve an, nicht wie bei der Psychoda-Larve dem Prothorax. Die Hymenopteren- larven sind also pantognath, zugleich aber hypognath, wie die Imago von Psychoda. Der segmentale Aufbau des Hymenopterenthorax vollzieht sich demnach annähernd in derselben Weise, wie ich es für Psychoda 64 dargestellt habe. Abweichungen bestehen darin, dafi bei den euce- phalen Hymenopterenlarven die 2. Maxillen zum Kopfabschnitt ge- hören, daß fernerhin auch das 2. Abdominalsegment ein stark redu- ziertes Sternit aufweist (vgl. oben S. 63) und bei den apocriten Hymenopteren völlig zum Thorax tritt. Hier setzt sich also der Thorax aus 5 Segmenten zusammen. Zur näheren Erläuterung der segmentalen Gliederung des Hy- menopterenthorax füge ich eine nach Janet!3 kombinierte Abbildung ee a REN nn ee I Gela jee DER ale += À =~ sez | 1523} Ses | "52a a WAR ben HOG a | 2me ROCUA. 0. me | en ee ene 2) : — aay 4 | gg | \ G prot. Gimesolh, I ae À Lee noeud. Gmelath. G. ae Eus-gesoph. Fig.5. Thorax von Myrmica rubra (Königin). Nach Janet. Mit den Bezeich- nungen des Autors (kursiv) und nach neuer Deutung. (Fig. 5) des Thorax und vorderen Abdomens von Myrmica rubra bei, die im einzelnen kaum noch der Erklärung bedarf. S, ist durch eine vorspringende Falte des Prothorax verdeckt, gehört, wie auch Janet angibt, präsegmental dem Mesothorax an. Die übrigen Stigmen sind abdominal. Die Flügelpaare inserieren am Metathorax und 1. Abdominalsegment, es entsprechen also nach wie vor die Hinter- fliigel den Halteren. Bemerkenswert ist die starke Reduktion des IV. (1. abdominalen) Tergits. Ohne Zweifel ist sie, wie bei Psyckoda, durch die Aus- bildung des Phragmas (Phr) hervorgerufen. Es scheint überhaupt 13 Janet, Charles, Recherches sur l’Anatomie de la Fourmie et essai sur la constitution morphologique de la tête de l’insecte. Paris 1900. 65 dieses zwischen den Tergiten III und IV sich einfaltende (wohl aus- schließlich der Intersegmentalhaut und dem Tergit IV angehörende Phragma fiir die Gestaltung des Thorax eine bedeutsame Rolle zu spielen. Es sei noch darauf hingewiesen, daß Janet für den Thorax von Myrmica 3 Ganglienknoten feststellt. Von diesen ist der letzte aus 3 Ganglien verschmolzen. Das ergibt zusammen 5 Ganglienpaare, genau der Segmentzahl entsprechend, die nach neuer Zählung der Thorax aufweist. Die beiden folgenden abdominalen Segmente haben je einen besonderen Knoten. Es ist diese Verteilung immerhin auf- fallend, wenn natürlich auch betont werden muß, daß nicht die Lage der Ganglien, sondern die von ihnen ausgehenden Nerven maß- gebend sind. Das »Segment médiaire« Latreilles ist nach meiner Zählung das 2. Abdominalsegment. Es scheint angebracht, an dieser Bezeich- nung festzuhalten, obgleich Latreille das 1. Abdominalsegment im Auge hatte und auch bei den Dipteren das von mir im Anschluß an Palmen als »Postthorax« bezeichnete Segment für ein Segment mediaire gehalten hat (vgl. Brauer). II. Lepidoptera. Zahl der Stigmenpaare — 10. Bei der Imago (K., Fig. 9) gehört das vordere Paar präsegmental dem Mesothorax an, das 2. Paar liegt in der Nähe der hinteren Fliigelwurzel. Bei der Larve findet sich dagegen das vordere Paar deutlich im hinteren Teile des 1. Seg- mentes, während das 2. Paar präsegmental dem bisherigen 3. Seg- ment zugezählt werden muß (von K. ist in der Fig. 10 die Grenze von III zweifellos falsch angegeben). Setzen wir hier bei der Larve statt der bisherigen Bezeichnung J, II, III die neue Zählung J + II, III, IV ein, so ergeben sich dieselben Verhältnisse, wie bei den Psychodiden. Bei der Raupe sind ebenfalls die vorderen Segmente »gefälscht«, d. h. die 3 thoracalen Sternite um 1 Segment nach hinten verschoben. Der Kopf ist hypognath; ich vermute, daß die 2. Maxillen wie bei den Tenthredinidenlarven gelegen sind. Der Thorax der Imagines ist offenbar in ähnlicher Weise auf- gebaut wie bei den Dipteren und symphyten Hymenopteren, be- merkenswert ist auch hier die starke Reduktion des Prothorax. Die Feststellung, daß die Vorderflügel dem Metathorax ange- hören, Pro- und Mesothorax also ohne Flügel sind, mag nunmehr auch die Bedeutung der prothoracalen und mesothoracalen Anhänge 4 Brauer, Fr., Über das Segment médiaire Latreilles. Sitz.-Ber. Kais. Akad. Wiss., math.-naturwiss. Kl. 85. Bd. 1882. i Zool. Anzeiger. Bd. LIV. 6) 66 der Lepidopteren-Imagines, die Patagia und Tegulae, in eine scharfere Beleuchtung riicken. Hinsichtlich der Patagia hat zuerst Cholodkovsky'*® die Theorie aufgestellt, daß sie den Flügeln homolog seien. Haase!® wendet sich gegen diese Ansicht, indem er die Patagia als den Tegulae des Mesothorax gleichwertig anspricht. Diese letzteren mit den Flügeln zu homologisieren, ist natürlich bis jetzt niemandem eingefallen. Nunmehr steht aber einer solchen Annahme nichts im Wege. Ich habe auch bei den Psychodiden ähnliche Anhänge am Pro- und Mesothorax festgestellt, die ich mit demselben Namen belegt habe 1T. Es handelt sich hier um Schmuck- oder Duftorgane. Für die Psycho- diden entnehme ich aus der gleichartigen Anordnung der pleuralen Borstengruppen bei der Larve (vgl. Fig. 1) ein deutliches Anzeichen dafür, daß die stets an der lateralen Grenze der Tergite inserierten Anhänge, Patagia, Tegulae, Flügel und Halteren, denselben morpho- logischen bzw. phylogenetischen Wert besitzen (vgl. l.c.). Einige Psychodiden weisen auch am Kopf ähnliche Anhänge auf (> Corni- cula«). Ich möchte auch diese auf dieselbe Potenz zurückführen, muß aber bemerken, daß die nähere Untersuchung der Morphologie des Psychodidenkopfes noch aussteht. Nach Haase (l. c. S. 713) finden sich auch am Prothorax man- cher Hymenopteren Hautfalten, die den Patagia der Schmetter- linge ähnlich sind. Tegulae kommen nach Kolbe? (8. 242) den Lepidopteren, Neuropteren, Trichopteren, Hymenopteren und Fulgoriden zu. Es sei noch darauf hingewiesen, daß Schultz! die Patagia nicht als zwischen Notum und Pleuren eingefügt, also nicht als rudimentäre Prothoracalflügel ansieht. Es scheint mir aber die Be- weisführung von Schultz nicht stichhaltig zu sein. Die (auch von Berlese angewandte) Methode, die Tergite in mehrere hintereinander gelegene Abschnitte zu zerlegen, führt viel- fach zu gekünstelten Deutungen. Die neue Auffassung der thora- calen Gliederung, durch die das Mesonotum das »Scutellum« ver- liert, vermag hier hoffentlich zur Klärung beizutragen. 45 Cholodkovsky, N., Zur Morphologie der Insektenflügel. Zool. Anz. Bd. 9. 1886. 16 Haase, E., Die Prothoracalanhänge der Schmetterlinge. Zool. Anz. Bd. 9. 1886. 11 Feuerborn, H. J., Der sexuelle Reizapparat (Schmuck-, Duft- und Be- rührungsorgane) der Psychodiden usw. Arch. f. Naturgesch., im Druck. 18 Kolbe, H. J., Einführung in die Kenntnis der Insekten. Berlin 1833. 19 Schultz, Hildeg., Das Pronotum und die Patagia der Lepidopteren. D. Entom. Zeitschr. 1914. Heft 1. 67 Das von Eggers? eingehender beschriebene bitympanale Organ der Lepidopteren wird natürlich gemäß der neuen Zählung dem 1. abdominalen Segment zuzurechnen sein. Das entsprechende Stigmen- paar (S,) scheint für die Atmung keine Bedeutung zu haben und in näherer Beziehung zu dem Tympanalorgan zu stehen, ähnlich wie auch bei Psychoda das 2. Stigmenpaar nicht der Atmung dient. III. Trichopteren. Nach Künneth (l. c. S. 78) erinnert der Bau des thoracalen Skelettes »in mancher Beziehung an die Schmetterlinge«. Der Pro- thorax ist nur schwach ausgebildet. Zwischen Thorax und Abdomen besteht keine scharfe äußere Grenze. Auf den Thorax entfallen von den 10 Stigmenpaaren nach der bisherigen Anschauung (Palmen) ein mesothoracales und ein metathoracales Paar. Mangels eigner Untersuchungen kann ich nicht näher darauf eingehen, wie sich die Trichopteren der neuen Auffassung gegenüber verhalten. Ich vermute aber, daß die Verhältnisse hier ähnlich liegen, wie bei den Lepidopteren. Jedenfalls müßte auch bei den Larven der Trichopteren das vordere thoracale Tergit als aus zweien verwachsen angesehen werden. Es liegt mir daran, darauf hinzuweisen, daß bei den Larven zwischen einem eruciformen und campodeoiden Typus unter- schieden wird, ersterer mit hypognather, letzterer mit prognather Kopfstellung. Übergänge scheinen vorhanden zu sein. Es wäre nun von Wert, zu untersuchen, wie sich bei den verschiedenen Formen das 2. Maxillensegment verhält. Dabei ist auch die morphologische Bedeutung des »Horns« an der Unterseite des Prothorax zu berück- sichtigen. Vielleicht entspricht es dem Sternum des 2. Maxillen- segmentes. Außerdem ist näher zu prüfen, ob das vordere Tergit der Larven Anzeichen einer Doppelwertigkeit gegenüber den folgen- den aufweist, IV. Neuroptera (Fig. 6). Die Larve von Sialis (Fig. 6) zeigt deutlich bei Berücksichtigung der Lage der 10 Stigmenpaare, daß auch hier Pro- und Mesothorax (bzw. Tergit I und II) verschmolzen sind. Das vordere Stigmenpaar ist bei Annahme dieser Verschmelzung mesothoracal, das 2. Paar gehört dem 1. Abdominalsegment an, dem das Sternit fehlt. Bemerkenswert ist die Lage des vorderen Beinpaares. Es ist (wie übrigens auch bei Trichopterenlarven) im vorderen Teile des 20 Eggers, F., Das thoracale bitympanale Organ einer Sruppe der Lepi- doptera heterocera. Zool. Jahrb., Abt. Anat. Bd. 41. 1919. 5x 68 1. Segmentes inseriert. Der Kopf ist pantognath, aber man beachte, daß der sternale Teil des 2. Maxillensegmentes offenbar in näherer Verbindung mit dem Sternit des Prothorax bleibt. Bei den Imagines scheint cis der Prothorax vom Mesothorax ab- zugliedern. Man vergleiche dazu die Figur 20 Kiinneths, aus der zugleich die mesothoracale Lage des 1. Stigmenpaares deutlich her- vorgeht. Eines besonderen Interesses wert ist vermutlich die Larve von Osmylus, zunächst wegen des hals- artigen Verbindungsstückes (Pro- thorax ?), sodann auch wegen ihrer scheinbar sehr regelmäßig segmen- tal angeordneten Borsten, die auch der Puppe eigen sind und viel- leicht in ‚ähnlicher Weise sich morphologisch verwerten lassen, wie die Borsten bei Psychoda. V. Coleoptera (Fig. 7 und 8). Sowohl den Imagines als auch den Larven kommen normal 10 Stigmenpaare zu. Bei den Larven scheint in der Regel das N 2. Paar geschlossen und äußerlich 5a schwer erkennbar zu sein. Es ist jedoch von Alt?! für die Dytiscus- Fig. 6. Kopf, Thorax und vorderes Larve: von‘ Künne one Abdomen der Larve von Sialis (ven- ? È Li tral), ÜVergr. 15.4. Anzahl weiterer Käferlarven nach- gewiesen. Die Segmentzugehörigkeit der vorderen Stigmen ist sehr um- stritten. Alt? zählt das 1. Stigmenpaar der Larve von Dytiscus dem Mesothorax, das 2. Paar dem Metathorax, die entsprechenden Stigmen der Imago jedoch dem Pro- und Mesothorax zu. »Es müßte also in der Puppe eine Verschiebung der thoracalen Stigmen nach 21 Alt, Willy, Über das Respirationssystem von Dytascus marginalis L, Ein Beitrag Za Morphologie d. Insektenkörpers. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 99. 1912. 22 Alt, Über das Respirationssystem der Larve von Dytiscus marginalis L. Ebd. Bd. 99, 1912. 69 dem Kopf zu erfolgen, und zwar so, daß das larvale mesothoracale Stigma bei der Imago dem Prothorax zugehörig erscheint und das larvale metathoracale Stigma nach der Verschiebung beim Käfer in den Mesothorax zu liegen kommt. Auch das 1. abdominale Stigma erleidet eine Verschiebung nach vorn« (S. 430). Diese » Verschiebung« läßt schon darauf schließen, daß an der Deutung etwas nicht richtig ist. In der Tat liegt bei andern Käferlarven das vordere Stigmenpaar deutlich im postsegmentalen Teile des i. Segmentes, wie Künneth an Lucanus cervus und Oryctes nasi- cornis nachweist(K., S.82 und Fig. 14). Auch bei der Larve von Necrophorus (Fig. 7) ist diese Zugehörigkeit zum 1. Segment unverkennbar. Fragen wir uns aber auch hier: was hat dieses 1. Segment zu be- deuten? Untersucht man das Tergit dieses Segmentes bei Larven, deren Tergite eine plattenförmige Ausbil- dung zeigen (z. B. Dytiscus, Necro- phorus, Dermestes), so fallt sofort die relative Größe des vorderen Ter- gites in die Augen. Sie beträgt in der Regel etwa das Doppelte der _ Tergiteder übrigen Segmente. Außer- di 7. Thorax und vorderes Abdomen > E er Larve von Necrophorus sp. (late- dem aber zeigen solche Larven, die ral). Vergr. 8:1. auf den Tergiten bestimmte Reihen oder Gruppen von Borsten oder Haaren aufweisen, auf dem vorderen Tergit eine doppelte Reihe oder doppelte gruppenweise Anordnung dieser Borsten. Meinert gibt auch für die Dytiscus-Larve an: »Pro- notum in scuto dorsali seriebus duabus transversis, integris vel in medio interruptis squamarum pediculatarum« (eine Angabe, die aller- dings Blunck? als ihm »unverständlich« bezeichnet). Jedenfalls liegen Anzeichen vor, die auf eine Verschmelzung des Pronotums der Käferlarven aus 2 Tergiten hindeuten. Ich zweifle nicht daran, daß es möglich ist,. den Nachweis für eine solche Ver- schmelzung der Tergite des Pro- und Mesothorax zu einer einheit- lichen Platte gerade an Käferlarven durchzuführen. Sie ist das punctum saliens für die Deutung der thoracalen Gliederung und 23 Blunck, Hans, Die Entwicklung von Dytiscus marginalis L. vom Ei bis zur Imago. 2. Teil. Die Metamorphose (Der Habitus der Larve). Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 117. 1918. 70 Stigmenverteilung. In Ergänzung dessen, was ich bereits früher sagte, sei bemerkt, daB das Studium der embryonalen Entwicklung hier scheinbar zu keinem Ergebnis führt, wenigstens findet sich in den Untersuchungen Bluncks?4 und Korschelts2 kein Anhalt für eine Verwachsung der vorderen beiden thoracalen Tergite. Mehr Aussicht wird meines Erachtens eine eingehende Untersuchung der tergalen Behaarung bieten, wobei es allerdings nötig ist, zunächst — wie es von mir an den Psychodidenlarven durchgeführt ist — den morphologischen Wert der Borsten oder Haare festzustellen, d.h. »echte« segmentale Borsten von etwa accessorischen zu unter- scheiden. Nehmen wir nun in Anwendung der neuen Auffassung an, daß in der Tat das »Pronotum« der Kiferlarven die Tergite I + II ent- hält, dann zeigt sich zunächst, im Gegensatz zu den bisher betrach- teten Insektengruppen, daß auch bei der Imago sich dieses doppel- wertige Pronotum erhält. Es tritt keine sekundäre Abtrennung des Tergites II und Annäherung desselben an Tergit III ein. Nur so ist die starke Ausdehnung der vorderen Rückenschuppe bei den Coleopteren zu erklären. Die Lage des vorderen Stigmenpaares bei manchen Larven und Imagines (Dytiscus) hinter dem 1., d. h. am vorderen Rande des 2. Segmentes ist so zu erklären, daß die Stigmen als den Pleuren zugehörig der Verschiebung des pleurosternalen Teiles des Meso- thorax nach hinten folgen, was vor allem dann in Erscheinung tritt, wenn die Stigmen vom Tergit weiter abrücken und dem Sternit ge- nähert sind. Das 2. Stigmenpaar liegt an der Grenze zwischen bisherigem 2. und 3. Segment, kein Zweifel, daß es dem bisherigen 3. Segment, also nunmehr dem 1. abdominalen Segment, angehört. Es scheint in der Regel auch bei den Imagines schwer nachweisbar und durch eine Hautfalte verdeckt zu sein (Künneth), vermutlich spielt es ebenso, wie bei den Dipteren, Lepidopteren usw. eine besondere Rolle. Von den übrigen 8 Stigmenpaaren ist sehr oft das erste (2. abdominale!) durch besondere Größe ausgezeichnet. Die weitere Deutung der thoracalen Gliederung der Coleopteren bereitet keine Mühe. Die Elytren gehören dem Metathorax an, das Schildchen (Scutellum) ist der sichtbare Teil des Metanotums. Dem 1. Abdominalsegment, dem die Hinterflügel angehören, fehlt das % Blunck, Hans, Die Entwicklung von Dytiscus marginalis L. vom Ei bis zur Imago. 1. Teil. Das Embryonalleben. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 111. 1914. 2 Korschelt, E., Zur Embryonalentwicklung von Dytiscus marginalis L. Zool. Jahrb. Suppl. 15. II. Bd. 1912. 71 Sternit, sowohl bei der Larve, als bei der Imago. Hinsichtlich des Vorhandenseins oder Fehlens des 2. und 3. (bisherigen 1. und 2.) ab- dominalen Sternites vergleiche man die Ausführungen Verhoeffs26, denen ich nur hinzufügen möchte, daß ich ein völliges Verschwinden von Sterniten bei der Imago, sofern sie bei der Larve vor- handen sind, nicht für wahr- scheinlich halte. Bei der Mai- a E käferpuppe (Fig. 8) scheint das 2. abdominale Sternit nur stark zusammengefaltet zu sein. Von Interesse ist nun auch das Verhalten des 2. Maxillenseg- mentesbeiden Coleopteren. Durch- weg liest wohl Pantognathie vor. Es wird aber festzustellen sein, ob in den Fällen (vgl. Blunck, lc. 2. Teil. S. 51. Fig. 27a —f), wo ein Mentum oder Submentum fehlt, nicht sternale Teile des 2. Maxillensegmentes am Pro- thorax sich vorfinden (vgl. dazu Börner, l. c. S. 303). Ich glaube nicht fehlzugehen in der Annahme, daß z. B. das Acrosternit (Ber- lese) des Prothorax der Dytiscus- Larve das Sternit des 2. Maxillen- segmentes darstellt. Hier ist also Prognathie dadurch bewirkt, daß das Sternit des 2. Maxillenseg- mentes von seinem Extremitäten- paar völlig abgetrennt ist. Damit Fig. 8. Puppe von Melolontha vulgaris steht im Zusammenhang, daß die Fabr. (lateral). Vergr. 4:1. Vorderbeine im hinteren Teile des . ‘ 1. Segmentes (1 + II!) inserieren, im Gegensatz zu der Larve von Sialis (Fig. 6). VI. Hemiptera (Fig. 9 und 10). Von den 10 Stigmenpaaren der Hemipteren werden im allge- meinen 2 Paare dem Thorax zugerechnet. Hinsichtlich ihrer Lage 26 Verhoeff, K. W., Zur vergleichenden Morphologie des Abdomens der Coleopteren und über die phylogenetische Bedeutung desselben. Zugleich ein zusammenfassender kritischer Rückblick und neuer Beitrag. Zeitschr. wiss. Zool. Ba. 117. 1918. 72 bei der Larve und Imago gibtHeymons?7 fiir die Rhynchoten an: »Die im Thorax zur Entwicklung gekom- menen Stigmen er- leiden in der Folge eineVerschiebung. Das dem Mesothorax an- gehörende Paar nimmt nämlich eine interseg- mentale Lage zwischen Meso- und Prothorax ein und gelangtschließ- lich noch während der Embryonalzeit voll- kommen in den hin- teren Abschnitt des letzteren. In ähnlicher Weise tritt das dem Metathorax zuzurech- nende Paar in den Mesothorax hinüber. Gewissermaßen als Er- satz dafür schließt sich das erste abdominale Stigmenpaar dem hin- teren Rande des Meso- thorax (Metathorax ? Der Verf.) an. Die Thoraxsegmente sind durch diese Vorgänge in den Besitz von Stigmen gelangt, die à 5 ihnen urspriinglich Fig. 9. Altere Larve von Hydrometra paludum Fabr. nicht angehören. Na- (dorsal). Vergr. 15:1. türlich erfolgt bei diesen Wachstumsprozessen nicht nur eine Verschiebung der eigentlichen Stigmen selbst, sondern mit diesen tritt gleichzeitig auch die das Stigmenpaar unmittelbarumgebende Hypodermispartie hinüber« (8.372). 27 Heymons, R., Beiträge zur Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Rhynchoten. Acta Acad. Leop. 74. Bd. 1899. Wandtafeln zur Vererbungslehre herausgegeben von Prof. Dr. E. Baur (Berlin) u. Prof. Dr. R. Goldschmidt (Berlin) Diese Tafeln sind in Farbendruck ausgeführt und haben ein Format von 120 : 150 cm. Den Tafeln wird eine Erklärung in Deutsch und Englisch beigegeben. Die ,Wandtafeln zur Vererbungslehre“ gelangen in zwei Serien von je sechs Tafeln zur Ausgabe: eine zoologische und eine botanische Serie umfassend. Der Subskriptionspreis beträgt 72 Mark je Tafel, Preis der Erklärung . - . . 2) Mark 10 Pte. Die Tafeln werden auch einzeln abgegeben zum Preise von 90 Mark je Tafel. Zur Bequemlichkeit der Abnehmer werden die Tafeln auch aufgezogen auf Leinewand mit Stäben geliefert. Der Preis erhöht sich in diesem Falle um 60 Mark pro Tafel. Nachstehend sind — nur in Schwarzdruck — stark ver- kleinerte Abbildungen einiger Tafeln, sowohl von der zoologischen als auch von der botanischen Serie wiedergegeben. Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W 35 Schöneberger Ufer 12a — Postscheckkonto: Berlin 217 Tafel Tafel Tafel Tafel Wandtafeln zur Vererbungslehre Die Tafeln stellen dar: je Tafel 5. Tafel Tafel 7 Tafel Tafel Tafel Tafel Tafel 10. Jul, Kreuzung zweier Schneckenrassen (Helix hortensis), die einen mendelnden Unterschied aufweisen. Kreuzung zweier Meerschweinchenrassen, die zwei selb- ständig mendelnde Unterschiede: schwarz — weiß, kurzharig — langhaarig, aufweisen. Kreuzung zweier Meerschweinchenrassen mit drei selb- ständig mendelnden Unterschieden: schwarz — weiß, kurzhaarig — langhaarig, rosetthaarig — glatthaarig. Kreuzung zweier Mäuserassen, die zwei mendelnde Unterschiede aufweisen: gefärbt — farblos, wildfarbig — nicht wildfarbig, d. h. homogen gefärbt. Vererbung der Kammform der Hähne. Vererbung der Farbe der blauen Andalusier-Hühner. Kreuzung zweier Löwenmaulrassen (Antirrhinum majus), die nur einen mendelnden Unterschied: rote — elfenbein- farbige Blüte, aufweisen. Kreuzung zweier Haferrassen mit einem mendelnden Unterschied: Rispenhafer — Fahnenhafer. Kreuzung zweier Löwenmäulchen mit zwei selbständig mendelnden Unterschieden: rot — elfenbein, zygo- morphe — radiäre Blütenform. Kreuzung zweier Weizenrassen (Compactum X Square- head), die drei mendelnde Unterschiede aufweisen. Kreuzung zweier Gerstenrassen (Hordeum vulgare), die vier selbständig mendelnde Unterschiede aufweisen. . Kreuzung zweier Maisrassen von innerhalb ziemlich weiter Grenzen variierender Kolbenlänge. Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W 35 Wandtafeln zur Vererbungslehre Tafel 2 Tafel 3 Tafel 4 Wandtafeln zur Vererbungslehre Tafel 5 Tafel 6 Wandtafeln zur Vererbungslehre 8 lose Wandtafeln zur Vererbungslehre Tafel 10 Verlag von Gebriider Borntraeger in Berlin W 35 Schöneberger Ufer 12a = Tafel 12. fe seta Eurer, >. eu 73 Auch Hoppe?8 nimmt fiir Notonecia eine Verlagerung der drei ersten Stigmenpaare an: »Das erste kommt zwischen Pro- und Meso- thorax, das zweite in den Mesothorax und das dritte in den Meta- thorax zu liegen.« Bei der heranwachsenden Larve von Hydrometra paludum Fabr. (Fig. 9) läßt sich Zahl und Anordnung der Stigmen gut übersehen. Offenbar liegen hier ähnliche Ver- hältnisse der thoracalen Gliederung vor, wie bei den Coleopteren. Mir scheint eine Querfalte auf dem Pro- notum anzudeuten, daß auch bei den Hemipteren die Sternite I und II dauernd vereinigt bleiben. Das bei Hydrometra sehr lang gestreckte bis- herige Mesonotum ist bei dieser Auf- fassung das Metanotum (III. Das vordere Stigmenpaar liegt am vor- deren Rande der dem II. Segment zuzurechnenden Pleuren, ist also mesothoracal. S, und S, verraten durch ihre Lage deutlich ihre Be- ziehung zu den Tergiten IV und V. Dem IV. Segment fehlt das Sternit, auch das Sternit des V. (2. abdomi- Te 3, Ne Eee lee nalen) Segmentes scheint bei den He- vastatrix PI. (dorsal). Nach Cornu. mipteren stark zuriickgebildet zu sein. Auch hier liegt der Schwerpunkt in dem (eingehender zu fiihrenden) Nachweis, daB das bisherige Pronotum die Werte zweier Tergite ent- hält. Ein Anzeichen für eine Doppelwertigkeit des ersten thoracalen Tergites bietet z. B. die Larve und Nymphe von Phylloxera vasta- trix, die auf dem vorderen Ringe zwei Reihen, auf den übrigen eine Reihe von kleinen behaarten Warzen aufweist (Fig. 10; vgl. Cornu)?®. Das 2. Stigmenpaar (1. abdominale) scheint auch bei den Hemi- pteren in engerer Beziehung zu einem Chordotonalorgan (Tympanal- organ) zu stehen (vgl. Hagemann, Wefelscheid3!). (Fortsetzung folgt.) 23 Hoppe, Julian, Die Atmung von Notonecta glauca. Zool. Jahrb., Abt. Physiol. Bd. 31. 1911. 2° Cornu, Maxime, Études sur le Phylloxera vastatrix. Mém. Acad. Sciences d. l’inst. nat. d. France. tome XXVI. no. 1. 30 Hagemann, Joh., Beiträge zur Kenntnis von Corixa. Zool. Jahrb., Abt. Anat. Bd. 30. 1910. 31 Wefelscheid, Heinr., Uber die Biologie und Anatomie von pres minu- tissima Leach. Zool. Jahrb, ‘Syst. Bd. 32. 1912. 74 2. Diagnosen neuer Actiniarien aus der Ausbeute der Deutschen (1901—1903) und der Französischen (1908 —1910) Südpolar-Expedition. Von Professor Dr. F. Pax, Breslau. (Mit 9 Figuren.) Eingeg. 10. Oktober 1921. Familie: Halcampidae. Halcampoides kerguelensis nov. spec. — Farbe des lebenden Tieres unbekannt. In der äußeren Körper- form mit Halcampoides purpurea (Stud.) übereinstimmend. Die Gliederung des Körpers in Physa, Scapus und Capitulum äußerlich nicht deutlich wahrnehmbar. Gesamtlänge des Körpers ohne Tentakel 21 mm, Durchmesser 9 mm. Physa dickwandig, wenn auch nicht ganz so dick wie bei H. purpurea. Aborales Körperende nur wenig zugespitzt und mit einem einzigen deutlich sichtbaren Porus ver- sehen. Andre Poren fehlen bestimmt. Von dem central gelegenen aboralen Porus gehen 12 meridionale Furchen aus, die den Inser- tionsstellen der Mesenterien entsprechen. Scapus und Capitulum sehr weich und vollkommen glatt. Zwölf Tentakel, in einem einzigen Kreise angeordnet, konisch, alle von gleicher Länge. Schlundrohr kurz, cylindrisch, nach unten nicht trichterförmig verengt. Schlund- rinne und Conchula fehlen. 12 paarweise angeordnete, wohl ent- wickelte Mesenterien, darunter zwei Paar Richtungsmesenterien. Sämtliche Mesenterien stehen mit dem Schlundrohr in Verbindung und tragen Gonaden. Unterhalb des Schlundrohrs sind nur die vier dorsolateralen und ventrolateralen Mesenterien mit typischen Längs- muskelpolstern ausgestattet, die acht übrigen Mesenterien wesentlich schwächer entwickelt. Längsmuskelpolster der Mesenterien auf dem Querschnitt nicht ausgesprochen nierenförmig. Parietobasilarmuskeln kräftig entwickelt, wie bei H. purpurea einen dicken Wulst bildend. Im Bau der Mesenterialfilamente mit H. purpurea übereinstimmend. Sphincter diffus, schwach entwickelt. Fundort: Kerguelen, Januar 1902. Deutsche Südpolar-Ex- pedition. Halcampordes macrodactyla nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Gliederung des Körpers in Physa, Scapus und Capitulum äußerlich nicht deutlich wahrnehm- bar. Gesamtlänge des Körpers ohne Tentakel 27 mm, Durchmesser 13 mm. Physa und Scapus sehr derb, Porus am aboralen Körper- ende nicht nachweisbar. Körperwand mit 12 vertikalen Furchen aus- gestattet. 12 Tentakel, in einem einzigen Kreise angeordnet, 75 pfriemenförmig, alle von gleicher Länge (16 mm). Jeder Tentakel trägt auf der oralen Seite eine Longitudinalfurche. Schlundrohr kurz, cylindrisch, nach unten nicht trichterförmig verengt. Conchula fehlt; zwei nicht scharf differenzierte Schlundrinnen. 12 paarweise angeordnete Mesenterien, darunter zwei Paar Richtungsmesenterien. Sämtliche Mesenterien vollständig und fertil. Unterhalb des Schlund- rohrs sind nur die Mesenterien des Edwardsiastadiums mit Ausnahme der dorsalen Richtungsmesenterien mit typischen Längsmuskelpolstern versehen; die muskulöse Ausstattung der übrigen Mesenterien ist wesentlich schwächer. Retractoren circumscript und auf dem Quer- schnitt typisch nierenförmig. Parietobasilarmuskeln außerordentlich kräftig, als stark ausgebreitete Fächer an der Basis der Mesenterien erscheinend. Sphincter fehlt. Fundort: Süd-Shetlandinseln, Dezember 1909. Französische Südpolar-Expedition. | Familie: Actiniidae. Actinia anachoreta nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Fußscheibe kräftig ent- wickelt und stark ausgebreitet (Durchmesser 12—15 mm); gegen das Mauerblatt scharf abgesetzt, ohne deutlichen Limbus. Mauerblatt ganz glatt und sehr dünn, aber nirgends durchscheinend. Körper- höhe 8 mm. Distaler Körperrand sehr scharf abgesetzt und von 24 parietal stehenden Randsäckchen eingefaßt. Fossa deutlich ent- wickelt. Durchmesser der Mundscheibe 12 mm. 48 Tentakel, in 4 Cyclen angeordnet, etwa die Hälfte der Mundscheibe einnehmend. Die innersten Tentakel sind am längsten (6 mm, bei einem basalen Durchmesser von 2,5 mm). Ectodermale Längsmuskel- und Ganglien- schicht der Tentakel auffallend kräftig entwickelt. Länge der dünn- wandigen Nesselkapseln im Ectoderm der Tentakel durchschnittlich 27,1 u. Zooxanthellen fehlen. Durchmesser der Mundöffnung 6 mm. Zwei deutlich entwickelte Schlundrinnen. Zahl der Mesenterien 96 Paar, auf fünf Oyclen verteilt. Alle Mesenterien, mit Ausnahme der Rich- tungsmesenterien, fertil. Längsmuskelpolster der Mesenterien auBer- ordentlich kräftig. Sphincter diffus und ziemlich lang; seine Muskel- fibrillen setzen sich an nicht sehr hohe und wenig verzweigte, schütter stehende Bindegewebslamellen an. Fundort: Simonsbai (Kapland), Juli und August 1903. Deutsche _ Südpolar-Expedition. Actinia psapharoderma nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Durchmesser der Fuß- scheibe 13 mm. Grenzsaum zwischen Fußscheibe und Mauerblatt 76 nicht so scharf ausgeprägt wie bei A. anachoreta. Mauerblatt glatt und dünn. Durchschnittliche Körperhöhe 8 mm. Distaler Körper- rand scharf abgesetzt. Fossa ziemlich flach. Zahl der Randsäckchen wahrscheinlich 48. Tentakel in 4 Cyclen angeordnet, auf eine schmale Randzone der Mundscheibe beschränkt. Innerste Tentakel (7 mm bei einem basalen Durchmesser von 2 mm) länger als die äußeren. Eetodermale Längsmuskel- und Ganglienschicht der Tentakel normal entwickelt. Durchschnittliche Länge der dünnwandigen Nesselkapseln im Ectoderm der Tentakel 25,7 u. Zooxanthellen spärlich vorhanden. Außer einem deutlich wahrnehmbaren Sulcus ist ein schwächerer Sulculus vorhanden. Zahl der Mesenterien 66 Paar, darunter zwei Paar Richtungsmesenterien. Verteilung der Gonaden unbekannt. Längsmuskelpolster der Mesenterien aus verhältnismäßig wenigen und nicht sehr dicht stehenden, aber recht kräftigen Falten zusammen- gesetzt. Sphincter diffus, sehr kräftig. Sein Querschnittsbild setzt sich aus zahlreichen hohen, sehr dicht stehenden, teilweise auch verzweigten Lamellen zusammen, die den Muskelfasern zur Anheftung dienen. Fundort: Simonsbai (Kapland), Juli 1903. Deutsche Südpolar- Expedition. Actinia suspecia nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Konservierte Tiere dunkelbraun bis violett gefärbt. Durchmesser der Fußscheibe 4—6,5 mm. Mauerblatt von derber Beschaffenheit, vollständig glatt, ohne jeden Anhang. Höhe des Mauerblattes etwa 4—5 mm. Margo und Fossa gut entwickelt. Randsäckchen ziemlich klein. Durchmesser der Mundscheibe 6,5—9 mm, der Mundöffnung 2,5 —6,5 mm. Die Tentakel, deren Zahl mehr als 60 beträgt, sind sämtlich von gleicher Länge und nehmen nur einen kleinen Teil der Mundscheibe ein. Ectoder- male Längsmuskelschicht der Tentakel verhältnismäßig niedrig. Länge der Nesselkapseln im Ectoderm der Tentakel durchschnittlich 24 u bei recht erheblichen individuellen Schwankungen. Zooxanthellen fehlen. Das Schlundrohr erreicht etwa 3/, der Körperlänge. An- scheinend nur eine Schlundrinne vorhanden. Zahl der Mesenterien- paare 30, darunter ein Paar Richtungsmesenterien. Die Mesenterien gehören 4 Cyclen an, doch sind von den Mesenterien vierter Ord- nung nur 6 Paare entwickelt. Zwischen den Mesenterien erster und zweiter Ordnung und den Angehörigen der beiden nächsten Cyclen besteht ein beträchtlicher Größenunterschied. Verteilung der Gonaden nicht bekannt. Sphincter diffus und kurz. Die Zahl der mesoglöalen Lamellen, an denen sich die Muskelfibrillen anheften, ist auffallend gering. Sie sind wenig verzweigt, verhältnismäßig sehr dick und von- einander durch ansehnliche Zwischenräume getrennt. 77 Fundort: Simonsbai (Kapland), Juli 1903. Deutsche Südpolar- Expedition. Condylactis crassa nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Fußscheibe von derber Beschaffenheit, kräftig entwickelt, aber nicht ausgebreitet. Ihr Durch- messer beträgt 34 mm. Körperhöhe 27 mm. Mauerblatt im proxi- malen Teile glatt, im distalen mit schwach entwickelten Saugwarzen bedeckt. Randfalte sehr scharf ausgebildet, Fossa gut entwickelt, aber nicht besonders tief. Randsäckchen fehlen. Durchmesser der Mundscheibe 28 mm. Tentakeltragender Teil 3 mm breit, tentakel- freie Zone gleichfalls 3 mm, Durchmesser der Mundöffnung 16 mm. Zahl der Tentakel 48. Innere Tentakel kaum länger als die äußeren. Länge des Schlundrohres etwa 3/, der Körperlänge. Zwei normal entwickelte Schlundrinnen. 48 nach der Formel 6 + 6 + 12 + 24 angeordnete Mesenterienpaare, darunter 2 Paar Richtungsmesenterien. Alle Mesenterien fertil. Sphincter entodermal, äußerst schwach. Zooxanthellen fehlen. Fundort: Kerguelen, März 1902. Deutsche Südpolar-Ex- pedition. Fig. 1. Condylactis crassa. — Etwa 11/2 >< Veror. Fig. 2. Condylactis vanhoeffeni. — Etwa 2>< Vergr. Familie: Bunodactidae. Bunodactis vanhoeffeni nov. spec. Farbung des lebenden Tieres unbekannt. In Alkohol konser- vierte Exemplare braun mit einem Stich ins Grünliche. Durch- messer der Fußscheibe etwa 9 mm, Höhe der Körperwand 7 mm, Durchmesser des Körpers am oralen Pol 5 mm. Länge der Tentakel 5,5 mm bei einem basalen Durchmesser von 1 mm. Distaler Teil des Mauerblattes mit Saugwarzen bedeckt, die in 48 Längsreihen angeordnet, bisweilen aber so schwach entwickelt sind, daß sie von dem unbewaffneten Auge leicht übersehen werden können. Rand- 78 falte und Fossa wohl entwickelt. Tentakel sämtlich von gleicher Länge und in 4 Kreisen angeordnet. Schlundrohr etwa die Hälfte der Körperlänge erreichend und mit zwei scharf differenzierten, wenn auch nicht sehr breiten Schlundrinnen ausgestattet. Schlund- rohrzipfel gut entwickelt. 24 auf drei Cyclen verteilte Mesenterien- paare, von denen 12 Paar vollständig sind. Zwei Paar Richtungs- mesenterien. Der wulstförmig vorspringende Sphincter setzt sich aus verhältnismäßig wenigen, nicht sehr dicht stehenden Falten zusammen. Er ist ausgesprochen circumscript, aber nicht annähernd so kräftig wie bei Bunodactis michaelseni. Insbesondere zeigt er nirgends die Tendenz, mesoglöal zu werden. Gonaden auf den Mesenterien erster und zweiter Ordnung entwickelt; nur die Richtungsmesenterien sind steril. Geschlechtsverteilung monöcisch. Entoderm der distalen Körperregion nicht pigmentiert. Zooxanthellen fehlen. Fundort: Kerguelen, Januar 1902. Deutsche Südpolar-Ex- pedition. Bunodactis fallax nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Durchmesser der kraftig entwickelten, aber nicht ausgebreiteten und gegen das Mauerblatt kaum abgesetzten Fußscheibe 11 mm. Körpergestalt annähernd cylindrisch. Durchmesser des Körpers im proximalen Teil 11 mm, im distalen 9 mm. Körperhöhe knapp 12 mm. Saugwarzen im distalen Teil stärker entwickelt als im proximalen. Margo und Fossa deut- lich. Acrorhagi fehlen. Länge der Tentakel 4 mm, basaler Durch- messer 1 mm. Entoderm der Tentakel wie dasjenige sämtlicher Organe des oralen Kôrpérpols pigmentiert. Zooxanthellen fehlen. Schlundrohr etwa 5 mm lang und mit zwei Siphonoglyphen versehen. Zahl der Mesenterien 24 Paar, darunter 2 Paar Richtungsmesenterien. Mesenterien der ersten beiden Cyclen vollständig. Retractoren sehr kräftig. Geschlechtsverteilung diöcisch. Gonaden erst von den Mesen- terien zweiter Ordnung an auftretend. Sphincter, dessen Querschnitt 0,5 mm beträgt, ausgesprochen circumscript und sehr kräftig ent- wickelt. Obwohl die bindegewebigen Lamellen, die ihm zur An- heftung dienen, außerordentlich dicht stehen, zeigt er nirgends die Tendenz, mesoglöal zu werden. Fundort: Neu-Amsterdam, April 1903. Deutsche Südpolar- Expedition. h Isotealia pachyderma nov. spec. Färbung des lebenden Tieres unbekannt. Durchmesser der Fußscheibe 25 mm, Höhe des Mauerblattes 14 mm. Mauerblatt ganz glatt, nur im distalen Teile mit 26 länglichen Tuberkeln bedeckt. In anatomischer Hinsicht weitgehende Übereinstimmung mit Isotealio 19 antarctica Carlgr. zeigend. Nur in zwei Punkten ergeben sich Unter- schiede; sie betreffen aber systematisch so wichtige Organe, daß die Aufstellung einer neuen Species gerechtfertigt erscheint. Der Sphincter ist circumscript und ähnelt unverkennbar demjenigen von I. antarctica Carlgr., unterscheidet sich aber von ihm dadurch, daß Anastomosen zwischen den einzelnen Lamellen nicht vorkommen. Ferner ist I. pachyderma ein Zwitter, während J. antarctica Carlgr. getrenntgeschlechtlich ist. Die Gonaden treten auf allen Mesenterien dritter und vierter Ordnung auf. Fundort: Gauß-Station, in 385 m Tiefe, August 1902. Deutsche Südpolar-Expedition. Epiactis (?) stephensoni nov. spec. Farbe des lebenden Tieres: Mauerblatt orangefarben, Tentakel gelb mit einem Stich ins Orangerote, Schlundrohr blaßgrün. Durch- messer der Fußscheibe 27 mm, Höhe des Mauerblattes 62 mm, Durch- messer der Mundscheibe 43 mm, Durchmesser der Mundöffnung 16 mm. Länge der inneren T'entakel 13 mm. Sehr ausdehnungsfähig, maxi- male Linge des lebenden Tieres 900 mm. Fußscheibe gut entwickelt, aber nicht sehr ausgebreitet. Mauer- blatt mit zahlreichen Längsfurchen, ohne Saugwarzen und ohne Anhangs- gebilde. Margo gut entwickelt, Fossa fehlt. Über 300 Tentakel. Schlund- rohr mehr als halb so lang wie der Körper, mit zwei Siphonoglyphen. 96 Paar in Cyclen angeordnete Me- senterien. Retractoren circumscript. Gonaden nicht entwickelt. Sphincter circumscript, aber nicht gestielt, son- dern mit breiter Basis dem Mauer- blatt ansitzend, von dem Sphincter ngi ren = von Epiactis novoxealandica Steph. Up ante, Cie durch erheblichere Breite des meso- glöalen Achsenstranges, sowie eine geringere Anzahl von Anastomosen unterschieden. Längsmuskulatur der Tentakel ectodermal. Da systematisch wichtige Fragen, wie das Verhältnis der Mesen- terien zum Schlundrohr und die Verteilung der Gonaden aus Mangel an geeignetem Untersuchungsmaterial nicht geklärt werden konnten, erscheint die Zugehörigkeit der Art zur Gattung Epiactis nicht ganz sicher. 80 Fundort: Siid-Shetlandinseln, in 75 m Tiefe, Dezember 1909. Französische Südpolar-Expedition. Familie: Paractidae. Paranthus erythrosoma nov. spec. Farbe des lebenden Tieres: Körper dunkelorangerot, Tentakel kanariengelb, Schlundrohr durchsichtig strohgelb. Körperform cylindrisch. Durchmesser der Fußscheibe etwa 25 mm, Körperhöhe 37 mm, Durchmesser der Mundscheibe 21 mm, Länge der inneren Tentakel 9—10 mm. Fuß- scheibe wenig ausgebreitet, Mauerblatt glatt, in Scapus und Capitulum gegliedert. Von der gesamten Körperhöhe entfallen 32 mm auf den Scapus und 5 mm auf das Capitulum. Rand- falte und Fossa fehlen. Tentakel ausgesprochen randständig, ohne basale Anschwellungen, wahr- scheinlich 96. Innere Tentakel wesentlich länger als die äußeren. Schlundrohr etwa von halber ea Körperlänge, mit zwei annähernd gleich starken sone == eile ae, Che, Siphonoglyphen. Gesamtzahl der Mesenterien 48 Paar. Mesenterien des ersten Cyclus, darunter zwei Paar Richtungsmesenterien, vollständig und steril. Alle übrigen Mesenterien unvollständig und fertil. Retractoren diffus. Sphincter mesoglöal, kräftig entwickelt und sehr lang, fast in seinem ganzen Verlauf von den Epithelien gleich weit entfernt. Muskelmaschen im distalen Teil im allgemeinen oval und nesterweise zusammen- liegend, im proximalen Abschnitt langgestreckt und fast ausnahms- los senkrecht zur Längsachse des Körpers orientiert. Verschmälerung des Sphincters in proximaler Richtung ganz allmählich. Radial- muskulatur der Mundscheibe und Längsmuskulatur der Tentakel rein ectodermal. Fundort: Süd-Shetlandinseln, in 75 m Tiefe, Dezember 1909. Französische Südpolar-Expedition. Cymbactis frigida nov. spec. Färbung des lebenden Tieres unbekannt. Fußscheibe 28 mm, distale Region des Körpers 27 mm im Durchmesser. Körperhöhe 22mm. Mauerblatt vollständig glatt, ohne Anhangsbildungen, Papillen, Saugwarzen und Randsäckchen. Randfalte fehlt. Tentakel an der Basis nicht angeschwollen, Längsmuskulatur mesoglöal. Durchmesser des Schlundrohrs 13 mm, Schlundrinnen undeutlich, Schlundrohr- zipfel nicht beobachtet. Länge des Schlundrohrs etwa.*/,4 der Körper- 81 länge. Sphincter außerordentlich kräftig und rein mesogléal. Im distalen Teil fast die ganze Breite der Mesoglöa einnehmend, ver- schmälert er sich proximalwärts, um schließlich in einer feinen Spitze auszulaufen. Besonders im proximalen Abschnitt liegen die einzelnen Maschen so dicht nebeneinander, daß der Ringmuskel auf dem Quer- schnitt ein netzförmiges Aussehen gewinnt. In distaler Richtung nimmt die Größe der Maschen und der gegenseitige Abstand merk- lich zu. Retractoren der Mesenterien diffus. Mesenterien in vier Cyclen angeordnet. Mesenterien der ersten beiden Cyclen, darunter zwei Paar Richtungsmesenterien, vollständig und steril, die des dritten und vierten Cyclus unvollständig und fertil. Mesenterien eines Paares von gleicher Größe. Die Larven machen den größten Teil ihrer Ent- wicklung im mütterlichen Körper durch. Fundort: Gauß-Station, in 380 m Tiefe, Januar 1903. Deutsche Südpolar-Expedition. Cymbactis erythrocephala nov. spec. Farbe des lebenden Tieres: Mauerblatt glänzend weiß, Tentakel kirschrot. Körperform cylindrisch. Durchmesser. der Fußscheibe 28 mm, Höhe des Mauerblattes 51 mm, Dicke des Mauerblattes 4,5 mm, Durchmesser der Mundscheibe 31 mm, Länge der inneren Tentakel 7 mm, Durchmesser des Schlundrohrs 7 mm, Länge des Schlund- rohres 18—19 mm. FuBscheibe kräftig entwickelt, aber wenig ausgebreitet. Mauerblatt porzellanartig glatt, ohne Warzen oder irgendwelche Anhänge. 24 Capitularfurchen. Tentakel den größten Teil der Mundscheibe einnehmend, mindestens in vier Kreisen angeordnet. Wahrscheinlich nur eine Schlundrinne und nur ein Rich- tungsmesenterienpaar vorhanden. Mesen- terien in vier Cyclen angeordnet; drei Cyclen vollständig. Gliederung in Macrocnemen und Microcnemen nicht einmal angedeutet. Re- tractoren diffus. Verteilung der Gonaden un- bekannt. Sphincter mesoglöal, nicht be- Wed, Crime sonders kräftig, typisch reticulär, etwa ein cephala. — 3/4 nat. Gr. Drittel der Dicke des Mauerblattes ein- nehmend und sich in seinem ganzen Verlauf der entodermalen Seite anschmicsend. Nach unten zu verschmälert er sich allmählich und löst sich schließlich in eine Anzahl ungleichmäßiger, kleiner Alveolen auf. In den unteren zwei Dritteln wird der Sphincter auf seiner ecto- Zool. Anzeiger. Bd. LIV. 67 N Mbit he: \ ulti PIRA 82 dermalen Seite von einem schmalen Streifen isolierter, unregelmäßiger Muskelmaschen begleitet. Längsmuskulatur des Tentakel und Radial- muskulatur der Mundscheibe mesoglöal. Fundort: 70° 10’ S, 80° 50’ W Paris, in 460 m Tiefe. Franzö- sische Südpolar-Expedition. Hormosoma violaceum nov. spec. Farbe des lebenden Tieres: Körper blaßrot, äußerster Tentakel- kranz dunkelviolett, die übrigen Tentakel malvenfarbig. Durch- messer der Fußscheibe 43 mm, Höhe des Mauerblattes 33 mm, Durch- messer der Mundscheibe 34 mm, derjenige des Schlundrohres 21 mm. Länge des Schlundrohres wegen der starken Ausstülpung dieses Organs nicht genau feststellbar. Siphonoglyphen 8 mm breit. Länge der inneren Tentakel 9 mm. Fußscheibe dick und nicht ausgebreitet. Mauerblatt glatt. Den oberen Ab- schluß des Mauerblattes bildet ein sehr auffälliger, 3 mm breiter Wulst. Fossa schwach entwickelt. Mundscheibe verhältnismäßig dünn, kreisrund, nicht gelappt. 96 rand- ständige, mit Längsfurchen ver- sehene Tentakel, in 4 Kreisen ange- ordnet. Innere Tentakel merklich länger als die äußeren. Schlund- rohr mit zwei deutlich entwickelten, symmetrisch gelegenen Schlund- rinnen ausgestattet. Zahl der Me- Fig. 6. Hormosoma violaceum. — senterien 48 Paar, hexamer auf 3/, nat. Gr. 4 Cyclen verteilt. Alle Mesen- terien mit Ausnahme derjenigen des letzten Cyclus vollständig. Längsfurchen der Mesenterien nicht so deutlich wie bei H. scotti Stephenson. Retractoren schwach circum- script. Gonaden auf allen Mesenterien mit Ausnahme der Richtungs- mesenterien. Sphincter mesoglöal, außerordentlich kräftig und sehr lang. Sein distaler Abschnitt füllt das Innere des am oberen Ende des Mauerblattes gelegenen Wulstes aus. Unterhalb des Wulstes verschmälert er sich unvermittelt, nimmt aber auch in einem großen Teile seines proximalen Abschnittee die ganze Breite der Mesoglöa ein. An seinem proximalen Ende ist er zu einem schmalen Strang reduziert, der sich der ectodermalen Grenze der Mesoglöa anlegt. Struktur des Sphincters nicht rein reticulär, sondern dadurch, daß einzelne Teile des mesoglöalen Netzwerkes eine erhebliche Breite ge- 83 winnen, unverkennbar gewisse Anklänge an den alveolären Typus zeigend. Radiäre Muskulatur der Mundscheibe und Längsmuskulatur der Tentakel mesoglöal. Fundort: Süd-Shetlandinseln, in 75 m Tiefe, Dezember 1909. Französische Südpolar-Expedition. Antholoba epizoica nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Körperhöhe im Zustand stärkster Kontraktion 6 mm, Körperdurchmesser 8 mm. Fußscheibe eine Bryozoenkolonie lappenförmig umfassend. Mauerblatt von er- heblicher Dicke. Tentakel in mehreren Kreisen angeordnet und an- scheinend alle von gleicher Länge. Längsmuskulatur der Tentakel recht schwach und rein ectodermal. Länge des Schlundrohrs drei Viertel der Körperlänge. Beide Schlundrinnen normal entwickelt. Mesenterien in vier Cyclen, von denen zwei vollständig sind. Längs- muskelpolster sämtlicher Mesenterien schwach. Verteilung der Gonaden unbekannt. Sphincter mesoglöal und sehr kräftig. Im distalen Teile etwa drei Viertel der Breite der Mesoglöa einnehmend und an die Grenze zwischen Mesoglöa und Entoderm dicht heran- tretend. Im proximalen Teil stark verschmälert und schließlich auf zwei schmale Stränge von Kavitäten reduziert, die sich in geringer Entfernung vom Entoderm hinziehen. Fundort: Gauß-Station, in 350 m Tiefe, Februar 1903. Deutsche Südpolar-Expedition. Parantheoides rhododactyla nov. spec. Körperwand des lebenden Tieres blaß orangefarben, Tentakel lebhaft rot gefärbt. Durchmesser der Fuß- scheibe 34 mm, Höhe des Scapus 38 mm, ma- ximaler Durchmesser des Scapus 36 mm, Höhe des Capitulums 9 mm, Durchmesser des Capi- tulums 30 mm, Durchmesser der Mundscheibe 27 mm, Länge der inneren Tentakel etwa 10 mm. Fufischeibe gut entwickelt, nicht aus- gebreitet, nach unten eingeschlagen. Mauer- blatt deutlich in Scapus und Capitulum ge- gliedert. Scapus derb, aber nicht besonders dick, mit kräftiger Cuticula, oberflächlich recht- pig 7. Parantheoides eckig gefeldert. Capitulum zart, glatt. Margo rhododaciyla. — 3/4 nat. vorhanden, Fossa fehlt. Mundscheibe erweitert, Sr aber nicht lobiert. 96 Tentakel, einen großen Teil der Mundscheibe einnehmend, fadenförmig, entacmäisch. Schlundrohr mit zahlreichen 6* 84 Längsfurchen und zwei symmetrisch gelegenen Siphonoglyphen. 48 Me- senterienpaare, von denen 24 Paare vollständig sind, darunter 2 Paar Richtungsmesenterien. Retractoren diffus. Verteilung der Gonaden unbekannt. Sphincter mesoglöal, kräftig entwickelt, sehr lang. Distales Sphincterende nicht die ganze Breite der Mesoglöa ein- nehmend, sondern auf beiden Seiten einen schmalen Streifen frei- lassend. Verschmälerung gegen die Fußscheibe ganz allmählich. Proximales Ende in der Mitte der Mesoglöa gelegen, von beiden Epithelien etwa gleich weit entfernt. Struktur des Sphincters reti- cular. Längsmuskulatur der Tentakel und Radialmuskulatur der Mundscheibe ectodermal. Fundort: Süd-Shetlandinseln, in 75 m Tiefe, Dezember 1909. Französische Südpolar-Expedition. Ehytidactis nov. gen. Paractiden mit wenig ausgebreiteter Fußscheibe, ohne Saug- warzen und Randsäckchen. Sphincter gut entwickelt, von beträcht- licher Länge, aber ziemlich schmal. Längsmuskeln der Tentakel rein ectodermal. Getrenntgeschlechtlich. Gonaden von den Mesen- terien zweiter Ordnung an auftretend. Bei den Mesenterien höherer Ordnung zeigen die Angehörigen eines Paares eine verschiedene Größenentwicklung. Ehytidactis antarctica nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Durchmesser der FuB- scheibe 12 mm, Körperhöhe 13 mm, Durchmesser des Körpers am oralen Körperpol 7 mm. Körperwand infolge kräftiger Entwicklung der Cuticula und Auftretens zahlreicher Runzeln borkenartig. Distaler Teil des Mauerblattes mit 6 oder 12 Furchen versehen. Zahl der Tentakel infolge ungünstiger Beschaffenheit des Unter- suchungsmaterials nicht mit Sicherheit feststellbar. Längsmuskulatur der Tentakel gut entwickelt, rein ectodermal. Mesenterien hexamer nach der Formel 6 + 6 + 12 + 24 angeordnet. Mesenterien erster und (?) zweiter Ordnung vollständig, darunter zwei Paar Richtungs- mesenterien. Mesenterien dritter Ordnung unregelmäßig entwickelt, indem jedes Paar aus einem größeren und einem kleineren Mesen- terium besteht. Gonaden von den Mesenterien zweiter Ordnung an auftretend. Längsmuskelpolster der Mesenterien erster Ordnung sehr gut entwickelt; Bindegewebslamellen niemals palisadenförmig, sondern büschelförmig angeordnet, indem aus einer ‚gemeinsamen Wurzel zahlreiche, oft auch noch seitlich verzweigte Äste entspringen. An 85 den Mesenterien dritter Ordnung fällt die geringe Ausbildung der Längsmuskelpolster auf, an deren Zusammensetzung sich nur wenige Lamellen beteiligen. Sphincter mesoglöal und verhältnismäßig lang. Auf dem Querschnitt als schmales, dem Entoderm stark genähertes Band erscheinend, das sich aus einer Anzahl maschenartig ent- wickelter Muskelgruppen zusammensetzt. Fundort: Kerguelen, Januar 1902. Deutsche Südpolar- Ex- pedition. Actinostola rufostriata nov. spec. Farbe des lebenden Tieres: Mauerblatt blaB korallenrot mit schrägen orangefarbenen Streifen, Tentakel orangefarben. Durch- messer der Fußscheibe 36 mm, Höhe der Körperwand 14 mm, Durch- messer der Mundscheibe 23 mm, Länge der inneren Tentakel 10 mm, Durchmesser der Mundöffnung 8 mm. Fußscheibe kreisrund, aus- gebreitet und kräftig entwickelt. Mauerblatt glatt, ohne Cuticula, ohne Warzen und ohne irgendwelche Anhänge. Körperwand im Vergleich zu andern Actino- stola-Arten verhältnismäßig dünn. Am oberen Ende des Mauerblattes ein 21/, mm breiter, dem Sphincter entsprechender Wulst. Margo und Fossa fehlen. Mundscheibe überhängend, aber nicht lobiert. Tentakel am freien Ende deutlich abgestumpft, an Zahl weit über 100, in mindestens 4—5 Kreisen angeordnet, den i größten Teil der Mundscheibe einnehmend; Fig. 8. Actinostola ru- längs gefurcht, mit sehr deutlichen Terminal- fostriata. — 3/4 nat. Gr. poren, ohne basale Anschwellungen, Ten- takelkrone ausgesprochen entacmäisch. Mundöffnung auf einer ko- nischen Erhebung des mit radiären Furchen bedeckten Peristoms. Zwei deutlich entwickelte Schlundrinnen. 48 in vier Cyclen ange- ordnete Mesenterienpaare. Zwei oder drei Cyclen stehen mit dem Schlundrohr in Verbindung, darunter zwei Paar Richtungsmesen- terien. Gliederung der Mesenterien in Macrocnemen und Micro- cnemen nicht vorhanden. Retractoren diffus. Parietobasilarmuskeln gut entwickelt, besonders auf den Mesenterien des ersten und zweiten Cyclus. Sämtliche Mesenterien mit Ausnahme derjenigen erster Ordnung fertil. Sphincter mesoglöal und sehr kräftig. In seinem distalen Teile bildet er einen 21/, mm langen und 11/, mm breiten Wulst, der die ganze Breite der an dieser Stelle stark verdickten Mesoglöä einnimmt. In proximaler Richtung verschmälert er sich sehr rasch und unvermittelt, so daß der proximale Abschnitt des Sphincters gewissermaßen nur als dünner, stielartiger Anhang des 86 distalen, kolbenförmigen Teiles erscheint. Proximaler Teil des Sphincters auf der entodermalen Seite der Mesoglöa liegend und kaum ein Sechstel der Breite des Bindegewebes einnehmend. Sphincter in allen Teilen reticulär ohne Auflockerung der Maschen in den Randbezirken. Längsmuskulatur der Tentakel auffallend kräftig und rein mesoglöal, in der feineren Struktur mit dem Sphincter übereinstimmend. Im Entoderm zahlreiche Zooxanthellen. Fundort: Süd-Shetlandinseln, in 75 m Tiefe, Dezember 1909. Französische Südpolar-Expedition. Familie: Dimyactidae nov. fam. Actiniinen mit Fußscheibe und Basilarmuskeln. Ohne Acontien und Cincliden. Eine Differenzierung in Macrocnemen und Micro- cnemen fehlt. Längsmuskulatur der Tentakel rein ectodermal. Retractoren kräftig entwickelt. Doppelter mesoglöaler Sphincter. Dimyactis nov. gen. Dimyactiden mit einem knorpelartig entwickelten Mauerblatt und nur 12 Mesenterienpaaren. Getrenntgeschlechtlich. Mesenterien, ein- schließlich der Richtungsmesenterien, fertil. Dimyactis duplicata nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Durchmesser der Fuß- scheibe 12 mm, Körperdurchmesser 12 mm, Höhe des Mauerblattes 10 mm. Fußscheibe gut entwickelt, aber nicht ausgebreitet. Mauer- blatt ziemlich dick und von knorpelartiger Beschaffenheit, ohne Saug- warzen. Margo scharf ausgeprägt. Randsäckchen fehlen. Zahl der Tentakel 24; alle von gleicher Länge, mit rein ectodermaler Längs- muskulatur. Schlundrohr lang, mit zwei scharf differenzierten Schlund- rinnen. Zwölf vollständige Mesenterienpaare, darunter zwei Paar Richtungsmesenterien. Alle Mesenterien mit kräftigen Retractoren ausgestattet und fertil. Getrenntgeschlechtlich. Doppelter mesoglöaler Sphincter. Distaler Sphincter fast die ganze Breite der Mesoglöa einnehmend, typisch reticulär, in proximaler Richtung sich in eine Anzahl mehr oder minder deutlich voneinander getrennter Cavitaten auflésend. Proximaler Sphincter von dem distalen durch ein an- sehnliches Stück muskelfreien Bindegewebes getrennt, netzförmig, aber deutlich gegliedert in einzelne Territorien, die voneinander durch mesoglöale, muskelfreie Bänder geschieden werden. Fundort: Kerguelen, Januar 1902. Deutsche Südpolar- Ex- pedition. 87 Familie: Sagartiidae. Calhactis vincentina nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Umriß der Fußscheibe elliptisch; größter Durchmesser 45, kleinster 19 mm. Fußscheibe und Körperwand sehr dünn, so daß die Mesenterien, insbesondere aber auch die dunkel gefärbten Gonaden durchschimmern. Körperwand vollständig glatt. Nur die Cincliden bilden nahe der Fußscheibe eine Reihe wenig hervortretender Buckel. Höhe des Mauerblattes 15 mm. Margo und Fossa scharf ausgeprägt. Durchmesser der elliptischen Mundscheibe in der Länge 11, in der Breite 7 mm. Zahl der Tentakel mehr als 150. 48 Paar auf vier Cyclen verteilte Mesenterien. Nur sechs Mesenterienpaare, die den ersten Cyclus bilden, sind voll- ständig, während die übrigen 42 Paar das Schlundrohr nicht er- reichen. Gonaden von den Mesenterien zweiter Ordnung an auf- tretend. Retractoren kräftig und aus sehr dicht stehenden Falten zusammengesetzt. Alle Mesenterien mit Acontien besetzt. Sphincter kräftig, rein mesoglöal, aus zahlreichen, ganz dicht liegenden hori- zontalen Maschen zusammengesetzt. Im oberen Teil von den beiden Epithelien gleichweit entfernt, nähert er sich unten unter merklicher Verschmälerung dem Ectoderm. Fundort: St. Vincent (Kapverden). Deutsche Südpolar-Expe- dition. Sagartia antarctica nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Umriß der Fußscheibe unregelmäßig, Durchmesser etwa 12—13 mm. FuBscheibe sehr dünn, läßt die Insertion der Mesenterien deutlich durchschimmern. Zwischen Substrat und Fußscheibe schiebt sich ein zartes, chitinähnliches, von den Zellen des Ectoderms abgeschiedenes Häutchen ein. Ectoderm- zellen der Fußscheibe sehr hoch. Körperhöhe etwa 3—4 mm. Mauerblatt ganz glatt. Tentakel konisch, nicht sehr lang. Zahl der Tentakel etwa 50. Mundöffnung klein. Schlundrohr kurz, mit zwei Schlundrinnen versehen. Sphincter mesoglöal, sehr lang, im distalen Teil etwa zwei Drittel der gesamten Breite der Mesoglöa einnehmend und sich der entodermalen Seite anschmiegend. In der medialen Region nähert er sich dem Ectoderm, während das proximale kiel- förmig zugespitzte Ende wieder an der entodermalen Seite liegt. Im distalen Teile Sphinctermaschen verhältnismäßig groß, von wech- selndem Umriß und unregelmäßig gelagert. In der Mitte des Sphincter- querschnittes sind die Maschen am kleinsten, zeigen untereinander keine erheblichen Differenzen und sind regelmäßig angeordnet, Maschen des proximalen Endes größer, mit der Neigung, nesterweise zusammenzutreten. 26 Paar Mesenterien, auf drei Cyclen verteilt. 88 Hexamere Anordnung durch das Auftreten eines überzähligen Mesenterienpaares dritter Ordnung gestört. Gliederung der Mesen- terien entspricht der Formel 6 + 6-- 13. Mesenterien der beiden ersten Cyclen vollständig, darunter zwei Paar Richtungsmesenterien. Acontien nur in geringer Zahl vorhanden. Geschlechtsorgane nicht entwickelt. Fundort: Gauß-Station, in 385 m Tiefe, November 1902. Deutsche Südpolar-Expedition. Sagartia capensis nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Durchmesser der kräftig entwickelten und ausgebreiteten, im Umriß kreisrunden Fußscheibe 21—22 mm, Höhe des Tieres in kontrahiertem Zustand 9—13 mm. Mauerblatt glatt, ohne Papillen, Saugwarzen und ähnliche Bildungen. Im proximalen Abschnitt tritt eine Anzahl Cincliden auf, die in einer horizontalen Reihe angeordnet sind. Körperwand sehr dünn; nur in der Sphincterregion zeigt die Mesoglöa eine erhebliche Verdickung. Sphincter mesoglöal, sehr kräftig. Im distalen Abschnitt die ganze Breite der Mesoglöa einnehmend, in proximaler Richtung keilförmig auslaufend. Maschen der distalen Region sehr groß, fast sämtlich von gleichem Umriß, mit der Neigung zur Anordnung in horizontalen Reihen. Maschen der proximalen Region ausnahmslos wesentlich kleiner als die kleinsten Randmaschen des distalen Sphincterab- schnittes. Zahl der Tentakel wahrscheinlich 96. Schlundrohr ziem- lich lang und nur mit einer Schlundrinne ausgestattet. Zahl der Mesenterienpaare 48. Erster und zweiter Mesenteriencyclus voll- ständig. Mit der Siphonoglyphe steht ein Richtungsmesenterienpaar in Verbindung. Längsmuskelpolster der Mesenterien kräftig. Gonaden nicht entwickelt. Acontien in größerer Zahl als bei Sagartia ant- arctica Pax vorhanden. Fundort: Simonsbai (Kapland), Juli 1903. Deutsche Süd- polar-Expedition. Sagartia minima nov. spec. Unter dem von der Deutschen Südpolar-Expedition an der Gauß- Station gesammelten Material befindet sich eine etwa 3 mm große Seeanemone von bräunlicher Farbe, deren Konservierung freilich so schlecht ist, daß es unmöglich ist, eine auch nur einigermaßen be- friedigende Beschreibung des Tieres zu geben. Wenn ich mich trotz- dem entschlossen habe, diese noch ungenügend bekannte Actinie mit einem neuen Namen zu belegen, so war für mich der Umstand maß- gebend, daß an der Zugehörigkeit dieser Art zur Gattung Sagartia nicht gezweifelt werden kann und die Form des Sphincters eine 89 Identifizierung mit einer der bereits bekannten antarktischen Sagartia- Arten nicht gestattet. Zahl der Mesenterien 24 Paar, in regelmäßiger Weise auf drei Cyclen verteilt. Zwölf Paar Mesenterien vollständig, darunter ein Paar Richtungsmesenterien. Retractoren schwach entwickelt. Sämt- liche Mesenterien steril. Acontien spärlich. Sphincter mesoglöal, sehr kräftig, aus verhältnismäßig großen Maschen zusammengesetzt. Im distalen Teil fast die ganze Breite der Mesoglöa einnehmend und sowohl auf der ectodermalen wie auf der entodermalen Seite einen äußerst schmalen Saum der Mesoglöa freilassend. In proximaler Richtung kontinuierlich sich verschmälernd. Fundort: Gauß-Station, in 385 m Tiefe, November 1902. Deutsche Südpolar-Expedition. Sagartia problematica nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Fußscheibe sehr zart, wohl entwickelt und ausgebreitet, Durchmesser 2—3 mm. Körper eylindrisch, etwa 5 mm hoch. Körperwand sehr dünn, glatt, ohne Warzen. Ohne deutlich ausgebildete Fossa. 24 Tentakel, etwa 2 mm lang, mit auffallend dünner Mesoglöa. Ectodermale Längsmuskulatur schwach entwickelt. Zooxanthellen fehlen. Radialmuskulatur der Mundscheibe schwach. . Schlundrohr mit einer einzigen Schlundrinne, ohne Längsmuskulatur. Zahl der Mesenterien neun Paar, darunter ein Paar Richtungsmesenterien. Sechs Mesenterienpaare vollständig, zwischen die sich drei Paare eines zweiten Cyclus einschieben. Be- schaffenheit der Längsmuskelpolster und das Fehlen von Geschlechts- produkten spricht für ein noch nicht erwachsenes Tier. Sphincter mesoglöal und wie die bindegewebige Lamelle, in die er eingebettet ist, äußerst schmal, im ganzen Verlauf etwa von gleicher Breite. Fundort: Simonsbai (Kapland), Juli 1903. Deutsche Süd- polar-Expedition. Sagartia kerguelensis nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Körperform etwa cylindrisch. Bei einer Höhe von 8 mm beträgt der proximale Durch- messer 7,5, der distale 6,5 mm. Fußscheibe gut entwickelt, aber nicht sehr ausgebreitet, Durchmesser 8 mm. Fußscheibe und Mauer- blatt ziemlich derbwandig. Mauerblatt glatt, ohne Anhänge und Warzen. Distaler Körperrand und Fossa scharf abgesetzt. Tentakel pfriemenförmig, sämtlich von gleicher Länge. Bei einem basalen Durchmesser von weniger als 1 mm erreichen sie eine Länge von etwa 2,5 mm. Zahl der Tentakel über 100, nur eine schmale Rand- partie der Mundscheibe einnehmend. Ectodermale Längsmuskulatur 90 der Tentakel schwach entwickelt. Zooxanthellen fehlen. Durch- ‘messer des Schlundrohrs 3 mm, Länge 4,5 mm. Zwei Schlundrinnen und Schlundrohrzipfel deutlich erkennbar. Mesenterien sehr regel- mäßig in vier Cyclen nach der Formel 6 + 6 + 12 + 24 angeordnet. Zwölf Paar Mesenterien vollständig, darunter zwei Paar Richtungs- mesenterien. Längsmuskelpolster verhältnismäßig niedrig. Gonaden auf den Mesenterien erster bis dritter Ordnung. Acontien nur in geringer Zahl vorhanden. Sphincter mesoglöal, aus zahlreichen, sehr kleinen, unregelmäßig gestalteten Cavitäten bestehend, die vielfach miteinander anastomosieren. Breite des Sphincters im ganzen Ver- lauf nahezu gleich bleibend, proximale Verschmälerung nur an- gedeutet. Fundort: Kerguelen, Februar 1903. Deutsche Südpolar-Ex- pedition. Choriactis subantarctica nov. spec. i Farbe des lebenden Tieres unbekannt. FuBscheibe kräftig ent- wickelt, ausgebreitet und mit einem deutlichen Randsaum versehen. Durchmesser der Fußscheibe 14 mm, Höhe des kontrahierten Tieres 7mm. Mauerblatt ganz glatt und von derber Beschaffenheit. Im distalen Teil des Mauerblattes dicht unterhalb der Mundscheibe 17 ganz flache, buckelförmige Erhebungen. Zahl der Tentakel 178 (?). Längsmuskulatur der Tentakel rein ectodermal, an verhältnismäßig niedrige Falten der Mesoglöa angeheftet. Schlundrohr mit einer einzigen Schlundrinne, etwa drei Viertel der Körperlänge erreichend. 48 Mesenterienpaare. Mesenterien erster und zweiter Ordnung voll- ständig. Gonaden von den Mesenterien zweiter Ordnung an auf- tretend. Retractoren an sehr dicken, aber ziemlich niedrigen und nicht besonders dicht stehenden Lamellen inseriert. Acontien reich- lich vorhanden. Zooxanthellen fehlen. Sphincter mesoglöal, aus zahlreichen kleinen Maschen bestehend, die nicht miteinander ver- schmelzen, sondern allenthalben durch merkliche Zwischenräume voneinander getrennt sind. Gegen das proximale Ende lockert sich der Zusammenhang der Maschen immer mehr, so daß schließlich nur eine einzige Reihe von Muskelmaschen vorhanden ist. Während der proximale Teil des Sphincters sich an das Ectoderm anlehnt, nähert sich der distale Abschnitt dem Entoderm. Fundort: Kerguelen, Januar 1902. Deutsche Südpolar-Ex- pedition. Choriactis crassoides nov. spec. Farbe des lebenden Tieres unbekannt. Durchmesser der Fußscheibe 26 mm, Höhe des Mauerblattes 28 mm, Durchmesser der Mundscheibe 25 mm, Längeder inneren Tentakel 14mm, Durchmesser der Mundôffnung 91 16 mm. Körperform annähernd cylindrisch, Mundscheibe nach außen ein wenig überhängend. Fußscheibe kräftig entwickelt, nach unten konkav umgeschlagen. Mauerblatt verhältnismäßig dünn und voll- ständig glatt. Cincliden auch bei genauester Untersuchung nicht nach- weisbar. Distaler Körperrand gut abgesetzt, Fossa fehlt. Zahl der Tentakel über 200. Tentakel pfriemenförmig, ohne basale An- schwellungen und ohne Terminalporen, den größten Teil der Mund- scheibe einnehmend. Innere Tentakel wesentlich länger als die äußeren. Schlundrohr etwa 3/, der Körperlänge erreichend, mit zwei scharf differenzierten Schlundrinnen. 96 Mesenterienpaare, hexamer angeordnet, darunter zwei Paar Richtungsmesenterien. Mesenterien der drei ersten Cyclen vollständig. Retractoren diffus. Acontien reichlich entwickelt. Mesenterien erster und zweiter Ordnung steril. Sphincter mesoglöal, ziemlich lang. In seinem distalen Teile die ganze Breite der Mesoglöa einnehmend, verschmälert er sich in proximaler Richtung, so daß er auf dem Querschnitt fast dreieckig erscheint. Hierbei neigt er sich der entodermalen Seite zu. Im distalen Teile ausgesprochen reticulär, wie bei Ch. crassa McMurr., zeigt er im proximalen Abschnitt eine gewisse Annäherung an den alveolären Typus. Parietobasilarmuskeln schwach. Längsmuskulatur der Tentakel und Radialmuskulatur der Mundscheibe ectodermal. Fundort: Süd-Shetlandinseln, in 75 m Tiefe. Französische Südpolar-Expedition. Choriactis opalescens nov. spec. Farbe des lebenden Tieres: Mauerblatt blaB rosa, Tentakel opalisierend. Maximaler Durchmesser der Fußscheibe 27 mm, Höhe des Mauerblattes (in stark kontrahiertem Zustande) 35 mm, Durch- messer der Mundscheibe 18 mm, Länge der inneren Tentakel 14 mm, Durchmesser der Mund- öffnung 11 mm. Körperform annähernd cylin- drisch, Mundscheibe nach außen nicht überhän- gend. Fußscheibe kräftig entwickelt, ausgebreitet. Mauerblatt vollständig glatt. Cincliden fehlen. Margo und Fossa nicht entwickelt. Zahl der Tentakel über 200. Tentakel fadenförmig, ohne basale Anschwellungen und ohne Terminalporen, sehr dicht stehend und den größten Teil der Mundscheibe einnehmend. Innere Tentakel länger als die äußeren. Schlundrohr etwa drei Viertel der Körperlänge erreichend, mit zahl- Fig. 9. Choriactis 4 opalescens. — 3/4 nat. reichen Längsfurchen und zwei deutlich differen- Größe. 92 zierten Siphonoglyphen. 96 Mesenterienpaare, hexamer angeordnet, darunter 2 Paar Richtungsmesenterien. Drei Cyclen stehen mit dem Schlundrohr in Verbindung. Retractoren diffus. Acontien spärlich entwickelt. Gonaden von den Mesenterien dritter Ordnung an auf- tretend. Sphincter mesoglöal, kräftig entwickelt, auf dem Querschnitt dreieckig. Im distalen Teil die ganze Breite der Mesoglöa einnehmend, läuft er an seinem proximalen Ende in eine scharfe Spitze aus, die, in der Mitte der Mesoglöa gelegen, von beiden Epithelien gleich weit entfernt ist. Struktur des Sphincters in seinem ganzen Ver- lauf reticulär, ohne Annäherung an den alveolären Typus. Parieto- basilarmuskeln schwach. Längsmuskulatur der Tentakel und Radial- muskulatur der Mundscheibe ectodermal. Zooxanthellen fehlen. Fundort: Süd-Shetlandinseln, in 420 m Tiefe, Dezember 1909. Französische Südpolar-Expedition. Breslau, 3. Oktober 1921. 3. Vertrocknung und Wiederbelebung bei einer Süßwasser-Hirudinee. Von Dr. Asajiro Oka, Tokio. (Mit 1 Figur.) Eingeg. 18. Oktober 1921. Da unsre Kenntnis über die Anabiose durch Vertrocknung auf zoologischem Gebiete bisher auf mikroskopisch winzige Geschöpfe, wie Rotatorien, Tardigraden, Anguillula usw. beschränkt zu sein scheint, dürfte die Mitteilung wohl interessieren, daß eine ähnliche Fähigkeit, nach längerer Austrocknung wieder zum Leben aufzuwachen, auch einer Hirudinee zukommt. Das Tier, um das es sich handelt, ist Oxobranchus jantseanus Oka, jene merkwürdige, mit 11 Paar büschelförmiger Kiemen aus- gestattete Rhynchobdellide, von der ich zuerst ein Exemplar aus China beschrieb!, und die ausschließlich auf Süßwasserschildkröten schmarotzend gefunden wird. Letztere haben nun bekanntlich die Ge- wohnheit, sich stundenlang zu sonnen, so daß jeder auf ihnen fest- sitzende Parasit von Zeit zu Zeit der Vertrocknung ausgesetzt ist. Es ist daher von vornherein einleuchtend, daß unser Egel die Fähig- keit besitzen muß, den Wasserverlust ohne Schaden zu vertragen, zumal da sein Körper mit den flächenhaft entwickelten Kiemenan- hängen zur raschen Verdunstung besonders geeignet erscheint. In der Tat ist er an seine spezielle Lebensweise vorzüglich angepaßt, indem er sich vollkommen austrocknen läßt, ohne dabei auch im ge- 1 Oka, A., Eine neue Oxobranchus-Art aus China (Ox. jantseanus n. Sp.). Annotat. Zool. Japan vol. VIII. 1912. 93 ringsten beschädigt zu werden, wie ich durch wiederholte Versuche feststellen konnte. Am 18. Juni d. J. erhielt ich von meinem Freund und früheren Schüler N. Inekuma (Nagoya), 36 völlig ausgetrocknete Exemplare von genannter Hirudinee, die er drei Tage vorher von der Körper- oberfläche einer Clemmys japonica abgeschabt hatte. Dieselben stellten kleine, unregelmäßig rundliche Scheiben von fast schwarzer Farbe Oxobranchus jantseanus Oka. a. Mittelgroßes Exemplar, lebend. b. Dasselbe vollkommen eingetrocknet. 6X. dar, die vollkommen trocken und hart wie Holz waren. Da sie so- wohl in der Form als auch in der Konsistenz nichts hirudineen- artiges aufwiesen, war es absolut unmöglich, ohne weiteres ihre wirk- liche Natur zu erkennen. Um 5 Uhr abends desselben Tages legte ich die sämtlichen Exemplare in ein Gefäß mit Wasser, in der Hoffnung, aus den dürren Scheiben womöglich normal gestaltete Hi- rudineen zu erhalten. Sehr bald fingen sie an aufzuquellen, zunächst wurden sie halbkugelig, indem die runzelige Oberfläche allmählich sich wolbte. Dann streckte sich der Körper in der Länge, der Hals mit dem Kopf trat gleichzeitig hervor, während an beiden Seiten des Rumpfes die büschelförmigen Kiemen sich vollständig ausbreiteten. Schon um 5 Uhr 50 Minuten hatten die sämtlichen Tiere ihre nor- male Körperform angenommen, obwohl sie sich noch nicht bewegten, mit Ausnahme einiger ganz kleiner, die bereits eine allerdings sehr geringe, schlängelnde Bewegung der vorderen Körperpartie zeigten. 94 Bald darauf begannen auch die iibrigen sich zu bewegen, die Be- wegungen wurden immer lebhafter, und nach einer Stunde krochen die Tiere ohne Ausnahme im Gefäß überall umher. Die Zimmer- temperatur war 19°; die des Wassers 15°. Sechs mittelgroße Exem- plare, die in trockenem Zustand zusammen ein Gewicht von 4 Centi- gramm hatten, wogen nun 20 Centigramm: der Wasserverlust betrug also 4/, des Körpergewichts. Die Tiere haben über drei Tage eine derartige Vertrocknung ohne Schaden überstanden. Am 15. Juli empfing ich von Inekuma eine zweite Sendung von Oxobranchus, diesmal aber nicht getrocknete Exemplare, sondern frische, lebende Tiere. Aus den einige Dutzend zählenden Indivi- duen nahm ich, am folgenden Tage um 9 Uhr morgens, zehn mittel- große Stücke aus dem Wasser, legte sie auf ein Stück Papier und ließ sie an der Sonne austrocknen. Die Tiere, die bis dahin munter herumkrochen, wurden auf dem Papier plötzlich ganz ruhig, zogen den vorderen Körperteil unter den Rumpf ein und kontrahierten sich in der Weise, daß der nunmehr halbkugelige Körper nicht viel über die Befestigungsfläche der hinteren Saugscheibe hinausragte. Die Wasserverdunstung ging sehr rasch vor sich, denn schon um 1 Uhr nachmittags waren die Egel vollkommen ausgetrocknet. Die neben- stehende Figur gibt ein und dasselbe Individuum in lebendem und in ausgetrocknetem Zustand wieder. Wie man daraus ersieht, werden die Kiemenanhänge nicht eingezogen, sondern vertrocknen auf dem Substrat in der Stellung, die sie zufällig angenommen haben. In diesem Zustand ließ ich die Tiere bis zum 23. Juli ruhig liegen. An diesem Tag um 9 Uhr morgens legte ich sie in Wasser, dann wieder- holten sich genau dieselben Vorgänge, wie ich sie beim ersten Ver- suche beobachtet habe, und schon um 1/11 Uhr befanden sich die sämtlichen Individuen in reger Bewegung. Wer diese Tiere so munter herumkriechend zu Gesicht bekam, konnte unmöglich erraten, daß sie über eine Woche in der Form von dürren, harten Scheiben zugebracht hatten. Diesmal betrug die Zimmertemperatur 25°, die des Wassers 21°. Es ist bemerkenswert, daß in der Gruppe der Hirudineen Formen enthalten sind, die sich der Trockenheit gegenüber ganz verschieden verhalten. Während die eine, wie die hier erwähnte, sehr rasch eintrocknet und in Scheintod verfällt, gibt es andre, wie Haemadipsa und Xerobdella, die sich dadurch schützen, daß sie möglichst wenig Wasser ausgeben. Eine Haemadipsa aus Formosa, die ich seit April d. J. lebend halte, ist immer noch ganz munter, obgleich ich ihr dann . und wann nur soviel Wasser gegeben habe, um einen Erdkloß in ihrem Behälter einigermaßen feucht zu halten, Tokio, 25. August 1921. 95 II. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. 1. Zoologisches Institut der Universität Graz. Vorstand: Prof. Dr. L. Böhmig. Assistent: Dr. Josef Meixner. Demonstrator: cand. phil. Erich Reisinger. Präparator: Karl Knoch. 2. Zoologischer Bericht im Auftrag der Deutschen Zoologischen Gesellschaft unter Mitwirkung von E. Korschelt F.Mayer J.Schaxel W.Schleip Marburg Jena Jena Würzburg herausgegeben von C. Apstein, Berlin. Verlag von G. Fischer, Jena. Fiir folgende Gebiete bitte ich um baldige Meldung von Referaten: Variationsstatistik. Turbellaria, Trematodes. Echinoderma. Vertebrata: Embryologie, frühe und spätere Stadien. Allgemeine Morphologie. Muskelsystem, elektrische Organe. Centralnervensystem. Sinnesorgane. Prof. ©. Apstein, Berlin N 4. Zoologisches Institut, Invalidenstraße 43. 3. Deutsche Zoologische Gesellschaft E. V. Vorstandswahl. In Gegenwart der Mitglieder Prof. Döderlein, Prof. Buchner, Dr. Balss und Dr. Koehler wurde am 4. Januar das Ergebnis der Vorstandswahl für 1922,23 wie folgt festgesetzt: Abgegeben waren 184 gültige und 3 ungültige Wahlzettel. Es erhielten Stimmen als Vorsitzender: Prof. Haecker 172, außerdem Prof. Lohmann 11, Prof. Korschelt 1. Als stellvertretende Vorsitzende: Prof. Döderlein 183, Prof. Grobben 180, Prof. Lohmann 166, außerdem Prof. Pfeffer 10, Prof. Kükenthal 3, Prof. Haecker 2, Prof. Herre 2 und Prof. Blachmann, Prof. Doflein, Prof. Kühn, Prof. Korschelt, Prof. Mielck je 1. 96 Als Schriftführer: Prof. Apstein 184. Der Vorstand für 1922/23 besteht demnach: Vorsitzender: Prof. V. Haecker-Halle a. S., Zoologisches In- stitut, Domplatz 4. 1. stellvertretender Vorsitzender: Prof. L. Döderlein-München, Herzogstraße 64. 2. stellvertretender Vorsitzender: Prof. C. Grobben-Wien XVIII. 1., Sternwartenstraße 49. 3. stellvertretender Vorsitzender: Prof. H. Lohmann-Hamburg1., Zoologisches Museum, Steintorwall. Schriftführer: Prof. ©. Apstein-Berlin N 4, Zoologisches In- stitut, Invalidenstraße 43. Prof. C. Apstein, Schriftführer. Druck von Breitkopf & Hartel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger herausgegeben von Prof. Eugen Korschelt in Marburg. Zugleich Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. Band LIV. 14. Februar 1922. Nr. 5/6. Inhalt: = I. Wissenschaftliche Mitteilungen. Nieschulz, Über eine Astaséa-Art aus dem Feuerborn, Das Labialsegment, die Gliede- (ee a gracilis Bat. rung des Thorax und die Stigmenverteilung AREA Rayna PURE pi der Insekten in neuer Beleuchtung. (Mit | 5. pate en zur Ontogenie von Felis 14 F iguren.) (Fortsetzung.) 8. 97. 5 Thiele, Über die Verwandtschaftsbesiehungen Biunck, Die Lebensgeschichte der im Gelb- RSR liederter Ti 8. 440 rand schmarotzenden Saitenwürmer. S. 111. einiger ungegliederter Liergruppen. 6. 140. . Speiser, Zwei neue, auffallende Pachy- gastrinen-Formen (Diptera) aus Kamerun. 32. iets » © “= II. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. 1. Deutsche Zoologische Geselischaft E. V. 8.144. I. Wissenschaftliche Mitteilungen. 1. Das Labialsegment, die Giiederung des Thorax und die Stigmenverteilung der Insekten in neuer Beleuchtung. Von Dr. H. Feuerborn (Privatdozent und I. Assistent am Zoologischen Institut in Kiel). (Mit 14 Figuren.) Eingeg. 26. September 1921. (Fortsetzung und Schluß.) VII. Orthoptera genuina (Fig. 11). Bei den Orthopteren muß vermutlich ganz allgemein, wie bei den Coleopteren und Hemipteren, eine dauernde Verschmelzung der Tergite I und II angenommen werden. Vielfach zeigt das bisherige 1. Segment eine starke Ausdehnung, in andern Fällen bleibt es in der Entwicklung zurück. Bei Bacillus rossi (Fig. 11) ist das 1. Seg- ment erheblich kleiner als das bisherige zweite. Und doch scheint auch hier eine Quernaht den Hinweis für eine Doppelwertigkeit des bisherigen Pronotums zu liefern. Das vordere Stigmenpaar liegt im hinteren Teile des 1. Segmentes, bei Annahme der Doppelwertigkeit also mesothoracal, S, am Vorderende von IV. Das kleine Tergit V ist enger mit IV verwachsen, das entsprechende Stigma an den Hinter- rand von Segment IV vorgerückt. Die übrigen Stigmenpaare (zu- sammen 10) liegen sämtlich präsegmental. Hinsichtlich der Ver- Zool. Anzeiger. Bd. LIV. cg . 98 schiebung der Beinpaare bietet Bacillus sehr extreme Verhältnisse. Die Kopfstellung ist prognath. Im Einklang mit der Verschiebung der Vorderbeine stark nach vorn bleibt, wie bei der Sialis-Larve, das Prosternum mit dem Sternit des 2. Maxillensegmentes in ver bindung. Der vordere Rand von Sternit IT liegt da Que zwi- schen > I und IT entsprechend. | Heymons (l. c. 1895) hat hi Periplaneta orientalis L., Gryllotalpa vulgaris Latr. und For- ficula ieee L. insgesamt 21 Kérpersegmente festgestellt. Bei Annahme einer Doppelwertigkeit des 1. Thoracalsegmentes, deren Nachweis an _. Embryonen Heymons natürlich nicht ‚versucht ‘ hat, würde die Gesamtzahl 22 betragen, wobei . ‚meines Erachtens in Frage steht, ob’ die Zählung der Kopfsegmente richtig ist. Hinsichtlich‘ der ~ nachembryonalen Verschmelzung von vorderen ab- . dominalen Tergiten und Sterniten mit dem Thorax vergleiche man Heymons selbst (J. c. S. 34 ff). Seine Behauptung, daß der Hypopharynx in mor- phologischer Hinsicht die Sternite der drei Kiefer- segmente repräsentiert, und das hinter dem Sub- mentum aufgetretene Chitinstück als eine sekundär aufgetretene Neubildung angesehen werden müsse (S. 24), entspricht zweifellos nicht den Tatsachen. Aut die Arbeiten von Voß über den Thorax von Gryllus, speziell auf seine Ausführungen zu der Microthorax- und Vorsegmenttheorie, die er beide ablehnt, habe ich. bereits hingewiesen. Auf diese umfangreichen Arbeiten und ihre Ergebnisse Fig. 11. Thorax und im einzelnen einzugehen, ist hier nicht meine Ab- vorderes Abdomen sicht. Es würde dazu eine besondere Untersuchung Las ‚jugendlichen ti, und zunächst einmal nachzuprüfen sein, in- ndividuums von Ba- : I : ; CO eillus rossi Fabr. wieweit sich die, besonders dorsalen, Segment- (dorsal). grenzen bei einer Anwendung der durch meine Theorie gegebenen Gesichtspunkte doch vielleicht aside auffassen lassen. VoB stellt das Tergit des vorderen Segmentes (das Pronotum) als einheitliche Platte dar. Es sei hier bemerkt, daß ich das Fehlen oder Vorhandensein einer etwaigen Naht für nicht so bedeutungsvoll halte zur Abgrenzung von Segmentbezirken, als z. B. die segmentale Anordnung von »echten« Borsten, Borstenreihen und Borstengruppen, wie ich das an der Pagoda Lane und -Puppe ge zeigt habe (vgl. meine frühere Veröffentlichung, in der auch auf die 99 ähnlichen, leider nicht konsequent durchgeführten Untersuchungen Keilins an Phora und andern Dipteren hingewiesen ist). Das äußere Chitinskelet unterliegt zu sehr funktionellen Einwirkungen, als daß ein völliges Verschwinden von Segmentgrenzen infolge inniger Ver- schmelzung verwunderlich sein könnte Auch Voß betont, »daß die im Chitinskelet vorliegenden Gestaltungsverhältnisse an sich nicht den geringsten Wert für morphologische Fragen be- sitzen < (V. Bd. 101. 8. 657). | _ Was nun die Verteilung der Muskulatur in den thoracalen Seg- menten betrifft, so sei eine abschließende Bemerkung von Voß hier wiedergegeben, die von vornherein etwa für unsre Zwecke zu er- wartende Resultate in Frage stellt; sie betrifit das vordere Körper- segment, auf das es ja in erster Linie ankommt: »Der Prothorax ist im Vergleich mit den flügeltragenden Segmenten ein Spiegelbild. spezieller kinematischer Beziehungen und er- läutert dadurch nicht nur die Auffassung der andern Seg- mente, sondern das Wesen morphologischer Gestaltung bei Insekten überhaupt. Man könnte z. B. auch die Verteilung der prothoracalen, dorsoventral verlaufenden Muskeln von vornherein als den Ausdruck rein morphologischer Beziehungen ansehen und daraus eine gleichfalls bedingte Betrachtung in diesem Sinne anknüpfen, die sich aber alsbald in Widersprüche in kinematischer Hinsicht ver- wickeln würde« (V. Bd. 101. S. 527). Wollen wir trotzdem die dorsoventralen Muskeln (die für uns wesentlich in Betracht kommen) nach morphologischen Gesichts- punkten betrachten, so scheinen mir die Voßschen Befunde eher für als gegen meine Hypothese zu sprechen. Schon ein flüchtiger Blick auf die Schemata der Muskelanordnung läßt erkennen, daß die dorsalen Anheftungsstellen der dorsoventralen Muskeln im »Pro- thorax« vorwiegend sich in der mittleren Querlinie des Pro- notums finden, während in den folgenden Segmenten vorwiegend die präsegmentale Intersegmentalhaut, der laterale vordere Rand des Tergits, vor allem aber der vordere obere Abschnitt der Pleurite in Anspruch genommen sind. So liegt, um nur ein Beispiel heraus- zugreifen, die im Prothorax rein tergale (von Voß als primär tergale betrachtete) Anheftungsstelle des Dorsoventralmuskels /dum 4 (pm 4) im Meso- und Metathorax an der Pleuralleiste (V. Bd. 100. S. 784). Im übrigen ist es für die Bewertung der Muskelverteilung von In- teresse, durch Voß zu erfahren, daß im Laufe der nachembryonalen Entwicklung der Prothorax 1 Muskel verliert, der Mesothorax 2 Mus- keln verliert, aber 6 hinzugewinnt, der Metathorax 1 Muskel gewinnt und endlich die 4 vorderen Abdominalsegmente einen Verlust von Vic 100 11 Muskeln aufweisen (V. Bd. 101. S. 586). Daß derartige onto- genetischen Feststellungen auch für eine phylogenetische Betrach- tung morphologischer Beziehungen von größter Wichtigkeit sind, liegt auf der Hand. Was die thoracalen Stigmen anlangt, so sieht sich Voß im Beginne seiner Untersuchungen gezwungen, die Zugehörigkeit der Vorderstigmen als unentschieden zu bezeichnen (II. S. 501), Später hält er »die Lage der Stigmen am Hinterende des zugehöri- gen Segmentes und die Existenz eines prothoracalen und eines mesothoracalen Stigmas im Thorax ... für durchaus erwiesen« (V. Bd. 100. S. 789). Die Annahme eines prothoracalen Stigmas steht im Widerspruch mit der schon von Weismann und Palmen vertretenen Ansicht, daß ein solches bei keinem ausge- bildeten Insekt vorkommt, und könnte so geradezu als ein Beweis dafür angesehen werden, daß der Teil des Prothorax, dem Voß das Stigma zuweist, in Wirklichkeit zum Mesothorax gehört. ... Einige Schwierigkeit bereitet die Lage des 2. Stigmenpaares. Während bei den bisher betrachteten Insektengruppen dieses (1. ab- dominale) Stigmenpaar durchweg in nächster Nähe der vorderen An- satzstelle der Hinterflügel liegt und damit seine Beziehung zu dem Tergit IV bekundet, findet man es bei Gryllus und andern Ortho- pteren ziemlich weit ventralwärts verlagert (vgl. auch K., Fig. 22, 23). Noch schärfer prägt sich diese Verlagerung bei den Siphonaptera (Pulex, vgl. K., Fig. 17) aus. Vielleicht kann man aber, wenn ich auch sonst kein Freund der Annahme einer Verschiebung von Stigmen bin, hier doch zu diesem Hilfsmittel greifen, wobei die bei Ortho- pteren und Siphonapteren starke Entwicklung der Muskulatur der Hinterbeine als Ursache einer sekundären Verlagerung in Betracht gezogen werden mag. Es sei noch darauf hingewiesen, daß bei den Orthopteren nicht das 2., sondern das 3. Stigmenpaar in nähere Beziehung zu einem Tympanalorgan tritt. Schließlich bietet sich hier Gelegenheit, auf ein prothoracales Phragma aufmerksam zu machen, das sich bei Gryllotalpa findet. Burmeister (Handb. d. Entom. Bd. I. S. 256, vgl. Kleuker?2, S. 16) sagt von ihm: »Das vollkommenste Skelet zeigt unter den Ortho- pteren die Maulwurfsgrille (Gryllotalpa vulgaris). Im Prothorax, der aus einem sehr großen, harten, bauchigen Vorderriicken und einem sehr schmalen, kleinen, leistenförmigen Vorderbrustbein gebildet wird, si 32 Kleuker, Uber endoskeletale Bildungen bei Insekten. Diss. Göttingen 101 bemerkt man eine sehr große, hornige Scheidewand, die von der Mittellinie des Vorderrückens herabsteigt und sich bald nach vorn _ in zwei Fortsätze, die eine Gabel bilden, ausdehnt.< Zweifellos sind im allgemeinen die Phragmen intersegmentale Bildungen, wobei es in Frage steht, inwieweit der Vorder- oder Hinterrand des be- treffenden Tergits an ihnen beteiligt ist. Die stärkste Ausdehnung scheint bei höheren Insekten das bisherige Mesophragma (nach neuer Zählung zwischen Tergit III u. IV gelegen) zu haben. Bei Gryllo- talpa müßte es sich nach Burmeister um ein intrasegmentales Phragma handeln, nach neuer Auffassung könnte in ihm eine An- deutung der Segmentgrenze zwischen I und II erblickt werden, so- fern man nicht von vornherein derartige Bildungen auf kinematische Ursachen zurückführt. Ich verweise bezüglich ähnlicher prothoracaler Phragmen auf Berlese33, Fig. 434 (hier ist das St, zu ergänzen, entsprechend die Numerierung der folgenden zu ändern), 460, 465, 466, 470. | VIII. Plecoptera. Bei den Perliden zeigen die drei vorderen Segmente ziemlich gleichmäßige Ausdehnung. Bei Anwendung meiner Theorie muß das Tergit des bisherigen ersten Segmentes als doppelwertig ange- nommen werden, Andeutungen einer Verschmelzung habe ich bisher nicht gefunden. Von den 10Stigmenpaaren werden vielfach (T iim pel 4) 3 auf den Thorax gerechnet, doch hat schon Palmen das vordere Paar als mesothoracal erkannt und das dritte dem Abdomen zuge- rechnet. In der Tat verleugnet das 1. Stigma (vgl. Palmen, I. c., Taf. I. Fig. 10) nicht seine Zugehörigkeit zum pleuro-coxalen Bezirk des 2. Beinpaares. Bei der Larve (vgl. Schoenemund?5, Taf. I. Fig. 1) mündet der das 2. Bein versorgende Tracheenast in der Nähe des Narbenstranges des vorderen Stigma. Das 2. Stigma zeigt eine ähnliche Beziehung zum hinteren Beinpaar. Ob im übrigen die Aus- bildung des thoracalen Tracheensystems für die Lösung unsres Problems herangezogen werden kann, erscheint mir zweifelhaft. Allenfalls könnte man in der Tatsache (vgl. Schoenemund, 1. c.), daß das supracoxale Kiemenbüschel des vorderen Segmentes von zwei gesonderten Seitenästen des Hauptstammes versorgt wird, einen Hin- weis auf Doppelwertigkeit dieser Anlage erblicken. Die neue Zählung ergibt für die Larve 11 Abdominalsegmente. 3 Berlese, A., Gli Insetti vol. I. Milano 1909. 34 Tiimpel, R, Die Geradflügler Mitteleuropas. Gotha 1908. 3 Schoenemund, E., Zur Biologie und Morphologie einiger Perla-Arten. Zoolog. Jahrb. Abt. Anat. Bd. 34. 1912. 102 IX, Odonata (Fig. 12—14). Auch diese Gruppe besitzt 10 Stigmenpaare, von denen Tümpel 3 auf den Thorax rechnet, eine Angabe, die schon Künneth als irrig bezeichnet. Das 1. Körpersegment, bzw. das Pronotum, muß auch bei den Odonaten in Anwendung meiner Hypothese als doppelwertig ange- sehen werden. Ich habe bisher keine sicheren Beweise für diese Doppelwertigkeit gefunden, möchte aber nicht verfehlen, auf die An- hänge hinzuweisen, die nach Berlese (lc. Fig. 172. S. 174) das vordere Thoraxsegment von Aeschna grandis aufweist. Es sind ein Paar vorn seitlich gelegene, distal verbreiterte und behaarte Anhänge, die als »lamine stridulatorie« bezeichnet sind, und zwei hintere, median verwachsene, ziemlich aus- gedehnte Lappen. Von letzteren sagt Schultz (l.c. S. 39): » Wie ich mich überzeugte, sind diese Gebilde, die auch wie die Patagia (cf. der Lepidopteren, d. Verf.) mit langen Haaren besetzt sind, den Patagien sehr ähnlich. Ob sie aber, wie Berlese meint, ihnen homolog zu nennen sind, möchte ich bezweifeln, da ihre Lage als letztes Tergit von der der Schmetterlings- patagia abweicht. Weiter spricht dagegen, daß es sich nicht um zwei getrennte Gebilde handelt, sondern um ein einheitliches Stück, das nicht einmal durch eine mitt- lere Naht zerlegt ist. .. Dagegen finden sich bei derselben Libelle als Scutum zwei stark aufgewölbte rundliche Stücke, die nach meiner Fig. 12, Kopf, Thorax und vorderes i u alee ee Abdomen einer jungen Larve von der Patagia zu betrachten sind, da Agrion sp. (dorsal), Vergr. 25:1. sie den Patagien von Hepialus in der Ausbildung und Lage ent- sprechen.« Meiner Deutung entsprechend, müßte es hier statt Pa- tagia Tegulae heißen. Als den Patagia homolog kämen eher die oben genannten vorderen Anhänge in Betracht. Ich kenne die Ge- bilde bei Aeschna nicht aus eigner Anschauung, muß mich daher auf diesen Hinweis beschränken. 103 _ Die Gestaltung des imaginalen Thorax vollzieht sich ‘in durch! aus eigenartiger Weise. | Die Fig. 12 zeigt das Vorderende einer Larve von. hi spec. Von den 3 vorderen Segmenten ist das erste etwas kleiner, trotzdem nehme ich an, da die Tergite der beiden folgenden Segmente die Flügelstummel re daß das Tergit des ersten Segmentes doppel- a Fig. 13. Thorax und vorderes Abdomen einer älteren Larve von Aeschna sp. (dorsal). Vergr. 20:1. wertig ist. Das vordere Stigmenpaar liegt lateral am vorderen Rande des 2. Segmentes, wir rechnen es als zu den Mesopleuren gehörig. S, findet | sich in ähnlicher Lage am 3. Ringe, Fig. 14. Thorax und vorderes Abdomen wir müssen es mit den übrigen incr erwachsenen Larvevon Aeschnasp. 8 Stigmenpaaren, die, mehr an die (halb seitlich). Ventralseiteverschoben, präsegmen- tal zu den Segmenten V— XII gehören, als abdominal bezeichnen, also zu dem Tergit IV in Beziehung setzen. Ein etwas späteres Stadium von Aeschna spec. (Fig. 13) zeigt nun, daß sich je eine von der Seite her dorsalwärts vorwachsende Falte bildet. Die beiden Falten nähern sich in ihren vorderen Teilen späterhin (Fig. 14) der dorsalen Mittellinie, hier nahezu miteinander verwachsend, während die bogig seitwärts divergierenden hinteren Teile die Flügelwurzeln überdecken. Was stellt nun diese Falte dar? Ich deute sie als die pleuralen (oder pleurosternalen) Teile des II. und III. Segmentes, der 104 hintere Abschnitt muß aber auch die Pleurite des IV. (1. abdom.) Segmentes enthalten! Bei dieser Deutung wird die Zugehörigkeit der Stigmen plausibel. Das vordere Paar wird durch die Vorwachsung der Pleuren des Mesothorax stark dorsalwärts verschoben, es liegt bei der Imago nahezu oben auf dem Rücken des Thorax, das 2. Paar dorsal von dem hinteren Beinpaar. Durch das besonders stark hervortretende Vorwachsen der Mesopleuren wird das Metanotum (III) weit vom Mesonotum (II) abgedrängt, es kommen so die Flügel weit nach hinten zu liegen, während die Beinpaare sich nach vorn schieben. Dieser nachembryonale Gestaltungsvorgang nähert bei den Odo- naten sekundär die Flügelpaare dem Schwerpunkt des langge- streckten Körpers, wogegen die Beine ihrer ursprünglichen Trag- funktion entfremdet sind. Hinsichtlich des Sternits des 1. abdominalen Segmentes (IV) hat es den Anschein, als ob das den Larven fehlende Sternit später als besondere schmale Platte auftritt, doch sind darüber eingehende Untersuchungen nötig, wie natürlich auch über die Doppel- wertigkeit des bisherigen Pronotums. X. Ephemeroidea. Die Eintagsfliegen dürfen unser besonderes Interesse bean- spruchen: 1) weil die Deutung der pleuralen Borstengruppen der Psychoda-Larve von neuem die Frage morphologischer Beziehungen zwischen Flügeln und Tracheenkiemen der Ephemeriden aufrollt; 2) weil, wie mir scheint, der Thorax der Ephemeriden sich in seinem Auf- bau wesentlich von dem der zuletzt betrachteten Gruppen unterscheidet. Nach Dürken:® (S. 541) ist »im Gegensatz zu der bislang fast allgemeinen Anschauung, die Tracheenkiemen seien pleurale oder gar ventrale Bildungen, aus der dorsoventralen Natur ihrer Muskeln und der Lage ihrer Anheftung zu entnehmen, daß sie Ausstülpungen der Tergite darstellene. Auch die Flügel sind nach Voß (l. c.) Ausstül- pungen der Riickenplatten. Aber wenn nun Dürken daraus, daß sich Homologien von Kiemen- und Thoraxmuskeln nicht begründen lassen, folgert, daß »auch Flügel und Tracheenkieme auf Grund der Muskulatur nicht miteinander homologisiert werden können, obschon beide tergaler Natur sind«, so ist das meines Erachtens zu weit ge- gangen. Abgesehen davon, daß es sehr schwer ist, Homologien zwischen Muskeln mit Sicherheit festzustellen, ist der Mangel solcher Homologien nicht morphologisch, sondern funktionell zu bewerten. 3 Dürken, B., Die Tracheenkiemenmuskulatur der Ephemeriden unter Berücksichtigung der Morphologie des Insektenflügels. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 87. 1907. 105 Da ich eine eingehende Untersuchung der larvalen Körperan- hänge von Psychoda noch nicht durchführen konnte, sei hier die Frage ihrer Bedeutung nur angeschnitten. Dem bereits oben Gesagten sei hinzugefügt, daß die stets vorhandene (nur am Mesothorax — hier der Stigmenträger! — fehlende) pleurale Doppelborste, in gleicher Weise wie die Doppelborsten der Ventralseite, auf eine primäre Doppel- wertigkeit der ihnen homologen Bildungen schließen läßt, womit das Vorhandensein eines mutmaßlichen »AuBenastese an der Kieme (Börner)3? im Einklang steht. Hinsichtlich der Gestaltung des Thorax stehen mir eigne Be- obachtungen nicht zur Verfügung. Wie aus einer Figur Brauers (I. c. 1882), die auch Dürken wiedergibt, hervorgeht, ist der Pro- thorax der Imago sehr klein gegenüber dem mächtig entwickelten Mesothorax. Ich nehme an, daß hier Meso- und Metanotum verwachsen sind, so daß sich ein ähnliches Verhalten ergibt, wie es bei der Psychoda-Puppe vorliegt. Die Insertion der Vorderflügel scheint dieser Annahme zu entsprechen. Das Mesonotum würde dann etwa dem »Präscutum« Brauers gleich zu setzen sein. Das Metanotum ist nicht, wie bei der Imago von Psychoda, besonders abgesetzt, wie ja überhaupt nach Dürken (l. c. S. 540) »im Chitin- skelet der Nymphe Verwischung der Grenzen der einzelnen Teile eintritt«. Zwischen III und IV (nach neuer Deutung) ist ein kräftiges Phragma ausgebildet. Auf eine Besprechung der Muskulatur sei nicht näher eingegangen, zumal Dürken den Prothorax ganz un- berücksichtigt läßt. Ich verweise dazu auf meine früheren Bemerkungen zu den Arbeiten von Voß (S. 104). Die Stellung der Beinpaare ist insofern bemerkenswert, als die Vorderbeine der Ephemeriden, wohl infolge der mehr nach vorn aus- greifenden Funktion bei den Larven, mehr oder weniger ganz an der Ventralseite des Prothorax liegen, und nur die hinteren Paare um ein Segment verschoben scheinen. Erwähnt sei übrigens, daß Brauer (l. c. 1885. S. 355) auf »eine merkwürdige fossile Form mit mutmaßlich vier gleich großen Flügeln« hinweist (Ephemera? procera Hagen aus dem lithographischen Schiefer von Eichstätt). Auch die Ephemeriden besitzen 10 Stigmenpaare (wie Tümpel 1. c. S. 81, zu der Behauptung kommt, daß 2 thoracale und 11 ab- dominale Paare vorhanden seien, ist mir unerklärlich. Palmen rechnet die thoracalen zum Meso- und Metathorax, wogegen Dürken sie dem Pro- und Mesothorax zuweist und den Metathorax ohne ob 37 Borner, C., Die Tracheenkiemen der Ephemeriden. Zool. Anz. Bd. 33. 106 Stigma sein läßt, Nach meiner Deutung gehört das vordere Paar zum Mesothorax, das 2, Paar zum 1. Abdominalsegment. è _ Die sorgfältige Untersuchung des thoracalen Chitinskelettes der Ephemeriden (unter Berücksichtigung cuticularer Anhänge, der Haare, Borsten usw.) ist eine dringende Aufgabe. Falls sich meine Ver- mutung hinsichtlich des Verhaltens von Pro- und Mesonotum be- stätigen sollte, würden die Ephemeriden nicht der Reihe Odonata— Coleoptera an sein, sondern in nähere Beziehung zu den Panorpoidea—Hymenoptera treten. Für die erstere Gruppe ist das Pro- Mesonotum (»proterocyger Typus«), für die letztere das Meso- Metanotum (»deuterocyger Typus«) charakteristisch. Die Ephemeriden zeigen dann aber insofern ein besonderes Verhalten, als bei ihnen das Mesonotum offenbar nicht erst bei der Nymphe, d.h. nachem- bryonal, sondern bereits embryonal an das Metanotum angegliedert ist. XI. Apterygogenea. Die Frage, wie sich die Ayterygogenea gegenüber der neuen Deutung verhalten, bedarf einer besonders vorsichtigen Prüfung. Daß die Untersuchung hier mit größeren Schwierigkeiten zu rechnen hat, geht schon daraus hervor, daß nach Handlirsch88 (S. 360) es noch immer nicht erwiesen ist, »daß alle jene Formen, welche man gegenwärtig als Apterygogenea, also als ursprünglich ungeflügelte In- sekten zusammenfaßt, wirklich eine einheitliche Verwandtschaftsgruppe bilden, daß sie ferner wirklich nicht von geflügelten Formen ab- stammen und wirklich mit den Pterygogenen auf eine gemeinsame hexapode Stammform zurückgehen«. Es scheint mir gewagt zu sein, ohne eigne Untersuchung am Ob- jekt, für die mir zurzeit das Material fehlt, einer Deutung der seg- mentalen Verhältnisse des Thorax dieser Formen näher zu treten. Ich möchte trotzdem die Apterygogenea hier nicht ganz unberück- sichtigt lassen. Hinsichtlich der Stigmenzahl und ihrer Verteilung bieten die Japygiden besonderes Interesse, Von den 11 Stigmenpaaren von Japyx solifugus zählen Grassi und Verhoeff (1904) 4 Paare dem Thorax zu, während Haase: nur die vorderen 3 Paare dem Thorax ee Nach Börner {l. c. 1903. S. 293) »kann man das vorderste Stigma leicht als meso- thoracal erkennen, wenn man ein Tier von der Seite untersucht; dieses Stigma liegt nämlich ein beträchtliches Stück hinter dem Pro- notum, eben unterhalb des Vorderrandes der Vorplatte des Meso- 4 Schröder, Chr., Handbuch der Entomologie Bd. III. Jena 1921. 39 Haase, E., Die ’ Abdominalanhiinge der Insekten mit Beriicksichtigung der Myriopoden. Morphol. Jahrb. Bd. 15. 1889. 107 notums und hinter der arthrodialen Einschnürung zwischen Pro- und Mesothorax. Da es aber über dem Hinterende des Prosternums liegt, hat man es (nach Untersuchung der Ventralseite) zum Prothorax ge- zogen, da man die Lage zur segmentalen Einschnürungsfalte nicht beobachtet hat. Daraus ergibt sich das 2. Paar von Japyx (solifugus) als metathoracale. Für die abdominalen Stigmen muß Börner dann eine starke Verschiebung nach vorn annehmen (vgl. oben, S. 106). Ich möchte mit Börner ebenfalls die beiden vorderen Stigmenpaare als meso- und metathoracal ansprechen, glaube jedoch, daß ihre und die Lage der übrigen Stigmen anders zu deuten ist. Lassen wir bei Japyx die Tergite der Anordnung I + IT — IIT — IV entsprechen, so ist nur noch für das 2. abdominale Stigma eine Verlagerung nach vorn anzunehmen, ebenso für die übrigen abdominalen Stigmen eine solche vom Vorderrande ihres Segmentes an den hinteren Teil des vorhergehenden. Das scheint mir das Nächstliegende zu sein. Will man jedoch die hinteren abdominalen Stigmen dem Segmente ZU- rechnen, in dem sie liegen, so bliebe noch die Annahme, daß im Tergit IV ebenfalls die Werte zweier Tergite enthalten ai Es er- gäbe sich da ein ähnliches Verhalten, wie es — wenn ich eine Fi- gur Börners (1. c. 1903. S. 296, Anisolabis maritima) richtig deute — bei den Dermapteren vorliegt, wo auch das dritte beintragende Segment 2 Tergite zeigt und ebenfalls I + II als verschmolzen an- genommen werden müssen. Bei Japyx isabellae Gr. fehlen nach Grassi (vgl. Haase 1. c.) Si, und Si,, also das metathoracale und 2. abdominale Stigma. Bei Nicoletta kommen nach demselben Forscher 10 Stigmenpaare vor. _ Machilis besitzt 9 Stigmenpaare, erinnert also an J. isabellae, vermutlich fehlt auch hier neben dem metathoracalen das 2. abdo- minale Stigma. Zweifellos gehören die sternalen Platten des Prothorax- bei Thy- sanuren, die Verhoeff dem »Microthoraxe, Börner dem Interseg- ment zurechnet, dem 2. Maxillensegment an. Es ist noch zu untersuchen, ob und in welchen Fällen es sich nur um Reste des Sternites oder um das vollwertige Sternit (Cygosternum, Prell4t) handelt. Weiterhin ist natürlich noch im einzelnen zu prüfen, wie es sich mit den dorsalen Teilen dieses Segmentes verhält. Bei Eo- sentomon (Protura) deutet Prell eine kleine dorsale Platte zwischen Kopfkapsel und Pronotum als das Produkt aus den Tergiten von Ma, und Mx, (Gnathotergum). Es ist übrigens von Interesse, daß Prell (l. c. S. 42) durchaus die ursprüngliche Einheitlichkeit der 40 Prell, Heinrich, Das Chitinskelet von Æosentomon, ein Beitrag zur Mor- phologie des Insek tenkorpere. Zoologica Heft 64. 1913. 108 Thoracalsegmente (wie der abdominalen) vertritt und annimmt, daß erst sekundär das Segment durch »Ringelung« in vier Subsegmente zerfiel. »Die Undeutlichkeit dieser Subsegmentgliederung besonders bei höheren Insekten verdankt ihr Entstehen schließlich einer ter- tiären Verschweißung und Reduktion.e Gegenüber der Intercalar- segmenttheorie Kolbes glaubt Prell, daß »schlieBlich die Verwandt- schaft der Hexapoden mit den Chilopoden vielleicht doch nicht so eng ist, wie manchmal angenommen wird, so daß es nicht unbedingt erforderlich ist, für die Zwischensegmente der letzteren bei den In- sekten Homologa zu finden«. Weiterhin bedarf es einer besonderen Untersuchung, ob etwa die tergalen Verhältnisse des Thorax von Apterygogenea, wie bei den Pterygogenea, einen zweifachen Typus aufweisen. Brauer charakterisiert den Thorax der Apterygogenea wie folgt: » Thorax- ringe entweder gleichförmig entwickelt (Lepismatidae) oder der Pro- thorax klein und die andern, wie überhaupt die folgenden Segmente undeutlich abgegrenzt, breit (Smynthuridae) oder der Prothorax bedeckt vom Mesothorax und daher zuweilen mit dem zweiten Brust- ring zu verwechseln (Lepidocyrtus)« (S. 351). | Schlußbemerkungen. Die vorstehende Übersicht über die verschiedenen Insekten- gruppen, die nur zeigen soll, wie sich die neue Auffassung auf sie anwenden läßt, und weder Vollständigkeit anstrebt noch auch als Beweis für die Richtigkeit meiner Hypothese gedacht ist, führt uns — wobei wir hier nur die Pterygogenea berücksichtigen — zu fol- genden Ergebnissen: a. Das vordere Stigmenpaar der Insekten gehört präseg- mental einem besonderen Segment an (Beweis: Puppe und Image der Dipteren, Hymenopteren, Lepidopteren usw.). b. Dieses stigmatragende Segment ist nicht der bisherige Mesothorax; denn dieser ist, als den folgenden Segmenten durch- aus gleichwertig, gesondert nachzuweisen (Larve und Puppe von Psychoda), es entspricht dem »Scutellum« der Dipteren, Hymeno- pteren usw. c. Es ist also entweder dieses Segment — das wir neutral als »Schaltsegment« bezeichnen wollen — als der eigentliche Meso- thorax anzusehen und das folgende Segment der Metathorax; dann muß eine Verschiebung der 3 thoracalen Beinpaare, bzw. ihrer Ster- 4 Brauer, Fr., Systematisch-zoologische Studien. Sitz.-Ber. kais. Akad. d. Wiss. Math.-naturw. Kl. Bd. 91. Wien 1885. 109 nite und die Sternitlosigkeit des IV. (1. abdominalen) Segmentes an- genommen werden. Die beiden Flügelpaaare gehören bei dieser Auf- fassung dem Metathorax und 1. Abdominalsegment an. d. Oder aber es handelt sich in diesem Schaltsegment um ein »Komplementärsegment« im Sinne Kolbes#; dann muß, wenigstens bei Psychoda und vermutlich auch in den meisten übrigen Fällen, eine Sternitlosigkeit dieses Komplementärsegmentes angenommen werden. e. In seinen tergalen und pleuralen Teilen ist das Schaltsegment nahezu den übrigen Segmenten als gleichwertig zu betrachten (Borsten bei der Larve und Puppe von Psychoda, Anhänge bei den Imagines von Psychodiden, Lepidopteren u. a.). f. Das Schaltsegment steht bei sämtlichen Larven (eine Aus- nahme liegt vielleicht bei den Ephemeriden vor), bei den Odonaten, Plecopteren, Orthopteren, Hemipteren und Coleopteren zeitlebens, in näherer Beziehung zum Prothorax (»Proterozygie<). Bei den Puppen und Imagines der Dipteren, Hymenopteren, Lepidopteren, Tricho- pteren und Neuropteren tritt eine sekundäre Verwachsung mit dem nächstfolgenden Segment ein (» Deuterozygiec). g. Der übrige Insektenkörper zeigt keinerlei Überreste oder An- _ deutungen von ähnlichen Schaltsegmenten (meines Erachtens darf hierfür die Larve von Psychoda durchaus als typisch gelten und sind z. B. das »Ursegment des Metathoraxe der Lampyris-Larve [vgl. Kolbe I. c. S. 116] und ähnliche Doppelsegmentbildungen wohl anders zu deuten). h. Das Labial- (2. Maxillen-) Segment zeigt bei den einzelnen Insektengruppen ein verschiedenartiges Verhalten. Bei eucephalen Dipterenlarven (Psychoda) liegt das Sternit dieses Segmentes ein- schließlich der Extremitätenanlage am Prothorax (Tritapognathie). Bei andern Gruppen (Coleopteren) sind offenbar Extremitätenanlage und Sternit voneinander getrennt und nur letzteres am Prothorax gelegen. In den übrigen Fällen gehören Sternit und Extremitäten dem Kopf an (Pantognathie), doch bestehen Unterschiede insofern, als das Sternit des Labialsegmentes entweder mit dem Sternit des Prothorax in engerer Verbindung bleibt oder von ihm durch den ventralen Halseinschnitt bzw. völligen ventralen Zusammenschluß der 42 Man vergleiche dazu: Kolbe l.c. S. 113ff. — Es dürfte sich empfehlen, bei Annahme der Theorie Kolbes dieses Segment mit einem besonderen Namen — etwa »Sphenothorax« (oprv = Keil) — zu belegen. In diesem Fall ergäbe sich also die Reihenfolge: Prothorax, Sphenothorax, Mesothorax, Metathorax, Mediärsegment (1. abdom.); in dem andern Fall: Prothorax, Mesothorax, Meta- thorax, Postthorax (1. abdom.), Mediärsegment (2. abdom.). 110 tergopleuralen Teile des Labialsegmentes getrennt wird. Sehr wahr- scheinlich bestehen gewisse bestimmte Beziehungen zwischen den ge- nannten Modifikationen im Verhalten us Labialsegmentes wo. der Pro- bzw. Hypognathie. © En »Microthorax« (Verhoeff) existiert nicht. ° ‘i. Das vordere abdominale Tergit ist in keinem Falle als fehlend anzunehmen, in dieser Hinsicht ist die Aufstellung Berleses (1. c. S. 275ff.) als irrig zu bezeichnen. Von den abdominalen Sterniten fehlt nach der neuen Deutung das vordere stets (vgl. jedoch Odonata!). k Von den 10 Stigmenpaaren, die allen Pterygogenen primär, zukommen, gehört das vordere Paar (vel. oben) nach meiner Deutung dem Mesothorax an. Nach der Auffassung Kolbes, der bereits auf das wechselnde Verhalten des Vorderstigmas iin hat, kann es — falls man nicht das Schaltsegment als besonderes Segment zählen will — bald dem Prothorax, bald dem Mesothorax zugerechnet werden. Das 2. Stigmenpaar ist nach meiner Auffassung dem 1. Ab- dominalsegment, nach Kolbe dem Metathorax, zuzuweisen, die übrigen 8 sind stets abdominal. ; Weitere Untersuchungen miissen zeigen, welche von den Herden nach meiner Ansicht allein möglichen Deutungen der segmentalen Zusammensetzung des Thorax die richtige ist. Es ist vor allem eine sorgfältige Berücksichtigung folgender Fragen, außer denjenigen, die sich aus den neuen Gesichtspunkten für das Muskel- und Nerven- system ergeben, von besonderem Interesse: 1) Wo und auf welche Weise ist in den Fällen, in denen. eine Doppelwertigkeit des vorderen thoracalen Tergits angenommen werden muß, diese nachweisbar? Wie äußert sie sich? 2) Worin ‘besteht in dem einzelnen Fall die Beziehung des > Schaltsegmentes«, bzw. Mesothorax zu dem Prothorax und zu dem. nächstfolgenden Segmente? Worin die Beziehung zum 2. Beinpaar? 3) Ist in dem nach neuer Zählung als Metathorax, nach bis- heriger Auffassung als der eigentliche Mesothorax zu betrachtenden Segmente eine besondere Stigmenanlage (vielleicht embryonal) nach- weisbar? Oder gibt wenigstens. das Tracheensystem Anhaltspunkte für das ursprüngliche Vorhandensein eines zwischen dem 1. und 2. Stigmenpaar gelegenen Paares? Ist die Reduktion dieses (meta- thoracalen!) Stigmenpaares vielleicht aus der Verschiebung des 2. Beinpaares, durch die das vordere Stigmenpaar vielfach an den Hinterrand des Mesothorax (Schaltsegmentes) verlagert ist, zu erklären ?. 4) Sind die Patagia und Tegulae der Lepidopteren u. a. Ima- gines in der Tat morphologisch einander gleichwertig und weiterhin 111 als den Flügeln homolog zu betrachten? Werden diese Anhänge bei den Larven und Puppen durch besondere Merkmale (Werte) an- gedeutet? | Auf weitere ‘Einzelfragen ist bereits in meinen Ausführungen selbst hingewiesen. | . ,Sollte sich bei sineainenties Prüfung meine Auffassung derthoracalen Gliederung, wie so manches, das bisher über den Thorax der Insekten geschrieben wurde, als nicht halt- bar erweisen, so hoffe ich doch, daß der neue Gesichtspunkt, der ihr zugrunde liegt, zur endgültigen Lösung des Thorax- problems beizutragen vermag. Kiel, Zoolgsischen, Institut, im August 1921. 2. Die ee ensgesclichte, der im Gelbrand schmarotzenden Saitenwirmer. a Von Dr. Hans Blunck, Naumburg a. S.. Eingeg. 24. September 1921. Während wir über die Morphologie und Embryogenese der Saitenwiirmer durch die Arbeiten von Grenacher (1868, S.. 322 bis 344), Villot (1872, 1874, 1891), Camerano (1889, 1897), Tret- jakov (1901, S. 1922), Montgomery (1904), Rauther (1905, S. 1 bis 94), Schepotieff (1908), Meyer (1913), vor allem aber durch die ausgezeichneten Studien von Meissner (1856, S. 47—118), Vej- dovsky (1886, 1888, 1894) und Mühldorf (1914, S. 1—75) befrie- digend unterrichtet sind. klaffen in der Biologie noch immer bedeutende Lücken. Insbesondere ist der Parasitismus der Jugendstadien nur unvolikommen geklärt. Nach einer zuerst von Villot (1891, S. 342) in Abänderung älterer Deutungsversuche (1874, 8. 214ff. und 1886), später von Camerano (1891—1892, S. 598—607 und 1897) und neuerdings von Miiller (1920) verfochtenen Auffassung reifen die Larven bereits im ersten Wirt zum geschlechtsreifen Wurm heran. Andre Autoren (vgl. v. Linstow in sämtlichen Arbeiten von 1883 bis 1903, Rauther 1903, S. 118, Hartmeyer 1909, S. 86 und Vil- lot i in seinen ersten Were other [s. o.]) pele nach dem Vor- gang Meissners (1856, S. 136—137) einen Wirtswechsel der Jugendstadien an. Die selbsttätig in den ersten Wirt einwandernde Junglarve soll mit diesem passiv per os yon einem zweiten Wirt über- nommen werden und erst dann ihre Entwicklung zur Reife beenden. Experimentell gestützt ist weder die eine noch die andre Meinung. In den Jahren 1909—1913 hatte ich anläßlich meiner auf die Bio- logie von Dytiscus marginalis abzielenden Untersuchungen in Mar- burg wiederholt Gelegenheit zu Beobachtungen an lebenden Gordiiden, 112 die entschieden für die Annahme eines Wirtswechsels dieser Würmer sprechen. In aller Kürze habe ich die aus meinen Befunden zu ziehenden Schlüsse 1915 (S. 289—290) mitgeteilt. Eine Arbeit Müllers (1920, S. 225— 229) bestimmt mich jetzt, die Belege zur Diskussion zu stellen. I. Beobachtungsmaterial. 1) (8 145): Sechs halbjährige Individuen von Dytiscus marginalis © var. semistriatus L., die z. T. im Frühjahr 1908, z. T. bereits Ende 1907 eingebracht waren, setzten im Zuchtaquarium von April bis Juni 1908 zahlreiche Eier ab, wurden zum zweitenmal überwintert und schritten im April, Mai und Juni 1909 erneut zur Eiablage. Sieben in der Nacht vom 10. zum 11. Mai abgesetzte Eier wurden in der Brutpflanze belassen und mit dieser in einen Glascylinder mit Leitungs- wasser (Marburger städtische Wasserleitung) gebracht. Sie entließen am 24. Mai 4, am 25. Mai 2 und am 27. Mai die letzte der Larven. Eine der am 24. Mai geschlüpften Larven wurde in einem Glashafen mit zunächst etwa 250 ccm, später 500 ccm Leitungswasser aufge- zogen. Als Futter wurden gereicht: Vom 24. 5. bis 30. 8. täglich 1 Kaulquappe von Rana ?temporaria, vom 31. 8. bis 7. 9. je 1 ältere Bufo-Larve, am 7. 9. ein kleiner Weißfisch, vom 9. bis 17. 8. wiederum je eine Bufo-Larve und am 18. und 19. 8. ein junger Weißfisch. Das zur Aufzucht dieser und der übrigen Larven benötigte Futter wurde einigen Teichen in der unmittelbaren Umgebung Marburgs, das Fischmaterial der Lahn entnommen. Bei eintretender Verun- reinigung der Zuchthäfen durch Futterreste wurden die Gefäße ge- reinigt und mit Leitungswasser von 14° neu gefüllt. Infolge der knappen Fütterung kam ich bei dieser Larve mit einer Wasser- erneuerung (23. 6.) aus. Sie häutete am 1. und 23. 6. und ging am 20. 8. ohne erkennbare Ursache ein. / Sektionsbefund: Gesamtlänge 59 mın, Larve also ausgewachsen. Färbung auffallend blaß, nicht viel dunkler als gegen Ende des 2. Stadiums. Alle Körperanhänge normal, keine äußeren Verletzungen. Innere Organe normal. Frei im Abdomen in Höhe der Vasa Mal- pighi, den Darm umschlingend, ein Knäuel noch weißer Jungwürmer von G. aquaticus, das nur schwer in 3 (?4) Individuen von 12 bis 20 cm Länge aufzulösen ist. 2) (8 156): Eine 2. Junglarve derselben Zucht wurde am Tage des Schlüpfens (25. 5. 1909) wie unter 1) isoliert und häutete am 31. Mai zum ersten und am 8. Juni zum zweitenmal. Sie erhielt bis zur 1. Häutung täglich 3 jugendliche (16 mm), und zwischen den beiden Häutungen täglich 2 ausgewachsene Larven von R. ?tempo- raria, sodann vom 8.—28. 6. insgesamt 87 Kaulquappen der gleichen 113 Art, am 30. 6. zwei, am 1.7. eine mittelgroße Larve (35 mm) von Salamandra maculosa. Das Wasser des Zuchtbehälters wurde am Sette 13.14 15, 17 18/20, 22, 2425 27, 30.6 und’ 6. 7. durch Leitungswasser von 14° erneuert. Am 7. Juli stellte die Larve die Nahrungsaufnahme ein, war erwachsen und bis auf fehlende Pseudocerci normal gebildet. Die Verpuppung erfolgte in einem zu 3/, mit Gartenerde gefüllten Blumentopf, der im Laboratorium Aufstellung fand. Die Larve grub sich sogleich ein und verwandelte sich am 18. Juli in die Puppe. Bei dieser war der rechte Pseudocercus auf 1/, der Normallänge re- generiert; der linke etwas kürzer und in zwei Spitzen ausgezogen. Im übrigen erschien die Puppe normal. Am 5. August schlüpfte ein normales Weibchen mit gestreiften Flügeldecken (var. semistriatus). Sektionsbefund (8. 8.): Käfer von Durchschnittsgröße (29 mm). Alle Organe normal entwickelt, auch die Geschlechtsdrüsen. In der Leibeshöhle ein Knäuel von 4-5 bis zu 26cm langen Jungwürmern (Wurmdurchmesser 0,25 mm) von G. aquaticus. Die Tiere waren noch unpigmentiert, führten aber bereits schlängelnde Bewegungen aus. 3) (8 209): Vier im Laufe des April und Mai 1909 bei Wanken- dorf in Holstein und Marburg in Hessen gefangene Weibchen von D. marginalis L. (semistriatus) setzten im Laufe des Frühjahrs im Zuchtaquarium zahlreiche Eier in die Blätter von Carex und andern Wasserpflanzen ab. Elf zwischen dem 13. und 18. 5. abgesetzte Eier wurden mit der Brutpflanze im Glascylinder unter Leitungswasser isoliert und entließen zwischen dem 26. 5. und 1. 6. die Larven. Eine am 28. 5. geborene Larve wurde wie die unter 1) und 2) be- handelten untergebracht. Sie häutete am 2. und 12. 6. und war am 10. 7. nach einem Gesamtkonsum von 308 Kaulquappen (R. ?iempo- rarta) mittlerer Größe (16—30 mm) und zweier Larven von S. macu- losa erwachsen. Das Wohnwasser wurde am 15., 17., 19., 21., 23., 24., 26., 30. 6., 2., 3., 5., 6. und 8. 7. erneuert. Am 14. Juli ging die Larve in das wie bei 1) und 2) bereitete Puppenlager und lieferte am 22. 7. eine normale männliche Puppe, der am 26. 7. der rechte Pseudocercus amputiert wurde. Die am 8. August schlüpfende Imago verließ am 11. 8. das Lager. Sektionsbefund am 11. 8. 1909: Körperdimensionen (Länge 29 mm) und Körperanhänge, sowie innere Organe normal. Im Ab- domen ein großes, vielfach verschlungenes Gordiidenknäuel, dessen Einzelschlingen sich bis in die Basalteile der Extremitäten (z. B. Trochanteren der Hinterbeine) fortsetzten und beim Herauspräparieren zerrissen. Gesamtlänge des entwirrten Knotens 100 cm, darunter Zool. Anzeiger. Bd. LIV. -8 114 2 Teilstücke von 20 cm. Mindestens 2—3 Männchen und 1 Weibel von G. aquaticus. 4) (3 215): Ein D. marginalis © (semistriatus) setzte am 1. un 2. Mai 1909 8 Eier ab, die in der Brutpflanze verblieben und mit dieser im Keller, also bei niederer Temperatur, im Glascylinder mit Leitungswasser gehalten wurden. Sie entließen am 29. Mai die Larven, die getrennt aufgezogen wurden. Eine dieser Larven häutete am 11, und 23. Juni und war nach einem Gesamtkonsum von 140 Kaul- quappen È. ?temporaria) mittlerer Größe (16—25 mm), 2 Larven von S. maculosa (35 mm) und siebenmal !/, g frischen Rindfleischs am 21. Juli verpuppungsreif. Nach Amputation des rechten Vorder- beins wurde die Larve in den wie bei 1)—3) eingerichteten Ver- puppungstopf gebracht, vergrub sich am 28. 7., streifte am 7. oder 8. 8. die Larvenhaut ab und lieferte am 28. 8. die Imago (Q semi- striatus . Sektionsbefund: Das rechte Vorderbein war nicht regorienzni das Tier im übrigen normal gestaltet (Länge 27 mm). In der Leibes- höhle 10 junge Gordiiden von 3—12 cm Länge. ) (3 216): Eine zweite der unter 4) aufgeführten Junglarven häutete am 11. und 24. Mai und war nach einem Gesamtverbrauch von 167 Kaulquappen (R. ?temporaria), 2 Salamanderlarven (Länge 35 mm) und siebenmal 1/2 g frischem Rindfleisch erwachsen. Das Eingraben in dem wie vor eingerichteten Verpuppungstopf erfolgte am 27. 7., das Abstreifen der Larvenhaut am 10. 8. und das Schlüpfen der Imago am 4. 9. (cj). Sektionsbefund: Im Abdomen junge Saitenwürmer, anscheinend in größerer Zahl. 6) (# 243): Drei im September 1908 in Holstein gefangene D, marginalis (Q semistriatus) wurden mit mehreren Männchen im Aqua- rium überwintert und setzten ab April 1909 zahlreiche Ei:r in die dargereichten Brutpflanzen ab. 27 zwischen dem 18. und 21. Mai abgelegte Eier wurden mit der Pflanze im Cylinder mit Leitungs- wasser isoliert und entließen am 29. die Larven. Eine am 30. 5. ge- schlüpfte Junglarve wurde, wie die unter 1)—5) behandelten, ge- trennt aufgezogen. Sie erhielt im 1. Zustand (29 5. bis 4. 6.) 11 Larven von R. ?temporaria (je 16 mm) und eine gleichaltrige Schwesterlarve, im 2. Zustand (4.—15. 6) 36 Kaulquappen (je 16—30 mm) und im 3. Zustand (15. 6. bis 15. 7.) 167 Kaulquappen (je 20—25 mm), 2 Larven von S. maculosa (35 mm) und sechsmal 1/, g frisches Rind- fleisch. Das Aquarienwasser wurde 15mal, und zwar am 10., 19., 22, 24,25. 6,, 3... 2.,'8., 94 10, 11.742, 13, 14 und 45 9 1e setzt. Am 15. Juli ging die reife Larve ins Puppenlager (Einrichtung 115 wie unter 1)—5), verpuppte sich am 25. Juli und riistete am 10. Au- gust zur Verwandlung in eine männliche Imago. Bei der Sektion wurde eine Gordiideninfektion festgestellt. Ein Wurm war mit einer Schlinge bis in den Kopf des Käfers vorge- drungen. 7) (BB 127): Bei der Sektion zweier frisch gefangener, kaum erhärteter, also erst vor höchstens 1 Monat der Puppenhaut ent- schlüpften Männchen von D. marginalis, wurden im ? November 1917 in der Leibeshöhle je 2—3 noch unpigmentierte, aber fast ausge- wachsene Gordiiden gefunden. Pathologische Veränderungen am Käferkörper ließen sich nicht nachweisen. 8) (BB 127): Ein zusammen mit den unter 7) behandelten Käfern gefangenes Männchen von D. semisulcatus enthielt ebenfalls mehrere fast ausgewachsene, aber noch unpigmentierte Gordiiden. Das Alter des Käfers war nicht genau zu bestimmen, betrug aber mindestens einige Wochen. 9) (XXXXV): Ein kaum erhärtetes, also erst vor wenig Tagen der Puppenwiege entstiegenes Weibchen von D. marginalis (semi- striatus), wurde am 24. Juli 1910 in einem Teich bei Marburg ge- fangen, der im Vorjahr einen Teil des Kaulquappenfutters geliefert hatte. Der Käfer entließ einige Tage später einen Gordiiden (? G. ‘aquaticus) und überlebte das Auswandern des Wurms. Sektionsbefund am 1. 11. 1910: Am rechten Labialtaster und am linken Mittelbein fehlten, augenscheinlich infolge äußerer Ver- letzungen, die distalen Glieder. Das 2. und 3. Sternit waren partiell verfärbt, die Hypodermiszellen ebenda krankhaft verändert. Der Käfer war im übrigen völlig gesund. Die Eianlagen in den Ovarien hatten normale Größe. Das Corpus adiposum war gut entwickelt und fettreich. 10) (Mitgeteilt von Herrn Dr. Speyer): Am 15. Oktober 1919 wurde in einem Fischteich Metgethens i. Ostpreußen ein D. margt- nalis g' gefangen, aus dem am 29. Oktober aus dem After oder dessen Umgebung ein Gordiide unter Vorantritt des Vorderendes auswanderte. 11) (III): Etwa 1 Dutzend Weibchen von D. marginalıs var. conformis Kunze, deren Fangdaten sich über die Zeit vom Herbst 1907 bis März 1909 verteilten, setzten im Frühjahr 1909 zahlreiche Eier ab. 33 zwischen dem 23. und 29. Mai gelegte Eier entließen in dem mit Leitungswasser gefüllten Zuchtcylinder zwischen dem 4. und 8. 6. die Larven. a. Ein am 6. Juni geborenes, bis zum Juli mit Kaulquappen und sodann mit Rindfleisch gefüttertes Individuum (> 278, häutete am 13. und 22.6. Das Tier war am 20. Juli erwachsen, ging am 8* 116 21. in die Erde, wurde am 30. Juli zur Puppe und häutete am 14. August zu einem männlichen Käfer. Sektionsbefund: Im Abdomen unter dem Eingeweideknäuel jugendliche, wenige Zentimeter lange Gordiiden. b. Eine zweite am 6. Juni geschlüpfte Junglarve (# 282) häutete unter den gleichen Ernährungsbedingungen am 16. und 20. Juni, war am 21. Juli erwachsen, ging an demselben Tage in die Erde und lieferte am 30. Juli die Puppe, am 14. August den Käfer (Q var. conformis Kunze), der wie bei a. sofort konserviert wurde. Sektionsbefund: Im Abdomen, der Ventralseite genähert, unter dem Eingeweideknäuel ein 3—4 cm langer Gordiide. c. Eine 3. Larve (ß 294) der gleichen Zucht, die am 8. Juni schlüpfte, häutete unter den gleichen Bedingungen am 15. und 22. 6., ging am 20. 7. in die Erde, verwandelte sich am 28. 7. in die Puppe und wurde am 12. August unmittelbar vor der Häutung zur Imago (g') konserviert. Sektionsbefund: Im Abdomen, im Bereich des Eingeweide- knäuels, drei junge Gordiiden von 7, 2,8 und 4 cm Länge. d. Eine vierte, am 6. 6. geborene Junglarve (5 288) gleicher Zucht häutete unter den gleichen Bedingungen am 13. und 21. 6., ging am 22./23. 6. in die Erde, wurde am 30. 7. zur Puppe (Q) und als solche am 6. 8. konserviert. Sektionsbefund: Frei von Parasiten. e. Mehrere Larven der Zucht gingen vorzeitig ein. Vier Indi- viduen erstickten verpuppungsreif (6 267, ~ 274, 6 277, 8 287) aus Mangel an Gelegenheit, rechtzeitig das Wasser zu verlassen. Sektionsbefund am 20. Oktober 1920: Trotz guter Konser- vierung (Sublimatgemische) konnten bei der Präparation (Binokular) keine Gordiiden nachgewiesen werden. f. Eine am 7. 6. geborene Larve der gleichen Zucht häutete am 13. und 21. 6. und erreichte unter den gleichen Ernährungsbedin- gungen wie die vorgenannten Schwesterlarven am 21. 7. die Puppen- reife. Am 19. August öffnete ein normales Männchen (27 mm) die Puppenzelle. Eine zweite, am 7. 6. geborene und wie die vorstehende be- handelte Junglarve häutete am 15. und 22. Juni, ging am 20. 7. zur Verpuppung an Land und kam am 19. August als normales Männchen (29 mm) aus der Erde. Beide Käfer wurden in einem geräumigen Aquarium geeignet untergebracht. Sie waren am 10. September im wesentlichen erhärtet und die Fettmassen im Abdomen inzwischen so weit aufgezehrt, daß durch die Sternite die Tracheen durchschimmerten. Diesen aufge- 117 lagert wurden die Schlingen mehrerer spiralig aufgerollter Gordiiden sichtbar. Vier der Parasiten verließen am 28. September den Wirt: Die Käfer bezeigten zunächst eine leichte Mattigkeit, nahmen aber bald Nahrung auf und erholten sich binnen weniger Tage völlig; Am 30. 9. wanderte als fünfter und letzter Wurm ein Weibchen von G. aquaticus (30 cm) aus. Die beiden Käfer wurden im Aquarium iberwintert. Im Ja- nuar hatte sich das Corpus adiposum bereits gut regeneriert. Bei einem Käfer deuteten einige dunkel gefärbte Flecke auf die ausgewanderten Parasiten. Dieses Tier ging am 31. März 1910, d.h. 1/, Jahr nach dem Auswandern seiner Schmarotzer, ein. Sektionsbefund: Äußerer Körperbau, Ecto- und Entoskelet, Extremitäten, Begattungsorgane, Darm, Rückengefäß, Nervensystem und Pygidialdrüsen normal. Hoden völlig obliteriert. Nebennoden klein, im Corpus adiposum versteckt und kein Sperma führend. Kitt- schläuche von normaler Form und Größe, aber fast völlig secretfrei. (Bei gesunden, halbjährigen Männchen [vgl. Blunck 1912. S. 176] sind Ende März die Hoden leer, die Nebenhoden wenig und die Kittschläuche mäßig gefüllt. Die Leere der Geschlechtsdrüsen bei dem parasitierten Käfer ist besonders beachtenswert, weil das Tier niemals copuliert, etwa produziertes Sperma also nicht verbraucht haben konnte.) Corpus adiposum gut ausgebildet, aber nicht in allen Teilen gesund. Ventral im Abdomen dem Fettkörper schmutzig- braune Concremente von !/,—3 mm Durchmesser eingestreut, die sich aus zahlreichen, unregelmäßigen Körnchen zusammensetzten und z. T. von einer durchsichtigen Hüllschicht umkleidet waren. Ähnliche Körnchen in einigen Muskeln. Die krankhaft veränderten Stellen teilweise durch die Sternite hindurch erkennbar. Frei im Abdomen ein fast 3 cm langes, mit 2 kurzen Seitenästen versehenes schwarz- braunes, sprödes Stäbchen mit grobkörniger Oberfläche. : In Ver- bindung damit ein sich durch das ganze Abdomen bis in den Thorax verzweigendes System dünner Fasern, in unregelmäßigen Abständen gangliös angeschwollen. Streckenweise in diese Fasern gelbbraune, härtliche Concremente, wie oben, eingelagert. Natur und Herkunft der pathologischen Veränderungen aus ihrer Struktur nicht zu er- schließen. Vermutung auf Reste eines abgestorbenen Saitenwurms. Das 2. Käfermännchen überlebte Frühjahr und Sommer und wurde am 29. Oktober 1910 mit einem noch unbegatteten Weibchen seiner Art zusammengebracht, dem es alsbald ein normales Begattungs- zeichen anlegte. In diesem konnten lebende Spermatozoen nachge- wiesen werden. Das nach der Copula wieder isolierte Männchen überlebte den Winter 1910/1911 und den Sommer 1911, war im 118 Oktober noch völlig intakt und bekundete seine Lebensfrische durch die reichliche Produktion von Prothoracalsecret. Am 8. Januar 1912 verfing sich das Tier in einem Topfscherben unter Wasser und er- stickte. Es erreichte somit ein Lebensalter von 2 Jahren und 5 Mo- naten, das bei besserer Überwachung zweifellos noch überschritten wäre. Sektionsbefund: Alle äußeren und inneren Organe normal. Keine Alterserscheinungen. Pygidialdrüsen, Kittschläuche und Neben- hoden sehr gut gefüllt. Hoden leer. Die aus beiden Käfern ausgewanderten Parasiten waren in- zwischen in Zucht genommen. Das am 30. September 1909 ausgetretene Weibchen war als- bald von den Käfern in ein vorderes (25,5 cm) und ein hinteres Teil- stück (4,5 cm) zerbissen worden. Das kleinere Stück ging am 5. Ok- tober unter Verpilzung ein. Das vordere Teilstück bewegte sich bis in den November ziemlich lebhaft und starb erst im Dezember, d. h. etwa 2'/, Monate nach der Verletzung. Außer primitivem Wundver- schluß lagen keine Anzeichen für den Versuch einer Regeneration vor. Die vier am 28. 9. aus den Käfern ausgewanderten Würmer {1 gt und 3 ©), zu denen am 30. September 1909 noch ein aus einem frisch gefangenen D. marginalis g' ausgewandertes Männchen (49 cm) gesellt war (vgl. unter 12), wurden zunächst im Aquarium belassen. Sie wanderten unruhig zwischen den Pflanzen umher oder vergruben sich in dem mit Sand abgedeckten Aquariumboden, in dem sie tagelang den Blicken entzogen waren. Zuweilen suchten die Tiere das Aquarium durch Herausklettern zu verlassen und ver- fingen sich dabei in dem Niederschlagswasser der Deckelscheibe. Den Winter verbrachten die Würmer zu einem wirren Knäuel ver- schlungen im Dickicht der Wasserpflanzen. Das Aquarium war im zimmerwarmen Laboratorium am Fenster aufgestellt. Die Tiere über- winterten auf diese Weise, ohne Schaden zu nehmen, schritten aber nicht zur Begattung und Eiablage. Im April 1910 gingen ein Männchen und ein Weibchen ein. Bereits am 2. Oktober 1909 war dem Bestreben der Würmer, das Wasser zu verlassen, dadurch Rechnung getragen, daß ein Männchen und ein Weibchen in ein Aquaterrarium überführt waren. Ein Glasaquarium mit den Dimensionen 22 X 30 X 22 cm war durch eine diagonale Glaswand bis zur halben Höhe in eine mit Sand und eine mit Wasser nebst einigen Pflanzen (Elodea densa, Fonti- nalis spec. und Lemna) gefüllte Hälfte aufgeteilt. Der Wasser- spiegel stand 7 cm über einer 4 cm hohen Grundschicht von gewa- schenem Sand. Auf der Trockenseite wurde der etwa 15 cm hohe 119 Sandgrund mit Grassoden und Moos abgedeckt. Bereits am 3. Ok- tober ging das Weibchen, am 4. Oktober auch das Männchen an Land. Am 11. Oktober trat voriibergehend noch einmal ein Wurm im Wasser auf. Den ganzen Winter hindurch blieben beide Saitenwürmer den Blicken entzogen. Das Aquarium hatte einen kühlen Fensterplatz. Am 10. Mai 1910 wurde der Sand auf der Wasserseite entfernt und ausgewaschen. Er enthielt keinen Wurm. Am 13. Mai trat das Weibchen wieder im Wasser auf, am 19. auch das Männchen. Die Gordien hatten also auf der Land- seite unter Moos und Gras überwintert. An demselben Tage, an dem das Weibchen wieder ins Wasser ging, setzte das Tier Laich ab, der zugrunde ging. Die Würmer, zu denen später das im Voll- aquarium überwinterte Weibchen gesellt wurde, blieben hinfort im ‘Wasser, ohne Neigung zu zeigen, die Landseite wieder zu gewinnen. Sie blieben bis Ende Mai sehr lebhaft, gingen aber in der ersten Junihälfte ohne erkennbare Ursache ein. Die Lebensdauer der adulten Würmer betrug somit rund 8 Monate. Parasitierter Käfer | Parasitenfr: ier Käfer Äußerer Befund . . . . . . | unverletzt | unverletzt Wirraleula tury ei wii. us... normal | normal DEIN. oe ee a - | - VasaeMalpighi es: >... 2) - | - Rectalampulle! c.c... UU. leer leer Corpus adiposum . . . . . . mäßig fettreich | fettreich Prothoracaldrüsen. . . . . . gut gefüllt | leer Bysidialdeisem. 1...) 1. fast leer | fast leer Nexvensystem vt, 0. 0.0. normal normal kloden 2. 20.2. 2022.20.) groß, Durchmesser mittelgroß. Durch- 71/2 mm messer 5 mm MNébennoden Sito) | klein und leer klein und leer Mättschläuche oe ky hit, mäßig gefüllt leer Gesamtgewicht v. Hoden, Neben- | hoden und Kittschläuchen . . 0,2 g | 0,08 £ 12) (Hft. 7. S. 7): Ein am 29. September 1909 bei Marburg ge- fangenes Männchen von D. marginalis fiel durch seine matten Be- wegungen auf, Durch die nur schwach gebräunten Sternite war ein spiralig aufgerollter Saitenwurm sichtbar. Beim Schwimmen hatte der Käfer große Schwierigkeiten, den überlasteten Hinterleib zu kompensieren. Er klammerte sich oft nach Art der Legestellung der Weibchen mit hängendem Abdomen an senkrechten Pflanzen- ‚trieben an, und suchte durch Dilatationen und Kontraktionen des Hinterleibs sich des Fremdkörpers zu entledigen. Am 30. September 120 wanderte ein 49 cm langes Männchen von G. aquaticus aus. Der Käfer erholte sich sodann innerhalb weniger Stunden völlig. Er wurde zusammen mit einem anscheinend gleichaltrigen, d. h. erst vor wenig Wochen geschlüpften, nicht parasitierten Männchen der gleichen Art seziert. 13) Im Sommer 1913 wurden in einer Altlarve von Dytiscus zwei halberwachsene Gordiiden, ein 18 cm messendes Männchen von G. aquaticus und ein ones von 20 cm Länge gefunden. 14) In der Marburger Präparatensammlung, die mir dank des Eintgegenkommens von Herrn Geheimrat Korschelt auch jetzt wieder zur Verfügung stand, befindet sich ein Weibchen von D. semisulcatus, in dessen Abdomen ein aus mehreren Individuen bestehendes Gor- diidenknäuel freigelegt ist. Mindestens zwei der noch unpigmentierten, halberwachsenen Würmer sind Männchen. Die Artzugehörigkeit der Parasiten ist ohne Zerstörung des Präparats nicht zu ermitteln. - 15) Ein 2. Marburger Präparat zeigt einen im Augenblick des Auswanderns aus einer Altlarve von D. marginalis konservierten Saitenwurm. Da nur das Vorderende des Schmarotzers sichtbar ist, konnte der Wurm nicht sicher bestimmt und nur mit Wahrschein- lichkeit auf G. aquaticus bezogen werden. 16) Ein drittes Präparat der gleichen Sammlung betrifit eine Altlarve des gemeinen Gelbrands, deren Leibeshöhle bis zum Platzen mit jungen Gordiiden gefüllt ist. Die Parasiten sind noch zu jung, als daß mir die Bestimmung gelingen wollte. a Il. Auswertung des Materials. Ein Teil der konservierten Würmer wurde Herrn Professor DI. v. Linstow in Göttingen übersandt und von diesem laut brieflicher Nachricht vom 15. 9. 1909 auf Parachordodes tolosanus Duj. gedeutet. Auf dieser Bestimmung fußte meine vorläufige Mitteilung vom 8. No- vember 1914 (1915. S. 289). Erst nach dem Kriege kam ich dank des Entgegenkommens des Hamburger Zoologischen Museums in die Lage, mit Hilfe von dort iiberlassenem Vergleichsmaterials und der Literatur die Bestimmung der mir verbliebenen Gordiiden meiner Zuchten selbst vorzunehmen. Alle erwachsenen Stiicke erwiesen sich als Gordius aquaticus L., ebenfalls das unter 13) aufgeführte Männ- chen. Parachordodes tolosanus Duj. war in meinem Materialrest nicht nachzuweisen. Leider konnten die nach Göttingen übersandten Prä- parate wegen des Ablebens v. Linstows nicht zurückerlangt werden. Ich glaube indessen auf Grund der Artzugehörigkeit des mir verblie- benen Materials nicht verhehlen zu dürfen, daß in die Richtigkeit der Bestimmung des verstorbenen Göttinger Gelehrten Zweifel zu 121 setzen sind. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß sämtliche von mir in Marburg aus Dytiscus marginalis und seiner Larve erzogene Saitenwürmer als Gordius aquaticus L. anzusprechen sind. Für die Stellungnahme zu den hier zu behandelnden Problemen ist diese an sich bedauerliche Unklarheit von untergeordneter Bedeutung. Als Jungwurmwirt von G. aquaticus und P. tolosanus ist D. mar- ginalis des längeren bekannt (vgl. über G. aquaticus v. Linstow 1877. S. 3 fide auctorum, cit. n. Camerano 1897. 8. 355 und v. Linstow : 1883. S. 374; 1898. S. 754, und über P. tolosanus v. Linstow 1898, S. 758). Uber weitere Funde in Gelbrandkäfern, bei denen die Art der Schmarotzer nicht näher gekennzeichnet ist, wird von v. Sie- bold (1843. S. 82) und von Legrand (1858. S. 185—187) berichtet. In 2 Fällen wurde G. aquaticus nach v. Linstow (1897. S. 754) und mehrfach P. tolosanus (Müller 1920) auch in der Larve des Gelb- rands nachgewiesen. Als weitere Wirtstiere der Jungwürmer von G. aguaticus finde ich in der Literatur verzeichnet die Carabiden: Procrustes coriaceus L. (34—40 mm), nach v. Linstow 1877 und 1898. S. 754. Carabus spec., nach Villot 1886. S. 293. Carabus hortensis L. (23—28 mm), nach v. Siebold 1843. S. 78 bis 80. Carabus violaceus L. (18—34 mm), nach v. Siebold 1848. S. 291 296; 1854. S. 112 und v. Linstow 1877. Carabus gemmatus nach v. Linstow 1877. Calathus fuscipes Goeze syn. cisteloides Panz. (10—14 mm), nach v. Linstow 1898. S. 754. Calathus spec., nach v. Linstow 1877. Pterostichus vulgaris L. syn. Feronia melanaria Llig. I 17 mm), nach v. Siebold 1856. S. 141. Pterostichus melas Creutz. (16—18 mm), nach v. Siebold 1848. S. 291—292 und 296, und v. Linstow 1877. Omaseus vulgaris Vi. (13 -17 mm), nach v. Linstow 1877. Zabrus tenebriordes Goeze (14—16 mm), nach v. Siebold 1854. S. 113. ? Zabrus blapoides Creutz.(18—21 mm), nachv.Siebold 1854. $.118. Harpalus fatidicus, nach v. Linstow 1877. Harpalus aeneus F. (9—12 mm), nach Pres! 1836, zit. nach Vej- dovsky 1886. S. 370. Die Orthopteren: Gryllus spec., nach Villot 1886. S. 293. 122 Ubersicht der Gordiidenfunde aus Parasitàre Para Species 3 © £ AR ras 2 an SELE | Stadi E = = SEE tadium beim à AS Species | Herkunftj Auffinden a | des Parasiten 1| g145 | 20.8.09 | D. marg. | Zucht ex| Erwachsene ovo Larve 2 8 156 8. 8. 09 | - _- ebenso | Imago 9, beim Verlassen des | Puppenlagers 3 | 3209 1138.09 = - Imago 3, beim | Verlassen des Puppenlagers 4 8215 !28.8.09 | - - | - Imago Q, im | Puppenlager 5.| ©8216:,15.10.00 | - | = Imago 6, frisch gehäutet 6| 8243 |18.8.09|- - - Reife Puppe, & Tal BB 127 | Herbst | - - |Teich beil Imago 3, etwa 1911 Marburg | 4 Wochen alt 7b| BB 127 dito oy Wa ebenda | Imago 4, etwa | 3 4 Wochen alt 8 | BB 127 - D. semi | - Imago g, min- | sulcatus | destens einige | | Wochen alt 9 | XXXX V [Ende Juli| D. marg. - Imago Q, vor | 1910 | einigen Tagen | demPuppenlager entstiegen 10 |Dr.Speyer| 29.10.19 - - |Fischteich Imago 4 in Ost- preuBen 1la 8278 |18.10.20 - - Zucht | Frisch gehäutet ex ovo | zur Imago, 5 1ibj 8282 |18.10.20| - - ebenso | Frisch gehäutet | zur Imago, G dic) 8294 |18.10.20) - - | È Reife Puppe, & af) II 10595090) EE - Imago 6, 22 Te. n. d. Schlüpfen do Dur 2109.09 2 7 - Imago 4, 22 Tg. n.d. Schlüpfen | 12 Ii 29.9.09 | - - |Teich bei) Imago, g Marburg 13 == Sommer | Dyt. sp. | ebenda | Altlarve 1913 14 "a dito D. semi- |? Marburg Imago, © sulcatus 15 = — D. marg. - Altlarve 16 — — - - - | | il | | | | G. aquaticus 5 6) u.4Q) i x - - 2 >2 | 2 aquaticus 1 oder | mehr È Viele (? etwa | 10) 123 den Jahren 1909—1919. Periode sit Stadium Auffindens Jungwürmer z. A. des e | Berechn. Datum der Infektion | nach Mitte | 24. 5. 09 | Verlassen des Wirts Postparasitäre Periode Späteres Schicksal =D 20. 8. 09 mit Endwirteingegangen 12—20 cm |Aug. 1909 Jungw., bis zu 26 cm Jungw., etwa| 14. 20 cm Jungw., 3 bis) 12. 12 cm Jungw., ? cm| 26. Fast ausge- wachsen, un- pigmentiert Fast ausge- wachsen, un- pigmentiert Fast ausge- wachsen, un- pigmentiert Fast reifer Jungwurm Fast reifer Jungwurm I Jungwurm, einige cm Jungwurm 3—4 cm Jungwurm 4—Tcm | | Fast reifer Jungwurm | Fast reifer Jungwurm Jungwiirmer,| 18—20 em | Jungwiirmer, Petwa 20cm Reife Jungw. Jungwürmer, (? etwa 10cm) 15. 7.7.09 25, 5. 09 | 7.09 | 28. 5. 7. 09 7. 09 7. 09 ? 29. 5 29. 5. 30. 5. ? To 6 Us 6 7.7 8 7. 7. 09 | 6. 6. 09 7. 7.09 | 7.6.09 “Ww 9 9 ? 5) 7. 09 . 6.09 7, 09 . 6. 09 . 09 . 6. 09 | } | 09 | .09 | œ 09 | 1910 ‘Ende Juli | | 29.10.19 | 6 u. 30 8.8.09 - = konserviert 11.8.09 - - - 28. 8.09 - - - 4.9.09 - - - 18.8.(9 - = = Nov. 1911 = = Ende Juli 1910 konserviert 14, 8.09 mit Endwirt konserviert 14.8.09 - - vate 12.8.09 - - - Uberwintern teils im Wasser, teils am Land. Im April 1910 starben 1 6 und 19. Eiablage 19.5.1910 Juni1910 Absterben 30. 9. 09 | der letzten Wiirmer. ? R ? Sommer 1913 mit Endwirt kon- serviert Mit Endwirt konserviert Beim Auswandern mit Endwirt konserviert Mit Endwirt konserviert 124 Locusta spec., nach Camerano 1897. S. 355 und v. Linstow 1898. S. 753. Locusta hemitogia (? = Hemisaga), nach Camerano 1897. S. 355 und v. Linstow 1898. S. 753. Locusta viridissima L., nach v. Siebold 1848. S. 297 und v. Lin- stow 1898. S. 753 (2 Funde). Locusta cantans Fuessly, nach v. Linstow ebenda. Mantis religiosa L., nach v. Linstow ebenda und Camerano 1897. S. 355. Gomphocerus viridulus Ch., nach v. Siebold, zit. nach v. Lin- stow 1898. S. 753, und Ca 1897. S. 355. Decticus sp., Bach Camerano 1897. S. 355. Decticus pedestris, nach v. Linstow 1877, zit. nach Camer ano 1897. S. 355. Decticus verrucivorus L., ebenda und v. Linstow 1898. S. 753 (2 Funde). Decticus verrucinosus (?), nach Camerano 1897. 8. 355 (Engadin). Thammnotrizon apterus F., nach v. Linstow 1898. 8. 753 oa Die Myriapoden: Lithobius forficatus, nach Villot 1886. S. 293 (G. aquaticus ©). Scolopendra sp., nach Camerano ebenda und unter den Arachnoideen eine nicht näher bestimmte Spinne (nach Roemer 1895, vgl. auch v. Siebold 1842. S. 150). Aus der Spinne Drassus fuscus will Grube nach v. Siebold (1848. S. 295 bis 296) ein Männchen und zwei Weibchen erhalten haben. Ob die gelegentlich in Verbindung mit Apus sp. gefundenen Fadenwürmer zu G. aquaticus zu stellen sind, ist ungewiB (vgl. v. Siebold 1842. S. 149—150). | Als Pseudoparasitismus zu werten ist wohl das gelegentliche Vorkommen einzelner reifer oder jugendlicher Gordiiden in Wirbel- tieren. Über derartige Funde im Darm und seinen A mR AnESoNPanna wird berichtet bei den Fischen: Trutta fario, Aspius rapax, Thymallus vexillifer (v. Linstow 1898. S. 751), Thymallus vulgaris, Salmo sp., Coregonus wartmanni, Abramis brama (v. Linstow 1891. S. 242), bei Vögeln: Otis macquini (Paragordius stylosus nach v. Lin- stow 1883. S. 276, zit. nach Camerano 1897. S. 355), bei Säugern: Widder (Crisp 1883, zit. nach Camerano 1897. S. 355) und Ratte (Camerano 1897. S. 351). | Vereinzeltes Vorkommen reifer Stücke von G. aquaticus im Darm des Menschen (Cerrutti und Camerano 1888) als echten Parasi- 125 tismus zu deuten (Villot 1886. S. 30 gegen v. Siebold 1854. S. 108 und v. Linstow 1898. S. 750ff.), liegt unsres Erachtens keine Ver- anlassung vor. Die Beziehungen der Saitenwürmer zum Menschen sind kaum inniger als die zu den übrigen Säugern. Bedeutung ge- winnt’in dieser Verbindung auch die Notiz v. Siebolds (1854. S. 105), daß die von Fischen, Fröschen und Kröten mit der Nahrung (Heu- schrecken) verschlungenen Gordiden aus dem After »unversehrt« wieder abgehen. Für Parachordodes tolosanus sind als Wirte des Tune: wurms außer Dytiscus marginalis L. bekannt geworden die Cara- biden: Procrustes coriaceus L. (34—40 mm), nach v. Siebold 1854. S. 112 und 113 und v. Linstow 1898. S. 758. Carabus hortensis L. (23—28 mm), nach v. Siebold, zit. nach v. Linstow 1898. S. 757 (zu ? G. aquaticus). Carabus violaceus L. (18—34 mm), nach v. Linstow 1898. S. 757. Carabus ulrichi Germ. (26—30 mm) (syn. morbillosus Panz.), nach v. Linstow 1898. S. 757. Nebria picicornis F. (15—17 mm), nach Müller 1920. Calathus fuscipes Goeze syn. cisteloides Panz. (10—14 mm), nach v. Siebold 1848. S. 296 und 1854. S. 112, 113 und nach v. Linstow 1898. S. 757. Calathus ambiguus Payk., zit. nach v. Lina 1889. S. 249. Sphodrus leucophthalmus Li. (20—40 mm), nach Camerano 1887. Poecilus lepidus Leske, nach v. Siebold 1854. 8. 113. Pierostichus melanarius Ilig. (13—17 mm), nach v. Siebold 1854. S. 113. Pterostichus metallicus F. (12—15 mm), nach v. Siebold, zit. nach v. Linstow 1889. S. 249. (Die Notiz bei v. Siebold 1842. S. 151 ist nicht eindeutig.) i Pterostichus niger Schall. (16—21 mm), 11 Funde nach v. Lin- stow 1891. S. 239 und 1891. S. 79 - 80, 1898. S. 748 und Müller 1920. Pterostichus melas Creutz. (16—18 mm), nach v. Linstow I. c. und v. Siebold 1854. S. 112 und 113. Pterostichus vulgaris L. (13—17 mm), nach Vejdovsky 1894. S. 645. Pseudomaseus nigrita F. (8,5—11 mm), nach v. Siebold 1854. S. 113 und nach v. Linstow 1877 fide auctorum und 1898. S. 758. Molops elatus F. (13—18 mm), nach v. Siebold 1848. 8. 296. Amara similata Gyll. (7,5—9,5 mm), zit. nach Camerano 1897. S. 355. Amara fusca De}. (7,5—8,5 mm), zit. nach Camerano 1897. S. 355. 126 Zabrus blapoides Creutz. (18—21 mm), nach v. Linstow 1898. S. 757 und nach diesem auch v. Siebold (? G. aquaticus). Pseudophonus pubescens Müll. syn. Ps. ruficornis F. (14—16 mm), nach v. Linstow 1891. S. 240 und 1898. S. 757 (2 Fälle) und Ca- merano 1897. S. 355. Harpalus hirtipes Dej. (12—16 mm), nach v. Linstow 1898. 8.757. Harpalus atratus Latr. syn. hottentotta Dft. (11—14 mm), nach v. Siebold 1854. S. 113. Ferner die Silphiden: | Silpha carinata Hrbst. (11—20 mm), nach Camerano 1898. S. 355. Phosphuga atrata L. (10—16 mm), nach v. Linstow, zit. nach Camerano 1897. S. 355. i AuBerdem die Trichopterenlarve: Stenophylax latipennis Curt., nach v. Linstow 1898. S. 758. v. Linstow erwähnt auch für P. folosanus den Fund eines Exemplares in der Greifspinne Drassus fuscus (1877). Wahrscheinlich handelt es sich um den von v. Siebold (1848. S. 295) mitgeteilten, bereits bei G. aquaticus behandelten Fall. Das gelegentliche Vor- kommen im Darm des Menschen (vgl. Fiori und Rosa 1881, zit. nach Camerano 1897. S. 355) ist entschieden auch bei diesem Gordiiden als Pseudoparasitismus zu bewerten. Villot (1886. S. 301 und 1891. S. 389 —392, geht bei der Ablehnung augenscheinlich von einer irrigen Auffassung des Wortinhalts Parasitismus aus (vgl. IL. c. S. 391) und verkennt die geringe Widerstandskraft der Saitenwürmer gegen höhere Temperaturen. Wie bereits Bacounin (1790. S. 1788—1789) be- kannt war, gehen die Saitenwürmer schon bei 30—32° schnell ein. Als Jungwurmwirte der restlichen deutschen Gordiiden sind be- kannt geworden für Parachordodes violaceus Baird.: Carabus violaceus und Procrustes coriaceus (nach Baird 1853 und Villot 1886. S. 311, bei Grenoble im Frühjahr und Herbst (IX—XII häufig, vgl. auch 1891. S. 348), ferner Pierostichus vul- garis L. (nach Vejdovsky 1894. S. 643, G. presl). Für Parachordodes pustulosus Baird: Sphodrus leucoph- thalmus L., Harpalus aeneus F., Blaps mortisaga L. (Villot 1886. S. 305), B. mucronata Latr. nebst Larve (Camerano 1891—1892. S. 598, 1896 und 1897. S. 355), B. obtusa (Baird 1853. Proc. Zool. Soc. di Londra u. Ann. and Mag. nat. hist. 2. ser. vol. XV. p. 72, zit. nach Camerano 1891—1892. S. 598), B. anthracina (Camerano 1897. S. 355). 127 Für Paragordius tricuspidatus Duf.: Gryllus bordigalensis und Decticus aibifrons (nach Dufour, Ann. sc. nat. 1828. t. XIV. p. 222, und Villot 1874, zit. nach Camerano 1897. S. 356). Für außerdeutsche Gordiiden werden bisher als Wirte aus- schließlich Orthopteren genannt (auf 13 Parasiten 16 Wirte, s. auch Montgomery 1904. 8. 738). Somit rekrutieren sich die Jungwurmwirte der Gordi- iden mit verschwindenden Ausnahmen aus der Reihe der Orthopteren und Coleopteren, d. h. aus zwei verschiedenen In- sektenordnungen und gleichzeitig fast nur aus diesen. Dieser Um- stand muß um so mehr auffallen, als unter den Käfern nur gewisse Familien, diese aber durchweg durch zahlreiche oder doch durch mehrere Arten vertreten sind, Bis heute sind nur Carabiden, Dytis- ciden, Tenebrioniden und Silphiden als Gordiidenwirte verzeichnet. Es muß befremden, daß dieser Erscheinung in der Literatur noch kaum Beachtung geschenkt ist. Villot (1891. S. 386— 387) leugnet geradezu die Spezialisierung der Saitenwürmer auf bestimmte Wirtsgruppen. Die Bedeutung dieser heute wohl kaum noch zu be- streitenden Spezialisierung, für die Beurteilung der Wirtswechselfrage liegt auf der Hand. Vom Standpunkt der einen Wirtswechsel ab- lehnenden Autoren (Villot 1891, Camerano 1892, 1893, 1897. S. 352 und Müller 1920) ist die Einstellung der Gordiiden auf Para- sitismus in gewissen Familien zweier verschiedener Insektenordnungen kaum verständlich. Es darf als sichergestellt gelten, daß die Jung- larven sich aktiv in ihre Wirte einbohren. Wenn sie sich in diesen direkt zum reifen Wurm entwickeln, muß ihnen entweder die Fähig- keit zukommen, gewisse Coleopteren und Orthopteren als adäquate Wirtstiere zu erkennen, oder das Eindringen erfolgt wahllos in Getier verschiedenster Art, und nur die zufällig in gewisse Käfer und Gerad- flügler eingewanderten Larven haben Aussicht auf Weiterentwicklung. Beide Bedingungen sind schwer erfüllt. Es ist unwahrscheinlich, daß die jungen Gordiiden in zahllosen, ihren wirklichen Wirten nach Verwandtschaft, Größe und gewohnter Umwelt nahestehenden Käfern zugrunde gehen müssen, aber in den systematisch an ganz andrer Stelle stehenden Geradflüglern ihr Fortkommen finden. Die Schwierigkeiten in der Deutung dieses Phänomens entfallen, sobald wir die genannten Insekten nicht als primäre, sondern als Endwirte auffassen. Die als Gordiidenträger bekannten Käfer sind zum großen Teil obligatorisch, der Rest und die angeführten Ortho- pteren zum mindesten fakultativ carnivor. Reine Phytophagen sind als Jungwurmwirte nicht bekannt geworden. Villots (1891. S. 343) abweichende Auffassung dürfte auf ungenügender Vertrautheit mit 128 den Lebensgewohnheiten der Orthopteren beruhen. Käfer und Heuschrecken übernehmen die Saitenwürmer wahrscheinlich mit ihrem gemeinsamen Futtergetier. Endgiiltig entschieden werden kann über die hier gegen Müller (l. c.) wieder aufgegriffene Vermutung Meissners (1856, v. Lin- stows (1883), Rauthers (1903. S. 118) und andrer, daß die Gordi- iden zu ihrer Entwicklung eines obligatorischen Wirtswechsels be- dürfen, wohl nur auf experimentellem Wege. Die Beschaffung dieser Belege dürfte durch die eingangs mitgeteilten Beobachtungen ein- geleitet sein. Es bedarf nach den in Ansehung der Auslassungen Müllers mit peinlicher Ausführlichkeit wiedergegebenen Tagebuch- notizen wohl keiner weiteren Begründung, daß die unter 1)—6) und 11) aufgeführten Wasserkäfer sich auf dem Larvenstadium infiziert haben. Ob die larvale Periode ganz allgemein als Infektionszeit der Gordiidenwirte anzusehen ist, bleibt w. u. zu erörtern. Die aus dem Ei gezogenen Larven sind während ihrer Entwicklung nur mit dem Inhalt ihres Zuchtglases in Berührung gekommen, d. h. mit Wasser, einem Stützstab aus Glas oder Holz bzw. einem Elodea- Trieb aus meinen seit Jahren wurmfreien Hauptaquarien und dem oben genannten Futtergetier. Das Wasser wurde ausschließlich der hygienisch einwandfreien, städtischen Leitung entnommen. In diese dürfte sich gelegentlich eine der winzigen Gordius-Larven, unter Umständen auch ein ganzes Gelege verirren können; eine Massen- infektion mit mehreren Junglarven auf jeden Liter Wasser liegt indessen kaum noch im Bereich der Möglichkeit. Nur bei Massenauftreten der Larven in der Leitung wäre aber die Infektion durch das Wasser bei meinen Dytiscus-Larven in dem beschriebenen Umfang erklärlich. Berücksichtigung bei der Beurteilung dieser Möglichkeit verlangt auch die Kurzlebigkeit der Gordiidenlarven im Wasser. Die Beob- achtungen gehen dahin, daß die geschlüpften Junglarven innerhalb einer Woche eingehen, wenn es ihnen nicht gelingt, innerhalb dieser Frist in ein geeignetes Wirtstier einzuwandern. Vollends unver- ständlich bleibt bei der Annahme einer Verseuchung des Wassers mit Gordiidenlarven der Umstand, daß unter elf 9 oder 10 Dytiscus- Larven sich mit mehreren (bis zu 10!), nur eine oder zwei mit einem Saitenwurm infizierten, und daß alle übrigen Larven meiner Zucht völlig frei blieben. Eine vom Wasser ausgehende Infektion würde eine gleichmäßige Verseuchung erwarten lassen. Als 2. Infektionsmöglichkeit bleibt die Nahrung. Die sich später als Gordiidenträger erweisenden Larven haben durchweg Kaul- quappen als Hauptfutter erhalten, zum Teil daneben Rindfleisch (11) oder einzelne Salamanderlarven, eine Larve (1) außerdem einige Weilt- 129 fische. Das Rindfleisch scheidet als Infektionsquelle von vornherein, der Fisch für 9 unter 10 Fällen aus. Berücksichtigt man ferner, daß nur die mit Kaulquappen gefütterten Larven, nicht aber die zahlreichen, ausschließlich mit Regenwürmern oder Rindfleisch auf- gezogenen Individuen sich als infiziert erwiesen haben, so kommen als Parasitenträger wahrscheinlich nur die Amphibienlarven in Frage. Nach Müller (1920. 1. c.) spricht der Besitz des Bohrapparats der Larven gegen die Annahme weichhäutiger Tiere als normaler Zwischenwirte. Ich halte diesen Einwand angesichts derartiger Appa- rate bei andern Wurmparasiten der Vertebraten nicht für schwer- wiegend. Entschieden würde die Frage nach der Infektionsart durch den Nachweis von Saitenwurmlarven in Kaulquappen. Leider wurde die Gordiideninfektion der Dytiscus-Larven erst bemerkt, als das Material an Amphibien bereits verbraucht war und nicht mehr erneuert werden konnte. Dagegen konnte das Vorkommen geschlechtsreifer Gordien in einem der Teiche, aus dem das Kaulgappen- futter stammte, und nur in diesem (Aföller), festgestellt werden. Aus äußeren Gründen fand ich später keine Gelegenheit zur Präparation von Kaulquappen auf Gordiiden. Der mir nicht gelungene Nachweis erscheint aber bereits von andrer Seite geführt. Schon 1853 hat Leydig, später Villot, über das Vorkommen von Gordius-Larven von R. temporaria berichtet. Leydig (1853. S. 385) entdeckte bei R. temporaria im Mesenterium, besonders im Gekröse des Magens, zahlreiche eingekapselte Larven, die der Beschreibung nach auf G. aquaticus zu beziehen sind. Diese Gordius-Cysten waren zeitweise sehr häufig. Der Lage der Parasiten nach ist hier vielleicht mit einer Infektion der Frösche per os, etwa unter Vermittlung andrer Wirtstiere der Saitenwürmer, zu rechnen. Eine selbsttätige Ein- wanderung der Larven in Amphibien konnte Montgomery (1904. S. 739) bei Paragordius varius Leidy nachweisen. Der Endwirt dieses Wurms ist die Heuschrecke Acheta abbreviata. Eine direkte Infektion wollte nicht gelingen. Dagegen wanderten die frisch den Laich- massen entschlüpften Larven in eine Anzahl andrer Tierarten ein, darunter in Gammariden, Oniscus, Mückenlarven und einen Fisch, in größter Zahl aber in Bufo-Larven. Der Befall war so stark, daß die Krötenlarven und damit auch die Gordiiden innerhalb acht Tagen zugrunde gingen. Der Versuch wurde dreimal mit dem gleichen Ergebnis wiederholt. Merkwürdigerweise zieht Montgomery aus dem Eingehen der Kaulquappen den Schluß, daß diese nicht als wahre Wirte des Wurms in Frage kommen. Überstarke Infektionen Zool; Anzeiger. Bd. LIV. 9 130 führen bei vielen Parasiten zum Tode der natürlichen Wirte. Im vorliegenden Falle kann gerade die Masseninfektion der Krötenlarven gegenüber der geringen Infektion der Krebse usw. in dem Sinn ge- deutet werden, daß die Amphibien zu den echten Wirten der Gordi- iden gehören. In seiner Gesamtheit drängt das mitgeteilte Material zu der Auffassung: Es ist hochgradig wahrscheinlich, daß die in den Dytiseus-Larven der Marburger Zuchten aufgetretenen - Gordiidenlarven auf dem Wege des Wirtswechsels in diese Coleopteren gelangt sind, und daß im vorliegenden Fall ausschließlich Amphibienlarven, wahrscheinlich die Kaul- quappen von R. temporaria, als Wirte in Frage kommen. ‘ Müller (1920) macht gegen die Annahme eines Wirtswechsels der Gordiaceen geltend, daß die Larven im Zwischenwirt keine Ver- änderungen erleiden. Solange wir aber über die ontogenetischen Zwischenstadien von Larve und Jungwurm so wenig wissen wie heute, erscheint die Voraussetzung dieses Einwands ungenügend gegründet. Hinreichend wahrscheinlich gemacht ist der Wirtswechsel zunächst nur für G. aquaticus L. und, bei einwandfreier Bestimmungsarbeit. v. Linstows, für Parachordodes tolusanus Duj. Ein obligatorischer Wirtswechsel ist damit weder hier noch für die restlichen Arten der Familie sichergestellt. Für diesen spricht allerdings, daß sämtliche Versuche der Autoren, die jungen Gordius-Larven direkt in ihre Endwirte einzuführen, bislang mißlungen sind (vgl. Montgomery 1904. S. 735), und daß die Larven der Gordiiden bisher mit wenig Ausnahmen nur in Tierarten nachgewiesen sind, in denen der Jung- wurm nicht vorkommt. Dringend der Klärung bedarf noch die Frage, ob außer Am- phibien Vertreter andrer Tiergruppen als echte erste Wirte in Frage kommen. Zur Deutung des Vorkommens der Jungwürmer in den weiter oben genannten Endwirten ist diese Annahme nicht unbedingt erforderlich. Landkäfer, Geradflügler, Tausendfüßler und Spinnen können sich durch Verzehren der an Land gehenden Jungfrösche infizieren, sei es, daß sie diese lebend ergreifen oder als Kadaver fressen. Der erstere Fall dürfte gar nicht so selten sein. Wie aus unsrer Zusammenstellung hervorgeht, handelt es sich bei den End- wirten zumeist um größere Arthropoden. Nur wenige bleiben mit der Durchschnittsgröße unter 1 cm. In der Auffassung, daß Piero- stichus niger »viel zu klein ist, um einen Jungfrosch anzugreifene, kann ich Müller (1920) nicht beistimmen. Der Käfer mißt 16 bis 22 mm, würde in einem das Wasser verlassenden Jungfrosch also einen ihm an Größe kaum überlegenen Gegner zu bewältigen haben. 131 Notorisch machen sich aber die adäphagen Raubkäfer ohne weiteres an Beutetiere heran, die sie um ein Mehrfaches an Masse über- treffen. Ob Pf. niger zu den raubenden Carabiden gehört, ist meines Wissens allerdings nicht bekannt. Wenn sich somit die in Landkäfern und Heuschrecken gefundenen Würmer aus Fröschen und Lurchen herleiten lassen, so sprechen die zahlreichen Funde von Gordius-Larven in Vertretern andrer Tier- _klassen doch gegen die Annahme einer Spezialisierung dieser Würmer auf die Amphibien als einzige Wirtsgruppe ihrer Larven. Junglarven von Gordius aquaticus sind bisher nachgewiesen in den Mollusken: Planorbis sp. (im Fuß), nach Villot 1874 und 1891. S. 339. Limnaea sp. (im Fuß), ebenda. Limnaea vulgaris, nach v. Linstow 1877. S. 4. Limnaea ovata, nach v. Linstow 1884, zit. nach Camerano 1897. S. 356. In den Hirudineen: Nephelis octoculata (im Parenchym), nach Villot 1874 und 1891. S. 339. Bei Insekten in den wasserbewohnenden Larven von: Tanypus. Corethra. Chironomus. Hydrophilus piceus (im Fettkörper) und andern, nach Villot 1874. S. 211, 1891. S. 338—339 und nach v. Linstow, zit. nach Camerano l.c. Und in den Fischen: Colitis barbatula (in der Darmwand), nach Villot 1874. 2. Teil. S. 2—3 und 1891. S. 339. Phoxinus laevis (in der Darmwand), ebenda. Petromyzon planeri (in der Darmwand), ebenda und v. Linstow 1898. S. 751; s. a. Camerano 1897. S. 352. Über Larvenfunde von Parachordodes tolosanus wird be- richtet bei Würmern, z. B. Naididen vereinzelt, experimentell von Meissner 1856. S. 133—134 und Fridericia, nach Müller 1920. Bei Mollusken: Planorbis sp., nach Villot 1891. S. 339. Limnaea spec., ebenda. »Kleine Schnecken« (experimentell), nach Meissner 1856. S. 133. gx | 132 Bei Crustaceen: Cyclopiden (vereinzelt, experimentell), nach Meissner l.c. 8. 134. Bei Insekten: Bei simtlichen bei G. aquaticus genannten Wasserlarven, nach Villot 1874 und 1891. S. 339, ferner bei den Larven von: Ephemeriden, nach Meissner 1856. S. 132ff. (experimentell), und v. Linstow 1889. S. 252. Phryganiden, nach Meissner 1856. S. 133 (experimentell). Rhyacophila nubila Zett., nach v. Linstow 1900. 8. 373. Cloëon dipterum L., nach v. Linstow 1892. S. 329 und 1898. S. 748. Sialis lutaria, nach v. Linstow 1891. S. 79—80. Dipterenlarven, nach Meissner I. c., S. 134, im besonderen Pe- dicia sp. nach Müller 1920 und bei den für G. aquaticus genannten Fischen nach Villot 1891. S. 339. Als Larvenwirte der restlichen deutschen Gordiaceen sind für Parachordodes violaceus und Paragordius tricuspi- datus die von Villot (s. 0.) für G. aquaticus und P. tolosanus ge- nannten Wirbellosen (1891. S. 339) und für letzteren im besonderen Limnaea ovata (zit. nach Camerano 1897) bekannt geworden. (Fortsetzung folgt.) 3. Zwei neue, auffallende Pachygastrinen-Formen (Diptera) aus Kamerun. Von Dr. P. Speiser, Königsberg i. Pr. Eingeg. 5. November 1921. Unter der Dipterenausbeute des Herrn Oberleutnant Herbert v. Rothkirch und Panten, der leider gleich nach Kriegsbeginn im fernen Kamerun fiel, fanden sich neben vielen andern interessanten Formen auch zwei Arten von Pachygastrinen, welche hier gesondert beschrieben werden sollen. Beide bieten ihren Gattungsgenossen gegenüber wesentliche Abweichungen, aber dennoch enthalte ich mich dessen, die große Zahl der kleinen Gattungen mit einer einzigen Art in dieser Gruppe noch weiter zu vermehren, glaube vielmehr in der Unterbringung der Arten in schon gekennzeichneten Gattungen einen nachhaltigeren Hinweis auf ihre Bedeutung zu geben. Gehört die eine zu der auch sonst in Kamerun vertretenen Gattung Chelonomima Enderlein, welche als die annähernd urtümlichste Form dieser Gruppe gilt, so muß ich die andre Art zur Gattung Hupachygaster Kertész rechnen, welche bisher nur in Europa und Nordamerika vertreten war, wobei die Zugehörigkeit der nordamerikanischen Art (EZ. puncti- 133 fera Malloch) noch nicht einmal über alle Zweifel sicher ist. Dies rechtfertigt wohl die Heraushebung der beiden Formen in einer be- sonderen Mitteilung, als Vorläuferin der weiteren Berichte über die Dipterenfauna Kameruns in der Deutschen Entomologischen Zeit- schrift (I. daselbst 1913. S. 131—146; II. 1914. S. 1—16; III. 1915. S. 91—106). 1) Chelonomima proloxocera nov. spec. Im Juli 1912 bei Duala mehrere Exemplare gesammelt. 61/ bis fast 8 mm lang. Rôtlich, rahmweiß und schwarzbraun bunter Kopf und Thorax, und schwarzer, größtenteils matter Hinter- leib. Flügel außer den Basalfeldern rauchbraun. Stirn, die wulstigen hinteren Augenränder und eine breite Mittelhälfte des Untergesichts schwarzbraun, die Seiten des Untergesichts und die unteren zwei Drittel des Hinterkopfes rahmweiß, was sich seitwärts neben den Fühlern am innern Augenrande aufwärts in einer scheitelwärts spitz dreieckig auslaufenden Linie bis nahe an den Scheitel heran fortsetzt. Der schwarzbraune Ocellenhöcker braun umrandet. Auch das untere Ende der Augen schwarzbraun umrandet. Rüssel und die etwas spindelförmigen Taster schwarz, ebenso die Fühler, bei welchen nur die beiden ersten Glieder mehr rötlichbraun sind. Der ganze Kopf ist mit einer feinen, schwer sichtbaren, gelblichen Behaarung über- deckt. Der Thorax ist obenauf glänzend hell kastanienbraun, die Schulterecken gelbbraun, an ihrem hinteren Ende ein dunkelschwarz- brauner Punkt. Die kastanienbraune Farbe schneidet genau mit der Dorsopleuralnaht ab; die Pleuren und Sternalanteile sind rahmweiß; eine schwarzbraune Strieme läuft senkrecht von den Vorderhüften aufwärts zur Dorsopleuralnaht, und ein schwarzbrauner Doppelfieck liegt zwischen Vorder- und Mittelhüften, jederseits ein rundlicher Fleck gleicher Farbe auch hinter letzteren. Das Scutellum ist rein rahmweiß, wie der ganze Thoraxriicken sehr glänzend, zu beiden Seiten seiner Wurzel schwarzbraune Punkte. Das Mesophragma ist matt braun. Der ganze Thoraxrücken nebst Scutellum mit feiner weißlichgelber Behaarung. Alle Hüften und Schenkel sind rahmweiß, die Schenkel sämtlich in den Endhälften gelblich und bräunlich werdend. Alle Tibien schwarzbraun, die Vordertarsen dunkelbraun, nur die Wurzel des Metatarsus etwas heller, die Mittel- und Hinter- tarsen braun, mit nahezu schwarzbraunen Metatarsen und noch etwas verdunkelten zweiten Tarsengliedern. Im Flügelgeäder ist als die einzige nennenswerte Abweichung gegen die typische Art zu ver- merken, daß der bei Ch. partiticeps Enderlein wirklich senkrecht zwischen R, und der Costa stehende Ast R, hier etwas geneigt nach außen steht, aber doch als sehr steil abgehend bezeichnet werden 134 muß. Die basalen Anteile des Flügels sind ziemlich glashell, von dem dunkelbraunen Stigma spitzenwärts und am ganzen Hinterrand- anteil sind sie mäßig dunkel rauchbraun. Die Schwinger sind schwarz- braun mit hellem, rahmgelbem Stiel. Der Hinterleib ist matt schwarz- braun, der Bauch lederbräunlich. Die ganze Art hat durch ihre bunten, glänzenden Farben ein überaus gefälliges Aussehen; sie weicht im ganzen Habitus auffallend von der typischen Art ab, doch habe ich keine wirklich für eine generische Trennung ausreichenden Merkmale finden können. 2) Eupachygaster lasiops nov. spec. 41 Exemplare beider Geschlechter, bei Garua zusammengebracht, vermutlich aus zusammengetragenem Holz in einer »Zuchtkammer« erzogen. Die Art bietet ein wesentliches Merkmal, welches in der ganzen Unterfamilie Pachygastrinae recht ungewöhnlich ist: behaarte Augen. Von den 96 Gattungen, die Kertész 1916 zusammenstellt, finde ich Be- haarung der Augen nur bei 12 Gattungen angegeben (allerdings steht mir die Literatur für die 3 Genera Aulana WIk., Stratiosphecomyia Brunetti und Caen- acantha Wulp nicht zur Verfügung). Bei den äthiopischen Oxymyia Kert. (Kap- land) und Ageiton Kert. (Natal), sowie bei Pedinocera Kert. und Popanomyia Kert. aus Peru, auch Dactylodeictes Kert. aus Brasilien fehlt jede Angabe über Kahlheit oder Behaartsein der Augen, bei allen diesen haben aber die 6 sicher getrennte Augen, kommen also schon gar nicht für einen näheren Vergleich in Betracht. Bei Vattiger Kert. aus Peru stoßen die Augen des $ zwar zusammen, und es ist auch dort nichts über Kahlheit oder Behaarung gesagt, die Form weicht aber sicher genug durch die Form und Stellung des Schildchens ab. Hexacraspis Enderlein ist viel zu unzureichend bekannt, um in Vergleich gezogen zu werden, hat zudem ein ausgesprochen bedorntes Schildchen, und für die Gattung Wal- lacea Dol. langen merkwürdigerweise die mir vorliegenden Literaturangaben auch nicht zu, um über Behaarung der Augen klar zu sehen. Trotzdem sehe ich keine Veranlassung, auf dieses Merkmal allein die hier zu beschreibende Art wieder als einzige Vertreterin einer eignen Gattung auf- zustellen, wie das z. B. im umgekehrten Fall Enderlein (Zool. Anz. vom 7.1. 1914 Bd. 43. S. 304) tut, indem er als ganze Kennzeichnung seiner neuen »Gattung« Psegmomma angibt: »Unterscheidet sich von Artemita durch die unpubescierten Augen«e. Kertész tut wohl recht daran, nachdem er verschiedene Stufen der Augenbehaarung unter den eng verwandten Formen kennt, die typische Art für Psegmomma Enderl. nebst der ebenfalls nacktäugigen A. awrata Macq. in der Gattung Artemita Wlk. zu belassen. Dort allerdings bewohnen die Arten ein in sich geschlossenes Landgebiet, von Paraguay bis Mexiko, während mit der Ver- bringung der neuen Art zu Eupachygaster Kert. die zunächst, solange nicht ver- bindende Funde vorliegen, recht gewagte Behauptung aufgestellt wird, daß hier eine Ausbreitung der Gattungsform von Südschweden (E. tarsalis Zett.) bis nach Kamerun, ja, wenn Malloch wirklich mit Recht seine E. punetifera aus Illinois hierher stellte, bis nach Nordamerika vorliegt. Körperlänge 2,4 (kleinstes g') bis 3,6 mm (größtes ©). Schwarz mit rotgelben Fühlern, Tastern und Beinen, Kopf des g' von vorn 135 gesehen !/ breiter als hoch, hinten stark ausgehöhlt, so daß er kappenartig dem vorderen Thoraxanteil aufsitzt. Von einer Stirn bleibt beim of nur sehr wenig übrig, da die Augen ziemlich 2/,; der Stirnlänge zusammenstoßend einnehmen, und nur im obersten Zipfel- chen dieser Ausdehnung einen winzigen Keil der ursprünglichen schwarzen Stirnfarbe sich dazwischen schieben lassen. Sonst bleibt oberhalb nur das stark erhabene Ocellendreieck übrig, unterhalb über den Fühlern auch nur ein ganz kleiner Bezirk, wo neben der glänzend schwarzen Grundfarbe eine feine fleckartige, silbergraue Randung der Augen auffällt. Die Augen sind, was noch einmal betont sei, ziemlich dicht mit ziemlich langen, gelblichen Härchen besetzt. In der weiten Mundöffnung, welche von glänzend schwarzen, strichförmigen Backen umrahmt ist, sind die bräunlichgelb gefärbten Mundteile, Rüssel und Taster verborgen. Die Fühler sind sehr tief eingelenkt, ockergelb, ihr zweites Glied faßt auf der Innenseite daumenartig (wie bei Pfecticus) über den kreisförmig gestalteten Komplex des dritten Gliedes hinüber, welch letzterer eine feine, mittellange Endborste trägt. Beim © ist der Kopf länger und breiter, mehr als 1'/ mal so breit wie hoch, durch die breite Schläfenbildung verlängert. An den hinteren Augenrand schließt sich ein scharf- kantiger, schwarzer, leicht punktierter Schläfenrand, welcher nahe dem Ocellendreieck etwa 1/, der Stirnstrieme breit ist; abwärts schmäler werdend und ein wenig unterhalb der halben Kopfhöhe ver- schwindend. Die Stirn ist einigermaßen glänzend schwarz, mittelreich- lich mit feinen Pünktchen besetzt und weist eine eigenartige Skulptur auf. Vom Ocellendreieck abwärts zieht eine mittlere, flache Leiste, welche in der Mitte der Stirn mehr höckerig erhoben ist, aber in ihrer Mitte wiederum eine feine nahtartige Längsfuge aufweist. Ober- halb der Fühler liegen dann zu beiden Seiten der Stirn, den Augen- rändern anliegend, ein Paar symmetrisch stehender, glänzender Knöpfehen, die größer sind als der mediane Knopf, und unterhalb welcher die sonst kaum bemerkliche Bestäubung einen deutlichen grauen Fleck bildet. Mundrand und Backen, spärlich auch der Scheitelrand grauweil behaart. Mundteile und Form der Fühler wie beim g', die Fühler verhältnismäßig ein wenig größer, und das dritte Glied nicht so hell ockergelb wie beim g', sondern mehr braungelb. Thorax ohne Besonderheiten, schwarz, reichlich punktiert und ziem- lich gleichmäßig graugelblich behaart. Schildchen vor dem scharfen, mit vielen kleinsten Dörnchen besetzten Rande mit einem ungefähr dem Rande parallel laufenden, seichten Eindruck. Hüften und die ganzen Beine hell ockergelb, ebenso fein behaart. Flügel ganz leicht gelbgraulich trübe, das Geäder sehr kennzeichnend: Von einer 136 Radiomedianquerader ist so gar keine Rede, daß vielmehr der obere Medianast ein Stiick mit dem Radius vereinigt ist, also die Discoidal- zelle gewissermaBen ein Stiickchen vom Radius begrenzt ist. Am Vorderrande zwischen der Mündung der Subcosta und dem »ersten Radiusaste (Kertész), also +3, ist die Flügelmembran etwas schwielig dicker, wodurch ein deutliches, tibrigens nur ganz hellgraues Stigma zustande kommt; der später gegabelte hintere Radiusast ver- läuft mehr gestreckt, als Lundbeck es für E. tarsales (Zett.) zeichnet. Die Discoidalzelle ist 11/, mal so lang als hoch, sie bildet ein leicht verschobenes Rechteck, dessen obere Spitze durch die Anlehnung an den Radius abgerundet ist, und dessen untere Ecke ebenfalls nicht spitz ist, sondern etwas verrundet; mit andern Worten, die zum Me- diasystem gehörige, randwärts abschließende Ader zwischen cu, und mag macht einen kleinen stumpfwinkeligen Knick (ohne doch auch nur die Spur einer Ader oder Falte dort zu entsenden). Dieses Aderstück ist nur wenig länger, höchstens 11/, mal so lang, als das davor liegende Begrenzungsstück zwischen m, und m,. Dadurch schon erhält der Flügel ein etwas andres Aussehen wie der von E. tarsalis (Zett.). Noch mehr abweichend erscheint er aber in der Form der Analzelle; diese ist dadurch, daß der Stamm von cu stark gestreckt, und nur sehr stumpfwinkelig geknickt verläuft, und der sie randwärts begrenzende Teil von cu, ziemlich lang wird, annähernd dreieckig umgrenzt, wobei der Winkel an der Abgangsstelle von ex, fast ein rechter ist, und sie, an der Analis entlang gemessen, um die volle Hälfte ihrer eignen Länge von dem Flügelhinterrande ent- fernt bleibt. Schwinger gelbweiB mit teilweise rötlichbraunem Knopf. Hinterleib kurz und rundlich, schwarz, reichlich punktiert und spär- lich grauweißlich behaart, und zwar auf der flacheren Bauchseite in ganz gleicher Weise wie auf dem hochgewölbten Rücken. 4, Über eine Astasia-Art aus dem Süßwassernematoden Trilobus gracilis Bst. Von Otto Nieschulz, cand. rer. nat. (Mit 3 Figuren.) Hingeg. 12. September 1921. In der Hoffnung, Herpetomonas bütschlii Kent, die zuerst be- schriebene und daher für die Gattungsdiagnose maßgebliche Herpe- tomonas-Art, wieder zu finden, untersuchte ich eine größere Anzahl von Trilobus gracilis Bst., kleine Süßwassernematoden von etwa 2 mm Länge und 0,07 mm Breite, in denen Bütschli diese Flagel- laten 1878 gefunden hatte. Das Untersuchungsmaterial stammte zum 137 Teil aus der Tiefe des Großen Plöner Sees — Herrn Prof. Thiene- mann-Plön gebührt für die Beschaffung dieses Materials mein be- sonderer Dank — zum Teil aus einem Teiche in Utrecht. Die ge- suchten Flagellaten fand ich leider nicht, dafür aber in einigen der Nematoden aus dem Plöner See ein andres Protozoon, das wohl in die Gattung Astasia zu stellen ist. Da ich nur wenige Exemplare antraf und mir von ihnen keine guten Dauerpräparate gelangen, muß ich mich hier auf einige Lebendbeobachtungen beschränken. Parasitische Arten der Gattung Astasia sind bisher aus Turbel- larien (de Beauchamp 1911 A. captiva aus Catenula lemnae Ant, Duj., Haswell 1892 und 1907 aus zwei nicht näher benannten Rhab- docölen), aus Rotatorien (Hudson und Gosse 1889 und Leydig 1857 aus Hydatina senta [Miller], Voigt 1904 aus Chaetonotus ploenensis Voigt) und aus einem Copepoden (Alexeieff 1912 A. mobilis [Reh- berg] aus Cyclops) beschrieben worden. Fig. 1—3. Astasia spec. aus Trilobus gracilis. Vergr. 600. Die von mir untersuchten Exemplare von Trilobus gracilis waren nur recht schwach infiziert, meist fanden sich nur 1 oder 2 Parasiten in einem Wirt. Zerdrückte man die Nematoden unter dem Deck- glas, so wurden die Parasiten frei und schwammen mit lebhaft peri- staltischen Bewegungen vorwärts, wobei sie eine außerordentliche Metabolie ihres Körpers zeigten (Fig. 1—3). Sie ähneln beim ersten Anblick sehr einer Monocystidee, so daß ich sie zunächst auch dafür ansah, eine Verwechslung, die ebenso Minchin und Labbé (siehe Alexeieff 1912) unterlaufen ist. In dem Plasma eingelagert waren stets eine größere Anzahl stark lichtbrechender, rundlicher Körner, die bei verschiedenen Exemplaren an Größe differierten, bei ein und demselben jedoch ziemlich konstant waren. Nach de Beauchamp und Alexeieff bestehen diese Körner bei den von ihnen unter- suchten Arten aus Paramylon. Im vorderen Ende des Parasiten liegt, wie man bei günstiger Lage des Tieres sehen konnte, eine Vacuole, von der aus ein feiner Kanal an die Körperoberfläche führt 138 und hier in einer Einsenkung der Pellicula mündet (Fig. 1). Ein Stigma und eine Querstreifung des Körpers vermochte ich nicht fest- zustellen. Auch eine Geißel war bei keinem der untersuchten Exem- plare vorhanden. Das Vorkommen von Geißeln variiert innerhalb der Gattung Astasia stark. Leydig wie Hudson und Gosse sahen nur geifellose Formen; Haswell (1892) und de Beauchamp beob- achteten daneben auch geißeltragende Parasiten, doch waren die geißellosen bei weitem in der Mehrzahl; Alexeieff sah ebenfalls beide Formen nebeneinander. Haswell (1907) fand bei den Exem- plaren innerhalb des Wirtes keine mit Geißeln, sie bildeten diese aber neu aus, sobald man sie längere Zeit außerhalb ihres Wirtes am Leben erhielt. Ich habe diese Neubildung einer Geißel nicht beobachten können, es gelang mir aber auch nur einmal, einen Para- siten etwas über eine Stunde unter dem Deckglase am Leben zu erhalten. Literatur. Alexeieff, A., Le parasitisme des eugléniens et la phylogénie des sporozoaires sensu stricto. Arch. zool. exp. et gen. vol. 50. Notes et revue. p. 83 bis 88. 1912. Beauchamp, P. de, Astasia captiva n. sp., eugléniens parasite de Catenula lemnae Ant. Duj. Ibid. vol. 46. Notes et revue. p. 52-53. 1911. Bütschli, O., Beiträge zur Kenntnis der Flagellaten und einiger verwandter Organismen. Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd, 30. S.205—281. 1878. Haswell, W. A., Note on the occurrence of a flagellate infusorian as an intra- cellular parasite. Proc. linn. soc. New South Wales vol. 7. p. 197 bis 199. 1892. —— Parasitic euglenae. Zool. Anz. Bd. 31. S. 296—297. 1907. Hudson C. T., und Gosse, P. H., The rotifera, or wheel-animalcules. London 1889. Leydig, F., Über Hydatina senta. Arch. f. Anat. u. Phys. Bd. 24. S. 404-416. 1857 Voigt, M., Die Rotatorien und Gastrotrichen der Umgebung von Plön. For- schungsber. d. Biol. Station Plön. Bd. 11. S.1—180. 1904. 5. Einiges zur Ontogenie von Felis tigris. Von Dr. Richard Münnich, Ölsnitz i. V. Eingeg. 14. September 1921. Bei einem Durchblick der entwicklungsgeschichtlichen Tafeln von Keibel-Elze wird man immer zur Erkenntnis der Tatsache kommen, daß bisher leider noch sehr, sehr wenig über die Ontogenie der ver- schiedenen Wirbeltierklassen bekannt ist. Es fehlt noch an den vielen notwendigen Arbeiten, welche alle gemeinsam das Ziel haben, die histologische Totaluntersuchung der Föten zu fördern, meist liegen nur Teiluntersuchungen vor, wie die Genese der Lunge, Niere, des Primordialeraniums usw. Ein glücklicher Zufall brachte mich in den Besitz dreier Felis tigris-Föten von 50 mm Scheitel-Steiß- 139 länge. Ich unterzog diese emer genaueren Untersuchung und lasse die hauptsächlichsten Ergebnisse folgen. Die histologischen Befunde von der Placenta bestätigen die An- gaben von Strahl (Arch. f. An. u. Phys. Suppl. 1890) und Duval (Journ. de l’An. et Phys. 1893) durchaus, besonders zu bemerken bleibt, daß ein periplacentärer Ringsaum, der bei Canis bisher nicht aufgefunden wurde, bei Fels aber temporär auftreten soll, bei dem vorliegenden Stadium von #igris nicht erkennbar wurde. Für das Skelet der Extremitäten ließ sich ein freies, wenn auch bereits mit dem Intermedioradiale im Verwachsen begriffenes Centrale nachweisen. Das Studium des Primordialcraniums erfordert ganz besondere Mühe und genaue Durchsicht der verstreuten Literatur, ich habe natur- gemäß nur die Untersuchungen herausgreifen können, welche von annähernd gleichaltrigen Föten (Canis, Felis, Cuniculus) vorlagen. Bestätigen konnte ich die von Olmstead bei Canis (An. Hefte Bd. 43. 1911) angegebene Fissura occipito-capsularis, ebenso die von Voit (An. Hefte. 16. 1909) aufgefundenen »geheimnisvollen« Alae hypochiasmaticae. Wie beim Hund fehlen auch beim Tiger eine Commissura orbito-parietalis und ein Dorsum sellae. Ein Canalis caroticus ist jedoch vorhanden und ebenso eine wenigstens strecken- weise, knorpelige Zona annularis. Das Foramen perilymphaticum ist (wie bei Cars) nicht durch einen Processus intraperilymphaticus in ein Foramen cochleae und einen Aquaeductus cochleae zerlegt, und der Ductus endolymphaticus zeigt keine allseitige KnorpelumschlieBung, auch findet ein Eindringen der Carotis cerebralis in den Knorpelkörper des Keilbeins nicht statt. Für das Bereich der Mundhöhle ergab sich, daß ein Zungen- randorgan bzw. eine Anlage dazu nicht vorhanden ist, ebenso lassen sich auch im Gegensatz zu Canis keine Knorpelzellen in der Lyssa feststellen. Während Kriegbaum (Morph. Jahrbuch. Bd. 41. 1911) bei Felis domestica gefunden hat, daß vorderer Tubeneingang und seitliche Zungenfurchen in dieselbe Frontalebene fallen, konnte ich eine Bestätigung dieser Angabe nicht bringen, beide lagen vielmehr deutlich auseinander. Auch beginnt und endet der Tonsillenschlauch oral der Einmündung der Tuba Eustachii; von ganz besonderer Wichtigkeit aber erscheint mir das Auffinden einer prälactealen Milch- zahnanlage. An den Caninen zeigen sich oben wie unten labial aus- ladende Platten der Schmelzleiste, die ich nicht anders als Reste von Zahndrüsenbildungen deuten kann. Herr Prof. Dependorf-Leipzig sprach sich nach der Durchsicht der hierfür in Frage kommenden Schnitte gleichfalls für die Wahrscheinlichkeit und Möglichkeit einer soichen Annahme aus. 140 Die vergleichenden Studien vom Urogenitalapparat brachten eine deutliche Bestätigung der von Hamburger (Arch. f. An. u. Phys. Suppl. 1890) ausgesprochenen Ansicht, daß exzessive Maßzahlen für die Größe der Glomeruli nur für die Nieren zusammengesetzter Bau- art gelten, daß ferner Mehnert (Morph. Arb. Schwalbe Bd. 5. Hit. 2. 1895) mit der »mangelnden Korrelation im Entwicklungsgrad der Organe« recht hat. In die von Weber (Jena 1904) aufgestellte rangartig geordnete Liste der Urnierenentwicklung ist die der Car- nivoren unmittelbar der von Sus nachzuordnen. Ein Intermittieren zwischen mesonephraler und metanephraler Harnabsonderung nehme ich nicht an. Mesonephrale Harnabsonderung scheint bestimmt statt- zuhaben, denn in den Kanälen beider Urnieren finden sich deutlich Secrete. Aufgabe weiterer Arbeiten muß es sein, entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen zu einer die ganze Entwicklungszeit hindurch sich erstreckenden Untersuchung auszugestalten, dann werden sich auch allmählich die vielen, noch vorhandenen Lücken schließen und die einzelnen Vorgänge in der Ontogenie genauer bekannt werden. 6. Über die Verwandtschaftsbeziehungen einiger ungegliederter Tiergruppen. Von Joh. Thiele, Berlin. Eingeg. 4. November 1921. Wenn man die Verwandtschaftsbeziehungen zweier Tiergruppen miteinander aufklären will, wird man hauptsächlich feststellen müssen, welche Eigenschaften von jeder erworben und ihr eigentümlich sind, und welche ererbt und ihr mit der andern Gruppe gemeinsam sind. Vergleicht man daraufhin die Brachiopoden mit Phoronis, so findet man, daß bei jenen vor allem der Mantel mit der Schale neu gebildet ist, und damit die Schließmuskulatur, die seitlichen Me- senterien, die kurze, massige Form des Körpers, mit der auch die Entwicklung der traubigen Verdauungsdrüse zusammenhängen dürfte. Die Leibeshöhle hat in die beiden Mantellappen Fortsätze entsendet, die der Atmung dienen. Der bei den Ecardines noch offene End- darm hat sich bei den Testicardines geschlossen. Demgegenüber hat Phoronis sich ventralwärts stark ausgezogen und die große Darmschleife mit vorn und rückenständig gelegenem After gebildet, in dessen Nähe die beiden Nierenkanäle ausmünden. Als beiden Gruppen gemeinsam ergibt sich demnach: festsitzende Lebensweise, damit in Zusammenhang der Tentakelapparat, eine sich in die Arme fortsetzende Leibeshöhle mit einem in der Körpermitte gelegenen 141 Mesenterium, in Verbindung mit den Keimdriisen, deren Erzeugnisse durch die Nierenkanäle nach außen gelangen, einem geschlossenen Blutgefäßsystem mit einem Herzen, ein unbewehrter Schlund und eine Afteröffnung. Wichtig ist auch die Übereinstimmung im Nerven- system, dessen über dem Schlunde gelegener Teil die Arme innerviert, während das größere, untere Schlundganglion das nervöse Haupt- centrum des Körpers darstellt; die in den Stiel verlaufenden Nerven von Lingula dürften dem etwas seitwärts verschobenen Nerv von Phoronis homolog sein. Das Nervensystem liegt in oder unter dem Epithel. Hiernach wird man anerkennen müssen, daß zwischen beiden Tiergruppen eine verhältnismäßig nahe Verwandtschaft be- steht. Bedeutend entfernter und bisher noch ganz ungeklärt ist die Verwandtschaft mit andern Tiergruppen. Es sei zunächst darauf hingewiesen, daß die Verhältnisse der Leibeshöhle, denen man so große Wichtigkeit beilegt, nur in ihren Beziehungen zu den Keim- drüsen richtig erkannt werden können. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß stammesgeschichtlich die Keimdrüsen das Primäre, die Leibeshöhle das Sekundäre sind, wie hauptsächlich die Turbellarien beweisen, die höchstwahrscheinlich die Wurzel aller Bilateraltiere darstellen. Wenn bei den Brachiopoden und Phoronis die Keimstoffe aus dem Epithel der Leibeshöhle entstehen und durch die beiden »Nephridien« nach außen gelangen, so beweist das, daß die Leibes- höhle als Erweiterung der beiden Gonadenhöhlen und die Ausführungs- gänge als Gonoducte zu deuten sind, die erst sekundär auch eine excretorische Aufgabe erhalten haben. Das ist für einen Vergleich mit andern Tiergruppen sehr wichtig, weil sich daraus die Homo- logie mit den Keimdrüsen ergibt. Suchen wir nun unter den ungegliederten Tieren nach solchen, die mit den beiden genannten Gruppen verwandt sein können, so wollen wir zunächst die Chaetognathen ins Auge fassen, deren Be- ziehungen auch noch sehr unklar sind. Am auffälligsten tritt hier eine Ahnlichkeit des Nervensystems hervor, das auch bei ihnen aus einem oberen Schlundganglion als Innervierungscentrum des Kopfes und einem ventralen Ganglion als Centruin des übrigen Körpers be- steht und auch ähnliche Beziehung zum Körperepithel zeigt. Die Chaetognathen unterscheiden sich von allen andern Tiergruppen durch die Ausbildung besonderer männlicher Keimdrüsen hinter den weib- lichen, daher werden wir sie als eine besondere Erwerbung ansehen dürfen, die in Verbindung steht mit der hinteren Verlängerung des Körpers und der Schwanzflosse infolge von Anpassung an die schwim- mende Lebensweise; sie werden wir demnach bei einem Vergleich 142 mit andern Tiergruppen unberiicksichtigt lassen und nur die vorderen © Keimdrüsen mit denen der Phoronis vergleichen. Bei beiden liegen die äußeren Mündungen in der Nähe des Afters, der in dem einen Fall ventralwärts, im andern dorsalwärts verschoben ist. Beiden soll eine kleine Kopfhöhle zukommen. Der Hautmuskelschlauch ist nur durch Fehlen der Ringmuskeln bei Chaetognathen wesentlich ver- schieden, was aber ohne große Bedeutung ist. Segmentalorgane, wie bei Turbellarien und Anneliden, fehlen. Die Flimmerlarve wurde bei den pelagisch lebenden Chaetognathen überflüssig. So dürfte anzu- nehmen sein, daß diese eine gewisse Verwandtschaft mit Phorones nicht verleugnen. Unter den Sipunculiden dürfte Priapulus im allgemeinen am ursprünglichsten sein. Das Nervensystem unterscheidet sich von dem der Chaetognathen durch das langgezogene Bauchmark, das ganz oberflächlich liegt, indessen kann an seiner Homologie mit dem ven- tralen Ganglion von Chaetognathen und Phoronis nicht gezweifelt werden, zumal da bei dieser der hintere Längsnerv dem hinteren Teil des Bauchmarks entspricht, es ist wie bei Gastropoden eine Konzentration der Ganglienzellen am Vorderende der Stränge ein- getreten, die jedenfalls das ursprünglichere Verhalten darstellen. Bei Priapulus sind die Keimdrüsen von der Leibeshöhle, welche dem- nach ein Hämocöl darstellt, ganz getrennt, sie münden etwas vor dem After und dieser über dem Grund des hinteren Papillenbüschels. Mit der wühlenden Lebensweise hängt die Ausbildung des mit Haken bewehrten Rüssels zusammen, sowie die Chitinisierung der Epithelien. Gesonderte Blutgefäße und ein Herz fehlen ebenso wie bei Chaeto- gnathen. Der Hautmuskelschlauch besteht aus einer äußeren Ring- und einer inneren Längsfaserschicht. In welcher Weise sich Spun- culus davon ableitet, wird ohne große Schwierigkeit festzustellen sein. Eine ganz ähnliche Anordnung zeigt das Nervensystem von Gor- diiden, und daher ist die Anlichkeit der mit einem bewehrten Rüssel ausgestatteten Gordius-Larve mit Priapulus höchst auffällig — sollte das ein Hinweis auf eine Abstammung von ähnlichen marinen Tieren sein? Die © Keimdrüsen werden bei Gordius als paarig symmetrische, mit zahlreichen, hintereinander gelegenen Erweiterungen versehene Längsgänge angelegt, die in der Nähe des Afters ausmünden, nach- dem sie sich miteinander vereinigt haben, während die g* schlauch- förmigen Drüsen getrennt in die Cloake ausmünden, demnach ver- halten sich auch die Geschlechtsorgane ähnlich wie bei Priapulus. Über die Leibeshöhle der Nematomorpha habe ich früher (Über die Auffassung der Leibeshöhle von Mollusken und Anneliden. . Zool. Anz. Bd. 35) mich geäußert und auf ihre Beziehung zu der der 143 Anneliden hingewiesen. Dazu möchte ich bemerken, daß die Gor- diiden ohne Zweifel durch den Parasitismus der Jugendform einige Veränderungen erlitten haben, und daß ihre marinen und freilebenden Vorfahren mit den Anneliden verwandtschaftliche Beziehungen ge- habt haben, wobei allerdings auch zu berücksichtigen ist, daß die bei Anneliden erhalten gebliebenen und von den Turbellarien ererbten Schleifenkanäle den Gordiiden ebenso wie den vorher genannten Tiergruppen verloren gegangen sind. Der wichtigste Punkt ist der, daß bei Gordiiden die Wandung der Keimdrüsen, die sie von der Leibeshöhle trennt, aufgelöst wird, so daß die Keimstoffe in die Leibeshöhle fallen; bei Anneliden haben sich dann die Längsgänge rückgebildet und die ursprünglich rein excretorischen Schleifenkanäle sich sekundär durch Verbindung mit Genitaltrichtern zu Gonoducten umgewandelt. Endlich müssen wir noch die Solenogastren berücksichtigen, die besonders im Verhalten der Keimdrüsen eine ganz überraschende Ähnlichkeit mit den © Keimdrüsen von Gordius zeigen; sie sind von der Leibeshöhle ganz getrennt, daher ist diese ein reines Hämoeöl. Die Solenogastren lassen, wie ich früher betont habe, deutliche Be- ziehungen zu Turbellarien erkennen in den Verhältnissen der Mus- kulatur, des Nervensystems, des Darmes, der freilich eine Ausmündung erhalten hat, auch der Keimdrüsen mit ihrer hinteren Ausmündung. Sie haben sich ihnen gegenüber verändert durch ihre Abrundung, die mehr oder weniger starke Cuticula mit Kalkstacheln, die eine flimmernde Bauchrinne in der Regel freiläßt, die Ausbildung eines Hämocöls und eines Herzens, das durch Aneinanderrücken der beiden Keimdrüsen und Verschmelzung der Anfangsteile der Gonoducte einen Herzbeutel erhielt, und die Entwicklung einer kleinen Radula. Ihre Beziehungen zu den Mollusken habe ich früher ausführlich er- örtert, so daß ich darauf nicht nochmals einzugehen brauche. Ich will aber hervorheben, daß die vorher genannten Tiergruppen in der gewählten Reihenfolge sich — freilich mit recht großen Zwischen- räumen infolge des Aussterbens der uralten Zwischenformen — an die Solenogastren anschließen dürften. Im Nervensystem haben sich die Seitenstränge rückgebildet und die Bauchstränge miteinander vereinigt, um schließlich zu einem Ganglienknoten an ihrem Vorderende zusammenzuschrumpfen; die epitheliale Lage kann ich nicht als ursprüngliches Verhalten aner- kennen, sie hängt mit der Rückbildung des Parenchyms zusammen. Die Keimdrüsen bleiben bei Priapulus vom Hämocöl getrennt, das wie bei Solenogastren einen weiten Raum bildet; bei Phoronis und Brachiopoden haben sie sich bedeutend erweitert und bilden eine 144 Leibeshöhle, ähnlich wie bei Cephalopoden, wodurch das Hämocöl stark eingeschränkt worden ist, dagegen ist bei Gordiiden und Anne- liden eine Verbindung der Keimdrüsenhöhlung mit dem Hämocöl zustande gekommen. Dementsprechend sind die »Nephridien« von Phoronis und Brachiopoden Homologa der Gonoducte von Soleno- gastren, Priapulus und der Oviducte von Chaetognathen, aber nicht der Segmentalorgane von Anneliden, die bei allen hier behandelten Tiergruppen rückgebildet sind. Bei Anneliden ergab sich aus dem Zerfall der ursprünglich einheitlichen Keimdrüsen in 2 Reihen von Folgestücken deren Einstreuung in das Parenchym und jene eigen- tümliche Verbindung der ontogenetischen Anlagen, die den Anschein erweckt, daß die Körpermuskulatur von den Gonaden gebildet wird, was vergleichend-morphologisch ein Unding wäre. Diesem Unterschied in der Bedeutung der Nephridien lege ich großes Gewicht bei: Die der Anneliden Homologa der »Wassergefäße« von Turbellarien, da- gegen die von Sipunculiden, Phoronis und Brachiopoden, ebenso wie die der Mollusken, Homologa der Gonoducte von Turbellarien, und diesem Unterschied sollte auch in der systematischen Anordnung Ausdruck verliehen werden, so daß z. B. die Sipunculiden nicht neben die Anneliden gestellt werden dürfen. Ii. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. 1. Deutsche Zoologische Gesellschaft E. V. 27. Jahresversammlung in Würzburg vom 5.—8. Juni 1922. Montag, 5. Juni abends, Begrüßung. 6.—8. Juni Sitzungen. Das nähere Programm wird noch bekannt gegeben. Vorträge — ob mit oder ohne Lichtbilder — sowie Demon- strationen können schon jetzt bei dem Unterzeichneten angemeldet werden.. Derselbe nimmt auch Meldungen neuer Mitglieder entgegen. Der Schriftführer Prof. ©. Apstein, Berlin N 4. Zoologisches Institut, Invalidenstraße 43. Druck von Breitkopî & Hartel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger herausgegeben von Prof. Eugen Korschelt in Marburg. Zugleich Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. LIV. Band. 28. Februar 1922. Nr. 7/8. Inhalt: I. Wissenschaftliche Mitteilungen. 1. Blunck, Die Lebensgeschichte der im Gelb- rand schmarotzenden Saitenwtirmer. (Fort- setzung.) S. 145. . v. Haffner, Beiträge zur Kenntnis der Lin- guatuliden. I. Ovarium und Eibildung von Porocephalus armillatus (Wyman). (Mit 10 Fi- guren.) S. 162. 3. Ve Haffner, Beiträge zur Kenntnis der Lin- do phalus armillatus (Wyman). (Mit 11 Figuren.) S. 170. 4. Heikertinger, Welchen Quellen entspringen die biologischen Trachthypothesen. IV. Ro- land Trimen. S. 177. 5. Heikertinger, Welchen Quellen entspringen die biologischen Trachthypothesen? V. Fritz Müller. S. 185. 6. Mertens, Ein neues Chamäleon aus Kamerun. (Mit 1 Figur.) S. 190. guatuliden. II. Zur Eireifung von Poroce- I. Wissenschafiliche Mitteilungen. 1. Die Lebensgeschichte der im Gelbrand schmarotzenden Saitenwiirmer. Von Dr. Hans Blunck, Naumburg a. 8. Eingeg. 24. September 1921. (Fortsetzung und Schluß.) Über die Larven der außerdeutschen Gordiiden ist wenig be- kannt. Paragordius stylosus soll nach v. Linstow (l. c.) in denselben Fischen vorkommen wie Parachordodes violaceus, nach Camerano 1897. S. 356) außerdem in Lampreda (Petromyxon) adulta. Mont- gomery (1904. I. c.) erzielte experimentell bei Paragordius Leidy die bereits erwähnte Einwanderung in Gammariden, Oniscus, also in Krebse, ferner in die Larven von Culex und Bufo. Die bislang als Larvenwirte der Gordiiden beschriebenen Tier- arten verteilen sich somit über mehrere Klassen des Systems, unter denen die als Wirte der Jungwürmer genannten Ordnungen mit Aus- nahme von Hydrophilus piceus und der von uns als Gelegenheitswirte angesprochenen Fische aber nicht vertreten sind. Diese Divergenz steht im Einklang mit unsrer Auffassung vom Entwicklungsgang der Gordiiden und kann wohl nur im Sinne eines obligatorischen Wirtswechsels gedeutet werden, ist meines Wissens aber noch nicht in dieser Richtung bewertet. Zool, Anzeiger. Bd. LIV. 10 146 Ob alle auf Grund des Nachweises einer Infektion mit Gordi- idenlarven als »Wirte« bezeichneten Tierformen wirklich als echte Wirte anzusprechen sind, wie Villot (1891. S. 338—339) meint, ist recht zweifelhaft. Wahrscheinlich hat ein guter Teil der experimentell erzielten Infektionen als Kunstprodukt auszuscheiden. Leider sind die Angaben der Autoren zumeist so ungenau, daß sich Freiland- funde und Zuchtprodukte nicht immer trennen lassen. Keinen An- spruch auf Wertung als Gordiidenwirte haben wahrscheinlich die Kruster, ein Teil der Insekten und vielleicht die Mollusken. Bleiben würden gewisse Insekten, Würmer, Amphibien und Fische. Die Entscheidung kann hier wohl nur das Experiment bringen. Alle bisherigen Arbeiten in dieser Richtung sind fehlgeschlagen. Meissner (1856. 1. c.) fütterte Wasserkäfer mit infizierten Ephe- meridenlarven (G. aquaticus und P. tolosanus). Die Würmer ent- wickelten sich nicht. Villot (1891. S. 340—341) ließ eine Dytiscus- Larve eine Nephelis octoculata verzehren, nachdem diese mit Paragordius tricuspidatus infiziert war. Die Wurmlarven gingen zugrunde. Ebenso scheiterten Infektionsversuche an Carabus monilis 3° und ©, die mit Cysten sowie mit Fleischstücken, welche mit Larven von P. vio- laceus besetzt waren, gefüttert wurden. Vergeblich wurden auch einem Weibchen von D. marginalis in Limnaeen eingewanderte Larven von G. aquaticus verabreicht. Über die experimentelle Technik und die Länge der Zeit, während der das infizierte Material der Beobachtung unterlag, werden von keinem Versuchsansteller Angaben gemacht. Vermutlich liegt das Geheimnis der Mißerfolge in unzweckmäßigem Experimentieren in Verbindung mit der Wahl ungeeigneter Versuchstiere. Die Auffassung mancher Autoren (v. Linstow 1884, 1891, 1892, 1898, Vejdovsky 1894, Montgomery 1904), daß jede Art ihren speziellen Wirt hat — so nach v. Linstow (1884. S. 137—138) P. tolosanus Cobitis barbatula, G. subbifurcus (syn. P. tolosanus) Ephe- mera vulgaris, G. aquaticus Limnaea ovata und Paragordius tricus- pidatus Chironomus —, daB aber die jungen Larven wahllos in jeden ihnen sich bietenden Tierkörper eindringen und es dem Zufall überlassen, den richtigen Wirt zu treffen, ist nicht sehr bestechend. Die Verteilung der Larvenfunde auf einen verhältnismäßig großen Kreis von Tierformen spricht dafür, daß die Zahl der echten Wirte nicht gar zu klein bemessen ist. Als echte Wirte von G. aqua- ticus dürfen wohl heute bereits außer den Larven gewisser Amphibien einige Fische gelten. Durchaus andre Anschauungen über den Parasitismus der Saiten- würmer entwickelt Camerano (1897. S. 351—352). Der mit Recht 147 als guter Kenner der Gordiiden geltende Autor glaubt, die Annahme eines Wirtswechsels dieser Würmer ablehnen zu müssen. Nach ihm stellen nur die Insekten echte Wirte dieser Schmarotzer, und sie ent- wickeln sich in ihm von der Junglarve bis zum reifen Wurm. Die in Vertreter andrer Tierklassen eingewanderten Larven gehen in ihren Cysten zugrunde. Camerano stiitzt sich dabei zur Hauptsache auf die Verfütterungsexperimente Villots (s. o.), ferner auf die eigne Beobachtung, daß im Januar stark mit Paragordius stylosus infiziert befundene Neunaugen Ende April die Cysten in geringer Zahl und zum größten Teil mehr oder minder degeneriert zeigten, und drittens auf die Überlegung, daß die Jungwurmwirte viel geringer infiziert sind, als der starke Konsum an sogenannten »Larvenwirten« erwarten lassen müßte. Wir haben die Versuche Villots bereits weiter oben behandelt.. Der zweite Einwand Cameranos spricht weniger gegen einen Wirtswechsel als gegen die Annahme, daß die Neunaugen echte Larvenwirte von P. stylosus sind. Auch das dritte Bedenken des italienischen Autors können wir angesichts der notorischen Selten- heit der Saitenwürmer nicht teilen. _ . Uber den Infektionsvorgang, d. h. über den Übertritt der Junglarven in ihre Wirte, ist wenig bekannt. Die im Darm und seinen Nachbarorganen bei Amphibien und Fischen getroffenen Larven sind wohl passiv per os in ihre Wirte gelangt. In der Regel dürfte aber die Einwanderung aktiv durch die Haut erfolgen. Die zu Schwimmbewegungen unfähigen Gordiidenlarven (vgl. Meissner 1856. S. 130 und 131, Villot 1874. S. 209) erwarten wahrscheinlich ihre Wirte am Grunde des Gewässers. Es ist möglich, daß eine von Villot (1874. S. 209) entdeckte klebrige Hüllschicht den Larven das . erste Anheften erleichtert. Das Einbohren erfolgt nach den Beob- achtungen Meissners (l. c. S. 133 und Villots (1874. S. 212, 1891. S. 344) mit Hilfe des Stachelapparats und der Hakenkränze. In der Muskulatur oder im Fettkörper kommen die Eindringlinge nach Aus- scheidung einer Cyste zur Ruhe, ziehen den hakenbewehrten Rüssel — ontogenetisch nach Mühldorf (1914. S. 69) das Hinterende des Tieres — ein und verändern sich dann anscheinend nicht weiter. Länger als 2 Monate konnte Meissner (l. c. S. 136) die Larven von P. tolosanus in Ephemeriden am Leben erhalten, ohne daß sie in die Metamorphose eintraten. Auch dieser Umstand spricht dafür, daß die Gordiiden zur Weiterentwicklung der Übersiedlung in einen zweiten Wirt bedürfen. Villots Auffassung (1891. S. 343), daß die Einkapselung ein Verlegenheitsakt verirrter Larven sei, und daß alle encystierten Individuen zugrunde gehen müssen, entbehrt der Be- gründung. 10* 148 Beachtenswert ist, dafi die uns bekannten Larvenwirte zwar in der großen Mehrzahl zu den Wassertieren zählen, daß aber bei P. tolosanus in dem Oligochaeten Fridericta nach Müller auch ein Landbewohner zu verzeichnen ist. In diesem Zusammenhang gewinnt die Beobachtung Interesse, daß die Gordius-Larven im Wasser inner- halb einer Woche zugrunde gehen (Meissner 1856), auf feuchtem Laub sich aber monatelang halten. Bekanntlich werden geschlechts- reife Gordien nicht nur in größeren Gewässern, sondern sehr häufig auch in kleinen Gerinnseln bis zur Wagenspur herab (Mühldorf 1914. S. 16) getroffen. Die Weibchen laichen auch in kleinen Pfützen, die nachweislich bald der Austrocknung verfallen. Es be- steht für die Brut nach den Beobachtungen Müllers (l.c.) dann anscheinend die Möglichkeit, diese Periode zu überstehen und an Stelle des Wassertiers einen Landbewohner zum Wirt zu wählen. Die über die Entwicklungsdauer der Gordiiden bislang vor- liegenden Angaben geben kein einheitliches Bild. Meissner (1 c. S. 129—130) und v. Linstow (1891. S. 244) ~ sahen die Embryogenese bei P. tolosanus in einem, bei G. aquaticus in 2 Monaten verlaufen (Laboratoriumsbeobachtungen im Juli und August). Die reifen Larven sprengten mit Hilfe des stilettförmigen Aufsatzes am Vorderende die Eihille. Nach Meyer (1913. S. 125) . dauert die Entwicklung bei G. aquaticus im allgemeinen 28 Tage, im Herbst länger. Die einzelnen Eier eines Geleges reifen verschieden schnell (vgl. auch Mühldorf 1914. S. 18). Müller (l. c.) bettete im September gesammelte Eischnüre auf feuchtem Moos. Nach 8 Mo- naten enthielt ein Laichpaket noch reife, lebende Embryonen, während der Rest inzwischen ausgewandert war. Danach scheinen die Frühjahrs- und Sommergelege im allgemeinen innerhalb eines Monats auszureifen, die Herbstgelege aber zu über- wintern. Die Periode des Freilebens der Junglarve scheint im all- gemeinen sehr kurz bemessen zu sein und einige Tage kaum zu übersteigen (vgl. Wesenberg-Lund 1910. S. 124 und Mühldorf 1914. S. 22). Die mit nur einem terminalen Stachel ausgerüsteten Larven von G. aquaticus halten sich nach Mühldorf (l. c. S. 22) im Wasser länger als die doppelt bestachelten Jugendstadien von P. tolosanus. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wandern die Larven in ihren Wirt ein. Die Dauer der ersten parasitären Periode (Parasitismus der Larve) wechselt und endet mit der Vernichtung des ersten durch den zweiten Wirt. Dementsprechend verteilen sich die Funde infi- zierter Wirtstiere über das ganze Jahr (vgl. v. Linstow 1900. 8. 373 149 — P. tolosanus in Rhyacophila nubila Zett. — und 1891. S. 79—80 id. in Stalis lutaria). Wie lange die Larven in ihrem Wirt lebensfähig bleiben, ist nicht bekannt. In den weiter oben mitgeteilten Fallen kann die erste parasitäre Periode sich nur über einige Wochen erstreckt haben. Die ersten Kaulquappen schlüpften Anfang Mai. Die Infektion der Dytiscus-Larven muß zum mindesten in den Fällen 2 und 11 spä- testens im Juni oder in den ersten Julitagen erfolgt sein. Nach v. Linstow (1892. S. 330) überwintern die in Neuropteren einge- drungenen Larven mit ihren Wirten, gelangen nach dem Schlüpfen der Fliege mit dieser an Land und werden erst jetzt von Raubkäfern als ihren Endwirten aufgenommen. Über die Dauer der zweiten parasitären Periode (Para- sitismus des Jungwurms) liegen nur Vermutungen vor. Parasiten- träger sind zu allen Jahreszeiten, mit Ausnahme des Winters, beob- achtet. Leider fehlt bei der Mehrzahl der Berichte die Angabe der Wurmspecies. Müller berichtet von Parasitenfunden (1920 1. c.) im März in Pterostichus niger, im Juni in Nebria picicornis, im Juli und im August in Dytiscus-Larven. Vejdovsky (1894. S. 643—645) verzeichnet Infektionen fiir April (P. presli? = P. violaceus in Fe- ronia vulgaris) und für August, v. Linstow (1889. S. 249) für P. tolo- sanus das Frühjahr und später (1891. S. 239) insbesondere die erste | Aprilhälfte, nur ein Stück fand sich im Juni (22. 6. P. tolosanus in Pseudophonus pubescens). Janda traf P. tolosanus in F. vulgaris im Frühjahr (mitgeteilt von Vejdovsky 1894. S. 645). Aus eignen Funden schließt Vejdovsky (l. c. S. 645), daß G. presli im Sommer in F. vulgarıs eindringt, und daß die infizierten Käfer überwintern, um im nächsten Frühjahr im März und April ihre Schmarotzer zu entlassen. Nach Villot (1887. S. 504) beginnen die Saitenwürmer das Freileben in sehr verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung, teils bevor die Bräunung der Haut begonnen hat, teils erst nach völliger Ausreifung. Ich traf einerseits im Juli bereits ausgewachsene Jungwürmer, und anderseits noch im Oktober sehr jugendliche Stücke von wenigen Millimetern Länge. Der Austritt reifer Würmer wurde beobachtet im Frühling von v. Linstow (1889. I. c.) und Legrand (1858. S. 185—187), im Juni von v. Siebold (berichtet bei Meissner 1856. S. 8, G. aqua- heus und P. tolosanus aus Carabiden) und von Müller (l. c., aus Nebria picicornis), im Juli (aus der Larve von Dytiscus) und Anfang Oktober von Mahler (1856. 1. c., aus Gelbrandkäfern). Mir kamen acht auswandernde Gordiiden zu Gesicht. 6 Fälle 150 betrafen mit Sicherheit G. aquaticus, der Rest dieselbe Art oder P. tolosanus. Zwei im Aquarium erzogene Käfer (s. unter 11) ent- ließen ihre 5 Parasiten (G. aquaticus) am 28. und 30. 9. Gleichzeitig wanderte ein Stück derselben Art aus einem frisch gefangenen Käfer aus. Die der Species nach nicht mehr sicherzustellenden Würmer (s. unter 9 und 10) verließen die kurz vorher gefangenen Käfer am 24. 7., bzw. 29. 10. Wir erschließen daraus, daß die in Dytiscus groß wer- denden Stücke von @. aquaticus im allgemeinen gegen den Herbst zu ihre Entwicklung beendet haben. Da die Infektion in den mitgeteilten Fällen durchweg im Früh- jahr stattgefunden haben muß, betrug die Entwicklungsdauer des Jungwurms im Endwirt höchstens 4 und mindestens 2 Monate, im Fall 11 mindestens 83 und höchstens 113 Tage. Somit hält sich G. aquaticus in seinem Endwirt D. marginalis etwa 3—4 Mo- nate auf und wächst in dieser Zeit vom Larvenstadium bis zur Reife heran. Diese Zeitwerte sind auf Grund von Labora- toriumsversuchen gewonnen. Auch im Freiland aber schlüpfen die Dytiscus-Larven im April und Mai, und die Froschbrut erscheint im allgemeinen nicht vor Ende April. Die Infektion kann also kaum vor Anfang Mai stattfinden. Da die Würmer auch aus den frisch gefangenen Käfern bereits Ende September ausschlüpfen, kann die Entwicklungsdauer im Endwirt auch hier nur 4—5 Monate betragen. Die gegen die Laboratoriumszuchten um einen Monat längere Entwicklungsdauer erklärt sich aus der niederen Temperatur der Teiche gegenüber dem Zimmeraquarium. Bei später im Jahr eintretenden Infektionen der Larven muß sich die Beendigung der Wurmentwicklung entsprechend gegen den Herbst zu verschieben. Da die Larven von D. marginalis im August bereits zumeist verpuppt sind, dürften die letzten Infektionen in den Juni fallen. Der Abschluß der Parasitenentwicklung ist sodann erst im November zu erwarten. Ob die Würmer dann noch schlüpfen oder im Käfer überwintern, bleibt eine offene Frage. Für P. viola- ceus glaubt Vejdovsky (1894. S. 645) stark mit dieser Möglichkeit rechnen zu müssen. Mühldorf (1914. S. 15 Anm.) traf am 24. De- zember 1913 in einem Bach bei Czernowitz ein Weibchen und zwei Männchen von @. aquaticus. Das Weibchen war noch unpigmentiert. Es hatte vielleicht erst vor kurzem den Wirt verlassen. Es kommen jedoch auch zeitlebens unpigmentiert bleibende Stücke mit normalen Potenzen vor, so daß Villot (1886) und Camerano (1897. S. 357 ff.) geradezu von neotonischer Entwicklung sprechen. Mühldorf hat G. aquaticus auch Anfang Februar, als das Wintereis noch nicht 151 geschwunden war, beobachtet. Die Wiirmer waren zum Teil noch nicht pigmentiert. Wirtstiere, aus denen sie hätten abgeleitet werden können, waren nirgends zu bemerken (vgl. auch Villot 1891. S. 388). Ob G. aquaticus auch den Gelbrandkäfer infizieren, d. h. ob die Larve des Wurms mit ihrem ersten Wirt direkt vom Käfer über- nommen werden kann, oder ob das Eindringen in die Larve des Dytiscus Voraussetzung für die Möglichkeit der Entwicklung des Parasiten ist, wissen wir nicht. Über das Schicksal der Würmer nach dem Verlassen des End- wirts liegen nur spärliche Nachrichten vor. Villots Annahme (1891. S. 393), daß die Saitenwürmer zum großen Teil in Rinnsalen und Quellen auswandern und sich dann teils aktiv, teils passiv vom Wasser in Teiche und Flüsse talwärts tragen lassen, hat viel für sich. Nur so ist wohl das Massenvorkommen der Gordiiden in kleinen Tümpeln zu erklären (vgl. Mühldorf 1914), in deren unmittelbarer Nachbar- schaft es an natürlichen Wirten der Würmer mangelt. Freilebende geschlechtsreife Gordiiden sind zu allen Jahreszeiten beobachtet worden. P. tolosanus wird verzeichnet von Müller (1. c.) im Mai, Juni, Juli und August, von v. Siebold (1856. S: 141), Meissner (1856. S. 47), Villot (1886. 8. 301 und 1891. S. 392), Vejdovsky (1886. S. 370 und 1888. 8. 188) im Juni, von v. Linstow (1891. S. 240) von April bis Juni und im »Sommer«. G. aquaticus konnte von Mühldorf (1913. S. 32 und 1914. S. 14—15) im Dezember, Februar und März und »in der ganzen guten Jahres- zeit« beschafft werden, von Wesenberg-Lund (1910. S. 122) von April bis August, von Villot (1886. S. 294 und 1891. S. 392) von März bis November, vorzüglich aber im September, von Meyer (1913. S. 125) bis Ende Juli. v. Siebold brachte 10 geschlechtsreife Männchen und 4 Weibchen im Juni ein. Mir kamen frisch ge- schlüpfte Stücke dieser Art im September zu Gesicht (s: unter 11 und 12). Wo G. aquaticus und P. tolosanus nebeneinander vor- kommen, geht nach Mühldorf (1914. S. 15) die erstgenannte Art zeitlich im Auftreten voraus. Was wird aus den im Herbst auswandernden Gordiiden? Meine 1915 (S. 290) geäußerte Ansicht, daß die Würmer überwintern, ist von Müller (1920. I. c.) in Zweifel gesetzt worden. Durch die ein- gehende Wiedergabe meiner Beobachtungen an gefangenen Stücken (vgl. unter 11) glaube ich gezeigt zu haben, daß zum mindesten G. aquaticus überwintern kann. Wahrscheinlich sind auch die von Mühldorf (1914. ]. c.) und andern (vgl. Villot 1874. S. 65) im De- zember, Februar und März beobachteten Saitenwürmer als über- winternde, bzw. überwinterte Stücke aufzufassen. Übrigens hat schon 152. Charvet (1834. S. 44) in bezug auf die Saitenwürmer die Frage auf- geworfen: «S’enfoncent-ils dans la boue à l’automne pour reparoitre au printemps?» Sämtliche in der Literatur erwähnte Gordiiden wurden im Wasser angetroffen. An Land und auch in feuchter Erde solien die Saiten- würmer im Gegensatz zu Mermis nach Meissner (1856. S. 63), Vil- lot (1891) und v. Linstow (1891. S. 240) schnell eintrocknen und absterben. Bacounin (1788—1789, zit. nach Villot 1874. S. 66) konnte dagegen Gordiiden durch allmählichen Wasserentzug zum Eingraben und durch Wasserzufuhr wieder zum Verlassen ihrer Schlupfwinkel bringen. Und Camerano (1891—1892. S. 604) rechnet . bei P. pustulosus mit der Möglichkeit, daß diese Art sich in feuchter Erde halten und sogar fortpflanzen kann. Paragordius varius Leidy wurde von Montgomery (1904. 8. 739) 24 Stunden auf feuchtem Fließpapier lebend erhalten. Daß G. aquaticus lange in feuchter Erde leben kann, konnte ich beweisen (s. o.). Ich stehe nicht an, aus der Gesamtheit des vorliegenden Materials den Schluß zu ziehen, daß G. aquaticus normalerweise zur Uberwinterung das Wasser verläßt und im Uferschlamm vergraben das Früh- jahr erwartet. In dieser Auffassung werde ich durch die Mitteilung v. Siebolds (1855. S. 141), am Ufer im Juni halb im Schlamm ver- graben G. aquaticus und P. tolosanus gefunden zu haben, bestärkt. Auch die Insassen meiner Aquarien gruben sich wiederholt bereits vor dem Winterschlaf tagelang mehr oder minder tief in den Boden- grund ein. Die oben mitgeteilte Überwinterung dreier Stücke von G. aquaticus im Wasser eines Aquariums (s. unter 11) zeigt, daß die Uberwindung der schlechten Jahreszeit zwar auch auf diese Weise möglich ist; das Verhalten der Würmer, denen die Môglich- keit, an Land zu gehen gegeben war, beweist aber zur Genüge, welches Verfahren als das natürlichere zu gelten hat. Es dürfte danach erwiesen sein, daß zum mindesten G. aquaticus an Land im Uferschlamm vergraben überwintert. Ob der Wurm etwa auch im Sommer vorübergehend das Wasser verläßt, ist nicht bekannt. Meissners Beobachtung (1856. S. 62), daß sich G. aquaticus im Wasser weniger gut hält als P. tolosanus, könnte in diesem Sinne gedeutet werden. Über die Lebensdauer der ausgewachsenen Würmer lagen bislang keine Beobachtungen vor. Villot vermutete anfangs (1874. S. 65), daß die Männchen länger als 1 Jahr leben können. Er konnte später (1891. S. 396) ebenso wie vor ihm Meissner (1856. S. 47) P. tolosanus und G. aquaticus nicht länger als einen Monat erhalten. Nach der landläufigen Ansicht (vgl. z. B. Vejdovsky 1894. 153 S. 687, der in Blaps mucronata Weibchen von G. pustulosus mit reifen Hiern fand) sind die Saitenwiirmer beim Verlassen des End- wirts unbeschadet der noch vorhandenen infantilen Nebencharaktere fortpflanzungsfähig und gehen nach kurzer Zeit der Geschlechtsreife ein, die Weibchen zumeist bereits innerhalb 24 Stunden nach der letzten Eiablage. Mühldorf (1914. S. 20) konnte ein Weibchen noch 6 Wochen erhalten. Villot (1891. S. 394) gibt dagegen an, daß die Weibchen «périssent aussitôt que leur ponte est terminée», und meint (1886. S. 293, 1874. S. 65), daß G. aquaticus zwar von März bis No- vember freilebend zu treffen ist, jedoch erst gegen Ende des Sommers geschlechtsreif wird. Nach meinen Beobachtungen (s. unter 11) kann G. aquaticus die parasitäre Periode seiner Entwicklung um mindestens 8 Monate überleben, und die Fortpflanzung findet wenigstens bei den spätgeborenen Stücken erst nach der Überwin- terung statt. Die Copula wurde von mir nicht beobachtet. Sie ist für P. tolosanus von v. Linstow (1891. S. 243) im April, von Meissner (Lc. S. 47 und S. 118—121) im Juni registriert und eingehend be- schrieben. Villot (1886. S. 293) gibt den September als Begattungs- zeit an. Derselbe Autor (1891. S. 394) sah ein Weibchen von P. to- losanus mit P. tricuspidatus in Vereinigung. Die Eiablage schließt sich der Begattung eng an und erfolgt, soviel wir wissen, durchweg im Wasser. Auch meine überwinterten Exemplare erledigten die Fortpflanzungsgeschäfte daselbst. Legende Gordius-Weibchen wurden von Bacounin (1788—1789. S. 29— 33), Dufour (Ann. sc. nat. 1. ser. T. 14. p. 225), Charvet (1834. S. 37 bis 46), Grube (1849. S. 371), Meissner (1856. S. 123, G. aquaticus und P. tolosanus), Leidy (S. 98—100, zit. nach Villot 1874. S. 201), Villot (1874. S. 200), v. Linstow (1891. S. 243, P. tolosanus) und Mühldorf (1914. S. 17ff.) beobachtet. Die Eier verlassen den müt- terlichen Organismus zu langen Laichschnüren zusammengeschlossen, die in der Regel an Pflanzen (Hottonia palustris, Potomogeton, Ranunculus aquaticus, Sium latifolium und Gräser) unter Wasser abgesetzt werden. Nähere Angaben finden sich bei Charvet (1834. S. 42), Berthold (1843. S. 16), Grube (1849. 8. 371), Leidy (1850. 8. 98), v. Linstow (1891. S. 243), Lauterborn (1904. S. 57), Montgomery (1905. S. 738), Wesenberg-Lund (1910. 8. 123), Meyer (1913. 8. 125) und Mühldorf (1910. 8. 19). Nach Wesen- berg- Lund (1910. 1. c.) und Meyer (1913. S. 125) halten die Weib- chen bei G. aquaticus die Laichmassen bis zum Schliipfen der Larven fest umschlungen. Auf Brutpflege ist dieses Verhalten nach Mühl- dorf (l. c. S. 18) indessen schwerlich zu deuten. 154 Die Zahl der Eier eines Weibchens berechnete Leidy (Pro- ceed. Acad. Philad. t. V. p. 262—266, zit. nach Villot 1874. S. 200) fir G. varius auf 6624800. v. Linstow (1891. 8. 243) veranschlagt die Legezeit des Gordius- Weibchens auf etwa 4 Wochen, Villot (1874. S. 200) auf 1—2 Wo- chen, Mühldorf (1914. 8. 18) nur auf wenige Tage. Mit wiederholter Eiablage in längeren Pausen kann nach den von Svabenik (1908. S. 387) über das Verhalten des Geschlechtsepithels mitgeteilten Be- obachtungen nicht gerechnet werden. Auch Mühldorf (1914. S. 20 bis 22) sah sich bei den auf Vejdovskys (1888) Angaben weiter- bauenden Studien in der Erwartung mehrerer Legeperioden getäuscht. Wir stimmen Villot (1891. S. 394) und Camerano (1897. S. 360) bei, daß die nur während des parasitären Stadiums zur Nahrungs- aufnahme fähigen Gordiiden den einmal erschöpften Eivorrat aus Mangel an Reservestoffen nicht wieder durch Neubildung ersetzen können. Gegen Ende der Legeperiode ist der Körper völlig erschöpft (Villot 1889. S. 687 und 412) und in Ermangelung der Assimilations- möglichkeit zur Regeneration der Geschlechtsdrüsen nicht befähigt. Gelege von @. aquaticus wurden bisher im April (Mühldorf 1914. S. 18), im Mai (Grube 1849. S. 371), im Juni und Juli (Wesen- berg-Lund 1910. S. 122 und 126, Meyer 1913. S. 125) und im Ok- tober (Viilot 1886. S. 293, Mühldorf L. c.) beobachtet. Nach Villot (1886. S. 392) sollen gelegentlich auch noch im November verspätete Laichschniire zu finden sein. Die Laichzeit meiner im Aquarium über- winterten Wiirmer fiel in den Mai. Fiir P. tolosanus sind Gelege von April bis September verzeichnet (Meissner 1856, Villot 1886. S. 301, v. Linstow 1891. S. 244, Müller 1920). Ob die Spätgelege von denselben Weibchen wie die Frühjahrsgelege stammen, ist nicht bekannt. Aus der Gesamtheit der vorliegenden Beobachtungen ist die Lebensdauer des Einzelindividuums von G. aquaticus auf reichlich 11/, Jahr zu veranschlagen. Auf diese Zeit ist für die Embryonalentwicklung und die Metamorphose etwa 1/, Jahr in Anrechnung zu bringen, so daß 3/, Jahre auf die nichtparasitäre Periode entfallen. Bemerkenswert ist die Zählebigkeit verletzter Würmer. Das unter 11 behandelte, von den Käfern zerstückelte Weibchen von G. aquaticus, überlebte den Verlust eines Sechstels seiner Körperlänge etwa 2!/, Monate. Eine Neubildung der verlorenen Teile fand nicht statt. Entgegen den alten Angaben von Müller “ (Verm. terrestr. et fluv. hist. I, 2. p. 10), Alex. de Bacounin (S. 213) und Hanow (Seltenheiten der Natur I. S. 592, zit. nach Meissner 155 1856. S. 63) scheint Gordius als Volltier also nicht zur Rege- neration befähigt zu sein. In den Endwirt werden die jungen Gordiiden nach unsrer Auf- fassung zusammen mit ihrem Wirt per os aufgenommen. Bei der. Dytiscus-Larve muß der Übertritt durch die Hohlrinnen der Man- _ dibeln erfolgen. v. Linstow (1898. S. 755) hat berechnet, daß deren Lumen weit genug ist, um die Passage zu gestatten. Die Länge der Gordiidenlarven beträgt 0,065— 0,075 mm, die Weite der Man- dibelrinne 0,118 mm (s. auch v. Linstow 1877. 8. 4). Die Larven müssen zunächst in den Darmtractus gelangen, sind hier aber noch nicht nachgewiesen. Wahrscheinlich erfolgt bald nach der Auflösung der Cystenhülle der aktive Übertritt in die Leibeshöhle. Die nächsten Schicksale der Larven sind noch unbekannt. Nach v. Linstow, Vejdovsky (1894. Taf. XXVII. Fig. 9, 10, 11 und 17) und Ca- merano (1891—1892) wird zunächst der ganze, den Rüssel tragende Vorderkörper, eingeschmolzen. Jedenfalls vergeht (vgl. unter 11e) wahrscheinlich längere Zeit, ehe die Würmer die bekannte, faden- förmige Gestalt annehmen. Die jüngsten Stadien, die bis jetzt zur Beobachtung kamen, lagen als zarte, weiße Fäden im Hinterleib des Wirts unter dem Eingeweideknäuel, das bei Dytiscus vom Enddarm mit den Vasa Malpighi gebildet wird, fanden sich also an der Stelle, wo ihnen am meisten Raum zur weiteren Entwicklung bleibt. Diese Lage behalten die Würmer bis zur Erlangung der Reife bei. Sie ist bei Larve, Puppe und Käfer die gleiche. Die jungen Würmer tragen zunächst noch am Vorderkörper die Reste des Bohrapparats der Larve (vgl. Camerano 1891—1892. Tab. XXVII. Fig. 1, 2, 5), der anfangs beweglich bleibt, dann aber eingeschmolzen wird (vgl. v. Linstow 1891. S. 241 und Vejdovsky 1894. 8. 647). Daß die Wirtstiere auf diesem Entwicklungsstadium von dem Parasiten bereits ernstlich belästigt werden, ist unwahrscheinlich. Sobald die Würmer auf die Länge von einigen Zentimetern herangewachsen sind, erlangen sie eine gewisse Eigenbeweglichkeit, die sich nach und nach steigert. Es kann dann zu Wanderungen innerhalb des Wirtskörpers kommen. Diese führen die Parasiten zuweilen mit einzelnen Windungen bis in die Schädelkapsel des Wirts. Die reifenden Würmer sammeln sich indessen wieder im Hinterleib, in der Gegend des Eingeweide- knäuels, und umschlingen dieses in mehr oder minder wirren Win- dungen oder liegen spiralig aufgerollt auf der Bauchdecke des Körpers. Die Entwicklung des Jungwurms verläuft unabhängig von der Metamorphose des Wirtstieres, und diese wird ihrer- seits durch den Parasiten nicht gestört. In Gelbrandlarven, die infolge Unterernährung sich ungewöhn- 156 lich langsam entwickeln und verspätet zur Verpuppung gelangen (siehe unter 1), kann @. aquaticus unter Umständen bis zur vollen Reife heranwachsen und den Wirt verlassen, ehe dieser zur Metamorphose schreitet. Bei reichlicher Fütterung und frühzeitiger Verwandlung des Wirts werden die Parasiten indessen in stark infantilem Zustand in die Puppe übernommen, wachsen erst in dieser zur Fadenform aus (s. unter 6 und 11c) und beenden die Entwicklung nach der Häutung der Puppe zur Imago. Muß es schon wundernehmen, daß die Funktionen der Larve und des Käfers durch den oft in der Mehrzahl (z. B. bei Nr. 4 10 Stück!) in einem Wirtstier auftretenden, bis zu 90 cm langen Parasiten, nicht wesentlich beeinträchtigt werden, so ist das gefahr- lose Überstehen der Metamorphose angesichts der tiefgreifenden Um- schmelzungsprozesse im Puppenlager geradezu unverständlich. Während der Verwandlung ist von meinem Dytiscus-Material kein mit Gordiiden infiziertes Stück eingegangen. Ob auch die regeneratorischen Quali- täten in voller Stärke erhalten bleiben, ist zweifelhaft. Unter nor- malen Bedingungen regeneriert Dytiscus (vgl. Blunck 1909. 8. 172 bis 180) auf dem Larvenstadium verlorene Pseudocerci bereits als Puppe vollständig. In dem hier unter 2 mitgeteilten Fall war die Neubildung auf dem Puppenstadium eingeleitet, aber noch nicht voll durchgeführt. Der Altlarve frühzeitig amputierte Schwimmbeine sind bei der Imago gemeinhin in verkleinertem Maßstab ersetzt. Bei einer parasitierten Larve blieb die Regeneration aus. Da die Am- putation erst kurz vor der Verpuppung vorgenommen war und Kon- trollbeobachtungen an gesunden Larven noch nicht vorliegen, ist eine Herabsetzung der regeneratorischen Potenz hier indessen nicht er- wiesen. Beachtung verdient in diesem Zusammenhang der Umstand, daß die Gordiiden ihre Entwicklung anscheinend nur in hemimeta- bolen und niedrigstehenden holometabolen Insekten beenden können. Die von Rudow (1904. S. 70) weitergegebene, wahrscheinlich auf v. Siebold zurückgehende, von diesem aber später (1855. S. 144) als auf Verwechslung mit Mermithiden beruhend widerrufene Angabe des Vorkommens von Saitenwürmern in Lepidopteren (Raupen und Faltern) hat sich nicht bestätigt. Beschwerden zeigten die von mir als Parasitenträger erkannten Käfer immer erst kurz vor dem Auswandern der reifen Würmer (vgl. unter 12). Die Tiere hatten Mühe, den überlasteten Hinterleib beim Schwimmen im Gleichgewicht zu halten, und saßen entgegen der sonstigen Gepflogenheit mit abwärts hängendem Abdomen an- geklammert an Pflanzen und Steinen. Die Parasiten sind infolge der Aufzehrung des Fettgehalts im Corpus adiposum um diese Zeit 157 zum mindesten bei D. marginalis durch die Sternite hindurch er- kennbar. Sie bewegen sich nur schwach. Des öfteren versuchten die Käfer, durch Kontraktionen und Dilatationen des Hinterleibs, sich der Fremdlinge zu entledigen. Wie weit diese Bewegungen das Austreten der Parasiten befördern, steht dahin. Der Auswanderungsakt wurde bereits 1858 von Legrand (S. 185—187) beobachtet. Der Austritt erfolgt aktiv durch einen kleinen, von dem Parasiten in die weiche Gelenkhaut unter dem 9. Tergit hart neben dem After gebohrten Porus (über die morpho- logischen Verhältnisse beim Käfer vgl. Blunck 1912. S. 189—190). An der homologen Stelle entläßt auch die Gelbrandlarve ihren Schmarotzer. Das Vorderende des Wurms geht voran. In der gleichen Weise wie beim Gelbrand scheint sich der Austritt auch aus den übrigen Wirten zu vollziehen, zum mindesten bei Si/pha und Gryllus domesticus (s. a. Mahler 1856. S. 11, Legrand 1858. S. 185 bis 186, Taschenberg 1861. S. 23 und Conger 1884. S. 293—294). Recht merkwürdig ist die von verschiedenen Seiten bestätigte Beobachtung, daß die Gordiiden von ihren Wirten fast stets ins Wasser entleert werden. Da die Wiirmer zur Fortpflanzung an- scheinend auf das fliissige Medium angewiesen und zu ausgedehnten Wanderungen über Land nicht befähigt sind, ist dieser Umstand für sie von wesentlicher Bedeutung. Daß die Wasserinsekten ihre Para- siten ins Wasser abgeben, kann nicht wundernehmen. Schwer zu verstehen ist aber, daß auch die Landinsekten nach dem Wasser streben, wenn die Zeit der Reife für ihre Schmarotzer gekommen ist. v. Linstow (1891. 8. 79) fand Pierostichus niger oft ertrunken neben ausgewanderten Saitenwürmern in Wiesengräben. Müller (1920) machte die gleiche Beobachtung und fand unter ähnlichen Umständen auch Nebria picicornis. Conger (1884. S. 293—294) konnte geradezu verfolgen, wie dickbäuchige Heimchen an einem Wassereimer in die Höhe kletterten, den Hinterleib ins Wasser tauchten und einen Gordius entleerten. v. Linstow (1889. S. 253) meint, daß die Carabiden auf der Schneckensuche ertrinken. Ich kann mich mit dieser Deutung nicht befreunden. Denkbar wäre, daß die reifen Parasiten durch Abgabe von Secreten ein Durstgefühl in ihren Wirten auslösen, das diese zum Wasser treibt. Daß Cara- biden gelegentlich zur Tränke gehen, ist ja bekannt (vgl. Fabre für Carabus auratus). Sicheres wissen wir zur Deutung des geschilderten Verhaltens aber noch nicht anzuführen. Ob die Dytiscus-Larven den Austritt ihrer Parasiten überleben können, ist mir nicht bekannt. Die Tiere sind gegen jede Verletzung der Eunice bac ie wegen der damit verbundenen Gefährdung der 158 wichtigsten Stigmen hochgradig empfindlich. Vorzeitiges Heranreifen der Gordiiden dürfte ihnen daher den Tod bringen. Mit dieser Auf- fassung deckt sich Müllers Vermerk (1920. 1. c.), daß alle von ihm beobachteten Dytiscus-Larven an der Infektion zugrunde gingen. Aus der Form der Mitteilung ist zu schließen, daß zum mindesten ein Teil der Larven schon vor der Reife der Parasiten den Tod fand. Müller berichtet von einer Larve, die mit etwa 20 jugend- lichen Gordiiden (Parachordodes) besetzt war. »Es war nur die Haut übrig.« Abgesehen von einer beträchtlichen Reduktion des Fett- körpers waren alle Organe der von mir untersuchten Dytiscus-Larven auch bei stärkster Infektion normal entwickelt. Im Gegensatz zur Larve überstehen die Imagines von D. maryinalis die Auswanderung ihrer Parasiten gut. Ich bestätige damit eine in Vergessenheit geratene Beobachtung Le- grands (1858. S. 185—187). Dieser beschreibt an der Hand von Beispielen, wie die Gordiiden unter Vorantritt des Vorderendes das Analsegment der Käfer verlassen. «Chaque expulsion s’est faite en vingt à vingt-cinq minutes. Pendant ce temps le pauvre Dytiscus reste & la surface de l’eau, immobile, comme mort, les pattes éten- dues. Mais ensuite, comme s'il était tout joyeux de la délivrance d’un hôte si dangereux ou si incommode, il nage et s’agite vivement.» Damit decken sich auch meine Befunde, so daß die Angaben Taschen- bergs (1861. S. 23) und andrer, wonach der Gelbrand alsbald nach der Abwanderung seiner Schmarotzer stirbt, abzuweisen sein dürften. Die Käfer erholen sich ziemlich schnell, zuweilen innerhalb weniger Stunden, spätestens aber nach einigen Tagen, und unterscheiden sich hinfort in nichts von den gesunden. Besonders bemerkenswert ist, daß sie die volle Geschlechtsreife erlangen. Das unter 11 be- handelte Männchen vollzog unter Übertragung lebenden Spermas die Begattung. Auch die Lebensdauer der parasitierten Käfer erfährt anscheinend keine Verkürzung. Ein Männchen über- lebte die Auswanderung seiner Schmarotzer um 1/, Jahr, ein zweites copulierte im Alter von 1 Jahr 21/, Monaten und lebte dann noch 11/, Jahr, um schließlich einem Unglücksfall zu erliegen. Es er- reichte mit 2 Jahren und 5 Monaten eine das Durchschnitts- alter der Männchen (Blunck 1916. S. 288) um 1'/, Jahr über- treffende Lebensdauer und war das langlebigste Männchen, das mir zu Gesicht gekommen ist. Die innere Anatomie der parasitierten Käfer war im allge- meinen normal (vgl. unter 12). Die anfangs bestehende Fettarmut des Corpus adiposum wurde innerhalb weniger Wochen ausgeglichen. Die Komplexdrüsen des Käfers, insbesondere die Prothoracal- und 159 Pygidialdriisen (vgl. Blunck 1912 und 1917) funktionierten recht- zeitig normal. In 2 Fällen wurden leichte Anomalien und lokale, krankhafte Verfärbungen in der ventralen Hypodermis des Abdomens festgestellt, die auf das Chitin der Sternite übergriffen (vgl. unter 9 und 11). Nur bei einem Käfer wurden ernste organische Erkrankungen, die den Gesamtorganismus in Mitleidenschaft gezogen hatten, beob- achtet (vgl. unter 11). Da dieser Fall indessen deutlich den Stempel des Abnormen trägt und anscheinend durch vorzeitiges Absterben eines Saitenwurms hervorgerufen war, diirfte er keine allgemeinen Schlüsse über den Einfluß des Gordiidenparasitismus auf den Wirts- körper zulassen. Nach v. Linstows Angaben (1891. S. 239) scheint sich P. tolo- sanus anders zu verhalten als G. aquaticus. v. Linstow fand bei den durchweg nur von einem Wurm bewohnten Laufkäfern (Ptero- stichus niger) im Hinterleib stets nur den Darm erhalten. Fettkörper und »Geschlechtsorgane« waren gänzlich geschwunden. Parachor- dodes pustulosus soll nach Camerano (1897. 8. 355) seinen Wirt Blaps mucronata zwar anfangs wenig stören, später aber nach und nach lebenswichtige Organe, darunter den Darm, funktionsunfähig machen und die Entwicklung des Genitalsystems unterdrücken. Es kommt bei P. pustulosus somit zu echter parasitärer Kastration. Naumburg a. S., im April 1921. Literatur. Bacounin de, A., M&moires sur les Gordius d’eau douce des environs de Turin. Mém. Acad. des Sc. de Turin. Années MDCCLXXXVIII-LXXXIX. p. 23—42. tav. XII. 1790. — Journ. d. Phys. vol. 39. p. 204. 1791. ‘ Baird, W., Catalogue of the species of Entozoa contained in the Collec. of Brit. Mus. London 1853. —— Descriptions of some New Species of Entozoa from the Collec. Brit. Mus. Proc. Zool. Soc. London 1853. Berthold, A., Uber den Bau des Wasserkalbes (Gordius aquaticus). Abh. Kgl. Ges. Wissensch. 1. Bd. 8. 1—18. 1838—1841. Göttingen 1843. Blunck, H., Regenerationsversuche an Dytiseus marginalis L. Zoologischer An- zeiger Bd. XXXIV. S. 172—180. Leipzig 1909. —— Das Geschlechtsleben des Dytiscus marginalis L. 1. Teil: Die Begattung. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie Bd. CII. S. 169—248. Leipzig 1912. —— Die Schreckdriisen des Dytiscus und ihr Secret. I. Teil. Zeitschrift für wissensch. Zoologie Bd. C. S. 493—508. Leipzig 1912. —— Dasselbe. Zweiter und letzter Teil, ebda. Bd. CXVII. S. 205—256. —— Ein kurzes Wort zur Gordiidenbiologie. Zool. Anzeiger Bd. XLV. S. 289 bis 290. Leipzig 1915. —— Die Entwicklung des Dytiseus marginalis L. vom Ei bis zur Imago. 2. Teil: - Die Metamorphose (Der Habitus der Larve). Zeitschr. f. wissensch. Zoologie Bd. CX VII. S. 1—129. Leipzig 1917. Camerano, L., Observations sur les Gordius. Archives italiennes de Biologie vol, IX. 1887. 160 Camerano, L., Ricerche intorno alle specie italiane del genere Gordius. Atti R. Accad. Scienze di Torino vol. XXII. 1887. —— Osservazioni sui caratteri diagnostici dei Gordius. Boll. dei Musei di Zool. e Anat. Comp. di Torino n. 24. vol. II. 1887. —— Nota intorno alla struttura della cuticola del Gordius tricuspidatus. Hbda. n. 25. 1887. —— Ricerche intorno al parassitismo ed al polimorfismo dei Gordii. Mem. della R. Acc. Se. di Torino ser. II. vol. XXXVIII. 1887. —— Del Gordius tricuspidatus in Italia. Boll. Mus. di Zool. e Anat. Comp. di Torino vol. II. n. 28. 1887. —— Nuove osservazioni intorno ai caratteri diagnostici dei Gordius. Zool. An- zeiger n. 263. 1837. —— Osservazioni intorno alla struttura dell’ integumento di alcuni Nematelminti. Atti R. Accad. Sc. vol. XXIV. 1889. 4 —— Sull integumento dei Gordius. Boll. Mus. di Zool. e Anat. Comp. di To- rino n. 54. vol. IV. 1889. —— Nuove osservazioni intorno ai Gordii italiani. Compt. Rend. Ac. Sc. Paris n. 66. vol. IV. 1889. —— Nuove osservazioni intorno ai Gordü italiani. III. Gordii di Sardegna. ebda. n. 66. vol. IV. 1889. —— I primi momenti della evoluzione dei Gordii. Memorie R. Accad. Scienze di Torino ser. II. vol. XL. 1889. —— Ricerche intorno al parassitismo ed allo sviluppo del Gordius pustulosus Baird. Atti R. Accad. Sc. Torino vol. XX VII. 1892. —— Ricerche intorno alla forza assoluta dei musculi degli invertebrati. I. Mus- coli dei Gordii. ebda. vol. XXVIII. 1893. —— Sur quelques Gordiens nouveaux ou peu connus. Bull. Soc. Zoolog. de France vol. XVIII. 1893. —— Descrizione di una nuova specie di Gordio del Basso Beni raccolta dal prof. L. Balzan. Ann. Mus. Civ. di Genova ser. II. vol. XVI. 1896. —— Gordiens nouveaux ou peu connus du Musée zoologique de ! Academie im- périale de St. Pétersbourg. Annuaire du Mus. Zool. de St. Pétersb. 1896. —— Monografia dei Gordii. Memorie R. Accad. Scienze di Torino ser. II. vol. XLVII. p. 339—419. Torino 1897. Cerruti, G. B. und Camerano, L., Di un nuove caso di parassitismo di Gor- dius adulto nell’ uomo. Giornale R. Acc. Medicina. anno 1888. Charvet, M., Observations sur deux espéces du genre dragonneau etc. Nouv. Annales du muséum d’hist. nat. vol. 3. p. 37—46. Paris 1834. Grenacher, H., Zur Anatomie der Gattung Gordius. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XVII. S. 322. Leipzig 1868. Grube, E., Uber einige Anguillulen und die Entwicklung von Gordius aquaticus. Archiv für Naturgeschichte. 15. Jhg. 1. Bd. S. 358—386. Berlin 1849. Hartmeyer, R., Gordiidae. A. Brauer, Die Süßwasserfauna Deutschlands. Heft 15. Jena 1909. Legrand, Communication sur les Entozoaires qui vivent dans les Coléoptères. Bull. Soc. Entomologique de France ser. 3. t. 6. p. 185-187. (1857) Paris 1858. Leidy, J., Notes on the development of the Gordius aquaticus. Proceedings o1 the Academy of Natural Sciences of Philadelphia vol. V. p. 98—100, 262 und 275 (1852). 1850 und 1851. Leydig, Fr., Zoologische Notizen. 2. Helminthologisches. Zeitschr. f. wissensch. Zooolgie Bd. 4. S. 382—387. Leipzig 1853. v. Linstow, Helminthologica. Archiv fiir Naturgeschichte 43. Jhg. 1. Bd. S. 5 .. bis 18. Berlin 1877. —— Uber die Entwicklungsgeschichte und die Anatomie von Gordius tolosanus e 161 Duj. = G. subbifurcus v. Siebold. Archiv f. mikroskopische Anatomie Bd. 34. 8. 248—268. Bonn 1889. v. Linstow, Weitere Beobachtungen an Gordius tolosanus und Mermis. Archiv fiir mikroskopische Anatomie Bd. 37. S. 239—249, Bonn 1891. —— Beobachtungen an Helminthenlarven. Archiv für mikroskopische Anatomie Bd. 39. 8. 325—343. Bonn 1892. —— Helminthologische Beobachtungen. Zur Entwicklungsgeschichte von Gor- dius aquaticus Gmel. Archiv für mikroskopische Anatomie Bd. 51. S. 747— 763. Bonn 1898. Meissner, G., Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Gordiaceen. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 7. S. 1—140. Leipzig 1856. Meyer, N. Th, Zur Entwicklung von Gordius aquaticus Villot. Zeitschr. für wissensch. Zoologie Bd. CV. S. 125—135. Leipzig 1913. Montgomery, Th. M., The development and structure of the larva of Para- gordius. Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Phila- delphia vol. 56. p. 738—755. Philadelphia 1904—1905. Mühldorf, A., Studien über die Entwicklung der Nematophoren (Vejd.). Zool. Anzeiger Bd. 42. S. 31—36. Leipzig und Berlin 1913. —— Beiträge zur Entwicklungsgeschichte und zu den phylogenetischen Beziehungen der Gordius-Larve. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie Bd. 111. S. 1—75. Taf. 1—3. Leipzig 1914. Müller, G. W., Beobachtungen an Gordius. Zoolog. Anzeiger Bd. LI. S. 225 bis 229. Leipzig 1920. Rauther, M., Beiträge zur Kenntnis der Morphologie und der phylogenetischen Beziehungen der Gordiiden. Jenaische Zeitschr. f. Naturwissenschaft Bd. 40. S. 1—94. Jena 1905. Romer, F., Beitrag zur Systematik der Gordiiden. Abhandlgn. Senckenberg. Naturforsch. Ges. Bd. 23. S. 247—295 (1895). Frankfurt 1897. . Schepotieff, A., Uber den feineren Bau der Gordius-Larven. Zeitschr. für : wissensch. Zool. Bd. 89. S. 230—241. Leipzig 1908. v. Siebold, Uber die Fadenwiirmer der Insekten. Stettiner Entomol. Zeitung 3. Jhg. S. 146—161. Leipzig 1842. — Uber die Fadenwiirmer der Insekten. 1. Nachtrag. ebda. 4. Jhg. S. 78— 84. . Leipzig 1843. —— Uber die Fadenwürmer der Insekten. 2. Nachtrag. ebda. 9. Jhg. S. 290 bis . 300. Stettin 1848. —— Uber die Fadenwiirmer der Insekten. 4. Nachtrag. ebda. 15. Jhg. S. 103 bis 121. Stettin 1854. —— Zusatz (zu Meissners Abhandlung, ebda.). Zeitschr. f. wissensch. Zool. Bd. 7. S. 141-144. Leipzig 1856. Sväbenik, J., Studien an Nematophoren. Zoologischer Anzeiger Bd. 23. S. 385 bis 388. Leipzig 1908. Tretiakow, D., Entwicklungsgeschichte von Gordius aquaticus Vill. Trav. Soc. Imp. Natur. St. Pétersbourg vol. XXXII. Livr. 1. Compt. rend. des séances n. 1. p. 19—22 (russisch mit deutschem Resumé) 1901. — Ref. von E. Schultz. Zoolog. Centralblatt 10..Jhg. S. 34—35. Leipzig 1903. Vejdovsky, F., Zur Morphologie der Gordiiden. Zeitschr. f. wissensch. Zoo- logie Bd. 43. S. 369—433. Leipzig 1886. —— Studien über Gordiiden II. Zeitschr. f. wissensch. Zool. Bd. 46. S. 188 bis 215. Leipzig 1888. —— Organogenie der Gordiiden. Zeitschr. f. wissensch. Zool. Bd. 57. S. 642 bis 703. Leipzig 1894. — Bemerkungen zu den Gordiidenarbeiten v. Linstows. Zoolog. Anzeiger Bd. 21. S. 382—384. Leipzig 1898. Viilot, A., Sur la forme embrionnaire des Dragonneaux. Compt. Rend. Ac. Se: Paris vol. 75. p. 363. — Ann. Mag. Nat. Hist. 4. sér. 10. 1872. Zool. Anzeiger. Bd. LIV. 11 162 Villot, A., Monographie des dragonneaux, genre Gordius Dujardin. Archives de Zool. expér. vol. 3. p. 39—72. Paris 1874. —— ebda. Deuxieme partie. Anatomie et Physiologie ebda. p. 181—238. Paris 1874. —— Revision des Gordiens. Annales sc. nat. Zoologie. 52. ann. 7. ser. vol. 1. p. 271—381. Paris 1886. —— Sur le développement et la détermination spécifique des Gordiens vivant à Pétat libre. Zool. Anzeiger Bd. 10. 8. 505—509. Leipzig 1887. —— Sur la signification histologique, le mode de formation et l'usage de la ca- vité péri-intestinale des Gordiens. Compt. rend. hebdom. des séances de l’Académie des sciences vol. 108. p. 685—687. Paris 1889, —— Sur l’ovogenèse, la structure de l’ovaire et la régression du parenchyme des Gordiens. C. R. hebd. de l’Acad. des sciences vol. 109. p. 411—412. Paris 1889. —— L’évolution des Gordiens. Annales sc. nat. Zoologie 59. ann. 7. ser. t. XI. p. 329—401. Paris 1891. Wesenberg-Lund, C., Uber eine eventuelle Brutpflege bei Gordius aquaticus L. Intern. Revue der ges. Hydrobiologie Bd. 3. S. 122—127. Leipzig 1910. 2. Beitrage zur Kenntnis der Linguatuliden. I. Ovarium und Hibildung von Porocephalus armillatus (Wyman). Von Dr. Konstantin v. Haffner. (Aus dem Zoologischen Institut Marburg.) (Mit 10 Figuren.) Hingeg. 12. Oktober 1921. Wenn die Linguatuliden in die Nahe der Arachnoiden gestellt werden, so geschieht es jetzt hauptsächlich auf Grund der Beschaffenheit der weiblichen Keimdriise. M. Daiber hebt in A. Langs »Hand- buch der Morphologie der wirbellosen Tiere« hervor, daß weder das Vorhandensein von zwei Hakenpaaren, noch die Entwicklungsgeschichte der Linguatuliden für ihre Zugehörigkeit zu den Arachnoiden spricht; es bleibt »nur noch die Beschaffenheit des mit Eifollikeln besetzten ‘ Ovarialschlauches, welche speziell an die bei den Arachnoiden be- stehenden Verhältnisse erinnerte. Obgleich nun anscheinand auf den Bau des Ovariums bei der Beurteilung der systematischen Stellung der Linguatuliden Wert ge- legt wird, fehlt es doch an einer genauen Beschreibung desselben. Über seinen Bau ist nur wenig (Leuckart 1860, Spencer 1893), über die Eibildung fast gar nichts bekannt. Eine eingehendere Unter- suchung des Ovariums schien mir auch aus dem Grunde geboten zu sein, weil eine traubige Beschaffenheit des Ovariums nicht ausschließ- lich für die Arachnoiden unter den Arthropoden charakteristisch ist. Auch bei den Chilopoden drängen sich die Eier zum Teil nicht nach der Eierstockshöhle, sondern nach außen vor (V ogtu. Yung 1889 —94, C. Tönniges 1902), wodurch das Ovarium ein ähnliches Aussehen, wie bei den Arachnoiden gewinnt. 163 Als Material für meine Untersuchungen diente Porocephalus armillatus (Wyman) aus Deutschostafrika, wie ich aus der Zahl der Körperringe, — es sind beim g'17, beim © 22, schließe. Es wurde mir in liebenswürdigster Weise von Herrn Prof. F. Fülleborn (Hamburg) und Herrn Prof. M. Löhlein (Marburg) zur Verfügung gestellt. Herrn Geheimrat E. Korschelt möchte ich an dieser Stelle für das Interesse, das er meiner Arbeit entgegengebracht hat, meinen aufrichtigsten Dank aussprechen. Das Ovarium ist bei P. armillatus ein enges schlauch- förmiges, bei geschlechtsreifen Tieren dorsoventral abgeplattetes Organ. Es ist mittels eines Aufhängebandes seiner ganzen Länge nach an der dorsalen Körperwand befestigt, eine Tatsache, auf die ich ausdrücklich aufmerksam machen möchte, da hier Verhältnisse vorliegen, wie sie sonst nirgends bei den Arthropoden beobachtet worden sind. Das Ovarium liegt bei meinen Exemplaren durch- schnittlich zwischen dem 7. und 19. Körperring. Hinten blind endigend, setzt es sich vorn in die beiden schlauchförmigen Oviducte fort, die den Anfangsteil der Mitteldarmes umfassen. Die übrigen Teile des weiblichen Geschlechtsapparates sind ebenso gebaut, wie es nach Spencers (1893) sehr eingehender Beschreibung bei Pentasto- mum teretiusculum der Fall ist. Die dorsale Lage des Ovariums bei den Linguatuliden ist aus dem Grunde von besonderem Interesse, weil die Ovarien bei allen Arachnoiden ventral zwischen dem Darm und der ventralen Längs- muskulatnr gelegen sind. Dieser bemerkenswerte Unterschied in der Lage der Keimdrüsen ist bisher nicht beachtet worden, scheint mir jedoch nicht unwichtig für die Beurteilung der Linguatuliden zu sein. Ein sehr charakteristisches Aussehen verleihen dem -Ovarium zahlreiche seitliche, mit Eiern dicht besetzte, sackförmige Aus- stülpungen, die bei geschlechtsreifen Weibchen stets vorhanden sind, eigentümlicherweise von Spencer aber nicht gesehen wurden; ich vermute daher, daß er seine Untersuchungen an noch nicht ge- schlechtsreifen Tieren ausgeführt hat. Über den Bau des Ovariums orientiert man sich am besten an Querschnitten (Fig. 1). Das Bindegewebe, aus dem das schon er- wähnte dorsale Aufhängeband (Fig. 1 u. 2, bd) besteht, ist durchaus zelliger Natur; seine Elemente haben unregelmäßige Konturen und einen deutlichen Zellkern. Lateral geht das Aufhängeband in eine sehr dünne bindegewebige Hülle (Fig. 2, h) über, die die seitlichen und ventralen Teile des Ovariums nach außen zu überzieht; in ihr konnten Zellkerne festgestellt werden. ele 164 Nach der Eierstockshöhle zu liegt dorsal in der ganzen Erstreckung des Ovariums ein mehrschichtiges Keimlager (Fig. 1 u. 2, kl); die seit- lichen Ausstiilpungen des Ovariums werden nach innen zu von einem kubischen Epithel ausgekleidet, das ventral in ein Cylinderepithel übergeht (Fig. 1), auf dem die herangewachsenen Eier liegen (Fig. cit.,e). Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, daß die stark entwickelten seitlichen Aussackungen sich auch nach der dorsalen und ventralen Seite des Ovariums hinüberbiegen und auf einem einzelnen Querschnitt nicht nur der Länge nach, sondern auch m ee rsa Fig. 1. Querschnitt durch das Ovarium. bd, Aufhängeband; %, Keimlager; e, herangewachsene Hier. Vergr. 180 x. im Querschnitt und schräg getroffen werden (Fig. 1). Eine Basal- membran ist zwischen Keimlager (kl) und Aufhängeband (bd) stark ausgebildet, ferner läßt sie sich zwischen dem Cylinderepithel und der äußeren bindegewebigen Hülle feststellen (Fig. 1). Das dorsal gelegene Keimlager (Fig. 1 u. 2, kl) erstreckt sich als ein breiter, mehrschichtiger Zellenstrang durch das Ovarium. Es wird von kleinen, rundlichen Zellen gebildet, die scharf voneinander abgegrenzt sind; ein Syncytium, wie es von Spencer (1893) für Pentastomum teretiusculum beschrieben wird, ist bei P. armillatus bestimmt nicht vorhanden. Der Chromatinreichtum und der große Nucleolus der Kerne dieser Zellen, vor allen Dingen aber der Um- stand, daß ausschließlich in diesem Teil des Ovariums Mitosen vor- kommen, weist darauf hin, daß wir es mit Oogonien zu tun haben. Es befinden sich nach meinen Beobachtungen im Keimlager stets 165 ganze Gruppen benachbarter Oogonien in mitotischer Teilung (Fig. 2). Fig. 3 zeigt zwei Oogonien im Aquatorialplattenstadium, die eine in Polansicht, die andre von der Seite gesehen. In den Aquatorial- platten konnten 20 Chromosomen von annähernd gleicher Größe festgestellt werden; die Normalzahl beträgt also für P. armillatus 20. Die Eizellen führen nach meinen Untersuchungen Wanderungen in der Epithelschicht des Ovariums aus. Hierfür spricht vor allen Dingen die Tatsache, daß die zwischen den kubischen Epithelzellen Fig. 2. Fig. 2. Lateraler Teil eines Querschnittes. bd, Aufhängeband; kl, Keimlager; h, äußere bindegewebige Hülle; a—g, Oocyten in verschiedenen Entwicklungs- zuständen. Vergr. 300 X. Fig. 3. Oogonien im Aquatorialplattenstadium. Verg. 1600 x. - Fig. 4 Oocyten (e) zwischen den Epithelzellen liegend. Vergr. 900 x. liegenden jungen Oocyten häufig von ausgesprochen amöhoider Ge- stalt sind (Fig. 4, e). Da die Keimzellen aus der dorsal gelegenen Ver- mehrungszone in die seitlichen sackförmigen Ausstülpungen gelangen müssen, wie es aus meiner ganzen weiteren Darstellung hervorgeht, anderseits die jungen Oocyten die Epithelschicht des Ovariums nicht verlassen, ist ein andrer Modus der Ortsveränderung seitens der Oocyten auch gar nicht denkbar. Erwähnen möchte ich, daß die Oocyten und die Epithelzellen nicht miteinander verwechselt werden können, da sich die ersteren durch die Größe ihres Kernes, ihren großen Nucleolus und die stärkere Färbbarkeit ihres Plasmas aus- zeichnen (Fig. 2). 166 Die jungen Oocyten wölben sich beim Beginn ihres Wachstums nach außen vor (Fig. 2, 5). Daß die Eier hierbei die äußere binde- gewebige Hülle vor sich herdrängen, wie es zu erwarten wäre, konnte trotz sorgfältiger Untersuchung einer großen Zahl von Eiern nicht festgestellt werden. Von der Bildung eines Eifollikels kann bei Porocephalus kaum die Rede sein. Während des weiteren Eiwachstums, mit dem eine Größen- zunahme des central gelegenen Keimbläschens Hand in Hand geht, drängt sich die Oocyte aus dem kubischen Epithel hinaus (Fig. 2, c), bleibt aber im Zusammenhang mit ihm. Nach Spencers (1893) Untersuchungen liegen die Eier frei in der Leibeshöhle an den Seiten des Ovariums, ich habe jedoch Grund zu der Annahme, daß sie sich durch die Art seiner Behandlung losgelöst hatten. Die Verbindung zwischen Eiern und Ovarialepithel ist eine sehr lockere, und es be- darf großer Vorsicht beim Schneiden, damit die Oocyten im Zu- sammenhang mit dem Epithel verbleiben. Hervorheben möchte ich, daß die zelligen Eistiele, wie sie bei allen Arachnoiden in mehr oder weniger vollkommener Weise aus- gebildet sind, bei Porocephalus nicht vorhanden sind. Sind die Oocyten weiter herangewachsen, so sieht man an ihrer ganzen Oberfläche eine Schicht kleiner Körnchen auftreten, die sich mit basischen Farbstoffen intensiv färben (Fig. 2,d). Diese Körner- schicht stellt die erste primäre Eihülle dar, die nach Leuckarts (1860) Beschreibung »zähe und dehnbar« ist und von klebriger Be- schaffenheit zu sein scheint (Spencer, 1893). Über die Natur dieser Eihülle als »Dotterhaut« kann kaum ein Zweifel bestehen, da ein Eifollikel, wie schon erwähnt wurde, nicht vorhanden ist. Sie er- reicht bei weiter entwickelten Eiern eine ziemliche Mächtigkeit (Fig. 2, e, f, g). Bemerkenswert ist, daß gleichzeitig mit der Aus- scheidung der »Körnerschicht« basichromatische Dottergranula ver- streut im Eiplasma auftreten (Fig. 2, d). Nachdem das Ei außerhalb des Ovarialepithels seine definitive Größe erreicht hat (Fig. 2, f), gelangt es in den Hohlraum der seit- lichen Teile des Ovariums zurück (Fig. 2, 9). Die Eier, welche hier liegen, sind von wurst- oder bohnenförmiger Gestalt, ein Zeichen, daß sie sich durch das Epithel hindurchgezwängt haben dürften. Schon Leuckart (1860) und Spencer (1893) weisen darauf hin, daß die Eier der Linguatuliden in die Eierstockshöhle zurückgelangen, und ich kann ihre Angaben bestätigen, da ich den Durchtritt heran- gewachsener Eier durch das Ovarialepithel an meinen Präparaten direkt beobachten konnte. Um jedoch festzustellen, wie dieser Vor- gang erfolgt, müßten Untersuchungen lebenden Materials ausgeführt 167 werden, das mir leider nicht zur Verfiigung stand. Wann und in welchem Zustand die Hier durch das Epithel hindurchtreten, konnte jedoch durch die folgenden Untersuchungen ermittelt werden. Hierzu mußten die Kernveränderungen in den Oocyten bis zur Ausbildung . der ersten Richtungsspindel verfolgt werden. Die folgenden Be- obachtungen zeigen, daß der Durchtritt in sehr gesetzmäßiger Weise dann erfolgt, wenn das Keimbläschen einen ganz bestimmten Ent- wicklungszustand erreicht hat. Das Kernreticulum der jungen Oocyten geht sehr bald in ein kontinuierliches Spirem von körnigem Bau über (Fig. 5), dessen ein- zelne Chromatinkörnchen von sehr verschiedener Größe sind. Da ich nur sehr wenige Keimbläschen mit ungespaltenem Spirem zu Ge- sicht bekommen habe, möchte ich annehmen, daß dieser Zustand nur von sehr kurzer Dauer ist. Der basichromatische, Höhlchen Fig. 8. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 5. Keimbläschen mit kontinuierlichem Spirem. Vergr. 1600 x. Fig. 6. Keimbläschen mit längsgespaltenem Spirem. Vergr. 1600 X. Fig. 7. Keimbläschen mit Doppelfaden. Vergr. 1600 x. Fig. 8. Ausbildung der Doppelstäbe. Vergr. 1600 x. aufweisende Nucleolus kann in diesem (Fig. 5) wie bei den folgenden (Fig. 6 u. 7) Entwicklungszuständen des: Keimbläschens eine mehr centrale oder mehr periphere Lage im Kern einnehmen. In etwas größeren Keimbläschen findet man bereits ein längs- gespaltenes Spirem (Fig. 6). Es konnte gut beobachtet werden, daß je zwei zusammengehörige, durch Spaltung des Kernfadens ent- standene Chromatinkôrnchen von genau gleicher Größe sind. Das der Länge nach gespaltene Spirem zerfällt in zehn Doppelfäden (Fig. 7), deren Spalthälften parallel zueinander verlaufen, und an deren Enden sich etwas kräftigere Chromatinkörnchen feststellen lassen. Diesen Zustand des Keimbläschens findet man bereits in denjenigen Oocyten, die sich nur schwach nach außen vorwölben (Fig. 2, b), deutlicher allerdings bei älteren Eiern (Fig. 2, e). Durch Verkürzung der Doppelfäden und Verschmelzung der Chromatin- körnchen entstehen aus den Doppelfäden Doppelstäbe (Fig. 8). 168 Während ihrer Ausbildung schrumpft das Keimbläschen unter gleichzeitiger Zunahme seiner Färbbarkeit. Die Zahl der im Kern- raum liegenden Doppelstäbchen beträgt zehn (Fig. 8). Die Vorgänge, die zur Ausbildung der Doppelstäbe führen, er- innern lebhaft an die Verhältnisse, wie sie von Rückert (1894) für Cyclops strenuus beschrieben worden sind. Die Spalthälften der Doppelstäbchen verschmelzen miteinander, und es entstehen biskuitförmige, im Kernraum liegende Gebilde, die ohne Zweifel den bekannten Tetraden gleichwertig sind, wie be- sonders aus Vorgängen zu ersehen ist, die in einer weiteren Mit- teilung beschrieben werden sollen. Man findet sie in denjenigen Eiern, die außen vom Ovarialepithel ihre definitive Größe erreicht haben (Fig. 2, f). Ausgebildete À quatorialplatten findet man jedoch erst in den Oocyten, die im Hohlraum der seitlichen Aussackungen des Ovariums liegen (Fig. 2g). Der Durchtritt der Eier durch das Ovarialepithel erfolgt stets zu der Zeit, wenn aus den verstreut im Kernraum liegenden Tetraden die Aquatorialplatte der ersten Rich- tungsspindel gebildet wird. Wir haben es hier mit einem Vorgang zu tun, der in außerordentlich gesetzmäßiger Weise erfolgt, wie bei einer sehr großen Zahl von Eiern festgestellt werden konnte. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß die bohnen- und wurstförmigen Eier aus den seitlichen Aussackungen in den mittleren Hohlraum des Eierstocks gelangen, wo sie sich mehr oder weniger abkugeln (Fig. 1, e. Alle in der Eierstockshöhle lie- senden Eier weisen eine erste Richtungsspindel im Aquatorialplattenstadium auf. Die im Verhältnis zur Größe des Kies um- fangreiche Spindel (Fig. 9) ist von plumper, tonnen- förmiger Gestalt und genau so groß, wie das frühere Keimbläschen, geht also ohne Zweifel aus ihm allein hervor. Plasmogene Polstrahlungen sind nicht vorhanden; Centriole konnten nicht festgestellt ae werden, obgleich eine sehr große Zahl von Spindeln Fig. 9 Erste: Rich- daraufhin untersucht wurde. Ich möchte nicht tungsspindel. unerwähnt lassen, daß derartige Spindeln sehr ver- Vergr. 1600 X. breitet sind, zunächst bei den Insekten, wo be- sonders selten Pohlstrahlungen vorkommen. Die Spindelfasern stoßen bei meinem Objekt in keinem Punkte zusammen, sondern sind, nur wenig konvergierend, an beiden Polen abgeschnitten (Fig. 9). Die Zahl der Spindelfasern konnte nicht festgestellt werden, doch glaube ich mit ziemlicher Sicherheit beobachtet zu haben, daß 169 von jeder Tetrade aus ein Faserpaar nach dem oberen und eines nach dem unteren Pol der Spindel hinzieht. Wie sich die Tetraden in die À quatorialplatte einstellen, ist hier, wie in allen den Fallen, wo die Teilstiicke der Tetraden mit- einander verschmelzen, außerordentlich schwer zu entscheiden. In einzelnen Fällen glaube ich allerdings den ursprünglichen Längsspalt (vgl. Fig. 7 u. 8) noch in den Tetraden der Aquatorialplatte gesehen zu haben, und zwar parallel zur Spindelachse, d. h. senkrecht zur Lemoine gerichtet. Es würden dann bei der ersten Reifungs- teilung ursprünglich hintereinander gelegene Stücke des Kernfadens, also ganze Chromosomen, auseinandergezogen werden. Die erste Reifungsteilung würde also eine Präreduktionsteilung (Korschelt- Heider, 1902) sein; in der Haeckerschen Formel ausgedrückt, ala würde sie DO lauten. In den À quatorialplatten der ersten Richtungsspindel konnten bei Polansicht (Fig. 10) zehn Tetraden gezählt werden. Sie sind in der Weise angeordnet, daß acht von ihnen mehr oder weniger in einem Kreise, zwei inner- hälb dieses Kreises angeordnet sind. Eine der im Kreise gelegenen Tetraden schien mir größer als die übrigen zu sein; sonst ließen sich keine __ & wesentlichen Größenunterschiede feststellen. Hitchen auatoral- platte der ersten Rich- Aus den vorhergehenden Untersuchungen msgid im Ballons geht hervor, daß für die Arachnoidennatur des sicht. Vergr. 1600 x. Linguatulidenovariums nur die Tatsache an- geführt werden kann, daß die Eier durch das Ovarialepithel hin- durchtreten und in die Eierstockshöhle gelangen , ein Vorgang, der sich bei den Arachnoiden in ähnlicher Weise vollzieht. Die dorsale Lage des Ovariums und das Fehlen eines Eistieles, der bei allen Arachnoiden, besonders bei den parasitischen Formen, gut ausgebildet ist, spricht aber gegen eine derartige Auffassung. Näher liegend würde mir die Annahme scheinen, daß sich das Ovarium der Linguatu- liden in ganz besonderer Weise entwickelt hat, worauf die ver- schiedenen Eigentümlichkeiten seines Baues in der Tat hinweisen. Literatur. 1) Lang, A., Handbuch der Morphologie der wirbellosen Tiere. 1912. 2) Lemokenı, R., Bau und Entwicklungsgeschichte der Pentastomen. Leipzig u. Heidelberg 1860. 3) Korschelt, E. u. Heider, K., Lehrbuch der isha deren der wirbellosen Tiere. Allg. Teil. 1. Lfg. Jena 1902. 4) Rückert, J., Zur Eireifung der Copepoden. Anat. Hefte 4. Bd. 1894. 170 5) Spencer, W. B., The anatomy of Pentastomum teretiusculum (Baird). Quarterly Journ. of microscopical science vol. 34. 1893. 6) Tönniges, C., Beiträge zur Spermatogenese und Oogenese der Myriopoden. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 71. 1902. 7 Vogt, C. u. Yung, F., Lehrbuch der praktischen vergleichenden Anatomie 2. Bd. Braunschweig 1889 —1894. 3. Beiträge zur Kenntnis der Linguatuliden. II. Zur Hireifung von Porocephalus armillatus (Wyman). Von Dr. Konstantin v. Haffner. (Aus dem Zoologischen Institut Marburg.) (Mit 11 Figuren.) Hingeg. 4, Dezember 1921. Durch frühere Untersuchungen über das Ovarium und Eibildung von Porocephalus armillatus konnte die Ausbildung der weiblichen Keimzellen bis zur Herstellung der ersten Richtungsspindel festge- stellt werden. Beobachtungen über die Eireifung und das Eindringen von Spermatozoen sollen in der vorliegenden Mitteilung beschrieben werden. Ich möchte hervorheben, daß es sich um Vorgänge handelt, die bei den Linguatuliden bisher unbekannt waren. Die Entwicklung der Linguatuliden vollzieht sich bis zur Aus- bildung des vierfüßigen Embryos im Körper des weiblichen Tieres, wie schon Leuckart (1860) feststellen konnte. Die Eier gelangen aus dem Hohlraum des dorsal gelegenen, langgestreckten Ovariums in die beiden Oviducte, die den Anfangsteil des Mitteldarmes um- fassen, von hier aus in den ventral gelegenen, schlauchförmigen Uterus, der sich bei geschlechtsreifen Tieren in zahlreichen Windungen nach hinten zieht und bei P. armillatus ventral im letzten Körperring ausmündet. Erwähnt sei noch, daß in den Anfangsteil des Uterus seitlich die beiden Ausführgänge der zwei großen Receptacula seminis hineinführen. Die ganze Eierstockshöhle fand ich bei den untersuchten Indi- viduen mit Eiern gefüllt, in deren Mitte plumpe, tonnenförmige Spindeln beobachtet werden konnten. Bemerkenswert ist die Tat- sache, daß die Eier sehr lange im Zustand der ersten Richtungs- spindel verharren, wie es bei Ophryotrocha (Korschelt 1895) der Fall ist. Während die Eier aus dem Ovarium durch die Oviducte in den Anfangsteil des Uterus gelangen, riickt die erste Richtungsspindel aus der Mitte des Eies nach der Peripherie vor. Hierbei geht sie aus der plumpen, tonnenförmigen in eine schlankere Gestalt über (Fig. 1), Verhältnisse, die in mancher Beziehung an ähnliche Vor- gänge bei Ophryotrocha erinnern. o 171 Die Länge der Spindel ist sehr bedeutend (Fig. cit.) und ent- spricht beinah dem halben Durchmesser des Hies. Bemerkenswert ist, daß die Spindel auf dem Aquatorialplattenstadium noch nicht dicht an die Peripherie des Eies rückt, ein Vorgang, der erst später beim Auseinanderweichen der Tochterplatten stattfindet. Die be- deutende Länge und centrale Lage der 1. Richtungsspindel wurde Fig. 1. Fig. 2. 5 re ee en dl ES a Fig. 1. Erste Richtungsspindel an der Peripherie des Hies. Vergr. 1600 X. Fig. 2. Eingedrungenes Spermatozoon und erste Richtungsspindel im Hi. Vergr. 00 X. auch bei andern Tieren, z. B. von Korschelt bei Ophryotrocha, be- obachtet, wo sie ebenfalls später unter bedeutender Verkürzung die randständige Lage einnimmt. Die Eier mit emporgerückten Richtungsspindeln wurden im An- fangsteil des Uterus gefunden, in welchen die Ausführgänge der Receptacula münden. Hier findet die Besamung der Eier statt, wie ich an meinen Schnittserien mit Sicherheit feststellen konnte. Die Eier sind, wie ich in meiner früheren Mitteilung anführte, von einer weichen und klebrigen »Körnerschicht« umgeben, die dem Eindringen der Spermatozoen wohl sicher kein Hindernis bietet. Eine Microphyle besitzen die Eier nicht. Die Spermatozoen dringen meist am vegetativen Pol in das Ei ein, doch scheinen Abweichungen hiervon nicht selten zu sein. Die Form des eben mit seinem Schwanzfaden eingedrungenen Spermatozoons wird durch Fig. 2 erläutert. Der Kopf ist ein sehr langes, nach vorn und hinten nadelförmig zugespitztes Gebilde Er geht ohne deutliche Grenze in den Schwanzfaden über; ein Mittel- stück konnte nicht beobachtet werden. Die Länge des Spermatozoen- kopfes, der in mehreren Windungen innerhalb des Eies liegt (Fig. 2), 172 beträgt 80 «, und entspricht beinah dem Durchmesser des Eies (90 bis 92 u). Die beschriebene Form des Spermatozoons von P. armillatus scheint mir aus dem Grunde von besonderem Interesse zu sein, weil bei den Milben, zu denen die Linguatuliden in verwandtschaftliche Beziehung gesetzt werden, ganz andre, atypische Spermatozoen vor- kommen. Bei 45% aller untersuchten Eier konnte Polyspermie festgestellt werden, und zwar waren bei 25% zwei, bei 20% drei bis- vier Sper- matozoen eingedrungen. Die Untersuchungen beziehen sich auf mehrere hundert Eier. Da sich sämtliche Eier normal weiter ent- wickeln, haben wir es höchstwahrscheinlich mit einer physiologischen Polyspermie zu tun. Unter den Arthropoden ist physiologische Poly- spermie bei den Insekten eine häufige Erscheinung, doch kommt sie auch bei den Arachnoiden vor. Es handelt sich in allen diesen Fällen allem Anschein nach stets um große, dotterreiche Eier, die diese Erscheinung zeigen. Sehr beachtenswert ist nun, daß die Eier von Porocephalus, wie übrigens alle Linguatulideneier (Leuckart 1860), .ausgesprochen klein und dotterarm sind, eine Eigenschaft, mit der wohl sicher die totale Furchung der Linguatuliden im Zu- sammenhang steht. Ich möchte es für wahrscheinlich halten, daß die Dotterarmut der Linguatulideneier eine sekundäre, durch die parasitische Lebensweise und die hiermit zusammenhängende Massen- produktion von Eiern hervorgerufene Erscheinung ist, und daß sie ursprünglich dotterreich waren. Die Tochterplatten der ersten Richtungsspindel beginnen erst dann auseinanderzuweichen, wenn ein bzw. mehrere Spermatozoen eingedrungen sind. Bei Porocephalus ist also eine Einflußnahme des männlichen Elementes auf die Ausbildung des Eies wahrzunehmen. Es findet eine Trennung der Chromosomen der Tochterplatten statt (Fig. 3), ohne daß sich chromatische Brücken zwischen ihnen bilden. Im Aquator tritt eine Zellplatte in Erscheinung (Fig. cit.). Sie ent- steht auf die Weise, daß die Spindelfasern Verdickungen, die soge- nannten Zwischenkörperchen, bilden, und nicht durch Abströmen von Chromatin nach dem Spindeläquator, wie es neuerdings von Seiler (1915) für Lepidopteren festgestellt werden konnte. Bei Anwendung der Doppelfärbung Hämatoxylin Delafield-Eosin und geeigneter Differenzierung färben sich die Chromosomen mit dem Kern-, die Zellplatte mit dem Plasmafarbstoff. Eisenhämatoxylin, das übrigens die klarsten Bilder liefert, färbt die Zellplatte fast ebenso intensiv, wie die Chromosomen, daher können Färbungen mit diesem Farb- stoff allein leicht zu der irrigen Vorstellung führen, daß wir es mit er PANNE 173 einer chromatischen Platte zu tun haben. Bei der Beurteilung von Eisenhämatoxylinpräparaten ist also im vorliegenden Fall äußerste Vorsicht am Platze. In den folgenden Untersuchungen wurde dem Schicksal der bei der Eireifung auftretenden Zellplatte besondere Aufmerksamkeit ge- widmet. Ausgeprägte tierische Zellplatten sind bei den Arthropoden außerordentlich häufig (Carnoy 1885), während sie bei andern Tier- gruppen verhältnismäßig selten in ausgesprochener Weise vorzukommen Fig. 3. Fig.3. Auseinanderweichen der Tochterplatten, Vergr. 1600 x. Fig. 4. Erste Richtungsspindel im Tochterplattenstadium. Vergr. 1600 x. Fig. 5. Tochterplatte in Polansicht. Vergr. 1600 x. scheinen (Hoffmann 1898), und meist rudimentärer Natur sind. Über speziell bei der Eireifung der Arthropoden auftretende Zellplatten liegen zahlreiche Beobachtungen von Henking (1890, 1892), ferner Angaben von Platner (1888) und Nachtsheim (1913) vor. Es handelt sich in allen diesen Fällen um große, dotterreiche Insekten- eier. Bei Porocephalus treten in der ersten Richtungsspindel scharf ausgeprägte Zellplatten auf, obgleich wir es hier mit dotterarmen Eiern zu tun haben, eine Tatsache, die wohl auch dafür spricht, daß die Linguatulideneier ursprünglich dotterreich gewesen sein dürften. Für die Untersuchungen waren solche Spindeln besonders ge- eignet, die etwas schräg zur Richtung der Spindelachse getroffen waren, da sich in diesen Fällen sowohl die Chromosomen, als auch die Zellplatte gut beobachten ließen. Während die Tochterplatten an die Pole der Spindel rücken, verkürzt sie sich recht bedeutend und nimmt eine tonnenförmige Gestalt an (Fig. 4). In diesem Zustand verharren die Eier verhältnis- mäßig lange. Über Zahl und Anordnung der in jeder Tochterplatte befindlichen Chromosomen orientiert Fig. 5, die eine Tochterplatte in Polansicht zeigt. Es sind im ganzen 10 Chromosomen vorhanden, von denen 8 in einem Kreise, 2 innerhalb des Kreises angeordnet 174 sind; eines der im Kreise gelegenen Chromosomen fiel durch seine Größe auf. Diese Anordnung der Chromosomen ist die Regel. Recht charakteristisch ist eine Einkerbung der Chromosomen an demjenigen Ende, welches dem nahen Pol zugekehrt ist (Fig. 4). Es handelt sich hier wohl um das Wiederauftreten eines zeitweise verschwun- denen Längsspaltes (vgl. meine frühere Mitteilung, ebda.), der später deutlicher in Erscheinung tritt. Eine ähnliche Anordnung wie die Chromosomen der Tochterplatten zeigen auch die Zwischenkörperchen der Zellplatte (Fig. 4), ihre Zahl läßt sich auf diesem Stadium je- doch noch nicht mit Sicherheit feststellen. Zu erkennen ist jedenfalls (Fig. cit.), daß sie im allgemeinen in einem Kreis angeordnet sind, innerhalb des Kreises aber noch einige Verdickungen der Spindel- fasern liegen. Viel klarer treten die Zwischenkörperchen auf einem späteren Stadium zutage, wenn sich über der ersten Richtungsspindel eine plasmatische Vorwölbung gebildet hat (Fig. 6). Die Verdickungen Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig.6. Plasmatische Vorwölbung über der ersten Richtungsspindel. Vergr. 1600 x. Fig. 7. Schematische Darstellung der Chromosomen und Zwischenkörperchen. Fig.8. Plasmaeinschnürung vor der Bildung des ersten Richtungskörperchens. Vergr. 1600 x. der Zellplatte konnten gezählt und festgestellt werden, daß im ganzen 20 in der Aquatorialebene liegen, von denen 16 in einem Kreis, 4 innerhalb des Kreises angeordnet sind. Ihre Zahl ist also doppelt so groß, wie diejenige der Chromosomen in den Tochterplatten. Durch Untersuchung sehr zahlreicher Spindeln konnte ermittelt werden, daß zwischen Ohromosomen, Verbindungsfäden und Zwischen- körperchen Beziehungen bestehen, wie sie durch das Schema Fig. 7 dargestellt werden. Je zwei Paar zusammengehöriger, längsgespaltener Chromosomen stehen durch zwei Verbindungsfäden miteinander im Zusammenhang. In der Mitte der Verbindungsfäden liegen die Zwischenkôrperchen. ; Vor der Abschnürung des ersten Richtungskörperchens findet eine Plasmaeinschnürung statt, die genau nach der Mitte der im Kreise angeordneten Zwischenkörperchen hinzieht (Fig. 8). Sehr 175 deutlich treten die in charakteristischer Weise angeordneten Ver- dickungen der Spindelfasern hervor (Fig. cit.). Häufig ist die Spindel im Aquator eingeschnürt, so daß sie eine sanduhrförmige Gestalt ge- winnt, jedoch ist dieses keineswegs immer der Fall. Uberhaupt ver- halten sich die Eier von Porocephalus in bezug auf Form und Größe der ersten Richtungsspindel und des ersten Richtungskörperchens recht verschieden. Die Richtung der plasmatischen Einschnürung (Fig. 8) deutet darauf hin, daß wir es hier mit einer Teilung durch Kombination einer Einschnürung mit einer Zellplatte zu tun haben, ein Modus, der auch in den Hodenzellen der Arthropoden nachgewiesen worden ist (Carnoy 1885). Weitere Veränderungen der ersten Richtungsspindel bestehen darin, daß die Verdickungen der Spindelfasern miteinander ver- Fig. 9. Kurz vor der Abschniirung des ersten Richtungskörperchens. Vergr. 1600 X. Fig. 10. Richtungskörperchen abgeschnürt. Fig. 11. Erste Richtungsspindel im Tochterplattenstadium und Spermatozoon im Ki. schmelzen und im Spindeläquator sich eine dunkler färbbare, kreis- runde Platte herausbildet (Fig. 9). Ob diese Platte nur durch Ver- schmelzung der Zwischenkörperchen entsteht, oder ob das Cytoplasma bei ihrer Bildung beteiligt ist, wie es mir an sich wahrscheinlicher zu sein scheint, vermag ich nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Jedenfalls ist die Platte noch deutlich zu erkennen, wenn die einzelnen Spindelfasern schon verschwunden sind, und nur noch die Form der Spindel durch ihre dunklere Färbung kenntlich ist (Fig. 9). Es kann wohl kaum ein Zweifel darüber bestehen, daß wir in 176 der beschriebenen Zellplatte ein Homologon der bekannten pflanz- lichen Zellplatten zu sehen haben. In dem zuletzt beschriebenen Zustand verbleiben die Eier allem Anschein nach nur kurze Zeit, da mir nur sehr wenig derartige Stadien zu Gesicht gekommen sind. Die zwischen Ei und Richtungs- körperchen liegende Platte wird augenscheinlich frühzeitig aufgelöst. Wenn das erste Richtungskörperchen bereits abgeschnürt ist (Fig. 10), die im Ei verbliebenen Chromosomen sich aber noch nicht zur Aquatorialplatte der zweiten Richtungsspindel angeordnet haben, ist von der Platte bereits nichts mehr zu sehen. Es sei noch darauf hingewiesen, daß die Chromosomen, die auf dem Präparat leider nicht vollzählig erhalten waren (Fig. 10), eine recht deutliche Einkerbung zeigen; bei einigen unter ihnen hat es den Anschein, als ob sie kurz vor einem Auseinanderweichen der Spalthälften stehen. Die Veränderungen, die das eingedrungene Spermatozoon während der beschriebenen Vorgänge durchmacht, werden am besten durch Fig. 11 erläutert. Die erste Richtungsspindel befindet sich hier im Tochterplattenstadium. Der Spermatozoenkopf ist kürzer (vgl. mit Fig. 2) und, besonders in seinem hinteren Abschnitt, breiter geworden. Der Schwanzfaden bleibt in Verbindung mit dem Kopf und färbt sich noch intensiver, als kurz nach seinem Eindringen in das Ei. Die Vorgänge erinnern in jeder Beziehung an diejenigen, wie sie nach Henkings (1890 und 1892) Untersuchungen bei Lepidopteren und andern Insekten nachgewiesen wurden. Vom Tochterplatten- stadium der ersten Richtungsspindel bis zur Abschnürung des ersten Richtungskörperchens geht eine weitere, jedoch unbedeutende Ver- kürzung des Spermakopfes vor sich. Leider konnten die Entwicklungsvorgänge im Ei von P. armil- latus nicht weiter als bis zur Abschnürung des ersten Richtungs- körperchens verfolgt werden, da sich die Eier nachher bei meinem Material außerordentlich schlecht schneiden ließen. Es wird nämlich zu dieser Zeit eine zweite, sehr harte Eihülle vom Ei ausgeschieden, die sich auf keine Weise erweichen ließ. Aus den mitgeteilten Beobachtungen geht aber, glaube ich, zur Genüge hervor, daß die Gesamtheit der beschriebenen Vorgänge im Ei von Porocephalus für die Arthropodennatur der Linguatuliden spricht. In erster Linie möchte ich die Polyspermie und das Vorkommen einer ausgeprägten Zellplatte hervorheben; in zweiter Form und Ausbildung der ersten Richtungsspindel, sowie die Vor- gänge, die zu ihrer Ausbildung führen (vgl. meine frühere Mitteilung ebda.); endlich die Tatsache, daß der Schwanzfaden des Spermato- 177 zoons außerordentlich lange erhalten bleibt. Es handelt sich hierbei um Vorgänge, die entweder ausschließlich oder besonders häufig bei den Arthropoden unter den wirbellosen Tieren beobachtet worden sind. Diese Feststellung scheint mir insofern nicht überflüssig zu sein, als für die Zugehörigkeit der Linguatuliden zu den Arthropoden bis jetzt eigentlich nur ihre quergestreifte Muskulatur angeführt werden kann. Ob die Körperanhänge der ersten Larve tatsächlich segliederte Extremitäten sind, konnte bis jetzt nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Literatur. ; Carnoy, J. B, La cytodierese chez les Arthropodes. 1885. i Henking, El, Untersuchungen über die ersten. Eutwicklungsvorgänge in den Eiern der Insekten. I. Das Ei von Preris brassicae L. Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. 49. 1890. 3) —— Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge in den Eiern der Insekten. Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. 54. 1892. 4) Hoffmann, R. W., Uber Zellplatten und Zellplattenrudimente. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 63. 1898. 5) Korschelt, E., Uber Kernteilung, Eireifung und Befruchtung bei Ophryotrocha puortlis. "Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 60. 1895. 6 Leuckart, R., Bau und Entwicklungsgeschichte der Pentastomen. Leipzig Hie Heidelberg 1860. 7) Nachtsheim, H., Cytologische Studien iiber die Geschlechtsbestimmung bei der Honigbiene. Arch. f. Zellf. Bd. XI. 1913. 8) Platner, G., Die erste Entwicklung befruchteter und parthenogenetischer Hier von Liparis dispar. Biol. Centralblatt Bd. 8. 1888. 9 Seiler, J., Uber das Verhalten der Geschlechtschromosomen bei Lepidopteren. Nebst einem Beitrag zur Eireifung, Samenreifung und Ponce hii Arch. f. Zellf. Bd. 13. 1915. 9 Es 4. Welchen Quellen entspringen die biologischen Trachthypothesen? Von Franz Heikertinger, Wien. Eingeg. 17. November 1921. IV. Roland Trimen. Roland Trimen ist der dritte von den Begründern der Mimikry- hypothese. Bates behandelte die Schmetterlinge Südamerikas, Wal- lace jene des Malaiischen Archipels, Trimen führt die Mimikry der Schmetterlinge Afrikas vor. Unter diesen den allbekannt und be- rühmt gewordenen Fall der Weibchen des Papilio dardanus (merope). Gleich den erstgenannten Forschern hat Trimen selbst Jahre in den Heimatländern seiner Studienobjekte verbracht, ist also gleich jenen ein Berufener zur Behandlung des Themas. Seine Arbeit ist betitelt: On some remarkahle Mimetic Analogies among African Butterflies, und erschien in den Transactions of the Linnean So- ciety of London vol. XX VI. 1869 (vorgelegt wurde die Arbeit 1868), p. 497—522. Zool. Anzeiger. Bd. LIV. 12 178 Ich iibertrage im folgenden alle jene Stellen aus ihr, welche die sachliche Begriindung der Mimikryhypothese betreffen, welche zur Aufklärung der Fundamentalfragen, ob und in welchem Grad Tag- schmetterlinge Verfolgungen durch Feinde erleiden und ob manche Falterarten verschmäht werden, dienlich sein können. Die bloßen Schilderungen gestaltlicher oder koloristischer Ähnlichkeiten übergehe ich. Mimikry ist ein ökologischer Begriff, der durch die Vor- führung noch so zahlreicher und noch so überraschender Ähnlich- keiten nicht gestützt wird. (Hervorhebungen durch Sperrdruck rühren ausnahmslos von mir her. Die Fußnoten 1 bis 4 stammen von Trimen.) (S. 498.) »Zweck der vorliegenden Arbeit ist es, einen Bericht über die hervorstechendsten Fälle mimetischer Analogien zu geben, welche bei den Schmetterlingen Afrikas beobachtet wurden, unter besonderer Berücksichtigung jener des südlichen Teiles dieses Kon- tinents, eines Gebietes, in welchem ich einige Jahre eigner Forschung verbringen durfte. « »Es ist bemerkenswert, daß die Schmetterlinge, welche Gegen- stand der Nachahmung durch andre sind, in der alten wie in der neuen Welt den gleichen Familien angehören. In den wärmeren Teilen der Erde sind die Danaiden und Acraeiden die Gruppen, welche die Modelle liefern, nach welchen mehr oder minder voll- kommene Kopien herausgearbeitet wurden. Da dies eine bekannte Tatsache ist, werden wir naturgemäß zur Untersuchung hingeleitet, warum dies so ist, welcher Vorteil durch die große Ähnlichkeit mit den Gliedern dieser Familien erworben wird. Gibt es etwas, das diesen Gruppen eigen ist und darauf hindeutet, daß sie Vorteile vor andern Mitgliedern ihrer Ordnung besitzen? Erscheinen sie durch ihre Anzahl und ihre Lebensgewohnheiten als vorherrschende Formen ?« »Diese Fragen können ohne Umstände bejahend beantwortet werden. Der langsame Flug, die auffälligen Farben, der vollständige Verzicht auf alles Verbergen nicht minder als die große Häufigkeit der Individuen sind Merkmale, welche in nicht mißzuverstehender Art darauf hinweisen, daß diese Schmetterlinge begünstigte Formen sind, welche sich vor ihren Genossen des Vorteils der Immunität erfreuen. Ich glaube, daß Bates (l. c. 510) die hauptsächlichen Ursachen des offenkundigen Sicherseins dieser Insekten richtig erraten hat, nämlich ihre Absonderung eines unangenehmen Geruchs und ihre wahrschein- liche Ekelhaftigkeit für Insektenfresser. Der von Bates für die heliconiden Danaiden angegebene besondere Geruch kommt, wie Wallace mitgeteilt hat, auch den Euploeen der orientalischen Insel- 179 welt zu; und ich kann bezüglich der afrikanischen Arten von Danois und Acraea einen ähnlichen Nachweis hinzufügen!. Nach Acraea horta, einer weit verbreiteten afrikanischen Art, welche ich in größerer Anzahl aus jungen Larven erzogen habe, zu schließen ist dieser un- angenehme Geruch nicht nur der Imago allein eigen, sondern haftet dem Insekt durch seine ganze Entwicklung hindurch an; sogar die Puppe strömt ihn aus. Wenn man den Thorax eines Danaıs, einer Euploea oder Acraea auch nur leicht drückt, tritt fast stets eine helle, gelbe Flüssigkeit, ähnlich jener, welche die Marienkäfer ab- sondern, aus diesem Körperteil, und bei einigen Arten der zwei erst- genannten Gattungen wird ein Paar glänzend gelber, bündelförmiger Anhänge aus dem Ende des Hinterleibes hervorgestiilpt?. Der eigen- artige Geruch scheint hauptsächlich in dieser Flüssigkeit seinen Sitz zu haben, denn er wird merklich stärker bei jedem Austritt derselben. Die meisten Arten von Danais und Acraea stellen sich tot; außer- dem besitzen sie noch ein Verteidigungsmittel, welches, so viel ich weiß, bis jetzt noch nicht erwähnt worden ist, nämlich die große Elastizität ihrer Körperstruktur. Kein Druck auf den Thorax, aus- genommen das völlige Zerquetschen der Gewebe, genügt, um diese Schmetterlinge zu töten oder auch nur zu lähmen, und der Sammler, welcher sie ebenso behandelt wie die Arten andrer Familien, findet seine Sammelschachtel bald von flügelschlagenden Gästen belebt. Die Flügel sind so biegsam, daß es dem Insekt in der Regel gelingt, sie aus der gekreuzten Befestigung mit Nadeln, welche für gewöhn- liche Schmetterlinge eine vollkommene Fessel gegen jede Bewegung ist, herauszuziehen, und obgleich die Flügel bei solchen Anstrengungen verbogen und verrenkt werden, habe ich doch niemals einen Bruch der Adern oder der Flügelmembran wahrgenommen; die Organe nehmen ihre natürliche Lage wieder ein, auch wenn sie während einiger Stunden doppelt zusammengebogen wurden. Während ich in Natal sammelte, brachte mir mein sammelnder Kaffer oft zahlreiche Stücke der gemeinsten Arten in seiner Schachtel; und wenn ich mit der Freilassung derselben beschäftigt war, fand ich stets, daß die schlankflügeligen Danaiden und Acraeiden sofort rasch und offen- sichtlich ohne Mühe fortflogen, sobald sie von den sie haltenden Nadeln befreit waren. Es ist leicht zu verstehen, wie wichtig diese ungewöhnliche Elastizität des Körpers als Schutzmittel ist. Daß Vögel oder andre i Auch Euploca euphone von Mauritius gibt, in die Hand genommen, einen starken Geruch von sich. 2 Bates erwähnt, daß Arten der Gattung Lycorea und Ituna — heliconide Danaiden — ähnliche ausstülpbare Organe besitzen. 12* 180 Insektenfresser gelegentlich einen Schmetterling dieser übelriechenden Gruppen fangen werden, ehe sie seine widerwärtigen Eigenschaften. erkannt haben, ist keine unwahrscheinliche Annahme, besonders mag solches in Zeiten geschehen, da eine ausnahmsweise Spärlichkeit irgend-. eines bevorzugten Nahrungsmittels eintritt. Für einen solchen Fall kann sicher angenommen werden, daß für em Exemplar von Danais. oder Acraea die Aussichten, wenn schon nicht ganz unverletzt, so doch ohne ernstere Beschädigung aus einer Behandlung zu entkommen, die für ein härteres, aber minder elastisches Insekt verhängnisvoll geworden wäre, sehr günstige sind. Ausgedehntere Beobachtung ist nötig, um durch einen positiven Nachweis zu zeigen, daß die Verfolgung der Danaiden und Acraeiden fast gänzlich fehlt, obgleich ihre Häufigkeit schon sehr zugunsten dieser Annahme spricht. Irgendein Einhalt ihres zu starken An- wachsens muß jedenfalls bestehen; dieser ist jedenfalls in den Ichneu- moniden zu finden, welche den verschiedenen Arten eigen sind und deren Weibchen anscheinend nicht durch irgendeinen Duft von der Ablage ihrer Eier in die Raupen abgeschreckt werden. Bates teilt mit, daß die heliconiden Danaiden, wenn sie auf Blättern ruhen, »von Eidechsen oder Raubfliegen der Familie der Asiliden, welche. man oft auf Schmetterlinge andrer Familien stoßen sieht,. nicht be- lästigt zu werden scheinen«. Ein bekannter Naturforscher hat (im Westminster and Foreign Quaterly Review for July 1867, Artikel 1) eine Beobachtung Belts bekannt gemacht, daß ein Paar Puffvögel, welche von ihm in Brasilien beobachtet wurden, während einer halben Stunde verschiedene Schmetterlinge fingen und zu ihrem Nest brachten, um damit ihre Jungen zu füttern, aber die langsam fliegenden Heli- coniden, welche um den Ort in großer Menge flogen, völlig mieden 1. — Ich habe (Rhopalocera Africae Australis pt. II. p. 335) eine be- 3 Diese Elastizität der Körperstruktur ist nicht auf die hier erwähnten Schmetterlinge beschränkt, sondern ist ein Merkmal vieler Heteroceren und ist besonders ausgeprägt in den Familien der Agaristiden und Zygaeniden. Es ist bemerkenswert, daß die drei südafrikanischen Heteroceren, bei welchen ich diese Eigenschaft am höchsten entwickelt fand, nämlich Pais decora, Husemia euphemia und Glaucopsis formosa, alle einen starken, aufdringlichen Geruch haben, Tropfen einer weißen oder gelben Flüssigkeit absondern, langsam fliegen, lebhaft gefärbt und häufig sind. 4 Man hört häufig Zweifel darüber aussprechen, ob Vögel überhaupt Schmetter- linge fressen; hierfür ist nun der eben erwähnte Fall von Bedeutung. Ich sah in England eine Schwalbe eine Pieris brassicae jagen, und nie habe ich bestreiten gehört, daß die Ziegenmelker Nachtschmetterlinge fressen. Wenn man aber das Heer der insektenfressenden Vögel in allen (und besonders in den tropischen) Ländern bedenkt, dann wäre es wohl wunderbar, wenn sie den reichlichen Bei- trag zur Nahrung, der ihnen von der im allgemeinen wehrlosen Gilde der Schmetter- linge geboten wird, unbeachtet ließen. ~ ar: 181 langreiche Bemerkung von J. H. Bowker über die Art veröfientlicht, nach welcher Junonia oenone, eine Nymphalide, systematisch von einer kleinen Eidechse Kaffrarias erjagt wird. Diese Junonia ist ein besonders scheues, bewegliches Insekt und macht ihren Verfolgern sicherlich viel mehr Mühe, sie zu fangen, als die langsamen, trägen, grasliebenden Acraeen desselben Distrikts; dennoch lassen die Hi- dechsen die letzteren unbehelligt. Bei mehr als einer Gelegenheit habe ich die größeren Libellen Schmetterlinge fangen sehen, sowohl in England als auch in Natal. In beiden Ländern waren Pieriden die Beute; aber in Natal wurden die dort überall häufigen Acraeen zuverlässig vorübergelassen und die beweglicheren Insekten ausge- wählt. In der genannten Kolonie sondern verschiedene Arten von Acacia eine klebrige Flüssigkeit ab; die Stellen, wo diese Flüssigkeit frisch aus der Rinde tritt, sind Versammlungsplätze von Insekten aller Ordnungen, welche sich hier einfinden, um an der Flüssigkeit zu saugen. Die größeren Mantiden benutzen diese Versammlungen, ‘ um sich reichliche und leichte Beute zu sichern; in der Regel ist eine oder die andre zu sehen in der oder nahe bei der Gruppe von Schmetterlingen, Käfern, Wespen, Ameisen und Fliegen, welche zur Mahlzeit angelockt wurden. So lange irgend etwas zu saugen übrig bleibt, ist kein Mangel an Besuchern, und die Mantis mästen sich an reicher Beute. Die von den Fressern, welche Schmetterlinge andern Insekten vorzuziehen scheinen, übriggelassenen Flügel be- decken in kurzer Zeit in auffälliger Weise den Boden oder das Laub unter einem solchen Futterplatz; bei einigen wenigen Gelegenheiten, da ich zufällig an zugängliche Plätze solcher Art geriet, suchte ich unter den Abfällen nach Resten von Danats oder Acraea, doch ver- gebens. Es ist nötig, zu erwähnen, daß ich mich nicht entsinnen kann, Schmetterlinge aus einem dieser Genera an solchen Saugplätzen wahrgenommen zu haben; doch die Ausflüsse waren oft in einer Höhe gelegen, die eine sichere Unterscheidung irgendeines (außer eines sehr großen) Insekts ausschloß, und es ist offenbar kein Grund ein- zusehen, weshalb eine so allgemein geschätzte Flüssigkeit nicht auch diese Schmetterlinge anziehen sollte. Ich denke, daß die eben vorgebrachten Tatsachen zusammen mit den belangreicheren, über die ich oben berichtet habe, wohl als Stütze der Annahme dienen können, daß die Danaiden und Acraeiden ver- schont oder doch in hohem Grade vor den Angriffen jener Feinde geschützt sind, denen die Tagfalter im Falterstadium im allgemeinen dauernd ausgesetzt erscheinen. Es gibt viele Beispiele von Schmetter- lingen verschiedener Familien, deren große Häufigkeit zeigt, daß sie auf irgendeine Weise Immunität vor Verfolgung 182 erworben und widrige Umstände überwunden haben; als Gruppen nun sind die Danaiden und Acraeiden überall dort, wo sie auftreten, zweifellos vorherrschend in der Stiickzahl, wenn auch nicht in der Artenzahl, und miissen von allen ihrer Ordnung als die am besten ihren Lebensbedingungen angepaßten gelten.« (S. 503.) »Es ist bemerkenswert, daß die nachahmenden Papi- liones, ob sie nun Nachahmer von Danaiden oder Acraeen sind, sehr häufig nur Weibchen sind, während die Männchen der Art in solchen Fällen das normale Aussehen ihrer unmittelbar verwandten Gattungs- genossen beibehalten haben. Unter den Diademae und andern Nym- phaliden zeigen im Gegensatz hierzu in der Regel beide Geschlechter, und zwar mit gleicher Vollkommenheit, die Ähnlichkeit mit der nach- geahmten Art. Es scheint hiernach beinah, als benötigten die nach- ahmenden Nymphaliden einen vollständigeren Schutz als. die nach- ahmenden Papilioniden; und ich finde, daß sie im allgemeinen ver- hältnismäßig minder zahlreich an Individuen sind als die letzteren.« (Im weiteren bringt Trimen eine Übersichtstabelle der elf ein- gehender behandelten Mimetiker und ihrer Modelle, sowie ausführliche Einzelbesprechungen, in denen indes nur mehr von Ähnlichkeiten, nicht aber von Existenzumständen, Feinden oder dgl. die Rede ist.) Die voranstehenden Übertragungen enthalten alles, was Trimen, der im Triumvirat der Mimikrybegründer den Weltteil Afrika über- nommen hatte, über die ökologischen Bedingungen der Mimikryidee auszusagen vermag. Ich überlasse es auch hier, wie in den vorangegangenen Artikeln, wieder dem selbständigen Urteil des Lesers, zu entscheiden, ob Trimen eine jener festen Tatsachenstützen gebracht hat, deren die Mimikry bedarf, um aus dem Stadium der genialen Idee in das der fundierten Hypothese zu treten. Es wäre zu entscheiden, ob Trimen die starke Verfolgung der Tagfalter Afrikas durch Feinde, insbesondere Vögel, nachgewiesen hat; ob er gezeigt hat, daß diese Feinde zwischen wohlschmeckenden und ekelhaften Schmetterlingen wirklich unter- scheiden. Dies sind die tatsachengemäß erweisbaren, nicht spe- kulativ zu behandelnden Grundlagen der Mimikrylehre. Uberschauen wir, was Trimen tatsächlich bot. Er gab: 1) den Schluß, daß der langsame Flug, die auffälligen Fär- bungen, der völlige Verzicht auf alles Verbergen und die dennoch gegebene große Häufigkeit darauf hinweisen, daß sich die Danaiden und Acraeiden irgendeiner Immunität erfreuen müßten. Es ist der Schluß Bates’ und Wallaces, den wir in den vorangegangenen Artikeln besprochen haben; 183 2) das Vorhandensein eines für das menschliche Geruchsorgan eigenartigen Duftes bei diesen Tieren; 3) die elastische Widerstandsfähigkeit der Körperhülle und der Flügel bei denselben; 4) entamer In England verfolgte eine Schwalbe einen Kohlweißling. — Bowker beobachtete eine kleine Eidechse, die eine Nymphalide erjagte. — Libellen fangen Pieriden, in England ebenso wie in Afrika. — Mantis fangen an Baumwunden sitzende Schmetter- linge; unter den Resten ihres Mahles fanden sich keine Flügel von Danaiden und Acraeiden; es wurde indes auch nicht beobachtet, daß jene Schmetterlinge überhaupt Baumwunden besuchten. Hierzu ist objektiv festzustellen, daß Trimen über jene Tier- klasse, deren Intelligenz allein hoch genug wäre, um bei ihr ein zur Herausarbeitung einer mimetischen Ähnlichkeit el aus, höchst ausgebildetes Färbungs- und AGI ici rmögen, bzw. -Gedächtnis, vorauszusetzen, nämlich über die Vögel, keinerlei Beobachtung vorlegt5. Eidechsen könnten aus Ökologischen wie physiologischen Gründen eine Auslese selbst dann nicht halten, wenn sie tatsächlich Danaiden verschmähen würden. Letzteres ist indes nach neueren Beobachtungen keineswegs der Fall (F. Finn, Col. N. Manders, R. ©. Punnett, A. Pritchett, E. A. Cockayne u. a.)®. Libellen und Mantiden kann jenes Färbungs- und Zeichnungs- gedächtnis ohne Nachweis nicht zugeschrieben werden. Zudem jagen Libellen Danaiden: In der schönen zusammenfassenden Arbeit E. B. Poultons? sind 16 untersuchte Fälle von Odonatenbeute vorge- führt; hierunter 4 Schmetterlinge, unter diesen ein einziger aus Afrika: die Danaine Limnas chrysippus® (Natal, G. A. K. Marshall). Poul- ton stellt in genannter Arbeit fest, daß die Odonaten geradezu mit Vorliebe ,,specially defended groups of insects“ jagen. . Bezüglich 5 Die heimatlichen Schwalben verfolgen, wie mir vieljährige, eigens durch- geführte Beobachtungen erwiesen, im Normalfall keine Weißlinge, sondern lassen sie in sehr auffälliger Weise unbeachtet. Gleiche Erfahrungen andrer Forscher (z. B. A. Seitz u. a.) liegen vor. Der Fang eines Weißlings durch eine Schwalbe ist seltener Ausnahmsfall. — Daß die Danaiden und Acraeiden von Vögeln nicht verschmäht werden, erweisen neuere Beobachtungen und Versuche (F. Finn, H. L. Andrewes, Col. J. W. Yerbury, J.C. F. Fryer, Col. N. Manders u. a.). 6 Nähere Angaben hierüber sollen in einem besonderen Artikel gemacht werden, weshalb ich an dieser Stelle von der Anführung der genauen Zitate Ab- stand nehme. 7 Predaceous Insects and their Prey. Trans. Ent. Soc. Lond. 1906. p. 399—401. 8 Limnas (Danais) chrysippus, einer der bekanntesten, weitest verbreiteten, als geschützt geltenden Schmetterlinge. Wird u. a. von einer Weibchenform des Papilio dardanus (merope) »nachgeahmt«. 184 der Mantiden führt Poulton insgesamt 4 Beutebeobachtungen auf; zwei hiervon aus Afrika, eine von diesen zweien betrifft die Acraeine Acraea horta® (Natal, G. A. K. Marshall). Von den Locustiden sind angeführt 5 Fälle, darunter zwei aus Afrika, beide betreffen die Danaine Limnas chrysippus (Rhodesia, G. A. K. Marshall; Transvaal, W. L. Distant). Und Poulton fügt auch hier an, daß die räube- rischen Orthopteren offenkundig Feinde von „specially defended“ Schmetterlingen seien. Es dürfte kaum Bezeichnenderes zur objektiven Beurteilung der Trimenschen Annahmen gefunden werden können, als die letztauf- geführten, von warmen Verteidigern des Mimikrygedankens beige- brachten Tatsachen. Der unbefangene Forscher wird die Frage, ob Trimen eine feste Tatsachenstütze zur Mimikryhypothese beigebracht habe, ob er mehr vorgezeigt habe als bloße, allerdings seltsam auf- fällige, unerklärliche Ahnlichkeiten, nunmehr sachlich beantworten können. Mit Bates, Wallace und Trimen liegen die Grundfesten der Mimikryhypothese offen. Und damit ist auch die Fundamentalfrage . zur Gänze beantwortbar geworden: Ist diese Lehre eine zwingende Folgerung aus empirisch ermittelten Tatsachenreihen, oder ist sie eine auf der Formel des Selectionsprinzips aufgerichtete spekulative Gedankenarbeit? Ist sie wissenschaftlich fundierte Hypothese oder geistvolle Idee zu einer Hypothese? Fassen wir zum Zweck des Urteils die Unterschiede beider klar: Die Idee zu einer Hypothese darf mit Voraussetzungen arbeiten, die einer empirischen Untersuchung zugänglich, aber noch nicht empirisch untersucht sind. Eine Hypothese aber, welche die Wissenschaft ein halbes Jahrhundert lang beschäftigt, kann und darf nur auf Voraussetzungen ruhen, die, soweit sie einer empirischen Untersuchung zugänglich sind, auch in vollem Umfang bereits einer solchen Untersuchung unterworfen und als bedingungslos zutreifend erwiesen sind. Eine Wissenschaft, die Ideen als fertige Hypothesen begrüßte und aufrecht hielte, würde nach Klarheit vergebens ringen. 9 Weiter oben von Trimen als in allen Stadien durch üblen Geruch ge- schützt erwähnt. 185 5. Welchen Quellen entspringen die biologischen Trachthypothesen? Von Franz Heikertinger, Wien. Eingeg. 6. Dezember 1921. V. Fritz Müllert. Die Batessche Mimikryhypothese hat einen wunden Punkt, auf den schon Bates selbst hingewiesen hatte: Sie erklärt nicht die überraschenden Ähnlichkeiten verschiedener Arten aus verschiedenen Gattungen innerhalb einer als widerwärtig geltenden Gruppe, z. B. innerhalb der Subfamilie der Heliconiden. Bates selbst meinte, es sei kein Grund vorhanden, anzunehmen, daß einzelne Arten innerhalb der Subfamilie selbst minder geschützt wären als andre. Und, in Verlegenheit, griff er hier nach den »gleichen lokalen, wahrscheinlich unorganischen Bedingungen«, die der Darwinismus ansonsten als zureichende Erklärungsfaktoren ablehnt. Wallace? schreibt über diesen Punkt: »Es gibt... eine außerordentliche Tatsache, welche wir noch nicht in der Lage sind genau zu begreifen: Einige Gruppen der Heliconiden selbst kopieren andre Gruppen. Arten von Heliconia kopieren Mechanitis und jede Art von Napeogenes kopiert eine andre Heliconide Das würde anzeigen, daß die unschmackhafte Secretion nicht bei allen Gliedern der Familie in gleicher Weise hervorgebracht wird, und daß dort, wo sie fehlt, schützende Nachahmung ihr Spiel treibt. Das ist es vielleicht, was eine so allgemeine Ahnlichkeit unter den Heliconiden hervorgerufen hat, solche Einförmigkeit im Typus bei so großer Verschiedenartigkeit in der Färbung, da irgendeine Abweichung, welche bewirken würde, daß ein Insekt auf- hört, einem Gliede der Familie ähnlich zu sehen, unver- meidlich dahin führen müßte, daß es angegriffen, verwundet und vernichtet würde, selbst wenn es nicht eßbar wäre.« Denken wir den Schluß dieser Sätze Wallaces folgerichtig durch, so fällt aus ihnen bereits das Prinzip heraus, mit dem Fritz Müller später die spekulative Lösung der Frage gab: Jeder selbst ungenießbare Falter genießt Vorteil von der Ähnlichkeit mit andern ungenießbaren, weil er, mit den andern, dem Feinde bereits als un- genießbar bekannten, verwechselt, gar nicht ein erstes Mal angegriffen, gekostet und hierbei vielleicht getötet (wenn auch nachträglich nicht ; 1 Die Da Artikel sind: I. H. W. Bates (Bd. 53). — IL A. R. Wallace. — III. A. R. Wallace (Die Warntrachthypothese). — IV. Roland Trimen (Bd. 54). 2 Mimikry und andre schützende Ähnlichkeiten bei Tieren. Bei- träge zur Theorie der natürlichen Zuchtwahl. Deutsche Ausg. S. 96—97. Er- langen 1870. 185 gefressen) zu werden braucht. Die Feinde brauchen seine Warn- tracht nicht erst kennen zu lernen: Für zwei oder mehr Arten gilt eine Warntracht. Diesen Gedanken hat Fritz Müller als erster klar herausgearbeitet. Im nachfolgenden die Originalfassung der Müllerschen Hypo- these3. (Die Fußnoten 5 und 6 rühren von Müller her.) »Die Ithomien des Amazonas und ihre Verwandten (z. B. Me- chanitis) werden, wie Bates beobachtete, von so vielen Schmetter- lingen aus den verschiedensten Familien nachgeahmt, daß man sie gewiß mit Recht als durch Unschmackhaftigkeit gegen die Verfolgung der Vögel gesichert betrachtet“ und doch hat man bei ihnen, soviel ich weiß, einen widerlichen Geruch noch nicht wahrgenommen; der Geruch, den die Duftpinsel der Männchen verbreiten, ist meist sehr schwach und nichts weniger als unangenehm, vielmehr vanille- oder rosenähnlich; in ihm kann also die Ursache der Unschmackhaftigkeit um so weniger gesucht werden, als er seinen Sitz in den Flügeln hat, aie gar nicht mit gefressen werden. So haben wir also zahlreichen Nachahmern als Vorbild dienende Arten ohne für uns erkennbare Widrigkeit.« »Auf der andern Seite befindet sich unter den mannigfachen Nachahmern der hier zweimal im Jahre in zahlloser Menge erschei- nenden Acraea thalia auch der wohl mehr als tausendmal seltenere Eueides pavana, der dieselbe Stinkvorrichtung am Ende des Hinter- leibes und denselben widrigen Geruch besitzt, wie alle übrigen Mara- cuja-Falter. Ebenso ist die Ähnlichkeit der drei in gleicher Weise stinkenden Vettern Eueides aliphera, Colaenis julia und Dione juno . USW.c 3 Iuna und Thyridia. Ein merkwürdiges Beispiel von Mimikry bei Schmetterlingen. Kosmos Bd. 3. S. 100—108. 1879. 4 Müller wendet hier das charakteristische Schlußverfahren an: Die Helico- niden werden nachgeahmt, daher müssen sie geschützt sein. Er beachtet nicht, daß die Prämisse »werden nachgeahmt«, bereits die ganze Mimikryhypo- these als bewiesene Tatsache voraussetzt. Wird die Prämisse aber so gefaßt, wie unsre Tatsachenkenntnis es rechtfertiot, so muß sie lauten: »Die Heliconiden zeigen seltsame Ahnlichkeiten mit andern Schmetterlingen der gleichen Ortlichkeit« — und dann zeigt sich augenfällig, daß der Schluß: »deshalb müssen sie als ge- schützt gelten«, jeder Begründung entbehrt. 5 »Woher rührt wohl die von Prof. Delboeuf — Kosmos Bd. II. 8. 106 — angeführte Angabe, daß die »Heliconiden« — es handelt sich a. a. O. nicht um Heliconius, sondern um Ithomia! —, »wenn sie in Gefahr kommen, eine ekelerre- gende Flüssigkeit aussondern, welche sie zum unangenehmsten aller Nahrungs- mittel macht Gresamtlänge 95 mm (g), 135 mm (Q).« | Gesamtlänge: 158 und 157 mm (gg). (Die geringeren übrigen Maße von Ch. wiedersheimi erklären sich aus der | geringeren Größe dieser Form). Inwieweit sich Ch. serratus von Ch. wiedershein noch durch andre in meiner Diagnose angegebene wesentliche Merkmale — wie z. B. die gesägte Rückenfirste — unterscheidet, läßt sich nur auf Grund der Originalbeschreibung von Ch. wiedersheimi nicht mit Sicherheit sagen. So wird z. B. der ausgesprochen gesägte Charakter der Rücken- firste in der Diagnose von Ch. wiedersheimi nicht hervorgehoben. Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger herausgegeben von Prof. Eugen Korschelt in Marburg. Zugleich Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. LIV. Band. 4. April 1922. Nr. 9/10. Inhalt: I. Wissenschaftliche Mitteilungen. 7. Gaschott, Zur Phylogenie von Psithyrus. , SU RARES et : i (Mit 9 Figuren.) S. 225. I Martini, Über Gute en Sa 8. van Emden, Beitrag zur Kennzeichnung der N dex Nematoden. (Mi a igur.) $. 193. holometabolen (heteromorphen) Insekten- 2. Oka, Ein neues Limnocodium aus Japan. larven. (Mit 3 Figuren.) S. 231. S. 198. 9. Kenk, Die normale und regenerative Ent- wicklung des Copulationsapparates paludi- coler Tricladen. S. 235. 3. Reisinger, Untersuchungen über Bau und Funktion des Excretionsapparates bei rhab- docölen Turbellarien. (Mit 3 Figuren.) S. 200. 4. Lengerich, Zur systematischen Auffassung II. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. der Eleutheriiden. (Mit 4 Figuren.) $. 209. 1. Deutsche Zoologische Gesellschaft E.V. S. 237. 5. Schlienz, Systematische Bemerkungen zu | 2. An die Herren Vorstände der zoologischen den Gammarus-Arten aus norddeutschen Fluß- Anstalten. S. 239. geschwellen. S. 215. 3. Hydrobiologischer Kurs. S. 239. 6. Prell, Zur Begrifisbildung in der Phinoge- A. Unterkunft ftir Zoologen in Berlin. 5. 240. netik. (Mit 5 Figuren.) S. 218. | Til. Personal-Nachrichten. 5S. 240. I. Wissenschaftliche Mitteilungen. 1. Uber die Fibrillensysteme im Pharynx der Nematoden. Von E. Martini. (Aus dem Institut f. Schiffs- und Tropenkrankheiten, Hamburg.) (Mit 1 Figur.) Eingeg. 2. Dezember 1921. In letzter Zeit sind zwei Schriften über den Schlund von Nematoden erschienen, die beweisen, daß der Bau dieser hochinteressanten Würmer wieder lebhafter untersucht wird. Beide Arbeiten: Immink, B. D. C. M., Bijdrage tot de Kennis van den Bouw van den Voordarm van Sclerostomum edentatum Loos! und Allgén, Carl, Über die Natur und Bedeutung der Fasersysteme im Oesophagus einiger Ne- matoden? kommen über die Natur der Kantenfibrillen des Pharynx zu andrer Auffassung als ich. Wenn ich auch kaum glaube, daß meine umfängliche Oxyuris-Anatomie? frei von Irrtümern sein wird und solche lieber früher als später berichtigt sehe, finde ich doch, daß die genannten Autoren den Schwierigkeiten des Fibrillenproblems nicht ganz gerecht werden. 1 Leiden, Eduard Ijdo, 1921.- 2 Zool. Anz. Bd. 53. S. 76. 3 Z. wiss. Zool. Bd. 116. S. 138. Zool. Anzeiger. Bd. LIV. « 13 LIA 1) Allgén hat entschieden meine Angaben (1. c.), zu denen er Stellung nimmt, mißverstanden. Er sieht die Kantenfibrillen als muskulär an, während ich in ihnen Bindegewebs- oder elastische Elemente erblickt haben soll. Davon ist bei mir keine Rede, und wenn Allgén findet, daß die betreffenden Fibrillen sich weder mit den specifischen Färbungen für elastisches Gewebe, noch mit Binde- gewebsfärbungen tingieren lassen, so ist mir das längst bekannt und letzteres auch ausdrücklich in meiner Arbeit gesagt, ebenso, daß die : Fibrillen nicht elastisch sind. Mit den von ihm in dieser Hinsicht angewandten Methoden, Pikroindigokarmin und van Gieson, die übrigens für wirklich feine Bindegewebsuntersuchungen nur mäßig geeignet sind, und der Elastinfärbung bestätigt er also nur meine objektiven Befunde. 2) Wesentlich ist Anwendung einer geeigneten Technik, sowie Auswahl eines Objektes, das für die betreffende Untersuchung besonders günstig ist. Das sind offenbar die kleineren Nematoden von denen Allgen ausging, bei der Feinheit der vorliegenden Frage nicht. Die Heidenhainfärbung ist für unsern Zweck recht wenig geeignet. Mit ihr kann man ja so ziemlich alles färben und hat es in der Hand, wie intensiv gefärbt man eine bestimmte Struktur haben will. Dünnere Fibrillen gleicher Art entfärben sich viel eher und stärker als dickere, so daß Vergleiche betreffs der Baustoffe der Fibrillen erschwert werden. Daß in Eisenhämatoxylinbildern die Kantenfibrillen meist dunkler gefärbt sind als die contractile Substanz, bestätigt mir Allgen, und daß in einem Eisenhämatoxylinpräparat das nicht der Fall war, besagt gar nichts. Als Färbungen, um die Kantenfibrillen gegen die contractile Substanz scharf hervorzuheben, habe ich die Mallorysche Hämatoxylinmethode angegeben. Ich vermisse einen Versuch des Verfassers mit dieser Färbung, oder auch der Goldfärbung nach Apäthy, bei der die Unterschiede schon viel deutlicher werden als mit Eisenhämatoxylin. Den Gegensatz in der Färbung der contractilen Substanz, gelb, und der Kantenfibrillen, stahlblau, in Fig. 111 (l. c.) kann man doch nicht so ganz leicht anschlagen. Somit blieb mir nichts übrig als die geeigneten Objekte beider Kritiker (B. canis und Sc. edentatum) selbst zu untersuchen. Da er- gibt sich nun zunächst, daß mit Malloryschem Hämatoxylin die Differenzierung der muskulären Fibrillenbündel von den Kanten- fibrillen genau so klar wird wie bei O. curvula. Die contractile Substanz wird hellbräunlich und die Fibrillen der Kanten dunkelblau bis schwarz. Ich bemerke nun noch, daß eine solche Differenzierung auch mit der Bendafärbung bei O. curvula möglich war, und daß 195 das doch Unterschiede sind, über die man nicht einfach hinweggehen kann. Bei Sc. edentatum tritt aber eines besonders deutlich hervor, nämlich daß die Stützfibrillen, wie ich die Kantenfibrillen aufge- faßt habe, auch in den muskulären Teilen des Schlundes ausgebildet sind, besonders stark als Insertionsfibrillen an der Cuticula des Schlundes. Man sagt nun vielleicht »dann ist das Ganze ja ein Streit um Wortec. Keineswegs, wenn man das ganze Problem sieht. 3) Es mag zuerst auf eine Kleinigkeit hingewiesen werden, die doch bei der heutigen Verwilderung in Benennungssachen wohl angemerkt werden muß. Die Worte »Kantenfasern« und »Flächenfasern« sind nicht schön, aber nicht unbe- dingt zu verwerfen, da sie einen bestimmt feststehenden Sinn nur bei den fibrillären Gebilden des Rundwurmschlundes haben. »Muskelfaserne darf man aber weder die einen nennen, noch die andern, denn Muskelfaser ist ein festge- ‘ legter, technischer Ausdruck von ganz andrer Bedeutung. Bei den »Kanten- und Flächenfasern« handelt es sich aber um Fibrillen und Fibrillenbündel. Dieser Gegensatz wird schon in dem von Allgén zitierten Schneiderschen Satz S. 77 ausgedrückt. Die Frage ist die: Sind die Kantenfibrillen contractil, oder sind sie Stützfibrillen, und sind wir genötigt, alle Zellen, in denen gleich- artige Fibrillen vorkommen, als muskulär anzusehen, oder ist das nicht möglich? Das Vorhandensein sehr feiner Stützfibrillen zwischen den con- tractilen über den Flächen habe ich bereits in meiner Oxyurzs- Arbeit dargestellt. Sieht man allerdings diese feinen Fibrillen als das eigentlich Contractile an, dann sind zwar Kanten- und Flächenfibrillen contractil, aber doch noch nicht gleich, denn die Kantenfibrillen sind eben dickere (teils sehr dicke), oft einfache Fibrillen, die sich auch wohl verzweigen, während die entsprechenden Bildungen über den Flächen viel feiner sind. Man kommt jedoch bei der weiteren Ver- folgung dieser Auffassung zu Ungereimtheiten allerersten Ranges, da die gleichen Fibrillen z. B. auch im Nervensystem des Wurmes vorkommen! Die Deutung derselben ist ja schon lange lebhaft erörtert. Ich erinnere an den Streit von Apathy gegen Biitschli5, an die Ar- beiten von Goldschmidt® und von Cappe de Baillon”, und durch meine Oxyuris-Arbeit zieht sich diese Frage überall hindurch. Wenn Immink® die übrigen Teile meiner Arbeit gründlich studiert hätte, 4 Z. wiss. Mikrosk. Bd. 10. 1893; Z. mikr. Anat. Bd. 43. 1894. 5 Festschr. f. Leuckart 189. 6 Arch. Zellforsch. Bd. 4. 1909. Hier auch die weiter oben nicht genannte Literatur. . 1 La Cellule Bd. 27. 8 Ubrigens gibt Immink mich insofern nicht richtig wieder, als ich der Meinung bin, die Kantenzellen — nicht Fasern — bildeten die Cuticula und vielleicht auch erhebliche Anteile der Basalmembran, und seien wahrscheinlich als Epithelzellen aufzufassen. 13* 196 hatte er zur Beleuchtung der Verhältnisse der Stiitzfibrillen im Muskel und im Epithel bei der Insertion nicht auf die Mollusken zuriickzugreifen brauchen. (Ich bekenne iibrigens, ich verstehe Briick® etwas anders als Immink. Meiner Meinung sagt er, daß die Muskel- zellen Fibrillen bilden, und das Epithel Fibrillen bildet, und beide Bildungen verschmelzen zu kontinuierlichen Fibrillen, die also ein- heitlich durch Muskel und Epithel ziehen, ohne daß nun aber darum die Muskelzelle als Bildnerin der Cuticula angesehen werden könnte. Das ist die Epithelzelle. Genau dieselbe Ansicht ist die Grundan- schauung über diese Verhältnisse in meiner Oxyuris-Arbeit.) An den Ursprüngen des H-Muskels am Enddarm von Oxyurus habe ich diese Verhältnisse erläutert. Bei Kenntnis der genannten Arbeiten würden beide Autoren sich wohl überzeugt haben, daß es bei der Frage, ob muskulär oder nicht, nicht darauf ankam, die nach Mallory färbbaren Fibrillen in beiden Gewebsteilen des Pharynx zu sehen, sondern neben diesen die contractile Substanz zu erkennen. Diese fehlt nun zweifellos bei den Kantenfibrillen bei O. curvula ganz. Ich will nicht leugnen, daß bei Sc. edentatum an vielen Kantenfibrillen dünnste Belege vorhanden sind, die man als contractil deuten könnte. Aber was tue ich mit einer contractilen Substanz, die sich nicht kontra- hieren kann, weil eine starke Stützfibrille im Innern sie daran hindert? Ich gebe folgendes Bild von Sclerostomum. Daß ein solches Ge- bilde keinen Zug auf die Ecken der Pharynxcuticula ausüben kann, liegt auf der Hand. In den muskulären Teilen der Pharynxwand liegen, wenn sie kontrahiert sind, zwar auch die eingelagerten Stütz- fibrillen in feinen Wellen, aber die contractilen Fibrillen behalten dabei durchaus ihren geradlinigen Verlauf zwischen Ursprung und Ansatz. Allgen hat, auch nicht die Arbeit von Goldschmidt von 1909 erwähnt, obwohl darin doch allerlei über die einschlägigen Ver- hältnisse steht und ein Vergleich einer Ascaris und der andern doch wohl nötig gewesen wire. Der sehr allgemeinen Natur der vor- liegenden Frage, die man nicht isoliert am Schlund, sondern nur auf Grund des geweblichen Aufbaues der ganzen Gruppe beur- teilen kann, ist sich Allgén wohl kaum bewußt. Aus dem Verhältnis der stützenden zu der contractilen Substanz ergibt sich nun ohne weiteres die Erklärung der merkwürdigen, von Allgén erwähnten, ungleichmäßigen Färbung der sogenannten Flächen- fasern bei vielen Nematoden, daß sie nämlich in der Mitte ihres Ver- laufs stärker gefärbt sind (z. B. mit Eosin) als an den beiden Enden. 9 Z. wiss. Zool. Bd. CX. 1914. RESTI 197 — Eben nur jener dunkel gefärbte mittlere Teil ist von contractiler Substanz eingenommen, man sieht besonders bei den Sclerostomen sehr deutlich, daß in einzelnen Strecken des Schlundes der ganze innere Teil der Flächenfasern viel feiner erscheint. Malloryfärbung zeigt diese feinen Fasern als einzelne starke Fibrillen, Insertions- fibrillen, während diese Elemente, innerhalb der contractilen Substanz nur viel weniger dick vorhanden, bei manchen Färbungen von der stark gefärbten, contractilen Substanz ganz verdeckt werden. Mal- lorys Hämatoxylin läßt die contractile Substanz fast ungefärbt. Ähnlich liegen auch gegen die Basalmembran die Verhältnisse, wenn sie auch nicht so ausgeprägt sind. RE Vi B, Basalmembran; C, Cuticula; Ci, Cuticularleiste; I, Zwischengewebe (dessen Zu- gehorigkeit erst genauere Untersuchung entscheiden kann); Jf, Insertionsfibrillen; Lf, Längsfibrillen; Pe, »Kantenfasern«; Pm, contractile Substanz (» Flichenfaserne). Warum macht man nun meist nur bei kleineren Arten, nicht auch bei den großen Ascariden und Oxyuren, diese Beobachtung? — Das liegt wohl an den Raumverhiltnissen. Durch die starke Raum- beschränkung gegen die Mitte des Kreises ist es nicht mehr möglich, daß nahe der Cuticula die contractilen Massen nebeneinander Platz haben. — Hierher reichen also nur die sehnenartig funktionierenden Insertionsfibrillen, deren Gesamtquerschnitt ein sehr viel geringerer ist. Die Ausbildung der von so vielen Nematoden bekannten Ver- 198 stärkungsleiste an der Cuticula engt den Raum noch mehr ein; und man sieht aus einem Bild von Sclerostomum ohne weiteres, wie die Raumnot keine andre Struktur zuläßt. Die Kantenfibrille, die durch ihre ganze Länge von derselben Natur wie die Insertionsfibrille ist, ist daher auch stets ihrer ganzen Länge nach gleich intensiv gefärbt (auch bei A. canis und Se. edentatum). (Sofern sie sich nicht gegen die Insertion hin aufsplittert, was zur Folge haben wird, daß dort durch unzweckmäßige Färbung, z. B. Heidenhain und manche andre regressive Färbungen, eine stärkere Entfärbung eintritt als in dem dickeren Stück.) Noch ein Wort über die Funktion des Pharynx. Allgen schreibt von Schneider, »ganz richtig erwähnt er, daß das Lumen durch die Kontraktion der radiären Fibrillen erweitert wird«. So scheint er trotz meiner Ausführungen noch zu übersehen, daß damit nur die Oberfläche des Funktionsproblems gestreift ist. Denn daß die Bedingungen für eine Analogisierung der Funktion des drei- strahligen Nematodenpharynx mit den dreistrahligen mancher Insekten genau so wenig vorhanden sind, wie, trotz Rauther’®, für eine Homo- logisierung dieser Gebilde, liegt ja auf der Hand. Durchsetzen doch die Muskeln der letzteren die Leibeshöhle quer von der harten Cuti- cula der Kopfhaut (äußeren Haut) entspringend und zur Cuticula des Pharynx ziehend, während die Muskeln des Nematodenschlundes dem Organ selbst angehören, wie die Muskeln des Turbellarien- pharynx und, von einer weichen Membran entspringend und an einer starreren (nach Ausweis der Schnittbilder bei verschiedenen Kon- traktionslagen des Schlundes) inserierend, nicht wohl diese an jene nach dem einfachen Prinzip heranziehen können wie bei den Insekten. Meinen Ausführungen hierüber von früher habe ich nichts hinzu- zusetzen, abgesehen von der Bemerkung, daß die genannten Ver- stärkungsleisten als Cristae musculares einen andern Fibrillenverlauf und andre Zugrichtung der äußersten Flächenfasern erlauben als bei Oxyuris curvula. 2. Ein neues Limnocodium aus Japan. Von Asajiro Oka, Tokio. Eingeg. 14. Dezember 1921. Vor nunmehr 14 Jahren (1907) habe ich über eine neue Species der seltsamen, ausschließlich im Süßwasser vorkommenden Me- dusengattung Limnocodium aus China berichtet. Dieselbe war in- sofern von großem Interesse, als das Genus damit zum erstenmal in 10 Ergebnisse u. Fortschr. d. Zool. Bd. I. 1909. 199 seiner natürlichen Heimat gefunden wurde. Heute habe ich eine andre Art aus Japan bekannt zu machen, und zwar ebenfalls von ihrem urspriinglichen Wohnort. Am 22. September dieses Jahres entdeckte man in einem alten Brunnen in der Stadt Tsu, Provinz Ise (Centraljapan), einige Exem- plare einer zierlichen Meduse, von denen ich durch die Güte des Herrn M. Hara, Lehrer an der dortigen Mittelschule, drei vortrefflich konservierte Stücke erhalten habe. Dieselben schienen bei oberfläch- licher Betrachtung dem chinesischen Limnocodium kawaii Oka! über- aus ähnlich, so daß ich zunächst glaubte, ein solches vor mir zu haben. Bei näherer Untersuchung aber stellte sich heraus, daß man es hier mit einer neuen Species zu tun hat, die sich in einigen syste- matisch sehr wichtigen Punkten von den beiden bisher bekannten Arten dieser Gattung deutlich unterscheidet. Mit Bezugnahme auf ihren Fundort nenne ich sie L. iseanum n. sp. Der Schirm ist beinah halbkugelförmig, mit einem Durchmesser von etwa 18mm. Das Velum ist ungefähr halb so breit wie der Schirmradius. Das Manubrium, etwa 7 mm lang, hat die Gestalt einer vierkantigen Säule, an deren unterem Ende die viereckige Mund- öffnung mit den perradialen Lappen sich befindet. Die Gonaden, in der Vierzahl vorhanden, hängen von der Unterseite der vier Radial- kanäle frei nach unten herab. Die Tentakel treten in sechs ver- schiedenen Größen auf, die ziemlich: regelmäßig nach dem Schema 1-6-5-6-4-6-5-6-3--- alternieren; ihre Gesamtzahl beläuft sich demgemäß auf 128. Die Tentakel erster Ordnung haben eine Länge von 20 mm. Im Leben, wenn das Tier ruhig im Wasser schwebt, zeigt es nach Haras Mitteilung die dem Genus eigentümliche Körper- haltung, d. h. der Schirm ist ganz flach ausgebreitet, das Velum hänst vom Schirmrand senkrecht nach unten herab, wobei das Manubrium wie auch die Gonaden vollkommen entblößt werden, während die Tentakel bogenförmig gekrümmt nach oben gekehrt sind. Was vor allem die neue Form von den andern Limmnocodium- Arten unterscheidet, ist die Beschaffenheit der Statocysten. Sie sind sowohl bei L. sowerbyi wie auch bei L. kawaî je mit einer röhrenförmigen Verlängerung ausgestattet, die innerhalb der Dicke des Velums nach dessen freiem Rande verläuft und in der Nähe des letzteren blind endigt. Die Anwesenheit dieser sogenannten centri- fugalen Kanäle ist für das Genus so charakteristisch, daß Lankester darauf großes Gewicht legt und meint, es wäre vielleicht notwendig, eine besondere Familie oder gar eine Unterordnung für die Aufnahme 1 Oka, Asajiro, Limnocodium im Jantsekiang, eine neue Süßwassermeduse aus China. Zool. Anz. Bd. XXXII. 1908. 200 dieser Gattung aufzustellen. Die neu entdeckte japanische Meduse entbehrt nun solcher Kanäle vollständig; bei ihr sind die Statocysten regelmäßig kugelförmig. Von einem Wachstumsunterschied, an den ich zunächst dachte, kann sicher nicht die Rede sein, denn ein L. kawaw von halb oder ein Drittel so großem Schirmdurchmesser weist schon sehr deutlich die erwähnten Strukturen auf. Da jeder. Tentakel an seiner Basis eine Statocyste besitzt, so kommt die Zahl der letzteren der Zahl der Tentakel gleich. Die Art und Weise, wie sich die Nematocysten an der Ober- fläche des Tentakels zu Gruppen vereinigen, ist auch sehr verschieden. Bei L. kawati wie auch bei L. sowerbyi bilden die Nematocysten kleine Gruppen von drei bis fiinf oder noch mehr Stiicken, die an der Spitze niedriger Papillen gelagert sind, eine Anordnung, die, so- viel ich weiß, bei keiner andern Meduse zu beobachten ist. Bei L. iseanum dagegen sind die Nematocysten entweder gleichmäßig ver- teilt oder ringformig um den Tentakel angeordnet, ohne daß be- sondere Papillen zur Ausbildung gelangen. Der Brunnen, in welchem unsre Meduse gefunden wurde, ist eine gewöhnliche, zur Gewinnung des Trinkwassers künstlich ange- fertigte, cylindrische Grube, wie solche in jeder japanischen Stadt zahlreich zu sehen sind. Er hat einen Durchmesser von 0,7 m; die Wasseroberfläche liegt etwa 0,5 m unter der umgebenden Boden- oberfläche und ist von der Sonne gut beleuchtet; die Tiefe des Wassers beträgt 2,5 m. Wassertemperatur am Tage 22—23° (Ende Semptember). Es sind noch eine kleine Anzahl lebender Medusen im Brunnen; höchstwahrscheinlich versteckt sich die Hydroidgeneration irgendwo am Boden des Brunnens. Abbildungen, welche die Unterscheidungsmerkmale der neuen Species veranschaulichen, werden einer demnächst in den Annotationes Zoologicae Japonenses erscheinenden Notiz beigegeben werden. Tokio, den 25. Oktober 1921. 3. Untersuchungen über Bau und Funktion des Excretionsapparates bei rhabdocölen Turbellarien. Von Erich Reisinger. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Graz.) (Mit 3 Figuren.) Eingeg. 29. Dezember 1921. Als ich mich im Frühjahr 1921 mit der Anatomie und Histo- logie von Polycystis goettei Bresslau beschäftigte, fielen mir einige außerordentlich große, reich vacuolisierte Zellen auf, die mit dem Excretionsapparat in inniger Beziehung zu stehen schienen. Einmal 201 auf diese Gebilde aufmerksam gemacht, gelang es mir bald, sie auch bei andern Rhabdocölen aufzufinden. Derartige Zellen waren schon einmal von Luther (2) bei Rhynchomesostoma rostratum Müll. be- schrieben und in Beziehung zum Excretionsapparat gebracht worden. Diese Untersuchungen und der damit verknüpfte Wunsch, etwas über die physiologische Bedeutung dieser Zellen in Erfahrung zu bringen, boten mir Veranlassung bei einer Reihe von rhabdocölen Turbellarien Versuche mit Vitalfärbungen vorzunehmen. Im folgenden sind die Ergebnisse dieser Untersuchungen niedergelegt, welche geeignet scheinen auf die Funktion des Protonephridialapparates der Turbel- larien ein neues Licht zu werfen. Als Hauptversuchsobjekt diente mir Gyratrix hermaphroditus Ehrbg., die sich wegen ihres Rhabditen- mangels und ihrer Häufigkeit hierzu in hervorragender Weise eignet. In den Sommermonaten bot sich mir auch Gelegenheit, als ich mit den Herren Dr. J. Meixner und O. Steinböck zwecks zoologischer Untersuchungen in der Duisburger-Hütte am Wurtenkees in den hohen Tauern weilte, wertvolle Beobachtungen an einem neuen Ver- treter der Kalyptorhynchia aus der Familie der Trigonostomiden an- zustellen, der seinerzeit von Steinböck als Anoplorhynchus piger beschrieben werden wird. Von Farbstoffen wurden versuchsweise Methylenblau, Magenta, Kongorot, Toluidinblau, Indigkarmin, Bismarckbraun, Neutralrot und Alizarin in Anwendung gebracht, wobei sich jedoch nur mit Methylen- blau, Bismarckbraun, Neutralrot und Alizarin günstige Erfolge er- zielen ließen, so daß ich mich auch in der Folge nur dieser 4 Farb- stoffe bediente. Der Hauptteil des Excretionssystems von G. hermaphroditus be- steht aus den beiden, in den lateralen Partien des Körpers von den hinten gelegenen paarigen Excretionsöffnungen nach vorn bald mehr, bald weniger geschlängelt verlaufenden Hauptstàmmen, welche in der Gegend des Rüssels nach rückwärts umbiegen, sich in der Höhe der Augen teilen, knapp vor der Mundöffnung wieder vereinen und dann bis gegen das Hinterende des Körpers ziehen. Hinter den Augen zweigt je ein kurzer, in der Pharynxregion je ein längerer, sekundärer Ast ab. Am Ende des rücklaufenden Hauptstammes (Fig. 17H), sowie der sekundären Hauptstämme (Fig. 1s7H), findet die Aufspaltung in zahlreiche kleine, verästelte Gefäße statt, die in feine Kapillaren auslaufen. Nur ein Teil dieser Kapillaren ist mit Terminalzellen versehen, ein andrer entbehrt sicher dieser und endet blind im Mesenchym. Die beiden Hauptstämme biegen knapp vor ihrer Ausmündung nach innen um, um ein kurzes Stück unter starken Windungen nach vorn zu verlaufen, wo sie in die ampullenartig er- Fig. 1. Gyratrix hermaphroditus Ehrbg. Schema des Excretions- apparates. H, rostrad verlaufen- der, ausleitender Hauptstamm; rH, rücklaufender Hauptstamm ; srH, sekundärer, riicklaufender Hauptstamm ; z, Inselbildung des rücklaufenden Hauptstammes; P, Paranephrocyten; A, Concrement- ampullen mit homogener Plasma- masse (fein punktiert). Alle punk- tierten Partien kommen für die Abscheidung der Farbstoffe in Betracht." 202 weiterten Endabschnitte eintreten, die sich nach außen öffnen. Am lebenden Objekt findet man nun diese »Concre- mentampullen<, wie ich diese Bildungen nennen will, zuzeiten bedeckt von kleinen, stark lichtbrechenden Concre- menten. Merkwürdigerweise ist nun die Menge dieser Concremente bei den einzelnen Individuen zu verschiedenen Tageszeiten recht verschieden. Durch Beobachtungen an reichlichem Material konnte ich eine deutliche Periodizität in der Ansammlung dieser Körnchen bei zahlreichen Individuen wahrnehmen, die sich im wesentlichen nach den Tages- zeiten richtet. Tiere aus unserm In- stitutstümpel seien hierfür als Muster- beispiel gewählt. Bei diesen fiel das Maximum der Concrementanhiufung auf den frühen Vormittag, nahm dann im Laufe des Tages allmählich ab, und abends waren dann die Ampullen fast aller Individuen frei von Concre- menten. Am nächsten Vormittag ließ sich dann wieder ein neues Maximum feststellen. Ich will hier jedoch be- tonen, daß eine solche Regelmäßigkeit durchaus nicht bei allen Tieren nach- zuweisen war. So weit lassen sich die Dinge am lebenden G. hermaphroditus beobachten. P. goettei stimmt im Bau des Excretionsapparates in allen we- sentlichen Zügen mit Gyratrix überein, nur mangeln dieser Art die Ampullen, und die beiden Hauptstämme münden, wiejadurch Bresslaus Untersuchungen genügend bekannt, in die vom äußeren Körperepithel ausgekleidete, unpaare, subterminal gelegene Excretionsblase. Concrementansammlungen fehlen dieser Form. An Schnitten durch P. goettei fallen nun bei näherer Durchsicht in den lateralen Partien des Körpers jederseits je zwei große und zwei 203 bis drei kleinere Zellen auf, deren Kerne, und speziell deren Nucleolen, sich durch ganz bedeutende Größe auszeichnen (Fig. 2). (Der Durch- messer der Kerne beträgt durchschnittlich 14,6—19,3 u, der der Nu- cleolen etwa 6 «. Die Zellen der großen Kategorie messen 50—65 u in der Länge und 24--30 u in der Breite.) Diese, wie bereits ein- gangs erwähnt, schon von Luther (2) bei Rh. rostratum aufgefun- denen Zellen, sind gelappt, besitzen ein äußerst vacuolenreiches Plasma und stellen ganz offenbar Driisenzellen dar. Bei näherer Untersuchung stellt es sich nun heraus, daß bei Polyeystis und, wie gleich bemerkt sei, auch bei Gyratrix immer ein rücklaufender Haupt- Hig. 2. Polyeystis goettei Bresslau. Paranephro- stamm des Excretionsap- cyte in Verbindung mit einem Excretionskanal parates mit diesen Zellen (E); K, Kern; En Seibert in Verbindung tritt. Oft TEA wird der Excretionskanal förmlich umhüllt vom vacuolisierten Plasma dieser Zellen, so daß es schwer fällt, an manchen Schnitten das Lumen des Excretionsstammes von den einzelnen Vacuolen zu unter- scheiden. Direkte Verbindungen zwischen dem an diesen Stellen äußerst dünnwandigen und in seinem Kaliber unregelmäßigen Excretionskanal und den einzelnen Vacuolen dieser »Paranephrocyten«, wie ich diese Zellen nennen will, habe ich nicht aufgefunden. Paranephrocyten besitzen außer Polycystis auch G. hermaphro- ditus Ehrbg., Rh. rostratum Müll., Mesostoma lingua Abildg. und mehrere Dalyellia-Arten (z. B. D. picta). Wahrscheinlich kommen sie noch einer ganzen Reihe andrer Formen ebenfalls zu. So weit die rein anatomisch-histologisch feststellbaren Tatsachen. Setzt man G. hermaphroditus in Wasser, das durch einige Tropfen Neutralrot- lösung schwach gefärbt wurdei, so wird man nach einiger Zeit die Tiere gleichmäßig diffus rosa gefärbt finden, wobei es natürlich auch an manchen Stellen zur Bildung von verschiedenen Granulis kommen kann. In diesem Zustand bringt man sie in reichliche Mengen reinen Wassers, und man kann nun schon nach kurzer Zeit beobachten, wie der aufgenommene Farbstoff durch das Nephridialsystem ausgeschieden 1 Von speziellen Konzentrations- und Zeitangaben sehe ich ab, da diese Daten bei verschiedenen äußeren Bedingungen, ja selbst oft bei verschiedenen Individuen beträchtlichen Schwankungen unterworfen sind. Man muß eben jeweils durch Versuche die richtigen Zeiten und Konzentrationen ermitteln. 204 wird. Es treten hierbei in den Wänden, den von mir als rücklaufende (Fig. 12H) und sekundäre rücklaufende (Fig. 1s7H) Hauptstämme bezeichneten Kanälen, feine dunkelrote Granula auf, die langsam anwachsen und schließlich das ganze Lumen der Excretionsgefäße dicht umhüllen. In diesem Stadium treten die betreffenden Stämme durch ihre Farbe schon bei ganz schwachen Vergrößerungen äußerst markant hervor. Die Abscheidung des Neutralrots findet längs des ganzen Verlaufes der rücklaufenden und sekundären rücklaufenden Hauptstämme bis zu deren Eintritt in die Paranephrocyten statt (vgl. Fig. 1, punkt. Partien). Die kurze Strecke nach dem Austritt aus den Paranephrocyten bis zur Aufspaltung in die feinen Gefäße und Ka- pillaren, sowie die letzteren selbst, zeigen niemals eine Abscheidung von Farbstoff (Fig. 1). Ebensowenig tritt jemals in der Wandung des ausführenden »rostrad verlaufenden« Hauptstammes (Fig. 14) eine Farbstoffansammlung auf, ausgenommen eine ganz kurze Partie knapp vor der Umbiegung in der Rüsselregion, die mithin physio- logisch bereits dem System der rücklaufenden Ästeangehört. Schließlich zeigen sich auch in den Paranephrocyten äußerst feine, rote Granula. Die in der Wandung der Gefäße auftretenden Gone stellen, wie Fällungsversuche des Neutralrots mit Pikrinsäure, molybdänsaurem Ammonium, Sublimat usw. zeigen, kleine Flüssigkeitsvacuolen vor, welche die in ihnen angesammelten, mit Farbstoff beladenen Excrete nach und nach an die die Hauptstämme durchströmende Flüssigkeit abgeben. Die kirschrote Farbe dieser Vacuolen zeigt saure, die hell- rote Farbe der spärlichen, wohl auch aus Fliissigkeitstròpfchen ge- bildeten Granula der Paranephrocyten schwach alkalische oder min- destens neutrale Reaktion der betreffenden Substanzen an. Durch diese athrocytäre Tätigkeit des Excretionsapparates, findet in Bälde eine Ausscheidung des Farbstoffes aus dem Körper des Tieres statt, wie sich an der bald abblassenden Färbung zeigt, die schließlich nur mehr auf Partien des Darms und das. unmittelbar in der Nähe der Hauptstämme gelegene Mesenchym beschränkt erscheint, um auch da bald ganz zu verschwinden. Gleichzeitig zeigt sich eine Ver- ringerung der Granulabildung im immer spärlicheren Auftreten von | kleinen Tröpfchen, die großen werden allmählich eliminiert, und schließlich verschwinden auch diese vollständig. Einzig und allein die Spermamassen in der Bursa, sowie Teile der Dotterstöcke behalten oft noch stundenlang etwas Farbe zurück. Bei richtiger Stärke der Lösung, entsprechender Einwirkungsdauer usw. treten keine stärkeren Depressionserscheinungen oder gar letale Folgen auf, sondern die behandelten Tiere leben nach der Ausscheidung des Farbstoffes in gewohnter Weise weiter. Dieser ganze Entfärbungsvorgang kann 205 mitunter mehrere Stunden in Anspruch nehmen. In gleicher Weise wie bei Gyratrix findet auch bei Polycystis und A. piger stets reich- liche Ausscheidung von Neutralrot durch die riicklaufenden Haupt- stimme statt, wobei allerdings eine exakte Beobachtung durch die sich intensiv färbenden Rhabditen dieser Formen beeinträchtigt wird. Auch findet meistens keine Entfärbung der Rhabditen mehr statt, die Tiere stoßen schließlich das Epithel ab und gehen zugrunde. Auch bei einer nicht näher bestimmten Sfenostoma-Species konnte ich einmal eine Färbung des rücklaufenden, gewundenen Haupt- stammes durch Neutralrot erzielen. Bei Anwendung von Bismarck- braun ergeben sich ganz die gleichen Folgen, auch hier treten die Granula in den Wänden der rücklaufenden Hauptstämme und in den Paranephrocyten auf, hier wie dort fungieren diese Teile der Leitungsbahnen des Nephridialsystems als Emunktorien für die Farb- stoffe. Wesentlich andre Ergebnisse erzielt man bei Anwendung von Alizarin. Man bedient sich zu diesem Zweck der von Fischel (5) empfohlenen Lösung von Alizarinum siccum in kochendem Wasser. Diese Lösung, dem Wasser, in dem die Turbellarien leben, zugesetzt, wird von denselben weitaus am besten von allen Vitalfarbstoffen ver- tragen. Bei G. hermaphroditus findet man nun nach entsprechendem Aufenthalt in der Alizarinlösung, die bereits eingangs erwähnten Concremente in der Wandung der Concrementampullen tief blauviolett bis schwarz gefärbt. Außer diesen Teilen nimmt nur noch ein Teil der Pharyngealdrüsen (der Pharynxdrüsenring) die Farbe auf. Im Nervensystem konnte ich weder bei dieser Form, noch bei andern rhabdocölen Turbellarien jemals auch nur eine Spur von Alizarin- färbung nachweisen. . In diesem Falle kommt nun der Farbstoff wohl kaum durch aktive Tätigkeit des Organismus in den Concrementen zur Abscheidung, es ist vielmehr anscheinend die chemische Natur dieser Concremente selbst, welche zu einer Speicherung des Farbstoffes an diesen Stellen führt. Bestätigt wird diese Annahme ferner noch durch die Tat- sache, daß sich erstens die Alizarinfärbung sowohl bei den größten, als auch bei den kleinsten Concrementen gleichzeitig vollzieht, daß ferner oft schon ein Aufenthalt von nur 1/.—2 Minuten Dauer ge- nügt, um bereits eine deutliche, wenn auch noch blasse Färbung, hervorzurufen, und daß drittens selbst bei im Absterben begriffenen Tieren dieser Effekt eintritt. Im Gegensatz hierzu tritt Athrocytose von Neutralrot und Bismarckbraun in den rücklaufenden Hauptstämmen und den Paranephrocyten nur bei lebenskräftigen Tieren ein, was ich hier nochmals besonders betone. Es erhebt sich nunmehr natürlich die Frage nach der Natur und der Bildungsweise dieser Concremente. 206 Daß diese Bildungen zeitweise eliminiert werden und wohl Excret- stoffe darstellen, liegt nach den Beobachtungen am lebenden Objekt auf der Hand. Durch Einwirkung von destilliertem Wasser, Alko- hol, Salzlösungen u. 4. läßt sich ferner leicht zeigen, daß diese licht- brechenden Körperchen Flüssigkeitstrôpfchen darstellen, die in der Wandung der Ampullen eingebettet liegen. Schnitte durch die be- treffenden Partien zeigen, daß das wandständige Plasma der Ampullen. von feinen Vacuolen durchsetzt ist, und daß diese selbst in eine homogene, mit Eosin färbbare Plasmamasse eingebettet sind. Diese Plasmamasse ‘wird in verschiedener Richtung von den Lumina der aufgeknäuelten Endpartien der Hauptstämme durchzogen. Die Epithel- zellen ‘der Endteile der Hauptkanäle sind es zweifellos, die sich zu dieser einheitlichen, liickenlosen und mitunter fein gr aile ten Plasma- masse zusammenschließen, i in der einzelne, rundliche Kerne eingebettet liegen. Ob es sich hier um ein Syncytium handelt, oder ob die Zell- grenzen nur ungeniigend hervortreten, bleibe einstweilen dahingestellt. Diese Plasmamasse zeigt nun offenbar ebenfalls emunktorielle Funktion und ist wohl mit Recht für die Bildung der Flüssigkeitsconcremente in den Ampullen verantwortlich zu machen. Die ausscheidende Tä- tigkeit dieses Plasma erhellt auch noch aus folgenden Beobachtungen: ni vorsichtiger Einwirkung von Methylenblau und nachherigem Aufenthalt in reinem Wasser tritt während der Entfärbung des Tieres oft eine deutliche „Färbung dieser Plasmapartien auf, welche sich dann als je ein ovaler, blau gefärbter ‘ Körper in der Umgebung jeder Ampulle dar- stellen. Bei P. goettec fehlen, wie bereits er- wähnt, die Concrementampullen. Merkwür- digerweise tritt aber auch bei dieser Form bei Anwendung von Alizarin eine Färbung äußerst feiner Granula im proximalen Teil . der Wandung der Excretionsblase auf. Bei näherer Untersuchung findet man auch hier Vin : .. homogene Plasmapartien, die lebhaft an die Fig. '3. ° \Anoplorhynchus- entsprechenden Bildungen von Gyratrix er- piger. Rechte Endpartie innern. Endlich sei noch auf die Ergebnisse des. Exeretionsapparates, der Alizarinfirbung bei A. piger hingewiesen, vonder Dorsalseite geschen, . 7 È FT Alsarinfärbung. Ö, Excre- welche höchst bemerkenswerte Verhältnisse tionsporus. zutage forderten. Die Hauptstàmme des Ex- cretionsapparates miinden bei dieser Form, wie se am gequetschten Objekt leicht sehen läßt, in ein Paar unregelmäßig gestaltete, längliche Gebilde ein, in denen sie sich 207 anscheinend mehrfach verästeln2 Bei der Färbung mit Alizarin treten die bisher noch unklaren Verhältnisse nunmehr mit einem Schlag in überraschender Deutlichkeit zutage (Fig. 3). Der die late- ralen Teile dieser länglichen Körper durchziehende Hauptstamm ent- sendet einige Seitenstämme, die sich stellenweise wiederum teilen und, sich verjüngend, in dem ganzen, etwas polygonal umrissenen Gebilde verteilen. In den Wänden dieser Kanäle liegen in großer Zahl vom Alizarin intensiv gefärbte Körnchen, welche vollständig den Concre- menten von Gyratrix entsprechen. An Schnitten zeigt das Gewebe zwischen den Ästen in diesen Bildungen wieder im wesentlichen den ‚Bau des Plasmas in der Umgebung der Ampullen von Gyratrix. Näheres über den histologischen Bau dieser Gebilde mitzuteilen, sei der seinerzeitigen Veröffentlichung Steinböcks über diese Form vor- behalten. Diese überraschenden Übereinstimmungen bei Vertretern der drei Hauptfamilien der Calyptorhynchia lassen wohl den Schluß zu, daß hier Verhältnisse obwalten, die allen Vertretern dieses Stammes zukommen. Die hier kurz mitgeteilten Untersuchungen führten mithin zu folgenden, mit den bisher herrschenden au (1, 6, 7) in Gegensatz stehenden Ergebnissen: 1) Das Epithel der Excretionskanäle und nicht die Ter- minalzellen stellen, wie es scheint, den wesentlichst ex- eretorischen Teil der Rhabdocélenemunktorien dar. 2) Im System der Excretionskanäle sind es die Zellen der Hauptstämme und da vorzüglich der »rücklaufenden« Teile derselben, welche, in hohem Grade zur Athrocytose befähigt und, vielfach durch Paranephrocyten unterstützt, hauptsächlich excretorisch tätig sind. 3) Bei den Vertretern der Calyptorhynchia kommt auch das im Bereich der Ausmündungen des Excretionsapparates gelegene homogene Plasma für die Ausscheidung bestimmter Stoffe in Betracht. Meiner Meinung nach, für die mir allerdings noch exakte, ex- perimentelle Beweise mangeln, kommen die Terminalzellen des Tur- bellarienemunktoriums vornehmlich für die Abscheidung von Imbibi- tionswasser in Betracht. Zweifellos gelangen beständig, sowohl durch das Integument, als auch mit der aufgenommenen Nahrung beträcht- liche Mengen von Wasser in den Wurmkörper. Durch die Tätigkeit der Wimperflammen nun (sowohl der der Terminalzellen, wie auch derjenigen, die in den Kanälen sitzen), findet beständig eine Druck- verringerung im Gefäßsystem, vornehmlich im Bereich der Terminal- 2 Sekera (3) beschreibt bei seiner Jordania stole? ähnliche Körper, die trotz mancher Abweichungen lebhaft an obige Verhältnisse gemahnen. 208 organe und Kapillaren gegenüber dem Druck des umgebenden Me- diums, statt, die einen Durchtritt von Wasser durch das Plasma der Terminalzellen und durch die Kapillarenwandungen bewirkt. Es findet so eine beständige Wassercirculation durch den ganzen Ex- cretionsapparat statt, und in dieser Hinsicht scheint der Name » Wasser- gefäßsystem« älterer Autoren gar nicht unpassend gewählt. Die Wandung der Hauptstämme hätte jetzt nur nach Art einer Dialy- satormembran zu wirken, die kristalloiden Endprodukte des Stoff- wechsels diffundieren dann von selbst in den Kanal, die Kolloide, also die in der perivisceralen Flüssigkeit suspendierten Eiweißkörper u.ä., werden durch die Epithelzellen der Kanäle am Durchtritt ge- hindert. Gleichzeitig findet sicherlich in weitgehendstem, ja ich möchte sagen in überwiegendem Maße, auch Abscheidung zahlreicher Stoffe durch die Vermittlung typischer merocriner Athrocyten statt, als die wir einen Teil der Excretionskanalzellen und die Paranephrocyten in Anspruch zu nehmen haben. Athrocytäre Vorgänge spielen wohl auch im Plasma, welches im Bereich der Ausmündung der Haupt- _ stämme bei den Calyptorhynchia liegt, die wesentlichste Rolle. Die daselbst abgeschiedenen Concremente dürften, dafür spricht manches, kolloidaler Natur sein. Es ist klar, daß reine Diffusionsvorgänge, und wohl auch Athrocytosen, um so rascher und vollständiger ab- laufen, je besser für die exakte Entfernung der durchgetretenen Stoffe gesorgt ist, da auf diese Weise die Konzentrationsdifferenz zwischen innen und außen ständig den höchsten, überhaupt erreich- baren Wert aufweist. Den für diese Entfernung notwendigen Wasser- strom zu liefern und in Strömung zu erhalten gehört nun vorzüglich zu den Obliegenheiten der Wimperflammen, und damit erscheint mir die Annahme einer rein hydromotorischen Funktion der Ter- minalorgane gerechtfertigt. Meine Ergebnisse stehen mithin auch in vollständiger Übereinstimmung mit der Funktionsweise der Proto- nephridien bei Anneliden, wo ja auch den Solenocyten (7, 8. 333ff.) einzig und allein die Aufgabe zuzukommen scheint, das wässrige Vehikel für die Excrete zu liefern und in Strömung zu erhalten. Die Terminalzellen der Turbellarien entsprechen mithin, wie das Goodrich bereits für die Annelidensolenocyten hervorhebt, funktionell, ‚gleich den letzteren, im wesentlichen den Malphigischen Körperchen der Vertebratenniere. Es erscheint mir auffallend, daß die Annahme ‚einer grundsätzlich verschiedenen Funktion bei zwei so übereinstimmend ‚gebauten Gebilden, wie es die Plathelmintenterminalzellen® einerseits - 3 Abweichende Bauverhältnisse, wie sie bei vielen Nemertinen vorliegen, wo oft eine große Zahl von Wimperkôlbchen in innige Beziehung zum Blutgefäß- system tritt, die Kanalteile des Excretionsapparates aber unverhältnismäßig kurz PT OS 209 und die Solenocyten anderseits sind, nicht schon lange berechtigte Bedenken wachgerufen hat. Nach Abschluß dieser Mitteilung kommt mir noch eine jüngst veröffentlichte Arbeit (8) des bekannten finnischen Turbellarien- forschers A. Luther zur Hand, der auf Grund von Vitalfärbungs- versuchen mit Dahlia an Mesostoma lingua zu ähnlichen Schlüssen wie ich kommt, die er allerdings wegen des stets letalen Ausganges seiner Versuche vorerst nur mit aller Reserve anzudeuten wagt. Ich erblicke in Luthers Befunden eine weitere Bestätigung der Richtig- keit meiner Beobachtungen. Literatur. 1) Graff, L. v., Turbellaria I Bronns Klassen u. Ord. 1904—1908. 2) Luther, A., Die Eumesostominen. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. LXX VII. 1904. 3) Sekera, E., »Ein neuer Süßwassergyrator«. Zool, Anz. Bd. 30. S. 147. 1906. 4) Lohner, L., Zum Excretionsproblem der Acölen. Zeitschr. f. allg. Phys. Bd. XiI,4. 1911. 5) Fischel, A., Untersuchungen über vitale Färbung an Süßwassertieren, insbe- sondere an Cladoceren. Intern. Rev. f. Hydrob. u. Hydrogr. Bd. I. 1908. 6) Meisenheimer, J., Die Excretionsorgane der wirbellosen Tiere. Spengel, Ergebnisse II. 1910. 7) Winterstein, H., Handbuch d. vergl. Physiologie Bd. II. Excretion, bearb. v. R. Burian. 1913. 8) Luther, A., Untersuchungen an rhabdocölen Turbellarien. Act. soc. pro fauna et flora fennica 48. No. 1. 1921. 4. Zur systematischen Auffassung der Eleutheriiden. Von Hanns Lengerich, Hamburg. (Mit 4 Figuren.) Eingeg. 2. Januar 1922. Gegenbaur (1857) erkannte als erster die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den von Quatrefages als Hleutheria dichotoma und von Dujardin als Cladonema radiatum beschriebenen Gattungen von Kriechquallen und vereinigte sie zur Familie der Dendronemidae. Agassiz (1868) übernahm diese Auffassung. Haeckel (1879) in seinem System der Medusen teilte die Cladonemiden wieder in zwei Subfamilien der Pteronemidae und Dendronemidae, was nicht ohne einige Gewaltsamkeiten vor sich ging. Hartlaub (1887) versuchte diese zu vermeiden, fand aber ebenso wie Haeckel lebhaften Wider- sind (Oarinomella, Procarinina usw.), mahnen jedenfalls zur Vorsicht in der Beur- teilung ihrer physiologischen Funktion. Auch bei den Protonephridien? von G?- gantorhynehus gigas Goetze und denjenigen der endoprocten Bryozoen (Loxosoma) treten die Kanalteile an Ausdehnung bedeutend zurück. Man wird nicht fehl gehen, in diesen Fällen tatsächlich auch den Terminalzellen, außer ihrer hydromotorischen Funktion, die Fähigkeit einer Excretabscheidung zuzusprechen. Zooi. Anzeiger, Bd. LIV. 14 210 spruch bei Vanhöffen (1891) und R. T. Günther (1903), was Hart- laub veranlaßte, die Dendronemiden nochmals umzuordnen. Eine vergleichend-morphologische Untersuchung! der bisher als Dendronemiden zusammengefaßten Medusen führt zu einer natürlichen Gruppierung der bearbeiteten Formen, die gewisse nomenklatorische und systematische Anderungen notwendig macht. 1) Eleutheria radiata (Duj.). Syn.: Cladonema radiatum (Medusengeneration) + Stauridium cladonemae (Ammengeneration) Dujardin 1843. Coryne stauridia (Ammengeneration) Grosse 1853. Dendronema stylodendron (Medusengeneration) Haeckel 1879. Cladonema mayeri (Medusengeneration) Perkins. Die hochgewölbte Glocke von Æleutheria radiata (Fig. 1) ist mit Resten einer Gallerte ausgestattet (Fig. 1ga). Contractile Fibrillen Fig. 1. Hleutheria radiata (Duj.). Links vom Pfeil interradialer, rechts radialer Längsschnitt. Dasselbe gilt für die Figuren 2—4. in der Glocke und im Velum (Fig. 1v) ermöglichen eine Ortsbewegung durch Schwimmen. Das Manubrium wird mit Ausnahme der Lippen- und Stielregion gleichmäßig von der Gonade (Fig. 1kl) überzogen. Die Eier werden abgelegt und im Freien befruchtet. Bei älteren Tieren bilden sich unter Vergrößerung der Oberfläche des Keimzellen produzierenden Ectoderms und des verdauenden Entoderms radial 1 Eine vollständige Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse erfolgt in den Zool. Jahrbüchern unter dem Titel: Vergleichende Morphologie der Eleu- theriiden. Beiträge zur Kenntnis der Eleutheriiden II. À. 211 gelegene Magenaussackungen (Fig. 1 mgs). Die Mundöffnung (Fig. 1m) wird von bewehrten Mundgriffeln (Fig. 1mgf) umstanden, deren Nesselkapseln sich in interradial im Magenentoderm gelegenen Polstern von interstitiellen Zellen bilden (Fig. 1kb,.). Von der An- satzstelle des Manubriums an der Umbrella entspringen die Radial- gefäße (Fig. 1rd) und ziehen in der Glocke abwärts bis zum Ring- kanal (Fig. 172). Ihr Lumen findet hier eine Fortsetzung in einem Kanal, von dem das Entoderm der verzweigten Tentakel (Fig. 1#/) durchzogen wird. Die Tentakelbasis wird von einem Zellwulst (Fig. 1nkb;) umkleidet, in dem sich die Nesselkapselbewehrung des Fangapparates bildet. Auf der umbrellaren Seite jedes Tentakel- ansatzes sitzt im Ectoderm ein Ocellus mit cuticularer Linse. Die zum Beutefang dienenden Wehräste (Fig. 1wa) der dichotom ver- zweigten Tentakel sind mit zahlreichen Nesselwarzen besetzt und enden in einem Nesselknopf. An der velaren Seite der Tentakel- basis sitzt bei jüngeren Tieren ein zum Haftapparat umgeformter, kurzer Ast (Fig. 1ha), dessen terminale Zellen ein zur Anheftung dienendes Klebsecret absondern. Stets finden sich, als Anzeichen der ehemaligen Funktion als Wehrast, im Haftballen vereinzelte auf- sestellte Nesselkapseln, zuweilen auch am Schaft des Haftastes ein- zelne Nesselwiilste. Im Laufe des Wachstums der Meduse werden weitere Haftäste hinzugebildet. Eine Ortsbewegung findet bei Æ. ra- diata stets durch Schwimmen statt, ein Kriechen vermittels der Haft- tentakel wurde nie beobachtet. 2) Eleutheria perkinsù (Mayer). Syn.: Cladonema sp. (Medusengeneration) Fewkes 1883. Cladonema perkinsii (Medusengeneration) Mayer 1904. E. perkinsw unterscheidet sich wesentlich nur im Bau der Ten- takel von der vorstehend beschriebenen Form. Der Tentakelschaft ist linger als bei E. radiata und endet in einem velarwärts abge- knickten Stumpf. An seiner dem Velum zugekehrten Seite trägt er bis zu zehn kurze Äste, deren jeder in einem Haftballen endet. Je näher diese Haftäste der Stumpfspitze liegen, um so zahlreichere Nesselwülste tragen sie, erfüllen also gleichzeitig die Funktion der bei 2. radiata vorhandenen Wehräste. Ortsbewegung durch Schwimmen wurde beobachtet. 3) Eleutheria claparèdei Hartlaub. Syn.: Eleutheria dichotoma (Medusengeneration) Claparéde 1863. Hleutheria dichotoma (Medusengeneration) Spagnolini 1876. A 14* 212 È Die halbkugelförmige, in der Hauptachse stark verkürzte Glocke, entbehrt jeder Gallerte. Das Manubrium, das mit breiter Fläche der Umbrella ansitzt, wird mit Ausnahme der unbewehrten Lippen- region von der Gonade (Fig. 2//) bedeckt. Außer der Vermehrung durch Geschlechtszellen erfolgt eine solche durch Knospung. Inner- halb der Glockenhöhle bilden sich, vom Ringkanal (Fig. 272) aus- gehend, in den Interradien Medusen, die sich nach vollendeter Aus- bildung vom Eltertier ablösen. Vom Magenlumen (Fig. 2mgl) ziehen innerhalb der Umbrella kurze Radialkanäle (Fig. 27d) zum Ringkanal. Die Glockenhöhle wird von einem kräftigen Velum (Fig. 2v) ver- schlossen. Abweichend von E. radiata und E. perkinsiw ist die Zahl D I er | a + nu ve a ul cath Fig. 2. Eleutheria claparèdei Hartlaub. Kombiniert nach Claparède (1863) und H. Müller (1911). der Tentakel größer als die der Radialkanäle, ebenso wie bei den noch zu besprechenden Formen. Das Entoderm der gabelspaltigen Tentakel wird von einem kontinuierlichen Lumen (Fig. 24) durch- zogen, welches aus dem Ringkanal entspringt. Im exumbrellaren Ectoderm des Ringkanals sitzt über jedem Tentakelansatz ein Ocellus mit cuticularer Linse (Fig. 20c). Als Hauptfortsetzung des Tentakel- stammes erscheint der Schreitast (Fig. 2sa), dessen freies Ende von einer Klebsecret absondernden Haftsohle (Fig. 2%s) bedeckt ist. Der Wehrast (Fig. 2 wa), der lediglich Schutzfunktion hat, endet in einem Nesselknopf. Die Nesselkapseln, die hier aufgestellt sind, werden innerhalb der Glockenhöhle in einem ringförmigen Zellpolster (Fig. 277) gebildet, das den Winkel zwischen Velum und Ringkanal ausfüllt. Ortsbewegung findet bei E. claparèdei nur durch Stelzen vermittels der Tentakel statt. 4) Eleutheria vallentinv Browne. Syn.: Wandelia charcoti (Medusengeneration) Bedot 1908. Eleutheria charcoti (Medusengeneration) Bedot 1908. Cladonema vallentini (Ammengeneration) Vanhöffen 1909. Eleutheria hodysoni (Medusengeneration) Browne 1910. 213 Die Umbrella von E. vallentini ist derb und nur wenig gewölbt. Das Manubrium, das der Zahl der Radialgefäße entsprechende Aus- sackungen besitzt (Fig. 3mgs), ist mit nur kleiner Fläche an der Glocke befestigt, so daß die Glockenhöhle sich auch auf das Magen- dach ausdehnt. Magendach und Manubrium werden mit Ausnahme der Lippenregion von der Gonade (Fig. 3//) überzogen, die beim Weibchen kontinuierlich ist, beim Männchen durch radiale und inter- radiale Falten in mehr oder weniger ausgeprägte Streifen geteilt wird. Die Entwicklung der Eier erfolgt bis zur Planula innerhalb der Glockenhéhle. Die Lippen sind mit Nesselkapseln bewehrt, die im Entoderm der Lippenzone gebildet werden (Fig. 3nk, nkb,). Aus I t Fig. 3. Eleutheria vallentini Browne. jeder Magenaussackung entspringt ein Radialkanal (Fig. 37d), der, an der Grenze zwischen Manubrium und Magendach austretend, zu- erst frei durch den Glockenraum verläuft, dann kurz abgeknickt in der Umbrella entlang zieht und in den Ringkanal (Fig. 377) einmündet. In dem vom Radialkanal gebildeten Winkel ist ein dünnes Ligament (Fig. 3/gt) ausgespannt. Die Glockenhöhle wird von einem unbe- weglichen Velum verschlossen (Fig. 3v), auf dessen Ansatz am Ring- kanal ein kontinuierliches Nesselkapselbildungslager verläuft (Fig. 3727). Über jedem der gabelspaltigen Tentakel sitzt im exumbrellaren Ecto- derm des Ringkanals ein Ocellus mit Linse (Fig. 30c). Das Ento- derm der Tentakel wird von einem Lumen durchzogen (Fig. 3tl), das aus dem Ringkanal entspringt. Der Wehrast (Fig. 3wa) wird beim jungen Tier durch einen Nesselknopf abgeschlossen, später bilden sich zahlreiche Nesselwülste hinzu. Die hier aufgestellten Cniden werden aus dem Nesselring bezogen (Fig. 327). Der Schreitast (Fig. 3 sa) endet mit einer Haftsohle von Klebsecret absondernden Zellen, die einem entodermalen Stützballen (Fig. 3 stb) aufsitzen. Mit fort- schreitendem Wachstum des Tieres erfolgt vom Ringkanal ausgehend eine ununterbrochene Knospung von Tentakeln. Ortsbewegung findet nur durch Kriechen statt. 214 5) Eleutheria dichotoma Quatrefages. Syn.: Clavatella prolifera (Ammengeneration) Hincks 1861. Herpusa ulvae (Medusengeneration) O. Schmidt 1869. Clavatella prolifera (Medusengeneration + Ammengeneration) Allmann 1871. Eleutheria krohni (Medusengeneration) Krumbach 1907. Die flache Umbrella von E. dichotoma ist von derber Kon- sistenz und besitzt keine contractilen Fibrillen. Das Magendach lost sich im Laufe der Entwicklung völlig von der Umbrella los. Nur das Ectoderm des Magendaches (Fig. 4429) und das subumbrellare Epithel der Magendachhöhle (Fig. 441,37) dienen der Produktion von Geschlechtszellen. Die Entwicklung der Eier erfolgt bis zur Planula im »Brutraume. Das Manubrium, dessen Lippen (Fig. 4/p) unbewehrt sind, hängt an kurzen, plumpen Radialkanälen (Fig. 47d) in der Fig. 4. ° Eleutheria dichotoma Quatrefages. Kombiniert nach Hartlaub (1886) und eignen Präparaten, Glockenhöhle, die durch ein mächtiges, ringförmiges Nesselkapsel- bildungslager (Fig. 477) und ein schmales Velum (Fig. 4%) abge- schlossen wird. Die gabelspaltigen Tentakel, über deren Ansatz im exumbrellaren Ectoderm des Ringkanals (Fig. 47%) je ein Ocellus sitzt (Fig. 40c), werden von einer hohlen Entodermachse durchzogen (Fig. 44). Das freie Ende des Wehrastes (Fig. 4 wa) wird von einem Nesselknopf bedeckt, dessen Bewehrung aus dem Nesselring (Fig. 477) stammt. Der Schreitast (Fig. 4sa) besitzt eine Sohle mit Klebzellen. Außer der Vermehrung durch Geschlechtszellen erfolgt eine solche durch Knospung von Medusen, die sich in den Interradien aus den exumbrellaren Partien des Ringkanals bilden. Ortsbewegung findet nur durch Kriechen vermittels der Tentakel statt. Die Eleutheriiden, die sich innerhalb der Capitata eng an die Coryniden anschließen, sind Bewohner des Litorals. Die Merkmale der typischen, ehemals pelagischen Lebensweise der Meduse, die am in: 215 stärksten noch bei Æ. radiata vorhanden sind, werden fortschreitend verdrängt durch Anpassungen an die veränderten Umweltverhältnisse, die bei den einzelnen Formen bald in diesem, bald in jenem Merk- mal weiter fortgeschritten sind. Während die Glocke unter Verlust der Schwimmfähigkeit verkümmert, werden Tentakelteile von Haft- organen zu komplizierten Schreitorganen umgebildet. Gesteigerte Heranziehung des Manubriums zum Beutefang ersetzt den zu einem Schutzorgan reduzierten Fangapparat. Die Gonaden, die am Manu- brium beim Auftupfen von Nahrungstieren des Schutzes der Glocken- höhle entbehren, rücken in einen apicalen Brutraum, der durch Vor- dringen der Glockenhöhle auf das Magendach gebildet wird. Eine Reihe mit gleicher Entwicklungstendenz bilden auch die Polypen der Eleutheriiden, die sich ebenfalls an die Coryniden anschließen. Die Verlagerung von »Polypeneigenschaften« auf die Medusen berechtigt von einer Reduktion des Polypenstadiums zu sprechen. Zu welchen Gewaltsamkeiten eine Scheidung von Cladonemen und Eleutherien führt, zeigt die Zuteilung von Medusen- und Ammengeneration einer Form zu unterschiedlichen Gattungen auf Grund der für diese maf- gebenden Merkmale. Es erscheint deshalb notwendig, diese fest- gefügte Reihe von E. radiata bis E. dichotoma zu einer Gattung der Eleutheriiden zu vereinigen.- 5. Systematische Bemerkungen zu den Gammarus-Arten aus norddeutschen Flußgeschwellen. Von Walter Schlienz. (Aus dem Zoologischen Staatsinstitut und Zoologischen Museum zu Hamburg.) Eingeg. 30. Dezember 1921. Bei meinen carcinologischen Studien in der Unterelbe wurde ich vor die Notwendigkeit gestellt, mich mit den verschiedenen Gammarus- Arten eingehender zu beschäftigen, da ein völlig sicheres Auseinander- halten für meine Zwecke notwendig war. Es galt für mich gleich- zeitig, möglichst wenige, dafür aber um so bezeichnendere Merkmale herauszustellen, so daß der praktischen Forschung (Hydrobiologie, Fischerei usw.) die Möglichkeit gegeben wird, ohne allzu große Schwierigkeiten eine sichere Entscheidung über die in Flußgeschwellen angetroffenen Arten zu fällen. Die Unterscheidung nach der Zahl der Geißel- oder Neben- geißelglieder, nach der Form der Greiffüße, nach der Bedornung des Hinterleibes oder des Telsons stellte sich sehr bald als recht unzu- verlässig heraus. Schon Stephensen (1) hatte 1917 diese Schwierig- keiten besonders für die Arten Gammarus locusta und G. xaddachi 216 hervorgehoben und war zu der Überzeugung gekommen, daß die 1912 von Mrs. E. W. Sexton (2) aufgestellte Brackwasserart G. zaddachi nur als Varietät von locusta zu betrachten sei. Mir fiel es jedoch auf, daß die von Sars (3) für G. campylops angefertigte Zeichnung bis auf die Form der Augen mit in meinem Material gefundenen Tieren übereinstimmte; sodann aber auch, daß die Kopfform in der Sarsschen Zeichnung derjenigen bei Sexton ähnelte, während die Länge und Form der beiden dritten Uropodenäste bei beiden Ver- fassern einander gleichen. Ich fand nun beim Vergleichen einer großen Anzahl Tiere, außer einer ganzen Reihe Kopfzwischenformen zwischen den obigen Zeichnungen, eine Menge der allerverschiedensten Augenmißbildungen, unter ihnen auch wiederholt die bei Sars ab- gebildete Form. Die Umgestaltungen gingen sogar so weit, daß ich hin und wieder nur noch ein Auge antraf. Meine Vermutung, es möchte sich in beiden Fällen nur um ein und dasselbe Tier handeln, ließ sich bei Vergleichung der Wortlaute, trotz geringer Abweichungen, nicht widerlegen. Die herangezogene ältere Literatur gab auch keinen Aufschluß, so daß ich zu der Überzeugung kam, der @. campylops Leach 1813/14 sei dasselbe wie der G. xaddachi Sexton 1912, den Sars als erster ausführlich abgebildet und beschrieben habe. Sieben Monate später finde ich einen kleinen Aufsatz des be- kannten Krebsforschers Alfred O. Walker (4) aus dem Jahre 1911, der eine nähere Nachprüfung der verworrenen Zustände in der Lite- ratur über die Art G. campylops enthält. Es war ihm möglich, die beiden Leachschen Originaltiere zu untersuchen, wobei er fand, daß es sich vor allem nach der Form der 3. Uropodenäste um junge G. marinus handelt, deren Augen mißgebildet sind. Er kommt zu dem Schluß, daß hierin kein genügender Grund läge, um eine neue Art aufzustellen, wie Leach es tat. Anderseits weicht aber die Sarssche Abbildung so sehr von diesen Tieren ab, daß er meint, Sars müsse einen jungen @. locusta vor sich gehabt haben, dessen Augen umgestaltet seien. Da nun Stephensen 1917 schon be- hauptete, G. zaddachi sei eine Varietät von G. locusta, so gewinnt meine Anschauung, nicht Sexton sondern schon Sars habe die Brackwasserform von @. locusta vor sich gehabt, sehr an Wahr- scheinlichkeit. Zudem wäre nach den Untersuchungen Walkers der Ausdruck G. campylops ein Nomen nudum, den wir für das Sarssche Tier beibehalten können; somit ist er auch der Entdecker. Sextons : Bezeichnung fällt nun nach dem Prioritätsgesetz fort. Es fragt sich nur noch, muß der G. campyiops als eigne Art betrachtet werden, oder ist er als Varietät von G. locusta anzusprechen? Meine Be- obachtungen unterstützen diese letzte Ansicht. Wir haben es. mit 217 einer sehr veränderlichen Varietät zu tun, der somit die Bezeichnung: Gammarus locusta (L.) var. campylops G. O. Sars gebührt. Um durch diese Ausführungen nicht nur verwirrend zu wirken, stelle ich nunmehr die bleibenden Arten und Varietäten nach ihren Kennzeichen in übersichtlicher Form zusammen. Bestimmungstabelle der in norddeutschen Flußmündungs- gebieten vorkommenden Gammariden. 1. Augen klein, rundlich, mit geringer Neigung zur Bohnenform; der Innenast des 3. Uropodenpaares von gleicher Länge wie das 1. Glied des Außenastes; geringe Bedornung beider Aste Gammarus pulex (L.). Augen langgestreckter, ausgesprochen nierenformig . . 2. Innenast des 3. Uropoden erreicht kaum !/ der Länge des 1. Gliedes des Außenastes; Augen sehr langgestreckt, nierenförmig. Seitenlappen des Kopfes vorn senkrecht abgeschnitten Gammarus marinus Leach. Innenast des 3. Uropoden fast so lang wie das 1. Glied des Außenastes; Augen nierenförmig. Seitenlappen des Kopfes vorn kurz unter der Einlenkung der 1. Antenne zu scharfer Spitze bo ausgezogen. . . . . +. . Gammarus locusta (L.) typ. Innenast des 3. Unapodlen zwischen i/, und 5/, der Länge des 1. Ghedes des Außenastes. Augen nierenformig . . . . 3. 3. Seitenlappen des Kopfes zwischen der Einlenkung der 1. und 2. Antenne nach vorn ausgezogen und mit runder bis scharfer Spitze. . . Gammarus locusta (L.) var. campylops G. O. Sars. Seitenlappen des Kopfes vorn senkrecht abgeschnitten Gammarus duebeni Lil}. Literatur. 1) Stephensen, K., On a collection of Gammarus from Randers Fjord, Den- mark. ae Medd. fra Dansk naturh. Foren. Bd. 68. p. 37. Kopen- hagen 1917. 2) Sexton, E. W., Some Brackish-water Amphipoda from the mouth of the Weser and the Elbe, and from the Baltic. Proceed. Zool. Soc. London p. 656. 1912. 3) Sars, G. O., An account of the Crustacea of Norway vol. 1. Amphipoda. p. 500. Taf. 176. Fig. 2. Kristiania 1895. 4) Walker, Alfr. O., On Gammarus campylops Leach. Ann. and Mag. Nat. Hist. ser. 8. vol. VII. p. 397. April 1911. 218 6. Zur Begriffsbildung in der Phänogenetik. Von Heinrich Prell, Tübingen. (Mit 5 Figuren.) Eingeg. 28. Dezember 1921. Von einschneidender Bedeutung fiir den Ausbau der Vererbungs- lehre war die Durchfiihrung einer scharfen begrifflichen Scheidung zwischen dem Aussehen eines Organismus und seiner Konstitution. Der überzeugenden Klarheit, mit welcher Johannsen diesen Ge- danken vertrat, ist es zu verdanken, daß er zum wissenschaftlichen Allgemeingut wurde. — Johannsen schlug vor, man möge »den statistisch, bzw. rein deskriptiv hervortretenden Typus... als Erscheinungstypus bezeichnen, oder, kurz und klar, als ,Phänotypus‘« (S. 142)!. Demgegenüber prägte er den Namen »Genotypus für den Inbegriff aller konstitu- tionellen Elemente, welche die Reaktionsnorm der Gameten, bzw. der Zygote bedingen« (S. 208). »Auf der einen Seite steht also der In- begriff aller Gene — der Genotypus, können wir sagen — als die grundlegende Konstitution des Organismus; auf der andern Seite haben wir das Milieu (die ‚Lebenslage‘) — und das oft recht ver- wickelte Zusammenspiel von Genotypus und Milieu bedingt die reali- sierten persönlichen Charaktere jedes Organismus« (S. 146).- »Die Inspektion der ‚fertigen‘ Organismen kann demnach nicht ohne weiteres aussagen, ob gefundene phänotypische Unterschiede durch Verschiedenheiten im Milieu oder im Genotypus — oder vielleicht in beiden — bedingt sind« (S. 146). »Unsre beiden Wörter ‚Phänotypus‘ und ‚Genotypus‘ sind aber nur zwei als Termini der Vererbungslehre — wie es sich gezeigt hat — recht praktisch gewählte Namen an und für sich alter Begriffe. Wir treffen ja ganz entsprechende begriffliche Unterschiede in allen Gebieten der Naturforschung; rein allgemein unterscheidet man ja doch scharf zwischen den ‚realisierten Zuständen‘ oder ,Reaktions- erfolgen‘ einerseits und dem ‚Reagierenden‘, bzw. seinen ‚Konsti- tutionsformeln‘, ,Reaktionsgesetzen‘ oder, Reaktionsnormen‘ ander- seits. So sind Eis, Wasser, Dampf verschiedene Reaktionserfolge, von demjenigen ‚Reagierenden‘, dessen Konstitutionsformel wir (durch- aus nicht erschöpfend) durch H-O-H ausdrücken. Und der populäre, generelle Name dieses Reagierenden, ‚das Wasser‘ (im weiteren Sinne), ist hier — wie so oft, aber wenig glücklich — an den gewöhnlichsten der realisierten Zustände geknüpft; dieser Zustand erhält mit Un- recht einen Rang als das ‚Normale‘ oder ,Typische‘« (S. 411). 1 Johannsen, W., Elemente der exakten Erblichkeitslehre. 2. Aufl. Jena1913. 219 Daraus ergibt sich also für die Variabilität und ihre Erblichkeit, »daß die im gegebenen Organismus realisierten Zustände (sein Phänotypus) nicht, oder jedenfalls nicht notwendigerweise, die Re- aktionsnorm des betreffenden Organismus (seinen Genotypus) be- einflussen müssen. Wir verwechseln nicht Reaktionserfolge mit Re- aktionsnorm, also auch nicht Variationen der realisierten Zustände mit dem Komplex ihrer ‚inneren‘ (genotypischen) und ‚äußeren‘ (durch. Milieufaktoren repräsentierte) Bedingungen, bzw. , Ursachen‘« (S. 412). Johannsens Nomenklatur hat sich nahezu allgemein eingebürgert. Im Laufe der Zeit hat es sich aber doch fühlbar gemacht, daß sie nur einen Teil der in Rechnung zu setzenden Begriffe berücksichtigt. Es konnten sich daher leicht Unklarheiten einschleichen, welche in Mißverständnissen über die Begrenzung der neu geschaffenen Begriffe ihren Ausdruck fanden. Die Entstehung eines jeden Organismus ist ein entwicklungs- mechanischer Vorgang. Die Ausbildung der Erscheinungsform eines Organismus, also seines Phänotypus, beruht demnach auf dem Ab- lauf eines entwicklungsmechanischen Prozesses, den man Phäno- genese nennen kann. Die Gesichtspunkte, welche bei der Analyse einer Phänogenese zu berücksichtigen sind, oder, mit andern Worten, die Begriffe, welche für eine entwicklungsgeschichtliche Eigenschafts- analyse oder Phänogenetik (Haecker) erforderlich sind, mögen nun etwas genauer betrachtet werden. Daran anschließen kann sich dann eine Auswertung der gefundenen Resultate. Ein Phänotypus ist ein bestimmter Reaktionserfolg. Diese Tat- sache zwingt ganz von selbst zu einem weiteren Ausbau des Ver- gleiches zwischen einer biologischen Reaktion und einer chemischen Reaktion. In dem von Johannsen herangezogenen Beispiel des chemischen Körpers H-O-H, den wir Wasser im weiteren Sinne nennen, kann man etwa sagen: Das »Reagierende«, nämlich das Molekül H-O-H _ besitzt die »Reaktionsnorm«, nämlich das physikalische Verhalten, unter gewissen »Reaktionsbedingungen«, nämlich einer Temperatur von > 100° C bei 760 mm Hg-Druck, einen gewissen »Reaktionser- folge, nämlich den gasförmigen Aggregatzustand, aufzuweisen. Im ganzen sind also vier verschiedene Begriffe auseinanderzu- halten, nämlich das materielle Objekt selbst, zwei immaterielle Kräfte- komplexe, welche darauf einwirken, und das materielle Resultat dieser Einwirkung. ° In entsprechender Weise ist auch biologisch zu unterscheiden zwischen einem »Reagierenden«, seiner »Reaktionsnorm«, seinen »Re- aktionsbedingungen« und dem »Reaktionsprodukte«. 220 Das Reagierende ist jeweils die Artzelle, bzw. deren charakte- ristischer Anteil, das Keimplasma oder Idioplasma. Dieses Reagierende besitzt eine gewisse Reaktionsnorm, die wir als den Genotypus bezeichnen. Genotypus ist danach also ein immaterieller Kräftekomplex, welcher an das Idioplasma gebunden ist und durch dasselbe sich manifestiert Daß auch Johannsen 2 Die begriffliche Scheidung des immateriellen Genotypus (oder Determina- tionskomplexes nach Roux) von dem materiellen Idioplasma ist von erheblichem Wert für die Frage nach der Natur der Erbfaktoren. Daß dem Vorgang der alternativen Vererbung der Mechanismus der mi- totischen Kernteilung zugrunde liegt, dürfte als gesichert anzusehen sein. Nach den hier abgeleiteten Anschauungen wäre nun zu unterscheiden zwischen der immateriellen Erbanlage (dem »Gen« Johannsens) als einer Kraft, und dem körperlichen Erb- träger als dem Substrat, an welches diese Kraft gebunden ist. Dadurch, daß der >Erbfaktore der Vererbungslehre bald mit dem einen, bald mit dem andern identifiziert wurde, mußte eine gewisse Unklarheit entstehen. Ein Erbträger ist ein kleinster Teil lebenden Protoplasmas, welcher spezifisch strukturiert ist und sowohl selbsterhaltungsfähig, als auch zur Wiedererzeugung von seinesgleichen befähigt ist. Das letztere ist deshalb besonders zu betonen, weil ja der Sprößling nicht die vom Elter überkommenen Erbträger weitergeben kann, sondern aus diesen hervorgegangene neue Erbträger, welche den ursprüng- lichen (unter normalen Verhältnissen) vollkommen gleich sind. Andert sich ein Erbträger, findet also eine Idiokinese statt, so hat auch der umgewandelte Erb- träger die Fähigkeit zur Wiedererzeugung von seinesgleichen. Morphologisch darf man vielleicht vorläufig den Erbträger mit dem Chromomer, als dem kleinsten sichtbaren oder erschlossenen Bruchteil der als Idioplasma betrachteten chro- matischen Substanz, identifizieren. Eine Erbanlage ist eine von diesem Erbträger ausgeübte Kraft. Es er- scheint selbstverständlich, daB diese Kraft sich mit den von andern Erbträgern ausgehenden Kräften zu einer Resultante vereinigt, und daß erst diese Resultante die Merkmalsentfaltung beeinflußt. Eine mehr oder weniger sichtbare Pleiotropie der Gene, eine Beeinflussung zahlreicher Merkmale durch einzelne Anlagen, ist danach also selbstverständlich. | Andert sich die chemische Natur eines Erbträgers, etwa durch eine An- lagerung oder durch eine mehr oder weniger tiefgreifende Umlagerung von Atomen oder Radikalen, so ändert sich auch die von ihm ausgeübte Kraft. Der ver- änderte Erbträger mag nun zu dem ursprünglichen in einem gewissen Kontinui- tätsverhältnis stehen; für die ausgeübten Kräfte gilt das sicher nicht. Eine etwa als Lichtfilter wirkende Lösung von mangansaurem Kali besitzt eine gewisse innere Kontinuität zu dem beim Stehenlassen daraus gebildeten übermangansauren Kali. Die optische Leistungsfähigkeit besitzt eine solche Kontinuität sicher nicht. Die Salzlösung wirkt entweder als Grünfilter (KaMnO,) oder als Rotfilter (KMnO,); die Fähigkeit, vorwiegend grünes Licht durchzulassen, ist entweder vorhanden, oder sie fehlt. Man kann hier also von einem alternativen Vorhandensein oder Fehlen einer Fähigkeit sprechen, ähnlich, wie es die Presence-Absence-Theorie (Bateson) für Erbanlagen verlangt. Danach ginge also die Presence-Absence- Theorie von Fähigkeiten aus, wäre also an die immaterielle Fassung des Erb- faktorbegriffes gebunden. Das ist vollkommen berechtigt, und es liegt keinerlei Grund vor, sie deshalb abzulehnen. Man muß sich nur darüber klar sein, daß sie bloß für die statistische Behandlung der Vererbungslehre brauchbar ist, nicht für die cytologisch-entwicklungsmechanische. Einen Versuch, das Prinzip der Presence-Absence-Theorie mit dem Kontinuitätsprinzip, das die entwicklungs- mechanische Fassung der Vererbungslehre verlangt, zu vereinigen, stellt die Grund- 221 den Genotypus als immateriell ansieht, hat er ausdriicklich in der Diskussion mit amerikanischen Forschern betont. Außerdem übt die gesamte Umwelt: auf das Idioplasma Re- aktionsbedingungen aus. Das Idioplasma befindet sich also in dem immateriellen Kraftfeld der Umwelt, und auch dieses manifestiert sich in seinen Auswirkungen durch das Idioplasma. Für die Gesamt- heit der Lebenslagefaktoren, die Realisationsnorm, welche für jeden Reaktionserfolg einen bestimmten Typus besitzt, können wir den Namen Plastotypus verwenden. Das Reaktionsprodukt ist der Organismus in seinem gege- benen Aussehen, in welchem er einen bestimmten Erscheinungstypus oder Phänotypus repräsentiert. Genotypus, Plastotypus und Phänotypus, welche sich sprachlich weitgehend gleichen, sind begrifflich nicht direkt vergleichbar. Der Phänotypus als Inbegriff der Merkmale eines Organismus stellt eine »meßbare Realitäte (Johannsen 8. 149) dar. Alles, was sich an einem gegebenen Organismus beobachten läßt, gehört somit dem Phänotypus an, gleichgültig ob es sich auf die äußere Gestalt oder auf die Morphologie der Zellen oder sogar des Kernes, wie das für Zahl und Form der Chromosomen in Betracht käme, bezieht. Für Genotypus und Plastotypus gilt das nicht, da beide der Untersuchung nicht unmittelbar zugänglich sind. Der Genotypus als Inbegriff der erblichen Anlagen ist fest mit dem Idioplasma ver- bunden, während der Plastotypus als Inbegriff der Milieufaktoren von außen her auf das Idioplasma einwirkt. Beide sind in ihrer Gesamtheit nicht zu fassen, sondern nur Unterschiede zwischen mehreren von ihnen, welche man miteinander vergleicht, lassen sich hervorheben. Jeder erschlossene Genotypus besteht also aus einem Anlagengrundstock (&)) unbekannten Umfanges und gewissen »Grund- unterschieden« (Baur) oder Genen (Erbanlagen), welche Gegenstand der Untersuchung sind. Ebenso besteht jeder Plastotypus aus einer Summe unbekannten Umfanges von Lebenslagefaktoren verschiedener Natur und gewissen bekannten Einzelfaktoren oder »Reizen«, denen besonderes Interesse zugewandt wird. Während der Dauer des Entwicklungsvorganges wirken nach dieser Auffassung auf die sich vermehrenden und spezialisierenden Artzellen fortgesetzt zwei Kräftekomplexe ein, welche je einen be- faktor-Supplement-Theorie (Plate) dar. Vielleicht ist es aber besser, hier das Schlagen einer vermittelnden Brücke zu vermeiden, weil eine solche leicht die Grenzen verwischt. Gerade die Unabhängigkeit corpusculär-cytologischer und dynamisch-statistischer Betrachtungsweise zu betonen, und bei sachlicher Scheidung ihre gegenseitige Bedingtheit im Auge zu behalten, erscheint taktisch richtiger. 222 stimmten Typus für die einzelne entwickelte Zelle, und somit auch für die Gesamtheit der Zellen im vielzelligen Organismus, besitzen. Man kann den phänogenetischen Entwicklungsvorgang demnach in Gestalt eines Parallelogrammes der Kräfte schematisch zur Dar- stellung bringen (Fig. 1). Dabei empfiehlt es sich nur, für den fertigen Organismus als Träger des Phänotypus eine kurze Bezeichnung zu verwenden, als welche »Phänont« (also etwa »Erscheinungswesen«) dienen mag. Die graphische Darstellung für die Entstehung von Phänonten gibt nun eine bequeme Unterlage zur Ableitung der verschiedenen Fig. 2. G = Genotypus; P = Plastotypus; Ph = Phänont oder Träger des Phänotypus; Zahlen als Indices bezeichnen die Verschiedenheit der betreffenden Genotypen, Plastotypen oder Phänonten. Fig. 1. Schema zur Darstellung der Abhängigkeit des Phänotypus von der Aus- wirkung des Genotypus und des Plastotypus. Fig.2. Schema für die Entstehung von Vertretern des gleichen Phänotypus durch das Zusammenwirken ungleicher Genotypen mit ungleichen Plastotypen. Fig. 3. Schema für die Entstehung von phänotypisch verschiedenen Vertretern des gleichen Biotypus durch das Zusammenwirken gleicher Genotypen mit un- gleichen Plastotypen. Arten von morphologischer Differenzierung. Auf diese Weise gelangt man zu einer Gruppierung gegebener Phänonten auf Grund von Übereinstimmungen bei ihrer Phänogenese. Den gleichen Phänotypus (Johannsen) repräsentieren alle Phänonten, welche das gleiche — oder doch ein in gewisser Be- ziehung oder innerhalb gewisser Grenzen übereinstimmendes — Aus- sehen besitzen (Fig. 2). Sie können dabei genotypisch und plastotypisch 223 ganz verschieden sein. Hin jugendlicher Schimmel und ein alter Rappe zeigen so den gleichen Phänotypus der unreinen Schwarzfärbung, obwohl sie strukturell verschieden sind und das ungleiche Alter sie in verschiedene Lebenslagen verweist. Den gleichen Biotypus (Johannsen) repräsentieren alle Phä- nonten, welche den gleichen — oder besser vielleicht, soweit wir es er- mitteln können, gleichen — Genotypusbesitzen (Fig.3). Sie können natur- gemäß äußerlich ganz verschieden sein, da sie plastotypisch verschieden Fie. 5. + | i | | ! i | | | / \ WV tO Ph, Ph Fig. 4. Schema fiir die Entstehung von phänotypisch verschiedenen Vertretern des gleichen Pleotypus durch das Zusammenwirken ungleicher Genotypen mit gleichen Plastotypen. Fig.5. Schema für die Entstehung von phänotypisch gleichen Vertretern des gleichen Morphotypus durch Zusammenwirken gleicher Genotypen mit gleichen Plastotypen. sein können. Als Beispiel sei der Biotypus » Primula sinensis rubra« genannt, der bei 20° C rot, bei 30° C weißblühend ist. Als weiteres Beispiel diene der Biotypus »Schwalbenschwanz«, der als Ei, Raupe, Puppe und Falter auftreten kann. Den gleichen Pleotypus repräsentieren alle die Phänonten welche den gleichen — oder wenigstens, soweit wir es ermitteln . können oder berücksichtigen wollen, gleichen — Plastotypus besitzen (Fig. 4). Auch sie können naturgemäß äußerlich recht verschieden sein, da sie genotypisch verschieden sein können. Als Beispiel sei auf den Pleotypus »Primula sinensis bei 30° C« hingewiesen, welcher eine einheitliche weiße Blütenfarbe besitzt; die in Betracht kommenden Genotypen können aber insofern verschieden sein, als ein Teil der- selben für den Pleotypus » Primula sinensis bei 20° C« weiße, ein Teil rote Blütenfärbung bedingt. Ebenso darf hier der entwicklungs- geschichtliche Pleotypus »Raupe« genannt werden, der bei genotypisch verschiedenen Faltern in mehr oder weniger verschiedener Form wiederkehrt. 3 Solche verschiedene Erscheinungsformen des gleichen Biotypus bezeichnet man zweckmäßig mit Delpino als »Pleonten« dieses Biotypus. 224 Ob es erforderlich ist, für Phänonten, welche genotypisch und plastotypisch gleich sind, welche also gleichzeitig denselben Phäno- typus, Biotypus und Pleotypus repräsentieren, eine besondere Be- nennung anzuwenden, sie etwa als Repräsentanten des gleichen Mor- photypus zu bezeichnen, mag dahingestellt bleiben (Fig. 5). Vielleicht ist die hier vorgeschlagene Erweiterung der Jo- hannsenschen Nomenklatur geeignet, die Mißverständnisse zu ver- hindern, welche immer wieder vorkommen, und welche durch un- richtige Verwendung von Johannsenschen Bezeichnungen bedingt werden‘. Insbesondere sollte die Verwendung des Begriffes Geno- typus für Individuen, der man oft begegnet, grundsätzlich vermieden werden. Die Frage schließlich, ob es auf die Dauer überhaupt zweck- mäßig sein wird, Er ali oies und Lebenslagenkomplex ebenso als »Typen« (Genotypus, Plastotypus) zu bezeichnen, wie die Erscheinungs- formen selbst (Phänotypus, Biotypus usw.), oder ob man nicht lieber von »Normen« (Reaktionsnorm, Realisationsnorm) sprechen soll, ist nur von formeller, nicht aber von sachlicher Bedeutung. Wiinschens- wert dürfte es nur sein, gab beide- Faktorenkomplexe gleichartig benannt werden. 4 Der Notwendigkeit, eine Erweiterung der Johannsenschen Nomenklatur vorzunehmen, hat bereits Siemens Rechnung zu tragen versucht, (Siemens, H. W., Die biologischen Grundlagen der Rassenhygiene und der Bevölkerungspolitik. München 1917). Siemens bezeichnet den Johannsenschen Phänotypus als »Er- scheinungsbild, bestehend aus erbbildlichen (d.h. erbbildlich [idiotypisch]' bedingten) Eigenschaften und nebenbildlichen (paratypischen) Eigenschaften (S. 46)<. Dabei versteht er unter Idiotypus das »Erbbild; die erbliche Beschaffen- heit eines Lebewesens oder einer Gruppe« (S. 80), also, wie er auch an andrer Stelle ausdrücklich betont, genau dasselbe, was Johannsen als Genotypus be- zeichnete; über die Zweckmäßigkeit dieser Umbenennung kann man verschiedener Meinung sein. Seinen Paratypus definiert Siemens als das »Nebenbild; die nicht erbliche Beschaffenheit eines Lebewesens« (S. 80). Diese Nomenklatur ist nicht klar. Insbesondere ist die ihr zugrunde liegende Unterscheidung der Eigen- schaften oder Merkmale in »erbbildlich bedingte (und folglich »erbliche«) und nebenbildliche (paratypische, nicht erbliche) Eigenschaften« (S. 46) grundsätzlich abzulehnen. Eigenschaften, die nicht erbbildlich bedingt sind, gibt es überhaupt nicht, da jede Eigenschaft letzten Endes als Realisationserscheinung einer erblichen Reaktionsnorm anzusehen ist. Nur die Eigenschaften mehrerer Organismen können sich beim Vergleich als genotypisch oder plastotypisch verschieden erweisen, also den Charakter von Genovarianten oder von Plastovarianten besitzen. Erst durch Baur hat der Begriff des Paratypus eine einwandfreie Fassung erhalten und ist dabei ähnlich wie der Begriff des Plastotypus umgrenzt worden (Baur- Fischer-Lenz, Grundriß der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene. München 1921). Ich habe es vorgezogen, meine schon in mehreren Arbeiten an- gewandte Nomenklatur, welche keinerlei Mißverständnisse zuläßt, auch hier bei- zubelialten, zumal aus verschiedenen Gründen eine Ausgestaltung der Definition für Paratypus wohl unvermeidlich ist. Bu er ee en net 225 7. Zur Phylogenie von Psithyrus. Von Otto Gaschott. (Aus dem Zoologischen Institut Wiirzburg.) (Mit 9 Figuren.) Eingeg. 15. Februar 1922. Man hat nie daran gezweifelt, daß die echten Hummeln der Gattung Bombus und die Schmarotzerhummeln der Gattung Psithyrus in einem engen verwandtschaftlichen Verhältnis stehen. Ebenso kann es auch als feststehend betrachtet werden, daß der schmarotzende Psithyrus aus dem sozial lebenden Bombus hervorgegangen ist und nicht etwa umgekehrt. Dafür spricht ja gerade einmal der Umstand, daß Psithyrus ein Schmarotzer, besser vielleicht ein Commensale ist. Fraglich dagegen ist, wo wir Psithyrus an Bombus anzuknüpfen haben und ferner wo und wie die Abspaltung vor sich gegangen sein könnte. H. Friese und F. von Wagner (1910) haben einen Stamm- baum der in Mitteleuropa lebenden Bombus-Arten aufgestellt. Sie hätten dies wohl nicht getan, wenn sie nicht der Ansicht gewesen wären, daß bei uns Vertreter so ziemlich aller Gruppen der Gattung Bombus vorhanden wären. Neuerdings hat nun E. Krüger (1920) gegen die Eingliederung verschiedener Arten an diesem Stammbaum beachtenswerte Einwände erhoben und eine bedeutend kompliziertere Verwandtschaftstabelle aufgestellt. Doch hat sich gerade in dem gegenseitigen Verhältnis der im folgenden untersuchten Arten eigent- lich nichts geändert. Es kann sich ja nicht darum handeln, die heute lebenden Psöthyrus-Arten auf eine der heute lebenden Bombus- Arten, die sich ja doch dauernd weiter verändert haben, zurückzuführen, sondern nur darum, ungefähr den Ort am Bombus-Stammbaum zu finden, aus dem der Zweig Psithyrus hervorgegangen ist. Es fragt sich nun aber zunächst, ob wir annehmen dürfen, daß Psithyrus monophyletisch aus Bombus entstanden ist oder nicht vielleicht doch polyphyletisch. Im letzteren Falle wäre wohl zu erwarten, daß die schmarotzenden Psithyri aus den Bombus-Arten, bei denen sie schmarotzen, hervorgegangen sind. Zur Klärung dieser Frage habe ich auf Anregung von Herrn Prof. Dr. Schleip die männlichen Copulationsorgane von vier unsrer Bombus-Arten sowie den vier bei ihnen lebenden Psithyrus-Arten einer vergleichenden morphologischen Untersuchung unterzogen. Von der Annahme ausgehend, daß diese doch so formkonstanten Organe bei den nächst verwandten Arten sich am ähnlichsten sein müssen, was ja auch z. B. von Krüger (1920) mit Nachdruck verfochten wird, müßten mindestens die Grund- zuge der Formgestaltung in der abgeleiteten Form noch zu erkennen Zool. Anzeiger. Bd. LIV. - 15 226 sein. Die untersuchten Wirts- und Schmarotzerhummeln sind fol- gende: B. terrestris L.—Ps. vestalis F.; B. lapidarius L.—Ps. ru- pestris F.; B. agrorum F.—Ps. campestris P.; B. hortorum L.—Ps. barbutellus Kirby. Diese Auswahl erfolgte nach H. Friese und F. v. Wagner (Zoologische Studien an Hummeln). Mein Material an Ps. vestalis und barbutellus verdanke ich Herrn Geheimrat Leh- mann (Würzburg). Eine ins einzelne gehende Beschreibung der Copulationsor- gane der angeführten Arten kann ich mir wohl unter Hinweis auf die Figuren und die von Hoffer (1882/88) und neuerdings von Krüger für Bombus gegebenen Beschreibungen schenken und gleich zu einer Vergleichung übergehen. Zur Bezeichnung habe ich eine Kombination der Nomenklatur von Zander (1900) und Hoffer- Schmiedeknecht verwendet, so zwar, daß die Bezeichnungen Zan- ders: Cardo (C), Valvae externae, Valvae internae und Penis blieben, an den V. externae aber weiter Stipes (Stip), Squama Higa Fig. 2. Spath Sag Copulationsorgane von B, terrestris (Fig. 1) und Ps. vestalis (Fig. 2). (Squ) und Lacinia (Lac) und am Penis Sagittae (Sag) und Spatha (Spath) unterschieden wurden. Meine Figuren weichen von denen von Hoffer (1882/88), Schmiedeknecht (1882/84) und Krüger besonders dadurch ab, daß sie die Art der Behaarung be- rücksichtigen. Größere Unterschiede ergaben sich gegenüber den genannten Autoren in der Formgestalt der einzelnen Teile nur bei Psithyrus campestris und barbutellus. Es scheint daraus hervorzu- gehen, daß bei Ps. barbutellus mindestens die Form der Squama ziemlich stark schwankt. So ist der schon von Schenk (1859) be- 227 schriebene Zahn der Squama bei meinen Präparaten deutlich aus- gebildet (siehe Figur), bei Schmiedeknecht ist er nur angedeutet, bei Hoffer fehlt er ganz. Eine nähere Ähnlichkeit in den Copula- tionsorganen von Wirts- und Schmarotzerhummeln wurde in keinem Falle festgestellt. Die Unterschiede sind überall ganz erheblich, am stärksten wohl zwischen B. terrestris und Ps. vestalis. Bei B. terrestris sind die Sagitten breite Bänder, die die Penisseiten decken, Squama und Lacinia sind unbedeutend und kaum über den Stipes hinaus verlängert, die Chitinhaare sind kurz und einfach, bei Ps. vestalis dagegen ist das ganze Organ schon viel kleiner und schlanker ge- baut, die Sagitten sind Stäbe, die Lacinia überragt den Stipes um gut die Hälfte, und die Ohitinhaare sind lang und meist stark ge- fiedert. Bei den 3 andern Bombus-Arten sind die Sagitten ebenso wie bei Psithyrus Stäbe, keine Bänder. In der Formgestaltung weichen sie aber auch durchaus von den bei ihnen lebenden Psethyrus- Fig. 3. Fig. 4. Spath À Stip Fig.3 u. 4 Copulationsorgane von Bombus lapidarius und Psithyrus rupestris. Arten ab. Was den schon lange beschriebenen durchgehenden Unterschied zwischen Oopulationsorganen von Bombus und Psithyrus betrifft, daß nämlich Squama und Lacinia bei Psithyrus »häutig und von heller Farbe«, bei Bombus dagegen »dunkelbraun und hornig« sind, so beruht dieser Unterschied eben nur darauf, daß bei Psithyrus Squama und Lacinia übereinstimmend als dünne Chitinplatten aus- gebildet sind. Ein weiterer durchgehender Unterschied dürfte der sein, daß, wie Zander nachgewiesen hat, die V. internae sich bei bombus auf der Innenseite des Stipes noch als kleine Chitinver- dickungen zeigen, während sie nach meinem Befund bei Psithyrus ganz verschwunden sind, zugleich ein Beweis für das höhere phylo- 15* 228 genetische Alter von Bombus. Denn auch die Gattung Anthophora, aus der sich ja Bombus wahrscheinlich entwickelt hat, besitzt nach Zander rudimentäre V. internae. Die Vergleichung ergab aber nicht nur, daß zwischen den zusammenlebenden Arten keine weiter- gehende iaia besteht, sondern auch, daß die Ähnlichkeit zwischen den verschiedenen Pathe eta oo unterein- ander viel größer ist, nicht nur wie zwischen einem Psithyrus und einem Bombus, sondern auch wie bei den verschiedenen Bombus- Arten, was man wohl als Beweis fiir die monophyletische Abstam- mung von Psithyrus betrachten kann. Die vorhin bei Psithyrus vestalis erwähnten gefiederten Chitinhaare finden sich bei den Copu- Fig. 5. Sag Fig. 6. Spath i Sg Spath VEE Sy Ni SH hi WZ Fig. 5 u. 6. Copulationsorgane von Bombus agrorum und Psithyrus campestris. lationsorganen von Psethyrus durchgehend, bei den der untersuchten Bombus-Arten jedoch nur bei B. agrorum. Der Stellung im Stamm- baum entsprechend ist das Copulationsorgan von B. terrestris am einfachsten, das von B. hortorwm am kompliziertesten gebaut. Nach Feststellung der monophyletischen Abstammung von Pseihyrus würde es sich also jetzt um den Anknüpfungspunkt am Stammbaum handeln. Perez (1879/88) hat einmal die Theorie aufgestellt, die europäischen Schmarotzerhummeln seien aus einer Form hervorgegangen, die sich von B. mastrucatus Gerst. abgezweigt habe. Er stützt sich dabei auf die große Ahnlichkeit, die in der Behaarung zwischen B. mastru- catus und Ps. rupestris besteht. Beide sind ziemlich struppig und verhältnismäßig schwach behaart. Nun ist B. mastrucatus auf dem Bombus-Stammbaum schon von Grund auf als eigner Ast angegeben, und es wäre sehr schön, wenn man hier die Psithyrus-Arten als Fortsetzung anschließen könnte. Auch bei Krüger steht 5. mastru- catus dem Ur-Bombus sehr nahe. Die Isolierung von B. mastrucatus 229 bei H. Friese und F. v. Wagner rührt aber wohl in der Haupt- sache daher, daß diese Art durch ihre stark gezähnte Mandibel von allen andern Bombus-Arten abweicht. Wenn man wirklich der Mandibel eine solche Bedeutung beilegt, so muß man verlangen, daß der Abkömmling von B. mastrucatus der Ur-Psithyrus und dessen Abkömmlinge dieses Merkmal womöglich noch verstärkt, mindestens jedoch noch erkennbar besitzen. Dies ist nicht der Fall. Ps. ru- Fig. 8. Spath Sag Fig. 7 u. 8. Copulationsorgane von Bombus hortorum und Psityrus barbutellus. pestris besitzt fast genau dieselbe Mandibel wie z. B. Bombus lapi- darius, und B. mastrucatus kann danach für die Abstammung von Psithyrus wohl kaum in Betracht kommen. Krüger legt der Zäh- nung der Mandibel nicht mehr den Wert bei wie H. Friese und F.v. Wagner. Auch die Copulationsorgane geben keinerlei Anhalt für die von Perez verfochtene Ableitung. Schließlich darf man wohl in Betracht ziehen, daß B. mastrucatus so ziemlich die am wenigsten variierende Bombus-Art ist. Ferner scheiden für die Ps- thyrus-Ableitung natürlich die höchst entwickelten Bombus-Arten der Hortorum-Gruppe aus, deren Copulationsapparate ja viel zu kompli- ziert gebaut sind. Zu erwarten ist, daß Psithyrus auf eine Bombus- Art mit einfacher, aber gut entwickelter Squama und Lacinia zurück- geht. Wenn man nun daraufhin die Copulationsapparate der Hummeln durchmustert, so ist man erstaunt, in B. mendax (Fig. 9) eine Art zu finden, deren Copulationsapparat nicht nur dieser Bedingung entspricht, sondern in den Formen von Squama und Lacinia sogar eine überraschende Ähnlichkeit mit dem Psithyrus-Schema, dem Ps. vestalis und Ps. barbutellus wohl am nächsten stehen, während sich 230 Ps. rupestris und Ps. campestris nach entgegengesetzten Richtungen davon ableiten, besitzt. Die Ähnlichkeit wird noch dadurch ge- steigert, daß die Lacinia bei B. mendax wie bei Psithyrus eine dünne durchsichtige Chitinplatte darstellt, die auf ihrer Außenseite mit kräftigen Fiederhaaren besetzt ist. Fiederhaare finden wir ja aller- dings auch bei andern Bombus-Arten z. B. in der Agrorum-Gruppe und bei dem von Krüger aus dieser Gruppe entfernten B. hypnorum. Jedenfalls muß man bei einer Vergleichung der Copulationsapparate zu dem Schluß kommen, daß die Psithyrus-Entstehung aus Bombus in der Nähe von B. mendax erfolgt sein muß. Krüger stellt B. mendax in seiner Verwandtschaftstabelle übrigens ganz ab- seits. Natürlich müssen auch alle andern Körperteile von Psithyrus einer verglei- chenden Untersuchung unterzogen werden, bevor man daran denken kann, ein ab- schließendes Urteil zu fällen. Weitere Untersuchungen in dieser Richtung behalte ich mir vor. Zur Aufklärung der Frage, wie die Psithyrus-Arten als Schmarotzer entstanden Fio VER sind, wurde schon von Scholz (1913) auf ig.9. Copulationsorgan von 7 L be das Vorkommen von Mischnestern bei den Hummeln verwiesen. Es finden sich ° manchmal Hummelnester, in denen auch einzelne Tiere einer andern Art als geduldete Mitbewohner vorkommen. Man glaubt, daß diese durch irgendein Unglück ihr eignes Nest verloren und dann ein in der Nähe gelegenes, ganz gleich welcher Art, aufgesucht haben und dort auch nach anfänglichen Mißhandlungen schließlich seduldet werden. Zuweilen finden sich sogar dreierlei Arten in einem Nest. Diese Mischnester zeigen jedenfalls einen Weg. Um noch weiter zu kommen, darf man vielleicht folgende Punkte berück- sichtigen: 1) Man nimmt an, daß die Bombus-Arten aus den solitären Pelzbienen der Gattung Anthophora hervorgegangen sind. 2) Als den Herd der Entstehung betrachtet man, gestützt auf das dichte Pelzkleid der Hummel, die kälteren Gebiete der gemäßigten Zone, wahrscheinlich Nordasien. 3) Es gibt heute noch Hummeln, bei denen Arbeiterinnen, wenn überhaupt, nur in ganz geringer Zahl auftreten. Es sind dies die hochnordischen Arten B. hyperboreus und B. kirbyellus. Es steht allerdings nicht fest, ob diese Arten erst im Übergang zur sozialen 231 Lebenweise begriffen oder ob sie durch ihr Vordringen nach Norden wieder zur solitären Lebensweise zurückzukehren gezwungen sind. Nach dem eben Gesagten könnte man vielleicht annehmen, daß eine nordische Hummelart, die sich noch nicht zur sozialen Lebens- weise entwickelt hatte, nach Süden in das Gebiet einer sozialen Art vorgedrungen ist und mit dieser, durch irgendwelche Verhältnisse be- einfluBt, Mischnester gebildet hat. Daraus wären dann die Schmarotzer- hummeln hervorgegangen. Natürlich ist aber auch der andre Fall denkbar, daß Psithyrus als soziale Art Arbeiterinnen besessen, aber diese durch seinen Übergang zum Schmarotzertum wieder einge- büßt hat. Literaturverzeichnis. 1) Friese, H., Die Schmarotzerbienen und ihre Wirte. Zoolog. Jb. Bd.3. Syst. 1888. iy 2) —— und F.v. Wagner, Uber die Hummeln als Zeugen natürlicher Formen- bildung. Supplement 7 der Zoolog. Jb. Jena 1904. Zoologische Studien an Hummeln. Zoolog. Jb., Abt. f. Syst. Bd. 29. Jena 1910. 4) Hoffer, E, Die Hummeln Steiermarks. I. und II. Hälfte. Graz 1882 bis 1883. 5) —— Die Schmarotzerhummeln Steiermarks. Mitt. des naturw. Ver. f. Steier- mark. Jg. 1888. 6) Krüger, E., Beiträge zur Systematik und Morphologie der mitteleuropä- ischen Hummeln. Zoolog. Jb. Bd. 42, Abt. f. Syst. 1920. 7) Pérez, I, Contribution à la faune des apiaires de France. Bordeaux 1879—88. 8) Schenk, A., Die nassauischen Bienen. Jb. d. Ver. f. Naturk. im Herzog- tum Nassau 14. Heft 1859. 9) Schmiedeknecht, O., Apidae europeae. Gumperda und Berlin. 1882—84. 0) —— Die Hymenopteren Mitteleuropas. Jena 1907. 1) Scholz, Ed. I. R., Bienen und Wespen. Leipzig 1913. 2) Strohl, I, Die Copulationsanhänge der solitären Apiden und die Artent- stehung durch phys. Isolierung. Zoolog. Jb. Bd. 26. Abt. f. Syst. 1908. 13) Zander, E., Beiträge zur Morphologie der männl. Geschlechtsanhänge der Hymenopteren. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. Bd. 67. Leipzig: 1900. 2) Da 8. Beitrag zur Kennzeichnung der holometabolen (heteromorphen) Insektenlarven. Von Frits van Emden. (Mit 3 Figuren.) Eingeg. 2. Februar 1922. Obwohl der Praktiker stets mühelos die Larven höherer Insekten von niederen Insekten und deren Larven unterscheiden wird, scheint es mir doch nicht nutzlos, die habituellen Merkmale durch morpho- logische Charaktere zu stützen. — Die vorliegenden Angaben sind ‘als vorläufige Mitteilungen aus einer Arbeit zu bewerten, mit der ich mich in nächster Zeit nur wenig beschäftigen kann. 232 In der Systematik hat der Begriff der Holometabolen — haupt- sächlich angesichts der Metamorphose der Aleurodiden und männ- lichen Cocciden — an Bedeutung verloren. Ohne über die Berech- tigung desselben für die Insektensystematik im ganzen ein Urteil abgeben zu wollen, glaube ich ihn für die Systematisierung der Larven beibehalten zu müssen, um die Gruppe von Larven abzu- grenzen, die sich durch Larvenorgane (über den Besitz von Tracheen- kiemen hinaus) von den Imagines beträchtlich unterscheidet. — Sekundär können natürlich Imagines der verschiedensten Gruppen ihnen durch weitgehende Reduktionen (gewisse Rhynchoten, Mallo- phagen, Siphunculata) oder Beibehaltung von Larveneigenschaften im geschlechtsreifen Zustand (gewisse Psychiden- und Lampyriden- weibchen) ähnlich werden. Dadurch wird die Aufstellung einer Bestimmungstabelle erschwert, die systematische Bedeutung der Merkmale aber kaum verringert, da ja bei den reduzierten oder den neotenischen Formen mehr oder weniger nahe Verwandte ursprüng- lichere Verhältnisse aufweisen. Besonders interessant ist die Ahn- . lichkeit zwischen den entognathen Apterygoten — im Gegensatz zu den durchaus den niederen Insekten ähnlichen ectognathen Aptery- goten — und den Holometabolenlarven. Bei den Holometabolenlarven sind: die Sehorgane an den Seiten des Kopfes gelegene Ocellen, nie Facettenaugen. — Es gibt jedoch unter den Holo- metabolenlarven blinde Formen, ebenso wie unter den übrigen Insekten. Es treten ferner Tiere mit gehäuften Ocellen darunter auf (bei Panorpa etwa 17 Ocellen jederseits). Anderseits gibt es in den verschiedensten Ordnungen Imagines und Larven mit zurück- gebildeten Augen, die dann mehr oder weniger ocellenartig erscheinen (gewisse Rhynchota, Siphunculata, Mallophaga. — Apterygota ento- gnatha) ; die Mundteile nie in ihrer Gesamtheit zu einem Saug- apparat vereinigt, doch können Mandibel und Maxille jeder Seite einen Saugapparat bilden (Neuroptera planipennia) oder die | Mandibeln von einem Saugkanal durchzogen sein (manche Coleoptera); die drei Thoracalsegmente völlig frei von Flügelspuren. Das ist jedoch auch bei jüngeren Larven niederer Insekten und bei flügellosen Insekten der Fall; ; die drei gegliederten Brustbeinpaare an den drei ersten! Rumpfsegmenten inseriert und bestehen im Höchstfalle 1 Gegenüber gewissen Diplopodenlarven, bei denen sie unter Auslassung eines Segmentes auf die vier ersten Rumpfsegmente verteilt sind. 233 aus 5 Gliedern: Coxa, Trochanter, Femur, Tibia und 1- gliedrigem Tarsus sowie einer oder zwei Klauen. — Die Brustbeine können mehr oder weniger reduziert sein und sogar völlig fehlen, doch enthalten sie nie mehr Glieder. Wenn eine Klaue vorhanden ist, können noch zwei Nebenklauen auftreten. Bei den übrigen Insekten sind stets drei gegliederte Beinpaare vorhanden, abgesehen von Cocciden-Weibchen und einigen larvenartigen ento- parasitischen Weibchen (Stylopiden). Drei Beinpaare sind außerdem bei den auch sonst den Insektenlarven ähnlichen Diplopoden- und Pauropodenlarven zunächst sichtbar. Fünfgliedrige Beine besitzen ferner viele A. entognatha, gewisse Mallophagen und Anopluren sowie gewisse Rhynchota. von denen letztere durch die Mundbildung oder — Sexuales von Aphiden, mit verkümmerten Mundteilen — durch entwickelte äußere und innere Geschlechtsorgane leicht abzugliedern Fig. 2. Fig. 1. Coxa KR) a de . Seta ambulatoria. Tarsus lrochanter 4 fo FeImur Tarsus Fig. 1. Wenig entwickeltes Larvenbein von Agrotis oculta, larva. Fig.2. Hochentwickeltes Larvenbein von Osmylus fulvicephalus, larva. sind. Die A. entognatha können durch die Entwicklung ihrer Ab- dominalextremitäten — die bei Holometabolenlarven entdeckten Rudi- mente treten nur an den Seiten des ersten Segmentes auf und sind nur schwer nachweisbar — und die Mallophagen durch die eigen- tümlichen paarigen, ovalen Drüsen der Unterlippe sowie Ectopara- sitismus an Vögeln und Säugetieren abgetrennt werden, der unter den Holometabolenlarven nur von Platypsyllus bekannt ist. — Das Bein einer Holometabolenlarve zeigt entweder sehr gleichartige, nur 2 Ulmer schreibt den Trichopterenlarven 6-gliedrige Beine zu. Als 6. Glied sieht er die »Stützplättchen« an, die an die Coxa angrenzen. Ich halte es für zweifelhaft, ob diese Gebilde tatsächlich einem Beinglied zu homologisieren sind und habe derartige Gebilde auch bei Coleopterenlarven gefunden. Unter allen Umständen wären sie, wenn überhaupt als Glied, als subcoxales Glied zu deuten. 204 an Größe etwas verschiedene Glieder (Fig. 1), oder es ist — bei hoher Entwicklung (Fig. 2) — die Coxa ein konisches, oft außen eine Schenkelfurche tragendes, mehr oder weniger schrig nach innen gerichtetes Glied, an dem der an der Spitze schräg von oben nach unten abgestutzte, ziemlich kurze Trochanter ansetzt, der die Biegung nach außen? mit längerer Unter- und kürzerer Oberseite bewirkt. Unten trägt er häufig eine sehr lange, dünne Borste, die Seta am- bulatoria Schiödtes. Der Femur ist hauptsächlich nach außen gerichtet, meist etwas dicker als Tibia und Tarsus, letztere beiden sind, wenn voll ausgebildet, einander sehr ähnlich. Besonders die Tibia weicht dadurch sehr von der vieler Larven niederer Insekten (Fig. 3) und von der der Holometabolenimagines ab; mehr als vier auf das Ce, dritte beintragende (Meta- thorax-) Segment folgende Leibesringe vorhanden, meist 10, öfters 8 oder 9. Bei den ebenfalls 6beinigen, auch im iib- rigen den Holometabolenlarven ähnelnden Larven der Pauro- und Fig. 3. Wenig entwickeltes Imaginalbein Diplopoden sind nur 2 bzw. 4 auf einer 3,9 mm großen Larve von Cimex die beintragenden Segmente fol- lectulartus. i i i gende Leibesringe beschrieben; héchstens am ersten Abdominalsegment jederseits eine nicht gliedmaßenförmige Extremitätenspur und am 9. Seg- ment 2 Cerci sowie auf der Bauchseite verschiedener Seg- mente oft Kriechwiilste oder mehr oder weniger fleischige Nachschieber vorhanden, nie die Fußstummel, Ventralsäcke, Griffel, Hamuli, Ventraltuben oder Springgabeln der .entognathen Apterygoten ausgebildet; äußere Geschlechtsorgane natürlich nie, die inneren nur in der Anlage wahrnehmbar. — Hierdurch werden die Sexuales gewisser Aphidoidea mit reduziertem Saugrüssel und ferner neotenische Formen (z. B. Psychiden-Q) abgetrennt. Kurz zusammengefaßt würde das oben Gesagte sich folgender- maßen darstellen als Charakteristik der Holometabolenlarven: Die Thoracalbeine fehlen oder sind aus höchstens 5 Gliedern und 1(3) oder 2 Klauen zusammengesetzt. Auf das letzte beintragende Segment folgen mehr als vier 3 Es ist das zweifellos eine morphologische Folge dessen, daß das dem Trochanter vorausgehende Hüftgelenk — wie Börner mehrfach hervorhob — das proxi- malste Gelenk mit sagittaler (im Verhältnis zum Bein) Rotationsebene darstellt. u u PST A TTT Sa SE PRE) D: 235 weitere Segmente. Die ersten Abdominalsegmente, abge- sehen von mehr oder weniger fleischigen Nachschiebern ohne Extremitätenstummel. Mundteile nie in ihrer Ge- samtheit zu einem Saugorgan umgestaltet. Facettenaugen und Flügelanlagen fehlen stets. Die Sehorgane sind seit- liche Ocellen oder fehlen. Äußere Geschlechtsorgane nicht, innere nur in der Anlage vorhanden. Die Tiere leben fast nie ectoparasitisch an Säugetieren und Vögeln, wenn wohl, fehlen ihnen (und wohl überhaupt allen Holo- metabolenlarven) 2 größere, paarige ovale Drüsen an der Unterlippe. Die wenigen skizzenhaften Notizen, die ich augenblicklich über die Kennzeichen der Holometabolenlarven zu geben vermag, er- heischen noch vielfache Nachprüfung im einzelnen und werden ge- wiß verschiedentlich abgeändert und ergänzt werden müssen, bis sie eine endgültige Fassung erhalten können. Dennoch wage ich es, die ursprünglich nur zur eignen Information zusammengetragenen Notizen der Öffentlichkeit zu übergeben, da die aufgeführten Tat- sachen allgemein wenig bekannt zu sein scheinen, und da nach ihrer Veröffentlichung auch andre Forscher an ihrer Ergänzung mit- arbeiten dürften. 9. Die normale und regenerative Entwicklung des Copulationsapparates paludicoler Tricladen. Von Roman Kenk. Eingeg. 18. Februar 1922. Die Untersuchung, über deren Ergebnisse ich hier nur kurz berichten will, da sie später an andrer Stelle ausführlich mitgeteilt werden, wurde in den Jahren 1919—1921 im Zoologisch-zootomischen Institut der Universität in Graz ausgeführt. Untersuchungsobjekte waren Planaria polychroa O. Schmidt, Polycelis nigra Ehrenberg und Polye. cornuta (Johnson), alle drei aus der Grazer Umgebung. Zu den Regenerationsversuchen verwendete ich gewöhnlich frisch gefangene, geschlechsreife Individuen. Den Tieren wurde durch einen Schnitt in der Höhe der Mundöffnung das Hinterende mit dem Copulations- apparat entfernt; seine vollständige Neubildung dauerte 30—70 Tage. Parallel mit dieser Untersuchung studierte ich die normale Entwick- lung des Copulationsapparates an jungen Individuen. Vor allem konnte ich bei allen drei Arten feststellen, daß die Entwicklung und die Regeneration des Copulationsapparates in ganz gleicher Weise vor sich gehen. Diese bis in die Einzelheiten ver- folgbare Ubereinstimmung ist schon wiederholt vermutet und behauptet, 236 aber doch eben mehr behauptet als bis ins einzelne nachgewiesen worden. In dem einen wie in dem andern Falle besteht die erste Anlage . des Begattungsapparates in einer soliden Zellanhäufung, die isoliert und unscharf abgegrenzt im Mesenchym hinter der Pharyngealtasche gelegen ist, rasch an Größe zunimmt und sich dabei in die Dänge streckt. Aus ihr bilden sich die einzelnen Teile des Copulations- apparates durch Auseinanderrücken der Zellen unter gleichzeitiger Differenzierung des vorher indifferenten Zellmaterials. Als erste Höhlung erscheint das Atrium genitale, selbständig, ohne Ver- bindung mit der Außenwelt. Es hat zunächst die Form eines mehr oder weniger langgestreckten Hohlraumes und nimmt rasch an Weite zu, und zwar so, daß eine mittlere Zone, die künftige Ringfalte zwischen dem Atr. gen. commune und dem Atr. gen. masculinum, an dieser Erweiterung nicht in gleichem Maße teilnimmt. Diese Ring- falte erscheint auf diesem Stadium auch bei Plan. polychroa, einer Form, die im geschlechtsreifen Zustand ein einheitliches Atrium besitzt. Im Anschluß an das Atr. commune entsteht das Lumen des » Uterusstieles« und von diesem aus die Uterushöhle. Inzwischen ist am vorderen Ende der Atriumanlage ein in deren Höhlung vorspringender solider Zapfen aufgetreten, der durch Größen- wachstum und wohl auch durch die zunehmende Ausbreitung des Atriums nach vorn immer deutlicher wird, die Anlage der Penis- papille. Im künftigen Bulbusteil des Penis entsteht die Vesicula seminalis als selbständige Aushöhlung; von ihr geht die Bildung des Ductus ejaculatorius aus. Auf einem weiteren Stadium bricht der Genitalporus durch. Der vom Atrium getrennte Raum mit eignem Porus, in den bei Polycelis cornuta die »muskulösen Drüsenorgane« münden, entsteht als selbständige Höhle hinter der Atriumanlage und gewinnt erst später die Kommunikation mit der Außenwelt. Zuletzt differenzieren sich die »muskulösen Drüsenorgane« der beiden Polycelis-Arten (die, im Gegensatz zu denen der übrigen Paludicolen, solid und von Drüsenausführungsgängen durchzogen sind) und wachsen mit ihren Papillen in das Atrium, bzw. in die hinter diesem gelegene besondere Tasche hinein — Plan. polychroa besitzt kein Drüsenorgan, auch nicht im jugendlichen Zustand, wie dies O. Schmidt (1861) angibt. Dieser kurz angedeutete Entwicklungsweg des Copulationsappa- rates deckt sich zum großen Teil, aber nicht in allen Punkten, mit den schon vorliegenden, im einzelnen miteinander nicht ganz über- einstimmenden Angaben über diesen Gegenstand (Ijima [1884], Bar- 237 deen [1902], Curtis [1902], E. Schultz [1902], Mattiesen [1904], Stevens [1904)). Die Vasa deferentia, deren Entstehung schon lange Zeit ~ Gegenstand der Kontroverse war, legen sich, wie schon Böhmig (1913) für Polycelis nigra nachwies, in zwei voneinander unabhängigen Abschnitten an. Dasselbe gilt für die Oviducte. Das Ausgangsmaterial für die Bildung des Copulationsapparates im Lauf der normalen Entwicklung wie auch im Falle regenerativer Neubildung sind die freien Zellen des Mesenchyms, die »Stamm- zellen« der meisten Autoren. Man findet sie zur Zeit der Ditfe- renzierung des Copulationsapparates in großer Zahl und in lebhafter mitotischer Teilung begriffen in der Umgebung der Anlage. Ihre Herkunft ist heute noch strittig, eine große Zahl der Untersucher hält sie für undifferenzierte, embryonal gebliebene Elemente. Mit P. Lang (1912) und andern Beobachtern nehme ich an, daß es sich um Zellen handelt, welche im Bedarfsfalle durch Rückdifferenzierung schon differenzierter Zellen von verschiedener Funktion entstehen können. Bezüglich der histologischen Differenzierung der Anlage des Begattungsapparates muß ich auf die in Kürze in den »Zoologischen Jahrbüchern« erscheinende ausführlichere Arbeit verweisen. Ljubljana (Jugoslavien), 11. Februar 1922. Il. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. 1. Deutsche Zoologische Gesellschaft E. V. - Die siebenundzwanzigste Jahresversammlung findet in | Würzburg vom 5.—9. Juni 1922 statt. Allgemeines Programm: Montag, den 5. Juni, abends 8 Uhr. Begrüßung und Zusammenkunft im Bahnhofhotel. Dienstag, den 6. Juni. 1. Sitzung im Zoologischen Institut (Pleicherring 10) 9—1 Uhr. 1) Ansprachen. 2) Bericht des Schriftführers und Wahl der Revisoren. 3) Geschäftliches. 4) Vorträge. 2. Sitzung ebenda, 3—5 Uhr. Vorträge und Demonstrationen. 5 Uhr: Spaziergang zur Steinburg. 238 Mittwoch, den 7. Juni. 3. Sitzung ebenda, 9—1 Uhr. 1) Geschäftliches. 2) Vorträge. 4. Sitzung ebenda, 3--5 Uhr. Vorträge und Demonstrationen. 5 Uhr: Spaziergang über die Frankenwarte zum Guttenberger Waldhaus. Donnerstag, den 8. Juni. 5. (Schluß-)Sitzung ebenda, 9—1 Uhr. Vorträge. 2 Uhr: Gemeinsames Mittagessen im Gasthaus zum Schwanen (Preis zurzeit etwa 35 Mk.). Darauf Spaziergang nach Veitshöchheim. Freitag, den 9. Juni. Größerer Ausflug auf den Schwanberg (Steigerwald). Vorträge sind möglichst bald bei dem Schriftführer anzumelden. Besondere Wünsche, namentlich wegen der Demonstrationen, sind an Herrn Prof. Schleip, Würzburg, Zoologisches Institus, Pleicher- ring 10, zu richten. Einrichtungen für mikroskopische und Diapositiv- Projektion sowie ein Episkop sind vorhanden; ein Filmapparat steht im. Anatomischen Institut zur Verfügung. Zimmerpreis in besseren Gasthäusern zurzeit 35—45 Mk., in einfachen 15—30 Mk. Vorbestellungen von Zimmern sind dringend zu empfehlen. Es werden auch Zimmer in Privathäusern (freie Studentenzimmer usw.) zur Verfügung stehen. Alle Wünsche betr. Unterkunft wolle man möglichst frühzeitig an Herrn Privatdozent Dr. v. Ubisch mitteilen. Über Restaurants werden Anschläge im Zoologischen Institut Auskunft geben (Preis des Mittagessens zurzeit von etwa 8 Mk. an). Am 5. und in der Frühe des 6. Juni wird am Bahnhof eine Auskunftsstelle eingerichtet. Fachgenossen, sowie Freunde der Zoologie, welche als Gäste an der Tagung teilnehmen wollen, sind herzlich willkommen. Der Vorstand der Deutschen Zoolog. Gesellschaft wird den An- trag auf Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für 1923 stellen (Anderung des § 6 der Satzungen). Berlin N 4 Zool. Inst. Invalidenstr. 43. Der Schriftführer, Postscheckkonto 108191. Prof. ©. Ap stein. 239 2. An die Herren Vorstande der zoologischen Anstalten, (Zoologischen und Biologischen Instituten, Museen, Stationen usf.) Ahnlich wie in Bd. 26ff. des Zoologischen Anzeigers wird beab- sichtigt, die Personalverzeichnisse der wissenschaftlich-zoologischen Anstalten Deutschlands, Deutschösterreichs und der Schweiz, sowie nach Möglichkeit der zu ihnen in Beziehung stehenden wissenschaftlich auf dem betreffenden Gebiet tätigen Personen zu veröffentlichen. Die Herren Anstaltsleiter werden gebeten, die Verzeichnisse möglichst umgehend an den Unterzeichneten einzusenden und ihm auch später von den eintretenden Veränderungen Mitteilung zu machen. Der Herausgeber des Zoologischen Anzeigers, E. Korschelt. 3. Hydrobiologischer Ferienkurs. Die Anstalt für Bodenseeforschung in Staad bei Konstanz hält in der Zeit vom 31. Juli bis 16. August 1922 einen allgemeinen hydro- biologischen Kurs ab. Derselbe setzt sich zusammen aus Vorlesungen, praktischen und wissenschaftlichen Arbeiten im biologischen und hydrographischen Laboratorium und aus Exkursionen auf dem See und solchen zu Lande. Das Ziel des Kurses ist, die Teilnehmer mit dem Bodenseegebiet als große Lebensgemeinschaft bekannt zu machen und sie in die Hauptfragen und die allgemeine Untersuchungs- technik moderner Seenforschung einzuführen. In Vorträgen, in Übungen und auf Exkursionen werden behandelt: Allgemeine und spezielle Limnologie und Hydrographie; die Fauna und Flora des Sees und des den See umgebenden Gebietes (systematisch und biologisch, qualitative und quantitative Verbreitung usw.); die Geologie des Bodenseegebietes; die Hochseefischerei auf dem Bodensee. Der genaue Stundenplan wird auf Anfragevom Unterzeichneten gern mitgeteilt. Übung im Gebrauch des Mikroskops wird vorausgesetzt. Die Zahl der Teilnehmer muß auf 20 beschränkt werden. Mikro- skop und Präparierbesteck sind, wenn möglich, mitzubringen. Das Honorar für den Kurs beträgt 100 Mark nebst einem Zuschlag von 50 Mark für den Betrieb des Motorschiffes. Die Kosten für die geologische Exkursion sind hierin nicht inbegriffen. Reagenzien zum Mikroskopieren usw. werden von der Anstalt gestellt. Glaswaren können dort zum Selbstkostenpreis bezogen werden. Die beschränkte Teilnehmerzahl und die Knappheit der Woh- nungen machen eine recht frühzeitige Anmeldung beim unterzeichneten Direktor, der auch jede weitere Auskunft gibt, ratsam. Karlsruhe, i. B. Prof. Dr. M. Auerbach. Landessammlungen ftir Naturkunde, Friedrichsplatz. 240 4. Unterkunft fiir Zoologen in Berlin. Auf von Fachgenossen geäußerten Wunsch erklären sich das Berliner Zoologische Museum und Zoologische Institut bereit, für auswärtige Zoologen, die, um Studien zu treiben, vorübergehend nach Berlin kommen, Wohnung zu besorgen. Da die Berliner Hotels Vorbestellungen in der Regel nicht mehr annehmen, werden die Zimmer erst am Ankunftstage selbst bestellt. Lagefeststellung durch Anruf des Pförtners des Museums für Naturkunde, Invalidenstr. 43 (Amt M Norden 8936 bis 7 Uhr abends). Anmeldung durch Karte an Herrn Dr. Arndt, Zool. Museum oder Herrn Privatdozenten Dr. Schulze, Zool. Institut. Berlin, den 12. Februar 1922. Prof. W. Kükenthal. Prof. K. Heider. III. Personal-Nachrichten. = Miinchen. Dr. Wilhelm Goetsch, früher Privatdozent an der Universität Straßburg, habilitierte sich als Privatdozent an der Universität München. Dr. Otto Köhler, Privatdozent an der Universität Breslau, habi- litierte sich als Privatdozent an der Universität München. Bern. Am 12. Februar starb in Bern im 77. Lebensjahr Professor _ Theophil Studer, der langjährige Vertreter der Zoologie und ver- gleichenden Anatomie an der Universität Bern. St. Petersburg. Dr. E. N. Pawlowsky ist zum Professor der Zoologie und Ver- gleichenden Anatomie an der Militär-Medizinischen Akademie und zum Professor der Zoologie am Stebutschen Landwirtschaftlichen In- stitut ernannt worden. Nachruf. Am 10. Februar starb in Heidelberg im 82. Lebensjahr der lang- jährige Professor der Zoologie und Vergleichenden Anatomie an der Uni- versität Straßburg Dr. Alexander Goette, der die Zoologie und Ent- wicklungsgeschichte nicht nur durch eindringende Untersuchungen aus den verschiedenen Tiergruppen, sondern auch durch zusammen- fassende Darstellungen und Behandlung von Fragen allgemeiner Natur reich gefördert hat. Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger herausgegeben von Prof. Eugen Korschelt in Marburg. Zugleich Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. LIV. Band. 9. Mai 1922. Nr. 11/13. Inhalt: I. Wissenschaftliche Mitteilungen. mer Myzostomidae auf den paläozoischen 4. Franz, Kurzer Bericht über systematische Crinoiden. (Mit 3 Figuren.) 287. Acranierstudien 8 244) | 10. Yakowlev, Uber den Commensalismus der 2, Prell, Die fundamentalen Prinzipien, Regeln | paläozoischen Gastropoden der Gattung und Typen der alternativen Vererbung. S. 249. P Minas mit den Crinoiden. (Mit 3 Fi- S. 291. 3. Thallwitz, Über den Cyclops diaphanus | | guren.) Fischer und den Cyclops diaphanus einiger | 11. Goetsch, Hermaphroditismus und Gono- andern Autoren. S. 263. | chorismus bei Hydrozoen. (Mit A Figuren.) D eci mee, Hydracarinen.\aus den | 49: Seidler, Über die Untergattung Euphione. 5. Bremer, Bemerkungen zur multiplikativen Vermehrung von Miaidium lieberkihni | 13. Hoffmann, Zur Synonymie an Gattungs- Bütschli. (Mit 3 Figuren.) S. 268. namens »Dactylopus«. S. 30 . Spandl, Zur Artberechtigung von Cyclops clausti Heller. (Mit 3 Figuren.) S. 273. II, Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. . Spandl, Brachionus pala Ehrbg. var. mucro- Otto Vahlbruch-Stiftung. S. 304. natus nov. var. (Mit 1 Figur.) S. 275. ae: zur Bambi der ceva hele III. Personal-Nachrichten. S. 304. È Yakowlev, Uber den Parasitismus der Wiir- Nachruf. 8. 304. a) les) ni CS I. Wissenschaftliche Mitteilungen. 1. Kurzer Bericht iiber systematische Acranierstudien. Von Viktor Franz, Jena. Eingeg. 24. Januar 1922. I. Ergebnisse zur Systematik. Für eine systematische Revision der Acranier, die im Rahmen von Plates »Fauna et anatomia ceylanica« in der Jenaischen Zeit- schrift veröffentlicht werden soll, lagen mir 9 Acranierarten vor; diese sind in der folgenden Aufzählung mit * bezeichnet. Die gegenwärtig bekannten, nach meinen Ermittlungen sicheren und »guten« Arten sind folgende 13: * Branchiostoma elongatum (Sundev.) (Westküste Südamerikas), Br. indicum (Willey) (Vorderindien und Ceylon), * Br. californiense J. G. Cooper (Kiiste Kaliforniens), * Br. belcheri Gray (Ostafrika bis Japan und Nordaustralien), * Br. haeckelii nov. spec. (Ceylon), * Br. lanceolatum (Pallas) (Europa), Zool. Anzeiger. Bd. LIV._ 16 242 * Br. caribaeum Sundev. (Ostkiisten Amerikas), Asymmetron hectori (Benham) (Neuseeland), * As. bassanum (Günther) (Südwestaustralien), As. maldivense (Forster Cooper) (Malediv- und Lakkadivinseln), As. cingalense (Kirkaldy) (Ceylon), * As. lucayanum Andrews (Bahamainseln und Zanzibar bis Phi- lippinen), * As. cultellus (Peters) (Ostafrika bis Philippinen und Ostküste Australiens). Unsichere Arten sind folgende 8: Branchiostoma capense Gilchrist (geographische Var. von elon- gatum?, Südafrika), Tattersalls »? Br. californiense« (dgl.?, Ceylon), Andrews’ »Br. lanceolatum« (Chesapeakebai an der Ostküste Nordamerikas), Asymmetron agassizii (Parker) (zu maldivense gehörig?, Malediv- inseln), As. parvum (Parker) (mit agassixit identisch?, ebenda), As. orientale (Parker) (var. von lucayanum?, ebenda), As. caudatum (Willey) (desgl.?, Louisiadearchipel) und As. macricaudatum (Parker) (desgl.?, Florida). Bestimmungstabelle. I. Gonadenreihe paarig; das rechte und linke Metapleuron endigen symmetrisch dicht hinter dem Atrioporus: Gattung Bran- chiostoma Costa. 1) Selten 48 (?), meist 57—60 Myotome; Caudalflosse ziemlich lang: ihr dorsaler Lappen beginnt vor der Vertikalen durch den After, ihr ventraler gar ebensoweit vor dem After, wie dieser vor dem Schwanzende liegt. Br. caribaeum Sundev., Ostkieren Amel Häufigste Myotomformel etwa 35 + 14 + 9 = 58, 2) 58—62 Myotome, Caudalflosse kiirzer: ihr dorsaler Lappen beginnt über dem After. Die Kammerung der Ventralflosse ~ erstreckt sich nicht über den After hinaus in die Caudalflosse hinein . . . . Br. lanceolatum (Pallas), Küsten Europas. Häufigste Myotomformel etwa 35 + 15 + 11 = 61. 3) 59— 61 Myotome, Caudalflosse ähnlich wie bei 2), aber die Kammerung der Ventralflosse erstreckt sich iber den After hinaus in die Caudalflosse hinein . à Br. haeckelii nov. ce Ceylon. Häufigste Myotomformel etwa 36 + 12 + 12 = 60. . nanus E. Wolf 1905 (nicht Sars), mit 11-gliedr. Ant., mit Füßen wie languidus Sars (? Synon.: C. 7 di Lilljeb. i 1901). . diaphanus Sars 1918 (= diaphanus Fischer 1853 = nanus Sars 1862 und 1918 = éncertus E. Wolf 1905) mit 11- gliedr. Ant., Schwimmfüßen ähnlich wie Y aber mit alla. 5. Füßchen. ©. minutus Claus 1863 (= Microcyclops diaphanus Cls. 1895 = Cy- clops diaphanus Schmeil 1892), mit 11-gliedr. Ant., 2-gliedr. Schwimmfüßen, 1-gliedr. 5. Füßchen. Allen diesen Formen kommt zweifellos ein Receptaculum seminis zu, das mit dem von languidus Sars die grofite Ahnlichkeit hat; das zeigen die Bilder von G. O. Sars und E. Wolf. Die Figuren dieses Organs, welche C. Claus (1895) gibt, sind zu weit nach hinten ver- längert, offenbar weil Claus eine Ahnlichkeit mit dem Receptaculum von gracilis demonstrieren wollte, befangen in der Annahme einer näheren Verwandtschaft dieser beiden Formen. Es bleibt nur noch das merkwürdige, so ganz abweichende Receptaculum des Lilljeborg- schen diaphanus zu erörtern, das durch van Douwe 1909 und . Thiebaud 1915 in ihre faunistischen Zusammenstellungen über- nommen worden ist. Es müßten dann wieder 2 verschiedene Formen dieses Receptaculum besitzen, eine mit Ruderfüßen wie langusdus (Lilljeborg!) und eine mit lauter 2-gliedrigen Asten der Ruder- füße (van Douwe, Thiebaud!). Das Lilljeborgsche Receptaculum scheint aber doch gänzlich verzeichnet zu sein, so schwer diese An- Es E>) 8 C. Claus, Uber die Wiederbelebung im Schlamme eingetrockneter Cope- poden u. Copepoden-Hier. Zugleich ein Beitrag zur Kenntnis von Meeroeyelops diaphanus (Fischer) = minutus (Cls.). Arbeiten aus dem Zool. Inst. der Universi- tit Wien und der Zool. Station in Triest. Tome XI. Wien 1895. Mit 2 Tafeln. 267 nahme auch sonst diesem vorzüglichen Beobachter gegenüber fällt. So lange nicht noch von andrer Seite ein solches — ganz aus dem Rahmen der languidus-Verwandtschaft herausfallendes. — Recepta- culum festgestellt wird, müssen wir annehmen, daß die C. diaphanus bei van Douwe in Brauers Süßwasserfauna und bei Thiebaud im Catalogue des Invertebres de la Suisse Schemen sind, deren dort angegebene Merkmale bei keiner der lebenden Cyclops- Arten zu- sammentreffen. Dresden, 27. Januar 1922. 4. Zwei neue Hydracarinen aus dem Harz. Von Karl Viets, Bremen. Eingeg. 31. Januar 1922. Feltria oedipoda n. sp. G! 400 u lang, vorn 330 u breit; Umriß kurz eiförmig. oca ein der seitlichen Körperumrißlinie entsprechendes Schild; dieses fein porös und gefeldert, mit 5 Paar Drüsenporen. Mundorgan kelchförmig, 135 u lang, vorn 80 & breit. Palpen kurz und ziemlich klobig; die Gliedlängen dorsal: 1) 25, 2) 75, 3) 30, 4) 85, 5) 50 u. Beugeseite des 4. Gliedes basal eingeschnürt, in der Mitte vorgebaucht. Epimeren 1—3 schlank und schmal; 4. Epimeren etwa dreieckig mit gerundeten Ecken und ausgebauchtem Hinterrand. Endglied der 3. Beine an der Beugeseitenmitte mit breitbasigem, kräftigem, stumpf abgeschnittenem Fortsatz, dieser am freien Ende mit drei winzigen Hôckerr. Gliedlänge 110 u; Fortsatz 25 u hoch, am Ende 20 « breit. Genitalfeld eine große, vorn leicht in die Epimeralbucht hineinragende Platte bildend, deren Hinterrandmitte eingekerbt und fast bis an die schmale Genitalöffnung gespalten. Auf der Platte zahlreiche, am Hinterrand gedrängt stehende Näpfe. Hundert: Harz, Quelle am Oderteich und Quelle an ui Chaussee Altenau—Romkerhall. Axonopsis rotundifrons n. sp. oO 570 u lang, 405 u breit; Umriß elliptisch, Stirnrand gleich- mäßig gerundet. Maxillarorgan 115 u lang. Mandibel 100 « lang, senkrecht zur Maxillarplatte im Organ befestigt. Palpengliedlängen: 1) 40, 2) 60, 3) 35, 4) 95, 5) 35 u. Haarbesatz sehr spärlich. 1. Epi- meren 60 x gegen den Stirnrand zurücktretend; Vorderenden der 1. und 2. Platten breit und außenseits gezähnt. Maxillarbucht tief und schmal (135 : 45 u). Epimeralsuturen fast fehlend. Beine mit kurzen Dornen, an den mittleren Gliedern mit langen Schwertborsten, 268 an den 5. Gliedern der zwei letzten Paare mit einigen Schwimmhaaren. Fußkrallen zweizinkig. Genitalfeld in einer Ausbuchtung des Ven- tralpanzers ganz am Bauchseitenhinterrand gelegen. Geschlechts- spalte 35 u breit, etwa 65 u lang, jederseits davon drei Näpfe, im Dreieck gelegen. Penisgerüst kräftig. Fundort: Kellwasser bei Altenau, in Lebermoosen an über- fluteten Steinen. 5. Bemerkungen zur multiplikativen Vermehrung von Myxidium lieber- kühni Bütschli. Von H. Bremer. (Aus dem Zoologischen Institut der „Universität Breslau.) (Mit 3 Figuren.) Eingeg. 12. Febr. 1922. | Angesichts der oft ungeheuerlichen Überschwemmung eines Wirtes mit Myxosporidien, die aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Infektion durch verhältnismäßig wenige Sporen stammen müssen, hat die Frage der multiplikativen Vermehrung dieser parasitischen Protozoen ein gewisses theoretisches wie praktisches Interesse. Nach vorausgegangenen mehr theoretischen Erwägungen von L'hélohan 1895 hat als erster Cohn 1896 einen derartigen Ver- mehrungsmechanismus beschrieben, die multiple Knospung von Myxidium lieberkühni: aus einem größeren plasmodialen Individuum quellen kleinere Partien bruchsackartig hervor, schnüren sich ab und geben so kleineren Tochterindividuen Selbständigkeit. Einen andern multiplikativen Vermehrungsmodus zeigte Doflein 1898 in der von ihm so genannten Plasmotomie bei Chloromyxum leydigi: ein In- dividuum schnürt sich an einer Stelle durch, ohne daß Kernteilungen dabei einen bestimmenden Einfluß ausüben, und so entstehen zwei mehr oder minder gleich große Tochterindividuen. Mit einer dritten derartigen Vermehrungsweise hat Davis 1916 bekannt gemacht: der Bildung von endogenen Knospen, »gemmules«, bei Sphaerospora dimorpha, die vielleicht homolog sind mit den »agamontes« von Ceratomyxa herouardi (Georgewitsch 1917) und den »vegetativen Fortpflanzungskörpern« von Chloromyxum leydigi (Erdmann 1911); auf sie soll unten noch eingegangen werden. Die multiple Knospung von M. leberkiihni ist Gegenstand der Kritik von Laveran und Mesnil 1902 gewesen. Sie haben nie- mals die verschiedenen Stadien der Knospung gesehen, auch nie- mals eine endoplasmatische Verbindung zwischen den groBen und den anliegenden kleinen Tieren, die vielmehr stets beide gegenein- 269 ander durch Ectoplasma wohl abgegrenzt waren. Aus diesem Grunde bestreiten sie das Vorkommen von Knospung und erklären die von ihnen beobachtete gleiche oder fast gleiche Plasmotomie kleiner Tiere für den einzig in Betracht kommenden multiplikativen Ver- mehrungsvorgang. Die »Knospen« Cohns sind danach nichts als kleine Individuen, die sich an den größeren angeheftet haben, in ähnlicher Weise, wie sie auch am Harnblasenepithel angeschmiegt zu finden sind, sozusagen an sekundärer Lagerstätte, einer Lage, die verhindert, daß sie durch den abfließenden Urin fortgeschwemmt werden. Zu diesem Punkte muß ferner hervorgehoben werden, daß auf den Cohnschen Bildern die »Knospen« durchweg viel kleinere Ein- schlüsse im Endoplasma aufweisen als das angenommene Muttertier. Cohn gibt dazu an, daß sie keine Hämatoidinkristalle enthalten (S. 242). Diese Tatsache macht ihr Hervorgehen aus einfacher plasmo- tomischer Knospung einigermaßer unwahrscheinlich. Auch mir ist es, bei Gelegenheit von Beobachtungen an M. heberkühni, die zu andern Zwecken angestellt wurden und an andrer Stelle erscheinen, nicht einmal gelungen, einwandfrei einen endo- plasmatischen Zusammenhang zwischen »Knospen« und »Mutter- individuum« zu finden, so daß ich aus diesen und den oben ange- führten Gründen der Ansicht von Laveran und Mesnil in der Form zustimmen möchte, daß es sich bei den Cohnschen Knospen in sehr vielen Fällen um sekundär angelagerte kleine Individuen handeln mag. Immer ist dies jedoch sicher nicht der Fall. Darauf weisen vor allem diejenigen von mir gesehenen Fälle hin, in denen mit »Knospen« versehene größere Individuen und solche ohne »Knospen« dicht nebeneinander sichtbar sind. Wenn es sich um einfache An- lagerung kleiner Individuen an große handelt, so ist es nicht einzu- . sehen, weshalb einige der letzteren vor den andern bevorzugt wer- den. Die Annahme, daß hier Anziehungsreize etwa chemischer Art mitwirken, ist unwahrscheinlich, so daß man doch wieder zu der Ansicht gedrängt wird, daß ein Abstammungsverhältnis zwischen großen und kleinen aneinderliegenden Individuen vorliegt. Welches ist nun aber der Vorgang, der zur Entstehung der kleinen Tochterindividuen führt? Als Antwort auf diese Frage seien die verschiedenen multiplikativen Vermehrungsweisen von M. lieberkühni angeführt, die zur Beobachtung kamen: 1) An kleinen, wenigkernigen Individuen wurde die zuerst für Chloromyxum leydigi von Doflein angegebene und von Laveran und Mesnil für M. lieberkühni bestätigte Plasmotomie wieder 270 aufgefunden (Fig. 1). Dem Bild ist nichts hinzuzufügen; man sieht, daß es dem Dofleinschen im wesentlichen entspricht, bis auf das Fehlen der Pseudopodien, ein Unterschied, der wohl auf der relativ geringen Neigung von M. licberkühni zur Pseudopodienbildung be- ruht, und die scharfen, verdichteten Ränder der Trennungsstelle, die vielleicht auf schnellen Ablauf des Vorgangs deuten, vielleicht aber auch Fixierungsprodukt sind. Es handelt sich dabei um sehr junge Stadien, die im August beobachtet wurden, der Zeit, da die Sporen- bildung im wesentlichen abgeschlossen, und die (nicht beobachtete) Sporenkeimung anzunehmen ist!. 2) Multiple Plasmotomie (Fig. 2): Es liegt offenbar Teilung eines Individuums in sieben annähernd gleichgroße Individuen im Fig. 1. A Fig. 3. 3 % f 3 È sa - à 3 ene = : = è ‘e > 3 = ‘e! Las si SEHR = se & Sp T 1! A SE ma EE { \ Perna À a \ e ra \ x ce \ =| ge d \} È | si be; 7 i= Fig. 1. Einfache Plasmotomie. Vergr. etwa 3000. Subl.-Alkohol Giemsa. . Fig. 2. Multiple Plasmotomie. Vergr. etwa 550. Nach dem Leben. Fig. 3. Endogene Knospung. Vergr. etwa 3000. Subl.-Alkohol. Eisenhämatox. Heidenhain. abgebildeten Falle vor. Die Deutung des Bildes als plasmodiale Verschmelzung erscheint nicht ausgeschlossen, angesichts der an einigen Stellen langen und schmalen Verbindungsbrücken jedoch unwahrscheinlich. Ein derartiger Fall kam nur einmal zur Beob- achtung (im September), wie auch einfache Plasmotomie nur selten gesehen wurde. Das deutet vielleicht darauf hin, daß der Vorgang sehr schnell verläuft (s. unter 1), und daß darum auch 1 Sporenkeimung wurde nur in einem Falle beobachtet: Sie geschah in der Harnblase eines abgestorbenen Hechtes, also dem Orte der Sporenbildung, was darauf hinweist, daß das Hervorkommen der Amöboidkeime im ursprünglichen Wirte möglich ist (Georgewitsch 1914), wenn es auch bei der Abnormität des Falles nicht beweiskräftig genannt werden kann. 271 3) die exogene Knospung nach Cohn seit 1896 nicht wieder beobachtet wurde. Sie kann trotzdem wohl vorkommen, läuft dann nur wahrscheinlich so schnell ab, daß man nur ihre Endprodukte findet. Schließlich ist sie ja nichts andres als eine multiple Plasmo- tomie, bei der nur eines der Tochterindividuen eine bedeutend größere Masse aufzuweisen hat als die übrigen. Ob die Oberflächenspannungs- verhältnisse eine Teilung in diesem Verhältnis gestatten, wird in diesem speziellen Falle kaum festzustellen sein. 4) Ich konnte jedoch beobachten, daß eine Entstehung uo aus größeren Individuen auch möglich ist ohne Plasmotomie, auf dem Wege einer endogenen Knospung, die, wie ich Aube in den meisten Fallen die Ursache derartiger Vermehrungsbilder ist, wie sie Cohn gezeichnet hat. Fig. 3 zeigt im Innern eines größeren Individuums von M. leberkühni durch eine Membran abgegrenzte endogene Bildungen, die, oberflächlich betrachtet, Sporenbildungs- _stadien ähneln, sich aber dadurch von ihnen unterscheiden, daß Propagationszellen in ihnen zu finden sind, daß sie also eine diesen übergeordnete Individualität aufweisen. Diese Körper ähneln in auffallender Weise dem, was Davis 1916 bei Sphaerospora dimorpha als »gemmules« beschrieben hat (S. 345): »Very often the endoplasm contains several rounded bodies composed of an outer hyaline layer surrounding a granular central portion... these bodies are gemmules which make their way out of the parent and develop into daughter trophozoites.« Sie entstehen aus einkernigen endogenen Zellen, also genau ebenso wie die Sporen. Nur folgen in ihnen auf die Kernteilungen keine Teilungen des Cytoplasmas, so daß sie schließlich als achtkernige rundliche indif- ferenzierte Körper das Mutterindividuum verlassen, was Davis im Leben beobachtet hat. Wenn sie frei geworden sind, treten sie in Sporenbildung ein; doch kann dies gelegentlich auch schon im Körper der Mutter vorkommen, was dann unsrer Fig. 3 entsprechen würde (S. 349): »Occasionally the gemmules may be retained in the body of the mother... In such cases they... begin to develop in the same way... The nuclei increase in number by mitotic division and become differentiated into vegetative and generative. . .« Davis hält diese »gemmules« möglicherweise fiir- homolog mit Pansporoblasten, die nur einen andern Entwicklungsweg eingeschlagen haben. Er schließt das einmal aus ihrer Entstehung, dann aus dem Strukturunterschiede zwischen ihnen und ihrer Umgebung, der sich im färberischen Verhalten ebenso äußert wie bei Pansporoblasten: sie werden von Giemsalösung blau gefärbt, das umgebende Cyto- plasma rosa. site 272 Auch Erdmann 1911 beschreibt für Chl. leydigi vegetative Fortpflanzungskörper, die strukturverschieden sind vom Körper des Muttertieres: Sie zeichnen sich durch gelbgrüne Farbe (im Leben) in blaugrüner Umgebung aus. In beiden Fällen kann nicht von Plasmotomie gesprochen werden, die ja als einfacher Plasmazerfall zu strukturell gleichen Teilen führen müßte. Auch die rundliche Form und scharfe Abgrenzung durch eine Membran fällt nicht in den Erscheinungskomplex der Plasmotomie. Ich glaube die endogene Knospung von M. lieberkühni als dritten Fall denen von Erdmann und Davis anreihen zu können. Die äußere Ähnlichkeit der Fig. 3 mit Pansporoblastenbildern, wie bei Davis, wurde schon erwähnt, und auch die Strukturverschiedenheit der Knospen vom Muttertier auf den Cohnschen Bildern ließe sich meines Erachtens dann verstehen, wenn die Tochterindividuen nicht durch Plasmotomie entstanden sind, sondern durch endogene Neu- bildung von Zellen. Dann wäre auch begreiflich, warum die Knospen stets vom Muttertier scharf ectoplasmatisch abgegrenzt gefunden werden: Sie haben ihre Grenze ja schon innerhalb des Mutterkörpers ausgebildet (Fig. 3). Über die mögliche Homologie der endogenen Knospen mit Propagationskeimen bei M. lieberkühni können keine Angaben ge- macht werden, da ich ihre Entstehung nicht sicher verfolgen konnte. Doch müssen sie ihrer Lage nach entstehen wie Propagationszellen: durch freie Zellbildung im Innern des Mutterplasmodiums. Viel- leicht steht ihre Bildung im Zusammenhang mit von mir an andrer Stelle beschriebenen Fällen, wo die Propagationszellen 1. Ordnung (Keysselitz 1908), statt sich nach der bekannten Dreiergruppen- bildung wie üblich zu trennen, zur Bildung von mehrkernigen Körpern schreiten, die im Aussehen von Pansporoblasten wesentlich abweichen. Schließlich sei noch erwähnt, daß möglicherweise ein vierter Fall von endogener Knospenbildung bei Myxosporidien vorliegt: die von Georgewitsch 1917 beschriebene Bildung von »agamontes« bei ©. herouardi, die jedoch zeichnerisch nicht genügend belegt ist. Wir haben also bei M. lieberkühni — z. T, in Übereinstimmung mit andern Körperhohlräume bewohnenden Myxosporidien — zwei prinzipiell verschiedene multiplikative Vermehrungsweisen gefunden: die Plasmotomie in ihren drei Erscheinungsformen als einfache, multiple Plasmotomie und (wahrscheinlich) exogene Knospung and die endogene Knospung. Zum Schluß seien noch einige Bemerkungen über den Zeit- punkt der multiplikativen Vermehrung hinzugefügt: Bauer 1921 verbessert die Angabe von Cohn, daf im Winter die Sporu- 273 lation durch Knospung ersetzt wird, dahin, daB die Sporulation auch in den Wintermonaten Dezember bis Januar stattfindet (S. 151, 167). Demgegenüber sei darauf aufmerksam gemacht, daß Cohn seine Be- obachtungen an Hechten aus dem Frischen Haff angestellt hat, Bauer an bayrischen: Vielleicht bestehen beide Angaben zu Recht. Meine eignen Beobachtungen an schlesischen Hechten, die sich über alle Jahreszeiten erstreckten, zeigten im Dezember öfters Anfangs- stadien der Sporenbildung, reife Sporen waren in großer Zahl erst ab Februar zu finden. Man kann bei M. lieberkühni wohl zu allen Jahreszeiten Sporen feststellen, doch besteht, als statistisches Gesetz, eine Periodizität insofern, als in schlesischen Hechten die Myxidien etwa im Juni und Juli aus den Sporen zu schlüpfen scheinen, daß daraufhin multiplikative Vermehrung überwiegt, etwa ab Oktober sich die Anfangsstadien der propagativen Vermehrung daneben zeigen, welche vom Februar bis Mai dann das absolute Übergewicht bekommt. Literaturverzeichnis. Bauer, G., Die Histologie der Harnblase von Esox lucius und die histologisch- pathologischen Veränderungen derselben, hervorgerufen durch Myxzdium lieberkühni (Biitschli). Zoolog. Jahrb. Abt. f. Anat. Bd. 43. 1921. Bremer, H., Studien über Kernbau und Kernteilung von Myxidium lieber- kühni Bütschli (unveröffentlicht). Cohn, L., Uber die Myxosporidien von Esox lucius und Perea fluviatilis. Zool. Jahrb. Abt. f. Anat. Bd. 9. 1896. Davis, H.S., The structure and development of a Myxosporidian Parasite of the Squeteague, Cynoscion regalis. Journ. of Morphology vol. 27. 1916. Doflein, F., Studien zur Naturgeschichte der Protozoen III: Uber Myxospo- ridien. Zool. Jahrb. Abt. f. Anat. Bd. 11. 1898. Erdmann, Rh., Zur Lebensgeschichte des Chloromyxum leydigi, einer micto- sporen Myxosporidie. Arch. f. Protistenkde. Bd. 24. 1911 Georgewitsch, J., Sur le cycle évolutif chez les Myxosporidies, ©. R. de l’Acad. des Sciences, Paris I. 158. 1914. . —— Recherches sur le développement de Ceratomyxa herouardi. Arch. de Zool. exp. et gén. vol. 56. 1917. Keysselitz, G., Die Entwicklung von Myxobolus pfeifferi. Arch. f. Protisten- | kde. Bd.11. 1908. : Laveran, A. et F. Mesnil, Sur la multiplication endogéne des Myxosporidies. C. R. de la Soc. de Biol. Paris. 1902.° È Thélohan, P., Recherches sur les Myxosporidies. Bull. Soc. France Belgique vol. 26. 1895. 6. Zur Artberechtigung von Cyclops clausii Heller. Von H. Spandl, Brünn. (Mit 3 Figuren.) Eingeg. 13. Februar 1922. Im Herbst 1921 fand ich im »Platzer-Teich« nächst Namiest a. d. Osla in Mähren einen 3 mm langen Copepoden, der mich bei der späteren Untersuchung sofort an den von Heller 1871 beschrie- benen Cyclops clausii erinnerte. Zool. Anzeiger. Bd. LIV. 18 274 3 Da mir die kurzen Angaben Schmeils und van Douwes (Süß- wasserfauna Deutschlands Heft 11) nicht geniigen konnten, zog ich die Originalbeschreibung zu Rate, um meinen Fund mit den An- gaben Hellers vergleichen zu können. Es gelang mir dabei nicht nur, die vollständige Übereinstimmung mit der Beschreibung des ge- nannten Autors festzustellen, sondern auch die Vermutung Schmeils zu bestätigen, daß diese Form mit C. viridis identisch ist. Die I. Antenne hat statt 17 Glieder nur deren 11, doch ist das 3., 7. und 8. Glied so lang, wie die bei einem normalen Tiere sich befindlichen 3.—4., 8.—11. und 12.—13. Segmente. Ich habe in der Abbildung (Fig. 1) diese fehlenden Glieder durch Linien angedeutet. Rie thie Fig. 2. Ebenso liegen die Verhältnisse bei den Schwimmfüßen, die durch- weg zweigliedrig sind. Fig. 2 stellt das Exopodit des 4. Beinpaares dar, wobei die Trennungslinie die Stelle des Beginnes des 3. Seg- mentes bei einem normalen Tiere andeuten soll. Heller scheinen aber auch Exemplare vorgelegen zu haben, bei denen sich eine Ab- trennung eines 3. Gliedes bemerkbar machen mußte, denn er schreibt: »... Die Ruderäste der Füße zeigen nur 2 deutliche Glieder, indem eine Trennung zwischen dem 2. und 3. Gliede wenig oder gar nicht angedeutet ist... .« Das 5. Fußpaar entspricht vollkommen dem C. viridis, ebenso das Rec. sem. (Fig. 3), von dem Heller keine Mitteilung macht. An dem von meinem Tier gemachten Präparat ist es leider nur mehr sehr schlecht sichtbar. 275 Auf Grund eines einzigen Fundes ist es schwer festzustellen, ob man es hier mit einer weitgehenden Hemmungserscheinung, oder vielleicht sogar mit Pädogenese zu tun hat. Auf keinen Fall möchte ich aber auf eine Hemmungserscheinung durch äußere Beeinflussung ‘ bedingt schließen, denn die Lebensbedingungen sind an dem Fund- orte außerordentlich gut, was man schon aus den ungeheuren Mengen von Lebewesen, die dort anzutreffen sind, schließen kann. Auffällig ist aber die Angabe Hellers, daß er derartige abnorme Formen im Lanser Moor sehr häufig angetroffen hat. Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, daß ich in der Umgebung von Brünn eine ähnliche Erscheinung an C. strenuus beobachtete. Es handelte sich in diesem Falle um Tiere, deren I. Antenne nur 12 Glieder (statt 17) aufwies. 7. Brachionus pala Ehrbg. var. mucronatus nov. var. Von H. Spandl, Brünn. (Mit 1 Figur.) Eingeg. 13. Februar 1922. Tin September 1921 fand ich eine große Menge von Brachionus pala, der aber von den bekannten Varietäten so weit abwich, daß ich diese für neu ansehe und daher den Namen Br. pala var. muero- naia vorschlage. Der Panzer ist fast genau so lang wie breit, die Dornen sind kurz, an der Basis sehr breit und nach oben zu jäh zugespitzt. Der ventrale Vorderrand ist stark ausgeschweift und weist gegen die Seitenränder zu zwei stark ent- wickelte Höcker auf. Die Fußöffnung des Pan- zers besitzt zwei kleine Fortsätze, die bei man- chen Tieren spitz, bei manchen abgerundet sind. Am nächsten steht diese neue Varietät bezüglich der Bedornung Br. pala forma amphiceros, von der sie sich allerdings durch die Anwesenheit der oben erwähnten Höcker sowie durch die Form des Panzers wesentlich unterscheidet. Die Länge des letzteren beträgt 300—400 u. Fundort: Holaseker-Teiche bei Brünn. Im September 1921 bildete diese Form den Hauptbestandteil des Planktons. 18* 276 8. Zur Kenntnis der Amphilinidea. Von Dr. Franz Poche, Wien. Hingeg. 16, Februar 1922. Die Amphilinidae sowie die Gyrocotylidae wurden bisher - fast stets nur als einfache Familien betrachtet. Doch hat schon Benham (1901. S. 1 und 97) sie zu Vertretern eigner Ordnungen erhoben, allerdings ohne irgendeine Begründung hierfür zu geben; und auch Watson sagt (1911. S. 354) von den Gattungen Amphilina und Gyrocotyle, daß jede Charaktere von solchem Rang besitzt, um in der Klassifikation passend als Ordnung unterschieden zu werden. — Auf Grund der bisherigen Kenntnisse über beide Gruppen und eigner Untersuchungen an Amphilinideen muß ich die Auffassung dieser beiden Autoren als durchaus berechtigt erklären. An Stelle des von Benham 1901. 8.1 (cf. S. 97) für die die Amphilinidae umfassende Ordnung gebrauchten Namens Amphi- linacea führe ich entsprechend den von mir 1912a. S. 840—848 entwickelten Grundsätzen für die Benennung supergenerischer Gruppen für die Ordnung den Namen Amphilinidea, nom. nov., ein. — Die von Benham t. c. S. 97 dieser Ordnung ebenfalls zu- gerechnete Gattung Wageneria (errore Wagneria) Montic. mit der damals einzigen Art Wageneria proglottis (Wgenr.) schließe ich je- doch, den überzeugenden Darlegungen Lühes (1902a. S. 236—249) folgend (cf. Odhner 1904. S. 470f.) von ihr aus. Die Amphilinidea stammen durchweg aus dem Célom von Fischen, und zwar ausschließlich von Chondrostiern und Teleostiern. — Sie sind aus Europa, den angrenzenden asiatischen Teilen des Gebietes des Kaspischen Sees, dem Mittelmeer, dem Indischen Ozean bei Ceylon und Nord- und Südamerika bekannt. Von sämtlichen bisher aufgestellten Arten der Ordnung hatte ich sowohl Spiritusmaterial als mikroskopische Präparate zur Ver- fügung. Meine zahlreichen Exemplare von Amphilina foliacea ver- danke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Professor Th. Pintner. Für die in entgegenkommendster Weise erfolgte Übersendung des seltenen und wertvollen Materials von Amphilina magna bin ich Herrn Dr. B. Prashad vom Indian Museum in Kalkutta zu be- sonderem Dank verpflichtet und für die freundliche leihweise Über- lassung der mir zur Verfügung stehenden 5 Exemplare von Amphi- lina liguloidea den Herren Hofrat L. v. Lorenz, Professor L. Böh- mig und Dr. A. Meixner. 277 Die Ordnung enthält gegenwärtig vier Arten, von denen eine hier neu aufgestellt wird. Ich bin jedoch überzeugt, daß die Zahl dieser sich noch sehr wesentlich erhöhen wird. Bisher wurden alle tatsächlich zu den Amphilinidea gehörigen Formen (also abgesehen von Wageneria) in der einen Gattung Amphilina Wgenr. vereinigt. Die Unterschiede zwischen ihnen sind jedoch so beträchtlich, daß nicht nur dies ganz unhaltbar ist, sondern es auch erforderlich ist, sie in zwei verschiedene Familien zu stellen. Zur Begründung hierfür verweise ich auf die in den untenstehenden Definitionen dieser angeführten Unterschiede zwischen ihnen, die min- destens ebenso schwerwiegend sind wie die zwischen manchen andern Familien der Cestoden, so z. B. zwischen den Hymenolepididae und Dilepididae oder zwischen den Diphyllobothriidae und Bothriocephalidae. 1. Familie: Amphilinidae Claus. Familie Amphilinidae Claus 1879. S. 393. Ich definiere die Amphilinidae als Amphilinidea mit Kalkkörpern, bis in die Region des Keimstocks reichenden Frontaldrüsen, zerstreut und zum weitaus größeren Teil innerhalb der beiden aufsteigenden Äste des Uterus gele- genen, mäßig zahlreichen Hoden, kurzen paarigen Vasa de- ferentia, kurz spindelförmigem Propulsionsapparat, sehr langem, schlankem Penis, unregelmäßig gestaltetem, stark gelapptem Keimstock, mäßig stark entwickelten, vom Niveau des eingezogenen Rüssels bis wenigstens zu dem des Keim- stocks reichenden Dotterstöcken, von hinten in das Ootyp einmündendem unpaaren Dottergang, wenigstens zum weit- aus größten Teil auf derselben Körperseite wie der erste aufsteigende Uterusast gelegenem absteigenden-Ast des Uterus, ohne accessorisches Receptaculum seminis, mit un- verzweigter, durch eine marginale Öffnung ausmündender Scheide und ovalen, dickschaligen Eiern. Die Amphilinidae sind Parasiten von Chondrostiern, und zwar ausschließlich von Acipenser-Arten und nach einer Angabe auch von Sciaena aquila. — Sie kommen in Europa, dem Gebiet des Kaspischen Sees in Asien und dem Mittelmeer vor; und es ist sehr wahrscheinlich, daß die nach der Angabe Wards (1918. S. 430) in Nordamerika vor- kommende Amphilina ebenfalls hierher gehört. Die Familie enthält nur ein Genus mit einer Species. 278 1. Gattung: Amphilina W genr. Amphilina Wagener 1858. S. 244 (cf. S. 247); Typus: À. fohacea. Aridmostomum Grimm 1871. S. 502; Typus: Monostomum fo- liaceum. Amphiline [pro: Amphilina] Linstow 1878. S. XII (cf. S. 216); Kahane 1878. S. 77 (cf. S. 121). Ich beschrinke dieses Genus auf die typische Art Amphilina foliacea (Rud.). Monostoma foliaceum Rudolphi 1819. S. 83 (cf. S. 340). M[onostomum) foliaceum Mehlis 1831. col. 174 (cf. col. 171). Amphilina foliacea Wagener 1858. S. 244 (cf. S. 247). Amphilina neritina Salensky 1874. S. 293 (cf. S. 339). Amphiline foliacea Linstow 1878. S. 216 (cf. S. 275 f.). Wirte: Acipenser-Arten: Acipenser ruthenus, A. glaber, A. stel- latus, A. güldenstädtü, A. sturio, A. naccarii nasus. Linstow 1878. S. 216 führt die Art auch als in Sciaena aquila vorkommend an, ohne jedoch irgendeinen Beleg hierfir zu geben. — Habitat: Europa, Ge- biet des Kaspischen Sees und Mittelmeer. Ob die in Nordamerika vorkommende Form der Ordnung (siehe oben S. 277) auch zu dieser Art gehört, läßt sich derzeit nicht sagen. Die vermeintliche Art Am. neritina stammt aus Rußland, und zwar aus Ac. ruthenus, der auch sonst als Wirt von Am. foliacea bekannt ist. Sie wird ziemlich allgemein — eine Ausnahme macht meines Wissens nur Southwell 1915. S. 328, ohne jedoch Gründe hierfür anzugeben —, und zwar zweifellos mit Recht, als identisch mit Am. foliacea betrachtet. Nach den Angaben Salenskys unterscheidet sie sich von letzterer durch drei histologische Charaktere und ihre durch einen von diesen bedingte graugrüne Färbung. Bereits 1875. S. 215f. hat aber Grimm kurz dargelegt, daß es sich dabei nur um pathologisch veränderte Individuen von Am. foliacea handelt. Hier möchte ich auch auf Grund meiner Untersuchungen für die Richtigkeit einer sehr interessanten, seitdem aber nicht nur niemals bestätigten, sondern im Gegenteil direkt be- strittenen Angabe Salenskys eintreten. Salensky sagt näm- lich 1874. S. 321 von Am. foliacea, daß er an der Spitze des Penis immer hakenförmige Gebilde auffinden konnte. »Leider konnte ich, da ich dieselben zum ersten Mal an Quetschpräparaten bemerkte und später keine Gelegenheit hatte die Thiere frisch zu untersuchen, nicht nachweisen, ob diese Haken zum Penis oder zum ductus ejaculatorius gehören. An Quetschpräparaten wurden dieselben immer aus ihrer natürlichen Lage gerissen und in die Parenchymschicht gebracht.« 279 Er weist dann darauf hin, daß sie mit den Embryonalhaken so voll- kommen übereinstimmen, »daß diese Identität bei der Untersuchung sogleich ins Auge fällt. Sie stimmen mit den letzteren noch genauer dadurch überein, daß sie auch in derselben Zahl, nämlich 10, vor- handen sind und auch im hinteren Theile des Körpers auftreten. Ob- gleich ich die postembryonale Entwickelung bis jetzt noch nicht ver- folgen konnte, so möchteich doch vermuthen, daß diese Haken wirklich aus den embryonalen Haken entstanden sind, denn ihre Analogie ist überraschend und die Form ziemlich characteristisch«. Grimm 1875. S. 215 behauptet allerdings, daß Salensky »sich vollkommen irrt, wenn er sich den Penis der Amphilina mit 10 den Embryonalhaken entsprechenden Gebilden bewaffnet denkt. Glücklicherweise bin ich bis jetzt im Besitze der 6 Mm. langen Amphilina mit dem hervorste- henden Penis, die ich in meiner vorläufigen Mittheilung beschrieben habe und die am besten die Richtigkeit meiner Angaben beweisen kann, daß der Penis. mit den feinen Dornen, nicht aber, wie es SA- LENSKY will, mit den 10 Embryonalhaken bewaffnet ist«. Ebenso sagt Cohn 1904. 8. 386: »Über den Cirrus macht Grimm genaue und glaubwürdige Angaben; da ich ihn nirgends ausgestülpt sah, kann ich dem nichts hinzufiigen.« Und Hein 1904. S. 431 sagt gar: » Wie aus meinen oben wiedergegebenen Untersuchungen hervorgeht, vermisse ich einen Penis bei Amphilina ganz, sowohl auf Schnitten als auch bei Quetschpräparaten. Auch einen Hakenkranz, der auf Quetschpräparaten in Balsam leicht durch die Aufhellung unsichtbar werden könnte, habe ich auf Schnittserien nachdrücklich aber ver- gebens aufzufinden gesucht.« — Obwohl also die angeführte Angabe Salenskys bisher von keinem einzigen Autor bestätigt worden ist, so ist sie, soweit das tatsächliche Erhaltenbleiben der Embryonal- häkchen bei Am. foliacea in der Region der Endteile der männlichen Leitungswege in Frage kommt — also abgesehen davon, ob jene zum Penis oder zum Ductus ejaculatorius gehören oder im Parenchym liegen —, doch ganz zweifellos vollkommen zutreffend. Denn auch bei allen 3 mir vorliegenden mikroskopischen Präparaten von Am. liguloidea konnte ich in und etwas vor dem Niveau des Penis an oder nächst der Außenwand des männlichen Leitungsweges im Par- enchym (9—) 10 Stacheln oder Häkchen beobachten, die in bezug auf Gestalt, Größe, Zahl, optisches Verhalten und Anordnung eine so vollständige Übereinstimmung mit den Embryonalhäkchen dieses Tieres zeigen, daß nicht der geringste Zweifel an ihrer Identität mit diesen bestehen kann. Den detaillierten, mit Abbildungen belegten Beweis hierfür werde ich in meiner unten (S. 286) erwähnten bevor- stehenden Publikation führen; hier will ich nur betonen, daß es ganz 280 ausgeschlossen ist, daß so präzise, mit emer Abbildung belegte und zudem von dem betreffenden Autor von vornherein absolut nicht zu erwartende Angaben, wie Salensky sie diesbezüglich macht, unrichtig sein können, wenn sie bei einer verwandten Form zu bestätigen sind. — Eine andre Frage von geringerer Wichtigkeit ist es, ob die Häkchen, wie Salensky meint, zum Penis oder zum Ductus ejacu- latorius gehören und nur an Quetschpräparaten in das Parenchym ge- bracht werden, oder aber in diesem, bzw. an der Außenseite des Eindteiles der männlichen Leitungswege ihre natürliche Lage haben. Jene Meinung Salenskys beruht, wie aus seinen Angaben hervor- geht (siehe oben S. 279), ganz offenbar nur auf einer Kombination seinerseits. Nach meinen Befunden an den Präparaten von Am. liguloidea, die keineswegs gequetscht, sondern lediglich dem unver- meidlichen Druck des Deckglases ausgesetzt gewesen waren, ist die natürliche Lage der Häkchen bei dieser Art im Parenchym an oder nächst der Außenseite des Endteiles der männlichen Leitungswege; und ich halte es für recht wahrscheinlich, daß es sich bei Am. fo- hacea ebenso verhält. Dies würde dann auch erklären, weshalb Grimm die Haken an dem hervorstehenden Penis eines Exemplares dieser Art nicht auffinden konnte (siehe oben S. 279). 2. Familie: Schizochoeridae, f. nov. Diese Familie definiere ich als Amphilinidea mit nicht bis in den hinteren Teil des Körpers reichenden Frontal- drüsen, äußerst zahlreichen Hoden, die in zwei schmalen Längsstreifen angeordnet sind, welche außer höchstens an ihrem hintersten Ende in den Seitenteilen des Körpers außerhalb der beiden aufsteigenden Uterusäste liegen, den srößten Teil der Körperlänge durchziehenden paarigen Vasa deferentia, die sich nicht weiter verzweigen, einem kurzen, wenigstens in seinem basalen Teil dicken Penis, nie mit im allgemeinen auf derselben Körperseite wie der erste auf- steigende Uterusast gelegenem absteigenden Uterusast, mit einem sehr großen, medianwärts vom 1. aufsteigenden Ast des Uterus und fast zur Gänze vor dem Keimstock ge- legenen accessorischen Receptaculum seminis, einer sich in ihrem hinteren Teil gabelnden Vagina, die durch je eine annähernd median auf der Dorsal- und der Ventralfläche gelegene Öffnung ausmündet, und wenigstens mäßig dünn- schaligen Eiern. Die Schizochoeridae wurden bisher nur in Teleostiern ge- 281 funden. — Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich auf das tropische Südamerika und den Indischen Ozean bei Ceylon. Die Familie umfaßt 3 hier von mir neu aufgestellte Genera, die sich auf 2 Subfamilien verteilen und je eine Species enthalten. 1. Unterfamilie: Gigantolininae, sf. nov. Die Unterfamilie Gigantolininae definiere ich als Schizo- choeridae ohne transversale Runzeln, mit Hodenstreifen, von denen sich der eine an seinem Hinterende unter dem ersten aufsteigenden Uterusast hindurch bis auf die entgegengesetzte Körperseite hinüber erstreckt und sich hier mit dem andern vereinigt, sich hinter der hinteren Umbiegungsstelle des Uterus und lateralwärts von dessen absteigendem Ast miteinander vereinigenden Vasa deferentia, einem zweiflügeligen, sehr stark und reich gelappten Keimstock, im Niveau des eingezogenen Rüssels beginnenden und hinter dem Niveau des Keim- stocks endenden, mäßig stark entwickelten Dotterstöcken, deren . Breite wenigstens ungefähr 1/,, der Körperbreite beträgt, von hinten nach vorn verlaufendem unpaaren Dottergang, kurz sackförmigem, weniger als 1/, der Körperlänge durchziehendem accessorischen Receptaculum seminis, einem breiten, kräftigen, die dorsale Scheiden- öffnung in einiger Entfernung umgebenden querovalen Muskelring, annähernd median verlaufendem absteigenden Uterusast, ein ziemliches Stück hinter dem Vorderende, ungefähr im Niveau der vorderen Um- biegungsstelle des Uterus gelegener Uterusöffnung und kugelförmigen, sehr dünnschaligen Eiern. | Die Gigantolininae sind nur aus Pristipomatiden, und zwar aus Diagramma crassispinum bekannt. — Sie wurden bisher nur im Indischen Ozean an der Küste von Ceylon gefunden. Die Unterfamilie umfaßt nur ein Genus. 1. Gattung: Gigantolina, g. nov. (6 yiyac, yiyavtog der Riese, Amphilina [cf. auqihevoc, mit fläch- senen Stricken gebunden], die bekannteste Gattung der Ordnung, jedenfalls wegen der netzartigen wabigen Skulptur der Oberfläche . so genannt.) Den Namen Gigantolina gebe ich dem Genus einer- seits wegen der relativ enormen Größe seiner einzigen bisher be- kannten Art, die eine Länge von 38 cm erreicht, anderseits um seine Verwandtschaft mit Amphilina anzudeuten. — Ich definiere Giganto- lina als Gigantolininae von bandförmiger Körpergestalt, mit me- dian nächst dem Hinterende gelegener männlicher Geschlechtsöffnung und Dotterstöcken, die aus zahlreichen, dicht gedrängten Follikeln bestehen und keinerlei Verzweigung aufweisen. 282 Typus und einzige Art: Gigantolina magna (Southw.). Amphilina magna Southwell 1915. S. 326. Eine ausfiihrlichere, mit Abbildungen versehene Bb dieser Species werde ich an andrer Stelle veröffentlichen. Dabei werde ich auch die Widersprüche aufklären, die sich zwischen South- wells Beschreibung derselben und den obigen Definitionen der sie enthaltenden Familie und Unterfamilie finden. 2. Unterfamilie: Schizochoerinae, sf. nov. Ich definiere diese als Schizochoeridae mit zahlreichen an- nihernd transversal verlaufenden feinen Runzeln auf beiden Körper- flächen, ohne Kalkkörper, mit in ihrer ganzen Länge voneinander getrennten und außerhalb der beiden aufsteigenden Uterusäste ge- legenen Hodenstreifen, sich etwas vor der hinteren Umbiegungsstelle des Uterus und medianwärts von dessen absteigendem Ast mitein- ander vereinigenden Vasa deferentia, einem kräftigen, lang spindel- förmigen Propulsionsapparat, ganzrandigem, wenigstens annähernd kreisrundem Keimstock, ein beträchtliches Stück hinter dem Hinter- ende des eingezogenen Rüssels beginnenden und vor dem Niveau des Keimstocks endenden, schwach entwickelten Dotterstöcken, deren Breite höchstens je etwa 1/00 der Körperbreite beträgt, von vorn nach hinten verlaufendem unpaaren Dottergang, schlauchförmigem, wenigstens ungefähr 1/, der Länge des Tieres durchziehendem acces- sorischen Receptaculum seminis, ohne einen eignen eine der Scheiden- öffnungen umgebenden Muskelring, mit ausgesprochen seitwärts von der Medianlinie verlaufendem absteigenden Uterusast, weit vor der vorderen Umbiegungsstelle des Uterus in nächster Nähe des Vorder- endes gelegener Uterusöffnung und ovalen, mäßig dünnschaligen Eiern. Die Schizochoerinae sind nur aus Arapaime gigas, einem Osteo- glossiden, bekannt. — Ihre Verbreitung erstreckt sich, soweit wir bisher wissen, über die nördlicheren Teile Brasiliens und Cayenne. Zu dieser Unterfamilie gehören zwei hier von mir neu a Gattungen. 2. Gattung: Nesolecithus, g. nov. (7 vijoog die Insel, 7 A&xıJog der Eidotter; so genannt, weil ihre Dotterstécke stellenweise Verzweigungen bilden, die sich nach einer Strecke wieder miteinander vereinigen und so Teile des Parenchyms inselartig einschließen.) — Ich definiere Nesolecithus als Schizo- choerinae von länglich blattférmiger Gestalt, mit median und ter- minal gelegener männlicher Geschlechtsöffnung, auch die hintere Hälfte des Propulsionsapparates umgebenden Prostatadrüsen, sehr 283 schwach entwickelten, schlauchförmigen Dotterstöcken, die nach einer Strecke wieder miteinander anastomosierende Verzweigungen bilden und deren Breite in den unverzweigten Strecken kaum 1/399 der Körperbreite beträgt, einem nur ungefähr !/, der Leibeslänge durch- ziehenden accessorischen Receptaculum seminis und einer Vagina, deren Lumen keine Ausbuchtungen aufweist und deren Mündungen ungefähr im Niveau der halben Länge des Propulsionsapparates » liegen. | Typus und einzige Art: Nesolecithus janickii, s. nov. Amphilina liguloidea Janicki 1908. S. 568 (non Monostomum ligu- loideum Dies.). | Janicki betitelt seine Arbeit über die von ihm untersuchten Cestoden ohne weiteres: »Über den Bau von Amphilina liguloidea Diesinge, sagt (S. 568), daB sie alsbald als die Diesingsche Am. liguloidea erkannt wurden, und spricht auch weiterhin von ihnen beständig als von Am. liguloidea. Auf S. 591f. dagegen sagt er: »Es erübrigt nur noch, die Unterschiede ‘hervorzuheben, die sich nach ‘meiner Darstellung des Baues von Amphilina liguloidea den Beschrei- bungen Dresinés und MonriceLLIS gegenüber ergeben. Die Unter- schiede sind meist geringfügiger Natur und werden wohl zum Teil darauf zurückzuführen sein, daß erschöpfende Mitteilungen bei den genannten Autoren aus verschiedenen, sie völlig entschuldigenden Gründen, nicht zu finden sind... Demnach erachte ich die vorhandenen Differenzen als nicht ausreichend, um eine Aufstellung von zwei Arten zu recht- fertigen. Auch ist es sehr unwahrscheinlich, daß bei demselben Wirt, an derselben Lokalität, zwei so durchaus nahe verwandte Arten vor- kommen sollten. Der späteren Untersuchung größeren Vergleichs- materials bleibt es vorbehalten, die hier angeführten Unterschiede, sei es durch Übergangsstufen auszugleichen, sei es, nach Feststellung ihrer Konstanz, schärfer zu präzisieren und systematisch zu verwerten. « — Janicki führt nun die Unterschiede in der Körpergestalt und in der relativen Länge des accessorischen Receptaculum seminis an (cf. meine Definitionen der betreffenden Gattungen) und sagt: »Ein starkes, saugnapfartiges Gebilde, wie es Dirsine in Fig. 26 im vor- gestülpten Zustand am vorderen Körperende zeichnet, habe ich an keinem der mir vorliegenden Exemplare beobachtet.« Weiter heißt es: »Der einfachen Ausmündung der Vagina auf der einen Fläche des Körpers steht in meinem Fall an allen vier Exemplaren vorge- fundene Spaltung der Scheide in zwei Äste, sowie getrennte Mündung dieser letzteren auf der ventralen bzw. dorsalen Körperfläche gegen- 284- über. — Die übrigen im Laufe der Darstellung jeweilen vermerkten Unterschiede scheinen mir weniger essentieller Natur zu sein.« Bei einem Vergleich der Beschreibung und Abbildungen Ja- nickis mit den mir vorliegenden Individuen von Am. liguloidea (Dies.), unter denen sich auch die vier noch im hiesigen Naturhistorischen Museum vorhandenen der fünf Kotypen dieser Art befinden, ergab sich mit voller Gewißheit, daß die von Janicki untersuchten Amphilinidea nicht mit ihr identisch sind, sondern einer neuen, noch unbenannten Art angehören. Dies geht auch klar aus den unterscheidenden Charak- teren hervor, die ich in den Definitionen der zwei hier von mir für diese beiden Species aufgestellten Gattungen angeführt habe, und wird eine detaillierte Bestätigung durch meine ausführliche Bearbeitung von Am. liguloidea (siehe unten S. 286) erfahren. Und was speziell Janickis Meinung betrifft, daß es sehr unwahrscheinlich ist, »daf bei demselben Wirt, an derselben Lokalität, zwei so durchaus nahe verwandte Arten vorkommen sollen«, so begegnet uns gerade bei den Platoden — merkwürdigerweise, wie ich gern zugebe — des öfteren ein solches Verhalten. Ich erinnere beispielsweise an Octangium sagitta und Octangium hasta (siehe Looss 1902b. S. 686f.) und Mic- roscaphidium reticulare und Microscaphidium aberrans (siehe id. t. c. S. 691—693) unter den Angiodictyidae. Zudem sind in unserm Fall die Arten nach meinen Untersuchungen gar nicht so nahe mit- einander verwandt, sondern weisen sogar generische Unterschiede auf. — Genannt ist die neue Art zu Ehren des Herrn Prof. C. v. Ja- nicki, dessen gute Beschreibung und Abbildungen der interessanten, ihm vorgelegenen Form es ermöglichten, sie mit Sicherheit als eine neue solche zu erkennen. Ich diagnostiziere Nesolecithus janicki als Nesolecithus von 76 bis 86 mm Länge, 21 mm größter Breite und 0,17—0,93 mm Dicke, mit halbdurchsichtigem Körper, außer an den Körperenden von bis etwa 0,5 mm im Durchmesser messenden Grübchen bedeckter Ober- fläche, ovalen Hoden von etwa 157 u längerem Durchmesser, einem Keimstock von 0,85 mm Durchmesser, durchweg sehr kurzen Quer- schlingen des Uterus, breitem, bis 1,5 mm weitem accessorischen Receptaculum seminis, sich in einer den Durchmesser des Keimstockes nicht übersteigenden Entfernung hinter. dem Receptaculum seminis in zwei kurze Äste gabelnder Scheide und Eiern, die wenigstens in ihren jüngeren Stadien am hinteren Pol mit einer bedeutenden knopi- artigen, porösen Verdickung der Schale verschen und im Anfangsteil des Uterus etwa 62 « und im reifen Zustand etwa 176 w lang sind. Als Typus der Art bestimme ich das von Janicki 1908. Tab. XXXIV. Fig. 2 abgebildete Exemplar. 285 Habitat: Diesbezüglich gibt Janicki nur an (S. 568), daß die Zoologische Anstalt der Universitit Basel die von ihm untersuchten Helminthen von Prof. E. Goeldi, Museu Goeldi, Para, Brasilien, erhielt, und daß sie aus der Leibeshöhle von Arapaima gigas stammten. Da das dem Museu Goeldi zur Verfügung stehende Material naturgemäß ganz überwiegend aus Brasilien herrührt und anderseits Arapaima gigas in Brasilien nur in den nördlichen und mittleren Gebieten vor- kommt, so kann mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, daß die Fundorte der vier bisher bekannten Exemplare von N. janickii ebenfalls in diesem Teil Brasiliens liegen. — Wirt: Arapaima gigas; in der Leibeshöhle. Betreffs einer ausführlicheren Beschreibung dieser Art verweise ich auf Janicki 1908. 3. Gattung: Schizochoerus, g. nov. (ozilw ich spalte, 0 yoigog die Scheide; so genannt, weil der hintere Teil ihrer Scheide in 2 Aste gespalten ist.) — Ich definiere Schizochoerus als Schizochoerinae von bandförmiger Gestalt, mit zur Gänze hinter dem sehr kräftigen Propulsionsapparat gelegenen Prostatadrüsen, mit seitlich von der Medianlinie flächenständig nächst dem Hinterende gelegener männlicher Geschlechtsöffnung, zeitlebens im Parenchym an oder nächst den Endteilen der männlichen Leitungs- wege erhalten bleibenden Embryonalhäkchen, aus zahlreichen ge- sonderten Follikelgruppen und Follikeln bestehenden Dotterstöcken, die keinerlei Verzweigung aufweisen und deren Breite etwa 1/69 der Körperbreite beträgt, beinahe ein Drittel der Leibeslänge durch- ziehendem accessorischen Receptaculum seminis und einer Vagina, deren Lumen sowohl in ihrem gegabelten Teile als in der größeren, hinteren Hälfte ihres ungegabelten Teiles zahlreiche Auszackungen aufweist und deren Mündungen hinter dem Hinterende des Propul- sionsapparates liegen. Typus und einzige Art: Schizochoerus liguloideus (Dies.). Monostomum liguloideum Diesing 1850. S. 320; id. 1855. S. 62. Amphilina liguloidea Monticelli 1892c. S. 2. [Amphiline) liguloidea Monticelli 1892e. S. 716. Habitat: Nördliches Brasilien (Staat Amazonas: Borba); Cayenne (St. Jean). Von dieser Art sind bisher nur jene 5 Individuen bekannt, die Natterer im Jahre 1830 im Staate Amazonas in Brasilien in bzw. bei Borba gesammelt hat. Ein weiteres, bisher unbekannt gebliebenes, von mir als zu dieser Species gehörig bestimmtes Exemplar wurde von 286 Jelski im Jahre 1867 in, bzw. bei St. Jean in Cayenne gesammelt. — Schizochoerus liguloideus ist sehr unzulänglich bekannt. Bisher haben überhaupt nur zwei Autoren eigne Untersuchungen über ihn veröffentlicht, nämlich Diesing (1850. S. 320; 1855. S. 62. Tab. I. Fig. 25—29) und Monticelli (1892c. S. 2—5; 1892e. S. 716). (Die von Janicki 1908 untersuchten und, wenn auch mit einiger Reserve [siehe oben S. 283], mit dieser Species identifizierten Cestoden gehören in Wirklichkeit einer andern, oben [S. 284] neu aufgestellten Art an.) Eine eingehende, von Abbildungen begleitete Beschreibung dieser Art wird im Rahmen einer gegenwärtig vor dem Abschluß stehenden Publikation von mir über das System der Platodaria erscheinen. Hinsichtlich der allgemeinen morphologischen Auffassung der Amphilinidea schließe ich mich der von Pintner 1906. S. 1:98 zuerst ausgesprochenen und wahrscheinlich gemachten und von Ja- nicki 1908. S. 594 f. acceptierten und mit weiteren Gründen gestützten Vermutung an, daß sie geschlechtsreif gewordene Cestodenlarven sind. Diese Vermutung erfährt eine neue gewichtige Unterstützung durch den nunmehr für zwei Arten der Amphilinidea erbrachten Nach- weis, daß die Embryonalhäkchen bei ihnen auch beim ausgebildeten Tier erhalten bleiben. Denn dies ist sonst nur noch bei Archigetes der Fall, von dem es ja allgemein anerkannt ist, daß er eine geschlechts- reif gewordene Larvenform darstellt. Verzeichnis der zitierten Literatur. Benham, W. B., The Platyhelmia, Mesozoa, and Nemertini. In: A Treatise on Zoology. Edited by E. Ray Lankester. Part IV. 1901. Claus, C., Grundzüge der Zoologie. 4. Aufl. 1. 2. Lief. 1879. Cohn, L., Zur Anatomie der Amphilina foliacea (Rud.). Zeitschr. wiss. Zool. 76. S. 367—387. Tab. XXIII. 1904b. Diesing, C. M., Systema Helminthum 1. 1850. —— K. M. Neunzehn Arten von Trematoden. Denkschr. kais. Akad. Wiss, math.-natwiss. Kl. 1. Abth. 10. S. 59—70. 3 Tab. 1855. Grimm, O., Zur Anatomie der Binnenwürmer. (Vorläufige Mittheilung.) Zeit- schr. wiss. Zool. 21. S. 499— 504. 1871. —— Nachtrag zum Artikel des Herrn Dr. SALENSKY »Ueber den Bau und die Entwickelungsgeschichte der Amphilina, G. Wagen.« Zeitschr. wiss. Zool. 25. S. 214—216. 1875. Hein, W., Beiträge zur Kenntnis von Amphilina foliacea. Zeitschr. wiss. Zool. 76. S. 400—438. Tab. XXV—XX VI. 1904. Janicki, C. v., Uber den Bau von Amphilina liguloidea Diesing. Zeitschr. wiss. Zool. 89. S. 568—597. Tab. XXXIV—XXXV. 1908. Kahane, Z., Budowa Tasiemca nastroszonego, (Taenia perfoliata Göze) jako przy- czynek do Anatomii i Histologii Ogniwcöw (Cestodes) [Bau des be- wehrten Bandwurmes (Taenia perfoliata Göze) als Beitrag zur Anatomie und Histologie der Bandwiirmer (Cestodes)].~ Pamiet. Akad. Umiej. Krakowie, Wydz. mat.-przyrodn. [Denkschr. Akad. Wiss. Krakau. math.-natwiss. Kl.) 4. S. 63—123. tab. III 1878.) a Linstow, O. v., Compendium der Helminthologie. 1878. 287 Looss, A., Ueber neue und bekannte Trematoden aus Seeschildkröten. Nebst Er- örterungen zur Systematik und Nomenclatur. Zool. Jahrb. Syst. 16. S. 411—894. Tab. 21—32. 1902 b. Lühe, M., Urogonoporus armatus ein eigentümlicher Cestode aus Acanthias, mit anschlieBenden Bemerkungen iiber die sogenannten Cestodarier. Arch. Parasit. 5. S. 209-250. tab. I. 1902a. Mehlis, E., Novae observationes de Entozois. Auctore Dr. Fr. Chr. H. Creplin, med. pract. Wolgastiensi. Berol. Dümmler 1829. 8. IV. et 134. 1°. 2 tab. aeri incisis. Isis 1831. col. 68—99, 166—199. Tab. II. 1831. Monticelli, F. S., Appunti sui Cestodaria. Atti Accad. Sci. Fis. Mat. [Napoli] (2) 5. no. 6. 1892c. —— Studii sui Trematodi endoparassiti. [Monostomum eymbium Diesing]. Contri- buzione allo studio dei Monostomidi. Mem. Accad. Sci. Torino (2) 42. | Sci. fis. mat. nat. p. 683—762. 1 tab. 1892e. Odhner, T., Urogonoporus armatus Lühe, 1902 die reifen Proglottiden von 7ri- : locularia gracilis Olsson, 1869. Arch. Parasit. 8. S. 465—471. 1904. Pintner, T., Uber Amphilina. Verh. Ges. Deutsch. Natforsch. Arzte. 77. Vers. 1905. 2. T. I. Hälfte. S. 196—198. 1906. Poche, F., Zur. Vereinheitlichung der Bezeichnung und exakteren Verwendung der systematischen Kategorien und zur rationellen Benennung der super- generischen Gruppen. Verh. VIII. Internat. Zool.-Kongr. Graz 1910. S. 819—850. 1912a. Rudolphi, C. A., Entozoorum Synopsis cui accedunt mantissa duplex et indices “oun ae 1819. Salensky, W., Ueber den Bau und die Entwickelungsgeschichte der Amphilina G. Ween (Monostomum foliaceum Rud.). Zeitschr. wiss. Zool. 24. S. 291—342. Tab. XX VIII—XXXI u. XXXII, Fig. 20—35. 1874. Southwell, T., Notes from the Bengal Fisheries Laboratory, Indian Museum. No. 2. On some Indian Parasites of Fish, with a note on Carcinoma in Trout. Rec. Ind. Mus. 11. 1915. p. 311—330. tab. XX VI—XXVIII. 1915. Wagener, G. R., Enthelminthica Nr. V. Ueber Amphilina foliacea mihi (Mono- stoma foliaceum Rud.) Gyrocotyle Diesing und Amphiptyches Gr. W. Briefliche Mittheilung an Hrn. Prof. R. Leuckart. Arch. Natgesch. 24. Jahrg. 1. S. 244—249. Tab. VIII. 1858. Ward, H. B., Parasitic Flatworms. In: H. B. Ward and G. C. Whipple, Fresh- Water Biology. 1. Aufl. p. 365—453. 1918. Watson, E. E, The Genus Gyrocotyle, and its Significance for Problems of Cestode Structure and Phylogeny. Univ. California Publ. Zool. 6. p. 353—468. tab. 33—48. 1911. : 9. Über den Parasitismus der Würmer Myzostomidae auf den paläozoischen Crinciden. Von Prof. N. N. Yakowlev, Petersburg. (Mit 3 Figuren.) Hingeg. 16, Februar 1922. Die Erscheinung des Parasitismus der Wiirmer Myzostomidae auf den Crinoiden ist am fossilen Material zum erstenmal von dem bekannten Zoologen und Spezialisten dieser Gruppe v. Graff fest- gestellt worden. Das fossile Material, mit dem es Graff zu tun hatte, war vorwiegend mesozoisch. In der vorliegenden Arbeit weise 288 ich auf einige meiner Beobachtungen hin, die ich an paläozoischem Material gemacht habe und führe einige meiner Annahmen allge- meinen Charakters an. Meine Aufmerksamkeit wurde auf die Er- scheinungen dieser Art durch ein Bruchstück eines Stiels des Crinoids — Cromyocrinus simplex — gelenkt, welches aus den Ablagerungen der Steinkohlenformation des Kirchspiels Mjatschkowa bei Moskau stammt, einer Gegend, welche sich bekanntlich unter anderm durch ihren Reichtum an gut erhaltenen Crinoidenresten auszeichnet. Das erwähnte Stielbruchstück ist tonnenförmig erweitert, wobei zwischen den ihrer ganzen Breite nach normal entwickelten Stielgliedern an der Stelle der stärksten Anschwellung sich eine mosaikförmige Tä- felung keilformig einschiebt (Fig. 1). Letztere stellt augenscheinlich eine Neubildung im Zusammenhange mit dem Aufschwellen dar. Der Längsschnitt durch diese tonnenartige Erweiterung des Stiels Fig. PA Fig. 1. Stielbruchstück von Cromyocrinus simplex. Seitenansicht. Nat. GrôBe. Fig. 2. Dasselbe, längszerschnitten. zeigt eine Hôhle an einer Seite des inneren Kanals des Stiels, eine Aushöhlung, die augenscheinlich der Lage des Parasiten entspricht (Fig. 2). Diese Höhle erweitert das Stiellumen. Auf der gegeniiber- liegenden Seite des Stiels ist nichts dergleichen zu beobachten; da ist bloß eine Krümmung der inneren keilformigen Längsrippen des Stiels zu sehen, eine natürliche Erscheinung, wenn die weichen Teile des Stiels von dem an der entgegengesetzten Seite angehefteten Parasiten an diese Seite gedrückt werden. Es ist interessant, daß bei den paläozoischen Crinoiden die den Myzostomiden zugeschriebenen Höhlen bei den Gattungen Cromyo- crinus und Poteriocrinus gefunden worden sind, welche zu den Cyathocrinacea gehören, die Cyathocrinacea aber betrachtet man als Gruppe, von welcher die Pentacrinacea abstammen; letztere sind gegenwärtig die die Myzostomidae nährenden Wirte: Die Myzostomidae sind somit von einer primären Gruppe der Crinoi- den zu den von derselben abstammenden übergegangen. 289 In den Fallen, wo bei den Crinoiden (mesozoisch) an den sich gegeniiberliegenden Seiten des Stiels zwei Höhlen konstatiert wer- den, nimmt man das gleichzeitige Vorhandensein zweier Parasiten an. v. Graff bemerkt!, daß bei den fossilen Crinoiden im Gegensatz zu den jetzt lebenden, die von Myzostomidae hervorgerufenen Aus- schwellungen stets in dem Stiel, niemals aber in den Armen, wie es bei den recenten Formen der Fall ist, angetroffen werden. Für diese Verschiedenheit konnte v. Graff keine Erklärung finden. Dieser Grund wird jedoch klar, wenn man die verschiedenartige Lage der Geschlechtsprodukte der früheren und recenten Crinoiden im Auge behält. Die späteren Crinoiden konzentrieren ihre Ge- schlechtsprodukte, im Gegensatz zu den älteren Crinoiden, in eigen- artigen Abzweigungen der Arme, in den sogenannten Pinnulae. Bei den ältesten Crinoiden fehlen die Pinnulae, und die Geschlechts- produkte werden, gleich wie bei den Cystoidea, den Vorfahren der Crinoiden, durch besondere Öffnungen — die Gonoporen — auf den Kelchtafeln ausgeschieden. Wenn die Arme der älteren und späteren Crinoiden verschieden sind, ist es auch im Stiel der Fall. Man kann annehmen, daß, ähnlich den Siphonen der älteren Nautiloidea, auch der Stiel der älteren Crinoiden ein weiteres Lumen hatte, als bei den späteren, so daß sich in ihm Eingeweide befanden, welche in dem Stiel der jüngeren fehlten, und dabei Eingeweide (Kammerorgan), welche von wesentlicher Bedeutung nicht nur für das Leben des Stiels, sondern für den ganzen Organismus waren? Im Axialorgan entwickeln sich die Geschlechtszellen, in ihm befinden sich auch Ge- fäße, welche den Blutgefäßen nach ihrer Bedeutung für. die Er- nährung analog sind. Bei den späteren Crinoiden verengt sich das Stiellumen. Letzteres enthält bloß Nerven und Blutgefäße, wobei die Geschlechtszellen in den Pinnulae konzentriert smd. Wenn die parasitierenden Myzostomidae — wie es zum erstenmal von v. Graff konstatiert worden ist — bei den fossilen Crinoiden sich in dem Stiel befanden, bei den recenten jedoch in den Armen angetroffen werden, so ist der Grund wahrscheinlich in der Übertragung der Lage der Geschlechtszellen in die Arme zu suchen. Meine An- nahme, daß die Myzostomidae auf den Geschlechtssträngen, den Gonophoren der Crinoiden parasitieren, findet ihre Bestätigung in der neulich erschienenen Arbeit von D. M. Fedotov »Protomyxo- stomum polynephris Fedotov und sein Verhältnis zu den Gor- gonocephalus encnemis M. u. Tr.« 1 L.v. Graff, Uber einige Deformitäten an fossilen Crinoiden. Paläonto- graphica. N.F. XI. (XXXL) 1885. S. 188. 2 Bather, The Echinoderma. P. 105. 133. In Ray Lankester’s Treatise on Zoology. Pt. III 1900. : Zool. Anzeiger. Bd. LIV. 3 19 290 Protomyxostomum, der von Fedotov im Jahre 1911 auf der biologischen Station Murman gefundene, ist primitiver als die bisher bekannt gewesenen Myzostomidae und verbindet dieselben mit den Polychaeten. Der Protomyzostomum ist ein Endoparasit der Ge- schlechtsorgane der Ophiuren Gorgonocephalus encnemis, indem er sich von Spermatozoiden und den Eiern des Wirtes nährt. Indem sie in Mengen (bis 119 Stück in 1 Wirte) vorkommen, rufen die Parasiten große Verheerungen in den Geschlechtsorganen des Wirts hervor, bedeutende, jedoch partielle Kastrierung des letzteren hervor- bringend. Die Würmer nehmen die Geschlechtssäcke derart ein, daß sie von Lewinsen sogar für Geschlechtsorgane des Gorgonocephalus gehalten wurden (1887). In Anbetracht des oben Dargelegten sind zoologische Unter- suchungen über die Frage der Ernährungsweise der gegenwär- tigen Myzostomidae erwünscht, um zu bestim- men, ob sie Parasiten oder bloß Commensalen der Crinoiden sind (letztere Annahme ist schon ausgesprochen worden) und im Falle sie sich als Parasiten erweisen, — ob sie sich von den Ge- A nähren. An den beschädigten Stellen des Stiels der Crinoiden sind von v. Graff Öffnungen gefunden Fic. 3. Stielbruch. Worden, welche von der Oberfläche des Stiels aus ig. 3. ielbruch- . à stück von einem pa- ins Innere führen und dem Parasiten als Gang ee ee Crinoid, dienten; jedoch an den Stielen der paläozoischen ängszerschnitten. ST È È RABEN - Crinoiden sind sie bloß für den Poteriocrinus crassus® erwähnt und nicht eingehend behandelt worden. An dem von mir untersuchten Exemplar von Cromyocrinus simplex (Fig. 1) fehlt diese Öffnung unstreitig. Das Exemplar ist ganz frei von Gestein, gut erhalten, so daß nur angenommen werden _ kann, daß die Öffnung verwischt ist. Es ist schwer zu sagen, unter welchen Bedingungen diese Obliteration vor sich gegangen ist: nach dem Ausgang des Parasiten auf die Oberfläche oder sogar während seines Aufenthaltes im Stiellumen. Für den Crinoid mag jedoch das Schließen der Öffnung ein natürliches Bedürfnis sein. Fig. 3 zeigt ein Exemplar von einem Stiel des Crinoids. Fundort. ist unbekannt, aber wahrscheinlich aus dem Silur von Gothland oder England. Das Exemplar zeigt eine Öffnung seitwärts (rechts) des ausgeschwollenen Teils des Stielstückes, und der Kanal, welcher von dieser Öffnung aus in das Stiellumen führt, verengt ja bei seinem 3 Graff S. 189. ; 291 Ausgange dank der lobenartigen Auswüchse (/)_ seiner Wände, wo- durch die Art der partiellen Verwischung der Offnung angedeutet wird. Außerdem schließt sich die Öffnung des Kanals vollkommen mittels einer dünnen Platte, welche sogar mit Hilfe einer guten Lupe nicht gleich zu erkennen ist (p Fig. 3). Es ist natürlich mög- lich, daß dieses eine der möglichen Arten der Obliteration der Öff- nung ist, und daß sie überhaupt nicht in allen Fällen auf gleiche Weise vor sich ging. Das von mir besprochene Exemplar bestätigt uns, daß sie vor sich ging. 10. Über den Commensalismus der paläozoischen Gastropoden der Gattung Platyceras mit den Crinoiden. Von Prof. N. Yakowlev, Petersburg. (Mit 3 Figuren.) Eingeg. 16. Februar 1922. Auf das Zusammenleben der paläozoischen Gastropoden mit den Crinoiden ist schon längst hingewiesen worden, doch wurde diese Erscheinung anfänglich falsch gedeutet, da eine richtige Vorstellung von der Ernährungsweise der Crinoiden fehlte. Da sich der Gastropod zuweilen an den Armansätzen des Crinoids an seiner Bauchseite befand, wurde angenommen, daß der Crinoid die Schnecke mit seinen Fangarmen umfaßte und sie auffraß, wobei einige Crinoide bei diesem Akte abstarben, ohne Zeit gehabt zu haben, die. Schale der Schnecke freizugeben (Austin 1843). Die erwähnten Verhältnisse sind an einer ganzen Reihe von Gattungen der Crinoiden beobachtet worden. Eine richtigere Vorstellung von der Bedeutung des Zusammen- findens des Platyceras mit den Crinoiden finden wir bei De Koninck (1844), Meek und Worthen (1866), Trautschold (1867). Die ersten drei Autoren weisen darauf hin, daß bei der strengen Übereinstim- mung der Apertur des Platyceras mit den Unebenheiten der Ober- fläche des Kelches der Crinoiden von einer zufälligen Berührung dieser Tiere keine Rede sein kann. Trautschold erwähnt die Be- festigung des Platyceras in dem analen Gebiet des Crinoids und äußert die Vermutung, daß dem Platyceras einiges von der Speise des Crinoids zufiel, oder daß er sich von den Excrementen des letzteren nährte. Betreffs der oben erwähnten Beziehungen zwischen dem Rande der Apertur der Schnecke und der Kelchoberfläche des Crinoids wurde weiter behauptet, daß dieses Verhältnis besonders klar beim Vorhandensein von Rippenverzierungen auf der Oberfläche der Kelchtäfelchen hervortritt. Es wird darauf hingewiesen, daß die 19* 292 Platyceras meistens sich an Crinoiden anheften, bei denen die Anal- proboscis fehlt. Auch wird auf das Vorhandensein konzentrischer Befestigungsspuren der Schnecke auf der Oberfläche hingewiesen, Fig. 2. Fig. 1. Ein Exemplar von Cromyocrinus simplex Trautsch. Zweimal vergrößert. — A = Analproboscis; Br = Arme, abgebrochen; mit X sind zwei circuläre An- heftungsspuren der Schnecke bezeichnet. Fig. 2. Ein andres Exemplar mit der angehefteten Schnecke. Seitenansicht, dreimal vergrößert. Ira = Interradiale anale. und daraus die Schlußfolgerung gezogen, daß sich die Schnecke an den Stachelhäuter auf lange, ja sogar fürs ganze Leben anheftete. Die erwähnten konzentrischen Befestigungsspuren auf der Ober- fläche des Kelches sind eigentlich exzentrisch (Fig. 1), dabei derart, daß man eine konstantere Lage des vorderen als des hinteren Randes der Schneckenapertur folgern muß, augenscheinlich im Zusammenhang damit, daß die Mundöffnung der Schnecke stets an der Analöffnung des Orinoids liegen muß. Wir weisen darauf hin, daß, wenn der Platyceras sich an einen Fig. 3. Kelch von Cromyocrinus sim- mit einer Analproboseis versehenen plex mit dem seitlich aufsitzenden Crinoid befestigte, er augenschein- Day cane DE ee Eine Jich seitlich am Kelch, jedoch bei proboscislosen Crinoiden zwischen den Armen auf der Bauchseite saß. Außerdem ist augenscheinlich die Proboscis manchmal resorbiert, am Ende zerfressen, wahrschein- lich gekürzt vom Gastropoden, welcher bei zu bedeutender Länge der 293 Proboscis sonst, an der Seite des Kelches sitzend, nicht mit der Mundöffnung die Analöffnung des Crinoids erreicht haben würde. Wir weisen noch auf eine Besonderheit der Apertur des Platy- ceras hin, welche augenscheinlich im Zusammenhang mit der An- _heftung an den Kelch des Crinoids entstanden ist. Der an den Scheitel der Schale zurückgewandte Rand der Apertur erscheint erweitert und plattgedrückt, augenscheinlich zwecks möglichst enger An- schmiegung an den Kelch des Crinoids. Der vordere Rand der Apertur hingegen ist schneidend und stellt die flügelförmige Erweite- rung der Apertur dar. Hier geschieht die Anschmiegung an den Kelch in dem erweiterten Teil der Apertur mit der inneren Fläche des Aperturrandes; die erweiterte Apertur umfaßt bis zu einem ge- wissen Maße den Kelch. Hinsichtlich der Frage über die Dauer der Anheftung der Schnecke an den Crinoid ist zu bemerken, daß sie augenscheinlich fürs ganze Leben war, sogar der Tod des Crinoids den Tod der Schnecke nach sich zog. Dadurch ist bei den Fossilien ihr beständiges Zusammenfinden zu erklären. Auf die Frage, warum denn. dieses Zusammenleben ein so enges war, kann man zweierlei Antworten geben. Die innige Verbindung auf Leben und Tod zwischen dem Wirte und dem Mitesser ist eine dem Parasitismus eigne Erscheinung. Anderseits leben die Repräsentanten der Familie der Capulidae, zu welcher die Gattung der Platyceras gehört, gleich den Patelli- dae, fast unbeweglich an ein und demselben Ort im Verlauf ihres ganzen Lebens, sogar dann, wenn sie nicht in parasitischen Be- ziehungen zueinander stehen, sondern beispielsweise sich an den Steinboden fest ansaugen. Die Gattung Hipponyx verwächst sogar mit dem Schließmuskel mit dem Substrat, an welches sie sich an- geheftet hat. Möglicherweise findet dieses auch bei der Platyceras statt — es gibt Arten der letzteren, welche augenscheinlich im Ver- lauf ihres ganzen Lebens auf dem Stiel des Orinoids bloß wie auf einem Substrat saßen! —, in diesem Falle konnte der Platyceras za dem Crinoid in einem Commensalismusverhiltnis stehen, d. h. in einem derartigen Zusammenleben, bei welchem nur einer der Organismen Nutzen zieht, und zwar, indem er sich die Nahrungs- verschaffung erleichtert, ohne dabei seinem Wirt Schaden zuzu- fügen. Im gegebenen Falle ist es natürlich anzunehmen, daß der Platyceras in einer derartigen Lage sich befand, indem er sich also von den Excrementen des Crinoids nährte. Jedoch kann es nicht für erwiesen gehalten werden, daß er zu dem Crinoid nicht in einem 1 Grabau und Shimer, North American index fossils vol. I. 1909 p. 686. fig. 970. 294 Parasitverhältnis stand, um so mehr, da es unter den recenten Gastro- poden einen Reprisentanten der Capulidae, die Gattung Thyca, gibt, welcher ein Endoparasit der Seesterne ist, sich an ihnen äußer- lich anheftet und in derselben Lage verbleibt. Dementsprechend nimmt z. B. Fischer den Parasitismus und Simroth den Commen- salismus der Platyceras zum Crinoid an; übrigens hat weder der eine noch der andre seine Annahmen motiviert. Ich persönlich neige zur Meinung Simroths. Der Commensalismus konnte sich aus der Parabiose entwickelt haben, d. h. aus einem solchen Zustand, wenn ein Organismus auf dem andern bloß eine Wohnstätte findet. Dieses gilt dem oben zitierten Fall vom Auffinden der Platyceras auf dem Stiel der Orinoiden. | Oben ist das Zerfressen des Crinoidenstiels durch die Tätigkeit der Schnecke erwähnt worden. Es kommen auch auf den Täfelchen des Kelches Zerfressungen in Form regelmäßiger, kleiner, runder Vertiefungen sphärischen Charakters vor. Es ist mir gelungen, öfters solche Vertiefungen zu beobachten. Eine solche, vom Gestein mög- licherweise noch nicht gereinigte Vertiefung ist auf einem Radiale von Cromyocrinus simplex, dessen Abbildung uns Trautschold gibt, zu sehen (Kalkbrüche von Mjatschkowa. Taf. XIV. Fig. 7). Diese Vertiefungen erinnern an solche, die die Natica auf den Schalen der Mollusken macht, welche jedoch nicht zu Ende geführt zu sein scheinen und die Wand des Kelches nicht durchdringen. Möglicher- weise geschieht dieses dank der noch nicht genügend entwickelten Bohrdrüse, welche ein zu tiefes Eindringen in die Wand des Kelches nicht erlaubt, besonders im Falle einer zu bedeutenden Dickwandig- keit derselben. Unter den Holostomata befindet sich der Plaiyceras in Nachbarschaft mit den Naticidae, wobei zu letzteren noch manchmal die Naticopsis zugezählt werden. Durch die Tätigkeit der säureausscheidenden Bohrdrüse des Gastropods kann die Zerfressenheit der Kelchtäfelchen der Crinoiden, welche häufig zu beobachten ist, erklärt werden, wie es auch schon von-Trautschold bemerkt worden ist. 11. Hermaphroditismus und Gonochorismus bei Hydrozoen. Von Dr. Wilhelm Goetsch, München. (Mit 4 Figuren.) Eingeg. 18. Februar 1922. II. Teil. Die Fortsetzung der Versuche über Gonochorismus und Herm- aphroditismus bei Hydrozoen haben rascher Erfolge gezeitigt, als an- genommen werden konnte. Die Richtlinien, die ich am Schluß des 295 ersten Teiles fiir weitere Untersuchungen aufstellte!, haben ihre Be- rechtigung erwiesen: Es gelang sowohl durch das Aneinanderpfropfen von männlichen und weiblichen Teilstücken, wie auch durch dauernde Beobachtung von isolierten Einzelindividuen diesen Problemen neue Tatsachen hinzuzufügen. Auf dem Wege der Transplantation glückte es mir nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen wirklich, bei Angehörigen der Gattung Hydra, welche bei allen meinen Versuchen monatelang stets getrennt geschlechtlich lebten, wirkliche Hermaphroditen zu erzeugen, indem ich Tiere, die bereits Anlagen von Fortpflanzungsorganen zeigten, zerschnitt und die Teile invers zusammenfiigte. Der eine dieser Fälle soll im folgenden etwas näher beschrieben werden, soweit die beigegebenen Figuren dies überhaupt nötig machen. Ein junges weibliches Tier, die Knospe einer braunen Hydra, und ein durch Algen? grün gefärbtes Männchen derselben Species wurden .auseinandergeschnitten in der Art, wie es Fig. 1 zeigt. Die Vereinigung des oberen weiblichen Teiles mit der Fußpartie des Männchens machte keine Schwierigkeiten, nachdem die Stücke auf ein Haar aufgereiht und etwas auseinandergepreßt worden waren (Fig. 2b). Am Tage nach der Operation konnte ich das durch- gesteckte Haar herausziehen, ohne daß ein Auseinanderweichen der Teile stattfand. Bei den umgekehrten Abschnitten glückte die Verbindung zunächst nicht so gut, da die einzelnen Teile sich nur unvollkommen vereinigten. Ich mußte daher tags darauf durch Abschneiden der schief zusammengewachsenen Partien eine neue größere Wunde schaffen und dann die Prozedur des Pfropfens wiederholen, wodurch die neu entstehende Hydra an Größe einbüßte, ohne jedoch geschädigt zu werden (Fig. 2a). Beide Tiere erholten sich rasch von dem operativen Eingriff und entwickelten sich normal weiter, nachdem die Vereinigung vollkommen war. Die Ovarien nahmen an Mächtigkeit zu, und die Hoden vergrößerten sich ebenfalls (Fig. 3). Das eine Exemplar hatte außerdem noch so viel Reservematerial, daß es nicht nur die bereits angelegte Knospe normal weiter entwickelte, sondern sogar am 3. Tage nach der Pfropfung eine neue Knospe anlegte (Fig. 3a). Da diese inmitten der Hodenbläschen entstand, ging eines derselben auf das neue Individuum mit über (Fig. 3a) — ein ziemlich seltener Fall, der aber bereits früher schon beobachtet worden war’. 1 Goetsch, Wilhelm, Gonochorismus und Hermaphroditismns bei Hydrozoen. Zoolog. Anzeiger Bd. 54. 1921. 2 Vgl. Goetsch, Wilhelm, Grüne Hydra fusca. Zool. Anz. Bd. 53. 1921. 3 Mräzek, A., Einige Bemerkungen über die Knospung und geschlechtliche Fortpflanzung bei Hydra. Biolog. Centralbl. 1907. S. 392. — Nußbaum, M., Zur Knospung und Hodenentwicklung bei Hydra. Ebda. S. 659. 296 Die Verwachsungsstelle der männlichen und weiblichen Elemente war zu dieser Zeit bei den Tieren nur durch die Färbung zu erkennen (Fig. 3). Sonst fehlte jedes Kennzeichen dafür, ‘daß hier zwei ver- schiedene Teilstücke aufeinandergepfropft waren und nicht ein ein- Fig. 1. Fig. 2. Fig. 1. Durch Algen grün gefärbtes Männchen (5) einer gonochoristischen Spe- cies der Gattung Hydra und normal braunes Weibchen (©) derselben Art, in der Richtung der Pfeile durchschnitten. Fig. 2. Die Teilstücke auf ein Haar aufgereiht, so daß a. ein grünes, dunkel ge- zeichnetes 4 Oberteil und eine hell gefärbte © Fußpartie besitzt, während b. aus den umgekehrten Teilen besteht. Fig. 3. Künstlicher Hermaphrodit am 3. Tage nach der Operation. Die Ovarien und die Hoden sind vergrößert; die Verwachsung ist vollkommen, die einzelnen Stücke nur noch durch die verschiedene Farbe erkennbar. Die Knospe rechts mit Hodenbläschen. Fig. 4. Künstliche Hermaphroditen, 6 Tage nach der Pfropfung. Hoden in Rückbildung (b) oder verschwunden (a); Ovarien mit ausgestoßenen Eiern. Die einzelnen Abschnitte auch durch die Färbung nur noch unvollkommen erkennbar. ziges, normales Tier vorlag. Es war nicht eine Spur von einer Verwachsungsnaht sichtbar; auch wenn die Tiere fraßen, rutschte die Beute ohne weiteres vom oberen Teilstück zum unteren herab. 297 Nach und nach verwischten sich auch die Färbungsunterschiede; nach 6 Tagen, als die Eier die Epidermis durchbrachen, war die Vermischung von Griin und Braun bereits sehr weit vorgeschritten (Fig. 4); und als die Eier sich mit einer Schale umgeben hatten und am 9.—10. Tage nach der Operation abfielen, verblaßte auch das letzte Merkmal dafür, daß hier ursprünglich Teile von zwei verschie- denen Tieren aufeinandergefügt worden waren. Die Möglichkeit, durch Aufeinanderpfropfen von männlichen und weiblichen Teilstiicken Hermaphroditen zu erzeugen, ist demnach erwiesen. Bei diesem Versuch kann man allerdings einen Einwand machen: Man kann sagen, nur deshalb sei ein Erfolg zu verzeichnen, weil die Anlagen der Sexualorgane bereits zu sehr differenziert gewesen seien. Durch frühere Versuche war festgestellt*, daß in solchen Fällen die Keimdrüsen sich weiter entwickeln können und Hemmungen zu überwinden wissen. Durch die Ausführung einer Pfropfung trat ja kein Materialverlust ein, welcher ihre Weiterbildung hätte ver- hindern können; dadurch sind die regenerativen Prozesse, zu deren Aufbau die Geschlechtsprodukte sonst leicht verbraucht werden, äußerst gering. Sie beschränken sich in der Hauptsache auf Ver- klebung und Vernarbung der Wundränder, ohne daß eigentliche Neubildungen aufzutreten brauchten, die, wie ich an andrer Stelle zeigte®, meiner Meinung nach nur durch den Reiz des fehlenden Stückes ausgelöst werden. Bei der Selbständigkeit der einzelnen Abschnitte eines Hydra- Körpers wäre es gut denkbar, daß jeder Teil einfach seine Ent- wicklung fortsetzte und eine wirkliche Verschmelzung zu einer Einheit nicht eingetreten wäre. Daß die zusammengesetzten Exemplare wie vollkommen einheitliche Individuen wirkten und auch nach dem Er- löschen der Sexualperiode weder in der Art der Knospung noch in sonstigen Merkmalen von normalen Tieren unterscheidbar. sind, darf nicht als ausschlaggebendes Argument angesehen werden. Ebenso- wenig die Tatsache, daß bei den ursprünglich ganz verschieden ge- färbten Komponenten ein Ausgleich der Färbung eintritt, und die braunen Teile grünliche Tönungen annehmen; es kann auch bei normalen Tieren durch Füttern mit algenhaltigen Teilen eine Ver- färbung stattfinden ®. 4 Goetsch, Wilhelm, Beobachtungen und Versuche an Hydra 1, 2. 3. Biolog. Centralbl. Bd. 39 u. 40. 1919 u. 1920. 5 Goetsch, Wilhelm, Regeneration und Transplantation bei Planarien. Archiv f. Entwicklungsmechanik Bd. 49. Heft 3—4. 6 Vol. Goetsch, W., Grüne Hydra fusca L. Zoolog. Anz. Bd. 53. 1921. 298 Da uns somit jedes endgültige Kriterium fehlt, müssen wir es “unentschieden lassen, ob wir in solchen Pfropfhermaphroditen eine einheitliche Individualität vor uns haben oder nicht. Wir müssen uns darauf beschränken, hier einen Fall von Relativität biologischer Individualitäten festzustellen, wie diese Erscheinung früher bereits einmal genannt worden ist”; ein Problem, das an andrer Stelle im Zusammenhang genauer gewürdigt werden soll. Die Frage, wie sich solche Pfropfzwitter in weiteren Geschlechts- perioden verhalten, konnte vorläufig noch nicht beantwortet werden. Es hat bisher noch kein Exemplar dieser Hydren zum zweitenmal Fortpflanzungsorgane angelegt, so daß es noch ungewiß ist, ob sie hermaphroditisch bleiben oder nur Hoden oder Ovarien anlegen. Mir stehen bisher auch nur erst wenige solcher künstlichen Zwitter zur Verfügung. Es liegt dies an dem Mangel junger, geschlechtlich differenzierter Tiere, und von den älteren Männchen und Weibchen, die ich zum Teil schon seit Mai ununterbrochen beobachtete, konnte ich keine Exemplare für diese Zwecke verwenden. Ich hätte mich sonst des Materials beraubt für die zweite Art der Experimente: durch genaue Kontrolle von einzeln gehaltenen Tieren festzustellen, ob bei ein und demselben Individuum eine Geschlechtsumkehr statt- finden kann. Die Fortführung der Transplantationsversuche mußte daher eine Einschränkung erfahren und erwies sich auch eigentlich bald als unnötig für die uns hier interessierenden Probleme, da die Beobachtung von Einzelindividuen eindeutige Resultate lieferte. Die Objekte für diese Art der Untersuchung waren dieselben, die schon im ersten Teil der Arbeit verschiedentlich erwähnt worden sind; Tiere, die bereits mindestens eine Geschlechtsperiode hinter sich Hatten. Leider gingen mir einige derselben während einer Reise nach Kärnten ein, wohin ich sie mitzunehmen gezwungen war, um sie ständig unter Kontrolle behalten zu können. Durch die lange Bahnfahrt und die veränderten Lebensbedingungen traten » Depressions- zustände« ein, denen 8 der mitgenommenen 21 Exemplare erlagen. Die übrigen erholten sich indessen gut, nachdem eine Anpassung an die neuen Verhältnisse eingetreten war. Die Bedingungen, unter denen ich die Tiere hielt, waren etwas anders, als bisher angegeben wurde. Nachdem ich in Erfahrung gebracht hatte, daß in größeren Gläsern mit Bodensatz, Wasserpflanzen, Schnecken und andern Mit- bewohnern die Hydren sich viel wohler fühlten als in Gefäßen, in’ denen sie in reinem Wasser gehalten wurden, gab ich in die Glas- schalen immer einige Pflanzenteile mit hinein und ließ auch etwaige 7 Vgl. Goetsch, W., Ungewöhnliche Nahrungsaufnahme bei Hydra. Biolog. Centralbl Bd. 41. S. 414. 1921. 299 absterbende Teilchen derselben, sowie die Excremente beigegebener kleiner Tellerschnecken ruhig einige Zeit darin. Entfernt wurden nur die Überreste von Beutetieren; besonders tote Daphnien wirken sehr schädlich und sind meiner Ansicht nach die Hauptursache der sogenannten Depressionszustände, welche den Kulturen so schaden. Bei oftmaligem Zusatz von Wasser derselben Qualität und genauer Kontrolle kann man, so glaube ich, die Auslösung der Depressionen leicht verhindern. Mir sind bei derartiger Behandlungsweise in letzter Zeit niemals solch krankhafte Erscheinungen aufgefallen, und wenn sie doch einmal vorkamen, ließ sich ihre Ursache immer bald fest- stellen und durch ihre Abstellung die Depression beseitigen. Bei reichhaltigem, abwechslungsreichem Futter begann bei den Beobachtungsexemplaren bald eine Zeit der regsten Knospenbildung. Nachdem diese ungefähr 10 Tage angedauert hatte, schritten einzelne Teile zur Bildung von Geschlechtsorganen. Die Bedingungen zu _ deren Ausbildung müssen zu dieser Zeit äußerst günstige gewesen sein, denn sämtliche 13 Exemplare traten in eine Sexualperiode ein. Ein solch hoher Prozentsatz von hoden- und eiertragenden Tieren war bisher in den Kulturen noch niemals beobachtet worden. Stets blieben einige Hydren steril®. Auch einige der soeben erst abge- lösten Knospen begannen Ovarien auszubilden, ohne vorher unge- schlechtliche Nachkommen erzeugt zu haben; Locle eine ganz un- gewohnliche Erscheinung, die in Wilerspruch zu früheren Annahmen steht ®. > Bis Ende September hatten nach und nach alle Männchen durchschnittlich ein Dutzend Hodenbläschen ausgebildet und die Weibchen zwei bis drei Eier zur Entwicklung gebracht. Die Tiere, welche zuerst die Geschlechtsorgane entwickelt hatten, waren zu dieser Zeit schon wieder im Übergang zur ungeschlechtlichen Fort- pflanzung und bildeten sogenannte Zusatzknospen aus! Da die Hydren sorgfältig in der Art und Weise gefüttert wurden, wie an andrer Stelle beschrieben worden ist!!, ging kein einziges Tier durch die Ausbildung der Keimdrüsen erde Das Endresultat der Geschlechtsperiode des ne 1921 ist auf der folgenden Tabelle wiedergegeben: 8 Vgl. u.a. Frischholz, E., Zur Biologie von Hydra. Biolog. Centralbl. Bd. 29. S. 271. 1909. 9 Vgl. Steche, O., Hydra und Hydroiden. S. 62. Leipzig 1911. 10 Vgl. Schulze, P., Bed. der interstitiellen Zellen. Sitzungsber. der Ges. naturforsch. Freunde. Nr. 7. Berlin 1918. 11 Goetsch, W., Beiträge zum Unsterblichkeitsproblem II. Biolog. Centralbl. 1922. 300 Kultur- Zahl der Beobachtet | Geschlechtstiere Nr. B k a bezeichnung | Individuen gi or seit: im Sept. 1921 1 Gyn. et | 1 X Eiproduktion Juli 19 2 Met. 3 SS = - Juni 16 20 3 Nemet. | 2 2 - - Mai 207 4 Za. “al! 1 X Sperma - - Juli 16 5 Neza. 1 TRISTE Be 16 6 Groe. 4 | 1 X Eiproduktion Juni 16 39 | Spa. el | 1x Sperma - | - 16 | 13 De = SO Die Ergebnisse entsprechen im allgemeinen den erwarteten. Tiere, die bereits ein oder zweimal Ovarien ausgebildet hatten (Nr. 1 und 3), traten wieder in Eibildung ein, und männliche Exemplare er- zeugten ebenfalls zum zweiten oder dritten Male Hoden (Nr. 4 und 5). Die von Transplantationstieren hergeleiteten Hydren der Nr. 6 und 7 ergaben von neuem dieselben Resultate wie im August. In der Haupt- sache behielten auch sie bei der neuen Geschlechtsepoche ihre Se- xualität bei, die sie in der vorhergehenden zeigten; ein Tier der ~ Kultur Goe. ließ jedoch wiederum eine Geschlechtsumkehr erkennen. Bei dieser einen Umwandlung, die bei dieser Transplantationszucht ihre Ursache in der früher erfolgten Pfropfung haben konnte, blieb es jedoch diesmal nicht; vielmehr trat der überraschende Fall ein, daß ein Exemplar der Kultur Met. (Nr. 2) nicht den Erwartungen gemäß Eier ansetzte, wie die beiden andern Tiere, sondern Hoden. Zunächst glaubte ich, auch hier "würden Ovarien angelegt. Als die weißlichen Stellen im Ectoderm aber nach und nach auf 14 stiegen und die typische Hodenform annahmen, war kein Zweifel möglich, daß ein Individuum, welches 3 Monate früher Eier trug, sich in ein Männchen verwandelt hatte. Aus dieser Feststellung ergibt sich nun, in Verbindung mit den früheren Überlegungen, daß weitere Transplantationsversuche für unsre Probleme hier überflüssig geworden sind. Tritt nämlich in solchen Fällen ein Umschlag in der Geschlechtlichkeit auf, wie bei der Kultur Goe., so ist es nicht gesagt, daß ein solcher protandrischer oder protogyner Hermaphroditismus durch die Pfropfung bedingt ist. Oder träte wirklich der Fall ein, daß an gepfropften Tieren Hoden und Ovarien zu gleicher Zeit aufträten, so könnte man wiederum sagen, es sind nicht echte Hermaphroditen, sondern Pfropfzwitter, die in ähnlichem Verhältnis zueinander stehen, wie richtige Hybriden zu den Chimären, d.h. die einzelnen Teilstücke könnten ohne wirk- liche Vereinigung nebeneinander zu finden sein, und ein jedes für sich die Organe ausbilden, zu denen es bestimmt ist. Auch hier 301 5 wirft jede mehr oder weniger gelöste Frage neue Probleme auf, auf die ein tieferes Eindringen hier unmöglich ist. Bei der uns hier gestellten Aufgabe ist indessen auf die andre Methode ein eindeutiges Resultat erzielt worden. Durch Versuche und Beobachtungen an getrennt geschlechtlichen Hydren konnte un- zweifelhaft festgestellt werden, daß nicht nur eine männliche und weibliche Kultur, sondern sogar ein und dasselbe Individuum in einen Wechsel der Sexualität eintreten kann, wenn auch diese Fälle äußerst selten vorkommen. Damit ist bewiesen, daß bei gonochoristischen Hydrozoen das zweite geschlechtliche Element häufig wohl unter- drückt ist, aber doch nicht immer ganz verloren sein kann. 12. Über die Untergattung Euphione. Von Hans J. Seidler, Berlin. * Fingeg. 10. März 1922. Im Jahre 1916 beschrieb Benham mehrere Polynoiden, die er zu der 1902 von E. Ehlers aufgestellten Gattung Physalidonotus stellte. Nach meinen Untersuchungen gehören diese Arten, ebenso wie Lepidonotus suluensis und die andern unter dem Namen Physali- donotus beschriebenen Arten zur Untergattung Euphione, da Euphione elisabethae M'Int., auf Grund deren die Gattung von Mac Intosh aufgestellt wurde, Branchialfortsätze zeigt, die jedoch der Autor seiner- zeit übersehen hat. Der Name Physalidonotus ist auch für die in Westindien gefundene, von Grube unter dem Namen Iphione magni- fica und von Augener als Lepidonotus (Physalidonotus) barbatus beschriebenen Art nicht anwendbar, wenn auch die von Ehlers ge- gebene Gattungsdiagnose auf diese Art paßt. Jedoch gehört die Gattungstype einer andern Gattung an. Ich habe daher .dieser Art den Namen Chaetacanthus magnificus (Gr.) verliehen. Die Gattung Chaetacanthus zeichnet sich dadurch aus, daß sie zum Unterschied von Lepidonotus auf dem Rücken Branchialfortsätze trägt, die an den Parapodien und besonders an den Elytrophoren und an den Cirrophoren sitzen. Außerdem aber sind die Dorsal- borsten anders ausgebildet als die der Gattung Lepidonotus. Sie sind ähnlich der Gattung Iphione. Dies und die sonderbare Elytren- zeichnung, die polygonalen Chitinplatten an der Anheftungsstelle, haben wahrscheinlich Grube bewogen diese Art zu Iphione zu stellen. Die Untergattung Euphione ist dadurch charakterisiert, daß sie ähnlich wie Chaetacanthus Branchialfortsätze trägt, dann aber sind die Eiytrophoren stark in die Breite gezogen, und auf den Segmenten, 302 die Dorsalcirren tragen, befinden sich ähnliche Gebilde, die ich 1921 mit »Paraelytrophorene, Benham als »flattened parapodial ridges« bezeichnete. Außerdem aber sind die Ventralborsten nicht gezähnt wie die von Lepidonotus und Chaetacanthus, sondern sie sind mit feinen Härchen versehen, die am Ende die Spitze vollkommen ver- bergen. Die Elytren sind groß und lederartig und mehr oder weniger mit chitinösen Auflagerungen versehen. Die Härchen können jedoch auch des öfteren abgerieben sein, oder es können bloß die Stümpfe stehen bleiben, wie es z. B. bei E. lobulata und E. sguamosa der Fall ist. Die Branchialfortsätze bei der Untergattung Euphione finden sich regelmäßig an den Elytrophoren und Paraelytrophoren. Nur bei einer Art, E. lobulata befinden sich diese mehr zur Mitte gerückt und liegen in der Nähe der Tuberkel, die den Medianraum des Rückens einnehmen. Man bemerkt nämlich auf dem Rücken sämt- licher Euphione-Arten eigenartige 3—4 eckige Höckerchen, die sich im vorderen Körperteil längs teilen und dann auseinanderrücken, hierauf wieder zusammengehen und etwa am 19. Segment verschwinden. Bei . E. lobulata finden sich die Branchialfortsätze nun in der Nähe dieser Tuberkel. Dies ist wahrscheinlich daher gekommen, daß sich auf den cirrentragenden Segmenten eigenartige Lappen gebildet haben, die eine dreieckige Form haben und in der Nähe des Cirrophors inseriert sind. Naturgemäß sind daher auch die Paraelytrophoren verschwunden. Diese Lappen, die ich als » Pseudoelytren« bezeichnete, sind ähnlich aufgebaut wie die Elytren, zeigen aber eine vollkommen glatte Oberfläche und eine geriffelte Unterseite. Im Innern bemerkt man mehrere dorsoventral verlaufende Muskelzüge, die zwischen sich Hohlräume lassen. Welche Bedeutung diese Organe haben, konnte ich leider nicht feststellen. Lepidonotus chitoniformis Moore und L. branchiferus Moore, die meiner Meinung nach identisch sind, rechne ich auch zur Unter- gattung Euphione, da sie sämtliche Merkmale dieser Gruppe zeigen. Ebenso stelle ich hierzu Lepidonotus suluensis Horst, die ebenfalls dieselben »federigen« Ventralborsten und auch dieselben Elytren- formen zeigt wie die übrigen Arten; jedoch hat Horst nichts von den Kiemenfortsätzen erwähnt. Dieser wird sie ebenso wie seiner- zeit MacIntosh übersehen haben, da sie vielleicht zu klein sind. Wie ich in meiner Arbeit »Beiträge zur Kenntnis der Polynoiden« ausführte, betrachte ich Euphione als Untergattung von Chaetacanthus, da sich Euphione wahrscheinlich über Chaetacanthus von Lepidonotus aus entwickelt hat. Daß Euphione eine natürliche Gruppe bildet, geht auch schon aus der Verbreitung der einzelnen Arten oder ss 303 Artengruppen hervor: Callao, Neuseeland und Tasmanien, Südafrika, Malaiischer Archipel, Südjapan, womit ich jedoch nicht sagen will, daß sich die malaiische und japanische Art aus der südafrikanischen entwickelt haben, sondern ich glaube eher, daß entweder von Süd- australien die Wanderung nach Norden erfolgte, oder die Abzweigung geschah schon vorher gleichzeitig mit der neuseeländischen von Amerika aus. Literatur. Benham, Report an the Polychaeta obtained by the F.I.S. »Endeavour« on the coasts of New South Wales, Victoria, Tasmania and South Australia (Sydney: W. E. Smits). 1916. Ehlers, E., Neuseeländische Anneliden I. Nachr. d. Ges. Wiss. Göttingen N. F. Bd. III. 1904. Grube, E., Bemerkungen über die Familie der Aphroditeen. Jahresb. schles. Ges. 1875. i Horst, R., Polychaeta Errantia of the Siboga-Expedition (»Siboga« Expeditie, Monogr. XXIVb). pt. II. Aphroditidae and Chrysopetalidae. 1917. | MacIntosh, W. C., Report on the Annelida Polychaeta collected by H. M. S. »Challenger«. »Challenger« Reports, Zoology vol. XII. 1885. Moore, J. P., Polychaeta from the coastal slope of Japan and from Kamchatka . and Bearing Sea. Proc. Acad. Nat. Sci. Philad. 1903. Quatrefages, A.de, Histoire naturelle des Annélés marins et d’eau douce. Paris: Roret. 1865 (66). Seidler, H. J., Uber Branchialfortsätze bei Polynoiden nebst Beschreibung einer _ neuen Le Sitzungsber. der Ges. naturforsch. Freunde Berlin. 1921. —— Beitrage zur Kenntis der Polynoiden I. Archiv für Naturgeschichte (Im Druck). 1922. 13. Zur Synonymie des Gattungsnamens »Dactylopus«. Von H. Hoffmann, Jena. s Eingeg. 17. Febr. 1922. Die »Michael-Sars«-Expedition 1910 hat unter andern Nudi- branchiern auch ein Exemplar gefangen, das nach den Untersu- chungen der K. Bonnevie als ein Vertreter einer neuen Familie an- zusehen ist!. Für die neue Species »michuelsarsi« wurde die Gattung » Dactylopus« (Fam. Dactylopodidae) geschaffen. Es muß nun aber dieser Gattungsname als präokkupiert gestrichen werden. Der Name ist bereits von Gill 1859 vergeben2. Er sonderte den zu den Gobiiden gehörigen Fisch Callionymus dactylopus Ed. Benn. (1837) von dieser Gattung ab und stellt darauf die neue Gattung Dacty- lopus mit dem Vertreter D. bennetti auf. Dieser Gattungsname wurde dann von Claus 1862 fiir einen Copepoden der Fam. Harpacticidae 1 Bonnevie, K., »Dactylopus michaelsarsii n. gen. et sp.«. Diese Zeit- schrift Bd. 53. Heft 7—8. S. 145. 2 Gill, Th., On the genus Callionymus of authors. Proc. Acad. nat. Sc. of Philad. p. 127. 1859. 304 verwendet’. Erst 1903 wurde diese doppelte Anwendung von Nor- man‘ bemerkt, und er ändert die Gattung in »Dactylopusia« um (Typ. D. stroemi). So muß also auch für obigen Nudibranchier der Name fallen, und ich schlage dafür vor »Nectophyllirhoé« (Fam. Nectophyllirhoidae). Wir haben also: Dactylopus (Gill) bennetti Gill 1859 (= Callionymus [L.] dacty- lopus Ed. Benn. 1837). (Dactylopus Claus 1862 [non Gill]) = Dactylopusia Norman 1903. (Dactylopus Bonnevie 1921 [non Gill, non Claus) = Necto- phyllirhoë m. Gleichzeitig sei erwähnt, daß der Speciesname »michaelsarsi« 1 nach den neuen Nomenklaturregeln5 »michaelsarsi« lauten muß. II. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. Otto Vahlbruch-Stiftung. Der am 28. März 1896 in Hamburg verstorbene Herr Otto Vahlbruch hat in $ 11 seines Testamentes bestimmt, daß alle 2 Jahre dem Verfasser der- jenigen in deutscher Sprache geschriebenen und veröffentlichten Arbeit, die in dem gleichen Zeitraum den größten Fortschritt in den Naturwissenschaften ge- bracht hat, ein Preis zuerkannt werden möge, welcher aus den Einkünften des von ihm hinterlassenen Vermögens entnommen werden soll. Dem Wunsche des Stifters gemäß hat die philosophische Fakultät der Universität Göttingen das Ehrenamt übernommen, als ausschlaggebende Jury für die Zuerkennung des Preises zu fungieren. Zum 13. (dreizehnten) Male ist nun in diesem Jahre in sinngemäßer Auslegung des Testaments der Preis verliehen worden, und zwar im Betrage von 7000 Mark (Siebentausend Mark) an Herrn Professor Dr. Hans Spemann — Professor an der Universität Freiburg in Breisgau — »wegen seiner grundlegenden Arbeiten über die Determination der Organanlagen bei Amphibienembryonen«. III. Personal-Nachrichten. Wien. Dr. Otto Pesta, Kustus an der zoologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien, hat sich als Privatdozent fir Zoologie der wirbellosen Tiere an der Hochschule fiir Bodenkultur in Wien habilitiert. Nachruf. Am 20. März starb in Halle im Alter von 68 Jahren Professor Otto Taschenberg, bekannt durch seine Arbeiten auf entomologischem Gebiet und als Herausgeber der Bibliotheca zoologica. 3 Claus, C., Untersuchung über die Organisation und Verwandtschaft der Copepoden. Würzb. naturwiss. Zeitschr. III. Bd. 1862. (Sonderdr. 5. 40). 4 Norman, A.M., New generic names for some Entomostraca and Cirri- pedia. Ann. Mag. nat. hist. (ser. 7) vol. 11. p. 368. 5 Règles internat. de la nomencl. zool. Paris 1905. Druck von Breitkopf & Hartel in Leipzig. Airc mS FREE HAD AE EE MAUR a tr the i RESI | AM A Mie Preis für den Band (13 Nummern) M. = 45°. — einschließlich Verleger-Teuerungszuschlag - Zoologischer Anzeiger Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig, Mittelstr. 2. Anzeigenpreis für die 1mm hohe und Bd. LIV, Nr. 1/2. 110mm breite Zeile 1 #, für die ganze Seite 160 #, für die viertel Seite 40 # 13. Januar 1922. Dall L Ent 1 Die Alfonaer ammlungsschrank- lieferf preiswert Museums - Schränke Schau-Pulte uVitrinen Jnstrumenten Schranke Bibliofheks-Einrichlungen etc. SI N Ss Ze, NA us N Ä Au ~~ a VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG Im Januar 1922 erscheint: i. Register i . zum . Zoologischen Anzeiger | ? je | Begründet von J. Victor Carus Herausgegeben von | Prof. Eugen Korschelt in Marburg Band XXXVI— XL und Bibliographia zoologica Vol. XVIII —XXII IV u. 695 Seiten gr.8. M. 280.— PIRO Wenge Yi REN Geta. ER = Da OZ NIEREN HA, SEHE: en ür die Mitarbeiter. Die für den Zoologischen Anzeiger bestimmten Manuskripes ® und sonstigen Mitteilungen bitten wir an den Herausgeber Prof. E. Korschelt, Marburg i.H. zu richten. Korrekturen ihrer Aufsätze gehen den Herren Ver- fassern zu und sind (ohne Manuskript) baldigstan den Heraus- geber zurückzuschicken. Von etwaigen Änderungen des Aufenthalts oder vorübergehender Abwesenheit bitten wir die Merlagshuchbunes È ‘ lung sobald als möglich in Kenntnis zu setzen. A An Sonderdrucken werden 20 ohne besondere Bestellung unentgeltlich geliefert. Von einer Bestellung weiterer Exem- ‘plare auf Kosten der Herren Autoren wolle man nach Möglichkeit absehen und nur im äußersten Notfalle eine solche vornehmen. | Etwaige Textabbildungen werden auf besondern Blättern er- beten. Ihre Herstellung erfolgt durch Strichätzung oder mittels des autotypischen Verfahrens; es sind daher môglichst solche Vorlagen zu liefern, die zum Zwecke der Atzung unmittelbar photographisch übertragen werden können. Für Strichätzung bestimmte Zeich- nungen werden am besten unter Verwendung schwarzer Tusche auf weißem Karton angefertigt. Da eine Verkleinerung der Vorlagen bei der photographischen Aufnahme ein schärferes Bild ergibt, so empfiehlt es sich, die Zeichnungen um !/, bis 1/3 größer zu halten, als sie in der Wiedergabe erscheinen sollen. Der gewünschte Maßstab der Verkleinerung (auf %/,, 2/3 usw.) ist anzugeben. Von autotypisch wiederzugebenden Photographien genügen gute Positive; die Einsendung der Negative ist nicht erforderlich. Anweisungen fiir zweckmäßige Herstellung der Zeichnungen mit Proben der verschiedenen Reproduktionsverfahren stellt die Ver- lagsbuchhandlung den Mitarbeitern auf Wunsch zur Verfügung. Bei außergewöhnlichen Anforderungen in bezug auf Abbil- | dungen bedarf es besonderer Vereinbarung mit dem Verleger. Tafeln können wegen der zeitraubenden Herstellung und größeren ‘ Kosten nur in ganz besonderen Fällen und ebenfalls nur nach Ver- — einbarung mit dem Verleger beigegeben werden. Im Anschluß hieran darf den Mitarbeitern im Interesse des raschen Erscheinens ihrer Aufsätze eine gewisse Beschränkung in deren Umfang wie auch hin- sichtlich der beizugebenden Abbildungen anempfohlen werden. Um. | das Material der sehr zahlreich eingehenden Aufsätze nicht anhäufen — zu müssen, wird um möglichst kurze Fassung der Artikel gebeten. Mehr als 1 bis 11/, Druckbogen soll der einzelne usa nicht umfassen. Der Herausgeber i Der Verleger E. Korschelt. Wilhelm Engelmann. Basar ee pa | Verlag von R. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 In unserem Verlage sind erschienen: Mitteilungen aus der Zoologischen Station in Neapel zugleich ein Repertorium für Mittelmeerkunde 22. Band, No. 13—16 (Schlußheft). Dietz, P. A., Über die systema- tische Stellung der Gadidae. Zugleich Nr. 2 der „Beiträge zur Kennt- nis der Kiefer- und Kiemenbogenmuskulatur der Teleostier“. pag. 433 bis 458 mit 14 Figuren im Text. — Giesbrecht, W., Das Skelett _- von Squilla mantis. pag. 459—522 mit Tafel 15—20. — Balf, H., Über eine neue Pontoniide aus dem Golf von Neapel. pag. 523—526 mit 8 Figuren im Text. — Naef, A., Das System der dibranchiaten Cephalopoden und die mediterranen Arten desselben. pag. 527—542 mit 1 Figur im Text. Berlin 1921. 8. Preis: 76 Mark (fir Ausland + Valutazuschlag) Jetzt vollstandig: Band 22 (Nr. 1—16). Berlin 1914—21 8. 542 Seiten mit 20 Tafeln und 182 Abbildungen im Text Preis: 133.30 Mark SH und Teuerungs- und Valutazuschlag Preisangabe der früher erschienenen Bände, soweit noch lieferbar, auf Anfrage. Zoologischer Ja Jahresbericht herausgegeben von der Zoologischen Station in Neapel ‘Erschienen sind die Berichte für 1879 —1912 Preisangabe, soweit noch lieferbar, auf Anfrage Das Tierreich Eine Zusammenstellung und Kennzeichnung der rezenten Tierformen È | Begriindet von der Deutschen Zoologischen Gesellschaft « Im Auftrage der PreuBischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin herausgegeben von Franz Eilhard Schulze Preis der bisher erschienenen 44 Lieferungen fiir Inland: 2400 Mark (fiir Ausland besondere Preise) Ausführliches Verzeichnis mit den Einzelpreisen wird auf Verlangen zugesandt. Verlag von R. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 In unserem Verlage ae erschienen: | Fauna und Flora | des Golfes von Neapel und der angrenzenden Meeresabschnitte Herausgegeben von der Zoologischen Station zu Neapel 35. Monographie: Die Cephalopoden von Dr. Adolf Naef I. Teil. 1. Lieferung ‘ 148 Seiten mit 56 Tafeln und 62 Textfiguren. 1921. 4. Inhalt: vom 1. Band: Seite 1—148, 19 Tafeln (1 koloriert), nebst Tafelerklärungen und 62 Textfiguren vom 2. Band: 37 Tafeln mebst Tafelerklärungen Diese 1.Lieferung enthält sämtliche Tafeln des ganzen Werkes! 4 Preis 500 Mark (fiir Ausland + Valutazuschlag) | Im Jahre 1917 erschien: 34. Monographie: Echiuriden von Fritz Baltzer È I. Teil: Echiurus abyssalis Skol. i bi 234 Seiten mit 12 Tafeln und 8 Textfiguren. 1917. 4. a Preis 324 Mark (für Ausland + Valutazuschlag) Preisangabe der fruher erschienenen Lieferungen, soweit noch Hieferbar, | à auf Anfrage ; Ankauf einzelner wertvoller Werke, Zeitschriften und. vanzer Bibliotheken aus dm Gebiete der Natur- . geschichte und der exakten visse Pd i Angebote erbitten 5 | R. Friedlander & Sohn, Berlin NW. 6 = Karlstraße 11 a Dieses Heft enthält eine Ankündigung von Gebrüder Borntraeger über „Morgan-Nachtsheim, Die stoffliche Grundlage der Vererbung“ , den „Verlags- bericht 1921“ von Wilhelm Engelmann in Leipzig und eine Ankündigung der- di selben Firma tiber ,Dannemann, Aus der Werkstatt großer Forscher, 4. Aufl.“ = Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. — Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig x © Preis für den Band [TTI CIS LTR fd es Fir (13 Nalaimeha) M. 65.—. einschließlieh Verleger-Teuerungszuschlag Zoologischer Anzeiger Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig, Mittelstr. 2. 31. Januar 1922. | | Anzeigenpreis für die 1mm hohe und | Bd. LIV, Nr. 3/4. | 110mm breite Zeile 1 #, für die ganze Seite 160.#, für die viertel Seite 40 .% 7 t Kuhnscherf&Sohne N. Spezialfabrik für : / Museums-Einrichfungen Dresden. SSS Ò © ye verlange Katalog No. 7 \ N Wf y 7 n 7 / y . GrPlauenscheStr20 _ | Ok _ NIK | \ a | Bemerkungen i fü ir die Mitarbeiter. Bk Die für den Zoologischen NE bestimmten Manuskeip und sonstigen Mitteilungen bitten wir an den Herausgeber Prof. E. Korschelt, Marburg i. H. zu richten. Korrekturen ihrer Aufsätze gehen den Herren Ver- fassern zu und sind (ohne Manuskript) baldigst an den Heraus- geber zurückzuschicken. Von etwaigen Änderungen des Aufenthalts oder vorübergehender Abwesenheit bitten wir die ann ; lung sobald als möglich in Kenntnis zu setzen. An Sonderdrucken werden 20 ohne besondere Bestellung unentgeltlich geliefert. Von einer Bestellung weiterer Exem- plare auf Kosten der Herren Autoren wolle man nach Möglichkeit absehen und nur im äußersten Notfalle eine solche vornehmen. Etwaige Textabbildungen werden auf besondern Blättern er- beten. Ihre Herstellung erfolgt durch Strichätzung oder mittels des autotypischen Verfahrens; es sind daher möglichst solche Vorlagen zu liefern, die zum Zwecke der Ätzung unmittelbar photographisch übertragen werden können. Für Strichätzung bestimmte Zeich- nungen werden am besten unter Verwendung schwarzer Tusche auf weißem Karton angefertigt. Da eine Verkleinerung der Vorlagen = bei der photographischen Aufnahme ein schärferes Bild ergibt, so empfiehlt es sich, die Zeichnungen um !/, bis !/3 größer zu halten, als sie in der Wiedergabe erscheinen sollen. Der gewünschte Maßstab der Verkleinerung (auf 4/5, ?/3 usw.) ist anzugeben. Von autotypisch wiederzugebenden Photographien genügen gute Positive; die Einsendung der Negative ist nicht erforderlich. | Anweisungen für zweckmäßige Herstellung der Zeichnungen mit Proben der verschiedenen Reproduktionsverfahren stellt die Ver- lagsbuchhandlung den Mitarbeitern auf Wunsch zur Verfügung. Bei außergewöhnlichen Anforderungen in bezug auf Abbil- dungen bedarf es besonderer Vereinbarung mit dem Verleger. Tafeln können wegen der zeitraubenden Herstellung und größeren 4 Kosten nur in ganz besonderen Fällen und.ebenfalls nur nach Ver- einbarung mit dem Verleger beigegeben werden. Im Anschluß hieran darf den Mitarbeitern im Interesse des raschen Erscheinens ihrer Aufsätze eine gewisse Beschränkung in deren Umfang wie auch hin- sichtlich der beizugebenden Abbildungen anempfohlen werden. Um A das Material der sehr zahlreich eingehenden Aufsätze nicht anhäufen zu müssen, wird um möglichst kurze Fassung der Artikel gebeten. Mehr als 1 bis 11/,g Druckbogen soll der einzelne Aufsatz nicht umfassen. Der Herausgeber ; Der Verleger E. Korschelt. Wilhelm Engelmann. è | VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG In Kürze erscheint: 4 N Ÿ Ÿ N nebst Bemerkungen über Histotechnik und das Mikroskop von Dr. univ. med. Josef Schaffer o. 6. Professor der Histologie a. d. Universität in Wien Zweite, verbesserte Auflage der „Vorlesungen“ Mit 600 zum Teil farbigen Abbildungen im Text und auf 14 Tafeln Umfang etwa 550 Seiten gr. 8 Preis: Geheftet etwa M. 120.—; in Leinen gebunden, mit Schutzhülse etwa M. 160.—. Am Zoologischen Institut der Deutschen Universität in Prag (Tschechoslowakei) ist ein PRÄPARATOR (pensionsberechtigter Staatsbeamter mit von 2 zu 2 Jahren steigen- den Bezügen) zu bestellen. Erforderlich: Kenntnis der makro- und mikroskopischen- Zootechnik, der anatomischen Präparations- methoden sowie der Museumstechnik mit entsprechendem fach- lichen Wissen. Bewerber wollen sich an den unterzeichneten Vorstand wenden. Prag, im Jänner 1922. Prof. Dr. Franz Wagner Verlag von Wilhelm Engeimann in Leipzig. | Newcomb-Engelmanns Populäre Astronomie | Sechste Auflage | In Gemeinschaft mit den Herren Prof. Dr. Eberhard, Dr. Freundlich und Dr. Kohlschütter “ herausgegeben von Professor Dr. H. Ludendorff Direktor des Astrophysikal. Observatoriums zu Potsdam Mit 240 Abbildungen. XII, 889 Seiten gr. 8 Preis einschlieBlich Verleger-Teuerungszuschlag: Geheftet M. 70.—; in Moleskin oder Leinen gebunden mit Schutzhülse M. 105 Im 1. Teil ist u. a. ein Abschnitt über das Einsteinsche Relativitätsprinzip. neu eingefügt a Aus den Besprechungen: Das vorliegende Werk ist von allen in der jüngsten Zeit erschienenen. populär-astronomischen Kompendien deutscher Sprache unstreitig das beste seiner Art, ein Rang, der allerdings schon durch die Namen seiner Be- arbeiter gewährleistet ist. Das Buch bietet dem Leser einen Einblick in alle Gebiete astronomischer Fragen, soweit sie ohne besondere mathe- matische Hilfsmittel dargestellt werden können, was besonders in der Darlegung der Bewegungsverhältnisse in kosmischen Systemen und der Methoden der messenden und beobachtenden Astronomie kein geringes Geschick erfordert. .. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß Newcomb- Engelmanns „Astronomie“ nicht nur in der populär-wissenschaftlichen I Literatur besten Ranges, sondern auch in der Bibliothek des Fachmannes & einen ausgezeichneten Platz einzunehmen verdient. Lit. Zentralblatt. Die „Populäre Astronomie“ ist eine ernste Arbeit, welche — im Gegen- — satz zu.anderen populären naturwissenschaftlichen Büchern, die die neuesten Errungenschaften der Wissenschaft wegen mangelnder Kenntnisse der Ver- . fasser nicht berücksichtigen, und es stellenweise, um dem großen Publikum zu schmeicheln, mit den wirklichen Errungenschaften nicht allzu genau nehmen — dem wahren Freunde der Natur hohe Befriedigung gewährt.. Es ist ein wundervolles Buch, das also auch dem Laien die Möglichkeit eröffnet, in das Heiligste der erhabensten Naturwissenschaft selbständig einzutreten. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Der Newcomb-Engelmann ist in der Tat. auch das zuverlässigste Buch, das die gemeinverständliche Literatur des Faches aufzuweisen hat. Dabei vereint es mit der gemeinverständlichen Schreibweise strenge Wissenschaft- lichkeit. en Urania. Dieses Heft enthält eine Ankündigung von Gebrüder Borntraeger über „Baur, Wandtafeln zur Vererbungslehre“. 471250 Verlag von Wilhelm TREcimana i in Leipzig. — ARES von » Breitkopf € & Hartel in ira, | ah | OLN i Preis für den Band (1% Nummern) M. 65.—. Zoologischer Anzeiger Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig, Mittelstr. 2. Anzeigenpreis für die 1 mm hohe und 110mm breite Zeile 1 M, für die ganze Seite 160 #, für die viertel Seite 40 #% 14, Februar 1922. Bd. LIV, Nr. 5/6. Die Altonaer Sammlungsschrank-Fabrik liefert preiswert I CARL MEIER, ALTONA ws | Soeben erschien: - Register | hi. zum oe, . Zoologischen Anzeiger N | Begründet von J. Victor Carus Herausgegeben von Prof. Eugen Korschelt in Marburg Band XXXVI—XL und Bibliographia zoologica Vol. XVIII — XXII IV u. 695 Seiten gr.8. M. 280.— Bemerkungen für die ‚Mitarbeiter. Die für den Zoologischen Anzeiger bestimmten Manuskripte und sonstigen Mitteilungen bitten wir an den Herausgeber Prof. E. Korschelt, Marburg i. H. zu richten. Korrekturen ihrer Aufsätze gehen den Herren Ver- fassern zu und sind (ohne Manuskript) baldigst an den Heraus-. geber zurückzuschicken. Von etwaigen Änderungen des Aufenthalts oder vorübergehender Abwesenheit bitten wir die Verlagsbuchhand- _ lung sobald als möglich in Kenntnis zu setzen. An Sonderdrucken werden 20 ohne besondere Bestellung unentgeltlich geliefert. Von einer Bestellung weiterer Exem- plare auf Kosten der Herren Autoren wolle man nach Möglichkeit | a absehen und nur im äußersten Notfalle eine solche vornehmen. Etwaige Textabbildungen werden auf besondern Blättern er- beten. Ihre Herstellung erfolgt durch Strichätzung oder mittels des autotypischen Verfahrens; es sind daher möglichst solche Vorlagen zu liefern, die zum Zwecke der Atzung unmittelbar photographisch —— übertragen werden können. Für Strichätzung bestimmte Zeich- — nungen werden am besten unter Verwendung schwarzer Tusche auf . weißem Karton angefertigt. Da eine Verkleinerung der Vorlagen bei der photographischen Aufnahme ein schärferes Bild ergibt, so empfiehlt es sich, die Zeichnungen um !/, bis !/4 größer zu halten, als sie in der Wiedergabe erscheinen sollen. Der gewünschte … Maßstab der Verkleinerung (auf 4/5, 2/3 usw.) ist anzugeben. Von autotypisch wiederzugebenden Photographien genügen gute Positive; die Einsendung der Negative ist nicht erforderlich. Anweisungen für zweckmäßige Herstellung der Zeichnungen mit Proben der verschiedenen Reproduktionsverfahren stellt die Ver- lagsbuchhandlung den Mitarbeitern auf Wunsch zur Verfügung. Bei außergewöhnlichen Anforderungen in bezug auf Abbil- dungen bedarf es besonderer Vereinbarung mit dem Verleger. Tafeln können wegen der zeitraubenden Herstellung und größeren Kosten nur in ganz besonderen Fällen und ebenfalls nur nach Ver- einbarung mit dem Verleger beigegeben werden. Im Anschluß hieran darf den Mitarbeitern im Interesse des raschen Erscheinens ihrer Aufsätze eine gewisse Beschränkung in deren Umfang wie auch hin- sichtlich der beizugebenden Abbildungen anempfohlen werden. Um das Material der sehr zahlreich eingehenden Aufsätze nicht anhäufen ‘zu müssen, wird um möglichstkurze Fassung der Artikel gebeten. Mehr als 1 bis 11/3 Druckbogen soll der einzelne Aufsatz nicht © umfassen. Der Herausgeber . | Der Verleger E. Korschelt. Wilhelm Engelmann. cn SZ, e a o no dee CISANO al Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig Newcomb-Engelmanns Populäre Astronomie Sechste Auflage In Gemeinschaft mit den Herren Prof, Dr. Eberhard, Dr. Freundlich und Dr. Kohlschütter herausgegeben von Professor Dr. H. Ludendorff Direktor des Astrophysikal. Observatoriums zu Potsdam Mit 240 Abbildungen. XII, 889 Seiten gr. 8 Preis einschließlich Verleger-Teuerungszuschlag: Geheftet M. 70.—; in Moleskin oder Leinen gebunden mit Schutzhülse M. 110.— Aus den Besprechungen: Newcomb-Engelmanns »Populäre Astronomie ist ohne Zweifel das beste Buch auf diesem Gebiet ... Durch ein neues Kapitel über die Entwicklung der Mechanik seit Newton und über das Einsteinsche Relativitatsprinzip, alles in volkstümlicher Schreibweise, hat der Inhalt des Buches eine wertvolle Abrundung erfahren ... Auf Kunstdruckpapier, mit 240 vorzüge lichen Abbildungen bieten die tiber 850 Seiten ein Weltbild, das dem neuesten Stand der For- schung enispricht . Leipziger Neueste Nachrichten. 20. 12. 1921. Het boek van Bec Ludendorff is geen schrift «à la Flammarion» en toch laat het zich zonder inspanning volkomen genieten: Het is ernstig en tevens aangenaam, wetenschappe- lik juist en steeds populariseerend. ‘Het is waarlik bewonderenswaardig hoe de schrijver het juiste tempo van het begin tot ‚het einde heeft weten te behouden. Voor het volk geschreven, zeker, en toch zijn wij overtuigd dat wij binnen korten tijd het voortgezette werk van New- comb, met zijn laatste mooi kleerken, in de hooggeleerde boekenkassen onzer Observatoria zullen vinden, Natuurwetenschappelijk Tijdschrift No. 41. Je. 3. Dezember 1921. - Dit boek, . heeft in den loop der jaren in zijn herdrukken zulk een uitbreiding aan ver- melde feiten en Sk gekregen, dat het te beschouwen is als een der beste werken over astronomie . . . Deze nieuwe druk is zeer goed verzorgd. 3 De Nieuwe Courant, 29. 12. 1921 So viele verschiedene treffliche Werke auf populär-astronomischen Gebiete wir allerdings nun schon besitzen, so müssen wir es doch offen eingestehen, daß die zum erstenmal. im Jahre 1881 durch Rud. Engelmann in deutscher Sprache besorgte Auflage der populären Astronomie des hochverdienten Amerikaners Simon Newcomb vor manchen anderen, selbst hervorragenden Schriften dieser Art außerordentlich wertvolle Vorzüge besitzt, welche sie dem Lehrer, Schüler und Laien, wie auch dem Fachmann stets zu einem treuen Begleiter und praktischen Kompendium der wichtigsten Grundlehren seiner Wissenschaft werden ließen, ohne dabei irgend erhebliche, namentlich mathematische Kenntnisse vorauszusetzen. Ein ganz besonderer Vorzug des Newcomb-Engelmannschen Buches lag namentlich in der histori- schen Grundlage, in der geschichtlichen Behandlung des Stoffes . . . Schweizerische Lehrerzeitung. PER yon A EE SC a ch | LEIPZIG SERIO (SSS LE In Kürze erscheint: nebst Bemerkungen ubi Histotechnik und das Mikroskop von È Dr. univ. med. Josef Schaffer pi o. 6. Professor der Histologie a. d. Universität in Wien Di Zweite, verbesserte Auflage i i Mit 600 zum Teil farbigen Abbildungen im Text und auf 14 meist lithograph. Tafeln VIII und 536 Seiten gr. 8 Preis: Geheftet etwa M. 235.—; in Leinen gebunden, mit Schutzhilse etwa M. 280.—. Aus den Besprechungen der 1. Auflage: . Das Buch hilft einem Bedürfnis ab, denn wir haben in … deutscher Sprache nicht seinesgleichen. à Naturwissenschaftliche Wochenschrift. > | Hier hat einer der Berufensten zur Feder gegriffen und auf den ersten Wurf vollkommene Arbeit geschaffen... Der Text des Bu- « ches ist von klassischer Kürze, dabei klar, deutlich und erschöpfend. | In vollkommener Weise ergänzen ihn die zahllosen vortrefflichen … Abbildungen. Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Diesem Doppelheft ist ein Verlagskatalog 1811 —1921 von Wilhelm Engelmann in Leipzig beigefügt. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. — Druck von Breitkopf & Härtel = Leida ‘\ i, N D y fy, 1 M, 7, N Bd. LIV, Nr, 18. Fi G > ms SSS wsw BR m _———————————————— ————— | Anzeigenpreis für die 1mm hohe und . 28. Februar 1922. = Zoologischer Anzeiger a U Ta ihnscherf&Söhne . für: Gv "'‘ schert” Wf) ® Ò N Seite 160 4, für die viertel Seite 40 .% À di 110mm breite Zeile 1 #, fiir die ganze ©: (1° mil + © 7 © | SG À oO ezialfabr . Museums-Einrichtungen an verlange Katalog No. 7 Z Dresden :- SS : Sp 2 Ep Preis für den Band (13 Nummern) M. 65.—. ee eee Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig, Mittelstr. 2° “ VERA te! —. Lit — TR ASM P ev. Bemerkungen fiir die Mitarbeiter. Die für den Zoologischen Anzeiger bestimmten Manuskripte und sonstigen Mitteilungen bitten wir an den Herausgeber Prof. E. Korschelt, Marburg i. H. zu richten. Korrekturen ihrer Aufsätze gehen den Herren Ver- fassern zu und sind (ohne Manuskript) baldigst an den Heraus- geber zuriickzuschicken. Von etwaigen Anderungen des Aufenthalts oder voriibergehender Abwesenheit bitten wir die Verlagsbuchhand- | lung sobald als möglich in Kenntnis zu setzen. An Sonderdrucken -werden 20 ohne besondere Bestellung unentgeltlich geliefert. Von einer Bestellung weiterer Exem- plare auf Kosten der Herren Autoren wolle man nach Möglichkeit absehen und nur im äußersten Notfalle eine solche vornehmen. Etwaige Textabbildungen werden auf besondern Blättern er- N beten. Ihre Herstellung erfolgt durch Strichätzung oder mittels des à autotypischen Verfahrens; es sind daher möglichst solche Vorlagen … zu liefern, die zum Zwecke der Ätzung unmittelbar ph otographisch übertragen werden können. Für Strichätzung bestimmte Zeich- nungen werden am besten unter Verwendung schwarzer Tusche u? __ weißem Karton angefertigt. Da eine Verkleinerung der Vorlagen Di bei der photographischen Aufnahme ein schärferes Bild ergibt, so empfiehlt es sich, die Zeichnungen um !/, bis 1/3 größer zu halten, als sie in der Wiedergabe erscheinen sollen. Der gewünschte bi: Maßstab der Verkleinerung (auf 4/5, 2/g usw.) ist anzugeben. Von __ autotypisch wiederzugebenden Photographien genügen gute … Positive; die Einsendung der Negative ist nicht erforderlich. i Anweisungen für zweckmäßige Herstellung der Zeichnungen mit Proben der verschiedenen Reproduktionsverfahren stellt die Ver- lagsbuchhandlung den Mitarbeitern auf Wunsch zur Verfügung. Bei außergewöhnlichen Anforderungen in bezug auf Abbil- — dungen bedarf es besonderer Vereinbarung mit dem Verleger. Tafeln können wegen der zeitraubenden Herstellung und größeren Kosten nur inganz besonderen Fällen und ebenfalls nur nach Ver- einbarung mit dem Verleger beigegeben werden. Im Anschluß hieran + darf den Mitarbeitern im Interesse des raschen Erscheinens ihrer Aufsätze eine gewisse Beschränkung in deren Umfang wie auch hin- sichtlich der beizugebenden Abbildungen anempfohlen werden. Um das Material der sehr zahlreich eingehenden Aufsätze nicht anhäufen zu müssen, wird um möglichst kurze Fassung der Artikel gebeten. Mehr als 1 bis 11/g Druckbogen soll der einzelne Aufsatz nicht. umfassen. ‘Der Herausgeber Der Verleses E. Korschelt. Wilhelm Engelmann a oe VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG Am 28. Februar 1922 erschien: BIBLIOTHECA ZOOLOGICA IL VERZEICHNIS DER SCHRIFTEN UBER ZOOLOGIE WELCHE IN DEN PERIODISCHEN WERKEN ENTHALTEN A ; UND VOM JAHRE 1861-1880 SELBSTÄNDIG ERSCHIENEN SIND MIT EINSCHLUSS — DER ALLGEMEIN-NATURGESCHICHTLICHEN, PERIODISCHEN UND PALAEONTOLOGISCHEN SCHRIFTEN BEARBEITET VON DR. ©. TASCHENBERG ORD. HONORAR-PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT HALLE FÜNFUNDZWANZIGSTE LIEFERUNG NACHTRÄGE: SIGNATUR 795—804 Preis: M. 92—. _ Aus den Besprechungen der früheren Lieferungen: . etwas zum Lobe des allen zoologisch Arbeitenden unentbehrlichen Werkes zu sagen, erübrigt sich wohl ... Literarisches Zentralblatt. ... Immer wieder muß betont werden, daß alle auf dem Gebiete der Zoologie arbeitenden Forscher ihm (dem Verfasser) für seine selbstlose und mühevolle Arbeit zu tiefstem Danke verpflichtet sind. Zentralblatt für Zoologie. >... In view ‘of the very high present cost of publication it is to be hoped that all the subscribers to this unique and exhaustive work will do their part in full.« American Journal of Science. on 4. ae VERLAG KUN CALBELM ENGELMANN IN LEIPZIG. In Kürze erscheint: Lehrbuch nebst Bemerkungen über. Histotechnik und das Mikroskop von Dr. univ. med. Josef Schaffer o. ö. Professor der Histologie a. d. Universität in Wien Zweite, verbesserte Auflage Mit 600 zum Teil farbigen Abbildungen im Text und auf 14 meist lithograph. Tafeln | VIII und 536 Seiten gr. 8 Preis: Geheftet M. 245. — in Leinen SEDI mit Schutzhülse M. 290.— Aus den Besprechungen der 1. Auflage: . Das Buch hilft einem Bedürfnis ab, denn wir haben in Geutecher Sprache nicht seinesgleichen. PR A Wochenschrift. Hier hat einer der Berufensten zur Feder gegriffen und auf den ersten Wurf vollkommene Arbeit geschaffen... Der Text des Bu- ches ist von klassischer Kürze, dabei klar, deutlich und erschöpfend. In vollkommener Weise ergänzen ihn die zahllosen vortrefflichen ae Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. — ours von Breitkopf & Härtel in Lene COAT 2 RUE A 4 5 (13 Nummern) M. 65.—. | Zoologischer Anzeiger Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig, Mittelstr. 2. 7 Preis für den Band ‚Anzeigenpreis für die 1mm id Bd. LIV, Nr.9/10. 110mm breite Zeile 1 , für die ganze Seite 160 #, für die viertel Seite 40 4, April 1922. AG A T | Die Altonaer- Sammlungsschrank- _ lLieferf preiswert Museums. | Schränke inke ; CARL MEIER, ALTONAX 4 A Gerbersir 30-32 yf ui N | Nye = 3 5 i = D 7 = = = 5 x Cass ~~ Soeben erschien: . . F.C. Donders = Reden, gehalten bei der Enthüllung seines Denkmals in Utrecht am 22. Juni 1921 von Professor Dr. C. A. Pekel- . haring, Dr. A. Sikkel, Mr. Dr. A. F. Baron van Lynden, ae Dr. J. P. Fockema Andreae Aus dem Holländischen übersetzt von Paula Krais geb. Engelmann Mit einer kurzen Lebensbeschreibung, einer Bibliographie und 2 Bildern 2.62 Seiten gr. 8. Geheftet 1 holländ. Gulden (Umrechnung in andere Währungen zum Tageskurs) Vo RATER i = At À AU UT ARS E uan sun ane "Benes fiir, die Mitarbeiter. © Die fiir den Zoologischen Anzeiger bestimmten Manuskripte und sonstigen Mitteilungen bitten wir an den Herausgeber Prof. E. Korschelt, Marburg i. H. zu richten. Korrekturen ihrer Aufsätze gehen den Herren Ver: fassern zu und sind (ohne Manuskript) baldigst an den Heraus- — _geber zurückzuschicken. Von etwaigen Änderungen des Aufenthalts. oder vorübergehender Abwesenheit bitten wir die Verlagsbuchhand- lung sobald als möglich in Kenntnis zu setzen. An Sonderdrucken werden 20 ohne besondere Bestellung unentgeltlich geliefert. Von einer Bestellung weiterer Exem- ‘plare auf Kosten der Herren Autoren wolle man nach Möglichkeit absehen und nur im äußersten Notfalle eine solche vornehmen. Etwaige Textabbildungen werden auf besondern Blättern er- beten. Ihre Herstellung erfolgt durch Strichätzung oder mittels des - autotypischen Verfahrens; es sind daher möglichst solche Vorlagen zu liefern, die zum i der Atzung unmittelbar photo graphisch übertragen werden können. Für Strichitzung bestimmte Zeich- nungen werden am besten unter Verwendung schwarzer Tusche auf weißem Karton angefertigt. Da eine Verkleinerung der Vorlagen sì bei der photographischen Aufnahme ein schärferes Bild ergibt, so empfiehlt es sich, die Zeichnungen um 1/, bis 1/4 größer zu halten, als sie in der Wiedergabe erscheinen sollen. Der gewünschte os Maßstab der Verkleinerung (auf 4/5, 2/3 usw.) ist anzugeben. Von — autotypisch wiederzugebenden Photographien genügen gute | Positive; die Einsendung der Negative ist nicht erforderlich. Anweisungen für zweckmäßige Herstellung der Zeichnungen mit Proben der verschiedenen Reproduktionsverfahren stellt die Mer- lagsbuchhandlung den Mitarbeitern auf Wunsch zur Verfügung. Bei außergewöhnlichen Anforderungen in bezug auf Abbil- vie) dungen bedarf es besonderer Vereinbarung mit dem Verleger. Tafeln können wegen der zeitraubenden Herstellung und größeren Kosten nur in ganz besonderen Fällen und ebenfalls nur nach Ver-. einbarung mit dem Verleger beigegeben werden. Im Anschluß hieran darf den Mitarbeitern im Interesse des raschen Erscheinens ihrer Aufsätze eine gewisse Beschränkung in deren Umfang wie auch hin- sichtlich der beizugebenden Abbildungen anempfohlen werden. Um. das Material der sehr zahlreich eingehenden Aufsätze nicht anhäufen zu müssen, wird um möglichst kurze Fassung der Artikel gebeten : Mehr als 1 bis 11/9 Druckbogen soll der einzelne Aufsatz nic ie umfassen. N N Der Herausgeber È Der Verleger — : E. Korschelt. : Wilhelm Engelman * | VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG Am 7. März ist erschienen: Archiv für Zellforschung Prof. Dr. Richard Goldschmidt 2. Direktor des Kaiser-Wilhelm Instituts für Biologie in Berlin-Dahlem 16. Band, 2. Heft Mit 16 Textfiguren, 4 Kurven und 6 Tafeln Inhalt: J. Seiler, Geschlechtschromosomen-Untersuchungen an Psychiden. Ill. Chromosomenkoppelungen bei Solenobia pineti, Z. Eine zytologische Basis fur die Faktorenaustausch-Hypothese. Mit 7 Figuren im Text, Tafel XII und 12 Tabellen. — Martha Kolliner, Uber den Golgischen Netzapparat bei einigen Wirbellosen. Mit3 Figuren im Text und Tafel XIII — HansLoewen- thal, Die Oogenese von Tubifex tubifex (Müll... (Zur Kritik der „Kern- | verschmelzung“ Oschmanns.) Mit Tafel XIV. — Emmerich Markovits, | Zytologische Veränderungen von Paramaecium nach Bestrahlung mit Meso- thorium. Mit 6 Figuren und 4 Kurven im Text. — Luigi Cognetti de Martiis, Contributo alla conoscenza della spermatogenesi dei Rabdocelidi. ‘ Tavole XV—XVII. — Referate. 128 Seiten gr. 8. M. 168.— i Am 4. April erscheint: Zeitschrift fiir | wissenschafiliche Zoologie 119. Band, 2. Heft Mit 67 on im Text 129 Seiten gr.8. M. 160.— Inhalt: £ Carl Krug, Morphologie und Histologie des Herzens und Pericards von Anodonta cellen- sis. Mit 40 Figuren im Text. — Arthur Kreuscher, Der Fettkôrper und die Oenocyten von Dytiscus marginalis. Mit 27 Figuren im Text. i Am 11. April erscheint: Gegenbaurs . Morphologisches Jahrbuch 51. Band, 4. Heft Mit 134 Hieuior. im Text u. 6 Tafeln 141 Seiten gr. 8. M. 248.— Inhalt: Richard N. Wegner, Der Stützknochen, Os nariale, in der Nasenhöhle bei den Gürtel- tieren, Dasypodidae und seine homologen Gebilde bei Amphibien, Reptilien. und Monotremen. Mit 43 Figuren im Text und Tafel X—XV. — Bernhard Peyer, Über die Flossenstacheln _ der Welse und Panzerwelse, sowie des Karpfens. Mit 68 Figuren im Text. — H. M. de Burlet, "Über durchbohrte Wirbelkörper fossiler und recenter Edentaten, zugleich ein Beitrag zur Ent- i CENE: des Venensystems der PELLE Mit 23 Figuren im Text, me o Until Studien zur Zellmechanik — von Dr. W. Pfeffer? ehem. Professor der Botanik in Basel : Zweite unverinderte Auflage È i Mit einem Vorwort von i - Prof. Dr. F. CzapeKy Mit 5 Holzschnitten. XIV und 236 S. gr. 8 Geheftet M. 20.—; in Leinen gebunden M. 42.— Aus den Besprechungen: ji The only edition of Prof. Pfeffers epoch-making work on osmosis has been long exhausted, and the present reprint will be a welcome, and indeed ‘necessary, addition to the library of ER all who are interested in osmotic phenomena.... The paper, printing and binding in spite of the diffieulties that must exist in this respect, leave little to be desired, and the ae of the’ book is a Be tribute to the memory of the great physiologist. . Pharmaceutical Jour al FUNF REDE N VON EWALD HERING Uber das Gedächtnis als eine allgemeine Funktion der, organisierten Materie Über die spezifischen Energien des Nervensystems : i Zur Theorie der Vorginge in der lebendigen Substanz - Zur Theorie der Nerventätigkeit | Herausgegeben von H. E. Hering Mit einem Bildnis von Ewald Hering o 140 Seiten du Preis geheftet M. 14.— Aus En RSR ER e i träge des en Leipziger Physiologen uns in besonders gutem Druck auf dea Tisch ve wer sich in diese fünf Reden nachfühlend vertieft, wird ace heute noch sein wissenschaftliches Denken auf eine höhere Stufe gehoben fühlen. genießen und sich der Tiefe der hier entwickelten Cola erfreuen. Brücke inns Naturwissenschaftliche Woche * 7) ) di Sh Alo YW), 7 M: Nm 0540 - 77 n Lr MM, ot 7 si dì V/4 Bd. LIV, Nr.11/13. aus Eisen. und > Glas, SS ~ I] VI oO für \ Katalog No. 7 i EI Preis für den Band (13 Nummern) M. 65.—. a Tea UA ialfabr pez Ss 4 Anzeigenpreis für die 1 mm hohe und 110mm breite Zeile5 #, für die ganze Seite 500 #, für die viertel Seite 125.4 Museums-Einrichfungen Dresden Gr Plauensche Str. 20 Preis für den 55. Band ‘voraussivhtlica M. 130.— Zoologischer Anzeiger sali 9, Mai 1922. Eee ee Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig, Mittelstr. 2. us Ak: er Bemerkungen für die Mitarbeiter. Die für den Zoologischen ii. bestimmten Manas. + und sonstigen Mitteilungen bitten wir an den Herausgeber Prof. E. Korschelt, Marburg i. H. zu richten. Korrekturen ihrer Aufsätze gehen den Herren Ver- — fassern zu und sind (ohne Manuskript) baldigst an den Heraus- — geber zuriickzuschicken. Von etwaigen Anderungen des Aufenthalts ee oder voriibergehender Abwesenheit bitten wir die Verses lung sobald als möglich in Kenntnis zu setzen. li An Sonderdrucken werden 20 ohne besondere École i unentgeltlich geliefert. Von einer Bestellung weiterer Exem- _ plare auf Kosten der Herren Autoren wolle man nach Möglichkeit | ‘absehen und nur im äußersten Notfalle eine solche vornehmen. Etwaige Textabbildungen werden auf besondern Blättern er- beten. Ihre Herstellung erfolgt durch Strichätzung oder mittels des È autotypischen Verfahrens; es sind daher möglichst solche Vorlagen … zu liefern, die zum Zwecke der Ätzung unmittelbar photographisch © übertragen werden können. Für Strichätzung bestimmte Zeich- nungen werden am besten unter Verwendung schwarzer Tusche auf _ weißem Karton angefertigt. Da eine Verkleinerung der Vorlagen bei der photographischen Aufnahme ein schärferes Bild ergibt, so. empfiehlt es sich, die Zeichnungen um !/, bis 1/3 größer zu halten, als sie in der Wiedergabe erscheinen sollen. Der gewünschte ; Maßstab der Verkleinerung (auf 4/5, 2/3 usw.) ist anzugeben. Von … autotypisch wiederzugebenden Photographien genügen gute — Positive; die Einsendung der Negative ist nicht erforderlich. — Anweisungen für zweckmäßige Herstellung der Zeichnungen mit Proben der verschiedenen Reproduktionsverfahren stellt die Ver lagsbuchhandlung den Mitarbeitern auf Wunsch zur Verfügung. Bei außergewöhnlichen Anforderungen in bezug auf Abbil- — DE ee ee - dungen bedarf es besonderer Vereinbarung mit dem Verleger. M Tafeln können wegen der zeitraubenden Herstellung und größeren 3 Kosten nur in ganz besonderen Fällen und ebenfalls nur nach Ver- a einbarung mit dem Verleger beigegeben werden. Im Anschluß hieran 3. darf den Mitarbeitern im Interesse des raschen Erscheinens ihrer A Aufsätze eine gewisse Beschränkung. in deren Umfang wie auch hin- sichtlich der beizugebenden Abbildungen anempfohlen werden. Um das Material der sehr zahlreich eingehenden Aufsätze nicht anhäufen zu müssen, wird um möglichstkurze Fassung der Artikelgebeten. Mehr als 1 bis 11/2 Druckbogen soll der einzelne Aufsatz a umfassen. ge Der Herausgeber | = Der Verleger _ ae E. Korschelt. Wilhelm Eu | VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG Am 11. April 1922 ist erschienen: Archiv für Zellforschung - Prof. Dr. Richard Goldschmidt 2. Direktor des Kaiser-Wilhelm Instituts für Biologie in Berlin-Dahlem = 16. Band, 3. Heft Mit 29 Textfiguren und 2 Tafeln Inhalt: _J. Gelei, Weitere Studien über die Oogenese des Dendrocoelum lac- _teum. III. Die Konjugationsfrage der Chromosomen in der Literatur und meine Befunde. Mit 1 Textfigur. — Th. Rappeport, Uber die somatische Mitose des Menschen. Mit 2 Textfiguren und Tafel XVIII. — Paul Schulze, Der Bau und die Entladung der Penetranten von Hydra attenuata Pallas. . Mit 26 Textfiguren und Tafel XIX. — Referate: Wodsedalek, J.E., Stu- dies on the cells of cattle with special reference to spermatogenesis, oogonia, and sex-determination. Biol. Bull., Vol. XXXVIII. 1920. p. 290—317, with 5 plates. — Hertwig, Paula, Abweichende Form der Parthenogenese bei | einer Mutation von Rhabditis pellio. Eine experimentell cytologische Unter- suchung. Arch. f. mikr. Anat. Festschr. f. O. Hertwig. 1920. p. 1-35. Mit 1 Tafel. — Winge, Ò., On the relation between number of chromosomes . number of types, in Lathyrus especially. Journ. of Genetics. Vol. VIII. 1919. p. 133—138, with 1 plate. i 143 Seiten gr. 8. M. 172.— _ In einigen Monaten erscheint: Physikalische Chemie der Zelle und der Gewebe Fünfte Auflage Von Prof. Dr. Rudolf Höber | 2 ta Feit: Physikalische Chemie der homogenen und heterogenen Systeme mit Anwendungen auf a die Physiologie Soeben erschien: thy i WIL My fll A UPI, Alia Wy : nebst Bemerkungen über = Histotechnik und das Mikroskop 4 von Dr. univ. med. Josef Schaffer o. 6. Professor der Histologie a. d. Universität"in Wien — were verbesserte Auflage Mit 600 zum Teil farbigen Abbildungen im Text ; und auf 14 meist lithograph. Tafeln VIII und 536 Seiten gr. 8 | Preis: Geheftet M. 245.— = “in Beinen gebunden, mit Schutzhülse M. 290.— Aus den Besprechungen der 1. Auflage: . Das Buch hilft einem Bedürfnis ab, denn wir haben in raie Sprache nicht seinesgleichen. 2 | - Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Hier hat einer der Berufensten zur Feder gegriffen und auf den ‚ersten Wurf vollkommene Arbeit géschaffen ... Der Text des Bu- _ches ist von klassischer Kürze, dabei klar, deutlich und erschépfend. In vollkommener Weise ergänzen ihn die zahllosen vortrefflichen Abbildungen. . Deutsche en) Ten crea 5 Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. — Druck von Breitkopf & Hartel in Leip ? NR SON — Il LI