OINAE € \ - Magazin Pe ce. allgemeine Notur - und Thier 4 Gerichte herausgegeben von C. 5. A. Miller D. Gunst. Mit Kupfern. F Goͤttingen und Leipzig, bey Johann Daniel Gotthelf Brofe, ’ 1796 : * Inhal— t. ID, Etwas vom via A III, Etwas über eitige Beobachten⸗ —— 7 gen, den Inſtinkt und befons - » ders die Sebensart der Amei⸗ fen betreffend, — ‚IV. Ar. Chaptal, Abhandlung von ‘ den ——— ⸗ N, Ueber bie Lebensdauer gewiſſer Inſekten, vom Hrn Riboud, V1.: Ar. Brouffonet; über bie Schuppen verſchiedener Fi⸗ ſche ꝛc. ⸗ 3 VII. Des Hru. Grafen von B., Staroſten von Pohlen, Ve⸗ merkungen uͤber die Tarantel. VIIL. Weber bie Schuppen verſchie⸗ dener Fiſche ꝛc. vom Hrm. Brouſſonet. (Fortfeßung). IX. Hr. de Ya Coudreniere über die Abweichungen der Natur. 305 312 412 423 x, Ueber DUB. hK X Ueber ven Mammouth, Won - Hrn de la Coudreniere. XI. Hr. Poiret, über einige Ins - feften der Barbarey D Kup⸗ EN N R Magazin. ” für allgemeine Natur⸗ und Thier⸗ Geſchichte ! herausgegeben von x ©. 3. 9, Miller D. Erfies bis viertes Stuͤck. UN Göttingen und Leipzig, bey Sohann Daniel Gotthelf Brofe 1790, - S Re Vorbericht. Se Wiſſenſchaft überhaupf muß um defto mehr gewinnen, je mehr ih» re Ziveige unter verfebiedene Beobachter | vertheilt und felbft auch diefe fo vielfach zer⸗ ſtuͤckt werden, daß jedem Auge ein nur hoͤchſt Feines Feld für feine Bemühungen zurück bleibt. Kine ſolche Vereinzelung ift der | ein⸗ Dorberi ht 3 einzige eg, auf dem manihren wahren Reichthum aufdeckt, ihre Lücken allgemach ausfült, ihre Wahrheiten befruchtet, und nur eine Menge einzelner Beobachtungen bilden ein Geſetz und beſtaͤtigen es. Beobachtung iſt alſo das erſte Mit: tel zur Vervollkommnung der Kenntniſſe. Da ſie ſich aber, ſo rein und unverdaͤchtig jede Empirie auch immer ausſiehet, allein auf vorherempfangene Ideen gruͤndet, und ſelbſt ſolche Ideen zu einer ausgebreiteten Beobachtung nothwendig ſind, weil der Berfiand ſonſt nicht weis, wonach er ſu⸗ chen ſoll; fo iſt auch jede Berichtigung die⸗ fer Ideen hoͤchſt wichtig; und hierzu ift der einzige Weg: Gelehrſamkeit. Aber das her in neue, unbekannte Zander fich zu | wa⸗ Vorbericht: wagen, nicht Muth genug fühlt: der bee te wenigftens Die Fahrzeuge Aus, die taͤg⸗ er dahin abgehen. in Und ich hoffe denn do, dies Der ! dienſt zu haben. Wenn ſich daher auch nur ſelten neue Entdeckungen in dieſer Zeitſchrift finden laſſen ſollten, wenn das Genie hier auch nur ſparſam Funken verſtreuete, fo fol doch der Fleiß diefe an anderen Orten uf fangen und weiter beleben. Zufammenges ftellte, verglichene Nahrheiten, und Nies fultate find auch nicht arm an Berdienft; und ic) bin genugfam genug, mich dann ſchon zu freuen, wenn ic) die Aufmerkfams keit eines Forfchers der Natur auf eine Lücke in ihrer Befchreibung hinziehen und an ir⸗ gend einer Entdeckung eine unfehuldige Vers anlafjung feyn follte. Wer * 3 — a a u 9 Zweytes Stud. 1. Hr. Müller über den Bandwurm verfehiedener Thiere so» 113 U, Hr. P. Boddaert * den zum thieriſchen Leben noͤthigen Theis Yen ꝛc. GBeſchluß) . 146 "IM. Naturgefhichte des Blfom Nebſt Zufäßen des Herausg. 186 iv. Anzeiger für das ıfle und 2te Srtuͤck. J ⸗ 203 e £ — mei Drittes und viertes Stuͤck. Hr. Job Baſter fiber die Beklei⸗ Pa ie Thierhaut im allges meinen, befonders aber über die Schuppen der Fiſchgat⸗ tungen. Kipa ⸗ —Zweyte Abhandlung von der Bekleidung der Thierhaut, von J. Baſter. ⸗ 4.255 U. Eis 233 ü Der Schafal. (von Bäldenftäds und Berthout van Berchem *,) \ $ Yie erften Menfchen, noch wenig an Zahl, lebten mwahrfcheinlich alle in einer Höhle beyfammen; und in diefem Zuftande war folglich das Cameel, der Efel und das Pferd ihnen noch) unnuͤtz. Ihre Nachkommen unterjochten zuerft dieſe Thiergattungen, um ſich derfelben bey ven Keifen zu bedienen, welche weitere, Verbreitung des Menfchengefchlechtes immer unvermeidlicher machte. Auch) Fonntendiefe erften Menfchen, bey ihrer herumfchweifenden febensart, bey dem Ge- nuße der Früchte, der Pflanzen - Wurzeln und Blaͤtter ſich mehrere Johrhunderte hindurch mit dem Ochſen und Büffel ** behelfen, die ihren zu ihren Arbeiten und zum Ackerbaue fchlechterdingg nothwendig waren; fie fonnten des Schweines noch s * ent⸗ Die Anmerkungen des H. Berthout van Berchem find in dies Zeichen [J eingefchloffen, * [(Büldenftädr nennt den Büffel bubalus; da doch Hr. Büffon bewiefen hat, daß der bu- „.balus der Alten eher zum Gazelfengefchlechte zu - „rechnen fey. (Antilope bubalus,) S. Buffon, T. XI, p. p. 104. — A pP: 51.0.9] - 2. REN: entbehren, das ihre Nachkommenſchaft, die mehr lecker, als fie, mit vegetabilifcher Koſt ſich nicht begnuͤgte, lange Zeit nachher unter ihre Hausthie⸗ ve aufnahm. Die Katze unterjochte der Menſch hoͤchſt wahrfcheinlich dann erft, da er ſchon in Häufern lebte, mancherley Hausgeräthe befaß, und ſich Vorraͤthe aller Art zu fammeln verftandz; er nahm. kann, um diefe für die Maͤuſe zu fir ern, ihren bicterfien Feind in feine Wohnungen "auf Aber Schaafe und Siegen, deren Fell er zu feiner Bedefung, und deren Milch er zu feinee Nahrung brauchte; der Hund, ein Schuß für ihn und fine Heerden, waren die älteften und er⸗ ften aller Thiere, welche der Menſch zu zähmen verſuchte. Hiervon überzeugt uns nichenur die Le⸗ bensart unferer erfien Aeltern, fondern aud) die Verſchiedenheit in der Bildung, die fi ige un- ter diefen Thieren findet. Denn es fcheine ein Gefeg der Natur zu feyn, daß die Anzahl der Varietäten unter den Thieren, mit der Zeit, feie - der ſie haͤuslich find, immer in einem genauen Verhaͤltniße ſtehe. — Daß aber die Geftale des Hundes mannigfaltiger abweicht, als die der Zie⸗ ge und des Schaafes, davon ſcheint der Grund allein darin zu liegen, daß er öfter und mehr Jun⸗ ge zugleich wirft, als diefe; ein Umftand, der die Generationen beträchtlich vervielfältigt. Ueberdem . ward ber Hund, als ein ungertrennlic)er Gefährte vom Menfchen, mit ihm in alle Klimas der Erde zerſtreuet, und erfuhr mie ihm ihre Einflüße, da bins U 0 — — 3 Hingegen nicht unter einem jeben Himmels ſtriche die Ziege und das Schaaf ausdauren. Hierzu fommt noch, daß die Nahrung des Hundes mars nigfaltiger ift, als die ibrige, die fich nur auf wer nige Abwechfelungen einſchraͤnkt daß der Menfh die Vermiſchung der Hunde willführlich einrichter, ihrer Vermehrung Gränzen feßt, fie mehrerer Thei« le, 3. DB. des Schwanzes, der Ohren, u. f. w. beraubt, und ihre Mißgeburten, und Bas ftarde forepflanzt. Dies alles fällt bey dem Schaafe und der Ziege weg. — Alle diefe Umſtaͤnde fchei» nen zufammengewürft zu haben, um die Menge von Varietäten zu bilden, die man jeßt unter den aunen bemerft. * Man kann es alseinen fihern Grunbfag a Alte nehmen, daß die Thiere, welche am längften Haus⸗ thiere find, in den Gegenden der Erbe einheis miſcſch gewefen ſeyn müflen , weldye den erften Mens ſchen zum Auffenthalt dienten. Und da heilige und Profan- Gefchichre darin einig find, daß Klein« afien und die angränzenden $änder vorzüglid) unter Diefe Gegenden gehören, welche zuerft bevoͤlkert wa⸗ ren, fo müffen dieſe Landſchaften auch das Vaterland ber älteften Hausthiere fern; da ſich uͤberdem ſchon aus der Analogie ergiebt, daß der Schöpfer, den Aufenthalt diefer a ‚ fo gut, wie ben der uͤbri⸗ * [Ueber die I Aus ein anderſetzung der Urſachen von den Varietaͤten des Hundes. © ben Artik. Chien, in Buffon, Hift, nat, m 73 a0 übrigen wierfüffigen, in die Graͤnzen gemwiffer Laͤn⸗ der eingefchloffen baden müffe. Da es nun fehr wrhrfcheinlich iſt, Daß die erften Menfchen nicht -in Ebenen fendern in gebürgichten Gegenden , entweder rur in natürlichen Höhlen oder in ondern bequemen leicht zu beuenden Woh— nungen fich aufhielten, fo folge daraus, daß auch ‘ die Thiere, welche von ihnen zuerft unterjoche wurden, eher auf den Gebürgen, als in ven Ebenen wohnen, und ihnen mebr zur Hand feyn muſten. In den gebuͤrgichten Gegenden von Klein⸗ aſien muͤſſen wir daher die urſpruͤnglichen Racen der zahlnoſen Verſchiedenheiten des Schaafes der Ziege, und des Hundes aufſuchen. &. v. Büffon * hat mit feinem gewoͤhn⸗ lichen Scharffinne bewiefen, daß das Schaaf im urſpruͤnglichen wilden Zuftande das Thier mar, welches fih in den bergichten, weniger hos ben Geg-nten Kleincfiens und den Laͤndern fin» def, die unter demſelben Dimmelsftriche fih nach Morgen und Abend zu erftrecken, das den Alten unter, den Mahmen mulmon oder mufimon be» kannt war, und das die Franzoſen noch itzt mouflon nennen. Dies ſetzt meinem Beduͤn⸗ ‚Kunnad) die Vergleichung der Hörner außer Br . el, * Hiftoire nat, Tom, XI. Artif, Mouflon, * ie a A fel, fo fehr der Ritter Linne, ter dies Thier u ammon nennt, aud) anderer Meynung ift, Weniger gluͤckich war dieſer berühmte Nas turferfcher * “in der Beftimniung der wi den tes ge. Denn er behauptet, daß der Steinbod und die Ge. fe aus einem Geſchlechte wären, daß von jenen die männliche Ziege, von diefem die weibliche abftamme, und aus ihr r Bereini, gung unfere Hausziege entfproffen wäre. Aber obaleich der Steinkof Anh die Gem⸗ fe, mie der Mouflon in den Gebürgen Aſiens wohnen, fo hat doch dieſe Meynung nicht den mindeften Schein von Wahrſcheinlichkeit vor fich. Denn es lält fid) gar Fein hinreichender Grund ans | geben, warum dieſe Thiere, weſche beyde in den Alpen, beyde unter einem Himmelsftridy und in einem Sande leben, itzt nun zu einer fo auffollen« den Verſchiedenheit entartet feyn follten, in der fie ung jetzt, und nicht einmahl jeßt erft, fondern feit mehreren Sgahrhunderten ſchon, vorfommen. Selbft ſchon aus der verfchiedenen Lebensart des Steinboces und der Gemfe (wenn man aud) nicht einmahl auf die anderen noch Üiberzeugenderen Bes weiſe Rückficht nehmen wollte ) läft ſich mit der groͤſten Wahrſcheinlichkeit auf eine urfprüng« liche. Werfchiedenheit der Gattungen fchließen, a3 4 und * Hiftoire nat, Tom, XII, Artik. Bouquetin. 6 U 0 XkJ : fhließen, und fiher das Urtheil fällen, daß fie eben fo gewiß immer getrennt bleiben, und fich nie werden vereinigen laflen. [ch dencke eben fo, wie H. Büldenftädr, _ daß die Gemſe und der Steinbock zwey ganz ver- fihiedene Gattungen ausmachen, aber id) glaube die Gründe unferfuchen zu\müffen, die H. v. Büffon für feine Meynung beybringt. Er fin- det, 1) daß der männliche Steinbof und der Gensbot in Abſicht auf Wuchs und Hörner wuͤrk⸗ lih von einander abweichen; aber er behauptet, Daß die Hörner von den Weibchen diefer Thiere klein, und einander fehr ähnlich wären. Da die Hörner des weiblichen Steinbockes defannt genug find, 2) fo bin ich im Stande zu verfihern, daß fie fehr von denen der weiblichen Gemfe abweichen ; fie find würffich zwar fehr Flein, aber fie gleichen den Hörnern tes Hirfches außerordentlich, und haben, wie diefe, eine Longitudinalkante. Die Aehnlichkeit in der Bildung und Lebensart, wels che H. v. Buͤffon, als einen neuen Grund fuͤr ſeine Meynung beybringt, ſcheint mir ſehr wenig zu beweiſen; denn ob ſie einander gleich in mehreren Theilen der koͤrperlichen Bildung aͤhnlich ſind, zeich⸗ 1) Ebendaſ. Tom, XI. pag. 137- 2) S. meine Abhandl. über die Naturgefchich- te des Steinbocks im eten Bande des Recueil de la Soc, des Scienc, phyfiqu, de Laufanne, Ic EZ * zeichnen ſie doch die Loͤcher hinter den Hoͤrnern, die ſich im ganzen großen Gewmſengeſchlechte fin— den, 3) die Art von Augenwinkel (Larmiers), 4) tie Haut, welche ſich mie dem Hufe ver— einige, die Borflen vorn unter den Knien, 5) und roch andere unbeträchtlichere Verſchiedenhei⸗ ten hinlaͤuglich von einander aus. Und was die Lebensart betrift, ift es denn wohl etwas unnas tuͤrliches, daß Thiere, die geſpaltene Klauen has ben und mwiederfäuen, die auf denfelben Gebuͤrgen wohnen, und die ſich auf einerley “Art nähren, ähnliche Lebensart führen? Und Fönnte man fie deshalb nicht für unterfchiedene Gefchlechter hal, ten? — Außerdem ift ihre Lebensart verfchieden genug, tie ich in meiner Abhandlung gezeigt ‚ babe. Der Steinbof und die Gemfe werden off in einer nur geringen Entfernung von ben Ziegen und Schaafen, die ſich oft bis in ihre Wohnungen verfteigen,, (eine Thatſache, die fid) auf fichere Nachrichten gründer) ohne doß man _ es je bemerfe haben füllte, daß Steinboͤcke und Gemſen jufammengeweidet, oder Daß ärgend eis ne Gemeinschaft unter ihnen ſtatt gefunden hätte; denn Verbindung im natürlichen Zuſtande iſt eis ner der ftärfjten Beweiſe für die Geichheit der 44 Gate 3) Die angef. Abhandlung. ur 4) Pallas Spec. Zoolog. Fafc, T. p, 6, 5) Ebendaf, Faſe. XI. p. 42, wo man noch mehrege, andere Verfchiebenheitem angege,. ben findet, 8 "U 0 Gattung 6), Auch fälle die Brunſtzeit der Gemfe in den November und Dezember, und die des Steinbocks in den Sjanuar 7). Und die» fe Verfchiedenheit mache einen ver wefentlicyften AUnterfchiede zwiſchen diefen Thieren und den ‚Grund aus, warum fie, füh im natürlichen Zu» “Stande nie vermifchen. Hieraus denk' ich ergiebt * fich deutlich genug , daß der Steinboc und bie Gemfe zwey verschiedene Gattungen bilden, ob hie gleich nahe verwandt feyn mögen. Weoeann man num bie Aehnlichkeiten betrach⸗ tet, womit die Gemſe mit der. Gazelle theils durch die Borſten am Knie, durch die Hörner, wel—⸗ he Ringe: und Songieudinaffanten haben, theils durch die Art von Augenwinkel, und ihr‘ unbärfiges Kinn verbunden ift, fo wird man mir gern zugefteben, daß fie die Schaftirung zwi« hen Gazellen and Ziegen zu machen fcheinen, ob man fie gleich nicht, wie Pallas 8), unter die Gazellen verfeßen darf. Und der. Gedanke Büffons, daß ver Steinbod, der Hausbock, und die Gemfe von einer Gattung wäre, beren Weibchen ee ſich glichen, wenn Auch. die : Männs 6) ©, Oeuvr«de Mr. de Buffon, — und, Abhandl. Sur la diftindion des efpeces im ten Tom, des Recneil de la Societe de Laufanne. 7) Mem ſur le Bouquetin, 8) Spec, Zoolog, Fafc, I, p. t. I ia er — Männchen variirten 9) hält doch, fo ſcharfſin⸗ nig er auc) fonft feyn mag, Feine genauere Prüs fung aus; nicht bloß deswegen, weil man den obenangeführten Gründen nach ſchlechterdings den Eteindof von der Gemfe rennen muß, fondern , weil auch die Gründe, worauf H. v. Buͤffon feine Theorie bauer, noch manchen Wis derfprüchen unterworfen zu ſeyn ſcheinen. Er fagt: es ſey eine Sache der Erfahrung, daß es Arten in der Natur gebe, deren Weibchen zweyen Mäns nern zugleich dienen Fönne, wie das Scharf, das fid) mit dem Bode und dem Widder vermifche, — Aber diefe Thiere, als Hausthiere, Eönnen unmöglich als Beyſpiele aufgeſtellt werden, weil die Hauͤslichkeit, wie ich anderwaͤrts bewieſen has be, die Arten einander naͤhert, und alſo hier Vermiſchungen ſtatt finden koͤnnen, die es nie im Stande der Natur ſeyn werden. Und ich zweifele, daß man auch nur ein einziges Yen: fpiel der Art von wilden Thieren wird aufftel» len fönnen. Warum will man übrigens voraus» ſetzen, daß die Männchen nur ſchwache Weibchen, und die Weibchen nichts als ftarfe Männchen hätten. Dies kann allein bey unterjochten und nicht bey wilden Thieren ſtatt finden; am aller- wenigften aber bey Steinböcen, von denen die ° Männchen mirmehreren Weibchen und die Weib- hen mit mehreren Männchen fich begatten, v, B.] . 45 6 9) Buffon , Tom, XI, p. 44. v ‚ gehen, fondern, wie die Figur zeige, ſich bloß mehr gleicht, als der Steinbod. 10 0 ke Ich würde ohne Bedenfen mit H. Pennant * den Steinbod für den Vater aller der Varietaͤ—⸗ ten unferer Hausziege annehmen, nenn ich nicht in den niedrigeren Gebürgen, die zwifchen dem Fafpifchen und ſchwarzen Meereliegen, ein anderes wildes Thier angetroffen hätte, das in feinem Aeußern und im ganzen Baue ber Hausziege weit Der Palan oder die Hirſchziege (capri- - cerva) wovon Kämpfer ** fpricht, und welches Dinne die Bezoarziege nennt, ift das Thier, Das ich für die wilde Ziege halte, fo Frhr Buͤf—⸗ fon und Pennart euc) anderer Meynung find. Sie bringen das Thier des Kämpfer in dag Gas zellen » oder Antilopen- geſchlecht; aber die Figur des Kämpfer, weldye Pafan berittelt ift, beflä- tige meinen Gedanken, und man ſieht doch, menn fie gleich fehr übel gerathen iſt, daß fie nicht auf die Gazelle, fondern auf bie Ziege pafler, in Nücks ficht auf ihre koͤrperliche Bildung, ihre bärfiges Kinn, ihre längeren, zurückliegenden, Fnotigten, oder nach Kämpfer mit fehr merflichen Ningen verfehenen Hörner, woraufiene nichtgenz herum⸗ vorn * &, Pennant Synopf. of Quadrupeds p. » 23. — [3m der Gefchichte der vierfüffigen hält ' Pennant den Pafan für den Stammpater ber Ziegen, d. 3.] \ €* Amoenit, exotic. pag. 398. a oe 11 vorne erheben. Alſo ſind dieſe Hoͤrner unendlich von denen unterſchieden, die H. v. Buͤffon uns ‚ter dem Nahmen des Palan hat vorſtellen laſ— fen Er - Ueberdem auch felbft die Natur des Stein⸗ boces und des Kämpferfchen Pafän aiebt uns eis nen neuen Beweis für den Sag: daß die Haus- ziege nicht vom erftern, fondern vom letztern Dies fer Thiere herfomme. Der Steinbod fcheint nur in unbewohnten Gegenden einheimifch zu ſeyn; er wohnt auf den hödhften Alpengipfeln, und Klippen, die ewiger Schnee bedeckt; er findet bier Pflanzen zur Nahrung, die in Feiner andern Gegend wachſen, und dies ift ihm fo unumgaͤng—⸗ lich nothwendig, daß e8 eben fo unmöglich fcheinf, ihn unter den verfc)iedenen Himmelsſtrichen der Erde häuslic) zu machen, wovon einige fo ſehr von feinem. vaterländifchen Klima abweichen, als den Elephant, und das Naßhorn. — Der, » Dafan hingegen vermeider die hohen Alpen; er ſucht die gebürgichten Gegenden Kleinafiensg,, welche im Winter mit Schnee bedeckt und des« wegen fehr Falt find, die im Sommer von der Sonuenhige brennen und zuweilen ausgedörrer, zuweilen mit Regenwaffer uͤberſchwemmt find; wo nicht ‚ *®) Tom, XII. pl. 33. — Pallas Spec. Zool, Fafc. XII. p. 43. nennt diefe Ziege ca- pra aegagrus, und iſt auch ber Meynung, daß dies der Pafan des Kämpfer fey. 12 a - er "nicht n wenig Pflanzen wachſe +, die man ſonſt auch überall finder; alſo muß er olle Klima’s, wie ver mouflon ertragen, ſich uͤberall ausbreiten, und ſich vermehren koͤnnen, wie dieſer. Was ic) bis itzt hierüber gefagt habe, mag hinreichend ſeyn, und ich ſpreche in der Folge bey der Gelchichte eines. anderen bie ißt oc) undefannten Tyicres, melches zwiſchen den Mouflon und dem Steinbock inder Mitte ftehet, und in den Alpendes Kaufafus ' wohnet, hiervon weitloͤuftiger. [Wenn ich auch dem H. Guͤldenſtaͤdt zůge⸗ ben muß, daß der Paſan des Kaͤmpfer einer von den wilden Staͤmmen unſerer Hausziege iſt, ſo kann ich doch darin unmoͤglich mit ihm über einftimmen,, daß der’ Steirbocf von einer ver fhiedenen Gattung ſeyn ſolte; ich glaube viel mehr mit H. v. Büffen, daß er den Haupfs ſtamm ausmacht, weil er die gröft>, die ftark - ste und mit inem Worte die Huptgattung ſes Geſchlechts ausmacht. Hier find die Grüns de für unfere Meynung: Der Steinbock und ver ‚gemeine Bock find fih in Abſicht ihrer Fiaur fehr ahnlich; ihr aro- ftes Unterfcheit ungszeichen ift die Dicke, die Hös | be und Geftalt der Hörner. Denn bie Hörner des Steinbocks find fehr groß und dick, mit zwey in der Sänge und mehreren in die Queere ge— henden Riden; ; und großen — Kno⸗ cm ; U 0758 213 ten; und hie des qemrinen Bockes haben nur eis nen in die Laͤnge gehenden Ruͤcken, find meit Fleis ner, und haben anftatt ber Knoten nur Erhaben» heiten. Aber weiß man nicht, daß es feinen veränderlicheren Charakter giebt, als der, den man von den Hörnern. hernimmt. — Gelbft bey freyen Thieren, und alſo noch weit mehr bey denen, auf welche die mächtige und immer würds ame Häuslichfeit Einfluß han Es ift. gar niche unmöglich , daß diefe Verfihiedenheit in den Hoͤr⸗ nern des gemeinen Bockes Würfung ‚einer durch lange Eflaverey bemürften Edhwähe iſt, weil das Weibchin des Steinbodes, das weit ſchwaͤ⸗ cher und. kleiner, als fein Männchen ift, Hoͤrner hat, die mit denen der gemeinen Ziege und des , Bockes ziemlid) genau uͤbereinkommen. Was diefe Mey ung noch vorzüg/ich zu begünftigen fcheirt, ift, daß der junge noch ſchwache Erein« bock noch nicht ten aurzeichnenden in die Laͤnge gehenden Nücken an. den Hörnern hat. ı) ein Unmſtand, der diefe denen des gemeinen Bockes fehr ähnlich macht. Die HaußlichFrit kann ſehr feiche die Urfach aller der Worfchisdenheiten feyn, - die fich zwifchen dem gemeinen nnd dem St:in. bo. finden, wenn man befonders noch bemerfe, was Zimmermann fehr fcharffinnig anführe 2), daß dies Thier bey feinem Herabfteigen von den hohen Alpen in die Thäler und Ebenen eine fei- ne 1) Meine Abhandl. fur le Bonquetin, 2) Spec, Zoolog, geograph, pag, 117. 14 oe ne aromatifhe Nahrung miteiner gröbern unb, eine reine $uft miteiner "unftbeladenen vergaufchte. Aufa ſerdem, denck ich, beweiſt die außerordentliche Aehn⸗ lichkeit zwiſchen dem weiblichen Steinbocke und der Hausziege, daß dieſe bey den Thiere in eine Gat⸗ tung gehoͤren. Der Steinbock, den ich in Aigle 3) geſehen habe, der von einer Ziege geſaͤugt, und in einem warmen Thale erzogen war, iſt ein Beweis gegen des 5 Güldenftädts Satz, daß dies Thier uns ter feinem anderen, als feinem eigenen Himmels» ſtriche einheimiſch werden koͤnne. Und eine Unterſuchung der LEbensart des Steinbocks zeist uns eine neue Aehnlichkeit mit der Zirge, Seine Gefelliafeit und Sanftmuth 4) würden ihn bald hauflich machen fönnen; er bat die wichtige Miene des Bockes und die unruhjia e Neugierde der Ziege. Und es würde Fein Zwei⸗ Fe mehr übrig bleiben, daß diefe beyden Geſchlech⸗ fer eigentlich nur eins ausmadhten, wenn man bes weifen koͤnnte, daß fie fi) vermifchten, wenn der Steinbock im Stande der Frenheit ift. Aber fo viel Grund ich aud) dies anzunehmen habe, fo muß ich doch geftehen, daß es mir noch bis jeßt an ficheren Beweiſen fehle. Und das, mas dieſe Bermifchungen immer alßerfk felten macht, ift dee Me 3) Meine ob. erw, Abhandl, 4) Ebendai, 0 Be 15 Umftond, daß wenn die Brunftzeit des Steinbodes, der Januar, eintritt, die Ziegen ſchon in die Edenen und Thaͤler hinabgeftiegen find. Zum wenigften ift indeß dag gewiß, daß der Steinbod ſich ſehr leichte mie der Ziege vermiſcht, wenn er abgefondert lebt. Der von Aigle, deffen ic) ſchon einmahl erwähnt habe, vermifchtefich mit mehre» von Ziegen und zwar in einem Stande der Frey⸗ beit, weil er in den benachbarten Gebürgen mit einer Heerbevon diefen Thieren weidere. Ich habe zwey Eleine Ziegenvon einer und noch) eine dritte 5) s von 5) Dieſe dritte Ziege hab ich in einemAlter von einem Jahre gefehen. Ihre Mutter war weis. Man hatte dieſe fo lange eingefchloffen, bis daß fie der Steinbodim November 1783 befprungen hatte, und fchloß fie wieder ein, bis daß fiein der Mitte: des Aprils 1784 warf, Diefe junge Ziege war männlichen Gefchlehts, und glic dem Water an Geftalt und Farbe; das Vordertheil ihres Kopfes. war, wie bey jenem, etwas gewoͤlbt; die Stirne fehr hoch; den ganzen Rücken ent- fang lief eine ſchwarze, am Halfe eine Queers fireife undeine andere an den Seiten; das Bartz haar war mwolligt und das am Körper piel rau⸗ ber, und gelb mit braun vermifcht; der Bauch weiß; überhaupt hatte fie alle Farben ihres Va— ters. Dieſer kleine Bock hatte mehr Staͤrke, Mun— terkeit, und mehr Kraft, als ſonſt einer von die: > fem Alter gewöhnlidy hat: aber die Geftalt ſei⸗ ner Hörner näherte ſich mehr dev eines gemeis nen, \ * ' 16 . 2 c von einer andern Ziege geſehen, welche man ihm auf der Weide vorgefuͤhrt und die er ſogleich be— ſprungen hatte. Det Unterſchied in der Brunfte zeit des Steinbocks und des gemeinen ift bey dies fen Thieren richt ſehr weſentlich, weil man weiß, daß Haͤußlichkeit einen großen Einfluß auf die Veränderung diefer Zeit hat, und fie fonft auch bey dem aröften Theile der Thiere mit gefpaltes nen Klauen von der mehr oder weniger über« - flüffigen Menge ihrer Nahrungsmittel abhängt. Daher der Steinbod in Aigle öfter, als der wilde Steinbock befprang, und die Brunſtzeit der freyen Thiere weit fpäter fällt, als die von denen, die mir dem Verlufte ihrer Freyheit den geringen Vortheil einer größeren Menge und eines nahrs bafteren Futters erfauft haben. Alles vereinigt fih), ung zu beweifen, daß der Steinbock der Stammvater der Hausziegen iſt. Noch wollen wir einmahl Kaͤmpfers Paſan unterſuchen, der das nehmliche Thier iſt, mit dem der juͤngere Gmelin uns naͤher bekannt gemacht bat, und das Pallas capra) aegagrus van. ie⸗ nen, als der eines Steinbockes; ſie hatten nur einen ſcharfen Ruͤcken, einen Knoten an der Wurzel und Runzeln, aber dieſe waren groͤßer und dicker, vorzuͤglich an der Wurzel, als bie 2 Bene Bockes in dieſem Alter gemöhnlich ind, R U 0 * 17 Dieſer giebt davon eine Beſchreibung 6) und man fiehet deutlich, da er dem Steinbod, in Abs ſicht der Bildung fehr ähnlich iſt, daß der Haupt⸗ unterſchied in den Hoͤrnern liege, der mir aber nicht weſentlich genug zu ſeyn fcheine 7). Warum will man 6) Spec, Zoolog, Fafc, XT. p.4r—46. Sch will die Befchreibung der Hörner hieher ſetzen, tm fie mit denen bes Steinbockes vergleichen zu Eönnen: Cornua fufco - cinerafcentia = - fitu ' reclinata fünt, aequaliter arcuara, parum di- vergentia, apieibus introrfum declinata ; forwa admodum comprefla, anterius caritiata, , late- te interiore, planiufculo, exteriore convexo, at fecundum carinam, a baſi ad medium longitudi- naliter cavato. unde carina prodit, apguſtiſſi ma; ad bafin angulo in frontem procurrens, dehinc tuberibus prominentiffimis circiter quaternis, erafliufeulis nodofa, totaqwe hiulca & fubla- eeta; contra margo cornuum, qui dorlo res fpieit, rotundatus,, terſus, praeter rugas cre- bras obfoletas, quaecornu ( praeter extremita- tem cohvexo compreflam laevigatam) totum flexuofo traftu cingunt, quarumque fingulae tuberibus carinae refpond:ntes, magis prae- ruptae, annotinas quafi vaginas interftingunt. 27) I will damis gar nicht behaupten, dag ed nicht einen wefentlichen Unterfchied zwiſchen ben Hörnern ber wilden Thiere geben folte. Wenn fie glatt find, oder Ringe und Kanten haben, menn fie nach vorn oder mach hintenzu gebogeu find; und wenn ihr inneres Gewebe verfchieden iſt, fo betrachten wir Dies 124 als wefentliche, | ſpe⸗ 18 —A man nicht annehmen, daß ber aegagrus ber einerley Gebürge mit dem Steinbock bewohnt, eine’ Vorietaͤt oder cine beſtaͤndige Gattung dieſes Ges fehlechtes fen ? — Das Beyſpiel zweyer Arten von Gemien, die in einem und demifelben Grbürge 8) leben, macht dirfen Gedanken fehr woͤhrſcheinlich. Uebrigens it das. Weibgen des aegagrus noch niche bekannt genunz denn nach) Gmelin hat ‚es gar feine und nad) Kaͤmpfer nur Eleine Horner, fo, daß man ſich allenfalls vorfiellen koͤnnte; der aegagrus wäre „eine Rose, die von der Vermi⸗ ſchung des Steinbeckes mir unferen Ziegen herſtam⸗ me. Und was efwas für, dieſe Meynung zu fpres chen fcheint, iſt der Umftand, daß ehedem ‚Die Steinboͤcke weit gemeiner waren, und es nichts unmögliches ift, daß unfere Bde, die bekanntlich fehr wollüftig find, ſich mit den Weibchen des Steinbockes, welche den weiblichen Ziegen ſehr aͤhn⸗ lich ſind, oder der maͤnnliche Steinbock ſich mit nnferen Hausziegen vermiſcht haben koͤnnte. Ends lich hatte die obenerwaͤhnte junge Ziege Hoͤrner, die ſich denen des aegagrus kuͤnftig einmahl naͤhe⸗ ren zu muͤſſen ſchienen; aber da ich fie nicht ganz aus⸗ ſpezifiſche Verſchiedenheiten; aber Verſchieden⸗ heiten halten wir nur fuͤr feht wenig wichtig, wenn ſie in nichts, als in dem Maaße der Groͤße und in der Vertheilung der Hörner, in der Anzahl und Dicke der Ringe, der Kanten, der Runzeln, u. ſ. w. beſtehen. — ©, meine Abhandl. fur le ee 0 —— 19 ausgebildet geſehen habe, ſo weiß ich nicht, ob ſie ihnen wuͤrklich aͤhnlich geworden find. Dies mag nun feyn, wie es will, fo kommt es mir doch ſehr wahrfcheinlicd) vor, daß dieſer acgagrus fich ſehr feicht mit unferen Ziegen vereinigen lieſſe, und ich glaube; man muß ihn bey feinen auffallenden Aehnlichkeiten mit diefen für die arfprüngliche Race derfelben annehmen, vn Eine dritte Gattung der wilden Ziege, wel⸗ he Büffon Capricornis 9) nennt und weiches ſohr wohl diejenige feyn Fann, von der Hr., Güldenftäde unten fpricht, und die ſich auf dem Kaufafus fine Det, ſcheint mir auch eine Varietaͤt oder eine Rage des urfprünglichen Steinbocksgeſchlechtes zu feyn. Es ſcheint doch, als wenn bon. ben vier be⸗ kannten wilden Ziegenarten; dem Steinbock, dem aegagrus, dem Capricornis und der Gemſe, die Teztere eine bencchbarte Gattung ausmachte, mol- che die Ziegen mitden Gazellen verdände ; Daß aber die drey erften nur eine einfache Gattung bilden, und "Die freyen Stämme unferer Hausziegen find. Und da die &emfe, wie es H. v. Büffon als eine Tharz ſache behauptet 10), ſich * ber Ziege vermiſcht, 2 ſo 9) Buffon Hift. nat. Tom. XII. p. 195. — Man kennt von dem Capricorne, nur dad Geripe pe und die Hörner. 40)'&,’Supl, Tom, WI, p. 45. und 49, ſ. Hitt, nat, 20 | a 0 fo glaub ich, diefem allen zu folge, mas ic) eben daruͤber gefagt habe, daß diefe wier Thiere, durch die Banden der Sclaveren einander aenähert, ſich dermifcht, und mit Beyhülfe der anderen Umſtaͤn⸗ de, welche auf Hausthiere würfen, die verfchiedes nen Varietaͤten unferer Ziegen gebildet haben 11). Was mid) aber an der Vermiſchung der Gemſen⸗ art zmeifeln läft, iftder Umftand, daß Feine Varie—⸗ tät unferes ganzen Ziegengefchlechtes ihre Hörner bat. v. ®. ] Sch Fomme zum dritten alten Hausthiere, au dem Hunde; und ich habe ſchon oben bewieſen, daß man ihn, wie das Schaaf und Ziege wild in Kleinaſien und den benadybarten Gegenden fuc)en möffe. In diefen Gegenden finden ſich vier wilde Thiere, die mit dem Hunde mehr oder weniger Aehnlichfeit haben: die Hyaͤne, der Wolf, der Suche und der goldgelbe Wolf (lupus aureus des Kämpfer) oder der Schakal der Türken und Franzofen. Mehrere Schriftfteller haben einen oder den andern von ihnen fürden wilden Hund er⸗ klaͤrt; aber ich hoffe deutlich zu machen, daß dies weder die Hyäne noch. der. Wolf, noch der Fuchs, fondern einzig. und allein der Schafal iſt. T— [Ehe ır) H.Pıllas glaubt auch, (Spec. Zoolog. Fafc, XI.) daß dieſe wilden Thiere durch ihre Vermiſchung die Hausziege gebildet hätten, U 0 21 [ Ehe man ſich in dieſe Unterſuchung einlaͤſt, will ich erſt die Hauptmeynungen der Naturſorſcher uͤber die Tiere, dieden Hunden · mehr ober nr ‚ahnlich find, auseinander zufeßen verfuchen. Nach ben 5. v. Buͤffon find der Wolf, der Hund, der Schafal, der Adive, der Iſatis und der Fuchs fo verwandte Geſchlechter daß fie nureine Fami⸗ lie ausmachen. Der Schakal ſteht nach ihm zwi⸗ hen dem Wolfe und dem Hunde, und der Syfatis ‚zwilhen dem Hunde und dem Fuchſe in der Mit „te: aber cr ift zu der Meynung geneigt, daß der Schakol und Der Adive zwey verichiedene Gattun⸗ ‚gen wären. 1) Er hält den Fuchs nicht für die Stammgattung des Hundes. — Jimmermann „hingegen glaubt, daß der Adive und der Schafal einerley fey, und daß die Hunde haͤuslich gewordene Woͤlfe find. 2) — 5 Pallas glaubt endlich . „wie Güldenftädt, daß unfere Hunde urfprünglich som Schafal abftammten; ernimme aber zugleich an, daß feine Wermifchung mit dem Wolfe, dem Fuchſe, und der Hnäne die verfchiedenen Rasen gebildet babe. 3) v. B.] 0. Mach der Befhreibung der Hyoͤne * fchein es ganz offenbahr zu ſeyn, daß dies Thier in Ab 33 ſich 1) Buffon Tom. XIV. 2) Spec. Zoolog. geograph. p. 83 ⸗461. 3) Bemerkungen über die Bildung der Gebuͤr⸗ ‘Kr Note von ber ©. 320, —Spec, Zaolog. 4 . 3.n0t, * Buffon Tom, IX; En EL Sr, ſicht der Bildung des Blinddarms (intel. coec.) der Drüfen am Hintern, der Ruthe, undder Zaͤh⸗ ne vom Hunde außerordentlich abweicht, Eben ſo weſent ich it es. von ihm durch die Anzahl. der Zehen unterfcyieden, Alles Umftände, die esfaft unmoͤglich machen, daß die Varietäten der Hunde von der Hyaͤne abflammen könnten, Der Wolf formt miedem Hunde in Rüde ſicht feiner Grftalt, der Zahl feiner Theile und feis nes Betragens überein, ein Umftand, der tie charakteriſtiſchen Unterfchiede zwiſchen dieſen Thies ren anzugeben ſehr ſchwer macht. Demohnerachtet kann man doch aus mehreren Gruͤnden den Wolf nicht fuͤr den wilden Hund anſehen. Sein Vater⸗ land iſt nicht die Gegend, woman ein altes Haus⸗ tbier ſuchen muß Er ſcheint kalt n $ändern eigens thuͤmlich zu ſeyn; kaum findet man ihn in Kleine afien, und garnicht in miträglihen Gegenden, — Auch fein Wuchs miderfpricht Diefer Meynung; denn aller Wahrfchein'ichFeit nach muͤſte dag Thier, von dem die Varietäten der Hunde abflammten, von einer Größe feyn, welche zwifchen dert er gröften ‘und Fleinften Hunde in der Mitte fände; aber Die gröften Hunde haben alle höchftens nur die Größe des Wolfes, und man finder feinen noch einmabl fo groß, aber Benipiele genug von vier mahl Fleinern, als der Wolf, Er weicht auf) weſentlich vom Hunde, ſowohl in — der Form Y ae Form des Blinddarmes * als des, Verhaͤltnißes feiner Eingeweide ab. DieSänge des Huͤſtendarms (itei) beym Wolfe verhält ſich zu der feines Koͤr⸗ pers, vom aͤuſerſten Ende feiner Schnautze on bie zum Anfang des Schwanzes gerechnet; wie 4: 15 bey dem Schäferhunde: wie 453: 1; die Sänge des Blinddarmes beym Wolfe zur $äns ge des Nüftendarmes; wie tr: 16 3: beym Schaͤ⸗ ferhunde: wie 13 29; die Sänge des Grimm «und Maft» Darmes (inteftin, coec. und, red) zum Hüftenbarm veym Wolfe; wier: 7 3; beym Hun« be; wier! 5 4; ⸗ Die Erfahrungen Buffons beſtaͤtigen meine Meynung noch vollends, denn ſie erweiſen, deß der Wolf nicht bloß Die Verwiſchung mit dem "Hunde ſcheue, fondern daß ſie beyde ſelbſt ſchon eine große Antipatbir gegen einander äußern, wenn fie bloß beyſammen find. Doch ift dies natürlich nicht. ohne feine Ausnahmen; denn der berühmte Dennant verſichert: er habe einen Baftırd von einem Wolfe und einer, Hündin gefehen *.Es iſt nur Schade, d-f er uns nichts davon ſagt, ob dieſer Baſtard fruchtbar geweſen ſey, oder nicht? [Man hat ſeit der Zeit mehrere andere Bey⸗ fpiele von nen Vermiſchungen sifchen dem B 4 Hun⸗ * ©, die Figur des Blindbarmes beym Mol: fe, Bufon Hift. Nat. Tom. VII. tab. 2. * ennant Synopſ. of Quadrup. p. 144, | 24 A 0 Hunde und dem Wolfe 1) gehabt; aber, wie ich ſchon an einem anderen Orte beiwiefen habe, dies äft noch Fein Beweiß für die Identitaͤt ver Gattung, weil es offerbahr nur Würfungender Hauslichkeit find, der Gelegenheit und des Bedürfniffes, aber nicht ihrer ſich naͤhernden Natur, Ein? der weſentlichſten Werfchiehenheiten zroifchen dam Wolfe und tem Hunde liegt in ih⸗ rem Naturelle. Und die von Z:üffon und Bo— marre 2) beygebrachten Bey piele lehren, daß die Wölfe ihre Wildheit, wenn fie aud) in ° der Jugeod eine: Theil davo zu verliehren ſchei⸗ nen , Doch wieder im Alter annehmen. Der Hund zitert bey dor Annäherung des Wolfes, und ſelbſt der ftärfite von ihnen, der Schäferhund, ſcheuet einen Kampf mit ihm, Die Wölfe kom⸗ men nie hrerdenmeis, wie die verwilderten Hunne, zum wenigſten nicht eher, als bis fie ausgehun. gert find, und dann fann man es eher für eine frigerifche als für eine fein»liche Verbindung ans ſehen. _ Der vermilderte Hund ift würflich graus fam; er lebt won Raub und Beute, aber er ges wöhnt 1) Zimmermann loe, cit. p. 84. — Buffon Hif. vat T. III fup, x 2) 5. d, oben angef, Mem, fur la diſtinction des efneces, i .3) Hifoire nsturelle de Loop, T. VII. — Ditionaire de Bomare, Artif, Loup. 0 ie 25 wöhne fich nach) und nach 4), da hingegen ver Wott fehtechterdings Feiner Erziehung fähig ift. Zimmermann fagt zwar; daß man fie indem mitternächtlichen Amerifa, wie die Hunde, zum bervachen gebrauche 5); aber ich muß geſtehen; die ganze Cache ift für mich nod) fehr zweifele haft, denn fie ſtuͤtzt fich auf niemand⸗s Anfıhen weis ‚fer , und iſt wichtig genug, um zur Beftätioung noch mehrer'r Zeugniffe zu bedürfen. Go lange alfo feine überzeugenderen Beweile davon beyge⸗ bracht werden, nehm’ ich mir Die Freyheit, es für einen Irthum zu halten, Mirlleicht Hat er die Woͤlfe mit den milde "gewordenen Hunden verwechſelt, die in ver That fehr leicht ſich zähmen laſſen. — Wis aber die gezäpmten Wölfe bettift, ‘von denen Chardin fpricht, und die man in Perfien antreffen fell‘, fo find fie gar nicht, wie biefer Schriftſteller glaubt, ein Beilpiel, daß diefe Thiere zu Hausthieren erden fönnen, meil man nur nach einer Menge von Verfuchen und Bemühungen dahingefommen iſt, ihnen diefe Art der Erziehung zu aeben, Les brigens fann man vachſehen, was Buͤffon von biefer Erzi bung fagt. "Man bedient fich”, ſagt er”, im Drient, und befonders in Perſien der Wölfe zu Schaufpielen für das Wolf; man rich. * D5_ | tet 4) Hift. nat. Tom, V. pag, 19r, 5) Spec, Zool, geograph, pag. 87. \ 26 U 0 xJ ter ſie von Jugend auf zu einem Tanze ober viel mehr einem Kampfjpiele. mit einer großen Ans zahl von Jeuten ab" — — "Ein wohl abge⸗ en Wolf”, fagt Ehardin” wird wohl mit fünfhundere Thalern bezahle”. Schon die Größe ‚diefer Summe ſcheint ‚mir. ein Beweiß für die ‚Schwierigkeit der Abrichtung zu feyn. v. D.] Der Suche haf mehrere von den Charak— teren, die wir am wilden Hunde voruusiesen, als der Wolf. Sein Vaterlano ift von der Art, daß er den erſten Menſchen weit eher befanne und bey ihnen häuslidy werden konnte. Seine Größe hält zwifchen der der großen und kleinen Hunde» varietäten das Mittel, und in Ddiefer Hin⸗ ſicht würde man dieſe allerdings von ihm ablei⸗ ‚sen koͤnnen; aber in Ruͤckſicht des Boues ver Theile unterſcheidet er ſich vom Hunde nal, we⸗ fſeitlicher, als der Wolf, Das Hear des — iſt unendlich wei⸗ er, als das des Haushundes, einig’ fehr mes nige Racen ausgenommen; ein Umftand, ver die Abftammung des Hundes von ihm aarz uns wahrfcheinlid macht, weil es wohl eine Würs ckung der Haußlichfeit ift, daß die Hrare fanfter, a⸗ ber nicht, Daß fie haͤrter werden. Schon a priori laͤſt ſich dies denken, aber die Erf brungen an der Ziege, dem Schadfe,; und mehrern anderen Thieren haben es ungleich mehr noch beftätige. Stellt * — —— 27 Stellt man ſich die Geſtalt des wilden Hun⸗ des vor, ſo wird man mir gern eingeſtehen, daß ſeine Schnaue zwiſchen der ganz fpigigen und der ganz flumpfen des Haushundes das Mittel halten müffe; aber die Schnauße des Fuchſes ‚hält niche nur nicht das Mittel ‚fonvern- g.bört ‚unter Die allerſpizigſten. Exhon. allein —** Charakter muͤſte uns abhalten, ihn zum Stamm⸗ vater der Hunde zu machen. ! Der Fuchs weicht auch in Abfiche der er des Blinddarmes weit mehr vom Hunde, als ‚der Wolf ab, wie dies die fünfte Tafel in Buffon „Hit, nat. T. VII ganz d-urlich ausweiſt, und entfernt fich in Abſicht des Verhaͤltnißes der Eins geweide ganz von ihm. Denn nad) Daub ntong ‚Beobachtungen verhält fid) Die aͤnge des Hüften» darmes zu der.des Körpers, „von der Ep: Ge der ‚Schnauze bis zum Anfong des Schwanges ges ‚rechnet, beym Fuchſe: wie 3%: 1,; beym Hunde: ‚wiegi: I, und die Laͤnge bes re und Mate Darmes zu der des Hüftendarines bey j Ienem wie 1: 6, und bey Vin; wie 1; 5 Endlich) find bie Scneitesäfne, die fich beym Wolfe und Hunde ähnlic) find, beym Fuch⸗ fe und Hunde" gar fehr verfchieden, Die oberm ‚frid weder in drey, noch die untern in zwey Lap⸗ pen’ getheilt, ſondern ſie ſind ganz und ohne alle Suse Dogleid Büffon über biefen ine Ber S 28 i A 0 * ter des Fuchfes nichts fagt, fo hab ich es doch bey allen Thieren der Art, die ich habe beobachten 5 Fönnen, ‚ beftätigt gefunden, Wenn auch ben dem erften Anblicke ber Fuchs mit dem Kunde eine auffallende Aehmlichkeit zu haben feheine, fd kann ihn in Ruͤckſicht des eben ‘angegebenen Mrterfheidungszeichens doch Feiner mehr für den wilden Hund halten. Auch die Verſuche des berühmten Grafen von Büffon über Die Vermifchung des Zuchfes weiche im VIT. Theile fe N. ©. Artikel: Fuchs, und im V, Theile Ars tifel: Hund, angeführt find, müffen jeden bes wegen, auf die Meynung, daß fie von einem Gefhlechte wären, Verzicht zn hun. (Man Hat zwar im Herzogthum mRealen burg es dahin gebracht, eine Huͤndin mit einem männlichen Fuchſe fih wermifchen zu laſſen 1); aber dies ift doc) nichts weiter, als Wuͤrkung der Gelegenheit und des Bedürfniffes, und’ be- weift nichts für ‚die Identitaͤt des Sehe— v. B.). Nach der Auseinanderſetzung der ſpezifiſchen Verſchiedenheiten zwiſchen dem Wolfe, Fuchſe und dem Hunde iſt mir nichts mehr uͤbrig, als zu beweiſen, daß jede dieſer fpezififchen Verſchie⸗ Renpeiten bey der Bergleihung des uns und 3) Zimmerman, Spec, Zool, geogr, J 473° no 29 und des Hundes wegfale, und alles sich im Ge⸗ gentheil vereinige, jenen für den Stammvater der Hunde-zu erklären, Das Vaterland des Schafals, Kleinafien. und die angränzenden $änder ift gerade das Ba« terland der urälteften Haus: Thiere , und von det ‚Urt, daß er. den erften Menfchen leicht befannt ‚werden mufte. Aufferdem beftimmt ihn der In⸗ ftinfe,, eher fich in gebuͤrgigten Gegenden aufs gu Balten, als in den flächeren und auf der Ebene, und es wird daher wahrfcheinlih, daß unſere erften. Eltern, welche auch Gebürge bewohnten, ihn weit früher als den. Fuchs, unterjochten, der niedrige den Gebürgs» gegenden zum. Aufenhalt vorziehet. ws Die Dreiſtigkeit bes Schakals iſt ſo groß, daß er nicht blos bewohnte Oerter befucht, wie der Wolf und der Fuchs, fondern daß er, wie fie nicht thun, den Keifenden fowohl bey Tage als bey Nacht, wenn fie "unter Zelten fchlafen, ſich nähert, und felbft, daß er fie lange Zeit bes gleitet. Dies hab ic) mit meiner eigenen Er. fahrung, und mit der von allen Keifenden beitä« ‚tigt. gefunden; fo daß dies Thier fich ſelbſt wider den Willen des Menfchen in feine Gefelfchaft ein. "drängte, und in der Folge aus einem natürlicyen Inſtinkte den herumziehenden Völkern‘ immer nad) folgte, Aus diefen Gründen har es bee ur —346 ** Wahre | a 30 Ba a MahrfcheinlichFeie fir fih, de ber Schakal der Hilde Hund fey, als a Dies der Wolf ober der Fuchs wäre, Die Größe des Schakals ſteht zwiſchen der Groͤß der groͤſten und Der der Fieinften Hundes varietaͤten gerade in der Mitte. ein Haar ift beit härter als g:wöhnlich das Haar diefer Ihies reift, esift weder fo lang nody fo furz, als das bey den verfchiedenen Hundegefchlechtern ; endlich + hält feine Schnanze das Mittel zwifchen der gang Mumpfen und fpigigen; vier Eirenfchaften, die uns noch ein Beweiß mehr dazu zu ſeyn fcheinen, daß eher von ihm die Hunde abſtammen, als von dem Fuchſe und Wolfe. 1... Der Schafal naͤhert fi) auch dem Hunde in Ruͤckſicht der Schneidezähne, die ihn vom Fuchſe entfernen, und durch die Form des Slinddarmes, in welchem der Hund vom Fuch— feund Wolfe abweicht. Auch das Verhältniß der Eingeweide macht dem. Hunde den Schakal aͤhn. licher als den N und Fuchs. Der Hüftendarm mit der fänge des Coͤrpers verglichen, iſt länger beym Wolfe als beym Fuch⸗ ſe, aber noch laͤnger bey dem Schäfer» Hunde, ‚als. bey. dem Woife; und bey dem Schakal haͤlt er daflelbe, felbft noch ein etwas gröfferes Moaß oe bey dem Hunde, Denn es verhält fich zur ange u *4 “ Sänge des Coͤrpers: wie 5: 1. Der Blinddarm zum Hüftindarme: mie 17 315 und der Serie zum Maftdarme wie 13 57. / Unter allen Hunden iſt ihm der Hirtenhund am aͤhnlichſten nach dem Zeugniſſe von Pallas. Er ſagt: Vidi illum vivum Londiniet nuper € Perfia allatum, a non folum habitu et for« ma tota, canicis villaticis gracilioribus et proceris, quales calmuci vu!go alunt , fimil« limum, fed et inclinationibus atque moribus cani familiari fimilimum effe, non fine admi- ratione obfervavi. Spec. Zool. faſc. XI. Oder der Hirtenhund ift der, welcher ſich der urfprünglichen und wilden Gattung: am meis ften nabert, wie Büffon fehr deutlich hewieſen hat, auch vereinigen ſich Geſtalt und aͤuſſere Kann⸗ zeichen, um die Identitaͤt dieſer ——— au bemeifenv. B.) Der Shafal ift in Ruͤckſicht feines Bor fragens dem Hunde noch weit ähnlicher , als in Ruͤckſicht feiner Geſtalt: Wenn er jung gefangen iſt, wird er leicht zahm, und wenn er fparfam gefüctert wird, ſehr einfchmeichelnd; er ift gern bey den Menfchen; er wedelt mit dem’ Schwarze um fein Vergnügen auszudruͤcken; er kriecht wie ber Hund; er rollt fid auf dem Ruͤken umher “ mit einem veranügten Gefnurre;-er. fennt feinen Heren vollfommen ; hört auf feinen Nahmen;;. er fpringe 39 A 0 * fpringt auf den Tiſch, wenn man ihn lockt, ſchlaͤft zuſammengekugelt, und fehlappt fein Gez traͤnck; er harnt von der Seite, fein Abgang iſt hatt. Er lebt mit den Hunden friedlich zuf'me men, nnd fie beriechen ſich am Hintern; der Ges ruch, den die Drüfen am Hintern won fic) geben, iſt nicht fo übel, als ihn Dümon macht, noch fo muffus» ahnlich, als ondere glauben; er ift fhmäder, als der vom Fuchſe, und nie viel ſtaͤrker, als der, welchen der Hund bey einem ausbredyenden Ungewitter von ſich giebt. (Alles, was bier Hr. Guldenſtaͤdt ſagt woerde noch durc das Zeugniß des Hr. Pallas beftätigt, der in Sonden einen.aus Perſien gebruch« ten Schakal fah; Er fagt, daß erfehr leicht zahım werde und feine Spurvon Unrreueund Graufam« keit, fo wie der Fuchs und Wolf an ſich blis cken läfle; er fuche die Hunde auf, und fpiele mit ihnen; er fchmeichele, wie fie mit dem Schwanze, und er liebedas Streicheln auf den Rüden. Hr. Dallas zweifelt fogar nicht Daran, daß er fic) mit dem Hunde begatten würde 1). Mas x) Homini etiam faculime adfuescit, nun- quam uti lupus et vulpes cicurati, infidi animi figna edenslufufque cruentas: canes non fu- git, fed ardenter adpetit, cum iisque celludit, ut plane mullum fit dubium, cum iisdem ge- 'nerstarum ſi teutetut experimentum, bir eill» x A⸗ 33 Was den Geruch beerift, den die Drüfen . om Hincernt von ſich geben, fo glaube ich, baß hie: bierin det Grund liege: warum fie fi) Hinten be= riechen; bekanntlich ift er zur Brunſtzeit am ſtaͤrk⸗ ſten, und vielleicht der von dem Weibchen ganz von dem des Mänden verſchieden. —— * dDer Verſuch einen mannuichen Schakal mie einer Hündin zu vermifchen, verunglückte mir, ‚denn der Schakal ftarb an der Ermüdung durch Die lange ‚Reife von. Aftrafan bis, Peters⸗ burg und an einer Entzündung der Eingeweide "woran vielleicht die unterdruͤckte unmerkliche Auges Dünflung in einem zu Falten Klima Gelegenheit gegeben hatte) eher, als daß eins oder das andere Kae diefer Thiere zur Begattung reif wurde) und bie Brunſtʒeit erreicht Härte. Doch Senseifen medrere Zeugniße, daß der Schakal fehr Teiche, mit dem - Hunde zeuge, und Büffon verfichert dies in feinen Buche von der Entartung ber Thiere, (Tom. DOW 7 Fe Die Shhakais ommen i in den Wintermöna« ‚ten, felten in andern, in Brunft; fig laufen Dann Die ganze Nacht truppweis herum, und geben fläge. liche Töne von fich. F Geſchrey gleicht in Tha defiderit caninae Similliman habet, homini caudo eodem Mmodo abblanditur, et in deor- füum provolvi atque manibus demulceri amatı . spec, Zoo], fafc, XI, p, 3, not, 34 er ? That gar nicht dem 'Gebelle der Hunde; aber man fann ficher annehmen, daß das. Gebell der Hunde nur eine Folge ihrer Haͤuslichkeit ift, weil er nur aus Zuneigung zu feinem Herrn. belt, und zur Warnung für bevorftehende Gefahr ; und daher belle der Schafal nicht, weil ihm die Ur» fachen zu diefer Modifikation der Stimme fehlen; daher blafjen die Eleinen Hunde, welche beftän- dig um den Mienfchen find, weit mehr als die gro» fen, welche weniger in feiner Geſelſchaft find, und böchft felten bellen. Zuletzt verfichern uns die Berichte der Neifenden, daß die Hunde unter dem heiffen Erdgürtel und in den nördlichen Ges genden ganz ftill find, und gar nicht bellen, (weil fie wenig in die Gefelfchaft des Menfchen fommen,). aber fie heulen, und nur dann, wenn fie det Hun⸗ ‚ ger oder die Siebe in Bervegung fezt. Alſo ift das Bellen fein Hinderniß, welches uns abhalten koͤnn⸗ te, den Schakal für den wilden Hund zu halten. [Außerdem bellt der Hund, der dem Schas kal am ähnlichiten ift, der Schäferhund am mes nigften, Und was noch um fo mehr beweift, wie groß der Einfluß ift, den die Häuslichfeit auf die Stimme der Thiere hat, ift der Ums ftand, daß, das Gefchrey bes gezähmten Scha« fals, den Dallas zu Sondon fah, dem Gebelle des Hundes fehr glich, (Ipfe quoque ejulatus ejus cum latratu eanum ejulabundo magnam, habet analo- giam) ET giam) * Außerdem hab ich bemerfe, daß die Hunde in der Brunſtzeit, wie die Schafals heulen. Noch eine — mehr zwiſchen dieſen Thieren. Be. | Derschakal ift weit weniger gefährlich fig die Menfchen und Heerden, als der Wolf; er ift as kaum mehr, als der Fuchs, und id) habe gefe- ben, daß er ſelbſt weit weniger mild ift, als Buͤfſon ihn macht. Woͤrklich iſt er ein Fleiſch⸗ freſſer; er toͤdtet die kleinen Kraͤuter⸗freſſenden Thiere, er friſt Aeſer, und ſelbſt Leichen von Men⸗ ſchen; verſchlingt fehr gierig die Sachen von Le⸗ der; liebt gleich dem Hunde die Tauben, und man hat ihn in der Gefangenfchaft, ein Yahr ' und noch darüber faft ‚gang mit Mehlſpeiſen und Brodte unterhalten. Er iſt aber weniger gierig, als Wolf und Fuchs, vielleicht aus dem Grunde, daß ſeine Inteſtinen weiter ſind. ¶Dieſe Erklärung gründet ſich auf die Bes merkung, daß die fleifchfreffenden Thiere, die gies riger, als die pflangenfreffegden find, weit Fürzere Gedärme haben, und hieraus fliejt Die artige Be« merkung, daß die von den fleifchfreffenden Thiee ‚ven, welche die längften Gedärme — die weniger gierigen find, Auch das verraͤth den alten Urſprung des Hundes, daß er fo Ba an — Geſchmack ge⸗ winnt, Spec. Zoolog. = pag: 4; net. j 46 EN o Be: winnt, und ſich fo gern an den ftinfenden Gäne | fefuß (chenopodium vulvaria L.) das feines ‚unerträglichen Geruchs wegen fo fehr in Ruf iſt, here umwaͤlzt. Hierzu füge ich nod) das was der Heraus⸗ geber vonder Gefchichte der Entdeckungen (2. Th. ©. 242.) nach dem jüngern Gmelin von dein . Beiragen des Schafalsfagt:”der Schakal ift ein fieiſchfreſſendes Thier, ex liebt wie der Fuchs „die Früchte, und wird in Herbfte ſehr fer. Die Schakals verbergen fi) den Tag über in Wäls „bern, die in Der Nähe von Gebürgen liegen; fie „verlaffen bey einbrechender Nacht dieſe Zufluchts⸗ „örter, und befuchen die Schlöffer, Städre, Dür« „fer, und Meyerhöfe, Sie fommen nur in Ber „gleitung anderer ihras Geſchlechtes. Wenn fieauf Pluͤnderung ausgehen, fo Eriechen fie niedergebücke ſtrecken den Kopf lang vorweg, um etwäs für „ihren Hunger auszufpähen, Sobald fie etwas „auf der Spur haben, laufen fie aufferordentlic) fehnell, und übertreffen den Wolf an Geſchwin⸗ bigteit. | Auf den Meyereyen wird alles Geflügel „Ihrer natürlichen Raubſucht zur Beute. Finden „fie eine Thüre oder Den Eingang in ein Zelt ofa „fen, fo find fie dreift genug, Stiefel, Schube, kurz „alles was fie finden, zu fehlen, und fort zu fchlep- „pen. Die Töne welche ſie bey Mache ausſtoſſen, „find fürchterlich unerträglich, und ein ſcheußliches „Geheul, mit. einen Hunde ähnlichen Gebelle un« termiſcht. zur J } \ J a a N 05 Allem Unfcheine nach hat Kämpfer ganz recht, wenn er behauptet, daß wenn einer von „ihnen zu heulen anfängt, alle ; die ihn zu hörem ‚im Stande find, im Chorus” mit ihm einftim- „men; zum wenigften hör: man ficher immer eis „ne große Menge aufeinmahlheulen. Uebrigens „it in diefem ganzen Sande (Sallian in Perfien) „kein einziges Benfpiel aufzuweifen daß fie irgend „einmahl Menſchen, entweder ein Kind oder einen „Erwachfenen angegriffen. hätten, — ” Man erfennt in dieſer Befchreibung ganz offenbahr die Eitten der verwilterten Hunde in Amerifa v. B.) Die Gabe des Hundes, mit dem Schwan⸗ ze zu wedeln, ſcheint mir kein weſentliches Zeichen deſſelben, fotibern Wärfung feiner Haͤuslichkeit zu ſeyn; er traͤgt ſeinen Schwanz nur erhoben, wenn er vergnuͤgt iſt; fo bald er etwas fuͤrchtet, klemmt a ihn zwiſchen die Beine ein; alle Varicaͤten des Hundes fragen ihn nicht gleich hoch, und alle bie, welche, wie der Hirtenhund *, aufaerichtete Ohren haben, tragen den Schwanz gerade aus⸗ geftreckt, und nicht gekruͤmmet, wie der Schafal **. Mebrigens giebts Feinen Theil, der ſo fehr bey den Haus⸗ thieren variirt, als der Schwanz , wie € 3 aus * Buffon. T. V. p.28. er Dies it nicht — gegruͤndet, denn man bemerckt, daß alle Wolfs- und Fuchs— hunde, die aufgerichtete Ohren haben, auch aus Gewohnheit den Schwanz in bie Höhe tragen, aa ie aus dem DBenfpiele des Schaafes, und dem des Hundes fichtbar wird, und aus dieſem Grun⸗ ve ſcheint mir dieſer Unterfchied zwifchen dem Schakal und dem Hunde nicht fpezififch zu ſeyn. - Sch finde alfo feine wefntlihe Werfchieden« beiten zmwifchen diefen Thieren, ob fie gleich Buͤf⸗ fon findet. *** Das Verhältniß und der Bau fo wohl der äußeren als inneren Theile, als auch das _ Daſeyn aller Kennzeichen, die nothwendig einem wil« den Hunde zukommen muͤſſen, werden jedermann uͤ⸗ berzeugend beweiſen, daß der Schakal der wilde Hund iſt, und von ihm alle Verſchiedenheiten dieſer Thiere abſtammen. Auch Hr. Pallas glaubt, daß der Scha⸗ kal der Vater der Hunde ſey, aber er glaubt zu⸗ gleich, wie ich angefuͤhrt habe, daß die Ver—⸗ Milchung des Wolfes, Fuchſes, der Hyäne und des Schakals zur Bildung der verfchiedenen Nas sen unferer Haushunde Gelegenheit gegeben habe; ich geftehe, daß mir dies nicht fo wahrfcheinlic) vorfommt, als die Bermifchung der wilden Ziegen, von der ich eben gefprochert habe, weil jene nicht zahm werden, weil man Fein Sand fennet, wo fie Hausthiere wären und weil die Sänge der Knecht⸗ {haft , die Mifhung der Racen und der Einfluß der verfchiedenen Himmelftreiche, unter dem die - Hunde wohnen, Urfachen find, die zureichend genug ſeyn fönnen, die große Anzahl ihrer Varietäten zu - erflären. v. DB, ] Er : Ich ### Buffon, Artikel Chien. u, Tom, IX.P. 17x Ao BR. Ich halte mit Büffon für fehr wahrſcheinlich das der Thos des Ariſtoteles das nehmliche Thier, als unſer Schakal ſey, weil es bey dem Plinius (lib, 8. cap. 34.) heiſt: Thöes, luporum ge- nus, procerius longitudine, brevitate cru- . ‚rum diffimile, velox faltu, venatu vivens, innocuum domini. Uber id) Fann nicht be— flimmen, ob das Partberthier ‘des Ariftoreles - ein gleich) bedeutender Ausdruck mit Thöes ift; ich wage nicht einmahl auszumachen, ob ünfer Schakal Adive oder Adil in Arabien, deel in der Barbaren, Iaqueparel in Bengalen, Zenlie oder Kenlieam Borgebürge der guten Hofnung, meb- bia in Aehiopien und Nom in Madura, wie | Fifen meynt, bezeichnen, Alle Nachrichten, die uns Krifloteles und bie Reiſenden von den verfchieden Thieren geben, find nur kurz und zu unvollſtaͤndig, als daß ſich dar⸗ aus ein beſtimmter Schluß ziehen lieſſe; aber das kann id) als gewiß verſichern, daß der Nah⸗ me Tulki, den Hr. von Buͤffon (welcher ſich auf Olearius beruft ) unter die Synonymen des Schakals gefeßt hat, * in der aſiatiſchen Türz Bey dem Zuchfe und nicht dem Schakal gegeben ‚werde, welches die Beſchreibung des Dlearius -felbft beweift , weil er dem Thiere ſchwarze Oh⸗ een zu fchreibt; immer ein Kennzeichen des Fuch⸗ ſes, da der Schafal nut braune hate Außerdem “ Buffon Hift, nat. Tom, XIII, u @ Ic a 4 üft es ungezweiffelt richtig, daß der Iakal, den Boſ⸗ mann in Guinea ſahe und den auch Hr. Buͤf⸗ fon für einen Schakal Hält, ein ganz verſchiede— nes Thier ift, mit dem ung Pennannt bekannter gemacht und dem er den Nahmen gefleckte Hyaͤn (Hyaena ‚maculata) gegeben hat Nach Simmermann, 1) Schreber, 3) und —— 3) iſt der Adive eine Varietaͤt des Schakals. Statt dem Zenlie und Kenlie kennt man eine andere Gattung unter dem Nahmen, canis me: omelas, wovon man.eine Abbildung i im — ber findet. 4) v 3.1.3 Die Reiſenden tauſchen ſich ſehr leicht, wenn es ihnen an Kentniſſen in der Mäturgefhichte feh⸗ Vet, oder fie die zur Unterſuchung der Thiere gehörige Geduld nicht haben, Keifende, diefich an dem Nahmen begnügen, welche die Einwohner ben Tieren geben, werden z. B. fleif und feſt verſichern, daß es in der polnifchen und ruſſiſchen Ukraine hin und wieder an der Donau Schakals gebe, weil das Thier, weiches die Einwohner Tfchakal nennen, fi) da fehr häufig finder. Aber der forgfältigere Beobachter wird bald finden; daß der Tichakal in ber Miramıe daſſelbe Thier ; melches *%* Penn. Synopf, of. Quadr, p. 162. j ı) Spec. Zool. geogr. p. 361. 25 Saügethiere III. 364 3) Hift. regn. anim, p. 571. 4) Sauͤgethiere III. p. 37% Zafı99 ° 0 A 0 welches im übrigen Nußland und Polen den flar viſchen Nahmen Welk bat, und au der geräßnli che Wolf ift. JJedermann weiß, wie ſehr Die falſchen Nachrichten der Reiſenden die Geſchichte des groͤ⸗ ſten Theiles der Thiere verdunkelt haben, und wie viel. Mühe fie den aufgeflärteren Naturforfehern machen, das Wahre aus dem Wuſte abgeſchmak⸗ J ter Erzählungen herauszufinden. Es waͤre außer» ordentlich) zu wuͤnſchen, daß man fie in den Stand ſetzen koͤnnte, der Thiergefihichte nuͤtzlich zu wer⸗ den, ohne tiefere Grund- Vorkentniſſe dazu noͤ⸗ ehig, zu haben; dies würde die Fortfchritte in dies ter Miffenfehaft fehr vergrößeren‘, und den Nas ‚ furforfchern ihre Arbeiten-erleichtern, Zum Theil qus dieſer Abſicht hab ich nach den Grundſaͤhen des Lamark, die in ſeiner Flore Francoiſe ange⸗ geben ſind, eine Unterſuchung der vierfuͤſſigen Thiere angeſtellt benen ich eine kurze Beſchrei⸗ hung nad) der Ordnung ihrer Aehnlichkeiten, und fehr gu£ gevatheite Kupfer Hinzu gefüge habe, Da vermittelſt dieſes Werks die Neifenden I) jedes Thier kennen lernen, oder ſich uͤberzeugen koͤnnen, ob es unbekannt (ey; 2) ſich mit feinen Sitten und damit bekannt machen Eönnen, in wie weit es die Naturſorſcher kennen, und 3) welchen Pla; es in der Reihe feiner. Aehnlichkeiten ein⸗ nimme, worin es mit andern vierfuͤßigen Thieren übereinfommt oder wodurch es verſchieden Ai Er ie y 42 ao Me fo ſieht man leicht, daß durch Dies einfahe Mit tel e8 einem aufmerffamen Beobadıter leicht wird, über Sitten und Geftalt der Thiere neue Des merfungen zu machen, ‚und über ihre Gefchlechr ter mehr Sicht zu verbreiten. Dies Were, mel ches weit mehr Thiere euthalten wird, als Buͤf⸗ fon befchrieben hat, wird bald öffentlich durch den Druck befannt gemacht werden d. Bd. ] / Gewiß giebts auffer dem Wolfe und dem Fuchſe nody andere Thiere, die dem Schakal mehr oder minder ahnlich find; wie z. B. ber Maris, ein in Sibirien einheimifches Thier, deffen Befehreibung man in den Nov, comment, Petrop, Tom V. und in III Tom. ber Hif, nat, de Mr. Büffon antrift; und der Cor- ac, der in den Feldern des Hrients am kaſpiſchen Meere fehr gemein ift, und von dem fich. eine Ber fhreibung in der XII. Edit. des Sinne findet. Man müfte nun wiflen, ob die obenangeführten Nahmen einem von diefen Thieren gehören, oder ob fie verfchledenen Gefchlechtern zukommen. Dies felbe Frage lieffe fic) auch in Abfiche der amer kani⸗ ſchen Thiere Gofchir oder Gelque oder Alco aufs werfen. Uber fie läßt fich auf feine Are beſtimmt beantworten, ehe nicht die Zoologen diefe Thiere unter fich verglichen haben. Be > ! Alles was ſich nad) einer genaueren Unterfit« Kung hierüber beftimmtes fagen läft, ift, N —9 ies eo” Dies Thier, welches die wilde Racçe unferer Hunde macht, in ganz Perfien, und der afiatis ſchen Türfey einheimifch ift; daß es fic) felten in den Ebenen, aber deſto häufiger in Gebürgs » ges genden, endlich gar nicht nach Norden hin jenfeits des Kaukaſus finder. “Die Tartaren, QTürfen, Dersier, und die Nuffen aus dem Gebiete von Aftrafan nennen es gemeiniglich Schakal, verän- dern den Vokal a in i und e und fprechen den An⸗ fangsbuchftaben entweder fanfter oder härter aus, wie das Sch, vder das Sateinifche S, oder auch wie das franzöfifche J; aber fo viel ich weiß, nies mahls wie das Deurfche oder $Sateinifche J. daher man in der teutfchen Leberfegung der Büffonfchen Naturgeſchichte das Thier fehr übel jakal genannt ' hat, das im franzöfifchen richtig Jakal oder Cha- -· kal heift. Ich behalte diefen Nahmen bey, der algemeiner.üblich, richtiger und beftinnmter, als der des gelben Wolfes, lupus aureus oder chryleusift. Denn man kann weder den Scha⸗ kal noch den Hund fuͤr einen durch das Klima entarteten Wolf anſehen. Alle drey: der Wolf, ber Fuchs und der Schakal, finden ſich ſehr haͤu⸗ fig in Georgien, und doch haben ſich die Unterz ſcheidungs⸗ Fenntzeichen immer erhalten, und man Fennt in Georgien den Schafal unter vem Nah⸗ men:Pucca, den Wolf; Gmeli, und den Fuchs: Mela, Nach den vorhergegangenen kritiſchen Unter: | ſuchun⸗ 44 KELLER = fuchungen über den Schafal, und dem was ung Bye * und Gmelin =* davon gefagt ha» ben, ift es ſichtbar, daß uns der Schakal, wenn man die wenig genauen Nachrichten anderer Rei⸗ fenden von diefem Thiere ausnimt, noch {ehr uns befanne ift. Ich will hier eine genaue Befchreis bung diefes Thieres geben, wie fie die Zoologen, vorzüglih Lime, * und Pennane * ſehr wuͤnſchten. Ich habe esoft in Georgien gefehen und hab es zergliedert. Die Naturforfcher werden aus meiner Beſchreibung die Aehnlichkeiten und Verſchiedenheiten veflelben mif feinen Nachbah⸗ ren. fehen, und es unter jeden Nahmen daraus erkennen koͤnnen. Beſchreibung des Schakal. (Sch habe mie Hr. Berchem bie Abbildung Beffelben aus Schrebers Säugethiere genommen, weil fie mir ungleich deutlicher fchien, als die i in den Petersburger Commentarien. ) Der. * Amoenit, exot. pag. 412. * Reifen 3. B. ©. 80, *S. Sytt. wir edit XII; Tom p- 66. def- sriptio genuina deficit, S. Synopf. of quadr, p 159 Itis Aran- ge. that an animal fo common in the Levant, fchould neverhaveblen brought overtote deferi-. bedby any modern Naturalifte, The Belbchpktang yet remaia very obfeure, ! hing, — LERETRE — ao eo, Der Schafat ift kaum etivas länger, als ber Fuchs, und im übrigen feines Coͤrpers und feiner Phyſtonomie hätt er das Mittel zwiſchen Wolf und Fuchs. Nie hab ic) ihn drey und einen Hals ben Fuß langgefehen, wie ihn Gmelin (a a. 0.) angiebt; ‚doch will ich feiner Behauptung nicht widerfprechen, Alle die, welche ich zw meſſen Gelegenheit hatte, waren in gerader Linie don dem Ende der Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes zwifchen 26-'28. Parifer Zoll lang. Der Kopf ift Fürger, die Schnauze flumpfer, die Backen dicker und die Stirn her vorfpringender, als beym Fuchſe; der Augen ſtern iſt braungelb; die Naſe fteht etwas über die Schnauze hervor, ift nackt, ſchwarz und etwas Ei die Naſenloͤcher geben efwasnac auf fen Hinz; die Lippen find (dwarz, und ein wenig . f} ſchlaff; die Zunge weich. Die Maulhaare find in fehs Neihen Aber der Dberlippe geordnet; die obern ſtehen wei⸗ ter davon ab, find Fürzer und zurüfgebogen ; die andern find horizontal. An ver Unterlippe ſtehen fie weniger regelmäßig und vereinigen fih am den Seitenrändern derſelben; ihre Sänge ift ver ſchieden, nie aber größer als 3. Zoll. E.r hat ſieben Warzen im Geſichte: eine an jeder AÄugenhoͤle über die Mitte des oberen Augenliedes mit drey Haaren, eine unter —7*— Auge ab) 8% A 0 F Auge der oberen gerade gegenüber und-in einer $inie mit der Vereinigung der Sippen mit drey Haaren, eine an ber Ohr» drüfe mieten zwifchen dem Mundroinkel und der Defnung des Ohres mit | wey Haaren, endlich) eine einzelne an der Kehle, die mit mehreren Haaren bejegt ift. Die lan⸗ gen Haare auf diefen Warzen gleichen beynahe den Barthaaren an Größe und Farbe, find alle ſchwarz, fteif und hornartig, auf der einzelnen Warze ftehen drey oder noch mehrere Haare, die wie beym Fuchſe und Wolfe biegfamer und wie ab» genugt find. Die Ohren ſtehen aufgerichtet, wie beym Fuchſe, ſind aber kuͤrzer, ganz behaart, aͤußerlich weiß, inwendig braun, etwas ſchwaͤrtzlich, aber nie fo ſchwarz, uls dee des Fuchſes. Der Hals und der Cötper find dem des Fuchſes ähnlich; doch ift der Körper größer und magerer; denn der gröfte Durchmefler deſſelben perpendikulair, ift fieben und transverfall genommen fünf Zoll: Nur die Küffe gleichen denen des Fuchſes, oder find etwas höher; die Sehen find ganz bes haart, fo daß die Nägel kaum fichtbar find; un« ter jedem Fuße hater aber fünfnadte und ſchwar⸗ e Knoten, auf denen er geht, wovon viere den Zehenfpigen gegenüber fizzen, aber der ui 3 2 R bc 4 3zwiſchen ihnen liegt, naͤher und groͤſſer iſt. Man findet auch in der Verbindung des Karpus eine kleine Eegelförmige und ſchwarze Warze. Er hat 4. Zeben an den Züffen, von denen bie beyden mitleren etwas länger, als die an den Seiten find; zwiſchen ihnen allen liegen Halbe membranen. . j Die große Zebe mangelt an den Hinterfühen, an den Barderfüßen ift fie aber fürzer und erhabes ner al die andern, und liege auf der innern Seite des Metakarpus an den Borderfüßen; die Naͤ gel an allen Zehen find gleich maͤſſig ſchwarz, zu— ſammengedruͤckt, herabgekruͤmmt, ein wenig ſpiz, kurz und unbeweglich. DSer Schwanß iſt in in der Mitte etwas dick, am Ende duͤnner, ganz behaart, und geht kaum bis an den Knoͤchel, iſt dem des Wolfes ſehr aͤhnlich; aber nicht ſo ſehr dem des Fuchſes. Beym Saufen trägt ihn das Thier ausgeſtrecket, fonft hängt er herab. A Das Perinaͤum ift anderthalb Zul groß und behaart; ber Muttermund enge und behaart, die Klitoris fegelförmig und wird von den Scham lippen über drey Sinien weit bedeckt; Die Scheide f — viertehalb Zoll lang; die Hoden fü nd wie die Vorhaut zufammengejogen, ein wenig N Die au m 23: % 0 bie Ruthe ungleich, mit einem Knochen —— ER. und ganz der tes Hundes ähnlich; die Brüfte - ſind bey dem mänlichen Thieren gar nicht und — dem Weibchen, wenn ſie nicht fangen, ſehr ſchwer zu finden; doch hab ic) ihrer 4 bis 5. auf beyden eiten mehr oder weniger deutlich gezaͤhlt. Die Zadre find weit härter, als die Fuchs» haare, aber nicht fo hart, als die vom Wolfe; an der Schnauze fehr Furz, am übrigen Kopfe und. den Füßen etwas, und weit länger am Bauche Hoc) länger am "Rüden , wo fie über 3 Zoff hinausreichen; am Schwanze haben fie ſogar 4. Zell, Die Nähe ; die be Hunden) velche allent⸗ alben kurzbehaart find, ſehr ſichtbar werden, 9 beh den Hundegefehlechteri, Deren Haar, ſo lang iſt, undeutlich und nicht zu unterſchelden. Die feineren Haare ſind auf dem Coͤrper aͤſchfarben, und um die Hälfte länger, als die anderen. Ich finde fie nicht fo ſchoͤn gefärbt, ala andern Schriftfteller fie ausgegeben haben, und finde gar den Goldglanz nicht darinn. Das gan⸗ je Thier iſt oben ſchmuzig gelb, etwas ſchwaͤt zet aufdem Ruͤcken, weniger ſchattirt an den Sei⸗ fen, und ganz unten weißgelblih. Die Füße find einfärbig gelb -braunz fehr Häufig, aber nicht ame, iſt die Verbindung des Körpers an der vorde⸗ no ve 02 vorderen Seite mit einem braunlichen vermiſch⸗ ten Flecke bezeichnet. Der Schwanz hat die nehm⸗ ice Farbeals der Rücken; am Ende HR er ſchwarz. Jedes Ruͤcken Haar, hat vier Streifen; ift an der Grundfläche weis, dann ſchwarz, dann gelb „ und endlich) wieder ſchwarz. Die beyden erften Ringe nehmen zwey Drite theile der ganzen Sänge des Haares ein; aber die Haare des Schwanzes find blog weiß an dee Grundflaͤche und übrigens ſchwarz. Ich will die Ausmeſſung der äuferen Theile bierberfegen, die bey einem Thiere von großer Wichtigkeit ift, das fich nur von mehreren vers wandten Gattungen durch das Verhaͤltniß der Theile unterfcheibdet, und ich werde fie nad) dem Hr., Daubenton, ber im VII Theil ter Hil. nat, das Maaß des Wolfes und Fuchſes ange führe hat, angeben, Mein Maas ift auch parifer. Zoll und inien. Laͤnge bes Thieres von dem äufer- ften Ende der Schnauze bis | zum Anfang bes Schwanzes 27 = 9% Höhe vom Schulterblat bis auf die Spige ber vorderen Zehen 17 — 6 — Höhe vom Anfang der Senden, bis zur Spitze der intern hen 18 — — känge des ‚Kopfes von an Spitze er 7 | Vorderfuͤſen gemeſſen — 50 AN der Schnauze bis zum Hin- Umfang der Schanze bey den Jia» fonlöchern — — Umfang der Schnauze in ber Ge⸗ gend der Augen — Umfeng des Mundes — Raum zwiſchen den Naſenloͤchern Raum zwiſchen der Schnanzen⸗ ſpitze und dem inneren Augen⸗ winkel —⸗ — Raum vom äufferen Augenwinkel bis zum Ohre — ͤnge bes Auges von einem Din kel zum anderen — terkopfe— —6 — 6 6 ir Raum ʒwiſchen den innern Augen. ⸗ winken über den Bug des Vorder ⸗Theiles ber Stitne Diefeibe Entfernung in gerader Unie — — — Umfang des Kopfes, zwiſchen den Augen und Ohren gemeſſen - gange der Ohren — — Entfernung der. beyden Ohren, von einander an der Baſis ge⸗ mfn — — — Laͤnge des Halſees — — Umfang des Halſie — — — des Koͤrpers, hinter ben — % ei, 0 5 Umfang der dickſten Stelle — 15 3. 48 _——— dor den Hinterfüßen | 13 — 4 — Laͤnge ber dickſten Stelle des N Schwanzes — — — Umfang des Schwarzes om —D N u $änge des Vorderhrineg vom EI" bogen bis am Tagengelenfe 5 — Umfang des Gelenkrke —3— Umfang des Metakarpus 2 Knge vom Ellbogen bis zu den Kralle —— — — des Beines vom Knie bis zur Ferſe ñ⸗ — — Umfang der Sale. — — — des Metatarfus — Laͤnge von ber Ferſe bis zum En- ‚de der Krallen — — 5 — 6ß — Sänge ber gröſten Krallen — 8 — Nach ber Vergleichung dieſer Beſchr/ibung und Ausmeſſung mit denen, die Hr. Daubenton (V. Tom, der Hiſt. nat.) von den Hunde varietän ten gegeben hat, wird es einfeuchten, daß. den. Schäferhund (Tom. V. p. © 28.) bie, meifte Aehnlichkeit mit dem Schafal hat. Man kann; freplich auch) nicht läugnen, daß es Hunde giebt, diedem Schofal noch ähnlicher find, und ich habe in Rußland gewöhnliche Hunde ,gefehen, mit einem braun gelblichen Selle, kurzen Haaren, auf gerich⸗ teten Ohren, und al Schnauze, die er 7 2 tie EM 6a re & | BEE BO 1 Il ET. 52 0 er brigens in Kückjicheder Größe und anderer Kenne ° ‚zeichen dem Scafal gleichen. vr Diie innern weichern Theile des Hundes, Wolfes, und Fuchſes find nad) ber Beobachtung des Hr. Daubenton nur in Küdfiche der Form. und der. Verhaͤltniße des Blindarms verfchieden , aber hierin weicht der Schakal vom Hunde nicht: „Im minbeften ab. — II. Ueber die Dankbarkeit der Hunde (an den Herausgeber, ) —Ich bin fofehr geneigt, mein Herr, unſeren guten Hausthieren, den Hunden, eine roͤſoniren⸗ de Seele zuzufchreiben, daß ich nie verfäume, auch die Fleinftem Erfahrungen über diefen Punkt, die mie in- Wege’ vorfommen , aufzufammelh, fie zufammenzuftellen, zu vergleichen, und auf mancherley Wegen zu verfuchen, wie weit ich wohl noch von der Bejahung meines Gedankens entfernt bin. Oft in truͤben Stunden, wenn mein guter Hund mir vor den Fuͤßen liegt, ſtill entweder an meinen Schmertzen Theil zu nehmen, oder durch Schmeicheley ſie verſcheuchen zu wollen ſcheint; wenn ich dann bedencke, wie viel Elen« den ihr Hund noch derallein uͤbergebliebene Troſt, she i die A 53 die einzige Zuflucht, der einzige Freund iſt, wie freu er auch im Elend an feinen Herrn haͤngt, wie ‚gering er fein geben ſchaͤtzt, ihm zu dienen; jo Fann ich mich nicht enthalten, überdie Güte des Schöp- fers in laute Bewunderung auszubrechen, der für den Menfchen allenthalben Vergnügen felbft in den Thieren verbreitet, der ihm allenthalben Sreunde verſchafft und freymillige Theilnehmer feines Schikſaals, allenthalben Troft und Linde— rung fürnicht zu vermeidende Uebel. Ich kann mic) dann nicht enthalten meinen guten Hund freund⸗ ſchaftlich indie Arme zu nehmen, und das geheis me Gelübde zu thun, meinen legten Biſſen nur für ihn zu fparen, O guter Hund, dencke id) dann, du haft doch wohl eine Seele, ob fie dir ‚gleich oft einer abſpricht, der nicht die Hälfte Deiner Tugenden bat, und fie dir Leute verfagen, bey denen die Eriftenz derfelben kaum Halb fo un« zweifelhaft iſt. Sa mein Herr, alle die weifen Vernunft⸗ ſchluͤße des gröften Heufens ber Philofophen, find "bey genauerer Beleichtung oft richt foviel werth, ‚als die , welche ich bey meinem Phylax voraufe ſetze; find oft fo feicht und fo fumpfigt, daß es ſich vorher fehen laͤſt, mie wenig fähig fie feyn werden ein Gebäude zu tragen. Hierbey kommt Ka immer nod) am, lächerlichiten vor, daß bie weiſten diefer Herren eine Farbentheorie bey ge» ſchloſſenen Augen machen; baß fie auf dem So⸗ D 3 pha FIN “ Er Ei pha Natur beobachtungen, und auf bem Studier⸗ mer Verſuche uͤber die Sitten der Thiere an⸗ Uen. Dieſe Beobachtungen dürfen durchaus nicht nach der Lampe riechen; fie erfordern uns zaͤhliche Brrfuche und Erfahrungen; fie ſetzen Ge⸗ dulv. ohne gleichen, ein ſcharfes Heilfehendes Aus ge voraus, und flüßen ſich auf bie ausgebreite« ſten Vorkentniße. Wer das hat, und fühlt, a⸗ ber nicht, wer es zu fühlen glaubt, der wage ſich daran und fhließe; wir Sammler wollen indes ven "Stoff dazu zufammenfuchen, den er. unterfuchee und aus dem, er derwirft, ‚behält, zufammen« ftellt. Ah Sure Einer meiner Freunde, ein Forftbebienter im Schwäbifchen, erzählte mir vor einiger Zeit eine ſehr merkwürdige Anekdote von feinem Hun— de, die bes Aufhebens wohl werth war, und in ei» nem Thieranecfdotenlerifon fiher ihren Platz 9% funden haben würde, | Es ift ein gewöhnlicher Hünerhund und ‚er Faufte ihn von einem berumftreifenden Sytaliener, der alle a 3. Fahre dahin mit Hecheln und Maus ſefaͤllen kam und handelte, in einem Alter von ohnge aͤhr anderthalb Jahren, alfo in den Jah⸗ ren der menſchlichen und thieriſchen Flatterhaf⸗ tiofett. "Sch merckte, "erzählte er mir weiter, eine ungewöhnliche Traurigkeit und. einen anhal⸗ tenben Gram na der Trennung von feinem als £ — 1 a Br SE 55 ter Heren an ihm, fo daß mir für fein geben ban⸗ ge wurde, weil er durchaus niche freffen wolte. Ich prophezeyete mir von dem Hunde viel gutes, weil die Hunde die ſchechteſten ſind welche ſich am leichteften gewöhnen, und ſuchte ihn auf alle mögliche Arr zu erhalten; ich zwang ihm Fleiſchbruͤ⸗ hen hinunter, und hatte das Gluͤck, daß er fo fange leben blieb, bis wir beſſer mit einander befanne wurden und er zu freffen anfieng. Ich fing noch⸗ der an ihn abzurichten, er lernte gut, uno iſt jetzt ‚mein befter Yund.”, | 9, Das folgende Jahr bemerfte id, daß er um bie Zeit, in ber ic) ihn gekauft hatte, eirige Wochen hindurch täglich auf einen, nicht weit son meinem Haufe entfernten Hügel lief, von dem ‚man die Landſtraße überfehen kann, fich hinfegre, nad) der Gegend fah, von der fein voriger Herr, der Italiener gewöhnlich herkom, den Kopf auf die Erde legte, als ob er nach etwas horchte, auffprang, bellte, und fo meift den gan⸗ gen Tag, die Zeit ausgenommen, hinbrachte, in der. ich ihn mit auf die Jagd nchm. Wenn ich ihn abrief, kam er zwaͤr willig, doch fehlen er ungern wegzugehen; fo bald mir wieder nad) Haus kamen, lief er wieder zu feinem Hügel. Dies geſchah nicht nur daß erfte Jahr, fordern aud) bie beyhen folgenden, ohne daß ber Eina druck in geringften ſchwacher geworben zu ſeyn fchien, waͤhrend daß der Italiener noch nicht zuruͤkkam. D4 } Doris 56 M⸗ Vorigen Herbſt als im vierten Jahre, ſeit bem ich ibn hatte, fieng er (chon wieder um die" Zeit fin voriges Spiel an. Eines Tages gieng mindsfte Spur hatten A beichäftigte er ſich damit, Maulwürfe aufzufengen, und zu verfolgen. Er verlief fich ben dieſer Beſchaͤ tigung oft. ziemlich weit, ohne daß ich mich viel um ihn bekuͤmmerte, weil ic wufte, daß er meine Spur wohl einige Meilen weit wiederfand. Doc) einige Zeit nach⸗ fo rührend war, das es mir, alten Weidmann, _ Thränen ausprefte, und gewiß einem jeden füh- lenden Menfchen Thränen ausgepreft haben wuͤr⸗ de. Ein alter Mann fand bis an die Aerme in einem zufammengelaufenen Pfuhl, fehon ganz er» matter, und ohne die Kräfte zu haben, fich here ausdelfen zu fönnen und hielt in der einen Hand den Strick eines Tomifters, ber an Ufer lag, und den er wahrfeheinlich herausgemworfen hatte; Mein Hund hatte an das andere Ende des Strices gefaft, und ftrengte alle feine Kräfte an, ihn her⸗ auszubelfen. So oft. er erfchöpfe war, und mies Nut, ber Ic a Ze > 57 ber nachlaffen mufte, fieng er ein ängfilich Gewin. ſel an. Ich war von dem Anblicke fo gerührt, Daß ich im Anfang vergaß, dem armen Manne zu Hülfe zu fommen. Sobald ich aber fo nahe kam, daß der Hund mid) gewahr ward, erhub er ein geoffes Geſchrey, Fam berzugelaufen, fprang an mich heran, faſte mid; am Rockſchoß an und zog mic) hin, Es koſtete wenig Mühe, ten. Mann herauszubelfen, und nun fchien mein Hund gang außer ſich für Freude, fprang an ihn herauf und liebfofete ihn, Dieſer erwiederte feine Liebkoſungen fehr lebhaft. | Ich erfannte aus ber Mundart foglsich meis nen Mann füreinen Italiener, kehrte wieder um, und da es nicht fehr meit bis zu meinem Haufe war, famen wir bald hin; id) ließ ihn reinigen, und nun bat ich ihn, mir feine Schickſaale zu er⸗ zählen, und ob er den. Hund etwa Eenne? Er fagte, baß er ein Italicner ſey und hieher ges fommen wär, um zu handeln ; ehebem fey fein Sohn hieher gefommen , ber fey aber tobt, und er müffe deſſen ganze Familie ernähren, die Nacht habe er durdy den Buſch gehen wollen, ‚und fey in dag Jod) gefallen, ohne ſich wieder heraushel. fen zu fönnen, Won bem Hunde wiſſe er nichts. Da ich ihm aber fagte, daß ich ihr ‚von feinem Sohne gekauft hätte, befaın er sich und erzählte mir, daß es fehr wohl der Hund feyn könne, den er einmahl feinem Sohr ereee habe, Er haͤt⸗ 19 | * 5 | | fe 58 a ı Fa Bu SZ te ihn aus einem Bache aufgelefen, in ben er gleich nach der Geburt, und noch blind geworfen wär; aus Mitleid hast er fich feiner erbarınme, ihn ers wärmt und gepflegt, «bis er fehend geworben wär; barauf hätte er ihn ſeinem Sohne geſchenckt, und ſeit der Zeit nie wiederg-fehen. Dies iſt Die ungefünftelte Erzählung desal- ten Jopers und ic) degnüge mich, fie ihnen hier gu einem bellebeigen Gebrauche befannt zu machen Br ꝛx. sa a Are EEE U En ED ? IH. Fragmente über Die Geſchichte * Salamanders. Der Salamander hat, wie aus feiner Ge⸗ fhichte erhellet, fihon in ältern Zeiten eine nicht unerhebliche Rolle in der Welt und felbft in der Theologie gefpielt; er war einmahleine abgefthiebes ne Seele‘, "oder doch zum wenigſten der Sig der⸗ derſelben, und wie mid) duͤnkt damahls ein unz gleich bequemerer, als er es jezt be) der Reproduck⸗ tionswuth ſeyn würde. Dieſe allein macht ihn jezt noch wichtig, fo wichtig, daß, wenn einmahl Die Zeit fonımen wird, wo man Verdienſte bes lohnt, wo man goldene Kitten und Ordens nicht nach Stand und Würden austheilt, ich hoffe, ben Salamander noch) über pen Floh erhoben zu fehen, a0 59 den ber Menſch mit filbernen Ketten belegt und alſo häuslich zu machen geſucht hat, (vielleicht um ihn einmahl wie den Hund negen fein eigenes Ge⸗ ſchlecht zu gebraudyen). Mir wenigſtens komt ein foicher Fiohrieter mit der Kette eben fo reſpekta⸗ ‚bel vor, als mancher menſchliche Ritter mit einem Orden um den Hals, und bey näherer Beleuch⸗ tung wird ſich nicht felten ergeben, daß jener ein fo ausg-breiteres Verdienſt um das Menſchenge⸗ ſchlecht Hat, als biefer. ‚I Der Salamander. hat ein ungezmweifeltes Merbienft um den menfchlichen Verftand, und die gefchäftige, erfi deriſche Phantaſie hat ein fich immer erneuerndes Spielan ihm gefunden. Man bat iön wie Buchsbaum befchnitten, ohne doß er “ausgieng; man mird ihm naͤchſtens eine Haube aufſetzen und ein Parr Culsde Paris anfchnüren,, "und'diefen Damen welche mit unferen gepuzten Matronen eine auffallende Aehnlichkeit Haben wer. ben, follen dann die Spellanzanifcben Froͤſche in iii taffetnen Hoſen d die Cour ‚machen. — Und was nuͤtzen alle dieſe Verſchneidereyen Spielereyen ber Nachwelt? — Je nun! zum menigften haben wir Boch ein⸗ mahl als Geiſter die Freude, ein neues Sala⸗ mandergeſchlecht mit ein Paar Knorpeln weniger MM San, das wir, eigentlich für bie Dia wel co No welt zugefchnitten hatten, in den Compenbien aufe geführe zu fehen.; Wielleicht entfieht bey immer erneuerter Reproduktionswuth gar ein neues Eye \ £lopengefchledyt, Das manchem Donner feine Augen, und mandyem anderen ehrlichen Nature faorſcher noch etwas mehr koſten wird, Was ich bier von feiner Geſchichte ſagen will, ift der Opferrauch von mehr als ‚hundert Ealamandern; ; aber jeder wird finden, daß das meiſte noch Rauch iſt, und fürs erſte noch eben ſo unzuſammenhoͤngend wie dieſer bleiben wird. Ich bin nur froh geweſen, alte Berfuche Durch neue beftätigt zufeben, und fühlte mich nicht fharffinnig genug, viel neue feibft zu erfinden, wie etwa: "Unter ober Ober» Kiefer wegzufchneie | den und nachher mid) zu wundern, wenn die Thies re fterben.” - Zu befannte und oft wiederholte Verſuchef uͤhre ich bier nicht an, wenn ich ſie be⸗ Ntätige gefunden habe Meine Beobachtungen erfcheinen alfo, als Glieder zu einem Körper, ohne Folge ohne Zus fammenhang und beynaheohne Oronung. Viel⸗ leicht daß ich aus diefen Theilen bey mehrerer Muße einmahl ein Ganzes maghe. Es iſt ſehr fonderbar, daß ber Salamander ſich nur ſtrichweis finder , in einigen Gegenden in Amgäplbarer Menge, in andern gar nicht er tref⸗ a0 61 treffen iſt. Ich bin noch nicht im Stand’ gewe⸗ fen auszumachen‘, welchen Boden er liebt, doch vermuthe ich, daßerfich nicht gern in ganz fum« pfigen, moraftigen Leimboden aujhält. Die Haut des Salamanders ift allenthal⸗ ben mit Söchern und einer Menge Schleimdrüfen verſehen; daher er gar eigen zu behandeln ift, weil er fehr heftig um ſich fprißt. Aus dem Munde Hab ich diefen fpeichelartigen Saft nie anders, als nur im Todesfampfe ſchauͤmen gefehen und zwar doc) nur zweymahl; einmahl, ohne daß ih - einen befondern Grund Davon anzugeben wufte, und einmahl bey einem, dem ich einen halben Gran Brechweinſtein eingeneben hatte, und der - darauf unter den beftigften Zufungen und einem’ außerordentlichen Anfchwellen ſtarb. Das Haͤuten des Salamanders fcheint mir wuͤrcklich beynahe eine regelmäffige Auffonderung iu: denn bie Haͤute erfihienen öfterer und dik⸗ er, wenn bas Thier ftarf gefreffen hatte, Sie ſchlenen mir. baher überhaupt oft die Stelle der, - natürlichen Yusleerung zu vertreten, wovon nur fehr wenige und fehr felten Spuren in Glafe wa» ven. a einer, dem id) Jalappe eingegeben hat⸗ te fieng an ſich ſehr ſtark und zu wiederholten mablen zu halten. a A Eſſig und Salz ſtarben die — . Os „ NN R0o M ſoaleich; nur einer, der uͤberhaudt recht zum Maͤr⸗ tyrer außerfehen war, blieb eben, ward nachher aber aͤuſerſt elend, und da ic) ihn einmahl in bie Sonne frgte, um ihn, wie ich Dachte, eine rech⸗ te Herzſtaͤrkung zugeben, ftarber. 3 Tropfen Scheia dewaffer in ein ziemlid) geräumiges Glaß Waſſer gedoßen, tödteten das darin befindliche Thier ſo⸗ glei). 105 — Meinen Salamanhern war die Hltze uͤber⸗ Haupt unerträglicher, als die Kälte; fie waren immer unruhig im Sonnenſchein, und krochen dem Schatten zu. Die Jungen ftarben ſaͤmtlich in kurtzer Zeit, fobald ic) fie der Sonnenwaͤrme aus⸗ ſe ter. Auf dem Dfen überlebten fie 160, Fahrh. nicht. Kaͤlte ertrugen ſie in einem fehr hohen Gras be. Dreye ließ ich völlig einfrieren; einer farb eine Furge Zeit nach) dem Aufthauen, und zweye blieben feben, Jener war ein dem obenangeführe ten ähnlicher Huß, der allen Verſuchen trogte, und gab hier einen fehr ftarfen Beweiß, wie zähe das Leben feiner Bruͤder ift. Ich Hatte ihm das Herz vorher ausgeſchnit⸗ een, und den Bauch wieder zugenähet, um das Eindringen des Waffers zu verhüfen. Er übers ſtand demohnerachtet den Froft würdlih, und gab doch nachheneinige Spuren des Lebens von fh. Einer U © — 63 Einen ließ ich in Waſſer mit hochrektifizirten Weingeifl gemiſcht — alſo in 70, sah —— er kam davon. — Einen andern' ſetzte ich mic feinem Glaſe in eine Mifchung des Eiſes mit -Salpergeifte, und bedekte es bis an ben Rand damit, Dieſer ftarb aber bey dem Berfuch>, ! Ob ich gleich den Salamander nicht * fingen hören, wie Urſinus, fo iſt er doch nicht ffumm, wie Blumenbach glaubt, fondern hat als lervings einen Ton. Einer gab in Kindesnörhen einen Laut von fih; eiu Beweiß dünft mich, vaß bier auch verbotene Aepfel zu effen gemwefen find; und einer, der auf dem Ofen verborrers, * Au? ‚Die anbern ftarben als wahre Helten. - Ein einzigesmahl biß mich ein Salaman⸗ der in den Finger, indem ic) ihm einen Regenwurm wegſchob, und dies geſchahe noch Dazu im Zorne, da ic) dadurch, daß ich ihm den Wurm immer wieder wegzog, wenn er Darnad) ſchnappte, ver, ſuchen wolte, ob er! außer der Siebe noch andere ‚geibenfchaften hätte, Indeß war der Biß ohne wet Folgen. Er gebtert ſowohl lebendige * als auch in kleine durchſichtige Blaͤſgen — bie man. u Noch Ever nennen/fan. Bl 64 Ben Wr. Blumenbach fa einen nach einen 5 monat. lichen Konzeption gebäbren; einer von meinen gebahr, nachdem ic) ihn einzeln 4. Monate im Glaſe gehabt hatte: Ich habe fie nie ſich begarten fehen koͤnnen; Von einem Salamander befam id) innerhalb 3 - Tagen 65 Junge, an denen die Füße kaum ſicht⸗ bar und Fioſſenaͤhnlich waren. Sie jagten ſich fehr fehnell im Waffer umher , und dies Element fehien ihre Wiege fennzumüffen. Sie ftarben in einem Slafe vonder Mutter abgefondert alle in eis nem Tage aus. Die, welche ich bey der Mutter ließ, lebten beynahe fieben Wochen ohne doch an Größe im geringften merklich zuzunehmien. Eine eben gebaͤhrende ſchnitt' ich auf, und Fand in ihr vier ſchon lebende Junge, ſiebzehn ziemlich große Eyer, und noch eine unzaͤhlbahre Menge Eleiner. Die Salamander fönnen befantlich erſtaunend fange Hunger ertragen und freffen ziemlich ſchwer. Doc) fraßen einige von meinen ganze Regenwuͤr mer, aber nie zerftüdkte, Unter der $uftpumpe über lebte Fein Sala⸗ mander den driften Tag, in phlogiftifcher Luft nicht die vierte, und in der firen nicht die dritten Stuns de; doch hatt ich niche Thiere genug, um on x hin⸗ ef 6 Binlängliche Menge von Verſuchen anzuftellen. * Sch nahm mir fogar die Mühe, taͤglich eia ne Glocke mit dephlogiftifircer Luft zu füllen, um ihre Würfung auf den Salamander zu ſehen. Der Salamander war in der That lebhafter darin, fund fraß, da er vorher nichts hatte freffen wollen. “ i Doc) ledte er nicht länger als 12 Tage; ich glaube daher, daß es ihm wie einem; Sichte in der - dephlogiftifirten Luft gieng, er lebte ſchneller. 9 Menn ich einen Salamander auch nur eine Eurze Zeit in der dephlogiftifchen Luft arhmen ließ, und ihn fogleich darauf oͤffnete; fand id) Das arte⸗ riöfe Blut immer etwas heller gefärbt, als das venofe; welches befanntlich bey diefen Thieren gewöhnlich nie, und allerhöchftens nur bey Schild« kroͤten der Fall ift. Doch auch hier nic)e immer, denn bey einer gandfchildfröte, bie ich vor “einem Jahre zu öffnen Gelegenheit hatte, war der Un« terſchied in Abficht der Roͤthe hoͤchſt unberrächtlichz ic) glaube fogar, daß ich ‚gar feinen wahrgenome' men haben würde, wenn ic) diefe Meinung nicht vorgefaſt haͤtte.] Dao ich eiamahl ſehr viele Verſuche in dem kleinen Zimmer in welchem meine Salamander ſtanden, mit dephlogiſtiſcher Luft gemacht Hatte, und nashherreiniges —— ſo fand fi das 66 A 0, Das arferiöfe Blut aud) um einen großen Theil roͤther, als das venöfe. Sc, glaubte das Blut nach dem Einathmen ehlogiftifcher Luft beträchtlich dunkler als ges wöhnlich zu finden; es war indeß wenig Unter⸗ fhied. Doc) fam dies wahrfcheinlich daher, dag ich fie nicht unmittelbar in phlogiftifcher Luft öffnen fonnte, und das Zimmer nicht fo fehr mit phlos giftifieter $uft angefuͤllt war, wie bey dem obigen Berfuche: Mir fchien es, als wenn die Salamander un⸗ ter ber $uftpumpe ineiner ftarfen Verdünnung bes traͤchtlich Fleiner würden und- zufammenfchrumpfe ten: Der Geruch von dem Salamander ift fehr - ftark. Wenn ic) mic) in dem fleinen Raume, ‚worin die meinigen ftanden, zu lange aufhielt, Eonne ic) ficher auf Uebelkeiten und Kopfichmerzen rechnen. Zweymahl befam ich fogar Nafenblu« ten. Gm Frühjahr mar er flärfer, und beim Weib⸗ eben ftärfer, als beym Männchen: EN Einen Salamander ſchnitt ich ein Fleckchen aus der Haut, und feßte ihm: dafür eins aus der Haut der Sumpfeydere ein. Ich wickelte es feſt, und nach 79. Wochen war es eingewachſen⸗ Wr Ich U 0 ů— 67 Ich verfuchte fogar die Augen zwiſchen ben: den umzumechfeln, und feßte einer Sumpfendere das. Auge eines Salamanders von einer ziemlich gleichen Größe ein, und umgekehrt; beyde ftarben aber nad) ver Operation, vielleicht aus aud) ande⸗ ten Urfachen. / * IV. H. P. Boddaert von den zum thieriſchen - Leben noͤthigen Theilen bey verſchie⸗ denen Thieren. Von dem beben des thieriſchen Körpers, dieſer fo kuͤnſtlichen Zufammenf-gung einer Menge auf einander würkender Kräfte ift offenbahr die nächfte Urſach: das Klopfen des Hetzens, ünd der Schlagadern, und deren Wuͤrkung, der - Umlauf des Slutes. Aber diefer Blutumlauf fonnte unmöglich für fid) beftehen, und ohne die Huͤlfsmittel, die das Blue in demfelben. Gras de der Wärme, der Menge, der Flüͤſſigkeit erhiel- N >, Daraus entftanden die Einrichtungen der Vorſicht, das Blut durch das Athemholen ju reinigen und zu erfeifchen, dann feinen Verluͤſt durch) die Ernaͤhrung 5 erfegen, und dadurch * 2 eß ® #, 68 Mo es in einer Mifchung zuerhalten, in der eg fuͤr! den Koͤrper am zutraͤglichſten wird. Dieſe Verbindung von. Gefäßen, $ungen, und Theilen zur Ernährung, fo vollfommen ſie aud) an fich felbft feyn mag, bedurfte doch noch eines Triebrades, wodurch es in die Bewegung: gefeßt wurde, welche den hatafteriftifchen Unterfchied zwi⸗ ſchen der thieriſchen und der vegetirenden Schoͤp⸗ fung macht. Und dies war die Wuͤrkung der Nerven, and vorzuͤglich der Nerven des Ruͤkenmarkes. Ganz anders und weit einfacher noch find die Werkzeuge des vegetivenden, Lebens. : Die Pflans en ernäßren fich ganz allein vom Auffteigen der Feuchriofeiten, die beftändig durch. Die aufſau⸗ genden Wurzelgefäße erneuert werden; fie bedür« fen weder bes Umlaufes, noch der Nerven, und die Blaͤtter duͤnſten die überflüfjigen Feuchtigkeiten weg, während ihre unteren Seiten Luft und. Thau einſaugen *. Hieraus ergiebt fich der außerors dentliche Unterſchied zwiſchen den verwickelten Einrichtungen zumſ thieriſchen, und den einfa⸗ chen zum vegetirenden geben, Ele '*.'®=, ©, Hales Groeyende Weegkunde p. 273. "unter CXXIL und Bonnet Viages des Feuilles,; ‚ Mem: T; * Rn. > 69 Eines Trembleys, Ellis, Baſters, Donatis, Pallas nnd Linnes Entdeckungen ſind wir die Kenntniß der Geſchoͤpfe ſchuldig die zwiſchen den Thieren und Pflanzen in der Mitte ſtehen/ der Thierpflanzen, die von beider Natur etwas haben, wie ung Pallae ganz deuͤtlich ge⸗ zeigt hat. *R Betrachten wir die Reihe der Thiere von dem Menfchen bis auf die Pflanzenthiereherad, fo trefs fen wir hier im thieriſchen geben’ und den daraus entſtehenden Bervegungen bie auffallendften Ber BUN v an, Wie groß ift der Unterſchied niche zroifchen bem Leben eines vierfüffigen Thieres und dem traͤ⸗ gen und unthaͤtigen des Polypen, die Ellis in ben Schwaͤmmen gefunden hat, oder gar der Gattung in Schloſſers Seeſchaum (Acyonium Schlofleri) * in denen das thieriſche geben zu N fheint? — "Der Gebanfe des Hr. Roos ———— in ber That nicht ganz unwahrſcheinlich vor; daß alle die Heinen Thiergattungen welche Das bewaffnete Auge E3 N, ( #* Elenchus Zoophyt, pag, I a, ‚Ebendaf. ©, 355, — de Mund. invif, in Amoenit, wenden, Vol. VIL, 79 Ic ar ur > nur entdeckt, ganz aus einem marfartigen Stofs fe beſtehen und daß diefes bloß Mervenftoff fey. Daß ſie Gefuͤhl fuͤr das Licht haben, welches wir doch bloß für Würfung der Nerven halten, hat Trem« bley bey den Polypen, *** und Baker bey den Federbuſchpolypen **** gefehen. Sie verftecken fit, auch ſogleich bey der mindeften Bewegung des Waſſers. Alle diefe Eigenfchaften Fommen gleichfals den Pflanzen zu; So folge die Sonnen- biume (Heliotropium) der Sonne in ihrem $aufe; fo fchlieffen ſich verfchiedene Blumen des Abends und öffnen ſich wieder, mit dem Aufgang der Sonne, und das Zufammenziehen des: Poly⸗ pen hat mit den Schlieffen der Blätter bey verſchie⸗ denen Mimofenarten. 5. B. der Cafta pudica, ungemein viel ähnliches. Bey den verfchiedenen Gattungen der Pflans zen ſowohl als der Thiere ſind auch die Theile, welche zur Erhaltung des Lebens dienen, verſchie⸗ den, ob fiegleich alle zufanmen das Mark haben. Wenn ic) gleich den Pflanzen das Nervenſyſtem gänzlich abgeleugnet habe , welches fie aud) in der That nicht befisen, fo muß man doch allerdings einräumen, ‚daß fie eine Art, von Mark, welches mitten durch die Pflanze hindurchgehet, und m - Ba dur ;#: Mem, pourferviral*Hift. des Polyp.p.ır, *=#e: Nuttig gebruik van het Microfcoop, P- 320. An: 0 ⸗J — durch die Aeſte verbreitet/ haben ; So viele Folgerun⸗ ‚gen ih aus dieſem Marke ver Pflanzen herleiten koͤnte, fo übergeb id) doch hier das Pflanzenleben ganz, weil meine Abficht jege allein dahin gehet, ‚die Verfchiedenheiten in der zur Erhaltung des Le⸗ bens nothwendigen TIheilen imtbierifchen Körper anzuzeigen, und den Grundfaß zu beweifen, daß die Thiere, welche das meifte Leben d. h. mans _ nichfaltigere Bewegungen und Triebe haben, auch thätiger und bißiger find, und einen ungebundes nern Bau haben; daß dies ftufenweis abnimmt, bir endlich bey dem. einfach ten Pflangenthiere auf⸗ hoͤrt. Ich bin bey dieſer Abhandlung Sinnes Orb» nung gefolge und befchäftige mich zuerft mit dem vierfüffigen Thieren, dann mit den Vögeln, Am⸗ phibien, Zifchen, Juſekten Wuͤrmern ohne Schaa⸗ le, und endlich mit den Pflanzenthieren. Ich habe die Schnecken und Muſchein uͤbergangen, weil ihre Bewohner nackte Wuͤrmer Ian und alfe zu jener Klaſſe gehoͤren Ich Habe auch bloß die zum Leben ganz un⸗ umgaͤnglich nothwendigen Theile behandelt, ohne mich in eine weitere Unterſuchung ihres Rn einzulaßen. Diefe Theile find das Herz, die Lunge, die Eingeweide und das Gehirn. Das Blut E4 wird 72 A ° se wird vom erſten in Bewegung geſetzt, vom 'zwei. ‚ten gereinigt, von dem dritten gemacht, und das vierte belebt alle» die andern vreye zufammen. 3 4 l, . Der Blutumfauf Das Herz ift der enfte und vornehmſte Theil der Werkzeuge. Es ift ein hehler Muffel, der durch ſeine Erweiterung und fein Zufammenziehen das Blut aufnimme und wieder fortjagt. Jedes Thier daher,das Schlag und Blutadern hat, ift auch mit einem Hertzen verfehen ; dies beftätigr fich als lenthalben, ſowohl bey vierfüffigen Thieren, als bey Bögeln, bey Fifchen, Amphibien, Juſekten ja fogar bey einigen Thieren in Pflanzens Theilen, welche dem bewafneten Auge allein fichtbar find, Doch Haben Trembley, Donner, Baker, Zllis ,-Pallas, und Baſter im ganzen zahl⸗ reichen Polypengeſchlecht nichts von einem Herzen wahrgenommen, Da es «eine alfgemein. bekannte Wahrheit iſt, daß der thierifche Cörper aus feſten und flüffigen auf einander würfenden Theilen beſtehet, und dies felbit bey Polypen ftatt findet, fo folge anz natuͤrlich hieraus, daß die Feuchtigkeiten or den Pflanzen» Thieren fo in Bewegung. gefegt; j wer⸗ a0 „2 werben, als die Säfte in ben Pflanzen. = Bey mehreren Verfuchen, da ih Suͤßwa⸗ Ber Polppen unter das Sonnenmiftoffop brachte, richtete ich vorzüglich meine Aufmerkſamkeit auf bie herabgehenden durchfichtigen Gefäße in den Ara men, die ausgebreitet 35. Pariſiſche Zoll lang und 3 Zoff di waren; von diefen Gefäßen wa⸗ ten immer zwey und zwey zuſammen, einander gleich, und liefen aber in einer Spitze zuſammen das oben erwaͤhnte koͤnnte ſtatt eines neuen Beweiſes fuͤr die pflanzenartige Natur der Thierpflanzen, und den gänzlichen Mangeleines Umlaufes ihrer Feuch⸗ tigkeiten dienen, auch ſagt der groͤſte Zerglie⸗ derer, den die Welt gehabt hat; in univerſum ejus modi organon (cor) non videtur defiderari, quoties animal unum —— aueh aumell.* ©. „Das Herz ſcheint nice durdaus nötig gu feyn, fo ‚bald das. Thier ‚ganz ollein MB einem einzigen Darme befteber. „— Bey den Thieren, welche Herzen * = find fie doch nicht von einerley Bildung ſelbſt nicht einmahl bey den Thieren einer" und derfel« ben Klaſſe. So hat die weftindifche Ratte (cavialin) ein beynabe rundes Her; ** auch ‘ Ez' der “* 5 Elem, Phyfiolog, 1. Lib, IV, pag. 29 * Buffon Hift, Nat, ‚Tom xvi. Pag: 22. undın, | ——— A 0 der gel + und. Die Waldmaus; bey bem Manlwurfe aber iſt es wie ein verlängerter Ke⸗ gel. +t In dem Coati. (urfus lotor) hat jede Kammer des Herzens _ eine Spiße, und daher ſcheint das Herz zwey Spitzen zu haben, * Bey den Thieren, welche gerade aufftehen« de Hörner haben, findet man nad) des Heren Daus benton Bemerfung im Hertzen zwey Fieine Kno⸗ chen, wie bepdem Ochſen, dem Hirſch, Damme hirſch und Keh, u. ſ w. "Ben den Vögeln iſt, fo tief meine Hua fuchungen geben Eonnten, das Herz mehrentheils dreyeckigt. Doc iſt man in der Zergliederung diefer Thierenod) erſtaunend weit zurück. Auch finden fich ‚bey ben Fiſchen niche we⸗ niger Verfchiedenheiten in Abſicht ver Form des Herzens, als bey den vierfüffigen Thieren; bey- dem Karpen ift es halbrund, halb platt. In der Maeraͤſche (mugil Linn) hat es die Geftale einer dreyeckigten Pyramide, in der Makrele äft es viereckigt ** und, bat nur ein PR und eine SER: In T Ebenb. pag. 65. — pag. ı22, Tab, XIII. he 4 5: —1 * Ebend. Tom. XVII. nu 218. »* Gouan Hift. Pifc, p. 90. Teb. IV. litt, As == Artedi, Ichtiol, Part. U, pag: 14: $: 58. A 0 = 75 In den Friechenden Amphibien, it das Herz ganz außerordentlich lang, wie ich de) einigen Schlangen bemerft habe. Ben den Raupen ift das Herz po lang als ber ‚ganze Eörper, *#* Ben der Seemaus (Aphrodite aculeata Linn) fand Hr. Dallas gar fein Herz, aber er feh, daß das Gefäßfnftem aus den Eingemeiden In einem großen Gefäße zufammen fam, und dag Blue aus ihm in alle Theile des Cörpers vertheilt wurde, daher ſo wenig hier, als in der WMeeraß⸗ el ein Blutumlauf flatt findet ***, Im Sees baafen (Laplyfia Linn ) ift das Herz ein aufges rolltes Haͤutchen, das unten und oben eine Defnung hat, aus welchem ein Gefäß vorkommt, das ſich nachher in Seitenaͤſte vertheilt. *****, In ber, othen Meerſchnecke fand Hr. Bobadfih we⸗ der Herz noch Sungen + fo auch Hr. Heſſenen nich in der Purpurſchnecke tt. fi sn ### Lyonnet Traite anat. de la chen; page: 104: Tab, IV. fig. IV. pag, 412. — Tab, Xlle. fig. 1. - Zwammerdam Byb. der Nat. Tom. 1. p. 255. Tab, XV, fig. I. litt, xX - Tab, "XXXIV, fig. 6, ur Pllas Mifcell, Zool. pag. 89, Tab. - VI. fig. II, litt, e. "iet#® Bohadfch de Anim, marin, pag, 36. Tab. IV, fig. 17. 19. *+ daf. p. 92. Tab. V. tt Philofeph —— Vol,L, ann, 1758; / DE SER 2 In der Schneke ift das Herz bienförmig | mie einen Dhre und einer Kammer, und aus:der unterſten Spiße derfelben kommt die — Schlag⸗ aber — ttt | Das Herz dee —— hat die j Da, eines Hufeiſens oder eines A Bier eis, * : Die Schlagaber an der linken Kammer bes AR ift eben fo in ver Anzahl der. Aefte ver« chleden, die fie abgiebt; ‚bey den meiften vier. fülfigen Thieren iſt es'nur einer bey Aigen find. u ger zwey, bey noch anberen brey ** Su den Sifchen ift die große Shlegebe am Herzen enge, wird nachher weiter, und wie⸗ Ber enge und gehet dann in der Geſtalt eines ums jefehrren Regels zu ven Kiefen, und giebt eine weig dem Beinrande ab, welcher längft der Ba⸗ ſis hinlauft, und ſich in neue Zweige vertheilt, die ſich laͤngſt den Kiefendeckeln verbreiten und unter ihnen verſchwinden. Auf dem Rande eines jeden Kiefendeckels liegt eine Ader, die uͤber den knoͤchernen Rand hinlaͤuft, und ſich in einen Stamm er⸗ Hr N Byb, der Nat, pag. 119, Tab. I 5 Nuttig Gebruik van het Microfcoop, bl. 988 Plaat X], fig. 5. lie, 8. %* Buffon Hiftor Nat, ‚auf mehreren Tafeln, Uno Ei, vereinigt, ‚ber längft dem Ruͤckgrabe fort Täufe, an die Stelle ver herabgehenden Schlagadern tritt, und fein Blut in alle Theile des Körpers führe, Diefe Adern endigen ſich mit dem andern Ende, das in der Nähe von dem Anfang der Fnorpelich« ten Ränder liegt, in einen anderen Stamm, ber fid) in das Behaͤltniß das du Verney ergieft ***, Bey den fliegenden Vögeln iſt der Eins gang in die Hohlader mie einer Klappe geſchloßen welches in den andern Vögeln, die nicht fliegen fönnen, nicht ſtatt zu finven ſcheint, und in vielen Voͤgeln giebt die große Schlagader drey — sn F Bey den Schlangen liegt das Herz untet den fungen, und hat nach den Hrn. Robieville, und Salerne zwey Kammern und. zwey Ohren +5 au) haben, nach der Unterfuchung des Hr. Mery == Die Landfchieldfröten zwey Kammern un® zwey Ohreen im Herzen, und daſſelbe hat Hr. Haſ⸗ ſelquiſt am Rrokodil geſehen =, ie Schon ”=% Artedi Ichtyol, II, pag. 25-26, Gouan NHiſt. Pifc, pag. 91. Tab. XL fig, 4. Litt, c. d. * Valenti Amphit. Zool, pag 30, und 43. * Hiftnat. des Anim. Tom II, part x: pag. 17. *= Mem. de Y; Acad. des Sciences. | 1704. an, Haſſelquiſt Reifen nach Palaͤſtina. „IT, € ur? A * N Aria 78 Ic ı a Zu 2 Schon der Nitter Linne hat es als ein. Kennzeichen der Kaffe angegeben, daß fie ein Herz mit einem Ohre und einer Kammer haben *. Das ganze Gefäßfnften der Raupen bes fteht aanz allein aus dem Herzen, und hat nichts von Blut>oder ſonſt Flüffigkeiten führenden Seis ten» Gefäßen, da alle die Seiten; gefäße, die man in Lyonnets unvergleichlidien Abbildun« gen findet, nach feiner Angabe nur Merven find, Eau Daſſelbe einfache Syſtem von einer eins gigen Ader ohne abgehende Aeſte hab ic) in der Weerſchneke des Hr. Bohadſch gefehen, auch) hat Swarnmerdam in den Bewürmen das Herz einem langen hohlen Kanal ohne Zweige *** gleich gefeben, fo daß ich mit Hr. Lyonnet jiveifelen möchte, ob die Gemürme ein Herz haben. | ; Das Räderebier, Schüppentbier ünd ändere Daftard » polypen haben ein Herz, über Feine Gefaͤße, die feibft nicht einmahl durch) das-Sonnenmifroffop ſichtbar werden; & So *Syſt. natur. ed XII. pag: 19. Cor uni- loculare in auritum. Auch Brifſon Regn; anim; pag. 4- (ed Paris); ., ##® Lyonnet Traits anatom. de la chen, pag, 414. uf. J * ss Zwammerdain Byb, def Nat; Tab; XIX. % Ne 9 So ſehen wir alfo in offen Thieren ein Sen, | bas aber bis auf die Pflanzenthiere ‚herab, die feines haben, am — immer *— nimt. Die Ampbibien, welche — Herz» Kam⸗ mern und zwey Ohren haben, ſind auch mit Luin⸗ gen verſehen; doch nach Merys, Redis und an⸗ derer Wahrnehmungen wird das Blut zuerſt in die Kammern gebracht, und die Ohren ſcheinen nur allein zur Aufnahme des überflüffgen be« flimmt zu feyn; die rechte Kammer erhält das Blut aus der Hohlader, die linke aus der Lungen⸗ Blutader, (venapulmonalis) und das Blut wird durch die Lungenader zum Theil durch den ganzen Körper verbreitet, zum Theil wieder in die rechte Kammer aurhefgeführet \ Ich ſah das Blut bey den Sifchen aus: der großen Schlagader zu den Kiefen gehen, und durch das Aderſyſtem in alle Theile des Koͤr⸗ pers fortgebracht werden. Den den Würmern ſieht man ‚einen KRöra per, der durch feine Bewegungen etwas ähnlis ches mit dem Herzen hat, ‚aber nichts, was ‚den Dlurgefäßen einigermaßen gliche. Ben einigen weichen Gewuͤrmern fin⸗ det man ein ſehr einfaches Herz, ohne Kams mern un Öbten und nur mit einem einzigen Gefäße: Ben 80 Ä o S Bey den Seemäufen urd Taufendfüffen, kann man das Gefaͤßſyſten für feinen Blutsums | lauf halten, denn.es ift fo einfach), dag es nahe an die Aflangen graͤnzt. 3 — I. Bon dem Athemhohlen. Ben, der Betrachtung des inneren Baues der vierfuͤſſigen Thiere bemerken wir, daß zroifchen der linfen und rechten Herzkammer das Lungenfaͤßſyſtem liegt ; und das Blut, welches aus bem rechten Ohre des Herjens kommt, wird durch eine Defnung in bie &ungenfchlagader ges, trieben, welche fich mit zwey Aeſte in die Lunge vertheilt. Aus det linfen Herzkammer fommen vier Stämme ‚ welche ſich in die Jungen verbrei⸗ ten... Wenn das Blut aus den Lungen wieder berausfommt, fo flieft es durch die vier ‚sungen biutadern in das linke Herzohr, dann in. die Unke Rammer, aus der es fic) in die Aorta oder in die große Schlagader ergieſt. Alſo gehe das Blue in feinem Umlaufe durch die Lungen, bie wie nun jezt näher betrachten wollen, Den dem Menſchen, Orang Outang * den J se Buffon Hiſt. nat, Tom. XXVIII. pas · 106. ) x 0 # sı den Choras oder Maimon ** (SilenusLinn.) dem Makako *** (cynocephalusLinn.) fiegen die $ungen rund herum vom Rippenfelle umgeben, und füllen die Höhle auf das allergenaueſte aust. Bey den meiften anderen Thieren beftehen die $ungen aus mehr als zwey Theilen, und füllen bey diefen nicht nur die Bruft an, fondern ihr unterftes Anhaͤngſel kruͤmmt fich Hinter ber. Hohl⸗ ader herab. In dem Wolfe, hunde, Suchfe, Tiger, Loͤwe, der Wiefel und Zibethkatze hat Hr. Penerus und die franzöfifchen Zergliederer fie in achte Stücken zertheilt gefunden. Hr. Daubenton . aber nur in fechs tt. . Behy ber Gaselle, (dorcas) dem Rich» born und Biber findet man fehs; beym Igel jehn; dem Elephant zwey: wie auch bey dem Dromedar,Darder, Seehund und dem Schup⸗ penthier. "+ Ghendaf. pag 248. “= Ebendaſ. Tom XXIX. pag. 13, Tab, 22. * Haller Elem, Phyfiol. Tom. III. pag, 129, 4 ““ Buffen Hift, nat, Tom. X, und XVIT, N Die 8. F ar de, Die Voͤgel Haben eine Lunge mit wellen” fermia aus geſchnitt nen Rändern und von einem ſehr ſonderbaren Baue. Die Amp bibien, die Regren und Siree mit geichloffenen Kiefen ‚ haben zwey ſehr ein⸗ fache Kiefen. * ' Die eigentlichen Sifche Gab gar, feine Lungen, ſondern Kiefen,/ deren wunderbaren Bau wir nachher unter ſuchen wellen. Zwiſchen den Amphlbien und den Fiſchen ſteht die Fiſcheydexe (Sıren Lina) in der Mits ‘te, bie Jungen und Fiefen hat, welche — des Körpers liegen. * Bey den unbedechten een fies gen bie Zungen auf dem Ruͤcken bey den Einges “ weiden, wie im Sreehasfen (Lap! yfia Linn ) *eoder bey dem Hintern wie in der Doris (doris ‘Linn. ) * By * Memoir, adopt, anat. da camelon — Cha- zas dela Vilione, pag. 40. Tab. I, fig. e,c, — Sehr Il, D. Tab,. 116. hg, 2: 3. "= Lion, Amoen, acad. Tom, VII differt, de — ww Bohadfch deanım, marin. pag. It, Tab. 3.4 öf 6, Litt, k. Ebendaf, pag. 69, Tab, 5, fig, 4, Litt, ATEM a0 MR 33 Bey den eigentlichen Wuͤrmern giebts gar keinen Koͤrper, der Die Lungen ausmachte, ſondern offne Luftloͤcher, die ſich innen durch den ganzen Koͤrper verbreiten, was wir nachher bey ihrer Beſchreibung auseinanderſetzen wollen. Das Lungenſt yftem der vierfüffigen Thiere beſteht zuerſt in einem langen Gefäße, das vorm Enorpelartig » iſt, und die Luftroͤhre Heft; dieſe theilt ſich in zwey Aerme, von Denen jeder in ei⸗ nen Lappen der Lungen gehet, und ſich in unend⸗ lich kleine Aeſte zertheilt, die ſich in eine Art klei⸗ ner r Blaͤſgen endigen. Die Mftroͤhre beſteht aus kuorpelichten en welche bey vielen vierfüfligen Thieren hinten fleifchldje ſurd; bey den reiſſenden ift dies fleifchichte ſehr unbeträchelich 3.08. bey den: Loͤ⸗ wen, Dären, der Rage u. fe w; aber auch dey einigen wiederkaͤuenden. Ben ben Voͤgeln iſt dies Syſtem und bie. Form ber Lunge von der anderer Thlere ſehr ver⸗ fihieden. Sie unterfcheider fi nad) Maafga- beder Stimme und Lebensart. **** Die fun gen ſelbſt beſtehen aus einem fluͤffigen Stoffe, wel⸗ Fe cher “©, Collect, acad, VII. peg. 293- 296. Tab. XIK- Vzlentini Theatr, Zoot- Herri- fant Mem del’ Ac.des fc. 1753. p. 406: Tab. XIl.tedit Amft,) Haller Elem, —— IM. p. 24 149 . 34 A o M her an der Bruſt feſthaͤngt; das obere Enbe je. bes fappers hat ein ober zwey fehr meite Oef⸗ nungen, durch welche die Luft in ben Leib der Wös gel gebet, * welches vorzüglich bey dem ſuri⸗ namifchen Trompeter »Dogel (Plophia Linn.) dir Fall iſt. Beer Die Ampbibien haben zwey ſehr einfache $ungen. Bartholin fand in einer» Schlange * die Luftröhre aus halben Zirkeln beftehend, wie auch) Hr. von Haller gefunden hat. ** ch felbit habe dies in einer LTatrer ( Typhlus Linn.) ges funden; die Sunge felbft war ſchon in Faͤnniß üs bergegangen, und daher nichts daran zu fehen. Redi fand in einer zmen» Föpfigten Schlange zwey $uftröhren, und zwey $ungen, *** m Krokodille fand Hr. Haffeleuift die Luftroͤhre ganz knorpelicht und ſich in zwey fungeri endigen.* In der Schildkroͤte iſt die Luftroͤhre ganz knorpelicht, und laͤuft nicht gerade, ſondern deugt ſich vorher um, und gebt dann wieder ge⸗ - ra⸗ re Willis de anim. brut. Part. I. cap, 3- r⸗ois Voſmaer Befchryving. van den Trom- patter. - vogel, - Pailas Mifcell, Zooi, pag. 71, Pallas Spicileg, Zoolog. IV Tab, IL, * Acta Hafnief. 1677. p. 100, %* Haller Elem. Phyf. Tom I], pag. 145 s#@ Collect. acad. VI. pag.465. \ *Haſſelquiſt Reife nach Palaͤſtina. 2. th, A 0 se trade zu den fungen fort **. Sjm Srofche find die Ringe der $uftröpre von hinten fleifchicht, und bie eh beitehen aus bloßen kleinen DBläfgen, ‚Die Fiſcheydexe (Siren Larert. ) »* hat inwendig flüffige Jungen, und nach auffen als Ries fen —— * Kiefondeckel mit drey ae gen ** | Die fhwimmenden Ampbibien haben dungen und Kiefen. Die Neunauge hat wellfommenere Sungen - als bie anderen , und firben lungenaͤhnliche KRör« per nad) außen bin; jeber von biefen hat feine Defe nung nach innen, bie durch eine fchiefliegende Roͤh⸗ re mit der äuferen Oefnung i in Verbindung ſtehet. Jede funge iſt durch einen runden, rothen TOR von der anderen abgefondert. * Bey ben Roggen kommen bie auſſern kuft löcher mit den inneren weit größeren überein; Dies fe find mit eben fo vielen blaͤtterigen Körpern 53 voer⸗ Colleo. atad VI. pag.. 294% 21 1 ——— de, pulmonibus, paß. 328. Tab, Mu. ‚se. 1.D, E, en. weiß wie zweifelhaft, überhaupt noch ‚bie Exiſtenz diefed Thieres iſt. AX er Amoenitas. ac.d« vol, Vill, Dik.de ‚iren. — Artedi defcript, Spec, ‚Pife, ‚Pag. 161, . 20, ⸗ 86 x PK 3 verbunden A welche die Stelle der. Sungen vertre⸗ ten. ** Auch hat Gardon in Carolina die Werkzeuge bes Athemhohlens bey dem Stachel | bauch, Igelfiſch, Rofferfiſch und Horn⸗ fiſch unterſucht, und bey ihnen außerlic) Kiefen * And inzerlih Lungen gefunden, “ Die eigentlich fo genannten Sifche, welche die Fiſcheydexe mit den Amphibien verbindet, haben anſtatt der Lungen: Kiefen, welche an ihrer er- habenen Seite geblättert oder gefiedert ſind, wie eine Schreibfeder, und jedes Federchen beſteht aus zwey Platten, die mit einem Haͤutchen an den knochichten Rand befeſtigt ſi ind. ik Alle Bewürme haben äußerlich Sufelcher, di⸗ * den Raupen und Puppen ſehr ſichtbar doch in ihren Zuſtande der Vollkommenheit ſchwer⸗ ch zu finden find. Aus dieſen Luftloͤchern laufen Röhren innerhalb des Körpers, die aus sen $uffröhren kommen, welche in den Kaupen längft den Seiten binlaufen und in ben Kopf, die Ein« geweibe, und den Ruͤcken Zweige abgeben. ** A —— des De oͤfnet und ver⸗ ſchlieſt eEbendaſ. * Linn. Sy, nat, xt. in der —— yonnet Traite anat. Pag. 238: - 41. Tab, Em. IL, fig.l1,.5.0 . © . © Br Bo. Je 9 ſchlieſt echtem dleſe sufsläfıen um bie Luft ein uͤnd auszu e;mm. Viele Gaehrie Haben es geleugaer, daß re — als "Puppen ath⸗ mern. * In Pen weich’n — iſt der Bau der Lungen, und olſo auch die Eintichtung zum Athenthohlen verſchieden · Im Serhaafen liegen die Lungen unter ven Nude, und ſind wenig von den Kiefen der Fiſche verſchieden. wer Sie ſtehen mit den Kerzen durch die vie⸗ dergehenten Schlag dern in Verbinturg, und find nach. Hr. Bohaoſch zu demſelben Gebrau⸗ che, als den hi REN und v Sie — RER u. ne | io % Im u we Srefchneche (Doris ı orgo Linn.)liegen die Lungen von Hirten uͤber den Koͤrper und das Thier iſt im Stonte, fie ging lich einzuziehen. * Melt Veinfacher nechlift viefer Bau en der Seemnaus (Aphrodite 5359 — —— un Ki ' ser * — Mem. Infekt, Mas x —— Anmerkung zu Lefler,, Theo'og, ‚des ilnlacter.,- Martinet, ‚de bira infect, - de Kaas Mera. Tom, IT. dit 7. \y #*# Bohadich de anim mar. Pag. 42. Tab, OD, fig. vr. Tab. 1, fig. 6.1. Dean Ebendaf, pıg, 65. Tab. V. fig, 94. "# Pallas; Mile, Zooh, Pabs 8. „eh, ‚Vilig, 2 * it ‚88 Ic RB So st. Pallas fand zwifchen einer jeden Schuppe, die unter dem Rücken liegen, Anfänge von Kiefen in der Geltalt Fleinee Kämme oder am Rande ausgefihnittener und in boppelte Zacken — Franſen. tt In der Meertulpe Aa Linn.) hat der gelehrte Dafter an den Federn einen langen Mund gefehen, Der wie ich glaube, zum Athem- hohlen dient ; Ich fand ihn fich in einen Sac en⸗ digen, der unter dem Kopfe lag. Wahrfiheinfich vertreten die Barten ber . Wallfifche die Stelle ber Lungen, wie ich aus ihrer Aehnlichfeit mit den Fiſchkiefen, und der $unge des Srebafen und der Seeſchneke ſchließe Hieraus ſehen wir, daß die Lungen ber vierfuͤſ⸗ ſigen Thiere aus Gefaͤßen, Blaͤtgen, und Druͤ⸗ fen beſteht, bey den Voͤgeln fluͤßiger, und den Am⸗ phibien ganz fluͤſſig ſind, ben den Fiſchen in Kiefen beſtehen und daß die der weichen Gewuͤrme zwiſchen den Fiſchen und Wuͤrmern mitten inne liegen. Die⸗ ſe allein haben Luftroͤbren, und die Pflanzenthie— re haben uͤberhaupt gar kein Lungenſyſtem, (Forsjeisung im folgenden Stuͤcke.) V, 3 Baſter Uitfpanningen 1. Deel. Bag: * Tab, XII. fig. IX. Litt, B. vo ‚e | 89 * Etwas för dad Miederfäuen und die Verdauungs Werkzeuge der wieder; Fäuenden Thiere. Einleitung. Zergliederung der Thiere verſchafte uns mehr Aufklärung in ver wahren Phyſiologie bes Men- ſchen, als-Zergliederung des menfc)lichen Körpers ſelbſt. "Dies koͤnnte widerſinnig ſcheinen, aber ein Blick in die Geſchichte der Phyſiologie wird ung zeigen, daß ber Satz, ben Haller bepaup» tete: „ Anatomes brutorum plus boni fecit in Phyfiologia humana, quam anatomes homi- nis „ nicht ohne ‚Ueberlegung niedergefchrieben war. Zwar fönnte man einwerfen, daß fie auch viele Irrthuͤmer veranlaßt habe ; aber diefe Fort » tan leicht durch Anatomie bes Menfchen gehoben werben, und fie find gegen die Vortheile gar nicht zu rechnen, bie wir Durch jene erlangten. — War es nicht Zergliederung der Thiere, die uns vie wahre Beſtimmung ber Jeber lehrte? die uns zeigte, daß in der Gallenblaſe keine eigene Galle abgeſchieden wuͤrde, da wir fie bey Thieren feh⸗ len ſahen, die bod) eine Leber und alle harten? — War fie “s nicht, bie uns. don der irrigen Mei 5 nımg 90 a 0 *e nung zuruͤck brachte ‚daß bie Stirnßählen zur Meritärkung der Stimme etwas bentrügen? — Waorf fie nicht bie ganze’ Lehre des Carteſius von dem Sitze der Seele in der Zirbeldrüfe um? — Sch könnte viele Seiten anfullen, wenn ich afle Theile nennen wollte, von denen fie uns den wahren Nutzen lehrte, - Nicht allein der Dhnfisfogie des Menfchen verfchaffte fievielen Nutzen, fondern fie trug aud) Dieleg zur richtigeren Naturhiſtorie der Thiere by. — ie lehrte ung, daß es feine Baſtarde von Ochfen und Prerdin gäbe. — Eie zeigte ung die Möglichkeit der großen Nelles der Vo⸗ ge! in "er $uft. — Sie zeigte uns bie Verbin Dungen der dungen mit ben Knochen. — Dur fie erfuhren wir, wırum «8 unmöglich feyn, daß der Kufut brüten fönne, wie de fürinamifchen Kröten Ihre Jungen auf dem Rüden ausbrüten konnten; und daß rie Zellen aufdem Ruͤcken feine Verbindung mit Der Gebaͤhrmutter hätten, Anatomie. ber Thiere berichtigte ferner vie⸗ les 6 in Anſehung der Krankheiten der Men« fihen, als auch der Tiere und in anderen SR ber Landwirthſchafft. Sie hat uns bie Veränderungen gelehrt, ‚die mit unferer Erde ‚vorgegangen ſind. Wir finden Knochen und Zähne von Thieren, bie * + U 0 ; a in anderen Zonen leben, und ſogar von gan; un- bekannten Thieren,bie ung eine Vorwelt vermuthen laffen, Aber nicht allein Zergfiederung tobter Thies reift uns zur Kenntniß der Arzneywiſſenſchafft, Naturhiſtorie und Landwirthſchafft nörhig, ſondern auch Anatomie lebender Thiere und faſt moͤgte ich fagen, noch noͤchiger: denn fie lehrt uns die Bes wegungen und Verrichtungen des thierifchen Koͤr⸗ "pers. Haller fage daher in der Vorrede zur, großen Phyfiolonie: „A cadavere motus abeft, omnem ergo motum in vivo animaie fpecula- ri oporiet: Und weiter hin fagt er: Hace cru- delitas (vivifectio, ad vera:n Phyfioiogiam plus, eontulit quam omnes.fere aline artes, ‚ quarum confpirante opera noftra [cientia con- valuit., + „Bey feinen Unterfuchungen muß man aber mie mehr Vorficht zu Werke gehen, als bey die⸗ fen. Meiftens war man zu voreilig und machte Schluͤße von Thieren und fogar von kaltbluͤtigen auf Menfchen, die denn zu falfchen-Behaupruns gen Gelegenheit gaben... Selbſt Haller wurde verleitet, Verſuche mit Opium an Froͤſchen vor⸗ zunehmen und ben Erfolg derſelben auf den Meit⸗ ſchen anzuwenden. Ferner muß man immer be⸗ denken, daß das Thier an dem man die Verſuche anſtellt, nicht im natürlichen, Zuſtande ft, ſon⸗ 458 27 dern 98 Ao 2 dern durch Ausfpannen, Schmerzen und berglei- chen mehr in eine folche Angſt gefest wird , die nothwendig einen erftaunenden Einfluß auf bie Bewegungen des fhierifchen Körpers haben muß. Eben deswegen find auch Verſuche über Empfind: lichkeit der Theile des Körpers fo ſchwankend, und entfcheiben faft gar nichts, befonders wenn bas Thier vorher erft ſeht viel Schmerzen ausftehen mußte, die dann bas feinere Gefühl gewißer wer niger empfindlicher Theile Kumpfmadıten. Dann zumeilen giebt das Thier Zeichen des Schmerzens von fich, wenn es faum berührt wird, und die ber reizenden Urſache gar nicht angemeßen find, Hier fieht entweder das Ihier, daß man es bes rührt und glaubt ‚eben ſolche Schmerzen wieder ausftehen zu müffen, oder wenn es aud) nur dag teifefte Gefühl eines angebrachten Reizes hat, fo geräth es in eine folche Anaft, die Krämpfe, Schreyen und andere Zeichen eines großen Schmerz zes berworbringen ;und dies veranlaßte denn die siderfprechendeiten Behaupfüngen. Eine der wichrigften und fehrreichften Er— fheinung inder Defsnomie der Thiere ift wohl das Wiederfäuen. Schon in den aͤlteſten Schriften ſtoͤßt man auf Stellen, die ung zeigen, Daß man das Wiederkaͤuen der Thiere kannte, und es einer naͤ⸗ heren Unterſuchung für würdig achtere. Wieder⸗ kaͤuen und geſpaltene Klauen war ſchon zu or 5 el⸗ * ee. Zeiten ein Zeichen der reinen und unreinen Thie— re: In den neueften Zeiten hielt es ein Camper nicht, für zu gering, ihm und der Viehfeu- che eine eigene Feine Schrift zu widmen und das, was bisher noch dunfel und fehlerhaft war, aufzuflären und zu berichtigen. Auch war es noth⸗ wendig, das Wieberfauen genauer zu unterfuchen, wenn man zu eiuer richtigen Kenntniß ber Urfo= hen und Heilung der Viehfeuche gelangen wollte, da uns das unterlaßene Wiederfäuen das erfte Zeichen giebt , daß ein Thier Frank iſt. Wiederkaͤuen nennen mir diejenige Hand« lung: Wenn das nur ganz leicht gefäuete Futter verſchluckt, und denn, nachdem es etwas in Mas ' gen verbauet ift, nad) umbeſtimmter Zeit Biſſen für Biffen 'wieber herauf in den Mund getrieben wird, um zum zmeiten mal fein zermalmet und dann wieder verſchluckt zu werden, wo es alsdann erſt eigentlich verdauet wird, Dies iſt blos vierfüßigen Saͤugethleren eis gen, und unter diefen nur foldyen, Die Graß frefe fen, daher fie auch, fo lange fie noch faugen nicht wiederkaͤuen. Meift ale Thiere,die wir zu unfe- rer Mahrung brauchen, Fauen wieder, denn fie machen auch die meiften Arten über den Erbboven aus, wie Düffon * richtig bemerfte. Ob man fie + #Buffon hiftoire naturelle generali et Part. | da 9 wo fie gleich meiſtens in wärmeren Himmelsftrichen, anfrife, fo finder man doch auch mehrere Arten in dem nördlichften Theile von Europa, wie die Nennthisre und Elendthiere in Lappland. Weber die Kennzeichen dieſer Arc Thiere ift viel geftritten worden. Die gemöhrlichften, bie man angab, warennicht genug auf Erfahrungen gebauet und befanden ſich bey genauerer Unter ſuchung mehrentheits falſch. — Sogaben 5. B. eis nige die gefpaltenen Klauen für ein ficheres Kenn« zeichen an. Aber vas Kamel hat eigentlich kei— ne aefpaltene Klauen und kauet das Futter doc) wieder. Hafen und Kaninchen haben gar feine Klauen, fordern Zehen; Schweine hingegen haben geſpaltene Klauen, und wieberfäuen nicht, — Auf den erftert Blick koͤnnte man verleitet werben bie Hörner für ein Kennzeichen zu halten, aber bey genauerer Prüfung fält dies auch weg. Andere gaben ben vielfachen Magen an: Aber niche alle wiederkaͤuenden Thiere haben ei« nen vielfahen Magen, da z. B. Kaninchen und Hafen nur einen einfachen haben. Andere Thiere, die nicht wiederfäuen, haben einen vielfa- chen — wie das und der Delphin *) Ans ER Cabiuet du Roi Tom, XII,p. 357. Zu diefen Fonnte man auch beynahe den Ta— pir Andere glaubten ein gewißeres Kennzeichen waͤren die fehlenden Schneidezaͤhne in ber oberen Kinnlode, da diefer die meiſten wiederfäuenern Thiere beraubt find, und fie baher das Graß nicht abbeißen, wie andern Thiere, fondern eg mit der ‚rauhen Zunge abreißen. Aber «Hafen und. Kaninchen haben ſtott einer Reihe oberer Schuti⸗ dezaͤhne zwei Reihen hintereinander. Buͤffon nahm den kleineren Blinddorm (in· teſtinum coecum ) für ein Kennzeichen an. - Ar ber ob Dies aleich ben dem Rindvieh eintrift, fo haben im Genentheil andere wiederfäuende Thiere in Anſehung ihrer Größe einen fehr langen und großen Blinbdarm wie z. B. Hfen und Kaninchen; Hunde, Fuͤchſe und dies ganze Gefehlexhe gingegen haben einen ſehr Heinen *. na Ein pir säblen, ber zwar nicht — Magen neben einander hat, aber deſſen Gedaͤrme ſich doch ſoan einigen Stellen erweiteren und einen ganz anderen inneren Bau erhalten, daß man fie fuͤglich für mehrere Magen halten fan, ©, Bagon memoiras pour fervir al’hiftorie de Cayenne et de la Guiane Francoife, = Camper glaubt daß ſich Die Berfchtedenheit des Kothes der Thiere, in Anfehung ber mehreren oder minderen Feſtigkeit, nach ber Länge bes Blinde darms N 0 95: * J 6 Mo RS Ein gewiſſeres Unterſcheidungszeichen finden wir in dem Bau der Backenzaͤhne, in der ſchma⸗ leren Unterklnnlade, und in der beſonderen Ver⸗ bindung der unteren Kinnlade mit dem Schedel. Die Backenzaͤhne haben ſaͤgefoͤrmige Reifen die in die; Quere gehen, welches auch ſchon Peyer = bemerkte. Die untere Kinnlade iſt, wenn man fie mit der oberen vergleicht, viel fehmaler. — Die Gelenf» Köpfe der unteren Kinnlade find nicht wie bey Bloß fleifchfreßenden Thieren "breit, auch nicht fo wie bey dem Menfchen, die das Mittel zwifchen breiten und runden halten, ſon⸗ dern fie find ganz rund; daher auc) diefe Thiere die Kinnlade nac) allen Seiten bewegen fönnen, und fie das Futter mehr zermalmen, wie Muͤhl⸗ fleine das Korn, als, zerfchneiden. Diefe Zeie chen giebt Camper an, wo fid) aber noch einige jufegen lagen. So bemerfte Blumenbach, daß die aufere Seite ber oberen Badenzähne länger als die innern wäre: bey den Backenzaͤh⸗ nen der unteren Kinnlade aber bie innere Geite fänger als die äufere feyn. Dies fcheint dazu zu die darms und ber übrigen Dickendaͤrme richte. Das Rindvieh z B. bat nad feiner Größe kurze Dickedaͤrme, und daher ift der Abgang dünn. Dey Schafen und Hirfcgen, hingegen deren dicke Daͤrme fehr lang find, ift der Abgang harter und kuglich. #©.Peyeri meryeologia pag, 14: nom i 97 dienen, daß das Futter nicht fo leicht zwiſchen ben Zaͤhnen heraus falten kann, ſondern immer wieder in den Zwifchenraum derfelben fälle, welches das Kaͤuen ungemein erleichtert. — Der Schlund iſt bey voiederfäuenden Thieren fehr. ftark und, fleiſchicht: Sie haben fein Fett, (ungvis, axungia) fondern Talg (Saevum,) Die meiften wieberfäuenden Thiere haben vier, oder wie man richtiger fage, drey Magen, da ber zweite bioß eine Verlängerung des arften Aft. Ich will erft eine Befchreibung diefer Max ‚gen voranfchicken,ehe ich zur Belchreibung, des Wie⸗ derfäuens felbft komme. Den erften Magen * nennt Ariftoteles Koala Oder Kara neyaan "*. Bey den latei, niſchen Schrifftftellern fommt er unter bem Nah— 'menrumen, magnus venter, ingluvies, aquali- euluspor. Die Franzofen neunen ihn: la don. - ble, lherbier, la pence ober la panfe. — Ben den Engelänbern heißt er: the Cub; Bey "den Staliäneren: la trippa, la pancia. — Auf hollaͤndiſch de pens. Auf Spanifch: bariga,vientre. — Wir nennen ihnden Panfen oder den Wanſt. = Mbbildungen findet man bey Perrault mecha- nique des animaux. ſ. feine Oeuvres de phyf; pag: 432. ſig. 2. — Peyeri Merycolog, Icon, J. A. A, pag. 181. — Buffon Hitt, Nat; Tom. 4. pl. 16. fig. 1,2, P, Camper leflen „.. Oyer de Vcetterfe; fig. 1. B« C. D, ai Ariftoteles de part, animal, Jib, cap. 14! Wenn 98 A 0 Waenn er fear ift, liegt er auf "der linken Seite horizontal; Wenn er aber voll ift, ſo nimmt er aud) einen Theil der rechten Seite ein. Bey erwachfenen Thieren uͤbertrift er alle übrigen ‘an Größe: bey faugenden hingegen iſt er Eleiner, weil er dann mäßig if. Er wird erft durd) das Futter ausgedehnt, daher er aud), nachdem man dem Thiere verfchiedenes Sutter giebt, mehr oder weniger an Größe zunimmt. * Er gleiche von auffen einem nnförmigen Sas de, der durch eine Furche in zwei Hälften getheilt ift, in welcher die größeren Blutgefäße mit Fett umgeben liegen. Innerhalb wird er durch vier wuͤlſtige Streifen in eben fo viel Säcke getheilt **, Die innere Haut ift fammetartig und mir Eleinen Papillen befest, Die bald weiß, bald braun und auf den Falten entweder hellgelb oder ſchwaͤrzlich find. In biefem Magen fintet man das Graß beynahe noch ganz friſch und es hat nur wenig von der Verdauung gelitten. D’aubenton *** fand in dem erften und zweiten Magen Würmer, die mit *J. — Hift, nat, generale, Tom, ey Vink leffen over de herkauwing der run- deren on tans woedende Veeziekte,. Rotterd, 1770. Tab. 1. fig, 3. ** Hift, nat, er 4:P: 492, Tab, 16. fg. 3. o eo | 9 mit denen, bie Camper + zu mehreren malen. im den Panfen der Schaafe fabe, genau überein. fommen. Diesfcheinen Larven von einer Deftruss Art zu ſeyn, aber von welcher Gattung, fann mar niche beſtimmen. Den zweiten. Magen * nennt Ariſto⸗ teles nerevpwrÄos, welhes Gaza in arfı= neum ‚oder; . reticulum uͤberſetzte. Die Franzofen nennen ihn le bonnet und refeau, Den den Holländern kommt er unter dem Nah: men de hoeve oder huyve und.de trip. vor. Die Engländer nennen ihn: the paunch die Spanier: bonnetel und die Italiaͤner Ja Scuflia, Iatrippa. 2% teutfchen heiße erdie Haube, vie Hülle, das Man Fönnte ihn eigentlich nur als eine Fort⸗ feßung des erften Magens anfehen, da er fich durch) nichts von dem Panfen unterfcheidet, als durch feinen ganz verfchiedenen inneren Bau, eine Sage ift mehr auf der rechten Seite nad) vorne und mie dem Panfen horizontal Seine äufere | | Ga Ges f Waarneemingen omtrent den Nieuwen Landbouw, Amft, 1763, Tom. 11. ps 303, * Abbildungen findet man bey Buffon Hift, Nat, Tom. 4. pl. 17.fig, 2, — Vink, leflen, over de, herkauwing, Tab,.2, fig. 4: Pet tault Oeuvres de phylique mechanique Tom, 1, pl, 24. fig: Is 100 0o Geſtalt iſt mehr eyrund und im uͤbrigen iſt er viel kleiner, wie der Panſen. Wo ſich dieſe beyden Mugen vereinigen, tritt der Schlund herein, von - dem und, drffen Fortfeßung weiter unten gehandelt wird. — Innerhalb finder man Eleine Abtheis lungen wie ‘Dienenzelien, aber von ungleicher Größe und Geſtaͤlt, da es bald Vierecke, bad _ Fünfice, bald Sechsecke und fo weiter find. Aus der Mitte dieſes Magens gehen einige erhabenere Streifen aus, bie ſich nad) den’ Enden verlaufen. Die ganze innere Oberfläche ſowohl innerhalb der 3 illen ; als auch Dieerhabenen Reifen find mit Fleis nen Zäpfchen befegt, aus denen beftändig ein Soft ansgefchieden wird, der die Verdauung der Speiſen beforder Man findet in diefen Magen diefelben Speifen wie in dem erften und bemerkt auch nicht, daß fie hier mehr verdauet find ‚wie von einigen behauptet iſt und wie man es in den älteren Zeiten allgemein annahm. Es ift ride unmöglich, daß diefer Megen:den Biffen bilder, der tviedergefäuet werden foll und ihn: durch Zus ſemmenziehen in den Mund ſchickt. Dieſer Ma⸗ gen und der Panſen find beyde mit einer Mus⸗ khoaut umgeben, deren Faſern fehr nett Durchein« andergewebt find, welches Peyer fehr artig abge⸗ bildet hat. * } Der dritte Magen hat von den Griechen > er nad) "u #.Peveri merycologia Icon, 2. 3,5.» =. Zeichnungen findet man bey Enmper ı * am | A 0. 101 nach Fabr. ab Aquapendente + Meinung , den NMahmen’exivos. wegen der langen Papıllan erhal⸗ ten, die fih cuf feiner inneren Seite befinden. Doch wäre id) faft geneigt zu glauben, daß jie eher bey diefem Nahmen auf die äufere Geſtalt ſa⸗ ben, die der eines in einander gefrocyenen Jaels ähnelt. — Im lateinijchen hat er den Nahmen centipellio, undechinus erhalten. Gaza nenne ihn omafum, weicher Nahme aber von den ältes ren Schriffiftellern wie 3: DB. von Plmins * und horaz ** für den Fettdarm gebraucht ward. M. Aurel. Severinus nannte ihn cun:lave cellulatum, welchen Nahmen man aber richtiger dem zweiten Magen geben könnte, als dieſem. — Bey den Franzoſen heißt er: le feuillet, le myre- feuillet, le — —— le livre, le mellier, le millet. Die Holländer nennen ihn de bock, de zouter, de mennigvald, de bybel und de Nlarde, — Im englischen heißt er ıhe tripe oder the book, im fpanifchen Plaiterio, — Im italiz änifchen : centopelle, — Wir nennen ihn das Bud, ven Pfalter, den Tauſendfach, ven WMannigfale oder den Saltenmagen. 63 & sam a. Orte fig. 1. M. Peyer I. cit. Icon. I, C.p. 181, — beninneren Theil hat Vink am a, Drte Tab. 2, fig. 5. abgebildet. *Fab, ab Aquapendente de varietat, ventricul- f. Opera omn. anat, et phyfiol.Lipf. 1687: p. i28° * Plinii hift. nat, 5* Horatii fatyr, lib, 2, fat, 5. vexſ. 39. 10% | oe E.r liegt mit dem gewoͤlbten Ruͤcken gagen die Leber und gleich an dem Ruͤckgrade, aber ſenk⸗ recht, nicht horizontal, wie die bey dem erſten. Ben Ochſen ifter wenig Eleiner, wie die Haube, aber . dicker und wegen ber Blätter ſchwerer. Bey Schafen und Ziegen ift er der Eleinfte, Hingegen bey Kamelen ift er fehr lang und übertrift den gab an Eröße. Won auffen gleicht er einem in einan⸗ der gefrochenen Igel, und man bemerkt auf der äufferen Seite Streifen, die in die Laͤnge geben, welche von den Blättern, die fich inwendig befin⸗ den, herruͤhren. Diefe Blätter find von verſchie⸗ dener Größe, welche zufammen 96 * aus machen, Die meiften geben 24 große, 24 mittlern und 48 fleine an, fo daß fi) immer zwifchen einen mittlerer und einen großen ein Fleines Blatt be» findet. Diefesfand ich aber unricyeig, da ich zwi⸗ fchen zwei mitleren: immer ein Fleines Blatt fand, wie es auch Perraule ** angiebe, und alfo im Ganzen 24 große, 48 mittlere und 24 Fleine Blätter find. Diefe Blätter find halb mendför« mig und fißen mit ihrem gewölbten Rande an der Wand des Magens feſt, mit ihren ausgefchnitte« nen aber hangen fie in denfelden hinein. Gie find mit Eleinen Papillen befegt, die etwas Aehnlichkeit mit *Peyer zahlt beym Ochſen nur 88. Entweder ift dieß Mangel der Aufmerkfamfeit, oder ein Spiel der Natur. A | ** Perrault oeuvres de phyf, T. ı, p, 435. DI. 14. fig: 4 ao —— 103 mit den Stacheln des Igels Daben, und deren Farbe braun, hellgelb und ſchwaͤrzlich iſt. Aus dieſen wird beſtaͤndig eine Fluͤßigkeit gefchie« den, die Verdauung befördert, . Damitaber deſto mehr in einen fehe engen Raum ausgeſchieden würde, dienen vermuthlich Die Blätter, Diefer Magen öffnet fi) in die Haube und in den Sub. Die Deffnung in die Haube ift fehr eng und häu« figer mit Eleinen Papillon befege. Der Uebergang in den vierten Magen ift fehr weit. Die Speife, welche fich Darin befinder, iſt ſchon mehr verdauet, und fiehe wie Flein gehackter Spinat aus. ya der Viehfeuche fand. Camper die darin enthal⸗ tenen Speifen hart und wie verbrannt, Wenn er einige Zeit liege, fo trennet fich die innere Haus von dem Magen und bleibe an dem Futter figen, welches einige faͤlſchlich für eine Folge der Vieh— feudye anfehen, da es auch. bey gefunden Tieren, g ſchieht, wenn der Magen nad) dem Tode einige Zeit liegt, Den vierten Magen * nennt Arifoteles, ’n'vusegev. Gaza gab ihm den Nahmen aboma- fum uud Severin ventrieulum proprie fie dietum fonft Beift er auch Falifcus, Im franzöfifchen beißt er la caillitte und im Holländiichen de G 4 leb⸗ *Zeichnungen findet man bey Camper. a. a. Orte fig. 1. H. Peyer I, c. Icon. 1. D. Vink an, a, Orte Tab, 2, fig, 6, fig, 5. a. a.b, b, 104 0 lebbe und wegen feiner Farbe de roode deroo, Die? Engfänder nennen ihn the honey- tripe, Die Spanier Cuaiar und die Italiaͤner il quaglio, Syn unferer Mutteriprache nennen wir ihn den Lab, die Ruthe, den Fettmagen, oder bloß ben Ma. gen. Er liegt auf der rechten Seite, füllt die innere, ausgehoͤhlte Fläche der Leber aus, und wird zugleich mit dem Panfen in der marürlichen Sage von den Netze bedeckt. Er kommt mit dem Magen der Menſchen in Anfehung fei« ner äufferen Geſtalt am meiften überein, bat ungefähr die Form einer Birne und überteift, den Danfaı ausgenommen alle andern an Größe. Die innere Haut it weich, ſchleimigt und mit ei⸗ ner unenblihen Menge kleiner Papillen befegt,- aus denen fehr viel Feuchtigkeit ausgefchieden wird, da man oft in frifch gefchlachteren Schafen 37 Unzen finde. Innerhalb ſind 14 bis 16 wuͤl⸗ ftige, ſchlappe Blätter,uwon weichen die Streifen bherrühren , die man auf der äufferen Seite bes merft. Diefe Blätter nehmen ihren Urfprung bey der Deffnung des dritten Magens, melche auch - dur folhe Blätter verfchloßen wird, die aber dicker find und die Stelle von Klappen verfehen, da fie Die Speifen wohl in den Sab bereinlaßen, aber nicht wieder in das Bud zurüf. Diefer Magen endiget fih in dem Pförtner, der 5 u 0 105 mehrere Bündel von Muskelfafern, bie fid) hier vereinigen; und eine Are von ame ausmachen , gebildet wird. In diefem Magen findet men * ſaugenden Tieren die Milch geronnen, roelches immer geſche⸗ ben muß, wenn fie verdauet werden fol. Dieſes bewirkt ver Magenfaft, der den Käfe aber auch nachher wieder aufloͤßt, wie ſchon Peyer * bes merkte, Dieſer Kaͤſe ſizt ſo ſeſt in dem Magen, daß man ihn nicht herauswaſchen kann. Dies fer Magen: wird zum Kaͤſemachen gebraucht,, Jetzt ift uns noch die DBefchreibung des Schlundes und der Forefegung deſſelben bis zum Buche uͤbrig Der Schlund ſelbſt ift fehr fleifhiche, und die Muskelfaſern die ihn ſchraͤg umgeben, kreu⸗ zen ſich an der vorderen und hinteren Seite. Er tritt * bey der Vereinigung des Panſen und des Netzes in den Magen. Sobald er hinein getre⸗ ten iſt, bemerkt man innerhalb zwei wülftige ander, die mit Eleinen Queerſtreiſen beſetzt 65 find * Lac in abomafe ooyus firmiterque coagu- lat, et poftiterum refoluitur, Peyeri weryoo. log. ‚p. 146. “ Abbildungen find bey u.n RR pl. 17. fig. 2, Perrault O phyf. Tom, 1. pl. 13. fig. 2, Vink am a. Orte. Tab 2, fig, 4: Tab, ı, fig, 2, ©, Camper J c. ög, 5, 106 % 7 Ba ; find, und bis zum dritten Magen einen offenen Kanal bilden. Die Ränder, die das Anfehen von ‚zwei Sippen haben, vereinigen fi) bey dem Ein« triee des Schlundes und bey der Oeffaung des dritten Magens fo, daß fie einem zufämmenge- drückten Kranze ähnlich fehen. Sie können ſich eben fo gut, wie die $ippen des Mundes ganz verfchlichen und dann laßen fie nichts durch), ſon⸗ dern bilden eine ordentliche Röhre * bis zum. dritten Magen, durch welche die genoßenen Epsifen gleich in diefen g-brache werden Fönnen, ohne erft durch den Panfen oder das Meg zu gem ben. Innerhalb ift dieſer Kanal mit laͤnglichten, erhobenen Streifen verfehen- | Der ganze Mechanismus des Wieherfäueng beruhet auf die wechſelsweiſe Verfchließung und Deffnung dieſer Roͤhre. Wenn die Thiere das Sutter etwas zermalmet haben, fo ſchlucken fie es hinunter, und dann fällt es durch Die offene Rinne in den erften Magen, denn die Rinne ift zu eng, als daß ſie verfchloßen bleiben und das grobe Futter gleich in den dritten Magen führen fönnte. — Der erſte Magen treibt es in kleinen Porti— onen indie Haube, in welcher e8 eingeweicht und verdauet und denn durch die Zufanmenzies | ‚bung “ fı Camper 1. c, fig, 6, RE Eee VL IK. au» Bun < ZEIEBE 107 - hung * derfelben ein Biffen nad) dem — mit Schleim überzogen, wieder hinauf in den Schlund getrieben wird, der es dann, indem er fid) zufam» menzieht, in den Mund bringt. In das Bud) fan die Speife nicht fellen, denn die Deffnung in dieſem ift zu Flein, als daß fie das grobe Futter durchlaßen fönnte, und wird auch durch) das Zur fammenziehen der Haube noch mehr verengert. Nachdem das Gras noch einmahlrecht fein gekauet und mit Speichel gemiſcht iſt, wird es zum zwei⸗ ten Male geſchluckt, wo es aber nicht, wie das erſte Mal, in den Panſen faͤllt, ſondern durch die verſchloſſene Roͤhre * welche nichts herausfallen läßt, da die Speiſe jezt fluͤßiger und feinen, iſt, in das Buch geführe, Diefes wird noch durd) das Zufammenziehen der Musfelfafern , welche laͤngſt der Roͤhre an dm aufferen Seite fortlaufen, ver⸗ Eine andere Meinung hat der Auctor des a Philofophia vetus et nova der lib, 6. tract. 3. Diff. 1, cap. 3, ald einen Nutzen dee Rinne angiebt: Ut herbarum,quae nondum funt mafticatae, glomerati globuli gui per collem bovis afcendunt cum ruminat, furfum in os referantur: und ferner fagt er: tubum illum utroque margine inftar manus cuius- dam conceflum videri a natura, quo occlu(o bolos ftringi et ſurſum deferri. Aber das Gras ift denn noch nicht fein genug, als dag es dies I enge Röhre faßen, und wieder herauftreiben koͤnnte. Camper |. c, fig. 6. 308 0. vermehrt, wodurch die beyden Oeffnungen näher an einander gebracht und der Kanal ermeiters wird, Diefer Meinung treten aber nicht alle bey. "Einige glauben, daß das Graf, nachdem es zum zweiten Mole gefchluckt ift, in die Haube falle, welches auc) die Meinung aller’ älteren ift. Dies fer Meinung tritt auch Vink bey, und wender ge gen die erftere ein, dafi des Furter eben fo wohl gleih in den dritten Mogen Fommen fönnte, nachdem es zum erften Male gefäuer wäre. As ber dann iſt es noch zu grob, als daß es durch disfen Kanal bis zum dritten Magen gehen kann Ferner frägt er, was denn hindere, daß das Fref- fen, wenn es zum zweiten Male gefäuet wäre, nicht wiederum in den erſten Magen falle. Us ber denn iſt es zu fein und zu flüßig, als daß es das Zufammenziehen der Nöhre überwinden kann Das es. ſelbſt durch den Reiz, ben es verur« facht, befoͤdert. Wann man aud) annimt, daß das Futter wieder in die Haube falle, fo wird es ja darin mit der anderen Speiſe gemifcht und fo wieder zum zweiten Male durch den Schlund hinauf getrieben. Denn das ift nicht gut anzu: nehmen, was Vink behauptet, daß nehmlic) der feinere Theil der Speife von der, Roͤhre auf- genommen und in den dritten Magen gebracht würde; das gröbere hingegen aufwärts durch "den 4 —— 109 den Schlund getrieben würde, Denn fo genau kaun fid) der feinere ‚Theil nicht von dem gröberen fren« nen, und eg würden immer nod) viele feine Theile mit heraufgetrieben werden. Der Kanal ſieht auch einer Fortſetzung des Schlundesviel zu aͤhn⸗ fih, und erfläre den ganzen Mechanismus auch fo Teiche, als daß man gezwungen wäre eine andere Meinung anzunehmen , als viefe. Daß ſich aber. dieſer Kanal‘ nicht bey "allen wiederfäuenden Thieren findet, ift gar fein Ein« wurf, denn bey. Hafen und Kaninchen war er gar nicht nöthig. Wir werden: ihn aber gewiß bey allen Thieren finden, die vier Magen haben, und zugleich wiederkaͤuen. Vink meint auch wenn dies der Mugen der Roͤhre wäre, fo hätte man da viel beßer und Fürger zufommen koͤnnen, und fage auch, wie er es hätfeeinrichten wollen. Aber wir über« laßen ihm gerne fich nad) feinen-beßeren Einfihten einen Magen zu machen, und find menigftens vor jegt mit diefer Einrichtung ganz wohl zufrieden. In dem dritten Magen’ bleibt das Futter Böchft wahrfcheinlich nur fehr Furze Zeit, welches Eamper Meinung widerfpricht, der behauptet, baß die Speife recht zwiſchen die Blätter einges druͤckt würde und fich lange in diefen Magen aufe hielte. Diefer Meinung widerftreitet aber feine geringe Größe und die weite Deffnung in dem gab; welche zu nahe an der erften liegt, als daß nicht gleich der Biſſen, wenn er hinein gekommen und mit 4 a. 0 ar init dem Magenfafte vermifcht ift, nieder herausfal⸗ len follte. Die Speifen in diefem Magen, unters feheiden ſich fo merflic) von denen indem zeiten, daß man beym erften Anblick fehen kann, daß fie wies dergefäuet find und daß dieſer Unterſchied nicht von der Verdauung herruͤhrn, Die fie in dem Lab + erlitten haben, In dem Lab wird die ganze Vers dauung des Magens vollendet und die Speifen geben dann allmahlig durch den Pförtnet in den Zwoͤlffingerdarm über, Das Gerränf der wicherfäuenden Thiere kann auf beyde Art in den Magen Fommen, ſo⸗— wohl durch den offenen Kanal in den erſten und zweiten Magen, als auch durch den verfchlofe fenen gleich in das Buch. Dies legte gefchieht, wenn das Thier zum erften Mate gefreßen hat, weil denn der Panfen noch voll ift, und das Futter, welches wiedergefäuet werden foll, nicht zu flüßig und naß feyn darf Den gleihen Weg nimt auch die Milch) bey Kälbern; daher auch der Pan jen bey diefen noch nicht ausgedehnt ift, Das Wiederkäuen Hat Feine beftimmte Zeit Auf magerer Weide und im Winter, wenn fie Heu freſſen wieberfäuen die Thiere fpäter und länger. Sm Sommer aber und auf guter Weide wiedere Fäuen fie nad) kuͤrzerer Zeit und: nicht fo lange, Zuweilen überladen fie fid) auf ferter Weide fo fehr, daß fie aus Volleie nicht wiederfäuen Eöns ‚hen und der Panfen in Gefahr Ift, zu Piapkhe . 64 I - A 0 ut, beſonders wenn man ihn erlaubt ihren Durſt zu ftillen. In diefem Falle ift Fein befferes Mike tel, als daß man ihnen das Freſſen mit der Hand wieber peraushoßle Mr Einige Thiere voieberfäien mit Auffohen welches aber eigentlid) etwas widernatuͤrliches ift, daher es auch Ariftoreles** und Rolumella *** nur bey Krankheiten zugeben, ; Der eigentliche wahre Mugen bes Wieder. x kaues iſt noch von keinem recht eingeſehen und laͤßt ſich ſchwerlich mit Gewißheit beftimmen. Cam , per und Perrauit fagen: der größefte Theil dev wiederfäuenden Thiere iſt furchtfam, und wird ſehr von Raubthieren verfolgt, Es find Graß—⸗ u freffende Thiere und fie brauchen daher ‚mehr zu - ihrer Nahrung, weswegen fie lange Mahlzeiten - halten muͤſſen. Muften fie aber auf freyem Fels de ihre Speife gleich ganz zerfauen, fo würden fie hier ihren Feinden vielmehr ausgefegt feyn. A⸗ ber fo brauchen fie nur geſchwinde abzufreffen, und Fönnen Dann in ihrem Lager ihr Futtter mit mehrerer Ruhe uud Wohlluſt noch ein Mal kau⸗ en. Dies poßt auf die meiſten Thiere, aber nicht auf Buͤffelochſen und Steinboͤcke. Pey⸗ * f, Peyeri meryc, p. 242. ## Ariftoteles probl. 48, fect, 10, ### Columella de R. r, lib, 7, cap, 6, ee Weyer ſagt; das Wiederfäuen: diene dazu damit nicht fo viel verzehrt würde, weil durch d wiederhohlte Kauen das Futter, befonders, nad) dem es fchon etwas verdauet ift, geſchickter gema würde, daß mehr Nahrungsſaft aus ihm bereite werden’ fönnte. "Daher Fauen auch die Thier trockgeres Futter fpater und länger wieder, weil e mehr Zeit erfordert, alles nahrhafte auszuziehen Die Folgen davon fiehe man bey Kuͤh⸗ und Pfer- te» Mift deutlich. Der Pferdemift ift weniger verarbeitet und man findet noch Häufig ganze Koͤr⸗ ner datin; der Kuhmiſt ift aber mehr verdauet, und feiner. Hiergegen kann man einwenden, daß fehr große Thiere gar nicht wiederfäuen, Eleine Dinge» gen thuen es, die beynahe gar nichts‘ verzehren, ud, freßen Ochfen nich wenig, denn man findet zuweilen in nem Panfen einen halben Zenmer, und fie verzehren binnen 24, Stunden den ſechs⸗ ten Theil ihres eigenen Gewichts. Doc) fcheint mir diefe. Urfache des Wiederfäuens N das meiſte Gewicht zu haben. I. \ Herr moller aber den Bandwurm verſciede- ner Thiere. er Ritter Linne“ behauptet, daß alle Thiere 0. aus ber Kaffe der Würmer feinen Kopf hätten, und der Bandwurm daher durchaus ohne dergleichen ſey. Doch Haben ihn die Schnecken, ohne alle Eirwendung, ſowohl die ohne, als die mit einem Gehaͤuſe, wie auch die Naiden, die Nereiden und der Schleimwurm, und da man am oberſten Ende des Bandwurms einen Mund, Säugeöfnungen und eine Reihe von ‚Haken, um ſich am den Gedaͤrmen feftzuhängen, | bemerft, und an den ‚anderen Ringen ſolche ı Werkzeuge nicht bemerkt, ſo kann men dieſem ſonderbaren Wurme einen Kopf wohl nicht ab⸗ ſprechen. Auch der Kopf iſt ber unterſcheidende Eharafter, nach dem die verfchiedencn Gattungen N; des Baubmurmes allein ſich beftimmen laſſen; denn bie Ringe geben allein allenfalls Kennzeie hen bet zwenten Ordnung. Ich habe außer den Bandwürmern, bie man beym Menfchen und bey einigen Duadrupeden wahrgenommen has, dergleichen bey Fiſchen und Voͤgeln entbesft, PR: Die 214 | 0 F Die Bandwürmer bes Hechtes liegen ber Eingereide entlang und find in ber Leber zufammengewidelt, Der Kopf ift mit vier doppelten Hafen gerüftet vom einer Hufeilenform ‚und hat am Ende eine Defnung- Der Kopf am Bandivurms vor der Roi- eaffe (Scorpii) verlängert und zieht ſich wie⸗ der ein; ein Umftand, ber feine Form verän« dert. Wenn er ausgeſtreckt ift, ſcheint er abge» ftugt und gehet in einem ftumpfen Winfel in die ‚Höhe; oben barauf nimmt man eine laͤnglichte Defnung wahr. Wenn er fich verfürze bat, fe nimmt er eine runde Form an, verändert feine _ Spige, und bleibt in feiner tage. Obgleich der Kopf von biefer Gattung nicht mit Hafen bes wafnet ift, fo hängt er fich ded) fo feft am Zelle geroebe der Eingeweide, daß er fi eher In mehrere Stuͤcken zerreißen läßt, als daß er ‚nachgeben ſollte. Derſelbe Bandwurm wohnt im Magen und in den Eingeweiden der Steinbutte. Die fer Fiſch ift oft fo vol von Würmern, daß feine Mabrungsmirtel Faum zur Verdauung Platz fin« den, und daß ſelbſt einige von dem Haufen ber Würmer nice Kaum genug finden fönnen, fich an bie Haube der Eingemeide felbit anzuhängen, fonvern ſich on die anderen Würmer u mu} TEIP: ne? Fa „ee — o 5 115 müffen. Ich Habe dergleichen mit ihrem vor⸗ deren Ende an bie mitleren oder an ben legten King ihrer Nachbahren kleben gefunden. Einie ge hatten ſich in Knoten gefchlungen. Selbſt Rreger (Echinorynchi) hatten ihren ftad. lichten Küffel am Bandwurme befeftigt, und’ ſo⸗ gen ihnen Nahrungsſaft aus. Bey den Paͤrſchen find mir zwey Gattun⸗ gen von dem Bandwurme vorgefommen. Die Ringe ber einen waren di und beynahe wuͤrfel⸗ förmig. Sie hatten den Punft, ber ſonſt gewoͤhn⸗ lich in der Mitte des Ringes an feiner vorderen Seite fißt, nahe an der Artitulation, und außer biefem kleinen Loche ein gröfferes an einer von ben Seiten, das beynahe bis zum Mittelpunfte des Ringes durchgieng. Die daſelbſt befindfie de Defnung glich einer weislihten Queerlinie. Außerdem liefen zwey Linien, die fich_gegen die Seiten eines jeden Ringes bogenförmig kruͤmm⸗ ten, uͤber den ganzen Koͤrper des Bandwurmes, und fein Kopf zeichnete ſich durch vier Kuͤgel⸗ den aus, woran man bie zwey unteren nur mit Mühe erkennen Eonnte. Die Seiten der ande» sen Gattungen find geründee, und man bemerft daran weder das burchgebenbe Joh, noch auch bie Queerlinie. Sie bat dagegen ben einges druckten Punkt in der Mitte des Ringes, und am Kopfe bie vier Saugeöfnungen, welche mehrere 2% andere ‚A16 0 andere Gattungen von —— mit ihr gemein haben. Die Bandwuͤrmer der Ente haben drey⸗ eckigte Ringe; der weiteſte oder hinterſte Theil der⸗ ſelben liegt um den vorderſten des folgenden; der Eindruck liege beynahe in der Artikulation, uns ter dem aufgehobenen Rande des vorhergehenden Ringer. Der — vom Bandwurme des Pfer- des ift beynahe vierecklgt, bat an jeder Seite eine Säugeöfnung und am Ende ein Eleines Loch. Dieſe Ringe find ſechsmahl breiter, als lang, fein gerungele und fehr dicht an einander "gebunden. Der Meynung eines berühmten Na⸗ turforſchers, Daß der Bandwurm des Pferdes fein anderer, als der Bandwurm mit kurzen Ringen im Menfchen fen, Fann ic) nicht ſeyn, weil es mir zu begreifen ſchwer fälle, daB kaltes Waſſer und Weibe ein zugefpigtes, fünf bis fechs Zoll langes Ende in ein ‚furges und breites verwandeln koͤnne. Der Kopf vom Bandwurme bes —* — iſt oval, zugerundet und zwanzig mahl fo groß als ein Ring an ſeinem Körper. . Zumeilen has Das vordere Ende noch eine andere Form. Zus „weilen verlängert es ſich und befomme die Ges ſtalt eines vereifalen Viereckes; zuweilen seper * en Vo 7, es ſich in einen abgerunderen Knopf zuſammen. Auch bemerkt man oft im Mittelpunfte des Viereckes eine Erhöhung und in derrunden Figur eine Fleine Defnung mit oder ohne hervorftehende . Raͤnder. Selten verändert ſich die eyrunde Form des Kopfes in eine zugefpigte’oder in vier Furchen und eben fo viel erhabene Strahlen. Der Körper war Fonverer und runder, als bey den anderen Bandwuͤrmern. Die Ringe waren fo klein und in fo großer Anzahl vorhanden, daß man fie feldft nicht bey Win mern von vier und ‚ einer halben Elle lang mit bloßen Augen unter« fheiden konnte; mic Hülfe des Vergröfferungs, Slafes nahm man bey den Fleineren von zwey Anien ihrer mehr, als zwanzig wahr. Dieſe Kleinheit ver Ringe verhinderte auch die Be ohachtung ſowohl der Eindrücke, als auch der fuglichten Körperchen. Der nierfiwürdigfte Umftand war, daß der Körper der kleinen, wie bey dem Fleinen Bandwurme des Pferdes, nach Bintenzu .abnahm, und ſich mit einem runden Ringe, der fünfmahl groͤſſer als Die übrigen war, enbigte. Die großen waren am vorberen Ende Paieeo ent) verftümmelt. - — Ich gabe meine — am Band⸗ wurme weit eher gemacht, als ich bie Werke der Naturforſcher, welche ſie unterſucht, und die Reſultate dieſer Beobachtungen bekannt gemacht ‚Tas. AIch erſtaunte ſehr varbar bie ' 93 Beobach⸗ 28 a 3 Beobachtungen und Bemerfungen diefer be» ruͤhmten Naturkuͤndigen gerade im wefentlie hen fehlerhaft zu finden. Sie hatten ihn außer dem Orte feines Aufenthaltes, todt, verſtuͤm⸗ melt, oder im Augenblicke daß er fterben wollte, unterſucht, und ſoiglich mußten ihre Beobachtun⸗ gen und die daraus gezogenen Reſultate von den meinigen ſehr verſchieden ausfallen. Zum Ber weiſe dieſes reicht es hin, den Hrn. Bonnet anzufuͤhren, der übrigens an Genauigkeit alle andere uͤbertrift, „nd den Hrn. van Doeve⸗ ren, ber mehrere Jahre nach jenem den Band. wurm zum. S)auptgegenftand feiner Abhandlung über die Einaeweidemürmer wählte Diefer giebt uns nur Beobachtungen anderer und einige Häfonnements, bie wohl wenig Grund zu has ben feinen; und jener fagt, daß der Band» wurm der Schleie aus dem Genferfee mit dem des Menfchen völlig glei wäre, und fcheint feine andere Bandwürmer von diefen unterfischt zu haben, als die todten, welche ihm Hr. Her⸗ eb mittheilte. Or. Lyonnet, dieſer vortrefliche Beobach⸗ ter, verſprach im J 1742 fein moͤglichſtes zu thun, um die Eigenthuͤmlichkeiten dieſes merk. wuͤrdigen Wurms ausfindig zu machen, und Hr. Pallas faßte 1766 den Vorſatz, fein ganzes Leben hindurch auf dieſen Gegenftand aufmerkſam zu fern. Was für Fortſchritte würde dieſe * nicht U — N 0 MP 109 niche gervonnen haben, wenn jener an der Aus⸗ führung feines Worfaßes nicht gebindere märe, und was kann man nicht von biefem Manne noch erwarten, der mie dem vortreflichften Beobach» tungsgeiſte zugleid) Geleuenheit hatte, eine Menge_bergleicyen In verfchiedenen Laͤndern zu zergliebern? — Ich habe dadurch mehrere Bes obachter unter meinen Freunden dahin ges ftimme, ihre Aufmerffamkeit auf die Eingeweir dewürmer zu richten, daß ic) ihnen zeigte, wie wenig Man mit ber wahren Theorie Ihrer Erzeu⸗ gung und ihrer O konomie noch befannt fey, und ich hoffe, mit Hülfe des Mifroffopes unſere vereinigten Bemühungen nicht ganz unwuͤrkſam zu feben. —Ich habe mid fchen an einem anderen Hree * gegen ven Nahmen der Zoopbpter: oder - Thierpflanzen erklärt. Dieſer Nhme ift dop⸗ pelfinnig, wiewohl ihn mehrere Naturforſcher angenonımen haben, ungegründet und eine Urs fache aller Irrungen des großen finne’ aller feiner Schüler und beynahe aller Maturforfcher und Aerzte in der Beſtimmung der Natur des Bandwurmes. Als ein Soopbyt müfte er, nac) Art mancher Graͤſer, an einem Ende vers altern unb anderen bis ins Unendliche neue Rin⸗ ge anfegen, und mach Art. der Corallen in jes dern % Verm, terr, et Äurviat, I, 130 0 b dem Ringe ein Thierchen, mit feinen Befruch⸗ tungstheilen enthalten.“ Folglich kam ihm der Kopf durchaus nicht zu, aber Millionen von Maͤulern; man fezte in jeden Ring eins, und wenn man einen Theil an einem von ben beyden Enden des Wurmes fahe, der dicker und orgas nifirter war, fo beehrte man ihn mit dem Nah men bulbus oder quafiradix. Gelbft Hr. Bonnet, der dem Bandwurme einen thierle fhen Kopf gab, war doc) in Abfihr des Ger brauches einiger melslichten Faſern am Kopfe ungewiß, bie er allenfalls für Wurzelnfafern hielt, ohne daran zu denken, daß fie zufällig fenn koͤnnten. dam Hr. Donner hat diejenigen binlängfich tofderlege, die nut einen einzigen Bandwurm in jedem Individuo annahmen und ihn Aus einer Kette von Würmern zufammenfezten. Aber auch die Stage, die er aufwirfe: ob es mehr, als eine Gattung von Dandwürme gebe, wird fogleich beanfwortet, wenn man mit Aufs merkſamkeit dfejenigen, welche ſich bey verfchie- denen Ihiergattungen finden, unterſucht. > . Man * Linn, Syf, pag. 1323. Taenia altera ex- tremitate fenefeit, ‘dam generatur ab altera infinite procedendo, ut radix graminie. Ani- malia haec, uti fertulariae, eompofita funt, - latente intra fingulum;articglum animaleulo- zum fua frofification, een re TE ED an nn 0 2 m Man findet zuwellen ſelbſt in einem und bemſel ben Subjekte zwey verſchieden⸗ Arten von Bandwuͤrmern, und es giebt dergleichen in Men« fhen, in den vierfüßigen Thieren, den Vögeln und Fiſchen, deren Ringe und vorzuͤglich deren Köpfe durch ihre Verſchiedenheiten die Gattun⸗ gen ſehr charakteriſtiſch unterſcheiden. Ich will bie Gattungen beftimmen, die ich neuerlich ent · det habe, und kann ‚übrigens diejenigen zum boraus verfichern, die in ben Eingeweiden der Tpiere nachfuchen wollen, daß fie für ihre Mühe durd) neue Entdeckungen hierin gewiß einen reis hen Erfaß erhalten werden, Taenia Equi, capite 'quadrangulo,, fon: minibus quatuor, ofculis inconfpicuis, ‚articulis dilatatis brevifimis. Taenia Percae, eapite bulboſo, ocellis quatuor, ofculis marginalibus, articu- . lis quadranguiis, Taenia Lucii, capite bulbofo, hamis du- plieatis quatuor, ofculis lateralibus, ‚articulis depreflis. Faenta Scorpii, capite forte * Verm, terr, et fluviat, Vol, I, part, IL Pag. 7» “138 AU 0 fortieben; aber. ihre Confiftenz ift nicht fo weich, fie leben auch zugieic) außerhald der Eingewei⸗ de in ihren Membranen und in. Löchern im Fleiſche ſelbſt. Dafelbft liegen fie ſpiralfoͤrmig und wie tobt da, und laffen ſich nur ſehr feiten im Inſern der Eingeweide fehen, und zumeilen in der Kehle ber Fiſche ſehen, mo fie fi) an das Wafler gewöhnen. Cie bleiben gieicdhfam am Tore des Waflers und der Eingeweide. Mein berühmter Freund Donner hat zur meilen die Geheininifje der Natur ausgeſpaͤhet und Entdeckungen vorhdergeſagt. Doch iſt die Vor herſagung wohl falſch, daß man eines Ta⸗ ges finden wuͤrde mie die Würmer. des menſch⸗ lichen Körpers denfelben Uriprung hätten, als Diejenigen, welche die Geſchwuͤlſte des Rind⸗ viehes bewohnten xc. Es ift fehr befannt, daß biefe aus Eyern hervor fommen, welche die Flie⸗ gen gelegt haben, wurd fie die Meramorphoien der Inſekten erleiden, , Jene aber, die man mit Inſektenlarven verwech ſelt hat, verändern nie ihre Geftalt und leben nie außerhalb des thierie fehen Körpers. Die Vorausſetzung, der Bande wurm der Menſchen habe feinen Urfprung von demjenigen, welcher die &Schleie bewohnt, ift eben. fo wenig gegründet, Es ift nicht ſchwer zu begreifen, wie fie von. den Schleien, oder, um de Weg zu verfürzen, arıs dem Waffer in den Körper des Meyſchen vum aber die ganze Stage ld un nn nn u m ul nn ln ln a DZ U ee oo 139 Stage verdient weiter feine Beantwortung, weil fie durchaus nicht von den Schleien kommen Fonnen, oder vielmehr, weil fie fid) nie im WS. f- fer aufhalten, noch in dieſem Eiemente eben fonnen. Auch haben neuere Beobachtungen ere wiefen, daß die Bendwuͤrmer des Menfiher von, einer ganz anderen Gattung, als die der Fiſche find, und waͤhrſcheiclich auch die der Vogel und der meiften vierfüßisen Thiere. Dies iſt völlig hinreichend, alle die Grünve umiumwerten, welche Hr van Doeveren uf mehr als 40 Seiten zum Erweis des Urfprungeg derfelben vom Waſſer und den Fliſchen aufgeftelle hat. Die Woͤrmer, welche Hr. van Doeverer: für kleine Woſſerbandwuͤrmer haͤlt, find böchft wahrſchein⸗ lich meine Naiden, die ihnen in Abſicht der platten Ringe aͤhnlich ſind. Aber welches iſt denn nun der Urſprung des Bandwurmes, und wie konnmit er in ven Koͤr⸗ per ders Menfchen Binein? Vielleicht durch Bandwurmeyer der Thiere, die mie der Luft oder mit ben Nahrungsmitteln in den Körper fommen? Man kann daran gar nicht zrorifeln , daß die Saamen ter Eleinen Inteſtinalwuͤrmer und Ir fuſionsthierchen, deren Kleinheit alle Einbildungskrafe überfteige, nicht in der Suft und allenthalben zerfireuet wären, unb baß fie folglich in den menſchlichen und den Thierförper kommen ‚könnten. Aber dann wuͤrde jeder PO ya Maenſch Me‘, A, om Menſch und ein jegliches Thier mit " — men Geſellſchaftern uͤberfuͤllt ſeyn, wenn die guͤti⸗ ge Vorſehung dies nicht durch uns unbefannte Mittel verhindert haͤtte Wenn man bie zahl. lofe Menge von Eyern, die ein einziger Bande wurm enthalt, und die Seltenheit der damie behafteren Porfonen betrachtet, fo wird es ſehr wahrfcheinlih, Laß die Eyer des Bandwurmes ihre Kraft zu feimen in der Luft verliehren, und daß nur diejenigen, welche mit ben Ausleeruns gen nice fortgehen, ſich unter günftigen Ums ftänden an den Orten, wo fie hingelegt find, entwickeln, oder in den Saften ver Männer und Weiber zirfulicen und in ihren Kindern feimen. Ohne die Annahme diefes Sages läßt fic) fonft wohl fehwerlich erklären, wie es mög« lich iſt, daß man fie in neugebohrnen Kindern findet, in dem Parenchyma der Hechrleber‘, in ie weichen Gehirnſubſtanz bey,den Schaafen, wf m. { Dies führt uns auf Valifineris und Hartſoekers Hypotheſe, bie ſich einbildeten, Adam habe den Bandwurm ſchon Be und von {hm hätten wir ihn befommen. Hr. Bon⸗ net ſieht ſie fuͤr eine ſchlechtbegruͤndete Hypotheſe eines Naturforſchers an, den die Schwierigkeiten bey den anderen Hypotheſen verlegen gemacht hatten, und ſtrengt ſich an, fie durch die hei⸗ * Schrift zu entfräften, indem er klaͤrlich dar⸗ R Ao ve h 141 darthut, daß Gott alle Thiere, felbft nicht ein« mahl die Würmer ausgenommen, vor der Schoͤ⸗ Pfung des Menfchen erfchaffen habe, und ver. fihere: es reime ſich gar mit" Bottes Weisheit und Güte nicht, den unfchuldi- gen Adam mit einem foldyen Thiere ver- feben zu haben. Ungeachtet diefer fehr fchein« baren Einwürfe, begünftigen neuerlich anges ſtellte Beobachtungen, die uns den Bandwurm bey vierfüßigen Ihieren, Vögeln, Meer: und Stußfifhen, wie bey dem Menfchen entdeckt, und ‚dergleichen weder in den füßen Gewäflern noch im Meere gefunden haben, die Hypotheſe, daß fie wohl zu gleicher Zeit mit den Thieren ger ſchaffen ſeyn mögen, und vielleicht wohl gar Die eriten Individua diefer Thiergefchlechter bewohn- ten. Wenn man die heilige Schriſt mit gram« matifalifcher Strenge behandelt hätte, fo wuͤr⸗ ‚de man gefunden haben, daß nur von denen Thieren die Rebe war, die auf der Erde kriechen, und wann bie Erfahrung bemeift, daß die Bandwuͤrmer, die in dem Inneren der obenbenannten Thiere wohnen, gar nicht außer ihren Eingeweiden ſich finden, fo kann man ſich nicht entbrechen,, ihre Schöpfung zugleich mit ihrem Wohnfige anzunehmen ‚: den erften Aus genblick der Eriftenz der Würmer im Waſſer mit dem der anderen MWafferprodufte, und folglich den der menfchlichen Würmer mit dem des Menſchen ſelbſt für gleichzeitig zu Rn 142 U 0 8 Was ſagt man denn von ben Sishen, Zöufen, Milben u. f. w., die auf Tpieren "wohnen. und fid) von ihnen ernähren, wenn fie nicht mit den Subjekten, deren Körper ihnen zum Aufenthalt dienen, zugleich geſchaffen find. - Was den lebteren Einwurf berrife, fo muß man fic) erinnern, „nichts Davon weiß, was mit der Weisheit und Güte des Schoͤpfers uͤberein⸗ ſtimmet. Sie urtbeilt allein nad) Ihren eigenen Geufationen, denn um jenes zumiffen, müßte fie ihr Urtheil aus ben Gedanken deshöchften Weſens und den Senfatioren aller miterifticenden Wefen zieden koͤnnen. Es leuchtet im Gegentheil ein, daß die Schöpfung der Weſen, felbjt im Inne—⸗ ven; onderer Welen, nur dazu Dient, Die goͤtt⸗ liche Weisheit und Güte zu erheben, die mit Thieren Die Derter füllte, ‚meldye.des heilfamen Einfluſſes der tuft und. des. Lichtes entbeh⸗ ven, und bie fonft Feine anderen, Gefchöpfe ent» halten haben würden, die jich ihres Daſeyns era freuen: BEN A Bonnet nenne mit Recht Valifineris Antwort auf den obenerwähnten Einwurf drolligk, aber ich geftehe, daß ich, nicht zu begreifen im Stande, wie man diefem Einwurfe beffer ber gegne, wenn man mit Llerc,, wie. Hr. Bon⸗ * e net, vorausſetzt, ‚Daß alle „die, Würmer, wieldye das Eingewe de und andere Tbeile üinferes Körpers anftechen, in Adam vor —95 A - 143° feinem Falle nur in Sorm von Eyern eri. flirten, die nur els eine Solge feines Un- gehorſams ſich entwicelten. Würde Gore wohl Wefen gefchöffen Haben, die, im Fall der Fehltritt richt ſtatt gehabt hätte, wieder in ihr Nichts hätten zurückkehren müffen, und folglich den Zweck ihres Dafepns, und ihnen das Ver gnügen das Leben zu genießen, und ben Ruhm des Schoͤpfers vereitelt hätten ? Der ſcheinbare Wirerfpruch,; daß Gott im Menſchen Weſen geſchaffen haͤtte, die ihn krank machen, ſcheint nicht ſehr ſchwierig beyzu⸗ legen zu ſeyn. Die Erfahrung lehrt uns, daß es nur ſehr wenige Menfchen giebt, die Wuͤrmer ha⸗ ben, und noch wenigere, die dadurd) frank. werben; und daß die, welche fie huben, ziem⸗ lic) feet find. Da ich auch fehr fette Vögel und Borzüglic, Fifche gefunden habe, die deſſen unge« achtet den Magen fo mit Würmern angefüllt Hatten, daß die Nahrungsmittel Faum Raum finden Fonnten, fo Fann man hieraus wohl ben Schluß ziehen, daß die Schmerzen, welche bie Menfcben fih) zumeilen verurfachen, nur ihren Grund in ihrer unregelmäßigen, widernatuͤrli⸗ chen Lebensart haben, Um dem Einwurf: warum dann nicht ale Menfhen von Wuͤrmern kiden, da 144 < N da doch alle von Adam berftammen, darf mean nur wiſſen, daß alle Individug von den Gattungen der vierfüßigen Thiere, Vögel und Fiihe fie haben, und um dieje Erfcheinung zu erklären, braudyt man nur auf ben Umftand Rücklicht zu nehmen, daß ich fehr oft Band» wuͤrmer in dem Flebrigten Safte nahe bey dem KHinteren frey ſchwimmend angetvoffen habe, der fich eben entfernen wollte. Daraus ziehe ich den pafienden Schluß, daß, menn es ſich zutraͤgt, daß der Bandwurm, der Familienvater oder Mutter iſt, im Augenblick einer Ausleerung des Patienten den Ort verlaͤßt, wo er mit dem Kopfe ſich feſtgehaͤngt hatte, er ſogleich ab⸗ gehet, und ſo alle Kinder und Nachkoͤmm⸗ linge des Patienten vom Bandwurme befreyet werden. Hier" find leinige Folgerungen, die dem, was man ehemahls von dieſem eritaunungsmürs digen Thiere hörte und fagte, gerade entgegenge fegt find, und die fid) aus meinen Beobachtun⸗ gen geradezu ergeben. f 4 Der Bandwurm ift ein wahres Thier; weder Zoophyt, noch Thierpflange, Er Hat einen Kopf, der felbft fehr gut or⸗ ganifire iſt. Er * u — — — Sa hat. ei einen einzigen Mund am vorderen Die Defnungen ü in ber Mitte der Kinge, - die man fonft fälfchlich für Mäuler bielt , find Defnungen für die Eyer. Das Sauber um dieſen $öchern herum, find Ener oder verbundene Eyerftöde, her Er pflanze ſich durch Ener fort, und, wie es ſcheint, nicht durch lebendige Junge, Teen. nung oder Reproduktion. Er waͤchſt in die Knge gemeiniglich durch die Entwickelung der Ringe bey dem Kopfe, nehmlich einer nach dem anderen, nicht einer von dem anderen, - ' Die Bandwürmer ber Duadrupeden, Wös gel, und Fifche find fpecifiich von einander untere fhieden ; und es giebt mehrere Öattungen derſel⸗ ben in jeder Thierordnung. Der Solitaire oder ein einzelner Bande wurm ift dies ſowohl beym Menſchen, als er den Quadrupeden nur zufällig. Der Bandwurm findet fih, wie eg mir men, in jedem —J—— die Wuͤrmer und Inſeklen > 0 Inſekten Hein ausgenommen, fo viel man bis ißzt davon weiß, aber nicht injeder Gattung diefer Thiergeſchlechter. 146 1 Er verurſacht ſchwerlich den Thieren, die einfach und natürlich leben, Schmerzen und Kranfheiten. | !. Man empfängt fie weder durch das’ Ge— traͤnk, noch durch Fiſcheſſen, Geflügel oder Fleiſch der Madrupeden, noch wabrfcheinlichft durch Einathmen aus der Kift. ER ET EN LIE EERERTTLEEETER σ RETTET EEE B ] II. Br. P. Boddaert von den zum thieriſchen Le— ben nötbigen Theilen bey verfchiedenen 2 Thieren. Geſchluß.) IT, Die Ernährung ‚der Thiere, Ni dritte zur Erhaltung des fhierifchen Lebens unumgänglich nothwendig iſt die Ernaͤhrung. hr erſtes Organ iſt ber Mund, 0 — 147 Mund; All⸗ Thiere haben ihn; nur iſt er bey dem Bugelthiere und einigen Geſchlechtern der Eingeweidewuͤrmer nicht ſichtbar. * "Ra. Alle "* Dies’ ift das erfte Organ, welches das Thier unferen Augen fihtbar charakteriſirt. Durch zahllofe Modiftfationen verändert fich die Oef— nung, wodurd das Geſchoͤpf fi) nährt, vom niedrigften Thiere bis zum Menfchen herauf, und fie fcheint nach Verhaͤltniß um fo mehr fich zu verengern, je höher die Thiere zu edeleren Zwecken hinaufgehen. Bey der Pflanze fcheint alles noch Mund-zu feyn, ‚und er ift bey ihnen daher weniger ausgezeichnet und charakteriſirt. Sobald aber das thierifche Leben anfängt, fo prägt fi die Defnung, wodurch es erhalten. - werden foll, fchon deutlicher aus, und wird felbft "dann ſchon vollfommen unterfcheidbar, wenn die anderen Theilenur noch halbgezeichnet find, Je mehr das Thier fih vom Debürfniß entfernt und Triebe und Neigungen erhält, defto mehr verkleinern fich alle bloß zur Nah— zung und Erhaltung beftimmten Theile und mit ihnen auch der Mund. Ich weiß nicht, ob die pbyfiognomenifcbe Regel, bie fetbft bey Menfchen mehrere oder mindere Naͤherung zum Thiere aus der verhaͤltnißmaͤßigen Groͤße des Mundes beſtimmen will, gaͤnzlich ungegruͤndet iſt. Soviel iſt indeß volllommen wahr, daß bie ſchoͤnſten, edelſten Menſchengebilde in höchs ſter Vollkommenheit immer einen ſehr kleinen Mund haben. # ° \ « *48 Ic Fr N SG Alle vierfüßigen Thiere haben den Mund am äußeriten Ende der Schaauze, und bey ihnen allen ſind die Kinnbacken mit Zaͤhnen ver⸗ ſehen; außer bey dem Ameiſenfreſſer (Myr- mecophaga L.) und, dem Shuppenrbiere (Manis). Einige haben allein Ef, und Bad» zähne, wie das Faulthier, oder nur Backzaͤh— ne, wie das Düakelthier. * Andere, wie das Hornvieh, haben Feine Hundeszähne, ** Die wiederFäuenden Quadrupeden haben eine Zunge, die mit härteren Warzen befegt iſt, wie auch der Loͤwe, der Tieger und einige Wie⸗ ſelarten: Bey einigen ift fie fehr glatt, bey an. deren fehr lang und-cplinderförmig, wie bey dem Ameifenfreffer und dem Schuppenthiere, Nach der Zunge folge die Speiferöbte; ein langer Canal, der vom tingförmigen Knor⸗ pel (Cartilago cricoider) anfängt und bis zum Magen hinab feige. Sie ift ganz aus häufigen und muffelartigen Fafern zufammengefest , und an allen Stellen gleihmäßig weit. Verhaͤlt- niß aͤßig um fehr viel weiter ift fie bey fehr ge» ſraͤßigen und bey ſolchen Thieren, die ſelbſt Kno⸗ * Der Elephant und das Wallroß. m. == Auch die Zähne verliehren, ſobald als das Thier etwas. vollfommener wird, von ihrer Michtigleit zur Erha.tung deſſelben. M. a ——— nn nenn ee — En A 0 Me 19 Knochen hinabſchlucken. Eine muſ kelartige Haut bilder ſie ganz, in der die Muſkeln gerade oder kreuzweis laufen. Bey dem Hunde, a) der Katze, b) dom Tieger, c) dem Debfen, d) Schaafe, e) und bey dem Schaaf kameele, f) (Guanaco, Pacos Linn.) laufen alle: diefe Muſkelfaſern ſchlangenartig gegen —— und kreuzen fich. Die Speiferöbre endigt ſich im Ma⸗ gen. Bey allen reißenden Thieren iſt dieſer nur einfach; wie auch bey dem Pferde, dem Ele⸗ phanten, Wallroß, Haafen und bey den hiergefchlechtern ‚ bie an feine beffimmte Nah⸗ rung gebunden find, wie bey dern Ochſen, der Maus und dem Schweine: die wieberfäu« enden Duadrupeden aber haben mehrere Magen, und zivar ihrer viere, * wie yE.das Äameel. g) 83 Das a) Morgagni Adverfaria. J. peg: 19; ) Grew Anatomy of the Guis. Pag. 22, .c) Mem. Adopt. Tom. I, 4) Grew. a. a. D. pag. 26. e) daſ. pag. 17. | h ‚= PD Fenilee Journal d’obferratiönst, faites far „les eot&s orient. de l’Amerique merid, Tom, IL “= Doc) nur diejenigen Ruminantia, die zugleich geſpaltene Klauen haben, die Schaafe, Ziegen, Antilopeir, die Kameele, Hieſche, das Kinds vieh u. f. wi ©..duß ıfte St. ©, 89. m. 8) Comment. ‚Petropol, Tom. X, pag. * Sb. 150 Ua Das Schaaftameel h) und der Tajakui) haben. nur einen, © aber won einer ſo befonderen Einrichtung, daß ihrer bey dem erſten Anblicke dreye zu ſeyn ſcheinen. Darum giebt Tyfon k) und —— der große Hauer I) dieſe zahl an, Fr Mir a6 anderen Defnung ſchlieſt ber Has gen an den Zwoͤlffingerdarm an, der nach mehreren Kruͤmmungen in den Leerdarm. über gehet. Dieſer ift wieder an dem Huͤftendarm geheftet, ; oder macht vielmehr nur) einen. mit dieſem aus, ; In Rockſich der Sihen Eingemweide findet man, daß der Blinddarm im Bären, Coali, und in anderen fleifchfreffenden Thieren, deren ' Erfremente dünne find, gänzlich fehlt. Alle Thiere, welche lange Hauzaͤhne ha⸗ ben, find zugleich mit einem ſehr langen Blind« darme verſehen, wie der Diber, der Haaſe, das — He Bären in ſ. Hifoire' Nat. Tom, XXIIL giebt dem Dromedse vier, |und dem Bameele ſechs Mage, ) Fenilde a. a. ) Buffon Hiſt. Nat Tom. XX, pag: 43, Tab, VII. Fig, 14.22 *) Philofoph, Tranfalt, n. 1534 bh Habe; Elem, Phyfolog, Tom, VL, pag. | 447 Ao "ar das Stachelſchwein, das guineiſche Reb- chen, wer Aguti, die Dergmaus, bie ges meine Maus, das Kichhorh, und das Scasftameel, bey welchem letzteren er eine fchlangenförmige Windung macht, m); wie auch bey den: Thiergeſchlechtern mit geſpaltenen Klau⸗ en und einem Hufe; bey dem Kameele und x dem Elephanten aber iſt er ‚fer klein. Bey den Steifchfveffenden endige ber Grimmdarm unter der Bereinigung mit dem Huͤftendarme in einen Sad; wie nach Linne im in Banengefihlechte ber Foll iſt. Da, wo der Grimmdarm wild bem Burma fortſatze ſich vereinigt,. ‚liegen bey allen, Thieren, die einen Blinddarm haben 1, zwey Klaͤppen. Im Darmfelle finden ſich bey den blerfuͤ⸗ Fisen Tieren die Milchgefaͤße, welche ven Speifefait zu— feinem Behaͤltniſſe, und durch die Speiſeſaftroͤhre in die linke Swͤſſelader 7 Bey ben snelm- finh bie Kinnbacten ohne äußere Muffeln. © Sie find. aus einent harten, born» oder vielmehr Frodjenartiden Stoffe gebildet, und find eigentlich mit fäges 84 foͤrmi⸗ m) ©, Bhffon in der —— 0 12 we N förmigen Zähnen ausgeruͤſtet. Did meiften baben eine unbemwegliche Gberkinniade In⸗ deß bewegt ſie ſich doch bey dem bocphgey nach oben, bey dem Wisvogel, der Schwalbe, der Lerche und wahrſcheinlich cud) bey dem Verkehrtſchnabel (Rhynchops, Linn.). Bey den Raubvsoͤgeln ſind die Schnaͤbel unterwaͤrts gekruͤmmet, hakenfoͤrmig; im ganzen Eiſter geſchlechte Eeifiörmig; bey den Sumpf voͤgem find fie meiſt lang und wei isenförniig. Im Entengefchle re ift der Schnabel breit, mit einer Haut überzogen und mit einem Hafen cm Ende. Km Sühnernefblechte iſt der Schnabel erhaben, rund," und die obere Kinnfade ift ges wölbe, fo daß 1 Rand, über, die untere her⸗ vorſtehet. Das eier bat einen Hegefföt migen zugeſpitzten Schnabel. Nur wenige unter der großen Menge von Vögeln haben am Schnabel zabnartige Her⸗ vorragungen, unb man findet fie nur bey dem Pfefferfraße (Toucan. Ramphaſtos Linn.), n) 2* dem m) Linnaeus Syſt. XII. pag. 156 — Briffonii ‚Ornithologie, Tom, IV, Tab. 31 — 33; * 2— * — Ber v Bm Hornvogel (Buceros Linn.), 0) und dem Trogon (Trogon Linn — 59 Bey dem —— (Plotus Linn.); q) dem Sägeraucher, r) dem Slaminno, 5) und unter dem Hühner» und Meiſengeſchlecht fin- det u feine gesähnte oder eingeferbte Schna⸗ Dur "Die Zunge der Raubvögel ift gefpaften; bey den Papageyen ift fie ganz, ‚rund, und humpfi federartig bey dem Tee .ufraße: £) Kg Ru kurz D’Aubenton Planeh, enlumin, 32, 166, 262, 269, 307. un Sl 0) Linnaeus Syft. XII, pag, 153 — Priffon. Ornithologie Tom. IV. 'Tab. 45-46. — D’Aubenton Planch. enlumin. 283.. Sonft wird auch der. bon Senegall (nalutus Linn,) Tab, 260 ohne Zühne abgebilder, p) Linnaeus Sytt. XII. Bag. 167. — Briffon. . Ornithol. Tom, IV. Tab, Tr, 6, ı7. Linnaeus Syß. XII. pag. 218. — Briſſon. Ocnithol. Tom, VI, pag. 477. — D'Aubenton Planch. enl. 107. r) Linn. Syft. XII. pag. 207. — Briffon, Orni- thol, Tab. 22 — 25. — Edward Birds, 95. 's) Linn, Syft. XII./pag: 230. — Briſſon. Ormi- thol. Tom. IV, pag. 533. Tab, 47. Fig, I. — D’ Aubenton Planch, enſum. 63. 2) Ihre Zunge iſt mir eine halbe Spanne lang, ganz dünne, kaum von der Zfeite einer Linie pa der ur⸗ —8 | Br | 154 — 0 * kurz und ſherf bey dem Hornvogel; N Ban Biekheher, der Rabe und dem Pirolgefpais | ten; pfeilföcmig bey dem Ruckuk; fehr fang und rund bey dem ‚UDendehals und Specht; kurz, ganz und fpigig bey dem SZisvogel; drenecfige, ſtumpf und kurz bey dem Wiede⸗ bopf; fabdenförmig, unb in der Geftalt einer aus zwey Faden zufammengewachfenen Yiöhre bey dem Kolubri. Der Braſilianiſche Scorch hat gar keine Zunge, Die Ourgel ift ben einigen Voͤgelarten ſehr kurz und weit, wie bey der Seerabe, u) dem Storche, w) der Loͤffelgans. x) Der Magen der meiften Voͤgel ift drey« fach. Ders erfte ift der Kropf oder Vorma⸗ gen, den man bey forn-und faamenfreffenden Voͤ ln finder; aber auch bey folder, die nicht ale fein Saamen, fondern auch Würmer freffen, wie dos gemeine Aubn, ı das Perlhuhn, der Specht, die Ente, der Taucher, Reiher, Slammant, und Eafuar, Auch findet nn wie⸗ Wurzel, hornigt und an den Seiten nach vors ne zu gezaſert. #) Mem. des Animanx, Tom. 1 w) Ephem. Nat.. ‚Curiof, Decas Il. ann, 2, ‚eb\. 97. K) Abm, Hif, des Öis, u — 0 ‚ge | IB wiewohl nicht fo deutlich, einen Kropf bey einis gen Raubvoͤgeln. Andern Vögeln fehle er ganz, wie der Trappe, dem Straus, dem Ärammetsvogel, der Schwalbe, dem Kuckuk, Wendehals; verfchiedenen Reiher⸗ arten, der Gans, und den meiſten Waſſer⸗ voͤgeln, die Mo mit Sen und Gemwürmen | — BER Der zweyte Magen ift eine Art von Buls bus, der aus der Gurgel hervorfommt, eine ey⸗ ſoͤrmige Geftale hat, und bey den meiften mit Druͤſen befege iſt. Sie fcheinen einen Saft abs sondern zu follen, der in dem dritten Magen die Speifen verzehrt. Dies ift bey benden, fowohl - . Sasmensals Fleiſch⸗ freffenden a Waſſer voͤgeln der Fall. Der dritte Magen findet ſich bey allen Vögeln; nur iſt er wieder in Ruͤckſicht des Baues unendlich verſchieden. Bey fleiſchfreſ⸗ ſenden Voͤgeln iſt er wie bey den vierfuͤßigen Thieren, welchlicher. Derber und kompakter hingegen iſt er bey den anderen, denen Feine bes flimmte Nahrung angewi * iſt; wie auch bey Sumpfvoͤgeln. Bey Saamen ⸗ und Koͤrner⸗ freſſenden iſt er am allerſtaͤrkſten, wie dies ſchon Reaumurs bekannte Verſuche erweiſen. "Se ſtark aber auch dieſer Magen iſt, ſo kann er doch keine Steine, Eile, und Gerald verdauen, wenn » a Br 2 wenn die Thiere dies "zumellen verfchlucfen. _ Man bat fie immer in Straußenmägen unver - fehre gefunden. - Oft trift ınan Naͤgel, Glaß, Knochen, Kiefel, Eifen und Meffing, Zinn und Bley darin, y) und dies ift nicht allein beym Straus der Fall, fondern auch bey dem Dronte (Didus Linn,),z) dem Schwane, der Gans, dem Tuju, Suri oder ameri« Earifchen Strauß: (Rhea Linn.), a) der So⸗ litaire des Düffon.d)* Auch in dem Magen einiger Raubvoͤgel trift man oft Steinchen an, z B. ben dem Falken, Adler, c) ja ſelbſt bey vierfüßigen Thieren, wie bey bem Serbunde, dem Wol⸗ fe, d) dem Schuppsnihiere und dem Rro⸗ kodill. e) Bir Suͤf⸗ 4) Memoires pour fervir.a l’'hiftoire des Ani- maux, part. IL, pag: #29, 2) Man hat neulicy das Dafeyn des Dudu oder Dronte bezweifeln wollen, aber nenere Nach- richten haben es gewiß gemacht, daß er auf der Inſel Sranfreich Tebt. a) Hift. nat. utr. Ind, pag. 84: 5’) Buffon Hiftoire nat. des Oiſoaux. Tom, II. Zuer ſt hat den Solitaire Leguat beſchrieben. S. Voyage.de F. Leguat, Tom, I, pag. 98. ec). Harvaei Exerc, Gen, VII, pag. 21. _ ‘ "d) Journal de Trevouxs Fevf. 1705: '"'g) Borrichii Hetmet, Aegypt. Sap. pag. 276. De Düffon hat Recht, wenn er'glaubt,; daß dieſe Thiere alles, was ihnen vorgeworfen wird, auffteffen, weil ihner- der Geſchmack, oder die Geſchmackpapillen, fo wie der Geruch gaͤnzlich feblen. Die Magenmuſkeln fheinen auch vorzügs lich zum. Ausbrechen der Speiſen nad) der Mahlzeit zu dienen, und die fleiſchfreſſenden Voͤgel geben fie wieder in der Form runter Bals fen von fid). f) Dies Ausfpeyen trife man felbft bey dem Pelifan und tem Johann von Gent (Baffaeus Linn.) an, g) * Selbft unter den Wögeln giebt es wieder« fäuende, 3. B. ber Dapagey. h), Der Auer⸗ babn füllt feinen Kropf mit, Eicheln, ftille damit allein feinen Hunger im Winter und verzehrt fie fodann kangfam. Bey einigen’ Vögeln ift die Milz an Magen Itammachfen, ‚wie dies ber Fall bey bem f) Hiftoire des Animaux, Tom, Ill, pag. 387. g) Crew muüfaeum pag, I1, *Viele von den fleifchfreffenden Bögen, wie Eulen ꝛc., koͤnnen doch) die Knochen und Haare der Heinen Thiere nicht verdauen, ' bh Perrauls Eflays Tom, III, pag, 213. 158 | A 0 dem Adler, 2) dem Sperber, k) u.a. iſt. Die Leber der Vögel ift mehrentheils doppelt, wie bey dem Adler, 2) ber Eule, m) ver Ente, n) und bey allen Wögein, die guter Vers dauungskraͤfte bedürfen. Die Gedärme der Vögel find gemeinig« lich fehr Flein; bey don Sumpfvoͤtgeln o) find fie etwas länger, Bey den fleifinfrefjenden haben fie eine ungemeine Kürze, wie bey dem - | Adler, dem Geyer, Salken, ver Eule, dem Spechte, dem Ruckuk, dem Flammant, ’ der Köffelgans, dem Storche, dem Eider⸗ vogel, Caſuar und dem Strauß; p) doc) find’ die dünnen Gedärme bey allen Thieren immer länger, als die dicken, Auch findet man in ihren Eingemweiben, wie bey vierfüßigen Thieren, Druͤſen, die zu ih⸗ ver Defeuchtung dienen. Unter 5) Mem. pour ferv, a ’Hiftoire des Animaux, Tom, Ill. pag. 205. sr k) Blafus Anatomia Animalium pag. 131, } I) Wopfer de Cicuta pag. 173. m) Ephemerid. Natur, Curiof, Dec. II. ann, 45 obf, 34. . n) Blafius a. a. D. pag. 262. e) Marfigli Danub. Tom. VI. pag. 13. ?) Haler Elem, Phyfiol, Tom. Vi. pas 6 ” Ba 0 159. Unter dem dicken Darme liegt bey den Voͤgeln ein Blinddarm vielmahl aufemnienge« fihlagen über den Maſtdarm. Ben der Lies we und dem Beiher ift er aber dod) nur eins fach q) Sm Glihmergefähte * iſt er ſehr groß. Auch trift derſelbe Zal ben, den Enten und dem Sirauße ein, bey. denen er auch mie einer Klappe vörfchloffen if r) In einer bes traͤchtlichen Sänge findet er fi; bey der Eule, dem Buntfpecht, dem Kranich, dem He⸗ ber und Pelikan, Der Grimmdarm ift bey den mehrften glatt, doch bey dem Strauße ganz voll von Zellen, wie bey den Bierfüßigen Thieren, uno hat auch bey diefem allein Bänder,’ Unterfucht man nun das Syſtem der Era nährung bey Voͤgeln, fo wird man eg weit ein» facher, als bey den vierfüßigen Thieren, finden, Da fie feinen Mund haben, fo bedürfen fie aud) aller dee Muffeln nicht, welche bie vierfuͤ⸗ ßigen Thiere zum Kauen nöthig haben, Der Dau des Magens jest ihn in Stand, die Speifen ſchnel⸗ 4) Albin, Ois, Tom, IT, Pag. 14. — Willug- by Ornithologie, pag. 70. r) Buffon Hift, des Oifeayx Tom, I, +60 a o * ſchneller zu verzehren, als dies bey vierfuͤßigen Thieren geſchehen kann, damit das Gewicht der Gierig und unordentlich verſchluckten Speifen den Flug nicht beſchweren moͤchte. Bey den Ampbibien iſt dies Syſtem un noch ungleich einſacher. hr Mund hält zwifchen dem Schnabel der Vögel und dem Munde der Fiſche die Mitte; bey einigen ift ec mit dicken Muffeln befegt, die ihn zu einer erftaunenden Welte eröfnen Fönnen ; wie dies bey Schlangen und Krokodillen fo fihtbar iſt. Einige Froͤſche Fönnen ihn fo weit auffperren, Daß er die Augen bedeckt; doch foll er im Herbfte völlig gefchloffen feyn. s) R Der Mund der Schildkroͤten ift item Aufenthalte auf dem tande und im Wafler nad) verfchieden; da die Seefchildkräten eine Art von Papageyenſchnabel, und die Landſchild⸗ kroͤten eine ſtumpfe Schnauze haben. ) Mel») N Fyderen haben gewoͤhnlich eine ftumpfe platte Schnauze; nur muß AIR, den ro⸗ ») Nieuwe Vaderl. Letteroefeningen. VI. Deel. 2) Gronovius Muſ. Ichtyol. Fafe, II, pag. 85. = Vergl, mit Zooph, n. 72-74 | | | ; or o 168 ‘ Krokodil mie ber enlinbeifchen Senauye hier. von abfondern u). Bey einigen Schlangen ift das Maul fedr ftumpf, wie bey der Rlapperfchlange, der Doas oder Abpottsfchlange, einigen Nattern und Blind ſchleichen. Bey an⸗ dern iſt ee wieder ſpitziger, wie bey ber Deit- - fibenfchlange, der Linchoa, amd einigen ans deren. Der Srör, der Hai, der Äcche, bie Driche und der Seeteufel haben den Mund un« ten am $eibe zwifchen ven Luftloͤchern (Spiracula); die übrigen aber, die Linne“ in die Elaffe der Amphibien bringt, haben die Schnauze vorn mit zwey bloßen Rinnladen. Die Siren bat einen Mund wie eine Endere. * Die Form der Zaͤhne oder vielmehr der Einſchnitte in der Kinnlade iſt unendlich verſchie⸗ ben. Bey Fiſchen findet man fie gar nicht. Die oftindifchen fliegenden Drachen haben allein u) Edward in ben Philofoph. Transakt. Vol. XXIX. pag. 629. Tab.;rg. — Adanfon Seneg. " pag. 73. — Gronovius Zooph. n. 40. und Haf« Seiquifl Reize naar Palaeft. II. Deel. pag, 110, in den Anmerkungen, N. IV. Pl IV,S, 4. ! 168 so MB allein eine ausgezadte Unterfinnlabe; bey den Weſtind ſchen find es beyde w). Die Schildkroͤten haben einen ftarf gericften Kno⸗ chen, ver die Stelle der Zähne vertritt x). Une ter den Eydexen bat der Krofodill ſeht ſcharfe Zähne, auch ber Leguan, ber Stas chelfehbwanz y), und Schlofjers SEHDRMNE | ſche Zyder: 2). h. By den Schlangen Klee die Zähne - auch ſehr. Kinige haben gar Feine, andere, und unter biefen vorzüglich die, welche giftig find, haben zwey ſehr große Hauzahne, vie frumm und inwerdig hohl find, wie die Älap- perſchlange a). Auch findet ſich daſſelbe bey verſchiedenen Boas, vorzüglich bey der Run⸗ zelſchlange (Caecilia Linn.). Außer dieſen beweglichen Zaͤhnen ſind ſie noch mit kleineren verſehen, die ebenfalls krumm und ſcharf ſind. Die w) Houttuin —— Hiſtorie VI, Deel. Pag. 70 und 74. x) ©. meine Beobachtung der fnorpelichten Schildkröte pag. 16. y) Honreuin a. a. D. pag. O4 2) Sıhluffers Befchiyving der Amboin, Haag- difch. bl. 14. a) Vofmaers Befchryving —* Rateyflang — Auch des Hrn. Leibarzt Michaelis im Goͤttin⸗ giſch. Magaz. 4 — I, &t, u 163 Die fchwimmenden Amphibien haben ganze Reihen von Zähnen nad) einander. So fand Perrault 5) im Kochen drey Reihen; in einem großen Hai ihrer fechs c); und exiſtirt ber Fiſch, der die verſteinten fogenannten Schlangenzungen. (gloffopetrae) giebt, vie mon mit fehr viel Wahrfcheinlichfeit an⸗ nimmt, d) * fo findfieein Denfmahl der erftaun« lichen Thierarten, von denen fie herkommen. Aud) in dem Wagen der Prichen findet man ‚Zähne, und alle Zifhe, die von Schaalthies ven leben, haben vergleichen am Gaumen e). Linne“s ſchwimmende Amphibien haben any ober mehr runde Eeilförmige Zähne, ga wie 5) Mem. ponr fervir a PHiſtoire des Ani- auux Tom. III. pag. 147. e) Aldrovandus de Pifcibus, pag. 381. d) Fabius Colummo de Gloflopetris — Ber- trand Dietionaire oryltolog, Tom, I. pag. 248. * Dieſe find zwar im Ganzen den Haififchzähe "nen ähnlich, aber fie find doch von den itzt uns befannten zu fehr verſchieden, als daß man dies fen fie zufchreiben dürfte — ©. AReifke de Gloffepetris Luneburgenf, ed, 2. Norimberg. " 3687. 8. e) Nourelles Obfervations er l’oßeologie, | paß · 23. * 14 No. wie der Beinfiſch, Igelfiſch und Korn N Bey den eigentlichen Sifchen trift man + in dem Baue des Mundes und deu Sahne eis nen ſehr merklichen Unserfchied an. Der Ya. deſſen Geſtalt fehr nahe an die der Aunzele ſchlange (Caecilia) kommt, ähnelt ihr auch in Ruͤckſicht der Form des Mundes, indeß die Waſſerſchlangen den Nattern nahe fom« J men. Die Zaͤhne des Seewolfes find ſo ſcharf, daß ſie im Eiſen Spuren zuruͤcklaſſen g). Bey dem Soͤgefiſche läuft die Oberkinnlade in einen langen platten Knochen (Ruͤſſel) hinaus, ift aber ganz zahnios. Ben dem Schwer ds fifche hat die Oberkinnlade zwar an jeder Seite Zähne, die aber, "wenn das Thier noch jung” iſt, mit einem Haͤutchen bedeckt find. Der Spinnenfiſch (Callionymur Linn,) hat eine doppelte Oberlippe, und die Kinnladen rauh. Der Himmelſeher (Uranofcopus Linn.) hat eine aufgezogene Schnauze und ſehr feharfe Zaͤhne. ) Linn, Syſt. XII, pag. 404, 407, d1o, 412, 414. | | ) Houttuin Natnurlyke Hiftorie VIl, Deel, Pag. 125. h) Pallas Spicil. Zoolog. Faſc. VIIT. pag. 29 i) Honttuin. a, a. O. VIl. Deel, Tab, LX Fig. 1. e ) ö Er [e) * Na! 165 Zähne. Da Schleimfifh hat nur zwey " Zähne in ber Unterfinnlade, wie in den Kiefen; over die beyden Kinnladen mit einer Menge von Zähnen befest, wie die Gattorugina. Beym Saugefiſch finde ich fehr viele, kaum ſichtbare Zahne in den Kinnlaben; doch habe ich feine weder auf der Zunge noch auf dem Gaumen gefunden k), Die Dorade hat nach Willoughby ), in den KRinnladen, auf dem Gaumen und der Zunge, Zahne Dallas “fand bey der Seegeldorade im Libenſchen Ka⸗ -binet allein in den Rinnladen Zähne m). „Die Meerzrundel (Gobii Linn.) b:ben fämtlich dergleichen in den Rinnladen. Mach Dalles Meynung giebt es gar einige, Die ſelbſt mit Hundszaͤhnen verfehen find m). Auch die ſel⸗ gene chineſiſche Grundel, Kambek, bey weicher die Zähne horizontal nad) außen flehn, beftätigte Biss 0). _ a &3 Uns "I R) Gromvins Zooph, n. 75, 1) Willoughhy Ichthyolog, pag. 213. m) Pallas Spicileg. Zooiog. Fafc. VIII. pag. 19. Tab. III. Fig. 1. © n) Padas Spicil. Zool, Fafc. VIII pag. 2. — Gobius Schlofferi: daſ. pag. 6. — Gobius - Koelreuteri, 0) Linn. Sy. XII. pag. 450. - Amoeni- „tat. Acad, Vol, IV. pag. 230, n. 29. Tab. II. Fig 2 —— Re Unter den Knurrhaͤhnen oder Stein. pickern giebts einige mit, andere ohne Zähne. Die Skorpaͤna bat in ben Kinnladen, auf ber Zunge, dem Gaumen und in der Kehle _ Zähne p). - . Der Mund ift/bey einigen Fichfen von ganz befonderer Einrichtung. Einige haben eine lange, beinigte, hervorragende Schnauze, wie der ruͤſſelkspfige Alippfifcy (Chaetodon roftratus Linn.) aus der er fehr gefchickt mit Waſſertropfen feinen Feind befhieft g); der Seebraſſe, betruͤgeriſche Seebraffe (Spa- rus infidiator Lian.) hat einen langen pfeifen« ähnlichen Ruͤſſel, den er einziehen und vorſchie⸗ ben Pann r). Der Nadelfiſch, der Meſſer⸗ fiſch, und das Weerpferd haben einen langen ai der fi) vorn mit einer Klappe er—⸗ oͤfnet. Die Raupen haben mehrenthells zwey krumme Kinnladen, die bey einigen ihrer Gat— tungen ausgekerbt find und wie Scheesen wuͤr⸗ fen; p) Houttuin Nat, Hi. VII Deel, pag. 304. 9) Schaller iu d. Philofopk, Tranfadt, 2765. pag. 89. Tab. 9, r) Pallas Spieileg, Zoolog, Fafc, VII, pag, 41. Tab. V. Fig, 1. 0 167 ken; fie geftalten ſich rach der Werfehisbenheis — bes Subjekts mannigfaltig, und ſtarke Muffeln heften fie an den Schaͤdel feſt ). Auch bey ben meiſten Raͤfetgattungen wird dies bemerk⸗ lich, z. B. bey dem Rammkaͤfer t) (Lucanus Linn; Le Cerf volant.). Unter dieſen zeich⸗ net der große Erdkaͤfer befonders aus. Eben⸗ falls aud) die Küffelfäfer, bie Linne“ Difpar und Anchoraco nennt u); dergleichen Echeeren, bemerkt man vorzüglich bey Weſpen und Slies gen; aber unter allen diefen ift der Ruͤſſel des Ameifenlöwen am mwunderbarften 'gebilbet, der aus zwey Frummen, hohlen, gezähnten, und ſcharfzugeſpitzten Scheren, die wie Saugröhren würfen, beſtehet w). 84 Der Lyonnet Anatom de la Chenille &c. pag. 43. Tab. 1. Fig. 7. D. D. Tab. 11. Fig. 1. D D. Fig. 2. A. E. D. D. 2) Sloane Voyage. II. Tab. 237. Fig. 6 — Merian, Sarin. Tab. 45. — Brown Jamsic. p. 429. Tab, 44. Fig. 8. — D’Aubenron Planch. en), Tab. 64. Fig. 2. Tab. 90. Fig.ı3. — Drury Infeets. Tab. 36. u) Syft. Nat, XII, pag. 612. n. 55, 56, — Gronovius Zooph, n. 583. Tab, 15, Fig. 4. w) Reaumur Mem. des Infeetes. Tom. VI part. 2. pag, 106, Tab, 31. Fig. 3, 4. cc, Tab. 33. Fig. 4 5. 168 U Me Der Mund der Gewürme ift nach den Geſchlechtern verſchieben; denn fo iſt der des Spulwurms in der Geſtalt einer kleinen Streife x); der Regenwurm hat einen kleinen Schnauzenfoͤrmigen unter dem erſten Gliede ); der Schaafegel hat keinen Kopf, aber der Mund ſitzt am Halſe 2). Der Sprigwurm (Sipunculus Linn,) hat einen dünnen chlindriſchen Mund, der, wie bey dem betriegerifchen Braſſen, zurücziehbar, und mit Meinen Tuͤppelchen befegt ift a). Der Dlurtigehhat einen Mund mit einer dreyeckigten Oefnung, mit drey -fcharfen ftarfen Zähnen befegt 6); doch finde ich ben dem Fnotig- ten Blutigel einen zahnloſen, aber firablenförmig gerunzelten Mind, wie Dafter es außerorbente lid) fchön hat abbilden laſſen c). Die Schne⸗ cken haben einen gezähnfen Ruͤſſel, der Kiefens wurm x) Van Phelſum Hiſt. Phyſiol. Afcarid. 9) Linmaeus Syſt. XII, pag. 1077. — Bonnet Infe&tolog. Tom T. \ z) Schäffer von Egelſchnecken. Regenfp.1753.4: Li ©: 8. Fig 1 — 5, IH, 18. a) Bohadfeh de Animal. marin. pag. 95. Tab, VI BR. 306. ° 7 5) Houttnin. a. a. O. XIV. pag. 103. ) Bafler matuurkundige Vitfpanningen, 1 | Deel, pag. 94. Tab. X. Fig, 4. Die ine hehe im ie en 0 ie 160 wurm hat cylindriſche Aerme, und die Zaͤhnei im Schlunde a). Der Seehaaſe (Laplyſia Linn.) il eis nen platten felchförmigen Nüffel, unter dem man den Eingang in die Suftröhre wahrs nimmt e). Die Seeſchnecke hat einen Mund, der ei⸗ nem runden Loche aͤhnlich iſt 5). Die Seemaus har Zähne im Magen g). Die Amphitriten (Nereides Pall. Sabellae Linn.) haben als Mund eine Eleine runde Deff- nung zwifhen den Fühlhörnern h). Die Meeranemone (Adinia Linn.) hat feinen . kreuzweis oder. dreyeckigt geöffneten Mund z). Diefe hat auch einen runden Küffel und frumme Zähne; die Tethys (Tethys Linn.) ift mit einem, ſchnauzenfoͤrmigen Munde ver» feben, 95 Die 4) Houttnin. a. a. D. pag. 127. e) Rohad/ch de Animal. marin, pag, 6. Tab. 1. Fig. 2. litt. c, 5 daf. pag- 67. Tab. X, Fig, gi litt: a. 2) Pallas Mifcell, Zoolog. pag. 79. Tab, VIl. : bh) baf. Tab, IX, Fig. VII. Litt. c. a. i) Bohad/ch, Animal, Marin. PaB- ‚130. Tab, x, Fig. x. 4 — 170 oe Die Seeblafe hat einen am vorderen En« de mit äftigen Fuͤhlfaden befesten Mund k). - Der Steinborer (Terebella Linn.) hat den Mund an der unteren Seite mit einer runden Deffnung und zwey Kneipzangen 7). Ben der Seylläa (Scyllaea Linn.) ift der Mund fehr eng; bey der Seekage trichterförmig, hornartig und mit jwey Zähnen ausgerüftet m), Der Mund der Dualle oder Seeneffel (Medufa Linn.) befindet fic) an der unteren Seite am Mittelpunfte, wozu aud) die Beroe Des Srowne n) und Dafter 0) gehött,. die Linne“ zu den Rugelthieren rechnete. Bey den Seeſternen liege der Mund una ten, und ift oft fünfmahl gerheil. Der Sen igel bat einen Mund, der nad) unten liegt, und mit fünf fpigigen, auf eine ganz wunderbare Art eingerichteten Zähnen ausgerüfter iftp). > lle ) Houteuin. a. a. ©. XIV, Stuck. bl, 299, Tab. 110. Fig. 1. 2. I) Vitgezogte Verhandelingen IV. bl. 234, Tab. 28. Fig. 17 litt. a, Fig. 18. litt. b, m) Lifler Conc y!. bivalv. pag. 23- n) Bromnenatur, Hiftory of lamaica, pag. 304. Tab. 43. Fig. 2. o)Bafler Natuurkundige Uitfpanningen II, Des, pag. 123, Tab. XIV. Fig. 5. litt. a. p) Klein Echin, pag. 123. XVUIL N 0 * 171 Alle dieſe Thiere haben einen Kanal, der zum Magen heraublaͤuft, und bey einigen Ge⸗ ſchlechtern kleine Zaͤhne hat. Der Magen der Froͤſche und Schlangen iſt laͤnglichtrund, doch immer breiter, als die Speiſeroͤhre. Bon gleicher Geftale ift er auch bey ben meiſten Fis ſchen g), und nur allenfalls in fo fern abwei⸗ end, daß er bey einigen eyrund, bey anderen noch mehr gerünbet erſcheint. Bey anderen hat er zwey Thelle und einen Anhaͤngſel 7). Ben den "Serneffeln find ih keinen be fonderen Magen. Die Seemaus (Aphıodite aculeata Linn.) hat am Ende ber Epeiferöhre einen länglichten Magen, deſſen Oefnung zwey £ippen bat 5). Die meiften Fiſche haben eine Leber, und etwas ähnliches bat fich auch bey den Rreb⸗ fen ?), den Auftern u), den Schnechen w), den Haller Elem. Phyfiol. Tom, VI. pag. 109, 7) Gouan Hi. Pifc. pag. 80. $. 55. j s) Pallar Mifeell, Zoolog. pag. 99. Fig, 8, Tab: VII. ‘ », Willis Anim, brut, pag. 10, Tab. 3. Fig, * Mem. de l'Acad. 1700, u) Ebendaf. Tab, 2. Fig. 2, *) Lifler Synopf, Conchyl, pag, 73, 7 75 " ige, R o | den Wiufchelarten x), der Seekatze y), und bey dem Erdwurm 2), gefunden. Die Daͤrme der Amphibien fird an allen Stellen gleich dick, wie id) Dies bey der grünen Eydexe (Lacerta agilis), bey der Natter und dem Froſche zu mehreren Maps len gefeben habe. A | Bey den Sifchen find die Eingeweide cylin« driſch und allenthalden gleichmäßig ausgedehnt; man müfte dann bie Appendices;Pylori für eis - gene Därme anfeben wollen. Bey einigen haben fie nur zwey Bieguns gen am Pylorus und andem Hinteren; ben andes ven nur eine, z. B. bey dem Drachien, Lachs, dar Schleibe, dem Stoͤr und dem Kochen. Von noch weit einfaherem Baue finden fie fi) bey der Seekatze a) und dem Goldfiſche 5), ben denen die Jänge der Därme nicht über die des Körpers hinausgehet. ur | i x) Haller Elementa Phyſiol. Tom. VI. pag. 454. y) Zwammerdam Byb, der Natuur, bl, 888, 889: 2) Malpigh. de Glandul. conglob, #) Zwammerdam daf. 4) Ad, Holm, Tom, |VI, pag. 399, A0 173 iſt auch ci dem Aale, der Driche, und dem Nadelfiſche der Fall, Die meiften Sifche find auch mit einer Harnblaſe verſehen. Bey den Suß waſſerſchuecken hot der Darm dia Dicke von einer Schreibfeder, und zertheilt fid) in verſchiedene Eleinere, vie ſich wohl auf neunzehn bis zwanzig Paar belaufen. Die blinden Daͤrme endigen fid) in einen länglichten, mit Mufteln umgebenen Sad rc). Der Ser baje hat einen Swölffingerdarm, der viele Kruͤmmungen mad)t, und dann in ben Maſt. darm gehet d). Die zitternde Seeblaſe (Holothuria tremulans Lion,) hat einen cylindriſchen Darm von beträchtliche Länge, ber bis zum Hinteren gehet e). Bey den Raupen hat Lyonnet dicke und dünne Gedaͤrme bemarft f). — Bey .e) Pallas Mifcell, Zool, pag. 87. Tab. VII. Fig, 10. dddd, d — de animal, marin, pag. 2:. Tab, 3. Fig: 3 o) bafpage gg. f) Lyonnst Trait. anat, 3 Mi Chen, pag, 472, 47% Tab. 13. Fig!%uy2 BE, FrGi H. |, 174 0 — — Bey den Floͤhen, Muͤcken, uf. m. Habe ich dicke und dünne Gedaͤrme, felbft mie einer wurmförmigen Bewegung entdeckt; man findet fie in Sliegeng) und dem Uferaas gleihfalls. j | | Die Polypen find, wenn man fo fagen will, . eigentlich ganz Magen, weil fie ihre Nahrung ganz verſchlucken, und fie nur wie eine Scheibe umſchließen h). Diefe Veranftaltung zur Nutrition, bie bey allen Thieren fich vorfindet, ift am vollfom« menften bey den vierfüßigen Ibieren; dann etwas minder vollfommen bey den Dögeln, die ohne Harndlafe find, feftgefege. Bey den Ampbibien, die fchon mit einer Harnblaſe verſehen find, findet fein Unterfchied zwiſchen dicken und dünnen Gedärmen ſtatt. Die der Fiſche find fehr Elein, und kuͤrzer, als ihr Körper. Ben den Gewürmen findet fi nur ein Ka» nal, oder ganz und gar feiner. Bey £) Zwammerdam Byb. der Natuur, Tab, XV, Fig 4. b) Pallas Berzeichn. d. Pflanz, 34 0 m 175 Benhy den Inſekten find die Daͤrme volle fommener gebauet; auch baden fie bier mehr ‚sebensfraft, als bey den Fiſchen, Amphi⸗ bien, und Gewuͤrmen. Die Thierpflanzen haben gar Feine Eine geweide. IV. Von dem Gehbirne und dem Ruͤckenmarke. - Hır bie Theile, deren ich oben erwähnt habe, ſind niche im Stande, eine Bewegung zu. bewürfen, und es ift durchaus unleugbar, daß biefe allein von den Ylerven herfomme; fo ſchwierig es auch feyn mag, auszumachen, mie Diefe würfen. Ale Nerven entfpringen aus dem Gehirne; und es giebt daher nur wenige Thier« arten, bie ganz ohne Gehirn (ind. Der Menſch, und alle bie Thiere, bie nahe neben ihm fiehen, haben bas fe Ge irn. 160° oe. ne bien. * Bey einem ausgewachfenen Menfchen wiegt es wohl an fünf Pfund z).; In ber Affenart, die man unter dem Nahmen Drang» Utang Fennt, fand Hr. D'Au⸗ benton ein Gehirn von 11 Unzen 7 Gran an Gewicht k); und man fand es ben der Meer⸗ katze größer, als ben dem Suchfe /). Bey * Nach Hr. Soͤmmerings Bemerkung, richtet fich die Klugheit der Thiere in fo fern nach) dem - Behirne, Nücenmarfe und den Nerven, daß die Größe der beyden erſtern gegen die Dicke der legtern im umgekehrten Verhaͤltniſſe mit den Geiftesfräften ftehet, und die Thiere folglich um fo mehr Berftand haben, je feiner ihre Nerven find, und je geöffer ihr Gehirn iſt. Die alte Meynung von dem Verbältnifje ded Verftandegreichthums zur bloßen Größe des Gehirnes fand nirgends Veſtaͤtigung, aber allenthalben Widerlegung; denn der feine, kluge Elephant erhielt verhaͤlrniß⸗ mäßig ein nur jo Tleines Gehirn; und wenn DeAubentons Bemerkung, daß die groͤſten Thiere nur das kleinſte Gehirn hätten, allent⸗ halben fic) beftätigt fände, -müfte man nur bey Heinen Thieren Derftandeskräfre fuchen. Auch verhält es fich eben jo mit der fpesififen "Schwere. m, i) Haller Phyfiol, IV. pag. 10. $ 5. 4) Buffon Hifk-Nat, Tom. XXVII. pag. 107, ) Wwislis de cerebro, pag. 188. sg 0 Be 197 4 Bey ben wiederfäuenden Thieren, dea ren Sclafmuffeln von einer beträchelichen Größe find, finder fi) das Gehirn verhältniß« mäßig ungleich Eleiner, als bey dem Löwen m), dem Därenn), dem Wolf 0) und den Suchesp), Bey den chunde betrug das Ges » wicht deffelben nur 25 Drachmen, obgleich fein ganzer Körper 62 Pfund od: Alſo ein Ver⸗ haͤſtniß von 1: 305. Bey gras freſſenden Thieren variirt dies Verhaͤltniß, nachdem dieſe Thiere mehr oben weniger fert find. In einem hundert und funf⸗ zig pfündigen Ochfen fand man zwey Pfund Gehirn. Das des Eiephanten ift fehr. flein, ben einer von 5000 Pfunden hatte nur 17 Pfund Gehirn g). Bey bir Vergleichung der treflichen Bercch« nungen des Hrn. D Aubentonb wird. man fehr leicht m) Memoires pour fervir a l’Hiftoire des Animaux. n) Commerc. Litter, Nor, 1734. 38. Woche,» er Memoires de Montpellier a, 1746. pasg · 3 Buffon Hiſt. nat, Tom. XIV, pag. 1234 ed, 8. 9 Blancaard Jaareg. Hoofdß, VI. 99...):, ‘ 1 M « ! f U 178 R © * leicht bemerken daß die groͤß? en Thiere immer das fleinfte Gehirn haben; denn bey einer Feld⸗ maus, die 472 Gran oder 7 Dramen 3 Skrupel und 12 Grat wog, wog das ae ‚10; Gran. Das Gehirn der Vögel und Fiſche will ic übergeben, da das Verhaͤltniß vom Arm von SDaller auf das genauefte angrgeben ilt r). _ Bey den Ampbibien findet man das Ge⸗ hien beynahe dem der Fiſche aͤhnlich. Zwam nerdam hat audy bey den Mufebeln ein Gehirn gefunden 5), und — im dp floh t). Auch 6 y den Pewürmen findet # 6 ein Gehirn. In den Raupen macht es ungefähr den funfzigften Theil des Kopfes aus u), und‘ verbreicet ſich nachher knotenweis durch den gan zen Körper. Aus r) Hollandfche Maatſchappy. X. Deel, 2 Stuck. pag. 287. u. f. 5) Zwamimerdam Byb: der Natuur. Tab, IV. Fig. 6. :) Schäffer vom Wafferfloh. ©. 39... / { u) Lyonner Trait. anat, pag. 96. Tab, 18. ‚Fig. 4. litt, a, Mo 179. Aus dem Eleinen Bebirne kommt biy allen Thieren das verlängerte Mark, das bey ben ' Dusdrupeden, . Vögeln und Fiſchen die Wirbel hinabgehet, und durch Dxfrungen in denſelben feine Nerven herausſchickt. Worziglich onfchaulih macht ung Dies der Bau der: Be. würme. Waipigbi fand dieſe Einrichtung bey dem Seidenwurmev), Swammerdam in einer Aaups w), in der Diene, den: Ufer— aas, dem Nashornkaͤfer, in einer Raub. fliege (Afilus Linn.), in einer Arobbe, in einer Laus, u. ſ. w. Hr. Hedi fand vaffelbe in einem, Dlutigel x). Bohadſch fand die Merven des NRücdenmarfes in tem Seehaa⸗— fen, mit Knoten um die Eingeweide gefchlune gny) 70° HR Ben Bey den Meerquallen, bey ber Elio 2), ober Thalia a) des Hrn. Browne, hab ich gig ein Gehirn ill sorige fönnen; diewohl 2 R die v) Malpigh: de Pomb. pag. 20. Tab, 6. mw) Zwammerdım pag. 453. Tab. 28. Fig. 3, — de Geek Inſect. Tom, I. pag. 13. Tab I, ‚Fig. 9, 10, x)’ Redi Anim, Viv. Tab, he Journ. de fc. 1697. n. 28. y) Böhadf:b de Anim. Marin. pag. 9. Tab, Il. Fig. 7. 2) Bromne Jam. pag. 386, Tab, 43. Fig: 8. ‘a) daf, pag. 384. Tab. 43. Fig. 3. 180 | oe die Clio, ober ber Sluͤgelwurm, i in * Zach⸗ nungen immer mit Augen abgebildet wird. Eben fo wenig iſt es bey den Polypen und den anderen Thierpflanzen ſichtbar, ob cs gleich ohne Zweifel vorhanden fyn mag, wie zum res) - nigften die: Erfcheinungen hoͤchſt wahrfcheintich machen, daß fie ihren Raub bemerken und ihn ergreifen, daß fie das Licht‘ ſuchen, — Sobald ein Thier Gehirn und ein verlaͤn⸗ gertes Mark erhielt, bekam es auch Nerven, ohne deren Vermittelung durchaus keine Bewe⸗ gung denkbar iſt. Geht man nur allein den angefuͤhrten Er« ſcheinungen nach), die uns der Blutumlauf, das Athemhohlen, und die Nutrition darbieten, und vergleicht man fie unter einander, fo hat man alle. Hofnung, Spuren ausfindig zu machen, die den Gang ver Natur bezeichnen. * * oe * Die- Bildung des Herzens fcheint das Mite tel zu feyn, wodurch die Natur die Rangord— nung unter den Erdweſen beſtimmte, und e3 iſt Faum glaublic) und zu begreifen, wie Diefer, - unbeträchtlich fcheinende Umſtand Thiere Anz derte und fogar ganze Klaſſen von A fchied,. ei Gt, — ıgı ESo haben die Cuadrupeden ein Herz - mit zwey Herzohren, zwey Herzfammern, und warmes Blut; die Dönel ebendas, Biy den Amphibien wird der Umlauf fehon einfacher, - da das Blut aus der $ungenader in die, rechte >. Herzeammer gehet. Die Fiſche Haben nur Ein Herzohr und nur Eine Herzkammer. Bey den Inſekten hat das Herz mehrentheils gar feine Ohren, und bey den Gewuͤrmen ift es entweder von einem aͤußerſt einfachen Baue, ober zuweilen fehlet es ganz. Derſelbe Fall iſt bey dem Syſteme des Athemhohlens, DaB eine ganz andere Ein« richtung bey den Quadrupeden, als bey den Poͤgeln hat, mo die sungen flüffig find, und 9 denen die Luftroͤhre zum Bauche herab⸗ gehet. M3 LT RN; 3. Thiere mit zwey Herzkammern und Höhlen %, erhielten warmes Blut, und damit einen unermeßlich großen Beytrag zu eier Ieben- digeren Exiſtenz. So vierfüßtge Thiere und Voͤgel. * 2. Thiere mit Einer Herzkammer und Höhle, wie die Amphibien und Fiſche, behielten ihr Blut zwar roth, aber es ward kalt. 3. Thiere mit Einer Herzkammer und. Feiner Herzhoͤhle, wie die Inſekten und Wuͤrmer, belamen kaltes und weißes Blut, 1, 182 ae Da den Amphibien das Zwergfell fehle, fo fird die Lungen auch weit länger, und man. Fann deshalb durch die Lftroͤhre einen Froſch völlig aufblafen, Die Sifche haben gar feine unge. Den Würmern liegen fie auf dem Ruͤcken, oder am Hinteren, oder fehlen ihnen ebenfalls ganz. ; Die wiedertäuenden Thiere haben meh rere Magen; wie auch die Dögel. Bey den Amphibien ift dr Magen nur ein Forkſatz ter Speiſeroͤhre und des Zwöiffingerdarmes. Bey ven Fiſchen ift der Magen nur eine fach, und nur mit einer Menge Anhängfel ver« feben. Die Bewärme haben verſchiedene, die Tinfekten nur einen Magen, der den ganzen Körper entlang läuft, aber doch fo zart und durchſichtig ift, daß die Speifen in demfelben von außen fichtbar werden. Keinem Thiere mit. Nerven fehle das Gehirn und. das verlängerte Mark, aus denen die Merven immer ihren Urfprung nehmen. Odb nun gleich zum geben der Blutumlauf, das Athemhohlen und endlich die Nutrition ſchlechterdings erforderlich find, fo iſt es boch nur ad < —— nur an das Nervenſyſtem gebunden, und haͤngt beſonders vom verlängerten Marke ab. 2) Hefiept mar Merfchen am &hen, beren Blutumlauf einige Zeit ftille geſt nden hot, und ein Benfpiel davon fird Ertrunfere "und Er— ſtickte, die man nachher wieder zu fich felbft brachte. Kin Froſch lebe noch wenn ihm das Herz ausgeſchnitten iſt Ja man bar ſelbſt bey Menſchen ähnliche Fälle. - Ein fpanifcber _ Soldat fprad) noch einige Worte, nachdem ihm das Herz war B), und ein anderer beiete noch) c). Die Nutrition kann 44 ‚lie aänztich bey Menfchen und Thieren ohne Gefahr für Das seben aufhören. Ein Maͤdchen geneß vom 6, December 1734 bis zum 30 Junii 1735 nichts d), und. ein anderes fiebenjähriges oß in 4 ohren nichts +). Ein anderes Kind lebte a Jahre . ohne Rue f )». und eine ‚grau nehm 50 M 4 ' Sabre b) a Cofla Hift, Natural. Ind, Lib. V, DE. 243. e) Bacon Hift, Vit. et Mort. pag. 390% . 4) Platners Briefe eined Arztes, II. Th. 2 e) Hiſt. de l'Acad. des Scienc, a, 1736. f) van der Monde Journal de Medecine, ENT REN ER a ——— / 4 7, U .0 * Jahre lang nichts zu ſich, als nur zuweilen ein wenig Mild) 8): : Die Rlapperfchlange: fan ſehe lange ohne Nahrung zubringen; einige beynahe einen Monat h) , andere felbft 9 Monate. Was die Nothwendigkeit des Athemhoh⸗ lens betrift, ſo trift man oft genug Menſchen an, die man für todt hielt, bey denen man nichts mehr von diefer Verrichtung bemerkte, und die doch noch fortlebten. \ Auch ift in der That das Befirn fo noth⸗ wendig nicht, daß ein Thier ohne daſſelbe niche fortleben Fönnte ; denn dieſe Möglichkeit beweifen die Wun en im Gehirne, bey denen ein Theil feiner Subftanz verlohren gieng, Ein Ochs . mit einem verjteinerten Gehirne lebte lange Zeit z), und Redi nahm einer Schildfröte das Gehirn aus dem Kopfe, die demohnerachtet nod) einige Tage fortlevte k). A ‚Wird g) Edinburger Verfuche. 1. Theil. - bh) Vofmaer Befchtyring. der Ratelflang‘ — Michaelis a. a. O. ) Collect. acad, Vol, IIE pag. 7. * k) Redi de Anim. viv. — Mehrere folder Beyfpiele führt Blumenbach (Spec. Phyf, Com- par s RE NO ARE. 185 Wird aber das Ruͤckenmark vernichter, ſo geht Das Leben unwiederbringlich verlohren, wie dies beym Halsbrechen und Verletzung des Ruͤckgrades augenſcheinlich ſichtbar wird. Bey alien Thieren hat das Leben daher feinen Gig im verlaͤngerten Marke, indeß das Athem⸗ boblen, die Nutrition und der Blutum⸗ lauf zur Erhaltung und Fortdauer des thieriſchen Körpers dienen. NS a II, par. pag. 22.) an. Der Rumpf einer Schilde fröte bewegte fi) ohne Kopf noch 11=14 Tage "nachher (Guldenitsedt theor, vir. c, h, primi- tiv, pag. 74). Ueberhaupt fcheint die Reisbarz keit zuzunehnten, wenn bie Empfindlichkeit, die ‚von einer feinen Zartheit det Nerven und einem großen Gehirne abhängt, allmaͤhlig erftirbt, Die Watur verteilte die Lebenskraft in Die Glieder, da ſie die zur Erhaltung der Organi— fation nothwendigen Bewegungen bey ganz Heinen Gehirnen oft nicht von dieſem abhängig machen fonnte; darum ſcheint auch Empfindlich- keit und Reizbarkeit in fofern einerley Urfprunges zu feyn, daß gleichfam allen. organifirten Wefen ein gleiches Maas von diefer Kraft zu- gemeffen zu feyn fcheint, daß, wenn. fie in die Glieder verbreitet ward, fie im Gehirne fehlte, und ‚wenn die Theile nur wenig erhielten, fie ſich im Senforio ‘gänzlich anfammelte, ſich laͤu— terte, und endlich zur Vernunft ward, M. 186 A 0 x | II; ö Klaturgefchichte des Bifon. D« Biſon iſt eine Nace bes wilden Ochfen, Die ihre zottigee Mähne om Nakin unt an den Schultern und ein anſehnlicher Buckel von allen übrigen hinlaͤnglich abſondert. — Der amerifanifche Ochſe ift am Kopfe und an den Schultern mit langen Zotten eines vörblichen Wellhaares bedeckt, das Über die Augen und Hörner fo ſtark herablaͤllt, daß nur tie Spiben von ven leßteren fichtbar bleiben. Um Kinne und Die Wammen herab, hängt ein großer Sixich zottigter Haare, die übrige Oberfläche des Körpers iſt während des Sommers n’ ft, im Winter aber durdyaus mit Haaren beffeider. Die Kuh, welche Eleiner ift, bat den zottigten Strich von Hıaren nicht, der dem Stiere ein jo furchtbares Anfeben giebt. — Dies hier waͤchſt zu einem beträchtlichen Umfange heran, und bekoͤmmt zuweilen ein Gewicht von 1600 bis 2400 Pfund. ein Zell allein ift fo ſchwer, doß es der ſtaͤrkſt Mann che vom Boden aufs heben Ffanr, Der Bifon und ver Aueroche in Europa find ſicher von einer Gattung, und allein darin verſchieden, daß der erſtere weniger zottigt iſt, ein härteres, weniger wolligtes Haar und ein ftärferes Hintertheil hat. Beyde Geſchlech⸗ ter haben einen Muſkuegeruch. | Den I / lt u he SE » Mn BZ DER IBISAMOCHSE gr VE nd. RESE * — A ⸗ — 187 Droen Bifon fand man — in mehreren Theilen der alten Welt; obgleich unter ſehr ver⸗ fericdenen Benennungen ; denn Ar iſtotelrs nannte ihn binalus; — —— urus; — Plinius: bifon; — und Oppian: * "pifton. — Zu ihrer Zeit traf man ihn in Medien und it Daeonia, einer mazedonifehen Provinz, auf ta pen und in den großen Harzweidern an, bi fin) von Deurfchland aus bis nad) Sarmitic: erſtreckten. Neuerlich fand‘ man eine weiße Röce: deffelden in den ſchottiſchen Gebürgen ein · heimiſch, die aber bald in ihrem milden Zuſtan -· de ausgerotfet wurden; von denen man aber noch ziemlich wilde Abfommliage in den Parks von Drumlanrig im fünlihen Schottlaud und vor Thilligham » Caſtle i in sl berlnd a mtriſt. Jetzt wird er im Kae Ziſtande nur an. ſehr wenigen Orten gefunden, ucd, ſoviel man weis, nur in den litehauifchen Wäldern, ** im ® Oppian Cyneget. 11. lin, 160. Auch betätigt Die Mebereinftimmung diefer Synonymen Hr. Pennant in einer Yen. Sims. mecmann mitgetheilten Nachricht. Zimmer: manns geogr. Geſch. Theil ll. ©. 84.) . ## Zu Srodno in Polen traf Ar, Bernoulli eine Biſonskuh an, bie, ob fie gleich nur erft Z 188 ! SA ° Be im Farpathifchen Gehürge, und in ir um ben — herum, einheimifch. AN Es 16 Monate alt war, doch die Groͤße eines be⸗ | rraͤchtlichen Ochſen hatte. Der Bart biefer Kuh, der Tonft bey einigen bis zur Erde herab- hängt, mar noch nicht lang. Die Haare auf dem Rüden hatzen einen eigenen Mufkusgeruch. Dieſe Kuh wollie in der Brunjtzeit keinen zahmen Stier zulaffen. ©, Bernoulli Reifen durch Bran⸗ denb;, Theil VL. S. 40, Diefer Muffusgeruch Scheint, wenn Pallss VBermuthungen richtig jind, eine ehemalige Vermifchung des Muffuss schfen mit dem Bifon wahrſcheinuch zu madjen, Da dieſer Biſamgeruch diefenr nicht eigenthuͤm⸗ Ich angehört, und eine Ausdehnung des Mufs kusochſen bis hieher fo fehr viel nicht gegen fi ſich hat, wenn ſein ehemaliger Aufenthalt i in Si⸗ birien durch ausgegrabene Schädel am Obi— Fluſſe, die ihm zuzukommen ſchienen, beſtaͤtigt werden kann. (S. Pallas Brief an Pennant, „amd Novi Commentarii Perropol. Tamı XVIII, pag. 501.) Da die zuerft in der Unftruth und hernach pPaͤter in der Saale ausgegrabenen Hörner gan; offenbar und aller Verſuche ungeachtet, womit man es hat erweifen wollen, (9. reut⸗ ſcher Merk.) kein Elfenbein, und fie auch noc) nicht ald Hörner von dem urfpränglichen Auerochfen beſtaͤtigt find, fo ließe ſich wohl annehn nen, daß ſie dem Biſon zugehoͤrten, der in aͤlteren Zeiten aus dem groͤßen Harzwalde bis da herab ſich verbreitete, — 189 € iſt ſehr ſchwierig/ die Art rin: ‚wie urfprünglich .diefe Thiere aus der.alten in die neue. Welt Üübergiengen. Wahrſcheinlich gieng diefe War derung vom nördlichen Alien aus, das bermuthlic) in ben älteften Zeiten mit Thieren dieſer Art überfüllt war,. ob ihre Gate tungen itzt gleich bier vollig erlofchen find. Wahrſcheinlich hieng zu der Zeit das fefte Sand der alten und neuen Welt bey dem kleinen Ca« nale zwifchen Tchuefi-noß, und den gegenüber« liegenden WBorgebürgen Amerikas zufammen; und ‚die verfchiedenen Inſeln an dieſem Vorges bürge mit den etwas entfernteren alautifchen oder. neuen Fuchsinfeln, die. bis nahe an Amerifa fortgehen, find hoͤchſt wahrſcheinlich die Frage . mente von. dem Landſtuͤcke, welches die beyden . Erdiheile verband, und wurden durch die gras. en Erderfcjütterungen, welche Aften von Ame⸗ rika frennten, zu Inſeln. E⸗ auf eine ähnlia he Art ward allen Bermuthungen nad) Spanien von Afrika, England von-Franfreih, Island von Grönland, und eriebergen von Lappland getrennt. * y Daß fie von Afen aus nach Umerifa übers giengen, hat eine ungleich gröffere Wahrfchein« lichkeit, als daß fie fid) 'von der europäifchen Seite aus in die neue Welt hr a etwas, S. erſte Aumerkung. | 190 AU 0 ,# das nicht allein durch die fehmale Straße zwifchen den bey den Erdtheilen, die zur Annahmen einer ches maligen Verbindung weit mehr berechtigen, ſon⸗ dern auch durch die Gewißheit mehr Scheinbarfeit gewinnt, zu ber wir in Ruͤckſicht eines: ehemali« gn Aufenthalts aller diefer Thiere in Sibirien gelangr find. Die Hirnfchädel, mit den noch daran befeftigten Hörnern, die man bafelöft nicht allein an den Ufern des Jlga, der in den’ Lna⸗Fluß fälle, fordern ſelbſt an denen des Aaadyr, dem öftlichften aller ſibiriſchen Strö- me, und Der fich nortwärts von Kamſchatka in dieſe Straße ergießt, foffil gefunden hat, find von einer Größe, die alles befannte der Art üdertrift.*_ Aehnliche Schädel und: Hörner fand man bey Dirfchau in ‚Polen, von gleich algantifcher Größe. Hr. Pennant haͤlt fie für U:berbieibfel eines unferem itzigen Bifon ähnlichen Geſchlechtes, und weicht hierin folglid) vom vr. * * Indeß macht ihren langen Aufenthalt und den in einer Anzahl der Umſtand noch ſehr zwei— felhaft, daß fich Fein Grund abfeben laͤßt, “warum fie die fibirifehen Wuͤſten, einen Ort, “worin fie. ganz ungeftört leben fonnten, ver— laffen haben, da ſich Fein einziges Exemplar bafelbfi findet. War die Kälte daran ſchuld, und zogen fie einen gemäßigten Himmelsſtrich— dieſem ficheren Aufenthalte vor, fo wird Ihr Uebergang, fowohl aus Europa nad) Amerika, als umgekehrt, völlig dunkel, 3. 7 - f — 191 i Hin. Pallas ab, ber fie fuͤr Hörner von Buͤffeln * ‚hält, die aber rach P-nnants Bemerkung länger, gerader und eckigt find. * In Amerifa finden fich diefe Thiere ſichs⸗ hundert Meilen weſtwaͤrts von wer Hudfonsbay, und dies iſt ihr noͤrdlichſter Wohnplatz dann trift man fiz in großen. Heerden in dem Striche von Cibole 33° der Breite etwas noröwärts von Ca⸗ Iformien, und aud in der Provinz Mimera in Neumexiko an. Suͤdlicher herab verſchwindet dieſe Gattung. Sie bewohnen Cada, weft: wäris nach den Seen zu; in groͤſſerer Menge die reichen, fruchtbaren Gegenden-von Mißifippi, und an den großen Flüffen, die vom weltlichen, Theile von Oberlouiſiana fi) in ihn ergießen, ‚ Hier fieht man fie in unzählbaren Heerben, mit Hirſchen und Neben vermifht, Morgens und Abends weiden. Fir die ſchwuͤle Hige verber- gen fie fic) in den Schatten des duͤnnen Scil« feg, das an Amerikas Flüffen waͤchſt — Sie find auß /rorbentlich ſcheu und fürchten Die Menfhen, aber wenn fie verwunder find, ß ’ . *Pallas glaubt, und zwar mit guten Gruͤn⸗ ben, daß der europaͤiſche Urus vom amerifas “ nifchen‘ abfiamme, und in Amerika‘ bie ur⸗ ſpruͤngliche Race deſſelben zuerft gemefenfen« } M. 192. on ſo verfolgen fie ihren Feind, und werden hoͤchſt gefaͤhrlich. m Die Jagd diefer Thiere mache eine fieba lingsbeſchaͤftigung der Indianer aus, und wird auf eine Doppelte Arc angeſtellt. Zuerſt ſchießt man fie; nur muß dann der Jager forgfaltig ges gen den Wind gehen, denn ihr Geruch ift äus gerft fein, und fie fliehen, fobald fie ihre Ver⸗ folger witteren, in der gröften. Eile davon. Er zielt nad) ihren Schultern, um fie fogleich zu fällen, und nicht erft durch eine leichte Wun— de zu reizen. . Wenn er nur dafür ſorgt, daß ber Wind den Thieren niche auͤnſtig iff, fo Fann er Ihnen unbemerkt fehr nahe fommen, da das Haar, welches über die Augen berabhängt, . fie am Sehen hindert, — ‚ Die andere Are fie zu jagen, erfordert eine große Menge von Menfchen, Die ſich vertheilen und einen weiten Kreis bilden; jeder Haufe ſetzt das trockne Gras der Haide, worin die Thiere weiden, in Brand; die Thiere, welche das Feuer außerordentlich ſcheuen, und ſich damt von allen Seiten umringt ſehen, ziehen ſich alle möählig bis zum Mittelpunfte des Kreifes zu⸗ fammen. Die Jäger fließen fie ein und tödren fie in Haufen zufammengepreßt ohne die mindes fie Gefahr. Man behaupter, eine jede folche Erpes bition koſte 1500 «2000 ſolcher Thiere das nr er x Er vr! ae — * — av 193 — Der Sagdgrund ift genau’ eingerheilt, das ‚mit die verfchiedenen Haufen ſich nicht begegnen und in ihren Operationen flören. Jeder von den Fägern, der die Vorſchriften übertrite,, fo wie alle die, welche von ihrem Poften gehen, und die Thiere aus dem. Kreife entwilchen Taffen, verfallen in Strafe, werden ausgekleidet, ihrer Waffen beraubt (die größte Strafe für einen Wilden) oder ihre Hütten werden zerftört, So wenig dieſe Thiere auch fuͤr den Men⸗ ſchen geſichert ſind, ſo vertheidigen ſie ſich doch mit einer außerordentlichen Verſchlagenheit und großem Muthe gegen bie Angriffe der Wölfe. Sobald fie die Annäherung eines Haufen von diefen räuberifchen Thieren beinerfen, fo läuft die Heerde fogleich in einen Kreis zufammen ; die ſchwaͤchſten ziehen ſich in die Mitte deffelben zurück, die ftarkiten ſtellen fic) an ver Außenfeite, und ihren Feinden eine undurchdringliche Reihe von Hörnern entgegen. Werden fie aber zer⸗ ſtreuet uͤberraſcht, und müffen fie fliehen, fo bleis ben gewiß ganze Haufen der ſchwaͤchſten diefen’ Raubthieren zur Beute. — Man benutzt dieſe Thiere verſchiedentlich. Man macht Pulverhoͤrner aus ihren Hoͤrnern. Ihre Haut iſt von — Werthe, und in aͤlte⸗ ren \ a ra 5 ‚von Zeiten * machten ‚die Indianer ihre beften - Schilder daraus. Durch Zubereitung erhalten fie einen hoben Grad der Vortreflichkeit. Die Sfndianer bereiten fie mit den Haaren und beflei» fid) damit. Die Europäer in fouifianz-gebraus chen fie als Bettdecken, und finden fte leicht, warn und weich. hr Fleiſch macht einen ver . trächtlichen NMahrungsertifel aus, und man hält den Budel auf dem Ruͤcken, der aus ‚einer, fleiſchichten Subftanz befteht, für einen fehr leckern Biſſen. _ Die Thiere werden außerordentlich feift und befommen eine folcye Menge Talg, daß ein einziges Thier oft 150 Pfund davon giebt, und dies alfo ein fehr wichtiger Haudeiszweig wird. Dieſe zu feiften Thiere werden gewoͤhn⸗ lich den Wolfen zur Beute, denn ihrer Unbe— bülflichfeie wegen koͤnnen fie ſich nicht bey der Heerde erhalten. ° Man fpinnt ihr Haar oder ihte Wolle und mache Kieider, Hanrfchuhe, Strümpfe und Bänder daraus, die fehr ftarf "und denen vollfommen ähnlich find, die aus ter be⸗ ſten Schzafwolle gemacht werden. -Der General Pownall bat uns verfichere: man koͤnne eine trefliche Sabrife davon anlegen. Das Gewicht der Wolle von einem Thiere fteige oft bis zu 8 Pfund heran. ’ Ser “Bey den Milben, die noch feine Bekannt: {haft „mit dem Schießgewehre haben, iſt dies wahrfcheinlich noch der, Fall. Und felbft gegen dies ſchuͤtzen ſie wohl nicht wenig, x a0 — — 195 Sehe unpolitiſch ziehen die Indianer das Steifch der Kühe vor; ein Grundfaß, der mit der Zeit der Erhaltung des ganzen Gefchlechtes gefährlich werden Fönnte. Sie lagen über vie. Ranzigkeit des. Ochfenfleifhes. Aber dü Prag hält dies letztere für weit zarter, und glaubt, man Fönne der Ranzigkeit dadurch zuvorfommen, daß man den Thieren, fobald fie getödtet find, . en abſchneidet. Man hat fie zu zaͤhmen und dadurch haͤus⸗ ic, zu machen verfucht, daß man die" Kälber wegnahm, und mi der gewöhnlichen Gattung auferzog, in der Hofnung, die Zucht zu verbefe fern. , Doc) entfprad) der Erfolg diefen Bemuͤ⸗ hungen nicht; denn ob fie geic) im Anfang auf ‚einige Zeit, ihre Wildheit verlohren zu haben ſchienen, fo fing fie doch das Joch an zu drücke ſie zerriſſen die ſtaͤrkſten Bande, und lodten zus gleich) das zahme Vieh in die Kornfelder. - Man weiß, daß fie fid) mit den zahmen fruchtbar begatten; aber man weiß nichts gewiffes, ob ſich dadurd) die Zucht um ein großes verbeffert bat. Wahrfcheinlich fehlt es an Ausdauer in den Verfuchen, um fie. durchaus ganz haͤuslich zu madyen, da es bekannt iſt, daß die Bifons der 'alten Welt, den Stamm aller BNERIE zah⸗ men Ochſen ausmachen. Dies war bey ber erſten —— der N 2 neuen J ‘ 196 Sa A '® Ma Er. neuen Welt das einzige Thier, das mit dem europäifchen zahmen Viehe in einiger Werwand ſchaft ftand. Vor diefem Zeitpunkte hatte Ame⸗ rika weder Pferde noch Efel) weder Kühe noch Schaafe, nod) Schweine, Ziegen, nidje eins mahl den freuen Hund. Die Menfchen waren hier noh im Stande dr Natur, ihre Leiden⸗ haften unbezaͤhmt, ohne einen Gedanfen, die der thierifhen Schöpfung zu unterjoden, und fie ihrem Willen zu unterwerfen. Die wenigen Thiere, welche mit den eben erwähnten gleichen Arfprunges find, mögen durch Fleiß gebaͤndigt feyn. Dies Thier haͤtte fo nußbar, als’ die europäifhe Kuh, gemacht werden; der Pecari die Stelle des Schweines; der Fuchs und der Wolf die des Hundes verfreten koͤnnen; aber die Eingebohrnen febten allein von der Jagd, Weglicy mit der thietiſchen Schöpfung in einem ewigen Kriege und vernachläfligten die Bildung eines jeden Thiergeſchlechtes, das leßrere ausges nommen, welches fie völlig unterjochten. So ift auch bis itzt noch die Sage der San en. Denn, meder das aufmunternde Bey- ‘fpiel der Europäer, noch die ganz auffallend fihtbaren Vortheile, die aus geringer Sorgfalt ‚für das nußbare Thier, die Kuh, entftehen, find vermögend, den Indier nur zu einiger Aufmerkz | ſamkeit darauf zu bewegen, Jede Gattung von‘ häuslicher Arbeit verachtet er Herzlich, die ge⸗ ringe 197 ringe ausgenommen, die ihm einen hinreichen⸗ den Vorrath von Brod verſchaft. Jedes Wig⸗ wam oder Derf bar feine Maispflanzung, und ‚hierauf flügen ſich alle feine Hofrungen, wenn die Jagd unglücklic) ausfallen ſollte. | Hausvieh ift der Ausdauer in den rauh-ften Klimaten fähig. * Man hält Kühe in Quick⸗ jock, in der Lecha Japmarf, am Circulus arcti- cus, Uber fie aebähren bafetbft nicht, fordern man. muß ihren Verluft durd) neue Einfuhr er fisen. Selbſt in Jsland, von dem ſchon ein Theil unter diefem Cirkel liege, find Heerben in Ueberfluß, und fie gebähren daſelbſt wie in füd« ficheren Gegenden. Gemeiniglich fürcert man fie, fo wie an anderen Orten, mit Heu; aber wo ein Maͤngel hieran ift, werden fie mit ber Fiſchgattung, die man Seewolf nennt, nenähgf, ut kleingsſtoßenen Hülfen und einem Riet hene zerſchnittenen Heues. Das Vieh liebt dieſe Miſchung, und, mas noch wunderbarer ift, giebt darnach ſehr viel Milch. Doch natürlich iſt dieſe ſchlecht. N3Kamt⸗ Nicht weil ihm Haͤuslichkeit dieſe Kraft gäbe, ſondern weil keine Thiere ſich unterjochen laſſen, als bloß folge, die eine beynahe gleiche Ver⸗ breitſamkeit ınit dem Menſchen haben. , Eine in der That fehr gütige Veranftaltung der Vor⸗ ſehung. Ai, - = 198 0 ⸗ Kamtſchatka Hatte wie Amerika einen gleis » chen Mangel an Housthieren, einen Wolfähnlie chen Hund allein ausgenommen, bis die Kuffen neuerlich die Kuh und das Pferd einführten. Die Füllen und Kälber, Die man aus Morden in die fruchtbaren kamtſchadaliſchen Weiden, wo das Gras fehr hoch ift, brachte, gediehen fo gut, daß niemand ihnen ihren Urfprung von’ den elenden „Kleppern und mageren Rindern des Lena anſehen Fonnte. Der Ärgali, der Stamm: vater des zahmen Schaafes, ift in ben Gebürgen im höchften Ueberfluß, aber bis itzt allein noch ein Gegenftand ber Jagd. Die Eingebohrnen find noch fo ungebilter, als Evanter die erſten Einwohner Latiums, vor der Einführung der Künfte und Wiffenfchaften, befchreibt: Queis neque mos neque cultus erat, nec jungere iauros Aut componere opes norant, aut parcere parto $ed rami, atque afpes viclu venatus alebat. Virgil, Aeneid, L. VIII. 316, hi * N A 0 Be 199 deine andere Gattung des wilden Ochſen — ſich in Amerika, von der die beygefuͤgte Abbildung des Biſamochſen (Mufk-bull) ) eine Vorſtellung giebt. Ihr Aufenthalt iſt ſehr zetich. Zuerſt werben fie in dem Striche zwiſchen dem Ehurs alfa und dem Nobbenfluß an ver weftlichen Küfte ver Hudſonsboy fihtbar. Zwiſchen vem 66.72ften Grad nördl. Breite find fie ſehr “ zahlreich. Hr. Hearn, der in den Jahren 1770. 71. 72. die beſchwerliche Reiſe zu den. Eisfen vom Fort Prince of Wales an der Hudſonsbay that, hat in bon hoͤheren Breiten mehrere Heerben an einem Tage gefehen. Sie lieben die feifigten, kahlen Gebirge, und beſu— chen nur hoͤchſt felten die bewachfenen Theile ber Gegend. Sie laufen fehr ſchnell, und ver« ſtehen fehr gut die Felfen hinanzuklettern. Ihr Fleiſch ſchaneckt fehr ftark nach Biſam, und das Harz iſt diefes Gefchmackes wegen faum genießbar. Doch foll bas erfte eine fehr gefunde: Speife ausmachen, und die, welche es genießen, - wollen es zur Derbefferung ver Saͤfte fehr brauchbar gefunden haben. Die Indianer ftel« len ihnen ihres Fleiſches und ihrer Felle wegen rad), wovon das letztere wegen feiner Wärme treflich zu Decken taugt. Die Hörner der Stiere find an der Bafıs genau verbunden und beugen fich einwaͤrts herab, Sie beugen (ch * die Enden zu nach qußen “200. A © Be außen hin, bie fpigig zugehen an ſehr ſcharf ſind. Nahe an der Baſis haben fie 2 Fuß im Umkreiſe, und 2 Fuß in ber fänge, die Baus aung herakgemeffen. Das Gemicht eines vom Schedel getrennten Paares folcher Hörner bes frägt zuweilen 60 Pfund. — Das Haar ift dunfelrord , fehr fein, und fo long, daß es bis zum Boten herabbängt, und dem Thiere des Anſehen einer geftaltlofen Maſſe giebt, ohne daß man Kopf und Schwanz unterfcheiden fünnte, Die Belne und der Schwarz find fehr kurz, die Schultern fleigen zu einem Klumpen i in bie Höhe; das Thier iſt kleiner, als en Reh, aber hat einen dicferen Baus) und Beine, u Die Naſenloͤcher der Ruh find weit und offen. Die zwey vorderften Schneidezaͤhne find breit und ſcharf gefchliffen; die Dreye an jeder Seite flein und abgeſtumpft. Die Unter «und Dberlippe ift an dem vorderen Theile mit kurzen, weißen, und an den Seitentheilen mit blaßbrau⸗ nen Haaren bedeckt. Das Haar in der Mitte des Worderkopfes ift lang und aufgerichtet,; an den Wangen weich, ſehr fang herabhängend, und bildet mit dem vom Halfe einen langen’ Bart. Das Haar an dem Naden, den Sei⸗ ten und dem Hintertbeile hänge auf biefelbe Are und beynahe bis zum Boden herab. Vom Hins ‚terfopfe bis zu den Schultern gehet ein Strich langer, weicher Haare, die eine aufgerichtete Maͤhne bilden. * ſehr alten Thieren wird NR 4 der oe. 201 + ber Zwifchenraum zwifchen den. Schultern zu einem Budel. Die Scherfel find ſehr Furz und mit fanften, weißlichten Haaren bededt, die um den Huf ſehr lang und ganz weiß find. Die ‚ Hufe find kurz, breit und ſchwarz; die falfchen Hufe find nach Werhältniß fehr lang. Der Schwanz ift nur drey Zoll lang, ein blaſſer ‚Stumpf mit fehr langen Haaren bedeckt und da» her nur wenig ſichtbar. Won diefem Schwanze machen fi die Eſkimaux an der norbweftlichen . Seite der Bay eine Kopfbedefung von eitiem, fürchterlichen Anfebenz denn feine Haare fallen ihnen nad) allen Seiten um den Kopf herum, und bedecken ihr Geſicht. Doch bat er zu⸗ gleich den Nutzen, die Muffitos abzuhalten, die ihnen fonft unerträglich zur Saft fallen würben. Der Raum zwifchen ben Hörnern berraͤgt neun Zoll. - Sie ftrhen genau an den Seiten des Kopfes, find weißlicht, 13% Zoll lang, g£ - an ber Baſis bi, und eben fo wie bey dem Etlere gekruͤmmt. Dis $änge der Ohren beträgt 3 Zoll. Sie find gerade aufgerichtet und feharf zugeſpitzt; aber werben in der Mitte etwas brei- ter; fie find mit einem dunfelen Haare geflits tert, und mit einer weißen Streife begeichner. Die Farbe des Haares ift ſchwarz, dieſe Theile ausgenommen: — Bon der Bafis des einen Hornes bis zu der des anderen, liege ein Strich weißer und hellbräunlicher Haare. Die N 5 Mähne 402 0 Maͤhne iſt dunkel, mit Roch tingirt, "welches hald fichrbar bis zur Mitte des Ruckens fortge— bet, worauf ein großer runder Fieck von reinem Weiß ik- Die Haare find auf dieſem Flecke fürzer, als ſonſt wo, find nicht länger als hoͤch⸗ ſtens 3 Zoll, und gegen ihre Wurzel hellbraun. Ueberhaupt find die Haare von einer doppelten Urt: Ihr längftes Maas hält ı7 Zoll. Eie find fehr fein und glänzend, und bey einer näher ren Unterfuchung ſehen fie ganz flach aus. Dies iſt der ſchwarze Theil derfeiben,, der Das Thier gröfteurheils bekleidet. Der Fleck zwiſchen den Hörnern und der am Nacken bat feinere und fanftere , als Menfchenhaare, und hat fie völlig vund. Der weiße Fleck ift ned; feiner und näs here fi) der Wolle. Zwilchen jedem Theile der Haare waͤchſt in großer Dienge und oft flocken⸗ weiß eine afchfarbigte Wolle, von einer ausneh _ menden Feinheit, woran fie feibjt alle andere europäifche übertrift, und bie, in geböriger Menge gefammelt, ein für Manufakturen fehr nugbares Produft geben würde. Hr. Jeremie behauptet, er babe etwas von der Wolle nad) Frankreich gebracht, und Strümpfe daraus ma- chen laffen, die an Schönheit alle feidenen übertroffen hätten. $ Hr. Pennant fagt aus: er babe eine Haut der Bifamfuh vom Hrn. Hearn befom« men, Sie war fehr dünne; ‚Die ganze Laͤnge der« ſel⸗ — s hc ı EB < 203 ſelben von der Raſe bis zum Schwanze betrug ohngefaͤhr 6 Fuß und 4 Zoll, und die dee Kopfes 14 Zoll. Die Schenkel waren nicht viel länger - els ı Fuß. | IV, 3 . Anzeiger für das I. und IL Stüd. * — — D Anzeiger hat nicht zur Abſicht, die neue Meßwaare vollſtaͤndig durchzurezen⸗ ſiren; ein Unternehmen, das entweder bey der Menge rezenſirender Journale, ſobald es ſich auf bloße Anzeige einſchraͤnkte, vollkonmmen unnuͤtz, oder, wenn es ſich auf eigentliche Rezen⸗ ſion verbreitete, von einer: bey weitem zu großen. Ausdehnung für eine Zeitſchrift diefer Art ſeyn mrüßte. | | | Nur wichtigere Werke follen hier eine Auf⸗ nahme finden, und zwar mit der möglichft voll. ftändigen Auseinanderfegung ihres Inhalts, ges nauer 204 a0 Hauer fing ihres Werches/ und natuͤr⸗ lich auch mit eier gelegentlichen Reihe von An⸗ merkungen, die ſie hin und wieder erfodern oder veranlaffen fönnten. Durch diefe Eingsfchränfts beit auf nur fehr wenige Werfe, und durch dieſe Um ſtaͤndlichkeit, da vielleicht oft der Inhalt nur die zufällige Gelegenheit zu eigenen Bemerfuns ger feyn dürfte, werden die Kezenfionen Das Anfehen eigener kleiner Auffage erhalten und auch wehl nicht unbequem dafür gelten fönnen. Die firengfte Unpartheylichfeit muß nothwendig ei« nem Monne,! dem es das größte Vergnügen, neue. Wahrheiten zu finden, und die änaftlidye Sorgfalt ift, Serehümer anzugeben und zu bir -fireiten, ein Gefeß feyn, das er nie felbjt aus . den Augen verliehren, und feinen Mitarbeitern immer vengalten wird. .. Mm. T. Geſchichte der Geereifen und Entdet⸗ kungen im Suͤdmeere, aus den Tage⸗ buͤchern Sir J. Banks: Dr. Solan⸗ ders; Dr. J B. Forſters; Dr. G. Forſters; und Hrn. Anderſons. —Sechſter Band, a d. Engl. v. Hrn. Ge⸗ A Sorfter. Berlin 1787. mit 3 Chare son und za Kupſertafeln. i * n Kerr zu 205 Kiz.nahm dieſen Theil der Cookſchen See⸗ reifen mit einem geheimen Vergnügen und ver ſtillen Erwartung in die Hand, weld)e immer die Hofnung zu einem näheren Aufſchluſſe über (große Charaktere errege. Und was fonnte diefe ‚Hofnung wohl mehr nähren, als das eigene Tages "buch eines großen Mannes felbit vor fich zu ſehen, l und dadurch eben zu einem Eindringen in feine ‚geheimeren Jeidenfchaften, und in den Geng feines Geiftes ein Recht zu erhalten. Go fahr aud) ‚ wohl alle Tugebücher, und felbft bie geheimen ‘des menfchlicyen Herzens, immer etwas entferne ‚auf die Nachwelt angelegt find, (ein Vorwurf, von dem der große Haller felbft nicht völlig frey ſcheint) fo kann doch die trocknefte Relation die Züge nicht verbergen, welche jedesmahliger Zuſtand der Seibenfchaften und ihr Verhaͤltniß zu ben Begebenheiten deutlich ausprägt, | Dies iſt auch hier merklich genug der Fall, wiewohl, Cooks angebohrner Zurückhaltung ger maß, weniger als irgendwo, | A Menſchenkenntniß und ein tieferes. Einge- ben in die Denf- und $ebensmweife der Völker find das wehl, was den Leſer wahrhaft und am allgemeinften ergögt; und es fcheint wirflic ein nicht ganz ungegründeter Vorwurf für die engli- fchen Reifenden zu feyn, daß nur die allerwenig« fien von ihnen ſich die Mühe nehmen, um Me tie 206 ac EB SG Menſchen auch außer ihrem Lande, um eine an« dere Verfaſſung und andere Sitten, mie die ihrigen, fich zu befümmern; daß fie mehr der eigentlichen Kunſt und den eanfteren Wiffenichaf- ten, als einem Zwecke ihrer Bemühungen ſich nähern, und um fo weiter alfo von der allgemei« _ nen Unterhaltungsgabe fic) entfernen. Studie ren fie den Menfchen, fo gefchiehe dies allein, um ihren Charafterrollen ein ftärferes Licht zu geben, und ihre Harlequins und Brigellas aus fremden Sändern, wie Boldoni aus Berga⸗ mo, zu hohlen, wo der harlequinſche Haſen⸗ fdywanz auf dem Hute noch bis itzt eine vorzüglis che Zierbe ausmacht. — Auch die Spfteme alter Zeitrechnung und Geſchichte, Die wir ven ihnen erhalten, find meiftens nichts, als be. zauberte Schlöffer, , welche Faum die Einbil- dungsfraft ergögen. Sie fiheinen etwas zu yn, und find nichts als Phantaſieen. boͤſe die ezauberung auf, fagt Bolingbroke, und fie verſchwinden, wie diefe. N Nach jenem Maaßſtabe ſteigt und faͤllt nun das unverkennbare Zeichen des Vergruͤgens, den eine Reiſe gewahrt: der Wunfch, dieſe Laͤn⸗ Der felbft zu fehen,, wovon nur fehr wenige Reiſe⸗ befchreiber eine völlige, und Swinburne’s Reife nad) Spanien befanntlich die ehrenvollſte, Aus- nahme machen. Und in fofern ift gewiß biefer Theil von Cooks Keifen für die Hälfte — m Ki 0: 5. „ 297 kaum fo ergößend , als bie des Hrn. F. ſelbſt, da unter ver Hand eines wirflid fo feinen, wenn gleich nicht immer richtigen Beodachters, und unter den Blumen des Stils das Gemäploe * empordluͤhet. Indeß auch noch aus einem anderen Ge fi ae als ben der Ge tehrte nimmt, .be- trachtet, gewinnt diefe Keifebefchreibung ein neu:s Jutereſſe, und zwar dadurch, daß bey ihr Behandelung Hr. F. ſich niche fo fehr um die Darftellung von Cooks Geifte, als um die feines eigenen befümmert zu haben fcheint. ‚Die Anserfungen zum eigentlichen Terte find an ſich hoͤchſt unbe etraͤchtlich, aber der Aufſatz über Cooks Verdionfte in dieſer Ruͤckſicht von. ungleich groͤſſerer Wichtigkeit. Seine Philoſo⸗ phie, einige nicht undeutliche Winke von frinem Religionsfpftem (mevon wir freylich noch weit deutlichere haben), find, wiewohl nicht aller Makel baar und ledig, doch wohl einer näher ren Beleuchtung wert. Der Gang feines Geiftes ift zwar oft fo raſch, und fein Flug fo hoch, daß ihm aud) ein Mir ungeübter 5 jurufen moͤchte: Reſerve tousjours à ta table un morceau pour les pauvres. Und in der That macht er es oft mit ſeinen leſern, wie der beruͤchtigte Fi Bernard, der \ einen 208 DE Mn einen ımbußfertigen Delinquenten- das Gebet, das er nicht herſagen wollte, verfchlingen ließ. Wis zuerſt die Ueherfegung em und für. fih betife, fo kann das Publifam damit volle kommen zufrieden feyn, da fie nur hoͤchſt felten en Fleckgen bat, und der ungleich größere Werth des ſachkundigen Ueberfegers gegen jede andere für fie vortheithaft entſcheiden muß. Unfere gewöhnlichen Ueberſetzer verjtehen leider nur hoͤchſt felten die Sprache; -fie wollen fie oft erft Dadurd) verftehen lernen, und find nur flug ge» nug fid) Diefe Berfuche bezahlen zu laffen. Den Leſern gehts dann nur zu oft, wieden Irrlaͤndern mit Woods Penny Münze, ber, mad) einem erfchlichenen Patente fie in fo ungebeurer Menge und folglic) fo ſchlecht ſchlug, daß Ircland einem Banqueroutte nahe Fam. Eine Gluckhenne, fage Aſmus, bie mit ihren Kuͤchlein in ihrer Einfalt auf dem Hofe herumgehet, thut, wenn der Habicht daherge⸗ ſchnellt kommt, ohne alle Anweiſung, und ohne die Abſicht, ſich Hören zu laſſen, allemahl unfehlbar den rechten Schrey. — Und in der That müßte es für das Publikum überaus ange⸗ nehm feyn, wenn feine Schriftfteller, bey Ans weifung und mit der Abfiche, ſich hören zu: laffen, nur allemahl unfehlbar den rechten | Schrey thaͤten, Es N zwar immer bie Sache eines: a: * 200 eines” jeden braven Mattes , feine Ge anfen frey zu fagen. Wer das Herz nicht bar, bie beyden Pole des menfchlichen Lebens: Religien und Staatsverfaſſung mit feftem Blicke anzus fehen, und darüber laut zu werden, ift Fein Mann, fondern ‚eine Memme, Unmoͤglich kann dieſer Fall indeß eintreten, als his der Ha⸗ bicht daher geſchnellt Formmt, oder mit an⸗ dern Worten, bey vorkommender paſſender Ges legenheit. Aber dem erſten beften Anfaffe feine Grundfäge opfirn, ift eine Verfahrungsart, ber wohl ber erfte deutſche Hexameter des Huld⸗ reich Ellopoſcleros zur näheren Beherzigung nicht uͤbel bekommen wuͤrde: — Sagen zu hitziglich nach Ehr und ewigem Preiſe Das jagt ein oftermahlg zu u in ſpoͤttiſche Weiſe. Ich Hr. Forſtern zu gut zu kennen, als daß ich vorausfegte, es koͤnne ihm mit eis ner kahlen Anzeige feiner Auffäge oder einem ee: Hreiſe gedient ſeyn, und es wird ihm daher nichts weniger als ſchwer fallen, mic) in eine nähere Erörterung feiner vorgefragenen Grundfüge, und vorzüglich feiner zu ſehen. 4 O Nach a 10 U 0 Be Nach einer Machricht von der enafifijen Ausgabe dieſer Neifebefhreibung und feiner Veberfegung, den Inſtruktionen für die Ente deckungsreiſe, folge ein Auffag d. H. 5. überdie Verdienſte Cooks, über bag, was er leiſten wollte, und was er geleiſtet hat, mit der Ueber⸗ ſchrift: Cook der Entdecker; derjenige Aufr faß, worauf ein großer Theil diefer Anzeige fich jtügt. Gleich im Anfang giebt er den a punkt an, von dem er bey tiefem Auffaße aus» geben will. Coofs Entvefungen jufammenzus faflen, ihre Graͤnzen abzuſtecken, ihren) ges - ſchickten Anordnungen und Verbindungen, ſo tie mancher ihrer wichtigen Folgen nachzuſpuͤ⸗ zen, und aufdie Art nicht bloß dem Seemann ' und Entdecker, fordern auch dem Menfchen ein geringes SR zu fliften; eine Richtung, die Hr. 3. gewiß mit fehr vieler Beſtimmt⸗ beit gehalten, und mit großer Kunft und * bis zu Ende gefuͤhrt hat. „Zuerſt,“ ſagt F., „verdient — vor⸗ laͤufige Unterſuchung, aus welchem Geſichts⸗ punkte der Werth der Entdeckungen uͤberhaupt beurthellt werden müffe; denn dies wird uns in der weiteren Anwendung auf Cook zum beque⸗ men Maasftabe dienen. Wenn nun aber der Mann Recht haͤtte, der eine bloß phyſiſche a Ye me Br rer art ftimmung des Menfchen fir die einzige wahre, und Wiſſenſchaft für die Quelle alles Elendes bielte, wäre es nicht um den Ruhm der Ent⸗ decker geſchehen? — Dies Paradoron fiegte über manche Einwendung, und man gab Blößen, mern man ſich gegen die datin enthaltenen Thats fachen ſtraͤubte. Wer könnte auch vas Entſte⸗ ben der Zerrüftungen won der Enttwickelung der - verfchiedenen Fähigkeiten leuznen? Indeß, fern man dieſe Unzertrennlichkeit zugiebt, fo Bleibt noch unermwiefen, daß die Ausbildung des Menſchengeſchlechtes einen anderen Gang hätte geben können. Der untergeichobene Begriff, die Perfefeibilicat als ein der Natur entgegenge ⸗ feßtes Extrem anzuſehen, mußte frryfich eine Verwirrung bes Geſichtspunktes zuwege bringen, die nur eine conſequentere Philoſophie mirber he⸗ ben kann. , Die wirt in allem, was gefchieher, eine Kette von DBerhältniffen gerade, welche nothwendig wie Urfady und Wirkung in einan« der greifen, und die Möglichkeit vernichten, daß ein Staͤubchen fi) anders bewegt Haben fönnte, als es gefchehen if. Wie des Unend- liche an das Endliche, fo iſt über alle Berriffe hinaus, Freyheit an Nothwendigkeit geknüpft und hiermit zwifchen dem inhigen Bewuſtſeyn des ale —2 daß feinen Handlungen Gedanken vorher gehen, und der ehernen Wahrs heit, daß Peine dee dus nichts entftehen kann, ini ewiger Kampf erregt.” 93 Wer am a0 Wer mir da, fagfe einer meiner Freunde, einen gefunden Zufammendang, und im legten einen reinen Gedanfen herausfindet, Phylida folus habeto. Meine Side ift es nun ißt, zu verſuchen, ob ic) diefe Phyllis verdienen kann. * u I ET —— Behauptungen, die ſich ſo ſehr zu wlderſprechen ſcheinen, loͤſen ſich bey näherer Beſtimmung in zwey zwar verſchiedene, doch nicht entgegengeſetzte Grundſaͤtze auf. Widerſtreit der Cultur (fo wie ſie jetzt iſt) mit der Natur des Menſchen, als einer phyſi⸗ feben Gattung, bey der alles auf die Erreichung eines jeden indiwsöuellen Zweckes angelegt ſeyn muß, iſt die Grundlage feiner Behauptungen in der Abhandl. über die Ungfeihh. der Mens ſchen u. m. a., und das, was er.da durch Erfah- rungen zu erweifen ſucht. In feinem Emile hin⸗ egen befchäftige er fich mit dem Fortgange der L ultue, in wie fern er, zur Ausbildung der Ane lagen der Menſchen, ‚ohne ihnen, als einer phy⸗ ſiſchen Gattung, zu ſchaden, möglid ware. So, wie num die Eultur einmahl angelegt ift (denn die, Unmöglichkeit, daß fie eine‘ andere Kıhtung hätte nehmen Fönnen, iſt nice nur | voͤlli unerwiefen, ‚ fondern beynahe ermwiefen un. | ſtatthaft) mußte nafürlich jeder Fortfchrite der | Menſchheit in Sittlichkeit der phyſiſchen Beſtim⸗ mung u Ben 213 mung ſchaden, und eine Menge Miderfprüche und fo/glich Uebel erzeugen, die eine bequeme Auflöfung und Vernichtung am Ende der Laufe _ bahn, wovon wir wohl ſchwerlich bie Halfte er⸗ veicht haben, und wo, wie Kart m:pnt, bie vollfommenfte Kunft wieder Natur wird, te warten dürfen. Dieſer Worausfegung gemäß, wird ſich wohl jeder roillig finden lafjen, mit vem liebenswärdigen Piloſophen einzuftimmen , und nach ‚gehobener Msdeutung und Verwechſelung zwey ganz verſchiedener Dinge den Satz gern anmebmen: dep Cultur in diefer Richtung, ale ein. Widerfpruc) gegen phyſiſche Beftimmung zwar große Uebel erzeuge, aber daß durch diefe Medel vielleicht Erreichung unferer ſittlichen Ber flimmung möglich ſey. Die Größe der ges ſchehenen Wirk lichkeit laͤßt ſich dey unſerem Mangel an Begriffen von hoͤchſter Ausbildung, und der doraus zu ſchließenden noch weiten Ent» furnung vom Ziele durchaus nicht angeben. — Der Ausdruck 9.5, Entwicke ung verſchie⸗ dener Faͤhigkeiten muͤſſe Zerruͤttungen hervor⸗ lringen, iſt zu unbefiimme, weil ie Faͤhnkeit bes Menſchen als Naturgattung ſchon angelege ſeyn mußte, um der Cultur empfaͤnglich zu wer⸗ ben, und Perfektibint konnte wohl wie als ein der Natur entgegengeſetztes Extrem angeſe⸗ hen werden, weil ihr als Natur dieſe nothwendig zukom nen mußte, ſondern allein dieſer Gang der Msbildung konnte ihr Extrem heißen, da —V 03 ſich I 214 Pc Be > fid) ein anderer bequemerer, von Anfang cn naturgemäßer Gang zu demſelben Zwecke eben ⸗ falls gedenken läßt, Wie weit die Vernunft zu der Vermuthung berechtigt fey, daß die Kultur nicht umfonft, fondern zur Erreichung der hoͤch ⸗ ſten Sittlichkeit in diefer Nichtung angelegt fen, it das, was H. + nachher zu erörtern verſucht. Hierauf gehet dann auch jener legte Periode, ' ‚ ber, wiewohl niche wenig ſchief und unbeſtimmt ausgedruckt, in der Beziehung der igigen Ent⸗ wicelusgen auf berechnere Anlagen der Natur zu flehen ſcheint. Wäre Rec. nicht alle Spftemriecheren ein gefchworner Feind, fowürde ſich auch) diefe Stelle mit den Fünftigen verbun» ⸗ den, an Folgerungen dieſer Art, befondersin Ruͤck⸗ fiht auf moſaiſche Tradition, nicht arm finden. ’ „Benn alfo die Verhaͤleniſſe des Menſchen, fähre Hr. 8. fort, „wodurch irgend ein! Faͤhig⸗ Feit in ihm fich entwidelt, nicht von ihm abhän⸗ gig find, (wovon uns H, F. den ftrengen Ber weis ſchuldig geblieben ift, da feibft eine conſe⸗ quentere Philofophie diefe Beziehungen, und wie er eben gefagt harte, dieſe Werfnüpfung der Freyhelt an Nothwendigkeit nicht fehen Tann), fo iſt es auch die Entwickelung nicht; - daher ges hört die Yusbildung zu den beitimmtn Einrich« tungen der Natur, und der Contraft zwiſchen ſittlicher und phyfifcher Beſtimmung beruhet nur auf eine Abftraktion unferer Vorftetungeart. 4 Solche A 0 215 Solche durch Zufall zu entwickelnde Anlagen find berechnet, und daher, wie der Philofoph ber Menichheit bewiefen bar, ift die Beflimmung des Menfehen nicht chierifch, fondern Sitt⸗ lichkeit.“ . Alterdings mußten: wohl die erfien Anlas gen der Menfchheit beſtimmt, und auf fünftige Umftände, alſo zu einer Menge verfihiebener Entwickelungen, berechnet feyn. Aber diefe Bes rechnungen waren gewiß nicht auf den itzigen polizirten Zuſtand geftellt, fondern es waren Wege moͤglich, auf denen allmählige Herausars beitung aus dem Naturzuftande zu gewinnen , und voc) Lie Verftoße gegen diefen zu vermeiden waren. Da dem erften Menfchen mordlifche Freyheit ganz unbenommen bleiben mußte, weil er fonft zum Thiere und feine Handlungen zur Berdienftlofigkeit herabfanfen, fo war es nicht zu verhüten, daß er niche gegen alle Warnun. gen feines Führers, des Inſtinkte, Mittel zu feiner Bervollfommnung ergriff, die fie eigentlidy nur verfpäteten, beſonders da dieſe wahrſcheinlichſt nme die des Subjekts betrafen, und mithin die Gattung gänzlich aus den Augen ließen. Man ‘mag bie mofaifche Tradition gar nicht, oder neh⸗ men, wie man will, fo wird man doc) nie ver meiden können, ſich einen Naturzuſtand, dieſen als vollfommen zweckmaͤßig und. auf Fünftige Revolutionen beſtimmt, und mis einer Menge —8 DD von = 216 0 von Trieben ausgerüftee, gefallen zu laſſen, die das Verhalten, in der Vermiſchung mit, unbes rechneten Zufällen einigerms zßen leiten fonnten. Diefe Revolution, fo wie fie nad) des Menfchen Willkuhr erfolgte, war gewiß nid)t weckmaͤßigʒ denn fie lief allen Warnungen ver Triebe zumis Der , vertrat Das bezeichnete Gleiß, und brachte die Eivilifation mit jenen in die Werwirrung; die doch wie fein, anderer ſcheinbarer Widerjprud) der Natur, ſo ganz offenbare Nachtheile har, gegen deren Esidenz min, durch Einwendungen, wie H. 5. ſeloſt ſagt, nur Bloͤßen geben kann, Mösishkeit, das Ziel zu exxeichen, blieb ung Dod) ınmer übrig, nur frey!ich veripäzeten wir uns etwas. „, Un den Wed zu fürzen, war die - Erſcheinung eines großen Mannes noͤthig, der Die vergeſſenen Vorſchriften des Naturzuſtandes wieder ing Gedaͤchtniß brachte, (denn alle reinen, Schren des Chriftenthums faufen auf Diefe doch ganz ſichtlich hinaus) und da werd die Möglic)« feic zur hoͤchſten Wahrſcheinlichkeit Soviel iſt ganz ſicher ausgemacht: fibeinbar find. die Gebredyen unferer Cultur gewiß nicht (wie Hr. F. ſo gern beweiſen moͤchte), dieſe Hebel wuͤrken nicht zur Erzeugung des Guten, und alla die Widerſpruͤche ſind wohl Entwickelungen berechne⸗ ser. Anlagen, aber nicht berechnete Erolutionen loͤſt; dies zeigen ung nur zu oft die Reſte alter linke, die bey. der. Civilifation offenbar bey, weitsm zu kurz Fommmen. M ai ig! — J 417] Be R 0 ,# we 217 „Bewuſtſeyn,“ fährt Hr. F. fort, gehoͤrt zur Vernunft, zur Wahrne hmung der Berhaltniffe und Abfonderung der Begriffe: Bewuͤſtſeyn eines abſtrakten Ich wer das ausſchließende Geſchenk der menfhlichen Organifation. * Aus ibm entwiceln fi ale Erfcheinungen der fogen nanten Perfektibilität. Hier aber, wie aller⸗ waͤrts, iſt es Wirkung und Gegenwirfung, was die ſchlafenden Kräfte offenbahret. Drachten erſchuͤcternde ‚Erfahrungen der Menſchen auf eine «höhere Stufe dev Beſonnenheit, und lehrten fie. ihn, daß er nicht alles darf) was er Fann und will, fo führten fie ihn auch zu Begriffen vom Gluͤck des Saheng u. bw... ‚Dies ift nur noch. Eine ei von H. F. Ppitofophie, Wollte ic) ihr, Schritt vor Schrift folgen, fo würd’ ich ein Buch fchreiben müffen, Ein jeder nur etwas gründlicher Denfer wird fi) hier bald den Satz beftätigen, «daß bie Bluͤthe des Stüs, die Periodenründung, und der Wortfluß für philoſophiſche Bloͤßen nur ſehr leichte Raeesfungen find. Offenboe verwechſelt hier H. F. wieder zweyerley, das immer nothwendig und feiner Natur nach getrennt‘ bleiben muß: Die empis riſche Apperzeption, das Bewuſtſeyn feines Zuftandes, ſeiner Wahrnehmungen 5 und vie ———— Ar das Bewuſt⸗ 5 ſeyn \ s ꝛis Er ER ſeyn feiner Identitaͤt felber, ſelbſt bey alter Verſchiedenheit des empirifchen Bewuſtſeyns — Dies empiriſche Bewuſtſeyn gehört aller: Bings zur Bernunft, zur Wahrnehmung der Vers haͤltniſſe und Abfonderung der Begriffe; aber es kommt auch) gang offenbar ben Thieran zu. Weber dem das Daſeyn der Vernunft bey Tieren iſt noch ‚nicht im mindeften. klar widerlegt. Denn fommt ein Aufmerken zur bloßen Perzeption binzu, fo wird die Sede fid) gewiſſer Beſtim⸗ mungen im Objekt der Empfindungen bevuft und diefe gehören immer zu den entelogifchen- Eategorien. Sollen alſo tie Thiere feinen Verſtend haben, fo laße fid) gar nichtseinfehen, wie ihre Erkenntniß befchaffen feyn Fönnte, Ganz offenbahr ift es unmöglid), daß ihnen das Vermögen, willführlic) auf etwas zu achten, feh- len ſollte. Dunkelheit der Wahrnefmung nach eben Tategerien läßt ſich in der Thierifchen Er» kenntniß unmöglich annehmen. Hingegen die tranßendentale Apper⸗ jeptior, Piv niemah/en das mindefle empirifche Praͤdicat duldet, ohne von ihrer Neinigfeie zu verliehren, und bie wahrfcheinfich Hr. F. auch unter tem Bewuſtſeyn eines abſtrakten Ich verſtehet, mog wohl einen Vorzug des Mens ſchen als ein ihm allein aehöriges Attribut aus⸗ machen, bloß sus der Urfach, weil ſie auf Höhere, Vırftandesoperationen ſich fügt; aber — > pl! Pu © Dig ot Mo — 219 Nothwendligkeit wegen, fie von aller Empirie rein zu erhalten, iſt fie bey der Entwicelung aller Erfcheinungen der fogenannten Per— “feeibilität, die, wie Hr. F feldft ſagt, zwar be⸗ rechnet, aber von äußeren Verhaͤltziſſen nie unab« bängig iſt, durchaus und vollig zum Gebrauch) ‚untauglid). Auf die Einleitung folge die Analyſe von Cooks Verdienften, eine Machricht von feinen erſten Fahrten, und von allen Schwirrigfeiten ‚und Gefahren, die er zu bekämpfen fand, Er trat diefe teßte- Reife, vie wir vor uns haben, ben 12. jun. 1776 mit der Reſolution, dem Schiffe, worauf er feine vorigen Rifen gethan hatte, an. Am Vorgebuͤrge dir guten Hofnung ftieß Clerfe mit der Difcovery zu ihm, und nun, gieng ev oftwärts durch das ſuͤdindiſche Meer. "Weber Vandiemens, und Meufee- sand ſchiffte er dem, ſtillen Meere zu; wo er einige neue Inſeln ent⸗ deckte, und Fam zuirft, ba er Otaheiti nicht er⸗ reichen konnte, ohne das schen der dahin be⸗ flimmten Tiere aufs Spiel zu feßen, nad) den freundfchaftlichen Inſeln, bie er genauer untere ſuchte. Mit der Neife von diefem Erfeifchungs« punfe nach; Dtahelfi, und mit dem Aufenthalte dafelbft und in den übrigen Sozietätsinfeln gieng das Jahe 1777 zu Ende. Moch im December feegelte .EooE über den Aequator, und am 18 Jan. des Ken Jahres fand er die weſtlichen Inſeln 220 —0o Inſeln in einer neuen Gruppe, die in der Folge den Rahmen der Sanbdwichs-Inſeln erhielt. Dann eilte er zur Kuͤſte von Neualbion, Die er im 450 zuerſt erblickte. Mach vielen Stuͤrmen fand erim 50° einen Hafen, von den Eingebohreken Nutka ge⸗ nannt. So bald er wieder in See gieng, hatte er ‚ neue Stürme, tie feine Schiffe bis zum 60° der Breite vom Sandeentfernt hielten. Hler aͤndert es feine Richtung endlich, bilder einen Buſen, und ges her ſtatt kKordwaͤrts, wie bisher, auf einmahl weſtſuͤdwaͤrts ſort. Cook folgte jeder Kruͤm⸗ mung der Kuͤſte. Unter vielen Bayen, die er entdeckte, zeichnete ſich der Prinz Wilhelms Sund, urd noch ein großer Buſen aus, der feines Entdeders Nahmen befam. Endlich umfchiffte er die lange Halbinfel Alaffa, und gieng an der Inſel Unalaſchka vor Anfen. Er. orfolgte nun die Kuͤſte von Amerika. - Am gten Sun. erreichte er die weftiiche Spitzo des ganzen Anterifa und nannte fie das Vorgebürge des Prinzen von Wales. Gie bilder im 650 46° nördlicher Breite die oͤſtliche Graͤnze einer Merrenge, welche die alte und neue Welt ſchei⸗ det. Bering hatte fie zuerſt erreicht, und Darum nannte fie Cook Beringsſtraße. Im 71° hielt endlich eine Eiſmaſſe fie vom weiteren Fortfeegeln 0b, und da nun jeder Fortichritt durch die Jahreszeit unthunlic ward, befchäftigte er fich indeg mit Berichtigung geograpbifdyer Irrthuͤ—⸗ mer. Ex fiel darauf, die Wintermonate mit der NE) Uns > 0 * 221 Unrerfuchung dev Santioicheinfeln aus zufͤllen aber bie intereffaätefte Entdeckung i im ns koſtete ihm fein geben. run führte Tierk die ige hai Norden zuruͤck. Dos Eis hielt ihn aber eben falls auf. Ehe er noch nach Kamſchatka zurück fam, farb er. Gorn und King führten die ‚Schiffe über China und das Vorgebürge der qu⸗ ten Hoffnung nad) Haufe, wo fie den zaften Auguft 1780 wieder ankamen. Von Hauptreſultaten für die Naturge⸗ ſchichte haben Cooks Entdeckungsreiſe ohng⸗faͤhr folgende herausgebracht. 1) Daß viele Inſeln und Felſenbaͤnke vom anſehnlichſten Um fange im heißen Erdſtriche bloß das Werk einer Art poly⸗ penaͤhnlicher Gewuͤrme find. 2) Daß im Welt meere ein zwiefaches $euchten, ein elektriſches und phofphurifches ftatt findet, wovon letzteres wieder auf eine doppelte Art, rehmlich unorga⸗ niſch, oder in lebendigen Thieren erſcheint. 3) Daß die haͤufige Erſcheinung der Seevoͤgel und des ſchwimmenden S Seetangs (fucus) nicht mehr für ein ſicheres Zeichen vom nahen Lande gilt, 4) Daß entlegene Inſeln niemabis reich an vie⸗ lerley vierfüßigen Thieren find, 5) Daß bie DBotanif aus jenen neuentdecften $ändern mit mehr als 2000 neuen Gewächfen bereichert ift, von ‚denen manche für die Zukunft. einen bes traͤcht⸗ 222 No trächtlichen Nutzen verfprechen. 6) Daß durch das ganze Suͤdmeer von der Nachbarſchaft ne dieng bis gegen Peru und Mexiko hinüber, auf weit entfernten und vereinzelten Inſeln, eim Volk angetroffen wird, daß in Geftalt, Sprache, Ueberlieferungsbegriffen durchgehende überein flimmt, ob es gleich in Eultur, Werfaffung und Sitten verſchieden iſt; 7) def ein andeter in Anfehung der Sprache, Farbe, Förperlicher Bil« dung vom jenen verfchledener Stamm ſich nicht fo weit von Indien durch einige andere Inſel⸗ gruppen ausgebreitet habe. 8) Daß man in Abſicht der Bevoͤlkerungsgeſchichte der Erde ſchwerlich auf zuverläffigere und mehr entfchein dende Data rechnen ann, als man fchon itzt befist. 9) Daß die Natur des Menfchen zwar überall klimatiſch verfchieden; aber im Ganzen ſowohl der Organifation nad), als in Beziehung auf die Triebe und den Gang ihrer Entiwices fung, fpezififch diefelbe if. 10) Daß, fo wie es fein Volk ohne Sprache und Feine Sprache ohne Vernunft giebt, fo auch keinen bloß thieri⸗ ſchen Stand der Natur. | - Eine ganz vollftandig detaillirte Auseinans derſetzung der Aufflärungen, welche Natur und Menſchengeſchichte durch dieſe Reiſen gewannen, und welche ſie noch zu hoffen haben, wuͤrde mich zu weit uͤber mein Ziel hinausſuͤhren, und ich muß mich damit begnuͤgen, hin und wieder ein⸗ zelne Er > 203 zelne Data herauszunehmen und ſie ohne Verbin⸗ dung und ſelbſt oft ohne einige Ordnung zuſam⸗ menzuſtellen. Kerguelens Land fanden ſie mit einem bewunderungswuͤrdigen Gruͤne bedeckt, das von einer einzigen Pflanze einer Art Steinbrech her ruͤhrte. Keim taıd, fagt Hr. Anderfon, Cooks Wundarzt und der einzige Naturtundige bey biefer Reife, iſt wohl unter einem folchen Him⸗ melsfiriche entdeckt, das einem Naturforfcher fo wenig Stoff zu Unterſuchungen darböte, als ‚ dies. Der Steinbrech bedeckt in dicken Büfcheln den Erdboden weit und breit, und fproßt aus eis nem äußerft lockern Torfmoore, . In moraftigen Gegenden fand ſich noch eine andere kohlaͤhnliche Dflanze von antiſkorbutiſchem Anfehen und. dem Geſchmacke des neufeeländifchen Loͤffelkrautes ‚(Lepidium oleraceum). Es gab von ihr.nicht bloß männliche und weibliche Pflanzen, fondern ' aud) eine dritte Sorte mit. Zwifterblumen Außerbem waͤchſt hier Siedgras und eine Arc Waldſtroh (Galium), Ale Gewächfe beftehen: aus 16 bis 18 Nahmen, einigen Mioosarten und einer fehr fhönen Art Flechte. RR Außer ben Geebären gab es hier gar feine Duadrupeden, und biefe nut in geringer Anzahl, weil fie ſich lieber auf kleinen Inſeln als an weit ing. Land gehenden Bayen aufhalten. on a ne - WVon Voͤgeln waren bier Sturmvoͤgel, Albatroſſe, Seeraben, Meewen, Meerſchwal⸗ ben und Enten von der Art, als ſie in Georgien angetroffen wurden. — Der Sturmvogel vom‘ Cap, der Eleine blaue und. der fleine ſchwarze find ſelten. Der bloue wohnte in Loͤchern. Die arößte Gattung ift in Menge da, und leiche todtzuſchlagen; Ihr Gefieder ift ſchwarzbraun; Schnabel und Füße gruͤnlich. — Won Alba⸗ troſſen war nur die graue Art der höheren ſuͤdli⸗ licyen Breiten bier. Von Pinguinen giebts hier verfchiedene Arten; die erfte und groͤßte ſah man ſchon auf Südgeorgien, mit ſchwarzem Kopfe, bleyfarbigem Rücken, weißem Bauche, und Schwarzen Füßen. -" Un jeber Seite des Kopfes fieht man einen breiten Streifen von ſchoͤnem Gelb, der längs am Halfe Hinunter reihe, und. fic) ‘oberhalb der Bruft mit dem anberen vereint. Der Schnadel ift rötlich und länger, als bey an» deren Voͤgeln der Art. (Aptenodytes patacho- nica). Die andere Gattung iſt nur halb fo) groß, als die vorige mie ſchwarzgrauem Nüs cken, und auf dem Kopfe mit einem. weißen Flecken, der an jeder Seite allmählig breiter. . wird. Schnabel und Füße find gelblich (Apte- nodytes parua). Die dritte Are war die Apte- nodytes Chryfocome, | Bon Seerabenarten giebts hier die eigentlis he Eleinere (Pelecanus graculus), und die Are a mit ey 2 2; «mit. einem ſchwarzen Ruͤcken a waißem Bauche, weiche ſich ebenfalls, (ab eufeelan ;. Terradel Fuego und Georgien finder. (Pelecanus Pica) — Auch trift man hier die großegemeine Mewe, bie große und fleine Seeſchwalbe und die große noͤrdliche Mewe (Larus Catarractes Lin, )sansı.. Man fand dieſen Vogei ſchon auf den Reujahrsinſeln bey Staatenthlond ohn ea le Maires Meerenge. (Pennants, Sheach- bil Sn. Birds p. 43.). .; ‚uhts eh sh Hein Mar fand 9— van — Yan das Haar ; de. fämmtlichen Einwohner wollartigz _ und, wie Hr. F. bemerkt, find ihre: ſchwarze Farbe und das Wolhaar ohne allen Zweifel iche Kemzeichen des Menfchenftame ‚mes. auf Reuholland, und. die ſich auch noch —— jenſeit des Aequators unverändert alten. Bisher kannte man fie nur am afrifa« a chen Neger, bier ſieht man fie an einem Vol⸗ ke, daß in feinem Knochenbaue und den übrigen Unterſcheidungszeichen feine — mit dem Afrilaner verraͤch · | Hy... amımacr Was Hr. F. indeß damit will, iſt nicht ‚wohl: einzüfehen, denn es foll doc) wohl fein Beytrag zu feiner, Garbenleiter und sur Klimati⸗ firung des Menſchen feyn; ‚und ein Entftghen einer eigenen «Menfchenrace, auf Nerholland, * rl oder aus der fruchte Me fruchtbaren Erbe anzunehmen, iſt * sei — rathſam.) Dis einzige vierfüßige Thler- J— Van ee fan). w's fie fiengen, war «ine Art Beuteltbier, ohngefaͤhr zwinmal fo groß, als ‚eine Ratte, Auch haͤlt ſich wahrſcheinlich Hier ‘der Kınguru auf. Bon Vögeln gabs hier große "Braune Haricht:, Krähen, gelbliche Papageyen, große Tuben, eine Droſſelart, verſchiedene Arten Mewen, ſchwaͤrze Auſterfaͤnger, ſteingraue Regenpfeifer mir einem ſchwarzen Flecke auf dem Kopfe, wilde Enten und“; Ste „raben. I, SER LESEN den Waltern —* Kit —— Schlangen, und Eideren. — Bon Filchenfind - ‚man der Elephantnfildy, große Rochen, Meine "weiße Brachſen, Zungen, Stöndern, Sepäe, Satcoſe⸗ u.fw. Auf den Felſen finder n man eine „Menge vor Mirsmufhein und anderen Schaalenthieten, auch viele Seefterne und Schwaͤmme. Eine Gattung di-fer I:gtereim, don außererdentlid; fei« nem Gemw-be, wird von der See ans:Ufer geivor- ‚fe. ) (Bielleicht ließe ſich durch genauere Unter ſuchung dieſer Gattung etwas über die Animalis - tät Her Schwämme auſsmachen). Mod); eine Art it die — — — € 0, 237 de lagen viele —A und bie Safe ’ Lap Iyfia, Hit Die Anzehl der Inſekten iſt klein, aber ſie ſind Er mannidyfaltig. Mehrere? Arten von Heuſchte en, Schmettetingen und fdıd gezeich⸗ neten Nachtvoͤgeln, Sungiern, Br mien, — un: Epinnen; auch einig Store gi Muſkitos und große ſchwarze Ainei⸗ m, — Man fand in — außer einigen Ratten, einer Gattung Schaͤferhunde (und Fledermaͤuſen)⸗ fein vierfuͤßiges Thier. — J Die Einwoßner von Watiu bewillkomm neten Cooken mit einem abg meſſenen Gefinge, einer Ceremonie, die ſelbſt in Nordamerika ges braͤuch ich iſt. „In ſolchen Fallen,“ ſetzt Hr. Forſter ſehr richtig Hinzu, „bey einer fo auffol⸗ den Aehnlichkeit in den Sitten zweyer völlig getrennten Voͤlker follte man die Urſach ih der Natur des Menfchen ſelbſt auffuchen.“‘ (Denn es laßt fich gar wohl denfen, daß, wie zwey einzelne Koͤpfe auf dieſelbe Erfindung, ſo auch ey Narren verſchledener Voͤlker auf dleſelbe I bgeſchmacktheit verfillen koͤnnen, vie ſich here nad) allmählig narlonalifirt, und felbft zu den Nachbahren ſich fortpflangt.) — P 2 Die 2:8 Be Die Grundvefte der Inſel Töngarabi bez ftebt, fo viel man weiß, aus nichts als Kos rollfelfen.. Im Ganzen genommen ift das arbare Erdreich darauf ziemlich tief. An den angebausten Stelfen fahe man lockere, ſchwarze Daͤmmerde, die groͤßtentheils aus vermoderten flanzentheilen entſtanden zu ſeyn ſchien. H. F. be ezweifelt das Dafeyn der Thonſchichten die nach Hr Au der ſond Nachrichten auf dem Koral. felſen egen follen, mit Rede. * * "Unten —* ———— fi nd die Pi fange die vorzuͤglichſten, deven e8 15 Spielarten bier giebt. Dann folgen bie Brohfrucht ‚ jweh Gattungen von Früchten, bie in Otaheiti unter den: Nahınen Jambu oder Heiha und E-iwi (Spondias. dulcis) befannt find, wovon !eßtere eine Are Pflaumen iſt, und endlich. Pompelimus fien -(Shaddock. Citrus decumana Linn,). Die Wurzeln find zweyerley Yams (Spielarecn der Dinfcorea alata Linn.), einergroße Wurs gel, Kappe genannt (Arum macrorbizon); eine. andere: Mahwaha; , bie, Tarrowurzel (Arum efculentum.);;und die Doidgiz (wahr⸗ ſcheinlich die Dracaena termiralis -Linn,), Raͤchſt ver Cocospalme giebts hier nach ein paar. feltene Palmenarten (Coiphra umbraculi- fera L. — Arcea ſapida — Civas circinalis un wahrſcheinlich); Zuckerrohrʒ Flaſchenkuͤr. biſſe, wo ‚ge 229 biſſe Bombusrohr; Gilbwurz (Amon Curcuma.) ;'eine Art Feigen. Von Ouabirpeben fanden fh Schwein, Hatten, und hinuͤbergekommene Hunde: Es gab hier, aud) zahme Hühner. Won wildem Ges Flügel: Papageyen, Nachteulen, Kuckuke, Eis⸗ voͤgel, eine droſſelaͤhnliche Gattung (der einzige Sangvogel), Wachtelkoͤnige, Waſſerhuͤhner, zweyerley Fliegenſtecher, wilde Enten, Reiher, Tropikvoͤgel, Pinfel, Meerſchwalben, Brach⸗ huͤhner, Fledermaͤuſe. — Von Amphibien ſah man Waſſerſchlangen, "grüne Jguanen Eideren, braungefleckte kleinere nebſt noch zwey kleineren Sorten. Von anderen Inſekten: ſchoͤne Nachtfalter, Schmetterlinge, ii x Auhden u. J w. etwa ‚aagegjiietene | — — Die Se iſt ſehr Er an hf, 9 ohne WManncchfaltigkeit der Öaftungen. Meera äfchen, Papageyfiiche „, Silberfiihe, alte Weie ber, (höngeflucte Zungen, Kofferfiſche, Bo⸗ niten, Albicoren, die, Aale der Palmerſtons-⸗ nfel,. Hayſfiſche, Rochen, Tobackspfeifen⸗ ſche, eine Ku Dat und eine‘ Mr ‚des ie) teufels. In Hapai traf man einen Mann’imd en nien Knaben, ingleichen auch in Anamocka ein Pau. Kind — 030 re > Kind: von völlig weißer Farbe, (Alfo auch ba Keckerlacken, von ‚denen uͤberhaupt ſo ſehr viel: Beyſpiele bekannt werden.) | Man fand auch auf Atuai den Gebrauch bee rorhen Federn von das Gatru'g Baumlaus fer wieder, der fich durch alle Inſein des Suͤd⸗ meeres erſtreckt Inbeß kann biefer.Gcdr-uc) unmoͤglich, wie Hr, F. richtig bemerkt, ein Bes weis der Bevoͤkerung aller Juſeln aus einem Stimme, (da die Papuaner fo fehr abweichen), ſeyn, fondern hoͤchſtens ver aflgmeinen $iebe zum Puße, und etwa ces Öefollens, den die meiftn wilden Völker an prahlenden Farben bey der Wahlihres Schmudis finven. Auf Atuai fanden ſich wenigſtens 5 bis 6 ' Spielarten ‚des Pifang: bie Brodſrucht, doch fetten; auch Kofospalmen; das Kappe ber Freundich :freinfeln; der Etua Baum (Cordea Sebeftena) und Die .mohlriechende Gardenia. Auch follen Yıms da ſeyn Außerdem waren da einige Bäume, vie auf Drcheiti Duidui ißen; eine Sida; die chorinda citrifolia (Hier None); eine Winde; die Ama. Staude (Piper methyflicum); Flaſchenkuͤrbiſſe; eine große diſtelaͤhnliche Pflanze mit mohnartiger Bluͤthe. Außer 0 231 Außer den bekannten ſcharlachfarbenen Vo, geln gab es noch dunkelkarmoſinene kleinere, große Eulen, braune Habichte, milde Enten, den Otu, den Torata von Dtahelti. — An Fie ſchen: kleine Mafrelen, gemeine Rothbaͤrte anllet ) Klippfiſche eine Seeſchildkrote, die man in einem Teiche gefangen hielt; Schweine und Hühner waren bier, wi auf den anderen Suͤdſeeinſeln. — Einige fleine Eideren , und Ratten, | Dies find nur einige ausgezogene Beriers - kungen aus dem Vorrathe für Naturgeſchichte, der «uf Diefer Reife gefammele ift, und freylich der Umftände wegen, fo reich unmöglich ausfal« len Fonnte, als bey den vorigen Reifen, vorzüglich aber darum, weil fein Naturkundiger von Dos feffion beobachtete, ©, Sa ; Er > RR: J Ka STIER, BEN — FE ca ir — u — V ip 2a . * vu in. k Be. $ m 2 ” j BAR — * 9 J *a Era EA 58 et &: * das T us , J * — Er - j Y ei Pr J EEE . 2° E —* De F x h fr -, } } 6) —— e If Y 4% EA FAST. * — x — PJ PN J ya a Se . m \ a P * ; A x t x Far r u l X Wo - ' — Br 44 — * * * Ye: ER: 4 " — * T, Herr Job Bafter über die Bekleidung der Thierhaut im allgemeinen, befonders aber ‚über die Shuppender Fiſch⸗ gattungen: ‚Ih ünaquague planta, in unoquoque (Anima- li, pifce et) Infeto, fingulare atiquod ob- fervaturi fumus artificium, quod in aliis corporibus non invehimüs, et quod atten- dere in gloriam fummi Creatoris debemus, Gednerindiffertationer Cui Bono. In Lin- . haei Amoenitat. Tom Ill, pag. 252, * —— ine gehörige ſorgfaͤltige Aufmerkſamkeit auf den verſchiedenen Bau und die Ab- weichungen in der Zufammenfeßung der Thier⸗ haut, der tmannigfaltigen Bedeckungen von Haaren, Wolle, Federn, Schuppen, u. f. we, von benen jede dein Menſchen zu einem ber ſonderen Gebrauche dient, wird uns mit ei⸗ ner ehrſurchtsvollen Dankbarkeit gegen die allweife Worfehung gewiß erfüllen, DD, 5. Nur 254 PO Nur der Menſch allein kmmt nackt auf die Welr, alle andere Thiere mit Bedeckun⸗ gen. Plinius klagt barüber, wenn er ſagt: Principium iure ——— homini. cuius cau- fa videtur cunda alia genuiffe natura, magna ſaeua mercede contra tanta fua munera: 'vt non ſ Tatis’ exiftimare, parens melior homini;'an triftior.nouer- ca. fuerit? .Ante omnia vnum animan- tium cundorum, alienis velat opibus: ceteris varie tegumenta tribuit, teſtas, © cortices,' coria, fpinas, villos; feras, pilos, plumam, pennas, ſquamas, vel- lera,. Truncos etiam arboresque cortice, interdum gemino a frigoribus et ealore tutata eſt. Hominem tantum nudum et in nuda humo, natali-die abiicit ad va- gitus ftatim et 'ploratum, nullumque tot ‚animalium aliud ad lacrymas et Das 0 tinus vitae principio a), Aber felbft aus diefen ungerechten Ras gen des Plinius blickt die Weisheit und Güte der göttlichen Vorſehung hervor, und ihre Sorgfalt für ihre Geſchoͤpfe. Denn bie Thiere, die bey dem adnzlichen Mangel an Vernunft und Verfiand, völlig unders a) Hiftor, Natur. Lib, VII. c. z. im Anfang — ) 0 ** 23 5 unpermögenb find, um ſich Kleidungen zu ers ſinnen und. zu. verfchaffen, bringen bisfe ſchon mit ſich auf die Welt. „ Der Menfch hingegen, der das Geſchenk bed Verftandes bekam; ein Hülfsmittel, das er in allen Verlegenheiten benußt, von dem er Gedanken empfängt, und mit dem er. zu feinen koͤrperlichen Arbeiten: der Hand die Erfindungen angiebt: er findet in den Fellen und in der Wolle der Thiere, in mehreren Gattungen der Bäume und niederen Gewaͤch⸗ fe einen Stoff zur Verfertigung ‚aller feiner Bedeckungen, und feine angebohrne Nackt⸗ heit und weiche ‚Haut ift daher ganz ohne einen nachtheiligen Einfluß auf ihn. Gott überläßt ihn die Auswahl feiner Reis ber und ihre ‚Einrihtung feinen: Gefühlen gemäß, zur. Bedeckung für Rälte ſowohl als um Puße (wovon er nur zu oft ein übelen Ges brauch macht b), da bey Thieren die Beklei⸗ dung nie wechſelt, da das vierfüffige Thier * Q2 nach b) Homme ſuperbe croit, qu'etant decorᷣ de la peau des bêtes, il a droit de mepri- fer ſes freres, qui ne font egalement v£- tus, et Phomme fage.ne voit dans une pa- reille decoration, qu’ une iufte raifon de Ü’humilier. _Qui de deux penfe le plus fenfement? — Caraccioli la jouiflance " de foi meme, pag. 310, nad feiner Geburt fein Fell und der Wogel feine ‚Federn erhält, und von dem Augen, bii® an, beyde auf immer gekleidet find. Bey einigen vierfüßigen Thieren iſt bie " Haut mit Haaren bedeckt, und dient dem Menfchen zu einem unendlich mannichfachen Gebrauche. Die Füchfe, Zobel, Hermeline Miefeln uf. w. in Gibirien und anderen nördlichen Ländern geben uns das koſtbarſte Pelzwerk der. Das Kamrel- bb) Ziegens und: Hirſchhaar Vefert uns eine Menge von Zeuam c). DaB Dferde » Gemfen » und Bocks Haar, wie auch das vom Haaſen, Kaninichen und noch beſſer bas vom Kas for bb) Das a Katmeeifadre iſt eigentlich nicht das. Haar des Kameels, fondern von einer Ziegengattuug, bey der es fo lana ift, daß e8 bie auf die Füßeberabhängt. - Man nennt fie Dieangorifche Ziege, das Kaͤmmel⸗ thier, (Hircus five Capra Angolenfis corni- bus carinatis arcuatis, Linn. Syft. Nat, Gen. 31. Num. l.) [Nu giebt Dies lange feidenaitige Haar ein Garn, das dem von den: Hadren des wirklichen Kameeles bey weiten vorzuziehen iſt. M;] e) Etwa, das zu Mofes Zeiten ſchon befannt gemefen zu ſeyn jebeint, wie es auß der Einrichtung der Stiftshuͤtte fichtbar wird, ©. Exodus. XXV. 4. 5: XXXV, 6 und an mehreren andern Stellen, we 237 ſtor giebt ung zwenerley Kopfbedeckangen, Peruͤcken und Hüte d). Die Haut anderer Thiere iſt mit Wolle bedeckt, wie die Schaafe, melde nah dem Futter, daß fieserhalten, und den ändern, worinn fie leben, an Härte und Feinheit uns endlich verſchieden ift, und daher den Stoff zu einer Menge verfchiedener Arten von Tuͤchern und wollenen Zeugen liefert, „ Eine dritte Gattung von Thieren hat auf ihrer Maut weder Haare noch Wolle, fontern hat ein ganzes Schild zu feiner Bes beckung, wie der Krokodill und die Schilde ErSte, oder mehrere an einander befeftigte Schilder, die fih dicht an einander ſchlleßen und bewegen, und fo hart find, daß eine Ku⸗ gel davon abfpringt, wie died bey dem Rhi⸗ nozerod, den Armadill und Schuppenthier (Manis) der Fall iſt. Bey einer vierten Thiergattung iſt die Haut mit ſcharfen Stacheln und Spitzen bes ſetzt, die ihnen ald Waffen und Beſchuͤtzung bienen, ald bey dem Saelund Stachelſchwei⸗ ne Auch felöft diefe Stacheln werben dem N Q 3 Mens a) Alles Thierhaar, das ich iemahts geſehen und unterſucht habe, iſt cund geweſen, allein das vom Barte eines Seehundes ausgenom⸗ men. 238 6( Menſchen nuͤtzlich, da man — e zum kun mit der Angel gebraucht. Auch die Haut ſelbſt von — Thie⸗ ren, beſonders von Ochſen, Kühen, Buͤffeln, Schaafen Boͤcken, Hirſchen, Hundenwf.m., _ wenn ſie vom Haare gereinigt und zu Leder bereltet find, hat einen fo mannichfachen Nutzen, baß außerdem, dag man Stiefeln und Schuhe daraus macht, ed fehr wenige Hands werke giebt, denen fie nicht auf eine oder bie andere Art nothwendig iſt. "Die Voͤgel find mit Federn beffeibet, bie; nach ihrer Art von eiger großen Abwech⸗ ſelung der Geſtalt, und auch von einem ver⸗ ſchledenen Nußen für das Menſchengeſchlecht ſind. Die Waſſervoͤgel geben uns Federn in unfere Betien, fo mie der Pfau und ber — einen mannichfaltigen Pu. 32 Der Bau einer, Fehet ift zum, Vermmd, beren kuͤnſtlich. Ihr Schaft oder der unters fie. Theil, ift ein ſteifer, dünner, hohler Cy⸗ linder, wodurch .fie ſtark und zugleich leicht wird. Mac oben zu Afl.fie mit einer Art von Mark angefüllt, wodurch fie ſehr biegs fan’ und’ zähe iſt. ‘ NEE CB N Der ke ) o( nr 239 Der Bart ber Federn ift an einer Seite ‚breit und an ber anderen ſchmal; ein Umftand, ber zum leichteren und fenneleren Flug des Vogels nicht wenig behtraͤgt. Cr beftehet aus andern fehr dünnen und fteifen Federchen, mit einem Schafte in der Mitte, woran ſie ſehr dicht an etnauber liegen. * 1, an "Noch Een iſt de Dune ober —J— an der die Federchen weit dichter an einander liegen, duͤnn, und wie feine Haͤrchen find, und an denen in regelmaͤ⸗ Biden: Zwiſchenraͤumen runde‘ oder. läuglichte Knoͤſchens find, mie man dies fehr: nett, mit * des Mikroſkopes bemerki.) Ich uͤbergehe die ſehr elegante mit Flecken nb vielfarbigten Streifen beſetzte Haut der chlangen, Schmetterlinge, Inſekten, Horn⸗ und Schellfiſche, ob ih gleich ſagen möchte: "daß Salomon in aller feiner Herrliche feit nicht geſchmuͤckt geweſen iſt, wie eins von diefen’/d), und ich ſchraͤuke mic in biefer Abhandlung auf eine Unterſuchung der verfchiedenen Fiſchhaͤuie, und Schuppen, wo⸗ mit einige von ihnen bekleidet find, ganz al⸗ lein ein. 24 Die 9 & Tab, III. Fig. 1..A, ,#*) Fig. L B.C, d) Math. Cap. 6. v. 2r. 249 we )yol we Die Haut der Fiſche ift 1) alatt und eben, ; 2) mit Stadeln und Waͤrzchen 3) mit Schuppen bedeckt, ı Eine ebene und glatte Haut haben alle Fiſche, die in das Geſchlecht der Wallfiſche gehören, und einige fogenannteRnorpelfifihe,*) als die Priche oder Neunauge und der Saugefiſch. —3 | Die Haut der Squatina, einer Art bed Hayes, wird in ben Morgenländern zum Ehagrin benußt, **) und damit Kiffen, Koffers, Degenfcheiden u. f. w. überzogen, Die zähe Haut des Aales giebt ie beften Bänder zu den Orefchflegeln. Der Stachelfifch oder Guara (diodon Hyftria); der Äugelfifch, dere Seeteufel (Lophuis maior, monoceros, loricatus et tubercalatus.) Der Callorynchus, Mafla- cembelus, Gafterofteus und einige Rochen⸗ arten *, Die mehrentheild mit Schildern oder oft wohl gar mit einer feften knochichten Schans . le umgeben find, M. *#) Die Alten polirten mit ber harten Haut Holz und Elfenbein. M, 4 Er )ol FE 24t arten haben eine Haut, die mit Stacheln mehr oder weniger befegtift. DerSeehafe(Lumpus) und überhaupt die Bauchfauger (Cyclo⸗ pteri) ver Stoͤr einige Seeteufelgarrungen und Butten haben harte Rnoͤtchen. e) Die Hautbed Hayes, mit der bie Schreis sier ihr Arbeiten fo glatt poliren, iſt ebenz falls mit kleinen, doch fehr dicht bey einanders fiehenden Stacheln befegt*), die von einem fehr fonderbaven Baue find, **), Bet den meiften anderen Fifchen ift bie Haut mit Schuppen befeßt ee), die in einer regelmaͤßigen Ordnung auf und an einander liegen und fließen f), und von einer horn⸗ | rg ober e) Die Abbildungen und ausführlichen Bes fehreibungen genanuter Fiſche findet: mar bey Kondeler,Artedi, Willoughby, Jobns ſton, Bronoviue, u. f.. mw. (vorzüglich aber wohl bey Bloch, Gefner), =) Fig, II, a. A, **) B. & —9— BIER ee) Der Spiegelfarpfen bat nach ber Abbils bung, die der Braf von Marfigli (Hiſt- de Danube, . Tom. IV.) von ihm giebt, an jeder Seite zwey ziemlich große Flecken, auf denen feine Schuppen figen, ‚ein Umſtand der bemerkt zu werben verdient. ) 3b muß bier anmerken, daß bie Zuden nach dem Goͤttlichen Befehe (Levitic, XI. ni | vg. oder knorpelartigen RAN find, . Eine aufmerkſame Beobachtung: dieſer Schuppen burch ein Mikrofeop und befonders tur das Sonnenmikroſcop aiebt endloſen Stoff zueiner Menge von Betrachtungen, da ſie von ſo auſſerordentlich verſchiedener Form⸗(wie die beygefuͤgte Abbildung zeigt) da einige längs licht, andere rund, noch andere drey⸗ und viereckigt; einige glatt, andere mit Stacheln beſetzt und mit tiefen Gruben bezeichnet find, Die Schuppen auf dem Rücken, an den Geiz ten und am Bauche find felbft bey einem und demſelben Fifche nicht felien von verfäiedener Geſtalt. Diejentaen ‚die ich hier habe ab⸗ zeichnen laſſen, find faft.alle” von den — dicht am Ruͤcken genommen. dur aaa] Kr Die Anzahl. der Schuppen ift auch nad) der Gattung dee Fiſches ſehr verſchieden da fie bey einer Art ſehr dicht auf einander lie⸗ gen, wie z3. B. beom Gründling und Hecht, und bey einer anderen im Gegentheil, wie beym Anal, ki m Bar von einander entfernt find. 3 —“ Ein ar z, IE v. 9. 10) feine Fiſche effen durften, als die Finnen und Schuppen hatten. Auch durf⸗ ten die Römer feine anderen Fiſchgattungen orfern: Numa conftituit, ut pilces, qui fquamofiinon esfent, non pollucerent, (Plinius, Lib. 932. Cap..2.) Wie dad aud) zur Genüge befannt iſt. Ic. Mm Ein Karpfen hatnah Hrn. Richters Nach⸗ richt g). 6000 Schuppen; sein Hechtis,g0005 ein Grüntiing: 10000, und: ein — —— | wohl 20000. en Sie —* vorzüglich. den. Nasen, das weiche Fleifh ver Fiſche für Stöße, Quet⸗ ſchungen und jeder anderen Verlegung zufihern, und dafür zu forgen, daß dieß Fleisch. durch ben beitändigen Aufenthalt im. rd au ſchlaff⸗ re und zu fehr: erwelcht. Leeuwenhot augert — — der ſehr gegruͤndet zu ſeyn ſcheint; daß dieſe Schuppen zwar nicht jaͤhrlich, wie das Haar der vierfuͤßigen Thiere, und die Fe⸗ dern der Voͤgel behm Mauſern, abfalen und neue an ihre Statt hervorkommen; daß aber alle Jahre eine. duͤnne neue Schups pe die alte überziehet , und ſich nad allen Enden der vorigen nach Maaßgabe der allmaͤh⸗ ligen Zunahme des Fifches ausbreitet; ohns gefähr auf diefelbe. Urt, ale den: Umfang eines Baums zunimmt, und ſich alljaͤhrlich da⸗ durch verdickt, daß ſich eine neue Lage um * alte Rinde anſetzt. Und auf Bi 1,0% R Wei⸗ a7 J —9 pag. 110, b) Giebente Fortſetzung ber Briefe, vom 22; ° May. 1716. 6 Weiſe, wie die Anzahl der Ringe am Baume uns zum ſicherſten Merkzeichen wird, nach dem wir das Alter des Stammes beſtimmen koͤnnen, fo giebt die Anzahl der Plaͤttchen, aus denen die Schuppen zufammengefeßt find, auch bie Jahre der: Fifche an. Er nahm einige Schuppen von einem. — großen Karpfen (423 Zoll lang, und 33+ u rheinlaͤndiſche Maaße die) die von der: Größe eines Thalers waren. Dieſe meichte er zuerft in warmem Waffer ein, dann ſchnitt er fie in die Quere durch, fieng mit der Uns terfuhung des Mittelpankts an; ber eine ſehr Fleine Schuppe gewefen war, und trieb‘ feine Beobachtungen fo weit, baß er ganz deutlich durch fein Mikroſkop 40 Plaͤttchens von kleinen Schuppen unterſchied, die wie auf einander geleimt waren; und er ſchloß hieraus, daß der u ‚49 Sahre alt * muͤſſe. Alle geſchuppten Fiſche ſind mehr oder weniger mit einer Art von Schleim uͤberzo⸗ gen, unter dem ein Haͤutchen liegt, das den ganzen Koͤrper des Fiſches bekleidet, und die Schuppen, bie unmittelbar darunter liegen, an ihre Stelle feftyalten. Daher kann ber Fiſch dur ein jährliches Wechfeln und ohne äußere Gewaltthätigkeiten feine Schuppe vers MEN , aber es kommen twieber andere here vor n 0), 70 A 245 vor, wenn einige durch einen Zufall verloh⸗ ren glengen, und der Verluſt nicht zu groß i iſt, weil er * daran ſterben muß. Das ebenangefühtte Häutchen beſtimmi die Farbe des Fiſches (denn alle vollkommen ausgebildete Schuppen der Fifche find weiß; oder perlfatbige.,): Ein‘ folder Weberzug iſt am ſineſiſchen Gold» und Silberfiſchgen fehr beutlicy zu bemerken, die nur erſt Im dritten Sahre ihren f&illernden Glanz bekommen, und oft ganz, aus Gold wiewohl dies nur Außerfi langfamgefchiehet , mit einer Silbers farbe überziehen, ' während fie dann Golden mit Silberflecken oder wie Silber Im Gold⸗ men aus ſehen. D. ————— Schuppen ber Fiſhe mifros flopifch betrachtet, fo zeigt ſich, daß fie eis ne große Aehnlichkeit mit den Schaalen der Schaalfiſche haben K). Sie find Mei lich * 2: Da biefe Fiſchgen in einem Reihe meines _ Gartens fehr wohl forttommen und gedeihen, fo bin ih Willens eine Naturgeſchichte ders felben herauszugeben ‚ı beſonders da die, des Edwards (Hiftor. of Birds, Vol. I- II, pag. 209.) und die in den Ronigl. Schwed⸗ —20 (1740, pag. 175). febr dürftig k) Befonders Hiele Uehnlichfeit haben fie mit den fogenaunten St, Jalobs⸗Muſcheln u, ſ. ws EDER lich an dem Theile, der außerhalb der andern unmittelbar darauf diegenden Schuppe hervors ſtehei, voll ſehr kleiner, in die Runde laufen⸗ der Grübchen, die ſo dicht an einander liegen, daß ſie voͤllig unzaͤhlbar werden. Dieſe Gruͤb⸗ chen find ‚beforders an der. aͤußerſten Schup⸗ penſeite. Außer, diefen ‚Eleinen ‚rundlaufenz den Gruͤbchens werden bie Schuppen. einiger Fiſche durch ‚andere groͤſſere Gruben gleichſam durchſchnitten, die auf die anderen Gruben der darunter legenden Schuppen paſſen. Um biefe Rachrichten begreifficher zu ma den, hab: ich auf der-beygefünten Kupfertafel ein und, vierzig Arten: von Fiſchſchuppen in ihrer natürlichen Größe und ebenfalls auch mikroſkopiſch betrachtet, abzeichnen laffen. J * Erklaͤrung der Kupfertafel. Fig. 1. A. Eine Feder von einem Gänfes flügel. B. Pflaumfeber eines Sowanes. C. Pflaumfeder eines Papagey. Fig. II. a. Ein Stückchen Haihaut,! womit bie Hl ihre Arbeiten poliren. A, eis AUWML — Im 34 - ı = ID 247 "A. eines bergleichen/ vergroͤßert. = Re Zwey Stacheln daraus, ſtark ver⸗ groͤßert. EN Bat I. Ein Haar aus dem Barte eine Seehundes. Fig, w. Eine Schuppe von einem Fiſche 4J a, Curaſſau, in, feiner. natuͤrlichen Gr oͤße. | Pr ä ‚Ein Schuppe vom Cyprinus, oblon- Lus teres, maxilla inferiore longio- re) pinnadorfi ventralibusremotiore, „eaudabifurcata. Act. Helv. Tom. I f4 di . 188. N, 2 2. Eine Schupp⸗ vom Boldbrachfen, ‚ Sparus dorfo acutifimo, lineaarcuata aurea inter oculos, Gronovü Muft: um Ichthyol, N. 90.— Arted. Ge- ner. 23. N. LM." N, 3, Eine Schuppe von einem Karpfen: Cuprinus, cirris quatuor,, ofliculo tertio pinnarum, dorfi anique unci- nulis armato. Muf. Ichthyol. 1, N. 19. Artedi Gen. 3. N. 8. N. 4. Eine Schuppe von’ einem Weißfiſch. Cyprinus > lacifli ima cauda Aurilafa, -"pin- ⸗* ®) Rondelet, 248 EIKE pinnis-omnibus. ad marginem fufcis. Act, Heluet. IV, -- Artedi Gen. 3 N. ıt. -- Ballerus Rondelet, N. 5, Eine Schuppe vom finefifcben Bolds und Silberfiſch. Cyprinus pinna ani duplici, cauda bifurca, Muf. Ichthyol, N 15 | 2 N. 6. Eine Schuppe vom Dorf, Gadı , dorfotripterygio, ore imberbi, dor- fo virefcente. Huf: Ichthyol, EN; 36. — Afellus Vıirefcens, Schonev. Ichthyol. pag. 2 1, 2» N. 7. Eine Schuppe von ber Wieeräfche. Mugil. Mu/. Ichthyol: I. Artedi Gen. 26. Ne. J N. 8. Eine Schuppe von ber Meerbarbe. Mullus barbatus. Muf.lchih. I. Ns 99 — JArtedi Gen 32. N. I, N. 9; Eine Schuppe vom Salm. Falmo, ‚roftro ultta.inferiorem max lam ſæ- pe ‚prominente. Mu/. Ichthyol. IT, M 163.— Artedi Gen. 9» N. L. N, 10. Eine Schuppe von dein Schmer: ‚ling. Cobitis, tota glabra, maculofe corpore fubtereti, ‚Muf. Ichthyol. I =, N. 6. Artedi Gener. 2. N, 3. N, Is War "u 249 N. 11, Eine Schuppe vom Hornfiſche. . E/ox, roftro cufpidato, gracili, fub- tereti, fpitha mali, Muf. Ichthyol. I. N. 30. Artedi, Gen, 16. N, 2. N. 13, Eine Schuppe bom Heringe. Clu- vea maxilla inferiore longiore ma- culis nigris carens. Muf. Ichthyol, I. N.21- — Artedi Gen. 4. N. II. N.13 Eine Schuppe vom Paͤrſch. Per- ca, radiis pinnae dorſalis ſecundae tredecim, ani quatuordecim, Artedi, Gen. 30% N. 7. N. 14. Eine Schuppe von ber Weisfore. Coregonus, maxilla fuperiore longio- re conicas Muſ. Ichthyol: I. I, 48. Artedi Gens 7. N.4: N. 15 Eine Schuppe von der Heilbutte. Pleuroneötes laevis, tuberculis capitis ‚nullis, cauda lunulato Trüncata, denti- bus acutistemotis, Act, Helvet. Tom. IV. N. 145 — Artedi Gen. ir — N.% / N. 16. Eine Säuppe von Rlippfifch, Chaetodon macro -- lepidätus, albo flavefcens roftro longiflimo offeo, ma- cula nigraad pinnam dorſalem. be Ichthyol, N, 109: R N, 17* ‚250 ** ) o ( rs N. ı7. Eine Schuppe von ber Scholle. Pleurone&es. laevis, tuberculis poft oculos.caudarotundata,dentibusconti- guis obtufis, AR, Helvet. 1V. N. 142. — Artedi. Gen. 14. N. I. N. 18. Eine Schuppe von ber Zunge. Pleu- ronectes oblongus, fquamis exafpera- tis, maxilla fuperiore longiore, ore ad latus album. cirrofo, cauda fub- rotunda, Af. Helvet. IV. N, 146- Artedi. Gen. 14. N. 6. N. 19. Eine Schuppe vom Schellfiſch. | Gadus, dorlo tripterygio, maxilla inferiore breviore, cirro folitario, cauda lunulata, linea laterali nigra. AB, Helvet, IV: N, 132. — Ar- tedi- Gen--16. N. 5 N. 20. Eine Schuppe der ſchwarzgefleck⸗ ten Forelle. Coregonus, maxilla ſu- periore longiore, pinna dorfi ofhcu- lorum viginti trium, Muf. Ichthyol. I1..N. 162.— Abtedi. Gen. 7. N. 3. N, 21. Eine Schuppe vom Gruͤndling. Cyprinusoblongus, cauda lunulata, dor- ſo conveniuſculo, pinna dorſali ven- tralibus remotiore, maxillis aequa- libus. AR. Helvet. IV, N. 181. - Artedi Gen. 3, MI Wi "N. 22 ar Joc — 251 ca. Lineis utrinque ſex tranfverfis nigris, pinnis ventralibus rubris. Muf. Ichthyol. I, N. 96; — Arte- di. Gen 30. N. 1... N. 23. Eine Schuppe vom Kaulpaͤrſch. Perca dorſo monopterygio, capite cavernoſo. Huf. Ichthuol. 1.— Ar- tedi. Gen. 30. N. 4. N. 24. Eine Schuppe von der Makrele. Scomber, pinnulis quinque in extre- mo dorſo polypterygio, ſpina brevi ‚ad anum. Muf. Ichthyol. I. N, Sı. = Artedi, Gen. 25. N. I: N. 25. Eine Schuppe vom Witling: Ga: dus, dorfo tripterygio, ore imberbi, maxilla inferiore paulo breviore, cor- pore albicante, cauda fubquadrata. AB. Helvet. IV, N. 133. -- Artedi Gen. 16. N. 1. ? N. 26. Eine Suppe vom Stinte, ‚Sal- 2 »:mo unicolor, maxilla inferiore lon- giore. Act. Helort. IV. N, 167. -- ., Attedi, Gen, 8. N, 2. . »Clupea quadriuncialis, maxilla infe- riore longiore,' ventre‘ acutiſſimo. uf, N, 22. Eine Schuppe vom Baarſch. Der- J 257 a ET Muf. Ichthyol. I. N. 22 — Aıtedi, Gen. 4. N. 2. N. 28. Eine Schuppe vom Asale. K) Mu- rcena, maxilla inferiore longiore, cor- pore unicolore. Muf, Ichthyol, A N. 45. -- Artedi. Gen, 18. N. 1. N. 29. Eine Schuppe vom fliegenden Si- ſche. Exocoetus Volitans, abdomine utrinque carinato. Muf, Ichthyol. 1. N. 27.-- Ahtedi. Gen. 6. N. 1]. N. 30. Eine Schuppe vom Zleothris, N. 33. und 39. Rnoten bon der Stein⸗ butte *). Pleuronectes ſubrotundus, tuberculis offeis ſparſis ſcaber. Ac. Helvet. IV. N. 148. — Artedi. Gen. 14. N. 9. 38 iſt die obere und 39 untere Seite. (da nehmlich dieſe Gattung ihre Augen nur auf einer Sei⸗ te hat.) N. 40. Eine Schuppe des Hechtes. E/ox, croſtro plagio, plateo, Muf. Ichthyol. I. N. 28. -- Artedi. Gen. 10. N. I, 9 Außer diefen harten Knoten Hat die Steins butte no ch ſehr kleine Schuppen, die aber mit denen der Zunge N! 18. fo genau über: einfommen, daß fie fih faft in nichts unter: ſcheiden, und einer eigenen Abbildung folge lich nicht werth waren. - -4 164 1. zweyte Abhandlung von der Bekleidung der Thierhaut, von J. Baſter. S.zten Sicks ate Abhandl. Les Ouvrages de la nature fe montrent par le cote, qui frappe le moins, mais leur beau- té fe developpe, ä mefure qu’on les exami- ne, plus on lesapprofondit, plus on les ad- mire, et jamais on ne parvient,ä lesepuifer, — Zyonnet Traité Anato- mique de la Chenille, &c. Preface, pag. XIV. en ‘a meine. erfie Abhandlung über die Bes DA kleidung der Thierhaut, namentlich über die Schuppen der Fiſche, mehreren Leſern wenigſtens nicht ganz unwilkkommen gem weſen iſt, fo mwürbe.ich mi: einem ungemeinen Vergnügen die Unterfuhungen über. diefen Xheil der Thiergeſchichte weiter. fortgefißt haben, wenn nicht der Verluft meines linken Auges a) den verftienene dem zu häufigen Gebrauch des Mikreſkops zuſchreiben, ein unüberwindbared Hinderniß daran geweſen | wäre, Da ich aber vor biefem ungluͤcklichen R4 Zufall a) Verhandelingen der holland. Maatfchapye. XII. deel, bl. 105. unter den Berixbten. J Zufall bereits einige Unterſuchungen uͤber die Verſchiedenheit des Haares bey dem Menſchen und den Thieren angeſtellt und die Reſultate der Beobachtungen aufgezeichnet hatte, ſo wag ich es, wenigſtens dieſe, unge⸗ achtet ihrer Unvollkommenheit, meinen Le⸗ ſern anzubieten. Ich ſchmeichle mir indeß, daß wenigſtens das Vorurtheil dieſen Unterſuchungen nicht nachtheilig ſeyn wird, daß ein ſo einfacher, ſo unbetraͤchtlicher Theil unſeres Koͤrpers, (daß man Ihn ſogar für einen unnuͤtzen Aus⸗ wurf hielt), wie das Haar, kaum einer ſo ge⸗ nauen Zergliederung werth waͤre. Denn das Gegentheil iſt zu klar. Ein jeder aufmerk⸗ ſamer, fleißiger Beobachter, der die gering⸗ ſten, ſelbſt von uns verachtetſten Theile der Dinge mit der erforderlichen Sorgfalt un⸗ terſucht, wird immer Gruͤnde genug zum gröftenErftaunen über Die unbegreifliche Kunſt, über die Feinheit und WBerwickelung in der Zufammenfeßung vorfinden, Wer hat je Lyonners vortreflihes Werk b) ohne das ehrerbietige Erſtaunen gelefen , das ein fo kunſtreicher Bau in einer veraͤcht⸗ b) Traitẽ Anatomique de Chenille. in 4. à la Haye. 1760. pP Wi ) °© ( * 257 veraͤchtlichen Raupe immer erregen muß? Eben ſo deutlich veroffenbahrt die weiſe All⸗ macht ſich im Haare, In dieſem gerinaften, einfachſten Theile unſers Baues. Das Men⸗ ſchenleben iſt zu kurz, unſer Verſtand iſt zu ſchwach und die groͤſte Sorgfalt ſieht nicht hell genug, um von allen ſeinen Eigenſchaften ſich einen deutlichen Begriff zu machen, oder vollkommen die Art ſeiner Entſtehung einzu⸗ ſehen, wie ſelbſt der große Boerhave ge⸗ rade zu eingeſtehen mufle.c), _ Don dem Menſchenhaare. Weſſen VWermwunderung wird die Nach⸗ richt eines Zergliederers nicht erregen d), daß die ) Oratio de comparando certo in Phyficis, ... Pag. 30% un) Im Jabhr 1744 übergab ich ber Faiferlichen Akademie der Naturforfiher eine Abhand⸗ hung über den Urfprung und das Wachs⸗ thum des Menſchenhaares (die fie des Drucks fir würdig hielt und daher in die u) Alta phyfico- medica five EphemeridesGer- „ manorum. Ann 1748. Obf, XL]. pag. 32. einruͤkte) in der ich, befonders $. 4, aus⸗ einander zu ſetzen gefucht habe, wie das Kopf: und Barthhaar u, ſ. w. und das Haar ber vierfüßigen Thiere im dem Zellgemebe (Membrana cellulofa) fe Bra iſt, die Haut er ihrer ganzen ‚Dick Br e & 58 Eu ) o ( * die kleinen Haarbulbi e) unter ber dicken Ferthautf ), liegen, und einen fo ſichern Piaß dafelbft gefunden haben, daß fie weder im gend eine Verrichtung bihbehn, ne rer einer Gefahr ausfeßt fi ind, Die kleine Haarwurzel ift von einer zar⸗ ten Haut umgeber, die aus noch) anderen weit zärteren auf einander liegenden, aus eis nem Gefäßfpfiem von unenbliher Feinhelt zufammengefeßten Haͤutchens beſtehet. Ner⸗ ven, Blutz und elageAbirn führen ihm Blut » die oft wie bey jungen Ferkeln auf dem Rüden zwey oder drey Linien beträgt, durchbohrt. Und daß im Gegentheil die Lleinen wolliga ten Milchbarchens (Lanugo), die über den ganzen Körper verbreitet find, und die Meichheit der Haut bilden, nur unter dem Dberhäutchen aus der eigentlichen Haut felbit ihren Urfprung nehmen, und wenn man die Oberhaut abziehet, mit weggenommen wer: den, ©) Am Kopfe und an den Schaamtheilen find biefe Haarbulbi eyrund,an den Yugenbraunen und Augenliedern kugelrund, und an ana deren Stellen duͤnn und länglicht. f) Wenn Haare innerhalb des Körpers gefun⸗ ben find, fo it dies immer in der Netzhaut geweſen, au Gtellen, wo fich viel. Fett be: findet. 2 yo * 259 Blut, Waſſer, Lymphe, Nervenſaft, u. fe w. unauf hoͤrlich zu und wieder zuruͤck. 8)- Es gewähret ein wunderbared, aͤußerſt prachtvolles Schaufpiel, durch das flärfivers - ‚ geößernde Mikroſkop die Blutgefäße in ih: rem ganzen Laufe von den Nerven verfolgt, unb beyde vereinigt, einander unterflüßen, und vom erften Urſprung an, zuſammen das want bilden zu fehen, J— Man bedenke indeß, daß bey einer Frucht, ſelbſt {yon drep, vier Monate vor ihrer Ges kurt, die ebengenannten Gefaͤße fon wirks fam und thaͤtig waren, alles zur. gehörigen - - Erſcheinung des — zweckmaͤßig vorzu bereiten. unendliche Anzahl — Ges fäße,. von denen jedes eine eigene Feuchtig⸗ keit der Wurzel des Haares zu feiner Ernähs zung zufuͤhrt, triſt in einem einzigen fehr em⸗ pfinblihen Mittelpunkt zuſammen. Hier erwähft nun aus den erfiverbreiteten Ges fäßen, die dichter: zuſammen gehen, der Stamm, der trockener, härter und dünner wird, weiter fort ne, und endlich die Haut 8) Levermüller giebt davon eine wiemohl un rechte Abbildung in feinen Gemuchg: und Augenergögungen, Tab. V. 260 | * 0 06* Haut durchbohrt, oder ich will mich vielmehr fo ausdruͤcken, durch die von der Natur beym erſten Entſtehen des Weſens ſchon in der Haut angelegte Oeffnung dringt h). Sobald es durch die Haut durchgedrun⸗ gen iſt, ſo erhaͤlt es einen, nur durch das Mikroſkop ſichtbaren, Ueberzug von der Oberhaut, der es dichter, ſeſter und faͤhiger macht, bey feiner völligen Entbloͤßung und Abfonderung vom Körper die MWürfungen der Luft bequemer zu ertragen. Wenn es in bie freye Luft gefommen ijt, dünften feine ind neren Säfte aus, e8 vernärter und wird tros den. Es verliehrt fein feines Gefühl, das ihm ißt nur hinderlich geweſen wäre; es ers hält feine Farbe, wird gegen fein Ende zu dünner, und Eräufelt ich oder wächft gerade aus länger, dem Gebrauche und nıannigfals tigen Nutzen gemäß, wozu es beſtimmt ift, RR RR DR SEEN er, ORTE Selten wädhft das Haar, und felbft bey Franenzimmern, länger ald eine Elle, wie, wohl h) Man findet ihm ſchon bey Kindern an der Schaam um die Zeugungstheile herum in der Fetthaut verborgen, der dann zu feiner Zeit, wenn er etwas feſter geworben ift, zum Dorfchein fomnit. "Haller Elementa Phy- fiolog. Tom, V. p. 38. 1 ws )0( — 261 wohl man Beyſpiele hat, daß es Maͤnnern bis zu einer Laͤnge von zwey, ja vier Ellen gewachſen 9), Auf be Drinzenhof * Edam hab ich eine Schilderey von einem Zimmermeiſter in Lebensgroͤße geſehen, der f:inen Bart bey ber Arbeil in einem Saͤckchen trug; wenn er ihn herabfallen ließ, ſo reichte er zuerft bie an die Erde und dann wieder zurück ſelbſt noch biß zur Mitte feines Körpers und maß Fuß. Man hat ein Beyſpiel von einer Fra an der die Schambhaare bis zum Knie heraba:engen, Doch find dies ungemein fele iene Fälle, Wie Tara Abfalons - Haare: getvefen - find, beftimmt die heilige Schrift nicht ges - nau *), aber wohl, daß er fie alle Jahre abſchor, und fie zwey hundert Seckel wogen nach koͤniglichem Gewichte: das nach der Be⸗ rechnung zwiſchen 5 — 6 Pfund, oder 31 Unzen ausmacht, wenn man bie Seel nach dem Gewichte des Röntge von Babel mit dem gelehrien Reland verfiehen will *,#). Ue⸗ ber *) Philofophical Tranſact. N.4it und 436, j\ *) 2. Samuel. XIV, 265° .,#®°) Differt, Mife, P, Is — Be vu, 9. 1334 Pr 237% 262 yo ber dies übermäßige Gewicht find tnehrere Gottesgelehrten fehr verfchierener Meynung geweſen. Lilienthals Auslegung *) kommt mir am annehmlichſten vor, da er behauptet, man müfteim hebraͤiſchen leſen: nicht es ſon⸗ dern er wog zwey hundert Seckel. Noch außer dieſer Zierde, die das Kant dem Gefichte giebt :k); - (Turpe pecus mutilum, Türpe fine gramine campus, Et fine fronde frutex et fine erine caput), übt ed noch eine wünderfame Menge von Verrichtungen aus. Es beſchirmit den Kopf für die Eindrücke der Kalten Luft. Zarte Theis le werden durch das Haar für ſtoßen und rei⸗ ben geſichert, wie offenbahr das Haar unter den Achſeln und am Hinteren hierzu beftimmt ſcheint, und verhindern fol, dag ein anhals tendes Reiben durch ſtarke fortdaurende Bes wegung beyin Cem: —— u. ſ. w. die durch i) Ordeelkundige Bybeiserklaring V, Deal, $. 156. p. 217, k) Zu allen Zeiten und unter allen Nationen hat der Haarputz, beſonders beym ſchoͤ⸗ nen Geſchlechte, inmer in finem großen Wer⸗ the geſtanden. — 263 durch den Schweiß zartgeworbene Oberhaut nicht abſcheuere, und dieſe Stellen nicht ſchmerz⸗ haft werden, wie fich doch bey einigen Leu⸗ ten zuweilen noch zutraͤgt. Außerdem hal; tem ſie ſchaͤdliche Dinge von unſeren Augen und immer offenen a dig ab; 1); Blendet uns ein zu ſtarkes Sonnenlicht, fo beſchatten fie dad Ange: in Form der Au⸗ — = Wenn ſich * Ohrenſchnat im Ge⸗ hoͤrgange angeſammelt hat, und das felnere Gehör verhindert, fo verurſachen fie, wenn fie nicht hin durch kommen koͤnnen, ein Süden, das und an ihre Reinigung erinnert, € Die 4 Es if fehr —— daß das 5 des oberſten Augenliedes nach oben, und das von dem unerſten mach unten zu gekruͤm⸗ inet ft, wodurch die Verletzung des Augap⸗ fels gehindert wird, wie Dies nur bey der Tri- ‚ „chiafis der Fall iſt; und zweytens, daß aus ‚ Ber dem Weniben Fein Thier, als der Affe und der Elephant Haare an beiden Augen: liedern haben, und unter den Mögeln nur zwey Gattungen, der Strauß, und der Sagittarius, den Hr. Voſmann (Befchry- ving der Dieren van het kabinet en dier- xsarde vanZyn doorl; ‘Hoogheid,) beſchrie⸗ ben hat, 264 al Die unfihtbaren Schweißlächer, die über unſern ganzen Körper verbreitet liegen, und die noch feineren Ausdürfiungämwege werden durch fie immer offen gehalten, und durch Die fanfte Reibung derfelben gebürftet, welche die Ausdünftung befördert, eine Verrichtung, die, wie Sandtorius gezeigt hat, zu unferer Gefundheit durchaus nothwendig iſt. Einen weit größeren, mannigfachern Nutzen hat das Haar der Thiere dann, wann ed ihren ganzen Körper bedeckt ;denn esfichert fie dann hinlaͤnglich für Kälte, Regen und alle Unpemäclichkeizen der Luft, Und nad dem Tode des Thieres benutzt fie ber Menſch zu einer Menge verfchiedener Arten von Zeugen, Wenn dad Haar alt geworden und vers trocknet ift, fo fällt e8 aus, aber in Eurzer Zeit fieht man aus berfelben zuerft gebildeten Haarwurzel ein neues Haar herporkommen, das dem ausgefallenen in alen Stücken gleicht; das, ment es feine Dienfte verrichtet hat, auch wieder audfallen und einem anderen, aufs neue wieder hervorfommenden, Platz mas chen foll; Dean mwerfe dies ausgefallene Haar nicht iveg, fondern wir wollen e8 aufmerkfam uns ‚terfus ne )uorl 265 terſuchen und hierzu des Aeranhferungeglas zu Huͤlfe nehmen, | Dean wird San Pc deg ein ae be: Rebe | a) außı — lahan * 2) aus verſchiedenen parallel laufenden Gefaͤßbuͤndeln an der Zahl Foder 6 m) beftcher, die durch Quergefaͤße zuſam⸗ mengeſetzt find, und in ihrer Mitte n) eine. dur chgehende offene Roͤhre haben, worinn bey lebenden eine Art von Mark ‚oder Nahrungsfafi liegt, der dem Han — re eigentlich die Farbe giebt. Bey einigen Krankheiten tritt der Um; | ſtand ein, daß ſi ſich dieſe Gefaͤßbuͤndel von ein⸗ ander falten Beh andern hingegem als 3. w [4 — B ’ 9 Zeeuwenböt —* ſogat von fuͤnf und nzigen. VIII. EN D Darhnreffer dieſes Kanales giebt man ua zum Durchmeffer des Haares, die tzu 8. an. Der Durchmeffer von der f Die eines Menſchenhaares beirägtzön bis ad Theil eines Zolles. Witbof zählte 147 ſchwarze, 162 braune und 182 blonde Haare auf den vierten Theil einer Zolles, wovon die * —— ES die — ſind. S d * - 2 ö 5 - 266 yo B. dem MWeichfeljopf (Plica polonica) 6) Eleben die Haare jo feft aneinander, daß fie durchaus nicht wieder zu trennen und zu entwirren find, zumellen ſchwitzen fie Feuch⸗ tiafetten von verſchiedenen Farben aus, oft koͤnnen fie nicht durch die Haut dringen, | wachſen doch fort, kraͤuſeln ſich wärme foͤrmig und machen Eyhtergeſchwuͤlſte. Wie man dergleichen Fälle vorzüzlid. in der Ephemerid. :Germanorum p) und bey ra meh⸗ 0) Die Plica Polonica oder der Weichfelzopf iſt eine Art einer in Polen, dem angränzsus den Zungatn, der Fleinen Tartarey u. f.- w⸗ einheimifcher Krankheit, bey der die Haare des Ropfes uud eines langen Yars t:8 vermittelſt einer Elebrigten Fluͤſſigkeit, Die aus ihnen ausduͤnſtet, jo feſt an einan⸗ der kleben daß ſie nicht wieder zu trennen find. Dies Zuſammenbacken geht immer weiter und ſelbſt bis zu zwep oder drey Els leu berab, Die Patienten effen und fehlafen fehr wenig: ungeachtet öftern Froͤſtelns ſchwitzen fie ſtark und leiden unertraͤgliche Schmerzen im Ruͤckgrad und in deu anderen Knochen, werden dadurch oft fo krumm, daßfi- ganz verwach⸗ fen — P. G. Rzaczyn/ki Hiftoria Natu- ralis Poloniae, pag. 377. — Aud eine Abbildung von dem Meichfeljopfe. ©. in den uitgeleezen Philofophifchen Verhan- delingen. 1764, I. Deel, Tab. VI. p. 200, ' p) Decur. I. Ann, 9. und 10. Obl, xU. pag. 45. di . — > . 9 * ) o X * 267 mehreren andern Squfiſtelera der Art fin⸗ den kann. er — Ih wels nicht, ob ich hier nicht der Her — * Kraft erwähnen darf, mit der einige Leute ihr Haar gebrauchen fönnen, wos durch fie felöft Gewichte von 400 Pfund aufz zubeben im Stande find g). Man finvet bey Schriftſtellern mehre Beyſpiele der Artr), Wenn man das Haar chemiſch unterfucht, fo findet man zuerſt, nach einer Deſtillation in der Retorte, eine waͤſſerichte, nachher eine geiſtige Feuchtigkelt von unge meiner Schaͤr⸗ fe, und zulegt eine ſolche Menge von fluͤchti⸗ gem⸗ el, als Fein anderer bekannter Koͤr⸗ S 2 per 5 An einem. einzelnen Menfchenhaare koͤnnen durchgehends zwey Unzen an Gewicht bans gen, oft mehr, oft weniger, wie fich dies na der Stärke der Haare richten muß. Doch fagt ein englifcher Schriftfteller (Ro- binſon Ellay on natural Deconomy, ag, 2 ‚297: 319.) daß das. Haar eines Kindes bon 3 Sahren 7812 Grat, von einern Juͤngling von 22 Jahren 14285 Glan, und von einem Maune von 57 Jahren 22222 Gran tragen tönne, Drey andere von demfelben Alter trügen 10309, 12967. 25000 Gran. Wenn man fie in warmes Waſſer legt, ſo vers liehren fie etwas von ihrer Kraft, ) Ephemetid, nat. Curiof.. Decur, Il, Ann, "61 Append. Obſ. X; pag, 12. 268 EI ver giebt s). Daraus erklärt fich ber Uinftand, daß dad Haar begrabener und einbalfamire ter Körper feine natuͤrliche Geſtalt behält, Und fo fand man das Haar. der Tullia t), der Tochter Ciceros, funfzehnhunder, Jahre nach ihren Tode unverfehrt gekraͤuſelt, und, mit goldenen Zierrathen geſchmuͤckt, im ihrem nenerlihft entdeckten Srabe am Appifchen Wege. i 5 Das. Haare einiger Menſchen, v) von dem Felle der meiften Thiere, und beſonders der Spitzmaus (Sorex) und des neuerlichft von Hrn Pallas x) befchriekenen Lepus mi- nutus, ja ſelbſt Wolle, in, Zeugen 2). ‚und, sn Srtuͤmp⸗ s) Aus einem Pfunde Menſchenhaar beitillir- te Neumann (Tom lHl. pag 760.) fehrwes nig Waller: aber 46 Drachmen eines- fpi- ritus urinofus, 17 Drachmen caput ‚mor- tuum blieben über, worinn er noch 21 Gran feſt Salz (ſal fixum) fand. t) Fort, Licetus de Lucernis antiquis Lib. I. Alexander ab Alexandro. Lib. II. v) Ephemerides Nat, Curiof, decur, I, Ann, I. Obf, 123. pag. 247. x) Novi Comment, Petropolit, Vo. XIII. pag- 535. AIEr} z) Philofoph. Tranfa&t. N. 488. pag+ 294 ’ Abridg Lib, V, pag, 345» u Bi ee 269 Strümpfenihaben die Eigenſchaft, wenn fie gerieben werden,im Dunkeln eleftrifche Fun⸗ ken zu geben. ti Ich übergehe die —9 Torben der Pan bey dem Menſchen, die blond, goldgelb, vor, helle oder dunkelbraun, oder fchwarz iſt. Ben denen Leuten, die in Kupferberg⸗ merken arbeiten, finden fie ſich zuweilen gruͤn ge- färbt. Bey den Thieren trift man noch mehr Abwechſelung in der Farbe ihrer Haare an, and Buͤffon nennt und beſchreibt einen klei⸗ nen weſtiadiſchen Affen, den er Mico heiſt, ber’ ein a Se icht un Ihren’ —* wi ug Borbenpehen: mug ich hier Kerken; das die Farbe des Haares der Thiere im mils den Zuftande ſich beftändig gleich bleibt, da hingegen dae Haar der Hausthiere oder derer die mit dem Menſchen in Gemeinfchaft leben, wie Hunde, Kaßen, Pferde, Kühe, zahıne Kaninidyen, u. f. w. unendlich variirt, und das —* bunt wird, Daſſelbe wird an den — ©3 de „.a) Hiftoire naturelle et du Cab. "Tom. XV, „Pag, 121: Il avoit une autre fingularite „plus remarquable, fes oreilles, fes joues, „et fon mufeau, etoient teint d’un Ver- „willon, fi’vif, qu'on avoit peine ‚a le „perſuader, que cette couleur fut na- "-turelle ,., 270 ADLER; * Federn der Huͤner, Tauben, Enten u. ſ. w. die von den Menſchen aufgezogen ſind, bemerkt, Das Alter färbt bey dem Menſchen alle Haare gräu, und dies Grauwerden fängt durchgehends zuerft anben Schlaͤfen an, dann geht ed zu den Uugenbraunen, Augenliebdern, zur Naſe, und zuletzt zum Barte. Das frauz ſe Haar wird langſamer grau, als das ſchlich⸗ te, Junge Leute haben ſelten araue Haare: doch giebt es auch einige Beyſpiele davon, beſonders das vom ungarifhenKönigEuöwig dem neunten, ber im -achtzehnten Sahre eiz nen volifommen grauen Kopf hatte. ; Ues bertem finden ſich bey mehreren Schriftftellern Faͤlle von Menſchen, die nach Schreck, Angft, Furcht und nad) genommenen. Giften iner Naͤcht grau wurden. Und wenn man mit Aufmerkſamkeit noch einige andere Eigenheiten des Haares beobach⸗ tet, ſo findet ſich noch eine unendliche Man⸗ nichfaltigkeit zwiſchen den Kopf⸗ und Augen⸗ braunz und Augenlieders Haaren, zwiſchen denen ded Bartes und der Schamtheile u, f. w. b). Wie b) Im Laleiniſchen haben biefe Gattungen von Haaren auch ihre verfchiedenen Benennuns gen. Im Allgemeinen heißen bieikAnate u Zn 4 Per «3 Wie abwechſelnd find die Haare ber verſchledenen Völker in den verſchiedenen Laͤndern allein nur in Europa nie? — die der fünficheren Nationen find durchgehens ſchwarz, die in nördliben Rıimaten blond, Eine noch weit aroͤßere Verfchiedruheit findet man zwiſchen ven Huren eines Kuropaͤers und denen ber Bewohner anderer Weltheile wie dem gekraͤuſelten Wollhaar des afrikaniſchen Negers o), und den dicken, fteifen, ſchwar⸗ wen 2,17 S RB " Crines ober Capilli, Das Houpthaar des “rs Pr männlichen Geſchlechts: Caefaries; des weiblichen Coma, Das Huar der Augen⸗ ‚braunen; fupercilia ; der WYugenfiederz-ci- lia; in der Wafe: Vibriflae; am der Dber: Tiope: Myftaees, unter den Aermen: Hir- ‚eus ober Pilı fubalores ; an den Schaan: theilen: Pubes,.u-f- we) u. ) Das Netzhaͤutchen unter der Oberbaut, cccorpus reticulare Malpighii) beſtehet bey dem Meger aus einem weit dichtern ‚und * zaͤhern Schleime, als bey anderen Natio: nen, Dada Haar die Haut nicht fo Teiche durchbohren konn, und dur die zaͤhe Feſtig⸗ keit einen größeren Wiederſtand antrift, fo kraͤuſelt et ſich zuſammen und waͤchſt nicht in die Ränge fort. Wenn gleich ihre Haut durch die ftärtere und fettigere Ausdünftung, wozu die Hitze des Himmelsitrichs nothwen⸗ dige Beranlaffung geben muß, dem. Gefuͤh⸗ le weicher wird, fo iſt ſie doh au Sub: Tanz härter, feſter und trockner, ‚und verficht dad wachſende Haar darum auch mit wenis ger Nahrungsthelichen. 272 Fi: ) o ( zen Haaren einiger amerifanifcher Wilden, die Fein Haar, als auf dem Kopfe haben"). Auszumadhen, warum biefe Menfchen Keinen Bart haben, ift über mein Vermoͤ⸗ gen **5). Eben fo wenig kann ic) auch den Konfenfus zroifchen den Zeugungstheilen und - dem Barte erklären, daß der Bart hervors zukommen anfängt, wenn ber Süngling zum Zeugungsgefhäfte tuͤchtig wird, umd daß er nicht bey denenjenigen zum Vorkchein fonımt, die in ihrer Jugend verfchnitten find. Auch ift wohl noch niemand den Umftand zu entde⸗ cken oter zu erklären im Stande geweſen, warum Die Hoͤrner der Hirſche, die jung verſchnitten find, nicht hervorfommen unb augenblicktih in ihrem Wachsthume geftört werden, wenn fie ſchon herausgefommen find und man fies dann erft verfchneidet. Da fi hingegen bey denen Thieren, deren Hörner hohl ſind, und jaͤhrlich (mie das bey dem Hirſchengeſchlechie der Br tft) nicht abfallen, daß . *) ober vielmehr leiden, **) Man Tann Died allein dadurch erklären, daß, wenn die alten Reifebefihreiber, bie von wirklich” bärtigen Indianern reden, die Wahrheit fanen, die Nachkommen derfelben aber bartlos find, dies nur allmählich durch dte Künfteleyen entftanden feyn kaun, mit denen fie jedes Haar wegzubringen ſuchen. M. RR 273 das Gegentheil findet, daß bey den verfchnite tenen die Hörner durchgehends größer werden, wie Dies bey den Ochſen, deren Hörner in Ber; gleichung mit denen der Stiere ungleich IAns ger find, völlig fichtbar wird, Die obigen Bemerkungen werden meine Leſer mit einigen Eigenheiten der Haare und mit der ausgezeichneten Kunſt bekannt madyen, bie zur Einrichtung eines Haares angewandt werden muß, wieviel Aufmerkſamkeit aber auch erfordert wird, ihren inneren Bau au ihre Eigenſchaſten näher zu beleuchten. So fleißig auch Welpigbius, fo unermüs det Buyſch, fo ſcharſinnig Leeuwenhoek, fo beobadjtend Witthoff auch gemefen iſt, fo find doch alle diefe Männer mit ihren vereinten Bemühungen nur einen ſehr unvollſtaͤndigen Begriff von einem ſo einfachen Dinge, als ein Haar iſt, zu geben im Stande geweſen. Wenn jemand fragt; Iſt den Iſt denn etwas munderz bares an einem Haare? fo geb ich ihm die Fra⸗ ge zurück: Giebt ed denn etwasam Haare, das nicht wunderbar ift, und die boͤchſte Hufe merkſamkeit verdient? Da alfo weder menfchliche Kun, neh menſchliche Vernunft alle Eigenfchaften eines Haares in ihrem ganzen Umfange eins zufehen oder gar nadyzubilden im Stande ift, fo fuͤhrt uns dieſe Unbegreiflichkeit zu einem S5hoͤch⸗ 274 be ) o ( A hoͤchſten Werftande zurück, der dies alles mit einer unendlichen Kunft zu Stande brachte. 1 Don dem Haare der Thiere. Wenn man die Haare der Tiyiere überfiehet was für eine wunderbare Berfciedenheit ent⸗ deckt man nicht unter ihnen ? — Die Menſchen⸗ haare find Cylinderfoͤrmig und etwas genen das - Ende zugefpitätz aber die Thier⸗ haare wechfeln zuweilen ab, find bald dich, bald dünner, einige find in der Mitte am dickſten, andere platt, andere wie aus Glies bern nfrhmengefeßt, u. fe w. wie ſich dies nachher beb’ einer fernern Unterfuchung der _ Haare ber Thiere, Wörel, und Inſekten naͤ⸗ her ergeben wird, wobey ich mich der mis kroſkopiſchen Weobachtungeh jweyer von den fharffinntaften Naturforfhern: das Herrn P. Boddaert in Utrecht und J. ——— in dierikzee bediem habe. *) Das aickſte Haar das ich nur ſenebi⸗ bey irgend einem Thiere angetroffen habe, iſt das aus dem Knebelbarte des Dallroß, das don Farbe Lich braun, und von Subſtanz fo auszeichnend feft ift, daß ed einem Horne aͤhnlich if. = enn *) Eine wohlaetroffene Abbildung bey Albin. Aunot. Academ, III, Tab, VI, ⸗ x Don 4 00 U Ouzuacı * —— * “ Annot. Academ, III. Tab, VI, } e ’ = Y dor 275 Weuecenn man die Abbildungen der Seelsz wen, Geefälbern. f. ws bey Anfon Marz tens. und anderen Schriftſtellern nachfichet, fo feinen alle Thiere diefes Geſchlechts eben fo fteife, dicke Barthaare zu haben. Ein wenig dünner find: die Barthaare der Seehunde am feeländifchenStranved). Es iſt bey diefen Haaren das eigenthuͤmlichſt bes fondere, daß ihre Farbe weislicht und fie einigermaßen burchfoheinend ſind, abwech⸗ ſelnd, bald dicker, bald dünner + ©, daffelbe ein wenig vergrößert in A. Dieſem folgt in Hinficht der Dicke das Haar aus dem unterfien Theile vom Schmans ze. des Elephanten e). Diefe Haare find ſchwarz, und find ‚Eleinen, dünnen Fiſchbein⸗ i faſern 6. Tab, IV. Fig. 1. dd) Fig. 2.2 „") Fig, 3. 2. ee) Der Eleyhaht deſſen Schwanz einen oder zwey Fuß lang ift, hat unten einen Büfchel fleifer ſchwarzer Haare daran, ber benindis ſchen Großen und Frauenzimmern zu einem fehr glänzenden Pnge dient, Wenn man fie einem lebenden XThiere abfchneidet, ſo benugt man fie zu einer Menge abergläu: biſcher Gehraͤuche. 276 — ) 0 ( 48 fafern aͤhnlich Wenn man fie’ durch das Vers groͤßerunasglas in Augenfchein nimmt A. fo haben fieflache Gruͤbchen und fcheinen geglies dert: zu feyn, Ihre Wurzel ifi B. Fig. 4. Stellt das Haar des barbaris fchen Biber ns (Sciurus- Getulus Linn.) vor, das Buͤffon Barbarefgue nennt, und berjelbe Tom.’ X. Pag. 41. Tab, XXVII. und Hr. Houttuin in f, erfien Theile 2, St. Tab. XX. —— und + vun H ei. Das Haar if fehr fein und * * faf⸗ ſen, an der Wurzel weiß und weiter hin⸗ auf braunroth. Durch ein Vergroͤßerungs⸗ glas augeſehen befteht es aus dun kelbraunen Ringen, deren Zwiſchenraͤume mit einerh ve er Weiß aus gefuͤllt find, on mo un, u s. Iſt dad Haar eines orientali- ſchen Stadhelfcehweine. (Ayfrix Malac- cenfis, Macroura, wie es Sinne. nennt. Seba giebt davon Tom. 1. Tab. LIL Fig. I. eine Abbildung), Es ifi ganz fuchsroth, dic, eben, undurdfichtig, , doch voll von po- sis oder Luftloͤchern, die außerordentlich dicht neben einander ftehen. . Die fleinen Haͤrchen dieſes Thieres ( denn es hat ein doppeltes Tel) an ungleich dünner. F ig. k N IE ) o ( % Fi; , 277 Fig. 6. ſtellt das Haar eines fehr juns gen, beynahe kahlen Philanders (Talpa marfupialis aus Oſtindien vor, das ſchwarz, Braun, mit durchſichtigen Flecken, wie mit a verſehen ift, ’ "Fig. ” Sf das Haar des fliegenden Ech⸗ horus. (ſciurus volans). Dies iſt gelblicht⸗ weis, durchſcheinend, mit getrennten Rins Bm ] OR, % Fig. 8 er der Boris, den Büffon, Tom, XI. pag.210.Tab. XXX. und Seba, Vol. I, Tab. 35. und 47. bes ſchreibt und abbildet. Dies iſt ganz weis und durchſcheinend, oder es beſteht aus halben Strei⸗ fen, die oben breiter find, und allmaͤhlig ſchmaͤler herablaufen und in der Hälfte des Umfanges ſich ſpitzig endigen. Fig. 9. ſtellt das Haar be fliegenden Kundes (Vefpertilio, Canis volans, Buͤf⸗ fons rouflette) aus Neuſpanien por; ‚dies ift braun mit einem Öilberglange, und wit Gliederchen, glei den Faden WAlOFR Ins feften, zuſammengefuͤgt⸗ Fig. ı0. das Haar eines Ameiſenbaͤ⸗ ven, bad glaͤnzendweis mit-braunen Sirei⸗ fen die ſchraubenweis laufen. | | Fig. 278 x. ) o ( I a . Fig. 11, ba Haar des Philanders, ben Buͤffon Cayopollin nennt und abbildet- Tom. X. Tab! IV. Auch durd dies läuft eine braune Ötreifer Fig. 12. dag Haar eines Einen guineis ſchen Behchen, das plau⸗ glaͤrzend, mit story durchſi chligen Rändernif. Fig. 13. das Haar des Ueno Bradyi pus Didadylus Linn. das Seba. Tab. 33. Fig. 4. und Tab. 34. Fig. I. aßgebils bfr bat) das braun und weis marınorirt if "Fig, 14. das EN eines Maulwur⸗ tes bey A. vor der Seite und bey B. von vorne vorgeſtellt. Fig. 15. ift dag, Baht des Vielfraßes, das dreyſeitig und an jeder Seite mit einem durchſichtigen Rande verſehen iſt. Die letzten zwoͤlf Abbildungen (4.⸗215) dieſer verſchiedenen Haargattungen mit den Beſchreibungen hab ich durch die Guͤte des Hru. P. Boddaert guͤtigſt mitgetheilt er⸗ halten, F Fig. 16. Ehe a aritg ift bad Pi auf dem Ruͤcken der Feldmaus, da es dunkle und Det 279 und helle regelmäßig Inufende ‚Streifen hat, Die hellen find nicht fo breit, als die dun⸗ kelen. 9 Fig. 17. Iſt das Haar vom Bauche deſſelben Thieres. Dies hat Feine Sır.tien, wie das eben angeführte. Doch waren alle beyde von dieſen Haͤrchen gezaͤhnt, oder mit einigen hervorſtehenden Spitzen verſehen, die aber nicht regelmaͤßig weit von einander ab⸗ ſtehen. Fig. 18. Das Haar eines Philander (opoflum) dies-ıft ‚mehrentheile undurch ſcheis nend, body laufen, einige lichte Streifen durch» Dies Haar iſt auch mit herausfiehenden Spi⸗ Ben’gerüftet. — Fig. 19. das Haar eines Bifon den man vor einigen Jahren in Amfterdam lebendig fah. Dies Haar ift wenig durch⸗ fheinend, doc fehr eben und glatt, M. Fig. I a. iſt das Haar eives Maulwur⸗ fes. Diefe weiſſe Farbe des Haares kommt vielleicht von ſeiner Durch ſichtigkeit her, da 1 e6 A 280 DON m es hierin einigerinaßen don dem tes ſchwar⸗ zen Manlwurfes' verfchieden iſt. ©. Fig '4 b. Von ganz beſonderer Art if das Dan des Rennithieres-f) "auf: feiner Oberfläche gezeichnet. Es ift anderhalb bis zwey Zoll lang, uneben, ohngefähr wie ein ungleich geſponnener Drat, graulich weis, einigermäs Ben durchſichtig. Doch iſt ſeine Oberflaͤche mil dicht an einander ſchließen den kleinen run⸗ den Ningen, die der Hornhaut einiger J In⸗ ſekten — ſind, befegt. & Dis Haar der twefindifchen "Ste dermaus, das glei) dem ver Feldmaus (Fig 16° 17). gejackt tft, fo dag bie Haare der Mäufe und Fledermaͤuſe in dieſer Hin— fiht auch mit einander übereinfommen, Sch glaube, viefe Befchreibungen und Ab⸗ bildungen der Thierhaare (derer die roͤhrenfoͤr⸗ mig find und fich ſpitzig endigen, hab ich nicht erwähnt, weil nichts befonderes daran anzutiierfen war) wird hinreichend zur Aus⸗ einanderſehung feyn, mie verfchieden fie in Hinſicht der Farbe, des aͤußgeren Baues, und inneren Struktur von einander ſind. Ich D en Naturlyke Hißorie, Mn, N, XXL, Fig. 3. et . m > a 2 | K N * ) 0 ( en. 281 Ich will nur noch die Bemerkung hinzu⸗ fuͤgen, daß, wenn ein anderer Naturforſcher — ich mit der Unterſuchung der angeführten Xhierhaare befaffen wollte und-er einige Vers ſchiedenheit zwiſchen meinen und finen Res fultaten enidecfte, er di:8 ganz allein dem Umftand zufcpreiben muͤſſe, daß die Haare jet eines und deſſelben Thieres (wie ic dies ey den Fiſchſchuppen ſchon angemerkt habe) nicht immer fich völlig gleichen. Hr Sar⸗ raſin hat bey feiner Unterfuchung des Sta: chelſchweins fiebenterleg Haare an Hefe Thiere entdeckt g) Don den Haaren der Vogel. Obgleich der K oͤrper der Voͤgel mit Fe⸗ dern und Dunen (die in Ruͤckſicht ihrer Aus Berlidien Geftalt an der Haube, auf der Bruft, an den Küftbeinen und Pfoten, außer den Schwungfedern in den Weiden und am Schwanze, unendlich unter einander verfchier den find), beveckt iſt, fo giebt es doch fehr vlele unter ihnen, die an ' einigen Stellen mit Haaren verfehen find: Ja tan finder felbft, fo viel ich weis, an jedem jungen Vogel, er mag bon einem Geſchlechte feyn, don welchem er g) Memoir, de lacad. des fetehc, de Paris „7 2727; z { 2 282 AT EU er will der erſt aus dem Eye gebrochen ift, fehr dünne Haͤrchen, die mit dem zehnten oder zwölften Tag, nad der Geburt, wenn die Federn zum Vorſchein kommen, wieder aus fallen. Es ſcheint mir daher eine fehr große Ue⸗ bereinſtimmung zwiſchen dem Hervorkommen, Wachsthume, jaͤhrlichen Ausfallen und ans deren Eigenſchaften der Thierhaare und Fe⸗ dern ſtatt zu finden: und eine genauere Un⸗ terſuchung der Pflaumfedern, die zum Flie⸗ gen unbequem ſind, wuͤrde uns noch mehr uͤberzeugen. Ein ausgewachſener Strauß h) von einer mittleren Größe, wiegt zwifchen 87 Pfund (wieviel Kraft in den Muſkeln, und was für ausgedehnte Flügel betürfte ein ſol⸗ ches Thier nicht um ſich in einem fo leichten Mit⸗ h) Es iſt bemerkenswerth, daß Redi bey al⸗ len Vögeln, die er unterſucht hat, (und dies find nicht wenige) eine befondere und ihnen ganz eigenthümliche Gattung von Läuſen gefunden hat; daß er dergleichen aber nies mahls bey dem Strauße, movon er zwoͤlf verfchiedene und zu ganzverſchiedenen Jahres⸗ zeiten unterſuchte, hat antreffen Fönnen; fo dag des Straußes Federn für dies Inſekt einen angenehmen Anfenthalt herzugeben fcheinen, — eo ** 283 Mittel, als die Luft iſt, in der Höhe zu er⸗ halten und fortzufliegen?) und feine Federn ‘haben alle die Geftalt abaefonderter, unvers bunteter Zöpfe, fammtlih von einer Form and Einrichtung,» da fonft die Dunen, Ver bern, Schwung » und Schwanz⸗ Rrrbern bey jeder Claffe der Vögel unter einander immer ſehr verſchieden * Die ſen gemein übereinftimmenden Bau ‚aller. Federn trift man gleichfalls bey bem Caſuar oder dem Dudu an, Die Federn und Dunen beB Straußes find allgemein genug befannt, aber da bie des Caſuars ſchon ungleich feltener vorkom⸗ men, fo hab ich eine Abbildung davon gege⸗ ben”), Die unterfien Fäden einer ſoſchen Feder haben an jeder Seite einen Bart, der mittel; fie nur an einer Hälfte, ber oberfte gar nicht, das überhaupt einem Pferdehaar fehr Ale if J Ich habe ſchon oben irgendwo die Ans —— gemacht, daß der Strauß und Sagittarius die einzigen beyden bekannten Voͤ⸗ gel ſind, die an beyden Augenliedern Haare * Ta > Bon .) Fig, IL. e, 6, 284 ee Yo ee Bon dem Sagittarius, der vor einiger Zeit in ber fürfilihen Mlenagerir farb, hat der Hr. Dir Dofmaer mir den Kopf in Spi⸗ ritus zuzufenden die Güte gehabt, und ih bemerkte daran, daß diefer Vogel an dem oberften Augenliede dreyſſig außerordentlich große und dicke Haare hatte, und vierzehen am unterfien Augenliede, boch weit Eleiner und dünner, als die am oberften, Diefe Haͤrchen vom unterflen Augenliede (Fig. IIL.a, in ihrer natärlien Größe, und A: durch ein Verg:ößerungsplas gefehen) ge ben, fo bald fie aus der Haut hervorgefoms ‚ men find, einige Eurze Geitenfädenab, weils ches bey denen vom oberften Augenliede (b. B.) meit weniger, und nicht eher der Fall ift, als bis fie ohngefähr bis zum fünften Theile ihs ser Länge herausgefommen find, Beyde von diefen Haaren find hier und da wie mit Knoͤtchen verfehen, und am unter: ften Theile, das in der Haut befefligt gewe⸗ fen ift, weis, hornartig, durchſcheinend, wie der Schaft einer Schreidfeber. Schr viele Wögel haben am Schnabel Haare, wiedied beym ganzen Rabengeſchlech⸗ te am allgemeinften bekannt ift, das deraleis hen vorwaͤris hingekehrt hat, welche die Nas a wol 9 285 ſenloͤcher bedecken. Vorzuͤglich bemerkungs⸗ werth iſt indeß unter dieſem Geſchlechte der Caapſche oder Purpur⸗Heher, i) bey dem einige ſchwarze drey Zoll lange und ſehr biegſame Haare an der Wurzel der oberen Kinlade, und ſteife Haare von der Dicke ei⸗ ner Schweineborſte an bes Unterfinnlabe —— Ray giebt J als ein Fe ber Geyer an, daß fie unter der Kehle einen ‚händegroßen Fleck haben, der fomohl mit Federn und Dunen , als mit Haaren, die Kuhhaaren aͤhnlich find, bedeckt if. Bey dem Erdgeyer (Vult. perenopterus) iſt auch die Wurzel des Schnabels mit 5 era " Ebenfalls haben die Eulen unten am Schnabel fteife,, gekräufelte Dunen oder Fe⸗ bern, wie Borften ftehen. Bey den Spechten (Picus) findet man auch an den Nafenlöchern einige borftenartige Härchen, wie bey den Braufpechten (Sitta), 3 ben ) ©, eine Abbildung dieſes befondern Mor geld: in Briffon Ornithologie, Tom. I], Tab. Tl. Fig. 2. pag Houttuin, " Natwurlyke Biforie, iv: Stuck, Tab. XXXIV. Fig. I pag. 311. 286 IE MEN, ben Sliegenfangern (Mufcicapa) dem To- dus, dem Anhinga (Plotus) dem Sporn- flügel (Parra Chavaria) und bey’ mehreren anderen wejtindifchen Vögeln (die Hrifs fon k) und Edward I) befchreiben und‘ abbilden) vornehmlich aber der Ziegenmels. fer. (Caprimulgus) m.) ber an jeder Seite: - des Schnabels einen Zopf hat, der aus acht langen, fieifen Borftenartigen Haaren bes ſtehet. Der Nutzen dieſer Haare bey ben oben⸗ . angeführten Bögela ift mir vollfommen uns. - bekannt; doch follen wohl die welheüber den‘ Nafenlöchern legen, die Luft zertheilen, wel⸗ her Nußen auch bey dem Menfchen durch die Haare in der Naſe erreicht zu werden‘ f&heint, um den Sinn des Geruches, den fehr viele Vögel, befonters aber das Geyerges ſchlecht, in hoͤchſter Vollkommenheit beſi⸗ Ben, zu ſchaͤrfen. | — | Es k) Ornithologie. Tom. III. Tab, XXXIX, XL; und XLL — Tom. IV. Tab, XLIL, Fig. 2. — Tom. VI. pag, 477. I) Natural Hiſtory of Birds, Tab, 80, 106. Ii3, 122, 190, 262, m) Catefhy Natural Hiftory of Carolina, Tom. I, Tab, VIII. ; a Es iſt bemerfenswerth, daß ebenfo, als viele Vögel gleich nady der Geburt Haare ha⸗ ben, fie au, wenn fie alt werben, unter oder zwifchen den Federn dergleis chen befomimen, mie dies bey alten Haͤhnen und Hühnern ſehr ſichtbar wird. - Die kalekutiſchen Haͤhne erhalten im dritten Sabre vorn auf der Bruft einen Buͤſchel bien, ſchwarzen Haares das zuweilen drey bis vier Zoll lang waͤchſt Y. Ben den kaleku⸗ tiſchen Huͤhuern findet ſich dieſer Haarbuͤ⸗ ſchel auch zuweilen, doch iſt er hier immer wet kuͤrzer. voem Saare der Ampbibien und ſiſche. Unter den Amphibien kenne ich weder in de Klaſſe der kriechenden (repentia) noch In der ber ſchleichenden (ferpentia) ein eins ziges Gefhöpf, an dem man Haare gefunden hätte; doch hat der Nitter Linne in der zwölften Ausgabe feines Syſtems in die Elaffe er fchimmenden (nantes) einige geftellt, die er ex Mapher unter bie Fiſche rechnete **). Ta. Brom 9 Fig. 11, 2 \ *) Diefe Elaffe der fhwimmenden a), welche ans ben ——“ 4* 288 — )o( ur Zwey Gefhlechter derfelben haben borftens artige und harte Haͤrchen am Körper, und unter diefen find zwey Arten der Hornfi⸗ fee (Balites) und eine Art des Geſchlech⸗ tes der Stadelbäude (Tetrodon). . WVon den zwey Arten der Hornfiſche wird nur eine von Linné ang-führtn), und von Houttuin abgebildeto) allein beyde von Gronov befihrieben und in Kupfer ges ſtochen pp · Beyde von dieſen Fiſchen haben an jeder Seite ihres Körpers, dicht am Schwanze, einen laͤnglichten Fleck, der mit ſcharfen Sta⸗ cheln beſetzt ift *). Die Graͤten der Sterz⸗ flloſſe ſind bey ihnen nicht an einander feſt⸗ gebunden, ſondern ganz frey, und an jeder Selte mit kleinen ſehr feinen Haͤrchen beſetzt. ar beſtehet, gehoͤrt ganz offenbahr zu den Fis ſchen, wohin fie auch (don Bronov,Bouan, u.a. rechneten. Denn ihre Lungen find den Fiichfiefen ähnlicher‘, als den Lungen der Amphibien. M. .n) Edi. XH,N. 3, 0) Natuurlyke Hiftorie, Tab. LXVII Fig. I. p) Muf. Ichthyol. I, N, 1124, und Il, N, 196 Tab, VL Fig, 5. \ *) Fig IIL a, und b, — % ee 289 | Hr Lagerſtroͤm hat In China unter dem Geſchlechte ver Stachelbaͤuche eine Arı bemerkt, bie borftenartige Zöpfhen hat, und deshalb ganz rauh if. (Tetraodon hifpidus). q). Bon diefem Fifhe, den er an die Akade⸗ mie von Upſal geſchickt hat, ift, ſoviel ich weis, noch Feine brauchbare Abbildung vorhanden, Unter den Sifchen fintet man im Ges f&hlehte der Scdhleimfifche CBlennius), zwey Arten, die am Kopfe einige borflenars tige Haͤrchen haben, nehmlich der Schleims fi mit dem Kamme (Blennius criftatus bie Geelerdye). Diefer hat, nah Gronovs Befchreibung r), aufdem Kopfe zwiſchen den Augen vor der Rücenfloffe einen Kamm von fehr feinen, ſchwarzen Härchen. Die zweyte Urt ift berBlennius (maxil- la fuperiore longiore)s) der unter den Na⸗ DE MS fenlös q) Houttuin Natuurlyke Hiftorie, VIII, ftuck, pag 458. r) Blennius, crifta fetacea inter oculos ante . x pinnam dorfalem, ex pluribus perparvis nigris ac unico ordine difpofitis fetis con- fecta. Muf. Ichthgol. 1, N. 75. Tab, VI. Fig, IV. s) Blennius, 'cui mox fub naribus fafcica- lus exiguarum fetarum in circulum pofi- | tatum. 299 "not u fenlöchern ein Fleckchen hat, das mit ſehr kleinen zirkelfoͤrmig liegenden und nach vor⸗ ne ea ſich —— Borſten — iſt. In A cht des Gebrauches diefer Haͤr⸗ chen bey den genannten fuͤnf Fiſchgattungen herrſcht noch eine außerordentliche Unwiſſenheit, da ihrer ſo wenig an Zahl, da ſie weit ſtei⸗ fer, ſchaͤrfer, und von ganz anderer Einrichs tung und Baue ſind, als die Haare der vier⸗ fuͤßigen Thiere, und Voͤgel. Doch wer glaub⸗ te wohl ſchon jemahls, mit Haaren befeßte Fiſche zu finden? — Wieviel weniger weis man nicht vom Inſtinkte, der Vernunft und anderen dergleichen Eigenſchaften ber Sifge? _Pifeium inter fe, non eft — ſolum, J Conſiſiumque fagax et multaein pedto- re fraudes, „ Decipiunt homines, &c. ſchrieb, nad) Lipfius Ueberfegung, vor langer Zeit Oppianus ſchon. t). Der tarum, verfus anteriora fe extendentium, Muf. Ichthyol. ID. N. 175. — XRonde lex giebt eine fehr gute Abbildung —3 Lib. VI. Cap. 23. _ 6 “Aljyurinän, Lib. III, HDEE EN po Der gelehrte Bradley !v) fagt etwas, was einer weiteren Unterfuhung wohl werth waͤre: Pe; die Fiſche eine angebohrne Vers. . „nunſt haben, “welche fie in ven Stand feßt, . „ich Mefter und. Schlupfwinkel für ſich und „ihre Sungen zu machen’; wovon ich neuerlich „suochiein Beyfpiel fah, da mir Hr. Joh. „all, ein Ticleback’sx) Neftfchenkte, den „feinen Bau vom Anfange feines Entſtehens „bie zum hoͤchſten Grade der Vollkommen⸗ „heit anmerkte. Es ift aus Wurzelnfafern. - „zufammengefebt, die fo mit einander verbuns „den find, dag ein hohler Lylinder in: der „Mitte. bleibt, den ich eher zum Ablager „des Roggen, als zum Aufenthalt des Fi⸗ „ſches ſelbſt beftimmt glaube, denn der Tic- „leback hat fcharfe Spißen in ben Rückenflofs „fen, welche (you hinreichten, ihn gegen Raubs file gu Chin” i 3h V) Betrachtungen uͤber die Werke ber Natur, x) Maß er füreinen Fiſch mit dem Tickleback meynt, iſt unbekannt, Eben jo wenig iſt (wie Baſter meynt) ein Fiſch unter der engl. Benennung; Pricklebhck, aber wohl unter dem Namen :Styckleback, der unfer gewoͤhn⸗ cher Stadyelpärfdy (Gafterofteus) iſt, der fi in den hollaͤndiſchen ftillen Ale u ſ. mw. fehr häufig findet, Eine Abbildung diefer iſchgen Endet man im ſechſten Theile, ber Alta Helvetica, auf der leßten Tafel, — TU - 292 ae Sch erinnere mich itzt, in einem franzoͤ⸗ ſiſchen Schriftſteller, deſſen Nahme mir entfallen iſt, dieſen Umſtand bey einem Fi⸗ ſche in der Gegend von Madagaſcar, oder Bourbon gelefen zu haben, ak Die Gattung von Knurrhahn, die man "Gobio nennt (der Kaulfopf) macht im, Grunde ein Neftundbrütet darinn feine Eyer aus, und er foll zu der Zeit eher fein Leben hers, geben, als fein Neft verlaffen.z. *). Schön vor inehr als hundert Jahren hat der Naturforſcher Redi a) bemerkt, daß es Fiſche gebe, die an den Strand Fommen, dafelbft ihre Eyer in den Sand ober in bie Ufer der Flüffe bearaben, wie dies die Schilds Fröten thun. Grant fagt eben dad von den Salmen b) ber au ihrer Behendigkelt er⸗ wähnt, z.”) Cottus Gobio. Nidum in fundo format, ovisincubat, vitam prius deferturus, quam nidum, Linn, Syft. Nat. Edit, XI. pag, 452. | a) Fra peſci marini non tutte le razze butta- no le loro ova nell’ aqua; ma fi trovano alcune, che feendendo in terra, le fepel- li (cono fotta l’Arena ed fulle ripe dei fiu- me, come avvenienne alle Tärtuge, Opere Tom, I. Offeroaz interno agli ani- mali vivanti, &c. pag. 37. b) Vitgezogte Verhandelingen, IV. Deel. pag. 836. > le 4 a —— wähnt, um über Waffertämme, zwanzig Fuß body, zu fpringen, und ihrer Geſchicklichkeit um. dazu jelöft die niedrigſten Stellen aus fin⸗ Dig zu machen, Der gelehrte nordifhe Bifhof Pandops pidan c) bemerft, daß die gröfle Gattung von Fiſchen, wenn fie ihren Moggen ge legt haben, ſchwere Steine verſchlucken, um ihn duch ihr is Gewicht a“ ſichern. Wie regelmaͤßig wiſſen nicht Geringe, Ma⸗ kreelen. Schellfiſche, Schollen, und andere Fi⸗ ſche, bie man deswegen auch Landfiſche nennt, ja felbft Krabben und die mannichfaltigen Gate tungen von Seegewuͤrmen, ihre feſtgeſetzte Zeit, zu den Fluͤſſen und an die Ufer zu gez hen und in den Untiefen ſich Ihres Roggend zu entlevigen ? Ih könnte hier noch fehr viele Bemer⸗ kungen über ben, Verftand der finefifchen Goldfiſchgen, bie fo äußerft ſchwer zu fans gen find, maden; aber diefe würden hier nit am rechten Drte fiehen, und ich hoffe, daß man mir diefe Ausſchweifung verzeihen wed⸗ da meine Abſicht hiebey allein war, auf se) Verſuch iner natürlichen Hiftorie von Nor . wegen, S. 195. auf die Haushaltung, den Snffinkt, Pers ftand und auf andere Eigenſchaften ver Fis ſche die Aufmerkſamkeit der Beobachter zu richten d). -Don dem Zaare der Inſekten. Wenn e8 unter ben Amphibien und Fir ſchen nut hoͤchſt wenige Geſchlechter giebt, - die einige Haare haben, fo ift dies bey dep Inſekten ganz anders, unter denen ſich faſt Bein einziges findet, das nicht mit dies Ten, verſchiedenen und zuweilen mit ganz bes fonters eingerichteten Haaren verfehen iſt. Aber mehrentheild find diefe Xihiere und bes fonders ihre Haare fo Elein und fein gebanet, dag fie dem unbewaffneten Auge völlig unfichts bar bleiben; ein Umftand, der für ihre nähes re Unterfuchung aͤußerſt nachtheifig gemefen iſt. Auch find fie, wenn man einige rauhe Raupen ausnimmt, nicht überall , wie die vierfüßigen mit: Haaren bedeckt, ſondern das Haar ift nur hier und da rag vers breitet. Mer das vortrefliche Wert des unermuͤ⸗ deten Naturforfchers Reaumur und feinen Nach⸗ d) Mehreres hierüber kann man in Richters Ichthyotheologie finden; 0 * ) o ( N 295 Nachfolger ben de Beer lieft,, fo mug man ihren Bemerkungen über dad Haar diefer Thiere mit dem aͤußerſten Eeſtaunen * folgen. Man —* mir, hier — Sonders barfeiten derfelben auseinander zu ſetzen. Es giebt Raupen, die, fobald fie aus dem Eye herausgekrochen find, fogleich fehr haaz zig und rauh find: doch wenn fie alt werden, vermindert ſich dies bey jeder Härtung, fo daß fie zuleßt gegen die Zeit ihrer Werändes zung völlig kahzl find e). Andere Raupen behalten ihre Haase fo Yange fie leben. Einige von ihnen haben fo große und firiie Haare, daf man fie allens falls wohl Stadyeln oder Borften nennen koͤnnte: e*)s Einige von dirfen VBorften gehen gerade aus, mie ein Pfriem; andre ſi ind gezackt oder gabelfoͤrmig *). Andere Rau⸗ e) Reaumur Mem, des nn -Tom. L, Pag: 81. &c. e*) Juft. Merian fagt, es gebe auf Surk nam Raupen die Borften, fo fleif als Eis — en pag. 17. Tab, al pag. * Fig, IV. d. @, f. J \ 296 nor *: Raupen haben hingegen wieder lange und, fehr fanfte Haare; deshalb man ſie auch Sammt⸗Baupen nenut ). Beyhy einis gen find lange Haare unter die kurzen ges miſcht: bey einigen ſtehen die Haare gerade auf-in die Höhe, bey anderen liegen fie ganz auf die Eeite; - einige. haben eiliche Haare nach vorne zu, andere nad) hinten oder nad den Seiten zu gebogen: und Abweichungen der Haare bey ben Raupen und anderen Ins ſekten von einander inAbſicht auf Größe, Steifs heit, Sage, Stellung u. ſ. w. giebıs unzähliz de, wie man dies leicht auf den Kupfertafeln Reaumurs, der Yierianin, Boͤſels, Sepps, de Geers ü. a. in: nachfehen kann. Und bey einer mikrofkoptfchen Unterſuchung des Körpers und der Pfoten ber Schmetter⸗ linge, Fliegen, Honig-⸗- und anderer Bienen, Hummeln und der meiflen anderen fliegene den Inſekten, finbet man fie mit einer zahlz loſen Menge von Haaren befeßt f), felbft die Raͤnder ihrer Flügel, und eine Gattung von Muͤcken hat zweperley Arten derfelben an ihs ven Hoͤrnern. Unter #) daf. & £) Diefe haben aufden Schuppen ihres Bruft: ſtuͤckes Härchen, die Fleinen Pflanzen mit Blaͤttern gleichen; Fig. IV: bi © 1, ur Fe a TEN ee ähnlich macht i). ni X Fr 297 Unterfucht man die ungeflügelten Snfekten, fo findet man auch diefe durchgehends fo haarig, als diegeflügelten.. Bon dem Eleinz fien, der Milbe im Mehle, bis zum gröften, den Krebfen, findet man alle Zwiſchengattun⸗ gen, als Länfe, Flöhe, u. ſ. w. mehr oder we⸗ niger mit’ Haaren befeßt, wie man dies bey den Schrifiſtellern g) darüber weiter ausge⸗ führt lefen Fann. Hr. Houttuin hat in feinem Werke h) eine große weftindifhe Spinne, deren Pfoten ungemeinraul und gänzlich bes oh find, _ " Yußer dieſen Haͤrchen findet ſich noch auf ei⸗ nigen Arten von Pflanzenlaͤuſen eine Art ſanf⸗ ten, feinen, wolligten Stoffes, ber fie eher einer Flocke Wolle, ald einem lebenden Thier⸗ Der — Beeuwenböf in feinen Briefen. Bei er Augen = und Gemuͤthsergoͤ⸗— — Gebruik van het Mi- erolcop, ⸗Sablot: obſervatious mi» croſcopiques. — Redi: über die Inſek— ten. — 500ke: Micrographia. — Bo⸗ nanni: Micrographiainova. Griendelius: Micrographĩa nova; und andere mehr. b) Natuurlyke Hiftorie, XI. ftuck, Pl, CH, Fig. 3. ” 3 kn Hi LEINE '4) Reaumur, Tom, m. p. XXXI. Fig, 21, 27, und Pl, — —— 1. 4 5, 10, II. « \ 298 Kar RR er Der äußere Bau ber Haare iſt bey den Inſekten fo gut, als bey den vierfüßigen Thies ren verſchieden. Sch habeam Krebfe allein viererley Utern von Haaren gefunden F): wie 1) Haare, die gezähnt find, als ihre Schee⸗ ren: 2) Haare, die mie kleine Dunen gefies dert find, am Schwanze undan den Shwimms fügen: 3) fehr fteife und berftige Haare,an der innern Lippe: 4) am Ende runde und zuge fpißte Haare an den Laufpfoten. Sch habe einige befondere Figuren der Raupenhaare und aud von anderen Inſekten, die ih ans Resumursund de Geers Wers Een enilehnt habe, hier abzeichnen laffen. Fig. IV. d. die Abbildung des Durch⸗ fhnittes der Dornraupe, auf dem man die Dornen mit kurzen feinen Haͤrchen uns termifcht ſiehet. e. f. zwey verfchledene Dornen be: ſonders. g. Abbildung des Durchſchnittes einer Raupe, die man ſehr haͤufig auf den Birnen⸗ baͤumen antrift. Auf jedem Ringe des Koͤr⸗ pers ſtehen fuͤnf kurze, dicke, ſtachlichte Haa⸗ re, Fis. IV. a. b. ; * ) 0 C Bu 299 re, und aus jedem berfelben kommen zwey duͤnne lange hervor. h, j kl Beſondere Haͤrchen von rauhen Raupe, die auf den Erlenbaͤumen lebt. m) Ein Haar der rauhen Weinraupe, der Safe genannt, rund um mit Dornen bes ſetzt, zumeilen dreye in einem Zirkel, Mn. Ein Haͤrchen von einer ſchwarzen, rauhen Raupe mit drenzehn gelben Flecken, bie einem Muderholze fehr ähnlich find, 0. Ein Härhen von einer Raupe, bie ſich auf den Eichenbaͤumen findet, Bd Ein Haarbuͤſchel von einer tauhen Buͤrſtenraupe, bey der die Haare in Buͤ⸗ ſchel, bürftenförmig ftehen, % Eins von biefen Haͤrchen, die Feder buͤſchen gleichen, durch ein Vergroͤßerungs⸗ glas betrachtet, 1. Ein Haͤrchen von der Art, die man -über den ganzen Körper der Raupe verbreis tet findet, u 2 5. —* 300 er oe t. Haͤrchen aus den Buͤrſten dieſer Raupe; ” / Bey obenangeführten Schriftftellern fin: tet man noch mehr turd das Vergroͤßerungs⸗ glas betrachtete Haare von Jnſekten, doch halte ich dirfe hire abyebilderen zu meiner Abſicht ji hinreichend, Da nicht ohne Nutzen gefchaffen iſt, R müffen ganz nothmendig diefe Haare bey dem Sufekten zu irgend einem Gebrauche abzwe⸗ den, als bey dem Menſchen und den vierfuͤ⸗ figen Thieren. Doch ift es in mehreren Hinſichten Außerft unſicher, Darüber etwas näheres zu beftimmen, Dean bemerkt, daß rauhe und haarigte Raupen keiner großen Menge von Seide bes dürfen, um ſich glei den Seidenwuͤrmern, ganz davon ein Behältniß zu ſpinnen, worin fie fi mit Sicherheit in Puppen verwan⸗ deln koͤnnen; fondern daß fie ſich gegen die Zeit ihrer Verwandlung die Haare aus zie⸗ hen oder mit ihren Zähnen dicht am Leibe 4 wege Ich bin nicht im Stande — bey * * Unbeftimtheit und dem Mangelam Ausdruc, die Gattungen diefer Raupen näher zu ber fiimmen. M. J & “R ) o ( x got twegbeiffen ‚ und. vermitteljt berfelben und mit ein wenig Speichel oder einem anderen Stoffe ſich einen hen Aufenthalt bauen Kr | Einige Eh arigte Eulen und Rachtſhhmet⸗ terlinge weben von diefen dünnen, feinen Haͤr⸗ chen, womit ſie bekleidet find, eine Art feften Sioffes wie ein dünnes NrE, zwiſchen das fie ihre Eyer legen, damit Erin hungriger Vo⸗ gel oder ein anderes Maubihier fie darin bez merken. oder ſuchen ſollte. Es giebt felbft einen Schme terling, „der ſeine Eperchen in einer Spirallinie um einen.Zurfen. legt. und naher fehr raöber mit —— — —— uͤber⸗ deckt 1). — —2 geſtehe ic) aufrlätig, en; * Nu⸗ tzen der Haare bey vielen anderen Inſekten, vornehmlich derjenigen, die man an den Pfo⸗ sen wahrnimmt ‚ nichts zu — J BY 4 * 4. ri u 3 Er⸗ * Er Memoitres des In Tom. 1. pas. 509 - 524. iR 1) dafelbft: Tom II Pl; II. Fig. Ben 16. 17. von Souttuin nachgebildet. Natuurl. H, XL. ‚Stuck. Pl, LXXXVI. Fig. 8. 9. 10, 302 a Erklärung der übrigen Abbildungen. Fig. V. N. L. Die Wobildung ded Haas re, bie der große afrifanifche Ma⸗ denfreffer (Crotophaga ani) a) an den Nafenlöchern und über dem Schna⸗ bei hat, das mehrentheild ganz durch⸗ fihtigift, und unter dem Vergroͤße⸗ rungsglaſe fehr artig außfiehet. N, 2. Die Zeichnung des Haared von den Angenliedern des obengemeldeten Me: denfieffete: gr Stabber, von beffen feeundfepaftlidjen Guͤte ich die Zeichnungen dieſer Haare erhalten habe, fehreibt mir überdem noch, daß beyde Gattungen Yon Madenfreſ⸗ ſern einige in einer Reihe ſtehende Haa⸗ re an den Augenliedern haben ſollen, und folglich das dritte Vogelgeſchlecht (der Strauß und ber Sagittarius (der Sefretär, Falco ferpentarius) find die bepden erften) ausmachten, die Haa⸗ re an den Augenliedern hätten, Er zweifelt, daß fie eine membrana nicti- tans hätten, Ich finde von dieſen Eis SR gens 9 Catefby III. Tab.. m pag. 3 · — arfon ‘Tom. IV, Tab, XVIL Fig. 2 — Ind endlich Floane Tom, Il, Tab, FSCLVI, Fig. I, N 303 aenfchaften der Madenfreſſer bey Feinem Schriftſteller eiwas, doch waͤre diefer Umſtand bey den anderen Gattungen wohl einer näheren Unterſuchung werth, und ob etwa benenjenigen, welche bie Membrane nicht haben, Haare an den Augenlievern gegeben find, um ihr Ge⸗ ſicht zu ſchuͤtzen. N. 2. Ein Haar aus der Rrone bed Bold: fafane. Dies Haar war fehr Dicht, gezackt und dunkel. N. 4. Ein Haar von den Weisſterzchen (MotacillaAenanthe). Dirs ift fehr glatt und jo eben, mie ein Xhierhaar. N. 5. Die Abbildung eines Haares von eis nem bis ißt noch ungenannten weſtindi⸗ fhen Vogel aus Hr. Slabbers fehr reihen Sammlung, das ebenfalls, vie Stelle ausgenommen, wo es hers vorkommt, und die einige Zacken hat, ſehr glatt und eben iſt. N. 6. Abbildung des ‚onberbären Haares des Baͤutzchens. Dies iſt durchſichrig, ſeine Seitenzweige kommen nicht gleich aus ſeiner Mitte ſondern eins ein we⸗ nig uͤber dem anderen heraus. Und wo u 4 ſie * \ 304 ©; ) 0 ar fie hervorfprießen, ſteht ein ganzes Buͤſch⸗ gen fehr feiner, Furzer Haare. Meiter ift das Haar in feinem Fortgange meh⸗ rentheils glatt und hat nur hier und da "einen Furzen Zweig, der ganz platt dar⸗ auf liegt, | N. 7. Ein Haar vom RR (poule pintade, Meleagris), das undurdfichtig , and mit langen dünnen Öeltenzweigen ‚‚verfehen ift, welche nad) der Reihe aus Ihrer Mitte hervorlommen, N. 8. Ein Haͤrchen von der kleinen Buſch⸗ eule, das in den meiſten Hinſichten mit N. 6. bes Kaͤuzchens uͤbereinkommt. N. 9. Abbildung eines Haares vom Schna⸗ bel des Suntfpechtes, das (ehe fein ausgezackt ift. N. 10. Ein Haar aus dem Feberbufche eis nes brafilisnifchen Truthubnes c) Meleagris capite pennis eredis crifta- to, temporibus violaceis). Dies ift glatt und dunkelfarbigt, und da, wo R die Zweige hervorkommen, fieht man noch drey oder vier fehr feine und kurze Zaͤckchen. | In. . 0) Edwards Natural Hiftory ofBirds, Tab. 13+ in ern ehr. > u yet.” 305 \ II. Etwas vom Bildungstriebe. — —— * ‚Groffe *) äuffert in feinen oortreflichen Briefen uͤber die Menſchenracen eine Win über. den Bildungstrieb, deren naͤ⸗ here Beleuchtung mir zu diefem Auffaße die erfte Veranlaſſung war. Er —5 2ten Briefe): "Eine naͤhere Uns „terfuchung läßt uns bald dieſen Trieb „allenthalben in der Natur, wiewohl „den einer Stufe der Materie ganz wun⸗ „derbar ſimplifizirt, und, einfach, bey „einer anderen in der vollkommenſten „Ausbildung und folglich in einer ausges „dehnteren, kaum begreiflihen Würs 9 „Eung, wiederfinden, Dies ift unferer Theorie um fo zuträglicher, da es durch⸗ „aus Regel iſt, die Maturgefeßeicher „zu vereins als zu verviel⸗ fachen: und „es erftaunend wenig Gefeße und Kräfte „giebt, welche die Natur nicht in einer „endlofen Menge von Mobifikationen „und Abftufungen, mit einem Meichs „thum an Formen bey. der größten „Armuth an Materie wieberhohlt, und N 5.05 000 vnburd | *) ©. deffelben Magazin für d, Nat. Geſch bes Menſchen. 1. Th. 3 St. „hburch ihre Zuſaͤtze kaum kenntlich ers „hält. Der ganze Bildungs trieb ſcheint „nichts weiter als Das Geſetz der Ag⸗ „gregation, oder der Anziehungskraft „gleicher Theile zu ſeyn, die nur bey „organiſchen Koͤrpern eine unendliche „Verfeinerung, nach Maasgabe der „Beſtimmung eingerichtete Zufäge und „Erhöhungen befommen hat ; denn Wie⸗ „bererzeugung brauchte fie bey der unors „ganifhen Materie nit auszuüben, „und da zur Ernaͤhrung diefe nur der „groben Theile bedürfen, die den chez „mifhen Prozeß zu ihrer Entwickes „lung und Reinigung nicht nöthig has „ben, auch die weitläuftigen Anjtalten „u ihrer Ernährung “u, f w. Dies führt er nun noch etwas weiter auß, und belegt die Wahrſcheinlichkeit mit einigen Beweiſen und Beifpielen, die fdarffinnig genug gewählt find, - Dffenbahr tft dies nicht viel mehr, als bie alte Theorie von der vis plaftica und folgs lich alle Gründe und Unterfcheidungen , die Blumenbach angegeben hat, aud) auf dies fe Hypotheſe in mehreren Fällen anwendbar. Ich bin feſt überzeugt, daß ber Bil, dungstrieb ſich nicht weiter, ald auf organi⸗ ſche | i % i BE a, Bo ſche Körper erſtrecke, unb in fo fern Gr. Meynung, daß er fi. bis auf Bildung. der Wolken und mancher Mineralien nicht ausdeh⸗ nen laſſe. Uber eben diefe feine Einge fhränktheit auf den bloß organifchen Theil der Schöpfung giebt wohl- fein charakteriſti⸗ ſches Linterfheitungszeihen von der plaftis ſchen Kraft ab. Wenn die bildende Kraft, melde die Körper zufammenfügt, die Stammutter ber Kraft ſeyn follte, welche das zarte Gewebe menſchlicher und thieriſcher Organiſation flicht, ſo waͤre ein ſtufenweiſer Gang ganz nothwendig um ſie bis zu dem erhabeneren Gra⸗ be zu verfeineren und za laͤuteren. — Wo ‚aber hiervon eine Spur? — Der Rang der Mineralien Fann nicht durch die Nußbars keit für den Menfcyen oder einem durch Sit⸗ te feftgefeßten Werth, fondern allein Dadurch be; flimmt werben, daß die, bey welchen dieſe Kraft am ſtaͤrkſten wirkte, die vornehmfte Stufe eins nimmt. Denn fie drängte dadurch bie Thei⸗ le mehr zufaınmen und vermehrte folglich ih⸗ re fpezififhe Schwere und Dichtigkeit. Aber auch bie edelften unter ihnen haben nicht die allerſchwaͤchſte Spur von Organen, und die ganze Klaffe fteht ifolir. Dahingegen die niedrigſte Pflanzengattung organifirt ſich ſchon voͤllig entwickelt. Bey der einfachſten Moos⸗ art, + 308 u ot es art, deren Saamen der Wind herbengeführt bat, gehen die Säfte fhon und ſchon beynas bein einer Art von Umlaufe fort. Dasedels fie Pflanzengewaͤchs (das ſich darum gar nicht einmal beftimmen läßt), hat vor dem niedrig⸗ ſten nichis voraus. Und wenn auch dieſe bildende Kraft, bie drey Reiche fchaffen und die benden ebelften mit Organen verfeben fol, auch bey den Mineralien in Hinfiht auf Schöpfung mie bey den anderen gleich wirkfam gewefen wäre, fo laͤſt fih nicht begreifen, warum fie hier - ihre reprodnzirende Kraft verlohren habe, Daß die Reproduktion den Mineralien nit nußbar fen, wie Hr Groſſe behauptet, iſt ein ‚ Sag, den er allein nur aus dem Nichtda⸗ ſeyn derfelben beweifen Fann und folglich ganz ‚ohne Dioment, Wenn überdem Repropuftionskraft, mie als le Beobachtungen fagen, um fo eher wirkſam und fichtbar wird, jemehr: die organifirten Körper an Feinheit der Organe, an, Menz ge und an Ausbildung verliehren; wenn bie Thierklaffen mit dem allereinfachſten Baue und nur hoͤchſtens ſolchen Dryanen , die zur eigentlichen Ernaͤhrung dienen, ‚und ihnen alfo mit den Pflanzen ganz gemein find, die wuns derſamſten Beyfpiele einer Miedererneuerung — Theile aufſtellen, warum iſt denn die | —— Jo( ee die Rraft in dieſer Modififation bey den allerz einfichften Wefen der Rörperwelt, den mines raliſchen Subftangen nicht ſichtbar, wenn fie * Kraft fr — Außerdem findet fi, daß ber Bildungs: \ trieb Immer, um wirkſam zu werden, eines Reizes bedarf. Er wirkt nicht immer gleich⸗ foͤrmig fort, ſchl aͤft zuweilen und muß auf irgend eine Art geweckt werden. Dies iſt eins ſeiner charakteriſchen Zeichen und eine nicht geringe Spur feines Adels, wenigſtens gewiß ein Zeichen feiner mehr geiſtigeren Kraft. Denn alle eigentliche materiellen Kraͤfte ſchlafen niemahls, werden nie erſchoͤpft, und wirken gleichmaͤßig fort. Denn auch eben dies Erſchoͤpftwerden des Bildungstrie⸗ bes, das in einer feiner Modifikationen zwar mehr als in der anderen ſichtbar wird, aber in als Ien wohl gleich groß feun mag, hat er mit allen geiftigen Kräften, ven Mervenfräften, ven See⸗ leawirkungen, der Srritabilität, u, f. w. völlig gemein. Wo aber venn nur eineSpur davon nur‘ bey der Erzeugung der Mineralien, nur eine Spur bey ihrer Ernährung? Alles fügt ſich an einander, alles ballı ſich; geht etwas verlohs, ren, fo waͤchſt nicht allezeit etwas neues mies ber; an einer Seite dehnt es ſich in einer un⸗ ermeßlichen Reihe fort, ohne Erſchoͤpfung, ohne 3EP a I / ohne Einſchraͤnkung und allein durch Hinder⸗ niſſe begraͤnzt. Der ſonſt allgewaltige Bildungstrieb hat bey der Erzeugung der einfachſten Koͤrper nicht Kraͤfte genug, ein einziges, nur unbe⸗ traͤchtliches Hinderniß zu beſiegen. Ihre ganze Bildung beſtimmt der Zufall. Fin⸗ ben z. B. metallifche Fluͤſſigkeiten in lockeren erdigten Subſtanzen Loͤcher, ſo dringen ſie ein und machen Deudriten u. ſ. w. | Wie ift dies nicht gang Anders bey ots aantfchen Körpern? — Hier kann Fein Hinderniß ſehn, das er nicht auf irgend eine Urt, und fo weit es feine Kräfte zulaffen, befiegi oder ben dadurch erlittenen Verluſt don irgend einer Seite fompenfirt, b Dies find eine Menge von ganz charakte⸗ riſchen Werfihiedenheiten, melde die Kräfte, die Hr Groffe vereinigen will, völlig von ein⸗ ander trennen; Er fagt: durch Vereinigung gleichartis get Theile wirke der Bildungstrieb allenthafz ben, Sch fehe hingegen nicht ein, nie er daduch fine Regelmaͤßigkeit nur in etwas erklärt. Warum befommen wir denn z. B. durch Vereinigung aller Nagelmaterie an eis nem \ * 1J ) 0 ( * 311 nem Finger nicht einen nur einzigen langen Mage? — Was vertheilt fie denn? In feiner Kraftift Anziehungskraft der Grunds beariff, im Bildungstriebe aber Ordnung und. meife Vertheilung. Wie Fönmen dies Mo⸗ dififationen feyn? — Und bey einer näheren Beleuchtung wird mir Hr, ©. geftehen müffen, daß fie zur Era klaͤrung eines Phänomenes nicht ausreiche, ober dann zur alten Entwickelungstheorie führe, | j Dies ift bie Entftehung der Würmer im thierifhen Körper. Hier kann allein Anzie⸗ hungsfraft aleicbartiger Xheile zur Bildung _ dann nur flatt finden, wenn die Theile des dadurdy zu bildenden Gefhöpfs im Blute und ben Gefäßen des Körpers liegen; und dann wären wir wieder auf der alten Stelle, wovon er ebenfrlld ausgieng. 2 III. x sı2 wer) oil 11,: Etwas Über einige Beobachtungen, den Inſtinkt und befonders die Lebensart der Ameifen betreffend, - olgenbe Beobachtungen in Richard Nee⸗ le's Aufſeher (die ich in ihrer ganzen Ausdehnung hieher ſetzen will, weil fie wohl noch nicht fo befannt find, als fie es verdies son) find fo fruchtbar an Stoff zu Werner: Zungen über den Thlerinſtinkt, daß ich mich | wundere, ber daraus zu ziehenden Refultate fo wenig erwähnt zu finden. Ich will {hnen “gm Ende einige ähnliche Erfahrungen anſchließen, ‚ und ein Eleines Syſtem über den Gang der Xhiervernunft darauf zu erbauen verfuchen, Se einem Zimmer, nahe bey bem meis tigen, daß eine betraͤchtliche Zeit unbewohnt geweſen war, ſtand vor dem Fenſter ein Blu⸗ menkaſten von zwey Fuß tief, mit Erde ge⸗ fuͤllt, worinn aber ſeit langer Zeit kein Ge⸗ waͤchs geſtanden hatte; weswegen er auch mit abgefallenem Kalke, Leimen, Ziegelſtein⸗ ſtuͤcken und anderem Unrathe ganz bedeckt war. Da Da diefe, trocknen Dinge —— alle Feuchtigkeit aus der Erde geſogen hatten, ‚fo ward dieſe trocken, ganz aus aervn und anfruchtbar Der Platz lag nach Mittag zu und war voͤllig gegen Wind und Regen geſichert. Ueber⸗ dem befand ſich in der Nachbarſchaft uͤber ihm ein Kornmagazin, voll einer Menge Getrai⸗ dearten. Alles dies zuſammengenommen mu⸗ fie nun natuͤrlich den treflichſten Ort zu ‚einem Wohnplaß für Ameifen bilden. Ulnd in der That: hatten fie fidy auch, eingefunden, und fie ſchienen in drei Kolonien ſich gerheilt ‚zu haben, , Man kann hieraus wohl nicht an⸗ ders Schließen, als dag hierbei eben der Grund ihre Handlungen geleitet, habe, der vernünfs tige Menfchen zur, Anlage neuer Wohnungen | und Städte, bewegt. Da ich einmahl wies der Zwiebeln in den Blumenfaften zu feßen ‚Luft: bekam und mit einer Gartentulpe den Verſuch machen wollte, fo bemerkte ich diefe Ameiſen bald, und nahm ihre unermüdete Sorgfalt und Gefhäftigkeit, ihre ununterz brodene Aufmerkſamkeit auf ihre Arbeiten mit großem Vergnügen wahr, Dies ſchien meiner Yufmerkfamkeit werther, als alle Blu; men der Welt, ich legte meine Zulpe fehr bald zur Seite, um ein defto größerer Bewunde⸗ zer und wo a Gehülfe, dieſes Kleinen Staats 314 2 Staates zu ſeyn, der allein ihnen noch zu feh⸗ len ſchien, da Polizey und Einrichtung bey dieſer kleinen Kolonie ſchon weit vollkommener als bey den groͤſten und weiſeſten menſchlichen Staa⸗ ten ſchien. Sch ließ es mir ſehr angelegen feyn ihnen verſchiedene Bequemlichkeiten zu verfhaffen. Sch nahm alles aus dem Ka⸗ ften, was ich ihnen nur für nachtheilig und beſchwerlich hielt: ich befuchte fie oft, um ihre Handlungen und Gefhäfte zu beobach⸗ “ten, und ba ich mehrentheild erſt fehr fpät mich zu fehlafen niederlegte, ermangelte ich nicht, fie auch des Macht, befonders zur Zeit des hellen Monden ſheines zu beſuchen, und ſogar deswegen verſchiedenemahle des 3 Sei Nachts ausdruͤcklich aufzuſtehen, bloß um ih⸗ ze Geſchaͤfte zu der Zeit zu belauſchen. Immer fand ich einige ab und — und in einer raſtloſen Beſchaͤftigung, ſo daß man glauben ſollte, dieſe Thiere ſchliefen niemahls. Es iſt bekannt, daß die Amei⸗ ſen im Herbſte den Tag uͤber ihr Korn aus ihren Loͤchern heraus an die Sonne tragen, des Nachts aber wieder in der Erde verwahrt halten. Wer mit Aufmerkſamkeit zu der Jahreszeit irgend einen Ameiſenhaufen beob⸗ achtet hat, wird dergleichen Eleine Kornhaͤuf⸗ hen fehr oft wahrgenommen haben. Das | erfte wunderbare, das ich bey diefem Geſchaͤf⸗ J— et te ur ) oc ae OR) A te meiner Ameifen bemerkte, war, daß ſie ihr Korn nicmahls des Tages, fondern nur des Nachts, und zwar nur zu. einer, Zeit, wenn der Mond fchien, hervorbracdhten, den ‚ganzen Tag über daffelbe aber in den Maga⸗ zinen zurückbehielten. Died ſchien mir dem gewöhnlichen Gange dieſes Geſchaͤftes völlig zuwider zu ſeyn; ich fand indeß bey näherer Aufmerkfamkeit bald einen hinreichenden Grund tavon, Denn nicht weit davon lag ein Zaubenhaus, und hätten fie ihr Korn bey Tage herausgebradht, fo würden fie im⸗ mer in Gefahr gemefen feyn, daſſelbe fich von den Tauben mwegfreffen laffen zu muͤſſen, wie fie diefe Worficht vermuthli die Erfah⸗ rnug gelehrt hat, da id) befonders des Mlors gens febe häufigen Beſuch von Tauben und anderen Vögeln auf dem Kaften antraf. Sch befreiete fie daher von diefer Furcht und Ges fahr dadurh, daß ih, um die Eleinen uns verfhämten Räuber, bie Vögel, abzuhalten, einige Fäden mit Papierfhnißeln ans Fene fter hieng, die der Wind beftändig bewegte und die Tauben ſchuͤchtern machte. Ich jaga te ſie des Tages verſchiedentlich ſelbſt weg, bis ſie endlich von ſelbſt wegblleben. Was das Wunderbarſte war, und mir kaum glaub, lich ſeyn würde, wenn id nicht Augenzeuge eweſen wäre, war, baß die Ameifen einige Tage darauf, als fie Beinen raͤuberiſchen Beſuch X 2 von I Bel. von Tauben und andern Wögeln bemerften, anfiengen, ihr Korn bey Tage hervorzubrins gen, doch anfänglich, wie ih ganz ſichtlich bemerkte, mit einiger Furchtfamfeit und Bez hutfamfeit, weil fie ſich wahrfcheinlich noch nicht für ganz ficher hielten. Denn fie wags ten es nicht, den ganzen Vorrath auf eins mahl herauszubringen, fondern legten nur Feine Häufhenauf einmahl, allmaͤhlich, und ohne fonderliche Dronung an die Sonne, um fie fogleich bei einem Anfalle wieder wegſchlep⸗ pen zu koͤnnen; dabey fchienen fie ziemlich wachſam zu ſeyn. Da fie aber täglich ſiche⸗ zer wurden, fo trugen fie faft täglich ihren ganzen Vorrath von Getraide ans Licht, wo⸗ bey fie eine eigene Ordnung beobachteten. Ges gen Abend aber wurde alles wieder ordentlich bineingetragen. In jedem Ameiſenneſte gieng erſtlich ein ohngefaͤhr halbzoͤlliges Loch gerade herunter, hernach hoͤrte der Gang auf gerade zu ſeyn und ſtieg in Kruͤmmungen immer tiefer und tiefer bis zu einem Platze, der ihr Magaziu vorftellte, herab. Sie hatten gewiß auch nod) andere Kammern außer demfelben, bie zum Freſſen und zum Schlafe beftimmt ſchie⸗ nen, Man Fann hierauf ſchon allein daraus fchließen, daß fientemahle im Magazine frefs ſen Eönnen, weil fi die Stücke von den Huͤl⸗ N), KT, Hülfen der Getraideförner fonft unter das reine Korn miſchten, und fie alfo wider ihre natürliche Reinlichkeit verfahren würden. Denn fie Eönnen nicht die geringfte Unreinigteit in ihren Wohnungen leiven, fondern tragen als len Roth, Erde ü. ſ. w. Du. aus ihren Höhlen heraus, : Das Korn, das'fie unter die Erde getras gen, würde natürlich auswachfen, wenn fie nicht befondere Anftalten dazu träfen. Sie beiffen daher einem jeden Körnchen, ehe fie es einlegen, vorher die Keimfpißen men, et⸗ was, das fein Auswachſen, mie jeder ers fahren kann, der den Verſuch felbft macht ober die Körner ir einem Ameifenhaufen auf⸗ fucht, fo gleich verhindert, Allein nun bleibt noch die andere Unbequemlichkeit übrig, daß das Korn unter der Erde aufquellen und vers faulen kann, und dann zur Nahrung untaugs lich werden würde, Um biefen vorzubeugen, verfahren die Ameiſen nieder mit einer auds nehmenden Sorgfalt und dem emfigften Fleis fe. Sie willen durch folgenden Runftgriff das Korn in ihren Löchern eben fo gut und fo trocken, wie wir auf unferen Kornböden zu erhalten. Sie fammeln eine Menge von ganz trocknen Erdtheilchen, die fie wieder bey gutem Wetter alle Tage heraustragen und an die Sonne legen, um fie von diefer recht: 23 erhißen 318 — erhitzen zu laſſen. Eine jede Ameiſe bringt ſolche Erdtheilchen hervor. Wenn ſie abge⸗ ſetzt ſind, kehrt ſie wieder zuruͤck und hohlt neue, fo dag fie in einer Wierzelftunde zu eis ner beträchtlichen Menge fich anhäufen. Unter der Erde oder in ihrem Magazine, werden diefe ausgedörrten Erdtheilchen zur unterften. Schicht gebraucht, dann legen fie ihr Korn barauf, und dies bedecken fie nieder mit derglei⸗ hen trocknen Erdkoͤrnern. Mit diefer Ars beit befchäftigen fie fich faft den ganzen Tag oder wenigftens fo lange, als die Sonne warn fheint, und fie fühlen, daß ihr unterfter: Grund nod warm genug iſt. Denn obgleich: bie Sonne um 3 » 4 Uhr Nachmittags ſich vom Fenfter entfernte, fo trugen fie doch nicht fogleiy ihr Korn und Erdtheilchen weg, fondern ließen fie beyde noch eine Zeitlang liegen, nachdem fie den Boden des Magazins und dag ganze Loch noch ganz warın befunden hatten, baher fie erft, als es etwas abgekühlt war, mieder Rinelathngeh, Mean Eönnte glauben, daß Sand, kleine abgebrochene Ziegelftücke oder andere Steine zu diefer Abficht bequemer feyn, und ihnen die große Mühe erfparen würden, fich ande, re Erdtheilchen herauszufuhen. Hierauf weis ich nichts anderes zu antworten, als daß fie von der Erfahrung unterrichtet ſeyn müfs x fen, . )o( wi N 319 fen, daß diefe Erdtheildden, die fie mit gros Bem Fleiße ausfuchen, am geſchwindeſten und innigften Yon der Sonne durhhißt werden, Das Korn will fich auf dem Sande auch nicht halten, und es koͤnnte fi) an der abgebißes nen Spiße bes Kornes fehr leicht zarter Sand, Staubs oder Ziegelmehl, anfeßen, bavon fie es hernach nur mit Schwierigkeit reinigen koͤnnten. Der meifte Sand befteht auch aus fo Eleinen und zarten Theilchen, daß die Ameifen ibn ſchwerlich anffaffen und tragen fönnten. Sch halte dies für: die wah⸗ re Urfache, daf die Umeifen immer die Naͤhe eines Flußes oder ganz rein fandigten Grund Hermeiden *). Ueberdem würden die Fleinen Theilchen von Mauer und anderen Steinarten durdydie geringfte hinzutretende Feuchtigkeit aͤußerſt leicht zufammengebacken werden, von den Ameifen nicht wieder zu trennen feyn, in fo großen Stücken nicht wieder herausgebracht werben Fönnen, und am Ende alle Drdnung fiören und die ganze Kolonie in Verwirrung feßen muͤſſen. Nachdem nun die Ameifen Er. 0 erft *) Dielleicht auch weil ein fandigter Grund weit weniger zu einer Wohnung für fie taugt, als ein guter erdigter Boden, da er ihnen: freylich mehr Sicherheit in Abficht der Auf: bewahrung ihres Getraides, aber defto we: niger Feltigkeit ihren Neftern gewähren fönnte. B. 320 * ) 0 ( * erſt die Erdtheilchen herausgeſchafft haben, fo bringen fie auch auf dieſelbe Art ihr Ges traide hervor und legen ed um die Erdtheilchen herum, fo daß man leicht die zwey abgefon« derten Haͤufchen um ihre Löcher herum, eins von Erdiheilhen, das andere von Getraides koͤrnern unterſcheiden kann. Zuleßt hohlen fie die noch übrigen trockenen Erdtheilchen, die dem Korne hoͤchſt wahrſcheinlich zur uns terften Grundlage gedient haben, hervor, - Niemahls unternelymen fie diefe Beſchaͤftigung, als bey’ fehr ſchoͤnem heiterem Wetter, und recht heiffem Sonnenſcheine. Ich beobachtete einmahl, daß ſie ihr Korn einmahl Vormittags um 11 Uhr her⸗ ausbrachten und wider alle Gewohnheit es noch vor ı Uhr des Nachmittages wieder hin⸗ eintrugen, da doch die Sonne ſehr heiß brann⸗ te und der Himmel klar und unbewoͤlkt war, fo daß ich mir auch nicht die geringſte Urſach diefer Handlung angeben konnte. Aber eine halbe Stunde darauf fand fih am Himmel ein Woͤlkchen cin, es fing allgemad an ſich zu umziehen, und e8 mährte nicht lange, fo fiel ein Eleiner Regen, den hoͤchſt wahrſchein⸗ lich die Umeifen auf irgend eine Art gemerkt haben und deshalb beforgt geworden ſeyn muften. Sch hatte bemerkt, daß die Amei⸗ fen ihr Korn von oben herab aus dem oben⸗ era a a erwähnten: Kornboden hohlten, und dies ber voog mich: zu einer näheren Unterſuchung der ganzen Gelegenheit. Es fand fih, daß freylich etwas alt Korn dabey, und nicht al- _ le Körnchen gleich gut und tauglid) waren, Aber ich bemerkte immer, daß fie jedesmahl daß befte auslafen, und das fchlechtefte liegen ließen.‘ Sch beobachtete verſchiedentlich, daß die Ameifen ſich aroße Mühe geben, wo mögs lich, ſich mit Waißenlörnern zu verſorgen, dieſe vor allem andern Getraide nicht nur am meiften liebten , fondern fich felbft darunter. den beften außlafen. Finden fie indeß keis nen, fo nehmen fie auch anderes Getraide, und tragen Roggen, Haber, Hirfen und fogar Brodkrumen ein, hoͤchſt ſelten aber Gerſte, ſie muͤſten ſich denn in eine große Noth verſetzt ſehen, und an allem andern Korn Mangel leiden, A Um noch genauer ihren Fleiß zu Ms A und zu erfahren, wie weit fie etwas vorher wiſſen könnten, fo fehüttete id) zuerftein ganz Eleines Häufchen , Weißen in einen Winkel des Zimmers, am befjen Fenfter fie ſich in dem Kaften befanden, dann verfchloß ich die Fenſter des Bodens, moher fieihr Korn ges hohlt hatten, nicht nur ganz fefte, fondern, um ihnen jeden Weg zu verſchließen, von dorther fich mit —— zu verſehen, verſtopf⸗ 5 te = \ 322 Ye ol te ich fehr forgfältig alle Löcher, die mir als Straßen, wodurch eine Ameife dringen koͤnn⸗ te, nur im geringften verdächtig vorkamen. ba die Ameifen nun nichts davon merken konn⸗ ten, daß ich ihnen Korn im Zimmer hinges legt hatte, fo fand ic) diefe armen Thiere einige Tage hernach in einer großen Beftür: zung, und da fie allenthalben jeden Zugang zum Boden verfchloffen fanden, wurden fie genoͤ⸗ thigt, einen weiten Umweg zunehmen, um ſich mitihren Nahrungsmitteln hinreichend zu vers fehen. Dies gieng mir fchon etwasnahe, inz deffen entſchloß ich mich doch, das Ende abs zuwarten, da meine Ubficht war, zu wiffen, ob fie wohl bey folder Noth und ſchwerer Arbeit endlich den in der Kammer befindlis den Schatz ausfindig machen würben, ober dienatürliche Gabe hätten, in der Ferne einige Witterung davon zu erhalten. Sie waren in der That bey der Verfperrung des Bodens in einer entfeßlichen Angft und Verwirrung, ohne doch nur im geringften müde zu werden, fih neue Wege zur Ergänzung ihres Vor—⸗ rathes von Lebensmitteln aus findig zu machen. Sie krochen das ganze Haus hinauf und hinz ab, zerfireueten fih nady allen. Seiten, um fi überall nah Koͤrnchen umzufehen. Sehr oft gieng der Auszug fehr weit und lief doch unglüdlih ab, da ſie auch nicht das allermin⸗ deſte antrafen. Zuweilen trafen fie nad lan⸗ 3— Ep Ne 323 x langen und mühfamen Wanderungen wohl einiges Korn an das ihnen aber gar nicht ans fand. Indeß, was mic am tmeiften Wunder nahm, mar, daß auch nicht eine allereins' zige Ameife nah Haus Fam ohne nicht etwas mitzubringen. Eine hatte ein Weitzenkoͤrn⸗ ‚hen, die andere ein Roggenkoͤrnchen, die dritte ein Koͤrnchen Haber ausfindig gemacht, und war eine fo unglücklich gewefen ganz und gar nichts anzutreffen, und vor Ermuͤdung doch wieder nah Haufe Fam, fo brachte fie zum wenigſten ein Koͤrnchen von der ermähns ten trocknen Erde mit, um nur nicht als ein völliger Müßigaänger zurückzukehren, Das Fenſter, auf dem diefe Thiere ihre Wohnung hatten, gieug nad) einem Garten hinaus, und war zwey Stockwerke hoch. Einige zogen die ganze Höhe in den Garten herunter bie zu deſſen Ende, andere unternahmen einen Zug in andere benachbarte Haͤuſer, wohl fünf Stockwerke hoch, in der Hofnung, daſelbſt Kornboͤden anzutreffen; ſo daß ein Theil von ihnen fehr faure und befhwerliche Reifen zu machen hatten, beſonders diejenigen, bie in ber Höhe und Entfernung von ihrer Woh> nung ein großed und ſchoͤnes Waitzenkorn oder anderes Getraide endlich angetroffen und ſich damit beladen hatten, Denn # 324 IE NEE Denn bie Arbeit, ein jo großes Watzens korn herzuhohlen, bald auf bald abwärts zu ſchleppen, ift für ein ſolches Thier nach Vers haͤltniß feiner muthmaßlichen Kräfte wohl nicht geringe, und eine ſolche Saft anfehnlich ſchwer. Sa) habe berechnet, daß eine Ameife, um ein Korn, das ich in die Mitte des Gars tens gelegt hatte, nach dem Neſte zu ſchleppen, über vier Stunden Zeit brauchte. Daher muß diefe Arbeit einem ſolchen Thiere übers aus beſchwerlich fallen, und menigftend ges wiß fo groß feyn, als die eines Mannes, ber eine fehr ſchwere Laſt faft alle Tage vier ober ſechs Meilen herhohlt. Diefe Inſekten haben freylich auf einem ebenen Boden ſoviel Mühe nit, aber um ſo beſchwerlicher ift der Stand biefer armen Thiere, wenn fie ‚Das ausgefundene Waizenkorn fo viele Stock ‚body an einer glatten Mauer, hinauf oder hins unter, befondersmenn fie den Kopf unterwärtd und dag Hintertheil immer aufwaͤrts halten muͤſſen, immer feſthalten und fortſchleppen ſol⸗ len. Von dieſer beſchwerlichen Lage des Thieres kann man ſich nur eine richtige Vorſtellung machen, wenn man ſie ſelbſt geſehen hat. Das oͤftere Stillhalten unter Weges, da ſie ausruhen muͤſſen, zeigt offenbahr ihre außer⸗ ordentliche Ermuͤdung an. Am uͤbelſten ſtel⸗ let ſich eine Ameiſe an, wenn Muͤdigkeit ſie ihre Tagereiſe zu Ende zu bringen verhindert, Et und x s % 0 325 und ich habe: immer bemerkt, daß in dem Falle eine andere nicht ausgemwefene oder we⸗ nigftens minder ermuͤdete Umeife, wenn fie seine; fo. ermattete fiehet, wieder vom Haufen herunter und zu ihrem Beiftande hinzugeeilt iſt, der matten Ameiſe die Laft abgenommen und fieihr nach Haufe fchaffen geholfen. Eis ige waren zumeilen fo unglüclich, ganz nahe bey dem Ameifenhaufen am’ Fenfter und in ber Mähe ihrer Heimath entweder aus Er⸗ mattung oder durd einen Fehltritt mit der Laft wieder herabzuftürzen; felten verlohren fie indeß hierbey ihr Korn, fondern ſchleppten ed nach einiger Zmwifchenzeit und Erhohlung immer wieder hinauf, Der allermerfwürdigs fie Fall, von dem ich Augenzeuge geweſen bin, war, daß einmahl eine der Eleinften Ameifen in der ganzen Kolonie ein fehr großes Waitzenkorn mit einer erſtaunlichen Anftrens gung heranfchleppte, "Ganz nahe bey: dent Kaften und Neſte ſtrengte fie zu guter letzt noch einmahl alle ihre Kräfte an um den mir Angft und Noth herbeygebrachten Proz viant noch an Ort und Gtelle zu bringen, allein da fie etwas eilig zu Werke zu gehen ſchien, fiel da8 arme Thier mit der ganzen Sadung wieder herab, Dies rührte mich auz erordentlih. Ich lief fogleich herab, um zu fehen, ob das Thier tobt wäre, fandes aber nicht nur noch lebend, fondern fein Waitzen⸗ fort 326 ol 48 korn auch noch in feinen Klauen. Es erhohls te fi wieder und entſchloß ſich feine Reiſe mit dem Korne don nenem anzutreten. Das Ungluͤck, herunterzufallen, begegnete aber lei⸗ der diefer gefihäftigen Ameiſe dreymahl hinz ter einander, Bald fiel fie auf: der Mitte des Weges, bald etwas höher, ließ aber boch niemahls ihr Korn fallen. : Sa fie hats te auch das drittemahl noch nicht: allen Muth ſinken laffen, fondern machte fich fertig, es zum viertenmahle zu verfuchen, ob fie ihre Beute nicht nah Haus bringen fönnte? Aber zufeßt fehlten ihr alle Kräfte und das abges matiete Thier fah ſich genöthigt jttlle zu fies hen, worauf endlich noch eine andere Amelfe kam, vie ihr das Korn abnahm, das ganz ‚ vortreflich groß und volllommen war. Zumeilen faͤllt auch beiin Hinaufklettern ihnen ein Korn aus den Klauen, worauf fie fogleicy wieder umfehren um es aufzufuchen, ‚ und ed von neuem hinaufſchleppen; Eönnen fie es nicht wiederfinden, fo fuchen fie ein ans deres auf, und fehlägt ihnen auch dieſe Hof nung fehl, fo nehmen fie zum mwenigften ein Stuͤckchen Erde mit, um nicht ganz ledig nad) Haug zu kommen. Da ih nun auf obenerwähnte Art ben Getraideboden verſperret hatte, waren dieſe hie⸗ on > o ( *.* 327 Thiere nunmehr gezwungen, neue, wenn gleich ſehr muͤhſame Veranſtaltungen zu ih⸗ rem Unterhalte zu treffen. Sie zogen in der Abſicht täglich weit und breit umher und ſchie⸗ nen ed fich ungemein fauer werden zu laſſen. endlich entfchloß ich mich, den armen Würmz hen den Haufen Korn zu zeigen, den ih für fie im Zimmer hingelegt hatte; doch auf eine folde Art zuperfahren, die mir zu neuen Beobahtungen Veranlaſſung geben koͤnnte. Es fiel mir ein Mittel ein, das gluͤckte. Vielen wird dies unglaublich vorse kommen, die nicht wiffen, daß alle Thiere, bie. bey einander in einer gefelfchaftlichen Verbindung leben, weit mehr ausgebreitete Kenntniße, als andere haben, Sch nahm eine von den allergrößeften Ameiſen und warf fie auf meinen Waißenhaufen. Wie ed ans fänglich ſchien, war fie eben nicht fehr um den Waitzen befümmert, fondern nur froh, aus meinen Händen und wieder in Freyheit zu ſeyn. ‚Sie tief daher, ohne ein Koͤrnchen mitz zunehmen, davon. Nachher aber ward ich bald inne, daß fie den Waißenhaufen fehr genau bemerkt haben muͤſſe. Senn ohn? gefehr eine Stunde nachher waren alle Amei⸗ fen von diefem Vorrath unterrichtet, fo daß ſie in großen Haufen anzogen, und alles auf den Beinen erſchien, um in ber gröften Ges W den ganzen Haufen zu Neſte zu 328 a zu tragen. Ich uͤberlaſſe einem jeden zu urtheilen, ob ihnen nicht irgend. ein Weg von der Natur eröfnet ſeyn muß, ‚auf dem fie ſich etwas mittheilen koͤnnen. Denn wie waͤre es fonft moͤglich, daß der gan⸗ ze Haufe von dem Vorrathe in einer Zeit von einer Stunde unterrichtet, feyn Eonnte, da er fhon lange unbemerkt dafelbfi gelegen hatte. Sch kann nicht beftimmen wie lange fie an dem Häufchen trugen. Ich legte nachher toieder etwas hin, nm zu erfahren, wie weit ihre Begierde gehen würde? Ich zweifele gar nicht, daß fie fih den Vorrath u ben Winter fammeln, Wie ich oben erwähnte, fo waren eigent⸗ lich drei Mefter im Kaften, die gleichfam drei - Städte vorftellten, worinn man nach einerley Gefeß und einer Ordnung berfuhr. Indeß fand doch in: fo fern ein Unterfchied ſtatt, dag mir die Einwohner: eines Neſtes weit fleißiger al8-die anderen Nachbaren vors kamen; und diefe ordentlichere emſigere Kos Ionie war auch mit: feineren und größeren Koͤrnern verfehen; das Neſt hatte mehr Eins wohner, unb dieſe waren noch dazu weit größer. und flärker, Dies war gleichfam die Hauptſtadt, und ihre Bewohner ſchienen in der That zuweilen vor den anderen einiger > Heiner Vorzüge zu genießen. Uns \ a I ‚329 | Ungeachtet der Raften, worinn bie Woh⸗ nung dieſer Thiere war, vor Mengen ziem⸗ lich geſichert lag, ſo trieb der Wind doch zuweilen etwas Regen darauf, und dann ges riethen die Thiere jedesmahl in eine unbe⸗ ſchreibliche Unruhe, weil ſie das Waſſer ſehr fuͤrchten, ſo daß, wenn fie bey einer weis ten Reife zur Verproviantirung von. einem Regen überfallen werden, ihnen ein Dachftein oder fonft etwas fo lange zum Obdach dies nen muß, bis fie merken, daß der Megen - vorüber iſt. Die, vornehmften Ametfen . bed einen Haufen fanden ein wunderbares Mittel zum. Schuß für den Regen aus, Sie hatten nehmlidy ‚ein kleines dünnes Stuͤck Schieferſtein herbengefhleppt, ober ed. mochte vom Dache gefallen feyn, und dies legten fie zu einer Zeit des Tages, wo fie Regen vorherfahen, oder wenn es wirklich zuregnen anfieng, und faft ale Naͤch⸗ te über ihre Loch oder.den vornehmften Eingang, in ihr Neſt. Es war Fein fonderbarerer Ans blick, als wenn fie des Morgens es wieder: wegfhafften. Sie hatten nahe bey dem Los: che die Erde ungleich" und höckerigt gemacht, h a Schieferſtuͤckchen nicht platt auf bie, Erbe läge, und ihnen Aus⸗ nnd Eingang verſperrete. Die Thierchen der anderen Haus fen muften dies ‚fo gut nicht einzurichten, ; legten uͤber ihre Löcher zwar allerhand Stuͤck⸗ —F 9 chen chen von altem Baukalk und Gips, aber es reichte doch nicht recht hin, den Regen abzus halten, und fiehatten nach jedem Regen aud) weit mehr Mühe als jene, den Schaden wies, der auszubeffern. Die Sicherung für den Megen macht den einziaen Grund aus, was zum man unter dem Dachfteine öfters Amei⸗ fenhaufen gefunden hat, und vielleicht auch der Umftand, am Zage ihr Korn und ihre Erdtheilchen auf den Steinen trocknen zu Eönz nen. Sch erwies den beiden anderen Kolo⸗ nien die Liebe, ihre Nefter mit Dadyfteinen zu bedecken. Daraus wird auch begreiflich, warum in einem gewiſſen Theile von Siam, der großen Ueberfhwernmungen unterworfen ift, alle dortigen Ameifen ihre Wohnungen _ auf den Bäumen aufſchlagen wie —— angiebt. Meine Abſicht war, „erzaͤhlt unfer Bu obachter ,‘“ noch eim viertes Meft zu machen, und id) gieng dabei auf folgende Art zu Wers Te. Sch fand in-einer ziemlichen Entfernung vom Gewaͤchskaſten in einem Winkel ein Loch voll Erde, worinn ſich ebenfalls eine Kolo⸗ nie Ameifen angebauet hatten, die zwar groͤ⸗ fer, als die anderen maren, auch "thäz tig genug ſich bezeigten, aber weder einen ſo treflichen Getraidevorrath zu haben voch in dit fo guten Verfaffung zu leben ke Ich * ) ö ( ** 331 Ich machte zuerſt ein Loch im Kaſten, ohnge⸗ faͤhr fo wie ih mir ein Ameiſenneſt vorſtellte. Hernach nahm ich ſoviel Ameiſen, ale ih nur haſchen konnte that fiein ein Flaͤſchgen, in der Hofnung, fie nicht fobald wieder zur alten Wohnung zurückkehren zu fehen. Das Glas feßte ich in das gemachte Loch, zerſtoͤr⸗ te ihre alte Wohnung, und um den Reſt ger wiß zu toͤdten, goß ich noch fiedendes Waffer hinein. Als ich zu meinem Loche zurück kam, fah ich zu meiner Beſtuͤrzung, daß Feine eins zige bleiben wollte, und fie alle in Zeit bon zwey Stunden wieder davon gejogen Maren, moraus ih ſchloß, daß eine vierte Kolonie im Kaften zu Stande zu bringen unmöglich ſey. Drei Tage nachher fand id; von ohn⸗ gefaͤhr das alte Ameifenneft recht kunſtreich wieder Ausgebeffert, ich entſchloß mich zum äweitenmahle ihre Wohnungen zu zerftören, und fie durchaus in meinem Kaften zu wohn nen zwingen. Ich that daher Schtefpulver und Schwefel unter ihr Meft, ſtreuele Puls ber zum Lauffeuer, zündete ed an und fprengs te den ganzen Haufen, wie eine ine in Die Luft, Bey diefer unvermutheten Verwirrung, nahm ich alle nody am Leben gebliebene und fliehende Ameifen, footel ich ihrer nur fangen konnte, auf, um ſie noch einmahl in den ihs ten beftimmten Wohnort zu bringen Es war gerade damahls ein regnigter Tag, und uE D 2 auch 332 yo auch die ganze Nacht hielt dies Wetter an. Sie blieben daher während der Zeit ganz ruhig und flille im Neſte. Sobald aber am folgenden Morgen der Wegen vors über war, liefen die meiften. wieder das von und ihrer ehemaligen Behaufung zu, fie nah Möglichkeit in den vorigen Stand zu fegen. Indeß hielt fie der Pulver- und Schwefelgeſtank noch zurüd, und fie kehrten nad dem neuen Loche um. Sobald nun die alten Einwohner des Gewaͤchskaſtens die neuen Ankoͤmmlinge wahrnahmen, fo machten fie mit ihnen nicht nur fogleich Bekanntſchaft, fons dern theilten ihnen verfchiedened aus ihren Wohnungen mit, Indeß nahmen fie an ber Einrihtung ihrer Löcher nicht den mindeften Antheil, und es ſcheint ein Gefeß unter ihnen zu feyn, daß Feine Kolonie fi mit dem Anz baue der andern befallen und Feine Ameife in ein fremdes Neſt gehen dürfe, Denn fobald fie die wagt, wird fie nicht nur ſogleich herausgejagt, fondern auch hart befiraft. Sch habe mehrmahls eine eigends in ein fremdes Reſt gefeßt, aber es dauerte nicht lange, fo kam fie nicht nur in. höchfter Eile und Angſt heraus, fondern fie ward ges mwöhnlih von zwey bis drey andern Ameifen fehr heftig verfolgt. Ich verfuchte dies noch sinigemahl mis. „beein Ameife, aber diefe wurs ? SE )ol 333 würden endlich über den Eingriff in ihre Rech⸗ te fo erblitert, "daß fie ſich über fie hermach⸗ ten und fie in Stücken zerriffen. Sch verfuchs te auch afidere-mit dem Finger von ihrem’ Mes ſte weg und in ein fremdes zu treiben, aber fie ließen ſich eher bis zur höchften Ermattung berumjagen, und überließen fich Lieber meiz ner-Diffretion, als daß fie in fremde Woh⸗ nungen hineingelaufen wären, daraus ich auf ein unverbrüchliches Gefeg oder eine Gewohn⸗ beit ſchließe, nicht in andere Wohnungen zu laufen. Sie beherbergen daher einander ; nicht, fiehen ſich doch aber mit allem erfinnlis dub Wenn die Ameifen von ihrer Reife mit Proviant wieder zurückkommen, fo pflegen fie ihn am Eingang des Loches niederzulegen, worauf bie anderen herauskommen, ihn wegs nehmen und an Ort und Stelle ſchaffen. Sie haben unter einander felbft einen Verkehr. Ich weis, daß fie ſich Korn leihen und umtaufchen, und bey genauerer Aufmerk⸗ ſamkeit gevächte ich wohl die Gefeße heraus⸗ zubringen, nach denen ſie Yeihen und wieder⸗ erſtatten. has Es wuͤrde ſehr artig feyn, nähere Auf⸗ klaͤrungen uͤber die Maximen ihren Regie⸗ D 3 sung 334 u J)oc ** rung zu erhalten, Ihre einzige Beſorgniß find die Wögel, welche ihnen das Korn und die Eyer fiehlen. Wenn fie aber ihre Fein⸗ de bei Zeiten entdecken, fo behalten ſie ihren Vorath inne. Sie werden von Wuͤrmern zuweilen heimgeſucht, die ſie aber bald davon jagen oder toͤdten. Selbſt ſcheint eine Art von Beſtraſung der Verbrecher unter ihnen flatt zu finden. Sonſt leben fie ſehr ruhig und in großer Einigkeit mit einander, felbft in größerer als die Bienen, die für das All⸗ gemeine nicht jo fehe arbeiten, als die Ameiſen. Wenn man diefe Gefchichte lieſt, und fie noch mit einigen zufammenhält, fo findet - ſich, daß Folgerungen; daraus zu ziehen find, die mit dem gewoͤhnlich angegebenen Zuſtan⸗ de der Thierfaͤhigkeiten ſich nicht im mindeſten rxeimen laſſen. Zuerſt findet man hier, mie in noch mehreren Benfpielen der Arc, eine Fähigkeit, von dem geraden Wege, der. fich allenfalls Inſtinkt nennen laͤſt, abzuweichen, und nad Veſchaffenheit der, Umfände andere Mittel — ihnen vorliegenden Zwecke, zu waͤh⸗ en. IR Kt dir 5 F Da dieſe Mittel, welche bie, Thiere im Rothfalle ergreifen, offenbahr oft nicht immer E 0 u ol? z “EN. wur 335 zu. ihrem Zwecke fuͤhren, und ganz ſichtbar andere weit bequemere und wirkſamere uͤber⸗ gangen werden, ſo haben ſie die Schwaͤche ihrer Vernunft auch mit dem Menſchen ge⸗ mein. ben diefe Schwäche, eben biefe Ir⸗ rungen find aber auch Beweiſes genug, daß nichts weniger, als etwas Inſtinktartiges ſtatt fude. Dieſe Zäpigt, zu ARE TERROR "und zu erfahren, fezt eine Kraft zu fchließen zum voraus, melde doch immer vergleichen mag, wenn fie auch nicht richtig. vergleicht, und die Mittel überbenft zum Zweck zu gelangen, Diefe Mittel find oft hoͤchſt richtig Falkulirt, und ihre Anwendung ift völlig loFal, das heift, nur ° auf einen allereinzigen Fall cinheſchrant. In Sianys les Petit, einem Fle⸗ een auf ber Gränze von Champagne, bemerks te ein Bauer, daß ein Wolfum feinen Mauls efel herumgieng , der fich aber tapfer mit dem, Hinterfüßen wehrte und den Wolf wieder abzuziehen zwang. Cr freuete fidy über die Tapferkeit feines Mauleſels und hoffte nun wegen feiner Unerfhrocdenheit die Hätungs- koſten, die ein jeder bey dem Weiden der Maul⸗ efel in ven Gehoͤlzen aus Furcht vor den Woͤl⸗ fen daran wenden muß, erfparen zu Finnen. Nachdem Angriff und Vertheidigung eine | d4 gus \ I 336 —06 gute Viertelſtunde gedauert hatte, ſah der Bauer den Wolf ſehr ſchnell zu einer nahen Pfuͤtze laufen, und ſich darinn mehrmahls eintauchen. Wie er glaubte, fo geſchaͤhe dies darum, um ſich abzukuͤhlen, und von der ſtarken Ermuͤdung des Kampfes zu erhohlen; und da er nicht anders glaubte, als daß der Kampf ſich zum Vortheile ſeines herzhaften Mauleſels beendigen wuͤrde, ſo bereitete er ſich ſchon zum Gluͤckwunſch wegen ſeines Sie⸗ ges, als er denſelben Wolf zum Kampfplatze zuruͤckkehren ſah. Dieſer triefte voͤllig, gieng dem Kopfe des Mauleſels ſo nahe, als er nur konnte, ſchuͤttelte ſich heftig, und ſpruͤtz⸗ te ihm dadurch eine fo große Menge Waſſers in die Augen, daß er genöthigt war, fie zus aufchließen. In dem Augenblicke ſtuͤrzte er auf ihn ein und erwürgte ihn, Der Bauer war völlig außer feiner Faſſung gebracht und erzählte es allgemein, Diefe Aktion des Wolfes war mohl bier völlig lokal und um fo weniger Wirs fung des Inſtinktes, da dies gleihfem ein Mefervemittel zu feyn ſchien, um im Falle, daß der gewöhnlihe Weg des Angriffes fehl flüge, zum Nothbehelfe zu dienen. : Diefem muſte noshmwendig eine Art von Räfonnement vorausgehen,, und. eine Art von Nachfinnen in dem Augenblick, ba er bemerkte,: daß alle N die — 337 ex | bie vorherangetvandten Mittel vergeblich feyn - würden, Zu einer foldyen Berathfchlagung ift aber durchaus eine Klugheit erforderlich, und eine Ueberſicht des ganzen Ganges, der erfolgenden Mittel zum Zwecke nicht zu ent⸗ behren. —— _(Fortfeßung folgt.) / 338 ve Mol IV. 51. 3. A. Chaptals Abhandlung, daß die Saamenbläegen nicht zur Aufbewahrung des von den Teftifeln abgeſchiedenen Saa⸗ mens, fondern zu einem anderen Zwede dienen, und daß fir jenen ein anderes Behältniß beſtimmt fey. — — — — Einleitung — isher hatte man die Saamenblaͤſgen im⸗ mer für Behältnige angefehen, um den durch die Hoden abgefchiedenen Saamen bis zur Ausfonderung aufzubewahren, Die Aerzte aller Sahrhunderte haben einftimmig zu Ounften biefer Meynung ges urtheilt. Schon Hippokrates hatte einige Begriffe von ihnen und ihrem Gebraude. „Der Saamen“, fagt er, „befindet fich an jeder Seite der Harnblafe, mie in einer Honigzelle, und von da gehen Kanäle aug, die fi an jeber Seite der Harnroͤhre in bie Ruthe eröfnen‘“, Seit * Joc ER 339 Sat der Zeit dieſes Vaters der Arze⸗ — haben ſich unſere anatomiſchen Kenntnige unendlich vervollkommnet, aber die Kenntniß von den Verrichtungen und dem Gebrauche der Theile ſtieg nicht zu einer gleichen Hoͤhe hinauf, Dies beweiſt dieſe Unterſuchung. Um bey der Beantwortung unſerer * ge nach Ordnung zu verfahren , will ich mei⸗ ne Abhandlung in drey Theile theilen. In dem erften will ich zu beweifen fuchen, daß die Saamenbläfgen dem durh die Hoden abgefchiebenen Saamen nicht zum Behältniße dienen. Der zweyte fol die Anzeige eines anderen Behältmißes dafür enthalten, und der dritte die Angabe des mahren Gebrauches der — Erfier x bei 1 Die Saamenbläfgen find nicht zur Aufnabs me des in den Soden abgefchiedenen Saa⸗ 0 men beftimmt, Bi Um eine Verxichtung ia der thieriſchen Oekonome naͤher kennen zu lernen, darf man ſich nicht bloß auf einige beſondere Unterſu⸗ chungen uͤber den Menſchen einſchraͤnken, ſon⸗ dern man Fabn von ber gergleidhenben Fer: 2 glies 3 340 "tr Jo ** gliederungskunſt bie Anzeige eines näheren Weges zur Ereichung ſeines Zweckes er⸗ ‚warten, Denn ift Buͤffons fdarffinnige Bene Fung gegründet, daß bie Weſen anf. diefer Erdkugel fih nur durch Faum merfbare Schatr tirungen unterfcheiden, fo müffen doch weit mehr noch WVerrichtungen verwandter Theile durch eine vollkommene, auffallende Analo⸗ gie einander ſich naͤhern. Oft ſieht man an Thieren Theile vollkommen ausgearbeitet, welche die Natur bey dem Menſchen nur in ſchwachen Zuͤgen entwarf. Daubentons Arbeiten haben unſere Ausſichten in die Fel⸗ der der Zergliederungskunſt und Phyſiologie erweitert, und Hr. Vicq⸗ d'Azyr berechtigt und zu noch weit groͤßeren Erwartungen: Mein erfter zu beweiſender Sag iſt als fo: die Saamenbläfgen find. bey keinem befannten Thiere dazu beftimmt, den Samen aufsunehmen. Und ich theile deshalb in Bestehung auf meine Frage alle Thiergefchlechter in fols che ein, die Saamenbläfgen haben, und in ſolche, bie durchaus ganz Ms dergleichen find *).. Bu *) Diefe Eintheilung ſcheint ‚mir um fo Grund zu baden, "DA ch behaupten b mehr nen * ) 0 ( us 3 4E Erſte Abehbeilung Thiere ohne Saamenbläfgen. 4 1. ‚Der. Hund, te Hoben des Hundes haben nur wenige Befonderheiten. _ Der Kremafter wird durch eine Fortfeßung der Mufkelfafern des ſchiefen Bauchmuffels gebildet. Der Mufs kelfaſcikel, der von diefem Muſkel abgehet, behält feine musfelartige Matur bis zum Kopfe des Vorftehedrüfe, er verbindet ſich .p nen glaube: es giebt eben fo viele Thiere ohne, ald mit Saamenbläfgen. Ich gebe hier die Refnltate meiner eigenen Unterfus bungen bey folcyen Thieren an, die ich der Zergliederung zu unterwerfen Gelegenheit hatte, und fremder Beobachter Nachrichten von den übrigen. Diefe anatomifche Uns terfuchungen, die ich fo gedrängt als nur moͤglich aufführen werde, haben nicht bloß den Zweck, meine Ideen zu unterftüßen, fondern auch zugleidy dad MWerdienft, das Gebiet der vergleichenden Zergliederungs: Funde etwas auszudehnen Aus diefem letzteren Grunde füge ic) die Befchreibung von den Befchlechtstheilen der Thiere hinzu, die keine Saamenbläfgen haben, um es gang deutlich darzuftellen, daß die Natur einen ganz anderen Behälter zur Aufbewahrung des Saamen beftimmt habe, 342 ol u, x fo feft mit diefem Theile, daß es ſchwer hält, fie von einander zu trennen, und artet in eis ne aponenrotifche Expanſion aus , melde die ganze Oberflaͤche des Hoden bedeckt; verbin⸗ det ſich aber nicht mit der darunter liegenden Haut, ſo daß man durch Schnitte am kon⸗ vexen Theile des Teſtikels dieſe Haut bis zum Kopf der Epididymis abloͤſen kann, wo ſte, wie angeführt iſt, feſt anhängt: Der Nutzen des Muſkelthelles zwiſchen dem ſchiefen Bauchmuſkel wird bald deutlichz in einem eben getoͤdteten Hunde macht man bey der Neigung des Muſkelbuͤndels den Hoden in den Bauch zuruͤck gehen, und ſo muß ſeine Zuſammenziehung bey der Begat⸗ tung ein ſtarkes Ausdruͤcken der in den Ho⸗ den enthaltenen Saamenfeuchtigkeit be wuͤrken. Die herabfuͤhrenden Canaͤle haben nichts eigenthuͤmliches. Sie naͤhern ſich konvergi⸗ rend mit dem Harnblaſenhalſe, wo ſie ſich zu vereinigen ſcheinen, und bey ihrer Endi⸗ gung trennt ſie nur ein dazwiſchen liegendes Zellgewebe. Gegen dieſe Stelle zu werden ſie verhaͤltnißmaͤßig zum Uebrigen ihres Gan⸗ ges beträchtlich dicker, und diefe Ausdehnung, bie einer Olive oder vielmehr einer Spindel ähnelt, deren. Enden den oberſten und unz ter⸗ DER | 343 terften Theil der herabführenden Kanaͤle madız ten, hat einen dreymahl fo ſtarken Durchmefz fer, als das übrige des Kanals. Mad diefer Erhöhung erhalten die Kanäle ihren urfprüänglichen erften Umfang wieder, gehen beyde parallel neben einander, durch den Harn⸗ gang, wie in bie Vorftehedrüfe hinein und eröfnen ſich in die Geitentheile des veru- _ montanum ohne irgend eine Verbindung mit einem anderen Theile. Die Defnung diefer Röhre ift dem Auge nicht bemerkbar, und ich. habe es öfter, als tanfendmah! verfucht, mit einer Schweineborfte den Eingang der Ka⸗ näle in die Harnwege zu ſuchen, aber jedes⸗ mahl vergebens, Irgend eimas gegen das verumontas num zu verhinderte immer den Darchgang, und nahtjcheinitch war bied eine Art von Schließmuſkel. Sch Eonnte diefe Defnungent nur dadurch entdecken, daß ich die Moden drückte und allmählig den ganzen Gang dei Kanäle verfolgte; dadurd drückte ich den Saamen heraus, wodurd ich die Deffnund ‚gen, aus denen er Fam, zu bemerken Ge⸗ legenheit fand. An ben Seiten bed verumontanum In man eine Anzahl weißer Koͤrperchen von Groͤße eines Radelkopfes die kleinen Schup⸗ >44 BR: DER; Schuppen auferorbentlich glichen. Die Hoͤh⸗ lung des Harnganges, der hier ungleich bes traͤchtlicher ald anderwaͤrts iſt, verflattet den, wiewohl fehr zahlreichen Körperchen doch einen beträchtlichen Zwiſchenraum. Das erftemahl, als ich diefe Körperchen fahe, konnte ich nicht das mindefte von ihrer Beftimmung einfehen, aber ich blieb nicht lange in Liefer Ungewiß⸗ beit, Da ich die Vorftehedrüfe zuſammendruͤck⸗ te, fahe ich von unten aus Sieſen kleinen Schuppen gegen den vorderen Theil zu einen weißlichten, klebrigten Saft hervordringen, und wiederhohlt angeftellte Verſuche uͤberzeug⸗ ten mich bald, daß dieſe Koͤrperchen nichts als die Decken oder Schuppen uͤber die aus ſon⸗ dernden Muͤndungen der Gefäße der Vor⸗ fiehedrüfe waren, Man kann diefe Schuppe für einen Deckel anfehen, der der Feuchtig⸗ _ Felt der Proftata wohl einen Ausgang erlaubt, aber jeder anderen fremden Feuchtigkeit das Einbringen ——— Die Poſteta ſelbſt hat Beine befondere Eigenheiten. Sie befteht aus zwey neben einander liegenden Körpern, die das Meffer leicht trennen kann, und ganz ohne Merbins dung find, weil man bey dem Drucke auf eine Seite auh nur Eine Feuchtigkeit aus der, gedruͤckten Geite, hervorfommen fi an Fans man fie, der Länge nach durch, # ie ee * ler Men ſiehet man nichts als eine verwirrte Organi⸗ fation, weil dad Auge nicht im Stande ift, den Bau zu entwickeln und feinen — mus zu snseinbfeln: — Die Ratze. Ben der Katze haben die Geſchlechts⸗ theile, ; die (ich auf meinen Gegenftand bezies hen, beynahe denfelben Bau, als beym Huna de. Sie hat, wie diefer, Feine Saamen⸗ bläfgen; die Proftata hat die nehmliche Lage, biefelbe Form und denfelben Bau. Der Ums fang ber herabführenden Candle erweitert fi) hinter dem’ Halfe der GRRLROIAIE ‚ und zwar .. ſehr mertli, F —— Der Suche. Bey einem Fuchſe, den ich zu zerglie⸗ dern Gelegenheit hatte, fand ich dieſelbe Bil⸗ dung in den Zeugungstheilen, als bey dem Hunde, mit dem einzigen Unterſchiede, daß ſie mir verhaͤltnißmaͤßig nach der Groͤße die⸗ ſer beyden Thiere bey ihm ungleich betraͤcht⸗ licher vorkamen. Ich muß noch bemerken, wu der Fuchs, den ich zergliederte, und 3 ben \ 346 RR den man mir aus den Gebuͤrgen von Ges vandan zuſchickte, an der rechten Geite des Hodenſackes eine Narbe 3:4 Linien aroß hatte, und ber Teſtikel wie vertrocknet ſchien. Der herabführente Canal derſelben Seite ſchien mir von dem anderen nicht verſchieden zu ſeyn. RR an Der Wolf. Ich habe einen, wie man mir verſi cher⸗ te, nur jehenmonatlichen Wolf zeraliedert, den ein Bettler immer mit ſich herumführte, bis daß das angebohrne Gefühl der Frepheit und MWildheit, das fid) bey dem Thiere zu entwickeln anfteng, feine Gefellfchaft gefaͤhr— lich madte, und. feinen Führer swang, fi) feiner zu — Die Zeugungstheile — mir von denen des Hundes und Fuchfes fehr wenig. verſchieden zu ſeyn; aber fie find -von weit geringerem Umfange, als die eines weit Eleineren Hundes. Die Vorſtehedruͤſen find mehr getheilt und Eleiner, ‚S* ⸗ Tor ) 0 ( — 3 47 FRE Se ER Der Dachs, die Sifchorter, der Stein: marder, der Iltis, die Wieſel, der »Hermelin, das Kichhörnchen. | Dea ich nicht im Stande war, mir dies fe Thiere zu verſchaffen, fo hab ich aus dem Hrn. D’Aubenton die vorzünlichften, ſich auf meine Frage beziehenden Crörterungen aus⸗ »Die Eichel an Ad nahen des Dachfes „hatte eine beynahe cylindifcye Figur; " „ihr Ende war platt und hatte die Form „eines Loͤffels; die konkave Seite war „unten, ber Harngang in der Mitte, die Ränder der Konkavitaͤt bilden eine „Art eines Enorplichten Wulſtes, und „hangen an einem Knochen feft, ber ſich bis zur Infention der Vorhaut ers „ſtreckt; der hintere Theil der Eichel war mit Körnerchen von der Größe - „eines Hirfenkornes, die dicht an ein- „ander liegen, mie uͤberſaͤet; zwey Baͤn⸗ „der waren über den unteren Theil der „Ruthe über einander geleimt; fie vers „„breiteten ſich mit dem einen Ende in die „Borhaut, und mit dein anderen in bie „Mufkeln des Hinteren. Die Zeftikeln 32 halten > SU IH = a. Ab 2, 77* ) e 2* 348 * 0 * „hatten eine platte, eyfoͤrmige Figur, „und ihre ZufammenfeBung aus Ger „fäßen war deutlich genug, weil man „ſie in lange Faden ziehen Eonnte. Die „Harnblaſe war eyfoͤrmig; die hrrabfühs „renden Gänge endigten ſich in die Harn⸗ „röhre, ohne daß man nur eine Spur „von Saamenbläfgen und Vorſteherti⸗ „ſe fand. u. ſ. w. „Die hetabführenden Kanäle der Fiſchot⸗ „ter waren nur fehr Eurz und die Hoden „außerordentlich klein. Von einer Pros „ſtata und von Saamenbläfgen habe „ich nichts gefehen, - „Die Teftikeln des Steinmarder waren „klein und die Epidydimis bildete, Feire „Erhöhung an der hinteren Geite der „oben, Ihre innere Gubflanz war „gelblicht; fie hatten eine platte eyfoͤr⸗ „mige Geftalt. Die Form der Harn „blafe war länglicht, und ich fand Feine „Spur von Saamenbläfgen und einer „Proftata, Sch bemerkte bloß einige „Stuͤcke einer vrüfigten Subſtanz nahe „an ber Anfention der herabführenden „Randle in die Harnröhre “, In — ET 1 349. Sn Abſicht der übrigen Thiere Farm man ben — und —— nachſehen. 6. Der Baͤt und das Coati. Das Eoau hatte, ſagt d Aubenton unter der Ruthe zwey ziemlich dicke ſehnigte Stricke, die ſich am Hintern endigten. Die Blaſe war eyfdrmig ʒ die Teſtikeln beynahe rund; ihre innere Subftan; hatte eine gelbs liche Farbe und in der Mitte eine Axe. Ich zog mit ber Zange lange Faͤden aus biefer Subſtanz. Die herabführenden Gänge was zen gröftentheild, fo weit fie fich erftreckten, fehr Hein, hingegen fehr dick in der Länge von anderthalb zoll nahe bey der Bla. Es fcheint, ale wenn diefer Theil ber herabführenden Gänge die Stelle der Saas menbläfgen verträte, Der Dar hat auch Keine Saamenblaͤſ⸗ gen, wie man aus den Memoiren der pariſer Afademie fürs Jahr 1729 fehen Kann. nu Ba a ae / 3 EA i — He ja Der Löwe, der Tiger, das Pasiter; thier, der Leoparde. Diefe Thiere haben durchaus Feine Saa: ” menblaͤſgen, wie uns Tyſons, Perraulis und dAubentons Befhreibungen fagen. 8 Die Schnecken haben zufolge der Nachrichten von Liſter; die Krebſe nah Boeſel; die Vipern nad Tyfon; die Be⸗ lamander und Gaͤnſe nad Harder feine Saamenbiäfaen und die herabführenden Gaͤn⸗ ge öffnen ſich unmittelbar in die Harnröhre, Ich verbürge mid für die Wahrheit dieſer Behauptungen nicht, denn ich feibft habe fie vicht — koͤnnen. — — Zweyter Abſchnitt. Thiere mit Saamenblaͤſgen. Die Zeugungsthrile der Thiere mit Saa⸗ menbiäfgen geben uns durd ihre Manniufals tigkeit zu einer Claſſifikation Weranlaffung, die wir hier fortführen wollen. Bey einigen ‘(und deren ift die groͤſte Zahl) haben die hers abs * ) Bl f 351 abfuͤhrenden Kanaͤle keine Verbindung mit den Saamenblaͤſgen, und ſie eroͤfnen ſich in die Harnroͤhre neben den Muͤndungen der behden Kanäle der Saamenbläfzen; bey ans deren (und ihrer find nur zwey oder drey Gat⸗ _ Aungen) findet eine wirkliche Vereinigung der herabführenden Gänge mit den Saamenblaͤſ⸗ gen flati; aber fie ift fo eingerichtet, daß fie ganz einleuchtend zeigt, die Natur habe ſie gar nicht dazu beſtimmt, daß die herabfuͤhren⸗ den Gaͤnge das, was ſie aus den Hoden braͤch⸗ ac hier ie Bun ' Zuerft „Be wir die Gattungen der Thiere unterfuchen, die zwar mit Saamen: bläfgen verfehen find, deren ausfondernde Kas näle aber keine Verbindung mit den herab» Ahhrenhen haben. | ” I. Der Stier, Bey dem Stiere haben bie Zeugungs⸗ theile, die zu meiner Unterſuchung gehören, mit denen des Menſchen ungemein viel Aehnlichkeit und beynahe eine aleiche Groͤße. Nur findet in Anfehung der Bildung und der Lage einige Verſchiedenheit ſtatt. — 3 4 Die 3527 END ee Die herabführenden Kanäle haben beys nahe 3 Linien im Durchmeffer 5 fie werden Be je mehr fie fih der Harnblafe und den Saamenbiäigen näheren, und ihre Wäns de nehmen in der Maaße an Feftigkeit zu, als ihr Umfang arößer wird; darauf wers den fie etwas Eleiner, und nehmen ihre voris ge Bildung mieder an, ie glitfhen auf diefe Art zmifchen den Wänden der Harnz röhre und der Vorftehedrüfe dur, gehen in die Heute diefed Kanales hinein, und oͤff⸗ nen ſich endlich in ihrem Snnrreneiner an der Site des anderen, ohne fi) auf irgend eine Art mit den Saamenbläfgen oder ihren Ausführungsgängen zu verbinden, Ben friſchaeſchlachteten Thieren (im Schlachthauſe, wo ich meine Verſuche anſtell⸗ te) fand ich die herabfuͤhrenden Kanäle ſehr reizbar, und wenn ic fie mir Behutſamkeit Yon einander ſchnitt, konnte ich deutlich zwey Hauptmembranen entdecken; die eine aͤußere war von braͤualicher Farbe und mit einem leicht abzuloͤſenden Zellgewebe bedeckt; die andere innere bildete im Inneren der Kanaͤle fehr merkliche Falten; vorzuͤglich an der biz ckeren Stelle, die ſich BIER dem —— Ya Dies & A a A ec ne. IM y 353 Diefe Haͤute find durch ein ‚mittleres. - Bellgewebe, wie died ter Sal auch bey den Arterien und Eingeweiden iſt, von einander abgeſondert. Oeffnet man dieſe Gaͤnge der Laͤnge nach und druͤckt man ihre Waͤnde et⸗ was, ſo ſiehet man eine Feuchtigkeit heraus⸗ ſpritzen, die bald ſchleimartig die ganze Ober⸗ flaͤche derſelben uͤberziehet. Die Saamenblaͤſgen ſind aͤußerlich bucklicht, drey bis vier Zoll lang, liegen hin⸗ ter der Blaſe, ſind mit ihren Untertheilen von einander entfernt, aber nähern ſich mit der Spike. Die Wände diefer Bläfgen find fehr dick, vorzüglich aber gegen den Boden gu. Aus der inmeren Oberflaͤche ſchwitzt be⸗ fländig ein weißer Saft, der allmaͤhlig die ganze Höhlung einnimmt. Dieſe kegelfoͤrmi⸗ gen Blaͤſgen ſind gegen ihren Hals zu nur durch den Raum von einander getrennt, den die dazwiſchen durchgehenden herabführenden Ka⸗ näle einnehmen, Diefe Bläfgen gehen alls mählig zueinem Ranale über, der ſich in ven Harngang an den äußeren Seiten ber herabfühs renden Kanäle eröffnet. Sonſt findet durchs aus Feine Verbindung zwifhenden Saamens bläfgen und den herabführenden Randlen ftatt. Die Zeugungötbeile bes Buͤffels und Hirſches unterfcheiden fih von denen des Stie: 35 Ä res 354 a 7 a „res in nichts weſenilichem. Nur in Abſicht ihres Umfangs ſind ſie nach dem einſtim⸗ migen Urtheile aller Thierzergliederer‘ vers ſchieden. 2. Das Pferd. Ich erhielt die Zeugungstheile von ei⸗ nem eben getoͤdteten Pferde, und mich uͤber⸗ raſchte die Dicke, melde, die herabfuͤhrenden Kanäle hinter der Harnblaſe haben, Sie find einem Eleinen Eingeweide ähnlich und im übris gen ihrer Länge find fie ohngefähr Fingerdick. Die Dicke der Wände bey diefer Ausdehnung ſteht mit ‚dem. vermehrten Durchmeſſer der Höhle in einem genauen Verhaͤltniſſe; die Wände find ſchwammigt, und nad Hineinbla⸗ fen bemerkt man eine Veränderung unter dies fen Bläfgen, Dies Parenchyma hat d'Au⸗ benton, Bourgelat, la Soffe, Viter, be- fchrieben, und alle fahen es mit einer Menge von Drüfen verfehen, die einen Saft abfons teren, ben fie im SSnneren der Höhlung durch eben fo viele Ausführungsmwege ergießen laf- fen. Diefer Saft dient vielleicht dazu, den Teſti⸗ kelſaamen, der fich hier verweilt, In behörlger Fluͤſſigkeit zu erhalten, und ihm vielleicht eine zu ſeiner Veſtimmung erforder Hin Bes rei⸗ — 355 reitung zu aeben. Der Umfang der herabführ y renden Gefäße vermindert fich beträchtlich ges gen den Wlafenhald zu; fie Eriechen neben ben Saamenbläfgen durch und eröfnen ſich in den Harngang an der Seite der Mündungen biefer ihrer Tupfabtungegande; Die Sramenbläfgen haben hier beynahe dieſelbe Sage, als bey dem Menſchen, aber ihre Form unterfcheider fi fehr davon. Aeu⸗ Berlich find fie nicht bucklicht; fie haben kei⸗ ne Gemeinſchaft mit den — Ge⸗ faͤßen; ihrer Haͤute find ziemlich dick; einen druͤſigten Koͤrper habe ich nie daſelbſt finden koͤnnen, aber demohnerachtet geht ohne Zwei⸗ fel hier beſtaͤndig eine Abſonderung vor, da ſich kein anderer Gang in ihr Inneres eroͤf⸗ net, und man doch beſtaͤndig einen weniger zaͤhen Saft, als der Saame iſt, daſelbſt an⸗ trift, eb ex gleich feine Farbe hat. Sch will nichts von dem dritten, durch Hrn, Bourgelat und andere Zootomi⸗ ften befchriebenen, Bläfgen fagen, weil: «8 meiner Abficht ganz fremd iſt, und id) ihrer Vefchreibung doch nichts hinzufügen koͤnnte. 3 — 356 “ur > 0 er 3. u Die Ratte, die Maus, die Kleine Seld« maus, das indianifche Schwein, Ich habe mehrere Ratten von verſchie⸗ - „bener Größe zergliedert, um einen hinreichen⸗ den Begriff von ihren Theilen zu erhalten, und fand bey diefem Thiere beynahe alle die heile, die ſich bey dem Menſchen finden, Das Dickerwerden ver herabführenden Kanäle . hinter den Saamenbläfzen ift ganz deutlich zu bemer fen: Diefe Bläfgen Hegen am Blaſenhalſe. Ihr Umfang ftehet mit dem anderen Theile in Eeinem Berhältniffe z denn fie find ausgezeichnet bie, ſchwimmen in dem Eleinen Behaͤltniße mit! ihrer Baſis, und bilden eine Art Unhängfel, der ſich durch eine feftere, dichtere Struktur vom übrigen Körper der Blaͤſagen unterfcheidet. Die äußere Oberflähe ftelet regelmäßige Ers hebungen dar, die ſich Yon einer Seite bis zur anderen ziehen. Dieſe gruppirten Erz hebungen haben betraͤchtliche Zwifchenräume, und zahllofe Wände, die das Innere der Blaͤſ⸗ gen ineben ſoviel verfchtedene Theile theilen. Der Körper eines jeden wird immer Fleiner und Fleiner, biserzu einem Ranale wird, dee in die Harnroͤhre am ber Aufferen Seite ter ı Mündung des herabführenden Kanales eins tritt, ohne daß diefer an irgend einer Stelle mit dem Bläfgen oder mit feinem Ranaleeine Verbindung hätte, Um a FO 357 Um alle Wiederhohlungen zu ——— verweiſe ich meine Leſer in Abſicht der uͤbrigen Thiere auf die Zootomiſten, von va fie uns a find. aller will bemerft haben, daß auch der Marmotte die Saamenblaͤſgen ganz außer Verbindung mit ben ‚herabführenden Kanaͤlen Ränden. \ 4. Der Aguti, der Diber. . b’QAubenton druͤckt ſich bey ber Bes ſchreibung dieſes Thieres folgendergeftalt aus: „Die Vorſtehedruͤſe beſtehet zum Theil „aus Gefaͤßen, zum Theil aus kleine⸗ „ren Druͤſen. Man bemerkte ihre kleinen „Gefaͤße, die mehrere Knaͤuel machen, „ehr deutlich; ſie gaben einen Saft von „ſich und ſtanden mit der Harnroͤhre in Verbindung. Die Saamenblaͤſgen waren „von einer anſehnlichen Laͤnge und aus „liniendicken Gefaͤßen zuſammengeſetzt. „Diefe lagen in große Schlingungen „zufammengefnäyelt und endigten fi in " „einen langen Stiel,ber mit der Harnroͤh⸗ „renahe bey den Muͤndungen der herab: „führenden — aus der Proſtata Ri) m ot „in Verbindung ſtand. Dieſe Blaͤſgen „waren mit einer weißlichten Materie ger „fuͤll — Die herabführenden Kanäle BR: alfo. bey dem Aguti in feiner Verbindung mit den Saamenbläfgen. — Die Gefhichte des Bi— ber Fann man in den Abhandlungen ber PaENFE Akademie f.S. 1724. nachjehen. 5 Der Haaſe, Woapfer behauptetin den Ephem, nat. cu- riofor., Daß bey dem Haafen Saamenbläfpen und herabführendeKanäle in ven Harngang ſich durch deutlich abgefonderte Gänge eröfneten, 6. Das Schaaf.. Auch von diefem Thiere behauptet Wep⸗ fer daffelde, und ich habe felbft Gelegenheit gehabt, mich von der Richtigkeit feiner Ber hauptung zu überzeugen. re Swammerdamm fagt und ebenbafs felbe von der Diene- und den Schmerters ling ling (Bibl, nat lib. 21. 11.). Es wird zum weniaſten ſehr ſchwer halten, * das Bram theil zu bemweifen, BR. —— Alſo dienen, dieſen Beobachtungen zu⸗ folge, bey dem groͤſten Theile der Thiere mit Saamenblaͤſgen dieſe nicht zum Behaͤltniß des in den Hoden abgeſchiedenen Saamen, weil zwiſchen ihnen and den herabfuͤhrenden Röhren durchaus Feine Verbindung flatt findet. Urd body ift der allgemeine Bau der Saamenblaſ⸗ ‚gen; ihre Geſtalt, ihre tage, im wefentlihen bey diefen Thieren wie bey dem Menfchen, und daher bin ich nach Analogie aud auf eine ähnliche WVerrichtung Deren ‚0 Biel zu ſchließen berechtigt. Nodh bleibt mir zu beweiſen übrig, daß beh ber kleinen Anzahl von Thieren, wo die äußere ſten Enden der herabfuͤhrenden Kanaͤle ſich mit den ausfuͤhrenden der Saamenbläfgen vereinis gen, dieſe Berbindung von einer ſolchen Art iſt, daß fie ſich dem beftändigen Zufluffe des Saas ‚mens. vom inneren Theile der herabführenven Kanäle i in bie Soamenblafen widerſetzt. Hr. von Haller giebt nur folgende Zhiere als ſolche an, wo die Saamenbläfgen ſich \ 360 —6 ** ſich mit den herabfuͤhrenden Gaͤngen verei⸗ \nigen: Soli autem homini, pigmaeo, fi- miae , erinaceo, apro, veficulae feminales et ductus deferentes communi oftio appe- riuntur. Lib, XXVIL part. generat. male. 1.7. ; Bey dem Menſchen ift diefe Vereinis gung merklicher, als bey dem Ueberreſte der Thiere, und ich will daher ganz genau die Art ihrer Verbindung bey ihm außeinander zu feßen fügen. Die herabführenden. Kanäle, wenn ſie bis an die Baſis der Saamenbläfgen gekommen find, gehen gegen den inneren Rand diefer Drgane herab, näheren ſich ihrem Halſe; alle maͤhlich werden die Bläfgen und Kanäle dicker, und am Ende vereinigen ſich die herabfühz zenden Gänge niit dem Ausführungstanale der Saamenbläfgen. Diesift Braafs, More gagnis und Hallers Meynung, die darinn ganz , übereinftimmen, daß diefe Gänge ſich nicht in die Saamenbläfgen öffnen, aber def ihre Röhs zen fich vereinigen. Mich duͤnkt, diefe Vers einigung der Ausführungskandle fagt deuts lih genug, wie wenig die Natur fie Dazu bes ſtimmt hat, daß durch fie der Saamen der abführenden Kanäle in das Blaͤſgen flöffe, fondern daß fie vielmehr dazu da zu feyn ſchei⸗ | >. ol 78 361. feinen, die Feuchtigkeiten der Blaͤſgen und Kanäle vor der Ausſonderung mit einander zu — Wenn der von den Hoden abgeſonderte Saamen beſtimmt waͤre, vermittelſt der her⸗ abfuͤhrenden Kanaͤle in das Innere der Blaͤſ⸗ gen abgeſetzt zu werden, ſo wuͤrde dieſe Ver⸗ bindung beharrlich feyn. Dies iſt freaber nicht, wie folgende Beobachtung, welche mir zu dies fer Unterfuchung die erfte Veranlaffung gab, naͤher erweiſt. Im Januar 1778 zergliederte ich im Hoſpital St. Eloi in Montpellier. Der Zus fall führte mir zur Zergliederung bed Untere leibes einen Menſchen zu, der ander Schwindz ſucht geftorben mar. Zwey Tage nachdem ich ihn zu zergliederen angefangen hatte, fo wandte ich meinen Blick auf bie Zeugungs⸗ theile; bie Saamenbläfgen von einer gang gewöhnlichen Größe ſchienen augen nicht ku⸗ gelicht, und ihr Inneres ſtellte eine Haupt⸗ höhle var, die ber Höhle einer zerſchnittenen Haſelnuß glich. Alle dieſe Theile waren mit einem ſchwaͤrzlichten, klebrigten, durch die Länge der Krankheit verden Schleime — Ya De 362 RE Yale Die herabführenden Kanäle waren ganz genan in ihrer natürlichen Lager Sch trennte fie von. den Saamenbläfgen und verfolgte fie feloft bis zu den Wänden des Harnganges, aber ohne irgend eine Wereiniqung mit den Blaͤſgen zu finden. Sch öfnete endlich die Harnröhre felbft, und drücte die Kanäle von ihrer Erhebung bis zum Harngange and. Der darinn befindliche Saamen verfolgte den leßteren Kanal, ohne daß ich ihn in die Roͤh⸗ re der Saamenbläfgen zurücfliegen fahe. Sch drückte darauf den Ausführungsgang des Bläfgens aus und fand den Saft eben fo in die Harnröhre gehen, ohne erfi fich in die herab, führenden Gefäße zu ergießen. Seit der Zeit bat ich den Hrn, Sraiffi- guhes, erften Wundarzt des Hoſpitales, mir von allen Leuten, die darinn ſterben wuͤrden, die Zeugungstheile zu verſchaffen. Er that es, ich theilte ihm mein Bien mit, und lieg ihn an. meinen Verfuchen Theil nehmen, Wir fanden bald einen anderen Mann, bey dem bie herabführenden Kanäle fich nit mit denen der .Bläfnen vereinigten, als in ber Dide der Harnröhrenwänbe, Folgende Bemerkung des Cabroiſcheint | ohne allen Wiederſpruch zufeyn. Ererzählt, daß im Sahre 1564, ald kenne: LE in t — * ) & ( Er Ü 363 h in \ Montpellier befand, ein. Soldat von dies fem Herrn (der durch das Gefihrey der Muts terher beygezogen ward)im Begriff ein Maͤdchen nothzuzüctigen gefunden, und augenblicklich auf feinen Befehl am Fenfter des Hauſes aufgehangen- wurde. Der Körper Fam auf das anatomifche Theater, fie zergliederten ihn, und man fand in Gegenwart der Hrn, Sa; porta, Fegun, Jobert, des Präfidenten von Aſſas und mehrerer der gelehrteften Leute, unter vielen fehr merkwürdigen Dingen dag, daß weder innerlich noch Außerlih ein Teſti⸗ kel zu fehen war. Die Saamenbläfgen fans den fie fo voll, ald bey dem Menſchen, den — nachher gerglieberte, Wenn mir zu diefen Bemerkungen noch bie folgenden birzufeßen, fo wird der Beweis _ vollſtaͤndig ſeyn. Hr. Taudou, ein ſehr geſchickter Zer⸗ gliederer in Monſpelller und ein ganz vollkom⸗ mener $ehrer diefer Wiffenfchaft, hat auch bey Zergliederungen zwey Menfchen Angetroffen, die feine Saamenbläfgen hatten. Allſſo iſt dies Vehaͤltniß nicht unumgaͤng ⸗ lichfuͤr den Teſtikelſaamen nothwendig. rt rt Ua 2 | | Es . 364 ** )ot u Es giebt alfo Fälle, wo Feine Verbindung. zwiſchen ben herabführenden Kanälen und den Saamenbläfgeh ftatt gefunden hat, folalich auch Fälle, wo diefe Bläfgen nicht zum Auf: bewahren des Teſtikelſaamens dienen, Die Analogie anderer Thiere, wo bie Bläfgen nicht zu einem ſolchen Behaͤltniße dienen, zu dieſen Bemerkungen: hinzugefügt, wird eine phufifche Wahrheit zu bilden im Stande feyn. Die Unterfuchungen, melde ich über die Natur des in den Blaͤſgen ımd Kanälen ents haltenen Saftes angeftellt habe, haben mid) völlig überzeugt, daß er in beyden ganz vers ſchieden iſt. Die eine Feuchtigkeit ift dick, klebrigt, fadigt, und dies ift die in/den Ka⸗ naͤlen; die andere ift weniger zähe: Daher hat Hr. d'Aubenton oͤfters den Teſtikelſaa⸗ men in den herabführenden Gefäßen zufammens gebacken gefunden, aber nie den in den Blaͤſgen. . Riolanen bewog biefer Unterfchieb, die behden Säfte für voͤllig verſchieden und von einander ganz fremder Natur zu halten. Er fahe den in den Saamenbläfgen als für die Zeugung ganz unnüß an und nannte ihn ex- crementitium, ben in ben Xeftifeln aber puriſſimum. War⸗ 2,8 Tal er ur Warton beſtaͤtigte durdy neue Beobach⸗ tungen Riolans Meynung. Alle Phyſiologen beynahe kannten dieſe verfchiedenen Gattuns gen der Saͤfte; aber ſie kannten die Urſachen ihrer Verſchiedenheit nicht. Bey einem zu tode gefallenen Menſchen, den ich 22 Stun⸗ den nachher zergliederte, ſah ich ſehr deutlich die Verſchiedenheit dieſer Saͤſte. Einer ſchien das Vehikulum des anderen zu ſeyn. Der gröfte Theil ser Affen bat in Ruͤck⸗ fiht der Zeugungstheile denfelben Bau, mie der Menfh. Der Joko, der ſich diefem am meiften nähert, hat nach Hr. d'Aubenton ganz Menfchenähnliche Zengungstheile. Ders felbe Fall findet bey dem Pigmäen ftatı *), der die Schattirung zwifchen dem Menſchen und Uffen macht, und wir wollen daher und in nichts einzelnes einlaffen. ’ Man könnte mir einwenden, baf, wie die in ber Leber abgefchiedene Galle in den Aa Stamm *, Was Hr. Chaptal; unter Pygmaͤen vers ftehet, ift nicht wohl einzufegen, da er unter den Uffenarten den Joko dem Menfchen am nächften ſetzt. Hoͤchſt wahrfcheinlich 3a er Commerfond Quimos in Madagaflar bierbey im Sinne und man weis igt num, daß ihre Eriftenz ſchon faſt widerlegt ift, ba Commerſon wahrſcheinlich durch einige krankhafte Subjekte ſich hat — laſſen. 4 £ br * J Stamm derGallengaͤnge gebracht wird und von da in die Blaſe zuruͤckflieſt, um da zu verwei⸗ len, der in den Teſtikeln abgeſchiedene Saa⸗ me von den herabfuͤhrenden Kanaͤlen aufge⸗ nommen wuͤrde und an ihrem Ende in die Saamenblaͤſgen zuruͤckfloͤſſe. Aber ungeach⸗ tet aͤhnlicher Gruͤnde, die wir zu unſerem Vortheile aus der Inſertion der Ureteren in den Körper der Blaſe und nicht in bie Harnroͤh⸗ re,hernehmen Eönnten, werben wir auch bez merken, daß, ba die Leber von großer Maſ⸗ fe und durch tiefe Einſchnitte in mehrere Laps pen getheilt iſt, es fehr ſchwierig feyn würde, daß die Galle des ganzen Organs in die Blaſe flöffe, wenn die Natur nicht dieſen Mechaniſmus angewandt hätte, Uber wenn bey beynahe _ allen Thieren, die eine Gallenblaſe haben, ſich keine Gemeinfchaft zwifchen Leber und Gallens blafe findet, fondern jedes mit feinem eigenen Kanale verfehen ift, der ſich in den Zwölffinz gerdarm öffnet; wenn bey der Gattung von Thieren, wo diefe Berbindung allgemein zu feyn ſcheint, ſich doch einige Subjelte ohne dieſelbe finden, wenn man ungeachtet’ biefes Mangeld der Verbindung bo immer Balle in der Blaſe findet, ſo duͤnkt mid, kann man ganz dreiſt behaupten, daß die Gallen⸗ blaſe nicht das Behaͤltniß der Galle fey, Fand 2 2 Zweys KR 5X 1 Wis, | 367 Swepte Abcheilung Beftimmung eines neucn Behälters für den Saamen der Hoden. Dr Gedanke, die beträchtliche Menge des Saamens zur Befruchtung für fehr nothmwendig zu halten, machte die Meynung wahrſcheinlich, welche diefem Safte die Saas menblaͤſgen zum Auffenthalte anweiſt, wo er neu ausgearbeitet wird. Aber ohne der Vers fuhe an mehreren Thieren zu erwähnen, daß eine fehr mittelmäßige Menge von Saas men ſchon hinreiche ein weiblihes Ihier zu befruchten, fo bemerkt man auch, daß diefe ausfchmeifende Menge ſelbſt in einem der angenommenen Syſteme nothwendig ift. Wenn er nichts, als eine aura feminalis ift, die _ alle Elementartheile dee Mutter befruchtet, um fie zu beleben und eine" Folge von Bewe⸗ gungen in diefem Organe hervorzubringen, die zur Entwickelung des Embryons noths wendig ift, fo wird dieſe Verſchwendung des Saamens unnüß. Wenn es Saamenthiers dien oder Keime find, wovon nur ein ‚einziger ſich entwickelt und durch den Zufluß einer gez ringen Menge von einer wirklichen Saamens oder nur einer ſchluͤpfrigmachenden Feuchtig⸗ keit waͤchſt, fo glaub ich, daß mir ung durch die —— dieſer Be ben Abfichten der a4 ar ‚ 368 N Molur mehr nähern, weil wir fie in Abſicht der erſten Grundfeime des Menſchen weniger verſchwenderiſch machen , die fie fonft in gro⸗ Ber Mengezueiner Vernichtung, vor Beftims mung ihrer Exiſtenz verurtheilen würde, Der gröfte Theil der Zerglicherer, bes nen Tihrergefchichte ein ziemlich unbekanntes Feld war, behaupteten, daf der Hund das einzige Thier fey, dem bie Saamenbläfgen fehlten ; und zum Grunde defjelben gaben fie die lange Zeit feiner Begattung an: aber 7) Äft diefe Zeit nicht hinreichend Yang, den Saamen erft bereiten zu laffen, 2) kaben mehrere andere Thiere Keine Saamenbläfgen, und die Dauer ihres Beyſchlafes ift fehr kurz, und 3) left man in Morgagni’8 Adverfar, anatom. eine Beobachtung des Th. Cornelius, der einem Hunde die Saa⸗ bläfgen genommen hatte, welcher deffen ungeachtet nad) ber Dyeration fein Weibe hen befruchtete, Mir fehlen diefe Bernerfung von Wie tigkeit zu feyn, und ich verfüchte fie zu In — 1 * boh⸗ J * ) o( vn za 369 +. hohlen. Sm Februar 1777 band ich die ‚Hoden eined Jagdhundes fehr frark mit einem feinen Faden, dergeftalt, daß die Teſtikeln unter der Ligatur fich befanden. Diefen Hund ſchloß ich mit einer hißigen Hündin von der⸗ felben Gattung ein, und die er vorher fehr ‚geliebt hatte. Den erſten Tag über nach der Ligatur leckte der Hund befländig an den Zeftifeln und winfelte von Zeit zu Zeit. Er -foff fehr vie. Am folgenden Morgen fand ich ihn feiner Hündin zur Seite liegen und fehr sraurig. Bey der Unterfuchung der Ligatur fand ich fie nody fefler, die Teftifeln wa— ren etwas fhwärzer, ald gewöhnlich, aber nicht fo weit, als fie geweſen feyn würden, wenn die Ligatur nur den Ruͤckfluß des venoͤ⸗ fen Blutes gehindert hätte. Cr blieb, unges achtet der Liebfofungen des Weibgens, beynahe den ganzen Tag liegen, Den Tag darauf fand er auf, fobald er mich kommen fah, und ſchien weit munterer,. Sch Fam um ıı Uhr in den Garten, fand ihn mit feinem Weib⸗ hen in einem fehr guten Einverftänpniffe und fah eine halbe Stunde nachher feiner Begat⸗ sang zu. Vor ber Begattung felbft winfelte das Thier etwas; ein Zeichen feiner Schmer; zen, aber ber Inſtinkt war ftärker, als diefe. Sch trennte darauf diefe beyden; das Weib; hen gab bald darauf fidhtbare _Zeichen ihrer Schwangerſchaft, und warf nach der az ber — N ER keftimmten Zeit vier Junge, wovon einer . dem Vater volllommen glich. Einer meiner Freunde, ber mir * Huͤndin und ſeinen Garten zu dieſen Berfus een hergegeben hatte, erzählte mir, daß ein Fahr vorher fein Koch eine Fleine Huͤn⸗ din fehr forgfältig aufbewahrt habe. Zu der Zeit, als fie hitzig wurde, ſo kam einmahl ein Dachs hund in die Kuͤche gelaufen und befprang jie vor feinen Augen, Im Augenbli der Begattung nahm der Koch den Dachs bey den Ohren, umfiezu tremten, nd da dies nicht gelingen wollte, nahm er einen Stock, und jagte die Thlere fo nach eis nigen Schlägen aus einander. Das Weibgen fand ſich nachher vollkommen befruchtet. Sch nahm einem Wudelhunde die Teſti⸗ keln; aber die Narbe war fo lang, und bes Yäftigte das Thier fo fehr, daß er fich — aus nicht begatten wollte. Ich zweifele nicht, daß ein — eine geraume Zeit nach der Wegnahme ſeiner Te⸗ ſtikeln, zur Befruchtung unfaͤhig wird; aber gleich nach der Operation reicht der in den herabfuͤhrenden Kanaͤlen enthaltene Saamen noch zu wenigſtens einer Befruchtung hin. | Slers j .*)of 378 00 Hieraus siehe ih * doppelte Folge⸗ rung: 1) daß die ganze Laͤnge der herabfuͤh⸗ renden Kanaͤle eine zur Befruchtung eines Weibchens hinreichende Menge von Saamen enthalte. 2) daß man die Abſicht der Na⸗ tur bey der Vereinigung des Hundes mit ſeinem Weibchen noch nicht kenne. Ich ſehe die lan⸗ ge Vereinigung als eine unvermeidliche Folge der Stellung des Hundes an, wenn er ſein Weib⸗ chen von hinten befpringt, Sie muͤſſen zuſam⸗ menbleiben, big die Erektion aufhört, dann ers laubt die Erſchlaffung der Ruthe eineZrennung. Faſt bey allen anderen Thieren, de⸗ nen die Saamenbläfgen fehlen, iſt die Bes gattung fehr kurz; ein fiherer Weweis, daß der Umfang der herabführenden Randle eine zur Befruchtung hinreichende Menge * Saamen enthalte, | "Aber «8. giebt lin wahres Schältnig * —* dieſer Kanaͤle. Bey der Veſchreibuog ‚ die ih von den herabführenden Kanälen bey den verfchiedenen Xhiergattungen gegeben habe, habe ich zu= gleich einer fehr fichtbaren Ausdehnung erz waͤhnt, die man bey Thieren ohne alle Aus⸗ ‚nahme hinter dem Halfe der Harnblafe bes merkt. Diefe Ausdehnung wird gegen den J Theil BSG). —26 C .. } Theil des Kanales zu fichtbar, der der Baſis der Saamenbläfgen entfpricht, und bis zu ihrem Halſe fortgehet, wo die Randle ihren urfprünglicen Umfang wieder annehmen. Diefe Ausdehnung hat alle die zu einem Saamenbehäftniffe erforderlichen Eigenfchafs ten. Ich will fie hier etwas weiter aus einz ander ſetzen. ı) Findet fie fich durchaus bey allen befannten Thieren. 2) Man Fann nicht die Abrede feyn, Daß diefe Ausdehnung denen Thieren zum Saamenbehaͤltniße diene, die Feine Saamens bläfgen haben, wie denen, die mit dergleichen verfehen find. - E8 findet feine Verbindung zwifchen den Kanälen und den Saamenbläfs gen flattz dies iſt eine Folgerung,,. bie ſich aus jenen Grundfäßen fehr leicht ergiebt; aber es fcheint, daß diefe Ausdehnung auch ebenfall& der dritten Klaffe von Thieren zum Saamenbehältniß diene, das heift, denen Gattungen, wo die ausführenden Röhren der Saamenbläfgen und die herabführenden Gänge ſich vereinigen. Da diefe Ausdehnung fi durchaus bey allen Thieren findet, da fieallents halben die nehmliche Einrichtung bat, diefels be tage, diefelbe verhältnißmäßige Größe, da zwifchen den Kandlen und Saamenbläfgen zu RU © * zuweilen gar Feine Verbindung ſtatt findet und die Saamenbläfgen einigen Thierarten gänzlich fehlen, fo kann wohl niemand mehr daran zmeis feln, daß diefe Ausdehnungen bey diefen fo gut, als bey den anderen, zu Saamenbehälthigen dienen, 2) Der Raum diefer Beutel reicht zu einem Saamenbehältniße hin. Diefer Raum reicht bey den Thieren hin, die feine Saamenblafen haben. Ermuß daher auch bey dem Menſchen hinreichend ſeyn, meil, wie Haller bemerfr har, der Menſch unter vie Thiergattung gehört, qui- bus verum femen parcius eſt. Uebrigens leuchtet e8 ein, daß bey ben Leuten, die Hr. Taudon zergliederte und bie feine Saamenbiäfgen hatten, die herabführenden Gänge zur Aufbewahrung des Saamens . hinreichen muſten. 3) Sein Bau feßt ihn in den Stand, zu einen Behältniße zu dienen, Meine Zergliederungen ‚höben mich ba Iehrt, daß die Wände diefer Gänge | fid) an dieſem Orte beträchtlich verdichten, Sch haz be bemerkt, daß bey flarken Thieren, 5. €. bey dem Stiete, dem Pferde, u. ſ. w. daß Gewebe diefer Wände muſkelartig if. Mars kann 374 OR kann mit mit geringer Mühe zwey Flbernla gen unterſcheiden, eine longitudinale-und eine zirkelrunde. Schon bie Entveckung dieſer Mußſkelfaſern bey großen Thieren wuͤrde hinreichen, uns zur Annahme derſelben bey kleineren zu bewegen, aber Leeuwenhoͤk hat uͤberdem noch das Daſeyn von Fleiſchfaſern derſelben im Menſchen erwieſen und die her⸗ abfuͤhrenden Gaͤnge ſehr reizbar gefunden. Dieſe Einrichtung ſezt ſie in den Stand, den darin enthaltenen Saft auszuſpritzen im Augenblicke, daß ein hinreichender Reiz ſich bis zu ihnen fortpflanzt, und die Faſern ſich zuſammenziehen macht. Dritter Abſchnitt. Yıuzın der Sasmenbläfgen. Her teift beftändig in den Saamenbläfgen $ eine gemiffe Flüffigkeit an. Sie wird dahin nicht aus den herabführenden Gängen abgeſetzt. Woher kommt ſie nun? | Heiſter, Winslow, Dionis, Grabel, Nogueʒ u. a. nahmen in den Wänden der Saamenbläfgen Drüfen an, und dieſen — der Zergliederer zenes ließe ſich der & a Ol 375 der Urſprung der in diefen Bläfgen enthaltes nen Feuchtigkeit ungemein leicht enträthfeln. Da indeß unfere Bemerkungen das Dafeyn dieſer Drüfen noch nicht erwiefen haben, fo wuͤrde es unvorſichtig feyn, auf einer ſolchen Grundlage eine Theorie bauen zu wollen, und ich waͤre um ſo ſtrafbarer, da dieſe Frage von der Exiſtenz oder dem Nichtdaſeyn dieſer Drüfen völlig unabhängig iſt. In der That kommen auch alle Thiergootomiften darin übers , ein, daß fi ch im natürlichen Zuftande Fein drufi igter Koͤrper in den Haͤuten der Saamen⸗ bläfgen des Stieres, Pferdes u. f w. finde, und deffen ungeachtet ſchwitzt unaufhörlich ein Saft heraus, der die Höhlung allgemach anfuͤllt. Die Wahrheit einer Sekretion feheint mir | vom Daſeyn der Drüfen völlig unabhängig. Ausßerdem hat man $eute gefehen, bey denen bie herabführenden Gänge ganz offenz bar keinen Saft in die Saamenbläfgen aba feßten, wie dies bey dem fanoyifhen Gols daten der Fall war, und doch waren bie Saa⸗ menbläfgen gefüllt. Man hat audy andere gefehen, die gar Feine Zeftikel hatten, und bey denen body die Bläfgen eine Menge Saft ‚enthielten, mie dies aus der obenerwähnten Beobachtung des Cabrol und einer- endeten bes Pujati erheller. 1 Ant, X 876 Der ) o K 4 ** Ant. Pujati führt In feiner differt. ih Methodo philofophandi in praxi medica das Veyfpiel eines jungen Mannes an, dent im ı6ten Jahre die Zeugungstheile verlegt wurden. Man ſchnitt ihn genau die beyden Teftifel weg, und beffen ungeachtet hatte er nachher fehr häufige Erektionen, kopioſen Saas imenverluft, und wie unfer Schrififteller fagt; . rem faepe exercuit, Bartholin hat bemerkt, daß bie Ver⸗ ſchnittenen, denen die Teſtikeln genommen find, häufige und ſtarke Pollutionen hä Die Saatenbläfgen — aber doch einen Saft ab; aber dieſer Saft iſt nicht be⸗ fruchtend, denn bie Berfchnittenen zeugen nicht. Mir fcheint er ein Vehikel des dickes ten, mehr Elebrigren Teſtikelſaamens zu feyn, und die Natur hat bey dem Menfchen diefe beyden Ausſcheidungsgaͤnge vereinigt, um die Mifhung ihrer Säfte zu erleichteren Den Tefttlelfaamen betrachte id) als ben Theil, ber das Ey befruchtet, da er fich nur in geringer Menge nach Verhaͤltniß mit a; anderen Säften vorfindet, Zu dieſen beyden Saͤften, nachdem ſie mit Heftigkeit in den Harngang geſpritzt ſind, miſcht ſich in dieſem Durchgange noch der Saft der / m > 0 ( * 377 der Saamenkarunkel, die Morgagnt zuerſt befchrieben hat, und wo er bemerkt hat, daß die Ausfonderungsgänge der Blaͤſgen zuwei⸗ len ſich öffnen: Bey den Thieren, die Feine Saamenblaͤſ⸗ gen haben, hat die Natur zum Erſatz des von uns angegebenen Gebrauches derſelben, eine andere Einrichtung getroffen, die wir noch nicht kennen. Man kann die Arbeiten eines Valſalva nicht genug verfolgen, der bey Vögeln, Vipern, Schildkroͤten, bie cap- ſules ſuprarenales mit den Teſtikeln zuſam⸗ menhaͤngen fahe, und bemerkte, daß ihre Aus⸗ ſonderungsgaͤnge ſich unmittelbar in die herab⸗ fuͤhrenden Kanaͤle oder in die Teſtikeln ſelbſt erbfneten. Vielleicht ergieſſen ſie darinn einen Saft, der den Saamen verduͤnnt und folglich die Stelle der Feuchtigkeit aus den Saamenbläfe gen vertritt, ER Diefe Zweifel über eine ſolche Frage ſcheinen mir wohl der Aufmerkfamkeit der Zers glieberer werth zu fen. - Allein die Thiev⸗ zergliederung kann fie auflöfen. | BE V, ‘378 u ) o ( * V. Ueber die Lebensdauer gewiſſer Inſekten“ vom Srn. Biboud. I, ) les in der Natur muß Erſtaunen erregen; ihre gemeinften, und beym erften An⸗ blicke einfachften Schöpfungen bieten dem Au⸗ ge des Forſchers fo zahlreiche, als auffallende Wunder dar, Ihr Studium eröfnet ihm eine Quelle reiner Freuden, welche die übriz gen Menfchen nicht Eennen, und die Natur weiß ihm feine Mühe zu vergelten, Unter ber Menge von Weſen, bie einen Beweis ihrer Macht abgeben, find ‚bie Inſekten einer vorzüglichen Aufmerkfams Zeit der Naturforfcher werth. Ihre Entſte⸗ hung, ihre Organifation, ihr Bau, ihre Vers mandlungen, ihre Arbeiten find unerfchöpfs lihe Quellen neuer Bemerkungen und neugies riger Unterfuchungen, Diefelbe Empfindung der Ehrfurcht bemächtigt fi) der Seele bed -Philofophen, er mag dem Gange der Natur | in einem beynahe unfichtbaren Infekte nachge⸗ ben, oder Unterfuchungen über ben Mecha⸗ nifmus des menfchlichen Körpers anftellen ; daffelbe Gefühl von Bewunderung durchdringt ihn ®) Unter dem Rahmen: Inſekten, find auch Die ‚ eigentlichen Würmer begriffen. * N 379 ‚ihn, wenn er die Bildung und Eriftenz einer Reitlaus beobachtet, oder feinen Blick auf die unermeßlichen und zahllofen Welten rich; tet, die fi) im unendlichen Raume bewegen. Die Inſekten find Elein und ſchwach, fie haben eine Mengesuu Feinden, find einer „beftändigen Gefahr ausgefeßt, und durchlau⸗ fen: die ihnen vorgezeichnete Laufbahn nur mit großer Mühe; aber dafür fcheint fie die Nas tur durch auszeichnende Wohlthaten entfchäs digen zu wollen, Sie haben das Glück in verſchiedenen Geftalten nach einander zu exis ſtiren, da den anderen nur eine ausſchließlich zukommt, Bald wohnen fie im Inneren der Erde, bald aufter Dberfläche derfelden, bald in der $uft, bald find fie Würmer, bald vielfüßig, bald Vögel. Kine große Menge berfelben genießt nady und nach das mit jes ber von biefen Arten zu exiſtiren, verbundene Vergnügen. Die Allmacht, die fie gefhaffen hat, fcheint ihnen alle Körper unterworfen zu haben, mweil alle ihnen entweder zu einem m Zufluchtsorte dienen, ober ihnen Nahrung gewähren, Nachdem fie vorher bie gröbften Materien, die Pflanzen: und Thierüberbleibs fel, genofjen haben, beftimmt fie ihnen die rein⸗ fte &uft, den Blumenfaft, den Honigz nada bem fie biefelben auf der Erbe, hatte traurig fortkriechen laffen, giebt fie ihnen glänzende Bb 2 Fluͤ⸗ 380 vi )o( he Flügel, fefte und zugleich ſchoͤne Maffen, | und bie reizendften Farben. Eine Menge von ihnen zeigen ung bie auffallendften Phänoniene in ihrer Manter, ſich zu vervielfältigen, oder ihr Leben zu er; halten. Jeder weiß, daß die Art, den Suͤß⸗ mafferpolypen fortzupflangen, gerade diejenige iſt, welche die anderen Thiere zerftört. Ein jeder vom Polypen abgeſonderter Theil wird bald ein felbfiftändiger und volllommener Pos Iyp, ber wieder andere hervorbringen Tann, Auf eben die Art vervielfältigen fich einige Durch Zweige, wie die Vegetabilien, andere Tommen aus den Seiten des Polypen hervor und mwachfen auf ihm, wie die Zmeige aus einem Baumftamme, Wenn man das Waſſerſchlaͤngelchen in mehrere Stüde zerfchneider, fo wird jedes ein vollftändiges Infekt, jedes befommt einen Kopf und neue Füße u.f.w. Das fonderbarz fte ift, daß das Inſekt fich durch freymillige Abfonderung felbft verbielfacht. Es erhebt fih, fagt Donner, ein neuer Faden auf dem Waſſerſchlaͤngelchen, und es kommt ein neuer Kopf in einiger Entfernung vom hinteren Enz be hervor, Diefes mit feinem neuen Kopfe trennt fi vom übrigen Körper, und fo entz fichen aus einem einzigen —— ihrer 7 Br )o ( I Rd 381 ' ke zweye. Derfelbe Naturforfcher befchreibt mehrere Würmer, deren abgefonderte Stüs ‚een bald zu eigenen Würmern werden. J Wenn man einer Ameife den Leib ge rade megfchneidet, ohne ihr die Beine zu befhädigen, fo geht fie nod eine Zeitlang fort, und fchleppt ihre Beute vor fi hin, als wenn fie unbefhädigt wäre. Eine Wefs ; pe, der man ben Kopfabgefchnitten hat, lebt noch mehrere Tage fort, und man hat ben Kopf diefer Thiere noch heftig ftechen gefehen, ob ſie gleich abgefhnitten waren. . Man hat \ wandelnde lätter, nachdem man ihnen - ben Kopf weggefchnitten hatte, fich bewegen, laufen, fi felbft begatten gefehen, wenn der dazu gehörige Theil nicht verlöhren ges gangen war, Das Raͤderthier, das Son: rana befchrieben hat, war. eine geraume Zeit ſchon vertrocknet, folglich bewegungs⸗ und leb⸗ los, lebte wieder gleichſam auf, als ed mit Waſſer befeuchtet wurde. Diefer große Natur⸗ — 1—— kannte mehrere Thiere dieſer Art, und er hatte einmahl die Abſicht, uͤber dieſen Ge⸗ genftand ein Werk herauszugeben, das ſich + dem Leben und bem fcheinbaren: ka ber Safe beſchaͤftigen follte, I Man kann mehrere Juſekten eine lan⸗ ⸗ Belt ohne Nahrung — und ſie Bb 3 ſind — 382 —— find während ber Zeit doch nicht weniger thaͤ—⸗ tig, nicht weniger lebhaft, als die anderen, bie diefem Verſuche nicht unterworfen find, Boile hat dies fchon an den Fliegen bemerkt; Hr. Poirer an dem wandelnden Blatte, und id habe ed mehrmahlen an Spinnen und vielen anderen Inſekten beobachtet. — ’ Diejenigen, welche im Waffer leben, und bie kriechenden find nicht minder merkwürdig. Der mebdicinifche Blurygel lebt mehrere Monate lang ohne Nahrung in einem Ges faͤße, das mit werigem Waſſer gefüllt if, Der aubfrofch kann fo zwey Jahre fortleben, wenn manihm beftänbig frifches Waſſer giebt. Der Waffe» Salamander reproduzirt fehr ſchnell feine verlohrne Arme, Füßeund Kinns backen. Ich habe ihn in einem Gefäße beys nahe einen Monat lang aufbewahrt, ohne ihm Futter zu geben. Sein Schwanz bewegt fi) in den Eleinften Stüden mehrere Stunden nad dem Tode des Thieres. Cine Schnedke, der man den Ropf abgefchnitten hat, lebt mehrere Monate ohne diefen Theil fort, und man verfichert, daß allgemach ein nener an bie, - Stelle des verlohrengegangenen: hervorkom⸗ me. Der Flußkrebs und der groͤſte Theil der Thiere mit Schalen, werfen mehrere von dieſen ab, und jedesmahl ſieht man ſie durch eine neue erfeßt, Der Regenwurm, die ha : Schlan⸗ e. ol un 383 Schlangen, die Eidechſen leben noch lange Zeit, nachdem man fie in zwey Stüce geſchnitten bat. Der Kopf der Viper ift, felbft vom Körper abgefondert, noch gefährlih, und ‚ bie Lebensgeifter find noch mehrere Stunden nachher darin würffam. Fontana hat bes merkt, daß ihr ausgeriffenes Herz noch lange nachher fchlägt, und der abgefchnittene Kopf noch beißen kann”). Er ziehet baraus den Schluß, daß das Leben bey einigen Thieren mit dem Umlaufe des Blutes und der Säfte wicht fo eng verfnüpftift, daß es nicht ohne bien fe Verrichtung fubfiftiven koͤnnte. Die Brieftafche des Hr. Abts Diques mare enthält eine Menge von fonderbaren Thatſachen von der Drganifation und dem geben verfchiedener Seegeſchoͤpfe. Die Meer⸗ neſſel, von der feine Beſchreibung tm Journ. dePhyf. Dec. 1784. ſteht, hatnur eine gals Iertartige Konfiftenz, und ihre Länge beträgt einige Linien bis zu mehreren Fußen. Ihre abgefonderten Theile geben immer einige Zeichen des Lebens, und menn fie zur Hälfte von einem größeren Thiere verſchluckt iſt, fo. verdoppelt die noch, freye, andere Hälfte ihre Anftrengungen , fich loszumachen. Die Seeanemone iſt nicht minder merkwuͤrdig: ih⸗ re Bb4 ı re *) Traite de Venin de la Vipere, . 384 66 re abgeſchnittenen Theile haben immer noch Bewegung. Die Suͤßwaſſeranemonen, wo⸗ von Hr, Müller uns mehr als ein und drey⸗ Ein Gattungen Eeanen gelehrt hat, veroffen⸗ bahren fämtlih die nehmlichen Erſcheinun⸗ gen *). Er hat dies auch bey den Einge⸗ meidewürmern bemerkt, Es iftzu leicht, fich zuirren, wenn man Yon diefen Wundern einen Grund angeben . will, als daß ich es hier Herfuchen möchte, - Die gröften Beobachter haben ſich damit bes gnuͤgt, fie zu befchreiben, und ihre Vermu⸗ thungen nur mit zweifelhafter Befcheldenheit vorgetragen. Veym Studium der Natur muß man mitder Beobachtung anfangen, und nur wiederhohlten Verſuchen und tiefen Meditationen kann eine Erklärung nach⸗ folgen, Ich habe dieſe bekannten Thatſachen niht darum hier angeführt, um mit ihnen die Wirklichkeit der folgenden zu bemeifen, Und wenn man bewunderungsmwürbdige Erfahs rungen und Fakta Eennet, die unferen Bes _ griffen Yon der Drganifation und dem $eben der Weſen gerade entgegenlaufen,; : fo muß man mit nicht minderem Erftaunen eben fo fonderbare neue Erſcheinungen bemerken. - Bey *) Hiftoria Vermium, Tom I, 1744: u ———— Bey der Unterfuchung, wie lange ge solffe Snfekten, ohne Nahrung zu ſich zu nehmen, wohl leben können , hatte ich Gele⸗ genheit, zu ‘bemerken , baß mehrere unter ihnen, bie toͤdlich verwundet mit anderen voll⸗ kommen gefunden derfelben Gattung eingez ſchloſſen wurden, nicht eher, als dieſe, ſtarben, außer in dem Falle einer außerordentlichen Zerruͤttung oder einer bepnahe gänzlichen Zers ſtoͤrung der Maſchine. Um dieſe Beobachtung noch wollten I beftätigen, fo ftellte ich mit. mehreren In⸗ fekten Berfuche an. Alle, die ich gebrauchte, waren ſolche mit Fluͤgeldecken, und ich kann folglich allein fuͤr dieſe Klaſſe einige Folge⸗ rungen ziehen, ob es gleich ſcheint, als wenn ſie ſich auf die anderen auch wohl anwenden ließen. Ich will hier meine Erfahrungen über die Maykaͤfer audeluanberfegen, | “ Erſter Verſuch. Am 19 Apr. 1782 nahm ich ‚zu gleis Her Zeit 8 völlig gefunde Käfer. Ich ſchloß drey von ihnen in ein hinreichend gros Bes Behaͤltniß mit einem durchlöcherten Ble⸗ che bedeckt, um fie freye Luft ſchoͤpfen zu laſ⸗ ſen. Den vierten ſchloß ich in ein wohlver⸗ by Hier⸗ Ropfies Glas, 386 — a Re =; Hierauf durchſtach ich die vier anderen, und befeſtigte drey davon auf ein kleines Brett mit einer Nadel, die mitten durch fie gieng. Zweye waren durch die Bruft geftos hen, der dritte durch den Bauch und der viers te wurde nad) einer anderen ſchweren Vers wundung bey ihnen ins Glas gelegt. Den 2ıften ſtarb einer von ben dreyen, bie auf dad Brettgen befeſtigt waren. Seine Anftrengungen hatten ihn ganz zerriffen. Der erſte, der darauf das nehmliche Schickſaal hatte, mar der ind Trinkglas eingefperrte, wo er doch 11 Tage lebte, Drey Stunden darauf fand ich die anderen beyden, auf das Breit befeſtigten, todt. Den aten und zten May Karhei bie viere in dem großen Glaſe. Der leßte war ber, den ih ſchon am ıgten April durchftochen hatte, ohne ihm doch die Nadel im Körper zu laſſen. Aus dieſem Verſuche ergiebt ſich, dag nur ein einziger Kaͤfer von den befeſtigten am Ende des zweyten Tages ſtarb: etwas, das man der. völligen Zerreißung feines Koͤr⸗ pers zuſchreiben kann; daß der unverwundet in das Trinkalas eingeſchloßene eher, als die uͤbrigen verwundeten ſtarb, und daß einer von wor Se von biefen letzteren alle die völlig gefunden um ein betraͤchtliches überlebte, Zweyter Verſuch. Denn 2oſten des nehmlichen Monats April nahm ic) zwey andere Räfer, monon einer auf ein Brettgen mit einer Nadel ges ſteckt wurde, die ihm durch daB Bruſtſtuͤck gieng, und der andere in eine vergiiterte Buͤch⸗ fe gefeßt, ohne im geringften verwundet zu werben. Beyde lebten bis zum gten Map. Der zweyte nur bis zum Mittag, und der erfte Bid zum Abend, Diefer hatte 14 Tage lang an einer ſchwarzen Nadel gefteckt, und da er ſich die erften Tage fehr unruhig bewegs te, viel Säfte verlohren: am aten des Mor⸗ gend hatte ich ihn von der Nadel loſsgemacht, die im Körper verroflet war, und ihm feine Fuͤhlfaden verlegt, ji Dritter Derfüch, on. Sch wieberhohlte am roten May meis ne Verſuche an acht anderen Käfern, Den, anderen Morgen fand ich zwey von ihnen, tobt, wovon ich einen feſtgeſtochen und den anderen in ein Behältniß mit Luftloͤchern ge: fest hatte, ‚Die verwundeten lebten ohngefaͤhr 31 | eben, 288 * ) o ( * eben ſo lange, als die völlig gefunden, aber am Ende des vierten Tages lebte Fein einzis ger von allen mehr. Sch ſchreibe den Untere fhied ihrer Lebensdauer von der der vorigen 4 der Erſchoͤpfung nach ihrer WBegattung zu, - und ich habe-bemerkt, daß allezeit nach dies fer Handlung ihr Ende nahe RR { Pierrer Verſuch. Am erſten May 1783 wurden Yon 7 Kaͤfern, die ich von demſelben Baume ges nommen hatte, dreye mit einer Nadel feſt⸗ geſtochen „drey in einen vergitterten Kaſten geſetzt und der letzte heftig verwundet. Dieſer ſtarb nach vier und zwanzig Stunden; drey Tage hintereinander verlohr ich immer einen aus dem Kaſten; bie anderen lebten ıı Ta⸗ ge. Aber einer von benen feftgeftochenen überlebte bie anderen um mehrere Stunden, Sünfter Verſuch. ie Am zweyten beffelben Monats unterſuch⸗ te ich ſechszehn, wovon acht verwundet, und acht ganz allein ins Beten eingeföjloßen wurden, isch von dem Hermunbeten fiarken in ef, aber die folgenden Tage hindurch mehren re ) ol 389 re von den unverwundeten. Am 1 zten ſtarben ihrer ſechs, wovon allein zweye verſtuͤmmelt waren. Der letzte von dieſen ſtarb am 18ten, und es blieb nach ihm nur ein einziger in dem Behäliniffe übrig. Folglich lebten im Ganzen genommen die verwundeten länger Sechſter Verſuch. Am ı6ten ſtellte ich einen neuen Ver⸗ ſuch an 3 Käfern an, wovon eiter burd) die Tadel fehr ſtark verwundet, und ein anderer, wie bey den vorigen Vaſuchen angenagelt, und der dritte ohne Verletzung aufbewahrt wurde. Dieſer ftarb zuerſt, dann der — heftete, zuletzt der verwundete. Siebenter nn achter Derfuch: a Sm Jahre 1784 und 1785 wiederhohl⸗ te ich dieſelben Verſuche auf verſchiedene Ar⸗ ten, und das Reſultat derſelben war beftändig, daß die gröfte Anzahl verleßter und verftüme melter Inſekten nicht.cher, als die völlig gen funden, farben. Sch will meine Bemerkung . gen nicht weitläuftig auseinander feßen, um eine ermübdende MWeitfchweifigkeit zu vers meiden, — Dies 399 — ) 0 * Dieſe Verſuche erfordern ſehr viel Auf⸗ merkſamkeit. Sie koͤnnen bey der Wieder⸗ hohlung durch geuͤbte Beobachter auf unendlich verſchiedene Arten angeſtellt werden, aber man muß nicht uͤber die abweichenden Mes fultate verfelben erftaunen, Man fühlt wohl, daß Temperament, Alter, Geſchlecht, Kraͤf⸗ te der Individua eine Menge von Verſchie⸗ denheiten veranlaffen müffen Ebenfalls tragen hierzu die dazu angewendeten Jnſtru⸗ mente, ihre Form, ihre Materie fehr viel bey, Denn ich bemerkte, daß ih Grünfpan um die Nadeln, womit idy fie befeftigre, anfeßte, und daß dies inren Tod jehr beſchleunigen konnte. Um ein Faktum feftzufegen, muß die Maffe der Erfahrungen ein gleiches Mes fultat angeben. Einige Ausnahmen, die von der befonderen Vildung des Subjektes ober von anderen Umftänden herrühren, Tönnen bie Folgerungen nicht umftoßen, bie man aus der größeren Anzahl der Erfahrungen ziehet, | Die Inſekten, welche ich unterſucht has be, ſind ſo lebhaft, daß ſie an ihren Wunden nicht ſterben zu koͤnnen ſcheinen, ſondern allein nur an Erſchoͤpfung, wie die welche unver⸗ wundet geblieben ſind. Daher ergiebt ſich, daß bey gleichen Umſtaͤnden es einer ungleich betraͤchtlicheren Anſtrengung bedarf, um ein In⸗ t NO. | 391 Inſekt, ald um ein großes Thier zu zerfißren. Man muß eg zerreiffen, um es zu tödten, und die ſchwerſten Verwundungen find für ed faft ganz ‚unbedeutend, Ich habe einen Mayfäfer ‘vierzehn Tage lang an einer Nadel leben ſehen, die dicker als fein Schenkel war, und wenn man den Menſchen als einen Vergleis chungspunkt feſtſetzen will, fo wird man finden, daß dievierzehn Tage beym Maykaͤfer eine gros ‚Be Anzahl von Jahren beym Mefchen betragen, and daß der leßtere wohl nicht einen Augenblick ‚weiter leben wuͤrde, wenn er mit einer beindicken Nadel auf ein Wrett geftochen würde. Wie Fönnen diefe Inſekten aber fo era ſchreckliche Zerrüttungen ertragen? Diefe erftauslihe Kraft rührt ohne Zweifel vor dem ſchwachen Grade ihrer Empfindlichkeit, von der befondern Natur ihrer Organifation und der Befchaffenheit ihrer Säfte her; Ih⸗ ze Drgane feinen lebhafter Eindruͤcke nicht empfänglih zu feyn. Man hat bemerkt, daß fie einen beträchtlihen Grad von Tro⸗ ‚@enheit befißen, baß fie wenig fleifdjichte Theile haben und daß ihre Fibern nicht wie bie der großen Thiere befeuchtet find. Man muß glauben, daß daB Infekt weder Elagt, noch einen Ton des Schmerzes von ſich giebtz ihre Töne fcheinen nur den Verluft der Frey⸗ heit zum Grunde zu haben, Eine Fliege ohne \ 392 ER )o [4 — ohne Kopf verſucht fortzufliegen, ein durch⸗ ſtochener Kaͤfer handelt nicht anders, als wenn er ganz einfach woran feſtgebunden wäre. Dies iſt eis Beweis, wie ſchwer es iſt, bey den Inſekten den Mittelpunkt der Lebens bewegung wahrzunehmen, und mie unendlich ihre Organiſation von ber eines großen Thieres verſchieden iſt. Bey dieſem endigen ſich alle Nerven im Gehirne; aber das Lebensprinzip und Prinzip der Empfins dung ſcheint bey den Inſekten gleichförmig dur alle Organe verbreitet zu feyn. Nach den Naturforfchern haben ihre Faſern Feine beſtimmten Vereinigungspunkt, und fie endiz gen ſich alle an dem Xheile, für den fie bez ſtimmt find: Dian nehmeihnen Kopf, Bauch, Bruft, ur ſ. wi ab, immer werden Zeichen des Lebens fihtbar. — Der abgefonderte Theil giebt davon mehr ober weniger. Daher Tann man fließen, daß der angegtiffene Theil der einzige iſt, welcher leidet, und daß alle Theile ein eigenes Leben haben. Der Polyp, die Seegewuͤrme die Waſſer⸗ ſchlaͤngelchen ſind fuͤr dieſe Be ein maͤchtiger Ban, Von de anderen Seite koͤnnen die kleb⸗ rigten Materien, welche den Koͤrper der In⸗ ſekten anfüllen, verhindern, daß ih⸗ nen bie Wunden nicht tödlich find. Sie con⸗ — 393 eoaguliren ſicham Rande der angegriffenen Thei⸗ le, verhindern die. Fortpflanzung des Geſuͤh⸗ les, ober ſchuͤtzen die wefentlichen Theile und kommen den Jufällen zuvor, welche die Ver: Mundungen bey anderen Thieren begleiten. Ihre Gefäße koͤnnen ſich ebenfalls mit Kraft zufartimenziehen, unb-find-im Stande, bald den Erguß der Säfte zu hemmen, Vielleicht ift die, Erſcheinung ihres fortdatirenden Lebens die Folge eines Fiebers, das durch die Zers züttung in ihrer Oekonomie veranlaft iſt. Und in der That ſieht man Fieberkranke meh⸗ rere Tage ohne Nahrung zubringen, indeß ‚ein geſunder Menſch einen ſolchen Verſuch ohne Gefahr wohl nicht wagen dürfte, Ic übexlaffe e8 übrigens gelehrteren Männern, die Urfachen diefer unbelanuten Kraft auss zumitteln, welche das Leben berftümmelter Inſekten verlängert: Die Natur wirft au hierüber ihren Schleyer, wie über das Phaͤ⸗ nomen ihrer Metamorphofen und ihrer Wie⸗ dererzeugung, und ich Beanlige mich, den Na⸗ turforſchern ein neues Feld für ihren Fleiß { ontdeckt zu haben, J PER —— & I SAYIR 374 5 )oC nr. Weber die Schuppen verfchiedener Sifche, die man gewöhnlich diefer Theile beraubt glaubt. ’ vom Sen. Brouſſonet. ir kennen nur eine höchft kleine Anzahl von Fiſchen, denen die Schuppen gaͤnzlich fehlen, und es laͤſt ſich ſogar ſehr wohl denken, daß dieſe Theile bey allen Fiſch⸗ . gattungen ba find, und nur aus dem Man⸗ gel forgfältiger Beobachtungen den Augen des Naturforfchers entgiengen. Dieſe Abe handlung hat eine Beſchreibung biefer Theile bey mehreren Öattungen ber Fifche zum Zweck, bey denen man von ihrer Nichteriftenz volle kommen überzeugt war. | | Die Lage der Schuppenift nach Maaß⸗ gabe ber unterfchiedenen Lebensarten unb ber Bildung jedes Fiſchgeſchlechtes verſchieden. Bey einigen liegen ſie ganz frey da, bey an⸗ deren ſind ſie zum Theil mit der Haut be⸗ deckt und zuweilen liegen ſie ganz unter der Oberhaut verborgen. = Auch ihre Verbindung mit dem Körper wechſelt nad) der Verſchiedenheit der Gattun⸗ gen ur ) fe) ( vi 395 % - „gen ab. Es giebt Gefchlechter , bey denen fie fehr dicht an der Haut feftliegen und nichts als eine Fortfeßung derfelben zu ſeyn ſcheinen; zumeilen find fie nur ganz lofe durch fehr feine Gefäße daran geheftet, die von ber Mitte ober dein Mande einer jeden Schuppe aus⸗ gehen, deren Formen fo verfchieden, als die - Gattungen find, Man findet cylindrifche, xrunde, viereckigte, ausgekerbte, u. ſ. w. fo wvie auch knochichte und biegſame. Die Fiſche, deren Schuppen voͤllig blos liegen und nur durch Gefaͤße mit dem Koͤr⸗ per verbunden ſind, gehoͤren zu denen Gattun⸗ gen, die in großen Tiefen ſchwimmen, ſich nie ben Ufern nähern, und folglich der Ges fahr, diefe Theile zu verlieren, die der minz deſte Stoß an Felfen oder an Geepflanzen fogleich losreißen koͤnnte, weit weniger ausgez feßt find. , Mehrere Öattungen ber Clupea des Silberfifches u. ſ. w. kann man füglich in biefe Klaſſe feßen. Bey diefer fcheint der Nutzen der Schuppen nicht weiter zu gehen, als ihren Körper eben und glatt zu machen, und mithinihr Fortſchwimmen zu erleichtern ; etwas, das dadurch um ſo mehr Wahrfcheins lichkeit gewinnt, weil alle dieſe Gattungen weite Reiſen machen und die uͤbrige Bildung ihrer Organe ganz darauf abzuzielen ſcheinet, die Schnelligkeit ihrer Bewegungen zu vermehren, ” Cc2 Je ‘396 DONE Je mehr die Fiſche ſich dem Ufer zu nähern beſtimmt find, beftomehr überziehen fih allgemach ihre Schuppen mit einer Haut. Ihre Dicke nimmt zu und ihre Berbindtung wird fefter, als fie e8 bey. den eben erwähnten Gattungen war. Diefe Einrichtung ift ihnen um fo nothwendiger, da fie allein dadurd) vor den: Nachtheilen eines Stoßes an die Madres poren und Corallenfelſen, zwiſchen denen fie unaufhoͤrlich herumſchwimmen, gefichert wer⸗ den koͤnnen. Die Bildung ihrer Schuppen iſt nach ihrer Lebensart verſchieden. Zuwei⸗ len find fie fehr groß, wie dies der Fall Bey mehreren Gattungen von Pärfchen, fau- sus und bef. des fcarus ift, die nah Ver, hältnig zu ihrem Körper weit größere Schupr pen haben, Sch habe einmahl dergleichen don einem Fiſche, der im indifhen Meere gefangen war, gefehen, bie mehr als drey Zoll im Durchmeſſer hatten, Sem Je mehr die Fiſche, deren Schuppen zum Theil mit einer Haut bedeckt find, zu einer Lebensart nahe am Ufer ſich beſtimmen, deſto kleiner fihd diefe Theile, und deſto mehr verbicht ſich die Haut, welche diefe Theile bes feftigt. Dies wird fich ſogleich auß der Ver⸗ gleihung eines Hechtes mit einer Schleihe ergeben. Ich beziehe mich mich hier auf bie Abhandlung Safters, der eine Menge biefer Schup⸗ = \ DE 292 Schuppen abgebildet hat, und ‚ich ſchraͤnke mich allein auf die, Beſchreibung ber Organe bererjenigen Gattungen ein, bie noch nicht beſchrieben find, me) findetfi im mittelländifyen Meere. Er ift fehr dünn und ſchlank, und fein Schwanz endigt fich in eine Spitze. Den erften Ich⸗ thyologen war er unter dem Nahmen taenia bekannt, weil. fie feine Geftalt mit einem Bande vergleichen wollten. Sinne bezeich⸗ nete ihn mit bem Nahmen Cepola und füge te, ihm den darakteriftifhen Nahmen taenia hinzu. Seine. Feyerfarbe, und feine. Art ſchlangenfoͤrmig zu ſchwimmen, gab ihm ben franzöfifhen Nahmen : Ja Flamme (und feine Geſtalt ihm den deutfchen: Spisfdywanz). Beynahe Fein Schriftfteller. hat eine gute Beſchreibung von diefem Fifche geliefert, Mir iſt zum mwentgften Feiner bekannt, ber etwas über feine Schuppen gefagt hätte. Hr. Bous an. fagt bey ben Kennzeichen, bie er von dem Cepola , wovon wir ißtreben, giebt: er has be gar feine Schuppen; und dod fällt e8 gar. nicht ſchwer, dieſe Theile zw unterfcheiben, ba, fie am Körper des XIhlered nur unter einer feinen, aͤußerſt zarten Haut liegen. Sie liegen in einer folhen Form, daß ſie ſchiefe ‚Linien bilden, die fi in Geftalt des. Schach⸗ 2 N €: 3 bretz Der Spigſchwanz (Cepola, laFlamı \ a brettes kreuzen. Sie laffen In der Haut eiz nen beynahe vierecfigten Eindrud, Go Klein fie find, fo kann man fie doch mit bloßen Aus gen fehr deutlich unterfcheiden, Unter dem Mitroffope fehen fie eyfoͤrmig aus, etwas mehr an ber einen, als an der andern Seite abgeftumpft. Gegen den gröften Rand fieht man vom Mittelpunkt ſehr deutlich von eins ander abgefonderte Sirahlen ausgehen , die durch eine Meihe Fleiner Schuppen, melde wie Dachzlegel über einander herliegen, gebils det werben. Under anderen Seite der Schup⸗ pe bemeift man- Bögen von verſchiedener Größe, gleich weit von einander entferng, die eine Krümmung machen, welche der des Rans des an derfelben Seite völlig ähnlich tft. Dies fe Bögen werden gleichfalls von kleinen Schup⸗ pen gebilvet, Die Haupiſchuppen machen in three Mitte eine Eleine Erhöhung; fie find mit dem Körper vermittelft mehrer fehr zar⸗ ter Gefäße verbunden, die fich unter ihrer Fonfaven Seite hineinbegeben. Man findet fie auf dem Kopfe nit. Sie hindern nicht . nur die Bewegungen des Fiſches nicht, fonz dern fie dienen zu ihrer Erleichterung. Cr ift auch fehr gelenkig und ſchwimmt ſehr ſchnell zwiſchen den Geepflanzen herum, wo er fü ch gemeiniglich aufhaͤlt. Ich a "Sch habe dieſe Eleinen Schuppen wie bey Biefer Gattung, in Form eines Kreuzes bey zwey Fifchen bemerkt, die einem Gefchledhte angehörten, welches Gronovius unter dem Nahmen Maftacembelus befchrieben hat. Sch ‚habe davon einen im Muſaeo Britten- nico beſchrieben / wohin ihn Auffel gebracht hatte, der ihn zuerſt auf feiner Reife nad) Aleppo entdeckte. Den anderen, "der noch nie vorher beſchrieben ift , und deſſen Schup⸗ pen etwas kleiner find, als die der vorigen Gattung, hat mir der Ritter Banks guͤtigſt mitgetheilt, der ihn aus dem — * —— 5 Mehrere Sanmele FREE SER der Sauge efifch habe Feine Schuppen. ' Linne und Bouan „geben: beyde dem Fifche diefen Charakter. Ich will dieſe Unterlaſſungs ſuͤn⸗ de hier weiter nicht ruͤgen, die aber um ſo auffallender iſt, da dieſe Theile in der beſag⸗ ten Sem fo ſehr deutlich ſind. 2 Der Ammodytes:findet fi * Hehe. haͤu⸗ fig an den Kuͤſten des Weltmeeres, in Hol⸗ land, England. Man triftihn in Amerika bey Terre neuve an ıc, — VBeyläufig merken wir an, daß beynahe jeder Schriftſteller, der eine Abbildung von, biefem Fiſche gegeben hat, bie * nachzeichnen ai die zuerft Salvia- 4 ni BE ar ni bekannt gemacht hat. Sie haben ihn mit zwey Floßfedern am Mücken vorgeftellt, ob er gleich wirklich nicht.mehr, als eine einzige hat. Seine Schnauze ift fehr fein, ‚bag Fleiſch feſtz Er vergraͤbt ſich beynahe immer im Sande. Man hohlt ihn in Holland mit ei⸗ ner eigends dazu eingerichteten und von Ochſen gezogenen Harke heraus. Da er unter dem San⸗ de zu leben beſtimmt iſt, und faſt beſtaͤndig außerhalb ſeines Elements lebt, ſo muſten ſeine Schuppen eine eigene Geſtalt erhalten; Sie ſind ſehr klein und entgiengen daher den Blicken aller Ichthyologen und ſelbſt des fo genauen Willoughby, der es ausdruͤck⸗ lich anmerkt, daß dieſem Fiſche die Schuppen fehlten. Sie ähneln denen, die ich eben am Spitz⸗ ſchwanze beſchrieben habe, nur allein die ſchie⸗ fen Unien, welche ſie bilden, ſind unter einander verſchieden. Fabrizius ſpricht in feiner Fau- na groenlandica pag: 141 von dieſen Linien, aber er: fügt nichts davon, daß fie durchidie Schuppen gebildet wuͤrden, ‚fondern merkt bloß an, die Haut wäre glatt und mit ſchie⸗ fen Streifen um den ganzen Körperiherum bezeichnet, Ich vermuthe beynahe, daß Ar⸗ tedi der einzige Schriftſteller iſt, der ihrer erwähnt, wiewohl er-fie völlig — Beſchreibung laͤſt. Ich weis nicht, um lange; nach dem Artedi Hr. 5 die See als: einen unterſchei⸗ | den⸗ benben Charakter das — aufs führe, i Ich komme auf die Schuppen derer Fiſch⸗ arten, die zu einem Aufenthalt in Behältern zuweilen beftimmt find. Sie find fehr Klein und bedecken fich zum Theil einander; "dann will ich Yon denen Gattungen reden, die zu derſelben Lebensart beſtimmt find, aber noch weit mehr Bewegungen im Schtolmmen aus üben müffen,, deren Körper lang ift, und bey Denen die Schuppen durdy kleine Zwifchenräus me getrennt ſeyn muften, um ihre Bewegun⸗ gen nicht zu behindern, Man findet fie aal⸗ foͤrmig und ich will fie alle unter dem Aale befchreiben, weil dieſe Fifche die gemeinften - in der Klaffe, und ihre Schuppen fon mehs reren Naturforſchern bekannt find, (Fortfegung im waͤchſten Stüde,) a Cr 5 VII. Pr 02 0 VL raea Semerfungen über die Tarantel, vom Irn · Grafen v. B. Staroſten — B3* Aetius an, der Eye mehrere Gat⸗ tungen von Spinnen kannte und fie in Klaſſen vertheilte, bis auf unfere Zeit, find bie abaefhmackteften Erzählungen vom Ta⸗ rantelbiß, von den Wirkungen diefes Giftes und der Heilart diefer Gattung von, Zollheit in der.ungeheuerften Menge zum Vorſchein ge⸗ kommen. Mehrere Aerzte haben uͤber dieſe Krankheit ex profeffa geſchrieben, und ber Haufe, der ſich allein auf die Ausfprüde feiner Orakel ſtuͤtzt, hat dieſem Maͤhrchen das voͤllige Gewand der —— ange⸗ zogen. Mehrere aufgeklaͤrte Köpfe; wie — anderen ber Abe Roller, haben die Heilung biefer Einbildungen, wiewohl vergebens vers fuht, denn man glaubt immer diefe Abge⸗ fihmacktheiten, weil der Meuſch am Wunders baren hängt und fo ſchwer Ideen verläft, bie diefer Neigung fchmeicheln. Der bekannte Serao, erſter Leibarzt des Koͤnigs von Neapel, beſchaͤftigte ſich un⸗ J na ter x ED. —— 403 ter einer Menge anderer, wit dieſen Unter⸗ ſachungen; er widmete einen betraͤchtlichen Zeitraum den Beobachtungen über die Natur diefer Thiere und machte feine Beobachtungen in einen Lateinifchen Auffaße bekannt. Das gemeine Vorurtheil behauptere indeß: Se⸗ vao fey vom Ungrunde des Tarantiemus nicht felbft überzeugt gervefen und: habe gegen feine Meberzeugang nur ber Meinung eines Treundes gemäß geſchrieben. So wollte man mich auch in Genf Ahtiedden: Bon⸗ net glaube die Unſterblichkeit der Seele, dem zu * was er auch zu ihrem Beweiſe ge⸗ fagt habe, doch im Grunde felöft nicht. Ich ‚ bin mit beiden Gelehrten umgegangen, und ſcheue mich nit, für behder Dentungsart in er Stůcke zu ftehen, — Ich erhielt vom Hrn. Saa⸗ ſelbſt eiz di Lebendige. Taranteln und — ſie ei⸗ ve — auf. Die Tarantel iſt hei * —— jen großen Hausſpinnen ſehr aͤhnliche Gat⸗ ig, nur mit dem einzigen Unterſchiede, daß fie weit dicker, in allen Theilen weit ſtaͤrker und überhaupt behaarterift. Sie iſt gefleckt, tief fahlgelb mit ſchwarzen Flecken ; ihre Aus ' gen funkeln, find oben am Kopfe, und bleiz den ſelbſt nach dem Tode des Sg IK J / ‚404 AD IE Ge Das Aeußerliche dieſes Thieres hat in der That etwas fuͤrchterliches, und dies ſcheint wirklich mit nicht geringem Einfluße auf die Erzaͤhlungen davon gewirkt zu haben. Das Thier hat 8 Füße, jeder drey Tarſen und: das Ende deffelben iſt mit einem fehr herbors ſtehenden, fpißigen Haken bewafnet. Hier⸗ von ſpricht Louvilliers de Poinnch in feiner, Naturgeſchichte der ‚Antillen bey Gelegenheit der Nachricht von den Frlanm in ». Die: Laͤndern. Außer biefen 8 Füßen hat bie Tarantel noch zwey Aerme, gleich allen Spinnen, die ihr dazu dienen, um ihre Beute dem Maule näher zu bringen. Man hat mit fehr- hoher, Waͤhrfcheinlichkeit vermuthet, daß ber eine oder jeder Yon ben beyden Aermen in den Knoten der Freffpigen das männliche Glied enthielte. Lifter, Doinney, Lyonner find biefer Meinung. Die weibliche. Zarantel iſt weit größer als bie maͤnnliche. Dieſe Thie⸗ re ſind ſehr nach Fliegen luͤſtern; ein Um⸗ ſtand, der ſehr oft ihnen zum Nachtheil ge⸗ reicht; denn den Nachrichten aller Reiſenden zufolge lockt man ſie durch ein nachgeahmtes Fliegengeſumſe aus ihren Loͤchern hervor, um ſie deſto ſicherer zu toͤdten. Das iſt aus⸗ gemacht, in der Gefangenſchaft freſſen ſie gar nichts. Ich beſaß einmahl ihrer ſechſe er * glei a 12-1 GE, 7 405 —* und ob ich in ihr Behaͤliniß gleich Flie⸗ gen In Menge bineinthat , fo giengen fie doch dieſe niemahls an, ob fie glei) vor Wuth anſchwollen, wenn ſie — Finger an der Seite des Glaſes, worinn fie eingeſchloſſen waren, "benierften.: Sie fragen durchaus nichts and ftarben nach zwey —— Faſten den are | Mas ben er biefer on * ſo erſcheinen die Thaiſachen in einem mannich⸗ faluigen Lchte. Ein Theil der Beobaditet ‚behauptet: die Zarantelbiffe mit dem Mundez auses: : fie. verwunde mit den Aermen, ige meinen: daß fie eigentlich durch die Sölrfe des Gifted, welche das Thier mit dem Biße in die Munde bringe, ſchade. Andere glauben: -daf die Wunde dutch eine heftige Bewegung mit feinen Haken gemacht werde, Go widerfprechende Urtheile über eine fo gemeine Begebenheit find einleuchtens de Beweiſe genug, daß noch niemand über den Biß des Thieres hinreichende Beobach⸗ tungen angeſtellt habe. Mich ſetzte meine Lage in den Stand, hierüber einige nähere Beleuchtungen zu besfüchen, und id) will hier etwaß genauer einige meiner Bemerkungen aus einander. feßen, Bey Ma. er ID are Bey meinem Aufenthalt in Neapel gab id einmahl meinem" Wirthe mein großes Verlangen zu erkennen, einen attarantato gu fehen (fo nennt man da die Yon der Tas " zantel nebiffenen)., Er antwortete mir, dag erißt eben feinen wuͤſte, der mit dieſer Krank⸗ heit behaftet waͤre, indeß, wenn ich Luft hätte, einen Dufaten daran zu wenden, fo wollte er ſchon einen finten, der fich auf der Stelle beißen ließe. - Sch hielt Dies für einen Scherz, aber er nerfiheree mir es fo ernfihaft, daß ich ihm endlich den Auftrag gab, ſich nad einem umzufehen. Und in ver That brachte er mir einen Menfchen, ber mir die Hand hinz ‚hielt und fragte, wo bie Taranteln wären. Ich fragte ihn, ob er ſich vor den Folgen des Bißes denn gar nicht fürchte; er verneinte es und fagte: daß er ein Mittel Dagegen wiſſe. Auf meine Erfundigung darnach zog er eine Flaſche Wein hervor, Die er mitges bracht hatte, Sch ließ meine Zaranteln Eome men, und kaum hatte eine don ihnen den Fins ger des Menſchen bemerkt, als fie ganz vor- Wuth auffhmoll, auf ihn zufprang und ihn mit der Näherung beyder obenerwähnten Aer⸗ mebiß, Diefer Biß war eigentlich nichts weiz | ter, ald ein Stich; aber ein gelblihter Saft, ber aus dem Munde des Thieres zu gleicher Zeit hervorquoll, war meiner Meinung nad) der Grund aller nachmaligen Folgen, Wirk | lich J — 9: Ar 407 Wirklich zeigte mir nachher der Mienfch, den ich den ganzen Tag bey mir behielt, die Hand ganz geſchwollen. Der Finger beſonders juͤckte, wie er ſagte, ſehr heftig, und war zum Erſtaunen ſtark angeſchwollen. Am Orte, wo er gebiſſen war, ſah man durch Huͤlſe eines Vergroͤßerungsglaſes zweh kleine Ritzen, bie in die Oberhaut durch das heftige Sin⸗ greifen der beyden Aerme des Juſektes ein⸗ gedruckt waren. In einigen Tagen war mein Mann geheilt, ohne vorher getanzt zu haben» Er fagre allein: das Zucken wärefo heftig, daß er nie ohne Hülfe des Weines, der die Gefühle milderte, es würde ertragen haben» Ich glaube, dieſer Verſuch wird hins reichen, alle den naͤrriſchen Glauben an die abgeſchmackte, uͤber dieſen Gegenſtand ver⸗ breitete Meinung gaͤnzlich zu zernichten. Man giebt der Tarantel dieſen Nah⸗ men von dem Orte, an dem ſie ſich am haͤu⸗ fiſtgen findet. Man trift ſie um Rom, Nea⸗ pel, in Sizilien und Sardinien, bey der Stadt Tarent vorzuͤglich, in Frankreich felbſt in ſei⸗ nen mittaͤglichen Provinzen; aber fie iſt in keiner Abſicht gefaͤhrlich. Mir ſind ſelbſt auf meinen Reiſen im Bette Taranteln auf⸗ geſtoßen, die ſich in den Decken der Waͤrme wegen, bie fie außerordentlich lieben, 9* > niſtelt 408 ol niſtelt hatten; aber allen Nachrichten nach haben fie noch niemanden befchädigt. Die von Ponille hält man allein für aiftig; Fans den fie fi in gang heißen Klimaten, fo würde wahrſcheinlich ihr Biß toͤdlich ſeyn *). Ueber den Urſprung des Tarantismus urtheile ich folgendermaßen: Gewbhnlich find ale Bewohner waͤrmerer Gegenden träge, iind biefe Faulheit, der Mangel an Eörperlia cher Bewegung, verdicken ihre Säfte.” Bes fonders tft died In folchen Ländern der Fall, wo die Salzaußdünftungen die herfchenden find. Diefe Verdickung der Iymphe ift dann die natürliche Urfahy von WVerftopfungen, Schwaͤche des Unterleibed, und zuletzt der tiefften Schwermuth. Nur allein Körperbes wegung Tantı gegen dieſe Uebel allein wirkſam feyn und nur diefe ift im Stande, durch eine hinreichende Ausdänftung die Maſchiene zu erleichtern, die Slüffigkeiten twieder in ein *) Die Verfhiebenheit des Klimas ift vielleicht die einzige Urſach der Werfchiedenheit det Nachrichten von der verhältnigmäßigen Giftigkeit diefer Thiere, da es fehr wahrs ı fcheinlich ift, daß biefe Spinnenart völlig une : ſchaͤdlich in Fühleren Gegenden ift, weil ihe Big in den unteren Gegenden Ftaliehd, wd | der Schlangenbiß ſchon tödtet ‚nureine leichte Wergiftung verurſacht. M. E Ey 0 409. gehoͤriges Gleichgewicht zu ſetzen und guten er gen und Frohheit wieder au erwecken, A +. Diefe fo unumgänglich tiothtoenbige Ber mie kommt dem Menfchen als eine ermuͤ⸗ dende Anftrengung vor, wenn fie ihm nicht in-einer lachenden anziehenden Form darges ftelt wird. Denn das Vergnügen verhuͤllt die = ——— ſo das jenes nur zu win⸗ ken ſcheint. Um dies zu erwecken, muß der Menſo nothwendig ſeine Sinne erſchuͤttern und auf ſie ſcheint nichts lebhafter als die Mu⸗ ſik zu wirken, vorzuͤglich in gewiſſen Lebens⸗ altern, Ans diefem Grunde hat jedes Wolf feinen Lieblingstanz, deſſen Töne feinem Oh⸗ re am zärtlichftem fehmeicheln , und dieſe find . bann im Stande, den Patienten ſogleich aus eis nem Todtenſchlummer zu erwecken. So has ben. die Portugiefen ihre Seguedillas, bie Spanier den Sandango, die Srans zoſen ben Perigourdine, die Teurfchen ben Walzer, die Tofkaner den Srafcone, bie Engländer den Ronsretanz, die Pos fen das Maſuriſche und endlich die Nea⸗ —— den Tarantello. Beleuchtete man mit ber Fackel wahrer, Kart Philoſophie alle unfere Gebraͤuche, fo würde fich gewiß ergeben, daßalles, was ung abgeſchmackt vorkommt oder etwas Wunder⸗ D b ba; 49 eg > ) o( ir’ u bares zum Grunde zu haben ſcheint, allein auf ein natürliches. Bedürfniß ‚beruhet. © tauft man in Rußland die Kinder durch Im tertauchen in Eiswaſſer, um ſie fruͤh genug an die Strenge des Himmelſtriches zu ges woͤhnen, in dem fie Fünftig einmahl leben müffen. So verbieter das hebräifche Geſetz⸗ budy den Juden allen Genuß des Schweine fleifched, weil es zu viel faulende Säfte- in ihr Blut bringt, die eine fo große Geneigtheit zum Ausfaße hervorbringen. Eben fo ftarz fe Beweggründe veranlaften einige Geſetzge⸗ ber, die, Beſchneidung anzuordnen *) und Mahomet, den Wein zu verbieten. x Y Anmerkungen — Mehrere Schriftſteller ſprechen von ber Zarankel, aber nur fehr wenige mit eigener Erz H Hierzu gab allein Die Reinlichkeit die Ver- anlaffung, aus der fich felbft die Weiber einis ger fehr heißen Gegenden en laſſen. ax) Wenn dem Verbote Mahomets eine poli⸗ liſche Regel wirklich zum Grunde liegt, fo ift fie fiber falfch , da higige, aufregende Getraͤnke heißen Klimaten ſehr wohl bekom⸗ men und die Gewürze, wie die feurigs fien Weine, als Aufregungen der nothwens digentſtehenden Trägheit in —*— ganz ec lich zu Hauſe gehören, ’ J EL A 411 Erfahrung oder nur mit ber Anzeige derer, die fie zu machen Gelegenheit gehabt haben. Man ſcheint dem Tarantelbiß zu viel oder zu wenig zugefchrieben zu haben, denn er ift wicht ganz ohne Gift, wiewohl dies fo gefährlidy nicht zu ſeyn fcheint, als andere gefagt haben, —* thut folglich gut, etwas von den ‚Erzählungen abzuziehen, um bie riggige anne Leraus gubervnmen rad "Ein Scrififteler faat: * vi⸗ brachte * weiter, als einige Roſenartige Flecken hervor und eine leichte Verwundung “andere, Die es etwas vergrößern, fagen, daß ber Mund der Tarantel'ı2 Haken habe, bie in beftändiger Bewegung ſind. Ihr Gift zer⸗ ſtere alle Empfindung und alles Leben, und nur die Muſik allein fey im Stande;: diefen gg pr auvorgufommens „" Gegner zu trier Kern Rh ine er und Tieß fidy von Toronteln der hei⸗ ohne —* Folgen ab. * 2,4 » Rt ra - 412 ne )ol We “ VUR® Sr. Brouffonet über die Schuppen verſchie⸗ dener Fiſche .cc. | | | — GSortſchung.) Hr Körper, der Kopf und felbft bie Aus gen des Aaales find mit einem feften, mweißlichten unb mit einer. zahllofen Menge kleiner ſchwarzer Punkte befireuten. Gewebe überzogen, das durch ein einfaches Vergroͤße⸗ rungsalas angeſehen, durchloͤchert ſcheint. Dies iſt wieder mit einem ſehr feinen, ſchwaͤrz⸗ lichten Gewebe, überzogen, und man trift zwiſchen dieſen beyden Hüllen laͤnglichte, oft auch runde, Taſchen an, die mehrentheils ein bis zwey Linien lang ſind und von der Epider⸗ mis, die ſich um fie herum an die Haut an⸗ hängt ‚ ‚gebildet werden. Diefe Bläfgen find zum Theil mit einer Feuchtigkeit angefüllt, welche die ganze Oberfläche des Körpers: vers mittelft einer unzähligen. Menge Feiner Roͤh⸗ zen ſchluͤpfrig erhalten. Die Schuppen liegen in dieſen Heinen Taſchen, deren ich eben erwähnt habe, in jeder eine, die fie völlig ausfüllt. Die konvexe Seiteift nach auffen hingefehrt. Sie find an den Körper durch verſchiedene Gefäße, bie in ihre konkave Seite hineingehen, bes } feſtigt. rn > * ne To 413 feſtigt. Leeuenhoͤk hat fie fehr gut bes fchrieben und abgebildet. Roberg erwähnt ihrer in feiner Beſchreibung des Aales, und hat die Figuren Leeuenhöfs Eopirt. Auch hat Baſter in feinen Opufe? Lubuff, eine recht gute Abbildung davon. Unter dem Bergrößerungsglafe feinen bie Theile aus mehreren divergirenden Strahlen gebildet, und von einer Reihe Fleiner Schuppen, die ziegel⸗ förmig übereinander liegen, zufammengefeßt zu feyn. Die Kauptfchuppen find übrigens über den ganzen Koͤrper verbreitet, ohne ſich zu berühren. Man fieht dies fehr wohl mit bloßem Auge und noch meit beffer an einer getrockneten Haut; ein Kunſtgriff, den Are tedi, um fie bequemer zu unterſcheiden, be empficht. H Offenbahr iſt das De einer. ber groͤ⸗ ſten Vorzuͤge des Studiums der. Naturge⸗ ſchichte, daß ſie unſere Begriffe uͤber allge⸗ mein angenommene Srethümer erhellet, deren Zerſtoͤrung fo oft, und vorzüglich, wenn fie diaͤte⸗ tifche Lebensorbnung betreffen, die gröften Vortheile mir ſich führt. So würden bie heutigen Juden, von denen viele Stämme in Ländern wohnen, wo ed Yale fehr häufig giebt, vie fie aber in dem Verbote, Feine Fis ſche ohne Schuppen zu effen, mitbegriffen Be ſich diefer 8 Be Speife nicht ents , enthalten, wenn fie mit eben dem Eifer bie Naturgeſchichte trieben, als fie blind auf die Vorſchriſt halten, die nicht wirklich) in dem Sinne des Gefeßes mitbegriffen war. Das nehmliche koͤnnte man von den Nömern ſa⸗ gen, denen, nad) dem Plinius, ein Geſetz des He Fiſche ohne Schappe zu opfern verbot. Oft verſchaft ein gluͤckliches obneſac 4 Voͤlkern eine Entdeckung, wovon bie gröften Beobachter ſich nichs hatten ahnden laſſen, ſelbſt mehrere Jahrhunderte nachdem man fie als gemeine Dinge betrachtet hatte. Dies er⸗ eignete ſich bey den Bauern mehrere nordifchen Laͤnder, die lange Zeitvor Leeneuhöfdie Schup⸗ pen ded Aales Eannten und fie-forgfältig abs kratzten um ſie mit der Miſchung zu verbinden, womit ſie die Mauern ihrer Haͤuſer weißfaͤrb⸗ ten, die davon, und beſonders im Sonnen ſchein, einen fehr angenehmen Glanz erhielten. Könnte man dies nicht fchuppenweiß nen nen, fo wie man wollweiß ſagt. Wlan Mehrere Schriftſteller eklig als fo! die Wale hätten Eeine Schuppen, Dies verſicherte Rondelet und mehrere andere Ich⸗ thyologen. Unter den Neueren fuͤhrt dies Hr. Gouan ſogar als ein charakteriſtiſches Kennzeichen des 3 er auf, zu * a A 415 denen ber Aal gehört. Diefer Schriftſteller faat an einem anderen Orte des nehmlichen Werkes, daß „die: Schuppen der Fiſche zuweilen von einander getrennt lägen, under führt den Aal zum Benfplel an, Haſ⸗ ſelquiſt hat diefe Schuppen in feiner Reis ſebeſchreibung angefuͤhrt; aber er hielt * fuͤr ſehr von einander verſchiedene Theile. „Richt bloß die Schuppen waren, biejes nigen m Theile, melde die Ratarforſcher ben dieſem Thiere verfannten. Sie wuſten auch von ſeinen Zeugungstheilen und feine MWiederergeugung war ihnen guch ein Ge⸗ e Hnıes dem, ganzen, ‚großen Haus fer &riftfteller,, die eine, anatomifche ; —5 des Aales bekaunt machten, iſt aliſnieri d ber ‚einzige, bervon den Zeugungs · alen ber behden Geſchlechter eine gute efhreibung und Abbildung, gegeben bat, sehr felten fängt, man einen Aal mit Cyan, und, diefe feinen bey dieſen Thieren sin fehr Ber Wachs thum zu haben, und die uͤtter ſich in dem Augenblick, baß fir a“ bähren follen, zu verſtecken. Maehrere Gattungen der Muraͤnen In den indiſchen Meeren haben Schuppen von ber nehmlichen Geſtalt, als der gemeine Aal hat: Diefe Site —* zu einem * 33 In ſchle q 416 al ſchlechte. Der Meerwolf hat runde und "weit größere, Schuppen, als der Aal, die eben ‚fo mie bey dieſem mit, einem Haͤutchen beveckt find: Alle Schriftfteller uͤber dieſe Gattung, ſelbſt Willoughby und Gros novius, die davon die beften Beſchreibungen gelieferthaben, verſichern, daß fiekeine Schupe PER habe uscnania.ı De z 2 Eine Gattung des Schleimfifches (Blennius), die ſehr viel Aehnlichkeit mit dem Seewolfe hat, und die man unter dem Nahmen viviparus (Aalmutter) kennt, weil fie ihre Zungen ſchon voͤllig ausgebildet ges biehrt / iſt mit eben fo gebildeten Schuppen bedeckt. Sie find ganz allein nad) Verhälte niß der Dicke diefes Fiſches, ein wenig —* ner, als bey den vorhergehenden Gattungen, Diefer Fiſch geht die Fluͤſſe hinauf. Ich has be ihn zu mehreren mahlen auf den Märkten zu Parts und London gefehen; feine Geftalt ift grün. Auch iſt died nicht das einzige Bey⸗ fpiel‘, denn man findet die nehmliche Beſon⸗ berheit bey zwey anderen Fiſchgattungen; nehmlich beym Hornfiſche (Eſox Belone) und einer anderen Varletaͤt des Hechtes, die man zuweilen in der Gegend um Males -· herbes fiſcht. | ig % a me. Dac yr 47 Der Schlangenfiſch, deſſen Naturs geſchichte in den Philoſ. Tran ſact. vom J. 1781. bekannt gemacht iſt, hat Schuppen. von derſelben Art, aber da die Haut, wel⸗ che dieſelben an den Koͤrper befeſtigt, ſehr fein iſt, „fo, fallen ſie allmaͤhlich ab, ſo daß der Fiſch eine ganz andere Geſtalt bekoͤmmt, als er vorher hatte, wodurch ſich einige Ma⸗ turforfcher, die ihm in dieſen verſchiedenen Gen ftalten fahen, haben verführen laffen, zwiy Derichiedene „Gefchlechter daraus, zu machen. Ich will mich hier nicht mit einer. weitläufe tigen Auseinanderfeßung biefer Theile befaffen, da ſchon eine ‚hinreichende Befhreibung und Abbildung davon in den Philof. Tranſact. gegeben iſſt. METER . Diefe Schuppen, welche wir. eben uns terfucht haben, find unter dem Dberhäutchen verftecht. Sie liegen von einander, eutfernt, und die Fiſche welche damit verfehen find, haben feine Bauchfloßen, ober. zum wenigſten find diefe Theile bey einigen fehr klein und unvermögend die Thiere zu tragen. Daher haben alle Thiere dieſer Ordnung, einen laus ger Körper, um zu den wellenförmigen, Bewe⸗ a geſchickt zu ſeyn und fi vermittelft biefer zu einer gewiſſen Hoͤhe zu erheben. Sie entfernen ſich niemahle von den Kuͤſten, unnd halten ſich daſelbſt faſt beſtaͤndig in ihren an Dis Üchern were Loͤchern auf. DieGehöröfnungen find bey ih⸗ nen ſehr klein, und die Haut) welche dem ganzen Kopf umgiebt, wird nur an der Aus gengenend durchſi tige Wenn die Defnungen Ser Ohren groß und ihre Schuppen an eins ander floßend und bloß wären, fo wuͤrde ber Leim mit dem Waſſer in die Refptrationdors gane treten, ig fi ich unter die born teen, ä Unter ben Fiſhen deren — ge nahe ganz verborgen find, muͤſſen wir noch zwey beſondere Gattungen unterſuchen; einer iſt ein Scomber, den Bronne in ber Natur⸗ geſchichte von Jamaika befhreibt, Sein Koͤrper iſt glaͤnzend, ſilberfarbigt und ſchmaͤch⸗ "tja. Die Haut iſt von einem feſten Gewebe; fie hat beynahe eine Lederconſiſtenz; bie gans ze Oberfläche des Körpers ift mit übereins anderſpringenden, unterbrocherien Linien bes zeichnet, bie vom Kopf bis zum Schwanz in ihrer Richtung hinabgehen, und fih an den Seiten berühren. Diefe Linien werden durch Yänglichte, gerade, ſpitziae, an der Haut bes feftiate und mit einer filberfarbenen Epidermis bedeckte Schuppen gebildet. Ihre Länge bes trägt gewoͤhulich 3 bie Linien: Sie find am Koͤrper durch ein kleines Gefäß gebunden, das in daß dem Kopf am nädjften und zugleich ſyibloſte Ende bincing bet⸗ Man kann ſie nicht J * a et ————— Pan ——— — — EA Joc u. 219 icht ohne Säioierigkeiten —* Sie geben der Haut ihre Feſtigkelt. Man faͤngt dieſen Fiſch in den amerikaniſchen Gewaͤſſern. Die andere Gattung hat Marcgrave unter dem Nahmen Guebum. befgrieben. Sie macht ein eigenes wiewohl dem fcomber fehe benachbarted Geflecht aus. Ich habe nes glaubt, ihm den franzoͤſiſchen Nahmen voilier laſſen zu müffen, unter dem er, wiewohlfehr uns ‚glücklich, in Renards Werke abgebildet ift, Bey einem Exemplar von mehr ald 6 Fuß Länge, beffen Beſchreibung mir ber Riiter Banks aus feiner Sammlung erlaubt hat, waren die Schuppen acht bis neun Linien lang, lanzettfoͤrmig, abgeplattet, in der Haut bes fefligt, und beynahe völlig von der Epider⸗ mis bebeckt; fie näherten ſich einanderweniger, - als der Fiſch aus dem Makreelengeſchlechte «(feomber) den ich eben beſchrieben habe, Ein Gefäß, das in ihre Grundflaͤche hinein⸗ gieng, befeſtigte fie am Koͤrper. Mare⸗ grave hat dieſe Theile wohl bemerkt, aber ſie fuͤr Fiſchgraͤten gehalten, und er behauptete daher, dieſer Fiſch habe Feine Schuppen, —* Art von Schuppen ſcheinen der Haut einen hohen Grad von Feſtigkeit zu geben, in⸗ deß ſie auch zu gleicher Zeit die Bewegungen der Fiſche erleichtern, die damit bedeckt ſind, da ſie die Oberflaͤche ſchluͤpfrich und glatt machen: Dieſe beyden Gattungen, bey I — bene 420 u Ge; denen ich fie beobachtet habe, ſchwimmen ſehr ſchnellz vorzüglich der voilier, der mit einem langen harten Schnabel bewafnet tft, ſchwimmt mit einer ſo reißenden Geſchwindigkeit, daß er oft mehrere Zoll tief das Holz der Schiffe, worauf er ſtoͤßt, durchbohrt. Man findet ihn in Brafilien und in den Indifchen Meeren, Diefe knochichten und verlängerten Schup⸗ pen haben mit denen, die den Körper der Gees hunde bedecken, einige Analogie, Aber diefe find völlig bedeckt. Sie find regelmäßig ge ordnet und fehr ſtark an die Haut befeftigt. Die vom Hechte, die Baſter abgebildet hat, find fehr Eleinz aber: unter dem. Mikroftop erfcheinen fieabgeplattet, an ihrer Grundfläche zufammengezogen und beynahe lanzettfoͤrmig. Man bemerkt auf ihrer Oberflaͤche zwey oder drey in die Laͤnge gehende Linien. Ohne Huͤlfe irgend eines Juſtruments laſſen ſich die Schup⸗ pen von einem gleichen Baue bey einer neuen Art von Seehunden, die ich in den Memoir. de PAcad. 1780 unter der Benennung der geſchuppten befhrieben habe, wahrnehmen. Einige Fiſche der Klafje haben platte, gläns zende, beynahe runde und fehr nahe aneinanıs der liegeade Schuppen. Alle dieſe Schuppen find ſehr fe anı Sie * geheftet; dieſe Feſtigkeit war noͤthig, + damit * Jet —* gi damit fie fich bey. den verwickelten Bewegun⸗ gen, welche dieſe Fiſche machenmuͤſſen, nicht: loßloͤſen koͤnnten. Sie geben ihnen uͤbrigens auch eine Art von Schutz gegen die kleinſten Fiſche, da ſie ihre Haut feft und un beym Angreifen maden. - Der Stacyelbaud) Bd hat fehe beine, nabelförmige Schuppen, beren Spiße vom Körper abwärts ſtehet. Dieſe Richtung iſt bey Fiſchen unumgaͤnglich, die nach Wis kuͤhr ſich aufblähen und alsbald ſich wieder zu einem: Eleinen Rörper zufammenziehen. koͤn⸗ nen. Mehrere Gattungen haben knoͤcherne, fehr harte, unter einander verbundene Schups pen, wie die Panzerfifche.(loricaria) und ‚bie Beinfiſche; endlich andere, wie die Meer⸗ nadel u, f. w. haben Insrpelartige, einwenig biegfame, breite und unbeweglich auf einer dicken Haut befeftigte Schuppen. Die Schuppen fcheinen allen Gattungen von Fifchen allgemein eigen zu ſeyn, und den Thieren Vertheidigungsmaffen dadurch zu geben, daß fie ihre Haut, die durch dag Ele⸗ ment, worin fie leben, unaufhörlich erweicht wird, mehr befeftigen. Die Fifche find ebens fals mit knochichten Erhabenheiten verfehen, mit Stadeln, Gelenkfortfäßen und felbft mit einer Art von Haaren gerüftet, Der letz⸗ tere 4 ai AM a 5 0 tere Fol ift indeß in Wahrheit fehr felten, und allein bey ſehr wenigen Gattungen zu bemerken, namentlid bey einer Lachsart, die Duhamel unter dem Nahmen: des Kapellan : von Amerika bat abbilden laſſen. ar 1 Die Art, wie fi die Schuppen, bilden, und wie fie wachfen, der Gebrauch derfelben, das Alter der Fifche zu entdecken, bleiben als Gegenftände für einige andere Abhandlungen zuruͤck; id) begnäge mich hier, fie an Gattun⸗ ‚gen zu zeigen, wo fie vorher noch nicht be⸗ kannt waren. kr I At, de la Coudreniere über die Abweichun⸗ OR, gen der Natur. D ie Mißgeburten, welche man von Zeit zu RNRZeit erſcheinen ſiehet, haben zur Vers breitung des abgeſchmackten Syſtemes: vom zufaͤlligen Zuſammenfluß der Atomen, das meiſte beygetragen. Sn der That, es iſt nicht leicht, zu erklaͤren, wie die Exiſtenz der Miß⸗ geburten in die allgemeine Harmonie der Din⸗ ge mit eingreifen Tann, und wie eine welfe . und allmädhtige erſte Urſach diefe fehlerhaften - Produkte zuläft,; die mit der Vollkommen⸗ heit aller ver ſchoͤnen Geftalten, die fie in ‚allen Thellen des Univerfums hervorbringt, eluen fo auffallenden Contraſt machen. Dies fe Fragen ſchienen mir immer einen Philoſo⸗ pyhen verlegen machen zu koͤnnen; aber bey “ einem näheren Nachdenken fand ic} bald, daß hier fo ‚gut, als bey anderen Aufgaben der Art, ‚unfere Urtheile zu voreilig find. Man ers laube mir, die Ideen, bie ich über diefen fons berbaren und intereffanten Gegenftand gehabt habe, aus einander zu feßen, > Man kann die Mifgeburten in dreh Klaſſen theilen. Die erfie begreift diejenigen, > - mels * 424 — 204 welche aus der Vermiſchung zweyer Thiere verſchiedener Gattungen entſtanden, wie der Mauleſel von der Vermiſchung des Pferdes und Eſels. In der zweyten Klaſſe ſtehen diejenigen, welche von Individuen einer Gat⸗ tung erzeugt werden, aber die in einer Miß⸗ geſtalt, mit untauglichen Gliedern oder zu vie⸗ len oder zu wenigen Armen nnd Füßen auf die Welt kommen. » Die’ dritte Klaſſe endlich begreift die Mißgeburten/ die vom Vater amd Mutter durchaus verſchieden, aber doch völlig wohl gebauet find,: ſo daß fie eine neue Gattung. zu bilden. ſcheinen. har fi * oe Albinos und andere. — Bon ber. erſten Klaſ⸗ — man nur die kraſtloſen Individua: Mißgeburten nen⸗ nen, die von zweyen ſehr entfernten oder voͤl⸗ lig unaͤhnlichen Gattungen erzeugt erden, wie 3. B. die Jumaren,. die von Ochſen und ‚Maulthieren kommen. Wenn der Eſel vom Pferde weniger verſchieden waͤre, ſo wuͤrden die Mauleſel hoͤchſt wahrſcheinlich ihr Ge⸗ ſchlecht fortpflanzen koͤnnen, aber er weicht zu ſehr durch ſeinen kleineren Wuchs, feinen Schwanz, feine Ohren, feine. ganze Geftalt, feine Nahrungsmittel, und endlich vorzüglid) durch ſeine Gemuͤthsart von ihm ab. Es iſt eben nicht erſtaunenswuͤrdig daß bey einer ſolchen Verſchiedenheit der Form nur eine — Miß⸗ a — a 4425 Miß geburt der Art entſtehet. Ich alaube, man barf zwey Gattungen nicht als zweh ents fernte Varietaͤten anfehen, weil die Natur von einem Geſchlechte zum anderen unmerk⸗ lich übergehet, uud felbft die vrey Reihe unzertrennlich verknüpft zu haben fcheint. Wenn deshalb zwey Gatiungen nur ein ges ſchwaͤchtes Thier in ihrer Vermiſchung zeus gen, fo muß man fie als zwey Varietaͤten <. Betrachten, die zu entfernt von einander find, als daß fie zufammen ein Xhier hervorbrins gen Fönnten, welches ſich fortzupflangen fähig wäre, Men aber zwey Gattungen nur mes nig von eihander verfchieden find, fo erzeugen fie in der Vermifchung ein neues Geſchlecht, welches bie Mittelnuange macht, und ſich fortpflanzen Fann. Won der Art find die vers ſchiedenen Hundegefchlechter, die bis. ins Uns endliche variiren. Es ift anmerklungswerch, daß die Natur die Verbintungen, die Miß⸗ 7 geburten hervorbringt, nicht anerkennen zu wollen ſcheint; denn fie gebraucht die Vorſicht, ben Geſchlechtstrieb nur felten mächtig ges nug dazu werden zu laffen. Das Pferd wird ſich nie mit dem weiblichen Efel vermifchen, wenn es Stutten zu feinem Gebrauche hat; unb wenn dieſe bewunderungswuͤrdige Natur biefe widernatuͤrlichen Vermiſchungen nicht fruchtlos macht, fo ift allein ihre unermeß« liche Fruchtbarkeit daran ſchuld. Ce Auch 426 * ——— — 8 * — Auch die Hervorbringung der zweyten Klaſſe von Ungeheueren ſcheint ebenfalls der Abſicht der Natur zuwider zu ſeyn. Nur den unübermindlichflen Hinderniſſen muß man die Entftehung diefer Rlaffe zufchreiben. in Sieger, derfchlechte Formen gebrauchen muß, kann auch nur fehlechte Arbeiten machen, und auf diefelbe Art Fönnen, wenn die Natur durch Rrankheiten oder andere Zufälle verdor; bene Modelle braucht, nur fehlerhafte Pros dukte herauskommen. Taͤglich haben wir Beyſpiele, daß eine ſchlechte Verdauung, eine leichte Unpaͤßlichkeit, eine zu lebhaft erregte Einbildungskraft einer ſchwangeren Frau ma⸗ chen koͤnnen, daß ihr Kind verlohren gehet. Und wenn der Embryon auch nicht ſtirbt, ſo koͤnnen innere Fehler und Zufaͤlle doch Miß⸗ geburten machen. Die immer fruchtbare Natur zieht die halbe Bildung dem gänzlihen Mangel der Schöpfung vor. Dies hindert ihr Streben zur Bollfommenheit inallen Din- ; gen nicht, wie Ariftoteles ſchon fehr gut'ber merkt hat. Eins der für mid) überzeugend» | fien Beyſpiele hiervon ift eine zu Ylantes gefchehene Vegebenheit. Der Sohn von eis nem Schreiber diefer Stadt ward völlig fo mißgebildet als fein Vater gebohren, bekam eine heftige Krankheit im fünften oder ſech⸗ ſten Fahre, die ihm feine ganze Mißgeſtalt weg⸗ ‚make, Seine Beine würden gerade er ee r⸗ * TRIAL W 427 Körper befam eine ganz andere Form; aber er ward fo Frank, daß man an feiner Wie⸗ bergenefung völlig verzweifelte, Die Bey⸗ fptele von Kindern ; die, wenn fie groß wer⸗ - ben, ſich entwickeln, find fo felten nicht, und bie. Anſtrengungen ber Nutur, die fie in Krankheiten anwendet, die Gefundheit wieder zu verſchaffen, find Beweiſes genug, daß ſie es immer auf Vervollkommnung anlegt. Al⸗ ſo mit ſehr großem 1 Unvehte beſchuldigt man fie. eines Eigenfinnes, der Launen und ber Unregelmäßigkeit bey ihrem Verfahren, und ungeachtet ihrer Abweichungen müffen wir body ihren einfachen, regelmäßigen Gang ig * Weiöheit anerkennen: Die dritte Klaſſe ber Difgeburten aiebt und Stoff zu zahlreichen intereffanten Bemers kungen. Man fi eht die weißen Neger oder Albinos gewöhnlich für Mißgeburten an, aber wenn fie das und bizarre Spiele der Nas tur wirklich wären, warum twürde die Natur fie denn immer nad) derfelben Form bilden? Warum haben alle diefe Albinos eine milch⸗ weiße Haut, alle Züge der Neger, weißlichte und eben fo gefräufelte Haare, wie dieſe, eis nen rothen Augenftern und ein fo empfinblis ches Auge, daß fie nur in der Dämmerung Gegenftände erkennen können? — Alle find fie in diefelbe Form genofien, und es gehet Fein Ce a Jahr 428. Be * Jahr hin, dag nicht irgendwo einer geboh⸗ ren wird. \ Micht bloß in dem heigen Erd⸗ gürtel bringt fie die Natur hervor, dag heiſt, allenthalben wo «8 Neger giebt, fondern vor 10712 Sahren warb einer in Louiſiana und ein anderer in Virginien nebohren*). Doch ift es nothwendig, daß die Eltern Negern find, denn man hat fie niemahls von Mulat⸗ ten oder Weiffen erzeugt gefehen. Da Veraulaſſen uns dieſe Bemerkungen nun nicht zu der Muthmaßung, daß die Natur durch diefe Abweichungen eine neue Menſchen⸗ race zu bilden ſucht? Einige Naturforſcher behaupten, daß dieſe Albinos zur Fortpflan⸗ zung unfähig wären; aber ich glaube ſchwer⸗ ld, daß man biefe Behauptung mit ficheren Erfahrungen wird belegen fönnen, Und wenn man auch biefe Vorausſetzung für gegründet halten wollte, fo würde man immer anueh⸗ ‚men Eönnen, daß eine noch unvollfommene Gattung, fih mit der Zeit vervollfommne. - Es find neue Formen, melche vie Natur iBt erſt aus dem Gruben herausarbeitet und ver; ſucht. Allgemach Kann fie daraus eine Mens ſchengattung bilden, die wie die anderen, ſich durch | *) Setzt giebt e3 in FAR Nähe eine Menge } dergleichen, Auch ift die folgende Einſchraͤn⸗ tung durch diefe Erfahrungen ——— ® 4 Jo Lat, 429 durch Zeugung fortpflangte. Mir find nicht gewiß Davon überzeugt, ob diefe Menfchen der Kortpflanzung durch Zeugung unfähig find. ‚Die anderen Niger haben tine Are von Abſcheu gegen fie und vermt tichen ſich nie mitihnen ;überbem koͤmmt anirgend einem Or⸗ ‚te ein männlicher einmahl zum Vorſchein und mehrere hundert Meilen davon ein Weib dieſer Raçe. Man ſollte fie einander naͤhern und mit einander verheyrathen; etwas, das doch wohl niemahls geſchehen if, Sch geſtehe ‚Frey, daß, wenn man allein die Albinos als bie einzigen Vemeife-für den Satz, daf die Natur durch diefe Urt von Abweichungen auf die Bildung neuer. Racen auggehe, anführen wollte, diefe Hypothefe auf fehr wandelba⸗ ren Stüßen ruhe, Aber ed giebt noch eine ° unendlihe Menge von Benfpielen unter andes ren Thiergefchlechtern , die fi f bis * a —— beweiſen. | . Die Nouvelles de.la Repubiigue des, Lars *) führen an, daß eine Schweinmuts ter, am Ende des vorigen Jahrhunderts, eine kleine Mißgeburt gebahr, die einen Säweineleib, und Ohren unb einen Ruͤſſel wie ein Elephant hatte. / Bor: ohngefähr ſunſzeha Jahren zeigte ſich ein aͤhnliches in e 3 Ca⸗ [ZZ *) Mars. 1699, ; 430 Er) Canada. Und endlich habe ichin irgend eis - nem periodifhen Werke von einem dritten gelefen, dad man vor wenig Fahren bemerkte. Das waren alfo in — ——— als einem Jahr⸗ hundert drey vorgebliche Mißgeburten an drey verſchiedenen Orten, nach demſelben Modelle geformt. Ich kann mich ſchwer davon uͤber⸗ zeugen, daß dies einfache Naturſpiele gewe⸗ ſen ſind. Dreye von dieſen ſonderbaren Er⸗ zeugnißen ſind mir bekannt geworden, aber wieviele mögen mir nicht unbekannt geblie⸗ ben ſeyn. Gewiß haben die Abweichungen aus der dritten Klaſſe der Mißgeburten eine Beſtimmung, einen erhabenen Endzweck, und oft mag man neue Gattungen, die ſich verviel⸗ fältigen würden , wenn man fie nicht augret⸗ | tete, für Mißgeburten halten. 4 Mehrere andere. Binfpiele Seffäitgen biefe Bermuthung. Man fahe im vorigen Jahrhundert in England einen Menfchen*), deſſen Haut völlig mit Borſten befeßt war, "und den man den Stachelfchweinmenfchen nannte, Dies fo fonderbareWefen fand doch eine Geliebte, verheyrathete fi, und zeugte ihm ähnlihe Kinder, weswegen man wirkfame Maasregeln ergriff, die Ausbreitung diefer neuen Rage zu verhindern, Wieviel Thier⸗ — gattun⸗ *) Philoſ. Tranſact. — 431 ‚gattungen Tonnen ſich ebenfalls auf dieſe Art gebilder haben. Der Surmulot ift ein Bey⸗ fpiel der Artz zum. wenigften läßt ſich das fis cher annehmen, daß diefe Gattung vor 50 Sahren noch völlig unbekannt war, Woher kamen denn biefe Thiere, als fie fo ploͤtzlich in den Gegenden um Paris erfhienn? — Das Thier von Gevaudan war. ohne Zweifel von einer Wölfin gebohren; aber diefer Wolf übertraf feinegange Gattung an Kraft, Schnel: Tigfeit und Gefräßigfeit, Man kann daffels be von einigen anderen gefräßigen Thieren fagen, die von Zeit zu Zeit zum Vorſcheine kommen. Außerdem erwaͤhnen die alten Nas turforfcher einer Menge doch wirklich in Euz ropa exiſtirenden Thiere gar nicht, und man findet oft Männer und Weiber von einer foldyen Riefengröße, daß bey einer WVereinis ‚gung berfelben, ein Rieſenvolk ausihrer Vers miſchung entfichen koͤnnte. Dies find die Abweichungen der Natur ober vielmehr die Beweiſe ihrer Eraftoollen ‚Fruchtbarkeit, mit der fie jede Gattung bis in das Unendliche variirt, befonders in Abficht des Wuchſes und der Form ber Züge. Sehr ‚oft gleichen die Kinder weder bem Vater noch der Mutter im mindeften, weil die Natur immer zu Eleinen Abweichungen geneigt ift, ‚um Berfchiedenheit und Abwechſelung unter 4 Ee 4 ihre 432 . D) ie ide ihre Formen zu bringen. Wenn im Allge⸗ meinen die jeßigen Menſchen diefer Jahrhun⸗ derre den alten Grigchen und Römern ähneln, fo kommt dies daher, daß bie“ Gefeße die Entftehung neuer Roeen verhindern, daß ſie dem Bruder Feine Heyrath mit feiner Schweſter erlauben. Wenn im Gegentheil tie Menfchen zu Heyrathen mit ihren naͤch⸗ ſten Blutsverwandten durch bie Geſetze gezwun⸗ gen waͤren, ſo wuͤrden itzt die Voͤlkerſchaften weſentlich von einander verſchieden ſeyn. Die⸗ fe Gründe beſtimmten wohl die Geſetzgeber die Heyrathen zwiſchen Bruͤdern und Schwe⸗ ſtern zu verbieten. —J Dieſe Beobachtungen zuſammengenom⸗ men ſind hinreichend, uns zu uͤberzeugen, daß der Endzweck der Natur bey dieſen Abwei⸗ chungen nicht der geweſen iſt, Mißgeburten hervorzubringen, ſondern neue Gattungen oder Varietaͤten von Gattungen. Dies iſt eine Folge ihrer ſchoͤpferiſchen Fruchtbarkeit, ohne die, wie man ſieht, die Generation des Menſchen und der Thiere nicht moͤglich waͤre, fo wie der Wahsthum und die Entwickelung ber Theile, die im Anfang der Eriftenz nur erft grob angelegt find. Wie Eonnte bie Natur ohne diefe wunderbare Kraft die Züge eines Kindes nach feiner Geburt, wie auch feine Glieder, verändern? — Könnte fie ohne * )o( ** 433 "ehe Medel efnen Wutterkuchen bilden, um das Kind darinn einzuhullen? — Nies ‚mals, Es ift nicht die Drganifation des Was ters, nicht die der Mutter, welche die Mas tur aufhalten und verhindern kann, daß fie von ihrem Mufter nicht abweihe. Denn fonft möften vie Schmetterlinge, Schmetters linge, wie ſie ſelbſt find, erzeugen, und nicht ‚Raupen, diejenes erftnac einer Menge von Metamorphofen , und mehrmahliger, Haͤu⸗ tung werben Eönnen. Man verlaffe doch ends lich einmahl die alten Einbildungen, die eine kranke Phyſik allein zu beftätigen fucht, und verwerfe alle die feinen Materien, den Zus fammenfluß runder; Erummer, Aftiger Atos men, biegeraben Poren, u. ſ. w. diezu nichts taugen und nicht das mindeſte erklaͤren. Man ſtrenge ſeine Einbildungskraft an, und erkenne imUniverſum die allverbreitete Macht einer im⸗ mer wirkfamen bildenden Kraft. Dieſe allge⸗ meine Weltſeele haben die alten Naturfors ſcher wohl gekannt. Wenn ich Polypen und andere Thiere durch Verzweigung, mie eine unendliche Mens ge Vegetabilien fich vervielfältigen ſehe, kann ich dieſe bildende Kraft uͤberſehen? Man ſehe, wie gewiſſe abgeſchnittene Theile ſich wiedererzeugen, wie er Fleiſch wiederwaͤchſt, wie wie eine Verletzung eines Baumes wiederers - feßt wird, wenn der; Verluft der Epivermis nicht zu groß ift, aber vorzüglich, wie bey Beinbrücgen neue Kuorpel ſich bilden, um bie knochichten Theile wieder zunereinigen. Wo⸗ her hat die Natur das Model zu dieſer neuen Arbeit genommen? — Eine zahlloſe Men⸗ ge ähnlicher Wunder bemeift offenbahr, daß diefe fruchtbare Natur aus eigener Kraft, ſich ollee Gattungen zur —— von neu⸗ en bedienen kann. 3a ‚allen Zeiten fanden fich Gelehr: te, welche die Vermuthung hatten, daß die Natur: aus eignen Kraft neue Thier⸗ und ' Pflanzengattungen zu bilden im Stande fey. Aber Sklaven der Worurtheile, die alles übernatürlich erklären wollten, machten ihnen den Einwurf, daß man keine Thiere auf dem Mifthaufen, im Rothe und Leime entſtehen fähe. Diefer Einwurf ift indeß ſchwach. Denn kann ein Mahler ein Gemählde ver⸗ fertigen, ohne alle feine Farben bey der Hand zu haben? Wenn ein Künftler brauchbarer Juſtrumente, und feiner Materialien gefams melt bedarf, um feine Fleinen Arbeiten zu vollenden, wie wird denn Die Natur ihre Wun⸗ der num gerade im Kothe und $eime verrichs ten? Bedarf fie Feiner Analogie und anpaſſen⸗ der Materien? Ein Schaaf kann von feinem Ti⸗ —2 435 Tiger erzeugt werben, noch kann die Sliade oder Aeneide aus der Einbildungskraft eines ungebildeten Wilden, noch die Angabe der Maſchiene von Marly aus dem Gehirne ein nes Menfhen fommen, der Erinen Begriff von Mechanik hat. Es ift gar nicht vers wunderungsmwürdig, daß die Natur nur nei Gattungen aus denen bilden koͤnne, die fi, diefen ammeiften nähern, Eine geringe Abs weichung führt fie zum Ziele. Wenn fie ein neues Quadruped hervorbringen will, fo bes dient fie fih ihm am naͤchſten Eommender zur Orundlage, und dies wird die analoge Form, nad) det fie ihr neues Werk ausmos beit, 3. B. ift es fehr einleuchtend, daf wenn die Gattung des Fuchfes fehlte, die Natur fi zur Grundlage weit eher des Wolfes oder des Hundes bedienen mürbe, als der Gau oder der Kuh; meit weniger noch würde fie einen Vogel oder einen Fiſch dazu gebrauchen koͤnnen. Aber biefe Wahrheiten find fo hand» greiflich, daß es ſich der Mühe nicht verlohnt, ſich länger dabey aufzuhalten, Man Ednnte mir einwenden, daß die Natur bey dem obenangeführten Schweine mit einem Elephantenrüffel und Ohren eine . fehr ftarfe Abweichung gewagt hätte; aber fie ift nicht fo ſtark, daß fie unglaublich wärs de. Der große kinne fezt diefe beyden Thiere in 436 we )ol WE än die nehmliche Claffe von Quadrupeden zu⸗ ſammen: beyde haben Hauzaͤhne, kleine Augen, eine harte Haut, die mit gleichar⸗ tigen Haaren beſetzt iſt. Der Ruͤſſel des Schweines iſt beweglich und ziehet ſich nach der Willkuͤhr des Thieres zuſammen, wie ‚der Elephantenruͤſſel. Auch haben ihre Schwaͤn⸗ ze und die ganze Form der Koͤrper einige Aehn⸗ Uchkeit. Die Natur macht alſo nur eine ge⸗ ringe — ohngefaͤhr mie bey dem Meuſchengeſchlechte, wenn m Albinos pers 4 vorbringt. Dieſe haben mich am Ende zu: einem Refultate geführt, das wohl mehrere befremden wird, nehmlich daß bie Eriftenz der Gattungen fo gut, wie die Ins dividua, ihre Wahsthum und ihre Abnahme habe. Wenn die Natur Abmwechfelung und Veränderungen liebt, wie ung ihre Abwei⸗ ungen zu bemeifen feheinen, fo müffen wir annehmen, daß die Erfcheinung neuer Ges | ſchlechter den alten nicht anders als hoͤchſt nachtheilig ſeyn koͤnne. Es nehmen Fremde an der Subſtanz Theil und find neue Feinde für fie, woraus eine für die alten Ges 7 ſchlechter in dem Verhaͤltniße ſchnelle Abs 7 nahme erfolgt, als die Zunahme der neu⸗ en ift, 4 Die —— 4 | — RR ON gg Die Alten haben mehrere Menſchen⸗ unb Thiergeſchlechter befhrieben, die int nicht mehr da find. Die Trümmer alter Schoͤp⸗ fungen im Schooße der Erde beflätigen fie. Ein Theil derfelben hat itzt durchaus ‚nicht mehr vorhandenen Gattungen angehört; Ein Theil hat unter den Ichenden nur im heißen Erdgürtel etwas analoges ;, ein anderer, wie der Mammouth, allein nur in denPolarländern. SH weiß, dag Naturforfher, um biefe Er⸗ fheinungen zu erklären, eine fo große Vers Anderung der Erdaxe angenommen haben, _ daß fie die Temperatur aller Länder verändert habe. Aber diefe Hypothefe hat unüberfteige liche Schwierigkeiten. Weit wahrfh:inlicher ift der allmählige Verfall der Thiere, wo⸗ von die Rede iſt. Die Auftern find itzt un⸗ ter alle Temperaturen des Himmels zerftreuet, aber vielleicht in mehreren Fahrtauſenden wird man fie allein in einigen Erdwinkeln finden. ’ — “Alles in der Natur iſt mit einander verkettet und folgt aus einander, Die Bas rietäten einer Oattung haben auf irgend; ets was einen Einfluß, und werden oft zum Das feyn mehrerer anderer nothmendig. Wieviel - giebt ed nicht Meerungeheuer und Wögel, die von Fiſchen leben, und die ohne den Hee⸗ ring und den fliegenden Fiſch ſich nicht ers halten könnten? Die Veränderung ber. Luft und 438 a I ng und des Bodens von einem Lande, neue Ver⸗ bindungen, neue Verhältniffe, neue Pflanzen, nene Produkte verfhiedener Geſchlechter, find eben foviel Mittel, welche die Natur zur Vefhleunigung ber Zerftörung alter Gattungen anwendet... Diefe erleiden diefelbe Behandlung , mit der fie gegen die anderen verfahren find, und bie, weldye ißt die Stelle von jenen erſetzen, werden ebenfalld von den Gattungen, denen fie ihr Dafeyn geben, bes handelt werden. So ift der gewöhnliche Gang der Natur, Sie bauet nur, um zu jerflören, und zerflört nur, um miederaufjus bauen; ihre Produkte durchgehen einen ewis gen Kreislauf, von dem des Menfchen bes, ſchraͤnkter Geift weder Anfang noch Ende ſiehet. Ein anderer Grund, der uns die Zu⸗ nahme und den Verfall der Thier und Pflan⸗ zengattungen hinreichend beweiſt, iſt, daß wir aller Unterftüßung der Künfte nöıhig haben, um manche Gattungen nicht entarten zu laſ⸗ fen; man muß fie pflegen, ihre Temperatur verändern und die Racen durchkreuzen. Schon kann der Elephant nur im wildeften Zus fiande zeugen, und die ganze Menfchheit ift von einer Krankheit befallen, welche die Les bensfräfte in ihrem innerften Heiligthume ‚ angreift. Wo fieng diefe unglückliche Krande heit N ei r ee 439° heit an? — Unter ben rothbraunen und unbärtigen Einwohnern von Amerika, die bey einem aͤußerſt empfindlichen Baue weber dem Himmels ſtrich umändernnod großen Arbeis ‚ten fich unterziehen Tonnen, und folglich für’ die Fortpflanzung nur ſchwach find. Dies ift bey dem weißen, bärtigen Europäer, und _ Schwarzen Eraußharigten Afrikaner niemahls ber Fall. Diefe beyden Gattungen verbreis ten ſich durch alle Klimate, vermehren fich beträchtlich dafelbft und find bie haͤrteſten Ar⸗ beiten zu ertragen fählg, Woher kommt diefer Unterſchied? Weil die Indianer den älteften Menfchenftamm ausmachen und bie anderen alle von ihnen herkommen. Die leichten Nüangen, bie eine Gattung zumeilen mit der anderen zu vermifchen fcheint, find dagegen oft durch einen abgebrochnen Uebergang zwiſchen zwey Gattungen, die wenig Analogie mit einander haben, unter, brochen; aber es muß Öattungen gegeben haben, die diefen Uebergang fanfter verkettes -' ten. Kann man fo nicht annehmen, daß es ehedem Satyrs gab, die den Hebergang zwi⸗ {hen Drang » Utang und Neger unmerklider machten. Da diefe Zmifchengattungen zerftört . waren, fo entftanden Luͤcken daraus, bie an vielen Drten bie unermeßliche Kette der * unterbrachen, die @ fonft von der gröbs ar aröbften Pflanze bis zum thätigften oerläntige ften Thiere erſtrecken wuͤrde. Man kaun hierans den Schluß machen, dag die Natur große Hilfsmittel zut Errei⸗ ‚hung ihrer Endzwecke har. Sie liebt Vers wandtfhaften, fie begränzt das Dafeyn aller ihrer Produkte; fie bedient fi alter Gats ‚tung um neue ind Leben zu rufen, und gelangt dahin durch gelinde Abweichungen, die man “immer für Mißgeburten hielt: Welche bes munderungsmwürdige, Einfachheit der. Mittel, Wollen wir ihr num noch diefe Abweichungen zum VBorwurfe machen. Ihr Zweck, felbft bey ihren unvollfommenften Erzeugniſſen iſt nicht Hervorbringung von Mißgeburten. Im⸗ mer iſt er Vollkommenheit. —9 — 441 RL Ueber den Mammouth, ein Brönländi: ſches Thier, wovon ſich Rnochen und uns geheuere Zähne in Europa, Aſien und Ame⸗ rika finden, vom sen. de la Coudreniere. Die Ueberbleibſel ungeheuerer Thlere, die D ſich häufig in Europa und in den mit⸗ ternächtlichen Öegenden von Aſien und Ames rika finden, haben bie Naturforfcher von je- „her außerordentlich befhäftigt. Der Hr. Gr, von Büffon, dem die Naturgefhichte fo viel ſchuldig ift, glaubt, daß die Elephanten, bie Naßhoͤrner, die Flußpferde und andere Thiere aus den mittäglichen Gegenden zus erft urfprünglich den Norden der beyden Con⸗ tinente bewohnten, und daß fie, nachdem dieſe Theile der Erdkugel beträchtlich Fälter wurben, fich in bie wärmeren $änder Aſiens und Afrikas verbreiteten. Aber hätten diefe Thiere Sanada bemohnt und fich jemahls an . ben Ufern des Dhio und Miffifippi aufgehals ten, warum zogen fie fih nicht nach dem Kaͤl⸗ terwerben dieſer Landſchaften in die mittäglis chen Theile von Amerika zurück? Sft der Sag wohl gegründet, daß ber Iſthmus von ’ öf Pana⸗ 448 “Ic [3 Panama, der zum menigften 15 Linien breit ift, immer einen unüberwindlihen Graͤnz⸗ punkt für die Elephanten bildete. Zum me; nigſten ift diefe Vorausfeßung Außerft gewagt: Und wenn man fie audy zugäbe, müfte dies Thier zum wenigften ſich nicht in der Pro- vinz Öuatimale, Sucatan, und im ganzen Reiche Alt: Mexico finden? Außerdem find die erfienÖrundlagen diefer Hypotheſe unficher. Die Erde wird nicht Fälter. Europa war vor zweytaufend Jahren Fälter, als ist. Man hat gefagt, daß der Anbau des Landes diefe Verminderung der Kälte verurfacht has " be, aber ift diefe Antwort dem Syſteme Büfs fond zuwider? — Denn da die Erde durch die Bebauung, der Wälder, die fie beſchirm⸗ : ten, beraubt ward, fo ward fie eben dadurch dem Einfluße Falter Winde, des Schnee amd des Eifes mehr ausgefeßt, etwas, dad ihe Waͤrmerwerden doch hätte verhindern möüffen. Und endlich da die Erde an den Polen eingebrückt ift, fo müfte fie dafelbft meit weniger kalt geworben feyn, da diefe dem vorgegebenen Centralfeuer am nächften ſeyn muͤßten. Der Ritter von Lamanon hat erwie⸗ fen, daß die am Ohio gefundenen Ueberreſte dem Elephanten nicht angehören Fönnen. Dies Yo —— Dies hat Hr. a ſchon dem Gr. v. - Büffon aefagt, der ſich davon foausdrückt: Alles was Hr. Collinfon fagt, ift fehr wahr; die großen dafelbft gefundenen Bacenzähne find weſentlich von denen des Elephanten vers ſchieden., — Und doch nad dieſem Ges Rändniffe, muß man mit Erftaunen fehen, behauptet. Büffon, daß die Hauzähne, die man mit diefen Zähnen vermifcht'antrift, dem Elephanten gehörten ; denn wenn die Hauzaͤh⸗ ‚ne von dieſem Thiere wären, fo müften fie ſich bey feinen Zähnen und nicht bey denen eines unbefannten Xhieres finden. FR an v. Lamanon vermuthet, daß bies Thier noch in einigen Winkeln von Sibirien und Amerika verſteckt ſeyn koͤnnte, und hält- es fuͤr eine Wallfiſchart, und nicht fuͤr ein Landthier. — Dieſe Vermuthung gewinnt unter der Feder des Schriftſtellers nicht we⸗ nig Wahrſcheinlichkeit, aber es finden ſich, aller ſcheinbaren Gruͤnde dafuͤr ohngeachtet, eine Menge Schwierigkeiten, die ſie voͤllig umſtoßen. Es gehoͤren ſehr große Meere dazu, um Wallfiſcharten von dieſer Gattung und zum Aufenthalte zu dienen, und die Sf 2 Sal — 6 Salzſeen die man allenfalls in Sibirien an⸗ nehmen koͤnnte, ſind lange nicht zureichend groß, fo ungeheure Thiere zu enthalten. Davon überzeugt uns das fajpifhe Meer. Denn die, welches einen weit arößern Ums fang hat, als alle ſibiriſchen Meere haben . Tonnen, enthält nur Thiere von einer mittles ren Größe. Plinius und mehrere andere 7 Naturforfcher fagen, daß dies Meer weit mehr mit Seeungeheueren angefüllt fey, als alle andere; aber da man beffer mit ihm befannt wurde, fo wurden aus biefen Unges heueren weiſſe Fiſche zwanzig Fuß lang, See⸗ hunde, und einige große Fiſche, die nichts weiter vermögen, als höchftens die Fleinen Fiſcherkaͤhne ummerfen. Alfo koͤnnen die tiefen Thaͤler zwiſchen den Gebürgen Sibiriens keine ſo große Seen enthalten, daß ſo unge⸗ heuere Thiere, als der Mammouth, ſich dar⸗ in aufhalten koͤnnten. — Hierzu fuͤge ich, daß die Cetaceen ſich nicht aus dem ſalzigten Waſſer entfernen koͤnnen. Wenn einige Thiere frifhes Gras an den Ufern des Meeres freifen wollen, fo entfernen fie fi nur wenig und Tehren bald in ihr natürliches Element zuruͤck. Wie wär e8 denn möglid, daß diefe Getaceen einen fo anfehnlihen Weg zurücklegen, und da⸗ * er⸗ WEICH fterben Fönnten: wo man noch frifche und oft noch blutige Weberbleibfel ded Mammouth findet ? Diefe Gründe fcheinen unwiederleglich zu beweifen, daß dieſe außerordentlichen Zähne und Knochen Landthieren angehören. Indeß fagen fie gar nichts gegen die Scharffinnige Peit diefer Hppothefe des Hrn. Lamanon um die Bildung der großen Haufen von Meer⸗ thieren zu erklären, und nöthigen ung nicht gerade, zu den mehr als gewagten Hyporhes fen anderer Naturforfcher unfere Zuflucht zu nehmen, Denn man kann gar nicht daran zweifeln, daß die beyden Continente eine_ Menge großer Salzwafferfeen, die ißt nicht mehr vorhanden find, enthalten hätten. Ar. Collinfon behauptet mit großem Rechte, daß biefe Meherbleibfel, vie man am Dhlo gefunden hat, die Ueberbleibfel eines ungeheuren unbefannten Thieres find, welches die Hauzähne des Elephanten hatte, und im übrigen feinem Geſchlechte ganz eigene Zähne. Dies ift den Fanadenfifchen Wilden fo wenig unbefannt, als den Ruffen, von denen einige es lebendig gefehen zu haben vers fihern, Wenn einer und der andere hierz 5f3 von 2 Be he 5 von Fabeln erzählt, fo bemeift dies nichts weiter, als daß dies Thier felten fey und feiz ne Größe fie in Schrecken feße, Aber was hat es für eine Geſtalt? — Wovon nähre es fih? — Und welche Gegend” bewohnt es am häufiaften? — Ich antworte hier⸗ auf? Seine Geftaltinähert fi der des Baͤ⸗ ven. — Es muß alles frefien. — Und in Grönland bemerkt man es am häufigfien. Nachdem, man die Aeberbleibfel des | Mammouths in Europa, Afien und Amerifa 7 gefunden hatte, fo hätte man doch wohl bie wentgen Vefchreibungen, bie man von Groͤn⸗ land hat, zu Rathe ziehenfollen, weil dies große Sand zwifchen diefen großen Welttheilen liegt. Ich ließ mich vor einiger Zeit in biefe Unters fuhung ein, und fand, daß dies Thier im Grönland fehr bekannt ſey. Man fagt bas von, daß es ein ſchwarzes Fell, die Geſtalt eines Wären habe und ſechs Klafter hoch fey *). Der Verfafier der Reifebefhreibung fagt, die Furcht habe das Thier vergrößert. Uber ift jene Verficherung gegründer, fo muß man body auf eine ungeheuere. Größe bed Thieres fließen, weil fie alle Nationen In Schreden fezt, die das Thier ge,chen haben wollen, | Man *) en Geſchichte der Reif, XIX, Band. .3. 3 *564 . ** 447 Man kann nicht mehr an dem Daſehn eines Landthieres im Norden zweifeln, das den Elephanten an Größe weit übertrift, noch daran, daß der Mammouth der Rufs fen, der Ochſenvater der Fanadenfifchen Wilden, und der große fchwarze Bär der Grönländer nur ein und daffelbe Thier find. — Warum tft dies Thier aber in Afien und Amerika weit feltener, als in Groͤn⸗ Yand? Diefem Einmwurfe zu begegnen, nehm ich an (und ich werde es in einem anderen Werke mit den ftärkften Gründen belegen) daß Grönland mit Amerika und Aſien durch zwey Landengen zufammenhängt. Wenn der Hunger die Mammouths in Grönland quält, fo gehen fie nad) Aſien und Amerika über, ‚finden fi dann unter einem fremden und ihnen vielleicht unguͤnſtigen Himmelöftriz che ifolirt, koͤnnen ſich nicht fortpflanzen und fterben dann in biefer Entfernung von ihrem Vaterlande. WBieilleicht befindet ſich auch diefe Gattung feit mehreren Jahrhun⸗ berten imber Periode ihres Berfalles und koͤnnen : fi) barum unter unferm Himmelsſtriche nicht - fortpflanzen, Eine Muthmaßung, die um fo mehr Wahrfcheinlichkeit hat, weil meh: rere Thatſachen es zu beweifen ſcheinen, daß die Gattungen ſo gut ihre Bluͤthe⸗ und ihre WVerfallzeit haben, als die einzelnen Individua. 4 Es ı W 448 a a Es waͤre zu wuͤnſchen, daß man über | dies ungeheuere Thier mehr Aufklärungn hätte, Indeß darf man mohl nach einiger Aufmerkſamkeit die Vermuthungen wagen, daß e8 bey der Achnlichkeit feiner Geftalt mit der bed weiſſen Bären *), auch mie diefer omnivor ift, d. h. olles frift, fi) fomohl von Vegetabilien, ald von Fifhen,. Mufcheln und Landthieren nährt. Dies fcheint auch einem Thiere von fo ungeheuerer Größe felbft nothmendig zu feyn, vorzüglich Im Norden, wo bie vegetabilifhe Schöpfung nur arm ift. ts Endlich Eönnen wir annehmen, daf nie Elephanten auf dem feften Sande von Ames rifa lebten, und ba die Thiere der mittägs lichen Länder nicht vom Norden kamen; daß die Kräfte der Natur unter der Eiszone nicht erfterben, da fie zur Bildung fo ungeheurer Zhiere, als der Mammouth und der Wall fiſch von Grönland, Hoch ftarf genug find; Es giebt außerdem noch mehrere Xhtere,diedies N fe Gegenden und dies Eisland bevölkern, 3.8. der Adler ift daſelbſt fo groß und flarf, daß er ſehr gewöhnlich junge Meerkälber entführt; und *) Es giebt kein gefraͤßigeres Thier, als un⸗ ſere weiſſen Bären. J a 449 und bie Schaafe, welche bie Dänen hinüber gebracht haben, find-größer und ftärker , als in Europa geworben. Diefe Wahrheiten wer; den und weniger in Erftaunen feßen, wenn wir betrachten, daß der Condor, der größte aller Raubvögel,fich nicht in denheiflen und nievrigen ändern von Amerika und Afrika findet, fon dern nur die hoͤchſten Gebirge bewohnt, wo bekanntlich die Luft fehr kalt iſt. Der Laͤm⸗ mergeper auf den Alpen, der mit bem Condor verwandt iſt, giebt noch ein ſolches Beyſpiel. 6 238: RL uns Bi Ueber einige Inſekten der Barbarey, von Sen. A. Poirer, ’ ’ J aͤhrend der Reife, die ich in die Bar⸗ barey, und befonders in ben Theil derſelben, ber mit dem alten Numldien übers einfommt, gemacht habe, ‚habe ich mehre dies fen Aimmelsftrihe ganz eigene Inſekten zu bemerken und zu unterſuchen Gelegenheit ges habt, Ich ſchraͤnke mich hier ganz allein auf diejenigen ein, wovon ich noch Feine Beſchrei⸗ bung in irgend einem Schrifiſteller gefunden, oder uͤber die ich einige | neue Bemerkungen — habe. | Die Heuſchrecken. Diefe unferen Erndten fo nachtheis ligen Gefchöpfe fireihen in der Barbarey, gegen das Ende des Frühlings, in fo dicken Wolfen auf den Feldern und Wiefen, dag ihre lermende Flucht dem Reifenden zuweilen beſchwerlich faͤllt. Aber die Vegetation in dieſem Lande iſt ſo ſtark, der beſaͤeten Felder ſind ſo wenige, daß man ſehr ſelten die Verwuͤſtungen dieſer ungeheueren Menge von Heuſchrecken bemerkt. Außerdem haben Re eine ange von N ai ‚ benen fie zur Nahe — ) o ( * 451 Nahrung dienen. Ob ſie gleich von Natur nur gras freſſend ſind, ſo liegen ſie doch in ei⸗ nem unaufhoͤrlichen Streite mit einander, und die uͤberwundenen werden von den Siegern, wenigſtens zum Theil, verſchluckt. Sie dienen außerdem den Schlangen, Eidechſen, Froͤſchen und mehrerenFleiſchfreſſen den Voͤgeln Jur Beute. Ich habe ſie im Magen des Ad⸗ ler, des Kaͤnzchens, der Ohreule gefunden Die Mauren eſſen ſie ohne Schwierigkeit. Sie gehen auf die Heuſchreckenjagd, wie wir auf den Froſchfang. Sie braten ſie in ein wenig Oehl und Butter, und verkaufen ſie oͤffentlich in Tunis. Man wird nun weniger erſtaunen, einen unferer Propheten, Sohanz ned den Täufer, auf dies einzige Nahrungs- mittel, und auf den aͤußerſt vortreflichen wils den Honig ſich einſchraͤnken zu fehen. Die ſtaͤrkſte und gefraͤßlgſte aller Heu⸗ ſchrecken iſt die folgende, noch nicht bekannte. Ich will ihre Beſchreibung und die ihrer Le⸗ bensart verſuchen. Ich habe in Abſicht der bier; zw beſchreibenden Inſekten mich nach der Methode des Fabrizius gerichtet, und den neuen Gattungen die Nahmen gegeben, wel⸗ che mir ihrer Organiſation am angemeſſenſten vorkamen. Ka . @ik — a Grillus Numidicus. thorace carinato, alis minimis, fquameis, cauda non armata, Diefe Heuſchrecke, welche den Charak⸗ ter des Grillus des Fabricius hat, iſt eine der dickſten die ich kenne. Sie naͤhert ſich dem, von Roͤſcl abgezeichneten Grillus Elephas ſehr, indeß unterſcheidet ſie ſich von ihm durch ſehr deutliche Charaktere. Der Elephas hat keine Fluͤgel, iſt weit dicker und ſtaͤrker ge⸗ bauet. Sein Koͤrper iſt an mehreren Orten mit Spitzen und Erhabenheiten beſetzt. Der Grillus Numidicus aber iſt nicht ſo dick, aber weit laͤnger. Er hat einen vollkommen glat⸗ ten Koͤrper, der ſchoͤn gruͤn iſt. An der In⸗ ſention der Ringe, des Kopfes, des Bruſt⸗ ſchildes, der Pfoten, bemerkt man, wenn er ſich entwickelt, feuerfarbene Flecke, die aber nur ſehr wenig ſichtbar ſind, wenn das In⸗ ſekt ruhig und bewegungslos liegt. Es hat nur zwey kleine, ſehr kurze, ovale, ſchuppig⸗ te Flügel an jeder Seite, wie zwey kleine Schuppen, die von unten aus dem Bruſt⸗ fchilde hevvorfommen. Das Weibchen hat Keinen Göbel am Schwanze; aber ihr leßter Ring ift mit vier Zähnen in Form von Spornen bewafnet. Die männlis chen haben baffelbe, indeß laſſen fie fich von den meiblichen fehr leicht unterfcheiden, weil fie beynahe noch einmahl fo Did find. | Die * ** * 6* * 53 Die Larve bieſes Jaſektes erfihefnt ges "gen das Ende ded September, Sie hat eine gelbliche Erdfarbe. Durch dieſe Farbe und den Mangel an Flügeln unterſcheidet fie fi ch von dem vollkommenen Inſekte. Auch macht ſie ihre außerordentliche Schwaͤche und ihre Oberhaut kenntlich, die noch haͤutig iſt und dann erſt ſchuppigt wird, wenn das Inſekt vollkommen ausgebildet if, Mie die Larve dicker wird, verändert ji die Haut. Shre ‚gelblidye Farbe wird dunkeler, und in dem Zeitpunkte, wo ihre legte Metamorphofe bes ginnt (etwas, das ſich im April ereignet, ) wird fie etwag grünlicht und die Grundzuͤge ihrer Flügel fangen an fichtbar zu werden, wenn die Kälte zu heftig ift, verbirgt fie ſich in die Erde oder in den Sand, mo fie bes megungslos und ohne Hunger liegen bleibt. Uber fobald das Wetter milder wird, Eriecht fie . hervor, befeftigt ſich an bie Baumknofpen ober an bie jungen Pflanzen, und verzehrt ſi e ſehr gierig. Ich habe den —— zwiſchen der maͤnnlichen nnd weiblichen Heuſchrecke ſchon angegeben. Dieſe legt ihre Eyer im Julius und Auguſt. Sie vergräbt fich perpendifulair bis an bie Bruft in den Sand, entwickelt ihre ‚Ringe, um ihren Körper bünner zu machen, und 454 kr 5 0 Fer \ und dringt fehr leicht in dieſen beweglichen Boben ein,, Sieift in dieſem Zuftande beys nahe ſechs Zoll lang, wovon viere gänzlich vergraben find.. ie legt ihre Eyer zufams men in eine cylindrifche Geftalt gebacken, von ohngefähr einzölliner Länge und halbzölliger Breite. Gieliegen dicht bey einander, find durch einen (dwärzligen Schleim zufammen geklebt, der mit dem barein gemifchten Sande eine fehr feſte Maffe bildet, Das Weibgen bleibt länger als acht Tage in biefer Lage und ftirbt endlich daſelbſt. Dhngefähr nach zwey Monaten erfcheis nen, wenn die Sonne den Sand erhißt und ſich die Keime entwickeln, bie jungen Larven. Aber ehe fie fi) aus ihrem Loche hervor mas hen, warten fie, bis fie fich ſtark genug fühs len. Sie wählen zu ihrer erften Ausflucht ein mildes, heitered Wetter, Nach der Art, wie biefe Heuſchrecke ihre Eyer legt, und dem Drte wo fie hingebracht merden, Tann ihre Drganifation uns nicht mehr wunder nehmen. Der Saͤbel oder die 7 lange Spiße womit bie anderen weiblichen ” Heuſchrecken verfehen find, mürde ihre zum Eingraben in den beweglichen Sand unnüß ſeyn. Wär aber ihr Körper dicker, und haͤt⸗ \ r te IE 455. te fie die Gabe nit, ihre Ninge auseinans der zu wickeln, fie wieder zurückzuziehen und ihrem Körper eine keilfoͤrmige Geſtalt zu gen ⸗ ben, ſo wuͤrde ſie ihre Eyer nicht in einer Tiefe legen koͤnnen, die ſie vor der Luft zu ſchuͤtzen im Stande wäre, und die Hitze, wel⸗ he jie entwickeln fol, würde weniger conzen⸗ trirt werden. Man begreift, wie lange Fluͤ⸗ gel ihr bey diefer Operation hätten hinders lich feyn müffen. Diefe Bemerkung machte, daß ich eine Menge anderer Heufchrecken von verfchiedenen Gattungen beobachtete, und ih fand, dag ihre Drganifation beynahe immer fi) nad der Urt vichtete, wie fie ihre Eyer legten. Es giebt eine Gattung, deren Flügeljo lang ald der Körper find, und deren Bauch fich in eine Yange Gpiße endet, Dieſe verfens Ten ihre Eyer eins an bad andere in einer geringeren ober, größern Höhe. Sie zier hen ‚einen Elebrigten Saft darüber. Bey jedem Eye, das fie legen, eröfnet ſich ih; re Schwanzfpige, die eigentlich aus zwey⸗ en fi Ereuzenden Theilen zufammengefeßt ift, und jedes Ey glitſcht die Nath hinab, Andere haben fo lange oder oft noch laͤnge⸗ re Flügel, als der Körper ift. Sie haben ‚Leinen Stachel, Daher muͤſſen fie ihre Eyer anf \ ! 456 = DSG auf den bloßen Bobenlegen. Sie verbinden fie mit einem Schleime zufammen, um fie zu befeftigen und den Wirkungen der $uft zu ent: ziehen. Aus den eingegrabenen Eyern kom⸗ men in ber Barbarey die Larven gegen das Ende des Herbftes hervor, inde die auf dem bloßen Boden liegenden nur erft im Frühling ſichtbar werden. . Eine Feihe folder Beobachtungen koͤnnte den Naturforfcher zu intereffanten Entdeckun⸗ gen in Hinficht auf Drganifation und die mans nichfachen Werkzeuge der Inſekten führen, Kürze und Länge ber Flügel, harte oder , membrandfeSchaalen, der Mangel der Spiße, würden nicht mehr gleichgültig fegn. Diez fe Theile würden die Grundlage einer um- fo natuͤrlichern Eintheilung werten, da fie fih dann auf Lebens, und Verfahrungsart eines jeden Individuum flüßen würde, und, man würde nicht mehr Juſekten in eine Klaſ⸗ ſe vereinigt finden, die in Abſicht ihrer Ar⸗ beiten weſentlich von einander abwichen. Dies fe Ideen verdienten eine weitere Auseinander⸗ feßung. Ich will dies bey ihrer Anwendung auf einige befondere Geſchlechter verfuchen, _ Vielleicht konnten dieſe Beobachtungen ‚dem Landmann ſehr nuͤtzen, weil fie ihm viel⸗ leicht ol. Br leicht ein Mittel an die Hand geben Fünnten, biefe gefräßigen Thiere zu vertilgen. Wenn die Erde bald nach ihrem Eyerlegen, in einer gehörigen: Tiefe umgegraben würde, fo würs de der gröfte Theil der Ener, ber $uft, dem Regen, der Kälte ausgefeßt, würde der Waͤr⸗ me, die fie zur Entwickelung bedürfen, un⸗ empfaͤnglich und allmaͤhlig erſterben, oder die jungen Larven, wenn fie ſonſt in ber Er: de fo lange verborgen blieben , bis die Erde zu grünen anfängt, und bie Luft durch die Frühlingsfonne ſich erwärmt, wuͤrden zu früh ihre Wohnungen verlaffen müffen, und fchwers lich dem Hunger: und der. Kälte widerftehen Eönnen, Sie würden auch von einer Menge anderer. Thiere verfchlungen werden, bieder Mangel an Nahrung in diefer Jahreszeit, in Abfiht der Wahl der Nahrungsmittel weniger ſchwierig macht. Sch komme auf unfer Inſekt zuruͤck, wovon ſich eine merk wuͤrdige Varietaͤt ſindet. Grilfis Numidicus cruentatus, toto cor- pore maculis fanguineis Cooperto, Diefe Varietaͤt ift allenthalben mit aros Ben rothen fchattirten Flecken bedeckt, Beym erften Anblick könnte man das Snfeft. für zerriffen und blutig halten. Mur die Füße wo EN un ing Gruͤnlichte. Sch Gg habe 458 es )oc ** habe mich durch eine Menge Beobachtungen verſichert, daß dieſe Varietaͤt nicht zu der vorigen gehört, wie dies bey mehreren Heu⸗ ſchrecken der Tal ift, deren Farben ſich mit der Zeit verändern. Sphex Maxillofa nigra, abdomine violaceo, apice fulvo, alis hyalinis fulvis, ante» ‚rioribus apice violaceis, maxillis ar- cuatis, acutis, longitudine et forma capitis. Dies prachtvolle Inſekt, welches der Weſpe aͤhnelt, fand ich in dem Gewebe ei⸗ ner Spinne, von der ich unten mehr ſagen werde, eingewickelt. Vielleicht war es der Angreifer; denn man weiß, daß es ſich ber Spinnen bemächtigt, oder der Inſekten⸗ Larven, die es toͤdtet, und feine Eyer inihre Leichname legt: Dann macht ed mit feinem Hinterfuß einen Kothflumpen, legt das Infekt mit feis nen Sungen hinein, und, verfchlieft die Defz nung forgfältig wieder. Seine Jungen, bie in jedem Inſelte neben einander liegen, finden bey ihrer Eintwickelung bie ihnen dien⸗ liche Nahrung. Gie verlaffen ihr Haus nicht eher, ald wenn fie vollkommen ausgebildet ſind. Ich habe dieſen ſchoͤnen Sphex nir⸗ gends wo anders finden koͤnnen. Doch naͤ⸗ hert er ſich dem Sphex des Fabricius, und —— — — — PR Fe 459 und unterfeheidet fi) von ihm nur durch die Länge feiner Kinnbacken. Sein Kopf iſt platt, beynahe hemiſphi⸗ riſch. Aus jeder Seite kommen zwey ſtar⸗ ke Kinnbacken in Form langer, duͤnner, ſehr ſpitziger, mit roͤthlichen Haaren beſetzer Zan⸗ gen hervor. Sein Mund iſt mit vier Baͤrt⸗ gen beſetzt. Seine Fuͤhlhoͤrner, wie die des Sphex, Sein Bruſtſchild Be vorne zweh dicke, ſchwarze Erhoͤhungen. Der Kopf und das uͤbrige des Bruſtſchildes iſt gleichfoͤrmig ſchwarz gefärbt. Die Flügel find rothfahl. Das Außere der erften blau. Der Bauch hat eine ſehr artige eyförmige Geftalt. Er iftglatt, ſtahlgrau, etwas rothz gelb an ben letzteren Ringen gefleckt. Die Füge find rothfahl; fünf Urtikulationen an ben Tarſen. An jeder Artikulation rothgelbe Haare in Form einer Bürfte, Culex Argenteus, dorfum fquamisargenteis exornatum,, pedibus fafciatis, Obgleich dies Infekt in meiner Samm⸗ lung beſchaͤdigt wurde, fo glaub ich doch, eis ne Beſchreibung ſchuldig zu ſeyn. Dies iſt die in der Barbarey gemeinſte Muͤcke. Sie Gg2 hat 460 * BL hat die Groͤße der unſrigen, aber fie ift fo pradivoll gefhmücdt, daß ich ihr oft die Stiche, des Vergnügens fie zu bewundern mes gen, verziehen habe. Der ganze Körper, vor⸗ züglicd der Nücken, ift mit filberfarbenen Schuppen bedeckt, die wie runde blißende Slittern auf einander liegen, Ihre Füße find mit abwechfelnd braunen und filberfarbenen Banden geziert. (Die Forsfeßung Fünftig). Nachricht. Die zu dieſem Bande noch gehoͤrigen Rezenſionen haben wegen Mangel an Raum für den Fünftigen zuruͤckbleiben muͤſſen. * — ⸗) Magazin für Algen Natur» und Zhiers Geſchichte herausgegeben von C. F. A. Muͤller D. Fuüͤnftes und ſechstes Stuͤck. Mit Kupfern. Goͤttingen und Leipzig, bey Johann Daniel Gotthelf Broſe. 1796. —J eh Te a | “ SER 3 / a ©. Fe J EM ae A 3 3 FEAR —* — u Inhalt des 5. und 6. Stuͤcks I. Ueber einen rothen Skorpion in Languedok ven Hrn. Amoureux. 461 II, Ueber die Wiedererzeugung am Körper der Fifhe, vom Hrn. Brouſſonet. ⸗ 478 UI. Etwas über die Erzeugung. ⸗488 IV. Etwas über: einige Beobach⸗ tungen, den Juſtinkt und befons ders die Lebensart der Ameiſen betreffend. (Beſchluß). ⸗ 505 V. Hr. Poiret uͤber einige Juſek⸗ ten der Barbarey. (Beſchluß). 525 VI. Ueber die Bildung ber Körper durch die einfache Aggregation } der gr ag Inba It ‚ber organifirten Materie, vom Hrn. Seyniers. + ⸗ VII Beytrag zur Geſchichte des Athemhohlens der Fifhe, vom Ken. Drouffoner ss #5 vn. Immanuel Rant. ⸗ 337 551 _ 582 Ueber einen rothen Skorpion in Canguedok VE ade D. Amoureng, = s iſt in der Naturgefchichte ein allgemein — angenommener Gebrauch, dag diejenis gen welche zuerſt ein Inſekt oder eine Pflanze - ausfindig machen, fidy derfelben auch gleich eis ned Eigenthumes bemädhtigen, das ihnen.ans , gehört. Iſt das aber nicht ein übelangemaßs te8 Eigenthumsrecht, woran mehrere andere Fordernngen haben! Die Erde ift mit Pflans zen, Thieren und Mineralten von allen Gats tungen bedeckt, und bag Recht der Entdek⸗ kung kommt denen nur zu, welche ein vor ihnen noch unbekanntes oder ſchlechtgekanntes Individuum zuerſt genau und vollſtaͤndig be⸗ ſchrieben. Ein jeder Naturforſcher macht aber Anſpruͤche hierauf, und dies iſt der erſte Ans laß zu einer endlofen Vegvielfältigung der Beſchreibungen. x. Ich glaube indeß dieſen Vorwurf nicht durch meine itzige Beſchreibung einer neuen 2b Skor⸗ 462 eV CR Skorpionart zu verbienen, welche man in Sanguebof antrift. Dies Thier iſt nur den den Noturforfchern duch die Beobachtungen des Hrn. von Maupertius, Mitgliedes der Akademie ber Wiſſenſchaften bekannt gro worden, und ſelbſt in dieſen ſcheint mir der eigentliche Charakter dieſes Inſektes zu fehler, und in den ſonſt ſo ſorgfaͤltigen ſeiner Abhand⸗ lung a) angehängten Kupfern zu fehler, Durch fie irre gelettet hat man den Skorpion von Sourignargues in Languedok, den ich eben beſchreiben will, mit den gemeinen Skor⸗ pion für uͤbereinſtimmend gehalten. Mur die Forbe ift der cinzige Punkt, in dem man beyde Skorpionen unterfchieden findet, meil der haarige weiß, der hingegen im mittägliz dien Frankreich fo gemeine braun oder ſchwaͤrz⸗ lid und er Eleiner iſt. | Er mag nun eine eigene Gattung, 4 eine Abartung ausmachen, ſo haben ihn die ſyſtematiſchen Schriftſteller ganz uͤberſehen oder mißgekannt. Linné und Fabrizius, melde bie Kenntniß der Inſekten fo weit ge: trieben und ausgebreitet haben, ald man von. uns fern Zeitalter nur immer erwarten Tann, erwaͤh⸗ nen feiner nicht mit einer einzigen Sylbe; und ber eine von ihnen hat nicht mehr als ſechs Gat⸗ tungen von Skorpionen, undder andere acht bis | neun, a) Annde 1731. \ 2,8 ) 0 En h 463 nem‘; ** unter dieſen allen ———— zu beſchreiben, wovon in dieſer Abhandluns: dic iſt. — Hr. von Villiees aus Lhon, der neu⸗ erlich ein betraͤchtliches Werk uͤber die Kennt⸗ niß der Inſekten herausgegeben hat, in dem eine ausnehmend große Menge verfchledener neuer oder vorher wenig gefannter Inſekten befährieben tft, vorzüglich won folhen, die fich im mittäglicden Frankreich befinden, ers mwähnt nur eines einzigen, und nur des allers gemeinften und allerbefannteften, europälfdyen Skorpions und begreift unter dreyzehn Cita⸗ tionen, die er ihm als Synonymen zurechnet, auch den vom Hrn. von Maupertuis bes chriebenen. Hr. von Villiees hielt ihn das er fuͤr daſſelbe Inſekt oder nur fuͤr eine Ab⸗ rtung derſelben. Die folgende Befchreibung ird diefen verdienſtvollen Naturforfiher leicht om Gegentheile überführen koͤnnen. i u Der Skorpion von Sourignargues ver⸗ ient als eine eigene Claſſe aufgeftellt zu wer; en. Seine Geftalt, das Verhaͤltniß feiner heile zu einander, feine Farbe unterfcheibet hm ſchon in gemeinen, ununterrichteten Aus en. Die Entomologiften finden aber in ſei⸗ nem Pecten einem dieſer Gattung ganz eigens oh 2 thuͤm⸗ \ thuͤmlichen Gliede, b) deffen WVerrichtungen man aber noch nicht Fennt, ein nod unters ſcheidenderes Merkmahl. - Hierdurch wird feine Befchreibung eine größere Kürze, feine Benennung einen bebeuteudern Sinn, under faft kein Synonym erhalten, da Fein Haffıs fizirender —— jemals RE erwähnt hat. Um nad der Ordnung der neueren Enz tomologiften zu verfahren, will ich folgende Saͤhe angeben, denen ich eine genauere Er⸗ klaͤrung und einige phtlologifche Betrachtungen nachſchlcken werte, ber allgemeinen Einrich⸗ tung folder Abhandlungen gemäß. 1 Nomen. Scorpio oceitanus. Charabker. Pedinibus 52.ad 60 dentatis, - Synonimia. "Maupertuis, Academie des Sciences, 1731, Fig. Amoureux Notice des Infe&tes veni- | meux. | de Villers, Entomologia L. IV. Habitatio. in Gallia Narbanenfi 1,} loco - Sowvignargues didto. In ruderatis.- Deferip- b) Peälines foli Scorvionum, generi propriäl numero radiorum fpecies diflinguunt Philo- 4 ‚foph, Äntomolog. Vlil. diff, $, 20, Y 1 21 4 4 * u 465 " Deferigria, Corpus nudum, depreflum, rufum, fegmentis —— quafi im- —— Magnitudo duplo vel triplo . major europaeo. Longitudo ab ore ad . mueronem, 2 poll. etc. latitudo inter ma- nus’expanfas, 2 poll. etc. Caput non a thorace diſſinctum. Os retractum in pectore. Palpi duo por- redi et — Seiler, nigri, Oruli 8. Quorum 2 2 majores approximsti prominuli fupra thorscem nigerrimi. 6 minores ad latus vtrumque thoracis. Anus 5. chelae 2 frontales, angulatae, truberculatae. Pollice et digito edge tis, intus ferratis. j IN Thorax rugofus , » tuberculatus. > Prlines 2 albidi, inter pectus et abdomen plarimum dentati. Pedes g pedtoriafhci, albefcentes, com- prefi , curforii, femoribus poficis lon- gioribus, Tarf articulis 4, imis hi- Spidis, pe : Abdomen annulatum fubtus — pertu- fum quafi ocellis vel maculis octo pi d ctum. 98 Hh3 Cauda a N Cauda elongsta, nodofa, 6 articulats, to- rofa, angulata, tuberculata, fupra ful- ca'a, artieuli ſenſim crefcentes pollu- eidi, vltimo conflato ex ampulla mem- branacea, turgida et mucrone, nigro, corneo, arımato, Demerfungen über das Geſchlecht dee Skorpions überhaupt und beſondes über die Gattung von Sourignagued, | Kein anderes Inſekt verbient dieſen Nah⸗ men fo fehr, wenn bie Einfchnitte und Ringe den Hauptcharafter berfelben ausmachen fols len, Der Skorpion ift ganz zerfehnitten, ganz zeraliedert. Sch zähle an feinen Körper mehr als achtzig ganz verſchiedene Stücke, wevon ihm fiebzig geranbt werden koͤnnten, ohne feis nien Xod unmittelbar nady ſich zu ziehen, mie ich an denen den Verſuch gemacht habe, welche ich Herflümmelte, indem ich ihnen den Schwanz, die Pfoten, die Aerme und die pedtens nahm. Wenn aber auch eine fo große Menge einzels ner Stücken dazn gehören, das Inſekt vollz ftändig zu bilden, fo fehlt ihm dech nody ein Attribut, welches die größte Anzahl der Ins feften in ihrem volll ommenen Zuflande aus⸗ zeich⸗ ae 2 ER E ich mehne die Antennen. Doch hat der Skorpion nicht allein dieſen Mangel. ſon⸗ bern er ift ihm mit mehreren anderen Inſek⸗ teu gemein, 3.8. mit den von Muͤller c) bes ſchriebenen Wafjerwanzen, mit den Spinnen d). Um ihn des Mangels der Fuͤhlhoͤrner wegen zu entfhädigen hat der Skorplon acht Augen, (die Spinnen find ebenfalls mir ſechs bis‘ fieben verfehen). Acht Augen melde cin Inſekt von der Natur erhalten hat, das in ber Dunkelheit lebt, Fommt denen vielleicht als eine Verſchwendung vor, melche immer fid) über, eine Ungleichheit der Natur in der Austheilung ihrer Gaben zu beflagen geneigt find. Aber die Vorficht welche nichts vergeb⸗ lich gemacht hat, hat vielleicht eine folche Menge von Augen einem Jaſekte für nothmwens dig erachtet, welches einen unbeweglichen, mit ber Bruft genau verbundenen Kopf hat, Die beyden Haupts Augen liegen oben im Körper und find in unferem Inſekte fehr glänzend. Er hat fie immer auf feine Beute geheftet, wenn.er fie mit feinen Aermen ergreift, waͤh⸗ rend das er feinen Schwanz und Stachel in Form eined WBogens über feinen Körper biegt, am feine Beute zu fechen, wenn fie ihm Wi⸗ un Hh 3 der⸗ €) Memoires des Savans Etrangers. Tom, VIII d) Fabricii, genera Inſectorum und — En- . tomologicum, ae a derftand leiſtet, nicht um ſich felbft zu verwun⸗ x den, wie ber allgemeine Glaube iſt. Wir has ben ſchon andermärts die Beweife vom Gegens theile gegebene) die ſechs Augen zur Seite; die kleinger als die vorher erwähnten, aber ſchwarz und fo glänzerd als fie find, dienen dem Inſekte alles zu fehen, was ihm an den Orien vorshrilhaftes oder nactheiliges vor⸗ gehet. Die Menge und Stellung der Augen erſezt daher ihre Unbeweglichkeit, fo. wie bie Bewegbarkeit der Augen des Chameleons bie Unbeweglichkeit ſeines Kopfes. Ob die Skorpionen gleich mit act Augen verfehen find, ſo flihen fie doch das helle Tas gesliht, uud was noch erſtaunlicher ift, ob fie gleich den Aufenthalt unter Ruinen, unter Steinen und an Fühlen Dertern lieben, fo find fie ſaͤmtlich doch Bewohner der heißen Laͤn⸗ der, von Afrika, Amerifa, dem Wergebirge ber guten Hofnung, us ſ. m. der Skorpion von Europa findet ſich lediglich in Stalten, Spanien und in ben mittäglichftien Propinzen Frankreichs. Um Paris herum teift man Keine Spur von ihm an. hr, von Linne wünfdte Schweden Gluͤck, das ihm nur das einzige Inſekt fehle; ein fehr glücklicher Mangel mit dem jeder, der Naturforfcher allein nußs . BERN, fehr zufrieden feyn wird, | Die €) ©, meine Verſuche in de Notice des Bee de la France, u. ) o( ** 469 Die Aerme des Skorpions beſtehen je⸗ der aus fünf Stuͤcken; fir fiehen beynahe hoͤ⸗ her als der Körper und Kopf, oder, um fi deutlicher auszudrücken, die Defnung des Mundes wird beynahe durch thre Inſertion verdeckt. Alle articulirten Theile find edigt und mit Erhebungen in Form Kleiner Perlen verfchen. Der Daum und der bewegliche Sins ger, melde die Gcheere bilden, find länger und weniger, dick bey dem Skorpion von Sou⸗ rignargues, ald bey dem gewöhnlichen, Sie find, innwendig mit Kleinen Sereaturen verſe⸗ hen. re Die acht Geltenfüße am Thorax find platt und aus ſechs Sliedern zufammenges feßt.. Die Hinterfüße, melde etwas laͤn⸗ ‚ger find, haben ſieben dergleichen. Wenn bad Infekt läuft, und es läuft mehr als dag ed gienge, foift ed ganz Fuß. Seine beys den Berlängerten Aerme feinen ihm felbft ‚ zum Fortkommen behülflih zu feyn, und in dieſer Stellung verfcheint er noch einmal fo groß. Wenn er in Ruhe ift, kriecht er. ein; feine Aerme, Füge, fein Schwanz, alles faltet fi ch wieder zuſammen. Zwey Gattungen Enorpelartiger Räte, melde: in Geftalt von Anhängfeln von der Baſis des Thorax herabhaͤngen, und welche das Thier, gleich er bewegt, find der . 5 Kaupte ‚470 wir yo( — Hauptcharakter des Geſchlechtes und aller Gattungen desSkorpions, nach der Anzahl ber inneren, etwas gebeugten Zähne. Der Skorpion von Sourignarques hat verhaͤltmaͤßig viel Tängere Anhaͤngſel als ir⸗ gend eine andere Gattung, und auch die An⸗ zahl der daran befindlichen Zaͤhne iſt weit be⸗ traͤchtlicher. Sch habe ihrer an jeder Seite ſechs und zwanzig bis zu dreißig gezählt. Vielleicht ift diefe Anzahl nach Maßgabe des Alters verſchieden. Died mag indeg feyn wie es will, fo iſt ihre Anzahl, von zwey und fünfzig bis fechzig Zähnen oder Einfehnitte weit ftärfer, als die an den anderen befann- ten Skorpionen welche niemals.mehr als ſechs bis zwey und dreißig beträgt. Sie können daher eine befiimmte Abzeichnung der Gat⸗ tung ausmachen, die ich eben befchrieben habe, und man Fann fie als ein Unterfcheldungszeis chen vom europaͤiſchen Skorpion anfehen, wels der nur achtzehn, zuweilen gar nur ſechszehn beſizt. Der Bauch ded Skorpions wird durch fuͤnf zuvor daruͤber gehende Einſchnitte ge⸗ theilt. Man unterſcheidet hier acht beſondere Merkmale, welche mir bey den verſchiedenen Indibiduen, welche ich zu unterſuchen Gele⸗ genheit gehabt habe, abweichend vorkamen. Sie ſind bey mehreren undeutlich, und bey ir i andern Joc Fe 471 — wleder ſehr hervorſtechend; bald laͤng⸗ licht wie Knoͤpfe, bald rund wie Augen, von einem helleren Gelb, als der Bauch iſt. Sind dies vlelleicht die Stigmas, welche den andern Inſekten zur Seite angebracht ſind? Ich glaubte vordem, dieſe Merkmale kaͤmen nur den weiblichen Skorpionen zu, welche einen breitern Leib haben, aber ich habe fie nach⸗ her auch bey weit ſchinaleren Individuen wahrgenommen. Der Obertheil des Koͤrpers in Erman⸗ gelung des Thorax, iſt von ſechs Einſchnitten bis zum Anfange des Schwanzes zertheilt, welcher ſechs ſehr bewegliche Artikulationen bes ſizt. Die vorlezte davon iſt die laͤngſte, und die lezte, welche von der Giftblaſe gebildet wird, iſt birnenfoͤrmig, aber an unſerem Skorpion viel aufgeblafener und. runder als - am gewöhnliden. Alle Knoten des Schwan⸗ 3e8 find ebenfalls größer und durchſichtiger, fie find mit acht bis zehn Ecken verfehen, und‘ find oben wie runzlicht. ; Das Infekt iſt in feinem Umfange viel ‚größer, flärker und nervigter ald der gemeine Skorpion, er. giebt ihm in feinem, etwas außer in.den Händen nad, weldye bey den Iezteren ftärker find, Um aber ben Unterſchied noch deutlicher — und das Ein⸗ zelne Me * \ 47% — zelne ſeiner Struktur, ſeine Zierrathen, Spit⸗ zen, Linten Knoͤtgen, Haare zu unterſcheiden, muß man ihn unter das Vergroͤßerungsglaß bringen und ihn lebend beobachten. Dann erfheint das Infekt voll von ſymmetriſchen Spitzen. . Dies Eigene hat man in den der Abhandlung des Hrn. von Maupertuis beugefügten Rupfern darſtellen wollen; nur find fie etwas arob gerarhen. Ein Skorpion den manganz einfach in Brunnichs Elementen verzeichnet findet, fiheint eher unferer Gattung ald dem europaͤiſchen Skorplone anzugehören. Er ift von keiner befonderen Beſchreibung bes gleitet. Um noch den Zunahmen den ich ihm ge⸗ geben habe zu rechtfertigen, fuͤhre ich nur das an. Da die Trivialnahmen der verſchiedenen Gattungen bekannter Skorplone von dem Orte ihres Aufenthaltes abgezogen ſind, und man diefe Benennung duldete; ob die Entomologi⸗ ſten f) glei nicht mit ihnen zufrieden find, fo habeich mic) nach dieſem eingeführten Gebraus che gerichtet, und ich Fonnte diefe Gattung das her mit feinem anderen Beynahmen belegen, bis dem ber, mittäglichen Probinz don Frank⸗ reich, in der fie fich bis izt noch am meiften bemerflih gemadht hat, Sourignargues In dem Diftrifte von Nismes und von biefer Stadt fünf Meilen entfernt ift der einzige Drt “0m 4 F ’ J in Ö Philofophia Entomolog, VIL nomina $. 39. N 1003 Gt ee 755 in Languedok, von dem ich gehört habe, dag man befelbft diefe Gattung des weiffen oder rothen Skorpionen entdeckt hätte. Ar. von Maupertuis hatte behauptet, daß diefe Gate tung ſich in den umliegendenden Gegenden von Montpellier fänden und der gemeine Skor⸗ pion in den Häufern wohnte. Aber ich kann verfichern, daß ich feit mehr als dreyſſig Jah⸗ ren in dieſen Gegenden von Montpellier ums herlaufe, und niemals etwas von demjenigen Skorpion wahrgenommen‘ habe, von dem _ hier die Rebe ift g). Und wenn er in dieſem Lande ſich findet, warum ließ er denn, da er feine Verfuche doch an bein nemlichen Orte anftelte, fi) die Sforpione von Sourignar⸗ gues Fommen ? — Nun bleibt uns allein noch die Unterſu⸗ chung eines Punktes in der Naturgeſchichte des Storptonen übrig, deſſen Kenntniß ung eben fo intereffant iſt. Gebiert der Skorpion Ies bendige Junge oder in Eyern, wie beynahe alle Inſekten? Die Frage ſcheint von Aellan zu ) Der Sorgfalt des gelehrten Verfaſſers vom Dictionaire de Phyfique Sen Seine. Paulian von Rismes verdanfe ich die lebendigen Skor⸗ pionen, an denen ich die auszeichnende Ges ftalt des pecten bemerkt habe, von dem ich‘ die Menge der Einfchnitte nicht an trocknen Eremplaren beftimmen founte ald ich meine Notice des Infeötcs repates venimeux ſchrieh Pag; 42% SR A ES zu Gunſten des erften entſchieden zu feyns h) dies wurde nachmals von dem erfahrenften Beobachter des lezten Jahrhunderts, von Redi betätigt, und nach ſechszig Jahren ebenfalls Son berühmten Maupertuis. Der berähms tefte Entomologiſt unferes Zeitalters hat das rüber aber offenbar Zweifel, wenn er fi ausdrückt; Viviparus dieitur i)) — — an redte? k), Auch die Ausdrücke des Ariſtoteles ſchei⸗ rien zu der Meinung hinzuneigen, daß der Skorpion nicht lebendige Jungen gebährer Quin et fcorpiones terreftres vermiculos ouo- rum fpecie pariunt comiplures et incubant. Mox vt prolem 'perfecerunt pelluntur ab ea ipfa, ficut araneis accidit, et interimuntur'a fuis liberis magno numero: faepius vndenos poriunt. L. V. hiflor. animal. c. 26. — Plinius hat dies alles im 26ſten Capitel des 1, Buches, und noch mande haben dies nach ihm 5) Non oua Scorpii, fed fogtus animantes pariunt. Aclianus lib. IV, c. 20. i) Mantiffa Infeftorum. Tom L 17874 k) Philofophia Entomolog. V. Sexus. $. ı2. Ich bin ſelbſt noch Willens, eine Edition des Fabriziug mit neuen Anmerkungen und Ers laͤuterungen zu beforgen‘, um es ganz zu eis nen ficheren Führer in der Juſektenkunde zu machen. ze ee ie Jake 475 ihm wiederhohlt; ſelbſt iſt dies bey feinen neueſten Commentatoren ber Fall geweſen, welche nichts uͤber dieſe alte Sage bemerkt haben, Ariſtoteles kann fo aut durch den fals fhen Schein des Eyes ſich betrogen haben, als er fi über die fo befiändige Anzahl von eilf Eyern betrogen findet. Ein JIgſekt kann vollkommen gebildet unter einer membranoͤſen Huͤlle fi befinden und von einem lebendig gez bährenden Inſekte entfliehen. GE | Was die erfte Geſtalt betrift, in wel: cher der Fleine Skorpion ſich zeist, fo iſt fie ohne Zweifel diefelde, in ten er den Ueber⸗ reft feines. Lebens erſcheiut. Sch habe fehr kleine weiffe und periengraue Skorpfone gefes hen, weiche noch kleiner als der acarus ricinoi- des waren, Und Mathiolus verfihert, fie am Bauche ihrer Mutter ben Laͤuſen ähnlich gefehen zu haben. Er unterfucht bey diefer Gelegenheit die Meynung bed Ariſtoteles: Seine Stelle hierüber ift in mehr ald einer Ruͤckſicht fehr merkwuͤrdig: Plusgquam mille et quingentos collegimus craflos et plurimum ' fardtos. Plures inter eos foeminas inuenimus, ‚ quae fuos nuper editor 'foetus albos pedieuli magnitudine, ſub ventre fecum vbique gere- bant, fingulis eruribus adhaerentes; quaprop- ter non ab re prodidit Ariftoteles..... etc. Nach⸗ 476 * 00* * Nachdem er in einen Eye gebohren iſt, verändert der Skorpion feine Geſtalt nicht mehr, wie dies der Fall waͤre, wenn er aus einem Wurme entflünde, und Hr. Fabrizius geftehet diefes ein, wenn er fagt, indem er. den Geſchlechtscharakter dieſes Inſektes angiebt (genera infeclorum), Metamorphoſis eom- pleta larua octopeda, agilis currens, omni- bus partibus completa, imagini fimillima — victus er laruae, et puppas et imagiuis e ra· pina inſectorum vermiumque. Wenn die Larve und Puppe dem ers wachſenen Infekte in einer jeden Rüdficht glets hen, fo fehr dag fie felbft ſchon Leben und Bewegung haben, warum will man es in drey verfchiedenen Zuſtaͤnden betrachten und ift dad Inſekt nicht in einem jeden vollkom⸗ men? Die eigenslihe Metamorphofe ift eine Veränderung der Geftalt und Struftur, die Verwandelung der Haut aber ohne bie der Geſtalt ift nichts als ein Maufeen, Was die Anzahl der Kleinen betrift, welche eine jede Mutter gebiert, fo muß fie größer feun, als Artftoteles und Plinius bes merken. Redi hat in dem Bauche der Weibchen fedy8 und zwanzig bis vierzig.gefunden, und Maupertuis jieben und zwanzig bis ſechs zig; etwas, das fi wahrſcheinlich nach Maasgabe der - CR BR En, MR der Gattung und des Ortes verändert Mas aber gemiffer ift, iſt die Wahrheit, daß der Skorpion zweymal im Jahre gebiehrt, Arts fioteles hatte ſchon dieje Eigenthuͤmlichkeit bemerkt, und id habe es auch im Betreff des europaͤlſchen Skorpiones ſchon beftättgr gefunden, bey dem ich einander aͤhnliche Kleine von der Mitte des Fruͤhlings bis zum Ende des Herbſtes gefunden habe. — TS bin noch nicht ſo gluͤckllch geweſen bey dem Gebaͤhren eines Skorpionen gegen⸗ waͤrtig zu ſeyn; aber oft habe ich in meinem Garten unter den Ziegelſteinen, und zerbro⸗ chenen Toͤpfen weibliche Skorpionen mit Jun⸗ gen umgeben gefunden, welche eben gebohs ren zu ſeyn ſchienen. Ich habe weder je⸗ ‚mals Eyer noch Baͤlge in dieſen Skorpionen⸗ lagern gefunden, und nur zuweilen die Neſte von Arſeln und andern Inſekten. Menn id) junge graue Sforpioren mit alten, melde kaftanienbraun over ſchwarz find, unter ein Glaß zufäminengebracht habe, fo wurden fie immer die Beute der ſtaͤrkern. Dies Iyſekt iſt mehr graufam als gefräfig, es erträgt fehr lange Hunger, es frißt fehr laugſain, und nur wenn ed Nahrung zu fih nimmt, nıfalset gleihfam fein Mund ſich zuerfi, labium bifidum, und feine beyden Si inne⸗ | i Pie | 478 “2 )o( ** inneren Zangen bewegen ſich, palpi cheli- feri, melde fich ſehr merklich von feinen ges Frümmten Aermen (chelae frontales unters | sie )» Ich ſage — mehr von den Sr gen berfeiben weil ic) nicht gern meine ers woͤh te Abhandlung bier noch einmal wie⸗ derhohlen moͤchte. I. u die Wiedererzeugung einiger Theile 1 "= am Rörper der Sie, vom Geren von Brouſſonet. , SR gewiſſen Thterklaffen bemerft man, da RR) einige bewegliche Theile ſich wiebererzen⸗ | gen, wenn fie zerfiört find. Dieſe Regene⸗ ration iſt aber bey Thierklaſſen von einer voll⸗ kommneren Organtfation weit ſchwaͤcher und langſamer, als bey denen Koͤrpern, welche ein elnfacherer Bau ber Klaſſe ber Vegetabi⸗ | lien näher zu bringen ſcheint. Unter N J + Er NAOD ak A a Unter der großen Menge von Werfus ‚ hen, welche man angeftellt bat, um bie Moͤg⸗ lichkeit der Regeneratidn mehrerer Theile des Körpers von einem Thiere zu bewweifen, giebt es ohne Zweifel manden, in dem man mit — nicht geringen Rechte Mistrauen feBen koͤnnte. Es mag ſich mehr als einmal zuges tragen haben, daß, indem man ſich eingez bildet hat, in mehrere Portionen zu zeriheis len, man nur die gemeinfchaftliche —“ mehrerer Sndividuen getrennt hat, melde indem fie ganz blieben, ihre Wohnörter bald mieder ausbeſſerten. Aber zahlloſe andere Beobachtungen laffen die Wiedererzeugung gentffer Organe an Wafjertbieren keineswe⸗ ges im Zweifel, wie die manchen Theile der Megenwürmer, ber Gchneden, und einer “großen Anzahl von Thiergeſchlechter aus der wenigen Klaſſe. Selbft diejenigen. Theile, - welde wir zum $eben für unentbehrlich er⸗ achten, unter andern den Kopf, wachſen bey foldyen Thleren wieder, wenn man fie Derfels ben beraubt hat. Diefe Erſcheinung iſt für den erften Anblick erſtaunſch und bewur de⸗ rungswuͤrdig, weX viele E:fahrungen ung daran gemöhnt haben , biefen Theil als Exi⸗ fienz dieſer Xhiere ſchlechterbings nothwendig anzuſehen, und nun vie Verſuche ung zeigen, daß er dazı: fo menig unentbehrlich tft, als andere weniger volllounınen erganifirke Theile St 2 4 des v 480 ee des Koͤrpers. Die Schildkroͤte, deren ver fchiedene Theile weniger Vollkommenheit has ben, als bie der warmblütigen Thiere, lebt oft beynahe noch zwey Monate, nachdem man ihr den Kopf Abgeſchuitten bat, Die Theile, welche Beyſpiele einer fols Gen Wiedererzeugung hergeben, find bey dem größten Theile der weichen Thiere, von einer homogenen Subftanz, und gleichen beys nahe den des übrigen Körpers. Sie regenes riren fi) allmählig und langſam, mie bie Naͤgel, Hörner u. f. w. bey den Thieren, welche warmes Blut haben tft es umfo wun⸗ derbarer, und unbegreifliher, daß bie aus weicher und harter Subſtanz, zufammenges fezten und. mit Artifulationen verfehenen Theile, von neuem wieder ſich bilden, . Dieſe Wiedererzeugung autalttier Then⸗ hat man bey Thieren zweyer ſehr verſchlede⸗ nen Gattungen betrachtet. Eine von ihnen, wie das Geſchlecht der Krebſe, hat das Ge⸗ rippe auswaͤrts; das heiſt, die weichen Theile ſind mit einer harten Subſtanz bedeckt. Bey der andern hingegen, wie dey der Ei⸗ dechſe, dem Salamander, u. ſ. w. fit das Skelet innwendig, das Knochengeſtell tft mit weichen Theilen bedeckt. Man” ’ — / Eu ol * 481 Man weiß, daß bie Krebſe, deren Theile mit dem uͤbrigen Koͤrper nur durch ſehr zarte Artikulationen zuſammenhaͤngen, jene zu gewiſſen Zeiten verliehren, ſie aber am Ende einiger Wochen wiedererhalten. Die Wiedererzeugung ber Theile bes Salamanders iſt mit der größten Feinheit von den vortreflihften Beobachtern unferes Sahrhumderts Hrn. Donner und „en. Spallanzani verfolgt. Wir find ihnen eine große Menge von Entdeckungen in dieſem intereffanten Punkte der Phyfiologie ſchuldig. Aber bie Miedererzeugung der artikulirten Theile, war vorher noch niemals an den Fl⸗ fen unterfuht, an einem Thiergeſchlechte, das fehr von denen ſchon beobachteten abs weicht, und deren Bluttemperatur nie eine größere Wärme hat, als zwey bis drey Grade höher, als das Element in dem fie ſich aufs halten, x ve Ich habe den Fiſchen mehrere Stuͤcken von ihren Floßfedern abgeſchnitten. Dieſe Verſuche habe ich zu verſchiedenen Zeiten wiederhohlt, und dieſe Theile jedesmal all⸗ maͤhlich ſich wiedererzeugen geſehen. Es iſt mir bloß vorgekommen, daß ſie ſchneller bey juͤngern Fiſchen wieder hervorkommen, und Pa bey bey einigen Geſchlechtern weit leichter, als bey anderen. - | Sch habe einigen chineſiſchen Goldfiſchen einen Theil der Floßfedern gerommen, und am dritten Tage darauf, bemerkte ich an den abgefihnirtenen Rändern einem meißlichten Wulſt: den achten Tag darauf dehnte ſich diefer Wulſt merklich hervor, und wuchs end» U zu einer Membrane an, die ohngefähr eine Linie breit war. Diefe Membrane war aber viel. dicker, als die, melde die Grund» lage ver Floßfeder ausmachte; mie fie fich aber in ber Länge hervorſchos, ward fie alls mählich zarter und durchſichtiger. AmEnde eines dreymonatlichen Zeitraumes entdeckte man fehr deutlidy Die Grundzüge der Knochen⸗ - frahlen, weldye die Membrane befeftigen ſoll⸗ ten. Sie ſchienen eine Fortfeßung der And» chelchen von der Grundlage zu fym Sm Unfange entflanden fie aber-aus nichts ald einer Gattung eines feinen Gallerts. | Nachher fchnitt ich ebenfalls einem fols Gen chineſiſchen Goldfifche einen Theil der zechten Bruſtfloſſe ab, und in einem Zwiſchen⸗ Kaum von 8 Monaten wuchs dieſer Theil beys nahe zu einer. fo beträchtlichen Größe an, als die linke beſaß. Ich wiederhohlte ben nems Then Verſuch auch an den Bauchfloffen und ” da * Jo( EM 48% das Reſultat berſelben blieb immer der nem⸗ liche. Nur iſt es wahr, daß ob die neuen Flußfebern gleich fo groß, als ihre Antago⸗ niften waren; fie doch eine Zeitlang noch weiſ⸗ fer und Kinn] ——— blieben als die anderen. u Ich N Durch ſchnitte an ber Schwanzfloſſe verſchiedener Fiſche. Die abgeſchnittenen Thelle erzeugten ſich ohne Ausnahme in einer gewiſſen Zeit wieder. Die, dieſem Verſuche ausgeſetzten Fiſche ver⸗ Iohren das Gleichgewicht, und ihre Schnellig⸗ Zeit im Schwimmen hatte merklich abgenoms ‚men, nad) Maasgabe, daß ich ihnen mehr oder weniger vom den "Stoffen abgefchnitten hatte, und fie nahmen ihre Stellung nicht eher volllommen wieder an, als bis die Flofz fen gaͤnzlich fi ich wiederhergeſtellt hatten. Einigen Fiſchen ſchnitte ich die Floßfe— dern ſo nahe wie nur immer moͤglich ab, und von den Augenblick an konnten ſich dieſe Thiere auch nicht mehr im Waſſer horizontal erhalten. . Der Ropf hing nach den Boden des Gefaͤßes zu, f e ſchwankten unaufhörlid, und konnten nur durch eine gewaltfame Anfirengung ſich wieder in eine horizontalere Lage bringen. Ihre Floſſen wuchfen überbem nur außerſt langſam wieder hervor. 4: Die m \ 7 / J Die nemlichen Verſuche, an anderen und mehreren Fiſcharten angeſtellt, waren immer ohngefaͤhr von denſelben Reſultaten bes - gleitet. An einem Karpen, dem der Rand ber Floffedern in der Maaße von Eleineren Fiſchen weggefreſen war, daß fie, nun mit Tranfen befeßt fhienen, habe id) am Ende weniger, Monate die Ränder wieder vollkom⸗ men ausgefüllt gefehen. : Auch bemerkte ih, daß die Floffen fich gewöhnlich fehneller oder langſamer wiederer⸗ zeugten, nach Maasgabe ihrer größern oder geringeren Unentbehrlichkeit für das Thier. Sr. Spallanzani hat eine diefer aͤhnlichr Erfahrung in Rücficht des Regenwurmes gemacht, an denen er den Kopf ſich viel früs . her al& den hintern Theil bes Körpers ſich wiebererzeugen fah. So fommt an den Fi: fben die Schmwanzfloffe viel früher wieder hervor, (die nuͤzlichſte unter allen Floſſen, weil fie beynahe zur Verrichtung aller Bewe⸗ gungen dient) ald die Bauch s oder Brufts floffen, und diejenigen, welche den Fiſch in einer gewiſſen Höhe zu erhalten dient, und die Seitenbewegungen begünftigt, find weit eher ‚wieder hergefiellt, als die Floffen des Ruͤckens, an denen ich Feine fieben Menate nachdem ich fie abgefchnitten hatte, bie neuen Strahlen entdecken konnte. 5 B ie. EU) OK 485 Die Membrane, melde bie erfte Grund⸗ lage ber Floßfedern bildet, hat verfchiedene Grade yon Dicke nach Maasgabe der vers ſchledenen Fiſchgattungen. Ste ift aus zweyen Blaͤttchen zufammengefezt, zwiſchen deuen fid) ‚Heine Knochen oder Strahlen: zuweilen von einem einzigen und fpigen Stüde, und am oͤfterſten von verſchiedenen knochichten, durch eine knorpelichte Maſſe verbundenen Stüden gebilbet befinden. Um bie Floſſen fich wiebererzeugen zu laffen, muß ein Theil der Eleinen Knochen verfchont bleiben. Wenn biefer Theil fonft | gänzlich zerſtoͤrt iſt; ſo wuͤrden Feine neue . Floffen an ber Stelle der abgefchnittenen wies der hervorkommen. Dies tft eine Bemerkung, “welche ich an mehreren Fifchen gemacht habe, denen die Mückenfloffen, nebft einem Theile ihrer Fleinen Knochen genommen waren, und wo ſtatt meuer fi nur Wine Kerne Narbe erzeugte. Ob die Fiſche nun 1 glei dieſe Shape nur ſchwer miffen Fönnen, fo haben fie doch Gefhidlichkeit genug, die welche ihnen fehs Ien, durch die ihnen übergebliebenen "zum Theil zu erfeßen. Sch habe ziemlich große Fliſche mehrere Jahre hindurch fortleben ges KR ob fie gleich die Fb Ihres Körpers, h dad f 486 a) 0 — das heiſt ven Theil, welcher ſich vom Hinte⸗ | zen bis zum Schwanze erſtreckt, eingebüßt hatten. Man hat'bie Flügel ber Voͤgel mit den Sloffen, und die Federn von jenen, mit ben. Strahlen don diefen verglichen. Aber im Ruͤckſicht der Art fich wiederguerzeugen findet zwiſchen diefen [heilen ein großer Unterſchied fiatt. Man weiß, bag bie Febern nicht wieder fortwachfen, wenn fie einmal abges ſchnitten fü ſi nd. x Bey allen’ Fifchen beynabe find die Meis nen Knochen in ber Schwanzfloße fehr ſtark unb verofelfältigt. Wenn man die Anzahl dieſer Knochenſtuͤcke mit ber ber Fußknochen des Salamanders vergleicht, fo wird man ſie weit beträchtlicer finden. - In der That iſt die Verſchledenheit zwifchen diefen Orga⸗ nen fehr anſehnlich, vorzüglich in Hinſicht auf die. Urt, . wie biefe verfchtedenen harten Zhelle ſich unter einander artiluliren. Wenn die Membrane welche die Floſ⸗ ſen bildet, nach der Richtung der kleinen Kuochen getrennt wird. fo vereinigen fid) ‚die beyden Theile wieder, und bilden eine Narbe, welche nur nach und nad) wleder ver ⸗ gehet. Man trift oftmals auf Fiſche; meh⸗ er mehrere blefer Narben von ihren Floßfedern, votzuͤglich an denen des Ruͤckens haben, . Diefe Wiedererzeugungskraft der Flofs fen tft den Fiſchen um fo nüzlicher, weil diefe Theile unaufhörlic ber Gefahr ausgeſetzt find zerriffen zu werden, ober fonft verloh⸗ ren zu gehen, entweber auf Beranlaffung der Beſchaͤdigung durch, verſchiedene Gegenftände und durch die Zähne anderer Thiere She Wachsthum tft mir übrigend auferft lang⸗ ſam vorgefummen; aber man kann ſicherlich annehmen, daß er bey Thieren, welche ſich in Fregheit befinden weit fihneller vorgehe. Meine Abficht bey biefer einfachen Beobach⸗ tung war, eine Thatſache aufzuftellen, welche fuͤr die Phyſiologie von einem nicht geringen Nutzen zu ſeyn ſcheint: und einen neuen Bes weiß von der zahllofen Menge von Hülfsmits telm anzugeben welche bie Natur anzumenden - hat, fobald es barauf ankommt, den orgas nifirten Körper ihren erften Zuftand der Voll⸗ kommenheit wieder gu geben, denen hinzus Lommende Urſachen ihnen geraubt hatten, Mn, ae a | So Etwas über die Erzeugung — (Ein Beytrag zur Theorie der Evolutlon.) 9 enig Theorien haben eine ſolche allge⸗ meine Aufmerkſambkeit an ſich gezogen, als die Theorie der Generation. Alle Zeit, alter find mit Bemühungen angefüllt, über dies lange fhon praktiſch ausgeuͤbte Kunfts ſtuͤck ſich auch theoretifc zu belehren. Und die mancer Famille fo wichtige Aquiſition eines Stammhalters hat manche Naturfors - ſcher zu nicht unmichtigen Beytraͤgen ermuns ‚tert. Ar. Hofrath Blumenbach I) hat zum Theil ſchon mehrere derfelben mit treffen» dem Spotte in ihr dürftiges Nichts zuruͤck⸗ gewieſen. Alle tragen meiftentheils die Spu⸗ ren jener Uebertreibung, welche ben beften Köpfen anhängt, und bie beften Theorien mit ihren ermiefenften Grundlagen immer doch vun irgend einer Seite dem Spotte und Gelächter bloßgiebt. Eines jeden unparthey: ifhen Naturforfchers Bemühungen muͤſſen in diefem Falle immer dahin gehen, die Unreis nigfeiten des Syſtemzwiſtes davon allmählich zu V Leer den Bildungstrieb. En —— Jo * — ‚zu enden nnd aus ben reinen Cigen fo viel als möglich neue ‚Refultate zu ziehen. KEN Um alles in ber Kürze zu fan, fo find e8 zwey Punkte worin alle, mir fo viel - Hitze verfochtenen Hypotheſen und Meynund gen genau zuſamme treffen. Diefe H:upts ‚ibeen find: eine allmaͤhlige Ausbildung des seifen, elterlichen Stoffes zu einem Beftimms ten Dxte, oder eime allgemeine Säpfung der Reime aller izt lebenden und noch zukuͤnf⸗ tigen Werfen ſchon im Schoße der erſten Mut⸗ ter. Dieſe ſchon vorerſchaffenen Spröölinge nahm man nun entweder als bis zu Ihrer . Entwicelung in ben Zrugungssheilen. eined ſchon exiftireuden Gefchöpfes, oder in der Luft umberfhwärmend, oder als bey dem Mater oder der Mutter ruhig eingefhachtelt an. Dies trennt bie leztere Theorie. wieder boppelt ; in bie Lehre don den Saamenthters hen und in die, der müzterlichen Evolutlon. = "Sch übergehe hier bie erflere Hypotheſe von den Saamenthlerchen in fo fern. — - fie eine Zeitlang ald die Hauptgrundlage des Menſchen betrachtete. Ihre Uabrauchbarkeit liegt zwar nicht in ber bloßen Nothwendig⸗ keit ihres. Dafeyns im Saamen, als einer ſtannirenden Feuchtigkeit (denn nicht zu einem Fluido — gehörige, in ihm aber doc) ſicht⸗ 499 wol fihtbare Würmer müßten einen gewiſſen Grad der Faͤulniß und jolalih Verderbtheit anzeigen, welcher bie ftanttirende Feuchtigkeit zu ihrer angemiefenen Funktion untruͤglich machen müßte);. aber ihre Zufälligfeit in Hipſicht der uomittelbaren Erzeugung, iſt hinreichend erwiefen. Ich wuͤnſche hier auf ihr Daſeyn in fo fern nur aufmerkſam zu machen, als fie ſowohl gegen die Theorie der millionenfah eingeſchachtelten Keime, als gegen die eines Triebes ohne Stoff beweifen. Jene Theorle von der Einfchachtelung der Reime hat ſich dagegen eine Menge gros ßer und merfwürbiger Vertheidiger verfhaft. Mit mehr Scheinbarkeit in ten Gründen vers band fie mehr Deutlicjkeit im Zuſammen⸗ hange, . Nur jene dee, welche aud) ſchwer⸗ lid, der erften Erfindung anhleug, bloß dieſe Vorftellung eines Daſehus unferer Keime ſehon in der erfien Mutter des Meuſchenge⸗ ſchlechts hat fie etwas laͤcherlich gemacht, ohne daß man ihn do ihr Wahres und Gründs liches zu nehmen im Stande gewefen wäre. Nach ihn find alle Glieder [hen vor der Bes fruchtung, wenn glei in einem faſt fluͤſſi⸗ gen Zuftande da geweſen/ und die Empfängnis it iin Grunde nthts anders als dad Erwa⸗ chen des ichlafenden Keimes durch den Reiz | des männlichen Saamens. "Die yı * Die neueſten Verſuche haben ben be⸗ quemen Reg einer ruhlgen Evolution verlafe fen, um einen gewiffen Trieb feftzufegen, welcher die Theile ans tem Chaos der unor⸗ pauiſchen rohen Maſſ heraus huͤbe. & Die merfmürbiofien unter dleſen henrien find die beuden, ‘des Hrn. Hofe. Dlumenbach und “rn. Wolf. Jene ſichert den Mah⸗ men des Bildungetriebes, ie ben eſ⸗ ſentlellen. | El mird in dem orker oben uns „gebildeten Zeugungsftoffe der organffirten „Körper, nachdem er zu ſeiner Reife und an „ben Ort feiner Beftimmung gelangt iſt, rege, „iſt ein befonderer Trieb und lebenslaug thäs „tig, ihr beſtimmte Geſtalt anfangs anzus „nehmen, dann lebenlang zu erhalten, und . „wenn fie ja etwas verftümmeltimorden, wo „möglich, wieder herzuftellen.‘“ — m) Diefe ift blog: — „diejenige Kraft, „melde den Nahrungsfioff fammelt, durch „die organifchen Körper trist, und in die vers „fledenen Glieder abfezt.“ — n) Und nun befeuchte man beyde Theorien näher zufammen. Sch denke, es fann nicht feh⸗ m) Weber den Bildungstrieb. S. 24, - b 'n) Theoria generationis⸗· Pag, 12. 29 Dort fehlen, dag man fie ganz übereinfommend finde. Die leztere Definition ift nur gleichs fam eine AuseinanderfrBung des erften ; denn bie) ganze Aktion des Bildungstriebes, in als len feinen, unmoͤglichen, getheilten Funk⸗ tionen ‚"beftehet lediglich darin, „Daß er den „Nahrungöftoff ſammelt, durch die organts „fchen Körper treibt, und in die verſchiedenen „lieder abfezt.“ Allen beyber Beſchreibun⸗ gen Legt daher nur ein einziges Objekt zum Grunde » Er ift Abweichungen allenthalben unterworfen und hört in der Unregelmäßigs _ keit der Form: nothmendig * BERNER zu ſcheinen. —0 Man findet bey eiter Bent dies fer beyden Hypotheſen, welche ich unter ber Benennung: der genetifchen Kraft hier zus ſammenfaſſen will, ‚mit ben vorbefindlichen ' Keimen, eine in ber anderen wieber, eine für die andern unentbehrlich, und eine durch die andere erklaͤrt. Es iſt unmoͤglich gewe⸗ ſen, von ihnen eine anzunehmen, ohne die anderen ſtillſchweigends einzugeſtehen. Denn, beſteht man einen praͤformirten Keim, ſelbſt in allen feinen Eigenheiten, mit feinen ſaͤmmtlichen Gliedern, — was ges ſchiehet dann. in dieſem Babe durch die Bes fruchtung! Wenn ſie * nur ben, kleinen praͤ⸗ | y BE yolk 4 präformirten Herzen einen faft unmerklichen Anſtoß, gäbe, fo muß doch in diefen Glies dern und Theilen ein Trieb aufgeregt, und - - ihnen ein Leben eingehaucht werben, das fie geneigt malt, durch eine Aufnahme ähnlia cher Xheile fich zu entfalten, zu vergrößern, und mehr Zufammenfeßung zu gewinnen dies iſt aber nichts anders, als bie genetifche Kraft eine Belebung der Inneren Theile in Ährer inneren Struktur, Und denkt man num, auf der anderen Seite an die genetifchen Kraft, melde den ganzen Kleinen Körper entwicelt und ſchaft, fo tft es durchaus nothmwendig, ſich einen koͤrperlichen Hauptpuxft zu denken, au ben fid) alle brauchbaren Partikeln zur Ergänzung des fehlenden auſchließen koͤnnten. Dieſer Punkt muß vor aller Befruchtung dageweſen ſeyn. Daher iſt er praͤformirt. Man erlaube mir bier erſt die Prüfung derer Eludrücke, womit man das Syſtem der Keime angegriffen hat, und welde aus biefem Grunde auch meinen Angaben gefährs lich werben möchten. Sr. von Haller hat ed als ein Haupt⸗ argument für die Praͤexlſtenz ber lebendigen Geſchoͤpfe angefehen: * die Haut des Dot⸗ ters 49 4 u ) 0 ( Sr ters im bebrüteten Ehe mit den Häuten bes daran hängenden Kuͤchelchens, und die Bluts gefaͤße des lezteren eben ſo mit der fogenauns | | ter: figura venola des Dotters kontinuirten. Denn da der Eyerſtock in der Henne präcris flirt habe, fo mäfte das auch mit dem Kuͤchel⸗ gen der Fall gewefen feyn.““ Hlergegen hat man nun fehr fcheinbar eingewendet, daß wenn auch ber Dotter und das Kuoͤchelchen zuſammen Fontinuirten, fie des halb doch noch nicht zuſammen koexiſtirt haͤtten. So entſtaͤnden im Pflanzenreiche die Schlafaͤpfel, und man den Uebergang der holzigten Gefaͤge bes Roſenſtocks, in dem holzigten Kerne des Bedeguar deutlich, ohne Keime des lezteren allenthalben präeriftirend annehmen zu koͤnnen. Und zwiſchen entzuͤn⸗ deten Eingeweiden entſtaͤnden oft neue Ge⸗ faͤßkontinuattonen, ohne daß fie vorher haͤt⸗ ten exiftiren koͤnneu. Diefer ganze Einwurf laͤßt fih durch eine einzige Frage auflöfen s Wenn nun das bebrütere Hühnchen nicht mit dem Dotter vor der Befruchtung zufammengehangen hat, wor⸗ aus ift es denn nun entfianden? — Sit e8 aus bloßen immateriellen Trieben formirt, ‚oder haben tiefe immatertellen Triebe fich erft eine Materie geſchaffen um fih daraus ein Kuͤchel⸗ ENDE — 495 Kuͤchelchen zu bilden ? Dies iſt in der That noch mehr als eine Schepfung aus Nichts. — Und auf melde Art ift denn nun endlich die genetifche Kraft entjtauden? — Wo hat ber männliche Saamen ben Trieb gefunden, wenn er nicht vorher in einem Kinteriehien Punkte gefhlummert hat, Nimmtman z. B. ben ber Entftehung des Bedeguar einen Keim an, was verfieht man nun unter diefer Benennung? — Ich meyne fo lange man Xheorten hierüber gefihrieben “bat, tft man bes Glaubens geweſen: jeder "Punkt, mo ein Bedeguar eniftchen koͤnne (Keim deſſelben) könne durch einen Reiz bie Kraft erhalten, verwandte Theile an ſich zu ziehen, und ſo allmaͤhlich groͤßer zu werden (dt. ſich zu entwickeln.); denm mie id) es ſchon geſagt habe, bey der Annahme von praͤexiſtirenden Kelmen ſey immer ein damit verbundener Trieb nothwendig vorausgeſezt, welcher mache, daß er zunchmen und wachſen ‚Lönne, Denn Fein Ding in der Welt kann fid) ohne ein Inneres Hülfemitrel felbfiändig bewegen. Der nehmliche Fall tritt z. B. bey Reproduktion der Polppen ein. | Daffelbe erklärt auch die Entfiebung des ‚Gefäßneßrs in den Entzündungshäuten, Die Enden ver Arterien find fähig zu wachſen 507 sta und " 96 wur ) o ( BR and ſich fortzubehnen. (oder anders ausge⸗ drückt, fie haben Keime zu neuen Arterien Sin fih) Wenn daher das Zellgemebe, in welchem fie liegen nur durch den Ergug einer plaſtiſchen Lumphe zunimmt, fo ift eine Vers längerung ber damit ‚verbundenen Gefäße ebenfalls aͤußerſt natürlich. rn. Dauls Einwurf findet im obigen nothwendig eine rechisfräftige Widerlegung- Denn wenn Die Blutgefäße nicht zufammens hängend find und doch dad Kuͤchelchen erſt “während des Bebruͤtens entfichen fol, fo muß er nothmwendig erſt dem dieſem Aktus nicht präeriftirenden Stoff angeben, woraus es entſtehen kann. Wenn daher dieſer Keim; welcher zu gleih den Begriff .einer entwickelten Kraft enthält, befruchtet wird, dieſe Kraft ers wacht, und nam ihren allgemeinen Gefegen der Aggregation jedem Theile bie ihm brauchbaren Partikel zu ſeiner Vergroͤßerung anſezt, fo iſt es natuͤrlich, daß das erſte Ge⸗ bilde des Ganzen, um dem Auge voͤllig ſicht⸗ bar zu werden, einiger Zeit bedarf; denn dlie Theile koͤnnen nicht fo deutlich getrennt, und bie Geftalt fo charakteriſtiſch ſich auszeich⸗ nen. Die fpätere Erfcheinung jagt Daher nichts gegen die Präexifienz eines’ Keime R Es ⸗ Es iſt dann ſehr wohl gi begreifen mie der materielle Punkt durch die genetiſche Kraft verſchiedentlich entwickelt und modifizirt werde; und oft durch die Umſtaͤnde gepretgzt, eine ganz andere Geſtalt aunehme, als ihm eigentlich beſlimmt iſt. Ueber alle Kräfte der Natur waltet noch ein allgemeines Dre, den Einfluß der Umſtaͤnde. In der ganzen Schöpfung ſehen * uͤberhaupt alle ihre Werke in einer weiten Mannichfaltigkeit von Umſtaͤnden verwandt, Mancher geheime Aktus derſelben knuͤpft durch die Hervorbringung gleicher Reſultate zwey ſcheinbare ſehr entfernte Naturen zuſam⸗ men, und alle Glieder dieſer großen Ver⸗ ſammlung find durch jenes Ziel der Vollkom⸗ menheit mit einander verbunden, dem ſie ſich ſtufenweis ** muͤſſen. KReproduktion ſeines Selbſts oder RR ? güng: eines ähnlichen Weſens iſt eine der Hauptbeſtimmungen aller Geſchoͤpfe. Sa, dies wird um fo mehr und dringender ber erfte Zweck alles Daſeyns, je höher hinauf die Naturen ſich läutern, ein neues verfeis nerted Leben germinnen, und vorzüglid) an fregerer Willkuͤhr zunehmen. Denn fos bald die anderen Zwecke des Lebens und Das we Vervollkommnung feines Geſchlechtes, Kk3 durch 498 er) er durch Ungeuͤbtheit im der Mahl ver Mittel, durch fehlgefhlagene Verſuche und unter. den menfchlicyen Hofnungen, vergeffen und nicht erreicht wird, fo hat das vertorbene Gefhöpf Keine beſſere Beſtimmung mehr, als feine leere Stelle nun wieder zu erſetzen, und ein neues Gefchöpf in feine mißrarhenen Funke tionen fi verfuchen zu laffen. Der Einfluß der Thiere hingegen auf das Ganze ber Schoͤ⸗ pfung iſt auf den einfachen Zweck der Benuts zu g befhränft, welcher allein durd bie Menae der Individuen erreicht werben kann, der Merſch erzeugt. daher nur ein ober zwey Kinder auf einmal, inheß faft alle andere Thiere, fo mte ihr Daſeyn befonders auf den obere ober unteren Stufen einer geiftigeren Nuibarkeit, ſtehet, mehrere unge gebähren, Bey dem Menſchen muß daher der Stoff ges reinigier ſeyn, um das Dafepn eines ſchweer zu erſetzende Geſchoͤpfes ſicherer zu erhalten, waͤhrend daß bey den Thieren eine oder meh⸗ rere verlshrere Generationen zur Veraͤnde⸗ sung des Ganzen nicht beyiragen. Auch hier bemerken wir.einen feltfamen Stufengang. Wo irgend ein Zweck beſon⸗ ders moralifcher Art eg verlangte, die Bildung ohne Wanken ‚und Abmeihung zu erhalten, da nehmen wir au das Vermögen der gene⸗ tiſchen Kraft irgends dazu modifiziert ws: 8 * ) o ( — 49 9 Es giebt zwey Hauptfunktionen dieſer Kraft: die Nutrition und Reproduktion. Jene, ‚ale die allgemeine Meherrfherin des Bil⸗ dungstriebes in der Erhaltung des Typus aller Theile findet fi in einem weit höyeren Grade bey ſolchen Thieren, denen Umftände und Warderungspermögen häufigen Einfluͤſ⸗ fen auf ihre Geftalt ausfeßen muͤſſen. Diefe mehr bey ſolchen Thiergattungen, die ein bes ſchraͤnkter Aufenthalt von allen diefen Wirs Lungen zurückhält, und daher mehreren los kalen Zufäßen ausſezt. Mit jener größeren Lofemorivirät tft auch immer ein Huͤlfsmit⸗ tel im Softinkte oder ber Vernunft zuſam⸗ menhaͤngend. Alle Triebe und inneren Kraͤfte aͤußern und laͤutern ſich dieſem Maasſtabe gemaͤß. Der einfache Trieb der lebendigen Maſchine, ſich felbft zu erhalten, theils fi dem Baue des Sioffes gemäß, In verfchiedene Zweige um die Gonftitution ihrer individuellen Lage vollkommen anzupaffen. Wo das Dafeyn der Wefen nur unberrädhtlicy mit einer Kette sanberer zufammenhängt, finden wir dies geis filgere Leben zum Theil fo gefpannt, daß es fich allein auf bie Fortbringung bed Geſchoͤpfs einfhränft, In der Pflanze forgt nur allein ber Trieb der Erhaltung nad) feinem Erwa⸗ chen für die Entwickelung aller Theile; faft Kk 4 gaͤnz⸗ 500 a DE gänzliche Zerfiöhrung ſchadet feinem Vermoͤ⸗ gen nicht, wenn er nur einen feflen Punkt übrig behält. In den Thlergeſchlechtern vers liehrt er zum Theil dies Wermönen, meil er bier [don Inſtinkt und andere Funktionen beforgen muß, und im Menſchen, bey feis ner Erſchoͤpfung, im feinften Verftande, ift er fo gut als faft gänzlich zernichtet. Dieſe einfache Beobachtung natürlicher Mirkungsart iſt von betraͤchtlichen Folgen für die aanze Theorie der Erzeugung ; da fie es hinreichend ermeißt, daß nur bie Laͤute⸗ rung deffelben Stoffes es ifi, was den Wiens fhen von den Pflanzen unterfcheider, fo hat fie hierin den — der großen Kette entdeckt. Mo es nur im gerinafien darauf ans kommt: einen einmal gewählten Typus in in der Schöpfung der Geſchlechter und Gat⸗ tungen zu erhalten, nehmen wir auch geiftige Entwicelungen wahr. "Eben der Begriff diefes Typus enthält bie ganze Keimtheorie, | Er kann fein in feinen Grundzuͤgen angelegt feyn, aber er kann fih unmöglich von felbft entwickeln. Es gehört ein gemwiffes feben dazu, Die Pünktgen zu theilen, in ihrer Größe auszudehnen, in ihrem Umfange zu erhalten, in ihrer Beflimmung zu leiten, ja ſelbſt EI 501 ſelbſt durch die Verbindung neue Theile ent; Reben zu machen. Denn bies.ift die ganze Theorie der Ernährung. In einem ſolchen, zur Zeit der Mannbarkeit des Geſchoͤpfes hers vorgebrachten Theile kann nun für das fünfs tige Geſchoͤpf derfelbe Typus mit feinen Trle⸗ ben enthalten-feyn. Nichts ift einfacher ald dies und nichts fügt. das ganze Zeugungs⸗ geſchaͤft in ein heileres Licht. Denn eben fo wenig iſt ed möglich, wie {bon oben gefast if, fi) einen Trieb zu den⸗ fen, der ohne einen Standpunft zü haben, feine Wirkungen hervorbringen koͤnnte. Im irgend einem Atom muß er Immer liegen, und diefer Atom muß ausſchlieslich und vorzugs⸗ weiſe zur Erhaltung biefes Triebes gebildet feyn, damit er fih nit etwa einmal an der _ Naſe oder am Fufzehen fihtbarlih mache. Diefes Atom; fin Sitz, kann erſt fpäter gebildet werben, meil er durchaus Die Meife des ganzen Körpers erfobert, Don dem viel leicht alle Theile zuerft etwas zur Vervollſtaͤn⸗ digung bed erften Umriſſes vom neuen Ge: ſchoͤpfe beytragen muͤſſen; denn fehlt der Mutter ein Theil, fo fehle derſelbe auch nicht felten dem neuen Geſchoͤpfe. Diefe Darflellung vereinigt die Keime mit den genetifhen Kräften und Bildungs: ’ Kk5 tries \ 502 de 1 trieben, als einander nothwendig und zu ein, ander gehörend. Nun wird man aber no, fo fimplifi- zirt bier auch der erfte Lirfprung, und fo . allgemein au der Umfang diefer Erzeu⸗ gungstheorte auseinander gefezt ift, in der Natur es noch weiter verbreitet und einfacher wirderftioden. Wenn mir wiffen mie bie MWelten ſich ballen, wie Minerallen entftes hen und Metalle erzeugt werden, haben wir auch bie Zeugungsart aller übrigen Nature reich gefaßt. ‘ Das allgemeinfte Naturgeſetz iſt Ay: gregation, d. 1. Anziehungskraft ähnlicher Theile an einander; und hierin liegt auch der Schlüffel zum Geheimmniß thierifcher Erzeu⸗ gung. Ale gleihen Theile ziehen fih an; ein jeder Partikel hat alfo einen innern Zrieb, fih in Extenfion oder Intenſion zu vervolls fommnen. Die homogenen Theile der Mes talle und aller Mineralien vervollfommnen fih wechſelsweis. Die Gebilde in den Pflanzenkelmen ziehen alles taugliche an, und benußen es zur Erweiterung Ihres Umfanges und zur Erhöhung ihrer Inneren Güte In allen verweilt und bildet der nemliche Trieb mis der nemlichen Kraft, die Aggregation. Und 2. ) ER 503 Und iſt es nicht im Merſchen berfelbige Sal, Nur erft in der Periode der koͤrperũ⸗ Gen Reife iſt dte Entw ckelung eines neuen möglich, nur zuerft da ifi wahrſcheinlich der Punkt angelegt, in welchem ver Xeieb fid) befindet. “Der .erfie Grundkeim, viel⸗ leicht das Puͤuktchen, mo das Herz fiblagen fol, war ſchon der Mutter angebohren; nur ihre Glieder legten allgemach einen Depot von ihren eigenthuͤmlichen Theilen nieder, welcher aber zuerſt bey ihrer Vollkommenhelt und gaͤnzlicher Ausbildung die hoͤchſte Reife exhiel. Man hat daher die Schwaͤche ge wiſſer Glieder auch auf die Kinder forterben geſehen. So ward auch der Dlangel eines großen Gliedes zuweilen beym Kinde bemerk⸗ lid. Wenn daun der Water diefen Keim ‘erregte, vielleicht nod) einen neuen Keim hins zufügte (wahrſcheinlich Urſach der ftärferen Wirkung diefer Aggregation, als bey den unorganifirten Körpern) ihm die genetifche Kraft und vielleicht Das Leben eingoß, wenn fein ntebergelegtes Depot fih gleichſam mit den mütterlichen vereinigt hatte, fo fieng bie Wirkſamkeit eines neuen Gefchöpfes an, befien Geſchlecht nur von den flärfern Ueber⸗ gewichte des Mannes ober bes Weibes bes ftimmmt ward, Die Geftalt ber Zeugungss glieder ift denn gleihfam nur die Folge der ftärferen ober ſchwaͤcheren Confitution des | Ge⸗ IE Gebildes. Fehlte daher dem Mater ein Glied, oder war nur eins von ihnen betraͤcht⸗ lich ſchwaͤcher, fo warb dies aud) dem Kinde ſehr ſichtbar. Man ſieht endlich die Generation durch das ganze Leben in ihrer unausgeſezten Be⸗ triebſamkeit, wie ſich die Theile durch fie ernähren, auch befonders in ben niedrigen Xhierklaffen fich wieder herfiellen, mit gu⸗ ten neuen Partikeln die alten ſchadhaften wegbringen und die Conſtitution in Einer Harmonie Immer zu erhalten bemuͤhet find, Ri nei: 505 ot IV, Etwas über einige Beobachtungen, den ns ſtinkt, und befonders die Lebensart der Ameifen betreffend, (Beſchluß. S. voriges St, Geite 372): $ Yie meitere Auseinanderſetzung 33 terſuchung uͤber die Aehnlichkeit des Jaſtinkte⸗ und der Lebensart mancher Thiere mit denen des Menſchen erfordert eine vor⸗ hergehende Beantwortung mancher Eng nen Frage. . Zu biefen gehört befonders die: Was ift Vernunft! wodurch zeichnet fie ſich nicht nur von allen übrigen Geiſteskraͤf⸗ ten, fondernauch von den allgemeinen Faͤhigkeiten aus, welche wir an andes ren Thieren fo ähnlich bemerken? Dies find zwey oft aufgeworfene, aber nie, mich dünft niemals mit einer zureihenden Ge⸗ nauigkeit beantwortete Fragen, Wie viel aber überhaupt abhängt, m € Am deutlichſten Lichte darzuſtellen, wird (dom aus der einzigen Betrachtung ſichtbar, daß auf 506 Va LION. auf ihre Beantwortung die ganze Verſchleden⸗ heit beruhe, welche das Thier von ben Men⸗ ſchen abjondern, und daß fih von ihr zum Theil auch die Pflichten muͤſſen ableiten lafs fen, melde und vor den Thieren zum Vor⸗ aus obliegen, und mo wir noch über den ung thterifch anflebenden Inſtinkt mit Recht hin⸗ ausgehen können, - Was indeß ind Feld der Melaphvſik und Moral gehört, geht mid) hier nicht eigentlich an; mich Fümmert ledig⸗ lich die phyſikaliſche Frage“ Um dieſer Mas terie nur eine ertraͤgliche Vollſtaͤndigkat zu geben, muͤßte man die Schranken eines Auf⸗ ſatzes weit uͤberſchreiten. .r Was ift Inſtinkt? Sin Trieb in feiner weiteſten Bedeu⸗ tung heißt ein natürliches Hinneigen zu its gend einer Handlung, Es veroffexbaren ſich baher in einem jeden thierifchen Körper einers ley Arten diefer Inſtinkte: mechanifche, Derfiellungs + und willführliche Triebe, Uber fo getrennt fie aud dem erften Anblicke vorkommen moͤgen, fo befinden ſich doch alle biefe Hier Gattungen unter einander in der genaueften Verknüpfung, mozu auch fon die Einheit ihrer Beftimmung, zur Erhals sung des einzelnen Gefhöpfes und: nachher auch n% ) © ( “. Ä 507 auch der ganzen Gattung beyträgt, und oft ſcheint eine Klaffe diefer Triebe nr ber Ver⸗ feinerung einer anderen zu ſeyn. Mechaniſche Triebe Fommen einem jeben Xhiere, als einer Maſchine überhaupt, gu in welcher manche Verrichtungen bloß durch die Art der Zufammenfeßung und durch die befannten, allgemeinen Naturkraͤfte vor⸗ gehen, Der Umlauf des Blutes, die wurm⸗ förmige Bewegung der Gedbärme, das Eins faugungd » und Ubfonderungs» Geſchaͤft, kurz alle diejenigen Bewegungen wozu cin gewifs fer Reiz die empfindlichen Theile des Körpers verleitet. Einige diefer Verrichtungen indeß ſtehen in ſofern unter der Herrſchaft der Seele daß fie oft aus ihren Vorſtellungen eutſtehen, und eben fo durch eine gewaltſame Anfirens gung berfelben unterdrückt werden Binnen, Doch fheint diefe Beherſchung fehr mittelbar vorgeben zu müffen, da oft alle Arbeiten der Seele, bey einer ihr widrigen Difpofition bed Körpers, völlig fruchtloß find, Wie eher hängen manche Eörperliche Verrichtungen von gemiffen dunfeln Vorftellungen ab, wo⸗ durch ſelbſt die Seele beym Anblicke derfelben Handlungen unwillkührlich beherrſcht wird, So feinen z. B. alle Aeuſſerungen des Mitleldes hlervon abhaͤngig zu ſeyn. Und 508 EINE Und ob fie daher gleich zum Theil fich anter ber Merrfchaft der Seele befinden, in fo fern diefe die Bewegung der Mafchine, dur ihren unmittelbaren Einfluß darauf, welcher dem ganzen Zufammenhang der Seele mit den Körper ausmacht, beſtimmt, fo uns terfcheidet fie doch den Mangel an Bewuſtſeyn, nit bem fie vorgehen, von allem willkührlis den Trieben. Sie find zwar zur Erhals tung des Lebens nothwendig; aber das Thler bleibt mit ihnen doch, fo lange es noch nicht zu denken und zu empfinden anfängt, Immer noch bloße Maſchine. Die Nothwendigkeit ber Exiſtenz von jener aber knuͤpft ben jo ens gen Zuſammenhang zwiſchen beyden. Vorfiellungstriebe find die Bemühuns gen der Seele, fich bie finnlih wahrgenoms menen Öegenftände in einem Bilde vereinigt vorzuftellen. Den Reichthum an Sinnen, um fie zu empfangen, ihre Richtigfeit und Klarheit, um fie mit Genauigkeit aufzufafe fen, beftimmt natürlich die Menge und Feins heit der finnlichen Eindrücke unter allen Thier⸗ geſchlechtern und unterwirft fie daher wieder dem Zuftande und der größeren ober geringes ren Gefundheit ihrer Maſchine. Uber die Bemuͤhung fie fih vorzuftellen, hängt fo uns willführlich die Eindrücke auch geſchehen moͤ⸗ gen, von dev Seele ab, meil wir und ders ſelben PN er DE 509 felben beruft werben. Die Allgemeinheit der Sinne in der ganzen belebten Schöpfung macht daher auch die Allgemeinheit der Vor⸗ ſtellungstriebe, weil der Mangel an Bewuſt⸗ feyn jede Vorſtellung überhaupt unnüg mas chen würde, Das Bewuſtſeyn befteht gleich⸗ ſam nur in der Trennuug der finnlichen Eins drüde, mweiles die Seele nur auf einen eins zigen Öegenftaud leitet, während deffen Vor⸗ ſtellung fie.alle übrigen gänzlich vergißt oder uͤberſiehet. Der fiärkere Reiz eines Gegen: ſtandes auf unfere Sinne zieht darauf unfere - Aufmerffamkeit unwillfübrlich , Innere Meizung fie aber willEührlid hin; Ers f&einungen melde aud an Thieren beyde fehr fichtbar ſich aͤußern. Won der mehr Haren, willkuͤrlichen Worftelung angenehs mer Gegenftände hängt überhaupt bie ganze thierifche ſinnliche Gluͤckſeeligkeit ab. Bey der Wahrnehmung eines finnlichen Eindruckes findet die Seele ſich aber nicht ‚allein, an biefen einzelnen, fondern die das mit ähnlichen , oder verwandten ehemals ſchon empfangenen, dringen ſich ihr meiſtens wieder fehr unwillführlid auf, o) Die —— uͤber die Triebe der Thiere 14. a 510 DRK Die willlührlichen Triebe, in fo fern fie allgemein den Thieren angehören, beftehen nicht fowohl in einer freyen Wahl zwiſchen zwey Handlungen nad vorgeganges ner Ueberlegung, als in einem diefer analo> gifhen Hauge, nad einer vorhergegangenen Empfindung, folglich nad) dem Grundfaß der Luſt und Unluft zu verfahren. Jenes ift mehr Werkzeihen der Vernunft, und gefchiehet zumweilen auf Unfoften der Letzte⸗ ren; indeß diefe allein das Prinzip zu feyn fheinen, nad welchen die niederen Thier⸗ klaſſen ſich inftinftmäßig beflimmen, Diefe | willkuͤhrlichen Triebe ſtehen mit jenen mecha⸗ niſchen dadurd) in Verbindung, daß fie meis fiens zur Erhaltung der Mafchine ebenfalls abzwecken, und natürliche Verrichtungen ans gehen. Doch giebt es andere, melde aus dem überwiegenden Gefühle gemiffer Kräfte entflehen, und dann zu der Deu derfelben anreizen Reimarus p) cheit dieſe noch ſehr * maͤßig in natuͤrliche und abartende ein, von denen jene vermoͤge der Natur der Thier⸗ art, von ſelbſt und ihrer vollen Freyheit immer nur auf einerley Art ſich wirkſam be⸗ zeigen, dieſe aber diejenigen von der natuͤr⸗ lichen ſind, welche, irgend eines Zwanges we⸗ (p 91 35. a. a. O. gr DR 0 51x wegen, zum Theil entweder an Staͤrke oder Ausdehnung verlohren, zum Theil eine an⸗ dere Richtung genommen haben. — Das wird uns eben ſelbſt zur Entwickelung der Vernunft und ihres Zufammenhanges mit den Juſtinkten fehr brauchbar werden. Won jenen natürlichen Inſtinkten iſt die Seibjiliebe die allgemeinfte, da von aller Mernunft und dem Gefühle von Luſt und Uns Iuft, der Grund aller Handlungen in dem Hange zur Gelbft- und zur Geſchlechts-Er⸗ haltung liegen muß. Diefer entficht ſchon aus dem bloßen Zufammenhange der Ems pfindung mir dem Wohlfeyn des Körpers, welches die Seele folglig zu erhalten, und son bie fie eine jede Störung abzumenden bemühetift. Daher muß alles Lebendige fich felöft lieben. Dies erhält ihre Exiftenz, und und da ed fidy ebenfalld auf ihre Jungen forterftrecken muß, das Dafeyn ihres Ges ſchlechtes. Zu ber Stebe der Jungen reicht indeß dag allgemeine Princip der Selbſtliebe, und der / Luft und Untuft nicht hin. Denn die Brut nimmt der Mutter entweber gar feine oder nur felten eine Beſchwerde ab, fondern macht ihr auch noch dazu große Unbequemlichkeiten. Da bey den meiften Thierarten fi keine Hs deut’ 512 SE DIOAK "ie deutliche Vorſtellung von der Zufunft von Pflicht oder Tugend annehmen läßt, fo'muß der beterminirende Grumd in einer blindlings beftimmenten Neigung beftehen. Die da> mit zufammenhangenden, bloß. thierifchen Geſchlechtstrieben koͤnnen weit eher auf ein Förperlichen Grfühl fih gründen, das zur Erhalturg der Nachkommenſchaft gar nicht aumendbar ſcheint. Die Befriedigung jes nes Innern Triebes macht alsdann die Fas milien⸗ Vorſorge angenehm, und Enüpft die zartlihften Bande, lange ſchon vor dem Ges brauche aller Vernunft. Der Grundtrieb zur GSelbfterhaltung nnd zur Vorſorge für die ganze Familie ift die Duelle aller anderen, in der thierifchen Natur nad bemerfbaren Inſtinkte. Die Triebe aber, melde aus ihren Leidenſchaften entftehen und fie zu Handlungen hinreiffen, find von einer ganz anderen Natur, als dies jenigen, melde fih auf ihre individuelle tage und auf die Erhaltung des ihnen ange⸗ mefjenften Zuftandes beziehen. Die leßtes ren find vie eigentlichen Siunfttriebe, melde mande Thiergattung, deren Lage und. ins nere Natur fie von allem anderen Schuße entfernt, nicht nur Yon dem Menſchen, fon- dern auch von den übrigen Thierarten gänze lid) voraus hat. Die anderen aber find als len F )ol a 513- len Gefchlehtern gemein; alle werben burdy Begierde und Abſcheu erwekt, durch Furcht, Hofnung, Freude, Anaft, Lebe, Haß ꝛc. in Bewegung gefißt. Selbſt hierin fcheint, wie in Rüdfiht der Kunſitriebe, unter den Thierarten ein großer Unterſchied obzumalten. Die meifien jener Begierden und ber daraus entſtehenden Antriebe zur Handlung betreffen indeg Selbfterhaltung (wie Nahrung, Ver⸗ theibigung ze.) und Erhaltung und Forts pflanzung der Art (wie Geſchlechtsliebe, ‚Eiternliebe zc.) ohne felbft eine eigentliche Idee ber damit verknüpften Woluft zum Grunde zu haben. ‚Die eigentlichen Kunfitriebe, melde nur - ‚auf einige Thiergefchlechter eingefchränft find, erfeßen in der Oekonomie der Thiere die Mängel, welche die größte Feinheit und Schärfe des zu ihrer Erhaltung nochwendis gen Sinnes nicht hat ausfüllen koͤnnen. Faft Alle Thiere haben einen einzelnen Sinn zu einer faft unglaublichen Schärfe ausgebilber, und dies tft, mie die nähere Unterſuchung lehrt, immer derjenige, deſſen fie in ihrer Lage zum Fortdauren und Fortpflanzung am mwenigften entbehren fünnen. Aber er reicht niemals weiter, als zur Erkennung des Nuͤz⸗ lihen und Schaͤdlichen, und es ift ein am derer Trieb nothmwendig, andere Mängel, gl 3 z. B. 514 ON. 3. B. den Mangel an Schelligfeit bey ihrer Erwaͤhnungsart zu erfeßen, durch angemefz ſene Mefter ihre junge Brut gerade vor ber gefaͤhrlichſten Thierklaſſe zu fügen, ober vos ſich feibft in den gefährlichften Perioden ihres Lebens, (mie in dem Zeitpunfte ber Haͤutung, der Metamorpkofe 2c.) Widerwärs tigkeiten abzumehren. Diefe Triebe erhals ten ſich, unter der Möglichkeit zahllofer Abs meichusgen immer in ihrer. zweckmaͤſſigen Richtung, und dies iſt durchaus die voll⸗ kommenſte, welche der menſchliche Verſtand jemals habe erfinden koͤnnen. Selbſt der Menſch hat in feinem huͤlfsloſen Zuſtande einige wenige Kunſtfertigkeiten, welche ihn mit den anderen Thiergeſchlechtern in eine einzige Klaſſe zuſammenſtellt, ob ihn gleich ihrer nur wenige von der Vernunft übrig ges laffen find, $. 2. Was ift Dernunft Unter dem Nahmen der Wernunft vers fleht man gewöhnlich ein Wermögen, den Zufammenhang allgememeiner Wahrheiten zu begreifen; dies mwürbe zugleich eine ents wicelte Vorftellung dee Gegenwart und Vergangenheit, eine deutliche Vergleichung verfelben, Bemerkung ihrer Aehnlichkeit und 0 Vers RE I Are gg Verſchiedenheit, und die allgemeinen, dar⸗ aus zu ziehenden Refn!tate in ſich begreifen, Dies alles kann aber nur Wirkung eines angebohrnen Vermoͤgens feyn, ohne Anz mweifung , die bemerften Dinge in eine Ver; gleihung zu ſtellen; und dieſe nennt man die Kraft zu refleftiven. Am jenen, ſchon erwähnten, folgen dies fer Kraft deutlicher ins Licht zu ftellen, Tann man fie in mehrere Klaffen mitsheilen. Denn fie macht, daß wir uns, : 1) das, worin fich die Dinge unters ſcheiden ober ähnlich find, abgefondert vor⸗ ‚ftellen Fönnen, 2) Dadurch die allgemeinen Geſchlechts⸗ charaktern deutlich bemerken. Dies iſt 3) der erſte Grund aller Sprachfaͤhig⸗ Zeit, meil wir nun diefe Charaktern mit Zeis chen zu verbinden im Stande find, Diefe Abfonderung und Bezeichnung der Dinge und ihren Charakteren macht ung ders felben deutlicher bewußt, und giebt ung die allgemeine Weberficht unferer Erkenntniſſe. Die Wergleichurg zweyer abgefonderten Begriffe unter einander giebt endlich einem allgemeinen Urtheile fein Entftehen, und die L 4 Ver⸗ 4, I Veraleichung zweier Begriffe mit einem drit⸗ ten Mittelbegriffe macht einen Vernunftſchluß. 6. Dies bringt den wiſſenſchaftlichen Zufammenhang unferer Erkenntuiſſe, führt ung felbft auf außerfinnlihe Dinge, Urſa⸗ chen und Kräfte, auf die Verhältuiffe der "Dinge unter einander, auf die Ideen der Schönheit und Vollkommenheit, unendlich auf unfere Moralität q) \ $. 3. Derbältniß des Menſchen, su den übrigen Thieren in diefer Zinſicht. Nach diefer kleinen Augeinanderfeßung der Begriffe von dem Inſtinkte und der Ver⸗ nunft, bleibt ung nur noch die einzige Trage übrig : finden fi unter allen Thiergeſchlech⸗ ter Spuren bes Inſtinktes und der Vernunft, und nie verliehrt fidy jener in diefe von den niedrigen Xhterarten bis zu den Menſchen herauf? — Die nähere Unterfuhung wird die zwote Verknüpfung der hoͤchſten Sinn⸗ lichkeit mit den aus allgemeinen Begriffen ges folgerten Vernunftſchluͤſſen hinreidyend ers weiſen. Die . q) Reimarus $, 28: 2% — ) o ( Kr n 5 17 Die mechanifchen Triebe find durchs aus der ganzen thierifhen Schöpfung ges mein. Go weit ald die Draanifation aus Fiebern ſich erfireft, und Flüffigfeiten in „lebenden und reizbaren Gefäffen ſich bewegen, findet fi ein Blutumlauf, eine wurmförs mige Bewegung der Gedärme, eine Abfonz derung gemiffer Säfte, die Wirkungen ges wiffee Arten von Reizbarkeit und mande heftige Bewegung der Natnr. Nur ſcheint der Menſch diefe Triebe in dem kleinen Vorzuge zu befißen, daß fie bey ihn mehr als bey den anderen Thieren von den Willen feiner Seele und einer ges wiſſen Sympathie beherrſcht werben, welche, wie ich ſchon oben beruͤhrt habe, welche Handluug der koͤrperlichen Theile, z. B. das Traͤhnen des Auges, die Bewegung der Zeugungstheile ꝛc. willkuͤhrlich macht, theils den Leidenſchaften und Aufwallungen unterwirft. Dies iſt aber bloß ein erhoͤhe⸗ 168 Vermögen der Seele, welches vielleicht ebenfalls bey den feiner organifirten und geiz ftervolleren Thieren ftatt finden mag. Dieets gentlih zum Leben nothwendigen Körpers funktionen aber gehen außerhalb der Herr, ſchaft der Seele und ohne ihr Bewuſtſeyn vor, welches die bewegenden mechaniſchen Triebe hinreichend von den willführlichen — 5 Sie 518 a — C vs Sie find von allen anderen Trieben auch noch darin unterſchleden, daß fie ſich gänzlich nach der Beſtlmmung und der inne⸗ xen Einrichtung des Thieres richten. Die anderen Triebe haben nur Fine Richtſchnur. nach welcher fie wirken. Da diefe aber den ganzen Bau der Sinne und alfo auch die Art anordiien, auf welche ein finnlidher Eins druck empfangen werden foll, fo müffen fie fih in der Einrichtung derfelben, nad) dem Zwecke des Gefchlehtes, feiner Art fich zu erhalten und zu ernähren, abändern, um gerade die für fie nuzbarfien Gegenftände mit den angenehmfien Empfindnlſſen zu verknuͤ⸗ pfen. Diejenigen Sinne müffen dann vors zuͤglich gefhärft werden, melde den Gang der Sebensmweife hauptſaͤchlich beflimmen, und alle müffen zufammen in einem folden Vers haͤltniſſe fiehen, daß die Eindrücke nach ber ihnen vertheilhafteften Methode einander anz paſſen und modifiziren. Dan bemerkt hier den feinen Zufammenhang der mechanifchen Triebe mit einem Theil der Kunfitriebe, melde zum Theil auf bie überwiegende Schärfe und Feinheit eines einzelnen Sinnes beruhen. Da der Menſch allgemeiner Führer zu irgend einer Handlung weniger ald nur der Kraft bedarf, zur Auswahl des Beſten die allgemeinen Verhaͤltniſſe der Dinge mit Wahrheit und Deutiichkeit zu durchſchauen, fo } 07 EEGR. WR. 20 ne ) 0 nr . 519 fo find die Sinne in eine ſolche Melodie mit einander gefezt, daß Fein einzelner die andes zen beträchtlich und das Ganze fiörend übers wiegt. Dies giebt ihm die Feſtigkeit und ‚Genauigkeit in der Wahrnehmung, und iſt die Hauptanlage zu allen nachmaligen Begrifs fen von Schönheit, Vollkommenheit und Kunf.e. Man fieht, daß mande Vorzüge des Menfchen, die man gern von einer bes fonberen erhabenen Seelenfertigkeit herleiten möchte, auf den einfachften mechanifgen Ges feßen beruhen. Diefe mechaniſchen Triebe, welche nicht nur ben Bau ber Sinne, fondern aud die finnlige Empfindung felbft beſtimmen, häns gen dadurch nun mit den Dosfellnngecsife ben fehr innig zufammen. Nach tedem finnligen Eindrucke, den wir bemerken, ents fieht auch ein Trieb, fi) demſelben im Bilde vorzuſtellen. Die Handlung felbft iſt uns willkuͤhrlich, aber durch die Auftrengung ber Seele werden wir aud) des Gegenftandes bes wußt. Ale Thiere aber haben Sinne, und da man es bemerkt, wie fie non ihren ſinn⸗ lichen Eindrücken geleitet werden, jo müffen auch alle nicht nur Worftellungstriebe beſit⸗ zen, fondern auch die Aufmerkſamkeit has ben, moburd die Seele auf einen einzigen Gegenſtand beftimmter hingerichtet Me e 5209 . ET a Sie werben fogar dur Begriffe von Vers gnügen oder Unluſt auf ſchwaͤchere Eindrücke aufmerkſam, welches ihre ganze Gluͤckſeelig⸗ keit ausmacht. Doch ſcheint dieſe Aufmerk⸗ ſamkeit nicht ganz ſo willkuͤhrlich zu ſeyn, als beym Menſchen, den ein Gegenſtand, ſelbſt von ſinnlicher Gleichguͤltigkeit, über die Anfordersugen mehrerer ſtarker Eins drüde zu erheben im Stande iſt. Auch hat er den Vorzug, feine Aufmerkſamkeit durch Uebung einigermaßen vertheilen, und meh» rere Dinge zu gleicher Zeit. (wenn aud ſchwach und undeutlich) bemerken zu Fönnen. Unter den willfübrlichen Xrieben giebt es mehrere, welche dem Menfdyen mit den Thlergattungen gemein find, und man Fönnte fie bey ihm eben fo gut in natürliche und abariende ald bey diefen eintheilen. Der Inſtinkt der Selbſterhaltung iſt ein fo drins gender Trieb, daß er fin rohen, Fulturlofen Zuftande der Seele alle andere Vorftelluns gen weit überwiegt, und er wird lediglich durch andere, gereizte und heftiggemorbene geidenfchaften, des Ehrgeizes, der Liebe, u. ſ. w. wo auch nicht gänzlich unterjocht, doch unendlich gemildert. Die Geſchlechter⸗ Liebe iſt ſo hinreiſſend, daß allein die drin⸗ gendſten Vorſtellungen der Vernunft in ei⸗ ner langen, unausgeſezten Übung fie maͤßi⸗ gen A Bu rn a En NN 306 521 gen koͤnne. Aber manche Wendungen ber Kultur gaben ihr eine von ihrer erften Na⸗ tur fo eußerordentlih abweichende Bildung, daß man fie, oft nicht mehr darunter erkennt. Umftände und widernarurlich gereizte Leiden⸗ fhatıen unterdruͤcken manches angebohrne Gefühl, und erwachſen unvermerkt wies ber zu neuen Inſtinkten. Schon diefe allgemeine Auseinanderſez⸗ zung deutet auf den näheren Zweck bin, zu welchem die Betrachtung der Natur jenes Pleinen Staates von Xhieren dienen Fann. Nur nod einige Punkte will ih berühren, um die Frage näher zu erläutern, in mie fern die ſichtbaren Handlungen diefer Thier⸗ klaſſen mit der fogenannten Vernunft des Menſchen in Verbindung ftehen Tönne ? Zuerft beinerfte man die Sorgfalt, wos mit diefe Xhiere einen zu ihrem Anbaue taugligen Boden ausfuchten. Dies Eonnte nicht anders als auf die Veramlaffung eines natuͤrlichen Gefuͤhles geſchehen, das ihnen dieſe Erde als die für die Behauſung nuzs barfte angab. Hier findet man noch nichts merfwärdiged. Uber fie fcheinen in der Folge eine fo innige Anhaͤnglichkelt an ihre Wohnung zu gewinnen, daß alle Verſuche fie daraus zu vertreiben, ale Mühfeeligkets tem, 522 * —— — ten, denen man ſie abſichtlich ausſetzte, ganz vergeblich waren. Sie blieben, bis zu ih- ver gänzlihen Zerfiörung, ihrer Heymath getreu, und arbeiteten unaufhörlidy ihre zerz rütteten Wohnungen wieder in ihren ehema⸗ ligen Stand zu feßen. Die" Gabe, aber ſich an einem egenftand allmählich zu gemöhs nen, und ihn liebzugeminnen, fo mie man ihn länger uud länger um ſich hat, iſt den gewoͤhelichen, thierifchen Naturtrieben gaͤnz⸗ lih fremd, und deutet auf eine Kultur hin, weldye die Seele mit den Gegenftänden, . and ihrem MWerthe oder Unmerthe immer näher befannt machen kann. Die Klugheit diefer Rolonte, ihre Haus fen nur bey Mondenfcheine an die $uft zum trofnen zu bringen, zeigt für ihre Empfängs lichkeit gegen Erfahrungen Sie mußten e8 durch mehrere Verlufte erft gelernt has ben, ehe fie mit diefem Erfolge die Zeit ausfündig machen Fonnten, wenn biefe Ars beit am ficyerften vorzunehmen ſey. Die Vernunft ift aber nichts anders, ald das Reſultat ſolcher Erfahrungen, fo mie fie eine Empfaͤnglichkeit dafür ſchon natürlich vorausfeßt. Wer kann ihnen diefe alfo, zum mwenigften in einigem Grad, nicht gänz⸗ lic) entſprechen. Als diefer gefährliche Feind ihrer Kornhäufcyen ſich endlich entfernt hatte, I fien⸗ SL... 89 fiengen fie wieder an, den Sonnenſchein zu benußen. Dies feßt aber nicht nur voraus, daß jener Verluft gleihfam ein Grund ges weſen war, ihren natürlichen Inſtinkt, der - fie die Mittagszeit als vortheilhafter zum trofnen ihres Getraides als die Nachtzeit lehrte, auf eine Zeitlang zu unterdrüden ; fondern gleih auch, daß fie mit einer eigez nen Beobachtungsgabe anhaltend darauf Acht naben, und felbft Werfuche anftellten, bie Sicherheit der Tageszeit wieder ———— Außer daß ein jedes Individuum ſeine Arbeiten geſetzmaͤßig anwendete, ſieht man auch noch in dieſem ganzen kleinen Staate, einen ungewoͤhnlichen Geiſt der Unterfiüßung herrſchen, melde dur die Theilnahme mehrere eine zu ſchwere Arbeit erleichtert. Dies kann unmöglich in einem gewöhnlichen Maturtriebe Itegen, meil es eine Beobach⸗ tung der Gröffe des Gegenftandes, eine Ver⸗ gleihung derfelben mit feinen Kräften und folgli ein Bewuftfeyn ben letzterer ansdeu⸗ tet. Dies leßtere Fann aber nur in dem Re⸗ fultate einer großen Menge von Erfahruns gen feinen Grund haben, weicye diefe Kräfte fennen lehrten. Crfahrungen ſtehen aber mieber auch auf biefer Seite in eine Art von Vernunft in Verbindung, End ’ 524 Pe )o( * * Endlich zeigte die Entdeckung des neuen Kornhäufhens an welche bald die ganze Kolonie einen Antheil nahm, daß biefe Thiere auch eine Gabe der Mittheilung har ben müffen, melde wir mit dem Nahmen der Sprache belegen. Und wenn wir auf ferdem noch ihrer Art, das Korn auszumähs len die lofalen Hulfsmittel ihrer Lage und Beförderungen ihrer Arbeiten betrachten, die Art füh zu ſchuͤtzen und zu vertheidigen, fo werden mir ohne Mühe alle anderer einz zelnen Folgen und Zeichender Vernunft aus ihnen entwickeln Finnen, melde wir nur an den Menfihen gebildet, und in einer weit höheren Vollkommenheit bewundern. EM - IE ES *5 ( 825 * hg car Ä | Sr. Doiret Ober einige Inſekten der Barı *— barey. Ya | \ (Beſchlußz ©. voriges Gtüd, ) Scarabasi. Sioräbahı‘ marginatus,. fcutellatue, muticus, ‚elypeo rhombeo, clytris. eonnatis, punctati⸗ - glabris, lateribus — BETT, ies Inſekt iſt — ah Sein. Kopf tft mit einem runden Schilde ohne Runzeln bedekt. Seine Fluͤgeldecken gehen den Koͤrper mit einem hervorſpringen⸗ den Rande hinab, welcher nur den weſent⸗ lichſten Charakter dieſes Inſektes auszu⸗ machen ſcheint; ſie ſind unten ohne Fluͤgel, Buckelfoͤrmig gewoͤlbt, und mit mehreren in der Länge herablaufenden Linien bezeich⸗ ‚net, welche aus eines Menge. von ‚Heinen Punkten beſtehen, die man ‚aber ohne fünfte Ude Huͤlfsmittel nicht leicht zu bemerken, in Stande, if. Diefer Käfer hat mit dem Scarabacus bpeunjsphieriens, ſehr viel Aehn⸗ Nm Ucch⸗ I 826, EIS T lichkeit; von denen uns Pallas in feinem - Bude : Icones Infedtorum Pl. VI. Fig. 23. eine Abbildung geliefert hat. Aber diefer von dem hier die Redeift, iſt um die Hälfte Kleiner, fein Schild Ift beynahe aanz glatt, und hat auf den Fluͤgeldecken ein Schilögen, wovon des der Pallas nichts beſitzt. Dies Infekt wohnet in ſandichten Ges genden. Er bildet unter dem Kuhmiſt einen Trichter oft von der Tiefe eines Fußes. Sur, Hintergrunde diefer Wohnung. haͤlt er, ſich mehrentheils auf. Wenn der Zeitpunkt herannahet, daß er ſeine Eyer legt, ſo giebt er am Ende eine hinreichende Anzahl von Löchern für die jungen Larven. Er legt dann He Eyer darin, und verftopft denne mit Sande die Defnungen. Sn biefen Be⸗ hältnifjen und während des Winters erleis den die Larven ihre verſchledenen Metamors phofen. Wenn diefe Inſekten den Zufland ihrer Volllommenhelt erreicht haben, fo ers warten fie die Aukunft ber ſchoͤnen Jahrs⸗ jet, um ihren Winteraufenthalt zu verlafs In „und in dem Falle, dag der für. fie von ihrer, ‚Mutter in Vereitfhaft gelegten Vor⸗ dath von Kuhmtſt auszugehen anfängt, neh⸗ nen fie folange zu der Subftanz der Woh⸗ Hung ihre Zuflucht. Da es ihnen ſchwer werden wuͤrde ihr Loch im einer ſenkrechteu a Ride * 0 (\ FE 527 Richtung zu verlaſſen, fo graben fie ſich neue Gänge durch den Sand in einer ſchiefen Rich⸗ tung zum Ausgang Die Geſtalt ihrer Vor⸗ derfuͤße, die Veweglichkeit ihres Kopfes, die Art von Schild, mit dem er bedekt iſt, erleichtern ihn .diefen Ausgang aus ihrer alten Wohnung. D TRIER Jacer. “ x kaun mich nicht enthalten, ‚hier et⸗ was uͤber biefen berühmten Käfer. zu ſagen, ‚gegen. den die. Eaypter eine ſo große Ehr⸗ furdt hatten, ob er gleich ſchon befchrieben if. Dies Inſekt, das man für einen Zwit⸗ ter hält, der ohne Vermiſchung mit einem. anberen gebähren, war als ein, Hymoglyph für Die Minerva creatrix gebraucht, welchen die Egypter ein maͤnnliches und weibllches Geſchlecht zuſchrieben. Yelian 1) ſagt uns, dieſer Kaͤfer ſey auch zugleich das Em⸗ blem eines Soldaten, weil diejenigen, welche in den Krleg zogen, fein Bildaufibre Ringe Man ME aud von dieſem Inſekte lle⸗ Wunderbare hinweg, welches ihm das unkele Altertum beylegte; bie Eynpter / Mm a mögen r) De Animal, Lib. 10. Cap. 15. 28 ee —— mögen daraus ein heiliges Emblem — haben, und die Aerzte ihn eine Menge chi⸗ rurgiſcher Kräfte zuſchreiben; ex bleibt für den Naturſorſcher doch darum nicht weniger merkwuͤrdig. Dies Jnſekt iſt in den Küften der Barbarey fehr gemein. Ich würde ſei⸗ ner nicht erwähnt haben, wenn ich feine Natur, und Eigenfbaften nicht mit mehr Sorafalt beobachtet hätte, als biöher ges ſchehen iſt. | Er läuft auf dem Sande an Derter ums ber, melde ver Sonne .ausgefeßt find, und‘ nur erft nach der Befruchtung feßt er fi im Kuhmifte : feft. Bon dieſem Augens Blicke an tft er mir nichts welter beſchaͤftigt, als den koſtbaren Schatz ſeiner Nachtom⸗ menſchaft in Sicherheit zu bringen, In die⸗ fer Abſicht gräbt er ein Loch, legt feine Eyer in dafjelben Suneren nieder, und dekt fie mit Mift zu, der diefen Larven angemefjes nen Nahrung. Er begnügt fi nicht das mit, ihnen einen fiheren, ‘und mit Nahe rungsmitteln hinreichend verſeheuen Wohn: ort gefichert zu haben, fondern rollt eine ges raume Zeit hindurd dies Inſekt auf einen leichten und fandigten Boden bin und ber, und‘ macht auf diefe Art eine Kugel von dee Gröfle einer Beinen Drange daraus an ber ſich unvermerkt eine beynabe zwey Zoll dicke Erdrinde anſetzt. — an 4 Dies Sufeft {ft unermüdlich In Arbeis ten. Es hat weder Ruhe noch Ruft, als bis es im Sande einen bequemern Ort aus⸗ fündig gemacht hat, feine Bürbe niederzu⸗ Iegen. E8 führt fie allenchalben mit ſich vermittelt feiner beyden Hinterfüge herum. Wenn diefe ermüdet find, fo gebraucht es feinen Kopf und feine Vorderfuͤße, aber es almmt feine Zuflaht bald wieder zum ers ſten Hülfsmittel, Wenn es feine Kugel eis nen Augenblick verläßt, und man raubt fie thm, 10 bemaͤchtigt ſich eine unausſprechliche Unruhe feiner. Es läuft hin und her, und ruhet nicht cher, als bis es feine Foftbare "Saft wieder entdeckt hat. Dft habe ich mir mehrmals das Vergnügen gemacht, fo es in Bewegung zu feßen, und bemerfte immer "mit Erfiaunen, wie es feinen auf nach ber " Seite hinrigtete, wo ich die Kugel hinge⸗ worfen hatte. Wenn id) fie in der Hand trug, fo folgte mir das Infekt, gleich einem beraubten Thiere, und mehrmals hatte id} ein Gefolge einer Menge von ſolchen Inſek⸗ ten hinter mir, beren — ich in der Hand hatte, Weun die Kugel eine hiereichende Härte gewonnen hat, und aͤußerlich trocken iſi, fo graͤbt das Inſekt im Sande einen Trichter "von acht bi zehn zölliger Tiefe, Er leat hier ‚530 vol bier feine Fünftige Familie nieder, und wird ſelbſt Einwohner biefes finfteren Aufenthals, wo er fein Daſeyn beſchließt. Es iſt no) zu bemerken, daß dies alles nur der Fall bey dem Weibchen iſt, denen die Natur zu dieſem Zwecke ein meir längeres Leben, als den Maͤnſchen zugeſtand, welche kurze Zeit nad; der ‚Begehtung auch fierben, 4 Die: sarven. entfichen. denen das Ende des Herbfied, bringen den Winter - unter biefer erfien Seftole zu, unb werden, nur erft im Frühlinge ganz vollkommene Infek⸗ ten. Jadeß habe ich doch mehrere Male, waͤhrend des Winters vollkommene Snfebs ten. ben den. Larven angetroffen, ohne ent⸗ Heiden zu fönnen, ob ſie zu der legten Ge⸗ neration gehoͤrten, oder ob fie ſelbſt die Are BR ber neuen J wären. wi | 63 ii nur vohig doe man — Käfer unter feinen Arbeiten belauſcht, um ſoglelch den Nutzen ber. mannichfaltigen Merkjenge „ womit die Natur ihn ausgerüs fiet hat, zu begreifen. Gelne begden Vor⸗ derfüge find breit, platt, und "an den Vor⸗ derarm entlang, mit vier-figrfen, md fiams - pfin Zähnen bewafnet. Mir viefen Werks | genen graͤbt er ſrine Höhlen, oder klammert ſich ſelbſt an, da die beydea Linterfüße das | er N * — —— zu beſtimmt ſind, eine viel groͤßere und ſchwerere Laſt, als er ſelbſt iſt zu ſchlep⸗ pen. Wenn er in den. Sand eindringen, will, bedient er fihdesfünffpigiaen Schildes; dasıfeinen Kopf bedeckt, bedient fich derſel⸗ ben, um bie Laft in Die. Höhe zu heben,‘ und die Hinderniffe megzuräumen, mährend dies fer befchwerlichen Arbeit verbergen, jein | Kopf und feine Fühlhörner ſich unter der ganzen Breite des Schildes, das uͤber alle biefe Theile herübertagt,, ‚Die beyden, Hin⸗ terfuͤße dieſes Inſektes ſi nd viel länger und ſchmaler ald bie Vorderfuͤße. Auch iſt ihre Beſtimmung ‚von dieſen abweichend, da fie vornehmlich zum er und — ben Ale Saft dienen. — Araneat Bon mehreren fehr füyönen. BR von Spinnen die id: in der Barbarey- ans getroffen habe, mill ich nur einiger beſon⸗ ders erwähnen, die durch ihre auffallende Farbe, durch Größe oder fonftigen Sonder⸗ barfeiten meine Aufmerkfamkett 00 auf ſich gezoͤgen haben, 1... Aranıa fafciata, abdomine falcis, flauefcentibus ;, pedibus: fulco annulatis Muf.: D. Banks. Habric. Syllem, Entomo- log. ‚p>g- 433. 1. | | Ma Die EG, Diefe Spinne ſcheint mir bfejenige zu feyn, welche Fabrizius aus dem Cabinette Hen, Banks anfuͤhrt. Wenn fie dieſelbe iſt, fo find.aber ihre Augen übel beſchrieben. Anftatt daß man denn biefe Spinnen in ber ‚fünften Eintheilung, die ihre Yugen fo 22.0) baben, muß fie in ber trennten zu gerechnet werden, bey. denen. bie Aus gen fo ‘geordnet find: —— DL Der Koͤr⸗ per dieſer Spinne iſt mit braunen und gel⸗ ben Banden geziert, nach der Art, wie die Wespen fie haben. Der Thorax iſt hart und, mit weislichten Haaren befezt. Die - Füße find an ihrer erſten Ciuthetlung braun, und enden mit wechſelsweis auf eiranber folgenden ſchwarzen und grauen Banden. Unter dem Bauche gehen diefe Bande, flatt in die Quer in die Länge und find mit mehs seren Leinen ſchwarzen Punkten gefpiens kel t. Wenn dieſe Spinne vollkommen ausge⸗ | wachſen iſt, melces ‚gegen dad Ende des Sufi- einfält, hat fie beynahe die Größe eines Zolles. Sie bewohnt bie Gebüfche, wo fie Spinngewebe, mis fehr weit von einander abftehenden Faden macht, deren Mitte fie bewohnt. Nicht für die Heinen Inſekten find dieſe Netze ausgeſpannt, weil es J A N ° Ce 0533 ü es diefen * leicht iſt, wegen der Weitlaͤuf⸗ tigkeit ihrer Faden daraus zu entwiſchen; ſondern ſie verlangt nur große Fliegen, Wespen, Bremſen und ſelbſt Heuſchrecken. Wenn ein Infekt in ihr Gewebe: ges räht, fo macht fie daſſelbe zum Gefangenen and umhuͤllt es mit vielen ſehr ſtarken Faͤ⸗ en. Sie ſaugt ihm das Blut nicht aus, aber toͤdtet cs mit ihrem ſchrecklichen Gebiß, frigt, wenn ſie hungrig iſt, einen Theil davon, und hebt das Uebrige ſorgfaͤltig bis zu einer anderen Mahlzeit auf. Sie trägt Sorge, ihre Vorräthe zwiſchen trok⸗ ‚ nen Blättern aufzubewahren, ober. an.fonft einen fehr verfieften Orte. Sch habe ſo oft einen großen Ueberfluß an $ebensmitteln ges ‚Funden. Jede Beute war befonders in eis nem von Fäden unordentlich zuſammenge⸗ webten Sacke eingeſchloſſen, der durch elnen ſchwaͤrzlichen Schleim verbunden war. Un⸗ ter den Leichnahmen dieſer Inſekten habe ich ſehr oft der ſchoͤnen Sphex maxillofa ange⸗ troffen, von dem ih im erſten Theile dieſer Abhandlung eine Nachricht gegeben babe, Der Sat, in dem biefe Spinnen ihre Eyer aufbewahrt, ift von einer fehr ſeltſa⸗ men Geftalt. Er ift ein in ver Mitte hos rijontal, durchſchnittenes Oval, von der Groͤ⸗ a Größe “eines Taubeneyes. Das, ſonſt pergamentartige Gewebe, deſſelben iſt ſo dicht, daß man es kaum zerreiſſen kann. Der abgeſtutzte Theil'tft an feinen Rändern mit fieben bis adjt Spißen gleich Handhaben verfehen, von denen fehr ſtarke Faͤden aus» gehen, melde der Fade, beynahe wie un⸗ fere Kirchenlampen hangend erhalten. Wenn bie ‘jungen Spinnen ſich entwickelt haben, fo zerreiffen fie die Bedeckung des Ovales. Sie gehen von Zeit zu Zeit in ihren erſten Wohnort zuräck, wo ſie in Geſellſchaft leben, bis ſie ſtaͤrker geworden, ſich trennen und gegen einander bie toͤblichfſten Feinde werden, ob fie Vorher gleich in Kamille und in einem guten Einverftändniffezufammen gelebt haben, “+ Die Faden diefer Spinnen, find unter allen ‚welche ich Fenne, die ftärkfien. Sch habe fie oft aegen Seidenfaden verſucht. Wenn die Ießteren mit ihnen gleich: ftarf angefpannt wurden, fo riffen fie immer früz er als jene. Diefe Fäden find filberfarben fehr lang, und Teiche zu verarbeiten. Man . wuͤrde damit die Seide mit einem um fo aröfferen Nutzen erſetzen können, da dies Inſekt, unermuͤbet im Arbeiten, « immer ſegleich ein anderes Gefpinft macht, wenn man co des fertigen beranbt. Seine unge ſellſchaftliche Lebensart würde ſich aber immer —* einer * \ N .. 535 „einer ähnlichen Merftinnkeugung ents | warn. a Der Anblick von ihren” tät: th diefe Snfeften in Wuth. Sobald fie fi bemerfene, fallen fie mit einer” Raſerey "über einander. ber,,. welche fi ch nur mit, dem Zode einer von den beyden Stretters endigt. Die Ueberwundene wird dem anderen Mund⸗ vorrathe hinzugefügt. Est unmöglich, ı ſelbſt in beträchtlichen Entfernungen don eins _ ander, mehrere frey in dem nemlichen Zim⸗ mer zu erhalten. Sc hatte ein, Duzend diefer Spinnen in meinem Kabihette vers ſchloſſen. Die ftärkfte von ihnen blieb, nach einem achttaͤgigen Streite allein Meiſter vom Schlachtfelde. | Ich habe oft in dem nemlidyen Geboͤ⸗ ſchen eine andere Spinne von der nemlichen Groͤſſe und Familie angetroffen, als die vorhergehende iſt. Sie hat auch ihre Sit⸗ ten und ihre Wildheit. Und fie ſchien mir lediglich) durch ihre Farbe von jener unters ſchieden zu ſeyn, die ein jchönes Dunfelroth ift, mit ſchwarz und braun gemifcht, und fehr angenehmen Nüancen verfchen. Da diefe Spinne während meined Aufenthalts in Marfeille Schaden litt, bin ich nicht fin Stande von ihr eine ſehr ginaue Befhret: bung 36 e ) o.( a. bung zw geben. Gie legt ihre Eyer nicht mie bie vorhergehende, fondern fie feßt fie auf einen jeften Körper ſymmetriſch geord⸗ net, mit einem weislichten Schleime zufams ‚menverbuuben, und mit mehreren rothen "Faden ohne Ordnung Überfponnen, melde foweit von einander ftehen, dag man zwi⸗ ſchen durch die Lage der Eyer fehr deutlich bemerken kann. Ich habe mehrere dieſer Spinnen groß gezogen. Sie ſchienen mir um das Schickſaal ihrer Familie wenig bes ‚kümmert, welche fi fie. kom Yale! 4 balb verlieſſen. * # AR). O.C Aue.) 58 ! VI. Ueber die Bildung der Roͤrber / durch die einfache Aggresation der organi⸗ } firten Materie. vom Sen. Reynier. —— chon in mehreren, ehemals bekannt ges machten Abhandlungen habe ich zmey Saͤtze zu bemeifen gefuht, von deren Rich⸗ tigkeit ich überzeugt bin, und deren Ausein⸗ anderfeßung auf unfere Kenntniffe von den. organtfirten Weſen einen nicht unbeträchtlis Einfluß haben muß, nemlich: 1) Daß die organtfirten Wefen ſich durch fruchtbaren Saamen, ohne Wermts fung von zweyen Geſchlechtern, fortpflans zen, und | 2) Daß dieſe Wefen aus der bloßen Aggregation der organifirten Materie entſte⸗ hen koͤnnen. Zwar habe ich fhon mehrere Bewelſe für’ dieſe Saͤtze beyzubringen gefucht, aber man kann bie Bewelfe dafuͤr nicht genng vers vlel⸗ 588 = Er vielfältigen, Ei — Betätigung nothwen ⸗ dig den Sturz der Syſieme des Herrn Bon⸗ net; Spallanzani, nah ſich ziehet. Denn-, fobald die zufällige Ansriahden ähnlicher Theile Formen und befiimmte Körper herz vorbringt. fo präeriftirten ihre Keime nicht, und es koͤnnen fich täglich neue erzeugen, und das ganze Syſtem biefer Gelehrten iſt zer⸗ ſtoͤrt. Arndere Thatſachen ſchienen mir vorher ſchon der Theorie von der Einſchachtelung ber Keime nachtheilig und fie ſelbſt gaͤnzlich und vollkommen zu vernichten... Die Ents . ftehung der Maulefel,. und» überhaupt die neuen Gattungen, aber ſo wie die Abhäns gigkeit der organifirten Weſen vom Clima, war ſehr ſchwer zu begreifen, wenn man ſeit der Entſtehung des Univerfums exiſti⸗ rende Keime annahm. Zn dem Aktus der Sa vängerung modifsziet das maͤnuliche Gefa oͤpf, oder bey den Wegetabilien das Drgan, welches diefe Funktionen über ſich hat. lediglich derjenigen: Keim, melden er entwickelt, und kann welter auf die folgens i den Keime micht wirken; fonft muͤſte der Manlefel, wenn er ſchwaͤngert, nur ſolche Sndivisug „bervorbringen, die. feiner Mut⸗ ter ähnlich, wären, anſtatt daß er feines. Gleichen hervorbringt, ‚Eine weitläuftigere EITEE:., 5 Yuselnanderfegung diefer Umſtaͤnde wirde mid izt zu weit ‚fabten. | Ir | Da die Benfpiele, welche ich gegeben habe, um die Entftehung organiſirter Mes fen dur die Auseinanderfeßung ber orgas nifirten Materie zu bemeifen,, in ihror gan⸗ zen Strenge genommen, einigen Cinmürfen ausgeſetzt ſeyn koͤnnten; ich halte es daher für nothwendig, denen einen überzeugendeir Beweiß darzubringen welche mir die Clava- ria angegeben hat. Ich werde der Veſchrei⸗ buug dieſer Pflanze einige Erlaͤuteruugen nachſchicken, und die Reſultate wozu ich durch meine Uuterſuchungen hierüber — Ku zu ſeyn glaube. Clavaria militaris s). Dieſe Clavaria ift hoͤchſtens einen Zoll ws; ſie iſt duͤnne gegen den Boden herab; fie ) Linn. Edit. Reinh. P, 4. pag. 620. — Clavaria militaris crocea, Vaill. Bot. Pa-. xil. Tom, VIL Fig. 4. Diele Pflanze ſcheint mit den hier uneigentlid) fogenanten miouche \ vegetale d’Amerique vlel Aehnlichkeit zu ha⸗ ben, wie auch mit der unter dem Nahmen: mouche vegetale d’Europe., im lourm, de Phyf. tout. 1777. befchriehenen, welche mit der Clavaria 2204, Hall, S, Helena, bie nemliche if, = ‚540 * Ri ) o ( er. ſie verbift ſich aber unmerklich, bis zu ihrer hoͤchſten Spitze hinauf, welche einen doppelten Diameter oder Umkreis hat. Ihr Fleiſch iſt weich und leicht zerreisbar; aber mehr ober weniger elaſtiſch. Wenn man fie zer⸗ briht, fo zeigt fie. Feine deutliche Fiber, Diefe Pflanze hat eine Safranfarbe, welche tiefer iſt am oberen Theile, aber Orangen⸗ farben reflektirt gegen den Boden - herab. ‚Die ganze Oberfläche ift mit Eleinen Rauhig⸗ Leiten bedekt, die ihn das Aenfjere einer Felle geben. Sinne, melcher alle diefe Fleinen Suchen vergröffert fah, vergleicht fie mit 2 einer von Knoten befrßten Keule, weswe⸗ gen.er ihr auch die Benennung militaris beys legt. Diefe Rauhigkeiten, mit einem ſtar⸗ fen Vergröfferungsglafe betrachtet, ſcheinen Leine, ſehr zugefpißte, harte und an ihrem Gipfel hornähnliche Kegel zu _feyn. Sch mathte einige von ihnen zu einem Gebrauche loß, von dem ich unten weiter noch fprechen werde. Sie waren plattgebrüft, uud bins ‚gen ganz einfach an der Oberfläche der Cla- varia; wodurch fie ſich aber befonders aus⸗ zeichnen, tft eine beträchtliche Werengerung unten, fo daß fie den Körper der Clavaria nur mit einem fehr kleinen Theile Ihrer Grund⸗ flaͤche beruͤhren. Dieſe Clavaria waͤchſt, nach den Schrift⸗ ſtellern, welche ſie nn in Hoͤl⸗ zern N N Br — ie R ver ) ° & Er 54I zern und io Zorfe. Sch habe A eine ‚auf einer Puppenhüffe gefehen, und alles macht mir es glaublich, daß ſie obfetsn im⸗ mer entſtehen, und dag diejenigen Botani⸗ ker, welche fie einzeln fanden, fie von dem - Inſekte, auf welchem fie wähft, getrennt haben müffen. Mehrere Veobachtungen, melde ich einige Jahre hindurch nicht allein - über die bekannten Arten, ſondern auch über eine : noch unbekannte Gattung der Clavaria, welche ich weiter unten befchreiben werde, angeftellt habe, beweiſen mir es hins reihend, daß fie fi nur aus den Ueber⸗ bleibfeln der organifhen, Wefen entwickeln, und felbft das ihre Geftalt eine Folge der Materien find, von der fie hervorgebracht werben. Dieſe Idee werde ich einmal it einer anderen —— eich aus⸗ fuͤhren. Als ich im vorigen Herbfte zwey Gatz ungen der Clavaria bey dem Dorfe Schars penzeel in Geldern fand, fo hielt ich dieſe Gelegenheit zu einer forgfamen Unterſu⸗ chung uͤber ihre Entſtehungsart fuͤr guͤnſtig. Die Clavaria durchdringt die Schaale der Puppe, und fommt unmittelbar ans dem ‚Körper der Raupe. Man bemerkt es fehr _ deutlich, daß die beyben Hüllen an diefem Re geöfnet find, rd daß bie Oefnung - in in dem nemlichen Augenblicke geſchehen if, und ſobald fi die Pflanze entwickelte. Dies fer Umfiand tft zu weſentlich, als daß id mid richt davon vollkommen zu uͤberzeugen geſucht hätte, Denn wenn die Pflanze blog an dem Walze einfah gehangen hätte, fo konnte man glauben, ihr Keim fey durch ten ind oder durch fonft einen Zufall dahin gez rathen, weil tiefe ihn aber durchbricht, und aus dem Körper der nehmlichen Raupe herkommt, fo kann Dies nicht ſtatt finden, Sobald man zugiebt, dag jeder organi⸗ firte Körper fi) aus einem Reime entwickele, fo muß, in diefem (Falle hier, diefer Keim die gürte und den Balg durddrungen, ober Schon im Körper der Raupe vor ihrer Mes tamorphofe exiftirt haben⸗ Die erſte diefer Annahme fällt an ſich felbft hinweg, meil die Hüllen Keine Deinung haben, und man vernünftiger Weiſe diefem Kelme unmöglid) bie Kunft fie zu Öfnen zufchreiben Kaum Die _ zweyte beruhet auf keinem befferen Grunde. Denn wie wäre ed möglich, dag ein von dee Raupe verſchluckter Keim, in ihrem Bauche fich gefund erhalten, und endlich in der Luft hinaufflelgen koͤnnen, uur fi) das felbft zu entwiceln., Men man zumellen Körner fieht, welche den Magen der Thiere durchgehen, ohne zerfiört zu werden, fo iſt j es OL 543 es eine holzartige Rinde, melche Ihre Auflös fung durch die Magenfäfte verhindert. . Uber tft es wahrfheinlih, daß der Reim; der Cla- varia eine fo unzerſtoͤrbare Bekleidung bes ſize. Uebrigens ift dies vorgeblide Korn bis jeßt noch immer dein Auge ber forgfäls tigſten Naturforfher entgangen, Man kann nicht annehmen, daß die Clavaria auf eine ‚andere Art aus einem Saameunkorne ent⸗ fiche, als jene, beyde fo aͤußerſt unwahr⸗ fcheinlicher find, melde man nur durch die Annahme einer Menge von zufälliger Vor⸗ ‚ausfeßungen glaublicher machen Fan. Die Vrervielfaͤltigung folder Worausfegungen aber, welche der Hülfe ſchwer zu vereints gender Umſtaͤnde, und ſelbſt das Ohngefaͤhres bedürfen, verdunkelt das Studtum der Na⸗ tur nur noch mehr, ſtatt es zu erhellen. Die Clavaris entſteht daher aus dem Koͤr⸗ per der Raupe ſelbſt, und dieſe Wahrheit, Daß die Aneinanderhäufung der organiſirten Materie Wefen hervorbringe, eine Wahrs ‚heit, welche durch viele Thatſachen ſchon hinreichend erwiefen tft, hat hier die höchfte Evidenz erreiht. Ein Ueberblick über die organtfirre Materie und dasjenige, woraus fie zufammengefeßt ift, muß hier der uͤbri⸗ gen Entwicelung vorausgeſchickt werben. N 2 Der \ Pe 544 * ) fe) ( * *— Der Mangel an ne anderen, ei gentlichen Ausdrucke für die Materie, wor⸗ aus die organffirten Wefen zufammengefezt . find, zwingt mid zum Gebrauch des Wortes: % organifirte Materie. Sie nuͤancirt ſich auf verſchiedene Art nach en des Wer⸗ haͤltniſſes ihrer Beftandtheile, und nachdem fie: durch die Arbeit des ebene mehr oder weniger ausgearbeitet iſt; denn ber Schleim, das Öluten, die Lymphe, der pars fibrola des Blutes und die zaͤhe Materie find nur verſchiedene Gradationen derfelben Subftanz. ern die obforbirenden Organe ver Weſen ‚ein ihrer Natur analoges Theilchen aufges foßt, oder verſchiedene Elemente vereinigt. and kombiniert haben; fo arbeiter ſich diefe Materie aus, wird ihnen ähnlich und nimmt eine Geftalt, oder eine Reizung fie zu ers halten an, melde ihr durch vie innere Be⸗ wegung aufgebrücht wird; oder legt ſich in Die leeren Fächer; des Körpers, und dient zu feiner Wervollftändfgung; oder iſt ihm überflüffig, und wird zur Duelle feiner Mes. probuftion, oder bilder endlich andere Xheile, wie Dornen, Haare, u. few. melde gegen _ bie Zeugungstheile zu, immer haͤufiger find, weil die überflüffigen Theile daſelbſt ſich am leichteften anfeßen. So arbeitet die organifirte Materie ſich nur fehr langfam aus, und erreicht nur durch nr Nuͤan⸗ cen — a, 5345 cen den Grad ihrer Vollkommenheit. Der Schleim ſcheint der erſte Zuſtand derſelben zu ſeyn, er iſt am haͤufigſten in den einfach⸗ ſten Erzeugniſſen, wie z. B. die Vegetabi⸗ lien find: die materia glutinoſa ſcheint das entgegengeſezte Extrem, und findet ſich kaͤufiger im Thierreiche, ob man fie gleich auch in den Pflanzen wiedererkanut hät: doch ſcheint es nicht wahrſcheinlich, daß fie ſich daſelbſt, wie Hr. Van - Bochaute behau⸗ ptet, t) allein bilde und die Thiere fie nur aus den zu hoch genommenen Nahrungsmits ‚telm abfonderten. Viel eher moͤgte ich ans nehmen, daß die Thiere auſſer dem Gluten der Vegetabilien, welchen ſie ſich aſſimiliren, dem Schleim durch die Arbeiten ihrer Orga⸗ nifation den Charakter das Gluten erthet⸗ len. Es hat ſehr viel Wahrſcheinlichkelt für ſich, daß der Unterfchted zwiſchen den Modi⸗ ficationen der organifirten Materie allein von der Menge des Feuers, das fie enthals . ten, herrühre, und das bie Bewegungen ber Drgantfatiou fie nur in diefer Hinficht verändern, weil das Gluten ſich im Thler⸗ reihe fehr häufig und im Pflanzenreidhe nur in fehr neringer Menge finder. Alles zeigt und ben Reichthum ſelbſt das Uebermaaß des Feuers t) ud Phyfique. Fevrier 1786,‘ 546 * 0 ( * Feuers im Thierreiche. Das volabile Als fali und das acidum phoſphoricum in Ver⸗ gleichung mit. den vegetabiliſchen scidis, der Aktus des Thierlebens verglichen mit dem des Pflanzenlebens, geben dieſen Gedanken eine betraͤchtliche Wahrſcheinlichkeit. Wirk⸗ lich macht ſich das thieriſche Leben durch die Handlung des Athemhohlens von einem Theile des Feuers loß, der ihm nachtheilig ſeyn koͤnnte u). So zeigen es alle Schluͤſſe und Wahrſchelnlichkeiten, daß der Schleim nur durch die Verbindung mit einer neuen Portion von Feuer zum Gluten übergehe. Alle die Umftänbe, melde auf ben ers fien Anblick dem Gegenftande diefer Abhands Yung freimd fcheinen Finnen, find durchaus zu der Uuseinanderfeßung unentbehrlich wie die Clavaria entſtehen, koͤnne. Go bald man aber eriiefen hat, daß die animaliſche und vegetabiliſche Materie von ganz gleicher Natur find, und dag die Pflanze aus feinem äußeren Reime entfichen konnte fo läßt fi ih ſehr leicht ihr Urfprung begreifen. Die Clavaria waͤchſt nur auf todten Koͤrpern und folglich in der Zeit, daß ſie in eine faule Ka überzugehen anfangen, \ ; Oder, u) ©. das dritte Buch meiner Theorie des Feuers. — re ee Dber, da die PTR nicht. anders wirft, als daß fie einen Thetl von dem mwefentlichen Feuer der Subſtanz loßmacht, oder da die onimalifhe Materie nur. durch das Ueber⸗ maaß des Feuerftoffes, den fie enthält, von ber vegetabiltfchen ſich unterſcheldet, fo koͤn⸗ nen mehrere Theile diefen lezteren Zuſtand in den Nuͤancen, weldye die Gaͤhrung beſtim⸗ men, erreichen, und da diefe Theilchen eine ‚Neigung haben fi) zu vereinigen, eine Wuͤr⸗ fung der Geftalt, womit der Organismus fie ausflattet, fo verbinden fie fi), Heben zufammen, und bilden einen Körper, der alle Charaktere einer Pflanze befizt. Aber alle Theile des Thieres find nicht zur An⸗ nahme .diefes Charakters tuͤchtig, bemn die . Gährung lößt die Aggregate auf und trennt. die Principien, vernichtet folglich die chymi⸗ ſche Natur, welde zur Erhaltung ber For⸗ men durchaus nothwendig iſt. Es find dies yur bie Theilchen, welche, vermittelſt unbe⸗ kanter Umſtaͤnde, einen Verluſt an Feuer erlitten haben, ohne daß dadurch ihre Natur merklich geändert wäre, Es iſt leicht dieſe Unregelmaͤßigkeit in der Herfeßung der vers fhiebenen Zheile zu bemerken, weil es durch mehrere, fehr genaue Werfuche, deut⸗ lich gemacht ift, daß die Faͤulniß nicht im⸗ mer fi) in demfelben Gange erhält. N. | n4 Smmer v) &. Y’Eflay pour fervis a l’Hiftoire de la Putrefadion, ep Smmer har die organifihe Materie einen Hang zur Verefuigung, melde eine Wir⸗ kung des Eindrucdes der Modelle ift. nad) denen fie fi gebildet hat. Nicht allein die Bildung der Keime und Embryonen, melde fih dur Die Verbindung der Theilchen ers zeugen, flellt diefe Wahrheit noch feſter; aber ebenfalls aud tie Erzeugung der, des ° ven man vernünftiger Weiſe feinen Keim beylegen kaun. Denn’ diefe zufällige Pros duftion der Vegetabilien iſt gänzlid vom Himmelsſtrich abhängend, und das nemliche Indlviduum nimmt fie an, oder verliehrt fie, nady der Natur feiner verfctetenen age und der Manuigfaltigkeit feines Wohnsrtee. Es beturfte eines fo auffallenden Bey⸗ fpieles als die Clavariaangiebt, um die Wahre heit diefer Hypotheſe überzeugend zu beweis fen; wenn aber tie Möglichfeit einer fols hen Bildurg organifirter Weſen einmahl erft zuiäffig gefunden ift, fo. vervielfältige bie Belege dafür fi) bis ins Unendliche. ‚Die Moofe, Conferven, die zahlreiche Fas milie ter Schwaͤmme zc, alles Pflanzen, teren Geſchlechtstheile auch. die geübteften Botaniften noch nicht haben aus findig mas hen fönnen, oder vielmehr derentwegen fie noch nicht ganz einig find, haben einen ähns lien Urfprung. Einige von ihnen koͤrnen vielleicht Ele vielleicht aus nicht befruchteten Saamenförs nern erzeugt werden, da aber alles in ber Natur nuͤanzirt ift, und die Extreme durch Etufen mit einander verbunden "werden, welche eine unermeßliche Kette mit kaum bes merkbaren Uebergängen bilden, fo tft ed moͤg⸗ lid, daß mehrere dieſer Pflanzen fid gar nicht wieder ergänzen, daß andere dies unter gewiſſen Umſtaͤnden Können, andere noch häufiger, und daß die Gradationen endlich bey der Claſſe aufhören, melche fih nur durch . eine Geſchlechtsvermiſchung wiedererzeugen. ‚Die Annahme diefer Hypotheſe klaͤrt taufend undeutliche Thatſachen auf, deren Urfachen man nit anzugeben verftand. Der erfte Schritt in den. Wiffenfhaften iſt gewöhnlich von fehr ſchnellen Fortfchritten begleitet. Da man gänzlih mit der Natur und ben Geſchaͤften der Knoten, welche der Dbers flähe der Clavaria bedecken unbekannt ift, und ihre Art ſich anzuhängen, muthmaffen Yaffen Könnte, daß fie Saamenkoͤrner oder kleine Zwiebeln mwären,. melde zur Fort: pflanzung ihres Geſchlechtes beſtimmt feyn Könnten, fo habe ich eine der beyden Judivi⸗ duen aufgeopfert, um Verſuche darüber ans zuſtellen. Sch hob die Kuötchen mit einer Mefferfpiße ab, ohne fie zu befhadigen, und ſaͤete fie unmittelbar nahher aus; einen NRnz5 Theil 550 er )ol Theil davon auf eine befonders dazu geoͤf⸗ nete, und feucht gelegte Puppe; einen andes ren Theil auf verfaulten Gewächfen, auf ein eben fo feuchtes und mit Mocfe bedecktes Torfſtuͤck, welches ich von demfelben Drte nehm, an dem ich meine beyden Exemplare angetroffen hatte, und den dritten Theil auf einer. bloß befeuchteten Erbe. Ich trug Sorge, daß die Sonne nicht zu ſtark auf die Gefäße ſcheiuen möchte, und daß bie Feuch⸗ tigkeit, ohne zu ſtark zu feyn, beunahe im⸗ “mer fich glei bliebe. Aber Feins von dies fen Knoͤtchen gieng auf, ungeaditet aller dies fer angewandten Worfihten. Alſo find fie feine Saamenkoͤrner. Indeß iſt biefer Bes weiß zit ganz vollfommen hinreichend, weil es vielleicht äufferft ſchwer ift, alle Umſtaͤnde, melde zu ihrer Entwickelung erforderlich feyn können, zu verbinden. Es ift unmöglich eins zufehen, was für einen Nußen fie haben koͤnnen, und welche Urſachen ihnen ihre Ents fiehung geben? Sind es Erzengniffe, welche den Dornen der Pflanzen ähnlich find? find ed abſcheidende oder einfaugende Organe. Die Zeit oder ein gluͤcklicher Zufall wird uns darüber belehren, Sch habe einen oder zweye biefer Knoͤtchen getheilt, um ihr Inneres zu bes obach⸗ ee. ee A Si et 551 obadhten ; es iſt ganz voll und fiellt eine Maſſe ohne Häute und Fibern dar. VII. Beytrag Em Geſchichte des FERNER e der Fiſche. | von Sen. Brouſſenet. De Athemholen iſt eine der weſentlichen Verrichtungen, eins der Mittel zu Da⸗ feyn, womit die Natur alle lebendigen Wefen ausgerüftet hat; man findet bie Spuren da⸗ von bis zu den Pflanzen herab. Aber ob der Zweck diefer Funktion glei immer das nemliche tft, fo find doch die Mittel, denen _ fie fich bedient hat, um fie ins Werk zu feßen, bis ins Ynenslicye mannichfach. Unter beh verſchledenen Thierclaſſen giebt es einige, welche nur die Luft in den Reſpi⸗ rationsorganen auffaſſen, andere bie Waſſer mit —— und biefe Hlnſicht bildet die Charak⸗ 552 *r Jo( A Charaktere einer fehr deutlich unteefölcbene Eintheilung im Thierreiche. Die Verſchiedenheit der Organe zum Blutumlaufe fiehet immer in Beziehung mit. "derjenigen, welche man in denen des Athem⸗ hohlens antrift. Eine und die andere diefer Verrichtungen erleiden einigermaffen in dem verfchtedenen Thierclaſſen, - eine ſtufenweiſe Entartung: Go find bey den Wögeln bie tungen jeher ausgedehnt, ſtehen mit mehres ren befonderen Höhlen und Behältniffen im Verbindung, und die Luft dringt in das Ins nerfie ver Knochen ein, Das Herz ift in zwey MWertrifel getheilt, wovon jeder ein Dhe hat, und ihr Blut iſt wärmer als dis _ der -Vierfüffinen Xhiere und . Walfifche, Diefe hingegen haben Eleinere $ungen ; ibe Herz hat wie, in jener Claſſe zwey Kam⸗ mern und Ohren; aber ihr Blur ift fälter. Judeß ift es immer noch viel wärıner ald das Blut der Amphibien, - deren Lungen membrands find, aus einer Menge von Ges faͤßen befiehen und mit Muskelfibern durch⸗ wirkt finds. Es iſt dafelbfi nur ein geringer Blutumlauf, der übrige Theil des Blutes : gehet unmittelbar von einer Herzkammer zur ‚andern. Endlich fielen die Inſekten noch merklichere Verfciedenheiten dar. Ihr Herz iſt membranoͤs, und kaum einer Bewegung faͤbig; 3 ED Rt. .n.. 558 fühle; fie haben fiatt der Lungen, befondere Gefäße, welche durch bie verfehledenen Theile des Koͤrpers verbreitet liegen; ihr Blut, ‚wenn man der Feuchtigkeit, welche hier feine ‚Stelle zu erfigen ſcheint, dieſen Nahmen beylegen kann, hat den Grab der Farbe und Wärme od) nicht erreicht, wodurch es „bey, anderen Thieren ſich auszeichnet. Hier wird dann bie Annäherung zu ben Schals thieren, den Geefrebfen fihtbar, welche, >. glei den Fiſchen, Waſſer einathmen. Die neueren Raturforſcher haben die Erſcheinung des Athemhohlens zu erklären verſucht, und haben es auf eine ſehr an⸗ ſchauliche Weiſe gezeiät, wie bie in der Az - mosphäre verbeitete Lebensluft ſich in Die fire umſezt, in dem fie ſich mit dem Phlögts ‚fon, oder den Hauptgrundſtoffe der Luft, _ ‚melde das Blur abfezt, berbindet, Es ſcheint, daß die Reſpiratlon “ in allen Thieren, welche Waſſer einathmen, und beſonders in den Fiſchen vor ſich gehe; ehe ich aber mich in das kleinſte Detail einz laſſe, will ich die Grade der Aehnlichkeit feſtzuſetzen ſuchen, welche bie Organe, die unter den Thieren dieſer behden Sednungen ben nemlichen Zweck haben, mit elnauder Die verbindet. 354 N EL Die Refpirationdorgene aller ‚Thlere, melche nur Luft einathmen, liegen im In⸗ 'neren ihres Körpers. Man Bann fie nicht anders beobadıten, als wenn man Die Theile zerreißt, womit fie umgeben find. Die dies ſer oberanalogen Drgane derjenigen Thiere, melde Waſſer einachmen, liegen’ hingegen beynahe offen da; man Fann fie fehen, ohne irgend einen Theil zw zerftören. Diefer Uns ſchied iſt bey einigen epirlegenden vierfügigen Thieren beſonders auffallend, deren Reſplra⸗ tionswerkzeuge in der erſten Perlode ihres Lebens, mo fie ſich unter dem Waſſer auf⸗ halten, aͤuſſerlich gelegen ſind, und die mit der Zeit, da ſie zum Aufenthalte in ver freyen | Luft befiimmt find,, auch in ihrem 3 Inneren sungen erhalten, “ Ein anderer, Yom vorigen abhängenden Unterfäsleb iſt ber, daß je Hollfommner das Athemhohlungs geſchaͤft in den verſchiedenen Thierklaſſen iſt, deſto mehr auch die dazu dienenden ——— verborgen liegen. In den Vögeln, bey denen diefe Operation auf das vollkommen ſte vorgehet, dringt die Luft in den groͤßten Theil ihrer Knochen, und daher mehr in ihr Inneres, als bey den vierfügigen Thieren, beren Lungen noch mehr ‚ verborgen liegen, als die ber Amphibien, welche gar Fein Orr: doch nur ein fehr kleines Zwerg⸗ ⸗ aD) 5 Ar an >; 358. Zwergfel haben, Eadkich athmen bie In⸗ fetten, bey denen dieſe Verrichtung uͤbri⸗ gens noch etwas abartet, durch eine große Anzahl von Defuungen, Mehrere Charaftere bemeifen uns, baß unter den Thieren welche im Maffer leben bie Fiſche auf eine weit volfommmere Weiſe Athen fchöpfen, ald die Schaalthiere. Auch find die Organe der erfieren bazu weit vers ſteckter, als die der lezteren, melde fir ſehr oft ganz “nich, und Hollfommen entblößt lies gen haben. In diefen Thleren ſcheint end⸗ lich dieſe ganze Funktion aufzukören, und um ſie zu erkennen, muß man die a zu Huͤlfe nehmen, { | "Die Fifche — *— in Hinfi cht auf die Bildung der , Mefpirationswertzeuge , in zweh greße Claſſen, Yon denen die eine die knorpellchten und die andere bie ſtachlichten enthaͤlt. Die Kiefern ver erflen werden von einem Fnorplihten Bogen unterfiüzt,' find vielfacher als bey den flahlicyten,, wo dieſe Theile von gekrümmten kleinen Knochen un⸗ terſtuͤzt werben, ſollten bis zu vieren an— laufen, und nlemals dieſe Zahl über ſchreiten. Das 556 — Das Herz der dachlichten Fiſche liegt in einem Herzbeutel, welcher eine Taſche bildet die von Zwergfellen hinterwaͤrts angeheftet iſt. Bey einigen Gattungen, beſonders aber dem Seewolfe, habe ich kleine, ſehr duͤnne Faſern bemerkt, welche das Herz mit ſei⸗ nem Herzbeutel verbinden. Die knorpelich⸗ ten Fifche haben, eigentlich zu reden, keinen Herzbeutel; zum mentaften ift die.an feiner ‚Stelle befindliche Membrane nicht frey, Ilets det dieganze innere Höhle der Bruſt aus, und hängt mit den fie umgebenden Muskeln zus ſammen. Der Nußen des Herzbeuteld bey den Menfchen und den vierfüßigen Thieren, ift nad) der. Ungabe der Zerglieberer der, es zu verhindern, daß das Herz mit der Lungen verwachſe, und das es nicht gedruckt werde, wenn dieſe mit Luft. fih anfüllen und- nicht - leide, wenn diefe etwa. franf werben. Es war daher nothwendig, daß dies Organ von _ einer ſtarken Membrane, und einem fo dich ten Gewebe gemadht wurde, daß es das darin enthaltene Eingemweide erhalten konnte. Bey den Fifchen hingegen, welche dies nicht zu befürchten haben, iſt das Herz, in denjes nigen, wo die Bruſt gerade und von; fehr feften und harten Theilen gebildet ift, iſt einem einfachen, kleinen und beyhahe durch⸗ ſichtigen Herzbeutel verfchloffen, da hingegen bey denenjenigen, wo Die Brafigöhle betracht⸗ llcher — — — —— a a A licher tft oder dies Eingeweide von Felnem benachbarten heile belaͤfigt wird, die Na- zur, welche immer nah dem einfachften Plane arbeitet, dem Herzbeutel von bee, Pleuſſa nicht unterſchieden hat; eine einzige Membrane, welche die innere Flaͤche der Bruft bekleidet, erfüllt die Werrichtungen - Dle Geſtalt bed Herzens hat bey ben Fl⸗ fen eine weit größere Mannichfaltigkeit, "ale bey den warmblütigen Thieren Hr. Pig dꝛ Agyr hat die merfwärdiaften uns , _ ter dieſen Wariätäten in den Abhandlungen auseinan dergeſezt, in welchen er den Plan zu einer vollſtaͤndigen Anatomie der Fiſche ange⸗ legt hat. Im Allgemein tft beh dieſer Klaſ⸗ fe das Herz, im Verhaͤltaiß zum Koͤrper Heiner als bey anderen Thiergeſchlechtern. Zum Beyſpiel iſt dies Organ be den Vögeln: acht oder neunmahl größer ald bey dem Fl⸗ ‘ ſchen vom nehmlidyen Umfang, Man weiß daß das Herz eines Menſchen gewöhnlich zehn Unzen wiegt, wenn die Schwere ſeines ganzen Körpers ohngefähr hundert und funf⸗ zig Pfunde beträgt.” Haller hat gefunden, daß in einem Karpfen von 4920 Granen Schwere das Herz nur neun Grame wog. Das Gewicht eines: Menſchenherzens iſt da⸗ her zweyhundert und fieben und. Yierzigmal Do kleiner 558 5 )0( %5 Peiner, als daB Gewicht ſeines Körpers, mährend das eined Rırpfen finfhunbert und feds u: d pierzigmal kleiner iſt. Diefe Bes rechnung welche unfere Berfiberung unters ſtuͤzt, mürde ihn noch auͤnſtiger ſeyn, wenn mar die Erfahreng an einem größeren Karpfen gemacht hätte Das Herz iſt bey allen Thieren verhältnigmäßig zum Körper größer, wenn fie no jung find, Bey eis nem Karpien von 10572 Granen Schwere habe ich gefunden, tag das Herz 13 Grane wi. Er war, wie man firhet, zweymal fo groß als ber, welchen „aller gewogen hatte; daher war die Schwere feines Her⸗ zens in ber feines Koͤrpers auf ahihundert und , zwey und neunzigmal enthalten. Bey mehs reren fleinen Seinefiſchen, von denen einer 65 Öran, der anbere 154, und ber britte 203 wog, habe ic gefunden, baf dad Ges wit des Heriens in dem des ganzen Körs pers, bevm erfien hundert und zwey und drenifiamal, beym zweiten hundert unb vier und funfzignale, und behin dritten hundert - und vier und achzigmal enthalten war, Das - Herz des erfien wog einen Gran, bes zwei⸗ . en einen halben mi? des dritten eim zehns heil Gran. Ein deutliher Beweiß, daß je kleiger die Fire find, ihr Herz zu ihrem Loͤrperlichen Umfange an Grörfe zunimmt, |‘ Die 2 ol Hr, 559 ° Die Grfräßigkeit und Wildhelt der Erds thiere folgt dem nemlichen Stufengang , als bie Groͤſſe ihrer Herzen, Dies Gefeß fin⸗ det auch bey den Fiſchen ſich wieder. Die knorpelichten, zu denen man die Rochen, Meermwölfe ꝛc. zählt, und welche an Gefräfs figkeit alle anderer Fifche übertreffen, Haben auch ein viel größeres Herz. Mehrere Uns terfirhungen haben mid in-biefe Meynung beftärkt. Sch nahm einen Hecht, den jeder, mann ald einen der wohlbewafuetſten und gefraͤßigſten Flußfiſche kennt, fo wie er einer der fihnellften it, und verſchafte mir eine Schleihe, deren Kehle nur fehr Hein und zahnlos if. Das Gewicht beyder Indivi⸗ duen fand fich zufällig gleich; jedes betrug 5252 Gran ohngefehr; aber das Herz des Hechtes wog 6 Gran, indeß bad ber Schleiz he nur 4 Grane betrug. Daher war das Gericht des Herzens bey dem gefräßigften unter dieſen beyben Fiſchen achthundert und ı zwey und fiebzigmal in dem feined ganzen Körpers enthalten, und bey der Schleihe dreyzehnhundert und achtmale. Ich habe bemerkt, daß bey ben Fliſchen, welche die größten Kiefern hatten, aud das * Herz, immer verhaͤltnißmaͤßig zum Körper gerechnet, am größten war. Hiervon habe“ 2 mic befonderd am Herlnge verſichert. Oo 2 Ich | 560 en ol vo Ich wog einen ſolchen und das Gewicht bes trua 1992 Öran-überhaupt; fein Herz hatteı drey Gran, welches daher den 664ften Theil feines aanzen Körpers ausmachte. Ein, Schellfiſch, deſſen Kiefern viel Heiner find, * und nur eine fehr geringe Oefnung haben; ° gab mir ein davon ſehr verſchiedenes Reſul⸗ tat an die Hand. Sein Körper wog 2004 Grane und fein Herz nur 135 dies Einge⸗ weide machte daher nur den 1202ten Theil feines Körpers aus, und war folglich beye nahe um die Hälfte Heiner als ion He⸗ singe, Die Fiſche, welche ſich in Re halten, fich wenig bewegen, ein weiches und mit Gluten fehr überfülted Fleiſch haben, | find mit einem fehr Heinen Herzen verfehen. Dası Herz einer Scholle, beren ganzer Körsı zer 2844 Örane wog, betrug nur 2° wels ches einleuchtend macht, daß das Gewicht diefes Eingeweides 1422 male in dem des ganzen Körpers enthalten wars Das Herz. iſt bey den Fifchen dieſer Klaſſe nicht allein viel Kleiner ald bey denen von einer anderen, fondern auch viel weniger reizbar. Auch ift die- Blutmenge bey. dieſer geringer. Ich nahm zu gleicher Zeit auß den Körper eines Aales und eines Hechtes die Herzen heraus, und dad von jenem gab wenig Zeichen von Reiz 5 CT, 3 Reizbarkeit, wenn ich es ſtach, da hinges gen das Herz des Hechtes im Graentheil ein Zeichen, ünd felbft lange nachher noch aab, als im feinem Körper beynahe feine Spur des Lebens vorhanden war; da im Geuinz theil der. Körper des Aales ge mit großer "Stärke flag, indeß fein Herz,’ das ich mit der Mefferfpige reizte, Fein Zeigen son Reizbarfeit gab. Die Lane des Are tft bey den Fl⸗ ſchen nicht fo wie bey dem Menfchen: und nimmt bey jenen gerade. bie Mitte der Bruft "ein. Da jein Gebrauch ſich darauf beſchraͤnkt das Blutiden Herzohren zw überliefeen, und. das Blut dafelbfk nur durch eine einzige Ur terie gehet, ſo tft eine Stellung diefes Thei⸗ les, welcher ihn vor jedem Ohre gleich weit entfernt hält, ‚ohne Zweifel die vortheils hafteſte. | h Die Ohren des Menfchenherzes find am oberen Theile defjelben gelegen. Bey ben Fiſchen die ganz entgegengefestz bie Baſis bes Herzend berührt das Zwergfell und die Spiße ift dem Kopfe zugekehrt. Diefe Bere ſchledenheit hängt ohne Zweifel von derjeni⸗ gen ab, welche man bey dem Uebergange des Blutes bemerkt, deſſen gröfter Theil‘, bey ben ‚Slfgen dem Herzen von ben hinteren 20 3 Theilen 362 * * ) o ( =. Xhellen zugeſchickt wird, da bey bem Mens {hen ein großer Xheil dem Herzen aus den oberen Theilen zufließt. Das Ohr tft hier etwas nad) ber linden Sefte zu geneigt; Das Blut wies ihm durch einen beſonderen Si⸗ nus zugefuͤhrt, welche ſich aus der Vereini⸗ gung mehrerer Blutadern bilder. Dieſer ‚Sinus iſt weit größer als das Herzohr: die Communikation zwiſchen dieſen beyden Thei⸗ len wird durch Valrode unterſtuͤzt. Einlge Schriftſteller haben dieſe Sinus für ein zwei⸗ tes Ohr angefehenz zum wenigſten hat es wirklich den Anſchein. Duverney, wel | he biefe Theile zuerſt mit Sorgfalt zerglies dert hat, hat den Gebraud; biefes Ruladers ‘finug, den man auch bey den Amphibien findet, deutlich auseinandergefezt. Das Blut wird aus diefer Höhlung ind Herz durch bie Zufammenziehung des Zwergfelles geſtoßen, das ich immer, bey einer großen Menge von Geſchlechtern mit Muftelfafern befezt anges troffen habe. Es hännt, wie bey dem Mens fchen am Herzbeutel feft, aber fein Gebrauch iſt hier fehr von dem bey dem Dlenfchen vers schieden. Die Zergliederer haben im erften Falle, mit Recht dieſe Verbindung dem be⸗ flaͤndigen Drucke des Herzens auf das Zwerg⸗ fell zuſchreiben zu koͤnnen geglaubt, und ange⸗ nommen, daß die aufrechte Stellung des Menſchen dies nothwendig mache. Ihr Ge⸗ danke | AR 3 a a 563 banfe warb durch bie entgegengefezte Beob⸗ achtung beftätigt, die man bey vierfügigen Thieren mabre, wo diefe Verbindung beys nahe gar nicht flatt findet, weil, fogar dieſe Sürfftfieller der Korper der viertuͤßigen Thiere fih tn einer horizontalen Stellung hält; die Verbindung des Herzbeutels mit dem Zwergfelle findet ader bey Fiſchen flatt, . welches die Unzulänglichkeit diejer Erklärung. hinreichend erweiſt. H Die Zeraliederer haben mit Grund das ‚ einzige Herzohr und die einzige Herzkammer, roeldye das Herz der Fiſche ausmachen, mit bem rechten Herzohr und der rechten Herz⸗ Sammer bes Menſchen verglichen; da biefe ‚zur Aufnahme des Blutes aus der Hohlader beftimme find. Man, hir allgemein dem. Nahmen aorta oder aorta alcendens der einzigen Schlagader gegeben, melde das Blut aus dem Herzen in die Kiefern führen, - bie bey biefem Thtere das Geſchaͤft ber Lun⸗ gen verfehen, Aber der Nahme arteria pulmonalis mar eigentlich der einzig paßliche für dies Gefäß. Der Bau diefer Theile iſt Holfommen dem bey dem Menſchen analog. Herzlammer ber Fifche gleicht der rechten Herzfommer ber Fiſche vollkommen, ift aus nach Berhältnig feiner Groͤſſe dicken Wins - den gebilpet und erſtreckt ſich nicht ganz bis | 254 zur PT SDR Be Pe Be zur Epiße des Herzens. Das rechte Herz⸗ ohr ift bey dem Menſchen, wie ben den Fis - ſchen, verhältntgmäffig nad der Dicke des Druanes fehr flarf, und das darinn enthalz ten? Blut iſt gleichmaͤfſſg ſchwarz. Die Ars terie kruͤmmt ſich in dieſen, bey ihrem Aus⸗ gange aus der Herzkammer nicht, wie die Aorta des Menſchen; ihre Richtung iſt ge⸗ rade and fie hat mehr Aehnlichkeit mit der fungenpulsader ald mit der Morta des Mens ſchen. Ah glaube ihr, nad) ihrer Struktur und Verrichtung, mit Recht den Nahmen der arteriae branchialis geben zu. können, von branchiae; fer überzeugt, daß Ihe der, der Aorta aidt zukomme. Man ſieht an der Baſis * Branchlalar⸗ texte eine kegelfoͤrmige Ausdehnung mit einer Vere gerung an ihrem unteren Theile. Dieſe Ausdehnung iſt inwendig durch in die Laͤnge gehende Faſern befeſtigt, welche die Bewegung des Blutes beſchleunigen muͤſſen, indem fie durch ihre Zuſammenzlehung bie Shligader der Bafıs des Herzens näher - bringen müffen, Ginige Schrififieller haben biefe Höhlung mit dem linken Herzohre des Menfhen verglichen, die andere haben ihn ben Nahen -auriculus arterialis gegeben, und Cöfalvin — es fuͤr eine hrlıte Herz⸗ kammer. | Ich Ihh übergehe die: Beſchreibung des Ue⸗ berganges der arteria branchialis in die Kies fern. Nendham und Duverney haben hierinn nichts zu ‚wäniden,, übriggelaffen., Ich will nur das hier wiederhonlen, daß diefe Arserie bie einzige. bey: den, Fifchen iſt, die man Schlagen fühlen kann; ein hinrel⸗ chender Beweiß dafür, daß das. Herz der Hauptgrund aller Pulſatlon der, Arterien tft, ‚und daß fie nirgends ſtatt hat, wo nicht die Gefaͤße oder der Lauf des Blutes von einem ‚Heinen. > zus einem groͤſſeren Durchmeſſer übergehen: "Der Bau ber Kiefern iſt von der Art, daß die Blutgefäße, welche fie durchlaufen, wie in den Lungen der vierfüßigen Thiere das Blut in einem ſehr kleinen Raume lange herumfuͤhren; aber ſie weichen, in verſchie⸗ denen Fiſchgattungen, auf eine ſehr merk⸗ wuͤrdige und mannichfaltige Weiſe ab. Die Lebensart, wozu dieſe Thiere von ber Natur beſtimmt find, tft der Hauptgrund diefer Verſchledenheiten, melde bey den Wögeln oder ben wierfüßigen Thieren weit. feltener Recht, daraus den Schluß zu ziehen, da je vollfommener eine WVerrichtung in irgend eis ner Thierclaſſe ift —* wenigere Verſchie⸗ iv, BER 7% 0:5 AH benhei« le —— > ſtatt finden. Hat man deshalb wicht ein. 566 weiPal" denhelten und Abweichungen die dazu. bes flimmien Organe unterworfen find. Die Fiſche, melde fih gewoͤhnlich in Behältern und an ſolchen Drten aufhalten, wo nur ein feltener Zufluß von friſchem Maffer flarifinbet, mie z. 8. die Yale has "ben Kiefern, welde von fnohigten kurzen Bogen gebildet werden. Die Defnung ihrer ‚Kiefern iſt fehr groß, und fie können in ih⸗ ren Organen larger Waſſer behalten, als die anderen Gattungen. Man konnte fie gereiffermaffen mit dem Amphikien seraleis chen, welche cellulöfe, mit Muſkelfibern verfehene fungen Yon folder Urt haben, als diefe Thiere nöthig haben, um eine gewiſſe Quantitaͤt von Luft im Vorrath aufzubewah⸗ ren. Bey denen Öattungen hingegen, mels he im hohen Meere fih aufpalten, und im⸗ mer im einer großen Tiefe fhwimmen, unb die dazu beftimmt find, während langer Wanderungen fihnelle Bewegungen zu mas hen, find die Kiefern an fehr groben Kno⸗ hen befeftige und ihre Blätter fehr lang. Mehrere haben aufferdbem noch ein eigenes Drgan, das ebenfalls, mie die Kiefer zum Athemhohlen beſtimmt if. Diefer Theil, welchen noch Bein Naturforſcher befchrieben has, kann als ein kleiner Kiefer anzuſehen DER, und hat eine Aehnlichkeit mit einem ‚Bogen RE... SM Bogen der Lunge. Es ift von dem Kiefern unterfchieben, und lieat in ihrer Höhle auf jeder ‚Seite gegen die Baſis ver Defnungen und unmittelbar nach ber Erhöhung, melde die Augenhoͤhlen bilden. Am öfterften bes beſchreiben fie einen Bogen, Ihre längen iſt in dem verſchiedenen Gattungen ebenfalls verfihieden. Sch habe fie länger’ ald einen 201 in verſchiedenen Gattungen Pärfhen vor mittlerer Größe gefunden. Ste find wie die Kiefern aus Blättern zufammengefejt, wel⸗ ‚de fi aber fogar ihre beyden Enden vers größern. Diefe Blätter find uſcht, wie bey ben Kiefern zu zwey und zwey zuſammenge⸗ legt, fondern nur einfach; auch Ihre Anzahl iſt nady der verfißtedenen Gattung der Fiſche verfchteben. Bey der Schlelhe zum Bey⸗ ſpiel habe ich ihrer bis auf ein und zwanzig gezählt; fie find niemals an einen knochichten Bogen befefligt; fie machen an Ihrer Grunds flaͤche eine Gattung von Wulſt und die Membrane, melde das Jnnere der Höhle einkleidet, bedeckt fie zum Theil. . Die brey inneren Aeſte jeber Seite der Brandialarterte theilen fi den drev inneren Kiefern mit, ohne ihnen doch einen berrächtlichen Aſt zu geben; die Innere, welche mehr ünfferlich ilegt, ‚giebt, nad Ihrem Ende zu, einein Aſt, ein Entftehen, welcher nachher, indem er etwas wieder zurückyehet, auf des ertgegengeſezten Seite so a SE 55: a Seite mit den Riefern des Fleinen vorher von mir befihriebenen Kiefer verbindet: Gie iſt vorzuͤglich in den Fifchgattungen fehr ficht⸗ bar, wevon Aetedi unter dem Mahmen der Acanthopterygii eine: eigene Klaſſe gemacht hat, und die er durch das Dirfeyn einiger ſtachlichten Ötrahlen, sin den Floßfedern ka⸗ rakteriſirt· Sch habe. biefer unter dein Nah⸗ ‚men. der. pfeudobranchia erwähnt bey Gele⸗ genheit einiger Battungen von Fiſchen, bie tch in meiner erſten Decade einer allgemeinen Naturgeſchichte der Fiſche weltlaͤuftiger be⸗ ſchrieben habe. Der Kanal, main melden ——— gen und alle warmbluͤtigen Thiere die Luft in die Lungen bringen, iſt allgemein immer der⸗ ſelbe 3 etwas was man bey den Fiſchen nicht bemerkt, die das Waſſer irn. ähnliche Drgane durch mehrere Defnungen auffaffen.. Einige von ihnen z. B. die Neunaugen, haben oben am Kopfe eine einzelne Defnung, wodurch das Waſſer in Die Kiefern geführt wird, Diefer Bau war diefen Fiſchen nothmwendig, die, wenn fie fih an Steinen oder größeren Fifchen anſaugen, nicht zu gleicher Zeit das Waſſer durch die Kehle auffaffen koͤnnen. Anderer, wie die Rochen, haben san jeder Eeite des Kopfes eine Defnung, welche dem Waſſer zum Durdgange dient. Indeß faöpft J / 13 a ‚569. Ghpft der größte Theil der Fiſche fein Waſ⸗ ſer durch die Kehle, das darve die Klefern — berauögeheb, 84 ben Inorpelichten * bie —— . * Athemhohlens, wie ſchon oben geſagt iſt/ von einer weit größeren. Ausdehnung als bey den anderen Fliſcharten. Sie wer⸗ ‚fen das Waſſer weiter durch mehrere Oefnun⸗ gen wieder heraus, indeß haben einige auch nur eine einzige, deren Form aber wieder nach den Gattungen unendlich verſchleden tft... Diejenigen Fiſche, welche in tiefen Gewaͤſſern zu leben beſtimmt ſind, fi) wenig vom Ufer entfernen und oft im Sande wühlen muͤſſen, haben" biefe Defnung fehr klein, imelche hier einen von dicken Membranen umgebenen Ras nal bildet: Die Fifche hingegen ‚welche gu‘, heftigen Bewegungen“ beftimint find, haben fehe große Kiefern, Die Kehle und die Def. nung iſt ſehr weit; fie faſſen eine große: Menge von Waſſer Auf, und ſchoͤpfen oͤfterer fuſches als bie übrigen Fiſche. Sie ſſerben faſt ſogleich nachdem man fie aus dem Waſ⸗ ſer genommen hat; indeß die Karpfen, Aale u.a.m., welche ſehr Heine Defnungen has ben, lange Zeit noch in der freyen Luft zu le⸗ ben im Stande ſind. Man kann jene bey⸗ a mit den — Valid * ein... lehr 57% u )0 er ſehr hoher Flug ang;eichnet, und bey denen fat alle Knochen mit Luft ſich erfüllen, Bey den Thiergeſchlechtern, melde nur Luft einathinen, findet man nur eine einzige Oefnung, wodurch ſie dies Element in ſich ziehen und wiederaus ſtoſſen. ‚Bey ben Fi⸗ {hen 'hingegen triit dies Element, wie wir bemerft haben, durch eine Defnung in den ' Körper und durch eine andere wieder hinaus. Der Mechanismus, vermittelft deſſen dieſe Dperation vor ſich gehet, iſt auch fehr von demjenigen verſchieden, Yon welchem fie bey. ben vierfüßigen Thieren abhängig iſt. Wenn ber Fiſch Waſſer ſchoͤpfen will, fo geht feine untere Kiunlade herab, und das Ligament, welches ihre beyden Kuchen fonft enge zus ſammenhielt, erweitert fih nunmehr. Die Knochen der Dberfinnlade werden dadurch am ihren Ende herabgezogen, und da fie mit den Seitenknochen des Kopfes verbunden find, die die Baſis ber Kiemendeckel bilden, fo bewegen fie den vorderen Winkel von dies fen etwas herab. Durch biefe zufammenges fezten Bewegungen machen fid) jedesmal, wenn der Fiſch den Mund eröfner, bie Kies mendeckel an ihrem Nande vom Körper des Fiſches los, und laſſen das in den Kiefern angefammelte Waſſer heraus, _ Ihre Bewe⸗ gung gleicht des vded Rippen bey unferem Athem⸗ ol Sg Athemhohlen vollkommen. In dem Augen⸗ blick daß das Thier den Mund zuſchließt, drückt ſich der Rand der Kiemendeckel wieder an den Koͤrper an, die Membrane der Kie⸗ fern an ſeinem Ende ſchließt die Oefnung vollkommen, und das Waſſer, welches bey; der Erweiterung aller Thetle im dieſe Höhe; lungen eingetreten war, druͤckt nun Die Blaͤt⸗ ‚ten der Kiefern zu; und dadurch ift bie Hand⸗ Hung bes Digembohlene > nun se ww de. J Die Fiſch⸗ oe weit: a⸗ ehem; ‚als die Thiece, melde in freyer Luft leben, wei) das Prinzipiun, das von thret Organen aus dem MWaffer gezogen: werden fol ; we⸗ niger häufig in dieſem Element, als in der: Luft ſich befindet, und von jenem vielleicht: weit ſchwerer als von hielten abzujonderen iſt. Der Nutzen der Kiefernhaut ſcheint fi; auf die feſte Verfchlieffung der Kiefern: zu beſchraͤnken, und bey einigen Gattungen bie) Höhlen ver lezteren zu erweitern. Diefe Haut! fehlt, ſchon einer obigen Bemerkung * * mehreren Fiſcharten gaͤnzlich. Bey einigen, wo die Oefnung fehr Hein ſich finder, wird jene Kiefernhaut nur durch einen eingigen Staabl unterflägt, welche * gleich⸗ — aa de u see) BEN. gleichſam vald ein Blatt von den Klemen⸗ deckeln anſehen koͤnnterEinige haben eine ſehr freye Oefnungdle aber eine Ark von Kanal bilden, und in dieſen ſcheint die Mem⸗ brane von den Kiemendeckeln nie verſchte⸗ den zu ſehn undıdie einen Knrochen/ wel⸗ che ſie unterſtuͤtzen, laſſen ſich ſehr bequem mit sem Rippen des Menſchen und den vier⸗ füßigen Thieren vergleichen. ı Bey den Fi⸗ {hen endlich, wordiefe Defkung ſehr anſehn⸗ lich iſt, mußte dieſe Membrane von einer großen —— von —— SS N web er NE . Bett * eat —* die Burn — ‚gen iſt tritt es in Gefäße, deren Durch⸗ meſſer ſich allmaͤhlich vergroͤßert, deren Sei⸗ tenwaͤnde weniger dick ſind, als die der Branchialarterie, die, mit einem Worte alle Kennzeichen der Blutadern haben, und die in allen mit den Lungenwenen des Menſchen und der vierfuͤßigen Thiere veralichen werben koͤnnen. Sie bringen das Blut zwar nicht in die Herzkammer zuruͤck, aber fie bilden durch ihre Wereinigung ein großes Gefaͤß das alle Eigenſchaften der Schlagadern hat . Died Gefäß iſt den Zergiiederern unter dem Nahinen der aortä delcendens befannti Ich glaube fie allein mir der Benennung aorta bes . zu mäffen, da ich. war au gezeigt ‚habe, a» Jol *& 1573 habe, daß die Fiſche Feine aorta alcendens haben, Darth diefe Aorta wird das Blur durch den gangen Körper vertheilt. Der Lauf deffelben wird nicht, wie din dem Men⸗ ſchen durch eiue Menge von Falten und durch Die Krimmung der Grfäge verzögert Es braucht nicht mit der Gewalt, wie bey dem Merichen in die aͤuſſerſten Ende ver Gefäße gedruckt zu werden. Nach diefer Betrach⸗ ung läßt bie Richtung, welcher die Lungen Biutareen folgen, fid zu erklären Was die Arierien betrift, To befchreiben fie eine ‚gerade Linie, und das Blut circulirt Darinn antt wentaer Geſchwindigkeit, als bey warm⸗ bluͤgen Thieren. Leeuwenhoek hat be merkt, daß das Blut eines Aales ohnge⸗ faͤhr nur einen Raum von fuͤnf Zollen in | einer Minure durchlief; und ich ‚habe mich durch eine große Anzahl von. Verſuche, die Ab am Karpfengeſchlechte angeftellt habe, ‚überzeugt, daß das Herz im nemlichen Zeit rxraume, fünf, ſechs und ſelbſt acht und dreyſ⸗ | fig, feltener vlerzigmal ſchlug. Es iſt ſehr wahrfgeinlich, daß das Blut, mern es durd die Kiefern gehet, fich, „wole in dein Durchgange durch die Lungen ber vierfüßigen Thiere von dem Phlogifton, mit dem «8 überlaben iſt, reintgi. Die Zerſet⸗ ‚sung deſſelben aber überlaffe ich den Ehhmnl⸗ * Pr ſten 574 LEN ften und ſchraͤnke mich lediglich hier auf eiu⸗ nige Brobadıtungen ein, welche die Theorie ‚son ben Erfheinungen der Refpiration sap klaͤren koͤnnen. Die Fiſche haben, nach Verhaͤltniß Ihe rer Groͤße weniger Blut als die vierfuͤßigen Thiere; etwas das mit der unvollſtaͤndigen Art des Mebanismus bey der Reſpiration der erfier vollfommen übereinftimmt. Mehs rere Yale haben, nad Menphinus, kaum einige Unzen Blut geliefert, und man findet in den Commentar. Bononienf, , baß matt nit mehr als eine einzige Linze von einem hundert biefer Fiſche erhalien hat. Die Blutmenge diefer Thiere ftehet im⸗ ner mit der Vollfommenhett ihrer Reſpira⸗ tion Verbindung. Diefe Beobachtung fins det. ſich nicht nur in den großen Klaffen als gemein beftätigt, fordern auch unter den die ſchen, einem Thiergeſchlechte, welches Tr Hinſicht auf die Reſpirationsorgane, weit mehrern Abweichungen unterworfen iſt, als die Thiere welche In freyer Luft leben. So haben and) bie knorpelichten, deren Werke zeuge meit größer find, mehr Blut als di⸗ anderen Fiſche. giche “ENBE Er 575 Die Fiſche können im Waſſer Eeinen fo hohen Grad von Wärme ertragen, als die vierfügigen Thlere in der freyen Luft. Der Unterſchied in diefer Ruͤckſicht iſt ſelbſt ſehr be raͤchtlich, weil dieſe in einer ſehr heiſſen Atmos phaͤre, deren Waͤrmegrad, dem Waſ⸗ fer mitgetheilt, die Fiſche unwiederbringlich töbten würde, nicht im geringften zu leiden feinen. Auch der Menſch kann ohne Nachthell einen ſehr anſehnlichen von Waͤrme ER Einige aguſche Gelehrte, melde fi einige Zeitlaug In einer Atmosphäre aufhiels ten, wo das Thermometer bi zu 109 Graden gefiiegen war, konnten in denfelben Augen⸗ blicken die Hand nicht in einem warmen Wafs fer leiden, dad nur 57 Grade hatte, und in dem bie Drganifation der Fifche ohne Zwei⸗ fel völlig zerfiört wäre. Doch hat man einige Erfahrungen über in heiffen Gewäfs fern lebend angetroffene Fiſche. Einige alte Säriftfieller haben dergleichen Sonderbarkei⸗ ten bemerkt, Aelian fpriht von einem See in Lyblen, deſſen Waſſer fehr heiß ift, und wo man Fiſche antrift, melde fierben, fo bald fie in etwas laueres Waſſer gefeßt wers den, Aehnliche Bemerkungen hat St. Aus Pp a guftin s76 7: ) fe) ( ”L guftin und Cardanıs. Shaw fpridt in feiner Netfe nach der Barbarey von einigen heiffen Quellen, in denen er, mehrere Fiſche fand, . Ganz neuerlich hat gr. des Sons taines eine ähnliche Bemerkung in der Ges gend von Kafga gemacht. Das Resumürs {de Thermometer, das er dafelbft eintauchte, ſtieg bis zum dregffigften Grade. Valis⸗ neri hat ebenfalls lebende Fiſche in heiſſen Baͤdern geſehen. Konring erwaͤhnt einer aͤhnlichen Erſcheinung. Anderſon erzaͤhlt ein anderes Beyſpiel der Art, wovon er in Island perfönlic Zeuge geweſen iſt. SH will hierüber Feiner Beobachtungen weiter ers wähnen, weil faft Fein einziger dieſer Autos ren den Grad der Wärme diefer Maffer ges nau angegeben hat. Unter aller hierüber gemachten Erfahrungen iſt aber die bes Herrn Sonnerars bey weitem die auffallendfte, weil er verfigert zu Manilla Fifche in einem Maffer gefunden zu haben, in welchem das Reaumuͤrſche Thermometer bis zum 6 3ſten Grade ſtieg. Muſchenbroek hatte ſchon behauptet, daß die Fiſche im 1112des Fah⸗ renheitſchen Thermometers ſtuͤrben. Es iſt ſehr ſchwierig den Grad der Waͤrme zu be⸗ ſtimmen, den eine jede Gattuug ertragen kaun. Dies iſt vicht nur nach den Jahrs⸗ zelten ſondern auch nach der Geſtalt der Refpirationswerkzeuge verſchleden. Die ) i ' RR. 577 Die Fiſche verliehren eine große Menge thierifcher Waͤrme; das ſie umgebende Waſ⸗ ſer entzleht ihrer unaufhoͤrlich davon, und ber Theil deſſelben, der fie unmittelbar ums giebt, iſt inmmer viel wärmer als an anderen. Drten. Man har bemerkt, daß ein Karp⸗ fen, welcher an eine fehr ſchnell frierende Miſchung gefrzt wurde, um ſich herum eine gewiſſe Menge Waſſer flüffig erhielt, waͤh⸗ rend der andere Theil völlig gefroren war. Man kann nur der Refpiration die Ents micelung ihrer Wärme zuſchreiben. Die Erfheinungen, nad denen Hr. Lamoifier und de la Place die Hervorbringung ver, Wärme bey den Thieren erklärt haben, wels che in der freyen Luft leben, bemerfen fie auch an den Fifchen, ob fie dafelbft gleich, meit weniger merkbar find, Die Verſchie⸗ benheit der Wärme zwiſchen den Xhieren welche in ber freyen Luft und denen, welche im Waſſer leben , find befonders in der Vers aleihung der Fiſche mit den Wallfifchen aufs fallend, weldye fonft im Webrigen mit jenen foviel Aehnlichkeit haben, daß alle Natur⸗ forfher von Briffon fie mit jenen in diefelbe Drbnung festen, Beyde bewohnen das nems lie Element, und doch haben die, welche durch Kiefern und Im Waffer athmen, nur Pp3 einen 578 ae: einen und einen halben Grad mehr Wärme, als das fie umgebende Waſſer; während die Wallfiſche Im Gegentheil, welche in der £uft zefpiriren, fo warmes Blut als der Meuſch haben. Die Fiſche find im Maffer keiner fo großen Veränderung ber Kälte oder Wärme anögefezt, als bie vierfüßigen Thlere in der freyen Luf. Die Temperatur des Waſſers ſcheint in einer gemwiffen Tiefe immer dtefelbe zu bleiben, welches eine, in Ruͤckſicht des Meeres, vom Grafen Marfili und neus exlichſt vom Hrn. v. Sauſſuͤre befiätigte Erfahrung if. Doc fcheint ed, ald wenn die Fiſche von - einem größeren Grade ber Hitze weit mehr als von einem größeren der Kälte litten, Indeß fühlen biefe Thiere doch die Ver⸗ aͤnderungen der Atmosphaͤre; man weiß, daß fie, wenn es regnen will, auf die Ober⸗ fläche herauflommen. Diefe Thatſache iſt Bacon nicht entgangen, und er führt fie als einen Beweiß des großen Einflufjes der Luft auf die im Waſſer lebenden Thiere an: Sollte diefe Erſcheinung nicht weit einfacher dem Fall’ der Inſekten in diefer Zeit zuzus ſchreſben feyn, derentwegen die Fiſche herz aufs Br ) fo} ( * * 5 7 9 aufſtelgen? Dies tft um fo weheſcheinlicher, da ſie die einzige Nahrung der Flußfiſche emagen Auch diefen großen Veränderungen ber Atmosphaͤre kann man vielleicht die Auss manberung der wunderbar großen Menge von Heringen zufchreiben , melde die Kälte jedes Jahr zwingt, temperirtere Meere, als die des Poles find, aufzufuden. Uber uns gluͤcklicherweiſe fehlen uns faft noch alle ges nau beftiimmte Nachrichten von diefen periva diſchen Zügen. Auch die Fiſche, melde ntes ‚mals die Ufer. zu verlaſſen beftimmt find, fühlen das Kälterwerden der Luft, und um fig dagegen zu ſchuͤtzen, gerathen fie in einen gewiſſen Zuftande der Erflarrung, mie die ber Baͤre, Murmelthiere ꝛc., im Winter. Die alten fon haben von diefem pertodifchen Schlafe geſprochen; die neueren Naturfor⸗ ſcher aber haben hieruͤber noch keine Vemer⸗ kung gemacht, die einer beſonderen Aufmerk⸗ ſamkelt werth waͤre. Man kann die Fiſche biefer Art ſehr leicht an ihrem verlängerten Körper erkennen, an dem Mangel ihrer Bauchfloſſen, und der Art von ſchwanken⸗ ben Bewegung, wozu fie, um fi im Wafs fer zu erhalten gezwungen find. * Pp4 Dad 58 © Fe ) o @ Su Das Woff:r wirkt auf die Reſpiratliens⸗ organe der Fifche auf eine welt mehr vervlel⸗ fölttgte Urt, als bie Luft auf Die ber warm⸗ biätigen Tihiere, Mehrere Individuen, mels die während einer Zeit in einer gewiſſen Menge von Maffer geathmet haben, vers berben es fo fehr, daß c& nachher zur Mefpts ration durchaus nicht mehr taugt, fü mie bie warmblätigen Thiere, die an einem vers ſchloſſenen Drte beyfammen find, die $uft nerderben. Das Waſſer loͤßt eine. ‚weit gröfe fere Dienge von Subſtanzen als Die Luft auf, und unter biefen finden fid viele, die ben Fifchen nadhtheilig werden. Die Natur bat indeß die Fiſche mit einer hinreichend großen Kraft ausgerüftet, einigen Werändes zungen, melde das Waſſer herborbringen koͤnnte, zu widerſtehen. Sie gehen zum Beyſpiel frey vom Salzwaſſer in ſuͤſſes über. Wenn man daher auf die Werfütes denheit merft, welche bey einem fulden is ſche ftatt finden muß, wenn er bald im fügen bafd in falzigten Woſſer athmet, fo kann man fi eine Vorflellung von der Kraft mas chen, welche er diefen Veränderungen entge⸗ genfielen muß; eine Kraft, melde unter tiefen Umſtaͤnden diejeutge der anderen Thies re weis übertreffen muß, welche nidt eine fo fhnele und große Verduderung ber Luft zu erleiden gezwungen find, | | Die ’ — ) 0 K N 58 I Die Fiſche, melde ich in deſtlllirtes | Waſſer feßte, lebten darin fort. Sie gaben im Unfange zwar Zeichen von einem Uebel⸗ befinden; ala fie aber einige Zeit hindurch darin herumgeſchwommen waren, fihienen fie nicht mehr zu leiden. Gie hatten dur ihre Bewegung: waͤhrſcheinlich zur Aufnahme eis nes für ihre Reſpiration hinreichende $ufts menge geneigt gemadıt. Gin Fleiner, In ein verſchloſſenes Gefäß mit. defilllirten Waſſer fevarater Fiſch, lebte darin dreyffig Stunden. Oder ein Tropfen einer arſentkaliſchen Säure, in eine große Menge von Waſſer gegoffen, töhtete einen fehr ftarfen Fiſch augenblickiich. Ein anderer Fiſch lebte 6 Minuten in Citro⸗ nenfaft. In einem nur. etwas mit firer Luft gefhmwängerten Waffer flarb ein fehr fiarker Fiſch ſogleich. Mehrere Verſuche fanden eine Menge Vermiſchungen mit dem | Waſſer für ihr Leben ſehr nachtheilig. Pr 5 YII. * Bar ‚ VOL Immanuel Rant, * enig Weltweiſe haben in mehreren Wiſſenſchaften durch die Auffindung eines einzigen Grundſatz, von dem fie zur Gritif derfelben ausgiengen, fo große Revolutionen erregt, als TJ. Ran eine Ideen haben alle unfere Syſteme umges ſtoſſ en, und aus den Truͤmmern ein ganz neues wicder hervorgehen gemacht. Es kann nicht unſere Abſicht hler feyn, eine vollſtaͤndige Lebensbeſchreibung dieſes Philoſophen hier zu liefern, denn dazu iſt ed überhaupt noch bey weitem zu früh. Noch iſt es unfer Zweck alle feine Vers dienſte in Hinſicht auf alle Theile der Wiſſenſchaften, welche er bearbeitete und - auftlärte auseinanderzufegen. In einem Werke, das die Naturgefhichte ausfchließs lich angehet, Faun auch nur von feinen Berblenften um fie ausſchließlich die Rede ſeyn. Auſſer —— Auſſer dem groͤſſeren Werke: Ueber die Naturwiſſenſchaft, welche dieſer groſſen Wiſſenſchaft eine ganz neue, vollkommnere Aufklärung verſpricht, und auffer mehrer ren in feinen größeren phileſophiſchen Wer⸗ fen verfiveneten , “ allgemeineren Minfen über die Naturgeſchichte, befonders ihre genauere Abtheilung, und Trennung von der Naturwiſſenſchaft betreffend , gehören befonders feine Aufſaͤtze uͤber die Verſchle⸗ benheiten der Menfdenracen hieher, melde zwar von mehreren Naturforſchern, um diefen Zweig der Erkenntniffe die Rede tft, noch eine befondere Entwidelung verdlenen. Indeß beſchraͤnkt mih der Raum und der Zweck dieſes Aufſatzes nur auf die Angabe einiger Hanptumfiände, welche idy ohne die Ordnung der Auffäße felbft zu halten, bier herausheben will. Der erſte Aufſatz über dieſen Gegenſtand ſteht in Engels Philoſophen fuͤr die Wel⸗ ten, 2ten Bande, Nachdem er gleich im Anfange bewieſen hat, daß die Thiere, welche mit einander fruchtbare Zunge erzeugen, doc nur zu einer Naturgattung gehören, zeigt er daher, daß alle Menſchen eben diefer Eigenfhaft wegen, doch nur zu einem einztgen Stamme zu rech⸗ nen 58 4 Re ) o ( - RR nen feyen. In diefem Falle gehören fie auch zu einer einer einzigen Familie. (menn bey dem SMenfchen nicht auch, wie bey den ans beren Thieren der Gall eintrat, daß die Natur. einen Theil der -Erde mit einer Menge Thiere von einer Gatiuug bevöls kerte). Ihre erslichen Ausartungen hie⸗ von heiſſen Abartungen, und diejenigen ums ter diefen, melche fi bey langen Verpflan- zungen in langen Zeiten unter ſich beftändig erhalten, als auch in der Vermifchung mit anderen jederzeit halbſchlaͤchtige Junge erzeugen, Racen. Neger und Weiffe find daher verſchtedene Racen. Dieſem gemäß theilt er das Menſchen⸗ geſchlecht nur in vier Racen: 1) im bie der Weiſſen, 2) der Negern, 3) der Hunnen (die mungoliſche oder kalmuckiſche) 4) der Hindus (die Hindiſtantſche. Zur erſten, des ren Hauptſitz ſich in Europa befindet, ge⸗ hoͤren noch die Mauern, die Araber, der tuͤrkiſch⸗ tartariſche Voͤlkerſtamm, die Pers ſer und alle nicht zu den anderen Klaſſen ge⸗ hörtgen Aſiaten. Die zweite befindet fi) nur in Afrika und. allenfalls Neuguinea; die dritte ſcheint unter ben Koſchottiſchen aim meiſten, und unter den anderen Tatarn ſchon mehr vermiſcht. Die Hindoͤſtaniſche tft in der. von ihnen. benannten. Halbinſel AR on I" ee 3 2 585 Won diefe 4 Haupfracen Laffen alle anderen ſich ableiten durch Verrichtung und Ybartunk, So feinen die Amerilaner noch nicht ganz eingeartete Hunnen zu ſeyn. Die Halb⸗ ſchlaͤhtigen Abkoͤmmlinge deuten endlich noch mehr auf dieſe Eintheilung hin; denn der Oſtindier giebt mit dem weiſſen Europäer den gelben Weſtigen, wie der Amerikaner mit ihm den rothen, der Weiſſe mit dem Neger der. Mulatten, der ne. aut ihm den ſchwarzen Karaben. Dieſe Rateneinthenlna hat Kant nachher nody im einigem. Auffägen „> in, der Berl. Monatsfhrift, November 1781, und Am teutſchen Merkur 1788. deutlicher aus⸗ einandergefeßt, aus denen wir hier bie vor⸗ zuͤglichſten Data —— wollen. Nur phyſiſche Charartere a. fi Menſchen unterfcheiden und zwar nur ‘bie erblichen, kommen bey der Einthetlung in Klaffen in Betracht, und beſtimmen die Verſchledenheit der Racen, indem ſie zu⸗ gleich auf die Einhier des Stammes hindeu⸗ ten. Der Beariff der Race ift alfar!ıder Klaſſenunterſchied der Thiere eines Stammes ſo fern als er —— — erblich iſt. Jeder⸗ 586 a "jederzeit eintreffende einſchlaͤchtige — macht die PIERRE der Ras EM gewiß. CB muͤſſen ala * erſten Menſchen⸗ — die jetzt vorhandenen Racenunter⸗ ſchlede ſchon In ganz eigentlichen Keimen ans gelegt geweſen feyn, wie dies die Alnauss bleiblich keit ihrer Anartung beſtaͤtigt. Die Ausartungen Yon der weiſſen Farbe in ans beren Laͤndern geben Lein Benfpiel einer nies mals ausfallenden Anartung. Die Annahs men verſchledener Menfherflämme würde die RN aber verbielfältigen, Dis ——— einer Drganifation if doc) dad einz!ge wovon wir auf eine urſpruͤng⸗ lid) in die Natur des Thieres gelegte Zurüs ftung und auf Keime ſchließen Finnen. Go koͤnnen wir vun der Negerrace durch Ana⸗ logte auch auf Das zweckmaͤßige der anderen ſchleßen. Denn durch Ueberladung mit Phlogiſton wird das: Blut ſchwarz, und der Negergeruch macht. die Wegſchaff ung einer Menge von Phlogiftoh durch bie Haut wahrs ſcheinlich, die hier die Stellen ver Lunge vertreten helfe. Die aͤchten Neger wohnen ‚aber in Gegenden, wo die Luft durch Mo⸗— raͤſte und Waͤlder unaufhoͤrlich mit Phlogi⸗ fion uͤberladen wird, Die Hautdephlogiſti⸗ = SAU firung lee a zung wäre baher eine fehr weiſe Einrichtung, das Blut ift damit dann fo überladen, dag die Schwärze durd die Haut durchſcheint. So Fönnte wohl auch ein Menſchenſtamm ein, mit Luftſaͤure überladenes Blut has ben, welde die Haut mit wegſchaffen helfen müßte. Dann würden biefe £uftfäure oder diefe Eiſenthellchen dem Blute eine moͤgli⸗ che Roſtfarbe geben, welche die der Ameti⸗ kaner ausmacht. Dieſe Difpofition koͤnnen fie bey ihrem Uebergange uͤber das Eismeer erhalten haben, da dies Gefrieren des Waſ⸗ ſers die Luft. mit einer ungeheneren Menge von firer Luft beſchwaͤngert. Daher auch wielleiht die geringere Empfindlichkeit ihrer Haut eine Folge diefer Drganifation ift, welche ſich nun zum Macenunterfchlede ents widelt hat. — Go muß auch das flüchs ige Alkali aus dem Blute meggefchaft wer⸗ ben, und hierzu find für die Einwohner heifs fer und trockner Erdſtrichen auch Keime ans gelegt. Die kalten und ſchwitzigen Haͤnde ber Indier ſcheinen dies zu beſtaͤtigen. Soviel ſcheint gewiß, daß jezt vorhan⸗ bene Racen nicht wieder verlöfdyen koͤnnen. Dies beweifen die Zigeuner als urfprünglice ier, welche während ihren Wanderungen t im mindeflen ausgeartet find, Die Neger . ‚588 * 20 ( x Meger bie Holländer auf Java Bleiben ihrer Race getreu. Die Sonnen ſchminke erbt niemals an. Die Farbe des Stammes iſt nicht zu errathen, ſelbſt die der Weiffen. | ift Entwickelung. } Schr merkwürdig iſt es daß ſich von allen wichtigen Kennzeichen kein einziges in⸗ nerhalb einer durch die bloße Hautfarbe charakteriſirten Gattung unausbleiblich an⸗ erbt, aber dies lezte ſowohl innerhalb der Klaff⸗ als aud) in der Vermiſchung mit am deren. Aus diefem ließe ſich vielleicht etwas über die Natur des Anartens ausmachen. Der Kuͤnſteley kann durchaus Feine Kraft zugeſtanden werden, forterbende, beharrliche Veränderungen auf die uranfänglichen Mo⸗ belle der Natur zu bringen, ſonſt würde man diefe bald nicht mehr kennen. Ueber dem find diefe Pfuſcherehen der Kunſt micht durch Experimente, fontern darch bloße zu⸗ fallige Wahrnehmungen beftätigt, . Man muß daher verſchledene Stämme nehmen, welche von der Ratur ihren Fünftis gen Wohnſitzen mit einer Drgantfätlon' ans gemeffen wurden, deren äuffered Kennzeichen die Hautfarbe iſt. Diefe erbt jedem Sta in ſeinen Wohnſitzen an) und mei 16, “= ) 0 — 589 nach gehoͤriger Staͤrkung, auch in anderen Erpdſtrichen durch alle Zeugungen derſelben Klaſſe unvermindert. Aber nur wenn man annimmt, daß in einem einzigen Stamme bie Keime zu allen Verſchiedenheiten liegen müffen, um zur B⸗ voͤlkerung ber ganzen Erbe tauglich zu fern, ſo läßt es fich einfehen, warum diefe ſich ges legentlih und daher verſchiedentlich entwickel⸗ ‚ten, und die Klaffen ihren Charafter als zur Möglichkeit ihrer Exiſtenz und Fortpflanzung - gehörig, in die Zeugung mit jeder anderen Klaffe bringen mußten. Mit Gewißhelt Tennt man nur als erb⸗ lihe Hautberfäiedenheiten: die Weiſſen, ‚bie gelben Indianer, die Neger, und die Kupferartigt rothen Amerikaner, Diefe ſchicken fih darum fo aut zur Eins theilung, weil fie ı) fo ziemlich ifolirt find. Denn die Weiſſen bewohnen vom Kap Fir nisfereä , über Nordkaſſ, den Obiſtrom, die Heine Bucharey, Perfien, das glückliche Arabien, Aberſſinlen, die nördliche Grenze bee Wüfte Sara bi6 zum meiffen Worges bürge in: Afrika ober ber Mündung des Seuegall. — Die Schwarzen von ba Da bis 590 Rp —J45 bis — negro und mit ausſchlieſſung der Kaffern zuruͤck nach Abeſſinien. -— Die gelben tm eigentlichen Hindoſtan, bis Kap Kamorin — . die Fupferrorben ganz abs gefondert in Amerika. 2) Weil die Aus⸗ duünftung des Geſchoͤpfes in Ruͤckſicht feiner Verſetzungen dad michtigfte Geſchaͤft ſeyn muß, und die Haut, als Organ der Ab⸗ ſonderung die Spur dieſes verſchiedenen Naturcharakters an ſich traͤgt. Der Menſch war fuͤr alle Klimate, folg⸗ lich für jede Beſchaffenhelt des Bodens bes ſtimmt, folglich mußten in ihm mancherley Keime und natürliche Anlagen beſtimmt liegen, um durch gelegentliche Auswicke⸗ lung oder Zuruͤckhaltung Br Plage ans gemeſſen zu werben. Luft und Soine — auf vie Zeus gungsfraft Yon einem auſſerordentlichen Eins fluffe und eine Race gründen zu koͤnnen. Mas aber auf die Zeugungsfraft. haften foll,, muß die: erfien Quellen des. Lebens ‚angreifen. © Der Menfh in bie Eiszone erſezt, artete almählig zu einer kleineren atur aus, weil bey dieſer der Blutum⸗ lauf gefäwinder. und -die Waͤrme Daher gewiſſer wird, Muß das Volt lange den RE — ‚In, Ei „oe )o( ®%* 591 Einfluß der Eiszone dulden, ſo muß es ſich noch mehr veraͤnderen. Alle Auswicke⸗ lungen und Verſchwendungen der Saͤfte muͤſſen in dieſen auſstrocknenden H'mmelds ſiriche allmaͤhlig gehemmt werden, die Keime des Haarwuchſes unterdruͤckt, die hervor⸗ ragenden Geſichtstheile flaͤcher, und fo ents ſteht die nordiſche Geſichtsbildung. Die Ableitung der Amerikaner als. eine nicht ganz eingeartete Race, welche fonft lange Norden bewohnt hatte, wird durch ben erſtickten Haarwuchs an allen Theilen auffer dem Haupte, der röthlichen Eiſen⸗ zoftfarbe der älteren, und der dunfeln . . Kupferfarbe den heifferen Landſtriche beſtaͤ⸗ tigt. Denn dies ſcheint (als Wirkung der Luftſaͤure) dem Falien, fo wie das Dlivens braune (ald Wirkung der laugenhaftgallich⸗ ten Befchaffenheit der Säfte) dem heifs fen Himmels ſtriche angemeſſen zu ſeyn. - Die groͤßte feuchte Hitze des warmen Klima muß hingegen ganz anders wirken, bie ſchwammigten Theile wachfen, und das“ her dicke Stülprafen und Wurfilippen extes > ſtehen machen, die Haut öhlen, bie nezfüks. - mige Subftanz mit Whlogifton füllen. Das. Del der Haut verfiattete kaum bie Erzeus gung eined wollartigen Haares auf dem Kopf 592 ON Kopſe. Uebrigens befördert feuchte Wärme den Wuchs der Thiere überhaupt, und fo entfpriugt der Neger, der ftarf, fleifchicht, gelenk, aber faul, weichlich und tändelnd iſt. Der Hindiftaner fcheint aus einer der älteften Racen entfproffen, Sein fand war - frühe bewohnbar, und hier Fonnte ſich daher eine fefte, menfchlidye Race gründen. Das Diivengelb des Indianers, das den anderen dunfeln Farben nachher zum Grunde liegt, ift eben fo charafterifiifh und beftändig, als bie Negerſchwaͤrze und ſcheint das Mes fultat der trocknen Hiße zu ſeyn. Die Hauptkrankheiten find da gallicht, ihre Farbe ift es aud und fcheint daher eine befiändige Abfonderung der ins Blut übers getretenen Galle zu bemelfen, welche viels leicht dadurd in dem Aufferen Theilen zum menigften das Blut abkuͤhlt. Dies mag auch die Urſache ihrer Falten Hände feyn, und überhaupt eiſer verringerten Blutwaͤr⸗ me, die fie zur Ertragung der Hitze ihres Klimas fähig mad. Man fihreibt die Farbe der Gewaͤchſe dem darin enthaltenen Etſenniederſchlage zu: fo fornte auch im Blute die Galzfäure, phuephorifhe Säure, oder das flüchtig laugenhafte, das Blut roth, ſchwarz, perl ge “E)ol he 593. ‚gelb niederfchlagen. Ben ben Melffen würde dies gar ut niebergefchlagen. Die Stuinmgatiung ſcheint in dem Erdſtriche zwiſchen dem 31,32 der Breite zu Haufe zu feyn, hier findet man meiffe aber doch brunerte Einwohner. Daher kann man daß ganze Menſchengeſchlecht fol⸗ gendermaßen eintheilen: Stammgattung. Weiſſe von brunetter Farbe. Erſte Bace: hochblonde (nordliche Euro⸗ paͤer) von feuchter Kaͤlte. Zweite Race: kupferrothe ( Amerikaner) von trockner Kaͤlte. Dritte Race: ſchwarze (bew. von Sene⸗ gambia) von feuchter Hitze. Vierte Race: Dlivengelbe (Indianer) von trockner Hitze. Ich ſchließe hier die Entwicklung die⸗ ſes fo aͤuſſerſt ſcharſſinnigen Syſtems, mit dem Hr. Kant ſich um die Aufkläs rung biefer verwicelten Materie und folgs 2q3 lich Bee lich um: bie ganze Naturgefchichte fo große Derbienfte erworben hat. Es würde hier der Ort nicht gemwefen fein, mande biefer Saͤtze näher zu beleuchten; ein Verſuch, in dem mir auch mehrere berühmte Schriftfieller fon zuvorgefommen find. —* — | a : u: 48 g u * J ir HR n De CEO