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ZUM SCHNEEDOM

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| KILIMANDSCHARO, j

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40 PHOTOGRAPHIEN

l AUS f

DEUTSCH-OSTAFRIKA

| MIT TEXT |

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Von DR. HANS MEYER.

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. In Kommission bei HERM. J. MEIDINGER in Berlin. j

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Vorwort.

Wohl auf keinem andern Gebiet menschlicher Thätigkeit ist dem Mann so viel¬
seitige Gelegenheit zur Entfaltung' und Erprobung seiner Kräfte und Fähigkeiten ge¬
boten wie auf Forschungsreisen in unbekannten Ländern; nirgends aber mehr als im
Innern von Afrika.

Die riesigen Gröfsenverhältnisse des dunkeln Erdteiles, die Schädlichkeit seines
Klimas, die Schwierigkeit seiner Wege, die Feindseligkeit seiner Bewohner gegen alles
Fremde, die Unzulänglichkeit der Ernährungsverhältnisse, der vollständige Mangel jeden
Anklanges an Kultur machen es unbedingt notwendig, dafs der Reisende eine um so
gröfsere Trägerkarawane zur Beförderung seiner wissenschaftlichen und persönlichen
Ausrüstung und eine um so gröfsere Menge von Tauschwaren zur Ernährung seiner
Karawane mitnehme, je länger die Expedition dauert, und je weiter sie ins Innere
vordringt.

Eine zusammengewürfelte Horde von hundert und mehr Negern im Zaum zu
halten, sie täglich zu ernähren, Kranke ärztlich zu behandeln, Widerspenstigkeit zu über¬
winden, Streit zu schlichten und stets die richtige Mitte zwischen Milde und Strenge
in der Behandlung einzuhalten, ist an und für sich schon nicht ganz leicht. Noch
weniger leicht ist der vermittelnde Verkehr mit den Landeseingebornen. Und dazu
kommt die Fürsorge für das eigne Wohlergehen, für Gepäck und Lager, die tägliche
Übung jeder denkbaren technischen Fertigkeit und endlich die Verfolgung des eigent¬
lichen Reisezweckes: die Ausführung von wissenschaftlichen Beobachtungen und die
Anlage von wissenschaftlichen Sammlungen jeglicher Beschaffenheit und von gröfst-
möglichem Umfang.

Die Schwierigkeit dieser Aufgaben vermindert sich natürlich erheblich, wenn sich
mehrere Reisende zu einer gemeinsamen Lösung derselben vereinen. Daher ist eine
solche Vereinigung dem Endzweck stets dienlich, wenn auch damit leicht Schwierig¬
keiten besonderer Art entstehen, welche das Unternehmen in andrer Hinsicht schädlich
beeinflussen können. Aber auch bei gemeinsamem Arbeiten ist die Fülle der Obliegen-

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1 heiten für den Einzelnen immer noch so grofs, dals seine wissenschaftliche Ausbeute
von einer einmaligen Bereisung eines Gebietes kaum annähernd vollständig sein kann.

Kein Reisender, der nicht nach der Heimkehr beim Sichten des gesammelten Materials
sehnlich wünschen müfste, sein Reisegebiet ein zweites Mal zu besuchen, um alle die
j entdeckten, schmerzlich empfundenen Lücken ausfüllen zu können,

f Meine Expedition durch das äquatoriale Ostafrika im Sommer vorigen Jahres ist

1 in ihren Ergebnissen keineswegs frei von solchen Lücken. Mein Gefährte, Herr von

| Eberstein von der Ostafrikanischen Gesellschaft, hatte mir zwar die meteorologischen

I und kartographischen Aufnahmen abgenommen; aber meine einschlägigen Instrumente

| erwiesen sich leider nachträglich so wenig zuverlässig, dals eine Wiederholung dieser

| Beobachtungen mit andern Instrumenten sehr wünschenswert erscheint. Und ebenso

leiden meine botanische, zoologische und mineralogische Sammlung, deren Bearbeitung
erste deutsche Fachgelehrte bereitwilligst übernommen haben, an vielen Mängeln. Da-
j gegen vermögen die ethnographische Sammlung und die Ausbeute an photographischen
Aufnahmen ein ziemlich vollständiges Bild von Land und Leuten nach diesen beiden
Richtungen hin zu geben. Mit einer Auswahl meiner photographischen Aufnahmen
aus Deutsch-Ostafrika allein wage ich mich deshalb in der vorliegenden Zusammen-
3 Stellung an die Öffentlichkeit. Der kurze beigefügte Text, welcher teilweise schon an

. andrer Stelle (z. B. Kap. III. in den Mitteilungen des Deutsch-Österreichischen Alpen¬

vereins, 1888, Nr. 1) veröffentlicht wurde, will nur die Bilder erläutern. Das gesammelte
wissenschaftliche Material hingegen wird erst nach den Ergänzungen der zweiten Reise
I zur zusammenfassenden Verarbeitung und Veröffentlichung reif sein.

| Wahrscheinlich werde ich bereits wieder in Afrika sein, wenn das Buch in die

Hände des Publikums gelangt. Möge es darum der Leser als einen Abschiedsgrufs
j freundlich entgegennehmen.

| Leipzig , im Mai 1888 .

Dr. Hans Meyer.

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Inhalt.

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Text:

1. Nach Ostafrika.S. 7 | 3. Von Palmen zum ewigen Schnee

2. In Englisch-Ostafrika.-8 4. Das deutsch-afrikanische Paradies

5. Vom Kilimandscharo zur Küste . S. 21.

S. 11
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Bildertafeln:

1. Das englische Lager in Taweta.

2. Urwald von Taweta.

3. Die Dschaggalandschaft Marangu am Südabfall des
Kilimandscharo.

4. Der Kilimandscharo; von Marangu aus SO. gesehen.

5. Urwald im obern Teil von Marangu.

6. Eine Gruppe von „Senecio Johnstoni“ am obern
Kilimandscharo (2800 m).

7. Der Kimawensi; vom „Seneciobach“ oberhalb der
Waldgrenze aus SW. gesehen.

8. Der Kibo; von der Südseite des Sattelplateaus
(4350 m) aus O. gesehen.

9. Der Kibo; von der Mitte des Sattelplateaus aus
NO. gesehen.

10. Die vom Kibo ausgehende Hügelkette; vom Sattel¬
plateau aus N. gesehen.

11. Der Kimawensi in Wolken; vom Fufs des Kibo
(4400 m) aus W. gesehen.

12. Ein Schneefeld an der Ostseite des Kibo.

13. Lager in der Dschaggalandschaft Marangu.

14. Platz vor der Hütte des Fürsten Mareale in Marangu.

15. Hütten der Mutter des Fürsten Mareale in Marangu.

16. Vorratshütten in Marangu.

17. Hütte von Mareales Lieblingsbruder in Marangu.

18. Wohnhütte von Mareales Hauptfrau.

19. Dracänenallee und Thor eines Hofes in Marangu.

20. Eine Bananenpflanzung in Marangu.

21. )

^ ^ Fürst Mareale von Marangu.

23. Mareale mit Hauptfrau.

24. Mareale mit seinen Frauen.

( Schwertfeger des Fürsten Mareale von Marangu.

26. )

27. Blick vom Ostufer des Dschibe-Sees auf den See und
das Uguenogebirge.

28. Vegetation am Ostufer des Dschibe-Sees.

29. Die Steppe zwischen Rufu-Flufs und Paregebirge;
im Mittelgrund Massai-Herden.

30. Die Station Mali der D.-O.-A. Gesellschaft.

31. Die Station Korogwe der D.-O.-A. Gesellschaft,
Vorderansicht des Hauptgebäudes.

32. Die Station Korogwe der D.-O.-A. Gesellschaft,
Seitenansicht des Hauptgebäudes.

33. Platz im Dorf Lewa am Rufu.

34. Vollendete und unvollendete Hütte im Dorf Lewa
am Rufu.

35. Das Haus der D.-O.-A. Gesellschaft in Pangani.

36. Die Mündung des Rufu bei Pangani.

37. Die Station Dunda der D.-O.-A. Gesellschaft.

38. Die Station Madimola der D.-O.-A. Gesellschaft.

39. Die Station Usungula der D.-O.-A. Gesellschaft.

40. Eine Strafse in Bagamoyo.

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Nach Ostafrika.

ie deutsche Kolonie in Ostafrika aus eigner Anschauung
kennen zu lernen und den höchsten deutschen Berg, den
Kilimandscharo, zu besteigen und zu erforschen, das war
das Doppelziel der Reise, die ich im Dezember 1886 zur
äquatorialen Ostküste des schwarzen Erdteiles unternahm.

Während unsre Anschauungen von den Sansibar gegenüber¬
liegenden Länderstrecken durch der Parteien Gunst und Hafs so sehr
getriibt sind, dafs das grofse Publikum nicht mehr recht weifs, was es
von den dortigen deutschen Erwerbungen halten soll, ist unsre Kennt¬
nis vom Kilimandscharo, wesentlich durch das Forschungswerk von der
Deekens , eine trotz aller Lückenhaftigkeit so klare wie über kein andres
gleich abgeschlossenes Gebiet von Äquatorialafrika.

Die Kunde von Afrikas höchstem Schneeberg, dem doppelgipfeligen
Kilimandscharo, reicht bis ins hohe Altertum hinein, aber seine eigent¬
liche Entdeckungsgeschichte ist kaum vierzig Jahre alt. Wie die erste
verbürgte Nachricht von seiner Existenz in unsrer Zeit von den afrika¬
nischen Gestaden des Indischen Ozeans ausgegangen ist, so kamen auch
im Altertum die ersten dunkeln Gerüchte über sein Vorhandensein von
der Ostküste Afrikas nach Europa. Aus Nachrichten griechischer
Schiffahrer berichtet zuerst Ptolemäos im 2. Jahrhundert n. Chr. von
einem Mondgebirge und einem Quellsee des Nils, worunter wir viel¬
leicht den Kilimandscharo und den Ukerewe-See zu verstehen haben.
In den nächsten Jahrhunderten ging aber diese unsichere Kenntnis ver¬
loren und wurde erst wiedergewonnen durch die Araber, die seit dem
10. Jahrhundert an der Ostküste Afrikas südwärts schifften. Weil im
Angesicht der fabelhaften Mondgebirge gelegen, wurde sogar Mada¬
gaskar von ihnen Mondinsel (Quamara) genannt; ein Wort, das heute
noch in dem Namen „Comoren“ fortlebt. Dabei blieb es, bis 1518 der
reisekundige Spanier Fernandez de Encisco, welcher das seit 1507
portugiesische Mombassa an der afrikanischen Ostküste besucht hatte,
bestimmtere Nachricht von einem westlich von Mombassa gelegenen,
sehr hohen „Berg Olympos“ gibt, den er von den Mondbergen, dem
Quellgebirge des Nilstroms, scharf unterscheidet.

Drei Jahrhunderte gingen hin ohne Erweiterung der Kenntnis von dem mythischen Berg Olympos. Da
endlich am 11. Mai 1848 war es ein Deutscher, der Missionar J. Rebmann, dessen Augen zuerst das
gröfste Wunder Afrikas, den Schneegipfel, welcher den Äquator verhöhnt, leibhaftig erschauten.

1 rotz der starken Anzweiflung, welche Rebmanns und Krapfs Berichte besonders durch den eng¬
lischen Pedanten Desborough Cooley erfuhren, ward doch ein Jahrzehnt später die Richtigkeit ihrer Ent-

Am Südabfall
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cleckung bestätigt, und wiederum war es ein Deutscher, der Baron Klaus v. d. Decken , welcher zuerst den
Versuch machte, dem stolzen afrikanischen Bergriesen seinen Fufs auf den weifsen Nacken zu setzen. Bei
einem Versuch blieb es aber und ist es auch seitdem trotz mehrfacher Anstrengungen, besonders seitens eng¬
lischer Reisender, geblieben. Es gelang mir zwar, im Sommer v. J. den höchsten der beiden Gipfel, den
Kibo, bis hart an den östlichen Oberrand des schneeigen Vulkankegels zu besteigen; aber der um ca. 250 m
höhere Westrand ist noch unbezwungen.

v. d. Decken war im Jahre 1861 bis zur Höhe von 2530 m gelangt. Tm folgenden Jahre erreichte er
gemeinsam mit Kersten und Thornton einen 4280 m hohen Punkt. Im Jahre 1871 drang der englische
Missionar New bis zu 4420 m (?) vor, 1883 der Massai-Reisende Thomson nur bis zu 2750 m und 1884
Johns ton angeblich bis zu 4970 m. Die höchste Erhebung des Kibo-Westrandes liegt aber nach Kerstens
genauer Messung in 5694 m Höhe über dem Meeresspiegel.

Der Ansporn, zu vollbringen, was da noch übriggeblieben, war um so gröfser, als in dem Londoner
Abkommen zwischen England und Deutschland der Kilimandscharo in die deutsche Interessensphäre ein¬
bezogen worden war. Der Wunsch, dafs die höchste Spitze deutscher Erde zuerst von einem deutschen
Fufs betreten werden möge, liefs meinen Entschlufs, dort mein Bestes zu versuchen, rasch ausreifen.

Ich war, als ich den Plan zur Bereisung Ostafrikas fafste, kein Neuling im Reisen. Mehrere Jahre vorher
hatte ich die englischen Kolonien in Indien, China und Nordamerika, die holländischen Kolonien im Sunda-
Archipel, die spanischen Kolonien in den Philippinen und Mittelamerika besucht und durfte deshalb auch
hoffen, auf Grund der dort gewonnenen Anschauungen Ostafrika als Kolonie richtiger beurteilen zu können als
Reisende ohne derartige koloniale Erfahrungen. Ich verhehlte mir aber nicht, dafs zur rechten Wertschätzung
Ostafrikas eine Kenntnis andrer afrikanischer Gebiete, insbesondere Südafrikas, wichtig sei. Deshalb richtete
ich meine Route von Europa zunächst nach dem Kapland, bereiste von dort nordwärts die Diamantenfelder
von Kimberley, durchkreuzte Transvaal, besuchte die neuerschlossenen Goldfelder von Barberton und ge¬
langte nach mehrfachem Durchstreifen von Natal in Port Durban an die Küste des Indischen Ozeans, auf
dem ich an der langgestreckten portugiesischen Mosambik-Kolonie entlang nach Norden reiste, bis ich im
April 1887 die Insel Sansibar erreichte.

Kaum hätte ich zu einer ungünstigem Zeit in Sansibar eintreffen und kaum unter milslichern Ver¬
hältnissen meine Expedition ins Inland vorbereiten können. Die Regenzeit hatte eingesetzt und verhinderte
alle Bewegung im Freien. Drei Monate vor meiner Ankunft hatte Stanley für seinen Zug nach Wadelai sich
mit über 700 Trägern hier versorgt, einen Monat vor meinem Eintreffen war der ungarische Reisende Graf
Teleki mit einer Expedition von 300 Sansibarleuten nach dem Kilimandscharogebiet aufgebrochen, mehrere
Araberkarawanen waren in Vorbereitung, eine englische Jagdpartie hatte den letzten Rest von brauchbaren
Leuten engagiert, und der Beschaffung, der nötigsten Ausrüstung für eine Reise ins Innere stellten sich
die grölsten Hindernisse entgegen. Die Überwindung dieser Mifslichkeiten nahm meine ganze Thätigkeit
während voller zwei Monate in Anspruch, und dazu kam, dafs mich schliefslich noch ein heftiges Fieber drei
Wochen lang zu allem Handeln unfähig machte. Eine weitere Schwierigkeit lag in der Unmöglichkeit, einen
geeigneten europäischen Begleiter zu finden, dessen ich durchaus bedurfte, um die Schneegrenze am Kiliman¬
dscharo zu überschreiten. Glücklicherweise traf Ende Mai Dr. Peters mit einer gröfsern Anzahl dcutscher
Herren ein, und seiner Liebenswürdigkeit habe ich es zu verdanken, dafs mir ein Beamter der Ostafrikanischen
Gesellschaft, Freiherr von Eberstein , mit Aufträgen für den Dschaggafürsten Mandara beigesellt wurde, so dafs
ich in der ersten Juniwoche, nachdrücklich gefördert durch Herrn J. Strandes vom Hause Hansing & Co.,
mit einer Karawane von nahezu 100 Mann nach dem Festland apfbrechen konnte.

II.

In Englisch - Ostafrika.

In Mombassa, dem grölsten und besten Hafen der englischen ostafrikanischen Interessensphäre, be¬
ginnend, führte meine Reise bis nach Taweta am Fufs des Kilimandscharo durch englisches Gebiet. Die Zu¬
sammensetzung meiner Karawane, die Art der Ausrüstung, die Ordnung während des Marsches, das Leben
im Lager unterschieden sich wenig von den entsprechenden Verhältnissen in andern Expeditionen. Die
Regenzeit hatte in diesem Gebiet noch nicht begonnen, so dafs die Karawane von Sonnenbrand und Wasser¬
mangel viel zu leiden hatte.

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Eine Tagereise jenseit des tropisch üppigen Küstenstrichs erweitert sich das Land unter gleichzeitiger |

langsamer Hebung in eine unendliche vegetationsarme Savanne, deren Hauptmerkmal die aufserordentliche |

Seltenheit von Wasser ist. Wo Wasser vorhanden ist, steht es von der Regenzeit her in den Höhlungen j

des Gesteins, „Ngurungas“ genannt. Solche Wasserplätze, die dann auch regelmäfsig mit etwas dichterer j

Vegetation bestanden sind, bilden selbstverständlich nicht nur die Trinkplätze für das wenige Wild, sondern J

auch die regelmäßigen Lagerplätze für die Karawanen. An einigen Stellen, besonders in den an Nieder- |

schlagen reichern Berggegenden von Ndara und Bura, sind Eingeborne angesiedelt, die ihre geringen
Ackerbauerzeugnisse (Mais, Bohnen) den Karawanen zum Kauf anbieten; aber im ganzen ist dieses Gebiet
menschenleer. Die lötägige Reise von Mombassa bis nach Taweta durch diese graubraunen Savannen und j

I Baumsteppen, in denen wir zweimal Märsche von 18—22 Stunden ohne Wasser zu bewältigen hatten, war |

die beste Einführung und Vorschule für die nachfolgenden Mühen. I

I Es gibt wohl keinen Afrikareisenden, der nicht von Widersetzlichkeit seiner Leute, von Verlusten an f

1 Gut und Zeit durch Raub, Diebstahl und Erpressungsversuche seitens der Eingebornen und der eignen |

I Mannschaften zu erzählen wüßte. Auch mir liefen am dritten Tag nach Verlassen der Küste trotz aller 1

Vorsichtsmaßregeln während des Marsches sechs Mann unter Mitnahme eines Koffers davon, in welchem
I außer meinem ganzen Barbestand (worauf es die Diebe allein abgesehen hatten) der größere Teil der für f

I die Bergbesteigung unentbehrlichen wollenen Kleidungsstücke, die sämtlichen Bücher und Karten und ein j

j Fernrohr enthalten waren. Das eröffnete schlimme Aussichten für die Eis- und Schneepartien am obern Kili-

| mandscharo, denn wenn auch Herr von Eberstein seinen Bestand an ,,Jägerwolle“ getreulich mit mir teilte,

| reichte doch der Vorrat nicht zur warmen Bekleidung unsrer Leute aus. Die eine gute Folge hatte jedoch

1 dieser Verlust, daß die bessern Elemente der Karawane offen für mich Partei nahmen und damit schnell f

| eine so vortreffliche Disziplin in die anfangs unbotmäßige Horde brachten, wie ich sie nie erwartet hatte. f

| Am letzten Tag, bevor wir Taweta erreichten, begegnete uns inmitten der wasserlosen Wüstenei die j

1 Karawane der oben erwähnten englischen Jäger, geführt von dem als Thomsons Reisebegleiter bekannten j

I Malteser Martin. Sie hatten acht Monate in der Umgebung von Taweta gejagt, und es war keiner unter I

den Trägern, der nicht mit einem Elefantenzahn, einem Löwenfell, einem Rhinozerosschädel oder sonst I

I einer Jagdtrophäe belastet gewesen wäre. Martin lud mich mit großer Zuvorkommenheit ein, während meiner 1

j Anwesenheit in Taweta das dort von ihm erbaute englische Lager zu beziehen, und um so freudiger nahm

1 ich sein Anerbieten an, als der andre, gewöhnlich von den Karawanen benutzte Lagerplatz von Telekis Leuten

j besetzt war. ■■ 1

Kurz vor Taweta war es auch, wo uns zum erstenmal das schneeige Haupt des Kilimandscharo }

| sichtbar wurde. Diese plötzliche Erscheinung wirkte geradezu ergreifend. Man mag sich tage- und wochen- I

j lang auf das sichere Eintreten eines Ereignisses vorbereitet haben und noch so gefaßt dem nahenden entgegen- j

sehen, es trifft uns doch mit unwiderstehlicher Gewalt, sei es nun der bittere Verlust einer geliebten Person I

| oder die Erscheinung eines sehnlich erstrebten Zieles, wie hier des Kilimandscharo. Das Auge war tagelang j

über die weiten graubraunen Ebenen der Steppen und Savannen geschweift, vergeblich eine Gebirgslinie am I

1 Horizont suchend, und hatte sich an der beständigen Einförmigkeit ermüdet. Da plötzlich öffnet sich vom

1 Kamme eines Höhenzuges ein wundersames Panorama. Einige Meilen vor uns erstreckt sich der schmale, hell 1

I schimmernde Dschibe-See nach Süden, dahinter ragen die dunkeln, schroffen Mauern der vulkanischen Ugueno- |

| berge bis in die grauen Schichtwolken empor; nach rechts hin zieht sich im Mittelgrund der dunkle Streif

der Wälder, welche den Lumiflufs umsäumen und Taweta einschliefsen. Hinter diesen Wäldern steigt die 1

1 Steppe leicht an und verläuft in dunstiger Ferne zu dem untern Teil des mächtigen Gebirgsstockes des Kili-

J mandscharo, der nun mit einemmal zu der Riesenhöhe von nahezu 19,000 Fufs unvermittelt aus der Steppen- §

f ebene emporwächst. Ziemlich deutlich lassen sich unterhalb der breiten Wolkenschicht, welche den mittlern

| Teil des Gebirges umhüllt, die waldigen Hügel der Dschaggalandschaften erkennen, und über den Wolken

strahlt plötzlich aus dem Himmelsblau ein wunderbar erhabenes Bergbild in schneeblendender Weiße hervor
| wie eine Erscheinung aus einer andern Welt. Es ist der Kibo, der Hauptgipfel des Kilimandscharo. Sein j

kleinerer Zwillingsbruder Kimawensi verbirgt sich hinter einer hoch aufgewölbten weißen Cumuluswolke, nur j

der nordöstliche Abfall tritt unter den Wolken als eine weit geschwungene, geradezu architektonisch regel-
1 mäßige Linie hervor. Weiche Gegensätze sind in diesem Bild harmonisch vereint! Hier unten die Glut des j

Äquators und tropisches Leben, neben uns der nackte Neger und vor uns Palmenhaine am Rande des Taweta-
waldes; dort oben die Eisluft der Pole, die überirdische Ruhe der gewaltigen anorganischen Natur, ewiger
I Schnee auf erloschenen Vulkanen. j

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Überwältigt von der Majestät der Schöpfung, sank hier vor 40 Jahren Rebmann , der Missionar und
erste Entdecker des Kilimandscharo, in die Kniee und dankte im Psalm dem Allmächtigen, der ihn bis hierher
geführt. Und in andächtiger Versenkung in die Tiefe der göttlichen Naturoffenbarung stand auch ich mit
meinem Gefährten. Fast wie ein Frevel erschien mir beim Weitermarsch mein Unterfangen, in jene Welt
eindringen zu wollen.

Einige Stunden später zogen wir im riesenstämmigen Urwald von Taweta durch ein niederes, aus Baum¬
stämmen gefügtes Thor, durchschritten jenseits eine Reihe von Bananenpflanzungen, in denen die Hütten
der Tawetaner wohlversteckt liegen, und bezogen das von Herrn Martin uns zur Verlügung gestellte eng¬
lische Lager (s. Bild Nr. 1). Nachdem der Wegzoll oder Hongo in Gestalt von 10 Stück Amerikani, 50
Ringen Messingdraht, 100 Strängen Perlen an die Kriegerkaste entrichtet war, liefs man uns gänzlich un¬
behelligt. Wunderlicherweise traf noch in derselben Stunde unsrer Ankunft, von der entgegengesetzten Seite
kommend, Graf Teleki mit seiner Karawane ein, die er in der nächsten Zeit zum Kenia führen wollte, nach¬
dem sein Versuch, den Kilimandscharo zu ersteigen, mifslungen war. Seine dort gemachten Erfahrungen
kamen uns indessen in jeder Hinsicht zu statten. Und mit wahrem Genufs verlebten wir einige Tage im
Verkehr mit ihm und seinem trefflichen Reisegenossen, Herrn von Höhnet ' in der stillen Ruhe von Taweta.

Man hat Taweta das Paradies des innern östlichen Zentralafrika genannt, und für denjenigen, der nach
wochenlangem Durchwandern der Savannen und Steppen nach Taweta kommt, ist es thatsächlich paradie¬
sisch. Es ist kein geschlossener Ort wie die Negerdörfer der Küstenländer, sondern eine am wasserreichen
Lumiflufs sich hinziehende tropische Waldlandschaft (s. Bild Nr. 2), in welcher die Hütten und Pflanzungen
der eingebornen Wakuafi zwischen Bäumen und Büschen zerstreut liegen. Die Bewohner sind reine Acker¬
bauer; Viehzucht verbieten die Furcht vor den viehraubenden Massai und das Vorkommen der Donderobo-
fliege, deren Stich dem Viehstand verderblich ist. Dank seiner günstigen geographischen Lage ist Taweta
der Knotenpunkt für fast alle nach dem westlichen und nordwestlichen Seengebiet führenden Karawanen¬
pfade. Von der Küste aus münden hier die Pfade vom deutschen Pangani und vom englischen Mombassa;
aus dem Innern trifft der vom nördlichen Massailand über Useri kommende Weg zusammen mit dem über
Aruscha führenden Pfad vom westlichen Massaigebiet. Fast alles Elfenbein, das aus den Ländern nördlich
und westlich vom Kilimandscharo (und dies sind die elfenbeinreichsten Länder Ostafrikas) nach der Küste
geht, sammelt sich zunächst in Taweta. Während meiner Anwesenheit trafen sich hier zwei Teile einer
grofsen, dem bekannten Panganihändler Jnmbe Kimemeta gehörigen Elfenbeinkarawane, von welcher 14
Monate vorher die eine Hälfte nach dem Gebiet nordöstlich, die andre nach dem Gebiet östlich vom
Ukerewe-See aufgebrochen war, und brachten als 14monatliches Erträgnis Elefantenzähne im Werte von
ca. 135,000 Dollars mit.

Nachdem im Londoner Abkommen die Osthälfte von Taweta der englischen Interessensphäre zugeteilt
ist, gibt sich England alle Mühe, diesen Umstand nach Möglichkeit auszunutzen, um den Handel, der bisher
von Taweta zur Küste teils nach dem deutschen Pangani, teils nach dem englischen Mombassa ging, aus-
schliefslich nach Mombassa zu lenken. In Mombassa wurde mir die bestimmte Versicherung, dafs Mackinnon ,
der bekannte englische Krösus und Eigentümer der British India-Dampferlinie, welcher vor Jahren schon von
Dar es Salam aus das Innere durch eine Strafse hatte erschliefsen wollen, als Vertreter der Englisch-Ostafri¬
kanischen Gesellschaft sich jetzt mit der Absicht trage, von Mombassa durch das englische Gebiet nach Ta¬
weta eine schmalspurige Eisenbahn zu bauen. Dieselbe würde, im Gegensatz zu einer vom deutschen Pangani
ausgehenden und notwendig im stark koupierten Thal des Rufuflusses entlang führenden Bahn, auf der
Savannenebene gar keinen Terrainschwierigkeiten begegnen, und Wasser würde sicherlich durch artesische
Brunnen genügend für den Bahnbetrieb gewonnen werden können. Werden zugleich, was mehr als wahr¬
scheinlich ist, durch Stanley während seines Aufenthaltes im Sudan grofse Länderstrecken auf Grund
neuer Verträge mit den einheimischen Fürsten unter englische Oberhoheit, teilweise vielleicht auch unter
den ausschliefslichen Einflufs der Englisch-Ostafrikanischen Gesellschaft gebracht, so wächst Taweta an
Wichtigkeit nur um so mehr, da es dann ein Hauptpunkt der das indische Kaiserreich mit dem obern Nil¬
gebiet verbindenden Route Bombay-Mombassa-Taweta-Uganda sein wird. Für den Handel des deutschen
Hafens Pangani wäre es freilich schlimm, wenn England Mombassa zum Freihafen machte. Dafs jedoch
eine wenn auch englische Bahnlinie für die Entwickelung des deutschen Kilimandscharogebietes von der
gröfsten Wichtigkeit sein wird, liegt auf der Hand. Jedenfalls dürfte es sich sehr empfehlen, im deutschen
Teil von Taweta eine deutsche Station anzulegen. Der Lumiflufs scheidet die englische Osthälfte der
Landschaft Taweta von der deutschen Westhälfte. In letzterer eignet sich der Saum des Waldes, wo

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der trockne, gesunde Savannenboden Platz greift, vorzüglich zu einer Stationsanlage; die unmittelbare Nähe
der fiebrigen Flufsniederung ist natürlich zu meiden. Möge im deutschen Teil von Taweta anstatt der
roten Flagge des Sultans von Sansibar, die immer noch dort weht, recht bald die schwarzweifsrote Fahne
aufgezogen werden.

III.

Von Palmen zum ewigen Schnee.

Weit schärfer als an der englischen Ostseite grenzt sich an der deutschen AVestseite der schattenkühle Wald
von Faweta gegen die sonnenheifse offene Steppe ab. Der hohe Baumwuchs reicht genau so weit wie das
Grundwasser des Lumiflusses, welcher, wie erwähnt, die Landschaft Taweta als englisch-deutsche Grenze
mitten durchschneidet. Beim Austritt aus dem Wald ist an der Bodenbeschaffenheit sofort zu bemerken,
dafs man sich auf jungvulkanischem Gebiet befindet. Zwischen kegelförmigen, spärlich mit harten Gräsern
bewachsenen Vorbergen zieht sich der Pfad einen vollen Tag lang zum Kilimandscharo hin, überall Laven,
Basalte, Melanite, wo ein Bach den Boden aufgeschlossen hat. Ich hatte die Richtung nach der Landschaft
Marangu auf dem Plateau von Dschagga eingeschlagen, deren Fürst Mareale den Grafen Teleki aufs beste
aufgenommen hatte. Auch Johnston war 1884 von Marangu aus in die obere Bergregion vorgedrungen.
Mit der Ffebung des Terrains (Mambabach 890 m) werden die Bestände an Mimosen dichter und gehen dann
ziemlich rasch in einen niedern Buschwald über, dem sich nach und nach höhere Laubbäume bemischen,
bis in der Höhe von etwa 1000 m ein Gemisch von Busch- und Hochwald auftritt, in dessen Dickichten nun
die Bananen- und Hirsepflanzungen der Dschaggastämme sich ausbreiten (s. Bild Nr. 3). Zahlreiche Berg¬
ströme haben in diesen Wäldern tiefe Schluchten gerissen, die vereint mit der üppigen Vegetation, mit den
künstlichen Erdwällen und starken Verhauen das Land für einen unwillkommenen Besucher gänzlich un¬
zugänglich machen. Da ich dem Sultan Mareale Boten vorausgeschickt hatte, wurden wir, wie vorher
schon Teleki , mit grofsem Jubel empfangen. Nachdem Geschenke und Gegengeschenke ausgetauscht waren,
konnte ich bereits am dritten Tag nach der Ankunft mit Herrn von Eberstein zu den obern Gebieten des
Berges aufbrechen, die von hier aus in der täuschenden Einfachheit ihrer Gröfsenverhältnisse ganz mühe¬
los erreichbar erscheinen (s. Bild Nr. 4). Mareale hatte mir drei seiner Leute als Führer mitgegeben, und
von meinen eignen Leuten nahm ich nur 22 mit, alle übrigen mit den sämtlichen Waren unter Mareales
Schutz in Marangu zurücklassend.

Das von 1200 bis 1800 m leicht ansteigende Plateau von Dschagga, welches sich wie ein Gürtel um
die Südseite des Gebirges herumlegt und die Kulturzone am Kilimandscharo bildet, geht nach oben hin wieder
in dichten, 1—2 Mann hohen Busch über, an dessen Stelle in 1900 m Bergeshöhe ziemlich unvermittelt der
hochstämmige Urwald tritt. Am ersten Tage von Mareales Dorf aus liefsen wir das bebaute Dschaggaland
sowie die obere Buschzone hinter uns und lagerten im Urwald nahe der untern Urwaldgrenze in 1930 m
Höhe 1 am Mulalabach (s. Bild Nr. 5). Man befindet sich nun in Wolkenhöhe und in der Region der bestän¬
digen Niederschläge, deren Wirkung der Urwald sein Dasein verdankt. Erklärlich ist darum der schroffe
Übergang zu der niedern Temperatur, die uns hier in der Nacht nur 6° C. brachte, während wir in Marangu
noch einmal so hohe Nachttemperatur gehabt hatten. Im Kilimandscharogebiet ist dieser Urwald noch der
einzige Landstreif, wo Elefanten in gröfserer Anzahl Vorkommen. Ich hörte sie in der Nacht in nächster
Nähe unsers Lagers trompeten und sah auf unserm Weitermarsch am nächsten Tag frische Losung und
neue Brüche in grofser Menge. Sehr bald nach Beginn des Urwaldes fängt das Terrain an, steiler zu
steigen, und hebt sich stellenweise bis zu einem Winkel von 25° und 30°. Der fast nie weichende Nebel
und feine Regen machen den Durchgang durch den wassertriefenden, von meterlangen Bartmoosen durch¬
wachsenen Wald, in dessen morastigen, von Farnen überwucherten Humusboden der Fufs oft bis über den
Knöchel einsinkt, zu einem höchst beschwerlichen. AVenn man endlich in ca. 2700 m Flöhe die obere Ur¬
waldgrenze erreicht hat, gelangt man auf offene Grasmatten, von wo aus die Besteigung ohne erhebliche
Terrainschwierigkeit bis zur äufsersten Grenze der Vegetation auszuführen ist. Auch hier hatten wir mehr¬
fache Gelegenheit, frische Elefantenspuren und neue Losung von Büffeln und Antilopen zu sehen.

1 Die Höhen sind nach Kochpunktbestimmungen berechnet, welche mit Fueßschen Siedethermometern ausgeführt wurden.

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Hatten wir bisher, einem alten Pfad folgend, welcher von Marangu über den obern Peil des Berges
nach der Landschaft Uscri hinüberführt, vorwiegend nördliche Richtung zum Kimawensi hin eingehalten, so
wandten wir uns nun westwärts und erreichten in 2740 m Höhe den Lagerplatz, welchen Johnston an¬
gelegt und vor mir Teleki wieder bezogen hatte.

Der Platz liegt auf der von den äufsersten krüppelhaften Ausläufern des Waldes durchsetzten Grasflur
am Ostufer eines tief eingeschnittenen Baches, in dessen Grund eine Gruppe der wunderlich gestalteten Senecio
Johnstoni aufragt (s. Bild Nr. 6; deshalb von uns „Seneciobach“ getauft), und liegt fast genau auf halber Höhe
des Gebirges, dessen Hauptgipfel Kibo, wie erwähnt, zu 5700 m ansteigt.

Bis auf einen Asikari (Karawanensoldaten), der beim Durchzug durch den Urwald in rätselhafter Weise
spurlos verschwand, sich auch später nicht wiederfand, kam die Gesellschaft mit ihren Traglasten vollzählig
und heil, wenn auch durch die fremdartigen Natureindrücke ängstlich und kleinmütig geworden, am 8. Juli
im Lager an. In den Grashütten, die noch von Tetekis Aufenthalt her standen und nur einiger Reparatur
bedurften, fanden meine Leute ein bequemes und regensicheres Unterkommen, während wir beiden Europäer
aufserhalb des Hüttenkranzes das grofse Zelt aufschlugen. Proviant hatten wir nur für sechs Tage mitgenom¬
men, da uns Sultan Mareale von Marangu die Nachsendung von frischen Nahrungsmitteln versprochen hatte.

Der Tag ging mit Rekognoszierung des Terrains und mit Photographieren des Kilimandscharo hin,
dessen beide Gipfel Kibo und Kimawensi hoch über uns, hinter einem fast horizontal verlaufenden Sattel
oder Wall (dem Südabfall eines vulkanischen Hochplateaus, wie sich später herausstellte) sichtbar wurden
(s. Bild Nr. 7). Aufserdem hatten wir mancherlei zu thun mit der geeigneten Ausstaffierung der acht
Freiwilligen, die sich zur Teilnahme am weitern Vordringen gemeldet hatten, und mit der letzten Revision
unsrer eignen Bergausrüstung; und zwar erhielten die Leute wollenes Unterzeug, Oberkleider und Schuh¬
werk, soweit wir es nicht selbst brauchten, wobei freilich bei einigen eine höchst seltsame Kostümierung zu
stände kam. Gegen Abend legte sich dichter Nebel auf unser Lager, und mit bangen Erwartungen krochen
wir in die Schlafdecken. Kaum eingeschlummert, wurden wir durch angstvolles Geschrei aufgescheucht.
Wir stürzten aus dem Zelt und sahen zu unserm Schrecken die eine Hälfte des Lagers in heller Lohe
stehen. Der heftige Wind wirbelte die Flammen und Funken zum schwarzen Nachthimmel empor, die
rettenden Neger rannten hin und wider, und dazwischen explodierten einige verbrennende Asikari-Gewehre,
clafs uns die Kugeln pfeifend am Kopfe vorüberflogen. In zehn Minuten waren die Hütten eingeäschert;
von meinem Gepäck, das ich stets vor dem Zelt aufserhalb der Hüttengruppe aufstapeln liefs, war nichts
verbrannt, aber viele der Leute hatten Schlafmatte und Nahrungsmittel verloren. Die verschont Gebliebenen
mufsten mit ihnen teilen.

Am Morgen des 9. Juli war das Wetter klar. Rasch trieb ich zum Aufbruch, belud die acht Frei¬
willigen mit dem grofsen und einem kleinen Zelt, mit Provisionen, Wolldecken und dem photographischen
Apparat, und unter Ausgabe der schärfsten Verhaltungsmalsregeln an die Zurückbleibenden gingen wir beiden
Europäer mit unsrer kleinen Schar fort auf die Mitte des Sattels zwischen Kibo und Kimawensi zu, wo
ein Hügel eine weithin sichtbare Landmarke bildete.

Dachförmig, wie eine riesige, in die Breite gedehnte Halde und in immer gröfserm Winkel steigt hier
die wellige und zerschluchtete Südseite des Gebirges zu dem genannten Horizontalabschnitt an, der von
allen tiefem Punkten als der eigentliche Sattel erscheint. Gewaltige breite Lavafelder, deren innerer Bau
durch tief eingeschnittene Bäche aufgeschlossen ist, bilden das Gerüst des dachförmigen Aufbaues und sind
überzogen, soweit das Auge reicht, mit einer herbstlich graugrünen Grasflur, die anfangs noch kleine Bestände
von Dauergewächsen trägt, nach oben hin aber ganz offen wird. Nur im Grunde der Bacheinschnitte reicht
die 2 bis 3 m hohe, sonderbare Senccio Johnstoni bis hinauf zu der horizontalen Plateaustufe in die Region
der ersten Schneeflecke. Grofsschnäbelige Raben und ein kleiner Steinschmätzer sind die am häufigsten
bemerkbaren Vertreter der Vogelwelt in diesen Höhen, während unter den Säugetieren Büffel und Elefanten
nicht weit über die oberste Buschzone hinausgehen. Vier Stunden zogen wir, langsam steigend und nur zwei¬
mal rastend, auf dem grasigen Rücken eines Lavafeldes aufwärts, unser Ziel, den Hügel auf der Plateaustufe,
immer im Auge. Die Sonne schien warm, und meine Leute waren guter Dinge. Ich sammelte Pflanzen,
schlug Gesteine und bemerkte es kaum, als wir nach Mittag die Stufe bei ca. 3800 m an einer Stelle
östlich von dem Markhügel erreichten, wo der Bach, den wir weiter unten schon einmal in einem tiefen
Einschnitt angegangen waren, in einer kleinen, von Senecien umstandenen Kaskade hinabstürzt.

Wenn wir geglaubt hatten, dafs sich hier endlich die Landschaft öffnen würde und wir den Sattel
zwischen Kibo und Kimawensi erreicht hätten, so sahen wir uns nun bitter getäuscht. Vor den suchenden

....

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Augen erhebt sich nochmals eine, diesmal aber nur wenig ansteigende Terrainstufe, welche immer noch
die Basis der beiden Berge Kibo und Kimawensi verdeckt.

Die Vegetation, d. h. die Gräser und krautigen Gewächse, nimmt nun ein völlig graues Aussehen an,
da die Blätter und Stengel gegen die Unbilden des Hochgebirgsklimas von einem feinen schützenden Haar¬
pelz genau wie unser alpines Edelweifs überzogen sind; nur die Blüten leuchten in Gelb und Violett. Andre
Farben an Blumen sieht man nicht mehr. Die Ränder des murmelnden Bächleins, an dem wir von dem
kleinen Wasserfall entlang aufwärts wanderten, bilden den einzigen grünen Streifen im Graubraun der Land¬
schaft. Gelb blühende Ranunkulaceen und Strohblumen vermehren den Eindruck der Ähnlichkeit mit unsrer
heimischen Flora aufserordentlich, aber die Eigenart der vulkanischen Wälle zur Rechten und Linken des
Bachthaies läfst die Illusion nicht» vollständig werden.

In der Nähe eines grofsen Felsblockes erreichten wir eine Stunde später die Quelle des Bächleins,
der ich wegen der Anwesenheit des ersten Schneefleckes im Schatten des Felsens den Namen „Schnee¬
quelle“ gab. Ihre Seehöhe ist 3970 m. Da der Tag schon zu weit vorgeschritten war und der Ort sich
als Wasserplatz gut eignete, liefs ich unter dem Windschutz des Felsens das Zelt aufschlagen, während
sich meine Leute in einer Höhle des nahebei steil aufsteigenden Lavawalles nach Möglichkeit wohnlich
einrichteten.

Von gröfsern Tieren beobachtete ich in dieser Höhe nur den schon weiter unten am „Seneciobach“
gesehenen Steinschmätzer; in mehreren der Lavahöhlen bemerkte ich jedoch Losung eines Klippschliefers.
Insekten sind mehrfach vertreten.

Der erste Schnee war für meine Leute natürlich ein Gegenstand des Staunens und des Mifstrauens,
bis ich ihnen durch selbsteignes Verzehren bewies, dafs die weifse ,,Daua“ (Medizin, Zauber) gar nichts
Furchtbares an sich habe. Die Stimmung der Burschen blieb aber infolge der ihnen unheimlichen Stille
der Natur und der mit einbrechender Nacht rasch zunehmenden Kälte eine äufserst gedrückte. Sie hockten
in ihrer Höhle stumm und zitternd um das mit trocknen Krautstengeln genährte Feuer herum und liefsen
mich für den kommenden Tag wenig Gutes erhoffen.

Bei 5° C. Kälte trieb ich am. frühen Morgen des 10. Juli zum Aufbruch. Der schneeige Gipfel des
Kibo strahlte uns im Lichte der Frühsonne in entzückender Klarheit entgegen; seine untere Hälfte sowie
der ganze Kimawensi waren durch die vorliegende Terrainstufe verdeckt. Aber gerade dieses geheimnis¬
volle Funkeln der Firnhaube schüchterte meine Leute völlig ein. Nur drei, unter ihnen mein Faktotum
Msuri, erklärten sich zögernd zum Weitermarsch bereit. Ich liefs deshalb das grofse Zelt mit den fünf
Mutlosen zurück, gab an den vertrauenswürdigen Msuri meinen hier oben doppelt wertvollen photogra¬
phischen Apparat, an den zweiten Mann das kleine Zelt nebst Decken, an den dritten Brennmaterial und
Lebensmittel für drei Tage zum Tragen und übernahm selbst mit Herrn von Eberstein den Iransport
der Mefsinstrumente, Wasserflaschen und Steigutensilien. Alles andre, auch die Waffen blieben als über¬
flüssig zurück.

Die obere Fortsetzung desselben Lavafeldes, auf dem wir am Tage vorher emporgestiegen waren,
weiter verfolgend, erreichten wir nach ca. 3500 Schritt eine Stelle auf dem trümmerbesäeten Lavafeld,
von wo sich plötzlich eine Aussicht auf die beiden Berge und auf das zwischenliegende Terrain eröftnete
(s. Bild Nr. 8). Mit Einem Blick war nun zu erkennen, dafs wir eine vulkanische Hochebene vor uns
hatten, welche im Westen den Kibo, im Osten den Kimawensi und zwischen beiden noch sechs kleinere
vulkanische Hügel trägt. Wir selbst standen auf dem Lavafeld, das vom ersten, dem Kimawensi nächsten
und stark verwitterten Hügel seinen Ursprung nimmt, waren also, da wir dem Kibo zustrebten, viel zu
weit nach Ost geraten. Ich schwenkte deshalb aus der bisherigen Nordrichtung scharf nach WNW. ab,
wo ich am Fufs der drei kleinern, dem Kibo nächsten Flügel eine geeignete Stelle für ein Biwak ver¬
mutete. Von unserm erhöhten Standpunkt ging es hinab in ein mit wenigen grofsen Auswurfblöcken
bestandenes, ebenes und grün schimmerndes Quellthal, jenseits wieder hinauf auf einen hoch gewölbten Lava¬
wall, der am zweiten, ebenfalls stark zersetzten Lavakegel entspringt, und drüben hinunter auf ein breites,
vom dritten Hügel ausgehendes Aschenfeld, das uns in geringer Steigung zu dem von fern erwählten
Biwakplatz hinleitete.

In der ersten Nachmittagsstunde waren wir am Ziel. Zwischen einigen grofsen Lavatrümmern wurde
das Zeltchen aufgeschlagen und sofort Thermometer und Hypsometer aufgestellt. Da es mir möglich
erschien, von hier aus in einem Tag den Oberrand des Ivibokraters zu erreichen, auch das kleine Zelt
nicht Raum für mehr als zwei Personen hatte und die Nacht klar, also sehr kalt zu werden versprach,

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schickte ich die drei Neger nach kurzer Ruhe zum grofsen Zelt ins vorige Lager zurück mit dem Befehl,
in zwei Tagen wieder heraufzukommen und uns abzuholen.

So waren wir beiden Europäer nun allein. Unser Lagerplatz hatte eine Seehöhe von 4340 m und
war von der Basis des Ivibo ca. 1 /s km entfernt. AVasser lieferte uns der Schnee, der von hier ab sich
in gröfsern Feldern an den Hügeln empor erstreckt, und als Brennmaterial boten sich immer noch vereinzelte
dichte Büsche weifs blühender und weifsblätteriger Strohblumen dar, die hier in der verwitterten vulkani¬
schen Asche die letzten Spuren der Vegetation ausmachen. Mit Mühe brachten wir unter heftigem Nord¬
westwind ein Feuer und eine heifse Suppe zu stände und wanderten dann auf die Nordseite der Hügel¬
reihe, wo das Hochplateau seine ebenste Erstreckung hat. Selbst hier fand ich im Schutz eines Aus¬
wurfblockes noch eine kleine, gelbe Ranunkulacee auf der, abgesehen von den an Steinen haftenden
Flechten, gänzlich vegetationslosen Ebene. Mehr noch war ich aber erstaunt über das Auffinden von
Spuren eines grofsen Spalthufers (Antilope? für Büffel zu klein), die über den Plateausattel nach Norden
und Süden hinführten. Von Lebewesen bemerkte ich sonst in diesem gewaltigen Dominium der an¬
organischen Natur nur noch eine winzige graue Spinne, die in der Asche und im Schlamme ihre kleine
Höhle baut und doch wohl auch hier noch animalische Nahrung finden mufs. Meiner Beobachtung sind
jedoch andre Organismen entgangen. Mein ganzes Interesse und all mein Sinnen war gefesselt von der
überwältigenden Schönheit der grandiosen Berglandschaft und von der Beobachtung des Riesen Kibo
(s. Bild Nr. 11). Als einstiger echter Krater erhebt er sich mehr als 1000 m über dem Hochplateau in der
breiten Form eines stark abgestumpften Kegels. Der firnbedeckte Oberrand erscheint vollkommen horizontal
abgeschnitten. Von der schneefreien Nordseite war den steilen AVänden nicht beizukommen, das sah ich.
Aber auf der Ostseite, wo die zusammenhängenden. Schneefelder bis zur Hochebene herabreichen, machte
ich mit dem Glas eine Angriffslinie ausfindig, auf welcher wir es am nächsten Tag wagen wollten.

Vom eisigen Nordwest gejagt, langten wir frostzitternd wieder im Biwak an und krochen nach Ein¬
nahme eines heifsen Grogs vor Sonnenuntergang in das Zeltchen. Nur eine Nacht habe ich erlebt, die
schlechter war als diese, nämlich die darauf folgende nach der Besteigung. Die Temperatur fiel rapid,
der Wind pfiff durch das dünne Baumwollenzelt, als wäre es ein Fischnetz, vom Boden aus kroch uns die
Kälte in die Glieder und schüttelte uns wie im Fieber, und dazu marterte meinen Gefährten ein stechender
Kopfschmerz, der ihn die ganze Nacht stöhnen machte, mich aber die nicht minder quälende psychische
Erregung und der bange Zweifel: Wird’s gehen?

Beim ersten Morgendämmern am 11. Juli trat ich hinaus. Die Luft war klar, aber ich erschrak
fast, als ich am Minimumthermonietcr 11° C. Kälte ablas. An Feuermachen war nicht zu denken. Wir
nahmen etwas Tafelschokolade und einen Schluck Kognak zu uns und machten uns mit Sonnenaufgang-
marschfertig. Jeder von uns war in wohlvernagelte Schnürschuhe, zweifaches wollenes Unterzeug, dicke
wollene Oberkleider, AA’ollhandschuhe, Schneebrille und Schneeschleier gekleidet; jeder hatte einen selbst-
verfertigten festen Bergstock mit Eisenspitze, und aufserdem trug Herr von Eber stein ein Gletscherseil,
eine Provianttasche und ein Aneroid, ich selbst das andre Aneroid, die Etuis mit Hypsometer, Thermo¬
meter und Krimstecher und eine Wasserflasche. Kurz nach Sonnenaufgang waren wir unterwegs.

Der erste leichte Anstieg bis zur Basis des eigentlichen Bergindividuums vollzog sich auf dem breiten,
hart gefrornen Aschenfeld in kaum 1 /a Stunde. Dann überstiegen wir einen hoch gewölbten Trümmerwall,
der von NW. nach SO. gerichtet ist, und gelangten jenseits' in einer Mulde zwischen diesem und einem
Lavawall zu einem grofsen Schneefeld (s. Bild Nr. 12). Johnston war, soweit aus seiner Beschreibung zu
erkennen ist, 1884 bis hierher gekommen, und etwas weiter oben war Teleki umgekehrt. Erst von hier
(ca. 4400 m) ab ist aber der Beginn der eigentlichen Kibobesteigung zu rechnen. Unsre bisherige West¬
richtung verlassend, folgten wir dem Schneefeld nach NW. In einer Breite von ca. 100 m steigt dasselbe,
an beiden Seiten begrenzt durch Gesteinswälle, von denen der rechte uns seine schneebedeckte Südseite,
der linke seine fast schneefreie, an Lavahöhlen und -Windungen reiche Nordseite zukehrte, unter 20—30°
zu einer Terrainstufe an, wo es über eine ziemlich flache Bank hinweg in ein zweites Schneefeld übergeht.
Erweiterungen des Schneefeldes und Abzweigungen finden sich hier wie vorher und später, stets in An¬
passung an den Verlauf der Laven, vielfach. Eigentümlich ist die besonders auf den untern Schneefeldern
zu beobachtende Häufigkeit von Steintrümmern, welche aus dem Schnee hervorschauen. Dieselben sind
zum gröfsern Teil als Schutt der Bergwände anzusehen, der durch seine Schwere auf dem Schnee ab¬
wärts gleitet, zum kleinern Teil wohl auch als ehemalige Auswürflinge des Vulkans, welche in den zwischen
den erstarrten Lavaströmen abgelagerten Aschen- und Schlammfeldern stecken geblieben und später am

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untern Bergteil vom seichtem Schnee nur unvollständig, am obern Bergteil von der dicken Firndecke bis
auf die gröfsten Blöcke gänzlich zugedeckt sind. Vulkanische Entstehung und Schneewirkung auseinander
zu halten, ist in diesem Gebiet ungemein schwierig; aber welch geistiger Genufs, der suchenden Phantasie
bei der Deutung der Gebilde freies Spiel zu lassen und die gefundenen Thatsachen zu kombinieren!

Mit jedem folgenden Schneefeld wurde die Terrainsteigung beträchtlicher. 3 U9 Uhr betraten wir einen
zweiten, a / 2 10 Uhr einen dritten gröfsern Absatz; von 20 zu 20 Minuten gönnten wir uns eine kurze
Rast. In den ersten Stunden des Aufstiegs waren wir vom Wetter so sehr begünstigt, dafs uns unser Ziel,
der Oberrand des Berges, beständig in greifbarer Klarheit vor Augen blieb und ich am Gelingen unsers
Unternehmens nicht mehr zweifelte. Die freudigste Zuversicht hielt unsre geistige und körperliche Energie
in hoher Spannung; von allen erwarteten nachteiligen Einflüssen der dünnen Höhenluft verspürten wir
noch nicht das Geringste.

Da trat ein plötzlicher Umschlag ein. Der oberste Bergteil begann sich aus NW. mit anfangs leichten,
dann immer dichtem Nebeln zu umziehen, welche tiefer sinkend allmählich auch uns einhüllten und uns
auf die Dauer fast nur aus der jeweilig stärksten Terrainsteigung erraten liefsen, wohin wir unsre Schritte
zu lenken hatten. Immerhin hatten wir es noch als einen günstigen Umstand anzusehen, dafs der ununter¬
brochen wehende NW. den Nebel in beständiger Bewegung erhielt und ihn einigemal für kurze Augenblicke
zerrifs, lange genug, um wieder ein oder das andre Merkzeichen für die einzuhaltende Richtung zu er¬
kennen. Gleichzeitig mit dem Nebeleintritt sank, da die Sonne nicht mehr durchdringen konnte, die Tem¬
peratur auf —3° und mit ihr unsre Stimmung auf den Nullpunkt. Psychologisch erklärlich ist es, dafs
wir nun mit einemmal auch die Einwirkung der Luftdünne fühlten; mich befiel Herzklopfen und Glieder¬
schwere, Herr von Eber stein klagte über Kopfschmerzen, Blutandrang und allgemeine Mattigkeit. Dazu
fing es an, ziemlich stark zu ,,graupeln“.

Trotzdem ging es weiter. Nach 10 Uhr erreichten wir wieder einen Absatz. Von Felspartien, die
bisher unsre Richtung markiert hatten, war nichts mehr zu sehen. Langsam und stetig stieg ich nach
dem Kompafs in WNW.-Direktion den unter etwa 40° sich hebenden Firnhang hinan. Herr von Eberstein
war mir stets auf dem Fufs gefolgt, aber nun bemerkte ich, gelegentlich zurückschauend, dafs er mehr
und mehr zurückblieb, und mein Erschrecken war nicht gering, als er plötzlich in den Schnee niedersank
mit der Erklärung, seine Kräfte seien erschöpft, ich möchte allein weiter Vordringen und ihn hier wieder
abholen. Die Krisis war da. Sollte ich umkehren? Sollte ich allein weiter steigen?

Vom Standpunkt des Verlassens wie des Verlassenwerdens aus betrachtet, war die Lage doppelt
peinlich, aber die schwierigen Umstände drängten zu raschem Entscheid. Mit seiner Einwilligung liefs
ich Herrn von Eberstein deshalb allein zurück und kletterte weiter, indem er mir zurief, er werde in¬
zwischen Höhenmessungen mit dem Kochthermometer machen; dann verschwand er mir und ich ihm
im Nebel.

Nunmehr allein und im Bewufstsein der ganzen Folgenschwere meines Handelns fand ich auch meine
volle Energie wieder. Mit ihrer Rückkehr entflohen aber bald die Mattigkeit und die Atemnot, die mich
anfänglich zu überwältigen drohten, und mit dem Entschlufs, alles für die Erreichung meines Zieles ein¬
zusetzen, stieg ich im Nebelwehen und Schneestäuben auf dem steiler und steiler werdenden Firnfelde
empor. Mein Aneroid zeigte 150 m über der Stelle, wo Herr von Eber stein geblieben war, als ich eine
durch leichte Abflachung des Firnhanges gekennzeichnete Terrainstufe erreichte. Jenseits erhob sich das
Firndach wieder im Winkel von 40—45°, und nach kurzer Rast machte ich mich von neuem auf. Der
Nebel hatte sich inzwischen so verdichtet, dafs ich trotz seines Wehens kaum 50 Schritt weit sehen
konnte. Ich ging deshalb mit gröfster Vorsicht zu Werke, als ich ca. 50 m höher plötzlich einige grolle
Eisblöcke zu Gesicht bekam. Alsbald senkte sich das Firnfeld nach rechts hin beträchtlich; als sein Abschlufs
in NNW. erschien ein dunkler Felswall, und einige Schritte weiter wurde ich durch ein grofses Trümmer¬
feld von weifskrustigen Eisbrocken aufgehalten, hinter welchem, in ca. 20 m Entfernung von mir, eine
blaue Eiswand, anscheinlich 35—40 m hoch, emporragte, deren Verlauf sich nach links und rechts, wo
sie den Felswall horizontal zu kreuzen schien, im Nebel und Schneegestöber eine kleine Strecke weit
verfolgen liefs. Dieser Wand war von einem einzelnen Menschen nicht beizukommen. Ich hatte aber
damit, wie am nächsten Tag von unten mit dem Glas zu erkennen war, den obern Ostrand des Berges,
ca. 4° nördlich über unserm Ausgangspunkt, an einer Stelle erreicht, wo die schneefreie Nordostseite des
Berges in den Schneemantel der Südostseite übergeht und die dem Berg auflagernde Firneisdecke am
Steilhang als Mauer abbricht.

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Ruhend setzte ich mich auf einen Eisbrocken, las vom Aneroid 254 m Erhöhung über Herrn von
Ebersteins Rastort, vom Thermometer oH 0 Kälte ab, schlug vom bröckeligen Fels ein Lavastück für
die Sammlung und versuchte, in mein Tagebuch mit starren Fingern die Stelle zu skizzieren und zu be¬
schreiben, schreckte aber in dem Gedanken auf, dafs der anhaltend fallende Schnee meine Fufsspuren
gänzlich verwischen würde, wenn ich länger zögerte, vielleicht schon verwischt habe. Hastig steckte ich
Buch und Instrumente in die Taschen, und mehr stürzend als absteigend ging es in den noch sichtbaren
Spuren zurück zu Herrn von Eberstein. Auf meinen Anruf erhielt ich schon von weitem fröhliche Ant¬
wort. Er hatte mit dem Kochthermometer eine Seehöhe von ca. 5200 m bestimmt, so dafs also mein
höchst erreichter Punkt am östlichen obern Bergrand nach Ausweis meines Ancroids bei ca. 5450 m liegt.
Der Westrand des Kibo würde demnach noch 250 m höher sein; wenigstens hat ihn Kersten auf 5700 m
berechnet. Möge mir seine Besteigung im Jahre 1888 gelingen.

Ohne Verweilen eilten wir in fliegender Hast thalwärts. Vorbeigehend las ich Gesteinsproben auf,
die mir mitnehmenswert schienen. Zweimal verloren wir die verwehte Spur, und zweimal kamen wir
uns gegenseitig aufser Sehweite. Atemlos langten wir am untern Schneefeld an, traten aus dem Bereich
des Schnee- und Nebelwehens heraus und erreichten endlich das Biwak auf dem Hochplateau wieder.
Sieben Stunden hatte die Steigarbeit gedauert. Jetzt aber stellte sich eine ohnmachtartige Abspannung
und Mattigkeit ein. Wir waren nicht im stände, mehr zu uns zu nehmen als einen auf dem Spiritus¬
lämpchen des Hypsometers gekochten Becher Kakao. Dann krochen wir unter das Zelt in unsre Decken,
doch der ersehnte Schlaf blieb aus. In meinen Schläfen hämmerte es, als wolle der Schädel springen,
und Herrn von Eber stein erging es nicht besser. Um uns vor der grimmigen Kälte zu schützen, prefsten
wir uns aneinander; vergebens. Nie habe ich einen Morgen schmerzlicher herbeigesehnt als in dieser
Nacht. Auch sie ging vorüber.

Beim Schein der Morgensonne des 12. Juli wanderten wir unter Mitnahme des photographischen
Apparates, den ich bei der Besteigung des Kibo selbstverständlich hatte zurücklassen müssen, nochmals
bis zum ersten Schneefeld an der Kibowand, wo ich einige Aufnahmen machte (s. Bilder Nr. 11 u. 12).
Dann gingen wir in nördlicher Richtung bis auf die Mitte des Plateaus, und dort gelang es mir, den Kibo
von NO., die Hügel von N. und den Kimawensi von NW. zu photographieren (s. Bilder Nr. 9 u. 10).
Zum Biwak zurückgekehrt, fanden wir die drei getreuen Schwarzen schon vor, und im Eilmarsch ging
es nun hinab zum grofsen Zelt an der Schneequelle und weiter ins Lager am Scneciobach, wo wir am
Spätnachmittag, jubelnd begrüfst von den Zurückgebliebenen, glücklich eintrafen 1 .

In hartem Kampf mit den elementaren Gewalten des Hochgebirges war diese führerlose Besteigung
so weit ausgeführt worden, wie es für zwei einzelne, resp. für einen einzelnen Europäer überhaupt mög¬
lich war. Nun gönnten wir uns in dem einsamen Lager am Seneciobach oberhalb der Waldregion ein
paar Tage Ruhe in behaglicher Sammlerthätigkeit.

Erst hier kam ich zum vollen, bewufsten Genufs des Erreichten. Wenn es abends im Lager still
geworden und der junge Mond das Schneehaupt des Berges in mildem Licht am dunkeln Nachthimmel
auferstehen liefs, dann safsen wir stumm vor dem Zelt, und vor meinem innern Auge zog das jüngst
Erlebte in lichten Bildern vorüber. Es war mir vergönnt gewesen, auf unbetretenem, schneebedecktem
Boden des äquatorialen Afrika zu schreiten und den deutschen Fufs auf dem höchsten deutschen Berg
so hoch hinaufzusetzen wie nie ein andrer vor mir. So ungetrübte Freuden sind dem Forschungsreisenden
selten beschieden. Es ergeht ihm wie jedem, der sich auf der grofsen Reise durch das Menschenleben be¬
findet, denn Reisen ist ja Leben, und Leben ist Reisen. Für diesen wie für jenen Reisenden ist es viel
weniger die Beschaffenheit der Dinge selbst, welche ihn von einem glücklichen Ziel fern halten, als viel¬
mehr die vorgefafste Meinung der Menschen von den Dingen. Hätte es das Menschenherz immer nur
mit dem Menschenherzen zu thun ohne die Einmischung des grübelnden Bewufstseins, es stünde besser
um sein Glück; hätte es der Reisende nur mit dem Widerstand der Natur zu thun ohne die Einmischung
menschlicher Dummheit und Bosheit, er erreichte sein Ziel leichter und schmerzloser und genösse reichere
und reinere Freuden.

Mit Innigkeit ruhte mein Auge auf dem weifs schimmernden Kilimandscharo. Seine stumm-beredte
Sprache offenbarte mir jetzt manches Geheimnis, das ich vorher vergebens aus seinem starren Antlitz zu

1 Über die hauptsächlichsten geographischen Züge des obern Kilimandscharo vgl. meinen Bericht in den „Verhandlungen der
Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin“, Band XIV, Nr. io, Dezember 18871 und meinen Aufsatz über „Die Schneeverhältnisse am Kili¬
mandscharo im Juli i887“ in den „Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig“, Mai igSS-

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enträtseln bemüht gewesen. Und welche Fülle von Empfindungen und Gedanken weckt solche stumme Zwie- I

| spräche in der eignen Seele! Das ist ja aber der beste Inhalt und der Hauptgewinn alles Reisens in einer grofsen

Natur, sei es auf der See, in der Wüste oder im Hochgebirge, im letztem aber sicherlich mehr als ander-
| wärts, dafs uns dort an der Brust der erhabenen Schöpfung eine geistige Welt aulgeht, die dem in Alltäglich- J

1 keil Dahinlebenden meist verschlossen bleibt; dals uns dort die Sprache der Natur erst ganz verständlich wird.

Eins freilich werden wir auch dort niemals verstehen: den Ursprung dieser Sprache; nur ahnen können
| wir ihn. Das Einwirken der Natur auf unsern Geist ist das am tiefsten verschleierte Geheimnis des Kos¬
mos, und wo wir auch das Dunkel zu durchdringen suchen, nirgends gelangen wir zum Erkennen und f

| Wissen. Unmittelbar können wir allein unser eignes Geistesleben erkennen, aber niemals die Eine reale Natur, |

welche nach selbständigen, von unserm Geist unabhängigen Gesetzen lebt. Nur mittelbar können wir aus
dem Widerschein, den die reale Natur in unserm Geist aufleuchten läfst, auf ihr eigentliches Wesen schliefsen. |

1 Unsre Sinne sind die offenen Pforten, durch welche die Dinge auf uns einwirken. Die Sinnesnerven §

j leiten die Eindrücke zu den Sinnessubstanzen im Grofsgehirn, wo sie auf unfafsbare Weise in spezifische j

Sinneswahrnehmungen übersetzt werden. Ohne unser Grofshirn, ohne diese Stätte des bewufsten Geistes |

| kennt die Natur nur Schwingungen eigenschaftsloser Atome, und alle Pracht und Wunder der Welt sind nur

| die Wunder des Geistes, der sie auf Anregung der Natur in sich selbst hervorzaubert. j

Das gerade ist aber die unermefsliche Bedeutung der kalten realen Natur für uns, dafs, angeregt durch
| ihre mechanischen Einwirkungen, der Geist sich seine subjektive Erscheinungswelt auferbaut, dafs die Natur i

| erst im Spiegel unsers Bewufstseins ihre göttliche Schönheit enthüllt und erst dort die unendliche Vernunft |

1 des Weltalls offenbart. Diese Zauberwirkung der Natur auf den Geist läfst uns ahnen, dafs die Natur das Ziel j

in sich trägt, die Wiege des bewufsten Geistes zu sein; diese unbegreifliche Harmonie zwischen Ursache J

und Wirkung wird begreiflich mit dem Gedanken, dafs der Weltgeist in der Natur zur Äufserung und |

| Offenbarung kommt und dafs die reale Natur ebenso eine Erscheinungsform des Allgeistes ist wie die Seele §

des Menschen. Das ist die Bedeutung der Natureindrücke, darin sehen wir den geheimnisvollen Ursprung J

der Sprache der Natur, das ist der letzte Grund ihrer ewigen Schönheit, Macht und Majestät. f

1 IV. I

Das deutsch-afrikanische Paradies.

I Nach der Besteigung zum Plateau von Dschagga zurückgekehrt, hielten wir uns zwei Wochen bei |

J Sultan Mareale in der Landschaft Marangu auf (s. Bild Nr. 13). Das Dschaggaplateau umzieht in ca.

1400 m Seehöhe die ganze Südseite des Kilimandscharo und ist wahrscheinlich gebildet durch spätere vul-
! kanische Aufschüttung. Dschagga ist die Kulturzone des Kilimandscharo. Auf seinem vulkanischen, zersetzten

j Boden, der durch regelmäfsige Niederschläge das ganze Jahr hindurch bewässert wird, während zugleich

I tief eingeschnittene Bäche die Niederschlagsmengen regulieren, wachsen die Kulturpflanzen, wie Bananen, j

| Kamote, Mais, Maniok etc., in einer Üppigkeit, die jener von Sansibar nichts nachgibt (s. Bild Nr. 20). j

I An landschaftlich schönen Partien ist Dschagga aufserordentlich reich. Das Land ist für afrikanische Ver-

[ hältmisse stark bevölkert, und dieser Bevölkerungsdichtigkeit entsprechend ist die Kultur des Bodens eine

ausgedehnte. Daneben wird Viehzucht (kleine Sangarinder, Ziegen, Schafe, Hühner) betrieben, da man
vor den räuberischen Massai in diesen Bergeshöhen nicht besorgt zu sein braucht, und die Donderobo-
! fliege hier nicht vorkommt (s. Bilder Nr. 14 bis 19). J

Das ganze Dschaggaland ist durch die zahlreichen von der obern Gebirgsregion herabkommenden
Bäche und Flüfschen in ca. 20 kleine selbständige Staaten von je 2—4 QMeilen Gröfse geteilt, die von
erblichen Fürsten (Manki) regiert werden. Einer dieser Staaten ist Moschi mit dem Fürsten Mandara, ein
j andrer ist Marangu mit dem Fürsten Mareale u. s. w. j

1 Der obere Teil der Dschaggazone, welcher bergaufwärts in den Urwald übergeht, ist der kühlen

I Temperatur wegen unbewohnt. Dieses obere Dschaggagebiet (1500—1800 m) ist höchst wahrscheinlich

I die einzige Landstrecke in Deutsch-Ostafrika, wo unmittelbare Besiedelung durch europäische Kolonisten

| möglich ist. In allen echten Tropengebieten ist unmittelbare Besiedelung, d. h. direkte Akklimatisation, völlig

ausgeschlossen; auf mehr als zwei Generationen bringt es eine direkt in die Tropen versetzte und dann |

ununterbrochen dort lebende, unvermischt bleibende Familie niemals. Eine nur scheinbare Ausnahme bilden j

die Goanesen, denn ihre Stammväter, die Portugiesen, sind klimatisch schon Halbafrikaner, und die Goanesen

...mim.hi. hihi .nimm....

l-iiiiiiliiiii 1111^1*1111^1 ^lliii iiiiiiii^iii iiliiliiiilllilllli^lliili^Uliiiiiiiliiliillb^SüllJ^li-i^iMi i iiiiii imi um iHiiii iiMMlfeiUli IliMiiuilMKliMIlOIHMI fll IIIIUVlflJIM IIM HHIIIIHIIini HIIHIJTlHini HMiuiHMiiH

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selbst sind sicherlich nicht mehr unvermischt. Dagegen ist mittelbare Besiedelung, d. h. indirekte Akklimati¬
sation, durch generationenweisc langsames Vorrücken in tropisches Land sehr wohl möglich, wie am besten
die aus Südafrika im Verlauf langer Zeiträume dem Äquator immer näher kommenden Bocren beweisen.

Der höhere Teil des Kilimandscharo, mit ihm das obere Dschaggaland, ist aber nicht mehr echtes
Tropengebiet und deshalb ohne Zweifel für direkte europäische Besiedelung geeignet. Die bedeutende
Meereshöhe (1800 m) und die kühle Temperatur (bis zu +6° C.) würden dem Europäer sogar eine selbst¬
tätige Bewirtschaftung des Bodens erlauben, der, jetzt mit Buschwald bestanden, seiner ganzen Beschaffen¬
heit und Lage nach die Kultur von Kaffee, Thec, Tabak und allen Getreidearten gewifs sehr ergebnisreich
machen würde. Bessere Hilfsarbeiter als die etwas tiefer wohnenden Dschaggaleute kann es für die Boden¬
kultur gar nicht geben. Und die Gefahr von Fiebern in diesen Berggegenden des obern Kilimandscharo
kann, wenn überhaupt vorhanden, nur äufserst gering sein. Es wäre wohl angezeigt, dafs in diesem Teil
von Dschagga eine deutsche Versuchsstation angelegt würde; Mandaras Land Moschi ist ja vertragsmäfsig
schon deutsch. Eine solche Station würde für die Zukunft einer Kilimandscharokolonie, einer europäischen
Besiedelung, sehr viel wichtigere Ergebnisse liefern als eine Station im untern wärmern, von den Negern
bewohnten Dschaggagcbiet. Vielleicht könnte sie von der letztem, die als erster Stützpunkt in diesen Ge¬
bieten eine mehr politische Bedeutung hat, airgezweigt werden. Sollte sich aber Mandara auf die Dauer
der Anwesenheit einer europäischen Station in seinem Land abgeneigt zeigen, was kaum zu erwarten ist,
so würde man gewils an seinem jüngern Nebenbuhler Mareale einen Rückhalt finden, dessen Land Marangu
aufserdem noch den Vorzug hat, dafs es dem wichtigen Platz Taweta eine Tagereise näher liegt als Moschi.

Im engen Verkehr mit Mareale hatte ich hinreichend Gelegenheit, seinen Charakter kennen zu lernen.
Zur Ehre dieses Negerfürsten, der bekanntlich von Johnston in den grellsten Farben als habgierig, falsch
und wankelmütig geschildert wird, sei cs gesagt, dafs er nicht nur gegen Teleki und mich sich stets
bescheiden und zuvorkommend erwiesen hat, sondern auch meine während der Besteigung bei ihm zurück¬
gelassenen Leute aufs liberalste behandelte, mir sogar bis last an die Schneegrenze Proviant nachschickte
und nach meiner Rückkehr alle ihm anvertrauten Waren unberührt und unbeschädigt auslieferte. Sein
Benehmen gegen mich mag der Reflex meines Benehmens gegen ihn gewesen sein, da ich ihn stets als
Landesfürsten behandelte und ihn von vornherein seiner Stellung und meinen Zwecken entsprechend be¬
schenkte. Als Verzeichnis der in Dschagga beliebtesten Tauschwaren mag die Geschenkliste aus meinem
Tagebuch hier Platz finden:

Kleidungsstücke und Stoffe:

i roter arabischer Kaftan mit Silberstickerei,
i rote arabische Jacke mit Silberstickerei,

3 arabische gestickte Hemden,

4 echte Maskattüchcr,

6 Fesse,

i Paar europäische Schnürschuhe,

3 - wollene Strümpfe,

12 Stück Amerikani (weifses Baumwollenzeug),
3 - Bandera (rotes Baumwollenzeug),

io - Kaniki (blaues Baumwollenzeug),

6 - Prints (bunt gedrucktes Baumwollen¬

zeug),

6 Dutzend Lessos (rot gedruckte Baumwollcn-
tticher in Taschentuchgröfse).

Pakete grofse rote

Perlen und Draht:

Perlen

weifse
blaue

■deine rote
blaue
weifse
rosa
nelbe

6 Pfund,

ä 5 Pfund,

2 - - schwarze -

3 Bund dicker Eisendraht ä 30 Pfund,

2 - dünner - ä 20

1 - dicker Kupferdraht ä 20 Pfund,

1 - dünner - ä 20

Waffen und Munition:

1 deutsches doppelläufiges Zentralfeuergewehr,
[ amerikanischer sechsschüssiger Revolver,
100 Schrotpatronen,

50 Revolverpatronen,

5 Pfund deutsches Jagdpulver,

1 o - Schrot,

100 Bleikugeln,

1 Metallpulverhorn,

4 Fälschen grobes Schiefspulver ä 10 Pfund,

1000 Zündhütchen. ,

Verschiedenes :

1 Dutzend grofse Messer,

1 - kleine Messer,

5 - Messingkettchen,

2 - Bronzeglöckchen,

3 - lVfessing'spi e g e l,

1 Zange,

6 Stahlfeilen,

2 Bandsägen,

20 Dutzend Nadeln,

2 Pfund indischer Schnupftabak,

6 Mundharmoniken,

2 Dutzend Stearinlichter,

1 Büchse Salz ä 5 Pfund,

1 - Zucker ä 5 Pfund,

2 Flaschen Champagner.

I

18

....1..

Als Gegengabe erhielt ich vor allem die Erlaubnis zur Bergbesteigung, ferner vier grofse Dschagga-
speere; Ziegen und Rinder, so oft ich für uns Europäer und für die Karawane Fleisch brauchte, und
täglich irisches Hirsebier (Pombe) auf unsern Mittagstisch.

Mareale ist eine Person am Kilimandscharo, mit der zukünftige Reisende oder Kolonisten jedenfalls
zu rechnen haben werden (s. Bilder Nr. 21-—24). Kaum 30 Jahre alt, hat er sich doch durch Klugheit,
Energie und Mut eine Stellung unter den Dschaggafürsten zu erringen gewufst, welche der von Mandara
nur wenig nachsteht, und die Engländer würdigten ihn recht wohl, als es sich' darum handelte, die
Dschaggafürsten für England zu gewinnen. Der englische Konsul Sir John Kirk hat ihm mehrfach Briefe
und Geschenke geschickt. General Matthews, der englische Truppenführer des Sultans von Sansibar, hat
ihn zweimal in Marangu besucht, und noch kürzlich ist einer der englischen Jäger in Begleitung des
durch 1 homsons Reise bekannten Maltesers Martin bei ihm gewesen, um ihn für die englische Handels-
strafse Taweta-Mombassa zu interessieren.

Mareales Herrschaft über seine Unterthanen ist eine durchaus despotische, Land und Volk gehören
ihm zu eigen, aber er ist klug genug, von seiner Gewalt keinen unmäfsigen Gebrauch zu machen. Einige
hundert Mann seiner Unterthanen sind durchaus militärisch gedrillt, und welcher hohe Wert dem Waffen¬

handwerk beigemessen wird, erkennt man am besten aus der Beschaffenheit dieser Waffen selbst. Ich
habe nirgendwo anders in der Welt bei Naturvölkern bessere und mächtigere Waffen gesehen als die
Speere der Wamarangu. Interessant ist die Thatsache, dafs alle Waffen ausschliefslich aus europäischem
Eisendraht geschmiedet werden. Die Ringe des Drahtes werden in Bündeln von der erforderlichen Stärke
der zu schmiedenden Walle zusammengebogen und dann in tagelangem Glühen und Ausschmieden zu-
sammengeschweifst. Es ist also reine Damaszenerarbeit, was die Dschaggaschmiede am offenen Kohlenfeuer
auf steinernem Ambofs mit kleinen Eisenhämmern ausführen (s. Bilder Nr. 25 u. 26). Allerdings findet man
auch Stab- und Schaufeleisen, welches von den Uguenobergen herüberkommt; aber nie wird dies zu
Waffen, sondern immer nur zu Arbeitsgeräten und Handwerkszeug verarbeitet. Der Eisendraht ist des¬
halb der begehrteste Tauschartikel. Danach nehmen sie am liebsten Kupferdraht, weifses und rotes
Baumwollenzeug und ganz kleine rote und blaue Glasperlen. Andre Perlsorten und Messingdraht, wie er
noch in Taweta gern genommen wird, haben in Dschagga gar keinen Wert. Jene Artikel sind das landes¬
übliche Geld, fremdes Geld wird ebensowenig angenommen wie in Kulturländern.

Die Kriegszüge Mareales sind vorwiegend nach den östlichen Dschaggastaaten, insbesondere nach
der Landschaft Rombo, gerichtet und haben ihren Zweck erreicht, wenn so viel Vieh geraubt und so viel
Eingeborne zu Sklaven gemacht sind, wie Mareale gerade für ein besonderes Vorhaben braucht. Mit
Vieh befriedigt er die Ansprüche seiner Grofsen, mit Vieh bezahlt er die neuen Erwerbungen seines
Harems (so hat er beispielsweise an Mandara für eine Tochter desselben 100 Rinder bezahlt), und der
Verkauf von Sklaven befriedigt seine Bedürfnisse an europäischen Erzeugnissen, wie Pulver, Eisendraht,
Baumwollenzeug etc. Beständig leben in seiner Umgebung 4'—6 Suaheli von der Küste, welche die
Sklaven nach Taweta bringen, von wo dieselben dann an eine der durchziehenden Araberkarawanen
verkauft werden und ohne Mühe als Karawanen träger nach der Küste gelangen. Zu gleichem Zweck
wird Mareale , wie ich wiederholt sah, von Somal besucht, die ihre lebendige Ware über Land nach
den Galla- und Somaliändern bringen.

Von Körperbau sind die Maranguleute mittelgrofs, schlank und sehnig, von Hautfarbe tief schwarzbraun.
Als Haartracht gelten ein grasdurchflochtener Zopf im Nacken und 3—-4 kleine Zöpfchen in der Stirn für be¬
sonders elegant. In das aufgeschlitzte und weit ausgedehnte Ohrläppchen wird ein dicker Holzpflock oder Holz¬
ring gesteckt. Um die Hüften tragen sic ein Stück Ziegenfell oder um den ganzen Oberkörper togaartig
ein Stück Baumwollenzeug, das sie von den Tawetakarawanen erhandeln, und um Hals, Arme und Knöchel
winden die Weiber und Mädchen Perlenschnüre und Eisenkettchen im Gewicht von 10—15 Pfund. Rotes
Baumwollenzeug (Bandera) ist Attribut des Fürstenhauses. Ihre Wohnungen sind bienenkorbförmige Hütten
mit bis zur Erde reichenden Grasdächern und nur einer einzigen niedrigen Thüröffnung (s. Bilder 14 —18).

Das Leben geht den Kilimandscharobewohnern im beständigen Gleichmafs der Jahreszeiten einförmig
hin. Aus ihrem Ländchen kommen sie fast nie heraus. Mareale selbst ist noch nie vom Berg in die
Ebene hinabgestiegen, die er doch so verlockend unter sich sieht; er hat, wie alle seine Unterthanen,
keine Ahnung vom Zeitlauf und weifs nicht, wie alt er ist. Als ich ihn einst nach seinem Alter fragte,
erwiderte er: „Wie kann ich das wissen, da mufst du meine Mutter fragen“. Ich fragte die alte Dame
und erhielt den bündigen Bescheid, dafs ihr Sohn weit über 100 Jahre alt sei.

! 19

...

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Mareales Lebensgeschichte gibt uns einen Einblick in die innern Zustände der Dschaggastaaten. Als
sein Vater starb, war er 1 ^jährig und wurde mit seiner Mutter von seinem Oheim väterlicherseits, der
die Herrschaft an sich gerissen hatte, vertrieben. Er hielt sich nun jahrelang in Moschi bei Mandara,
in den Landschaften Mamba, Kilema, Kiboscho auf, wuchs heran und stellte sich 22jährig an die Spitze eines
Raubzuges, den die Wakiboscho nach Marangu ausführten. Der Person seines Onkels konnte er dabei nicht
habhaft werden, nahm aber, von den Gegnern zurückgetrieben, fast alles Vieh mit. Inzwischen hatte sein
jüngerer Bruder (s. Bild Nr. 17), welcher harmlos in Marangu geduldet wurde, heimlich durch Versprechungen
zahlreiche Anhänger in Marangu selbst geworben, und eines Tages entstand eine Art Palastrevolution.
Mareales Onkel wurde nach dem Nachbarstaat Mamba vertrieben, wo er noch heute als kranker Greis
lebt, und herbeigeführt durch die Revolutionäre, zog Mareale als neuer Herr in Marangu ein.

Dafs dergleichen Revolutionen an der Tagesordnung sind, ersah ich während meiner Anwesenheit
in Marangu selbst an einem deutlichen Beispiel, als der Sultan des Nachbarstaates Mamba, welcher zwei Tage
vorher mich noch mit grofsem Gefolge besucht und mit mir Geschenke getauscht hatte, eines Morgens,
hilfesuchend und von nur zweien seiner Getreuen begleitet, zu Mareale kam, da ihm in der vorauf¬
gehenden Nacht sein einziger Sohn nach dem Leben getrachtet hatte. Am längsten unter den Dschagga-
fürsten hat sich wohl bis jetzt Mandara , der Herr von Moschi, auf dem Thron erhalten. Er ist aber auch
im höchsten Grad eifersüchtig auf seine Ausnahmestellung in Dschagga und war deshalb nicht wenig ent¬
rüstet darüber, dafs ich nicht zuerst zu ihm, sondern zu Mareale gekommen war. Er schickte mir wiederholt
Gesandtschaften und führte einen sehr regen Briefwechsel mit mir, in dem er immer wieder betonte, dafs
ich den Respekt gegen ihn verletzt hätte; und so dringend wurden seine Vorstellungen, dafs ich endlich
doch eine Gesandtschaft an ihn abschickte, um ihm Geschenke zu bringen, worauf es ja hauptsächlich
abgesehen war. Auch Herr von Eberstein ging hinüber und brachte ihm die Geschenke des Dr. Peters.

Im besten Einvernehmen mit Mandara und in wirklicher Freundschaft mit Mareale schied ich Ende
Juli aus dem Dschaggaland. Es war hohe Zeit für die Disziplin meiner Leute, denn Marangu drohte
für sie ein Capua zu werden. Noch auf dem Rückweg nach Taweta holte uns eine Gesandtschaft
Mandaras mit Geschenken und einem Brief ein. Als bezeichnend für die Denkart dieser Dschaggafürsten
schalte ich hier zwei Briefe Mandaras in deutscher Übersetzung ein.

i. „Im Namen des Allerhöchsten.

Es möge Dich geleiten Gott der Allerhöchste.

An die Adresse des geliebten, des erhabenen, des ge¬
ehrten, des zu ehrenden. An den geliebten, den Euro¬
päer. Grufs sei Dir und die Gnade Gottes und sein
Segen. Und nach diesem schreibe ich Dir, meine Ge¬
sundheit ist noch gut, und nach diesem möge es mit
Dir ebenso sein mit dem Wohlsein. Und danach: Seit¬
dem Du gekommen bist nach Taweta, erhalte ich Nach¬
richten über Dich. Wirst Du zu mir kommen? Du
willst nach dem Kilimandscharo gehen. Nun ich bin
dabei, Dich zu erwarten, und ich, ich bin ein Mann der
Deutschen, alle sind meine Freunde, von alten Zeiten
bis jetzt. Die Deutschen, der sie kennt, das bin ich;
da ist kein andrer Mensch, welcher sie kennt. Und nun
bist Du der erste, Du bist hier einen andern Weg ge¬
gangen; zu meinem Platz kommst Du nicht, und ich
bin hier in Moschi, und ich bin ein grofser Mann. Und
wenn Du kommst zum Kilimandscharo, komme her zu
mir; der Weg ist gut zu gehen auf den Kilimandscharo,
bei Gott, bei Gott, nochmals bei Gott. Ich verkehre
von alten Zeiten mit den Deutschen in Freundschaft,
Du bist der erste, welcher einen andern Weg geht.
Verweilst Du um meines Geschenkes willen? Nun komme
nur zu mir. Bei Gott, bei Gott, nochmals bei Gott.

Grufs dessen, der den Brief geschrieben hat, Sultan
Mandara, Sohn des Sultans Dschitiya, des Sultansohnes.“

2. „Im Namen des Allerhöchsten.

An die Adresse des geliebten, des erhabenen, des
geehrten, des zu ehrenden, des geliebten Doktors.

Friede Gottes des Allerhöchsten. Friede sei mit Dir
und die Barmherzigkeit Gottes und sein Segen. Und
nach diesem teile ich Dir mit, meine Gesundheit ist gut;
und ferner, möge es Dir mit Deiner Gesundheit ebenso
sein. Dein Brief ist zu mir gekommen, und was darin
steht, habe ich verstanden. Ich bin der Eurige von
alters her, und Du halte doch nicht fest die Verleum¬
dungen der Leute, denn sie kennen mich nicht. Und
ich habe nun gefunden einen Europäer, einen Doktor.
Er ist hierher in dieses Land gekommen, und wir werden
einander sehr lieben, und bei der Begegnung wirst Du
mich sehen, den Sultan Mandara, und Grufs. Ich wollte
Dir Speise senden, aber ich habe folgende Bedenken
gefunden: als jener Weifse kam, welcher in Taweta war
(Tcteki), habe ich ihm ein Rind geschickt, und er hat
mein Rind nicht angenommen und er hat es zurück¬
geschickt. Ich bin ein grofser Mann, zu geben einem
Manne. Ich gebe nicht um eines guten Gegengeschenkes
willen. Ich liebe die Deutschen, weil ich euer Bundes¬
genosse bin, und ich habe Vertrag geschlossen mit
meinem Freunde, dem Doktor (Jühlke), und siehe nur
nach in Deinem Buch, da wirst Du euren Bundes¬
genossen finden. Bis wie lange haben wir diesen euren
Bund verschoben, und Du willst nun nicht zu mir kom¬
men, um euren Bundesgenossen zu sehen? Ihr haltet
fest Worte von Leuten, die nichts von der Geschichte
verstehen.

Und Grufs von dem, der den Brief geschrieben, dem
Sultan Mandara, dem Sohn des Sultans Dschitiya, mit
seiner Hand.“

Himiiiiiimmm

iiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiimiiiimiimiiimmiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimimimiiiiiiimiii.i.imimmiiii.min.... . .

Tiiinmiimiimilimimmnimmimmimniiininniniiiiu!imiiiiiiiimimniiii)i>iii

=wi|M lllllKIHllllMllllll.... . ........ 11 h11111111111 h n1111:11.i h111 1 1111/1-11n11111111,1111111 1 m11111111 1111 ! 1 1(iu111111 im .min.niiimiiiiiiiiiii.iiiliiil|iii|inMni|ui||||ll||l|i||!iiii|!|l|l|i||iii|!fnii l|rlil(lll miniiint || n iiiiitiiirilllllllÜifKlllllliliiiii i null Ilm Ulli In - lllllllll lliiniliuliilllllllllll|llllllllltllilllllllllllllnilllllllllllllllil|irilllllllilllli|l il|iii|iill|iiiilii|l llill|llll(lllilfi|llllllll(ltf||TillflliiTm <j

V.

Vom Kilimandscharo zur Küste.

Vom Kilimandscharo nach Taweta zurückgekehrt, machten wir einen mehrtägigen Jagdausflug nach
dem südlich von Taweta gelegenen Dschipesee (s. Bilder Nr. 27 u. 28), an dessen Ufern und angrenzen¬
den Baumsteppen der Wildreichtum ein enormer ist. Was Afrika an grofsem Wild aufzuweisen hat, das
kommt dem Jäger dort zum Schufs: Antilopen, Zebras, Wildesel, Straufse, Rhinozerosse u. a. Im See
leben Scharen von Flufspferden und Krokodilen, und nachts hatten wir im Lager am See rcgelmäfsjg das
schönste Konzert von Nilpferdgrunzen auf der Wasserseite und von Schakal-, Leoparden- und Löwengebrüll
auf der Landseite. Ganz unerwarteter Weise traf uns dort eine von Pangani kommende Expedition der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Dieselbe hatte den Auftrag, im Dschaggaland eine Station zu
errichten, und mein bisheriger Reisegenosse erhielt die Weisung, sich dieser Expedition anzuschliefsen.
Nach kurzem genufsreichen Zusammensein mit den deutschen Landsleuten trennten wir uns. Die Expedition
reiste ihrem Ziel Madschame, an der Westseite des Kilimandscharo, zu, und ich brach mit meiner Karawane
in westlicher Richtung nach den Landschaften Kahe und Aruscha, südlich vom Kilimandscharo, auf.

Südlich vom Kilimandscharo, den Kilimandscharo im N., die Uguenobergc im O. und den Pangani-
flufs im S., hat das Land im allgemeinen denselben Vegetationscharakter wie die Savanne um Taweta.
Einen erheblichen Unterschied im geographischen Bild verursachen aber einerseits die Häufigkeit kleiner
vulkanischcr Kegel, anderseits der Reichtum an fliefsenden Gewässern, die alle vom Kilimandscharo herab¬
kommen und sich weiterhin" zum Rufu oder Panganiflufs vereinigen. Trotz dieses Wasserreichtums hat
die Savanne nur im engsten Bereich der Bäche reichere Vegetation, im ganzen bewahrt sie ihren Charakter
als echte Savanne mit hartem, offenem Graswuchs und nur wenigen zerstreuten Adansonien, Mimosen
und Akazien. Bewohnt ist sie nur in den kleinen Landschaften Kahe und Aruscha, deren jede in einer
Gabel zwischen zwei Fltifschen liegt. Die Bewohner sind Wakuafi, Teile jener Stämme, die ehedem
wohl als Nomaden das ganze westlich vom Kilimandscharo gelegene Gebiet besessen haben, dann aber,
von den vordringenden Massai zersprengt, sich in die unzugänglichem Walddickichte zurückzogen, wo
sie nun, wie in Taweta, Kahe, Aruscha, sefshaft geworden und zum Ackerbau übergegangen sind. Aus
Furcht vor den Massai halten sie kein Vieh, um diese gefürchteten Viehräuber nicht anzulocken, und
deshalb ist beispielsweise in Taweta nicht ein einziges Stück Fleisch zu bekommen. Während aber die
Wakuafi in Aruscha wegen der unmittelbaren Nähe der Massai in Abhängigkeit von den letztem stehen,
haben sich die entfernter wohnenden Kahe- und Tawetaleute stets der Massai zu erwehren gewufst.
Auch Mandara , der seine Raubzüge oder, wie er es selbst nennt, Tributzüge bis weit in die Ugueno-
und Pareberge ausdehnt, respektiert stets die seinem Land doch so nahe gelegene Landschaft Kahe. In
zwei Tagen hatte ich Kahe von Taweta aus erreicht, wurde aber, da man meinen friedlichen Absichten
nicht traute, nur zum Lagerplatz am äufsern Waldrand zugelassen und zog deshalb alsbald weiter nach
Aruscha. Da wir uns nur unzureichend hatten verpflegen können, kam uns der unglaubliche Wildreich¬
tum in dieser Steppe sehr zu statten. Frisches Fleisch hatte ich stets für die ganze Karawane vollauf.
In Aruscha selbst, wo, wie in Taweta und Kahe, die Hütten und Maispflanzungen der Wakuafi weit im
Wald zerstreut sind, bezog ich den Lagerplatz, der durch die Anwesenheit v. d. Deekens und Dr. Fischers
für Afrikareisende historisch geworden ist; und Fischers Route ist es, die ich von hier ab am Pangani¬
flufs entlang bis zur Küste verfolgte.

Wenn ich gehofft hatte, nach den Wanderungen durch die erwähnten Savannen in der Flufsebene der
Pangani etwas Abwechselung in der Vegetation zu finden, so sah ich mich leider sehr getäuscht. Im
Gegenteil ist diese weite Ebene, die sich bis nach Usambara hinabzieht, die sterilste sonnenverbrannte Steppe,
welche ich je durchwandert habe (s. Bild Nr. 29). Während der Regenzeit ist sie wohl bedeckt mit einem
grünen Überzug harter Gräser, aber jetzt war nur die Vegetation in unmittelbarster Nähe des Flusses noch
lebendig, im übrigen war das Land teilweise ein wahres Leichenfeld der Vegetation. Aber gerade wegen
des schmalen immergrünen Grasstreifens an den Ufern des Rufu wird diese Ebene in den Sommermonaten
von Massaihorden durchschwärmt, die ihre Rinderherden aus den vertrockneten Hochebenen hierher
zur Weide an das Flufsufer bringen. Aus Furcht vor ihnen ist das ganze Land bis nach Usambara hin-

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unter völlig unbewohnt, nur in den Bergthälern von Pare sitzen einige ackerbauende Negerstämme, bei
welchen die das Land durchreisenden Karawanen sich verproviantieren können. Von Aruscha bis Pare
zogen wir sechs Tage lang durch Massai und unterhalb Pare wieder vier Tage lang bis in die Nähe
der Station Mafi der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Der gröfste Teil meiner mir noch gebliebenen
Waren ging als Tributzahlung an die raub- und streitlustigen Elmuran, die Krieger der Massai, hin, und
ich war froh, als ich meine Karawane unversehrt hinter den Palissaden der Station Mafi (s. Bild Nr. 30)
untergebracht hatte. Von dem auch in diesen Steppenteilen aufserordentlich grofsen Reichtum an Wild
(hatte ich doch an einem Morgen vier Löwen zu Gesicht bekommen) hätte ich leider nicht den mindesten
Vorteil gehabt, da mir die Vorsicht gebot, die weit zerstreuten Massai nicht durch Büchsenschüsse auf
meine Karawane aufmerksam zu machen und zu sammeln.

Unterhalb der Station Mafi ändert die Landschaft ziemlich rasch ihren Charakter. Unter dem Ein-
flufs der bis hierher vordringenden feuchten Seewinde behält das Land auch während der Trockenzeit
eine ziemlich frischgrüne Färbung, unter welcher die den sterilen Lateritboden verratende rotbraune
Erdfarbe allmählich verschwindet. Während von den Ugueno- und Parebergen der Strom keinen be¬
merkenswerten Zuflufs erhalten hatte, strömen von den nahen Usambarabergen zahlreiche Bäche dem
Rufu zu. An Stelle der in der Grasflur vereinzelten Dornengcwächse treten grofsblätterige Laubbäume
in ziemlich dichten Beständen zusammen. Auf den Bodenwellen und Flügeln, zwischen welchen der
Rufu nun mit stärkerm Gefälle dem Meer zueilt, liegen die Mais- und Hirsefelder der Neger, während
auf den häufigen kleinen Inseln des Flusses die Hütten in geschlossenen Dörfern stehen.

Soll die Station Mafi auf verhältnismäfsig ungünstigem Terrain am Rande des Massaigebietes gleich¬
sam nur als detachiertes Fort auf dem Karawanenweg zum Kilimandscharo hin dienen, so ist die Station
Korogwe (s. Bilder Nr. 31 u. 32) recht eigentlich Plantagenstation. Sie steht auf einem Hügel am Rand
einer langgestreckten, äufserst fruchtbaren Ebene und trägt die beste Garantie ihres künftigen Gedeihens
eben in dieser ihrer Anlage. Auch die Deutsch-Ostafrikanische Plantagcngesellschaft hat zwischen Korogwe
und der Küste beim Dorf Lewa (s. Bilder Nr. 33 u. 34} ein Stück Land in Kultur genommen, das allem
Anschein nach sich für Baumwolle und Tabak recht gut eignet und in seiner örtlichen Lage noch den
Vorzug hat, dafs es sich in der Nähe der ersten Stromschnellen des Rufu befindet, bis zu welchen der
Flufs vom Meer aus schiffbar ist.

Eine Tagereise unterhalb Lewa steigt man von der innern Plateaustufe zum Küstenland hinab. Je
näher dem Meer, desto wasserhaltiger die Luft, desto üppiger die Vegetation.

Am 26. August langten wir mit Sonnenuntergang in Pangani an, nachdem wir acht Stunden lang
bis an die Hüften mühsam durch die Sümpfe des untern Rufubettes gewatet waren. Unsinnig vor
Freude, das geliebte Meer wiederzusehen, verschossen meine Leute beim Einziehen in Pangani in so
tollem Gebaren ihren letzten Pulvervorrat, dafs vier Mann bedenklich verletzt wurden. Die Panganistation
der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft (s. Bild Nr. 35) gewährte mir ebenso liberal wie die Stationen
Mafi und Korogwe gastliche Aufnahme bis zu meiner Absegelung nach Sansibar. Letztere ist übrigens
etwas umständlich, da man erstens einmal zur Ausfahrt mit einem Segelschiff' (Dhau) Landwind nötig hat
und zweitens den Hin tritt der Hochflut abwarten mufs, um über die Barre hinwegzukommen, welche die
Mündung des Rufu (s. Bild Nr. 36) sperrt. Nicht minder langwierig verlief unsre Ankunft in Sansibar.
In der Höhe der Nordspitze der Insel angelangt, sah ich mich durch das völlige Aussetzen des Windes
gezwungen, an Land zu gehen und die neunstündige Strecke bis zur Stadt Sansibar in einem Nachtmarsch
zu bewältigen, da am nächsten Morgen der Dampfer aus Sansibar abging, der meine Briefe und einen
vorläufigen Reisebericht 1 mitnehmen sollte. Die Überraschung unsers Vizekonsuls, Herrn Steifensand ,
war erklärlicherweise nicht gering, als ich gegen 3 Uhr morgens, matt zum Umfallen, bei ihm anklopfte,
um sein mir im voraus aufs liebenswürdigste angebotenes Fremdenzimmer zu beziehen.

Aber nur so lange währte mein Aufenthalt in Sansibar, bis ich die Karawane aufgelöst hatte. Einige
Tage später war ich schon wieder unterwegs nach dem afrikanischen P'estland. Mit wenigen erprobten
Leuten zog ich von Bagamoyo (s. Bild Nr. 40), dem bekannten Ausgangspunkt der wichtigsten zum
mittlern Seengebiet (Tanganika) führenden Karawanenwege, südwestwärts zum Stromthal des Kingani,
an dessen Ufern in der Entfernung von drei zu drei Tagereisen die Stationen Dunda, Madimola und
Usungula der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft liegen.

1 Siehe Petermanns „Geographische Mitteilungen“, iS87» Heft XII, mit Karte.

22

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Die Lage dieser Stationen ist nicht so günstig wie die von Korogwc und Lewa am Panganiflufs.
Der untere Teil des vom Kingani durchströmten Binnenlandes ist eine weite Alluvialebene mit nur
wenigen geringen Bodenerhebungen. Im breiten Stromthal des Flusses selbst ist der Boden nicht unfrucht¬
bar, aber äufserst fieberig, wogegen die etwas hohem Uferbänke zu beiden Seiten des Stroms viel weniger
fieherig sind, aber ihre Fruchtbarkeit auf die nächste Stromnähe beschränken; jenseit derselben herrscht
die wasserlose Savanne. Aus politischen Gründen war im Beginn der dortigen Koloniegründung die Station
Dunda (s. Bild Nr. 37) unmittelbar am hohen Flufsufer angelegt worden, um die Wasserstrafse zu beherrschen.
Bald aber stellte cs sich heraus, dafs die Stelle wegen ihrer Fieberigknit ganz unhaltbar sei, und da man
inzwischen auch erkannt hatte, dafs die Wasserstrafse des Kingani für den Verkehr zu schwierig ist,
ging man alsbald daran, die Station auf die höhere Uferbank zu verlegen, wo an gesunder Stelle, be¬
schattet von prächtigen Mangobäumen, bereits ein kleines Negerdorf steht.

Eine weit gesündere Lage hat die zweite Station, Madimola (s. Bild Nr. 38). Wohnhaus und Wirt¬
schaftshütten stehen als geschlossener Gutshof hoch über dem Flufsthal, und der Gesundheitszustand der
Beamten war bisher befriedigend. Aber der starre Savannencharakter der umgebenden Landschaft zeigt
deutlich, dafs der befruchtende Einflufs der immer feuchten Seewinde auf die Vegetation, welchen der
Vegetationscharakter bei Dunda noch verrät, hier nur noch in geringem Mals vorhanden ist. Weiterhin
nach Usungula hört jener Einflufs last ganz auf, um erst wieder an der folgenden grofsen Plateaustufe
hervorzutreten. Die eingeborne Bevölkerung ist in diesem Gebiet sehr spärlich, was teilweise wohl auch
in den einstigen Dezimierungen durch Sklavenjagden begründet ist, unter denen angeblich gerade diese
Landstrecken viel zu leiden hatten.

ln Madimola wie in der nächsten Station, Usungula (s. Bild Nr. 39), lassen sich aber die Eingebornen,
soweit sie nicht selbst auf ihren eignen Feldern zu arbeiten haben, gegen einen geringen Tageslohn
willig zur Arbeit hcranziehen. Es war mir ein wahres Vergnügen, in Usungula zu sehen, wie eifrig die
Neger unter der Aufsicht der beiden Stationsbeamten den Boden klärten, Brunnen gruben, Ziegelsteine
brannten und am Bau eines neuen Wohnhauses arbeiteten. Vor feindlichen Angriffen braucht man auf den
drei Kinganistationen offenbar nicht besorgt zu sein, denn nirgends findet sich eine Spur von Befestigung.
Die Stationsgebäude sind mit einem einfachen Stangenzaun umgeben; nur Usungula birgt ein kleines
Geschütz mit Munition für alle Fälle. Die Verbindung der Stationen unter sich und mit der Küste ist
durch den alten, nach dem Innern führenden Karawanenpfad gegeben. Der Wasserweg des Kingani ist
wegen der vielen Windungen und stets wechselnden Sandbänke des Flusses nicht brauchbar.

In viertägigem Zug durch die wasserarme und dünn bevölkerte Savannenlandschaft Usaramo erreichte
ich von Usungula aus Dar es Salam. Während der beiden letzten 'Pagemärsche folgten wir den Spuren
der einst vom Engländer Mackimion in der Richtung zum Tanganikasce hin begonnenen Fahrstrafse, die
heute, gänzlich verwachsen, nur noch an gelegentlichen Erdeinschnitten erkennbar ist. Dagegen waren
deutsche Ingenieure gerade im Begriff, das Land für den Bau einer Bahn zu vermessen. Möge damit
für Dar es Salam, dessen rund umschlossener Hafen der beste im deutschen Schutzgebiet ist, eine neue
Periode der Blüte anbrechen, denn der erste Ansatz zum Aufschwung unter der Regierung des Sultans
Madjid , welcher seinen Herrschersitz von Sansibar hierher auf das Festland verlegen wollte, brach mit
dem Tode des Sultans schroff ab. Graue Trümmer halbvollendeter grofser Steinbauten sind die einzigen
Erinnerungszeichen an jene 'Lage. Neues Leben aus den Ruinen erblühen zu lassen, ist hier das Ziel
deutscher Arbeit, in welche sich die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft und die deutsche Mission
redlich teilen.

Nach kurzer Erholung unter dem gastlichen Dach der Station der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft
kehrte ich im Segelboot nach Sansibar zurück und hatte damit meine Reisen in Deutsch-Ostafrika beendet.

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Druck vom Bibliographischen Institut in Leipzig.

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2. Urwald von Taweta.

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3- DIE DSCHAGGA-LANDSCHAFT MARANGU AM SÜDABFALL DES KILIMANDSCHARO.

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5- URWALD IM OBERN TEIL VON MARANGU.

6. eine Gruppe von „Senecio Johnstoni“ am obern Kilimandscharo ( 2 S 00 m).

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7. Der KlMAWENSI; VOM .SENECIOBACH“ OBERHALB DER WALDGRENZE AUS SW- GESEHEN.

8. DER KIBO; VON DER SÜDSEITE DES SATTELPLATEAUS (4350 m) AUS O. GESEHEN.

IO. DIE VOM KlBO AUSGEHENDE HÜGELKETTE; VOM HOCHPLATEAU AUS N. GESEHEN.

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Anschluss an obenstehendes Bild .

1 2 *. EIN SCHNEEFELD AN DER ÜSTSEITE DES IClBO.

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14 - PLATZ VOR DER HÜTTE DES FÜRSTEN MAREALE IN MARANGU.

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13. Lager in der Dschaggalandschaft Marangu.

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i 5 - Hütten der mutter des fürsten mareale in marangu.

16. Vorrats Hütten in marangu.

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18. WOHNHÜTTE VON MAREALES HAUPTFRAU.

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17. HÜTTE VON MAREALES LIEBLINGSBRUDER IN MARANGU.

ig. DRACÄNENALLEE UND THOR EINES HOFES IN MARANGU. 20. EINE BANANENPFLANZUNG IN MARANGU

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21 . FÜRST MAREALE VON MäRANGU.

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23. MAREALE MIT HAUPTFRAU.

24. MAREALE MIT SEINEN FRAUEN.

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27. blick vom Ostufer des dschibe-Sees auf den See und das Uguenogebirge.

28. Vegetation am Ostufer des Dschibe-Sees.

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29. die Steppe zwischen rufu-Fluss und Paregebirge; im Mittelgrund Massai-Herden.

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31. Die Station Korogwe der d.-O.-A. Gesellschaft, Vorderansicht des Hauptgebäudes.

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34. VOLLENDETE UND UNVOLLENDETE HÜTTE IM DORF LEWA AM RUFU.

33. PLATZ IM DORF LEWA AM RUFU.

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35. das Haus der d.-O.-A. Gesellschaft in pangani.

36. Die Mündung des Rufu bei Pangani.

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