FOR THE PEOPLE YOK EDVCATION FOR. SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY id «t Zur Biologie des Estländischen Dachses Meles iam Schreb. r-y .y,9^yK(^2^J mit besondererBerücksichtigung seines riutzens und Schadens, riebst Hnhang. Von ?rhr. fl. öon Hoyningen-Huene. Mit 14 Illustrationen nach photographischen Aufnahmen nebst einem Plan. Reval, 1910. Cordes & Schenck. Buchdr. der „Revalschen Zeitung", Reval. Zur Biologie des Estländischen Dachses Meles iams Schreb. Mit besonderer Berücksichtigung seines Nutzens und Schadens. Inhalts -Verzeichnis. I -^ Seite. Vorwort 7 Estländischer Dachs . . 10 Vorkommen 10 Einführung als Haustier. 11 Verhalten zu Fox-Terriers 12 Spiel 12 Laufen 13 Kunststücke 13 Kräfte und Muskulatur . 13 Klettern und Springen . 14 Charakter und Verhalten 14 Beobachtungen im Freien 18 Sinne 18 Jagd auf Nahrung ... 19 Ernährung im Zimmer . 19 Wasserbedürfnis ... 20 Reinlichkeit 22 Lager im Sommer ... 22 Beginn der Zurückgezo- genheit 22 Winterruhe 23 Fabel über den Winter- schlaf 28 Streifereien 28 Rolltanz 29 Dächsin kehrt nicht wieder 29 An einem Hauptbau . . 31 Winternahrung u. Winter- losung 32 Keine Wintervorräte . . 32 Seite. Kaltes Frühjahr, Dachse leiden Hunger ... 32 Fütterung am Hauptbau 33 Darreichung von Baustof- fen ebendaselbst . . 33 Füchse treten auf ... 34 Dachse fort 34 Der Dachsbau wird zum Fuchsbau 35 Klagen der Füchse . . 35 List des Fuchses ... 35 Wo Dachse geblieben? . 36 Übergesiedelt .... 36 Wie stand es mit den Jungen? 30 Ranzzeit und Entwicke- lung 36 Sommerwanderung ... 40 Nicht ausschließlich Nacht- tier 42 Stimme des Dachses . . 43 Verschiedene Arten von Dachsbauen .... 43 Wie entsteht ein Dachs- bau? 45 Mutwillige Beschädigun- gen am Bau und ihre Folgen 46 Argumente zur Verteidi- gung des Dachses . . 46 Seite. Nutzen 53 Moderne Naturschutzbe- wegung 56 Weshalb vogelfrei? . . 56 Gefahr der Ausrottung . 57 Feinde und Lebensdauer 58 Seite. Jagdverbot oder Schon- zeit 58 Mißbrauch mit toten und lebenden Dachsen . . 59 Mahnwort an die Jagd- vereine 59 H n h a n g. Der Dachs aus dem Tian- Schan-Gebiet . . . Der japanische Dachs Der amerikanische Dachs Gefangenleben, Freuden und Leiden .... Eingewöhnung u. Pflege in der Gefangenschaft . Seite. . 63 . 69 70 Seite. 71 80 Tabelle der in verschie- denen Ländern für den Dachs festgesetz- ten Schonzeiten . . . Aus dem Gerichtssaal. Ein Dachs-Prozeß und die Presse 87 J Bezeichnung der Tafeln. Plan eines Dachsgar- tens Estländischer Dachs . Tian-Schan-Dachs . . Hauptbau .... Einzelbau .... Dachse austretend Seite 107 I— IV ^— VI VII VIII IX Junge Dachse . . . Fußabdrücke . . . Waldsteigen entnom- men Dachsfährten , . . Japanischer Dachs Amerikanischer Dachs Seite. X XI XII XIII XIV L U'^wS^ den Tierarten über welche die Meinungen der Vorwort. PM'tl Forscher auseinandergehen, gehört unzweifelhaft der Dachs. Wenn bei dem heutigen Stande der Wissenschaft, die Kenntnis über den Dachs noch nicht als abge- schlossen gelten kann, ja selbst die Fachliteratur Irrtümer aufweist, so ist dies darauf zurückzuführen, weil Be- obachtungen am Dachs, um Einblick in seine verbor- gene Lebensweise zu gewinnen, schwer anzustellen sind ; besonders sind es aber die intimen Familienverhältnisse, in welche wir bisher noch nicht mit Sicherheit einzu- dringen vermocht haben. Als Höhlenbewohner bewaldeter Hügel, führt das Geschlecht von Grimbart ein zurückgezogenes und ver- borgenes Leben. — ■ Der Dachs ist bei seiner großen Furcht- samkeit, durch unausgesetzte Verfolgungen menschenscheu und mißtrauisch gemacht, mit vorzüglich scharfen Sinnen begabt, sichert schon auf beträchtlichen Entfernungen und kann, wenn er sich verfolgt sieht, sogar recht rasch laufen, wodurch er sich Beobachtungen, wie auch Nach- stellungen geschickt zu entziehen weiß. Seine eigentümliche Lebensweise hat dazu geführt, daß über ihn soviel zusammengefabelt wird, wie auch schuld ist, an der außerordentlichen Härte des Urteils die er erfährt, und häufig geradezu an Unverstand grenzt. Das unwissende Volk, das ihn seiner Lebensweise und Seltenheit wegen, meist kaum dem ÄulJeren nach kennt, verfolgt ihn als „unbekanntes Tier", wie er auch häufig dem Aberglauben zum Opfer fällt. Über den Dachs und sein Leben, sind ebenso wie über den Igel, die verschiedenartigsten Fabeln ausge- heckt worden und noch heutigentags geglaubt werden, welche dem ersteren zum Verderben gereichen, statt gerechterweise, beiden, als gleichberechtigt, den ver- dienten Schutz angedeihen zu lassen. Der strittigen Frage von außerordentlicher Wichtig- keit, hinsichtlich „Nutzens" und „Schadens", die ijber: „Sein" oder „Nichtsein" entscheidet, haben wir ganz be- sondere Aufmerksamkeit zugewandt, weil sich unseres Wissens, bisher noch niemand gefunden der die be- stehenden Fabeln und das Dunkel, das über das Leben und Treiben Grimbarts gebreitet ist und sogar in die neuesten Schriften übergeht, zu zerstreuen unter- nommen hätte. In Berücksichtigung alles dessen, halten wir es nicht nur für angezeigt, sondern auch zeitgemäß, die Lücken möglichst auszufüllen, und zu diesem Zwecke nicht nur mit unseren Beobachtungen und Erfahrungen an zahmen Dachsen, sondern auch über längere Zeit durchgeführte Beobachtungen in der freien Natur, nicht zurückzuhalten und Aufklärung zu schaffen. Die spärlichen Angaben in der Fachliteratur über zahme Dachse, sind durchaus ungenügend, allein schon aus dem Grunde, weil sie sich nur auf eingeschränkt, d. h. in der Gefangenschaft gehaltene beziehen, und im allgemeinen nur kurz angedeutet wird: „der Dachs wird sehr zahm", während über den als „Haustier" frei leben- den, mit dessen Schilderung wir beginnen werden und der uns sehr viel besser in sein Leben einzuHihren ver- mag, unseres Wissens nirgends Erwähnung geschieht, ob- gleich es nicht nur der Wissenschaft, sondern auch dem Tierliebhaber, ein höchst interessantes Kapitel geliefert hätte. Leider kann vorstehende Arbeit den ihr anfänglich zugedachten Umfang nicht mehr erreichen, weil durch einen mittlerweile eingetretenen unglücklichen Umstand, unser Hausdachs, der allgemeine Liebling von groß und klein, das Opfer einer bestialischen Tat geworden, womit weitere Beobachtungen einen jähen Abbruch fanden, dafiär aber ein ebenso interessanter, wie lehrreicher Kriminal- Prozeß, über den wir besonders im Anhange berichten werden, weil dessen Kenntnis jedem Tierliebhaber von Nutzen sein dürfte, in zwei Instanzen zu Ende geführt ist. Dank einem glücklichen Zufall, war es uns möglich gewesen, neue Dachse zu erwerben, es wird auch über diese berichtet werden. Wiewohl wir uns dessen bewußt, trotz aller Mühe und Kosten, mit vorliegender Arbeit das Thema noch nicht abgeschlossen zu haben, so liefert sie uns doch nicht nur Berichtigungen althergebrachter Vorurteile und Fabeln, sondern auch manches Neue über Grimbarts er- götzendes Leben und Wesen, das geeignet, ihn, den bisher Verkannten und Geächteten, in einem anderen Lichte darzustellen: sich seiner mit Verständnis anzu- nehmen, und ihm recht viel Freunde zuzuführen. Dies ist der Grund, der mich bestimmt hat, das Buch schon jetzt erscheinen zu lassen, womit ich auch gleichzeitig dem Wunsche von Fachgenossen, nachkomme. Bemerkt muß hier werden, daß die nicht allgemein verständliche Jägersprache vermieden ist. Der Verfasser. Echmes in Estland 1909. Estlän- discher Dachs. Vorkom- men. ie bereits der Titel dieses Buches sagt, haben wir der Bearbeitung den estländischen Dachs unterzogen, wie er in den baltischen Pro- vinzen Rußlands verbreitet ist. Die Beschreibung des äußeren Aussehens, als: Kör- perform, Körpermaße, Färbung, Zeichnung, Schädel- und Skelettbildung, Variierung usw., ist vorläufig noch nicht berücksichtigt worden, weil dieses umfangreiche Material nicht zu beschaffen war. - Dagegen, um eine Ab- weichung, oder auch vielleicht eine neue geographische Varietät unseres Dachses, von der Hauptart Meles taxus, festzustellen, die das Bindeglied zwischen den Mardern — Mustelinae und den Bären — Ursini — bildet, hat uns die Weltfirma des Herrn Carl Hagenbeck in Stellingen, Bez. Hamburg, ihre dankenswerte UnterstiJtzung zugesagt. Unser Dachs bewohnt vorzugsweise gemischte Wal- dungen, Vorhölzer, auch reine Laubholzbestände mit Unterholz, sogenannten Niederwald, der von feuchten, bewachsenen Wiesen begrenzt, oder auch von solchen durchzogen wird und womöglich in Heide- und Gras- moore, auch Flußniederungen ausläuft, welche letztere er in der heißen Jahreszeit gern besucht, während er sich gegen Herbst auf trockneres Terrain zuriickzuziehen pflegt und die Weidegründe bis an die Äcker ausdehnt. 11 Inmitten finsterer Nadelwaldungen, wie auch in Ebenen, habe ich ihn nicht als ständigen Bewohner an- getroffen, ebenso fehlt er in Gegenden mit Geröll-, Stein- und strengen Tonböden. Von den vier Kreisen Estlands, scheint er in dem Revalschen, wegen seiner Bodenverhältnisse, seltener vor- zukommen. Wassmuth fand ihn in Revals Umgebung nur selten ; dagegen mehr nach Süden, besonders in Kurland zahlreicher aufzutreten. Als Nordgrenze nimmt Greve Süd-lngermanland an. Auch wird die Sijdwest- Ecke Finnlands von ihm bewohnt. Nach den dankens- werten Mitteilungen des Baron Aug. von Wrede of Elimä von Swidja's in Finnland, reicht diese Grenze weiter, etwa bis zum 62 Breitengrad und umfaßt seine Verbrei- tung in Finnland, die Provinzen: Wyborg, Abo, Nyland, bis Björneborg hinauf. Im zeitigen Frühjahr verläßt er den Wald nicht und dehnt seine Streifereien nur in einem beschränkten Um- kreise von seinem, an einem sonnigen Hügel angelegten Winterbau aus, den er, sobald die Jungen folgen können, mit Eintritt wärmerer Witterung, meist verläßt, um sich andere Weidegründe zu suchen, sich auf die Sommer- wanderung zu begeben und gegen Herbst zurückzukehren. Es war zu Anfang Juni des Jahres 1908, als mir von einem Bauern ein lebender junger Dachs (Dächsin), gebracht wurde. Derselbe war nach Angabe des Bauern am 1. April von der Größe einer „Faust", im Walde, etwa zwanzig Schritt von seinem heimaÜichen Bau, von seinen Kindern gefunden, und als „unbekanntes Tier" mit nach Hause genommen worden. Bei Milch, Brot und Fleisch, dabei völliger Freiheit überlassend, gedieh der „Unbekannte" vortrefflich, hatte sich rasch Menschen und Hunden angefreundet, spielte mit ihnen, folgte ihnen in den Wald, und erhielt von den Kindern, deren Lieb- 1* Der Dachs als Haustier. Einfüh- rung. 12 Erstes Verhalten zu Fox- teriers. Spiel. ling er geworden, den Namen: „Sutti". Soweit der Be- richt des Bauern. Als ich den Dachs „Sutti" erhielt, maß er etwa P •/ Länge. Er war recht gut aufgepeppelt, mit tadel- losem Pelz. Bei seiner EinRihrung empfand ich jedoch große Bedenken, wie sich wohl meine Foxterriers zu ihm verhalten wijrden. Es erschien mir durchaus nicht so einfach, sie aneinander zu gewöhnen, um so mehr, als mir das feindliche Verhalten gerade dieser Hunderasse zum Dachs, aus Erfahrung schon bekannt war, indem sie ihn unnachsichtlich verfolgen. Es galt jetzt zwischen ihnen als gleichberechtigte Hausbewohner, ein kameradschaftliches Verhältnis anzu- bahnen, und da hieß es: „aufpassen". ~ Kaum daß der Dachs eingeführt war, hatten auch die Hunde seine Gegenwart im Hause ausgekundschaftet. Vor Aufregung zitterten sie am ganzen Körper, als sie des Dachses an- sichtig wurden. Der Dachs dagegen, an Hunde ge- wöhnt, beachtete sie zunächst garnicht, schien sich viel- mehr in seiner neuen Umgebung zuerst orientieren zu wollen. Er schnijffelte an Wänden, Ecken und Mobiliar herum, wobei er sich allmählich einem Terrier zu nähern begann, ihn dabei in respektvoller Entfernung beschnüf- felte, dann aber auf den Hund losfuhr. Bevor der Dachs völlige Freiheit erhalten konnte, m,ußte ich zunächst feststellen, ob und in wie weit noch ein Freiheitsdrang in ihm steckte und ob ich ihm ver- trauen könne. Mit diesen Versuchen konnte nur lang- sam vorgegangen, jedenfalls das Tier zunächst heimisch gemacht werden. Vorläufig genoß er im Hause völlige Freiheit, schloß sich gleich den Kindern an, mit denen er allerliebst zu spielen und herumzutollen begann, nach Art junger 13 Laufen. Kunst- stücke. Hunde mit ihnen zu laufen, sie zu verfolgen, dabei an Hosen und Stiefel zupfend, oder im Kreise vorauseilend, dabei mit gesträubtem Haar sich aufblähend, die possier- lichsten Bocksprünge anstellen. Zur Befriedigung des jugendlichen Obermuts, mußten Papierstreifen, Lappen, ki^instliche Mäuse, Bänder und Stücke Schnur herhalten. Beim Tollen und Nachjagen zeigte es sich wie rasch der Dachs laufen kann. — Alle Anstrengungen ihn ein- zuholen, waren vergeblich. Während des Spiels, wohl aus Ermüdung, warf er sich bisweilen plötzlich auf den Rücken und liebte es sehr bei dieser Gelegenheit gekraut und hin- und her- gerollt zu werden ; litt er dies nicht mehr, so wehrte er sich hiergegen mit seinen kräftigen Vordertatzen, indem er mit diesen die Hand seines Quälgeistes fest umklam- merte und festzuhalten suchte. Eines seiner besten Kunststücke war, wenn er sich während des Herumtollens, plötzlich auf den Kopf stellte und sich dabei überschlug. Possierlich sah es aus, wenn er auf seinem breiten Hinterteil sitzend, sich mit den Vordertatzen das Gesicht putzte, dabei so eifrig bei der Sache war, daß er das Gleichgewicht verlor und rück- lings überschlug. In den Beinen besitzt der Dachs eine sehr stark entwickelte Muskulatur. So z. B. war er auf dem Rücken ""^ ^"S" liegend imstande, sich an einem Tischfuß, oder anderem feststehenden Gegenstande, den er mit den Vordertatzen umfaßte, vorwärts zu ziehen. — An den Hinterläufen hochgehalten, ging seine Gelenkigkeit doch so weit, daß er die ihn haltende Hand erfassen konnte, was er ganz vorsichtig, ohne zu beißen, tat. Beim Graben nach Ratten und Mäusen in altem Gemäuer oder auch im Erdreich, hob er mittelst der Kräfte 14 Klettern und Springen. Charak- ter und Ver- halten. Vordertatzen größere Steine aus den Löchern heraus. In ein solches von ihm ausgeworfenes, etwa 1^ i- Fuß tiefes, senkrechtes Loch, ließ ich während er noch bei emsiger Arbeit war, ohne daß er es bemerkte, einen von ihm schon vorher hervorgeholten ganzen und einen halben Backstein wieder zurückgleiten. Beide Steine wurden sofort mittelst der Vordertatzen einzeln erfaßt, der Kopf angedrijckt um das Gleichgewicht zu halten und vorsichtig in wagerechter Stellung herausgehoben, um sie in einiger Entfernung fallen zu lassen. Schon die Bauart des Dachses weist auf solche Kraftleistungen hin, bei der besonders der Nacken stark entwickelt und die breite, feste Schulterpartie hinweist. Als er ausgewachsen, ging es mit dem Klettern nicht mehr, wie während des ersten Sommers, wo er mit Hilfe eines Stuhles noch auf das Fensterbrett ge- langen konnte, um sich zu sonnen, auch nicht mehr einen Sprung in eine Tiefe von 8 Fuß wagte, um durch ein offenes Fenster in den Garten zu gelangen. Eine 23 Stufen haltende, schmale eiserne Wendeltreppe, un- zählige Mal des Tags hinauf und hinunter zu trollen, machte ihm das größte Vergniigen. In dem Abschnitt ijber: „Gefangenleben", im Anhange dieses Buches, wird noch ijber andere, bedeutendere Kletterkijnste berichtet werden. Unser Dachs ist das Urbild der Gemütlichkeit, der das Leben auf seine Weise sich so angenehm als mög- lich zu machen und zu genießen versteht. Lebhaft, stets gut gelaunt, durchaus gutmütig, friedfertig und nie nach- tragend, das war Sutti. Bösartig habe ich ihn nie ge- funden, obgleich er sich auch zur Wehr zu setzen ver- standen haben würde und in diesem Falle kein zu ver- achtender Gegner gewesen wäre. Seine Unzufrieden- heit, wenn man ihm seinen Willen nicht ließ, äußerte er _15^ dann und wann nur durch einmaliges Aufmurren, das war alles. Des Spielens und Jagens mit den Kindern oft überdrijssig oder mi^ide, wehrte er sich nicht einmal gegen die Neckereien, sondern flüchtete in solchen Fällen unter einen Schrank oder Sopha, wo er sich ver- barg und solange unter demselben hervorlugte, bis er sich nicht mehr verfolgt sah. Bei seiner großen Lebhaftigkeit und Spiellust, band er es oft jedoch selbst an, sprang an, oder zupfte an einem herum, als Aufforderung sich mit ihm abzugeben und ließ nicht friäher nach, bis man auf seine Ideen ein- ging. Es kam aber vor, daß man ihm nicht immer willfahren konnte. In solchen Fällen bediente ich mich mit Erfolg weniger Tropfen Wassers, die ich ihm ins Gesicht spritzte, um ihn fern zu halten, worauf er unter den possierlichsten Bocksprüngen eiligst abzog und das Mittel nur in seltenen Fällen einer Wiederholung bedurfte. Wie Wasser sich im allgemeinen bei der Zähmung bewährt, so ist es auch ein geeignetes Erziehungsmittel. Schläge darf es jedoch nie geben. Wie der treueste Hund hielt Sutti am Hause und zu seiner Umgebung. Nicht nur, daß er mittlerweile zu Foxterriers Vertrauen gefaßt, hatte sich sogar ein Freundschaftsverhältnis zwischen ihnen entwickelt, das sogar so weit ging, daß er die Hunde kraute, während dies umgekehrt nie geschah, wie sie auch auf seine Neckereien nie eingingen. Unser Dachs besaß durchaus keine Einsiedlernatur, im Gegenteil, er liebte die Gesellschaft der Menschen sogar sehr, wie er auch durchaus kein mürrischer und verdrießlicher Geselle war, als welcher er fälschlich ge- schildert wird. Trotz der Freundschaft zu den Hunden, führte er aber doch über sie die Herrschaft. Er nahm ihnen den 16 besten Bissen vorweg, ohne daß sie es wagten, ihm denselben streitig zu machen ; ja er band es sogar bis- w^eilen mit ihnen selbst an und wenn dabei einer von ihnen aufknurrte, so sträubte er die Haare und ging unter Umständen auf ihn los, ohne, daß es deshalb zu einer Beisserei gekommen wäre. Einen in der Nähe des Gutshofes lebenden Teckel, mochte er nicht leiden ; sowie er desselben ansichtig wurde, fuhr er auf ihn los, schlug ihn in die Flucht und verfolgte ihn. Alle Hunde genossen durchaus nicht seine Gunst. Obgleich die Foxterriers und Sutti eine Zeit ihre Mahlzeiten gemeinsam, aus ein und derselben Schüssel einnahmen, meldeten sie es später zu tun. Bisweilen gaben auch die Schlafplätze Anlaß zu Reibungen, doch in allen Fällen mußten die Hunde nach- geben, da der Dachs in manchen Stücken sehr seinen Kopf für sich hatte. Sobald er irgend etwas vorhatte, so war er durch Abrufen, nicht davon abzubringen, obgleich er sonst recht gut dem Rufe folgte. Er mußte dann auf den Arm genommen und fortgetragen werden. Eine auffallend große Schreckhaftigkeit lag in seinem Charakter. In dem Maße wie keinerlei Lärm ihn im Hause zu beeinflussen vermochte, so schreckhaft war er im Freien, was ich oft unangenehm empfunden. Jedes fremdartige Geräusch, ein plötzlicher Lärm, heftige Schläge, lautes Schreien usw., erst recht das Schnaufen eines frei herumlaufenden Pferdes, vermochten ihn dermaßen in Schrecken zu setzen, daß er sofort die Flucht ergriff und blitzschnell nach Hause flüchtete, den ersten besten Eingang ins Haus benutzend, um sich dort unter einem Möbel zu verkriechen und solange unter demselben hervorzulugcn, bis er die Gefahr vor- über glaubte. 17 Große Anhänglichkeit besaß er zu mir und meiner Familie, man konnte sie mit der Treue eines Hundes vergleichen. Er zählte sich geradezu zur Familie, lag zu Füßen, oder schmiegte sich an diese oft sich auch auf den Stiefel setzend, während er bei Damen mit Vorliebe den Rocksaum benutzte. Unbeschreiblich war seine Freude, wenn ich nach längerer Abwesenheit von Hause, heimkehrte. Vermißte er mich, so durchsuchte er das ganze Haus bis ins Schlafgemach, sprang an mein Bett, um sich zu überzeugen ob ich mich hinge- legt. Fand er mich im Bett, so gab er sich die grö(]te Mühe, durch wiederholte Anläufe in dasselbe zu gelangen. Allein ging er nur ungern hinaus. Auf gemein- samen Spaziergängen lief er entweder nach, oder gallo- pierte unter Bocksprüngen voraus, dabei sich aufblähend, mit gesträubtem Haar. Von seiner Begleitung entfernte er sich nicht weit. Hatte er diese einmal aus dem Ge- sicht verloren, so nahm er mit gesenkter Nase die Spur auf und kam flüchtig zu ihr angelaufen. Da er sehr häuslich war, so machte er von seiner Freiheit nur wenig Gebrauch. Hof, Garten und Park waren seine Tummelplätze, wo er sich zu schaffen machte. Auch wurden Geflügelhof und Kellergelaße auf Ratten und Mäuse untersucht, denen er leidenschaftlich zu Leibe ging und es soweit brachte, daß das Herren- haus in verhältnismäßig kurzer Zeit von diesen Nagern gesäubert war. Eine große Vorliebe besaß er auch für die Ge- wächshäuser, wo er zum Verdruß des Gärtners auch Erdarbeiten vornahm, die ebenfalls Mäusen und Enger- lincren ealten. Hier konnte er stundenlang verweilen. Fand er gelegentlich eine Drahtfalle, in der sich eine Maus gefangen hatte, so fesselte ihn dieser Anblick so, daß er durch nichts abzubringen war. Ein besonderes Interesse zeigte er fijr den Treib- haus-Ofen. Zunächst kratzte er die Asche zur Ofen- mündung heraus, kroch durch denselben hindurch, in den 16 Meter langen Heizkanal, entlang diesem, bis an den Schornstein, dessen 7 Fuß Höhe betragende Mün- dung erklettert wurde, um ins Freie und in den Garten zu gelangen. - Dies wurde ihm nur deshalb möglich, weil der Durchmesser des Schornsteins seinem Schulter- umfange entsprach, wodurch er den starken Nacken ent- gegenzustemmen und heraufzuklettern vermochte. — Übrigens übten alle Öfen ein gewisses Interesse auf ihn aus, selbstverständlich so lange sie kalt standen. Selbst Schränke fanden seinen Beifall, in welche er, sobald er eine Tür offen fand, gern hineinkroch, um auf einer weichen Unterlage, ein Schläfchen zu halten. Wohl in dieser Absicht kroch er einmal in meinen zu- fällig offen gebliebenen Schreibtischschrank, den er mir so gründlich ausräumte, daß ich den ganzen Inhalt über den Fußboden verstreut fand, ja sogar Zigarren und Pa- piros nicht verschont blieben. Den Schrank in welchem Schokolade aufbewahrt wurde, kannte er ganz genau. Er war auf diese ungemein lüstern, wie er auch Zucker liebte. Er scheute die größten Anstrengungen nicht, um sich diese Leckereien zu erbetteln. Er sprang dann wiederholt an, oder umfaßte die Knie mit den beiden Vordertatzen und wenn er ungeduldig wurde, kroch er auf den Schoß, durchsuchte die Taschen, wobei er dem Gesicht so nahe kam, daß ein kalter Kuß nicht selten war. Beobach- Die Beobachtungen im Freien, boten viel des In- tungen teressanten und Unterhaltung. Bis auf das Gesicht, das beim Dachs am wenigsten entwickelt, besitzt er ganz hervorragend scharfe Sinne. Nichts entgeht seiner Auf- Sinne, merksamkeit. Die kleine Nase bald hoch haltend, bald im Freien. 19 senkend, hin und her windend, schleicht oder trabt er, beim geringsten Geräusch plötzlich stillhaltend, um zu lauschen. Der Boden wird eifrig auf Mäuse, Maulwürfe, Ge- Jagd auf würme aller Art untersucht, entweder nur angestochen Nahrung. oder aufgeschürft. Frischen Maulwurfsgängen geht er eifrig nach, die Maulwürfe werden sofort verzehrt. Auch ein Wiesel fiel ihm zur Beute. Regenwürmer werden sehr behende, meist nur bei einmaligem Stechen hervorgeholt. Er- beutete Kröten, Frösche und Schlangen, werden wie jede andere größere Beute mit den Vordertatzen am Boden festgehalten, um dann kleine Stücke davon ab- zureißen und zu verzehren. — ■ Des sehr kleinen Ge- bisses wegen, ist der Dachs nicht imstande größere Bissen zu sich zu nehmen, es muß alles möglichst zer- kleinert sein. An seinen Speisezettel reihen sich noch an: Rau- pen, Schnecken, Käfer, Heuschrecken, Hummeln, Wespen, Bienen und deren Honig. Auch Fliegen werden ge- fangen, insoweit sie ihn belästigen. Mit Ausnahme des Winters, während welcher Jah- Ernäh- reszeit die Magentätigkeit beim Dachs stark herabge- rung stimmt ist, ist das Nahrungsbedürfnis im ersten Sommer, im ein sehr großes, ja ich mußte Sutti w^ährend des ersten Zimmer. Sommers noch für die Nacht Milch und Brot zurecht- stellen, obgleich er sein Abendbrot schon erhalten hatte. Der Dachs ist bekanntlich Allesfresser. Außer seinem gewöhnlichen Futter, das im Anhange, in dem Kapitel Eingewöhnung und Pflege beschrieben werden wird, verschmähte Sutti keineswegs und nahm sogar mit Vor- liebe: Butterbrot, Gelbbrot, Käse, Speck, Fleisch in jeder Form, auch Schinken, ebenso Fische. Für Krebse be- saß er eine Leidenschaft, am liebsten nahm er sie roh und lebendig. Ferner gekochte Kartoffeln, zubereitete 20 Hülsenfrüchte, Spinat, feingeschnittenen Salat, wie er auch alle Suppen und Breisorten nicht verschmähte. Zur Zeit der Beeren- und Obstreife, machte sich Sutti auch im Garten viel zu schaffen. Die Stachel- beeren nahm er direkt vom Strauch. Die Zweige wur- den mit den Vordertatzen niedergezogen und die Beeren abgelesen. Auch Schwarz- und Himbeeren wurden ge- nommen, denen der Dachs auch in der Wildnis nach- gehen mag. Von dem Fallobst suchte er sich nur die süßen Sorten aus. Auch Pflaumen las er vom Boden auf und nahm sie mit den Steinen. Sehr lüstern war er auf Süßigkeiten: Eingemachtes, Gelees, Kompotts, Schokolade, Marmeladen und Waben- honig. - Diesen letzteren erhielt er auf dem Bienen- stande beim Honigabnehmen, wo er sich regelmäßig einfand und um diesen bettelte, ohne sich aus den Bienen was zu machen, die ihm übrigens ebensowenig was anhaben konnten, wie die Fliegen. Die Berührung der äußersten Spitzen seines Stichelhaars genügte, um alle, diese Insekten zum Zurückweichen zu bringen, sie übrigens auch nicht vermocht hätten bis in die untere dichte Wollschicht durchzudringen. Beim Einnehmen seiner Mahlzeiten, bediente er sich seiner Vordertatzen, mit denen er abwechselnd die besten Bissen aus der Tiefe der Schüssel hervorholte, was sehr possierlich aussah. Wasser- Wasser sowohl zum Trinken als auch zum Baden bedürfnis. ist dem Dachs unentbehrlich und braucht er viel da- von. Sutti bevorzugte stets weiches Wasser, dem harten Brunnenwasser. Da der Dachs eine kurze Zunge hat, so nimmt er das Wasser mit dem Unterkiefer auf, d. h. er „schöpft". Während der wärmeren Jahreszeit badete er viel. Man ahnt nicht ein wie tüchtiger Schwimmer Grimbart ist. An warmen Sommertagen war ihm ein 21 Bad Bedürfnis. Sobald er das Ufer des Gartenteiches auf Frösche usw. abgesucht hatte, dabei auch einige Bienen an der Tränke geschickt abgefangen, stieg er zunächst bis zum halben Rücken in das Wasser watete in demselben herum, sich durch Schilf und Wasser- pflanzen Bahn brechend, oder setzte sich auch mit- unter ins flache Wasser am Ufer, um sich mit den Vor- dertatzen den Bauch zu waschen. Bisweilen zog er es jedoch vor, sich längs dem schräg zum Wasser ab- fallenden Ufer, direkt ins Wasser hinabzurollen und so- gleich zu schwimmen. Daß der Dachs auch tauchen kann, war mir neu, er bleibt jedoch nur einen Moment unter Wasser. Auch im Wasser zeigt er viel Munterkeit und treibt seine Spielereien. So z. B. fischte er bis zweipfündige alte, mit Moos und Algen überzogene faule Holz- und Brettstücke, die auf dem Wasser trieben, auf. Ins Wasser geworfene Brot- und Fleischstücke apportierte er ans Ufer, um sie zu verzehren. Sobald er dem nassen Element entstiegen, schüttelte er sich wiederholt ab, sträubte das Haar, blähte sich auf und begann dann den Trockenungsprozeß, indem er unter Bocksprüngen zu laufen und herumzutollen be- gann, dabei seine Begleitung umkreisend, doch nie nach Hundeart sich wälzte. Fand er seine für gewöhnlich immer nachgefüllte, und auf einem bestimmten Platz stehende Wasserschale einmal leer, so machte er sich an den ersten besten Wassereimer heran, den er zum Verdruß umwarf, zuerst seinen Durst stillte, alsdann sich aber in das von ihm verschüttete Wasser niederlegte und sich mit den Vor- dertatzen bespritzte. Im Freien benutzte er auch oft die erste beste Wasserpfütze zum Baden. 9') Reinlich- Der Dachs zeichnet sich durch große Reinlichkeit keit. aus, was sehr fijr ihn einnimmt und ihn zum Hausgenossen geeignet macht. Er hat beständig an sich herumzuputzen, bald in sitzender Stellung, bald auf dem Rücken liegend, sich mit den Vordertatzen den Bauch kratzend. Auch leidet er es sehr gekämmt zu werden. — Ebenso häU er seine Klauen in Ordnung, die er, um sie nicht zu lang werden zu lassen, besonders häufig zur Winterszeit benagt. Seine Losung setzt er durchaus nicht überall ab ; dazu hat er berechtigte Gründe, die ihn von seinem Prinzip nicht abweichen lassen. Der Feinde wegen ist er auf die List angewiesen, seine Losung zu verbergen, damit sie an ihm nicht zum Verräter werde. Um sich zu lösen, benutzt er ganz besondere ver- borgene Stellen ; auch der gezähmte Dachs macht hier- von keine Ausnahme. — So hatte sich Sutti zu beiden Seiten des Herrenhauses, sowohl auf der Hof- als auch Gartenseite, je einen kleinen Abort gegraben, den er regelmäßig benutzte und die Losung mit Erde zudeckte, während er im Gewächshause eine Ventilationsöffnung des Heizkanals sich hierzu ausersehen hatte. Lager im Hinsichtlich seines Lagers während der Sommerzeit Sommer, ^^^r Sutti nicht wählerisch. Ein Sack oder auch ein Stück Zeug genügte meist als Unterlage. An heißen Sommertagen lag er auch gern unter einem Möbel auf dem bloßen Fußboden. Mit Eintritt kühlerer Witterung im August Monat, verkroch er sich schon zwischen alten Decken. Beginn Im September begann das Stichelhaar bis an die der Zu- Schultern hübsch silbergrau meliert zu werden. Um rückge- diese Zeit wurde er auch ruhebedürftiger, schlief mehr zogenheit. ^^^ sonst, ohne jedoch von seiner Munterkeit einzu- büßen. Er strebte auch nicht mehr so viel ins Freie. In der offenen Haustür besah er sich zuerst das Wetter, 23 mit der kleinen Nase auf und nieder windend, paßte ihm dies nicht, so machte er kehrt und blieb im Zimmer. Als Ersatz für seine Sommerbäder, ließ er sich gern mit Wasser bespritzen, zu welchem Behufe er sich beim Waschtisch einfand, oder tat es auch selbst mit seinen Vordertatzen. Im Oktober Monat zeigte er schon mehr Neigung Winter- sich zuriickzuziehen. Um diese Zeit machte ich eines ruhe. Abends die Wahrnehmung, daß er aus den Schlafkisten der Foxterrier alles Lagerstroh herauskratzte, es mit den Vorderfijßen umfaßte, mit dem Kopf an die Brust drückte und rückwärts schreitend, seine Bürde mit sich fort in das Nebenzimmer schleifte um es unter einem Bett in einen großen Haufen aufzuschichten. Als dies geschehen, baute er sich ein kugelrundes tiefes Lager. Nun hielt ich den Zeitpunkt für gekommen, ihm ein besonderes Appartement für den Winter anzuweisen, in welchem er der Ruhe pflegen konnte. Für diesen Zweck konnte ihm in einem Durchgangszimmer, ein großer gewölbter Wandschrank, in einer dicken Außen- wand eingeräumt werden. Der Raum mißt etwa 5 Fuß Tiefe, 4 Fuß Breite und hat Zimmerhöhe. Die Tempe- ratur in demselben ist im Winter recht kühl, etwa 8 — 10^ R. und dürfte der Erdtemperatur entsprechen. Als Unterlage fürs Lager gab ich alte Säcke und einen mit Stroh gefüllten Sack, in den er hineinkriechen konnte. Dies tat er denn auch, als aber nach und nach das Stroh nachgab und ibrüchig geworden war, klappte der Sack schlaff zusammen, so daß der Zweck verfehlt war. Deshalb mußte eine Änderung vorgenommen werden. Ich gab nun dem Sack mittelst dreier Holzreife in seinem ganzen Umfange, sowie auch durch vier an den Längs- seiten in gleichen Abständen und ins Kreuz verbundenen Stäben, eine Spannung, so daß der Sack die Gestalt 24 einer Fischreuse erhielt. Dieser Sack wurde dann mit trocknem Haferstroh gefüllt. Damit hatte ich das Rich- tige getroffen. — Die Sache schien Sutti sehr zu ge- fallen. Sie machte sich sofort an die Art')eit und begann ihre Verbesserungen vorzunehmen, grub sich einen Gang hinein, fi^ihrte alsdann einige Umdrehungen aus und der Kessel war fertig. — Schließlich wurde der Eingang noch vermacht und tief befriedigt blieb sie in ihrer Be- hausung. Doch nicht immer war der Eingang geschlos- sen, bisweilen war auch der Kopf sichtbar, oder das Tier lag auch ganz frei neben dem Sack. Es deckte sich auch zuweilen mit Stroh zu, so daß nichts von ihm zu sehen war. Oft wurde auch der Inhalt des Sacks ausgeräumt, um ihn wieder von neuem zu füllen. In allen Fällen zeigte sich der Dachs als geschickter Baumeister. Sobald das Stroh brüchig geworden war, mußte es erneuert werden. Die Lage wurde ziemlich häufig gewechseh. Bald lag er auf dem Bauche, bald auf der Seite, doch immer mit dem Kopf zwischen den Vorderfüßen. Mit Beginn des Oktobers ging er schon seltener hinaus. Ende dieses Monats genügte ihm eine Revision der Kellerge- lasse, Souterrains und des Gewächshauses. Um diese Zeit bewegte er sich nicht länger als etwa einen halben Tag außerhalb seines Baues, doch im November und Dezember Monat kam er oft erst nach zwei oder drei Tagen zum Vorschein. Während dieser Monate ver- brachte er die ganze Zeit durchaus nicht schlafend in seinem Gemach. Man fand ihn vielmehr oft eifrig be- schäftigt, Stroh hin- und herzuschleppen, sein Lager zu- rechtmachen oder zu verändern, oder aber auch auf eine andere Stelle überzuführen. Auch Kurzweil wurde ge- trieben. Es wurde die Wand untersucht, an ihr herum- gekratzt, oder auch mit Futter- und Saufbehältern ge- 25 Spielt., Wenn er auch nicht schHef, so hielt es ihn den- noch in seinem Schrank zurijck, wiewohl er auch außer- halb desselben sich hätte bewegen können. Wir sind wohl berechtigt hieraus den Schluß zu ziehen, daß der Dachs keineswegs den ganzen Winter zusammengerollt in seinem Kessel verschläft. Suttis Schlaf war durchaus nicht fest, im Gegenteil wachte er sofort auf, wenn man an seinen Schrank herantrat ; war ich es, blieb er ruhig liegen, ließ sich krauen und streicheln, näherte sich ihm jedoch jemand anders, so sprang er erschreckt aus seinem Lager auf, um sich in den Hintergrund des Raumes zu verbergen. Sonst vermochte weder Lärm noch irgend ein Geräusch im Hause ihn zu beeinflußen. Mit der Abnahme der Bewegung, nahm auch die Freß- lust ab, während das Wasserbedürfnis sich ziemlich gleich blieb. Mit dem November trat die Hungerperiode ein. Außer wenigen Brocken Fleisch und etwas Leckereien wurde alles verschmäht, später sogar auch diese, und statt dessen etwas Käserinde, Schokolade und Kuchen genommen. Am 20. November, etwa nach Monatsfrist, entschloß er sich endlich mir hinaus zu folgen, kehrte jedoch bald ins Haus zuriJck, da die Pfoten im Schnee ihm zu frieren anfingen, die er abwechselnd hoch hob. Auch während der Monate Dezember bis Februar, hatte seine Munter- keit keine Einbuße erlitten. Er kam sogar von jetzt an täglich zum Vorschein, spielte und trieb unverändert sein Wesen. Außer der Neigung zu größerer Zurückgezogenheit im allgemeinen, der Unlust zur Winterszeit ins Freie zu gehen im speziellen, sowie der auffallend verminderte Appetit, durch die stark herabgesetzte Magentätigkeit, sind während der kalten Jahreszeit keine anderen Ver- 2 26 änderungen wahrzunehmen gewesen. Ein weiterer Be- weis, daß der Dachs kein echter Winterschläfer ist, er- gibt sich daraus, daß er an sonnigen Wintertagen auch seinen Bau verläßt um spazieren zu gehen und zu trinken und sich außerhalb des Baues zu lösen. Das geringste Geräusch über seinem Bau bringt ihn zum Erwachen. Von einem eigentlichen Winterschlafe kann also keine Rede sein. Während der Winterzeit empfindet der Dachs in seinem Bau jeden Temperaturwechsel ohne heraus- zutreten. Auch meine im Garten gehaltenen Dachse machten hiervon keine Ausnahme, obgleich ihr Kessel durch das Haus geschi^itzt liegt und die Ausgänge aus demselben, behufs Abhaltung größerer Kälte leicht mit Heu verstopft sind. Bei Frost treten sie nicht heraus, nehmen auch keine Nahrung zu sich, sowie das Ther- mometer aber Plusgrade zeigt, werden sie sichtbar, nehmen wenig Nahrung und ergehen sich im Garten, ganze Steige in dem Schnee bahnend, wo sie sich in einem selbstgegrabenen Loch auch lösen. Daß der Dachs während des Winters sich nicht ausschließlich dem Schlaf hingibt, im Gegenteil an sei- nem unterirdischen Bau fortarbeitet, verbessert, erweitert, Erde auswirft, konnte ich noch während des ganzen Dezember Monats beobachten. Am 21. Dezember war über Nacht sogar ein ganz neues Durchlüftungsrohr entstanden. Beim Betreten des Gartens sprang mir sofort ein kreisrunder, etwa einen halben Fuß Durchmesser haltender schwarzer Fleck im Schnee in die Augen, ohne daß in der Umgebung des- selben sich irgend eine Verunreinigung des Schnees oder Spuren zeigten. Die Erde war wie immer durch das Ausfahrtsrohr entfernt worden. - - Um eindringende Feuchtigkeit abzuhalten, stellte ich zwei im rechten Winkel zusammengenagelte Brettchen als Schutzdach 27^ herüber. Da mehrere Tiere diesen Bau bewohnen, außerdem das Erdreich noch nicht gefroren war und viel Wärme enthahen mochte, dürfte Luftmangei einge- treten sein. Auch mit Kriegführung geben sich die Dachse im Laufe des Winters ab. Nicht immer geht es unter den Insassen ein und desselben Baues so friedlich her, wie man annehmen möchte. Wenige Tage später war ich Zeuge eines solchen Vorganges. Als ich eines Morgens die Tür zum Stall aufschloß, vernahm ich eine heftige Beißerei. Knurren und Kläffen verstummten auch nicht, als ich den Raum bereits betreten hatte, vielmehr wurde ungeachtet meiner beruhigenden Zurufe tief im Einfahrtsrohr weiter gestritten, wobei ab und zu der Hinterteil eines Dachses sichtbar wurde, um gleich wieder zu verschwinden. — In diesem kritischen Moment wurde ich abgerufen. Als ich nach kurzer Zeit wiederkehrte, konnte ich die Situation übersehen, weil die Asiatin ^^) mittlerweile herausgetreten und am Halse verwundet war. Als ich sie kraute und streicheHe empfand sie Schmerzen und winsehe auf. Sie benahm sich sehr aufgeregt und un- ruhig, bis sie sich schließlich in einen Schlafkasten begab und in dem Heu verkroch. In den bisher ge- meinsam bewohnten Bau ging sie nicht mehr zurück. Sie war von den anderen Dachsen einfach an die Luft gesetzt worden und mußte nach hartem Kampfe der Cbermacht weichen, während jene von innen Erde vor die Öffnung geschoben, sich regelrecht verklüftet hatten, so fest, daß es mir nicht gelang mit dem Stiel eines Rechens einzudringen. Da es nur ein Einfahrtsrohr gab. *) Der Dachs aus dem Tian-Schan-Gebiet, über den im Anhang beson- ders berichtet werden wird. 2* 28 Fabel über den Win- terschlaf. Streife- reien. so hatten sie sich von der Aussenwelt vollständig abge- sperrt. In der Erwartung anderen Tags das Loch wieder offen und den Frieden wiederhergestellt zu finden, sah ich mich getäuscht, denn die Insassen des Baues, in der Erkenntnis ihrer kritischen Lage, hatten über Nacht sich ein ganz neues, direkt in den Garten führendes Ausfahrts- rohr gegraben und das früher benutzte nicht mehr ge- öffnet, was auf eine ernste Fehde schließen läßt, wäh- rend die Asiatin sich ihrerseits im Kasten verklüftet, d. h. dessen Zugang fest mit Heu verstopft hat. Die Grollenden in der Erde dürfte aber die vorher nicht überlegte Futterfrage doch schließlich zum Nach- geben zwingen, da das Futter im Stall gereicht wird, in dieser Hinsicht die Asiatin im Vorteil ist. Dies wäre denn der mystische Winterschlaf des Dachses! Weil er sich während der kältesten Jahreszeit in seine unterirdischen Gemächer zurückzieht, der her- abgesetzten Magentätigkeit wegen, so gut wie keiner Nahrung bedarf, mag die von mir in einem Journal ge- lesene Fabel entstanden sein, daß der Dachs sich während mehrerer Monate in einem andauernd scheintotartigen, starren, gefühl- und bewußtlosen Zustande, in völliger Agonie, mit über den Kopf geschlagenen Voderpfoten und bei einer Körpertemperatur von 12*^ befinden soll. — Speisevorräte nach Art der Nagetiere, trägt der Dachs für den Winter nicht ein. Außer einer Menge Wald- streu findet sich in seinem Bau nichts, wie er sich auch von seiner Fettdrüse am After nicht ernährt, noch zu ernähren vermag. Bei dem Tauwetter im März, verbrachte Sutti schon länger auf Streifereien, sodaß er bisweilen erst um Mitternacht heimkehrte. Auf einem Spaziergange den ich mit den Meinigen 29 gegen Abend des 16. März 1909 unternahm, begleitete auch Sutti uns wie gewöhnlich. Unweit des Gutshofes passierten wir eine erhöhte, vom Schnee bereits entblößte Rasenfläche von wenigen Metern Umfang, die Sutti sehr zu interessieren schien und von der er sich durchaus nicht abrufen ließ, als der Heimweg angetreten werden sollte. Wir ließen ihn ruhig gewähren, und traten den Ri^ickweg an, in der Annahme, daß er uns bald folgen wijrde. Als wir uns jedoch nach ihm umsahen, bemerkten Rolltanz wir, daß er uns noch nicht folgte, statt dessen auf dem- selben Rasenplatze, sich einem förmlichen Rundtanze hingab, sich ununterbrochen bald auf die eine, bald auf die andere Seite, mit größter Geschwindigkeit um seine, eigene Achse drehte. Dieser Tanz währte mit kurzen Unterbrechungen etwa zehn Minuten. Ruhig diesem interessanten Schau- spiel zusehend, ließen wir ihn gewähren, bis er sich endlich entschloß, unsere Spuren aufnehmend, dem nahen Gutshofe zu folgen. Da der Eintritt der Ranzzeit für eine junge Dächsin nach Brehm auf das Friähjahr fallen soll, während für Alte dieser Zeitpunkt nach demselben Autor auf den Herbst fällt, so gehen wir nicht fehl, dieses Gebahren für einen Rolltanz zu halten, bedingt durch den er- wachten Geschlechtstrieb, das ich auch an einer anderen Dächsin Ende Juli beobachtet, die sich in der Brunft befand. Es mochte gegen 8 Uhr abends gewesen sein, als wir mit Sutti gleichzeitig das Haus wieder betraten. Kaum daß dies geschehen, verließ er schon wieder das Haus durch die Hintertür und begab sich auf den Hof. In der Annahme, daß er wie immer sich auch diesmal wieder selbst einfinden würde, wurde er weiter auch gar- Dächsin kehrt nicht wieder. 30 nicht beachtet. Als jedoch schon Mitternacht vorüber und er sich noch immer nicht eingefunden hatte, über- kam mich die Besorgnis, dal3 dem lieben kleinen Kerl doch am Ende ein Unfall begegnet sein möchte. Die Möglichkeit, daß er eingefangen und in unberufene Hände geraten, oder gar der Volksroheit zum Opfer gefallen, da er in seiner Arglosigkeit keine Furcht kannte, war mir stets ein unangenehmer Gedanke. Anderen Tags wurde alles in Bewegung gesetzt, den Vermißten zu suchen, doch vergeblich, er blieb aus und - leider fi^ir immer ! Es war dies unser letzter gemeinsamer Spaziergang gewesen, wir hatten ihn zum letztenmal gesehen. Der allgemeine Liebling des Hauses war iiber Nacht das Opfer einer ruchlosen Tat geworden, verübt von roher unsittlicher Hand. Der Rolltanz war auch sein Todestanz gewesen ! Diese Gewißheit wurde mir erst 15 Tage später, am 31. März, denn bis dahin wurde der Vermißte noch immer gesucht. Ich muß bemerken, daß Sutti in der Nacht vom 16 — 17 März plötzlich von einem Schneesturm über- rascht, sich offenbar verirrt haben muß. Er mag sich wohl etwas tiefer in den an den Park angrenzenden Wald vorgewagt haben, als er mit der örtlichen Geographie vertraut gewesen, die Richtung verloren haben ; an Schnee und Sturm nicht gewöhnt, Entbehrungen ausge- setzt, auf seine Rettung bedacht gewesen, als er gegen 4 Uhr morgens des nächsten Tages, das nächste sich ihm bietende Bauergehöft betrat, wo ihm statt eines Will- kommengrußes, ein qualvolles Ende bereitet wurde. Trotz eines kläffenden Köters, ließ er sich in seiner Arglosigkeit nicht abhalten, den Bauerhof zu betreten, wo er vom Hunde angegriffen und gestellt, von herbei- 31 eilenden, mit Knütteln und Flinten bewaffneten Leuten, schließlich Messerstichen erlag.") Als ich über den Verbleib des Dachses noch keine An einem Gewißheit hatte, entschloß ich mich festzustellen, ob er Hauptbau. nicht zu der auf etwa 3 ^/2 Kilometer vom Hauptgute entfernten Dachs-Kolonie desertiert sei. So begab ich mich denn am 19. März dorthin, um nach Anhaltspunkten zu suchen. Dieser Hauptbau, den ich zuletzt im Spätherbst besucht hatte, befindet sich auf heidigem Terrain, in einem gemischten Walde mit Unterholz und Beerengestrüpp, an einem süd- lichen Abhänge, durchschnitten von Wiesengelände, ein ziemlich großes Terrain einnehmend. Er ist sehr ah, mit zahlreichen und tiefen, weitgehenden Röhren, mehreren Kesseln und bestätigt die Annahme, daß solche Baue sich von Geschlecht zu Geschlecht forterben, wenn sie nicht von Menschen absichtlich ruiniert werden. Ich fand nur ein Ausfahrtsrohr offen, alle übrigen noch verschneit. Vor der Öffnung lag Sand und Erde, und auf dieser zeigten sich deutliche Dachs-Fährten. An diesem Tage gelangte ich zu keinem positiven Resultat. Wenige Tage später begab ich mich wieder zur Stelle, da über den Verbleib des Vermißten noch keine Nach- richten eingegangen waren, obgleich ich eine Belohnung ausgesetzt hatte. Mit dem vorübergehend eingetretenen Tauwetter, bot sich mir jetzt ein ganz anderes Bild. Grimbarts waren in voller Tätigkeit und eifrig damit beschäftigt für die Jungen die Kessel zu erweitern und zu reinigen. In den wenigen Tagen war scharf gearbeitet worden. Rings herum lagen Sand, Erde, verbrauchtes Moos, untermischt *) Anm. d.V. Über den darauffolgenden Gerichtsprozess wird im Anhange in einem besonderen Kapitel: „Ein Dachs-Prozess vor Gericht und die Fresse" berichtet werden. 32 Winter- nahrung und Win- terlosung. Keine Winter- vorräte. Kaltes Frühjahr, Dachse leiden Hunger. mit altern Laub und Farrenkräutern, kurz alles durchein- ander vor den Löchern ausgeworfen. Um nun festzustellen, ob der Gesuchte in der Ko- lonie, tat ich an mehreren Stellen, unweit der Ausfahrts- röhren Stücke Schokolade aus, nach der er immer so Ristern war und deckte diese mit Wiesenheu zu. Statt dessen fand ich anderen Tags das Wiesenheu zu Bau getragen und die Schokolade unberijhrt. Damit war der Beweis für mich erbracht, daß der Gesuchte nicht hier sein konnte. Eine Steige verfolgend, fand ich auf etwa 30 40 Schritte abseits vom Hauptbau, einen etwa ein Geviert- meter Umfang haltenden Platz, der von den Dachsen zum Absetzen ihrer Losung, als Sammelstelle während des Winters benutzt worden war.") Die Losung war nach und nach aus dem Schnee hervorgetaut und bestand aus unverdauten trocknen Gräsern, die während des Winters unter dem Schnee hervorgeholt waren und zur Nahrung gedient hatten. Dies wäre ein weiterer Beweis, daß der Dachs keine Wintervorräte einsammelt, für welche Annahme auch keine positiven Beweise bisher erbracht worden sind und sich als hinfällig erweist. Der endlose Winter des Jahres 1908 09 brachte nicht nur im Laufe des ganzen März sondern auch noch zu Anfang des April Monats immer neuen Schnee, bei Nachtfrösten bis 9^ R. Noch in der zweiten Hälfte des Aprils gab es Fröste bis 5° R. und am 3. Mai fiel noch Schnee und Hagel. Die Dachse litten Hunger. Trotz Schnee und Frost hatten sie sich Steige gebahnt und waren auf Äsung *) Dies widerspricht der haltlosen Annahme, als ob der Dachs sich unter der Erde in besonderen dazu ausgewählten Gelassen seines Baues löst. Im Winter löst er sich überhaupt nur selten, entsprechend der geringen Nah- rungsaufnahme, bedingt durch die herabgesetzte Magentätigkeit. m ausgegangen, die ihnen trotz der vorgeri^ickten Jahreszeit von der Natur nur in knappem Maße dargeboten werden konnte. Um einzehie Kiefernstämme herum waren zaghafte Versuche gemacht worden, den Boden aufzuschürfen, doch vergebHch, unterhalb der Moosdecke war der Boden noch gefroren. Moos, trockene Gräser und Farrenkräuter fanden sich ausgerissen und als Baustoffe in die verschiedenen Röhren eingetragen. Den Bedauernswerten mußte in ihrer Not geholfen werden, umsomehr als sie noch Junge zu versorgen hatten. So entschloß ich mich denn zu einer täglichen regelmäßigen Fijtterung, um die Zeit des Sonnenunter- ganges, die ich auch durchführte und mir viel Vergnügen machte, obgleich nasses und unebenes Terrain bis dahin zu passieren war. Das Futter das ich reichte bestand in der Haupt- sache aus : zerkleinertem Brot, gekochten, geschälten und grob zerkleinerten Kartoffeln, zerkleinertem Fleisch, ge- kochter Grütze, kurz Restern und Abfällen aller Art aus der Küche, mit einem Zusatz von fein geschnittenen Salatblättern, alles zu einer krümlichen Masse zusammen- gerührt. Dieses Futter wurde an drei Stellen bei Kiefern- stämmen verteilt und alles mit Kurzstroh oder Heu zu- gedeckt. Andern Tags fand sich sämtliches Futter nicht nur aufgezehrt, sondern es war auch alles Deckmaterial, als willkommener Baustoff eingebracht worden. Da ihnen dies nicht genügte, so wurde auch hiervon täglich ein halber Sack mitgenommen. Es diente nicht nur zur Kesselpolsterung, sondern es wurden damit auch Aus- fahrtsröhren zum Teil verengt, bisweilen sogar ganz Fütterung am Hauptbau. Dar- reichung von Bau- stoffen. 84 Füchse treten auf Die Dachse fort. verschlossen und dafür wieder andere, bisher unbenutzte erneuert und in Gebrauch genommen. Es trat aber bald ein unliebsamer, höchst fataler Umstand ein. Wohl seinen Prinzipien . treu, fand sich plötzlich Reineke ein. Die günstige Lage des Baues, die fertige Arbeit, vielleicht auch der gedeckte Tisch, kurz alles dies, mui] auf ihn so überzeugend eingewirkt haben, daß er sich zum Bleiben entschloß. Ich war umsoweniger auf sein Erscheinen vorbe- reitet, als von Reineke, der jeden Winter unnachsichtig verfolgt wird, nichts auf seine Anwesenheit schließen ließ. Mit diesem Erzgauner glaubte ich schon lange ab- gerechnet zu haben. Nicht nur, daß er das für Grimbarts bestimmte Futter von jetzt ab regelmäßig vorwegzu- fressen anfing, ließ er sich durch meine täglichen Be- suche nicht einmal abhalten, sich wirklich seßhaft zu machen. Ich hatte darauf gerechnet, daß diese Störung ihm den Ort verleiden würde, doch sah ich mich hierin getäuscht, wie ich mich auch durch Brehms Angaben irreführen ließ, daß nämlich Dachse und Füchse auch friedlich nebeneinander wohnen, jedoch jeder für sich einen gesonderten Kessel haben soll, während die Aus- fahrtsröhren gemeinsam benutzt werden. So ließ ich denn vorläufig alles beim alten, um die Dachse nicht zu beunruhigen, stellte jedoch die Fütte- rung ein und nahm mir vor genau zu beobachten und abzuwarten. Reineke ließ sich jedoch durch nichts beirren, im Gegenteil, er trieb sein Wesen so weit, daß sehr bald alle Dachsspuren plötzlich aufhörten und nur solche von ihm allein sichtbar waren, wie auch seine Losung überall umherlag. Die Dachse waren fort. Er hatte erreicht was er gewollt und sein Wochenbett hier aufgeschlagen. 35 Es währte auch nicht lange, so fanden sich Hasen- und Rehkitzen-Wolle, ihre Schädel und Beinknochen, Federn von Birk- und Auerwild, ebenso von jungen Krähen und diversen kleinen Vögeln, bei den Ausfahrts- röhren herumliegen. Es mußten demnach schon Junge da sein, was sich auch sehr bald bestätigte, indem die alten Fijchse bei meinem jedesmaligen Erscheinen heftig zu klagen anfingen. Auf hundert und mehr Schritte wurde ich von nun an mit Musik empfangen. Bald war es ein Solo, bald ein Duo, — die eine Stimme höher, die andere tiefer, welche die Abendstille des Waldes unterbrachen. Nur selten bekam ich die alten Füchse auf größeren Entfernungen zu Gesicht, da sie in dem hohen Heide- und Farnkraut sowie Beerengestrüpp, genügend Deckung fanden. Auch 5 auf den Sandkegeln spielende Junge, konnten nur selten von mir überi"ascht werden, weil sie bei meiner Annäherung eiligst zu Bau flüchteten. Die Annahme, daß Füchse nur während der Ranz- zeit Laute von sich geben, dürfte somit widerlegt sein. Sie tun es auch, wenn sie ihre kleinen Jungen in Gefahr wissen, doch mehr klagend als bellend. Um den Feind fortzulocken, suchen sie seine Auf- merksamkeit auf sich selbst zu lenken, umkreisen ihn klagend, bald in geringerer, bald auf weiterer Entfernung, um sobald sie sich verfolgt sehen, ihn immer weiter und weiter fortzulocken und alsdann plötzlich mit dem Klagen aufzuhören, jedoch sofort damit wieder zu beginnen so- bald man sich von neuem ihrem Bau wieder nähert. Dabei lassen sie sich den Wind nicht abschneiden, stets bleiben sie unterhalb desselben, weshalb ein An- sitzen sehr viel Geduld erfordert. So kamen denn auch die alten Füchse mit dem Der Dachsbau wird zum Fuchsbau. Klagen der Füchse. List des Fuchses. 36 Leben davon, während vier der Jungen das Ihrige ein- bijßen mußten. Wo Die Dachse waren und blieben fort, vertrieben von Dachse ihrem Erzfeinde. Behaupte nun einer noch, daß beide geh le en. niiteinander verträglich tun. Wo waren sie nun ge- blieben? Dies mußte nun festgestellt werden. Ich entsann mich mehrerer alter Dachsbaue in einem hohen sandigen Ufer eines Kanals, der durch Kiefernwald und Laubhölzer, durch heidiges Terrain führt, in späteren Jahren aber nicht mehr von Dachsen benutzt wurden, weil sie auch hier damals von Füchsen verdrängt worden waren und trotz der späteren Abnahme letzterer, dennoch unbefahren blieben, tote Baue darstellend. Alle diese Baue fand ich im zeitigen Frühjahr unbe- setzt. Durch die veränderte Sachlage mußte aber nun wieder nachgesehen werden, ob nicht die Dachse doch hierher übergesiedelt, was sehr dafür sprach, da die Entfernung etwa 3 Kilometer betragen mochte. Über- Meine Vermutung traf zu. Ich fand an den be- gesiedelt, zeichneten Stellen 18 frisch gereinigte Röhren, ganz frische Dachsspuren, in der Umgebung faule Baum- stubben zerstört, aufgestochenes und aufgeschürftes Erd- reich, kurz alle Merkmale ihrer Anwesenheit. Die Dachse hatten also doch Umzug gehalten und waren hierher übergesiedelt. Wie stand Wie stand es nun aber mit den Jungen ? Um diese es mit den ^eit mußten doch welche da sein und die Alten diese ""^^" • wohl auch mit sich geführt haben, oder hatten sie über- haupt noch keine, trotz der vorgerückten Jahreszeit? Ranzzeit Nach Altmeister Winckell, soll nämlich bei früh ein- und Ent- tretenden Wintern, die Brunft zurückgehalten und der wie e ung. jj.j^J3 (j^^2u erst im Frühjahr erwachen und als Bei- spiel angeführt, daß im Oktober bei zwei alten Dachsen, ein ganz junger aus dem nämlichen Bau ausgegraben 37 wurde. Da nun der Winter 1908 ungewöhnlich friäh einsetzte, so konnte ein solcher Fall för 1909 wohl auch denkbar gewesen sein, obgleich es sich bei dem Winckell- schen Beispiel ebensogut um eine junge Dächsin hätte han- deln können, deren Ranzzeit nach Brehm ins Frijhjahr fällt. Wie sich aber später herausstellte, traf diese An- nahme nicht zu; es hatte keine durch den Winter 1908 bedingte Abweichung stattgefunden, es waren die Jungen zu ganz normaler Zeit im März-April geboren. Nach meinen Erfahrungen und Beobachtungen, welche letztere ich noch in diesem Sommer an einer in meinem Besitz befindlichen alten Dächsin gemacht, trat die Ranz- zeit in der letzten Juli-Woche ein und währte noch den August Monat hindurch, so daß etwa 4 — 6 Wochen für die Ranzzeit anzunehmen sein dürften. An der Asiatin nahm ich noch im Laufe des ganzen Dezember Monats eine Art Brunft wahr, die sich bloß im Reiben des Hin- terteils an Gegenstände äußerte, während alle übrigen Merkmale fehlten. Es dürfte dies wohl mit der s. g. falschen Brunft zusammenhängen. Der Zustand der Brunft äußert sich durch den ge- schwollenen Scheidenteil des Uterus, der gelben Färbung des Schwanzes zu beiden Seiten, das ausgespreizte Haar und die weggestreckte Haltung des Schwanzes, wie be- ständiges Reiben des Hinterteils. Dabei sind die Tiere von großer Unruhe, Gereiztheit und Bissigkeit. — Daß die Ranzzeit sich längere Zeit hinauszieht, auch nicht bei allen gleichzeitig eintritt, erhellt schon aus dem Umstände, daß die Jungen ein und desselben Jahres in der Größe von einander abweichen und man kaum einen gleich- altrigen Wurf findet. Die Tragzeit dauert 30 — 32 Wochen. Diese neuere Annahme ist richtig und deckt sich vollkommen mit den anatomischen Untersuchungen des Dr. Fries in Göttingen, 88 veröffentlicht im „Zoologischen Anzeiger". Es geht aus diesen hervor, daij das im Juli-August befruchtete Ei der Dächsin bis Dezember eine Ruhepause in der Tracht durchmacht, wie sie beim Reh stattfindet. Die Unrichtigkeit der alten Hypothese mit dem Oktober-November, ist somit durch die Autoritäten : die Professoren Herbst und Fries, sowie Dr. Witsche nach- gewiesen. Rudolph Klotz schildert den interessanten Vorgang der Entwickelung beim Dachs folgendermaßen. Er schreibt hieri^iber : „Im Juli-August findet die Begattung statt; in der Ranzzeit verläßt das reife und zum Austritt fähige Ei das sog. „Graafsche Bläschen (Folliculus Grafii) im Eier- stock und tritt in den Eileiter, die Trompeten, wo es dann dem männlichen Samen begegnet. — Es ist ein heute noch herrschender Irrtum, daß das Verlassen des Ovariums durch das Ei die Folge einer fruchtbaren Be- gattung sei ; daß dies nicht der Fall ist, habe ich an mehreren hitzigen Dächsinnen, welche nicht begattet wurden, konstatieren können, indem ich in ihren Mutter- trompeten abgestoßene Eier vorfand. Es ist auch nicht immer der Fall, daß das Ei gerade im Eileiter dem männlichen Samen begegnet, sondern es kommt auch eine Befruchtung im Ovarium selbst oder erst im Uterus vor. Nach der Abstoßung des Eis, die in jeder Ranz- zeit erfolgt, gleichviel ob eine Dächsin begattet wird oder nicht, macht das geborstene Graafsche Bläschen eine Reihe von Veränderungen durch, bis es sich schließ- lich zu einem rundlichen Körper, der seiner Farbe wegen den Namen corpus luteum fi^ihrt, umbildet. Das Ei braucht, um durch die Muttertrompeten (Oviductus s. Tubae Fallopianae) in den Uterus (die Ge- bärmutter) zu gelangen, 6- 10 Tage, während welcher 39 Zeit es sich in keiner Weise verändert. Nun bleibt es, wie mir zweifellos, 3 Monate lang unverändert im Uterus liegen, wo es so versteckt liegt, daß man es kaum ent- decken kann. An dem Umstände aber, daß es hier liegt, kann umsoweniger gezweifelt werden, als ja dasselbe sich in isoliert gehaltenen Dächsinnen sofort nach der falschen Ranzzeit, welche in den Oktober-November fällt, zu entwickeln beginnt. Vom 20. November ab konnte ich die Entwickelung des Embryo konstatieren, und zwar geht die Sache un- gemein schnell, indem innerhalb höchstens 25 Tagen die ganze Frucht samt allen ihren Häuten bereits schon so weit entwickelt ist, daß sie, um geburtsreif zu werden, nur noch zu wachsen braucht. 30-32 Wochen nach der Begattung erfolgt das Wölfen. Die Dächsin zeigt sich in ihrem Benehmen ganz unverändert, bis die sog. „falsche Rollzeit" beginnt, welche sich bei ihr für das Laienauge ganz analog der wahren Hitze äußert, nur konnte ich ein Färben, bezw. eine Anschwellung der Schleimhäute des Uterus und hierdurch bedingte Abschürfung und Blutabsonderung nicht bemerken, dagegen schien mir - und in diesem Punkte ist es ja möglich, daß ich mich täuschte als ob zur Zeit der „falschen Ranzzeit" der Scheidenteil des Uterus insoweit eine Veränderung erlitten hätte, als mir derselbe stets ein. wenig geschwollen erschien. Merk- würdig ist die Tatsache, daß die Entwickelung des Embryo aus dem Ei unstreitig mit der „falschen Rollzeit" innig zusammenhängt, indem, wie ich bei vielen eben zu Untersuchungszwecken getöteten Dächsinnen feststellen konnte, die Entwickelung des Eis nach Beendigung der stets nur einige Tage dauernden — „falschen Roll- zeit" begann. Welches physiologische Moment hier ein- 40 wirkt, ist mir noch immer dunkel, und ebenso rätselhaft ist mir die dreimonatliche Pause in der Entwickelung. Von einzelnen Forschern und Schriftstellern wird auch behauptet, daß der Dachs monogamisch lebe. Meine gefangenen Dachse zeigten sich alle sehr der Polygamie geneigt, nur einer, ein uralter, zahnloser Herr, blieb stets treu bei seiner ebenfalls uralten Gattin." Die mit hellgrauer, ins bläuliche schimmernder Wolle bedekten Jungen, sind bis zu ihrem neunten Tage blind. Den ersten Monat ihres Lebens nähren sie sich aus- schliel31ich von der Muttermilch. Im zweiten Jahr voll- endet der Dachs sein Wachstum und erhält erst in diesem Alter seine richtige Färbung die jetzt dunkler wird. Beobach- tungen an gefangenen Dachsen ergaben, dal] die Ge- schlechtsreife ebenfalls erst im zweiten Jahr eintritt. Sommer- Auch darin scheint unser Dachs vom westeuropäi- wande- g^j-j^p, abzuweichen, daß er zur Sommerzeit sehr mobil wird und eine Art Sommerwanderung unternimmt. Das habe ich genau feststellen können. Mit Eintritt der Wärme gegen Ende Mai waren auch die vorhererwähnten im Kanalufer neu hergerichteten Baue auch schon verlassen und nur selten fanden sich vorijbergehend bei einzelnen derselben Spuren. Mitte Juni waren bis auf zwei Baue, diese schon wieder bewohnt, ob von den früheren Insassen, oder neueingewanderten, blieb ungewiß. Ende Juni waren diese Baue schon wieder leer, bis auf zwei, die auf je einen Einwohner schließen ließen und auch ein einzelner Dachs unweit derselben gesehen wurde. Unweit eines Feldrains fand sich um diese Zeit plötzlich ein frischgegrat)ener ganz neuer Bau, ebefiso im Walde ein zweiter, mit je 2 ganz kurzen und flachen Ausfahrtsröhren, in deren Nähe 2 alte Dachse bei Tage gesehen worden waren. Tiefer im Walde, sogar in rung. 41 niedriger Lage, fanden sich auch mehrere Baue, doch waren sie unbewohnt, weil die Röhren Wasser enthielten. Durch diesen beständigen Wechsel, als auch durch den Umstand, daß zu Anfang August sämtliche Baue noch verlassen standen, deren Mehrzahl in den Eingängen schon Spinngewebe und Graswuchs aufwiesen, demnach schon längere Zeit unbewohnt, sind wir zu der Annahme berechtigt, daß unser Dachs im Sommer ein Wander- leben führt, wie er auch um diese Zeit nicht wählerisch mit einem Unterkommen zu sein scheint. Die Winterquartiere stehen im Sommer meist unbe- wohnt, um gegen Herbst, Ende August, mit Eintritt kälterer Nächte, nach vorausgegangener Reinigung, wieder bezogen zu werden. Diese Erscheinung habe ich auch in anderen Gegenden gefunden. Von vier uralten mäch- tigen Hauptbauen auf einem anderen Gute, fand ich zu Anfang August ausnahmsweise in einem derselben, eine Mutter mit zwei Jungen, während die übrigen leer standen. Während des Sommers suchen unsere unruhigen Dachse entferntere Weideplätze auf, mit diesen wechselnd, wobei auch ein Quartierwechsel stattfindet. — Über solche Sommerbaue wird in einem späteren Abschnitt die Rede sein. Für die Sommerwanderung läßt sich noch als wei- terer Beweis anführen, daß Dachse selbst in Ortschaften vorübergehend angetroffen werden, wo sie überhaupt nicht zu Hause sind. Mitunter besuchen sie als Durch- zügler auf ihren Sommerwanderungen Ortschaften, wo man sie am wenigsten anzutreffen glaubt, wie nachste- hende Fälle zeigen. — Ersterer trug sich am 31. Mai (13. Juni) 1909 zu : Inmitten eines 30 Kilometer von hier entfernten Moos- und Torfmoors, befindet sich ein großer fisch- reicher Landsee, der alljährlich mit Eintritt der wärmeren Jahreszeit von Fischern besucht wird. Wegen seiner isolierten Lage, hatten sich die Leute etwa 5 Faden vom Ufer entfernt, eine Schutzhütte errichtet. Das leicht aus Brettern gebaute Häuschen, steht auf einer Unterlage aus Torfsoden als Fundament. Als die Leute nun mit Er- öffnung der Fischerei, zum erstenmal in diesem Jahr, das Häuschen betraten, bot sich ihnen ein seltsamer Anblick. In einer Ecke des Raumes bemerkten sie trockenen Schilf und Heu zusammengehäuft und aus einer nestartigen Vertiefung einen jungen Dachs aufspringen, der sich unter der Wand durch den Torf durchgegraben und auf diese Weise Eingang gefunden hatte. Der Dachs wurde eingefangen und anderen Tags mir lebend überbracht. Es war ein diesjähriger männ- licher Dachs. Der andere Fall : Unweit St. Petersburgs, auf 25 Ki- lometer Entfernung, liegt die Stadt Pawlowsk, die sich in den Grenzen eines Großfürstlichen Landgutes befindet. Der Stadtpark wird von den gemischten Waldungen dieses Gutes begrenzt und ist mit Villen bebaut. Der Hausaufseher einer dieser Villen, hatte im Garten eine leere Tonne liegen, in welcher er eines Morgens zu seiner großen Überraschung zwei Dachse schlafend fand. Durch behutsames Aufrichten der Tonne, an der Flucht verhindert, gelangte der Mann in den Besitz der Tiere, um sie lange Zeit lebend zu erhalten. Nicht aus- Wenn Winckell und andere Autoren angeben, daß schließlich der Dachs von Mitte Februar bis Mitte November tags- Nachttier. (ji^gj- jj^ ^^^ Regel im Bau ruht und schläft und in der Regel erst nach Eintritt der Dunkelheit auf die Weide ausgeht, so stimmt dies mit der Lebensweise unseres estländischen Dachses nicht überein. Dieser ist nicht ausschließlich Nachttier, als welches er im allgemeinen geschildert wird. Er treibt sich sogar viel bei Tage 43 umher. Wahrend des ganzen Sommers, kann man ihn zu jeder Tageszeit, einzehi, paar- und famiHenweise auf Streifereien in bewachsenen Viehweiden, in Heuschlägen u. s. w. antreffen. Wie bereits aus der Schilderung über den Hausdachs „Sutti" hervorgeht, haben wir schon ge- sehen, daß unser Dachs kein Nachttier im wahren Sinne des Wortes ist. Die Stimme des Dachses ist fijr gewöhnlich ein ein- Stimme maliges Aufbrummen, während, wenn mehrere zusammen ^^ und miteinander in Streit geraten, in gedämpfter Tonart, meckernd, in rascher Aufeinanderfolge sie sich anknurren. Andere Laute habe ich nicht wahrgenommen. Der Dachs ist überhaupt sehr schweigsam. Daß unser Dachs einen großen Teil seines Lebens Verschie- in einem Bau, auch Höhle genannt, zubringt, ist allge- dene Arten mein bekannt, doch, daß diese Baue hinsichtlich ihrer vonDachs- Ausdehnung, Bauart, Ortlichkeit, je nachdem welchem Zwecke sie dienen, von einander abweichen, dürfte we- niger verbreitet sein. Wir unterscheiden drei Arten Baue, die ich folgen- dermaßen einteilen möchte : L Den Hauptbau, Kolonie, oder Winterbau. 2. Den Einzelbau. 3. Den Schutz- oder Sommerbau. Ein Hauptbau ist ein solcher, der mehr als einen Einwohner zähh und mehrere Kessel aufweist. Ein solcher besitzt zwanzig und auch sehr viel mehr Röhren, die nach allen Himmelsrichtungen führen und in verschiedenen Entfernungen von einander angelegt sind. Je älter ein solcher Bau, um so komplizierter und ausgedehnter ist er, so daß sich dafür keine bestimmten Regeln aufstellen lassen. In solchen, seit Generationen bestehenden uralten Bauen, habe ich ein Labyrinth von Gängen gefunden, 3* 44 bisweilen sogar übereinander, die durch ilire vielen Ver- zweigungen, ein netzartiges Gewirr darstellen und es dem erfahrensten Jäger nicht möglich wäre, sich zurechtzu- finden. Es weichen auch die Tiefe der Kessel und Röhren, sowie auch ihre Entfernungen von einander ab. Die zahl- reichen, im dichten und hohen Farnkraut, sowie zwischen Riedgräsern und Gestrüpp versteckt liegenden, oft unsicht- baren, für eine so tiefe Anlage erforderlichen Luftschächte, um die nötige Atemluft einzuführen, sind oben von so geringem Umfange, dai] man sie leicht übersieht, und sie erst wahrnimmt, wenn man selbst an der betreffenden Stelle durchgebrochen und in einer Tiefe oft bis zum halben Körper festsitzt. Bevorzugt werden für die Anlage solcher ausge- dehnter Baue die Abhänge langgestreckter Sandberge, in gemischten Waldungen und Vorhölzern, an deren Fuße sich bewachsene Flußwiesen hinziehen. Auch habe ich größere Baue auf Sandhügeln, in sehr dichten Laubholzbeständen, als : Espen, Eichen, Birken und Haselnuß gefunden ; Ein Hügel war sogar dicht überzogen mit Sträuchern der schwarzen Johannis- beere, so daß die Ausfahrtsröhren von ihren Zweigen verdeckt wurden. Der Einzelbau ist bei uns weniger häufig, hat gewöhnlich 2 bis 3 Ausfahrtsröhren, 1 Luftloch und 1 Kessel, zählt nur einen Bewohner. Der Schutz- oder S o m m e r b a u unter- scheidet sich von beiden ersteren dadurch, daß er nicht als Winterquartier, sondern nur vorübergehend für die Weidezeit als Obdach dient und je nach dem Wechsel der Weidegründe verlegt wird. Die Anlage eines solchen Baues ist jedoch nicht feststehende Regel, da der Dachs auch halb überirdische Unterschlupfe und andere Ver- stecke benutzt. 45 Ein solcher Bau hat gewöhnlich einen Kessel, der selten tiefer als 2 Fuß ist, 1 Ausfahrtsrohr, 1 Flucht- und 1 Luftloch, letzteres jedoch nicht immer. Bei dieser Art Bau wird die Lage weniger berijck- sichtigt. Das Terrain muß nur wenig hüglig sein. Ich habe solche Baue sogar in ganz niedriger Lage gefunden, die zu einer anderen Jahreszeit wohl unter Wasser ge- standen haben würden. Bedingung scheint nur immer der Sandboden zu sein. Unterschlupfe finden sich ausnahmsweise auch in alten verrotteten und zusammengesunkenen Moos- und Torfhaufen, unter entwurzelten Bäumen, in den Ufern größerer Gräben, sowie auch unter größeren Granit- blöcken. Wie wir bereits gesehen, haben auch eine Fischer- hütte und eine Tonne während der Sommerstreifereien vorübergehend zum Aufenthalt gedient. In der Anlage seines Sommerquartiers ist der Dachs nicht wählerisch, ganz im Gegensatz zu den hohen An- forderungen, die er an seine Winterwohnung stellt. Durch seine Stärke ist der Dachs imstande, mit Wie ent- größter Schnelligkeit sich eine Höhle auszugraben. Mit ^tehteii den Vorderfüßen zieht er die aufgegrabene Erde unter sich, um diese dann mit den Hinterfüßen in mächtigen Stößen gegen den Ausgang zu schleudern, alsdann sich entgegenstemmend, die Erde mit dem Hinterteil nach rückwärts schiebend, und immer mehr vordringend, in dieser Weise fortfährt, bis sämtliche Erde herausgeschafft ist, welche dann die bekannten Kegel bildet. Auch größere, zutage geförderte rundliche Steine werden vor die Öffnung gerollt. Ist es jedoch ein solcher von mehr länglicher Beschaffenheit und länger als der Durchmesser des Rohres, so kommt es vor, daß ein solcher Stein, statt mit dem einen Ende zum Ausgange, in welcher Lage er leicht herauszuschaffen gewesen, Dachsbau. 46 quer vor diesen zu liegen kommt und den Ausgang be- engt, wenn nicht versperrt. Wenn des Meisters Berechnung, oder auch seine Kräfte hierbei versagen sollten, so weiß er sich auch in einem solchen Fall zu helfen. Er erweitert einfach die verengte Stelle, entweder seitwärts, oder über dem Stein, nur so weit, daß sie ihm einen Durchgang ge- stattet und steigt über den Stein hinweg. Wie die Ausfahrtsröhren von oben nach unten ge- graben werden, um dann ziemlich wagerecht in Krüm- mungen, mit einer Senkung zum Kessel zu, verlaufen, führen die Durchlüftungsröhren oder Luftschächte bei- nahe senkrecht von unten in die Höhe. Sie sind von keinem bestimmten Umfange, es wird die Erdoberfläche nur durchstochen, ohne daß der Dachs zu dieser Öff- nung heraustritt. Mutwillige Gegen Beschädigungen an seinem Bau sowie Be- Beschädi- lästigungen durch Menschen und Hunde, ist der Dachs gungenam ^^^iy empfindlich. Etwas Graben und nur einmaliges ihre Hineinlassen von Hunden genügt, ihn sofort zum Ver- folgen, lassen des Baues zu bringen. Dasselbe bewirken auch Hirtenkinder durch mut- williges und sinnloses Verstopfen der Ausfahrtsröhren, Feueranmachen in diesen oder Herumstochern mit langen Stangen in den Gängen. Argu- Schon Brehm findet es eigentümlich und im mente zur Grunde genommen nicht zu erklären, daß, obgleich an- Verteidi- gesehene Autoren es zugeben daß der Dachs kein Raub- gung des {\qj, allenfalls ein untergeordnetes sein könnte, trotzdem ses. g|g solches betrachtet und verfolgt wird und nicht einmal der Körperbau noch das Gebiß darauf hinweist. Unter den europäischen Raubtieren, zu denen er klassifiziert wird, gilt er schon lange als der Unschädlichste, wird aber trotzdem wie der Wolf und hinterlistige Fuchs ver- 47 folgt und befehdet, ohne daß er unter Waidmännern, welche doch bekanntlich diejenigen Tiere am meisten lieben, denen sie am eifrigsten nachstellen, irgend einen Verteidiger gefunden hat. Die eigentijmliche Lebens- weise, welche der Dachs führt, ist schuld an der großen Härte des Urteils über ihn. B e c h s t e i n, der den Dachs als Ursus meles be- nennt, zählt ihn überhaupt nicht zu den Raubtieren, sondern zu den Rauchtieren, denen man ihres Pelzwerkes wegen nachstellt. In jener Zeit wurde die Dachsschwarte ziemlich hoch bewertet. Altmeister W i n c k e 1 1 bemerkt in seinem Handbuch für Jäger, daß Räubereien an lebenden, nützlichen Tieren, welche man dem Dachs schuld gibt, nicht hinlänglich erwiesen sind, oder doch höchst geringfügig sein können und daß er junge Vögel, Eier, auch junge Hasen und gar Frischlinge raube, halte er für eine unbegründete Beschuldigung. Weder sein Körperbau, noch sein schwaches Gesicht mache das ganz glaublich. Auch habe er nie eine Spur von dem allen in seinem Magen entdecken können, dagegen ihm ein Fall bekannt sei, bei dem sich in dem Magen eines Dachses 39 Mäuse gefunden hätten. Im § 7 fährt Winckell fort : „Da der Dachs viel mehr Nutzen schafft, als Schaden anrichtet, so ist es un- verzeihlich, daß gemeine Jäger ihr möglichstes dazu bei- tragen, sein Geschlecht gänzlich zu vertilgen. Nicht genug, daß sie, ohne an öftere Benutzung zu denken, in jedem Herbst, als der rechten Jagdzeit, graben, hetzen, fangen und schießen was sie nur können, sind einige auch wohl unvernünftig genug, den Dachshunden zur Übung im Frühjahr junge Dachse zu graben." Soweit Winckell ! Den Schaden, den der Dachs an Vogelnestern an- richtet, geben Martin undRaspail mit fast Null 48 an. Nach ihren Angaben werden überhaupt 65 70 Pro- zent vernichtet und zwar: 15 Prozent von Katzen, 15 Prozent von der Krähe, 10 Prozent vom Eichkätzchen, 3 Prozent von Raubvögeln und 1 Prozent vom Stachel- schwein und Dachs. Die Singvögel die oben an den Spitzen der Bäume nisten, fallen hauptsächlich den Raub- vögeln zur Beute. Auch einen Zoologen der Neuzeit möchte ich für den Dachs ins Feld führen, da ich bisher nur ältere Forscher angeführt habe und das ist Dr. Curt Floericke. In seinem Buche „Die Säugetiere Deutschlands" sagt Floericke, daß er es nie hat recht begreifen können, warum man den Dachs der blinden Verfolgungswut über- eifriger Jäger preisgibt. Ebenso verkehrt findet er es, wenn die Naturforscher den Dachs zu den Raubtieren rechnen und ihn mit den blutdürstigen Mardern und Wieseln in eine Reihe stellen, während er doch ein Insekten- und Pflanzenfresser ist. Nach meinen eigenen Beobachtungen ist der Dachs überhaupt kein Nestplünderer. Zwei Fälle aus jüngster Zeit will ich bloß anführen : Etwa 30 Schritt von einem bewohnten Dachsbau, fand ich am 2 Juni 1909 das Nest einer Sylvia mit 5 Eiern in einem Grasbüschel auf der Erde. Der brü- tende Vogel flog vor meinen Füßen auf. Am 12. Juni desselben Jahres fand ich einen brütenden Totanus etwa 10 Schritt von Dachsbauen entfernt, an einem Gewässer; in beiden Fällen auf einem Terrain, das von Dachsen be- weidet wurde. Was lebende Vögel anbelangt, so ergaben meine Beobachtungen an meinem zahmen Dachs „Sutti" daß z. B. alles Hausgeflügel nicht belästigt wurde und sich unter diesen Tieren nicht einmal eine Aufregung beim Anblick des Dachses äußerte, wie solches beim Erscheinen 49 einer Katze oder Iltisses zu geschehen pflegt. Ebenso verrieten meine Stubenvögel keine Furcht, wenn er die Vogelstube betrat, zu der er mit mir zusammen Zutritt hatte. Jeder Besucher meines Dachsgartens kann sich da- von ijberzeugen, wie unbehelligt die Spatzen unter den Dachsen ihr Wesen treiben und von den Mahlzeiten sich ihren Tribut holen. Ja, sie fliegen sogar aus und ein durch die Tijrausschnitte von den Behausungen der Dachse, wenn es gilt einen Brocken zu erwischen. Wenn Lenz sagt, daß der Dachs zu den nützlichsten Tieren gezählt werden darf und Diezel ihn einen harm- losen Gesellen nennt, so deckt sich das vollkommen mit meinen Beobachtungen. Trefflich äußert sich Greve wenn er sagt, daß nur solche Leute die in jedem Geschöpf, das sie selbst nicht in den Magen zu befördern pflegen, ein „Raubzeug" erblicken, den Dachs für schädlich erklären. Daß der Dachs auch Rehkitzen und junge Hasen würgen soll, ist erst recht nicht erwiesen und kann ruhig in das Gebiet der Fabel verwiesen werden. Niemals habe ich bei den zahlreich besuchten Bauen auch nur Anzeichen finden können, die auf Vogel- oder Haar- wildbeute hindeuten. Sogar in dem Mageninhalt habe ich nichts derartiges feststellen können. Auch würden Grimbart und Rehe bei mir nicht ein und dasselbe Terrain in bestem Einvernehmen mit ein- ander bewohnen und letztere sogar ihre Lagerplätze nicht inmitten des Dachsreviers aufgeschlagen haben und in kurzer Zeit sich nicht, wie im letzten Winter beim Heraus- treten auf die Felder festgestellt wurde, auf etwa zwei- hundert Stück vermehrt haben. Träfe diese Annahme zu, so würden die Rehe, denen ich täglich begegne, Grimbart als ihren Feind wohl zu meiden wissen. 50_ Ich kann nur konstatieren, daß obgleich der Dachs bei mir absoluten Schutz genießt und sich zu meiner Freude, wenn auch langsam, wieder einzubürgern beginnt, keine Abnahme irgend einer Wildgattung gefunden zu haben. Ich erinnere nur an die Tatsache, daß in früherer Zeü, als es noch kein Jagdgesetz, aber viele Dachse gab, Flugwild und Vögel aller Art im Überfluß vorhanden war und jetzt mit der fortschreitenden Abnahme der Dachse, gleichzeitig Klagen über Wildmangel laut werden, nicht nur auf dem Festlande, sondern auch auf den Inseln, auf welchen letzteren überhaupt keine Dachse vorkommen. Dies gibt doch wohl zu denken ! Wie die Fabel entstanden, daß der Dachs Rehkitzen, Hasen und Vögel würgen soll, ist leicht erklärt. Bei seinen Anklägern gilt als Beweis, Beutereste genannter Tierarten, die angeblich bei Dachsbauen gefunden sein sollen. Weit gefehlt ! Sobald sich nämlich derartige Beute- reste bei einem Dachsbau finden, so ist dieser Bau schon lange nicht mehr von Dachsen, sondern von Füchsen bewohnt, die ihn verdrängt und ausgewiesen haben. Die Dachse die den Bau bisher bewohnten und irrtümlicher- weise noch als die Insassen desselben gelten, sind un- bemerkt in aller Stille, als der nachgiebigere Teil, schon lange aus- und abgezogen. Bei richtigen, wirklich von Dachsen bewohnten Bauen, finden sich überhaupt niemals irgend welche Beutereste, weder in der Umgebung, noch in den Gängen, noch in den Kesseln, schon aus dem Grunde, w^eü der Dachs überhaupt eine solche, garnicht zu seinem Speise- zettel gehörende Beute, nach Hause zu bringen pflegt, außerdem viel zu vorsichtig und reinlich dazu wäre. Reinekes, des Erzgauners Schandtaten, werden ein- fach dem Dachs aufs Konto gesetzt und damit ist das Urteil über Grimbart gefällt: „Der Dachs ist ein Raub- 51 tier." Das genügte, ihn bei uns als „vogelfrei" zu er- klären und vor dem russischen Jagdgesetz keine Gnade finden zu lassen, in welchem er doch nur als die Jagd schädigend beschuldigt, Aufnahme fand, gleichzeitig aber neben den Menschen und Haustiere gefährdenden Bären und Wolf verzeichnet steht, woraus bedauerlicherweise auch in der Gesellschaft die Auffassung Raum gewann, auch ihn für eine reißende Bestie zu halten und demnach zu behandeln. Findet sich doch in der Revalschen Zeitung ^9 111 vom Jahre 1909 ein „Eingesandt" über den Dachs, das mit den Worten schließt: „Der Dachs gehört zu den „Raubtieren", die mit allen Mitteln, außer Gift, „bekämpft" werden müssen". — Wir kommen auf dieses Eingesandt noch später zurück. Ob der betreffende Ein- sender je einen Dachs gesehen? Wir zweifeln daran! Und ein solcher blühender Unsinn, der nur zu größerer Verwirrung beitragen kann, wird in die Welt gesetzt. Dem Skepüker raten wir doch zu einer Probe, ob Fuchs oder Dachs? Nichts leichter zu ermitteln. Handelt es sich um einen Bau mit „duftender Umgebung", so schicke man doch einen Fox-Terrier oder Teckel hinein. Der Hund wird sofort Laut geben und nach wenigen Augenblicken wird man die jungen Rotröcke aus den verschiedenen Ausfahrtsröhren entwischen sehen, wenn man nicht schuß- bereit gewesen. Von Dachsen jedenfalls keine Spur. Um festzustellen, ob der Dachs Fleisch Vegetabilien vorzieht, machte ich bei Gelegenheit der geschilderten Frühjahrsfütterung, zu einer Zeit wo die Dachse Hunger litten, den Versuch, an drei ihnen bekannten Futter- plätzen, neben dem täglich dargereichten Futter, bei einem Hauptbau, je eine frische Kalbskeule auszulegen. Andern Tags fand ich das Vegetabilienfutter vollständig aufgezehrt, dagegen alle drei Keulen unberührt an der- selben Stelle liegen, von wo ich sie drei Tage später 52 fortschaffen mußte. Damit scheint der Beweis, für den ich Zeugen aufweisen kann, doch wohl erbracht, dal] Vegetabilien den Vorzug genießen und der Dachs im wahren Sinne des Wortes kein Fleischfresser, sondern ein Insekten- und Pflanzenfresser ist. Wenn er des Fleisches um diese Zeit nicht bedarf, auch nicht im Herbst, welche Jahreszeit ihm Pilze, Frijchte und verschiedene Waldsamen bringt, welche Nahrung weidmännisch als „Erdmast" bezeichnet wird, so erst recht nicht im Winter, wo es ihm ijber- haupt nicht zugänglich und um welche Zeit er sich von trockenen Gräsern nährt, wie wir es gesehen haben. Daß er Aas fressen soll, habe ich nie Gelegenheit zu beobachten gehabt. In Gegenden wo eine Wildabnahme nachgewiesen ist, beschuldige man nur nicht den Dachs. In solchen wäre die Ursache anderweitig zu suchen, wohl in erster Linie die moderne Kultur, welche einen erbarmungslosen Krieg gegen die Tierwelt führt. Daß es in früheren Jahren auch viel mehr Sing- vögel gab als heute, ist eine allbekannte Tatsache. Die Hauptschuld der Abnahme ist nicht nur in dem Massen- fange in den Mittelmeedändern, sondern auch in den immer stärker auftretenden ungünstigen Verhältnissen zu suchen, die keine Vermehrung der Vogelwelt mehr auf- kommen lassen. Selbst im Walde verschwindet das Un- terholz, weil es die heutige Forstwirtschaft verlangt. Wie den Heckennistern, so ergeht es auch den Höhlen- brütern. Die hohlen Bäume werden ausgemerzt und damit unseren nützlichsten Vögeln die Nistgelegenheit genonmien. Und nun entsteht durch die Kultur der Vogelwelt schon wieder ein neuer Feind, das ist die Flugmaschine, durch welche die Vögel nicht vom Aeroplan selbst verwundet, sondern vom Luftwirbel der Propeller erfaßt, und mit 53 furchtbarer Gewalt zur Erde niedergeschmettert werden. Bei den Flijgen von Wrigh und Bleriot fand man viele tote Vögel am Boden. In wie weit der Dachs im Haushalt der Natur An- Nutzen. teil nimmt an der Vertilgung des verschiedenartigsten, dem Land- und Forstwirte schädlichen Ungeziefers, wollen wir einer näheren Betrachtung unterziehen. Ich bitte den Leser im Geiste mich auf einer Exkursion im zeitigen Frühjahr, in den Wald zu begleiten. An vielen Stellen lagert noch der Schnee. Das Erdreich unter der Moosdecke ist noch gefroren. Dem Auge des Unkundigen bietet sich beim Betreten des Waldes nichts Auffälliges, obgleich wir uns schon im Dachs-Revier befinden und uns einem Hügel mit einem Hauptbau nähern. Meinem Begleiter dürften nur die zahlreichen Steige auffallen, von denen gewöhnlich zwei nach entgegengesetzter Richtung von jedem Ausfahrts- rohr wegführen und beim Austritt stets eingehalten, sich deutlich verfolgen laßen. Trotz des gefrorenen Bodens, sehen wir doch Grim- bart fleißig bei der Arbeit, das Versäumte der Winter- monate nachzuholen, was dem aufmerksamen Beobachter nicht entgeht. Um diese Zeit entfernt sich der Dachs nicht weit vom Bau, der Umkreis in dem er sein Wesen treibt ist gering. Solange die Jungen noch nicht den Bau ver- laßen, was etwa 4 5 Wochen dauert, entfernt sich die besorgte Mutter nicht weit und nur auf solange bis sie die allernötigste Nahrung eingenommen, um sofort wie- der zu ihren Jungen zurückzukehren. Wir bemerken an zahlreichen Stellen, besonders aber am Wurzelhalse stärkerer Bäume, hauptsächlich Laub- hölzer, auch Sträucher, an Humpeln, an großen Steinen, ja selbst auf größeren, erreichbaren Granitblöcken, die 54 Moos- und Flechtcndecke zum Teil abgeschürft, zum Teil trichterförmig aufgestochen, als ob Wühlmäuse ihr Wesen getrieben hätten. Dies besorgt der Dachs mit Krallen und Schnauze. Zuerst wird die Nase in den Boden gestochen, dieser auf Beute sondiert und als- dann erst die Krallen zu Hilfe genommen, wenn es gilt etwas hervorzuholen. Nach meinen Beobachtungen gilt es lebenden Wesen und nicht Baumwurzeln, die man dem Dachs zur Nahrung andichtet. Betrachten wir uns die Sache noch näher, so fin- den wir auch an den alten, morschen Baumstubben Veränderungen, denen wir früher nicht begegnet, oder dem Zahn der Zeit zuschrieben. Moos, faule Rinde, Stücke faulen Holzes, so wie Holzmehl, liegen rings- herum zerstreut, der Inhalt des Stubbens ist ausgewor- fen, derselbe teilweise oder ganz ausgehöhlt und von diesem, entweder eine Ruine nach, oder je nach seiner Widerstandsfähigkeit, dem Erdboden gleichgemacht. Auch werden ganze Erdschollen und Klumpen faulen Laubes um.gewendet und die Unterseite auf Gewürm und Insekten abgesucht. Diesen Erscheinungen begegnet man bei allen Dachsbauen, um so häufiger, je näher man sich von ihnen befindet. Fragen wir uns nun nach der Ursache? Dem Natur- kundigen dürfte die Antwort hierauf nicht schwer fallen, da er weiß, daß unsere ärgsten Forst- und andere Schädlinge an solchen Stellen überwintern und vom Dachs für immer unschädlich gemacht werden. Gehen wir der Sache auf den Grund und untersuchen einen solchen morschen Baumstubben, die Brutstätte verschie- denartigster Lebewesen auf seinen Inhalt, so finden wir verschiedene Käfer, groß und klein, Tausendfüße, Maden, Puppen, Asseln, Regenwürmer und manches andere. Hinsichtlich dieser Nahrung ist der Dachs ein Konkurrent des Spechtes. Berücksichtigt man ferner, daß der Dachs bei Ein- tritt der wärmeren Jahreszeit, seine Tätigkeit auch auf Lurche, Reptilien, die gefährliche Kreuzotter nicht zu vergessen, auch auf die alle auf dem Erdboden befind- lichen Vogelbruten gefährdende und in der Zunahme begriffene Wanderratte und flinken Wiesel, sowie Gewürm aller Art und noch vieles andere ausdehnt, so kann man hieraus seinen gewaltigen Nutzen ermessen, der bei seinem regen Appetit und in der Vielseitigkeit seiner Nahrung, noch sehr viel höher, als der von Spechten und dem Igel zu veranschlagen ist. Sorgfältige, zur Sommerzeit mit P. Wasmuth vor- genommene Untersuchungen des Darminhaltes, ließen uns die Richtigkeit alles dessen erkennen. Wir fanden um diese Zeit vorzugsweise die Deckflügel großer und kleiner, schwarzer und brauner Lauf-, Roß-, und Blatt- käfer, die Häute größerer Raupen, Froschmagen und -häute, Knöchel zahlreicher Zehen von Fröschen in Klum- pen zusammengeballt, so wie auch noch grün erhaltene junge Gräser. Von Haar- und Federwild keine Spur. Angenommen auch, daß dem Dachs auf seinen Streifereien, gelegentlich einmal ein Gelege zum Opfer fallen sollte, auf das er bei seiner so reich gedeckten Sommertafel nicht einmal angewiesen ist und auch dem Igel nachgesagt wird, so hat dies gegenüber dem Reich- tum der Natur nicht viel zu bedeuten, und wird dem Bestände der Vogelwelt keinen merkbaren Ab- bruch tun. Es bedarf wohl keiner weiteren Worte mehr, um den großen Nutzen des Dachses zu beweisen. Wir sind uns aber vollkommen bewußt, daß gegen das einmal 56 eingewurzelte Vorurteil der Menschen sich leider nur allzuschwer ankämpfen läßt, und traurigerweise ist der schon von Brehm zitierte Satz nur zu tief begrijndet, daß der Mensch oft gerade das was ihm den meisten Nutzen bringt, durchaus nicht anerkennen will. Moderne Nach Dr. Kurt Flöricke, dem bekannten Zoologen, Natur- ist von vorgeschrittenen Geistern das öde Ni^itzlichkeits- schutzbe- pnnzip bereits als völlig ungenijgend verworfen worden. wegung. Qj^ moderne Naturschutzbewegung trachtet alle Ge- schöpfe nach Möglichkeit zu erhalten, ganz besonders aber diejenigen, die durch unsere Kultur dem Aussterben nahe gebracht worden sind, gleichviel, ob sie dieser Kultur nützlich oder schädlich sind. Weshalb Weshalb unser Dachs für „vogelfrei" erklärt worden, vogelfrei .-* ^vährend derselbe Dachs, in dem benachbarten deutschen Reich, nicht nur eine Schonzeit von zehn Monaten ge- nießt, sondern auch die Schulkeit kurz bemessen (1 Oktober - 30 November) noch in einen Zeitraum fällt, in dem man ihm nicht wehe tun kann, da seine Streifereien im November aufhören, — diese Begrün- dung ist unsere Jagdgesetzgebung uns schuldig geblie- ben. In Deutschland läge schon eher Veranlassung vor ihn zu verfolgen, da er in den Weinbergen, Mais- und Rübenäckern, sowie in Gärten an Möhren und in Forsten an Saatkämpen einigen Schaden anrichten soll. Aber alles dies hat keine Umgestaltung der einmal fest- gelegten Schonzeit von 10 Monaten herbeizuführen vermocht. — Im Anhange wird der Leser die Schon- zeiten in den verschiedenen deutschen Staaten und Oesterreich-Ungarn angegeben finden. Dachse gibt es bei uns nur noch wenige. Auch für Kurland wird von Greve eine Abnahme konstatiert, wie auch Löwis ihn in den Ostseeprovinzen seltener geworden findet. 57 Die Gefahr der Ausrottung tritt somit mit vollem Gefahr Ernst heran. Nennt man das nicht ausrotten und sinn- ^^^ ^"s- lose Verfolgungswut, wie noch in jijngster Zeit, im ^^ ""^* verflossenen Oktober-Monat auf einer Herren-Jagd in der Wiek verfahren wurde. Eine ganze Dachsfamilie von sechs Seelen, die Alten samt den Jungen, die sich behufs Überwinterung in ein- und demselben Bau zu- sammengefunden hatten, wurden anstandslos der Reihe nach dem Tode geweiht. Und fragen wir uns, was nütze? Antwort: Weil es den Herren Vergnügen macht, zur Gestaltung einer mannigfaltigeren Strecke und Abschuß- liste. — Wo bleibt hier die Ethik? Die Lebensweise des Dachses ist eine derartige, daß mit einiger Sachkenntnis seine Verfolgung leicht zur gänzlichen Ausrottung führen muß. Schutzmaßregeln dürften sich bald als zu spät erweisen. Alte verödete und verfallene Baue legen bereits schon jetzt ein beredtes Zeugnis dafür ab und bilden Denkmäler wohin unser System bald führen muß. Wir Menschen können ja in unserer Kurzsichtigkeit überhaupt kein richtiges Urteil fällen über Nutzen und Schaden der Tiere. Wir dürfen da nicht zu engherzig an die Interessen des menschlichen Haushaltes denken, sondern berücksichügen, daß im großen Haushalte der Natur jedes Lebewesen eine bestimmte Stelle ausfüllt und hier in seiner Art Gutes schafft. Wenn wir das auch nicht immer gleich zu erkennen und richtig zu würdigen vermögen, steht uns nicht das Recht zu Tiere auszurotten, solange sie nicht Leben und Gesundheit gefährden. Selbst die Raubzeugvertilgung geht in Deutschland schon manchen Änderungen entgegen, wobei gegenüber der Pflege der Jagd, die ethischen Pflichten gegenüber der Natur nicht vergessen werden. 4 08 Feinde und ^o^"^ Fuchs seiner Heimstätten beraubt und befeh- Lebens- det, hat er in dem Menschen und dem Hunde die ärg- dauer. sten Feinde, Adler und Uhu kommen bei uns weniger in Betracht, wohl aber der Luchs wo er vorkommt. Un- sere klimatischen Verhältnisse sind ihm auch nicht günstig. Auch unter Krankheiten hat der Dachs zu lei- den. Zu diesen werden gezählt die Räude und eine Art Bandwurm, ähnlich dem Taenia echinococcus der Hunde. Man will auch die Trichine Trichina spiralis im Kern und in den Gedärmen beobachtet haben. Greve berichtet ijber Epidemien die zuweilen unter ihnen aufzutreten scheinen. Er hat öfter scheinbar ohne äussere Ursache verendete Dachse im Walde gefunden und 1901 im Herbst hat nach demselben Autor solch ein Sterben in Mittellivland stattgefunden. Es wurden viele Tote gesehen, so z. B. in kurzer Frist in Ranzen 7 — 8 Stück vor und im Bau. Eine unerklärliche unnormale Erweiterung der Analdrüse beobachtete Herr V. Eltz an einem Dachs, den er geschossen hatte. Diese Erweiterung war so groß, daß er das Tier erst für ein Weibchen hielt. Als höchste Altersgrenze hat man 15 Jahre angenom- men, weil das Gebiß beim Dachse schon im sechsten Jahre schadhaft werden soll, später aber die Zähne aus- zufallen beginnen, wodurch die Nahrungsaufnahme ihm sehr erschwert wird. Diese frühe Abnutzung der Zähne dürfte größtenteils auf die „Holzarbeit" zurückzuführen sein, die, wie wir gesehen, unter Benutzung der Zähne an alten Baumstämmen verrichtet wird, um den Splint vom Stamm zu lösen. Jagd- Da der getötete Dachs bei uns als Wildbret nicht verbot. 2ur Verwendung kommt und so gut wie gar keinen Wert mehr repräsentiert, so dürfte ein absolutes Jagd- verbot nicht so schmerzhaft empfunden werden, wenn 59 nicht etwa einer unwiderstehlichen Mordlust gefröhnt werden soll, die aber hier nicht in Betracht kommen könnte. Den in manchen Gegenden geübten Luxus, in Mißbrauch Ermangelung anderweitiger Verwendung, Dachsfelle zu "^'t toten Schlittenauspolsterungen zu verwenden, oder auch die ""'^ leben- Marotte von „Sonntagsjägern", ganze Zimmerwände mit p. . solchen zu benageln, halten wir aus naheliegenden Grün- den für durchaus verwerflich. Doch für die in manchen Ländern von Jägern und Sportsleuten noch seltsamer- weise geübte Scheußlichkeit, lebende Dachse für teures Geld aufzukaufen, um sie dann für die Dressur junger Erdhunde in Kunstbauen zu Tode zu martern, finden wir überhaupt keine Worte. Und da wagt man sich noch über spanische Stierkämpfe zu entrüsten. Hier Wandel zu schaffen, läge den Jagdvereinen ob. Ein Mahn- weiche die Initiative zu ergreifen und dahin aufklärend wort an zu wirken, wie in erster Linie dafür einzutreten hätten, die Jagd- daß der Dachs so rasch wie möglich aus dem Jagd- vereine. gesetz ausgeschieden und keine Aufnahme mehr in das neuprojektierte Jagdgesetz finden möge, oder doch we- nigstens ihm gleichfalls eine Schonzeit von zehn Mona- ten zuzubilligen, wie in den meisten europäischen Län- dern, mit denen wir in kultureller Hinsicht doch stets Schritt zu halten bestrebt gewesen sind. j?^(^^ 4* R n h a n g. I. Der Dachs aus dem Tian-Schan-Gebiet. II. Der japanische Dachs. III. Der amerikanische Dachs. IV. Neueinführungen und Gefangenleben. V. Kurze Anleitung zur Eingewöhnung und Pflege in der Gefangenschaft. VI. Tabelle der in verschiedenen Ländern für den Dachs fest- gesetzten gesetzlichen Schonzeiten. VII. Aus dem Gerichtssaal. Ein Dachs-Prozeß und die Presse. Der Dachs aus dem Tian-Schan-Gebiet. Meles Tianschanensis. A. Huene. Mit Abbildung. ine neue Erscheinung, aus dem Inneren Asiens, beherberge ich gegenwärtig, die ich dem Herrn Carl Hagenbeck in Stellingen zu verdanken, mit- gebracht von seiner jüngsten Expedition und bei mir am 28. Juli (10. August) eingetroffen. Wenn die alten Jagdschriftsteller einen Hunde- und einen Schweine-Dachs unterschieden, so haben sie voll- kommen recht. Unser Asiate zählt unstreitig zu den ersteren, nicht nur seiner Kopf- und Schwanzform nach, sondern es erinnern manche Züge im Wesen, im Charak- ter, sowie auch die Stimme an einen kleinen reizbaren Hund. Ich lasse die Beschreibung der Dächsin folgen: Der Kopf ist klein, in der Stirn breit, die Ohren verhältnismässig groß und abstehend, die Nase spitz, die in der Freude und beim Spielen rüsselartig nach oben vorgestreckt wird. Der Körper ist langgestreckt, niedriggestellt. Der lange buschige Schwanz wird meist schlep- pend getragen. Die F ü s s e sind niedrig, die Krallen etwas kürzer und stärker als beim europäischen. Die Farbe ist oben dunkelgrau, wie beim euro- päischen. Das 8 cm. lange Rückenhaar ist von der 64 Basis 5 cm. weiß, Mitte 2 cm. schwarz und 1 cm. breiter weisser Spitze. Die Bauchseiten sind schmutzig weil3, die Aftergegend rötlich. Der Schwanz weiß, an der Basis grau. Die ganze Unterseite von der Nase, wie auch die Füsse, tief schwarz. Der Kopf bis zum halben Halse in ein spitzes Dreieck zu beiden Seiten auslaufend und bis zur Stirn ist rein weiß. Das Weiß der Ohrgegend sowie am Hinterkopf die Wolle, nahmen im September einen gelb- lichen Anflug an. Die schwarzen Ohren, kurz behaart, sind ringsherum V2 cm. scharf weiß gerändert, innen nur spärlich, fast unbehaart, an den Spitzen langes weißes Haar. — Die Ohrmuschel ist weit und groß, so daß das innere Ohr frei liegt. Von der Basis der Ohren ausgehend, laufen zwei schwarze Streifen in denen die Augen liegen, um die sie sich verbreitern, seitwärts, bis zur halben Nase nach unten gebogen. Die Nase ist schwarz. Messungen ergaben folgende Größenverhältnisse: Die Höhe am Widerrist 24 cm. Die Schwanzlänge 30 Die Körperlänge von der Nase bis zur Schwanz- wurzel 66 Die Länge der Ohren 5V2 „ Die Kopflänge, inkl. Nase 15^'2 „ Die Nasenlänge 8 Die Stirnbreite 8V2 „ Im Gegensatz zu unserem Dachs, hat er eine län- gere Zunge, so daß er zu lecken vermag. Die Summe, wenn böse, ist ein wiederhohes hunde- artiges Aufknurren, im äußersten Zorn aber ein Auf- kläffen, wie bei kleinen Zimmerhunden. Die Freude G5 äußert er durch Winseln, wobei er anspringt und zu spielen anfängt. Der Charakter ist lebhaft, reizbar, im Zorn fällt und faßt er an. Er besitzt nicht das Gutmiitige und Sanfte unseres vertrauenerweckenden Dachses, wie er auch nicht in dem Maße peinlich reinlich ist. Er ist Tagtier. Die erwähnte Reizbarkeit muß ich aber einem be- sonderen Umstände zuschreiben und nicht als typische Eigenschaft hinstellen. Als ich nämlich die Dächsin erhielt, war bei ihr bereits die Rollzeit eingetreten, in welchem Zustande sie sich noch etwa vier Wochen befand. Unter dem unbefrie- digten Geschlechtstrieb schien das Tier sehr zu leiden. Es hat sich jetzt ganz in die neuen Verhältnisse gefunden und nach überstandener Rollzeit ist es ruhig geworden; auch das Knurren und Kläffen haben aufgehört. Wiewohl sich in demselben Garten noch einhei- mische Dachse befinden, ein junges Paar, Geschwister, von diesem Jahre, so sind bisher noch keinerlei Beziehun- gen zwischen ihnen wahrzunehmen gewesen, im Gegen- teil halten sich beide Teile isoliert seitdem eine Beißerei zwischen ihnen stattgefunden. Ich hatte auf Annäherungsversuche von selten des Männchens zur Asiatin gerechnet, doch scheint sich meine Hoffnung nicht zu erfüllen und darin seine Begrijndung zu finden, weil junge Dachse erst im zweiten Lebensjahre fort- pflanzungsfähig werden. Wie aus allen vorerwähnten Merkmalen hervorgeht, haben wir es in dieser Asiatin nicht mit einer Varietät, worunter ich nur einen Farbenunterschied verstehe, sondern mit einer festen Form, d. h. einer selbständi- gen, guten Art, zu tun, wie sie jedes Land aufweist und infolgedessen als selbständige Art aufzustellen, mich für berechtigt halte. 66 Umsomehr halten wir diese Annahme für begri^indet, als bisher unseres Wissens, nur nachstehende Formen angeführt werden: 1) Meles arenarius Satunin in Astrachan, Trans- kaspien und Turkestan zu Hause, mit welchem er jedoch nichts gemein hat, da weder Maße noch Formen des Sanddachses übereinstimmen. Ebensowenig mit 2) Meles arenarius Sibiriens und altaicus Kasch- tschenko, noch mit 3) Meles amurensis Raddei Kaschtschenko in Transbaikal, noch mit 4) Meles amurensis Schrenk vom Amur- und Ussurigebiet, welcher eine Übergangsform vom euro- päischen zum japanischen darstellt, — identisch sein kann. Um die amerikanischen, indischen und japanischen Arten kann es sich durchaus nicht handeln. Wenn unsere Neueinführung auch in Form und Wesen an einen kleinen Hund erinnert, so bleibt dennoch auch das typische Bären- und Marderartige bestehen, während an das Schwein garnichts erinnert. Von der Benutzung eines unterirdischen Baues scheint unsere Asiatin während der wärmeren Jahreszeit nichts zu halten und am lieb- sten in einer mit Heu selbst ausgepolsterten Erdmulde von 1 Fuß Tiefe und IV2 Fuß Durchmesser, zusammen- gerollt zu liegen, oder auch in einer Kiste mit Heu zu schlafen. Erst gegen Ende Oktober alten Stils nahm ich wahr, daß sie zu graben und sich für den unterirdischen Bau ihrer Gefährten, die diesen bereits bezogen hatten, zu interessieren anfing. Sie wagte sich jedoch nicht hinein, obgleich es an Versuchen nicht fehlte. Bald jedoch erkannte ich die Ursache. Es war nämlich das Aus- fahrtsrohr zu diesem Bau ihr viel zu steil. Sobald sie Anstalten machte tiefer einzudringen, wurde sie auf den 07 Füssen unsicher, geriet bei ihrer groikn Körperfülle (ca. 40 ib) ins Rutschen und retirierte wieder rasch heraus. Doch bald schaffte sie Rat. Ich war über diese Findigkeit erstaunt, als ich sie bei der Arbeit fand, dem ihr zu steil erschienenen Ausfahrtsrohr eine Windung, wie bei einer Wendeltreppe zu geben, bis sie bequem längs der entstandenen Rinne, in die Tiefe gelangen konnte und seit dem 31. Oktober a. St. mit Eintritt von 3 Grad R. Kälte auch hier verblieb, nachdem sie ihre Kameraden an die Luft gesetzt, die nun umzogen. Es scheint dies für Frostempfindlichkeit zu sprechen. Ob das Tier in diesem Bau den Winter verbringen wird, muß einstweilen noch dahingestellt bleiben, fast hätte es den Anschein. Abweichend von unseren Dachsen, wurden zu dieser Arbeit nur die Vordertatzen benutzt, wobei die Erde längs der in einer Windung führenden Rinne bis an den Ausgang gezogen wurde. Das Baden scheint ihr noch mehr Bedürfnis zu sein wie den unsrigen. Mit Todesverachtung stürzt sie sich an sonnigen Sommertagen kopfüber in das Badebassin, legt sich auf den Rücken und nun beginnt das Scheuern des Bauches mit den Krallen der Vordertatzen. Nach beendetem Bad beginnt dann der Trocknungsprozeß durch Laufen und Springen mit ge- sträubten Haaren, genau wie es unsere Dachse tun, aber nur mit dem Unterschiede, daß sie sich auf Heu oder Stroh nach Hundeart mitunter' auch wälzt, was die einheimi- schen Dachse in der Regel nie tun. Andere Abweichungen habe ich bisher nicht fest- stellen können. Hinsichtlich der Nahrung nur insoweit als sie mit besonderer Vorliebe gekochten Reis zu sich nimmt. Unsere Asiatin ist ebenso Allesfresser wie der europäische Dachs, nimmt auch gern Obst, Beeren und J)8_ verschiedene Leckereien, wie sie sich in kurzer Zeit auch gleichfalls einen tijchtigen Ranzen anzulegen verstanden, wodurch nicht nur die frühere Lebhaftigkeit Einbuße erlitten hat, sondern auch die Ähnlichkeit mit einem Hunde jetzt weniger hervortritt als im mageren Zustande. Auch hinsichtlich ihrer Jagd im Freien auf allerlei Unge- ziefer besteht kein Unterschied zwischen dem europäi- schen Dachs. Besonders gesucht sind Ratten, von denen nur die inneren Fleischteile herausgeschält werden, während die ganze Haut als ungeniei^bar befunden, in einem Stück, zusammenhängend mit Kopf und Füßen, liegen gelassen wird ; — - genau so, wie die Ratten selbst gewürgte Vögel behandeln. Der japanische Dachs. Meles anakuma. Mit Abbildung ie Heimat dieses Dachses ist Japan, wo er dieselbe Lebensweise wie der europäische Dachs führt. Auch sein einsiedlerisches Wesen gleicht diesem. Von geringerer Größe als der europäische, gleicht er diesem nur wenig in Gestah und Färbung. Das Haar ist straff und grob von schmutziggrauer ins gelbliche spielender Färbung. Längs des Riickens zieht sich ein schwarzer Streifen hin. Die Unterseite und Beine sind dunkelbraun bis schwarz, während die Hinterschenkel mit langen weißlich grauen Haaren bekleidet sind. Liebenswürdige Eigenschaften soll er nicht besitzen und wird als mürrisch und verdrossen geschildert. Unter Umständen kann er auch dem Kleinvieh gefährlich sein. Der amerikanische Dachs. Meles labradorica, Taxidea americana. Mit Abbildung. j, rchm nennt den amerikanischen Dachs den Sand- bären, der mit dem unsrigen innig verwandt ist. Er ist von der Gröik des europäischen, aber von kiärzerer gedrungenerer Gestalt und auffallender Körperbreite. Der Ri^icken ist grau, die einzelnen langen Haare sind an der Basis gelblich mit grauen und schwarzen Spitzen. Das Gelb des Untergrundes tritt i^iberall aus der grauen Färbung hervor. Der hübsche Kopf ist klein, fast dreieckig, die Grund- farbe des Gesichts schwarz, das einen weißen Mittelstrei- fen aufweist, der sich bis ijber den Rücken hinzieht. Hinter den Augen und vor den kleinen Ohren laufen zwei weiße Streifen. Aus dieser bunten Zeichnung treten die lebhaften schwarzen Augen hervor. Sein Wesen wird als ein sehr viel freundlicheres als das seines japanischen Vetters und Nachbars geschildert. In seiner Heimat bewohnt er nicht hefausgehobene Baue, lebt auch nicht so einsam wie unser Dachs und ist viel weniger scheu als dieser, sich auch tags bewe- gend, weil er sich in den Ländern seiner Heimat eines ziemlich ungefährdeten Daseins erfreuen kann, da ihm nicht so eifrig nachgestellt wird, wie hier unserem, den jeder zu verfolgen sich für berechtigt hält. Gefangenleben. Freuden und Leiden. Lirch das tragische Ende meiner unersetzlichen Dächsin „Sutti", so wie der Umstand, beständig mit dem Unverstände des rohen und ungebil- deten Landvolkes rechnen zu müßen, das trotz gewinn- süchtigen Motiven sich der List bedient, hinter das unglijck- liche Jagdgesetz zu verstecken und es sich noch als Ver- dienst anrechnet Grimbart mit allen Mitteln auf den Pelz zu rücken, dabei empörenderweise noch Verfechter aus der Gesellschaft findet, — lag es eigentlich nicht mehr in meiner Absicht, mir neue Dachse anzuschaffen. Gegen den einmal eingerissenen Unfug ist es dem einzelnen nicht möglich aufzukommen, um so weniger, als er unter gegenwärtigen Verhältnissen sich keiner gesetzlichen Mittel bedienen kann, wenn nicht seine Dachse gerade durch „Halsbänder" gekennzeichnet sind. Diesem meinem Vorsatze wurde ich jedoch aus Mitleid untreu, als der Bauer mir den in der Fischer- hütte am Seeufer gefangenen Dachs überbrachte, der dem sicheren Tode verfallen wäre, hätte ich ihn nicht genommen. Es siegte jedoch die Liebe zur Tierwelt und so war ich wieder zu einem Dachs gekommen. In einer engen Kiste, in der er sich nicht einmal 72 aufrichten konnte, eingezwängt, zwei Tage ohne Futter und Wasser, auf holprigen Landwegen durchgerüttelt, langte der kleine Kerl, es war ein junges Männchen, total ermattet und steif bei mir an. Vorläufig brachte ich ihn in einem Blockhause des Geflügelhofes unter, das etwa 4 D Faden lichte Grund- fläche hält, auf einem Steinfundament steht und mit Back- steinen gedielt ist, früher als Geflügelstall benutzt wurde. Anfänglich gebärdete sich der Dachs noch recht ängstlich und verschüchtert. Nachdem er sich den ersten Tag in einem Strohhaufen verborgen gehalten, hatte er im Laufe der ersten Nacht, den Backsteinfuß- boden bereits aufgerissen, einen tiefen Gang sich längs dem Steinfundament entlang, sowie einen Kessel bereits fertig ausgegraben. Ein mächtiger Erdwall versperrte mir anderen Tags den Eintritt. Die Arbeit war jedoch noch nicht fertig, es mußte jetzt auch für ein Durchlüf- tungsrohr gesorgt werden. Wie dies gemacht wurde, hatte ich schon am nächsten Abend Gelegenheit zu beobachten. Als ich bei der Abendrevision im Vorübergehen einen Blick durch das vergitterte Fenster warf, vernahm ich ein heftiges Graben und Poltern unter dem noch unverletzten Teil des Backsteinfußbodens. Dies veran- laßte mich still zu beobachten. Das Graben kam immer näher, bis ganz dicht an das Fenster heran und war so deutlich vernehmbar, daß man die Stelle schon im vor- aus hätte bestimmen können, wo sich der Fußboden auftun würde, als ganz allmählich sich ein einzelner Backstein zu lösen und zu bewegen anfing, nach und nach sich hob und dann herausgestossen, die Nase des Dachses sichtbar werden ließ. Dieser Moment genügte ihm, meine Nähe zu sichern und sich zurückzuziehen. 73^ Seine baulichen Einrichtungen schienen ihn jedoch noch keineswegs zu befriedigen; täglich fanden sich Veränderungen im Raum, bis schließlich von dem Back- steinfußboden nichts übrig geblieben war. So wurde denn alles unterminiert, bis es ihm schließlich gelang an der Südseite das 2^2 Fuß tiefe Steinfundament des Hauses, wohl an einer schwachen Stelle, zu durch- brechen, sein Rohr zu verlängern und sich auch einen Kessel ausserhalb zu graben, in welchen er durch das ins Haus mündende Ausfahrtsrohr sich Heu und Kurz- stroh hineintrug. Der Dachs war eigentlich frei, er konnte jeden Augenblick an die Erdoberfläche gelangen und entwei- chen, da die Einfriedigung und Einrichtung des Dachs- gartens noch nicht beendet war. Diese bestand in der Anlage eines gemeinsamen Auslaufes für jedes der zwei Blockhäuser in den etwa 80 D Meter Grundfläche haltenden, mit Sträuchern be- pflanzten Garten, der vom Geflügelhof abgeteilt wurde, mit einem Steinfundament von 1^/2 Meter Tiefe in der Erde umgeben und mit Drahtgitter eingefriedigt werden mußte. — An der einen Seite, am Gitter, wurde dann noch in gleicher Höhe mit dem Erdniveau ein Wasser- bassin von 1 Meter Länge, 70 cm. Breite und 25 cm. Tiefe aus Zement zum Baden hergestellt und mit einem Abzugsrohr zum Erneuern des Wassers versehen. Die Tür des Hauses erhielt einen Ausschnitt von entsprechender Größe zum Ein- und Auslaufen, womit die Anlage beendet war. Futter und Milch erhielt der Dachs im Hause; bei- des wurde regelmässig genommen, wie auch der Auslauf benutzt wurde. Der noch nicht überwundenen Scheu wegen trat er nur nachts heraus. So ging denn scheinbar alles gut. Wie erstaunte 5 74 ich daher, als ich eines Morgens das Futter unberijhrt fand. Der Dachs war über Nacht spurlos verschwunden, trotz aller Sicherheitsmaßregeln. Weder war das Drahtgeflecht durchbrochen, noch hatte er den Versuch gemacht sich durchzugraben, und das Wagestijck, IV-^ Meter Drahtgeflecht zu erklettern, konnte ich ihm nicht zutrauen. Und doch war es so! Die Bestätigung dieser An- nahme gaben mir die schmutzigen Fut^abdrijcke auf der weissen Oberlatte vom Gitter, wie auch der Sand in den Maschen des Geflechts. Er hatte dieses Masche fiär Masche erstiegen, alsdann sich an der Latte festgehal- ten, die auch Schrammen seiner Krallen aufwies und war in einen Nebenhof abgesprungen, wo er sich unter einer Tür, durch einen handbreiten Spalt durch- gearbeitet und das Weite gesucht hatte, nachdem er fünf Wochen hier gehalten worden war. Am 15. Juli wurde mir eine junge Dächsin über- bracht, die einem Sommerbau entnommen, in welchem sie sich mit ihrer Mutter, scheinbar als einziges Kind, befand. Der Kessel dieses Baues befand sich etwa nur 2 Fuß unter der Erdoberfläche und wies nur zwei kurze Röhren auf. Obgleich die Dächsin sehr vorsichtig eingefangen und sanft behandelt wurde, zeigte sie große Scheu. Sie war vor Schrecken wie gelähmt, lag am Boden gedrückt und wagte sich nicht aufzurichten, sah mich an und ließ sich dabei ruhig krauen. Die ersten 36 Stunden verweigerte sie jede Nah- rung, obgleich ihr Fleischstückchen vor der Nase lagen. An den Futterbehälter wagte sie sich nicht heran. Erst nach 2 Tagen entschloß sie sich hierzu. Am 25. Juli konnte ich dieser Dächsin ein junges Männchen zugesellen, das ich mir selbst geholt. Das J75_ Bild änderte sich sofort; die Dächsin verlor sofort ihre Scheu. Der Dachs ging gleich ans Futter und war nach wenigen Tagen so arglos geworden, daß er sogar in meiner Gegenwart zu fressen anfing, was auch der Dächsin Mut gab sich an die Futterschüssel heranzu- wagen. Obgleich beide scheinbar sehr zärtlich taten, wurde sie doch beim Fressen vom Dachs zu wieder- holten Malen angeknurrt. Ich hatte dieses Dachspaar noch nicht in den Dachs- garten setzen können, weil ich über die Drahtgeflecht- einfriedigung noch ein zweites Gitter befestigen wollte und zwar nach innen, um ein Überklettern zu verhin- dern. Bis diese Arbeit beendet, fanden die Tiere Unterkommen in dem geräumigen Wandschrank im Her- renhause, wo sie sich recht gut eingelebt hatten. Es gab aber wieder eine Überraschung. In der Nacht vorher, gerade vor dem Tage an welchem die Überführung vorgenommen werden sollte, hatten die Tiere die eingehakte Tür doch so weit zum Nachge- ben gebracht, daß sie sich durchzwängen und ins Ne- benzimmer gelangen konnten. Hier angekommen, waren sie auf das 1^l-i Fuß hohe Fensterbrett geklettert, hatten aus der nachts geschlosse- nen Fensterlade ein Stück herausgenagt, sich zwischen diese und die Fensterscheiben gezwängt, sich aufge- richtet, den defekten Verschluß des sich in der Mitte des Fensters befindlichen Luftfensters zunutze gemacht, es losgedrückt und einen Sprung von 12 Fuß in den Garten gewagt, aus welchem sie, nachdem der Stein- zaun auch überklettert war, in den nahen Wald entwichen. Eins der Tiere wurde schon wieder auf einem Nachbargute, bei Tage, wenig später von einem Bauern geschoßen. So war ich denn wieder ohne. 26_ Bei allem bisherigen Pech durch das unberechen- bare Entwischen meiner Pflegebefohlenen, ließ ich mich nicht beirren und hatte auch wieder Glück, trotz der schwierigsten Verhältnisse Ersatz zu finden. Nachdem Kaufgesuche in deutschen Tagesblättern unberiicksichtigt geblieben, in „Nationalen" tat ich es aus naheliegenden Gründen nicht, mußte ich mich schon selbst dazu entschließen, den gesuchten Ersatz zu schaffen. Es gelang mir auch! Am 4. August d. J., einem herrlichen Sommertage, begab ich mich in aller Frühe auf die Expedition. Es ging durch Wälder, Sümpfe und über Flüsse fremdherrlicher Besitzungen. Die Tour mochte etwa 30 Werst betragen haben, als ich spät abends mit meiner lebenden Beute, einem jungen Dachspaar, heim- kehrte. Nachdem dieses sich die erste Zeit, bis zur über- wundenen Scheu, still und ruhig verhalten, wurde es plötzlich unruhig, ganz besonders er, der Miene machte durchzubrechen, was ihm auch eines Nachts gelang. Ich fand ihn eines Morgens vor der geschlossenen Fensterlade, die ich bereits schon vorher vermacht, auf dem Fensterbrett, wie einen Hund ausgestreckt lie- gen, während sie den Wandschrank überhaupt nicht verlassen und ganz artig in demselben schlief. Als er meiner ansichtig wurde, sprang er ab und lief zu seiner Gefährtin zurück. Um allen weiteren Eventualitäten vorzubeugen, wurde die sofortige Überführung in den Dachsgarten beschlossen, der mittlerweile fertiggestellt war. Zunächst gab es eine Beißere zwischen dem Männchen und der Dächsin aus dem Tian-Schan-Gebiet, die sich als Herrin des Gartens fühlte und sich schon längere Zeit in demselben befunden hatte, außerdem sich gerade in der Ranzzeit befand und sehr reizbar war. 77_ Über diese ist in einem besonderen Abschnitte bereits berichtet worden. Während die eben in den Garten eingelassene Dächsin sich unter die Beerensträucher verbarg, gebärdete sich der Dachs recht ungestüm. Er rannte gegen das Gitter, krallte sich hinein und versuchte es zu durchbeißen. Als ihm dies nicht gelang, erkletterte er es bis nach oben an die Latte, wo angelangt, ihn am Übersteigen das übergedeckte Drahtgeflecht hinderte. Mit aller Kraft fuhr er nun mit der Nase in das Hindernis, sich dabei höher hinaufziehend, und versuchte den Kopf durch die Maschen zu zwängen, was ihm auch faktisch gelang, da einige Maschen nachgaben und sich aus ihrer Verbin- dung gelöst hatten. Rasch entschlossen wurde er an die Hinterfüße gefaßt und herabgezogen, um ihn an der Flucht zu verhindern. Bei Nacht wäre ihm die Flucht sicher gelungen, er brauchte nur noch mit seinen starken Schultern das einmal eingerissene Loch im Gitter zu erweitern. Mit der frischen Luft war es jetzt vorläufig vorbei. Das Paar wurde nun ins Blockhaus gesperrt, während die Garteneinfriedigung unterdessen noch ein zweites Übergitter erhielt. Auch im Blockhause gebärdete er sich unruhig, suchte Ausgänge, als er diese jedoch nicht fand, ver- suchte er an den Wänden herumzunagen, wobei er an dem untersten Wandbalken auch wirklich eine schadhafte Stelle fand, die er durchnagt hatte, ohne unbegreiflicher- weise die Flucht zu ergreifen. Anderen Morgens fand ich eine große Öffnung, durch welche volles Tageslicht in den Raum fiel, wäh- rend mein Pärchen sich in der großen umgekehrten Kiste, in duftendem Wiesenheu, sich einem Schläfchen hingab, als ob nichts geschehen sei. 78 Ich erkläre mir die Sache so, daß das Weibchen ihm nicht gefolgt war. Die Dächsinnen sind stets ängstlicher, gefögiger und sanfter und werden sehr viel rascher zahm. Die schwache Stelle an der Hauswand wurde durch eine Bretterverschalung beseitigt. In der Folge erweis sich die ganze Anlage nunmehr als „dachsfest". In den beiden Ställen hatten sich die Dachse geteilt und zwar bewohnten die Geschwister den Stall mit dem natijrlichen Bau, in welchen letzteren sie schon Lager- material eintrugen, während die Asiatin allein für sich den anderen Stall zu bewohnen vorzog. Es fiel mir schon längere Zeit auf, daß die Asiatin sich ihren Schlafplatz, ein Lager aus Heu, hart beim Türausschnitt, ihrem Ausfahrtsloch, angelegt hatte, und zwar so, daß der Kopf durch die Öffnung häufig sichtbar wurde, als ob sie den Eingang verteidigen und den anderen Dachsen verwehren wolle. Daß es zu Kämpfen gekommen war und die vorgeschobene Position zur Selbstverteidigung gegen einen Überfall, nur eine Folge vorangegangener Zwistigkeiten war, konnte ich daran erkennen, weil ich beim Krauen und Spielen an ihr blutige Schrammen am Bauch und Bißstellen am Nacken und Rücken entdecken konnte. Von einem friedlichen Zusammenleben zwischen „der weissen und gelben Rasse" schien also vorläufig keine Rede zu sein, im Gegenteil hatte am 20. Sep- tember er, der „Estländer", die Asiatin an die Luft gesetzt, welche mich am Morgen schon bei der Eingangs- pforte des Hofes erwartete, als ob sie mir ihr Leid klagen wolle. Nach Darreichung einiger Zuckerstückchen, geleitete sie mich nach ihrem Stall, in welchem, wie ich annahm, irgend etwas nicht in Ordnung sein mußte. Und richtig, er, der unbescheidene Kavalier hatte 70 von den Raum Besitz ergriffen, saß bei meinem Eintritt aufrecht in der Kastenöffnung und blickte mich an. Ich ertdäre mir die Sache so, daß er jetzt gegen Winter nicht mehr mit der Schwester den Kessel teilen will, vielmehr von jetzt ab einen eigenen Bau bewoh- nen, den er sich für den bevorstehenden Winter zurecht machen möchte, während die Schwester in ihrem unter- irdischen Bau vorläufig zurückgeblieben war. Ob und in wie weit eine Harmonie zwischen den beiden Damen zustande kommen wird, muß abgewartet werden. .y^(m^ CingecDöhnung und Pflege in der Gefangenschaft. enn seltsamerweise die Tierliebhaberei, die, wie als unumstößliche Tatsache festgestellt ist, veredelnd auf den Menschen wirkt, schon im allgemeinen bei uns nicht entwickelt ist, so kann wohl im besonderen von einer Liebhaberei Dachse zu halten erst recht nicht die Rede sein. Die meisten Menschen lieben, wenn überhaupt, die Tiere doch nur insoweit, als sie sich in unserer materiellen Zeit, entweder einen direkten Nutzen in klingender Mi^inze von ihnen ver- sprechen, oder sie sie in den Magen befördern können, während andere ihnen gleichgiiltig gegenüberstehen. Und deshalb bleiben die meisten Menschen in unser aller Heimat, der Natur, fremd. Solche jedoch, die Gefallen am Tier selbst empfinden und in einer Tierseele auch zu lesen vermögen, also richtige Liebhaber sind, zählen zu den Ausnahmen und diesen, sowie solchen die es werden wollen, gilt unsere Abhandlung. Was den Dachs im speziellen anbelangt und seine Einführung beeinflußt, so liegt es auch daran, weil die meisten Menschen ihn, den stillen einsamen Wald- bewohner überhaupt nicht kennen, oder ihn aus Vor- urteil nicht mögen. Wie wenig oder garnicht man sich überhaupt mit ihm beschäftigt hat, ergibt schon die Tatsache, daß weder in der Fachliteratur noch sonst wo meines Wissens Angaben über dieses Kapitel zu finden sind, während über andere Arten aus dem reichhaltigen Tierreich, Gefangenhaltung und Zähmung behandelt werden. Es macht den Eindruck, als ob unser Dachs auch in dieser Hinsicht zurückgesetzt und verkannt worden ist, was er nicht verdient. Der Liebhaber, der nur einmal einen wirklich zahmen Dachs besessen, wird nicht so leicht von Grimbart lassen und sich immer von neuem ihm wieder zuwenden. Um eine solche Lücke in der Literatur auszufüllen und dem Anfänger eine Anleitung zu geben, haben wir uns entschlossen eine solche diesem Buche in gedrängter Form beizugeben. Von dem Grundsatze ausgehend, daß die Gefangen- haltung von Tieren eine große Verantwortung in sich birgt, kann es sich nur um zweierlei handeln. Entweder sich der Sache mit Liebe und Verständnis, oder gar- nicht hingeben. Halbheit verträgt die Tierhaltung am wenigsten. Wer über einen entsprechenden Raum verfügt, dies gilt dem auf dem Lande lebenden Tierliebhaber, dem gewährt ein zahmer Dachs viel Unterhaltung und Beleh- rung. Seine Ähnlichkeit mit dem Bären und dem Mar- der lassen ihn besonders amüsant erscheinen. Nach dem veralteten System klassifizieren ihn manche Forscher als Ursus taxus, während andere ihn zu den Mustelidae zählen. Ihrer Enge, des Lärmes und Getriebes, sowie der vielen Gefahren wegen, ist der Dachs, dem ein stilles beschauliches Leben Naturbedürfnis ist, für die Stadt nicht geeignet. Ebensowenig lasse man es sich einfal- len den Dachs in eine Kiste oder in ein Vogelbauer zu sperren und diese Behälter, allen Winden ausgesetzt, irgendwohin auf den Hofplatz zu stellen. 82 Eine solche Tierhaltung ist als grausam zu bezeichnen und daher durchaus verwerflich. Wer sich nicht die Mühe geben will, vorher mit den Lebensbedingungen des Dachses vertraut zu machen, ist kein richtiger Tier- liebhaber; einem solchen empfehlen wir, sich überhaupt keinen Dachs anzulegen. - Hier gilt der Satz: „mög- lichst naturgemäß oder garnicht!" ' Für die Zähmung eignen sich am besten nur ganz junge, womöglich noch im SaugaHer stehende Tiere, während mit eingetretener Selbständigkeit, selbst 3 — 4 Monat alte, sich für diesen Zweck nicht mehr gut an- lassen und eine gewiße Scheu behahen. Von noch älteren und ganz alten Exemplaren ist überhaupt abzuse- hen, da man sie überhaupt nicht zahm bekommt. Schon im Juli eingefangene Junge erweisen sich bereits bisweilen als so störrisch, daß sie nur schwer ans Futter zu bringen sind. Solche fange man überhaupt nicht ein. Es wäre nicht nur vergebliche Mühe, indem man sich sehr bald in seinen Erwartungen getäuscht sehen würde, da ein älterer Wildfang sich überhaupt nicht an die neuen Verhältnisse gewöhnt, sondern es wäre auch grausam, weil er oft über den Verlust seiner Freiheit jede Nahrungsaufnahme verweigert und eingeht wenn er nicht bald in Freiheit gesetzt wird. Vor allem suche der Liebhaber sich in den Besitz eines beim Einfangen durchaus unverletzt gebliebenen jungen Tieres zu setzen, wie man ein solches bisweilen mit etwas Ausdauer durch den Zufall erlangen kann. Die verwerflichen Fangmethoden der Jäger, zu denen ich auch das Dachsgraben zähle, sind alle eine scheußliche Grausamkeit und mir deshalb immer gegen mein weidmännisches Gewissen gegangen. Sie gelten ohne Ausnahme den älteren Dachsen und sind für Liebhaber- zwecke ungeeignet, deshalb enthalten wir uns auf sie 83 einzugehen. Ein noch im Saugalter stehendes Junges muß selbstverständlich noch weiter mit warmer süßer Milch ernährt und warm gehalten werden. Sobald es das Verlangen nach konsistenter Nahrung zeigt, muß ihm auch solche nebenbei in Brot, Fleisch u. s. w. ge- reicht werden. Man schlitze seinen Pflegebefohlenen auch vor Über- fällen seitens der Hunde und suche sie nach und nach im Zimmer aneinander zu gewöhnen. Die Hunde wer- den es sehr bald herausbekommen, daß sie dem neuen Stubengenossen nicht zu nahe treten diärfen, jedenfalls ist mit Sorgfalt darüber zu wachen solange man seiner Sache nicht sicher ist, denn ein unbewachter Augenblick, und es ist um den kleinen Kerl geschehen, besonders wenn es sich um Fox-Terriers oder Teckel handelt, die sehr scharf auf Dachse sind. Hat man es jedoch mit einem älteren, seine Selb- ständigkeit bereits erlangten, mehrere Monat alten Tier zu tun, so ist die Eingewöhnung schon sehr viel schwieriger. Ein solcher Wildfang muß in einen trockenen, luf- tigen, vorläufig halbdunklen und sehr festen Raum, der ihm auch Bewegungsfreiheit gewährt, gesetzt werden, aus welchem er weder sich durchgraben, noch durch irgend welche niedrig angebrachte Fenster entwischen kann. In eine dunkle Ecke schütte man ihm einen Haufen Heu oder Stroh hinein, noch besser gebe ihm eine ent- sprechend weite und hohe Packkiste mit einem Aus- schnitt zum Ein- und Auslauf, wie man sie für Hunde verwendet, in welcher er sich verbergen und im Heu eingraben wird, wodurch er ein Gefühl der Sicher- heit erhält. Als erste Nahrung ist rohes, in kleine Stücke ge- schnittenes Fleisch zu reichen, das man ihm möglichst nahe vor die Nase hintue, ebenso Milch und Wasser in 84 verschiedenen weiten Behältern, am besten emailliertes Geschirr, das sich leicht rein erhält und nicht zerbricht. Alsdann überlasse man ihn völliger Ruhe, wie auch jeder Lärm möglichst zu vermeiden ist. Durch Schreck und Aufregung, infolge des Einfan- gens, ist ein solcher Wildfang, besonders wenn es eine Dächsin ist, so ängstlich und verschüchtert, daß er kaum eine Bewegung zu machen wagt, noch weniger sich dem Futterbehälter zu nähern zutraut. Stundenlang kann er wie gelähmt in ein und derselben Lage verharren, ohne aufzuspringen, auch wenn man sich ihm nähert, dabei stets den Kopf irgendwo zu verbergen suchend. Wenn nicht in der ersten, so doch in der zweiten Nacht, wenn das Tier der Ruhe gepflegt und der Schrecken allmählich gewichen, werden die vorgewor- fenen Fleischbrocken in den meisten Fällen genommen sein und ebenso die Milch und von dem Wasser. Nun hat man gewonnenes Spiel und wenn er sich schon zu bewegen und in seiner Streu zu graben und an den Wänden herumzukratzen beginnt erst recht. Mit der zweiten oder dritten Nacht beginne man dann mit der Darreichung des regelmäßig allabendlich zu reichenden Futters in einer weiten Schüssel und ebenso Milch und Wasser, von letzterem sehr reichlich. Der Dachs, sobald er sich halbwegs eingelebt, wird bald einen sehr regen Appetit entwickeln. Während der Wachstumsperiode des ersten Sommers, bis in den Oktober hinein, verbraucht er etwa 4 % und mehr Futter im Laufe von 24 Stunden. Doch mit Eintritt der kalten Jahreszeit im Oktober ändert sich dies. Mit der stetig gegen Winter abnehmenden Magentätigkeit geht das Nahrungsbedürfnis sehr zurück und reduziert sich auf ein Minimum. Wenn der Dachs auch Allesfresser, so muß ihm 85^ dennoch täglich ein Grundfutter in ausgiebiger Menge gereicht werden, wobei ihm auch verschiedene Küchen- abfälle, süßes Obst, Beeren und Näschereien der Ab- wechselung und Bekömmlichkeit wegen nebenbei noch geboten werden müssen. Für gefangen gehaltene bediene ich mich eines Grundfutters, bestehend aus etwa: 2 Teilen zerkleinertes Schwarzbrot, 1 Teil gekochte, geschälte und grob zer- drückte Kartoffel, 1 Teil auf einem Reibeisen zerriebene Möhre; unter Beifügung von ^'2 — 1 U zerkleinertem Fleisch und etwa einem Handvoll fein zerschnittenen Salatblättern wird dieses Futter, das eine krümliche Masse bildet, durchgemischt. Mit wenig Fleischbrühe ange- rührt, sowie verschiedene Küchenabfalle zugesetzt, wird es noch lieber genommen. Durch die Darreichung von Möhre und Grünem, die gern genommen werden, wird auch der zu starken Fettbildung entgegengearbeitet. Dasselbe bewirken auch Obst und Beeren. Bevorzugt werden süße Aepfel, Stachel- beeren und Pflaumen. Sauergewordenes und verdorbe- nes Futter bleibt unberührt, es ist daher täglich nur frisch zu reichen. Mangel an Wasser darf nie eintreten. Je nachdem nun ein solcher Dachs zahm wird, ist für seine spätere Verwendung bestimmend, ob man ihn als Haustier freihalten kann, oder ihn in einen geschlossenen Dachsgarten setzt. Bei sorgsamer und guter Verpflegung dürfte die Altersgrenze auch bei domestizierten Dachsen die von Wilden eher überschreiten als nachstehen und mit 12 — 15 Jahren anzunehmen sein, wie ich solches häufig an anderen Tierarten erfahren habe. Die diesem Buche beigegebene Zeichnung veran- schaulicht einen Dachsgarten, wie ich ihn unter Verwen- dung zweier Geflügelställe, habe leicht herstellen können. Wenn schon junge, aus der Wildnis geholte Dachse, 86 in so hohem Maße sich för die Domestikation eignen, um wie viel mehr mijßten es ihre Nachkommen bei fortgesetzter Zucht sein, mit welchem wir unseren Haus- tierstand um ein äußerst nützliches Mitglied bereichern würden, das in Häusern und ihrer Umgebung durch Vertilgung lästiger Nager u. s. w. von unschätzbarem Wert sein könnte. Es wird mit Sicherheit darauf zu rechnen sein, daß sich diese Erkenntnis früher oder später Bahn brechen wird und nicht in allzu ferner Zeit der bisher Verkannte und Geächtete zu den Haustieren zählen wird, umsomehr, als seine Zucht, mit der ich Versuche anstelle, nicht schwer sein dürfte. Sehen wir uns aber zunächst vor, daß der Dachs bis dahin nicht die Liste der der Vergangenheit ange- hörenden Tierarten um ein neues Glied in der weiten Kette bereichert. ^1^ Tabelle der in den oerschiedenen Eändern für den Dachs festge- setzten Schonzeiten coie sie gegencDärtig bestehen. A. Deutsches Reich. Vom 1. Dezember bis 1. Oktober: Preußen, Braunschweig, Schaumburg-Lippe, Liäbeck, Anhalt, Hamburg, Hessen, Sachsen-Altenburg, Sachsen- Weimar, Meiningen, Koburg und Gotha, Schwarzburg- Rudolstadt und Sondershausen, Bremen und Lippe-Det- mold, Birkenfeld. Vom L Januar bis 1. September: Oldenburg. Vom 1. Januar bis 15. September: Bayern. Vom \. Februar bis L September: Sachsen. Vom 1. März bis L Oktober: Hohenzollern. B. Oesterreich-Ungarn. Vom 1. Februar bis L Oktober: Ober-Oesterreich, Salzburg, Kroatien. Aus dem öerichtssaal zum Dachs-Prozeß und die Presse. Vorwort des Verfassers. lie bereits aus dem Vorwort zu diesem Buche ^' hervorging, war mein Hausdachs „Sutti" das ^ Opfer einer bestialischen Tat geworden, wodurch meine wissenschaftlichen Beobachtungen einen jähen Ab bruch fanden. Da ich bereits schon früher ähnlichen Verlusten an anderen, fijr wissenschaftliche Zwecke domestizierten Tierarten ausgesetzt gewesen bin, ohne jedoch die Ge- richte in Anspruch genommen zu haben, wodurch diese Freveltaten ungesijhnt geblieben, entschloß ich mich diesmal, der öffentlichen Meinung zum Trotz, die na- tijrlich vom „Jagdgesetz" und „Raubtier" faselte, den Fall vom Gericht zum Austrag bringen zu lassen, um allendlich eine prinzipielle Entscheidung in der Frage her- beizuführen, so paradox sie klingen mag, nämlich: „Ob domestizierte Tiere den Haustieren gleichzustellen sind, oder wie ihre wilden Artgenossen außerhalb des Gesetzes stehen?" Da ein solcher Fall in den Analen der hiesigen Behörden ein seltener, jedenfalls über das Alltagsniveau hinaus sich erhebender sein dürfte und somit für inte- 89 ressierte wissenschaftliche Kreise, als auch Juristen von Nutzen sein kann, so möchte ich mit dessen näherer Bekanntgabe nicht zurückhalten. Auch glaube ich im Interesse des Lesers zu han- deln, ohne ihn zu ermi^iden, wenn ich statt eines kurzen Berichtes, das aus dem Russischen ijbersetzte Gerichts- protokoll, unter Anfijhrung der einschlägigen Gesetzes- artikel ohne Kommentar, selbst reden lasse. Sache No. 469. 1909. Auf Befehl Sr. Kaiserlichen Majestät, ließ sich das Friedensrichterplenum vom Reval-Hapsalschen Bezirk in öffentlicher Sitzung die Kriminalsache gegen den Be- klagten Hans Reinbach, die in Grundlage des Artikels 153 des Strafgesetzbuches erhoben war, vortragen, in Gegenwart des Richterkollegiums, bestehend aus dem Präsidenten N. P. Kotlerow, den Friedensrichtern W. S. Po- pow und K. F. Baron Taube, dem Prokurator-Gehilfen N. A. Strelbitzki und dem Sekretär O. O. Hisonowitsch. Der Tatbestand. Am 31. März 1909 machte der Besitzer des Gutes Echmes, Herr Baron Alexander von Hoyningen-Huene, dem Landgendarmen Iwan Lobjakas die Anzeige, dai3 ihm am 16. März sein zahmer Dachs „Sutti", im Werte von 300 Rubeln, verschwunden sei, der sich bis hierzu noch nicht hat auffinden lassen. Er bittet um Einleitung einer Untersuchung, Erm.ittelung des Dachses und den Schul- digen zur gesetzliche Verantwortung zu ziehen. Die von der Polizei vorgenommene Untersuchung ermittelte, daß der Dachs von dem Bauern Hans Reinbach getötet worden war. 6 90 Die auf besondere Zitation erschienene und am 2. Mai 1909 befragte Zeugin Eugenie Rübalowa, sagt aus, von dem Beklagten das Fell des Dachses für 50 Kopeken gekauft, fri^iher einen Dachs nie gesehen, und das Fell wei- ter an den Kaufmann Cittron für 60 Kop. weiter verkauft zu haben, von dem es von der Polizei beschlagnahmt wurde. Bei der Verhandlung beim Friedensrichter des II. Be- zirks am 13. Mai, hielt der Kläger die Klage aufrecht. Seine Erklärung unter Vorweis dreier Photographien ab- gebend, erhob er eine Zivilforderung. Der Angeklagte bekannte sich nicht für schuldig und berief sich auf den Art. 169 des Jagdgesetzes, laut welchem die Tötung wilder Tiere gestattet sei. Bei der Vernehmung der Zeugen, sagte als erster Zeuge Arthur Ulm aus: In seiner Gegenwart, habe ein junger Mensch ver- schiedenen Personen ein trockenes ungegorbenes Fell, mit langem grauen Haar, zum Kauf angeboten. Dies sei ein Dachsfell gewesen. Auf die Frage des Klägers erwiderte der Ange- klagte, daß er den Dachs mit einem Knüttel erschlagen habe. Hierauf stellt der Kläger das Fell vom Dachs vor, welches vier Löcher von Schroten aufweisst. Zweiter Zeuge Johann Reinbach: „Der Dachs hat uns angefallen, das Tier verendete nicht gleich, so schlug ich weiter darauf los." Dritter Zeuge August Reinbach (der Sohn des Beklagten) sagt aus: „Der Dachs hat den Hund in meiner Gegenwart angefallen, deshalb schlug ich mit dem Knüppel auf ihn ein aber mein Vater tötete ihn vol- lends." Vierter Zeuge der Landpolizist Johann Lobjakas bezeugt: „Den getöteten Dachs habe ich früher beim Kläger gesehen. Das Tier war sehr zahm, lebte mit 91 den Hunden zusammen und hat niemandem je was zuleide getan. Der Kläger besaß den Dachs ungefähr ein Jahr, den er als Welp erworben, was er fijr ihn gezahlt, kann ich nicht feststellen. Es sind nie Fälle vorgekommen daß er jemand angefallen hätte. Gewöhnlich lebte der Dachs im Zimmer. Der Beklagte Reinbach ist Jäger und soll mit Fellen handeln. Der Dachs hat stets ein Halsband getragen." Fijnfter Zeuge KustasTökke: „Den Dachs habe ich beim Baron gesehen, der Dachs hat stets ein Hals- band umgehabt." Der Dachs wurde zu wissenschaftlichen Zwecken ge- halten, war das Objekt biologischer Studien und stand im Werte von 350 Rubeln. Der Kläger hält seine Anklage und Zivilforderung aufrecht, während der Angeklagte angiebt in gesetzlicher Grundlage den Dachs getötet zu haben. Aus der Verhandlung der Sache findet der Friedens- richter den Beweis für erbracht, daß der Angeklagte Hans Reinbach absichtlich den zahmen Dachs getötet hat, der dem Baron Hoyningen-Huene gehörte, zwecks bio- logischer Studien gehalten wurde und welcher nach An- gabe des Zeugen Gerhard Baron Hoyningen-Huene im Werte von 350 Rubeln stand. In richtiger Interprätierung des Art. 153 des Straf- gesetzbuches und vieler Urteile des dirigierenden Senates, ist dieses Verbrechen von Reinbach als eine Handlung anzusehen, die in ihrem ganzen Umfange dem heran- gezogenen Gesetze unterliegt, da der Dachs, wie solches von den Zeugen bestätigt wird, und auch aus den vor- gestellten photographischen Aufnahmen ersichtlich, faktisch zahm gewesen ist und immer ein Halsband umgehabt hat, weshalb er nicht im ein wildes Tier gehalten werden konnte. Deshalb kann dem Vorwande des Angeklagten 6* 92 Reinbach, den Dachs in gesetzlicher Grundlage getötet zu haben, keine Bedeutung zugemessen werden. In Erwägung alles dessen, finde ich die Schuld des Reinbach in Grundlage des Art. 153 des Strafgesetz- buches für erwiesen, und die Zivilforderung des Klägers im Betrage von 350 Rbl. fijr begründet. Deshalb habe ich in Grundlage des Art. 119 der Kriminalprozeßordnung und Art. 153"^) und Art. 24"") des Strafgesetzbuches verfügt: „Den Beklagten Hans Reinbach einer Geldstrafe von 20 Rubeln, unvermögendenfalls einem Arrest von 5 Tagen zu unterziehen, wie auch zu Gunsten des Klägers als Entschädigung von ihm 300 Rbl. beizutreiben." Auf dem Appellationswege gelangte die Sache durch den Angeklagten Hans Reinbach in das Friedensrichter- plenum. Bei der Verhandlung im Friedensrichterplenum, nach vollzogener Vereidigung der Zeugen, sagten diese ein- zeln aus: 1) Zeuge Jaan Waa: „Im Monat März haben der Angeklagte und seine Söhne den Dachs auf ihrem Hof mit Knüppeln getötet. Es war um 4 Uhr morgens und geschah hinter ihrem Viehstall. Der Dachs, der auf dem Gesindeshof des Angeklagten erschienen war, fiel den Hund an. Auf das Gebell des Hundes erschien der Angeklagte und rief mich herbei. Ich habe nicht gesehen, daß der Dachs den Hund angefallen, doch als ich hinzukam, fand ich den Hund liegend vor, der nicht hatte aufstehen können. Der Dachs hat Ähnlichkeit vom *) A n m. des Herausgebers. Art. 153 lautet : „Für die Tötung oder Verwundung fremder Tiere unterliegen die Schuldigen : einem Arrest nicht über einen Monat, oder einer Geldbeitreibung von nicht über 100 Rubel." **) Art. 2 4 lautet: „Durch Verbrechen entstandene Schäden und Ver- luste sind die Schuldigen in Grundlage der Zivilgesetze zu entschädigen verpflichtet " 93 Wildschwein und haben Wildschwein und Dachs im Estnischen ein und dieselbe Benennung. Das Gut des Klägers liegt in gerader Linie durch den Wald, 8 Werst vom Bauernhof des Angeklagten entfernt, im St. Martens- schen Kirchspiel, während letzterer im Goldenbeckschen Kirchspiel belegen ist. Als ich hinzukam, habe ich nur gesehen, wie der Dachs mit KniJppeln vom Beklagten geschlagen wurde, während er früher von seinen Söhnen ebenso behandelt worden war. Beim Abziehen des Felles bin ich nicht zugegen gewesen, deshalb weiß ich von den Schrotlöchern im Fell nichts. Der Beklagte ist nicht Jäger. Ich habe keinen Dachs beim Baron gesehen und auch nicht gehört, daß er einen solchen besitzt." 2) Zeuge Landpolizist Lobjakas : „Ich lebe auf dem Gute des Barons Hoyningen-Huene. Der Dachs ist zu mir, in mein im zweiten Stock des Wohnhauses bele- genes Zimmer, mit einem gelbledernen Halsband ge- kommen. Ich habe ihn sehr häufig und immer mit einem Halsbande draußen gesehen. Der Dachs hat sich unge- fähr ein Jahr im Besitz des Barons befunden und ist es bisher nie vorgekommen, daß er entlaufen ist. Menschen hat er nie angefallen, fijrchtete sich vor Hunden und hat oft bei mir auf dem Schoß gelegen. Der Angeklagte sagte mir, er habe den Dachs am Morgen getötet. Bis zum Gesinde des Beklagten sind durch den Wald 8 Werst, während längs der Sommerstraße die Entfernung 10 — 12 Werst beträgt. Ob der Angeklagte gewußt, daß der Baron einen Dachs besitzt, weiß ich nicht. Der Dachs war vom Baron von einem Bauern der Umgegend ge- kauft. Dort wo der Angeklagte wohnt, kommen Dachse überhaupt nicht vor. Der Kaufpreis des Dachses ist mir nicht bekannt." 3) Zeuge Gerhard Baron Hoyningen-Huene: „Der vom Kläger gekaufte Dachs hat immer ein Halsband 94 getragen, war vollständig domestiziert, lag auf dem Schoß, schlief bei den Kindern, hat weder eigene noch fremde Hunde je angefallen. Die täglichen Futterkosten betrugen 50 Kop. Im Saugalter stehend, war er vom Baron für 5 Rbl. gekauft worden, der ihn zu wissenschaftlichen Zwecken, als Objekt biologischer Studien hielt. Ich schätze seinen Wert auf 300 Rubel." Der Vertreter des Angeklagten, der ver- eidigte Rechtsanwalt Stillmark, stellt die Schuld seines Klienten in Abrede und behauptet, daß der Dachs kein Halsband umgehabt habe. Erschlagen sei er in der Nacht, 8 Werst vom Gute, als ein Raubtier. Deshalb berufe er sich auf Punkt 5 des Art. 868") und die Art. 721*") und 4590 -") des III. Bandes vom Provinzial- recht und Art. 20 " ■••""■) des Jagdgesetzes und bittet wegen Nichtanwendbarkeit des Art. 153 des Strafgesetz- buches, den Beklagten freizusprechen und die Zivil- forderung, als in ihrem Umfange nicht erwiesen, ab- zuweisen. Der Vertreter des Klägers, der ver- eidigte Rechtsanwalt Wasilljew beruft sich auf die *)Anm. des Herausgebers. Punkt 5 zu Art. 868 lautet: „Das Eigentum an wilden, okkupiert gewesenen Tieren geht verloren, wenn das Tier aus dem Gewahrsam des Eigentümers entkommt, oder die Gewohnheit des Wiederkehrens ablegt." *^^) Art. 72 1 lautet: „Gezähmte Raubtiere, z. B. Wölfe, Bären. Füchse, machen insofern von den in den Art. 719 u. 20 aufgestellten Regeln eine Aus- nahme, als, in dem Falle ihres Entspringens, jedermann befugt ist sie zu töten." *•■•"*) Art 4 5 90 lautet: „Wer ein ihn anfallendes oder seine Sachen beschädigendes fremdes Haustier bei der Verteidigung tötet oder auch nur ver- letzt, ist — falls er sich nicht anders wehren konnte — dem Eigentümer des Tieres keinen Schadenersatz zu geben verbunden. Die mutwillige Tötung oder Lähmung eines Haustiers, macht zum Ersatz des Schadens verbindlich." ***"") Art. 20 lautet: „Zu den Raubtieren werden gerechnet: Bär, Wolf, Fuchs, Schakal, Dachs, Polarfuchs, litis, Wiesel. Fischotter, Sumpfotter, Hermelin, Marder, Vielfrass, Luchs, Wildkatze u. Eichhorn. Zu den Raubvögeln: Adler, Königsadler, Falke, Geier, Habicht, Elster, Rabe, Krähe, Dohle, Holz- und Nusshäher, Neuntöter, Uhu, Eule, Sperling." 95_ Art. 1070^), 719-) und 720^^^) vom III. Bande des Provinzialrechts, hält die Anklage aufrecht in Grundlage des Art. 153 des Strafgesetzbuches und bittet die Zivil- forderung nach Maßgabe des Gerichts zu bewilligen, in Anbetracht dessen, daß der Dachs 11 Monate im Be- sitze des Klägers sich befunden hat. Ein Vergleich kommt nicht zu Stande. Der Proku- rator-Gehilfe beantragt das Urteil des Friedensrichters zu bestätigen. Nachdem vorstehende Sache als Appellationssache des Hans Reinbach der Durchsicht unterzogen, die Ver- treter der Parten als auch die Zeugen vernommen worden waren, wandte sich das Friedensrichlerplenum der Be- urteilung der Frage zu, ob der Dachs als Raubtier zu betrachten sei, den jeder töten könne. Das Gericht ge- langte zu einem verneinenden Beschluß, da in dem Art. 1070 vom III. Bande des Provinzialrechts, der die Raubtiere aufzählt, der Dachs nicht als Raubtier ver- zeichnet steht. Infolgedessen und in Grundlage des Art. 719 desselben Gesetzes, muß der domestizierte Dachs als Eigentum des Barons Hoyningen-Huene anerkannt werden. ■") A n m. des Verfassers. Art. 1070 lautet: „Zu den Raub- tieren werden Bären, Wölfe, Füchse, Luchse, Msrder, Geier, Habichte, Raben, Krähen und Dohlen gerechnet." **) Art. 7 19 lautet : „Wilde Tiere, welche eingefangen und gezähmt sind, £0 dass sie sich an einen bestimmten Ort gewöhnt haben, bleiben, wenn sie auch frei umherschweifen, so lange im Eigentum desjenigen, welcher sie einge- fangen nat, bis sie die Gewohnheit zurückzukehren, abgelegt haben " **^^) Art. 7 20 lautet: „Haustiere sind selbst dann nicht als herrenlos anzusehen, wenn sie sich verlaufen oder verirrt haben. Wer sich ihrer be- mächtigt, erwirbt ebensowenig an ihnen, als an gezähmten wilden Tieren (Art. 719), Eigentum." 96 Hinsichtlich des Tatbestandes findet das Gericht als vollständig erwiesen, daß der domestizierte Dachs des Barons Hoyningen-Huene, von dem Beklagten Reinbach getötet worden war. Die Angabe Reinbachs und seines Vertreters über die Unkenntnis, dal3 der Dachs jemandem gehört, wider- spricht der Umstand, daß der Dachs nach Aussage der Zeugen Lobjakas und Huene ein Halsband immer ge- tragen hat, was als Beweis dienen mußte, daß der Dachs jemandem gehört. Allenfalls könnte man annehmen, daß Reinbach nicht gewußt, daß der Dachs gerade Baron Hoyningen-Huene gehörte, doch ist dieser Umstand in vorliegendem Falle ohne die geringste Bedeutung. Der Hinweis des Vertreters vom Angeklagten Rein- bach auf Punkt 1 vom Art. 868 des III. Bandes vom Provinzialrecht, ist fijr die Sache von keiner Bedeutung, weil in diesem Art. nur von wilden Tieren die Rede ist und nicht von gezähmten, auf die sich Art. 719 bezieht. Der Hinweis auf Art. 721 ist nicht richtig, da der Dachs nicht zu den Raubtieren zählt, ebensowenig der Hinweis auf den Art. 4590 ebenfalls nicht richtig, da in diesem Art. nur von Haustieren die Rede ist. Angenommen auch es sei erwiesen daß der Dachs den Hund des Reinbach angefallen, so wäre Reinbach berechtigt gewesen, gemäß Art. 4591 eine Entschädigung für erlittenen Schaden zu beanspruchen. Anerkennend in Grundlage der vorgebrachten Be- weise, daß Reinbach ein fremdes Tier getötet hat, fand das Friedensrichterplenum das Urteil der ersten Instanz, das die Schuld Reinbachs gemäß Art. 153 des Straf- gesetzbuches feststellt, für vollständig richtig. Was jedoch die Zivilforderung von 300 Rbl. an- belangt, so erscheint sie zu hoch und kann nur im Betrage von 30 Rubeln zugesprochen werden. 97 In Erwägung alles dessen, hat das Friedensrichter- plenum in Übereinstimmung mit dem Prokurator-Gehilfen V e r f i^i g t : Das Urteil erster Instanz hinsichtlich der persönlichen Verantwortung des Hans Reinbach zu bestätigen. In Abänderung der Zivilforderung, von dem Be- klagten Hans Reinbach zu Gunsten des Baron Hoyningen- Huene für den getöteten zahmen Dachs 30 Rbl. bei- zutreiben. Separat-Votum. Der Friedensrichter W. S. Popow ist der Ansicht, daß der Art. 153 des Strafgesetzbuches die Absichtlich- keit der Tötung eines fremden Tieres voraussetzt. Um die Schuld des Reinbach in Grundlage dieses Art. anzu- erkennen, ist erforderlich nachzuweisen, daß der Ange- klagte, indem er den Dachs tötete, gewußt hat, daß dieser kein wilder, sondern ein zahmer gewesen, und dabei ein fremder, d. h. der die Gewohnheit hatte, nach Hause zurückzukehren. Nur bei dem Vorhandensein letzteren Umstandes geht das Eigentumsrecht auf ein gezähmtes wildes Tier, gemäß Art. 719 und 868 Pkt. 5 III. Bandes des Provinzialrechts, nicht verloren. Dies ist aber vom Geschädigten nicht bewiesen worden. Da aus dem Zeugenbeweise augenscheinlich die Tatsache hervorgeht, daß der Dachs, der am Abend den Geschädigten verlassen, vom Angeklagten bei Tages- anbruch auf dem Hof seines Grundstücks, 8 Werst in gerader Linie vom Gute des Geschädigten durch den Wald und in der Zeit, als der Angeklagte auf das Gebell seines Hundes heraustrat, den Dachs seinen Hund über- fallen sah, getötet wurde. 98 Der Hinweis des Klägers auf den Umstand, dai3 der Dachs auf seinem Gut ständig ein Halsband getragen, ist noch kein Beweis dafür, daß der Dachs, der die ganze Nacht im Walde herumstrich, sein Halsband noch um hatte und mit diesem beim Angeklagten erschienen sei, oder der Angeklagte, seinen Hund schi^itzend, das Halsband bemerkt hat. Außerdem kann das Vorhandensein eines Halsbandes bei einem in der Nacht im Walde herumstreichenden wilden Tier, noch nicht als Beweis gelten für die Ge- wohnheit des Tiers nach Hause zurückzukehren. Die Verhältnisse unter welchen der Dachs vom Angeklagten getötet wurde, - sein Erscheinen auf dem Hofe des Angeklagten auf 8 Werst von dem Gute des Klägers, der Kampf mit seinem Hunde, - schließen eine absichtliche Tötung eines fremden Tieres aus, wie auch die ganze Situation durch das Erscheinen des Dachses auf dem Hofe des Angeklagten ihm die volle Berechtigung gab anzunehmen, daß er ein wildes und kein gezähmtes fremdes Tier töte, das seine Gewohnheit nach Hause zurückzukehren, nicht verloren habe. Infolge obiger Erwägungen, war der Friedensrichter W. S. Popow der Meinung, das Urteil erster Instanz abzuändern und Reinbach von dem Art. 153 des Straf- gesetzbuches freizusprechen. Die Presse. Eingesandt. Am 13. Mai gelangte im Leal- schen Friedensgericht folgender Kriminalfall zur Verhandlung: Vom Gute E. im St. Martensschen Kirch- spiele war ein Dachs der Gefangenschaft entschlüpft und freute sich zwei Wochen lang der Freiheit; dann 99 ereilte ihn sein Schicksal. In einer Märznacht drang er ins Gehöft eines Lostreibers im Goldenbeckschen Kirch- spiel ein und geriet in Streit mit dem Hofhunde. Da- durch erwacht, eilte der Bauer mit einem Knijppel be- waffnet seinem Hunde zu Hilfe und erschlug das ihm unbekannte Raubtier. Er hatte es während des Kampfes für einen Luchs gehalten. Dafür wurde er im Friedens- gericht zu 20 Rbl. Strafe und zu einem Schaden- ersatze von 300 Rbl. verurteilt, weil ein gezähmter Dachs zu den zahmen Tieren gehört und nicht mehr zu den Raubtieren, die man laut Gesetz zu jeder Zeit und mit allen Mitteln, außer mit Gift, töten darf. Entgegnung. Die Nummer 111 dieser Zeitung brachte ein „Eingesandt" über einen zahmen Dachs des Gutes E., der von einem Bauern des Gutes P. erschlagen wurde und welcher dafür die gesetzlichen Konsequenzen zu tragen bekommen hat. Da dieses „Eingesandt" durchaus nicht den Tat- sachen entspricht, wie solche sich vor Gericht ergaben, außerdem nur zu leicht falschen Auffassungen Raum geben kann, wie auch zoologische Kenntnisse vermissen läßt, so diene folgendes zur Zurechtstellung. Auf dem Gute E. hat sich weder ein Dachs in Ge- fangenschaft befunden, noch ist ein solcher dort dieser Tage entschlüpft, der sich zwei Wochen seiner Freiheit erfreut haben soll, bis ihn sein Schicksal ereilte. Auch ist der Dachs nicht in ein Bauergehöft eingedrungen, noch hat er mit dem Hofhunde Streit gesucht, noch ist er ein Menschen oder Haustiere gefährdendes Tier, daher ein Kampf zwischen Mensch und Dachs in das Gebiet der Fabel zu verweisen ist. Jedenfalls kennt die Wissen- schaft keinen analogen Fall, daß Menschen und Haustiere von Dachsen angefallen worden, wie sich auch eine sehr lebhafte Phantasie dazu gehört, einen Dachs mit einem 100 Luchs zu verwechseln. Wohl hat sich auf dem Gute E. ein zahmer Dachs befunden, der mittelst Saugflasche aufgezogen, zu biologischen Zwecken gehalten wurde, da die Biologie dieses stillen und harmlosen Einsiedlers in mancher Hinsicht noch der Aufklärung bedarf. Dieser Dachs hat seit dem ersten Tage seiner Einführung völlige Freiheit genossen, unterhielt enge Freundschaft mit Menschen und Hunden, wie er sich durchaus friedfertig auch zu allen Haustieren, das Geflügel nicht ausgeschlossen, verhielt. Seinem Herrn folgte er wie der treueste Hund. Infolge dieser gewinnenden Eigenschaften war er all- gemeiner Liebling von groß und klein geworden und für die Wissenschaft ein Unikum von unschätzbarem Wert. Nur selten verließ er das Haus, um seine Streife- reien auf Hof, Garten und Park auszudehnen, wo er eifrig Ratten und Mäusen sowie anderem Ungeziefer nachging. Am Abend des 16. März c. von einem Schneesturm überrascht, kehrte er nicht wieder. Vielleicht hatte er sich zu weit in den an den Park grenzenden Heuschlag vorgewagt und muß die Richtung verloren und sich verirrt haben, da er die weitere Umgebung überhaupt nicht kannte. So erschien er dann als Verirrter am 17. März c. in der Frühe, nach etwa 10 12 Stunden, in dem in gerader Linie auf etwa 4 Werst entfernten Bauergehöft des Gutes P., jedoch nicht in feindlicher Absicht, sondern nur auf seine eigene Rettung Bedacht nehmend, — daß er zahm gewesen, beweist allein schon der Umstand, daß er es überhaupt gewagt, und nicht einmal vor einem kläffenden Köter zurückschreckte und seinem ärgsten Feinde vertraute. Außerdem war er noch durch ein Halsband gezeichnet. Trotz allem blieben diese Umstände, die sehr wohl einer Erwägung wert gewesen wären, unberücksichtigt. Im Gegenteil war aus gewinnsüchtigen Motiven der Tod 101 des Dachses beschlossene Sache, um so mehr, als der Bauer Nimrod ist und mit Pelzwerk handeln soll. So wurde denn der Hund auf den Dachs gehetzt, der kleine Kerl von diesem gestellt, während dessen Leute, mit Knütteln und Stöcken bewaffnet, herbeikamen, von allen Seiten auf ihn eindrangen, in der Meinung, es sei ein „Wolf". — Nachdem er einen Schrotschuß erhalten und mit Knütteln bearbeitet worden war und trotz aller dieser Marter noch immer nicht erliegen wollte, (oli kange wisa hing sees) wurde er dann mit einem Messer abgestochen und, um ganz sicher zu gehen, der Kopf vom Rumpf getrennt. Nun hatte der Bauer, was er wollte. Die Beute wurde in allen ihren Teilen mit großer Sachkenntnis verwertet. Dem „Wolf", der sich später in einen „Luchs" verwandelt hatte, wurde das Fell abgezogen, darauf das „Raubtier" gekocht, wobei 3 Pfund Tran gewonnen wurden. Auch das Fleisch war verschwunden. Im Laufe von 5 Tagen war das Fell bereits durch die Hände dreier Kaufleute gegangen, als es bei einem Großhändler be- schlagnahmt wurde. Abgesehen von der kriminellen Seite der Sache, ist eine solche Tat an sich schon verwerflich. Daß wir es in vorliegendem Falle mit einem Haustier zu tun gehabt, kann keinem Zweifel unterzogen werden, entstammen doch wohl alle unsere Haustiere den wilden Artgenossen, also warum sollte es denn auch keine zahmen Dachse geben? Für eine solche barbarische und unsittliche Hand- lung ist das Strafmaß mit 20 Rbl. oder 5 Tagen Arrest noch nicht nach Verdienst gewürdigt worden und was den Schadenersatz von 300 Rbl. anbelangt, so waren dem Besitzer für eine solche Seltenheit höhere Angebote gemacht worden, ohne daß der Verlust den die Wissenschaft erleidet, Berücksichtigung gefunden hätte, da er ja auch garnicht abzuschätzen ist. 102 Daß der Dachs bei der Jägerwelt in Verdacht steht, Eier auf der Erde nistender Vögel gelegentlich als Bei- kost nicht zu verschmähen, sonst aber gar keinen Schaden anrichtet, im Gegenteil bei Forst- und Landwirten, gleich dem Igel, geachtet und als einer der nijtzlichsten Wald- bewohner in hohem Ansehen steht, berechtigt nicht, ihn in die Kategorie der Raubtiere zu stellen, von denen sogar sein Körperbau und das Gebiß ab- weicht. Noch weniger liegt eine Berechtigung vor, dieser Irrungen wegen auch zahme Dachse, die ge- setzlichen Schutz als Haustiere genießen, für vogelfrei zu erklären. Wenn aus dem Eingesandt in N9 111 d. BI. gefolgert werden kann, den Dachs mit allen Mitteln zu bekämpfen und auszurotten, trotzdem es ihrer noch nur wenige gibt, so dürfte sich dennoch das Verständnis für dieses, von der Wissenschaft schon lange als außerordentlich nützlich anerkannte Tier bei aufgeklärten Geistern doch bald Bahn brechen. Als höchst dankenswert ist es anzuerkennen, wir stehen mit unserer Ansicht nicht vereinzelt da, daß der- artige rohe und eigennützige Vergehen geahndet werden. Solche Vergehen sind bereits früher zu wiederholten Malen auch an anderen Tierarten verübt worden. Wie kann man biologische Studien ermöglichen, wenn die dem Bauern unbekannten Tiere, bloß weil er sie angeb- lich nicht kennt, von ihm getötet werden können. Wolf und Luchs kommen bei uns überhaupt nicht mehr in Betracht, und letzterer betritt überhaupt keine entwaldeten Ortschaften, noch weniger Ansiedlungen. Es ist daher durchaus zeitgemäß, unser zu Roheiten leicht hinneigendes Volk endlich einer sittlichen Bahn zuzuführen, wie auch in dem Umgange mit Tieren er- zieherisch einzuwirken und ihm, wenn es nicht anders 103 geht, den Wert einer unschuldigen Tierseele mit dem Spruch ad oculos zu demonstrieren: „Quäle nie ein Tier zum Scherz, Sonst dein Beutel fiählt den Schmerz." — •■ Wie unseren Lesern noch erinnerlich sein wird, brachten wir in N2 111 der „Rev. Ztg." vom 20. Mai des Jahres ein Eingesandt, in welchem über einen vor dem Lea Ischen Friedensgericht zur Verhandlung gelangten Fall folgendermaßen berichtet war: Vom Gute E. im St. Martensschen Kirchspiele war ein Dachs der Gefangenschaft entschlüpft und freute sich zwei Wochen lang der Freiheit; dann ereilte ihn sein Schicksal. In einer Märznacht drang er ins Gehöft eines Lostreibers im Goldenbeckschen Kirchspiel ein und geriet in Streit mit dem Hofhunde. Dadurch erwacht, eilte der Bauer mit einem Knüppel bewaffnet seinem Hunde zu Hilfe und erschlug das ihm unbekannte Raubtier. Er hatte es während des Kampfes für einen Luchs gehalten. Dafür wurde er im Friedensgericht zu 20 Rbl. Strafe und zu einem Schadenersatze von 300 Rbl. ver- urteiU, weil ein gezähmter Dachs zu den zahmen Tieren gehört und nicht mehr zu den Raubtieren, die man laut Gesetz zu jeder Zeit und mit allen Mitteln, außer mit Gift, töten darf. Gegen diese Darstellung des Falles war in JV2 116 unseres Blattes eine längere Erwiderung erschienen, in der namentlich auf folgendes hingewiesen wurde: „Auf dem Gute E. hat sich weder ein Dachs in Gefangenschaft befunden, noch ist ein solcher dort dieser Tage entschlüpft, der sich zwei Wochen seiner Freiheit erfreut haben soll, bis ihn sein Schicksal ereilte. Auch ist der Dachs nicht in ein Bauergehöft eingedrungen, noch hat er mit dem Hofhunde Streit gesucht, noch ist 104 er ein Menschen oder Haustiere gefährdendes Tier, daher ein Kampf zwischen Mensch und Dachs in das Gebiet der Fabel zu verweisen ist. Jedenfalls kennt die Wissen- schaft keinen analogen Fall, daß Menschen und Haus- tiere von Dachsen angefallen worden, wie auch eine sehr lebhafte Phantasie dazu gehört, einen Dachs mit einem Luchs zu verwechseln. Wohl hat sich auf dem Gute E. ein zahmer Dachs befunden, der mittelst Saugflasche aufgezogen, zu biologischen Zwecken gehalten wurde, da die Biologie dieses stillen und harmlosen Einsiedlers in mancher Hinsicht noch der Aufklärung bedarf. Dieser Dachs hat seit dem ersten Tage seiner Einführung völlige Freiheit genossen, unterhielt enge Freundschaft mit Menschen und Hunden, wie er sich durchaus friedfertig auch zu allen Haustieren, das Geflügel nicht ausge- schlossen, verhieh. Seinem Herrn folgte er wie der treueste Hund. Infolge dieser gewinnenden Eigenschaften war er allgemeiner Liebling von groß und klein ge- worden und für die Wissenschaft ein Unikum von un- schätzbarem Wert. Nur selten verließ er das Haus, um seine Streifereien auf Hof, Garten und Park auszudehnen, wo er eifrig Ratten und Mäusen sowie anderem Unge- ziefer nachging. Am Abend des 16. März c. von einem Schneesturm überrascht, kehrte er nicht wieder. Vielleicht hatte er sich zu weit in den an den Park grenzenden Heuschlag vorgewagt und muß die Richtung verloren und sich verirrt haben, da er die weitere Umgebung überhaupt nicht kannte. So erschien er dann als Verirrter am 17. März c. in der Frühe, nach etwa 10 — 12 Stunden, in dem in gerader Linie auf etwa 4 Werst entfernten Bauergehöft des Gutes P., jedoch nicht in feindlicher Absicht, son- dern nur auf seine eigene Rettung Bedacht nehmend, — 105 daß er zahm gewesen, beweist allein schon der Umstand, daß er es überhaupt gewagt, und nicht einmal vor einem kläffenden Köter zurückschreckte und seinem ärgsten Feinde vertraute. Außerdem war er noch durch ein Halsband gezeichnet." Des weiteren wurde in dem längeren Entgegnungs- artikel hervorgehoben, daß die Tötung des zahmen Dachses, von dessen Existenz auf dem Hofe des Gutes E. man in der ganzen Umgegend wußte, wohl schwerlich aus der irrigen Annahme erfolgt sei, man habe es hier mit einem wild herumstreifenden „Raubtier" zu tun ge- habt, sondern vielmehr lediglich aus gewinnsüchtiger Absicht. Anfangs hatte der Bauer erklärt, er habe einen „Wolf" vor sich zu sehen geglaubt, später behauptete er, den Dachs für einen Luchs gehaUen zu haben. „Die Beute", hieß es in der Entgegnung dann weiter, „wurde in allen ihren Teilen mit großer Sachkenntnis verwertet. Dem „Wolf", der sich später in einen „Luchs" verwan- delt hatte, wurde das Fell abgezogen, darauf das „Raub- üer" gekocht, wobei 3 Pfund Tran gewonnen wurden. Auch das Fleisch war verschwunden. Im Laufe von 5 Tagen war das Fell bereits durch die Hände dreier Kaufleute gegangen, als es bei einem Großhändler be- schlagnahmt wurde." In Anbetracht alles dessen erscheine daß Strafmaß mit 20 Rbl. oder 5 Tagen Arrest keineswegs zu hoch gegriffen und was den Schadenersatz von 300 Rbl. anlange, so seien dem Besitzer für eine solche Selten- heit bereits viel höhere Angebote gemacht worden. Den Schluß der Ausführungen bildete eine Bekämpfung der Annahme, als sei der Dachs ein schädliches oder gar gefährliches Raubtier, da er tatsächlich vielmehr mit zu den nützlichsten Waldbewohnern gehöre. 106 Wir haben die Entgegnung nochmals so ausführlich rekapituliert, weil s. Z. zwar das erste Eingesandt in verschiedene Blätter, darunter auch in einige russische Residenzblätter übergegangen, von der Erwiderung aber keine Notiz genommen war. Die Veranlassung zu einem Zurückgreifen auf die ganze Angelegenheit liegt darin, daß sie gestern am 10. September auf dem Appellationswege in dem Friedens- richterplenum zu nochmaliger Verhandlung gelangte. Wie wir hören, wurde im Plenum das Urteil des Friedensrichters, nachdem der Beklagte einen beantragten Vergleich zurückgewiesen hatte, seinem Wesen nach bestätigt, d. h. es wurde der Art. 153 des Strafgesetz- buches auf den Angeklagten zur Anwendung gebracht, wobei die vom Kläger beim Vergleichsvorschlag bereits herabgeminderte Entschädigungsforderung reduziert und ihm 30 Rbl. zugesprochen wurden. Mithin ist dem Kläger, dem es vorwiegend auf die prinzipielle Anerkennung seines Standpunkts ankam, von dem Gericht die Berechtigung seiner Auffassung zu- gestanden worden. Was die Schädlichkeit oder Nützlichkeit des Dachses bei uns im allgemeinen anlangt, so wird ein demnächst unter dem Titel „Zur Biologie des Estl. Dachses mit besonderer Berücksichtigung seines Nutzens und seines Schadens" erscheinendes Buch aus der Feder des Barons Hoyningen-Huene (Echmes) wohl zu erschöpfender Klar- legung dieser Frage beitragen. 1^^^ €in Dachsgarten. No 1. Grundriß. Nb 2. Längsansicht. N2 3. Seitenansicht. Maße in Metern. TO\^yw;v^TOrw^wyvroTOroftWirt|Vtvvt;>vv\if^^ sZo.^? (loa rt-i ocJi^C O / \ -■ y — y y.-^.-v.-/ \ /-y-Hy-f- ^-f-^—f--^ v-y-A-y-A- z:::^